Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 9

D J Zwergseeschwalbe N F Jahresrhythmik Zwergseeschwalbe Jahres- Sternula albifrons O M rhythmiknicht anwesend Sternula albifrons anwesend S A Durchzugnicht anwesend 1 Unterart:Unterart: St. a.Sternula albifrons albifrons albifrons Durchzugsmax.anwesend A M BrutzeitDurchzug Durchzugsmax. J J Brutzeit

Brutstatus Brutvogel Aktueller Brutbestand 65 ‒ 111 Brutstatus Brutvogel (BP) Aktueller Brutbestand (201065 -–2015) 111 Auftreten regelmäßig (BP) (2010-2015) HäufigkeitAuftreten sehr seltenregelmäßig Verbreitung lokal VerbreitungsgradHäufigkeit 2,3 % (Kartsehrierung selten2005-2009,-2012) BestandstrendVerbreitung ohne Trendlokal VerbreitungstrendVerbreitungsgradabnehmend2,3 % (Kartierung 2005-2009,-2012) Bestandstrend ohne Trend GaststatusVerbreitungstrendDurchzüglerabnehmend Aktueller Rastbestand max. 670 (Ind.) (Tagesmaximum) Auftreten regelmäßig HäufigkeitGaststatus selten Durchzügler Aktueller Rastbestand max. 670 Verbreitung lokal (Ind.) (Tagesmaximum) Bestandstrend Daten nicht ausreichend VerbreitungstrendAuftreten Daten nichtregelmäßig ausreichend Häufigkeit selten Verbreitung lokal RingfundmitteilungBestandstrend der DatenBeringungszentrale nicht ausreichend Nr. 10/2015 Verbreitungstrend Daten nicht ausreichend

Ringfundmitteilung der Beringungszentrale Hiddensee Nr. 10/2015

Lebensraum Die Zwergseeschwalbe Sternula albifrons besie- reichen mit aktiver Küstendynamik (Strand- delt in Deutschland ungestörte, vegetations- wälle, Hakenbildungen, Anlandungsgebiete), freie oder vegetationsarme Sand- und Kies- die überwiegend innerhalb von NSG bzw. im flächen mit vorgelagerten Flachwasserzonen NLP VB liegen. Binnenländische Brutplätze entlang der Küsten der Nord- und Ostsee. Im bestanden noch bis in die erste Hälfte des Binnenland war sie einst ein Charaktervo- 20. Jh., sind heute aber erloschen. Auch ak- gel der Sand- und Kiesbänke der Mittelläufe tiv betriebene Spülfelder können geeignete größerer Flüsse. Diese Bruthabitate wurden Habitatbedingungen bieten. Sie beherbergten jedoch bereits im 19. Jh. im Zuge der Fluss- insbesondere in den 1970er bis 1990er Jahren kanalisation weitgehend zerstört, sodass die bedeutende Brutplätze (Müller 1970-1990). Art hier nur noch sporadisch (in jüngerer Zeit Wahrscheinlich aufgrund des hohen Prädato- allerdings wieder häufiger) als Brutvogel auf- rendruckes werden sie in jüngerer Zeit jedoch tritt (Kneis et al. 2008; Ryslavy und Mädlow nur noch selten besiedelt. 2008). In Polen bieten die unkanalisierten Neben den typischen Sand- und Kiesflächen Flussläufe der Weichsel und Oder sowie ihrer kann die Zwergseeschwalbe gelegentlich auch Nebenflüsse der Zwergseeschwalbe auch heu- andersartige Habitate besiedeln. So konnten te noch geeignete Lebensräume (Sikora et al. in den Jahren 1979 und 1980 an den Küsten 2007; Tomiałojć und Stawarczyk 2003). des Greifswalder Boddens bei Niederhof und In MV befinden sich die Brutplätze aktuell v. auf Rügen (Halbinsel Zudar, Üselitz) Bruten a. an den Außen- und Boddenküsten in Be- auf Äckern festgestellt werden, die mit Mais, 10 Zwergseeschwalbe

ma et al. 2011). In Polen brütet die Zwergseeschwalbe vor allem im Binnenland auf Kiesbänken unregulierter Flüsse, insbeson- dere im Mittellauf der Weichsel (Sikora et al. 2007; Tomiałojć und Stawarczyk 2003). Der Be- stand im Ostseeraum umfasst derzeit insgesamt ca. 2.120- 3.340 BP und verteilt sich wie folgt (Tab. 1). Im ostdeutschen Binnenland war die Zwergseeschwalbe lan- ge Zeit fast völlig verschwun- den und ist erst seit den 1990er Jahren wieder mit einiger Regel- Fütternde Zwergseeschwalben Sternula albifrons. Foto: J. Reich. mäßigkeit an der Elbe bzw. an elbnahen Baggerseen in Sach- Zuckerrüben oder Sommergerste bestellt wa- sen (Kneis et al. 2008) und Süd-Brandenburg ren (Holz und Herrmann 1982). Im Jahr 2006 (Ryslavy und Mädlow 2008; Ryslavy, pers. brüteten zwei Paare auf vegetationsfreien Mitt.) als Brutvogel anzutreffen. In Sachsen Schlickinseln im Polder Murchin (unteres brüteten in den Jahren 2006 und 2007 jeweils Peenetal; Sellin 2007), im Jahr 2013 gab es drei Paare. In Brandenburg ist die Zwergsee- dort eine weitere Brut (Herrmann und Wendt schwalbe seit 2006 ein alljährlicher Brutvo- 2014). Bei der Besiedlung derartiger „unge- gel; der Bestand erreichte 2012 mit 16 Paaren wöhnlicher“ Habitate spielt offensichtlich die ein Maximum. interspezifische Vergesellschaftung eine wich- In MV siedelte die Zwergseeschwalbe im 19. tige Rolle: Auf den von der Zwergseeschwalbe Jh. sowohl an der Küste als auch im Binnen- besiedelten Äckern gab es auch Brutvorkom- land. Holland (1860) fand sie bei seinen or- men von Sandregenpfeifer Charadrius hiaticu- nithologischen Reisen entlang der vorpom- la, Austernfischer Haematopus ostralegus und merschen Küste im Jahr 1859 als Brutvogel Kiebitz Vanellus vanellus (Holz und Herrmann im Greifswalder Bodden auf den Insel 1982). Im Polder Murchin waren die Zwerg- und sowie im Südteil Hiddensees und seeschwalben mit brütenden Lachmöwen auf der . Nach Zander (1851) brü- Larus ridibundus, Flussseeschwalben Sterna tete sie zahlreich zusammen mit Küstensee- hirundo, Kiebitzen, Rotschenkeln Tringa to- schwalben Sterna paradisaea auf der Insel Lan- tanus und Säbelschnäblern Recurvirostra avo- genwerder. Brutvorkommen im Binnenland setta vergesellschaftet (Herrmann und Wendt (Schweriner See, Goldberger See) lassen sich 2014; Sellin 2007). für das 19. Jh. durch Belege aus Sammlungen nachweisen (Kuhk 1939). Weiterhin gelang Verbreitung Clodius 1886 ein Brutnachweis auf einer Kies- Die Zwergseeschwalbe brütet in ganz Europa bank im Cambser See (Clodius 1904). Auch zerstreut insbesondere an den Küsten, teilwei- in der ersten Hälfte des 20. Jh. trat die Art se aber auch im Binnenland. Der europäische im Binnenland offensichtlich noch häufiger Bestand wird auf 36.000-53.000 BP geschätzt als Brutvogel auf, vor allem im Müritzgebiet. (BirdLife International 2015). Im Ostseeraum Nach Bartels (1950 unveröffentl., zit. in Dep- ist die Art in allen Anrainerstaaten als Brutvo- pe 1965) brütete sie regelmäßig am Schlamm- gel vertreten. Die Vorkommen konzentrieren see bei Boek, in der Kleinen Müritz und bei sich auf die Küsten der südlichen und zent- Müritzhof. Die Brutplätze am Schlammsee ralen Ostsee, der nördliche Teil (Bottnischer und in der Kleinen Müritz gingen durch einen Meerbusen) beherbergt nur kleine Brutbe- Kanalbau im Jahr 1932 verloren. Letztmalig stände (Tjernberg und Svensson 2007; Valka- fand Bartels brütende Zwergseeschwalben im Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 11

Tab. 1: Die aktuellen Brutbestände der Zwergseeschwalbe Sternula albifrons im Ostseeraum.

Land Anzahl (BP) Zeitraum Quelle Schweden 350-650 2008-2012 BirdLife International (2015) Finnland 69-72 2006-2012 BirdLife International (2015) Russland/St. Petersburg 200-300 2009 V. Fedorov, schriftl. Mitt. 2009 Estland 150-300 2008-2012 BirdLife International (2015) Lettland 80-150 2012 BirdLife International (2015) Litauen 200-300 2008-2012 BirdLife International (2015) Russland/Kaliningrad 60-130 2000-2009 V. Fedorov, schriftl. Mitt. 2009 Polen 800-1.000 2008-2012 BirdLife International (2015) Mecklenburg-Vorpommern 30-110 2000-2014 AG Küstenvogelschutz MV Schleswig-Holstein 100-150 2000-2009 H. Behmann, schriftl. Mitt. 2009 Dänemark (ohne Nordsee) 80-180 1998-2003 Grell et al. (2004) gesamt 2.120-3.340

Jahr 1945 bei Müritzhof. Im Juni 1983 gelang 1975 brütete wahrscheinlich ein Paar in den R. Krause und G. Heclau im selben Gebiet Haffwiesen bei Mönkebude (C. Scharnweber der einzige binnenländische Brutnachweis in in Müller 1979) und in den Jahren 2006 und MV in der zweiten Hälfte des 20. Jh. (Müller 2013 zwei bzw. ein Paar im Polder Murchin 1985). im Peenetalmoor (Herrmann und Wendt Gegenwärtig brütet die Zwergseeschwalbe in 2014; Sellin 2007). MV ausschließlich an der Küste (Abb. 1). Ver- Die einzigen stabilen, im 20. Jh. durchgehend breitungsschwerpunkte sind die westrügen- besiedelten Brutplätze in MV sind der Bessin/ schen Bodden mit dem Bessin als wichtigstem Hiddensee (NLP VB) und der Brutplatz des Landes sowie die Wismarbucht (NSG). Da die Zwergseeschwalbe jedoch sehr mit den Inseln Langenwerder (NSG) und Kie- flexibel auf geeignete Habitatangebote re- ler Ort sowie der Halbinsel Wustrow (NSG). agiert, gibt es eine Vielzahl weiterer Gebiete, Die Darß-Zingster Boddenkette (NLP VB) be- in denen sie zeitweilig als Brutvogel auftrat. herbergt einige ehemalige, vorübergehend Diese sporadisch besiedelten Gebiete waren besetzte Brutplätze (Schmidt-Bülten, Barther z. T. über längere Zeiträume besetzt und be- Oie, und Spülfeld Kinnbackenhagen). herbergten durchaus größere Brutbestände Regelmäßige aktuelle Brutnachweise gibt es (z. B. Insel (NSG): 1957-1971 durch- für die Windwattgebiete vor den Werderin- gehende Besiedlung mit bis zu 62 BP [1963], seln und dem (NLP VB). Im Greifswal- danach nur noch sporadisch; Heuwiese (NLP der Bodden war die Zwergseeschwalbe in der VB): Brutvogel 1954-1959 und 1970, max. 33 zweiten Hälfte des 20. Jh. bis 1998 ein regel- BP [1958]; Insel (NLP VB): BV 1962- mäßiger Brutvogel auf dem Vogelhaken Zu- 1972, max. 35 BP [1962]; Rustwerder/ dar (NSG), auf Spülfeldern (Drigge, Wampen, (NSG): durchgehende Besiedlung 1967-1982, Ladebow, Spandowerhagen, Peenemünde, max. 14 BP [1967], danach sporadische Bru- Groß Zicker) und auch auf Ackerflächen (Nie- ten; Vorwerker Wiesen/Poel: nahezu durch- derhof, Üselitz, Halbinsel Zudar). Im Bereich gehende Besiedlung 1967-1980 mit max. 6 des Peenestroms, Achterwassers und Oderhaff BP [1977], danach nur noch wenige einzelne tritt die Zwergseeschwalbe nur ausnahmswei- Bruten; Schmidt-Bülten (NLP VB): Besiedlung se als Brutvogel auf. Aus den Jahren 1989- 1977-1981, max. 10 BP [1979]; Vogelhaken 1993 gibt es Brutnachweise vom nördlichen Zudar (NSG): nahezu durchgehende Besied- Peenestrom (Großer Wotig (NSG), Spülfeld lung 1972-1993 mit max. 8 BP [1974]; Spül- Hollendorf; Müller 1991, 1992, 1995). Im Jahr feld Drigge: Besiedlung in den 1970er Jah- 12 Zwergseeschwalbe

Brutplätze der Zwergseeschwalbe 1950-2015 (! )" aktuelle, regelmäßig besetzte Brutplätze )" (! (! (! ´ (! (! (! ehemalige und sporadisch besetzte Brutplätze (! (! )" (! (! (! (! (!

(! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! (! )" (! (! (! (!)" (! (! (!(!(!(! (!(!

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0 5 10 20 30 40 50 Kilometers

Abb. 1: Brutplätze der Zwergseeschwalbe Sternula albifrons in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 1950 bis 2015. ren, Datenlage unvollständig, 16 BP im Jahr tigen Brutgebiete unterliegen einem Raubsäu- 1975; Streng und Spülfeld Wampen: nahezu germanagement, welches das Ziel verfolgt, durchgehende Besiedlung von 1974-1986, die Anwesenheit von Rotfuchs Vulpes vulpes, max. 20 BP [1979]; Spülfeld Spandowerhagen Waschbär Procyon lotor, Marderhund Nyctereu- 1976-1984 [nicht in allen Jahren], max. 8 BP tes procyonoides, Mink Mustela vison und auch [1976]; Insel Ruden (NSG): 5-10 BP in den Wildschwein Sus scrofa während der Brutzeit 1960er Jahren, unvollständige Daten; Brut- möglichst nicht zuzulassen (AG Küstenvogel- berichte AG Küstenvogelschutz MV; Müller schutz MV 2006). 1970-1990; H.W. Nehls schriftl. Mitt.). Von 2004 bis 2012 bestand ein Brutplatz auf der Brutbestand und Bestandsveränderungen Insel Kirr (NLP VB), der bis zu 35 BP (2006) Die Brutbestandsentwicklung der Zwergsee- beherbergte. schwalbe ist durch starke Schwankungen cha- Ab den 1990er Jahren ist ein Rückzug der rakterisiert. Zu Beginn des 20. Jh. brüteten al- Art auf nur noch wenige, regelmäßig besetz- lein auf dem Langenwerder mehr als 50 Paare te Brutplätze (Langenwerder und Kieler Ort, (Brenning 1964; Brenning und Nehls 2013; Bessin, Sandbänke vor dem Bock) zu beob- Schulz 1947). Für die Fährinsel sind im Jahr achten. Potenziell geeignete Bruthabitate 1912 27 BP überliefert, für die Werderinseln (Spülfelder, Sandbänke, Strandwälle u. a. m.) und den Bock 12-53 BP (Schulz 1947). Wei- sind an verschiedenen Stellen der Boddenküs- terhin sind aus der Zeit vor dem Ersten Welt- ten oder auch an der Außenküste (z. B. Darßer krieg Brutvorkommen auf dem Gänsewerder, Ort) nach wie vor vorhanden, werden jedoch dem Bessin und der Insel belegt (From- nur noch selten besiedelt. Die Ursache für holz 1913; Schulz 1947). In den 1920er Jahren diese Tendenz liegt wahrscheinlich im stark nahm die Zwergseeschwalbe offensichtlich gestiegenen Raubsäugerdruck. Die gegenwär- nicht nur auf dem Langenwerder ab, wo sie 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Wismarbucht 62 43 40 41 40 17 35 30 31 35 26 23 29 21 25 26 33 34 20 27 26 22 12 14 9 17 11 11 5 16 13 12 10 16 14 20 Darß-Zingster Bodden (einschl. Windwatt Bock) 3 6 10 1 12 7 3 1 2 4 2 2 6 22 41 32 33 Hiddensee / Westrügen 54 50 45 25 25 35 51 47 75 85 76 70 65 63 59 64 70 62 46 55 58 46 72 95 98 50 73 58 27 27 39 19 15 22 33 52 Greifswalder Bodden und Strelasund 1 9 24 17 18 23 30 24 13 19 3 7 3 4 0 1 1 1 1 1 1 1 1 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Peenestrom und Oderhaff 0 0 1 3 5 4 2 sonstige Gebiete 1 1 1 gesamt 117 102 110 83 86 81 126 102 131 146 109 100 98 88 86 96 107 103 69 83 89 69 84 109 108 70 84 71 32 43 52 37 47 81 79 105

Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 13

140

sonstige Gebiete 120

Peenestrom und Oderhaff 100

Greifswalder Bodden und 80 Strelasund Hiddensee / Westrügen 60 Brutpaare

40 Darß-Zingster Bodden (einschl. Windwatt Bock)

20 Wismarbucht

0

Jahr Abb. 2: Brutbestandsentwicklung der Zwergseeschwalbe Sternula albifrons in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 1973 bis 2015.

zeitweise ganz verschwand bzw. nur noch ge- der Zwergseeschwalbe bei der Brutplatzwahl. legentlich mit 1-2 BP brütete (Brenning 1964; Umsiedlungen über große Entfernungen, Kuhk 1939; Schulz 1947). Ende der 1930er Jah- selbst innerhalb einer Brutsaison, sind be- re war sie an unserer Küste ein seltener Brutvo- legt (Schmidt 1981a, b). Vorübergehende gel. Nach Schoennagel (1939) beherbergte zu Bestandsrückgänge in MV wie z. B. in den jener Zeit der Bessin/Hiddensee mit nur etwa Jahren 2001 bis 2005 dürften somit in erster zehn Paaren die größte Ansiedlung der Art auf Linie auf eine Verschlechterung der Qualität pommerschem Boden. Auf den anderen da- der hiesigen Brutplätze zurückzuführen sein, mals besetzten Brutplätzen (Gänsewerder und die zu Umsiedlungen der Vögel in andere südliche Gellenspitze, Bug, Heuwiese, Liebitz, Brutgebiete außerhalb des Landes führten. Dänholm) waren ebenfalls nur wenige Brut- Angesichts der hohen Flexibilität der Zwerg- paare anzutreffen (Schoennagel 1939; Schulz seeschwalbe bei der Brutplatzwahl und den 1947), sodass zu jener Zeit wahrscheinlich nachgewiesenen Zu- und Abwanderungen von einem Gesamtbestand von unter 50 BP über große Entfernungen (Abb. 5 und 6) ist auszugehen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg die Sicherung einer bestandserhaltenden nahm der Brutbestand wieder zu. Für das Jahr Reproduktionsrate in unseren Brutgebieten 1964 schätzte ihn Nehls (1967) auf etwa 145 nicht von vordergründiger Bedeutung für den BP. Diese Schätzung erscheint durchaus realis- Erhalt unserer Brutvorkommen. Entschei- tisch, wenn man bedenkt, dass in jenem Jahr dend ist vielmehr eine langfristig bestandser- in den betreuten Küstenvogelbrutgebieten 124 haltende Reproduktionsrate im Einzugsgebiet BP erfasst wurden, für den Bessin und weitere unserer Brutplätze insgesamt (v. a. südwestli- potenzielle Brutplätze jedoch keine Daten vor- cher Ostseeraum, in geringerem Maße auch lagen. Erst ab 1973 wurden die Brutbestände Nordsee und zentrale bzw. östliche Ostsee) so- des Bessins im Rahmen von populationsökolo- wie die Sicherung der Habitatqualität (sowohl gischen Untersuchungen der Vogelwarte Hid- bzgl. der Habitatstruktur als auch der Raub- densee umfassend dokumentiert. Ab jenem säugerprädation) in den Brutgebieten. Jahr ist eine annähernd vollständige Darstel- lung des Gesamtbestandes an unserer Küste Siedlungsdichte möglich (Abb. 2). Die Zwergseeschwalbe ist kein typischer Ko- Die in der Abb. 2 erkennbaren starken Be- loniebrüter. Geeignete Brutplätze werden zu- standsschwankungen sind kaum durch Ver- meist von einzelnen Paaren oder kleineren änderungen der Populationsgröße zu erklä- Gruppen besiedelt. Lediglich auf dem Bes- ren, sondern eher durch die hohe Flexibilität sin (NLP VB) und dem Langenwerder (NSG) 14 Zwergseeschwalbe sind regelmäßig größere Brutansiedlungen Lebenserwartung (Generationslänge acht Jah- anzutreffen. Die höchsten Siedlungsdichten re, BirdLife International 2004) dürfte der Er- wurden in den Jahren 1996 und 1997 auf halt der Population auch bei relativ niedrigen dem Bessin festgestellt (95 bzw. 98 BP). Die Reproduktionsraten gesichert sein. Bestandsmaxima auf dem Langenwerder be- trugen 61 BP im Jahr 1967 und 52 BP im Jahr Jahresrhythmus 1973 (Brutberichte AG Küstenvogelschutz Die Ankunft der Zwergseeschwalben an un- MV; Brenning und Nehls 2013). serer Küste erfolgt ab der zweiten Aprildeka- de. Beobachtungen vor dem 10. April stellen Fortpflanzung Ausnahmen dar: 25.03.2001 Poeldamm (D. Die Eiablage beginnt in der Regel in der zwei- Jäkel in Müller 2004); 04.04.1996 Westküste ten Maidekade, mitunter jedoch auch schon Darß (L. Storm in Müller 1999); 09.04.2010 früher (05.05.1968 auf dem Langenwerder als Pramort (L. Wolfram in Vökler 2013). Die frühestes Datum; Nehls in Nadler 1976). Die Brutplatzbesetzung erfolgt auf dem Langen- Mehrzahl der Zwergseeschwalben beginnt werder (NSG) überwiegend in der letzten Ap- in der letzten Maidekade mit der Eiablage. rildekade (Brenning und Nehls 2013). Stärke- Durch Nachgelege und verspätete Zuzügler re Zugbewegungen werden noch in der ersten können noch bis in die erste Julihälfte hinein Maidekade beobachtet (Nehls 1987). Größere neue Gelege begonnen werden (Nadler 1976). Ansammlungen treten während der Heim- Das Vollgelege besteht zumeist aus drei, mit- zugphase nicht auf. unter jedoch auch nur aus zwei Eiern. Die Brutzeit beginnt im Mai und kann sich Die Verlustraten von Gelegen und auch Jung- bis Ende Juli erstrecken. Die früheste Eiablage vögeln sind hoch. Zwergseeschwalben legen wurde auf dem Langenwerder am 05.05.1968 ihre Eier oftmals auf Sandbänken oder Sand- nachgewiesen; die Mehrzahl der Paare be- stränden nur wenig oberhalb der Mittelwas- ginnt die Eiablage aber erst nach dem 10. Mai serlinie ab, sodass diese bei höheren Was- (Brenning und Nehls 2013). serständen verloren gehen. Weiterhin ist die Der Wegzug findet von Anfang Juli bis Ende Prädation durch Raubsäuger, in geringerem September statt. Die Letztbeobachtungen da- Umfang auch durch Großmöwen, eine we- tieren in der Regel aus der ersten oder zweiten sentliche Verlustursache. Bei Verlust werden Oktoberdekade. Die spätesten Beobachtun- Nachgelege gezeitigt. Angesichts der hohen gen sind: 20.10.1982 Insel Kirr (H. Scheufler in Müller 1984); 23.10.2002 Vitte/Hiddensee (T. Tennhardt in Müller 2005). Eine Winterbe- obachtung an der Peene bei An- klam am 14.12.1974 (N. Warm- bier in Müller 1977) kann wohl kaum noch dem normalen Zug- geschehen zugeordnet werden. In der Wegzugphase werden ab Mitte Juli bis Anfang Septem- ber an der Küste nicht selten größere Rastansammlungen oder Durchzugsbewegungen beobachtet. Regelmäßige Be- obachtungen von mehr als 100 Ind. liegen insbesondere aus dem Bereich Peenemünder Ha- ken, Struck und Ruden (NSG) vor. Seit Mitte der 1990er Jah- Zwergseeschwalbe Sternula albifrons. Insel Langenwerder, 19.06.2013. re ist eine deutliche Zunahme Foto: A. Strache. der Zahl der Beobachtungen 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 max. Ansammlung 467 30 50 22 50 24 130 50 18 100 182 50 83 6 121 Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 15

700 1991). Weiterhin liegt aus den Karrendorfer 600 Wiesen bei Greifswald die Beobachtung einer 500 Ansammlung von mehr als 100 Ind. vor (135

400 Ind. am 28.07.2010, D. Sellin in Vökler 2013).

Anzahl 300 Im Binnenland ist die Zwergseeschwalbe le- 200 diglich an der Müritz ein regelmäßiger Durch- 100 zugsgast. Ab Anfang der 1980er Jahre gibt es 0 hier nahezu alljährlich Nachweise, die meis- ten vom Großen Schwerin (NSG). Außerhalb Jahr des Müritzgebietes ist die Art im Binnenland ein seltener Gast (z. B. Röggeliner See (NSG), Abb. 3: Jahresmaxima der Zwergseeschwalbe Sternu- la albifrons während des Wegzuges im Bereich Struck Hauff 1978; Galenbecker See (NSG), Stege- und Peenemünder Haken (NSG) im Zeitraum 1971 bis mann 1979; Krakower Obersee (NSG, Neu- 2014. Daten nach Sellin (persönl. Mitt.). bauer 2001; Gebiet des Altkreises Güstrow, Neubauer 2004; Kummerower See, C. Rohde großer Rastplatzansammlungen in diesem in Vökler 2013). In der Regel werden einzel- Gebiet festzustellen (Abb. 3). Offensicht- ne Tiere oder kleine Gruppen beobachtet, nur lich ist die Attraktivität der Sandbänke und vier Nachweise betreffen Ansammlungen von Flachwasserbereiche um den Struck und den mehr als zehn Tieren: 15 Ind. am 04.09.1983 Peenemünder Haken (NSG) als Rastplatz für und 12 Ind. am 08.09.1983 an der Müritz Seeschwalben (nicht nur für die Zwergseeschwalbe, sondern auch für Fluss- und Trauersee- schwalbe Chlidonias niger, D. Sellin, pers. Mitt.) in jünge- rer Zeit gestiegen. Neben dem Wegfall der Störungen durch den militärischen Flugbetrieb des Flugplatzes Peenemünde im Jahr 1990 ist vermutlich auch eine Verbesserung der Nah- rungssituation für diese Ent- wicklung verantwortlich. Auch die Sandbänke und Flach- wassergebiete um Hiddensee (Gellen-Bock-Region, Bessin, NLP VB) bieten günstige Vor- aussetzungen für Rastaufent- halte der Zwergseeschwalbe. Beobachtungen von mehr als 100 Ind. sind jedoch wesent- lich seltener als im vorgenann- ten Gebiet. Die Höchstzahlen sind: 180 Ind. am 28.07.1984 am Bock (D. Jäkel u. a. in Müller 1986); 170 Ind. am 17.07.1993 ebenda (R. Barth u. a. in Müller 1995); 168 Ind. am 25.07.1998 ebenda (T. Heinicke u. a. in Müller 2000); 150 Ind. am Abb. 4: Wiederfunde von in Mecklenburg-Vorpommern nestjung oder 03.08.1989 am Bessin (T. Hall- als Brutvogel beringten Zwergseeschwalben Sternula albifrons auf dem fahrt u. V. Günther in Müller Zugweg. 16 Zwergseeschwalbe

Ausgewählte Beringungsergebnisse Der digitale Datensatz der Be- ringungszentrale Hiddensee umfasst für den Zeitraum 1957 bis 2014 1.847 Beringungen von Zwergseeschwalben mit Ringen der Vogelwarte Hiddensee sowie Brutvögeln mit Ringen ande- rer Beringungszentralen, die in MV kontrolliert wurden. Dieser Datensatz ist allerdings unvoll- ständig, da insbesondere aus früheren Jahren nicht alle Berin- gungen digitalisiert vorliegen. Die umfassendsten Beringun- gen erfolgten im Rahmen von populationsökologischen Stu- dien auf dem Bessin in den Jahren 1973 bis 1989. In diese Beringungsaktivitäten wurden auch Brutplätze auf der Insel Rügen einbezogen (Spülfeld Abb. 5: Brutansiedlungen von nestjung beringten Zwergseeschwalben Ster- Drigge, Vogelhaken Zudar). Ei- nula albifrons. Dargestellt sind Brutansiedlungen von Vögeln, die in Meck- nen weiteren Schwerpunkt der lenburg-Vorpommern beringt und später innerhalb oder außerhalb von Beringungstätigkeit bildete der Mecklenburg-Vorpommern als Brutvögel kontrolliert wurden (ohne Brutorts- Langenwerder (NSG). Weiter- ansiedlungen), sowie von Vögeln, die außerhalb von Mecklenburg- Vorpom- hin wurden Zwergseeschwal- mern erbrütet wurden und sich später hier angesiedelt haben. ben auf dem Walfisch (NSG) und in den Jahren 1982 und zwischen Schloss Klink und dem FDGB-Heim 1983 auch auf dem Spülfeld Wampen bei Herbert Warnke (R. Beschow in Müller 1999); Greifswald beringt. 14 Ind. am 26.07.1980 am Großen Schwerin Die Zwergseeschwalbe zeigt eine hohe Fle- (NSG), W. Radunz in Müller 1982); 24 Ind. xibilität bei der Brutortswahl. An stabilen (18 ad. und 6 dj.) am 02.09.2010 bei Verchen/ Brutplätzen können Zwergseeschwalben Kummerower See (C. Rohde in Vökler 2013). zwar langjährig brutortstreu sein, Umsied- Die Binnenlandnachweise fallen überwie- lungen über große Entfernungen, mitunter gend in die Wegzugphase, Beobachtungen auch innerhalb einer Brutsaison, sind jedoch aus der Heimzug- oder Brutzeit (Mai/Juni) keineswegs außergewöhnlich. So wurde ein sind selten. Paar, welches im Juni 1977 am Lensterstrand Ringfunde von in MV beringten Vögeln zei- (Schleswig-Holstein) als Brutvögel beringt gen einen deutlich küstengebundenen Zug bzw. kontrolliert worden war, im Juli dessel- entlang der Nordsee- und Atlantikküste bis ben Jahres mit einem Gelege auf dem Bessin Portugal (Abb. 4). Nachweise aus Afrika, ins- (NLP VB) festgestellt (Schmidt 1981a). besondere aus dem Überwinterungsgebiet in Für die Brutgebiete in MV ist ein großräumi- den Feuchtgebieten der Sahelzone (Glutz von ger Austausch von Vögeln mit Brutplätzen im Blotzheim und Bauer 1982), fehlen jedoch Ostseeraum, im Kattegatt und in der Nordsee für die einheimischen Brutvögel. Allerdings belegt. Als nfl. in MV beringte Vögel wurden gibt es für Brutvögel von der Ostseeküste in späteren Jahren als Brutvögel an der polni- Schleswig-Holsteins Nachweise aus dem Win- schen Weichselmündung, auf den dänischen terquartier im Senegal und in Guinea-Bissau Inseln, an der schwedischen Westküste (nörd- (Bairlein et al. 2014). liches Kattegatt) sowie an der dänischen und Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 17 niedersächsischen Nordseeküste nachgewie- wechseln zwischen dem Bessin und der sen. Umgekehrt erfolgte auch eine Zuwan- Weichselmündung (Polen) die Umsiedlung derung von nfl. beringten Vögeln nach MV, von Vögeln von der Nordsee bzw. aus der Ri- deren Geburtsorte auf den dänischen Inseln, gaer Bucht (Lettland) zum Bessin (Abb. 6): an der schwedischen Küste des Öresunds, im Helgoland 80457840 Limfjord (Jütland, Dänemark) und an der Beringt: ad. als BV am 09.07.1976, Minsener Weichselmündung (Polen) lagen (Abb. 5). Be- Oldeoog, Niedersachsen, Dtschld., 53.46 N, merkenswert sind die Ansiedlungen von zwei 8.00 E; Vögeln von der niederländischen Nordsee- WF: kontrolliert als BV am 21.06.1987, Bessin/ küste bzw. aus dem polnischen Binnenland: Hiddensee, DDR, 54.35 N, 13.09 E, 343 km E. Arnhem B-118401 Latvia Riga F108575 Beringt: nfl. am 26.06.1979, Engelsmanplaat/ Beringt: ad. als BV am 16.06.1981, Lielupe, Friesland, Niederlande, 53.28 N, 6.03 E; Lettland, 57.00 N, 23.56 E; WF: kontrolliert als BV am 19.05.1982, Bes- WF: Kontrolliert als BV am 25.06.1982, Bes- sin/Hiddensee, DDR, 54.35 N, 13.09 E, 480 sin/Hiddensee, DDR, 54.35 N, 13.09 E, 725 km ENE. km WNW. Gdansk 80457840 Beringt: nfl. am 22.06.1982, Magnuzew/Wis- Zwergseeschwalben können ein hohes Alter la, Polen, 51.46 N, 21.24 E; erreichen. Die ältesten Hiddensee-Ringvögel WF: kontrolliert als BV am 12.07.1989, Bessin/ waren zum Zeitpunkt des Wiederfundes 19 Hiddensee, DDR, 54.35 N, 13.09 E, 622 km W. Jahre alt: Hiddensee S00738117 Auch Altvögel wechseln ihre Brutplätze mit- Beringt: nfl. am 19.06.1987, Bessin/Hidden- unter über große Entfernungen. Die weitesten see, DDR, 54.35 N, 13.09 E; nachgewiesenen Umsiedlungen von Altvö- WF: kontrolliert als BV am 14.06.2006, Lens- geln betreffen neben insgesamt fünf Brutorts- terstrand, Schleswig-Holstein, Dtschld., 54.10 N, 10.58 E.

Hiddensee 080671696 Beringt: nfl. am 01.06.1988, In- sel Langenwerder, DDR, 54.02 N, 11.30 E; WF: kontrolliert als BV am 10.06.2007, NSG Bottsand, Schleswig-Holstein, Dtschld., 54.25 N, 10.16 E.

Gefährdung – Management Offene Sand- und Kiesflächen, die als Bruthabitate für die Zwergseeschwalbe geeignet sind, entstehen an der Küste auf natürliche Weise vor al- lem durch küstendynamische Prozesse (Bildung von Haken, Sandbänken, Strandwällen). Das Zulassen einer natürlichen Küstendynamik ist somit eine entscheidende Voraussetzung für die Entstehung eines An- Abb. 6: Umsiedlungen von Zwergseeschwalben Sternula albifrons, die als gebotes natürlicher Brutplätze. Brutvögel beringt wurden. Künstliche Brutplätze (insbe- 18 Zwergseeschwalbe sondere Spülfelder) werden von der Zwerg- Brenning, U. (1964): Geschichte und Bedeu- seeschwalbe ebenfalls angenommen, sofern tung der Vogelschutzinsel Langenwer- die Oberfläche aus kiesig-sandigem Material der. Wiss. Zeitschr. Univ. Rostock, 13. Jg., besteht. Die Schutz- und Managementbemü- Math.-Naturwiss. Reihe, Heft 1: 225-256. hungen sollten sich jedoch auf die Sicherung Brenning, U., Nehls H.W. (2013): Vogelinsel der küstendynamischen Prozesse konzentrie- Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz. ren, die für die Entstehung von natürlichen Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Bruthabitaten erforderlich sind und nicht auf 47, Sonderheft 2: 1-296. die Schaffung oder Sicherung anthropogener Clodius, G. (1904): Ornithologischer Bericht Ersatzhabitate. über Mecklenburg für die Jahre 1900- Menschliche Störungen der Brutgebiete spie- 1903. Arch. Freunde Naturgesch. Meck- len heutzutage eine untergeordnete Rolle, da lenbg. 58: 43-63. sich alle aktuellen und auch die wichtigsten Deppe, H.J. (1965): Zwergseeschwalbe (Sterna potenziellen Brutplätze in Schutzgebieten be- albifrons) im Gebiet der Müritz. Ornithol. finden, die nicht allgemein zugänglich sind. Mitt. 17: 142. Die größte Gefährdung besteht gegenwärtig Dost, H. (1959): Die Vögel der Insel Rügen. A. durch die hohe Raubsäugerdichte, welche Ziemsen Verlag, Wittenberg. ohne entsprechende Gegenmaßnahmen ei- Fromholz, R.J. (1913): Tagebuchnotizen aus nen Bruterfolg kaum zulässt und oftmals dem Odermündungsgebiet. Ornithol. bereits eine Ansiedlung verhindert. Der Jahrb. 24, Heft 1-2: 27-45 u. 91-108. Ausschluss von Raubsäugern durch entspre- Glutz von Blotzheim, U. N., Bauer, K. M. chende jagdliche Maßnahmen aus den Brut- (1982): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. gebieten ist deshalb die wichtigste Schutz- Bd.8, Charadriiformes. Sternidae-Alcidae. maßnahme für die Zwergseeschwalbe. Wie Akadem. Verlagsgesellsch., Wiesbaden. die Erfahrungen der AG Küstenvogelschutz Grell, M.B., Heldbjerg, H., Rasmussen, B., MV (2006) zeigen, ist insbesondere auf den Stabell, M., Tofft, J., Vikstrøm, T. (2004): Inseln und Halbinseln ein erfolgreiches Raub- Truede og sjældne ynglefugle i Danmark säugermanagement möglich. 2003. DOFT 98: 45-100. Hauff, P. (1978): Das Vorkommen von Möwen Literatur und Seeschwalben im Kreis Gadebusch. AG Küstenvogelschutz MV (2006): Strategie Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.19: 13-17. eines Raubsäugermanagements in den Herrmann, C., Wendt, J. (2014): Jahresbericht Küstenvogelschutzgebieten von Meck- der AG Küstenvogelschutz Mecklenburg- lenburg-Vorpommern. Beschluss auf dem Vorpommern 2013. Seevögel 35, H. 3: AG-Treffen am 17.03.2006 in Stralsund; 8-15. unveröffentl. Dokument. Holland, T. (1860): Eine Excursion nach den Bairlein, F., Dierschke, J., Dierschke, V., Salew- Inseln des Neu-Vorpommerschen Ostsee- ski, V., Geiter, O., Hüppop, K., Köppen, strandes. J. Ornithol. 8: 303-308. U., Fiedler, W. (2014): Atlas des Vogelzugs. Holz, R., Herrmann, C. (1982): Ackerbruten Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel. der Zwergseeschwalbe, Sterna albifrons Pal- Aula-Verlag, Wiebelsheim. las, und die Beurteilung ihrer Habitatan- BirdLife International (2004): Birds in Europe. sprüche. Mitt. Zool. Mus. Berlin 58, Suppl. Population Estimates, Trends and Conser- Ann. Ornithol. 6: 77-85. vation Status. Cambridge, UK: BirdLife Kneis, P., Gärtner, T., Lux, H. (2008): Zwerg- Conservation Series 12: 147. seeschwalben (Sternula albifrons) wieder BirdLife International (2015): European Red an der oberen Mittelelbe. Acta ornithoecol. List of Birds. Luxembourg: Office for Of- 6: 115-119. ficial Publications of the European Com- Kuhk, R. (1939): Die Vögel Mecklenburgs. munities. http://www.birdlife.org/data- Verlag Opitz & Co., Güstrow. zone/info/euroredlist; Letzte Ansicht: Müller, S. (1970-1990): Bemerkenswerte 21.12.2015 avifaunistische Beobachtungen aus Meck- Beiträge zur Avifauna Mecklenburg-Vorpommerns – Heft 2 · 2015 19

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Christof Herrmann 20 Raubseeschwalbe

Zwergseeschwalben Sternula albifrons sind am Brutplatz sehr aggressiv gegenüber potenziellen Nesträubern, wie hier einer Sturmmöwe Larus canus auf der Insel Langenwerder. 18.06.2013. Foto: A. Strache.