WISSENSCHAFTLICHER DIENST SÖDOSTEUROPA

XVIII. Jahrgang September 1969 Heft 9

Verjüngung auf breiterer repräsentativer Basis Die heutige rumänische Parteiführung

Die bereits nach dem IX. RKP-Kongreß (Juli 1965) erhielt zwar den Vorsitz in der Zen­ eingeleitete Verjüngung der Führungskader und die tralen Revisionskommission anstelle des aus „Al­ Ersetzung „alter Kämpfer“ durch fachlich qualifi­ tersgründen“ zurückgetretenen Constantin Pirvu- zierte Kräfte ist auf dem jüngst abgehaltenen X. Kon­ lescu, seine Entmachtung ist aber dennoch evident. greß (6. — 12. 8. 1969) fortgesetzt worden. Die in der Er und Apostol gehörten seit Kriegsende der Füh­ Parteiführung vorgenommene „Wachablösung“ be­ rungsspitze an und galten bis zum Tode Gheorghiu- deutet freilich auch gleichzeitig eine weitere Festi­ Dejs im Frühjahr 1965 als dessen Vertraute. Die gung der persönlichen Macht Ceau?escus, der sich Rolle, die sie bei der Liquidierung Päträfcanus und nunmehr offensichtlich auf die überwiegende Mehr­ in den „Säuberungen“ der Fünfzigerjahre spielten, heit der Mitglieder aller maßgebenden Führungsgre­ wurde ihnen erstmalig öffentlich auf dem ZK-Ple- mien stützen kann. num vom 22. — 23. April 1968 vorgeworfen. („Scin­ Die Veränderungen sind zugleich auch die Folge teia“, 26. 4. 1968.) einer starken Vergrößerung der meisten Führungs­ Nachdem der langjährige Sicherheitschef Alex- organe. So zählt das Zentralkomitee statt bisher 121 andru Dräghici gleichfalls im Zusammenhang mit Vollmitgliedern und 76 Ersatzmitgliedem jetzt 165 den erwähnten „Säuberungen“ bereits im Frühjahr Voll- und 120 Ersatzmitglieder, das neue ZK-Exeku- 1968 ausgebootet wurde und der Wirtschaf tsfach- tivkomitee 21 statt bisher 15 Vollmitglieder sowie mann und ehemalige Vertreter Rumäniens im CO- 11 statt bisher 10 Ersatzmitglieder; die weniger be­ MECON, Alexandra Bxrlädeanu, im Herbst 1968 aus deutende Zentrale Revisionskommission ist von 23 „Gesundheitsgründen“ ausschied, sitzen jetzt im auf 45 Mitglieder erweitert worden. Verkleinert neugewählten Präsidium des ZK-Exekutivkomitees wurde als einziges Führungsorgan das ZK-Sekreta- nur noch 3 der ehemals 7 Altmitglieder: N. Ceau§escu, riat von ursprünglich 9 auf 7 Mitglieder. („Scinteia“, I. Gh. Maurer und E. Bodnäras; die Gesundheit des 13. 8. 1969.) letzten soll allerdings stark angeschlagen sein. Neu Im einzelnen wurden folgende personelle Umbe­ ins Präsidium auf genommen wurden in der Zeit zwi­ setzungen vorgenommen: schen dem IX. und X. RKP-Kongreß: der Stellver­ Ausgeschieden aus dem Ständigen Präsidium des tretende Ministerpräsident Ilie Verdet, der Chef­ ZK-Exekutivkomitees und allen anderen wichtigen ideologe Paul Niculescu-Mizil und der ehemalige Führungsgremien sind Chivu Stoica, ehemaliger Führer der kommunistischen Jugendorganisation Vorsitzender des Ministerrates (bis März 1961) und Virgil Trofin, sodann auf dem X. Kongreß hinzuge­ Staatspräsident (bis Dezember 1967), sowie Gheorghe wählt: der Finanzexperte Dumitru Petrescu, der Apostol, Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes und Mitte der Fünf ziger jahre „gesäubert“ worden war, ehemaliger ZK-Sekretär (1954 — 1955). Apostol, der sowie der derzeitige Vertreter Rumäniens im CO- seinerzeit als einer der präsumptiven Nachfolger MECON, Gheorghe (Gogu) Rädulescu, und der Kron- Gheorghiu-Dejs galt, mußte seine Spitzenfunktionen städter Parteisekretär Gheorghe Panä. wegen „unzulänglicher Amtsführung und grober Nachfolgend eine tabellarische Übersicht über die Mißachtung der sozialistischen Moral“ aufgeben. personellen Veränderungen im Parteipräsidium zwi­ („Scinteia“, 15. 8. 1969.) schen 1965 und 1969:

Das Präsidium des ZK-Exekutivkomitees (in der offiziellen Reihenfolge) Nach dem IX. Kongreß Vor dem X. Kongreß Nach dem X. Kongreß

Nicolae Ceau$escu Nicolae Ceau?escu Nicolae Ceau$escu Chivu Stoica Ion Gheorghe Maurer Ion Gheorghe Maurer Ion Gheorghe Maurer Emil Bodnära$ Gheorghe Apostol Emil Bodnära? Paul Niculescu-Mizil Alexandru Birlädeanu Paul Niculescu-Mizil Gheorghe Panä Emil Bodnära? Chivu Stoica Dumitru Petrescu Alexandru Dräghici Virgil Trofin Gheorghe Rädulescu Ilie Verdet Virgil Trofin Ilie Verdet Seite 146 Wissenschaftlicher Dienst Südosteuropa Heft 9

A uch in dem ZK-Exekutivkomitee kam es zu w ich­ Lupu, Manea Mänescu, Gheorghe Stoica, Virgil Tro- tigen personellen Änderungen. Sieben der Funktio­ fin, Ilie Verde\ und Vasile Vilcu; auf dem X. K ongreß näre, die auf dem IX. K ongreß in dieses Führungs­ w urden ferner hinzugewählt: der Stellvertretende organ gew ählt w urden, gehören ihm nicht m ehr an: Vorsitzende des Ministerrates Emil Drägänescu, Gheorghe Apostol, Petre Borilä, Alexandru Dräghici, Gheorghe Panä, Dumitru Petrescu sow ie der als Par­ Alexandru Moghioros und Chivu Stoica (eliminiert), teiideologe auftretende Chefredakteur des ZK -Zen- Alexandru Bxrlädeanu (zurückgetreten) und Leontin tralorgans „Scinteia“, Dumitru Popescu. Säläjan (gestorben). D afür w aren in der Zeit zw i­ schen den beiden Parteitagen nach und nach ins ZK- Nachfolgend eine tabellarische Ü bersicht über die Exekutivkomitee auf genom m en w orden: Maxim personellen Verschiebungen im ZK-Exekutivkomi­ Berghianu, Florian Dänälache, Jano§ Fazekaf, Petre tee zw ischen 1965 und 1969:

ZK-Exekutivkomitee (V ollmitglieder) N ach dem IX. K ongreß V or dem X. K ongreß N ach dem X. K ongreß

N icolae C eau$escu N icolae C eau$escu N icolae C eau$escu C hivu Stoica Ion G heorghe M aurer Ion G heorghe M aurer Ion G heorghe M aurer G heorghe A postol M axim B erghianu G heorghe A postol M axim B erghianu Em il B odnära$ A lexandru B irlädeanu Em il B odnära? Florian D änälache Em il B odnära? Florian D änälache C onstantin D rägan Petre B orilä C onstantin D rägan Em il D rägänescu A lexandru D räghici Jano$ Fazeka? Jano§ Fazeka? C onstantin D rägan Petre Lupu Petre Lupu A lexandru M oghioro? M anea M änescu M anea M änescu Paul Niculescu-Mizil Paul Niculescu-Mizil Paul Niculescu-Mizil Leonte R äutu G heorghe R ädulescu G heorghe Panä G heorghe R ädulescu Leonte R äutu D um itru Petrescu Leontin Säläjan C hivu Stoica D um itru Popescu ßtefan V oitec G heorghe Stoica G heorghe R ädulescu V irgil Trofin Leonte R äutu Ilie V erdet G heorghe Stoica $tefan V oitec V irgil Trofin V asile V ilcu Ilie V erdet V asile V ilcu $tefan V oitec

V on den ursprünglichen Ersatzmitgliedem des allein der „alte K äm pfer“ D um itru C oliu, ein G e­ ZK-Exekutivkomitees verblieben in dieser Position fährte Gheorghi-Dejs und Stiefbruder des ebenfalls nach dem X . K ongreß nur Iosif B ane, Petre B lajovici ausgebooteten ehem aligen Präsidiumsmitglieds Pe­ und M ihai G ere, w ährend M axim B erghianu, Florian tre B orilä. D ie Liste der Ersatzmitglieder des ZK- D änälache, Iano§ Fazeka?, Petre Lupu, Ilie V erdeJ Exekutivkomitees veränderte sich zw ischen dem IX. und V asile V ilcu zw ischen dem IX. und X. K ongreß und X. RKP-PKongreß w ie folgt: zu Vollmitgliedern avancierten. Ausgeschieden ist

ZK-Exekutivkomitee (Ersatzmitglieder)

N ach dem IX. K ongreß V or dem X. K ongreß N ach dem X. K ongreß

Iosif B ane Iosif B ane Iosif B ane M axim B erghianu Petre B lajovici Petre B lajovici Petre B lajovici D um itru C oliu M iu D obrescu D um itru C oliu Em il D rägänescu A urel D uca Florian D änälache M ihai G ere M ihai G ere Iano§ Fazeka? D um itru Popa M ihai G ere D um itru Popescu Ion Ionitä Petre Lupu C arol K iraly Ilie V erdet V asile Patilinet V asile V ilcu D um itru Popa Ion Stänescu Heft 9 Wissenschaftlicher Dienst Südosteuropa Seite 147

Im ZK-Sekretariat gab es ebenfalls wichtige Um­ gressen drei neue ZK-Sekretäre ernannt: Mihai besetzungen. Von den auf dem IX. Kongreß gewähl­ Gere, Dumitru Popescu und Chivu Stoica; auf dem ten Sekretären verblieben in diesem Amt nach dem X. Kongreß sind Mihail Dalea, Manea Mänescu, X. Parteitag allein Generalsekretär Ceau§escu sowie Leonte Räutu und Chivu Stoica als ZK-Sekretäre die ZK-Sekretäre Niculescu-Mizil, Vasile Patilinet abgewählt worden. Zur Zeit setzt sich das Sekreta­ und Virgil Trofin; zwei der früheren ZK-Sekretäre riat aus 7 Mitgliedern zusammen. Nachfolgend die — Alexandru Dräghici und Alexandru Moghioro? — personelle Entwicklung im ZK-Sekretariat zwischen waren bereits vor dem X. Kongreß ausgeschieden, dem IX. und X. Kongreß: dafür wurden in der Zeit zwischen den beiden Kon­

Das ZK-Sekretariat

Nach dem IX. Kongreß Vor dem X. Kongreß Nach dem X. Kongreß

Nicolae Ceau§escu Nicolae Ceau?escu Nicolae Ceau§escu (Generalsekretär) (Generalsekretär) (Generalsekretär) Alexandru Dräghici Mihail Dalea Mihai Gere Alexandru Moghioro? Mihai Gere Paul Niculescu-Mizil Mihail Dalea Manea Mänescu Gheorghe Panä Manea Mänescu Paul Niculescu-Mizil Vasile Patilinet Paul Niculescu-Mizil Vasile Patilinet Dumitru Popescu Vasile Patilinet Dumitru Popescu Virgil Trofin Leonte Räutu Leonte Räutu Virgil Trofin Chivu Stoica Virgil Trofin

Auch im Zentralkomitee selbst haben größere per­ des Ministerrats, Maxim Berghianu, Vorsitzender sonelle Veränderungen stattgefunden. Eine erheb­ des Staatlichen Planungskomitees, $tefan Birlea, liche Zahl der alten ZK-Mitglieder (darunter auch Erster Stellv. Vorsitzender des Nationalrates für Spitzenfunktionäre wie z. B. Borilä, Bunaciu, Mog- Wissenschaftliche Forschung, Petre Blajovici, Vor­ hioros, Birlädeanu und der Schwiegersohn Gheor- sitzender des Staatskomitees für Fragen der lokalen ghiu-Dejs, Gh. Rädoi) wurde im Juli von den Be­ Verwaltung, Alexandru Boabä, Minister für chemi­ zirkskonferenzen, die die ZK-Kandidaten „von unten sche Industrie, Mihai Burcä, Stellv. Verteidigungs­ nach oben“ vorschlugen, nicht mehr zur W ahl ge­ minister, Cornel Burticä, Minister für Außenhandel, stellt; selbstverständlich geschah dies auf entspre­ Gheorghe Cioarä, Erster Stellv. Vorsitzender des chende W inke von oben. Das derzeitige Zentralko­ Staatlichen Planungskomitees, Miron Constantine- mitee zählt 165 Voll- und 120 Ersatzmitglieder. Von scu, Minister für Erziehung, EmilDrägänescu, Stellv. den 165 Vollmitgliedern sind nicht weniger als 71 Vorsitzender des Ministerrates, lanos Fazekas, Stellv. erstmals im Zentralkomitee und nur 50 — also weni­ Mitglied des Ministerrates, Emanoil Florescu, Abtei­ ger als ein Drittel — gehören ihm schon seit 1960 an! lungschef im Ministerrat, Mihail Florescu, Stellv. Eine so weitgehende „Verjüngung“ des ZK-Mitglie- Vorsitzender des Wirtschaftsrates, Matei Ghiugiu, derbestandes innerhalb weniger Jahre ist wohl in Minister für den Bau von chemischen Industriean­ kaum einem anderen europäischen sozialistischen lagen und Raffinerien, Nicolae Giosan, Vorsitzender Staat zu beobachten. des Landwirtschaftsrates, Ion Iliescu, Minister für Dabei fällt als Kriterium der Selektion auf, daß Jugendfragen, Gheorghe Ion, Erster Stellv. Vertei­ weitaus stärker als früher alle Sektoren der Gesell­ digungsminister, Ion lonitä, Verteidigungsminister, schafts- und des Staatsapparates, der Wirtschaft, Petre Lupu, Arbeitsminister, Pompiliu Macovei, Wissenschaft, Kultur usw. nach einem offenbar Vorsitzender des Staatskomitees für Kunst und Kul­ wohlkalkulierten Proporzsystem im neuen ZK ver­ tur, Gheorghe Macovescu, Erster Stellv. Außenmini­ treten sind, woraus sich eine wesentliche Vereinfa­ ster, Corneliu Mänescu, Außenminister, Gheorghe chung der zentralen Leitung und Kontrolle aller Be­ Gaston Marin, Vorsitzender des Staatskomitees für reiche bzw. die Verankerung der Parteiführung auf Preise, Mihai Marinescu, Stellv. Vorsitzender des breitester Basis ergibt. W ie nie zuvor ist der Partei­ Ministerrates, Angelo Miculescu, Erster Stellv. Vor­ apparat mit dem staatlichen, wirtschaftlichen, gesell­ sitzender des Landwirtschaftsrates, Roman Moldo- schaftlichen, kulturellen und sonstigen Organen van, Stellv. Vorsitzender des Wirtschaftsrates, Cor­ durch Personalunion engstens verflochten. So gehö­ nel Onescu, Innenminister, Ion Päfan, Stellv. Vor­ ren beispielsweise folgende Minister und Leiter zen­ sitzender des Ministerrates, $tefan Pavel, Minister traler Verwaltungsorgane dem ZK als Vollmitglie­ für Transporte, Leonte Räutu, Stellv. Vorsitzender der an: des Ministerrates, Mihai Suder, Minister für Forst­ wirtschaft. Nicolae Agachi, Minister für Metallurgie, Bujor Almä§an, Minister für Bergbau, Ion Avram, Minister Fast alle übrigen Minister und Leiter zentraler für Maschinenbau, Nicolae Bädescu, Vorsitzender Organe gehören dem ZK zumindest als Ersatzmit­ des Staatskomitees für Bauwesen, Architektur und glieder an. Das Regime ist offensichtlich bestrebt, Systematisierung, Iosif Bane, Stellv. Vorsitzender Vertreter aller Bereiche in die Führungsgremien der Seite 148 Wissenschaftlicher D ienst Südosteuropa H eft 9

P artei hineinzunehmen. D ies gilt vor allem auch für D ieser breite repräsentative Querschnitt im Z en­ die Außenpolitik und die Armee, deren w ichtigste tralkomitee findet seine E rgänzung durch die E inbe­ E xponenten im ZK als V oll- oder Ersatzmitglieder ziehung auch von V ertretern der nationalen Minder­ sitzen. Desgleichen gehören die prominenten M it­ heiten, insbesondere der m adj arischen und deut­ glieder des Staatsrates und der Großen Nationalver­ schen. In dem 1965 auf dem IX. RKP-Kongreß ge­ sammlung dem Zentralkomitee bzw . der Parteispitze bildeten Zentralkomitee befanden sich fünf M adja­ an, ferner die E xponenten der Massenorganisatio­ ren und zw ei D eutsche als Vollmitglieder, neun M ad­ nen, der Gewerkschaften, des Nationalen Frauenko­ jaren und vier D eutsche als Ersatzmitglieder. D em mitees usw . sow ie zahlreiche Kunstschaffende, neuen Zentralkomitee gehören zehn M adjaren und Schriftsteller, Literaturkritiker, Publizisten, Wis­ sieben D eutsche als Vollmitglieder, 9 M adjaren und senschaftler und Repräsentanten des Unterrichtswe­ zw ei D eutsche als Ersatzmitglieder an; im Z K -E xe- sens. Schließlich w urden in das neue ZK auch eine kutivkomitee sind die M adjaren durch ein V ollm it­ R eihe von Fabrikdirektoren bzw . Untemehmenslei- glied und zw ei Ersatzmitglieder vertreten. ter aufgenommen. (Q uellen: Im T ext angeführt; Archivunterlagen.)

Die Praxis hält mit der Theorie nicht Schritt

P roblem e der ungarischen Wirtschaftsreform

N ach w ie vor stehen in U ngarn die seit dem 1. 1. die A nhebung des „technischen N iveaus“ zu erhöhen, 1968 durch die „R eform des Wirtschaftsmechanis­ w as zur F olge hat, daß zw ar die von der Wirtschafts­ m us“ aufgeworfenen P roblem e im Mittelpunkt des reform befürchtete Arbeitslosigkeit (bessere R enta­ Interesses. D ie parteioffiziellen A ussagen und P resse­ bilität durch A bbau der Personalkosten), m it ihr kom m entare bem ühen sich um eine ermutigende aber auch die erhoffte Produktivitätssteigerung aus­ Darstellung der bisherigen Zwischenergebnisse, blieb. A uf w elchem technischen N iveau sich die un­ ohne freilich zu verschweigen, daß das reformerische garische Industrie bew egt, geht aus folgender M it­ E xperim ent auch auf eine R eihe von Schwierigkei­ teilung hervor: „N ach den A ngaben des Statistischen ten stößt, die seinen E rfolg in F rage stellen. D ie er­ Zentralamtes arbeiteten 1964 nur insgesam t 37,4 hoffte U m stellung der B etriebe auf effizientere A r­ P rozent der in der Industrie Beschäftigten m it M a­ beitsmethoden im Z eichen des Rentabilitäts- und schinen. D ieser A nteil w ar 1968 um kaum 2 P rozent Produktivitätsprinzips hat nur zu einem geringen gestiegen; m ehr als 60 P rozent der in der Industrie T eil und sehr zögernd stattgefunden, w eil die B e­ Beschäftigten verrichten som it auch heute noch triebsleitungen das R isiko eigener Initiativen, die Handarbeit.“ (ebd.) ein entsprechendes M aß an Selbstverantwortung E s w ird kritisiert, daß die Unternehmen, denen voraussetzen, offensichtlich m eiden, w ie auch die seit B eginn der R eform anheimgestellt ist, ihre P ro­ Elastizität hinsichtlich einer A npassung an die duktionsleistung „entw eder durch Belegschaftser­ M arkt- und Exporterfordernisse zu w ünschen übrig w eiterung oder durch A nhebung des technischen N i­ läßt. N üchtern gestim m te ungarische K om m entare veaus “ zu steigern, größtenteils nur von der ersteren sprech en davon, daß die R eform über ihr A nfangs­ Möglichkeit G ebrauch m achen, w obei sie danach stadium im m er noch nicht hinausgelangt ist und trachten, die Gestehungskosten „durch eine vorsich­ w irklich greifbare E rgebnisse erst in der Z ukunft tige B ehandlung der L öhne“ zu senken. B em ängelt zeitigen w ird. w ird auch, daß sich die Unternehmen und die ihnen Bemerkenswert ist das Eingeständnis, daß die un­ übergeordneten wirtschaftlichen Lenkungsorgane garische W irtschaft 1968 hinsichtlich ihrer P roduk­ im m er noch allzusehr von „überholten “ V orstellun­ tivität „den T iefstand der letzten zehn Jahre“ er­ gen leiten ließen, indem sie nach w ie vor das G e­ reicht habe und „eine wesentliche Veränderung auch w icht auf eine quantitative Produktionssteigerung in der ersten H älfte des Jahres 1969 nicht eingetre­ legten, anstatt qualitativen Gesichtspunkten den ten “ sei. („Budapester R undschau“ , 12. 9. 1969.) D as V orzug zu geben. D ie Zeitschrift „Közgazdasägi erste Jahr der R eform hat dem nach keine Steigerung Szem le “ („Volkswirtschaftliche R undschau“) for­ der Produktivität zum E rgebnis gehabt, vielm ehr derte daher in ihrer Juli-August-Ausgabe 1969: „D as w ar in dieser H insicht eine allgem eine Stagnation G ew icht m uß in Z ukunft nicht auf das ,Immer-Mehr‘, zu verzeichnen, die „in erster L inie dem unbefriedi­ sondern auf das ,Immer-Besser ‘ gelegt w erden.“ genden technischen N iveau “ , aber auch dem U m stand D ie Widersprüche, Unklarheiten und Fehlleistun­ zugeschrieben w ird, daß ein „bedeutender T eil der gen, die das reformerische E xperim ent kennzeich­ Unternehmen... eine zu vorsichtige P lanung am nen, ergeben sich auch aus dem in der P raxis fort­ Jahresbeginn “ an den T ag legte. D ie B etriebe haben, dauernden System zentralistischer L enkung, das der so erfährt m an w eiter, zum Z w ecke der P roduk­ „organisatorischen Verantwortungslosigkeit anstelle tionssteigerung ihren Personalstand z. T. erheblich einer persönlichen Verantwortung “ V orschub leiste. vergrößert, anstatt ihre Leistungskapazität durch Z u dieser Feststellung gelangen Andräs Hegedüs