Zwischen Kaiser, Kalkstein und Horn St. Johann in Tirol – gestern und heute

Nr. 6 Heimatkundliche Beiträge des Museums- und Kulturvereines Sankt Johann in Tirol Frühjahr 2004

Zum 100. Todestag der aus St. Johann in Tirol stammenden Fremdenverkehrspionierin: Die legendäre Frau Emma in Europa, Autriche

"Im hohen Alter von 86 Jahren von Jahren sich eines ganz aus- starb in Meran die unter dem Na- sergewöhnlich ausgezeichneten men "Frau Emma" in Touristen- und in jeder Beziehung bis auf und Offizierskreisen vielbekann- den heutigen Tag gerechtfertig- te Hotelbesitzerin Frau Emma ten Rufes erfreuen würde. In der Hellenstainer. Sie war Besitzerin Saison fast immer überfüllt. Be- des Gasthofes zum schwarzen urteilung: Schwarzer Adler mit Adler in Niederdorf (Pustertal), Dependancen, der Emma, vor- des Hotels in züglich." Neuprags und Pächterin des Ho- nahm sich tels Stadt München in Meran. Für zu Herzen, was das Buch zum ihre Umsicht bei der Bequartie- Pragser Wildsee bemängelte. rung und Verpflegung der Offi- "Der See zählt zu den schönsten ziere gelegentlich der verschie- Hochgebirgsseen und sollte des- denen Manöver im Pustertal wur- sen Besuch nicht verabsäumt de Frau Emma durch Verleihung werden. Leider ist daselbst noch des goldenen Verdienstkreuzes immer keine Unterkunft, nicht ausgezeichnet. Sie hat sich gro§e einmal eine kleine Restauration, Verdienste um die Hebung des nur ein Bootshaus und über den Fremdenverkehrs in Tirol erwor- Sommer ein Schiffer, der gegen ben." mäßiges Entgelt die Besucher auf Die "Innsbrucker Nachrichten" den See hinausfährt." Der See vom 11. März 1904 meldeten den war mit einem Bauernhof und Tod von Frau Emma Hellenstai- Emma viel Wald schon lange im Besitz ner. Auch die meisten gro§en Hellenstainer von Frau Emma, aber die Weide- Blätter der Monarchie und viele (1817-1904) rechte um den See konnten nur große Blätter des Auslandes wür- schrittweise - meist über Jagd- digten in langen Artikeln die nahe an Niederdorf vorbei kom- war Emma Hellenstainer für die karten für die jungen Bauern - ab- gro§en Verdienste der edlen men. Sie habe ein "ganzes Heer "Lienzer Zeitung." Die Verdien- gelöst werden. 1893 stand ein Frau. Die "Neue Freie Presse" in von tüchtigen Köchinnen" ausge- ste um die Hebung des Fremden- Unterkunftshaus zur Verfügung, Wien brachte in gemütlichem Er- bildet, die in Tiroler Gastbetrie- verkehrs durch die im Zeitraum sechs Jahre später wurde das zählton "Frau Emmas Charakter, ben tätig sind, und hat, obgleich von zwei Generationen sorgsa- gro§e Hotel fertiggestellt. Frau ihre Tätigkeit als Wirtin, als Pio- schon hochbetagt, ein modern me, stets liebenswürdige Wirtin Emma verbrachte dort, nachdem nierin des Fremdenverkehrs in eingerichtetes neues Hotel mit fanden die höchste Anerkennung sie sich teilweise vom Geschäft Tirol, insbesondere im Pustertal" 110 Zimmern am Pragser Wild- durch die Verleihung des golde- zurückgezogen hatte, die Som- in einem (zweiten) spaltenlangen see geführt. Das Leben von Frau nen Verdienstkreuzes mit der mersaison. Im Winter war sie Nachruf in Erinnerung. Emma war ein tatenreiches, ein Krone. vorwiegend in Meran und war im In der "Wiener Fremdenzeitung" Leben nur der Arbeit gewidmet. Nicht erst bei ihrem Tod wurde Pachtbetrieb von zwei Kindern wurde ihr bestätigt, dass sie zu "Eine Pustertalerin von europäi- Emma Hellenstainer Würdigung mittätig. dem gro§en Aufschwung, den scher Berühmtheit, die aus einem zuteil. Meurers illustrierter Füh- Als die junge Emma Hellenstai- der Fremdenverkehr seit mehr als Gasthof in Niederdorf eine der rer von 1886 hatte schon zu Nie- ner nach Niederdorf kam, gab es einem Menschenalter genommen berühmtesten Gaststätten Öster- derdorf angemerkt: "Der Ort liegt in dem Pustertaler Dorf zwar hat, sehr viel beigetragen habe, reichs schuf und so den Grund zu freundlich, würde aber vielleicht noch keinen Fremdenverkehr, aber selbst die Südbahn ihr zulie- dem riesigen Fremdenverkehr nicht so stark besucht sein, wenn aber der Ort war eine Etappe des be eigens eine Kurve angelegt legte, der nach und nach im nicht der Gasthof der Frau Emma Reise- und Warenverkehrs zwi- habe, damit die Eisenbahnzüge sich entwickelte" Hellenstainer seit einer Reihe schen Kärnten und Bozen und ➤ daher für die neue Entwicklung und hart geprüfte Frau auch besser als andere Dörfer geeignet während der Katastrophe für ihre als "Sommerfrische." Ihr Ehe- Gäste besorgt gewesen und ihrer mann, Josef Hellenstainer, be- gedacht hat, wird diesen stets in gann 1852 mit Stellwagenfahrten dankbarster Erinnerung bleiben", zwischen und und schrieben Wiener in das Gäste- investierte in Fuhrwerke und eine buch. Dort standen auch in weni- eigene Schmiede. Frau Emma ger kritischen Tagen höchste Lo- war nicht nur mit den Aufgaben besworte: "Frau Emma ist die einer Wirtin beschäftigt, sie freundlichste und aufmerksamste gebar zwischen 1844 und 1856 Wirtin" oder "Die vortreffliche sieben Kinder und hatte umfas- Küche befriedigt selbst den ver- sende Mutterpflichten, auch wöhntesten Gaumen", selbst die wenn es im Haus entsprechendes Behauptung "Die beste Küche Personal gab. Tirols" wurde von der illustren Das Jahr 1858 brachte für die Gästeschar eingetragen. Wirtsfamilie einen fürchterlichen Kaiser Franz Josephs Worte an- Schlag. Josef Hellenstainer ver- lässlich einer Vorstellung in Der Gasthof Bären 1830 auf einem Gemälde von Peter Thaler. Im Vorder- starb an einem Nierenleiden. Nun Welsberg (1899) sind überliefert. grund die Leonhardskapelle, an deren Stelle sich heute das Kriegerdenk- zeigten sich die umfassenden Ta- Er sagte zur Wirtin: "Also Sie mal befindet. lente der Witwe, die die alleinige sind die weltbekannte Frau der Anfangsphase des Fremden- Betriebsführerin wurde und in Emma? Ich freue mich, Sie per- verkehrs in Tirol. Die Wirtinnen den nächsten Jahren voll auf die sönlich kennen zu lernen in repräsentierten das Haus durch Ihrem hohen Alter und bei der Ih- ihre Person nicht minder wie ihre nen noch gegönnten Rüstigkeit gute Küche. Ihr Witz und ihre fri- zur Arbeit. Mit der wohlverdien- sche Schönheit haben manchen ten Auszeichnung wünsche ich Gast zum Wiederkommen veran- Ihnen noch viele Jahre des Wohl- lasst. Die "Scholastika" am ergehens!" Achensee, die Wirtin vom "Grei- Bekannt ist auch die Anekdote, fen" in Bozen, die "Frau Aura- dass Frau Emma von einem ame- cher" in Kufstein (Anna Falken- rikanischen Gast Post zugestellt steiner vom Hinterbräu in Kitz- Der Gasthof zum schwarzen Adler bühel, eine Jugendfreundin von in Niederdorf um 1900, heute Hotel bekam, die nur mit "Frau Emma Emma. in Europa, Autriche" adressiert Emma Hellenstainer), die war. "Bärenwirtin" in Hall, die "Frau Sommergäste setzte. Als andere Frau Emma ist vor hundert Jah- Emma" in Niederdorf und später gegen den Bau einer Eisenbahn- ren gestorben. Lexika, Standard- in Meran waren Frauen, die das linie durch das Pustertal kämpf- werke über den Tourismus in Ti- Herz am rechten Fleck hatten und ten, weil sie ihre Existenz be- rol, Bildbände und Bücher über in ihrem Beruf vorwiegend droht sahen, war die Stellwagen- bedeutende Tirolerinnen enthal- freundliche Gastlichkeit verbrei- und Fuhrwerksunternehmerin ten noch immer umfangreiche teten. Hellenstainer mit Vehemenz und Hinweise. 1925 erschien ein Die berühmteste unter diesen fraulichem Geschick für den Roman über die Geschichte ih- Wirtinnen stammte aus St. Jo- Bahnbau. res arbeitsfrohen Lebens, die hann in Tirol. Als Emerentia Besonders bewährte sich die Un- Biographie "Frau Emma Hel- Hausbacher 1817 zur Welt kam, ternehmerin im Jahr 1882. Über lenstainer und ihre Zeit" verfas- war in der Familie noch kein das Pustertal brach eine Katastro- ste die Tochter Josefine in gastwirtschaftlicher Betrieb. Als phe herein. Niederdorf schien in Meran. sie 15 Jahre alt war, übernahm den Fluten der zu versin- die Mutter die Führung beim ken. Auch Hellenstainers Häuser Eine gro§e Anfangsgestalt des "Bären" und die Tochter Emma mussten delogiert werden. Sie Tiroler Fremdenverkehrs erhielt eine für die damalige Zeit behielt den Durchblick. "Wie Emma Hellenstainer war eine der umfassende Ausbildung, die sie Am 19. April 1842 heirateten Jo- sehr die von der Gefahr bedrohte bedeutenden Persönlichkeiten in nach dem ersten Plan der Mutter seph Karl Höllensteiner, ein eheli- befähigen sollte, den Traditions- cher Sohn des Franz Höllensteiner betrieb in St. Johann zu überneh- und der Maria geb. Amhofe, Wirts- men. leute zu Niederdorf im Pustertal, derzeit Besitzer des Bräu-Anwe- Vater Johann Hausbacher (1776 - sens in der löbl. Pfarre , 32 1838) war ein Sohn des Lederer- Jahre alt, und Emmerenz Hausba- meisters Martin Hausbacher. Er cher, eine eheliche Tochter des Jo- hann Hausbacher dahier, gewester übernahm 1808 von acht Gläubi- Bärenwirt und Gerichts-Kassier, gern des Lederers Johann FeIler nun selig, und der Maria Panzl. den Rotgerbereibetrieb in der St. noch am Leben, derzeit im Bräu- Die Eintragung im Taufbuch der Pfarre St. Johann vermeldet für den 23. Johanner Hadergasse und über- hause zu Toblach im Pustertal mit April (1817) die Geburt von Emerentiana Hausbacherin, eheliche Tochter ließ ihnen ein Gütl am Rain, zahl- Aufenthalt und Mitbesitze, 24 Jah- des Johann Hausbacher, Lederer und Kaufmann beim Ludl, und der Gat- re alt. Die Trauung nahm mit Er- tin Maria geb. Bänzlin um die Mittagsstunde und die Taufe. In der Litera- te aber auch 6.400 Gulden in bar. laubnis des Pfarrers zu Toblach tur ist häufig der 12. oder 17. April als Geburts- und Tauftag angegeben, Im folgenden Jahr trat Hausba- der Hilfspriester Johann Hausba- was durch die Einsicht in das Taufbuch widerlegt ist. cher als Landesverteidiger her- cher zu Zell im Zillertale vor. 2 vor, ohne eine führende Stellung seph Binder, der ihn 1826 seinem Tuberkuloseer- zu besitzen. gleichnamigen Sohn überließ. krankung genas. Am 12. Mai 1812 heiratete der 1830 verlor die Familie Wishofer Da die ältere Lederermeister und Sechs-Vier- durch Konkurs das Gasthaus zum Schwester Anna telschreiber Maria Bänzlin (übli- Bären, das Sebastian Wishofer 1841 den "Bären" che Schreibung des Familienna- 1775 erworben hatte und bis übernommen hat- mens war Panzl) aus Mühlbach, 1816 führte. Er war ein älterer te, konnte Emma Pfarre Bramberg. Ihr Vater Simon Bruder des Dekans Dr. Matthias von der Mutter für Panzl war Gastgeb, ihr Bruder Wishofer, der ab 1783 in St. Jo- eine äußerst Hans erwarb sich als Schützen- hann kurz als Subregens des Rie- schwierige Auf- hauptmann und Unterkomman- ster'schen Priesterhauses und gabe abgestellt dant in seinem Wohnort Win- dann bis zu seinem Tod 1819 als werden. Der Wit- disch-Matrei, wo er eine Wirt- Dekan und Pfarrer tätig war. we Hausbacher stochter geheiratet hatte, und als Nach Sebastian Wishofers Tod war für eine un- einer der illustren Gestalten unter war seine Tochter Maria verehe- einbringliche lichte Tax Wirtin gewesen. Haus- Schuld das Bräu- haus an der Rienz Emmas Geburtshaus, der Ludlkrämer in der Speck- bacher kaufte den "Bären" zu bacherstra§e (heute Karl) um 1908. Jahresanfang 1832. Nach seinem bei Toblach zuge- Tod im Jahr 1838 war seine Wit- fallen. Emma erhielt den Auftrag übersiedelte sie nach Meran, wo we als Wirtin tätig, 1841 über- zur Führung des Betriebes im Pu- der Sohn Eduard und die Tochter nahm die Tochter Anna, die mit stertal. Die Mutter schärfte ihr Josefine das Hotel "Stadt Mün- Jakob Hochfilzer, Sohn des Ell- ein: "lachen darfst du nie!", doch chen" und zeitweise ein Hotel in mauer Wirts, verheiratet war, den die aufgetragene kalte Höflich- Neuspondinig an der Stilfser- Betrieb. Sie war nach 1864 ge- keit versagte bei Joseph Hellen- jochstraße führten. Über den meinsam mit dem Adoptivsohn stainer, dem Sohn des Postmei- Sommer kehrte sie nach Nieder- Carl Egger eingetragen. Fünf sters zu Niederdorf. Nach dorf und später an den Pragser Jahre später war Egger Alleinbe- kurzem Brautstand fuhr das Paar Wildsee zurück. Der letzte Auf- sitzer beim "Bären". nach St. Johann, wo am 19. April enthalt in St. Johann zu Lebzei- 1842 die Hochzeit stattfand. Die ten der Mutter († 1866) war an- Emma Hausbacher kam zur Aus- Trauung nahm der Hilfspriester lässlich der Primiz des jüngeren Jugendbildnis von Emma Hellen- bildung zu den Ursulinen nach Johann Hausbacher, ein Bruder Bruders Alois, bei dem Josefine stainer 1844. , sie kam als "feinge- der Braut, vor. Hellenstainer eine der Primiz- den Landesverteidigern von 1809 bildete junge Dame" zurück, bräute war. (mit Kampferfolgen im Salzbur- musste aber auf Weisung der Da Hellenstainer von einem On- gischen) einen besonderen Ruf. Mutter in in der Koch- kel das Wirtshaus zum "schwar- Hans Wirtenberger Johann Hausbacher kaufte 1814 kunst ausgebildet werden. Nach zen Adler" erbte, wurde im Ein- Literatur: das Anwesen beim Ludl (heute ihrer Rückkehr fand sie den Vater vernehmen mit Witwe Hausba- Hellenstainer Josefine: Frau Emma Karl) in St. Johann und war dort schwer krank. Die aufopfernde cher das Bräuhaus verkauft und Hellenstainer und ihre Zeit, Meran bis zu seinem Tod als Krämer Pflege griff auch die Gesundheit Emma Hellenstainer war nun die 1926 tätig. Den Ledererbetrieb in der der Tochter an, die im Frauen- Wirtin in Niederdorf. Sie leitete Anibas Karl: Gewerbetopographie Hadergasse verkaufte er 1819 an heilbad Antholz glücklicherwei- das Haus von 1858 bis 1887 zu- des Stadt- und Landgerichtes Kitz- den Reichenhaller Lederer Jo- se von der nicht sehr schweren sammen mit den Kindern, dann bühel, Phil. Diss, Innsbruck 1987

St. Johann im Wandel der Zeit

Das linke Bild zeigt den Gasthof zum Bären im Jahre 1908, drei Jahre nach dem verheerenden Brand bei dem das alte Bärenwirtshaus (vgl. Bild auf Seite 2) größtenteils zerstört wurde. Nach dem Brand wurde der Bären im so genannten Heimatstil wieder aufgebaut, was sich durch den abgewalmten Mittelgiebel, die Fachwerk-Dekorationen des obersten Geschosses und die verglaste Holzveranda aus- drückt. Rechts daneben befindet sich das so genannte Dorfbaderhaus, das nach dem Brand mit einem geschwungenen Giebel wieder errichtet wurde, während der Seislwirt (ganz rechts) damals verschont blieb. Das rechte Foto zeigt den Gasthof zum Bären im März 2004. Der Erker ist inzwischen verschwunden und auch die Veranda im Erdgescho§ wurde verändert, ebenso wie die historischen Kastenfenster, die auch beim Dorfbaderhaus und im Erdgescho§ des Seislwirts durch moderne Fenstereinbauten ersetzt wurden. 3 Vor 50 Jahren erhielt St. Johann in Tirol ein Gemeindewappen

In St. Johann besa§en die Vel- selben Zeit entstand, ist Ulrich benritter eine Burg in Retten- von Velben mit seinem Wap- bach, von der heute nichts mehr penschild zu sehen. Beide Dar- erhalten ist, doch erinnern noch stellungen weichen jedoch et- die Hofnamen Oberbürg, Un- was vom ursprünglichen Vel- terbürg und Stallbürg an den benwappen des 13. Jahrhun- ehemaligen Adelssitz. 1262 derts ab und zeigen kein stei- stifteten die Brüder Ulrich und gendes sondern nun ein gestürz- Gebhard von Velben die St. Ni- tes Steinbockhorn. Diese Form kolauskirche in der Weitau mit des Hornes wurde auch 1954 einem Pilgerhospiz. bei der Erstellung des Sankt Jo- hanner Gemeindewappens Wappen der Marktgemeinde übernommen, allerdings mit St. Johann in Tirol geänderten Farben als wei§es Steinbockhorn auf grünem Am 13. Mai 1954 verlieh die Ti- Grund. roler Landesregierung der Ge- meinde St. Johann in Tirol ein Wappen. Es zeigt in einem von Bischof Ulrich von Plankenfels um grün und rot gespaltenen Schild 1480. rechts1 ein wei§es2 rechts ge- war ihre Pastoral- bzw. Som- stürztes3 Steinbockhorn und merresidenz bis zur Auflösung links einen gelben4 Bischofs- des Bistums Chiemsee im Jahre stab. Der Schild trägt die Farben 1808. der alten Fahne des Gerichtes, dessen erster Sitz vor dem Jahre Heute erinnern in St. Johann 1271 in St. Johann war. Das Ulrich von Velben mit Wappen- noch einige Kunstwerke an die Steinbockhorn erinnert an das schild um 1480. bischöfliche Vergangenheit: am im 13./14. Jahrhundert in der gotischen Fenster der St. Niko- Nähe von St. Johann ansässige, Die Velben führten in ihrem lauskirche in der Weitau ist Bi- bedeutende Geschlecht der Rit- Wappen ein blaues, links stei- schof Ulrich von Plankenfels ter von Velben, und der Bi- gendes5 Steinbockhorn in ei- (um 1480) dargestellt, im Pfarr- schofsstab kennzeichnet den nem gelben Schild, eine blau- Wappen des Bischofs Franz Anton hof befindet sich eine Tafel mit Ort als ehemalige Sommerresi- gelbe Helmdecke sowie zwei von Wagensberg 1718. den Wappen aller Bischöfe von denz der Bischöfe des Bistums blaue Steinbockhörner als Chiemsee (Ende 18. Jhdt.), am Chiemsee. Helmzier. Die Bischöfe von Chiemsee Balkon des Pfarrhofes ist das Das Bistum Chiemsee wurde Wappen des Bischofs Ferdin- Die Velbenritter 1216 gegründet und erstreckte and Christoph von Zeil (1776) Die Ritter von Velben stammten sich vom gleichnamigen bayeri- angebracht, über dem Eingang ursprünglich aus Mittersill, wo schen See nach Süden bis zum der Antoniuskapelle sieht man sich heute noch ihr Stammsitz, Pa§ Thurn. Im Jahre 1446 wur- das Wappen des Bischofs Jo- der im 12. Jahrhundert erbaute de die Pfarre Sankt Johann in hann von Preysing (1674) und Felberturm, befindet. Das einst die bischöfliche Mensa inkor- am Sockel der Johannes-Nepo- in Salzburg und Tirol reich be- poriert und zum Eigentum der muk-Statue an der Wieshofer- güterte Adelsgeschlecht, das Bischöfe von Chiemsee, die da- brücke befindet sich das Wap- dem Felbertal und dem Felber- mit innerhalb ihrer Diözese ei- pen des Bischofs Franz Anton tauern seinen Namen gab, starb nen Wohnort zur Ausübung ih- von Wagensberg (1718). um 1415 aus. rer Amtsgeschäfte hatten. Mag. Peter Fischer Die Bischöfe waren somit gleichzeitig Pfarrer von St. Jo- Anmerkungen zur Heraldik hann in Tirol, setzten jedoch (Wappenkunde): Die Wappen der Brüder Ulrich und Pfarrvikare zu ihrer Vertretung Gebhard von Velben 1483 ein, da sie auch Weihbischöfe 1 Die Bezeichnungen rechts und von Salzburg waren und des- links werden immer vom Träger Auf einem Relief aus dem Jahre halb im Salzburger Chiemsee- des Schildes aus gesehen, also 1483 neben dem Eingangspor- seitenverkehrt zum Betrachter. hof residierten. Nach St. Johann tal der St. Nikolauskirche in der 2 wei§ = silber kamen sie vor allem zur Abhal- Weitau finden sich die Wappen 3 gestürzt = mit der Spitze nach tung von Synoden und zur Aus- der beiden Stifter der Kirche, unten übung ihrer Aufgaben als Ober- Ulrich und Gebhard von Vel- 4 gelb = gold hirten der Diözese. ben, und auch am gotischen 5 steigend = mit der Spitze nach Wappen der Ritter von Velben Fenster der Kirche, das etwa zur Der Sankt Johanner Pfarrhof oben 4