Das Swr Experimentalstudio Sa 1

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Das Swr Experimentalstudio Sa 1 18 19 Liebe Musikfreunde, Liebe Freunde des Experimentalstudios, mit Luigi Nonos »… sofferte onde serene …« beginnt die neue Konzertsaison des SWR Experi- »Stille ist ein Gut, das langsam verschwindet, auch aus den eigens für sie bestimmten Orten«, mentalstudios, mit Pierre Boulez‘ »Dialogue de l‘ombre double« endet sie. ließ uns Umberto Eco in »auf dem Weg zum Jahrtausend des Lärms« wissen. Dieser Satz, nomen est omen, hallt fort. Jeder, der zweitklassig zu Stoßzeiten mit der (deutschen) Bahn fährt, weiß Am Anfang und am Ende stehen also symbolisch die beiden Komponisten, deren Werke bis auf ein Lied davon zu singen. Sensible Menschen wünschen sich in die camera silens des Marcel den heutigen Tag die Identität des Experimentalstudios verkörpern. Proust, Visionäre wie Eco warten auf Zeiten, in denen man sich Stille in Dosen kaufen kann. Und doch gibt es viele Menschen, denen Stille unheimlich ist, die sich, vielleicht auch ob der In den Monaten dazwischen jedoch ist das Programm durch eine Fülle an Aktivitäten geprägt, tagtäglichen Katastrophennachrichten, dieser nicht mehr auszusetzen getrauen. Dabei sollten die das Experimentalstudio als ganz in der Gegenwart verankerten, zudem weltweit führenden die Katastrophen, ihrem theatralischen Wortursprung nach, auch Anlass für Aufklärung und Klangkörper im Bereich der Live-Elektronik ausweisen. Besinnung sein. Neben der Präsenz auf europäischen und transatlantischen (Neue )Musik-Festivals zeichnet In heutiger Musik ist das besinnliche Moment oft nur noch in der Pause oder Fermate zu finden, sich ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld ab: An gleich vier großen zeitgenössischen Opern- aber schon Ferruccio Busoni empfand auch die Stille zwischen zwei Sätzen (in dieser Umgebung) produktionen ist das Studio maßgeblich beteiligt, wie an der Wiener Staatsoper, bei den selbst als Musik. Die beredte Pause lässt uns Raum für Rückschau, Vision und die Möglichkeit Schwetzinger SWR Festspielen, am Staatstheater Mainz und am Theater Bremen, mit Musik- der Besinnung. Der »Meister des Spiels« mit der Pause ist Luigi Nono, der uns in Capolona mit theater-Produktionen von Staud, Mendoza, Aperghis und Berg/Heusinger. »Das Atmende Klarsein« aufhorchen lässt. Trotz aller Weltläufigkeit, die in dieser Saison vom Time Spans Festival in New York bis in die Villa Dass wir selbst auch in dieser Spielzeit geradezu pausenlos unterwegs sind, ist der Situation Medici nach Rom reicht, ist das Experimentalstudio auch stark im SWR Sendegebiet präsent; mit geschuldet, dass immer mehr Komponierende nun auch im Musiktheater Live-Elektronik Konzerten in Freiburg, Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Badenweiler und eben einzubinden suchen. Sie gibt den Guckkastenbühnen z.B. der Wiener Staatsoper oder dem am Staatstheater Mainz. Dass sich in der ersten Saison unseres neuen Chefdirigenten Teodor Rokoko-Theater bei den Schwetzinger SWR Festspielen eine weitere Perspektive und Ihnen Currentzis gleich eine Zusammenarbeit zwischen dem SWR Symphonieorchester und dem SWR hoffentlich, nicht nur in der Pause, eine neue wie bereichernde Hörerfahrung. Experimentalstudio ergibt, freut mich besonders. Dieser Spielplan ist ein starkes Signal des SWR als Kultursender mit einem besonderen Schwer- DETLEF HEUSINGER punkt auf dem Gebiet der Neuen Musik. Denn dass wir als modernes Medienunternehmen in KÜNSTLERISCHER LEITER DES SWR EXPERIMENTALSTUDIOS inhaltlicher, technischer und ästhetischer Hinsicht einen Spitzenplatz in der Kunst einnehmen wollen und müssen, wird auch durch eine Einrichtung wie dem SWR Experimentalstudio unterstrichen. Nehmen wir also die Herausforderungen der Neuen Musik an, sie werden uns wacher und nachdenklicher machen und immer wieder neue Welten erschließen. GEROLD HUG VORSITZENDER DES SWR EXPERIMENTALSTUDIOS PROGRAMMDIREKTOR KULTUR DES SWR 2 3 INHALT KONZERTKALENDER EDITORIAL 2 KONZERTKALENDER 5 MUSIKVERMITTLUNG 61 46 JAHRE URAUFFÜHRUNGEN 64 CD-AUSWAHL 71 DAS WEBPORTAL · SWRCLASSIC.DE 79 DAS TEAM 82 IMPRESSUM 84 KALENDARIUM 85 4 5 SALZBURGER FESTSPIELE MI 15. AUGUST, 15 UHR SALZBURG, MOZARTEUM, GROSSER SAAL FESTVERANSTALTUNG IM GEDENKEN AN DIE GRÜNDUNGSSITZUNG DES FESTSPIELHAUSVEREINS AM 15.8.1918, GESCHLOSSENE VERANSTALTUNG SALZBURGER FESTSPIELE LUIGI NONO … sofferte onde serene … Markus Hinterhäuser, Klavier SWR Experimentalstudio: Detlef Heusinger, Klangregie Denn in der Kunst haben wir es mit keinem bloß angenehmen oder nützlichen Spielwerk, sondern … mit einer Entfaltung der Wahrheit zu thun. Hegel, Ästhetik 6 MARKUS HINTERHÄUSER 7 TIME SPANS FESTIVAL NEW YORK SA 18. AUGUST, 20 UHR NEW YORK, DIMENNA CENTER FOR CLASSICAL MUSIC – MARY FLAGLER CARY HALL TIME SPANS FESTIVAL FELIPE LARA Trans(late). Second String Quartet GEORG FRIEDRICH HAAS String Quartet No. 7 SABRINA SCHROEDER UNDERROOM UA JACK Quartet SWR Experimentalstudio: Detlef Heusinger · Lukas Nowok, Klangregie Temple Grandins »Umarmungsmaschine« umhüllt eine Person ohne Berührung durch eine andere. Da gibt es einen umhüllenden Raum, der durch Klang und Klangfühlen um Körper herum entsteht. (Hier gibt es so viele Schichten!) Pulsieren ist vertraut, angeboren in Zelllebewesen. Vergrößert, Zittern ist umgestaltet – sie können Kräfte sein, die destabilisieren: Schlagbewegungen sind umgedeutete Schaukelbewe- gungen. Die Schattenseite jedes Moments vibriert in wechselnden Auflösungen, Stärken und Reibungen von tieferliegenden spontanen Zuckungen. »Der Stein verschwindet jedoch nicht: Er explodiert.« aus: Renee Gladman: The Ravickians, S. Schroeder 8SABRINA SCHROEDER 9 PGNM FESTIVAL FR 21. SEPTEMBER, 19.30 UHR BREMEN, GLEISHALLE AM GÜTERBAHNHOF Y WEITERE VORSTELLUNGEN: SA 22.9., 13 UHR · SO 23.9., 13 UHR, 15 UHR PGNM FESTIVAL IRIS TER SCHIPHORST Bleche UA Olaf Tzschoppe, Percussion SWR Experimentalstudio: Thomas Hummel, Klangregie »Bleche« (2016 – 2019), ist eine Art Konzertinstallation für einen mikrophonierten Schlagzeuger, 2 Klangregisseure, 6 im Raum verteilte resonierende Donnerbleche und 4 im Raum verteilte resonierende Blecheimer. Das Stück ›bespielt‹ den jeweiligen Raum des Aufführungsortes, d. h. sämtliche Klang-Aktionen des Solisten können via Transducer von den Klangregisseuren auf die im Raum verteilten Donnerbleche und Blecheimer übertragen werden und diese zum Resonieren bringen. Es handelt sich bei »Bleche« somit weniger um ein traditionelles Werk als vielmehr um ein auskomponiertes ›Raum-Setting‹, oder auch ›Raum-Instrument‹, in dem Solist und Klangregisseure mit den in der Spielpartitur verzeichneten Materialien und Spielweisen ad hoc interagieren. Iris ter Schiphorst 10 OLAF TZSCHOPPE 11 PGNM FESTIVAL SA 22. SEPTEMBER, 20.30 UHR BREMEN, SENDESAAL TER SCHIPHORST IRIS TER SCHIPHORST Dead Wire Christoph Grund, Klavier SWR Experimentalstudio: Thomas Hummel, Klangregie In »Dead Wire« ist der Solist Pianist, Keyboarder, Auslöser der Live-Elektronik und der Samples zugleich, kurz: ›Herr über alle Tasten und Effekte‹. Das heißt, er hat neben den ›üblichen‹ Klavier- tasten noch zwei weitere Keyboards zu bedienen, eines zum Triggern der Samples, das andere zum Steuern der Live-Elektronik. Mich hatte bei letzterer seinerzeit interessiert, eine Spielweise nachzubilden, die eigentlich mit dem Klavier (dem Hammerklavier) nicht möglich ist, nämlich den Klang durch Tastendruck zu beeinflussen. Bei Clavichorden (einem Vorläufer des Hammer- klaviers) war das in gewissem Rahmen möglich (Stichwort: Beben). Die Live-Elektronik (der Patch) ist daher so gestaltet, dass der Pianist den angeschlagenen Klavierklang durch gleich- zeitigen Tastendruck auf dem entsprechenden Keyboard im mikrotonalen Bereich verändern kann. Darüber hinaus kann der Pianist den transformierten Piano-Klang mit Hilfe eines Volume- Pedals lauter werden lassen (und je nach Raum Feedbacks erzeugen), sowie mit Hilfe eines Sustain-Pedals in Echtzeit sein eigenes Spielen aufnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt via Tastendruck vorwärts oder rückwärts wieder abspielen. Er ist in diesem Setting somit Spieler eines ›Hyper-Klaviers‹, dem seine Geschichte und die Historizität der verschiedenen Klaviaturen (›Keyboards‹) mit eingeschrieben ist. Dies erfordert nicht nur ein völlig anderes pianistisches Denken, sondern ist letztlich eine absichtsvoll komponierte Überforderung des Pianisten, die dazu führt, dass jede Aufführung ›anders‹ ist. Iris ter Schiphorst 12IRIS TER SCHIPHORST 13 FESTIVAL MUSICA STRASBOURG DO 27. 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Das steht in Einklang mit dem vertonten Text. »[E]s schwinden, es fallen die leidenden Menschen blindlings wie Wasser von Klippe zu Klippe ins Ungewisse hinab.« aus Gunnar Hindrichs »Die Autonomie des Klange« 14 ÉGLISE ST. PAUL, STRASBOURG 15 DONAUESCHINGER TAGE FÜR NEUE MUSIK SA 20. OKTOBER,
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