Breiter Charme
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DEUTSCHLAND alrat de luxe (B 3, Grundgehalt 8652 Der chaotische Jung übte die Aufsicht Denn der Ministerialrat Hoffmann Mark) ausgesetzt werden müssen. über die Nachrichtendienste unter höch- würde schon zum Ministerialrat de luxe Das hatte der Dritte im Bunde der ster Protektion aus. Ein Jugendfreund befördert werden – doch nur unter der Kläger bewirkt. Frank Hoffmann ist im aus Ludwigshafener Zeiten hatte ihn Bedingung, daß er subito auf die Hardt- Kanzleramt der Beauftragte für Ge- persönlich ausgesucht: Helmut Kohl. höhe wechselt. Aber: Dort findet sich heimschutz. Auch er fühlte sich zu Un- Vor dem Untersuchungsausschuß derzeit nichts Passendes für den Haus- recht übergangen. wußte Schmidbauer-Vorgänger Lutz detektiv. Und der lehnte, zuletzt vorige Denn Hoffmann hat sich bei seinen Stavenhagen nichts von diesem Papier. Woche, das Angebot ab, sich vorläufig Oberen unbeliebt gemacht. Das war vor Stavenhagen bloßgestellt, das Kanzler- mit einem mediokren Posten im Vertei- drei Jahren, als er vor dem Schalck-Un- amt als Bermuda-Dreieck enttarnt – da digungsministerium zu begnügen. tersuchungsausschuß des Bundestages hatte sich der Beamte Hoffmann in die Natürlich könnte die Kohl-Crew im Auskunft über einen Aktenfund geben Nesseln gesetzt. Kanzleramt den Referatsleiter aus mußte. Im Durcheinander eines „über- Hoffmann gilt als ein „sehr qualifi- „dienstlichen Gründen“ irgendwohin vollen“ Panzerschranks des damaligen zierter Mitarbeiter“. Das bescheinigte abschieben. Klar aber auch, daß der sich Abteilungsleiters im Kanzleramt, Her- Kanzleramtsminister Friedrich Bohl ihm das nicht gefallen ließe. Und wer trifft mann Jung, hatte Hoffmann etwas ent- schriftlich, als Hoffmann ins Verteidi- sich schon freiwillig mit seinem Geheim- deckt: einen Brief des BND-Präsidenten gungsministerium wechseln wollte. Dar- schutzmann vor Gericht – zumal nach so Hans-Georg Wieck an das Kanzleramt. aus wurde jedoch erst mal nichts. schlechten Erfahrungen? Y Fernsehen schaftsminister Günter Rexrodt Bei Kohls Vorstoß habe der „brei- (FDP) und Volkstribun Blüm zeig- te Charme des Pfälzers“ gewirkt, ten sich über die Maßen irritiert. scherzt Stolte. In der Sache aber ha- Die Geräuschkulisse sei von den be der Kanzler recht. Höflich sicher- Breiter Ministern als „äußerst störend“ te der Intendant fortan wohlanstän- empfunden worden, sagt ZDF-Chef- diges Publikum zu. Und im laufen- redakteur Klaus Bresser. Waigels den Programm bekamen Blüm und Charme Wunsch nach Schadensersatz, Ge- Waigel durch Interviews außer der sichtspräsenz zur besten Sendezeit Reihe Satisfaktion. Kurz vor der Wahl machte im TV, blockte Bresser zunächst ab. Einen wüsten Krach mit Kohl und sich der Kanzler das Doch dann kam der Kanzler. der Union kann sich Stolte nicht lei- Kohl hegte den „Verdacht der sten. Die Politiker entscheiden in ZDF besonders gefügig. Manipulation“ bei der Auswahl von den Ländern, ob das öffentlich- Zuschauern, erklärt Kanzler-Bera- rechtliche ZDF künftig auch nach 20 ls bei der Schaltkonferenz des ter Andreas Fritzenkötter. Zudem Uhr werben darf und wie hoch die ZDF ein geplanter Auftritt des Erhöhung der Rundfunk- Achristdemokratischen Arbeits- gebühren zum 1. Januar ministers Norbert Blüm in der Wirt- 1997 ausfällt. Ohne diese schaftssendung „Wiso“ zur Sprache Finanzspritzen kollabiert kam, wurde Ulrich Kienzle vorige die Anstalt; aus dem Sen- Woche frech. „Ist das die Wieder- dezentrum auf dem Main- gutmachung?“ fragte der „Frontal“- zer Lerchenberg könnte Moderator. „eine herrliche Hotelanla- Kienzle lag richtig. Das Interview ge“ werden, ulkte ZDF- mit dem CDU-Minister sollte hel- Showmaster Thomas Gott- fen, die erzürnte christliberale Re- schalk. gierung milde zu stimmen. Zweiein- Kohl hat noch mehr Ge- halb Wochen vor der Bundestags- ZDF legenheit, die Notsituation wahl hatte Helmut Kohl seinen ZDF-Sendung „Wiso“* auszunutzen. Dem Main- Haussender ZDF abgekanzelt und in Wiedergutmachung für den Minister zer Sender drohte er mit einem Brief an Intendant Dieter der Kommerzkonkurrenz Stolte Programmschelte geübt. störte Kritiker Kohl, daß Jungblut von Sat 1 und RTL: Die traditionelle Kohl, einst Vorsitzender des die Politikerreden schon nach an- ARD/ZDF-Elefantenrunde der Par- ZDF-Verwaltungsrats, war unzufrie- derthalb Minuten mit einem Gong- teichefs am Wahlabend, bei der alle den mit der Auswahl von 300 Gästen schlag stoppen ließ. in den Bundestag gewählten Partei- zur Auftaktsendung „Weniger Ar- In seinem knappen Brief an Stolte en vertreten sind, müsse künftig ja beit trotz Aufschwung?“ der ZDF- mahnte der Kanzler, das ZDF müsse nicht unbedingt bei den Öffentlich- Reihe „Wählt!“. Wirtschaftschef Mi- faire Behandlung und ein ausgewo- Rechtlichen laufen, ließen die chael Jungblut hatte ausgerechnet genes Publikum zusichern. Andern- Bonner Regenten durchsickern. dem PDS-Mann Lothar Bisky als falls, deutete er an, würden sich Uni- Die Privatstationen reagierten mit einzigem von sechs Politikern zuge- onspolitiker aus ZDF-Wahlsendun- ungewöhnlichem Entgegenkommen. standen, eigene Fans mitzubringen. gen zurückziehen. Die Spitzendebatte, offerierten sie, Die Delegation aus 13 PDS-Ge- könne bei ihnen, anders als in ARD treuen mischte sich mit Zwischenru- und ZDF, garantiert PDS-frei lau- * Vergangene Woche, mit Moderator Micha- fen in die Wortgefechte ein. Finanz- el Jungblut und Arbeitsminister Norbert fen. ZDF-Bresser: „Ein geradezu minister Theo Waigel (CSU), Wirt- Blüm. willfähriges Angebot.“ 22 DER SPIEGEL 41/1994.