Auszug Aus Dem Stadtentwicklungskonzept

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Auszug Aus Dem Stadtentwicklungskonzept Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 65 3. Erläuterung von Bestand und Planung 3.1 Grundsätzliche Ziele der Stadtentwicklung (Leitbild) 3.1.1 Modell der Stadtlandschaft Gotha hat sich in den 12 Jahrhunderten seines Bestehens zu einem kompakten Stadtorganismus entwickelt. Um den historischen Siedlungskern der Altstadt besteht ein fast geschlossener Ring gründerzeitlicher Wohngebiete. Kurze Wegebeziehungen in das Zentrum sind die Folge. Mit dem Industrialisierungsprozess vollzog sich auch in Gotha eine standörtliche Konzentration von Produktionsstätten in verkehrsgünstiger Lage, die zur Herausbildung von zwei größeren Industriegebieten in Eisenbahnnähe führte. Während speziell durch die Industriebetriebe im Süd-Westen der Stadt städtebauliche Konfliktsituationen zu angrenzenden Wohngebieten auftreten, zeichnet sich der Industriestandort im Nord-Osten durch seine verträgliche Lage und große Erweiterungsmöglichkeit aus. In der sozialistischen Ära entstanden ausgedehnte Plattenbau-Wohngebiete im Westen der Stadt. Unter dem großen wirtschaftlichen Druck der Nachwendezeit kam es in den 90iger Jahren zu größeren Bauflächenerweiterungen für gewerbliche Nutzung im Süden der Stadt. Dieser Standort ist Ergebnis einer fast ausschließlich auf den Straßenverkehr orientierten Wirtschaftsentwicklung in Europa. Die dominant von Schloss Friedenstein geprägte Stadtsilhouette ist aus vielen Rich- tungen erlebbar. Eingebettet in eine urbane Struktur, in die die Landschaftsräume vom Seeberg und Krahnberg hineindrängen, stellt dieses äußere Erscheinungsbild eine besonders erhaltenswerte Situation dar. Stadtgrün und zusammenhängende stadtnahe Waldgebiete haben nicht nur gestalterische, sondern auch besondere stadtklimatische Bedeutung. In einer Stadtklimauntersuchung aus dem Jahr 1997 wurde die Bedeutung einiger stadtnaher Kaltluftentstehungsgebiete für die Durchlüftung der Stadt nachgewiesen. Auch langfristig sollten diese Bereiche von Ver- bauung freigehalten werden. Von stadtklimatischer Bedeutung ist auch die Begrünung entlang des Fließgewässers Ratsrinne/Wilder Graben. Die derzeit noch vorhandenen Unterbrechungen dieses Grünzuges sollten durch gezielte Rückbaumaßnahmen und Flächenentsiegelungen geschlossen werden. Eine anzustrebende Vernetzung bestehender Grünbereiche ist bereits ein erklärtes Ziel aus dem Landschaftsplan für das Gothaer Stadtgebiet. In der nachfolgenden Skizze wurden die wichtigsten zu entwickelnden Grünachsen dargestellt. Dabei geht es speziell bei der Achse Seeberg - Schlosspark - Krahnberg nicht um das "Freiräumen von jeglicher Bebauung", sondern die Entwicklung möglichst vieler kleiner Grünbereiche als Trittsteine einer ökologischen Vernetzung. Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 66 Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 67 Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 68 3.1.2 Ziele der Stadtentwicklung Die Diskussion zur Entwicklung der Stadt Gotha ist ein demokratischer Prozess, der 1990 mit dem 1. Entwurf zum Flächennutzungsplan nach der Wende eröffnet wurde. Die folgenden Thesen sind seither Leitgedanken der städtebaulichen Entwicklung: - Die landschaftlichen Gegebenheiten der Stadt Gotha werden bestimmt durch die Grün- zonen des Krahn- und des Seeberges, die bis weit in das Stadtgebiet hineinreichen so- wie den zentralen Schlosspark. Diese günstige Ausgangssituation sollte genutzt werden, um im Sinne einer ökolo- gischen Stadterneuerung ein System durchgehender Grünzonen als Verbindung dieser Bereiche zu entwickeln. Durch eine rückläufige Entwicklung der Gewerbeflächen im Heutal ist es möglich, auch diesen Grünzug an dieses System anzubinden und damit die landschaftliche Verbindung zu Naherholungsbereichen im Norden der Stadt herzustellen. - Eingebettet in dieses Grünsystem verfügt die Stadt Gotha über ein großes Potential hoch- wertiger Wohnungsbaustandorte. Nachverdichtungen innerhalb des bebauten Stadtge- bietes sowie Nachnutzungen von Gewerbebrachen sollten bei der Entwicklung gegenüber extensiven Erweiterungen bevorzugt werden. - Ein Bogen aus Wohngebieten umfasst vom Westen über Norden nach Osten die Innenstadt. Ausläufer dieses Bogens führen im Westen nach Sundhausen und im Osten nach Siebleben. Es bildet sich so ein langgestrecktes Band aus Wohnbereichen. Die bandartige Entwicklung stellt eine gute Voraussetzung für ein linienhaftes ÖPNV-System dar. Ein Schwerpunkt neuer Wohnbauflächen liegt im Norden der Stadt und kann als Abrun- dung des Stadtgrundrisses betrachtet werden. Die Entwicklung dieses Bereiches sollte jedoch nur in Abhängigkeit vom tatsächlichen Bedarf erfolgen. - Zur Aufwertung der westlichen Wohngebiete ist das Gelände bis zur Freundwarte und zum Krahnberg behutsam für Zwecke der Freizeitgestaltung, des Sportes und der Erholung zu entwickeln. Dabei sollte die Landschaftsgestaltung an erster Stelle stehen und weitere Gartenanlagen oder gar massive Bebauungen ausgeschlossen werden. Die Aufgabe der nördlich des Berggartenweges gelegenen Gartenanlage sollte hierbei langfristiges Ziel sein. - Die Gewerbeflächen sind weitestgehend im Osten der Stadt konzentriert. Dort bestehen auch gute Erweiterungsmöglichkeiten. Neue Gewerbegebiete entstanden in den letzten Jahren in verkehrsgünstiger Lage zur Autobahn an der B 247 im Süden der Stadt und belasten damit kaum das innerstädtische Verkehrsnetz. - Zur Entwicklung des Verkehrsnetzes der Stadt Gotha liegt ein Zielkonzept vor, dessen Aus- sagen zu Straßenneuplanungen im Flächennutzungsplan dargestellt sind. Es muss jedoch Aufgabe der Bauleitplanung sein, die Stadtentwicklung unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsvermeidung zu betreiben. Der Ausbildung von Nebenzentren für die Versorgung der Bewohner im Westteil und Ostteil der Stadt wird deshalb besondere Bedeutung beige- messen. Damit wird das Hauptzentrum Altstadt entlastet. Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 69 Im April 1997 führte die Stadtverwaltung Gotha eine „Ideenkonferenz zur Stadt-Entwicklung“ durch. Interne Akteure (Politiker und Fachleute aus den Ämtern) und externe Berater unterschiedlicher Fachrichtungen diskutierten an diesen 2 Tagen über die Ziele der weiteren Stadtentwicklung. Wurden viele Themen und Ziele in der Ideenkonferenz nur angesprochen und nicht abschließend ausformuliert, so findet sich dieses Gedankengut letztlich präzisiert in der ebenfalls 1997 erarbeiteten „Lokalen Agenda 21 der Residenzstadt Gotha“ wieder. Die damit vom Stadtrat (Beschluss-Nr. 1187/97) beschlossenen Ziele für eine nachhaltige Stadtentwicklung bilden wesentliche Vorgaben für die im Flächennutzungs- plan dargestellte räumlich-funktionale Entwicklung der Stadt Gotha. Im Folgenden werden die für den Flächennutzungsplan wichtigsten Ziele, gegliedert nach Handlungsfeldern, dargestellt: Stadtentwicklung • Reduzierung der im letzten Entwurf des FNP dargestellten extensiven Wohnbauflächen zu Gunsten von Grünflächen • keine weiteren Ausweisungen von extensiven Bauflächen (Innenentwicklung!) • Einarbeitung der Ergebnisse des klimatologischen Gutachtens für das Stadtgebiet · Freihaltung von Frischluftschneisen · Erhaltung von Frischluftentstehungsgebieten • Darstellung der Freiraumentwicklung im Innenbereich (Ziel: Freiflächenschaffung im besiedelten Bereich, qualitative Aufwertung von Freiflächen für ökologische Vernetzung, Klima und Erholung) • Sicherung einer angemessenen Dichte im Zusammenhang von Stadtumbau, Stadt- erneuerung, Wiedernutzung von Brachflächen und Stadtrückbau • Vorbereitung ehemaliger Gewerbeflächen (Gotha-Ost, Leinastraße) für neue Nutzung • kleinräumige Mischung der zentralen städtischen Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Versorgen, Bilden, Kommunizieren, Alltagskultur und Erholen) zur Stabilisierung des „Systems Stadt“ und zur Verkehrsminderung • dezentrale Konzentration von Einrichtungen im städtischen Zusammenhang (Stärkung von Innenstädten und Stadtteilzentren) • Erhalt der eigenständigen städtebaulichen Struktur der Ortsteile. Stadt Gotha - Flächennutzungsplan - Erläuterungsbericht 70 Bauen und Wohnen • Förderung der Innenentwicklung, weitere Reduzierung extensiver Wohnungsbau- standorte und der damit verbundenen Flächenversiegelungen • Prüfung bei geplanten Neubauten, ob ein vorhandenes Gebäude - auch wenn es Denkmal ist - für die vorgesehene Funktion genutzt werden kann • Ausgewogenes Verhältnis von notwendiger Dichte und auch ausreichendem Freiraum zur Begrünung anstreben • Umgestaltung und Aufwertung der Wohngebiete Gotha-West • wohnungsnahe Versorgung stabilisieren, um zusätzlichen Verkehr zu vermeiden • Förderung ökologischer, ressourcensparender Bauweisen (z. B. Regenwassernutzung, Solaranlagen, Dachbegrünung) • ökologisch sinnvolle Wärmedämmung sollte in Abwägung mit den Belangen des Denk- malschutzes und der Ortsbildpflege erfolgen • Bewahrung wesentlicher Merkmale des äußeren und inneren Erscheinungsbildes der Stadt Gotha Gewerbeflächen - Arbeitsmarkt • Intensive Nutzung vorhandener Gewerbeflächen • Neustrukturierung der bestehenden Gewerbeflächen in Gotha-Ost und Gotha-Süd (Leinastraße) • Stärkung bestehender und aktive Akquisition zur Ansiedlung neuer Unternehmen • Beachtung der Standortverträglichkeit bei Neuansiedlungen (Bauhöhe, Emissionen, Flächenverbrauch usw.) • Erreichung einer möglichst hohen Arbeitsplatzdichte im städtischen Gewerbegebiet • Nicht der Verkauf von Flächen soll das Ziel sein, sondern die Schaffung möglichst vieler Arbeitsplätze auf diesen Flächen. Auch an Gewerbegebiete müssen ökologisch sinnvolle Mindestanforderungen zur Begrünung und Flächenversiegelung gestellt werden. Verkehr/Lärm
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