Schwindsucht Im Parkett Die Zeit Läuft
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63280 4/11 Oktober-Dezember 2011 Musikleben im Diskurs Schwindsucht im Parkett Die Zeit läuft | Erweiterung: „Jugend musiziert“? | Franz Liszt zum 200. Geburtstag SFR 14,60 ıCH € 8,80 ıA € 8,50 D In der Musik ist alles erlaubt – um den Rest kümmert sich music & law. Die Kanzlei music & law hat sich auf die rechtliche Beratung der Musikbranche spezialisiert. Von der umfassenden Prüfung neuer Musik-Verwertungsmodelle über die professionelle Ausgestaltung anspruchsvoller Branchenverträge bis hin zur zuverlässigen Prozessvertretung berät Sie die Kanzlei in allen Fragen, die aus guter Musik ein erfolg- reiches Business machen. Branchenorientierte Fachkompetenz, kreative Flexibilität und ein starkes persönliches Engagement geben dabei den Takt vor. Interessiert? Dann lassen Sie uns darüber sprechen. Dr. Christian Alexander Bauer Reichenbachstraße 33 80469 München t +49.89.379 407 10 f +49.89.379 407 11 [email protected] Join us on facebook: facebook.com/musicandlaw www.musicandlaw.com editorial 1 Wer gewinnt den Wettlauf um den letzten Konzertbesucher? Mitmach-, Schnupper-, Action-, Mitternachts-, Frühlings-, Pausen-, Werkstatt,- Wandel- und Afterworkkonzerte vermitteln genauso wie die zahlreichen Fantasienamen für die Ver- Christian Höppner mittlung von Musik vor allem eines: Ein neues Publikum muss her. Das alte Stammpub - Chefredakteur likum stirbt weg, die jungen Alten tummeln sich immer öfter lieber beim „König von Mallorca“ und dem Hörernachwuchs werden durch die multimediale Reizüberflutung die Ohren zugemüllt. Es ist paradox: Da entern „Kulturagenten“ die Schulen, um vermeintlich neue Zielgrup- pen für das Kulturleben zu gewinnen, und zugleich fällt vielerorts der Musikunterricht aus. Heerscharen von Orchestermusikern engagieren sich in Projekten in der Schule und anschließend wartet der entflammte Nachwuchs jahrelang auf einen Unterrichtsplatz an einer öffentlichen Musikschule. So spannend viele Initiativen sind: Sie kämpfen wie wei- land Don Quichotte auf verlorenem Posten, weil sie auf dem zerbröselnden Fundament kultureller Grundbildung arbeiten (müssen). Die zahlreichen Projekte und Events sind nur das Sahnehäubchen auf dem Hefeteig einer langfristig angelegten Erziehung. Kein Baby kommt mit einer Vorliebe für Bach, Rap oder Volksmusik auf die Welt. Es liegt in unser aller Verantwortung, Erfahrungen mit der Kultu- rellen Vielfalt in unserem Land zu ermöglichen. Die Orte kultureller Erstbegegnung wie Kindertagesstätten, Schulen und Musikschulen sind die zentralen Orte für das Entzünden kultureller Neugier. Dazu braucht es nicht immer neue und „innovative“ Ansätze. Die „Krise der Klassik“ liegt nicht in der Musik selbst: Barockmusik kann genauso aktuell und mitreißend sein wie viele Werke aus anderen Kulturen, der zeitgenössischen Musik oder der populären Musik. Wenn unsere Kinder Bach und Mozart bestenfalls aus der Werbung oder einer gehypten Crossover-Interpretation kennen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sie diese Musik nicht erreicht. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass niemand den Wettlauf um den letzten Konzertbesucher gewinnen kann, solange unsere Gesellschaft nicht den Blick auf das Morgen und Übermorgen richtet. Wenn die existenzielle Bedeutung der Musik für unser Menschsein immer mehr auf Sonntagsreden verlagert wird und immer weniger mit dem Lebensalltag zu tun hat, dann helfen auch keine Events. Wenn der Staat kulturelle Teil- habe als ein Menschenrecht propagiert, dann muss auch er investieren: zum Beispiel in ei- nen regelmäßigen und qualitätsgesicherten Musikunterricht für alle Kinder und Jugendli- chen. Die Qualitätssicherung bezieht sich nicht nur auf die differenzierten Studiengänge, wie sie die künstlerischen Hochschulen anbieten, sondern auch auf den Anspruch, die ganze Bandbreite Kultureller Vielfalt zu vermitteln: sinnlich und kognitiv. Dann kommen wir dem Anspruch der bestmöglichen Entfaltungsmöglichkeit für den Einzelnen und dem daraus folgenden Nutzen für das menschliche Zusammenleben ein Stück näher. Kulturelle Teilhabe lässt sich nicht durch das Servieren mundgerechter Häppchenkultur in möglichst bequemen Sesseln erzielen, sondern braucht die unmittelbare Erfahrung unseres kulturel- len Reichtums. Christian Höppner 4/11 inhalt im fokus: Schwindsucht im Parkett Die Zeit läuft Änderungen im Konzertleben – Kultur Eine Hommage an Franz Liszt zum abseits der großen Einrichtungen?, Seite 8 200. Geburtstag, Seite 40 im fokus pro & contra | Die Konzertpublika in Deutschland | Erweiterung oder Nicht-Erweiterung? Hans Neuhoff und Jan P. Peschlow: Die Umgestaltung von „Jugend musiziert“ Eine Szenariodiskussion bis 2050 8 in der Diskussion 30 | Musikproduzenten oder Pädagogen? Susanne Keuchel: Eine Infrastrukturerhebung zu begegnung Vermittlungsangeboten in Kultureinrichtungen 14 | Eine linke Hand wie Gott Der Blues- und Boogie-Woogie-Pianist | „Ich hör alles von Punkrock bis Klassik!“ Axel Zwingenberger (Stephan Mayer) 36 Michael Parzer: Grenzüberschreitender Musikgeschmack in der Gegenwartsgesellschaft 18 | Ein Patentrezept gegen Publikumsschwund akzente gibt es nicht | Hommage à Franz Liszt zum 200. Geburtstag Christian Höppner im Gespräch mit Pamela Rosenberg 22 Sechs Ehrungen für Franz Liszt! (Johannes Herwig) 40 | Auf der Suche nach dem Publikum von morgen Das Musikforum hat verschiedene Festivals um ein neue töne kurzes Statement zu ihren Publikums-Strategien gebeten 26 | Am Puls der Avantgarde Die Edition Zeitgenössische Musik porträtiert seit 25 Jahren junge Komponisten in Deutschland (Daniel Mennicken) 44 4/11 4 |11 Oktober – Dezember 2011 Neue Förderstrukturen im EU-Finanzrahmen – Potentiale entdecken – weiße Flecken was bleibt für die Kultur?, Seite 48 in der Publikumsforschung, Seite 54 report bildung | forschung | Wer beharrt, dem gelingt’s | Topografie des Musikstudiums Christian Höppner im Gespräch mit Klaus Wüsthoff 46 1. Universitäten, Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen, Studiengänge für Musikberufe | Kulturpolitik ist auch Gesellschaftspolitik 2. Musikhochschulen, Konservatorien, Fachakademien Zum 80. Geburtstag von Klaus Bernbacher – und Kirchenmusikhochschulen 2009/2010 52 Christian Höppner im Gespräch mit Klaus Bernbacher und Ernst Folz 46 | Wer kommt – wer geht – und warum? Probleme und Potenziale der Publikumsforschung in Deutschland (Robin Kuchar und Volker Kirchberg) 54 europa | Creative Europe Erste Pläne für die EU-Kulturförderung ab 2014 wirtschaft | recht (Sabine Bornemann) 48 | Höhere Mehrwertsteuer für Noten? Brüssel will „harmonisieren“: die Pläne der EU-Kommission zur Zukunft der Mehrwertsteuer (Hans-Willi Hefekäuser) 58 musik und politik | Aus drei mach keins | editorial 1 Wie kulturelle Bildung nachhaltig zerstört wird | nachrichten 4 (Rüdiger Kruse) 50 | rezensionen 61 | finale/impressum 64 4/11 4 nachrichten Herbsttagung der Konferenz der Landesmusikräte Im Rahmen der Herbsttagung schen Musikrats, vertreten durch der Konferenz der Landesmusik- seinen Präsidenten, Martin Maria räte in Schlitz (Hessen) wurden Krüger, Generalsekretär Christian schwerpunktmäßig die Umset- Höppner und die Geschäftsfüh- zung der UNESCO-Konvention rer der DMR gGmbH, Peter Ort- Kulturelle Vielfalt, das Thema mann und Norbert Pietrangeli, Musik in der Schule, der Tag der teil. Begrüßt wurden die Teilneh- Musik und die Aktivitäten zum mer von Ministerialdirigent Eric 50-jährigen Bestehen des Wett- Seng vom Hessischen Ministe - bewerbs „Jugend musiziert“ rium für Wissenschaft und Kunst, Neuer Studiengang musik.welt 2013 behandelt. An der Konfe- von der Präsidentin des Landes- renz nahm unter Leitung der musikrats Hessen, Ursula Jung- Vorsitzenden, Ulrike Liedtke, tra- herr, und vom Bürgermeister Kulturelle Vielfalt eröffnet alle, die das Potenzial der Musik ditionell die Spitze des Deut- von Schlitz, Hans-Jürgen Schäfer. neue berufliche Möglichkeiten. für ihre Arbeit erkannt haben Zum Wintersemester 2011/12 und nutzen wollen. Das bundes- Rheinsberg könnte Schaden nehmen startet an der Stiftung Universität weit einzigartige Pilotprojekt ist Hildesheim der viersemestrige Teil des Programms „musik.welt berufsbegleitende Studiengang @niedersachsen“ der Stiftung Die Stadt Rheinsberg und kraft von Rheinsberg könne „musik.welt - Kulturelle Diversi- Niedersachsen und wurde ge- der Landkreis Ostprignitz-Ruppin Schaden nehmen, wenn die tät in der musikalischen Bil- meinsam mit dem Center for wollen die bisher selbstständigen künstlerisch Verantwortlichen dung“ (Master of Arts oder Zer- World Music, der Stiftung Uni- GmbHs Kammeroper Schloss nicht auch die wirtschaftliche tifikatsstudium). Mit Inhalten versität Hildesheim, der Hoch- Rheinsberg und die Musikakade- Verantwortung tragen würden. wie: Musik und Soziale Arbeit, schule für Musik und Theater mie Rheinsberg zu einer ge- Die Erfahrungen mit ähnlichen Elementare Musikpädagogik, Pro - Hannover, dem Musikland Nie- meinsamen Gesellschaft zusam- Fusionen seien sowohl in jektmanagement, Interkultura - dersachsen und drei weiteren menführen. Der Generalsekretär Deutschland wie in anderen Län- lität, Bandarbeit und viel Praxis. Hochschulen entwickelt. des Deutschen Musikrats, Chris- dern meist negativ. „Der Scha- Der Studiengang richtet sich an Mehr Infos und Kontakt:www. tian Höppner, appellierte an die den, den ich befürchte, steht in MusikerInnen, Lehrkräfte, Sozial- musikwelt-niedersachsen.de, piro Kommunalpolitiker, auf die Fu- keinem Verhältnis zum wirt- arbeiterInnen, ErzieherInnen und @musikwelt-niedersachsen.de sion zu verzichten. Die Strahl- schaftlichen Nutzen“, sagte er. Kulturbarometer: Besucherrückgang