Iulianus Apostata Tragoedia Einleitung, Edition, Ubersetzung¨ Und Kommentar
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Jeremias Drexel SJ: Iulianus Apostata Tragoedia Einleitung, Edition, Ubersetzung¨ und Kommentar Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie in der Philosophischen Fakult¨at der Eberhard Karls Universit¨atT¨ubingen vorgelegt von Andreas Abele aus Ellwangen/Jagst T¨ubingen 2017 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakult¨at der Eberhard Karls Universit¨atT¨ubingen Dekan: Prof. Dr. J¨urgenLeonhardt Hauptberichterstatter: Prof. Dr. J¨urgenLeonhardt Mitberichterstatter: Prof. Dr. Anja Wolkenhauer, Prof. Dr. Florian Schaffenrath Tag der m¨undlichen Pr¨ufung:30. November 2016 Universit¨atsbibliothekT¨ubingen,TOBIAS-lib Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................... 7 1.0 Kaiser Julian und die Nachwelt: Ein Rezeptionsdrama` in f¨unf ' Akten .......................................... 7 1.1 Der Iulianus und sein Autor Jeremias Drexel SJ . 20 1.1.1 Das Manuskript des Iulianus (clm 2125) . 20 1.1.2 Die fr¨uheVita Drexels . 22 1.1.3 Die Entstehung des Iulianus ............................. 29 1.2 Die Gef¨ahrdungdes (philosophischen) Gelehrten: Der Iulia- nus und der Neustoizismus .......................... 38 1.2.1 Justus Lipsius, der Neustoizismus und die Societas Iesu . 38 1.2.1.1 Stoa und Christentum: Ein ambivalentes Verh¨altnis . 38 1.2.1.2 Justus Lipsius und der Neustoizismus . 42 1.2.1.3 Justus Lipsius und die Societas Iesu ........................ 46 1.2.2 Der Iulianus und der Neustoizismus . 52 1.2.2.1 Die richtige (christliche) Umsetzung der Stoa . 52 1.2.2.1.1 Julian als Stoiker christlicher Auspr¨agung . 52 1.2.2.1.2 Die Christen als die wahren Stoiker . 61 1.2.2.2 Die Verf¨uhrungund der freie Wille` des stoischen Philosophen Julian . 65 ' 1.2.2.3 Julian als alter Cenodoxus, G¨otzenanbeter und Tyrann . 75 1.2.2.3.1 Die Heuchelei` des fehlgeleiteten Stoikers . 76 ' 1.2.2.3.2 Julian als affektverfallener G¨otzendiener. 79 1.2.2.3.3 Julian als Tyrann: Der Iulianus und der zeitgen¨ossische Herrscherdiskurs . 83 1.2.3 Zwischenfazit . 91 4 INHALTSVERZEICHNIS 1.3 Formale und dramentheoretische Analyse des Iulianus . 95 1.3.1 Der Iulianus als Comicotragoedia` ......................... 95 ' 1.3.1.1 Die Protagonisten und der Ausgang` des Iulianus . 96 ' 1.3.1.2 Die Diktion des Iulianus ................................ 98 1.3.1.3 Die Rolle der Komik im Iulianus . 101 1.3.2 Die Dramenstruktur des Iulianus . 110 1.3.2.1 Das F¨unf-Akt-Schema des Iulianus . 111 1.3.2.2 Die Agnostoprologi als ein weiteres Prolog-Experiment\ und die Moral von " ' der Geschichte` (Epilog) . 112 1.3.2.3 Die Rolle des Chors im Iulianus . 115 1.3.2.4 Rhetorische Elemente . 118 1.3.3 Zur Metrik des Iulianus ................................ 123 1.4 Zu den Plagiaten` im Iulianus . 128 ' 2 Iulianus Apostata P. Hieremiae Drexelii Tragoedia . 136 2.0 Prolegomena ..................................... 136 2.0.1 Anmerkungen zur Edition . 136 2.0.2 Titelblatt . 138 2.0.3 Ad Iulianum Tragoediam Isagoge . 140 2.0.4 Personae . 142 2.0.5 Argumenta . 144 2.0.6 Agnostoprologi . 146 2.1 Actus primus .................................... 152 2.2 Actus secundus ................................... 184 2.3 Actus tertius .................................... 212 2.4 Actus quartus .................................... 242 2.5 Actus quintus .................................... 278 INHALTSVERZEICHNIS 5 3 Kommentar .................................... 330 3.0 Agnostoprologi ................................... 333 3.1 Erster Akt ...................................... 336 3.2 Zweiter Akt ..................................... 377 3.3 Dritter Akt ...................................... 412 3.4 Vierter Akt ..................................... 457 3.5 F¨unfterAkt ..................................... 503 4 Literaturverzeichnis ............................ 572 4.1 Inschriftliche und numismatische Quellen . 572 4.2 Fragment- und Quellensammlungen . 572 4.3 Antike und mittelalterliche Quellen . 573 4.4 Fr¨uhneuzeitliche Handschriften und Drucke (mit modernen Editionen) ...................................... 583 4.5 Kommentare und Ubersetzungen¨ . 587 4.6 Lexika, Enzyklop¨adienund weitere Hilfsmittel . 590 4.7 Sekund¨arliteratur ................................. 592 7 1 Einleitung 1.0 Kaiser Julian und die Nachwelt: Ein Rezeptionsdrama` in f¨unfAkten ' Es scheint fast so, als habe Gregor von Nazianz (329/330{390 n.Chr.) nur darauf gewartet, dass der r¨omische Kaiser Flavius Claudius Iulianus auf seinem Feldzug gegen das Perserreich den Tod erlitt. Denn kurz nachdem Julian am 26. oder 27. Juni 363 n.Chr. der Wunde, die er auf dem Schlachtfeld bei Maranga am Tigris empfangen hatte, erlegen war, ließ der christliche Theologe seinen angestauten Groll und Hass losbrechen und spie Gift und Galle gegen den verstorbenen Kaiser. Mit Julians Tod endete dessen gerade einmal zwanzig Mo- nate andauernde Alleinherrschaft, die aus christlicher Sicht durch eine einzige Entscheidung geradezu stigmatisiert war: Nachdem Julian im Jahre 362 zum alleinigen Herrscher ¨uber das Imperium Romanum aufgestiegen war, wandte er sich als erster und einziger r¨omischer Kaiser nach Konstantin dem Großen offen vom Christentum ab und bekannte sich wieder zu den alten` G¨ottern.In zwei bitterb¨osenInvektiven setzt Gregor zu einer schonungslosen ' Abrechnung mit dem angeblichen Heuchler, Zauberer, Hochverr¨aterund Apostaten` an.1 An ' einer Stelle bewies Gregor dabei geradezu prophetische Voraussicht. Inmitten des tobenden Sturms an pers¨onlichen Angriffen, w¨ustenBeschimpfungen, b¨oswilligenVerleumdungen und erdichteten Schauerlegenden, den er ¨uber den Kaiser hereinbrechen l¨asst,merkt er an, dass sein schriftstellerischer Kampf gegen Julian erst der Anfang einer noch lange andauernden Entwicklung sei: Um die Trag¨odiebzw. Kom¨odie jener Zeit werden sich wohl noch viele k¨ummern,denen es in- folge ihres religi¨osenStandpunktes zukommen d¨urfte,dem Frevler mit Worten heimzuleuchten, damit diese wichtige Geschichte, die keineswegs vergessen werden darf, auch den Nachkommen ¨uberliefert werde.2 Die von Gregor in diesem Kontext verwendete Trag¨odien-bzw. Kom¨odien-Metapher l¨asstsich aber auch auf die von ihm angek¨undigtereiche Rezeptionsgeschichte von Julians Biographie ¨ubertragen. Denn die Entwicklung der Bewertung der Julian-Figur in den folgenden Jahr- hunderten kann in gewisser Weise ebenfalls als ein Drama in f¨unfAkten begriffen werden.3 Gregor selbst stellt darin mit seinen beiden Invektiven gegen Julian aber nicht nur gewisser- 1 Greg. Naz. or. 4 und 5. Vgl. Nesselrath 2001, S. 20-25; Bernardi 1978. Zur genauen Datierung der beiden Reden Contra Iulianum siehe Kurmann 1988, S. 6-12. Zum Beinamen Apostata, der maßgeblich auf den Kirchenvater Augustinus zur¨uckgeht, siehe Comm. ad 1293. 2 PoλλοØj δà οÚµαi σπουδασθ σεσθαi τοÜ τìτε kaιροÜ τν eÒte tragwúdÐan xρ lègein, eÒte kwmwúdÐan, οÙj mèroj eÎsebeÐaj δìcεi λìγωú βλλεin τìn λιτ ρion (Greg. Naz. or. 4,79; Ubersetzung:¨ Hauser¨ 1928). 3 Die umfangreichste Abhandlung zur Rezeptionsgeschichte Kaiser Julians stellt der zweib¨andigeSammelband von Ren´e Braun und Jean Richer (1981 bzw. 1978) dar, auch wenn die Rezeption der Julian-Figur im Mittel- alter nur unzureichend ber¨ucksichtigt ist. Die beste Darstellung dieses komplexen Bereichs bietet Klaus Rosen (2006, S.394-462), wobei er wiederum, was f¨urden vorliegenden Zusammenhang besonders bedauerlich ist, die Julian-Rezeption durch die Jesuiten vollkommen ausl¨asst.Eine umfassende Arbeit zur Rezeptionsgeschichte der Julian-Figur, die einen ¨ubergeordneten Standpunkt einnimmt, die durchlaufenden Entwicklungslinien im Blick hat und mit mentalit¨atsgeschichtlichen Fragestellungen verkn¨upft,bleibt ein Desiderat der Forschung. In der entsprechenden Abhandlung von Klaus Bringmann (2004) wird die Rezeptionsgeschichte ¨uberhaupt nicht bearbeitet, in der von Marion Giebel nur sehr kurz (2002, S. 193-201). Etwas ausf¨uhrlicher widmet sich Joseph Bidez (1940, S. 350-365) diesem Bereich. Eine erweiterte Aufz¨ahlung,die f¨urdie sp¨atereRezeption ausf¨uhrliche, f¨urdie fr¨uhereeher kurze Quellenausz¨ugeaufweist, bietet Richard Forster¨ (1905), jedoch lediglich f¨urden Bereich der Dichtung. Noch ¨alter,aber auch die Prosa ber¨ucksichtigend ist der Beitrag von Wilhelm Sigmund Teuffel (1846, S. 405-439). 8 EINLEITUNG maßen den Prolog dieses Rezeptionsdramas`, sondern auch eine Figur des ersten Aktes dar. ' Dieser ist gepr¨agtvom erbitterten Kampf zwischen Gegnern und Anh¨angerndes Kaisers.4 Zum Hauptgegenspieler Gregors musterte sich der aus Antiochia am Orontes stammende heidnische Rhetor und Freund Julians, Libanios (314{393/5). In seiner 364 entstandenen Klage ¨uber Julian\ (MonwúdÐa âπÈ ÇΙυλιανÀú; or. 17) sowie in seiner Leichenrede auf Julian\ " " (ÇEpiτφioj âπÈ ÇΙυλιανÀú; or. 18), die ein Jahr sp¨ater verfasst wurde, verleiht er seiner Trauer Ausdruck und verherrlicht den toten Kaiser, den er unter die G¨otteraufgenommen sieht.5 Als weitere zentrale Figuren treten in diesem ersten Akt der ebenfalls aus Antiochia stam- mende und sp¨atereErzbischof von Konstantinopel Johannes Chrysostomos (349?{407) sowie die Kirchengeschichtsschreiber Sokrates von Konstantinopel (ca. 380{439), Theodoret von Kyrrhos (ca. 393{466) und Sozomenos (gest. um 450) einerseits6 und der Historiker Am- mianus Marcellinus (ca. 330{400) andererseits auf, der selbst als Soldat an Julians Perser- feldzug teilgenommen hatte.7 W¨ahrendLetztgenannter in seinen Res gestae, der ausf¨uhr- lichsten Darstellung von Julians Herrschaft ¨uberhaupt, trotz manch kritischer T¨oneden Kai- ser weitgehend verherrlichend ins Zentrum