To Be Or to Airbnb ?
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woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1555/19 ISSN 2354-4597 2.50 € 22.11.2019 To Be or to AirBnB ? L’imbroglio autour de l’appartement loué par la ministre Corinne Cahen confirme aussi le laxisme avec lequel le Luxembourg traite la plateforme locative en ligne. Regards p. 4 EDITO NEWS REGARDS 0 1 5 5 5 100,7 am Scheideweg S. 2 Der (Pelz-) Kragen ist geplatzt S. 3 Von Bukarest ins Brexit-Land S. 8 Ein Vierteljahrhundert nach Gründung Die Regierung will kein nationales Dokumentarfotograf Patrick Galbats des Radio 100,7 findet eine Debatte um Verkaufsverbot von Zuchtpelz, hat Menschen aus Rumänien den „service public“ statt, die eigent- dafür aber Lösungen auf EU-Ebene. porträtiert, die in Großbritannien den 5 453000 211009 lich am Anfang hätte stehen müssen. Die Piratepartei ist enttäuscht. Neuanfang wagen. 2 NEWS woxx | 22 11 2019 | Nr 1555 EDITORIAL SoziokulturelleS radio NEWS Staatlich heißt nicht, regierungstreu richard Graf Der Abgang des 100,7-Verwaltungs- worden – erschien im Lëtzebuerger ratsvorsitzenden ist nur ein Land ein Artikel von Pia Oppel, der ein vorläufiger Höhepunkt im Streit um offenes Bekenntnis der aktuellen Regie- das öffentlich-rechtliche Statut des rung zum „service public“ und damit Senders. auch zu dem Beitrag, den „den 100,7“ zur pluralistischen Meinungsbildung in Zur Überraschung aller Beteilig- Luxemburg beitragen kann, anmahnte. ten, darunter der Betroffenen selber, Zum gleichen Zeitpunkt brach, im hatte Medienminister Xavier Bettel Zusammenhang mit einem kritischen (DP) im Sommer 2017 das Mandat der Interview mit der Direktorin des Mu- Präsidentin des Verwaltungsrates des dam, ein Konflikt zwischen Gerges und soziokulturellen Radios, Françoise einer großen Mehrheit der Redaktion Poos, nicht verlängert. Die ehemalige aus. Für viele war es offensichtlich, Radiojournalistin wurde von Laurent dass der vom Direktor geäußerte Un- Loschetter beerbt, dessen Haupteigen- mut dem Umstand zu verdanken war, schaft es war, ein Intimus des Pre- dass es personelle Verquickungen zwi- miers zu sein. Der hatte ihn, als Kul- schen Radio und Mudam gab. Mehrere turminister, 2016 auch schon in den Schreiben, von gut 30 Mitarbeiter*innen Verwaltungsrat des Mudam berufen, unterschrieben, stellten die redaktionel- und ihn später teilweise mit der Lei- le Einmischung von Direktion und Ver- tung des Museums betraut. Zuvor war waltungsrat in Frage. Enrico Lunghi nach einer montierten Loschetter begründete am Montag Affäre, in der er sich vom Kulturminis- seinen Rücktritt mit dem Umstand, sei- ter vorverurteilt sah, zurückgetreten. ne Arbeit sei erledigt. Der Sender sei Als dann im September 2018 auch informatisch, personell und finanziell der damalige 100,7-Direktor Jean-Paul jetzt so aufgestellt, dass er die Präsi- Hoffmann seinen Rücktritt erklärte, dentschaft anderen überlassen wolle, schien Loschetters Ruf als „Ausput- die über eine bessere Medienkom- zer“ besiegelt. Hoffmann war in Un- petenz verfügen. Als seine wichtigste gnade gefallen, weil er den Sender Aufgabe gab er die Ernennung des ak- unabhängiger machen wollte und tuellen Direktors an. Das freilich konnte konsequent den Ausbau der Nach- kaum Bestandteil seines ursprünglichen richtenredaktion betrieben hatte. In Auftrags sein, denn 2017 verfügte 100,7 seine Zeit fiel 2014 die Nominierung noch über einen Direktor, der keine Zei- von Jean-Claude Franck als Chefre- chen von Amtsmüdigkeit aufwies. dakteur. Pia Oppel wurde 2016 beige- Ob Loschetters Rückzug auf Anraten ordnete Chefredakteurin. von ganz oben kam? Der Premier will sich den Vorwurf der redaktionellen Einflussnahme wohl nicht länger an- Die politische Verant- hören müssen. Damit ist die Situation NEWS wortung von Blau-Rot- des Radios aber alles andere als geklärt, Verkaufsverbot für Zuchtpelz: Grün ist gefordert. denn die vom Audit monierte gesetzli- Goergen rückt der regierung auf den Pelz S. 3 che Basis bleibt die gleiche. Ein von wirtschaftsliberalen Mitglie- Derart aufgestellt begann der dern durchtränkter Verwaltungsrat wird REGARDS „Sozio“ erfolgreich, mehr investigati- sich mehrheitlich wohl auch weiter auf airbnb: laisser-faire p. 4 ven Journalismus zu betreiben, was die Seite des Direktors stellen. Der hat CoP-Jubiläum: erst Verpflichtung, nicht überall Anklang fand. Ein exter- mit der Abschaffung des „fräie Mikro“ nes Audit hatte 2018 ergeben, dass die sowie einer mit Delano koproduzierten dann Freiwilligkeit S. 6 Kontrolle des Medienministers über das wöchentlichen englischsprachigen Sen- dem Brexit trotzend: Radio – unter anderem durch die Ernen- dung bereits Eingriffe in das Programm români peste tot – rumänen überall S. 8 nung des Verwaltungsrats – eine Bedro- vorgenommen, die mit den eigentlichen hung für dessen Unabhängigkeit sei. Macher*innen des Radios nicht abge- der letzte linke kleingärtner, Teil 14: Anfang Oktober 2018, zwei Tage sprochen waren. tradition und Tränen S. 11 nach dem großen Fest zum 25. Jubilä- Jetzt ist die politische Verantwortung utopie: die Neuerfindung afrikas S. 12 um, verfassten Franck und Oppel eine der blau-rot-grünen Regierung gefordert, detaillierte Stellungnahme, in der sie den Medienpluralismus auf- statt abzu- Bolivien: „Wir brauchen eine die Unabhängigkeit des Senders in Ge- bauen. Bislang ist sie kaum Gefahr ge- Verhandlungslösung“ S. 14 fahr sahen. Gut ein Jahr später – inzwi- laufen, sich in Sachen öffentlich-rechtli- schen war, nach längerer Interimspha- ches Radio, wie schon im Dossier der Coverbild: woxx se, Marc Gerges als Direktor benannt Pressehilfe, mit Ruhm zu bekleckern. woxx | 22 11 2019 | Nr 1555 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS 2.0 N SOS Faim erklärt umstrittene Plakatkampagne te s elle p (is) – Muss eine Plakatkampagne selbsterklärend sein oder irritieren, Y um damit Neugier zu wecken? SOS Faim vertraute zuletzt auf die zwei- CC B CC te Strategie. Auf ihren Plakaten, die vor allem schwarze Frauen mit Kin- oto: f dern abbilden, prangt der Satz: „Qu’ils se débrouillent.“ Dazu das Logo der NGO, Details? Keins von beidem. Die letzten Tage meldeten viele In luxemburg darf bis auf weiteres Zuchtpelz verkauft werden. Menschen der Polizei die Plakate als rassistisch und xenophob oder erfragten Informationen, verrät die NGO in einem Erklärungsschrei- ben. Sie dankt ihnen dafür: Es zeige, dass in Luxemburg ein Bewusst- VerkaufsVerbot für ZuchtpelZ sein für rassistische und xenophobe Mitteilungen bestehe – und die Menschen sie nicht stillschweigend akzeptieren würden. Die NGO will mit der Kampagne das Narrativ von „Afrika braucht Europa“ kippen Goergen rückt und signalisieren, dass den afrikanischen Ländern deren Rechte und Autonomie zurückgegeben werden muss. Die gezeigten Personen sind Kund*innen des beninischen Geld- und Kreditinstituts RENACA und der Regierung auf wurden vor Ort in ihrer Landessprache über den Inhalt der Kampagne aufgeklärt. Die Fotos stammen von einem lokalen Fotografen, der inte- ressierte Kund*innen in ihrem Zuhause fotografierte. In einer zweiten den Pelz Phase will SOS Faim weitere Details zur Kampagne liefern. Isabel spigarelli Kinderrechte in Luxemburg: Viel Handlungsbedarf Die Piratepartei wollte das Verkaufs- der Jagd oder der Fleischproduktion (tj) - Am Mittwochabend stellte das „Ombudscomité fir d’Rechter verbot von Zuchtpelz in Luxemburg. stammen, blieb unerwähnt. vum Kand“ (ORK) seinen Bericht zur Kinderrechtslage vor. In einigen Die Majorität stimmte in der Die DP gab eine eigene Motion Bereichen freut sich das ORK über erfolgte Entwicklungen. So sei es themenbezogenen Aktualitätsstunde ab, die sich auf Europa bezieht. Sie begrüßenswert, dass Kinder in Fällen häuslicher Gewalt mittlerweile jedoch für die Motion der DP und reiche weiter als die der Piratepartei, offiziell als Opfer anerkannt würden. Auch die Tatsache, dass in- somit für europaweite Richtlinien so Gusty Graas. Die Regierungspartei zwischen ein praktischer Leitfaden für Suizidprävention bei jungen und ein Importverbot für Pelzware schlägt ein allgemeines Verbot von Menschen vorliegt, sieht das ORK positiv. In mehreren Bereichen sieht aus Drittländern. Marc Goergen Zuchtfarmen zur Pelzproduktion (Wol- es aber Handlungsbedarf. So müssten Prozeduren geschaffen werden, (Piratepartei) nennt das Vorhaben le, Leder, Federn, Pelz), Sensibilisie- damit Kinder sich auch bei einer anonymen Geburt späterhin über ihre sowohl unrealistisch als auch naiv. rungsarbeit zu den Lebensbedingun- Herkunft informieren könnten. Das ORK spricht sich entschieden gegen gen von Pelztieren, ein Importverbot Gewalt an Kindern aus. Egal ob diese in Form psychischen Drucks, „Mit dem nationalen Verkaufsver- für Zuchtpelz aus Drittländern sowie einer Backpfeife oder schlimmeren Formen erfolge: In jedem Falle han- bot von Zuchtpelz kann Luxemburg Warenetiketts, die über die Herkunft dele es sich um Gewalt, die unter keinen Umständen zu tolerieren sei. heute ein Zeichen für den Tierschutz und die Produktionsbedingungen der In puncto Menschenhandel fehle es an einer nationalen Strategie, um setzen“, sagte der Abgeordnete Marc Pelzware informieren, vor. Graas wies Opfer im Kindesalter besser identifizieren und ihnen helfen zu können. Goergen am Dienstag in der Chamber. gleichzeitig darauf hin, dass von Län- Eine Strategie fehle ebenfalls im Bereich der mentalen Gesundheit, um „Die Legalität des Verkaufs ist eine dern wie Frankreich, Finnland oder Kinder und Jugendliche besser unterstützen zu können. Dabei habe Lücke im aktuellen Tierschutzgesetz.“ Italien keine Unterstützung zu erwar- das ORK diese Forderung bereits vor zehn Jahren geäußert, so das Goergen hält es für paradox,