BRANDENBURGKURIER Landsmannschaft Ostbrandenburg / e.V. Märkischer MID Informationsdienst Haus Brandenburg - Freundeskreis e.V.

Stiftung Brandenburg

Fürstenwalde (Spree) € 1,50 / 30. Jg., Nr.1 März 2016

Städtepartnerschaften zwischen deutschen und bis 1945 deutschen, jetzt polnischen Städten in Ostbrandenburg

Heimatkreise haben schon bald nach der sinnvoll erwiesen, wenn in den jeweiligen Part- Wende Partnerschaften (es ist die Rede von nerstädten/gemeinden ein sogenannter unab- Partner- nicht von Patenschaften) zwischen ih- hängiger Partnerschaftsbeauftragter tätig ist. ren deutschen „Paten“städten und Städten in Manchmal hat auch - z.B. eine deutsch-polni- Ostbrandenburg vermittelt. Diese Partnerschaf- sche Gesellschaft - oder ein entsprechend ge- ten bestehen überwiegend auf der Ebene der gründeter oder bestehender Verein einen sol- Stadtverwaltungen, aber einige auch auf der chen „Partnerschaftsbeauftragten“ unter seinen Landkreisebene. Mitgliedern. Sie werden unterschiedlich ausgefüllt, vorwie- Solange ein Heimatkreis besteht, wird er sich gend im Bereich von Erfahrungsaustausch, Be- aufgrund seiner jahrelangen Besuche im früher ratungen, gegenseitige Hilfen (z.B. in der Frage deutschen Ort auch für die Partnerschaft aktiv der Pflege von Friedhöfen, Gedenkstätten), einsetzen. Was aber ist, wenn – wie schon ge- Sachspenden (z.B. für Waisenhäuser und/oder schehen – Heimatkreise ihre Pforten aus wel- Alten-/Seniorenheimen, Feuerwehr-, Sanitätsau- chen Gründen auch immer schließen? tos u.a.m.) und, ganz wichtig, in der Jugendar- Da die Partnerschaften durch einen Vertrag beit: gegenseitige Besuche von Schülern, vor- zwischen zwei Kommunen besiegelt sind, freu- nehmlich im kulturellen Bereich - Kunst, Musik, en sich die Heimatkreise daß die so entstande- Gesang, Sport - . Diese Aktionen im Miteinander nen Verbindungen weiter bestehen, auch wenn von Schülern erweisen sich als sehr fruchtbar. die Heimatkreise nicht mehr mitwirken. Trotz der teilweise erheblichen Sprachbarrieren lernen die Schüler (manchmal mit Hilfe von Dol- metschern bzw. mehrsprachigen Lehrern) ein- Allen unseren Lesern ander kennen, sie tun etwas gemeinsam in den oben beschriebenen Bereichen, sie erfahren wünschen wir von dem Alltag der anderen, sie verbringen z.B. Frohe Ostern ! die „freie“ Zeit mit kleinen Wanderungen in die Umgebung, Besichtigungen, Spielen, Lagerfeu- er, Singen, Tanzen. Alle diese Aktivitäten sind dazu angetan, vor- urteilsfrei, frei von „politischen“ Vorgaben, den Jugendlichen das Interesse am Anderen, an der anderen oder eben nicht anderen Kultur zu we- cken, die Altersgenossen kennen zu lernen und auch Freundschaften zu schließen. Nun hängt ein großer Teil des Wirkens der Partner von den Personen ab, die die Kontakte in den jeweiligen Städten umsetzen und Aktivitä- ten in Gang bringen. Das ist manchmal schwie- rig, wenn sich bei Neuwahlen einer Stadt- oder Ortsverwaltung eine ganz neue personelle Zu- sammensetzung ergibt. Es hat sich als sehr Primula vulgaris Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 2

Juni 2016: Eine Generationenfahrt nach Landsberg a. d. Warthe Vom 16. bis 19. Juni 2916 findet in Gorzów/ Hier fügt sich sinnvoller Weise Kleingruppen- Landsberg (Warthe) ein „Generationentreffen“ arbeit der deutschen und polnischen Schüler mit Schülern aus dem Anna-Siemsen-Berufs- an mit Zeitzeugen zum Thema „Erinnerungen kolleg in Herford ( Partnerstad t von Lands- an die Ereignisse 1945“ - Gespräche und Be- berg/Warthe) und polnischen Schülern sowie richte. ehemaligen und heutigen Bewohnern von Nach dem gemeinsamen Mittagessen gibt es Landsberg/Gorzów statt. eine Besichtigung mit Vortrag und Diskussion In 2016 jährt sich zum 25. Mal der am 17. zum „Zukunftsprojekt - Gorzówer Technolo- Juni 1991 geschlossene „Vertrag zwischen giezentrum GmbH in Stanowice (Stennewitz)“ - der Bundesrepublik Deutschland und der ein EU-gefördertes Projekt (Leitung und Vor- Republik Polen über gute Nachbarschaft trag Frau Ursula Stolartska, Geschäftsführen- und freundschaftliche Zusammenarbeit“, des Vorstandsmitglied der GmbH). polnisch „Traktat między Rzeczypospolitą Abendessen ist von 17.30 - 18.30 Uhr, und Polską a Republiką Federalną Niemiec o dann um 19.00 Uhr ist die Teilnahme an einem dobrym sąsiedztwie i przyjaznej współpracy “. Konzert angesagt: „Die Vision von Chopin im So fällt dieses Datum in den Zeitraum des Kosmos“ - eine Veranstaltung der Gorzówer Generationentreffens. Philharmonie. Ein vielseitiges Programm *) ist von Mgr. Der zweite Seminartag (Samstag) beginnt Jacek Jeremicz in Zusammenarbeit mit der Stif- mit einer Stadtbesichtigung unter der Führung tung Brandenburg und dem Staatsarchiv in von Mgr. Ryszard Bronisz - Regionalhistori- Gorzów Wlkp. erstellt worden. ker. Die Herforder Reisegruppe wird früh am Don- In den Räumen der Gastronomieschule ha- nerstag, 16. Juni 2016, den Bus besteigen und ben die Teilnehmer dann die Gelegenheit zu am Nachmittag gegen 16.00 Uhr in Gorzów/ einem Erfahrungsaustausch. Die ehemalige Landsberg (Warthe) eintreffen. Der erste Schritt Stiftung Landsberg hat 2012 in dieser Schule ist die Einquartierung und eine kleine Erholpau- die Einrichtung eines Klassenraums für den se bis Schüler und Begleitpersonen um 17.30 Unterricht in Betriebswirtschaftslehre gefördert. Uhr mit den polnischen Schülern und weiteren (Mgr. Małgorzata Pawłowska - Schulleiterin) Persönlichkeiten zusammentreffen. Mittagessen im Internat des II. Lyceums. Zunächst erfolgt die Begrüßung durch Herrn Der Nachmittag beginnt mit einen Vortrag Karl-Christoph von Stünzner-Karbe, den Kura- „Betrachtungsweisen im deutsch-polnischen tor der Stiftung Brandenburg (Fürstenwalde/ Dialog“ mit anschließender Diskussion (Mgr. Spree) Herrn Wolfgang Kuhlmann, Mitglied im Jacek Jeremicz) Stiftungsrat der Stiftung Brandenburg, sowie Herrn Mgr. Jacek Jeremicz aus Gorzów. Daran Jetzt: Freizeit in der Stadt - Gorzów/Lands- schließt sich das erste Kennenlernen der Teil- berg zu Fuß kennen lernen. nehmer untereinander an. Daran schließt sich das gemeinsame Abend- Ein gemeinsames Abendessen im Internat essen an. des II. Lyceums in Gorzów Wlkp., ul. Woskowa Um 20.00 Uhr gibt es eine Filmveranstaltung 3B ( ul. = ulica = Straße) um 19.30 Uhr wird (ein Film mit deutsch-polnischem Hintergrund). diesen Tag beschließen. Alle Mittag– und Abendessen während der Sonntag - der letzte Seminartag - beginnt um Folgetage finden im Internat statt. ca. 10.00 Uhr mit einer Auswertung des Semi- nars und seiner Ergebnisse. Für den ersten Seminartag (Freitag) ist zu- Um 14.00 Uhr wird der Aufenthalt im Spaß- nächst ein „Impulsreferat“ vorgesehen mit dem bad-Zentrum „Słowianka“ angeboten (Bade- Titel „Erzwungene Bevölkerungsbewegungen zeug ggf. mitbringen). nach 1945 als Folge des II. Weltkrieges“ mit Um 14.00 Uhr: Gemeinsames Abschlußmit- anschließender Diskussion (Prof. Dr. habil. tagessen im Interernat des II. Lyceums - und Dariusz Rymar, Direktor des Staatsarchivs in Ende des Seminars. Gorzów).

Ein weitere Referat führt das Thema fort „Das Um 16.00 Uhr: Abfahrt der Schülerinnen Leben in Gorzów/Landsberg(W. in den ersten und Schüler nach Hause - voraussichtliche Nachkriegsjahren“, ebenfalls mit anschließen- Ankunft Montagfrüh in Herford gegen 2.00 der Diskussion (Mgr. Monika Kowalska — Uhr. Regionalmuseum, Leiterin der Abt. Geschich- te). *) Programmänderungen vorbehalten. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 3

Vortrag “Zantoch ein Schlüssel zur Neumark” von Veronica Kölling

Heute ist der Ort Santok (ehemals Zantoch), in hundert jedoch weiter – dieses Mal auf einer der Nähe von Gorzów Wielkopolski (ehemals intellektuellen Ebene. Zu Beginn des National- Landsberg an der Warthe) ein unscheinbares, sozialismus versuchten deutsche Archäologen kleines Dorf am Zusammenfluss von Warthe mithilfe von Grabungen zu beweisen, dass und Netze. Für den Besucher ist es kaum vor- Zantoch von jeher zu „Deutschland“ gehört stellbar, dass unter diesem idyllischen, unbe- habe, während polnische Wissenschaftler ver- kannten Flecken Erde mehr als 1.000 Jahre suchten, anhand von historischen Überlieferun- Grenzkampf versteckt liegen. gen zu beweisen, dass es sich bei dem Ort um Tatsächlich fiel Zantoch aber bereits im frühen „urpolnisches“ Gebiet handele. Mittelalter eine äußerst wichtige Bedeutung zu: Fast alle Mächte, die irgendwann an der Ge- auf einer Strecke von mehr als 100 Kilometern staltung des osteuropäischen Raumes mitge- zwischen Küstrin und Driesen ist Zantoch der wirkt haben, haben auch an den Zantocher einzige Ort, wo man den Fluss und das sumpfi- Burgen ihre Spuren hinterlassen. Dazu gehö- ge Tal überschreiten kann. Zudem führte bereits ren insbesondere die Polen, Pommern, Pom- v. Chr. eine Handelsstraße vom Mittelmeer zur merellen, Askanier, Schlesier, Hohenzollern, Ostsee hier vorbei. Zantoch war also gleicher- Schweden, Habsburger, der Johanniter Orden maßen wichtig zur Landesverteidigung und als und der Deutsche Orden. Viele andere nutzten Verkehrsknotenpunkt. den Übergang bei Zantoch als Tor in die Neu- Ruhe kehrte in Zantoch erst nach dem Drei- mark und plünderten von hier aus das umlie- ßigjährigen Krieg ein, als beide Gebiete nördlich gende Land, wie die Kosaken und die Hussi- und südlich der Warthe und Netze dauerhaft ten. Trotz allem ist der ehemalige „Schlüssel“ zum gleichen Territorium gehörten. Die Ausein- zur Neumark heute nahezu unbekannt und ver- andersetzungen um den sogenannten „Schlüs- schwindet im Schatten der Industriemetropole sel“ zur Neumark gingen im 19. und 20. Jahr- Gorzów Wielkopolski.

Vortrag: Von Züllichau nach Sulechów - Überliefertes, Gemeinsamkeiten und zukünftig Verbindendes … von Heiko Krueger

… so lautete der Titel eines Vortrages am 21. Überliefertes Januar 2016 im Haus Brandenburg. Es sollte Der Weg einer historischen Erkenntnis hängt dabei der Versuch unternommen werden, zwi- vom Wissen um Überliefertes ab. Doch die schen dem früheren neumärkischen Züllichau Überlieferung der deutschen Geschichte des und dem heutigen polnischen Sulechów gewis- früheren Züllichau ist in manchen Bereichen für sermaßen eine Wegstrecke zu skizzieren - die heutige Bevölkerung von Sulechów nur wenngleich der Ort in den vergangenen 70 Jah- noch von nachrangigem Interesse. Und den- ren seine geografischen Koordinaten nicht ver- noch wird in Sulechów auch nach dieser histori- ändert hat. (Im MID Brandenburgkurier Nr. 4/ 2015 schen Zäsur weiterhin überraschend viel deut- wurde schon von der Reise nach Züllichau berich- sches Kulturerbe überliefert und erhalten. Als tet.) bemerkenswerte Beispiele dafür sind das archi- Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 4 tektonische Erbe und die fortgeführte Bildungs- östlichen Gebieten Polens. Es lassen sich Pa- tradition des Ortes zu nennen - Sulechów ist rallelen im Schicksal von Deutschen und Polen auch heute ein bedeutender Bildungsstandort. finden. Heimatkundliche Forschung auch zur deut- Das zukünftig Verbindende schen Vergangenheit wird betrieben und getra- Aus dem Überlieferten und dem Gemeinsa- gen von einem engagierten historischen Ver- men führt ein Weg zum Verbindenden, so die ein auf polnischer Seite – in enger Kooperation These des Vortrags. Das kann zum Beispiel in übrigens zu deutschen Institutionen wie etwa Form von institutionellen Verbindungen ge- der Stiftung Brandenburg. schehen, wie etwa mit der seit 2014 bestehen- den Städtepartnerschaft zwischen Sulechów und Fürstenwalde. Eine solche Part- nerschaft will kontinuierlich mit Leben gefüllt werden. Insbesondere ist aber auch ein Gren- zen überschreitendes zivilgesellschaftliches Engagement gefragt, um zukünftig Verbinden- des zu schaffen, eine gemeinsame deutsch- polnische Zukunft gerade im regionalen Kon- text zu verankern und um der europäischen Idee Inhalt zu geben. Deshalb besteht weiterhin eine besondere Verantwortung zur Pflege der Erinnerung, die es folgenden Generationen erlaubt, das Gemeinsame und Verbindende zu finden und zu erhalten. Das Crossener Tor — heute

Gemeinsames Auf der Suche nach deutsch-polnischen Ge- meinsamkeiten wurde im Vortrag bei einem knappen Abriss der geschichtlichen Abläufe der Blick auf die deutsche Vergangenheit des Ortes vor 1945 gelenkt. Die erste urkundliche Erwäh- nung des Ortes fand im 14. Jahrhundert unter polnischer Herrschaft statt. Auch auf der Ebene der Herrscherhäuser gibt es zahlreiche Ver- knüpfungen zwischen brandenburger und polni- scher Geschichte, die auch Züllichau/Sulechów betreffen. Die besondere Verbindung Frederic Chopins als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Musikgeschichte Polens mit dem Ort stellt eine andere, eher anekdotische deutsch-polni- sche Verbindung dar – Chopin machte einst auf der Durchreise nach Deutschland Halt In Zül- lichau und gab hier spontan ein Konzert. Das zentrale und wohl dramatischste Ereignis des letzten Jahrhunderts der gesamten Stadt- geschichte war der Zweite Weltkrieg, die Zer- störung von Teilen der Stadt, die Vertreibung der deutschen Bevölkerung und die Aussied- lung nach Züllichau/Sulechów aus den bis 1945 Schloßkirche in Züllichau—sie dient heute als Konzertsaal und hat einen schönen Ausstellungsraum

Eine Reise in die Heimat der Vorfahren Liebe Leser – vielleicht haben Sie auch Lust, erworbenen Hof in Louisenthal (heute Zgoda) die Heimat Ihrer Eltern, Großeltern, Urgroßel- bei der Stadt Soldin (heute Myśliborz). tern zu besuchen, auch wenn Sie keine per- 2015 im April starb der Schwiegervater. sönliche Bindung nach dorthin haben. Eine „Er hat sich an seine Jugend nur in Fragmen- schöne Reise durch ein schönes Fleckchen ten erinnern können, wohl aber an die Zeit auf Erde ist es allemal. der Hofstelle in Louisenthal mit den Pferden und Der Schwiegervater des Verfassers dieses der Landwirtschaft. Da dieses in seinem letzten Berichts wurde 1926 bei Küstrin geboren und Lebensabschnitt das beherrschende Thema zog 1930 mit seinen Eltern auf den gerade war und wir uns fast täglich in wer weiß wie vie- Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 5 len Wiederholungen die Geschichten angehört die Eingangstritte, und durch die vorhandenen haben, beschlossen meine Frau und ich, nach Kellerfenster kann man in die alten Keller dem Tode ihres Vaters uns die Stätten einmal schauen. anzuschauen. Nach der Übernachtung in Küstrin fuhren wir Im Jahr 1994 hatten meine Schwiegereltern zum Geburtsort vom Schwiegervater nach Alt- bereits einmal Louisenthal besucht, und es gibt Schaumburg (Szumiłowo). Wir konnten leider auch Fotos von dem Haus, in dem sie gelebt nicht in Erfahrung bringen, in welchem Haus der hatten. Schwiegervater geboren wurde. Also fuhren wir Wir fuhren also im August mit dem Auto nach mit unseren Rädern auf einer neuen ausgebau- Soldin. Von dort ist es nur ein kurzer Weg nach ten Dorfstraße durch das Reihendorf mit doch Louisenthal. Das Haus, in dem mein Schwieger- relativ viel neu gebauten Häusern.. vater von 1930 bis zur Flucht im Januar 1945 Immer entlang der Oder, am polnischen Sol- gewohnt hat, stand auch noch. Im Gegensatz datenfriedhof von Siekierki (Zäckerick, HK Kö- zum Jahr 1994 war das Haus jetzt nicht mehr nigsberg/NM) vorbei, fuhren wir nach Zehden bewohnt. Die Hofstelle dagegen sah sauber aus und übernachteten dort im wieder aufgebauten und wird wohl noch in irgendeiner Form genutzt. Kloster. Wir machten Fotos von jetzt, ein Unterschied zu Am nächsten Tag ging es über Königsberg/ den Aufnahmen meiner Schwiegereltern von NM zurück nach Soldin. Königsberg hat zwei 1994 war nicht festzustellen. schöne Stadttore und ein wunderschönes Rat- Soldin ist eine schöne Stadt mit einem schö- haus mit einer eindrucksvollen in der Nähe be- nen Seebad und einem sehr gut renovierten findlichen Kirche. Kloster. Es sind auch viele Lebensmittelge- schäfte vorhanden. Beeindruckend ist der Frei- zeitpark vom See in Richtung Stadt. Nach einer Übernachtung in Soldin (wir wa- ren mit dem Auto bis Soldin gefahren und hat- ten unsere Räder hinten auf dem Träger. Wir ließen das Auto beim Hotel stehen - bewacht) radelten wir auf ruhigen Landstraßen nach Landsberg (heute Gorzów Wlkp.). Eine sehr lebendige Stadt mit einem riesigen Einkaufs- zentrum! Das Warthe-Ufer ist auf einer ansehn- lichen Länge zu einer sehr beeindruckenden Flanier- und Erholungsmeile ausgebaut. Nach einer weiteren Übernachtung in Landsberg ging es auf dem Warthe-Deich nach Küstrin (Kostrzyn). Der Weg ist in Teilen nicht einfach zu fahren, streckenweise viel Schotter, und dann auf Sandspuren den Deich entlang. Dafür Königsberg/NM - Das Schwedter Tor ist die Landschaft an der Warthe sehr naturnah Foto Fritz Lange 2015 mit unzähligen Störchen und auch mit Wild- schweinen, die man vom Deich aus beobach- Fazit: Wir haben nun alles gesehen, worüber ten konnte. wir mit dem Vater und Schwiegervater in seinen letzten Lebensjahren geredet haben. Große Emotionen sind weder bei meiner Frau noch auch bei mir nicht aufgekommen. Es ist wohl alles zeitlich zu weit weg.

Mit dem Fahrrad kann man in Ostbranden- berg schöne Touren unternehmen. Die Straßen sind zwischen den größeren Orten gut bis sehr gut ausgebaut. Manche Ortsverbindungswege sind aber auch heute noch Sommerwege bzw. schlecht asphaltierte alte Kopfsteinpflasterstra- ßen. Auf dem Rückweg fuhren wir wieder nach Soldin, beluden unser Auto und dann ging es Foto: Fritz Lange 2015 zurück nach Hause. In Küstrin sahen wir uns die Altstadt an. Für Wir haben nur freundliche Polinnen und Polen uns sehr bewegend, auf den alten Pflasterstra- kennen gelernt. Die Qualität der Hotels und des ßen mit den polnisch-deutschen Straßennamen Essens ist allgemein gut bis sehr gut. zu gehen. Man sieht noch die Fundamente von Kirche, Schloß und an manchen Häusern sogar Fritz Lange, 03.09.2015 Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 6

Gemeinsame Konzerte von 2 Partner-Orchestern Nordwestdeutsche Philharmonie, Herford - Orkiestra Filharmonii Gorzowskiej , Gorzów Wlkp.

Am Freitag, den 5. Februar 2016 reisten Mu- Der Kurator der Stiftung Brandenburg hat mit siker der Herforder Nordwestdeutschen Philhar- seiner Frau am 07.02. das Konzert in Herford monie nach Gorzów Wlkp./Landsberg (Warthe), besucht. und am 7. Februar 2016 kamen polnische Or- Die volle Kirche „St. Marien auf dem Ber- chestermitglieder in die Partnerstadt Herford. ge“ (Herforder Stiftskirche) bildete einen wun- Schon zum wiederholten Mal taten sich die bei- derschönen Rahmen für die Musik. den Orchester zusammen, um für das Publi- Der Landrat des Landkreises Herford und der kum gemeinsam zu musizieren. stellvertretende Bürgermeister der Stadt be- Auf dem Programm standen Werke von dankten sich herzlich bei der Stiftung Branden- Henryk M. Gorecki - Drei Stücke im alten Stil, burg für die mit Zustimmung des Stiftungsrats Wolfgang Amadeus Mozart - Violinkonzert Nr. 3 zu leistende finanzielle Unterstützung dieses so G-Dur KV 216 und die Sinfonie Nr. 41 C-Dur besonderen Projektes. KV 551, die „Jupiter-Sinfonie“ sowie Frederyk Der Kurator machte darauf aufmerksam, das Chopin mit dem Präludium e-moll op. 28 Nr. 4 die Unterstützung aus Spenden für kulturelle für Streicher. Zwecke der ehemaliger Landsberger finanziert Die Solistin des Violinkonzerts war Eugenia wird. Graur, Dirigentin war Monika Wolińska. ______Beide Konzerte waren ein großer Erfolg.

Aus der Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark, e.V. Heimatfahrten, Kreistreffen, Ortstreffen - einige Beispiele

Die Heimatkreise bzw. viele ihrer Mitglieder ver- 10. September 2016 Planegg anstalten jährlich traditionsgemäß Treffen, die 22. Oktober 2016 Düsseldorf 26. November 2016 Berlin entweder innerhalb der BRD oder in Form von Gruppen– oder auch Einzelreisen in die Heimat Dieses sind Beispiele, die die Redaktion aus stattfinden. ihr vorliegenden Heimatzeitungen entnehmen Hier einige Beispiele zu organisierten Bus- konnte. Auch wenn es weitere Treffen anderer fahrten in den Heimatkreis nach Polen: Heimatkreise gibt, so zeigen doch diese ge- Arnswalde: 10. - 13. August 2016 nannten Beispiele, wie stark Erinnerungen und

Schwerin (Warthe): 31. Juli - 05. August 2016 Zusammenhalt der Ostbrandenburger sind. Entscheidend ist, daß auch jüngere Genera- Züllichau-Schwiebus: 12.—15. Juli 2016 tionen immer öfter Ihre Eltern, Großeltern oder Oststernberg: in Planung (für Sommer 2016) gar Urgroßeltern begleiten. Obwohl das eigene (nicht mehr Mitglied in der Landsmannschaft) Interesse der Jüngeren nicht unbedingt vorhan- den ist, ist es aber denkbar - und auch zu hoffen Landsberg /Warthe—Stadt und Land: - daß ein Samenkorn gelegt wird und mit der 29./30. Januar 2016 Zeit aufgeht. (zum „Treffen der Versöhnung“) Es muß uns Älteren aber klar sein, daß die 16.- 20. Juni 2016 Emotionen, die uns an die Heimat binden, bei („Generationentreffen“ in Landsberg mit ehema- unseren Nachkommen nicht bestehen, weil sie ligen und heutigen Bewohnern und dt. und pl. ihre Wurzeln woanders haben. Schülern). Dies aber hat wiederum eine größere Objekti-

Heimatkreistreffen in der BRD: vität in der Betrachtungsweise zur Folge und Arnswalde: 21.—22. Mai 2016 trägt so mit zu „guter Nachbarschaft“ bei.

Züllichau-Schwiebus: 26. Juni 2016 Der Landesverband Berlin veranstaltet Fahr- ten zu unterschiedlichen Zielen und verschiede- In anderen Heimatkreisen sind Ortstreffen ne andere gemeinsame Unternehmungen für innerhalb der BRD) sehr beliebt , z.B. alle ihre Mitglieder. Arnswalde (u. Anklam): 2. April 2016 - Anklam

HK Crossen - genannt werden die Heimatorte: Der Landesverband Hamburg hat eine über- Braschen, Trebichow, Brankow, Tschausdorf, regionale Reisegruppe „Freunde der Mark Bran- in den Monaten Mai, Juni und September denburg“, die unterschiedliche Fahrten organi- siert sowohl innerhalb der BRD als auch nach Schwerin (Warthe): 4. Juni 2016 Stadtallendorf Polen und sich großer Beliebtheit erfreut. 2. Juli 2016 Wusterhausen Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 7

Planung von Veranstaltungen 2016 im Haus Brandenburg

I. Vorträge 21.04.2016 17.00 Uhr Geköpft, gehängt, gerädert … Archäologische Funde auf historischen Richtplätzen im Landkreis Oder-Spree und der Neumark Dr. Marita Genesis, Archäologin

26.05.2016 17.00 Uhr Das Verhältnis zum Nachbarland Polen anhand der authentischen eigenen Familiengeschichte in der Neumark (Familien Arter und Dilloo aus Landsberg Warthe, Soldin Nm.) Michael Wohlfahrt

23.06.2016 17.00 Uhr Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoffs Werk in der Neumark Katrin Westphal

22.09.2016 17.00 Uhr Die Zukunft der Stiftungen Dr. Wolfgang Kessler

20.10. 2016 17.00 Uhr An der mittleren Oder. Eine Kulturlandschaft im deutsch-polnischen Grenzraum (im Schöningh-Verlag erschienen – Buchpräsentation) Dr. Marta Jadwiga Bąkiewicz (Collegium Polonicum)

17.11.2016 17.00 Uhr Die Entstehung des Weihnachtsmannes und andere Mystik – Weihnachtsbräuche u.a. aus Oststernberg und der Mark Brandenburg Florian Wilke

Alle Vorträge finden im Haus Brandenburg, Parkallee 14, in Fürstenwalde statt.

II. Touristik

Im Mai 2016 (voraussichtlich 19.05.2016) Neumark-Exkursion nach Arnswalde / Choszczno.

Arnswalde/Choszczno am Donnerstag, dem 19.Mai 2016

07.30 Uhr Abfahrt Bahnhof Fürstenwalde über Frankfurt/O 10.00 -11.00 Uhr Berlinchen /Barlinek, Marktplatz, Lasker-Museum, - persönlicher Imbiss nach Bedarf 12. 00- 14.30 Uhr Arnswalde/Choszczno, Gespräch mit dem Bürgermeister, Besuch Gymnasium und Heimatmuseum Mittagessen im „Razem “ Besichtigung Kirche 15.00-16.30 Uhr Marienwalde Führung Klosteranlage 17.00–18.00 Uhr Dolgen - Kaffeepause im „Wodnik“ 18.00 Uhr Abfahrt über Friedeberg , Landsberg , Frankfurt/O ca. 20.30 Uhr Ankunft Fürstenwalde Hin und zurück ca. 800 km, Preis : ca. 60,00 € Änderungen vorbehalten Reiseleitung : Herr Gerhard Weiduschat - Freundeskreis der Stiftung Brandenburg -

Siehe Folgeseite - Ankündigung einer Reise nach Grünberg (mit Besuch in Crossen) Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 1/16 Seite 8

Im September 2016 (voraussichtlich 06.09. 2016) Grünberg-Exkursion. Besuch des Weinfestes. Vorher: Führung durch die Schlossruine in Crossen und das Museum des Lebuser Landes in Grünberg. Planung und Organisation Gerhard Weiduschat ______

Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V.: (Beiträge und Spenden) Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 BIC: DEUTDEDB160

Haus Brandenburg Freundeskreis e.V.: Dieser Verein unterstützt das Haus Brandenburg finanziell und ideell. Hier können Sie spenden und auch Mitglied werden. Deutsche Bank Fürstenwalde

IBAN: DE35 1207 0024 02566800 00 BIC: DEUTDEDB160

Ansprechpartner: Anmeldung zur Mitglied- schaft bei: Lothar Hoffrichter Ingrid Schellhaas W.-Seelenbinder-Str. 33 Kaiser-Friedrich-Str. 120 g 15517 Fürstenwalde (Spree) 14469 Potsdam Tel. 03361-32.139 Tel. 0331-96.76.577 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected]

Stiftung Brandenburg: (Spenden) Sparkasse Oder-Spree Fürstenwalde (Spree) IBAN: DE48 1705 5050 3000 706 266 BIC / SWIFT : WELADED1LOS

Für Zustiftungen wenden Sie sich bitte an: Kurator Karl-Christoph von Stünz- ner-Karbe Parkallee 14 15517 Fürstenwalde (Spree)

Impressum: Herausgeber: Landsmann- MID Brandenburgkurier schaft Landsmannschaft Ostbrandenburg/ Ostbrandenburg/Neumark Neumark e.V. e.V. Parkallee 14 Liebe Abonnenten: Bitte zahlen Sie nur noch 15517 Fürstenwalde (Spree) auf folgendes Konto:

Tel. 03361 / 310.952 Deutsche Bank Fürstenwalde Fax 03361 / 310.956 V.i.S.d.P.: Ingrid Schellhaas IBAN: DE83 1207 0024 0251 Redaktion: Ingrid Schellhaas 5781 00 Auflage 210 Stück BIC: DEUTDEDB160 Versand an Direktmitglieder kostenlos jährlich: 6,00 Euro oder eine Spende erscheint viermal im Jahr BRANDENBURGKURIER Landsmannschaft Märkischer Ostbrandenburg / Neumark e.V. Informationsdienst MID Haus Brandenburg - Freundeskreis e.V. Stiftung Brandenburg

Fürstenwalde (Spree) € 1,50 / 30. Jg., Nr. 2, Juni 2016

Stiftung Brandenburg erhielt Brandenburgischen Archivpreis 2016

Frau Maria Petzoldt, Diplom-Bibliothekarin in der Stiftung Brandenburg berichtet:

Bei der Stiftung Brandenburg sind in den letz- ten zehn Jahren große und kleinere Sammlun- gen der historischen Heimatkreis-Vereinigungen und von Einzelpersonen aufgenommen worden. Sie enthalten Bücher, Museumsstücke, Schrift- stücke, Dokumente, Fotos und Urkunden u. ä. m. Nach seiner Art wird das Schriftgut ins Stif- tungsarchiv eingeordnet. Der Archivaufbau konnte seit 2014 auch dank Projektmitteln von Land und Bund systematisch vorangetrieben werden. Unser Archiv weicht stark von her- kömmlichen Archiven ab, aber das Einzigartige, die Gefährdung unseres Kulturgutes und unsere Bemühungen um seinen Erhalt und Zugang ha- ben den VdA beeindruckt. Es gab insgesamt 7 Bewerber. Die Mitglieder des brandenburgischen Archivverbandes haben am 26. April während der Mitgliederversamm- lung auf dem 19. Brandenburgischen Archivtag in Königs Wusterhausen mehrheitlich für uns gestimmt. Zuvor besuchte eine Kommission das Haus Brandenburg Fürstenwalde und hat sich den Stand unserer Archivarbeit genauestens zeigen lassen. Am 26. April 2016 erhielten wir den Bran- denburgischen Archivpreis ! nen in Brandenburg vergeben, die sich in be- Dieser Preis wird alle zwei Jahre an Institutio- sonderer Weise im Bereich des Archivwe- sens ausgezeichnet haben. Vergeben wird der Preis durch den 1991 gegründeten Landesverband des VdA (Verband deutscher Archivarinnen und Ar- chivare e.V., Vorsitz Dr. Wolfgang Krogel, Berlin). Die mit einer Feier verbundene Überreichung der Urkunde fand am 17. Mai im Haus Brandenburg durch Herrn Dr. Wolfgang Krogel in Begleitung des Lei- ters des Stadtarchivs Frankfurt (Oder), Herrn Ralf Rüdiger Targiel, und in Anwe- senheit geladener Gäste statt.

Die Freude der Stiftung und bei allen mit der Stiftung Brandenburg verbundenen Menschen und Institutionen ist groß! Foto BerndThiel Für die zahlreich eingegangenen Gra- Kurator Karl-Christoph von Stünzner-Karbe überreicht der tulationen danken wir herzlich! Bibliothekarin Frau Maria Petzoldt einen Blumenstrauß in Anerkennung ihrer Arbeit. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 2

„Bibliotheken – real und digital“,

105. Deutscher Bibliothekartag in Leipzig, 14. – 17. März 2016

Die Bibliothekarin der Stiftung Branden- Seit 2016 gilt ein neues Regelwerk burg, inzwischen seit über 14 Jahren in „Resource Description & Access“, abge- Fürstenwalde tätig, ist die einzige in ihrer kürzt RDA. Es ist auf die digitale Welt aus- Bibliothek. Es gibt aber in Deutschland viele gerichtet. Es bietet einen flexiblen Rahmen solcher Ein-Mann/eine-Frau-Bibliotheken. zur Beschreibung sowohl von üblichen Wer allein für alle Arbeitsvorgänge ver- (analogen) als auch digitalen Ressourcen. antwortlich ist, prägt Eigenarten aus. In Bib- Man kann dieses Regelwerk leichter an liothekskreisen gibt es für diese Beobach- neue und entstehende Datenbankstruktu- tung die schöne Bezeichnung: Robinson- ren anpassen, und es soll ein gemeinsa- Crusoe-Syndrom. Allein auf seiner Insel war mer Standard für die Erschließung von Robinson Crusoe – auf die Dauer ist das Ressourcen in Bibliotheken, Archiven und nicht gut. Aus diesem Grund und auf Grund Museen sein. der technischen Umwälzungen und Heraus- In Leipzig habe ich Kollegen aus Berlin forderungen in der Bibliotheks- und Informa- gesucht und gefunden, die mit demselben tionswelt fuhr ich in diesem Jahr nach Bibliotheksprogramm wie ich arbeiten und Leipzig zum 6. Bibliothekskongreß, zugleich die Schulungen zu RDA durchführen, denen zum 105. Deutschen Bibliothekar-Tag. ich mich anschließen kann. Ein schöner Ef- „Bibliotheksräume – real und digital“, so der fekt gegen das Robinson-Crusoe-Syndrom. Titel, er beschreibt, was uns heute beschäf- Einer der von mir besuchten Vorträge tigt. hieß: „Der Originalerhalt als deutsch- Im Leipziger Messezentrum strömten über landweite Strategie – Handlungsempfeh- 3500 Bibliotheks-, Informations- und Doku- lungen für die Erhaltung des schriftli- mentationsfachleute zusammen. Das Pro- chen Kulturguts“. Es gab und gibt die Dis- grammverzeichnis hatte 120 Seiten und 5 kussion, dass im Zuge der Digitalisierung Themenschwerpunkte. Der 3. Punkt hieß, Originale quasi überflüssig werden und wir „Wissen organisieren und erhalten“. Dort die Bibliotheken doch auf die technischen fand ich Vorträge zum neuen Regelwerk für Lesegeräte speichern und nur noch so auf- die Katalogisierung von Büchern. heben sollten. Man ist sich einig: Es ist un- Während meines Studiums 1975 bis 1979 erlässlich, die Originale zu erhalten. Die Di- in Leipzig und Berlin, hatte ich das brand- gitalisierung bietet Erstaunliches. Aber wir neue „Regelwerk für alphabetische Katalo- wissen für die ferne Zukunft, für die Zeit z.B. gisierung“ (RAK) mit knapp 850 Regeln zu in 500 Jahren nicht, wie Speicherung und erlernen. Das große Ziel war es, Bücher Lesbarkeit der digitalen Quellen aussehen und Drucksachen möglichst einheitlich in werden. Bücher von vor 500 Jahren können den Katalogen zu beschreiben. Jede Schrift wir noch immer lesen. sollte innerhalb Deutschlands und interna- Maria Petzoldt, tional gut zu finden sein. Bibliothekarin der Stiftung Brandenburg ______

Trauer um Karl-Heinz Cohrs

Am 3. April 2016 verstarb in Berlin nach kurzer schwerer Krankheit der stellvertretende Bundessprecher der Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e. V., Herr Karl-Heinz Cohrs. Herr Cohrs war eine tragende Persönlichkeit in der Landsmannschaft. Mit Autorität und Verbindlichkeit hat er die Geschicke der Arbeit nach innen und außen begleitet. Die Mitglieder der Landsmannschaft, einschließlich der dazu gehörenden Heimatkreise und Landesverbände, erfüllt große Trauer. Herr Cohrs hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu schließen sein wird. Dank seiner Kenntnisse und Erfahrungen konnten sich alle auf sein Urteil verlassen. Herr Karl-Heinz Cohrs war gleichzeitig Vorsitzender der Landsmannschaft Berlin-Mark

Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 3

Brandenburg im Landesverband Berlin/Brandenburg e. V. Auch dort hat er größte Wert- schätzung erfahren. Sein Ableben ist eine Tragik für die Heimatkreisorganisationen und deren Mitglieder. Den Angehörigen von Herrn Cohrs gilt unser tiefes Mitgefühl. Die Landsmannschaft und die mit ihr verbundenen Vertriebenenorganisationen werden Herrn Cohrs ein ehrendes An- denken bewahren.

Bernd von Sydow Bundessprecher der Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e. V.

Historische Spuren an der deutsch-polnischen Grenze

Die Festung Küstrin und die Mühle von Słońsk als Beispiel deutsch-polnischer Zusammenarbeit

Heiko Krüger Am 21. und 22. April 2016 erkundeten Schü- gemeinsamen Abendessen und einen Lager– ler der Berliner Schule St. Marien während eines feuer verbracht. vom Verein KULTURERBEN ausgerichteten Am zweiten Tag der Veranstaltung wurde die zweitägigen Workshops das deutsch-polnische Mühle von Słońsk besichtigt. Bei der Mühle Grenzgebiet zwischen Kostrzyn nad Odrą (dem handelt es sich um die letzte vorhandene Was- früheren Küstrin) und Słońsk (früher Sonnen- sermühle im Ort. Bis 1945 deutsch, wurde sie burg) auf den Spuren des gemeinsamen nach dem Krieg von den neu angesiedelten deutsch-polnischen kulturellen Erbes. polnischen Bewohnern übernommen, gepflegt Die Festung Küstrin blickt zurück auf eine lan- und bis heute sorgsam erhalten. Sie ist noch ge und oft auch dramatische Geschichte. Im funktionstüchtig und wird als produzierendes Zweiten Weltkrieg wurde Küstrin fast völlig zer- Museum betrieben. Die Mühle gehört zu den stört. Die rund 40 Berliner Schüler erlebten nach wenigen unverfälschten historisch-technischen ihrer Ankunft in Kostrzyn eine Führung über die Anlagen ihrer Art und ist zugleich ein starkes historische Ruinenanlage und durch das Fes- Symbol des gemeinsamen und Nationen über- tungsmuseum. Sie wurden von dem Zeitzeugen greifenden europäischen Kulturerbes. Klaus Thiel mit Anekdoten in dessen Vergangen- Eine gemeinsame Exkursion in das War- heit und Kindheit vor 1945 in Küstrin entführt. thebruch rundete die Veranstaltung ab. In der Die Reise ging weiter nach Słońsk, wo im Ge- grandiosen landschaftlichen Kulisse konnten meindehaus und im Feuerwehrhaus Quartier zarte Vorboten des Frühlings beobachtet wer- bezogen wurde. Nach einem reichhaltigen Mit- den, wie etwa ein Seeadler. Sogar für einen tagessen wurde die Ortschaft erkundet. Dabei Hauch von Abenteuer sorgte der Spaziergang standen die Johanniterkirche, die Ruine des durch die noch teilweise überschwemmten Wie- Johanniterschlosses sowie ein Besuch der Ge- sen, wobei einiges Geschick nötig war, um tro- denkstätte für die Opfer des Massakers von ckenen Fußes das Ende der Exkursion und die 1945, eines Verbrechens in der Endphase des Heimreise antreten zu können. Als Fazit wurde Zweiten Weltkrieges, auf dem Programm. Die von allen Beteiligten einhellig festgestellt, dass Führung übernahm der Kurator der Stiftung viel Positives, Neues und Unbekanntes aus ei- Brandenburg, Karl-Christoph von Stünzner- ner gar nicht sehr fernen Region mit nach Hau- Karbe. Der Abend wurde zusammen mit den se genommen werden konnte. polnischen Partnern der örtlichen Schule beim ______

Zwischen der Provinz und Ostbrandenburg Der Süden der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen (1922-1938)

Die Grenzmark Posen-Westpreußen ist die Vereins der Geographen an der Universität jüngste preußische Provinz, die im Jahre 1922 Leipzig 1934 die damals jüngste, kleinste und aus den Resten der Provinzen Posen und West- unbekannteste Provinz Preußens. Heute ist sie preußen […] geschaffen wurde […]. Sie ist ein weitgehend vergessen. etwa 300 km langer und nur 10 – 50 km breiter, Zur Vorgeschichte der Entstehung der von Nord nach Süd führender Streifen an der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen: Ostgrenze des Reiches […]. Sie stellt ein ganz Die preußischen Provinzen Westpreußen und unnatürliches Gebilde und Restgebiet dar, Posen entstanden mit der ersten und zweiten [...]“ so beschreibt ein Exkursionsbericht des Teilung Polens 1772 bzw. 1793.

Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 4

Im ersten Teilungsvertrag vom August 1772 Provinzen Posen und Westpreußen beim Voll- vereinbarten Russland, Preußen und Öster- zug der Bestimmungen des Versailler Vertrags reich, sich Gebiete des Königreichs Polen anzu- beim Deutschen Reich. eignen. Das Gebiet im Nordwesten Polens (an Er bestand aus drei territorial nicht verbun- Pommern grenzend) ermöglichte Preußen die denen Gebietsteilen: Im Norden aus den beim Landverbindung nach Ostpreußen und nannte Deutschen Reich verbliebenen Teilen der west- sich fortan Provinz Westpreußen preußischen Kreise. 21 Jahre später, 1793, musste Polen einen Im Süden blieben aus dem zweiten Abtretungsvertrag unterschreiben: Preu- Posen folgende Gebiete bei Deutschland: Der ßen erhielt damit an die Provinz Brandenburg Kreis Schwerin (Warthe) fast vollständig, der angrenzendes Gebiet: die daraufhin eingerichte- zu etwa zwei Dritteln (die Abtre- te preußische Provinz Posen. Hierzu gehörte im tung von Bentschen - s.o.), der un- Süden ein kleiner Bereich, der an Schlesien ter Verlust der Kreisstadt Wollstein zu einem Teil grenzte (), aber Sonderstatus besaß. (davon durch ein Stück Schlesien getrennt) und In den neuen Gebieten wurden die preußi- rund zwei Drittel des Kreises Fraustadt (ohne die schen Verwaltungsstrukturen eingerichtet. Stadt Schwetzkau). Schon in der Preußischen Verfassung vom Geschichtlicher Sprung in das 30. November 1920 wird in § 23 eine Provinz 20. Jahrhundert: Grenzmark Posten-Westpreußen erwähnt, wie Während des Ersten Weltkriegs waren die sie schließlich mit dem Ostmarkengesetz vom Provinzen Posen und Westpreußen kein Kriegs- 21. Juli 1922 geschaffen wurde. Oberpräsident schauplatz gewesen. und zugleich Regierungspräsident wurde Fried- Zum Ende des Krieges wurden 1919 im Trie- rich von Bülow. rer Abkommen die Bedingungen des Waffenstill- Er setzte sich bis zu seiner Pensionierung im stands und die Demarkationslinien im Osten Jahr 1933 engagiert für die Lösung der anste- Deutschlands bestimmt. henden verwaltungsbedingten, finanziellen, wirt- Mit Inkrafttreten des Versailler Friedensver- schaftlichen Probleme ein - so auch für den Aus- trags am 10. Januar 1920 waren Deutschlands bau des Schulwesens (Regelung des polnischen Grenzen im Osten festgelegt. Minderheitenschulwesens) - und versuchte zu- Deutschlands östliche Grenze verläuft (von gleich, durch die Förderung von Kultur- und Hei- Süd nach Nord) von der Verwaltungsgrenze des matforschung eine grenzmärkische Identität aus- Kreises Fraustadt nordwestlich bis Schwenten, zubilden, während er die polnische Minderheit – von dort an Brandenburg angrenzend nach Nor- wie generell im Osten Preußens – ausgrenzte. den, - wobei jedoch Stadt und Bahnhof Bent- Die neue Provinz war mit 772 km² die kleinste schen auf polnischem Gebiet bleiben - und wei- unter den preußischen Provinzen und zählte ter nach Nordosten bis zum Treffpunkt der Gren- 1933 knapp 338 000 Einwohner und damit weni- zen der Kreise Schwerin, Birnbaum und Meseritz ger als die meisten preußischen Regierungsbe- entlang einer Linie, die östlich von Betsche ver- zirke. Knapp zwei Drittel waren evangelisch, ein läuft, von dort nach Norden im Verlauf der Gren- gutes Drittel katholisch, etwa 0,7 % Juden. Die ze zwischen den Kreisen Schwerin und Birn- polnischsprachige Bevölkerung (einschließlich baum, dann nach Osten die Nordgrenze des der Zweisprachigen) konzentrierte sich in den Posenschen Gebiets bis zum Schnittpunkt dieser Kreisen Flatow (ca. 15 %) und Bomst (ca. 16 %), Grenze mit der Netze (Kreis Friedeberg). Die an es folgte der Kreis Meseritz (insbesondere Groß Pommern angrenzende Provinz Westpreußen Dammer) mit ca. 5 %. schloss sich nördlich an. Auseinandersetzungen mit der polnisch- Diese Grenzziehung orientierte sich an der sprachigen Bevölkerung und dem Rest von Po- Sprachstatistik von 1910, wich aber dort – wie len blieben (schon seit 1793/95) nicht aus und auch in anderen Fällen – vom Befund einer verschärften sich mit dem Fortschreiten der mehrheitlich deutschsprachigen Bevölkerung ab, preußischen Verwaltungsordnung. wo strategische Interessen wie im Fall Bent- Mit der Machtübernahme der Nationalsozia- schens – hier die Bahnlinie von Bentschen nach listen 1933 wurden die 1922 geschaffenen Re- Birnbaum – oder der Grenze bei Tirschtiegel zu- gelungen verworfen. Die Verwaltungsreform gunsten Polens wahrgenommen wurden. Die vom 1. Oktober 1938 schuf einen neuen Regie- Statistik war so eindeutig, dass für diesen Be- rungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen reich – anders als den östlichen Teilen des Re- mit Sitz in Schneidemühl innerhalb der Provinz gierungsbezirken Marienwerder und im Regie- Pommern, der – völlig unhistorisch – die neu- rungsbezirk Allenstein (Masuren, Südost- märkischen Kreise Arnswalde und Friedeberg Ostpreußen) keine Volksabstimmung durchge- und die pommerschen Kreise Dramburg und führt wurde. Neustettin mit den Kreisen der nördlichen Damit verblieb der westliche, mehrheitlich Grenzmark zusammenfasste. Meseritz, Schwe- deutschsprachige Randstreifen der preußischen Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 5 rin und Bomst wurden brandenburgisch, Frau- stadt fiel an Niederschlesien. Die Regelung von 1938 „Grenzmark Posen- Westpreußen“ galt nur für sechseinhalb Jahre bis 1945. Die daraus resultierenden Verwirrun- gen im landsmannschaftlichen Bereich nach dem Zweiten Weltkrieg (wie den Heimatkreisen Arnswalde und Friedeberg in der Pommerschen Landsmannschaft) sind ein anderes Thema. Wegen der geringen Dauer hat die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen faktisch keine Spuren im deutschen historischen Gedächtnis hinterlassen. Stärker verankert ist nur der 1938 neu aufgestellte pommersche Regierungsbezirk im pommerschen Gedächtnis. Ziehen wir ein Resümé: Die Provinz Grenzmark Posen-West- preußen hat 16 Jahre bestanden. Sie wurde aus politischen Gründen gegen jede Verwal- tungsrationalität errichtet, die Lösungen von 1938 griffen wesentlich auf Vorschläge von 1919/20 zurück.

Die 1938 der Provinz Brandenburg ange- schlossenen Teile, historisch Teil Großpolens bzw. der Provinz Posen, hatten innerhalb der Provinz eine Unterregion mit einer gewissen Eigenständigkeit gebildet. Ihr historisches Erbe Zusammenfassung eines Vortrags September 2015 wird von den betroffenen Heimatkreisen bear- im Haus Brandenburg, von Dr. Wolfgang Kessler, bis 2011 Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, beitet und gepflegt. ______

Geköpft, gehängt, gerädert… - Archäologische Funde auf historischen Richtplätzen im Landkreis Oder-Spree und in der Neumark Vortrag von Dr. Marita Genesis (gekürzt)

Archäologisch erfasste Richtstätten gehören zen und auf natürlichen oder künstlich angeleg- noch immer zu den seltenen Befunden im Be- ten Anhöhen errichtet. Aus Holz oder Stein er- reich der Rechtsarchäologie. Schriftliche Quellen baute Gerüste demonstrierten die Blutgerichts- lassen erkennen, dass bereits seit dem Mittelal- barkeit der Territorialherren. Die Zurschaustel- ter auf weithin sichtbaren Plätzen öffentlich gerä- lung der Körper auf dem Galgen oder dem Rad dert, geköpft und ertränkt wurde. Doch was pas- sollte gleichzeitig als Prävention und Abschre- sierte nach der Hinrichtung mit den Opfern? Ein ckung dienen. christliches Begräbnis wurde ihnen häufig ver- Die Richtstättenarchäologie befasst sich mit wehrt, so dass ihre Überreste an Ort und Stelle der Untersuchung der baulichen Überreste sowie „verlocht“ wurden. Fesselung, atypische Körper- der Freilegung, Dokumentation und Bergung der haltung und die Beschwerung mit Steinen wei- Skelette. Diese noch verhältnismäßig junge Dis- sen zudem auf die abergläubische Angst der ziplin im Bereich der Rechtsarchäologie ermög- damaligen Gemeinschaft vor der Wiederkehr der licht es, durch die Erfassung der materiellen Toten hin. Überreste historische Strafrechtsnormen und Archäologisch lassen sich hierbei bereits To- historische Rechtsvergangenheit an Orten und desstrafen, wie das Erhängen, Ertränken oder Regionen zu rekonstruieren und zu interpretie- die Dekapitation (Köpfen) herausfiltern. Im Zuge ren. Hier zwei ausgewählte Beispiele aus dem der anthropologischen Betrachtungen des Kno- Landkreis Oder/Spree und der Neumark, die chenmaterials können die typischen Merkmale heute zu Polen gehört . der in der Rechtsprechung festgehaltenen Urteile Beispiel 1) Galgenberg Fürstenwalde (Spree) wie Rädern, Enthaupten oder Verbrennen nach- Die Ausgrabung einer Richtstätte wurde im gewiesen werden. Die geborgenen Skelette ver- Herbst 2015 in Fürstenwalde durchgeführt. Mit mögen noch heute ein beredtes Zeugnis ihres diesem Richtplatz gelang es erstmals, in Bran- einstigen Strafvollzuges aufzuzeigen. denburg einen innerstädtischen, heute noch Richtstätten wurden regelmäßig an Wegkreu- sichtbaren unbebauten Galgenberg des Mittelal- zungen, vor Stadtmauern, an Gemarkungsgren- ters zu dokumentieren. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 6

Vier Wochen lang wurde auf dem Galgenberg gegraben. Das städtische Museum hatte sich bereits im Vorfeld mit der Rechtsgeschichte be- fasst und war dabei auch auf zahlreiche Hinwei- se von Hinrichtungen und Skelettfunden gesto- ßen. Laut Zeitungsberichten wurden 1890 und 1910 am Fuß des Galgenberges auf den dorti- gen Grundstücken Schädel, Unterkiefer und Ske- lettteile geborgen. Die Funde sind heute leider verloren gegangen, doch anhand der Beschrei- bung kann man davon ausgehen, hier auf dem Galgenberg Hingerichtete oder Selbstmörder gefunden zu haben. Die lange Phase deutscher Besiedelung in der Neumark fand mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Abschluß. Sie hinterließ in der Mittelalterliche Darstellung langen Zeit ihrer Siedlungskontinuität Stätten der Gerichtsbarkeit, die eng mit der Kultur verbunden sind.

Beispiel 2 Quartschen/Chwarszczany – Polen - ca. 12 km NNW von Küstrin/Kostrzyn gelegen -

Schon 2004 wurden hier archäologische Arbei- ten durchgeführt. Eine Kartierung von 1707 zeigt in der Nähe der Templer-Komturei einen Hügel, auf dem ein Galgen eingezeichnet ist. Eine Sen- ke unterhalb des Hügels hat den Namen „Galgengrund“. Deutsche und polnische Schüler und Studenten der Archäologie gruben Seite an Seite ihre gemeinsame Geschichte aus. Es ge- lang schnell, auf dem Hügel Funde zu bergen. Dieses Forschungsprojekt ist dem Fachbereich Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas an Studenten und Schüler bei Grabungsarbeiten der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) angesiedelt. Die archäologischen Plätze werden (Mit Genehmigung von Dr. M. Genesis IS.) dokumentiert und gesichert und mit ihren Ergeb- nissen den polnischen Denkmalpflegeämtern ______übergeben.

Bericht zur Neumark-Exkursion nach Arnswalde/Choszczosno - Lothar Hoffrichter - Freundeskreis der Stiftung Brandenburg

Die Busfahrt nach Arnswalde/Choszczno star- linchener Sees vor einigen Jahren gestaltet wur- tete bei schönstem Wetter mit 41 Teilnehmern de. E. Lasker, gebürtiger Berlinchener, war von pünktlich um 7.30 Uhr in Fürstenwalde. Herr 1894 bis 1921 der erfolgreiche Schach- Hoffrichter vom HAUS BRANDENBURG- Weltmeister. Freundeskreis begrüßte die Anwesenden, Herrn Viel zu bald von Stünzner-Karbe, Kurator der Stiftung Bran- musten wir wei- denburg, Herrn Manfred Reim, Ehrenbürgermis- terfahren – wir ter der Stadt Fürstenwalde, Herrn Jochen Ullrich, hätten gerne Betreuer des Heimatkreises Arnswalde und noch das Ber- Herrn Gerhard Weiduschat als Mitorganisator linchener Muse- und Reiseleiter. Ebenfalls waren dabei Herr um besucht. Schwarz, gebürtiger Arnswalder, und Herr Kohl- Um 12.30 Uhr, mann, Journalist der Fürstenwalder Wochenzeit- wie vereinbart, schrift „Blickpunkt. traf die Reise- Das erste Ziel unserer Reise war die Stadt gruppe in Arns- Barlinek/Berlinchen (früher Krs. Soldin/ walde ein und Neumark) mit seinem am Markt befindlichen wurde von Bür- Gänseliesel-Brunnen. Beeindruckend ist der germeister Ro– Emanuel Lasker-Park, der in der Nähe des Ber- bert Adamczyk Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 7

(Choszczno) und Bürgermeister Ulrich Hengst Nächstes Ziel war Marienwalde mit dem frühe- (Fürstenwalde, der mit seinem PKW nach Arns- ren Zisterzienserkloster. Es bestand bis in die walde gefahren war) freundlich begrüßt. 1960er Jahre als Ruine, wird aber seit den Ein gut gedeckter Mittagstisch erwartete uns. 1990er Jahren Schritt für Schritt restauriert. Außer uns 41 Reisenden nahmen an dem Essen teil die erwähnten beiden Bürgermeister, Vertre- ter der Stadt sowie eine Radfahrergruppe von 12 Schülern einer Fürstenwalder Oberschule, die mit Oberschülern aus Choszczno gemeinsame Tou- ren unternahmen. Während die Vertreter von Choszczno und Fürstenwalde Gespräche zur Weiterführung der bestehenden Partnerschaft zwischen den beiden Orten führten, be- suchte die Rei- segruppe das Museum so- wie die ehe- malige Mari- enkirche, die nach den Kriegszerstö- rungen wieder instand ge- setzt worden war. .

Im Museum

Im Verlauf der Weiterfahrt freuten sich die Rei- senden bei einer Pause in einem schönen Re- Die ehemals staurant in Dolgen/ Długie über Kaffee und haus- evangeli- gebackenen Kuchen. sche, heute Um 17.45 Uhr traten wir die Heimreise an. katholische Pünktlich um 20.30 Uhr waren wir wieder in Für- Marienkirche stenwalde. Wie auch schon während der ganzen in Arnswalde Fahrt, so auch auf der Rückreise, erläuterte Herr /Choszczno Ullrich Sehens- und Wissenswertes aus seinem Heimatkreis und zur Fahrtroute. Wir waren uns einig: Es war eine rundum gelungene Fahrt! ______

Aus dem BdV: Deutsche Zwangsarbeiter werden entschädigt

Durch Bemühungen des Bundes der Vertriebenen (BdV) hat der Deutsche Bundestag endlich die Grundlage für die Entschädigung für zivile deutsche Zwangsarbeiter geschaffen. Beschlossen wurde, dass ehemalige deutsche Zwangsarbeiter, die als Zivilpersonen aufgrund ihrer deutschen Staatsan- gehörigkeit oder Volkszugehörigkeit während des Zweiten Weltkrieges und danach zur Zwangsarbeit herangezogen wurden, einen einmaligen Anerkennungsbetrag erhalten. Bitte lesen Sie weiter auf der nächsten Seite

Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 2/16 Seite 8

Betroffene und im Todesfall deren Nachkommen (wenn das Ableben nur wenige Jahre zurück liegt), sollten sich – wenn noch nicht geschehen - beim BdV registrieren. Sobald die Antragsformali- täten bekannt sind, wird der BdV darüber informieren und Betroffene bei der Antragsstellung unter- stützen. Mitgeteilt durch den Bundesspecher, Dr. Bernd von Sydow

Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V.: (Beiträge und Spenden) Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 BIC: DEUTDEDB160

Haus Brandenburg Freundeskreis e.V.: Dieser Verein unterstützt das Haus Brandenburg finanziell und ideell. Hier können Sie spenden und auch Mitglied werden. Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE35 1207 0024 02566800 00 BIC: DEUTDEDB160

Ansprechpartner: Anmeldung zur Mitgliedschaft bei: Lothar Hoffrichter Ingrid Schellhaas W.-Seelenbinder-Str. 33 Kaiser-Friedrich-Str. 120 g 15517 Fürstenwalde (Spree) 14469 Potsdam Tel. 03361-32.139 Tel. 0331-96.76.577

Stiftung Brandenburg: (Spenden) Sparkasse Oder-Spree Fürstenwalde (Spree) IBAN: DE48 1705 5050 3000 706 266 BIC / SWIFT : WELADED1LOS

Für Zustiftungen wenden Sie sich bitte an: Kurator Karl-Christoph von Stünzner-Karbe Parkallee 14 15517 Fürstenwalde (Spree) Tel: 03361-310.952

Impressum: MID Brandenburgkurier Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V. Herausgeber: Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V. Parkallee 14 Liebe Abonnenten: Bitte zahlen Sie nur noch auf 15517 Fürstenwalde (Spree) folgendes Konto: Tel. 03361 / 310.952 Fax 03361 / 310.956 Deutsche Bank Fürstenwalde V.i.S.d.P.: Ingrid Schellhaas IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 BIC: DEUTDEDB160 Redaktion: Ingrid Schellhaas jährlich: 6,00 Euro oder eine Spende Auflage 215 Stück erscheint viermal im Jahr zahlbar zum Ende eines Jahres BRANDENBURGKURIER

Landsmannschaft Ostbrandenburg / Neumark e.V. Märkischer MID Informationsdienst Haus Brandenburg - Freundeskreis e.V. Stiftung Brandenburg

Fürstenwalde (Spree) € 1,50 / 30. Jg., Nr. 3, Sept. 2016

25 Jahre deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag

Der deutsch-polnische Nachbar- sie bestehen bei dem Ein oder Ande- schaftsvertrag (Vertrag zwischen der ren nach wie vor, haben aber persön- Bundesrepublik Deutschland und der lichen / individuellen Charakter. Republik Polen über gute Nachbar- schaft und freundschaftliche Zusam- Die Stiftung Brandenburg hat in ih- menarbeit - Traktat między Rzeczy- rer Satzung, in § 2 - Zweck der Stif- pospolitą Polską a Republiką Feder- tung - Satz 2) und 3), vor allem in alną Niemiec o dobrym sąsiedztwie i Satz 3), festgelegt: przyjaznej współpracy z 17.06.1991 „ ...der Stiftungszweck wird insbe- r.) wurde am 17. Juni 1991 in Bonn sondere durch wissenschaftliche, unterzeichnet und machte damit den schriftstellerische und künstlerische Versöhnungsprozess „amtlich“. Im Arbeiten und deren Publikation, Ver- Juni 2011 beschlossen die deutsche anstaltungen (Konferenzen, Reisen, und die polnische Regierung in War- Ausstellungen, Vortragsreihen), deutsch schau eine gemeinsame Erklärung -polnische Schüler- und Jugendpro- zum 20. Jahrestag des deutsch- jekte verwirklicht.“ polnischen Nachbarschaftsvertrags. Die Stiftung sieht in den Schüler- Darin setzen beide Seiten auf eine und Jugendprojekten einen Schwer- künftig noch engere Partnerschaft, punkt ihrer Arbeit. Das Wirkungsge- um „den Versöhnungsprozess zwi- biet der Stiftung Brandenburg um- schen Deutschen und Polen fortzu- fasst die ehemals brandenburgische setzen“. Region jenseits von Oder und Neiße. Schon vor dem 17. Juni 1991 war es Im Haus Brandenburg werden in lockeren Abständen Vorträge zur Ge- für Flüchtlinge und Vertriebene mög- schichte Ostbrandenburgs in Vergan- lich, in ihre angestammten Heimatorte genheit und Gegenwart angeboten. zu reisen – wenn auch unter be- stimmten Voraussetzungen (z.B. mit Das kleine Museum zeigt Bilder, Do- kumente, Landkarten, Gegenstände Visumspflicht für aus den westlichen und vieles mehr aus den verschiede- Teilen der Bundesrepublik Anreisen- nen Heimatkreisen. de). Diese „Heimatfahrten“ waren er- ste Schritte des Versöhnungsprozes- ses. Deutsche und Polen standen ein- Über einen Ausschnitt zu den ge- ander gegenüber. Dass das Kennen- nannten satzungsgemäßen Aktivitä- lernen nicht immer sofort positiv ver- ten berichten wir, wie schon in den lief, ist menschlich. Jetzt, nach 25 vorangegangenen Heften, so auch in Jahren sind Vorurteile beiderseits dieser Ausgabe. weitestgehend ausgeräumt oder spie- ______len keine verallgemeinernde Rolle – Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 2

Bericht zum Generationentreffen / Studienfahrt Herford – Gorzów Wlkp. mit Schülerinnen des Anna-Siemsen Berufskollegs in Herford, polnischen Schülern und früheren deutschen und heute polnischen Bewohnern aus Landsberg a. d. Warthe und Umgebung vom 16.06.2016 bis 20.06.2016

Das Generationentreffen war ein gemein- Verpflegung zufrieden, ebenso mit der Un- sames Projekt der Stiftung Brandenburg in terkunft im polnischen Schulinternat. Fürstenwalde und des Staatsarchivs in Anreisetag war Donnerstag, 16.06.: im Gorzòw. Das Seminar wurde gefördert Internat die Zimmer beziehen, etwas ausru- durch die Bundesbeauftragte für Kultur und hen, erste Zusammenkunft und Begrüßung Medien, die Stiftung Brandenburg in Fürs- durch die Schirmherren/Vertreter der betei- tenwalde und den Kreis Herford sowie auch ligten Institutionen, dann gemeinsames das Herforder Berufskolleg.. Abendessen mit gespanntem Kennenler- Als leitende Verantwortliche haben Herr nen – wer waren die anderen? Wolfgang Kuhlmann (Stiftung Branden- Am Freitagmorgen ging es dann zu burg /Kreis Herford) und Herr Jacek Jere- „ziviler“ Zeit nach dem Frühstück mit dem micz (Gorzòw) den Ablauf der Fahrt ge- interessanten aber auch intensiven Pro- plant, organisiert, die einzelnen Veranstal- gramm los. Vorträge mit anschließenden tungen moderiert und die beteiligten Gäste, Diskussionen (alle Texte und Diskussions- Zeitzeugen, Schülerinnen, Referenten und beiträge wurden während sofort übersetzt). weitere begleitende Mitarbeitende betreut. Besonders schön war auch die Teilnahme Schritte der Verständigung, der Vertrau- der deutschen Gäste – ehemalige ensbildung und der Gestaltung der gemein- „Landsberger“ – das Programm beinhaltete samen Zukunft als Nachbarn und Partner in u.a. Gespräche mit polnischen und deut- einem gemeinsam verantworteten Europa schen Zeitzeugen für die Zeit nach dem waren das Thema des 3½ Tage währenden Ende des II. Weltkrieges. Diese Gespräche, Projekts. Interviews, waren für die Jugendlichen ei- Geschichte der Deutsch-Polnischen Be- ne ganz besondere Erfahrung. Sie konnten ziehungen vom II. Weltkrieg an bis in die – gemäß ihrer eigenen Aussagen – sozusa- Gegenwart, Erfahrungen der Vertreibung gen hautnah miterleben, wie von polnischer und der Umsiedlung in und um Gorzòw/ Seite und von deutscher Seite die erste Zeit Landsberg an der Warthe sowie Gespräche nach dem Ende des II. Weltkrieges emp- in Kleingruppen zwischen deutschen und funden wurde, was alles geschah. polnischen Zeitzeugen bildeten die Schwer- Am Nachmittag fand eine Exkursion nach punkte des Themas. dem früheren Stennewitz statt (heute Zusammensetzung der Gesamtgruppe – Stanowice)mit der Besichtigung des Insti- 15 deutsche und die gleiche Anzahl polni- tuts: „Zukunftsprojekt – Gorzówer Techno- scher Jugendlicher. logiezentrum GmbH in Stanowice – ein EU- Die Lehrer der beteiligten deutschen und polnischen Schulen, von denen je einer beide Sprachen beherrsch- te, waren bei allen Pro- grammpunkten dabei. Von den Schülern selbst konnten sich einige gut in der jeweils anderen Sprache ausdrü- cken, aber es ging auch auf Englisch. Alle Arbeits- bzw. Vor- tragseinheiten wurden über- setzt. Die Verständigung klappte also vorzüglich. Alle waren mit der guten Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 3 gefördertes Projekt“. Auch hier wieder Neu- Am Nachmittag gab es noch einmal zwei es und Interessantes für alle Jugendlichen, Vorträge, wobei der zweite Vortrag neu in die Leiterin der Einrichtung führte durch die das Programm aufgenommen wurde. Die Räumlichkeiten und erklärte das Konzept Stadtrundfahrt führte in der ehemaligen des Instituts. Böhmstraße (jetzt ul. 30 Stycznia) an der Im Anschluss an die Heimkehr aus Sten- früheren weitläufigen Villa der Landsberger newitz gemeinsames Abendessen und die Industriellenfamilie Max Bahr vorbei. Diese Möglichkeit, einen ungewöhnlichen Film mit elegante Gebäudeflucht wurde nach dem Konzert (oder Konzert mit Film – wie man Krieg sorgfältig restauriert und war dann es betrachten möchte -) zu sehen/zu hö- Sitz des polnischen Bischofs Wilhelm ren. Man muss sich das so vorstellen, wie Pluta. Bischof Pluta war eine herausragen- zur Zeit des Stummfilms ein Klavierspieler de Persönlichkeit, denn er unterstützte je nach Filmszene die entsprechende Mu- schon früh die Versöhnung der polnischen sik machte-: hier war es Klaviermusik von Bewohner mit den früheren deutschen Be- Chopin live und gleichzeitig ein Dokumen- wohnern der Stadt und empfing in seinen tarfilm über die Reise einer Raumfähre Räumen die Vertreter und Mitglieder der durch das Weltall mit beeindruckenden Bil- BAG Landsberg. Die Lebensgeschichte dern von der Erde und Einblicken in den dieses Bischofs wurde den Teilnehmern Tagesablauf der Astronauten. Es war ein des Treffens durch einen hohen Geistli- langer und intensiver Tag! chen aus dem Bistum Grünberg nahe ge- Samstagvormittag (ab 10.00 Uhr = auch bracht. mal zum Ausschlafen!) stand auf dem Pro- Mit dem Abendessen endete auch dieser gramm eine geführte Stadtbesichtigung für mit vielem Neuen gespickte Tag. Die Ju- alle Teilnehmer. Die schönsten und wich- gendlichen hatten dann Gelegenheit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Der letzte Tag – Sonntag – diente vormittags der Auswertung des Semi- nars und zum Ausgleich für die vergangenen in- tensiv erlebten Tage ei- nem Aufenthalt im Spaß- badzentrum „Słowianka“. Dann: gemeinsames Abschieds-Mittagessen, Packen und um 16.00 Uhr Abfahrt zurück nach Herford. Dank des unermüdlichen Einsatzes aller Lehrer und Referenten, beson- ders aber des Organisa- toren, Leiters und Über- setzers – rund um die Uhr bei allen Zusammen- künften der gesamten Veranstaltung - Herrn Mg. Jacek Jeremicz, war das Generationentreffen tigsten Plätze, Straßen, Parks und Gebäu- ein Erfolg und auch Anregung für weitere de wurden gezeigt und mit wissenswerten Veranstaltungen ähnlicher Art im früheren Kommentaren erläutert und, wie schon Ostbrandenburg. oben erwähnt, immer alles auch in Über- ______setzung. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 4

Franz Balthasar Schönberg von Brenckenhoffs Werk in der Neumark Vortrag im Haus Brandenburg von Katrin Westphal, M.A.

Im Auftrag Friedrich des Großen leistete Brenckenhoffs Hauptaufgabe bestand Franz Balthasar Schönberg von Brencken- zunächst in der Trockenlegung des Netze- hoff (1723 – 1780) Erstaunliches. und Warthebruchs, diesem großflächigen Gebiet von Driesen und Friedeberg über Zantoch und Landsberg bis nach Sonnen- burg. Mit Tatendrang und Willenskraft, aber auch organisatorischem und ökonomi- schem Geschick gelang ihm das Werk durch den Bau von Entwässerungskanälen und die Eindeichung und Verwallung der Netze und Warthe. Aufgrund seiner Erfolge beförderte ihn 1772 Friedrich der Große zum ersten Ver- walter des neu erworbenen Netzedistrikts. Zu Brenckenhoffs größten Verdiensten in dieser Zeit zählt die Anlage des Bromber- ger Kanals, der eine Verbindung zwischen Netze und Weichsel schuf und durch den viele Ländereien urbar gemacht werden konnten. Für seine Aufgaben hatte Brenckenhoff von Friedrich dem Großen vielfältige Voll- machten erhalten und konnte weitestge- hend in Eigenregie handeln. Seine Arbeit bestand, abgesehen von der Entwässerung und Urbarmachung der Sumpf- und Moor- gebiete, auch in der Verwaltung der Finan- zen, Aufstellung der Besiedelungspläne und Beschaffung von Siedlern. Siedler für die trockengelegten Gebiete wurden durch Vergünstigungen, so z.B. die 1762 wurde er in den preußischen Staats- Gewährung von Freijahren hinsichtlich der dienst berufen und nach dem Ende des Sie- Abgaben an den Staat, zur Verfügungstel- benjährigen Kriegs (1763) mit dem Wieder- lung kostenlosen Bauholzes zur Errichtung aufbau von Kriegszerstörungen sowie der der Wohn- und Hofgebäude, ein Kontingent Urbarmachung, Entwässerung, Bodenme- an Schaf- und Rindvieh sowie Saatgut ge- lioration und Besiedelung des großen wonnen. Während seiner Amtszeit beriet Sumpf- und Moorgebiets entlang der Brenckenhoff die Kolonisten in wirtschaftli- Warthe und Netze betraut. Die Region hatte chen Belangen und unterstützte sie in den aufgrund ihrer Beschaffenheit so gut wie Bereichen Viehzucht und Ackerbau. keine Infrastruktur und nur wenige, kleine Bei all seinen Tätigkeiten kam ihm seine Ortschaften mit niedriger Bevölkerungsdich- persönliche Vermögenslage zustatten. Sein te. privates Vermögen setzte er für unter- Für Brenckenhoff sollte das Netzebruch schiedlichste Geschäfte ein, so investierte zur persönlichen Herausforderung werden, er in die Zucht und Etablierung der Vieh- ein unwirtlicher, breiter Streifen aus Sumpf, wirtschaft und der Kulturpflanzen, aber Moor, faulenden Wasserflächen, saurem auch in die intensive und ertragsreiche Nut- Gras und Schilfgewächs sollte nutzbar und zung bei der Einrichtung der neu gewonne- besiedelt werden. Das Klima war von lan- nen Anbaugebiete. gen Wintern und viel Niederschlag geprägt. Seine Investitionen erzielten allerdings Hinzu kamen Überschwemmungen und in nicht immer die versprochenen Erfolge, so den Sommern aufgrund der Feuchtigkeit brachte er sich gegen Ende seiner Amtszeit und Hitze Mücken- und andere Plagen. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 5 in wirtschaftliche Schwierigkeiten, verlor weil ihm die ihm unterstellten Bauern wohl- den Überblick über seine Privatinvestitio- gesonnen waren und viel von seiner unvor- nen und die Ausgabe von Staatsgeldern, eingenommenen, selbstlosen Art hielten, was schließlich zum wirtschaftlichen Zu- entstanden Kolonien, die seinen Namen sammenbruch und zum „Brenckschen De- tragen: Brenckenhofswalde, Brenkenhofs- fekt“ führte. Der kühne, tatendurstige, bruch und Brenkenhofsfleiß. Auch gab es schöpferische Brenckenhoff sollte am Ende eine Straße und einen Kanal, die seinen seines Lebens mit dem Makel dieser wirt- Namen trugen. schaftlichen Fehlleistung das vorher große Die Stadt Driesen, die zum Schaffens- Ansehen und Vertrauen von Friedrich ver- zentrum Brenckenhoffs wurde, setzte ihm loren haben und in Ungnade gefallen sein. 1882 ein Denkmal mit folgender Inschrift: Die Bruchkolonien wurden der neumärki- „Franz Balthasar Schönberg von Brencken- schen Kammer übergeben, die sich fortan hoff, des großen Königs Berater. Es dankt, um die Verwaltung kümmerte. solange eine Wiese grünt, das Netzebruch Am 21. Mai 1780 stirbt Franz Balthasar seinem Vater.“ Dieses Denkmal blieb bis Schönberg von Brenckenhoff in Hohenkar- 1945 erhalten. zig. In Erinnerung an seine Erfolge, aber auch ______

Am 27. August feierte Jutta von der Lancken ihren 80. Geburtstag im Park des Schlosses Tamsel. Jutta von der Lancken bemüht sich seit Jahren mit Mitstreitern um die Restauration und Nutzung dieses preu- ßischen Erbes Schloß Tamsel . Ihre Geburtstagsfeier soll Spenden bringen für die Restauration der Statue der Viktoria im Schloßpark, die Christian Daniel Rauch schuf. Die Feier wurde von Dr. Jutta von Simson und Dr. Sibylle Badstübener -Gröger organisiert.

Seegerhall in Neuwedell (Kreis Arnswalde) - Die „Thonwarenfabrik Seegerhall“ - Etruria Kunstgewerbliche Anstalt - (von 1866 bis ca. 1935)

…hieß dort im Volksmund die „Aupen- Straße standen, und das hat dem lieben fabrik“, ein Spitzname für „Affenfabrik“. In Nachbarn nicht gefallen. Am häufigsten dieser Fabrik wurden damals die auch heu- sieht man die Figuren zu ganzen Szenerien te oder gestern oder vorgestern und dann aufgebaut in den sogenannten Schreber- wieder heute so beliebten Gartenzwerge gärten bzw. Gartenkolonien. nebst dazugehörigen Tieren aus Terrakotta – unglasierte gebrannte Tonerde - herge- stellt. Der Gartenzwerg hat eine bewegte Ge- schichte hinter sich – abgesehen davon, daß Historiker längere Abhandlungen über die mindestens Jahrhunderte währende Ge- schichte von Darstellungen kleinwüchsiger Menschen, Geister, Mythenfiguren usw. verfasst haben - mal ist der Gartenzwerg in Mode, dann wieder gerät er in Vergessen- heit. Für manche Menschen ist er verpönt, einfach nur Kitsch, für andere das Objekt liebevoller Sammelleidenschaft. Auch Streit zwischen Nachbarn hat es ihretwegen ge- geben, weil die Figuren im Vorgarten an der Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 6

Die Neuwedeller Fabrik wurde 1866 von schendes für Grotten, dichte Bosquets Hermann Seeger und seiner Frau Estefa [französ. Wäldchen, Gehölz – Anm. d. Red.] gegründet. Der Sohn Günter Seeger führte usw. empfehlen, es sind diese kleinen Erd- den Betrieb bis zur Stilllegung (Mitte der und Bergmännchen im Gesichtsausdruck 30er Jahre) fort. Zur Stilllegung mögen die und Bewegung so trefflich dargestellt, dass ideologischen Verhältnisse seit 1933 ver- sie von jedem Unbefangenen unwillkürlich antwortlich gewesen sein, aber das ist für lebend gehalten werden, jedenfalls aber nicht belegt. Jedenfalls waren in jener Zeit auf das Höchste überraschen und Alt und eher Statuen heldischer Art und ähnliche Jung dauernd Freude bereiten. Die Gno- Verherrlichungen erwünscht. men können jeder einzeln für sich zur Auf- Die Kunstgewerbliche Anstalt Etruria hat stellung gelangen, man kann aber auch in Neuwedell Jahrzehnte lang einen wichti- mehrere passend gruppiert vereinigen, gen wirtschaftlichen Stellenwert besessen. wodurch der Effekt natürlich erhöht wird. Ihre Terracotta--Figuren wurden in alle Sämtliche Gnomen sind aus sehr fester, Welt geliefert und erzielten ansehnliche hartgebrannter Tonmasse hergestellt, die Preise. Farben dauerhaft aufgetragen, aber nur für Die Vermarktung geschah in erster Linie den Sommer im Freien wetterfest, im Win- durch Werbung in illustrierten Zeitungen. ter müssen die Gnomen, Tiere, Beeteinfas- Diese Möglichkeit der Anzeigenwerbung sungen usw. im Gartenhaus oder an einem hat die Firma Etruria von 1879 bis 1914 anderen geschützten Ort aufbewahrt wer- (Ausbruch des I. Weltkrieges) genutzt und den. Um die im Freien aufgestellten Gno- hat Hunderte Anzeigen mit über 50 ver- men vor einem Umfallen bei Sturm usw. zu schiedenen Abbildungen, wie kaum sonst schützen, schlage man an dem Aufstel- eine andere Firma, veröffentlicht. So lässt lungsort einen 40 cm langen Holzpflock sich auch die Herstellung einiger Terra- von 2 cm Durchmesser, welcher an einem kottafiguren, wie Gnome-, Märchen- und Ende angespitzt ist, 25 cm tief in den Erd- Schaufensterdekorationen durch die Anzei- boden und stelle den Gnom, welcher zu gen datieren. Schon sehr früh, ab 1882, diesem Zweck in den Fußsohlen runde Öff- bietet die Firma illustrierte Preislisten gratis nungen hat, mit einem Bein auf diesen und franco an. Eine Preisliste mit Schau- Pflock, so dass der Pflock bis an das Knie- fenster-Figuren (mit 14 verschiedenen gelenk des Gnomen innerhalb des Beines Gnomen-Modellen) sowie eine Preisliste steckt. Sämtliche Modelle sind Muster ge- zu „Schmuck für Garten und Park“ (27 schützt! Auch besitzt die Firma Etruria Seiten), mit 45 Abb. von Gnomen und 4 mehrere Patentschriften, ausgegeben vom kaiserlichen Patentamt Berlin.“ ——- Weitere Hersteller von Gartenzwergen und im Garten aufzustellenden Tieren gab es bis zum Kriegsende u.a. in und um Gräfen- roda (Thüringen). Einige Unternehmen ha- ben später in der westlichen BRD die Pro- duktion wieder aufgenommen. Mit der Zeit wurden die Figuren nicht mehr nur aus Terracotta hergestellt, sondern vor allem aus Kunststoff. Gartenzwerge und ein- schlägige Tierfiguren begegnen Polenrei- senden auf Polenmärkten bzw. am Rande der Straßen hinter den Grenzübergängen.

Dieser Beitrag basiert auf einer Veröffentlichung im Heimatgruß-Rundbrief (Arnswalde), Nr. 306, 2016, Märchengruppen um 1900, sind auch heu- Autor: Thomas Brinkmann, Sommersberg 1, te noch vorhanden. In der Preisliste kann 45219 Essen. Mit dem Einverständnis des Autors werden hier eine man nachlesen, was man beim Aufstellen sinngemäß gekürzte Fassung und weitere Informa- der Figuren beachten soll: tionen von Herrn Brinkmann wiedergegeben. Gartenfiguren: Die nachstehend aufgeführ- IS ten buntfarbigen Gnomen mit grauen, wei- ßen oder roten Bärten können wir als et- was ganz besonders Schönes und Überra- Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 7

Einladung Sehr geehrte Damen und Herren, der Haus Brandenburg Freundeskreis e.V. lädt Sie und Ihren Bekanntenkreis ganz herzlich zu einer Tagesfahrt mit dem Bus zu den „Grünberger Weinwochen“ unter der Regent- schaft des Weingottes Bacchus am Mittwoch, dem 07. September 2016 ein. Programm 08.00 Uhr Abfahrt - Busdbahnhof Fürstenwalde 08.40 Uhr Slubice - Geldumtausch 08.50 Uhr Weiterfahrt 09.15 Uhr Ziebingen/Cybinca „Der Museumshof Ziebingen“ 09.35 Uhr Weiterfahrt 10.00 Uhr Crossen/Krosno Odrzańskie - Stadtrundgang – ehem. Piastenschloss 11.30 Uhr Weiterfahrt 12.15 Uhr Grünberg/Zielona Gora – Mittagessen in der Palmiarnia/Palmenhaus 13.45 Uhr Führung durch die Altstadt von Grünberg 15.15 Uhr Kaffeepause 15.45 Uhr Museum (Stadtgeschichte/Weinbau) Besuch eines Winzers mit individuellem Rundgang über das Weinfest (Winobranie). 18.15 Uhr Rückfahrt 20.15 Uhr Ankunft - Bahnhof Fürstenwalde

Herr Gerhard Weiduschat wird die Fahrt als sachkundiger Historiker begleiten. Der Unkostenbeitrag beträgt für Busfahrt, Essen, alle Führungen und Eintritt 45,00 Euro/Person. Anmeldung: E-Mail [email protected] – Tel. (03361) 32139 L. Hoffrichter oder 310952 Frau Horn Einzahlung: in bar möglich – besser auf das Kto.: Haus Brandenburg Freundeskreis e.V. IBAN:DE35 1207 0024 0256 6800 00 Termin: spätestens Freitag, den 22. August 2016

Freundliche Grüße und angenehme Sommertage Ihr Lothar Hoffrichter ______

Vortrag im Haus Brandenburg siehe bitte Seite 8 oben Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 3/16 Seite 8

Der auf der Homepage angekündigte Vortrag in der Reihe des Märkischen Gesprächsforums Von Frau Dr. Marta Brąkiewicz „An der Mittleren Oder - Eine Kulturlandschaft im deutsch-ponischen Grenzrraum“ ist vom 20.10. auf den 27.10.2016, 17.00 Uhr ver- schoben worden.

Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V.: (Beiträge und Spenden) Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 BIC: DEUTDEDB160

Haus Brandenburg Freundeskreis e.V.: Dieser Verein unterstützt das Haus Brandenburg finanziell und ideell. Hier können Sie spenden und auch Mitglied werden. Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE35 1207 0024 02566800 00 BIC: DEUTDEDB160

Ansprechpartner: Anmeldung zur Mitgliedschaft bei: Lothar Hoffrichter Ingrid Schellhaas W.-Seelenbinder-Str. 33 Kaiser-Friedrich-Str. 120 g 15517 Fürstenwalde (Spree) 14469 Potsdam Tel. 03361-32.139 Tel. 0331-96.76.577 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected]

Stiftung Brandenburg: (Spenden, Zustiftungen) Sparkasse Oder-Spree Fürstenwalde (Spree) IBAN: DE48 1705 5050 3000 706 266 BIC / SWIFT : WELADED1LOS

Für Zustiftungen wenden Sie sich bitte an: Kurator Karl-Christoph von Stünzner-Karbe Parkallee 14 15517 Fürstenwalde (Spree) Tel: 03361-310.952

Impressum: MID Brandenburgkurier Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V. Herausgeber: Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V. Liebe Abonnenten: Bitte zahlen Sie nur noch auf Parkallee 14 folgendes Konto: 15517 Fürstenwalde (Spree) Tel. 03361 / 310.952 Deutsche Bank Fürstenwalde Fax 03361 / 310.956 IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 V.i.S.d.P.: Ingrid Schellhaas BIC: DEUTDEDB160

Redaktion: Ingrid Schellhaas jährlich: 6,00 Euro oder eine Spende Auflage 215 Stück zahlbar zum Ende eines Jahres erscheint viermal im Jahr BRANDENBURGKURIER Landsmannschaft Ostbrandenburg / Neumark e.V. Märkischer Haus Brandenburg - Freundeskreis e.V. MID Informationsdienst Stiftung Brandenburg

Fürstenwalde (Spree) € 1,50 / 30. Jg., Nr. 4, Dez. 2016

Martin Luther - 1517/2017

Am Reformationstag, dem 31. Oktober Reformation meint: „Sich-Rückbesinnen dieses Jahres, ist in einem Gottesdienst auf den Anfang, Besinnen auf das, was in der Berliner Marienkirche das Luther- wesentlich ist für die Kirche." jahr 2017 eröffnet worden. 500 Jahre sind Zu den Erkenntnissen der Reformation seit dem Anschlag der 95 Thesen durch gehört der Satz: „Ecclesia semper refor- Martin Luther an der Schloßkirchentür in manda", „Kirche ist nur Kirche, wenn sie Wittenberg vergangen. Und während der ständig bereit ist, sich zu verändern", und zurückliegenden 5 Jahrhunderte hat die „wenn sie sich zurückführen läßt zu ihren Reformation unser Land geprägt. Quellen." Martin Luther hat sich damals In Zielenzig (Neumark) /Sulęcin gab es mit den 95 Thesen kritisch nachdenkend vor 1945 neben der evangelischen Kir- zu Fragen der Kirche geäußert. Er befass- chengemeinde u.a. eine Altlutherische te sich z.B. kritisch mit dem Bußverständ- Kirchengemeinde, in der in streng lutheri- nis und mit der Bußpraxis in der katholi- scher Tradition gelehrt und die Gottes- schen Kirche des 16. Jahrhunderts. Sein dienste gefeiert wurden. Altlutherische geheimes Thema war „der Mensch vor Gemeinden hatten sich im 19. Jahrhun- Gott". Und wie Luther dieses Thema an- dert in Preußen gebildet als Protest ge- ging, unvoreingenommen und grundsätz- gen den Zusammenschluss der lutheri- lich, da liegt wohl auch die Ursache für die schen und der reformierten Kirche zur weitreichende Wirkung der lutherischen Evangelischen Kirche in Preußen. Reformation bis in unsere Zeit. – Diese Kirche verstand sich als Unions- Heute leben wir in einer Welt, deren zu- kirche. Bis zur Unionsbildung war die Si- künftige Existenz in zunehmendem Maße tuation in Preußen so, dass die Unterta- vom Verhalten der Menschen bestimmt nen in lutherischer Tradition lebten, das wird und abhängig ist. Es wäre interessant Königshaus aber nach reformierter Tradi- zu lesen, welche Thesen Martin Luther for- tion. Das störte den preußischen König mulieren würde, wenn er sie heute schrei- Friedrich Wilhelm III. Und so ließ er 1817 ben würde. In jedem Fall würde er aber den Zusammenschluss der beiden Kir- nach wie vor uns Menschen in der Verant- chen durchführen. wortung vor Gott für die Welt sehen und Altlutherische Gemeinden gibt es noch zum Maßhalten aufrufen. Wir dürfen ge- heute in Berlin und verstreut in Deutsch- spannt darauf sein, welche neuen Erkennt- land in ehemals preußischen Landen. nisse das Lutherjahr 2017 bringen wird, Aber es stellt sich die Frage, werden die- nicht nur für die Christen, sondern für un- se Formen der Pflege von Traditionen ser Land und für die Welt. dem Auftrag der Kirche und den Heraus- Hans-Dieter Winkler, November 2016 forderungen unserer Tage noch gerecht? ______

Das Haus Brandenburg ist vom 19. Dezember 2016 bis zum 02. Januar 2017 geschlossen Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 2

Nachruf

Mit großer Betroffenheit haben wir erfah- führung, Individuen als Persönlichkeiten und ren, dass am 14. November 2016 unser ver- nicht nur als Stelleninhaber oder Funktions- ehrter Herr Professor Dr. Werner Vogel zwei träger wahrzunehmen. Mit seinem Ver- Wochen vor seinem 86. Geburtstag in Berlin handlungsgeschick bei der Verfolgung sach- verstorben ist. licher und fachlicher Ziele konnte er die be- teiligten Menschen mitnehmen und für sie Prof. Vogel hat sich um die Stiftung und eine Atmosphäre der gleichberechtigten somit um unser Haus Brandenburg sehr ver- Wertschätzung schaffen. Es war eine Freu- dient gemacht. de, mit ihm und für ihn zu arbeiten.

Er wirkte bereits von 1998 bis 2005 als Stellvertretender Vorsitzender im Stiftungs- rat mit. Seit der Konstituierung des Wissen- schaftlichen Beirats des Hauses im Dezem- ber 2002 trat er diesem ebenfalls als Mit- glied bei und brachte sich mit seinem Wis- sen und seinen Erfahrungen beratend in die Geschehnisse der Stiftung ein.

Den größten Teil seiner Kraft widmete er jedoch in den Jahren 2006 bis 2009 dem Haus Brandenburg als dessen Kurator. Er scheute keine Mühen, um dafür zu werben, die Geschichte der ehemals brandenburgi- schen Gebiete jenseits von Oder und Neiße Prof. Dr. Werner Vogel und seine Frau nach im Geschichtsbewusstsein der heutigen einem gemütlichen Weihnachtsessen im Brandenburger und Deutschen zu veran- Haus Brandenburg kern. Wenn er auch nicht die ersehnte dau- erhafte feste Förderung vom Land Branden- Wir verlieren mit ihm einen Menschen, der burg erwirken konnte, so ist es ihm doch uns stets hilfreich zur Seite stand, wenn es durch persönliche Überzeugungsarbeit ge- um die Verwirklichung unserer Ziele ging. Er lungen Vertrauen zu schaffen, den Grund- hat unser Haus auf vielfältige Weise mitge- stein im Ministerium zu legen und es somit prägt. Wir werden ihn in seiner liebenswer- der Stiftung ermöglicht, Personalkostenför- ten, humorvollen Art vermissen und immer derungen zu gekommen, die bisher wesent- in dankbarer Erinnerung behalten. lich zum Erhalt und zum Ausbau der Tätig- keit der Stiftung beigetragen haben. Karl-Christoph von Stünzner-Karbe, Kurator, Eine der hervortretenden Stärken war sei- und alle Mitarbeiter und Freunde des ne besondere Begabung in der Menschen- Hauses Brandenburg

Die Landsmannschaft wünscht den Lesern und allen an der Region Ostbrandenburg/Neumark interessierten Menschen ein gesegnetes Weihnachtfest und ein gesundes und frohes Neues Jahr!

Ein Rückblick: In diesem Jahr mussten wir Abschied nehmen vom stellv. Bundessprecher Herrn Karl-Heinz Cohrs, der auch den Ostbrandenburgern im Berliner Landesverband jahrelang mit viel Engagement ein beliebter Vorsitzender gewesen ist. Ebenso betrauern wir die vielen Heimatge- treuen aus den Heimatkreisen, die den unvermeidlichen Heimgang angetreten haben.

Aber es gibt auch Lichtblicke: Die in der Landsmannschaft aktiven Heimatkreise haben trotz aller Unkenrufe entschieden, ihre Arbeit und das Erscheinen ihres Heimatblattes fort zu setzen. Ebenso freuen wir uns über alle Nachkommen der Erlebnisgeneration, die die Arbeit ihrer Eltern und die Erinnerung an die Geschichte und Traditionen Ostbrandenburgs weiter tragen wollen! Mit den besten Wünschen—Ihr Bundessprecher Dr. Bernd von Sydow Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 3

Besonders in diesem Jahr wünschen wir uns die Weihnachtszeit herbei - die Zeit der Besinnung, des Nachdenkens und des Friedens. Die Ereignisse in Deutschland und der Welt, die Umbrüche und kriegerischen Auseinandersetzungen bereiten uns Sorgen für das kommende Jahr und die Zu- kunft. Zu viele Maßstäbe in unserer gewohnten Umgebung und ausgeprägte Vorstellungen über das Verhalten unserer Mitmenschen und Menschen außerhalb Deutschlands verändern sich rasch. Un- sere Großeltern und Eltern haben solche Zeiten durchlebt - wir nicht. Die Mitarbeiter der Stiftung Brandenburg wünsche allen Lesern ruhige Feiertage und ein neues Jahr in Frieden mit guter Gesundheit, guten Freunden und häuslicher Zufriedenheit. Ihr Kurator, K.-C. v. Stünzner

Erlauben Sie mir - auch im Namen meiner Vorstandskollegen - Ihnen, den Mitgliedern des Haus Brandenburg-Freundeskreises und den Lesern des Branden- burgkurier, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, aber vor allem ein gesundes Neues Jahr zu wünschen. Verbinden möchte ich mit meinen Wünschen Ihnen zu danken für Ihre Treue, Verbundenheit und Unterstützung, die Sie den Institutionen des Hauses Brandenburg entgegenbrin- gen. Hasso Freiherr von Senden, Vorsitzender des „HAUS BRANDENBURG-Freundeskreises “.

Weihnachtliches im Vortrag von Herrn Florian Wilke, Fürstenwalde:

Die Entstehung des Weihnachtsmannes und andere Mystik Schon in ältester Zeit gab es im Zusammen- und pseudoheidnische Komponenten dem in- hang mit dem Ablauf und Wechsel der Jahres- zwischen umgewidmeten Weihnachtsfest „hinzu zeiten das unterschiedlichste Brauchtum in der gefügt“, was die kirchliche Seite zu neuen Um- Form von Festen – die in der dunklen Jahreszeit deutungen vor allem zum Ende des 19. Jh. ver- das Ende der sonnenarmen Tage verkündeten anlasste. Es wird Druck auf alte heidnische und den Beginn des Anwachsens des Tages- Bräuche ausgeübt. lichts, nämlich die allmähliche Wiederkehr der In der Zeit von 1933 bis 1945 führten die Nati- Sonne. Hierzu brachte der Referent viele Bei- onalsozialisten für das Weihnachtsfest pseudo- spiele. Die Wintersonnenwende, nach unserem germanische Begrifflichkeiten und Symbole ein. heutigen Kalender gegen Ende Dezember, wur- Unter dem sozialistischen System nach dem II. de mit oft überbordender Freude, ausuferndem Weltkrieg wird der christliche Gehalt des Weih- Verhalten - Umzüge, Völlerei, Trinken - im Rah- nachtsfestes vertuscht durch Weglassen der an men für uns heute mystischen Volkstums began- Religion erinnernden Bezeichnungen im Feier- gen - der Referent bezog sich im Wesentlichen tagsgebrauch. Allerdings hat das „Abgewöhnen“ auf den europäischen Raum. der sowohl von den Nationalsozialisten als auch Später, im Zuge der Verbreitung des Christen- vom „Sozialismus“ versuchten Negierungen des tums, hielt es dir Kirche für ratsam, die bisher religiösen Gehalts nicht vollkommen funktioniert. heidnischen Bräuche umzudeuten als das Weih- Dazu sind weihnachtliches Brauchtum und die nachtsfest - die zum Fest erforderlichen Zutaten – Weihnachts- Geburt Jesu - baum, Christkind (Geburt Jesu !), Weihnachts- und ihnen damit einen christlich- religiösen Cha- rakter zu verlei- hen. Dieses wird be- sonders deut- lich, als im 16. —18. Jahrhun– dert zur katho- lischen die pro- testantische Be- wegung hinzu- kam. Im 19. Jahrhun- 1947 dert erscheint mann, Geschenke, Knecht Ruprecht, Engel und eine weitere Va- andere regional übliche Figuren (der Krampus in riante: in dieser als Romantik bekannten Epoche Süddeutschland z.B.) zu stark in den Traditionen wurden aus alten Zeiten verbliebene heidnische und in den Herzen der Menschen verankert. Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 4

Dennoch hat sich schon bald nach der Mitte regional– bzw. familien-internen Bestandteile bei- des 20. Jh. im Vergleich mit den romantisch ge- behalten prägten, religiös bedingten Traditionen der frühe- Der Vortrag von Herrn Florian Wilke war erheb- ren Weihnachtsfeste eine zusätzliche Dimension lich weiterreichend als der kurze Ausschnitt der in stark vorherrschender Form gebildet. Die ehe- hier wieder gegebenen Inhalte. Herrn Wilke ist zu mals handwerklich, auch selbst hergestellten danken für den interessanten und informativen Weihnachtsutensilien sind nun zu einer blühen- Spätnachmittag am Donnerstag, dem 17. Novem- den Industrie geworden. Das romantische Weih- ber 2016. I.S. nachtsfest ist verflacht und hat allenfalls seine ______

Ostbrandenburg: eine Generationsgebundene Erinnerung und europäische Herausforderung Dr. Wolfgang Kessler - Vortrag im Haus Brandenburg am 22.09.2016

Ostbrandenburg ist, anders als zum Beispiel Zweiten Weltkrieg auch dort, wo sich gute Kon- die Neumark, keine historische Landschaft. Nach takte zwischen Heimatkreisen und heutigen Ge- in Deutschland verbreitetem Verständnis ist es bietskörperschaften entwickelt haben (heute der Teil der Provinz Brandenburg in den Gren- aber durch den Generationswechsel oft nicht zen nach der Verwaltungsreform 1938, der seit fortgesetzt werden können), von deutscher Seite 1945, heute als Teil der Wojewodschaft Lebus, weitgehend ignoriert worden, das zusammenge- zu Polen gehört. Es sind die Gebietsteile des tragene Wissen sollte aber so aufbereitet wer- 1815 gebildeten Frankfurt den, das es leicht zugänglich ist. (Oder) östlich der Oder als „Regierung in der Das gilt auch für die Ergebnisse der polnischen Neumark und Lausitz“, und in der Provinz Bran- Regionalforschung, die auch für Interessenten denburg – den Kreis Fraustadt () aus- mit Sprachkenntnissen in Deutschland oft, da genommen – die Teile der 1920 aufgelösten Pro- nirgends vorhanden, nicht ohne weiteres zu- vinz Posen, die 1922 den mittleren Teil der 1938 gänglich sind. Wenn man für jede Recherche aufgelösten Provinz Grenzmark Posen gebildet erst nach Gorzów fahren muss, verlässt einen haben. sehr leicht die Motivation. Das schöne Wort von Die brandenburgische Landesgeschichte hat der „gemeinsamen Geschichte“ der früher deut- diesen historischen Teil der Provinz nach 1945 schen, heute polnischen Regionen bleibt reine weitgehend vernachlässigt, ein systematische- Deklaration, solange diese Geschichte keine res Interesse hat eigentlich nur die Neumark institutionelle Basis hat. Diese Geschichte kann gefunden.. Anders als für Schlesien, Pommern nur im Dialog entwickelt werden, wenn sie Teil oder das „Posener Land“ gab es keine eigene einer transnationalen europäischen Geschichte historische Kommission. Die Mehrheit der we- sein soll, mehr sein als Parallelgeschichte, die sentlich von den Heimatkreisen getragenen his- freundlich zur Kenntnis genommen wird. torisch-landeskundlichen Publikationen ist Hei- matkunde und Erinnerung vor allem in der Form Die Stiftung Brandenburg im Haus Brandenburg von „Heimatbüchern“ und „Heimatkreisblättern“, hat das Potential, einen Ausgangspunkt zu bil- aber auch in landsmannschaftlichen Periodika. den. Die grenznahe Lage könnte es zu einem Die Organisationsformen von Heimatkreis und Zentrum gegenseitiger Information und des Dia- Landsmannschaft sind 70 Jahre nach Kriegsen- logs der Grenzregionen auf allen Ebenen ma- de und Heimatverlust in Auflösung begriffen. Seit chen. Die objektiv durchaus fragmentarischen, den 1970er Jahren, insbesondere aber seit 1990 eingedenk der Ressourcen allerdings ganz vor- entwickelt sich zugleich in der Wojewodschaft züglichen Sammlungen enthalten Angebote für Lebus eine aktive Regionalgeschichte, die zum Forschungen jeder Art. Gäbe es ausreichend Teil auf die deutsche Heimat- und Erinnerungsli- Räumlichkeiten und Finanzen (vermutlich reicht teratur zurückgreift, in Deutschland aber wegen weniger Geld, als ein mittelprächtiger Bundes- der Sprachbarriere, aber auch wegen mangeln- ligaspieler im Jahr kostet), könnten Ausstellungen den Interesses nur wenig bis gar nicht beachtet und Veranstaltungen dazu beitragen, im Land wird. Das hängt nicht nur, aber auch daran, dass Brandenburg über die Ziemia Lubuska und dort ein Mindestmaß an einer leistungsfähigen Insti- über das Land Brandenburg zu informieren. Es tution fehlt, die hier vermitteln könnte. wäre eine Chance für wohlverstandene Regional- Zu fragen ist zunächst, was die deutsche Sei- politik, auch für Wirtschafts- und Infrastrukturpoli- te zu Wissenschaft und Erinnerung der als tik, ein grenzüberschreitendes Angebot für euro- Kriegsfolge im Bewusstsein der Betroffenen for- päische Nachbarschaft zu entwickeln. mierten Region „Ostbrandenburg“ beigetragen ______hat. Zwar sind die Entwicklungen nach dem Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 5

Grenzbesuch zwischen der Neumark und Schlesien Bericht von Lothar Hoffrichter

Die schon länger geplante Busfahrt, die Grün- Wir gingen steil hinab in Richtung der Altstadt berger Weinwoche zu besuchen, fand statt am über die Oderbrücke und schauten auf einen riesi- 07. September 2016, bei schönstem Wetter, mit gen unbebauten Platz, dem einstigen großen 46 gut gelaunten Reiselustigen. Herr Hoffrichter Marktplatz. In der Mitte steht die mächtige frühe- organisierte die Fahrt, Herr Gerhard Weiduschat, re evangelische St. Marienkirche, die die polni- Historiker, hatte die Reiseroute erarbeitet und schen Katholiken nun der Heiligen Hedwig weih- informierte die Reisenden während der Fahrt über ten. Crossen war zum Ende des II. Weltkrieges Ortschaften, Landschaft und Geschichte. Die heftig umkämpft, dabei wurden 65 Prozent der Tagesfahrt führte über Frankfurt /O, Ziebingen / Bausubstanz der Stadt zerstört. Cybinka, Crossen /Krosno Odrzańskie nach Wir fahren nun in Richtung Grünberg und ver- Grünberg /Zielona Góra. lassen damit die Neumark und begeben uns ins Der erste Halt war in Ziebingen/Cybinka an der Schlesische !! Berühmt ist die Stadt Grünberg / Stelle des ehemaligen Schlosses. Ziebingen liegt Zielona Góra (grüner Berg) - für den Wein, der in der Neumark zwischen Oder und Pleiske und seit dem 13. Jahrhundert von Mönchen angebaut gehörte bis 1945 zum Landkreis Weststernberg wurde. In der Zeit des Sozialismus kam der im Regierungsbezirk Frankfurt /Oder, in der preu- Weinbau fast völlig zum Erliegen, wird aber jetzt ßischen Provinz Brandenburg. wieder verstärkt betrieben. Ziebingen wurde 1472 erstmalig erwähnt und Wir machten Halt im Palmenhaus mit seinem war von 1582 bis 1804 im Besitz der Johanniter- Restaurant und Café, es befindet sich auf einer komturei Lagow. Danach blieb es bis 1945 im Anhöhe der Stadt, mit zwei Aussichtsterrassen Besitz der Familie von Finkenstein. Die Stadt und entstand 1961 aus einem Winzerhäuschen. wurde am 04. Februar 1945 bei Kämpfen mit der Seitdem ist es eines der Wahrzeichen der Stadt. Roten Armee fast vollständig zerstört. Das be- Die Stadtführerin Frau Edyta Kolodenna-Mala- schädigte Schlossgebäude stand lange leer und ryk führte uns durch die Stadt. Wir durchwander- ist 1973 in Flammen aufgegangen, die Reste der ten das Stadtzentrum mit seinen hübschen Bür- Ruine wurden danach abgetragen, so dass nur gerhäusern aus dem 18.und 19 Jahrhundert, die noch die Einfahrtssäulen zu sehen sind. Das umfangreich restauriert wurden. Ein interessantes Schloss galt als einer der Musenhöfe der deut- Bauwerk ist das alte Rathaus am Markt mit sei- schen Romantik und beherbergte unter anderem nem 54 m hohem Turm mit barocker Kuppel aus in der Zeit 1801 bis 1819 den Dichter Ludwig dem 15. Jahrhundert. Wir besichtigten die heute Tieck. Die Stadtkirche gegenüber dem Schloss- katholische Stadtpfarrkirche St. Hedwig - ältestes gelände ist nach ihrer Renovierung wieder im vol- Bauwerk der Stadt, 1294 fertiggestellt und 1651 len Glanz zu sehen. mit der Reformation protestantisch geworden. Wir Der Landesstrasse „2“ folgend, erreichten wir bewunderten die kunstvoll gestaltete Wandmale- Crossen /Krosno Odrzańskie. An der steil abfal- rei und das Orgelprospekt. Der spätgotische Hun- lenden Hangkante zur Oder bekamen wir einen gerturm ist ein Überrest der Stadtbefestigung aus ersten Eindruck über die geschichtlich interessan- dem 5.Jahrhundert und diente in der Vergangen- te Stadt an der Bobermündung in die Oder.. heit als Gefängnis. Die alte Stadt weist berühmte Namen auf, u.a. Der Besuch des jährlich stattfindenden Weinfes- die Heilige Hedwig. Sie wurde am Ammersee als tes im September ließ uns das lustige Treiben in Tochter des Grafen Berthold VI. von Andechs den Straßen der Altstadt miterleben, es zählt zu 1174 geboren und im Alter von 12 Jahren mit den größten Volksfesten der Region. Im Museum Heinrich dem Bärtigen, dem Piastenherzog und des Lebuser Landes Grünberg begaben wir uns Seniorherzog von Schlesien, verheiratet. Sie mit Frau Dr. Anitta Maksymowicz in die Weinab- gründete 1201 das Zisterzienserinnen-Kloster in teilung im Kellergewölbe und erfuhren Vieles über Trebnitz/Trzebnica (nahe Breslau), wo sie 1243 die Weinherstellung. Eine lange Tradition hat in starb. Dem Angriff der Mongoleninvasion 1241 Grünberg auch die Sektherstellung. entgingen Hedwig und ihr Konvent durch die Grünberg entwickelte sich als Universitätsstadt Flucht nach Crossen. Hedwig gilt als Schutzpatro- und ist mit über 138.000 Einwohnern neben nin Schlesiens und herausragende Heilige Po- Gorzów Wlkp./Landsberg a. d. Warthe eine der lens. Nicht unerwähnt bleiben darf der Dichter und beiden Hauptstädte der polnischen Woiwodschaft Schriftsteller Alfred Georg Hermann Henschke, Lebus. bekannt unter dem Pseudonym „Klabund“ (Kla- Wir erfuhren manches über die Situation der bautermann und Vagabund). Er erwähnte seine Besetzung der Region nach dem Kriegsende. Im Heimatstadt oft in seinen Werken, so auch in der Museum sind Originale der Aufrufe und Mitteilun- schönen Ode „ Wo der Bober in die Oder, wo die gen an die dortige deutsche Bevölkerung durch Zeit mündet in die Ewigkeit“. Die Klabund-Büste die Besatzer der Roten Armee und der überneh- wurde von den Nationalsozialisten entfernt. menden polnischen Verwaltungsbehörden einzu- Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 6 sehen. Es begann die Zuwanderung polnischer um am Modell geführte Reise durch die Stadt Zivilisten aus dem ehemaligen östlichen Polen, gab uns einen Einblick über die Geschehnisse die die Wohnstätten und Anwesen der eingeses- der Vergangenheit und der Gegenwart. senen Bevölkerung übernahmen. Diese im Muse- ______

EHRUNG FÜR INGRID SCHELLHAAS

Am 29. September 2016 wurde der Ehrenpreis ihrem Heimatkreis Soldin, waren dann jahrelang der Stiftung Brandenburg und des Freundeskreis im Vorstand der Landsmannschaft Brandenburg Haus Brandenburg e.V. zum dritten Mal verge- und des Freundeskreis Haus Brandenburg tätig ben. In einer Feier im Haus Brandenburg wurde und sind seit nunmehr über 15 Jahren Vorsitzen- Frau Ingrid Schellhaas mit dem diesjährigen de des Stiftungsrates der Stiftung Brandenburg. Preis ausgezeichnet und geehrt. Frau Schellhaas Es gibt, glaube ich niemanden, der wie Sie die hat sich um die Entstehung und Erhaltung des Geschicke der verbliebenen Ostbrandenburger Hauses in Fürstenwalde verdient gemacht, und so lange in verantwortungsvoller Position prä- sie hat einen wesentlichen Anteil daran, dass gend beeinflusst und mitbestimmt hat, Es wird sich das Haus als Dokumentationszentrum für nicht immer für Sie einfach gewesen sein, sich das ehemals ostbrandenburgische Gebiet jen- gegenüber der Männerdomäne zu behaupten, seits von Oder und Lausitzer Neiße etabliert hat. aber Ihr Fleiß, Ihre Zähigkeit, Ihr Durchsetzungs- Sie ist ferner für ihr langjähriges beispielhaftes, vermögen, Ihr Idealismus, aber auch Ihre Kan- mit großem ehrenamtlichen und persönlichen tigkeit haben Ihnen dabei geholfen. Engagement erfolgreich betriebenes Eintreten für Die Verständigung zwischen den Polen und die Bewahrung der Kultur und Geschichte der uns ist immer noch fragil. Eine nachhaltige Ver- Polen und Deutschen in der früheren Neumark besserung in unserem beidseitigen Verhältnis ist und dem heutigen Westpolen geehrt worden. noch nicht konkret auszumachen, umso wichti- Aus meiner Laudatio, die ich für Frau Schell- ger ist es, dass Menschen wie Sie unermüdlich haas hielt, zitiere ich u.a. wie folgt: daran und dafür arbeiten, dass wir eine gemein- „Mit Vortragsveranstaltungen, wissenschaftli- same friedliche Zukunft haben können. chen Tagungen, Publikationen und Medienarbeit Das Haus Brandenburg und seine Institutionen leisten das Haus Brandenburg und seine Instituti- und die Menschen, die dahinter stehen, sind ein onen einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Ost- leuchtendes Beispiel dafür, dass wir alle, die wir brandenburg nicht vergessen wird und seine Ge- hier Verantwortung tragen, weiterhin bemüht blei- schichte und Kultur nachfolgenden Generationen ben, auch trotz Rückschlägen nicht aufzugeben übertragen wird. Sie, liebe Frau Schellhaas, ha- und auch die nächste Generation mit dem Ver- ben zu dieser historischen Aufgabe und Leistung ständigungswillen zwischen Polen und Deut- einen wesentlichen Beitrag geleistet. Ich halte es schen „anstecken“. daher auch für angebracht zu zitieren, was die Die Saat, Frau Schellhaas, die Sie gesät ha- Referentin im Ministerium für Wissenschaft, For- ben, möge eines Tages weiter aufgehen und in schung und Kultur in Potsdam zur Verleihung des nicht allzu ferner Zeit voll aufblühen. Preises an mich schreibt: ”Ich freue mich sehr, Unsere Auszeichnung ist ein Dank an Sie! dass mit dieser feierlichen Verleihung die uner- müdliche Arbeit von Frau Schellhass eine würde- Hasso Freiherr von Senden volle Anerkennung erfährt. Ihr großes ehrenamtli- (Freundeskreis Haus Brandenburg e.V.) ches Engagement kann durchaus als einer der Schätze bezeichnet werden, die die Stiftung Brandenburg besitzt. Für die Pflege des ostbran- denburgischen Kulturgutes bedarf es solcher frei- willigen Helfer, die sich für die Bewahrung unse- res kulturellen Erbes einsetzen. Dem Engage- ment von Frau Schellhaas gebührt unser Dank.” (Zitatende) Sie sind in Berlinchen (Krs. Soldin / NM) gebo- ren und haben noch einen Teil ihrer Kindheit auf dem elterlichen Gut Adamsdorf / Krs. Soldin ver- bringen dürfen. Wie viele Neumärker, mussten Sie und Ihre Familie kurz vor Kriegsende ihre Heimat verlassen. Ihre Schul- und Studienzeit absolvierten Sie vornehmlich in Niedersachsen, Sie heirateten und sind Mutter eines Sohnes, wurden leider früh Witwe. Schon seit den achtzi- ger Jahren verschrieben Sie sich der Arbeit in Bild: Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 7

Die Homepage (Website) www.stiftung-brandenburg.de 2004 erging vom Haus Brandenburg–Freundeskreis die Initiative, eine Website (Homepage) ein- zurichten. Herr Wentzell, Stiftung Landsberg Warthe, erklärte sich bereit, bei der Einrichtung der Homepage behilflich zu sein. Leider war das Medium „Homepage“ bei der überwiegenden Anzahl der (älteren) Mitglieder sowohl des Freundeskreises, der Heimatkreise und der Stiftung zu der Zeit noch nicht so geläufig, wie das heutzutage der Fall ist. Es fehlte an engagierten Mitgliedern der inzwischen drei beteiligten Institutionen in der Homepage Freundeskreis, Stiftung, Heimatkreise/Landsmannschaft, die Beiträge, Texte, Bilder für die Homepa- ge eingesandt und diese attraktiv gemacht hätten. Allerdings wurde auch nicht ausreichend bei den betroffenen drei Personenkreisen entsprechend geworben.

Seit 2010 aber änderte sich die Situation. Herr Bernd Thiel, Frankfurt/Oder, nahm sich des Prob- lems an. Er richtete die Homepage in ansprechender und leicht zu bedienender Weise ein. Der In- formationsfluss kam in Gang, mehr und mehr Besucher wurden mit Hilfe der automatischen Zählung erfasst. Es waren am 08. September diesen Jahres 20.000 Besucher !!

Darüber sind wir alle erfreut – gucken Sie doch mal nach (Adresse siehe oben), Sie werden er- staunt sein, was Sie alles finden.

Terminkalender 2017

Geplante Veranstaltungen 18.01. 10.00 – 13.00 Uhr Tagung Seniorenbeirat LOS ca. 20 Pers. 25. + 26.01. Schülerprojekt (im Haus Brandenburg), 27.01. Fortsetzung in Sonnenburg/Słońsk

23.02. Czarnuch, Zbigniew – Buchpräsentation „Das Warthebruch—Die Geschichte der Bändigung eines Flusses“

23.03. Märlisches Gesprächsforum—Referent: Jörg Lüderitz – „Als Deutscher in der Neumark 1968 – 1981 und ab1986“

24.03. 10.00 Uhr Vorstandssitzung LM Ostbrandenburg/Neumark 13.00 Uhr (?) Bundesversammlung LM Ostbrandenburg/Neumark

31.03. 10.45 Uhr Stiftungsratssitzung ab April Fortsetzung der Vortragsreihe zu Brandenburg-/Ostbrandenburgthemen

20.04. 10.00 Uhr Ortsbetreuertagung Heimatkreis Crossen

10.05. Busfahrt nach Landsberg/Warthe (Tagesfahrt)

11.05. 11.00 Uhr Treffen Gruppe Reppen (11.00 Uhr – ca. 16.00 Uhr)

Juni geplant: Schülerprojekt in Landsberg (Schulen Herford u. Landsberg), gleich- zeitig Treffen der früheren Landsberger Bewohner und deren Nachkommen und Freunde

12.08. 09.00 Uhr - 15:30 Uhr Arnwalder Heimatkreistreffen

06.10. 10.00 Uhr Vorstandssitzung LM Ostbrandenburg/Neumark 13.00 Uhr Heimatkreisbetreuertagung

Fürstenwalde (Spree) BRANDENBURGKURIER Nr. 4/16 Seite 8

Weitere Termine werden laufend bekannt gegeben—s. z.B. in der Homepage.

Ebenso können Sie demnächst ältere Ausgaben des MID Brandenburgkurier in elektroni- scher Form lesen - im nächsten Brandenburgkurier (März 2017) erfahren Sie, wo und wie Sie sie finden. Auch ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit ! Ihre Ingrid Schellhaas

Landsmannschaft Ostbrandenburg/Neumark e.V.: (Beiträge und Spenden) Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE83 1207 0024 0251 5781 00 BIC: DEUTDEDB160 Parkallee 14, 15517 Fürstenwalde (Spree)

Haus Brandenburg Freundeskreis e.V.: Dieser Verein unterstützt das Haus Brandenburg finanziell und ideell. Hier können Sie spenden und auch Mitglied werden. Deutsche Bank Fürstenwalde IBAN: DE35 1207 0024 02566800 00 BIC: DEUTDEDB160

Ansprechpartner: Anmeldung zur Mitgliedschaft bei: Lothar Hoffrichter Ingrid Schellhaas W.-Seelenbinder-Str. 33 Kaiser-Friedrich-Str. 120 g 15517 Fürstenwalde (Spree) 14469 Potsdam Tel. 03361-32.139 Tel. 0331-96.76.577 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected]

Stiftung Brandenburg: (Spenden, Zustiftungen) Sparkasse Oder-Spree Fürstenwalde (Spree) IBAN: DE48 1705 5050 3000 706 266 BIC / SWIFT : WELADED1LOS

Für Zustiftungen wenden Sie sich bitte an: Kurator Karl-Christoph von Stünzner-Karbe Parkallee 14 15517 Fürstenwalde (Spree) Tel: 03361-310.952

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