Journal Des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig

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Journal Des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters 1/2021 Denk mal Wagner ... iebe Verbandsmitglieder und L Wagner-Freunde, der Ankauf je eines Reliefs aus dem für Leipzig geschaffenen Richard-Wagner- Denkmal von Emil Hipp durch das Stadt- geschichtliche Museum Leipzig und den Richard-Wagner-Verband Leipzig hat einiges Aufsehen erregt. Nach den heftigen Kontroversen, die vor 15 Jahren um dieses Monument ausgetragen worden sind, war dies zu erwarten. Der Tenor zumindest der Publizistik hat sich allerdings gewandelt. Wenn auch die »Bild«-Zeitung, »crescendo KlassikWoche« und »Monopol – Magazin für Kunst und Leben« sich bemüht zeigen, die Empörung neu zu beleben, indem sie Originals auch plastisch greifbar machen. Institutsdirektor und Dr. Anselm Hartinger auf Hipp als Propagandakünstler Hitlers Nur so wird der historisch Interessierte in als Museumschef mit seiner Kuratorin verweisen bzw. das Schlagwort »Nazikunst« die Lage versetzt, die technische Qualität Kerstin Sieblist sind wir für die Aufnahme bemühen, so zeigen sich andere Kommen- des Bildwerks aus einem polierfähigen unserer Anregungen und ihre Kooperation tatoren nachdenklicher. Die »Leipziger Korallen-Kalkstein einzuschätzen, der eine sehr dankbar. Volkszeitung« berichtet mehrfach sachlich doch sehr poröse Oberflächenstruktur be- über die Geschichte von Thomas Krakows sitzt, und sich damit eine Vorstellung vom Ob diese Aktivitäten zu einem späteren Bemühungen um das Denkmal und die Gesamtwerk zu verschaffen. Zeitpunkt auch zur Einrichtung einer dokumentarischen Absichten der neuen würdigen Heimstätte für Richard Wagner Besitzer. »Die Welt« titelt sogar »Mehr Niemand von uns beabsichtigt, das Denk- in Leipzig beitragen können, wie ich es Wagner wagen« und stellt die »monströs mal insgesamt zu rekonstruieren, wie es in im letzten Journal hoffnungsvoll skizziert als Richard-Wagner-Nationaldenkmal des polemischer Absicht gelegentlich unter- habe, ist noch völlig offen. Das schöne deutschen Volkes geplante Kultstätte« im stellt wird, vielmehr soll ein Nachdenken Ladengeschäft in der Nikolaistraße 42 muss Zusammenhang mit anderen als Denkmal über das gigantomanische Projekt und die der Verband aufgeben, vielen Dank für die des Scheiterns dar. Recht sachlich waren inhärente Idolatrie angeregt werden. Damit langjährige Förderung durch unseren auch die Rundfunksendungen des Deutsch- reiht sich der Kauf in den Plan unseres Vermieter Michael Lehmann, Direktor landfunks, von MDR Klassik und BR-Klassik Verbandes ein, zu den Wagner-Festspielen des Seaside Parkhotels. Bei der Anschaf- sowie Fernsehberichte des ZDF (heute-jour- der Oper Leipzig 2022 mit der Aufführung fung des Wagner-Reliefs von Emil Hipp nal) und des MDR (artour). aller 13 Bühnenwerke ein Beiprogramm zu haben uns, ausgehend von den Spenden für gestalten, das über attraktive touristische den Wagner-Hain, unsere Mitglieder Tatsächlich sahen wir uns mit dem Angebot Angebote hinaus das Thema Richard Wag- Dr. Eckhard Budde und Torsten Reh dan- des Verkäufers vom Verband aus vor die ner und seine Geburtsstadt kritisch reflek- kenswerterweise finanziell großzügig unter- Entscheidung gestellt, den Denkmalplan der tiert. Den Vergleichsmaßstab dafür bildet stützt, die Aufstellung des Reliefs auf dem Stadt Leipzig unter Oberbürgermeister Carl Felix Mendelssohn Bartholdy. Thematisiert Kulturgut Ermlitz erlaubt uns verdienstvoll Goerdeler aus dem Jahre 1932 zu thema- wird, wie Wagner und Mendelssohn als Gabriela Mackenthun. Bedanken dürfen tisieren oder nicht. Wir haben uns dafür zwei Leitfiguren der Leipziger Musikge- wir uns auch bei allen unseren Mitgliedern, entschieden, die Geschichte nicht zu ver- schichte künstlerisch und sozial zu verorten die dem Verband in schweren Zeiten die drängen und der Vereinnahmung durch die sind, bis heute ein offenes Problem unserer Treue halten und mit uns auf musikalisch Neue Rechte zu überlassen, wie es Alain de Musikstadt. Dazu finden am Institut für ereignisreichere Zeiten hoffen. Benoist mit seinem Büchlein »Der Bildhauer Musikwissenschaft der Universität Leipzig Emil Hipp und sein Werk« versucht hat. eine musikwissenschaftliche Konferenz und Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Wir möchten die Denkmalgeschichte doku- im Stadtgeschichtlichen Museum zwei Aus- Sie herzlich mentieren und an einem kleinen Teil des stellungen statt. Prof. Dr. Stefan Keym als Ihr Helmut Loos Richard ist Leipziger ... Journal 1/2021 Stammtisch für Joachim Herz Weggefährten erinnern sich m 18. Oktober 2010 verstarb der Kammersänger Helmut Klotz und Opern- ARegisseur Joachim Herz, der durch regisseur Steffen Piontek. seine außergewöhnliche künstlerische Arbeit den Leipziger Opernspielplan Sigrid Kehl, die seit 1957 dem Leipzi- über viele Jahre maßgeblich prägte und ger Opernensemble angehörte, sang die darüber hinaus auch international ein Fricka in Wagners »Rheingold« und alle gefragter Wegbereiter des Musikthea- Brünnhilden des »Rings«. Sie erinnerte ters war. Ab 1957 wirkte er in Leipzig als sich daran, wie ungewohnt für sie und ihre Vor seinen geliebten Büchern Oberspielleiter der Oper, von 1959 bis 1976 Kollegen zunächst die Arbeit mit dem am Joachim Herz 2009 als Operndirektor. Mit seiner legendären realistischen Musiktheater geschulten Re- »Meistersinger«-Inszenierung wurde 1960 gisseur war, der eine bis dahin ungewohnte nicht gegeben hatte und dessen Arbeitsweise das neuerbaute Opernhaus eröffnet und darstellerische Intensität und szenische auch nicht wiederholbar ist. Man kann sich damit ein neues Kapitel in der Leipziger Genauigkeit von den Sängern forderte: aber viele wertvolle Anregungen aus seiner Operngeschichte aufgeschlagen. In der »Das ging nur mit vollem Einsatz, doch die Arbeit holen.« »Ära Herz« entstanden unverwechselba- Arbeit mit Herz war für mich als Solistin re Inszenierungen, darunter Prokofjews eine große Bereicherung.« Auch der Tenor Durch Ergänzungen weiterer Gäste run- »Krieg und Frieden«, Wagners »Der flie- Helmut Klotz, seit 1961 Ensemblemitglied dete sich das Bild eines vom Musiktheater gende Holländer«, Strauss’ »Die Frau ohne in Leipzig, war ein Protagonist vieler Herz- besessenen, energischen Künstlers ab, dessen Schatten« und eine neue Sicht auf Händels Inszenierungen und stellte sich mit dem Arbeit Fleiß, Genauigkeit und minutiöse »Xerxes«. Mit seiner maßstabsetzenden Raoul in Meyerbeers »Hugenotten« seiner Planung kennzeichneten. Die inhaltlich- Inszenierung von Wagners »Ring des größten Herausforderung. »Faszinierend künstlerische Vorarbeit für seine Inszenie- Nibelungen« (1973–76) krönte Joachim fand ich, dass Herz schon die gesamte rungen begann lange vor der eigentlichen Herz sein Wirken in Leipzig. Regie detailliert in seinen Klavierauszug Regiearbeit und setzte genaue Partitur- eingezeichnet hatte. Seine genaue Vorberei- kenntnis ebenso voraus wie gründliche Anlässlich seines 10. Todestages erschienen tung auf die Proben sah der Regisseur als philologische und historische Studien, um die auf Einladung des Leipziger Wagner-Ver- Respekt gegenüber den Sängern.« Regiekonzeption geistig zu untermauern. Als bandes ehemalige Mitarbeiter, namhafte Parteiloser musste Herz sich selbst die Bedin- Opernsolisten und begeistertes Opernpub- Steffen Piontek betreute 1985 als Assistent gungen schaffen, die er als Künstler brauchte. likum in Auerbachs Keller, um mit Erinne- von Joachim Herz dessen Inszenierungen Briefe an übergeordnete Dienststellen rungen und Anekdoten Joachim Herz’ zu »Der Freischütz« und »Der Rosenkavalier« belegen, dass er das mit klaren, offenen gedenken. Verbandsvorsitzender Prof. für die Wiedereröffnung der Dresdner Worten tat und dabei vieles erreichen konnte, Dr. Helmut Loos führte ein aufschlussrei- Semperoper. Während der fast zeitgleichen was sich nicht zuletzt in der Spielplangestal- ches und unterhaltsames Gespräch mit Probenarbeiten zu beiden Produktionen tung zeigte. Durch ästhetische Formung und Dr. Kristel Pappel, der zweiten Ehefrau von erlebte er Herz’ immenses Leistungsvermö- kluge Ensemblearbeit hat Joachim Herz die Joachim Herz und Herausgeberin seiner gen, seine schier unerschöpfliche Energie: Leipziger Oper in den 1960er/70er Jahren zu Schriften »Das Musiktheater des Joachim »Herz war ein besonderer Typus, ein einem modernen, leistungsstarken Musik- Herz«, Kammersängerin Sigrid Kehl, Regisseur, wie es ihn vor und nach ihm theater entwickelt. mm Erinnerungen und Anekdoten Kristel Pappel-Herz, Sigrid Kehl, Auerbachs Keller, Salon »Anton Mädler« Publikum Prof. Dr. Helmut Loos, Helmut Klotz, Steffen Piontek Seiten 2 / 3 Ein einzigartiger Stern ist erloschen Zum Tod von Verbandsmitglied und Pop-Art-Künstlerin Jeannette Pietrowski-Siefke (1978–2020) hr Name steht in keinem Künstlerlexikon, sie die liebenswürdige Wirtin Celina Kutylo Iund der arrivierten Leipziger Kunstszene unter ihre Fittiche nahm und sie das kreative hätte sie nicht angehören wollen, denn sie Umfeld fand, das ihre Phantasie beflügelte. war durch und durch Bohemienne in ihrer Durch die einzigartige Atmosphäre angeregt, Am 14. August 2020 ehrte sie das Café »wundervoll vollgepackten Heimstatt am beschäftigte sie sich mehr und mehr mit Wagner mit einer Ausstellung und einem Nikischplatz, wo sie im Dachgeschoss Jahre Richard Wagner, verschlang Literatur über ihr gewidmeten Nachwuchs-Kunstpreis für und Kunst lebte unter den Himmeln, die nie ihn und versuchte, ganz in seinem Sinne, sich Lyrik, Malerei und Musik. Dieser soll jähr- Vor seinen geliebten Büchern Joachim Herz 2009 enden. Oder erst, wenn alles zu Ende ist«, und seiner Idealvorstellung
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