Wissenschaftliche Mitteilungen Aus Bosnien Und Herzegovina
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© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Archäologiseh-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. Von Dr. Carl Patsch, Custos am bosu.-herceg. Landesmuseum. Dritter Theil. Inhalt: 1. Die Iapoden. — 2. Das Mithraeum von Konjica. — 3. Münzen von Apollonia und Dyrrhachium. — 4. Eine Apollostatuette aus Vrsani bei Prnjavor. — 5. Neue Denkmale aus Zupanjac-Delminium. — 6. Zwei Ziegelstempel aus Ljubuski. — 7. Kleine römische Funde und Beobachtungen. — 8. Dalmatien und Dacien. — 9. Notizen zur Geschichte der Donauprovinzen. (Mit 6 Tafeln und 80 Abbildungen im Texte.) I. Die Iapoden. Im Juli 1895 wurde in der an Monumenten der verschiedensten Epochen so Bihaö 1 abermals ein gemacht, zu den wichtigsten reichen Umgebung von ) Fund der Ergebnissen unserer epigraphischen Landesdurchforschung gehört. Funde wie dieser bringen uns in der Kenntniss der Vergangenheit unserer Provinzen um ein beträcht- liches Stück vorwärts; sie klären auf über die ethnographischen und religiösen Ver- hältnisse einzelner Landestheile, geben Nachricht über die Art der Verwaltung derselben und lassen Schlüsse zu auf die politischen und culturellen Zustände, die nach und vor der römischen Occupation in den bergigen Theilen Dalmatiens geherrscht haben. Der von Bihac in südöstlicher Richtung am Fusse des 573 M. hohen Debeljaca- berges nach Sokolac und Golubic führende Feldweg wurde im Jahre 1895 von der Kreis- behörde in Biha6 in einen Fahrweg umgewandelt. Oberhalb des Ortes Privilica (L8 Km. von Bihac) senkt sich der Debeljacaberg gegen den Unafluss beinahe senkrecht herab (vgl. die Planskizze Figur 1). Die aus seinen Felsritzen hervortauchende, sehr wasserreiche, in weiter Umgebung bekannte Privilicaquelle, welche sich nach kurzem Laufe in die Una ergiesst, machte steinerne Durchlässe und eine Dammaufschüttung nöthig. Bei der Erdaushebung für die Fundamente der Durchlässe fand man an der in der Skizze mit B bezeickneten Stelle zwischen Steingerölle etwa 0'3 M. unter der Gerinnsohle eine bronzene Mittel 2 die -La Tene- Fibel. ) Dieser Fund weckte Aufmerk- samkeit der betheiligten Beamten und trieb sie zu erhöhter Vorsicht an. Diese wurde 9 Vgl.W. Radimsky, diese Mitth. III, S.39ff., 219ff.; IV, S. 101 ff., 185; V, S. 29 — 123 — M.Hoernes, ebenda III, S. 516 ff.; V, S. 3371'. 2 ) Mit sehr weit zurückgreifendem, durch einige Kerben verziertem Fusse. Ein gleiches Exemplar beschreibt Radimsky diese Mitth. III, S. 121, Figur 297, aus dem benachbarten Jezerine. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der reim. Provinz Dalmatien. III. 155 bald belohnt. Bei der Grabung des Anschüttungsmaterials für den Damm stiess man an der in der Planskizze mit A markirten Stelle etwa 0'7 M. unter der Oberfläche auf Inschriftsteine, welche auf einer ca. 50 Quadratmeter grossen Bodenfläche zerstreut herumlagen, auf Bruchstücke von Thongefässen und Stirnzapfen und Hornscheiden, welche nach den eingelieferten Exemplaren von Herrn Custos O. Reiser als von aus- gewachsenen Ziegenböcken herrührend bestimmt wurden. Bei der weiteren Grabung kamen zwischen dem Materialschutt noch je eine abgescheuerte Bronzemünze des Kaisers Domitian und des Agrippa zum Vorschein. Im Nachfolgenden gebe ich zunächst die einzelnen Inschriften, die sich bereits im Landesmuseum befinden, und versuche am Schlüsse zusammenzustellen, was sich aus ihnen für die Geschichte dieses Theiles von Dalmatien ergibt. Auch schien es mir rathsam, dabei auch auf andere Nachrichten über die Iapoden einzugehen. 1. Votivara aus Kalkstein mit rechteckiger Basis; Inschriftfeld nicht umrahmt, mit concaven Seiten, über ihm eine Bekrönung mit zweimal umrissenem Giebelfeld und je einem Seitenwulst (rechts abgebrochen), den vorne eine Volute ziert; Höhe 0'905, Breite am Gesims 0 - 455, sonst 0'375, Dicke (rückwärts abgeschlagen) 0’345 M.; Zeilen vorgerissen; unregelmässige Interpunction; Grösse der Buchstaben in Z. 1 und 2: 0‘046, Z. 3: 0-038, Z. 4: 0-035, Z. 5: 0-038 M. (Figur 2). Welcher Art der hier genannte „praepositus“ war, erfahi’en wir gleich aus der nachfolgenden Inschrift Nr. 2. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 156 I. Archäologie und Geschichte. Der Name des Dedicanten besteht aus dem römischen Cognomen Proculus und einem latinisirten epichorischen Namen, der in seiner Bildung an die Gentilicia von Piquentum (Istrien) erinnert; vgl. C. I. L. V 433: C. Boico Avito, 450: Mocolica Loino- 1 liavi Pepa u. s. w. liegt vielleicht in f. ) Der Stamm des Namens Parmanicus dem Co- gnomen in C. I. L. V 7719 (Augusta Bagiennorum): Baebia Sex. fil. Velta sibi et P. Baebio L. f. Cani. PARM vor. Bindo Neptuno sacrum. Proculus Parin anic(us) praepos(itus) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) Fig. 2. Votivara aüs Privilica. 2. Votivara aus Kalkstein, Nr. 1 ähnlich gebildet, in mehrere Stücke zerschlagen; Inschrift jedoch bis auf kleinere Corrodirungen unbeschädigt; auf den Seitenflächen dasselbe Gesims wie auf der Vorderseite; rückwärts nur roh zugearbeitet. Höhe 0 - 96, Breite am Gesims 0’475, sonst 0 - 465, Dicke 0‘41 M. Zeilen vorgerissen; Höhe der Buchstaben in Z. 1: 0 - 052, Z. 2: 0‘045, Z. 3 und 4: 0’034, Z. 5: 0'037 M. (Figur 3). Ueber der Inschrift ein von eingerissenen Linien umgrenzter Streifen, in demselben zwei zu einem lodernden Altar schreitende Ziegenböcke. Dieser kleine Altar hat die nämliche Form wie der unter Nr. 1 beschriebene. Unter der Inschrift ein dritter, nach rechts schrei- tender Bock. Diese Thiere sind offenbar als Opferthiere gedacht; dass Bindus-Neptunus Ziegenböcke dargebracht wurden, beweisen die bei den Altären gefundenen Stirnzapfen und Hornscheiden (siehe oben S. 155). 1 Patsch, ) Mommsen, C. I. L. V, p. 44 f.; Pauli, Die Veneter und ihre Schriftdenkmäler, S.361; diese Mitth. V, S. 199. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. III. 157 Die Gottheit, der Rufus den Altar geweiht hat, ist wohl nicht genannt, doch kann es nach dem Fundorte keine andere als Bindus-Neptunus sein. Der Gentilname Loan- tius ist in Dalmatien sonst nicht bezeugt. 3. Votivara aus Kalkstein, wie Nr. 2 gebildet; das einfach umrahmte Inschriftfeld ist links aus kleinen Bruchstücken zusammengesetzt worden über ihm Reste eines um- ; rahmten rechteckigen Streifens wie bei Nr. 2; Rückseite glatt, Höhe 071, Breite ca. T. Loantius Rufus, praepositus Iapodum , v(otum) s(olvit) l(ibens) m(eriio). Fig. 3. Votivara aus Privilica. 049, Dicke 0385 M. Zeilen vorgerissen; Höhe der Buchstaben in Z. 1 und 2 : 0055, Z. 3 und 4: 0'05, Z. 5 und 6: 0-046 M. (Figur 4). In Z. 1 war in Bindo sicher eine Ligatur von I N und D. Z. 3 Schluss: An das A schliesst sich eine der Bauchlinie des D ähnliche, jedoch sicher bedeutungslose Linie an. Das Cognomen Teuda ist in Dalmatien bis jetzt unbezeugt gewesen; dagegen kommt es in Oberitalien dreimal vor, einmal davon in der romanisirten Form Teudus: C. I. L. V 3058 (Patavimn), 4481 (Brixia), 4925 (Trumplini). Ueber princeps vgl. unter Nr. 4. 4. Votivara aus Kalkstein; oben, links und unten stark bestossen; oben: je ein Seitenwulst, der, wie die Rückseite zeigt, auf der Stirnseite mit einer Spiralrosette ver- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 158 1. Archäologie und Geschichte. B[iJndo Neptuno sacr(um). Licinius Teuda, praep(ositus) et pri[n(ceps)] Ici[p]odum, v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). Fig. 4. Inschriftfeld einer Votivara ans Privilica. ziert war, und eine rechteckige Erhebung in der Mitte; Inschriftfeld und die Seiten- flächen einfach umrahmt. Höhe 078, Breite 043, Dicke 033 M. Zeilen vorgerissen; Höhe der Buchstaben in Z. 2: 0047, Z. 3: 0032, Z. 4: 0041, Z. 5: 04)36, Z. 6: 0-038, Z. 7: 0-04 M. (Figur 5). [T. FJlavius .... ditanus, * [civ(itate) djon(atus) ab [imp(eratore)] Vespasiano Ca[ejsare Aug(usto), pra [ejp ositu[s] et p[rinjcep[s] Iapofdjum [v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)]. ' Fig. 5. Inschriftfeld einer Votivara aus Privilica. Ueber Z. 1 ist kein Raum für den Namen des Gottes; auch in Nr. 2 ist derselbe wegen des Aufstellungsortes als selbstverständlich weggeblieben. [Civ(itate) djon(atus) und nicht [don(is) mil(itaribus) djon(atus) habe ich er- gänzt, erstens wegen der RaumVerhältnisse, zweitens weil Flavius kein militärisches Amt bekleidet hat. Ordensverleihungen an nicht im Militärverbande stehende Personen kommen in unserer Provinz nur unter Augustus vor, eine Connivenz, die sich aus den damaligen politischen Verhältnissen erklärt: C. I. L. III 3158: Iano patri Aug. sacrum. bello C. Iulius C. f. Ser. Aetor, aed., donatus ab Ti. Caes. Aug. f. Augusto torq. maiore liberis suis posuit. 1 Drittens habe ich Delmatico, ob honorem (duum)viratus cum ) Flavius. 2 mich für civ. don. entschieden aus Rücksicht auf den Gentilnamen ) In Z. 7 lese ich p[rin]cep[s] auf Grund des Vergleiches mit der Ara Nr. 3, wo wir ebenfalls nach praep(ositus) eine Würde mit PRIIfl angegeben finden. Die auf 0 Vgl. O. Hir schfeld, Hermes XXV, S. 352. 2 ) Vgl. Mommsen, Komisches Staatsrecht III, S. 64, Anm. 1. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. III. 159 beiden Denkmalen erhaltenen Buchstaben ergänzen sich also wechselseitig zu einem Worte. Ueber diese Stellung wird weiter unten etwas ausführlicher gehandelt