85 Jahre Wuppertal Stadtchronik 1929-2014
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1 Hinrich Heyken 85 Jahre Wuppertal Stadtchronik 1929-2014 2 Vorwort: Zur Arbeit mit der Chronik 1. Aufbau der Datei Eine Chronik folgt der zeitlichen Reihenfolge der Ereignisse. Hier sind eine Vielzahl unterschiedli- cher Ereignisse chronologisch sortiert: die Planung von wichtigen Vorhaben, Entscheidungen im Rat der Stadt, die jeweiligen Entscheider (Oberbürgermeister, Oberstadtdirektoren, Dezernenten), die Durchführung von Projekten; soziale, wirtschaftliche, kulturelle und siedlungsstrukturelle Ereig- nisse sind einem konkreten Datum zugeordnet und – soweit verfügbar – mit zusätzlichen Informatio- nen versehen. Auf Zusammenhänge von bestimmten Ereignissen wird durch die Angabe eines in spitze Klammern gesetztes zurückliegendes oder zukünftiges Datum hingewiesen <Datum>. Damit können z.B. die großen Projekte der Stadt wie Planung und Bau der B 7 (1939 – 1972), der „Nördli- chen Umgehungsstraße“ B 326/A46 (1936 – 1974), der Bau des Wuppersammlers (1990 – 2001), die Erneuerung der Schwebebahn (1995 – 2014), der Umbau des Döppersberges (1997 – 2017?) in ihrem Zeitablauf verfolgt werden. Um zu einem Ereignis zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Ist das Datum (oder mindestens der engere Zeitraum) bekannt, können die Seiten bis zum gesuchten Zeitpunkt/Zeitraum herunter gescrollt werden. Es kann auch die Suchfunktion genutzt werden mit der Eingabe eines Begriffes, der vermutlich im Text des Ereignisses vorkommt. Häufig werden dann mehrere Ereignisse angegeben, in denen das Suchwort vorkommt. Sie können dann der Reihe nach durchgeklickt werden, bis das gesuchte Er- eignis gefunden ist. Sucht man z.B. ein bestimmtes Ereignis zum Bau der B 7 nach dem Krieg, so könnte der Suchbegriff Talstraße (62 Nennungen) oder B 7 (23 x) oder Bundesallee (nach der Na- mensgebung 1960 noch 25 x) eingegeben werden, die durch zu klicken wären. Bei den Firmen würde z.B. der Name Vorwerk 37 x auftauchen. Der Aufbau der Chronik führt an verschiedenen Stellen zu Wiederholungen, wenn insbesondere Rückblicke verschiedenen Daten zugeordnet sind. Bei einer Durchsicht insgesamt mag das stören. Es erscheint gerechtfertigt, wenn nur einzelne Ereignisse gesucht werden und die Informationen dann bei mehreren Ereignissen gefunden werden können, so z.B. kann ein ausführlicherer Lebens- lauf sowohl zu Beginn der Tätigkeit einer Person in Wuppertal als auch an deren Ende stehen. Des- halb wurde hier darauf verzichtet, solche Redundanzen aus dem Text herauszunehmen. 2. Einordnung in die Stadtentwicklung Die Vielzahl von Ereignissen in der Chronik macht es schwer, einzelne Ereignisse in die geschichtli- che Entwicklung der Stadt einzuordnen. Deshalb ist vielleicht ein kurzer Überblick hilfreich. Die 1930er Jahre wurden geprägt von der Weltwirtschaftskrise und dem Naziterror. Die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung stagnierte. Städtebaulich bemerkenswert waren das Konsumge- bäude (1930), das Fahrenkamp-Kaufhaus Michel am Wall (1930) und das Polizeipräsidium (1939) sowie der Beginn des Siedlungsbaus. Wichtige Planungen waren die Überlegungen für eine „Nördli- che Umgehungsstraße“ als Grundlage für den Bau der B 326 (A46) in den 1960er Jahren und der Wettbewerb für den großen Stadtumbau, von dem nach dem Krieg die Talstraße als Kern eines neuen Verkehrsgerüstes realisiert wurde (1947-1974). Die 1940er Jahre brachten Krieg und Zerstörung und einen schwierigen, von Hunger und Entbeh- rungen geprägten Neubeginn. Herausragend blieb die Entscheidung für ein neues Verkehrskonzept um eine neue breite Talstraße als Grundlage für den Wiederaufbau (1947). In den 1950er Jahren steht natürlich der Wiederaufbau von Wohnungen und Infrastruktur im Vor- dergrund – in der Chronik werden jedes Jahr mehrere wieder aufgebaute Schulen, Turnhallen und 3 Kirchen eröffnet und geweiht. Wieder aufgebaut werden auch die zerbombten Wohn- und Ge- schäftshäuser, wobei der Wohnungsbau nicht mit der wachsenden Einwohnerzahl mithalten kann – der Wohnungsmangel bleibt eines der größten Probleme der Stadt. Wohnungsneubau auf neuen Wohnbauflächen findet vorerst noch kaum statt außer dass die vor dem Krieg begonnenen Klein- siedlungen weiter gebaut werden. Dem Wiederaufbau fällt auch so manches Haus zum Opfer, des- sen städtebaulich interessante Fassade hätte erhalten werden können – Wuppertal erhält unter den Bedingungen des schnellen und einfachen Wiederaufbaus ein langweiliges „Wiederaufbau-Ge- sicht“. Mit der Neubausiedlung am Domagkweg im Uellendahl wird am Ende der 1950er Jahre die Siedlungsexpansion mit der Bebauung des Hanges im Norden des Tales eingeläutet. Etwas holprig beginnt auch die Umsetzung des Verkehrskonzeptes, das die planerische Grundlage für den Wie- deraufbau der Stadt bildet, mit dem Bau der breiten Talstraße 1950/54 in Elberfeld und Barmen. Gleichzeitig beginnen auch der Rückbau der Straßenbahn und die Umstellung auf Busse, die erst in den 1980er Jahren abgeschlossen sein werden (1987). Der wirtschaftliche Wiederaufbau beseitigt schnell die anfangs noch hohe Arbeitslosigkeit und bringt das „Wirtschaftswunder“. Am Ende der Dekade ist Vollbeschäftigung erreicht, es werden die ersten „Gastarbeiter“ begrüßt. Städtebaulich herausragend bleiben der Wiederaufbau des Opernhauses (1956) sowie die Neubauten von Glanz- stoff-Hochhauses (1956), „Schwimmoper“(1957) und Blombachtalbrücke (1959). Die 1960er Jahre sind das Jahrzehnt der Stadterweiterung mit neuen Wohnsiedlungen am Stadt- rand, um dem Bevölkerungswachstum und dem Bedarf an Arbeitskräften Rechnung zu tragen. Es entstehen die großen Geschoßbausiedlungen: Uellendahl, Eckbusch, Markland/Stahlsberg/Genne- breck, Mastweg in Cronenberg, Rehsiepen in Ronsdorf, Elfenhang/Dasnöckel in Vohwinkel. Die Zahl der Einwohner erreicht allerdings 1965 mit über 420.000 ihren Höchststand und geht seither kontinuierlich zurück, während die Planung noch lange Zeit eine weitere Zunahme unterstellt. Die Wirtschaft boomt, es ist das Jahrzehnt mit Vollbeschäftigung. Auch die Zahl der „Gastarbeiter“ wächst, am Ende des Jahrzehnts leben und arbeiten bereits über 20.000 Ausländer in der Stadt. Die erste kleine „Wirtschaftskrise“ 1966/67 lässt die Stadtoberen erkennen, dass die so lange so po- sitive Entwicklung nicht unbedingt von Dauer sein muss und dass die Stadt dann im Gegensatz zum Ruhrgebiet kaum Unterstützung erfahren würde. Sie gibt daher Anstöße, mit neuem Personal (Ahle- mann, Jensen, Reichardt) und neuen Aufgaben (Stadtentwicklungsplanung, Stadtplanung, Wirt- schaftsförderung) eine neue Stadtpolitik zu entwickeln. Neben neuen Planungsansätzen werden nun erstmals auch größere Flächen für Gewerbeansiedlungen gekauft (Langerfeld, Nächstebreck, Blombach-Nord, Aprather Weg) und erschlossen. Der Bau der Talstraße geht weiter, 1963 beginnt dann auch der Bau der A 46. Bemerkenswerte Bauten aus diesem Jahrzehnt sind: der neue Kaiser- hof (1961), der Fußgängertunnel am Döppersberg (1961), das Gerichtshochhaus (1962), das Schauspielhaus (1966), Schwebebahnhof alter Markt (1967), der AOK-Neubau an der Bundesallee (1968). Der Bau und Ausbau der Stadtrandsiedlungen zieht sich natürlich auch durch die 1970er Jahre. Trotzdem wird Anfang des Jahrzehnts mit der Ablehnung der geplanten Trabantenstadt Nächste- breck (1971/72) auch das Ende des Großsiedlungsbaus beschlossen. Stattdessen rücken mit vielen neuen Planungskonzepten die Erhaltung und der Umbau der vorhandenen Stadtteile in den Vorder- grund (Sanierung, Stadterneuerung, Wohnungsmodernisierung). Die städtische Infrastruktur wird weiter ausgebaut mit neuen Sporthallen, Schulen (1. Gesamtschule in Ronsdorf 1979), Universität (1972), Hallenbäder (Vohwinkel 1972, Uellendahl 1974). Der Bau der Talstraße wird beendet ohne den letzten Abschnitt in Unterbarmen (1972), auch die A 46 wird fertig (1974) und mit dem Kies- bergtunnel gibt es eine direkte Anbindung des Südens der Stadt an das Autobahnnetz (1970). Da- mit sind wesentliche Teile des nach dem Krieg entworfenen Verkehrsnetzes realisiert (außer Südtangente L 418). In der wirtschaftlichen Entwicklung sind seit der ersten Ölkrise (1973) die Zei- ten der Vollbeschäftigung vorbei, am Ende des Jahrzehnts gibt es 7.000 Arbeitslose (4,3 %). Mit der ersten Ölkrise wird ein wirtschaftlicher Strukturwandel erkennbar: der bisherige Vorteil Wuppertals in der Aufbauzeit und dem „Wirtschaftswunder“ mit der Wirtschaftsstruktur einer alten Industriestadt mit historisch gewachsenen „Gemengelagen“ wird immer deutlicher zum Nachteil, weil der mit der Textilkrise einsetzende Strukturwandel nicht ausreichend mit vollzogen werden kann. Seither ver- liert die Stadt Arbeitsplätze vor allem im produzierenden Gewerbe. Die Dienstleistungen wachsen 4 zwar, aber nicht in dem Maße, dass der Rückgang der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe dadurch kompensiert würde. Die Zahl der Einwohner sinkt auf 402.000, seit dem Höchststand 1965 ist das ein Rückgang um 20.000 Einwohner (-5%). Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der ausländi- schen Einwohner auf fast 36.000 angewachsen und erreicht damit bereits einen Anteil von fast 9 %. Herausragende Bauten waren das Engelshaus (1970), das Sonnborner Kreuz (1972), das Sparkas- sen-Hochhaus (1973), das erste Schulzentrum Süd (1975), das Gebäude der Post an der Blücher- straße (1977), die fertig gebaute Universität (1977). Am Anfang der 1980er Jahre führt die zweite Ölkrise in eine neue Wirtschaftskrise mit sprunghaft steigenden Arbeitslosenzahlen (1983: 17.500 = 10,8%, sie bleiben auch in den folgenden Jahren ähnlich hoch) und die Stadt in ihre erste Haushaltskrise (1983). Zum Abbau der Defizite werden die ersten einschneidenden Sparpakete