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Säugetiere als Gelege- und Kükenprädatoren auf den SäugetiereOstfriesischen als Gelege- Inselnund Kükenprädatoren Norderney, auf den Ostfriesischen und Inseln Norderney, Borkum und Langeoog

Von Hartmut Andretzke, Manuela Voßkuhl, Annette Berndt, Jonas Bruzinski, Jonas Herrmann und GundolfVon HartmutReichert Andretzke, Manuela Voßkuhl, Annette Berndt, Jonas Bruzinski, Jonas Herrmann und Gundolf Reichert Aufgrund ihrer geographisch isolierten Lage weisen Inseln Charadrius alexandrinus, C. hiaticula mittlerweile die einzigen häufig eine sehr hohe Bedeutung für die Biodiversität auf und bzw. besonders bedeutende Brutgebiete dar (Krüger et. 2014). sindAufgrund durch eine hohe ihrer Zahl geographisch endemischer Pflanzen isolierten und Tierarten Lage weisen Inseln häufig eine sehr hohe Bedeutung für die charakterisiert. Aufgrund des relativ niedrigen oder fehlenden Die niedersächsischen Wattenmeerinseln sind aufgrund ihrer menschlichenBiodiversität Einflusses auf undund dem sind natürlicherweise durch eine Fehlen hohe naturräumlichenZahl endemischer Exposition Pflanzen von Natur aus und frei Tierarten von landle- charakterisiert. vonAufgrund Raubsäugern des gelten relativ Inseln niedrigen weltweit als oder bedeutende fehlenden benden menschlichen Säugetieren. Auf denEinflusses Inseln wurden und landlebendedem natürlicherweise Rückzugsräume für See- und Küstenvögel (Clout & Williams Säugetiere durch den Menschen eingeschleppt und wurden 2009,Fehlen Croxall vonet al. 2012,Raubsäugern Vitousek et al. 1995).gelten Entsprechend Inseln weltweit bisher auf als , bedeutende Norderney, Langeoog, Rückzugsräume und Minfür- See- und reagierenKüstenvögel insulare Lebensgemeinschaften (Clout & Williams auf 2009, ökologische Croxall sener et Oog al. als2012, Gelege- Vitousek oder Kükenprädatoren et al. 1995). mit teilweise Entsprechend Veränderungen besonders empfindlich. Von Menschen auf erheblichen Folgen für die lokalen Bestände küstentypischer Inselnreagieren eingeschleppte insulare Tierarten Lebensgemeinschaften gelten als eine der größten Brutvogelartenauf ökologisc nachgewiesenhe Veränderungen (Andretzke & Oltmanns besonders 2016, empfindlich. BedrohungenVon Menschen der weltweiten auf Biodiversität Inseln eingeschleppte (Chapin et al. 2000, TierartenGroßkopf 1968, gelten Heckroth als pers. eine Mitt., Kaltofender größten et al. 2016, Bedrohungen Leege der Vitousek et al. 1995) und als die Hauptgefährdungsursache der 1935, Temme 1995, Thyen et al. 1998). In den vergangenen Floraweltweiten und Fauna auf Biodiversität Inseln (Clout & Williams (Chapin 2009, et Whittaker al. 2000, 12 JahrenVitousek wurden et auf al. Veranlassung 1995) und und imals Auftrag die der Nati- & HauptgefährdungsursacheFernandez Palacios 2007). So sind invasive der Arten,Flora insbe und- Faunaonalparkverwaltungauf Inseln Niedersächsisches (Clout & Williams Wattenmeer 2009, sowie Whittaker & sondere carnivore Säugetiere, für das Aussterben einer Reihe des Nds. Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und vonFernandez Vogelarten (Courchamp Palacios et al.2007,). 2003) oder So für sind erhebliche invasive Naturschutz Arten, (NLWKN) insbesondere auf den Inseln carnivore Norderney, Borkum Säugetiere, und für das BestandsdezimierungenAussterben einer verantwortlich Reihe von (Gibbons Vogelarten et al. 2007, (Courchamp Langeoog im Rahmen et al. des2003) Bruterfolgsmonitorings oder für erhebliche der Nati- JacksonBestandsdezimierungen & Green 2000, Nordström & Korpimäki verantwort 2004, Schäfferlich (Gibbons onalparkverwaltung et al. 2007, sowie Jacksonim Rahmen des& GreenLIFE+ Natur 2000, Pro- Nordström & 2009). jektes „Grünlandextensivierung und Wiedervernässung für Korpimäki 2004, Schäffer 2009). Wachtelkönig und Uferschnepfe in Niedersachsen“ (LIFE 10/ Die Ostfriesischen Inseln bilden - mit über 8.000 Tier- und etwa NAT/DE/011, koordiniert durch den NLWKN) umfangreiche 1.000 Pflanzenarten - hotspots der Biodiversität (Niedringhaus Untersuchungen zum Schlupf- und Bruterfolg von bodenbrü- et Dieal. 2008). Ostfriesischen In Bezug auf koloniebrütende Inseln bilden See- und - Küstenvomit über- tenden8.000 Vogelarten Tier- und durchgeführt. etwa 1.000 Hierbei Pflanzenarten konnte eine Reihe - hotspots der gelartenBiodiversität wie z.B. Löffler (Niedringhaus Platalea leucorodia, Möwenet al. Larus2008). spec. ,In vonBezug Säugetierarten auf kolonie als Gelege-,brütende aber auch See Kükenprädatoren- und Küstenvogelarten wie Seeschwalben Sterna spec. beherbergen sie den gesamten identifiziert werden. Die vorliegende Arbeit gibt einen Über- bzw.z.B. wesentlichen Löffler Platalea Teil der niedersächsischen leucorodia, LandesbrutMöwen -Larusblick, specwelche., Säugetierarten Seeschwalben als Gelege- Sterna und Kükenpräda spec. beherbergen- sie den bestände.gesamten Daneben bzw. stellen wesentlichen die Inseln für seltene Teil bzw. der stark niedersächsischen toren auftraten und wieLandesbrutbestände. groß der Einfluss auf die Bestände Daneben stellen die gefährdete bedrohte Arten wie See- und Sandregenpfeifer der betroffenen Vogelarten sein kann. Inseln für seltene bzw. stark gefährdete bedrohte Arten wie See- und Sandregenpfeifer Charadrius Tab. 1: Datengrundlage alexandrinus, C. hiaticula mittlerweile die einzigen bzw. besonders bedeutende Brutgebiete dar Norderney 2006-2017 Jährliche Untersuchung des Schlupf- und Bruterfolgs von Säbelschnäbler, Aus- (Krüger et. 2014). ternfischer und Kiebitz auf dem Ostheller, um Ost sowie in den Meiereiweiden im Auftrag der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer 2010-2012 TMAP - Monitoring – Schlupf- und Bruterfolg von Austernfischer im Grohdepol- Die niedersächsischen Wattenmeerinselndervorland im Auftrag sind der Nationalparkverwaltungaufgrund ihrer naturräumlichen Exposition von Natur aus frei von landlebenden2008, 2012-2016 Säugetieren.Ermittlung der Brutbestände Auf den sowieInseln Untersuchung wurden deslandlebende Schlupf- und Bruterfol Säugetiere- durch den Menschen eingeschleppt undges wurden von Austernfischer, bisher Kiebitz,auf Juist, Uferschnepfe Norderney, und Rotschenkel Langeoog, im Rahmen Wangerooge von und Eingriffsverfahren zur Offshore-Kabelquerungen im Grohdepolder (Auftragge- als Gelege- oderber Tennet) Kükenprädatoren mit teilweise erheblichen Folgen für die lokalen Bestände küstentypischer2010, 2012, 2017 BrutvogelartenBrutbestandserfassung nachgewiesen und Ermittlung des (Andretzke Schlupf- und Bruterfolges & Oltmanns u. a. von 2016, Großkopf 1968, Heckroth pers. Mitt., KaltofenAusternfischer, et Säbelschnäbler,al. 2016, Leege Kiebitz 1935,und Rotschenkel Temme auf 1995,dem Ostheller Thyen als et al. 1998). In den Erfolgskontrolle von Kompensationsmaßnahmen zur Renaturierung von Salz- vergangenen 12 Jahren wurdenwiesen auf im Rahmen Veranlassung der Netzanbindung und imdes Offshore-WindparksAuftrag der Nationalparkverwaltung Alpha Ventus BorkumNiedersächsisches und 2012-2017 WattenmeerJährliche sowie Ermittlung des desNds. Schlupf- Landesbetriebs und Bruterfolgs von für Uferschnepfen Wasserwirtschaft, im Küsten- und Langeoog Rahmen des LIFE+ Natur Projektes “Grünlandextensivierung und Wiedervernäs- Naturschutz (NLWKN) auf densung Inseln für Wachtelkönig Norderney, und Uferschnepfe Borkum in undNiedersachsen” Langeoog in eingedeichten im Rahmen des Bruterfolgsmonitorings der NationalparkverwaltungGrünlandflächen (128 bzw. 58 ha) sowie im Rahmen des LIFE+ Natur Projektes "Grünlandextensivierung und Wiedervernässung für Wachtelkönig und Uferschnepfe in DerNiedersachsen" Mellumrat e.V. - Natur- und(LIFE Umweltschutz 10/NAT/DE/011, - Band 16, Heft 2 -koordiniert 2017 durch den NLWKN) umfangreiche 59 Untersuchungen zum Schlupf- und Bruterfolg von bodenbrütenden Vogelarten durchgeführt. Hierbei konnte eine Reihe von Säugetierarten als Gelege-, aber auch Kükenprädatoren identifiziert werden. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick, welche Säugetierarten als Gelege- und Kükenprädatoren auftraten und wie groß der Einfluss auf die Bestände der betroffenen Vogelarten sein kann.

1 Material und Methoden ieren die Beeinträchtigungen der Brutvogelbestände zwi- Die Datengrundlage unterscheidet sich in den drei Unter- schen den Inseln stark. Außerdem konnte dokumentiert wer- suchungsgebieten Norderney, Borkum und Langeoog hin- den, dass säugetierbedingte Gelege- und Kükenverluste auch sichtlich der Bearbeitungsdauer, des Flächen- und Stichpro- innerhalb der Projektgebiete räumlich in ihrer Intensität stark benumfangs sowie des Spektrums der untersuchten Arten. schwanken können oder sich Prädationen auf einen Teilbe- Norderney wurde am intensivsten sowie über den längsten reich oder Lebensraum der betreffenden Insel beschränken, so Zeitraum untersucht. Hier liegen umfangreiche Daten des dass in anderen Teilen derselben Insel ein hoher Schlupf- und Bruterfolgsmonitorings der Nationalparkverwaltung aus den Bruterfolg zu verzeichnen ist. Das zeitliche sowie räumliche Jahren 2006-2017 vor (Tab. 1). Zusätzlich kann auf Monitoring- Auftreten der Prädatorenarten und die Auswirkungen auf die daten, die im Rahmen des trilateralen Bruterfolgsmonitorings Brutbestände werden nachfolgend für die drei untersuchten durch die Nationalparkverwaltung erhoben wurden (TMAP, Ostfriesischen Inseln beschrieben. Übersicht in Thorup & Koffijberg 2016) sowie aus Bewertungen von Eingriffen einschließlich der Erfolgskontrolle von Kom- Igel pensationsmaßnahmen zurückgegriffen werden. Die Unter- Die Art wurde auf allen drei Inseln als Gelegeprädator nach- suchungen auf Norderney beziehen sich auf den Schlupf- gewiesen (Abb. 1). Auf Norderney wurden Gelegeverluste und Bruterfolg von Säbelschnäblern Recurvirostra avosetta, durch Igel an Nestern von Säbelschnäblern, Austernfischern, Austernfischern Haematopus ostralegus, Kiebitzen Vanellus Kiebitzen, Uferschnepfen sowie Sturmmöwen Larus canus vanellus und Uferschnepfen Limosa limosa in Salzwiesen, im belegt. Dabei waren massive Verluste bei den Koloniebrü- Grünland und in Dünenarealen. Die Flächengröße der Unter- tern zu verzeichnen. So gingen in einzelnen Säbelschnäbler- suchungsareale variierte von Jahr zu Jahr zwischen 150 und und Sturmmöwenkolonien bis zu 60 bzw. 90 % aller Gelege 300 ha. Für die Aussagen zu den Inseln Borkum und Langeoog durch Igel verloren. Allerdings sind auch die nicht in Kolonien kann auf Datensätze zum Schlupf- und Bruterfolg der Ufer- brütenden Arten lokal begrenzt betroffen. Im Grünland des schnepfe aus den vergangenen sechs Jahren (2012-2017) Grohdepolders war im Jahr 2008 ein sehr geringer Schlupfer- zurückgegriffen werden. Die genannten Studien erfolgten folg (14, 25 bzw. 33 %) bei Austernfischer, Kiebitz und Ufer- ausschließlich in Grünlandgebieten mit einer Größe von ca. schnepfe zu verzeichnen. Die Gelegeverluste sowie -aufga- 130 ha auf Borkum und ca. 60 ha auf Langeoog. ben gingen z.T. auf Frettchen, aber auch auf Igel zurück. Die Beeinträchtigungen bodenbrütender Vogelarten durch Igel Der Schlupferfolg wurde in Anlehnung an Exo et al. (1996) bzw. werden aber nicht nur durch Gelegeprädationen verursacht. Koffijberg et al. (2011) ermittelt. Die Untersuchung der Gele- Es kommt auch vor, dass Igel Altvögel von höhlenbrütenden geverlustursachen erfolgte unter Einsatz von Thermologgern Arten erbeuten. So liegt ein Nachweis einer durch Igel prä- (alle Nester), Nestkameras (ausgesuchte Nester) sowie zusätz- dierten Hohltaube Columba oenas auf Norderney vor. Die Art lich nach der Methode von Bellebaum & Boschert (2003). Auf brütet auf den Ostfriesischen Inseln in Bauen von Kaninchen Norderney liegen Ergebnisse von 1.278 untersuchten Nestern Oryctolagus cuniculus. Für eine brütende Hohltaube ist es (Austernfischer, Säbelschnäbler, Kiebitz, Uferschnepfe) und nicht möglich aus einem einröhrigen Kaninchenbau zu flie- auf Borkum und Langeoog insgesamt von 167 Uferschnep- hen, wenn ein Igel in diesen eindringt, da das Säugetier die fengelegen vor. Überdies wurden Zufallsbeobachtungen zu Röhre weitgehend ausfüllt. Nur unter diesen Umständen ist Prädationsereignissen an Gelegen von weiteren Arten (u.a. es für Igel möglich, Vögel zu fangen. Möglicherweise betrifft Kornweihe) mit in die Auswertung einbezogen. das auch andere in Kaninchenbauen brütende Arten (z. B. Steinschmätzer Oenanthe oenanthe). Die Methodik zur Erfassung des Bruterfolgs orientierte sich an Schoppenhorst (1996), NLWKN (2011) und Koffijberg et al. (2011), wobei die Zahl der Reviere sowie der kükenführenden Familien ermittelt wird. Die Ursachen der Kükenmortalität wur- den nicht gezielt untersucht. Diesbezüglich wurden lediglich Zufallsbeobachtungen von Kükenprädationen ausgewertet bzw. die Auswirkung der vorkommenden Säugetierarten auf die Kükenmortalität abgeschätzt.

Ergebnisse Auf den drei bearbeiteten Ostfriesischen Inseln wurden fünf Säugetierarten – Igel Erinaceus europaeus, Rotfuchs Vulpes vulpes, verwilderte Hauskatze Felis silvestris catus, verwildertes Frettchen Mustella putorius furo und Wanderratte Rattus nor- Abb. 1: Igel am Neststandort einer Uferschnepfe (Pfeil), Borkum, ein vegicus als Gelege- und teilweise als Kükenprädatoren iden- benachbarter Kiebitz alarmiert, 19.05.2013, 23:55 Uhr tifiziert. Abhängig von der räumlichen Exposition der Inseln, von der Verbreitung bzw. dem Vorkommen und der Abundanz Auch in den anderen beiden Projektgebieten wurden massive der festgestellten Prädatorenarten, den interspezifischen Rela- Beeinträchtigungen bodenbrütender Vogelarten nachgewie- tionen und Konkurrenzsituationen sowie von der allgemeinen sen. Auf Borkum gingen bis zu einem Drittel der untersuchten Nahrungsverfügbarkeit haben die nachgewiesenen Arten Uferschnepfengelege durch Igel verloren. Auf Langeoog stellt eine unterschiedliche Relevanz hinsichtlich der Auswirkungen sich die Situation anders dar. Obwohl Igel in den Untersu- auf den Bruterfolg bodenbrütender Vogelarten. Insofern vari- chungsflächen mittels Nestkameras nachgewiesen wurden,

60 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschutz - Band 16, Heft 2 - 2017 waren bis 2016 keine Gelegeprädationen durch diese Säuge- tierart nachzuweisen. Erst im Jahr 2017 kam es zu Verlusten in einem der untersuchten Teilgebiete (im Bereich „Schlopp“). Dort waren schon zu Beginn der Legephase Gelegeverluste zu verzeichnen, die so massiv waren, dass sie zu einer kom- pletten Aufgabe der Bruten und einer Abwanderung aus dem Brutgebiet führten. Offensichtlich waren auch Säbelschnäbler, Kiebitz und Rotschenkel Tringa totanus betroffen. Die Brut- paare dieser Arten räumten ebenfalls das betreffende Areal. Zumindest ein Teil der Gelegeverluste ging nachweislich auf Igel zurück. Unter Umständen waren auch Katzen für die starken Beeinträchtigungen des Bestandes verantwortlich, da die Art sehr häufig in dem betreffenden Teilbereich der Inseln nachgewiesen wurde.

Auf Norderney sowie auf Borkum wurden durch die National- parkverwaltung bzw. im Rahmen des LIFE- Projekts umfang- Abb. 2: Fuchs kurz vor der Prädation eines Austernfischergeleges im reiche Maßnahmen zur Igelbestandsregulierung durchge- Südstrandpolder, Norderney, 6.6.2010 führt (z. B. BIOS 2014b). Dabei werden Igel lebend gefangen bzw. gesammelt und in geeigneten Lebensräumen auf dem von 125 Austernfischerpaaren in einer Probefläche auf dem Festland ausgesetzt. In den Teilbereichen, in denen Maßnah- Ostheller wurden flügge. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der men umgesetzt wurden, konnten seit 2014 Gelegeverluste Verluste ist vermutlich auf Prädation durch einen oder meh- durch Igel nicht mehr nachgewiesen werden. rere Füchse zurückzuführen. Außerdem konnte belegt wer- den, dass Füchse Altvögel, Gelege oder Küken von Grau- und Fuchs Brandgans Anser anser, Tadorna tadorna, Eiderente Somateria Gelege- oder Kükenprädationen durch den Fuchs traten nur mollissima, Stockente Anas platyrhynchos, Kornweihe Circus auf Norderney auf. Im Gegensatz zu Borkum und Langeoog cyaneus, Heringsmöwe Larus fuscus und Hohltaube Columba ist Norderney über das am höchsten gelegene Watt (Wat- oenas erbeuteten. tenhoch) leicht für größere Säugetiere erreichbar, so dass sporadisch einzelne Füchse von der durch diese Art dicht Freigänger-Hauskatze bzw. verwilderte Hauskatze besiedelten Festlandsküste einwandern. Im Frühjahr 2010 Die Beeinträchtigung von Beständen bzw. Populationen besetzte eine Fuchsfähe im Südstrandpolder ein Revier (Abb. bodenbrütender Vogelarten auf Inseln durch Hauskatzen 2). Dieses Tier scheint ein sehr kleines Streifgebiet in Anspruch (Freigänger) als auch verwilderte Hauskatzen wurde mehr- genommen zu haben, da sich Gelegeverluste im genannten fach belegt (Bonnaud et al. 2010, Courchamp et al. 2003, Jahr ausschließlich auf Brutvorkommen des Austernfischers Nogales et al. 2013). In den Untersuchungsgebieten ist der im Südstrandpolder beschränkten. Die Prädationsrate war Einfluss der Katzenpopulationen auf die Brutvogelbestände so hoch, dass lediglich eins der untersuchten Gelege zum und den Reproduktionserfolg unterschiedlich stark. Auf Bor- Schlupf gekommen ist. Dieses befand sich in einer Umzäu- kum konnte durch das Monitoring des Bruterfolges der Ufer- nung, die für den Fuchs offensichtlich nicht zu überwinden schnepfe (Oberdiek 2012; BIOS 2013, 2014a, 2015a, 2016) ein war (Abb. 3). Es ist allerdings davon auszugehen, dass auch negativer Einfluss durch Katzen nicht nachgewiesen werden. die Bestände anderer Arten durch diesen Fuchs beeinträch- Auch auf Norderney konnte weder Prädationen von Gelegen tigt wurden. Das Tier wurde im Rahmen des Jagdschutzes noch von Küken dokumentiert werden. Hingegen haben im Winterhalbjahr 2010/2011 geschossen. Im Frühjahr 2017 Katzen auf Langeoog nachweislich Uferschnepfengelege kam es wieder zu massiven Kükenverlusten von Austernfi- prädiert (Abb. 4) und/oder durch ihre Anwesenheit Nestauf- schern und Säbelschnäblern auf Norderney. Kein Küken von gaben verursacht (BIOS 2014a, 2015a). In den Jahren 2014 34 Säbelschnäblerpaaren und weniger als 5 % der Küken und 2017 war der Einfluss durch die Anwesenheit von Katzen so massiv, dass ein Teil der Brutareale geräumt wurde. Insgesamt gingen 60 bzw. 100 % der Gelege in den betreffenden Teilräumen verloren, so dass der Bruter- folg nur ein sehr niedriges Niveau erreichte. Auffällig ist, dass auf Langeoog in allen Untersuchungsjah- ren der Bruterfolg der Ufer- schnepfe wesentlich nied- riger lag als auf Borkum Abb. 3 Nest eines Austernfischers innerhalb der Umzäunung der ehemaligen Armaturengruppe im Südstrand- oder Norderney. Vermutlich polder – Schlupferfolg wurde auf Langeoog zusätz-

Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschutz - Band 16, Heft 2 - 2017 61 lich zu Gelegeverlusten auch ein Teil der geschlüpften Küken land) allerdings wesentlich niedriger liegt (BIOS 2014b). von Katzen prädiert, was zu geringen Reproduktionsraten Auf Langeoog scheinen Katzen in allen Inselteilen in führte (BIOS 2016). Diese Vermutung wird durch Beobach- relativ hoher Dichte vorzukommen. tungen von im Grünland und in Salzwiesen Vogelküken • Auf Borkum und Norderney ernähren sich Katzen mög- jagender Katzen gestützt (Weinbecker pers. Mitt.). Für den licherweise vornehmlich von Kaninchen. Diese Beuteart unterschiedlichen Prädationsdruck durch Katzen in den kommt auf Langeoog nicht vor. Das Ausmaß der durch drei Projektgebieten könnten folgende Erklärungsmuster Katzen verursachten Gelege- und Kükenverluste bei dienen: bodenbrütenden Vogelarten kann stark vom vorhan- • Die untersuchten Brutgebiete der Uferschnepfen liegen denen Nahrungsspektrum abhängig sein. Nach Oppel auf Langeoog in geringer Entfernung zu Dünenlebens- et al. (2014) kann in den Insel-Lebensräumen, in denen räumen sowie zu menschlichen Siedlungen und weisen Kaninchen vorkommen, die Prädationsrate an Vögeln eine geringe räumliche Ausdehnung (teilweise <20 ha). durch Katzen geringer sein als in Gebieten, in denen die auf. Dadurch sind die Brutgebiete bzw. die Brutvorkom- Beutetierart nicht vorkommt. Für Katzen besteht dort men leichter von Freigängerkatzen oder von verwil- keine Notwendigkeit, Gelege- und Küken zu prädieren, derten Hauskatzen erreichbar. Hingegen befinden sich weil das übrige Nahrungsangebot hoch ist. die Brutgebiete der Uferschnepfe auf Norderney und Borkum in größerer Entfernung zu menschlichen Sied- Frettchen Innerhalb des Untersuchungszeitraumes wurden Frettchen- vorkommen nur auf Norderney (Abb. 5) bekannt. Von diesem Bestand gingen in den Jahren 2007 und 2008 starke Beein- trächtigungen bodenbrütender Vogelarten aus. Gelegeprä- dationen traten lokal in mehreren Teilgebieten der Insel auf. So wurden bei Säbelschnäbler-Kolonien in den Salzwiesen des Osthellers Verluste durch Prädation bzw. Nestaufgaben durch die Anwesenheit von Frettchen nachgewiesen, die bis zu 90 % aller Gelege betrafen. Im Grünland des Grohde- polders lagen der Schlupferfolg bei Austernfischer, Kiebitz und Uferschnepfe ausgesprochen niedrig (14, 25 bzw. 33 %). Die dort festgestellten Gelegeverluste gingen vermutlich Abb. 4: Nach mehreren Minuten am Nest einer Uferschnepfe, Katze im Wesentlichen auf Frettchen und Igel zurück. Auch in entnimmt Ei (siehe Pfeil), Langeoog, 6.5.2014 02:57 Uhr den Dünengebieten konnten Prädationen an Gelegen von Brandgans, Austernfischer, Hohltaube und Dohle Corvus lungen und haben eine größere Flächenausdehnung monedula durch Frettchen nachgewiesen werden. Ab dem (150 bzw. 260 ha), was zu geringeren Randeffekten und Winterhalbjahr 2008/2009 wurden im Auftrag der National- folglich geringeren Flächenaktivitäten der Katzen führen parkverwaltung Maßnahmen zur Bestandsreduzierung des könnte Frettchens umgesetzt. Nach zweijähriger Laufzeit war der • Die Katzendichte ist auf Norderney wesentlich niedriger Frettchenbestand weitgehend entfernt, so dass in den fol- als auf den anderen beiden Inseln. Außerhalb mensch- genden Jahren keine negativen Beeinträchtigungen durch licher Siedlungen leben auf Norderney nur einzelne diese Säugetierart mehr auftraten. verwilderte Katzen, während die Art auf Borkum und Langeoog weiter verbreitet und häufig ist. Auf Borkum Wanderratte wurde in einigen Dünengebieten eine hohe Dichte fest- Auf allen drei untersuchten Inseln bestehen Vorkommen gestellt, während diese im Grünland (Tüskendör und Ost- der Wanderratte. Auf Borkum sowie auf Norderney ist die Art zwar nicht häufig, kommt jedoch in allen Teilbereichen außerhalb menschlicher Siedlungen in lückiger Verbreitung vor (BIOS 2015b). Auf Langeoog ist die Bestandssituation vermutlich ähnlich. Trotz der beschriebenen Präsenz konnte die Art lediglich auf Borkum in einem von sechs Untersu- chungsjahren als Gelege- und Kükenprädator nachgewiesen werden (BIOS 2015a). Im Jahr 2015 wurden dort in einem kleinen Teilareal der Tüskendörweiden drei Gelege (Abb. 6 - Abb. 10) sowie vermutlich die gerade geschlüpften Küken eines weiteren Geleges von Wanderratten prädiert (Abb. 11 - Abb. 15).

Prädationen von Gelegen bodenbrütender Vogelarten durch Wanderratten sind ein weltweit beschriebenes Pro- blem (Atkinson 1978, Latorre 2013, Thibault 1995). Auf den Abb. 5: Frettchenspuren in unmittelbarer Nähe zu prädierten Säbel- Ostfriesischen Inseln scheint der Einfluss allerdings aktuell schnäblergelegen auf Norderney (6.5.2008, Taschenmesser als Grö- ausgesprochen gering zu sein. Die Aufnahmen sind der erste ßenvergleich) bekannte sichere Beleg für Gelegeprädationen durch Wan-

62 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschutz - Band 16, Heft 2 - 2017 Abb. 6: Wanderratte (orange) erscheint in Nestnähe, brütende Ufer- Abb. 7: Gestörter Altvogel fliegt auf und Wanderratte befindet sich direkt schnepfe (grün) im Vordergrund am Neststandort

Abb. 8: Uferschnepfe setzt die Bebrütung ca. 10 min. später fort Abb. 9: Altvogel verlässt erneut das Nest, Wanderratte sitzt nun direkt im Nest

Abb. 10: ca. 3 Stunden später kehrt der Altvogel zurück, setzt die Bebrü- Abb. 11: Hudernde Uferschnepfe in unmittelbarer Nestnähe (Neststand- tung jedoch nicht mehr fort ort grün markiert), Borkum, 21.05.2015

Abb. 12 Gestört durch die Wanderratte (orange) lässt der Altvogel die 2 Abb. 13: Wanderratte sitzt direkt im Nest, in dem sich noch Eier befinden Küken (grün) ungeschützt zurück

Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschutz - Band 16, Heft 2 - 2017 63 Abb. 14: Die Altvögel kehren mit ihren Küken zum Nest zurück Abb. 15: Erneute Rückkehr der Ratte, nachdem die Ratte den Gelege- standort das zweite Mal verlassen hatte, wurden nachfolgend zwar mehrfach noch die Altvögel, aber keine Küken mehr fotografiert derratten auf den Ostfriesischen Inseln. Bislang wurde das Das Vorkommen von Säugetieren, die Gelege und Küken von Phänomen nur auf Minsener Oog sicher nachgewiesen. Dort bodenbrütenden Vogelarten prädieren, widerspricht den wurden in den späten 1990er Jahren von Säugetieren gefres- im „Gesetz über den Nationalpark Niedersächsisches Wat- sene Eier bodenbrütender Vogelarten gefunden. Da zu die- tenmeer“ (NWattNPG) genannten Zielen für den „National- ser Zeit auf Minsener Oog nur eine einzige Säugetierart, die park Niedersächsisches Wattenmeer“ und des Europäischen Wanderratte, vorkam, konnten die Gelegeprädationen die- Vogelschutzgebietes „Niedersächsisches Wattenmeer und ser Art zugeordnet werden (D. Frank pers. Mitt.). Außerdem angrenzendes Küstenmeer“. Als allgemeines Erhaltungsziel erwähnt Großkopf (1968) den negativen Einfluss von Wan- für die wertbestimmenden Arten werden darin u. a. „lang- derratten auf Seeschwalbenkolonien in den Salzwiesen der fristig lebensfähige, im Rahmen der natürlichen Schwan- Insel Wangerooge. Aus der Beschreibung geht hervor, dass kungen stabile Populationen“ formuliert. Weiterhin werden Ratten wahrscheinlich Eier, Küken sowie Altvögel prädierten. die Erhaltungsziele mit dem Zusatz „Störungsarme Brut- und Auch Temme (1995) und Thyen et al. (1998) vermuten, dass Rastplätze für charakteristische Brut- und Gastvogelarten der von ihnen auf Norderney bzw. Langeoog beobachtete Gele- Salzwiesen“ konkretisiert und „das Fehlen von nicht natürli- geverluste auf Ratten zurückzuführen seien. Einen sicheren cherweise vorkommenden Prädatoren“ im Gesetzestext expli- Nachweis konnten sie allerdings nicht erbringen. Die Tat- zit erwähnt. Ein übergeordnetes Ziel des Brutvogelschutzes im sache, dass trotz des sehr großen Stichprobenumfangs auf Nationalpark ist eine Bestandsentwicklung, die durch natürli- Norderney, Borkum und Langeoog (s.o.) Wanderratten nur che Prozesse der Bestände und der Lebensräume (Dynamik im in einem Jahr und sehr lokal als Prädator nachgewiesen wur- weiteren Sinn) bestimmt wird. Den Inseln kommt dabei eine den, deutet darauf hin, dass es sich in den Tüskendörweiden Rolle als ökologisches Quellgebiet („source“-Habitat) zu. Dort um ein spezifisches Phänomen handelt. Die Wanderratten, liegt der Reproduktionserfolg über dem zum Bestandserhalt die dort für die Gelegeprädationen verantwortlich gewesen nötigen Maß und so hoch, dass die Bestände anderer Gebiete sind, könnten zu einem lokalen Bestand gehören, der im und damit die Gesamtpopulation gestützt werden. Gegensatz zu Ratten in anderen Teilgebieten, aufgrund von temporären Nahrungsengpässen auf Eier von Limikolen und Aus den rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen anderen bodenbrütenden Arten als alternative Nahrungs- leiten sich daher Maßnahmen zur Bestandslenkung der als quelle ausgewichen ist. Gelege- und Kükenprädatoren (Prädationsmanagement) auf- tretenden Säugetierarten ab. Deshalb werden im Nationalpark Konsequenzen sowie im Rahmen des Life-Projektes „Wiesenvogelschutz in Mit Ausnahme des Rotfuchses sind alle oben genannten Säu- Niedersachsen“ im Auftrag des NLWKN seit 2010 Maßnahmen getierarten vom Menschen aktiv bzw. passiv auf die Inseln zur Bestandsregulierung eingeschleppter bzw. eingewan- eingeschleppt worden. Auch wenn Füchse die Inseln aus derter Prädatorenarten (Frettchen, Igel, Fuchs, verwilderte eigener Kraft erreichen können, ist das Erscheinen dieser Art Katze, Wanderratte) auf Norderney und Borkum umgesetzt. in insularen Lebensräumen mindestens indirekt auf anthropo- Entsprechende Maßnahmen sollen auch ab Herbst 2017 auf gene Einflüsse zurückzuführen. Der Bestand hat in den letzten Langeoog erfolgen. Im Fokus werden bei zukünftigen Maß- 20-30 Jahren durch Tollwutimpfungen und anthropogene nahmen weiterhin die Säugetierarten stehen, von denen nach Veränderungen der Lebensräume auf dem ostfriesischen Fest- aktueller Kenntnis erhebliche Beeinträchtigungen an den land stark zugenommen, so dass die Art aktuell und als Folge Beständen wertgebender Vogelarten ausgehen. Diesbezüg- dieser menschlichen Beeinflussung in sehr hoher Abundanz lich sind auch zukünftig insbesondere für Igel und verwilderte an der Küste vorkommt (https://www.wildtiermanagement. Katzen Bestandsregulierungen notwendig, da diese Arten com/wildtiere/haarwild/fuchs/hege_bejagung/). Aufgrund individuenreiche Populationen auf den Inseln aufgebaut des vermutlich starken Siedlungsdrucks wechseln dann ver- haben. Weiterhin sollte im Rahmen des Jagd- und Biodiversi- mutlich einzelne Individuen über das Watt, um die Inseln zu tätsschutzes eine Etablierung des Fuchses verhindert werden. erreichen. Keine der genannten Säugetierarten ist ursprüng- lich auf den Inseln vorgekommen. Deshalb sind sie derzeit Zusammenfassung ausnahmslos nicht zur standorttypischen (autochthonen) Seit 2006 wurden im Nationalpark Niedersächsisches Wat- Inselfauna zu rechnen. tenmeer auf den Inseln Norderney, Borkum und Langeoog

64 Der Mellumrat e.V. - Natur- und Umweltschutz - Band 16, Heft 2 - 2017 im Rahmen verschiedener Projekte Untersuchungen zum BIOS (2014b): Prädatoren-Management auf Borkum – Projekt- Schlupf- und Bruterfolg von bodenbrütenden Vogelarten bericht 2014. Unveröff. Gutachten im Auftrag der National- durchgeführt. Hierbei konnten insgesamt fünf Säugetierar- parkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. ten – Igel, Rotfuchs, verwilderte Hauskatze, Frettchen und BIOS (2015a): Monitoring im Rahmen des EU Life+ Projektes Wanderratte – als Gelege- aber auch Kükenprädatoren iden- „Grünlandextensivierung und Wiedervernässung für Wachtel- tifiziert werden. Zwischen den Inseln aber auch zwischen könig und Uferschnepfe in Niedersachsen“ - Bruterfolg von den Teilgebieten innerhalb einer Insel kann der Einfluss der Uferschnepfen in repräsentativen Probeflächen auf Borkum nachgewiesenen Prädatoren auf die Bestände bodenbrü- und Langeoog. Unveröff. Gutachten im Auftrag des NLWKN. tender Vogelarten deutlich variieren, was auf verschiedene BIOS (2015b): Prädatoren-Management auf Borkum – Projekt- Faktoren wie u.a. räumliche Exposition der Inseln, Verbreitung bericht 2015. Unveröff. Gutachten im Auftrag der National- der festgestellten Prädatorenarten innerhalb der Inseln, aber parkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. auch Verfügbarkeit alternativer Beutetiere zurückzuführen ist. BIOS (2016): Monitoring im Rahmen des EU Life+ Projektes Das nicht natürliche Vorkommen der genannten Säugetier- „Grünlandextensivierung und Wiedervernässung für Wach- arten und die damit verbundenen Beeinträchtigungen der telkönig und Uferschnepfe in Niedersachsen“ - Bruterfolg von Bestände von wertgebenden Vogelarten sind mit den Ziel- Uferschnepfen in repräsentativen Probeflächen auf Borkum vorgaben des Nationalparkgesetzes nicht vereinbar. Deshalb und Langeoog. Unveröff. Gutachten im Auftrag des NLWKN. werden seit 2010 Maßnahmen zur Bestandsregulierung der Bonnaud, E., F. M . Medina, E. Vidal, M. Nogales, B. Tershy, E. eingeschleppten Säugetierarten durchgeführt, die fortge- Zavaleta, C. J. Donlan, B. Keitt, M. Le Corre & S. V. Horwath führt werden sollen. (2010): The diet of feral cats on islands: a review and a call for more studies. Biological Invasions, 13: 581–603. Summary Chapin, F. S., E. S. Zavaleta, V. T. Eviner, R. L. Naylor, P. M. Vitousek, Since 2006 several research projects on the breeding and H. L. Reynolds, D. U. Hooper, S. Lavorel, O.E. Sala, S.E. Hobbie, fledging success of ground-breeding birds have been realized M.C. Mack & S. Diaz (2000): Consequences of changing biodi- on the islands of Norderney and Borkum in the versity. Nature: 405, 234–242. National Park. As a result five species of mammals – hedgehog, Clout, M. N. & P.A. 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