Augusta Raurica 2011/2

Augusta Raurica Attias Geheimnis Projekt «Archiv Augusta Raurica» Arbeiten und Wohnen in Insula 50 Basler Archäologie-Studierende auf der Wacht Impressum

Herausgeber: Augusta Raurica Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons -Landschaft Giebenacherstrasse 17 CH-4302 Tel. 0041 (0)61 816 22 22 Fax 0041 (0)61 816 22 61 [email protected] Homepage www.augusta-raurica.ch

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Gestaltung und DTP:  Die Stiftung Pro Augusta Raurica verfügt über eine eigene Website. Debora Schmid Besuchen Sie uns auf www.par.bl.ch Druck: Birkhäuser+GBC AG, CH-4153 Reinach

Copyright: © 2011 Augusta Raurica, CH-4302 Augst

Rechte Seite: Attias Geheimnis – Ein Szenischer Rundgang. Auf einem gemütlichen Rundgang durch die römische Stadt erfahren Sie, was Attia zu verbergen hat. Dauer ca. 70 Minuten. CHF 30.– Anmeldung und Ticketverkauf über Basel Tourismus: +41 (0)61 268 68 68, info@basel. com. Individuelle Termine: +41 (0)61 268 68 32, [email protected]. (Foto Susanne Schenker, vgl. Seiten 2–4)

Umschlag: Im Handwerkerquartier in der Insula 50 wurde ganz verschiedenes Gewerbe betrieben. (Rekonstruktionszeichnung Markus Schaub; vgl. Seiten 9–11) NEUERSCHEINUNGEN IM VERLAG D ES MUSEUMS AUGUSTA RAURICA

Die Nordwestecke der Insula 50 von Augusta Raurica. Die Entwicklung eines multifunktional genutzten Handwerkerquartiers

Sven Straumann, Forschungen in Augst 47. Verlag Museum Augusta Raurica (Augst 2011). 255 Seiten mit 119 Abbildungen (teilweise in Farbe) und 33 Tafeln. CHF 100.– ISBN 978-3-7151-0047-0

ž siehe den Beitrag zu diesem Buch auf Seiten 9–11.

Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst 32, 2011

Alex R. Furger (Herausgeber) und 30-köpfiges Autorenkollektiv. Verlag Museum Augusta Raurica (Augst 2011). 246 Seiten mit 308 Abbildungen (meist in Farbe), 8 Tabellen und 10 Tafeln. CHF 60.– ISBN 978-3-7151-3032-3

Weitere Publikationen: www.augusta-raurica.ch (ž Forschung/Literatur ž Buchtitel) Alle Bücher aus dem Verlag des Museums Augusta Raurica sind zu beziehen bei: Schwabe AG, Buchauslieferung, Farnsburgerstrasse 8, CH-4132 Muttenz Tel. 0041 (0)61 467 85 75, Fax 0041 (0)61 467 85 76, E-Mail: [email protected] oder über den Buchhandel. 8 8 Augusta RauricaAugusta 01/2 Raurica 11/2 ARBEITEN UND WOHNEN IN I N S U L A 5 0

Vor 30 Jahren führte der geplante Neubau des Malergeschäfts «Moritz» in der Flur Schwarzacker von Augst zu zwei grösseren Notgrabungskampagnen. Dabei konn- te im Bereich der Baugrube ein Grossteil der Insula 50 untersucht werden. Dieser rechtwinklig angelegte Häuserblock befindet sich im Südosten des Stadtgebiets von Augusta Raurica.

Entwicklung eines Handwerkerquartiers len Streifenhaus in Holzbautechnik Befunde und Funde ermöglichen bis hin zur grossflächigen Werkhalle eine Rekonstruktionszeichnung Jüngste Forschungen konnten nun einen aus Stein. Sowohl die Befundstruktu- Teilbereich dieses Quartiers archäologisch ren als auch das Fundmaterial liefer- Für die kürzlich erschienene Publika- auswerten. Dabei liess sich eine über ten den Nachweis von verschiedenen tion der Forschungsresultate wurde 200-jährige Besiedlungsgeschichte Handwerkstätigkeiten. Dazu zählen ne- eigens eine Rekonstruktionszeichnung herausarbeiten. In insgesamt fünf auf- ben der kontinuierlich betriebenen angefertigt. Diese basiert auf einem einanderfolgenden Bauzuständen ent- Metallverarbeitung auch das Textil- Zusammenspiel der Auswertung von wickelte sich die Bebauung vom schma- handwerk sowie eine Falschmünzerei. Befunden und Funden. Zudem wur-

Diese Rekonstruktionszeichnung zeigt die multifunktional genutzte Werkhalle in der Nordwestecke von Insula 50. (Zeichnung Markus Schaub)

Augusta Raurica 09/111/2 9 Blick auf die Grabung 1981–1982 in der Insula 50 von Augusta Raurica. West- hälfte der Werkhalle. Rechts am Bild- rand (Pfeil) sieht man eine eingetiefte Amphorenhälfte. (Foto Germaine Sandoz)

Bronzegiesser-Werkstatt im Römerhaus von Augusta Raurica. (Foto Susanne Schenker)

den Vergleichsbeispiele von anderen zur Strasse hin durch mächtige Pfei- Aufreihung von mehreren Feuerstel- Stätten berücksichtigt. ler abgegrenzt. Bei Bedarf kann die len. Eine davon wird gerade von ei- offen gestaltete Fassade mit Holzbret- nem Bronzegiesser gemeinsam mit tern verschlossen werden. Auf diese dessen Assistenten, der den Blasebalg Blick in eine römische Werkstatt Weise lassen sich Zugang und Tages- bedient, genutzt. Im Hintergrund um 200 n. Chr. licht regulieren. Zwei weitere Pfeiler hängt ein Kochkessel an einem Holz- liegen auf der Längsachse des Rau- galgen über einem Feuer. Neben einer In der Zeichnung wird ein bestimm- mes und sorgen so für eine räumliche weiteren Ziegelplattenkonstruktion ter Bauzustand wiedergegeben, wäh- Teilung. Die massive Fundamentie- und einem kleinen Amboss befindet rend dem sich die Nordwestecke der rung der Steinmauer im Osten des sich eine zur Hälfte abgeschlagene Insula 50 als rund 250 m2 grosse Raumes sowie der Pfeiler sprechen Amphore im Boden eingetieft. Sie Werkhalle zeigt. Der Betrachter blickt für eine Mehrgeschossigkeit des Ge- dient beispielsweise als Wasserbe- aus dem Innern der Halle in Rich- bäudes. Obwohl ein eindeutiger Be- hältnis zum Abschrecken von ge- tung Nordwesten. Sämtliche bauli- leg wie z. B. ein Treppenaufgang schmiedetem Eisen. Damit die Farbe chen Merkmale beruhen weitgehend fehlt, bilden ein Balkenrost und Bret- und somit die Hitze des Feuers bei der auf den archäologischen Strukturen. ter den Boden eines Obergeschosses. Metallverarbeitung besser beurteilt Die Detailausstattung mit Mobiliar Dieses lässt sich als Wohnbereich oder werden können, lässt sich die östliche und Inventar hingegen ist teilweise auch als Lagerraum nutzen. In der Raumhälfte zusätzlich mit an den rein hypothetisch. Osthälfte der zweischiffigen Werk- Pfeilern angebrachten Vorhängen Der grossflächige Hallenraum wird halle befindet sich eine regelrechte verdunkeln. In einem Regal an der

10 Augusta Raurica 11/2 verschlossenen Aussenwand werden zum Überarbeiten und Polieren neu- deutlicht, dass in dieser grossflächi- neben Metallerzeugnissen auch All- er Bronzeobjekte. Daneben wird das gen Werkhalle mehrere Tätigkeiten tagsgegenstände, wie das Kochge- Rohmaterial, wie z. B. Holzkohle, ge- nebeneinander ausgeführt wurden. schirr, aufbewahrt. Auf dem Tisch im lagert. Die günstige Verkehrslage bie- Es lassen sich zudem verschiedene Vordergrund liegen verschiedenes tet sich an, um an einem zur Strasse Funktionsbereiche unterscheiden. Mög- Werkzeug sowie Bronzegussformen. hin ausgerichteten Holztisch gleich licherweise dienten gewisse Zonen Selbstverständlich finden auch die die Produkte zum Verkauf anzubie- zumindest zeitweise auch zum Woh- Hausgötter ihren Platz in der Werk- ten. Mithilfe der im Südwesten der nen. Anders als heute war eine be- statt. In einem kleinen Lararium Werkhalle angetroffenen Konzentra- wusste Zuweisung von Räumen zu (Hausheiligtum) am zentralen Pfeiler tion von zahlreichen Webgewichten ausschliesslich einer Nutzungsform sind ihre Bronzestatuetten aufge- lässt sich hier der Standort eines Web- in römischer Zeit eher unüblich. So stellt, wie sie vielleicht auch in der stuhls rekonstruieren. Ob dieser tat- konnten Raumeinheiten sowohl zum Werkstatt selbst hergestellt werden. sächlich auch gewerblich oder ledig- Wohnen als auch zum Arbeiten ver- Neben dem Schmieden und Bronze- lich für den Heimgebrauch betrieben wendet werden. Die Forschungser- giessen finden in der grosszügigen wird, muss offen bleiben. gebnisse zeigen, dass das betrachtete Werkhalle aber auch andere Arbeiten Handwerkerquartier am Südrand der statt. Wie die zahlreich in der West- Stadt während seiner gesamten Be- hälfte gefundenen Bronze-Abfallres- Multifunktional genutzte Hand- siedlungsgeschichte multifunktional te zeigen, nutzt man hier das Tages- werker-Insula genutzt wurde. licht, um diverses Altmetall für das Recycling vorzubereiten oder auch Die Rekonstruktionszeichnung ver- Sven Straumann

Kleine Buntmetallobjekte, die wahr- scheinlich als Altmetall für ein Wiedereinschmelzen vorgesehen waren. (Foto Susanne Schenker)

Diese Ansammlung von elf Webgewich- ten stammt aus der Südwestecke der Werkhalle von Insula 50 und gilt als Beleg für Textilhandwerk. (Foto Susanne Schenker)

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