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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht

1 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Auftraggeber Werra-Meißner-Kreis vertreten durch Vize-Landrat Dr. Rainer Wallmann Schlossplatz 1 37269 Tel. 0 56 51/3 02-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.werra-meissner-kreis.de

Auftragnehmer KEEA Klima und Energieeffizienz Agentur UG haftungsbeschränkt Heckerstraße 6 34121 Kassel Tel.: 0561 2577 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.keea.de

Bearbeiter Armin Raatz Madlen Freudenberg Matthias Wangelin Sven Katzauer Rainer Gburrek Andreas Fröhlich Hannah Koch Jan Paternoster Beatrice Weiskircher Elina Mascher

In Kooperation mit Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hes- sen mbH Wolfsschlucht 18 34117 Kassel Tel.: 0561 1001-0 Internet: www.nhps-projektentwicklung.de Bearbeiter Ingolf Linke Karolin Stirn Uli Türk Veronika Schreck Clemens Exner Mahir Hassen Dominik Reimann

Seeger Engineering GmbH Industriestraße 25–27 37235 Hessisch Lichtenau Telefon: 05602 9379-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.seeger-engineering.eu Bearbeiter Markus Klockmann Tim Steindamm

Stand: September 2016

Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch Mit Rücksicht auf die gute Lesbarkeit des Textes wird auf die gleichberechtigte Nennung der männli- chen und weiblichen Form verzichtet. In der Regel wird das männliche Genus verwendet, gemeint sind beide Geschlechter. Insofern nicht anders angegeben gilt für alle im vorliegenden Dokument verwen- deten Abbildungen als Quelle Klima und Energieeffizienz Agentur 2009–2016.

2 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AGES Österreichische Agentur für TABULA Typology Approach for Build- Gesundheit und Ernährungssi- ing Stock Energy Assessment cherheit GmbH VDI Verein Deutscher Ingenieure AW Altersgerechtes Wohnen e.V. BGS Bruttogeschoßfläche VM Verkehr und Mobilität BMUB Bundesministerium für Umwelt, WDVS Wärmedämmverbundsystem Naturschutz, Bau und Reaktorsi- WEGE Werratal Energie- und Um- cherheit weltgesellschaft mbH BV Bewusstseinsbildung und Ver- WFG Wirtschafts-Förderungs- netzung Gesellschaft CO2 Kohlenstoffdioxid Werra-Meißner Kreis mbH EE Erneuerbare Energien WI-Bank Wirtschafts- und Infrastruktur- bank EG Energetische Gebäudesanie- rung WV Wärmeversorgung EnEV Energieeinsparverordnung EZFH Ein- oder Zweifamilienhaus FW Fernwärme GEMIS Globales Emissions-Modell integrierter Systeme GIS Geographisches Informations- system GWP Global Warming Potential HeRo Kompetenzzentrum HessenRoh- stoffe e.V. HMWEVL Hessisches Ministerium für Wirt- schaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung KEV Kumulierter Energieverbrauch KfW Kreditanstalt für Wiederauf- bau KWK Kraft-Wärme-Kopplung MFH Mehrfamilienhaus MIV Motorisierter Individualverkehr ÖPNV Öffentlicher Personennahver- kehr PEV Primärenergieverbrauch RDH Reihendoppelhaus SB Städtebau

3 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... 3

INHALTSVERZEICHNIS ...... 4

EINLEITUNG ...... 7

1 DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET ...... 10 1.1 Werra-Meißner-Kreis ...... 10 1.2 Herleshausen ...... 11 1.3 Das Quartier ...... 12

2 METHODIK ...... 13 2.1 Projektstruktur ...... 13 2.2 Kommunikations- und Beteiligungsstrategie ...... 14 2.2.1 Arbeitsgruppe ...... 15 2.2.2 Lenkungsgruppe ...... 15 2.2.3 Beirat ...... 15 2.2.4 Zentrale Auftaktveranstaltung ...... 16 2.2.5 Bürgerdialoge ...... 16 2.2.6 Einzelgespräche und Interessensgruppen ...... 17 2.2.7 Abschlussveranstaltungen ...... 18 2.3 Datenerhebung und -recherche ...... 18 2.3.1 Bestandserfassung vor Ort ...... 18 2.3.2 Energieverbrauchsdaten ...... 19 2.3.3 Demografiedaten ...... 21 2.3.4 Desk Research und vorhandene Konzepte ...... 21

3 ANALYSE ...... 22 3.1 Demografie ...... 22 3.1.1 Einwohnerzahl ...... 22 3.1.2 Bevölkerungsentwicklung ...... 22 3.1.3 Prognose Einwohnerentwicklung ...... 25 3.1.4 Altersstruktur ...... 26 3.2 Städtebauliche Situation ...... 28 3.2.1 Denkmaltopografie ...... 28 3.2.2 Bebauungsstruktur ...... 28 3.2.3 Nutzungen und Funktionen ...... 29 3.2.4 Gebäudetypologie ...... 31 3.2.5 Gebäudealter ...... 33

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3.2.6 Gebäudeelemente ...... 34 3.2.7 Freiraum ...... 40 3.2.8 Verkehr und Mobilität ...... 41 3.3 Energetische Situation ...... 43 3.3.1 Wärmeverbräuche ...... 44 3.3.2 Stromverbrauch ...... 45 3.3.3 Wärmeversorgung ...... 45 3.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien...... 46 3.3.5 Verkehr und Mobilität ...... 47

3.3.6 Energie und CO2-Bilanz ...... 48 3.4 Ergebnisse aus den Bürgerdialogen ...... 51 3.4.1 Erster Bürgerdialog, 03. März 2016 ...... 51 3.4.2 Zweiter Bürgerdialog, 12. April 2016 ...... 51 3.4.3 Dritter Bürgerdialog, 10. Mai.2016 ...... 52

4 POTENZIALE ...... 54 4.1 Städtebauliche Potenziale ...... 54 4.1.1 Gebäude und Barrierefreiheit ...... 55 4.1.2 Freiraum und Barrierefreiheit ...... 55 4.2 Energetische Potenziale ...... 56 4.2.1 Wärmeeinsparpotenziale ...... 59 4.2.2 Stromeinsparpotenziale ...... 61

4.2.3 CO2-Minderungspotenziale ...... 62 4.2.4 Ergebnis – Potenziale zur Primärenergie-Einsparung ...... 63 4.2.5 Ergebnis – Energiekosteneinsparpotenziale...... 63 4.2.6 Erneuerbare Energien ...... 64 4.2.7 Wärmenetze ...... 66 4.2.8 Wärmepreise ...... 69 4.2.9 Potenziale Verkehr und Mobilität ...... 72

5 WEITERE INFORMATIONEN ZUR ENERGETISCHEN QUARTIERSENTWICKLUNG ...... 73 5.1 Ausbau der Solarstromnutzung ...... 73 5.1.1 Mieterstrommodelle ...... 73 5.1.2 Finanzierungsmodelle für PV-Anlagen ...... 74 5.2 Anpassung von Angebot und Nachfrage: „Demand Side Management“ und „Smart Metering“ ...... 76 5.3 Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme ...... 77 5.4 Gebäudesanierung mit nachwachsenden Rohstoffen ...... 79

5 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE ...... 81 6.1 Szenarien und Entwicklungstrends ...... 82 6.2 Kommunales Leitbild und Leitlinien ...... 84 6.3 Quartiersbezogene Handlungsfelder und Maßnahmen ...... 85 6.3.1 Städtebau ...... 88 6.3.2 Energetische Gebäudesanierung ...... 90 6.3.3 Wärmeversorgung ...... 95 6.3.4 Erneuerbare Energien ...... 97 6.3.5 Verkehr und Mobilität ...... 98 6.3.6 Kostenübersicht ...... 99 6.3.7 Zeitplan Umsetzung im Quartier ...... 100 6.4 Interkommunale Zusammenarbeit ...... 101 6.4.1 Maßnahmen ...... 102 6.4.2 Kostenübersicht ...... 116 6.4.3 Zeitplan Umsetzung interkommunales Sanierungsmanagement ...... 117

7 MONITORING UND CONTROLLINGKONZEPT ...... 118

8 SANIERUNGSMANAGEMENT ...... 122

9 FÖRDERPROGRAMME ...... 124

10 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ...... 130

11 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS ...... 131

12 LITERATURVERZEICHNIS ...... 135

13 ANHANG ...... 136

6 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

EINLEITUNG

Um Fortschritte beim Klimaschutz und bei den Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls1 zu erreichen, haben Deutschland sowie das Land Hessen maßgebliche Schritte zur Verminderung der Emissionen von Treib- hausgasen eingeleitet. So hat die Bundesregierung im Jahr 2010 ein Energiekonzept festgeschrieben, durch das eine Reduktion der CO2-Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 und von 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 erreicht werden soll. Kernpunkte des nationalen Konzepts sind der Ausbau erneuerbarer Energien und eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz. Als ein wesentli- ches Instrument dient hierzu das vorliegende „Integrierte Energetische Quartierskonzept“ - welches in diesem Fall als Modellprojekt vorliegt. Durch die Zusammenarbeit benachbarter Kommunen soll so zu- sätzlich ein Erfahrungsaustausch stattfinden und Synergieeffekte erschlossen werden. Die Finanzierung des Konzepts wird zu 65 % von der KfW übernommen. Kofinanziert wird das Projekt des Weiteren mit 30 % vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwick- lung. Der Eigenanteil beteiligter Kommunen ist in Höhe von 5 % der Projektkosten sehr moderat gehal- ten. Dieser kann in Form von geldwerten Eigenleistungen (Bereitstellung von Daten, Räumen und Dienst- leistungen etc.) verrechnet werden.

Ziel des vorliegenden Projekts ist eine Darstellung der Energieverbräuche und CO2-Emissionen, eine Abschätzung der Einspar- und Minderungspotenziale sowie die Erarbeitung umsetzungsreifer Projektan- sätze unter Mitwirkung der breiten Öffentlichkeit in den sechs ausgewählten Quartieren in Eschwege, , Großalmerode, Herleshauen, Ringgau-Netra und Meißner-Germerode. Der Landkreis und die sechs Kommunen möchten hierdurch weiterhin eine Vorbildfunktion im Klimaschutz einnehmen. Mit dem im Februar 2012 beschlossenen Klimaschutzkonzept hat der Kreistag eine Zielrichtung für die zukünftige Klimaschutzpolitik des Werra-Meißner-Kreises vorgegeben. Der Kreis hat sich dabei zu einer CO2-Reduzierung um 70 % gegenüber 2010 bis zum Jahr 2050 verpflichtet. Strom soll bis 2050 bilan- ziell zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. In den Konzeptgebieten wurden für dieses Projekt etwa 7% der Gebäude des gesamten Werra- Meissner-Kreises analysiert. Rund 6 % der Bevölkerung des Kreises sind Anwohner dieser Quartiere (vgl. Tabelle 1).

Tab. 1: Gesamtzahl Einwohner und Gebäude in zu sanierenden Quartieren (Quelle: NH; Regionaldatenbank Deutschland) Einwohner im Quartier Quartier Hauptgebäude im Quartier (Hauptwohnsitz) Eschwege 915 2.300 Großalmerode 169 400* Herleshausen 232 800* Meißner-Germerode 310 850* Ringgau-Netra 122 400 Witzenhausen 390 1.100* SUMMEN 2.138 5.850 * geschätzt

Gesamtzahl der Wohngebäude im Werra-Meissner-Kreis: 32.871 (Stand 2011) Gesamte Einwohner im Werra-Meissner-Kreis: 100.206 (Stand 2014) Herleshausen erstellte im Jahr 2010 eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Wärmeversorgung der gemeindeeigenen Gebäude. Eschwege befasste sich im Rahmen des Projekts „Eschwege den Hof ma- chen!“ (Mai 2015) mit klimaangepassten Stadtinnenhöfen. Im Integrierten Handlungskonzept zum Stad- tumbau der Stadt Großalmerode ist als ein Ziel die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sowie

1 Das im Februar 2005 in Kraft getretene Abkommen legt erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest, welche die hauptsächliche Ursache der globalen Erwärmung sind. Hierdurch soll die globale Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. 7 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen als Maßnahme die Sanierung von Wohngebäuden formuliert. Das integrierte kommunale Entwicklungs- konzept der Stadt Witzenhausen (2015) umfasst mit dem Handlungsfeld „Siedlungsentwicklung, Orts- bild, Wohnen“ das Ziel, öffentliche Gebäude und Einrichtungen energetisch zu sanieren. Weiterhin wird das Ziel eines natur- und landschaftsverträglichen Ausbaus der regenerativen Energien formuliert. Diese und weitere Beispiele zeigen exemplarisch auf, dass die Themen Klimaschutz und Energie wesentliche Schwerpunkte in Verwaltung, Politik und breiter Öffentlichkeit sind. Mit dem vorliegenden Quartierskonzept setzt der Werra-Meißner-Kreis in Zusammenarbeit mit den sechs ausgewählten Kommunen die Inhalte des Klimaschutzkonzeptes auf Stadt- und Ortsteilebene um und entwickelt, unter Einbindung der vorgenannten Aktivitäten, den Klimaschutzprozess auf kommunaler Ebene weiter. Dieser kann einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden, aber auch der gesamten Region, leisten. Denn Klimaschutz bedeutet konkrete Investitionen in die Zukunft des Landkreises und seiner Kommunen. Mit dem vorliegenden Konzept wird daher ein integrierter An- satz verfolgt, der verschiedene Aspekte aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales gleicher- maßen aufgreift.

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Gliederung Der vorliegende Teilbericht Herleshausen ist Bestandteil des Modellprojekts integrierte energetische Quartierskonzepte in sechs Kommunen des Werra-Meißner-Kreises und umfasst ausschließlich die Dar- stellung für das Quartier in Herleshausen. Die Ausgangssituation im Landkreis und die Strukturdaten zum Quartier sowie vorhandene Klimaschutz- aktivitäten in Herleshausen sind in Kapitel 1 beschrieben. Die Projektstruktur, die Kommunikations- und Beteiligungsstrategie sowie die Methoden zur Datenerhebung werden in Kapitel 2 erläutert. In der Ist- Analyse werden in Kapitel 3 die demografische Entwicklung, die aktuelle städtebauliche und energeti- sche Situation sowie die Ergebnisse aus den Bürgerdialogen vorgestellt. In Kapitel 4 sind die sich aus der Analyse ergebenden Potenziale, sowohl aus stadtplanerischer als auch aus energetischer Sicht ab- gebildet. Kapitel 5 beinhaltet Informationen allgemeiner Art zur energetischen Quartiersentwicklung. Erläutert werden bspw. Mieterstrom- und Finanzierungsmodelle für die Solarstromnutzung, Informatio- nen zu „Smart Metering“ und „Demand Side Management“, Vollkostenvergleiche verschiedener Heizsysteme und eine Übersicht möglicher Wärmedämmstoffe. In Kapitel 6 sind Szenarien und Entwick- lungstrends, die Strategie zur künftigen Entwicklung des Quartiers sowie der Maßnahmenkatalog auf- geführt. Das Controllingkonzept zur Fortschrittsüberprüfung der formulierten Maßnahmen ist in Kapitel 7 dargestellt. Kapitel 8 stellt das Modell für ein Sanierungsmanagement in den Quartieren vor. In Kapitel 9 wird ein Überblick über aktuelle (09/2016) Förderprogramme gegeben. Kapitel 10 fasst die we- sentlichen Inhalte des vorliegenden Berichts zusammen und gibt einen Ausblick zum weiteren Vorgehen. Abschließend ist die verwendete Literatur in einem Literaturverzeichnis zusammengeführt sowie alle Grafiken, Fotos und Tabellen in einem Abbildungsverzeichnis dargestellt. Im Anhang befinden sich Kar- tenwerke und verwendete Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit und Presseartikel.

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1 DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET

Im nachfolgenden Kapitel sind die lokalen Gegebenheiten des Werra-Meißner-Kreises und des Quar- tiers Herleshausen dargestellt. Hierzu gehören Lage, Größe, Siedlungsstruktur und Landnutzung sowie Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftsstruktur und bisherige Klimaschutzaktivitäten.

1.1 Werra-Meißner-Kreis Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Nordosten des Bundeslands Hessen und ist dem Regierungsbezirk Kassel zugeordnet. Im Norden grenzt er an Niedersachsen mit dem Landkreis Göttingen und im Osten an Thüringen mit dem Landkreis Eichsfeld. Im Westen tangiert er den Landkreis Kassel und den Schwalm--Kreis sowie im Südwesten den Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Landkreis umfasst eine Gesamtfläche von 1.024 km² mit 16 Gebietskörperschaften, die sich aus 8 Städten und 8 Gemeinden zusammensetzen. Im Landkreis leben 100.156 Menschen (vgl. WFG 2016). Der Landkreis ist mit seiner Mittelgebirgslandschaft vorwiegend ländlich geprägt (vgl. WFG 2016). So entfallen 42 % auf Waldflächen und 44 % auf landwirtschaftliche Flächen. Höchster Punkt ist der na- mensgebende Hohe Meißner mit 754 m. Der Kreis wird von Südosten nach Nordwesten von der eben- falls namensgebenden Werra durchflossen. Der Werra-Meißner-Kreis ist, gemessen an seiner Einwoh- nerzahl und Fläche, der kleinste der fünf nordhessischen Landkreise. Der Landkreis wird von vier Autobahnen und neun Bundesstraßen durchzogen. Mit dem Ausbau der A44 wird der Lückenschluss zwischen den westlichen und östlichen Oberzentren verfolgt. Weiterhin sollen die Ortsteile entlang der hoch frequentierten B7 entlastet werden. Im Landkreis gibt es derzeit sieben Stromtankstellen, mehr als 20 Ladestationen für E-Bikes sowie mehrere E-Bike-Verleihstationen (vgl. WEGE 2016).

Abb. 1: Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Nor- Abb. 2: Kreisstadt des Landkreises ist Eschwege (Wikipe- den von Hessen (Wikimedia.org 2009a) dia.org 2009b)

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Tab. 2: Verteilung der Bevölkerungszahl auf die Gebietskörperschaften des Landkreises

Städte Einwohner Gemeinden Einwohner Eschwege 19.470 5.020 Witzenhausen 14.701 4.710 Hessisch Lichtenau 11.980 Meißner 3.080 Bad Sooden-Allendorf 8.350 Ringgau 2.925 Sontra 7.510 Herleshausen 2.820 Großalmerode 6.540 Neu-Eichenberg 1.850 Waldkappel 4.430 Berkatal 1.580 4.150 Weißenborn 1.070

Seit mehreren Jahren befasst sich die Region Werra-Meißner auf unterschiedlichen Ebenen mit den Themen Energieeinsparung, Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Ein Vorzeigepro- jekt ist mitunter die im Jahr 2015 erarbeitete und vom hessischen Umweltministerium geförderte Bio- masse-Strategie (Witzenhausen-Institut 2015). In diesem wurde seit März 2014 ein landkreisweites und stoffstromübergreifendes Nutzungskonzept erstellt, um Synergieeffekte durch gemeinsame Nutzung und Verwertung bisher kaum berücksichtigter holziger Biomasse zu erzielen. Im Jahr 2011 wurde die Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbH (WEGE) gegründet. Diese fungiert als regionaler Ansprechpartner zu Fragen bezüglich Energie, Umwelt und Klima. Die WEGE bietet kostenfreie Energieberatungen an, gibt Hilfestellungen zu Fördermöglichkeiten und unterstützt klimaschutzbezogene Initiativen. Beiträge der WEGE zu bereits umgesetzten Projekten reichen von Energieeinsparkonzepten über die Begleitung von Projekten zu erneuerbaren Energien wie Photovolta- ik-, Biogas- und Windenergieanlagen bis zur Begleitung von Studien und Konzepten. Im Jahr 2012 wurde die kreisweit aktive Energiegenossenschaft Bürgerenergie Werra-Meißner eG gegründet. Zu den bisher realisierten Projekten zählt eine im August 2014 in Betrieb genommene Kleinwasserkraftanlage in der Gemeinde Meißner im Ortsteil Germerode. Zurzeit (2016) beteiligt sich die Genossenschaft an der Realisierung des Windparks Rohrberg der Städtischen Werke Kassel. Des Weiteren ist der Kreis in 2015 dem Netzwerk 100%-Erneuerbare-Energien-Regionen beigetreten.

1.2 Herleshausen Die Gemeinde Herleshausen liegt in der „neuen Mitte Deutschlands“ im Gebiet des Mittelgebirgszuges Ringgau am südöstlichen Rand des Werra-Meißner-Kreises und grenzt mit der Werra im Süden direkt an die thüringische Landesgrenze und den Thüringer Wald. Herleshausen besteht aus 11 Teilgemein- den, die sich über eine Fläche von knapp 60 km2 erstrecken und in denen insgesamt rund 2800 Men- schen leben. Die Bewohner Herleshausens orientieren sich allerdings aufgrund der kürzeren Entfernung und besseren Infrastruktur eher am 10 km entfernten , das für sie Hauptversorgungsstandort ist. Durch eine direkte Anschlussstelle zur A4, einen eigenen Regionalbahnhof sowie die Nähe zum ICE- Bahnhof in Eisenach ist Herleshausen im Vergleich zu anderen Gemeinden des Kreises verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Herleshausen ist vorrangig land- und forstwirtschaftlich geprägt, viele Bewohner betreiben Selbstver- sorgergärten auf ihren Grundstücken, hauptberuflich ist allerdings nur noch ein Landwirt tätig. Hauptar- beitgeber im Ort sind das Alten- und Pflegeheim, die Gemeindeverwaltung, diverse Einzelhändler und Handwerksbetriebe. Seit Dezember 2012 befindet sich die Gemeinde unter dem hessischen kommuna- len Schutzschirm. Typisch für das Ortsbild ist der dichte Bestand an größtenteils gut erhaltenen Fach- werkhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Die Schlossanlage des Schloss Augustenau und die angrenzende

11 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen romanische Burgkirche bilden den zentralen Blickfang des Ortes. Herleshausen ist lebendiger Teil der jüngeren deutschen Geschichte; zum einen befand sich im Ort einer der wenigen innerdeutschen Grenz- übergänge. Zum anderen liegt ein bedeutender Soldatenfriedhof für ehemalige russische Kriegsgefan- gene in Herleshausen. Herleshausen hat ein reges Vereinsleben und aktive Bürger, die sich für ihren Ort einsetzen. Zu nennen sind hier insbesondere, die Freiwillige Feuerwehr, der Sportverein TSV Herleshausen, der Jugendverein Second Home e.V. sowie die Kirmesgesellschaft. Neben der gesamten Bürgerschaft des Quartiers sind folgende Schlüsselakteure für das Projekt relevant: Der Bürgermeister, der Schlossherr des Schlosses Augustenau, der Leiter des Seniorenheim St. Elisabeth, der Gebäudemanager der Ev. Kirche Kurhessen- Waldeck. Mit den genannten Akteuren wurden z.T. mehrere Einzelgespräche geführt bzw. wurden sie zu Workshops und Informationsveranstaltungen im Rahmen des Projektes eingeladen. Für die Fortfüh- rung des Projektes, insbesondere die konkrete Maßnahmenumsetzung sind die o.g. Personen und Verei- ne Schlüsselpartner, mit denen im Verlauf weiter eng zusammen gearbeitet werden sollte.

1.3 Das Quartier Das im Projekt ausgewählte Quartier erstreckt sich auf einer Fläche von 26 ha. Begrenzt wird das Quartier im Norden von der A4 und im Süden von der Bahntrasse; westlich wird es eingegrenzt durch die Frauenbörner Straße sowie die Sackgasse, östlich von der Waldstraße und dem Goldgraben. Im Zentrum befinden sich räumlich kompakt zusammenliegend die öffentlichen Gebäude. Hierzu zählen die Gemeindeverwaltung, die Südringgauschule, die Freiwillige Feuerwehr sowie ein Kindergarten und eine Sparkasse. Gegenüber der Gemeindeverwaltung liegen die historische Burgkirche und das Schloss Au- gustenau mit seiner Parkanlage. In Ost-West-Richtung wird das Quartier durchquert von der Hauptver- kehrsstraße, die auch Zubringer zur Autobahnanschlussstelle am Ortsrand ist. Das Untersuchungsgebiet ist überwiegend gekennzeichnet durch eng stehende, meist historische Einfamilienhäuser mit einer hohen Anzahl an Nebengebäuden (Scheunen, Werkstäten, Schuppen, Garagen, usw.). Einige wenige Mehrfa- milienhäuser runden das Bild ab. Zwischen den Wohnblöcken befinden sich größere Grünflächen, die das Gebiet auflockern.

Abb. 3: Abgrenzung des Quartiers Abb. 4: Gemeindeverwaltung Herleshausen Am Anger, dem Ortszentrum im Westen des Quartiers, befindet sich ein Café (Landbäckerei Stange), ein Spielwarengeschäft, eine Fleischerei mit Hotel (Schneider), ein Blumenhändler (Inh. Berleth), eine Apotheke und eine Bankfiliale. Der ehemalige Lebensmitteleinzelhändler ist nicht mehr im Quartier an- sässig. Weiterhin gehören zum Untersuchungsgebiet ein evangelisches Alten- und Pflegeheim (St. Elisa- beth), ein Metzgerbetrieb (Wagners Wurstkammer) sowie ein Friseur (Inh. Maenz).

12 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

2 METHODIK

Im nachfolgenden Kapitel wird die für das Projekt entwickelte Kommunikationsstrategie vorgestellt. Dabei werden auf die einzelnen Beteiligten und während des Projektverlaufes gebildeten Gremien sowie die Bürgerveranstaltungen eingegangen. Weiterführend erfolgt die Erläuterung der im Projekt angewendeten Erfassungsmethoden durch die Projektbearbeiter.

2.1 Projektstruktur Auftraggeber des Modellprojekts ist die Kreisverwaltung des Werra-Meißner-Kreises vertreten durch den stellvertretenden Landrat Dr. Wallmann und die WEGE. Herr Dr. Wallmann fungiert während des Projekts als Projektleiter auf Seiten des Auftraggebers. Vertreten wird er durch Frau Maxisch, die Energieberaterin beim Landkreis. Die WEGE übernimmt die Projektsteuerung. Herr Otto (WEGE) ist mit der Gesamtprojektsteuerung als Projektkoordinator betraut und Frau Schröder (WEGE) übernimmt die öffentliche und interne Projektkommunikation auf Seiten des Auftraggebers (s. Abb. 5). Auftragnehmer des Modellprojekts ist ein Projektteam, bestehend aus den drei Ingenieurbüros Klima und Energieeffizienz Agentur aus Kassel (KEEA) (Konsortialführer), Nassauische Heimstätten Projektstadt aus Kassel (NH Projektstadt) und Seeger Engineering aus Hessisch Lichtenau. Die KEEA ist für die Ge- samtprojektleitung und -kommunikation, das Berichtwesen, die energetische Bestandserfassung und - bewertung, die Abbildung energetischer Potenziale sowie die Akteursbeteiligung zuständig. NH Pro- jektstadt befasst sich mit städtebaulichen und Freiraum bezogenen sowie demographischen Aspekten. Seeger Engineering bearbeitet die Entwicklung von Wärmeversorgungslösungen. Die einzelnen Quartiere bzw. Städte und Gemeinden werden während des Projektverlaufs durch die Bürgermeister vertreten. Die Stadt Eschwege wird durch Herrn Heppe, Witzenhausen durch Frau Fi- scher, Großalmerode durch Herrn Nickel, Herleshausen durch Herrn Scheld, Ringgau-Netra durch Herrn Fissmann und Meißner-Germerode durch Herrn Junghans vertreten. Die Bürgermeister, die WEGE und Herr Dr. Wallmann sowie Frau Maxisch bilden zusammen mit Vertretern der Ingenieurgesellschaft die Lenkungsgruppe (s. Kap. 2.2.2).

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Auftraggeber und Projektleitung Projektbearbeitung

Werra- Projektmanagement Stadtentwicklung Detailbetrachtung der Umsetzung Tel.: +49 5651 302-0 Energetische Untersuchung Demografie Wärmeversorgung Meißner- [email protected] Kreis KEEA Seeger NH Engineering Dr. Rainer Wallmann Gabriele Maxisch Klima und ProjektStadt Energieeffizienz Agentur GmbH Tel.: +49 5651 302-1020 Tel.: +49 5651 302-2751 rainer.wallmann@werra- gabriele.maxisch@werra- Tel.: +49 69 6069-0 meissner-kreis.de meissner-kreis.de Tel.: +49 561 25770 Tel.: +49 5602 9379-0 [email protected] [email protected] [email protected]

Armin Raatz Dominik Reimann Markus Klockmann Projektleitung AN Projektmitarbeiter Projektmitarbeiter Projektsteuerung und Projektkommunikation Tel.: +49 561 25 770 Tel.: +49 561 1001 – 1203 Tel.: +49 5602 9379-21 [email protected] dominik.reimann@nh- [email protected] projektstadt.de

WEGE Tel.: +49 5651 7449-70 [email protected] Werratal Energie- und Matthias Pöhler Umweltgesellschaft Projektkoordination AN [email protected] Michael Otto Maréen Schröder

Tel.: +49 5651 7449-73 Tel.: +49 5651 7449-70 michael.otto@werra- mareen.schroeder@wege-werra- Hannah Koch Herleshausen meissner-kreis.de meissner.de Teilprojektleiterin Ringgau-Netra & Witzenhausen [email protected] Meißner Eschwege Kommunale Vertreter Andreas Fröhlich Andreas Nickel Klaus Fissmann Teilprojektleiter Integrierte Großalmerode und Meißner energetische Tel.: +49 5604/ 9335-14 Tel.: +49 5651 7449-73 Quartierssanierung [email protected] [email protected] [email protected]

Madlen Freudenberg Großalmerode Ringgau Friedhelm Junghans Burckhardt Scheld Teilprojektleiterin Tel.: +49 5657 98 96 11 Tel.: +49 5654 9895-12 Herleshausen [email protected] [email protected] [email protected] Witzenhausen

Sven Katzauer Alexander Heppe Angela Fischer Teilprojektleiter Tel.: +49 5651 304-211 Tel.: +49 5542/ 508 101 Eschwege [email protected] [email protected] [email protected]

Lenkungsgruppe

Abb. 5: Die Innovation des Projekts besteht in der Zusammenarbeit zwischen Landkreis und sechs kreiseigenen Kommunen.

2.2 Kommunikations- und Beteiligungsstrategie Eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts gelingt nur durch eine zielführende und aktive Zusammenar- beit der relevanten Akteure und durch eine Abstimmung mit lokalen Entwicklungsprozessen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Entwicklung konkreter und umsetzungsorientierter Maßnahmen auf kommunaler Ebene nur möglich ist, wenn die jeweiligen lokalen Rahmenbedingungen (verfügbare technische Möglichkeiten, Menschen vor Ort) berücksichtigt werden. Auch der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung mit anderen Akteuren in der Region können wesent- lich dazu beitragen Umsetzungshemmnisse zu überwinden und Synergieeffekte zu nutzen. Um dies zu erreichen ist neben einer detaillierten Datenerhebung besonders die wertschätzende Einbeziehung der Verwaltung, der Bewohner, Gewerbetreibender und weiterer Akteure in den Entwicklungsprozess von entscheidender Bedeutung. Nur wenn die jeweiligen Akteure einen direkten oder indirekten Nutzen erkennen, kann sich eine Eigendynamik bei der Umsetzung entwickeln. Dabei kann dieser Nutzen sowohl materieller als auch ideeller Gestalt sein.

14 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 6: Die Erstellung eines umsetzungsreifen Quartierskonzeptes setzt eine zielgruppenspezifische Kommunikati- onsstrategie voraus. Diese umfasst, neben niedrigschwelligen Informationsangeboten, auch Methoden zur Konsulta- tion und Mitbestimmung. Zur übergeordneten Projektabstimmung mit den Bürgermeistern und weiteren relevanten regionalen Akteuren wurden im Rahmen des Modellprojekts eine Arbeitsgruppe, ein Beirat sowie eine Lenkungs- gruppe gebildet. Zur Abstimmung in den Quartieren fanden flankierend Treffen mit lokalen Arbeits- gruppen, Interessensverbänden sowie Interviews mit Einzelpersonen vor Ort statt. Zusätzlich wurden in jedem Quartier mehrere öffentliche Veranstaltungen durchgeführt (s. Kap. 2.2.5). Die Mitglieder der Lenkungsgruppe, des Beirats und der Arbeitsgruppe wurden mittels E-Mails zu den jeweiligen Abstimmungsveranstaltungen eingeladen. Über Artikel und Anzeigen auf den Internetseiten des Landkreises, der WEGE, der teilnehmenden Städte und Gemeinden sowie der Projektbearbeiter wurde die breite Öffentlichkeit über den Projektverlauf und anstehende Veranstaltungen informiert. Zusätzlich wurde die Öffentlichkeit mittels Anzeigen in der Tagespresse (Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA), Werra Rundschau), durch die Verteilung analoger Projektflyer mittels Postwurfsen- dung in jeden Haushalt in den Quartieren und über Plakate auf das Projekt und die Veranstaltungen aufmerksam gemacht. Die Zeitungsanzeigen sowie die analogen Printmedien sind im Anhang darge- stellt.

2.2.1 Arbeitsgruppe Die Arbeitsgruppe umfasste die Projektleitung und -steuerung des Auftraggebers und des Auftragneh- mers, die Teilprojektleiter und jeweils einen Vertreter von NH Projektstadt und Seeger Engineering. Die Arbeitsgruppe diente zur Abstimmung zwischen dem Auftraggeber und der das Projekt bearbeitenden Ingenieursgesellschaft. Hierzu gehörten regelmäßige Berichte zum Projektstand sowie die Vorbereitung von Veranstaltungen. Die Arbeitsgruppentreffen fanden jeweils in Eschwege, in den Räumlichkeiten der WEGE am 08. September 2015 (internes Kick-Off), am 19. Januar 2016, am 04. Februar, am 18. April und am 14. Juli statt.

2.2.2 Lenkungsgruppe Die Lenkungsgruppe umfasste die Projektleitung und -steuerung des Auftraggebers und des Auftrag- nehmers, die Teilprojektleiter, jeweils einen Vertreter von NH Projektstadt und Seeger Engineering so- wie die sechs Bürgermeister. Die Lenkungsgruppe diente zur gemeinsamen Abstimmung über den Pro- jektverlauf, insbesondere aber der interkommunalen Vernetzung zu gemeinsamen Projektansätzen. Die Lenkungsgruppentreffen fanden am 25. Februar 2016 in den Räumlichkeiten der WEGE und am 08. September 2016 im Konferenzraum der Wirtschaftsförderung statt.

2.2.3 Beirat Der Beirat umfasst die Projektleitung und Projektsteuerung des Auftraggebers. Des Weiteren gehören ihm die Vertreter der beauftragten Ingenieursgesellschaft, die Bürgermeister, die Vertreter der Ener- gieversorger (EAM, Stadtwerke Eschwege), die Kreishandwerkerschaft, die Bürgerenergie Werra Meißner eG, Vertreter der Kreditinstitute (Sparkasse, Raiffeisenbank), Vertreter der Wirtschaftsförde-

15 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen rung und der Waldgenossenschaft des Werra-Meißner-Kreises an. Aufgabe des Beirats ist die Beglei- tung und Beratung des Projektprozesses aus lokaler Sicht. Die Mitglieder sind dazu angeregt Ideen, Ansätze und Kritik am und zum Projektverlauf zu äußern. Der Beirat tagte während des Projektverlau- fes dreimal. Das erste Treffen fand am 16. November 2016 zwischen 10 und 12 Uhr im Konferenz- raum der Wirtschaftsförderung in Eschwege statt. Anlass des Treffens war die Vorstellung des Projekts und der Projektbearbeiter. Weiterführend erhielten die Mitglieder des Beirats die Gelegenheit ihre Ideen und Erwartungshaltungen in den Prozess einzubringen. Das zweite Treffen fand am 25. April 2016 ebenfalls zwischen 10 und 12 Uhr statt. Auf der Veranstaltung wurden den Mitgliedern des Bei- rats die Erfassungsergebnisse und erste Projektansätze vorgestellt. Das letzte Treffen fand am 12. Sep- tember zwischen 15 und 17 Uhr statt. Während dieses Treffens wurden das Sanierungsmanagement und die Maßnahmenansätze vorgestellt. Dabei wurde insbesondere auf die Aspekte Beteiligung und Kofinanzierung eingegangen.

Abb. 7: Zweites Treffen des Beirates mit Vorträgen Abb. 8: Auftaktveranstaltung auf dem 3. Klimaschutz- von Hr. Schweer (HMWEVL) und Hr. Seeger (BMUB) forum in Witzenhausen

2.2.4 Zentrale Auftaktveranstaltung Die zentrale Auftaktveranstaltung fand am 19. November 2015 von 10 bis 16 Uhr in der Ausstellungs- halle des Kompetenzzentrums HessenRohstoffe in Witzenhausen im Rahmen des 3. Klimaschutzforums statt. 40 Interessierte, darunter Vertreter aus Politik und Verwaltung, Handwerk und private Gebäude- eigentümer, informierten sich über die Projektinhalte. Neben der Vorstellung der bisherigen Klima- schutzaktivitäten des Landkreises, stellte das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH das Modellvorhaben „Holzige Biomasse im Werra-Meißner-Kreis – Ergebnisse und Perspekti- ven“ vor. Herr Schweer (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung) referierte über den Stand der Energiewende in Hessen und neue Ansätze für kommunale Energiekon- zepte.

2.2.5 Bürgerdialoge Ziel der Veranstaltungen war die gezielte Information der breiten Öffentlichkeit über die Inhalte und Arbeitsschritte des Konzepts in den Quartieren sowie die aktive Einbindung der Einwohner. Insgesamt umfasste die Kommunikationsstrategie 12 Veranstaltungen, mit jeweils drei Veranstaltungen pro Quar- tier: eine Informationsveranstaltung, ein Themenworkshop und eine Abschlussveranstaltung. Begleitend zu den Kurzvorträgen boten die Werratal Energie- und Umweltgesellschaft (WEGE) sowie das LLH- Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe (HeRo) umfangreiche Informationen zu Beratungsmög- lichkeiten sowie zum nachhaltigen Dämmen an.

16 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 3: Übersicht über die durchgeführten öffentlichen Veranstaltungen in den Quartieren

Titel Datum, Uhrzeit Veranstaltungsort 1. Runde Bürgerdialoge – Informationsworkshops Eschwege 01.03.2016, 19.30 Uhr Evangelisches Gemeindehaus Germerode 01.03.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Großalmerode 02.03.2016, 19.00 Uhr Großer Rathaussaal Witzenhausen 02.03.2016, 19.30 Uhr Rathaussaal Netra 03.03.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Herleshausen 03.03.2016, 19.30 Uhr Sitzungssaal der Mehrzweckhalle 2. Runde Bürgerdialoge – Themenworkshops Lebenswertes Herleshausen für 12.04.2016, 19.00 Uhr Sitzungssaal der Mehrzweckhalle Jung und Alt Eschwege – Fachwerkstadt mit 13.04.2016, 19.00 Uhr Rathaussaal Zukunft? Lebenswertes Großalmerode für Jung und Alt – Bereits heute an 19.04.2016, 19.00 Uhr Großer Rathaussaal morgen denken Schöner Wohnen in Netra – Mit 11.05.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Musterhaus und Altersheim Lebenswertes Germerode für Jung und Alt – Bereits heute an später 12.05.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus denken Wohnen im Fachwerk Energetisch 19.05.2016, 19.00 Uhr Seminarhalle des LLH-HeRo Sanieren – Fördergelder nutzen Abschlussveranstaltungen in den Quartieren Herleshausen 29.09.2016 19.00 Uhr DGH Germerode 12.10.2016 19.00 Uhr DGH Netra 20.10.2016 19.00 Uhr DGH Witzenhausen 25.10.2016 19.00 Uhr Rathaussaal Eschwege 31.10.2016 18.00 Uhr Rathaussaal Großalmerode 01.11.2016 19.00 Uhr Rathaussaal Gesonderte Workshops Informationsworkshop Nahwärme- 10.05.2016, 19.00 Uhr Gemeindesaal netz Herleshausen

2.2.6 Einzelgespräche und Interessensgruppen Ergänzt wurden Information und Mitbestimmung durch die Konsultation lokaler Ansprechpartner wie Handwerker, Energieberater, Kirchenvertreter, private Hausbesitzer, Architekten, Energieversorger, Schornsteinfeger, Bauämter, Denkmalbehörden, Sozialdienstleister und Politiker. Ziel der Einzelgesprä- che war die Abfrage von Ideen und Anregungen zu Datenerfassung, einzubeziehenden Personen und Projektideen. Die Arbeitsgruppen und Einzelpersonen wurden über E-Mailabfragen, Telefoninterviews sowie mittels Vor-Ort-Gesprächen in den laufenden Gesamtprozess eingebunden. Auf den folgenden Veranstaltungen haben Mitarbeiter der KEEA das Quartierskonzept vertreten und vorgestellt: Kreisversammlung der Schornsteinfeger in Witzenhausen am 21. April 2016, Klimatag an der Valentin-Traudt-Schule in Großalmerode am 27. April 2016 und auf der Woche der Witzenhäuser in Witzenhausen am 29. April 2016.

17 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

2.2.7 Abschlussveranstaltungen In jedem der sechs Quartiere fanden im Zeitraum September bis Oktober 2016 quartiersbezogene Abschlussveranstaltungen statt. Auf diesen wurden den Interessierten die wesentlichen Ergebnisse des Quartierskonzeptes vorgestellt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Darstellung der durch das Sa- nierungsmanagement in Abstimmung mit den lokalen Akteuren umzusetzenden Maßnahmen. Im Rahmen des 4. Klimaschutzforums im November 2016 soll die kreisweite Abschlussveranstaltung stattfinden, auf der sich Vertreter aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Bürgerschaft über die Ergebnis- se des Modellprojekts informieren können.

2.3 Datenerhebung und -recherche Im nachfolgenden Kapitel werden die notwendigen Methoden und Arbeitsschritte erläutert, die zur Erfassung der zur Projektlaufzeit vorherrschenden Situation in den Quartieren (Ist-Zustand) Anwendung fanden.

2.3.1 Bestandserfassung vor Ort Die Datenerhebung vor Ort erfolgte mittels Ortsbegehung durch die Projektbearbeiter. Die Erfassung dient zur Beschreibung der energetischen Ist-Situation vor Ort. Jedes Gebäude im Untersuchungsgebiet wurde nach Gebäudetypologie (z.B. Ein- und Zweifamilienhaus, Mehrfamilienhaus) sowie entsprechen- der Baualtersklasse eingeordnet. Zusätzlich wurde der Zustand einzelner Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) bewertet und mit standardisierten Daten abgeglichen. Die Daten wurden in eine geoin- formationsgestützte Datenbank (GIS) überführt.

Abb. 9: Die Quartiere wurden zwecks Erkundung zu Abb. 10: Digitale Bestandsaufnahme mittels der GIS- Fuß begangen. basierten und datenbankgestützten Erfassung.

Mithilfe der Quartiersbegehung wurden zusätzlich folgende Gebäudeeigenschaften aufgenommen: . Nutzung, . Geschossigkeit, . Barrierefreiheit (Zugang von außen), . Fassade (Außenmaterial: z.B. Putz/Klinker, Dämmung, Zustand), . Dach (Dachform: z.B. Sattel/Flachdach, Dachmaterial, Zustand) und . Fenster (Rahmenmaterial, Zustand). Über die Bestandsaufnahme vor Ort sind die von der Straße aus sichtbaren Gebäudeelemente wie Fassade, Fenster und Dach auf ihren Zustand bewertet worden. Die Bewertungskategorien waren: . gut: Das Gebäudeelement ist intakt und in einem gepflegten oder neuwertigen Zustand, . eher gut: Das Gebäudeelement ist intakt mit leichten bis typischen Altersspuren (z.B. Moos auf dem Dach), 18 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

. eher schlecht: Das Gebäudeelement hat leichte technische und daraus resultierende optische Män- gel, und . schlecht: Das Gebäudeelement weist bautechnische Schäden auf und sollte erneuert werden. Die Bewertung bezieht sich ausschließlich auf die Funktionsfähigkeit des Gebäudeelementes. Bewertet wurde nicht, ob das Gebäudeelement dem aktuellen Stand der Technik entspricht bzw. ob das Gebäu- deelement bauartbedingte energetische Defizite aufweist. So kann theoretisch eine Verglasung auch mit gut bewertet sein, wenn sich das Fenster in einem gepflegten bzw. neuwertigen Zustand befindet. Ziel war die Identifikation und Abschätzung vorhandener oder absehbarer Sanierungsbedarfe. Diese Informationen bilden die Basis für ein späteres Sanierungsmanagement. Mithilfe der Ergebnisse können Gebäudeeigentümer gezielt über die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung informiert werden.

2.3.2 Energieverbrauchsdaten Die Datenlieferungen der Energieversorger erwiesen sich als sehr differenziert. Bei der Bewertung der Energieverbräuche der Wohnbebauung wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit daher auf bundes- weit verwendete Durchschnittswerte zurückgegriffen. Die Basis bilden die in der Gebäudetypologie des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA) festgesetzten spezifi- schen Kennwerte. Sämtliche Wohngebäude im Untersuchungsgebiet sind über die in Tabelle 4 darge- stellte Gebäudetypologie klassifiziert. Jedem Gebäude kann somit ein spezifischer energetischer Ver- brauchskennwert nach Gebäudetyp und Baualtersklasse in kWh/(m²a) zugeordnet werden. Im EU-Projekt TABULA sind bundesweit Sanierungspotenziale ermittelt worden. Grundlage sind die in Deutschland vorherrschenden Gebäudetypologien. Das Beispiel eines Reihenhauses der 70er Jahre zeigt, welcher bauliche Grundzustand zugrunde liegt. In Abbildung 11 ist die Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand abgebildet. Die Wandaufbauten sind in Massivbauweise erstellt. Es wird von einem U-Wert von 1 ausgegangen. Bei den Fenstern wird von einer Isolierverglasung mit Holzrahmen ausge- gangen, die einen typischen U-Wert von 3,5 haben. Die Wärmeerzeugung erfolgt mit einem Erdgas- Niedertemperaturkessel mit zentraler Warmwasserbereitung. Tab. 4: Gebäudetypologie mit Verbrauchskennwerten (in kWh/(m²a)) des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA)

Baualter 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1900 Bautyp 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 268 249 266 229 239 198 214 189 165 165 144

RDH 237 219 240 185 209 208 176 153 163 163 142

MFH 222 247 234 207 212 195 200 168 154 154 134

Wohn- 205 222 221 209 195 195 200 168 154 154 134 block

Wohn- 191 191 191 191 190 190 190 190 190 190 134 hochhaus

19 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 11: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand (Loga et al. 2015) Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgte auf Grundlage der VDI-Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Über die Angaben der „AGES“- Studie werden die Gebäude klassifiziert (s. Tab. 5).

20 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 5: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005)

Gebäudetyp Wärme [kWh/(m²a)] Elektrizität [kWh/(m²a)]

Verwaltungsgebäude 103 28

Finanzämter 72 24

Alten- und Pflegeheime 154 33

Schulen allgemein 117 12

Grundschule 114 10

Kindergärten 143 13

Gaststätten 290 144

Verkaufsstätten 153 k.A.

Werkstätten 138 20

Offene Lagergebäude 82 8

Geschlossene Lagergebäude 92 22

Sakralbauten 131 12

Stadthallen/Saalbauten 126 32

Für die Ermittlung des Energieverbrauchs werden die Kennwerte mit den Bruttogeschoßflächen (BGS) multipliziert. Die Bruttogeschoßfläche ist über die Grundfläche der Gebäude aus dem geografischen Informationssystem (GIS) multipliziert mit der Geschoßanzahl ermittelt worden. Ausgebaute Dachge- schosse gelten als Halbgeschosse. Jedem Gebäude kann somit über die gebäudetypologische Methodik ein spezifischer Kennwert und ein Endenergieverbrauch zugeordnet werden.

2.3.3 Demografiedaten Aufgrund des integrierten Ansatzes der energetischen Entwicklungskonzepte ist es notwendig, die de- mografischen, städtebaulichen und energetischen Entwicklungsaspekte miteinander zu verknüpfen. Die zentrale Schnittstelle dafür ist die prognostizierte demografische Entwicklung, da sie einerseits Einfluss auf den Flächenbedarf vor Ort hat und andererseits den zukünftigen Energieverbrauch in der Kommune beeinflusst. Die demografischen Daten der zurückliegenden 5 bis 10 Jahre wurden von den Städten und Gemeinden bereitgestellt. Bei den Prognosen wurde auf die aktuellen Gemeindedatenblätter der Hessenagentur sowie die Prognosen der Bertelsmann Stiftung zurückgegriffen.

2.3.4 Desk Research und vorhandene Konzepte Über Internetrecherchen, die Auswertung vorliegender Studien, Konzepte und Forschungsprojekte sowie die Sichtung der Tagespresse wurden Informationen über die beteiligten Städte und Gemeinden sowie bereits abgeschlossene oder zurzeit in Bearbeitung befindliche Projekte in projektrelevanten Themen- feldern erfasst. Die Rechercheergebnisse wurden teilprojektbezogen geordnet und in die Akteursanaly- se und die Entwicklung der zielgruppenspezifischen Maßnahmen einbezogen.

21 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3 ANALYSE

Im nachfolgenden Kapitel sind die Erhebungsergebnisse der Bestandserfassung im Quartier sowie die darauf aufbauenden Bewertungen dargestellt. Neben einer Analyse der demografischen Entwicklung im Quartier werden Aussagen zur städtebaulichen Situation sowie zum Gebäudebestand und den Ener- gieverbräuchen getroffen.

Lesehilfe für die folgenden Tabellen und Diagramme Die in den Tabellen dargestellten Berechnungen stellen Querschnitts- bzw. Hochrechnungen dar, welche z.T. auf bundesdeutschen Durchschnittswerten, verbunden mit spezifischen statistischen Daten der Stadt beruhen. Diese dienen somit der Orientierung. Es wird darauf hingewiesen, dass in den Tabellen Summendifferenzen auftreten können, welche auf Rundungen zurückzuführen sind. Die Diagramme beziehen sich soweit nicht an- ders dargestellt auf das Jahr 2014.

3.1 Demografie Fortfolgend sind in diesem Unterkapitel die Daten und Fakten zur bisherigen und zukünftigen demogra- fischen Entwicklung im betrachteten Quartier dargestellt.

3.1.1 Einwohnerzahl Aktuell leben in allen zur Gemeinde Herleshausen gehörenden elf Ortschaften 2.830 Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz. Davon entfallen insgesamt 1.048 Einwohner (Stand Dezember 2014) auf den Ortsteil Herleshausen. Das Plangebiet umfasst den alten Dorfkern von Herleshausen. In diesem leben ca. 800 Einwohner. Die nachfolgenden Analysen und Annahmen betreffen den gesamten Ortsteil sowie die Gemeinde Herles- hausen, da sich für die Quartiersebene keine konkreten Informationen zur Verfügung standen.

3.1.2 Bevölkerungsentwicklung Die Einwohnerzahl der gesamten Gemeinde Herleshausen ist im Zeitraum von 2000–2013 um 198 Einwohner zurückgegangen. Die Bevölkerung im Ortsteil Herleshausen hat in den Jahren 2010 bis 2014 einen positiven Wanderungssaldo verzeichnet. Allerdings überwiegt deutlich die negative natürli- che Bevölkerungsentwicklung, sodass sich in Summe die Einwohnerzahl von Herleshausen um 80 Einwoh- ner verringert hat.

22 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 12: Wanderungsbewegung Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen) Die Zu- und Wegzüge enthalten sowohl Umzüge innerhalb der Gemeinde, als auch Umzüge über die Gemeindegrenze hinweg. Einerseits lassen die Zahlen eine hohe Wohnstandortattraktivität von Herles- hausen erkennen. Die hohe Zahl an Wanderungsbewegungen bezogen auf die Gesamtzahl der Ein- wohner in Herleshausen zeigt jedoch, dass eine langfristige Stabilisierung der Einwohnerzahlen durch eine Wohnortbindung erhöht werden sollte. Junge Menschen oder Familien sind sonst schnell nach Her- leshausen zu-, aber auch schnell wieder weggezogen. Besonders durch attraktiven Wohnraum können langfristig auch junge Familien für das Plangebiet gewonnen werden. Derzeit leben kaum junge Fami- lien im Plangebiet und es ist davon auszugehen, dass in diesen Bereichen mittelfristig verstärkt mit al- tersbedingten Eigentumsübergängen zu rechnen ist. Der Ortsteil Herleshausen kann auf diese vermutete Entwicklung durch die Beratung von Neueigentümern reagieren. Beispielsweise kann man die Besitzer bei der Vermarktung ihrer Objekte unterstützen und Vermittlungsangebote anbieten.

Abb. 13: Natürliche Bevölkerungsentwicklung Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen)

23 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Altersgruppeneinteilung Gemeinde Herleshausen 1200

1000

800

600

400

200

0 0 - 2 3 - 5 6 - 14 15 - 18 19 - 27 28 - 39 40 - 64 65 - 80 ab 80

2010 2012 2014

Abb. 14: Altersgruppeneinteilung im der Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen)

24 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.1.3 Prognose Einwohnerentwicklung Im Zuge des Zensus 2011 wurde die Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen korrigiert. Entsprechend wird auch für Herleshausen ein deutlich stärkerer natürlicher Rückgang der Einwohnerzahlen vermutet als bisher prognostiziert. Auch durch ausländische Zuwanderungen kann dieser Rückgang nicht kompen- siert werden. Laut dem aktuellen Gemeindedatenblatt (Stand März 2015) wird die Gemeinde Herles- hausen bis 2030 mit einem Einwohnerrückgang gegenüber 2013 von ca. 17 % zu rechnen haben. Dies würde einer Abnahme um 482 Einwohnern (2013: 2.837 Einwohner; 2030: 2.355 Einwohner) entspre- chen. Die Hessenagentur weist jedoch darauf hin, dass es sich bei diesen Prognosen um reine Fortschrei- bung der bisherigen Entwicklung handelt und keine anderen Zukunftsszenarien berücksichtigen. Prozen- tual gesehen liegt die Kommune bezüglich der Bevölkerungsverluste deutlich sowohl über dem Niveau von Hessen (-0,1 %), dem Regierungsbezirk Kassel (-6,5 %) als auch dem Werra-Meißner-Kreis (-12,5 %).

Abb. 15: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessenagentur für die Gemeinde Herleshausen im Regionalvergleich (Gemeindedatenblatt Herleshausen der Hessenagentur, Stand März 2015) Bezogen auf das Quartier entspricht diese Prognose einem Rückgang von 178 Einwohnern. Vor dem Hintergrund, dass Herleshausen über eigene Infrastruktureinrichtungen wie bspw. die Schule, den Kin- dergarten aber auch die Gemeindeverwaltung verfügt, wäre dieser Rückgang eine enorme Herausfor- derung.

25 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.1.4 Altersstruktur Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in der Gemeinde Herleshausen ist im Zeitraum von 2000–2013 von 43,6 auf 48,0 Jahre gestiegen und wird sich bis 2030 weiter erhöhen. Die Einwohner der Gemein- de werden dann im Durchschnitt 52,6 Jahre alt sein. Während die Anzahl der unter 20-Jährigen dabei immer weiter sinkt, ist bei den 20- bis 39-Jährigen (Haushalts- und Familiengründer) eine leichte Steige- rung zuerkennen. Die Altersgruppen der unter 60-Jährigen verlieren dementsprechend weiterhin an prozentualen Anteilen an der Gesamtbevölkerung der Gemeinde. Hier ist besonders bei der Alters- gruppe der 40- bis 59-Jährigen bereits ein deutlicher Rückgang erfolgt, der sich bis 2030 weiter ver- stärken soll. Der Anteil verringerte sich hier von ca. 33,5 % im Jahr 2013 auf 29,5 % im Jahr 2020 und soll weiter auf ca. 22 % bis 2030 zurückgehen. Dagegen ist die Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen seit 2013 um ca. 11 % angestiegen. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Altersstruktur der Bevölkerung in Herleshause n im Zeitvergleich (2000 bis 2030).

Abb. 16: Entwicklung der Altersstruktur der Gemeinde Herleshausen bis 2030 (Quelle: Gemeindedatenblatt Her- leshausen der Hessenagentur, Stand März 2015) Im Vergleich zu den Nachbarkommunen und den sonstigen Kommunen im Werra-Meißner-Kreis ist be- züglich der prognostizierten Entwicklung der Altersstruktur positiv festzuhalten, dass die Altersgruppe der 20 bis unter 39-Jährigen (Familien- und Haushaltsgründer) relativ konstant bleibt, bzw. einen leich- ten Zuwachs bis ins Jahr 2030 verzeichnet. In allen anderen Altersgruppen liegt die Gemeinde Herles- hausen weitestgehend im Schnitt.

26 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Exkurs 1 – Zusammenhang von Altersstruktur und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen Die zunächst plausibel erscheinende Annahme, dass die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen mit fortschreitendem Alter der Eigentümer sinkt und ab dem Eintritt ins Rentenalter quasi zum Erliegen kommt, haben verschiedene Untersuchungen als nicht haltbar identifiziert. Die Studie „Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung“ im Forschungsprojekt ENEF Haus hat durch Befragung von Sanierern ermitteln können, dass vor allem Eigenheimbesitzer im Alter von 50 bis 70 Jahren überdurchschnittlich häufig sanieren. Auch bei der Art der durchgeführten Maßnahmen konnten deutliche Zusammenhänge zum Alter der Sanierer identi- fiziert werden. Die Studie schreibt dazu: „Bei einigen Maßnahmen gibt es jedoch auffällige Zusam- menhänge: . Die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen erweitert ihre Wohnflächen und baut ihr Dach überpropor- tional häufig aus. In dieser Altersgruppe wird auch die Dämmung des Daches überdurchschnittlich häufig durchgeführt. . Die 30- bis 39-Jährigen dämmen überproportional häufig die oberste Geschossdecke und bau- en ebenfalls überdurchschnittlich häufig neue Türen ein. . Heizungen mit Niedrigtemperaturtechnik werden vor allem von älteren Sanierern eingebaut. Die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen ist dabei stark überdurchschnittlich vertreten. Signifikante Zusammenhänge zwischen einzelnen Maßnahmen und dem Einkommen der Sanierer kön- nen nicht nachgewiesen werden. Eine Ausnahme bildet die Dämmung von Fassade und Außenwänden, die von Sanierern mit abgeschlossenem Studium und einem Haushaltsnettoeinkommen von über 3.000 Euro überproportional häufig durchgeführt wird.“2 Auch die Untersuchung der KfW-Bankengruppe zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch hier wird ein deutliches Sanierungspotenzial bei älteren Eigenheimbesitzern identifiziert und das Alter nicht per se als ein Hinderungsgrund für Sanie- rungen darstellt.3 Für das Sanierungsmanagement im Werra-Meißner-Kreis bedeutet dies, dass Beratungsangebote zur energetischen Sanierung auch auf die Zielgruppe der Senioren eingehen sollten. Dabei kann einer- seits der Nutzen für die Besitzer selbst im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus könnte aber auch der Aspekt der Vererbung des Eigentums an Kinder oder Enkel als Motivation angesprochen werden, da unter der Gruppe der Senioren auch der Gedanke ein Rolle spielt, „dass man ja was Anständiges vererben möchte“.4

2 Stieß, Immanuel / Victoria van der Land / Barbara Birzle-Harder / Jutta Deffner (2010): Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung – Ergebnisse einer standardisierten Befragung von Eigenheimsanierern, Arbeit im Rahmen des For- schungsprojektes ENEF Haus, Frankfurt am , S.25. 3 vgl.: KfW Bankengruppe, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (Hrsg.): Wohngebäudesanierer-Befragung 2010 - Hintergründe und Motive zur energetischen Sanierung des Wohnungsbestands, Frankfurt am Main, Juli 2010. 4 Stimmen von Anwesenden bei einer Veranstaltung zur Organisation des Eigentumsübergangs im Rahmen des Projekts Klimzug Nordhessen. 27 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.2 Städtebauliche Situation Im nachfolgenden Teilkapitel sind die städtebaulichen und mobilitätsbezogenen Erfassungsergebnisse dargestellt.

3.2.1 Denkmaltopografie Erstmals 1019 erwähnt, ist Herleshausen auch heute noch ein kompakter Ort mit dem historisch gewach- senen westlich gelegenen Ortskern, der bis zur Bebauung am Goldgraben reicht und im östlichen Be- reich mit den Nachkriegsbauten zwischen Goldgraben und Autobahnraststätte abschließt. Der Ort ist geprägt vom mittelalterlichen Straßengefüge, wertvollen Fachwerkgebäuden und landwirtschaftlichen Hofanlagen. Der Ortskern ist laut Denkmaltopografie als schützenswerte Gesamtanlage klassifiziert, die sich wiederum aus den einzelnen Gesamtanlagen Hainertor, Borngasse, Hintergasse, Bahnhofstraße und Goldgraben sowie 37 einzelnen Kulturdenkmälern zusammensetzt. Der historische Ort ist in vier Bereiche unterteilt, in denen sich seine Geschichte immer noch sehr gut ablesen lässt. Im Mittelpunkt der Ortschaft, auf einer Kuppe gelegen, dominieren das Schloss Augustenau und die Burgkirche, als ehemals grundherrschaftliches Anwesen, den ursprünglichen Ortskern. Im westlichen Orts- teil entlang des Hainer Tors, der Sackgasse, Bahnhofstraße, Hintergasse und der Lauchröder Straße erstreckt sich eine Reihe von stattlichen Hofanlagen mit repräsentativen Wohnhäusern und großen Wirt- schaftsgebäuden aus dem späten 18. Jahrhundert. Östlich des Schlosses, in der Borngasse, sowie der Schul- und Gartenstraße befinden sich die Hofanlagen der Kleinbauern mit bescheideneren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die teilweise als Nebenerwerbshöfe bewirtschaftet wurden. Die vierte Kategorie umfasst den Goldgraben und die Waldstraße; hier befanden sich in dichter Zeilenbauweise die Woh- nungen der ehemaligen Gutsarbeiter in Gebäuden ohne landwirtschaftliche Nebengebäude.

Abb. 17: Häuser der ehemaligen Gutsarbeiter im Abb. 18: Häuser der ehemaligen Gutsarbeiter in der Goldgraben Waldstraße

3.2.2 Bebauungsstruktur Das Ortsbild von Herleshausen wird vom Fachwerk bestimmt, das geschlossene Gesamtbild ergibt sich aus der Übereinstimmung des Materials und der handwerklichen Ausführung. Die Wohnhäuser stehen giebelständig direkt an der Straße, die Scheunen schließen als Querbauten die Höfe ab. Für die Ge- samterscheinung des Ortsbildes sind die Nebengebäude von großer Bedeutung, sie geben den Höfen die Gestalt, dem Ortsrand die Festigkeit und sind für das Ortsbild unverzichtbar (vgl. Greverus 1982). Die Fachwerkgebäude im alten Ortskern sind durch die Sanierungsmaßnahmen der letzten 30 Jahre zu großen Teilen instand gesetzt worden. Heute gibt es aber wieder, bedingt durch die Folgen des demo- grafischen Wandels, einigen Leerstand mit drohendem Verfall, auch in denkmalgeschützter Substanz. In Zukunft werden die großen, aus der Nutzung gefallenen landwirtschaftlichen Nebengebäude Probleme bereiten – zu ihrer Erhaltung wird bei den Besitzern viel Überzeugungsarbeit bezüglich der Wichtigkeit ihrer Gestaltfunktion notwendig werden. 28 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 19: Bahnhofstraße: historische Fachwerkbebau- Abb. 20: Waldstraße: Fachwerkhaus und Nebenge- ung bäude Aus der Einheit der Fachwerkhäuser sticht der Baukomplex der evangelischen Burgkirche aus dem 14. Jahrhundert mit der Ummauerung des Wehrfriedhofes und des alten Pfarrhaus sowie dem Schloss Au- gustenau aus dem 16. Jahrhundert mit Bauten der Vorburg heraus. Diese Gebäude sind überwiegend in Stein gebaut worden. In der nördlichen Schulstraße und außerhalb des Untersuchungsgebietes östlich des Goldberges gibt es neben einigen Siedlungsbauten aus der Zeit um 1930, ehemalige Mietshäuser des Zolls, sowie Einfami- lienhäuser neueren Datums. Seit dem Bau des Bahnhofs 1847 hatte sich die Bautätigkeit in dessen Rich- tung nach Osten entwickelt. Die öffentlichen Gebäude im Ortszentrum wurden ab den 50er Jahren erbaut (Schule 1952, Kindergarten 1964, Gemeindezentrum 1976).

3.2.3 Nutzungen und Funktionen Der Ort Herleshausen war noch im Jahr 1970 mit 40 Vollerwerbshöfen von der Landwirtschaft geprägt. Heute existiert nur noch ein einzelner Vollerwerbslandwirt. In den übrigen großen Hofgebäuden haben sich zum Teil andere raumgreifende Nutzungen etabliert, so zum Beispiel ein Busunternehmen im Hainer- tor, ein Hobbypferdehalter in der Gartenstraße oder ein Fahrradhändler in der Bahnhofstraße. An der Kreuzung Bahnhofstraße / Frauenbörner Straße ist außerdem ein ortsprägender Agrarhandel ange- siedelt.

Abb. 21: Mikrozentrum an der Kreuzung Schulstraße- Abb. 22: Geschäftsleerstand Am Anger Bahnhofstraße-Sackgasse An der Kreuzung Schulstraße-Bahnhofstraße-Sackgasse hat sich als Treffpunkt und Mikrozentrum eine Dorfbäckerei mit angeschlossenem Café und kleinem Lebensmittelsortiment etabliert. In diesem Bereich sind außerdem ein Spielwarengeschäft, ein Friseur und ein Blumenladen angesiedelt. Ergänzt wird das Angebot durch einen Metzger Am Anger. Dieser zentrale Versorgungsstandort hat ein hohes Ausbaupo- tenzial und kann durch weitere Nutzungen gesichert und gestärkt werden. Dabei ist es wichtig, eine 29 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen räumliche Verbindung beider Straßenseiten zu schaffen. Im Moment beschränkt sich das Angebot fast nur auf eine Straßenseite. Denkbar wäre auch eine Vernetzung mit dem Vollsortimenter am Ortsende. Verschiedene medizinische Dienstleistungen wie Apotheke, Sanitätshaus, Physiotherapeutische Praxis und Allgemeinarztpraxis liegen entlang der Hauptachse Hainertor - Bahnhofstraße und auch in der Hintergasse. Außerdem gibt es eine Kreissparkasse, sowie einen Gasthof, ein Hotel und ein Gästehaus. Am höchsten Punkt des Ortes sind neben der evangelischen Kirche verschiedene öffentliche Nutzungen zu einem Zentrum vereint. Auf dem Gelände zweier abgebrochener Hofanlagen wurde hier in den 70er Jahren die Gemeindeverwaltung mit Bürgermeisteramt errichtet. Eine Mehrzweckhalle mit Fuß- ballplatz, ein Feuerwehr- und ein Bauhofgebäude, das Altenwohnheim, das Schulzentrum mit Schulhof und ein Kindergarten mit zugehöriger Freifläche sind ebenfalls hier angesiedelt.

Abb. 23: Südringgauschule, Grund- und Gesamtschule Abb. 24: Gemeindeverwaltung und Bürgermeisteramt Man trifft sich zur Kirmes auf dem Festplatz (Sportplatz) nördlich der Schulstraße oder bei den Vereins- festivitäten in den Räumlichkeiten der Mehrzweckhalle, für die Jugendlichen besteht außerhalb des Ortes ein selbstverwalteter Jugendraum, das „second home“. Die katholische und die evangelische Kir- che verfügen jeweils über ein Gemeindezentrum. Aber es fehlt ein individueller, gesellschaftlicher Treffpunkt wie eine Dorfkneipe oder im Sommer ein Biergarten. Außerhalb des Untersuchungsgebietes erstreckt sich entlang der Eisenacher Straße auf Höhe des Bahn- hofes ein Gewerbegebiet, das sich nach Osten hin zum Industriegebiet entwickelt, auf der anderen Seite nach Norden hin befindet sich am Ortsrand – über 1km Fußweg von der Ortsmitte entfernt – der einzige Vollsortiment-Lebensmittel- und Getränkehändler. Auf derselben Höhe sind die Autobahnrast- stätte und die Anschlussstelle an die A4 angesiedelt. Nordwestlich der Autobahn befindet sich auch außerhalb des Untersuchungsgebietes das Hallenbad, bei dem sich, obwohl bei den Bürgern sehr beliebt, in der Zukunft die Frage aufwirft, ob und wie lange diese Infrastruktureinrichtung gehalten werden kann.

30 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.2.4 Gebäudetypologie Das Quartier in Herleshausen besteht insgesamt aus 232 Gebäuden, wovon der Großteil Ein- und Zwei- familienhäuser sind. 28 Gebäude wurden bei der Ortbegehung als Nichtwohngebäude klassifiziert. Dazu gehören beispielsweise die Schul- und Verwaltungsgebäude, die das Zentrum des Quartiers bil- den, sowie die Gewerbe- und Verkaufsstätten rund um den Anger. Des Weiteren befinden sich im Un- tersuchungsgebiet elf Mehrfamilienhäuser und ein Wohnblock in der Schulstraße 22. Tab. 6: Gebäudebestand im Quartier (prozentual)

Gebäudetyp Anzahl [%] Nichtwohngebäude (NWG) 12

Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) 83

Mehrfamilienhäuser (MFH) 5

Wohnblock < 1

Abb. 25: Verteilung der Gebäudetypologie (räumlich) Im Rahmen der Erhebungen wurde die Anzahl der Geschosse der Gebäude ermittelt. Hauptsächlich finden sich Gebäude mit 1,5 bis 2,5 Geschossen im Quartier. Nichtganzzahlige Kategorien stehen da- bei für ausgebaute Dachgeschosse, die als halbes Geschoss bewertet wurden. Abbildung 26 stellt die räumliche Verteilung der Geschossigkeit der einzelnen Gebäude im Quartier dar.

31 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 26: Verteilung der Geschossigkeit (räumlich) Mit Hilfe der Bestandsaufnahme vor Ort wurde zusätzlich die äußere Zugänglichkeit der Gebäude erhoben. Bei einer Mehrzahl der Gebäude befinden sich eine oder mehrere Stufen vor der Haustür, wodurch meist keine Barrierefreiheit gewährleistet ist. Besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist die Barrierefreiheit ein Aspekt, der deutlich an Bedeutung gewinnt und Immobilienbesitzer veranlasst, Umbaumaßnahmen durchzuführen. Gleichzeitig bietet sie die Chance, dass energetische Sanierungen vorgenommen werden.

Abb. 27: Verteilung der Zugänglichkeit (räumlich)

32 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.2.5 Gebäudealter Mit der Einteilung der Gebäude in verschiedene Baualtersklassen kann ein Vergleich zu statistischen Gebäudedaten vollzogen werden, um beispielsweise den Wärmebedarf zu ermitteln. Kategorisiert werden die Gebäude anhand typischer Merkmale wie Architektur, Fachwerk, Fassadengestaltung, Ge- schosshöhen, Fensterlaibungen etc., die auf die jeweilige Baualtersklasse schließen lassen. Im Untersuchungsgebiet dominiert ein hoher Bestand an historischen Ein- und Zweifamilienhäusern, die aus der Zeit vor 1900 stammen. Vereinzelt gibt es über das Quartier hinweg verteilt einige neuere Gebäude aus den 70er, 80er und 90er Jahren, sowie einen Neubau. Eine detaillierte absolute Vertei- lung der Baualtersklassen bzw. die räumliche Verteilung der einzelnen Gebäudealtersklassen zeigen die beiden nachfolgenden Abbildungen.

Abb. 28: Verteilung der Baualtersklasse (prozentual)

Abb. 29: Verteilung der Baualtersklassen (räumlich)

33 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.2.6 Gebäudeelemente In der Bestandsaufnahme vor Ort wurden neben der Gebäudetypologie und der Baualtersklasse auch die einzelnen Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) erfasst und bewertet. Zunächst wurde dabei die Bauweise genauer betrachtet. Wie Abbildung 30 zeigt, sind die meisten Gebäude im Untersu- chungsgebiet Fachwerkhäuser. Gerade in den äußeren Bereichen des Quartiers sind aber auch zahlrei- che Gebäude in Massivbauweise errichtet. Bei der Fassade wurde zuerst das eingesetzte Fassadenmaterial erhoben. Anschließend wurde geprüft, ob eine Dämmschicht an der Gebäudeaußenhülle vorhanden ist. Danach wurde der Zustand der Fassa- de mit den Kategorien „gut“, „eher gut“, „eher schlecht“ und „schlecht“ bewertet. Bei den untersuchten Fenstern wurde erhoben, welches Rahmenmaterial verwendet wurde. Anschließend folgte wiederum eine Bewertung des Fensterzustandes. Beim Gebäudeelement Dach wurde, soweit ersichtlich, die Dach- form und das Dachmaterial aufgenommen und anschließend der Dachzustand bewertet.

Abb. 30: Verteilung der Bauweise (räumlich)

34 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fassade Bei der Erfassung des eingesetzten Fassadenmaterials wurde immer das Material aufgenommen, das von außen ersichtlich ist. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, ergibt sich ein bunter Mix aus diversen verschiedenen Fassadenmaterialien (u.a. Putz, Holz, Klinker, Kunststoff). Das am häufigsten vorkommen- de Fassadenmaterial im Quartier ist Fachwerk.

Abb. 31: Verteilung des Fassadenmaterials (räumlich) Laut Bestandsaufnahme ist der Großteil der Gebäude mit keiner äußeren Dämmschicht versehen. Nur etwas mehr als 2 % der Gebäude verfügen über eine Fassadendämmung mit einer Dämmstärke zwi- schen 1–10 cm.

Abb. 32: Verteilung der Fassadendämmstärke (räumlich)

35 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Bei der Bewertung des Fassadenzustandes im Untersuchungsgebiet fällt auf, dass viele Gebäudeeigen- tümer ihre Fassade zwar in den letzten Jahren gestrichen, jedoch nicht energetisch optimiert haben.

Abb. 33: Verteilung des Fassadenzustands (prozentual)

Abb. 34: Verteilung des Fassadenzustandes (räumlich)

36 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fenster Passend zur Fachwerkbauweise ist das am häufigsten vorkommende Fensterrahmenmaterial im Untersu- chungsgebiet mit etwa 65 % Holz. Ein Anteil von 33 % der Fensterrahmen besteht aus Kunststoff, am seltensten kommen mit nur knapp 2 % Metallrahmenfenster vor.

Abb. 35: Verteilung des vorhandenen Fensterrahmenmaterials (räumlich) Der Fensterzustand wurde wiederum mit den bereits eingeführten Kategorien gut, eher gut, eher schlecht und schlecht bewertet. Wie die Abbildungen veranschaulichen, sollte ein signifikanter Anteil der Fenster, die mit eher schlecht oder schlecht bewertet worden sind, mittelfristig ausgetauscht werden.

Abb. 36: Verteilung des Fensterzustands (prozentual)

37 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 37: Verteilung des Fensterzustandes (räumlich) Dach Im Rahmen der Gebäudebegutachtung wurde die Dachform aufgenommen. Dabei überwiegend im Quartier in Herleshausen vor allem ein- und zweifamilienhaustypische Satteldächer. Zusätzlich gibt es einige Komplex-, Pult-, Flach- und Walmdächer, die gemeinsam aber nur einen geringen Anteil der Dachformen einnehmen.

Abb. 38: Verteilung der Dachformen (räumlich)

38 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abbildung 39 zeigt die Verteilung des verwendeten Dachmaterials im Untersuchungsgebiet. Bis auf wenige Ausnahmen (Sporthalle, Lagergebäude in der Frauenbörner Straße) werden ausschließlich Dachpfannen als Dachmaterial verwendet.

Abb. 39: Verteilung des Dachmaterials (räumlich)

Abb. 40: Verteilung des Dachzustands (prozentual)

39 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 41: Verteilung des Dachzustandes (räumlich)

3.2.7 Freiraum Der Ort ist eingebettet in landwirtschaftliche Flächen, Wiesen, Äcker und Wälder. Im Binnengebiet weist er allerdings wenig nutz- und erlebbaren öffentlichen Freiraum, insbesondere Grünflächen auf. Im öffentlichen Zentrum sind die Freiflächen direkt an die Gebäude angeschlossen, beispielsweise ist dem Kindergarten ein abgezäunter Spielbereich zugeordnet, ebenso hat das Altersheim einen um- grenzten neu angelegten Garten mit Spazierwegen. Die der Feuerwehr und dem Bauhof zugeordnete Fläche ist eine mit Betonpflaster ausgelegte Parkplatz- und Manövrierfläche mit Abstandsgrün. Die Freiflächen zwischen Schule und Multifunktionshalle bestehen aus einem asphaltierten Fußballplatz, ei- ner Aschebahn, einem Asphaltplatz mit 2 Tischtennisplatten, einem Klettergerüst in einer Sandfläche und einer baumbestandenen Wiese, die teils der Erschließung dient und teils als Volleyballfeld genutzt wird. Teile des Schulhofes werden zudem als Parkplatz genutzt. Es handelt sich insgesamt nicht um at- traktive öffentliche Freiflächen, wenngleich der Schulhof tagsüber sicher einer hohen Nutzung unterliegt.

Abb. 42: Schulhof und Mehrzweckhalle Abb. 43: Gemeindeverwaltung mit Vorplatz Die überdimensionierten versiegelten Flächen heizen sich an heißen Tagen überproportional auf und schaffen keine angenehme Aufenthaltsatmosphäre. Bei Starkregenereignissen, wie sie in Zukunft häufi- ger zu erwarten sind, verhindern diese Flächen hingegen das Versickern der Regenmassen; dies kann in tiefer gelegenen Bereichen zu Überflutungen führen. Im Zusammenhang mit einer barrierefreien Er- 40 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen schließung könnte eine attraktive fußläufige grüne Achse zwischen Schulstraße und Bahnhofstraße ge- schaffen werden, die mit entsiegelten und baumbestandenen Flächen zeitgemäße sportliche Aktivitäten unterstützen könnte (z.B. Sportgeräte für alle Altersgruppen), die darüber hinaus das Kleinklima im Zentrum des Ortes verbessern könnte. Als weitere innerörtliche Freifläche ist zum einen der Schlosspark zu nennen, der mit einer Reihe großer Parkbäume ein freiraumgestalterisches Schmuckstück darstellt, aber nicht öffentlich zugänglich ist. Zum anderen ist die Lauchröder Straße zu nennen, die als historische Lindenallee einen wertvollen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität (Spazierweg zur Werra hin) darstellt. Außer diesen Großgehölzen gibt es nur noch wenige große Straßenbäume. Ein weiterer Freiraum, der aber keine hohe Nutzungsqualität aufweist, ist der von einer Lindenreihe gesäumte Sportplatz nördlich der Schulstraße, der nur noch als Kirmesplatz genutzt wird.

Abb. 44: Großbäume im Schlosshof Abb. 45: Blick von der Lauchröder Straße zum Schlosspark Hinter den ehemaligen Gutsarbeiterhäusern des Goldgrabens verläuft ein Panoramaweg, der sich als informeller Trampelpfad über Jahrhunderte die Gärten am Goldberg erschlossen hat. Als ausgebauter Spazierweg könnte dieser die Aufenthaltsqualität im Ort erhöhen. Wasser als wichtiger Bestandteil von öffentlichem Freiraum ist innerhalb Herleshausens, außer beim Brunnen auf dem Gemeindezentrumsvorplatz, kaum erlebbar, da schon in den 20er Jahren der Frauen- borner Bach ab dem Ortseingang auf Höhe des Friedhofes bis zum südlichen Ortsausgang nach Lauch- röden auf Höhe der katholischen Kirche verrohrt wurde. Selbst der Mühlteich am nördlichen Ortsrand tritt nicht in Erscheinung und ist nicht mit einem öffentlichen Weg erschlossen. Zur gesamten Klimasituation des Ortes lässt sich vermuten, dass durch die massive Barriere der Auto- bahn die Kaltluftzuflüsse aus dem höher gelegenen Waldgebiet bis auf wenige Durchlässe abgeschnit- ten wurden und der Ort auf diese Weise nicht mehr im erforderlichen Maß von der natürlichen Kaltluft- strömung profitieren kann. Dies dürfte sich insbesondere in den im Zuge des Klimawandels heißer wer- denden Sommern negativ auf die Luftaustauschsituation innerhalb des Ortes auswirken. Umso wichtiger wäre es, innerhalb des Ortes für kleinklimaverbessernde Freiräume und Bepflanzungen zu sorgen, die der Überhitzung im besiedelten Raum entgegenwirken können.

3.2.8 Verkehr und Mobilität Überörtlicher Verkehr Zu Zeiten der deutschen Teilung war Herleshausen als Grenzort durch den starken Durchgangsverkehr in der Ortslage einer hohen Verkehrsdichte ausgesetzt, dessen Ausmaß nach der Einführung des kleinen Grenzverkehrs 1974 unerträglich wurde. Zur Entlastung des Ortes entstand die Planung einer Ortsum- gehung mittels einer großräumigen Flächensanierung, was einer Niederlegung fast des gesamten histo- rischen Herleshäuser Ortskerns gleichgekommen wäre. Diese ursprüngliche Planung scheiterte aber am Widerstand der Bevölkerung. 1978 wurde dann durch den Bau des einbahnigen Autobahnstücks zwi- 41 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen schen Wommen und Herleshausen die Ortsdurchfahrt Herleshausen entlastet. Ab 1994 war die A4 zwi- schen und Eisenach durchgehend vierspurig befahrbar und wurde schließlich 2005 auf 6 Streifen ausgebaut - wohl auch im Hinblick auf den im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehenen Ausbau der BAB 44 zwischen Kassel und Herleshausen, deren Anschluss an die A4 westlich von Herles- hausen auf Höhe der Anschlussstelle Wommen geplant ist. Die durchschnittliche Verkehrsbelastung pro Tag auf der A 4 liegt heute bei bis zu 44.000 Kfz/24 h bei einem Schwerverkehrsanteil von rund 20 Prozent ( aus: Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung, A44 Kassel-Herleshausen, Dimensionierungs- prognose 2025, Fortschreibung 2009). Am östlichen Ortsrand hat Herleshausen seine „eigene“ An- schlussstelle zur Autobahn. Zurzeit wird eine neue Tank- und Rastanlage Werratal Süd mit 133 Pkw- Stellplätzen, 4 Behindertenparkplätzen und 80 Stellplätzen für Lkw, 6 Busparkplätzen sowie 5 Stell- plätzen für Pkw mit Anhänger gebaut.

Abb. 46: Kreuzung Frauenbörner Straße-Hainertor Abb. 47: Bahnhofstraße Höhe Hintergasse Individualverkehr Die Bahnhofstraße, die als L 3251 in West-Ost-Richtung durch den Ort führt, ist als historische Straße von einem sehr schmalen Straßenquerschnitt mit einseitigem Gehweg und einer kurvenreichen, sich der Topografie des „Burgbergs“ anpassenden Führung gekennzeichnet. An der schmalsten Stelle ist ein kleines Teilstück mit Tempo 30 ausgeschildert, der überwiegende Rest darf mit Tempo 50 befahren werden. Die Bahnhofstraße ist an manchen Stellen so schmal, dass im Zuge der Sanierungsmaßnahmen im Ort ein Haus „untertunnelt“ wurde, um einen sicheren Durchgang für Fußgänger zu schaffen. Erschwe- rend kommt hinzu, dass trotz des geringen Querschnittes die Bahnhofstraße nicht für Schwerlastverkehr gesperrt ist. Im Zentrum des Ortes, am Schnittpunkt vieler öffentlicher Nutzungen wie Schule, Mehr- zweckhalle, Sparkasse, Gemeindezentrum, Bushaltestelle Mitte befinden sich in einer unübersichtlichen Kurve zwei Straßeneinmündungen, die als gefährlich eingestuft werden. Rad- und Fußverkehr Auf der südlichen Werraseite verläuft auf Thüringer Terrain der Werratal-Radweg durch die Herles- häuser Nachbarorte Sallmannshausen, Lauchröden, Göringen und Wartha. Eine Anbindung nach Herles- hausen besteht durch die Lauchröder Straße über eine Fußgänger und Fahrradbrücke und mündet im Ortskern „Am Anger“, wo ein Café zur Rast einlädt und sich eine E-Bike-Ladestation befindet. In Herles- hausen selbst gibt es aufgrund der geringen Straßenbreite bzw. des geringen Anwohnerverkehrs keine extra ausgewiesenen innerörtlichen Radwege. Die Bahnhofstraße ist Durchgangsstraße für Fernverkehr und ist zu eng für eine separate Fahrradführung. Sie stellt einen Angstraum für Radfahrer dar und ist aufgrund der Topografie für ungeübte Radfahrer oder Radreisende mit Gepäck eine sportliche Her- ausforderung. Aufgrund der anfangs beschriebenen Barrieren sind innerhalb des Ortes die verkehrstechnischen ver- kehrlichen Verbindungen in Nord-Süd-Richtung – z.B. zwischen Bahnhofstraße, bzw. Gartenstraße und Schulstraße schlecht ausgebaut, bzw. bestehen nur als unasphaltierte Pfade. Dies wirkt sich im Fußgän- gerverkehr vor allem für mobilitätseingeschränkte Menschen negativ aus, da oft Umwege in Kauf ge- 42 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen nommen werden müssen. Vor allem im Ortskern mit seinen vielen öffentlichen Nutzungen wäre ein gut nutzbares barrierefreies Wegenetz in alle Richtungen eine Voraussetzung dafür, Herleshausen zu einem Ort der kurzen Wege zu machen. Für eine klimafreundlichere Kommune muss eines der Ziele sein, Fahr- ten mit dem PKW zu verringern und den Umstieg auf Rad und Bahn leicht zu machen. Nicht zuletzt wäre dieser Schritt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer älter werdenden Bevölke- rung ohne eigenen PKW wichtig, um die Nutzbarkeit der dörflichen Infrastrukturen für alle Bevölke- rungsgruppen zu erhalten. Öffentlicher Nahverkehr Die südlich von Herleshausen liegende Bahnlinie nahm zu DDR Zeiten nur den Güterverkehr auf, seit 1992 ist der Bahnhof Herleshausen wiedereröffnet und heute Haltepunkt an der stark frequentieren Ost-West-Achse „Dortmund – Dresden". Der nächste ICE-Bahnhof befindet sich in 12 km Entfernung in Eisenach. Diese gute ÖPNV-Anbindung war in der jüngsten Vergangenheit für Neubürger aus Thüringen bereits ausschlaggebend für einen Immobilienkauf in Herleshausen. Die Fahrtzeit der R6 nach Eisenach beispielsweise beträgt 12 min, dadurch wird insbesondere ein Schulbesuch in weiterführenden Schulen in Eisenach für junge Familien attraktiv. Allerdings ist die Fahrrad-Verbindung zum Bahnhof, sowohl für die Herleshäuser, als auch für die umliegenden thüringischen Nachbarorte noch ausbaufähig. Beispiels- weise wäre, wie oben beschrieben, eine Umgehung der schwierigen Topografie des Burgberges sinn- voll. ÖPNV-Busverbindungen bestehen zwischen Herleshausen und Eschwege. Die 3 Haltestellen innerhalb Herleshausens (Bahnhof, Waldstraße, Orts-Mitte) erschließen nur einen kleinen Teil des Ortes und sind auf die Bedürfnisse des Schülerverkehrs abgestimmt. Diese entsprechen nicht immer den Bedarfen an- derer Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise autolosen Rentnern. Das einzige Einkaufszentrum, das am Hang außerhalb des Ortes auf Höhe der Autobahnraststätte über 1km Fußweg von der Ortsmitte entfernt liegt, wird nicht durch Linienbusse angefahren. Herleshausen gehört zu den 3 Pilotregionen, in denen das Projekt Mobilfalt, ein neues Mobilitätsange- bot des Nordhessischen Nahverkehrsverbundes (NVV) erprobt wird. Hier soll der Individualverkehr mit den Angeboten des ÖPNV verknüpft werden, indem registrierte Autobesitzer aus der Region für ande- re Fahrgäste Ergänzungs-Fahrten auf ÖPNV-Linien zu einem festgelegten Preis anbieten. Vorhandene Linienfahrten des Nahverkehrs werden so effizient und flexibel durch „Mobil-Fahrten“ ergänzt. Der NVV fungiert dabei als Anbieter, Vermarkter und Vermittler. Das Projekt ist noch in der Erprobungs- phase.

3.3 Energetische Situation Im nachfolgenden Teilkapitel sind die energetischen Erfassungsergebnisse abgebildet. Das Quartier in Eschwege wurde hinsichtlich des energetischen Ausgangzustands des Gesamtquartiers auf Gebäude- ebene untersucht. Diese Einzelbetrachtungen ergeben in Summe Handlungsansätze hinsichtlich energeti- scher Potenziale im gesamten Quartier (vgl. Kap. 4.2).

43 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.3.1 Wärmeverbräuche Die gesamte Nachfrage von Wärmeenergie liegt im Quartier in Herleshausen bei 14.535 MWh.

Abb. 48: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES)

Abb. 49: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude pro m² Bruttogebäudefläche (nach TABULA/ AGES)

44 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.3.2 Stromverbrauch Die Gebäude in Herleshausen haben einen elektrischen Energiebedarf von insgesamt 1.441 MWh.

Abb. 50: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES)

3.3.3 Wärmeversorgung Für das Quartier Herleshausen liegen keine konkreten und individuellen Daten zur Wärmeversorgung und zum Wärmeverbrauch vor. Es wird angenommen, dass die meisten Häuser über Gas- oder Öl- Zentral-, bzw. Etagenheizungen beheizt werden. In einigen unsanierten Gebäuden erfolgt die Wärme- versorgung über Einzelöfen auf Basis von Kohle, Holz, Strom oder Öl. Wärmenetze zur zentralen Wär- meversorgung sind im Ort bisher nicht vorhanden, durch die enge Bebauung aber sinnvoll und wurden daher näher untersucht.

45 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien Im Quartier im Ortskern von Herleshausen sind 16 Photovoltaik-Anlagen installiert (Stand 2015). Dadurch werden etwa 14 % des Jahresstrombedarfs im Quartier erzeugt.

14,09%

85,91%

Solarstrom außerhalb des Quartiers erzeugt

Abb. 51: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch im Quartier Die folgende Abbildung zeigt einen Vergleich der prozentualen Abdeckung des Strombedarfs durch lokale Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien aller Quartiere:

Eschwege

Großalmerode

Herleshausen

Meißner-Germerode

Ringgau-Netra

Witzenhausen

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Abb. 52: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch: Die 6 Quartiere im Vergleich. Ob und in welchem Umfang Biomasse (Pellet, Scheitholz, etc.) genutzt wird, ist nicht bekannt. Es ist je- doch davon auszugehen, dass in vielen Gebäuden zusätzlich zur Zentralheizung Holzöfen oder Kamine einen Teil der Wärmeversorgung übernehmen.

46 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.3.5 Verkehr und Mobilität Für die energetische Analyse im Bereich Verkehr und Mobilität wurde das Verursacherprinzip für die Berechnungen angewandt. Dem Konzeptgebiet werden also beispielsweise auch die von den Bewoh- nern verursachten CO2-Emissionen zugeschrieben, die außerhalb des Konzeptgebiets emittiert werden. Berücksichtig werden auch Emissionen durch den von Bewohnern des Quartiers verursachten Güterver- kehr. Der Energieverbrauch im Bereich Verkehr und Mobilität im Quartier in Herleshausen liegt bei etwa 7 GWh. Daraus resultieren CO2-Emissionen von ca. 3.121 t/a. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen den Anteil der einzelnen Verkehrsmittel am Energieverbrauch und an den CO2-Emisssionen.

Schiene-GV Schiffs-GV Schiene-GV Schiffs-GV 0,5% 0,6% 0,1% 0,4% LKW LKW 32,5% 24,0% PKW PKW 33,2% Flug Energie 46,1% CO2 16,6% Kraftrad 0,3% Bahn Flug ÖPNV ÖPNV Bahn 0,5% 40,4% 1,5% 2,8% Kraftrad 0,0% 0,5% Abb. 53: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Abb. 54: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an Energieverbrauch den CO2-Emissionen Mit ca. 46 % haben die Pkw den größten Anteil am Energieverbrauch. Durch den Flugverkehr werden etwa 40 % der CO2-Emissionen verursacht. Damit stellt er den größten Anteil an den CO2-Emissionen im Sektor Verkehr und Mobilität. Besonders markant in dieser Darstellung ist der mit etwa 17 % relativ geringe Anteil des Flugverkehrs am Energiebedarf im Vergleich zu den sehr hohen CO2-Emissionen von rund 40 %. Nachfolgend werden die Anteile der einzelnen Energieträger bzw. Kraft- oder Treibstoffe im Sektor Verkehr und Mobilität am Gesamtenergieverbrauch sowie an den CO2-Emissionen abgebildet.

Strom Strom Kerosin 1,6% 2,2% 16,9% Benzin Benzin Kerosin 17,5% 24,6% 39,6% Energie CO2

Diesel Diesel 56,9% 40,6%

Abb. 55: Anteil der jeweiligen Energieträger am Ener- Abb. 56: Anteil der jeweiligen Energieträger an den gieverbrauch CO2-Emissionen

47 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

3.3.6 Energie und CO2-Bilanz Primärenergie Im Wärmebereich werden 14.535 MWh an Endenergie für das Quartier in Herleshausen benötigt. Multipliziert mit einem spezifischen Emissionsfaktor von 1,333 kWh Primärenergie/kWh Endenergie ergibt sich ein Wert von etwa 19.244 MWh an dafür benötigter Primärenergie. Bei einem Stromver- brauch von 1.441 MWh beträgt der Primärenergieaufwand 4.262 MWh. Im Bereich Verkehr und Mo- bilität werden jährlich ca. 7.225 MWh Endenergie benötigt. Tab. 7: Primärenergieaufwand des Quartiers Endenergie [MWh] Primärenergie [MWh] Wärmeverbrauch 14.535 19.244 Stromverbrauch 1.441 4.262 Verkehr und Mobilität 7.225 13.356 Summe 23.201 36.842

CO2-Emissionen Im Quartier in Herleshausen werden für die Gebäudewärme insgesamt rund 14.535 MWh an Endener- gie verbraucht. Daraus ergeben sich Treibhausgasemissionen von mehr ca. 4.155 tCO2aeq.

Der Stromverbrauch des Quartiers beträgt rund 1.441 MWh. Hierdurch werden 854 tCO2aeq ausge- stoßen. Über Strom und Wärme emittiert das untersuchte Gebiet in Herleshausen etwas mehr als 5.000 tCO2aeq. Der Sektor Verkehr und Mobilität ist für jährliche CO2-Emissionen in Höhe von 3.12 t verantwortlich. Tab. 8: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel (nach GEMIS)

CO2-Emssionen [tCO2/a] Wärmeverbrauch 4.155 Stromverbrauch 854 Verkehr und Mobilität 3.121 Summe 8.130

48 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Exkurs 2 – Primärenergie Für die Berechnung des Primärenergieeinsatzes werden alle erneuerbaren und nichterneuerbaren Energieströme für Gewinnung, Umwandlung, Transport und Lagerung/Speicherung erfasst. Diese werden zu einem spezifischen Primärenergiefaktor zusammengefasst, der sich auf den Endenergie- verbrauch bezieht. Für die Berechnung der Primärenergie liegen unterschiedliche Berechnungsmethoden vor. Die Berech- nungsmethode nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) weist beispielsweise nur den nicht- regenerativen Anteil aus. Ein Holzpellet-Kessel z.B. hat demnach einen Primärenergiefaktor von 0,2. Demgegenüber steht die Berechnungsmethode nach dem globalen Emissions-Modell integrierter Sys- teme (GEMIS), worin ein Primärenergiefaktor von 1,08 (GEMIS 4.93) für den gleichen Kessel ange- nommen wird. Beispiel: Ein Gebäude verfügt über einen Holzkessel der 100 MWh an Pellets benö- tigt. Der Primärenergiebedarf nach EnEV würde 20 MWh betragen. Wird das GEMIS inkl. des rege- nerativen Anteils zugrunde gelegt, läge der Primärenergiebedarf bei 108 MWh. Die beiden Werte unterscheiden sich somit um den Faktor 5. Da es bei der Wirkungsabschätzung in Quartierskonzepten nicht um einen normativen Nachweis nach EnEV geht, sondern um eine räumlich bezogene Berechnung der primärenergetischen Ströme, werden die Faktoren nach GEMIS (s. Abb. 54) verwendet. Beim GEMIS wird zur Begriffsentwirrung der Indikator als Kumulierter Energieverbrauch (KEV) bezeichnet. Im Sinne der Einheitlichkeit wird in der vorliegenden Ausarbeitung jedoch der Begriff Primärenergie- verbrauch (PEV) verwendet.

Abb. 57: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (GEMIS)

49 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Exkurs 3 – CO2-Emissionen Der Wirkungsindikator für die Auswirkungen auf den Klimawandel wird als „Global Warming Poten- tial“ (GWP) bezeichnet. Das GWP fasst die bisher als Verursacher des Treibhauseffektes identifizier- ten Spurengase als einen aussagekräftigen Indikator zusammen. Für die Zeiträume von 20, 100 und 500 Jahren wurde die treibhausverstärkende Wirkung von einem Kilogramm-Spurengas im Vergleich zu einem Kilogramm-CO2 bestimmt und der Umrechnungsfaktor ermittelt. So kann bei bekannter Mas- se die treibhausverstärkende Wirkung ebenfalls in Kilogramm-CO2aeq angegeben werden. Dabei werden die emittierten Gase in Bezug zu ihrer Wirkung mit einem Faktor versehen. Methan hat beispielsweise eine höhere Wirkung auf den Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Die emittierten Gase werden als Massenstrom mit ihrem Wirkfaktor multipliziert und bilden zusammen den Wirkindikator der Kohlendioxid-Äquivalente, kurz CO2aeq. Üblicherweise wird der Zeitraum der Wirksamkeit mit 100 Jahren angenommen. Tab. 9: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre (IPCC 2006)

GWP 20 Jahre GWP 100 Jahre GWP 500 Jahre [kgCO2aeq] [kgCO2aeq] [kgCO2aeq]

CO2 Kohlendioxid 1 1 1

CH4 Methan 72 25 7,6 H1301 Halon 8.480 7.140 2.760

N2O Lachgas 289 298 153

SF6 Schutzgas 16.300 22.800 32.600

Abb. 58: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel (nach GEMIS)

Die Relation zwischen Endenergie und CO2aeq wird als Faktor angegeben. Bei den Faktoren werden häufig die Emissionen der Energieträgeraufbereitung berücksichtigt. Bei einem Energieträger wie Heizöl wäre dies die gesamte Aufbereitung von der Bohrstelle über den Transport, dem Raffinieren, der Lagerung bis hin zur Verbrennungstechnik des Heizkessels. Bei einer Photovoltaikanlage umfasst die lebenszyklusweite Betrachtung die Emissionen bei der Herstellung, im Betrieb und beim späteren Rückbau der Anlage.

50 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

So kann jedem Energiestrom und deren Nutzung die Relevanz zum Klimawandel zugeordnet werden. Die Einheit des Faktors ist üblicherweise kg/kWh Endenergie. Die Energieströme werden differenziert nach den Energieträgern mit CO2aeq-Faktoren versehen. Die Summe bildet den Beitrag zum Treibhaus- effekt. Da der Wert als Wirkindikator nicht dem tatsächlichen Massenstrom der Emissionen entspricht, ist eine Aussagefähigkeit nur im Vergleich gegeben. Bei der Gebäudesanierung beispielsweise ist nur ein Vergleich vor und nach der Sanierung um den Faktor n oder die eingesparten kg/CO2aeq sinnvoll. Für die Berechnung der quartiersweiten Auswirkungen auf den Klimawandel sind die Wirkfaktoren nach GEMIS verwendet worden. Diese beinhalten die Gase CO2, CH4 und N20. Die weiteren treib- hausrelevanten Gase bleiben wegen ihrem geringen Anteil unberücksichtigt. In Abbildung 54 sind ausgewählte Wirkfaktoren dargestellt.

3.4 Ergebnisse aus den Bürgerdialogen Im Quartier Herleshausen fanden im Projektzeitraum drei Bürgerdialoge statt. Die Bürgerinnen und Bürger wurden über Plakate, Informationen im Amtsblatt, die Presse sowie auch persönlich mündlich oder schriftlich informiert und eingeladen. Im Folgenden sind die Inhalte und Ergebnisse der Veranstal- tungen dargestellt.

3.4.1 Erster Bürgerdialog, 03. März 2016 Den Auftakt der Bürgerdialoge bildete am 3. März 2016 eine Informationsveranstaltung zum Projekt Integrierte Energetische Quartierssanierung im Werra-Meißner-Kreis, bei der Vertreter der Klima- und Energieeffizient Agentur (KEEA) und der NH-Projektstadt sowie der Bürgermeister Scheld im Gemein- desaal über das Projekt informierten. Gemeinsam mit den neun anwesenden Herleshäuser Bürgern wur- den anschließend Ideen für das Projekt entwickelt und diskutiert. Dabei ging es schwerpunktmäßig um die Themen Nahwärme, energetische Sanierung von Wohngebäuden und öffentlichen Gebäuden, wie z.B. der Schwimm- und Turnhalle, sowie um das Thema Sanierung für altersgerechtes Wohnen. Die Ideen wurden dokumentiert und im Anschluss hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und Weiterverfolgung im Projekt geprüft. Sie bildeten die inhaltlichen Schwerpunkte der Folgeworkshops. Die Kontaktdaten der Teilneh- mer wurden in einen Verteiler aufgenommen.

Abb. 59: Impressionen des ersten Bürgerdialogs in Herle- Abb. 60: Besonderes Augenmerk lag auf dem Thema shausen Gebäudesanierung

3.4.2 Zweiter Bürgerdialog, 12. April 2016 Im zweiten Bürgerdialog, der am 12.4.2016 unter dem Motto „Lebenswertes Herleshausen für Jung und Alt“ stand, wurden mit 12 anwesenden Bürgern die Themen „Energetische Sanierung“ und „Wohnen im Alter“ aus dem 1. Bürgerdialog aufgegriffen und durch Fachvorträge sowie in zwei parallelen Work- 51 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen shops vertieft. Außerdem konnten sich die Teilnehmer an einen Infostand des HeRo e.V. über Dämmstof- fe aus nachwachsenden Rohstoffen informieren. Beim Thema „Wohnen im Alter“ wurde seitens der Bürger unter anderem der Bedarf nach altersgerech- ten, kleinen Wohnungen unterstrichen, die Idee eines Seniorentaxis für Fahrten zum Nahversorgungs- zentrum am Ortsrand genannt sowie angeregt, eine Möglichkeit zur Tagesbetreuung für Senioren zu schaffen. Im Bereich energetische Sanierungen wurden Ideen für Sanierungs- und Energieeffizienzmaßnahmen für Privatimmobilien Herleshäuser Bürger besprochen und hinsichtlich der Finanzierung und Förderung bera- ten. Daneben wurde von einigen Teilnehmern angeboten, ihre Gebäude als Modellsanierungsobjekte zur Verfügung zu stellen. Auch die Installation von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, bspw. eine PV-Anlage auf dem Dach der zum Schloss Augustenau gehörigen Rentkammer, war Thema des Workshops.

Abb. 61: Unterstützt wird der Workshop von HeRo aus Abb. 62: Gruppenarbeit beim zweiten Workshop Witzenhausen Die in den Workshops genannten Vorschläge und Ideen wurden anschließend auf Realisierbarkeit überprüft. Wo notwendig wurden Einzelgespräche, z.T. vor Ort, mit relevanten Bürgern durchgeführt, um die Projektideen weiter zu konkretisieren oder vertiefende Fragen zu beantworten. Alle realisierba- ren Projektideen wurden in die Maßnahmensteckbriefe des Quartierskonzeptes überführt und im Detail beschrieben. Die nicht als Maßnahme beschriebenen Ideen aus den Bürgerdialogen bieten dennoch interessante Ansatzpunkte, welche im Rahmen eines Sanierungsmanagements aufgegriffen und weiter- entwickelt werden sollten.

3.4.3 Dritter Bürgerdialog, 10. Mai.2016 Die Wärmeversorgung des Quartiers durch ein Nahwärmenetz war Schwerpunkt des Workshops am 10.5.2016, bei dem erste Modellplanungen des Nahwärmenetzes durch die Firma SEEGER GmbH vor- gestellt wurden. Ziel des Workshops war es, den 18 anwesenden Herleshäuser Bürgern die Idee und den Planungsstand der Maßnahme vorzustellen, Fragen zu beantworten, gemeinsam Chancen und Risi- ken des Projektes zu benennen und die Bürger für das Vorhaben zu gewinnen. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch den 1. Kreisbeigeordneten Herr Dr. Wallmann. Die Bürgerenergiegenossenschaft Werra-Meißner, vertreten durch Herrn Gölitz, stellte ein Modell zur genossenschaftlichen Finanzierung des Nahwärmenetzes vor und beantwortete Fragen. Die anwesenden Bürger erhielten einen Fragebogen zur Erfassung des Wärmebedarfes ihrer Immobi- lien, mit der Bitte ihn an die FA SEEGER zurück zu senden.

52 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 63: Impressionen aus dem Infoworkshop „Nah- Abb. 64: Ergebnisse des Workshops zu Thema wärmenetz für Herleshausen“ Nahwärme In einer Interessensabfrage am Ende der Veranstaltung, wurde deutlich, dass alle anwesenden Bürger dem Projekt positiv gegenüber stehen und weiter darüber informiert werden möchten. Einige Bürger haben bereits signalisiert, ihre Immobilie an das Netz anschließen zu wollen. Die Befürwortung des Projektes durch die Bürgerschaft sowie die vorteilhafte räumliche Lage der kom- munalen Liegenschaften im Quartier, die eine hohe Wärmedichte ermöglichen, versprechen gute Erfolg- saussichten für eine Realisierung dieser Maßnahme. Im Anschluss an den Workshop erhielten alle Teilnehmer eine E-Mail, in der ihnen die Kontaktdaten der Projektbeteiligten für weitere Fragen zur Verfügung gestellt wurden und der nochmals der Fragebogen anhing. Tab. 10: Ergebnisse des Infoworkshops „Nahwärmenetz für Herleshausen“ am 10.05.2016 Welche Chancen sehen Sie für sich und Herleshausen? Weg von fossilen Brennstoffen und der Preisabhängigkeit Baumschnitt loswerden, Holzige Biomasse ausreichend vorhanden+ Die kommunalen Abnehmer machen das Netz auch allein wirtschaftlich Die Großen müssen vorangehen Genossenschaftliche Umsetzung; in die Genossenschaft investiertes Geld ist nicht verloren Geld bleibt in Region Kostenreduktion durch Ko-Verlegung von Breitband Langfristig tragfähige Investition Welche Risiken sehen Sie für sich und Herleshausen? Hohe Preise für Anschlüsse Genügen die kommunalen Abnehmer, damit das Netz tragfähig ist? Große Abnehmer (z.B. Schloss) tragen das größte Risiko Hohe Fixkosten, die zumindest anfänglich von wenigen getragen werden müssen Zunehmender LKW-Verkehr durch Anlieferungen – Abgasbelastung Was sollte berücksichtigt werden? Heizung der Kirche und des Gemeindehauses Prüfen, ob die holzige Biomasse („das Gestrüpp“) genügt – Witzenhausenstudie „Holzige Biomasse“ Nicht das Holz irgendwo herholen Öffnungszeiten am Sammelplatz verbessern Lagerfläche östlich der A4-Abfahrt schaffen Wirtschaftlichkeit sicherstellen Was gilt es zu vermeiden? Nicht nachhaltige Forstwirtschaft Prozentuale Beteiligung der Teilnehmer

53 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4 POTENZIALE

Im nachfolgenden Kapitel sind die städtebaulichen und energetischen Potenziale im Quartier darge- stellt. Die vorhandenen Gebäude weisen sowohl in energetischer Sicht als auch im Hinblick auf Barriere- freiheit Potenziale zur Sanierung und Modernisierung auf. Grundlage für die dargestellten Potenziale bilden der aktuelle Stand der Technik und die derzeitigen Rahmenbedingungen der Sach- und Wirkungsanalyse. Beispielsweise wird bei den Gebäuden ange- nommen, dass diese zum Zeitpunkt der Konzepterstellung saniert werden. Eine entscheidende Frage dabei ist, wie sich der Endenergieverbrauch, die Treibhausgasemissionen, die Primärenergienachfrage und die Energiekosten dadurch verändern würden. Die Potenziale im Quartier können also als die Summe der energetischen Einzelmaßnahmen beschrieben werden.

4.1 Städtebauliche Potenziale Das wesentliche Ziel der städtebaulichen Entwicklung von Herleshausen ist der Erhalt und die Stärkung des Ortskerns in seiner Funktion als Arbeits-, Versorgungs- und Wohnstandort. Dabei stellt vor allem die noch vorhandene und ortsbildprägende historische Fachwerkbebauung ein Entwicklungspotenzial, aber auch eine Herausforderung dar. Die vorhandene Baustruktur ist besonders für ein spezielles Klientel interessant, das Wohnen in histori- schem Umfeld bevorzugt und/oder eine starke Affinität für handwerkliche Betätigungen hat. Darüber hinaus bieten die Hofanlagen im Fall der Nutzungsaufgabe Möglichkeiten zur Umnutzung in Wohnge- bäude, sodass sich Wohnanfragen ortsbildangepasst im Bestand realisieren ließen. Der damit verbun- dene höhere Investitionsbedarf kann durch Förderprogramme abgedeckt werden. Die in Herleshausen vorhandenen Innenentwicklungsflächen bieten bei Aktivierung ausreichend Potenzi- al, um – trotz Einwohnerrückgängen und stagnierender Wohnflächennachfrage – Neubaubedarfe so- wohl im Ein- und Zweifamilienhausbau, als auch im Geschosswohnungsbau zu erfüllen. Die Aktivierung dieser Flächen sollte einen flankierenden Ansatz der Siedlungsentwicklung in Herleshausen darstellen. Wie schon im Integrierten Handlungskonzept von 2008 – welches gemeinsam mit den Kommunen Sontra und Nentershausen für das Programm Stadtumbau in Hessen erstellt wurde – wird einer Neuordnung, Attraktivierung, Durchwegung und Nutzung der öffentlichen Mitte als ein wichtigen Entwicklungsschritt für Herleshausen gesehen. Besonders die Leerstände – welche sich allgemein in Grenzen halten – sich aber an prominenter Stelle befinden (Ortseingang, Am Anger und in der Hintergasse) stellen dabei ein großes Potenzial für eine Entwicklung in den Bereichen Arbeits-, Versorgungs- und Wohnstandort dar. Dabei sind die unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Wohnnutzungen, Büro- und Geschäftsnutzungen und gewerblichen Nutzungen mit den historischen und gestalterischen Werten in Einklang zu bringen. Der Sanierung der Wohngebäude kommt ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Vor allem im Bereich ener- getischer Sanierung aber auch barrierefreier bzw. -armer Modernisierung besitzt eine Vielzahl an Ge- bäuden ein hohes Verbesserungspotenzial. Notwendig hierfür ist eine finanzielle, vor allem aber auch eine fachliche Unterstützung für Gebäude- und Grundstücksbesitzern sowie für potenzielle Bauherren. Zur finanziellen Unterstützung stehen zum Teil Förderprogramme der KfW-Bank bereit, die jedoch aufgrund der beschränkten Fördersummen und/oder der gestellten energetischen Anforderungen nur unzureichend für die Finanzierung der hohen Kosten einer Fachwerksanierung tauglich sind. Für die Umsetzung sind zusätzliche Förderanreize durch Förderprogramm bspw. durch die hessische Dorfentwicklung notwendig. Nur so kann der Fachwerkbe- stand durchgreifend zukunftsoptimiert werden. Ebenso könnten über zusätzliche Anreize zum Hauser- werb die Bindung von Einwohnern durch Eigentumsbildung unterstützt und neue Bewohner bspw. junge Familien gewonnen werden.

54 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.1.1 Gebäude und Barrierefreiheit Sehr hohes Potenzial Wohngebäude barrierefreier zu gestalten, besteht darin, die Zugänglichkeit zu verbessern. Unter Berücksichtigung der prognostizierten demografischen Entwicklungen für Herleshau- sen, sollte hier ein Schwerpunkt liegen, um Bestandswohneigentum barrierefrei zugänglich zu machen. Auch aus anderen Gründen sollten körperlich Beeinträchtigte dabei berücksichtigt werden. Die mögli- chen Optionen reichen vom Rückbau von Stufen über den Anbau von Rampen, und Handläufen bis zur Schaffung und Nutzung alternativer bzw. zusätzlicher ebenerdiger Hauseingänge z.B. über die Garten- terrasse. Entsprechende Fördermittel können bei der KfW-Bankengruppe in Anspruch genommen wer- den.

4.1.2 Freiraum und Barrierefreiheit Aufgrund seiner Topografie stellt das Quartier Herleshausen für körperlich beeinträchtigte Menschen eine Herausforderung dar. Um bspw. vom Anger zum Gemeindezentrum zu kommen, müssen eine er- hebliche Steigung und mehrere Bordsteine überwunden werden. Die Absenkung von Bordsteinen entlang der Hauptrouten durch den Ort ist eine relativ kostengünstige und einfach umzusetzende Maßnahme, die die Überwindung dieser Wege erheblich erleichtert. Um eine barrierefreie Nord-Süd-Verbindung zwischen der Schul-, bzw. Gartenstraße und der Bahnhof- straße zu schaffen, bietet es sich an, die bereits vorhandenen „Trampelpfade“ zu asphaltieren und ggf. mit Handläufen auszustatten, sodass sie auch für Menschen im Rollstuhl, Gehhilfen oder mit Rollator insbesondere auch bei im nassen Zustand begeh bzw. befahrbar werden. Der Platz am Anger ist mit seinen Geschäften und seinem Café das Dorfzentrum, wird aber vorwiegend als Parkplatz für Geschäftskunden genutzt. Parkplatzalternativen gibt es nur entlang der Hauptstraße oder hinter dem Café. Um die Aufenthaltsqualität von Plätzen im Dorf zu steigern, sind nah gelegene Parkalternativen unumgänglich, wenn gleichzeitig der Kundenverkehr zu den Geschäften nicht beein- trächtigt werden soll. Für Menschen, die fußläufig oder mit dem Fahrrad den Platz erreichen, bieten sich außerhalb des Cafés kaum Sitzgelegenheiten, sofern nicht das Wartehäuschen oder eine Mauer zum Sitzen genutzt wird. Das Aufstellen von öffentlichen Bänken am Rand des Platzes würde Erholungs- bedürftigen eine Sitzgelegenheit bieten und gleichzeitig die Nutzung des Platzes auch als gesellschaft- lichen Treffpunkt unterstützen.

55 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2 Energetische Potenziale Nachfolgend sind die energetischen Potenziale im Gebäudebereich, bei den erneuerbaren Energien und in der Wärmeversorgung dargestellt.

Exkurs 4 – Potenzialvarianten der Gebäudesanierung Für die Gestaltung eines Entwicklungskorridors werden zwei Potenzialvarianten der Gebäudesanie- rung dargestellt: . Potenzial 1: Moderate Sanierung der Bestandsgebäude . Potenzial 2: Effektive Sanierung der Bestandsgebäude Als Datenquelle für die Wohnbauten werden die spezifischen Kennwerte nach TABULA verwendet. Das Potenzial 1 entspricht etwa den Vorgaben der EnEV. Das Potenzial 2 entspricht den bau- und anlagentechnischen Möglichkeiten für den jeweiligen Gebäudetyp und orientiert sich an den für Pas- sivhäuser üblichen Standards. Tab. 11: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 Wohn- bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bauten 1900 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 140 129 160 131 137 115 141 153 143 143 143 RDH 139 109 127 97 114 132 111 112 135 135 135 MFH 123 126 122 107 115 109 114 122 116 116 116 Wohn- 113 112 111 105 100 109 114 122 116 116 116 block Wohn- 94 94 94 94 96 96 96 96 96 96 96 hochhaus

Das Maßnahmenpaket 1 (konventionell) wird für Potenzial 1 verwendet. Elemente des Modernisie- rungspakets 1 sind beispielsweise: . die Dämmung des Sparrenzwischenraums (12 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 12 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung, . die Dämmung der Kellerdecke (8 cm) sowie . der Einbau einer Gaszentralheizung mit Brennwerttechnik. Tab. 12: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 Wohn- bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bauten 1900 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 37 40 55 42 52 32 50 57 50 50 50 RDH 41 31 44 24 35 42 29 28 44 44 44 MFH 38 47 47 38 44 39 43 45 41 41 41 Wohn- 32 40 40 36 33 39 43 45 41 41 41 block Wohn- 30 30 30 30 31 31 31 31 31 31 31 hochhaus Das Maßnahmenpaket 2 (zukunftsweisend) wird für Potenzial 2 verwendet. Die Maßnahmen sind deutlich umfangreicher als bei Potenzial 1. Elemente des Modernisierungspakets 2 sind unter anderem:

56 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

. die Dämmung des Sparrenzwischenraums (30 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 24 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung inkl. gedämmten Rahmen, . die Dämmung der Kellerdecke (12 cm), . der Einbau einer Gaszentralheizung mit Brennwerttechnik in Kombination mit . einer thermischen Solaranlage und einem Solarspeicher sowie . der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. In Abbildung 61 sind die Maßnahmen von Modernisierungspaket 1 und 2 grafisch gegenübergestellt. Im Wohngebäudebereich besteht durch die hohe Elektrifizierung mit Haushalts- und Konsumgegen- ständen ein hohes Einsparpotenzial im Strombereich. Für das Potenzial 1 ist daher ein spezifischer Wert von 5 kWh/m²a BGF, für das Potenzial 2 ein Wert von 4 kWh/m²a BGF angenommen. Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgt auf der Grundlage der VDI-Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Die Energieverbrauchskennwerte sind in Form von Mittel- und Richtwerten für verschiedene Gebäudearten bzw. Nutzungen ausgewie- sen. Für die Potenzialermittlung werden zwei Kennwerte genutzt. . Vergleichswert – Als orientierendes Ziel wird der Modalwert der bundesweit untersuchten Ge- bäude verwendet. Der Modalwert kann als mittlerer Vergleichswert herangezogen werden. Der Vergleichswert wird im Bericht als Potenzial 1 verwendet. . Zielwert – Als Richtwert für das Definieren von Zielen wird der untere Quartilsmittelwert der bun- desweit untersuchten Gebäude genommen. Der Zielwert wird im Bericht als Potenzial 2 verwen- det. Die spezifischen Kennwerte der Gebäude werden mit der Bruttogeschoßfläche (BGF) multipliziert. Das Ergebnis ist der Endenergieverbrauch der Gebäude. Die Summe der Endenergieverbräuche aller Ge- bäude im Untersuchungsgebiet ergeben die Potenziale. Tab. 13: Potenziale der Nichtwohngebäude (verändert nach AGES 2005)

Nichtwohngebäude Wärme Strom [kWh/m²a BGF] Vergleichswert Zielwert Vergleichswert Zielwert

(Potenzial 1) (Potenzial 2) (Potenzial 1) (Potenzial 2)

Verwaltungsgebäude 95 59 18 10

Schulen 102 65 8 5

Verkaufsstätten 153 87 k.A. k.A.

Sakralbauten 60 37 4 3

Offene Lagergebäude 50 47 5 3

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Abb. 65: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA (www.building-typology.eu)

58 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.1 Wärmeeinsparpotenziale Die nachfolgende Abbildung zeigt, in welcher Höhe sich die Maßnahmen der Modernisierungspakete (Potenzial 1 und Potenzial 2) auswirken. Wird das gesamte Quartier nach Potential 1 saniert, führt dies zu einer Reduktion der Wärmenachfrage um etwa 40 % im Vergleich zum Ausgangszustand. Die ge- eigneten Maßnahmen nach Potential 2 bewirken, dass nur noch knapp ein Viertel der Endenergie be- zogen auf das Basisjahr für die Wärmeversorgung notwendig ist. Den größten Anteil am Einsparpoten- tial bietet dabei immer die Dämmung der Gebäudehülle.

1 6 .0 0 0 M W h 1 4 .5 3 5 M W h 1 4 .0 0 0 M W h 1 2 .0 0 0 M W h 1 0 .0 0 0 M W h 8 .5 8 5 M W h 8 .0 0 0 M W h 6 .0 0 0 M W h 3 .5 6 3 M W h 4 .0 0 0 M W h 2 .0 0 0 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 66: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

1 6 .0 0 0 M W h davon Wärme Nichtwohngebäude 1 4 .0 0 0 M W h 2 .2 4 3 M W h davon Wärme Wohngebäude 1 2 .0 0 0 M W h

1 0 .0 0 0 M W h

8 .0 0 0 M W h 1 .8 0 3 M W h 6 .0 0 0 M W h 1 2 .2 9 2 M W h

4 .0 0 0 M W h 6 .7 8 2 M W h 1 .0 6 6 M W h 2 .0 0 0 M W h 2 .4 9 7 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 67: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier differenziert nach Wohn- und Nichtwohngebäuden (in Anlehnung an TABULA) Wie sich eine Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 auf die Wärmeverbräuche der einzelnen Gebäude im Untersuchungsgebiet in Herleshausen auswirken würde, zeigen Abbildung 64 und Abbil- dung 65.

59 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 68: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)

Abb. 69: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)

60 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.2 Stromeinsparpotenziale Im Bereich Elektrizität existiert über die Ausstattung der Gebäude mit zahlreichen elektrischen Geräten ebenfalls ein hohes Einsparpotenzial. Werden sowohl die Anzahl der Geräte reduziert als auch die Effizienz nach Potenzial 2 vollständig ausgeschöpft, so reduziert sich der Strombedarf um mehr als ein Viertel bezogen auf den Ausgangszustand.

1 .6 0 0 M W h 1 .4 4 1 M W h

1 .4 0 0 M W h 1 .2 0 0 M W h 1 .2 0 0 M W h 1 .0 1 6 M W h 1 .0 0 0 M W h 8 0 0 M W h 6 0 0 M W h 4 0 0 M W h 2 0 0 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 70: Stromeinsparpotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) Wie sich eine Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 auf die einzelnen Stromverbräuche der jeweiligen Gebäude im Quartier in Herleshausen auswirken würde:

Abb. 71: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)

61 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 72: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)

4.2.3 CO2-Minderungspotenziale Durch eine Verminderung der Strom und Wärmebedarfe entsprechend der Potenziale werden auch die Emissionen treibhausrelevanter Gase deutlich reduziert. Bei Potenzial 2 verringert sich die Wirkung auf den Treibhauseffekt sogar um mehr als die Hälfte des Ausgangszustandes im Basisjahr.

Der Zielkorridor der Bundesregierung ist eine Reduktion der CO2-Emmissionen um rund 80 % bis 2050. Die rückschließende Erkenntnis dieser Zielsetzung ist, dass die Gebäudesanierung auf dem Niveau von Potenzial 2 (zukunftsweisend) innerhalb der nächsten 35 Jahre durchgeführt werden muss, um die Not- wendigkeiten des Klimaschutzes im Quartier Herleshausen einhalten zu können.

In Herleshausen wurden im Jahr 2014 4974 Tonnen CO2 emmittiert. Erfolgt eine Sanierung nach Potential 1 ist mit einer Reduktion von 1843 Tonnen CO2 (37 %) zu rechnen, wird Potential 2 zugrunde gelegt können bis zum Jahr 2050 sogar 71 % (3147 t CO2) der jährlichen Treibhausgase eingespart werden, wie Abbildung 69 zeigt.

6.000 to CO2/a S tro m 5.000 to CO2/a 854 W ä rm e 4.000 to CO2/a

3.000 to CO2/a 712

2.000 to CO2/a 4 .1 5 5

2 .4 5 4 603 1.000 to CO2/a 1 .0 1 8 0 to C O 2 / a 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 73: Potenziale zur CO2-Einsparung (in Anlehnung an TABULA)

62 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.4 Ergebnis – Potenziale zur Primärenergie-Einsparung Im Vergleich zur Endenergie werden beim Indikator Primärenergie (PEV) bzw. kumulierter Energieverbrauch (KEV) die Energieen für die Erstellung, den Transport und die Lagerung in die Berechnungen mit einbezogen. Diese Tatsache führt in Summe zu etwas höheren Werten als die der Endenergie. Die Primärenergienachfrage im Quartier nimmt bei Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 deutlich ab. Insbesondere bei Potenzial 2 beträgt die Primärenergie letzendlich nur etwas mehr als ein Drittel des aktuellen Verbrauchs.

2 5 .0 0 0 M W h W ä rm e 2 0 .0 0 0 M W h S tro m 1 5 .0 0 0 M W h 1 9 .2 4 5 M W h

1 0 .0 0 0 M W h 1 1 .3 6 7 M W h

5 .0 0 0 M W h 4 .7 1 7 M W h

4 .2 6 2 M W h 3 .5 5 0 M W h 3 .0 0 7 M W h M W h 2 0 1 4 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 74: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

4.2.5 Ergebnis – Energiekosteneinsparpotenziale Die Energiekosten sind an die Endenergie gebunden. Sollen die Energiekosten gesenkt werden, muss die Endenergienachfrage gesenkt werden. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, können im Untersu- chungsgebiet in Herleshausen die Energiekosten bei Modernisierungsmaßnahmen nach Potenzial 2 um über 60 % gesenkt werden. Voraussetzung dafür ist die Investition in die Gebäudesanierung.

2 .0 0 0 .0 0 0 € 1 .8 5 4 .5 6 6 € 1 .8 0 0 .0 0 0 € 1 .6 0 0 .0 0 0 € 1 .4 0 0 .0 0 0 € 1 .1 9 5 .9 9 0 € 1 .2 0 0 .0 0 0 € 1 .0 0 0 .0 0 0 € 8 0 0 .0 0 0 € 6 4 5 .8 0 4 € 6 0 0 .0 0 0 € 4 0 0 .0 0 0 € 2 0 0 .0 0 0 € € 2 0 1 4 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 75: Potenziale für Einsparung von Energiekosten im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

63 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.6 Erneuerbare Energien Potenziale beim Ausbau der erneuerbaren Energien bestehen im Bereich der Photovoltaik- und Solar- thermienutzung. Ein Großteil der Gebäude in Herleshausen verfügt noch über freie Dachflächen, insbe- sondere sind hierbei auch die großen Dachflächen der Nebengebäude zu berücksichtigen. Die Potenziale zur Nutzung von Solarenergie wurden mittels des Solar-Kataster Hessen5 in den Kon- zeptgebieten ermittelt. Dabei wurde die Nutzbarkeit der Dachflächen im Quartier erfasst. Das Solar- Kataster Hessen gibt für das Konzeptgebiet in Herleshausen eine nutzbare Fläche von 18.965 m² an.

Abb. 76: Grafische Darstellung der Eignung der Dach- Abb. 77: Bereits installiertes Solarmodul auf einem flächen zur solaren Energiegewinnung im Konzeptge- Gebäude im Untersuchungsgebiet biet in Herleshausen. (Quelle: Solar-Kataster Hessen) Aufgrund der quartierstypischen Gebäudetypologie mit großem Anteil an denkmalgeschützten Fach- werksgebäuden, der allgemeinen Unschärfe der Methode und zum Teil nicht berücksichtigter Verschat- tungseffekte sind von dieser Fläche realistisch etwa 30 % nutzbar. Daraus ergibt sich eine Potenzialflä- che von 5.690 m², auf der Photovoltaikanlagen im Jahr etwa 689.635 kWh erzeugen könnten. Im Konzeptgebiet in Herleshausen werden zurzeit etwa 29 % dieses Potenzials genutzt.

Witzenhausen

Ringgau-Netra

Meißner-Germerode

Herleshausen

Großalmerode

Eschwege

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Abb. 78: Anteil der Nutzung von Photovoltaik relativ zum ermittelten Potenzial; Quartiere im Vergleich Herleshausen könnte bei voller Nutzung der Potenzialfläche knapp 50 % seines Jahresstromverbrauchs mittels Sonnenenergie erzeugen.

5 Solar-Kataster Hessen https://www.energieland.hessen.de/solar-kataster 64 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Witzenhausen

Ringgau-Netra

Meißner-Germerode

Herleshausen

Großalmerode

Eschwege

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 140 % 160 %

Abb. 79: Photovoltaikpotenziale der untersuchten Quartiere relativ zum Stromverbrauch Im Vergleich der verschiedenen Quartiere wird deutlich, dass in den unterschiedlichen Konzeptgebieten aufgrund unterschiedlicher Bebauungsstruktur und Gebäudetypologie mehr erneuerbarer Strom produ- ziert werden könnte als vor Ort verbraucht wird. Mit einem solchen Stromüberschuss könnten die Quar- tiere, in denen ein solch hoher Anteil des erneuerbaren Strom aus Sonnenenergie schlicht technisch nicht möglich ist, rechnerisch mitversorgt werden. Daneben sind in Herleshausen die Potentiale der holzigen Biomasse aus Gärten, Grünanlagen und des Straßenbegleitgrüns von Interesse, da sie für die Versorgung des Quartiers über ein Nahwärmenetz genutzt werden können. Laut Untersuchungen des Witzenhausen-Instituts übersteigen die Restholzpoten- ziale (ca. 1.100 MWh/a) in Herleshausen die benötigten Holzmengen um das Quartier mit Wärme zu versorgen.

65 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.7 Wärmenetze Für Herleshausen erfolgte im Rahmen dieser Studie eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für ein Nah- wärmenetz zur Wärmeversorgung für zahlreiche öffentliche Gebäude im Quartier. Dafür wurden die Energieverbräuche für die Jahre 2012-2014 sowie die Wärmebedarfe in diesem Zeitraum erhoben. In der nachfolgenden Abbildung sind diese zusammengefasst.

Abb. 80: Wärmebedarfe der kommunalen Liegenschaften in Herleshausen Der Gesamt-Wärmebedarf der kommunalen Liegenschaften im Herleshäuser Quartier liegt bei 330 MWh/a. Darin noch nicht enthalten, sind die Bedarfe der Südringgau-Schule (260 MWh/a) sowie die der nicht öffentlichen Gebäude auf der Südseite der Bahnhofstraße wie die Kirche mit dem Gemeinde- haus und das Schloss Augustenau mit seinen Nebengebäuden (Renthof). Alle betrachteten Gebäude haben in Summe einen Wärmebedarf von >1 Mio. kWh/a. Für die weitere Betrachtung wurden die Gebäude zwei Versorgungsabschnitten des Nahwärmenetzes zugeteilt, wie in nachfolgender Tabelle und in Abbildung 70 und Tabelle 13 dargestellt ist. Abschnitt 1 befindet sich nördlich der Bahnhofstraße, Abschnitt 2 südlich davon. Es galt zu prüfen, ob einerseits Abschnitt 1 allei- ne wirtschaftlich tragfähig ist und andererseits eine Erweiterung des Netzes um Abschnitt 2 sinnvoll ist. In den weiteren Darstellungen und Berechnungen ist Abschnitt 1 unter HERL1 aufgeführt, Abschnitt 1 und 2 zusammen unter HERL2.

66 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 81: Trassenverläufe des Nahwärmenetzes Herleshausen. Die durchgezogene rote Linie entspricht Abschnitt 1, die gestrichelte der Erweiterung um das Schloss und die Kirche (Abschnitt 2). Tab. 14: Übersicht über die Wärmebedarfe der in Abbildung 72 markierten Gebäude

Entsprechend einer Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums aus dem Jahr 2011 wurden zwei mögliche Standorte für eine neue Heizzentrale in Erwägung gezogen, welche im Trassenplan skizziert zu erkennen sind. Einer der Standorte befindet sich nördlich von Objekt Nr. 18 auf einem Privatgrund- stück, der andere auf einer kommunalen Fläche in der Nähe der Turnhalle (Objekt 14). Für letztgenann- ten Standort spricht, dass die Flächennutzung für eine Heizzentrale schneller genehmigt werden könnte

67 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen und es keine direkten Anwohner gibt, die durch Lärm- oder Geruchsentwicklung gestört werden könn- ten. In der o.g. Studie wurde auch die Versorgung des nördlich der Autobahn (A4) gelegenen Hallenbads durch Nahwärme untersucht. Für das Hallenbad liegen keine Verbrauchsangaben vor, jedoch ist einer- seits aufgrund der installierten Wärmeleistung von 385 kW und daraus zu erwartender niedrige Ver- bräuche und andererseits aufgrund der großen zu überwindenden Strecke ein Anschluss an die skizzier- te Trasse nicht empfehlenswert. Alternativ kann für die Schwimmhalle bei Bedarf eine dezentrale Lö- sung, z.B. ein Pelletkessel, für den Umstieg auf eine erneuerbare Energieversorgung vorgesehen wer- den. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Über die Wirtschaftlichkeit einer Nahwärmeanlage entscheidet der Wärmepreis. Es ist anzustreben, dass dieser unwesentlich höher bzw. niedriger ist als der Wärmepreis aus fossilen Energieträgern. Da- mit ist die Wirtschaftlichkeit abhängig von den Gesamtkosten, Höhe der Investitionszuschüsse und vor allem der Wärmebedarfsdichte, d.h. des Wärmebedarfs pro Netzmeter und Jahr. Die Berechnungen für die beiden möglichen Netzabschnitte in Herleshausen haben Wärmebedarfsdichten von 1,2 MWh/m*a (HERL1), bzw. 1,3 MWh/m*a (HERL2) ergeben. In beiden Fällen sind dies Werte, die im guten Bereich liegen. Zur Finanzierung der Anlage wurden folgende Annahmen getroffen: . Eigenkapital 30% Anteil, 5% Zins . Fremdkapital 70% Anteil, 2% Zins . Laufzeit 20 Jahre Hieraus ergibt sich eine Annuität von 10,4%. Hinsichtlich der Finanzierung wurde (aufgrund des derzeit niedrigen Mark-Zinsniveaus) vereinfachend nicht mit Sätzen von Förderprogrammen gerechnet, sondern die oben genannten Zinssätze verwendet. In Hinblick auf Investitionskostenzuschüsse wurden verschiedene Förderprogramme der KfW, Bafa, so- wie der Hessischen Landesregierung verwendet. Diesbezüglich relevante Programme beziehen sich auf z.B. auf Biomasseanlagen, Wärmenetze, Hausübergabestationen, Wärmespeicher, Wärmepumpen, Pumpen für das Wärmenetz. Finanzierungsübersicht der beiden Abschnitte des Nahwärmnetzes Herleshausen: Herleshausen – Abschnitt 1 (ohne Schloss) Anlage: Holz-Hackschnitzel-Anlage Zuschuss: 8.000 € (KfW 20 €/kW) + 156.000 € (Hessen: max. 30 % Zuschuss als Summe KfW und Hessen) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 Landesförderung Hessen (Förderung der Ländlichen Entwicklung)

Anlage: Nahwärmenetz Zuschuss: 90.240 € (60 €/m Trasse, 1.800 €/HÜ-Station) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 (Alternative: Landesförderung Hessen, nicht kumulierbar mit Fördermitteln des Bundes)

Anlage: Pufferspeicher Zuschuss: 4.000 € (10 €/kW) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282

68 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Herleshausen – Abschnitt 1+2 (mit Schloss) Anlage: Holz-Hackschnitzel-Anlage Zuschuss: 8.000 € (KfW 20 €/kW) + 156.000 € (Hessen: max. 30% Zuschuss als Summe KfW und Hessen) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 Landesförderung Hessen (Förderung der Ländlichen Entwicklung)

Anlage: Nahwärmenetz Zuschuss: 106.620 € (60 €/m Trasse, 1.800 €/HÜ-Station) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 (Alternative: Landesförderung Hessen, nicht kumulierbar mit Fördermitteln des Bundes) Anlage: Pufferspeicher Zuschuss: 4.000 € (10 €/kW) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282

4.2.8 Wärmepreise Unter Berücksichtigung aller Kosten sowie der Förderung ergeben sich für die Varianten folgende Net- to-Wärmepreise (ohne Gewinnzuschlag): . HERL1 126 €/MWh

. HERL2 120 €/MWh Vor dem Hintergrund der Wärmegestehungskosten von Haushaltskunden, welche bei Berücksichtigung der Investitionskosten, sowie laufender Kosten wie z.B. für den Schornsteinfeger deutlich über den Brennstoffkosten für Öl, bzw. Gas liegen, gilt für die Umsetzung der Anlage folgende Empfehlung: Wärmepreis < 130 €/MWh die Maßnahme wird zur Umsetzung empfohlen

Wärmepreis > 130 €/MWh < 160 €/MWh die Maßnahme wird zur Umsetzung empfohlen, für die Realisierbarkeit der Maßnahme ist jedoch besonders wichtig, die Bürger insbesondere auch in Bezug auf die Wärmepreise zu überzeugen und vor einer Investitionsentscheidung, die Akzeptanz und Bereit- schaft zum Netzanschluss seitens der Bürger zu ermitteln

Wärmepreis > 160 €/MWh die Umsetzung der Maßnahme kann derzeit nicht empfohlen werden In folgender Tabelle sind alle wesentlichen Werte für beide Herleshäuser Netzvarianten zusammen gestellt.

69 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 15: Übersicht Anlagenauslegung und Wärmebedarf Nahwärmenetz Herleshausen, Varianten HERL1 u. HERL2

Entsprechend der ermittelten Werte für die Wärmenetzdichte und den Wärmepreis ist ein Nahwärme- netz für Herleshausen in beiden Varianten (HERL1 oder HERL2) zu empfehlen. Bei Variante HERL2 sind sowohl der Wärmepreis als auch die Wärmenetzdichte etwas günstiger als in Variante HERL1. Sofern die potentiellen Abnehmer (Schloss und Kirche) südlich der Bahnhofstraße von an einem Anschluss ihrer Gebäude zu überzeugen sind, sollte HERL2 vorrangig verfolgt werden. Als Alternative zur Verwendung des Brennstoffs Biomasse zur Wärmeversorgung wurden Gespräche mit möglichen Interessenten am Betrieb eines Biogas-BHKWs geführt, die grundsätzliches Interesse an einer Beteiligung am Projekts gezeigt haben. Diese Gespräche sollten in der nächsten Phase weitergeführt werden, um besonders ein mögliches Betreibermodells zu klären.

70 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Exkurs 5 – Primärenergiefaktoren Nachfolgende überschlägige Betrachtung ersetzt nicht die Berechnung eines Ausstellungsberechtigten von fP-Bescheinigungen nach FW 309-1. Die überschlägige Berechnung basiert auf den Primärener- giefaktoren gem. DIN V 18599-1:2011-12 wobei der Primärenergiefaktor „fp“ das Verhältnis von eingesetzter Energie zu gegebener Endenergie ausdrückt. Für die verschiedenen betrachteten Nah- wärmenetze ergeben sich die Primärenergiefaktoren - basierend auf nachfolgender Tabelle (Fakto- ren für den nicht erneuerbaren Anteil), sowie dem EE-Anteil im jeweiligen Netz. In Eschwege beträgt der Primärenergiefaktor für das erste Wärmenetz 0,2 und für das zweite Wärmenetz 0,9. Tab. 16: Darstellung der Primärenergiefaktoren.

Brennstoff Primärenergiefaktor insgesamt Nicht erneuerbarer Anteil Heizöl EL 1,10 1,10 Erdgas H 1,10 1,10 Fossile Brennstoffe Flüssiggas 1,10 1,10 Steinkohle 1,10 1,10 Braunkohle 1,20 1,20 Biogas 1,50 0,50 Biogene Brennstoffe Bioöl 1,50 0,50 Holz 1,20 0,20 Fossil-FWKWK 0,70 0,70 FW KWK 70% Erneuerbarer B.S.-FWKWK 0,70 0,00

FW Fossil-FW 1,30 1,30 HW Erneuerbarer B.S.-FW 1,30 0,10 Allgem. Strommix 2,80 2,40 Strom Verdränungsstrommix 2,80 2,80

71 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

4.2.9 Potenziale Verkehr und Mobilität Das ermittelte Einsparpotenzial für den Bereich Verkehr und Mobilität liegt bei etwa 1.702 MWh End- energie bezogen auf den Ausgangszustand.

8 GWh/a 7 GWh/a Einsparungspotenzial 6 GWh/a PKW 5 GWh/a Krad 4 GWh/a ÖPNV 3 GWh/a Bahn 2 GWh/a Flug 1 GWh/a Güterverkehr GWh/a IST POT Abb. 82: Einsparpotenzial für den Sektor Verkehr und Mobilität Wie nachfolgende Grafik zeigt, werden im Trend bis 2050 voraussichtlich die Personenverkehrsleistun- gen weiter ansteigen. Für den Güterverkehr zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Das Einsparpo- tenzial in diesem Sektor wird also voraussichtlich relativiert werden und liegt vorrangig in der Steige- rung der Energieeffizienz.

20 Mio Pkm

15 Mio Pkm

10 Mio Pkm

5 Mio Pkm

Mio Pkm 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

PKW KRAD Bus Straßenbahn S-Bahn Fernbahn Flug

Abb. 83: Personenverkehrsleistungen, Trendentwicklung nach dem Verursacherprinzip

72 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

5 WEITERE INFORMATIONEN ZUR ENERGETISCHEN QUARTIERSENTWICKLUNG

5.1 Ausbau der Solarstromnutzung

5.1.1 Mieterstrommodelle Mehr als 1,5 Millionen Photovoltaik-Anlagen gibt es mittlerweile in Deutschland, überwiegend auf Ein- familienhäusern. Ein Teil des erzeugten Solarstroms wird hier direkt im Gebäude verbraucht, der Über- schuss ins Netz eingespeist. Der Vorteil für Eigenheimbesitzer besteht darin, dass Sie nicht nur eine Ver- gütung für den eingespeisten Strom erhalten, sondern sie sparen einen Teil des teureren Stroms aus dem öffentlichen Stromnetz und sichern sich damit gegen steigende Strompreise ab. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase ist eine Solaranlage damit eine lohnenswerte und zugleich ökologisch sinnvolle Investi- tion. Zudem erhöht die Solaranlage nicht nur den Wohnwert, sondern verringert auch den Primärener- giebedarf des Gebäudes, was zu handfesten Vorteilen im Hinblick auf die Anforderungen der Energie- einsparverordnung (EnEV) und bei der Nutzung von KfW-Krediten führen kann. Auch Mieter und Vermieter von Mehrfamilienhäusern haben jetzt endlich die Möglichkeit, vom Solar- strom-Eigenverbrauch zu profitieren. Denn Vermieter – seien es Privatpersonen, Eigentümergemein- schaften oder kommunale bzw. private Wohnungsunternehmen – können durch den Verkauf des Stroms im Gebäude Mehreinnahmen gegenüber der Netzeinspeisung erzielen, während die Bewohner durch einen niedrigeren Strompreis zugleich Geld sparen. Um Bewohner mit Strom vom eigenen Dach zu versorgen, ist es für Vermieter leider nicht damit getan, „einfach“ eine PV-Anlage auf dem eigenen Gebäude zu installieren und den Strom an die Bewohner zu verkaufen. Denn im Gegensatz zur Konstellation im Einfamilienhaus, wo der Anlagenbetreiber zugleich Stromverbraucher ist, handelt es sich im Mehrfamilienhaus stets um eine sogenannte „Stromlieferung an Dritte“, weil den Mietern als Stromverbrauchern die Anlage nicht gehört. Dies gilt selbst für den Fall, dass es sich bei den Bewohnern um Verwandte, Mitglieder einer Wohnungsgenossenschaft, einer PV-Anlagenbetreiber-GbR oder einer Wohnungseigentümergemeinschaft handelt. Die Einstufung des Solarstrom-Eigenverbrauchs als „Lieferung an Dritte“ ist folgenreich und nicht zu un- terschätzen: So wird damit der Vermieter automatisch als Energieversorger eingestuft und hat als sol- cher u.a. Melde- und Transparenzpflichten gegenüber Netzbetreibern und Bundesnetzagentur zu erfül- len, muss ein Messkonzept umsetzen, welches die freie Stromanbieterwahl für jeden Bewohner gewähr- leistet, hat sich über die Beschaffung benötigter Reststrommengen für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint, Gedanken zu machen und – zumindest unter dem derzeit gültigen Erneuerbare-Energien-Gesetz – die volle EEG-Umlage auf den gelieferten Solarstrom abzuführen. Weil dieser Aufwand als Kleinst- Energieversorger innerhalb des eigenen Mehrfamilienhauses den allermeisten Vermietern verständli- cherweise viel zu hoch ist, bleibt das enorme Potenzial derartiger Solarstrom-Modelle im Mehrfamilien- haus-Sektor bislang ungenutzt. Abhilfe schaffen hier Energiedienstleister wie zum Beispiel prosumergy aus Kassel. Sie können nicht nur die Anlage optimal für das Gebäude auslegen, sondern auch die gesamten energiewirtschaftlichen Prozesse bis zur Stromlieferung an die Mieter sowie die Abrechnung übernehmen. Wichtig ist, dass der Dienstleister nicht nur für einen rentablen Anlagenbetrieb sorgt, sondern den Strompreis auch so kalku- liert, dass er günstiger ist als der örtliche Grundversorgungstarif. „Denn das Modell funktioniert langfristig nur, wenn Mieter und Vermieter von der Solaranlage profitieren“, so Christopher Neumann, Gründer und Geschäfts- führer von prosumergy. Dass das Modell nicht nur mit großen Gebäuden funktioniert, zeigt ein ak- tuelles Projekt des Unternehmens in Niestetal. Hier hat prosumergy im Au- gust 2016 eine PV-Anlage auf einem 8-Parteien-Haus installiert. Nach Inbetriebnahme der Anlage im September werden die Bewohner in Kürze 73

Abb. 84: Richtfest in Niestetal Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen mit einer Kombination aus Solarstrom vom eigenen Dach und Ökostrom aus dem Netz beliefert. Für alle Mieter, insbesondere für jene, die bislang noch im teuren Grundversorgungstarif versorgt werden, geht dies mit erheblichen Einsparungen einher. Damit befähigt das Konzept die Mieter, erstmals wirklich aktiv an der Energiewende teilzuhaben und auch direkt von ihr zu profitieren. Der Trend des „Prosumie- rens“, also die Erzeugung eines Teils des eigenen Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen direkt vor Ort, wird damit endlich auch der breiten Masse der Mieter zugänglich.

Im Rahmen eines Pilotprojektes fördert das Land Hessen die Einführung von Mieterstrommodellen bei Wohngebäuden. Dabei sollen in bis zu 1.000 Wohneinheiten in Wohngebäuden umgestellt werden. Gefördert wird die Umrüstung des Zählerkonzeptes (Summenzählermodell) und datenbankbasierte Abrechnungssysteme. Nähere Informationen unter: www.energieland.hessen.de/pdf/2016-06-30_Merkblatt_Förderung_Mieterstrommodelle.pdf

5.1.2 Finanzierungsmodelle für PV-Anlagen Neben der Finanzierung der PV-Anlage über Kredite (Banken, KfW, etc.) bieten auch Energiegenossen- schaften für ihre Mitglieder Finanzierungmodelle an. So kann zum Beispiel bei der Bürgerenergiegenos- senschaft Kassel eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach gemietet werden. An die Genossenschaft ist eine jährliche Miete in Höhe der Stromkosten zu entrichten, die Installation, Wartung und Betrieb der Anlage über 20 Jahre abdeckt. Nach 20 Jahren geht die Anlage in das Eigentum des Besitzers über. Bei effektiver Nutzung des erzeugten Stroms für den eigenen Verbrauch werden Stromkosten einge- spart, so dass sich die jährliche Kostenbelastung reduziert und der Hauseigentümer von zukünftigen Preissteigerungen beim Strom unabhängiger wird. Die folgende Abbildung zeigt einen Auszug aus dem Informationsblatt der Bürgerenergie Kassel&Söhre eG:

74 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 85: Finanzierung einer PV-Anlage als Projekt der Bürgerenergie Kassel eG. (Quelle: Bürgerenergie Kassel& eG)

75 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

5.2 Anpassung von Angebot und Nachfrage: „Demand Side Management“ und „Smart Metering“ Unter „Demand Side Management“ (DSM) versteht man die Anpassung der Verbraucher an das vor- handene Energieangebot. Dies wird zukünftig immer wichtiger, da Erneuerbare Energien besonders bei der Stromerzeugung nicht kontinuierlich zur Verfügung stehen, sondern vom aktuellen Angebot von Son- ne und Wind abhängig sind. Dies gilt auch für die Wärmeerzeugung durch Solarthermie, wobei hier bei Hausanlagen Wärmespeicher notwendig sind, um Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch zu ent- koppeln. Bei der Stromerzeugung sind entsprechende Speicher noch recht teuer, daher gilt es in erste Priorität die Stromnachfrage dem Angebot anzupassen. Hierzu bestehen verschiedene Möglichkeiten, Verbraucher zu- oder abzuschalten. Wichtige Voraussetzung hierfür ist die Technik des „Smart Mete- ring“. Hierbei werden elektronische Zähler eingesetzt, die eine zeitgenaue Abrechnung erlauben und fernauslesbar sind. Die Stadtwerke Wolfhagen, die wie die Stadtwerke Witzenhausen und die Stadtwerke Eschwege zur Stadtwerke-Union Nordhessen (SUN) gehören, führen zurzeit ein Modellprojekt durch, das die Potenzia- le und Grenzen des DSM ermitteln soll. Die folgende Grafik zeigt die Struktur und die Elemente des Vorhabens:

Abb. 86: Struktur und Elemente des Modellprojekts Demand Side Management (Quelle: Stadtwerke Wolfhagen)

Die Steuerung der Verbraucher erfolgt über ein Preissignal (je mehr Strom im Netz verfügbar ist, desto günstiger ist der Preis). Der Ablauf ist wie folgt: . Anhand von präzisen Wetterprognosen wird ermittelt, wann und in welchen Mengen in den kom- menden 24 Stunden Strom aus Wind und Sonne verfügbar ist. . In Zeiten großen Stromangebots, zum Beispiel in sonnigen Mittagsstunden, wird die Energie zum günstigsten Preis angeboten. Ein Rechner der Stadtwerke berechnet diese zeitvariablen Tarife und überträgt die Daten an den Optimierungsrechner im Haushalt. 76 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

. Der Optimierungsrechner steuert die Haushaltsgeräte so, dass sie dann in Betrieb gehen (und Strom verbrauchen), wenn die Kilowattstunde nur wenig kostet. . Waschen, wenn sauberer Strom am günstigsten ist: Das geht mit intelligenten Geräten, die von Ferne per Computer bedient werden können. . Die Mittagsruhe bleibt gewahrt, denn die Einsatzzeiten lassen sich via Tablet –PC manuell än- dern. Auch Stromverbrauch und -kosten lassen sich überwachen. . Ein Smart Meter erfasst den Stromverbrauch zeitgenau und übermittelt die Daten an die Stadt- werke. . Auswertung und Abrechnung erfolgen präzise und auf die Minute genau.

Auf Nachfrage bei den Energieversorgern in den Quartieren werden bei der Neuinstallation von Zäh- lern bereits Geräte eingesetzt, die Verbräuche zeitgenau erfassen können. Daher können die Erfahrun- gen aus Wolfhagen schnell auf die Quartiere übertragen werden. Die Verknüpfung von Energie und Information wird in den nächsten Jahren noch viele neue Möglichkeiten eröffnen. Durch die Zusammen- arbeit der Stadtwerke in der Region bestehen gute Chancen, dass diese auch in der Region zur Wei- terentwicklung der Energiewende genutzt werden können

5.3 Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme Beim Vergleich der Kosten für die Wärmeversorgung von Gebäuden werden oft nur die reinen Brenn- stoffkosten betrachtet, da diese regelmäßig anfallen. Für einen Vergleich von verschiedenen Systemen sind allerdings die Vollkosten entscheidend. Dabei spielen nicht nur die Anschaffungskosten eine wichti- ge Rolle, sondern auch Wartungs- und Finanzierungskosten. Die nachfolgende Aufstellung zeigt am Beispiel eines typischen Einfamilienhauses einen Vollkostenvergleich von typischen Heizsystemen auf.

77 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 17: Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme für das Einfamilienhaus

Die Tabelle ist nicht als statisch und endgültig anzusehen und kann nur eine Momentaufnahme darstel- len. Sie liegt im Excel-Format vor und wird dem zukünftigen Sanierungsmanagement zur individuellen Beratung von Eigentümern zur Verfügung gestellt. Preisentwicklungen bei den Energieträgern sind nicht berücksichtigt. Sollte sich der Preis für fossile Energieträger verdoppeln (Preisniveau von 2008) und Strom und Pelletpreise auf gleichem Niveau bleiben, ergeben sich folgende Gesamtkosten und Wär- mepreise:

Tab. 18: Kosten bei einer Verdopplung der Preise für fossile Energieträger

78 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

5.4 Gebäudesanierung mit nachwachsenden Rohstoffen Eine Besonderheit in den sechs Quartierskonzepten des Modellprojektes ist der hohe Anteil an Fach- werkgebäuden, die für die Region Nordhessen typisch sind. Diese Gebäude wurden mit Naturbaustof- fen wie Holz und Lehm errichtet und haben über Jahrzehnte eine hohe Haltbarkeit unter Beweis gestellt. In der Region ist mit dem Kompetenzzentrums HessenRohstoffe (HeRo) in Witzenhausen eine Institution im Werra-Meissner-Kreis ansässig, die in Hessen und darüber hinaus ein sehr umfassendes Beratungs- angebot zur Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen zur Gebäudeheizung und als Dämmmaterial anbietet. In der Konzeptphase hat Frau Eva Riks (HeRo) das Projektteam tatkräftig auf einigen Bürger- veranstaltungen mit Informations- und Anschauungsmaterial unterstützt. Weiterhin sind in der Region und in Südniedersachsen verschiedene Experten ansässig mit langjähriger Erfahrung und breitem Fachwissen in der Verarbeitung von natürlichen Baustoffen. Dazu gehört zum Beispiel die „Bürgergruppe Wan- fried“ (östliche Nachbarkommune von Eschwege), wo sich vor einigen Jahren engagierte Bürger zusam- mengeschlossen haben, um dem Verfall der Fachwerkhäuser im Ortskern entgegen zu wirken. Durch das beherzte Engagement konnte ein Musterhaus errichtet und ca. 20 Gebäude an neue Interessenten ver- mittelt werden. Die neuen Besitzer werden bei der Sanierung begleitet, wobei fast ausschließlich nach- wachsende Rohstoffe eingesetzt werden. Auch in Witzenhausen hat sich über den „Bürgerverein Bau- und Wohnkultur Witzenhausen e.V.“ ein ehrenamtliches Beratungsnetzwerk mit einer regelmäßigen Fachwerksprechstunde etabliert, in der ebenfalls viele Experten zum Bauen mit nachwachsenden Roh- stoffen vertreten sind. Dieses außerordentliche Fachwissen in der Region sollte genutzt werden, um das Bauen mit Baustoffen aus der Region und auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu fördern. Nachwachsende Rohstoffe können sowohl zur Innen- als auch zur Außendämmung eingesetzt werden.

Abb. 87: Innendämmung mit Schilfrohrmatten (Quel- Abb. 88: Außendämmung: Korkschüttung mit le: FNR) Holzwolle-Dämmplatten auf Unterkonstruktion (Quelle: FNR)

79 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Die folgende Tabelle zeigt die verfügbaren nachwachsenden Wärmedämmstoffe mit ihren Eigenschaf- ten auf einen Blick: Tab. 19: Übersicht Wärmedämmstoffe6

In den meisten Fällen benötigen Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen weniger Energie zur Her- stellung und lassen sich auch einfacher entsorgen. Durch das höhere spezifische Gewicht tragen sie bes- ser zum Schallschutz bei als die Dämmstoffe Polystyrol oder Steinwolle. Vor der Entscheidung für einen Dämmstoff sollte daher möglichst auf den hohen Erfahrungsschatz der Akteure im Werra-Meissner-Kreis zurückgegriffen werden. Interessante Verknüpfungen zu diesem Thema könnten sich auch durch ein Projekt der Arbeitsgemein- schaft Deutsche Fachwerkstädte e.V. ergeben. Hier wurde ein Förderantrag beim Bundesumweltministe- rium für ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten (KKF) positiv beschieden. In Kooperation mit der Region Nordhessen und dem Freilichtmuseum Hessenpark soll an verschiedenen Beispielen gezeigt werden, wie Fachwerkhäuser mit regionalen und nachwachsenden Baustoffen und einer angepassten technischen Gebäudeausrüstung fit für die Zukunft gemacht werden können.

6 Quelle: FNR, Altbausanierung mit nachwachsenden Rohstoffen 2016 80 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE

Im Folgenden wird die übergeordnete Quartiersentwicklungsstrategie für das Quartier Herleshausen vorgestellt. Diese setzt sich aus dem übergeordneten Leitbild und seinen Leitzielen sowie dem nach Handlungsfeldern geordneten Maßnahmenkatalog zusammen. Der Maßnahmenkatalog greift das Leit- bild sowie die Leitziele auf und überführt diese in umsetzungsreife Projekte (Maßnahmen). Die Maß- nahmen verteilen sich wiederum auf sieben Handlungsfelder. Durch die Quartiersentwicklungsstrategie wird ein langfristiger Prozess angestoßen, der dazu beiträgt die nationalen Energieeinspar- und Klima- schutzziele zu erreichen. Die nationalen Energieeinspar- und Klimaschutzziele sind vom Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit wie folgt formuliert: „Im Kontext der Verpflichtungen unter dem Kyo- to-Protokoll und des Ziels der Staatengemeinschaft, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsi- us gegenüber den vorindustriellen Niveau zu begrenzen, hat Deutschland maßgebliche Schritte einge- leitet um zur Reduktion von Treibhausgasen beizutragen. Ziel der Bundesregierung ist eine Reduktion der Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 und 80 bis 95 bis 2050 Prozent gegenüber 1990.“ (BMUB, 2014, http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/)

Abb. 89: Die Quartiersentwicklungsstrategie setzt sich aus den Komponenten Leitbild, spezifische Leitziele und zielgruppenspezifische Einzelmaßnahmen zusammen

81 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.1 Szenarien und Entwicklungstrends Im Folgenden werden die Entwicklungstrends bei sukzessiver Ausschöpfung der energetischen Potenziale in den Bereichen Wärme, Strom sowie Verkehr und Mobilität bis 2050 grafisch dargestellt. Dabei wer- den die potenziellen Entwicklungen von Endenergieverbrauch, Primärenergieverbrauch sowie der CO2- Emissionen für das Quartier Herleshausen betrachtet. Die folgende Abbildung zeigt die voraussichtliche Entwicklung des Energieverbrauchs bei sukzessiver Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 im Bereich der Gebäudesanierung, nimmt also Bezug auf die Aspekte Wärme und Strom. Deutlich wird dabei, dass die Sanierung nach Potenzial 2 langfristig betrachtet, zu erheblich größeren Einsparungen führt, als lediglich eine Sanierung auf Basis von Poten- zial 1. Bei der Orientierung an Potenzial 2 ist eine schrittweise Reduktion der Treibhausgasemissionen durch Reduktion des Wärme- und Strombedarfs um ca. 71 %, ausgehend vom Basisjahr 2014, bis 2050 möglich.

Abb. 90: Entwicklung des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr und Mobilität) bei einer sukzessiven Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 (in Anlehnung an TABULA) Im Bereich Verkehr und Mobilität ist mit einem Anstieg der Personenkilometer und des Güterverkehrs zu rechnen. Aus diesem Grund wird sich in diesem Sektor kaum eine Energie- bzw. CO2-Einsparung ab- zeichnen können.

2 5 G W h MOB S tro m W ä rm e

2 0 G W h

1 5 G W h

1 0 G W h

5 G W h

G W h 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 91: Entwicklung des Endenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050

82 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

9.000 to CO2/a MOB S tro m W ä rm e 8.000 to CO2/a 7.000 to CO2/a 6.000 to CO2/a 5.000 to CO2/a 4.000 to CO2/a 3.000 to CO2/a 2.000 to CO2/a 1.000 to CO2/a 0 to C O 2 / a 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 92: Entwicklung der CO2-Emissionen bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050

Bei sukzessiver Ausschöpfung der Potenziale können die CO2-Emissionen im Durchschnitt bis 2050 jähr- lich um etwa 103 t gesenkt werden.

4 0 G W h MOB S tro m W ä rm e 3 5 G W h 3 0 G W h 2 5 G W h 2 0 G W h 1 5 G W h 1 0 G W h 5 G W h G W h 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 93: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 In Abbildung 93 ist die voraussichtliche Entwicklung des Primärenergiebedarfs bei einer schrittweisen Ausschöpfung der Potenziale dargestellt.

83 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.2 Kommunales Leitbild und Leitlinien Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung eines Energiekonzepts ist ein Leitbild, auf das sich alle relevanten Akteure verständigen. In einem Leitbild werden Handlungsgrundsätze und langfristige Ziele einer lokalen Quartiersentwicklung formuliert. Eine solche Vision kann verbindlich als politischer Beschluss der zuständigen Gremien verabschiedet und entsprechend auch öffentlich kommu- niziert werden. Das Leitbild ist regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Dies ist notwen- dig, um die gesetzten Ziele tatsächlich zu erreichen. Ein Leitbild dient als wichtige Grundlage für eine fachliche und politische Verständigung zwischen Planung, Wirtschaft, Verwaltung und Bürger. Auf der Grundlage der der Ergebnisse des Quartierskonzeptes wurde von den Gutachtern der Entwurf eines Leitbildes erarbeitet.

Leitbild Herleshausen Herleshausen ist sich seiner Verantwortung im Klimaschutz bewusst und leistet durch ganzheitliche, in- tegrative Klimaschutzaktivitäten unter Beteiligung aller relevanten Akteure einen aktiven Beitrag zur Reduktion des gesamten Energieverbrauchs als Beitrag zum Ressourcenschutz. Leitlinien zur strategischen Ausrichtung . Herleshausen strebt eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 68 % bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr 2014 im Bereich der Gebäude an. . Herleshausen ist ebenfalls bestrebt, die noch vorhandenen Potenziale im Bereich der erneuerba- ren Energien auszuschöpfen, um langfristig mindestens eine vollständige Stromversorgung aus ei- genen erneuerbaren Ressourcen zu erreichen. Durch den Umbau des Energiesystems soll möglichst durch die Einbeziehung von Unternehmen vor Ort die regionale Wertschöpfung gesteigert wer- den. . Herleshausen engagiert sich in Zusammenarbeit mit dem Sanierungsmanagement und lokal aktiven Akteuren im regionalen und überregionalen Klimabündnis und baut Kooperation auf bzw. vertieft bereits vorhandene. Leitlinien zum Ausbau Erneuerbarer Energien . Herleshausen setzt sich als Ziel, bis 2050 eine vollständige Deckung der Stromnachfrage aus ei- nem Mix erneuerbarer Energien zu erreichen. Das Quartier soll dabei die Anteile leisten, die auf- grund der baukulturellen Bedingungen möglich sind. Des Weiteren trägt der Ausbau der erneuer- baren Energien verstärkt zur lokalen Wärmeversorgung bei. . Herleshausen wird beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien die ökologischen Belange berücksichtigen und damit ihre besondere Verantwortung für die Sicherung von Natur und Land- schaft zum Ausdruck bringen. Leitlinien zu Städtebau und Mobilität . Herleshausen erhält seinen historischen Ortskern. Sanierungen werden fachwerk- und stadtbildge- recht durchgeführt. Beim Umbau des Gebäudebestandes und des Freiraumes werden Belange der Barrierefreiheit berücksichtigt. . Das innerörtliche Wohnungsangebot wird punktuell durch bedarfsorientierte und stadtbildgerech- te Neu-, Ersatz- oder Ergänzungsbebauung fortlaufend optimiert. Neubau- und Ersatzbedarf im Gebäudebestand werden auf Innenentwicklungsflächen realisiert. Dabei werden aufgegebene Hofanlagen für Wohn- oder Kleingewerbezwecke umgenutzt. . Die klimatischen Funktionen vorhandener Grün- und Freiflächen werden aufrechterhalten und ggf. verbessert. Innerortsstruktur (Oberflächenabflüsse, Kanalnetze) werden an zunehmende Extrem-

84 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

wetterereignisse angepasst. Der Anpassung an den Klimawandel wird durch die Schaffung zu- sätzlicher Schatten spendender Elemente, Entsiegelung und Dach- und Fassadenbegrünung geför- dert. Leitlinien zur Umsetzung . Herleshausen sieht in der Sensibilisierung der Bürger und in der Förderung von Akzeptanz ent- scheidende Grundlagen für eine erfolgreiche Dorfentwicklung. Die Gemeinde wird diese Prozesse durch eine zielgruppenspezifische Informations- und Beteiligungspolitik stärken und Klimaschutz zu wichtigen Bausteinen der Umweltbildung machen. . Herleshausen ist bestrebt, über eine bessere Vernetzung der lokalen und regionalen Akteure die Chancen für die Erreichung der gesetzten Energie- und Klimaschutzziele zu verbessern.

6.3 Quartiersbezogene Handlungsfelder und Maßnahmen Im nachfolgenden Kapitel wird der auf dem Leitbild und den Leitlinien aufbauende zielgruppenspezifi- sche Maßnahmenkatalog vorgestellt. Dieser umfasst kurz-, mittel- und langfristig umsetzungsreife Pro- jekte. Die Maßnahmen und deren Priorisierung werden auf der Grundlage der Analysen in einem dialogori- entierten Prozess entwickelt. Die Maßnahmen sind lediglich als offene Vorschläge zu verstehen. Auf- grund sich ändernder Rahmenbedingungen im technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich sollten diese Maßnahmen fortlaufend weiterentwickelt und an neue Rahmenbedingungen und handelnde Per- sonen angepasst werden. Eine Weiterführung und Ergänzung ist daher gewünscht. Der Maßnahmenkatalog unterteilt sich in individuelle auf die Situation in Herleshausen Bezug nehmende Projektansätze sowie in interkommunale Ansätze. Letztere sind als Maßnahmen angedacht die in allen beteiligten Städten und Gemeinden gleichsam, auch und vor allem in Zusammenarbeit mit dem Land- kreis, erarbeitet werden können und sollten. Die Maßnahmenblätter beinhalten soweit möglich konkrete Aussagen zu Minderungspotenzialen und anderen Kennwerten, die es zu erreichen gilt. Eine Erfolgskontrolle erfolgt anhand von Zahlen und Ein- sparungen, sofern verfüg- beziehungsweise quantifizierbar. Nachfolgend sind die Handlungsfelder aufgelistet: . Städtebau (SB), . Altersgerechtes Wohnen (AW), . Energetische Gebäudesanierung (EG), . Erneuerbare Energien (EE), . Wärmeversorgung (WV), . Verkehr und Mobilität (VM), . Bewusstseinsbildung und Vernetzung (BV).

85 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 20: Darstellung der Maßnahmenblätter mit Erläuterungen der einzelnen Aspekte

Nummer und Titel der Maßnahme Handlungsfeld

Beschreibung & Zielsetzungen: Darstellung des Inhalts der Maßnahme, Relevanz im Hinblick auf das Klima- schutzziel, Hinweise auf Umsetzungshemmnisse und weitere Informationen, die für die Realisierung relevant sind.

Angaben zu den erwarteten Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2-Minderungspotenzialen: Soweit quantifizierbar werden Einschätzungen zum erwarteten Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2- Einsparpotenzial gegeben; dies ist jedoch vor allem bei sensibilisierenden beziehungsweise nicht-technischen Maßnahmen kaum bis gar nicht möglich. Aufgaben des Quartiersmanagements: Darstellung der Aufgaben des Klimaschutzmanagements zur Erleich- terung und Förderung der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs als „Aktionsplan“.

Zeit bis zur Realisierung der Maßnahme; Einteilung in kurz- (1 Jahr), mittel- Umsetzungszeitraum (1 bis 4 Jahre) und langfristig (mehr als 4 Jahre)

Für die Planung über die Umsetzung bis zum Monitoring einer Maßnahme wird Zuständigkeit ein konkreter Ansprechpartner beziehungsweise ein Verantwortlicher benötigt, der den Prozess initiiert und betreut. Dieser wird hier benannt.

Angegeben sind Partner, die an der Umsetzung beteiligt sind und diese unter- Beteiligte stützen. Das Klimaschutzmanagement begleitet die Maßnahmen unter ande- rem durch Öffentlichkeitsarbeit und Informationsweitergabe.

Maßnahmen richten sich an unterschiedlichste Interessens- beziehungsweise Zielgruppe Zielgruppen (Adressaten) wie z.B. Privatpersonen, Stadtverwaltung, Vereine o.ä. Diese sind hier aufgeführt.

Für die Umsetzung angenommene Kosten. Die Basis zur Ermittlung der finanzi- Erwartete Kosten ellen Mittel bilden Erfahrungswerte, Richtpreisangebote, Marktanalysen und Internetrecherchen.

Um die Umsetzung der Maßnahmen zu fördern, werden verschiedene Mög- Finanzierung/Förderung lichkeiten zur Deckung der anfallenden Kosten angegeben, ohne einen An- spruch auf Vollständigkeit zu erheben

Die Auswirkungen, die sich auf die regionale Wertschöpfung ergeben, werden Regionale Wertschöpfung abgeschätzt und mit „sehr hoch“, „hoch“, „mittel“ und „gering“ angegeben.

Die Priorität der Maßnahmen basiert auf einer Bewertung der Maßnahmen Priorität (sehr hoch, hoch, mittel, gering), die durch die Mitglieder des Begleitausschus- ses erfolgte.

Die Durchführung einer Maßnahme bedarf bestimmter Arbeitsschritte, welche Handlungsschritte vom zuständigen Ansprechpartner betreut werden.

Anhand der Handlungsschritte und Erfolgsindikatoren kann ein Controlling der Erfolgsindikatoren Klimaschutzaktivitäten erfolgen und das Erreichen der Klimaschutzziele ge- prüft werden

Einschätzung der Umsetz- Personen, verfügbare Ressourcen, Ereignisse o.ä. können die Umsetzung einer barkeit/ Risiken und Maßnahme begünstigen oder behindern. Daher gilt es die erwarteten oder Hemmnisse bereits bekannten Hemmnisse und Risiken möglichst realistisch abzubilden.

86 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 21: Übersicht Handlungsfelder und Maßnahmen

Nr. Bezeichnung CO2-Bedeutung Priorität

Städtebau

Stärkung und Attraktivierung als Wohn- und Keine direkte Ein- Maßnahme 01 Hoch Versorgungsstandort sparung

Energetische Gebäudesanierung

Maßnahme 02 Energetische Sanierung aller Gebäude hoch Hoch

Maßnahme 03 Austausch von Heizkesseln hoch Hoch

Maßnahme 04 Ausbau der Nutzung Erneuerbarer Energien hoch Hoch

Musterhaus Hintergasse Energetische Sanierung Maßnahme 05 hoch Sehr hoch ehemalige Gärtnerei

Musterhaus Am Anger 6 Energetische Sanie- Maßnahme 06 hoch Sehr hoch rung und Umbau „Simonhaus“

Wärmeversorgung

Maßnahme 07 Nahwärmenetz Herleshausen hoch Sehr hoch

Erneuerbare Energien

Maßnahme 08 Dach-PV-Anlage Schloss Augustenau hoch Mittel

Verkehr und Mobilität

Maßnahme 09 Stärkung der Nahmobilität mittel Mittel

87 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.1 Städtebau Die nachfolgenden Maßnahmen umfassen Aspekte der Stadt- und Freiflächenentwicklung. Dabei wer- den, neben Klimaschutz relevanten Aspekten, auch solche in Bezug auf Anpassungsmöglichkeiten an die Folgen des Klimawandels aufgegriffen.

M01: Stärkung und Steigerung der Attraktivität als Wohn- und Versorgungsstandort SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Um die Attraktivität Herleshausens als Wohnstandort zu erhalten und zu steigern, muss vor allem die räumliche Nähe zu Arbeitsplätzen und wichtigen Bildungs- und Versorgungsinfrastruktureinrichtungen gegeben sein. Da Herleshausen in der besonderen Lage ist, eine Grund- und Gesamtschule sowie einen Kindergarten im Ortszentrum zu haben, sich am Ortsrand ein großer Lebensmittelvollsortimen- ter befindet und die Wirtschaftszentren Eisenach und Eschwege in der Nähe liegen, sind bereits wich- tige Voraussetzung erfüllt. Dies belegen die Zuzugszahlen vor allem von jungen Familien. Vorausset- zung, dass diese zukunftsträchtige Zielgruppe langfristig an den Ort gebunden wird, ist der Erhalt der Schule und des Kindergartens und das Vorhandensein von attraktivem, modernem Wohnraum. Für ältere Menschen ist es hingegen wichtig, dass altersgerechte, kleine Wohnungen vorhanden sind und Wege zu Versorgungseinrichtungen bewältigbar bleiben. Für alle Bewohner ist eine hohe Auf- enthaltsqualität von öffentlichen Plätzen anzustreben. Hieraus ergeben sich folgende Maßnahmenvorschläge für Herleshausen: . Erhalt der Süd-Ringgau-Schule und des evangelischen Kindergartens (u.a. auch durch eine Siche- rung der Energieversorgung durch das Nahwärmenetz) . Ausbau und Stärkung der Angebote des ÖPNV, Nutzung der Angebote seitens der Bürger (Mobil- falt) . Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften und Sozialhilfeträgern mit dem Ziel kleine, z.T. betreute Wohnungen für ältere Bürger/innen zu schaffen . Wiederbelebung leerstehender Geschäftsflächen (Am Anger) . Ansprache von Eigentümern vom Verfall bedrohter, schützenswerter Objekte (z.B. Borngasse) . Anreizförderung für bauliche und energetische Sanierung bei allen Neu- und Umbauten . Förderung der Aufenthaltsqualität des Mikrozentrums Am Anger . Sitzmöglichkeiten auch außerhalb des Cafés z.B. für Ältere schaffen

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 ist abhängig von den umgesetzten Einzelmaßnahmen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung bei der Akquisition von Fördermöglichkei- ten, Ansprache und Beratung relevanter Akteure vor Ort, Ansprache von Wohnungsbaugesellschaften und Sozialhilfeträgern und Zusammenführen mit Immobilienbesitzern und der Zielgruppe vor Ort

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Gemeinde Herleshausen, Landkreis, Sanierungsmanagement

Beteiligte Bürgermeister, Bewohner, Gebäudeeigentümer, Sozialhilfeträger

Zielgruppe Bewohner, Eigentümer, Wohnraumsuchende

88 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Erwartete Kosten Derzeit nicht bezifferbar

Finanzierung/ Förderung KfW, LEADER, private Investoren

Regionale Wertschöpfung Hoch

Hoch bis Mittel (in Abhängigkeit von der jeweiligen Einzelmaßnah- Priorität me)

Ansprache der Schlüssel-Akteure vor Ort / Förderung von Informati- Handlungsschritte onen und Kooperationen

Erfolgsindikatoren Anzahl angeschobener und umgesetzter Projekte

Bei der Umsetzbarkeit ist es wichtig, dass sich auch die Gemeinde- Einschätzung Umsetzbar- verwaltung von Herleshausen in solch einen Prozess mit einbringt und keit/ Risiken & Hemmnisse hier vor allem die Schlüssel-Akteure mit ins Boot holt.

89 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.2 Energetische Gebäudesanierung In diesem Handlungsfeld sind Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung aufgeführt. Diese um- fassen sowohl kommunale Liegenschaften – Gebäude der Gemeinde – als auch private Wohngebäude und beziehen sich auf die Bereiche Energieeinsparung (insbesondere Wärme), Energieeffizienz (vor allem Strom) sowie Information und Beratung. Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen werden durch die des Handlungsfeldes Bewusstseinsbildung und Vernetzung ergänzt und flankiert.

M02: Energetische Sanierung der Gebäude EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Zur Reduktion des Wärmeenergiebedarfs ist Qualität der Gebäu- dehülle in den nächsten Jahren zu verbessern. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine Reduktion des Wärmebedarfs führt zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen beim Einsatz von fossilen Energieträgern. Zudem werden lokale Ener- gieträger (Biomasse, Sonnenenergie) effizient eingesetzt. Daher sind alle Möglichkeiten zu nutzen, um Besitzer von Gebäuden zu motivieren, über investive Maßnahmen den Energiebedarf der Gebäude deutlich zu senken Aufgaben des Sanierungsmanagements: Durchführung von Energieberatungen vor Ort; Organisati- on von Informationsveranstaltungen, Fördermittelberatung, Begleitung der Umsetzung

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Ansprechpartner des Sanierungsmanagements

Ansprechpartner des Sanierungsmanagements in den Beteiligte Quartieren, Eigentümer, Energieberater vor Ort, Banken

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Zur Kalkulation der Kosten wird angenommen, dass die energetische Sanierung im Rahmen einer grundsätzlichen Instandhaltung oder Baumaßnahme am Gebäude anfällt. Dementsprechend werden nur Mehrkosten von 250 Erwartete Kosten EUR/m² kalkuliert7. Die Vollkosten der Maßnahme sind wesentlich höher. Bei einer angestrebten Sanierungsrate der Gebäude be- tragen die Kosten 320.000 EUR pro Jahr Diverse Förderprogramme von Bund und Land (KfW, Bafa, Finanzierung/ Förderung WIBANK), Eigenmittel Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Handlungsschritte Sanierungsanlässe suchen und Eigentümer individuell bera- ten

Erfolgsindikatoren Anzahl der Beratungen und Veranstaltungen, Besucher bei Veranstaltungen, umgesetzte Maßnahmen incl. Investitions-

7 Siehe Studie der dena (2013): Sanierungsstudie von Ein- und Mehrfamilienhäusern 90 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

volumen

Einschätzung Umsetzbarkeit/ Risiken Hemmnisse: fehlende Eigenmittel und Perspektiven für die & Hemmnisse Nutzung des Gebäudes

M03: Modernisierung von Heizkesseln EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Durch den Austausch von Heizkesseln kann die benötigte Wärme- energie trotz des Einsatzes von fossilen Energieträgern mit einem deutlich reduzierten CO2-Ausstoß zur Verfügung gestellt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch den Wechsel des Energieträgers, einen effizienten Brennwertkessel und die optimale Abstimmung des Verteilsystems (hydraulischer Abgleich) können die CO2-Emissionen bis zu 20% reduziert werden. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Kontaktaufnahme zu den Gebäudeeigentümern, Informa- tionen zum Kesseltausch und zum hydraulischem Abgleich

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Private Hausbesitzer, lokales Handwerk, Sanierungsmanagement, Beteiligte Banken und Finanzinstitute

Zielgruppe Hausbesitzer Bei einer Erneuerung von ca. 100kW Heizanlagen (Austausch Kessel, Erwartete Kosten Wechsel Energieträger, etc.) pro Jahr fallen Kosten von ca. 80.000 EUR/Jahr an

Finanzierung/ Förderung Förderprogramme von Bund und Ländern, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch

Handlungsschritte Informationskampagne durchführen, Eigentümer beraten

Erfolgsindikatoren Anzahl erneuerter Heizanlagen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse bestehen in Informationsdefiziten, fehlenden Eigenmitteln keit/ Risiken & Hemmnisse und unklaren mittelfristigen Nutzungsperspektiven für die Gebäude.

91 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

M04: Nutzung von Solarenergie EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Solaranlagen sind auf den Verbrauch abzustimmen, um den Anteil der direkt genutzten Energie zu optimieren. Dies gilt für den Bereich der solaren Stromerzeugung (Photovoltaik, PV) und die solare Wärmeerzeugung (Solarthermie). Durch die gesunkenen Preise für Solarmodule und den gleichzeitig angestiegenen Strompreis, stellt die Eigenstromerzeugung bei rich- tiger Auslegung der Anlage eine kostengünstige Stromversorgung dar. Auf die Möglichkeiten zur Nutzung von Speichertechnologien sollte hingewiesen werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch die Nutzung von Solarenergie werden fossilen Energie- träger ersetzt. Eine PV-Anlage erzeugt pro kWp (ca. 9 m²) ca. 900 kWh/a. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kann eine Strommenge von 18.000 kWh erzeugt werden. Bei einer Solarthermieanla- ge beträgt der Wärmeertrag ca. 500 kWh/m²a. Eine Anlage mit zwei Kollektoren à 2,5 m² produziert ca. 2.500 kWh Wärmeenergie.

Aufgaben des Sanierungsmanagements: Vor-Ort-Beratung, Organisation von Veranstaltungen und Beratungsangeboten Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Hausbesitzer, evtl. auch Mieter (siehe Mieterstrommodell), lokales Beteiligte Handwerk

Zielgruppe Hausbesitzer Durchschnittlicher Preis einer PV-Anlage für ein Einfamilienhaus: ca. 1.600 EUR/kWp (Quelle: BSW; PV-Anlagen bis 10kWp) Die Kosten für eine Solarthermieanlage (Warmwasserbereitung) Erwartete Kosten betragen 5.000 EUR. Starke Abhängigkeit von Rahmenbedingungen (Einbau separat, Länge der Verrohrung, etc.). Die jährlichen Ausbaukosten betragen ca.40.000 EUR/a

Finanzierung/ Förderung KfW, Banken, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch Zur Erstberatung einen „Solar-Check“ durch das Sanierungsma- Handlungsschritte nagement entwickeln Erfolgsindikatoren Anzahl Beratungen, Anzahl umgesetzte Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: niedrige Energiepreise, lange Amortisationszeiten keit/ Risiken & Hemmnisse

92 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

M05: Musterhaus Hintergasse Energetische Sanierung ehemalige Schlossgärtnerei EG

Beschreibung & Zielsetzung: Das seit mehreren Jahren leerstehende Gärtnereigebäude soll unter Berücksichtigung energetischer KFW-Standards komplett saniert werden, um anschließend neu ver- mietet zu werden. Zum Sanierungsumfang gehören: Trockenlegung, statische Ertüchtigung, Austausch der Fenster, Wärmedämmung für Außenwände und Dach, Installation einer neuen Heizung, Renovie- rung der Innenräume, ggf. Umgestaltung des Gartens (für nähere Beschreibung und erste Berechnun- gen siehe Anhang) Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Erhalt eines attraktiven, zentralen Wohnstandortes und histori- scher Bausubstanz, CO2-Einsparungen abhängig von den umgesetzten Einzelmaßnahmen derzeit nicht zu beziffern Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung des Bauherren bei der Fördermittelbean- tragung, der Öffentlichkeitsarbeit (Gläserne Baustelle), geeigneter Handwerksbetriebe, Vernetzung mit anderen Sanierern im WMK, Wissenstransfermaßnahmen für künftige Sanierer

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Prinz Alexis v. Hessen

Beteiligte Prinz v. Hessen, Sanierungsmanagement, WMK

Zielgruppe Prinz v. Hessen

Erwartete Kosten Es steht ein Budget von ca. 40.000 € zur Verfügung

Finanzierung/ Förderung Privatmittel, KFW

Regionale Wertschöpfung mittel

Priorität Sehr hoch

Energetische Beratung, Unterstützung bei Fördermittelbeantragung, Handlungsschritte Ausweisen des Gebäudes als Modellprojekt (Info-Tafel am Haus), energetische Sanierung begleiten

Erfolgsindikatoren Umgesetzte Einzelmaßnahmen

Umsetzbarkeit: sehr hoch, da Haus ohnehin saniert werden muss um Einschätzung Umsetzbar- es neu zu vermieten; Risiken: Umfang der zu erreichenden Energie- keit/ Risiken & Hemmnisse und CO2 -einsparungen abhängig von seitens des Bauherrn mögli- chen Investitionsumfangs plus Fördermöglichkeiten

93 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

M06: Musterhaus Am Anger 6 Energetische Sanierung „Simonhaus“ EG

Beschreibung & Zielsetzung: Das „Simonhaus“ befindet sich am Anger – dem Dorfplatz – und steht, seit vor einigen Jahren der Lebensmitteleinzelhändler ausgezogen ist, leer. Erst kürzlich ist es von einer Familie aus der Umgebung gekauft worden, die das Haus umbauen und energetisch sanieren möchten, um es selbst wohnlich und geschäftlich zu nutzen und ggf. auch weiteren Mietwohnraum zu schaffen. Die im EG befindlichen Geschäftsräume sollen für ihr bereits am Anger in einem Nach- bargebäude befindliches Second Hand Geschäft genutzt werden. Zum Haus gehören ein Anbau aus den 1970er Jahren sowie ein großes Grundstück mit Nebengebäuden. Auch das Grundstück soll umgenutzt und saniert werden. (für nähere Beschreibung und erste Berechnungen siehe Anhang)

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: CO2-Einsparungen abhängig von umgesetzten Einzelmaßnah- men derzeit nicht zu beziffern, Erhalt eines attraktiven, zentralen Wohn- und Geschäftsstandortes, Steigerung der Wohnqualität des Gebäudes, Attraktivitätssteigerung des Ortskerns, Stärkung des öffentlichen Raums durch vielfältige Nutzung des Gebäudes – u.a. auch als Einzelhandelsstandort Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung des Bauherren bei der Fördermittelbean- tragung, der Öffentlichkeitsarbeit (Gläserne Baustelle), geeigneter Handwerksbetriebe, Vernetzung mit anderen Sanierern im WMK, Wissenstransfermaßnahmen für künftige Sanierer

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Ehepaar Schliwa

Beteiligte Familie Schliwa, Sanierungsmanagement, WMK

Zielgruppe Familie Schliwa, Bürgerschaft

Erwartete Kosten Noch nicht zu beziffern

Finanzierung/ Förderung Privatmittel, KFW

Regionale Wertschöpfung hoch

Priorität Sehr hoch

Energetische Beratung, Unterstützung bei Fördermittelbeantragung, Handlungsschritte Ausweisen des Gebäudes als Modellprojekt (Info-Tafel am Haus), energetische Sanierung begleiten

Erfolgsindikatoren Umgesetzte Einzelmaßnahmen

Umsetzbarkeit: sehr hoch, da das Haus ohnehin saniert werden muss, um es wohnlich zu nutzen und ggf. einen Teil der Fläche zu vermie- Einschätzung Umsetzbar- ten, keit/ Risiken & Hemmnisse Risiken: Umfang der zu erreichenden Energie- und CO2 - einsparungen abhängig von der seitens der Bauherrn möglichen Investition plus Fördermöglichkeiten

94 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.3 Wärmeversorgung In diesem Handlungsfeld sind Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energieträger zur Wärmeversor- gung zusammengefasst. Die aufgeführten Maßnahmen gilt es mit Teilmaßnahmen aus dem Handlungs- feld Bewusstseinsbildung und Vernetzung zu verknüpfen.

M07: Nahwärmenetz Herleshausen EE

Beschreibung & Zielsetzungen: Die Einrichtung eines Nahwärmenetzes ist für Herleshausen die zent- rale Maßnahme im Rahmen der energetischen Quartierssanierung und ist aufgrund der spezifischen Gegebenheiten im Ort einerseits besonders effektiv und andererseits auch notwendig. In Herleshausen befinden sich die öffentlichen Einrichtungen und Energie-Großverbraucher, wie die Südringgau-Schule, der Kindergarten, die Gemeindeverwaltung und eine Mehrzweckhalle in direkter räumlicher Nachbarschaft. Um diese Gebäude mit Wärme zu versorgen, wären nur sehr kurze Netz- leitungen nötig bei gleichzeitig hoher Wärmedichte – beides Grundvoraussetzungen für die Wirt- schaftlichkeit eines Wärmenetzes. Außerdem fallen den Gärten, Grünflächen und entlang der Stra- ßen in und um Herleshausen große Mengen an holziger Biomasse an, dessen Lagerung und Entsor- gung die Gemeinde vor eine stetige Herausforderungen stellt Eine Studie des Witzenhausen Instituts hat ergeben, dass die im Ort und seiner Umgebung jährlich anfallende holzige Biomasse ausreichen würde, um das kommunale Zentrum sowie dessen umliegende Anwohner mit Wärme zu versorgen. Zur Wärmeerzeugung wird auf einer noch zu bestimmenden kommunalen, bzw. privaten Fläche ein Blockheizkraftwerk errichtet, in dem Holzhackschnitzel, die aus dem holzigen Schnittgut gewonnen worden, energetisch verwertet werden. Neben dem Kreis sind bereits auch einige private Immobili- enbesitzer an einer Nahwärmeversorgung interessiert, wie bspw. der Schlossherr des Schloss Augus- tenau. Die Lage des Netzes und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist in Kapitel 4.2.7 im Detail dargestellt. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Aufgaben des Sanierungsmanagements: Weiterführung der Planungen, Gewinnung weiterer Ab- nehmer, Erarbeitung eines Finanzierungs- und Beteiligungskonzeptes, Kommunikation, Leitung des Partizipationsprozesses, Projektumsetzungsbegleitung

Umsetzungszeitraum Langfristig

Zuständigkeit Gemeinde, WMK, ggf. Bürgerenergie WMK

Gemeinde- und Kreisverwaltung, Kirche, Schloss, Schule, Feuerwehr, Bürger, Vereine, Sanierungsmanagement, Planungsbüro, Tiefbauun- Beteiligte ternehmen, lokale Handwerksbetriebe, Kreditinstitute und andere Geldgeber

Verwaltung, Schule, Feuerwehr, Vereine, Kirchgemeinde, private Zielgruppe Nutzer

Erwartete Kosten ca. 950.000 EUR

Finanzierung/ Förderung BAFA nach KWKG

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Sehr hoch

95 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Wiederaufnahme der Gespräche mit potentiellen Abnehmern, Dar- stellung zu erwartender Kosten, Entwicklung eines Finanzierungs- und Handlungsschritte Beteiligungsmodells, Akquise weiterer Abnehmer (Vor-Ort- Gespräche mit Hausbesitzern)

Netz realisiert, hohe Wärmedichte, Nutzung der holzigen Biomasse Erfolgsindikatoren realisiert, CO2-Einasparung

Umsetzbarkeit sehr realistisch, da große Wärmeabnehmer bei hoher Wärmedichte Einschätzung Umsetzbar- keit/ Risiken & Hemmnisse Risiko/Hemmnisse: hohe Kosten durch geringe Beteiligung, unattrak- tive, bzw. risikoreiche Beteiligungsmodelle, aktuell geringe Preise für fossile Energieträger

96 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.4 Erneuerbare Energien In diesem Handlungsfeld sind Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energieträger zusammengefasst. Die aufgeführten Maßnahmen gilt es mit Teilmaßnahmen aus dem Handlungsfeld Bewusstseinsbildung und Vernetzung zu verknüpfen.

M08: Dach-PV-Anlage Schloss Augustenau EE

Beschreibung & Zielsetzungen: Auf der nach Süden geneigten und der Straßenseite abgewandten Dachseite des Schlosses Augustenau soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden. Der erzeugte Strom soll vom Schlossherrn selbst genutzt, bzw. als Bürgerstrom an die Mieter im Schloss und ggf. an andere Bürger im Ort verkauft werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Aufgaben des Sanierungsmanagements: Beratung des Schlossherrn zu Finanzierungs-, Förderungs-, Beteiligungs- und Vermarktungsmöglichkeiten, Rentabilitätsprüfung, Öffentlichkeitsarbeit und Akquise für Beteiligung

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Prinz v. Hessen, Sanierungsmanagement

Beteiligte Prinz v. Hessen, ggf. Anlagenbeteiligte

Zielgruppe Prinz v. Hessen, Mieter und andere Bürger

Erwartete Kosten 1800 € pro kWp; bei 50kW installierte Leistung: 90.000 EUR/a

Finanzierung/ Förderung KFW-Erneuerbare Energien 270/274 (Kredit)

Regionale Wertschöpfung mittel

Priorität mittel

Beratung zu Förder-, Finanzierungs-, Beteiligungs- und Vermark- Handlungsschritte tungsmöglichkeiten, Prüfung der Machbarkeit und Rentabilität

Erfolgsindikatoren Höhe der installierten Solarleistung

Umsetzbarkeit: Hoch, sofern wirtschaftlich, da Eigentümer Interesse Einschätzung Umsetzbar- zeigt keit/ Risiken & Hemmnisse Risiken: geringe Rentabilität, Einschränkungen durch Denkmalschutz, fehlende Abnahmegarantien

97 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.5 Verkehr und Mobilität Nachfolgend sind Maßnahmen rund um die Themen klimafreundliche Mobilität und Verkehr aufgeführt. Die Maßnahmen gehen dabei auf Verlagerungs- und Vermeidungsoptionen in den Bereichen MIV und ÖPNV ein. Intelligente Verkehrsführung und ein optimiertes Verkehrsmanagement sind ebenfalls Be- standteile einer klimafreundlichen Planung (Systematische Förderung des Umweltverbundes, Mobilitäts- management).

M09: Stärkung der Nahmobilität VM

Beschreibung & Zielsetzungen: In Herleshausen bestehen folgende Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der Nahmobilität: . Bordsteinabsenkung zur barrierefreien fußläufigen Verbindung der öffentlichen Einrichtungen und Am Anger . Unterstützung der Nutzung regionaler Nahverkehrsangebote zur Erschließung des Nahversor- gungszentrums, bzw. der Verbindung von Ortsteilen insbesondere für ältere Menschen . Erhalt und Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs auch außerhalb von Schulzeiten Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Bewältigbare Fußwegeverbindungen und ein bedarfsorientier- tes Nahverkehrsangebot unterstützen die Teilhabe älterer Mitbürger (und auch der jüngsten Mitbür- ger) am öffentlichen Leben und tragen zur Reduktion von Individualverkehr und damit zur Reduktion von Treibhausgasen bei. Stehen Angebote zur Verfügung müssen diese genutzt werden, um sie lang- fristig zu erhalten. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung der kommunalen und kreisweiten Nahver- kehrsplanung, Unterstützung der Nutzung spezieller Nahverkehrsangebote durch Aktivierung, Befra- gung und Beratung der Bewohnerschaft zur Nutzung von Nahverkehrsangeboten

Umsetzungszeitraum Langfristig

Zuständigkeit Kommune und Kreis

Beteiligte Kreis, Kommune, Bewohner

Zielgruppe Bewohner

Erwartete Kosten Derzeit nicht zu beziffern

Finanzierung/ Förderung Fördermittel von Bund und Land

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Mittel

Handlungsschritte Befragung nach Problemlagen durchführen

Erfolgsindikatoren Umgesetzte Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- gering keit/ Risiken & Hemmnisse

98 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.6 Kostenübersicht Tab. 22: Übersicht über die angenommenen Kosten der Maßnahmen; differenziert nach Kosten die jährlich und einmalig bzw. für Private oder die Kommune anfallen

Kosten Kosten Kosten Kosten Kosten Nr. Maßnahme Kommune/ jähr- Kommune/ Private/ ein- Private/ gesamt lich einmalig malig jährlich Stärkung und Stei- gerung der Attrak- M01 tivität als Wohn- nicht bekannt und Versorgungs- standort

Energetische Sanie- M02 320.000€ 320.000€ rung der Gebäude

Austausch von M03 80.000€ 80.000€ Heizkesseln

Nutzung von Solar- M04 40.000€ 40.000€ energie

Energetische Sanie- M05 rung ehemalige nicht bekannt nicht bekannt Schlossgärtnerei

Anger 6 Energeti- M06 sche Sanierung nicht bekannt „Simonhaus“

Nahwärmenetz M07 950.000€ 950.000€ Herleshausen

Dach-PV-Anlage M08 90.000€ 90.000€ Schloss Augustenau

Stärkung der M09 nicht bekannt Nahmobiliät

SUMME 1.480.000 € nicht bekannt 0 € 1.040.000 € 440.000 €

Tab. 23: Zusammenstellung der Investitionskosten für das Quartier Herleshausen kurzfristig mittelfristig langfristig Herleshausen 440.000 € 90.000 € 950.000 €

99 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.3.7 Zeitplan Umsetzung im Quartier

Tab. 24: Umsetzungszeitplan

100 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.4 Interkommunale Zusammenarbeit Im nachfolgenden Kapitel sind Projektansätze aufgeführt, die aufgrund ihres Charakters interkommuna- le Kooperationen und Netzwerke stärken können. Anders als die in Kapitel 5.2 aufgeführten, quartiers- spezifischen Maßnahmen, setzen die fortfolgend dargestellten Projektansätze eine enge Zusammenar- beit aller Städte und Gemeinden im Werra-Meißner-Kreis voraus. Die Innovation des Modellprojekts zeichnet sich insbesondere durch seinen interkommunalen Akteurscha- rakter aus. Sechs Städte und Gemeinden des Werra-Meißner-Kreises erstellen unter Beteiligung des Landkreises ein energetisches Quartierskonzept für ausgewählte Stadt- bzw. Ortsausschnitte. Bereits vor und während der Erstellung des Quartierskonzeptes gibt es im Werra-Meißner-Kreis, insbesondere unter den sechs beteiligten Gebietskörperschaften, interkommunale Kooperationen und gemeinsame Projekte. Hierzu gehören neben dem Regionalen Entwicklungskonzept8, der Studie Mobilisierung, Auf- bereitung und Verwertung holziger Biomassen im Werra-Meißner-Kreis9 auch das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept10 des Landkreises. Der Landkreis verfügt über eine Bandbreite an themenspezifischen Beratungsstellen und Informations- angeboten. Hierzu zählen z.B. die Fachstelle Technik im Alter oder die kreiseigene Klimaschutzmanage- rin. Ziel eines solchen Konzeptes ist in erster Linie auch die Zusammenführung und Bündelung von bereits vorhandenen Aktivitäten, aktiven Einzelpersonen und Interessensverbänden im Landkreis und seinen Gebietskörperschaften.

8 http://www.vfr-werra-meissner.de/ 9 http://www.bio-regio-holz.de/download/BioRegioFlyer_3.pdf 10 http://www.werra-meissner- kreis.de/fileadmin/01_Homepage_Kreisverwaltung/Fachbereiche_und_Einrichtungen/FB7_Bauen_Umwelt/7.5_Abfallwirtschaft_und_Erneuer bare_Energien/Prospekt_Klimaschutzkonzept_0_.pdf 101 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.4.1 Maßnahmen

Maßnahmenübersicht Tab. 25: Übersicht über die interkommunalen Maßnahmen

Nr. Bezeichnung CO2-Bedeutung Priorität

Interkommunale- Gering, hoch für Installation eines Sanierungsmanagements Hoch Maßnahme 1 Folgemaßnahmen

Interkommunale- Vernetzung und Aufbereitung der Musterhäuser zum Gering, hoch für Hoch Maßnahme 2 Thema Sanierung und erneuerbare Energien Folgemaßnahmen

Interkommunale- Regelmäßige Beratungsangebote, zugehende Bera- Maßnahme 3 tung zum Thema: „Wohnen im Alter“ Gering Hoch

Interkommunale- Aufbau einer Tatenbank Maßnahme 4 Gering Gering

Interkommunale- Gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Maßnahme 5 Gering Mittel

Durchführung von Mitarbeiterschulungen in der Kreis- Interkommunale- verwaltung und den Stadt- und Gemeindeverwaltun- Maßnahme 6 Hoch Hoch gen

Interkommunale- Einrichtung eines interkommunalen Leerstandmanage- Maßnahme 7 ments Mittel Hoch

Interkommunale- Nutzung der Potenziale holziger Biomasse im Werra- Maßnahme 8 Meißner-Kreis Hoch Hoch

Interkommunale- Einführung lokaler, niedrigschwelliger Beratungen Gering, hoch für Gering Maßnahme 9 durch Quartierslotsen Folgemaßnahmen

Interkommunale- Durchführung von Baustellen- und Thermografiespa- Gering, hoch für Gering Maßnahme 10 ziergängen in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermie- Gering, hoch für Mittel Maßnahme 11 nutzung in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Angebot eines Mobilitätspakets zur solaren Mobilität Maßnahme 12 (E-Bike und PV) Hoch Mittel

Bauherrenansprache durch die Gebietskörperschaften Interkommunale- zu den Themen Energie und Klimaschutz in den Quar- Gering, hoch für Maßnahme 13 Hoch tieren Folgemaßnahmen

102 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM01: Installation eines Sanierungsmanagements

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel ist die Installation eines interkommunalen Sanierungsmanage- ments, das die Umsetzung der Maßnahmen in den Quartierskonzepten fachlich begleitet. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch das Sanierungsmanagement werden die im Konzept entwickelten Maßnahmen begleitet und neue Maßnahmen initiiert. Durch die dezentrale und inter- kommunale Organisation stehen in den Quartieren Ansprechpartner zur Verfügung, die zeitnah Bera- tungen und Unterstützung bei Projekten anbieten können. Sie werden durch ein zentrales Sanierungs- management unterstützt. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Management hat die Aufgabe, auf der Basis des energetischen Quartierskonzepts den Prozess der Umsetzung fachlich zu begleiten, einzelne Prozess- schritte für die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure zu initiieren, Maß- nahmen der Akteure zu koordinieren, zu bewerben und zu kontrollieren und als Anlaufstelle für Fra- gen der Finanzierung und Förderung zur Verfügung zu stehen. Weiterhin unterstützt das Sanierungs- management die lokalen Akteure bei der Öffentlichkeitsarbeit und bildet die Schnittstelle zu ähnli- chen Initiativen auf Kreis-, Land- und Bundesebene.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung mit Unterstützung der Zuständigkeit Kreisverwaltung

Bürgermeister der Quartiere, Kreisverwaltung, lokale Quartierslotsen, Energieversorger, Netzbetreiber, Bürger- Beteiligte energiegenossenschaft e.V., Verein für Bau- und Wohnkul- tur, HeRo, Energieberater

Private Hauseigentümer, Stadt- und Gemeindeverwaltun- Zielgruppe gen, Unternehmen, Interessensverbände

Erwartete Kosten Für alle Quartiere max. bis zu 430.000 EUR pro Jahr 65 % Zuschuss der förderfähigen Gesamtkosten aus KfW- Finanzierung/ Förderung Programm 432: Restbetrag aus Mitteln des Landes, von Sponsoren und/oder Eigenmittel der Kommunen Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Handlungsschritte Antragstellung durch den Kreis oder eine Stadt/Gemeinde als Konsortialführer bei der KfW Anzahl der Beratungen und Veranstaltungen, Besucher bei Erfolgsindikatoren Veranstaltungen, umgesetzte Maßnahmen incl. Investitions- volumen

Hemmnisse: fehlende Eigenmittel Einschätzung Umsetzbarkeit/ Risiken & Hemmnisse Chancen: Die Stadt Eschwege ist bereit, die Konsortialfüh- rerschaft zu übernehmen

103 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM02: Vernetzung der Musterhäuser BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurde deutlich, dass insbe- sondere zum Thema energetische Gebäudesanierung Beratungsbedarf besteht. Auf lokaler Ebene gibt es aktive Einzelpersonen und Interessensverbände (Verein für Bau- und Wohnkultur Witzenhau- sen e.V., Herr Welzel (Witzenhausen), Herr Jäschke (Germerode), Frau Wetzestein (Eschwe- ge/Wahnfried), usw.) die bereits mehrere Gebäude saniert haben oder zurzeit sanieren sowie er- neuerbare Energien zur Energiegewinnung einsetzen. Diese Einzelprojekte gilt es miteinander zu ver- netzen, in die Öffentlichkeit zu tragen und um weitere Projekte aus dem Kreisgebiet zu ergänzen. So entstehen anschauliche Beispiele, welche Maßnahmen auf welcher Ebene praktisch umgesetzt werden können. Zur Vernetzung ist es ein jährliches Treffen geplant, auf dem sich Sanierungsinteressierte mit den Besitzern der Mustergebäude austauschen können. Die Einzelprojekte sollen zudem in der Taten- bank erfasst werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen Aufgaben des Sanierungsmanagements: Kontaktaufnahme zu den Gebäudeeigentümern, Zusam- menführung der Musterhäuser, Bewerbung der Kampagne

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Gebäudeeigentümer der Musterhäuser (unter anderem Hr. Jäschke, Beteiligte Fr. Wetzestein, Hr. Heuckeroth, Hr. Welzel, u.a. )

Zielgruppe Sanierungsinteressierte Personen 2.500 EUR (Zusammengefasste Kosten für ein jährliches Vernetzungs- Erwartete Kosten treffen inkl. Catering und die Erstellung eines Faltblattes)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Fortlaufende Liste der Musterhäuser erstellen; Interesse weiterer Handlungsschritte Gebäudeeigentümer und Interessensverbände abfragen Erfolgsindikatoren Anzahl erfasster Projekte, Nachfragende Personen

Hemmnisse bestehen in den zeitlichen Ressourcen der beteiligten Einschätzung Umsetzbar- Personen und in der Bereitschaft, das eigene Gebäude zeitweise für keit/ Risiken & Hemmnisse Besichtigungen zur Verfügung zu stellen.

104 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM03: Verstärkte Beratung zum Thema: „Wohnen im Alter“ AW

Beschreibung & Zielsetzungen: Während der Konzeptphase wurde deutlich, dass das Interesse am Thema „Wohnen im Alter“ deutlich zunimmt. Zur Erhöhung der Lebensqualität in den Quartieren und zur Verlängerung der Nutzungsperspektiven von Gebäuden muss das Thema: „Wohnen im Alter“ mit der energetischen Beratung eng verwoben werden. Aufbauend auf den Erfahrungen der Beratungs- stelle Wohnen im Werra-Meissner-Kreis und einzelnen Aktivitäten (z.B. Herr Jäschke/Germerode) sollen die Beratungsangebote weiter ausgebaut und verstetigt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen, aber Erhöhung der Bereitschaft Aufgaben des Sanierungsmanagements: Bewerbung des Themas, Organisation von Veranstaltun- gen und Beratungsangeboten

Umsetzungszeitraum Kurzfristig / Dauerhaft

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Beratungsstelle „Wohnen im Alter“, Sanierungsmanagement

Zielgruppe Personen mit körperlichen Einschränkungen

Erwartete Kosten Im Rahmen des Sanierungsmanagements

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), Kommunen, Eigenmittel, Sponsoren

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Sanierungsmanagement einrichten, Erfahrungen auswerten, Regel- Handlungsschritte hafte Beratungsangebote in die Energieberatung integrieren Erfolgsindikatoren Anzahl Beratungen, Anzahl umgesetzter Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Thema ist noch nicht bekannt, Handlung erst, wenn es keit/ Risiken & Hemmnisse unbedingt nötig.

105 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM04: Aufbau einer Tatenbank BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Die Tatenbank – angelehnt an die Tatenbank des Umweltbundes- amtes11 – fasst alle Aktivitäten zu den Themen Energie und Klimaschutz des Landkreises und seiner Gebietskörperschaften in einer digitalen Datenbank zusammen. Die gesammelten Projekte dienen als Ideengeber und Praxisbeispiele und laden zum Nachahmen ein. Die Tatenbank begünstigt die inter- kommunale Zusammenarbeit sowohl zwischen den Verwaltungen als auch zwischen einzelnen Privat- personen. Dargestellt werden die Projektinhalte, Laufzeit, bereits erreichte oder noch zu erzielende CO2-Minderungspotenziale, Verortung der Maßnahme und beteiligte Personen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Einrichtung der Internetpräsenz, Bewerbung der Taten- bank in der Öffentlichkeit, Sammeln und Kategorisieren der Projekte; Pflege der Internetpräsenz.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

IT-Abteilung der jeweiligen Verwaltung, Projektierer von Energie- Beteiligte und Klimaschutzmaßnahmen

Zielgruppe Breite Öffentlichkeit

3.700 €; einmalige Programmierung einer Homepage und Hosting Erwartete Kosten bei einer Laufzeit von drei Jahren

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Mittel

Handlungsschritte Erfassung relevanter Projekte, Aufbau einer fortlaufenden Liste, Aufbau und Pflege einer Internetpräsenz Erfolgsindikatoren Anzahl erfasster Projekte

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse sind im Datenschutz zu erwarten keit/ Risiken & Hemmnisse

11 http://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/tatenbank 106 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM05: Gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel ist die öffentlichkeitswirksame Darstellung umgesetzter Projekte in den Bereichen Energie und Klimaschutz im Werra-Meißner-Kreis. Leser sollen somit für die Themen sensibilisiert, miteinander vernetzt sowie zur Nachahmung animiert werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement wählt geeignete Projekte aus und verfasst die Pressetexte.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Werra-Rundschau, HNA, Gemeindeblätter, Meißner-Nachrichten, Beteiligte Witzenhäuser Anzeiger, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Privat- personen, Unternehmen, Interessensverbände

Zielgruppe Breite Öffentlichkeit, Politik

Erwartete Kosten 24.500 €12; zwei Anzeigen pro Jahr über 3 Jahre

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch

Handlungsschritte Kontaktaufnahme zu Presseagenturen

Erfolgsindikatoren Anzahl veröffentlichter Artikel

Einschätzung Umsetzbar- Umsetzbar, wenn über das Sanierungsmanagement Ressourcen für keit/ Risiken & Hemmnisse die Arbeit bereitgestellt werden können.

12 Der Kalkulation liegen Angaben der Preisliste für Anzeigen der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) zugrunde; www.hna.de/bilder/2010/03/09/3867900/277776330-hauptpreisliste-nr-57a-2016.pdf; Textteilanzeige, Grundpreis Regional Hessen. 107 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM06: Durchführung von Nutzerschulungen BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Über gezielte, themenspezifische und den Tätigkeitsfeldern der Zielgruppe angepasste Schulungen, werden diese für die Themen Klimaschutz und Energie sensibili- siert. Nutzer der kommunalen Einrichtungen wie beispielsweise Einzelpersonen (Hausmeister, Elektro- techniker, Verwaltungsfachangestellte) bilden zentrale Schlüsselfiguren in der Zukunftsaufgabe, den Energieverbrauch der öffentlichen Einrichtungen im Quartier zu reduzieren. Sie sind wesentliche Ak- teure für nicht bzw. gering investive Maßnahmen und haben zudem meist engen Kontakt zu weiteren Zielgruppen. Regelmäßig durchgeführte Energietreffs – die motivierende Ansätze und Wissensver- mittlung beinhalten – könnten erheblich zur Senkung des Energieverbrauchs und zum bewussten Um- gang mit Energie beitragen. Zusätzlich kann hierdurch die Kommunikation der Beteiligten untereinan- der nachhaltig optimiert werden.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement plant, organisiert, dokumen- tiert und bereitet die Schulungen auf. Zusätzlich vernetzt es die Akteure und vergibt Unteraufträge an externe Berater.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Externe Berater

Zielgruppe Verwaltungsmitarbeiter, interessierte Akteure in den Quartieren

ca. 5.000 EUR (4 Schulungstermine pro Jahr, pro Schulungstermin Erwartete Kosten 1.230 EUR, inkl. Verpflegungs- und Fahrtkostenpauschale)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Mittel Ansprache der relevanten Verwaltungen/Ämter; Erfassung des Be- Handlungsschritte darfes Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Schulungen, Teilnehmerzahlen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Mitarbeiter für eine Schulung zu begeistern keit/ Risiken & Hemmnisse

108 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM07: Einrichtung eines interkommunalen Leerstandmanagements SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Primärziel des Leerstandmanagements ist es, eine an die jeweilige Kommune angepasste Strategie zur Umnutzung vorhandener und bereits absehbarer Leerstände zu entwickeln. Dabei spielen die Leerstandkataster in der jeweiligen Kommune eine wichtige Rolle. Diese sollen im Rahmen eines gemeinsamen Sanierungsmanagements vernetzt werden, um Nutzungsansätze und Kundenwünsche besser bündeln und austauschen zu können. Zunächst werden Leerstände und deren mögliche Ursachen erhoben und analysiert, um in einem wei- teren Schritt den Handlungsbedarf zu eruieren. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort werden Nut- zungskonzepte und –Ideen entwickelt. Ein erfolgreiches Leerstandmanagement wirkt sich maßgeblich auf eine positive Wahrnehmung des Standorts aus und beeinflusst so die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt in entscheidendem Maße.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen; Instrument zur Vorbereitung von Entscheidungen zur Investition in die Gebäude. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Ansprache von Gebäudeeigentümern, Ansprache potenzi- eller Investoren, Netzwerktätigkeit, Beratung der Stadt- und Gemeindeverwaltungen.

Umsetzungszeitraum Langfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Bewohner, Eigentümer, Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Beteiligte Regionalmanagement

Zielgruppe Wohnraumsuchende, Gewerbetreibende

Erwartete Kosten Annahme: 30.000 EUR pro Jahr

Finanzierung/ Förderung Evt. Städtebauförderprogramme Dorfentwicklung

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Etablierung in die möglichen Dorfentwicklungsprozesse/ Stadtum- bauprozesse in den Quartieren, Kontaktaufnahme mit Haus- und Handlungsschritte Grundstückseigentümern, Kontaktaufnahme mit potenziellen Investo- ren, Vernetzung mit dem Regionalmanagement und Denkmalbehör- de

Erfolgsindikatoren Anzahl der in Nutzung gebrachten Objekte

Die Finanzierung muss durch die Gemeinde erfolgen. Eine Kofinan- Einschätzung Umsetzbar- zierung im Zuge eines Förderprogramms wie bspw. der Dorfentwick- keit/ Risiken & Hemmnisse lung in Hessen ist möglich. Die hohe finanzielle Belastung setzt aller- dings einen Förderanreiz voraus.

109 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM08: Nutzung der Potenziale holziger Biomasse im Werra-Meißner-Kreis WV

Beschreibung & Zielsetzungen: Mit der Studie: „Mobilisierung, Aufbereitung und Verwertung holzi- ger Biomassen in der ländlichen Region am Beispiel des Werra-Meißner-Kreises“ wurde gezeigt, dass im Kreisgebiet durch dieses Material erhebliche Mengen an fossilen Energien eingespart wer- den können. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Studie weist ein energetisches Potenzial von 3,2 Mio. Liter Heizöläquivalent aus. Das bedeutet, dass rechnerisch ca. 1.000 Gebäude mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 3.000 Liter Heizöl pro Jahr aus regionalen Ressourcen versorgt werden könn- ten. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Im Rahmen der Konzeptentwicklung wurden in mehreren Quartieren Einsatzmöglichkeiten für holzige Biomasse untersucht. Das Sanierungsmanagement entwi- ckelt die erfolgversprechenden Projekte weiter, führt weitere Bürgerveranstaltungen durch und be- gleitet fachlich und organisatorisch die Umsetzung.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Bürgerenergie Werra-Meißner, Investoren, Energieversorger, Wit- Beteiligte zenhausen Institut

Private Hauseigentümer, Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Zielgruppe Interessensverbände

Erwartete Kosten Ca. 3 - 6 Mio. EUR, je nach Standort

Investoren, Bürgerenergiegenossenschaften, Fördermittel von Land Finanzierung/ Förderung und Bund

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch Erstellung von Informationsmaterial, Klärung der Betreiberfrage, Handlungsschritte Gespräche mit möglichen Kunden Anzahl umgesetzter Wärmekonzepte auf Basis holziger Biomasse, Erfolgsindikatoren Anzahl der angeschlossenen Haushalte

Hemmnisse: Resultierende Wärmekosten sind bei den aktuellen Einschätzung Umsetzbar- Weltmarktpreisen höher, als die Wärmeversorgung über Öl und keit/ Risiken & Hemmnisse Gas.

110 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM09: Einführung lokaler, niedrigschwelliger Beratungen durch Quartierslotsen BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Die Bürgerdialoge in den sechs Kommunen haben deutlich gemacht, dass durchaus Bedarf nach unabhängiger, fachlicher Beratung besteht. Die Beratungsangebote des Sanierungsmanagement werden durch die Einbindung bereits lokal aktiver Initiativen und Einzelper- sonen ergänzt. Hierbei kann auf eine bereits vorhandene Vertrauensbasis (Nachbarschaft, gemein- same Vereinstätigkeit, o.ä.) aufgebaut werden. Das Sanierungsmanagement kann dadurch auf eine Auswahl an lokalen Experten verschiedenster Fachrichtungen – barrierefreies Wohnen, erneuerbare Energien, Fachwerksanierung – in den Quartieren zurückgreifen und auf diese verweisen. Dadurch würde nicht nur die Vernetzung innerhalb der Quartiere sondern auch Kommunen übergreifend be- flügelt werden.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement verknüpft die Akteure, be- wirbt die Quartierslotsen, koordiniert und verwaltet die Beratungstermine.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Quartierslotsen (Verein für Wohn- und Baukultur e.V., Herr Jäschke, Zuständigkeit Bürgerenergie Werra-Meißner e.G. (Liste ist nicht abschließend)

Beteiligte Sanierungsmanagement

Zielgruppe Private Hauseigentümer

75.600 Euro (42 Termine pro Jahr; über drei Jahre (Honorar pro Erwartete Kosten Beratung 600 Euro))

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch Kontaktaufnahme durch das Sanierungsmanagement zu den Quar- Handlungsschritte tierslotsen und Bewerbung der Maßnahme Anzahl durchgeführter Beratungen, Anzahl der durch die Beratung Erfolgsindikatoren initiierten Projekte

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: geeignete Quartierslotsen finden und ausbilden, Finan- keit/ Risiken & Hemmnisse zierung der Maßnahme

111 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM10: Durchführung von Baustellen- und Thermographiespaziergängen in den Quartieren BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Mit Spaziergängen wird ein visueller Ansatz genutzt, um Sanie- rungsbedarf und energetische Schwachstellen bei Bestandsgebäuden aufzudecken und die Motivati- on für energetische Modernisierungen zu steigern. Der Spaziergang führt eine Gruppe interessierter Gebäudeeigentümer zu Beispielgebäuden in den Quartieren. Mittels vor Ort aufgenommener Ther- mographie-Bilder können Schwachstellen direkt aufgezeigt werden. Durch Kooperation mit einem Energieberater oder Architekten könnten darauf aufbauend konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Effizienz entwickelt werden, um die Sanierungstätigkeit zu erhöhen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen; Instrument zur Vorbereitung von Entscheidungen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement verknüpft die Akteure, be- wirbt die Maßnahme, koordiniert das Einladungs- und Rücklaufmanagement, beauftragt externe Fachberater und begleitet die Spaziergänge.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Externer Berater, Quartierslotsen

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Ca. 17.000 EUR (12 Termine pro Jahr (2 pro Quartier) (Honorar pro Erwartete Kosten Spaziergang 1.230 EUR, inkl. Verpflegungs- und Fahrtkostenpau- schale); Erstellung und Druck des Flyers 2.350 EUR)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Erstellung eines Flyers zur Ansprache von interessierten Hausbesit- Handlungsschritte zern, Verteilung an die Gebietskörperschaften, Koordination Sanie- rungsmanagement Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Spaziergänge; Teilnehmerzahlen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse bestehen evtl. in der Bereitschaft, die Schwachstellen des keit/ Risiken & Hemmnisse eigenen Gebäudes offenzulegen.

112 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM11: Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermienutzung in den Quartieren BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Im Vordergrund der Maßnahme steht die niedrigschwellige und persönliche Beratung durch das Sanierungsmanagement zur Eigennutzung von Photovoltaik (Wirt- schaftlichkeit, Fördermöglichkeiten, Speichertechnologien). Die Bürgerdialoge in den Städten und Gemeinden haben deutlich gemacht, dass ein besonderer Bedarf bei der Beratung zur Eigenstrom- nutzung besteht. Auch Bewohner von Mietobjekten können durch die Realisierung von Mieterstrommo- dellen von der Nutzung des auf dem Gebäude produzierten Stroms profitieren. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine PV-Anlage erzeugt pro kWp (9 m² Fläche) am Standort Werra-Meißner-Kreis ca. 900 kWh pro Jahr. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kann mit der Anlage eine Strommenge von 18.000 kWh erzeugt werden. Bei einer Solarthermieanlage beträgt der Wärmeertrag ca. 500kWh/m² und Jahr. Das bedeutet, dass eine Anlage mit zwei Kollektoren á 2,5 m² Kollektorfläche ca. 2.500 kWh Wärmeenergie produziert. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht interessierten Bürgern beratend zur Seite.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Klimaschutzmanager, Denkmalschutz, Energieberater, Handwerker, Beteiligte Energieversorger, Energiegenossenschaft, Experten Mieterstrommo- delle

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Erwartete Kosten 60 Beratungen pro Jahr á 300 EUR: 18.000 EUR/a

Photovoltaik: EEG, Ersatz von Strombezug Finanzierung/ Förderung Solarthermie: Marktanreizprogramm der BAFA (Zuschuss) Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Mittel Bewerbung des Beratungsangebotes, Durchführung von Einzelge- Handlungsschritte sprächen Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Beratungen, Anzahl installierter Solarflächen

Umsetzbarkeit: individuelle Beratung notwendig, dann können Einschätzung Umsetzbar- Hemmschwellen überwunden werden, Hemmnisse: Investitionsauf- keit/ Risiken & Hemmnisse wand, langfristige Amortisation

113 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM12: Angebot zur solaren Mobilität (E-Bike und PV) VM

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel der Maßnahme ist die kostengünstige Bereitstellung von Mög- lichkeiten zur Mobilität mittels E-Bike und einer kleinen Solaranlage. Das Paket wird in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS) entwickelt und möglichst über die Bürger- energiegenossenschaft angeboten. Unter der Annahme eines durchschnittlichen Stromverbrauchs eines E-Bikes von 1kWh/100km und der Installation einer PV-Kleinstanlage (Installation zum Beispiel auf dem Balkon mit einer Spitzenleistung von 250W (jährlicher Stromertrag von ca. 220 kWh/Jahr) kann mit dem E-Bike durch die produzierte Energie eine Fahrstrecke von ca. 20.000 km/Jahr zurückgelegt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch das E-Bike können besonders im Nahbereich der Quar- tiere Pkw-Kilometer ersetzt werden. Das bedeutet pro Jahr und Pkw bei einer Fahrleistung von ca. 3.000 km eine jährliche Einsparung von ca. 450 kg CO2 (Basis: durchschnittliche CO2-Emissionen eines Pkw: 150 gCO2/km). Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement begleitet das Projekt mit Rat und Tat und übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Initiator: Sanierungsmanagement; Anbieter zum späteren Zeitpunkt: Zuständigkeit evtl. Bürgerenergiegenossenschaft

Beteiligte Sanierungsmanagement, Quartierslotsen, Bürgerinnen und Bürger

Zielgruppe Private Käufer

1.950 EUR, für die Erstellung eines Informations-Faltblattes sowie den Druck von 1.500 Exemplaren, Kosten für E-Bike und PV- Erwartete Kosten Kleinstanlage: 2.000 - 3.000 EUR Kosten bei 20 Systemen pro Jahr: ca. 50.000 EUR/a Öffentlichkeitsarbeit: KfW (Sanierungsmanagement) Finanzierung/ Förderung E-Bike und PV-Anlage: private Investitionen Finanzierung evtl. über lokale Banken denkbar Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Gespräche mit DGS und Bürgerenergiegenossenschaft, Erstellung Handlungsschritte und Verteilung von Informationsmaterial durch das Sanierungsma- nagement in den Quartieren Erfolgsindikatoren Anzahl der installierten Systeme

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Komplettanbieter finden, hohe Investition keit/ Risiken & Hemmnisse

114 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM13: Bauherrenansprache bei Besitzerwechsel BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel der Maßnahme ist die Sensibilisierung privater Käufer bzw. Bauherren für klimafreundliche Flächen- und Gebäudeentwicklung auf von ihnen erworbenen Grund- stücken. Dadurch soll vorbeugend klimafreundliche Siedlungsentwicklung begünstigt werden. Nach § 24 BauGB steht Städten und Gemeinden ein Vorkaufsrecht beim Erwerb von Grundstücken zu. Im Zuge der Prüfung des Vorkaufinteresses sollte aktiv das Gespräch mit dem potentiellen Käufer ge- sucht werden. Die Verwaltung lässt den Interessierten Informationen zu z.B. Fördermöglichkeiten zur energetischen Gebäudesanierung, zur Nutzung erneuerbarer Energien oder einer klimafreundlichen Flächenentwicklung zukommen. Die Kontaktdaten des Sanierungsmanagements sollten den Informati- onen beiliegen, sodass die Interessierten die Möglichkeit haben, dass Sanierungsmanagement direkt zu kontaktieren.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht den Stadt- und Ge- meindeverwaltungen beratend zur Seite und führt ggf. Einzelgespräche mit den Käufern/Bauherren.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Bauämter der Städte und Gemeinden

Beteiligte Sanierungsmanagement, Quartierslotsen

Zielgruppe Private Käufer/Investoren

1.950 EUR, für die Erstellung eines Informations-Faltblattes sowie Erwartete Kosten den Druck von 1.500 Exemplaren, Beratung durch das Sanierungs- management

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Erstellung Informationsmaterial durch das Sanierungsmanagement, Handlungsschritte Verteilung an die Bauämter Erfolgsindikatoren Anzahl geführter Gespräche

Einschätzung Umsetzbar- Neubesitzer müssen sich selbst melden, Angebot muss attraktiv dar- keit/ Risiken & Hemmnisse gestellt werden

115 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.4.2 Kostenübersicht In der nachfolgenden Tabelle sind die Kosten pro Jahr beziffert: Tab. 26: Kostenübersicht der interkommunalen Maßnahmen

Kosten San.- Kosten Kosten Kosten Nr. Maßnahme Manage- gesamt Kommunen Private ment13 IM01 Einrichtung Sanierungsmanage- 430.000 € 43..000 € 387.000 € ment IM02 Vernetzung und Aufbereitung im Rahmen der Musterhäuser Sanierungsmanage- ment IM03 Verstärkte Beratung zum Thema Im Rahmen "Wohnen im Alter" Sanierungsmanage- ment IM04 Aufbau einer Tatenbank im Rahmen Sanierungsmanage- ment IM05 Gemeinsame Presse und Öffent- im Rahmen lichkeitsarbeit Sanierungsmanage- ment IM06 Durchführung von Nutzerschulun- im Rahmen gen Sanierungsmanage- ment IM07 Einrichtung eines interkommuna- 30.000 € len Leerstandsmanagements IM08 Nutzung der Potenziale holziger Abhängig von Pro- Biomasse im Werra-Meißner- jektumfang Kreis IM09 Einführung lokaler, niedrigschwel- im Rahmen liger Beratungen durch Quar- Sanierungsmanage- tierslotsen ment IM10 Durchführung von Baustellen- und im Rahmen Thermografiespaziergängen in Sanierungsmanage- den Quartieren ment IM11 Beratungsangebote zur Eigen- im Rahmen strom- und Solarthermienutzung Sanierungsmanage- in den Quartieren ment IM12 Angebot zur solaren Mobilität (E- 50.000 € 50.000 € Bike und PV) (Infokampagne und 20 Systeme pro Jahr) IM13 Bauherrenansprache bei Besit- im Rahmen zerwechsel Sanierungsmanage- (Infozettel für alle Beteiligten ment Kommunen)

SUMME 510.000 € 43.000 € 50.000 € 387.000 €

13 Die Kosten des Sanierungsmanagement sollen durch Dritte finanziert werden (öffentl. Fördermittel, Sponsoren, etc.) 116 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

6.4.3 Zeitplan Umsetzung interkommunales Sanierungsmanagement

Tab. 27: Umsetzungszeitplan der interkommunalen Maßnahmen

117 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

7 MONITORING UND CONTROLLINGKONZEPT

Das Controlling umfasst das Steuerungs- und Koordinationskonzept zur zielgerichteten Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen (s. Kap.6). Das Maßnahmencontrolling dient dabei der Dokumentation, Evaluation sowie der Darstellung und Kontrolle der erzielten Erfolge. Geprüft wird, welche und wie viele Maßnahmen umgesetzt oder sich in der Umsetzung befinden. Ein wesentlicher Bestandteil des Con- trollings ist das „Monitoring“, in dem eine systematische und regelmäßige Erfassung bzw. Erfolgsbilan- zierungen erfolgt. Für eine regelmäßige Erfolgsbilanzierung müssen einzelne Maßnahmen registriert und einer Erfolgskontrolle zugeführt werden. Darüber hinaus sind aktuelle Entwicklungen (Politik, Gesell- schaft, Technik, Recht) zu erkennen und die sich daraus ergebenden möglichen neuen Handlungsoptionen abzuschätzen sowie in den fortzuschreibenden Handlungsrahmen einzufügen. Mithilfe des Controllings kann der Einsatz von bereitgestellten personellen und finanziellen Mitteln hinsichtlich Effektivität und Effizienz für das übergeordnete Ziel „Klimaschutz“ überprüft werden. Ziel des Maßnahmenkatalogs in Kapitel 6 ist eine Reduktion des Primär- und Endenergiebedarfs sowie des CO2-Ausstoßes in den Quartieren. Für ein sinnvolles und praktikables Controlling müssen daher die angestrebten Ziele klar und verständlich formuliert und einfach zu messen sein. Aufgrund der Vielfältig- keit der Maßnahmen erweist sich die Erfassung der Wirkungen der einzelnen Maßnahmen auf die ge- nannten Ziele jedoch oft als schwierig. Zu Beginn der Umsetzungsphase des Integrierten Energetischen Quartierskonzeptes ist die Zuteilung der Verantwortlichkeiten ein wichtiger erster Schritt. Die Ergebnisse sind von einer zentralen Erfassungsstelle (Sanierungsmanagement) zu sammeln, auszuwerten und möglichst öffentlichkeitswirksam und regelmä- ßig in Form eines kurzen Berichts – z.B. im Rahmen eines halbjährigen Evaluationsberichtes – zu präsen- tieren. Um einen Überblick zur Umsetzung der Maßnahmen zu erhalten, wird das Sanierungsmanage- ment gemeinsam mit den Maßnahmenträgern i.d.R. nach dem Freiwilligenprinzip mit Hilfe eines stan- dardisierten Fragebogens folgende Daten erfassen: . Eingesetzte Finanzmittel: Fördermittel, Eigenmittel und -leistungen, Drittmittel . Umgesetzte Maßnahmenbausteine, ggf. Abweichungen von der ursprünglichen Planung sowie dar- aus resultierende Auswirkungen auf die Erfüllung der Kriterien

. Spezifische Wirkungen, z.B. CO2-Reduktion, Wertschöpfungs- und Kommunikationseffekte Zusätzlich wird das Sanierungsmanagement kontinuierlich die Verbrauchsdaten der öffentlichen Liegen- schaften, Daten zur energetischen Sanierung der öffentlichen Gebäude sowie über genehmigte und installierte Anlagenzahl und -leistung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sammeln und in einheitlicher Form für die übergreifende Auswertung bereitstellen. In der nachfolgenden Tabelle sind den einzelnen Maßnahmen des vorliegenden Maßnahmenkatalogs sowie Indikatoren zur Beschreibung und Erfolgsmessung der genannten Einzelziele aufgeführt. Ebenfalls wir deren direkte Wirkung auf die verfolgten Oberziele wie Energiebedarfe und CO2-Ausstoß aufge- zeigt. Controlling der technischen Maßnahmen Unter technischen Maßnahmen werden solche Maßnahmen verstanden, deren Zielsetzung, Inhalt und Auswirkung sich in Zahlen und Maßeinheiten messen lassen. Bei der Sanierung eines öffentlichen oder privaten Gebäudes lassen sich beispielsweise die Ergebnisse anhand von Kennwerten wie dem Energie- verbrauch in kWh/m² ablesen. Zur quantitativen Bewertung der Zielerreichung durch technische Maß- nahmen im Hinblick auf die Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen sollte in einem noch festzulegen- den Rhythmus (erstmals mit den Daten aus dem Jahr 2015) die Energie- und CO2-Bilanz auf Grundlage derselben Methodik aktualisiert werden.

118 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Controlling der flankierenden Maßnahmen Zu den flankierenden Maßnahmen zählen Maßnahmen, deren Einfluss auf die angestrebten Ziele zur Minderung von Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf und CO2-Ausstoß in den Quartieren nicht di- rekt messbar sind. Flankierende Maßnahmen sind vorrangig solche der Öffentlichkeitsarbeit. Für die Umsetzungsphase des Quartierskonzeptes wird empfohlen, mittels stichprobenartiger Kurzinterviews der Beratungsempfänger oder über Fragebögen zu erheben, ob und inwieweit eine Beratung zu Investitio- nen oder Verhaltensänderungen geführt hat.

Tab. 28: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersbezogenen Maßnahmen in Herleshausen

Maßnahmen in Herleshausen Maßnahme Ziele Direkte Wirkung Indikator M01: Stärkung und Attrakti- Einwohnerzahlen stabili- Zufriedene Bürger Sinkende Wegzugszah- vierung als Wohn- und sieren len, steigende Zuzugs- Versorgungsstandort zahlen

Zur Reduktion des Wär- Anzahl der Beratungen meenergiebedarfs ist die M02: Energetische Sanie- erhebliche Reduktion der /Veranstaltungen, umge- Qualität der Gebäude- rung der Gebäude CO2-Emissionen setzte Maßnahmen incl. hülle in den nächsten Investitionsvolumen Jahren zu verbessern

Installation effizienter M03: Modernisierung von erhebliche Reduktion der Anzahl erneuerter Heiz- Brennwerttechnik, hyd- Heizkesseln CO2-Emissionen anlagen raulischer Abgleich

M04: Nutzung von Solar- Kostengünstige Strom- erhebliche Reduktion der Anzahl umgesetzter energie bzw. Wärmeversorgung CO2-Emissionen Maßnahmen

M05: Musterhaus Hintergas- Praxisbeispiel, Reduktion Wohnraum wiederbele- Umgesetzte Einzelmaß- se Energetische Sanierung des Energieverbrauchs ben nahmen ehemalige Gärtnerei M06: Musterhaus Am Anger Praxisbeispiel, Attrakti- Wohn- und Geschäfts- Umgesetzte Einzelmaß- 6 Energetische Sanierung vierung Ortszentrum, raum wiederbeleben nahmen und Umbau „Simonhaus“ Reduktion des Energie- verbrauchs

M07: Nahwärmenetz Herle- Nutzung vorhandener Reduktion von CO2- Umgesetzte Maßnahme shausen Erneuerbarer Energien, Emissionen durch Wär- und hohe Anschlussdichte Sicherung öffentlicher meerzeugung aus nach- Einrichtungen wachsenden Rohstoffen M08: Dach-PV-Anlage Erhöhung des Eigenstro- Eigenversorgung mit Umgesetzte Maßnahme Schloss Augustenau manteils im Ort Strom M09: Stärkung der Nahmo- Reduktion Energiever- Reduktion Individualver- Umgesetzte Maßnahmen, bilität brauch kehr, Erhalt der Mobilität Bestehenbleiben oder älterer und gehbehinder- Ausweitung von Nahver- ter Menschen kehrsangeboten

119 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 29: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersübergreifenden Maßnahmen.

Quartiersübergreifende Maßnahmen Maßnahme Ziele Direkte Wirkung Indikator

IM01: Installation eines Sanie- Maßnahmenumsetzung Anzahl umgesetzter rungsmanagements begleiten Einzelmaßnahmen

IM02: Vernetzung und Aufbe- Akteursvernetzung Interkommunale Zusam- Anzahl erfasster Projek- reitung der Musterhäuser menarbeit te (Teilnehmer)

IM03: Verstärkte Beratung Verlängerung der Nut- Erhöhung der Lebens- Anzahl durchgeführter zum Thema: „Wohnen im zungsperspektiven von qualität Beratungen bzw. umge- Alter“ Gebäudebesitzern setzter Einzelmaßnah- höheren Alters men

IM04: Aufbau einer Taten- Datenbank abgeschlos- Bewusstseinsbildung Anzahl erfasster Projek- bank sener und laufender te Klimaschutzaktivitäten

IM05: Durchführung einer Information der breiten Bewusstseinsbildung Anzahl veröffentlichter gemeinsamen Pressearbeit Öffentlichkeit über Artikel Klimaschutzaktivitäten im Landkreis

IM06: Durchführung von Mit- Wissensaufbau kommu- Bewusstseinsbildung Anzahl durchgeführter arbeiterschulungen in der naler Verwaltungsange- Schulungen, Teilnehmer- Kreisverwaltung und den stellter in energietechni- zahlen Stadt- und Gemeindeverwal- schen Belangen tungen

IM07: Etablierung eines Leer- Nutzung leerstehender Reduktion Gebäudeleer- Anzahl in Nutzung ge- standmanagements Gebäude stand/ Gebäudeverfall brachter Gebäude

IM08: Nutzung der Potenziale Nutzung regionaler Reduktion von CO2- Anzahl umgesetzter holzige Biomasse im Werra- nachwachsender Roh- Emissionen durch Wär- Wärmekonzepte auf Meißner-Kreis stoffe zur Wärmever- meerzeugung aus nach- Basis holziger Biomasse sorgung wachsenden Rohstoffen

IM09: Einführung lokaler, Beratungen Interessier- Wissensgewinn Anzahl durchgeführter niedrigschwelliger Beratungen ter bezüglich Sanie- Beratungen durch Quartierslotsen rungsmaßnahmen und erneuerbarer Energien

IM10: Durchführung von Bau- Objektbegehungen mit Bewusstseinsbildung und Anzahl durchgeführter stellen- und Thermographie- privaten Hauseigentü- Wissensgewinn Spaziergänge, Teilneh- spaziergängen in den Quar- mern und Aufzeigen von merzahlen tieren Schwachstellen am Gebäude

IM11: Beratungsangebote zur Beratungen Interessier- CO2-Einsparung durch Anzahl durchgeführter Eigenstrom- und Solarther- ter über die Möglichkei- alternative Energien Beratungen, Anzahl mienutzung in den Quartieren ten der Eigenstrom- und installierter kW Solarthermienutzung

IM12: Angebot eines Mobili- Bereitstellung von Mög- CO2-Einsparung durch Anzahl bereitgestellter tätspakets zur solaren Mobili- lichkeiten zur Mobilität alternative Mobilität E-Bikes / PV tät (E-Bike und PV) mittels E-Bike und einer kleinen Solaranlage

120 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

IM13: Bauherrenansprache Information potentieller CO2-Einsparung durch Anzahl geführter Ge- durch die Gebietskörper- Bauherren über För- alternative Energien spräche schaften zu den Themen Ener- dermöglichkeiten, er- gie und Klimaschutz in den neuerbare Energien, Quartieren Sanierungsmöglichkeiten

121 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

8 SANIERUNGSMANAGEMENT

Zur Weiterentwicklung und Umsetzung der Projekte in den Quartieren wurden während der Konzept- phase intensive Überlegungen angestellt, um ein gemeinsames Sanierungsmanagement in den nächsten Jahren zu installieren. Obwohl alle Kommunen über sehr begrenzte Haushaltsmittel verfügen, wurde im Prozess der Konzeptentwicklung deutlich, dass die Bürger bei der Umsetzung der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Für die Realisierung von Projekten ist eine intensive Beratung und Begleitung notwendig, die durch das vorhandene Personal nicht gewährleistet werden kann. In vielen Fällen fehlen die zeitlichen Ressourcen und die Fachkunde. Daher wurden schon frühzeitig Überlegungen angestellt, wie ein gemeinsames Sanierungsmanagement organisiert werden kann. Die Stadt Eschwege hat sich bereiterklärt, gemeinsam mit dem Landkreis eine führende Rolle in der Organisation und Abwicklung einzunehmen und als Konsortialführer aufzutreten. Der Grundgedanke ist die Einrichtung einer interkommunalen Zentrale mit Sitz in Eschwege, die Berater vor Ort in den Quartieren unterstützt. Diese Berater können sowohl Mitarbeiter der Gemeinde, aber auch engagierte Bürgerinnen und Bürger sein. Eingebunden in den Prozess werden ebenfalls vorhande- ne Initiativen und Institutionen wie zum Beispiel der Verein für Bau- und Wohnkultur Witzenhausen e.V., Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) e.V. und die Bürgerenergiegenossenschaft Werra-Meissner. Die folgende Abbildung verdeutlicht die geplante Struktur:

Abb. 94: Geplante Struktur des gemeinsamen Sanierungsmanagements im Modellprojekt Werra-Meissner-Kreis

Die Ausstattung des Sanierungsmanagements mit fachlichen und finanziellen Ressourcen wird im We- sentlichen von den weiteren Gesprächen zur Sicherstellung der Gegenfinanzierung zu den Fördermitteln der KfW abhängen. In den Gesprächen mit den lokalen Banken, dem Handwerk und weiteren mögli-

122 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen chen Unterstützern ist das Projekt bisher auf großes Interesse gestoßen. Auch die Kreisverwaltung möch- te sich gern weiter in das Vorhaben einbringen und auch dafür sorgen, dass die Erkenntnisse aus der Umsetzung möglichst auch für andere Kommunen des Kreises zugänglich werden. Dafür stehen in der obigen Abbildung die 10 Quadrate am linken oberen Rand, die die restlichen 10 Kommunen darstel- len, die nicht am Modellprojekt beteiligt sind. Alle Beteiligten hoffen, dass es gelingt, ein gemeinsames Sanierungsmanagement zu installieren, und damit eine Beratungs- und Unterstützungsstruktur zur Umsetzung von Maßnahmen zur energetischen Optimierung und zum Altersgerechten Wohnen in den Quartieren zu installieren, die zielgerichtet und individuell Hauseigentümer und andere Akteure unterstützt. Nur so kann es gelingen, die entwickelten Ideen und Projektansätze zu realisieren.

.

Abb. 95: Das vorliegende Quartierskonzept dient als Basis und Ideengeber für das darauf aufbauende Sanie- rungsmanagement

123 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

9 FÖRDERPROGRAMME

Für Investitionen in den Klimaschutz existieren diverse Förderangebote. Die wesentlichen Programme werden nachfolgend vorgestellt. Aktuelle Informationen zu den jeweiligen Förderprogrammen sind im Internet abrufbar. Bei anstehenden Investitionen sollte immer eine Beratung in Anspruch genommen werden, um die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Fördermöglichkeiten optimal nutzen zu können. Ansprech- partner sind Energieberater oder das Klimaschutzmanagement. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Für alle vorgenannten Empfehlungen stehen Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung. Das Förderprogramm „Energieeffizient sanieren – Kommunen“ kann als Kreditvariante (Programmnummer 218) in Anspruch genommen werden. Das Programm im Einzelnen (Stand August 2016): . 100% Finanzierung der Maßnahme . Zinssatz ab 0,05 % effektiv pro Jahr . 10 Jahre Zinsbindung . Tilgungszuschüsse bei Erreichung von Effizienzstandards (bis zu 17,5 % bei Standard KfW70) Fördervoraussetzung für die Investitionen an einem Heizungssystem ist ein hydraulischer Abgleich. Alle Maßnahmen müssen von einem Sachverständigen begleitet werden. Sachverständige im Sinne der KfW sind Personen, die nach § 21 der Energieeinsparverordnung 2016 (EnEV) berechtigt sind, Nachweise nach der EnEV auszustellen oder zu prüfen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Das BMUB fördert aktuell (August 2016) durch investive Zuschüsse über den Projektträger Jülich (PtJ) folgende Maßnahmen: . Sanierung der Außen- und Straßenbeleuchtung . Sanierung der LED-Lichtsignalanlagen . Sanierung der Innenbeleuchtung . Sanierung der Hallenbeleuchtung . Sanierung von Raumlufttechnischen Geräten . Klimaschutz in Rechenzentren . Klimaschutz und Nachhaltige Mobilität Nähere Informationen zu den einzelnen Maßnahmen sind dem Merkblatt zu entnehmen, das hier: https://www.klimaschutz.de/sites/default/files/page/downloads/1600708_mb_investiv_0.pdf abgerufen werden kann.

124 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 30: Übersicht über ausgewählte Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene.

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Bundesrepublik Deutschland

Privatpersonen, Wohnungseigentü- Darlehen . Kredit: bis 100% förderfähige Investitionskos- mergemeinschaften, Wohnwirt- 151 – Energieef- Bestandsimmobilie Sanierung zum KfW- mit Tilgungs- ten inkl. Nebenkosten (z.B. Architekt, Energiebe- schaft; alle Träger von Investitions- KfW fizient Sanieren - Effizienzhaus 55, 70, 85, 100, 115 und zuschuss rater); maximal 100.000 € pro Wohneinheit www.kfw.de/151 maßnahmen an selbstgenutzten und Effizienzhaus Denkmal vermietetem Wohnraum, Erstwerber eff. Zins: . Tilgungszuschuss von 7,5% bis zu 22,5% (je von saniertem Wohnraum 0,75% nach Effizienzniveau)

Energetische Einzelmaßnahmen: 152 – Energieef- Darlehen . Bis 100% förderfähige Investitionskosten inkl. Wärmedämmung, Erneuerung von Fenstern Nebenkosten (z.B. Architekt, Energieberater) KfW fizient Sanieren - Siehe 151 und Außentüren, Erneuerung/ Optimierung eff. Zins: www.kfw.de/152 Einzelmaßnahmen der Heizungsanlage, Erneuerung/ Einbau 0,75% . Maximal 50.000 € pro Wohneinheit einer Lüftungsanlage

Darlehen 159 - Altersge- eff. Zins: KfW Siehe 151 Beseitigung von Barrieren, Einbruchschutz . Kredit bis zu 50.000 € je Wohneinheit www.kfw.de/159 recht Umbauen 0,75% - 0,85%

. Bis zu 6.250 € Zuschuss pro Wohneinheit (Ab- 455- Altersge- KfW Siehe 151 Beseitigung von Barrieren, Einbruchschutz Zuschuss bau Barrieren und Einbruchschutz www.kfw.de/455 reicht Umbauen . Bis zu 1.500 € Zuschuss nur Einbruchschutz

Umstellung von Heizungsanlagen in Wohn- 167 – Energieef- gebäuden auf erneuerbare Energien: Darlehen . Bis 100% förderfähige Investitionskosten inkl. KfW fizient Sanieren - Siehe 151 (Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpe, eff. Zins: Nebenkosten www.kfw.de/167 Ergänzungskredit Kombination erneuerbare- fossile Energie- 1,16% . Maximal 50.000 € pro Wohneinheit träger)

Privatpersonen, Wohnungseigentü- 430 - Energieef- Energetische Sanierung von Wohngebäu- . Bis zu 30.000 € pro Wohneinheit (abhängig mergemeinschaften, Wohnwirt- fizienz Sanieren - den, für die der Bauantrag oder die vom erreichten KfW-Energiestandard) KfW schaft; alle Träger von Investitions- Zuschuss www.kfw.de/430 Investitionszu- Bauanzeige vor dem 01.02.2002 gestellt maßnahmen an selbstgenutztem und . 10% bzw. 15% bei Optimierung der gesamten schuss wurde, auch Einzelmaßnahmen vermietetem Wohnraum Heizungsanlage incl. Wärmeverteilung

125 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

431 – Energieef- Privatpersonen, Wohnungseigentü- fizient Sanieren – mergemeinschaften, Wohnwirt- Planung und professionelle Baubegleitung Baubegleitung, Bis 50 % der förderfähigen Kosten und maximal KfW schaft; alle Träger von Investitions- energetischer Sanierung durch qualifizierte Zuschuss www.kfw.de/431 nur in Kombinati- 4.000 € je Vorhaben maßnahmen an selbstgenutztem und Sachverständige on zu 151/152 vermietetem Wohnraum oder 430

Errichtung, Erweiterung, Erwerb von Anla- gen und Netzen (nach EEG), Darlehen 270 / 274 – eff. Zins: Erneuerbare Unternehmen (auch mit öffentlicher, . Photovoltaik (PV) ab 1,11% KfW Energien – Stan- kirchlicher Beteiligung), Freiberufler, maximal 50 Mio. € je Vorhaben www.kfw.de/270 dard – Landwirte, natürliche Personen . Windkraft abhängig von Photovoltaik . Netze Risikobewer- tung . KWK-Anlagen

Darlehen und Tilgungs- zuschuss 275 – Erneuerba- Bis 100 % der förderfähigen Nettoinvestitionskosten Errichtung oder Nachrüstung einer PV- eff. Zins: KfW re Energien Siehe 270/ 274 www.kfW.de/275 Anlage jeweils mit Batteriespeicher ab 1,11% Tilgungszuschuss bis zu 25% (Inbetriebnahme bis „Speicher“ 30.06.16) abhängig von Risikobewer- tung

Errichtung, Erweiterung von Anlagen und Netzen im Wärmesektor Darlehen 271/281; . Solarkollektoren eff. Zins: 272/282 – 1,0% - Bis 100 % (80 % Tiefengeothermie)der förderfähigen . (KWK) Biomasse KfW Erneuerbare Siehe 270/ 274 1,41% Nettoinvestitionskosten und in der Regel www.kfw.de/271 Energien . Wärmenetze (erneuerbare Ener- max. 10 Mio. € pro Vorhaben „Premium“ gien), Biogasleitungen, abhängig von Wärmespeicher Laufzeit . Tiefengeothermie >400m

126 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Darlehen und Tilgungszu- schuss für KfW- Privatpersonen, Wohnungseigentü- Effizienzhaus . Darlehen: Bis 100 % der Bauwerkskosten (ohne mergemeinschaften, Wohnwirt- Grundstück); maximal 100.000 € pro Errichtung, Erwerb und Erweiterung von 55, 40 und schaft; alle Träger von Investitions- Wohneinheit 153 – Energieef- Wohngebäuden 40plus KfW maßnahmen an neu zu errichtendem www.kfw.de/153 fizient bauen . Tilgungszuschuss: selbstgenutztem oder vermietetem . KfW-Effizienzhaus 40plus, 40 oder eff. Zins: KfW-Effizienzhaus 40Plus: 15% Wohnraum, Erstwerber von neu 55 (jeweils inkl. Passivhaus) 0,75% - KfW-Effizienzhaus 40: 10% errichtetem Wohnraum KfW-Effizienzhaus 55 : 5% 1,51% abhängig von Laufzeit (bis zu 20 Jahre)

kommunale Gebietskörperschaften 201 – Energeti- deren rechtlich unselbstständige Darlehen bis zu 100 % der förderfähigen Investitionskosten pro sche Stadtsanie- Investitionen in effiziente Wärme-, Was- KfW Eigenbetriebe Vorhaben, max. 2,5 Mio EUR pro Projekt www.kfw.de/201 rung – Quartiers- ser- und Abwassersysteme im Quartier eff. Zins: versorgung Gemeindeverbände wie kommunale 0,05% Tilgungszuschuss: 5% Zweckverbände

Energetische Sanierung gewerblich genutz- Darlehen: ter Gebäude Darlehen mit . Bis zu 100 % der förderfähigen Investitionskos- 276, 277, 278 – Tilgungszu- . KfW-Effizienzhaus -70,-100, - ten, maximal 25 Mio. € pro Vorhaben KfW- schuss Denkmal (Neubau, Sanierung) Energieeffizienz- . Tilgungszuschuss: eff. Zins: KfW programm – Unternehmen, Freiberufler Einzelmaßnahmen: Dämmen, Fenster / www.kfw.de/276 ab 1,0% . Sanierung: bei KfW-Effizienzhaus bis zu 17,5 Energieeffizient Außentüren, sommerlicher Wärmeschutz, % des Zusagebetrages und maximal 175 Bauen und Sanie- Lüftung, Klimaanlagen, Wärme- abhängig von €/m²; ren Kälteerzeugung, -verteilung /-speicherung, Risikobewer- Beleuchtung, Mess-, Steuer-, Regeltechnik, tung . Neubau: 5 % nur bei KfW-Effizienzhaus 55 Gebäudeautomation und maximal 50 €/m²

127 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Solarkollektoren (thermisch) MAP (Marktan- reizprogramm) . Warmwasserbereitung: max. 2.000 € BAFA Wohngebäudeeigentümer Solarkollektoranlagen (thermisch) Zuschuss www.bafa.de . Heizungsunterstützung: max 5.600 € Solar zus. Innovations- und Kombinationsbonus möglich

. Pelletkessel bis zu 8.000 € MAP (Marktan- . Hackschnitzelkessel mit Speicher: 3.500 € reizprogramm) BAFA Wohngebäudeeigentümer Biomasseanlagen Zuschuss . Scheitholzvergaserkessel mit Speicher: 2.000 € www.bafa.de

Biomasse . zus. Innovations- und Kombinationsbonus mög- lich

. Gasbetriebene Wärmepumpe: 100€/kW, mind.: 4.500 € MAP (Marktan- reizprogramm) . Elektrische Wärmepumpe (Luft/Wasser) BAFA Wohngebäudeeigentümer Wärmepumpen Zuschuss 40€/kW, mind.: 1.500€ www.bafa.de

Elektrische Wärmepumpe (Sole/Wasser) Wärmepumpe . 100€/kW, mind. 4.500 € (Erdsonden), mind. 4.000 € andere

. 20% der Förderung nach MAP bei Ersatz einer APEE (Anreizpro- fossilen ineffizienten Heizung BAFA gramm Energieef- Wohngebäudeeigentümer Alle im MAP geförderten Anlagen Zuschuss www.bafa.de fizienz) . 600EUR bei Optimierung des Gesamtsystems (Verteilung, Heizkurze, Pumpen, etc.)

Erstellung eines energetischen Sanierungs- Eigentümer von selbst genutzten konzepts für 60% der förderfähigen Beratungskosten: oder vermieteten Wohngebäuden), . Wohngebäudesanierung (zeitlich . Ein-/Zweifamilienhäuser max. 800 € Wohnungs- zusammenhängend) zum KfW- eigentümergemeinschaften, Unter- . Wohnhäuser ab 3 Wohneinheiten: 1.100 € BAFA Vor-Ort-Beratung Effizienzhaus (Komplettsanierung) Zuschuss www.bafa.de nehmen, juristische Personen und oder . 100 % der förderfähigen Beratungskosten für sonstige Einrichtungen, die gemein- Zusätzliche Erläuterungen des Energieberichts in nützige, mildtätige oder kirchliche umfassende energetische Sanierung in Wohnungseigentümerversammlungen, max. 500 Zwecke verfolgen Schritten mit aufeinander abgestimmten € Einzelmaßnahmen (Sanierungsfahrplan).

128 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Land Hessen

Beratung bei geplanten Fördervorhaben Vorfeldberatung Gebäudeeigentümer, Kommunen, zur energetischen Modernisierung, zur Kostenlose Beratung durch HessenEnergie, wenn bei Modernisie- www.energielandh Land Hessen Unternehmen Steigerung der Energieeffizienz oder zur Beratung Vorhaben durch das Land Hessen, den Bund oder die rungsmaßnahmen sparsamen und rationellen Energieum- EU gefördert werden essen.de wandlung und -nutzung

Wirtschafts- und Energetische Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Modernisierung Privatpersonen, Vermieter Mietwohnungen energieeffizient sanieren Bis zu 100.000 EUR je Wohneinheit nk.de/wibank/pri bank Hessen von Mietwohnun- Eff. Zins: vatpersonen (WIBANK) gen 0,6%

Energetische Wirtschafts- und . Bei Komplettsanierung bis zu 100.000 Eur pro Modernisierung Energetische Modernisierung und Reduktion Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Wohnung bei Wohnungsei- Eigentümergemeinschaften von Barrieren von Wohnung im Besitz von nk.de/wibank/pri bank Hessen Eff. Zins: gentumsgemein- Eigentümergemeinschaften . Bei Einzelmaßnahmen bis zu 50.000 EUR pro vatpersonen (WIBANK) 0,75% schaften (WEG) Wohnung

Für die förderungsfähigen Maßnahmen wird ein Kostenzuschuss bis zu 50 % v.H. gewährt. Höchstbe- Altersgerecht träge sind: Wirtschafts- und Umbauen – . Umbau von Wohnraum, um behinder- . Bad: Um-/Einbau: 5.000 Euro https://www.wiba Infrastruktur- Behindertenge- Eigentümer von selbstgenutztem ten Menschen die eigene Haushalts- führung zu ermöglichen sowie selbst- Zuschuss nk.de/wibank/pri bank Hessen rechter Umbau Wohnraum . Küche: Um-/Einbau: 5.000 Euro ständig und unabhängig leben zu vatpersonen (WIBANK) von Wohneigen- können, Barrierefreiheit . Lift-/Aufzugseinbau: 6.000 Euro tum . Alle anderen förderungsfähigen Einzelmaßnah- men: 2.500 Euro

Altersgerecht Umbauen – Wirtschafts- und Maßnahmen zur Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Finanzierung barrierereduzierender Maß- Barrierereduzie- Wohnungseigentümergemeinschaft Eff. Zins: Max. Kreditsumme: 50.000 EUR pro Wohnung nk.de/wibank/pri bank Hessen nahmen von Wohnungen in WEGs rung bei Woh- 0,75% vatpersonen (WIBANK) nungseigentümer- gemeinschaften

129 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

10 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Herleshausen hält mit einer Vielzahl an Akteuren bereits beachtliche Angebote im Bereich bürgerschaft- lichen Engagements vor. Die mit der energetischen Quartierssanierung einhergehenden Synergieeffekte gilt es weiterhin bestmöglich auszubauen und zu nutzen. Die relevanten lokalen Akteure sollten bei der Begleitung und Umsetzung der formulierten Maßnahmen und Ideen aktiv und wertschöpfend eingebun- den werden. Wie die Analyse zeigt, bestehen hohe Potenziale im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Außerdem wurde ein hoher Bedarf an unabhängigen Beratungsangeboten zu diesem Thema festge- stellt. Gerade der nachhaltige Umgang mit der für Herleshausen typischen historischen Fachwerkbe- bauung stellt ein Kernelement des bestandsorientierten Gebäude- und Flächenmanagements dar. Ne- ben der bautechnischen Beratung im Umgang mit Modernisierungen sollten durch proaktive Beratung auch wichtige Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für effizienzsteigernde Bauvorhaben aufgezeigt werden und so potenzielle Sanierungsprojekte aktiv unterstützen. Um den Herausforderungen des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels zu begegnen, sollte dieser Prozess durch den Aufbau eines Immobilien- und Handwerkernetzwerks mit Leerstandser- fassung intensiviert werden. Zwei sanierte Musterhäuser sollen Anregung und Hilfestellung für Eigentü- mer und Handwerker geben und als gutes Beispiel Teil einer Modernisierungsoffensive im Wohnungsbe- stand der Kommune sein. Begleitet wird dieser Prozess durch vielfältige gering-investive Maßnahmen wie etwa einer interkommunalen Pressearbeit, Durchführung von Baustellen- und Thermographiespa- ziergängen und Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermienutzung. Kommunale wie private Gebäude mit vor Ort anfallender, holziger Biomasse zu versorgen – diese Möglichkeit bietet das untersuchte Wärmenetz. Es fallen ausreichende Mengen ohnehin an. Sie müssen nur genutzt werden. Das Projekt „Holzige Biomasse“ hat die Vorarbeit dafür geleistet. Die Umsetzung würde nicht nur für die Verbesserung der CO2-Bilanz sorgen, sondern ließe die Wertschöpfung im Ort steigen. Ein solches Leuchtturmprojekt könnte darüber hinaus Signalwirkung für weiteres Engagement haben. Das Teilkonzept bildet lediglich die Situation im Quartier zum Zeitpunkt der Konzepterstellung ab. Es wird davon ausgegangen, dass die vorgeschlagenen Projektideen ergänzt und weiterentwickelt wer- den. Somit ist das energetische Quartierskonzept der Auftakt für den weiteren Klimaschutzprozess, der durch verschiedene Fördermaßnahmen weitergeführt werden soll.

130 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

11 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Norden von Hessen (Wikimedia.org 2009a) ...... 10 Abb. 2: Kreisstadt des Landkreises ist Eschwege (Wikipedia.org 2009b) ...... 10 Abb. 3: Abgrenzung des Quartiers ...... 12 Abb. 4: Gemeindeverwaltung Herleshausen ...... 12 Abb. 5: Die Innovation des Projekts besteht in der Zusammenarbeit zwischen Landkreis und sechs kreiseigenen Kommunen...... 14 Abb. 6: Die Erstellung eines umsetzungsreifen Quartierskonzeptes setzt eine zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie voraus. Diese umfasst, neben niedrigschwelligen Informationsangeboten, auch Methoden zur Konsultation und Mitbestimmung...... 15 Abb. 7: Zweites Treffen des Beirates mit Vorträgen von Hr. Schweer (HMWEVL) und Hr. Seeger (BMUB) ...... 16 Abb. 8: Auftaktveranstaltung auf dem 3. Klimaschutzforum in Witzenhausen ...... 16 Abb. 9: Die Quartiere wurden zwecks Erkundung zu Fuß begangen...... 18 Abb. 10: Digitale Bestandsaufnahme mittels der GIS-basierten und datenbankgestützten Erfassung. .. 18 Abb. 11: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand (Loga et al. 2015) ...... 20 Abb. 12: Wanderungsbewegung Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen) ...... 23 Abb. 13: Natürliche Bevölkerungsentwicklung Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen) ...... 23 Abb. 14: Altersgruppeneinteilung im der Gemeinde Herleshausen (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Herleshausen) ...... 24 Abb. 15: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessenagentur für die Gemeinde Herleshausen im Regionalvergleich (Gemeindedatenblatt Herleshausen der Hessenagentur, Stand März 2015) ...... 25 Abb. 16: Entwicklung der Altersstruktur der Gemeinde Herleshausen bis 2030 (Quelle: Gemeindedatenblatt Herleshausen der Hessenagentur, Stand März 2015) ...... 26 Abb. 17: Häuser der ehemaligen Gutsarbeiter im Goldgraben ...... 28 Abb. 18: Häuser der ehemaligen Gutsarbeiter in der Waldstraße ...... 28 Abb. 19: Bahnhofstraße: historische Fachwerkbebauung ...... 29 Abb. 20: Waldstraße: Fachwerkhaus und Nebengebäude ...... 29 Abb. 21: Mikrozentrum an der Kreuzung Schulstraße-Bahnhofstraße-Sackgasse ...... 29 Abb. 22: Geschäftsleerstand Am Anger ...... 29 Abb. 23: Südringgauschule, Grund- und Gesamtschule ...... 30 Abb. 24: Gemeindeverwaltung und Bürgermeisteramt ...... 30 Abb. 25: Verteilung der Gebäudetypologie (räumlich) ...... 31 Abb. 26: Verteilung der Geschossigkeit (räumlich) ...... 32 Abb. 27: Verteilung der Zugänglichkeit (räumlich) ...... 32 Abb. 28: Verteilung der Baualtersklasse (prozentual) ...... 33 Abb. 29: Verteilung der Baualtersklassen (räumlich) ...... 33 Abb. 30: Verteilung der Bauweise (räumlich) ...... 34 Abb. 31: Verteilung des Fassadenmaterials (räumlich) ...... 35 Abb. 32: Verteilung der Fassadendämmstärke (räumlich) ...... 35 Abb. 33: Verteilung des Fassadenzustands (prozentual) ...... 36 Abb. 34: Verteilung des Fassadenzustandes (räumlich) ...... 36 Abb. 35: Verteilung des vorhandenen Fensterrahmenmaterials (räumlich) ...... 37 Abb. 36: Verteilung des Fensterzustands (prozentual) ...... 37 Abb. 37: Verteilung des Fensterzustandes (räumlich) ...... 38 Abb. 38: Verteilung der Dachformen (räumlich) ...... 38 Abb. 39: Verteilung des Dachmaterials (räumlich) ...... 39 131 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 40: Verteilung des Dachzustands (prozentual) ...... 39 Abb. 41: Verteilung des Dachzustandes (räumlich) ...... 40 Abb. 42: Schulhof und Mehrzweckhalle ...... 40 Abb. 43: Gemeindeverwaltung mit Vorplatz ...... 40 Abb. 44: Großbäume im Schlosshof ...... 41 Abb. 45: Blick von der Lauchröder Straße zum Schlosspark ...... 41 Abb. 46: Kreuzung Frauenbörner Straße-Hainertor ...... 42 Abb. 47: Bahnhofstraße Höhe Hintergasse ...... 42 Abb. 48: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES) ...... 44 Abb. 49: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude pro m² Bruttogebäudefläche (nach TABULA/ AGES) ...... 44 Abb. 50: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES) ...... 45 Abb. 51: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch im Quartier ...... 46 Abb. 52: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch: Die 6 Quartiere im Vergleich...... 46 Abb. 53: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Energieverbrauch ...... 47 Abb. 54: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an den CO2-Emissionen ...... 47 Abb. 55: Anteil der jeweiligen Energieträger am Energieverbrauch ...... 47 Abb. 56: Anteil der jeweiligen Energieträger an den CO2-Emissionen ...... 47 Abb. 57: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (GEMIS) ...... 49 Abb. 58: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel (nach GEMIS) ...... 50 Abb. 59: Impressionen des ersten Bürgerdialogs in Herleshausen ...... 51 Abb. 60: Besonderes Augenmerk lag auf dem Thema Gebäudesanierung ...... 51 Abb. 61: Unterstützt wird der Workshop von HeRo aus Witzenhausen ...... 52 Abb. 62: Gruppenarbeit beim zweiten Workshop ...... 52 Abb. 63: Impressionen aus dem Infoworkshop „Nahwärmenetz für Herleshausen“ ...... 53 Abb. 64: Ergebnisse des Workshops zu Thema Nahwärme ...... 53 Abb. 65: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA (www.building-typology.eu) ...... 58 Abb. 66: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 59 Abb. 67: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier differenziert nach Wohn- und Nichtwohngebäuden (in Anlehnung an TABULA) ...... 59 Abb. 68: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA) ...... 60 Abb. 69: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA) ...... 60 Abb. 70: Stromeinsparpotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 61 Abb. 71: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA) ...... 61 Abb. 72: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA) ...... 62 Abb. 73: Potenziale zur CO2-Einsparung (in Anlehnung an TABULA) ...... 62 Abb. 74: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 63 Abb. 75: Potenziale für Einsparung von Energiekosten im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 63 Abb. 76: Grafische Darstellung der Eignung der Dachflächen zur solaren Energiegewinnung im Konzeptgebiet in Herleshausen. (Quelle: Solar-Kataster Hessen) ...... 64 Abb. 77: Bereits installiertes Solarmodul auf einem Gebäude im Untersuchungsgebiet ...... 64 Abb. 78: Anteil der Nutzung von Photovoltaik relativ zum ermittelten Potenzial; Quartiere im Vergleich ...... 64 Abb. 79: Photovoltaikpotenziale der untersuchten Quartiere relativ zum Stromverbrauch ...... 65 Abb. 80: Wärmebedarfe der kommunalen Liegenschaften in Herleshausen ...... 66 Abb. 81: Trassenverläufe des Nahwärmenetzes Herleshausen. Die durchgezogene rote Linie entspricht Abschnitt 1, die gestrichelte der Erweiterung um das Schloss und die Kirche (Abschnitt 2)...... 67 Abb. 82: Einsparpotenzial für den Sektor Verkehr und Mobilität ...... 72 Abb. 83: Personenverkehrsleistungen, Trendentwicklung nach dem Verursacherprinzip ...... 72

132 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 84: Richtfest in Niestetal ...... 73 Abb. 85: Finanzierung einer PV-Anlage als Projekt der Bürgerenergie Kassel eG. (Quelle: Bürgerenergie Kassel& eG) ...... 75 Abb. 86: Struktur und Elemente des Modellprojekts Demand Side Management (Quelle: Stadtwerke Wolfhagen) ...... 76 Abb. 87: Innendämmung mit Schilfrohrmatten (Quelle: FNR) ...... 79 Abb. 88: Außendämmung: Korkschüttung mit Holzwolle-Dämmplatten auf Unterkonstruktion (Quelle: FNR) ...... 79 Abb. 89: Die Quartiersentwicklungsstrategie setzt sich aus den Komponenten Leitbild, spezifische Leitziele und zielgruppenspezifische Einzelmaßnahmen zusammen ...... 81 Abb. 90: Entwicklung des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr und Mobilität) bei einer sukzessiven Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 (in Anlehnung an TABULA) ...... 82 Abb. 91: Entwicklung des Endenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 ...... 82 Abb. 92: Entwicklung der CO2-Emissionen bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 ...... 83 Abb. 93: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 ...... 83 Abb. 94: Geplante Struktur des gemeinsamen Sanierungsmanagements im Modellprojekt Werra- Meissner-Kreis ...... 122 Abb. 95: Das vorliegende Quartierskonzept dient als Basis und Ideengeber für das darauf aufbauende Sanierungsmanagement ...... 123 Abb. 96: Anzeige in der Werra-Rundschau zur Auftaktveranstaltung vom 19. November 2015 in Witzenhausen ...... 140 Abb. 97: Anzeige im Marktspiegel Witzenhausen vom 25. November 2015 ...... 141 Abb. 98: Anzeige in der Werra-Rundschau vom 02. Februar 2016...... 142 Abb. 99: Die Plakate wurden im Vorlauf der Bestandserfassung vor Ort in den sechs Quartieren an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten aufgehängt. Die Plakate informieren über die Quartierszuschnitte und die Inhalte des Projektes...... 143 Abb. 100: Die Informationsplakate wurden durch die Verteilung des unten dargestellten Informations- Faltblattes ergänzt. Dieses wurde per Postwurfsendung an die Haushalte in den sechs Quartieren verteilt. Das Faltblatt enthielt zudem einen Einleger, auf welchem die jeweilige Quartiersabgrenzung dargestellt war...... 144 Abb. 101: Dieses Plakat wurde an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten in den sechs Quartieren aufgehängt. Des Weiteren wurde das Plakat als DIN A5-Flyer an die Haushalte in den Quartieren als Postwurfsendung verteilt...... 145 Abb. 102: Doppelseitige Einladungsflyer zu den zweiten Bürgerdialogen in Herleshausen und Eschwege. Diese wurden quartiersbezogen per Postwurfsendung an alle Haushalte im jeweiligen Quartier verteilt...... 146 Abb. 103: Anzeige zum ersten Bürgerdialog in Herleshausen in der Werra-Rundschau vom 23. Februar 2016 ...... 146 Abb. 104: Anzeige zum zweiten Bürgerdialog in Herleshausen in der Werra-Rundschau vom 05. April 2016 ...... 147

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Gesamtzahl Einwohner und Gebäude in zu sanierenden Quartieren (Quelle: NH; Regionaldatenbank Deutschland) ...... 7 Tab. 2: Verteilung der Bevölkerungszahl auf die Gebietskörperschaften des Landkreises ...... 11 Tab. 3: Übersicht über die durchgeführten öffentlichen Veranstaltungen in den Quartieren ...... 17 Tab. 4: Gebäudetypologie mit Verbrauchskennwerten (in kWh/(m²a)) des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA) ...... 19 Tab. 5: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005) ...... 21 Tab. 6: Gebäudebestand im Quartier (prozentual) ...... 31 Tab. 7: Primärenergieaufwand des Quartiers...... 48

133 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Tab. 8: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel (nach GEMIS) ...... 48 Tab. 9: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre (IPCC 2006) ...... 50 Tab. 10: Ergebnisse des Infoworkshops „Nahwärmenetz für Herleshausen“ am 10.05.2016 ...... 53 Tab. 11: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) ...... 56 Tab. 12: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) ...... 56 Tab. 13: Potenziale der Nichtwohngebäude (verändert nach AGES 2005) ...... 57 Tab. 14: Übersicht über die Wärmebedarfe der in Abbildung 72 markierten Gebäude ...... 67 Tab. 15: Übersicht Anlagenauslegung und Wärmebedarf Nahwärmenetz Herleshausen, Varianten HERL1 u. HERL2 ...... 70 Tab. 16: Darstellung der Primärenergiefaktoren...... 71 Tab. 17: Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme für das Einfamilienhaus ...... 78 Tab. 18: Kosten bei einer Verdopplung der Preise für fossile Energieträger ...... 78 Tab. 19: Übersicht Wärmedämmstoffe ...... 80 Tab. 20: Darstellung der Maßnahmenblätter mit Erläuterungen der einzelnen Aspekte ...... 86 Tab. 21: Übersicht Handlungsfelder und Maßnahmen ...... 87 Tab. 22: Übersicht über die angenommenen Kosten der Maßnahmen; differenziert nach Kosten die jährlich und einmalig bzw. für Private oder die Kommune anfallen ...... 99 Tab. 23: Zusammenstellung der Investitionskosten für das Quartier Herleshausen ...... 99 Tab. 24: Umsetzungszeitplan ...... 100 Tab. 25: Übersicht über die interkommunalen Maßnahmen ...... 102 Tab. 26: Kostenübersicht der interkommunalen Maßnahmen...... 116 Tab. 27: Umsetzungszeitplan der interkommunalen Maßnahmen ...... 117 Tab. 28: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersbezogenen Maßnahmen in Herleshausen ...... 119 Tab. 29: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersübergreifenden Maßnahmen...... 120 Tab. 30: Übersicht über ausgewählte Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene...... 125

134 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

12 LITERATURVERZEICHNIS

Greverus, I.-M.; Kiesow, G.; Reuter, R. (1982): Das Hessische Dorf. Insel Verlag. Hessenagentur (2013): Gemeindedatenblatt: Witzenhausen, St. (636016). Loga, T.; Stein, B.; Diefenbach, N.; Born, R. (2015): Deutsche Wohngebäudetypologie Beispielhafte Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von typischen Wohngebäuden. 2. Aufl. Institut für Wohnen und Umwelt GbmH (Hrsg.). Umweltbundesamt (UBA) (2015): Europäischer Vergleich der Treibhausgas-Emissionen. https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in- deutschland/treibhausgas-emissionen/europaeischer-vergleich-der-treibhausgas-emissionen, [Zu- griff: 23.07.2015]. Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbH (WEGE) (2016): E-Mobilität. http://www.energienetz- werra-meissner.de/nc/e_mobilitaet, [Zugriff: 18.05.2016]. Werra-Meißner-Kreis (2016): Broschüre "Klimaschutz im Werra-Meißner-Kreis". http://www.werra- meissner-kreis.de/fileadmin/_processed_/csm_Klimaschutz_im_WMK_cc5f90fe06.jpg, [Zugriff: 24.06.2016]. Wikipedia.org (2016a): Lage des Werra-Meißner-Kreises in Hessen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/71/Hesse_ESW.svg/447px- Hesse_ESW.svg.png, [Zugriff: 18.05.2016]. Wirtschaftsförderungsgesellschaft Werra-Meißner-Kreis mbH (WFG) (2016): Zahlen, Daten, Fakten über den Werra-Meißner-Kreis. http://www.wfg-werra-meissner.de/wirtschaft/zahlen/, [Zugriff: 18.05.2016]. Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (2012): Integriertes Klimaschutzkonzept für die Region Werra-Meißner-Kreis. Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (2015): Mobilisierung, Aufbereitung und Verwertung holziger Biomassen in der ländlichen Region am Beispiel des Werra-Meißner-Kreises – Endbericht. Werra-Meißner-Kreis (Hrsg.).

135 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

13 ANHANG

Seite 137: Karte 01 – Plangebiet Herleshausen, Bestehende Planungen Seite 138: Karte 02 – Plangebiet Herleshausen, Städtebau- und Freiraumanalyse Seite 139: Karte 03 – Maßnahmenkonzept Städtebau Seite 140–147: Material für die Öffentlichkeitsarbeit und Presseartikel Seite 148–151: Gebäudesteckbrief: Gärtnerhaus Schloss Augustenau, Herleshausen Seite 152–157: Gebäudesteckbrief: Am Anger 8 Fam. Schliwa; Herleshausen

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138 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

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Abb. 96: Anzeige in der Werra-Rundschau zur Auftaktveranstaltung vom 19. November 2015 in Witzenhausen

140 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 97: Anzeige im Marktspiegel Witzenhausen vom 25. November 2015

141 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 98: Anzeige in der Werra-Rundschau vom 02. Februar 2016

142 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 99: Die Plakate wurden im Vorlauf der Bestandserfassung vor Ort in den sechs Quartieren an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten aufgehängt. Die Plakate informieren über die Quartierszuschnitte und die Inhalte des Projektes.

143 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 100: Die Informationsplakate wurden durch die Verteilung des unten dargestellten Informations-Faltblattes ergänzt. Dieses wurde per Postwurfsendung an die Haushalte in den sechs Quartieren verteilt. Das Faltblatt ent- hielt zudem einen Einleger, auf welchem die jeweilige Quartiersabgrenzung dargestellt war.

144 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 101: Dieses Plakat wurde an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten in den sechs Quartieren aufgehängt. Des Weiteren wurde das Plakat als DIN A5-Flyer an die Haushalte in den Quartieren als Postwurf- sendung verteilt.

145 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 102: Doppelseitige Einladungsflyer zu den zweiten Bürgerdialogen in Herleshausen und Eschwege. Diese wurden quartiersbezogen per Postwurfsendung an alle Haushalte im jeweiligen Quartier verteilt.

Abb. 103: Anzeige zum ersten Bürgerdialog in Herleshausen in der Werra-Rundschau vom 23. Februar 2016

146 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Abb. 104: Anzeige zum zweiten Bürgerdialog in Herleshausen in der Werra-Rundschau vom 05. April 2016

147 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Gebäudesteckbrief: Gärtnerhaus Schloss Augustenau, Herleshausen

Ansicht Nord Ansicht West

Ansicht Süd Blick vom Haus nach Südosten in den angrenzenden Park

Aktuelle Nutzung Das Gebäude diente dem Gärtner von Schloss Augustenau als Wohnung. Nach Aufgabe der Gärtnerei wurde es als Miet- wohnung genutzt, steht aktuell allerdings leer. Das Gebäude soll so modernisiert werden, dass es als Mietobjekt nutzbar ist.

Nutzungsoptionen Zur Nutzung als Mietwohnung ist die obere Etage und das Dachgeschoss gut geeignet. Durch die Lage am Hang ist der Keller gut belichtet, aufgrund der Bauweise aber etwas feucht und daher nicht gut für die Lagerung von feuchteempfindli- chen Gegenständen geeignet. Die Lage am Rand des Schlossareals und der Blick in den Park machen den besonderen Reiz dieses Objektes aus. Technische Gebäudeausrüstung Heizwärme Einzelöfen (Holz) Warmwasser Elektrische Durchlauferhitzer (Energiepreis: 0,28 € / kWh) Kühlung Nicht vorhanden

148 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Energetischer Ist-Zustand Bauteil Beschreibung und U-Wert Wärmeverlust in Wärmeverlust in Verlust in kWh Prozent EUR pro Jahr Außenwand Teil Fachwerk, Baujahr unbekannt, Stärke ca. 25cm Mittlerer U-Wert: 2,1 Teil massiver Feldstein, Stärke ca. 50cm 9090 18,47% 545,4 Fenster Holzfenster, teilweise einfach verglast 10562 21,46% 633,72 Oberste Ge- Balkenlage mit Zwischenfüllung, schossdecke U-Wert: 0,9 3713 7,54% 222,78 Kellerdecke Vollunterkellert, Durchfahrt hat Tem- peratur der Außenluft 5429 11,03% 325,74 Lüftungsverluste Luftaustausch: 0,7 fache des Gebäu- devolumens pro Stunde 5174 10,51% 310,44 Heizung Verluste Heizsystem 15257 30,99% 915,42 SUMME 49225 2953,5 Anmerkung: Kosten entstehen bei der Umstellung auf eine Gas-Brennwertheizung

Energetische Sanierung Hülle und Einbau einer Gas-Brennwertheizung Bauteil Maßnahmen und neuer Investition Investition U-Wert gesamt in energiebedingt EUR in EUR Energiekosten IST: 2.953 EUR Außen- Innendämmung Fachwerk- 5.000 4.000 wand wände mit WLG045 6cm Energiekosten SAN: 1.377 EUR

Fenster Holzfenster, neue Wärme- 4.000 400

schutzverglasung, Einsparung Energiekosten: 1.576 EUR U-Wert:1,4

Dämmung Dämmung zwischen den 24.000 15.000 Dach Sparren und Aufdach mit Amortisationszeit energiebedingter Neueindeckung Aufwand: ca. 17 Jahre Dämmung 24cm Keller- Dämmung Kellerdecke 2.500 2.500 decke Dämmplatten 10cm Gas- Verbesserter Wirkungsgrad, 20.000 5.000 Brenn- Aufbau eines neuen Verteil- werthei- system im Gebäude not- zung wendig SUMME 55.500 26.900

149 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Energetischer Zustand vor und nach der Sanierung

Weitere Informationen Pläne Sind nicht vorhanden. Die erforderlichen Flächen wurden durch direktes Aufmaß ermittelt.

Fotos von Innen und Umfeld

Durchfahrt zum Garten

Fenster nach Süden 150 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Aufgang zum Dachgeschoss

Kellergang

Mögliche Hemmnisse

1 Das Mietpreisniveau in Herleshausen ermöglicht keine gute Refinanzierung der Investitionen 2 Verdeckte Bauschäden, die sich noch ergeben könnten 3 Begrenztes finanzielles Budget

Fördermittel

4 Energieberatung vor Ort (BAFA) 5 Marktanreizprogramm Erneuerbare Energie (z.B. Förderung automatische Holzheizung oder Brennwerttechnik ) (BAFA) 6 Altersgerecht Umbauen (KfW) 7 Energetische Sanierung (KfW) 8 Zusätzliche Förderprogramme des Landes (WIBANK)

Die nächsten Schritte

Was Wer Bis wann

Prioritätenliste aufstellen Bauherr sobald als möglich

Finanzierung und Fördermittel klären Bauherr mit Unterstützung des Sanie- Herbst 2016 rungsmanagements

Angebot einholen Bauherr mit Unterstützung des Sanie- Ende 2016 rungsmanagements

Hinweis: Der Gebäudesteckbrief gibt eine erste Orientierung und ersetzt keine detaillierte Energieberatung. Die Berechnung der Ein- spareffekte beruht auf einer Nutzung des kompletten Gebäudes und kann daher von den tatsächlichen Verbrauchswerten deutlich abweichen. Der Kalkulation zur Amortisationszeit liegen folgende Energiepreise pro kWh zugrunde: Erdgas:6 Ct; Heizöl: 6 Ct, Holzpellet: 5 Ct, Fernwärme: 12 Ct; Nachtspeicherheizung: 21 Ct. Bei einer Vollkostenrechnung incl. Anlage ergeben sich folgende Preise: Erdgas: 10 Ct, Heizöl: 11 Ct, Fernwärme: 12 Ct, Nachtspeicherheitzung 21 Ct

151 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Gebäudesteckbrief: Herleshausen, am Anger 8, Fam. Schliwa

Ansicht vom Anger Ansicht Hofseite

Ansicht Nebengebäude (ehem. Stall, Lager)

Eingang zur Verkaufsfläche im UG des Anbaus Aktuelle Nutzung Das Baualter des Fachwerkgebäudes ist nicht bekannt. Es wurde um eine 2-geschossige Verkaufsfläche in den 70er Jahren erweitert. Durch den langen Leerstand sind einige Bauschäden aufgetreten. Die Familie Schliwa hat das Gebäude erworben und möchte es für Wohn- und Verkaufszwecke zukünftig wieder nutzen. Das Architekturbüro Dietrich Hüther ist mit den Planungen betraut. Freundlicherweise haben die Baufamilie und der Architekt eine Begehung des Gebäudes ermöglicht und die bisher erarbeiteten Unterlagen zur Verfügung gestellt, um diesen Steckbrief zu erstellen. Nutzungsoptionen Neben der Nutzung als eigenen Wohnraum werden Überlegungen zur Abtrennung einer Mietwohnung angestellt. Weiterhin ist geplant, die Verkaufsfläche im Unterschoss offener und freundlicher zu erschließen und zu vermieten. Technische Gebäudeausrüstung Heizwärme Öl-Zentralheizung (Baujahr vor 1996) Warmwasser Elektrische Durchlauferhitzer Kühlung -

152 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Energetischer Ist-Zustand Bauteil Beschreibung und U-Wert Wärmeverlust in kWh Wärmeverlust in Pro- zent Oberste Geschossde- Oberste Geschossdecke Holzbal- 17622 9,39% cke/Flachdach kendecke, Anbau Flachdach mit Dämmung U-Wert: 1,3 Außenwand Anbau Mauerwerk (36,5cm), innen 63284 33,72% und außen verputzt U-Wert: 1,0 Haupthaus : Fachwerk U-Wert: 1,5 Fenster Holzfenster mit 2-fach Verglasung 12802 6,82% U-Wert 2,4 Kellerdecke Betondecke, Anbau Bodenplatte 15025 8,01% Lüftungsverluste Luftaustausch: 0,7 fache des Ge- 33320 17,75% bäudevolumens pro Stunde Heizung Verluste Heizsystem 45640 24,32%

Summe Energiekosten auf Basis der Bedarfsrechnung: ca. 11.400 pro Jahr

Energetische Sanierung (bestehender Öl-Kessel) Bauteil Maßnahmen und neuer Investition Investition U-Wert gesamt energiebedingt Energiekosten IST: 11.400 EUR Oberste Einblasdämmung 20cm 12.000 12.000 Geschoss- WLG 040 Energiekosten SAN: 6.800 EUR decke / Flachdach Einsparung Energiekosten: 1.200 EUR Außen- Keine Dämmung von außen

wand möglich, da Sichtmauerwerk

Fenster Einbau neuer Fenster, 28.000 4.000 Amortisationszeit energiebedingter U-Wert 1,1 Aufwand (ohne Pumpen): ca. 18 Jahre

Heizkör- Dämmung der Heizkörperni- 6.000 6.000 pernischen schen mit Calzimsilikatplat- ten o.ä.

Boden- Dämmung nur bei Erneue- platte rung der Bodenbelags möglich Die Amortisationszeit der neuen Pumpen beträgt 3-5 Jahre, je nach Laufzeit und Umwälz- Austausch der drei Umwälz- 1.200 1.200 Stromkosten pumpe pumpen gegen Hocheffi-

zienzpumpen

SUMME 47.200 23.200

Technische Gebäudeausrüstung (Annahme: Hülle ist optimal saniert) Öl-Brennwertheizung Bauteil Maßnahme Investition Investition gesamt energiebedingt Energiekosten SAN alter Kessel: 6.800 EUR Zentrale Austausch des NT- 16.000 4.000 Wärme- Heizkessels gegen ein Energiekosten SAN-BW-Kessel: 5.800 EUR erzeugung Brennwert-Gerät Einsparung Energiekosten 1.000 EUR Amortisationszeit energiebedingter Aufwand: ca. 5 Jahre

153 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Energetischer Zustand vor und nach der Sanierung (Maßnahmen an Hülle und neuer Heizkessel)

154 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Technische Gebäudeausrüstung (Annahme: Hülle ist optimal saniert) Pelletheizung

Bauteil Maßnahme Investition Investition gesamt energiebedingt Energiekosten SAN alter Kessel: 6.800 EUR Zentrale Einbau Pelletheizung incl. 27.000 9.000 Wärme- Lagerraum und Heizkörper erzeugung Energiekosten SAN-Pellet-Kessel: 5.700 EUR Einsparung Energiekosten 1.100 EUR Amortisationszeit energiebedingter Aufwand: ca. 8 Jahre

Die Pelletheizung bzw. die Versorgung mit Wärme aus Biomasse führt zu einer sehr umweltfreundlichen Wärmeerzeugung, da der CO2-Ausstoß auf ein Minimum reduziert wird. Zum Erreichen eines hohen KfW-Effizienzstandards, mit dem Tilgungszuschüs- se verbunden sind, ist eine Dämmung der Außenwände notwendig. Inwieweit das möglich ist, wäre im nächsten Schritt zu prü- fen. Die Pelletheizung kann aber auf alle Fälle über BAFA-Mittel gefördert werden kann.

155 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Weitere Informationen

Pläne

Grundriss Bestand Erdgeschoss (Quelle: Architekt Dietrich Hüther)

Empfehlungen

Die Aufnahme des Ist-Zustands zeigt, dass die Außenwände und die Heizung die größten Wärmeverluste verursachen. Daher ist der Austausch der Heizung in jedem Fall angeraten. Dabei sollte die Öl-Heizung durch eine Holzpelletheizung ersetzt werden.

Weitere Ideen

Prüfen, ob die Rückseite der Scheune (Dach nach Osten) für eine Photovoltaikanlage geeignet ist (Denkmalschutz, Statik)

Mögliche Hemmnisse

. Finanzierung . zeitliche Restriktionen

156 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Herleshausen

Die nächsten Schritte

Was Wer Bis wann

Planung zur zukünftigen Nutzung wei- Architekt, Baufamilie Ende 2016 ter verfolgen

Fördermittel recherchieren, Finanzie- Baufamilie in Kooperation mit dem Anfang 2017 rung sicherstellen Sanierungsmanagement

Entscheidung zum weiteren Vorgehen Architekt, Baufamilie Ende 2016/Anfang 2017 treffen, Sanierungsfahrplan aufstellen

Hinweis: Der Gebäudesteckbrief gibt eine erste Orientierung, ersetzt aber keine detaillierte Energieberatung. Die Berechnung der Einspareffekte beruht auf einer Nutzung des kompletten Gebäudes und kann daher von den tatsächlichen Verbrauchswerten deutlich abweichen. Der Kalkulation zur Amortisationszeit liegen folgende Energiepreise pro kWh zugrunde: Erdgas:6 Ct; Heizöl: 6 Ct, Holzpellet: 5 Ct, Fernwärme: 12 Ct; Nachtspeicherheizung: 21 Ct. Bei einer Vollkostenrechnung incl. Anlage ergeben sich folgende Preise: Erdgas: 10Ct, Heizöl: 11Ct, Fernwärme: 12 Ct, Nacht- speicherheizung 21 Ct

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