Handlungsleitfaden für das Grüne Band

Gefördert durch das Impressum Herausgeber: BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Friends of the Earth Germany, BUND Projektbüro Grünes Band, Hessestraße 4, 90443 Nürnberg, [email protected], www.gruenesband.info

Konzept und Text: Dr. Liana Geidezis1, Daniela Leitzbach1, Dr. Helmut Schlumprecht2

Redaktion: Daniela Leitzbach1, Dr. Karin Ullrich3, Dr. Liana Geidezis1, Melanie Kreutz1, Uwe Friedel1, Dr. Helmut Schlumprecht2, Dr. Kai Frobel1

1BUND Projektbüro Grünes Band 2Büro für ökologische Studien - BföS 3Bundesamt für Naturschutz

B Datenerhebung: F Ö Büro für ökologische Studien GbR, www.bfoes.de, S Oberkonnersreuther Straße 6a, 95448 Bayreuth

Mitwirkende Autoren: Thomas Findeis, Karin Kowol, Dieter Leupold, Beate Schrader

Gestaltung: Bürogemeinschaft hgs5 gmbh, Fürth, www.hgs5.net

Fotos: BUND Naturschutz in Bayern e.V. Archiv, BUND Projektbüro Grünes Band, Fredlmeier-Frankenwaldtourismus, IGZ Salzwedel, Kai Frobel, Holger Keil, Klaus Leidorf, Dieter Leupold, Petra Ludwig, Helmut Schlumprecht, Thomas Stephan, Thomas Wey

Titelseite: Luftbild des Grünen Bandes zwischen Wiedersberg (Sachsen) und Oberhartmannsreuth (Bayern), Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) mit Schwebfliege vor Grenzturm Sorge (Harz), Neuntöter (Lanius collurio), Wanderer am Grünen Band

Heftmitte: Luftbild des Grünen Bandes zwischen Loddenreuth (Sachsen) und Oberhartmannsreuth (Bayern) mit Erweiterung des Grünen Bandes östlich des Kolonnenweges

Gefördert durch das Bundesamt 1. Auflage, 1.000 Stück, Februar 2014 für Naturschutz mit Mitteln des Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- sicherheit. © BUND Projektbüro Grünes Band

2 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Inhaltsverzeichnis

1 Das Grüne Band – Nationales Naturerbe und Leuchtturmprojekt ���������������������������������������������6

2 Die Bedeutung des Grünen Bandes für Mensch und Natur ...... 15

3 Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten ...... 16

4 Gefährdung ...... 20

5 Aktualisierung der Bestandsaufnahme (2012)...... 20

6 Langfristiges Beobachtungssystem ...... 24

7 Biotopverbund ...... 25

7.1 Biotopverbund – Was ist das?...... 25

7.2 Das Grüne Band als Modell­system für einen Biotopverbund...... 26

8 Das Grüne Band Europa...... 28

9 Zukunft des Grünen Bandes – Was muss getan werden, um das Grüne Band zu erhalten? 29

10 Das Grüne Band erhalten, pflegen und gestalten – Leitbild...... 30

11 Leitbilder, Erhaltungs- und Entwicklungsziele und Maßnahmen für einzelne Biotoptypen...32

11.1 Offenland...... 32 11.1.1 Feuchtes Grünland ...... 32 11.1.2 Grünland frischer bis mäßig trockener Standorte (inklusive Bergwiesen)...... 34 11.1.3 Ungenutztes oder aufgelassenes Grasland...... 35 11.1.4 Mager-, Halbtrocken- und Trockenrasen...... 37 11.1.5 Zwergstrauchheiden...... 38 11.1.6 Ruderalfluren und Pionierrasen, Staudenfluren...... 39 11.1.7 Kleinstrukturen und Sonderstandorte...... 43

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 3 11.2 Barrieren im Offenlandbiotopverbund...... 44 11.2.1 Intensivweiden und Intensivwiesen...... 44 11.2.2 Ackerflächen...... 46

11.3 Wälder und Gehölzstrukturen...... 46

11.4 Gewässer...... 50 11.4.1 Fließgewässer...... 50 11.4.2 Standgewässer...... 51

11.5 Moore, Moor-, Sumpf- und Bruchwälder ...... 52

12 Erfolgreiche Naturschutzmaßnahmen...... 54

12.1 Regeneration von Feuchtgebieten am Grünen Band im Altmarkkreis Salzwedel...... 54

12.2 Wiederherstellung von Beweidungsflächen durch Gehölzentnahme in den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������55

12.3 Verbesserung des Offenlandbiotopverbundes vom Heldrastein bis zum Kielforst ...... 56

12.4 Erhaltung und Ausdehnung wertvoller Biotoptypen (z. B. Borstgrasrasen) durch Pflege und extensive Nutzung im Grünen Band Sachsen ���������������������������������������������������������������������������������� 57

13 Akteure – Aufgaben und Möglichkeiten...... 59

13.1 Landnutzer...... 60 13.1.1 Landwirtschaft...... 60 13.1.2 Forstwirtschaft...... 61 13.1.3 Jagd...... 61 13.1.4 Wasserwirtschaft...... 61 13.1.5 Verkehr...... 62 13.1.6 Siedlung und Bebauung...... 63 13.1.7 Rohstoffabbau...... 63 13.1.8 Energieleitungen...... 63 13.1.9 Ablagerungen ...... 63 13.1.10 Erholung und Tourismus...... 63

13.2 Öffentliche Hand...... 65 13.2.1 Bundesebene ...... 65 13.2.2 Länderebene...... 67 13.2.3 Regierungsbezirke und Landkreise...... 68 13.2.4 Kommunen ...... 69 13.3 Institutionen ...... 69 13.3.1 Landschaftspflegeverbände (LPV) – Partner am Grünen Band ...... 69 13.3.2 Naturschutzverbände...... 70 13.3.3 Weitere nicht-staatliche Institutionen...... 70

13.4 Privatpersonen...... 70

14 Akteure am Grünen Band Deutschland...... 71

15 Publikationen (Auswahl) ...... 77

4 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Das »Grüne Band«, die Biotope, die sich entlang der Wir wollen einen aktuellen bundesweiten Überblick unmenschlichen innerdeutschen Grenze über Jahr- und konkrete Handlungsempfehlungen zur Erhaltung, zehnte bildeten, sind heute das größte Biotopver- Pflege und Entwicklung des Grünen Bandes geben. bundsystem Deutschlands. 1.393 Kilometer lang ist diese Biotopkette entlang der Ländergrenzen von Mit dem Grünen Band bietet sich die Chance, für un- neun Bundesländern. Die Artenfülle an seltenen und sere gemeinsame Zukunft etwas zu erhalten und zu gefährdeten Tier- und Pflanzenarten ist überwälti- entwickeln, was oft gefordert, aber selten real vorhan- gend. Die Funktion für Naturschutz und Biotopver- den ist: Einen großräumig zusammenhängenden Le- bund ist bundesweit einzigartig. bensraumverbund für Tiere und Pflanzen statt nur klei- ner Inseln in unserer (intensiv) genutzten Landschaft. Dieses nationale Biotopverbundsystem auf einer der- artigen Länge in unserem dicht besiedelten und in- Zudem ist das Grüne Band ein Denkmal der jünge- tensiv genutzten Land zu erhalten, kann nur in einer ren deutschen Zeitgeschichte – ein Freilandmuse- großen Gemeinschaftsaktion gelingen: Die Bundes- um der besonderen Art, ein Querschnitt durch fast regierung und die Länder, die Behörden vor Ort, die alle deutschen Landschaften, ein verbindendes, Landnutzer, die Gemeinden und Landkreise, Verbän- nicht mehr trennendes Band zwischen den alten und de und Stiftungen ebenso wie engagierte Privatperso- neuen Bundesländern. Ausgehend von diesem le- nen müssen an einem Strang ziehen. bendigen Denkmal der Wiedervereinigung Deutsch- lands hat sich eine Initiative zum Grünen Band Eu- Der vorliegende Handlungsleitfaden fasst die wich- ropa gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, tigsten Ergebnisse des Forschungs- und Entwick- die wertvollen europäischen Naturlandschaften ent- lungsvorhabens „Aktualisierung der Bestandsauf- lang des gesamten einstigen „Eisernen Vorhangs“ nahme Grünes Band“ zusammen. Dieses wurde im vom Eismeer bis ans Schwarze Meer zu schützen. Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) vom Das Grüne Band ist damit zu einem Symbol für ei- BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), dem bayeri- nen zukunftsweisenden und internationalen Natur- schen Landesverband des Bundes für Umwelt und schutz geworden. Grenzen trennen – Natur verbindet. Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), unter Leitung des BUND Projektbüros in den Jahren 2012 und 2013 erarbeitet und mit Mitteln des Bundesministeriums Dr. Liana Geidezis Dr. Kai Frobel für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB, vormals BMU: Bundesministerium für Um- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) gefördert. (BUND)

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 5 1 Das Grüne Band – Nationales Naturerbe und Leuchtturmprojekt Mit seinen 1.393 Kilometern ist das Grüne Band das Seit 2009 ist das Grüne Band auch im § 21 des Bun- größte und bisher einzige existierende länderübergrei- desnaturschutzgesetzes (BNatSchG) verankert: fende Biotopverbundsystem in Deutschland. Es ent- stand entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze „Der Biotopverbund besteht aus Kernflächen, Verbin- durch die Jahrzehnte andauernde Teilung, in der die dungsflächen und Verbindungselementen. Bestand- Flächen kaum genutzt wurden bzw. durch die Grenz- teile des Biotopverbunds sind truppen der DDR nur in mehrjährigem Abstand offen 1. Nationalparke und Nationale Naturmonumente, gehalten wurden, um freie Sicht zu haben. Das zentra- 2. Naturschutzgebiete, Natura 2000 Gebiete und Bio- le Grüne Band, die Fläche zwischen dem so genann- sphärenreservate oder Teile dieser Gebiete, ten Kolonnenweg und der ehemaligen Staatsgrenze, 3. gesetzlich geschützte Biotope im Sinne des § 30, ist größtenteils zwischen 50 und 200 Metern breit. Die 4. weitere Flächen und Elemente, einschließlich sol- charakteristisch enge Verzahnung unterschiedlichster cher des Nationalen Naturerbes, des Grünen Ban- Biotoptypen resultiert in einer hohen Struktur- und Ar- des sowie Teilen von Landschaftsschutzgebieten tenvielfalt. und Naturparken, wenn sie zur Erreichung des in Absatz 1 genannten Zieles geeignet sind.“ Die unmenschliche Grenzsituation entlang des ge- samten ehemaligen Eisernen Vorhangs führte auch Die rechtliche Würdigung des Grünen Bandes als Ele- auf über 12.500 Kilometern quer durch Europa zu ei- ment des nationalen Biotopverbunds stellt einen gro- nem Rückzugsgebiet für viele hochgradig gefährdete ßen Erfolg in den Schutzbemühungen dar. Tier- und Pflanzenarten. Vom Eismeer bis ans Schwar- ze Meer verläuft heute ein lebendiges Denkmal für die Das Grüne Band wird weltweit als gelungenes Beispiel einstige Teilung Europas und eine transkontinentale für erfolgreichen Naturschutz sowie für länder- und Biotopverbundachse durch acht biogeographische sektorübergreifende Kooperation von Regierungs- Regionen und 24 Staaten, das Grüne Band Europa. und Nichtregierungsorganisationen wahrgenommen. Dies belegen internationale Berichterstattungen In Deutschland wurde die Nationale Strategie zur ebenso wie Delegationen z. B. aus Korea, USA und biologischen Vielfalt vom Bundesministerium für Um- Kanada, die das Grüne Band Deutschland besuchen. welt-, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) erar- Die Bedeutung, die dem Grünen Band somit auf allen beitet und am 7. November 2007 vom Bundeskabinett Ebenen beigemessen wird, führt zu einer Verantwor- verabschiedet. Die Erhaltung und Sicherung des Grü- tung und einem Ansporn dieses zu erhalten und zu nen Bandes entlang des ehemaligen Eisernen Vor- entwickeln. hangs wird dabei als Leuchtturmprojekt und in seiner Bedeutung als Nationales Naturerbe und historisches Denkmal hervorgehoben.

Das Grüne Band zwischen (Bayern) und Sonneberg (Thüringen)

6 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945 -1990 1945 1961 – 1972 Die Siegermächte des 2. Weltkrieges (USA, So- Ausbau der Grenzanlagen, Beobachtungs- wjetunion, Großbritannien und Frankreich) teilen türme, Lichtmasten und Hundelaufanlagen, Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Verlegung von Minen, Installation von Selbst-  Die Zonengrenzen sind durch Holzpfähle ge- schussanlagen. kennzeichnet und relativ durchlässig. 1983 – 1985 1948 Abbau von Minen und Selbstschussanlagen im Währungsreform in den Westzonen, Teilung Grenzstreifen im Zuge eines Milliardenkredits Deutschlands, sowjetische Blockade der Berli- der BRD an die DDR. ner Westsektoren, Währungsreform auch in der sowjetischen Zone.  Die Grenzen werden verstärkt.

1949 Beendigung der Blockade. Gründung der Bundesrepublik Deutschland in den West- zonen. Der Osten zieht mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nach.  Damit ist Deutschland durch eine Staatsgren- ze getrennt, die aber zunächst kaum stärker be- wacht wird als andere Staatsgrenzen auch.

1952 Die Bundesrepublik tritt der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft bei. Daraufhin be- schließt die DDR den Aufbau und die Errichtung Sommer 1989 von Grenzbefestigungen. Massenflucht von DDR-Bürgern während des  Grenzsicherung durch 1,5 m hohen Stachel- Pan-Europäischen Picknicks (19.08.1989) an drahtzaun, 10 m breiten Kontrollstreifen, 500 m der ungarisch-österreichischen Grenze nahe breiten Schutzstreifen und 5 km breite Sperrzo- Šopron und über die westdeutschen Botschaf- ne. Viele Menschen werden umgesiedelt. Die ten in Budapest, Warschau und Prag in die BRD. Grenze zwischen den Ost- und Westsektoren Berlins bleibt offen. 09.11.1989 26.05.1952 Öffnung der Grenzen von der DDR zur BRD. Verordnung des Ministerrates der DDR über  Am 9.11. wird die Öffnung der DDR-Grenzen Maßnahmen an der Demarkationslinie, Ein- bekannt gegeben. richtung einer 5 km Sperrzone und eines 500  Am 14.11. äußert Hubert Weinzierl, Vorsitzen- m breiten Schutzstreifens. In der Aktion „Un- der des BUND und BN, dass der ehemalige To- geziefer“ werden entlang der gesamten Grenze desstreifen ein „grüner Streifen des Friedens“ „nicht vertrauenswürdige“ Menschen zwangs- werden könnte. umgesiedelt.  Die menschenfeindlichen Grenzsicherungsan- lagen werden abgebaut. Übrig bleibt ein einma- 13.08.1961 liger fast 1.400 Kilometer langer Rückzugsraum Beginn des Mauerbaus in Berlin. für viele seltene Tier- und Pflanzenarten und als Mitgift und Symbol der deutschen Einheit. 1961 Schließung der Grenzen, da immer mehr Men- 01.07.1990 schen die DDR verlassen. Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion BRD-  Beginn der militärischen Grenzverstärkung DDR. durch die DDR: zweireihiger Zaun, Waldschnei- sen, verminte Felder. 03.10.1990 Beitritt der DDR zur BRD.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 7 Das Grüne Band – vom Todesstreifen zur Lebenslinie 1974 – 1979 1993/1994 Erste umfassende Kartierungen der Vogel- Minenräumaktion – das Grüne Band gilt nun welt auf westlicher Seite entlang des Grenz- als „nach menschlichem Ermessen minenfrei“. streifens durch den BUND Naturschutz in Bay- ern e.V. (BN) im Raum Coburg (siehe Frobel 1996 1978, Beck & Frobel 1981). Mit dem Mauergrundstücksgesetz wird die  Zahlreiche gefährdete Arten wie Braunkehl- Rückübertragung der Flurstücke im Grenzge- chen, Raubwürger, Birkenzeisig, Ziegenmelker, biet geregelt. Zu DDR-Zeiten enteignete Privat- Neuntöter und Bekassine werden im Grenzstrei- personen können ihre Flächen zu 25 % des Flä- fen festgestellt. chenwertes zurückkaufen.

April 1981: April 1996 Erste Flächenankäufe des BN in Bayern ent- Das Bundesland Sachsen vollendet die Un- lang der Grenze zur DDR. terschutzstellung des sächsischen Grünen Bandes. 09.12.1989 Die Geburtsstunde des Grünen Bandes. Der 1998 BN lädt zum ersten gesamtdeutschen Treffen Der BUND setzt das erste länderübergreifen- von 400 Natur- und Umweltschützern ein. Die de Projekt (Arten- und Biotopschutzprogramm Schutzidee „Grünes Band“ wird geboren und ABSP-Projekt Steinachtal/Linder Ebene) um. in der ersten Resolution verabschiedet: „Der Fortan führen die Landesverbände des BUND Grenzstreifen zwischen Bundesrepublik und zahlreiche regionale Projekte am Grünen Band der Deutschen Demokratischen Republik ist durch. als grünes Band und als ökologisches Rückgrat Mitteleuropas vorrangig zu sichern, … Darüber- 1999 hinaus sollen großflächig grenzüberschreitende Gründung des bundesweit tätigen BUND Pro- Schutzgebiete errichtet oder miteinander ver- jektbüros Grünes Band in Nürnberg. netzt werden….“ 2000 Anfang 90er Erster Flächenankauf von 11 Hektar des BUND Mühsamer Kampf des Naturschutzes un- im Grünen Band im Altmarkkreis Salzwedel zum ter Federführung des BN für die Erhaltung des langfristigen Schutz. Grünen Bandes: Kartierungen, Ausstellungen, Faltblätter, Beantragung besonders wertvoller 2001 – 2002 Gebiete als Naturschutzgebiete, Lobbyarbeit Unter Leitung des BUND mit Unterstützung des bei Politikern und Behörden, lokale Projekte Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wird erst- – parallel entstehen Lücken durch intensiven malig die „Bestandsaufnahme Grünes Band“ Ackerbau, Straßen, Aufforstung. durchgeführt – als Basis für ein überregiona- les Konzept zum Schutz des gesamten Grü- 1990/1991 nen Bandes. Dabei werden 109 verschiedene Der BN führt gemeinsam mit dem Landesbund Biotoptypen nachgewiesen, 48 % der Fläche für Vogelschutz (LBV) eine große faunistische des Grünen Bandes sind nach der Roten Liste Kartierung am Grünen Band zwischen Bay- Deutschlands als gefährdet eingestuft. ern, Thüringen und Sachsen durch, die die enorme Bedeutung des ehemaligen Grenzstrei- 2002 fens für seltene Arten belegt. Start der Naturschutzgroßprojekte Nieder- sächsischer Drömling und Lenzener Elb- 1992 talaue, welche Teile des Grünen Bandes um- Beginn der beiden Naturschutzgroßprojek- fassen. te Schaalsee und sachsen-anhaltinischer Drömling. Es sind die ersten Naturschutz- 19.06.2002 großprojekte, die Teile des Grünen Bandes ein- Als Symbol für Begegnungen über die Grenzen schließen. hinweg und für den Schutz der Natur am Grünen Band wird das WestÖstliche Tor, ein LandArt- Kunstwerk aus zwei Eichenstämmen verbunden mit einer Stahlschwelle und umgeben von einem

8 Handlungsleitfaden für das Grüne Band jungen Eichenhain, eingeweiht. Ein Projekt des von Naturschutz, nachhaltiger Landwirtschaft BUND mit maßgeblicher Förderung durch die und umweltverträglichem Tourismus. Wir werden Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wäh- daher: gesamtstaatlich repräsentative Natur- rend der Einweihung wird von BUND und BfN schutzflächen des Bundes (inkl. der Flächen des die Idee des „Grünen Bandes Europa“ gebo- „Grünen Bandes“) in einer Größenordnung von ren. Michail Gorbatschow ist bei der Veran- 80.000 bis 125.000 Hektar unentgeltlich in eine staltung zugegen und übernimmt die Schirm- Bundesstiftung (vorzugsweise DBU) einbringen herrschaft. oder an die Länder übertragen. Zur kurzfristigen Sicherung des Naturerbes ist ein sofortiger Ver- 30.08.2002 kaufsstopp vorzusehen“. Im obigen Koalitions- Im CDU/CSU-100-Tage-Programm, Punkt vertrag wurde somit das Grüne Band erstmalig Nr. 44: „Eine unionsgeführte Bundesregierung als Nationales Naturerbe eingestuft. Der sto- wird die Sicherung des sog. „Grünen Bandes“ ckende Prozess der Flächenübertragung erhält mit Nachdruck verfolgen.“ damit neuen Schwung.

15.10.2002 2005 – 2007 In den Koalitionsvereinbarungen von SPD Kartographische Erfassung des Grünen und Bündnis90/Grüne wird der Schutz des Bands Europa der IUCN, gefördert von BfN und Grünen Bandes festgeschrieben: „…Die Bun- DBU: Naturschutzfachlich wertvolle Gebiete am desregierung wird durch die Sicherung öko- Grünen Band Europa werden in einem Geogra- logisch besonders bedeutsamer Bundeslie- phischen Informationssystem dokumentiert. genschaften (z. B. [aktuelle und] ehemalige Militärflächen, Bergbaufolgelandschaften und 2006 – 2008 Flächen im Gebiet des Grünen Bandes) dafür EU-gefördertes Interreg-Projekt GREEN BELT Sorge tragen, dass dieser Naturreichtum be- unter Leitung der Thüringer Landgesellschaft wahrt wird und so zur Attraktivität der touristi- (ThLG): Lückenanalyse für das Grüne Band schen Potenziale Ostdeutschlands beiträgt.“ Zentraleuropa, der BUND ist einer von insge- samt 18 Partnern aus acht Ländern, darunter 15. – 16.07.2003 Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei, Bei einer vom BfN organisierten Fachtagung in Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bulgarien. Bonn wird die Initiative Grünes Band Europa offiziell ins Leben gerufen. Ehrengast der Ver- anstaltung war wiederum Michail Gorbatschow, 2005 – 2011 der ehemalige Präsident der UdSSR. Im Rahmen des Projekts „Erlebnis Grünes Band“, gefördert vom BfN und wissenschaftlich 15.07.2003 begleitet vom BUND, wird das Grüne Band er- Bundesumweltminister Jürgen Trittin verkündet, lebbar gemacht und naturtouristische Angebo- „dass der Bundesfinanzminister (Hans Eichel) te entstehen. Gleichzeitig wird das Grüne Band jetzt grundsätzlich bereit ist …den Ländern durch Flächenkauf und Maßnahmenumsetzung Flächen, die dem Mauergrundstücksgesetz weiter entwickelt. unterfallen, unentgeltlich zu übertragen…“ 07.11.2007 9. – 12.08.2004 Beschluss des Bundeskabinetts: Nationale Erste Konferenz der europäischen Initiative, ge- Strategie zur Biologischen Vielfalt: Das Grü- meinsam von der Weltnaturschutzunion (IUCN) ne Band wird als Leuchtturmprojekt zur Er- und dem BfN durchgeführt, im ungarischen Teil haltung der biologischen Vielfalt in Deutschland des Fertő-Hanság-Neusiedler See National- benannt (S. 112; ebenso in BfN: Lage der Natur parks. Partner aus 24 Ländern organisieren sich 2008, S. 188 ff). zum Schutz des europäischen Grünen Bandes. Ein erstes gemeinsames Arbeitsprogramm wird 29.07.2009 verabschiedet, die IUCN stellt ein Sekretariat Novellierung des Bundesnaturschutzgeset- bereit, der BUND wird Regionalkoordinator für zes (BNatSchG) (BGBl. I S. 2542): Das Grüne das Grüne Band Zentraleuropa. Band wird namentlich im § 21 Absatz 3, Punkt 4 Biotopverbund, Biotopvernetzung erwähnt, als 11.11.2005 Bestandteil des nationalen Biotopverbunds. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und Da diese Nennung ohne weitere Erläuterungen SPD Kapitel 7.4 Nationales Naturerbe: „Unser oder Definitionen erfolgt, zeigt dies, wie klar und Land verfügt über ein reichhaltiges Naturerbe. profiliert das Grüne Band im deutschen Natur- Dieses wollen wir für zukünftige Generationen schutz ist. bewahren. Es geht um eine neue Partnerschaft

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 9 26.10.2009 2011 Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP, Auf der bundesweiten Fachtagung „Manage- S. 31/32: Die Regierungsparteien der Bundes- ment des Grünen Bandes“, gemeinsam durch- regierung vereinbaren, die Erhaltung und Ent- geführt vom BfN und BUND, wird einstimmig wicklung des Grünen Bandes Deutschland zu das Leitbild für die Biotoppflege im Grünen unterstützen. „Zur Sicherung des „Nationalen Band verabschiedet. Naturerbes“ werden wir die Übertragung der noch ausstehenden 25.000 Hektar national 2012 – 2014 wertvoller Naturflächen fortführen. Wir sichern Die „Aktualisierung der Bestandsaufnahme das „Grüne Band Deutschland“ entlang der Grünes Band“ mit Schwerpunkt der Verände- ehemaligen innerdeutschen Grenze als „Natur- rungen in Offenlandbereichen“ wird vom BUND monument“ und wollen die Entwicklung eines im Auftrag des BfN durchgeführt. Rund 64 % „Grünen Bandes Europa“ anstoßen.“ der Flächen im Grünen Band weisen einen Ge- fährdungsgrad nach der Roten Liste Deutsch- lands auf, 13 % der Gesamtfläche sind Lücken im Biotopverbund.

2012 – 2017 Im Rahmen des Projekts „Lückenschluss Grünes Band“ im Bundesprogramm „Biolo- gische Vielfalt“ werden unter der Trägerschaft des BUND Lücken im Grünen Band modellhaft geschlossen und Quervernetzungsmöglichkei- ten ermittelt.

06.05.2013 Das Grüne Band in der Rhön bei Frankenheim Als einziges Beispiel für bestehende trans- nationale „Grüne Infrastruktur“ findet die In- 2009 – 2012 itiative „Grünes Band Europa“ Erwähnung in Der BUND initiiert das Interreg IV B-Projekt der Mitteilung der EU-Kommission (COM (2013) „baltic green belt“. 15 Partner der angren- 249 final) zur Grünen Infrastruktur (GI) an das zenden Länder an der Ostseeküste (Estland, EU-Parlament, den Rat, den europäischen Wirt- Deutschland, Lettland, Litauen, Polen, Russ- schafts- und Sozialausschuss und den Aus- land) arbeiten zusammen an der Entwicklung schuss der Regionen. eines funktionierenden Netzwerks für das Grüne Band im baltischen Raum. 15.05.2013 Zehnjähriges Jubiläum der Initiative Grünes 2010 Band Europa mit Festveranstaltung im Bun- Die länderübergreifenden Naturschutzgroß- desumweltministerium in Berlin mit Unter- projekte des Bundes „Grünes Band Rodach- zeichnung einer Absichtserklärung zur tal – Lange Berge – Steinachtal“ und „Grünes Kooperation von bislang 15 Staaten und Un- Band Eichsfeld – Werratal“ starten. terstützerschreiben von zwei weiteren Staa- ten (Stand bei Drucklegung). 28.01.2011 Abschließende Flächenübertragung des Nationalen Naturerbes Grünes Band an das Bundesland Sachsen-Anhalt. Damit wurde eine langjährige Forderung des BUND endlich erfüllt. Der langwierige Prozess der Flächen- übertragungen wurde federführend vom Bun- desland Thüringen vorangetrieben.

2011 – 2014 EU-gefördertes Interreg-Projekt GreenNet un- ter Leitung der ThLG: Konzeptentwicklung für den Lückenschluss im Grünen Band Zentral- europa mit 22 Partnern aus sechs zentraleuro- päischen Ländern (Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich, Slowenien, Italien) mit Be- Vertragsunterzeichnung der Flächenübertragung des Na- teiligung des Regionalkoordinators BUND. tionalen Naturerbes Grünes Band

10 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Eine Auswahl umweltpolitischer Meilensteine zum Grünen Band Die folgenden politischen Aussagen stellen den Weg des Grünen Bandes von einem Naturschutzprojekt zu einem Leuchtturmprojekt der nationalen Biodiversitätsstrategie dar – eine unvergleichliche Erfolgsge- schichte:

November 1990 „Eckpunkte der ökologischen Sanierung und Grenze, als ökologisch besonders bedeutsam zu Entwicklung in den neuen Ländern“ des Bun- betrachten ist.” desumweltministers Prof. Dr. Klaus Töpfer: “Im ehemaligen Grenzbereich sind besonde- 10.01.1996 re Anstrengungen geboten, um möglichst viele Pressemitteilung des Bundesumweltminis- natürliche und naturnahe Flächen als „Grünes teriums. Wörtlich führte Bundesumweltminis- Band“ zu erhalten.“ terin Dr. Angela Merkel aus: „Mit der Schaf- fung des „Grünen Bandes“ von der Ostseeküste 15.04.1991 bis zur tschechischen Grenze haben Bund und Antwort der Bundesregierung, Bundestags- Länder die Chance ergriffen, ein einmaliges drucksache 12/366, die nochmals die o.g. Eck- Verbundsystem ökologisch wertvoller Flächen punkte bestätigt und für das Grüne Band feststellt: in Deutschland zu errichten. Das „Grüne Band“ „Außerdem besteht mit den betroffenen Ländern stellt neben dem Nationalparkprogramm einen Einvernehmen, dass möglichst alle wertvollen weiteren starken Impuls für den Naturschutz im Biotope und für den Naturschutz bedeutenden vereinten Deutschland dar und könnte künftig Gebiete erhalten und geschützt werden sollen. zu einem Beispiel für nachhaltige Entwicklung in ... Die Bundesregierung bleibt bei ihrer Einschät- Mitteleuropa werden.“ zung, dass sich im Übergangsbereich zwischen den alten und neuen Bundesländern zahlreiche 1998 Gebiete befinden, die für den Naturschutz von Faltblatt „Grünes Band in Thüringen“, he- großem Wert sind und deshalb dauerhaft ge- rausgegeben vom Thüringer Ministerium für schützt bleiben bzw. geschützt werden sollen.“ Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: „Der Freistaat Thüringen trägt aufgrund seines hohen 1992 Anteils am Grünen Band eine besondere Ver- Faltblatt „Das Grüne Band“, gemeinsam her- antwortung für dessen Erhaltung. Die Thüringer ausgegeben vom Thüringischen, Bayerischen Landesregierung hält deshalb an dem Ziel fest, und Sächsischen Umweltministerium (unverän- die Idee des Grünen Bandes zu verwirklichen derte Neuauflagen 1993 und Juni 1995): und im ehemaligen Grenzstreifen dem Natur- „... die Umgebung des ehemaligen Grenzstrei- schutz den Vorrang zu geben.“ fens hat sich zu einem einzigartigen lebendigen Grünstreifen von gesamtstaatlicher Bedeutung 19. – 20.11.1998 gewandelt.“ „Biotopverbund muss großflächig Umweltministerkonferenz (UMK) in Stuttgart. und zusammenhängend erfolgen. Der Brache- Die Umweltminister bitten den Bund erneut, streifen der früheren Grenze ist bereits eine ein- „dass wertvolle Naturschutzflächen (rechtskräf- drucksvolle und wirksame, national bedeutsame tig ausgewiesene, im Verfahren befindliche und Biotopvernetzung, wie sie so oft gefordert wird.“ einstweilig sichergestellte Nationalparke und Na- turschutzgebiete, Kerngebiete von Biosphären- 1995 reservaten, ausgewiesene und beabsichtigte Na- Europäisches Naturschutzjahr: Auszeichnung tura 2000 Gebiete) in den neuen Bundesländern als modellhaftes Naturschutzprojekt durch Bun- nicht an private Interessenten veräußert werden.“ despräsident Prof. Dr. Roman Herzog. Die UMK bittet den Bund, dafür zu sorgen, „dass die gleichen Grundsätze auch für die Bundes- 30.11.1995 vermögensverwaltung gelten.“ Umweltministerkonferenz (UMK) in Mag- deburg. Alle deutschen Umweltminister März 1999 erklären in einer Grundsatzerklärung zu- Auf der Amtschefkonferenz der Umweltmi- sammen mit allen Umweltverbänden, dass nisterien der Länder und des Bundesum- “als Grundlage für einen großräumigen weltministeriums (BMU) in Landshut erklärt Biotopverbund das länderübergreifende “Grüne der Vertreter des BMU, dass „keine weiteren Band”, früher das Gebiet der innerdeutschen Naturschutzflächen mehr auf dem freien Grund- stücksmarkt verkauft werden.“

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 11 11. – 12.10.2000 Brutalität erfahren hat, hätte wohl einst daran Auf der Amtschefkonferenz der Umweltmi- geglaubt, dass das gleiche Gebiet heute einzig- nisterien der Länder und des BMU wird die artigen Lebensraum für seltene Tiere und Pflan- Erhaltung des Grünen Bandes in einem Be- zen bietet. Ich finde, dies ist ein wunderschönes schluss untermauert. Bild für jeden, der mit der Grenze zu tun hatte, ob auf der West- oder auf der Ostseite; und es 19.06.2002 ist mehr als ein Symbol. Es ist in der Tat ein emo- Bundesumweltminister Jürgen Trittin erklärt tionales Erlebnis, dass aus lebensfeindlichen in seiner Rede zur Einweihungsfeier „WestÖst- Grenzgebieten ein grünes Band wird, das uns liches Tor“ mit Vorstellung der Ergebnisse zum in Deutschland verbindet - Ost und West, von E&E-Projekt „Bestandsaufnahme Grünes Band“: der Ostseeküste bis zum Bayerischen Wald…. „ ... Und es geht auch und gerade hierbei das Ich sage Ihnen noch einmal herzlichen Dank zu bewahren, was uns die Geschichte an dieser und wünsche allen, die sich für den Naturschutz Stelle hinterlassen hat, nämlich insbesondere engagieren, alles Gute.“ entlang dieses ehemaligen Grenzstreifens Ge- genden sehr unberührter Natur, von Schönheit, 29.10.2006 die wir an dieser Stelle erhalten wollen. Dieses Bundespräsident Horst Köhler anlässlich Erbe, das mein Vorvorgänger Klaus Töpfer unter der Verleihung des Deutschen Umwelt- anderem mal als das „Tafelsilber der Deutschen preises: „Besonders freut es mich, dass nun Einheit“ bezeichnet hat, zu bewahren, ist uns ein endlich auch die Idee des „Grünen Bandes“ besonderes Anliegen. Es ist einer der Gründe, verwirklicht werden kann. …Die Wunde der Tei- warum wir in den letzten Jahren rund 100.000 lung hat sich geschlossen, und Deutschland ist Hektar naturschutz-würdige Flächen in dem Ge- verbunden durch ein Grünes Band von der Ost- biet der ehemaligen DDR den Länder und Natur- see bis zum Bayerischen Wald. Es ist gut, dass schutzverbänden zur Verfügung gestellt haben dieses natürliche Band nun dauerhaft erhalten zum Zwecke des Naturschutzes, aber es ist auch werden kann.“ das Anliegen hier gerade entlang des Grünen Bandes das zu erhalten ...“ 2008 Der damalige Generalsekretär der Konvention 19.06.2002 über die Biologische Vielfalt (CBD - Convention Michail Sergejewitsch Gorbatschow in seiner on Biological Diversity), Dr. Ahmed Djoghlaf in Rede zu Einweihungsfeier „WestÖstliches Tor“: seinem Resümee zur 9. Tagung der Vertrags- „Liebe Freunde, das ist ein einmaliges Ereignis, staatenkonferenz (COP9) über die Biologische und ich bin aufgeregt. …Natürlich ist diese Stel- Vielfalt: „Ein weiteres einzigartiges Beispiel des le auch mit Erinnerungen verbunden. Wir alle Erhalts biologischer Vielfalt in Deutschland ist haben schwierige Zeiten der Teilung Europas der ehemalige deutsch-deutsche Grenzstreifen. erlebt, der Teilung Deutschlands. Die Berliner Unbegehbar und unbenutzbar für Jahrzehnte, Mauer war ja ein Symbol der Teilung, sowohl wurde er ein Zufluchtsort für Fauna und Flora. Europas als auch Deutschlands und Berlins. Natürliche Biotope konnten sich entwickeln, die Ich möchte jetzt nicht auf die Vergangenheit zu- deutsche Landschaftsarten von der Küste bis zu rückgehen, wir haben sie geschlossen - und das den Mittelgebirgen und andere gefährdete Ha- ist gut so. Aber wir müssen das im Gedächtnis bitate umfassen. Inzwischen stellt dieses „Grü- behalten als eine Lehre für uns alle. Eine Lehre ne Band“ das Rückgrat des trans-europäischen für die Deutschen und die Russen, für alle Eu- „Grünen Bandes“ dar, das, von der Adria bis zur ropäer, auch für andere Völker. ... Ich möchte Barentsee verlaufend, insgesamt 22 Länder ein- denjenigen herzlich danken, die auf diese her- bezieht. Dieses europäische grüne Band unter- vorragende Idee gekommen sind, die ehemals stützt nicht nur die Arbeit des Übereinkommens, trennende Grenze zu einem Denkmal der Kul- sondern auch die des Natura-Netzwerkes, wie tur, der Landschaft und der Zusammenarbeit zu auch anderer europäischer Initiativen.“ verwandeln. Alles Gute auf Ihrem Weg.“ 20.08.2009 30.05.2006 Pressemitteilung des BMU: Anlässlich des 20. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Bonn Jahrestages der kurzzeitigen ersten Grenzöff- in der Rede zum Jubiläum „100 Jahre staatlicher nung zwischen Ungarn und Österreich am 19. Naturschutz“: „Wir sind, glaube ich, gemeinsam August 1989 appellierte Bundesumweltmi- der Überzeugung: Unser vielfältiges Naturerbe nister Sigmar Gabriel an die Bundesländer, ist Teil des Reichtums unseres Landes. Vie- die für die Ausweisung der Flächen zuständig le besonders schutzwürdige Gebiete befinden sind, das Grüne Band mit der neuen Schutz- sich im Bereich der ehemaligen innerdeutschen kategorie als Nationales Naturmonument in be- Grenze. Kaum jemand, der diese Grenze in ihrer sonderer Weise aufzuwerten: „Der ehemalige

12 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Todesstreifen entlang der innerdeutschen Gren- Videobotschaft: „Das Grüne Band überwindet ze hat sich zu einem Band des Lebens entwi- Grenzen und verbindet Natur und Menschen. Es ckelt. Er ist ein Ort der Erinnerung, aber er ist trifft damit das Herz dessen, wofür Europa und auch von unschätzbarem Wert für die Natur. nachhaltige Entwicklung stehen. Es hilft zudem Damit wird das Grüne Band in Deutschland als eine Verbindung herzustellen zwischen europä- Teil des gesamteuropäischen Grünen Bandes ischer Politik und der praktischen Umsetzungs- ein erlebbares Symbol für den Naturschutz und ebene. Diese Konferenz ist dabei ein exzellentes den Frieden in Europa.“ Beispiel wie Mitgliedsstaaten, Nichtregierungs- organisationen und andere Akteure effektiv zu- 16.05.2013 sammen arbeiten.“ EU-Umweltkommissar Janez Potočnik bei der 7. paneuropäischen Konferenz in einer

Landkreise und Ländergrenzen am Grünen Band Landkreise am Grünen Band Bundesland Landkreis/Kreisfreie Bundesland Landkreis/Kreisfreie Stadt Stadt Mecklenburg-Vorpommern Nordwestmecklenburg Hessen Werra-Meißner-Kreis Ludwigslust-Parchim Hersfeld-Rotenburg Brandenburg Prignitz Fulda Sachsen-Anhalt Stendal Bayern Rhön-Grabfeld Altmarkkreis Salzwedel Haßberge Börde Coburg Harz Kronach Thüringen Nordhausen Hof Eichsfeld Quelle: www.kreisnavigator.de, Stand 2011, hrsg. von: Deutscher Landkreistag Unstrut-Hainich-Kreis Wartburgkreis Eisenach Schmalkalden- Länge der Ländergrenzen am Grünen Band Meiningen Bundesland Länge Angrenzendes Hildburghausen (in km) Bundesland Sonneberg Mecklenburg-Vorpommern 137 Schleswig- Saalfeld-Rudolstadt Holstein Saale-Orla-Kreis Mecklenburg-Vorpommern 36 Niedersachsen Sachsen Vogtlandkreis Niedersachsen 43 - Schleswig-Holstein Lübeck (Amt Neuhaus) Herzogtum Lauenburg Brandenburg 30 Niedersachsen Niedersachsen Lüneburg Sachsen-Anhalt 343 Niedersachsen Lüchow-Dannenberg Uelzen Thüringen 112 Niedersachsen Gifhorn Thüringen 270 Hessen Helmstedt Wolfenbüttel Thüringen 381 Bayern Goslar Sachsen 41 Bayern Osterode am Harz Summe 1393 Göttingen

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13 Großschutzgebiete am Grünen Band

Das Grüne Band Deutschland erstreckt sich entlang der Ländergrenzen von neun Bundesländern über 1.393 Kilo- meter vom Priwall an der Ostsee bis zum Dreiländereck bei Hof.

SCHLESWIG- Schaalsee HOLSTEIN Lauenburgische Seen MECKLENBURG-Mecklenburgisches Elbetal VORPOMMERN

Elbhöhen-Wendland Flusslandschaft Elbe

NIEDERSACHSEN Drömling Elm-Lappwald

BRANDENBURGHarz Harz SACHSEN- Harz Sachsen-Anhalt ANHALT Südharz Eichsfeld-Hainich-Werratal NORDRHEIN- WESTFALEN Meißner-Kaufunger-Wald Thüringer Wald SACHSEN THÜRINGEN Thüringer Schiefergebirge/ Rhön Obere Saale HESSEN

Erzgebirge/Vogtland Hessische Rhön RHEINLAND- PFALZ Frankenwald Bayerische Rhön

SAARLAND Haßberge

BAYERN

BADEN- WÜRTTEMBERG

Nationalpark

Biosphärenreservate

Naturparke

http://www.geodienste.bfn.de/schutzgebiete/

14 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 2 Die Bedeutung des Grünen Bandes für Mensch und Natur Die hohe Bedeutung des Grünen Bandes liegt vor angrenzenden Bereichen (bis ca. fünf Kilometer Ent- allem darin, dass dieses Biotopverbundsystem groß­ fernung) eine Reihe von störungsempfindlichen Arten, flächig und in vielen Bereichen noch ununterbrochen die sich infolge der Abgeschiedenheit und oft exten- ausgebildet ist. In ausgeräumten und strukturarmen siven Landnutzung sowohl in den alten wie den neuen Agrarlandschaften ist das Grüne Band oft die einzige Bundesländern ansiedeln konnten. Bei diesen han- wertvolle Landschaftsstruktur, die vielen gefährdeten delt es sich z. B. um Schwarzstorch (Ciconia nigra), Arten einen Rückzugsraum bietet und an die bei künf- Kranich (Grus grus), Raubwürger (Lanius excubitor) tigen Renaturierungsmaßnahmen angeknüpft werden oder Fischotter (Lutra lutra). kann. Mit einer Gesamtlänge von 1.393 Kilometern ist das Grüne Band der längste Lebensraumverbund Im Bereich der Landesgrenzen zwischen Bayern, Deutschlands und trägt somit maßgeblich zu einer Thüringen und Sachsen wurden kurz nach der Wende Grünen Infrastruktur durch Europa bei (siehe Kapi- im Jahr 1991 insgesamt 131 Brutvogelarten (darunter tel 8). Das Grüne Band ist als Süd-Nord-Verbreitungs- 59 der Roten Liste (RL) Deutschland), 40 Libellenar- achse von herausragender Bedeutung. Es ermöglicht ten (darunter 26 der RL) und über 600 Pflanzenarten Tieren und Pflanzen, den nachweislich vom Klima- (darunter 120 der RL) nachgewiesen (BN & LBV 1991). wandel verursachten Verschiebungen des klimatisch Viele Vogelarten der RL haben, im Vergleich zur an- geeigneten Areals zu folgen. Mit seinen naturnahen grenzenden Kulturlandschaft, deutliche Verbreitungs- Offenland-, Wald- und Gewässerkomplexen, sowie schwerpunkte in den nicht landwirtschaftlich genutz- einigen gut erhaltenen Feuchtgebieten und Mooren ten Biotopstrukturen des Grünen Bandes. erfüllt das Grüne Band eine Vielzahl von Ökosystem- leistungen wie z. B. CO2-Speicherung, Stabilisierung Vielerorts sind dem Grünen Band seit 50 Jahren von des Wasserhaushalts und Rückhaltung bei Starkre- Nutzungsintensivierung verschonte Lebensräume in genereignissen (StMUG 2013). Bedingt durch seine den alten und neuen Bundesländern benachbart: die Entstehungsgeschichte ist das Grüne Band heute oft mehrere Kilometer tiefe, der eigentlichen Gren- eine Erinnerungslandschaft und lebendiges Denkmal ze vorgelagerte Sperrzone im Osten und die durch für die deutsch-deutsche Teilung und wird von vielen Grenznähe bedingte periphere Lage im Westen (das Menschen zur Freizeitgestaltung, Erholung oder aus ehemalige „Zonenrandgebiet“) führten dazu, dass geschichtlichem Interesse bereist. Auch weist der ehe- relativ viele großräumige und naturnahe Flusstäler, malige Grenzstreifen bestimmte Besonderheiten auf, Feuchtgebiete oder kaum genutzte Wälder auf beiden die es in der heutigen Landschaft kaum noch gibt: Seiten der Grenze erhalten bzw. von der allgemeinen • relativ geringe Nutzung im Vergleich zur umgeben- Nutzungsintensivierung verschont blieben. Die durch den intensiv genutzten Agrarlandschaft, die Grenzziehung entstandenen und heute als Total- • auf ehemaligen Ackerstandorten entstandenes ex- reservat geschützten Kernberei- tensiv genutztes Grünland, Schaftriften oder halb- che im Naturpark Drömling offene Gebüschsukzessionen, an der Landesgrenze zwi- • ein Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und schen Niedersachsen Pflanzenarten, entstanden durch die Stö- und Sachsen-Anhalt rungsarmut durch jahrzehntelange Absper- sind hierfür ein typi- rung, sches Beispiel. • in feuchten, schwer zugänglichen Abschnit- ten entstandene, ungestörte Feuchtgebiete, • frühe Sukzessionsstadien, z. B. auf nähr- stoffarmen Kalk- oder Sandböden, und na- turnahe Vorwaldstadien innerhalb größerer Waldgebiete unterstützt und gefördert durch die in unregelmäßigen Abständen durchge- führten Maßnahmen der Grenztruppen zur Frei- haltung des Sichtfeldes, • kein direkter Düngereintrag und im Vergleich zur angrenzenden regulären Ackernutzung in West und Ost niedrige Pestizideinträge aus Gründen der Be- schränkung auf den Spurensicherungsstreifen.

Eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten lebt im Grünen Band. Als Charaktervogel ist hier z. B. das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) zu nennen. Wei- ter siedeln im Grünen Band und in den unmittelbar

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 15 3 Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten

Systematische bundesweite und aktuelle Gelände- 1 »Vom Aussterben bedroht« der RL Deutschlands erhebungen zum Inventar an Pflanzen- und Tierarten aufwiesen, 20 Arten den Gefährdungsgrad 2 »Stark liegen für das Grüne Band nicht vor. Vielmehr ist aus gefährdet« und über die Hälfte der Arten den Ge- mehreren unterschiedlichen, zeitlich und räumlich be- fährdungsgrad 3 »Gefährdet«. Die in dieser Literatur- grenzten bzw. heterogenen Datenquellen und verhält- auswertung am häufigsten ermittelten Arten waren nismäßig kleinräumigen Erhebungen erkennbar, dass Braunkehlchen und Neuntöter (Lanius collurio), da- das Grüne Band ein sehr artenreicher Lebensraum nach folgten Dorngrasmücke (Sylvia communis) und mit einer Vielzahl von seltenen Arten ist. Wachtel (Coturnix coturnix). Besonders erwähnens- wert ist, dass der vom Aussterben bedrohte Raub- Informationen über das Arteninventar des Grünen würger häufig im Grünen Band nachgewiesen wurde. Bandes stammen beispielsweise von Beck & Frobel Weitere stark gefährdete Arten wie Rebhuhn (Perdix (1981), BN & LBV (1991), BN/BUND (2002) und dem perdix), Ortolan (Emberiza hortulana) oder Bekassine GEO-Tag der Artenvielfalt (2003). Auch liegen Informa- (Gallinago gallinago) bei den Vogelarten und Arnika tionen zu Arten im Grünen Band aus Schutzwürdig- (Arnica montana), Breitblättriges Knabenkraut (Dac- keitsgutachten, Managementplänen, laufenden Mo- tylorhiza majalis) und Moorklee (Trifolium spadiceum, nitoringprogrammen, z. B. der Stiftung Naturschutz auch Brauner Klee genannt) bei den Pflanzenarten Thüringen vor, sowie aus universitären Forschungs- waren relativ häufig erfasst worden. projekten, für die im Grünen Band Untersuchungsflä- chen bereitstellt wurden. Spätere Untersuchungen ergaben in ausgewählten Gebieten des Grünen Bandes ebenfalls bemerkens- Im Rahmen der ersten Bestandsaufnahme des Grü- wert viele und gefährdete Arten, so beispielsweise nen Bandes 2001/2002 wurden umfangreiche Infor- beim GEO-Tag der Artenvielfalt im Jahr 2003. mationen zu Arten gesammelt, die v. a. aus einer umfangreichen Literaturauswertung stammten (z. B. Pflegeplanungen zu bestehenden oder geplanten GEO-Tag der Artenvielfalt 2003 Schutzgebieten, Kartierungen, Gutachten und Da- Am 5. GEO-Tag der Artenvielfalt am 14.06.2003 wur- tenbanken, die von den Landkreisen erstellt wor- den viele floristische und faunistische Besonderhei- den waren). Dies stellte zwar keine flächendecken- ten für das jeweilige Bundesland oder die Region de Bestandsaufnahme der Tiere und Pflanzen im ermittelt, z. B. eine seit 50 Jahren in Sachsen nicht Grünen Band dar, erbrachte aber eine Vielzahl von mehr nachgewiesene Hummelart, die Bergwaldhum- naturschutzfachlich wertvollen Artnachweisen. Die mel (Bombus wurflenii). Im Gebiet am Dassower See meisten Nachweise von Arten, die in einem Geo- wurde seit 1927 erstmals wieder die Schwalbenwurz graphischen Informationssystem (GIS) dargestellt (Vincetoxicum hirundinaria) nachgewiesen. Wertet werden konnten, lagen für Vögel und Pflanzen vor. man die verfügbaren Artenlisten von ausgewählten Bei dieser Auswertung konnten im Jahr 2002 160 Artengruppen wie z. B. Höhere Pflanzen und Vögel Tier- und Pflanzenarten (mit 1.056 Nachweisen) er- nach dem Gefährdungsgrad der RL Deutschlands fasst werden, von denen acht den Gefährdungsgrad aus, so zeigt sich, dass in jedem Gebiet gefährdete

Gefährdete Pflanzen im Grünen Band • GEO-Tag der Artenvielfalt 2003

Vogtland RL V Unteres Eichsfeld RL D,G,R Roeggeliner See RL 3 NLP Harz RL 2 Harper Mühlenbach Großes Bruch RL 1 Gipskarst Dassower See 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Anzahl Rote Liste-Arten Deutschland

16 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Deutschland hat eine dieser Art zugute kommen, wurden im Projekt „Er- hohe Verantwortlichkeit lebnis Grünes Band“ durchgeführt (z. B. Sattelgrund, für die weltweite Erhal- Tettautal, Landkreise Sonneberg und Kronach). tung der besonders gefährdeten Arnika. Im Grünen Band gibt Vögel es sie noch Insgesamt wurden 47 Vogelarten der RL Deutschland (nach BfN 2009) ermittelt, darunter eine bundesweit vom Aussterben bedrohte Vogelart (Bekassine), vier- zehn stark gefährdete (Brand- und Flussseeschwalbe (Sterna sandvicensis und hirundo), Gänsesäger (Mer- gus merganser), Kiebitz (Vanellus vanellus), Raubwür- Arten der bundes- ger, Rebhuhn, Große Rohrdommel (Botaurus stellaris), deutschen RL gefun- Baumfalke (Falco subbuteo), Braunkehlchen, Feldler- den werden konnten, che (Alauda arvensis), Grauammer (Emberiza caland- darunter auch vom Aus- ra), Löffelente (Anas clypeata), Turteltaube (Streptope- sterben bedrohte Arten. lia turtur) und Weißstorch (Ciconia ciconia)) und sieben gefährdete Vogelarten, daneben auch eine Reihe von Pflanzen Arten der Vogelschutz-Richtlinie (VSR), Anhang 1. Insgesamt wurden 156 Pflanzenarten der RL Deutschland (nach BfN 1996) an einem Der Neuntöter wurde z. B. in allen acht hier darge- Tag im Grünen Band ermittelt, davon drei bundesweit stellten Gebieten des GEO-Tags der Artenvielfalt 2003 vom Aussterben bedrohte, 18 stark gefährdete und 54 nachgewiesen, in sieben Gebieten die Feldlerche (RL gefährdete Pflanzen. Die meisten RL-Pflanzen wurden 3) und der Feldschwirl (RL V), in fünf Gebieten der im Nationalpark Harz (72) gefunden, gefolgt vom Rög- Baumpieper (RL V) und in vier Gebieten der Kiebitz geliner See (53), Vogtland (46) und dem Dassower See (RL 2), die Turteltaube (RL 3), der Eisvogel (Alcedo at- (46). Beispiele für bundesweit stark gefährdete Arten this) und das Braunkehlchen (RL 3). sind das Fleischfarbene Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) und der Kleine Wasserschlauch (Utricularia Weitere Nachweise von gefährdeten Arten der RL minor, Röggeliner See), die Sumpf-Siegwurz (Gladio- Deutschlands oder der FFH-Richtlinie am GEO-Tag lus palustris, Großes Bruch), Bärlapp-Arten (Lycopo- der Artenvielfalt 2003 sind ebenfalls bemerkenswert. dium issleri und L. zeilleri im Nationalpark Harz), oder Einige sollen hier beispielhaft aufgezählt werden: Bei der oben schon genannte Moorklee (Vogtland). den Amphibien sind insbesondere die Funde am Rög- geliner See hervorzuheben. Hier wurden Laubfrosch Die bundesweit gefährdete, nach Bundesartenschutz- (Hyla arborea) und Moorfrosch (Rana arvalis), Kamm- verordnung besonders geschützte Arnika ist eine der molch (Triturus cristatus) und Rotbauchunke (Bom- Arten, für die Deutschland eine hohe Verantwortung bina bombina) gefunden, alles gefährdete oder stark für die weltweite Erhaltung hat. Sie kommt im Grünen gefährdete Arten und Arten der FFH-Richtlinie. Im Band vom Harz bis in das Thüringische Schieferge- Großen Bruch wurde eine Libellenart der FFH-Richt- birge, den Frankenwald und das Vogtland auf nähr- linie, Anhang 1, die Helm-Azurjunger (Coenagrion stoffarmen, frischen bis feuchten Wiesen und Weiden mercuriale) nachgewiesen, während im Harper Müh- in montaner Lage vor. Pflegemaßnahmen, die auch lenbach die Blauflügel-Prachtlibelle Calopteryx( virgo)

Gefährdete Vogelarten im Grünen Band • GEO-Tag der Artenvielfalt 2003

Vogtland RL D,G,R Unteres Eichsfeld VSR-Anhang1 Roeggeliner See RL V NLP Harz RL 3 Harper Mühlenbach Großes Bruch RL 2 Gipskarst RL 1 Dassower See 0 5 10 15 20 25 30 Anzahl Rote Liste-Arten Deutschland

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 17 ermittelt wurde. Aus der Landgra- Beispiele für Tier- und Pflanzenarten typischer Lebensräume im Grü- ben-Dumme-Niederung ist die nen Band sind: Vogel-Azurjungfer (Coenagrion or- natum), ebenfalls im Anhang 1 der Lebensraum Tier- und Pflanzenarten FFH-Richtlinie, bekannt. Kranich (Grus grus), Bekassine (Gallina- Im Grünen Band Sachsen im Vogt- go gallinago), Kiebitz (Vanellus vanellus), Feuchtgebiete land wurden am GEO-Tag der Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Wie- Artenvielfalt fünf bundesweit ge- senpieper (Anthus pratensis) fährdete Tagfalter (nach BfN 2011) nachgewiesen, darunter auch der Laubfrosch (Hyla arborea), Moorfrosch Goldene Scheckenfalter (FFH-Art (Rana arvalis), Kammmolch (Triturus Euphydryas aurinia), dessen Rau- cristatus), Rotbauchunke (Bombina bom- pen sich v.a. von Teufelsabbiss Naturnahe Standgewässer bina), Drosselrohrsänger (Acrocephalus (Succisa pratensis) ernähren. Wei- arundinaceus), Große Rohrdommel (Bo- tere Besonderheiten im Grünen taurus stellaris), Rohrweihe (Circus aeru- Band Sachsen sind bundesweit ginosus), Wasserralle (Rallus aquaticus) stark gefährdete Tagfalter wie der Violette Feuerfalter (Lycaena alci- phron) sowie gefährdete Arten wie Fischotter (Lutra lutra), Grüne Keiljungfer Naturnahe Fließgewässer der Baldrian-Scheckenfalter (Me- (Ophiogomphus cecilia) litaea diamina), Wachtelweizen- Scheckenfalter (Melitaea athalia) und der Lilagold-Feuerfalter (Ly- caena hippothoe). Daneben wur- Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuria- Strukturreiche Gräben den sechs weitere Arten der bun- le), Vogel-Azurjungfer (C. ornatum) desweiten Vorwarnliste (nach BfN 2011) nachgewiesen.

Die oben genannten gefährdeten Bergwiesen Arnika (Arnica montana: V!) Arten der RL Deutschlands, oder Arten der FFH-Richtlinie oder der VSR, wurden alle an einem einzigen Tag (14.6.2003) im Grünen Band er- Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza mittelt: ein Beleg für die herausra- majalis: V!), Moorklee (Trifolium spadice- Nasswiesen gende Bedeutung des Grünen Ban- um), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), des, nicht nur für den bundesweiten Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) Biotopverbund, sondern auch als Lebensraum für bundesweit hoch- Schwarzstorch (Ciconia nigra), Grau- specht (Picus canus), Schwarzspecht gradig gefährdete Arten! Naturnahe (Dryocopus martius), Baumfalke (Falco Wälder subbuteo), Rotmilan (Milvus milvus), Wespenbussard (Pernis apivorus) Helmknaben- kraut Baumpieper (Anthus trivialis), Feldlerche (Alauda arvensis), Feldschwirl (Anthus trivialis), Neuntöter (Lanius collurio), Strukturreiches extensiv Raubwürger (L. excubitor), Rebhuhn genutztes Grünland (Perdix perdix), Schwarzkehlchen (Saxi- cola rubicola), Wendehals (Jynx torquilla), Wiesenweihe (Circus pygargus), Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) Zauneidechse (Lacerta agilis), Blauflüge- lige Ödlandschrecke (Oedipoda caeru- lescens), Eisenfarbiger Samtfalter (Hip- Strukturreiche parchia statilinus), Rote Röhrenspinne Trockenstandorte (Eresus kollari), synonym zu Harlekinspin- ne (Eresus cinnabarinus), Heidelerche (Lullula arborea), Schwarzkehlchen

Nachgestelltes V bei Pflanzen: „Verantwortungsart“

18 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Gefährdete Pflanzenarten des Grünen Bandes, die bei der Aktualisierung der Biotoptypen-Bestandauf- nahme im Jahr 2012 zufällig entdeckt wurden, ohne dass eine systematische floristische Kartierung erfolgte: ein weiterer Beleg für die herausragende bundesweite Bedeutung des Grünen Bandes als Lebensraum für gefähr- dete Arten!

Art Wissenschaftliche Bezeichnung Landkreis Land VA Landes- RL Arnika Arnica montana Vogtlandkreis SN ! 2 Arnika Arnica montana Sonneberg TH ! 2 Gelbe Segge Carex flava Wartburgkreis TH 2 Berg-Flockenblume Centaurea montana Wartburgkreis TH 3 Guter Heinrich Chenopodium bonus-henricus Wartburgkreis TH ! 3 Weichhaariger Pippau Crepis mollis Sonneberg TH ! 2 Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis subsp. majalis Schmalkalden- TH ! 2 Meiningen Kleines Mädesüß Filipendula vulgaris Schmalkalden- TH 3 Meiningen Deutscher Ginster Genista germanica Schmalkalden- TH 3 Meiningen Wasserfeder Hottonia palustris Altmarkkreis ST 3 Salzwedel Wasserfeder Hottonia palustris Wartburgkreis TH 1 Sibirische Schwertlilie Iris sibirica Hildburghausen TH 2 Ranken-Platterbse Lathyrus aphaca Wartburgkreis TH 2 Keulen-Bärlapp Lycopodium clavatum Sonneberg TH 3 Acker-Wachtelweizen Melampyrum arvense Wartburgkreis TH 3 Mannsknabenkraut Orchis mascula Schmalkalden- TH 3 Meiningen Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica Vogtlandkreis SN 2 Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica Wartburgkreis TH 2 Kugelige Teufelskralle Phyteuma orbiculare subsp. orbi- Schmalkalden- TH 3 culare Meiningen Quendelblättriges Kreuzblüm- Polygala serpyllifolia Vogtlandkreis SN 3 chen Sumpfblutauge Potentilla palustris Wartburgkreis TH 3 Platanenblättriger Hahnenfuß Ranunculus platanifolius Schmalkalden- TH 3 Meiningen Flammender Hahnenfuß Ranunculus flammula Altmarkkreis ST 3 Salzwedel Gewöhnlicher Teufelsabbiss Succisa pratensis Wartburgkreis TH 3 Gewöhnlicher Teufelsabbiss Succisa pratensis Vogtlandkreis SN V Spatelblättriges Greiskraut Tephroseris helenitis subsp. hele- Sonneberg TH !! 3 nitis Alpen-Leinblatt Thesium alpinum Vogtlandkreis SN 1 Wiesen-Leinblatt Thesium pyrenaicum Sonneberg TH 2 Trollblume Trollius europaeus Wartburgkreis TH 3

Spalte VA: Art, für die Deutschland eine hohe (!) oder sehr hohe (!!) Verantwortung zur weltweiten Erhaltung hat (nach Ludwig et al. 2007) Spalte RL: Gefährdungsgrad der Art nach der jeweiligen Roten Liste des Bundeslands. Artnamen nach www.floraweb.de

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 19 4 Gefährdung

Ohne Berücksichtigung der einmalig hohen natur- Dunkle Wolken über dem schutzfachlichen Bedeutung des Grünen Bandes Grünen Band: Ein Raps- geschahen (oftmals illegale) Eingriffe zur landwirt- feld im Altmarkkreis schaftlichen Intensivierung (Umbruch zu Acker oder Salzwedel zerschnei- intensive Grünlandnutzung). Dies führte insbesonde- det den Lebensraum- re Anfang der 1990er Jahre zu einer Verringerung der verbund Breite oder zur Zerstörung des Grünen Bandes (siehe Kapitel 5).

Mit dem Einigungsvertrag 1990 gingen fast alle Grund- stücke im Grünen Band in das Eigentum des Bundes über. Frühere Eigentümer bzw. deren Rechtsnach- folger konnten die ehemaligen Mauer- und Grenz- grundstücke gemäß dem Mauergrundstücksgesetz (MauerG) vom 15. Juli 1996 für 25 % des damaligen Verkaufswertes zurückkaufen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums waren zum Ablauf der An- tragsfrist am 31. Januar 1997 insgesamt 4.053 Anträge auf Rückübertragung gestellt worden.

Diese Rückübertragungen sowie die Veräußerung von Grundstücken im Eigentum der Bundesregierung (Bundesfinanzministerium) nach Bundeshaushalts- ordnung auf dem freien Grundstücksmarkt stellten eine zentrale Gefährdung des Grünen Bandes dar.

Nach intensiver Lobbyarbeit des BUND wurde in den Jahren nach 2003 die wichtige Forderung, die bun- deseigenen Flächen des Grünen Bandes vom Grund- stücksverkauf auszunehmen und für den Naturschutz zur Verfügung zu stellen, in mehreren langwierigen Mancherorts ist das Grüne Band kaum noch zu erkennen. Schritten erfüllt. Nach mehrjährigen Verhandlungen Hier die Reste des Grünen Bandes bei Büddenstedt an der insbesondere zwischen Bund und Ländern konnte Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen 2011 der Prozess der unentgeltlichen Übertragung von Bundesflächen im Grünen Band als Teil des Na- Auch ist ein großer Teil (ca. 30 %) in Privatbesitz und tionalen Naturerbes an die Länder bzw. deren Natur- kann damit möglichen Intensivierungen unterliegen. schutzstiftungen weitgehend abgeschlossen werden. Daher kauft der BUND weiterhin mit Spendengeldern Flächen im Grünen Band an. Die damit erfolgte Sicherung dieser Teilbereiche des Grünen Bandes für den Naturschutz ist von hoher Aktuell ist das Grüne Band von der Intensivierungswel- Bedeutung für die Erhaltung und die Entwicklung des le der Landwirtschaft bedroht, die v. a. durch den stark Grünen Bandes als Teil des länderübergreifenden Bio- subventionierten Energiepflanzenanbau (z. B. Mais) topverbunds. Größte Flächeneigentümer im Grünen ausgelöst worden ist. Dies wird den Fortbestand die- Band sind seither die Stiftungen der Bundesländer ses einzigen nationalen Biotopverbundes auch in den Thüringen und Sachsen-Anhalt. nächsten Jahren in verstärktem Maße gefährden.

5 Aktualisierung der Bestandsaufnahme (2012)

Das F+E-Vorhaben „Aktualisierung der Bestandsauf- erhoben, die 2001 als „nicht begehbar und kartierbar“ nahme Grünes Band“ (2012-2014) liefert durch eine eingestuft wurden. Aus der flächenscharfen Kartie- wesentlich genauere Erhebung in Bezug auf Maßstab, rung auf Basis aktueller Luftbilder im Maßstab 1:5.000 Biotoptypen und Nutzung im Vergleich zur Erhebung ergibt sich, dass das Grüne Band einerseits von ei- im Jahr 2001 ein noch detaillierteres Bild der Biotop- ner Vielzahl von wertvollen Biotoptypen, andererseits typenverteilung. Es wurden erstmals auch Kleinstruk- aber auch durch intensiv genutzte Bereiche geprägt turen und Linienelemente wie Hecken oder Gräben er- ist. Nach aktuellen Daten umfasst das Grüne Band hoben. Darüber hinaus wurden fast 275 Hektar Fläche eine Fläche von rund 17.712 Hektar (177 km²).

20 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Biotopgruppen im Grünen Band – Flächenbilanz 2012

Mesophiles Grünland, extensiv genutzt 14,9 Fließgewässer- und Uferkomplexe 11,8 Pionierwald 9,7 Standgewässer, strukturreich, naturnah 9,2 Intensivgrünland 6,7 Mischwälder 6,2 Nadelwald (Reinbestand) 4,8 Ungenutztes Grasland 4,4 Acker 4,3 Laubwald (überwiegend) 4,0 Feldgehölz, Gebüsche 3,7 Artenreiches Feucht- und Nassgrünland 3,3 Seggen-, Binsen-Sumpf, Röhricht 2,5 Feuchte (Hoch-)Stauden uren 2,0 Mager-, Halbtrocken-, Trockenrasen 2,0 Weichholz-Auwald, Erlen-Eschen-Wald 1,6 Bebaute Bereiche, Straßen 1,3 Schlucht- und Steilhangwaldkomplex 0,8 Natürlicher Rohboden 0,7 Zwergstrauchheiden 0,7 Bruch- und Sumpfwaldkomplex 0,6 Auorstungen 0,6 Eichen-Mischwald, thermophil 0,5 Bergwiese, extensiv genutzt 0,4 Artenreiche Ruderal ur trockener Standorte 0,4 Trockengebüsch 0,3 Ruderal ur, mesophil, frisch 0,3 Standgewässer, naturfern 0,3 Nicht begeh- und kartierbarer Bereich 0,3 Abgrabungen, Aufschüttungen 0,3 Bodensaure Buchenwälder 0,3 Feuchtgebüsch 0,2 Ruderale Rasen und Pionierrasen 0,2 Schlag uren 0,2 Schwermetallrasen 0,2 Hochmoor, Übergangsmoor 0,1 Kiefernwald, trockenwarm 0,1 Feldgehölze (v.a. auf trockenwarmen Standort) 0,1 Berg-Fichtenwald, naturnah 0,080 Borstgrasrasen 0,068 Park- und Grünanlage 0,066 Streuobstwiesen 0,018 Küste 0,017 Binnensalzstelle 0,002

0 3 6 9 12 15 Anteil an der Gesamtfläche in %

Ermittelte Biotoptypen Naturschutzfachliche Bewertung der 2012 wurden 146 Biotoptypen, differenziert mit 56 Biotoptypen Ausprägungen, kartiert. Flächenmäßig bedeuten- Die Auswertung der kartierten Biotope nach der RL de Biotoptypen sind extensiv genutztes, mesophiles Deutschland ergibt, dass insgesamt 9.557 Hekt- Grünland, Fließgewässer (z. B. Elbe, Oker, Aller, Wer- ar Offenland (inkl. Gewässer, Gebüsche) einen Ge- ra), Pionierwälder, Standgewässer (z. B. Schaalsee) fährdungsgrad der Stufen 1 bis 3 aufweisen. Das und Misch- und Nadelwälder. Die Biotopvielfalt reicht sind 54 % der Gesamtfläche des Grünen Bandes von Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden, über von 17.712 Hektar und 76,4 % von der Fläche des artenreiches Feucht- und Nassgrünland bis hin zu Offenlandes von 12.507 Hektar. Berücksichtigt man Binnendünen und Sandmagerrasen. auch die Waldflächen, so sind 63,6 % der Fläche des Grünen Bandes in einer der Gefährdungskategorien 1 bis 3 der RL Biotoptypen (2006) verzeichnet.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 21 Fläche der Biotoptypen im Grünen Band mit Ge- Bandes liegen über 150, meist nach 1989 entstandene fährdungsgrad (RL Biotoptypen Deutschland: NSG. Im Fünf-Kilometer-Umfeld des Grünen Bandes Riecken et al. 2006) befinden sich ca. 125 weitere NSG. Nimmt man die Schutzgebietskategorien NSG, Nationalparke (NLP), Gefährdungsgrad Offenland Grünes Band Natura 2000 Gebiete und Biosphärenreservate (BR) (ha) gesamt zusammen, so stehen deutschlandweit 68,1 % des (ha) Grünen Bandes unter Schutz. RL Deutschland 1 1.401 1.453 RL Deutschland 1-2 1.862 1.950 Selbst ein Vierteljahrhundert nach Beginn der Schutz- bemühungen weisen somit über 30 % des Grünen RL Deutschland 2 1.801 1.870 Bandes immer noch keinen Schutzstatus auf. Daher RL Deutschland 2-3 2.476 2.761 ist die Ausweisung geeigneter Teile als geschützter RL Deutschland 3 2.017 3.233 Landschaftsbestandteil, als Naturschutzgebiet oder Gesamtfläche 9.557 11.267 als „Nationales Naturmonument“ (vgl. Schumacher et al. 2013) durch die Bundesländer voranzutreiben. Lebensraumtypen (LRT) nach der Fauna-Flora-Habi- tat (FFH) -Richtlinie nehmen insgesamt 5.357 Hektar Lücken im Biotopverbund ein, was 30,3 % der Fläche entspricht. 2012 wurden Als Lücken im Biotopverbund werden Äcker und 27 FFH-LRT, davon sechs prioritäre LRT, ermittelt, Ackerbrachen, bebaute Bereiche, Intensivwiesen darunter Weichholz-Auen-Wälder mit Erle und Esche und -weiden, Aufforstungen, Abgrabungen und Auf- (169 Hektar), Schlucht- und Hangmischwälder (135 schüttungen angesehen. Diese umfassen 13 % der Hektar) und Borstgrasrasen (12 Hektar), insgesamt Gesamtfläche des Grünen Bandes. Intensivgrünland 323,4 Hektar prioritäre LRT. Nach § 30 BNatSchG ge- dominiert hierbei mit 1.179 Hektar vor Acker mit 760 schützte Flächen umfassen 5.185 Hektar des Grünen Hektar. Bandes, was 29,3 % der Gesamtfläche entspricht. Neben der Biotoptypenkartierung wurden im F+E- Bestehende Schutzgebiete Vorhaben „Aktualisierung der Bestandsaufnahme Als Gebiete nach der FFH-Richtlinie ist über die Hälfte Grünes Band“ angepasste Leitbilder für einzelne der Fläche (56,5 %) geschützt. In Vogelschutzgebie- Biotoptypen entwickelt, sowie flächenscharfe ten (SPA) liegen 54,4 %. Da sich FFH- und SPA-Ge- Erhaltungs- und Entwicklungsziele mit entspre- biete häufig überlappen, stellt die durch das Natura chenden Maßnahmenvorschlägen ausgearbeitet. 2000-System insgesamt geschützte Fläche 64 % der Diese sind im Kapitel 11 nachzulesen und auf der Fläche des Grünen Bandes dar. Als Naturschutzgebie- Projekt-DVD (siehe S. 23) im Geoinformationssys- te (NSG) sind über ein Viertel (29,4 %) der Fläche des tem (GIS) dargestellt. Grünen Bandes ausgewiesen. Entlang des Grünen

Prozentualer Flächenanteil an Schutzgebieten im Grünen Band Bundesland Fläche GB Fläche Strenge Natura Strenge Strenge (ha) NSG und Schutz- 2000 (FFH Schutzge- Schutzge- Prozentzahlen bezogen auf NLP (ha) Gebiete und SPA) biete plus biete, Na- die Fläche des Grünen Ban- (NSG und Natura tura 2000 des pro Bundesland NLP) 2000 und BR Brandenburg 1.196,2 657,7 55,0% 99,7% 99,7% 99,7% Mecklenburg-Vorpommern 4.467,8 2.391,4 53,5% 90,4% 92,6% 95,0% Niedersachsen 2.323,5 0,0 0,0% 99,1% 99,1% 100,0% Sachsen 315,7 165,8 52,5% 98,0% 98,1% 98,1% Sachsen-Anhalt 2.827,9 671,0 23,7% 36,6% 36,8% 37,9% Thüringen 6.580,7 1.322,5 20,1% 37,3% 40,6% 44,4%

Gesamt 17.711,8 5.208,5 29,4% 64,0% 65,8% 68,1%

Aus den prozentualen Flächenanteilen von Schutzgebieten im Grünen Band ist ersichtlich, dass Brandenburg die höchsten Anteile an NSG hat, gefolgt von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In Niedersachsen und Thüringen sind die geringsten Anteile als NSG geschützt. Brandenburg, Niedersachsen (BR Elbe, Amt Neuhaus) und Sachsen haben praktisch das gesamte Grüne Band als FFH- oder SPA-Gebiet gemeldet. Bei den Natur- schutzgebietsausweisungen und bei Natura 2000 Gebietsmeldungen haben die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt im Vergleich zu den übrigen Ländern Nachholbedarf.

22 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Projekt-DVD mit Biotoptypen, flächenscharfen Entwicklungs- und Erhaltungszielen sowie Maßnahmenvorschlägen Ein Ergebnis der Aktualisierung der Bestandsaufnah- Der Kartenhintergrund (Luftbilder oder topographische me ist eine Projekt-DVD, die beteiligten Akteuren vom Karten) ist aus Gründen des Urheberrechtsschutzes Projektbüro Grünes Band des BUND auf Anfrage zur nicht auf der Projekt-DVD enthalten. Über eine Reihe Verfügung gestellt wird. Sie enthält die Daten der Kar- von kostenlosten Internet-Kartendiensten (WMS-Ser- tierung aus dem Jahr 2012 als shape-Datei inkl. der ver) kann der Kartenhintergrund im GIS-Projekt orga- vorgeschlagenen Erhaltungs- und Entwicklungsziele nisiert werden (nähere Infos auf der Projekt-DVD). und Maßnahmen in der zugehörigen Attributtabelle sowie eine Fotodokumentation (mit shape-Datei der Bei der Erhebung 2012 wurde von möglichst jedem Fotostandorte), die in Geographische Informations- kartierten Biotoptyp ein digitales Dokumentarfoto ge- systeme (GIS) geladen werden können. Das kosten- macht. Diese Bilder haben sogenannte „Geotags“, freie GIS-Programm QGIS (www.qgis.org) steht auf d.h. die Geo-Koordinaten des Aufnahmeortes sind in der DVD zur Installation bereit. der Bild-Datei abgespeichert. Die Projekt-DVD enthält einerseits shape-Dateien der Fotostandorte, anderer- Die Biotoptypenkartierung 2012 (im Maßstab 1:5.000) seits kmz-Dateien zur Wiedergabe der Fotostandorte richtete sich nach einem numerisch organisierten Bio- in GoogleEarth, wobei die Bilder hieraus aufgerufen toptypenschlüssel, der wesentlich auf den Biotopty- und betrachtet werden können. penschlüsseln Thüringens (TLUG 2001) und des AK „Landschaftserkundung“ (2002) aufbaut. Die verwen- Der Zustand der Biotoptypen im Jahr 2012 ist damit deten Codierungen sind ebenso wie die Ziele und Maß- dokumentiert und steht für künftige Vergleiche zur nahmen in einer Excel-Datei sowie pro abgegrenztem Verfügung: positive und negative Entwicklungen kön- Biotoptyp in der Attributtabelle der shape-Datei auf nen somit nicht nur über die Ansprache der Biotopty- der Projekt-DVD dokumentiert. Die Geodaten der pen und ihrer Ausprägung ermittelt werden, sondern kartierten Biotope sind in einer shape-Datei (im GKK- auch aus den Fotos abgeleitet werden (siehe auch System, 3. Meridianstreifen) vermerkt, die Sachdaten Kapitel 6). (Codierungen für Biotoptypen, Ausprägungen, Nut- zungen, Erhaltungs- und Entwicklungsziele, Maßnah- Unten stehender Kartenausschnitt zeigt exemplarisch menvorschläge, sowie für Verbuschungs- und Über- einen Abschnitt des Grünen Bandes, wobei hier die schirmungsgrad) in der Attributtabelle. Weiter sind Codierungen der Biotoptypen sowie der Erhaltungs- bei jedem abgegrenzten Biotop der Gefährdungsgrad und Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge nach der RL Biotoptypen (Riecken et al. 2006) und der eingezeichnet wurden (stellenweise vereinfacht). Schutzstatus nach Art. 30 BNatSchG des jeweiligen Biotoptyps in die Attributtabelle eingetragen.

Maßnahmen M32 - Gehölze alle 5-10 J. entfernen, keine oder sehr extensive Nutzung M34 - extensive Mahd oder Beweidung (ohne Düngung, 1-2-schürig) M41 - Ufergehölze erweitern, Entwicklung Uferrandstreifen M60 / Z26 M60 - Hecken abschnittsweise auf den Stock setzen M62 - alle 5-10 Jahre Teilentfernung von Gehölzen M34 / Z26 M64 - Einzelfall-bezogene Maßnahmen zur Verringerung der Barrierewirkung 6120 Ziele Z02 - Erhaltung wertvoller Biotoptypen (§30-Fläche, Potential) 4224 Z08 - Erhaltung u. Förderung extensiv genutzten Offenlands Z23 - Erhaltung von Offenland-FFH-Lebensraumtypen Z26 - Erhaltung von gefährdeten Biotoptypen Z27 - Verringerung der Barrierewirkung von versiegelten Bereichen 6120 8000 M34 / Z08 M60 / Z26 9216 9210 M64 / Z27 9100 M34 / Z02 M32 / Z02 M64 / Z27 2214 4240 3230 M34 / Z26 M64 / Z27 Biotoptypen M = Maßnahmen-Nr. 4224 2210 - Bach Z = Ziele-Nr. M41 / Z26 4230 2214 - Graben M34 / Z23 3230 - Landröhricht 2210 4222 - extensives Grünland, gemäht 4224 - extensives Grünland, beweidet 4240 - mageres Feucht-/Nassgrünland 6120 M41 / Z26 4222 6120 - Hecke M60 / Z26 6223 - Trockengebüsch M34 / Z02 8000 - stark veränderter, gestörter Standort 9100 - bebaut 9210 - Verkehrsweg 0 50 100 m M62 / Z02 9216 - versiegelter Weg ± 6223

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 23 6 Langfristiges Beobachtungssystem

Die Bundesländer sind im Rahmen des Nationalen Strukturmerkmale (z. B. Verbuschungsgrad) informiert Naturerbes eine Erhaltungsverpflichtung eingegan- über naturschutzfachlich positive und negative Verän- gen. Auch bezüglich des Biotopverbundes vor dem derungen. Hintergrund der § 20 und 21 BNatSchG besteht ein allgemeines Erhaltungsziel. Die Einhaltung dieser Ver- Vor allem sind Umwandlungen zwischen intensiv und pflichtung sollte regelmäßig geprüft werden. Ebenso extensiv genutztem Grünland, Acker und Intensiv- notwendig ist die Erfolgskontrolle von durchgeführten grünland, die Verbuschung oder Wiederherstellung Maßnahmen. Für diese Zwecke ist der Aufbau eines von Zwergstrauchheiden von Bedeutung. Auch müs- langfristigen Beobachtungssystems erforderlich, das sen die Veränderungen bei Waldbiotoptypen lang- in regelmäßigen Abständen den Zustand des Grünen fristig zu erkennen sein. Hierbei geht es nicht nur um Bandes ermittelt, aus- und bewertet. die Entwicklung zu naturnahen Waldbeständen, son- dern auch darum, ggf. problematische Waldtypen wie Mit einem langfristigen Beobachtungssystem sind Energieholzplantagen oder Aufforstungen auf wert- Veränderungen, v.a. in der naturschutzfachlichen Be- vollem Offenland erkennen zu können. deutung von Offenland-Biotoptypen und des Waldes, einerseits auf der Ebene einzelner Flächen, anderer- Die naturschutzfachliche Bedeutung der vorhandenen seits in summarischen Flächenbilanzen für das ganze Struktur- und Biotoptypen, insbesondere des Offen- Grüne Band oder für Bundesländer ermittelbar. landes, kann nur durch Geländearbeit ermittelt werden und nur aus einer naturschutzfachlichen Bewertung Durch die detaillierte Biotoptypenkartierung 2012 im können qualifiziert Maßnahmen abgeleitet werden. Maßstab 1:5.000 im Rahmen des F+E-Vorhabens „Ak- tualisierung der Bestandsaufnahme Grünes Band“ Hierzu wäre ein zweistufiges System geeignet, das steht eine flächengenaue Referenzbasis zum Aufbau im Abstand von sechs Jahren, analog den Berichts- eines langfristigen Beobachtungssystems mit GIS- pflichten zur FFH-Richtlinie, den Zustand des Grünen Technologie zur Verfügung. Künftige Vollerhebungen Bandes darstellt. Eine Differenzierung in eine Luft- können dabei in Detaillierungsgrad und GIS-Organi- bildinterpretation (Übersichtserhebung, zur Ermitt- sation auf der Aktualisierung der Bestandserhebung lung von Hauptbiotop- und Nutzungstypen) und eine 2012 aufbauen. Die shape-Dateien der künftigen Voll- Geländeerhebung (Detailerhebung, mit Ansprache erhebungen sind fortschreibbar (neue Layer und neue von Biotoptypen und Strukturmerkmalen) erscheint Felder der Attributtabellen) und Vergleiche in den Flä- sinnvoll. Luftbildinterpretation und Geländeerhebung chenbilanzen erstellbar. sollten sich im sechsjährigen Turnus abwechseln.

Im Vergleich zur Biotoptypenkartierung im Jahr 2001 fanden bei manchen Biotoptypen deutliche Änderun- Langfristiges Beobachtungssystem gen der Flächenausdehnung statt. Das Grüne Band (2-stufig im 6-jährigen Wechsel) wird auch in Zukunft Änderungen unterliegen. Aus naturschutzfachlicher Sicht sind v. a. die Flächen- ausdehnung wertvoller Biotoptypen (Art. 30-Flächen, FFH-Lebensraumtypen, RL-Biotope) und die weitere Luftbildinterpretation zur Ermittlung von Entwicklung von genutzten Flächen (v. a. intensiv ge- Hauptbiotop- und Nutzungstypen nutzte Bereiche wie Acker und Intensivgrünland; Pio- nierwälder und Aufforstungsflächen) von besonderem Interesse.

Bei der Aktualisierung der Bestandserhebung aus Geländeerhebung zur Ansprache von dem Jahr 2012 wurden die aus der Kartierung 2001 Biotoptypen und Strukturmerkmalen bekannten Waldflächen nicht bearbeitet, ebenso nicht die Bereiche der aktuellen Naturschutzgroßprojekte „Grünes Band Eichsfeld-Werratal“ und „Grünes Band Die Übersichtserhebungen sollten auf der Ebene von Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal“ sowie Teile der Hauptbiotoptypen (zusammengefasste Biotoptypen) Biosphärenreservate Schaalsee, Flusslandschaft per Luftbildinterpretation erfolgen und das gesamte Elbe, Rhön und des Nationalparks Harz. Grüne Band sowie einen Puffer von beiderseits ca. 300 m umfassen. Umbruch von Grünland zu Acker, Ent- Eine langfristige Beobachtungsreihe erfordert eine wicklung von Grünland aus Acker, Aufforstungen, Be- flächendeckende Vollerhebung des gesamten Grü- bauung und ähnliche Veränderungen im Grünen Band, nen Bandes, ohne Datenrückgriffe oder -lücken. Nur aber auch ggf. erhöhter Nutzungsdruck aus dem Um- eine detaillierte Biotoptypenkartierung, einschließ- feld durch Intensivierung der Landnutzung rund um das lich der Ausprägung von Biotoptypen und ihrer Grüne Band sind im Luftbild erkennbar. Entsprechende

24 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Änderungen können aus aktuellen Luftbildern ermittelt von wichtigen Artengruppen (Vögel, Amphibien, Libel- werden und im GIS digitalisiert werden. len, Tagfalter, Heuschrecken u.ä.) ergänzt werden.

Diese Geländeerhebungen sollten durch Kartierungen Eine zweistufige Form der Dauerbeobachtung im im Maßstab 1:5.000, flächenscharfe Abgrenzungen sechsjährigen Wechsel ist dringend erforderlich von Biotop- und Strukturtypen im Gelände und GIS- (Übersichtserfassung durch Luftbildinterpretation; Digitalisierungen mit mindestens der Genauigkeit der Vollerhebung mit Geländekartierung, d.h. alle 12 Jahre Aktualisierung der Bestandserhebung aus dem Jahr Vollerhebung und alle 12 Jahre Luftbildinterpretation) 2012 durchgeführt werden. Basis sollten hoch auflö- um in relativ kurzen Zeitabständen und langfristig über sende Luftbilder sein, wie sie z. B. dem Projekt über den Gesamtzustand des Grünen Bandes informiert zu das BfN vom Bundesamt für Kartographie und Geo- sein. Nur so können negative Entwicklungen unter an- däsie bereitgestellt wurden. derem bedingt durch nicht vorhersehbare politische Entscheidungen (z. B. Subvention nachwachsender Die vegetationstypologischen Geländeerhebungen zur Rohstoffe) frühzeitig erkannt und entsprechende Maß- Biotoptypenkartierung sollten durch eine Aufnahme nahmenempfehlungen ausgesprochen werden.

7 Biotopverbund

7.1 Biotopverbund – Was ist das? miteinander. Sie gewährleisten und unterstützen den genetischen Austausch zwischen den Populationen Ziele des Biotopverbunds von Tieren und Pflanzen der Kernbereiche sowie Wan- Ziel ist die nachhaltige Sicherung der heimischen Ar- derungs-, Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungspro- ten und Lebensgemeinschaften und ihrer Lebensräu- zesse zwischen den (Teil-)Populationen. me. Darüber hinaus werden Erhaltung, Wiederherstel- lung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Korridore sind hierbei bandförmige Lebensräume, Wechselbeziehungen angestrebt. Das bedeutet, dass die Kernflächen räumlich miteinander verbinden. Ihre auch die ökologischen Wechselbeziehungen zwi- Dimension reicht für ein längeres Überleben eigener schen unterschiedlichen Biotoptypen, z. B. für Arten (Teil-)Populationen oft nicht aus, aber sie ermöglichen mit wechselnden Habitatansprüchen oder solchen, vielen Arten Austauschprozesse zwischen den Kern- die Lebensraumkomplexe besiedeln, gewährleistet flächen. Der Begriff Korridor bezieht sich im Kontext sein müssen. des Biotopverbunds primär auf seine Funktion für ein- zelne Arten. Der gleiche Landschaftsausschnitt kann Der Biotopverbund ist im Bundesnaturschutzgesetz dabei für eine Art ein Korridor und für eine andere Art in den Paragraphen 20 und 21 verankert. Demnach bereits eine Kernfläche sein. soll auf mindestens 10 % der Landesfläche ein Bio- topverbundsystem entwickelt werden, das auch zur Trittsteine sind Inseln von Biotopen oder Biotope- Verbesserung des Zusammenhangs des Europäi- lementen, die aufgrund ihrer Dimension für ein län- schen Schutzgebietssystems „Natura 2000“ dienen geres Überleben eigener (Teil-)Populationen oft nicht soll. Zum Erreichen der Zielstellungen des Biotopver- ausreichend sind, vielen Arten aber Austauschpro- bundes wird die Erhaltung und gegebenenfalls Ent- zesse zwischen den Kernflächen ermöglichen. Auch wicklung von Flächen über die rechtlich gesicherten der Begriff „Trittstein“ bezieht sich im Kontext des Flächen hinaus erforderlich. Biotopverbunds primär auf seine Funktion für einzel- ne Arten. Die gleiche Biotopinsel kann dabei für eine Ein Biotopverbundsystem setzt sich aus verschiede- Art ein Trittstein und für eine andere Art eine Kern- nen Komponenten zusammen: fläche sein.

Kernflächen sind solche Flächen, die durch ihre Aus- Die umgebende Landschaftsmatrix soll für Organis- stattung mit belebten und unbelebten Elementen qua- men weniger lebensfeindlich und damit durchgängi- litativ und quantitativ geeignet sind, die nachhaltige ger werden. Dies kann durch Mindestqualitätsanfor- Sicherung von (Teil-)Populationen bzw. Beständen der derungen an die Nutzung geschehen, die durch eine standorttypischen Arten und Lebensräume sowie der flächige Extensivierung häufig erfüllt würden. Gemeinschaften zu gewährleisten. Kernflächen sind somit die zentralen Bausteine eines Biotopverbunds, die durch Verbindungsflächen und Verbindungsele- Gesetzliche Grundlagen des Biotopverbunds mente funktional verbunden werden und zusammen Der Biotopverbund ist im Bundesnaturschutzgesetz mit diesen ein Biotopverbundsystem bilden. (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542) veran- kert, das zuletzt durch Artikel 7 des Gesetzes vom 21. Verbindungsflächen und Verbindungselemente ver- Januar 2013 (BGBl. I S. 95) geändert worden ist. netzen Kernflächen durch Korridore oder Trittsteine

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 25 § 20 Biotopverbund Wechselbeziehungen. Er soll auch zur Verbesse- Allgemeine Grundsätze rung des Zusammenhangs des Netzes „Natura (1) Es wird ein Netz verbundener Biotope (Biotop- 2000“ beitragen. verbund) geschaffen, das mindestens 10 Prozent (2) Der Biotopverbund soll länderübergreifend er- der Fläche eines jeden Landes umfassen soll. folgen. Die Länder stimmen sich hierzu unterein- (2) Teile von Natur und Landschaft können ge- ander ab. schützt werden (3) Der Biotopverbund besteht aus Kernflächen, 1. nach Maßgabe des § 23 als Naturschutzgebiet, Verbindungsflächen und Verbindungselementen. 2. nach Maßgabe des § 24 als Nationalpark oder Bestandteile des Biotopverbunds sind als Nationales Naturmonument, 1. Nationalparke und Nationale Naturmonumente, 3. als Biosphärenreservat, 2. Naturschutzgebiete, Natura 2000 Gebiete und 4. nach Maßgabe des § 26 als Landschaftsschutz- Biosphärenreservate oder Teile dieser Gebiete, gebiet, 3. gesetzlich geschützte Biotope im Sinne des § 30, 5. als Naturpark, 4. weitere Flächen und Elemente, einschließlich 6. als Naturdenkmal oder solcher des Nationalen Naturerbes, des Grünen 7. als geschützter Landschaftsbestandteil. Bandes sowie Teilen von Landschaftsschutzge- (3) Die in Absatz 2 genannten Teile von Natur und bieten und Naturparken, wenn sie zur Erreichung Landschaft sind, soweit sie geeignet sind, Be- des in Absatz 1 genannten Zieles geeignet sind. standteile des Biotopverbunds. (4) Die erforderlichen Kernflächen, Verbindungs- flächen und Verbindungselemente sind durch § 21 Biotopverbund, Biotopvernetzung Erklärung zu geschützten Teilen von Natur und (1) Der Biotopverbund dient der dauerhaften Landschaft im Sinne des § 20 Absatz 2, durch pla- Sicherung der Populationen wild lebender Tie- nungsrechtliche Festlegungen, durch langfristige re und Pflanzen einschließlich ihrer Lebens- vertragliche Vereinbarungen oder andere geeigne- stätten, Biotope und Lebensgemeinschaften te Maßnahmen rechtlich zu sichern, um den Bio- sowie der Bewahrung, Wiederherstellung und topverbund dauerhaft zu gewährleisten. Entwicklung funktionsfähiger ökologischer (5) …

7.2 Das Grüne Band als Modell­ Eine wesentliche Grundlage für diese Forschungspro- system für einen Biotopverbund jekte bildeten die Biotopkartierungen aus den Bun- desländern und bekannte Vorkommen von Zielarten Das heutige „Grüne Band“ wird als Modellsystem für für den länderübergreifenden Biotopverbund. Hieraus den Biotopverbund angesehen, von Naturschutzver- wurden für Trocken-, Feucht- und Waldlebensraum- bänden gleichermaßen wie vom BfN. komplexe Netzwerke von Funktionsräumen mit Hilfe von Geographischen Informationssystemen ermittelt. Bereits in den 70er Jahren (Beck & Frobel 1981) und Aus diesen wurden schließlich die national und inter- mit der faunistischen Großkartierung 1991 (BN & LBV, national bedeutsamen Biotopverbundachsen abgelei- 1991) wurde die hohe naturschutzfachliche Wertig- tet und in Karten dargestellt. Weitere Details zu den keit des Gebiets entlang der bayerisch-thüringischen Methoden und Datengrundlagen sind bei Fuchs et al. Grenze belegt. Mit der ersten bundesweiten „Be- (2010) veröffentlicht. standsaufnahme Grünes Band“ 2001 bestätigte sich dies anhand des besonderen Reichtums an gefähr- Das Grüne Band ist dabei das längste in der Reali- deten Arten und Lebensräumen für das gesamte in- tät existierende Biotopverbundsystem in Deutsch- nerdeutsche Grüne Band und wurde bei der „Aktua- land. Es erfüllt in seiner ganzen Länge die Funktion als lisierung der Bestandsaufnahme Grünes Band“ 2012 Bestandteil des länderübergreifenden Biotopverbunds erneut bestätigt. Auch seine besondere Funktion für und ist mit entsprechenden Kerngebieten und Korrido- den Biotopverbund konnte damals wie heute nachge- ren beiderseits des ehemaligen Grenzstreifens vernetzt. wiesen werden. Dies gilt häufig auch für große angren- zende Bereiche, die wie der ehemalige Grenzstreifen Um diese Funktion und Vernetzung zu sichern, sind ebenfalls jahrzehntelang einer verringerten Nutzungs- neue Umbrüche, standortfremde Aufforstungen, intensität unterlagen. Grünlandintensivierungen sowie Zerschneidungen und Flächenverluste durch Infrastrukturmaßnahmen, Siedlungen und Gewerbe im Grünen Band unbedingt Bundesweite Achsen des Biotopverbunds zu verhindern. Lücken im Grünen Band sollen ge- In mehreren F+E-Vorhaben wurden im Auftrag des schlossen werden. Um die Biotopverbundfunktionen Bundesamtes für Naturschutz die national bedeutsa- überall wieder herzustellen, müssen Ackerflächen in men Flächen für den Biotopverbund sowie die national Brachen, Gehölzstrukturen oder extensiv genutz- und international bedeutsamen Biotopverbundachsen tes Grünland überführt werden; Intensivwiesen und in Karten dargestellt. Dabei wurden die bei Burkhardt -weiden sind zu extensivieren und ggf. auszuhagern. et al. (2004) entwickelten Kriterien angewendet. Anschlüsse an benachbarte Biotope sollen im Sinne einer Quervernetzung entwickelt werden.

26 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Internationale Anknüpfungsstellen des Biotopverbunds Ein Biotopverbund muss auch über Grenzen hin- Eine Übersicht über die internationalen Anknüpfungs- weg entwickelt werden. Dies gilt nicht nur innerhalb stellen zu den Biotopverbundplanungen der Nachbar- Deutschlands, sondern auch für wichtige, internatio- staaten liefert eine Karte des BfN, die Biotopverbund- nal bedeutsame Biotopverbundachsen (Finck et al. achsen von europäischer und grenzüberschreitender 2005). So ist z. B. das Grüne Band Deutschland Teil Bedeutung für Deutschland zeigt. der Biotopverbundachse Grünes Band Europa mit einer Länge von über 12.500 Kilometern.

Biotopverbundachsen­ mit europaweiter Vernetzungswirkung­

Fließgewässer Feuchtlebens­räume Wälder/Groß­säuger Grünes Band Küstenlandschaften der Ostsee

Übersichtskarte Internationale Anknüpfungsstellen des Biotopverbunds entlang der deutschen Grenze, Quelle: BfN, aktualisierte Fassung http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/landschaftsundbiotopschutz/BV_International_DZN_2012.pdf

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 27 8 Das Grüne Band Europa

Fast 40 Jahre lang teilte der Eiserne Vorhang nicht nur ausgewählten NFPs und NGOs sowie der IUCN zu- Deutschland, sondern ganz Europa. Von der Barents- sammensetzt. see bis ans Schwarze Meer verlief eine politische, ideologische und räumliche Barriere. Auf einer Län- Gemeinsam mit vielen weiteren Mitwirkenden setzen ge von über 12.500 Kilometern blieb die Natur weit- sich die Akteure der Initiative für den Schutz des Grü- gehend ungestört. Heute verknüpft das Grüne Band nen Bandes als Refugium der biologischen Vielfalt Europa vom arktischen Norden bis in den mediterra- und lebendiges Denkmal eines zusammenwachsen- nen Süden fast alle Naturräume des Kontinents in 24 den Europas ein. Als Regionalkoordinator betreut das Staaten und bildet damit eine „Grüne Infrastruktur“. BUND Projektbüro in Nürnberg die Länder Deutsch- land, Tschechien, Slowakei, Österreich, Ungarn, Das deutsche Grüne Band ist Teil und eine der Keim- Slowenien, Italien und Kroatien. Zu den Aufgaben zellen des europäischen Grünen Bandes. Im Jahr gehören der Informations- und Datenaustausch, die 2002 formulierten Prof. Hubert Weiger (Vorsitzender Initiierung, Umsetzung und Unterstützung regionaler des BN und BUND) und Prof. Hartmut Vogtmann (da- grenzüberschreitender Projekte sowie die Organi- maliger Präsident des BfN) erstmals gemeinsam die sation von Workshops. Die Europäische Union und Vision eines Grünen Bandes durch Europa, bei der das Bundesamt für Naturschutz (BfN) sind wichtige Einweihung des LandArt-Kunstprojekts WestÖstli- Förderer dieser Aktivitäten. Eine Vision der Initiative ches Tor im Eichsfeld. 2003 führte das BfN eine erste Grünes Band Europa ist es, das Grüne Band Europa internationale Konferenz „Perspectives of the Green als UNESCO Weltnatur- und -kulturerbe zu sichern. Belt“ in Bonn durch. Der nächste entscheidende Schritt war die Konferenz „Green Belt Europe – Con- necting Europe’s Biodiversity“ im September 2004, Das Grüne Band Europa als Vorzeigeprojekt organisiert vom BfN und von der Weltnaturschutzuni- Grüner Infrastruktur on (IUCN). Die Konferenz fand im grenzüberschreiten- Das Europäische Umweltbüro (EEB) hat 2008 eine den Nationalpark Fertő-Hanság in Ungarn stattfand, Übersicht zu Projekten „Grüner Infrastruktur“ in Euro- wo 15 Jahre zuvor während des Pan-Europäischen pa publiziert, in der das Grüne Band Deutschland und Picknicks der Eiserne Vorhang das erste Mal durch- Europa als eines von sieben europaweit bedeutenden brochen wurde.

Seit 2004 haben sich viele Ak- Norwegen teure zusammen gefunden: Russland Regierungs- und Nichtregie- rungsorganisationen, Behör- Grünes den, Universitäten und Raum- Band Fenno- planer aus 24 Ländern bilden skandien nun eine Gemeinschaft zum Finnland Schutz des Grünen Bandes Europa - die „Initiative Grünes Band Europa“. Erste Errun- genschaften waren ein ge- Estland Grünes meinsames Arbeitsprogramm, Band Lettland Ostsee und die Bildung einer arbeits- Litauen fähigen Struktur: Russland

In jedem Anrainerstaat gibt Polen Deutschland Grünes es einen offiziell von den Um- Band weltministerien benannten An­ Tschechien Zentral- sprech­partner (National Focal Slowakei europa

Österreich Point, NFP) aus Behörden Ungarn und Nichtregierungsorganisa­ Slowenien Rumänien tionen (NGOs) für das Grü- Italien Kroatien ne Band. Die vier Hauptre- Serbien Grünes Montenegro Bulgarien gionen werden jeweils von kosovo* Band fyr Balkan Mazedonien einem Regionalkoordinator Albanien Türkei betreut. Die Gesamtkoordi- Griechenland nation übernimmt eine Steu- *laut UNSCR 1244 und IGH Gutachten erungsgruppe, die sich aus den Regionalkoordinatoren,

28 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Beispielen erwähnt wird (siehe www.eeb.org; Special stellt jedoch auch die Durchführung von Projekten zur Report, Publikation-Nr. 2008/017). „Green Infrastructure“ auf EU-Ebene als wichtig her- aus, da bislang großmaßstäbliche Infrastruktur-Initia- Am 6. Mai 2013 hat die EU-Kommission eine Mittei- tiven nur in den Bereichen Verkehr, Energie und Infor- lung (COM (2013) 249 final) zur Grünen Infrastruktur mationstechnologie bzw. Telekommunikation („graue (GI) an das EU-Parlament, den Rat, den europäischen Infrastruktur“) durchgeführt wurden und es an gleich- Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Aus- wertigen Initiativen und Instrumenten im Bereich der schuss der Regionen herausgegeben. Ziel der Grü- Grünen Infrastruktur mangelt. nen Infrastruktur ist der Schutz und die Aufwertung des europäischen Naturkapitals sowie das Leisten Die EU-Kommission fordert die Mitgliedsstaaten auf, eines Beitrags zur europäischen Biodiversitätsstra- grenzüberschreitende bzw. transnationale Grüne Inf- tegie. In dieser Mitteilung wird dargestellt, wie EU- rastruktur zu schaffen. Als einziges Beispiel für eine weite Maßnahmen bereits laufende lokale Initiativen bestehende transnationale Grüne Infrastruktur wird in aufwerten können, wie dies beim Europäischen Grü- dieser EU-Mitteilung die Initiative „Grünes Band Euro- nen Band bereits geschehen ist. Die EU-Kommission pa“ erwähnt.

9 Zukunft des Grünen Bandes – Was muss getan werden, um das Grüne Band zu erhalten? Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird wesent- oder ehrenamtlichen Mitarbeitern und lich durch Lebensraumverlust und durch die Verklei- • Information der Eigentümer und Flächennutzer über nerung und Isolation von Lebensräumen verursacht. die Bedeutung des Grünen Bandes für den Natur- Für den Schutz sowie die langfristige Ausbreitung schutz und über Fördermöglichkeiten für naturver- und Wiederansiedlung gefährdeter heimischer Arten trägliche Nutzung bzw. Pflege der Flächen. ist die Erhaltung und Entwicklung von Biotopverbund- systemen erforderlich. Das Grüne Band kann einen bedeutenden Beitrag dazu leisten. Notwendig sind: Das Grüne Band als Nationales • Erhaltung aller Flächen des Grünen Bandes und Lü- Naturmonument? ckenschluss in Defizitbereichen, insbesondere dort In der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes 2009 wo seit 1990 Flächenverluste eingetreten sind, hatte der Bundestag mit der Möglichkeit zur Einrich- • Sicherung des Grünen Bandes durch die Auswei- tung von Nationalen Naturmonumenten eine völlig sung geeigneter Schutzgebiet, z. B. „Nationales neue Schutzgebietsform, vergleichbar mit den Nati- Naturmonument“, sowie die Beschleunigung und onalparken, eingeführt. Für die Ausweisung von Na- Umsetzung der Ausweisung (z. B. ist nur ein Teil der tionalen Naturmonumenten sind die Bundesländer bereits 1990 geplanten Schutzgebiete in Thüringen zuständig, die nach der Flächenübertragung etwa die bis jetzt rechtskräftig ausgewiesen), Hälfte des Grünen Bandes besitzen (Schumacher et • Stärkung bestehender Schutzgebiete, al. 2013). • Unterstützung von Naturschutzgroßprojekten, • weiterer Flächenerwerb besonders wert- Die Bundesländer könnten Abschnitte voller oder gefährdeter Gebiete durch des Grünen Bandes als Nationa- Naturschutzverbände und -stiftun- les Naturmonument ausweisen. gen, So könnte dieser zusammen- • Bereitstellung ausreichender hängende Biotopverbund Finanzmittel für die Pflege effektiv geschützt und des Offenlands im Grünen seine Funktion als Erin- Band und für die Freistel- nerungslandschaft und lung von verbuschten oder lebendiges Mahnmal bewaldeten ehemaligen der deutschen Teilung Offenlandlebensräumen und Wiedervereinigung (z. B. Zwergstrauchheiden, dauerhaft gewährleistet Sandmagerrasen), werden. • Einsatz vieler Formen der Landschaftspflege wie Mahd, Die Helm-Azurjungfer (FFH- Beweidung, Niederwaldnut- Art, in Sachsen-Anhalt vom zung, regelmäßige Brennhol- Aussterben bedroht) an der zentnahme, und Nutzung von Aller, südlich von Oebisfelde, im Pflegeeinsätzen von Jugendlichen Grünen Band

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 29 10 Das Grüne Band erhalten, pflegen und gestalten – Leitbild Im Rahmen der Fachtagung „Management des Grü- unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen zu ent- nen Bandes“ erarbeiteten im Herbst 2011 die Teilneh- wickeln. Das Grüne Band soll möglichst in seinem ge- merinnen und Teilnehmer ein einstimmig verabschie- samten Verlauf deutlich in der Landschaft erkennbar detes Leitbild zur Biotoppflege im Grünen Band: sein.

Das Grüne Band stellt ein länderübergreifendes und nationales Biotopverbundsystem im Sinne des Bun- Übergeordnete Thesen zur Biotoppflege desnaturschutzgesetzes § 21 (3) dar. Das Grüne Band enthält und verbindet sehr wertvolle, z. T. international Wälder oder bundesweit bedeutsame Schutzgebiete sowie Leitbild und Ziele: Die Wälder im Grünen Band sind natürliche, naturnahe und extensiv genutzte Biotope standorttypisch und zeichnen sich durch eine Vielfalt auf ca. 1.400 km Länge und in insgesamt 9 Bundes- an naturnahen Lebensgemeinschaften aus. Insbeson- ländern. Die biologische Vielfalt und Eigenart des Grü- dere die vor der Grenzöffnung entstandenen, oft über nen Bandes ist sehr groß und beruht auf einem regi- Jahrzehnte ungenutzten Wälder werden weiter einer onal unterschiedlichen vielseitigen Wechsel zwischen naturnahen und vom Menschen weitgehend unbeein- Gewässern, Offenland und Wald. Das Grüne Band ist flussten Eigenentwicklung überlassen. In Wäldern hat vielfältig gegliedert und strukturiert, weist eine spezifi- das Grüne Band jedoch insbesondere auch die Funkti- sche Ausstattung der Pflanzen- und Tierwelt auf und on als Biotopverbundachse für Arten des Offenlandes zeichnet sich dabei durch einen hohen Reichtum an oder Lichtwaldarten, für die ein halboffener Charakter Klein- und Sonderstrukturen aus. Das Grüne Band ist des ehemaligen Grenzstreifens angestrebt werden soll. ein vielfältiger Lebens- und Rückzugsraum vieler hoch- gradig gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Durch eine Umsetzung: Zu diesem Zweck sollen jüngere Wald- nachhaltige Flächensicherung und ein umfassendes sukzessionen (nach 1989) und Forste, vor allem wenn Managementkonzept mit angepassten Maßnahmen sie überwiegend von Fichte oder Kiefer geprägt wer- (z. B. ungestörte Entwicklung, extensive und nachhal- den, zu den Ursprungsbiotoptypen (z. B. Heide, Ma- tige land- und forstwirtschaftliche Pflege und Nutzung) gerrasen) zurück entwickelt werden. Ist dies nicht wird die Biotop- und Artenausstattung erhalten und möglich, ist das langfristige Ziel für diese Flächen gefördert. der Umbau zu laubholzreichen Mischwäldern mit ei- ner ausgeprägten Waldrandentwicklung oder aber fallweise (bzw. in Abhängigkeit von vorkommenden Oberziel für die Biotoppflege Zielarten) zu Waldbeständen, die traditionellen Wald- Seit der Grenzöffnung haben in vielen Teilen des Grü- nutzungsformen entsprechen (z. B. in Mittelgebirgs- nen Bandes bewaldete Bestände infolge der natürli- bereichen eine niederwaldartige Nutzung als Habitat chen Sukzession zugenommen. Für die Biotoppflege für das Haselhuhn). der terrestrischen Bereiche im Grünen Band ist das grundlegende Oberziel, an allen geeigneten Standor- Offenland ten einen halboffenen Zustand mit einem mosaikar- Leitbild und Ziele: Da das Grüne Band im Zuge des tigen Wechsel aus Extensivgrünland, Brachen, teils Grenzregimes auf weiten Bereichen früher offen ge- vegetationsfreien Sonderstandorten und verbuschten halten wurde und sich damit für eine hohe Zahl beson- bzw. bewaldeten Bereichen zu erreichen und damit ders gefährdeter Offenlandarten zu einem wichtigen neben der unmittelbaren Le- Lebensraum entwickelt hat, kommt dem Offenland bensraumfunktion auch eine besondere Bedeutung zu. eine geeignete Bio- topverbundstruk- Das Grüne Band stellt in weiten Teilen einen großflächig tur für Arten mit zusammenhängenden und ökologisch vielfältigen, von Grünland und Heiden dominierten Lebensraum dar, in dem hochgradig gefährdete und für Offenland typische Arten in stabilen Beständen vorkommen. Das Offen- land weist eine naturnahe Biotoptypenausstattung auf und enthält Biotoptypen feuchter und nasser bis tro- ckener Standorte in extensiver Nutzung bzw. Pflege. Grünlandgesellschaften unterschiedlicher Nutzungs- Extensive intensitäten inklusive Bracheflächen und teils vegetati- Beweidung onsfreie Sonderstandorte bilden zusammenhängende durch Rinder und strukturreiche Komplexe mit Heckenlandschaften. im Grünen Band Die Eigenheit des Offenlandes im Grünen Band be- nördlich Mechau steht oft aus seiner kleinräumigen Verschachtelung mit

30 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Gebüschen und seiner Vielzahl an Kleinstrukturen, aus weisen eine sehr gute bis gute Wasserqualität so- seinem Anteil an ungenutztem Grasland und Ruderal- wie typische Arten- und Lebensgemeinschaften auf. fluren, aus dem Nebeneinander von Pionierrasen und Fließgewässer haben eine naturnahe Gewässer- Staudenfluren, Feucht- und Trockenstandorten. Das struktur, sind durchgängig und zeichnen sich durch Grüne Band stellt insgesamt in vielen Bereichen den naturnahe Gewässerdynamik aus. Sie besitzen ne- letzten Lebensraum für viele gefährdete Arten dar, die ben einem breiten Pufferstreifen zur angrenzenden Übergangbereiche von Gehölzen zu nicht oder exten- Landnutzung eine naturnahe Ufervegetation, wie z. siv genutzten Grünland-Strukturen benötigen. Diese B. typische bachbegleitende Gehölzsäume, feuchte Bereiche sind z. B. als Lebensraum wertgebender Vo- Hochstaudenfluren, oder Hartholz- und Weichholzau- gelarten (z. B. Raubwürger, Neuntöter, Braunkehlchen en. Besondere Gewässerstrukturen wie z. B. Altarme etc.) von großer Bedeutung. sind in typischen Ausprägungen vorhanden und wer- den erhalten und geschützt. Standgewässer zeichnen Umsetzung: Extensive, an den Zielarten orientierte, sich durch naturnahe Schwimmblatt-, Unterwasser- Beweidung im Sinne einer halboffenen Weideland- und Ufervegetation (z. B. Schilf- und Röhrichtgürtel, schaft (Größenordnung 0,3 bis 1 Großvieheinheit pro Bruchwälder) und Verlandungsbereiche aus. Hektar und Jahr) ist grundsätzlich eine besonders ge- eignete Biotoppflege, da sie unregelmäßig ausgepräg- Umsetzung: Befestigte Uferbereiche und ausgebaute te Strukturen schafft. Die Bandbreite von Offenboden, Fließgewässerabschnitte sollen in ihrem ökologischen Altgrasbrachen bis zu einzelnen Gebüschgruppen, Kontext renaturiert werden. Für besonders sensible kommt auch der ehemaligen Strukturierung nahe. Bereiche sollen Konzepte für die Besucherlenkung bzw. Nutzung (z. B. Fischerei) entwickelt und umge- Vor allem in botanisch wertvollen Abschnitten des setzt werden. Grünen Bandes ist eine meist einmalige Mahd (ohne Düngung und Einsatz von Bioziden) sinnvoll. Dabei Thesen für die Entwicklung des Grünen Bandes sind uniforme Mahdflächen zu vermeiden. Anzustre- im landschaftlichen Kontext ben ist darüber hinaus ein gestaffeltes Mahdregime, als Biotopverbund um Rückzugsflächen anzubieten. Ziel ist eine mosa- Leitbild und Ziele: Das Grüne Band erfüllt in seiner ikartige Nutzung mit einem Nebeneinander von Mah- ganzen Länge die Funktion als Bestandteil des lände- dflächen, Saumflächen und ein- bis mehrjährigen, rübergreifenden Biotopverbunds und ist mit entspre- linearen Brachestreifen von mindestens 10 m Breite chenden Kerngebieten und Korridoren beiderseits und einzelnen Büschen und Bäumen. In Bereichen mit des ehemaligen Grenzstreifens vernetzt. fortgeschrittener Sukzession sollen durch Verfahren der Erstpflege die Voraussetzungen für eine spätere Umsetzung: Neue Umbrüche, standortfremde Auf- extensive Nutzung bzw. Pflege geschaffen werden forstungen, Grünlandintensivierungen und Zerschnei- (siehe auch Wälder). dungen und Flächenverluste durch Infrastrukturmaß- nahmen, Siedlungen und Gewerbe im Grünen Band Bestehende Förderprogramme, z. B. die Kultur- und sind unbedingt zu verhindern. Landschaftspflegeprogramme einzelner Länder oder Vertragsnaturschutzprogramme, sollten hier ebenso Lücken im Grünen Band sollen geschlossen werden. wie neu zu schaffende, flexible Förderinstrumente ihre Um die Biotopverbundfunktionen wieder herzustellen, Anwendung finden. Wichtige Elemente dabei könnten müssen Ackerflächen in Brachen, Gehölzstrukturen sein: Spezifisches Programm für halboffene Flächen, oder extensiv genutztes Grünland überführt werden; Erschwerniszulage für Kleinparzelliertheit, verein- Intensivwiesen und -weiden sind zu extensivieren und fachte Antragsstellung und Kontrolle, Treueprämie für ggf. auszuhagern. Anschlüsse an benachbarte Bioto- langfristige Teilnahme, langfristige Vertragssicherheit, pe sollen im Sinne einer Quervernetzung entwickelt Aufnahme von Kleinstrukturen (z. B. Sperrgraben) und werden. Brachen in den Katalog der Landschaftselemente im Sinne von Cross Compliance mit Flexibilisierung der als Erinnerungslandschaft Flächenobergrenze. Mittel aus dem regionalen Touris- Leitbild und Ziele: Das Grüne Band hat neben der bun- musbereich sollten für die Pflege und Erlebnisstruktur desweiten naturschutzfachlichen Bedeutung zudem des Grünen Bandes eingesetzt werden, da beide die eine historische Funktion als Erinnerungslandschaft naturtouristischen Erlebnismöglichkeiten des Grünen (z. B. Nationales Naturmonument) für die überwunde- Bandes wesentlich verbessern. Außerhalb geschlos- ne Teilung Deutschlands. sener Wälder soll im Bereich des Grünen Bandes vor allem in intensiv genutzten Agrarlandschaften ein an- Umsetzung: Ein Gesichtspunkt bei der Biotoppfle- gemessener Gehölzanteil angestrebt werden. Optimal ge sollte auch der bandförmige, sich visuell von der wäre ein gestufter Aufbau mit einem hohen Anteil offe- um gebenden Nutzlandschaft abhebende naturnahe ner und halboffener Bereiche. Charakter des Grünen Bandes sein. In diesem Zu- sammenhang sind alle baulichen Relikte der ehema- Gewässer: ligen Grenzanlagen wie Kolonnenweg, Sperrgraben, Leitbild und Ziele: Gewässer innerhalb des Grünen Zaunreste oder Beobachtungstürme aus Gründen Bandes sind natürlich bis naturnah ausgebildet und des Denkmalschutzes zu erhalten.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 31 11 Leitbilder, Erhaltungs- und Entwicklungsziele und Maßnahmen für einzelne Biotoptypen

Um die große Strukturvielfalt und die an unterschiedli- Gehölzstrukturen, zu entwickeln. Das Belassen oder che Lebensräume angepassten Arten im Grünen Band Schaffen von alle drei bis fünf Jahre gemähten strei- zu erhalten, sind für die einzelnen Biotoptypen unter- fenförmigen Saumstrukturen in der Grünlandfläche so- schiedliche Pflegemaßnahmen und Nutzungen erfor- wie entlang von Flurstücksgrenzen oder im Übergang derlich. zu benachbarten Vegetationsbeständen ist ein wich- tiger Beitrag zur Erhöhung der Vielfalt an Arten- und Im Folgenden werden Leitbilder, Ziele und geeignete Lebensgemeinschaften. Maßnahmen zur Erhaltung, Optimierung und Wieder- herstellung typischer Lebensräume im Grünen Band Außerhalb geschlossener Wälder kann das Grüne erläutert sowie die zuständigen Akteure vor Ort für die Band neben der Grünlandnutzung alternativ als Ge- Umsetzung benannt. hölzstruktur entwickelt werden. Vor allem in intensiv genutzten Agrarlandschaften soll ein angemessener Gehölzanteil angestrebt werden. Optimal wäre ein 11.1 Offenland gestufter Aufbau mit einem hohen Anteil offener und halboffener Bereiche. Aufgrund der Bedeutung des Grünen Bandes als Offenlandbiotopverbund kommt dem Grünland mit seinem hohen Flächenanteil eine besondere Bedeu- 11.1.1 Feuchtes Grünland tung zu. Im Grünen Band ist das Grünland ein sehr Artenreiches Feucht- und Nassgrünland stellt einen wichtiger Lebensraum, nimmt aktuell eine sehr große wertvollen Biotoptyp im Grünen Band dar und ist auf Fläche ein und weist vielfältige, z. T. naturschutzfach- ca. 3,3 % der Fläche vertreten. Seggen- und Binsen- lich wertvolle, aber auch sehr entwicklungsbedürftige Sümpfe sowie Röhrichte nehmen zusätzlich ungefähr Grünlandtypen auf. 2,5 % der Fläche ein.

Die naturschutzfachliche Qualität des Grünlandes im Große Flächen des artenreichen Feucht- und Nass- Grünen Band ist lokal sehr unterschiedlich. Neben grünlandes liegen im Bereich der Elbtalaue, viele klei- bereits extensiv genutzten Bereichen (z. B. Biotop- ne Flächen in Thüringen im Landkreis Sonneberg und typ Mesophiles Grünland, ext. genutzt, mit 14,9 % der in Sachsen im Vogtlandkreis. Seggen- und Binsen- Fläche) gibt es auch intensiv bewirtschaftete Flächen Sümpfe liegen vorrangig in der Schaalsee-Landschaft, (Intensivgrünland 6,7 % der Fläche) oder auch zu ex- mehrere kleinflächige in Thüringen. Riede und Röh- tensiv genutzte Bereiche, die bereits zum Teil stark richte haben ihr Hauptvorkommen im Grünen Band verbuscht sind und einen großen Anteil derzeit unge- ebenfalls in der Schaalsee-Landschaft. Weiterhin nutzten Graslands (4,4 % der Fläche). Die genannten gibt es große Bereiche mit Rieden und Röhrichten im Biotoptypen kommen sowohl klein- als auch großflä- Naturpark Drömling, in der Elbtalaue sowie gehäufte, chig vor. Diese Strukturvielfalt bedingt insgesamt eine aber einzelne Vorkommen an der Südgrenze (Land- große Artenvielfalt und bildet oft einen deutlichen Ge- kreise Saale-Orla-Kreis, Hildburghausen, Sonneberg) gensatz zur Umgebung, die vielfach von großflächigen und der Westgrenze (Landkreis Wartburgkreis, Eichs- ausgeräumten Ackerfluren oder strukturarmen Inten- feld) Thüringens. sivwiesen oder -weiden geprägt ist. Für Grünlandbe- reiche, in denen traditionell Weidenutzung vorherrscht, wird das Bild der „halboffenen Weidelandschaft“ als Sumpfdotterblume im Leitbild gesehen. Etliche Abschnitte des Grünen Ban- Feucht- und Nass- grünland des entsprechen bereits diesem Leitbild mit kleineren und größeren Weideflächen, die durch Gebüschgrup- pen gegliedert sind und durch Triftwege miteinander verbunden werden (z. B. Halbtrockenrasen wie der Stürzlieder Berg im Landkreis Eichsfeld oder Harras- ser Leite – Magerrasen bei Emstadt im Landkreis Hild- burghausen und Sonneberg, sowie in der Rhön, im Grabfeld oder im sächsischen Grünen Band).

Für Bereiche des Grünen Bandes, die innerhalb groß- flächiger, ausgeräumter Agrarlandschaften liegen, gilt es vordringlich einen durchgehenden Lebens- raum-Verbund aus extensiv genutzten und kleinflä- chig ungenutzten Grünlandbereichen, durchsetzt mit

32 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Diese Lebensräume bedürfen der Pflege und sollten Grünland-dominierte Auen nach Möglichkeit wegen der Trittempfindlichkeit ge- Leitbild: mäht und nicht beweidet werden. Ist die Beweidung 1. Naturnahes Fließgewässer mit natürlicher Gewäs- die einzige mögliche Pflegealternative, sollten die serdynamik und naturnahem Uferkomplex; gewäs- Flächen bei trockener Witterung extensiv beweidet serbegleitender Auwaldsaum. werden. Eine Herbstmahd in mehrjährigen Abständen empfiehlt sich jedoch eher. Sie sollte ebenfalls bei tro- 2. Extensiv genutztes Grünland in der Aue. ckener Witterung erfolgen und kann abschnittsweise Ziele: durchgeführt werden. Zusätzlich müssen bei übermä- Zu 1. Erhaltung oder Schaffung naturnaher Fließge- ßigem Weidenaufwuchs Entbuschungsmaßnahmen wässer mit natürlicher Gewässerdynamik und vorgenommen werden. Mähgut und entfernte Gehölze naturnahem Uferkomplex sowie funktionalen sind von den Flächen zu entfernen, um eine Eutrophie- Pufferzonen mit aufkommendem Auwald und rung zu vermeiden. Zur Wiederherstellung eines natür- Überschwemmungsdynamik. lichen Wasserhaushaltes sollten Grundwasserstände auf entsprechenden Flächen angehoben werden (z. B. Zu 2. Entwicklung „halboffener Weidelandschaften“, durch Anstau oder Verfüllung von Gräben) bzw. sollte Erhaltung und Verbesserung wertvoller kleinflä- die künstliche Entwässerung innerhalb von Niederun- chiger Biotoptypen. gen (z. B. Großes Bruch) eingestellt werden. Maßnahmen: Zu 1. ggf. Wiederherstellung der natürlicher Gewäs- serdynamik, Anlegen von Pufferzonen um das Fließgewässer, Pflege der Uferbereiche durch Feucht- und Nasswiesen / Riede und Röhrichte extensive Nutzung in mehrjährigem Abstand. Leitbild: Zu 2. Extensive Wiesennutzung oder Beweidung ohne 1. Wertvolle Pflanzengesellschaften auf nährstoffar- Düngung, Pflegemaßnahmen für wertvolle Bio- men oder nährstoffreichen Böden, je nach Stand- toptypen bzw. Arten. ortbedingungen. Akteure: 2. Erhaltung bzw. Vergrößerung der Lebensräume Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Wasser- gefährdeter oder sensibler (Vogel-)Arten, insbe- wirtschafts- und Naturschutzbehörden, Wasser- und sondere großräumiger und ungestörter Ried- und Bodenverbände, Unterhaltungsberechtigte, Land- Röhrichtzonen. schaftspflegeverbände, Landwirte. Ziele: Zu 1. Erhaltung/Vergrößerung gefährdeter bzw. kon- kurrenzschwacher Arten bzw. Pflanzengesell- schaften. Zu 2. Erhaltung bzw. Verbesserung von Wasserstand und -qualität und von ausreichenden Pufferzo- nen um Riede und Röhrichte, Störungsarmut. Maßnahmen: Zu 1. Abschnittsweise Mahd in mehrjährigen Abständen (ca. alle 2-4 Jahre) ab Au- gust in trockenem Zustand, Beräu- mung des Mahdguts, ggf. gezielte Entbuschungen von Pioniergehölzen, ggf. anfangs jährliche Aushagerungs- mahd; allgemein extensive Nutzung ohne Düngung. Alternativ: extensive Beweidung bei trockener Witterung. Zu 2. Keine Nutzung, ggf. gelegentliche Entfernung von Gehölzen in mehrjähri- gen Abständen in Rieden und Röhrich- ten ab Ende August, Vermeidung bzw. Verringerung von Störungen von April bis August. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und Untere Naturschutzbehörde, Na- turschutzverbände, Landschaftspflegever- bände, Landwirte, Schäfer, Forstverwaltung. Waldläusekraut im Grünen Band bei Teuschnitz

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 33 11.1.2 Grünland frischer bis mäßig trockener Feuchtwiesen im Gegensatz zu später oder früher ge- Standorte (inklusive Bergwiesen) mähten Flächen die meisten Rote-Liste-Pflanzenarten Grünland mittlerer Standorte ist im Grünen Band weit anzutreffen waren. Eine späte Nutzung Ende Sep- verbreitet und auf ca. 14,9 % der Fläche vertreten. Bei tember ist dagegen aus vegetationskundlicher Sicht extensiver Nutzung stellt es einen wertvollen Biotop- zur Schaffung von typischen Wiesenbeständen nicht typ dar. Bergwiesen kommen nur auf 0,4 % der Flä- geeignet. Ein Schnitt Anfang Juli und im September/ che vor und werden hier ebenfalls behandelt. Oktober mit Entfernung des Mähguts stellt für viele Grünland-Arten ein günstiges Mahdregime dar. Das Grünland frischer bis mäßig trockener Standor- te kommt fast auf der gesamten Länge des Grünen Anzustreben ist darüber hinaus ein gestaffeltes Mahd­ Bandes regelmäßig vor. Dabei liegen große Berei- regime um Rückzugsflächen anzubieten. Auf mehre- che im Vogtlandkreis in Sachsen, in Thüringen (v. a. ren Grünlandbereichen in Sachsen wird bereits ein entlang der südlichen Landesgrenzen und des Wart- solches Mahdregime mit Erfolg durchgeführt. Bei der burgkreises), in Sachsen-Anhalt (Elbtalaue und Land- Mahd werden dabei in Bewirtschaftungsrichtung fünf kreise Altmarkkreis Salzwedel und Stendal), sowie in bis 15 Meter breite Altgrasstreifen stehen gelassen Mecklenburg-Vorpommern (Landkreise Prignitz und und nur in mehrjährigen Abständen gemäht. Zudem Ludwigslust-Parchim). beinhalten die Flächen einen bestimmten Anteil an Gehölzen. Die Untersuchungen zur Entwicklung der Bergwiesen befinden sich fast ausschließlich in Thü- Artvorkommen im Grünen Band in Sachsen haben ringen und dort vorrangig im Südwesten in den Land- eindeutig positive Wirkungen dieses Pflegemanage- kreisen Schmalkalden-Meiningen (ca. 59 Hektar) und ments gezeigt. Bei Beweidung von frischen bis feuch- Wartburgkreis. Weitere kleine Flächen befinden sich ten Grünlandbereichen sollten wegen der zu großen an der südöstlichen Grenze von Thüringen in den Gefahr von Trittschäden auch bei geringem Viehbe- Landkreisen Sonneberg und Saalfeld-Rudolstadt. Ei- satz kleinere Feucht- und Quellbereiche sowie Nass- nige kleine Flächen sind ebenfalls im Landkreis Harz stellen aus der Beweidung herausgenommen werden. in Sachsen-Anhalt zu finden. Auf einigen Grünlandstandorten, z. B. in Teilbereichen Für das Grünland frischer bis mäßig trockener der Rhön oder in Sachsen, ist eine Mahd erforderlich, Standorte (inklusive Bergwiesen) besteht das Ziel, die sich genau an den vorkommenden gefährdeten gefährdete und für Offenland typische Arten in na- Arten orientiert (z. B. an den speziellen Ansprüchen turschutzfachlich hochwertigen Biotoptypen und von FFH-Tagfalter-Arten wie dem Goldenen Sche- Pflanzengesellschaften zu erhalten und zu fördern, ckenfalter oder dem Abbiss-Scheckenfalter (Euphyd- indem eine extensive Grünlandnutzung erhalten oder ryas aurinia, Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie). initiiert wird. Hierzu dient eine naturräumlich und Einen bestimmten Mahdzeitpunkt kann man nur grob standörtlich angepasste extensive Nutzung mit einer angeben, er muss vor Ort festgelegt werden (z. B. ersten Mahd nicht vor dem 1. Juli, oder ggf. auch ex- nach Abblühen bestimmter Futterpflanzen). Hier tensive Beweidung in geringer, standortangepasster werden Beratungs- und Managementleistungen von Dichte. Das betrifft z. B. Bereiche im Großen Bruch, Landschaftspflegeverbänden oder Naturschutzbe- im Drömling, Teilbereiche der Rhön und des Vogtland- hörden notwendig, um solche seltenen Arten dauer- kreises, auf denen neben gefährdeten Pflanzenarten haft in stabilen Beständen zu erhalten. (z. B. Orchideen), Heuschrecken- oder Tagfalterarten des Feuchtgrünlandes auch wiesenbrütende Vogelar- ten nachgewiesen werden konnten. Extensiv genutzte Wiesen in Gebieten mit Um seltene Pflanzen, wiesenbrütende Vogelarten und traditioneller Grünlandnutzung Insekten zu erhalten oder deren Lebensräume zu ver- Leitbild: Extensiv genutzte Wiesen mit Biotopver- bessern, soll der Zeitpunkt der Mahd bzw. Be- bundfunktion wei-dung und die maximale Anzahl von Gehölzen pro Fläche mit Ziele: den Anforderungen für die 1. Großräumige extensive Wiesennutzung. Erhaltung bzw. Förderung 2. Erhaltung oder Schaffung von Kleinstrukturen bei von wertgebenden Ziel- Vorkommen von seltenen, davon abhängigen Arten. arten des Offenlandes Maßnahmen: abgestimmt werden. Zu 1. Weiterführung bzw. Verringerung der Mahdin- Bei Untersuchungen tensität, maximal zweischürige Nutzung (ggf. in Thüringen wur- extensive Beweidung mit Nachmahd), keine bis de nachgewiesen, sehr geringe Düngung, keine Pflanzenschutz- dass auf im Juli ge- mittel, ggf. Entbuschung bzw. Entfernung von mähten Beständen dichten Gehölzbeständen und Erhaltung von der Bergwiesen und einzelnen, lückig stehenden randlichen Bäumen und Gebüschen. Bärwurz

34 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Zu 2. Erhaltung und gezielte Anlage von kleinflächigen Extensiv genutzte Weiden, auf überwiegend offenen Bodenstellen und Wasserflächen, ggf. mäßig frischen bis trockenen Böden auch zur Strukturanreicherung abschnittsweise Leitbild: Mahd in mehrjährigen Abständen. Strukturreiches Offenland mit naturschutzorientierter Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Weidenutzung, z. B. als halboffene Weidesysteme. Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegever- Ziele: bände, Landwirte, lokale Initiativen zur Vermarktung. 1. Weiterführung und naturschutzorientierte Optimie- Akteure: rung des bisherigen extensiven Weidemanage- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere ments. Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände, 2. Förderung hohen Strukturreichtums (z. B. randliche Landwirte, lokale Initiativen zur Vermarktung. Altgrasbestände, Rohbodenstellen, etc.).

Extensiv genutzte frische bis feuchte Wiesen Maßnahmen: (unabhängig von Umfeld und Nutzungs­ Zu 1. Extensive Beweidung z. B. mit Rindern, Schafen geschichte) und Ziegen, ggf. Optimierung, Erstpflegemaß- nahmen in Teilbereichen, z. B. Zurückdrängen Leitbild: von Verbuschungen, invasiven Neophyten und Extensiv genutzte Wiesen als Lebensraum für wert- starkwüchsigen Ruderalarten, Freihalten der volle Arten. Weideflächen und Triftwege. Ziele: Zu 2. Nach Möglichkeit Schaffung und Umsetzung Erhaltung bzw. Förderung naturschutzfachlich wert- flexibler Beweidungspläne mit Nutzungsmosa- voller Biotoptypen, FFH-Lebensraumtypen oder sel- ik (auch zeitlich, Absprache mit Schäfern, etc.), tener Pflanzengesellschaften als Lebensraum wert- ggf. Einsatz spezifischer Rassen wie z. B. Heid- voller Arten (v.a. Vögel und Insekten). schnucke, Mischherden. Maßnahmen: Akteure: Mahd-Mosaik durch unterschiedliche Mahdzeitpunk- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere te benachbarter Wiesen (inkl. spät gemähter Teilflä- Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände, chen) und abschnittsweise Mahd in ein- bis mehrjäh- Landwirte, Schäfer, lokale Initiativen zur Vermarktung, rigen Abständen, ggf. Aushagerung der Wiesen und Ökolandbau. Vernässungsstellen, ggf. Anlage von Kleinstrukturen bei Vorkommen von seltenen, für das Grüne Band ty- pischen Arten (z. B. kleinflächige offene Bodenstellen oder Wasserflächen). 11.1.3 Ungenutztes oder aufgelassenes Grasland Akteure: Ungenutztes oder aufgelassenes Grasland ist im Grü- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere nen Band weit verbreitet und nimmt in vielen Abschnitten Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände, einen bemerkenswert hohen Anteil des Offenlandes ein. Landwirte. Insgesamt macht dieser Biotoptyp 4,4 % der Fläche aus.

Extensiv genutztes Grünland mit kleinflächigen, An der Grünes-Band-Grenze der Landkreise Eichs- feuchten Standorten in (sub)montaner Lage feld, Altmarkkreis Salzwedel und Nordwestmecklen- Leitbild: burg liegen große Flächen von ungenutztem oder Extensiv genutztes Grünland in montaner und sub- aufgelassenem Grasland, ebenso in der Schaalsee- montaner Lage, z. B. als halboffene Weidesysteme. Landschaft. Die Flächen des ungenutzten oder auf- gelassenen Graslandes verteilen sich bundesweit be- Ziele: trachtet insgesamt recht gleichmäßig über das Grüne Erhaltung und Optimierung der Standort-Mosaike, Band: Jedoch kommen keine solchen Lebensräume in ggf. inkl. vorhandener lückiger Gehölzbestände. den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen an Maßnahmen: der Grenze zum Landkreis Coburg, im Landkreis Harz Naturschutzorientierte Weide- bzw. Mahdpläne für an der Grenze nach Goslar, Wolfenbüttel, Helmstedt Schutz und Erhaltung von Feuchtstandorten und sowie entlang der gesamten Landkreisgrenzen von sensiblen Feuchtgebietstypen/-arten, Betreuung der Prignitz und Ludwigslust vor. Maßnahmen und Absprache mit Nutzern (z. B. Schä- fern). Langfristig ist ungenutztes Grasland von Verbuschung bedroht, was mit dem Verlust der Biotopverbundfunk- Akteure: tionen für Offenlandarten einhergeht. Andererseits Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere besteht auch die Gefahr des Umbruchs zu Acker, der Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände, Umwandlung in Intensivgrünland oder der Aufforstung. Landwirte, Schäfer. Als übergeordnetes Leitbild gilt, ungenutztes oder auf- gelassenes Grasland in eine extensive Grünlandnutzung

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 35 zu überführen und damit den Offenlandbiotopverbund in mehrjährigen Abständen gemäht werden und deren zu stärken. Die Flächen sollen zu extensiv genutzten, extensive Nutzung jährlich oder mehrjährlich wech- wertvollen Biotoptypen – unter Erhaltung bzw. Ent- selt. Dies stellte ein prägendes Strukturelement des wicklung nicht oder selten genutzter randlicher oder in- Grünen Bandes dar und war für viele, auch gefährdete selförmiger Kleinstrukturen – entwickelt und zu einem Arten wesentlich (z. B. Braunkehlchen). Die Erhaltung Lebensraum vieler, darunter auch gefährdeter Arten solcher nicht oder selten genutzten Strukturen (z. B. des Offenlandes werden. entlang von Sperrgraben, Kolonnenweg oder ent- lang des abgebauten Metallgitterzauns) wird heute im Ungenutztes Grasland im Umfeld zu extensiv bewirt- Rahmen einer großflächigen maschinellen Pflege oder schafteten Grünlandflächen sollte einer extensiven Nutzung zu wenig berücksichtigt. Nutzung zugeführt werden, um den Offenland-Cha- rakter langfristig zu bewahren und den Biotopverbund im Offenland zu sichern. Dabei kann sowohl die Nut- zung als Weide, z. B. mit Schafen oder Rindern in ent- Ungenutztes Grasland, v. a. in Gebieten mit sprechender Besatzdichte, als auch eine Mahd ange- traditioneller Grünlandnutzung (Weide, Wiese) strebt werden. Bei schwer zugänglichen oder schwer Leitbild: zu bewirtschaftenden Offenlandbereichen kann Suk- 1. Extensiv genutzte Weiden oder Wiesen mit Biotop- zession zugelassen werden. verbundfunktion.

Aufgelassenes Grasland mit linearen (z. B. im ehema- 2. Wertvolle, ungenutzte Offenland-Biotoptypen mit ligen Sperrgraben oder auf dem Spurensicherungs- Biotopverbundfunktion als Lebensraum wertvoller streifen) oder flächigen Gebüschen ist in vielen Berei- Arten (Rückzugsflächen, Brachflächen). chen des Grünen Bandes vorhanden. Oftmals gibt es Ziele: in diesen Bereichen auch eine Vielzahl von Kleinstruk- Zu 1. Nutzung des hohen Entwicklungspotenzials: turen (z. B. Wasserstellen, Steinhaufen, Totholz). Diese Schaffung strukturreicher, extensiv genutzter Bereiche beherbergen oft eine Vielzahl an gefährdeten Grünlandbestände mit Biotopverbundfunktion Arten, die hier ihre Rückzugsflächen haben (z. B. Vo- (durch Beweidung oder Mahd). gelarten wie Braunkehlchen, Blaukehlchen (Luscinia Zu 2. Dabei gezielte Erhaltung von Kleinstrukturen zur svecica). Die zukünftige Nutzung sollte daher unbe- Erhaltung bzw. Bestandserhöhung wertvoller dingt extensiv und naturschutzorientiert erfolgen, d. h., Arten der ungenutzten oder unregelmäßig ge- dass Altgras- und randliche Staudenfluren, Gebüsche nutzten Biotope. und Bäume in geringem Maß belassen werden, Kle- instrukturen erhalten bleiben und ggf. Teilflächen nur Maßnahmen: in mehrjährigem Rhythmus genutzt oder gepflegt wer- Zu 1. Einführung einer extensiven Beweidung oder den. Das Grüne Band stellt in vielen Bereichen den ein- bis zweischürigen Wiesennutzung nach letzten Rückzugsraum für gefährdete Arten dar, die Durchführung von Erstpflegemaßnahmen (z. B. Übergangsbereiche von Gehölzen zu nicht oder exten- Entbuschung), keine oder sehr geringe Dün- siv genutzten Grünlandstrukturen benötigen. gung, keine Pflanzenschutzmittel. Zu 2. Dabei Erhaltung von kleinflächigen Saum-, Insbesondere sind streifen- oder inselförmige Gehölz- und Altgrasstrukturen, ggf. Anlage „Altgras“-Strukturen, Staudenfluren oder niedrige von kleinflächig offenen Bodenstellen bzw. Sträucher (wie Him- und Brombeere) zu erhalten, die

Blütenreiche Weide im Grünen Band bei Hildburghausen

36 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Wasserflächen: gezielte Pflege und Gestaltung Halbtrockenrasen stellen besonders wertvolle „Per- für gefährdete Arten nach Maßgabe spezifischer len“ im Grünen Band dar. Sie werden in ihrer na- zielartenbezogener Managementpläne, ggf. turräumlichen und standörtlichen Vielfalt als natur- Mahd in mehrjährigen Abständen mit Mähgut- schutzfachlich besonders wertvolle Biotoptypen abtransport im Herbst. durch differenzierte, extensive und auf lokale Beson- derheiten Rücksicht nehmende Nutzung erhalten. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Landwirte, Die Halbtrockenrasen sollten vorrangig durch eine Schäfer, Untere Naturschutzbehörde, Landschafts- Fortführung der lebensraumprägenden Nutzung, dies pflegeverbände, Naturschutzverbände. ist meist eine Beweidung mit Schafen oder Rindern, erhalten werden. Teilbereiche werden intensiver be- Ungenutztes Grasland, ohne besondere Stand- weidet werden müssen, um die aufkommende Verbu- ortcharakteristik, kleinflächig in Waldgebieten schung so gering wie möglich zu halten, andere Be- Leitbild: reiche sind derzeit zu intensiv beweidet und sollten in 1. Naturnahe Gehölzbestände bzw. lichter Wald (vo- der Besatzdichte oder der Häufigkeit der Beweidungs- rausgesetzt eine Funktion im Offenlandbiotopver- durchgänge extensiviert werden. Bereiche, die nicht bund besteht nicht (siehe nachfolgend Punkt 2.) bis wenig verbuscht sind, können auch von Rindern bzw. eine langfristige Erhaltung oder Pflege als Ex- beweidet werden (falls z. B. ortsansässig nur Rinder tensivgrünland ist nicht möglich). vorhanden sind). Mäßig verbuschte Flächen sollten dagegen durch Intensivierung der Beweidung behan- 2. Alternativ: Je nach lokaler Gegebenheit und lokalen delt werden, vorrangig sind hier Schafherden ggf. mit Akteuren kann auch ein Offenlandbiotopverbund Ziegenanteil einzusetzen. Sind auf solchen Flächen sinnvoll sein. durch die örtlichen Gegebenheiten nur Rinderherden Ziele: einsetzbar, müssen zusätzliche Entbuschungsmaß- Zu 1. Sukzession zu naturnahen Gehölzstrukturen, nahmen ergriffen werden. Bei stark verbuschten Be- Lichtwaldstrukturen. reichen sollte zunächst geprüft werden, ob eine an die Zu 2. Alternativ: Verbesserung der Funktion im Offen- notwendige Erstpflege (Entbuschung) anschließende landverbund. Nutzung oder Pflege gewährleistet wird. Eine Pfer- chung der Weidetiere sollte auf den Magerrasen un- Maßnahmen: terbleiben, um eine Eutrophierung zu vermeiden. Zu 1. Entfernung standortfremder Gehölze. Vorran- gige Förderung von Lichtwaldarten, um lichte, Positive Beispiele für die Entbuschung mit anschlie- laubholzreiche Mischwälder zu entwickeln. ßender Einbeziehung in die Beweidung befinden sich Zu 2. Gehölzrodung (Erstpflegemaßnahme), anschlie- z. B. im Thüringischen Grabfeld auf Flächen der Stif- ßend extensive Beweidung (oder im Einzelfall tung Naturschutz Thüringen. ggf. Mahd), unter Erhaltung bzw. Entwicklung der oben genannten Kleinstrukturen (z. B. Alt- gras, Staudenfluren, niedrige Sträucher). Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Forstver- waltung, Forstbetriebe, Untere Naturschutzbehörde.

11.1.4 Mager-, Halbtrocken- und Trockenrasen Mager-, Halbtrocken- und Trockenrasen sind natur- schutzfachlich sehr wertvolle Biotoptypen, die einer Vielzahl von gefährdeten Arten Lebensraum bieten können. Sie machen zusammen 2 % der Fläche des Grünen Bandes aus. Halbtrockenrasen kommen v. a. im Süden und der Mitte des Grünen Bandes vor, z. B. im thüringischen Grabfeld, in der Rhön und im Werra­ bergland, meist auf Muschelkalk, Keuper oder Gips. Kleinflächig sind sie auch nördlich des Harzes vertre- ten (z. B. Kleiner Fallstein). Nördlich der Rhön werden die Halbtrockenrasen wesentlich seltener. Weitere, kleinere Flächen befinden sich dann im Mittelbereich des Grünen Bandes in der Ostheide und in der Unteren Mittelelbe-Niederung. Im Norden des Grünen Bandes befinden sich noch einmal etwas größere Flächen im Gebiet des Westmecklenburgischen Seenhügellandes. Wacholderheide vor (oben) und nach (unten) Erstpflege

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 37 im Grünen Band, die durch gezielte und differenzierte Halbtrockenrasen Pflege oder Nutzung erhalten werden sollen. Leitbild: Strukturreiches Offenland mit naturschutzorientierter Sie können ähnlich wie Halbtrocken- und Trocken- Weidenutzung. rasen durch Beweidung gepflegt werden. Allerdings sollte die Beweidung hier in jedem Fall extensiv er- Ziele: folgen. Eine Pflege durch Mahd in mehrjährigen Ab- Wiederherstellung, Weiterführung bzw. Optimierung ständen kann jedoch als Alternative bei nicht durch- des bisherigen Weidemanagements. führbarer Beweidung in Betracht gezogen werden. Maßnahmen: Als Weidetiere eignen sich am besten Schafe, wobei Naturschutzorientierte Beweidung, Erstpflegemaß- nach Möglichkeit auf speziell geeignete Schafrassen nahmen, Zurückdrängung von Verbuschungen, ggf. zurückgegriffen werden sollte, wie z. B. die Heid- Einsatz von Mischherden mit Ziegen und speziellen schnucke, die sich von Heidekraut und Moorgräsern Rassen wie z. B. Heidschnucke. und -kräutern sowie Birkenaufwuchs ernähren kann. Eine Verjüngung der Heide in mehrjährigen Abstän- Akteure: den durch Schnitt, Plaggen oder Brand in Teilberei- Landwirte, Schäfer, Landschaftspflegeverbände, Un- chen kann sinnvoll sein. tere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände und Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Initiativen Halbtrocken- und Trockenrasen sind in mehreren Be- zur Vermarktung. reichen des Grünen Bandes im Wechsel mit Zwerg- strauchheiden auf größeren Teilabschnitten vor- 11.1.5 Zwergstrauchheiden handen, die z. T. über 40 Kilometer lang sind. Hier Zwergstrauchheiden sind naturschutzfachlich sehr bietet sich eine einmalige Möglichkeit, über größere wertvolle Biotoptypen. Sie kommen auf nährstoffar- Strecken hinweg ein überregionales Triftwegesystem men Böden vor. Dies können im Süden Böden auf zu schaffen. Auch angrenzende Flächen, z. B. Natur- Buntsandstein oder Schiefer (z. B. im thüringisch- schutzgebiete mit großen Anteilen an Halbtrockenra- fränkischen Schiefergebirge) sein, in Norddeutsch- sen, könnten somit leichter durch den Schäfer erreicht land dagegen Böden auf Sandsedimenten. Sie sind werden. an vielen Stellen seit dem Jahr 2001 stark zurückge- gangen und machen derzeit ca. 0,7 % der Fläche des Diese großräumige Verbundfunktion des Grünen Ban- Grünen Bandes aus. des ist umso notwendiger, da traditionelle Wege der Wanderschäferei zunehmend beeinträchtigt oder ge- Zwergstrauchheiden kommen schwerpunktmäßig an fährlich werden (durch häufige Querung von Straßen, der Südgrenze des Grünen Bandes im Frankenwald, Verbauung u.a. Unterbrechungen). Falls Teilflächen im im Schwarza-Sormitz-Gebiet, im Obermainischen Grünen Band innerhalb eines solchen Triftwegesys- Hügelland und im Schalkauer Plateau noch häufiger tems von Verbuschung betroffen sind, sollten diese vor. Ansonsten sind die Zwergstrauchheiden recht vorrangig zugunsten des Trockenbiotopverbundes selten und nur kleinflächig vertreten. Im Norden kom- auch innerhalb geschlossener Waldbereiche ent- men noch wenige Zwergstrauchheiden in den Süd- buscht werden. Wenn die Verbuschung zu stark fort- westmecklenburgischen Niederungen, im Gebiet der geschritten ist und der Arbeitsaufwand zu hoch wäre, Ratzeburger Seen und des Schaalsees und im West- die gesamte Breite des Grünen Bandes zu entbu- mecklenburgischen Seenhügelland vor. schen, sollte wenigstens der Spurensicherungsstrei- fen als Triftweg erhalten bleiben. Leitbild: Zwergstrauch- heiden sind sehr wert- Dies gilt nicht nur für Zwergstrauchheiden, sondern volle Lebensräume auch für die zuvor behandelten Biotoptypen unge- nutztes oder aufgelassenes Grasland sowie Mager-, Halbtrocken- und Trockenrasen.

Zwergstrauchheiden Leitbild: Mosaik aller Alters- und Sukzessionsstadien von Zwergstrauchheiden. Ziele: 1. Förderung der Pionierstadien von Zwergstrauchhei- Blüten- den, Durchführung von gelegentlichen Pflegemaß- reiche nahmen, Einbeziehung in Beweidung. Wiese vor dem Berg 2. Entwicklung naturnaher Waldtypen nur dann, wenn Straufhain nicht pfleg- oder beweidbar.

38 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Maßnahmen: Zu 1. Gelegentliches Zurücksetzen der Vegeta- tionsentwicklung, Entbuschung, Entfer- nung von Pioniergehölzen, Schaffung von Rohboden (z. B. durch Schnitt, Plaggen oder Brand). Anzustreben ist eine ca. zweimalige Beweidung (Frühsommer und Herbst), bevor- zugt mit geeigneten Schafrassen (z. B. Heidschnucke, Gotlandschaf) und Ziegen. Zu 2. Entfernen standortfremder bzw. nicht einheimischer Gehölze. Naturnahes Waldmanagement. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Schäfer, Eine Jugendgruppe Höhere und Untere Naturschutzbehörde, Natur- bei Pflegemaßnahmen schutzverbände, Landschaftspflegeverbände, Land- für Zwergstrauchheiden wirte, Untere Naturschutzbehörde, Forstbetriebe vor im Cheiner Torfmoor Ort, Forstverwaltung. Zwergstrauchheiden bereichern das Grüne Band bei Lichtenhain

11.1.6 Ruderalfluren und Pionierrasen, Pionierrasen ca. 0,2 % der Fläche. Artenreiche Rude- Staudenfluren ralfluren trockener Standorte finden sich in Thüringen Ruderalfluren, d. h. von Kräutern oder Gräsern domi- im Süden an der Landkreisgrenze von Hildburghau- nierte Bestände auf vom Menschen gestörten Böden sen, im Westen an den Landkreisgrenzen des Wart- (z. B. durch Umbruch, Aufschüttung oder Abgrabung, burgkreises und des Eichsfelds sowie im Norden in oder auch Nährstoffeintrag, Pestizidanwendung), wa- Sachsen-Anhalt an der Landkreisgrenze Lüneburg. ren nach der Minenräumung der 90er Jahre der ehe- Ruderalfluren frischer Standorte finden sich gehäuft maligen innerdeutschen Grenze weit verbreitet, und in zwei Bereichen des Grünen Bandes: im Südwesten konnten bei der ersten Bestanderhebung im Jahr 2001 Thüringens an den Grenzen des Wartburgkreises und in vielfältigen Ausprägungen und in erheblichem Flä- im Norden im Landkreis Nordwestmecklenburg sowie chenumfang ermittelt werden. Sie haben sich seitdem im Bereich der Schaalseelandschaft. Ein Beispiel für an vielen Stellen zu genutztem Grünland entwickelt ein Pionierrasenvorkommen ist die Lüchower Niede- oder sind verbuscht bzw. aufgeforstet. rung.

Gemäß dem Leitbild eines großflächig zusammenhän- Feuchte bis trockene Staudenfluren finden sich genden und ökologisch vielfältigen, von Offenland- entlang des gesamten Grünen Bandes. Feuchte Biotoptypen dominierten Grünen Bandes sind Rude- Hochstaudenfluren nehmen ca. zwei Prozent der Flä- ralfluren, Staudenfluren und Pionierrasen die Vielfalt che des Grünen Bandes ein. Sie sind weit verbreitet des Grünen Bandes bereichernde Elemente, die dem und kommen häufig an Ufern oder Waldrändern vor. Offenland-Biotopverbund dienen. Gehäufte Vorkommen findet man zum Beispiel an der Südgrenze Thüringens an den Landkreisgrenzen von Ruderalfluren und Pionierrasen besitzen ein großes Sonneberg und Hildburghausen, im Westen in der Entwicklungspotenzial und können durch vielseitige Kuppenrhön, sowie im Norden in Sachsen-Anhalt in Pflegemaßnahmen in bestimmte Richtungen, z. B. zu der Lüchower Niederung und der Unteren Elbe-Nie- wertvollen extensiv genutzten Biotoptypen, entwickelt derung. Staudenfluren, die mit entsprechenden Pfle- werden. Extensive Mahd und Beweidung kommen gegeräten gut erreichbar sind, sollten alle drei bis fünf hier ebenso in Frage wie das Zurücksetzen der Ve- Jahre im Herbst gemäht werden (mit Entfernung des getation in mehrjährigen Abständen oder Sukzession Mähgutes), um ihre Vitalität zu steigern. Bestände, die zu naturnahen Gehölzstrukturen. Ausschlaggebend zu einem Großteil aus Lupinen (Lupinus polyphyllus) für Ziele und Maßnahmen sind die vorhandenen Arten oder weiteren unerwünschten Neophyten (z. B. Ka- (z. B. Vorkommen von wertvollen Kryptogamen-Ge- nadische Goldrute (Solidago canadensis), Kugeldistel sellschaften, z. B. Flechten und Moosen, auf Pionier- (Echinops spec.), Japanischer Staudenknöterich (Fal- rasen), die angrenzende Vegetation (geschlossener lopia japonica) bestehen, sind dagegen gesondert zu Wald oder Grünland) und die örtlichen Gegebenheiten behandeln, da sie großflächig einheimische Vegetati- (Möglichkeiten der Beweidung oder Mahd). on verdrängen. Lupinenbestände und Bestände von Kanadischer Goldrute oder Kugeldistel sollten wäh- Artenreiche Ruderalfluren trockener Standorte neh- rend der Blütezeit gemäht werden (meist mehrmalig men ca. 0,4 % der Fläche des Grünen Bandes ein. erforderlich). Eine Nachweide mit Schafen ist zumin- Ruderalfluren frischer Standorte umfassen ca. 0,3 %, dest bei Lupinenbeständen zu empfehlen.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 39 40 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Handlungsleitfaden für das Grüne Band 41 In einigen Teilbereichen des Grünen Bandes finden 2. Wertvolle Offenlandbiotoptypen. sich im Spurensicherungsstreifen auf einer Breite von 3. Naturnahe Gehölzstrukturen bzw. Wald. ca. fünf Meter und einer Länge von bis zu 500 Me- ter Reinbestände von Japanischem Staudenknöterich Ziele: (Fallopia japonica). Spezielle Maßnahmen zur Zurück- Zu 1. Primär: Förderung von Pionierstadien. drängung und Verhinderung der Ausbreitung dieser Zu 2. Entwicklung und Erhaltung wertvoller Offenland- Pflanze sind erforderlich. Dies könnte z. B. eine Mahd biotoptypen. im zeitigen Frühjahr sein mit anschließendem Umbruch und geeigneter Ansaat auf der Fläche. Eine Ansaat Zu 3. Sukzession zu naturnahen Gehölzbeständen mit schnell wachsenden konkurrenzfähigen Rasenmi- (vorausgesetzt eine Funktion als Offenlandbio- schungen wäre möglich, z. B. Rasenmischungen aus topverbund ist nicht erforderlich bzw. eine lang- der Ingenieur-Biologie zur Befestigung von Hängen, da fristige Erhaltung oder Pflege als Extensivgrün- diese sehr schnell ein starkes und dichtes Wurzelge- land nicht möglich). flecht bilden. Der Erfolg der Maßnahmen sollte jährlich Maßnahmen: kontrolliert werden. Zu 1. Primär: Zurücksetzen der Vegetationsentwick- lung und ggf. Entfernung Pioniergehölze, Schaf- Trockene Staudenfluren umfassten im Jahr 2012 nur fung von Rohboden. noch 65 Hektar (entspricht 0,4 %), d.h. gingen gegen- über 2001 auf 152,7 Hektar verloren. Sie gehören damit Zu 2. Einführung extensiver Nutzungen. zu den stark rückläufigen Biotoptypen im Grünen Band. Zu 3. Gelegentliche Pflegemaßnahmen wie z. B. Ent- fernung standortfremder Gehölze und naturna- hes Waldmanagement. Ruderalfluren und nitrophile Staudenfluren Akteure: Leitbild: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und 1. Wertvolle Biotoptypen mit Biotopverbundfunktion Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, als Lebensraum wertvoller Arten. Landschaftspflegeverbände. 2. Trittsteinbiotope in ausgeräumter Agrarlandschaft. Staudenfluren feuchter bis nasser Standorte Ziele: Leitbild: Zu 1. Nutzung des hohen Potenzials zur Entwicklung Wertvolle Biotoptypen mit Biotopverbundfunktion als wertvoller Biotoptypen bzw. Arten: Erhaltung Lebensraum wertvoller Arten. bzw. Wiederherstellung Offenland-Biotopver- bund durch gezielte Pflege und Gestaltung für Ziele: gefährdete Arten. Gezielte Pflege und Gestaltung wertvoller Biotope für gefährdete Arten. Zu 2. Entwicklung zu Gehölz-Offenland-Mosaik. Maßnahmen: Maßnahmen: Entfernung Gehölze, Beweidung oder Mahd nach Zu 1. Entfernung Gehölze und ggf. anfangs jährliche naturschutzfachlich ausgerichteten Zeitplänen, ggf. Mahd mit Mähgutabtransport (Erstpflegemaß- Pflege nur in mehrjährigen Abständen (Mahd bzw. nahmen), anschließend Beweidung nach natur- Beweidung). schutzfachlichen Weideplänen, Pflege in mehr- jährigen Abständen (Mahd bzw. Beweidung). Akteure: Alternativ auch nach Erstpflege möglich: Mahd Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere einmal jährlich oder abschnittsweise in mehrjäh- und Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspfle- rigen Abständen (ca. alle 2-4 Jahre) ab August geverbände, Landwirte, Schäfer, Naturschutzver- mit Mähgutabtransport, ggf. Neophyten-Be- bände. kämpfung. Staudenfluren trockener Standorte Zu 2. Sukzession teilweise zulassen oder ggf. Gehölze anpflanzen, standortfremde Gehölze entfernen, Leitbild: Pflegemahd oder -beweidung in mehrjährigen Wertvolle Biotoptypen mit Biotopverbundfunktion als Abständen. Lebensraum für wertvolle Arten. Akteure: Ziele: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und Erhaltung bzw. Optimierung wertvoller Biotoptypen Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegever- und somit Erhaltung und Wiederherstellung der Bio- bände, Landwirte, Schäfer. topverbundfunktion und Bestandserhöhung von wert- vollen Arten. Pionierrasen Maßnahmen-Alternativen: Leitbild: 1. Keine Nutzung, aber Entbuschung in mehrjährigen 1. Primär: Vegetationsarme Böden mit Pionierstadien. Abständen.

42 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Rainfarn blüht im ehemaligen Spurensicherungsstreifen Sand-Segge vor einem alten Grenzturm auf eine Mahd oder Beweidung der Binnendüne 2. Einbeziehung in Mahd bzw. Beweidung angrenzen- Bömenzien­ der Flächen im Herbst und ggf. gelegentliche Ent- in mehrjährigen Abständen, fernung von Gehölzen. nach Möglichkeit jeweils auf Teilflächen, um einer Verbuschung und Verfilzung der 3. Ggf. Anlage kleinflächig offener Bodenstellen. Bestände vorzubeugen und ihre Vitalität zu steigern. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und Felsfluren stellen im Grünen Band kleinflächige wert- Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, volle Biotoptypen dar. Die Offenhaltung von Fels- Landschaftspflegeverbände, Landwirte, Schäfer. standorten sollte nur bei sonnigen und trockenen Standorten (z. B. Rhön: Basalt-Kuppen; Vogtland- kreis: Diabas-Kuppen; anstehender Muschelkalk: 11.1.7 Kleinstrukturen und Sonderstandorte Nord- und Südthüringen, Gipskeuper: Südthüringen, Das Leitbild des Grünen Bandes beinhaltet explizit die Gipskarst: Nordthüringen) erfolgen. Sie sind teilweise Erhaltung und Förderung von Kleinstrukturen und teils aufgrund der Beschattung durch aufkommende Ge- vegetationsfreien Sonderstandorten, die ein großflä- hölze stark gefährdet. chig zusammenhängendes und ökologisch vielfälti- ges, von meist extensiv genutzten Offenland-Biotop- Schattige, feucht-kühle Felsbereiche (z. B. Harz typen geprägtes Grünes Band durch ihre spezifischen oder Bach- und Flusstäler in Süd- und Ostthüringen) Besonderheiten bereichern. insbesondere in Wäldern sollten nicht freigestellt wer- den, da sie einen eigenen Lebensraumtyp schattiger Kleinstrukturen und teils vegetationsfreie Sonder- Standorte bilden und hier möglicherweise hochgradig standorte sind wärmeliebende Säume, Felsfluren, seltene Weichtierarten vorkommen können. Binnendünen und andere Formen natürlichen Roh- bodens. Sie kommen vereinzelt und meist nur klein- Kleinstrukturen, wie offene Bodenstellen in Form von flächig vor. Natürliche Rohböden umfassen ca. 0,7 % Sandflächen (z. B. offene Flugsandflächen), Binnendü- der Fläche, Schwermetallrasen ca. 0,2 %, Küsten ca. nen, Strandwällen oder Schuttfluren sind nach Mög- 0,017 % und Binnensalzstellen ca. 0,002 %. lichkeit zu erhalten, da sie in der Regel einer Vielzahl spezialisierter Pflanzen- und Tierarten einen Lebens- Natürliche Rohböden findet man nur vereinzelt raum bieten (z. B. Blauflügelige Ödlandschrecke Oedi- im Grünen Band. Gehäufte Vorkommen gibt es bei- poda caerulescens). Je nach Standort sollte die Pflege spielsweise im Süden im Frankenwald, im Norden in in Form einer extensiven Beweidung, ggf. notwendigen der Lüchower Niederung und der Unteren Elbe-Nie- Entbuschung oder Zurücksetzung der Vegetationsent- derung sowie in der Schaalsee-Landschaft und im wicklung erfolgen. Diese Strukturen liegen häufig in Westmecklenburgischen Seenhügelland. Schwerme- wertvollen Gebieten, für die bereits Pflege- oder Ma- tallrasen finden sich ausschließlich im Harz im Oker- nagementpläne existieren (z. B. Elbauen), aber auch in tal. Küstenstandorte finden sich, wie erwartet, nur am bislang völlig ungesicherten Bereichen (z. B. landes- Grünen Band an der Ostsee. Eine einzige Binnensalz- weite Schwerpunktgebiete „Heidestandorte westlich stelle befindet sich in der Werraaue bei Meiningen- Bömenzien bis nördlich Schrampe“ und „Heidestand- Wartha. orte nördlich Wiewohl bis Neuekrug im Altmarkkreis Salzwedel“, vgl. Schlumprecht et al. 2006). Lesestein- Wärmeliebende Säume sind stellenweise entlang wälle und Steinhaufen sind zu erhalten. Dabei ist zwi- des Grünen Bandes vorhanden. Sie beherbergen schen besonnten Lesesteinwällen und mit Gebüschen gefährdete Pflanzenarten und sind Lebensraum ge- bewachsenen Steinwällen zu unterscheiden. Besonnte fährdeter Tierarten (z. B. Tagfalter). Sie sollten in ihren Lesesteinhaufen könnten stellenweise von überwu- Ausprägungen erhalten werden. Hier empfiehlt sich chernden Staudenfluren beschattet werden und sollten

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 43 dann wieder frei- Vegetationsfreie Böden, Strandwälle, Dünen gestellt werden. Leitbild: Vegetationsarme oder -freie Böden. Positive Beispiele der Wiederher- Ziele: Förderung von Pionierstadien, Durchführung stellung von na- von (gelegentlichen) Pflegemaßnahmen. turschutzfachlich Maßnahmen: hoch­wer­ti­gem Zurücksetzen der Vegetationsentwicklung, Entfernung Salzgrünland im Pioniergehölze, Schaffung von Rohboden, ggf. extensi- direkten Umfeld ve Beweidung, Vermeidung touristischer Übernutzung. des Grünen Ban- des finden sich bei Akteure: Hoyersburg, nörd- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und licher Landkreis Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, Salzwedel (Maß- Landschaftspflegeverbände. nahmen im E+E- Projekt „Erlebnis Fels- und Steilküsten, marine Block- und Grünes Band“). Steingründe Ein seltener Sonderstandort: Die Eine Ausbringung Leitbild: Binnendüne an der Wirler Spitze von Düngern und (Nördl. Arendsee) Naturnahe Fels- und Steilküsten, marine Block- und Pflanzenschutz- Steingründe. mitteln darf hier nicht stattfinden. Einige Bestände müssen unter Umständen durch erst dreischürige Ziele: und später zweischürige Mahd ausgemagert werden. Erhaltung naturnaher Fels- und Steilküsten sowie ma- Grundsätzlich sollten solche Flächen extensiv, bevor- riner Block- und Steingründe. zugt durch eine regelmäßige, höchstens zweischüri- Maßnahmen: ge Mahd, genutzt werden. Bei Auftreten bestimmter Vermeidung touristischer Übernutzung und sonstiger gefährdeter Arten ist unter Umständen ein spezielles Beeinträchtigungen, keine Nutzung. Managementsystem mit genau abgestimmten Mahd- terminen nötig. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Verwal- tungen der Großschutzgebiete, Höhere und Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, Land- Vegetationsfreie Böden, Gesteinsschutt-Fluren, schaftspflegeverbände. Felsrasen, Binnendünen Leitbild: 1. Vegetationsarme oder -freie Böden. 11.2 Barrieren im 2. Ggf. naturnahe Gehölzstrukturen bzw. Wald. Offenlandbiotopverbund Ziele: 11.2.1 Intensivweiden und Intensivwiesen Zu 1. Förderung von Pionierstadien. Intensivgrünland entspricht nicht dem Leitbild zur Entwicklung des Grünen Bandes (BUND 2012). Inten- Zu 2. Ggf. Sukzession zu naturnahen Gehölzbestän- sivwiesen und -weiden sind in mehreren Abschnit- den (z. B. bei anderweitigen übergeordneten ten des Grünen Bandes großflächig vorhanden (z. Planungen wie des Nationalparks, der Biosphä- B. Großes Bruch) und machen insgesamt 6,7 % der renreservate oder Naturschutzgroßprojekte). Fläche aus. Größere Flächen kommen beispielsweise Maßnahmen: in Thüringen im Grabfeld und im Landkreis Eichsfeld Zu 1. Freihalten von sonstigen Nutzungen und Durch- vor, in Sachsen-Anhalt im Bereich der Elbtalaue und führung von mosaikartig verteilten Pflegemaß- dem Großen Bruch bis zur Gemeinde Hötensleben, nahmen in mehrjährigen Abständen: Zurückset- sowie in Mecklenburg-Vorpommern in der Schaal- zen der Vegetationsentwicklung, Schaffung von see-Landschaft und nördlich davon. Vorrangiges Ziel Rohboden, Entfernung von Pioniergehölzen. ist die Überführung von Intensivwiesen und -weiden in eine extensive Grünlandnutzung. Langfristig ist Zu 2. Keine notwendig; evtl. Pflegemaßnahmen wie die Entwicklung von naturschutzfachlich wertvollen z. B. Entfernung von Neophyten oder standort- Grünlandtypen, wie z. B. gefährdete Biotoptypen der fremden Gehölzen. Roten Liste Deutschlands, oder nach § 30 BNatSchG Akteure: geschützte Biotoptypen, anzustreben. Als generelles Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und Leitbild gilt, für das Grüne Band typische Lebensräu- Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, me wie extensives Grünland, Brachen und Gehölz- Landschaftspflegeverbände, Forstbetriebe, Forstver- strukturen wiederherzustellen, so dass diese als Teil waltung. eines Offenlandkorridors oder halboffenen Korridors wieder eine Funktion im Biotopverbund erfüllen.

44 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Intensivwiesen mit artenarmen Beständen sollen Zu 1. Bei frisch erfolgter Neueinsaat: Umbruch und einer extensiveren Mähnutzung zugeführt werden. Ansaat mit speziellem Saatgut ohne Intensivgrä- Düngungen sollten zukünftig unterbleiben. Notwendig ser und mit geringer Samenmenge pro Hektar ist meist eine mehrjährige Aushagerung der Flächen oder Auftrag von Mahdgut aus benachbarten durch zwei- bis dreischürige Mahd und Abtransport Extensivwiesen. des Mähgutes. Teilflächen können aufgelassen oder Zu 2. Sowohl bei Aushagerung von Intensivwiesen extensiver genutzt werden. Kleinere Gebüschstruktu- oder –weiden als auch bei der Neueinsaat ist ren sind erwünscht. Handelt es sich um eine frisch zu beachten, dass streifen- oder inselförmige eingesäte Fläche oder einen sehr artenarmen Be- „Altgras“-Strukturen, Staudenfluren oder nied- stand, kann unter Umständen ein Umbruch der Flä- rige Sträucher (wie Him- und Brombeere) erhal- che erfolgen. Eine Neuansaat sollte mit heimischem ten bzw. begründet werden, die nur in mehrjäh- Saatgut in geringer Samenmenge pro Hektar erfol- rigen Abständen genutzt oder gepflegt werden. gen. Eine andere Möglichkeit ist das Aufbringen von Die Erhaltung solcher nicht oder selten genutz- Mähgut benachbarter extensiv genutzter Flächen, so ter Strukturen sollte somit von Anfang an bei dass die Samen des Mähgutes auf der umgebroche- einer Grünland-Extensivierung berücksichtigt nen Fläche verbleiben und dort eine neue, extensiv werden. genutzte Wiesengesellschaft begründen können. Akteure: Intensivweiden sollten durch mehrjährige Ausha- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und gerung behandelt werden. Hier empfiehlt sich ein Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, kombiniertes System von Mahd und Beweidung, um Landschaftspflegeverbände, Landwirte, Ökolandbau. eine Aushagerung der Fläche zu erreichen. Pferchun- gen auf der Fläche müssen unterbleiben, die Zahl Intensivweiden der Großvieheinheiten pro Hektar sollte sehr gering Leitbild: gewählt werden (vgl. Leitbild der halboffenen Weide- Extensiv genutzte Offenland-Biotoptypen, im Mosaik landschaft). Intensivgrünland, das an Naturschutzstif- mit Kleinstrukturen und Brachflächen. tungen der Bundesländer als Teil des Nationalen Na- turerbes übertragen wurde, ist in extensiv genutztes Ziele: Grünland umzuwandeln. Hier besteht bei auslaufen- 1. Einführung einer naturschutzorientierten extensi- den Pachtverträgen die Möglichkeit, bei der Neuver- ven Beweidung. pachtung konsequent und systematisch Auflagen zur 2. Erhaltung und Entwicklung von Kleinstrukturen. Nutzungsintensität des Grünlands festzulegen. Maßnahmen: Sowohl bei Aushagerung von Intensivwiesen und – Zu 1. Zunächst mehrjährige Aushagerung (inkl. Nach- weiden als auch bei der Neueinsaat ist zu beachten, mahd im Herbst), danach extensive Beweidung, dass streifen- oder inselförmige „Altgras“-Strukturen, Verzicht auf Düngung. Staudenfluren oder niedrige Sträucher (wie Him- und Zu 2. Einstellen der Nutzung, Sukzession zulassen, Brombeere) erhalten bzw. begründet werden, die nur ggf. standortfremde Gehölze oder Neophyten in mehrjährigen Abständen genutzt oder gepflegt entfernen; vorhandene Kleinstrukturen erhalten werden. Die Erhaltung solcher nicht oder selten ge- und evtl. aus der Beweidung ausnehmen; er- nutzter Strukturen sollte somit von Anfang an bei einer gänzend Maßnahme „zu 2.“ für Intensivwiesen Grünlandextensivierung berücksichtigt werden. in offenen und halboffenen Bereichen. Akteure: Naturschutzstiftungen der Intensivwiesen in offenen und halboffenen Bundesländer, Höhere Bereichen und Untere Natur- Leitbild: schutzbehörde, Extensiv genutzte Offenland-Biotoptypen, im Mosaik Naturschutz- und mit Kleinstrukturen und Brachflächen. Landschaftspfle- geverbände, Ziele: Landwirte, 1. Umwandlung des artenarmen Bestandes durch lokale Initi- Einführung einer naturschutzorientierten extensiven ativen zur Mahd Vermarktung, 2. Erhaltung und Entwicklung von Kleinstrukturen. Ökolandbau. Maßnahmen: Zu 1. Zunächst mehrjährige Aushagerung, danach ex- tensive Nutzung durch Mahd und Ausweisung von Intensive Rin­ ungenutzten Teilflächen, Verzicht auf Düngung und der­haltung ist Pflanzenschutzmittel. Alternativ ist auch möglich: im Grünen Band zu vermeiden

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 45 11.2.2 Ackerflächen Ackerflächen entsprechen wie Intensivgrünland genutzten Flächen in einer Breite von mindestens nicht dem Leitbild (BUND 2012). Im Grünen Band 10 bis 15 Metern ist anzustreben. angelegte Ackerflächen stellen eine Barriere im Offenland-Biotopverbund dar und sind in Grünland- flächen umzuwandeln, um die Biotopverbundfunk- tionen wieder herzustellen. Sie machen insgesamt Acker und Ackerbrache 4,3 % der Fläche des Grünen Bandes aus. Großflä- Leitbild: chig sind Äcker im Naturraum Eichsfeld-Werratal so- Extensiv genutztes Grünland, mit naturnahen Gehölz- wie nördlich des Harzes bis hin zum Großen Bruch strukturen in landwirtschaftlich geprägter Umgebung; vertreten. Daneben kommen besonders lange, von Minimalziel ist die Erhaltung und Entwicklung von Acker dominierte Abschnitte des Grünen Bandes Strukturelementen als Trittsteinbiotope für seltene Ar- im südwestlichen Thüringen (Grabfeld), im nörd- ten in Bereichen mit vorwiegender Ackernutzung. lichen Thüringen (Lkr. Nordhausen, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt), aber auch südlich Oebisfelde Ziele: (Sachsen-Anhalt) vor, ebenso wie in einigen Teilen 1. Umwandlung in extensiv genutztes Grünland (Wie- Mecklenburg-Vorpommerns. se oder Weide). 2. Strukturanreicherung und Entwicklung Gehölz- Ziel ist die Umwandlung von Ackerflächen in extensiv Offenlandkomplexe, d.h. Entwicklung von Klein- genutztes Grünland in überschaubaren Zeiträumen. strukturen, ungenutztem Grasland und naturnahen Vor allem in Bereichen des Grünen Bandes, in de- Gehölzstrukturen (Bäume, Büsche, Hecken) in aus- nen angrenzend im Umfeld großflächig Äcker zu fin- geräumter Agrarlandschaft. den sind, sollte die Entwicklung hin zu einem extensiv Maßnahmen: genutzten Gehölz-Offenlandkomplex als Rückzugs- Zu 1. Ansaat mit speziellem Saatgut, möglichst aus möglichkeit für Arten und als Gliederungselement in der Region, ohne Intensivgräser (z. B. Lolium der Landschaft gefördert und unterstützt werden. multiflorum) und mit geringer Samenmenge pro In Bereichen des Grünen Bandes, die vollständig zu Hektar (ca. ein Viertel oder Fünftel der üblichen Ackerflächen umgebrochen wurden, sollte zunächst Menge), Aufbringung von geeignetem Mahd- geprüft werden, ob der Umbruch illegal war und da- gut als Ansaathilfe, ggf. auch Selbstbegrünung her rückgängig zu machen ist. In zweiter Linie (z. B. (funktioniert v.a. über Schafe oder Rinder: sie bei Privatbesitz, außerhalb von Schutzgebieten) sollte tragen Samen von Grünland aus der Umgebung die Konversion der Nutzung zu Grünland angestrebt ein), anschließend extensive Nutzung (Mahd, werden. Weiter sind die Ackerflächen, die an Natur- Beweidung). schutzstiftungen der Bundesländer als Teil des Natio- nalen Naturerbes übertragen wurden, in extensiv ge- Zu 2. Anpflanzen standorttypischer, autochthoner nutztes Grünland umzuwandeln. Hier besteht v. a. bei Gehölze, oder Bereitstellung von Flächen für die auslaufenden Pachtverträgen die Möglichkeit, bei der Sukzession zu Gehölzen (als „Inseln“ in großen Neuverpachtung konsequent und systematisch Acker Flächen oder randlich). in Grünland umzuwandeln. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Flurneuord- Insbesondere in offenen, strukturarmen Agrarland- nungsämter, Naturschutzbehörden, Naturschutzver- schaften und dort, wo der Nutzungsdruck hoch ist bände, Landschaftspflegeverbände, Landwirte. und der Biotopverbund bereits gestört ist, bietet sich die Durchführung naturschutzorientierter Flurneuord- nungsverfahren an, welche unterbrochene Bereiche des Grünen Bandes wieder herstellen oder durch 11.3 Wälder und Gehölzstrukturen Neuschaffung benachbart liegender, neuer Verbund- flächen den lokalen und regionalen Gesamtzusam- Ziele und Maßnahmen für Wälder und Gehölzstruk- menhang des Biotopverbundsystems gewährleisten. turen sind im historischen und landschaftlichen Kon- Die Möglichkeiten des Flächentausches sowie die text zu entwickeln und umzusetzen. So sind Aspekte Gestaltungsmöglichkeiten naturschutzorientierter der Standortkontinuität (bei bereits vor der Grenzöff- Flurneuordnungsverfahren sollten konsequent ge- nung über Jahrzehnte ungenutzten Wäldern) ebenso nutzt werden. Neue Umbrüche im Grünen Band sind zu berücksichtigen wie das Umfeld (z. B. Gehölzent- unbedingt zu verhindern. wicklung in einer ausgeräumten Agrarlandschaft vs. innerhalb großer Waldbereiche) oder übergeordnete Es ist von besonderer Dringlichkeit, dass Ackerflä- Planungen (z. B. im Nationalpark Harz oder in den chen, die unmittelbar an gegenüber Nährstoffein- Biosphärenreservaten). In Abhängigkeit von diesen trag empfindlichen Biotoptypen (z. B. Moorflächen, Randbedingungen ergeben sich unterschiedliche Salzwiesen, Feuchtstandorte, Mager- und Borst- Zielvorstellungen. grasrasen etc.) des Grünen Bandes angrenzen, in Grünlandflächen umgewandelt oder zumindest Pionierwälder machen ca. 9,7 % der Fläche des extensiviert werden. Ein Pufferstreifen zu intensiv Grünen Bandes aus, Mischwälder ca. 6,2 %.

46 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Nadelwald-Reinbestände sind auf ca. 4,8 % der Flä- Nadelforste (Kiefern- oder Fichtenforste), die in den che zu finden, Laubwald auf 4,0 %. Feldgehölze und letzten zehn Jahren aufgeforstet wurden, finden sich Gebüsche umfassen 3,7 %. Weichholz-Auwälder sind häufig im Grünen Band. Falls diese Aufforstung auf nur auf 1,6 % der Fläche zu finden, Schlucht- und wertvollen Biotopen erfolgte (z. B. Nasswiesen, Halb- Steilhangwälder auf 0,8 %, Bruch- und Sumpfwald- trockenrasen, Staudenfluren trockener Standorte, komplexe auf 0,6 %, thermophile Eichenwälder auf extensiv genutztes Grasland) oder den Offenland- 0,5 %, naturnahe Berg-Fichtenwälder auf ca. 0,02 %. Biotopverbund stört (z. B. zwischen Weideflächen), Naturschutzfachlich besonders wertvolle Waldtypen empfiehlt sich zur Wiederherstellung wertvoller Bio- nehmen damit deutlich weniger Fläche ein als natur- toptypen bzw. des Offenland-Biotopverbunds eine ferne Waldbestände. Rodung der Gehölze. Wenn dies nicht möglich ist, ist das langfristige Ziel der Umbau zu laubholzrei- Auwälder finden sich im Südosten des Grünen Ban- chen Mischwäldern. Laubbäume, die als potenzielle des im Saaletal und ansonsten in größeren Flächen im Samenbäume dienen, sollten von bedrängenden Na- Norden des Grünen Bandes, wie beispielsweise in der delgehölzen freigestellt werden. Der Laubholz-Jung- unteren Mittelelbe-Niederung oder in der Schaalsee- wuchs ist zu fördern. Landschaft. Schlucht- und Steilhangwälder finden sich nur sehr vereinzelt, großflächige Beispiele hierfür Gemäß Leitbild sind auch jüngere Waldsukzessio- sind die Landschaften Werraaue Meiningen-Wartha nen (nach 1989), vor allem wenn sie überwiegend von und die Untere Mittelelbe-Niederung. Thermophile Fichte oder Kiefer geprägt werden, zu den Ursprungs- Wälder finden sich im Südwesten des Grünen Ban- biotoptypen (z. B. Heide, Magerrasen, Binnendünen) des, großflächige Vorkommen sind hier im Östlichen hin zu entwickeln. Die Entwicklung von Vorwaldstadi- Rhönvorland und im nördlichen Wartburgkreis zu fin- en kann in Einzelfällen durch stellenweise Rodung von den. Naturnahe Berg-Fichtenwälder finden sich aus- Gehölzen hinausgezögert werden, um den Charakter schließlich im Mittelharz. des Vorwaldes länger zu erhalten (z. B. bei Vorkom- men gefährdeter Arten wie dem Birkhuhn). Reste von Naturschutzfachlich wertvolle Laubwälder gilt es Offenlandbereichen des Grünen Bandes innerhalb zu erhalten oder an ausgewählten Stellen auszudeh- geschlossener Wälder sollten als Waldlichtungen in nen. Wertvolle Waldbestandteile sind oft schwer be- bestimmtem Maß erhalten bleiben und nicht wieder wirtschaftbar (z. B. Blockschuttwälder, Moorwälder). aufgeforstet werden. Sie sollten aus der Nutzung genommen werden oder zumindest sollte die Nutzung auf ein notwendiges Mi- Wichtiges Ziel ist weiterhin, eine ausgeprägte Wald- nimum beschränkt werden. Dies gilt vor allem auch für randentwicklung mit einem gestuften Aufbau und die Auwälder, Bruchwälder und Erlen-Eschenwälder, mit vorgelagerter Kraut- und Grasschicht zu fördern die nach Möglichkeit auf weiten Strecken innerhalb und zu erhalten. Eine Rodung von einzelnen Gehöl- des Grünen Bandes aus der Nutzung genommen zen oder eine Mahd der Gras- und Krautbestände in und sich selbst überlassen werden sollten. Sonstige mehrjährigen Abständen kann sich hier anbieten. Laubmischwälder sollten innerhalb des Grünen Ban- des extensiv und naturgemäß bewirtschaftet werden, Vor allem in großflächig ausgeräumten Bereichen, d. h. plenter- oder femelartige Nutzung oder aus der z. B. Großes Bruch, sollte die Entwicklung von Ge- Nutzung genommen werden. Alt- und Totholz sollte büsch- und Heckenstrukturen gefördert werden. in ausreichendem Maß auf den Flächen verbleiben, Kleinräumig vorhandene Strukturen, z. B. im Bereich standortfremde Baumarten sollten entfernt werden. von Böschungen, könnten gefördert werden, an an- In wenigen Teilen des Grünen Bandes (Harz) befinden derer Stelle empfiehlt sich das gezielte Neupflanzen sich standortgerechte Nadelwälder, die größtenteils mit typischem Pflanzmaterial. Jedoch sollte stets da- aus autochthonen Gehölzen bestehen (z. B. Berg- rauf geachtet werden, dass sich die Gehölze nicht Fichtenwälder). Eine Erhaltung dieser Bereiche und so weit ausbreiten, dass sie die zwischengelagerten eine Entwicklung im Sinne der Nationalparkziele sollte Grünlandflächen beeinträchtigen. Einzelne Gebüsche hier Priorität haben. müssen deshalb gelegentlich entfernt werden, um den typischen mosaikartigen Wechsel zwischen Ge- Pionierwälder, die sich im Grünen Band entwickelt büsch und Grünland im Grünen Band zu erhalten. haben und innerhalb größerer geschlossener Wald- bereiche liegen (z. B. Harz, Lappwald, Mackenröder Alte Einzelbäume im Bereich des Grenzstreifens, vor Wald) sollten sich zu naturnahen laubholzreichen allem Besonderheiten wie Kopfbäume oder Hutebäu- Wäldern entwickeln können bzw. in diese Richtung me, sollten in jedem Fall erhalten bleiben. Kopfbäume gelenkt werden. Eine Aufforstung sollte nur in Aus- brauchen einen regelmäßigen Schnitt in mehrjähri- nahmefällen (z. B. erosionsgefährdete Steilhanglagen gen Abständen. Bei Ausfall von in Reihen gepflanzten mit Gefahr für die öffentliche Sicherheit) und nur bei Kopfbäumen sollten junge Kopfbäume nachgepflanzt Einbringen von autochthonem Pflanzmaterial erfol- werden. Hutebäume sind traditionell auf Weiden vor- gen. Jedoch sollte im Grünen Band entsprechend handen. Eine weitere Nutzung der Flächen als Weide dem Leitbild prioritär ein Offenlandbiotopverbund an- und eine ggf. nötige Pflege der Hutebäume sollte an- gestrebt werden. gestrebt werden.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 47 Pionierwald großflächig mit Barrierewirkung Gehölz-Offenland-Mosaike in ausgeräumter zwischen Grünlandbeständen im Grünen Band Agrarlandschaft oder in der Umgebung Leitbild: Leitbild: Halboffene Weidesysteme mit extensiver, natur- Offenland-Biotopverbund mit Nutzung als Triftweg. schutzorientierter Grünlandnutzung und lückigen Ge- Ziele: hölzbeständen. 1. Wiederherstellung Offenland-Biotopverbund. Ziele: 2. Einbeziehung in Beweidungskonzepte des Umfelds. 1. Schaffung strukturreicher und extensiv genutzter Grünlandbestände mit lückigen Gehölzstrukturen. 3. Erhaltung des Triftwegs zumindest im Spurensiche- rungsstreifen (Minimalziel). 2. In ausgeräumter Agrarlandschaft ggf. auch alterna- tiv Sukzession zu naturnahen Gehölzstrukturen. Maßnahmen: Zu 1. und 2. Entbuschung und Entfernung von Gehölz- Maßnahmen: beständen, extensive Beweidung oder Zu 1. Naturschutzorientierte Beweidung nach Weide- Mahd. plänen, ggf. Entbuschungen (im Einzelfall ggf. auch extensive Mahd) Zu 3. Freihalten von Teilbereichen als Triftweg, ggf. Gehölzentfernung, Entbuschung. Zu 2. Entfernung standortfremder Gehölze und ggf. in 15-20 jährigen Abständen Gehölzpflege. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere Akteure: und Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbän- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und de, Landschaftspflegeverbände, Schäfer, Landwirte, Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegever- Forstbetriebe, Forstverwaltung. bände, Landwirte, Schäfer, Untere Naturschutzbe- hörde, Forstbetriebe vor Ort, Forstverwaltung. Pionierwald angrenzend an große zusammenhängende Waldgebiete Feldgehölze und Gebüsche Leitbild: Leitbild: 1. Laubholzreiche Mischwälder mit gut ausgeprägten, Naturnahe und strukturreiche Gehölzbestände aus naturnahen, vielfach gestuften Waldrändern aus heimischen und standortgerechten Arten. heimischen und standorttypischen Arten. Ziele: 2. Alternativ: Je nach lokaler Gegebenheit und lokalen Erhaltung und Förderung standortgerechter Gehölz- Akteuren kann auch ein Offenlandbiotopverbund bestände. sinnvoll sein. Maßnahmen: Ziele: Durchführung von Verjüngungsmaßnahmen, Entfer- Zu 1. Umbau zu lichten, laubholzreichen Mischwäl- nung standortfremder Gehölze. dern (Anteil und Baumartenzusammensetzung Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, ist standort- und höhenstufenabhängig), vorran- Untere Naturschutzbehörde, Forstbetriebe vor Ort, gige Förderung von Lichtwaldarten; Schaffung Forstverwaltung. gut ausgeprägter, naturnaher, vielfach gestufter Waldränder aus heimischen und standorttypi- Pionierwald kleinflächig zwischen großflächigem schen Arten in unterschiedlichen Entwicklungs- Offenland stadien. Leitbild: Zu 2. Alternativ: Erhaltung bzw. Wiederherstellung ei- Extensiv genutztes, strukturreiches Offenland mit nes Offenlandverbunds. Biotopverbundfunktion. Maßnahmen: Ziele: Erhaltung und Wiederherstellung extensiv ge- Zu 1. Entfernung standortfremder Gehölze, gelegent- nutzten Offenlands mit kleinflächigen Gehölzen. liche Pflegemaßnahmen, naturnaher Waldbau. Maßnahmen: Zu 2. Gehölzrodung mit Erhaltung kleinflächiger Ge- Gehölzrodung mit Erhaltung kleinflächiger Gehölze hölze (Erstpflegemaßnahme), anschließend ex- (Erstpflegemaßnahme), anschließend extensive Be- tensive Beweidung (oder im Einzelfall ggf. Mahd). weidung oder ggf. Mahd, Entwicklung und ggf. Pflege der kleinflächigen Gehölze. Akteure: Untere Naturschutzbehörde, Forstbetriebe vor Ort, Akteure: Forstverwaltung. Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegever- bände, Naturschutzverbände.

48 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Weichholz- und Hartholz-Auwald, Erlen- Maßnahmen: Eschenwald sowie Feuchtgebüsche in Auen Extensive Grünlandnutzung (Mahd bzw. Beweidung), Leitbild: Baumpflege und Nachpflanzung bei Bedarf, dabei Naturnaher und strukturreicher Auwald mit natürlicher Förderung von lokalen Obstbaumsorten. Überschwemmungsdynamik und hohem Totholzan- Akteure: teil. Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere Na- Ziele: turschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände. Entwicklung naturnaher Auwald-Komplexe mit natürli- cher Dynamik ohne forstliche Nutzung. Laubholz-dominierte Wälder Maßnahmen: Leitbild: Entfernung standortfremder Gehölze, Sukzession zu- Naturnaher und strukturreicher Wald aus heimischen lassen. und standortgerechten Arten. Akteure: Ziele: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Wasser- Erhaltung und Entwicklung naturnaher Laubholz do- wirtschaftsbehörden und Forstverwaltungen, Forst- minierter Waldtypen; ggf. Nutzungsaufgabe. betriebe, Untere Naturschutzbehörde. Maßnahmen: Plenter- oder femelartige Nutzungsformen, Förde- Schluchtwälder, Blockschuttwälder, Berg- rung der Naturverjüngung und des Jungwuchses, v.a. Fichtenwälder durch waldgerechtes Wildmanagement, Entfernung Leitbild: standortfremder Gehölze (wenn nötig: mittelfristiger Naturnaher und strukturreicher Wald aus heimischen Waldumbau), naturnaher Waldbau; ggf. Nutzungsauf- und standortgerechten Arten. gabe. Ziele: Akteure: Erhaltung und Entwicklung wertvoller und naturnaher Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Forstver- Waldtypen mit natürlicher Dynamik. waltungen, Forstbetriebe, Untere Naturschutzbehör- de. Maßnahmen: Nutzungseinstellung. Nadelholz-dominierte Wälder Akteure: Leitbild: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Forstver- Naturnaher und strukturreicher Wald aus heimischen waltungen, Forstbetriebe, Untere Naturschutzbehör- und standortgerechten Arten. de. Ziele: Entwicklung zu naturnahen Waldtypen. Thermophile Wälder Leitbild: Maßnahmen: Naturnaher und strukturreicher Wald aus heimischen Mittel- bis langfristiger Waldumbau mit starker Förde- und standortgerechten Arten. rung von Laubhölzern, naturnaher Waldbau. Ziele: Akteure: Erhaltung und Entwicklung wertvoller und naturnaher Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Forstver- Waldtypen mit extensiver Waldbewirtschaftung; ggf. waltungen, Forstbetriebe, Untere Naturschutzbehör- Nutzungsaufgabe. de. Maßnahmen: Aufforstungen v. a. mit Nadelholz Naturnaher Waldbau mit plenter- oder femelartigen Nutzungsformen, Förderung Naturverjüngung, Entfer- Leitbild: nung standortfremder Gehölze; ggf. Nutzungsaufga- 1. Naturnaher und strukturreicher Wald aus heimi- be. schen und standortgerechten Arten. Akteure: 2. Je nach landschaftlichem und historischem Kon- Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Forstver- text auch Entwicklung wertvoller Offenland-Biotop- waltungen, Forstbetriebe, Untere Naturschutzbehör- typen. de. Ziele: Zu 1. Frühzeitiger Waldumbau und Lenkung zu natur- Streuobstbestände nahen Gehölzbeständen. Leitbild: Zu 2. Alternativ auch vorzeitige Nutzung (z. B. Blau- Streuobstbestände mit extensiver Grünlandnutzung. fichtenbestände in Nasswiesen; Roteichen auf Ziele: Binnendünen) zur Wiederherstellung von Offen- Erhaltung von Streuobstbeständen. landbiotopen.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 49 Maßnahmen: Zu 1. Entfernung standortfremder Gehölze und ggf. Pflanzung heimischer, standortgerechter Gehölze. Zu 2. Rodung standortfremder Gehölze und Offen- halten z. B. mittels naturschutzorientiertem Of- fenland-Nutzungskonzept (v.a. Beweidung, ggf. auch Mahd), Einzelfallentscheidung. Akteure: Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, Land- schaftspflegeverbände, Forstbetriebe, Landwirte, Forstverwaltung. Zu 22 % verläuft das Grüne Band am oder im Wasser – hier die Elbe 11.4 Gewässer Naturnahes Fließgewässer mit naturnahen 11.4.1 Fließgewässer Uferbereichen Fließgewässer und ihre Ufer prägen einen sehr bedeu- Leitbild: tenden Teil des Grünen Bandes. Über weite Strecken Naturnahes Fließgewässer mit natürlicher Gewässer- bildeten Fließgewässer den ehemaligen Grenzverlauf, dynamik und naturnahen Uferkomplexen. beispielsweise die Elbe (Mecklenburg-Vorpommern, Ziele: Brandenburg, Niedersachsen), die Aller, die Ohre, Oker Erhaltung der naturnahen Gewässerdynamik und – und Ecker (Sachsen-Anhalt), die Werra (Thüringen) qualität sowie ungenutzter Uferzonen. sowie die Sächsische Saale mit ihren Zuflüssen (z. B. Tannbach) und die Thüringische und Fränkische Mu- Maßnahmen: schwitz (Thüringen). Da die ehemalige Staatsgrenze oft 1. Förderung bzw. Wiederherstellung der Durchgän- in der Flussmitte verlief, machen Fließgewässer einen gigkeit und des Ausuferungsvermögens. großen Teil der Fläche des Grünen Bandes aus. Die 2. Anlage bzw. Sicherung von breiten Uferrandstrei- hohe naturschutzfachliche Bedeutung wird durch eine fen, auch als Pufferzonen zu angrenzenden Nut- Reihe von Naturschutzgebieten oder FFH-Gebieten be- zungen (evtl. auch außerhalb des Grünen Bandes), legt, die Fließgewässer des Grünen Bandes beinhalten. Pflege der entstehenden Biotope wie z. B. Auwald, nitrophile Hochstaudenfluren, Riede, etc. (genaue- Um naturnahe Fließgewässer mit natürlicher Gewäs- res siehe dort) und ggf. Neophytenbekämpfung. serdynamik und naturnahen Uferkomplexen zu er- reichen, sollen eigendynamische Prozesse gefördert 3. Einschränkung der Freizeitnutzung. werden. Gewässerrandstreifen mit typischer Ufer- Akteure: vegetation (z. B. gewässertypische Gehölzsäume, Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Tou- feuchte Uferstaudenfluren) sind in allen Bereichen je rismusverbände, Naturschutzverbände. nach Breite des Gewässers von 5 bis 15 m Breite zu entwickeln und zu fördern. In gehölzfreien Bereichen empfiehlt sich u.a. eine Initialpflanzung mit autoch- Mäßig verbautes bis ausgebautes Fließgewässer thonem Pflanzmaterial oder die Bereitstellung von mit z. T. naturfernen Uferbereichen ausreichend breiten Uferrandstreifen für die natürli- Leitbild: che Sukzession (Ziel: Weichholz-Auwald). Besonders Naturnahes Fließgewässer mit natürlicher Gewässer- wertvolle Strukturen wie z. B. Bachschluchten oder dynamik und naturnahen Uferkomplexen. Altarme und Altwässer und die damit verbundenen Ziele: Ufer- und Verlandungsvegetation sind zu erhalten und 1. Wiederherstellung Durchgängigkeit, fließgewässer- vor Beeinträchtigungen zu schützen. Eine Nutzung typischer Strukturen und einer naturnahen Über- ist hier auszuschließen. Je nach derzeitigem Zustand schwemmungs- und Fließgewässerdynamik. muss das obige Leitbild differenziert werden: 2. Verbesserung der Wasserqualität. Naturnahe Fließgewässer sollen erhalten und vor Be- Maßnahmen: einträchtigungen geschützt werden. Technische Aus- 1. Entfernung von Verbauungen zur Wiederherstellung baumaßnahmen sind unbedingt zu unterlassen. von Durchgängigkeit und Ausuferungsvermögen.

Naturferne, z. T. begradigte oder verbaute Fließge- Zu 1. und 2. Anlage von Uferrandstreifen (siehe „natur- wässer sollen renaturiert werden. Ist eine Rücknahme nahes Fließgewässer“). des Verbaus aus wasserwirtschaftlicher Sicht unmög- Akteure: lich, soll zumindest eine naturnahe Ufervegetation Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Na- inklusive Pufferstreifen zu angrenzenden Nutzungen turschutzverbände. angestrebt werden.

50 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Altarme und Altwasser hohen Bedeutung für Flora und Fauna sollen ebenso Leitbild: erhalten und gesichert werden. Naturnaher Altarm bzw. Altwasser in natürlicher Ent- wicklung mit naturnaher Gewässer- und Auendyna- Die Nutzung von meso- bis eutrophen Seen bzw. See- mik. abschnitten einschließlich ihrer Verlandungsbereiche und Pufferzonen mit hoher Bedeutung als Lebens- Ziele: raum soll in jedem Falle extensiv erfolgen. Seen bzw. Natürliche Entwicklung. Seeabschnitte, Verlandungsbereiche und Uferzonen Maßnahmen: mit potenziell hoher, aktuell jedoch eingeschränkter Natürliche Entwicklung zulassen: naturschutzrechtli- Lebensraumfunktion sollen im Sinne des Naturschut- che Sicherung und Freihalten von Freizeitnutzungen. zes entwickelt werden. Freizeitnutzungen können hier eventuell zeitlich eingeschränkt auf Teilbereichen er- Akteure: folgen. Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Tou- rismusverbände, Naturschutzverbände. Naturnahe Teiche, kleine Tümpel und Wasserflä- chen, die vor allem innerhalb des Spurensicherungs- Gräben streifens entstanden sind, sollen nach Möglichkeit Leitbild: erhalten werden. Bei Vorkommen von seltenen und Strukturreiche Gräben mit naturnaher Uferzonierung gefährdeten Arten, bei denen diese Strukturen zum und natürlicher Gewässerdynamik. Lebensraum gehören, soll wegen der meist unver- meidlichen Verlandung eine Wiederherstellung des Ziele: ursprünglichen Zustandes durch Entschlammung in Entwicklung strukturreicher Uferbereiche samt Ufer- mehrjährigen Abständen durchgeführt werden. Stö- vegetation. rungsempfindliche Arten (z. B. Pflanzen, Säugetiere, Maßnahmen: Vögel und Amphibien) sollen vor Beunruhigungen, 1. Verringerung der Unterhaltungsintensität durch Störungen und nutzungsbedingten Beeinträchtigun- naturschutzkonforme Maßnahmen (z. B. seltenere gen geschützt werden. Mahd, nur teilweise Ausbaggerungen, abschnitts- weise Böschungsmahd etc.), ggf. Entbuschungen. In Bereichen, in denen Nutzungsansprüche des Men- schen Vorrang besitzen (z. B. Gebiete, die unmittelbar 2. Optimierung des bestehenden Grabenmanage- an Ortslagen angrenzen), sollen die Anforderungen ments, v.a. durch zeitliche und räumliche Steue- des Naturschutzes trotzdem soweit wie möglich Be- rung zur verbesserten Rücksichtnahme auf seltene rücksichtigung finden. Arten. Akteure: Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Was- ser- und Bodenverbände, Naturschutzverbände, Un- Naturnahe Standgewässer und ihre Ufer- und terhaltungsberechtigte, Landwirte. Verlandungszonen Leitbild: Naturnahes Standgewässer mit naturnahem Ufer- 11.4.2 Standgewässer komplex, Unterwasservegetation und guter Wasser- Natürliche Standgewässer sind im Grünen Band vor qualität. allem im nördlichen Bereich (z. B. Ratzeburger See, Schaalsee) vorhanden. Im südlichen Bereich kommen Ziele: dagegen gelegentlich kleinflächige Teiche vor. 1. Erhaltung und Verbesserung des Strukturreichtums und der Wasserqualität Allgemeines Leitbild ist: Alle Standgewässer weisen 2. Erhaltung und Verbesserung der Vegetationszonie- eine strukturreiche und naturnahe Verlandungszone so- rung (von Unterwasserpflanzen bis hin zu Uferzo- wie eine gute Wasserqualität auf und stellen einen na- nen) türlichen oder naturnahen Lebensraum für eine vielfäl- Maßnahmen: tige und typische Arten- und Lebensgemeinschaft dar. zu 1. Ausschluss bzw. zeitliche Begrenzung touristi- scher Nutzungen; hierbei Berücksichtigung von Je nach Zustand und Nutzung werden die obigen v.a. avifaunistischen Gesichtspunkten. Zielvorstellungen differenziert: Seen, Seenteile bzw. erweiterte Uferzonen an Seen mit besonderer Na- zu 2. Vermeidung bzw. Verringerung von Nährstoffe- turschutzfunktion sollen von jeder Form der Nutzung inträgen, ansonsten keine weitere Pflege nötig. freigehalten werden. Größere nutzungsfreie, meso- Akteure: bis eutrophe Seen bzw. Seeabschnitte mit nationaler Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Na- bis internationaler Bedeutung für Wasservögel und turschutzverbände, Fischereiverbände, Tourismus- kleinere, naturnahe, meso- bis eutrophe Seen inklu- verbände, Naturschutzstiftungen der Bundesländer. sive ihrer unmittelbaren Verlandungszone und ihrer

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 51 Naturferne Standgewässer und ihre Ufer- und Gewöhnlicher Verlandungszonen Blutweiderich Leitbild: im Natur- Naturnahes Standgewässer mit naturnahem Ufer- schutz- gebiet komplex, Unterwasservegetation und guter Wasser- Blüt- qualität. linger Ziele: Holz 1. Erhaltung und Verbesserung des Strukturreichtums und der Wasserqualität, 2. Entwicklung naturnaher, standortgerechter Schwimmblatt-, Unterwasser- und Ufervegetation sowie von (flachen) Verlandungszonen. Maßnahmen: Zu 1 und 2. Vermeidung bzw. Verminderung touristischer oder fischereiwirt- schaftlicher Übernutzung. Zu 2. Anlage von Pufferzonen und ggf. von flachen Verlandungszonen. Initialpflan- zungen, wenn nötig. Akteure: Wasserwirtschafts- und Naturschutzbe- hörden, Naturschutzverbände, Fische- reiverbände, Tourismusverbände, Natur- Zwischen Schleswig- Holstein und Meck- schutzstiftungen der Bundesländer. lenburg-Vorpommern verläuft das Grüne Band mitten durch den Schaalsee Kleingewässer Leitbild: Kleingewässer mit strukturreicher und naturnaher jedoch einen sehr wertvollen Lebensraumtyp dar. Verlandungszone als Lebensraum für eine vielfältige Auch Moor-, Sumpf- und Bruchwälder, die wie die und typische Arten- und Lebensgemeinschaft. Moore durch einen sehr hohen Grundwasserstand geprägt sind, kommen vereinzelt auf kleinen Flächen Ziele: im Grünen Band vor. Zusammen nehmen sie ca. 1. Erhaltung der Kleingewässer. 0,6 % der Fläche des Grünen Bandes ein. 2. Gestaltung und Neuschaffung von Kleingewässern. Moore und Moorwälder kommen vor allem in der Maßnahmen: Schaalsee-Landschaft und nördlich davon vor. Einige zu 1. Freihalten von Nutzungen; Durchführung gele- wenige Flächen finden sich im Mittelharz und einige gentlicher Pflegemaßnahmen (z. B. Teilentlan- zerstreute Flächen an der Südgrenze von Thüringen dung, Teilentschlammung) in mehrjährigen Ab- (Übergang zu den Naturräumen Frankenwald oder ständen. Obermainisches Hügelland). Bruch- und Sumpfwäl- zu 2. Anlage Kleingewässer unter Rücksichtnahme der liegen vorrangig in der Schaalsee-Landschaft und auf bestehende, ggf. geschützte Biotope; Ein- etwas nördlich davon, sonst sind sie nur vereinzelt zu zelfallentscheidung bei sensibler Standortwahl finden. und angepasster Ausgestaltung (z. B. Optimie- rung von Gewässergröße und -form für spezielle Die Standorteigenschaften der Moore sowie der seltene Arten). Moor- und Bruchwälder im Grünen Band, insbeson- Akteure: dere Wasserhaushalt und -qualität, sind noch natür- Wasserwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Tou- lich bis naturnah ausgebildet. Sie weisen eine typi- rismusverbände, Naturschutzverbände, Naturschutz- sche Arten- und Lebensgemeinschaft auf und sollen stiftungen der Bundesländer. vor Beeinträchtigungen und negativen Randeinflüs- sen bewahrt werden.

Grundsätzlich soll für solche Lebensräume ein Puf- 11.5 Moore, Moor-, Sumpf- und ferbereich zu angrenzenden Nutzungen geschaffen Bruchwälder werden. Dieser Pufferbereich soll wegen der Emp- findlichkeit und Besonderheit der verschiedenen Moore sind sehr selten und nur sehr kleinflächig (bun- Moortypen und Moor- und Bruchwälder mindestens desweit nur 0,1 %) im Grünen Band vertreten, stellen 50 Meter betragen. Vor allem die Trittbelastung durch

52 Handlungsleitfaden für das Grüne Band touristische Nutzung o.Ä. stellt eine enorme Gefahr, v. a. für kleinflächige Ausprägungen, dar. Ziel ist es, Moore alle Moore sowie Moor- und Bruchwälder im Grünen Leitbild: Band zu erhalten – seien sie auch noch so klein. Ungenutztes Moor mit natürlichem Moorwachstum und naturnahem Wasserhaushalt und -qualität. Für die vielfältigen Ausprägungen von Mooren sowie Ziele: von Moor- und Bruchwäldern bestehen folgende spe- 1. Natürliches Moorwachstum. zifische Zielvorstellungen: 2. Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines naturnahen Floristisch und faunistisch einzigartige, regionalspezi- Wasser- und Nährstoffhaushalts fische Pflanzengesellschaften von Hoch-, Übergangs- Maßnahmen: und Zwischenmooren (z. B. Hochmoor-Schlenkenge- Zu 1. Freihalten von jeglicher Nutzung (inkl. Trittbelas- sellschaften) sowie von Moor- und Bruchwäldern sind tung!) zu erhalten und zu sichern. Sie sind von jeglicher Nut- zung freizuhalten. Zu 2. Sicherung des Wasserhaushalts und der Was- serqualität (Verringerung bzw. Beendigung von Auch schwach bis stark degradierte Stadien der Wasserentnahmen; Verschluss bzw. Verfüllung Hoch- und Übergangsmoore, z. B. Verlandungsvege- von Entwässerungsgräben, Anhebung Wasser- tation ehemaliger Torfstiche, sollen erhalten und z. B. stand, etc.) durch Einstau der Entwässerungsgräben zu natürli- Zu 1 und 2: Ggf. Entbuschung bzw. Entnahme von Ge- chen Moorstadien hin entwickelt werden. hölzen; Anlage von Pufferzonen gegen- über angrenzenden Nutzflächen Degradierte Moore, die überwiegend von Pfeifengras dominiert werden, sollen zu offenen, torfmoosreichen Akteure: Moorflächen entwickelt werden. Auch hier empfiehlt Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und sich eine Anhebung des Grundwasserspiegels kombi- Untere Naturschutzbehörden, Naturschutzverbände, niert mit ggf. notwendigen Entbuschungsmaßnahmen. Forstverwaltung, Wasserwirtschaft. Dem Eintrag von Nährstoffen, z. B. aus benachbar- ten landwirtschaftlichen Flächen soll beispielsweise Moor-, Sumpf- und Bruchwälder durch die Schaffung von Pufferflächen vorgebeugt Leitbild: werden. 1. Naturnaher und strukturreicher Wald

Im Bereich von Seeterrassen oder im Verlandungsbe- 2. Ungenutzter Nassstandort mit naturnahem Was- reich ehemals nährstoffarmer Seen entstanden teil- serhaushalt und -qualität. weise Niedermoorgesellschaften in Kleinmooren, die Ziele: erhalten und von jeglicher Nutzung freigehalten wer- zu 1. Erhaltung und Entwicklung naturnaher Waldty- den sollen. pen ohne (oder nur sporadische) forstliche Nut- zung. Nasse Ausbildungen der Birken-Bruchwälder bzw. der Heidelbeer-Kiefern-Bruchwälder als nährstoffar- zu 2. Natürliches Waldwachstum bei naturnahem me Waldgesellschaften sollen erhalten und entwickelt Wasserhaushalt werden. Auch hier empfiehlt sich ein Anstau der Ent- Maßnahmen: wässerungsgräben, damit sich naturnahe Birken- und zu 1. Freihalten von jeglicher Nutzung (inkl. Trittbelas- Kiefern-Bruchwälder oder Moorwälder mit hohen bis tung!), Sukzession zulassen, Nutzung langfristig sehr hohen Wasserständen aus Wäldern auf stark ver- einstellen; ggf. Entfernung standortfremder Ge- erdeten und entwässerten Torfen entwickeln können. hölze, Nadelholzkulturen auf Moorstandorten sollen prioritär zu nadelholzarmen Moor- und Bruchwäldern mit ho- zu 2. Sicherung des Wasserhaushalts und der Was- hen bis sehr hohen Wasserständen entwickelt wer- serqualität (Verringerung bzw. Beendigung von den. Wasserentnahmen; Verschluss bzw. Verfüllung von Entwässerungsgräben, Anhebung Wasser- Typische Verlandungsgesellschaften außerhalb des stand, etc.) Verlandungsbereiches der Seen (Röhrichte und Akteure: Riede) im Bereich der Torfstiche und Kleinstmoore Naturschutzstiftungen der Bundesländer, Höhere und (Kesselmoore, verlandete Sölle) mit besonderer Le- Untere Naturschutzbehörden, Naturschutzverbände, bensraumfunktion für typische Tier- und Pflanzenle- Wasserwirtschaft, Forstbetriebe, Forstverwaltung. bensgemeinschaften sind in ihrer Form zu erhalten.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 53 12 Erfolgreiche Naturschutzmaßnahmen

12.1 Regeneration von Feuchtge- (Leupold in BUND Projektbüro Grünes Band 2012). bieten am Grünen Band im Alt- Eine Voraussetzung für Wasserstandsanhebungen ist der Besitz der Eigentumsrechte (d. h. durch Ankauf markkreis Salzwedel der Flächen oder Flächentausch). Die extensive Nut- zung durch die Landwirte wird durch die geringe Qua- Das Grüne Band im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen- lität und Quantität des Aufwuchses erschwert. Daher Anhalt) erstreckt sich von nördlich des Arendsees bis können Landwirte nur mit ökonomischen Anreizen aus nach Süden in den Naturpark Drömling. Die leicht Agrarumweltprogrammen dafür gewonnen werden. hügelige Landschaft der Altmark ist durch die Eiszeit Innerhalb weniger Jahre haben sich durch die exten- geformt worden. Die Region am Grünen Band ist ei- sive Nutzung, bei gleichzeitiger Anhebung des Was- nerseits von Feucht- und Moorgebieten sowie Fließ- serstandes, auf ca. 200 Hektar äußerst artenreiche gewässern wie dem Harper Mühlenbach, andererseits Feuchtwiesen entwickelt. Dank eines noch vorhan- durch Zwergstrauchheiden und Binnendünen geprägt. denen Artenpotenzials meist an Grabenrändern und Randstrukturen, ging die Entwicklung in der Fläche Eine Besonderheit ist das Cheiner Torfmoor. Moore Richtung angestrebtem Zielzustand sehr schnell. Das sind sehr selten geworden. Viele Moore wurden und Gebiet hat sich z. B. zum bedeutendsten Standort für werden durch den Bau von Drainagen und Gräben das Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrauts in entwässert. Am Grünen Band haben sich durch die Sachsen-Anhalt entwickelt. Abgeschiedenheit im Schatten der ehemaligen in- nerdeutschen Grenze noch großflächige naturnahe Das Breitblättrige Knabenkraut gehört zu den „Arten Feuchtwälder, artenreiches Grünland und Fließge- nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands“. Dies sind wässer erhalten können. Arten, für die Deutschland international eine besonde- re Verantwortlichkeit hat, weil sie nur in Deutschland Im Oktober 2000 kaufte der BUND die ersten Flächen vorkommen oder weil ein hoher Anteil der Weltpopu- am Harper Mühlenbach und Cheiner Torfmoor und lation in Deutschland vorkommt (Details siehe http:// führte umfangreiche Wiedervernässungsmaßnahmen www.bfn.de/12883.html?tx_ttnews[tt_news]=4602, durch. Das Managementkonzept besteht in der An- Stand Februar 2014). In der „Nationalen Strategie zur hebung des Wasserstandes in Kombination mit einer Biologischen Vielfalt“ (BMU 2007) sind zwei Hand- extensiven Nutzung durch späte Mahd nach dem 15. lungsziele für diese Arten genannt: „Wiederherstellung Juni oder sogar erst 15. Juli. Dabei ist eine Gratwande- und Sicherung der Lebensräume der Arten, für die rung zwischen Moorschutz, der eigentlich ganzjährig Deutschland eine besondere Erhaltungsverantwort- oberflächennahe Wasserstände erfordert, und Nut- lichkeit hat, bis 2020“ und „Sicherung der Bestän- zung zur Erhaltung der artenreichen Feuchtwiesen zu de aller heute gefährdeten Arten und solcher, für die meistern. Der Schlüssel dafür war die Einrichtung ei- Deutschland eine besondere Verantwortung trägt“. nes ausgefeilten Managements der Wasserstände im Gebiet durch ein gut funktionierendes Grabensystem Das vom BUND Sachsen-Anhalt gemanagte Gebiet mit Anstaumöglichkeiten (Stauanlagen, Sohlschwel- ist somit nicht nur für Sachsen-Anhalt naturschutz- len) und Absenkungsmöglichkeiten kurz vor der Mahd. fachlich bedeutsam, sondern weit darüber hinaus. Dazu dienen einfache Bypässe aus Kanalgrundroh- ren an Sohlschwellen und regulierbare Stauanlagen Mit dem erst kürzlich als eigene Art anerkannten Übersehenen Scheckenfalter (Melitaea neglecta), der in der aktuellen Roten Liste als vom Aussterben be- droht eingestuft wird (BfN 2011), beherbergt das Chei- ner Torfmoor darüber hinaus eine Art, für deren Erhalt es wahrscheinlich eine bundesweite Bedeutung besitzt. Denn dieser Tagfalter besitzt hier nach bisherigem Kenntnisstand seine bundes- weit bedeutendste Population (J. Köhler, schriftl. Mitteilung). Sein Vorkommen ist an stark ausgehagerte niedrigwüchsi- ge Feuchtwiesen gebunden, in denen die Raupen-Futterpflanze, der Spitz- wegerich (Plantago lanceolata), Blatt- rosetten ausbilden kann. Wiedervernässungsmaßnahmen im Stadtforst Salzwedel ließen den Wasserfeder-Erlenbruchwald wieder Kontakt: Dieter Leupold, aufblühen (rechts), Brennnesseln (oben) BUND Sachsen-Anhalt wurden zurückgedrängt [email protected]

54 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 12.2 Wiederherstellung von Bewei- Naturschutzbehörden Heidebereiche entbuscht, die dungsflächen durch Gehölzentnah- nun mit Schafen und Ziegen beweidet werden. Dies dient nicht zuletzt der Erhaltung eines FFH-Lebens- me in den Landkreisen Sonneberg raumtyps. und Hildburghausen Weiter wurden in Zusammenarbeit mit dem Land- Knapp 4.000 Hektar Fläche des Grünen Bandes ist schaftspflegeverband „Thüringer Grabfeld“ Erst- in das Eigentum der Stiftung Naturschutz Thüringen pflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet „Leite bei (SNT) übergegangen. Nach langwierigen Verhandlun- Harras“ in den Jahren 2003 – 2004 durchgeführt. Im gen sind in Thüringen seit 1. Januar 2010 - unabhän- Landkreis Hildburghausen waren Flächen durch feh- gig vom konkreten Stand der Vermögenszuordnung lende Nutzung so stark verbuscht, dass eine Erst- des einzelnen Flurstücks - alle ehemaligen Bundes- pflege zur Beseitigung des Aufwuchses auf ca. 13,5 flächen im Besitz der SNT. Hektar erforderlich war. Die dauerhafte Offenhaltung soll auch hier durch einen ortsansässigen Schäfer ge- Die Stiftung hat ihre Ziele zum Grünen Band analog währleistet werden. Das Gleiche gilt für eine größere zum Leitbild der Thüringer Landesregierung folgen- Entbuschungsmaßnahme bei Ifta im Wartburgkreis, dermaßen zusammengefasst: wo die Stiftung in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde auf 11 Hektar ehemals ver- 1) Naturschutz hat Vorrang, d. h. wertvolle Lebens- buschtem Trockenrasen eine Beweidung mit Schafen räume müssen erhalten und entwickelt, gefährdete ermöglicht hat. Orchideen und Türkenbundlilien be- Arten unterstützt werden. stimmen im Frühsommer wieder das Bild.

2) Das Grüne Band soll für die Menschen erlebbar Häufig fördert die Stiftung Projekte des BUND Lan- sein (Wahrnehmbarkeit, Umweltbildung). desverbandes, bei denen der Flächenerwerb und die Erstpflege im Vordergrund stehen, so z. B. in den 3) Biotoppflege muss langfristig funktionieren (d. h. in Gemarkungen Rotheul und Oberlind im Landkreis der Regel Pflege durch Nutzung). Sonneberg. Beide Flächen liegen in Bereichen, in denen bereits eine hohe naturschutzfachliche Wer- 4) Die Menschen, die am Grünen Band leben, sollen tigkeit vorhanden ist, weshalb diese Gebiete auch in sich mit ihm identifizieren können (Inwert- der Fachplanung für eine Unterschutzstel- setzung für Naherholung und Touris- lung sind (geplantes NSG „Wustungen mus). Rotheul“ und geplanter geschützter Landschaftsbestandteil „Untere 5) Das Grüne Band soll verbin- Motsch bei Oberlind“). Weitere den (Zusammenarbeit zwi- Bereiche im Landkreis Son- schen den Regionen, Län- neberg, wo Flächenerwerb dern, Staaten). und Landschaftspflege ge- fördert werden, befinden Die SNT führt viele Projekte sich in den Gemarkungen am Grünen Band in Thürin- Heinersdorf und Jagdshof im gen durch, wovon hier nur FFH-Gebiet „Tettautal - Klett- eine kurze Auswahl darge- nitzgrund“ und NSG „Tettau- stellt wird. Die Stiftung ar- tal“. Die Projektzeiträume rei- beitet dabei mit Naturschutz- chen von 2011 bis 2014. verbänden, z. B. dem BUND Landesverband Thüringen und Auf bayerischer Seite liegen dem Arbeitskreis Heimische Orchi- Fichten in unmittelbarer Nähe Flä- deen, mit Landschaftspflegeverbän- im Grünen chen des Projekts „Weide- den, Großschutzgebietsverwaltungen und Band wurden im welt“ der BUND Naturschutz den Unteren Naturschutzbehörden zusammen. Als Tettautal entfernt Kreisgruppe Hof, in denen Auftragnehmer für die Beförsterung, aber auch für die Fichten aus der Aue der die Rückumwandlung von Wald in Offenland, ist die Tettau entfernt wurden. Ehemalige Fichtenaufforstun- Bundesanstalt für Immobilienaufgaben tätig und die gen in der Aue sind nun in extensive Rinderweiden mit Verpachtung übernimmt im Auftrag der Stiftung die Feuchtgebietsvegetation umgewandelt worden: Das Thüringer Landgesellschaft. Tettautal ist ein gutes Beispiel dafür, wie die groß- flächige Offenhaltung des Grünen Bandes und seine Hier einige Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen: extensive Nutzung erfolgreich angegangen werden können. In der Görsdorfer Heide in den Landkreisen Son- neberg und Hildburghausen wurden in enger Zu- Kontakt: Beate Schrader, Stiftung Naturschutz Thü- sammenarbeit mit und teilweise durch die Unteren ringen, [email protected]

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 55 12.3 Verbesserung des Offenland- Das Gesamtgebiet ist geologisch äußerst abwechs- biotopverbundes vom Heldrastein lungsreich (Muschelkalk, Keuper und Buntsandstein) und weist eine dementsprechende Artenausstattung bis zum Kielforst auf. Es waren kommunale, Landes-, Stiftungs- und Privatflächen betroffen. Da die Projektlaufzeit nur in Eine der größten Herausforderungen beim Manage- geringem Umfang Flächenerwerb ermöglichte, der ment des Grünen Bandes liegt in der zusammen- auch aus anderen Quellen (Spenden, Anträge Stiftung hängenden Umsetzung von Maßnahmen. Die zer- Naturschutz Thüringen) finanziert wurde, wurden hier splitterten Eigentumsverhältnisse erlauben es häufig Vereinbarungen mit den Eigentümern getroffen, die weder, bereits in Intensivnutzung genommene Flä- Freistellung und Folgenutzung gewährleisteten. chen in eine extensive Nutzung zu überführen, noch magere Standorte, die bereits zugewachsen sind, Ziel war es, einen durchgehenden Triftweg vom Kiel- freizustellen und z. B. in eine extensive Beweidung forst zum Heldrastein zu schaffen. Die Bewirtschaf- mit Rindern und Schafen zu überführen. Die zweite tung und Pflege größerer Teilbereiche wurde bis 2008 Herausforderung ist es, Nutzer zu finden, die bereit durch das KULAP gefördert, die Flächen sind jedoch sind, sich auf die extensive Pflege einzulassen, ob- wegen zu starker Verbuschung aus dem Förderpro- wohl das Auslaufen des Förderprogramms KULAP gramm heraus gefallen. Auf größerer Strecke führte 2013 (Kulturlandschaftspflegeprogramm) und lang- das Grüne Band durch Wald und war nur noch in Teil- wierige Verhandlungen über die neue Ausgestaltung bereichen offen. eine wirtschaftliche Planbarkeit praktisch unmöglich machten. Die Eigentümer stimmten nach längeren Verhandlun- gen der Maßnahme zu, allerdings gestaltete sich die Im Rahmen des Entwicklung Natur und Landschaft Nutzersuche schwierig. Der bisherige Pächter war sich (ENL)-Projektes „Verbesserung des Offenlandbio- unsicher, ob er die Nutzung wieder aufnehmen oder topverbunds am Grünen Band Thüringen“ (gefördert die Fläche abgeben sollte. Die Schäfer im Umfeld hat- durch das Thüringer Landesverwaltungsamt im Rah- ten größtenteils aufgrund vorhandener Schwierigkeiten men von ELER) hatte der BUND Thüringen es sich aufgegeben. Erst als der aktuelle Pächter in Konkurs dennoch vorgenommen, größere Flächen freizustel- ging, konnte ein neuer Nutzer gefunden werden, der len und in eine extensive Pflege zu überführen. Trotz allerdings erst nur einen Teil der Fläche in die Nutzung der Schwierigkeiten gab es Erfolgserlebnisse: Neben nehmen wollte. Nachdem in der ersten Periode 2011/12 einer begonnenen Quervernetzung im Bereich der der erste Teil freigestellt und anschließend nachbewei- Bergwiesentälchen im Thüringer Schiefergebirge und det werden konnte, konnte dann 2012/13 der größte Maßnahmen im Grabfeld, der Rhön und im Südharz ist Teil entbuscht werden. Dabei war wie bei vielen Flä- hier insbesondere der Maßnahmenkomplex im Werra- chen im Grünen Band die Bearbeitbarkeit vor allem bergland zwischen der BAB A4 (NSG „Kielforst“) und durch das starke Gefälle erschwert. Das gewonnene der B7 bei Ifta zu sehen. Material wurde großenteils zu Energieholz verarbeitet. Seit Sommer 2013 wird nun auch dieser Teil durch den

Extensive Ziegenbeweidung im Kielforst im Grünen Band Thüringen

56 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Schaf- und Ziegenbetrieb BIOluna (Creuzburg) bewei- Vogelschutzgebiet (SPA DE 5537-452) gemeldet det. Sollte die Beweidung sich für den Schäfer wirt- und in großen Abschnitten Bestandteil zweier Land- schaftlich rechnen (abhängig von der künftigen Förde- schaftsschutzgebiete. rung), können weitere Flächen in die Pflege genommen werden. Insgesamt wurden im Werrabergland im Rah- Aufgrund der hohen naturschutzfachlichen Bedeu- men des ENL-Projektes fast 15 Hektar freigestellt. tung (Landesschwerpunktprojekt) wurde schon früh- zeitig (ab 1993) für einzelne NSG, aber auch für den Die Stiftung Naturschutz Thüringen stellte auf ihren gesamten Schutzgebietskomplex eine Pflege- und nördlich angrenzenden Flächen Richtung Heldrastein Entwicklungskonzeption erarbeitet, für das FFH- ebenfalls große Flächen frei, so dass der Zielvorstel- Gebiet später (2005) ein Managementplan nach Art. lung des durchgehenden Offenlandbiotopverbunds 6 der Richtlinie. Dabei wurde der Erhaltung und der ein gutes Stück näher gekommen wurde. Entwicklung von Offenland Vorrang eingeräumt, da diese bedeutende Anteile der schützenswerten Bio- Kontakt: Karin Kowol, BUND Thüringen tope ausmachen. Wesentliche Maßnahmen waren [email protected] und sind die Renaturierung von Gewässern, Pflege- mahd von Feucht- und Nasswiesen, großflächige ex- tensive Grünlandbewirtschaftung, Rücknahme von 12.4 Erhaltung und Ausdehnung Blaufichtenanpflanzungen, sowie die Entbuschung wertvoller Biotoptypen (z. B. Borst- von Heiden und Magerrasen. Wesentlichste Entwick- lungsmaßnahme war 1997/98 die Umwandlung von grasrasen) durch Pflege und ex- mehr als 35 Hektar Acker in artenreiches Grünland, tensive Nutzung im Grünen Band wodurch das Grüne Band im Vogtland auf über 9 Ki- lometern Länge um bis zu 90 m verbreitert wurde. Sachsen Dies wurde erst mit der Flächenanpachtung der bis dahin bundeseigenen Flächen durch den Hauptnutzer Sachsen war bundesweiter Vorreiter für den Schutz (Schäfereibetrieb) möglich. des Grünen Bandes, da die zuständigen Naturschutz- behörden unter Federführung des Staatlichen Um- Bei den Erhebungen zum Managementplan wurden weltfachamtes Plauen bis 1996 die gesamte Länge 16 FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I mit einer von 42 Kilometern entlang der ehemaligen innerdeut- Gesamtfläche von 240,7 Hektar (d. h. ca. 33 % des schen Grenze unter Schutz stellten. Das Grüne Band FFH-Gebiets) und 6 Tierarten nach Anhang II der FFH- Sachsen besteht aus acht Naturschutzgebieten, zwei Richtlinie kartiert. Im Gebiet kommen drei prioritäre Flächennaturdenkmälern und drei geschützten Land- FFH-Lebensraumtypen, nämlich artenreiche Borst- schaftsbestandteilen (etwa 740 Hektar). grasrasen (6230*), Schlucht- und Hangmischwälder (9180*) sowie Erlen-Eschen- und Weichholzauen- Weiter ist es als FFH-Gebiet unter der Nummer FFH Wälder (91E0*) vor. Von landes- bis bundesweiter DE 5537-302 und deckungsgleich als Europäisches Bedeutung und als Singularität im Grünen Band

Teufelsabbiss-Wiese: Futterpflanzen des Goldenen Scheckenfalters (FFH-Art)

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 57 Deutschlands ist das Vorkommen des Abbiss-Sche- 2012). So konnten 2012 im Rahmen der bundeswei- ckenfalters (Euphydryas aurinia) zu werten. ten Aktualisierung der Bestandserhebung im Grünen Band deutlich mehr Flächen als Borstgrasrasen ange- Von den 121 Einzelflächen an FFH-Lebensraumtypen sprochen werden als bei der Ersterhebung 2001. befanden sich laut Managementplan 113 in einem günstigen Erhaltungszustand. Dies ist darauf zurückzu- In den vergangenen Jahren wurden nach 20-jähriger führen, dass insbesondere die Offenland-LRT, die über Sukzession verstärkt Maßnahmen zur Heckenpfle- 80 % der Gesamtfläche einnehmen, langjährig exten- ge und Entbuschung durchgeführt. Vor allem entlang siv und lebensraumtypisch bewirtschaftet wurden. des ehemaligen Kfz-Sperrgrabens mehr oder weniger durchgängig aufwachsende Hecken aus Birke, Sal- Ein wesentlicher Baustein des Pflege- und Nutzungs- Weide und Zitterpappel wurden abschnittsweise auf- konzeptes für das Grüne Band im sächsischen Vogt- den-Stock-gesetzt, wobei das Schnittmaterial zur Ge- landkreis ist die Hüteschafhaltung, mit der 1996 zu- winnung von Brennholz bzw. Holzhackschnitzeln und

nächst versuchsweise begonnen wurde. Schon bei damit als CO2-neutrale Energiequelle verwendet wurde. der Erstbeweidung konnte trotz der überständigen Vegetation (Weideauftrieb im August) und der mehr- Die größte Gefährdung stellt im Vogtland derzeit die jährigen Brachestadien der zu beweidenden Flächen aggressive Ausbreitung der Lupine (Lupinus polyphyl- eine deutliche Biomasseabschöpfung, Entfilzung und lus) dar. In Teilbereichen werden mittlerweile noch teilweise auch Reduzierung des Gehölzaufwuchses vor wenigen Jahren als wertvolle Wiesengesellschaf- erreicht werden. Heute werden ca. 160 Hektar zu- ten anzusprechende Areale weitgehend von der Lu- meist nicht mähfähiger Flächen im Zuge der Hüte- pine dominiert und sind damit stark gestört. Wegen schafhaltung mit Fördermitteln der umweltgerechten der sehr gestreckten Form des Grünen Bandes und Landwirtschaft gepflegt. Den ca. 650 Schafen sind 35 aufgrund des Schutzes von wiesenbrütenden Vogel- Ziegen beigemischt, die verstärkt zum Gehölzverbiss arten scheidet eine Lupinenbekämpfung alleine mit- beitragen. tels Schafherde aus. Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, wurden in den vergangenen Jahren in Zwischen Mitte Mai und Wintereinbruch werden die zu den floristisch-faunistisch besonders wertvollen Be- pflegenden Flächen meist zweimal jährlich beweidet. reichen kleine Lupinentrupps während der Hauptblüte Während Zwergstrauchheiden im Frühsommer und ab mit einer Mulchmahd versehen, kleinflächig auch aus- Herbst in die Beweidung einbezogen werden, können gehackt. Die Ausreifung der Samen fällt dann in den Silikatmagerrasen ab Mitte Mai und Gesellschaften Zeitraum der Hauptnutzung durch Heu- oder Pflege- frischer Standorte ab Juni beweidet werden. Die Hü- mahd oder Beweidung. In den kommenden Jahren teschafhaltung kann als großer Erfolg gewertet wer- muss neben der kleinflächigen Lupinenbekämpfung den, da eine Vielzahl der hochwertigen Biotoptypen auch die flächige Eindämmung angegangen werden ausschließlich durch Beweidung oder in Kombination (Findeis in BUND Projektbüro Grünes Band 2012). mit maschinellen Entbuschungsmaßnahmen in einem günstigen Zustand erhalten wird oder erst gebracht Kontakt: Thomas Findeis, Untere Naturschutzbehör- wurde (Findeis in BUND Projektbüro Grünes Band de Vogtlandkreis, [email protected]

Der bundesweit stark gefährdete Moorklee kommt an mehreren Standorten im Grünen Band Thüringen vor

58 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13 Akteure – Aufgaben und Möglichkeiten

Die Sicherung des nationalen Biotopverbundsys- verschiedener Akteure ist für die Erhaltung, Pflege tems Grünes Band ist – nicht nur aufgrund seiner und Entwicklung des Grünen Bandes dringend not- Länge von 1.393 Kilometern – eine gewaltige, aber wendig. Hierzu müssen folgende Bereiche Beiträge lohnende Aufgabe! Das intensive Zusammenwirken leisten:

Institutionen Landwirtschaft

(Nicht-staatliche) Forstwirtschaft Stiftungen, Kirchen, Vereine Jagd, Fischerei Integration Bereitstellung des Schutzes Wasserwirtschaft Privatpersonen von Flächen (durch und der Pflege des Bodenneuordnung, Verkehr Grünen Bandes in Öffentliche Hand Flächenübertragung, alle Landnutzungs- Kauf, Tausch) Siedlung Bundesregierung formen Rohstoffabbau Länder Leitungsnetze Landkreise, Kommunen Erholung, Tourismus Arten- und Naturschutzstiftungen Umsetzung des Biotopschutz, der Länder Leitbilds Grünes Biotopverbund Band im Wald und und Erhaltung der Offenland sowie an Naturschutzverbände, biologischen Gewässern -stiftungen Vielfalt Landschaftspflegever- bände

Sicherung der Biotope Sicherung der Pflanzen- Vermeidung/ Schutz vor Wiederherstellung und Potenzialflächen und Tierarten Verminderung von Stoffeinträgen aus reich strukturierter Nährstoff- und Landwirtschaft, Kulturlandschaften Pestizideintrag Siedlungen, Rohstoffabbau

Ausweisung Schutzgebiete Maßnahmen zur Sicherung, Fortführung/Aufnahme Neuanlage von Biotopen (z. B. Naturschutzgebiete, Wiederherstellung, nachhaltiger, extensiver (in Entwicklungsflächen), Nationale Naturmonumente) Optimierung von Biotopen Landnutzungen Gewässerrenaturierung

Erarbeitung/Umsetzung von Pflege- Öffentlichkeitsarbeit, Akzeptanzbildung Umsetzung von Maßnahmen/Projekten und Managementplänen

Förderung EU-Ebene: Förderung Bundesebene: Förderung Länderebene: LIFE+, ELER (inklusive LEADER), EFRE UFOPLAN, E+E-Vorhaben, AUM, KULAP, VNP, FNL, (mit Interreg A, B und C) Bundesprogramm Biologische Vielfalt, Gewässerrandstreifenprogramme Naturschutzgroßprojekte, GAK

Schutz, Erhaltung und Entwicklung des nationalen Biotopverbundsystems Grünes Band

Akteursnetzwerk mit Handlungsoptionen und Fördermöglichkeiten. AUM = Agrarumweltmaßnahmen, KULAP = Kulturlandschaftsprogramm, VNP = Vertragsnaturschutzprogramme, FNL = För- derprogramm freiwillige Naturschutzleistungen, ELER = Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des länd- lichen Raums, EFRE = Europäischer Fond für regionale Entwicklung, GAK = Förderung der Agrarstruktur und des Küsten- schutzes. Weiterführende Information zu Förderprogrammen finden Sie auf der Förderprogramm-Datenbank des BfN (http:// www.bfn.de/0205_foerderdb.html, Stand 19.12.2013) oder Thomas et al. (2009).

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 59 13.1 Landnutzer Eigentümern und Pächtern die Möglichkeiten der ver- schiedenen staatlichen Förderungen nahe zu bringen. Verschiedene Landnutzungsformen – von der Land- Die Nutzungsvereinbarungen müssen derart gestaltet und Forstwirtschaft bis hin zu Erholung und Natur- werden, dass sie sowohl den naturschutzfachlichen tourismus – können zum Schutz und zur Pflege des Anforderungen entsprechen als auch den Landwirten Grünen Bandes durch naturschutzorientierte, behut- eine Kompensation ihrer Einkommensverluste ermög- same und extensive Landnutzung und Pflegearbeiten lichen. beitragen. Im Kapitel 11 wurden hierfür konkrete Mög- lichkeiten aufgezeigt. Durch Bewirtschaftungsverträge mit den Landwirten (mittels entsprechender staatlicher Förderungen) kön- Nach der aktuellen Bestandserhebung aus dem Jahr nen Flächen des Grünen Bandes in einen für den Na- 2012 bestehen rund 64 % der Flächen des Grünen turschutz angestrebten Zustand versetzt beziehungs- Bandes aus gefährdeten Biotoptypen nach der Ro- weise in diesem erhalten werden. ten Liste Deutschlands (2006). Über 13 % der Fläche des Grünen Bandes (2.313 Hektar) sind aufgrund der Zu den Bewirtschaftungsverträgen zählen u.a.: zu intensiven Nutzung und Verbau im momentanen • Verträge zur Einschränkung der Nutzungsintensität Zustand für den Biotopverbund weitgehend wertlos. wie z. B. Grünlandextensivierung, Umwandlung von Die Vielzahl der unterschiedlichen Nutzungsansprü- Acker in Grünland, che, wie z. B. intensive land- und forstwirtschaftliche • Verträge zur Aufrechterhaltung der Nutzung auf Ex- Nutzung (u. a. auch im Zuge des verstärkten Anbaus tremstandorten wie z. B. Magerrasen und Feucht- von nachwachsenden Rohstoffen), Straßen- und und Nasswiesen (klassische Landschaftspflege), Siedlungsbau, Rohstoffabbau oder Erholungsnutzung • Verträge zur Pflege und Betreuung von Landschafts­ bedrohen den Biotopverbund im Grünen Band. Dies elementen wie z. B. Hecken, Gebüsche und Feld- kann nur durch Rücksichtnahme der verschiedenen gehölze, (Obst)-Baumreihen, Kleingewässer, sowie Akteure und extensive, nachhaltige Landnutzungen gelegentliche Pflegemaßnahmen bei Staudenfluren, vermieden werden. Brachen oder Röhrichten.

In intensiv genutzten Agrarlandschaften bietet sich das 13.1.1 Landwirtschaft Instrument der Flurneuordnung als eine Möglichkeit Die aktuelle Bestandserhebung (2012) hat gezeigt, an, Nutzungs- und Zielkonflikte bei der Realisierung dass Intensivgrünland im Grünen Band eine Fläche oder Wiederherstellung des Grünen Bandes zu klären von 1.179 Hektar und Ackerflächen 760 Hektar ein- (nähere Information siehe Kapitel 13.2.2). nehmen. Durch eine Extensivierung der Grünland- nutzung und die Umwandlung von Acker zu Grünland Bei allen Schritten der verschiedenen Verfahren sol- können diese Lücken im Biotopverbund wieder ge- len die Naturschutzbehörden (Höhere und Untere schlossen werden. Hierzu muss die Landwirtschaft Naturschutzbehörden), die Landwirtschaftsbehörden als Partner für eine nachhaltige und naturverträgliche (Flurbereinigungsbehörde, Agrarbehörde), der Bau- Bewirtschaftung gewonnen werden. ernverband, der Ökolandbau, die Landwirte und die Naturschutz- und Landschaftspflegeverbände in Ko- Landwirte sind auf eine finanzielle Förderung ange- operation tätig werden. wiesen, wenn die konventionelle Wirtschaftsweise extensiviert wird. Um auf möglichst vielen Flächen In den Mittelgebirgsregionen gehen dem Naturschutz eine Bewirtschaftung im Sinne wertvolle Flächen dadurch verloren, dass die landwirt- des Naturschutzes z. B. schaftliche Nutzung aufgegeben wird. Dies ist die Folge extensive Mahd und/ einer Politik, die Überschussproduktion mit Subventio- oder Beweidung nen fördert, anstatt die Landwirtschaft als Partner für einzurichten, ist nachhaltiges und naturverträgliches Wirtschaften zu es wichtig, den gewinnen. Viele Landwirte sind bereit, Bergwiesen zu mähen oder von Schafen wie auch Rindern beweiden zu lassen, wenn dadurch keine finanziellen Einbußen zu erwarten sind.

Schaf- oder Rinderbeweidung ist eine der Möglichkei- ten, das Grüne Band als wertvollen Offenlandbiotop zu erhalten. Das Problem besteht darin, dass gerade in Zeiten geringer Preise für Schafprodukte und gekürz- ter Mittel des Vertragsnaturschutzes die Schafhaltung finanziell nicht attraktiv ist. Auch Rinderbeweidung Mahd unter ist möglich: beispielsweise wird im Frankenwald in Einsatz von dem Projekt „Weidewelt - Vieh(l)falt im Frankenwald“ Spezialma- die extensive Beweidung mit Rindern gefördert, und schinen gleichzeitig die Vermarktung optimiert.

60 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13.1.2 Forstwirtschaft 13.1.3 Jagd Maßnahmen zur Umsetzung, Sicherung und Etablie- Die Fülle jagdlicher Einrichtungen am Grünen Band rung sowie Wiederherstellung des Biotopverbundes zeigt, dass viele Jäger den Wert dieses Biotopver- Grünes Band sollten im Rahmen der Forsteinrichtung bundsystems erkannt haben. Vom Grünen Band und festgeschrieben werden. Die Umsetzung der Biotop- seiner Biotopvielfalt, seinem Wechsel zwischen Of- verbundmaßnahmen könnte dann im Rahmen der fenland und Gehölzen, und von der häufig geringen forstlichen Betriebspläne geschehen. So sollten die Nutzungsintensität profitieren auch jagdlich interes- Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) bzw. sante Arten wie Fasan, Hase oder Rebhuhn. die Bundesförster forstliche und naturschutzfachliche Dienstleistungen einschließlich Bewirtschaftung, aber Die Anlage von Wildäckern im Grünen Band durch auch die Rückumwandlung von Wald in Offenland Jagdpächter ist jedoch auszuschließen, weil hier übernehmen. Das Thüringer Ministerium für Landwirt- meist eine Ansaat mit stickstofffixierenden Legumino- schaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TLMFUN) sen und Neophyten erfolgt und dies neben der uner- fördert beispielsweise mit dem Erlass Az.213-330 wünschten Florenverfälschung zu einer Verdrängung vom 08.01.2010 die Zurückdrängung von Sukzession von auf extensive Standorte angewiesenen, meist sel- auf Flächen des Grünen Bandes bei entsprechendem tenen Pflanzenarten führt. Zudem können durch die naturschutzfachlichem Bedarf gemäß der Bestands- Anlage von Wildäckern wertvolle Biotope oder Artvor- aufnahme. Dies ermöglicht im Grünen Band eine Ro- kommen zerstört werden. dung ohne Ausgleichsaufforstung. In Abstimmung zwischen Jagdverbänden und -päch- Ein weiteres Umsetzungsinstrument zur Erhaltung des tern, Forstwirten und Naturschutzbehörden bezie- Biotopverbundes Grünes Band stellt die naturschutz- hungsweise Landschaftspflegeverbänden sollten orientierte Flurneuordnung dar, bei der die Belange naturschutzorientierte Pflege- und Entwicklungsmaß- von Naturschutz und Forstwirtschaft, die sich an den nahmen umgesetzt werden, die größtenteils die Of- Grundsätzen der Nachhaltigkeit orientieren sollen, glei- fenhaltung des Grünen Bandes zum Ziel haben und chermaßen berücksichtigt werden (siehe Kapitel 13.2.2). somit auch der Jagd zu Gute kommen. Konflikte mit Jagdberechtigten können bei der Durchführung von Die Bewirtschaftung der Waldstrukturen im Grünen notwendigen Beweidungsmaßnahmen auftreten. Fes- Band soll in enger Abstimmung und mit gegenseitiger te Weidezäune für die Beweidung mit Rindern, aber Information zwischen Forst- und Naturschutzbehörden auch die Schafbeweidung durch die Wanderschäfe- sowie privaten Waldbesitzern durchgeführt werden. rei werden von manchen Jagdberechtigten als „Ein- griff“ in das Jagdrevier gedeutet. Eine Vergrämung In der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt des Wildes und der Verlust von Wildeinständen durch des BMU wurde für Deutschlands Wälder das Ziel Landschaftspflegemaßnahmen (Entbuschungen) wer- festgeschrieben, bis 2020 einen Flächenanteil mit na- den außerdem von Seiten der Jagdberechtigten als türlicher Waldentwicklung von 5 % der Waldfläche zu Befürchtungen gegen Maßnahmen im Grünen Band erreichen. Das Grüne Band kann an geeigneten Stel- vorgebracht. Diese Vorurteile sind unbegründet. Der- len einen Beitrag dazu leisten. artige Pflegemaßnahmen sind für die typischen Arten des Grünen Bandes ebenso unerlässlich wie für die Wildarten. Grundsätzlich muss daran erinnert werden, dass in naturschutzrechtlich gesicherten Gebieten der Schutzzweck eindeutigen Vorrang vor jagdlichen Interessen genießt.

Jäger und Jagdverbände sollen bei ihren landwirt- schaftlichen Verpächtern für den Schutz des Grünen Bandes werben und sich aktiv für die Ausweisung von Schutzgebieten im Grünen Band einsetzen. Biotopge- staltungsmaßnahmen sowie die Anlage von Jagdein- richtungen sollten ergänzend außerhalb des Grünen Bandes realisiert werden.

13.1.4 Wasserwirtschaft Die wasserwirtschaftlich zuständigen Behörden sollen insbesondere durch den Grunderwerb von Flächen entlang der Fließgewässer am Grünen Band die Um- setzung der hier vorgeschlagenen Biotopverbundmaß- nahmen unterstützen. Flächen in Besitz der Bundes- wasserstraßenverwaltung, wie z. B. an der Elbe, sollen für den Biotopverbund bereitgestellt werden.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 61 Eine weitere Möglichkeit zur Erhaltung des Bio- topverbundes entlang der Ufer bieten die diversen Uferrandstreifenprogramme der Länder sowie des Bundesamtes für Naturschutz. Uferrandstreifen wer- den aus der landwirtschaftlichen Nutzung heraus- genommen, um den Düngemittel- und Pestizidein- trag von angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen zu verringern. Maßnahmen im Rahmen von Uferrandstreifenprogrammen sind unabhängig von wasserwirtschaftlichen Planungen realisierbar. Die wasserrechtliche Ausweisung von Uferrandstreifen ist anzustreben.

Von erheblicher praktischer Bedeutung ist darüber hinaus, dass der Grundeigen- tümer einer an ein Fließgewässer grenzenden Fläche nach den Be- stimmungen des Wasserhaus- haltsgesetzes die Bepflanzung des Ufers zu dulden hat, ins- besondere wenn dieses zur Unterhaltung der Gewässer notwendig ist. Die Autobahnschleife der A73 bei zerschneidet den Lebens- Wasserwirtschaftsämter sol- raumverbund Grünes Band. Der len über die Umsetzung der Bau einer Grünbrücke würde diesen EU-Wasserrahmenrichtlinie Effekt abmildern (WRRL) die Sicherung des Biotop- verbundes Grünes Band entlang der Die Grüne Keiljungfer (FFH Richtlinie, An- betroffenen Gewässer gewährleisten. hang II) gilt nach der Roten Liste Sachsen- Das übergeordnete Ziel ist die Erreichung Anhalt als stark gefährdet. Sie kommt an sehr eines guten Zustands für alle Gewässertypen wenigen und kurzen Gewässerabschnitten der Aller, bis zum Jahr 2015. Die bedeutendste Neuerung der einem stark begradigten Grenzfluss zwischen Sachsen- WRRL ist, dass alle Entscheidungen auf der Ebene Anhalt und Niedersachsen südlich von Oebisfelde vor des Einzugsgebietes der Gewässer getroffen werden und nicht länger von administrativen oder politischen genetische Isolation von Populationen reduziert die Grenzen bestimmt sind. Hierzu werden „Flussgebiets­ innerartliche Vitalität und Vielfalt und gefährdet somit einheiten“ ausgewiesen und verantwortliche zustän- die Voraussetzungen für den Fortbestand der jeweili- dige Behörden benannt. gen Art.

Zudem ist das Natura 2000 Gebietsnetz (FFH- und Bei Straßen, die bereits das Grüne Band queren, Vogelschutz-Richtlinie) integraler Bestandteil dieser müssen Möglichkeiten der Minderung des Zerschnei- Richtlinie. D. h. dass beispielsweise die Wiederherstel- dungseffektes geprüft werden. An bestehenden Tras- lung eines Feuchtgebietes im Grünen Band, wenn dies sen wie Schnellstraßen oder Autobahnen, die eine auch der Erreichung des Ziels eines „guten Gewässer- Breite von bis zu 150 Meter aufweisen können, sollte zustandes“ dient, im Maßnahmenprogramm aufgeführt der Bau von Landschaftsbrücken (sogenannte „Grün- werden kann, ebenso z. B. Gewässerrenaturierungen. brücken“) vorrangig geprüft werden. Alle Maßnahmen sollen in enger Abstimmung und ge- genseitiger Information zwischen Wasserwirtschafts- Kleinere Straßen dürfen nicht weiter ausgebaut und ämtern, Naturschutzbehörden und -verbänden sowie unbefestigte Wege nicht befestigt werden. Beein- Grundeigentümern durchgeführt werden. trächtigungen durch Straßen, die parallel zur ehemali- gen Grenze im Grünen Band gebaut wurden, müssen durch geeignete Maßnahmen wie z. B. die Pflanzung 13.1.5 Verkehr von Baumreihen und Hecken abgepuffert werden. Der Das Grüne Band ist eine „grüne Infrastruktur“ des Na- Neubau von Straßen im oder am Grünen Band muss turschutzes in der Landschaft, die nicht durch neue unterbleiben. technische Infrastrukturmaßnahmen gefährdet wer- den darf. Diese „Green Infrastructure“ muss ausge- Neben den naturschutzfachlichen Gründen dafür ist baut werden, nicht das Straßennetz. es ein wichtiges Anliegen, bisher ruhige Gebiete mög- lichst störungsfrei zu erhalten und damit auch für die Die Mehrzahl der Tierarten kann die meisten Verkehrs- Erholungssuchenden das Erlebnis der Stille zu ermög- wege nicht mehr überqueren. Die dadurch bedingte lichen.

62 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13.1.6 Siedlung und Bebauung im Südharz und der Sandabbau im Sonneberger Grundsätzlich muss eine weitere Versiegelung bezie- Unterland. hungsweise Bebauung des Grünen Bandes vermie- den werden. In den Landschaftsrahmenplänen sind Da das Grüne Band die Kriterien eines nationalen diese Anforderungen näher zu konkretisieren (siehe Biotopverbundsystems erfüllt, ist von einer grund- unten: Flächennutzungs- und Landschaftsplanung, sätzlichen Schutzwürdigkeit des Grünen Bandes Landschaftsrahmenplan). Bei bereits erfolgter Bebau- mindestens auf der Ebene von »Geschützten Land- ung des Grünen Bandes müssen neue Strukturen ge- schaftsbestandteilen« auszugehen. Damit sind bun- schaffen werden, die die Verbundfunktion des Grünen desweit alle Teile des Grünen Bandes eindeutig als Bandes wieder übernehmen können. D. h. es muss »naturschutzrelevante Flächen« einzustufen, und es ein neues Grünes Band identischer Breite (Mindest- sollte kein Bodenabbau im Grünen Band genehmigt breite 50 m) und Ausdehnung geschaffen werden, das werden. den Biotopverbund zu den nicht beeinträchtigten Ab- schnitten nahtlos wieder herstellt. Auch sollte das Grüne Band nicht durch Bodenabbau in den unmittelbar angrenzenden Gebieten beein- Ist eine Bebauung nicht mehr abzuwenden, soll im Be- trächtigt werden. bauungsplan rechtlich festgesetzt werden, dass der Versiegelungsgrad auf den Grundstücken im Grünen Band möglichst gering zu sein hat. Eine Neuschaffung 13.1.8 Energieleitungen von Verbindungsstrukturen (s.o.) ist hier ebenfalls im Neue Trassenführungen für Energieleitungen oder der Bebauungsplan vorzusehen. Beeinträchtigungen wie Bau von neuen Energieanlagen im Grünen Band be- Aufschüttungen und Ablagerungen sind zu entfernen einträchtigen die Bedeutung des Grünen Bandes als oder rückgängig zu machen. Biotopverbundsystem und müssen unterbleiben.

Von obigen Vorschlägen zur Abmilderung der Bebau- ungseffekte können Informationsstellen in ehemali- 13.1.9 Ablagerungen gen Grenztürmen, Grenzmuseen und sonstige his- Ablagerungen im Grünen Band sind unbedingt zu un- torische Anlagen, die zu Museumszwecken genutzt terlassen. Entsprechende Missachtung sollte von lo- werden, ausgenommen werden. Hier bietet sich die kalen Behörden (Ordnungsämtern) geahndet werden. Möglichkeit, Wissenswertes über die ehemalige in- nerdeutsche Grenze, das Grüne Band und seine Be- sonderheiten direkt vor Ort anbieten zu können. Al- 13.1.10 Erholung und Tourismus lerdings sollten geeignete Freianlagen der Museen im Das Grüne Band besitzt insbesondere in den Kern- Grünen Band extensiv genutzt oder extensiv gepflegt bereichen der bereits bei der Ersterhebung der Bio- werden und statt der auch für die frühere Grenzsitua- toptypen 2001 ermittelten bundes- oder landesweit tion untypischen, niedriggemähten Freiflächen sollen bedeutsamen Schwerpunktgebiete eine Vielzahl an Brachflächen mit Übergang von Offenland zur Busch- wertvollen und sensiblen Bereichen mit häufig sehr vegetation entstehen, oder eine extensive Grünland- seltenen oder sogar vom Aussterben bedrohten Tier- nutzung eingeführt werden. und Pflanzenarten, die Ruhe und Ungestörtheit brau- chen. Solche sensiblen, beunruhigungsempfindlichen Vogelarten sind z. B. Schwarzstorch, Raubwürger, 13.1.7 Rohstoffabbau Wachtelkönig (Crex crex) oder Birkhuhn, die direkt im Die Rohstoffgewinnung kann die ökologische Be- Grünen Band oder seinem unmittelbaren Umfeld vor- deutung des Biotopverbundsystems Grünes Band kommen. Hierbei gibt es Bereiche im Grünen Band, und des angrenzenden Raumes stark beeinträch- in denen solche Arten alle gleichzeitig vorkommen (z. tigen. Beispiele dafür sind der B. Thüringische Rhön). In diesen Bereichen hätte eine Abbau von Kies auf der verstärkte touristische Nutzung – auch als Wander- Halbinsel Teschow und weg oder im Rahmen einer »landschaftsgebundenen in der Werraaue, der stillen Erholung« – starke negative Folgen, bis hin zum Abbau von Gips völligen Verlust der Wert gebenden Arten. Zudem besitzen einige Bereiche im Grünen Band, z. B. das Die Kalihalde bei Schwerpunktgebiet Dassower See, eine hohe, stellen- Unterbreizbach weise sogar internationale Bedeutung als Rast- oder überdeckt das Mauserplatz von Wasservögeln, die durch zunehmen- Grüne Band de Freizeitnutzung beeinträchtigt werden. fast vollstän- dig. Dadurch Das Grüne Band ist durch seine lineare Struktur und sind die seine meist schmale Flächenausdehnung intensiven Lebensräume­­ hier zer- Randeinflüssen ausgesetzt. Daher ist eine Intensivie- stört und der rung oder neue Einrichtung von potenziell negativen Biotopverbund Einflüssen im Inneren des Grünen Bandes besonders unterbrochen problematisch.

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 63 Eine konkrete Lenkung des Besucherverkehrs ist von enormer Wichtigkeit. Wanderwege, Lehrpfade, na- turkundliche Führungen etc. in störungssensiblen Bereichen des Grünen Bandes sollen daher in Ab- stimmung mit den Naturschutzbehörden und -ver- bänden vor Ort eingehend geprüft werden. Hier muss ein Kompromiss geschlossen werden zwi- schen geschichtlicher Wertigkeit, landschaftlicher Attraktivität und damit verbundener touristischer Anziehung auf der einen Seite und schutzwürdigen, sensiblen Bereichen mit eindeutigen Nutzungsauf- lagen beziehungsweise dem Ausschluss von touris- tischen Nutzungen auf der anderen Seite.

Eine Lenkung der touristischen Nutzung ist jedoch nicht nur aus Gründen des Schutzes störungsemp- findlicher Vogel- und Säugetierarten erforderlich, sondern auch zum Schutz seltener und gefährdeter Lebensräume (z. B. Sandmagerrasen, Feuchtgebiete, Wegebe­ Ufervegetation, Quellen und Quellbäche) oder Bioto- schilderung am pe, die überwiegend durch wirbellose Tierarten ge- Grünen Band prägt werden (Quellbäche, Bäche). Auf die Begehung und Erforschung von geschützten und besonders un- Möglichkeiten zur sanften naturtouristischen Inwert- gestörten Bereichen sollte daher verzichtet werden. setzung des Grünen Bandes und der oben geforder- ten Besucherlenkung wurden in ausgewählten Modell- Das Grüne Band ist vom Kolonnenweg aus gut zu er- regionen (Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge/ leben. Der Kolonnenweg ist häufig das einzig bauliche Frankenwald, Harz und Elbe-Altmark-Wendland) im Relikt der ehemaligen Grenzbefestigungen und sollte Rahmen des E+E-Projekts „Erlebnis Grünes Band“ aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben. (2006-2011) untersucht und erfolgreich erprobt, unter Ein Ausbau (z. B. Asphaltierung) zur Beseitigung der wissenschaftlicher Leitung des BUND und mit Förde- beim Laufen und Radfahren störenden Beton-Loch- rung des BfN. platten muss unterbleiben, da dadurch eine verkehr- liche Nutzung stark befördert werden würde (mit ver- Die Homepage www.erlebnisgruenesband.de infor- stärkten Folgen wie Müllablagerungen, Überdüngung miert im Detail, insbesondere über Touren, Wander- oder Nutzungsintensivierung), die über eine Nutzung wege und touristische Angebote. Möglichkeiten, das als Wanderweg hinausginge und sicher nicht im Sinne Grüne Band touristisch zu erleben, bestehen z. B. auf des Naturschutzes wäre. dem 4-Länder-Grenzradweg zwischen Elbe, Altmark und Wendland mit seinen zahlreichen „Grenzerfah- Die Begehung des Grünen Bandes ist abseits des rungspunkten“ zu Naturerleben und Grenzgeschich- Kolonnenweges aufgrund der Minenproblematik in te. Im Harz bestehen sie auf dem „Harzer Grenzweg manchen Abschnitten noch lebensgefährlich. Der am Grünen Band“ oder im Nationalpark-Besucher- ehemalige Grenzstreifen gilt laut offiziellen Angaben zentrum TorfHaus. Zwölf Wanderstrecken und drei der Bundesregierung (Bundesverteidigungsministe- Radtouren mit innovativen Audiopunkten, an denen rium) als „nach menschlichem Ermessen minenfrei“. Besucher Wissenswertes über Natur, Sehenswürdig- Laut Gutachten des Thüringer Landwirtschaftsminis- keiten und Zeitzeugenberichte anhören können, ma- teriums 2012 gibt es 42 Einzelflächen mit erhöhtem chen das Grüne Band im Thüringer Wald & Schiefer- Minenrestrisiko im thüringischenAnzeige 21 x 9,8_LayoutGrünen 1 02.11.12 Band. 08:26 ZuSeite- 1 gebirge / Frankenwald erlebbar. sammen machen sie 25 Kilometer aus, die durch Beschilderung entspre- chend gekennzeichnet Lesegenuss und Bilder im Überschwang sind. Das vereinzelte Vor- dazu Tourenvorschläge für Radler und Wanderer handensein von übrigge- bliebenen Minen – ver- misst werden bundesweit noch ca. 15.000 Minen – insbesondere in schwer zugänglichem Gelände, an Steilhängen und in Überschwemmungsge- bieten kann nicht ausge- Fester Einband, je Buch 320 - 332 Seiten, über 300 Abbildungen, Preis 22,50 € schlossen werden! versandkostenfreie Bestellung und weitere Infos über: www.grünes-band-wandern.de oder Telefon 06625 - 919344

64 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13.2 Öffentliche Hand Grünen Bandes als „Leuchtturmprojekt“ in der Natio- nalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (BMU 2007) Die „Öffentliche Hand“, v. a. die Stiftungen der Bun- wurde diese Wertung von Seiten des Bundes und sei- desländer, müssen durch (die Einführung) extensive(r) ner Organisationen bzw. Bundesbehörden (z. B. BMU Nutzung ihrer Eigentumsflächen im Grünen Band zur und BfN) nochmals bestätigt. Erhaltung der biologischen Vielfalt beitragen und die Erhaltung des Grünen Bandes gewährleisten. Aus der Aktualisierung der Bestandsaufnahme im Jahr 2012 ergab sich, dass Lücken im Biotopverbund (wie Etwa 50 % des Grünen Bandes befinden sich infolge z. B. Acker und Ackerbrache, bebaute Bereiche, Inten- der Flächenübertragung vom Bund im Besitz der Bun- sivwiesen und -weiden, Aufforstungen, Abgrabungen desländer. Verantwortlich sind: und Aufschüttungen) 13 % der Gesamtfläche des Grü- • Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg- nen Bandes umfassen. Intensivgrünland ist mit 1.179 Vorpommern sowie Großschutzgebietsverwaltung Hektar hierbei vor Acker mit 760 Hektar flächenmäßig des BR Schaalsee am bedeutsamsten. • Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg • Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Lan- Die 2001 ermittelten 32 Schwerpunkt- und Entwick- des Sachsen-Anhalt (SUNK) lungsgebiete nehmen insgesamt 940 Kilometer ein, • Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirt- d. h. 67 % der Länge und 79 % der Fläche des Grünen schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Bandes. Davon wurden 21 bundesweit bedeutsame • Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete ermittelt, die • Sächsische Landesstiftung / Landkreis Vogtland- 785 Kilometer Länge einnehmen (56 % Länge, 71 % kreis. Fläche). Wie die Aktualisierung der Bestandsaufnah- me im Jahr 2012 zeigt, ist diese sehr wertvolle Sub- Länder und Kommunen können durch Ausweisung von stanz des Grünen Bandes nach wie vor erhalten. In Schutzgebieten einen sehr wichtigen Beitrag zur Si- einigen Bereichen ergaben sich seit dem Jahr 2001 cherung des Grünen Bandes leisten. Dies stellt auch in positive Entwicklungen (z. B. großräumige extensive Zukunft eine entscheidende Aufgabe dar, da noch wei- Beweidung; Biotoppflege), in anderen negative (z. B. te Teile des Grünen Bandes nicht unter Schutz stehen. Intensivierung der Grünlandnutzung).

Weiter muss das Grüne Band auf allen Ebenen der Die Bundesebene muss insbesondere dafür Sorge Raum- und Regionalplanung, von Landesentwick- tragen, dass die Gesetzgebung nicht zu einer Ver- lungsprogrammen bis hin zu kommunalen Flächen- schlechterung des Landschaftsbildes im Sinne des nutzungsplänen, berücksichtigt werden, v. a. bei Naturschutzes führt, wie zum Zeitpunkt der Druck- Infra­strukturvorhaben oder Entwicklungsprojekten. legung z. B. das Gesetz zur Förderung von Erneu- Eine weitere Zerschneidung durch Verkehrswegepla- erbaren Energien, speziell die Subventionierung des nung ist zu vermeiden. Anbaus von Energiemais, was derzeitig zu einer mas- siven Intensivierungswelle in der Landwirtschaft führt und darüber hinaus die Flächenkonkurrenz schürt. 13.2.1 Bundesebene Bereits im Jahr 2002 wurden aufgrund der ersten Be- In der Koalitionsvereinbarung von CDU, CSU und SPD standsaufnahme des Grünen Bandes 79 % der Ge- vom 27.11.2013 vereinbaren die Parteien, dass ein samtfläche als international, bundes- oder landesweit „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ als Entschei- bedeutsame Schwerpunkt- oder Entwicklungsgebie- dungsgrundlage für Planungen des Bundes vorgelegt te des Naturschutzes eingestuft. Damals wurde zu- werden wird. Das Grüne Band als Deutschlands ein- sammenfassend festgestellt (BUND 2002): ziger real existierender, länderübergreifender Biotop- • Alle Teile der Gesamtstruktur erfüllen die Kriterien verbund kann hierfür als Blaupause dienen. von Schutzgebieten (von geschützten Landschafts- bestandteilen bis zu Naturschutzgebieten) und sind Die Bundesregierung sollte sich auch für den Schutz besonders naturschutzrelevante Flächen. des „Grünen Bands Europa“ einzusetzen. In der Mit- • Beim Grünen Band handelt es sich um die idealty- teilung der EU-Kommission (COM(2013) 249 final) pische und einzigartige Ausprägung eines länder- fordert die EU die Mitgliedsstaaten auf, eine „Grüne übergreifenden Biotopverbundsystems, wie es das Infrastruktur“ zu schaffen und nennt als einziges Bei- novellierte Bundesnaturschutzgesetz fordert. spiel für eine vorhandene staatenübergreifende Grüne • Das Grüne Band ist das mit Abstand längste und Infrastruktur das Grüne Band Europa. Die Empfehlun- größte und das einzige existierende, großräu- gen der EU-Kommission sollten umgehend verwirk- mige Biotopverbundsystem der Bundesrepublik licht werden. Deutschland. Es hat unersetzbare Vorbildfunktion für andere, künftig zu schaffende, überregionale Projekte und Maßnahmen zur Erhaltung des Verbundsysteme. Grünen Bandes Bund und Länder müssen weiterhin genügend Mittel Mit der Aufnahme des Grünen Bandes in das Nati- für den Naturschutz z. B. für entsprechende Förder- onale Naturerbe (2005) und mit der Darstellung des programme wie das „Bundesprogramm Biologische

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 65 Vielfalt“ zur Umsetzung von Projekten wie „Lücken- Laufzeiten: 1992 – 2012) schluss Grünes Band“ bereitstellen. Zur Erreichung • „Grünes Band Eichsfeld-Werratal“ (Kerngebiet: der formulierten Erhaltungs- und Entwicklungsziele 185 km², Laufzeit: 2009 – geplant 2021) des Grünen Bandes müssen die Mittel zur Förderung • „Grünes Band Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal“ entsprechender Projekte und Maßnahmen langfristig (Kerngebiet: 108 km², Laufzeit: 2010 – geplant 2021) aufgestockt werden! In dem oben genannten, fünfjährigen Projekt „Lü- Neben den von Behörden, Naturschutzverbänden ckenschluss Grünes Band“, das im August 2012 star- und Landnutzern durchgeführten oder in Auftrag ge- tete, werden unter Federführung des BUND, durch gebenen kontinuierlichen Pflege- und Entwicklungs- Flächenankauf und geeignete Maßnahmenumsetzung maßnahmen, wurden und werden am Grünen Band Lücken im Grünen Band geschlossen sowie seitliche zahlreiche vom Bund geförderte Projekte durchge- Vernetzungsmöglichkeiten ermittelt. Hier kommt auch führt, von denen hier nur einige wenige genannt wer- der Akzeptanz- und Öffentlichkeitsarbeit eine Schlüs- den sollen: selrolle zu, denn nur wenn in der Öffentlichkeit und bei den lokalen Akteuren Verständnis für die Pro- Am Grünen Band liegen sechs vom BfN / BMU geför- jektziele geweckt werden kann, können die vorgese- derte Naturschutzgroßprojekte. Das Förderprogramm henen Maßnahmen (z. B. Umwandlung von Acker in soll zum dauerhaften Erhalt von Naturlandschaften Grünland, Extensivierung von Intensivgrünland, Auf- sowie zur Sicherung und Entwicklung von Kultur- lichtung Wald) die notwendige Vor-Ort-Unterstützung landschaften mit herausragenden Lebensräumen zu erlangen. schützender Tier- und Pflanzenarten beitragen. Nähe- re Informationen zur Förderung und zu den Projekten Weiter wurden Erprobungs- und Entwicklungs(E+E-) findet man unter: www.bfn.de/0203_grossprojekte. -Vorhaben wie das „Erlebnis Grünes Band“ (2006 – html. Diese sechs Projekte umfassen ca. 350 Kilome- 2011) durch das BfN in drei Modellregionen gefördert. ter bzw. 25 % der Länge des Grünen Bandes: Die Ergebnisse sind in Band 113 der BfN-Schriftenrei- • „Schaalsee-Landschaft“ (Kerngebiet: 146 km², he „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ publiziert. Laufzeit: 1992 – 2009) • „Lenzener Elbtalaue“ (Kerngebiet: 10 km², Laufzeit: Im Zuge eines Forschungs- und Entwicklungs(F+E)- 2002 – 2011) Vorhabens „Machbarkeitsstudie Welterbe Grünes • Niedersächsischer und sachsen-anhaltinischer Band“ (Beginn 2012) wird das Potential des Grünen „Drömling“ (zusammen Kerngebiete: 138 km², Bandes als UNESCO-Welterbestätte geprüft.

Das Grüne Band soll durchgehend erhalten werden – hier die Auftaktveranstaltung des Projektes „Lückenschluss Grünes Band“ im Sommer 2013

66 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 13.2.2 Länderebene Flurneuordnung als eine Möglichkeit an, Nutzungs- Die Sicherung und Entwicklung der bestehenden Bio- und Zielkonflikte bei Realisierung oder Wiederher- tope im Grünen Band muss oberste Priorität haben, stellung des Grünen Bandes zu klären. Wenn diese denn dies sind diejenigen Flächen, die zu Rückzugs- Verfahren mit dem eindeutigen Ziel der Förde- gebieten der noch vorhandenen Tier- und Pflanzenar- rung des Biotopverbundes und unter klarer na- ten geworden sind. Den derzeitigen Artenbestand gilt turschutzfachlicher Prioritätensetzung erfolgen, es unbedingt zu erhalten, um sicherzustellen, dass kann dem Instrument der Flurneuordnung eine aus den verbliebenen Refugien heraus die Neu- bzw. zentrale Chance zur Erhaltung des Grünen Bandes Wiederbesiedelung zu entwickelnder Biotope erfolgen zukommen! Dies wurde bereits 2002 in der ersten kann. Sind erst einmal einzelne Arten ganz verschwun- „Bestandsaufnahme Grünes Band“ vorgeschlagen den, so ist deren Wiederansiedlung ausgesprochen und wird derzeit in einigen Bereichen, z. B. in Thürin- problematisch, möglicherweise sogar unmöglich. gen von der Stiftung Naturschutz Thüringen und dem Amt für Landwirtschaft Meiningen, in ausgewählten Eine zeitnahe Umsetzung bestehender länder­ Gebieten durchgeführt. übergreifenden Pflegepläne oder Entwicklungskon- zepte zum Grünen Band ist erforderlich. Die Grundstücke im Grünen Band sind vielfach zer- stückelt. Oft herrschen sehr kleinflächige Eigentums- Zudem sollten die Länder mit der Ausweisung geeig- verhältnisse vor. Häufig ragen Teilflächen der Grund- neter Schutzgebiete am Grünen Band zum Schutz die- stücke über das Grüne Band hinaus. Entsprechend ses einmaligen Biotopverbunds beitragen. schwierig sind Verfahren der Flurneuordnung. Der Flächenzuschnitt entspricht den Verhältnissen kurz Agrarumweltprogramme, nach 1945. Die Eigentumsverhältnisse sind komplex. Landschaftspflegerichtlinien Insbesondere in Agrarlandschaften und dort, wo der Die Länder sind gefragt, Landschaftspflegericht- Nutzungsdruck hoch und der Biotopverbund bereits linien, Kulturlandschaftsprogramme (KULAP) gestört ist, bietet sich die Durchführung naturschutzori- und Vertragsnaturschutzprogramme (VNP) auf- entierter Flurneuordnungsverfahren an, deren Ziel die zulegen und dabei die Belange des Grünen Bandes Erhaltung des Biotopverbundes im Zusammenwirken beziehungsweise Biotopverbundes entsprechend zu mit den Landnutzern ist. berücksichtigen, um den notwendigen Pflegeumfang zu ermöglichen und langfristig auch das Management Erfahrungen wurden damit bislang im Bundesland finanziell abzusichern. VNP und KULAP sollten der- Thüringen gemacht. 1999 wurde im Auftrag des Thü­ art umgestaltet werden, dass auch Erstpflegemaß- ringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz nahmen beziehungsweise nicht jährlich stattfindende und Umwelt (damals als TMLNU bezeichnet) das Kon- Pflegemaßnahmen im Grünen Band gefördert werden zept „Grünes Band Thüringen“ erarbeitet und heraus- können. Bei diesen handelt es sich z. B. um Entbu- gegeben. schungen oder Mahd im Abstand von mehreren Jah- ren sowie um die Pflege von Brachestreifen, Anlage Organisiert von der Stiftung Naturschutz Thüringen und der von Kleingewässern oder Renaturierung von Fließge- Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken diskutierten die wässern. Teilnehmer auf einer Tagung im Herbst 2013 die Situation des Grünen Bandes Zudem ist dringend eine Aufstockung der Förder- mittel der Länder für eine naturverträgliche Nutzung beziehungsweise Pflege und Entwicklung der Flächen des Grünen Bandes erforderlich. Hier bietet die Kofinanzierung durch die EU eine gute Möglichkeit zum ef- fektiven Einsatz von Landes- mitteln.

Naturschutzorientierte Flurneuordnung Für die bereits 2002 (BN & BUND 2002) ermittelten Entwick- lungsgebiete und andere Defizitberei- che, insbesondere in intensiv genutz- ten Agrarlandschaf- ten, bietet sich das Instrument der

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 67 Auch am Grünen Band Sachsens wurden insgesamt Grüne Band angrenzen (Bayern, Hessen, Niedersach- drei Flurneuordnungsverfahren zur Lösung verschie- sen und Schleswig-Holstein). dener, konkurrierender Nutzungsansprüche durchge- führt. Dabei standen die endgültige eigentumsrecht- Beispiele: liche Sicherung des komplett unter Schutz gestellten Entlang der Elbe sind viele Gebiete im Biosphären- Grenzstreifens sowie Fragen des Biotopverbundes im reservat Niedersächsisches Elbtal im Amt Neuhaus Vordergrund. Ziel war es, vom „Rückgrat Grünes Band“ als FFH-Gebiete oder Vogelschutzgebiete gemeldet, Biotopstrukturen in die angrenzende, häufig intensiv sollten jedoch auch als Naturschutzgebiete geschützt genutzte Agrarlandschaft zu entwickeln und notwendi- werden. In Nord- und Ostthüringen bestehen Schutz- ge Pufferflächen an den Schutzgebietsgrenzen zu eta- würdigkeitsgutachten für die Ausweisung von Natur- blieren. Dabei können auch notwendig umzusetzende schutzgebieten, die umgesetzt werden müssen. Kompensationsmaßnahmen naturschutzfachlich un- umstrittener Eingriffe sinnvoll und landschaftsberei- Schutzgebietsausweisungen innerhalb der chernd integriert werden. Schwerpunktgebiete Ein Teil der Flächen des Grünen Bandes in den bereits In Bodenordnungsverfahren sollten auch bislang 2002 ermittelten Schwerpunktgebieten ist derzeit na- noch nicht übertragene Bundesflächen im Grünen turschutzrechtlich nicht geschützt, obwohl diese Flä- Band an die Länder, z. B. Flächen der Bodenver- chen aufgrund ihres Biotoptypeninventars oder wegen wertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG), einge- ihrer Biotopverbundfunktion zu benachbarten Schutz- bracht werden. Insbesondere die über den Kolonnen- gebieten eine sehr hohe Bedeutung haben. Unter dem weg nach Osten hinausragenden Flächen sollten als Gesichtspunkt Biotopverbund und in Umsetzung der Tauschflächen genutzt werden. § 20 und 21 des novellierten Bundesnaturschutzge- setzes (2010) sind daher in den Schwerpunktgebieten Im Anschluss an die Flurneuordnung muss die natur- zwischen bereits bestehenden Schutzgebieten eine schutzkonforme Folgepflege oder pflegliche extensive Reihe von Abschnitten des Grünen Bandes vorrangig Nutzung gewährleistet sein. Hierzu müssen entspre- naturschutzrechtlich zu sichern. chende Mittel bereitgestellt werden.

13.2.3 Regierungsbezirke und Landkreise Schutzgebietsausweisungen In mehreren Regierungsbezirken und Landkreisen liegen Schutzwürdigkeitsgutachten vor, die eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung des jeweiligen Ab- schnittes des Grünen Bandes beziehungsweise an- grenzender Gebiete belegen, die jedoch bislang nicht endgültig als Naturschutzgebiete oder geschützte Landschaftsbestandteile gesichert wurden. Eine Rei- he von Naturschutzgebieten oder geschützten Land- schaftsbestandteilen war vorübergehend einstweilig gesichert, die Sicherstellungen sind aber ausgelaufen und die Gebiete derzeit ohne Schutzstatus.

Bundesweit sind alle Flächen des Grünen Bandes Behörden, Verbände und Stiftungen engagieren sich ge- als „naturschutzrelevant“ einzustufen. Dies zeigen meinsam für das Grüne Band auch die Planungen vieler Unterer Naturschutzbe- hörden, das gesamte Grüne Band oder sehr große Eine klare rechtliche Situation hilft, die erforderlichen Abschnitte des Grünen Bandes in ihrem Landkreis Maßnahmen zur Erhaltung des Flächenzustandes ein- mindestens als geschützte Landschaftsbestandtei- zuleiten. Allerdings darf eine Unterschutzstellung nicht le auszuweisen. Als einziges Bundesland hat der dazu führen, dass durch zu detaillierte Festsetzung Freistaat Sachsen seit 1996 das gesamte sächsi- entsprechender Erhaltungsziele und -maßnahmen, die sche Grüne Band unter Schutz gestellt. Dabei sind Förderung über EU-kofinanzierte Landesprogramme über drei Viertel der Flächen im Grünen Band als nicht mehr möglich ist. Dies würde dazu führen, dass Naturschutzgebiete gesichert, die restlichen als ge- sich potenzielle landwirtschaftliche Flächennutzer aus schützte Landschaftsbestandteile und Flächenna- der Flächenpflege zurückziehen. Eine Kostenexplo- turdenkmäler. sion oder das Unterbleiben der notwendigen Pflege- maßnahmen wäre die Folge. Gegebenenfalls müsste Schutzgebietsausweisungen auf der Ebene von Na- darauf hingewirkt werden, dass die entsprechenden turschutzgebieten und geschützten Landschaftsbe- Förderprogramme an die naturschutzfachlichen Erfor- standteilen müssen v. a. in Thüringen, Sachsen-Anhalt dernisse angepasst werden. und Niedersachsen umgesetzt werden, daneben auch in denjenigen westlichen Bundesländern, die an das

68 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Band zu erheben und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Im Planungsteil sind Konzeptionen zu Biotopverbundplanungen auch in Verbindung mit angrenzenden Bereichen zu entwickeln. Hier besitzt das Grüne Band die Funktion eines „Biotopverbund- Rückgrats“, von dem wie Rippen neue Biotopver- bundstrukturen in die angrenzende Landschaft aus- gehen. Dies muss in enger Abstimmung zwischen Naturschutzbehörden, Planungsbehörden und Kom- munen umgesetzt werden.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Flächen im Grünen Band können im Rahmen von behördlichen Genehmigungsverfahren von den da- für zuständigen Naturschutzbehörden für Eingriffe in Natur und Landschaft als Ausgleichs- und Ersatzmaß­ nahmen anerkannt werden, wenn sie angekauft und Große Zustimmung erfährt das Grüne Band im Altmarkkreis durch Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen verbessert Salzwedel – sogar mit einem eigenen Bus werden. Beispielsweise wurde das Verlegen von Gas- leitungen und das Aufstellen von Windkraftanlagen im 13.2.4 Kommunen Altmarkkreis Salzwedel von der Unteren Naturschutz- Schutzgebietsausweisung behörde in Kooperation mit dem verbandlichen Natur- In Verbindung mit der Funktion im Biotopverbund ist schutz vor Ort geprüft und als unbedenklicher Eingriff von einer grundsätzlichen Schutzwürdigkeit des Grü- eingestuft. Daraufhin wurden Flächen im Grünen Band nen Bandes mindestens auf der Ebene von geschütz- als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bereitgestellt. ten Landschaftsbestandteilen auszugehen. Dies soll- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Anlieger- te auch für zerstörte und versiegelte Bereiche oder zu Kommunen ihre im Zuge der Bauleitplanung erforder- Acker oder Intensivgrünland degradierten Abschnit- lichen Öko-Kontoflächen auf das Grüne Band legen ten gelten, da bei diesen eine Wiederherstellung der und somit dort einen Beitrag zur langfristigen Erhal- Schutzwürdigkeit möglich und aufgrund der natio- tung dieses Biotopverbundes leisten. Allerdings darf nalen und überregionalen Bedeutung auch Zielset- das positiv besetzte Projekt Grünes Band nicht Alibi zung ist. Damit sind bundesweit alle Teile des Grünen für höchst umstrittene, stark naturschädigende Eingrif- Bandes eindeutig als „naturschutzrelevante Flächen“ fe oder unnötige Naturzerstörungen an anderer Stelle einzustufen. Zur rechtlichen Sicherung der Biotope im Gemeindegebiet sein. im Grünen Band steht mit der Kategorie „Geschütz- ter Landschaftsbestandteil“ auch Kommunen ein ge- Bereitstellung von Flächen eignetes Instrument zur Verfügung. Auch bei diesen Jede Gemeinde am Grünen Band sollte prüfen, ob sie liegen Schutzwürdigkeitsgutachten vor, die eine hohe Flächen im Grünen Band besitzt und gegebenenfalls naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes Pachtverträge im Sinne der Pflegeempfehlungen in beziehungsweise angrenzender Gebiete begründen. diesem Handlungsleitfaden ändern. Wo nötig sollte Die Ausweisung von geschützten Landschaftsbe- ein Flächentausch organisiert werden, so dass Privat- standteilen ist auch hier schnellstens erforderlich. flächen mit intensiver Landwirtschaft im Grünen Band gegen kommunale Flächen außerhalb des Grünen Flächennutzungs- und Landschaftsplanung Bandes getauscht werden können. Übergeordnetes Das Biotopverbundsystem Grünes Band muss Ein- Ziel ist es Lücken, also Flächen im Grünen Band, die gang in die Landschaftspläne finden und seine Ein- z. B. durch intensive Landwirtschaft beeinträchtigt arbeitung in die Flächennutzungspläne vorgenom- sind, zu schließen. In jedem Fall sollten die Flächen men werden. Dafür muss der Biotopverbund Grünes zweckgebunden und dauerhaft für den Naturschutz Band, der aufgrund seiner Biotoptypen- und Arten- bereitgestellt werden, um den überregionalen Biotop- ausstattung als naturschutzfachlich sehr wertvoll verbund zu sichern. einzustufen ist, per Beschluss der gemeindlichen Gremien zum verbindlichen Bestandteil des Flä- chennutzungsplans er- 13.3 Institutionen hoben werden. Bei der Bestandsaufnahme für 13.3.1 Landschaftspflegeverbände (LPV) – den Landschaftsrah- Partner am Grünen Band menplan sind negati- Landschaftspflegeverbände sind als freiwillige Zu- ve Beeinträchtigungen sammenschlüsse von Naturschutzverbänden, Land- und Belastungen für das wirten und Kommunalpolitikern ein erfolgreicher Weg Biotopverbundsystem Grünes im Naturschutz. Ihr Wesen ist das gleichberechtigte Zusammenwirken dieser drei gesellschaftlichen Grup- Kleiner Feuerfalter mit Krabbenspinne pen, die im Vorstand jeweils mit der gleichen Anzahl

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 69 an Personen vertreten sind. Diese ausgewogene auch Landwirte und Jäger, stehen dem Projekt Grünes Konstruktion schafft Vertrauen und fördert den prak- Band sehr aufgeschlossen gegenüber und konnten tischen Erfolg der Arbeit vor Ort. Die Landschafts- bereits überzeugt werden, ihre Grundstücke unent- pflegeverbände koordinieren die Interessen der geltlich dem Naturschutz zur Verfügung zu stellen. Land- und Forstwirtschaft, Kommunalpolitik und des Naturschutzes. Ihre Leistungen sind beispielgebend Bei Flurneuordnungsverfahren sollten sie ihre Flä- und allgemein anerkannt. Die Landschaftspflegever- chen im Grünen Band gegen Flächen außerhalb des bände verstehen sich als Umsetzungsinstrumente in Grünen Bandes tauschen. Auch die Kooperation mit Sachen Vertragsnaturschutz und Landschaftspflege. Naturschutzbehörden, z. B. über den Vertragsnatur- Sie beraten hierzu Kommunen und Landwirte, wie sie schutz die Pflege der im Grünen Band gelegenen Flä- Fördermöglichkeiten für die Landschaftspflege erlan- chen zu übernehmen, ist eine gute Möglichkeit das gen können und kümmern sich gleichzeitig um die Grüne Band zu unterstützen. Umsetzung vor Ort. Die Vermarktung naturverträglich erzeugter Produkte aus diesen Biotopen wird von den Oftmals ist der Flächenzuschnitt und die Erreich- Landschaftspflegeverbänden unterstützt und geför- barkeit der Flächen eingeschränkt, die erneute Nut- dert. zung nach Jahrzehnten ungestörter Biotopentwick- lung wäre für die dort lebenden Pflanzen und Tiere 13.3.2 Naturschutzverbände eine Katastrophe und für den Besitzer auch finanziell Naturschutzverbände setzen sich bereits sehr aktiv für nicht lohnend. Es besteht daher die Möglichkeit, das den Schutz und Erhalt des Grünen Bandes ein: Durch Grundstück an Naturschutzorganisationen zu verkau- Ankauf, Pflege und Sicherung von Flächen, durch fen. Anschriften und Ansprechpartner finden sich im die erfolgreiche Zusammenarbeit mit staatlichen wie Adressenteil am Ende dieser Broschüre. privaten Flächeneigentümern, -bewirtschaftern und -pächtern, durch akzeptanzbildende Maßnahmen, Engagement für das Grüne Band! Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, ebenso wie Jeder Einzelne kann, auch wenn er kein Grund- durch Lobbyarbeit auf politischer Ebene, durch fach- stück im Grünen Band besitzt, viel bewirken. kompetente Ansprechpartner und durch die Konzep- Bürgerinnen und Bürger können auf die Mandatsträ- tion und Umsetzung von Drittmittelprojekten. Dies gilt gerinnen und -träger ihres Wahlkreises und auf ihre es fortzuführen. Bundestagsabgeordneten einwirken, den außerge- wöhnlichen ökologischen Wert der Grundstücke des 13.3.3 Weitere nicht-staatliche Institutionen Grünen Bandes zu erhalten. Nicht-staatliche Institutionen wie Stiftungen, Kirchen und Vereine mit Flächenbesitz im Grünen Band kön- In Verbindung mit der Funktion im Biotopverbund er- nen durch die Bereitstellung von Flächen, z. B. durch füllen alle Flächen des Grünen Bandes die Kriterien die unentgeltliche Übertragung oder den Tausch von von Schutzgebieten. Derzeit zu Acker oder Intensiv- Flächen für den Naturschutz den Arten- und Biotop- grünland degradierte Abschnitte sind meist wieder- schutz im Grünen Band fördern und somit zur nach- herstellbar, für gänzlich zerstörte Bereiche müssen haltigen Sicherung des nationalen Biotopverbunds durch Extensivierung weitergehende, verbessernde beitragen. Maßnahmen zur Wiederherstellung des Biotopver- bunds vorgenommen werden. Zur Erhaltung und Si- cherung des Biotopverbundes können sehr große 13.4 Privatpersonen Abschnitte oder das gesamte Grüne Band in einer Kommune, im Landkreis bzw. Land mindestens mit Wer ein Grundstück im Grünen Band besitzt, ist der Schutzkategorie »Geschützter Landschaftsbe- Eigentümer einer Naturperle. Die Kette, zu der die- standteil«, wenn nicht als »Naturschutzgebiet« bis hin se Perle gehört, ist 1.393 Kilometer lang und liegt mit- zur Kategorie »Nationales Naturmonument« gesichert ten in Deutschland zwischen Ostsee und Vogtland. werden.

Naturschutzbehörden und -verbände können vor Ort Jeder Einzelne kann sich bei Politikerinnen und Politi- beraten, wie dieses Grundstück am besten einen Bei- kern der kommunalen Ebene bis zur Landesebene da- trag zum Naturschutz leistet. Grundstückseigentümer für einsetzen, dass die rechtliche Sicherung der Bio- im Grünen Band haben damit eine einmalige Chance, tope im Grünen Band als Schutzgebiete umgehend in eine sehr wertvolle Tat für die Natur zu vollbringen. ihrem Landkreis bzw. auf Landesebene initiiert und Wir bitten alle Landwirte, die wertvollen Biotopflächen umgesetzt wird. des Grünen Bandes nicht umzuackern oder in intensiv genutztes Grünland umzuwandeln, sondern extensiv Weiter bitten wir jeden Einzelnen, die am Grünen Band und naturschonend zu bewirtschaften. Grundstücks- tätigen Naturschutzverbände gezielt mit Spenden zu eigentümer können ihre Flächen im Grünen Band unterstützen, damit dort wertvollste Lebensräume auch dem Naturschutz und damit im weiteren Sinne angekauft werden können und die bundesweite Lob- der Allgemeinheit zur langfristigen Sicherung des Bio- byarbeit zur Erhaltung und zum Schutz des nationalen topverbundes überlassen oder Flächen tauschen. Vie- Biotopverbundsystems fortgeführt werden kann. le Flächenbesitzer (Alteigentümer oder deren Erben),

70 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 14 Akteure am Grünen Band Deutschland Diese Übersicht von Organisationen, Adressen und Akteuren erhebt keinen Anspruch auf Vollständig- keit. Kontakte aktiver BUND Kreis- und Ortsgruppen sind über die BUND Landesverbände erhältlich. Bundesweit

Bundesamt für Naturschutz Verband Deutscher Naturparke e.V. www.bfn.de www.naturparke.de Konstantinstr. 110; 53179 Bonn Dahlmannstr. 5-7; 53113 Bonn Abt. II 2 Biotopschutz und Landschaftsökologie Tel.: 0228 / 921286-0 Dr. Uwe Riecken E-Mail: [email protected] Tel.: 0228 / 8491-1510 E-Mail: [email protected] Arbeitsgemeinschaft Grenzmuseen Dr. Karin Ullrich c/o Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth Tel.: 0228 / 8491-1522 www.museum-moedlareuth.de E-Mail: [email protected] Mödlareuth 13; 95183 Töpen-Mödlareuth Tel.: 09295 / 1334 BUND Projektbüro Grünes Band E-Mail: info@museum-mödlareuth.de www.gruenesband.info www.erlebnisgruenesband.de Büro für ökologische Studien www.europeangreenbelt.org www.bfoes.de Hessestr. 4; 90443 Nürnberg Oberkonnersreuther Str. 6a; 95448 Bayreuth Dr. Liana Geidezis, Melanie Kreutz, Uwe Friedel, Dr. Helmut Schlumprecht Daniela Leitzbach Tel.: 0921 / 507037-31 Tel.: 0911 / 575294-0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Dr. Kai Frobel Tel.: 0911 / 81878-19 Mecklenburg-Vorpommern

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Ver- e.V. (BUND) braucherschutz Mecklenburg-Vorpommern www.bund.net www.regierung-mv.de Am Köllnischen Park 1; 10179 Berlin Abteilung 2 - Nachhaltige Entwicklung, Forsten und Tel.: 030 / 27586-40 Naturschutz E-Mail: [email protected] Referat 223 Großschutzgebiete Dreescher Markt 2; 19061 Schwerin Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. Tel.: 0385 / 588 0 www.lpv.de E-Mail: [email protected] Feuchtwanger Str. 38; 91522 Ansbach Tel.: 0981 / 4653-3540 Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg- E-Mail: [email protected] Vorpommern www.stiftung-naturschutz-mv.de Naturstiftung David Zum Bahnhof 20; 19053 Schwerin www.naturstiftung-david.de Ursula Frevel Trommsdorffstr. 5; 99084 Erfurt Tel.: 0385 / 7609995 Dr. Sabine Kathke E-Mail: [email protected] Tel.: 0361 / 5550330 E-Mail: [email protected] Amt für das Biosphärenreservat Schaalsee www.schaalsee.de Naturschutzbund Deutschland (NABU) Wittenburger Chaussee 13; 19246 Zarrentin www.nabu.de Bettina Gebhard Charitéstr. 3; 10117 Berlin Tel.: 038851 / 30222 Tel.: 030 / 284984-0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] BUND Landesverband Mecklenburg-Vorpommern EUROPARC Deutschland e.V. e.V. www.europarc-deutschland.de www.bund-mv.de Friedrichstr. 60; 10117 Berlin Wismarsche Str. 152; 19052 Schwerin Tel.: 030 / 2887882-0 Tel.: 0385 / 521339-0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 71 Schleswig-Holstein Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus www.torfhaus.info Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Torfhaus 38b; 38667 Torfhaus Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein Tel.: 05320 / 33179-0 www.schleswig-holstein.de/MELUR Heike Albrecht Mercatorstr. 3; 24106 Kiel E-Mail: [email protected] Tel.: 0431 / 988 70 80 Dr. Herrmann Martens E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. Erlebnis Grünes Band - Modellregion Harz www.bund-sh.de Harzer Tourismusverband e.V. Lerchenstr. 22; 24103 Kiel www.harzinfo.de Tel.: 0431 / 66060-0 Marktstr. 45; 38640 Goslar E-Mail: [email protected] Andreas Lehmberg Tel.: 05321 / 34040 Zweckverband „Schaalsee-Landschaft“ E-Mail: [email protected] www.zv-schaalsee.de Am Markt 10; 23909 Ratzeburg Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Armin Benz www.bundesimmobilien.de Tel.: 04541 / 888399 Waterloostr. 4; 30169 Hannover E-Mail: [email protected] Christian Kühl Tel.: 0511 / 1012312 E-Mail: [email protected] Niedersachsen

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Ener- Brandenburg gie und Klimaschutz www.umwelt.niedersachsen.de Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbrau- Referat 52 - Arten- und Biotopschutz, Natura 2000 cherschutz Brandenburg Archivstr. 2; 30169 Hannover www.mugv.brandenburg.de Ulrich Sippel Abteilung 4 - Naturschutz Tel.: 0511 / 1203555 Albert-Einstein-Str. 42 – 46; 14473 Potsdam E-Mail: [email protected] Tel.: 0331 / 866 7501 E-Mail: [email protected] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasser- wirtschaft, Küsten- und Naturschutz Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg www.nlwkn.niedersachsen.de www.naturschutzfonds.de Adolph-Kolping-Str. 6; 21337 Lüneburg Heinrich-Mann-Allee 18/19; 14 473 Potsdam Sabine Burckhardt Tel.: 0331 / 971 64 700 Tel.: 04131 / 8545520 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] BUND Landesverband Brandenburg e.V. BUND Landesverband Niedersachsen e.V. www.bund-brandenburg.de www.bund-niedersachsen.de Friedrich-Ebert-Str. 114 a; 14467 Potsdam Goebenstr. 3; 30161 Hannover Tel.: 0331 / 23700141 Tel.: 0511 / 96569-0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Erlebnis Grünes Band – Heinz Sielmann Stiftung Modellregion Elbe-Altmark- Wendland Naturschutzgroßprojekt Grünes Band Eichsfeld-Wer- Trägerverbund Burg Lenzen e.V. ratal www.burg-lenzen.de www.naturschutzgrossprojekt-eichsfeld-werra- Burgstr. 3; 19309 Lenzen tal.de Susanne Gerstner Gut Herbigshagen; 37115 Duderstadt Tel.: 038792 / 5078-104 Holger Keil E-Mail: [email protected] Tel.: 05527 / 914-123 Dieter Leupold E-Mail: [email protected] Tel.: 038792 / 5078-106 E-Mail: [email protected]

72 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Sachsen-Anhalt Thüringen

Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sach- Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Fors- sen-Anhalt ten, Umwelt und Naturschutz www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=1743 www.thueringen.de/de/tmlfun Leipziger Str. 58; 39112 Magdeburg Referat 55: Arten- und Biotopschutz Tel.: 0391 / 567 01 Beethovenstr. 3; 99096 Erfurt E-Mail: [email protected] Stephan Pfützenreuter Tel.: 0361 / 3799344 Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt E-Mail: [email protected] www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=lau Referat 23: Ländliche Entwicklungspolitik, LEADER, Reideburger Str. 47; 06116 Halle (Saale) Flächenhaushaltspolitik Dr. Ulrich Lange Hallesche Str. 16; 99085 Erfurt Tel.: 0345 / 5704610 Frank Robisch E-Mail: [email protected] Tel.: 0361 / 3799813 E-Mail: [email protected] Stiftung Umwelt, Natur-und Klimaschutz des Lan- Barbara Schmidt des Sachsen-Anhalt Tel.: 0361 / 3799747 www.sunk-lsa.de E-Mail: [email protected] Steubenallee 2; 39104 Magdeburg Karsten Sett Stiftung Naturschutz Thüringen Tel.: 0391 / 25857579 www.stiftung-naturschutz-thueringen.de E-Mail: [email protected] Hallesche Str. 16; 99085 Erfurt Beate Schrader Bundesforstbetrieb Mittelelbe Tel.: 0361 / 3789283 Berliner Str. 15; 06862 Dessau-Roßlau E-Mail: [email protected] Wolfgang Brezing Ingrid Werres Tel.: 034901 / 545511 Tel.: 0361 / 3789291 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Dr. Dieter Franz BUND Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. Forstweg 4; 98646 Hildburghausen www.bund-sachsen-anhalt.de Tel.: 03685 / 780110 Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. E-Mail: [email protected] Olvenstedter Str. 10; 39108 Magdeburg Tel.: 0391 / 5630780 Thüringer Landgesellschaft mbH E-Mail: [email protected] www.thlg.de Weimarische Str. 29 b; 99099 Erfurt BUND-Koordinierungsbüro Grünes Band Sach- Marcus Bals; Tel.: 0361 / 4413-139 sen-Anhalt E-Mail: [email protected] www.bund-sachsen-anhalt.de Marco Schlaf; Tel.: 0361 / 44131-136 Koordinierungsstelle Grünes Band E-Mail: [email protected] BUND Sachsen-Anhalt e.V. Ines Püschel; Tel.: 0361 / 44131-110 Chüdenstr. 4; 29410 Salzwedel E-Mail: [email protected] Tel.: 03901/3939758 E-Mail: [email protected] Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geolo- gie, Außenstelle Weimar Haselnußhof www.tlug-jena.de BUND Sachsen-Anhalt Carl-August-Allee 8-10; 99423 Weimar www.radkultur-starck.de Olaf Bellstedt Binde Nr.14; 39619 Arendsee / Altmark Tel.: 03641 / 684330 Traudi, Jürgen und Christian Starck E-Mail: [email protected] Tel.: 039036 / 96432 E-Mail: [email protected] BUND Landesverband Thüringen e.V. www.bund-thueringen.de Landschaftspflegeverband Harz e.V. Trommsdorffstr. 5; 99084 Erfurt www.lpv-harz.de Karin Kowol Rosentalstr. 12b; 38899 Hasselfelde Tel.: 0361 / 55503-13 Kerstin Rieche E-Mail: [email protected] Tel.: 039459 / 71607 E-Mail: [email protected]

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 73 BUND-Kreisverband Schmalkalden-Meiningen Landratsamt Nordhausen, Untere Naturschutzbe- www.schmalkalden-meiningen.bund.net hörde Wintergasse 8; 98617 Meiningen www.landratsamt-nordhausen.de Thomas Wey Behringstr. 3; 99734 Nordhausen Tel.: 03693 / 42012 Rolf Schiffler E-Mail: [email protected] Tel.: 03631 / 911436 E-Mail: [email protected] Erlebnis Grünes Band - Modellregion Thüringer Wald & Schiefergebirge/Frankenwald Landschaftspflegeverband Thüringer Grabfeld e.V. Regionalverbund Thüringer Wald e.V. Steinweg 30; 98631 Römhild www.thueringer-wald.de Verena Volkmar Zellaer Markt 1; 98544 Zella-Mehlis Tel.: 036948 / 829662 Tel.: 03682/ 47769-0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Landschaftspflegeverband Biosphärenreservat Zweckverband Naturschutzgroßprojekt Grünes Thüringische Rhön e.V. Band Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal www.thueringer-rhoenhutungen.de Außenstelle, Landratsamt Hildburghausen Am Pförtchen 15; 98634 Kaltensundheim www.ngpr-gruenes-band.de Petra Ludwig Wiesenstr. 18; 98646 Hildburghausen Tel.: 036946 / 20656 Martina Gundelwein E-Mail: [email protected] Tel.: 03685 / 445516 E-Mail: [email protected] Bundesanstalt für Immobilienaufgaben www.bundesimmobilien.de Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt, Fachdienst Am See 25; 36433 Bad Salzungen Umwelt- und Naturschutz Roland Jacob www.sa-ru.de Tel.: 0170 / 7928325 Schwarzburger Chaussee 12; 07407 Rudolstadt E-Mail: [email protected] Barbara Leirer Tel.: 03672 / 823-836 BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs E-Mail: [email protected] GmbH www.bvvg.de Landratsamt Sonneberg Steigerstr. 24; 99096 Erfurt www.kreis-sonneberg.de Jörn Krüger Bahnhofstr. 66; 96515 Sonneberg Tel.: 0361 / 3498979 Gunter Berwing E-Mail: [email protected] Tel.: 03675 / 871-415 E-Mail: [email protected] Fachhochschule Erfurt Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst Landratsamt Hildburghausen, Amt für Umwelt www.fh-erfurt.de/lgf und Naturschutz Fachgebiet Landschaftsplanung; Leipziger Str. 77; www.landkreis-hildburghausen.de 99085 Erfurt Wiesenstr. 18; 98646 Hildburghausen Prof. Dr. Ilke Marschall Dr. Christoph Unger Tel.: 0361 / 6700-247 Tel.: 03685 / 445256 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Untere Naturschutzbehörde Schmalkalden-Mei- Gebänderte ningen Heidelibelle www.lk-sm.de Obertshäuser Platz 1; 98617 Meiningen Torsten Heymel Tel.: 03693 / 485283 E-Mail: [email protected]

Landratsamt Wartburgkreis www.wartburgkreis.de Erzberger Allee 14; 36433 Bad Salzungen Matthias Kirsten Tel.: 03695 / 616803 E-Mail: [email protected]

74 Handlungsleitfaden für das Grüne Band Hessen Ökologische Bildungsstätte Oberfranken www.oekologische-bildungsstaette.de Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Unteres Schloss; 96268 Mitwitz Landwirtschaft und Verbraucherschutz Stefan Beyer; Tel.: 09266 / 9919993 www.hmuelv.hessen.de E-Mail: Mainzer Str. 80 [email protected] 65189 Wiesbaden Tel.: 0611 / 815 0 Museum Nordhalben E-Mail: [email protected] Klöppelschule 4, 96365 Nordhalben [email protected] BUND Landesverband Hessen e.V. www.bund-hessen.de Ostbahnhofstr. 13; 60314 Frankfurt am Main Sachsen Landesvorstand Jörg Nitsch Tel.: 069 / 677376-0 Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und E-Mail: [email protected] Landwirtschaft Beauftragter für das Grüne Band www.smul.sachsen.de Dr. Reiner Cornelius Abteilung 4 - Umweltschutz Schützenweg 9; 36272 Niederaula Postfach 10 05 10; 01076 Dresden Tel.: 06625 / 919344 Tel.: 0351 / 564 0 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Landratsamt Vogtlandkreis Bayern www.vogtlandkreis.de Bahnhofstr. 46-48; 08523 Plauen Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Thomas Findeis; Tel.: 03741 / 3922145 Gesundheit E-Mail: [email protected] www.stmug.bayern.de Abteilung 6 – Naturschutz und Landschaftspflege BUND Landesverband Sachsen e.V. Rosenkavalierplatz 2; 81925 München www.bund-sachsen.de Tel.: 089 / 9214 2507 Brühl 60; 09111 Chemnitz E-Mail: [email protected] Tel.: 0371 / 301477 E-Mail: [email protected] Regierung von Oberfranken, Höhere Naturschutz- behörde NABU Regionalverband Elstertal www.regierung.oberfranken.bayern.de/umwelt www.elstertal.nabu-sachsen.de Ludwigsstr. 20; 95444 Bayreuth Hauptstr. 1; 8606 Hartmannsgrün Siegfried Weid; Tel.: 0921 / 604-1435 Hellmut Naderer E-Mail: [email protected] Tel.: 037421 / 22271 E-Mail: [email protected] BUND Naturschutz in Bayern e.V. www.bund-naturschutz.de Landesfachgeschäftsstelle; Bauernfeindstr. 23; 90471 Nürnberg Dr. Kai Frobel Tel.: 0911 / 81878-19 E-Mail: [email protected]

Landratsamt Coburg www.landkreis-coburg.de Fachbereich 44 Umwelt und Natur Postfach 2354; 96412 Coburg Frank Reißenweber; Tel.: 09561 / 514340 E-Mail: [email protected]

Zweckverband Naturschutzgroßprojekt Grünes Band Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal Hauptsitz, Landratsamt Coburg www.ngpr-gruenes-band.de Lautererstr. 60; 96450 Coburg Stefan Beyer; Tel.: 09561 / 514738 E-Mail: [email protected]

Handlungsleitfaden für das Grüne Band 75 Erinnerungslandschaft – Grenzmuseen und Gedenkstätten mit Bezug zum Grünen Band Ostsee-Grenzturm Kühlungsborn Gedenkstätte Point Alpha Grenzturm e.V. www.pointalpha.com www.ostsee-grenzturm.com Platz der Deutschen Einheit 1, 36419 Geisa Ostseeallee 1 a, 18225 Kühlungsborn Tel. 06651 / 919030, [email protected] Tel. 038293 / 14020, [email protected] Museum für Grenzgänger Grenzlandmuseum Schnackenburg www.museum-fuer-grenzgaenger.de www.museum-schnackenburg.de Martin-Reinhard-Straße, 97631 Bad Königshofen Am Markt 4, 29493 Schnackenburg Tel. 09761 / 40934, Tel. 05840 / 210 oder 225 [email protected]

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Zweiländermuseum Rodachtal www.stgs.sachsen-anhalt.de www.zweilaendermuseum.de An der BAB 2, 39365 Marienborn 98646 Straufhain Tel. 039406 / 92090, Tel. 036875 / 50651, [email protected] [email protected]

Freiland-Grenzmuseum Sorge Grenzturm Hopfberg und Haus des Volkes Förderverein Grenzmuseum Sorge e.V. Probstzella www.grenzmuseum-sorge.de www.einheitsgemeinde-probstzella.de Försterbergstraße 5b, 38875 Sorge Einheitsgemeinde Probstzella, Markt 8, Tel. 039457 / 21965, [email protected] 07330 Probstzella Tel. 036735 / 4610 oder 73850, Grenzlandmuseum Eichsfeld [email protected] www.grenzlandmuseum.de Haus des Volkes, Bahnhofstraße 25, Dudenstädter Straße 5, 37339 Teistungen 07330 Probstzella [email protected] Tel. 036735 / 73850

Grenzmuseum Schifflersgrund Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth www.grenzmuseum.de www.museum-moedlareuth.de Platz der Wiedervereinigung 1, Mödlareuth 13, 95183 Töpen-Mödlareuth 37318 Asbach/Sickenberg Tel. 09295 / 1334, Tel. 036087 / 98409, [email protected] info@museum-mödlareuth.de

Grenzübergang Eußenhausen-Meiningen mit Skulpturenpark

76 Handlungsleitfaden für das Grüne Band 15 Publikationen (Auswahl) AK „Landschaftserkundung“ (2002): Systematik der Hermann, Ingolf (2005): Deutsch-deutsches Grenzle- Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (Kartier- xikon: Der Eiserne Vorhang und die Mauer in Stich- anleitung). Landschaftspflege und Naturschutz Heft worten. Schriftenreihe 17, Bürgerkomitee des Landes 73, BfN, Landwirtschaftsverlag, Münster. Thüringen e.V., Zella-Mehlis, ISBN: 3-032677-17-X.

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