Pfarreiblatt Mai 2020
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GRAUBÜNDEN Nummer 58 | Mai 2020 PFARREIBLATT Fegl parochial grischun | Bollettino parrocchiale grigione 2 Pfarreiblatt Graubünden | Mai 2020 VERBUNDEN IN CHRISTUS Editorial Foto: Atelier LE RIGHE GmbH Foto: Die letzten Wochen haben es bewiesen: Die Kirche lebt. Liebe Leserin Neue Gottesdienstformen und neue Möglichkeiten der Lieber Leser Seelsorge haben sich aufgetan. Denn auch wenn wir physisch Verschiedene Sorgen tragen wir in unseren Abstand halten müssen – die geistige Verbundenheit ist uner- Herzen – einerseits die Angst um unsere lässlich. Lieben, andererseits Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft. Gerade in der Zeit der Unsicherheit und Isolation ist es wich- Um den Ausbruch der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Lungen krankheit zu vermeiden, wurden vor über einem Monat vom Bund tig, die Gemeinschaft nicht aus dem Blick Messen, Gottesdienste und andere religiöse Zusammenkünfte verboten. Das zu verlieren und sich gegenseitig zu unter- «social distancing» ist seither Gebot. stützen. Die sozialen Medien ermöglichen Die Einhaltung dieser Regeln ist gerade für die Kirche nicht einfach, denn sie neue Formen der Gemeinschaft, aber wir hat ihren Platz mitten unter den Menschen. Auch wenn wir physisch Abstand halten müssen, so ist es unsere Aufgabe als Christen, gerade jetzt füreinan- finden sie auch im Gebet. Sie lesen darüber der da zu sein. Die vielen neuen Formen der Seelsorge, der Gottesdienst- und in unserem Hauptartikel (S. 2 und 3). Messfeiern, die in den letzten Wochen entstanden sind, zeigen jedoch, dass Über das Beten im Kämmerlein lesen wir die Kirche lebt. Sie nimmt ihren Auftrag, zu den Menschen zu gehen, ernst. auch bei unserem romanischen Autor Mar- Neue und traditionelle Möglichkeiten cel Köhle (S. 8). Die sozialen Medien eröffnen neue Möglichkeiten, trotz räumlicher Trennung Erst im Rückblick zeigt sich jeweils, welche eine Form von Gemeinschaft zu erleben. Live übertragene Gottesdienste las- Entscheidungen richtig waren. Das eint die sen digital gemeinsames Feiern zu, auch wenn alle Teilnehmenden in ihren eigenen Stuben sitzen. Mit Instagramm können Erlebnisse geteilt werden, aktuelle Krise mit den Katastrophen der dank Telefon und Chat lässt sich kommunizieren, und wer über Skype ver- Vergangenheit. In allen Krisen dürfen wir fügt, kann das Gegenüber auch sehen. aber darauf bauen, dass Gott mit uns ist Ob all der Möglichkeiten gilt es aber nicht zu vergessen, dass nicht alle Menschen mit dieser Technik vertraut sind. Gerade sie dürfen wir nicht ver- (S. 4 und 5). gessen, denn auch sie sind ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft. Auch Einen Einblick in die Situation des Shut- ohne moderne Errungenschaften können wir miteinander verbunden blei- downs in der Region Rom gibt uns unse- ben. Denn ihre Gemeinschaft haben Christen schon immer gepflegt, auch zu re italienische Autorin Nadia Valentini, die Zeiten, in denen Versammlungsverbote für sie galten oder in den Jahren, in denen sie verfolgt wurden. in der vollständigen Isolation ausharren Ihr stärkstes Mittel, sich gegenseitig zu tragen, zu unterstützen und die Ver- musste, als sie den Text schrieb (S. 9). bundenheit untereinander zu pflegen, war das Gebet. Das Gebet für die Trotz Krise wollen wir den Blick auf das «nor- Schwestern und Brüder im Glauben. male» Leben nicht verlieren. Deshalb lesen Sie auf den Seiten 6 und 7 über die Arbeit von Gisela Walser, der katholischen Behin- dertenseelsorgerin im Kanton Graubünden. Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie den Mut und die Hoffnung nicht verlieren und in aller Unsicherheit immer wieder Gottes Liebe und Fürsorge erfahren dürfen. Mit herzlichen Grüssen Wally Bäbi-Rainalter Präsidentin der Redaktionskommission © Pixabay Mai 2020 | Pfarreiblatt Graubünden 3 Verbunden im Gebet Beliebtes Pilgerziel: die Gerade in der Zeit der physischen Distanz gewinnt Ikone «Salus populi die Aussage Jesu besondere Bedeutung, wenn er Romani» in Santa sagt: «Wo zwei oder drei in meinen Namen ver- Maria Maggiore. Sie gilt sammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen» (Mt als historisch bedeu- 18,20). Im Gebet sind wir Christen auf der gan- tendste Marienikone zen Welt miteinander verbunden –, und wir dür- Roms und geht auf fen die Gewissheit haben, dass Jesus Christus mit die Antike zurück. Der uns ist. Im Marienmonat Mai sind wir besonders jetzige Zustand geht eingeladen, all unsere Sorgen und Bitten vor die auf eine Übermalung Gottesmutter zu bringen. im 13. Jh. zurück. Im Gebet vor Gott können sich unsere Augen für die trügerischen Gewissheiten öffnen, die wir viel zu oft willkommen heissen, weil sie bequem sind und uns dienen. Im Gebet vor Gott können wir unser Leben neu an ihm ausrichten und ihn um den Heiligen Geist bitten, damit er uns führe. Im Gebet vor Gott können wir uns eingestehen, dass wie oft achtlos und gedankenlos über Menschen geurteilt haben, die heute Grosses leisten: Pfle- gende, Ärztinnen und Ärzte, Reinigungsper sonal, Commons © Wikimedia Supermarktangestellte, Transporteure, Ordnungs- kräfte, Priester und Odensleute und all die unge- In Gottes Hand zählten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, Auch wenn heute – bei Redaktionsschluss dieser die für ihre Mitmenschen da sind. In unserem Ausgabe – noch nicht klar ist, ob wir Auffahrt und Hinwenden auf Gott können wir Ruhe finden in- Pfingsten liturgisch gemeinsam feiern werden, mitten des Corona-Sturms. so wissen wir: Christus ist in den Himmel aufge- fahren und der Heilige Geist ist zu uns Menschen «Kreativität der Liebe» gekommen. Auffahrt und Pfingsten können nicht Die Worte, die uns zu Beginn der Karwoche mit- abgesagt werden, denn sie haben bereits stattge- tels einer Videobotschaft von Papst Franziskus funden. Nun gilt es, sie in unseren Herzen leben- erreichten, gelten auch nach Ostern. «Lasst uns dig zu halten. versuchen, wo wir können, diese Zeit so gut wie Gerade das regelmässige Gebet kann uns die An- möglich zu nutzen: Lasst uns grossherzig sein; de- wesenheit Gottes besser spüren lassen: Sei es das nen helfen, die in Not sind in unserer Umgebung – persönliche, stille Gebet, ein liturgisches Gebet vielleicht per Telefon oder mit sozialen Netzwerken wie das Vaterunser, das Beten des Rosenkranzes, und für die einsamsten Menschen da zu sein. (...) das Fürbittengebet oder das Beten der Psalmen … Auch wenn wir isoliert voneinander sind, können Auch wenn wir uns in nicht einfachen Zeiten be- Gedanken und Geist weit reisen mit der Kreativität finden und uns vielleicht bisweilen Zweifel an- der Liebe. Genau das brauchen wir heute: Die Kre- gehen, so dürfen wir sicher sein: Was immer ge- ativität der Liebe.» Diese Kreativität der Liebe gilt schieht, wir können nie tiefer fallen als in Gottes es in uns zu entfachen. Hand. (sc) Der Kantonale Seelsorgerat ruft in Erinnerung, dass auch Messen und Andachten am Radio und Fernsehen mitgefeiert werden können. Jeweils Sonntag/Feiertag: Radio SRF 2 Kultur + Radio SRF Musikwelle. Katholische Predigten am: So, 17. Mai, 10 Uhr; Do, 21. Mai, 10 Uhr; So, 24. Mai, 10.15 Uhr und So, 31. Mai, 10 Uhr. So, 3. Mai, 10 Uhr, Schweizer Fernsehen SRF1, Radio SRF 2 Kultur + SRF Musikwelle, Christka- tholischer Gottesdienst aus der Zürcher Augustinerkirche. Pfingstsonntag, 31. Mai, 10 Uhr Schwei- zer Fernsehen SRF1, Radio SRF 2 Kultur + SRF Musikwelle, römisch-katholischer Gottesdienst aus St. Gallen-Rotmonten. Zwischenhalt Radio SRF 1, jeweils Sa 18.30–19 Uhr mit Glocken – Glocken Radio SRF Musik- welle, 17.20 Uhr. Am Sa, 23. Mai, erklingen die römisch-katholischen Glocken von Cazis. Radio Gloria: täglich 9 Uhr Hl. Messe; So, 10 Uhr – Radio Horeb: täglich 18 Uhr hl. Messe; Sa, 9 Uhr/18.30 Uhr; So, 10 Uhr/18 Uhr; DAB+ – Radio Maria: täglich 9 Uhr hl. Messe. 4 Pfarreiblatt Graubünden | Mai 2020 KEINE STRAFE GOTTES Verunsichernde Wochen liegen hinter uns. Das Leben ist anders geworden. Unser Verhalten und unsere Beziehungen zu Freunden und Mitmenschen hat sich verändert. Eines ist jedoch gewiss: Die Corona-Krise ist keine Strafe Gottes. Katastrophen wie die aktuelle Pandemie traten Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, in der Menschheitsgeschichte immer wieder auf. so sind auch meine Wege viel höher als eure Die Pestsäulen und Pestkreuze sind die wohl be- Wege und meine Gedanken als eure Gedanken», kanntesten Zeugnisse aus jenen Zeiten. so spricht Gott durch den Propheten Jesaja (Jes Ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit rückten 55.8f). Erinnern wir uns auch der Freunde Hiobs: diese Zeugnisse vergangener Katastrophen, als Überzeugt, die Wahrheit zu kennen, redeten sie Papst Franziskus im März durch die menschen- Hiob ins Gewissen – und lagen mit ihren Ein- leere Innenstadt Roms zu dem als wundertätig schätzungen und Vermutungen völlig falsch und verehrten Pestkreuz (16. Jh.) in die Kirche San taten Hiob unrecht. Marcello al Corso pilgerte. Immer wenn eine Katastrophe über die Menschen Platz für Not hereinbrach, waren auch Stimmen zu hören, die Katastrophen wir die Pest (1346–53), das Erd- das Unglück als Strafe Gottes interpretierten. beben von Lissabon (1755), die Spanische Grip- Warum wohl lassen Not und Unglück uns an der pe (1918–20), Tschernobyl (1986) oder 9/11 Liebe Gottes zweifeln? Warum geht ausgerech- hinterliessen Spuren in der Geschichte – auch net in solchen Situationen vergessen, das Jesus in der Geschichte der Frömmigkeit. Auch die Christus ganz besonders mit den Leidenden ist? Corona- Krise wird ihre Spuren hinterlassen, denn Kata strophen erschüttern unser Weltbild und da- Sinngebung ist wichtig mit auch die Glaubenspraxis. Spätestens seit dem Um sich in der Welt zurechtzufinden, versuchen