Dresdner Moderne 1919 – 1933 Dresdner Moderne 1919 – 1933 Neue Ideen Für Stadt, Architektur Und Menschen
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DRESDNER MODERNE 1919 – 1933 DRESDNER MODERNE 1919 – 1933 NEUE IDEEN FÜR STADT, ARCHITEKTUR UND MENSCHEN Herausgegeben von Claudia Quiring und Hans-Georg Lippert für das Stadtmuseum Dresden Sandstein Verlag Dresden Inhaltsverzeichnis 10 Grußwort 88 Ulrike Hübner-Grötzsch 172 Claudia Quiring 258 Hans-Georg Lippert Martin Hoernes, Städtebau und Architektur des Ausstellungen zum Bauen Dresdner Architekturmoderne Ernst von Siemens Kunststiftung Stadtbaurates Paul Wolf und Ausstellungsbauten Eine Selbstbeschreibung 103 Haus der Jugend 189 Kugelhaus 11 Geleitwort 104 Westkraftwerk 190 Neue Amerikanische Baukunst 274 Claudia Quiring Erika Eschebach, 105 45. Volksschule Reick und die TH Dresden Dresdner Moderne – eine Verortung Direktorin Stadtmuseum Dresden 106 Volksbad Dresden-Nordwest (Sachsenbad) 107 Erweiterungskomplex Kinderklinik 12 Einleitung 192 Claudia Wieltsch Architektenporträts im Krankenhaus Johannstadt Claudia Quiring, Hans-Georg Lippert Alte Baustoffe - neu entdeckt 300 Karl Paul Andrae Moderne Bauten in Holz- und Lehmbauweise 301 Kurt Bärbig 108 Nils M. Schinker 16 Nils M. Schinker 302 Peter Birkenholz Wohnbauten zwischen Heimatstil- Der Nukleus der Reform 210 Katja Leiskau 303 Herbert Conert Architektur und Neuer Sachlichkeit Die Gartenstadt Hellerau Moderne im Bild 304 Oswin Hempel und ihr Umfeld 124 Großsiedlung Trachau Architekturfotografie in Dresden 1919 bis 1933 305 Emil Högg 126 Haus Chrambach 306 Max Krautschick 127 Haus Garten 307 Wilhelm Kreis 26 Gunda Ulbricht 222 Claudia Quiring 308 Gustav Lüdecke Zumutungen des Aufbruchs Städtebau, Soziales und Stahl 309 Adolf Muesmann Dresdens politisch-wirtschaftliche 128 Marcus Köhler Die Dresdner Architektin Gertrud Lincke 310 Bruno Paul Situation in der Weimarer Republik »Endlich ein Garten ohne Gras« 311 Hans Poelzig Gartengestaltung in Dresden 36 Öffentlicher Arbeitsnachweis 234 Erika Eschebach 312 Hans Walter Reitz zwischen den Kriegen 37 Dresdner Volkshaus Die Eschebach-Reformküche 313 Johann (Hans) Richter 141 Teehaus mit Rosengarten auf der Die Qualitätsküche fürs ganze Leben 314 Otto Schubert Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung (1926) 315 Heinrich Tessenow 38 Kerstin Zaschke 316 Johann (Hans) Waloschek Architektenausbildung in Dresden 238 Karl Bankmann 317 Heinrich (Heinz) Wichmann Ein Ausdruck der Moderne? 142 Martin Neubacher »Bescheidene Zweckerfüllung« 318 Paul Wolf Motor der Moderne? Möbel der Hausrat Gemeinnützige 319 Otto Wulle Industriearchitektur in Dresden Möbelversorgung Dresden 56 Tanja Scheffler Das Bauhaus und die internationale 154 Konsum-Fleischverarbeitungsfabrik Anhang Avantgarde in Dresden »Vorwärts« 244 Klára Němečková Projekte, Kontakte und Netzwerke 155 Hille-Werke »Die billige Wohnung« der Deutschen 320 Bildfolge Modellaufnahmen Werkstätten Hellerau 322 Quellen und Literatur Eine erschwingliche und gediegene Avantgarde? Bauporträts/Biografien 76 Gilbert Lupfer 156 Henrik Karge 325 Bildnachweis Das Deutsche Hygiene-Museum Sakrale Traditionen im Umfeld der Moderne 328 Autorenverzeichnis von Wilhelm Kreis Dresdner Kirchenbau in den 1920er Jahren 250 Claudia Quiring 330 Personenregister Produkte der Moderne 171 Apostelkirche in Trachau 335 Abkürzungsverzeichnis Die Neue Kunst Fides mit Kabinett 336 Impressum und Architekturbedarf Die internationale Avantgarde in Dresden Abb. 1 | Dresden, Luftbild des Albertplatzes 1 mit nach Norden abzweigender Königsbrücker - Straße, 1932 Tanja Scheffler Tanja 1 Dieser Beitrag ist die inhaltlich modifi- zierte und teilweise ergänzte Zusammen- führung mehrerer kürzerer Texte, die erschienen sind in: Olaf Thormann (Hg.): Bauhaus Sachsen (Ausstellungs katalog des Grassi-Museums Leipzig), Leipzig/ Stuttgart 2019, S. 129–142. 2 Vgl. Birgit Dalbajewa u. a. (Hg.): Zukunfts- räume. Kandinsky, Mondrian, Lissitzky und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932 (Ausstellungskata- log des Albertinums), Dresden 2019. 3 K.: Dresden – Die Abstrakten, in: Die neue Stadt. Internationale Monatsschrift für Architektur, Planung und städtische Kultur, 6 (1932), H. 8, S. 179. Dresden galt im frühen 20. Jahrhundert als eine eher konservative, tendenziell sogar rück- 4 Vgl. Heike Biedermann: Im Netzwerk der Avantgarde – Ida Bienert in Dresden, wärtsgewandte Stadt. Trotzdem gab es hier in der Ära der Weimarer Republik einige avantgar- in: Thormann, Bauhaus Sachsen (wie distische Kunst- und Architekturströmungen. Denn die Stadt war in den 1920er Jahren auf- Anm. 1), S. 121–128; dies.: Aufbruch zur grund einer bemerkenswerten Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit von diversen kleine- Moderne – Die Sammlungen Oscar Schmitz, Adolf Rothermundt und Ida Bie- ren Galerien, Privatsammlern und Mäzenen ein Treffpunkt der Künstler und Architekten des nert, in: Dresdner Hefte 15 (1997), H. 1, UND NETZWERKE sowje tischen Konstruktivismus, der niederländischen De-Stijl-Bewegung und des Bauhauses.2 Dresden 1997, S. 30–38, sowie: Heike Bie- Dies zeigte bei den Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Kultureliten dann bis dermann/Ulrich Bischoff/Mathias Wagner (Hg.): Von Monet bis Mondrian. Meister- 1932 – laut einer überregionalen Fachzeitschrift – auch Wirkung: »Publikum und Presse bewie- werke der Moderne aus Dresdner Privat- sen, daß sie der modernen [abstrakten] Malerei keineswegs mehr so verständnislos gegen- sammlungen der ersten Hälfte des GARDE IN DRESDEN IN GARDE überstehen, wie es von der reaktionären Gegenbewegung erhofft wurde.«3 20. Jahrhunderts, München/Berlin 2006. 5 Vgl. Dalbajewa, Zukunftsräume (wie Anm. 2), sowie: Tanja Scheffler: Hochkarä- Ida Bienert, ihr Salon und ihre Sammlung tige abstrakte und konstruktivistische PROJEKTE, KONTAKTE KONTAKTE PROJEKTE, Eine wichtige Förderin dieser Entwicklung war Ida Bienert, die Ehefrau des Mühlenbesitzers Arbeiten. Auch die Bienert-Villa in der Würzburger Straße 46 war in den 1920er 4 und Brotfabrikanten Erwin Bienert. Sie eignete sich als Gasthörerin an der Technischen Hoch- Jahren ein Treffpunkt von Künstlern und DAS BAUHAUS UND DIE DIE UND BAUHAUS DAS schule Dresden ein umfassendes kunsthistorisches und -theoretisches Fachwissen an und Architekten der internationalen Avant- knüpfte vielfältige Kontakte zur Kunst- und Kulturszene. In ihrem halboffenen Salon in Dres- garde, in: Dresdner Universitätsjournal, 30 (2019), Nr. 5, S. 7. den-Plauen verkehrten neben dem Kunstkritiker Will Grohmann und dem Architekten Hans 6 Vgl. Heike Biedermann: »Mit Ihnen einmal Poelzig auch der Bauhaus-Direktor Walter Gropius sowie die Bauhaus-Meister Paul Klee, im Orient zu sein, müßte ein Traum sein.« 5 Die Sammlerin Ida Bienert und Paul Klee, INTERNATIONALE AVANT INTERNATIONALE Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy. Indem sie eine ganze Reihe von Künstlern durch in: Dresdner Hefte 13 (2013) H. 4, Dresden Ankäufe gezielt unterstützte, legte Ida Bienert eine der damals umfangreichsten Privatsamm- 2013, S. 42–54; sowie: Birgit Dalbajewa/ lungen moderner Kunst an, unter anderem mit Werken von László Moholy-Nagy, Piet Mond- Heike Biedermann/Mathias Wagner: rian, Kasimir Malewitsch, El Lissitzky, Lyonel Feininger und Kurt Schwitters. Von Wassily Kan- Zukunftsräume in Dresden? Die Rezeption abstrakt-konstruktiver Kunst von 1919 bis 6 dinsky erwarb sie 14, von Paul Klee sogar 51 Arbeiten. Diese machte sie in verschiedenen 1932, in: Dresdner Kunstblätter, 63 (2019), Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich. H. 1, Dresden 2019, S. 12–21, hier S. 16. 57 f Abb. 3 | Walter Gropius: Entwurf für das Vereinshaus des Dresdner Lehrervereins, axonometrische Darstellung, 1925 d Abb. 4 | Walter Gropius: Entwurf für das Vereinshaus des Dresdner Lehrervereins, Längsschnitt, 1925 7 Vgl. Reginald R. Isaacs: Walter Gropius: Der Mensch und sein Werk. Bd. 1, Berlin 1983, S. 320–324. 8 Stadtarchiv Dresden (StAD), 13.48 Schul- Walter Gropius und der Dresdner Lehrerverein Gropius’ Entwurf sah einen U-förmigen, das gesamte Grundstück ausnutzenden Gebäude- museum, Nr. 3894, S. 19. 1924 war Walter Gropius, als seine zweite Ehefrau Ise monatelang in Dr. Weidners Sanatorium Abb. 2 | Walter Gropius: Entwurf für das komplex vor, bei dem sich alle Büroräume zum Innenhof orientieren. Denn auf den nördlich 9 Ebd. Dazu auch: Tanja Scheffler: Walter am Königspark lag, sehr häufig in Dresden.7 In diesem Jahr hielt er beim Dresdner Lehrerverein Vereinshaus des Dresdner Lehrervereins, direkt angrenzenden Grundstücken hatten sich die zu diesem Zeitpunkt rasant expandieren- Gropius’ unrealisierte Projekte in Dres- Perspektive, 1925 den, in: Thormann, Bauhaus Sachsen (wie 8 einen Vortrag »Über die neue Baugesinnung«. Daraufhin beschloss der Verein, einen Ideen- den Leo-Werke angesiedelt, ein international agierender Zahnpflegemittel-Hersteller, der das Anm. 1), S. 133–136. wettbewerb für ein Mehrzweckgebäude in der Königsbrücker Straße 10 auszuschreiben (Abb. 1).9 gesamte Quartier bis zur Katharinenstraße sukzessive mit neuen Produktions- und Lagerhal- 10 Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung Der Dresdner Lehrerverein war sowohl Standesvertretung als auch Berufsgewerkschaft. Er len nachverdichtete. Bei Gropius’ Vereinshaus-Entwurf war an der Nordwestecke des Grund- Berlin (BHA), Inv.-Nr. 6222/1-9, teilweise abgedruckt in: Ise Gropius/MIT Press bot Sozialleistungen und verschiedene Fortbildungsveranstaltungen an, auch zur Genossen- stücks ein markant aufragender, großflächig verglaster Baukörper mit Restaurant und darüber (Red.): Walter Gropius: Bauten und Pro- schaftsbewegung und Reformpädagogik. An dem Wettbewerb beteiligten sich 1925 neben liegenden Büros geplant, der als Blickfang bereits vom Albertplatz aus sichtbar