Gemeinde (Slepo) Landkreis Görlitz

BEBAUUNGSPLAN „ANSIEDLUNGSSTANDORT MÜHLROSE“

Auftraggeber: Gemeindeverwaltung Schleife Friedensstraße 83 02959 Schleife

Begründung zur Anhörung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB sowie der Bürger nach § 3 Abs. 2 BauGB

durch: RICHTER + KAUP Ingenieure I Planer Berliner Straße 21 02826 Görlitz

Stand: 08.01.2019

Unterlagen: Planzeichnung Teil A und textliche Festsetzungen Teil B (Maßstab 1:1.500) städtebaulicher Entwurf (Maßstab 1:2.000) Umweltbericht mit Anlagen 1-5

RICHTER + KAUP Ingenieure I Planer

BEGRÜNDUNG ZUM BEBAUUNGSPLAN „ANSIEDLUNGSSTANDORT MÜHLROSE“ IN SCHLEIFE zur Anhörung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB sowie der Bürger nach § 3 Abs. 2 BauGB

INHALTSVERZEICHNIS

1. PLANUNGSGRUNDLAGEN ...... 4 1.1 ANLASS, ZIEL UND ZWECK DER PLANUNG ...... 4 1.2 STANDORT UND BESCHREIBUNG DES PLANGEBIETES ...... 5 1.3 HISTORIE UND HINTERGRUNDINFORMATION...... 6 1.4 BESONDERHEITEN BERGBAUBEDINGTER UMSIEDLUNGEN...... 6 1.5 GESTALTUNG DES UMSIEDLUNGSPROZESSES ZUM TAGEBAU NOCHTEN ...... 7 1.6 ENTWICKLUNG ANSIEDLUNGSSTANDORT MÜHLROSE (AB 2017) ...... 9 2. PLANUNGSERFORDERNIS UND VERFAHREN NACH DEM BAUGESETZBUCH ...... 13 2.1 ENTWICKLUNG AUS DEM FLÄCHENNUTZUNGSPLAN ...... 14 2.2 ÜBERGEORDNETE PLANUNGEN ...... 14 2.3 BERÜCKSICHTIGUNG UMWELTSCHÜTZENDER BELANGE ...... 17 2.4 BUNDESSTRAßEN-NEUBAUVORHABEN B 160 ...... 18 2.5 SONSTIGE RECHTE IM PLANGEBIET ...... 18 3. SITUATION / STÄDTEBAULICHER PLANUNGSANSATZ / FESTSETZUNGSBEGRÜNDUNG ...... 19 3.1 SITUATION / KONZEPTIONELLE BESCHREIBUNG ...... 19 3.2 ART DER BAULICHEN NUTZUNG ...... 23 3.3 MAß DER BAULICHEN NUTZUNG...... 26 3.4 BAUWEISE ...... 27 3.5 NEBENANLAGEN/GARAGEN/CARPORTS ...... 27 3.6 BAUORDNUNGSRECHTLICHE FESTSETZUNGEN ...... 28 3.7 ARCHÄOLOGIE ...... 30 3.8 DENKMALSCHUTZ ...... 31 4. UMWELTSITUATION ...... 32 4.1 UMWELTBERICHT ...... 32 4.2 GEOLOGISCHE VERHÄLTNISSE / BAUGRUND ...... 32 4.3 HYDROLOGISCHE VERHÄLTNISSE ...... 34 4.4 NATURSCHUTZRECHTLICHE BELANGE...... 36 4.5 WALD ...... 41 4.6 IMMISSIONSSCHUTZ ...... 41 4.7 ABFALL/ ALTLASTEN/ BODENSCHUTZ/ KAMPFMITTELBELASTUNG ...... 43 4.8 GRÜNORDNERISCHE FESTSETZUNGEN INNERHALB DER BEBAUUNGSPLANUNG ...... 44 5. VERKEHRSTECHNISCHE ERSCHLIEßUNG ...... 50 6. VER- UND ENTSORGUNGSANLAGEN ...... 55 7. EIGENTUMSVERHÄLTNISSE ...... 61 8. DIENSTBARKEITEN / WEGERECHTE ...... 61 9. GENEHMIGUNGEN / ZUSTIMMUNGEN ...... 62 10. FLÄCHENBILANZ ...... 63

Begründung vom 08.01.2019 zum Bebauungsplan „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ – Schleife Seite 3 RICHTER + KAUP Ingenieure I Planer

BEGRÜNDUNG ZUM BEBAUUNGSPLAN „ANSIEDLUNGSSTANDORT MÜHLROSE“ IN SCHLEIFE zur Anhörung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB sowie der Bürger nach § 3 Abs. 2 BauGB

1. PLANUNGSGRUNDLAGEN

1.1 Anlass, Ziel und Zweck der Planung Der Gemeinderat der Gemeinde Schleife beschloss in seiner Sitzung am 03.07.2018 die Aufstellung des Bebauungsplanes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ in Schleife nach § 2 Abs. 1 BauGB. Das Planungsziel ist die Bereitstellung von Bauflächen zur Umsiedlung der durch den Tagebau Noch- ten beanspruchten Siedlungsfläche der Trebendorfer Ortschaft Mühlrose.

Seit dem Inkrafttreten des gegenwärtig rechtsverbindlichen Braunkohlenplans Tagebau Nochten haben sich die energiepolitischen und -wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich geändert. In der Konsequenz legte das Bergbauunternehmen LEAG am 30. März 2017 ein Revierkonzept für die Lausitz vor, welches auch Veränderungen für den Tagebau Nochten beinhaltet. So soll das bislang gesicherte Abbaugebiet 2 bis auf das Teilfeld Mühlrose reduziert werden. Damit bleiben die Ortsla- gen Klein-, Schleife südlich der Bahn, Rohne und Mulkwitz erhalten.1 Die Ortschaft Mühl- rose soll umgesiedelt werden.

Bereits 2009 bis 2015 fand ein umfassender Standortfindungsprozess der betroffenen Ortschaften des Abbaugebietes 2 zur Umsiedlung innerhalb der Gemeinde Schleife statt. In Folge des Verkaufes der Braunkohlesparte der Vattenfall AB wurde dieser weit fortgeschrittene Prozess nicht weiterge- führt. Nach Vorlage des neuen Revierkonzeptes der LEAG für das Lausitzer Braunkohlerevier begann erneut ein Standortfindungsprozess mit den betroffenen Bürgern für eine gemeinsame Umsiedlung. Im Ergebnis der Untersuchungen standen Vorzugsstandorte zur Wahl. Die Mehrzahl der Mühlroser Bürger entschied sich für den „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ in der Gemeinde Schleife zwischen dem Lieskauer Weg und dem Groß Dübener Weg, in unmittelbarer Anbindung zur Ortslage.

Innerhalb dieses neuen Ansiedlungsgebietes werden ca. 40 Bauflächen für die Umsiedler geschaffen.

Der im Braunkohlenplan Tagebau Nochten sowie in der Alltagssprache verwendete Begriff Umsied- lungsstandort wird im Bebauungsplan als Ansiedlungsstandort benannt.

1 https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/braunkohlenplanung/tagebau-nochten/2- fortschreibung-des-braunkohlenplans-tagebau-nochten.html (11.10.2018)

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1.2 Standort und Beschreibung des Plangebietes Das Bebauungsplangebiet „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ befindet sich innerhalb der Gemarkung Schleife, am nördlichen Rand der Ortslage Schleife. Das Plangebiet liegt eingespannt zwischen der Lies- kauer Weg und dem Groß Dübener Weg. Das Plangebiet besitzt eine Gesamtgröße von ca. 25,56 ha, davon stehen 5,77 ha als Baugrundstücksflächen (siehe Abbildung 1) den Umsiedlern zur Verfügung.

Das Bebauungsgebiet wurde aufgrund der Besonderheit der Umsiedlung und der Sicherung von Bau-, Erschließungs-, Funktions-, Frei- und Kompensationsflächen größer gefasst. Daher knüpfen die Bau- flächen direkt an die bestehende Siedlungsstruktur an bzw. überlagern diese. Durch die Anbindung einer eigenen Mühlroser Friedhofsfläche an den Schleifer Friedhof ist der Geltungsbereich im Süden um diese Flächen erweitert. Auch die Verbindungsstraße vom Kreisverkehr an der Schule zum Ansiedlungsstandort wird in den Geltungsbereich des Bebauungsplanes aufgenommen. Gegenüber dem Vorentwurf ist nach der Grundstücksverfügbarkeit der Geltungsbereich noch einmal verändert und um den Standort für eine neue Feuerwehr erweitert worden.

Der Ansiedlungsstandort befindet sich etwa 800 Meter vom Ortszentrum der Gemeinde Schleife und in Luftlinie 2,8 Kilometer von der Ortslage Groß Düben entfernt. Bei der Plangebietsfläche handelt es sich überwiegend um unbebaute, bisher landwirtschaftlich genutzte Grün- und Ackerlandflächen, welche an die bestehende Siedlungsstruktur anschließt. Bestandsgebäude finden sich ebenfalls in- nerhalb des Geltungsbereiches. Diese bereits bebauten Grundstücke mit Ein- und Zweifamilienhäu- sern und entsprechendem Nebengelass sind in der Klarstellungs- und Einbeziehungssatzung „Groß Dübener Weg“ enthalten.

Die kürzeste Entfernung der südlichsten Wohnbe- bauung im Plangebiet bis zur Grenze des Abbauge- bietes 1 des Tagebaus Nochten mit dem Teilfeld Mühlrose im Süden be- trägt ca. 2.000 m.

Abb. 1: Luftbild des Standortes, mit Geltungsbereichsgrenze und Darstellung der Bauflächen

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1.3 Historie und Hintergrundinformation In den letzten Jahrzehnten vollzog sich in der Lausitz ein umfassender Strukturwandel. Der flächen- hafte intensive Braunkohlenabbau führte zu einer Inanspruchnahme großer Wald-, Landwirtschafts- und Siedlungsflächen. Ganze Ortschaften sind verschwunden. Damit einher ging ein rasanter Indust- rialisierungsprozess, der zu einer Veränderung der Wirtschafts-, Erwerbs- und Sozialstruktur führte. Im Plangebiet erfolgt der Braunkohleabbau aktuell südlich von Trebendorf-Schleife sowie östlich der Ortschaften Mulkwitz und Rohne. Mühlrose sollte ursprünglich, nahezu umschlossen vom Tagebau, erhalten bleiben. Im Ort bestehen bereits aktuell erhebliche Nachteile durch den Braunkohlenberg- bau. Durch die Vattenfall Europe Mining AG wurde 2006 die Nutzungsabsicht für das im Braunkohlenplan Nochten ausgewiesene Vorranggebiet südlich von Schleife bekundet. Die Genehmigung für das Ab- baugebiet 2 des Tagebaus Nochten erfolgte im Jahr 2014 durch die oberste Landesplanungs- und Raumordnungsbehörde. In Kraft getreten ist die Fortschreibung des Braunkohlenplans Tagebau Nochten durch die Öffentliche Bekanntmachung im Amtlichen Anzeiger Nr. 20 des Sächsischen Amtsblattes vom 15.05.2014, S. 276. Durch Änderungen der energiepolitischen und -wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Unternehmensausrichtung des schwedischen Energiekonzerns Vat- tenfall AB kam es zum Verkauf der Braunkohlesparte und der dazugehörigen Kraftwerke. Am 12.10.16 erfolgte die Umbenennung von Vattenfall Europe Mining & Generation AG in LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG). Mit dem neuen Revierkonzept für das Lausitzer Braunkohlerevier vom 30. März 2017 erklärte die LEAG, dass das bisherige Abbaugebiet 2 bis auf das Teilfeld Mühlrose reduziert wird. Somit wurden die weiteren Voraussetzungen für die Umsiedlungsplanung für die Ortschaft Mühlrose geschaffen.

1.4 Besonderheiten bergbaubedingter Umsiedlungen Die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung, insbesondere bergbaubedingter Umsiedlungen, sind grundsätzlich sozialverträglich durchzuführen. Eine Basis für die Diskussion zur Sozialverträglich- keit von Umsiedlungen ist seit Ende der 80er Jahre das Gutachten zur Sozialverträglichkeit von Um- siedlungen im rheinischen Braunkohlenrevier von DECKER, EBERT, HATER, JANSEN, RITSCHERLE, ZLONICKY, Dortmund 1990.2 In dem Gutachten wurden 10 Kriterien für die Sozialverträglichkeit von Umsiedlun- gen herausgearbeitet und in der Evaluation aus 1999 auf 12 Kriterien ergänzt. Die Kriterien zur Sozialverträglichkeit von Umsiedlungen lauten:  Demokratische Legitimation  Reversibilität und Planungssicherheit  Prävention  Erwerb von Kompetenz  Materielle Sicherung  Partizipation  Differenzierte Zeitplanung  Differenzierte Angebotsplanung  Zukunftschancen

2 DECKER, EBERT, HATER, JANSEN, RITSCHERLE, ZLONICKY: Gutachten zur Sozialverträglichkeit von Umsiedlungen im rheini- schen Braunkohlenrevier, Dortmund 1990.

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 Regionale Entwicklungsperspektiven  Gemeinsame Umsiedlungen  Qualitätssicherung Für die Umsiedlungsvorbereitung und –durchführung sind die oben fett gestellten Kriterien die Kern- elemente der Sozialverträglichkeit von Umsiedlungen.

Die umfassende Mitwirkung und Mitgestaltung der Ortschaftsräte der betroffenen Gemeinwesen und der Bürgerschaft für alle Phasen der Umsiedlungen muss dabei als Kernaufgabe angesehen wer- den. Denn erst wenn die Umsiedler einzeln und als Gemeinschaft planerisch mit auf den Weg ge- nommen werden, Entscheidungen für den neuen Ort zu treffen, kann ein sozialverträglicher Gestal- tungsprozess auf den Weg gebracht werden. Paternalistische Vorgaben, Prägungen und Entschei- dungen nach dem Prinzip “Top Down“ schränken sozialverträgliche Lösungen gerade durch die Ein- schränkung von Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitentscheidung der von Umsiedlungen Betroffenen dem gegenüber im Sinne der Sozialverträglichkeit unzulässig ein.

Die Fortschreibung des Braunkohlenplanes Tagebau Nochten legt mit seinem schriftlich festgesetzten Ziel Z12 den Fokus auf die Sozialverträglichkeit der Umsiedlung für die betroffenen Menschen. Sozi- alverträglichkeit bedeutet vor allem Partizipation, gemeinsame Umsiedlung, differenzierte Ange- botsplanung und Planungssicherheit.

1.5 Gestaltung des Umsiedlungsprozesses zum Tagebau Nochten Das weitere Voranschreiten der Tagebautätigkeit führt zu entscheidenden Veränderungen der Land- schafts-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Siedlungsstruktur. Neben den direkt ersichtlichen Eingriffen finden auch Auswirkungen auf gewachsene Sozialstrukturen und Lebensbereiche der betroffenen Bevölkerung und ihrer Gemeinden statt. Eine frühzeitige Diskussion über die Planung der Umsiedlungsstandorte sowie der direkten Mitwir- kung und Mitgestaltung der Bevölkerung beim Planungsprozess schafft Vertrauen und Sicherheit sowie eine bessere Akzeptanz. Im Vorfeld der rechtsverbindlichen Planung (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) wurde mit infor- meller Planung der kooperative Prozess angestoßen, um damit mögliche Konflikte zu beseitigen oder auszugleichen. Weiterhin wurde durch das frühzeitige und umfassende Einbeziehen der Betroffenen die spätere Umsetzung planerischen Handelns erleichtert. Informelle Planung bezeichnet nicht for- malisierte und konsensorientierte Planungsverfahren. Zur erfolgreichen Umsetzung der bergbaubedingten Umsiedlung und in diesem Zuge der Steuerung einer frühzeitigen und damit nachhaltigen Planung wurden bereits eine Reihe von Analysen und Kon- zepte erarbeitet: Im Einzelnen sind dies:

. Entwicklungskonzeption für die Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben unter den Bedingungen des langfristigen Braunkohlenbergbaus, Kaup et al., 2006 . Soziales Anforderungsprofil für die notwendigen Umsiedlungen im Abbaubereich des Tagebaus Nochten, VATTENFALL Europe Mining AG, 2006 . Standortfindung Umsiedlung Tagebau Nochten, FH Lausitz 2006 . Befragung zur Umsiedlung Klein Trebendorf, 2008

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. Gutachterverfahren, Städtebauliche Ideenfindung Schleife, 2008 . Befragungen zur Umsiedlung von Schleife, 2008 - 2010 . Städtebauliche Konzeption zum betreuten Wohnen in Schleife, 2009 . Städtebauliche Konzeption zum deutsch-sorbischen Schulkomplex in Schleife, 2009 . Standortuntersuchung – Ersatzstandort Mühlrose, IPRO Dresden 2009 . Standortuntersuchung – Ersatzstandort Mulkwitz, IPRO Dresden 2010 . Standortuntersuchung – Ersatzstandort Rohne, IPRO Dresden 2011 . Städtebauliche Konzeption zur Ortsumsiedlung Schleife (südlich der Bahn), Rohne, Mulkwitz und Mühlrose, Ortsplanung Thomas Jansen, 2009-2012 . Standortvormerkung für die Ansiedlungsgebiete Rohne, Mulkwitz, Mühlrose und Schleife Süd, 2012-2015

Die Analysen, Planungen und städtebaulichen Konzeptionen reichen bis in das Jahr 2006 zurück. Sie behandeln die vollständige Umsiedlung von drei Ortschaften (Rohne, Mulkwitz, Mühlrose) und die Teilortumsiedlung von Schleife (südlich der Bahn) sowie von Trebendorf (Klein Trebendorf). Mit dem neuen Revierkonzept für das Lausitzer Braunkohlerevier vom März 2017 wurden die Um- siedlungsplanungen hinfällig. Am 10.04.2018 wurde die Aufhebung aller Bauleitplanverfahren der bisherigen Ansiedlungsstandorte beschlossen.

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1.6 Entwicklung Ansiedlungsstandort Mühlrose (ab 2017) Der Aufsichtsrat der Lausitz Energie Bergbau AG hat in seiner Sitzung am 30. März 2017 ein Konzept für das Lausitzer Braunkohlenrevier für die kommenden 25 bis 30 Jahre beschlossen. Damit sind nach dem Verkauf der Braunkohlensparte des Voreigentümers Vattenfall an die neuen Eigentümer EPH/PPF Investments die Voraussetzungen für Planbarkeit in der Region und für viele Einwohner der Lausitz, die von bzw. mit der Braunkohle leben, geschaffen worden.3 Im Tagebau Nochten soll anschließend an das genehmigte Abbaugebiet 1 das Teilfeld Mühlrose mit einer Kohlereserve von rund 150 Millionen Tonnen gewonnen werden, um langfristig eine bedarfsge- rechte Versorgung des Kraftwerks Boxberg zu sichern. Dadurch wird die Umsiedlung von etwa 200 Einwohnern des Trebendorfer Ortsteiles Mühlrose notwendig.4 Mühlrose war bereits in der Vergan- genheit stark vom Bergbau betroffen. Neben der Tagebautätigkeit südlich und östlich des Ortes wa- ren dies vor allem die Kohleverladung und die Tagesanlagen nördlich der Ortschaft. Gemeinschaftli- cher Wille der Mühlroser Bürger ist die Umsiedlung der Ortschaft.

Abb. 2: Ausschnitt Revierkonzept vom 30.03.2017 (https://www.leag.de/fileadmin/user_upload/pdf/LEAG_Revierkonzept_2017_Uebersicht.pdf)

Bis zur Bürgerinformationsveranstal- tung im Oktober 2017 wurde sowohl mit Vertretern der Mühlroser Bürger, Vertretern aus der Gemeinde Tre- bendorf und Gemeinde Schleife, dem Landkreis Görlitz und dem Bergbau- betreiber LEAG mit dem Planungsbü- ro RICHTER+KAUP verschiedene Vari- anten für einen neuen gemeinsamen Ansiedlungsstandort für Mühlrose diskutiert und entwickelt. Dabei wurden zwei Untersuchungs- räume benannt, einer in der Gemein- de Schleife, nördlich der Ortslage Schleife und einer in der Gemeinde

Trebendorf unmittelbar am Halben- Abb. 3: Darstellung der möglichen Untersuchungsräume für die Ansiedlung von Mühlrose. 3 https://mining-report.de/blog/leag-legt-revierkonzept-fuer-die-lausitz-vor/ (Zugriff am 14.09.2018) 4 https://www.leag.de/de/geschaeftsfelder/bergbau/umsiedlung/ (Zugriff am 14.09.2018)

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dorfer See. Der Untersuchungsraum I bestand aus drei Teilflächen, wobei sich Teilfläche 3 als Vor- zugsstandort herauskristallisierte. Seine wesentlichen Vorzüge sind: - Günstiger Baugrund - Unmittelbarer Nähe zur Ortslage Schleife - Landschaftliche Umgebung von Wald- und Feldflächen

Wichtige Eckpunkte bei der Wahl des Standortes wurden vorab festgelegt. So soll Mühlrose als ei- genständiger Ortsteil erhalten bleiben. Im Zentrum soll ein zentraler Dorfanger Platz finden und mindestens 40 Grundstücke für Umsiedler zur Verfügung stehen. Zudem müssen Elemente der Dorf- gemeinschaft (bspw. Freibad, Sportplatz, Glockenturm, Kriegerdenkmal) eingebracht werden kön- nen.5 Weiterhin bestand der Wunsch der Umsiedler nach großzügigen Grundstücksgrößen, ein Grundstück für den Mietwohnungsbau sowie einen Friedhof mit eigenständigen Charakter. Abschließend wurden zwei städtebauliche Entwürfe den Mühlrosern bei der Informationsveranstal- tung vorgestellt.

Variante 1: Städtebaulicher Entwurf Variante 2: Städtebaulicher Entwurf Ansiedlung Ansiedlung Mühlrose im Norden von Schleife Mühlrose am Halbendorfer See, in Trebendorf

Im Zuge der Bürgerbefragung (Oktober 2017 – November 2017) stimmten die übergroße Mehrheit der Mühlroser Bürger für den Wunschstandort im Norden von Schleife.

Aus den weiteren Abstimmungs- und Mitwirkungsprozessen durch Einzelgespräche (I. Quartal 2018), Gruppengespräche zur Standortvormerkung (April 2018) sowie den Verhandlungen zum Mühlrose-Vertrag resultierte der städtebauliche Entwurf vom 11.10.2018 (Zwischenstand, Abb. 4). Jedem Umsiedler kann ein Grundstück nach seinen Anforderungen zur Verfügung gestellt werden. Mit der Bebauungsplanung „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ werden die Ergebnisse des langwierigen Standortfindungsprozesses nach Umsiedlungsflächen Abb. 4: Städtebaulicher Entwurf (Zwischenstand) zum Abschluss gebracht und verbindlich festgelegt. vom 11.10.2018

5 https://www.leag.de/de/news/details/leag-befragt-muehlroser-zu-wunsch-umsiedlungsstandort/ entnommen der Pressemitteilung des 18.10.2017

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Am neuen Ansiedlungsstandort „Mühlrose“ sollten sich vergleichbare große Grundstücke in mög- lichst vergleichbarer Ausrichtung wiederfinden. Der städtebauliche Entwurf vom 14.12.2018 (Abb. 5) beinhaltet bereits die individuellen Wünsche und Grundstücksgrößen der Umsiedler aus der Stand- ortvormerkung 2018. Es sind ca. 40 Grundstücke für eine dörfliche Einzelhausbebauung mit Grund- stückstiefen von 20 – 50 Metern und ergänzenden Gärten geplant. Im Entwurf ordnen sich die Grundstücke um den Dorfkern herum an und bieten so einen guten Landschaftsbezug jedes einzel- nen Grundstücks. Der Qualität einer Vielzahl von öffentlichen Flächen am Altort wird im Entwurf mit dem Angebot zweier großer öffentlicher Freiflächen beantwortet. Diese bieten eine hohe Aufent- haltsqualität und dienen der Unterbringung sozialer, kultureller und sportlicher Einrichtungen. Die Einbettung in das bestehende Landschaftsgefüge mit Wald und Heckenstrukturen wird durch ergän- zende Dorfrandeingrünung verstärkt. Die möglichen Nutzungen am neuen Standort orientieren sich an den zulässigen Nutzungen des Altortes. Diese sollen ohne Einschränkungen auch am neuen Standort zulässig sein. Nach Verhandlungen zwischen der Gemeinde und Grundstückseigentümern wurde im Laufe des Pla- nungsprozesses zum der Standort für die neue Feuerwehr in den Geltungsbereich eingefügt.

Abb. 5: Städtebaulicher Entwurf (Zwischenstand) vom 14.12.2018

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Zusammenfassend sind zur besseren Nachvollziehbarkeit die wesentlichen Entwicklungsschritte des neuen Ansiedlungsstandortes Mühlrose tabellarisch dargestellt.

Tab. 1: wesentlich prägende Entwicklungsschritte des Ansiedlungsstandortes Mühlrose Arbeits- und Verfahrensschritte Termine Vorstellung Neues Revierkonzept LEAG 30.03.2017 darin Inanspruchnahme Teilfeld Mühlrose geplant Information zu Planungsüberlegungen im Ergebnis des neuen Revierkonzeptes 31.05.2017 als Bürgerinformationsveranstaltung in Mühlrose Vorstellung städtebaulicher Entwürfe, gegliedert in zwei Untersuchungsräume und vier Varianten von Mühlrose in verschiedenen Gremien der Gemeinden August 2017 Schleife und Trebendorf Informationsveranstaltung Mühlroser Bürger, Vorstellung der Untersuchungs- 17.10.2017 räume und Varianten zum neuen Ansiedlungsstandort Bürgerbefragung der Mühlroser Bürger zum Ansiedlungsstandort November 2017 Ergebnis der Befragung: Mehrheit der Mühlroser Bürger entscheidet sich für 13.12.2018 Ansiedlungsstandort in Schleife Einzelgespräche mit den Umsiedlern zum Ansiedlungsinteresse am neuen Januar bis März 2018 Standort Vorstellung der Ergebnisse in der Arbeitsgruppe Ansiedlungsstandort Mühlrose 19.03.2018 1. Gruppengespräch (quartiersweise Gespräche mit Umsiedlern) 16./17.04.2018 2. Gruppengespräch (quartiersweise Konkretisierung des städtebaulichen Ge- 25./26.04.2018 füges mit Umsiedlern) Informationsveranstaltung mit den künftigen Nachbarn des Ansiedlungsstan- 18.04.2018 dortes in Schleife Aufstellungsbeschluss „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ (Gemeinderat Schleife) 03.07.2018 Bürgerdialog als frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 25.10.2018 BauGB frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange 11/2018 gemäß § 4 Abs. 1 BauGB Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 02/2019 Abs. 2 BauGB

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2. PLANUNGSERFORDERNIS UND VERFAHREN NACH DEM BAUGESETZBUCH Es wird ein Bebauungsplan gemäß § 10 BauGB aufgestellt. Das Planungsgebot ist nach § 1 Abs. 3 BauGB gegeben, da es sich um Standorte handelt, in denen zur Herbeiführung von Baurecht eine verbindliche Bauleitplanung erforderlich ist.

Bei der Bebauungsplanung werden die Ziele des Braunkohlenplanes zum Tagebau Nochten nach Maßgabe der §§ 4, 5 Raumordnungsgesetz beachtet. Die Anpassungspflicht für die Gemeinden be- gründet sich nach § 1 Abs. 4 Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414). Bei der Planung wird die Entwicklungskonzeption6 für die Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben beachtet. Diese stellt in ihrer Gesamtheit eine Handlungsempfehlung für den Raum der Ver- waltungsgemeinschaft Schleife dar und ist, soweit es den festgelegten Planungsraum betrifft, zu be- rücksichtigen.

Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ überlagert im Bereich des Groß Dübener Weges die Klarstellungs- und Einbeziehungssatzung „Groß Dübener Weg“ und im Bereich des Kreisverkehrs zu sehr geringen Teilen den Bebauungsplan „Gewerbegebiet Schleife“ (20.1.2016 in Kraft getreten). Bei den überlagerten Flächen gelten nunmehr die Festsetzungen des Bebauungsplanes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“.

Nach dem Aufstellungsbeschluss am 03.07.2018 erfolgte am 25.10.2018 eine frühzeitige Bürgerbetei- ligung in Form eines Bürgerdialoges in Mühlrose. Anschließend wurden die Planunterlagen im Ge- meindeamt Schleife vom 01.11.2018 – 04.12.2018 ausgelegt. Die frühzeitige Behördenbeteiligung wurde nach Anschreiben vom 26.10.2018 durchgeführt.

Ergänzend zum Aufstellungsbeschluss mit einer Größe des Plangebietes von 24,25 ha erfolgt die Auf- nahme der Straße vom Kreisverkehr an der Schule zum neuen Ansiedlungsstandort in den Geltungs- bereich des Bebauungsplanes (24,70 ha). In der Entwurfsplanung wird zudem zusätzlich eine, Fläche angrenzend an die neue Erschließungs- straße zum Kreisverkehr, in den Geltungsbereich des Bebauungsplanes integriert. Dabei handelt es sich um eine Fläche für den neuen Feuerwehrstandort. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes besitzt somit eine Gesamtfläche von 25,56 ha. Die entsprechende Beschlussfassung dazu wird durch die Gemeinde mit dem Entwurfs- und Ausle- gungsbeschluss vorgenommen.

6 KAUP ET AL. (2006): Entwicklungskonzeption für die Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben unter den Bedingungen des langfristigen Braunkohlenbergbaus.

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2.1 Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan Der Gemeinschaftsausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Schleife mit ihren Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben beschloss in seiner Sitzung am 6. November 2007 die Aufstellung eines gemeinsamen Flächennutzungsplanes für das Verwaltungsgebiet der Verwaltungsgemeinschaft Schleife. Mit Schreiben vom 1. September 2008 wurde die Frühzeitige Behördenbeteiligung nach § 4 Abs. 1 BauGB eingeleitet. Mit der Festlegung der möglichen künftigen Umsiedlungsstandorte für Schleife Süd, Rohne, Mulkwitz und Mühlrose konnte der erste Entwurf des Flächennutzungsplanes der Verwaltungsgemeinschaft Schleife fertiggestellt werden. Mit Schreiben vom 26. April 2013 erfolgte die Beteiligung der Behör- den und sonstigen Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 2. Die öffentliche Auslage für den Flä- chennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Schleife fand in der Zeit vom 07.06.2013 – 08.07.2013 statt. Durch die komplexe Umsiedlungsplanung wurde der Entwurf des Flächennutzungsplanes parallel zu den aufgestellten Bauleitplanungen der sieben Ansiedlungsstandorte erneut angepasst, jedoch kam es durch das neue Revierkonzept der LEAG vom 30.3.2017 und der damit verbundenen verringerten Flächeninanspruchnahme des Tagebaus zu keiner erneuten Auslage und Beteiligung. Das neue Revierkonzept mit dem darin enthaltenen Teilfeld Mühlrose ist Grundlage für einen erneu- ten Entwurf des Flächennutzungsplanes, welcher sich derzeit in Bearbeitung befindet.

Der Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Schleife wird parallel zum Bebauungsplan „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ erstellt.

2.2 Übergeordnete Planungen

Landesentwicklungsplan Sachsen 2013 (LEP 2013) Der Landesentwicklungsplan (LEP) ist das zusammenfassende, überörtliche und fachübergreifende landesplanerische Gesamtkonzept der Staatsregierung zur räumlichen Ordnung und Entwicklung des Freistaates Sachsen. Im Landesentwicklungsplan 2013 (am 31.08.2013 in Kraft getreten) ist das Plangebiet dem ländlichen Raum zugeordnet (Karte 1, Raumstruktur). Die Flächen liegen zudem innerhalb des grenznahen Be- reiches und gelten als Bergbaufolgelandschaft der Braunkohle (Karte 3, Räume mit besonderem Handlungsbedarf). Weiterhin stellt das Gemeindegebiet sorbisches Siedlungsgebiet dar. Das gesamte Plangebiet ist als Lebensraum für großräumig lebende Wildtiere mit natürlichem Wan- derungsverhalten (Karte 8) ausgewiesen.

Für den Umsiedlungsprozess sind folgende Handlungsschwerpunkte aus der Fortschreibung des LEP maßgebend:  „Förderung von Innovation und Wachstum – Sicherung der räumlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft“ - insbesondere:  den Erhalt und die Schaffung der räumlichen Voraussetzungen für eine vielfältig strukturier- te Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie der Erweiterung der Erwerbsgrundlagen au- ßerhalb dieser Bereiche im ländlichen Raum  die Raumordnerische Sicherung der einheimischen Rohstoffvorkommen

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 der Schaffung der räumlichen Voraussetzungen zum Ausbau der Nutzung Erneuerbarer Energien und der Braunkohle  „Sicherung der Daseinsvorsorge unter den Bedingungen des demographischen Wandels“  „Effiziente Flächennutzung und Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme“  „Einbindung von Strategien zum Klimaschutz und zur vorausschauenden Anpassung an die Folgen des Klimawandels“

Das weitere Voranschreiten der Tagebautätigkeit führt zu entscheidenden Veränderungen der Land- schafts-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Siedlungsstruktur. Neben den direkt ersichtlichen Eingriffen finden auch Auswirkungen auf gewachsene Sozialstrukturen und Lebensbereiche der betroffenen Bevölkerung und ihrer Gemeinden statt. Daher wird auch folgendes Ziel des LEP verfolgt:  Z 2.2.1.6 „Eine Siedlungsentwicklung, die über den aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung aus den Ansprüchen der örtlichen Bevölkerung an zeitgemäße Wohnverhältnisse sowie den An- sprüchen ortsangemessener Gewerbebetriebe und Dienstleistungseinrichtungen entstehenden Bedarf (Eigenentwicklung) hinausgeht, ist nur in den Zentralen Orten gemäß ihrer Einstufung und in den Gemeinden mit besonderer Gemeindefunktion zulässig.“

Regionalplan Oberlausitz-Niederschlesien Derzeit erfolgt die zweite Gesamtfortschreibung des Regionalplanes Oberlausitz-Niederschlesien. Der Aufstellungsbeschluss dazu wurde am 1.10.2013 gefasst. In der 1. Gesamtfortschreibung des Regio- nalplans Oberlausitz-Niederschlesien (RP OS-NS) vom 4. Februar 2010 sind für das Bebauungsplange- biet in der Karte „Integriertes Entwicklungskonzept“7 der Gesamtfortschreibung des Regionalplanes Oberlausitz – Niederschlesien für Teile des Plangebietes folgende Entwicklungsziele vorgesehen: besondere Anforderungen an Schutz / Entwicklung von Arten und Biotopen . A1 Erhalt wertvoller Biotoptypen (Bereich Waldstück im Nordwesten) besondere Anforderungen an Schutz / Entwicklung des Bodens . B1 Sicherung von Böden mit einer hohen natürlichen Bodenfruchtbarkeit für die Landwirtschaft besondere Anforderungen an Schutz / Entwicklung des Wasserhaushaltes . W6 Erhaltung hoher Grundwasserneubildungsraten (südlicher bereits bebauter Bereich, Rich- tung Dorfbach /Struga) . W7 Abbau vorhandener / Verhütung künftiger Schadstoff-Kontaminationen in gering grundwas- sergeschützten Gebieten

Das Areal zählt als „Bereich der Landschaft mit besonderen Nutzungsanforderungen“, da es laut der Themenkarte „Landschaftspflege, -sanierung und -entwicklung“ (M 1:100.000) des Regionalplanes im Grundwasserabsenkungsgebiet des Braunkohlenbergbaus 2007 (im Sinne von LEP Z 4.3.1) liegt und zudem ein Gebiet mit potenziell großer Erosionsgefährdung durch Wasser (im Sinne von LEP Z 4.4.5) darstellt. An der nordöstlichen Ecke des Geltungsbereiches beginnt der Einwirkbereich der Grundwasserab- senkung. Durch die Tagebautätigkeit ist hier das Grundwasser abgesenkt worden bzw. ist eine Grundwasserabsenkung zu erwarten.

7 im Anhang 4 – fachplanerische Inhalte des Landschaftsrahmenplanes –

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Fortschreibung des Braunkohlenplans des Tagebaus Nochten (BKP 2014) Mit dem Braunkohlenplan des Tagebaus Nochten ist die Grundlage für die Erforderlichkeit der Um- siedlung durch den Abbau örtlicher Braunkohle gegeben. Mit der öffentlichen Bekanntmachung im Amtlichen Anzeiger Nr. 20 des Sächsischen Amtsblattes vom 15. Mai 2014, S. 276 ist der Braunkoh- lenplan in Kraft getreten. Die Braunkohlenplanung stellt für den Bebauungsplan eine übergeordnete Planung dar. Zur Sied- lungsentwicklung sind in Kapitel 4.4 der Planfassung des Braunkohleplanes des Tagebaus Nochten die Ziele Z 12, G 13 und Z 14 textlich dargelegt. Parallel dazu sind die Vorrang- und Vorbehaltsgebiete potentieller Umsiedlungsstandorte in der Karte 3 der Fortschreibung des Braunkohlenplanes des Tagebaus Nochten festgelegt. Darin heißt es:

Z 12 Die mit der Inanspruchnahme des Abbaugebietes 2 verbundenen Umsiedlungen sind für die betroffenen Menschen sozialverträglich zu gestalten. Im Zuge der vorbereitenden und verbind- lichen Bauleitplanung sind aus den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für potentielle Umsied- lungsstandorte frühzeitig bedarfsgerechte Baugebiete darzustellen bzw. festzusetzen, die sich in die vorhandene Siedlungsstruktur einfügen und einer geordneten städtebaulichen Entwick- lung entsprechen. Sobald der umsiedlungsbedingte Bedarf an Bauflächen abgedeckt ist, verlie- ren die nicht in Anspruch genommenen Gebiete ihren Vorrang- bzw. Vorbehaltsstatus.

Dieses Ziel wird im Braunkohlenplan ausführlich begründet. Zur Regelung der für die bergbaubeding- te Umsiedlung erforderlichen Bauflächen werden in den Bebauungsplanungen Regelungen und Fris- ten aufgenommen, wie mit den festgesetzten Bauflächen nach Abschluss der Umsiedlung zu verfah- ren ist, zumal die Gemeinde der Eigenentwicklung nach Ziel 2.2.1.6 Landesentwicklungsplan Sachsen 2013 unterliegt. Da die Bebauungsplanung in dieser Phase auch immer eine Angebotsplanung dar- stellt, wenn auch in einem sehr hohen Genauigkeitsgrad, ist beispielsweise eine erneute Modifizie- rung der Bebauungspläne nach Abschluss des Umsiedlungsprozesses im Jahr 2025 möglich.

Das Plangebiet „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ befindet sich entsprechend des Braunkohlenplanes im Vorranggebiet „potenzieller Umsiedlungsstandorte“.

In der Begründung zum Braunkohlenplan wird im Ziel 12 aufgeführt: „... Von Umsiedlung betroffene Menschen müssen die Chance bekommen, in neuer bzw. gewollter Siedlungsgemeinschaft zusammenzufinden, was den Erhalt der bisherigen Nachbarschaften ein- schließt, aber auch individuelle Umsiedlungen ggf. außerhalb des Plangebietes auf bauleitplanerisch gesicherten oder zulässigen Flächen erlaubt. …“ Weiter heißt es in der Begründung zu Ziel Z12: „… Voraussetzungen für eine frühzeitige gemeinschaftliche Umsiedlung sind der mehrheitliche Wille der Bevölkerung und die Verfügbarkeit bzw. bauleitplanerische Zulässigkeit der jeweiligen Standorte so- wie die Akzeptanz bei den benachbarten Bewohnern. …“ Das kann mit der Standortvormerkung und den Einzelgesprächen mit den Umsiedlern nachgewiesen werden.

Kernsatz des Ziels Z12 ist, dass die mit der Inanspruchnahme des Abbaugebietes 2 verbundenen Um- siedlungen für die betroffenen Menschen sozialverträglich zu gestalten sind. Dabei ist natürlich die kommunale Bauleitplanung so zu gestalten, dass sie sich in die vorhandene Siedlungsstruktur einfügt und einer geordneten städtebaulichen Entwicklung entspricht.

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Zweite Fortschreibung des Braunkohlenplans Tagebau Nochten Nach Abstimmung mit den für die Braunkohlengewinnung und -verstromung bzw. Landesentwick- lung zuständigen Staatsministerien für Wirtschaft und Arbeit und des Inneren hat die Verbandsver- sammlung am 22. Juni 2017 beschlossen, den Braunkohlenplan Tagebau Nochten erneut fortzu- schreiben. Im Wesentlichen ergeben sich nach dem jetzigen Stand folgende neue Eckpunkte im Vergleich zum derzeitigen Braunkohlenplan:  zur Grenze des Abbaugebietes 1 bis Anschluss an das Teilfeld Mühlrose soll wieder die für die Standsicherheit und den Immissionsschutz relevante Sicherheitslinie eingefügt werden,  das Teilfeld Mühlrose soll mit Abbaugrenze und zugehöriger Sicherheitslinie festgelegt wer- den,  von den bislang geplanten sozialverträglichen Umsiedlungen ist lediglich die von Mühlrose weiterhin erforderlich,  die Straßenverbindung Trebendorf–Schleife–Neustadt/ wird nicht mehr bergbaulich in Anspruch genommen,  die Struga muss nicht mehr verlegt werden und  die Bergbaufolgelandschaft soll der neuen Abbau- und Restlochkonfiguration angepasst wer- den. Nach dem Aufstellungsbeschluss erfolgt die Freigabe eines Vorentwurfes und die Beteiligung nach § 6 Abs. 1 SächsLPlG vom 14.07.2017 bis 29.09.2017. Aktuell wird der Entwurf erarbeitet und eine Stra- tegische Umweltprüfung durchgeführt.8

2.3 Berücksichtigung umweltschützender Belange Für die Belange des Umweltschutzes wird gem. § 2 Abs.4 BauGB eine Umweltprüfung durchgeführt. Es werden die erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet. Dabei werden die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Abs. 6 Nr.7 BauGB unter- sucht. Innerhalb der Umweltprüfung wird auch der notwendige Kompensationsbedarf hinsichtlich des Ein- griffes in das Natur- und Landschaftspotenzial ermittelt.

Die umweltschützenden Belange werden bereits bei der Planung beachtet. Besonders ein sparsamer Umgang mit dem Schutzgut Boden hinsichtlich geringer Versiegelungsgrade wird berücksichtigt. Zudem wird die Erlebniswirksamkeit des Landschaftsraumes durch den Schutz wertvoller und struk- turgebender Hecken entlang der Straßen und Wege erhalten und zugleich durch Maßnahmen, wie Anlage von extensiv genutzten Wiesen und der Gliederung des neuen Siedlungsrandes mit Gehölz- strukturen (Baumreihen, Feldgehölzen) verstärkt.

Mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde am 25.04.2018 abgestimmt, dass keine neuen faunisti- schen Untersuchungen notwendig sind. Die Untersuchungen aus dem Jahr 2012/2013 bzw. 2015, welche im Zusammenhang mit den ehemals drei Umsiedlungsstandorten Mühlrose, Mulkwitz und

8 https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/braunkohlenplanung/tagebau-nochten/2- fortschreibung-des-braunkohlenplans-tagebau-nochten.html (11.10.2018)

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Rohne durchgeführt wurden, können aufgrund der Standortüberlagerung für den aktuellen Bebau- ungsplan verwendet werden.

Für das Plangebiet wurde ein Artenschutzfachbeitrag erstellt (siehe Pkt. 4.4). Die Ergebnisse der ar- tenschutzrechtlichen Prüfungen zeigen mögliche Konfliktpotentiale auf, welche in der Bebauungspla- nung berücksichtigt werden. Hierbei handelt es sich um notwendige Vermeidungs-, Verminderungs- und Ausgleichsmaßnahmen, welche als Festsetzungen in den Grünordnerischen Teil übernommen werden.

2.4 Bundesstraßen-Neubauvorhaben B 160 Es besteht keine Betroffenheit der Bebauungsplanung mit den Planungen zum Neubau der B 160. Das vom Straßenbauamt Meißen-Dresden beantragte Raumordnungsverfahren wurde mit Schreiben der Landesdirektion Dresden vom 3. Mai 2011, AZ: 37-2432.72/B160n/Hoy-WSW/ROV, eingestellt.

2.5 Sonstige Rechte im Plangebiet Sonstige Rechte im Plangebiet Erlaubnisfelder (zur Aufsuchung von Kupfererz) Das Plangebiet befindet sich innerhalb der bergrechtlichen Bewilligung „Schleife B“ zum Aufsuchen und Gewinnen von Kupfererz in einer Tiefe von über 1000 Metern. Am 08.02.2011 wurde durch das Sächsische Oberbergamt als Bergbauberechtigung die Bewilligung „Schleife B“ Nr. 13260/2010 bis 31.12.2051 genehmigt.

Rechtsinhaber ist die Firma: - MINERA S.A. Edifico P.H. Plaza 2000, Calle 50, Apartado Postal 0816-01098 Panama-City (Republica de Panama)

An der Bewilligung beteiligt ist die Firma KSL Kupferschiefer Lausitz GmbH, Forster Landstraße 5-7, 03130 . Sie führt die bergbaulichen Planungen und Arbeiten aus.

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3. SITUATION / STÄDTEBAULICHER PLANUNGSANSATZ / FESTSETZUNGSBEGRÜNDUNG

3.1 Situation / Konzeptionelle Beschreibung Das Plangebiet des Bebauungsplanes umfasst in der Gemeinde Schleife folgende Flurstücke bzw.Teilflächen von Flurstücken.

Gemarkung Schleife Flur 2 168/2, 170/1, 171, 172, 173, 183/2, 181/2, 181/3, 188/8, 165, 109, 150/1, 148/1, 148/2, 149/3, 149/6, 149/5, 149/1, 150/2, 150/3, 150/4, 150/5, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 118/3, 119, 120/2, 124, 123, 122/4, 121/2, 125, 126/3, 126/4, 166, 167, 162/2, 164, 158/1, 158/2, 158/3, 162/1, 159, 160, 161, 163, 157/1, 157/2, 156, 155, 154/1, 154/2, 153/1; 153/2, 152/1, 152/2, 151/4, 151/2, 151/3 Gemarkung Schleife Flur 3 73, 50, 48, 47/1; 46/2, 45, 44, 43/2 Gemarkung Schleife Flur 4 29/2

Nördlich des alten Schleifer Siedlungskernes wird mit angemessenem Abstand zur vorhandenen Be- bauung zwischen dem Groß Dübener Weg und dem Lieskauer Weg der neue Ansiedlungsstandort „Mühlrose“ erschlossen.

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Abb. 6: Städtebaulicher Entwurf „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ (Stand 14.12.2018)

Die städtebauliche Figur passt sich innerhalb des aufgespannten Dreiecks von Erschließungsstraßen ein. An der nordwestlichen Ecke schließt das bestehende Waldstück die Figur ab. Dieser Wald bleibt vollständig erhalten und die zukünftige Wohnbebauung schmiegt sich mit mindestens 30 Meter Waldabstand daran an. Die Gehölzkanten bzw. Heckenstrukturen entlang der Straßen bleiben beste- hen und geben dem neuen Ort Mühlrose einen grünen Rahmen.

Die neue Siedlungsstruktur wahrt einen respektvollen Abstand zum Altort Schleife sowie der beste- henden Wohnbebauung am Groß Dübener Weg (mindestens 140 Meter). Dennoch werden neue Verbindungen und Sichtbeziehungen aufgebaut, besonders vom zentralen Dorfanger ergibt sich ein schöner Blick auf die Schleifer Kirche. Der Übergang des neuen Siedlungskörpers zur Landschaft soll durch Ausbildung von durchgrünten Ortsrändern (Feldgehölze, Hausgärten, Obstwiesen) harmonisch gestaltet werden.

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Die Haupterschließung des neuen Ansiedlungsgebietes erfolgt sowohl aus westlicher Richtung vom Kreisverkehr an der Schule über den Lieskauer Weg und aus östlicher Richtung vom Groß Dübener Weg. Die neue Dorfstraße führt durch den Ort mit verschwenkter Linienführung. Vom Lieskauer Weg aus beginnt der neue Ort Mühlrose leicht zurückversetzt von der Straße, so dass die Möglichkeit besteht, identitätsstiftende Elemente des Alt-Ortes, wie beispielsweise das Glocken- spiel oder Kriegerdenkmal, zu integrieren. Ein ähnlicher Auftakt ist vom Groß Dübener Weg geplant, wobei die Gebäudekante des ersten Grundstückes sich an der Baukante der bestehenden Gebäude westlich des Groß Dübener Weges orientiert. Um den ländlichen Siedlungscharakter zu betonen, findet eine rückwärtige Erschließung aller Gar- tengrundstücke mit sogenannten Karrenwegen (Grünwege) statt.

In städtebaulicher Hinsicht wird eine an das Siedlungsgefüge angebundene, in der Regel ein- bis zweigeschossige Bauweise das Ansiedlungsgebiet bestimmen. Grundsätzlich soll neben der Wohnbe- bauung auch eine gewerbliche und landwirtschaftliche Bebauung möglich sein, da im Altort bereits jetzt ein Nebeneinander von Bewohnern, Landwirten, Kleintierhaltern und Gewerbetreibenden exis- tiert. Geplant ist zudem, zentral im Ort ein Dorfgemeinschaftshaus als Begegnungsraum zu ermöglichen. Hier kann die reiche Tradition von Mühlrose fortgesetzt werden. Am Rande der neuen Ortschaft ordnet sich eine Fläche für gemeinsame Sport- und Freizeitaktivitäten mit Freibad, Sportplatz und Volleyballfeld an. Diese Flächen sind in Anlehnung an den Altstandort im Bebauungsplan als Grünfläche mit Zweckbe- stimmung Sport bzw. Freibad festgesetzt. Hier soll das in Betrieb befindliche und gut genutzte Schwimmbad inkl. notwendiger Umkleide- und Technikräume sowie Räume für die Aufsicht wieder entstehen. Weiterhin wird die Fläche des neuen Feuerwehrstandortes nördlich der Erschließungsstraße zum Kreisverkehr in den Bebauungsplan aufgenommen. Für den neuen Feuerwehrstandort ist die Festsetzung „Fläche für Gemeinbedarf Feuerwehr“ im Be- bauungsplan vorgesehen.

Zu einer sozialverträglichen Umsiedlung gehört ebenso der Erhalt von Erinnerungspunkten sowie der Schaffung identitätsstiftender eigener Orte. Der Friedhof von Mühlrose wird daher umgesiedelt und entsprechend des Wunsches der Mühlroser Bürger als eigenständiger Teil an den Friedhof Schleife angebunden. Hierfür werden zusätzliche Stellflächen für PKW sowie eine Zufahrt von der Sprember- ger Straße geschaffen. (siehe Abb. 7)

Die Zufahrt im Bereich der Neuanlage des Friedhofs ist mit aussagekräftigen Unterlagen beim Stra- ßenbaulastträger der S 126 zu beantragen.

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Abb. 7: Städtebaulicher Entwurf „Friedhof Mühlrose“ (Stand 25.10.2018)

ÖPNV Eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besteht durch die rund 625 m nordöstlich gelegene Bushaltestelle – Milchviehanlage Schleife, welche durch die Linie 265 angefah- ren wird. Zudem befindet sich im Osten östlich des Autohauses Jarsetz & Mrosk eine Bushaltestelle (Schleife Ausbau – Linie 264; 259). Diese ist ungefähr 900 m entfernt. Eine weitere Haltestelle (Schlei- fe Kirche) befindet sich ca. 730m südlich der Plangebietsmitte. Diese wird von den Linien 264; 259 und 265 angefahren. Eine Anbindung an den Bahnverkehr ist in der Gemeinde ebenfalls gegeben. Eine Haltestelle befindet sich ca. 1,7 km südwestlich des Plangebietes.

Die Mühlroser Bürger haben den mehrheitlichen Willen bekundet, eine eigene Bushaltestelle in der Ortsmitte anzulegen. Dahingehend wird derzeit von der Gemeinde und dem Bergbautreibenden eine Anfrage an den ÖPNV gestellt. In der neuen Verkehrsplanung wurde eine solche Haltestelle in der Dorfmitte eingeplant. Diese wird barrierefrei ausgebaut.

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B- Plangebiet

Abb. 8: Bushaltestellen in der Umgebung des Plangebietes (Quelle: http://www.gis-lkgr.de (28.08.2018) verändert durch RICHTER+KAUP)

3.2 Art der baulichen Nutzung Im Bebauungsplan „Ansiedlungsgebiet Mühlrose“ ist folgende Gebietskategorie nach der Baunut- zungsverordnung festgesetzt worden:  Dorfgebiete nach § 5 BauNVO

Das Planungsziel bei der Festsetzung der Art der baulichen Nutzung ist:  den bisher möglichen Nutzungsmix in Mühlrose für die Umsiedler auch am neuen Standort beizubehalten  Möglichkeiten der dörflichen Tierhaltung für Haupt- und Nebenerwerbslandwirte sowie für Hobby- und Kleintierhalter zu gewährleisten  keine Existenzgefährdung von Bestandsbetrieben durch Baugebietsausweisungen. Die ge- werbliche Tätigkeit der Umsiedler muss wie bisher weiter ausgeführt werden können. Zudem sind Entwicklungsmöglichkeiten durch den Wandel der Erwerbssituation zu berücksichtigen.  Berücksichtigung gesunder Wohnverhältnisse für Anwohner und Umsiedler

3.2.1 Dorfgebiete nach § 5 BauNVO Für das Dorfgebiet wurden folgende Nutzungsarten zugelassen, ausnahmsweise zugelassen und als nicht zulässig festgesetzt:

Dorfgebiete – MD dienen der Unterbringung der Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe, dem Wohnen, der Unterbringung von sonstigen Gewerbebetrieben sowie Handwerksbe-

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trieben. Auf die Belange der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe einschließlich ihrer Entwick- lungsmöglichkeiten ist vorrangig Rücksicht zu nehmen. (§9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i.V.m § 5 BauNVO)

Zulässig sind: 1. Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe sowie Gartenbaubetriebe und die da- zugehörigen Wohnungen und Wohngebäude, 2. Kleinsiedlungen einschließlich Wohngebäude mit entsprechenden Nutzgärten und landwirtschaft- liche Nebenerwerbsstellen, 3. sonstige Wohngebäude, 4. Betriebe zur Be- und Verarbeitung und Sammlung land- und forstwirtschaftlicher Erzeugnisse, 5. Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften sowie Betriebe des Beherbergungsgewer- bes, 6. sonstige Gewerbebetriebe, 7. Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke, 8. Anlagen für örtliche Verwaltungen,

Nicht zulässig sind: 1. Tankstellen, 2. Vergnügungsstätten.

Im Dorfgebiet ist die Haltung von Großtieren (Rinder, Kühen, Schweinen, etc.) ohne Einschränkung zulässig. Ebenso die Haltung von Kleintieren. Die Errichtung von Taubenschlägen, Hundehütten, Zwingern, Vogelvolieren und dgl. sind zulässig.

Grund für den Ausschluss der nicht zulässigen Anlagen (Tankstellen, u.a.) sind die Herstellung siche- rer und gesunder Lebensverhältnisse und die begrenzte Breite des Straßenraumes, die Größe der Grundstücke sowie die zu erwartenden Emissionen (Lärm, Aerosole) von diesen Anlagen. Bei der Errichtung von Ställen gilt zudem § 50 der SächsBO: „Ställe sind so anzuordnen, zu errichten und zu unterhalten, dass eine gesunde Tierhaltung sichergestellt ist und die Umgebung nicht unzu- mutbar belästigt wird.“

Begründet wird die Möglichkeit zur Errichtung von Tierhaltungsanlagen durch die bisherige Nutzung im Ort der Umsiedler. Sie stellen dörfliche Siedlungen dar, in denen verbreitet eine Nutztierhaltung anzutreffen ist. Für auf den Umsiedlergrundstücken bisher ausgeübte Nutztierhaltung sollen auch am neuen Standort die Voraussetzungen geschaffen werden, diese weiter zu betreiben. Wichtig für den Ansiedlungsstandort ist die Flexibilität auf der neuen Fläche. Es soll ein Nutzungsmix vorhanden sein, welcher die Möglichkeiten der dörflichen Tierhaltung für Haupt-, Neben- und Zuer- werbslandwirte sowie von Hobby- und Kleintierhaltern gewährleistet. Im Rahmen der persönlichen und individuellen Grundstücksvormerk-Aktion konnte erreicht werden, dass keine Anzeichen erkennbar sind, dass Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnis- se durch die Planung verletzt werden. Negative Auswirkungen des Verkehrs können ebenso nicht erkannt werden.

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Die notwendigen Kompensationen für die Eingriffe in Natur und Landschaft werden innerhalb des Plangebietes durchgeführt.

Hinweise zur Bauleitplanung (Merkblatt Januar 2010) Pkt. 1-10. Bei der Gestaltung und Bauausführung des Plangebiets sind die DIN 18040-1 und die DIN 18040-2, die DIN 18024-1, die Bestimmungen der Sächsischen Bauordnung mit § 50 Barrierefreies Bauen, die Schriftenreihe „Barrierefreies Planen und Bauen im Freistaat Sachsen“ sowie die im Verzeichnis der eingeführten Technischen Baubestimmungen eingeführten Normen und Richtlinien zu berücksichti- gen. Die Realisierung der Barrierefreiheit ist in allen Lebensbereichen von entscheidender Bedeutung. Für eine barrierefreie Mobilität ist dabei auch die barrierefreie Anbindung an den öffentlichen Personen- nahverkehr erforderlich.

3.2.2 Nutzungsstruktur im Bestand (Mühlrose)

Abb. 9: Nutztierhaltung Bestand Mühlrose, Stand 02.10.2013, Büro Jansen Ortsplanung

Im Altort Mühlrose prägt vorrangig die Kleintier- und Hobbytierhaltung den dörflichen Charakter, aber auch die Landwirtschaft im Haupterwerb. Es werden Rinder, Ziegen und Schafe im Ort gehalten.

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3.2.3 Grünflächen mit Zweckbestimmung

Sportplatz / Freibad Innerhalb der Flächen ist die Errichtung von Sport- und Freizeitanlagen, Schwimmbädern, Sozial- und Sanitärgebäuden, Gebäude zur gastronomischen Versorgung und den dazugehörigen Nebenanlagen zulässig. Die Gesamtgrundfläche der Gebäude darf maximal 250 m² betragen.

Friedhof Innerhalb der Flächen ist die Errichtung einer Friedhofsanlage mit Trauerhalle, Kapelle, Sanitärge- bäude sowie den dazugehörigen Nebenanlagen zulässig.

3.3 Maß der baulichen Nutzung Um eine geordnete städtebauliche Nutzung zu gewährleisten wird die Grundflächenzahl, die maximal zulässige Anzahl der Vollgeschosse (kurz: Geschossigkeit) sowie die Höhe der baulichen Anlagen im Ansiedlungsgebiet Mühlrose bestimmt.

Grundflächenzahl Entsprechend der Örtlichkeit mit ihren großzügigen Grundstücksflächen in Schleife werden für das Dorfgebiet – MD, eine Grundflächenzahl von 0,6 festgesetzt. Für bereits im Plangebiet bebaute Grundstücke gilt ebenso die Grundflächenzahl von 0,6.

Zahl der Vollgeschosse Um eine an den Standort angepasste Bebauung zu ermöglichen und zugleich den Umsiedlern die Wahlmöglichkeit zu lassen, ihr Gebäude wie im Altbestand zu gestalten, ist im Plangebiet die einge- schossige sowie die zweigeschossige Bauweise möglich. Dabei ist der Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken möglich, soweit nicht mehr als zwei Drit- tel ihrer Grundfläche eine lichte Höhe von mehr als 2,30 m aufweisen. Für die Bestandsbebauung entlang des Groß Dübener Weges werden für die Baufelder 5, 6 und 8 maximal zwei Vollgeschosse zugelassen.

Gebäudehöhe In den jeweiligen Baugebieten für den Ansiedlungsstandort sind die maximale Firsthöhe mit zehn Metern, die mindest und maximale Traufhöhe von 3,40 Metern bis 4,50 Metern festgesetzt. Dadurch wird ein ortsuntypisches Herausheben des Baukörpers aus dem Gelände vermieden. Die Traufhöhe (TH) ist das Maß zwischen der maximalen Erdgeschossfußbodenhöhe und dem Schnittpunkt zwischen Außenwand der Dachhaut und dem oberen Abschluss der Außenwand. Die Firsthöhe (FH) ist das Maß zwischen der maximalen Erdgeschossfußbodenhöhe und dem Schnitt- punkt der beiden Dachschenkel. Die Festsetzungen für die minimale und maximale Traufhöhe sowie für die Firsthöhe gelten nur für das Gebäude der Hauptnutzung, nicht für Nebenanlagen (Nebengebäude und Garagen).

Der festgesetzte Bezugspunkt ist die geplante Endhöhe der Straßenachse. Diese Bezugspunkte wer- den dann in der Planzeichnung dargestellt. Hiervon darf die fertige Erdgeschossfußbodenhöhe der geplanten Gebäude (bezogen auf die Gebäudemitte) höchstens 0,50 Meter über der geplanten Stra- ßenoberkante liegen.

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3.4 Bauweise In den im Bebauungsplan festgesetzten Dorfgebieten gilt grundsätzlich eine offene Bauweise, die einer dörflichen Bauweise entspricht. Längere Riegelbebauungen oder Reihenhäuser sind in den Baugebieten nicht vorgesehen und werden bewusst ausgeschlossen, da sie nicht der Ortstypik der Bebauung in Schleife entsprechen.

Baugrenzen Die Baugrenzen (überbaubare Grundstücksfläche) sind innerhalb der Planzeichnung definiert. Sie werden in der Regel mit einem Abstand von mindestens 3 m von der Straßenbegrenzungslinie auf die Baugrundstücke gelegt. Im Bereich der Bestandsbebauung erfolgt größtenteils eine Platzierung der Baugrenzen entlang der Bestandsbebauung. Die Tiefen der Baugrundstücke im Ansiedlungsstandort variieren. Das ist das Ergebnis der fortge- schrittenen Standortvormerkung der Umsiedler. Daher passen sich die Baugrenzen den Grundstücks- formen an.

Die Regelungen der Sächsischen Bauordnung (insbesondere Abstandsflächenregelung) sind bei mög- lichen Genehmigungs- oder Anzeigeverfahren einzuhalten. Innerhalb der Baugrenzen kann die Stel- lung des Gebäudes variiert werden.

3.5 Nebenanlagen/Garagen/Carports Auf den Baugrundstücken sind auch außerhalb der Baugrenzen die Errichtung von Nebenanlagen sowie die Errichtung von Garagen und Carports unter 40 m² Grundfläche erlaubt. Dies resultiert aus der nicht notwendigen Genehmigungsfähigkeit von Garagen und Carports bis 40 m² Grundfläche entsprechend der SächsBO. Die Zulässigkeit von Nebenanlagen ergibt sich aus der Bestimmung der SächsBO.

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Nebenanlagen sind auf der gesamten überbaubaren und nicht überbaubaren Grundstücksfläche möglich, solange der Regelungsgehalt der Sächsischen Bauordnung eingehalten wird. Die verbleiben- de überbaubare Grundstücksfläche ist (außer der Zufahrten, Stellplätze und sonstigen Nebenanla- gen) als Grünfläche anzulegen.

Darüber hinaus ist auch auf der nicht überbaubaren Grundstücksfläche die Errichtung von Nebenan- lagen zulässig. Die Anzahl der Nebenanlagen auf der nicht überbaubaren Grundstücksfläche wird auf eine Nebenanlage mit einer Grundfläche von bis zu 70 m² begrenzt.

3.6 Bauordnungsrechtliche Festsetzungen Für das Plangebiet und sein Umfeld sind bis zur Einleitung des Bebauungsplanverfahrens keine örtli- chen Bauvorschriften erlassen worden. Die bauordnungsrechtlichen Festsetzungen werden gemäß § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. SächsBO festgesetzt.

Im Ortsbild von Schleife ist viel von der über 700-jährigen Geschichte sichtbar. Dabei wurde der länd- liche Charakter weitgehend erhalten, welcher heute eine wesentliche Grundlage für die anerkannt hohe Wohnqualität des Ortes ist.

Von der überwiegenden Mehrzahl der Mühlroser Einwohner wurden bisher die Siedlungsstruktur und die traditionelle Bauweise sowie das Ortsbild als eine Besonderheit ihres Ortes gewürdigt. Cha- rakteristische Bauweisen sind beispielsweise die mauerumschlossenen Drei- und Vierseithöfe mit ihren großen Hoftoren sowie Gebäude mit Klinkerfassaden. Aus der Vergangenheit existieren einzel- ne Schrotholzbauten. Durch die jeweiligen zeitlichen Entwicklungsabschnitte ist in Mühlrose in seiner Gesamtheit eine vielfältige Gebäudestruktur entstanden, welche an dem Wechsel von ländlichen Hofanlagen, stra- ßenbegleitenden Häusern und durchgrünten Einfamilienhäusern deutlich ablesbar ist.

Bei Inanspruchnahme des Teilfeldes Mühlrose wird auch in Schleife das Siedlungsgefüge verändert. Die Trebendorfer Ortschaft Mühlrose wird in den Norden von Schleife verlagert und an den beste- henden Siedlungsausläufer entlang des Groß Dübener Weges angeschlossen. Der Neubau von ca. 40 Anwesen in relativ kurzer Zeitspanne wird das Siedlungsbild verändern. Dies wird sich durch die indi- viduellen Wünsche der Umsiedler noch verstärken. Daher ist es aus Sicht der Gemeinde Schleife notwendig, gestalterische Elemente des Ortsbildes zu konkretisieren. Dies soll durch individuelle Beratungen und Empfehlungen im Rahmen des Planungsprozesses zwischen den Umsiedlern und dem Ortsplaner erreicht werden. In der Bebauungsplanung werden einige wenige grundsätzliche Gestaltungsregeln festgesetzt.

Dachgestaltung der baulichen Anlagen Im Plangebiet werden die Dachformen und Dachneigungen für das Gebäude der Hauptnutzung vor- gegeben. Als Dachform sind zulässig: Satteldach, Krüppelwalmdach und Walmdach. Demnach sind andere Dachformen, wie beispielsweise Flachdach, Pultdach, Mansarddach ausgeschlossen. Unter- setzt wird diese Festlegung noch mit der vorgeschriebenen Dachneigung von 22 bis 48 Grad (Bau- fenster 1, 3, 4 und 7).

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In den Baufenstern 2, 5, 6 und 8 entlang des Groß Dübener Weges ergibt sich aufgrund der Be- standsbebauung eine Festsetzung ausschließlich von Sattel- und Krüppelwalmdächern mit einer Neigung von 38 bis 48 Grad. Damit respektiert die neue Bebauung die bestehende Bebauung. Als Dachform für Nebenanlagen (Nebengebäude und Garagen) und untergeordneten Vorbauten sind Satteldächer, Krüppelwalmdächer und Pultdächer mit einer Dachneigung von 22° bis 48° zulässig. Pultdächer unmittelbar am Hauptgebäude sind im Material des Hauptgebäudes zu decken. Bei Ne- benanlagen (Nebengebäude und Garagen) mit einer Grundfläche bis zu 40 m² sind auch Flachdächer zulässig. In begründeten Ausnahmefällen sind Dächer von Carports, Garagen und Nebenanlagen mit einer Dachneigung unter 22° zulässig, wenn sie begrünt sind oder eine mindestens 45cm breite um- laufende Attika die Dachfläche einfasst. Als Dacheindeckung bei geneigten Dächern sind nur matt erscheinende Ziegel oder Dachsteine in gedecktem Rot, Dunkelrot, rotbraun oder anthrazit sowie extensive Dachbegrünung zulässig. Anla- gen der erneuerbaren Energien sind zulässig. Glasierte Dachziegel sind unzulässig.

Empfohlen wird den Umsiedlern der traditionellen 1,5-geschossigen Wohnhäuser eine Neigung von 38 – 43 Grad, den Bungalows von 22 – 28 Grad.

Äußere Gestaltung der Gebäude Die Fassaden für das Gebäude der Hauptnutzung sind in Ziegelsichtmauerwerk, Klinker oder als ver- putzte Flächen auszuführen. Holzfassaden sind für alle Gebäude in den Baufeldern entlang der Wald- kante zulässig. Glänzender Putz und polierte oder glatte Fliesen sind unzulässig. Putzfassaden sind in erdfarbenen Tönen anzulegen. Fassaden in reinem weiß und Fassaden in grellen oder sehr dunklen Tönen sind nicht zulässig.

Einfriedungen Im Planungsgebiet sind entlang der Grundstücksgrenzen Einfriedungen an Erschließungsstraßen bis zu einer Höhe von 1,0 m, im begründeten Einzelfall (z.B. Tierhaltung) auch maximal 1,5 m zulässig. An Kreuzungen und Einmündungen sind im Bereich der erforderlichen Sichtfreihaltebereiche (Sicht- dreieck) Einfriedungen bis zu einer maximalen Höhe von 70 cm zulässig.

Geländegestaltung (Aufschüttungen und Abgrabungen) Aufschüttungen und Abgrabungen innerhalb der privaten Grundstücksfläche sind so zu gestalten, dass an der Grundstücksgrenze die natürliche Geländehöhe wieder hergestellt wird oder innerhalb der gemeinsamen Nachbarschaft eine gemeinsame Geländehöhe einvernehmlich festgelegt wird.

Hinweis „Für geplante Gebäude und bauliche Anlagen ist ein Baugrundgutachten gemäß Sächsischer Bauord- nung, welches die Folgen des Grundwasserwiederanstieges, einschließlich Wasserchemismus beach- tet, vorzulegen. Die Ergebnisse dieses Gutachtens und der geplanten Tragwerkskonstruktion sind dem Sächsischen Oberbergamt gemäß § 110-113 Bundesberggesetz vorzulegen. Das Gutachten und die Stellungnahme des Sächsischen Oberbergamtes sind der Unteren Bauaufsichtsbehörde mit den Bauvorlagen einzureichen“.

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3.7 Archäologie Das Plangebiet grenzt an einem archäologischen Relevanzbereich (84940–D-01) an. Dieser reicht vom südlich gelegenen Ortskern von Schleife bis an die Spremberger Straße. Das archäologische Kultur- denkmal ist nach § 2 SächsDSchG Gegenstand des Denkmalschutzes.

Vor Beginn von Bodeneingriffen im Rahmen von Erschließungs- und Bauarbeiten, müssen durch das Landesamt für Archäologie im von Bautätigkeit betroffenen Areal archäologische Grabungen durch- geführt werden. Auftretende Befunde und Funde sind sachgerecht auszugraben und zu dokumentie- ren. Es gilt darüber hinaus zu beachten, dass die aktuelle Kartierung der Bodendenkmale nur die bislang bekannten und dokumentierten Fundstellen umfasst. Tatsächlich ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Vielzahl weiterer archäologischer Kulturdenkmäler nach § 2 SächsDSchG zu rechnen.

Nach § 14 SächsDSchG bedarf der Genehmigung der Denkmalschutzbehörde, wer Erdarbeiten etc. an einer Stelle ausführen will, von der bekannt oder den Umständen nach zu vermuten ist, dass sich dort Kulturdenkmale befinden. Der Vorhabenträger wird im Rahmen des Zumutbaren an den Kosten beteiligt(§ 14, Abs. 3 SächsDschG). Der zeitliche und finanzielle Rahmen der Ausgrabung sowie das Vorgehen werden in einer zwischen Vorhabenträger und Landesamt für Archäologie abzuschließenden Vereinbarung verbindlich festge- halten.

Die ausführenden Firmen sind auf die Meldepflicht von Bodenfunden gemäß § 20 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen (SächsDSchG) hinzuweisen.

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3.8 Denkmalschutz Auf dem Territorium bzw. im unmittelbaren Umgebungsschutzbereich sind sichtbare Kulturdenkmale vorhanden (Flurstück 183/2, Flur 2 Gemarkung Schleife). Diese sind im Plan gekennzeichnet und in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.

Objekt Nr.: Flurstücksnr. Bauwerksname / Kurzcharakteristik Datierung bez. 1960 (Friedhof); nach 08951463 183/2 Friedhofskapelle und Kriegerdenkmal 2. Weltkrieg 1945 (Kriegerdenkmal)

In der direkten Umgebung des Plangebietes befinden sich folgende Schutzwürdige Kulturgüter / Bau- denkmale auf der Flur 1 bzw. der Flur 2 der Gemarkung Schleife.

Objekt Nr.: Flurstücksnr. Bauwerksname / Kurzcharakteristik Datierung Wohnhaus (Klinker, gelb), nur linker Teil und Hofeinfahrt 09285646 51 bez. 1893 eines Vierseithofes Wohnhaus mit angebautem Nebengelass und Hofdurch- 09285659 56/2 um 1880/1890 fahrt Wohnhaus, frei stehend (roter Klinkerbau mit grünen 09285663 59 Rosettenkacheln und braunen Blendziegeln), seitliche um 1905 Hofeinfahrt und Einfriedung 08951466 60 Ländliches Wohnhaus (gelber Klinker), mit Torhaus um 1900 09285662 61/5 Schrotholzhaus um 1850 Wohnhaus und drei Seitengebäude (Hofdurchfahrt) 09285661 64/1 bez. 1921 eines Bauernhofes Wohnhaus (Klinker, gelb mit roten Blendern) und drei 09285644 69/1 Ende 19. Jh. Seitengebäude eines Bauernhofes Wohnhaus (Klinker, gelb mit roten Blendziegeln) und 09285660 75; 74/4 um 1905 kleines Seitengebäude 09285645 133 Wohnhaus (Klinker, gelb mit roten Blendern) um 1900

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4. UMWELTSITUATION

4.1 Umweltbericht Die Belange des Umweltschutzes innerhalb des Plangebietes werden im Umweltbericht nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB untersucht und der notwendige Kompensationsbedarf hinsichtlich des Eingriffes in das Natur- und Landschaftspotenzial ermittelt. Die Erarbeitung des Umweltberichtes erfolgt nach der Mitteilung der Fachbehörden zum Detaillierungsgrad der Umweltprüfung.

Mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde am 25.04.2018 abgestimmt, dass keine neuen faunisti- schen Untersuchungen notwendig sind. Die Untersuchungen aus dem Jahr 2012/2013 bzw. 2015, welche im Zusammenhang mit den ehemals drei Umsiedlungsstandorten Mühlrose, Mulkwitz und Rohne durchgeführt wurden, können aufgrund der Standortüberlagerung für den aktuellen Bebau- ungsplan verwendet werden.

Der Artenschutzfachbeitrag für das Plangebiet wurde erstellt. Die Ergebnisse werden unter Pkt. 4.4 aufgeführt. Diese zeigen mögliche Konfliktpotentiale auf, welche in der Bebauungsplanung berück- sichtigt werden. Hierbei handelt es sich um notwendige Vermeidungs-, Verminderungs- und Aus- gleichsmaßnahmen, welche als Festsetzungen in den Grünordnerischen Teil übernommen werden.

Der Eingriff in das Natur- und Landschaftspotenzial wurde nach einer erneuten vor Ort durchgeführ- ten Biotoptypenkartierung und einer anschließenden Bewertung entsprechend den Handlungsemp- fehlungen zur Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen im Freistaat Sachsen (BRUNS) bilanziert und die daraus resultierenden Ausgleichsmaßnahmen abgeleitet.

4.2 Geologische Verhältnisse / Baugrund9 Das Untersuchungsgebiet ist relativ eben und fällt leicht von Norden (130,3 m ü. NHN) nach Süden (128,9 m ü. NHN) ein. Es gibt im Gebiet keine deutlich sichtbaren Erhöhungen oder Geländeabsen- kungen.

Das Untersuchungsgebiet befindet sich über dem nordwestlichen Ende des bruchtecktonisch ausge- bildeten Grabens von Weißwasser, südwestlich der äußeren Strukturen des Muskauer Faltenbogens.

Entsprechend der Bodenkarte der Freistaates Sachsen (BK 50) bildet die Leitbodenform der relikti- sche Gley aus fluvilimnogenem Kies führenden Sand (Sandersand). Dabei handelt es sich um Böden aus glazialen Ablagerungen. Die Böden sind basenarm und weisen einen ph-Wert von 7-6,5 auf (neutral – schwach sauer).

Oberflächennah stehen im Untersuchungsbereich bis ca. z=0,4 m u. GOK überwiegend sansige Schluf- fe (SU*-UM) mit weicher bis steifer Konsistenz als Ackerboden an. Teilweise können geringe organi-

9 vgl. Baugrundgutachten GA 18/043 der GMB GmbH, vom 19.11.2018

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sche Beimengungen (OH) enthalten sein. Darunter folgen bis ca. z= (1,0 … 1,2) m u. GOK schwach schluffige (SU) bis schluffige (SU*) Fein- bis Mittelsande mit überwiegend mitteldichter Lagerung auf. Abschnittsweise tritt eine Zunahme der Schluffanteile (SU) auf. Baugrundeignung Die Baugrundverhältnisse sind unterhalb des Ackerbodens im Erkundungsbereich relativ homogen und hinsichtlich der geplanten Baumaßnahme überwiegend ausreichend tragfähig.

Baugrundaufschlüsse sind immer Punktaufschlüsse. Die Baugrundverhältnisse zwischen den Punk- taufschlüssen wurden entsprechend des Wissens und der Erfahrungen des Gutachters interpretiert. Lokale Abweichungen sind auch bei einem Verdichten der Bohrabstände nicht völlig auszuschließen.

Werden bei den Baumaßnahmen grundsätzlich andere Baugrundverhältnisse vorgefunden als im Baugrundgutachten GA 18/043 beschrieben, ist der Gutachter der GMB GmbH oder der Bauherr sofort zu informieren. Weitere Maßnahmen sind mit diesen abzustimmen.

Tragfähigkeit Zur Klärung der standortkonkreten Baugrundverhältnisse sollten im Vorfeld der einzelnen Baumaß- nahmen Baugrunderkundungen nach DIN 4020 / DIN EN 1997-2 erfolgen. Damit wird sichergestellt, dass die Planungen an bestehende Untergrundverhältnisse angepasst werden können.

Allgemeine Hinweise: Die für die Baumaßnahmen im B-Plangebiet verwendeten Baustoffe und Einbaumaterialien dürfen keine wassergefährdenden Stoffe enthalten, die über das Sickerwasser in den oberen Grundwasser- leiter gelangen können. Für jedes Bauvorhaben ist rechtzeitig vor Baubeginn eine bergbauliche Stellungnahme bei der LEAG einzuholen.

Hinweise natürliche Radioaktivität Das Plangebiet liegt nach den bisher vorliegenden Kenntnissen in einem Gebiet, in dem erhöhte Ra- donkonzentrationen in der Bodenluft wahrscheinlich kaum auftreten. Es ist jedoch nicht mit Sicher- heit auszuschließen, dass auf Grund lokaler Gegebenheiten und der Eigenschaften des Gebäudes hinsichtlich eines Radonzutrittes dennoch erhöhte Werte der Radonkonzentration in der Raumluft auftreten können.

Auf Grundlage der EU-Richtlinie 2013/59/EURATOM des Rates vom 05.12.2013 wurde im Juni 2017 das neue Strahlenschutzgesetz (Gesetz zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strah- lung (StrlSchG) vom 27.Juni 2017 verabschiedet. In diesem wurde zum Schutz vor Radon für Aufent- haltsräume und Arbeitsplätze in Innenräumen erstmalig ein Referenzwert für die über das Jahr ge- mittelte Radon-222-Aktivitätskonzentration in der Luft von 300 Bq/m3 festgeschrieben. Dieser Refe- renzwert tritt zum 31. Dezember 2018 in Kraft.

Zum vorsorgenden Schutz vor erhöhter Strahlenbelastung durch Zutritt von Radon in Aufenthalts- räumen empfehlen wir, bei geplanten Neubauten generell einen Radonschutz vorzusehen oder von einem kompetenten Ingenieurbüro die radiologische Situation auf dem Grundstück und den Bedarf an Schutzmaßnahmen abklären zu lassen. Bei geplanten Sanierungsarbeiten an bestehenden Gebäu-

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den empfehlen wir, die Radonsituation durch einen kompetenten Gutachter ermitteln zu lassen und ggf. Radonschutzmaßnahmen bei den Bauvorhaben vorzusehen.

4.3 Hydrologische Verhältnisse

Oberflächengewässer: Das Untersuchungsgebiet liegt im Einzugsgebiet der Spree und wird stark vom südöstlich gelegenen Tagebau Nochten beeinflusst. An der südöstlichen Plangebietsgrenze verläuft ein straßenbegleiten- der Graben. Dieser mündet nach Unterquerung der Spremberger Straße (S 126) über den Schleifer Dorfteich in den Schleifer Dorfgraben, welcher mit dem Hauptvorfluter der Gemeinde, der Struga, verbunden ist. Der Graben führt lediglich periodisch Wasser und dient als Entwässerung der angrenzenden Land- wirtschaftsflächen und der Straße. Er ist somit kein Gewässer 2. Ordnung. Weitere Oberflächenge- wässer sind im bzw. um das Plangebiet nicht vorhanden.

Grundwasser: 10 Die hydrologische Situation wird durch die bergbauliche Wasserhaltung des Tagebaus Nochten be- einflusst. Nach der hydrologischen Stellungnahme der LEAG vom 03.09.2018 lag der vorbergbauliche Grund- wasserstand (GWS) im Haupthangendgrundwasserleiter bei ca. (125 … 126) m ü. NHN (z  (3 … 4) m u. GOK). Der aktuelle Grundwasserstand liegt bei ca. z = 14 m u. GOK ((115 … 116) m ü. NHN). Zum

Zeitpunkt der Erkundungsarbeiten (09.10 bis 16.10.2018) wurde bis zur Endteufe von zEnd = 5,0 m u. GOK kein Grundwasser angetroffen. Aufgrund teilweise anstehender bindiger Schichten, ist ab- schnittsweise mit Schichtenwasser zu rechnen.

Für den nachbergbaulichen Grundwasserstand lagen der GMB GmbH zum Zeitpunkt der Erstellung des Gutachtens keine Informationen vor.

Baumaßnahmen im Plangebiet, die mit Grundwasserbenutzungen verbunden sind, bedürfen der Einzelfallprüfung durch die Untere Wasserbehörde. Hierzu sind der Unteren Wasserbehörde das o. g. Baugrundgutachten ergänzt um eine Stellungnahme der LEAG zur voraussichtlichen Grundwasser- standsentwicklung vorzulegen.

Unterirdische Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, bei denen mit Grundwasser- flurabständen oberhalb der Unterkante der genannten Anlagen zu rechnen ist, müssen so gesichert sein, dass . keine wassergefährdenden Stoffe austreten können, . kein Aufschwimmen oder eine sonstige Lageveränderung möglich ist (Auftriebssicherung), . kein Wasser in die wassergefährdende Stoffe enthaltenden Anlagenteile eindringen kann und eine mechanische Beschädigung ausgeschlossen ist.

10 vgl. Baugrundgutachten GA 18/043 der GMB GmbH, vom 19.11.2018

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Die Anforderungen gelten auch bei schwankenden oder kurzzeitig extrem erhöhten Grundwasser- ständen. Grundsätzlich gelten die §§ 62 und 63 WHG sowie die §§ 52 und 53 SächsWG.

Allgemeine Hinweise: Um die Grundwasserneubildung nicht wesentlich zu beeinträchtigen sollen: . die Flächenversiegelung auf das notwendige Maß reduziert, . das nicht kontaminierte Niederschlagswasser (insbesondere von Dächern) bei geeigneten Untergrund- und Standortverhältnissen möglichst vollständig und breitflächig über die beleb- te Bodenzone versickert, sowie durch den Verkehr gering frequentierte Stellflächen, Geh- und Radwege wasserdurchlässig gestaltet werden. . Grundwassermessstellen, die im Planungsgebiet angetroffen werden, sind vor jeder Beein- trächtigung zu schützen. . Tiefbauarbeiten, die planungsseitig das Grundwasser anschneiden, sind spätestens einen Monat vorher der Unteren Wasserbehörde anzuzeigen (§ 49 Abs. 1 WHG i. V. m. § 41 Abs. 1 Sächs WG). Bei einem unvorhergesehenen Grundwasseranschnitt sind die Erschließungsar- beiten einzustellen und die Untere Wasserbehörde ist umgehend zu unterrichten (§49 Abs. 2 WHG i.V.m. § 41 Abs. 2 Sächs WG). . Grundwasserbenutzungen (z.B. Entnahmen, Einleitungen) bedürfen der wasserrechtlichen Erlaubnis (§§ 8,9 WHG) durch die Untere Wasserbehörde.

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4.4 Naturschutzrechtliche Belange Von den Flächen im Plangebiet werden derzeit 68 % landwirtschaftlich als Acker- und Grünland ge- nutzt. Dörfliche Siedlungsbereiche mit ihren Freiflächen und Verkehrsflächen machen 14 % der Ge- samtfläche aus. Wald- und Gehölzflächen nehmen 11 % der Gesamtfläche ein. Bei den anderen Flä- chen (7 %) handelt es sich um den Friedhof, Ruderal- und Wegeflächen.

Für große Teile des Plangebietes erfolgte bereits eine Erfassung der Biotope im Mai und August des Jahres 2012 für die damalige Umsiedlungsplanung. Für die aktuellen Planungen wurden diese Kartie- rungen als Grundlage herangezogen und durch eine Kartierung im September 2018 überprüft sowie die bis dahin nicht kartierten Flächen nachkartiert. Daraus entstand eine ausführliche Liste der ange- troffenen Lebensräume und Biotopen mit deren Artenspektrum sowie eine Biotoptypenkarte für den Ansiedlungsstandort (Code Biotoptypenliste 2010).

Im Nordwesten befindet sich ein Anteil eines Restwaldes. Diese inselartige Waldfläche wird durch Eiche, Birke und Zitterpappel bestimmt und geht in Richtung Süden in einen Pappelforst über. Den östlichen Abschluss des Waldstückes bilden Stieleichen. Der Großteil der Plangebietsfläche wird ackerbaulich intensiv genutzt. Charakteristisch für das Gebiet sind zudem die wegbegleitenden Feld- hecken entlang des Groß Dübener und des Lieskauer Weges sowie an deren Verbindungsweg. Den Übergang zum Acker bilden schmale Saumbereiche mit Gras- und Krautstreifen. Im Südosten des Plangebietes befindet sich der Friedhof von Schleife mit seinem markanten Altbaumbestand aus Ei- chen. Die Ansiedlungen außerhalb des Plangebietes werden durch historisch gewachsene Einzelge- höfte in Form von Drei- und Viertseithöfen geprägt. Die im Süden liegenden Einzelhaussiedlungen wurden in den letzten Jahren durch Modernisierungsmaßnahmen überformt und besitzen rückwärtig Ziergärten ohne Altbaumbestand. Innerhalb der Kartierung im Jahr 2012 wurde westlich des Groß Dübener Weges innerhalb der Dörflichen Siedlung ein extensiv genutztes mageres Grünland frischer Standorte kartiert. Diese Fläche wurde daher als geschütztes Biotop gemäß § 21 SächsNatSchG auf- genommen. Bei der Nachkartierung wurde eine stark ruderalisierte Fläche vorgefunden. Auf der Flä- che wuchsen großflächig Essigbäume (Rhus typhina) und Sukzessionsstadien des Zuckerahorn (Acer saccharum). Aufgrund dieses Bestandes wird die Fläche nicht als geschütztes Biotop eingeordnet.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Artenausstattung der kartierten Biotope als durch- schnittlich naturraumtypisch zu bewerten ist.

Innerhalb der bereits durchgeführten Bebauungsplanung „Am Großteichweg Teil A“ für die Umsied- ler aus dem 1994er Abbaugebiet wurden Flächen in Anspruch genommen, welche durch ihre Nut- zung für den Biotop- und Artenschutz von hohem naturschutzfachlichem bzw. mittlerem natur- schutzfachlichem Wert sind (Magere Frischwiese; extensive Frischwiese). Dabei wurden 6.100 m² des § 21 Biotops „Magere Frischwiese“ westlich des Großteichweges beansprucht. Bei der Fläche handelt es sich um eine sehr magere, niedrigwüchsige Rotschwingel-Rotstraußgras- Wiese mit Elementen der Sandmagerrasen. Dominierend im Bestand sind Festuca rubra, Luzula cam- pestris, Agrostis tenuis. Weiterhin kommen Stellaria graminea, Hypochoeris radicata, Plantago lanceolata, Achillea millefolium, Rumex acetosella, Campanula rotundifolia, Hieracium pilosella, Ra- nunculus bulbosus, Ranunculus acris, Veronica chamaedrys, Campanula patula, Anthoxanthum odo- ratum, Vicia cracca, Festuca ovina, Holcus lanatus, u.a. vor.

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Zur Herstellung der bauplanungsrechtlichen Genehmigungsfähigkeit wurde eine Ausnahmegenehmi- gung gemäß § 30 BNatSchG für die Eingriffe in geschützte Biotope beantragt. Als Maßnahmenvorschlag im Antrag für die Kompensation des § 21 –Biotops Magere Frischwiese und den Eingriff in die anderen Biotope wurde die Umwandlung eines intensiv genutzten Acker in exten- siv genutztes Grünland frischer Standorte mit einer Fläche von 13.500 m² vorgeschlagen.

Bei der jetzigen Darstellung und Bilanzierung wird der Eingriff und Ausgleich entsprechend der Zielbi- otope (Anlage Magere Frischwiese; ext. genutztes Grünland frischer Standorte) vorgenommen. Dem- zufolge wird der Eingriff in das geschützte Biotop flächengleich (6.100 m²) ausgeglichen. Die restli- chen zu erbringenden Pkt. werden über die Extensivierung erbracht und werden innerhalb der Ge- samtbilanz verrechnet. Der Antrag wurde mit Schreiben vom 22.07.2013 von der Unteren Naturschutzbehörde mit folgenden Aufla- gen über die Festlegungen in den Antragsunterlagen hinaus genehmigt. 1. Um eine rasche Aushagerung des Ackers (Ausgleichsfläche) sowie eine erfolgreiche und zeitnahe Etablierung des Ziel-Biotops "magere Frischwiese" zu erreichen, ist ein Oberbodenübertrag (anstelle Heusaat) vom Eingriffsstandort auf die Kompensationsfläche vorzunehmen. Der Oberboden (Stärke 20 cm) mit Krautschicht ist auf der vorbereiteten Ziel-Biotopfläche aufzubringen. Der Anwuchs ist zu sichern. 2. Der Oberbodenübertrag ist außerhalb von Trockenperioden durchzuführen. Anderenfalls ist durch eine ausreichende Bewässerung für den erfolgreichen Anwuchs zu sorgen. Die Ausgleichsfläche der mageren Frischwiese ist in einer Ausdehnung von mind. 6.100 m² räumlich von der übrigen Kompensationsfläche für das B-Plangebiet "Am Großteichweg - Teil A'' abzutren- nen. Die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme ist zeitgleich mit der Inanspruchnahme des geschütz- ten Biotops vorzunehmen. Der Ausgleich ist, gemäß Antragsunterlagen, auf den Ackerflächen der Flurstücke 94/3, 95, 96, 98 der Gemarkung Schleife, Flur 1 vorzunehmen. 3. Die Verfügbarkeit und naturschutzgerechte Nutzung der Fläche ist dauerhaft zu sichern. 4. Der Pflegeplan ist laut Antragsunterlagen vorläufig für einen Zeitraum von 5 Jahren festgeschrieben. Im 5. Jahr ist Kontakt mit der zuständigen Naturschutzbehörde aufzunehmen, um den Pflegeplan fortzuschreiben. 5. Die erste Mahd ist - entsprechend Antragsunterlagen - Ende Juni, Anfang Juli, die zweite Ende Au- gust, Anfang September durchzuführen. Evtl. notwendige Abweichungen von diesen Terminen sind mit der zuständigen Naturschutzbehörde abzustimmen. 6. Die Ausbringung von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln auf der Fläche ist untersagt. Die übrige, an das B-Plangebiet angrenzende Biotopfläche (magere Frischwiese) und der ebenfalls angrenzende Sandmagerrasen sind vor Beeinträchtigungen und Nutzungsänderungen durch das Baugeschehen zu bewahren (keine Ablagerungen, keine Befahrung, etc.).

Die Flächen, welche als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in geschützte Biotope durch den Be- bauungsplan „Am Großteichweg - Teil A“ verursacht wurden, werden im Bebauungsplan „Ansied- lungsstandort Mühlrose“ dargestellt. Somit findet der Ausgleich nicht auf den o.a. Flurstücken statt, sondern auf Teilen der Flurstücke 162/2 und 158/1, Flur 2, Gemarkung Schleife. Diese werden eben- falls als Ackerflächen genutzt. Somit können die genannten Auflagen und Festlegungen beibehalten werden.

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Fauna Mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde abgestimmt, dass keine neuen faunistischen Untersu- chungen notwendig sind. Die Untersuchungen aus dem Jahr 2012/2013 bzw. 2015, welche im Zu- sammenhang mit den ehemals drei Umsiedlungsstandorten Mühlrose, Mulkwitz und Rohne durchge- führt wurden, können aufgrund der Standortüberlagerung für den aktuellen Bebauungsplan verwen- det werden.

Im vorliegenden Gutachten wurde das Vorkommen von Vögeln, Fledermäusen, Amphibien, Reptilien und Tagfaltern im Bereich des Bebauungsplangebietes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ im Landkreis Görlitz untersucht. Dazu wurden die verfügbaren Daten aus Begehungen 2012, 2013 und 2018 aus- gewertet und zusammengeführt.

Zusammenfassung aus dem Gutachten: Im Untersuchungsgebiet konnten zwölf Brutvogelarten in 14-17 Revieren nachgewiesen werden. Davon brüten sieben Arten im B-Plangebiet und fünf Arten nur angrenzend im Puffer um das B- Plangebiet. Nur die Heidelerche wird im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie aufgeführt. Vier Arten (Bluthänfling, Feldlerche, Rauchschwalbe, Star) sind in der Roten Liste Deutschlands aufgeführt und drei weitere Arten stehen in der bundesdeutschen Vorwarnliste. Drei Arten (Heidelerche, Feldlerche, Rauchschwalbe) sind in der Roten Liste Sachsen (Zöphel et al. 2015) aufgeführt und/oder haben in Sachsen einen ungünstigen Erhaltungszustand. Zusätzlich werden drei Arten in der sächsischen Vor- warnliste geführt. Planungsrelevant sind die potenziell beeinträchtigten Arten Heide-, Feldlerche und Wiesenschafstelze.

Es wurden drei Fledermausarten jagend nachgewiesen, aber es konnten keine Quartiere gefunden werden. Einzeltiere und auch Trupps von 3-4 Exemplaren der Breitflügelfledermaus jagten regelmä- ßig entlang des Heckenstreifens am Lieskauer Weg. Entlang der Baumreihe / Hecke nördlich der Frie- densstraße Schleife wurden Exemplare des Braunen Langohr und der Zwergfledermaus beobachtet.

Im Untersuchungsgebiet gibt es keine Nachweise von Amphibien und Reptilien. Geeignete Repro- duktionsgewässer entstehen voraussichtlich erst nach Umsetzung der Baumaßnahmen.

Im Untersuchungsgebiet gibt es keine Nachweise der zwei Ameisenbläulinge. Die vorhandenen Strukturen sind auch kaum für die Art geeignet.

Es werden Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen vorgeschlagen, um negative Auswirkungen auf die vorgefundene Fauna zu vermeiden. Bei Umsetzung der Maßnahmen sind keine erheblichen Be- einträchtigungen der Fauna zu befürchten.

Maßnahmen zum Schutz der potenziell beeinträchtigten Arten Ausgleichsmaßnahmen:  A1 - Ausgleich Lerchenreviere durch magere Frischwiese / extensive Grünlandfläche Aufgrund der Inanspruchnahme von geschützten Biotopen im Rahmen des Bebauungsplanes "Am Großteichweg - Teil A" werden im B-Plangebiet Aufwertungsmaßnahmen mit dem Ziel der Wie- derherstellung dieser Biotope durchgeführt.

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Mit Umsetzung der Maßnahmen ist eine Habitataufwertung auch für die Fauna verbunden. Auf den Flächen können das beanspruchte Revier der Heidelerche und 1-2 Reviere der Feldlerche aus- geglichen werden. Für langfristige Wirksamkeit der Maßnahme sind die westlich und nördlich angrenzenden geplan- ten Grünflächen nur mit Pflanzenarten mit einer maximalen Wuchshöhe von 10 m zu bepflanzen. Höhere vertikale Strukturen werden von Lerchen gemieden und reduzieren dadurch das besiedel- bare Habitat auf den Offenflächen.

 A2 – Ausgleich Lerchenreviere Insgesamt sind 3-4 Reviere der Feldlerche auszugleichen. Durch die vorgenannte Maßnahme wird Lebensraum für 1-2 Reviere geschaffen. Die zwei verbleibenden Reviere können durch Umwand- lung von etwa 2 ha Ackerfläche in extensives Grünland / magere Frischwiese entsprechend der obigen Maßnahmen im Südteil des B-Plangebiets oder auf Ackerflächen im direkten Umfeld des B- Planes ersetzt werden. Bei der Auswahl einer Fläche im Umfeld ist ein Mindestabstand von 50m zu Wald oder anderen hohen vertikalen Strukturen einzuhalten. Alternativ ist auch die Durchfüh- rung von langfristig abgesicherten produktionsintegrierten Maßnahmen auf Ackerflächen in der Umgebung des B-Plangebietes möglich. Ein Ausgleich von zwei Feldlerchenrevieren kann nach den Ergebnissen des sächsischen Bodenbrüterprogrammes z.B. durch Anlage von Feldlerchen- fenstern auf knapp 10 ha Ackerfläche erreicht werden. Alternativ kann auf reichlich 13 ha ein wei- terer Saatabstand (zusätzliche Fahrgasse) erzeugt werden. Weitere Maßnahmen sind möglich und die Flächengröße muss jeweils an den erreichbaren Aufwertungsumfang (zusätzliche Brutpaare je Hektar) angepasst werden.

Vermeidungsmaßnahmen:  V1 - Minimierung des Versieglungsgrades Es ist ein erklärtes Ziel der Bundesregierung bis spätestens 2020 die gegenwärtige Neuversieglung von reichlich 70 ha auf unter 30 ha pro Tag zu drücken. Generell sollte daher der Versiegelungs- grad bei allen Baumaßnahmen minimiert werden. Ideal wäre eine unversiegelnde Ausführung des Baus der Wege abseits der Dorfstraße (z.B. Verbindungsweg Dorfstraße – Groß-Dübener Straße). Falls das nicht möglich ist, sollte die Breite der versiegelten Fläche minimiert werden. Ein ca. 1-2 m breiter unversiegelter, aber vegetationsarmer Randstreifen wäre förderlich damit Offenboden erhalten bleibt bzw. neu erzeugt wird.

 V2 - Minimierung Vogelschlag an Fensterscheiben Bei der Planung der Gebäudearchitektur sollte die Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“ (Schmid et al. 2012) berücksichtigt werden. Große Glasflächen und über Eck verglaste Räume werden von Vögeln nicht erkannt und erhöhen signifikant das Tötungsrisiko durch Anflug. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass Greifvogelsilhouetten an Fensterscheiben wirkungs- los sind und das Tötungsrisiko für Vögel nicht reduzieren.

 V3 - Bauzeitbeschränkung Besonders lärmintensive Baumaßnahmen müssen zwischen September und März außerhalb der Brutzeit erledigt werden. Baumfällungen/Gebüschrodungen müssen zur Wahrung des Tötungs- verbotes außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden. Falls davon abgewichen werden soll, muss

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ein Sachverständiger im Rahmen der ökologischen Baubegleitung den zu rodenden Bereich vorher auf das Vorkommen von Fortpflanzungsstätten untersuchen. Bei der vorliegenden Maßnahme werden allerdings kaum Rodungen nötig sein, da es sich fast ausschließlich um Ackerflächen han- delt.

 V4 – Vermeidung Zerstörung Lebensstätten Auf den Ackerflächen besteht das Risiko der Tötung von Entwicklungsstadien (Eier, Jungvögel), wenn sie während der Fortpflanzungszeit überformt werden. Raumgreifende Maßnahmen müs- sen daher außerhalb der Brutzeit (März-Juni) durchgeführt werden. Ggf. sind entsprechende Flä- chen vor der Brutzeit vorzubereiten, damit sie zur Anlage von Nestern ungeeignet sind (z.B. voll- kommen eben und vegetationslos). Insbesondere für die Feldlerche können benachbart (max. 50 m Abstand) für die Nestanlage geeignete (z.B. Brachen) und während der Brutzeit nicht bean- spruchte Flächen etabliert werden. Dadurch wird die Nestanlage in diese Flächen gelenkt und das Tötungsrisiko deutlich reduziert.

Es sind keine zwingenden Maßnahmen zur Reduktion von betriebsbedingten Wirkfaktoren not- wendig. Wünschenswert wäre eine Leinenpflicht für Hunde im Umkreis der Maßnahmenflächen (extensivierte Ackerflächen), da ansonsten die positive Wirkung durch regelmäßige Störungen deutlich reduziert werden kann.

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4.5 Wald Im Plangebiet befindet sich im Nordwesten auf Teilen der Flurstücke 164 und 166, Flur 2 Gemarkung Schleife eine Fläche, welche als Wald im Sinne § 2 Abs. 1 Waldgesetz für den Freistaat Sachsen (SächsWaldG) ausgewiesen ist. Für die genannte Waldfläche sind nach der Waldbiotop- und Wald- funktionenkartierung keine besonderen Waldfunktionen ausgewiesen.

Beeinträchtigungen durch die Bebauung hinsichtlich des Waldabstandes nach § 25 Abs. 3 Sächs- WaldG zu baulichen Anlagen mit Feuerstätten sowie mit Gebäuden sind nicht zu erwarten. Die über- baubaren Grundstücksflächen wurden mit einem Abstand von mind. 30 m zur Waldkante verortet.

4.6 Immissionsschutz Im Plangebiet werden Bauflächen als Dorfgebiet nach § 5 BauNVO festgesetzt. Daraus ergeben sich gem. DIN 18005-1 schalltechnische Orientierungswerte von tags/nachts 60/45 dB(A).

Die Thematik des Immissionsschutzes wird innerhalb eines Schalltechnischen Gutachtens genauer untersucht. Das Gutachten wird von der IDU Ingenieurgesellschaft für Datenverarbeitung und Um- weltschutz mbH erstellt. Innerhalb des Gutachtens wurden folgende Schallquellen betrachtet: - Bestehende Gewerbelärmquellen (Betonwerk Bierholdt GmbH, Baustoffhandel Tonas, Autohaus Mudra, Tierhaltungsbetrieb, Schießsportanlage Schleife), - Gewerbelärmquellen des Tagebaubetriebes (Prognosejahr 2024), - Planerische Gewerbelärmquellen (B-Plangebiet Gewerbegebiet Schleife), - Straßenverkehrslärm.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass auf den Baufeldern des B-Planes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch den Industrie-/Gewerbelärm zu erwarten sind. Sowohl die von bestehenden gewerblichen Schallquellen (ohne Tagebau) ausgehenden, als auch die von planerisch möglichen Schallquellen zu erwartenden Geräusche unterschreiten die schalltechnischen Orientierungs-werte für die städtebauliche Planung nach DIN 18005. Zu beachten ist, dass Geräusche von bergbaulichen Tätigkeiten (Tagebaulärm) zwar prinzipiell dem Gewerbelärm zuzuordnen jedoch nicht mit anderen gewerblichen Schallquellen kumulativ zu bewerten sind. Die von dem Tagebau Nochten ausgehenden Geräusche halten im Plangebiet die schalltechnischen Orientierungswerte für die städtebauliche Planung nach DIN 18005 ein […]. Die Beurteilungspegel des Gewerbelärms sind in den Punkten … und … für die einzelnen Baufelder aufgeführt und den Orientierungswerten gegen- übergestellt.

Das Vorhabengebiet ist teilweise mit einer erhöhten Verkehrslärmbelastung (geringfügige Über- schreitung der schalltechnischen Orientierungswerte für die städtebauliche Planung nach DIN 18005) beaufschlagt. Das betrifft ausschließlich die Nachtzeit und die östlichen Randbereiche der Baufelder 2, 5, 6 und 8, die unmittelbar an den Groß-Dübener Weg grenzen.

Auf den Baufenstern 2,5,6 und 8 sollten daher bei Ausbau, Sanierung und Neubau von Gebäuden mit nach DIN 4109-1 schutzbedürftigen Räumen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen im

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Sinne des Bundesimmissionsschutzgesetzes Außenbauteile einschließlich der Fenster von schutzbe- dürftigen Räumen mindestens folgendes bewertetes resultierendes Luftschalldämm-Maß (R'w,res nach DIN 4109) aufweisen:

 Baufeld 2: Ostfassade im unmittelbaren Randbereich der bebaubaren Fläche (erf. R'w,res > 35,3 dB)  Baufeld 5 und 6: Ostfassade in einem 6m breiten Streifen entlang des östlichen Randes der bebaubaren Fläche (erf. R'w,res > 36,9 dB)  Baufeld 8: Süd - u. Ostfassade in einem 5m breiten Streifen entlang der östlichen und südli- chen Grenze der bebaubaren Fläche (erf. R'w,res > 36,3 dB)

Fenster von überwiegend zum Schlafen genutzten Räumen sind auf den straßenabgewandten Ge- bäudeseiten anzuordnen (lärmgeschützte Grundrisse bzw. Fassadengestaltung. Straßenabgewandte Fassaden sind solche Fassaden, bei denen der Winkel zwischen Straßenachse und Fassade mehr als 100° beträgt. Alternativ ist eine Anordnung der zum Lüften geeigneten Fenster von überwiegend zum Schlafen genutzten Räumen an den straßenseitigen Fassaden der Gebäude möglich. Dabei sind schalldämmende Lüftungseinrichtungen gemäß den Anforderungen des o.g. bewerteten Schall- dämm-Maßes R'w,res vorzusehen.

Generell sind schutzbedürftige Räume mit sauerstoffverbrauchenden Energiequellen und ausschließ- lich Fenstern an Fassaden, bei denen eine Überschreitung der schalltechnischen Orientierungswerte auftritt, mit schallgedämmten Lüftungseinrichtungen gemäß den Anforderungen des o.g. bewerteten Schalldämm-Maßes R'w,res vorzusehen.

Die Schalldämm-Maße sind mit herkömmlichen Fenstern der Schallschutzklassen 2 bis 3 in Abhängig- keit des Verhältnisses zwischen Fensterfläche und Fassadenfläche zu erreichen. Der objektbezogene Nachweis muss innerhalb der Bauantragsunterlagen durch den Architekten bzw. den Bauingenieur erbracht werden.

Im Plangebiet werden Flächen ausgewiesen (Dorfgemeinschaftshaus, Sport- und/ oder Freizeit, Feu- erwehrstandort, Blockheizkraftwerk) auf denen lärmrelevante Nutzungen zu erwarten bzw. möglich sind. Detaillierte Planungen zur Gestaltung und Nutzung liegen noch nicht vor. Festsetzungen zum Schallimmissionsschutz im Rahmen des B-Planes sind daher nicht zielführend. Die Einhaltung der Regelungen zum Schallimmissionsschutz sind in den nachgeschalteten Planungs- schritten (Baugenehmigungsverfahren) zu beachten. Dabei ist je nach Zuordnung der Nutzungen zu den Schallquellengruppen Gewerbe, Sport oder Freizeit die TA-Lärm, die 18. BImSchV bzw. die LAI Freizeitlärmrichtlinie heranzuziehen.

Bei der Ansiedlung von gewerblichen und landwirtschaftlichen Nutzern wird darauf geachtet, dass die Flächen so zugeordnet werden, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Hier ist ein Abrücken von den überwiegend dem Wohnen dienenden Gebieten erforderlich.

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4.7 Abfall/ Altlasten/ Bodenschutz/ Kampfmittelbelastung Im Geltungsbereich des B-Plangebietes sind keine schädlichen Bodenveränderungen, Altlasten bzw. Altlastenverdachtsflächen bekannt. Sollten im Rahmen der Baumaßnahmen schädliche Bodenveränderungen bekannt oder verursacht werden, so ist dies gemäß § 10 Abs. 2 Sächs ABG der Unteren Abfall- und Bodenschutzbehörde des Landratsamtes Görlitz anzuzeigen. Es sind unverzüglich Sicherungsvorkehrungen zu treffen, die ggf. eine Ausbreitung der Kontamination verhindern. 11

Kampfmittelbelastung Die Fläche des Bebauungsplangebietes „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ ist teilweise identisch mit dem Bebauungsplan Nr. 6 „Rohne“ der Gemeinde Schleife. Dieser wurde aufgrund der nicht mehr notwendigen Umsiedlung des Ortes mit Beschluss des Gemeinderates Schleife vom 10.04.2018 ein- gestellt. Durch die teilweise identischen Flächen wird in Bezug auf die Kampfmittelbelastung des Gebietes auf das Schreiben vom 25.10.2013 des Landkreises Görlitz – Landratsamt Görlitz Dezernat II / Ordnungs- amt abgestellt. Innerhalb dieses Schreibens wird folgendes zur Kampfmittelbelastung des Gebietes ausgesagt: „Das städtebauliche Planungskonzept liegt im ehemaligen Kampfgebiet. Die Schwerpunkte Muniti- onsverseuchter Geländeteile liegen nicht im Bereich. Fundorte (Vergrabestellen) von Kampfmitteln sind bekannt.

Die Auskunft stützt sich auf das aktuelle von der Landespolizeidirektion Zentrale Dienste Sachsen, Kampfmittelbeseitigungsdienst, zur Verfügung gestellte KartenmateriaL

Das Auffinden von Kampfmitteln und Munition kann während Baumaßnahmen trotzdem nicht aus- geschlossen werden.

Es wird freigestellt, eine vorsorgliche Bodenuntersuchung durch fachkundige Firmen zu Lasten des Bauherrn durchführen zu lassen.

Die Gemeinde kann auch auf Antrag im Wege der Amtshilfe den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Landespolizeidirektion anfordern, um das Gelände zu überprüfen. Bei Erdarbeiten muss mit Vorsicht vorgegangen werden und es ist auf eventuelle Fremdkörper zu achten. Sollten Kriegsgeräte gefunden werden oder der Verdacht darauf bestehen, ist die Fundstelle abzusichern und unverzüglich die Ortspolizeibehörde bzw. das zuständige Polizeirevier zu informie- ren. Die Arbeiten müssen bis zur Klärung der Sachlage eingestellt werden.“

Die LEAG weist in ihrer Stellungnahme vom 29.11.2018 darauf hin dass „für die Umringung des ge- planten Ansiedlungsstandortes Mühlrose bei der Abteilung Rekultivierung/Naturschutz der LE-B keine Eisen- und Munitionsfreiheit vorliegt.“

11 Stellungnahme, Untere Abfall- und Bodenschutzbehörde 07.02.2014

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4.8 Grünordnerische Festsetzungen innerhalb der Bebauungsplanung Die grünordnerischen Festsetzungen reduzieren den Eingriff in das Natur- und Landschaftspotenzial innerhalb des Plangebietes. Es werden bestehende Strukturen aufgewertet bzw. zusammenhängen- de Grünstrukturen festgesetzt, welche den Eingriff, insbesondere hinsichtlich des Landschaftsbildes sowie der Flora und Fauna kompensieren können.

GRÜNORDNERISCHE FESTSETZUNGEN 4.8.1 PFLANZGEBOTE INNERHALB DER PRIVATEN GRUNDSTÜCKSFLÄCHEN: (§9 Abs. 1 Nr.20 BauGB) Pro 200 m² neuversiegelter Fläche sind auf den jeweiligen Grundstücken ein Laubhochstamm zu pflanzen und dauerhaft zu unterhalten. Aus technologischen Gründen wurden in der Planzeich- nung keine Pflanzgebote dargestellt, um dem Umsiedler eine flexible Anlage seiner Flächenge- staltung zu ermöglichen. Die Pflanzenarten sind der Pflanzliste 1 zu entnehmen. Als Pflanzqualitäten werden Laub- Hochstämme mit einem Stammumfang 12-14 cm, 3x verpflanzt, mit Ballen festgeschrieben. PKW- Stellplätze müssen wasserdurchlässig (Drainpflaster, Fugenpflaster, Rasengitterplatten, Schotter- rasen o.ä.) gestaltet sein.

Insgesamt wird durch diese grünordnerische Maßnahme ein Teil der nachteiligen Wirkungen der Bebauung kompensiert.

4.8.2 BAUM – PFLANZBINDUNG (§ 9 (1) N. 25b BauGB) An den im Plan durch Planzeichen festgesetzten Standorten sind die Bäume zu schützen und dauerhaft zu unterhalten. Besonders während der Baumaßnahme ist auf einen ausreichenden Schutz entsprechend RAS-LP 4 zu achten. Der Schutzbereich umfasst den Bereich der Kronentrau- fe. Bei Verlust sind diese Bäume artgleich zu ersetzen.

4.8.3 ÖFFENTLICHE GRÜNFLÄCHE (§ 9 Abs.1 Nr. 15 BauGB) Die so ausgewiesenen Flächen sind als Grünanlage herzustellen und dauerhaft zu unterhalten. Die Flächen sind maximal 6 mal jährlich zu mähen, wobei das Schnittgut nicht auf der Fläche ver- bleiben darf. Öffentliche Grünflächen entlang von versiegelten Verkehrsflächen dürfen für die er- forderlichen Grundstückszufahrten überbaut werden.

4.8.4 PRIVATE GRÜNFLÄCHE (§ 9 Abs.1 Nr. 15 BauGB) Die so gekennzeichneten Flächen sind von Bebauung freizuhalten und mit einer Wiesenmischung einzusäen. Die Fläche kann zur Ablagerung traditioneller Materialen (Holz, etc.) genutzt werden.

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4.8.5 VERKEHRSFLÄCHEN Auf den festgesetzten Verkehrsflächen des Wohnweges mit der Bezeichnung Planstraße 1 sind einseitig begleitend zur Straße Bäume in einem Pflanzabstand von jeweils 12 m zu pflanzen, zu pflegen und dauerhaft zu unterhalten. Es ist dabei nur eine Baumart der Pflanzenlisten 2-3 mit der Mindestpflanzqualität Hochstämme, 3x verpflanzt mit einem Stammumfang von 16- 18 cm (gemessen in 1m Höhe) zu verwenden. Die Standorte sind im Wurzelbereich so auszubilden, dass pro Baum mindestens eine Baumschei- be von 6 m² gewährleistet ist. Von den angegebenen Standorten kann aus bau- und versorgungs- technischen Gründen um bis zu 4 m abgewichen werden.

4.8.6 FLÄCHEN ZUM ANPFLANZEN VON BÄUMEN, STRÄUCHERN UND SONSTIGER BEPFLANZUNG (§ 9 Abs.1 Nr. 25a BauGB)

PFLANZGEBOT 1 Innerhalb des Pflanzgebotes sind auf mindestens 70% der Fläche die Gehölzarten der Pflanzenlis- ten 2-6 zu pflanzen und dauerhaft zu unterhalten. Ziel ist die Entwicklung einer Feldhecke mit vereinzelten Bäumen. Für die Anpflanzung der Arten der Pflanzlisten 2-3 sind Pflanzqualitäten mit einem Stammumfang von min. 14 - 16 cm, gemessen in 1m Höhe, zu verwenden. Für die Ar- ten der Pflanzliste 4 sind Pflanzqualitäten min. 2xv., Höhe 100 - 150 cm, min. 3 Triebe, ohne Bal- len zu verwenden. Für die Arten der Pflanzliste 5-6 sind Pflanzqualitäten min. 2xv., Höhe 60 - 100 cm, min. 3 Triebe, ohne Ballen zu verwenden. Der Abstand der anzupflanzenden Bäume der Pflanzlisten 2-3 wird auf max. 40 m begrenzt.

PFLANZGEBOT 2 Die so gekennzeichnete Fläche ist mit lückiger Strauchbepflanzung und punktueller Baumbe- pflanzung auf maximal 25 v. H. der Fläche zu bepflanzen. Die Pflanzen sind den Pflanzenlisten 2-3 sowie 4-5 zu entnehmen. Die verbleibende Fläche ist als Grünfläche herzustellen und dauerhaft zu unterhalten. Die Flächen sind maximal 6-mal jährlich zu mähen, wobei das Schnittgut nicht auf der Fläche verbleiben darf. Öffentliche Grünflächen entlang von versiegelten Verkehrsflächen dürfen für die erforderlichen Grundstückszufahrten überbaut werden.

PFLANZGEBOT 3 Die so gekennzeichnete Fläche ist mit lückiger Strauchbepflanzung und punktueller Baumbe- pflanzung auf maximal 25 v. H. der Fläche zu bepflanzen. Die Pflanzen sind den Pflanzenlisten 4-5 zu entnehmen. Die verbleibende Fläche ist als Grünfläche herzustellen und dauerhaft zu unter- halten. Die Flächen sind maximal 6 mal jährlich zu mähen, wobei das Schnittgut nicht auf der Flä- che verbleiben darf. Öffentliche Grünflächen entlang von versiegelten Verkehrsflächen dürfen für die erforderlichen Grundstückszufahrten überbaut werden.

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4.8.7 Pflanzlisten

Pflanzliste 1: Malus (in Sorten) - Kulturapfel Prunus (in Sorten) - Kulturkirsche Prunus avium - Vogel-Kirsche Prunus padus - Traubenkirsche Prunus (in Sorten) - Pflaume Pyrus (in Sorten) - Kulturbirne Sorbus aucuparia - Gem. Eberesche

Pflanzliste 2: Bäume > 25m Wuchshöhe Acer pseudoplatanus - Bergahorn Quercus robur - Stieleiche Tilia cordata - Winterlinde

Pflanzliste 3: Bäume > 10m bis < 25m Wuchshöhe Acer campestre - Feldahorn Betula pendula - Hängebirke Prunus avium - Vogelkirsche Sorbus aucuparia - Gem. Eberesche

Pflanzliste 4: Sträucher > 5m bis < 10m Wuchshöhe Crataegus laevigata - Zweigriffeliger Weißdorn Crataegus monogyna - Eingriffeliger Weißdorn Corylus avellana - Hasel Euonymus europaeus - Pfaffenhütchen Sambucus nigra - Schwarzer Holunder

Pflanzliste 5: Sträucher > 2m bis < 5m Wuchshöhe Cornus sanguinea - Roter Hartriegel Prunus spinosa - Schlehe Rosa canina - Hundsrose Rosa rubiginosa - Weinrose

Pflanzliste 6: Sträucher < 2m Wuchshöhe Rosa pimpinellifolia - Bibernellrose Rosa fructicosus - Brombeere

4.8.8 FLÄCHEN MIT BINDUNGEN FÜR BEPFLANZUNGEN UND FÜR DIE ERHALTUNG VON BÄUMEN, STRÄUCHERN (§9 Abs.1 Nr. 25b BauGB) Auf den so gekennzeichneten Flächen ist der Gehölzbestand in seinem Bestand und seiner Aus- prägung zu erhalten, zu entwickeln und vor Zerstörung und Inanspruchnahme zu schützen. Die bisherigen Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sind beizubehalten. Bei Verlust sind die Gehölze artgleich zu ersetzen. Diese Flächen entlang von versiegelten Verkehrsflächen dürfen für die er- forderlichen Grundstückszufahrten überbaut werden.

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4.8.9 FLÄCHE FÜR MAßNAHMEN ZUM SCHUTZ, ZUR PFLEGE UND ZUR ENTWICKLUNG VON NATUR UND LANDSCHAFT (§9 Abs.1 Nr.20 BauGB)

M1 - MAßNAHME Das durch Überbauung innerhalb des Bebauungsplanes "Am Großteichweg - Teil A" beeinträch- tigte, nach § 30 BNatSchG i. V. m. § 21 SächsNatSchG gesetzlich geschützte Biotop "magere Frischwiese", wurde an der in der Planzeichnung gekennzeichneten Stelle (M1) ersetzt. Um eine rasche Aushagerung des Ackers sowie eine erfolgreiche und zeitnahe Etablierung des Ziel-Biotops "magere Frischwiese" zu erreichen, ist ein Oberbodenübertrag vom Eingriffsstandort auf die Kompensationsfläche vorzunehmen. Der Oberboden (Stärke 20 cm) mit Krautschicht ist auf der vorbereiteten Ziel-Biotopfläche aufzubringen. Der Anwuchs ist zu sichern. Der Oberbo- denübertrag ist außerhalb von Trockenperioden durchzuführen. Anderenfalls ist durch eine aus- reichende Bewässerung für den erfolgreichen Anwuchs zu sorgen. Die Verfügbarkeit und natur- schutzgerechte Nutzung der Fläche ist dauerhaft zu sichern. Der Pflegeplan ist vorläufig für einen Zeitraum von 5 Jahren festgeschrieben. Im 5. Jahr ist Kontakt mit der zuständigen Naturschutz- behörde aufzunehmen, um den Pflegeplan fortzuschreiben. Eine Mahd ist maximal 2x jährlich zu- lässig, wobei die erste Mahd Ende Juni, Anfang Juli, die zweite Ende August, Anfang September durchzuführen ist. Evtl. notwendige Abweichungen von diesen Terminen sind mit der zuständi- gen Naturschutzbehörde abzustimmen. Die Ausbringung von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln auf der Fläche ist untersagt.

M2 - MAßNAHME Für den Bebauungsplan "Am Großteichweg – Teil A" werden Ausgleichsflächen für die Eingriffe in Schutzgüter innerhalb des Plangebietes ausgewiesen. Diese werden an der in der Planzeichnung gekennzeichneten Stelle durchgeführt. Dabei handelt es sich um die Anlage und Entwicklung ei- ner extensiven Grünlandfläche auf ehemals ackerbaulich genutzten Flächen. Um eine rasche Aushagerung der Ackerböden zu erreichen, wird eine Heusaat mit Mähgut von artenreichen Wie- sen der Umgebung durchgeführt. Für die nächsten 5 Jahre wird eine zweischürige Pflegemahd (bevorzugt Messerbalkenmähwerk oder Kreiselmähwerk) mit Abtransport des Mähgutes vorge- sehen. Die Mahd der Flächen sollte gestaffelt durchgeführt werden. Der erste Schnitt von Teilflä- chen sollte Ende Mai/ Anfang Juni durchgeführt werden, der zweite Schnittzeitpunkt für diese Flächen ab dem 15. August. Für die anderen Teilflächen sollte die erste Flächenmahd frühestens ab dem 15. August durchgeführt werden. Der zweite Schnittzeitpunkt sollte Ende September lie- gen. Die Mahdzeitpunkte orientieren sich an den Flugzeiten der Schmetterlinge und an den Brut- zeitpunkten der Avifauna. Im Pflegezeitraum darf kein Dünger ausgebracht werden.

M1 + M2 MAßNAHME Die Ausgleichsflächen M1 und M2 sind auf der Nutzungsgrenze durch das Einbringen einer linea- ren Holzpflockreihe abzutrennen. Diese sollen als Sitzwarten dienen.

Die Flächen sind vor Beeinträchtigungen oder Zerstörung (z. Bsp. durch Befahrung, dauerhafte Nutzung als Freizeit-/Sportfläche) zu schützen. Entsprechende Maßnahmen sind zu planen und umzusetzen.

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4.8.10 BAUZEITENBESCHRÄNKUNG - AVIFAUNA Aus artenschutzrechtlichen Gründen aufgrund des Vorkommens verschiedener störungssensibler und geschützter Arten der Avifauna im Bereich der geplanten Bebauung ist eine Baufeldfreima- chung im Zeitraum vom 1.Oktober bis 28. Februar durchzuführen. Der baubedingte Eingriff (Bo- denarbeiten, Bodenumlagerungen, Planieren etc.) in die von offenen Strukturen angewiesenen Arten darf zur Vermeidung von Verbotstatbeständen gemäß § 44 Abs.1 Nr.1 BNatSchG erst nach der Brutzeit der Arten erfolgen. Hierdurch lassen sich insbesondere Beeinträchtigungen durch Geräusche, Erschütterungen sowie stoffliche Emissionen im Bereich potentieller Bruthabitate vermeiden. Baumfällungen/Gebüschrodungen sind zur Wahrung des Tötungsverbotes ebenfalls außerhalb der Brutzeit (1.Oktober bis 28. Februar) durchzuführen. Falls davon abgewichen werden soll, muss ein Sachverständiger im Rahmen der ökologischen Baubegleitung den zu rodenden Bereich vorher auf das Vorkommen von Fortpflanzungsstätten untersuchen.

4.8.11 MINIMALER VERSIEGELUNGSGRAD PKW-Stellplätze sollten wasserdurchlässig gestaltet sein. Das heißt, für die im Teil B (Textliche Festsetzungen) festgesetzten Stellplätze sollte Pflaster mit wasserdurchlässiger Fuge, Rasengit- tersteinen oder Schotterrasen verwendet werden. Dadurch wird ein großer Teil der Nieder- schlagswässer im Boden versickert.

4.8.12 BODENSCHUTZ Der Kulturboden ist nach § 202 BauGB und DIN 18915 Teil 1-3 vor Baubeginn in seiner gesamten Mächtigkeit abzuschieben, zwischenzulagern und nach Bauabschluss auf alle Vegetationsflächen in gleicher Stärke wieder aufzutragen. Erdaushub ist getrennt nach Bodenarten in Oberboden und Unterboden zu erfassen, zu lagern und nach Möglichkeit einer Wiederverwendung zuzufüh- ren. Eine Überschüttung von Oberboden mit Fremdstoffen oder Erdaushub ist nicht zulässig. Zwi- schenlager von Böden sind in Form von trapezförmigen Mieten bei einer Höhe von max. 2m so anzulegen, dass Verdichtungen, Vernässsungen und Erosionen vermieden werden. Im Rahmen der Planung oder Baumaßnahmen bzw. Tiefbauarbeiten bekannt gewordene oder vom Verpflichteten verursachte schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten sind gemäß § 10 Abs. 2 SächsABG der unteren Abfall- und Bodenschutzbehörde des Landkreises Görlitz unverzüg- lich anzuzeigen. Ggf. anfallender kontaminierter Boden bzw. Bauschutt ist/sind durch den/die Verpflichteten gemäß Bundesbodenschutzgesetz bzw. Kreislaufwirtschaftsgesetz nachweislich und fachgerecht zu entsorgen. Unbelasteter Bodenaushub ist im Bauvorhaben selbst bzw. bei anderweitigen Maßnahmen im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes einer Verwertung zuzufüh- ren. Alle weiteren verwertbaren Abfälle sind entsprechend des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ord- nungsgemäß und schadlos zu verwerten, d.h. getrennt zu erfassen und in den Stoffkreislauf zu- rückzuführen bzw. in zulässigen Anlagen zu verwerten. Abfälle, welche nicht einer Verwertung zugeführt werden können, sind nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz in einer nach dem KrGW genehmigten Anlage gemeinwohlverträglich zu entsorgen. In Abhängigkeit der Abfallart, der Menge und der Entsorgungsart sind Nachweise unter Beachtung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu führen.

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4.8.13 REALISIERUNG Die grünordnerischen Festsetzungen der einzelnen Maßnahmen sind mit Ausnahme der Festset- zungen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft spätestens 12 Monate nach Abschluss der Bauarbeiten auf dem jeweiligen Grundstück zu reali- sieren.

4.8.14 PFLEGE- UND ENTWICKLUNG Nach der Herstellungspflege ist in den ersten 3 Jahren eine Entwicklungspflege notwendig. Diese umfasst das Schneiden abgestorbener Pflanzentriebe, teilweise einen Verjüngungsschnitt sowie das Mähen der Pflanzscheiben. Bis zu 15 % abgestorbener Pflanzenteile werden als Lebensraum für holzbewohnende Insekten und Pilze, höhlenbrütende Vögel und als Deckungsraum für Kleinsäuger im Bestand belassen.

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5. VERKEHRSTECHNISCHE ERSCHLIEßUNG Die überörtliche Anbindung der Ortslage Schleife wird durch die Staatsstraßen S 126 (Spremberger Straße) sowie der Staatsstraße S 130 sichergestellt. Die S 126 führt in Richtung Westen bis zur Lan- desgrenze nach Brandenburg, wo sie als L87 weiterführt und schließlich an die Bundesstraße 156 anbindet. Die Staatsstraße S 130 führt als Friedensstraße durch Schleife und führt über Rohne und Mulkwitz nach Neustadt.

Die Planungen zur Erschließung des Ansiedlungsstandortes führt federführend das Planungsbüro Brechtefeld + Nafe (Großräschen) durch und stimmt sie gemeinsam mit den Versorgungsträgern und der Gemeinde Schleife ab. Sowohl die vorhandenen als auch die notwendigen neuen Erschließungs- anlagen des Plangebietes werden darin berücksichtigt.

Die geplante Hauptverkehrsführung im Plangebiet erfolgt aus westlicher Richtung über den neuen Kreisverkehr am Schulkomplex, die neue Straße und den Lieskauer Weg in das Plangebiet hinein. Eine weitere Zufahrt wird über den Groß Dübener Weg hergestellt. Die Dorfstraße führt als Hauptstraße östlich am Anger vorbei und wird mit einer Gesamtverkehrs- raumbreite von 12,50 m festgesetzt. Der Fahrbahnquerschnitt beträgt 5,50 m. Parallel dazu verläuft auf der südlichen und östlichen Seite ein Gehweg und auf der westlichen bzw. nördlichen eine Baum- reihe. Die Breite der Fahrbahn wird bis zum Kreuzungspunkt Lieskauer Weg beibehalten. Die anlie- gende Straße um den Dorfanger verjüngt sich auf eine Verkehrsraumbreite von 10,00 m. Die Hauptstraße erhält auf der einen Seite einen Gehweg mit einer Breite von 2,30 m, auf der ande- ren Seite wird eine Baumreihe angelegt. Die entstehenden Grünflächen dienen der Entwässerung der Straße.

Baustraße Die neue Zufahrtsstraße vom Kreisverkehr an der Schule soll als Baustraße frühzeitig hergestellt wer- den. Dies vermeidet bzw. verringert einen erhöhten Baustellenverkehr durch den Ort. Anwohner werden so vor erhöhtem Verkehrslärm sowie die bestehenden Straßen von Schleife vor Nutzungs- schäden geschützt.

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Abb. 10: Querschnitt der Dorfstraße (Planstraße 1)

Abb. 11: Querschnitt der Straße –Anger (Planstraße 2)

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Abb. 12: Querschnitt Straße vom Kreisverkehr (Planstraße 3)

Die örtlichen Verkehrsflächen innerhalb des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes werden als Straßenverkehrsfläche – öffentlich gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 11 und Abs. 6 BauGB festgesetzt. Darüber hinaus werden im Bebauungsplan der nördlich verlaufende Verbindungsweg als Verkehrsflä- chen besonderer Zweckbestimmung – Wirtschaftsweg und der geplante Weg südlich im Plangebiet als Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung Fußgänger/ Radfahrer festgesetzt. Durch diesen soll eine fußläufige Verbindung zum Friedhof hergestellt werden.

Die bestehenden und geplanten Zufahrten zu den Grundstücken werden als „private Zufahrt“ dekla- riert.

Im Zuge der Neuerschließung soll parallel zum Groß Dübener Weg auf der westlichen Seite ein 1,50m breiter Gehweg bis auf Höhe des Gehweges am Friedhof errichtet werden. Somit wäre die fußläufige Erreichbarkeit des Friedhofes gegeben.

Für die Beschilderung innerhalb des Plangebietes ist die örtliche Verkehrsbehörde (Gemeinde Schlei- fe) zuständig. Es wird empfohlen, im Wohnstraßennetz weitestgehend auf (Vorfahrt-) Beschilderung zu verzichten – es gilt die Grundregel „rechts vor links“. Die neuen Wegebezeichnungen sind in deutscher und sorbischer Schreibweise auf den Straßenschil- dern zu gestalten. Bei der Namensfindung sollte man sich an alten Schleifer Flurnamen oder ortstypi- schen Bezeichnungen orientieren.

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Die Art der Verkehrsberuhigung wurden durch den Verkehrsplaner erarbeitet. Am Groß Dübener Weg wird eine Aufweitung der Straße im nördlichen Bereich mit Anlage einer Grünfläche / Verkehrs- insel zu einer Verkehrsberuhigung führen.

Abb. 13: Ausschnitt Verkehrsplanung von Brechtefeld & Nafe, vom 10.12.2018

Am Lieskauer Weg in Höhe der Einfahrtsstraßen zum Ansiedlungsstandort wird eine Querungshilfe für Fußgänger und Radfahrer eingebaut. Somit wird auch hier der Verkehrsfluss beruhigt.

Abb. 14: Ausschnitt Verkehrsplanung von Brechtefeld & Nafe, vom 10.12.2018

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ÖPNV Die Mühlroser Bürger haben den mehrheitlichen Willen bekundet, eine eigene Bushaltestelle in der Ortsmitte anzulegen. Dahingehend wird derzeit von der Gemeinde und dem Bergbautreibenden eine Anfrage an den ÖPNV gestellt. Vorsorglich wird innerhalb der Straßenplanung eine Bushaltestelle, welche barrierefrei ausgebaut wird östlich der Dorfmitte an der Dorfstraße eingeplant. Zum einen weil die Dorfmitte den Ortskern des neuen Ortes darstellt und somit für alle Einwohner günstig gele- gen zu erreichen ist. Zum anderen weil die beste- hende Haltestelle im Altort ebenfalls in der Dorfmit- te befindet. Eine Überlegung die Haltestelle am Groß Dübener Weg zu errichten wurde zum jetzigen Planstand erst einmal verworfen. Grund ist die große Entfer- nung zum Haltepunkt für Anwohner im Südwesten des Dorfes.

Auf Grund der Entfernung zu den Haltestellen im Umfeld (> 500 m) wird auch im Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung angeraten, zent- ral im Plangebiet eine Haltestelle für den ÖPNV Abb. 15: möglicher Standort Bushaltestelle von Brechte- 12 feld & Nafe, vom 10.12.2018 einzurichten.

12 SN Landkreis Görlitz, Gesundheitsamt, 03.12.2018

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6. VER- UND ENTSORGUNGSANLAGEN Trinkwasser Ein Anschluss des Ansiedlungsgebietes an das zentrale Trinkwassernetz ist möglich. Die Betreibung der Trinkwasserversorgung liegt in der Verantwortung der Stadtwerke Weißwasser GmbH. Die Planung zur genauen Lage und Dimension der neuen Versorgungsanlagen erfolgt derzeit durch das Büro Brechtefeld + Nafe in enger Abstimmung mit den Stadtwerken Weißwasser GmbH. Inner- halb des Groß Dübener Weges und des Lieskauer Weges (bis zum Ende Bestandsbebauung) befinden sich bereits Trinkwasserleitungen.

Allgemeine Hinweise: Anlagen der Stadtwerke WSW dürfen nicht überbaut werden. Zu den Trinkwasserversorgungsleitun- gen ist ein Mindestabstand von 2 m einzuhalten.

Löschwasser Zur Sicherstellung der Löschwasserversorgung ist eine Wassermenge von 800l/min über einen Zeit- raum von 2 Stunden erforderlich. Zufahrten für die Feuerwehr sowie Bewegungsflächen sind nach DIN 14090 zu gewährleisten. Eine Löschwasserversorgung bzw. -entnahme ist nur über das öffentliche Netz möglich, da sich keine offene Wasserfläche im Plangebiet bzw. im direktem Umfeld befindet.

Für das Bebauungsplangebiet erfolgt die trinkwasserseitige Erschließungsplanung durch Brechtefeld & Nafe in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Weißwasser. Alle Abstimmungen über den Feuer- löschbedarf werden mit dem Planungsbüro Brechtefeld & Nafe getroffen, um die benötigten Mengen in der Erschließungsplanung zu berücksichtigen. Die Hinweise des DVGW Arbeitsblatt W405 sind zu realisieren.

Abwasser / Schmutzwasser Bestand Im Erschließungsgebiet ist kein Bestand an Schmutzwasserentsorgungsanlagen vorhanden. Das Sys- tem endet im Bereich der Ortslage Schleife (Lieskauer Weg und Groß Dübener Weg) an der letzten Bebauung. Hier ist im Auftrag der Gemeinde bereits eine neue Vakuumentwässerung verlegt wor- den.

Planung Die Schmutzwasserentsorgung des neuen Ansiedlungsgebietes wird durch die LUG Engineering GmbH erarbeitet. Favorisiert wird der Anschluss an die vorhandene Vakuumkanalisation. Das Schmutzwasser wird dabei der pneumatischen Abwasserförderung zugeführt und zur Kläranlage Weißwasser gefördert. Die Betreibung des Netzes liegt derzeit in der Verantwortung der Gemeinde Schleife.

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Regenwasser Bestand Im Erschließungsgebiet ist kein Bestand an Anlagen für die Niederschlagswasserentsorgung vorhan- den. Das System endet im Bereich der Ortslage Schleife (Lieskauer Weg und Groß Dübener Weg) an den letzten Häusern.

Planung Die Entwässerung des Oberflächenwassers der privaten Grundstücke soll auf den Grundstücken selbst erfolgen. Voraussetzung dazu ist die Eignung des geologischen Untergrundes. Das Baugrund- gutachten der GMB GmbH aus Schwarze Pumpe (Gutachtennummer: GA 18/043) ergab, dass die geologischen Verhältnisse im UG für eine standortbezogene oberflächennahe Niederschlagsversicke- rung geeignet sind.

Zitat aus dem Baugrundgutachten: „Die im Bereich der GrabensohIe des Rohr-Rigolen-Systems (ca. z=2,0 m u. GOK) anstehenden Böden (SE) sind überwiegend ausreichend versickerungsfähig. Als Richtwerte für die Bemessung der Wasser- -5 -4 haltung können Durchlässigkeitsbeiwerte kf= (1,7*10 bis 2,4*10 m/s) angesetzt werden.“ Nach dem Arbeitsblatt DWA-A 138 ist ein ausreichender Sickerraum von h = 1m vorzusehen. Aufgrund des nachbergbaulich ansteigenden Grundwasserspiegels ist ggf. eine separate Prüfung notwendig. Als Orientierungswert kann der vorbergbauliche GWS im Haupthangendgrundwasserleiter bei ca. (125 … 126) m ü. NHN (z  (3 …4) m u. GOK) angesehen werden“. 13

Dennoch ist eine Notentwässerung (Überlauf) für den Standort notwendig. Dazu werden durch das Büro Brechtefeld & Nafe entsprechende Planungen durchgeführt.

Das anfallende Niederschlagswasser wird somit in Schleife gehalten und zur Versickerung gebracht oder oberflächig abgeleitet. Damit wird dem DWA-Regelwerk A 138 gemäß den Bestimmungen des § 39 SächsWG entsprochen. Besteht keine Versickerungsmöglichkeit, ist das Oberflächenwasser über Gräben oder Rohrleitungen in die natürliche Vorflut, der Struga, einzuleiten. Bei einer beabsichtigten Regenwasserableitung in den Vorfluter ist spätestens mit dem Bauantrag der Nachweis eines schadlosen Regenwasserabflusses zu erbringen. Dabei sind durch die Vorlage von Berechnungen die Regenwasserabflussmenge und die Dimensionierung nachzuweisen. Bei einer Ableitung in die Vorflut ist eine wasserrechtliche Erlaubnis notwendig. Das anfallende Niederschlagswasser der Verkehrswege soll schadlos entsprechend der örtlichen Ge- gebenheiten abgeleitet werden. Dabei ist einer möglichst breitflächigen Versickerung im Randbereich / Böschung der Vorrang einzuräumen, hier der Mulden - Versickerung. Die schadlose Versickerung ist nachzuweisen.

13 vgl. Baugrundgutachten 18/043 GMB GmbH, 19.11.2018

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Gas Im Plangebiet verlaufen innerhalb der Straßengrundstücke des Groß Dübener und Lieskauer Weges Gasleitungen zu den Bestandsgebäuden. Betreiber ist die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG. Die Planung zur genauen Lage und Dimension der neuen Versorgungsanlagen erfolgt derzeit durch den Betreiber in enger Abstimmung mit dem Erschließungsplaner des Standortes (Büro Brechtefeld + Nafe). Die neuen Versorgungsleitungen werden in die öffentlichen Straßenräume bzw. öffentlichen Grünflächen integriert.

Allgemeine Hinweise: Bei nicht bekannter Lage der Leitung ist auf den Einsatz von Maschinen zu verzichten und in Hand- schachtung zu arbeiten. Die abgegebenen Planunterlagen geben den Bestand zum Zeitpunkt der Auskunftserteilung wieder. Es ist darauf zu achten, dass zu Beginn der Bauphase immer das Antwort- schreiben mit aktuellen Planunterlagen vor Ort vorliegt. Die Auskunft gilt nur für den angefragten räumlichen Bereich und nur für eigene Leitungen der NBB, so dass gegebenenfalls noch mit Anlagen anderer Versorgungsunternehmen und Netzbetreiber zu rechnen ist, bei denen weitere Auskünfte eingeholt werden müssen. Bei Baumpflanzungen ist ohne Sicherungsmaßnahmen ein Abstand zu Leitungen von mindestens 2,5 m von der Rohraußenkante und Stromkabel zu den Stammachsen einzuhalten. Bei Unterschreitung dieses Abstandes sind in Abstimmung mit der NBB Schutzmaßnahmen festzulegen. Ein Mindestab- stand von 1,5 m sollte jedoch in allen Fällen angestrebt werden. Bei Unterschreitung dieses Abstan- des sind nur flach wurzelnde Bäume einzupflanzen, wobei gesichert werden muss, dass beim Herstel- len der Pflanzgrube der senkrechte Abstand zwischen Sohle Pflanzgrube und Oberkante unserer Lei- tungen und Kabel mindestens 0,3 m beträgt. Weiter ist zwischen Rohrleitung/ Kabel und zu dem pflanzenden Baum eine PVC-Baumschutzplatte einzubringen. Der Umfang dieser Einbauten ist im Vorfeld protokollarisch festzuhalten. Beim Ausheben der Pflanzgrube ist darauf zu achten, dass unse- re Leitungen/ Kabel nicht beschädigt werden. Wir weisen darauf hin, dass bei notwendigen Repara- turen an der Leitung/ Kabel der jeweilige Baum zu Lasten des Verursachers der Pflanzung entfernt werden muss.

Nahwärme – Blockheizkraftwerk Es gibt derzeit keinen Bestand im Plangebiet. Innerhalb der Planungen zur Umsiedlung wurden die Bürger auch dazu befragt ob sie diese Form der Nahversorgung (Blockheizkraftwerk) wünschen. Der- zeit ist die Umfrage noch ergebnisoffen. Um dem Wunsch dennoch Rechnung zu tragen wird im Be- bauungsplan eine Fläche zur Ver- und Entsorgung – Blockheizkraftwerk im südwestlichen Bereich der Sport- und Freizeitfläche ausgewiesen. Diese ist am weitesten von der geplanten und bestehenden Bebauung entfernt. Die Gaszuführungsleitung wäre vom Gewerbegebiet aus gesichert. Die Kapazität dafür ausreichend.

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Elektroenergie Bestand Im Plangebiet und außerhalb verlaufen innerhalb der Trassen der Straßen Niederspannungs- und Mittelspannungsleitungen, welche der Versorgung der Bestandsbebauung dienen. Im südlichen Plan- gebiet innerhalb des Dorfgebietes am Lieskauer Weg auf dem Flurstück 148/2, Flur 2 Gemarkung Schleife befindet sich eine Netzstation. Betreiber ist die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH.

Planung Nach ersten Einschätzungen des Energieversorgers ist eine Versorgung des Gebietes problemlos möglich. Im öffentlichen Straßenraum können sämtliche Versorgungsleitungen für Strom unterge- bracht werden. Für die technische Lösung der Elektrizitätsversorgung des Bauvorhabens sind noch Leistungsbedarfs- ermittlungen notwendig. Die Planung zur genauen Lage und Dimension der neuen Versorgungsanla- gen erfolgt derzeit durch den Betreiber in enger Abstimmung mit dem Erschließungsplaner (Büro Brechtefeld + Nafe)

Allgemeine Hinweise: Zu den Freileitungen sind die Abstände nach DIN VDE 0211 einzuhalten. Bei Arbeiten in der Nähe bzw. unter den Freileitungen sind die Sicherheitsabstände nach DIN VDE 0105 und BGV A 3 zu beach- ten. Im Bereich der bestehenden unterirdischen Anlagen ist Handschachtung erforderlich. Zu den Kabeln ist ein Abstand von mindestens 0,40 m einzuhalten. Arbeiten in der Nähe von Kabelanlagen sind nach den geltenden technischen und berufsgenossenschaftlichen Vorschriften sowie den anerkannten Regeln der Technik auszuführen. Bauliche Veränderungen und Pflanzmaßnahmen bitten wir gesondert bei der Mitteldeutschen Netz- gesellschaft Strom mbH zur Stellungnahme einzureichen. Bei Flächen für Photovoltaikanlagen ist zu beachten, dass Kabeltrassen nicht überbaut werden.

Telekommunikation Bestand Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes verlaufen im öffentlichen Straßenraum des Groß Dübener Weges und des Lieskauer Weges Telekommunikationslinien der Deutschen Telekom. Der Bestand und der Betrieb der vorhandenen Leitungen müssen gewährleistet bleiben.

Planung Der Ansiedlungsstandort erhält ein Breitbandnetz für Telefon, schnelles Internet, TV und Radio. Die entsprechenden Trassen werden innerhalb der Erschließungsplanung berücksichtigt. Derzeit erfolgen Abstimmungen, wie die Versorgung aufgebaut werden kann. Der Bestand und Betrieb der vorhandenen Telekommunikationslinien müssen weiterhin gewährleis- tet bleiben.

Begründung vom 08.01.2019 zum Bebauungsplan „Ansiedlungsstandort Mühlrose“ – Schleife Seite 58 RICHTER + KAUP Ingenieure I Planer

Allgemeine Hinweise: In allen Straßen bzw. Gehwegen/ unbefestigten Randstreifen sind geeignete und ausreichende Tras- sen mit einer Leitungszone in einer Breite von ca. 0,3 m für die Unterbringung der Telekommunikati- onslinien der Telekom Deutschland GmbH vorzusehen.

Hinsichtlich geplanter Baumpflanzungen bitten wir um Beachtung und Einhaltung der in der DIN 18920 sowie dem Merkblatt „Bäume, unterirdischen Leitungen und Kanäle“ festgelegten Mindestab- stände zu unseren vorhandenen Telekommunikationslinien. Wir bitten sicher zu stellen, dass durch die Baumpflanzungen der Bau, die Unterhaltung und Erweite- rung der Telekommunikationslinien der Telekom nicht behindert werden.

Für den vorhandenen Anlagenbestand gilt: Der vorhandene Anlagenbestand ist durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Ein Verbleib an der gegenwärtigen Stelle ist sicherzustellen.

Einer Bebauung im Trassenverlauf der Telekommunikationslinie stimmen wir nicht zu, weil dadurch der Bau, die Unterhaltung und Erweiterung verhindert wird und ein erhebliches Schadensrisiko für die Telekommunikationslinie besteht.

Sollten im Zuge Ihrer weiterführenden Planungen Erkenntnisse gewonnen werden, die eine Verände- rung oder Verlegung der Anlagen der Telekom Deutschland GmbH im Zuge Ihrer Baumaßnahme un- abdingbar machen, bitten wir um Bekanntgabe der Konfliktpunkte, sowie um Zuweisung einer mit technisch und wirtschaftlich vertretbarem Aufwand realisierbaren Ersatztrasse.

Im Falle einer notwendigen Änderung am Anlagenbestand benötigen wir Ihre Beauftragung rechtzei- tig, mind. 20 Wochen vor Baubeginn, mit detaillierten Angaben zu Ihrer Baumaßnahme (Lage-, Quer- schnittsplan, Bauablaufplan).

Vorsorglich weisen wir darauf hin, dass die Kosten dafür, entsprechend dem Verursacherprinzip, vom Auftraggeber zu übernehmen sind.

Straßenbeleuchtung Im Ort Schleife ist eine gut ausgebaute Straßenbeleuchtung vorhanden. In den Außenbereichen exis- tieren Beleuchtungsanlagen nur an besonderen Schwerpunkten, wie Straßenanbindungen. Für den Umsiedlungsstandort ist das vorhandene Straßenbeleuchtungsnetz auszubauen.

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Abfall Zufahrtsstraßen zu den Objekten müssen so ausgeführt werden, dass dreiachsige Abfallfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von 28 t und einer Länge von 10 m diese gefahrlos befahren können. Es ist eine Mindestbreite von 4 m vorzusehen.

Entsprechend VBG 126 Abfallbeseitigung § 16 darf Abfall nur abgeholt werden, wenn die Zufahrt zu den Abfallbehälterstandplätzen so angelegt ist, dass ein Rückwärtsfahren nicht erforderlich ist. Dies gilt nicht, wenn ein kurzes Rückstoßen für den Ladevorgang (max. 150m) nötig ist. Bei Sackgassen muss die Möglichkeit bestehen, am Ende der Straße zu wenden. Wendeanlagen sind nach EAE 85, Tabelle 11, für 3-achsige Abfallfahrzeuge mit einem Wendekreisradius von 10 m vorzusehen. Kurvenradien sind so zu gestalten, dass eine gefahrlose Umfahrung, ohne Beschädigung an Bordstei- nen, Rasenkanten u.a. gewährleistet ist.

Sollte eine Wendeanlage nach EAE 85, Tabelle 11 nicht realisierbar sein, sind von den Grundstücksei- gentümern die Abfallbehälter am Tage der Entsorgung an einer für das Fahrzeug erreichbaren Stelle zentral bereitzustellen. Ein Befahren der Straße zum Zweck der Entsorgung erfolgt dann nicht.

Sammelbehälterstandplätze sollten so angelegt werden, dass sie in das Bild der Anlagen passen und mit den Sammelfahrzeugen problemlos zu erreichen sind. Es ist zu beachten, dass im Sommer Ge- ruchsbelästigungen auftreten können.

Bei Bepflanzungen der Straßenränder ist der erforderliche Freiraum der Fahrzeuge zu beachten.

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7. EIGENTUMSVERHÄLTNISSE Nach derzeitigem Kenntnisstand sind im Plangebiet keine Verfahren nach dem Flurbereinigungs- oder Landwirtschaftsanpassungsgesetz anhängig. Es liegen auch keine Anträge vor.

Allgemeine Hinweise: Im Geltungsbereich des Vorhabens befinden sich Grenz- und evtl. Vermessungspunkte mit deren Abmarkungen. Zum Schutz dieser Vermessungs- und Grenzmarken sind Eigentümern, Behörden und Dritten im besonderen Maße gesetzliche Pflichten auferlegt.

Vorsorglich weisen wir darauf hin, dass gemäß § 6 Abs. 1 des Gesetzes über das amtliche Vermes- sungswesen und das Liegenschaftskataster im Freistaat Sachsen (Sächsisches Vermessungs- und Ka- tastergesetz – SächsVermKatG) vom 29. Januar 2008 (SächsGVBl. S. 148), geändert durch Artikel 2 des Gesetzes über das Geoinformationswesen im Freistaat Sachsen vom 19. Mai 2010 (SächsGVBl. S. 134, 140) Handlungen, welche die Erkennbarkeit oder Verwendbarkeit beeinträchtigen können, zu unterlassen sind. Bei Gefahr einer Veränderung, Beschädigung oder Entfernung von Vermessungs- oder Grenzmarken besteht gemäß § 6 Abs. 2 SächsVermKatG Sicherungspflicht für diese Marken. Das unbefugte Einbringen, Verändern, Entfernen oder das Beeinträchtigen der Verwendbarkeit von Vermessungs- oder Grenzmarken ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden (vgl. § 27 Abs. 1 – 3 SächsVermKatG). Im Baugenehmigungsverfahren sollten die Bauherren (Grundstückseigentümer, Inhaber grund- stücksgleicher Rechte) darauf hingewiesen werden, dass bei einem Abriss, einem Neubau oder einer wesentlichen Veränderung eines Gebäudes sowie einer veränderten Nutzung eines Flurstücks die Aufnahme des veränderten Zustandes in das Liegenschaftskataster auf eigene Kosten zu veranlassen (vgl. § 6 Abs. 3 SächsVermKatG) ist.

8. DIENSTBARKEITEN / WEGERECHTE Im Bereich des Untersuchungsgebietes befinden sich die Pegel 5417 und 5635, die Kupferbohrung Cu10 von 1956 und die Höhenfestpunkte NV 211101 und NV 221005. Die Kupferbohrung stellt eventuell eine Gefährdung dar und sollte deshalb abgesteckt werden (Koor- dinaten: H: 5712674,70 und R: 5468025,20).14

Die Pegel sowie die Kupferbohrung werden in der Planzeichnung dargestellt. (Die Pegel sin in der Vermessungsdatei enthalten und für die Kupferbohrung wurden die Koordinaten von der LEAG zur Verfügung gestellt. Auf eine Darstellung der Höhenfestpunkte wird verzichtet, da keine Koordinaten vorhanden sind.

Auf folgenden Flächen existieren Dienstbarkeiten, die beachtet werden müssen:  Flurstück 164 (Gemarkung Schleife, Flur 2) ist eine dingliche Sicherung (Pegelrecht) zu Guns- ten der LE-B vorhanden.

14 SN LEAG vom 29.11.2018

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 Flurstück 157/2 (Gemarkung Schleife, Flur 2) existiert eine dingliche Sicherung (Wegerecht) zu Gunsten eines Dritten.

9. GENEHMIGUNGEN / ZUSTIMMUNGEN Es gibt im überplanten Gebiet keine Verfahren nach FlurbG und LwAnpG. Aus Sicht der unteren Landwirtschaftsbehörde besteht agrarstrukturell grundsätzlich Einvernehmen zum B-Plan "Ansied- lungsstandort Mühlrose", BLP 1866.15

Landpachtverkehrsgesetz Mit der Umwandlung der Flächen zu nichtlandwirtschaftlicher Nutzung sind die bestehenden Pacht- verträge zu korrigieren. Nach § 2 des Landpachtverkehrsgesetzes ist die Änderung innerhalb eines Monats der zuständigen Landwirtschaftsbehörde anzuzeigen. Gegebenenfalls kann der Pächter Pachtausfallentschädigungen verlangen.

Landwirtschaftsflächen Durch den Ansiedlungsstandort Mühlrose werden 16 ha Landwirtschaftsfläche in Anspruch genom- men. Als Bewirtschafter der Flächen in der Verwaltungsgemeinschaft Schleife sind im Wesentlichen die PROHAV Halbendorf mbH & Co sowie die Hartmann & Pietsch Lausitzer Heide GbR aus Schleife zu nennen. Zwischen den Bewirtschaftern und dem bergbautreibenden Unternehmen wurde die Flächeninan- spruchnahme abgestimmt.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Inanspruchnahme von 16 ha landwirtschaftlicher Nutz- fläche zur Umsiedlung gegenüber den durch den Tagebau ohnehin in Anspruch genommenen Land- wirtschaftsflächen gering ist und keine Existenzbedrohungen für die Landwirte bestehen. Das berg- bautreibende Unternehmen ist gegenüber den landwirtschaftlichen Unternehmen zur Kompensation verpflichtet.

Im Rahmen des Vorhabens sind folgende Genehmigungen zu beantragen: 1. wasserrechtliche Erlaubnis gemäß § 8 u. 9 WHG – wenn Regenwasser in die Vorflut „Struga“ eingeleitet werden soll 2. Anzeigen von Tiefbauarbeiten, welche das Grundwasser anschneiden, spätestens einen Mo- nat vor Baubeginn bei der Unteren Wasserbehörde gemäß § 49 Abs. 1 WHG

15 SN Landkreis Görlitz, Vermessungsamt/ Flurbereinigungs- und untere Landwirtschaftsbehörde, 04.12.2018

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10. FLÄCHENBILANZ

Nutzung / Befestigung Bestand in m² Planung in m²

Fläche des Geltungsbereiches 255.648 255.648

Teilflächen Bebauung (Dorfgebiet) 10.697 74.738

Bebauung (Gemeinbedarfsflächen - FFW, 14.097 Dorfgemeinschaftshaus)

Verkehrsflächen 15.230 33.514

Straßenverkehrsflächen (voll-/teilversiegelt) 8.158 20.290

Verkehrsflächen (Wege, unbefestigt sowie 7.072 13.224 Straßenbegleitgrün und Bankett)

Grünflächen 23.477 67.592

öffentliche Grünflächen 6.880 42.731

private Grünflächen 16.597 24.861

Flächen für die Landwirtschaft (Acker/ Grünland) 178.540 30.278

Flächen für Wald 19.934 19.934

Gehölzflächen/Bäume/Alleen 7.638 15.049 Flächen für Versorgung (im B-Plan als Trafostation 132 446 und BHKW ausgewiesen)

Summe der Teilflächen 255.648 255.648

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