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Steingaden Prem ... mach eins

2008 - heute 1996 - 2008 1978 - 1996 1972 - 1978

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40 Jahre Landkreis Weilheim-Schongau Aus zwei mach Eins

Inhaltsverzeichnis

4 Unser Landkreis 66 Schullandschaft

12 Interview mit Landrat 70 Tourismus Dr. Friedrich Zeller 73 Feuerwehrwesen / 15 Die Gebietsreform Brand- und Katastrophenschutz

18 Das Wappen des Landkreises 78 Banken und Kreditinstitute Weilheim-Schongau 84 Abfallwirtschaft 20 Politische Landschaft 91 Krankenhaus 22 Finanzen des Landkreises 98 Gesundheitswesen 28 Wirtschaftliche Entwicklung 102 Städte, Märkte und Gemeinden 42 Landwirtschaft 106 Beiträge der Kommunen 47 Klimaschutz

54 Natur- und Landschaftsschutz

58 Klima - Wetter

61 Straßen und Verkehrswesen / ÖPNV

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Unser Landkreis

von Brigitta Siepmann Aus: Martin und Brigitta Siepmann: Im Landkreis Weilheim Schongau. Dachau 1996, S. 5–10.

eit Urzeiten liegt dieses hügelige, wald- und ­dargestellte Urlaubslandschaft – Berge, Täler, moorreiche Land vor den Ammergauer Seen – sucht der Reisende im Kreisgebiet zum Teil SAlpen: eigenwillig von mächtigen Gletschern und vergebens, und doch ist alles greifbar nah. Große Schmelzwassern der Eiszeiten geformt, vom Lech Voralpenseen berühren es am Rande: der Starnber- und der Ammer durchflossen und durchschnitten. ger See im Osten, der Ammersee im Norden, doch Viele Herrschaften kamen und gingen im Lauf verwaltungstechnisch gehören sie zu den Land- der Zeiten, gründeten Verwaltungseinheiten und kreisen Starnberg beziehungsweise Landsberg am ­hoben sie wieder auf. Bis 1972 gehörte dieses Lech. Im Süden zeigen sich die Alpen von überall Gebiet zu den Altlandkreisen Schongau und her als blaue Kuppel- und Zackenbänder, nahe Weilheim. Seither nun ist es ein neuer Landkreis genug, um sich damit verbunden zu fühlen und geworden, Weilheim-Schongau, mit dem Kreissitz mit den Augen daran festzuhalten, weit genug, in der alten Handwerker- und Künstlerstadt um die offene Landschaft nicht einzuengen. Ohne Weilheim. Die so häufig als typisch oberbayerisch größere Hindernisse steigt das Land von Norden

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nach Süden zu den Alpen hin an. Aber auch zwischen Augsburg und Tirol, dazu das Rott- und diese erheben sich nicht auf Weilheim- Floßrecht, das Schongau alleine zur Weiterbe­ Schongauer Kreisgebiet, sondern in benachbar- förderung der Waren und zur Erhebung des Zolls ten Landkreisen: südwestlich im schwäbischen am Lechübergang ermächtigte. Die Lechflößerei Ostallgäu, im Süden in Garmisch-Partenkirchen wurde zum wichtigen Erwerbszweig, auch für die und südöstlich in Bad Tölz-Wolfratshausen. Die umliegenden Dörfer wie die uralte alemannische höchsten Gipfel am südlichen Horizont liegen Siedlung Bernbeuren am Fuß des Auerberges oder bereits jenseits der Landesgrenze in Österreich. Prem und . Das stattliche Ballenhaus Nur der Hohe Peißenberg (988 Meter) versperrt in für Stapelware von 1515 mitten auf dem charakte- Weilheim-Schongau mancherorts die Sicht, gleicht ristischen bayerischen Straßenplatz zwischen den dies aber durch den herrlich-weiten Ausblick von spitzgiebeligen Bürgerhäusern in der Altstadtmit- dort oben wieder aus. te, die prächtige Ausstattung der ­Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt und die fast vollständig „Starrend vor Wald, entstellt durch Sümpfe“, so erhaltene Stadtbefestigung erinnern noch an diese ­beschrieb der römische Geschichtsschreiber große Zeit des Wohlstandes und des Handels. Viel ­Tacitus noch um den Beginn unserer Zeitrechnung halfen die dicken Stadtmauern allerdings nicht, die Landschaft nördlich der Alpen. Wir wissen denn Schongau war als ehemalige bayerische nicht, ob es die Menschen ebenso empfanden. Grenzstadt in alle größeren Kriege verwickelt. Auch die um 2000 v. Chr. erste Spuren im Landkreis den Niedergang des Handels im 17. Jahrhundert hinterließen. Leicht hatten sie es sicher nicht in konnten sie nicht verhindern. Doch heute sind diesem wilden, dunklen Land. Die Kelten siedelten diese geschichtsträchtigen Mauern und ­Stadttore ab etwa 500 v. Chr. an den Flüssen. Sie sollen dem neben der gepflegten Altstadt ein wichtiger Lech und der Ammer ihre Namen gegeben haben. ­Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr. Zahlreiche Weiler und Einzelhöfe im Alpenvorland erinnern noch heute an die von den Kelten bevor- Der Auerberg (1056 Meter), beliebter bayerisch- zugte Siedlungsform. 15 v. Chr. zogen die Römer schwäbischer Aussichtspunkt auf der westlichen über die Alpen. Sie bauten zwei wichtige Straßen. Landkreisgrenze, soll bereits ein keltisches Heilig­ Die Ost-West-Route verband Salzburg und Bad tum getragen haben. ­Ausgrabungsergebnisse Reichenhall mit Kempten. Die Nord-Süd-Verbin- sprechen jedenfalls für eine ausgedehnte dung führte von Verona über den Scharnitzpaß bei römische Markt- und Handwerkersiedlung, die Mittenwald nach Augsburg. Die Abzweigung nach zur Zeit von Kaiser Tiberius (1437 n. Chr.) auch als Schongau durchquerte notgedrungen die tiefe ­Militärstützpunkt eine große Rolle gespielt haben Ammerschlucht, die heute von der EcheIs­bacher soll. Im 6. Jahrhundert tauchten die Bajuwaren Brücke so angenehm sicher überspannt wird, auf. Sie vermischten sich mit den Keltoromanen und war deshalb bei Händlern und Reisenden und den am Lech siedelnden Schwaben und nah- jahrhundertelang gefürchtet. Trotzdem, Schongau men den gesamten Raum in Besitz. Der Grund- entwickelte sich im Mittelalter durch diese Straßen stein war gelegt für die spezifische Mischung aus zum wichtigen Lager- und Umladeplatz. tirolerischen, schwäbischen und altbaierischen Einflüssen, die Weilheim-Schongau, was Mund- Um 1235 wurde der Markt von Altenstadt (alte arten, Bräuche und Kultur anbelangt, noch heute Stadt Schongau) auf den besser geschützten Um- zum Bindeglied zwischen dem Allgäu und dem laufberg des Lechs vertagt, an den Knotenpunkten Altbaierischen macht. Viele kennen dieses Gebiet der alten Römerstraßen und den Übergang am besser als Zentrum des „Pfaffenwinkels“, bekannt Lech. Anfang des 15. Jahrhunderts erhielt der auch als Land der Bauern, Künstler und Klöster. Markt das Niederlagerecht für den Fernhandel Im weiteren Sinn gehörte das ganze Kreisgebiet

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dazu, wenn auch die Ortsnamen Schwabsoien, Quellen des großen benachbarten Klosters Bene- und Schwabniederhofen zeigen, diktbeuern handelte es sich aber um eine Stiftung dass das Gebiet westlich vom Lech vor allem vom der Huosi, einer damals mächtigen Adelssippe. Wie Schwäbischen aus beeinflusst wurde. Es ist nicht auch immer – auf jeden Fall war es der Adel, der bekannt, wann jener Name genau entstand, doch diese altehrwürdigen Klöster stiftete, und darauf stammt er aus einer Zeit, als „Pfaffe“ noch der verweist auch der Spruch über dem triumphbo- normale Ausdruck für geistliche Herren war. genartigen Eingang der ehemaligen Pollinger Klosterkirche. „Liberalitas Bavarica -Bayerische Der Name „Pfaffenwinkel“ steht für eine blühende Freigebigkeit“ ist da zu lesen; die Großzügigkeit Kloster- und Kirchenkultur, die sich im ­Kreisgebiet des hohen Adels, der durch die Klostergründungen seit dem frühen Mittelalter entwickelte. Im 8. seinen tiefen Glauben und seine Gottesfürchtigkeit Jahrhundert begann hier die große Zeit der bewies. ohne dabei seine politischen Ziele und Klostergründungen mit Polling und . seinen praktischen Sinn für strategisch günstig ge- Im 11. Jahrhundert folgten Rottenbuch und das legene Orte zu vergessen. Die Klöster als Förderer später weltliche Kollegialsstift Habach, im 12. der Kunst: Zahlreiche Zeugnisse der Kunstfertig- Jahrhundert und Bernried. Sie alle keit, vor allem der Weilheimer und Wessobrunner sollten bis zur Säkularisation im Jahre 1803 segens- Meister aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts, reich wirken, kultivierend auf das immer noch finden sich überall, meist allerdings nach den wilde Land, als Horte des Glaubens und Förderer Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges (1618- der Bildung und der Künste. Steingaden und 1648) neu gestaltet und barock überformt. Die Rottenbuch wurden von den Welfen gegründet. großen Handwerker und Künstler dieser Gegend Sie waren Vasallen der fränkischen Könige und begegnen uns in stattlichen und unscheinbaren herrschten vom 10. bis Ende des 12. Jahrhunderts Kirchenbauten, in profanen Gebäuden, in Museen im Lechrain, zuerst von Altenstadt aus und ab etwa und Straßennamen, nicht nur hier, sondern weit 1050 dann von ihrer Höhenburg bei Peiting. Nach über die Grenzen des heutigen Landkreises hinaus. ihnen übernahmen kurz die Hohenstaufen die Es sind zu viele; die Aufzählung muss beispielhaft Macht. Doch schon Mitte des 13. Jahrhunderts fie- bleiben: der meisterhafte Freskant Matthäus len die Schongauer Besitzungen an das bayerische Günther (1705-1788) von Peißenberg, die Schon- Herzogtum und damit in die Hand der Herrscher- gauer Bildhauer Hans Reichle (um 1570-1642) familie, deren Name gemeinhin mit Altbaiern und Johann Pöllandt (2. Hälfte 17. Jahrhundert), verbunden wird: der Wittelsbacher. Auch Bernried aus Weilheim die Bildhauer Hans Krumpper (um und Habach verdankten ihre Entstehung dem 1570-1634), der in Böbing geborene, aber später Adel. Die Gründungslegenden von Polling und in Weilheim ansässige Bartholomäus Steinle (um Wessobrunn wollen es, dass der letzte Agilolfinger, 1575-1628), Georg Petel (zwischen 1590 und 1593 Herzog Tassilo III., um 750 deren Stifter war. Nach bis 1634) und Hans Degler (1564-1635) mit Nach- kommen, Philipp Dirr (1582-1633) und Franz Xaver Schmädl (1705 - 1777), der Maler Elias Greither d. Ä. (2. Hälfte 16. Jahrhundert - 1646) und seine Söhne und die Goldschmiedefamilie Kipfinger. Bei den Weilheimer Bildhauern wurde vom Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts sogar von einer Weilheimer Schule gesprochen. Damals entstand entlang des Stadtbaches die heute noch deutlich erkennbare Bauern- und Handwerkersied- lung der Neuen oder Oberen Weilheimer Vorstadt.

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Der große Aufschwung Weilheims begann um Wessobrunner Baumeister und Stukkateure 1506/07, nachdem Herzog Albrecht IV, der Weise, schmückten seit dem 17. Jahrhundert Bauten eine der großen bayerischen Herrschergestalten, in ganz Europa, vor allem Johann Georg Üblher das Landgericht vom Hochschloß in Pähl in seine (1700-1763), Johann Georg Dirr (1723-1779) und aufstrebende Stadt an der Ammer verlegt hatte. Meister der Familien Schmuzer, Feichtmayr und Handwerk und Kunst sollten hier ab Anfang des Zimmermann. Einer von ihnen, der Baumeister 16. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts ­Dominikus Zimmermann (1685-1766), schuf von blühen, obwohl auch im alten Weilheim Kriege, 1745 bis 1754 im Auftrag des Klosters Steingaden Seuchen und Stadtbrände immer wieder Not die berühmteste Wallfahrtskirche des Pfaffenwin- und Zerstörung brachten. Dazu kamen mehrfach kels, die einst so einsam vor den Trauchbergen Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern der gelegene himmlische Wies. Sie entstand um eine Alt- und der Oberstadt. Die Plastik der »Raufenden wundertätige Figur des gegeißelten Heilands und Buben« neben der Stadtpfarrkirche Mariä Himmel- wurde Höhepunkt des künstlerischen Schaffens­ fahrt erinnert anschaulich an diesen Aspekt der Zimmermanns. Sein Bruder Johann Baptist Weilheimer Stadtgeschichte. Seither hat sich vieles Zimmermann (1680 bis 1754) malte die lichten in Weilheim verändert, aber Kunst und Kultur Fresken. Weniger bekannt, aber nicht minder haben nach wie vor einen hohen Stellenwert. anspruchsvoll sind zahlreiche Werke geistlicher

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Künstler, zum Beispiel die künstlerischen Hand- von gelb-grünen Löwenzahnwiesen mit Pferden schriften der seligen Diemut aus dem 12. Jahr- oder braun-scheckigen Kühen unter weiß-blauem hundert für das Kloster Wessobrunn, die „PolIinger Himmel, von sauber aufgereihten Grasstreifen auf Liedersammlung“ des Dichters und Musikers Franz hellgrün-stoppelig gemähten Wiesen oder manch Xaver Weinzierl (1757 bis 1833) und historische nostalgisch anmutender Traktor-Oldtimer lassen Werke des Paul von Bernried. Land der Künstler besonders den in städtisches Leben eingebunde- und Klöster, das war der Pfaffenwinkel bis zur Sä- nen Menschen das Herz aufgehen. Es ist diese über kularisation, als die Gedanken der Aufklärung über Jahrhunderte von den Bauern gestaltete Kultur- die Klöster siegten. Mit ihnen als zuverlässigste landschaft mit ihren Dörfern und Einzelhöfen, im Auftraggeber ging auch die Hoch-Zeit der Künstler Lauf der Jahreszeiten begleitet von vielen alten zu Ende. Heute sichern in den Städten Weilheim, Festen und Bräuchen, die immer wieder in ihren Schongau, Penzberg und in den Märkten Peiting Bann zieht und hier Wandern zum Erlebnis macht. und Peißenberg zahlreiche Ladengeschäfte, Bei den Bauern selbst allerdings bleibt für Roman- Handwerks- und Industriebetriebe und auch der tik wenig Platz, weder zu der Zeit der Klöster noch Fremdenverkehr viele Arbeitsplätze. Die Anzie- heute. Wie eh und je leben sie vor allem von der hungskraft dieser Hauptorte im Landkreis ist groß. Holz- und Viehwirtschaft und von der Viehzucht. Die Einwohnerzahl liegt inzwischen bei allen um Das ganze Jahr über ist die große Hochlandhal- die 10000; in Weilheim selbst leben etwa le in Weilheim Schauplatz ihrer Zuchterfolge. 16000 Menschen. Aber das Land draußen Etwas anderes als Weiden geben die Böden von gehört immer noch den Bauern. Bilder Natur aus kaum her. Wenn auch heute moderne

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Maschinen manches einfacher machen, so tun sie es nicht ­automatisch besser. Darüber hinaus sind sie teuer in der Anschaffung und nicht überall zu gebrauchen. Und was früher die vielen Hände der Großfamilie bewältigten, bleibt heute oft einem Bauernpaar. Trotzdem oder vielleicht gerade weil harte Arbeit dahintersteckt, sind die meisten Bau- erneut Bedeutung. Sie haben ihren Ursprung im ern stolz auf ihr Land und fest mit ihm verwurzelt. Tertiär, ungefähr 5 bis 60 Millionen Jahre zurück. In gewisser Hinsicht ist der Name »Pfaffenwinkel« Damals hatte sich das Alpenvorland im Zuge der immer noch aktuell, und nicht nur, weil die Kirche Auffaltung der Alpen gesenkt und war vom Meer nach wie vor eine wichtige Rolle im Alltagsleben oder von Seen und Sümpfen bedeckt. Auch im spielt. Er enthält einen deutlichen Hinweis auf Landkreisgebiet erstreckte sich das Meer bis zu die touristischen Brennpunkte des Landkreises, den aus Schutt aufgebauten, sanften Flyschbergen an denen sich früher oder später alles trifft, was der nördlichen Ammergauer Alpen. Das Festland sich für oberbayerische Kunst und Geschichte bedeckten subtropische, sumpfige Wälder, in interessiert oder einfach auf der Suche nach dem denen Krokodile und Säbelzahntiger ihr Unwesen bekanntermaßen Besonderen ist: Die ehemaligen trieben. Das üppige Pflanzenwachstum in dem Klöster Polling, Steingaden, Rottenbuch, Wessob- feucht-warmen Klima führte an den Seensenken runn, vielleicht noch die 1670 bis 1676 von Johann oder Meeresbuchten im Lauf der Zeit über das Schmuzer überreich mit Stuck geschmückte ­Stadium der Torfbildung zu Flözen aus steinkohle- Wallfahrtskirche Mariä ­Heimsuchung in Ilgen und ähnlicher tertiärer Glanzbraunkohle, im Alpenvor- natürlich die Wies. Wer direkt dorthin strebt, wird land Pechkohle genannt. Die Bergwerke waren die Landschaft wie einen von weitem betrachteten kein angenehmer Arbeitsplatz. Oft musste wegen Wandteppich in Erinnerung ­behalten: gelungener der Beschaffenheit der Stollen in den ungünstigs- Bildaufbau, hübsche Farben, ­Wiesen, Wälder und ten Körperhaltungen gearbeitet werden. Es gab Siedlungen, dazwischen auch Gewerbegebiete die drei Bergmanndl, den Stinker, den Blaser und und technische Einrichtungen, insgesamt ein den Klopfer, auf die geachtet werden musste, um freundliches, unspektakuläres Land. Aber wer bei drohenden Explosionen und Einstürzen recht- aufmerksam beobachtet, dem erschließt sich eine zeitig zu flüchten. Wem allerdings der Alte Mann unerwartete Vielfalt an Farben und Strukturen. unter Tage begegnete, für den gab es keine Ret- Viele Erdzeitalter und Generationen von Menschen tung mehr. Das alles ließ die Kumpel in Penzberg, aus nah und fern haben an diesem scheinbar so in Peißenberg und Peiting zur eingeschworenen gleichmäßigen und tatsächlich so vielfältigen Gemeinschaft werden, auch dann noch, als es statt Teppich gewebt. der Berggeister wissenschaftliche Erklärungen für die Phänomene gab, für die sie standen. Die Nicht immer passen die Ergebnisse ihrer Bemü- Bergarbeiter waren stolz auf ihre harte, gefährliche hungen in die freundliche Kulturlandschaft oder Arbeit, und manche trauern heute noch ­darüber, bilden wenigstens reizvolle Kontraste wie die dass der Bergbau zwischen 1966 und 1971 nach futuristischen Riesenschirme der Erdefunk-Satelli- und nach wegen mangelnder Rentabilität einge- tenstation der Telekom bei Raisting. Trotzdem gibt stellt wurde. Der Schuttberg bei Penzberg zeigt, es viel Interessantes zu entdecken, wovon zahlrei- welche gewaltigen Erdbewegungen mit dem Berg- ches aus längst vergangenen Erdzeitaltern stammt, bau verbunden waren: 1,1 Kilometer ist er lang, wie die Pechkohlevorkommen. Ihnen verdanken 400 Meter breit und 65 Meter hoch; 13 Millionen Penzberg und Peißenberg ihren Aufschwung, Kubikmeter Abbaumaterial, das die Penzberger und durch sie erlangte der alte Welfenort Peiting heute als willkommenes Freizeit­gelände nutzen.

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Dann entdeckten wohlhabende Münchner Bürger den Starnberger See für sich. Nach einem verheerenden Brand entstand das neue Seeshaupt als stattliche Villensiedlung. Auch Künstler fanden damals den Weg zurück aufs Land. In Bernried soll Bei Festzügen sind die Bergmänner mit ihren 1860 der realistische Maler Wilhelm Leibt gear- schwarz-goldenen Schmuckuniformen nach wie beitet haben; in Sindelsdorf ließ sich Franz Marc vor dabei. Auch die einfachen Bergarbeiterhäus- nieder, neben Wassily Kandinsky einer der Gründer chen, die zweckmäßigen Verwaltungsgebäude der berühmten Künstlergemeinschaft „Der Blaue und die hübschen Villen der Höherstehenden in Reiter“. Überall beeinflusst der Mensch das der Bergbauhierarchie prägen immer noch große Landschaftsbild, doch die Landschafts­elemente Teile der Ortsbilder von Penzberg, Peißenberg und haben vor allem Gletscher und Flüsse wie Lech Peiting. Allerdings werden sie zunehmend durch und Ammer geschaffen. Da sind zum Beispiel die neue Geschäftshäuser und Siedlungen verdrängt. rundlichblauen Osterseen mit ihren Schilfgürteln und Sumpfgebieten zwischen dem Starnberger Nicht nur die Städte und Märkte, auch die See und . Sie füllen abflusslose Toteis­ kleineren Orte im Landkreis sind interessant und löcher, die durch isolierte, unter Gletscher- oder sehenswert. Da sind die vielen kunstvollen Kirchen Schmelzwasserschutt langsam abgeschmolzene und Kapellen mit Elementen von der Romanik bis Eisbrocken entstanden. Wunderschön und lehr- in die Gegenwart. Sogar zwei seltene Beispiele reich sind Wanderungen im Osterseengebiet, denn aus der Biedermeierzeit sind darunter: St. Stephan noch ist es die Heimat vieler Wasservögel und in Schwabsoien (1819/20) und St. Oswald in anderer wasserliebender Lebewesen. Eine weitere ­Tannenberg (1824-1826). Die alten Dörfer und geologische Besonderheit sind die in Fließrichtung Höfe wirken in sich geschlossen und behäbig. Sie der ehemaligen Gletscher angeordneten, gleich- zeigen nicht den holz- und blumenüberquellenden mäßigen Hügel des Eberfinger Drumlinfeldes. Wie Baustil des Oberlandes, sondern haben ihren eige- ein Schwarm Delphine ziehen sie von nen, der schlicht-schönen Landschaft angepassten Richtung Nordwesten zwischen Seeshaupt und Charakter. So manches Mauerwerk ist aus dem Weilheim bis auf die Höhe von , typisch ockergelb-porösen Stein gefügt, der uns Wilzhofen und Haunshofen dahin. Meist sind die fast überall im Landkreis begegnet. Wir finden ihn Kuppen bewaldet und hin und wieder Siedlungen in weltlichen Gebäuden und in den Kirchtürmen in die Senken geschmiegt. Nur Jenhausen mit von Antdorf, , Obersöchering und Peiting seiner zierlichen Kirche Mariä Himmelfahrt liegt ebenso wie in den Mauern der ältesten romani- malerisch obenauf. Die Drumlinschwärme bilden, schen Kirchen in Pähl und in Polling und des um wie auch die Moränenbuckel um Habach, Peiting, 1200 erbauten, mächtigen romanischen Münsters Schönberg, Wildsteig, Burggen und Sachsenried, St. Michael von Altenstadt. Es ist Kalktuff, der im ein ideales Wandergebiet mit manch schönem Zusammenhang mit Quellaustritten kalkhaltigen Ausblick über das Land und auf die Berge. In den Wassers entstanden ist, meist unter Beteiligung Senken zwischen den Hügeln gibt es immer noch niederer Pflanzen. Bis in die jüngste Zeit wurde er viele Moore und Streuwiesen. Das ist deshalb so bei Huglfing und Polling abgebaut und war lange bemerkenswert, weil bayernweit in den letzten Zeit der charakteristische Baustoff um Polling, Weil- 200 Jahren über 80 Prozent dieser einmaligen heim und rings um den Ammersee. Aber nicht alle Lebensräume durch Torfabbau und Entwässerung Orte bergen eine jahrhundertelange Geschichte.­ vernichtet wurden oder, was die Streuwiesen Seeshaupt war noch bis ins 19. Jahrhundert ein betrifft, weil im Herbst niemand mehr mähte. beschauliches, einfaches Fischerdorf. Denn Streuwiesen sind eigentlich künstliche, von

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den Menschen geschaffene Lebensräume. Vielen heute mehr auf sich nehmen, ihn als Wasserstraße Bauern mangelte es früher an Geld und Einstreu zu benutzen. Doch mit der Litzauer Schleife südlich für das Vieh, und so griffen sie auf die kostenlosen von Schongau ist ein letztes Stück unverbauter Gras- und Krautbestände der reichlich vorhan- Flusslauf erhalten. Der Hohe Peißenberg bildet den denen nassen Wiesen zurück. Unbeabsichtigt nördlichsten Sockel des Alpenrandes und ist ein verhinderten sie dadurch deren Bewaldung und Landkreishöhepunkt nicht nur wegen seiner 988 schufen Platz für viele Pflanzen und Schmetter­ Höhenmeter. Er trägt die älteste meteorologische linge. Manche der Moore und Streuwiesen werden Bergbeobachtungsstation der Erde, die Ende des staatlich geschützt, viele sind auf das Verständnis 18. Jahrhunderts von Mönchen des Klosters Rot- ihrer Eigentümer angewiesen und sie alle auf die tenbuch gegründet wurde. Damals gab es schon Rücksicht der erholungssuchenden Besucher. die prächtige Wallfahrtskirche um das seit 1514 Das gilt auch für andere Naturkostbarkeiten wie verehrte gotische Marienbild, das den Hauptaltar den seltenen Eibenbestand bei Paterzell oder die der Gnadenkapelle schmückt. Meist ist es recht Hardtwiesen im Dreieck zwischen Bauerbach, belebt hier oben. Aber manchmal, bei Sonnenauf- Marnbach und Magnetsried oder den Pähler Hart gang, bleibt Zeit, sich in Ruhe umzuschauen. Noch nördlich von dem alten Landgerichtssitz Pähl. einmal liegt das Landkreisgebiet vor uns ausge- „Hardt“ oder auch „Hart“ hieß bis etwa ins 19. breitet: da und dort Kirchtürme und Siedlungen, Jahrhundert das Weideland einer bäuerlichen mit viel alter Bausubstanz, aber auch immer wie- Gemeinde, auf dem Gemeindemitglieder ihre der Modernes und Gewerbebetriebe dazwischen; Ziegen, Schafe und Schweine weiden lassen Hügel, Wälder, Moore soweit das Auge reicht, die konnten. Durch den ständigen Verbiss überlebten spiegelnden Wasserflächen des Ammersees und nur einzelne kräftige Bäume. Das Ergebnis heute Starnberger Sees im Norden, im Süden die blauen ist eine offene Waldlandschaft mit charaktervollen Berge. Weilheim-Schongau: ein Land voll stiller Baumgestalten und artenreichen Wiesen. Wild Schönheit, noch immer, und immer wieder wert, es und urwüchsig ist dagegen die Pähler Schlucht: von neuem zu entdecken. der Burglängenbach der sich am Eingang über ein Halbrund aus Nagelfluh in die Tiefe stürzt, Efeu berankter Schluchtwald und darin der Pfad bis hinauf zum romantischen Hochschloß von Pähl. Es ist nicht die einzige beeindruckende Schlucht im Landkreisgebiet. Vor allem die Ammer hat sich mehrmals tief ins Gelände ein- und durch- gegraben. Da ist die Scheibum, der gewaltige Felsendurchbruch und beliebte Klettergarten bei Peustelsau. Unter der Echelsbacher Brücke gähnt der nächste tiefe Einschnitt, und nördlich von Rot- tenbuch folgt noch einmal eine wildromantische Ammerschlucht. Naturschutzgebiete bewahren hier den natürlichen Lauf der Ammer, der sonst, wie bei so vielen Flüssen, immer wieder künstlich beeinflusst ist. Der Lech aber musste sich im Zeit- alter des Wasser-, Strom- und Freizeithungers noch viel mehr gefallen lassen. Er hat sich vom Wildfluss in eine Flusslandschaft aus Staustufen und Speicher­seen verwandelt. Kein Flößer würde es

11 Interview mit Landrat

Interview mit Landrat Dr. Friedrich Zeller

von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

Was haben Sie am 1. Juli 1972 gemacht? Am 1. Juli 1972 hätte ich mir (im Alter von sechs Jahren) nicht träumen lassen, dass mir vierzig Jahre später diese Frage gestellt wird.

Wie hat sich das anfangs ungeliebte Kind entwickelt? Das Voralpenland hat sich Jahrhunderte lang am Lauf der Flüsse orientiert. Da war es durch- aus ungewöhnlich, dass ein Landkreis nicht in Nord-Süd-Richtung aufgestellt wurde, sondern ­Ost-West. Die verschiedenen Dialekte an Lech, Ammer und Loisach zeigen bis heute die sprachlichen Unterschiede. Allerdings wurde die Zweckehe Weilheim-Schongau schnell zur ­Normalität. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass im Bewusstsein der Bürger die örtliche ­Gemeinde viel wichtiger ist, als die verhältnismäßig abstrakte Ebene eines Landkreises.

Haben Sie schon mal jemand sagen hören, „Ich bin ein Weilheim-Schongauer“? Das wird wohl nie vorkommen. Der normale Mensch begreift sich als Bürger seiner Gemeinde.­ Das ist das konkrete Umfeld, in dem er sich jeden Tag aufhält, wo er auch direkt Einfluss ­nehmen kann. Soll ein Penzberger sagen, er sei ein Weilheim-Schongauer? Das ist unrealistisch. Um Heimat zu beschreiben, benutze ich gerne Flussnamen oder komme auf den Ammersee und Starnberger See zu sprechen. Gelegentlich erwähne ich auch den Forggensee und den Staffelsee, wenngleich beide in benachbarten Landkreisen liegen. Heimat kennt aber keine Verwaltungsgrenzen, sondern ist ein subjektives, sehr wichtiges Gefühl. Ich finde auch unseren Begriff Pfaffenwinkel sehr passend. Trotzdem würde keiner sagen, er sei ein Pfaffenwinkler. Der Bürger begreift sich als Bürger seiner Heimatgemeinde. Von Landkreisen wird schlicht erwartet, dass die Verwaltung erstklassig funktioniert.

Nennen Sie bitte zwei Gründe, warum ein Unternehmer im Landkreis investieren sollte. Nennen Sie bitte zwei Gründe, warum er das nicht tun sollte. Der investitionswillige Unternehmer findet bei uns allerbeste Voraussetzungen: Die Infrastruk- tur ist modern, die Baupreise und Gebühren sind im Verhältnis zum Raum München niedrig, es herrscht eine unternehmerfreundliche Kultur. Ein ebenso wichtiges Argument sind die sehr gut ausgebildeten und fleißigen Arbeitskräfte in unserer Gegend. Es herrscht eine positive ­Grundstimmung der Industrie gegenüber. Was eine Neuansiedelung ­schwierig macht, sind die guten Zahlen auf dem Arbeitsmarkt. Bei sehr geringer Arbeits­losigkeit, wird es schwierig Fachkräfte zu gewinnen. Ein weiterer Nachteil fällt mir nicht ein.

12 Interview mit Landrat

Welche Standortfaktoren des Wirtschaftsstandortes Weilheim-Schongau würden Sie gerne ausbauen? Im Argen liegt die Eisenbahn-Infrastruktur. Ab 2013 wird die Deutsche Bahn zwar modernere­ Züge auf der Strecke Richtung Garmisch-Partenkirchen verwenden, aber die Strecke der ­Pfaffenwinkelbahn müsste ausgebaut werden. Eine Anbindung über die Fuchstalbahn Richtung Augsburg wäre ebenfalls wünschenswert. Bei der Eisenbahn etwas zu bewirken, ist wirklich aufwändig. Man braucht einen langen Atem! Mein Traum ist eine Stadtbahn, die von Bad Tölz nach Penzberg und dann weiter nach Murnau geführt werden sollte.

Welche Höhen und Tiefen hat der Landkreis in den letzten 40 Jahren erlebt? Der Landkreis musste ein passendes Müllkonzept entwickeln. Das ging nicht ohne Streit ab. Wir sind nun froh, über eine mechanisch-biologische Abfallbehandlung in Erbenschwang zu verfügen. Weil die Bürgerinnen und Bürger bereit sind, den Müll zu trennen, fahren wir beste Betriebsergebnisse ein.

Mit vier Krankenhäusern sind wir im Landkreis überversorgt. Die Auseinandersetzung um das Krankenhaus Penzberg war zwar nicht schön, musste aber sein. Mit der Klinik Starnberg haben wir letztlich einen sehr guten Krankenhausträger gefunden. Die Schulen wurden in den vergangenen Jahren enorm ausgebaut, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Vor kurzem habe ich eine Schule in England besichtigt, da ist mir erst klar geworden, auf welch hohem Niveau wir uns befinden.

Wo sehen Sie den Landkreis in 40 Jahren, was wird sich grundlegend verändert haben? Vier Jahrzehnte können nicht vorhergesagt werden. Ein paar Thesen will ich dennoch wagen: Die Zahl der Einwohner wird deutlich sinken. Wir sollten uns schon jetzt mit dem Thema Schrumpfung befassen. Die Energiewende ist geschafft: Energie wird zum größten Teil aus Sonnenlicht gewonnen und direkt im Haus gespeichert. Die alten Mülldeponien werden wir auskoffern, um Rohstoffe zu gewinnen. Intelligente Technologie wird das politische System ändern, wie wir es uns heute nicht einmal ausmalen können. Unser Landkreis wird dauerhaft besser dastehen als die Mehrzahl der Landkreise in Bayern.

Was wünschen Sie dem Landkreis für die Zukunft? „Frieden ernährt – Streit verzehrt“ gemäß diesem Sprichwort wünsche ich mir, dass der Soziale­ Frieden erhalten bleibt und unsere Bürgerinnen und Bürger solidarisch miteinander umgehen.

13 IHK-Gremium Landsberg - Weilheim - Schongau IHK für München und Oberbayern Ihre IHK vor Ort Die Wirtschaft im Landkreis Weilheim – Schongau ist schon immer geprägt von einem gesunden und lebendigen Mix verschiedenster Branchen und Betriebsgrößen. Die knapp 9.000 im Land- kreis ansässigen Unternehmen aus der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungsbereich wählen alle fünf Jahre aus ihren Reihen die Mitglieder des IHK-Gremiums Landsberg – Weilheim – Schongau. Der Gremiumsausschuss zählt 24 demokratisch gewählte Firmenvertreter aller IHK- Wirtschaftszweige, die sich ehrenamtlich für die nachhaltige, zukunftsorientierte und innovative Entwicklung der regionalen Wirtschaft und für die Interessen der hiesigen Betriebe einsetzen. Daneben bietet die IHK-Geschäftsstelle Weilheim den IHK-Mitgliedsbetrieben ein breites Spektrum von Serviceleistungen an und versteht sich als Erstanlaufstelle für alle Fragen rund um die Be- triebsführung. Zu den Angeboten gehört die betriebswirtschaftliche Beratung, die Innovations- und Erfinderberatung, die Existenzgründungsberatung sowie auch Verkehrs- und Exportsprechtage. Ebenso organisiert die IHK-Geschäftsstelle die Abnahme der IHK-Prüfungen in der Region. Das IHK-Gremium Landsberg – Weilheim – Schongau sowie die IHK-Geschäftsstelle Weilheim gratulieren dem Landkreis zu seinem 40-jährigen Bestehen. Wir freuen uns, dass die IHK als Vertretung der Wirtschaft vor Ort einen wesentlichen Beitrag zur positiven ökonomischen Entwick- lung seit 1972 leisten konnte. Dieses Engagement wollen wir weiterführen – gemeinsam mit allen Partnern in der Region und zum Wohle des ganzen Landkreises.

Herbert Klein Klaus Hofbauer Vorsitzender Leiter der Geschäftsstelle Wir sind Ihre Wegbegleiter

Nutzen Sie die vielfältigen und hochwertigen Weiterbildungs- möglichkeiten der IHK Akademie in Weilheim. Beratung und Information: Beatrix Höfer [email protected] 0881 9254-990

www.ihk-akademie-muenchen.de die Gebietsreform 1972

Die Gebietsreform 1972 zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau, aus wikipedia.org/wiki/Gebietsreform_in_Bayern

ie Gebietsreform­im­Freistaat­Bayern wurde verringern und damit die Einwohnerzahlen in den Jahren 1971 bis 1980 durchgeführt dieser Gebiets körperschaften vergrößern. Dund hatte das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaff en. Das sollte durch Die Durchführung größere Verwaltungseinheiten erreicht werden, Ministerpräsident Alfons Goppel kündigte in die nach Ansicht der Bayerischen Staatsregierung seiner Regierungserklärung vom 25. Januar 1967 effi zienter arbeiten würden. die Reform an und nannte sie die wichtigste innenpolitische Aufgabe dieser Legislaturperiode. Die Voraussetzungen Die Gebietsreform wurde von Bruno Merk (CSU) Am 25. Januar 1952 trat eine neue Gemeinde- initiiert, der von 1966 bis 1977 Staatsminister ordnung für Bayern in Kraft. Darin wird in des Innern war. Sein Amtsnachfolger Alfred Seidl Paragraph 11 bestimmt, dass eine Änderung nur schloss die Gebietsreform ab. Merk berief 1968 vorge nommen werden kann, wenn die beteiligten eine Arbeitsgruppe Kommunalverwaltungs- Gemeinden einverstanden sind. Beim Vorhanden- reform ein. Am 16. April 1970 legte die Regierung sein von dringenden Gründen des öff entlichen den Entwurf für ein Gesetz zur Stärkung der Wohls sind Änderungen aber auch gegen den kommu nalen Selbstverwaltung vor. Willen der beteiligten Gemeinden möglich. Die Gebietsreform gliederte sich zeitlich in zwei Zu Beginn der 6. Wahlperiode des Bayerischen Abschnitte: Landtages 1967 strebten sowohl die regierende 1. die Gebietsreform zur Neugliederung Bayerns in CSU als auch die oppositionelle SPD eine Reform Landkreise und kreisfreie Städte 1972 der Kommunalverwaltung an. Die Vorstellungen der SPD gingen erheblich weiter als die Pläne 2. die kommunale Gebietsreform, die ab 1972 der Regierungspartei CSU. Die SPD wollte die zuerst auf freiwilliger Basis durchgeführt wurde Aufl ösung der Regierungsbezirke und Landkreise, und im Jahre 1978 mit Zwangseingemeindun- an deren Stelle Verwaltungsregionen geschaff en gen abgeschlossen wurde. werden sollten. Die Gemeinden sollten in Verwaltungsgemeinschaften zu Größen von Im Rahmen der Neugliederung Bayerns in Land- 5000 und 10000 Einwohnern zusammengelegt kreise und kreisfreie Städte, die am 15. Dezember werden. Somit hatten Gegner der Veränderungen 1971 beschlossen wurde und am 1. Juli 1972 in später kaum Rückhalt in der parlamentarischen Kraft trat, wurden aus vorher 143 Landkreisen Opposition. insgesamt 71 neue Landkreise. 23 von ehemals 48 kreisfreien Städten verloren ihre Kreisfreiheit. Die Regierungspartei dagegen wollte die Zum Ausgleich erhielten sie begrenzte bis herige Grundstruktur Bezirk – Landkreis zusätzliche Rechte gegenüber den sonstigen – Gemeinden beibehalten, jedoch die Zahl kreisangehörigen Gemeinden und durften den der Landkreise und der Gemeinden deutlich Titel „Große Kreisstadt“ tragen.

15 Die Gebietsreform 1972

Die Gemeindegebietsreform von 1972 bis 1978 Gemeinden waren zudem Mitgliedsgemeinden verringerte die Zahl der bayerischen Gemeinden in Verwaltungsgemeinschaften. ­Abgeschlossen von 6.962 im Jahr 1970 um über zwei Drittel auf ­wurde die Reform durch das Gesetz zum etwas mehr als 2.000 kreisangehörige ­Gemeinden. ­Abschluss der kommunalen Gebietsreform vom Sie trat am 1. Mai 1978 nach mehreren ­Beschlüssen 1. Januar 1980, in dem noch kleinere Korrekturen und Verordnungen in Kraft. Mehr als 900 der ­vorgenommen wurden.

Landkreis wurde aufgelöst

Landkreis besteht unter gleichem Namen weiter

Kreisfreie Städte und Landkreise vor der Gebietsreform, 1970

Reichling Pähl

EpfachApfel- Raisting dorf Kinsau Wesso- Wielenbach Bern- brunn ried Landkreis Weilheim-Schongau vor Hohen- Weilheim Schwab- furch Alten- und nach der Gebietsreform soien Seeshaupt Schwab-stadt bruck Schon- gau Hohen- Ingenried Peißen- Polling peißen- berg Peiting berg Eberng Ieldorf Burggen Ober- hausen Penzberg Huglng Ober- Antdorf Böbing söchering Eglng Bernbeuren Rottenbuch Habach Sindels- Spatzen dorf U‚ng am hausen Steingaden Staelsee Riegsee Bayer- See- soien hausen Großweil Prem Wildsteig Murnau Schleh- dorf 16 Über 40 Jahre Bauhandwerker-Tradition

1966 Gründung der Gemeinsam mit Bauunternehmung unseren Partnern durch gestalten wir Matthäus Haseitl Lebensräume im Landkreis 1970 2,8 Mio. Euro Weilheim-Schongau Jahresleistung mit und der Umgebung. Firmengründer ca. 116 Mitarbeitern Matthäus Haseitl

2000 Umbau und Erwei- Beste Leistung, terung des Firmen- Qualität und gebäudes Vertrauen sind unser Ziel. 2012 38 Mio. Euro Jahres- leistung mit ca. 174 Mitarbeitern Geschäftsführer Peter Schrehardt

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Beschreibung des Wappens des Landkreises Weilheim-Schongau:

zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

nter goldenem Schildhaupt, darin ein schreitender, herschauender, rot bewehrter und rot bezungter schwarzer Löwe, in Blau ein U goldener Abtstab, dem ein silberner Schlägel und ein silberner Hammer schräg gekreuzt unterlegt ist.

Der Löwe ist aus dem Wappen der Hohenstaufen entnommen, die als Erben der Welfen seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert am oberen Lechrain reich begütert waren und als schwäbi- sche Herzöge, deutsche Könige und Kaiser eine bedeutende historische Rolle spielten. Der her- schauende Löwe ist zugleich Wappenzeichen der welfi schen Herzöge, wie es in Steingaden überliefert ist.

Welfi sche Stammgüter lagen im Schongauer Gebiet. Der Abtstab unterstreicht die große kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der im Kreisgebiet liegenden früheren Klöster Wessobrunn, Polling, Habach, Bernried, Rottenbuch und Steingaden. Die Berg- mannswerkzeuge Hammer und Schlägel, das sogenannte Gezäh, sind die heraldischen Symbole für Bergbau und erinnern an den seit dem 19. Jahrhundert intensiver betriebenen staat- die Zusammensetzung des Verwaltungsbezirks lichen Pechkohlebergbau in Penzberg und Peißen- aus den ehemaligen Landkreisen Schongau und berg, der in den 1960er-Jahren seine größte Blüte Weilheim. Durch die Übernahme des Staufer erlebte und bis zur Stilllegung der Gruben 1966/71 Löwen aus dem früheren Schongauer Kreiswappen das Wirtschaftsleben des Landkreises prägte. Die und der Figur mit Hammer, Schlägel und Abtstab Tingierung des Hauptfeldes in Silber und Blau aus dem früheren Weilheimer Wappen wird das weist auf die wittelsbachische Landesherrschaft Hoheitszeichen beiden Teilgebieten des 1972 for- seit 1268 und die Zugehörigkeit zu Bayern hin. Das mierten Landkreises Weilheim-Schongau mit Sitz seit 1974 geltende Landkreiswappen symbolisiert des Landratsamtes in Weilheim gerecht.

18 wAPPen des LAndkreises

Wappendaten: Wappenführung seit 1974 (Rechtsgrundlage: Beschluss des Kreistags und Zustimmung der Regierung von Oberbayern, Beleg: Schreiben der Regierung von Oberbayern vom 21.05.1974)

Ehemalige Landkreise mit eigenem Wappen: Schongau, Weilheim

Elemente aus Familienwappen von Hohenstaufen, Welfen, Wittelsbacher

19 Politische Landschaft

Politische Landschaft

zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

er Kreistag ist die politische Vertretung der Es sind diese: Kreisausschuss (beschließend), Kreisbürger und wird von diesen für die Dauer Jugendhilfeausschuss (beschließend), Rechnungs- Deiner Wahlperiode von 6 Jahren gewählt. Er besteht prüfungsausschuss (beschließend), Sparkassen­ im Landkreis Weilheim-Schongau aus 60 Kreisräten ausschuss (beschließend), Finanzausschuss und dem Landrat als Vorsitzenden. Der Kreistag (beschließend), Schulausschuss (beschließend), berät und beschließt in allen wichtigen und Ausschuss für Energie-, Umwelt- und Klimafragen ­grundsätzlichen Angelegenheiten des Landkreises. und Landwirtschaft (beratend), Arbeitskreis ÖPNV, 13 Ausschüsse, Arbeitskreise und Beiräte Arbeitskreis Wirtschaftsförderung, Sozial- und ­erleichtern dem Kreistag die umfangreiche Arbeit. Gesundheitsbeirat und dem Klimabeirat.

Zusammensetzung des Kreistags von 1972 - heute

Kreistags­wahlen/ 18.06. 05.03. 18.03. 18.03. 10.03. 03.03. 02.03. Sitze 1972 1978 1984 1990 1996 2002 2008 CSU 29 35 34 31 29 33 25 SPD 25 20 20 17 15 15 13 GRÜNE 0 0 2 3 5 4 6 FDP 1 1 1 1 1 1 2 BSP 0 4 0 0 0 0 0 Gemeinsame 2 0 3 5 9 6 4 Wahlvorschläge REP 0 0 0 3 1 1 1 Wählergruppen 5 0 0 0 0 0 9 Gesamt 62 60 60 60 60 60 60

20 PoLitische LAndschAft

Der­Landrat­leitet das Landratsamt als Amts- tung in eigener Zuständigkeit. In Betrieben, bei vorstand und ist Dienstvorgesetzter der dort denen der Landkreis Gesellschafter ist, wie z. B. tätigen Staatsbediensteten sowie der Landkreis- der Krankenhaus GmbH oder der Kreissparkasse bediensteten. Der Landrat führt den Vorsitz im Schongau, übt er das Amt des Aufsichtsratsvorsit- Kreistag und in den Ausschüssen – ausgenommen zenden aus. Der Landrat ist kommunaler Wahlbe- Rechnungsprüfungsausschuss – und vollzieht die amter und gesetzlicher Vertreter des Landkreises. gefassten Beschlüsse. Er erledigt darüber hinaus Er wird von den Landkreisbürgern direkt für eine laufende Angelegenheiten der Landkreisverwal- Wahlperiode von 6 Jahren gewählt.

Bisherige Landräte

1. Juli 1972 bis 1. Mai 1978 bis 1. Mai 1996 bis seit 1. Mai 2008: 30. April 1978: 30. April 1996: 30. April 2008: Friedrich Zeller Georg Bauer (CSU) Manfred Blaschke (CSU) Luitpold Braun (CSU) (SPD)

So wurde im Landkreis überregional gewählt

% Landtagswahlen % Bundestagswahlen % Europawahlen 100 100 100

80 80 80

60 60 60

40 40 40

20 20 20

0 0 0 1986 1990 1994 1998 2003 2008 1990 1994 1998 2002 2005 2009 1984 1989 1994 1999 2004 2009

CSU SPD GRÜNE FDP FW DIE LINKE

21 Finanzen des Landkreises

Finanzen im Landkreis Weilheim-Schongau bis heute

von Kreiskämmerer Heinz-Günther Hetterich, Landratsamt Weilheim-Schongau

er Haushalt des Landkreises Weilheim-­ gen aller­ Dienststellen des Landratsamtes. Ein Schongau besteht aus einem Verwaltungs- in diesem Haushalt erwirtschafteter Überschuss Dund einem Vermögenshaushalt. Im Verwaltungs- dient zur Deckung der Ausgaben im Vermögens­ haushalt sind alle Einnahmen und Ausgaben haushalt. Dieser enthält alle Investitionen, enthalten, die nicht dem Vermögenshaushalt ­insbesondere die Hoch- und Tiefbaumaßnahmen zuzuordnen sind. Im Verwaltungshaushalt werden sowie alle Beschaffungen von Vermögensgegen- somit die sächlichen und betrieblichen Ausgaben ständen im Wert von mehr als 410,- €. und Einnahmen veranschlagt. Hierin sind u. a. ent- halten die Personalausgaben, die Leistungen der Nachdem der Landkreis Weilheim-Schongau Sozial- und Jugendhilfe, die laufenden Ausgaben erst am 01. Juli 1972 gebildet wurde, gab es im derjenigen Schulen für die der Landkreis Sachauf- Jahr 1972 sowohl eine Haushaltssatzung für den wandträger ist, die Einnahmen und Ausgaben der ­Landkreis Weilheim als auch eine Haushalts­ Abfallbeseitigung, die Kosten für den Unterhalt satzung für den Landkreis Schongau. der Kreisstraßen und die laufenden Aufwendun-

Haushaltsjahr 1972 Landkreis Weilheim Landkreis Schongau *)

Einnahmen und Ausgaben im ordentlichen 17.511.143 DM 14.452.288,00 DM Haushaltsplan (vergleichbar mit dem (=8.953.305,25 EUR) (=7.389.337,52 EUR) ­heutigen Verwaltungshaushalt)

Einnahmen und Ausgaben im außer­ 19.093.063,92 DM 4.080.595,00 DM ordentlichen Haushaltsplan (vergleichbar (=9.762.128,57 EUR) (=2.086.375,09 EUR) mit dem heutigen Vermögenshaushalt)

Kreisumlagenhebesatz 52,0 v. H. 46,34 v. H.

Gesamtbetrag der Kreditaufnahmen laut 11.490.000,00 DM 3.405.632,00 DM Haushaltssatzung (=5.874.743,71 EUR) (=1.741.271,99 EUR)

*) Angaben aus der 2. Nachtragshaushaltssatzung beschlossen am 15.12.1972 durch den Landkreis Weilheim-Schongau für das Gebiet des ehemaligen Landkreises Schongau.

22 Finanzen des Landkreises

Den größten Einnahmeposten im Kreishaushalt Der Kreisumlagehebesatz betrug im Jahr 1972 im stellt die Kreisumlage dar. Dies ist ein bestimmter Landkreis Schongau 46,34 % und im Landkreis Betrag, den jede kreisangehörige Gemeinde nach Weilheim 52,0 %. Im ersten Haushalt des Land­ dem Finanzausgleichsgesetz an den Landkreis kreises Weilheim-Schongau betrug der Kreisum­ abzuführen hat. Die Höhe richtet sich nach der lagenhebesatz stolze 64,5 %. Umlagekraft der Gemeinde und dem in der Haushaltssatzung des Landkreises festgesetzten Die erste Haushaltssatzung für das gesamte Kreisumlagenhebesatz. Die Umlagekraft einer Gebiet des neuen Landkreises Weilheim-Schongau Gemeinde errechnet sich aus den ­Grundsteuer- wurde in der Kreistagssitzung am 24.10.1973 und Gewerbesteuereinnahmen, sowie der ­verabschiedet. Der Kreistag Weilheim-Schongau Einkommensteuerbeteiligung, der Umsatzsteuer- beschloss mit 35 gegen 24 Stimmen die erste beteiligung und den 80%igen Gemeindeschlüssel­ Haushaltssatzung für das Rechnungsjahr 1973 des zuweisungen. neuen Landkreises Weilheim-Schongau.

Landkreis Weilheim-Schongau Haushaltssatzung 1973 Haushaltsatzung 2012

Einnahmen und Ausgaben im ordent­lichen 36.603.945 DM 99.551.070,00 EUR Haushaltsplan (vergleichbar mit dem (=18.715.299,90 EUR) (=194.704.969,24 DM) ­heutigen Verwaltungshaushalt)

Einnahmen und Ausgaben im außer­ 6.511.480 DM 17.389.140,00 EUR ordentlichen Haushaltsplan (vergleichbar (=3.329.266,86 EUR) (=34.010.201,69 DM) mit dem heutigen Vermögenshaushalt)

Kreisumlagenhebesatz 64,5 v. H. 53,5 v. H.

Gesamtbetrag der Kreditaufnahmen 5.141.020 DM 9.904.510,00 EUR nach der Haushaltssatzung (=2.628.561,79 EUR) (=19.371.537,79 DM)

In den Folgejahren 1974 und 1975 fiel der Hebe­satz zuweisungen, das überlassene Kostenaufkommen, auf 50 % und in den Jahren danach sogar unter die sowie der Landkreisanteil am Grunderwerbs­ 50%-Marke. Im Haushalt 2012 beträgt er 53,5 %. steueraufkommen.

Bei einem Hebesatz von 53,5% im Haushaltsjahr Die größten Ausgabenposten des Landkreises sind 2012 errechnet sich bei einer Umlagekraft von die Ausgaben für die soziale Sicherung, die Bezirks- 109.542.860 € eine Kreisumlage von insgesamt umlage und die Schulen. 58.605.430 €. Damit sind die Gemeinden ein wichtiger Träger des Kreishaushalts. Weitere Der Schuldenstand des Landkreises bei Banken ­bedeutende Einnahmequellen sind die Schlüssel- und Kreditinstituten betrug Ende 1972 rd. 16,2 zuweisungen des Staates, die pauschalen Finanz- Mio. DM. Heute liegen wir bei rd. 22,5 Mio. EUR.

23 finAnzen des LAndkreises

Erste gemeinsame Haus- haltssatzung des Landkreises Weilheim-Schongau

die Entwicklungen Seit dem Haushaltsjahr im Schul-, Sozial-, 2004 sind alle Produkt-Bereiche Jugendhilfebereich, des Landrats amtes in die Budge- im Krankenhaus- tierung einbezogen, nicht aber die betrieb aber auch Gemeinkosten- und Servicebereiche. Grundlage an die Leistungen des Budgethaushalts sind die in den Produktbe- die der Landkreis im Rahmen des Finanzausgleichs schreibungen enthaltenen Leistungsbeschreibun- an den Bezirk zu leisten hat. Auch der Vermögens- gen und Ziele, welche im Rahmen des Haushalts haushalt 2012 ist fast dreimal so hoch wie im Jahr mit den Kreisgremien vereinbart werden. Die 1973. Dies zeigt ein kontinuierliches Bemühen Mittelbereitstellung erfolgt in Form von Fachbe- des Landkreises in seinem Zuständigkeitsbereich reichsbudgets, die Überwachung und Steuerung die notwendigen Einrichtungen zu schaff en des produktorientierten Budgethaushalts über und diese auch zu erhalten und zu verbessern die Stabsstelle Controlling. Eine Kosten- und sowie die notwendigen Beschaff ungen dafür zu Leistungsrechung wurde etabliert. Damit hat der tätigen. Beispielhaft seien die 17 Schulen in seiner Landkreis Weilheim-Schongau wesentliche Ele- Aufwandsträgerschaft, die Krankenhäuser, die mente des Neuen Steuerungsmodells eingeführt. Deponie/das Abfallentsorgungszentrum Erben- Unabhängig davon, wie sich das kommunale schwang, Sporteinrichtungen wie das Hallenbad Finanzwesen am Landratsamt Weilheim-Schongau Weilheim und diverse Sporthallen sowie rd. 180 künftig darstellen wird, gilt für den Haushalt 2012 km Kreisstrassen genannt. Freilich war dies auch nach wie vor die Haushaltssatzung und der kame- ohne die Aufnahme von Fremdkapital nicht mög- ralistische Haushaltsplan als gesetzliche Grundlage lich. Sicherlich würde sich heute auch keiner mehr der Haushaltswirtschaft des Landkreises. einen Kreisumlagenhebesatz wie 1973 mit 64,5 v. H. wünschen. Die Zukunft wird aber zeigen, ob Auch wenn der Vermögenshaushalt 2012 ca. angesichts der Anforderungen ein Hebesatz von fünfeinhalbmal so hoch ist wie der des Jahres weit unter 60 v. H. möglich sein wird. 1973, so ist dies nicht allein auf die seitdem ein- getretenen Preis-/Kostensteigerungen zurückzu- Damit hat der Landkreis in den vergangenen 40 führen, sondern auch darauf, dass sich seitdem Jahren einen erheblichen Anteil zur Sicherung die Aufgaben des Landkreises, verbunden mit der Daseinsvorsorge für die Bürger in der Region einem doch deutlich höheren Personaleinsatz, Weilheim-Schongau erbracht und wird dies im erheblich verändert haben. Man denke nur an die Rahmen seiner fi nanziellen Möglichkeiten auch Neuregelung der kommunalen Abfallentsorgung, weiterhin tun.

24 Wirtschaftliche Entwicklung – Anzeige –

Vier Jahrzehnte Biotechnologie am Roche Standort Penzberg

enzberg ist der oberbayerische Standort der für die Entwicklung und Produktion innerhalb der Roche Diagnostics GmbH. Das Werk ist mit Diagnostik. Dabei stehen diagnostische Nachweis- Prund 350.000 Quadratmetern eines der größten verfahren etwa für Infektionskrankheiten oder Biotech-Zentren in Europa und gehört zu den diagnostische Einsatz- und Roh stoff e beispielswei- weltweit führenden biotechnologischen For- se für die Cholesterinbestimmung im Vordergrund. schungs-, Entwicklungs- und Produktionszentren Weitere Schwerpunkte sind Systemplattformen für im Roche-Konzern. Zudem ist Penzberg in der die Gen-, und Zellanalyse sowie Reagenzien und Roche-Gruppe weltweit eine wichtige Zentrale Systeme für den Life Science Markt.

Ein Bergwerk als Fundament

ie Stadt Penzberg ist allein aufgrund des Schacht fuhr, war die Verwendung des brach Kohlebergbaus entstanden. Fast 170 Jahre liegenden Geländes lange völlig unklar. Schließlich Dlang sollte die Kohle die Geschicke des Ortes ganz fand die Oberbayerische AG für Kohle und Bergbau maßgeblich beeinfl ussen, den Strukturwandel einen Käufer. Das Unternehmen Boehringer Mann- der bäuerlichen Gemeinde einleiten und in ihrem heim, das bereits einen Standort in Tutzing hatte, Zentrum eine stattliche Siedlung entstehen lassen. suchte dringend nach einer Möglichkeit sich zu Doch als 1966 der letzte Kohlewagen aus dem vergrößern. Der idyllische Standort am Starnberger

25 Wirtschaftliche Entwicklung – Anzeige –

See war zu eng geworden und so schien das erinnert dieser sich in seinen Aufzeichnungen. stillgelegte Kohlebergwerk im Nonnenwald am „Glasklar die Benediktenwand. Der grün gestriche- Ortsrand von Penzberg ein ideales Gelände zu sein. ne Förderturm ragte in den weißblauen Himmel. Der Schmutz und Schutt der stillgelegten Zeche Gemeinsam mit dem damals bei Boehringer lag unter einer makellosen Schneedecke.“ Siemes Mannheim für die Produktion zuständigen Ge- Augen leuchteten. „Das könnte richtig sein“, meinte schäftsführer Wolfgang Siemes fährt der spätere der Geschäftsführer. Bereits im November wird das langjährige Werkleiter Gotthilf Näher Ende 1970 Grundstück gekauft, und am 29. Juni 1972 wird der nach Penzberg. „Es war ein herrlicher Föhntag“, Grundstein für das Werk Penzberg gelegt.

Biotechnologie für die Welt

s beginnt eine einzigartige Erfolgsgeschichte Hier werden verlässliche Tests für die Diagnose aus der Welt der forschenden Pharma- und von Patientenproben (z.B. Blut, Urin oder Speichel) EBiotechnologieunternehmen. Diese wird auch entwickelt. Die verschiedenen Testarten dienen fortgeschrieben als 1998 das Familienunterneh- beispielsweise zur Bestimmung von Schilddrüsen- men Boehringer Mannheim von Roche übernom- parametern, zur Analyse des Zuckerstoff wechsels men wird. Roche erkennt die Pionierleistungen oder zur Diagnose von Osteoporose, von Herz- der Forscher, Entwickler und Produzenten aus Kreislauferkrankungen, Infektions krankheiten wie Oberbayern und investiert massiv in den Standort. AIDS sowie von Krebs. Das Ergebnis ist beeindruckend. Als internationales Kompetenzzentrum für die biotechnologische Produktion therapeutischer Proteinwirkstoff e spielt der Standort eine wichtige Rolle im Roche- Konzern. Penzberg liefert zum Beispiel für drei der zehn umsatzstärksten Roche-Medikamente die biopharmazeutischen Wirkstoff e und leistet als Produktionsstandort einen großen Beitrag zur Therapie von Hepatitis, Anämie oder Krebs. Dabei stehen sogenannte monoklonale Antikörper im Fokus, die einerseits als Wirkstoff e die körpereige- nen Abwehrmechanismen unterstützen und völlig neue Therapieformen ermöglichen und anderer- seits in diagnostischen Tests Entscheidungshilfen für die Mediziner liefern.

Der Standort Penzberg ist auch das Zentrum für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Systemintegration von Analysenautomaten, sowie Reagenzien- und Testentwicklung für den krankenhausnahen Einsatz.

26 Wirtschaftliche Entwicklung – Anzeige –

Penzberg ist außerdem der einzige Roche-Stand- und deren Ursachen, aber auch über medizinische ort weltweit, an dem Forschung, Entwicklung und Unterschiede zwischen Patienten gewonnen. An Produktion für Diagnostics und Pharma betrieben der global ausgerichteten Forschung zur Persona- werden. Die intensive Vernetzung der beiden lisierten Medizin sind Penzberger Wissenschaftler Geschäftsbereiche fördert die Synergien für die aus Diagnostics und Pharma intensiv beteiligt und „Personalisierte Medizin“. Die Personalisierte befi nden sich im engen Austausch mit Koopera- Medizin ist fest in der Konzernstrategie verankert. tionspartnern der Universitäten und Forschungs- Auf der Grundlage der Molekularbiologie werden institute in Bayern. immer genauere Kenntnisse über Krankheiten

Pioniere gestern und heute

oche beschäftigt heute in Penzberg etwa Ausbildungsengagement des Konzerns. In 2011 4.800 Mitarbeitende. Damit ist das Unterneh- waren 206 Azubis im Werk beschäftigt. Auch das Rmen der größte Arbeitgeber im bayerischen Ober- ist ein Zeichen, dass die Weichen für die Zukunft land und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der des Standorts Penzberg gut gestellt sind. Region. Etwa ein Drittel der Angestellten haben einen Hochschulabschluss und gut die Hälfte eine Lehre abgeschlossen. Der Altersdurchschnitt liegt bei 39,4 Jahren. Großen Anteil daran hat das hohe

27 Wirtschaftliche Entwicklung

Bergwerk Penzberg

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Weilheim-Schongau von 1972 bis heute

von Justina Eibl, Landratsamt Weilheim-Schongau

„Ein Füllhorn für den Erfolg“ – so ist das Kapitel wogene Wirtschaftsstruktur von Industrie und „Wirtschaftsklima“ in der aktuellen Standort- Handwerk, Handel und Dienstleistung zeugt von broschüre des Landkreises Weilheim-Schongau „hoher Standortqualität“. Namhafte Standort- tituliert. Da ist die Rede von einer Symbiose Rankings prognostizieren dem Landkreis „gute von „freundlich und bayerisch gemütlich“ und Zukunftsaussichten“ und die große Zahl von „ungebrochener Wirtschaftskraft“. Der Landkreis ­Unternehmen, die in renommierten Wettbe­ bietet allen Branchen ein „solides ökonomisches werben ausgezeichnet werden, ist ein weiteres ­Fundament“ und die gewachsene und ausge­ Indiz für eine hohe Innovationskraft am Standort.

28 Wirtschaftliche Entwicklung

Wichtige Indikatoren wie z. B. die erfreulich aus und verbesserten mit engagiertem Einsatz und niedrigen Arbeitslosenzahlen belegen, dass der hohem Kostenaufwand die örtliche Infrastruktur. Landkreis Weilheim-Schongau ein aktiver und Die Menschen konnten und können in der Region lebendiger Wirtschaftsstandort ist. Gerade der arbeiten und gut leben – sie investieren im Land- vielgepriesene Branchenmix mit dem ausge- kreis und tragen damit zur Sicherung und zum wogenen Wirtschaftsprofil ist die Trumpfkarte Ausbau des Standortes bei. des Landkreises Weilheim-Schongau: sie bietet erfolgversprechende Synergieeffekte und zugleich Wie war die Entwicklung? eine gesunde Basis gegen allzu einschneidende Einbußen in Wirtschaftskrisen. Die Lage in einer Ende der 60er-Jahre und Anfang der 70er-Jahre landschaftlich sehr reizvollen und gewachsenen stellten die Bergwerke ihre Betriebe ein. Dies Kulturlandschaft mit einem hohen Freizeitwert führte zu einschneidenden strukturellen Ver­ schafft attraktive Lebensbedingungen, die sowohl änderungen. Doch bereits Anfang der 70er-Jahre Unternehmer wie auch Fach- und Führungskräfte beschäftigten 185 Industriebetriebe im Landkreis schätzen. Die vielschichtige Bildungslandschaft, etwa 10.400 Arbeitnehmer und 13% des Umsatzes eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein komforta­ wurden mit Geschäften im Ausland erzielt; rund bles Gesundheitswesen und vielseitige Angebote 8800 Personen verdienten ihren Lebensunterhalt für Familien machen den Landkreis zu einem in 1300 Handwerksbetrieben, in der Landwirt- attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum. schaft wurden noch ca. 3100 Betriebe im Voller- werb geführt. Das durchschnittliche Einkommen War es immer schon so? eines sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende der 70er-Jahre bei knapp 32.000 Mark/ Diese positive Entwicklung ist das Ergebnis einer Jahr, wobei hier bereits ein deutliches Gefälle engagierten und zukunftsorientierten Wirtschafts- im Landkreis von Ost nach West erkennbar war: politik, wie sie von den Akteuren in der Region (Penzberg ca. 35.000 Mark/Jahr, ca. 29.000 Mark/ über die Jahre konsequent und vorausschauend Jahr in Peiting). betrieben und gestaltet wurde.

Die Industrialisierung im Bereich des produ- zierenden Gewerbes, die Mechanisierung und der Strukturwandel in der Landwirtschaft, die Einstellung des Bergbaus in mehreren Kommunen im Landkreis, die Globalisierung des Marktes, verschiedene Formen von Wirtschaftskrisen – all dies forderte die Menschen in der Region in den vergangenen 40 Jahren. Bergwerk Penzberg Und sie nahmen die Herausforderung an! Politik, Unternehmen und Bürger zogen an einem Strang und v. a. eine engagierte Ansiedlungspolitik führte dazu, dass sich in den Kommunen Unternehmen aus zukunftsorientierten Branchen ansiedelten, die sowohl angelernten wie auch qualifizierten Fach- kräften eine berufliche Perspektive in der Region boten. Die Kommunen wiesen Gewerbeflächen

29 Blech für Blech zum Erfolg Begonnen hat Anton Eirenschmalz vor gut zwanzig Jahren in der heimi- schen Garage in Schwabsoien mit einem kleinen Schlossereibetrieb. »Da- mals war noch echte Pionierarbeit zu leisten«, erinnert er sich gerne zurück, »in den letzten Jahren hat sich in der Rohr- und Blechverarbeitung sehr viel verändert.« Heute ist die Laser-Technologie aus der Metallverarbeitung und -bearbeitung nicht mehr weg zu denken, ist zur souveränen Routine gewor- den. Die Eirenschmalz GmbH hat sich mittlerweile zu einer Unternehmens- gruppe entwickelt mit Hauptsitz in Schwabsoien und einer Tochterfirma in vollautomatisierte Laserbearbeitung Augsburg. Mit rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört sie heute zu den führenden Anbietern der Blech- und Rohrverarbeitung im süddeut- schen Raum. eigene Pulverbeschichtungsanlage Über ein qualitativ einwandfreies Ausgangsmaterial, automatisierte Be- und Verarbeitung und perfekte Arbeitsabläufe hinaus, setzt Anton Eirenschmalz automatisierte Schweiss- und Abkanttechnologien auf einen der wichtigsten Faktoren: kompetente und fachkundige Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter. »Ohne das Engagement meiner Belegschaft flexible Rohr- und Profilbearbeitung hätten wir nicht so ein rasantes Wachstum schaffen können«, lobt er. Die Bereitschaft, auf die hohen und stetig wechselnden Anforderungen der Präzisions- und Systembauteile Kunden einzugehen, die Fähigkeit, sich auf ständige Neuerungen in der La- sertechnologie einzuarbeiten, und die Begeisterung, die Herausforderungen des Berufs als solches anzunehmen, müssen vorhanden sein. Deshalb bil- det die Eirenschmalz GmbH am Liebsten selbst aus, um » fit für die Zukunft www. zu sein «. Ein Dutzend Auszubildende durchlaufen jährlich sämtliche Stati- onen der Produktion, wobei sie stets von qualifizierten Ausbildern begleitet Eirenschmalz werden, und absolvieren somit die Ausbildung zum Industriemechaniker. Somit werden bleibende Werte für die Zukunft der künftigen Gesellen und der Unternehmensgruppe Eirenschmalz geschaffen. 40 Jahre Landkreis WM-SOG

Herzlichen Glückwunsch .de

Herr und Frau Anton und Alexandra Eirenschmalz

Eirenschmalz Maschinenbaumechanik & Metallbau GmbH Tel. 08868 1800-0 Altenstadter Straße 4 • 86987 Schwabsoien [email protected] • eirenschmalz.de Blech für Blech zum Erfolg Begonnen hat Anton Eirenschmalz vor gut zwanzig Jahren in der heimi- schen Garage in Schwabsoien mit einem kleinen Schlossereibetrieb. »Da- mals war noch echte Pionierarbeit zu leisten«, erinnert er sich gerne zurück, »in den letzten Jahren hat sich in der Rohr- und Blechverarbeitung sehr viel verändert.« Heute ist die Laser-Technologie aus der Metallverarbeitung und -bearbeitung nicht mehr weg zu denken, ist zur souveränen Routine gewor- den. Die Eirenschmalz GmbH hat sich mittlerweile zu einer Unternehmens- gruppe entwickelt mit Hauptsitz in Schwabsoien und einer Tochterfirma in vollautomatisierte Laserbearbeitung Augsburg. Mit rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört sie heute zu den führenden Anbietern der Blech- und Rohrverarbeitung im süddeut- schen Raum. eigene Pulverbeschichtungsanlage Über ein qualitativ einwandfreies Ausgangsmaterial, automatisierte Be- und Verarbeitung und perfekte Arbeitsabläufe hinaus, setzt Anton Eirenschmalz automatisierte Schweiss- und Abkanttechnologien auf einen der wichtigsten Faktoren: kompetente und fachkundige Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter. »Ohne das Engagement meiner Belegschaft flexible Rohr- und Profilbearbeitung hätten wir nicht so ein rasantes Wachstum schaffen können«, lobt er. Die Bereitschaft, auf die hohen und stetig wechselnden Anforderungen der Präzisions- und Systembauteile Kunden einzugehen, die Fähigkeit, sich auf ständige Neuerungen in der La- sertechnologie einzuarbeiten, und die Begeisterung, die Herausforderungen des Berufs als solches anzunehmen, müssen vorhanden sein. Deshalb bil- det die Eirenschmalz GmbH am Liebsten selbst aus, um » fit für die Zukunft zu sein «. Ein Dutzend Auszubildende durchlaufen jährlich sämtliche Stati- onen der Produktion, wobei sie stets von qualifizierten Ausbildern begleitet werden, und absolvieren somit die Ausbildung zum Industriemechaniker. Somit werden bleibende Werte für die Zukunft der künftigen Gesellen und der Unternehmensgruppe Eirenschmalz geschaffen. 40 Jahre Landkreis WM-SOG

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32 Wirtschaftliche Entwicklung

Auffällig ist, dass sich Unternehmen aus dem Landkreis etwa 42.000 sozial­versicherungspflichtig früher traditionell gewerblichen Bereich immer Beschäftigte und mit einer Arbeitslosenzahl in mehr vom ausschließlich produzierenden zum sog. Höhe von 3,1 % ( 4,1 % in Oberbayern­ und 4,5 % „Dienstleistungsbetrieb“ entwickeln. Nicht nur in Bayern) nähert sich Weilheim-Schongau der ein Produkt, sondern „ganzheitliche“ Lösungen „Vollbeschäftigung“. und Service sind gefragt. Zusätzlich neue Branchen wie die Freizeitwirtschaft, der Tourismus und die Die erhöhte Zuwanderung in den Landkreis ver- Gesundheitswirtschaft schaffen neue Arbeitsplätze ursacht einen steigenden Wohnungsbedarf, was und Einkommensquellen – und erhöhen deutlich wiederum – zumindest vorübergehend – zu einem den Anteil der Dienstleistungen . besonderen Zuwachs des Baugewerbes sowie zu einem deutlichen Anstieg der Baulandnachfrage­ Dies verändert Berufsbilder, Ausbildungsvoraus­ und den Baulandpreisen führte. So stieg z. B. die setzungen, Ansprüche und Lebensvorstellungen Zahl der Kaufvertragsabschlüsse zu Bauland im und damit das gesamte Erscheinungsbild eines Zeitraum von 1984 -1990 von 178 auf 355 an, Lebens- und Wirtschaftsraums. immerhin eine Steigerung von 35 %. Der Preis/m² erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 150 DM auf Der wirtschaftliche Aufschwung macht sich 202 DM. bemerkbar! Bereits 1986 werden 25 % der Geschäfte im Nach wie vor ist die Landwirtschaft ein wichtiger Bereich des Exports verdient und Anfang der Erwerbszweig im Landkreis. Der Strukturwandel 90er-Jahre – also ca. 15 Jahre später – war die in der Landwirtschaft führte jedoch dazu, dass Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- die Zahl der Betriebe insgesamt abnahm und die tigten im Landkreis auf bereits 35.500 angestie- Größe der verbliebenen Betriebe größer wurde: gen. Der Bereich der Dienstleistungen hatte mit zählte man im Jahr 1984 noch rund 3600 Betriebe, 53 % den Bereich des produzierenden Gewerbes so reduzierte sich die Zahl der landwirtschaft­ (42,8 %) überholt. Das Einkommen eines sozialver­ lichen Betriebe kontinuierlich und im Jahr 2010 sicherungspflichtig Beschäftigten war auf knapp wurden nur noch 1815 landwirtschaftliche Betrieb 47.000 Mark/Jahr gestiegen und lag damit rund gezählt, die durchschnittlich eine Fläche von rund 4000 Mark höher als im bayerischen ­Durchschnitt. 27 ha ­bewirtschaften. Zugleich wurden „weitere Im Jahr 2010 beschäftigten die ­Unternehmen im Standbeine“ wie z. B. „Ferien auf dem Bauernhof“

Bergwerk Penzberg

33 Wirtschaftliche Entwicklung

Aerotech Peissenberg GmbH & Co. KG Rudolf-Diesel-Strasse 10 82380 Peissenberg Telefon 08803 / 491 0 Telefax 08803 / 491 102 E-Mail: [email protected] Internet: www.Aerotech.de

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Die Geschichte des Unternehmens reicht bis in das Jahr 1970 zurück, als das Werk in Peissenberg von MTU Aero Engines als zusätzliche Fertigungsstätte zur Unterstützung des Hauptwerkes in München errichtet wurde. 1996 erhielt es den Namen „Aerotech Peissenberg“ und wurde 1997 mit 278 Mitarbeitern vom Unternehmer Robert Drosten übernommen. In den Folgejahren entwickelte sich das Unternehmen zum Hauptsitz der Drosten Aerotech, der Luftfahrtsparte der Drosten Gruppe mit weiteren Standorten in Frankreich und Tschechien. Anfang 2011 wurde die Drosten Aerotech Gruppe von der MT Aerospace Holding mit Sitz in Augsburg übernommen. Hergestellt werden komplexe Triebwerksbauteile (z.B. Kompressor- und Turbinenschei- ben, Dichtringe, Gehäuse) auf modernsten NC-Maschinen. Diese hochbelastbaren und aufgrund ihres Materials und ihrer luftfahrtspezifischen Anforderungen anspruchsvollen Bauteile verlangen ein besonderes Know-how bei allen Mitarbeitern, beginnend bei der Fertigungsvorbereitung bis hin zur Qualitätsprüfung. Durch die Zugehörigkeit zur MT Aerospace Holding ist das Unternehmen mit seinen rund 500 Mitarbeitern Teil eines leistungsstarken und zukunftssicheren Verbundes mit technisch hochanspruchsvollen Produkten für die Luft- und Raumfahrt. Das hohe Engagement der Mitarbeiter sowie die Investitionsbereitschaft der Unterneh- mensgruppe in neue Fertigungstechnologien und Mitarbeiterqualifikation bilden ein festes Fundament für eine hohe Zukunftserwartung am Standort.

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34 wirtschAftLiche entwickLunG

als Einkommensquelle erschlossen. Der Zusam- menschluss zu Maschinenverbänden, zahlreiche Flurbereinigungsverfahren und Zweckverbände unterstützten den Strukturwandel - zu Beginn der 90er-Jahre ergänzte eine neue Facette das Berufsbild des Landwirts: Förderprogramme aus dem Bereich des Naturschutzes machten aus dem Landwirt den „Landschaftspfl eger“ und im Zuge der Energiewende entwickelt sich derzeit so mancher Landwirt zum erfolgreichen „Energiewirt“.

Der „Fremdenverkehr“ spielte in den 70er-Jahren noch eine untergeordnete Rolle, gewann jedoch im Zuge der Mobili- sierung der Gesellschaft zusehends an Bedeutung: 105 Beherbergungsbetriebe mit 3150 Betten, 645 private Vermieter mit 3225 Betten und 360 Gastwirtschaften boten den „Fremden“ und Entwicklungs- Übernachtungs- und Verpfl egungsmöglichkeiten abteilungen im Landkreis an. Die Gründung eines Zweckverbandes Mitte der an: der Schwerpunkt der Unternehmen liegt heute 80er-Jahre („Tourismusverband Pfaff enwinkel“) im Bereich der Mess-, Steuerungs - und Regelungs- verschaff te neue Impulse und so konnten die technik sowie Produktions- und Verfahrenstechnik; Zahlen der Gästeankünfte und Übernachtungen Betriebe im Bereich der Antriebstechnik sowie deutlich gesteigert werden. Der Tourismus im auch der modernen Medizin- und Umwelttechnik Pfaff enwinkel hat sich nunmehr zu einer bedeu- bieten lukrative Arbeitsplätze mit interessanten tenden „Branche“ im Landkreis entwickelt: mit Perspektiven. „Dienstleistung“ und „Service“ sind 815.000 Übernachtungen und184.000 Gäste- die neuen “Produkte“ und neben den traditionel- ankünften (Stand 2009) wird allein in der ersten len Branchen konnten sich neue Bereiche (z. B. Umsatzstufe ein Bruttoumsatz von ca. 80 Mio. Euro Gesundheitswirtschaft, Event- und Freizeitma- erzielt. Absolut trägt der Tourismus mit etwa 68 nagement) etablieren. Die Landwirtschaft hat ein Mio. € zum Primäreinkommen bei; das entspricht neues „Profi l“ und der Tourismus ist ein bedeuten- ca. 2800 Vollarbeitsplätzen. der Wirtschaftszweig. Das Handwerk ist nach wie vor ein Eckpfeiler der regionalen Wirtschaft; es Was hat sich also verändert? bietet in modernen Betrieben attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze. „Gehandelt“ wurde an Das­Gesicht­des­Landkreises­hat sich in den ver- einem traditionellen Marktplatz wie Weilheim- gangenen 40 Jahren vom handwerklich/landwirt- Schongau bereits früher – heute bietet der Handel schaftlich geprägten Lebensraum zu einem leben- in modernen Räumen ein fulminantes Warenange- digen und modernen Wirtschaftsraum gewandelt: bot und erfüllt nahezu alle Wünsche der Kunden. neben traditionell geführten Familienunterneh- men, die sich zu mittelständischen Betrieben Unverändert­geblieben­ist­der­vielseitige­ entwickelt haben, siedelten sich internationale Branchenmix­im­Landkreis­–­das­Ass­des­ Konzerne mit wichtigen Fertigungs-, Forschungs- ­Wirtschaftsstandortes­Weilheim-Schongau!

35 Wirtschaftliche Entwicklung

Was bringt die Zukunft? ­Kostenfaktor – Einsparmöglichkeiten erkennen, neue Potentiale erschließen und „intelligente“ Neue Herausforderungen für den Systeme entwickeln – auch der Energiesektor ­Wirtschaftsstandort stehen an! beschäftigt die regionale Wirtschaft und schafft Volle Auftragsbücher und neue technologische neben neuen Herausforderungen auch Chancen! Entwicklungen sind maßgebliche Ursache für den Ruf der Unternehmen nach qualifizierten Fach- Wie wichtig die Rolle der Unternehmen für die und Führungskräften und auch der demographi- Region ist, wird nicht zuletzt auch darin deutlich, sche Wandel verschont den Landkreis Weilheim- dass der Landkreis Weilheim-Schongau und Kom- Schongau nicht. Vor diesem Hintergrund machen munen konkrete Ansprechpartner einrichten bzw. die Unternehmen sich deshalb jetzt bereits in installiert haben, die speziell auf die Bedürfnisse enger Kooperation mit Schulen und weiterführen- der regionalen Wirtschaft eingehen und die enge den Bildungseinrichtungen daran, den Wirtschafts- Kommunikation und Abstimmung suchen, um im standort Weilheim-Schongau mit attraktiven Wege der Kooperation für ein gutes „Wirtschafts- Angeboten im Wettbewerb um gute Fachkräfte fit klima“ zu sorgen. „Wirtschaftsförderer“ und /oder für die Zukunft zu machen. Junge Leute mit attrak- „Standortförderer“ fungieren als „Dienstleister für tiven Ausbildungsangeboten in der Region halten die regionale Wirtschaft“; sie arbeiten als „Lotse“ und für Frauen die Vereinbarkeit von Familie und und „Mittler“ eng mit Unternehmen, ­Verbänden Beruf zu erleichtern, das sind erste Schritte dazu. und Organisationen der Wirtschaft sowie Vertre- Neben der „herkömmlichen“ Erschließung des tern der Politik und Verwaltung in Netzwerken Landkreises mit Straßen und Schienen wird emsig zusammen, um mit kompetenter Beratung, am Ausbau der „Datenautobahnen“ gearbeitet: im attraktiven Konzepten, innovativen Projekten Zuge der modernen e-Kommunikation ist gerade und bedürfnisorientierten Angeboten sowie u. der Ausbau der elektronischen Infrastruktur für a. auch einer gezielten Fördermittelakquise den den ländlichen Raum von essentieller Bedeutung, Wirtschaftsraum Weilheim-Schongau fit für die um nicht „abgehängt“ zu werden. Zukunft zu machen, damit er sowohl im engen Steigende Energiekosten sind für die Wirtschafts- Umfeld von Metropolen wie auch im Wettbewerb unternehmen mittlerweile ein maßgeblicher der ­Regionen erfolgreich bestehen kann.

36 AG9IM012DE201207

MUT FAIRNESS PIONIERGEIST NÄHE 4 WERTE EIN KONZERN Menschen Exzellente Leistungen bringen Unternehmen voran und sichern unsere Zukunft. Wir fördern die Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir setzen auf verantwortungsbewusste Führung. Werte PIONIERGEIST und MUT, in Kombination mit unseren Kernkompetenzen, ambitionierten Zielen und einem leistungsorientierten Führungsstil, treiben den Fortschritt bei HOERBIGER voran.

FAIRNESS und NÄHE, in Verbindung mit gegenseitigem Vertrauen, prägen die Partnerschaft mit Kunden und Lieferanten, anderen Marktteilnehmern und der Öffentlichkeit.

Der HOERBIGER Konzern ist Innovations- und Technologieführer in den Geschäftsbereichen der Kompressortechnik, Automatisierungstechnik und Antriebstechnik. 6.800 Mitarbeiter erzielten 2011 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro. www.hoerbiger.com Wirtschaftliche Entwicklung – Anzeige –

Interview mit HOERBIGER: Dr. Siegmar Schlagau

HOERBIGER blickt auf 60 Jahre Unternehmens- Nach dem Tod von Alfred Hörbiger im Jahr 1945 geschichte im Landkreis Weilheim-Schongau übernahm dessen Ehefrau Martina Hörbiger die zurück. Wie hat sich das Unternehmen Leitung des Unternehmens. Sie setzte auf eine entwickelt? starke Expansion im Bereich der HOERBIGER Platten ventile, aber auch auf Diversifi kation in Dr. Schlagau: Die Wurzeln von HOERBIGER liegen neue Produktbereiche. in Budapest und Wien. In Budapest erfand Hanns Hörbiger 1895 ein Stahlplattenventil für Kolben- 1950 gründete Martina Hörbiger in Altenstadt kompressoren. Dieses Ventil ermöglichte damals die Firma HOERBIGER & Co., um auch in Deutsch- die Weiterentwicklung der Hochofen-Technologie land eine Ventilproduktion aufzubauen. Ab 1951 und ebnete den Weg für die Erfi ndung der wurden hier wie in Wien Plattenventile hergestellt, modernen Hochdruck-Chemie. Das Ingenieur- später dann auch Lamellenventile. büro von Hanns Hörbiger wurde 1903 nach Wien verlegt. Dort wurde 1925 die Handelsgesellschaft 1956 wurde die Ventilproduktion von Altenstadt HOERBIGER & Co. gegründet und 1931 unter der in einen Neubau im Schongauer Forchet verlagert. Leitung von Alfred Hörbiger die Eigenfertigung Von diesem Werk steuert der Unternehmens- aufgenommen. bereich Kompressortechnik heute als globaler Marktführer sein internationales Geschäft mit Lamellenventilen für Kälte-, Klima- und Brems- kompressoren.

Das Schongauer Werk war in den fünfziger und sechziger Jahren das Zentrum nahezu aller HOERBIGER Aktivitäten in Deutschland: 1957 begann HOERBIGER hier neben der Ventilproduk tion mit der Serienfertigung von Kupplungs lamellen für Automatikgetriebe für die aufstrebende Automobilindustrie. Das war Mit dem 1894 patentierten Stahlplattenventil die Geburtsstunde des heutigen Unternehmens- legte Hanns Hörbiger den Grundstein bereichs Antriebstechnik. für den heutigen HOERBIGER Konzern.

38 Wirtschaftliche Entwicklung – Anzeige –

1964 verlagerte Martina Hörbiger die gerade begonnen, aber noch nicht sehr umfangreichen Aktivitäten im Bereich der Pneumatik und Hydraulik aus Penz- berg nach Schongau. Dafür wurde die eigenständige HOERBIGER Pneumatik GmbH Schongau gegründet – ein erster HOERBIGER ist der weltweit größte unabhängige Schritt zum heutigen Unternehmensbereich Anbieter von Synchrosystemen, die eine Schlüssel- Automatisierungstechnik. komponente in Schaltgetrieben von Pkw sind.

Um in Schongau sowohl für diese Pneumatik- Fertigung als auch für die weiter wachsende Im Juli 2012 arbeiten in den Werken der Antriebs- Produktion von Ventilen zusätzlichen Platz zu technik in Schongau und Penzberg, bei der Kom- schaff en, erfolgte 1964 in Penzberg der Kauf pressortechnik in Schongau, bei der Automatisie- eines schlüsselfertigen Werkes in Penzberg zur rungstechnik in Altenstadt und im 2002 eröff neten Herstellung von Kupplungslamellen. 1966 haben Ausbildungszentrum in Peiting insgesamt 1.563 wir in diesem Werk zusätzlich die Produktion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für HOERBIGER. Sinterreibbelägen für den Einsatz in Baumaschinen Davon leben im Landkreis Weilheim-Schongau aufgenommen. mehr als 1.000 Familien.

Trotz mehrerer Erweiterungen in den Jahren 1964 Welche Meilensteine waren ausschlaggebend und 1970 wurde das Hauptwerk im Schongauer für den Erfolg von HOERBIGER hier in der Forchet schon bald wieder zu eng. Deshalb Region? investierte HOERBIGER 1972 in den Bau eines weiteren Standortes in Schongau in der heutigen HOERBIGER hat von Anfang und bis heute auf Martina-Hörbiger-Strasse. In diesem Werk wurden Innovationen in technologisch anspruchsvollen alle Pneumatik-Aktivitäten und auch das inzwi- Nischenmärkten und auf modernste Fertigungs- schen durch Firmen-Zukauf ausgebaute Hydraulik- technologie gesetzt. geschäft konzentriert. Ein Beispiel ist die Feinschneidtechnologie in Auch in den nächsten Jahren wurde aufgrund der Antriebstechnik. Wir waren unter den ersten der zunehmenden Geschäftstätigkeit in allen Unternehmen in Deutschland, die Anfang der Bereichen die Fertigungskapazität immer wieder siebziger Jahre diese neuartige Technologie ausgebaut und erweitert. aufgegriff en haben. Wir haben diese Technologie systematisch weiterentwickelt und unsere 1993 wurde im Rahmen des weiteren Wachs- dabei erworbene Kompetenz in den folgenden tums der HOERBIGER Unternehmen im Landkreis Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut - bis hin Weilheim-Schongau ein viertes Werk für die zu der heute sehr starken Position, die wir in der Antriebstechnik in der Bernbeurer Strasse in Umfomtechnik einnehmen. Darüber hinaus haben Schongau errichtet. Es ist heute der Firmensitz wir parallel zur Entwicklung unserer Sinterreib- des Unternehmensbereiches Antriebstechnik. In beläge mit großem Erfolg die Entwicklung Altenstadt wurde 1998 ein weiteres Produktions- innovativer organischer Hochleistungs-Reibbeläge und Verwaltungsgebäude für die HOERBIGER für den Einsatz in Synchronisierungen für PKW- Automatisierungstechnik angemietet. Getriebe vorangetrieben.

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von HOERBIGER: Wir setzen bei der Entwicklung neuer Komponenten für die Öl-, Gas- und Prozess- industrie, für den Maschinenbau und für die Automobilindustrie auf technologische Alleinstel- lungsmerkmale. Diese Alleinstellungsmerkmale verschaff en unseren Kunden Wettbewerbsvorteile, weil sie die Performance, also die Leistung der Produkte unserer Kunden defi nieren.

Der weltweite Erfolg von HOERBIGER basiert auf Bei Hydrauliksystemen für Abkantpressen nimmt die HOERBIGER unserem Technologievorsprung. Und damit auf Automatisierungstechnik eine führende Marktposition ein. dem Engagement und dem Können qualifi zierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. HOERBIGER kann Synchroringe durch Feinschnei- den und Umformen in einem Arbeitsgang aus her- Bei HOERBIGER steht der Mensch im Mittelpunkt. kömmlich angeliefertem Bandstahl herstellen. Das Dieser Anspruch spiegelt sich in der Kombina- verschaff t uns weltweit einen Wettbewerbsvorteil. tion unserer Unternehmenswerte - Pioniergeist, In Verbindung mit der Entwicklungskompetenz Mut, Fairness und Nähe – wider: Pioniergeist für komplette Fahrzeug-Synchronisierungen, die und Mut treiben Fortschritt voran. Die Unterneh- HOERBIGER hier in Deutschland aufgebaut hat, menswerte Fairness und Nähe stehen für eine macht uns dieser Vorsprung weltweit zur Nr. 1 für gute Zusammen arbeit untereinander – also mit diese Synchronisierungen. Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern – sowie für eine enge Partnerschaft mit unseren Kunden Ein weiterer Meilenstein war 1975 die Fertigung und Lieferanten. des ersten Hydraulik-Steuerblocks für Abkantpres- sen in Schongau. Bei hydraulischen Steuerungen Ein weiterer wichtiger Aspekt ist unsere Eigen- für Bearbeitungsmaschinen sind wir weltweit ständigkeit. Seit 1989 ist die HOERBIGER Stiftung inzwischen einer der Marktführer. Das Know-how, Mehrheitsaktionär des Unternehmens. Dadurch das wir uns mit Hydraulik für Abkantpressen sind wir unabhängig und fi nanziell sehr stabil erarbeitet haben, konnten wir bei zahlreichen aufgestellt. Der überwiegende Teil des im Konzern weiteren Innovationen nutzen: Von der Entwick- erwirtschafteten Gewinns verbleibt im Unterneh- lung der hydraulischen Antriebe für Dachantriebe men und wird wieder investiert. und Heckdeckel in den neunziger Jahren bis hin zum elektrohydraulischen Armaturenantrieb. Die Welche Standortvorteile haben die Unterneh- Serienversion dieser noch jungen Innovation der mensleitung dazu bewogen, den Betrieb in HOERBIGER Automatisierungstechnik haben wir Schongau immer wieder auszubauen? 2012 auf der weltweiten Fachmesse ACHEMA den Kunden in der Prozessindustrie präsentiert. Dr. Schlagau: Deutschland war schon immer einer unserer bedeutendsten Absatzmärkte, und der Welche Unternehmensphilosophie verfolgt Landkreis Weilheim-Schongau bietet sehr günstige HOERBIGER? Rahmenbedingungen: eine gute Infrastruktur, hochqualifi zierte Arbeitskräfte. Hinzu kommt, dass Dr. Schlagau: Die Beispiele aus den Unternehmens- HOERBIGER als Unternehmen wie auch als Arbeit- bereichen Antriebstechnik und Automatisierungs- geber im Raum Schongau sowie im gesamten technik sind exemplarisch für die Erfolgsformel Landkreis einen sehr hohen Stellenwert besitzt.

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Das alles gibt uns die Möglichkeit, als Unter- nehmen erfolgreich zu agieren. Für unseren langfristigen Erfolg sind Inno- Was macht HOERBIGER wettbewerbsfähig, vationen und die kontinuierliche Weiterent- welche Entwicklungen sichern den lang- wicklung unserer Produkte entscheidend. Wenn fristigen Erfolg? wir für Komponenten von HOERBIGER auch in Zukunft das Prädikat Product Excellence bekom- Dr. Schlagau: HOERBIGER ist in vielen Bereichen, in men, können wir uns auch in Zukunft am Markt denen wir uns engagieren, Marktführer und zählt erfolgreich einbringen und unseren Kunden immer damit in Deutschland zu den sogenannten „Hidden wieder etwas Neues bieten. Champions“. Was wird die Zukunft für HOERBIGER hier im Wir besetzen in unseren Märkten seit vielen Jahren Landkreis bringen? und auch sehr erfolgreich attraktive technologi- sche Nischen, in denen wir mit den Alleinstellungs- Dr. Schlagau: Der Landkreis Weilheim-Schongau merkmalen unserer Produkte Innovations- und bleibt für unser Unternehmen weiterhin einer Technologieführer sind. Wir gelten als Trendsetter der großen und wichtigen Produktionsstandorte. und setzen immer wieder neue Standards. Deshalb wird sich der HOERBIGER Konzern auch in den nächsten Jahren in Deutschland engagie- Warum? Weil bei HOERBIGER zwei Themen ganz ren – als langfristig orientierter Unternehmer, als oben stehen: Innovation und Qualität. Unsere hohen Arbeitgeber mit einer unverwechselbaren Unter- Qualitätsansprüche wissen vor allem unsere Kunden nehmenskultur und zukunftsorientierten Arbeits- zu schätzen. Hier geht es um Operational Excellence, plätzen sowie als Innovations- und Marktführer in um erstklassige Performance, Tag für Tag. technologisch attraktiven Nischenmärkten.

Hydraulikaggregate von HOERBIGER werden von namhaften Automobilherstellern zum Öff nen und Schließen von Carbrioverdecks verwendet.

41 Landwirtschaft im Landkreis

Die Landwirtschaft im Landkreis Weilheim-Schongau von 1972 bis heute (Beitrag des AELF Weilheim zur Jubiläumsbroschüre des Landkreises)

von Klaus Klupak, Schulleiter der Landwirtschaftsschule Weilheim i. OB

Situation heute zunehmend aber auch zur Biogasproduktion. Die Pferdehaltung spielt mit 3400 Tieren eine unterge- Die Landwirtschaft im Landkreis Weilheim- ordnete Rolle ebenso die Schafhaltung mit 3600 Schongau ist geprägt von der Grünlandnutzung in Tieren. Einige Betriebe spezialisierten sich in den Verbindung mit Milchviehhaltung und Jungrinder­ letzten Jahren auf die Legehennenhaltung und aufzucht. Knapp 1800 Betriebe bestimmen das vermarkten ihre Eier überwiegend regional. Die Erscheinungsbild der Landschaft im Voralpenland. Schweinehaltung ist ohne Bedeutung. Gut 10 Pro- Sie pflegen und erhalten die Kulturlandschaft und zent der Landwirte bewirtschaften ihren Betrieb die Naherholungsgebiete für die Menschen in der nach den Kriterien des ökologischen Landbaus. Region und aus der Stadt München. Geschichtliche Entwicklungen 90 Prozent der gegenwärtig 48800 Hektar land- wirtschaftlicher Nutzfläche im Landkreis werden Die Landkreisreform von 1971 brachte mit der über das Dauergrünland – Wiesen und Weiden – Zusammenlegung der Altlandkreise Schongau zur Futtererzeugung für die etwa 78 000 Rinder, und Weilheim auch für die landwirtschaftlichen davon 35 000 Milchkühe genutzt. Nur 10 Prozent ­Betriebe der Region deutliche Veränderungen der Nutzfläche werden ackerbaulich bewirtschaf- mit sich. So wurden die ehemaligen Ämter für tet zur Erzeugung von Getreide, Kleegras und Landwirtschaft in Schongau, Weilheim und Starn- Silomais, vorwiegend für die Rinderfütterung, berg zu einem Amt mit Landwirtschaftsschule

42 Landwirtschaft im Landkreis

in ­Weilheim zusammengelegt. Alleiniger Schul- Auch die politischen Rahmenbedingungen und aufwandsträger wurde der Landkreis Weilheim- Zielsetzungen für die Landwirtschaft änderten sich Schongau. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft grundlegend: und Forsten war und ist seit jeher die Anlaufstelle für die Landwirte in Fragen der Beratung, der För- • von der Ernährungssicherung zur Überschuss­ derung sowie der Aus- und Fortbildung des bäuer- produktion, lichen und hauswirtschaftlichen Nachwuchses. Die landwirtschaftlichen Erzeugungsmethoden • von der Notwendigkeit der Ertragssteigerung hin und Bewirtschaftungsformen erfuhren in den zur Mengenregulierung, vergangenen 4 Jahrzehnten, bedingt durch den technischen und züchterischen Fortschritt, einen • von der Marktregulierung hin zur Preisdruck­ gravierenden Wandel: vom Eimermelken zum politik und dem Kampf um Marktanteile, Melkroboter, vom Handfüttern zum Fütterungs- roboter für Grund- und Kraftfutter, verbunden mit • von der Intensivierung zur Extensivierung und erheblichen Ertragssteigerungen im Futter- und Förderung der umweltschonenden Produktion. Ackerbau. Nachhaltigkeit ist heute oberstes Prinzip!

Betriebliche Veränderungen von 1972 bis heute

1972 1980 1990 2000 2011

Ha LF pro Betrieb 15,6 17,7 19,7 25,6 27,4

Rinder pro Halter 28,4 38,8 41,7 42,2 61,3

Kühe pro Halter 15,4 20,8 22,3 24,1 33,7

Kg Milch pro Kuh 4500 5000 5500 6200 6800

Quellen: Daten des statistischen Landesamtes, Mehrfachantragsteller am AELF, eigene Schätzungen

Viehhaltung und Einkommenskombination Lebensmitteln Milch und Fleisch veredelt werden. Die Milchviehhaltung ist aber ein sehr arbeits- und Berechtigterweise erwartet der Verbraucher heute kostenintensiver Betriebszweig. Rinder und Milch- von der modernen Tierhaltung eine möglichst kühe werden heute vielfach in luftigen Außenkli- artgerechte Haltung und Fütterung, die Berück- maställen mit hohem Liegekomfort und bestem sichtigung des Tierwohls, eine naturnahe Lebens- Stallklima gehalten. Automatische Melksysteme mittelerzeugung und den schonenden Umgang sind stark auf dem Vormarsch. Das Tier selbst mit der Umwelt. bestimmt, wann es fressen oder gemolken werden will. Mit dem Anstieg der Haltungsstandards Nur über Wiederkäuer also v. a. Rinder können die verbunden ist ein enormer Kapitaleinsatz in den Futtermittel unseres Grünlandes zu hochwertigen Betrieben. So kostet der Neubau eines Stallplatzes

43 Landwirtschaft im Landkreis

44 LAndwirtschAft im LAndkreis

für eine Milchkuh mit der gesamten Melk- und Strukturwandel Fütterungstechnik, den Futter- und Güllelagerräu- men heute meist um die 10 000 € je Kuh und es Trotz aller Bemühungen, den Anschluss in der wird immer schwieriger, diese Kosten aus der Nah- wirtschaftlichen Entwicklung zu halten, gehen rungsmittelproduktion allein zu erwirtschaften. immer mehr Betriebsleiter in den Nebenerwerb Die Einkommen der Milchbauern sind nicht zuletzt über bzw. geben die Tierhaltung oder den Betrieb wegen rückläufi ger, staatlicher Preisstützungsmaß- ganz auf. Die Gründe dafür sind vielfältig und nahmen stärkeren Schwankungen als früher unter- neben der schwierigen Einkommenssituation auch worfen. So ist es nicht verwunderlich, dass eine oft im familiären Bereich zu fi nden. Insgesamt steigende Zahl von Betriebsleitern versucht, durch gaben in den letzten 18 Jahren 16 Prozent der die Erschließung neuer Einkommensstandbeine Landwirte ihren Betrieb auf, während nahezu 40 die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe zu verbessern. Prozent die Milcherzeugung im selben Zeitraum In der Diversifi zierung sehen daher viele ihre Zu- einstellten. Staatliche Ausgleichszahlungen führen kunft, zumal die Möglichkeiten des betrieblichen oft dazu, dass die Flächenbewirtschaftung auf- Wachstums durch die zunehmende Flächenknapp- rechterhalten wird ohne die Tier- bzw. Kuhhaltung. heit eng begrenzt sind. Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung, Pensionspferdehaltung oder Über den gesamten Zeitraum von 4 Jahrzehnten die Erzeugung regenerativer Energien ermöglichen gesehen, dürfte der Anteil der jährlichen Betriebs- neue Einkommensstandbeine. Eine noch junge aufgaben bei etwa 1 bis 2 Prozent liegen. Der Branche ist die Biogas- und Stromerzeugung, die Anteil der Nebenerwerbsbetriebe im Landkreis eine stürmische Entwicklung durchlaufen hat und erhöht sich laufend auf derzeit 54 Prozent. bei den freiwerdenden Pachtfl ächen in Konkurrenz zur Futtererzeugung steht.

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Klimaschutz im Landkreis Weilheim-Schongau 1972 bis heute von Justina Eibl, Landratsamt Weilheim-Schongau

Zunächst stellt sich die Frage: und im öffentlichen Raum freigesetzt werden. Zum „Was ist Klimaschutz?“ anderen geht es um die Erhaltung und um die ge- zielte Förderung solcher Naturbestandteile, die das Landläufig ist Klimaschutz der Sammelbegriff mengenmäßig bedeutsamste Treibhausgas Kohlen- für Maßnahmen, die einer durch den Menschen stoffdioxid aufnehmen (so genannte CO2-Senken). verursachten globalen Erwärmung entgegen Dabei handelt es sich u. a. auch um Feuchtgebiete wirken und mögliche Folgen abmildern oder sogar wie Moore, Sümpfe und Flussauen. Zum Klima- verhindern sollen. schutz gehören auch Aufklärung und Verhaltensän- Hauptansätze sind zum einen die Verringerung des derung der Individuen, vor allem in Industriestaaten Ausstoßes von Treibhausgasen, die durch indus- mit einem vergleichsweise hohen Energiekonsum trielle und landwirtschaftliche Produktion, durch und entsprechenden Verursacher­anteilen an den Energieverbrauch im Verkehr, in Privathaushalten weltweiten Treibhausgas-­Emissionen.

47 Klimaschutz

Was ist dazu im Landkreis Weilheim-Schongau biete decken 12 % der Landkreisfläche ab ( z. B. passiert und wie liefen die Entwicklungen dazu ab? Hardtlandschaft oder Eberfinger Drumlinfelder sowie Gebiete um die Wies und den Hirschberg). Fakt ist, dass Umwelt und Natur schon immer Im Bereich des Umweltschutz zu beschäftigen zu- „Thema“ im Landkreis waren: nehmend wilde Müllablagerungen die Verwaltung Wiesen, Wälder und Naturschönheiten i. w. Sinn und mit dem Übergang der Abfallbeseitigungs- prägten den Landkreis seit jeher. Neben den pflicht von den Gemeinden auf den Landkreis war Kulturgütern, die den „Pfaffenwinkel“ ausmachten, dieser mit der Rekultivierung zahlreicher ­Deponien ist es die „Kulturlandschaft“, die dem Landkreis sein gefordert. Das Waldsterben beschäftigt den unverwechselbares Gesicht gibt und den Bürgern Kreistag, die Herausgabe einer Umweltfibel wurde und Bürgerinnen wie auch zahlreichen Touristen beschlossen und ein Umweltbericht wurde vor- eine hohe Lebensqualität beschert. gelegt, der alle für den Umweltschutz relevanten Daten enthielt. 1984 wurde im Landkreis die erste „Klimaschutz“ i. e. S. war zu Beginn der 70er- Tankstelle mit bleifreiem Benzin eröffnet und auch Jahre noch kein Thema. Im Landkreisbuch, das die Dienst­wägen werden auf Katalysatorbetrieb in übersichtlicher Weise die für den Landkreis umgestellt. Der ÖPNV wird v. a. durch Buslinien „angesagten Themen“ aufgreift, ist hingegen von aufrecht ­erhalten (9 Linien befördern auf 154 km „Landschaftspflege“ die Rede: 26,4 % des Land- Länge im Jahr 1984 ca. 235000 Personen); die kreisgebietes werden von Wald abgedeckt. 57,3 % Bundesbahn fährt mit 5 Linien eine Strecke von der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, fast 86 km. Die Energie­versorgung erfolgt mit Strom ausschließlich in Form von Wiesen und Weiden. und Gas durch die Isar-Amper-Werke bzw. Lech- 8 % der Landkreisflächen entfallen auf unkulti­ Elektrizitätswerke bzw. Erdgas Süd­bayern GmbH vierte Moorflächen sowie Öd- und Unland. und Erdgas Schwaben GmbH.

Das Bewusstsein, dass mit diesem Gut verant- Im Kreisgebiet sind 25 Grundwasserwärme­ wortlich umgegangen werden muss, war jedoch pumpen in Betrieb und erste Wohnbauten werden bereits vorhanden – davon zeugen die zahlreichen mit Sonnenenergie versorgt. Zur Beseitigung der „Unterschutz-Stellungen“, die im Bereich des Na- Abfälle unterhält der Landkreis noch die Deponie turschutzes im Landkreis erfolgten. Der Eibenwald in Erbenschwang. bei Paterzell, der Fichtsee im Sindelsbachfilz, die Ammerschlucht sind nur einige wenige Beispiele für die 15 Natur- und 20 Landschaftsschutz­gebiete, die im Landkreis bereits ausgewiesen waren. Auch der „Umweltschutz“ war Thema; konkret befasst war man dabei mit Fragen der Rekultivierung von Kiesgruben – so wurde u. a. im August 1978 ein eigenes Sanierungsprogramm zur Rekultivierung ehemaliger Müllgruben aufgestellt.

Mitte der 80er-Jahre stehen in 20 Naturschutz­ gebieten ca. 2,6 % der Landkreisfläche unter Schutz und es gibt noch wertvolle Flächen wie das Obersöcheringer Moor und Schweinmoos bei Huglfing, die noch unter Schutz gestellt werden sollen. Weitere 20 Landschaftsschutzge-

48 Klimaschutz

In den 90er-Jahren wird neben der Naturschönheit des Landkreises erfolgreich am Standort des neu auch die Nutzung der Natur für Energiezwecke errichteten Abfallentsorgungszentrums („AEZ“) in thematisiert: „Die früher nutzlos vorhandene Erbenschwang umgesetzt. Der Ausbau der Orts­ Überschussenergie des Hochwassers am Lech kanalisationen wird vorangetrieben und namhafte wird durch die Errichtung von Wasserkraftwerken Unternehmen wie Roche Diagnostics in Penzberg und Staubecken gebändigt, ja sogar „veredelt“ oder das Werk Schongau der Firma Haindl Papier und über das Stromleitungsnetz über das Land GmbH & Co KG (heute UPM) betreiben eigene zu den Verbrauchern transportiert“. Im Gegensatz Kläranlagen. Nach wie vor eine Herausforderung zum Lech soll die Ammer als natürlicher Wild- ist die Durchführung eines flächendeckenden wasserfluss erhalten werden. Die Versorgung mit wirtschaftlich tragfähigen ÖPNV; die Anschaffung Fernwärme und alternativen Energien wird in den von sog. „Niederflurbussen“ soll die Attraktivität größeren Kommunen bereits praktiziert und auch steigern. Der Schienenverkehr ist auf rund 134 km die geordnete Beseitigung von Abwasser, gerade im Landkreis in 5 Linien unterwegs, er ist für die in den ländlichen Bereichen, wird von den Ge- Anbindung des Landkreises über Penzberg, Weil- sundheitsämtern und der Verwaltung als wichtige heim und Schongau in die Städte München, Gar- Aufgabe wahrgenommen. Die Abfallbeseitigung misch, Innsbruck und Augsburg von essen­tieller nimmt in der Diskussion breiten Raum ein: „Abfall“ Bedeutung; auf der Strecke Schongau-Landsberg wird als „Wertstoff“ neu definiert und entspre- findet allerdings nur noch Güterverkehr statt. chend werden neue Technologien entwickelt, um dem neuen „Wirtschaftsgut“ gerecht zu werden. In den ersten 10 Jahren des 21. Jahrhunderts Ziel ist es, „Abfall“ zu vermeiden bzw. durch definieren neue Begrifflichkeiten die Philosophie entsprechende Verfahren dem Wirtschaftskreislauf im Umgang mit der Natur – eine politische Kehrt- wieder zu zuführen. Die Einrichtung von verschie- wende führt zu neuen Ansätzen: denen Sammel- und Sortierverfahren – sowie von „Vertragsnaturschutzprogramme“ machen Deponien fordert den Landkreis; eine eigens dafür Landwirte zu Landschaftspflegern und so fließen 1992 eingerichtete Gesellschaft (Erbenschwanger etwa 1,3 Mio. € jährlich an etwa 1000 Landwirte im Verwertungs- und Abfallentsorgungsgesellschaft Landkreis für naturschonende Bewirtschaftung. Im mbH „EVA“) übernimmt die dafür notwendigen Zuge des Hochwasserschutzes rückt der Moor- operativen Arbeiten. reichtum des Landkreises – 17 % der Landkreis- fläche sind geologisch gesehen Moore – in den Zu Beginn der Jahrtausendwende werden bereits Focus. Moore binden CO² und deshalb gewinnt die die alten Schutzgebietsverordnungen überarbeitet Moorrenaturierung zunehmend an Bedeutung. und weitere Unterschutzstellungen im Landkreis betrieben. 20 Naturschutzgebiete umfassen 3 % Die Weltklimadebatte macht auch vor der Landkreisfläche und 18 Landschaftsschutz- ­Weilheim-Schongau nicht Halt: gebiete decken weitere 17 % der Landkreisfläche Der Kreistag verabschiedet in der Sitzung vom ab. Die Osterseen, das Gebiet um die Wies und die 23. Juli 2007 folgende Resolution: Hardt­landschaft sind dabei die umfangreichsten „Der Kreistag begrüßt alle bisherigen Projekte und Gebiete. 39 Einzelschöpfungen wie die Tassilo- Maßnahmen im Landkreis, die der Energieein- Linde vervollständigen den naturschutzrechtlichen sparung, der Verbesserung der Energieeffizienz Status und verleihen dem Landkreis unter diesem und dem Ausbau erneuerbarer Energien dienen. Aspekt eine besondere Wertigkeit. Er unterstützt für die Zukunft die Bestrebungen Ein innovatives Abfallwirtschaftskonzept, das die zur Hinwendung zu modernen Energieformen in höchst differenzierte Getrenntsammlung vorsieht, unserem Landkreis. Orientiert an den Vorschlägen wird von der EVA als Beteiligungsgesellschaft des Weltklimarates soll das Ziel eine deutliche

49 kLimAschutz

Minderung des CO²-Ausstoßes um mindestens Experten wurden gebeten, die verantwortlichen 40% bis zum Jahr 2020 erreicht werden durch: Kreispolitiker zu beraten und Empfehlungen • Reduzierung des Eigenverbrauchs abzugeben, wenn es darum ging, Maßnahmen • Auff orderung an die Wirtschaft und öff entliche zur Einführung und Umsetzung zur Energieein- und private Verbraucher zum Einsatz innovativer sparung einzuführen, innovative und effi ziente und effi zienter Technologien Technologien einzuführen sowie die dauerhafte • Dauerhafte Nutzung aller heimischer Ressourcen Nutzung heimischer Ressourcen anzugehen. Im • Modellhafte Renaturierung einer geeigneten Juni 2008 wurde dieser Klimarat erweitert und Moorfl äche. zum Klimabeirat umgewandelt. Als eine der ersten Maßnahmen schlug der Klimabeirat die Erstellung (Details unter eines sog. „Klimaschutzkonzeptes für den Land- www.klimaschutz-weilheim-schongau.de) kreis Weilheim-Schongau“ vor, das neben einer Be- standserfassung und einer Potentialanalyse auch Bereits im Januar 2008 wurde der Klimarat als zahlreiche Handlungsempfehlungen enthält. Das beratendes Fachgremium installiert, das sich Klimaschutzkonzept wurde im Frühjahr 2010 fertig ausschließlich mit Fragen rund um den Klima- gestellt und der Öff entlichkeit vorgestellt. Nach schutz und seine Umsetzung speziell im Landkreis der förmlichen Verabschiedung des Konzeptes Weilheim-Schongau befassen sollte: acht begann die Umsetzung und auch dazu erfolgten zahlreiche Maßnahmen organisatorischer und technischer Art: Für die Liegenschaften des Landkreises wurde eigens ein neues Sachgebiet eingerichtet , das sich schwerpunktmäßig mit der energetischen Sanie- rung der kreiseigenen Liegenschaften befasst. Ein eigenes Energiemanagement wurde eingerichtet und die Ergebnisse werden in einem separaten Energiebericht dokumentiert.

Der Landkreis sowie die weitaus überwiegende Mehrheit der Landkreisgemeinden traten 2011 der Bürgerstiftung Energiewende Oberland bei. Der Landkreis unterstützt diese Einrichtung fi nanziell, um eine professionelle Anlaufstelle vorzuhalten, die Kommunen, Bürger und Wirtschaft kompe- tent zu Fragen der Energieeinsparung und Effi zienz fragen sowie zu neuen Technologien und Fördermittel berät. Ziel all dieser Maßnahmen ist die Erreichung des in o. g. Resolution genannten Zieles und zugleich die Bindung der damit erziel- baren Wertschöpfung in der Region. Regionale Messen, Kommunale Energie- und Bürgerforen, Arbeits kreise sowie zahlreiche Einrichtungen und Verbände, Organisationen initiieren vielseitige und z. T. komplexe Vorhaben, die in der Summe von einer aktiven und lebendigen Szene zeugen.

50 Klimaschutz

Ein bunter Mix an verschiedensten Denkansätzen und Verfahren, um energieautark zu werden, ist im Landkreis bereits entstanden: Bürger schließen sich zu Genossenschaften zusammen und bauen Fernwärmenetze oder Bürgersolarkraftwerke, neue Mobilitätskonzepte werden erarbeitet und umgesetzt( „car-sharing“), neue Energiegewin- nungsverfahren werden getestet, Standorte werden nach energetischen Kriterien neu bewertet und überplant, Unternehmen durchforsten Ihre Betriebe nach energetischen Gesichtspunkten und entwickeln zugleich innovative Produkte, um Ener- gie zu sparen oder diese effizienter auszunutzen.

Nach Jahren der Information, Sensibilisierung und Verwaltung sowie v. a. die Bürgerinnen und und Aufklärung ist es nunmehr Zeit, neben der Bürger müssen gleichermaßen im Bereich ihrer Erschließung von verschiedenen Energiearten v. a. Möglichkeiten aktiv werden: neue Technologien die Koordination und die Weiterentwicklung der und neue Produkte sind unbestritten notwen- Technologien im Hinblick auf Transport und Spei- dig – sie können jedoch nur soweit erfolgreich cherung der gewonnenen regenerativen Energien sein, wie sie durch Verhaltensänderungen eines zu betreiben und zu steuern. Auch hier sind wieder jeden einzelnen bewusst eingesetzt und getragen alle Akteure im Landkreis gefordert, zusammen die werden. Dies ist die eigentliche Herausforderung Herausforderung anzunehmen: Politik, Wirtschaft für die nächste Zukunft.

51 Das moderne Hochland-Werk in Schongau wurde 1997 gebaut und seitdem mehrfach erweitert. * Die beliebten Marken * Almette und Patros werden Almette und Patros in aller Munde seit 25 Jahren in Schongau produziert.

500 Mitarbeiter stellen in modernem Werk neue, nach modernsten erhielten die Note „Sehr gut“. Eines dieser 6 Spit- Bewerber haben die Wahl zwischen sechs in Schongau Frischkäse und Weichkäse in Gesichtspunkten gebau- zenprodukte ist Almette Natur. verschiedenen Ausbildungsberufen: Milch- Lake her – Ca. 1.000 Milcherzeuger aus te Produktionsstätte in technologe/-technologin, milchwirtschaftliche(r) der Region liefern die Milch dazu. Schongau um, die inzwi- Ein Ergebnis, auf das die rund 500 in Schongau Laborant(in), Elektroniker(in) für Betriebstechnik, schen mehrfach erweitert arbeitenden „Hochländer“ ebenso stolz sein kön- Industriemechaniker(in), Industriekaufmann/-frau Zusammen mit dem Landkreis feiert auch der wurde. Dort werden heu- nen wie die 1.000 Landwirte aus der Region, die und Fachinformatiker(in) Systemintegration. Jun- Käsehersteller Hochland in Schongau ein Jubi- te zwischen 400.000 und tagaus, tagein die gute Milch für Almette und die ge Leute, die bei Hochland ins Berufsleben star- läum: Vor 25 Jahren, im Dezember 1987, wurde 600.000 Kilogramm Milch täglich angeliefert und anderen Schongauer Hochland-Produkte liefern. ten, erwartet eine zukunftsorientierte Ausbildung die „Feinkäserei Hochland GmbH“ gegründet, zu Frischkäse und Lakenkäse verarbeitet. mit interessanten Aufgaben an modern ausgestat- als Tochterunternehmen der Hochland-Gruppe Nach einer Umstrukturierung innerhalb der teten Arbeitsplätzen. mit Sitz in Heimenkirch (Allgäu). Wenige Wochen In den Anfangsjahren gehörten unter dem Na- Hochland-Gruppe gehört das Werk in später wurden die zwei Käsereien in Schongau men „Hindelang“ verschiedene andere Weich- Schongau heute zur Hochland Deutsch- Insgesamt beschäftigt die internationale Hoch- und Steingaden, die Hochland vom Ersten Baye- käse-Produkte wie der „Steingadener Kloster- land GmbH, die am Firmensitz in Hei- land-Gruppe rund 4.000 Menschen in acht Län- rischen Butterwerk übernommen hatte, endgültig käse“, ein Weichkäse mit Rotschmiererinde, menkirch eine weitere Betriebsstätte dern. Trotz der großen Vielfalt der Länder und in die GmbH integriert. sowie Camembert dazu. Sie wurden zunächst hat. Dort werden Schmelzkäse sowie Produkte haben alle eines gemeinsam: Die Ver- weiter in Steingaden und nach dem Umzug Hart- und Schnittkäse hergestellt. Mit wendung bester Rohstoffe und höchste Qualität in Seit damals wird die gesamte Milch des Butter- noch eine Zeit lang im neuen Werk in Schongau Hochland, Almette, Patros und den * ihrer Verarbeitung. Und darum heißt es zu Recht: werks von Hochland abgenommen. Die Zent- produziert. weiteren beliebten Marken Grünländer und Val- Hochland – Kompetenz für Käse. ralgenossenschaft war bereits 1928 gegründet brie deckt das Unternehmen alle wichtigen Käse- worden. Heute gehören ihr 42 Milchliefergenos- Die heute in Schongau hergestellten Marken Al- segmente ab, von Schmelzkäse über Hart- und senschaften mit knapp 1.000 Milcherzeugern an. mette und Patros sind in aller Munde und äußerst Schnittkäse bis zu Frischkäse und französischen Sie stammen nicht nur aus Weilheim-Schongau, erfolgreich. Gerade erst wurde dem Frischkäse Weichkäse-Spezialitäten. sondern auch aus den Landkreisen Ostallgäu, Almette von der Stiftung Warentest eine beson- Landsberg und Garmisch-Partenkirchen. dere Ehrung zuteil: Die Warentester haben 37 Sechs verschiedene Ausbildungsberufe eigene Lebensmitteltests der vergangenen Jahre Hochland ist nicht nur einer der wichtigsten Beide Werke in Schongau und Steingaden sind mit 900 Produkten noch einmal ausgewertet. Nur Arbeitgeber in Schongau. Das Unternehmen Im Werk Steingaden wurde bis 1997 produziert. heute Geschichte. 1997 zog Hochland in eine sehr wenige Produkte, genau 6 von diesen 900, ist auch ein interessanter Ausbildungsbetrieb. Ein Teil der Gebäude steht heute unter Denkmalschutz

Hochland Deutschland GmbH · Bernbeurener Str. 14 · 86956 Schongau Telefon (08861) 220-0· www.hochland-group.com Das moderne Hochland-Werk in Schongau wurde 1997 gebaut und seitdem mehrfach erweitert. * Die beliebten Marken * Almette und Patros werden Almette und Patros in aller Munde seit 25 Jahren in Schongau produziert.

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Hochland Deutschland GmbH · Bernbeurener Str. 14 · 86956 Schongau Telefon (08861) 220-0· www.hochland-group.com Natur- und Landschaftsschutz

Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis Weilheim-Schongau

von Hubert Wagner, Landratsamt Weilheim-Schongau

er Landkreis Weilheim-Schongau gehört zu morphologische Vielfalt und reiche Ausstattung den landschaftlich reizvollsten Landkreisen mit ökologisch wertvollen Gebieten zu den erhal- DBayerns. Er liegt mitten in einem uralten, sied- tenswertesten Regionen Europas. Vor allem die lungsgeschichtlich und kulturhistorisch bedeu- nach wie vor noch recht große Anzahl und Vielfalt tenden Gebiet, das darüber hinaus von einer an natürlichen und naturnahen Lebensräumen, traditionellen kleinbäuerlichen landwirtschaft­ insbesondere im Bereich der Feuchtflächen und lichen Nutzung geprägt ist. Moore, macht ihn zu einem Schwerpunktlandkreis der Naturschutzarbeit in Bayern. Die „Grasleitener Als Teil des voralpinen Moor- und Hügellandes ge- Moorlandschaft“ sowie die Naturschutzgebiete hört der Landkreis Weilheim-Schongau zur Region „Vogelfreistätte Ammersee-Süd“, „Eibenwald bei Oberland und hat damit erhebliche Bedeutung als Paterzell“, „Moore um die Wies“ und „Osterseen“ Erholungsraum und ökologischer Ausgleichsraum sind für den Naturschutz überregional bis national für die dichter besiedelten Gebiete (Augsburg, bedeutsame Gebiete. München). Die Region Oberland gehört durch ihre

54 Natur- und Landschaftsschutz

Bedingt durch die geologische Entstehungsge- Dominante Punkte im Kreisgebiet bilden der schichte und die wiederholte Überformung des ­Hohenpeißenberg (988 m) und – an der west­lichen Gebietes im Zusammenhang mit der letzten Eiszeit Kreisgrenze – der Auerberg (1055 m). Es sind entstand ein stark gegliedertes Landschaftsrelief ­nahezu ideale Aussichtspunkte auf die im Wesent- mit einer großen Biotop-Dichte, vor allem von lichen vom Gletschereis geformte Landschaft. Feuchtgebieten, Seen und Flusstälern (Lech, Ammer und Loisach). So verwundert es auch nicht, Die hochwertige und reichhaltige Ausstattung dass Feuchtgebiete im Landkreis mit 71 % die an Arten und Lebensräumen sowie die Vielfalt häufigsten Biotoptypen sind, nämlich Hoch- und und Eigenart der Landschaft spiegeln sich auch Niedermoore, Streuwiesen und Nasswiesen. Mit in zahlreichen Schutzgebieten und geschützten jeweils 11 % aller erfassten Biotoptypen stellen Einzelobjekten wieder (20 Naturschutzgebiete, 18 ­Gewässerbiotope und Wälder ebenfalls einen Landschaftsschutzgebiete, 18 geschützte Land- ­hohen Anteil, während Mager- und Trockenstand- schaftsbestandteile, 93 Naturdenkmäler). orte sowie Feldgehölze, Hecken und Gebüsche, mit jeweils 3 % bzw. 4 % nur einen eher geringen Auf Grundlage der europäischen Naturschutzricht- Anteil aufweisen. Mit der Ammer und dem Lech linien – der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der wird der Landkreis von zwei alpin geprägten Vogelschutzrichtlinie – wurden im Landkreis Weil- ­Flüssen von Süd nach Nord durchquert, während heim-Schongau zudem 17,9 % der Landkreisfläche die Loisach im Osten die Landkreisgrenze bildet. als sog. „Natura-2000-Gebiete“ ausgewiesen.

55 Natur- und Landschaftsschutz

Es ist für den Landkreis Weilheim-Schongau Ver- auch die „Zwischenräume“ sind für das Überleben antwortung und Aufgabe, dieses Netzwerk durch der Arten wichtig. Naturschutz muss mit unter- entsprechende konkrete Massnahmen zur Pflege schiedlicher Intensität auf der ganzen Fläche und Wiederherstellung mit Leben zu erfüllen. stattfinden. Mit diesem Ansatz schwinden die Grenzen zwischen Natur- und Landschaftsschutz „Biologische Vielfalt ist Leben. Biologische Vielfalt zusehends. ist unser Leben“ Bei der traditionellen Konzeption des Landschafts- schutzes werden einzelne besonders wertvolle Mit Natur- und Landschaftsschutz wird eine Landschaftsräume unter Schutz gestellt. Die Ge- umfassende Aufgabe bezeichnet. Sie umfasst alle biete rundherum gelten als „Verbrauchslandschaft“. Bestrebungen, welche die natürlichen und kultu- Mit dem neuen Ansatz wird versucht, die Land- rellen Güter unserer Landschaft erhalten, fördern schaftserhaltung flächendeckend sicherzustellen. oder entwickeln wollen und die Nutzung durch Denn Landschaftsschutz soll auf der ganzen Fläche den Menschen auf diese Zielsetzung ausrichten. stattfinden, an jedem Ort im richtigen Maß. Ursprünglich bedeutete der Begriff „Schutz“ Abwehr schädlicher Einflüsse – heute umfasst er Auch oder gerade wegen der bestehenden vielmehr auch Massnahmen für eine natur- und Konflikte zwischen der Beeinträchtigung oder landschaftsverträgliche Entwicklung. dem „Verbrauch“ von Natur und Landschaft und deren Erhaltung, sollte es unser aller gemeinsames Zu Beginn des Landkreises Weilheim-Schongau in Bestreben sein, die vielfältigen Einzelinteressen/ den 70er-Jahren wurde das Naturschutzgesetz oft Nutzungsansprüche auch mit den Belangen des nicht richtig ernst genommen, manche betrachte- Natur- und Artenschutzes nach Möglichkeit in ten seine Regelungen eher als Diskussionsbeitrag Einklang zu bringen. denn als geltendes Recht. In den vergangenen 40 Jahren hat sich dann Gelungene Beispiele zeigen sich z. B. bei den jedoch die Bedeutung/Situation und Tragweite Streuwiesen, welche als ein Produkt der traditi- des Naturschutzes erheblich geändert; nicht onellen Landwirtschaft aus unserer voralpinen zuletzt durch den Einfluss des Europarechts ist eine Landschaft nicht mehr wegzudenken sind. Bedingt Vielzahl von natur- und artenschutzrechtlichen durch grundlegende Änderungen in der Landwirt- ­Regelungen ergangen, die es gilt, auch in der schaft seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhun- ­Praxis zu berücksichtigen bzw. umzusetzen, sei es derts sind diese Flächen einschneidend dezimiert bei kommunalen Bauleitplanungen, Infrastruktur- worden. Mit derzeit etwa noch 2.500 ha solcher maßnahmen aber auch kleineren Einzelvorhaben. ­Streuwiesen und Niedermoorflächen nimmt der Landkreis Weilheim-Schongau aber weiterhin eine Die Strategie im Natur- und Landschaftsschutz Spitzenstellung in Süddeutschland ein. Der Erhalt war/ist einem Wandel unterworfen. Früher ­standen und die Wiederherstellung solcher Flächen, die einzelne Arten im Fokus des Schutzgedankens. allein beispielsweise 10% aller in Bayern vorkom- Später stellte man fest, dass der Schutz von Arten mender Pflanzenarten beherbergen, ist damit auch nur über den Schutz ihrer Lebensräume (­Biotope) ein Hauptanliegen der Naturschutz­bemühungen. erfolgsversprechend möglich ist. Inzwischen ist klar, dass auch der Schutz einzelner isolierter Biotope für die Erhaltung langfristig überlebens- fähiger Populationen für die meisten Arten nicht genügen. Die Biotope müssen vernetzt, d.h. mittels naturnaher Strukturen verbunden werden. Doch

56 nAtur- und LAndschAftsschutz

Bedingt durch die naturräumliche Ausstattung Der Landkreis Weilheim-Schongau selbst hat sich und Dank der vielerorts noch vorherrschenden auch in den letzten Jahren zunehmend im Bereich kleinbäuerlichen Strukturen mit traditioneller, der Natur- und Landschaftspfl ege engagiert, und extensiver Bewirtschaftung von Feuchtwiesen, sich an konkreten Massnahmen beteiligt und Mager- und Trockenstandorten, hatte die entspr. Geldmittel zur Verfügung gestellt Vertrags-Naturschutzarbeit an der unteren Natur- (u. a. Streuwiesenpfl ege, Moor-Renaturierungen, schutzbehörde von Beginn an einen sehr hohen Amphibienschutzmaßnahmen, Beteiligung an Stellenwert. So stellt der Abschluß freiwilliger Biodiversitätsprojekten, Förderung von Gebiets- Bewirtschaftungsvereinbarungen mit der Land- betreuern). wirtschaft in sehr vielen Fällen eine entscheidende Grundlage für eine eff ektive und dauerhafte Auch künftig, und gerade in Zeiten der sog. Sicherung besonders wertvoller und gefährdeter „Energie wende“ und den sich daraus ergebenden Lebensraumtypen und Arten im Sinne der Fauna-, Nutzungsansprüchen an unsere Natur und Land- Flora- Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen schaft (Biomasse-Anbau, Photovoltaik-Freifl ächen- Union dar. Die Landwirtschaft leistet damit im anlagen, Windkraftanlagen, etc.) darf die in den Bereich des Vertragsnaturschutzes und der Land- letzten Jahrzehnten gewonnene und allgemein schaftspfl ege einen entscheidenden Beitrag zum erkannte Bedeutung des Natur- und Artenschutzes Aufbau des Europäischen Biotopverbundsystems nicht in den Hintergrund treten. NATURA 2000. Das gemeinsame Ziel aller beteiligten Akteure Der Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis sollte die nachhaltige und dauerhafte Sicherung Weilheim-Schongau wird auch von den Natur- der Vielfalt an Arten und Lebensräumen sein, schutzverbänden und den dort ehrenamtlich der Schutz unserer Heimat, damit wir ein großes tätigen Personen in vorbildlicher Weise unterstützt Kapital des Landkreises Weilheim-Schongau – die und aktiv vorangetrieben, u. a. durch Ankauf und einzigartige Natur und Landschaft – auch für mühevolle Pfl ege ökologisch wertvoller Flächen, unsere nachfolgenden Generationen bewahren aber auch durch vielfältige Aktionen/Informations- können. angebote. „Die Zukunft liegt in den Händen derjenigen, die Zur Unterstützung der unteren Naturschutz- den Generationen von morgen Grund zu leben und behörde wurde im Landkreis Weilheim-Schongau Grund zur Hoff nung geben können.“ 1978 auch eine Naturschutzwacht eingerichtet. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder haben u. a. die Aufgabe in ihrem jeweils zugewiesenen Einsatz- gebiet, Zuwiderhandlungen gegen Rechtsvor- schriften, die den Schutz der Natur, die Pfl ege der Landschaft und die Erholung in der freien Natur regeln festzustellen, zu verhüten, zu unterbinden. Im August 1978 wurde mit vier Naturschutzwäch- tern im Gebiet der Osterseen begonnen, und heute verrichten insgesamt 23 Personen verteilt auf den gesamten Landkreis ihren Dienst, und tragen mit ihren Aufklärungen/Informationen vor Ort maßgeblich zum Schutz und Erhalt unserer Natur und Landschaft bei.

57 Klima – Wetter

Wetterbeobachtung und Klimaforschung am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg 1972 bis heute

von Wolfgang Fricke, Observatoriumsleiter des Deutschen Wetterdienstes am Hohen Peißenberg

Foto: Stefan Gilge

eit der Gründung des heutigen Landkreises was „die Wetterstation“, wie das Observatorium Weilheim-Schongau am 1. Juli 1972 liegt das im Landkreis meist genannt wird, zur ältesten SMeteorologische Observatorium auf dem Hohen Bergwetterstation der Erde gemacht hat. Was die Peißenberg in dessen geographischer Mitte. So Augustiner Chorherren des Klosters Rottenbuch verhalten, wie die Gebietsreform damals teilweise 1781 begannen, sollte dem besseren Verständnis aufgenommen wurde, war auch das Wetter an der Vorgänge in der Atmosphäre dienen, von jenem Tag: Mit einem Tagesmittel von 10°C war es denen das Wohl und Wehe der Menschen damals für Anfang Juli relativ frisch; immerhin hörte es in viel unmittelbarer abhing als heute. Die Lage auf der Nacht auf den 1.7. auf zu regnen. Am Vor­mittag einem freistehenden Berg im Voralpenland, also schien bei lockerer Bewölkung meist die Sonne, inmitten der Atmosphäre, die es zu „vermessen“ bevor es am Nachmittag erneut eintrübte. Zu jener gilt, ist dafür besonders günstig: Hier können Än- Zeit hatte die Wetterbeobachtung auf dem Hohen derungen des Klimas deutlich ungestörter verfolgt Peißenberg bereits eine lange Tradition: Seit und analysiert werden als anderswo. 1781 wird hier der Verlauf des Wetters registriert,

58 kLimA – wetter

Klima ist das durchschnittliche Verhalten von Wetter über einen längeren Zeitraum. Dazu gehören aber nicht nur Mittelwerte der ver- schiedenen Zustandsgrößen wie Temperatur, Luftdruck, Feuchte, Sonnenschein, sondern auch deren Schwankungen. Sie machen das Wetter abwechslungsreich und spannend, bei extremen Blech fahren sehen. Das Hagelun wetter führte Lagen auch gefährlich. Abwechslung im Wetter- beim Deutschen Wetterdienst zum Aufbau eines verlauf gab es seit jenem 1. Juli 1972 mehr, als hier Radarverbundes zur fl ächendeckenden Überwa- angesprochen werden kann. chung des Niederschlags in Deutschland. Dieser Radarverbund wurde am Observatorium Hohen- Wer erinnert sich noch an den Kälteeinbruch an peißenberg vorbereitet und wissenschaftlich vor- Neujahr 1979, als die Temperatur im Verlauf des Ta- angebracht. Später wurde hier auch das Unwetter- ges von +6° auf -19° sank. Im Juni 1979 folgte der Warnsystem „KONRAD“ entwickelt. bisher nasseste Monat der Messreihe: Es fi elen 367 Nach drei kalten Wintern 1985 bis 1987 folgten Liter Regen pro Quadratmeter, normal sind im Juni unmittelbar drei sehr milde Winter: 1989/90 war 168 mm. Allein am 17. regnete es 117 mm, was der wärmste Winter seit Beginn der Messungen. anschließend in Oberbayern zu Hochwasser führte. Vom Februar und März 1990 sind die Orkane Dies wurde nur von dem Pfi ngsthochwasser 1999 „Vivian“ und „Wiebke“ in Erinnerung, die am Obser- übertroff en, als am Observatorium Hohenpeißen- vatorium zu Spitzenböen um 170 km/h führten. berg der bisher höchste Tagesniederschlag von An Weihnachten 1999 wurden beim Durchzug des 139 mm gemessen wurde. Zusammen mit weite- Orkans „Lothar“ und im Januar 2007 bei „Kyrill“ ren ergiebigen Niederschlägen führte das 1999 ähnliche Windgeschwindigkeiten erreicht und zum zweitnassesten Mai seit 1879: Mit insgesamt entsprechende Schäden in den Wäldern verur- 351 mm Regen fi el mehr als die zweieinhalbfache sacht. Sturm in Verbindung mit starkem Schneefall Menge des Durchschnitts der Jahre 1961-90, dem führte am 13. April 1994 zu umgestürzten Bäumen international gebräuchlichen Bezugszeitraum. Ein und Strommasten in ganz Oberbayern. Der Januar weiteres Hochwasserereignis im August 2005 mit 1997 war mit 1.8 mm Niederschlag der trockenste nicht ganz so hohen Regenmengen verlief – auch Monat seit Beginn der Niederschlagsmessungen. wegen der in dieser Jahreszeit fehlenden Schnee- Mit nur 0.2 mm Regen im November 2011 wurde schmelze und verstärkter Schutzmaßnahmen er später noch unterboten. – vergleichsweise glimpfl ich. Der Juli 1983 war mit durchschnittlich 19.7° extrem warm. Trotzdem Der Winter 2005/2006 war auf dem Hohen Peißen- wurde er vom Juli 2006 mit 19.8° und vom August berg der schneereichste seit 1982, viele Dächer im Hitzesommer 2003 mit 20.7° übertroff en. Damit in Oberbayern hielten der Schneelast nicht stand. überschritt erstmals seit Beginn der Tempera- turmessungen am Hohenpeißenberg ein Monat die 20°-Marke. Der 12. Juli 1984 ist besonders der Versicherungswirtschaft noch in Erinnerung, verursachte das „Münchener Hagelunwetter“ doch den bis dahin höchsten versicherten Schaden von 1.5 Mrd. DM bei einem Gesamtschaden von 3 Mrd. DM. Der Norden des Landkreises wurde von dem Hagelsturm gestreift und noch einige Jahre danach konnte man viele Autos mit verbeultem

59 Klima – Wetter

das Verständnis des „Sommersmogs“ wichtig, seit der Entdeckung des „Ozonlochs“ über der Antarktis auch für die Erforschung der Ozonzerstörung durch Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe. Heute spielen die Daten immer noch eine große Rolle bei der weltweiten Überwachung der Ozonschicht. Der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall Diese fängt an sich wieder zu erholen (Erfolg des ist vielen noch in bedrückender Erinnerung. Der Montreal-Protokolls), wird sich aber auch durch folgende Winter war dagegen der schneeärmste den Klimawandel weiter verändern, weshalb die seit 1972 – und der zweitwärmste seit Beginn der Messungen auch in Zukunft fortzuführen sind. Um Messungen. Die Grafik zeigt den Temperaturver- die Zusammenhänge zwischen klima­wirksamen lauf seit 1781, die Ausgleichskurve zeigt den sich Spurenstoffen in der Luft und dem Klima zu daraus ergebenden Klimatrend. Seit den 1970er verfolgen, arbeitet das Observatorium im „Global Jahren steigt die Kurve deutlich an. Mit natürlichen Atmosphere Watch“-Programm mit, an dem 80 Einflüssen allein (Sonnen- und Vulkanaktivität, Länder beteiligt sind. Für die zugehörigen Labore Wetterlagenhäufigkeiten) ist dieser Anstieg nicht und Büros wurde 2001 ein Neubau errichtet. Hier erklärbar, der menschliche Einfluss tritt im Tem- – und gemeinsam mit dem Umweltbundesamt auf peratursignal immer deutlicher hervor. Das letzte der Zugspitze – werden kontinuierlich Daten er- Jahrzehnt war dabei in unserem Landkreis auch hoben und zur wissenschaftlichen Auswertung an durch überdurchschnittlich viel Sonnenschein Datenzentren rund um die Welt weitergeleitet. Im geprägt, was eine regionale Erwärmung verursacht Rahmen vieler Forschungsprojekte untersucht das hat, die über den globalen Trend hinausgeht. Das Observatorium gemeinsam mit anderen Instituten bisher wärmste Jahr der über 230-jährigen Mess- unser Klima und Vorgänge die für die Klimaände- reihe am Observatorium war 2011. Wegen des rung wichtig sind. Seit 2009 ist das Observatorium durchwachsenen Sommerwetters entsprach dies eine von 11 Klimareferenzstationen in Deutsch- nicht dem subjektiven Eindruck. Die Erwärmung land, die rund um die Uhr mit Wetterbeobachtern hat bereits sichtbare Auswirkungen auf die Vegeta- besetzt bleiben. Zur Information von Besuchern tion: Die Rotbuche entfaltet ihre Blätter heute fast auf dem Peißenberg wurde ein Info-Pavillon einge- 2 Wochen früher als Ende der siebziger Jahre. richtet und 2011 ein Wetterlehrpfad gestaltet, der über interessante Phänomene in der Atmosphäre Das Meteorologische Observatorium Hohen­ informiert. peißenberg des Deutschen Wetterdienstes hat sich in den letzten 40 Jahren erheblich weiter- entwickelt. Inzwischen arbeiten hier rund 50 Beschäftigte, darunter rund 15 Wissenschaftler. Seit den siebziger Jahren ist die Radarkuppel auf dem Turm ein weithin sichtbares Wahrzeichen. Dieses Forschungsradar dient der Qualitätssi- cherung im Niederschlagsradar-Messnetz des Deutschen Wetterdienstes und zur Entwicklung von Auswerte- und Darstellungsverfahren für Radardaten. Nachdem am Observatorium in den sechziger Jahren Ozonsondierungen zur Verbes- serung der Wettervorhersage begonnen wurden, waren die Daten ab Ende der siebziger Jahre für

60 StraSSen und Verkehrswesen / ÖPNV

Verkehrserschließung und öffentlicher Personennahverkehr zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

ie verkehrsgeographische Lage des Landkrei- - Garmisch-Partenkirchen sowie deren Abzwei- ses Weilheim-Schongau ist verhältnismäßig gung 952 nach Starnberg. Insbesondere für den günstig,D wobei der östliche Landkreisteil von der An- östlichen Landkreisbereich ist somit das Autobahn- bindung an die Autobahn A 95 München-Garmisch netz schnell erreichbar. Es bestehen Anschlüsse Partenkirchen profitiert, die auf einer Streckenlänge bei Penzberg/ Iffeldorf, östlich Seeshaupt und über von 11,4 km durch den Landkreis führt. die B2 nach Starnberg. Der Anschluss Sindelsdorf Großräumig betrachtet erhielt der Landkreis wurde 1988 dem Verkehr übergeben. Damit konn- Weilheim-Schongau erst Anfang der 70er Jahre te mit der wichtigen Verknüpfung der A 95 mit gut erreichbare Anschlüsse an das innerdeutsche der B 472 eine Entlastung vor allem von Penzberg Autobahnnetz. Gemeint ist die A 95 München erreicht werden.

61 strAssen und verkehrswesen / ÖPnv

Eine weitere wichtige Autobahn für unser Gebiet berg. Die zur Zeit im Bau befi ndliche Ortsumge- ist die A 7 Würzburg - UIm - Memmingen - Kemp- hung Hohenpeißenberg schließt die Maßnahme ten - Füssen, die nun bis nach Reute durchgehend an der B 472 ab. Mit dem teilweise dreispurigen befahrbar ist. Zu dieser Autobahn ergibt sich für Ausbau der B17 nach Norden erreicht man vom den Landkreis ein Anschluss von Schongau aus westlichen Teil des Landkreises nun die A 96 Mün- über die B 472/ B12 Kempten. chen - Lindau bei Landsberg in knapp 20 Minuten.

Die zur Verbesserung der Verkehrssituation in Vierzehn Staatsstraßen mit einer Gesamtlänge Ost-West geplante Querautobahn A 98 Irschen- von 120,3 km verlaufen durch den Landkreis und berg - Kempten - Lindau wurde mit Rücksicht auf ergänzen die Bundesstraßen. Das längste überört- den zu erwarteten Landverbrauch im Abschnitt liche Straßennetz unterhält der Landkreis selbst. HoIzkirchen - Kempten nicht weiter verfolgt. Die Neunundzwanzig Kreisstraßen weisen eine Ge- B 472 bleibt deshalb die wichtigste Verbindung in samtlänge von 184,7 km auf. Der Landkreis führt West-Ost-Richtung. ständig Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesse- rung des Ausbauzustandes der Kreis straßen durch. Die Hauptverkehrsadern sind die vier Bundes- straßen. Sie erschließen den Landkreis straßen- Die Kreisstadt Weilheim ist ein Knotenpunkt des verkehrsmäßig sowohl in West-Ost-Richtung als regionalen Eisenbahnnetzes. Diese Stadt hatte im auch in Nord-Süd-Richtung. vorigen Jahrhundert selbst die Initiative zum Bahn- bau ergriff en und auf eigene Kosten die folgenden Dies sind die B 2 Garmisch-München (23,5 km), Strecken eröff net:1865: Tutzing – Penzberg die B 472 Marktoberdorf-Irschenberg (56,6 km), Pbf – Penzberg Gbf; 1866: Tutzing – Weilheim – die B 17 Füssen-Augsburg (29,9 km) und die B 23 Peißenberg Nord Peiting-Garmisch (10,3 km). Durch den stetigen Ausbau der Bundesstraßen insbesondere der B17 Die Bayerischen Staatseisenbahnen erweiterten und der B 472 wurde die Leistungsfähigkeit der das Schienennetz durch die Verbindungen Peißen- wichtigen Straßen gewährleistet und Kommunen berg Nord–Peißenberg (1875) und Weilheim durch Ortsumfahrungen entlastet. Die größten – Murnau (1879). 1898 folgte die Weiterführung Maßnahmen der letzten Jahre waren dabei die von Penzberg nach Kochel und die Verbindung Ortsumfahrung Schongau, Peiting und Peißen- Augsburg–Weilheim am Ammersee entlang.

62 strAssen und verkehrswesen / ÖPnv

Netzplan ÖPNV

Die Stadt Schongau wurde 1886 zunächst parallel Weilheim-Murnau-Garmisch-Partenkirchen-Inns- zum Lech mit Landsberg verbunden. Es dauerte bruck, von der 24,7 km durch unseren Landkreis über 30 Jahre, bis 1917 über Peiting die Lücke nach verlaufen. Die Strecke Weilheim-Schongau misst Peißenberg geschlossen wurde und somit Züge 28,7 km. Weitere Strecken sind Tutzing-Penzberg- auch nach Weilheim fahren konnten. Schließlich Kochel mit ca. 25 km im Kreisgebiet und Weilheim- folgte – schon unter der Regie der Deutschen Mering-Augsburg mit ca. 11 km im Kreisgebiet. Reichsbahn – im Jahre 1923 die Nebenbahn Schongau–Kaufbeuren. Diese wurde 1972 stillge- Der­öff­entliche­Personennahverkehr­(ÖPNV) legt, ferner 1984 der Personenverkehr der Strecke ist eine “freiwillige” Aufgabe der Landkreise und Schongau–Landsberg, auf der jetzt die Augsburger kreisfreien Gemeinden. Localbahn GmbH Güterzüge befördert. Für den Die geringe Bevölkerungsdichte in Verbindung Personenverkehr sind also noch etwa 75 % des mit dem extremen Streusiedlungscharakter in ursprünglichen Netzes von rund 100 km Länge in weiten Teilen des Landkreises Weilheim-Schongau Betrieb. erschwert die Durchführung eines fl ächendecken- den wirtschaftlichen und tragfähigen ÖPNV. Die wichtigste durch den Landkreis führende Landkreisweit sind derzeit 31 Buslinien im Einsatz. Eisenbahnlinie ist die Fernverbindung München- Insgesamt werden für den Linienverkehr Linien

63 strAssen und verkehrswesen / ÖPnv

mit einer Gesamtlänge von ca. 600 km bedient. Dabei werden jährlich rd. 3,5 Mio. km zurückgelegt und rd. 3,8 Mio. Fahrgäste befördert. Eingesetzt werden dabei zum Teil Niederfl urerdgasbusse, bzw. soll der Fuhrpark Schritt für Schritt auf Niederfl urerdgasbusse umgestellt werden. Die Niederfl urerdgasbusse sind Fahrpläne Enzianreisen eine Attraktivitätssteigerung nicht nur 1972 / 1971 / 1969 für die Nutzer, sondern auch für die Umwelt.

Die Investitionen in eine Nachtbus- linie sind ein voller Erfolg. Bei einem Fahrpreis von 3 € kann der Nachtbus in den Nächten Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag, sowie von Silvester auf Neujahr genutzt werden. Für die Zeit vom 01. Juni bis ca. Mitte September wurde eine Sommerpause festgelegt. Im Jahr 2011 feierte der Nachtbus sein 10jähriges Bestehen.

In Hohenpeißenberg besteht die Möglichkeit, mit einem Anmeldetaxi auf den Berggipfel Hoher Peißenberg und zurück zu fahren.

Staatliches Bauamt Weilheim Landkreis Weilheim-Schongau

64 Wir schöpfen Kraft aus unserer Herkunft.

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Die Entwicklung der Schullandschaft: Volksschulen im Landkreis Weilheim-Schongau

von Gabriele Freidhoff, Schulamtsdirektorin Christian [email protected]

m Jahr 1972 der Gebietsreform waren im ­allgemeinbildende Schule nahe am Beruf mit Landkreis Weilheim-Schongau im Grund- und klarem Profil zu gestalten. Das Ergebnis war die HauptschulbereichI eingerichtet: 20 Grundschulen Einführung der „Bayerischen Mittelschule“. (1. - 4. Jahrgangsstufe), 6 Teilhauptschulen (1. - 6. Jahrgangsstufe), 5 Hauptschulen (5. - 9. Jahrgangs- Gemeinsames Merkmal aller Abschlüsse der Mittel- stufe), 3 Vollschulen (1. - 9. Jahrgangsstufe) schule ist die ausgeprägte Berufsorientierung. Alle lernen unabhängig vom angestrebten Abschluss Ein Beschluss des Bayerischen Landtags vom Juli die Berufsfelder Technik, Wirtschaft und Soziales 2004 hatte die Abschaffung der Teilhauptschulen praktisch kennen und können so eine treffsichere zur Folge. Im Frühjahr 2007 wurde eine große Berufswahl vornehmen. Die Mittelschule garan- Hauptschulinitiative zur Weiterentwicklung der tiert, dass den Schülerinnen und Schülern ein um- Hauptschule vom Bayerischen ­Staatsministerium fassendes Bildungsangebot (mittlerer Abschluss, für Unterricht und Kultus begonnen. Ziel ­dieser Ganztagsschule, alle drei berufsorientierenden ­Initiative war es, aus der Hauptschule eine Zweige) zur Verfügung steht.

66 Schullandschaft

Die Mittelschule leistet dies entsprechend als des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichts­ einzelne größere Schule oder im Verbund gesetzes im Juli 2011 ihren Niederschlag fand und mehrerer kleinerer benachbarter Schulen. Ge- die es nun an allen bayerischen Schulen umzu­ meinsam stellen sie das komplette Angebot für setzen gilt. Wesentlicher Inhalt der Konvention und die Schülerinnen und Schüler bereit. Die ortsnahe der Gesetzesänderung ist das Thema Inklusion und Beschulung, ein Vorteil dieser Schulart gegenüber damit die zentrale Frage des gemeinsamen Ler- allen anderen weiterführenden Schularten, bleibt nens und Lebens von Schülerinnen und Schülern weitgehend erhalten. Die Weiterentwicklung mit und ohne Behinderung in allen Schularten. der örtlichen Schulorganisation im Landkreis Weilheim-Schongau fand im Sinne einer vorge- Das gemeinsame Unterrichten erfolgt dabei in zogenen Beteiligung aller Betroffenen in einem unterschiedlichen Formen: Inklusion einzelner Dialogforum am 15.4.2010 in der Tiefstollenhalle in Schülerinnen und Schüler in der Sprengelschule. Peißenberg statt. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogi- In diesem Beteiligungsprozess sind bei uns im schem Förderbedarf besuchen in Regelklassen Landkreis 3 Schulverbünde von Mittelschulen die allgemeine Schule. Diese Schülerinnen und entstanden. Schüler werden zusätzlich durch den ­Mobilen ­Sonderpädagogischen Dienst des jeweils • Schulverbund Peißenberg-Huglfing ­zuständigen Förderzentrums unterstützt. • Schulverbund Steingaden-Rosshaupten ­(Landkreis OAL) Unterricht in Kooperationsklassen • Schulverbund Penzberg-Benediktbeuern In Kooperationsklassen werden in der Regel bis zu ­(Landkreis TÖL) fünf Schülerinnen und Schüler mit sonderpädago- gischem Förderbedarf unterrichtet. Diese Klassen Im Jahr 2012 gibt es im Landkreis Weilheim-­ werden mit weiteren Stunden der Mobilen Sonder- Schongau folgende Schulen im Grund- und Mittel- pädagogischen Dienste des jeweils zuständigen schulbereich: 30 Grundschulen, 7 Mittelschulen, 2 Förderzentrums unterstützt. private Grund- und Hauptschulen Schulen mit dem Schulprofil Inklusion Blick in die Zukunft Eine Schule mit dem Schulprofil „Inklusion“ setzt auf der Grundlage eines gemeinsamen Bildungs- Flexible Grundschule und Erziehungskonzepts in Unterricht und Schul- Um die unterschiedliche Ausgangslage der Schul- leben individuelle Förderung und gemeinsames anfänger stärker zu berücksichtigen, initiierte die Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und Stiftung Bildungspakt Bayern in Kooperation mit ohne sonderpädagogischem Förderbedarf um. dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus Den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ab September 2010 den Modellversuch „Flexible mit sonderpädagogischem Förderbedarf wird in Grundschule“. Neu ist, dass Kinder ein, zwei oder besonderem Maße Rechnung getragen. drei Jahre Zeit haben, die Basiskompetenzen in der Schuleingangsphase zu erlernen. Zum Schuljahr Im Landkreis Weilheim-Schongau erhielt die 2012/13 nimmt die Grundschule Altenstadt an Grund- und Mittelschule Huglfing seit 1.8.2011 dem Modellversuch „Flexible Grundschule“ teil. das Schulprofil „Inklusion“. Eine der zentralen Auf- gaben für die Schulen wird künftig der inklusive Inklusion Unterricht und die inklusive Schulentwicklung Am 26. März 2009 ist die UN-Behindertenrechts- jeder einzelnen Schule sein. konvention in Kraft getreten, die in der Änderung

67 Schullandschaft

Struktur der Schulaufsicht Der Landkreis Weilheim-Schongau ist Sach- aufwandsträger der Gymnasien, Realschulen, Vor der Gebietsreform 1972 (Stand: 1972) Landwirtschafts- und Förderschulen im Landkreis. Staatliches Schulamt im Landkreis Weilheim In den Städten Weilheim, Penzberg und Schongau Oberschulrat Max Hasenknopf sind jeweils Gymnasien und Realschulen behei- Oberschulrat Walter Wille matet. Die Berufsschulen und FOS/BOS befinden sich in Schongau und Weilheim, wo ebenfalls Staatliches Schulamt im Landkreis Schongau die Kreislandwirtschaftsschule ihr Zuhause hat. Schulrat Günter Sagasser Darüber hinaus werden in Weilheim, Penzberg und Altenstadt Sonderpädagogische Förderzentren Nach der Gebietsreform 1972 (Stand: 1972) unterhalten. Im Markt Peißenberg befindet sich Staatliches Schulamt im Landkreis eine Realschule und die Jugendverkehrsschule des Weilheim-Schongau Landkreises. Oberschulrat Max Hasenknopf In den letzten Jahren ist ein permanenter Anstieg Oberschulrat Walter Wille der Schülerzahlen der weiterführenden Schulen im Landkreis zu beobachten. Gerade die Gymnasien Aktuell (Stand: 2012) und Berufsschulen konnten bisher davon deutlich Staatliches Schulamt im Landkreis profitieren. Nach derzeitigem Kenntnisstand Weilheim-Schongau wird die Entwicklung auf Grund des Wandels in Schulamtsdirektorin Gabriele Freidhoff der Bevölkerungsstruktur nicht mehr so deutlich Schulrätin Ingrid Hartmann-Kugelmann fortgesetzt.

Schulhaus Prem: Am 30. Juli 1980 wurden im Schulhaus Prem zum letzten Mal Schüler unterrichtet. Seit der Aufhebung der Schule in Prem am 1.8.1969 waren jeweils zwei ausgelagerte Klassen der Volksschule Steingaden in diesem Schulhaus untergebracht.

68 Schullandschaft

Der Landkreis Weilheim-Schongau bietet allen Kommunale und private schulische Einrichtungen lernwilligen ein außerordentlich großes und breit- Kreislandwirtschaftsschule*) 1 gefächertes Spektrum an Bildungseinrichtungen, Private Berufsfachschule für kaufm. deren Träger der Landkreis, die kreisangehörigen Assistenten / Assistentinnen-Sabelschule 1 Kommunen, Schulverbände, die Kirche oder sons- Private Wirtschaftsschule tige Institutionen sind. Oberland e.V. Weilheim 1 Heimförderschule der Darüber hinaus gibt es auch Einrichtungen in Don-Bosco-Schwestern, Rottenbuch 1 privater Trägerschaft. Berufsfachschule für Kinderpflege der Don-Bosco-Schwestern, Rottenbuch 1 Öffentliche Schulen Zahl Fachakademie für Sozialpädagogik der Volksschulen 34 Don-Bosco-Schwestern, Rottenbuch 1 Förderzentren*) 4 Montessori-Schule, Priv. GS, Peißenberg 1 Berufsschulen*) 2 Weilheimer Bildungskolleg Berufsfachschulen*) 3 Kurse für Aussiedler und Ausländer 1 Fachoberschulen/Berufsoberschulen*) 1 Berufspraktisches Anerkennungsjahr Realschulen*) 4 Berufsfachschule für Krankenpflege*) Gymnasien*) 3 am Krankenhaus Schongau 2 Werkstatt für Menschen mit Behinderung Polling Herzogsägmühle 2 Private schulische Einrichtung für Kranke im Jugendheim, Kloster Wessobrunn 1 Musikschulen 3 Schulhaus: Weilheim i. OB mit Außenstellen, Wilhelm-Conrad-Röntgen-Mittelschule Weilheim, Mai 2012 Bernried, Tutzing, Schongau mit Außenstellen Herzogsägmühle-Heime, Peiting, Penzberg mit Außenstellen, Iffeldorf, Seeshaupt und Antdorf, Berufsschule Albrecht-Schnitter-Schule Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung 1 Volksschule Herzogsägmühle Förderzentrum (Entwicklung) – staatlich anerkannt – 1 Liselotte-von-Lepel-Gnitz-Schule Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe 1

*) Sach- und Gewährsträger ist der Landkreis ­Weilheim- Schongau.

69 Tourismus

Das Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See gilt als Gesamtkunstwerk und Aushängeschild für die Region „Pfaffenwinkel“.

Rückblick, Einblick und Ausblick: 40 Jahre Tourismusverband Pfaffenwinkel

von Susanne Lengger, Geschäftsführerin Tourismusverband Pfaffenwinkel

„Gemeinden wollen mehr Fremdenverkehr“ des Tourismusverbandes mit Heinrich Vogler titelten die Schongauer Nachrichten am 6. März als ­Geschäftsführer wurde schon damals das 1971. Mit dieser Aussage legten die Gemeinden touristische Angebot des Gebietes in umfassender den Grundstein für den Fremdenverkehrsverband Form auf den Markt gebracht. Heute ist dies eine des Schongauer Landes, dem heutigen Tourismus­ Selbstverständlichkeit – damals war das jedoch in verband Pfaffenwinkel. Durch die Gründung Oberbayern eine Seltenheit.

70 Tourismus

Erstmals erscheint ein Gebietsprospekt Schon- bei, den Pfaffenwinkel weit über die Grenzen hin- gauer Land und ein Gastgeberverzeichnis. In den aus bekannt zu machen. Heute ist die nächsten Jahren wächst die Anzahl der Printpub- ein absoluter Publikumsmagnet mit nahezu einer likation an und deckt einen Großteil des touris- Million Besucher im Jahr und wurde aktuell von tischen Angebots der Region ab. Zu dieser Zeit ausländischen Gästen auf Rang 17 der 100 belieb- ­entsteht auch die sehr interessante und informa- testen deutschen Sehenswürdigkeiten gewählt. tive Panoramakarte, die noch heute – in aktuali- sierter Form – Gültigkeit besitzt. Ebenfalls kann 1995 übernimmt Susanne Lengger die Geschäfts- der Gast die ersten Pauschalangebote für einen führung und der Fremdenverkehrsverband Pfaf- 7-tägigen Aufenthalt im Pfaffenwinkel nutzen. fenwinkel bekommt seinen noch heute gültigen Namen „Tourismusverband Pfaffenwinkel“. Der Auf eine gute Öffentlichkeitsarbeit wird stets infrastrukturelle Ausbau wird in den 90er Jahren größter Wert gelegt. Ganz wesentlich ist auch die besonders forciert. So wird zum Beispiel eine Kontaktaufnahme und Einbindung von Firmen, zentrale Zimmervermittlung, eine Buchungsmög- Organisationen und Reisebüros. Diese Geschäfts- lichkeit für Reisebüros und eine Anbindung an verbindungen leiten in einigen Orten erst die das Reservierungssystem „BTL – Bayern Tourismus Aufwärtsentwicklung des Tourismus ein. Line“ geschaffen. Mit steigender Popularität des Internets wird 1998 die erste Internetseite für den Ein neuer Abschnitt in der Verbandsgeschichte Pfaffenwinkel online gestellt. beginnt 1978 als der Fremdenverkehrsverband Schongauer Land in Fremdenverkehrsverband Stetig wird auch die Angebotsvielfalt im Pfaffen- Pfaffenwinkel umbenannt wird. Mit dieser mehr winkel erweitert. „Hole In One – Golfurlaub rund als glücklichen Namensgebung kann das ganze um den Starnberger See“ wird eingeführt und Verbandsgebiet neu präsentiert werden, ohne die bietet Golfspielern die Möglichkeit, den Pfaffen- schon eingeführten Bezeichnungen „Südlicher winkel auf den schönsten Golfplätzen der Region Starnberger See / Osterseengebiet“ und „Schon- zu genießen. gauer Land an der Romantischen Straße“ aufzuge- ben. Der Name „Pfaffenwinkel“ ermöglicht es nun, den schon lange bestehenden kunsthistorischen Begriff „Pfaffenwinkel“ mit dem neuen regionalen, touristischen „Pfaffenwinkel“ zu verbinden.

Um das touristische Angebot für die Urlauber zu verbessern und vor allem zu erweitern werden­ in den kommenden Jahren Projekte, wie zum Beispiel das Freizeitgelände Lechaue und der Moorlehr- pfad in Prem, das Wandergebiet ­Unternogg, der Moorkurbetrieb in Bayersoien und die Eröffnung der Wanderwege „König-Ludwig-Weg“, „Lech- Höhenweg“ und „Prälatenweg“ vorangetrieben.­

Einen besonderen Meilenstein in der Geschichte des Tourismusverbandes Pfaffenwinkel stellt das Ihr McDonald´s Restaurant Jahr 1983 dar. In diesem Jahr ernennt die UNESCO Weilheim die Wieskirche zum Weltkulturerbe und trägt dazu

71 tourismus

2001 wird der Pfaff enwinkel um eine weitere der „Neuen Medien“ auch für den Pfaff enwinkel Attraktion reicher. Das Buchheim Museum in immer mehr an Bedeutung. Der Tourismusverband Bernried am Starnberger See wird eröff net. „Das Pfaff enwinkel realisiert eine Vielzahl an neuen Museum der Phantasie ist ein unvergleichliches Kanälen, wie zum Beispiel eine interaktive Karte, Gesamtkunstwerk“, sagte Edmund Stoiber in seiner einen Newsletter, ein Online-Buchungssystem u. v. Rede anlässlich der Eröff nung des Museums. Nicht m., über die sich der Gast mit wichtigen Infor- nur bei Kunst- und Kulturliebhabern, sondern mationen schnell und unkompliziert versorgen auch bei Naturfreunden fi ndet das Museum in den kann. Auch Projekte im Bereich Web 2.0, bei denen kommenden Jahren immer größeren Zuspruch. der Besucher nicht nur Informationen abrufen, sondern auch selbst Inhalte verfassen kann, sind Weitere Tätigkeitsschwerpunkte des Tourismusver- bereits realisiert und werden in der Zukunft weiter bandes Pfaff enwinkel im neuen Jahrtausend sind: ausgebaut. Ausbau und Pfl ege des Wander- und Radwegnet- zes, barrierefreier Tourismus, Zertifi zierung der Seit 2011 ist der Pfaff enwinkel zudem Movelo Tourist-Informationen und Qualifi zierung der Mit- Region mit einem Netz an Verleih- und Akku- arbeiter. Entscheidende neue Impulse ermöglichen wechselstationen für E-Bikes. Dies soll dem Gast seit 2008 die Leader-Region Auerbergland-Pfaff en- die Möglichkeit bieten, den „Pfaff enwinkel – alle winkel (LAG AL-P), die vom Auerbergland e.V. und Herrlichkeit auf Erden“ mit dem E-Bike auf eine dem Tourismusverband gegründet wird. Die LAG bequeme Art und Weise erleben und genießen zu ermöglicht die Realisierung zahlreicher touristi- können. scher Projekte mit Leader-Förderung, von denen die Umsetzung des Pfaff enwinkler Milch weges, Auch in den nächsten Jahren wird der Tourismus- die BauernhofERLEBNISWelt sowie das aktuell verband Pfaff enwinkel stets mit aller Kraft daran in Umsetzung befi ndliche Wanderwegekonzept arbeiten, die Ferienregion nicht nur für den Gast besonders hervorzuheben sind. sondern auch den Gastgeber immer attraktiver zu gestalten. In diesem Sinne: Packen wir es an – es Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung gibt viel zu tun! der klassischen Printmedien gewinnt der Bereich

Rokoko-Juwel und Weltkulturerbe der UNESCO – die Wieskirche im Herzen des Pfaff enwinkels.

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72 Brand- und Katastrophenschutz / Feuerwehrwesen

Brand- und Katastrophenschutz von Helmut Stork, Landratsamt Weilheim-Schongau

it Ende des Kalten Krieges und der Deren kritische und vorsorgende Infrastruktu- Auflösung der bipolaren Weltordnung zu ren sind aber auch durch andere Ereignisse, wie MBeginn der 90er Jahre begann ein umfassender besonders schwere Unfälle, Seuchen oder durch globaler sicherheitspolitischer Paradigmenwechsel die Naturrisiken bedroht. Nahezu täglich werden in einzusetzen, der auf nationaler Ebene die zivile den Medien Hiobsbotschaften über Groß­brände, Sicherheitsvorsorge grundlegend verändert hat. Explosionsunglücke und Naturkatastrophen verbreitet. Neue Formen der Bedrohung und bislang weniger beachtete Risiken haben an Bedeutung ­gewonnen. Meteorologische Extremereignisse wie beim Dabei hat der internationale Terrorismus mit den Pfingsthochwasser 1999, die Unwetter im Juni Terroranschlägen vom 11. September 2001 in 2002 und Juni 2003 oder die Dürre im August 2003 den USA und ihren Folgen die bislang schlimmste haben diese Gefahren ebenso verdeutlicht. Dabei ­Realisierung erfahren. Dieser und weitere Anschlä- blieb auch der Landkreis Weilheim-Schongau nicht ge haben auf sehr drastische Weise verdeutlicht, verschont. wie verletzlich hochkomplexe Gesellschaften sind.

73 brAnd- und kAtAstroPhenschutz / feuerwehrwesen

Das Bayerische Katastrophenschutzgesetz vom 24.07.1996 hat die Grundlage geschaff en für eine sachgerechte Bewältigung von Katastrophen, also für Sicherheitsstörungen und Gefahren besonderer Schwere, bei denen die notwendigen Einsatzmaßnahmen unter einheitlicher Leitung durch das Landratsamt stehen. Es ist Aufgabe der Katastrophenschutzbehörden, Katastrophen abzuwehren und die dafür notwendigen Vorbe- reitungsmaßnahmen zu treff en. Dazu bedarf es einer Führungsstruktur. Die Gesamtleitung i. S. einer politisch-administrativen Führung liegt beim Landratsamt und wird dort von einer Führungs- gruppe Katastrophenschutz wahrgenommen. Die Einsatzleitung in technisch-taktischer Hinsicht wird Katastrophen- vor Ort durch einen örtlichen Einsatzleiter wahr- schutzvorsorge ist eine permanente genommen. Der örtliche Einsatzleiter lenkt die Aufgabe des Landratsamtes als Sicherheits- und Einsatzmaßnahmen am Schadensort im Rahmen Katastrophenschutzbehörde im Landkreis. Dieser des Auftrags und der Weisungen der Katastro- Aufgabe ist sich das Landratsamt Weilheim- phenschutzbehörde. Schongau bewusst. Eine Katastrophe kann nur bewältigt werden, wenn die Hilfsorganisationen mitwirken. Zur Nach den Hochwasserkatastrophen 1999 und Katastrophenhilfe sind unter anderem die Behör- 2005 und den zwischenzeitlichen Erfahrungen den und Dienststellen des Freistaates Bayern (z. B. aus verschiedenen Schadenslagen haben wir den Polizei), die Gemeinden, Feuerwehren, freiwillige vorbeugenden Katastrophenschutz nachhaltig Hilfsorganisationen (BRK, Malteser Hilfsdienst, JUH, verbessert. Für die kommenden 25 Jahre wurden ASB) und Verbände der freien Wohlfahrtspfl ege in einer Empfehlung durch die Katastrophen- verpfl ichtet. Das Technische Hilfswerk wird im schutzbehörde verschiedene Projekte iniziiert und Rahmen der Amtshilfe tätig. Beschaff ungsprogramme auferlegt. Nachfolgend Das neue Bayerische Katastrophenschutzgesetz nur einige wenige Beispiele dazu. mit seinen Neuregelungen, insbesondere bezüglich der Führung in Katastrophenfällen ist Mit den Herren Hermann Deutschenbaur und eine moderne gesetzlich und organisatorische Martin Pape konnten wir zwei erfahrene Piloten Grundlage zur erfolgreichen Katastrophenabwehr. gewinnen, die neben der Auswertung auch die Zeitgemäßer Katastrophenschutz setzt auch zeit- Waldbrandbeobachtung aus der Luft verfolgen gemäße Informationstechniken voraus. können.

Am 1.12.2010 wurde die neue Integrierte Leitstelle Dazu wurde bei der Freiwilligen Feuerwehr Etting (ILS) Oberland in Weilheim in Betrieb genommen. ein Kompetenzteam „Waldbrandabwehr“ einge- Unter der einheitlichen Notrufnummer 112 für richtet. Diese Personen wurden speziell für diese Feuerwehr und Rettungsdienst ist für den Bürger Zwecke ausgebildet und mit entsprechenden eine optimale Alarmierung sichergestellt. Die ILS technischen Mitteln ausgestattet. Darüber hinaus Oberland ist auch im Katastrophenfall Garant für wurden in Ausbildungsveranstaltungen verschie- schnellstmögliche Alarmierung und Koordination dene Löschmöglichkeiten, wie das Sprengen der eingesetzten Kräfte. ausgelotet.

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Für Hochwasserzwecke hat der Landkreis dem Trinkwasseraufbereitungsanlage für das THW, THW, Ortsverband Schongau, eine Hochwasser- Ortsverband Weilheim erworben. pumpe mit einer Förderleistung von 16.666 Liter/ Min. beschaff t. Mit den Umbau des Amtsgebäude II in Weilheim erhält die Katastrophenschutzbehörde des Land- Der Landkreis Weilheim-Schongau hat der Be- kreises Weilheim-Schongau neue Räumlichkeiten, schaff ung von insgesamt 4 Gerätewagen-Logistik so dass im Falle einer zugestimmt ; damit besteht eine hervorragende Katastrophe die Versorgung im Bereich von Brandbekämpfung Führungsgruppe (mit langen Schlauchleitungen) und bei der nahezu perfekte Hochwasserbekämpfung. Voraussetzungen vorfi ndet, um ihrer Bei den Freiwilligen Feuerwehren Bernbeuren und Aufgabe gerecht zu Peiting wurde ein Kompetenzteam „Deichverteidi- werden. gung“ gegründet. Mittlerweile besteht das Team aus insgesamt 25 Personen aus 10 verschiedenen Feuerwehren des Landkreises. Insbesondere sollen diese Personen die Einsatzkräfte und die Bevölke- rung bei dem richtigen Verbau von Sandsäcken anleiten und beraten. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Zur eff ektiven Bekämpfung der Hochwassergefahren ist bei den Feuerwehren Altenstadt, Antdorf, Huglfi ng, Peißenberg und Peiting jeweils eine Sandsack- abfüllanlage mit entsprechendem Zubehör stationiert worden.

Ferner haben wir zur Versorgung der Einsatzkräfte und der Bevölkerung je eine Feldküche für das BRK, Kreisverband Weilheim-Schongau, und eine

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Die Gebietsreform – auch Geburtsstunde der Kreisbrandräte

von Stefan Himml, Kreisbrandmeister

Die Geschichte der Feuerwehren Die bisherige Dienstbezeichnung seines Stellver- treters als Stellvertretender Kreisbrandinspektor Die mit Gesetz vom 27. Dezember 1971 beschlos- wurde auf Kreisbrandinspektor festgelegt. sene und am 1. Juli 1972 in Kraft getretene „Ver- Vor der Gebietsreform war im Altlandkreis Weil- ordnung der Staatsregierung zur Neugliederung heim der Kreisbrandinspektor (KBI), Wilhelm Knye, Bayerns“, im Rahmen derer bislang 143 Landkreise Herr über 40 Freiwillige Feuerwehren mit 1492 zu 71 Landkreisen zusammengefasst und über Aktiven. Im Altlandkreis Schongau war KBI, Peter 7000 Gemeinden auf 2005 Gemeinden reduziert Lory, Chef über 28 Freiwillige Feuerwehren mit wurden, erhielten die bis dahin für die „Beaufsich- 1207 Aktiven. tigung und Förderung des Feuerlöschwesens“ Nach der Gebietsreform war Peter Lory der erste verantwortlichen Kreisbrandinspektoren die neue Kreisbrandrat (KBR) des Landkreises Weilheim- Bezeichnung Kreisbrandrat. Schongau mit 54 Freiwilligen Feuerwehren und

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Fahrzeuge: Ein kurzer Überblick über die Fahrzeuge ergibt, dass es im Jahr 1972 für ca. 99.000 Landkreisein- wohner 59 Fahrzeuge (TSF, LRF, TLF) gab und im Jahr 2011 für ca. 131.000 Landkreiseinwohner 92 2143 Aktiven. Dazu kamen noch 7 Werksfeuer- Fahrzeuge einsatzbereit sind. Dazu kommen noch wehren mit 229 Aktiven. Auf KBR Lory folgten Drehleitern, Schlauchwägen, Versorgungs-Lkws, Erhard Schwegler (1980 - 1990), Rudolf Krois (1990 Rüstwägen, Arbeitsboote usw. - 2000), Alfons Breyer (2000 - 2009) und seit 2009 Dr. Rüdiger Sobotta. Seit 1972 bis heute leisteten die Feuerwehren mehr als 35.000 Einsätze für Brände, THL, Fehl- Bezirke: alarmierungen und Sicherheitswachen ab. Die heutigen Bezirke waren von 1972 bis 1977 sog. Kreiseinheiten. Aus den Bezirken von 1977 - West, Alarmierung: Lech, Ammer,­Ammer­-­Nord und Ost - wurden ab Alle zur Funkalarmierung notwendigen Gerät- 1983 die Bezirke West, Lech, Mitte, Nord und Ost. schaften konnten im Jahre 1977 installiert werden. Ab Mitte Januar 1978­konnten so alle Feuerwehren Jugend: des Landkreises Weilheim-Schongau über Funk Im Jahr 1978 erscheint erstmals ein dokumen- alarmiert werden. tierter Hinweis auf durchgeführte Jugendarbeit. Im Jahresbericht 1988 heißt es, dass seit 8 Jahren 1993 wurde das Bayerische Alarmierungs- und Jugendarbeit betrieben wird - ein klares Grün- Sicherheits-InformationsSystem, das sog. BASIS­ dungsdatum gibt es aber nicht. Die Jugendarbeit eingeführt. Die Erstalarmierung erfolgte durch die wurde aber stetig vorangetrieben, 1996 fi ndet Polizeidirektion Weilheim sowie Polizeiinspektio- in Penzberg erstmals die Tagung der Stadt- und nen Schongau und Penzberg. Kreisjugendfeuerwehrwarte Oberbayerns statt. Organisatorische Aufgaben wie Ausbildung und Seit­1.­Oktober­2010 erfolgt die Alarmierung Lehrgangswesen kommen hinzu und 2011 wird durch die Integrierte Leitstelle Oberland die sog. die „Jugendfeuerwehr des Landkreises Weilheim- ILS. Polizeidienststellen und Feuerwehren sind Schongau“ als Unterorganisation des Kreisfeuer- nicht mehr befugt, Alarm auszulösen. wehrverbandes gegründet. Zur Zeit sind 28 Jugendgruppen gemeldet.

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Banken und Kreditinstitute

zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

m Landkreis ist selbstverständlich auch ein die beiden Sparkassen in ihrer damaligen Form dichtes Netz von Zweigstellen der Großbanken, und mit ihren Geschäftsgebieten in den Grenzen IRegional- und Genossenschaftsbanken vorhanden. der Altlandkreise erhalten. Das genossenschaftliche Kreditgewerbe ist mit sechs selbständigen Volks- und Raiffeisenbanken Das Geschäftsgebiet Vereinigten Sparkassen im in der Region Weilheim-Schongau vertreten. Landkreis Weilheim i. OB umfasst den Alt-Land- Das sind im Einzelnen: Volksbank/Raiffeisenbank kreis Weilheim in den Landkreisgrenzen vor 1972, Penzberg eG, Raiffeisenbank Pfaffenwinkel eG, mit der Hauptstelle in Weilheim, den Hauptzweig- Raiffeisenbank Raisting eG, Raiffeisenbank Stein- stellen in Peißenberg, Murnau und Penzberg sowie gaden eG, Raiffeisenbank Weilheim eG und die 19 weiteren Filialen und SB-Stellen in der Region. Raiffeisenbank südöstlich Starnberger See eG. Durch die Vereinigung der vier Kommunen Weil- heim, Murnau, Peißenberg und Penzberg als Träger Mit fast 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern be- und Eigentümer sind die Vereinigten Sparkassen raten und betreuen die örtlichen Genossenschafts- eine Zweckverbandssparkasse. banken rund 92.000 Kunden mit einem Einlagen- und Kreditvolumen von rund 2,85 Mrd. Euro. Für Die Vereinigten Sparkassen Weilheim betreiben diese flächendeckende Versorgung mit Finanz- das Universalbankgeschäft. Sie sind mit einem dienstleistungen stehen den Landkreisbürgern Marktanteil von etwa 45 % im Privatkunden- insgesamt 52 Geschäftsstellen zur Verfügung. Bei Bereich und fast 60 Prozent im Firmen- und einer Bilanzsumme von rund 1,4 Mrd. Euro sind die Geschäftskunden-Bereich der wichtigste Finanz- Kreditgenossenschaften ein wichtiger Wirtschafts- dienstleister vor Ort. Die Sparkasse hatte im faktor im Landkreis. Umfassende Serviceleistungen Geschäftsjahr 2011 eine Bilanzsumme von 1,540 und qualifizierte, ganzheitliche Beratungsleistun- Mrd. Euro und verfügte über bilanzwirksame gen sind die Ausrichtung der örtlich geprägten Einlagen von 1,15 Mrd. Euro. Das Geldvermögen Volks- und Raiffeisenbanken. Sehr erfreulich ist der insgesamt knapp 60.000 Kunden betrug die Tatsache, dass über 32.500 Personen Eigentü- 1,60 Mrd. Euro. Das Kreditvolumen erreichte 1,13 mer einer Volks- oder Raiffeisenbank sind. Damit Mrd. Euro. Die Vereinigten Sparkassen verfügen ist jeder 4. Einwohner des Landkreises Mitglied über ca. 400 aktive Mitarbeiter, 23 Filialen und einer Kreditgenossenschaft. Mit dem Leitsatz “aus 36 Geldausgabeautomaten. Sie sind mit jährlich der Region für die Region” bieten die Volks- und 15 neuen Auszubildenden einer der wichtigsten Raiffeisenbanken eine umfassende Versorgung Ausbildungs-Betriebe der Region. aller Finanzdienstleistungen für ihre Privat- und Firmenkunden an. Im Schongauer Land, zwischen Hohenpeißenberg und Schwabsoien, Reichling und Wildsteig, unter- Im Landkreis Weilheim-Schongau gibt es 2 Spar- hält die Kreissparkasse Schongau 17 Geschäfts- kassen, die Vereinigten Sparkassen im Landkreis stellen. Der Landkreis selbst ist der Träger des Weilheim i. OB und die Kreissparkasse Schongau. öffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes mit Haupt- Als 1972 die beiden ehemaligen Landkreise von sitz in Schongau. Die Kreissparkasse bietet ihren Weilheim und Schongau vereinigt wurden, blieben Privat- und Firmenkunden alle Möglichkeiten der

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Geldanlage, der Finanzierung und der Abwicklung Service bei allen Geschäftsstellen andererseits, des Zahlungsverkehrs. Ganz besonderes Gewicht bilden dabei die Säulen. Die Kreissparkasse fühlt kommt der Förderung der heimischen mittelstän- sich den gemeinnützigen sportlichen, kulturellen dischen Wirtschaft und damit letztendlich der und sozialen Initiativen im Schongauer Land in Arbeitsplätze zu. besonderem Maße verpflichtet. Umfangreiche Sponsoren- und andere Fördertätigkeiten belegen Leistungsfähigkeit ist oberstes Gebot. Persönliche, dies. Die “Kulturstiftung der Kreissparkasse kompetente und bedarfsgerechte Beratung vor ­Schongau” bringt dieses Bestreben in besonderem Ort einerseits und umfassender Rund-um-die-Uhr- Maße zum Ausdruck.

Kreissparkasse Schongau – seit 1852 im Schongauer Land von Astrid Horbach, Kreissparkasse Schongau

ie Schongauer Sparkasse hat als Institution dabei geprägt von vertrauensvollen, langfristig des Landkreises im Verlauf der Jahrzehnte angelegten Verbindungen zu Kunden und Mitar- Deine zwar wechselvolle, aber immer erfolgreiche beitern einerseits und innerbetrieblicher Weiter- Entwicklung durchlaufen. Die Geschäftspolitik war entwicklung sowie Innovationsfreude andererseits.

1972 2012

120 Jahre Kreissparkasse Schongau 160 Jahre Kreissparkasse Schongau

Mitarbeiter 108 213

Geldanlagen von 120 Millionen DM (rd. 60 Mio €) 538 Millionen € Kunden

Kredite an Kunden 100 Millionen DM (rd. 50 Mio €) 403 Millionen €

Bilanzsumme 143 Millionen DM (rd. 71 Mio €) 710 Millionen €

Geschäftsstellen 16 17

Über 210 Menschen sind 2012 für die Kreisspar­ individuellen Neigungen gerecht werden, variable kasse und ihre Kunden tätig. Die Zusammenarbeit Arbeitszeit und Teilzeitarbeitsplätze fördern die Ba- im Unternehmen ist geprägt von einem vertrauens­ lance zwischen Beruf und Privatleben und machen vollen Miteinander. Aufgabengebiete, die den die Sparkasse zu einem geschätzten Arbeitgeber.

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Die Innovationsfreude in Deutschland eine Geschäftsstelle geschaffen, in manifestiert sich in vielen Bereichen der es keine traditionellen Schalter mehr gab, die Kunden konnten eine Vielzahl an Geldgeschäften Innovationsfreude – aus Tradition. So führte sie rund um die Uhr über die verschiedenen Service- ­bereits 1957 als eine der ersten Sparkassen in Geräte abwickeln. Alle Mitarbeiter/innen waren Bayern die bargeldlose Lohnzahlung mit dem und sind kompetente Berater, die bei Bedarf zu- damaligen Bergwerk Peiting ein und war 1966 sammen mit dem Kunden auch Service-Geschäfte maßgeblich am Zustandekommen der ersten erledigen. Bayerischen Buchungsgemeinschaft in Murnau mit moderner elektronischer Datenverarbeitungs- Damit war die Kreissparkasse eine von drei Banken, anlage beteiligt – eine Einrichtung, die später die sich in Europa zuerst auf dieses „Neuland“ vorge- modellhaften Charakter für mehrere europäische wagt haben. In der Folge waren zahlreiche Besucher- Länder hatte. gruppen aus dem In- und Ausland in Schongau, um Der erste Geldautomat wurde 1984 in der Spar­ sich diese Geschäftsstelle anzusehen. kassen-Geschäftsstelle am Schongauer Marien­ platz aufgestellt. Dann ging die technische 1998/99 hat die Kreissparkasse Schongau im Entwicklung in Riesenschritten voran. Rahmen einer bundesweiten Projektarbeit auf Sparkassenebene zusammen mit 12 weiteren Im Jahr 1994 wurde mit dem Umbau der Geschäft­ Partnern aus der Sparkassenorganisation eine stelle Schongau-West in der Bankenwelt eine ­zukunftsorientierte Gestaltung der Sparkassen­ „kleine Revolution“ ausgelöst. Hier wurde erstmals geschäftstellen maßgeblich mitbestimmt.

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1999 – Im Herzen Peitings, am Hauptplatz, wird das SparkassenHaus mit seinen Geschäften, einem Cafe, Büros, Wohnungen, dem SparkassenSaal und natürlich der Sparkassen- Geschäftsstelle eröffnet.

Auch auf dem Gebiet der Kundenberatung hat Versicherungen, Immobilien oder für die Baufinan- die Kreissparkasse „die Nase vorn“. Mit dem zierung – gewährleisten die Kompetenz für jeden Sparkassen-FinanzPlan wurde Mitte der 1990er individuellen Kundenwunsch. Jahre ein Beratungskonzept entwickelt, bei dem die individuellen Pläne, Ziele und Möglichkeiten Die Kreissparkasse ist fest in der Region der privaten Kunden im Mittelpunkt stehen. ­verankert. Dieses Beratungskonzept – heute das Sparkassen- Finanzkonzept – ist deutschlandweit Basis für ein Ihrer Bedeutung als führendes Kreditinstitut kundenorientiertes Beratungsgespräch. in der Region entsprechend, hat die Sparkasse 1999 in Peiting am Hauptplatz ein zentrales Sowohl als auch – der Kunde hat die Wahl Gebäude errichtet, das dieser exponierten Stelle gerecht wird und neben einem Cafe Der Kunde selbst entscheidet, über welchen Weg ­Einzelhandelsgeschäfte und verschiedene er mit der Sparkasse in Verbindung treten möchte Gewerbeeinheiten sowie den SparkassenSaal – online, übers Internet, über die Geschäfts­ enthält: das SparkassenHaus. stellen oder ganz klassisch über den Berater. Die ­Sparkasse hat die Technik in ihr breites Service- Die Sparkassen-Immobilien in der Schongauer Angebot integriert. ­Altstadt oder in Schongau-West prägen maß­ geblich das Stadtbild. Spezialisten, die in Schongau oder Peiting angesiedelt sind – z. B. für die Betreuung von Als Finanz-Partner von großen, international täti- Firmenkunden, Fachleute für Vermögensberatung, gen Industrieunternehmen, von regional aktiven

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1958 bis 1985 – die Kreissparkasse in der Schongauer Altstadt

Gewerbe- und Handwerksbetrieben und vor allem den Menschen in unserer Heimat zu Gute. Diese von Privatleuten sorgt sie dafür, dass das Finanz- Verbundenheit kommt auch mit der im Jahr 1986 aufkommen aus dem Schongauer Land auch errichteten „Kulturstiftung der Kreissparkasse wieder der Wirtschaft im Schongauer Land zu Gute Schongau“ zum Ausdruck. kommt. Die Anlagegelder der Kunden werden wieder hier vor Ort ausgeliehen. Im Jahr 2011 konnte zusätzlich die „Stiftergemein- schaft der Kreissparkasse Schongau“ eingerichtet Die Verbundenheit mit der Region steht an erster werden. Damit haben Privatleute, Unternehmen, Stelle: Aus dem Schongauer Land - für das Schon- Vereine oder Kommunen die Möglichkeit, eine gauer Land. Auch die geschäftlichen, sozialen ­eigene Stiftung auf einfache Weise und ohne eige- und kulturellen Aktivitäten kommen unmittelbar nen großen administrativen Aufwand zu errichten.

1994 – Sparkassen-­ Geschäftsstelle in Schongau-West war damals eine der drei Bankfilialen in Europa, die nach dem Konzept des Zuger Modells umge- staltet worden ist.

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1985 – Die Kreissparkasse in der Schongauer Altstadt hat räumlich erweitert. Das hat das „Gesicht“ des Gebäudes grundlegend ­verändert. (Foto aus dem Jahr 2004)

Fast alle Kommunen im Schongauer Land haben die- ses Angebot für eine eigene Bürgerstiftung genutzt.

Das dem Gemeinwohl zu Gute kommende Enga- gement der Kreissparkasse zeigt sich in vielfältigen sozialen und kulturellen Aktivitäten. Viele Einzel- maßnahmen zu Gunsten von gemeinnützigen und sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Vereinen werden mit Spenden unterstützt. Im Jahr 2011 wurden dafür fast 100 Tausend Euro zur Verfügung gestellt.

1970 – Die neue Sparkassen-Geschäfts­stelle in Schongau-West setzt städtebauliche Akzente

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40 Jahre Abfallwirtschaft im Landkreis Weilheim-Schongau

von Claudia Knopp, Erbenschwanger Verwertungs- und Abfallentsorgungs-Gesellschaft mbH

August 2008: AEz Gebäude

ie moderne Abfallwirtschaft in Deutschland Genehmigung ausreichte. Die Müllkippen von hat vor 40 Jahren ihren Anfang genommen damals waren noch keine mehrfach abgesicherten Dals 1972 das erste Bundesabfallgesetz in Kraft Deponiebauwerke wie heute. Eine kombinierte getreten ist. Dessen Zielsetzung war es, mehr Basisabdichtung von bis zu 2,50 m Mächtigkeit Ordnung und Sicherheit bei der Beseitigung der zum Schutz von Boden und Grundwasser wie z. B. Siedlungsabfälle zu schaffen - von Kreislaufwirt- in Erbenschwang gab es noch nicht. schaft oder Recycling war damals noch keine Rede. Im Gesetz wurde neu geregelt, dass Abfälle an 1970 gab es rund 50.000 Müllkippen in Deutsch- entsorgungspflichtige Körperschaften angedient land, davon 50 in unserem Landkreis. Heute gibt es werden müssen. Dazu wurden die Landkreise und noch knapp 187 Deponien im Bundesgebiet. Jede kreisfreien Städte bestimmt und die Zuständigkeit Gemeinde hatte früher seine eigene Müllgrube, für die Abfallbeseitigung wurde den Gemeinden für deren Betrieb eine einfache baurechtliche entzogen.

84 Abfallwirtschaft

Damit kamen 1972 auch auf den gerade gegrün- Entsorgungsanlagen bauen wollte, musste man deten Landkreis Weilheim-Schongau ganz neue der Abfallberge auf eine andere Weise Herr wer- Aufgaben zu. 1977 erhielten die Firmen Heinz und den. Eine neue Zielhierarchie mit großen Folgen Alco-Süd Altvater den Auftrag, die Müllabfuhr im wurde damals gesetzlich fixiert: Landkreis durchzuführen und sollten ihn bis 2010 auch behalten. Die ersten mobilen Schadstoffmüll- 1. Abfallvermeidung sammlungen wurden 1984 angeboten. 2. Abfalltrennung Vor allem aber musste der Landkreis eine langfris- 3. Abfallbeseitigung tige, geordnete Abfallentsorgung sicher stellen. Dafür stand eine Müllverbrennungsanlage in Damit nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang, Peißenberg zur Debatte, die den Müll von fünf für die unser Landkreis ein Beispiel unter vielen Landkreisen im bayerischen Oberland entsorgen in Deutschland ist. Oder hätte sich jemand vor 25 sollte. Die Nachbarlandkreise standen ja vor den Jahren vorstellen können, dass man Verwertungs- gleichen Aufgaben wie Weilheim-Schongau. Der quoten von über 90 % verwirklichen würde? Widerstand gegen diese geplante Anlage in Pei- ßenberg war groß und letztlich auch erfolgreich: Er Waren die Landkreise bislang „nur“ dafür verant- führte dazu, dass 1982 alternativ in Erbenschwang wortlich, Mülldeponien vorzuhalten und die Müll- die Landkreisdeponie errichtet wurde und langfris- abfuhr zu organisieren, betraten sie nun wieder tige Entsorgungskapazitäten sicherte. Neuland, indem sie versuchten, die Abfallberge zu reduzieren. Aufbruchstimmung herrschte nicht In den 80er Jahren machten die rasant wach- nur im Landkreis Weilheim-Schongau. Mit Abfall senden Abfallberge den Landkreisen schwer zu beschäftigten sich in Deutschland nicht mehr nur schaffen. Deponien und Müllverbrennungsanlagen Müllmänner, Müllentsorger oder eine Minderheit wurden immer voller, und es war sehr schwierig, ökologisch engagierter Bürger und Politiker. Das neue Anlagen zu errichten, weil sich gegen die Thema bewegte plötzlich Jedermann: Kinder, Frau- Planungen sofort der Widerstand der Anwohner en, Männer, Omas und Opas. Neue Begriffe hielten bildete. Einzug in den deutschen Alltag: Biotonne, Gelbe Diese Situation dürfte auch dem einen oder Tonne, Grüner Punkt, Verkaufsverpackungen, Ei- anderen Bürger unseres Landkreises noch bekannt genkompostierung, Abfallvermeidung, Abfalltren- vorkommen: Große Protesttafeln auf Wiesen rings nung, Wertstoffhöfe, PP, PS, PE oder PET, Mehrweg um Wielenbach oder Peiting drückten den Wider- – Einweg, Verwertungsquote, Abfuhrkalender. Die stand der Bevölkerung gegen einen möglichen Bürger mussten sich mit ganz neuen Fragen be- Deponiestandort aus. 1992 hatte der Landkreis schäftigen: Muss ich Joghurtbecher ausspülen, be- gerade für umgerechnet 13 Millionen Euro den vor ich sie in den Gelben Sack stecke? Was mache vierten Bauabschnitt auf der Hausmülldeponie ich mit den Aluminiumdeckeln? Zusammenknüllen Erbenschwang fertiggestellt, da musste er sich oder zu Bällen zusammendrücken? Was sind denn schon wieder auf die Suche nach einem neuen Verbundverpackungen? Kann man Tetra-Paks Standort begeben, weil der neue Abschnitt nach wirklich recyceln? Darf ich Speisereste in die Bio- den damaligen Prognosen nur 12 Jahre – also bis tonne werfen? Muss ich die Pergamentfenster aus 2004 – vorhalten würde. den Briefumschlägen entfernen, bevor ich sie ins Altpapier gebe? Darf ich mit „Tupperware-Dosen“ / Das zweite Abfallgesetz von 1986 beinhaltete die Frischhaltedosen beim Metzger einkaufen? wegweisenden Lösungen. Wenn man in der dicht besiedelten Bundesrepublik nicht ständig mit großem Widerstand und Zeitaufwand teure, neue

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Mai 1994 Mekam Fahrzeuge

Die Abfalltrennung wurde geboren und in Arbeit auf und setzte die vom Kreistag beschlosse- Bayern schossen die Wertstoffhöfe wie Pilze aus nen und vom Landratsamt begonnenen Maßnah- dem Boden. Der Landkreis Weilheim-Schongau men weiter um. Das Vier-Behälter-Holsystem mit beschränkte sich auf vier Wertstoffhöfe in den den beiden Mülltonnen und den beiden Wert- größeren Städten und setzte bei den Angeboten stoffsäcken, dem die EVA GmbH übrigens auch zur Abfalltrennung stärker auf ein Holsystem. ihr Logo verdankt, wird nach wie vor erfolgreich 1990 startete in Peiting und Hohenpeißenberg angewandt. Rund 60 % aller anfallenden Abfälle der Versuch mit der MEKAM-Tonne. Die MEhr- im Landkreis werden damit jedes Jahr entsorgt. KAMmer-Tonne hatte eine Zwischenwand, so dass die Bürger sowohl Restmüll als auch den Biomüll in Innerhalb kurzer Zeit sanken die Restmüll- und einer Tonne sammeln konnten ohne dass sich bei- stiegen die Wertstoffmengen deutlich. In den de Abfälle vermischen. Dazu gab es das passende 1992 fertig gestellten Bauabschnitt der Deponie in MEKAM-Müllfahrzeug. Erbenschwang wurde erst 1996 und damit 4 Jahre später als geplant der erste Müll abgekippt. Neben Schon vor dem bundesweiten Start des Dualen der Abfalltrennung in Haushalten und Betrieben ­Systems in Deutschland führte der Landkreis den trägt auch die mechanisch-biologische Restmüll- Gelben Sack ein, um Kunststoffe getrennt zu erfas- behandlungsanlage in Erbenschwang zur Laufzeit- sen und die Restmüllmengen weiter zu verringern. verlängerung der Erbenschwanger Deponie bei: Das Altpapier wurde im Grauen Sack eingesammelt. Sie wird voraussichtlich bis zum Jahr 2032 verfüllt Seit 2005 sammeln in allen 34 Gemeinden im Auf- werden können; das ist nicht nur ein Zeitgewinn trag der EVA GmbH die Vereine das Altpapier ein. von 28 Jahren gegenüber den ursprünglichen Von 1992 bis 1994 wurden in allen Gemeinden Planungen, sondern natürlich auch ein finanzieller die Biomülltonne sowie die beiden Wertstoffsäcke Gewinn. eingeführt. Die kleinen „Ascheneimer“ mit 50 Liter verschwanden zugunsten von 80 Liter und 120 Ende gut – alles gut? Ganz so glatt wie es sich jetzt Liter Restmülltonnen mit Rädern. anhört, lief es aber dann doch nicht. Zwar war das Irgendwann zwischendrin – genau am 1. Juli 1992 Umweltbewusstsein der Bürger stark gestiegen – nahm die EVA GmbH als Landkreistochter ihre und die Bereitschaft zur Abfalltrennung ist immer

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noch ungebrochen, dennoch boten die Landkreise Abfälle wie z. B. der Sperrmüll kostenlos gebracht den Bürgern zur Förderung der Abfalltrennung werden. Und Erlöse ließen sich mit den Wertstoffen finanzielle Anreize an. Nach dem Motto „Spart Ihr noch nicht erzielen. (Rest-)Müll, dann spart Ihr Geld“ wurden landauf, Gleichzeitig mussten 1993 erstmals die Abschrei- landab die neuen Angebote eingeführt und auch bungen für den neuen Deponieabschnitt in den gut angenommen. Haushalt eingestellt werden. Und für das geplante Abfallentsorgungszentrum in Erbenschwang Dass der Bau von Wertstoffhöfen, Deponien oder waren bereits inklusive der als Modellversuch Kompostieranlagen, neue Mülltonnen, zusätzliches deklarierten Einführung der Biotonne über 11 Personal und der laufende Betrieb des gesamten Millionen € an Vorlaufkosten entstanden. neuen Instrumentariums auch viel höhere Kosten verursacht, geriet in unserem Landkreis zunächst Der große Knall war unausweichlich: Am 15. April allzu sehr in den Hintergrund. Es wurde damals 1993 musste der Kreistag zähneknirschend eine versäumt, den Etat der Abfallwirtschaft recht- neue Gebührensatzung beschließen, um ein Defi- zeitig durch höhere Müllgebühren anzupassen. zit von über 10 Millionen € auszugleichen. Politiker Gleichzeitig brachen dem Landkreis überraschend und Bürger tobten zu Recht. schnell die Müllgebühren weg. Weil Bürger und Be- triebe nämlich genau das machten, was von ihnen Eine glückliche Hand hatte man zudem mit der gefordert wurde – den Restmüll durch Abfalltren- neuen Gebührensatzung in der Eile nicht bewie- nung zu reduzieren und Geld zu sparen – halbierte sen. Um schnell die fehlenden Millionen „einzutrei- sich sozusagen von 1992 auf 1993 das ausgegebe- ben“, wurden die Müllgebühren nicht nur drastisch ne Restmülltonnenvolumen. Die Tonnen wurden erhöht, es wurde auch weitgehend jeglicher Anreiz gemeinschaftlich genutzt oder die 120 Liter-Tonne zur Mülltrennung abgeschafft. Grundgebühr und wurde gegen die kleinere, günstigere 80 Liter- Kopfgebühr führten für eine 4-köpfige Familie mit Tonne getauscht. einer 80 Liter-Tonne zu einer monatlichen Müll- Für die Höhe der Müllgebühr war damals allein die gebühr von umgerechnet 35,92 €! Vor dem 1. Juli Größe der Restmülltonne maßgeblich. Es gab noch 1993 kostete die gleiche Mülltonne monatlich 8,18 keine Grundgebühr, keine Gebühr für die Biotonne €, unabhängig davon, wie viele Personen diese und auch zu den Wertstoffhöfen konnten noch alle Tonne nutzten.

März 1994: Wertstoffhöfe

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Die Satzung mit den „Kopfgebühren“ – sie wurde Anschlusspfl icht an die Biotonne wurde aufge- vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Feb- hoben, um die Eigenkompostierung zu fördern. ruar 1995 nachträglich für nichtig erklärt – hatte Beschlossen wurde aber auch die Einführung der zum Glück nicht lange Bestand. Die nachfolgen- 40- und 60-Liter Restmülltonnen sowie der 80-Liter de Satzung vom April 1994, wurde von einer Biomülltonne; das Mindestbehältervolumen „Müllgebühren-Kommission“ erarbeitet, die sich wurde abgeschaff t und die Nachbarschaftstonne aus Vertretern des Landratsamts, der EVA GmbH wieder erlaubt. und Mitgliedern des Kreistags zusammensetzte. Die Müllgebühren-Kommission hat damals Sie hatte den Auftrag, ein gerechtes, fi nanziell grundlegende Arbeit geleistet: Das 1993/1994 in solides Gebührenmodell zu entwickeln, sollte aber vielen Sitzungen parteiübergreifend erarbeitete auch Einsparungsmöglichkeiten ausloten. Alle Modell hat sich als kalkulationssicheres, solides versuchten gemeinsam Ökologie und Ökonomie, und anpassungsfähiges Satzungssystem erwiesen Verursachergerechtigkeit, Transparenz und politi- und bildete für acht folgende Gebührensenkun- sche Wünsche unter einen Hut zu bringen. gen die Basis. Heute bezahlt ein Haushalt mit der kleinsten Restmüll- und der kleinsten Biomüll- Trotz Gebührensenkungen brachen aber keine gro- tonne monatlich nur noch 9,90 €. Die Kombina- ßen Begeisterungsstürme aus, weil mit der neuen tion von Grundgebühren, volumenorientierten Satzung auch bislang kostenlose Leistungen Gebühren für die Restmüll- und die Biomülltonne eingestellt wurden. Scharf kritisiert wurden z. B. und mengenabhängigen Anliefergebühren schaff t die neuen verursacherorientierten Anliefergebüh- einerseits das notwendige fi nanzielle Grundpolster ren an den Wertstoff höfen, die im März 1994 einen für die laufenden Betriebskosten, motiviert aber Ansturm auslösten. Keller und Dachböden wurden andererseits zur Abfalltrennung und Abfallvermei- noch schnellstmöglich vor April entrümpelt und dung und beachtet das Verursacherprinzip. brachten ein Plus von 1.500 Tonnen Sperrmüll in dem Jahr. Außerdem wurden noch 2.600 Fernseh- Aber es galt 1993, noch auf einer anderen „Bau- geräte und 2.350 Kühlgeräte kostenlos entsorgt. stelle“ aufzuräumen: Zeitgleich mit der Gebühren- Heute wird das angewendete Verursacherprinzip Kommission wurde auch die Projektgruppe „AEZ mehrheitlich als sachgerecht und sinnvoll aner- Erbenschwang“ gegründet. Auch das 100-Milli- kannt. Die wöchentliche Abfuhr der Biotonne im onen-Euro-Projekt kam auf den Prüfstand und Sommer wurde aus Kostengründen eingestellt. Die wurde nach monatelangen, intensiven Beratungen

88 Abfallwirtschaft

deutlich abgespeckt. Vor allem wurde die Kapazität Nach den dramatischen Ereignissen in der ersten der Anlage sinnvoll verringert. Die ursprüngliche Hälfte der 90er Jahre trat mehr Ruhe in die Abfall- Planung für die mechanisch-biologische Rest- wirtschaft des Landkreises ein. Die Grundsteine müllbehandlung ging noch von stark steigenden waren gelegt und die Hausaufgaben für eine Restmüllmengen aus; mittlerweile sah die Realität gesicherte Abfallentsorgung in unserem Landkreis durch die erfolgreiche Abfalltrennung jedoch ganz sind gemacht. anders aus. Die hohen Investitionen, die vor 20 Jahren in die Im März 1997 wurde das Abfallentsorgungszen- Deponie, das Abfallentsorgungszentrum und trum Erbenschwang fertig gestellt und der erste das neue Konzept getätigt wurden und mehr als Restmüll und Biomüll in die Anlagen eingetragen. genug Ärger ausgelöst haben, tragen mittlerweile 2004 wurde die Anlage noch einmal umgebaut und ihre Früchte. Die Anfänge waren denkbar schlecht. optimiert. Bei der Kooperation mit dem Nach- Dass daraus doch noch eine Erfolgsgeschichte barlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen von 2003 wurde, ist auch den Bürgern und Betrieben im vereinbarten nämlich beide Körperschaften eine Landkreis zu verdanken. Ohne sie geht es nicht, Aufgabenteilung: Weilheim-Schongau sollte den weil sie das Konzept mit Leben erfüllen und nicht Hausmüll, Bad Tölz-Wolfratshausen in Quarzbichl nachgelassen haben, ihren Beitrag zu leisten den Biomüll beider Landkreise verarbeiten. Damit und ihre Abfälle konsequent zu trennen, um ihre konnte die Biomüllkompostierung in Erbenschwang Wiederverwertung zu ermöglichen. zugunsten einer Erweiterung der Restmüllbehand- lung eingestellt werden. Außerdem nutzen beide Unsere Arbeit ist noch nicht am Ende – neue Landkreise ihre Deponien gemeinsam. Herausforderungen sind in Sicht, weil sich die Abfallwirtschaft ständig verändert. Die Erfolge Die mechanisch-biologische Restmüllbehandlung möchten wir natürlich bewahren und künftig wei- bewirkt, dass nur noch etwa 30 % der verarbeite- tere Verbesserungen erzielen. Wir hoffen, dass wir ten Abfälle deponiert werden müssen. Der depo- dabei wie bisher auf die Mithilfe der Bevölkerung nierte Müll hat außerdem eine bessere Qualität, so zählen können. dass sich die Emissionen auf der Deponie verrin- gern und pro Kubikmeter Deponieraum gewichts- mäßig mehr Müll abgelagert werden kann.

Luftbild Frühjahr 1997

89 Wir arbeiten für Ihre Gesundheit! Die Krankenhaus GmbH Landkreis Weilheim-Schongau bietet den Menschen in der Region ein großes medizini- sches Leistungsspektrum. Mehr Informationen unter www.kh-gmbh-ws.de Unsere Kliniken auch in Ihrer Nähe: Schongau Weilheim Peißenberg Marie-Eberth-Str. 6 Johann-Baur-Str. 4 Hauptstr. 55 - 57 86956 Schongau 82362 Weilheim 82380 Peißenberg Tel: 08861/215-0 Tel: 0881/188-0 Tel: 08803/900-0 Krankenhaus

Entwicklung der Krankenhaus GmbH 1972 bis 2012

m 1. Band der Geschichte des Landkreises einen Überblick über die Veränderungen der Weilheim-Schongau haben wir Ihnen die letzten Jahre geben. Diese standen vor allem im IEntwicklung der Einrichtungen der Krankenhaus Zeichen der Neu- und Umbauten. Dies betraf alle GmbH bis 1972 skizziert. Nun möchten wir Ihnen Standorte.

Schongauer Krankenhaus 1992 Schongau – Geriatrische Reha mit Therapiebau

Krankenhaus Schongau fred Blaschke nahmen an diesem Tag den neu errichteten Funktionsbau in Betrieb. Dieser bot im 1974 eröffneten die Verantwortlichen ein neues Untergeschoss eine neue Apotheke und Räume für Mitarbeiterwohnheim auf dem Klinikgelände. Das die Wäschever- und entsorgung, im Erdgeschoss Haus 4 ist heute noch in Betrieb und beherbergt eine neue Röntgenanlage und unter anderem ein im Erdgeschoss ein Schlaflabor und eine Dialyse- Labor. Herzstück waren aber die drei neuen OP- praxis. Mitte der 70er Jahre erweiterte sich auch Säle mit angeschlossener Zentralsterilisation. das Leistungsspektrum der Klinik. So kam die Belegabteilung Urologie hinzu. Mehr Komfort für Patienten brachte 1992 der Neu- Anfang der 80er Jahre verließen die letzten bau eines Bettenhauses, der sich aus heutiger Sicht Ordensschwestern die Klinik Schongau. Damit unmittelbar an den Eingangsbereich anschließt war das Krankenhaus in ausschließlich „weltlicher“ und die Station 1 und 2 beherbergt. Erstmals Hand. Einzug in diesen Jahren erhielt auch die gehörten eigene Nasszellen zu den Patientenzim- erste autonome EDV-Anlage. mern. Mit dem Neubau des Bettentraktes ging Der 3. Oktober 1986 war im wahrsten Sinne des auch eine Verlegung des Haupteinganges einher Wortes ein „Feiertag“ für die Klinik Schongau. sowie die Errichtung einer Cafeteria. Damit war der Staatsminister Neubauer und Landrat Man- Grundstein für die heutige Struktur gelegt.

91 Krankenhaus

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92 Krankenhaus

Die Gründung der eigentlichen Krankenhaus Krankenhaus Peißenberg GmbH folgte wenige Jahre später. Zum 1. Januar 1995 ging die Krankenhaus GmbH mit den Häu- Das Krankenhaus Peißenberg ist seit 1996 Teil der sern Schongau, Weilheim und Penzberg in Betrieb. Krankenhaus GmbH. Im Laufe der letzten Jahr- Ein Jahr später kam das Krankenhaus Peißenberg zehnte wurden auch hier Modernisierungsmaß- hinzu und mit ihm die Bundesknappschaft als nahmen in Angriff genommen. Die internistische weiterer Gesellschafter. Station und Notfallambulanz ist fester Bestandteil des Ortes. Hinzu kommen die Kurzzeitpflege, die Den demografischen Wandel im Blick hatte die seit dem Jahreswechsel 2011/2012 von der Caritas Krankenhaus GmbH früh. So öffnete 1998 die betrieben wird und die im Erdgeschoss befindliche geriatrische Rehabilitation am Standort Schongau psychiatrische Tagesklinik. Diese Einrichtung wird ihre Pforten und war damit Vorreiter in Sachen seit 2010 von den kbo Lech-Mangfall Kliniken Rehabilitation älterer und mehrfach kranker Pati- betrieben. enten in Bayern. In den nächsten Jahren wird sich der Standort Schongau wie bereits in den letzten Im Zuge der demographischen Entwicklung soll vierzig Jahren stetig den sich wandelnden Anfor- der Standort Peißenberg in den ­kommenden derungen im Gesundheitswesen anpassen. Sowohl ­Jahren sukzessive in eine auf Altersmedizin was das medizinische Leistungsspektrum anbe- speziali­sierte Einrichtung umstrukturiert werden. langt, als auch was die Erneuerung der Gebäude betrifft. Ende November 2012 haben die jüngsten Modernisierungsmaßnahmen am Standort Schon- gau begonnen. Bis Ende 2012 entsteht eine neue Entbindungsabteilung und Intensivstation und bis Ende 2014 ein komplett neues Bettenhaus, das 72 Patienten Platz bietet.

Außenfassade Peißenberg

93 Krankenhaus

Krankenhaus Penzberg Auch im Bereich der Schlaganfallversorgung hat sich die Klinik Weilheim wie auch die Klinik Schon- Das Krankenhaus Penzberg wurde 1995 Teil der gau positioniert. Als Mitglied im telemedizinischen Krankenhaus GmbH. Mit der Übernahme began- Netzwerk zur Schlaganfallversorgung Augsburg nen die Vorbereitungen zur Generalsanierung des und Südwestbayern – kurz TESAURUS genannt – Gebäudes. In zwei Bauabschnitten modernisierten erwartet Patienten eine qualitativ hochwertige die Verantwortlichen die Patientenzimmer und Versorgung. Dazu gehören 24-h Monitorüberwa- statteten diese mit eigenen Nasszellen aus. Der chung, Lysetherapie, Kernspintomografie, Angio- erste Bauabschnitt war im Winter 2000 abgeschlos- grafie und Telekonsile im Rahmen der TESAURUS- sen. Nur 15 Monate später erfolgte die Inbetrieb- Kooperation mit der neurologischen Klinik des nahme des 2. Teils des Pflegebaus und der übrigen Klinikums Augsburg. Funktions- und Wirtschaftsräume. Die Ärzte der Klinik Weilheim haben in den letzten In einem dritten Bauabschnitt wurden eine Jahren ihr Behandlungsspektrum stetig ausgebaut moderne Geburtshilfe, eine zeitgemäße Intensiv- und auch in die Ausbildung des Ärztenachwuchses station, Bereitschaftsräume und ein Zentralarchiv investiert, so dass die Klinik seit 2012 Akademi- geschaffen. sches Lehrkrankenhaus der TU München ist. Ähnlich wie in Schongau soll in den kommenden Zum 1.1.2012 ging das Penzberger Haus an das Jahren eine Modernisierung des Gebäudebestands Klinikum Starnberg über. erfolgen.

Krankenhaus Weilheim Die Krankenhaus GmbH wird also auch in den nächsten Jahrzehnten für die Menschen in der Auch an der Klinik Weilheim kam es ähnlich wie Region ein verlässlicher Gesundheitspartner sein. an den anderen Standorten Mitte der 80er Jahre Dafür arbeiten die rund 800 Mitarbeiterinnen und zu baulichen Veränderungen im OP und Laborbe- Mitarbeiter täglich. reich. In Betrieb genommen wurde auch ein Be- wegungsbad. Seit dem 1. Januar 1986 gehört das ehemals städtische Haus zum Landkreis. Seit 1995 ist es Teil der Krankenhaus GmbH. Ein Schwerpunkt Weilheim: Herzkatheterlabor der Klinik ist heutzutage die kardiologische Versor- gung von Patienten mit Herzproblemen. Seit 2007 verfügt die Klinik über ein Herzkatheterlabor der neuesten Generation. Jährlich werden rund 1.200 diagnostische Herzkatheteruntersuchungen und rund 550 Interventionen durchgeführt.

Das Herzkatheterlabor ist 24 Stunden einsatzbe- reit, um insbesondere Patienten mit einem akuten Herzinfarkt die heute übliche Notfallbehandlung durch kathetergestützte Wiedereröffnung der zu- grundeliegenden verschlossenen Herzkranzarterie mit anschließender Ballondilatation und Stentim- plantation gewährleisten zu können.

94 krAnkenhAus

Ökumenische Sozialstation Pflege, Betreuung und Beratung für die Menschen im Pfaffenwinkel

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Die Ökumenische Sozialstation mit Hauptsitz in Peißenberg ist eine soziale Hilfseinrichtung für die gesamte Bevölkerung im Pfaffen- winkel. Seit zwischenzeitlich mehr als 35 Jahren pflegen, helfen, beraten und betreuen die über 300 Mitarbeiter der Ökumenischen Sozialstation im gesamten Landkreis Weilheim-Schongau, dem West- teil des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen und dem Nordteil des Landkreises Garmisch-Partenkirchen; einem Einzugsgebiet von rd. 1.275 Quadratkilometern. Geschäftsführer Ludwig Bertl

Unsere Dienstleistungen gelten als vorbildlich, nicht zuletzt, weil wir stets die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellen. Die Hin- wendung zu den hilfsbedürftigen Menschen und die Solidarität mit ihnen ist praktizierende Nächstenliebe.

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Die Tätigkeit eines Sozialpädagogen im öffentlichen Gesundheitsdienst – ÖGD-/im staatlichen Gesundheitsamt

von Christine Lang, Dipl. Sozialpäd. (FH), Gesundheitsamt Peter [email protected] Peter

Die Familienfürsorgerin die nach dem Krieg und in der „Familienfürsorge“ zusammengefasst. Die beginnend in den 50er Jahren arbeitete, entwi- Familienfürsorgerin arbeitet in den Landkreisen ckelte sich aus der „Wohlfahrts- bzw. Gesund- in einem regional festgelegten Bezirk und ist für heitspflegerin“ in den 30er-Jahren. Sie wird dem die Familien Ansprechpartnerin für alle jugend- ärztlichen Hilfspersonal zugeordnet: Ihre Aufgaben fürsorgerischen und gesundheitsfürsorgenden sind: durch Hausbesuche und Hilfe, die Ermittlun- Aufgaben. Sowohl die Kommune (Landkreis) wie gen und Feststellungen zu unterstützen und bera- auch der Staat (Gesundheitsamt) beschäftigen tend einzugreifen. Im Laufe der 50er-Jahre werden Fürsorgerinnen, später Sozialarbeiterinnen, die die verschiedenen Dienste als sog. Einheitsfürsorge Aufgaben für beide Träger übernehmen. In Ober-

98 Gesundheitswesen

bayern arbeiten die Sozialarbeiter/innen bis Mitte/ Erkrankten. Daneben kommen 1977 Aufgaben Ende der 70er Jahre, vereinzelt auch bis Ende der der Schwangerenberatung und Schwangeren- 80er Jahre, nach dem Prinzip der Familienfürsorge. konfliktberatung hinzu. Das sog. „Indikationen- Die Gebietsreform 1972 im Landkreis ändert zu- Modell“ für legale Schwangerschaftsabbrüche nächst nichts an diesem Prinzip. Weiterhin arbeiten löst am 18.05.1976 den § 218 StGB ab. Der Vollzug Sozialarbeiter/innen in regionalen Bezirken; mit dieses Gesetzes wird im Bayerischen Schwange- Zuordnung zu den Dienststellen, bestehend aus renberatungsgesetz vom 05.08.1977 geregelt. „Altlandkreis Schongau“ in Schongau und „Altland- kreis Weilheim“ in Weilheim. Die Sozialpädagogen/innen an den Gesundheits- Die Aufgaben im Bereich der Jugendhilfe nehmen ämtern sind als staatlich anerk. Beratungsstelle für im Laufe der Jahre zu; die Aufgaben im öffentli- Schwangerschaftsfragen zuständig für Schwange- chen Gesundheitsdienst beschränken sich meist renberatung, Schwangerenkonfliktberatung und auf die Hauptgebiete Säuglings-, Tuberkulose-, sexualpädagogischen Aufgaben unter dem Schwer- Behindertenfürsorge (damals noch „Krüppelfürsor- punkt des Schutzes des ungeborenen Lebens. ge“) und den schulärztlichen Dienst. Im Laufe der 80er Jahre werden durch die Schaf- fung von Suchtberatungsstellen und Sozialpsych- Die Tätigkeiten in der Säuglingspflege und des iatrischen Diensten durch freie Träger, staatliche schulärztlichen Dienstes sind in den geänderten Aufgaben der Suchtkrankenhilfe, der Betreuung Ausbildungsinhalten der ab 1972 ausgebilde- psychisch kranker Menschen im Rahmen des ten Sozialpädagogen nicht mehr Thema. Diese Subsidiaritätsprinzips teilweise an die freien Träger Aufgaben übernehmen an den Gesundheitsämter abgegeben. Im Landkreis Weilheim-Schongau nach und nach Kinderkrankenschwestern, die zu sind dies Anfang der 80er Jahre die Psychosoziale Angestellten des öffentlichen Gesundheitsdienstes Beratungsstelle (Suchtberatungsstelle) und der (AGD) ausgebildet werden. In Weilheim werden Sozialpsychiatrische Dienst der Herzogsägmühle. zwei Kinderkrankenschwestern eingestellt die für Die Sozialpädagogen/innen im Gesundheitsamt den gesamten Landkreis Weilheim-Schongau zu- geben diese Aufgaben nach und nach an den ständig sind. Heute führt diese Berufsgruppe den freien Träger ab. Titel „Sozialmedizinische Assistentin“ (SMA). Die Zunahme der Jugendhilfemaßnahmen und die Parallel zur Aufgabenabgabe, kommen durch die Spezialisierung des Berufsbildes eines Sozialpäd- Entwicklungen im Rahmen der Gesundheitsförde- agogen ist für Bayern in den 70er und 80er Jahren rung für die Sozialpädagogen neue Aufgabenbe- ein Grund für die Auflösung des Prinzips der reiche hinzu. Familienfürsorge. Die erste internationale Konferenz zur Gesund- Im Landkreis Weilheim-Schongau wird 1977 das heitsförderung der WHO verabschiedet 1986 die Prinzip der Familienfürsorge aufgelöst. „Ottawa Charta for Health Promotion“. In dieser Resolution wird die Neuorientierung der Gesund- Die Sozialarbeiter/innen die beim Landkreis heitsdienste, die Verlagerung auf Gesundheitsför- angestellt sind, übernehmen die Aufgaben der derung und Prävention gefordert, als Ziel nennt sie Jugendhilfe, die Sozialarbeiter/innen die beim „Gesundheit für Alle“ (Health for All) durch eine Staat angestellt sind, übernehmen die Aufgaben gesundheitsförderliche Gesamtpolitik. Die Ottawa der Gesundheitshilfe; das sind die Fachbereiche Charta findet in Deutschland in fast allen Gruppen der Tuberkulosefürsorge, der Behindertenhilfe, des Gesundheitswesens hohe Akzeptanz. Die sozial­ der Suchtkrankenhilfe, der Betreuung psychisch pädagogischen Aufgaben an den Gesundheitsäm- kranker Menschen, der Altenhilfe und chronischen tern entwickeln sich Ende der 80er/Anfang 90er

99 Gesundheitswesen

Jahre auch im Landkreis Weilheim-Schongau hin zur handlung aller beteiligten Institutionen. In Weil- Gesundheitsförderung und Prävention. Die The- heim ist das Gesundheitsamt unter Mitwirkung der menbereiche sind zum Beispiel Suchtprävention, sozialpädagogischen Berufsgruppen geschäftsfüh- HIV-Aids-Prävention, Sexualpädagogik und weitere rend tätig im Suchtarbeitskreis und im Steue- gesundheitsfördernde Maßnahmen, wie zum rungsverbund psychische Gesundheit (SPG). Mit Beispiel Krebsvorsorge, Organspendebereitschaft, der Psychiatrie Enquéte 1975 wird zum Beispiel Unterstützung der Selbsthilfegruppen, usw. erstmals die Lebenssituation von Menschen mit psychischer Erkrankung erforscht und Maßnah- In dieser Zeit findet ein inhaltlicher Paradigmen- men zur ambulanten psychosozialen Versorgung wechsel der Gesundheitsförderung und Präventi- eingeführt. Den Gesundheitsämtern kommt die on statt. Nicht nur Information und Abschreckung Aufgabe zu, die vor Ort entstehenden Angebote dienen als Methode (Defizitorientierung) sondern zu koordinieren und, mit der Entwicklung des die Stärkung der Persönlichkeit, lernen „Nein“- zu Bayerischen Landespsychiatrieplanes 1988, sagen (Ressourcenorientierung) stehen nun im als Vorläufer der Grundsätze zur Versorgung Vordergrund präventiver Maßnahmen. Das Modell Psychisch Kranker in Bayern 2003, geschäfts­ der Salutogenese des Medizinsoziologen Aaron führend ein regional-lokales Netzwerk zu fördern. Antonovsky gehört ebenso zu den einflussreichen Für die soziale Arbeit am Gesundheitsamt besteht Gesundheitskonzepten und gründet die neuen hier ein wichtiges verantwortliches Arbeitsfeld der Sichtweisen in der Gesundheitsförderung mit. Gesundheitsplanung. Die Sozialpädagogen/innen arbeiten außerdem in verschiedenen regionalen Auf dieser vor über 20 Jahren begonnenen ge- Arbeitskreisen mit. sundheitsfördernden Grundlagen bearbeiten die Die Eingliederung des Gesundheitsamtes ins Sozialpädagogen/innen bis heute viele Themenbe- Landratsamt 1996 änderte nichts an den sozialpä- reiche: Selbsthilfegruppen, Frauengesundheit, Herz- dagogischen Aufgaben. gesundheit, Krebsvorsorge, Darmkrebs- Brustkrebs- vorsorge, Suchtprävention, HIV-/Aidsprävention, Neben den Veränderungen der sozialpädagogi- Sexualpädagogik, Männergesundheit, betriebliche schen Aufgaben im ÖGD/Gesundheitsamt hat sich Gesundheitsförderung, Organspendebereitschaft auch die Berufsausbildung für soziale Arbeit in u.u. Die Themen orientieren sich an den jeweiligen den letzten Jahrzehnten geändert: gesellschaftlichen und regionalen Bedingungen Die Ausbildung von der Wohlfahrtspflegerin/der und Bedürfnissen. Die Konzepte werden nach Fürsorgerin, entwickelte sich in den 50er Jahren sozialarbeitswissenschaftlichen und gesundheits- zur Sozialarbeiter/in; aus den Wohlfahrtsschulen wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet. wurden Höhere Fachschulen für Sozialarbeit. Zwischen 1969 und 1971 wurden Fachhochschulen Die Tätigkeiten in den traditionellen Bereichen der als Nachfolgeeinrichtungen der Akademien und Gesundheitshilfen, der Einzelfallhilfen bestehen Höheren Fachschulen errichtet. Die Verknüpfung weiter. Dazu gehören die Beratungen nach dem von Wissenschaft und Praxis in der Lehre ist nun Schwangerenberatungsgesetz und soziale Bera- das vorrangige Ziel der Fachhochschulen. Der tungen im Zusammenhang mit unterschiedlichs- Abschluss ist nun der graduierte Sozialpädagoge, ten gesundheitlichen Problemen. einige Jahre später der Dipl. Sozialpädagoge (FH).

Ein weiteres Arbeitsprinzip der sozialen Arbeit am Nach einer erneuten Studienreform (2005/2006) Gesundheitsamt ist die Vernetzung und Gesund- werden heute Absolventen mit dem Abschluss heitsplanung. Sie bietet die Qualität sichernde „Bachelor of Arts (B.A.) für Soziale Arbeit“ Voraussetzung zur Partizipation und Gleichbe- eingestellt.

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Städte, Märkte und Gemeinden

zusammengestellt von Hans Rehbehn, Landratsamt Weilheim-Schongau

ie Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger romanische Münster in Altenstadt, das Ballenhaus, unseres Landkreises lebt in nur fünf Schwer- die Münze, das Maxtor und die wohlerhaltene Dpunktgemeinden. Es handelt sich hierbei um die Stadtmauer mit Türmen und Wehrgängen. Wegen Städte Weilheim i. OB, Schongau und Penzberg so- der berühmten Klöster, Kirchen und Wallfahrtsorte wie die Marktgemeinden Peißenberg und Peiting. der Umgebung gilt Schongau als Herzstück des In diesen Orten leben rund 74438 Menschen “Pfaffenwinkels”. Heute werden in der Industrie- (Stand 31.12.2011). Dies entspricht 56,71 % der stadt Schongau u. a. Zeitungspapier, Strümpfe, Landkreisbevölkerung. Die Kreisstadt Weilheim i. Elektrogeräte, Butter und Käse hergestellt, sowie OB ist die größte Kommune im Landkreis (21865 Holz und Metall verarbeitet. Einwohner, Stand 30.12.2011). In herrlicher Seenumgebung liegt die zweitgröß- Der geschichtsträchtige Ort wurde bereits 1238 te Stadt des Landkreises. Penzberg mit 16285 zur Stadt erhoben und ist heute ein dominierender Einwohnern. Penzberg selbst wurde 1275 erstmals Verkehrsmittelpunkt im sogenannten “Pfaffen- urkundlich erwähnt, einzelne Siedlungsteile winkel”, dem früheren Land der Bauern, Künstler sind noch 200 Jahre älter. Die Steinkohle hat die und Mönche. Wichtige Behörden und Schulen jüngere Geschichte Penzbergs bestimmt. 1790/95 haben in Weilheim ihren Sitz. Als Einkaufszentrum entdeckt Mathias Flurl vier abbaufähige Flöze. des Oberlandes und wegen seiner bekannten 1796 wird eine “Oberländische Steinkohlengewer- Zuchtviehmärkte hat die Stadt überregionale kschaft” gegründet, welche die Grube Penzberg Bedeutung und ist als Mittelzentrum ausgewiesen. übernimmt. 1851 wird der erste Tiefbauschacht Beispielhafte Kultur-, Sport- und Freizeiteinrich- in Betrieb genommen, der “Isabellenschacht”. Der tungen geben Weilheim einen hohen Freizeitwert. Bau der Eisenbahnlinie Tutzing- Penzberg (1865) Sehenswürdigkeiten sind der historische Stadtkern begünstigt den Verkauf der Kohle. Die Förderung mit der 1976 fertig gestellten Fußgängerzone und steigt. 1880 wird Penzbergs Rathaus gebaut, 1890 das Alte Rathaus von 1788 (jetzt Pfaffenwinkelmu- die erste katholische Kirche St. Barbara und 1904 seum). An der Stelle des ehemaligen Pflegeschlos- das erste Krankenhaus. 1911 wird die Gemeinde St. ses der Edlen zu Weilheim befindet sich das 1909 Johannisrain in Penzberg umbenannt, das am 01. erbaute Finanzamt. März 1919 zur Stadt erhoben wird. Nach 170jähri- gem Bestehen endete mit der Stillegung der Koh- Kleinste Stadt im Landkreis ist die frühere Kreis- lengrube “Nonnenwaldschacht” die Bergbauära in stadt Schongau (12150 Einwohner). Die “Romanti- Penzberg. Dies war am 30. September 1966. 1970 sche Stadt auf dem Berge” liegt am Lech auf einem erreichte die Autobahn die Stadt. Der Stadtrat Hügelrücken, der früher vom Lech umflossen war. gab den Startschuss zum Ausbau der Berghalde Schon die Römerstraße “Via Claudia Augusta” zu einem Freizeit- und Erholungsgebiet, das 1975 führte jahrhundertelang ganz in der Nähe vorbei. fertiggestellt war. Zusammen mit wirtschaftlichen Das Datum der Stadterhebung Schongaus wird mit Neuansiedlungen entstand aus dem ehemali- 21. April 1331 angegeben. Im Mittelalter genoss gen Bergwerksort eine moderne, wirtschaftlich die Stadt wichtige Handelsbedeutung und hohes ­aufstrebende Stadt. Der Markt Peißenberg mit Ansehen. Von glanzvollen Zeiten zeugen das heute 12514 Einwohnern ist inzwischen zur dritt-

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größten Kommune im Landkreis angewachsen. Die Marktgemeinde Peiting zählt derzeit 11624 Der Ort wurde am 01. März 1919 zur Marktgemein- Einwohner (Stand 30.12.2011). 1055 fällt der de erhoben. Ursprünglich war der bereits im 11. Name Peitings erstmals in einer Urkunde: In Jahrhundert genannte Ort ein bäuerliches Dorf, diesem Jahr baut Welf IV. die “neue” Burg Peiting dem zuerst das 1828 neu errichtete Heilbad Sulz auf dem Schloßberg, wurde Herzog Welf I. von und bald darauf auch der staatliche Kohlenberg- Bayern und damit Peiting selbst der bedeutende bau bedeutende Impulse bis ins 20. Jahrhundert Mittelpunkt eines großen Landstriches in kultu- gaben. Zum eisenhaltigen Schwefelwasser der reller, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Sulzer Heilquelle kamen etwa um die Mitte des Nach dem Aussterben der Welfen trafen schwere 19. Jahrhunderts prominente Kurgäste aus dem Schicksalsschläge den Ort: soziales Elend, Erdbe- bayerischen Königshaus, Franz Gabelsberger, der ben, Pest, Kriege. 1438 verlieh Herzog Ernst das Erfi nder der Kurzschrift, und nicht zuletzt der Apo- Marktrecht. Erst die bei Ende des Ersten Weltkrie- theker Carl Spitzweg; dieser erkannte übrigens hier ges vollzogene Einrichtung eines Kohlenbergwer- bei einem Malwettbewerb unter den Kurgästen kes brachte Peiting den entscheidenden Aufstieg endgültig seine Berufung zum Maler. Der von 1837 und Strukturwandel. Bis zu 1.000 Beschäftigte bis 1971 betriebene staatliche Bergbau am Peißen- arbeiteten in dem 1968 geschlossenen Bergwerk. berg war ein Wegbereiter dafür, daß aus dem einst Die anschließende Ansiedlung von zukunftsori- rein bäuerlichen Ort eine Marktgemeinde werden entierten und umweltfreundlichen Industrie- und konnte, in der Industrie und Technik ebenso ihren Gewerbebetrieben brachte in jüngerer Zeit einen Platz haben wie die Pfl ege des Brauchtums und die neuerlichen Strukturwandel zustande. Der tradi- Treue zur Tradition. Dies zeigt sich in der Ansied- tionelle gute Gemeinschaftsgeist, gewachsen aus lung von Industriefi rmen mit Weltrang ebenso der Schicksalsgemeinschaft der Bergbauarbeiter, wie bei der weithin bekannten “Peißenberger konnte auch über diesen Strukturwandel erhalten Leonhardi-Fahrt”. werden.

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104 Städte, Märkte und Gemeinden

105 beiträGe der kommunen

Gemeinde Bayersoien

Von Gisela Kieneg, Gemeinde Bad Bayersoien

eschichtlich pfl egte Bayersoien schon seit Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern hatte der Jahrhunderten enge Beziehungen mit dem Gemeinderat dann 1972 die Entscheidung über GSchongauer Land, dem Kloster Ettal, aber auch eine zukünftige Zugehörigkeit der Gemeinde zum mit den Gemeinden im Werdenfels. Dies war u. Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu fällen. Die a. bedingt durch die geographische Lage an der touristische Ausrichtung der Gemeinde war einer Rottstraße. Der gesamte Warenverkehr zu dieser der Gründe, weshalb das Gremium einem Wechsel Zeit führte von Garmisch kommend über die zustimmte. Damit verbunden war auch die Ammerbrücke bei Echelsbach weiter in Richtung Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft mit der Schongau. Gemeinde Saulgrub. Mit diesem Beschluss endete Bereits Mitte der dreißiger Jahre begann die die jahrzehntelange politische Zugehörigkeit der Entwicklung des Tourismus in der Gemeinde. Nach Gemeinde zum Schongauer Land. dem 2. Weltkrieg wurde der Aufbau Bayersoiens zu einem Urlaubsort von der Gemeinde forciert. 1974 wurde in Bayersoien der Kurbetrieb aufge- Allerdings stand dabei immer im Vordergrund, den nommen. Grundlage hierfür war der Bau, dann der bäuerlichen und dörfl ichen Charakter Bayersoiens Erwerb des Kurmittelhauses durch die Gemeinde. zu erhalten. Im Jahr 1970 zählte deshalb die Ge- Das Bergkiefernhochmoor als unser Heilmittel und meinde bereits 6969 Gäste mit insgesamt 44.428 das damit verbundene Kurwesen erlangte in der Übernachtungen. Zukunft eine immer größere Bedeutung für den Ort.

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Am 26.07.1976 erfolgte die Verleihung des Kurgäste aus. Um dieser Entwicklung entgegen ­Prädikates „Luftkurort“. Bereits zu diesem zu wirken, versucht die Gemeinde zusammen mit Zeitpunkt wurde mit einem bewussten Aus- den Tourismusorganisationen, neue ­Angebote bau der Infrastruktur­ das Ziel verfolgt, aus dem für Gesundheits-,­ Kultur- und Aktivreisende Luftkurort mit Moorkurbetrieb ein Moorheilbad ­anzubieten. zu entwickeln.­ Es wurden u. a. Kurübungswege angelegt und ein 90.000 qm² großer Naturkurpark Auch wenn durch die Gebietsreform 1972 ein um den See geschaffen. Es folgten Klima-Liege- Wechsel vom Landkreis Schongau in den Landkreis Pavillons, Kneipptretbecken, Kurgärten im Ort, ein Garmisch-Partenkirchen verbunden war, so ist die Moortretbecken und vieles mehr. Verbindung ins Schongauer Land nie abgerissen. Das weiterhin gute Miteinander zeigen u. a. die 1996 war es dann soweit. Der damalige Innenmi- Mitgliedschaft der Gemeinde im Tourismus­ nister Dr. Beckstein überreichte im gemeindlichen verband Pfaffenwinkel oder die Zweigstellen der Kurhaus die Ernennungsurkunde zum „­Heilbad“. Kreis­sparkasse Schongau und der Raiffeisenbank Damit verbunden war auch die Änderung Steingaden im Ort. Auch nutzen viele Bürger/- des Gemeindenamens von Bayersoien in „Bad innen nach wie vor die Einkaufmöglichkeiten im ­Bayersoien“. jetzigen Nachbarlandkreis, gehen dort tagtäglich ihrer Arbeit nach oder informieren sich über Leider wirkte sich die Gesundheitsreform Mitte das tägliche Geschehen in den „Schongauer der neunziger Jahre negativ auf die Anzahl der ­Nachrichten“.

Blick auf Bad Bayersoien über den Soier See; Foto: Gabi Postner

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Die Gebietsreform in der Gemeinde Bernbeuren

Textauszüge von Reinhold Schorer

aum ein Ereignis in der jüngeren Vergangen- men mit dem Nachbarlandkreis Weilheim i. OB, heit hat die Gemüter in Bernbeuren derart mit dem er die Wirtschaftsstruktur und damit die Kerregt wie die aufgrund einer Regierungserklärung Interessenlage gemeinsam hat. der bayerischen Staatsregierung vom 25. Januar 1967 durchgeführte Gebietsreform Dieser lange Zeit umstrittene Vorschlag stieß Für Bernbeuren ging es dabei zum einen um die gerade bei der Bevölkerung des Landkreises zukünftige Bezirks- und Kreiszugehörigkeit und Schongau, wozu Bernbeuren seit 1862 gehörte, auf zum anderen, was weit wichtiger war, um den wenig Gegenliebe. Der Gemeinderat warnte, dass Erhalt als selbständige Einheitsgemeinde oder den durch eine Aufl ösung des Landkreises Schongau Anschluss an eine VG. den Bernbeurer Bürgern schwere Nachteile ent- stünden und verwies dabei auf die seiner Meinung Die Gemeinde Bernbeuren gehört zu dem im Zuge nach „unzumutbare Wegstrecke“ bis Weilheim. der Landkreisreform neu geschaff enen Landkreis Weilheim-Schongau. Warum er in dieser Form Ebenso wie der Landkreis Schongau war der begründet wurde, geht aus dem im Sommer 1971 benachbarte Landkreis Füssen von der Aufl ösung vorgelegten Entwurf der Staatsregierung zur bedroht. Dieser sollte nach den Plänen des Innen- Neugliederung der Landkreise hervor. Damals hieß ministeriums mit dem Landkreis Marktoberdorf, es: „Der Zusammenschluss der bisherigen Land- einem Teil des Landkreises Kaufbeuren sowie kreise Schongau und Weilheim i. OB bietet sich eines kleineren Teiles des Landkreises Schongau, an. Der Landkreis Schongau kann die Aufgaben darunter die Gemeinden Bernbeuren und Prem, nicht allein lösen, die künftig auf die Landkreise zusammengelegt werden mit Verwaltungssitz in zukommen werden. Er kann das jedoch zusam- Marktoberdorf.

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Bürgermeister Ländle favorisierte einen Landkreis Als Ergebnis der Gebietsreform kann festgehaIten Füssen-Schongau. Unabhängig davon wandte werden, dass Bernbeuren zwar den Status als sich der Gemeinderat aber dann doch gegen die selbständige Einheitsgemeinde verloren, jedoch geplante Zuordnung Bernbeurens zum Landkreis durch ihr geschicktes Taktieren den Verwaltungs- Marktoberdorf. Die Gemeindevertreter argumen- sitz gewonnen hat. Beim Für und Wider einer tierten, Marktoberdorf wäre von Bernbeuren aus VG mit Lechbruck hatte die prestigeträchtige nur schwer erreichbar. Eine bessere ­schulische Frage nach dem Verwaltungssitz eine gewichtige ­Organisation würde nicht ermöglicht, da für weiter- Rolle gespielt. Man wollte der Bevölkerung lange führende Schulen nur Schongau in Frage ­komme, Anfahrtswege ersparen. Dieser Erfolg wurde weil Schongau verkehrsmäßig gut erreichbar wäre. aber später dadurch relativiert, dass – bedingt Im Übrigen hätten die meisten Berufspendler aus durch die Verflachung des Geschäftslebens und der Gemeinde Schongau und Altenstadt als Ziel. die Zunahme des Angebots in Lechbruck – die Gegen diese Auffassung der Gemeindeoberen meisten Bernbeurer ohnehin regelmäßig dorthin regte sich in der Bevölkerung alsbald zunehmender fahren, um ihren Lebensbedarf zu decken. Nur Widerstand. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, von untergeordneter Bedeutung war dagegen die im November 1971 eine Unterschriftensamm- die Abweisung des von der Gemeinde gestellten lung durchführte. Dabei bestätigten 642 Bürgerin- Antrages auf Anerkennung als „Kleinzentrum“, da nen und Bürger von Bernbeuren, dass sie nicht in Bernbeuren die Kriterien hierfür nicht erfüllte. Aus den Landkreis Weilheim, sondern, wie im ersten dem historischen Blickwinkel betrachtet, war mit Entwurf vorgesehen, in den Landkreis Marktober- diesem Abschluss der Reform freilich die einmalige dorf eingegliedert werden wollten. Doch erst vier Chance nicht genutzt worden, den „oberbayeri- Jahre später schuf eine Bürgerbefragung endgültig schen Einbruch“ in den allgäu-schwäbischen Raum Klarheit über diesen Streitpunkt. Der Gemeinderat umzukehren und die Abspaltung Bernbeurens lehnte auch die Regionalplanung ab, die Bernbeu- von Schwaben im Jahr 1862 und in deren Folge ren der Planungs­region ,,AIIgäu“ zugeteilt hatte die Teilung des Auerberggebiets ungeschehen zu und bestand stattdessen auf einer Zuweisung der machen. Gemeinde zur Region „Oberland“.

Trotz der eindrucksvollen Mehrheit für die Selb- ständigkeit von Bernbeuren blieb das Innenminis- terium hart und verwies darauf, dass Bernbeuren nicht leistungsfähig genug wäre, um als Einheits- gemeinde bestehen zu bleiben. Damit waren die Würfel zugunsten einer VG gefallen. Es blieb nur noch der Zusammenschluss mit Burggen. Burggen hatte zunächst eine VG mit Bernbeuren, Tannen- berg und Ingenried mit Sitz in Burggen vorge- schlagen. Später wollte es sich einer VG Altenstadt anschließen. Notgedrungen musste Burggen nun eine VG mit Bernbeuren als Verwaltungssitz akzep- tieren, weil die Regierung es so wollte. Burggens Gemeinderat machte ob dieser Entscheidung aus seinem Unmut keinen Hehl und sprach von „willkürlicher Verschacherung“ der Gemeinden Tannenberg und Burggen. Kirche auf dem Auerberg 109 beiträGe der kommunen

Gemeinde Epfach nach der Gebietsreform

von Viktoria Horber, Gemeinde Denklingen

um 01. Juli 1972 wurde im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreform des Freistaates Bayern unter dem damaligen Z Innenminister Merk, auf freiwilliger Basis die Einheitsgemeinde Denklingen geschaff en.

Die Gemeinde, bestehend aus den Ortsteilen Denklingen mit etwa 1.264 Einwohnern, Dienhau- sen mit etwa 110 Einwohnern, beide dem damaligen Landkreis Kaufbeuren zugehörig und Epfach mit ca. 505 Einwohnern, Landkreis Schongau, wurde zum 01.07.1972 in den Landkreis Landsberg eingegliedert.

Der Gemeinderat der Gemeinde Epfach, unter Bürgermeister Konrad Eglhofer, hatte sich bereits 1971 intensiv mit dieser Reform befasst und vertrat die Auff assung, dass es wohl im gemeind- lichen Interesse wäre, sich freiwillig eine Option zu sichern und sich einer der umliegenden Gemein- den anzugliedern. Die Wahl fi el auf Denklingen, da die Kommunen im Grundschulbereich bereits einen Schulverband bildeten. Einen weiteren Vor- teil aus Epfacher Sicht bildete die gute Steuerkraft von Denklingen.

Die Epfacher Bürger konnten zu dieser Reform ihr Votum abgeben. 70% der Stimmberechtigten Epfacher Gemeinderates durch den Gemeinderat haben an dieser Befragung teilgenommen, 90 % Denklingen die Gemeindezusammenlegung haben für den Zusammenschluss mit Denklin- ebenfalls einstimmig beschlossen. gen votiert. Am 07. Dezember 1971 stimmte der Gemeinderat Epfach einstimmig der Eingemein- Wesentliche Punkte des Zusammenlegungsver- dung nach Denklingen zu. Am 10. Januar 1972 trages waren u. a. folgende Investitionen in Epfach: wurde unter Anwesenheit der Leiter der Kom- Bau eines Leichenhauses, Ausbau des Lengenfeld- munalabteilungen der Landratsämter Schongau weges, sowie die Verbesserung der Wasser- und und Landsberg am Lech, sowie der Mitglieder des Löschwasserversorgung in Epfach.

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Daneben war geregelt, dass in den nächsten Epfach hat in den letzten 40 Jahren eine trag­fähige ­Jahren die erforderliche Infrastruktur verbessert Weiterentwicklung der Infrastruktur u. a. durch wird und die notwendigen Versorgungseinrichtun- den Neubau der Wasserversorgung und der Ab- gen für die Bürger geschaffen werden. Bestand­ wasserentsorgung, dem Neubau eines Feuerwehr- teile des Vertrages waren die Schaffung von gerätehauses, der Schaffung von vier Baugebieten, Bauland in Epfach, der Neubau eines Rathauses sowie der Anlage eines neuen Friedhofs erfahren. und die Verpflichtung, das gesamte Gemeinde­ gebiet gleichmäßig weiter zu entwickeln. Aufgrund des Rückgangs der Schülerzahlen ­musste 2006 der Schulstandort in Epfach Bürgermeister Schelkle aus Denklingen und aufge­geben werden. Die Grundschüler der Bürger­meister Eglhofer aus Epfach betonten drei Gemeindeteile­ werden seit dieser Zeit in gemeinsam die bisherige vertrauensvolle ­Denklingen beschult. ­Zusammenarbeit und bezeichneten die Vertrags- unterzeichnung als großes historisches Ereignis für Epfach weist zum 01.01.2012 einen Bevölkerungs­ ihre Gemeinden. Beide würdigten die bisherigen stand von 615 Personen auf. Das Dorf hat sich Leistungen ihrer Gemeinden und wünschten seine Identität bewahrt. In den bestehenden Orts- sich für die neue Gebietskörperschaft „Gemeinde vereinen und Gruppen wird die ­Dorfgemeinschaft ­Denklingen“ eine kontinuierliche und zukunfts- gepflegt. orientierte Entwicklung, in einem guten Mitein- ander der drei Ortsteile Denklingen, Epfach und Dienhausen.

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Entwicklung der Gemeinde Hohenpeißenberg im neuen Landkreis Weilheim-Schongau (1972 bis 2012)

von Th omas Dorsch, Bürgermeister der Gemeinde Hohenpeißenberg

ls Folge der Landkreisreform, bei der die In der Sitzung vom 30. Juli 1975 beschloss der „Altlandkreise“ Weilheim und Schongau, Gemeinderat zunächst die Eingliederung der mit Wirkung vom 1. Juli 1972, zum Landkreis A Ortsteile Tritschenkreut und Taigschuster der Weilheim-Schongau zusammengeschlossen Gemeinde Ammerhöfe nach Hohenpeißenberg zu wurden, kam es auch in unserer Gemeinde zu beantragen, mit der Begründung, dass diese be- Veränderungen im Rahmen der darauf folgenden reits zum Schul- u. Kirchensprengel Hohenpeißen- Gemeindegebietsreform. berg gehören und auch den Friedhof mitbenutzen. Zudem sollten sechs Anwesen am Hohenbrand Gemeindegebietsreform – (Hausnummer 28 bis 33), die damals schon von Hohenpeißenberg wird größer Hohenpeißenberg mit Wasser und Grabstätten ver- sorgt wurden, eingemeindet werden. Dafür sprach Bei ersten Diskussionen im Gemeinderat, am auch noch, dass sie näher an Hohenpeißenberg als 8. März 1973, wurde über mehrere Varianten von an Peiting liegen. Zusammenlegungen mit Nachbargemeinden gesprochen: Es gab den Vorschlag Hohenpei- Nach den am 21. November 1975 eingegangenen ßenberg mit Teilen der Gemeinde Ammerhöfe zu „Erwägungen zur Zielplanung“ zur Gemeinde- vereinen, sowie die Idee einer Kombination mit gebietsreform der Reg. v. Oberbayern beschloss Forst und Birkland. der Gemeinderat, am 18. Dezember 1975,

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abweichend von der Julisitzung, Folgendes zu ­aufgestockt werden musste: Ein leistungsfähiger beantragen: Eingliederung der Ortsteile Bschorr- Bauhof war unbedingt notwendig geworden. Er wald, Fuchshölle, Hinter-, Mitter- u. Oberschwaig, entstand in der Nähe des Klärwerkes und konnte Steinfall, Unterbau und Vorderschwaig (ohne Haus 1989 eingeweiht werden. Nr. 35) der Gemeinde Ammerhöfe, entsprechend der Zielplanung der Reg. v. Oberbayern, vom Erziehung, Kultur und Vereine 27.10.1975 und den Erwägungen vom 21.11.1975. Als die Eingemeindung mit Wirkung vom 01. Nachdem die Schüler 1969 vom Berg in die neue Januar 1978 erfolgt war, stieg die Einwohnerzahl Volksschule im Ort gezogen waren, wurden dort unseres Ortes von 2566 auf 3009 Personen. noch alle neun Schülerjahrgänge unterrichtet. Das änderte sich 1991, als die Klassen 7 bis 9 Infrastruktur, Bauentwicklung und Gewerbe (Teilhauptschule II) aus Hohenpeißenberg nach Peißenberg abgezogen wurden. Da die Schüler- In den Jahren von 1972 bis 2012 gab es zahl­ zahlen weiter sanken, mussten 2005 auch die reiche Veränderungen und Verbesserungen der Schüler der 5. und 6. Klassen (Teilhauptschule Infrastruktur im Ort. So kam es zur Entwicklung I) nach Peißenberg. Am 06. Juli 2000 wurde die eines großen neuen Ortsteils, als Folge des Bebau- Schule, auf Initiative des damaligen Rektors ungsplans „Neuhetten“. Heute leben dort mehr als Leopold Mühlegger, in „Primus-Koch-Volksschule“ tausend Menschen. Baugebiete entstanden aber umbenannt. In ihr werden heute in den Jahr- auch auf der Südseite des Berges, z. B. die Bauge- gangsstufen 1 bis 4 (Grundschule), in sechs biete „Im Stocket“, „Schendrich-West“, „Schendrich- Klassen, mit ca. 110 Schülern unterrichtet. Nach Ost“ oder „ Zwischen Schnalzweg und Anton- 42 „Dienstjahren“ wurde die Schulanlage 2011/12 Pröbstl-Straße“. Auf dem Gelände des ehemaligen grundlegend saniert. Bergwerks siedelten sich nach dessen Schließung andere Firmen an; die größte davon war die Firma Im Jahr 1972 gründeten engagierte Eltern den Golde. Es wurden neue Gewerbegebiete angelegt, Kindergartenförderverein. Dies war ein sichtbares an der Nordstraße und am ehemaligen Bahnhof. Zeichen, dass auch in Hohenpeißenberg eine sol- Das führte zur Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe che Einrichtung unbedingt erforderlich geworden oder deren Vergrößerung. Zurzeit sind in der Ge- war. Aufgrund der finanziellen Lage der ­Gemeinde meinde 329 Firmen (incl. Kleingewerbe) registriert. konnte diese ein solches Projekt nicht allein Neben dem Ausbau einiger Ortsstraßen entstand verwirklichen, denn Schule, Wasserversorgung ein leistungsfähigeres Kanalnetz, vor allem seit und Kanal erforderten Investitionen in der Höhe die Gemeinde 1982 ihr eigenes vollbiologisches von ca. 8 Mio. DM. Somit begrüßte sie es, dass Klärwerk einweihen konnte, welches die mehr­ die kath. Kirchenstiftung als freigemein­nütziger kammerige Erdbeckenanlage von 1963 ablöste. Bauträger „in die Bresche sprang“. Unter der Voraussetzung, dass der Staat eine entsprechende Im Juli 1981 konnte die Gemeindeverwaltung in Beihilfe gewährt, beschloss der Gemeinderat, am ihr neues Rathaus einziehen, das aus einem Um- 19.02.1973, dem von der kath. Kirchenstiftung und Erweiterungsbau des alten Rathauses aus dem geplanten Kindergartenbau zuzustimmen. Und Jahr 1930 entstanden war. so konnte dieser Kindergarten – gleich neben der Pfarrkirche gelegen – schon 1974 seiner Bestim- Mit dem Ausbau der Infrastruktur entstanden auch mung übergeben werden. Neunzehn Jahre später immer mehr Aufgaben im Bereich der Wartung (1993) reichte dessen Kapazität aber nicht mehr und Pflege dieser Einrichtungen. Dies bedeutete,­ aus, und so musste die Gemeinde einen weiteren dass nicht nur das entsprechende Personal Kindergarten bauen. Dieser steht „Am Anger“, im

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Ortsteil Neuhetten. In beiden Kindergärten gibt Die 2006 begonnene Restaurierung der Gnaden­ es heute auch je eine Kinderkrippe, für Kinder ab kapelle in ihrem ursprünglichen Rokoko-Stil soll einem Lebensjahr. noch heuer vollendet werden.

Ein besonders heiß diskutiertes Projekt in der „Nachhaltig Gutes tun“ ist das Leitmotiv der zweiten Amtsperiode von Bürgermeister Karl Graf „Bürgerstiftung Hohenpeißenberg“, die in Zusam- war das „Haus der Vereine“, das 1990 seiner Bestim- menarbeit mit der Kreissparkasse Schongau 2011 mung übergeben wurde. Heute ist es ein fester gegründet wurde. Bestandteil des Ortslebens und wird besonders intensiv vom Turn- und Sportverein, den Schützen, Einwohnerentwicklung der Trachten- und Knappschaftskapelle, sowie der 1992 entstandenen Theatergruppe genutzt. Die Landkreisreform und die Gemeindegebiets- reform fielen in die Amtszeit von Bürgermeister In den neunziger Jahren regte sich auch in Hohen- Ludwig Regau. Die daraus erwachsenen Folgen peißenberg der Wunsch, die vielfältige Geschichte und Aufgaben beschäftigten aber zwischen 1978 des Ortes in einer Ortschronik zu bündeln. Aus und 2012 auch noch die nachfolgenden Bürger- diesem Anlass entstand auf Anregung von Bür- meister Karl Graf und Thomas Dorsch, sowie die germeister Graf der Arbeitskreis „Ortsgeschichte“, damals und heute amtierenden Gemeinderäte. Die den der damalige Kreisheimatpfleger Max Biller Gemeindegebietsreform ließ die Einwohnerzahl leitete und in den sich viele engagierte Bürger mit erstmals auf über 3000 ansteigen. Beiträgen einbrachten. Entstanden ist daraus das „Hohenpeißenberger Heimat-Lexikon“, das alle Zahlen von 1972 lassen sich nicht mehr ermitteln. Interessierten seit 1998 kaufen können. Einem Am 01.01.1978 lebten 3009 Einwohner in Hohen- weiteren Kapitel Hohenpeißenberger Geschichte peißenberg, 443 mehr als 1977. Weitere Zahlen widmete sich Georg Scherzl, der mit seinen beiden gibt es erst ab 1985: Bänden zur „Haus- und Hofgeschichte Hohen- peißenberg“ (2006 und 2009) „eine Verbindung Jahr 1985 1990 1995 zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ schaffen wollte. Es stellt auch ein Nachschlagewerk dar, „für Einwohner 3.260 3.467 4.019 alle, die auf der Suche nach Ihrer Herkunft sind“, wie er in seinem Vorwort schreibt. Georg Scherzl Jahr 2000 2005 2010 2012 leitet heute das 2010 von Bürgermeister Dorsch Einwohner 4.015 4.037 3.806 3.808 initiierte Gemeindearchiv.

In den Jahren zwischen 1972 und 2012 wurden Der Einwohnerhöchststand war 2002 erreicht, mit achtzehn neue Vereine gegründet, die das Ver- 4041 Einwohnern. Die Zahlen über der Viertau- einsleben im Ort bereichert haben. Da hier nicht sendermarke waren aber weitgehend bedingt auf alle einzeln eingegangen werden kann, soll durch die hier vorübergehend untergebrachten einer beispielhaft für alle genannt werden, der Spätaussiedler. Seit 2010 ist die Einwohnerzahl „Förderverein Freunde der Wallfahrtskirche ‚Maria weitgehend konstant. Himmelfahrt‘ Hohenpeißenberg im Pfaffenwinkel­ e. V.“. Sein erklärtes Ziel ist die Restaurierung, Zum Abschluss kann man sagen, dass die Ausstattung und Erhaltung der Gnadenkapelle ­Gemeinde Hohenpeißenberg gut im damals „Unserer lieben Frau“ und der Wallfahrtskirche neu entstanden Landkreis Weilheim-Schongau „Maria Himmelfahrt“ auf dem Hohen Peißenberg. ­angekommen ist.

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Gemeinde Ingenried Wechsel vom Landkreis Marktoberdorf zum Landkreis Weilheim-Schongau von Xaver Fichtl, 1. Bürgermeister der Gemiende Ingenried

ei der Anhörung zum Verfahren der Gebiets- Landkreise im Herbst 1971 hat das Innenminis- reform im Jahr 1971 hat sich der Gemeinderat terium die Gemeinde Ingenried dem Landkreis Ingenried mehrmals, mehrheitlich, für den Verbleib B Weilheim-Schongau zugeteilt. Auf Vorschlag vom beim Landkreis Marktoberdorf ausgesprochen. damaligen Landtagsabgeordneten Wengen- Als Begründung für den Verbleib beim Landkreis meier sollte sich die Gemeinde freiwillig einer Marktoberdorf wurde die räumliche Nähe zur Stadt Nachbargemeinde (Bidingen oder Rettenbach) Marktoberdorf genannt. Bei der Neueinteilung der anschließen. Durch einen Zusammenschluss mit

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einer Nachbargemeinde wäre ein Verbleib beim Die Gemeinde Ingenried kam 1785 durch einen landkreis Marktoberdorf bzw. Ostallgäu möglich Tausch zum Kloster Füssen und somit zu Schwa- gewesen. Die Gemeinde Rettenbach hat einen frei- ben. Durch die Gebietsreform im Jahr 1972 wurde willigen Zusammenschluss der beiden Gemeinden die Gemeinde Ingenried wieder in Oberbayern abgelehnt. Mit der Gemeinde Bidingen wurden eingegliedert. 1978 wurde dann die Verwaltungs- dann bei einer gemeinsamen Gemeinderats- gemeinschaft Altenstadt mit den Gemeinden sitzung am 22.11.1971 die ersten Beratungen und Altenstadt, Hohenfurch, Ingenried, Schwabbruck Verhandlungen für eine evtl. Zusammenlegung und Schwabsoien gegründet. der beiden Gemeinden aufgenommen. In der Ge- meinde Ingenried haben sich in dieser Zeit im Ge- Aus heutiger Sicht war die Entscheidung für den meinderat und in der Bevölkerung zwei Gruppen Landkreis Weilheim-Schongau und somit für gebildet. Eine Gruppe wollte durch den Gemeinde- den Erhalt der Selbständigkeit absolut richtig. ratsbeschluss mit Bidingen beim neuen Landkreis Die Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Ostallgäu bleiben. Die zweite Gruppe war für Altenstadt brachte der Gemeinde viele Vorteile. den Erhalt der Selbständigkeit und somit für den Eine kompetente Verwaltung kann nur in größeren Wechsel zum Landkreis Weilheim-Schongau. Einheiten effi zient und bürgernah arbeiten. Unsere Gemeinde gehört heute fest zu dem Wirtschafts- Der Gemeinderat hat dann bei der Gemeinderats- raum Schongau, Peiting und Altenstadt. sitzung am 24.11.1971 eine Volksabstimmung zur Gemeindezusammenlegung beschlossen. Die Die Einwohnerzahl stieg von ca. 650 im Jahr 1972 Bürger der Gemeinde Ingenried haben sich bei auf ca. 950 im Jahr 2012. Zurzeit prägen ca. 80 der Wahl am 28.11.1971 mit 69 % eindeutig für Gewerbetreibende und ca. 30 landwirtschaftliche den Erhalt der Selbständigkeit ausgesprochen. Mit Betriebe die Gemeinde Ingenried. Durch die gute der Ablehnung für einen Zusammenschluss mit Verkehrsanbindung über die B 472, die Nähe zum Bidingen kam die Gemeinde lngenried – wie vom Schulstandort Schongau und die gute Infrastruktur Innenministerium vorgeschlagen – am 01.04.1972 vor Ort wird sich die Gemeinde Ingenried auch in zum Landkreis Weifheim-Schongau. Zukunft positiv weiter entwickeln.

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Markt Peiting 40 Jahre Landkreis Weilheim-Schongau von Michael Asam, 1. Bürgermeister Markt Peiting

a ich erst 1975 in den Landkreis zugezogen der Raum Schongau - Peiting und ich beziehe auch bin, kann ich über einen Vergleich zur Altenstadt hier mit ein, von dieser Zusammen- Dv orgegangenen Zeit nur wenig berichten. legung mehr Vorteile als Nachteile erleben durfte.

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die ich Allein die Entwicklung der Wirtschaftsräume seit 1984 als Kommunalpolitiker in unserem Land- Weilheim und Penzberg in den letzten 20 Jahren kreis sammeln konnte, bin ich der Meinung, dass zeigt, dass die Kommunen des Altlandkreises

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Schongau durch die vielen kulturellen Angebote, zur Gebietsreform. Er weist besonders hin, auf die Bildungsangebote, Straßenbau und Gewerbe- negativen Auswirkungen, die sich durch die Zusam- ansiedlungen nur profitiert haben. Beide Städte, menlegung der Landkreise Schongau und Weilheim Weilheim wie Penzberg sind prosperierende ergeben. Vor allem in finanzieller Hinsicht ist im Städte die eine enorme Entwicklung auch im ehemaligen Landkreis Schongau mit einer wesentlich gewerblichen ­Bereich zu verzeichnen hatten und höheren Belastung zu rechnen, in Folge einer sehr haben. Dadurch­ wiederum profitiert der gesamte starken Erhöhung der Kreisumlagen.“ Landkreis an der Umlagekraft. Ich denke, er hat sicherlich Recht behalten, dass In den Beschlussbüchern fand ich noch einen die Kreisumlagensteigerung im Bezug auf den Beitrag des Altbürgermeisters Karl Fliegauf aus Altlandkreis Schongau und in dem Jahr 1972 der Sitzung vom 07.03.1973 in der er folgende erheblich gestiegen ist, aber wir dürfen dabei nicht Ausführungen zu den Auswirkungen der Gebiets- vergessen, dass sich mittlerweile die Infrastruktur reform machte. z. B. Krankenhäuser, div. öffentliche ­Einrichtungen u.v.m. deutlich verändert und verbessert hat. Ich zitiere den Sitzungseintrag: Außerdem können wir nur rein hypothetisch annehmen, wie die Kreisumlage aussehen würde, „Zu Beginn der Marktgemeinderatssitzung macht wäre man zum damaligen Zeitpunkt nicht mit dem Bürgermeister Fliegauf allgemeine Ausführungen Landkreis Weilheim zusammengekommen.

Rathaus Peiting

118 Beiträge der Kommunen

Der Markt Murnau am Staffelsee und die Kreisgebietsreform von 1972 von Dr. Marion Hruschka, Marktarchiv Murnau

it der Säkularisation 1803 verlor Murnau leidenschaftlichen Appell an die Regierung des seine jahrhunderte lange herausragende Isarkreises wehrte sich Murnau dagegen – mit MStellung als Wirtschafts- und Verwaltungsmittel- Erfolg. 140 Jahre später sollte diese Umstrukturie- punkt im Klostergericht Ettal. Der Ort wurde dem rung tatsächlich umgesetzt werden. Landgericht ä.O. Weilheim zugeteilt. Alle Versuche, im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder den Sitz Die Planungen der bayerischen ­Staatsregierung für einer Behörde nach Murnau zu verlegen, scheiter- die neue Kreisordnung sahen vor, den südlichen ten. Im Rahmen einer größeren Reform bestanden Teil des bisherigen Landkreises Weilheim mit um 1830 Pläne, Murnau aus dem Weilheimer ­Murnau zum Landkreis Garmisch-Partenkirchen Sprengel auszugliedern und dem 1803 gebildeten umzugliedern. Dagegen gab es ­unterschiedlich Landgericht Werdenfels zuzuschlagen. Mit einem starke Vorbehalte. Der Weilheimer Kreistag

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mit Landrat Dr. Georg Bauer an der Spitze verabschiedete in seiner Sitzung vom 15. Februar 1972 eine ablehnende Stellungnahme: „Es ist somit keinesfalls notwendig, einen mit dem Landkreis Weilheim und in jeder Beziehung diesem Land- kreis zugehörigen Bereich, wie es der Nahbereich dass der neue Landkreis Weilheim-Schongau seine Murnau ist, nach Garmisch-Partenkirchen auszu- Haupt interessen nicht im Fremdenverkehr sehen gliedern. Dadurch wird nur eine überschaubare könne, der für Murnau und Umgebung eine große und gewachsene Ordnung zerstört. Der Nahbe- Rolle spiele. „Vorteile sehen die Befürworter des reich Murnau – möglicherweise verstärkt durch Regierungsplanes weiter im Kreiskrankenhaus den Raum Kochel, Benediktbeuern, Bichl – ist für Garmisch- Partenkirchen und in der Tatsache, den Raum Weilheim unentbehrlich.“ Die Kreis- daß der Landkreis Garmisch keine Kreisstraßen räte Wilhelm Simet (CSU) und Max Jantos (SPD) besitzt (Weilheim 42 Kilometer) und in eine nach stimmten gegen diesen Beschluss. Die Emotionen dem Süden orientierte Heimatzeitung. Selbst die schlugen hoch; Murnaus Bürgermeister Simet wird Murnauer Trachtler streben südwärts, denn sie in der Zeitung mit den Worten zitiert: „Ich höre in gehören schon lange der Oberländer Vereinigung dieser Sitzung zum ersten Male, wie bedeutsam Garmisch an.“ Die öff entliche Meinungsbildung in unser Raum für den Kreis Weilheim ist. […] bisher Sachen Gebietsreform beschrieb die Zeitung mit habe er eine tatkräftige Unterstützung des Raumes der Überschrift „Murnau mit zwei Seelen in der Murnau vermisst, wenn es um große Investitionen Brust. An Weilheim gewöhnt und Garmisch lockt.“ ging, seien bisher immer andere Orte berücksich- tigt worden.“ Da Vorbehalte gegen die Zusammenlegung der Landkreise Weilheim und Schongau bestanden, Wilhelm Nau, der Landrat von Garmisch-Parten- wurde auch eine ganz andere Variante diskutiert, kirchen, befürwortete dagegen die Umgliederung die off enbar der Weilheimer Landrat Dr. Bauer von 13 Gemeinden aus dem Landkreis Weilheim. ins Gespräch brachte: Eine Zusammenlegung Bei einer von der Murnauer CSU angeregten der Kreise Weilheim und Garmisch-Partenkirchen Zusammenkunft wurden unterschiedliche mit Sitz des Landratsamtes in Murnau. Der Argumente pro und contra diskutiert. Es erho- Kreisausschuss Garmisch-Partenkirchen lehnte ben sich Stimmen, daß Murnau aufgrund seiner diese Variante ab. Sie ist nicht in Erfüllung gegan- Lage, Geschichte und Struktur zum Werdenfelser gen, hätte auch durch die Verlegung von zwei Land gehöre. „Man ist der Meinung, daß sich Landratsämtern einen zu hohen Aufwand mit sich der Landkreis Garmisch-Partenkirchen sogar gebracht. besonders um seinen neuen Schwerpunkt im Raum Murnau annehmen müsse, während der neue Landkreis Weilheim sein Interesse vorwie- gend dem bisherigen Landkreisgebiet Schongau zuwende […]“ Die Befürchtung wurde geäußert,

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Mit Wirkung vom 1. Juli 1972 wurde die ursprüng- Murnau entwickelte sich seit der Gebietsreform liche Raumordnungsplanung des Innenministeri- zu einem sog. Mittelzentrum. Der Ort bildet ein ums umgesetzt. Sie führte zur Umgliederung von Zentrum in den Bereichen Gesundheit – die elf Gemeinden (Aidling, Großweil, Hechendorf, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik stellt den Kleinweil, Murnau, Riegsee, Schöffau, Seehausen, größten Arbeitgeber in der Region –, Soziales und Uffing, Spatzenhausen und Weindorf) in den Land- Schulwesen. Bundeswehr, Polizei und Forstdienst- kreis Garmisch-Partenkirchen. Murnau war die stelle sind am Ort präsent. Durch die Ansiedlung Funktion eines Unterzentrums zugedacht. „Murnau von Betrieben und die Konversion des Kemmel­ ist der überragende Schwerpunkt des neu hinzu geländes konnten sowohl Arbeitsplätze geschaffen kommenden Gebietes und in der Landesplanung als auch soziale Einrichtungen untergebracht als ein künftiges ‚Unterzentrum’ eingestuft. […] Mit werden. Maßnahmen der Ortskernsanierung und seinen fast 7000 Einwohnern wird es in Teilfunk­ die Errichtung einer Fußgängerzone im Jahre 2000 tionen sogar als ‚Mittelzentrum’ rangieren.“ brachten eine Verbesserung der Lebensqualität im Ortszentrum, das sich mit einem „südlichen Flair“ In der folgenden Umsetzung der Gemeindege- und schön restaurierten Fassaden präsentiert. Das bietsreform erhielt Murnau die bisher selbstständi- 1993 eröffnete Schloßmuseum mit seiner überre- gen Gemeinden Weindorf (1974) und Hechendorf gional bedeutenden Sammlung (Schwerpunkte (1978) sowie Gebietsteile von Seehausen und u. a. „Blauer Reiter“, Ödön von Horváth) und das einen Uferstreifen am Staffelsee. Seit 1. Mai 1979 Münter-Haus bilden einen großen Anziehungs- führt der Ort die amtliche Bezeichnung „­Murnau punkt im kulturellen Bereich. Beim Tourismus a. Staffelsee“. Die Bilanz nach 20 Jahren Land­ punktet die Marktgemeinde zudem mit der reiz- kreis­gebietsreform lautete: „Trotz der Staus: vollen Landschaft (Naturschutzgebiet Murnauer ­Entscheidung für Landkreis GAP war richtig.“ Moos, Frosch- und Riegsee).

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Die Stadt Weilheim i.OB und die Kreisgebietsreform von 1972

von Bernhard Wöll, Stadtarchiv Weilheim i.OB

Alte und neue Kreisstadt Wirkung vom 1. Juli 1972 die ursprüngliche nmittelbar nach den Landtagswahlen 1967 Raumordnungsplanung kündigte die bayerische Staatsregierung eine des Innenministeriums umfassende Gemeinde- und Kreisgebietsreform U umgesetzt. Die Marktgemeinde Murnau und mit dem erklärten Ziel an, im gesamten Freistaat einige ihrer Nachbarorte wurden in den ansonsten leistungsfähige Gemeinden und Landkreise schaf- unveränderten Landkreis Garmisch-Partenkirchen fen zu wollen. Die vorgesehene Neugliederung eingegliedert. Die Kreise Weilheim und Schongau wurde in zwei Schritten durchgeführt, zunächst wurden, wie es die staatlichen Planungen von erfolgte die Kreisgebietsreform und im Anschluss Anfang an vorsahen, zu einem Landkreis mit daran die Gemeindegebietsreform. Drei Jahre nach Sitz in Weilheim zusammengelegt, damit behielt der Ankündigung waren die Überlegungen über Weilheim seine Stellung als Kreisstadt. die zukünftige Kreisordnung im Freistaat Bayern soweit fortgeschritten, dass die Zusammensetzung Behörden- und Schulstandort der neuen Landkreise im Grunde genommen feststand. Im Mai 1971 lagen schließlich auch die Die Entscheidung für den neuen Landkreis Raumordnungsvorstellungen des Innenministeri- Weilheim-Schongau mit Weilheim i.OB als Kreis- ums über die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, stadt trug maßgeblich dazu bei, dass die Stadt Weilheim und Schongau vor. Während die Pläne auch nach 1972 ein bedeutender Behörden- und des Ministeriums ein Zusammengehen der Kreise Schulstandort geblieben ist. Unmittelbar nach der Weilheim und Schongau sowie die Erweiterung Kreisgebietsreform waren in Weilheim mehr als 20 des Kreises Garmisch-Partenkirchen durch die Ämter, Behörden, Gerichte und Notare ansässig. Eingliederung von Murnau vorsahen, wurden Dazu gehörten neben der städtischen Verwaltung in den betroff enen Landkreisen auf politischer und dem städtischen Krankenhaus, das Amts- Ebene auch andere Lösungen erwogen. Der Kreis gericht und das Arbeitsgericht, das Arbeitsamt, Schongau tendierte eindeutig für den Kreis Füssen, der Bezirkstierarzt, das Brandversicherungsamt, der Kreis Weilheim wollte mit dem Kreis Garmisch- die Bundesbahn mit Bahnhof, Bahnmeisterei und Partenkirchen zusammengehen und den gemein- Güterabfertigung, die Bundespost mit Postamt, samen Landkreissitz nach Murnau verlegen. Der Fernmeldeamt, Fernmeldebauamt und Fernmelde- Kreis Garmisch-Partenkirchen war dagegen an bezirk, die Bundeswehr mit Kreiswehrersatzamt einer Eingliederung Murnaus interessiert, aber und Berufsförderungsdienst, das Finanzamt, das nicht an der Zusammenlegung mit einem anderen Gesundheitsamt, die Justizvollzugsanstalt, das Landkreis. Nach Ablauf des Anhörungsverfahrens Landbauamt, die Landespolizei mit der Polizeiins- Ende September 1971, bei dem es zum Schluss pektion und der Kriminalinspektion, das Land- meist nur noch um die Eingliederung einzelner ratsamt, das Amt für Landwirtschaft, ein Notar, Gemeinden in andere Landkreise ging, wurde mit das Straßenbauamt, das Vermessungsamt, das

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Wasserwirtschaftsamt und das Zollamt. die Kreisstadt rund 22.000 Einwohner und weist Als Schulstandort konnte die Stadt Weilheim i.OB als mittelständisch ­orientierter Wirtschaftsstandort 1973 auf elf Schulen verweisen, dazu zählten eine ein großes Spektrum an leistungsfähigen Handels-, Berufsschule, eine Fachoberschule, drei Grund- Gewerbe- und Handwerksbetrieben auf. Als Ein- schulen, ein Gymnasium, eine Hauptschule, eine kaufs- und Erlebnisstadt bietet Weilheim eine breit Kreislandwirtschaftsschule, eine landwirtschaft­ gefächerte Auswahl von Geschäften, Kaufhäusern liche Berufsschule, eine Realschule und eine Son- und Fachmärkten und zieht damit Besucher und derschule. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Kunden auch weit über die Landkreisgrenzen Behörden und Einrichtungen umstrukturiert oder hinaus an. Der Altstadtbereich mit seinen histo- an einen anderen Standort verlegt. Das ­städtische rischen Fassaden wurde und wird erneuert und Krankenhaus wurde in die Trägerschaft des attraktiv umgestaltet. Hier kann man nicht nur gut Landkreises überführt, der Bahn-, Fernmelde- und einkaufen, flanieren oder in gemütlichen Cafes ­Postbereich wurde privatisiert, aus dem Arbeits- verweilen, besondere Anziehungspunkte bilden amt wurde die Agentur für Arbeit und das Job­ auch die zahlreichen Feste und Veranstaltungen in center, das Kreiswehrersatzamt in Weilheim wurde Weilheims guter Stube. Auch das rege kulturelle aufgelöst und das Gesundheitsamt sowie das und gesellschaftliche Leben trägt sehr viel zum Schulamt in das Landratsamt eingegliedert. Das Charme und zur Lebensqualität der Kreisstadt schulische Angebot wurde um eine Berufsober- bei. Orchester, Chöre, Musikgruppen,­ Kunstforum, schule, eine private Wirtschaftsschule, eine private städtische Musikschule, Stadttheater, Stadtmu- Fachschule für Fremdsprachenkorrespondenten seum, Stadtbücherei sowie das Stadtarchiv sind sowie für Büroberufe und ein privates Wirtschafts- feste Bestandteile des vielfältigen Kulturangebotes gymnasium bereichert. Aus der Sonderschule ging und über 200 unterschiedlichste Vereine, Arbeits- das sonderpädagogische Förderzentrum hervor, bzw. Interessen­kreise und andere Organisationen die Hauptschule wurde in eine Mittelschule umge- machen deutlich, dass die Bürger dieser Stadt ge- wandelt und die Realschule um zwei Klassenkurse sellschaftlich und sozial besonders engagiert sind. aufgestockt.

Einkaufsstadt und Mittelzentrum

Weilheim genießt schon seit langer Zeit den Ruf als Einkaufs- stadt des Oberlandes. Mit Beginn der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt aber auch zusehends zu einem regionalen Mittelzentrum. Ausschlaggebend dafür waren die günstige Lage, rund 50 km von München und etwa 45 km von Garmisch-Partenkirchen entfernt, die guten Verkehrsver- bindungen über das Straßen- und Schienennetz, die Zunahme von Arbeitsplätzen und der Anstieg der Einwohnerzahlen. Heute zählt

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Spannend und informativ war die Geschichte der Altlandkreise Weilheim und ­Schongau mediaprint infoverlag gmbh (Band 1). Im Rahmen der Gebietsreform 1972 wurde aus beiden Landkreisen ein ­gemeinsamer. Lechstraße 2 • D-86415 Mering Vorgänge und Stimmungsbild wurden dem Besucher präsentiert. Nun mit diesem Band 2 und Tel. +49 (0) 8233 384-0 der dazugehörigen Ausstellung schließt sich der Kreis. Es dokumentiert den Werdegang des Fax +49 (0) 8233 384-103 Landkreises Weilheim-Schongau seit der Gebietsreform 1972 bis heute. [email protected] www.mediaprint.info Herzlichen Dank allen Mitwirkenden, die zum Gelingen der Broschüren und der Ausstellungs­ www.total-lokal.de reihe beigetreten haben und ihre Zeit für das anspruchsvolle, zeitintensive und informative Projekt zur Verfügung gestellt haben. Hans Rehbehn, Pressesprecher des Landkreises Weilheim-Schongau 82362189 / 2. Auflage / 2012

Herausgegeben in Zusammenarbeit­ mit der Stadt Weilheim i.OB. Änderungswünsche, Anregun- gen und Ergänzungen für die nächste Auflage dieser Broschüre nimmt die Verwaltung der Stadt entgegen. Titel, Umschlaggestaltung sowie Art und Anordnung des Inhalts sind zugunsten des jeweiligen Inhabers dieser Rechte urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Übersetzungen in Print und Online sind – auch auszugsweise – nicht gestattet.

Quellennachweis: ▪ Landratsamt Weilheim-Schongau: Deckblatt, S. 18, 19, 21-36, 45, 50, 63, 101 ▪ Johann Hinrichs: S. 4, 7, 8, 42, 45, 47, 51, 108, 109, 111, 112, 115, 121 ▪ Stefan Himml: S. 16, 73-77 ▪ Daten Statistiches Landesamt Bayern: S. 20, 21, 43, 103 ▪ Hans Rehbehn: S. 51, 54, 55, 57, 124 S. 9 Jilka; S. 58 Stefan Gilge; S. 59 Wolfgang Fricke, Deutscher Wetterdienst; S. 61 DBAG/Tilman Weishart; S. 62/63 RVO Weilheim; S. 64 ENZIAN-REISEN GmbH & Co. KG / Staatliches Bauamt ­Weilheim; S. 66 Fotolia/Christian Schwier; S. 68/69 Gabriele Freidhoff, Schulamt Weilheim; S. 70/72 Touristikver- Druck: band Pfaffenwinkel; S. 77 Kreisbrandinspektion Weilheim-Schongau; S. 79/81-83 KSK Schongau,S. 84/86-89 EVA GmbH; S. 91/93-94 Krankenhaus GmbH; S. 98 Fotolia/Peter Atkins; S. 106 Gemeinde Media-Print Informations­ Bad Bayersoien; S. 107 Gabi Postner; S. 108 Gemeinde ­Bernbeuren; S. 110 Gemeinde Epfach; S. 112/114 technologie GmbH Gemeinde Hohen Peißenberg; S. 115 Gemeinde Ingenried; S. 117/118 Markt ­Peiting; S. 119/120 Markt Eggertstraße 28 Murnau; S. 122 Stadt Weilheim; S. 123 Gronau; S. 124 Fotolia/Luigi Giordano 33100 Paderborn

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