Streifbandz i Om Express & etung Nr.20110 At Atommüllzeitung

DoppelnumNovember/D ezember 84 mer 5.-DM

Scbwenlun\\ttbema: "tomtransllorte "' der lau l~.!'!.i!.V.er W\ederautbereitung "'"'"' \nten\ew~-!--fmrlt~DS-ll~-=.--·==.! Ein Traum wird Wirklichkeit

ten zu helfen, Indem Ihr uns Ober Prozesse oder andere Strafverfolgungs- und Repres­ sionsmaßnahmen ln Eurer Region, _Jn Eu­ ren Gruppen Informiert Was das praktische Umsetzen dieser ln­ halte..ln Artikel, also die Produktion der Zei­ tung, betrifft, so werden beide Redaktto­ nen selbständig und unabhängig weiterar­ beiten. Zwei bis drei Wochen vor der je­ weils nächsten Nummer • die Erschel· nungswelse wurde auf zwei Monate fest­ gelegt • gibt es ein gemeinsames Redak· tlonswochenende, bel dem die Diskussion Ober Grundsatzartikel gefOhrt, die noch zu erledigenden Aufgaben verteilt und • so weit möglich • die neue Zeitung Inhaltlich konzipiert werden soll. Das Treffen hat die­ ses Mal in LOneburg stattgefunden und Ist sehr produktiv vertaufen. Neben vielen Art I· kein haben wir auch noch den bevorste­ henden Tag X, sowie die jOngsten Justiz­ und Polizeiattacken gegen Atom Express und atommollzeltung besprochen, mit wel­ chen Konsequenzen, das könnt Ihr ln den entsprechenden Artikeln nachlesen. An· sonsten tauschen wir Papiere, Manuskrip­ te, VorschlAge, Fotos und Termine Ober die Post und das Telefon aus. Beleie Redaktio­ nen lay outen Ihre Artikel getrennt; mOg· liehst am gleichen Wochenende. End Lay Out und Umbruch erfolgen dann wechseJ. weise ln LOneburg und Gott:ngen, unmit­ telbar YOr dem Druck bzw. den druckvorbe­ Es Ist soweit. Die Fusion zwischen Atom Eure Beteiligung soll sich aber darin nicht reitenden Arbeiten. .Express und atommollzeitung ist vollzo­ erschöpfen! Nach wie vor wird die Diskus­ Wir wollen 52 Selten Umfang möglichst gen, das Ergebnis liegt vor Euch. Wie es sion Ober den weiteren Widerstand, die Be· nicht Oberschreiten • einen grundsätzll· dazu gekommen Ist, ja, warum es so kom· rlchterstattung Ober Aktionen und die Mo­ chen und unumstößlichen Beschluß haben men mußte, haben wir ln den letzten Num­ bilisierung zu solchen, breiten Raum ein· wir aber nicht gefaßt. Die Kontigehtlerung mern nachzuzeichnen versucht. Nachzu­ nehmen. Was die wissenschaftlich· wird j~s Mal neu beredet; sie hAngt da­ tragen bleibt, wie wir uns die Realisierung technische Seite betrifft, so wollen wir die. von ab, welche Redaktion welche Themen des Projekts •Atom Express­ Kontakte zur Gruppe Ökologie, zur AGU verantwortlich bearbeitet. /atommollzeltung• kurz- und mittelfristig Darmstadt, zu Jens Scheer und anderen fe­ Wie Ihr sicher bemerkt haben werdet, sind vorstellen. stigen und wenn's geht, lntensivierer. wir auch um eine erneute Preiserhöhung Zur Klärung dieser Frage hat am 21. und nicht herumgekommen· ein Heft kostet ab 22. Juli in Göttingen ein Treffen beider Re­ jetzt 4 Mark. Die BI· und Wlederverkiufer­ daktionen stattgefunden, auf dem eine Rabbatte sind entsprechend angeglichen Reihe von Vereinbarungen getroffen wur­ worden, die BezugsgabOhren for ein Abo den. Ein Tell dieser Vereinbarungen Ist be­ auch. reits mit dieser Nummer umgesetzt wor­ Bei unseren Kalkulationen lassen wir uns den. Den Anti-Kriegs-Tell werden wir aufrechter­ Im wesentlichen von der Überlegung Ietten, Inhaltlicher Schwerpunkt wird bzw. bleibt halten · möglicherweise in eingeschränk­ endlich mal wieder kostendeckend zu wlrt· der Bereich Atomprogramm und Anti· tem Umfang, aber das hangt von der Ent­ schatten. Froher, zu Zelten hoher AE Aufla­ AKW·Bewegung. Vor allem anderen be­ wicklung in der Friedensbewegung ab, gen und einer zahlenma61g sowie politisch greifen wir uns nach wie vor als Zeitung besser: von der Entwicklung eines be­ starken Anti·AKW-Bewegung ging das oh­ der Initiativen gegen Atomenergie. Ähn· stimmten Spektrums des unabhängigen ne Preiserhöhung • heute nicht mehr. Wir lieh, wenn auch nicht ganz so stringent wie Teils, dem wir uns politisch verbunden fOh· hoffen auf Euer Verständnis • auch wenn bisher die atommollzeitung, streben wir fOr Jen. Die Diskussionen v.a. Innerhalb dieses wir hier keine detaillierte Finanzplanung die einzelnen Nummern die Bearbeitung el· Spektrums werden wir weiterhin aufgreifen vorlegen. nes spezifischen atom- oder energlepolltl· und mit anregen; von den Aktionen v.a. die­ Nach anfingliehen Bedenken bel Teilen sehen Themas unter mehreren Aspekten ses Spektrums • Bremerhaven, Munltion­ belder Redaktionen Ober die Realisterbar­ an; dieses Mal haben wir es mit den Atom­ stransporte, StOrmanover, um mal die kelt und Perspektiven einer gemeinsamen mOlltransporten und der Wlederaufarbei· Richtung anzudeuten • werden wir welter­ Zeitung, Ist nun das GefOhl zu dem Projekt tung versucht. Zu einer festen RubrJk wol­ hin berichten. und zueinander ausnahmslos positiv. len wir die Standortberichte ausbauen. Der dritte Bereich, um den wir uns kOm­ Die Bereitschaft und die Motivation, mit Hiertor sind wir mehr als zuvor auf die Mit· mern wollen, Ist die Kriminalisierung der Schwung und Power noch mal richtig los­ arbelt von Bl's und Aktivist(inn)en •vor Ort. Anti-AKW· und Anti-Kriegs-Bewegung. Aus zulegen, Ist da. Wir hoffen, daß ein blßchen angewiesen; von GOttlogen und LOneburg gegebenem Anlaß rOcken wir selbst ln die­ davon mit dieser Nummer 'rQberkommt, aus sind Artikel Ober das Geschehen ln ser Nummer ein wenig in den Mittelpunkt und daß Ihr das Experiment Atom Ohu, Neckarwesthelm, schlecht zu Auch hinsichtlich des Themas Kriminali­ Express/atommOIIzettung mit uns zusam­ schreiben. sierung der Appell an Euch, uns nach Kräf· men wagt.

2 Impressum

Der Atom Express I AtommUllzeitung wird INHALT herausgegeben vom 'Verein für eine um· weltgerechte Energiepolitik e.V.' und vom Kriminalisierung ...... 4 'Lüneburger Arbeitskreis gegen Atomanla· Tag X· Ein Staat sieht rot ...... 4 gen (LAGA)'. Die Masse macht's ...... , ...... 8 Redaktionsanschriften: · Proze6 ...... • ...... 54 Folter gegen Anne ...... ~ . ·...... •...... :56 Atom Express Schwerpunkt 1: Reinhäuser Landstraße 24. Postfach 1945. Wlederaufarbeltung 3400 Göttlngen, Tel.: 0551/7700158 Das Leben neben einer Wlederaufarbel· Atommüllzeitung tungsanl~ge bringt. uns der Artikel Ober die SOttenweg 57, 2120 LOneburg, Tel.: britische WAA Wlnscale, den wir der ZEIT 04131/45290 entnommen haben, näher. Weiterhin be­ richtet Klaus Traube in einem Excluslv· Bestellungen : Interview Ober Sinn und Unsinn dieser An· Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie. lagen. Den l'ell schließen wir mit den neua­ Postfach 1945. 3400 Göttlngen. s ten Entwl cklungen an den. BRD· Konto: Standorten ab. Verein fOrelne umweltgerechte Energiepo­ Selte12 lltlk, Reinhäuser Landstr. 24, 3400 Göttin· gen Wlederaufa~eltung ...... : ...... 12 PSchA Hannover 148 99 · 308 Winscal~ ...... •...... •.. . .. 12 oder Interview mit Klaus Traube ...... 16 Eike Alckert, Alte Dorfstraße 9. 3119 Edde1· · WAA zum Nulltarif ...... 19 storf. Schwandorf ...... • ...... 20 Konto: WAAundSPD ...... : ...... ·...... 21 'Gorteben aktuell', G. Garbers PSchA Harnburg 378 14 · 206 Sch~erpunkt 2: Olese Konten sind gleichzeitig Spenden· Atomtransporte konten! in den nächsten Jahren werden vermehrt· Atommoll-Transporte .Ober die Autobahnen Druck: Steldl, Düstere Straße, Göttingen und Landstraßen, durch Dörfer und Städte rollen. Eine jetzt enthOIIte geheime PSE· V.i.S.d.P.: Eva Frintrup, GOnter Garbers, Studie belegt: Die Katastrophe Ist vorpro­ Matthias KOntzel, Ulrike Schierenberg grammiert. Dies belegt auch der sich· an­ schließende Bericht zum U"'tergang des Diese Nummer kostet 5,· DM, !Ur Bis und französischen Atomfrachters 'Mont Louis'. andere Wiederverkäufer 3.50 DM. Seite 22 Ein Abonnement kostet 25 Mark fOr fOnf Atomtra~sporte ...... 22 Ausgaben incl. Porto. Eln Förderabonne· Geheime PSE.Studie ...... ·. 24 ment kostet 35 DM. FOr BOrgerinitiativen, Untergang der Mont Louis ... , ...... ; ...... 26. Buchläden und sonstige Wiederverkäufer ab 5 Exemplaren 3,· DM. Schwerpunkt 3: Eigentumsvorbehalt TAGX Berichte, Meinungen und 'brandheiße Fo­ Nach diesem Eigentumsvorbehalt Ist dfese tos zu den heißen Tagen im Herbst '84 Im Zeitung solange Eigentum des Absenders, Wendland. rst die Anti-AKW-Bewegung ge­ bis sie dem Gefangenen persönlich ausge­ scheitert, oder waren die Ereignisse in der händigt worden ist. 'Zur·Habe-Nahme' Ist 2. SeptemberWoche der Anfang'etner neu· keine persönliche Aushändigung Im Sinne en Wlderstandsepoche? des Vorbehalts. Wird die Zeitschrift dem Seite 29 Gefangenen nicht persönlich ausgehän· dlgt, ist sie dem Absender mit dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden. Liebe Leser/innen Wendland ...... • ...... 29 Tag X- Berichte, Dokumente ...... 29 Oie Ereignisse im Wendland zum TAG X Herzschläge ...... 37 haben uns in der ganzen Zeltungskonzep· Sommercamps ...... 38 tton fOr diese Nummer durcheinanderge· bracht. Eigentlich hatten wir Ia vor, die ge­ meinsamen Ausgaben auf ein Koniingent Standortberichte ...... · ...... : .. . . 42 von 52 Se•ten zu begrenzen und den Preis Grohnde· ...... 42 bei 4,· DM elnzurrieren. Daraus Ist diesmal Brokdorf-Widerstandstreffen ...... : ...... 44 • • • • • nichts geworden. Weil uns die ganzen ln· Ahaus· ...... 1 45 halle zu wichtig waren, um etwas raus· zuschmeißen, haben wir uns entschlossen Malvllle .. . . : ...... , ...... 49 diesmal eine ganz dicke Nummer zu rna· chen. Deshalb auch der hohe Preis. Herbstmanöver . . .. ·...... , ...... 58 Beim nächsten Mal Wird es hoffentlich an· Störmanöver '84 . : ...... ~ ...... ·...... · .... 58 ders werden. Einschätzung· ...... , : . .. : ...... 61 So, nun viel Spaß bel dieser Ausgabe. For die Archivare unter Euch ·dies ist der Atom Express 41 und die Atommüllz:elt~ Bundeskonferenz '84 ...... - . , ...... 63 "" ---­ Einladung, Kritik, Diskussionsbelträge 3 und Atommülltransporte ins Wendland." immer sie mit Begründet werden diese Maßnahmen dem § 111 Strafgesetzbuch (Öffent• , vermehrten sich liche Aufforderung zu Straftaten), dessen Aufrufen zum Tag X. Verstoß mit einer Höchststrafe von 5 jedoch mieden unsere cleveren Staatsanwäl Jahren Gefängnis zu sühnen sei, und :Nach dem Motto:"Bundesweiter Skandal- Nein Danke demzufolge aufrufende Personen wie das Büro der grünen Landtagsfraktion in Niedersachsen ~;;u•.,uo•v Anstifter zu behandeln seien. wie die Bundesgeschäftsstelle der Grünen, obwohl Dieser Paragraph wird erstmals beiden Orten fleißig für Tag X mobilisiert worden ist. gegen eine soziale Widerstandsbewegung Wenn auch einige besonders täppische Maßnahmen der ..:H

IUV11l>U~''"'·''- beschlagnahmt. 0.84: Das Büro der Grünen in Hannover wird durchsucht.

Die wilde Staatsjagd auf Tag bringt eine gewisse Hilfslosigkeit Staaatsorgane zu Tage. Sämtliche den Widerstand gegen Atom­ t ..<>ncr.,..,,.,,., in Lü.-Dan. zu spalten, sind fehlgeschlagen. Das zeigte sich am 30.April, dem Tag der v11\.UQI.1VAVv<>au"', an der 5.000 Me.ns<:hen Versammlungsverbot teilnahmen. dem 30.04. war klar, daß in Lü.-Dan. die Atomtransporte höchst unbeliebt sind daß die Zusammenarbeit zwischen auswärtigen und einheimischen Gegnern wieder funktioniert. daß ein wichtiges politisches Spek- trum (über das Lager der Grünen• aus) bereit ist, Gesetze zu bre:ch•en. um Atomtransporte zu verhindern. (vgl. atommüllzeitung, Nr. 27) Tage nach der das niedersächsische daß die im Wendland nun prc>blc~m:ath;ch werden könnte." Das politische Dilemma der seite wurde verschärft durch die hüllung der hochbrisanten Studie das Gefahrenpotential der Atotntt:ans- porte.(siehe S 26) Mit der "Mont schließlich zerbrachen die Razzia gegen ?\ Atommüllzeitung

Am frühen Morgen des 25.09.84 wurden zepten und Unterlagen für die atom­ landblockade, Bekennerschreiben, gleichzeitig 3 Wohnungen in Lüneburg müllzeitung. Kein Blatt Papier wird un­ offen&chtlich gefälschtes Schreiben des und Reppenstedt (bei Lüneburg) von beachtet gelassen. Selbst die Brief­ OKD Lü.-Dan. von 1982 (!),ein Schrei~ der Lüneburger Staatsanwaltschaft tasche und Notiz-Kalender vergangener ben von Autonomen Wenden hierzu, durchsucht. Jahre werden genauestens in Augen­ Zettel "Augen auf im Straßenverkehr" Kurz vor 8.oo Uhr klingelte es an der schein genommen .. Alle Kleidungsstücke (Autonummern von Zivi-Autos) usw. Haustür. Ich bin noch im Halbschlaf. werden aus den Schränken geholt Die übereifrigen Kripo-Beamten finden 2 Staatsanwälte und 5 Kripo-Beamte und einzeln untersucht; das Bett wird immer wieder neue Papiere u. Zeitun­ stehen vor der Tür und zeigen einen gleich 2 mal durchwühlt, Schränke wer­ gen die ihnen verdächtig vorkommen. Durchsuchungsbeschluß, der am den abgerückt, ein Holzklotz, der als So wird der Staatsanwalt (der immel' Vortage vom Amtsgericht Lüneburg Blumenuntersatz dient, wird untersucht entscheidet, was mitgenommen wird) (Aping) ausgefertigt wurde. ob er nicht ausgehölt ist und etwas u.a. gefragt, ob die Zeitschrift ,,links" Er richtet &eh gegen 5 angeblich im Inneren verborgen ist,selbst vor oder ein Papier zur Katkar Demo von "Verantwortliche'' des Lüneburger der schmutzigen Wäsche wird nicht 1977(!) zu beschlagnahmen sei. Arbeitskreises gegen Atomanlagen zurückgeschreckt, usw. Insgesamt wurden über 100 wegen Vergehens nach § lll StGB. Beschlagnahmt wurden Notizen, Schriftstücke, ca 300 Tag X Flug­ (Wobei 4 von diesen 5 bereits ein Diskussionspapiere , Adressen, Telefon­ blätter, 10 Plakate, 5 Aufkleber Ermittlungsverfahren nach § 111 wegen nummern, Veranstaltungsankündi• beschlagnahmt. Veröffentlichung vonDiskussion~ikeln gungen, Artikelkonzepte für die atom­ Bei der Durchsuchung der Autos zum Tag X in der letzten Ausgabe der müllzeitung/ Atomexpress, die &eh mit wurde ebenfalls sehr gründlich vorge­ atommüllzeitung haben.) dem Widerstand gegen Atommülltrans• gangen, Öffnen aller Türen, Klappen, Es wird "angeordnet die Durchsuch­ porte beschäftigen (tag X), hand­ der Motorhaube, Fußmatten w..erden ung der Wohnung und anderer Räume schriftliche Aufzeichungen zur Wend- hochgehoben usw. Zur "Spurensicher- sowie der Person und der Sachen, ein­ schließlich der von ihm benutzten Räume und Sachen der "atommmüll• zeitung", weil er verdächtig ist, das Flugblatt sowie das Plakat "Tag X - PRESSEDIENST Verhindert die Atommülltransporte ins CDU/CSU Wendland" zu verbreiten; und weil 28.09.1984 zu vermuten ist, daß die Durchsuchung zum Auffinden von Beweismitteln -Ol!>lS· fiihren wird ... von Unterlagen über deren Bezug, Bezieher, Verbreitung u. Ver· breiter sowie etwaiger sonstiger Flug­ . Zu den· in Lüneburg aufgefundenen Sabotageplänen der Kernkraftgegener erklärte blätter oder Schriften, in denen in Zusammenhang mit dem sog. "Tag X" der sicherheitspolitjsche Experte der CD U/CS U- Bundestagsfraktion im Innenaus­ zu strafbaren Handlungen aufgerufen schuß des Deutschen Bundestages, Dr. Rolf Olderog (CDU): wird." Jetzt aber zurück zum Ablauf der Wenn es noch eines Beweises bedürft hätte, die von der Staatsanwaltschaft jetzt in Durchsuchung. Der Durchsuchungs­ Lüneburg sichergestellten Dokumente über die geplanten Sabotageaktionen von trupp verlangt, daß alle 6 Leute im Kernkraftgegnern beweisen unwiderleglich: Im Bundesgebiet ist eine bestens or-. Haus geweckt werden und stellt die ganisierte Szene militanter Gewalttäter entstanden, die unter dem Deckmantel Personalien fest. Auf die Frage warum des sogenannten Widerstands bedenkenlos zum Bruch geltenden Rechts entschlos­ sie ausgerechnet auf die Idee kommen sen ist, vorsätzliche Straftaten plant, wie die Straßensperren im Landkreis hier eine Durchsuchung durchzuftihren, Lüchow-Dannenberg aus gefällten Bäumen, brennenden Autoreifen u~td Stroh­ koinmt die Antwort: " Dies sei aus der ballen zeigen. tageszeitung ermittelt worden, da dort Wie. nicht anders zu erwarten, reagieren selbst parlamentarische Gremien wie die der LAGA als Bestelladresse angegeben Grünen auf diese unglaubliche Herausforderung unseres Rechtsstaates mit Aufru­ ist. " Telefoniert werden darf nur mit fen zur Unterstützung der geplanten Blockadeaktionen. Bestürzender ist, daß auf ausdrücklicher Genehmigung. Ein­ sozial-demokratischer Seite nur beklommenes Schweigen he"scht, während sich gehende Telefongespräche werden nicht unter aller Augen eine anti-parlamentarische, zur Gewalt entschlossene ,,Gegen­ weitergeleitet. Ich muß mein Zimmer macht" herausbildet, die mal gegen die Kernkraft, mal gegen Bundeswehrmanöver zeigen und eine Erklärung abgeben und selbstverständlich immer gegen die Tätigkeit unserer Sicherheits- und Straf­ welche Räume gemeinschaftlich genutzt .verfolgungsbehörden Sturm läuft. Wer Anleitungen zum Aufreißen von Straßen, werden. Nun setzt &eh die Durch­ zur Sabotage von Eisenbahnlinien und zur He"stellung von Straßenspe"en her­ suchungsmaschinerie in Gang. Fast ausgibt und dies in diesen Tagen auch verwirk-licht, wie u.a. Vorkommnisse bei 3 Stunden lang wird das Zimmer von den laufenden Herbstmanövern der Bundeswehr zeigen, hat sich aus dieser Demo­ 6 Beamten durchsucht. Sämtliche im kratie verabschiedet und will unser freiheitliches Staatswesen letztlich durch eine Raum befindliche Schriftstücke, von Diktatur der Ideologen ersetzen. der Privatpost, wo jeder Brief angelesen Für die CDU/CSU Bundestagsfraktion rufe ich zu höchster Wachsamkeit auf. Wir wird, dies beschäftigt einen Beamten dürfen keine Zustände zulassen, wie sie in der Endzeit der Weimarer Republik allein 1 1/2 Std., über Notizen, Papiere, he"schten, als die braunen und roten Batallione ihr Unwesen auf den Straßen der· Akten, Bücher (vielleicht liegt etwas ersten deutschen Republick trieben. Den Saboteuren und ihren ideologischen Vor­ zwischen den Seiten), bis hin zu Kon- denkern muß das !landwerk gelegt werden . . 6 ung" · werden Stoffreste, Ersatz-Tank­ verschluß, eine Schreibmaschine, unbenutzte Quaste, ein A\Jflillventil zu:in Luftballonaufblasen für Gasflasch­ en (wird zur Schweißanlage umfunk- · tioniert) ebenfalls mitgenommen. Bei· der 2. Dt1rchsuchung im anderen Haus wird gleich das gesamte Haus durchwühlt. Vom Keller bis zum Dach­ \Joden. Zur "Spurensicherung" werden die einzelnen Räume aus verschiedenen Winkeln fotografie~ (auch die Küche!). Die Stimmung hier ist wesentlich aggressiver. Es wird auch ein Privat­ rapro von einer im Haus wohnenden ungen von der Staatsanwaltschaft nur Frau durchsucht, obwohl sie namentlich ein einziges sogenanntes · "Sabotage­ nicht auf dem Durchsuchungsbeschluß Konzept" herausgegriffen wurde, um es genannt ist. Hier nützt auch ein Tele­ als d a s "Konzept der Atomkraftgeg­ fonanruf beim zuständigen Richter ner" öffentlichkeitswirksam auszuschla­ nichts! "Gefahr im Verzug". chten, dient ebenso wie die Hausdurch­ Eine Solidaritätserklärung mit der atom­ suchungen dem Ziel; die Aktivitäten des müllzeitung wegen des § 111 - Ver­ LAGA ganz pauschal in ein kriminel­ Jetzt wircf' es Ernst fahrens wird gefunden und mit dem les Licht zu rücken." Satz von einem Staatsanwalt kommen­ Das jüngste Vorgehen der Staat~­ tiert:,,Es ist wohl nicht so groß mit Aber auch die CDU nutzte den An­ waltschaft, vor allem gegen Atom­ der Unterstützung. Bisher haben wir laß für. eine aufputschende- und het­ kraftgegner in Göttingen, Lü.-Dan. kaum Solidaritätsschreiben erhalten." zerische Erklärung. Darin wird nicht und Lüneburg zeigt, daß von dieser Die dritte Wohnung wurde in Ab­ zurückgeschreckt vor dem Vergleich Seite eine neue Stufe in der Ausein­ mit den Wegbereitem des Faschis­ wesenheit der Wohnungsinhaberin andersetzung um die atomaren An­ mus (Nebenstehend). Für die nieders. durchsucht, da Sie- sich für 3 Monate lagen in Lü.-Dan. bescluitten .wird. CDU hat der Lü.-Dan. Landtagsab­ Die presserechtlich Verantwortlichen im Ausland aufhielt, was der .Staats­ geordnete · Kurt Dieter Grill, · den anwaltschaftauch bekannt war. von atommüllzeitung, Atomexpress wer­ Verantwortlichen für die Propagier­ den gleichzeitig als angeblich "Verant­ ung zum Tag X vorgeworfen, syste­ wortliche" .des Göttinger- bzw. Lüne• Lüneburger Staatsanwaltschaft matisch kriminelle Gewaltakte flir ein­ burger Arbeitskreises gehandelt und macht Stimmung en "direkten Angriff auf den Staat" haben somit jeweils 2 Ermittlungs­ zu planen. verfahren wegen § 111 laufen. Die SCharfmacherische Öffentlich• Momentan gehen wir, nicht zu­ In einer Presseerklärung 2 Tage keitsarbeit dient neben der Vorver­ letzt auf Grund der Hausdurchsuch­ nach der Razzia präsentiert die urteilung von Atomkraftgegnern einge­ ungen in ' Lüneburg und deren .öffent• Staatsanwaltschl'lft beim Landgericht standenermassen aber auch noch einem licher Ausschlachtung davon aus, daß Lüneburg ein Papier "Konzept zum anderen Zweck: ., Wir· wollen die Leute es der Staatsanwaltschaft darum geht, Tag X", welches u. a. "belastenden abschrecken . •.. Ihnen sollen di~ Augen nicht nur zu ermitteln, sondern ganz Materialien" bei den Durchsuchungen geöffnet werden. Sie sollen wissen, daß konkret Anklageschriften zu konstru­ beim LAGA gefunden wurde. sie sich . an gewalttätigen Aktionen be- ieren . Es wird darin behauptet, daß die bis­ . teiligen, wenn sie an Blockaden gegen Falls es zu einer ·Anklage nach herigen drei· Bahnanschläge nach dem . Atommülltransporte teilneh~en." § 111 kommt und gleichfalls Leute gefundenen Konzept ausgeführt wurden. Bekanntlich wurden auch in der Ver­ zu hohen Strafen verurteilt werden, weil Ferner wird em Zusammenhang mit den gangenheit vor Aktione~ der Atomkraft­ sie zu Blockaden aufrufen, würde dies seit August 1983 rd. 25 Anschlägen · gegner (z.B. im Zusammenhang mit ernsthafte Konsequenzen ·auch für alle auf Firmen und Einrichtungen, · die dem Atomkraftwerk Brokdorf) · immer übrigen Protest und Widerstandsbewe­ einen Schaden von etwa 3 Mill. DM wieder Greuelmärchen jeder Art ver­ gUngen in der BRD haben. verursacht haben , hergestellt. Auch breitet, um die Bürgerinitiativen abzu­ der Tag X soll nach dem Konzept­ schrecken, zu· verunsichern und zu papier organisiert sein. spalten. · Der LAGA hat in einer Erklärung Besonders erfolgreich waren dieSe Ver­ scharf protestiert "gegen den Versuch · suche noch nie und au.ch für "Tag X" der Staatsanwaltschaft mit Schaif­ deutet sich an, daß die Gegner der macherei, Stimmungsmache und der Atomtransporte nicht nach vorgefertig­ Unterschlagung der Wahrheit die Groß• ten Strickmustem, wie es die Staats­ razzia · gegen Lüneburger Atomkraft­ anwaltschaft suggeriert, sondern auf l!_el!ner nachträlilich zu rechtfertigen. vielfaltige, individuell selbstbestimmte Daß von Hunderten von beschlagnahm­ Art und Weise ihren Protest U:nd Wider­ ten ·Papieren nach den Hausdurchsuch- stand zum Ausdruck bringen werden. 7 Verfahren gegen linke Zeitungen Die Masse macht's '• Im Zuge Immer stärker werdender Krimina­ lisierung linker Zeltungsarbeit, wird dies auch zunehmend Mittelpunkt unserer Dis. kussionen. War es zuletzt das 129a Verfahren gegen den Atomexpress, das heiße und z. T. sehr kontroverse Diskussionen Im Göttinger Ar· beltskreis ond in der Redaktion auslöste, so sind es jetzt mehrere •kleine« Verfahren (s.o.), die Leute aus dem ' Atomexpress' und der •atommollzeltung' betreffen, die deshalb aber keinesfalls ungefährlicher sind. Die Masse macht's und fOr die bisherigen presserechtlich Verantwortlichen Im 'A.to­ mexpr~ss· muß man jetzt feststellen: Das Ma& (an Verfahren) Ist voll! War das letzte Mal noch ein Artikel von den RZ's Anlaß fOr ein Verfahren, so releht mittlerwelle ein Aufruf zur Wendiand­ Blockade oder der Vertrieb bzw. der Ab­ druck von 'Tag X'·Piakaten, um ein Verfah­ ren an den Hals zu kriegen. Es wird zunehmend deutlich, daß, solange man in Irgendeiner Form Wlderständl· sches zu Papier bringt, mit Kriminalisie­ rung gerechnet werden muß. Strafparagra· phen gibt es offentsichtllch for alles. Das mag nun den meisten vertraut und alt· bekannt klingen, doch ist damit die Frage, wie man als Zeitung auf Dauer damit um­ gehen soll, nicht geklärt. Mittlerwelle stellt sich nämlich so man­ chem die Frage, wieweit es unter solch~n ...,....,."_, ~!:.• Bedingungen Oberhaupt noch sinnvoll Ist, eine Zeitung zu machen. Schließlich kann 1111!!.11!~••• ~•~: .JOI" man nicht-einfachalldas rauslassen, was evtl. kriminalisiert werden könnte, denn dann worde bald nichts mehr außer dem Impressum und Anzeigen in der Zeitung stehen. Wie also reagieren, ohne dabei die Schere im Kopf schnippeln zu lassen? Jeder linken Zeitung wird inzwischen klar· geworden sein, daß es fOr die Gegenseite einfacher ist eine Zeitung zu 'kriminalisie­ ren, als eine anders politisch arbeitende r .,..:!!!!W!"-...... Gruppe, da sie fOr sie faßbarer Ist. Ja die letzten Ereignisse in Göttingen und LOne­ burg zeigen sogar, daß oft presserechtlich Verantwortliche for Dinge herhalten mos­ sen, die nicht einmal direkt etwas mit der ·- ··--- Zeitung als solche zu tun haben. (BOro­ durchsuchung im Göttinger Arbeitskreis, Hausdurchsuchungen ln LOneburg, Be­ schlagnahmungen u.ä. Schlkanierungen). Bleibt also nur noch, das Impressum abzu­ schaffen und Im Untergrund welterzuarbei· ten, oder was? Dies stellt ati« for die Rfldaktlon von Atomexpress/atommOIIzeltung keine Alter­ native zur bisherigen Arbeit dar. Zum einen findet sie es weiterhin politisch richtig, die Zeitung in der Öffentlichkelt zu machen, und zum anderen haben nicht zuletzt die ·radikal-Verfahren' gezeigt, daß auch ein

8 erfundenes Impressum nicht vor Kriminali­ sierung schotzt: entweder sind es Vereins­ vorsitzende, Drucker oder letztlich die Ver­ käufer, die dann fOr das· Blatt geradeste· hen mOSten. Krasse Zeiten Das Problem wird also nur Ober Ecken auf andere Personen weite.rgeleltet. Gänzlich entz.iehen kann man sich einer Kriminali­ Am Mittwoch, den 29.8.84, wurde in Wies­ sierung anscheinend nicht. baden gegen 10 Uhr der Umweltladen des •Arbeitskreises Umweltschutz" und ande­ Unnötiges Risiko vermeiden · rer Initiativen von Beamten der Politischen Nötiges Risiko in Kauf neh­ Polizei Wiesbaden du'rchsucht. Die Durch­ suchung wurde vom Oberlandesgericht men Frankfurt veranlaßt WAhrend und nach des 129a Verfahrens Das OLG ermittelt gegen die Rhein-Main­ gegen den 'Atomexpress', was schließlich Zeltung "Krasse Zelten • Graue Morgen•, wegen der gr.o6en Solidarislerung und bzw. gegen den Umweltlaqen, als von uns mangels ErfoJgsaussicht ln einem Verge­ angegebene Kontaktadresse, wegen § hen gegen § 20 nledersAchs. Pressegesetz 129a, also Unterstatzung bZw. Werbung fOr endete, gingen die Diskussionen Im 'Atom­ eine terroristische Vereinig'ung. express' hauptsAchlich um den Abdruck Konkreter AnlaS Ist die Dokumentation von Erklärungen, die ein 129a Verfahren von Erklärungen in Krasse Zeiten Nr. 6 und zur Folge haben kOnnten. 7, mit der wir angeblfch for •terroristische Vereinigungen• wie RAF, RZ, sowie •Auto­ nome Revolutionare Aktion« und deren Auch hierbei wurde deutlich, daß Zielsetzungen geworben haben sollen. sAtzlieh die Auseinandersetzung mit Von einem Ermittlungsverfahren ist kon­ derstandsformen wie Sabotage· oder kret der Anmleter des .Umweltladens be­ tlonserkiArungen nicht aus der Zeitung troffen. strichen werden darf,. nur ~ollte hierbei ein Diese .. Dokumentationen• in der Krasse unnötiges oder nicht mehr zu verkraften­ Zeiten bieten natorlich den Anlaß for die des Risiko vermieden werden. Einschochterung und Kriminalisierung ei­ Ein Risiko in Kauf genommen wird aller· ner Zeitung, die sich zur Aufgabe gemacht dingsweiterhin bel allen Dingen, die Inhalt· hat, unzenalerte Öffentllchk&it Ober unbe-. lieh nicht wegzudenken sind, Diskussio­ queme politische Meinungen herzustellen. nen vorantreiben, mobilisierend wirken, Wir werden ZU gegebener Zelt versuchen kurzum, Dinge, die die vorliegende Zeitung relevant Stellung zu beziehen. als Zeitung der Bewegung gegen Atoman-• lagen ausmachen. Krasse Zelten hausheft ' .. Am 23.6.84 bekamen-der presserechtlich Dringend nötig wäre es, das Risiko· einer Kriminalisierung und schrittweisen Zer· Verantwortliche des Eschhausheftes schl~gung der Zeitungsarbeit bereits Im (EHH)-sowie drei Drucker des Basis Druck Vorfeld so gering wie möglich halten zu (pruckerei des EHH) eine Vorladung zur können. Genauso wie man sich vor Demos Vernehmung. Gastgeber war das LKA Dos­ Gedanken darOber macht, durch welche seldorf, Grund hierfor war der §129a, Wer­ Taktik Verhaftungen am besten aus dem bung far eine terroristische Vereinigung. Wege gegangen werden kann, brauchte Die Ursache war erst einmal unbekannt. man Ahnliehe Überlegungen fOr's Zeltuno­ Nach einiger Forschungsarbeit war es machen. dann klar: Es handelte sich um den Ab­ Wir schlagen vor, das Ganze einmal ln el· druck einer Erklärung der RZ (RevolutionA· nem größeren Rahmen zu diskutieren, Z.B. re Zellen) zu einemAnschlag auf das VRR­ im Rahmen der Kriminalisierung AG auf Gebäude in Gelsenkirchen, zu lesen im der Bundeskonferenz am 23.·25.11 . ln EHH 2/84. Braunschweig. · Aus einer Erklärung des EHH dazu: Ein Ziel der Überlegungen könnte sein, •Ein Anspruch des EHH 4st es, eine Gegen­ durch was man sich wieder mehr FreirAu· öffentlichkeit zu schaffen. Wir machen die me in der Zeitungsarbeit erkämpfen könn· Zeitung mit dem Ziel, Gruppen die Möglich• te bzw. dieser Zensur auf Dauer etwas ent· keiten zu geben, sich selbst darzustellen, gegensetzen l(ann. allgemeinpolitisches Weltgeschehen zu dokumentieren und Diskussionen in und ums Eschhaus zu fahren. Also kurzum, es soll eine Öffentlichkeit geschaffen werden, die Voraussetzung, um Oberhaupt inhaltli· ehe Diskussionen und Auseinandersetzun­ gen fahren zu können ... Wir wollen, daß wir und alle anderen Zei· tungen unzenalert die Informationen und Meinungen veröffentlichen können, die wir far wichtig halten und fordern deshalb: ·

9 KURZUBERSICHT UBf.R STRAF - Ul'ID ß:UIITTLUtiCSVEH.FAIIKEil CECEa~ DEi~ ATO:: t:XP!U:SS

10/79 Die Staatsanwaltschaft beim Land~ericht Das Verfahren LUneburg e r mittelt gecen zwei pressrecht­ wird nach § 153a l ich verantwortliche ledakteure wegen ~ö­ StPO ("gerint:;e tigun~ (§ 240 StGß) Schuld d . Angeklag­ ten) gegen eine Geldbuße einbe ­ stellt . 11/79 Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Das r:rmittlungs­ Göttingen ermittelt gegen einen Atot.l t:x­ verfahren wird press-Redakteur erneut wegen Nötigung eingestellt. (§ 240 StGB) 2/82 Die Staatsanwa ltschaft beim Landgericht Das Verfahren Göttingen e r mittelt gegen die presser echt­ wird nach § 153 lich verantwortlichen Redakteure wegen einzeste11t . Verstoß gegen das Fe r nmeldeanlagengesetz 4/83 Der Zeitungsverlag Dwlont/Schauberg zurückgewiesen ; macht Titel - und Warenzeichenrechte am zu der angedrohten namen "Express" ~,;eltend und fordert bei Klage kommt es we ­ And rohuna einer Zivilklage {Streitwert : gen der unhaltba­ 50 . 000 011) die Streichung des Namens ren Rechtsla~e "Atom EXpr ess" nicht .

3/83 Die Gene ralstaat sanwaltschaft beim Ober­ D::~s Verfahren landesgericht Celle ermittelt gegen vier wird eingestellt. na~entlich benannte Atom Express-Redak­ teure und weitere "Unbekannte" wezen Un ­ terstützunß einer terroristischen Vereini­ gung (§ 129a StGB) . Das ~~mittlungsver­ fahr en ist von mehreren Hausdurchsuchungen sowie Post-, Telefon- und Wo~nungsüberwa­ chung der Betroffenen begeleitet .

4/83 Die Staa tsanwa1tschaft beim LandgeYicht Die Angeklagt:en Göttingen ermittelt in derselben Sac~e werden zu einer wegen Verstoß gegen § 20 Nds . PG Geldstrafe von oOO . - Dll verur­ teilt .

7/'04 Die Staatsanwaltschaft beim Land~erich t - ? - Göttingen ermittelt ge~en die p r es~e­ rechtlich Verantwortl ichen we~en der Silligunß von Straftaten (§140 StGB)

8/84 Die Staatsamo~a1tschaft beitll Land~e r icht - ? - Göttingen e rmittelt gegen die presserecht­ lich Ve r antwortlichen we~en des Aufrufens zu Straftaten (§ 111 StGB)

§110. (weggefallen) 6. ein aemeingdährliches Verbrechen m ckn Fä1kn der§§ JOb b1s ~ . 310b Abs. 1 bis 3, d~ § 311 Abs. I bis 3, d~ § 311 a Abs. I bis 3, der §111. Öffentliche Aufforderune ~u Straftaten. (I) Wer öffentlich, in §§ 312, 313 Abs. I. des § 315 Abs. 3, d~ § 315b Abs. 3, des§ 316a einer Versammlung oder durch Verbreuen von Schriften (§ II Abs. 3) zu Abs. I, des § 316c Abs. I, 2, des § 321 Abs. 2, des § 324 oder dner rechtswidrigen Tat auffordert, wird wie ein Anstifter (§ 26) lx-straft. 7. ein gcmcingc:f1hrlich~ Vergeben in den Fällen des§ 316b Abs. 1, des (2) Bleibt die Aufforderung ohne Erfolg. so ist die.- Strafe Frcihcits~trafc § 317 Abs. 1 oder des§ 321 Abs. 1 bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Die Strafe darf nicht s'hwerer sein als die, die fürden Fallangedroht ist , daß die Aufforderung Erfolg hat (Absatz androht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren odc:r mit Gc:ldsttaie I); § 49 Abs. I Nr. 2 ist anzuwendeu. ~straft . (2) Ebenso wird bestraft, wer in einer Weise, die: gc:cignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wider besseres Wissen vortäuscht, die Verwirklichung einer der in Absatz I genannten rechtswidrigen Taten § 126. Störune des öffentlichen Friedens durch Androhune von stehe bevor. Straftaten (I) Wer in einer Weise. die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, § 1-40. Belohnune und Bllllcun1 von Stnftaten. Wereinederiu 138 I. einen der in§ 125a Satz 2 Nr. I bis 4 ~uichnc:ten Fälle d~ Landfrie-­ § densbruchs, Abs. I Nr. I bis 5 und in§ 126 Abs. I Nr. 1 bis 6 genannten rechtswidn­ gen Tatc:n, nachdem sie begangen oder in strafbarer Weise versucht wor­ 2. einen Mord, T6tschlag odc:r Völkermord(§§ 211, 212, 220a), den ist, 3. eine Körperverletzung in den Fällen d~ § 225 oder eine Vergiftung 1. ~lohnt oder (§ 229) . 2. in einer Weise, die: geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, 4. eine Straftat gegeu die persönliche Freiheit in den Fällen der §§ 234, ö((entlich, in einer Versammlung oder durch Vertlreitm von Schriften 234a, 239~ oder 239b, (§ II Ab• . .3) billi1 t, 5. einen Raub oder eine: räuberische Erpressung(§§ 249 bis 251, 255), wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 10 SCHWARZER FADEN Anarchistische Vierteljahresschrift KARLSRUHER Der •Schwarze Faden« soll ein Diskussions­ forum all de~enigen aktuellen Entwicklungen, STADTZEITUNG Analyseansätze und Theoriebeiträge sein, die "'1~. U HPH~Ul •• 1.SCI OM auf eine freie Gesellschaft zielen. * Inhalt von Nr. 14 (2/84), 64 Seiten: Überlegungen zum Thema ·Arbeit« * 35-Stunden-Woche * Cruise-Stationie­ rung auf U-Booten * US-Stützpunkt * Aufruf. an Anarcha-Frauen * Europa­ Wahl-Boykott * S. Gesell- Diskussion * Briefe und Leserbriefe * Interview mit Themenbereich ;;::)1 Augustin Souchy * Die lange Hoffnung Dritte Welt ~ * Tolstojs Reformpädagogik * Jede Erziehung ist staatserhaltend * •Ökoli• »Loseblattsammlung« bertärecc * Kirchenaustritte * Mühsam• Materialien für Unter­ Rezeption richt und Bildungsarbeit Inhalt von Nr. 15 (3/84), 64 Seiten: Korlsruher Stadtzeitung Nr. 33 ist erschienen Überlegungen· zum Thema •Automati• Inhalt: Krisenlöser in Aktion -.gegen die Klasse sierung« * Hacker aus Harnburg * An­ Iavenhändier Teil II - Schottenwi rtschoft ti-Kriegs-Museum, ein Interview * Fa­ 38 1/2- so naß sind wir noch nie geworden schismus-Antifaschismus * Omori - Toylors Alpträume- ArbeitSwissenschaften Freiraum * •Mexikanischer Totenkult• Wohnungspolitik und Höuserkompf in Westberlin von Augustin Souchy * ·Oskar Kanehl• Thesenpapier zu autonomer Politik u.v.o. von Otto Reimers * Antipädagogik con- ' Bestellung: fürn Einzelheft 2,50+0,70 Porto, tra Libertäre Pädagogik, eine Debatte * 0 DM für 4 Nummern überweisen uf Konto 1257 03-755 Postgiroamt Kerlsruhe S. Geseii~Diskussion Projektemesse * Korlsruher Stadtzeitung Postfach 3644 Nachschlag zur Europawahl Anar­ * * Kerlsruhe .1 Tel. 0721/591261 cho-Comics u.v.a.m. Einzelnummer: DM 4,- Abonnement: DM 15,-/4 Nummern Probehefte nur gegen Rückporto Postscheckkonto Stgt, F. Kamann Kontonummer: 57463-703 Türken in Redaktion Schwarzer Faden Deutschland Obere Weibermarktstraße 3 7410 Reuttin en Die Themen der bisher erschienen Hefte sind: Nicaragua · Peru · Zigeuller · Iran · Welthandel · Kolonialismus · Welthandel II · Bolivien · Imperialismus Großtechnologie/Bra· silien · Tourismus · Modernisierung des Elends · WaHenexport · Politische FlOchtlinge Umfang ca. 32 Seiten; A 4 Format; kopierfähig; 4 Ausgaben I Jahr Preis der Einzelnummer: DM 6,- Abo: (6'Nummern) DM 36,-ab Nr. 13 folgende; sonst DM 30,- Einzelpreis DM 5,-; Jahresabo: DM 40,­ (0M 30,- für einkommensschwache Bezug:. GEB · Sandsir. 15 · 7800 Freiburg Gruppen) bei 8 Au~gaben im Jahr. Informationszentrum Dritte Welt, Achtung I Postfach 5328, 7800 Freiburg lkstellungen des Buchhandels an: ragenbogen buchvertrieb Seellngstr. 47 · 1 Berlln 19

11 Der Preis der

pätestens Ende 1984/Anfang 198S wird die Deutsche Gesellschaft zur Wiedenuf­ arbeiru"' von Kernbrennstoffen (DWK) Sentscheiden, ob die: geplante: deutsche Wiedc:nufarbeirungsanlagc: im niedersäc:hsi­ sehc:n Dngahn' odc:f im bayerisc:hc:n Wac:.ke.rsdorf stehen soll. Im nächsten Jahr will sie: mit dem Bau beginnen; 1992 solf die Anlage: den .hc:~· Betrieb aufnehmen. Damit will die: DWK einem Beschluß der Rqic:rungschc:fs von Bund und Ländc:.rn aus ~ 1~ 1979 c:ntsprc:c:hen, der vc:r ll!'~· daJ1 C:IDC: Wledenufarbeltungsanla&e so zug1g w1e möglich gebaut werde. Die: l:ntsorgung der bundc:sdc:uuc:hc:n Atomkraftwerke: müsse ge­ währleistet werden. Mit dem Purc:x-Vc:rfahrc:n, das in der Ver­ suchs-Wiederaufarbeitungsanlage in KMlsrube (WAK ) seit einigen Jahren erprobt wird, soU aus verbrauchten Brc:.nnstäben wiedeiverwert­ bares Uran c:xtrahic:.rt und Plutonium als Brennstoff für den Sc:hneUen 8rüter gewon­ nen werden. Die dabei entstehenden nochak­ tiven flüssigen Abfillc: müssen allerdings wei­ ter .entsorgt• werden. Ein geringer Teil ra­ dioaktiver Spaltprodukte: wird auch bc:un sto­ rungsfreien Betrieb einer solchen Anlage in die: AtmOsphäre gelangen. W~lc:hc: Gefahren davon ausgeben, haben Der c:ngÜsc:hc: Fc:rnsc:hsc:nder Yorltshire 1V nc:uc:rc: UnursuchunSl:n in der~mbung der machte seine eigenen Untersuchungen im Herbst entlisc:hen Wiedc:nilfvbc:irun e Sc:lla- 1983 und führte die ungewöhnlich hohe Krebsrate fic:Td (früher Windscalc:) gc:zeigt. as hat in der Umgebung von Windscalc:, das in der Zwi­ Sc:llafic:ld mit Dragahn oder Wic:kc:rsdorf zu schenzeit in Sc:llafic:ld umbc:nannt worden war, au.f tun? Die: in Sc:Uafic:ld betriebene: Anlage: ist zwar die: Emissionen der Wiederaufarbeitungsanlage zu­ technisch nicht mit dem geplanten deutschen rück. AUc:in in dem Dorf Sc:ascalc:, so fand man Werk vergleichbar, aber der Ausstoß von heraus, ist die: Zähl der Leukämiefälle von Kin­ förmiJC:n radioaktiven S,Paltproduktc:n dem unter uhn Jahren zehnmal so hoch wie im um BeiSpiel Kry. pton 8S) in dtc: Atmosphäre nationalen Durchschnitt. Die: Diskussion um die­ gt in einer ähnficbc:n Größenordnun~. sen alarmic:rc:ndc:.n Befund ist seitdem nicht mc:.br ~Die Geschichte: von Windscalc: ist c:1nc: Ge­ abgebrochen. schichte: gc:fihrücber Störfällc:. T c:cbnische Umwc:ltschützer von blockierten Sc:hwic:riglteitc:n können auch von deutschen nach der Fernsehsendung die Abwasser-Pipeline: Atomingenieuren . nicht ausgeschlossen wer­ der Atomanlagc:, durch die: .das Werk cäglich 4,7 den. In der WAK, dem Vorb.ild der geplan­ Millionen Liter leicht radioaktives Wasser in die: ten Wiederaufarbeitungsanlage, kam c:s zu Irische Sec: abläßt .. Am Ende: der Pi~Ünc: entdeck­ jahrelangen Stillständen. Das bocbgiftige Plu­ ten sie einen riesigen Ölteppich auf der Wasser­ tonium wurde in geringen Mengen sowohl in oberfläche; die: Radioaktivität .des Sc:blicks lag um Bodenproben in der Umgebung der Karlsru­ das Zweihundenfache über der nonnal zulässigen hc:r WAK als auch bei Werksangehörigen im Strahlung. Ein .zufälliger, unabsichtlicher Aus­ Stuhl festgesteUt. stoß•, erklärten die Betreiber von Sc:Uafidd. Anfang Dezember 1983 ~e das britische Umweltmin]Stc:num die Küsteauf einer Länge von 10. Oktober 19S7 brach in einem Reak­ dreißig Kilometern: im angespülten Seetang waren .w,_der Wtedenilfiibeirungsanlagc: Wind­ bis zu t.auscndmal über dem Nonnalmaß liegende: scale Feuer aus. Windscale ist die: älteste: Radioaktivicätswc:ite gemessen worden. d gri;ßte atomare Wiedenufarbc:irungs­ In Sc:llafield werden jährlich rund 1000 Tonnen M Bre.nnstäbe aus britischen Atomkraftwerken aufge- anlage der Welt;. sie: steht in unmittelbarer Nähe Die Menschen in der Gegend um Sc:Uafic:ld in von Sc:asc:ale, einem kleinen Dorf an der nordeng­ arbeitet. In der ltomrnc:rziellen Wiedc:rautar­ der Grafschaft Cumbria sincf womötlicb der wc:lt­ lischen Westkiiste . Zwischen 10 000 und 20 000 beitung~e wird aus den Rückständen der weit höchsten Dosis radioaktiver Oauc:ntrahlung Curie: radioaktives Jod 131 verpufften bei dem Atomindustne Plutonium für zivile und militäri• ausgesetzt. Jahrzehntelang haben sie: dieser Tat­ Brand in die: Atmosphäre. Eine: Parlamentskom­ sche Zwecke gewonnen (siehe: Kasten, S. 10). Auf saclie, sofern sie ihnen überhaupt bekar!Dt war, mission befand damals, es sei niemand zu Schaden dem Grund der Irischen Sec:, so schätzen Exper­ wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie haben den gekommen. . ten, babe.n sich seit der Inbetriebnahme von Sc:lla­ Versicherungen der Betrc:ibergesc:Uschaft, der Bri­ Im Jahr 1980 kamen Umwc:ltschützer der Polili­ fic:ld im Jahre 19S2 rund eine Vierteltonne Pluto­ tish Nuclc:ar Fuc:ls Ltd., geglaubt, daß diese: Strah­ ul Ecology Restt.rch GroNp zu dem Schluß, daß nium und andere: hochgiftige Substanzen abgela­ lendosis keine Gefahr ffir ihre: Gesundheit dar­ der radioaktive Ausstoß rund 250 KrebsfäUc: - gert - Stoffe, die bis zu 100 000 Jahre radioaktiv stelle. darunter uhn bis zwanzig mit tödlichem Ausgang bleiben. Seit letztem Herbst hat sich di.c: Meinung vieler - zur Folge hatte. Renommierte: Wissenschaftler • Wic:denufarbc:ituns ist ein schmutziges Ge­ Leute in Cumbria geändert. Sie: haben Angst vor und die Atomindustrie wiesen diesen Bericht als schäft. Es ist gefährlich, und es passieren leicht dem Werk. durch dessen J(aminc: und Abwasser­ unqualifwc:rt zurück. Zwei Jahre später überprüf­ Fehler•, resümiert Peter Taylor, ein Wissc:nschafi­ rohre: Stoffe: abgelassen werden, deren Gefihrüch• te die Aufsichtsbehörde N~ /WJiolilgiul lc:.r der Politiul Ecology RtstArch GroNp in Ox­ keit sie: nicbt •~c:hmen können. Sie mißtrauen Proteaiott Bot.rJ die: Daten noch einmal und be­ ford seine jahrelangen Beobachtungen des Wieder­ den Managern von Sc:llafic:Id, die zwar kleine Miß• stätigte die: Erkmntnisse der Umwc:ltsc:hützc:r. aufarbeirungsbetric:bs. tesclu"tke c:inriumc:n, ansonsten aber beteuern, es 6estündc: keine: Gefahr. 12 PIE ZEIT-Nr. 33-10. Aaplt UM deraufarbeitung

DerCampingplatz von Braystone, zwei Kilometer vor der nuklearen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield

Im April dieses Jahres W'llrde bei einem zwei­ Jake Kelly, . der Chef der Presseabteilung der von Radioaktivität und Krebshäufung nicht. Der jährigen Mädchen aus Seasale Lymphdrüsenkrebs Wiederaufarbeitunpanlage wiegelt ab: ,.Jeder, der Arzt Bany Walker glaubt, die besonderen Formen diagnostiziert - eine Krtbsform, dae unter ande­ hier lebt und arbeatet, ist sehr besorgt. leb wohne von Krebs in Seascale würden durch Strahlung in einem anderen Dorf, zwei Meilen von hier. Das verursacht; denn: .Es gibt diese Atomfabrik di­ rem durch Strahlung vmmacht wird. Die statisti­ rekt hier hinter meinem Rücken. Wir sollten si­ sche Wahrscheinlicblteit für Kinder in Seasale, an wirklich Gefährliche aber ist, 1 d:aß Leu.te" sagen, Krtbs zu erkranken, ist I zu 60. wenn es eine höhere Leukämierate in SeasCale cherstellen, daß sie nicht die U rsacbe ist. • Bis das gibt, m11fl Sellafield die Ursache sein. • ganz sieher sei, sollten die Konsequenzen gezo­ gen, der radioaktive Ausstoß gestoppt werden. Kelly ge~tebt immerhin: ,.Es muß in dieser Ge­ Plutonium im Staubsauger gend eine höhere Strahlung geben, weil wir Ra­ Es gibt zu viele Krebserkiankungen in diesetn Dr. Bany Walker, Arzt in Seasale, bat selber dioaktivität in die Imche See ablassen. • Aber Gebiet, das eine gesunde, ländliche Gegend sein K.inde.r. Vor wenigen Jabrel) ist er mit seiner Fa­ nicht dies sei ,.die enucheidende Frage, sondern müßte, ":~eint auch der Bauer Tyson Dawson. milie aus Cambridge bierbe~ sezogen, heim in die ob diese Radioaktivität Schaden anrichtet•. Solan­ Aber er 1st sehr zurückhaltend, denn er möchte seine Farm vergrößern. Das Land, das er bewirt­ Gegend, aus der er stammt. jetzt wohnt er an ei­ ~e nicht bewiesen sei, daß das Werk die Krebsfälle schaftet, gehört der Nuclear Fuels, auch die Fel­ nem Strand, von dem die Behörden abrieten, ihn 10 der Umgebung verursacht hat, solange könne zu betreten. ,.Was werden die Kinder im Sommer weitergearbeitet werden, der, die er hinzupachten wiU. Beim Füttern seiner tun?", fragte damals Bany Walker. ,.Sie gehen Der Gedanke ist typisch für die Logik der Schafe erzählt er dennoch, was er sieben, acht nicht am Strand ,spazieren', sie spielen, essen Atomindustrie. Beweisen - im strengen Sinne - Jahre lang beobachtet hat: ,.Ich hatte Probleme Sand und sammeln Muscheln, tun alles, was Kin­ können nämlich die Kritiker den Zusammenbang mit jüngeren Tieren, die ein paar Monate alt wa­ der mit zwei oder drei Jahren eben tun. • ren. Sie bekamen kleine Wucherungen am Maul 13 und im Gesic.ht, auch an den Beinen und an ande­ es hier eine Zukunft geben wird•, fürchtet Peter ren Teilen des Körpers, schreckliche krebsartige Peterson. ,.Sie köMen nicbu mehr machen. Das Wucherungen. Anderen Kälbern und Lämmern Gift ist hier, und es wird die nächsten zehntau­ fehlun schon bei ihrer Geburt an manchen Teilen send Jahre hier sein. • Der 64jihrige Fischer hat des Kö~rs Haut und Haare - da war nur nack­ resi&!!Jert. Kampf, Widerstand F gep1 die Anla­ tes Fleisch. verstümmelu Zungen, verstümmelu ge,

'Ealattechnlach ~enn wir unaeren möglich, keinerlei Fisch nicht ver­ Auaato8 zu haben. kaufen können, A.,er die Kosten dann müuen wir für ein a.olchea versuchen, unure Verfahren wären Boote zu ver­ 10 hoch; daB die kaufen, und daa Atomkraft wirt­ tat ein Verluat-ea schaftlich nicht lat wie d.. Ende mehr zu recht· unaerea Lebens., fertigen wäre .~ Joe Stever~son. Fischer Less Tul&y. Nücfear fuels

Warnlafel an der Verseuchter Strarld Wiederaofa~Pei· voll Seascale und tungsanlage die Irische See

14 Vereinigten Staaten. Sie hat sich mit den Langzeit­ Brennelemente aus vielen Atomstaaten, sie werden In Sellafield brüten inzwischen Ingenieure über folgen von Niedrigstrahlung befaßt und kommt zu jedoch nur gelagen. Plänen für einen zweiten Anlauf zur Wiederaufar­ dem Schluß, daß die Menschen bei einem Anstieg Nicht nur don gibt es technische Probleme mit beitung von Oxidbrennstäben. Die Genehmigung der Niedrigstrahlung schneller altem: .Sie werden der Wiederaufarbeitung von Brennstäben aus für den Bau einer neuen Anlage (Thorp = Ther­ früher an Altersleiden wie Herzkrankheiten, Dia­ modernen Reaktonypen. Auch in Frankreich, in mal Oxide Reprocessing Plant) haben sie schon. betes und natürlich Krebs und Leukämie erkran­ den Vereini~en Staaten und in Japan ist es nicht "Wir sind uns bewußt, wo die Schwierigkeiten lie­ ken. Der Schaden, der durch Niedrigstrahlung er­ gelungen, dtese Brennstäbe im industriellen Maß• gen, aber wir sind sehr zuversichtlich, daß alle zeugt wird, kann auch im Seerma und in den Ei­ stab aufzuarbeiten. Probleme gelöst sein werden, wenn die neue An- zellen der nächsten GeneratiOn wieder auftreten, so daß er von einer Generation auf die nächste übenragen wird. Das ist keine dramatische Ent­ wicklung. Aber es bedeutet: immer mehr Kinder mit Asthma, schweren Alle!Jien, frühen Herz­ krankheiten und Diabetes. D1ese bereits vor der Gebun geschädigten Kinder werden wiederum Investition: Menschenlehen viel anfal.liger für weitere Schäden durch Radioak­ tivität sein. Damit bringen wir einen Faktor in die ie Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ist hier auch - friedliche Nutzung - für den Schnel­ Umwelt, der eine zunehmende Schädigung künfti• mit fast vierzig Jahren die älteste ihres len Brüter des 250-Megawatt-Kraftwerks in ger Generationen bewirken wird. • DTYJls. Alt - der Euphemismus im Tech­ Dounreay produzien. Gegenwänig lagern in Die Umweltschützerio Irene Branskill hat über ni~jargon heißt "erste Generation• - sind auch Sellafield rund zwanzig Tonnen dieses gifti11en die Gefahren, die von der Wiederaufarbeitunssan­ die Nuklearreaktoren, deren Abfall die Atom•. Nuklear-Kunststoffs. Schließlich stapeln s1ch lage ausgehen, keine Zweifel. "Es ist der emge­ fabrik Sellafield in wiederverwendbares und als hier noch die eingeglasten Rückstände aus dem baute genetische Zerstörungsprozeß, der Selbst­ Müll zu deponierendes Material zu scheiden hat. eigenen Betrieb, hochaktiver Abfall, der fünfzig zerstörungsmechanismus, den sie den Leuten von Altmodisch sind ebenso die Magnox-Brennstäbe bis hunden Jahre "abkühlen• muß, ehe er in ein Cumbria verordnen." Auch Alice Stuan von der aus den nuklearen Kraftwerkveteranen - und noch nicht ausgemachtes, tief unterirdisches l!nive~i~t Binninltham .stützt diese These. Sie h.at schwer zu handhaben. Als man diese Reaktoren Grab ~legt wird. die Risiken durCh d1e Strahlenbelastung für in Betrieb nahm, wußte noch niemand so recht, Sellafield ist, darüber besteht kein Zweifel, ein schwangere Frauen nachgewiesen. Sie befürchtet, wie Wiederaufarbeitung auf Dauer relativ sicher höchst gefihrlicher On. Zur Zeit entläßt das Erbdefekte könnten auftreten, gegen die, wenn sie betrieben werden könnte. Werk zu viel radioaktiven Müll in die Umwelt, erkannt werden, nichts mehr unternommen wer­ Überraschend gut haben sich die alten Atom­ besonders in umliegende Gewässer. Diese ökolo• den kann. meiler gehalten. Unlängst erst ist die ihnen noch gische Belastung soll im Laufe der kommenden "Wir müssen nicht Cumbria und seine Men­ verbleibende Lebenserwanung von 20 auf 30 zehn Jahre drastisch verringen werden. Der er­ schen zerstören, um zu beweisen, daß Windscale Jahre hinaufgesetzt worden. Sellafield wird also ste Schritt in diese Richtung wird in diesem tatsächlich tötet•, sagt Irene Branskill. "Man kann noch lange Magnox-Stäbe zu zerlegen und auf­ Winter getan, wenn Sixep (Kürzel für Site Ion natürlich nicht behaupten, daß exakt dieses Radio­ zuarbeiten haben: tausend bis 1500 Tonnen pro Exchange Effluent Plant = Abfallaufarbeitung nuklid gerade jenes Individuum befallen und getö• Jahr, bis in das nächste Jahrtausend. am On durch Ionen-Austauscher) nach sechs­ tet hat. Aber es gibt eine Form des Krebses, die In Sellafield werden aber auch verbrauchte jähriger Bauzeit zu arbeiten beginnt. besonders häufig in Südwestcumbria vorkommt: Brennst~be .der Reaktoren neuen Typs aus Diese Anlage soll das Wasser, das die Fabrik das Multiple Myelom. Diese Häufung gibt es nur Großbntanmen und anderen Ländern gelagen. verläßt, nahezu hundenprozentig von Radioakti­ in Südwestcumbria, Nagasaki und Hiroshima. Wir Das Werk kann sie (noch) nicht aufarbeiten. Die vität befreien. Voraussichtlich .werden aber noch brauchen keinen weiteren Beweis. Die Produktion Aufbewahrung der Brennstäbe in großen Was­ andenhalb Jahre des Experimentierens und Te­ und der Ausstoß von Plutonium in die Irische See serhecken ist zwar relativ sicher, doch der Ge­ stens vergehen, ehe Sixep den vollen -Betrieb auf­ muß gestoppt werden. • danke an _das sich ständig vermehrende radioak­ nehmen, das heißt viertausend Tonnen Wasser In dem Werk von Sellafield arbeiten zur Zeit tive Lagergut beunruhigt selbst bangesottene In­ pro Tag reinigen kann. 10 000 Menschen. Die Forderung nach völlij;er genieure. Erst wenn die neue Wiederaufarbei­ Der nächste Schritt wird die Konzentration Schließung_ der Anlage wäre "in oieser Situation tungsanlage für diesen modernen Nuklearabfall fl~ssiger r:'dioaktiver Abfälle um den Faktor 50 unklug•, fürchtet Irene Branskill, weil die Men­ gebaut und nach jahrelangen Probeläufen be­ sem. In d1eser kompakten Form kann die Flüs• schen trotz aller Risiken ihre Arbeitsplätze nicht triebsbereit ist - niemand weiß, wann es soweit sigkeit gelagert werden; sie muß also nicht mehr verlieren wollen. Außerdem sei es mittlerweile sein wird -, karm die unheimliche Brennstab­ in die Umwelt abgeleitet werden. Mit dem Bau technisch möglich, neue Anlagen so auszurüsten, Halde abgetragen werden. des hierfür vorgesehenen Werks ist in Sellafield daß sie fast völlig im geschlossenen Kreislauf Zur radioaktiven Last des Sellafield-Lagers ebenfalls Ende der siebziger Jahre begonnen funktionieren, nahezu ohne radioaktiven Ausstoß. steuen auch die Marine Ihrer Majestät bei. Sie worden. Der Versuchsbetrieb soll im kommen­ Wer aber .Uaubt, daß damit der Wunschtraum liefen don den verbrauchten Brennstoff ihrer den Jahr anlaufen. vom umweltfreundlichen Betrieb einer Wiederauf­ atombetriebenen U-Boote ab. Die Aufarbeitung Afl dies wird den Staat, der Sellafield betreibt, arbeitungsanlage bald Wirklichkeit werden könn• dieser Rückstände wird auch das neue Werk viel Geld kosten. Dennoch lohnen sich die Inve­ te, sieht sich mit einem Einwand der Betreiber nicht leisten können, dafür müßte eine spezielle stitionen: Im verganl'ienen Jahr verbuchte die korifrontien. Less Tuley von Nuclear Fuels: "Wir Anlage errichtet werden, die es freilich noch Atomfabrik 1,4 Mtlliarden Mark Gewinn. sind unter Druck. Es 1st technisch möglich, kei- nicht einmal auf dem Reißbrett gibt. Gleichwohl muß sich dieser Staat fragen, ob . Ein~ we!tere militä~ische Aufgabe von Seila­ Sellafield trotz des hohen Profits nicht ein ent­ nerlei Ausstoß zu haben. Aber die Kosten für ein fJeld 1st dte Aufbereitung des Plutoniums für setzliches Verlustgeschäft ist - mit unwieder­ solches Verfahren wären so hoch, daß die Atom­ Großbritanniens AtomarsenaL Plutonium wird bringlichen Investitionen: Menschenleben. -ow kraft wirtschaftlich nicht mehr zu rechtfettigen wäre.• Die Atomindustrie stößt auf ein prinzipielles Dilemma: Eine profitabel arbeitende Industne ver­ seucht langfristig die Umwelt und bringt kaum vorstellbare gesundheitliche Risiken für zu1tünftige Generationen mit sich. Bei der Anwendung neuer Techniken aber entpuppt sich die Wiederaufarbei­ tung oft als ein monströse Summen verschlingen­ des Zuschußgeschäft. Das Werk Sellafield arbeitet nur Magnox­ Brennelemente auf, also Brennstäbe aus Natur­ uran in einer Umhüllung aus Magnesium­ oxid. Solche Brennstäbe werden in einem veralteten Reaktonye benutzt, der in den fünfziger und sechziger Jahren j;ebaut wurde und von dem in ~nglan~ no~h eimge, in Italien und Japan je einer m Betrieb smd. Risiko des "täglichen Lebens" Die Oxidbrennstäbe aus modernen Leichrwas­ serreaktoren, wie sie auch ih der Bundesre{'ublik Deutschlan4 stehen, bereiten den britischen Atomingenieuren enorme Probleme. In Sellafield wurde von 1970 bis 1974 versucht, solche Brenn­ stäbe, die an~ereichenes Uran 235 enthalten, wie­ deraufzuarbeiten. Nach einem schweren Unfall mußte diese Anlage aber geschlossen werden. Seit dieser Zeit imponien England weiterhin diese 15 Iage um 1990 herum gebaut wird•, verkündet selbstbewußt der Preuesprecher der Nuc:lear Fuels. 'Wir wollen Perer Taylor von der PoliticAJ Ecology Rtst•rch etwastun. Das GroNp in Oxford ist skeptisch: ,.Die britischen bedeutet auch, Kemkraftwerksbeueiber sind sich noch nicht si­ in Schlauchbooten cher, ob ihre Brennstäbe wiederaufgearbeitet wer­ hinausfahren und den sollen. Es ist teurer, als sie iu lagern. I;>er sich vor Schiffe Preis ist zu hoch, nicht nur winscbafdich, IOD­ manövrieren, auf dem auch für das Ansehen der Induterie. • Kräne steigen und Nach jenem aufwühlenden Film von Yorkshire Züge stoppen. ' TV hatte die britisch~. Regierung eine Kommission Jean Emery unter Vorsitz des Arzteverbandspräsidenten Sir Barrow & Dostriel Dougbs B.ück beauftragt, den Zusammenhang AcuonGroup von Leukämie und radioaluivem Au$$toß zu un­ tersuche.n. Ende Juli schloß die Kommission ihre Arbeit ab. Sir Doudas hatte zwei Grundproble­ me. Entens: Zehn ICinder sind in Staseale an Leu­ Oer Hauplllmgang kämie gestorben; die Einwohnerzahl des Dorfes von Sellafoeld )olnd diese .geringe• Todeszahl sind zu klein, um statistisch ha:Itbare Rückschlüsse zu ziehen. Zwei­ tens hatte Sir Douglas radioaktive Aumöße frühe• Als der Bericht bekanntgegeben wurde, fragte wirklieben lassen, wenn die abgegebene Radioakti­ rer Jahre zu beurteilen, Ausstöße also, die beute ein Reporter: ,. Würden Sie Ihre Kinder in Seasca.Je vität auf ein Minimum beschräii.kt worden wäre. • nicht mehr meßbar sind. aufziehe.n?• Sir Dougw' Antwort brachte den po­ . So ambivalent wie Sir Douglas' Bericht war, so Sir Douglas konsutie.rte lediglich die erhöhte litischen Konflikt Arbeitsplätze oder Umwelt­ widersprüchlich verhielten sich auch die Behör• Leukämierat.e, bezweifelte ab~r zugleich, daß sie schutz auf den Punkt: • Wenn ich allein · in Sella­ den. Die Staatsanwaltschaft erhob letzte Woche zwangsläufi~ die Folge des Wiederaufarbeitun~s­ field Arbeit fände, dann ja. • Die Frage fand der Anklage_ gegen Nuclear Fuels: Den Betreibern von betriebes se1: Es sei möglich, aber nicht ,.erwie­ Kommissionsvorsitzende übrigens .unfair•. Aber Sellafield · wird vor-geworfen, weder ordentliche sen•, daß der radioaktive Ausstoß von Sellafield nach einigem Bohren ließ er sich endocken, daß er Aufzeichnungen geffibrt :tu haben, noch die radio­ die Ursache der überdurchschnittlich vielen Blut­ den Ort meiden würde, wenn er die Wahl hätte. aktive Verseuchung der Irischen See auf ein Mini­ krebs-Fälle se.i. Sir Douglas sprach vielmehr von Ob ihm eine Rede bekannt war, die der heutige mum begrenzt zu liaben. Risiken, die zum .täglichen Leben• gehörten, ver­ Leiter der Aufsichtsbehörde NatioMI Rsuliologica/ Die Umweltschutzbehörde hingegen hob das deichbar jenen, denen sich aussetzt, wer im Prottction Board, john Dunster, im Jahre 1958 ·auf Badeverbot an den zeitweilig von bewaffneten Privatwagen f:i.hrt, ansutt öffentliche Verkehrsmit­ einer Konferenz der Vereinten Nationen über die ·Wächtern gespemen Stränden bei Sellafield wieder tel zu benutzen. friedliche Nut:tung der Kernenergie hielt? Dun­ auf. Allerdings gab Sir D!;>uglas zo, daß de.r sechs­ ster, da~mls noch Leiter der Gesundheitsabteilung Doch trotz der Hitzewelle in Westengland köpfigen Kommission mancherlei Ursachen für ra­ von Sellafield, schilderte freimütig, wie gesunde, mochte hier niemand Kühlung suchen. Lakoni­ dioaktive Verseuchung_ verborgen geblieben sein unwissende Menschen absichtlich sefährdet wur­ scher Komme.ntar des Greenpeace-Aktivisten mögen. Und er empfahl weitere Studien, zum Bei­ den: ,.Es war unsere Absicht, wirklich substantiel­ George Pritehard: .Die Zahl der Badenden zeigt, spiel die Krankheitsunterlagen aller Kinder, die le Mengen von Radioaktivität als Teil ein~ ·orga­ wie sehr der Regierungsbericht die Menschen be­ nach 1950 in Seascale geboren wurden, zu analy­ nisiert_en und beabsichtigten Experiments abzuge­ ruhigt hat. • e sieren. ben . . . Unsere Absichten hätten sich nicht ver-

Interview mit Klaus ~raube Nachdem auch innerhalb der Elek­ trizitlitsversorgungsunternehmen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Wiederaufarbeltung laut ge­ worden sind, stellt sich uns immer >> Diesem. Unsinn drlingender die Frage, warum das Projekt WAA mit- zliher Sturheit weiter vorangetrieben wird. Wel­ Traube Ingenieurorganisationen Zur Zeit leitet er an der TU Berlin che Systemzwlinge fahren zu einer geleitet, die Atomkraftwerke ent­ die interdiszipliniJ.re Projektgruppe Entwicklung, die selbst in der Lo­ wickelten, planten und bauten. Bis »Energie und Gesellschaft«. gik der Unternehmen nicht mehr 1971 war er fOr die Leichtwasserre­ sch/Osslg zu sein scheint? ytelche aktoren der AEG-Telefunken, die Rolle spielen militiJ.rische Uberle­ sich inzwischen llingst aus der gungen dabei? Branche zurockgezogen hat, mit­ ln der Mal-Ausgabe des Atom Ex­ verantwortlich. Danach leitete er press erschien zu dieser Frage be­ als Geschliftsfohrer der Siemens­ reitsein Artikel, der zu dem Schluß Tochter Interatom und einer mit ihr kommt, daß nur die mllltlirische verbundenen internationalen Ge­ Nutzung der Wiederaufarbeltung­ sellschaft das Broter­ sanlager die Hartnlickigkeit der Entwlcklungsprogramm der Bun­ Setreiber erklllrt. desrepublik, Belgiens und der Nie­ Wir haben diese Frage weiterver­ derlande mnit dem Schwerpunkt folgt und andere Meinungen ein­ . geholt. Zu diesem Zweck haben Nach seiner Entlassung begann wir ein lnterwlev mit Klaus Traube Klaus Traube, das VerhiJ.Itnis von gemacht, der Ober langjlihrige Er­ Großtechnologie und Mensch kri­ fahrungen im Atom-Geschlift ver­ tisch zu Oberdenken und veröffent• fUgte, als er 1976 (ja, so lange ist lichte mehrere Bacher zu dieser das schon her) nach einer Abhö• Frage. Unter anderem beschiJ.ftig­ raktion des Verfassungsschutzes te er sich auch mit der Frage der entlassen wurde und sich zum Kosten von Atomenergie (>>Teurer A Iomkritiker wanqelte. Atomstrom«, bei Rowohlt erschie­ FOnfzehn Jahre lang hat Klaus nen). 16 ATOM EXPRESS: Gibt es Anzeichen daflif~ statt Leichtwasserreaktoren zu bauen -da· Im Wesentlichen wOrde Ich segen. es geht da8 die Elektrlzltlitav.sot'gungaunt..".h­ von ist auch weltweit keine Rede mehr. Es hier um etwas, was man ja sehr hluflg in men selbst nicht mehr an die WirtsChaft· gibt nurin Europa noch das BemtJhen, we­ der Politik beobachtet: Wtoa man mhn, IIehkeit der Wiederaufbereitungsanlage nigstens noch einen groBen BrtJter in den .zwanzig Jahre lang einen Standpunkt_ver­ glauben? neunziger Jahren zu bauen. Das wllre aber .treten hat und aeuat hat, !l.le WJj(if!~uf· TRAUBE: Ja, es gibt nicht nur Anzeichen vom Brennstoffbedarf her v(J/1/g belanglos. bereitung mu8 sein, wenn man aroBe O[g!J­ nlsatlonen geschaffen hat, die fOr n!chts dsfOr, sondern das steht fest ·wobei man ATOM EXPRESS: Briiuchten sie dafür anderes da sjnd. als diese Wfecleraufberel· Iregen muß, was denn eigentlich Wirt· noch PJutonlum aus der WAA? schaftllchkelt Ist. Aus der Sicht der Elektrl· tung such zu machen - wie die DWK. wie TRAUBE: Nein, aus 'dieser' (Dragahn oder zitlltswirtschaft wird Wirtschaftlichkelt so die wissenschaftlichen Abtellunaen z.B in Wackersdorl} nicht. Also das, was allein definiert, da der Wert des bei der Wieder­ der Kemforschu1Jisanla~e Karlsruhe, wie aus der bereits vereinbarten Wiederaufar· aufbereitung wiedergewonnenen Plutoni­ die Leute in den Jnlstef,fm, die darauf an· Qeitung deutscher Brennelemente in ums und Urans als Brennstoff in Kernkraft· gesetzt sind •. dann jst das so lhn//ch.ß/Jt Frankreich a.n Plutonium anfllllt wllre ge­ werkpn · h(Jher Ist, als die Kosten, die die beim StraBeabau: wenn man viele Straßen: nug, um außer dem Broter in Kalkar, noch Wiederaufbereitung verursseht • und da· bautlmter hat, dann mossen elotach weiter einen GroBbrOterzu lOttern. von kann keine Rede sein. Straßen gebaut werden! bas ist aus mei· ATOM EXPRESS: Was kann denn noch der ner Sicht wldcllch ctertlnzlgt Grund. so un· Das hat man sich frOher mal gedacht, als wahrscheinlich das klingt. Man braucht man die Kosten dieser Wiederaufbereitung Grund dafür sein, daß die steif und fest an gar nicht so viele Geheimnisse dahinter zu bei weitem unterschltzt hat und als man der Wiederaufbereitungsanlage testhal· $UChen. Der Apparat Ist da, er hat zyvanzig außerdem davon ausging, daß billiges Ur­ ten? Jahre lang behauptet, vom Sachbearbeiter an bald knapp werden wOrde. Davon Ist TRAUBE: Man muß International ... Unter­ bei der DWK bis zum Minister, iJ.aB das un­ heute keine Rede mehr, weil der Ausbau schiede machen. Daß man in Frankreich venlchtbilr wilre, und nun mu8 da~ Irgend­ der Kernenergie weltweit praktisch zusam· an der W/ederat,Jfbereltungstecllnologie wie erfollt werden; mangebrochen Ist seit Mitte der slebzlger festhlllt, das hat ganz einfach mllltllrlsche Ia der Efektrlzltlltswlrtschaft, daß Ist ziem­ Jahre. Man kann heute absehen, daß die Grande. Die Franzosen s·lad bei Ihren lich deutlich, wenngleich die das auch billigen Uranvorrllte bis zum .Jahre 2000 Atombombenausbauplänen darauf sage· nicht einmal engekratzt sind. ... nicht so in der 6ffentllchkelt austragen, wiesen, Plutonium aus der zivilen Nutzung gibt es Inzwischen durchaus auch Leute, der Kernenergie zu gewinnen. Das ist hier ATOM EXPRESS: Wie aleh1 .. bel cM1 die eigentlich atp liebsten slhen, wenn die­ Schnellen Brütem a.us? in Deutschland, zumindestans derzeit, _ge­ se Geschichte abgeblasen worqe. wiß nicht das Motiv der Elektrizitlltswirt· TRAUBE: Selbst die Vertreter der Schnel­ schalt . das sollte man denen nicht unter· ATOM EXPRESS: Aber es wild auch ge­ len Broter sprechen jetzt nur noch davon, stellen. Im Gegenteil, es wllre ihnen gar sagt, d•B das RWE (Rhelnllch Westflll· daß man diese Technologie als •Zukunfts· nicht recht, wenn zu dem ange~hlagenen sehe Elelctrizltltauntemehnin) noch wei· technologle« (fOr) Irgendwann erhalten Image, das sie sich ohnehin auf dem Atom­ ter daran fnthllt. mOBte. Aber von konkreten Bauprojekten, gebiet erworben haben, auch noch der Ge­ wie sie frOher prognostiziert worden wa· TRAUBE: RWE Ist hsuptsllch(lch der Be­ ruch hinzukllme, sie wOrden Plutonium ftJr treiber, der daraa festhillt. Das hllngt auch ren, als man bereits in den neunziger Jah­ die mllitllrlsche Nutzung herstellen. ren beginnen wollte, Im groBen Stile Broter mit dem Engagement zusammen, (wel· ches) das RWE · durchaus nicht konform • em Ende bereiten • •• <<

mit den anderen groBen deutschen Ver­ bundunternehmen · I ur den BrOter langjllh· rlg gehabt hat. ATOM EXPRESS: Wird an der WAA vielleicht auch deshalb festgehaf. ten, weil dadurch die Exporte gesichert .-rden k6nnten? TRAUBE: Nein, das halte Ich fOr einen ab­ soluten Schmarrn. Das ist so ein industrie­ politisches Argument - •Spltzentechnolo• gie« und -..das braucht man, um Internatio­ nale Wettbewerbsfllhigkelt zu bestehen«. Ich glaube nicht, daß der Bau der Wieder­ aufbereitungsanlage Irgendetwas mit der Sicherung von Exporten zu tun hat. Man muß sich umgekehrt aber such klar machen, daß dies Problem der Wirtschaft­ lichkelt sich aus der Sicht der Volkswirt· schalt ganz anders stellt, als aus der (be­ trlebswirtscha(tllchen) Sicht der Elektni· tlltsuatemehmen! FOr die Volkswirtschaft bedeutet das, da werden zwischen 10 und 12 Milliarden Mark nutzlos verbuttert, wenn diese Anla­ ge bebaut wird. Die Verbunduntemehmen k(Janen diese Kosten ja einfach Im Elektrl· zitlltspreis weitergeben, das bleibt nicht als Verlust hingen. Insofern Ist das denen Die WAA ln La Hague 17 -w-ir-t-sc_h_a-ft-#-ch_s_o_zu_s_li_g_e_n_g_le-,-.ch_g_O_I_tig-.-e-s---m-eh_r_g-la_u_b-t.-D-a_g_e_g-en_d_e_r_Z_im_m_e-rm-an_n_, • J~ fMliSt\\ gibt keinen großen Druck gegen diese Wie- der tritt in der Öffentlichkeit auf und sagt: llU ~s deraufbereitungsanlage bei dem Preisbil· "Das muß gebaut werden!«, der sieht dungsmechanismus dieser Monopolwlrt· sonst seine Glaubwürdigkeit in Gefahr. GEl schalt. ... ATOM EXPRESS: Der Riesenhuber hat ja ATOM EXPRESS: Das ~WE muß ja noch gesagt, es würde kein Geld aus dem For- ziemlich viel Hoffnung in die Brütertechno- schungsetat für die WAA geben. Ist das $$EI ...r..._ logie setzen. Glaubst du, daß dadurch ein nur so'n Politiker, um mit den EVU's die Fi· IE »Sachzwang« geschaffen werden kann, nanzierung auszupokem, wie beim Schal· wenn die WAA steht, daß dann auch weite· len Brüter? re Brüter gebaut werden müssen? TRAUBE: Nein, da muß man folgendes un- r TRAUBE: Na, vielleicht nicht so direkt, wie terscheiden: es ist eigentlich seit langem das jeut gesagt Ist. Aber ob so ein unsinni· ausgemacht, schon seit Mitte der siel)ziger ger Apparat nochmal gebaut wird oder Jahre, daß diese Anlage nicht mit staat/I- nicht, dabei spielt natOrllch so etwas mit chen Mitteln gebaut wird, sondern von der eine Rolle: •>Jetzt haben wir diese WAA und Elektrizitlltswirtschaft mit ihrem Geld ge- wir kriegen das Plutonium und wenn wir baut werden muß. Ihr Geld, das heißt aber das nicht in den Brüter reinstecken, dann letztlich, daß die Stromkunden es bezahlen müssen wirs in Leichtwassereaktoren müssen. stecken, das kostet nochmal Geld ... «. DemgegenOber darf man aber nicht ver- Das ist ein Steinehen aus so einem »Sach- gessen, daß aus dem Forschungsetat Hun- zwangsystem«. Und das ist auch mit ein derte und aberhunderte von Millionen in wichtiger Grund, diesem Unsinn ein Ende die begleitende Forschung für diese Anla- zu bereiten. ge fließen. Und zwar schon seit vielen Jah- ATOM EXPRESS: Könnte es .auch noch ren und auch noch auf viele Jahre hinaus. sein, daß die Lobby der KWU (Kraftwerke- Was Riesenhuber da also sagt, stellt nur union, 100% ige Tochter der Siemens AG), fest, was eigentlich seit langem akzept/er- die dann nachher als Erbauer der Anlage te Strategie ist! ganz gut Profit damit machen würde, den Aufrüstung führt zu Umweltbela­ Bau der WAA vorantreibt? ATOM EXPRESS: Aber es kann ja gut sein, stung. Tieffluglärm, Hubschrauber­ wenn Zimmermann der einzige, ist, der lärm, Schießlärm, Manöverschäden TRAUBE: Ja, ganz sicher wird die KWU ein noch daran festhält, und die EVU's sich großes Interesse daran haben : Die haben sehr zurückhalten, daß sie dann fordern in Naturschutzgebieten, militärischer ihren großen Ingenieursstab aufgebaut »Wenn du die Anlage haben willst, dann Straßenbau. und kaum nochAuftrllge für Kernkraftwer­ müssen Zuschüsse fließen!«? Beiträge zu AirLandBattle, konven­ ke und wissen nicht, was sie mit diesem ln­ TRAUBE: Das kann mOglich sein, daß kann tionelle Waffen undWeltraumwaffen. genieursstab machen sollen. Und es ist für ich im Augenblick nicht überblicken. Das Karten mit. militärischen Einrichtun­ die jetzt ganz wichtig, diesen Auftrag zu ist auch ne Frage, wie diejenigen, die ei­ gen. bekommen, ganz einfach, um ihre Leute ·gentllch in der Elektrizitlltswirtschaft keine weiterzubeschllftigen. Die geh6ren also große Lust mehr haben zu dieser Sache, mit .zum Club derer, die das betreiben. Sondernummer von "links", Neue sich gegenOber den anderen durchsetzen ATOM EXPRESS: Was glaubst du, welche kOnnen. ln dem Augenblick, wo die EVU's Hanauer Zeitung und Odenwälder Motive die Politiker dazu bringen, die Wie-­ sageh wOrden: »Wir halten das für unwirt­ Mitbürger zum hessischeil Aktions­ deraufbereitungsanlage zu fordern? Könn· schaftlich, wenn der Staat das will, dann herbst. te da nicht doch der militärische Aspekt ei· muß der Staat das Geld geben«, ist die ne Rolle spielen? WAA nicht mehr durchsetzbar. Einzelheft4,- DM+ 1,40DMPorto. TRAUBE: Es ist immer sehr schwierig zu ATOM EXPRESS: Bei dem Punkt fällt mir Ab 10 Ex. 3,50 DM+ Porto. sagen, in wessen Hinterkopf noch der das Belspiel der HEW (Hamburgische Elek· Ab 20 Ex. 3,- DM + Porto. Aspekt stecken kOnnte, Plutonium für mili­ trizltätswerke) ein, die mit dem Rücken an tärische Nutzung zu gewinnen. Dabei muß der Wand steht, weil sie offensichtlich den man sich übrigens klar machen, daß das Strompreis nicht mehr weiter erhöhen kön· Plutonium, welches aus dieser Wiederauf­ nen, ohne das dann sehr stark der Strom· bereitungsanlage gewonnen wird, zwar mi­ Hiermit bestelle ich .... Ex. von"Auf­ verbrauch sinkt! litllrisch nutzbar ist, aber nicht besonders marschgebiet Hessen". günstig für militllrische Nutzung ist. Das TRAUBE: Ja, das ist richtig. Das ist aber ( ) . . . . DM in Briefmarken oder Plutonium aus dem Brutmantel der "Bril­ auch das einzige dieser großen Verbun­ Scheck liegen bei (bei Einzelbe­ ter«, das ist das eigentliche Potential für dunternehmen, dem es wirtschaftlich nicht stellung) militllrische Nutzung. Dazu muß man aller­ so gut geht. Und zwar deswegen, weil dort ( ) lchbitteumRechnung(ablOEx.) dings erst diese Wiederaufbereitungsanla­ der Strompreis politisch in die Debatte ge­ ge haben, um dann Broter zu haben, doch raten ist, wegen der HEW-Polltik, das. für die muß dann noch eine andere Wieder­ Kraftwerk Brokdorf g~gen den Willen des aufbereitungsanlage gebaut werden . ... Hamburger Senats durchzusetzen. Und Das ist einfach zu kompliziert. Ich glaube deswegen har die Hamburger Bürger• Name nicht, daß das ein wesentlicher Aspekt ist. schaft das, was sonst Obiich ist, Strom­ Und bei den Poli(ikern muß man ja auch preiserhOhungen einfach nach Kosten zu­ wohl unterscheiden: Ich worde das bei­ gewahren, nicht mitgemacht. Das wird, so spielsweise so einschlltzen, daß der For­ wie ich das einschlltze, dazu führen, daß Straße schungsminister sich auffallend zurock­ die HEW , insbesondere, nachdem dort hlllt in der Öffentlichkeit mit Äußerungen jetzt der Vorstandsvorsitzende gegangen zur Notwendigkeit der WAA. Er tritt zwar worden ist, zu denen gehOren wird, die ge­ auch nicht dagegen auf, aber da muß man gen diese Wiederaufbereitungsanlage im sich in die Sprache von Politikern hinein­ internen Konzert der Elektrizitlltswirt­ PLZ und Ort Unterschrift versetzen: wenn jemand lange Zeit dazu schaft antreten werden. Aber die HEW ist gar nichts sagt in der Öffentlichkeit, dann da eine Ausnahme. ... Bitte ausschneiden und absenden ar kann man schon daraus entnehmen, daß ATOM EXPRESS: Danke für das interes· Neue Hanauer Zeitung,· der inzwischen an diese Sache auch nicht sante Gespräch! Comlcelluaatra8e 12, M50 Hanau 18 normalerweise ..Ortsgebundenheit "eines Projektes vorraus, öffentliche Belange dürfen ihm nicht entgegenstehen oder beeinträchtigt werden. Aufgru1;1d der po­ litischen Zusammensetzung des Karwit­ zer Gemeinderates ist die Zustimmung zu diesem Rechtsbruch wahrscheinlich, der Landkreis, dessen Baudezernent meint, die DWK habe ein "Recht auf Ge­ nehmigung", würde dann die Genehmi­ gung erteilen. Ein "Nein" von Karwitz würde im Wege der Kommunalaufsicht ersetzt. Die Einfriedungsarbeiten könn• ten dann rechtlich gesehen noch vor Standortentscheidung und erster Teiler­ richtungsgenehmigung beginnen. !jeftige Auseinandersetzungen gibt es seit Monaten um die geplante WAA- Abwas­ serleitung, die unweit des Kurortes Hitz­ acker in die Eibe gefdhrt werden soll. Da­ WAA gegen ll.atte sich der Samtgemeinderat Hitzacker mit allen Mitteln gewehrt. Bei der ersten Aufforderung der Bezirksre­ gierung Lüneburg zur Auslegung der Plä• ne hatte der Rat die Unterlagen ungeöff• net zurückgesandt. Sollte sich Hitzacker zum Nulltarif jetzt zum zweiten Mal weigern, werden die Pläne im Wege der Kommunalauf­ sicht von der Bezirksregierung selbst aus­ Die bei der letzten Atommüllkonferenz von BI- Vertretern Lüchow- Danneobergs gelegt. Um Hitzacker im weiteren Ver­ fahren vorsichtshalber auszubooten, er­ und Bayern geäußerte Ansicht, die DWK habe sich jeweils bereits flir ihr Bundes­ klärte die Bezirksregierung Hitzacker land entschieden, stellt sich als voreilig heraus. An beiden Standorten wird unter kurzerhand als "unzuständig". Die Ab­ Hochdruck und Umgehung jeglichen bislang geltenden Rechts versucht, die Pla­ wässer würden zwar bei Hitzacker einge­ nungen voranzutreiben. Beide Ministerpräsidenten unterlaufen fleißig die von der leitet, entstünden aber im Bereich der Bundesregierung ausgegebene Marschroute "die DWK m.uß selbst flir die Kosten Samtgemeinde Dannenberg, die damit aufkommen" und überbieten sich mit Zonenrandförderung und sonstigen Mög• zuständig sei. Dannenberg war bereits der lichkeiten, der DWK finanziell unter die Arme zu greifen. ersten Aufforderung zur Auslegung der Die offizielle Standortbekanntgabe soll nach Informationen aus SPD- Kreisen am Pläne nachgekommen. 18. 12. 84 erfolgen, auf ihrer Oktobersitzung (22. 10.) will die DWK die interne Entscheidung treffen. Beraten werden soll ferner, ob die KWU oder das Firmen­ Obwohl außer dem Zwischenlager noch konsortium Uhde/Lurgi den Bauauftrag erhält. Die Bausumme hat die DWK jetzt kein Atomprojekt im Wendland kl'ar ist, wird die schon zu Zeiten .des Nuklearen selbst auf 6 - 8 Mio. DM hochgeschraubt, flir die jährlichen Betriebskosten wird eine Summe von einer Milliarde genannt. (FAZ v. Entsorgungszentrums vorgesehene foli­ 29.9.84) zeikaserne Lüchow)etzt gebaut. Seiner­ zeit geplant für 1200 Polizisten wurde An beiden Standorten häufen sich der­ Durchgesetzt werden soll die Zaunanlage sie abgespeckt auf 291, nut die Kosten weil die rechtlichen Merkwürdigkeiten. und damit später auch die WAA als ..pri­ von 42 Mio. DM sind geblieben. Der Wi­ Der Widerstand dagegen beschränkt sich veligiertes Projekt im Auße1;1bereich", derstand dagegen kam von unerwarteter fast ausschließlich auf politische Funk­ die DWK hat bei der zuständigen Gemein­ Seite. Dem. Bund der Steuerzahler ist sie tionsträger, die sich gegenüber dem for­ de Karwitz einen diesbezüglichen Antrag zu teuer, die Polizei möchte nicht zur malen Ablauf querstellen. Prozesse wer­ gestellt. Vorteil: es gibt keine Bürgerbe• "Gorlebenpolizei" verkommen, die Stadt den an beiden Standorten von den Bl's teiligung, keinen Bebauungsplan und Uelz.en fürchtet, daß -ihr zwei ihrer Hun­ vorbereitet, der politische Widerstand be­ selbst die Gemeinde hat im Falle einer dertschaften "weggenommen" werden schränkt sich in Lüchow- Dannenberg auf Genehmigung nichts mehr zu melden - könnten- doch das Ding ist seit Anfang andere Atomprojekte, beiderorts wird also freie Fahrt für die DWK. September im. Bau. auf den Tag der Standortbekanntgabe ge­ Der§ 35 (Bauen im Außenbereich) setzt wartet. Im Folgenden einen kurzen überblick zum Stand der Planung an beiden Stand­ orten. Wie umgeht man die Bürgerbeteiligung?

In Dra&ahn..!oll die WAA, wie seinerzeit das Integrierte Entsorgungszentrum, scheibchenweise durchgesetzt werden. Begonnen werden soll mit dem Zaun um das gesamte Gelände. Dieser hat in den bayrischen Planungsunterlagen eine Tiefe von 40 m, gerüchteweise sollen dafür im Februar im Dragahner Wald 2,5 Mio. Bäume gefällt werden. 19 Kurz vor WAA- Standortbekanntgabe: Bericht der BI Schwandorf Natürlich werden flir die Zeit danach, neben dem Versuch, auf gerichtlichem Wege die WAA zu verhindem auch ande­ re Aktionsformen diskutiert. Die Aktion "Giro-Blau" ist als ein Beispiel in diese Überlegungen einbezo­ gen. Man hört auch davon, die Waldspa­ ziergänge auf die Bahnstrecke auszudeh­ nen. Die BI Schwandorf ist überzeugt, für den Standort Favorit zu sein, was sich z.B. aus den Aktivitäten der DWK und Behörden ergibt. l. Das Raumordnungsverfahren wurde in der Rekordzeit von ca. 6 Monaten ab­ Die Gründe für die Auswahl von Schwan­ gängen" itn Baugelände, über eine Wall­ geschlossen. dorf als WAA- Standort sind eindeutig: fahrt zu einer Kirche bis zur bisher grös• 2. Die Terminspanne für die Einwendun­ gen und Stellungnahmen von ca. - überdurchschnittlich hohe Arbeits- sten Demonstration in der Oberpfalz mit 15.000 Teilnehmern. 11 0 beteiligten Trägern öffentlicher losigkeit Belange behn Bebauungsplanverfah­ - überdurchschnittlich hohes CSU­ Das Aufstellen eines Holzturmes als ren betrug sage und schreibe 14 Tage! Wählerpotential "Jagdsitz" und der spektakuläre, rechts­ 3. Die DWK läßt über SubUnternehmer der gesamte Grund ist in Staatsbe­ widrige Abriß durch die Polizei deuten bereits ausschreiben und holt Kosten­ sitz (auch flir die Infrastruktur) an, daß kleinere Gruppen auch andere angebote ein. - politische Stabilität in Bayern. Formen des Widerstandes bereit sind zu 4. Über Subunternehmer werden Fir­ praktizieren, und die Bevölkerung Zug men gesucht, die über abbaufähige Im Oktober 1981, noch vor der Be­ um Zug mehr Verständnis daflir Sand- und Kiesvorkommen verlugen kanntgabe des Standortraumes "mittlere und bereit sind, zu liefern! Oberpfalz", also das Gebiet um Schwan­ aufbringt. 5. In der Nähe des Bauplatzes wurden dorf, wurde die BI gegründet. Alle Akti­ Die BI plant Aktionen, die einen er­ im Industriegebiet der Gemeinde vitäten dienten zunächst dazu, die Vor­ zieherischen Effekt auf die Bevölkerung Wackersdarf drei nebeneinanderlie­ urteile großer Teile der Bevölkerung, wel­ ausüben. Somit soll die Bereitschaft zu gende Parzellen an örtliche Betonfir­ che vornehmlich von CSU-Seite ausge­ anderen Aktionen als nur Unterschrei­ men (Fa. Huber, Readymix und TBG) nützt und gesc;:hürt wurde, abzubauen. ben und Demonstrieren gesteigert werden, vergeben, bzw. ist die Vergabe geplant. Durch bewußt "konservatives" und sach­ Wichtig ist dabei, den Begriff "legal" in 6. Eine BaufirmaausBodenwöhrhat ihr liches Auftreten gelang es schließlich, die der Öffentlichkeit etwas großzügiger zu Betriebsgelände überraschend sehr Argumentation - WAA-Gegner seien interpretieren. Dies geht allerdings nicht von heute auf morgen. stark ausgeweitet. Chaoten, von außen angereiste Berufs­ 7. Das örtliche EVU, die OBAG ver­ randalierer usw.- ad absurdum zu füh• Zur Zeit läuft eine Unterschrif· stärkt die 30 kV Umspannstation im ren. Dies beinhaltete notwendigerweise tenaktion um Zulassung eines Volks­ Industriegelände unweit der Beton­ eine Abgrenzung nach außen. begehrens in ganz Bayern. Damit hoffen mischparzellen. Nach Vorstellung der BI mußte der wir, zumindest die Genehmigungsbehör• 8. Die OBAG plant eine Schalt- und Widerstand zuallererst von der einheimi­ de juristisch zu verunsichern, breites öf• Verteileranlage für eine riesige Beton­ schen Bevölkerung getragen werden. Da­ fentliches Aufsehen zu erregen, und mischanlage. zu war es notwendig, die Mentalität zu evtl. auf diesem Wege die Anlage zu ver­ beachten. Zu den Maßnahmen nur eitu­ hindem (was wohl sehr schwer werden Parallel dazu wird mit den Sachbei­ ge Beispiele: wird). ständen vom ÖKO-Institut und GÖK Eine Gruppe von Referenten zog von An Stelle des abgerissenen Holzturmes zur Zeit die Klageschrift vorbereitet. Die Dorf zu Dorf, um Vorträge zu halten, errichtet die BI z.Zt. ein Pranz von Assi­ Akteneinsicht, bei der allerdings nur ein Diskussionen zu führen und Filme zu si-Mahnmal, das am 30. September von kleiner Teil der Unterlagen eingesehen zeigen, um die Leute von der Notwen­ Pfarrern beider Konfessionen geweiht werden konnte, hat die Hoffnungen der digkeit des Widerstandes zu überzeu• wurde. Die bevorstehende Standortent­ BI, die Anlage auf juristischem Wege auf gen. scheidung wird vorbereitet durch: zuhalten,sehr gesteigert. Dazu ist neben - Ein ca. 120-seitiges Papier zum wöchentliche Klein-Demos Klägern, die die BI hat, viel Geld nötig. Raumordnungsverfahren wurde er­ die Einweihung des Mahnmals neben stellt. Die Argumentationslinie wurde dem Baugelände Bitte spendet auf Rechtshilfefonds­ von vielen Gemeinden und Behörden Veröffentlichung versteckter DWK­ Konto Nr. 380 180 257, bei der Spar­ übernommen. Aktivitäten kasse Schwandorf, BLZ 750 510 40. - Eine Ausstellung über alternative Ener­ Spontan-Demo bei Tag W (Tag der Ein guter Grundstock ist vorhanden, aber gien wurde organisiert. Bekanntgabe des Standortes, oder 1. eben nur ein Grundstock! - Einwendungen wurden vorbereitet: Teilerrichtungsgenehmigung). Ziel: Bürgschaftsformulare können bei der BI, DWK-Büro Postfach 1271, 8460 Schwandorf oder Parallel dazu wurde natürlic;:h auch de­ - 2. Wochenende nach '"Tag W" Akti­ itn BI-Büro, Jahnstr. 54, 8460 Schwan­ monstriert; das ging von "Waldspazier- onsdemo dorf angefordert werden. 20 ist mit ihrem Latein erstmal am Ende. Dies ist die erste Weigerung eines wei­ Wald für'n Appel und 'nen Ei sungsgebundenen Beamten - ein einma­ liger Fall in der Oberpfalz. Bleiben tun dem Regierungspräsidenten disziplinari­ sche Schritte, ev. eine Amtsenthebung lll Hektar Wald mit 170 Jahre alten Schuirers. Doch das kostet Zeit und poli­ Bäumen gibt es in Barem jetzt zum Aus­ tische Glaubwürdigkeit, denn Schuirer ist verkaufspreis von DM 1,70 pro Quadrat­ mit einer Mehrheit von 70 % der Bevöl• meter - allerdffips nur flir die DWICFui kerung gewählt worden. diesen Preis w der bayrische Staat der Schuirer begrUndet seinen Schritt vor­ DWK den' WAA- Baugrund sichern - fragt rangig mit dem flir ihn in Frage gestellten sich, ob Albrecht da mithalten kann. Die Schutz der am Standort liegenden Grund­ BI Schwandorf möchte jetzt den Rech­ wasservorkommen. Außerdem legt der nungshof auf Trab bringen und bietet von der DWK abgeänderte Antrag im flir den Quadratmeter DM 1,80. Sie ist atomrechtlichen Verfahren (das Prozeß• bereit, insgesamt SO Hektar zu kaufen. gebäude wu·rde herausgenommen) "den Verdacht nahe, daß zunächst nur das ge­ Steine wurden der DWK in Bayern jetzt plante Eingangslager errichtet werden auch von anderer Seite in den Weg gelegt. solle, dann aber der Bau der Anlage - Entgegen einer Weisung der oberpfälzi• auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit - schen Bezirksregierung weigert sich der nicht fortgesetzt werde und so die in Schwandorfer Landrat Schuirer (SPD) Aussicht gestellten Arbeitsplätze doch den WAA- Bebauungsplan öffentlich aus­ nicht geschaffen würden." zulegen •. Schuirer hat bereitszwei Fristen Zwei Wochen nach Standortbekannt­ verstreichen lassen - die Bezirksregierung gabe: Demonstration in Schwandorf ! Soßte es bei dem Bekanntgabetermin 18. 12. 84 bleiben, wird am S. Jan. 84 Keine W AA für die SPD? demonstriert.

Für die Standortwahl entscheidend dürf• Beiurchtungen der möglichen militäri• nenfalls ein weiteres llingerfristiges Zwi­ te neben dem ob6n aufgezeigten und schen Nutzung der WAA weist die SPD schenlager g~baut werden" - Sicherheit dem örtlichen Widerstand u.a. auch der wohlweislich nicht hin. a la SPD! Schwenk der SPD in Sachen WAA sein. Durch ihre Entsyheidung in Niedersach­ Die Alternativ-Planung der DWK bei Die Bef"urchtu.ng, daß dies eine WAA sen kommt die SPD nicht in die Gefahr, einen WAA- Standort Wackersdorf ist in Niedersachsen aufs Spiel setzen könn• sich für ein Projekt stark zu machen, das bereits maßgeschneidert für eine SPD­ te, regte sich auch bei Albrecht und sei­ Unmut in der Basis beYVorruft und den Landesregierung - gedacht wird an eine nen Kumpanen. Am 12.06. ließ die Schwankenden im Lande den Unter­ Konditionierungsanlage im Dragahner CDU-Fraktion im niedersächsischen schied zwischen Grünen und SPD gar zu Wald. Eine .,Konditionierungsanlage für Landtag über die Unterstützung flir das grell erscheinen läßt. Denn kurz nach eine sichere Endlagerung ohne Wieder­ WAA-Projekt abstimmen. Nicht mehr ü• SPD-Entscheid11ng und We.ndlandblok­ aufarbeit!lng" ist für die SPD ein durch­ berraschendes Ergebnis - die geschlo~ kade wurden Gerüchte laut, daß die aus unterstützenswertes Projekt. sene Ablehnung von SPD und Griinen. WAA- Entscheidung bereits flir Bayern lrgendein Türehen Zllmachen möchte Dieser Coup der CDU, mit dem die gefallen ist. RWE und KWU hatten der sich die SPD auf keinen Fall. J. Bruns SPD öffentlich als Arbeitsplatzvemich­ nieders. Landesregierung für diesen Fall betonte in seiner Landtagsrede, daß die ter vorgeflihrt werden sollte, ging da­ einen schnellen Brüter in Ostfriesland SPD sich "selbsverständlich auch weiter­ neben. offeriert. hin im Rahmen unserer bisher geäußer• Die SPD machte aus ihrer 180 Grad­ ten Bedenken und Forderungen an der Drehung das spektakuläre Debüt ihres Was ist dran am Wandel auf grünen parlamentarischen Beratung des Sicher­ Spitzenkandidaten Sehröder für die Freiersfüßen 7 heitsberichtes der DWK (für die WAA) Landtagswahlen 1986. Hier wurde erst­ beteiligen" werde - vielleicht wird sie mals das neue Profil der Versöhnung Das die SPD mit der WAA - Ablehnung damit doch noch SPD- sicher ? von Ökonomie und Ökologie geschmie­ nicht den Ausstieg aus der Atomenergie Daß das .,Projekt nationale WAA" der det, den Griinen ein erster Bonbon für plant, machte Landesvorsitzender Joch­ SPD nicht flir immer und ewig verloren die Verhandlungen um die Regieru~ en Bruns in der Landtagsdebatte vom geht, war sowohl bei der Bundespartei­ tags- als auch bei der Landtagsentschei­ beteiligung zugeworfen. 12.6. deutli~h. "Er sei sicher, daß die Der SPD - Fraktionsentscheidung vor­ Kernenergie auch aus Umweltschutzgrün• dung klar. Denn kommt die WAA nitht ausgegangen war die Entscheidung des den (I) für einen ·llingeren Zeitraum ge­ nach Niedersachsen wird sie in Bayern Bundesparteitages der SPD gegen den braucht" würde. durchgeboxt. Bau einer WAA in der BRD. Der Betrieb Trotz heftiger Kritik der SPD an der Die bayrische SPD- Landtagsfraktion der bestehenden WAA Karlsruhe soll aller­ Endlage,rstätte Gorleben hält sie die ist mittlerweile auch dem Anti- WAA dings nicht angetastet werden. Hier soll Endlagerung unter derzeitigen Bedingun­ Beschluß desBundesparteitagesgefolgt, auch fleißig weiter geforscht werden - gen durchaus flir machbar. Sie will sich möchte aber nicht ganz ohne Atoman­ flir was denn wohl? Die Entscheidung " der Verantwortung für den anfallen­ lagen dastehen. Sei fordert ein bayri­ gegen den WAA-Bau wird mit der volk~ den Atommüll nicht entziehen" und un­ sches Endlager. wirtschaftlichen Unsinnigkeit der WAA terstützt daher" nach wie vor die Projek­ begründet, außerdem mit den "bisher tierung eines atomaren Endlagers, die nicht hinreichend" gelösten ,Problemen Inbetriebnahme des atomaren Zwischen­ A·lle Zitate aus der Landtagsrede zur der Toxizität sowie mit dem nicht lagers." Nach dem Motto ., viel kritisie­ "hinreichend" entwickelten ,,paralellen WAA- Entscheidung v. 12.6. 84 von ren, r~ber alles beim Alten lassen "fordert Jochen Bruns (SPD) An.ratz" WAA und direkte Endlagerung sie die Untersuchung einer Alternative - also weiterentwickeln? zu Gorleben. "Für den Fall möglich-er Auf die derzeit besonders begriindeten Entsorgungsprobleme ... muß gegebe.- 21 ATOM

Geheime Studie enthüllt: Atomtransporte - größtes Risiko der Entsorgung

Auf bundesdeutschen Straßen, Schienen, auf Eibe, Weser und der Nordsee sind unbemerkt von der Öffentlichkeit in den letzten Jahren tausende von Tonnen radioaktiven Materials transportiert worden. Nach Auskunft der Bundesregierung gab es .12.8..2 ~ BRD 1.554 Transporte von "höherem Gefährdungspotential", darunter 12ßee• transporte, 1983 stieg die Zahl auf 1.583 Transporte, davon 134 auf See. In Bremerhaven wutden bis August dieses Jahres 1,85 Mio Kilo umgeschlagen, in Harnburg wurden im vergangeneu Jahr 11"1 Trans­ porte abgefertigt, davon 27 mit Uranhexafluorid. Wieviel die von den Verantwortlichen immer wieder beschworene "Sicherheit" und "Ungefährlichket" dieser Transporte Wert ist, machen zwei aktuelle Ereignisse deutlich: I. Die Veröffentlichung einer bislang geheimgehaltenen Studie (Pro­ jekt Sicherheitsstudien Entsorgung) des Bundesministeriums ftir Forschung und Technologie (BMFT) zu Atomtransporten, die der BI Lüchow-Dannenberg und dem Lüneburger Arbeitskreis gegen Atomanlagen zugegangen ist und 2. der Unfall des Frachters "Mont Louis" vor der belgiseben Küste, der aufzeigt, unter welch haarsträubenden Bedingungen Atomtrans­ porte durchgeführt werden. Und der ebenfalls aufzeigt, daß die Ver­ antwortlichen in keiner Weise in der Lage sind, mit solchen Katastro­ phen fertig zu werden; er offenbart, mit welchen Informationen die Bevölkerung in diesen Fällen abgespeist wird: mit einem Ge­ misch aus Lügen und gezielten Unterschlagungen.

22 TRANSPORTE

Während bei der PSE-Studie von den etablierten Parteien undVerant­ wortlichen versucht wurde, sie als "Voruntersuchung" herunterzu­ spielen und ihre Ergebnisse zu verdrehen, brachte der Unfall der "Mont Louis" zumindest dasEuropaparlamentund die SPD in Zug­ zwang. Die SPD wollte allerdings "weder Verharmlosung noch Hys­ terie (unterstützen)", mit Ietzerern war der von der grünen Bundestags­ fraktion geforderte Stopp aller Atomtransporte gemeint, mit dem ersten die gezielte Desi~formationspolitik der Bundesregierung. Die SPD beschränkte sich dann auf die schlichte Forderung nach "ob- jektiver und umfassender Aufklärung der Bevölkerung", auf daß sich diese. wieder beruhige. Greenpeace und die Gruppe Ökologie Hannover (GÖK) nahmen eine Pressekonferenz zur "Mont Louis" zum Anlaß, mit Hinweis auf die PSE-Studie ein " sofortiges Moratorium für alle Atomtransporte und Offenlegung sämtlicher Studien, ein Expertenhearing sowie eine breite öffentliche Diskussion zu fordern." Reaktion des zuständigen BMFT auf diese auch von BI-Seite erhobene Forderung gleich Null. Verantwortliche wie der niedersächsische Minister fUr Bundesangele­ genheiten, Hasselmann, demaskierten die Genehmigungsgrundlagen . ftir Atomtransporte entgültig. Ihm war die Studie nich~ bekannt, sie soll mit anderen Studien zusammen ·erst noch ausgewertet· werden -wenn die Atommülltransporte nach Gorleben längst rollen.

23 Da die PSE-Studie von den Auftragge­ schenbericht Teil III," Stand Mai 1983. bern nach wie vor nicht veröffentlicht Während der Zwischenbericht behauptet, wird, möchten wir hier die Gelegen­ zur ,,Ermittlung der Störfallkonsequen• heit. nutzen, einige brisante Teile heraus­ zen, Angabe und Reduktion des Risikos zugreifen. Das Projekt Sicherheitsstudi- - liegen noch keine Ergebnisse vor", ent­ en Entsorgung (PSE) ist ein vom BMFT larvt der 81 Bericht dies als Schwindel, finanziertes Vorhaben zur Risikoermitt­ denn dort fmdet ·sich neben detail­ lung in allen Bereichen der nuklearen lierten Angaben zu Risiken und Unfall­ Entsorgung (Laufzeit 1978 - 1984, folgen der Satz: " Die erhaltene Infor­ Gesamtbudget rund 50 Mio DM). mation über die .•. möglichen Störfälle Unter der Federführung des Hahn­ ist so detailliert, ... daß Maßnahmen Meitner - Institutes Berlin arbeiten für eine gezielte Verminderung des Ri­ rund 13 Institute mit. Zu den Atom­ sikos vorgeschlagen werden können." mülltransporten liegen zwei Untersuch­ Zu bemerken wäre noch, daß der 81 ungen vor, zum einen der Arbeitsbe­ er Bericht von einer 1.400 t WAA in richt Nr. 81/10 vom Juni 1981, zum Gorleben (NEZ) ausgeht, der 83er anderen der "zusammenfassende Zwi- Bericht von einer 350 t WAA in Hessen. Atomtransporte •

die Katastrophe

Die PSE-Studie (2) beginnt mit dem Zi­ Unfalls im Hamburger Hauptbahnhof nicht stand. ;Sie kommt auf Q'nf~­ tat, daß " Transporte den größten Bet­ werden insgesamt 520.000 Menschen szenarien von vier Stunden Dauer _bei trag zum Gesamtrisiko df!r-Jrtils'Qriung als Betroffene angenommen. 'Temperaturen von 800 - 1.000 Grad leuten, ... , den un7all/reien Betrieb mit Im offenen Widerspruch zur 83er Celsius. Die Deckeldichtungen d~s etngeschlöiii'.11/'- .. Studie, nach der zu ,,Konsequenzen, Castors versagen bereits bei einem Brmd, --Mit Inbetriebnahme des Zwischenla­ Risiken und einer möglilhen Vermin· der eine Stunde überselire1tet.-Liegt gers Gorleben werden Atommülltrans• derung der Risiken bei Störfällen" noch zusätzlich ein Mateii.il--bzw. Handha­ porte in bisher unbekannten Dimensio­ keine Ergebnisse vorliegen, macht die bungsfehler vor, ist es mit der "Sicher· nen stattfmden, nach Fertigstellung ei­ 81er Studie hierzu detaillierte Angaben, heit" des Castors bereits nach einer ner WAA, eventuell in Bayern, werden die insbesondere die vielgepriesene halben Stunde aus; kommt eine Vor­ täglich in allen Ecken der BRD hoch­ "Sicherheit" der Transportbehälter ad schädigung durch den Unfall hinzu, gefahrliehe radioaktive Substanzen ü• absurdum führt. reichen 0 - 0,5 Stunden aus. Die Wahr­ ber Straßen und Schienen rollen. Allein Detaillierte Streckenanalysen in der scheinlichkeit eines Feuerausbruchs ist i,n Gorleben sollen nach DWK -Aussagen jüngsten Studie beispielsweise ergaben 'bei schweren Unfallen, durch die dann wöchentlich zwischen ~in~m !,ll!d_ vier mögliche Fallhöhen von Brücken beim also eine Vorschädigung vorliegt, am B~l:n mit ho~h3ktivem. Atommüll Bahntransport von 40 m, beim Stras­ höchsten; bei LKW-Unfällen machen sie über die Schiene ankommen, hinzu sentransport sogar von 94 m mit einer beispielsweise 3 - 4 % aller Fälle aus. kommen die '"Sträßen- ··· uiid Schiellen­ Aufprallgeschwindigkeit von 115 km/h. Bei mehr als jedem tausenstt:n Trans­ transporte von leicht- und mittelaktiven Der für Gorleben vorgesehene Castar­ port insgesamt kommt es zum "Versa­ Abfällen (LAW/MAW). Behälter ist auf Fallhöhen von 9 111 gen des Behälters", überwiegend durch Schon fdr den öffentlich als ungefahr­ ä\isgelegt, wobei der TÜV bereits bei Deckelundichtigkeiten. Großen Anteil lich verkauften "Nqrmalbetrieb" wer­ diesen Tests Deckelundichtigkeiten fest­ an diesen Zahlen haben außer den den beim Bahntransport fdr die Bevöl• stellte. Unfallszenarien wie der Fall Unfällen Material -bzw. Handhabungs­ kerung entlang der Transportstrecke eines Behälters von 9 m Höhe bei einer fehler. Laut Studie (1) fUhren 8 von 6 und das Begleitpersonal höhere Zuggeschwindigkeit von 50 - 80 km/h möglichen Unfallabläufen zum Versagen re Strahlenbeiträge mit "nennenswerten (Regelgeschwindigkeit von Güterzügen des Behälters. US-Untersuchungen wei­ Kollektivdosen" ausgemacht ,,als der 80 - 90 km/h) ergaben . das ,. Versa­ sen mangelhafte Deckelmontagen mit entsprechende Erwartungswert, der aus gen" des Behälters (1). Kommt im Undichtigkeiten bei einem von 511 möglichen Transportunfällen resultieren o.a. Fall noch ein Material- bzw. Hand­ Straßentransp.orten nach. kann." Die Kollektivdosen fllr LA WI habungsfehler hinzu, versagt der Be­ MA W liegen wegen der Transporthäu• hälter bereits bei einem Fall von 5 - Was bedeutet ,,Versagen der Be­ figkeit laut Studie wiederum fast um 9 m bei einer Geschwindigkeit von hälter"? das zwanzigfache höher als fdr abge­ 3 5 - 50 km/h , fahrt er zusätzlich ge­ brannte Brennelemente. Ein Senken der gen ein "mobiles Hindernis'', reichen Im "besten Fall" treten durch Hüllrohr· Kollektivdosen durch Umfahren von 0 - 35 km/h. Die Folgen bei höheren risse bzw. -brüche freigewordene Gase Ballungsgebieten wird von der 8ler Geschwindigkeiten sind also dement­ aus dem Deckel des Castors aus. Der Studie ,unter anderem wegen "organi­ sprechend. Auch die von den Betrei­ TÜV errechnete fdr diesen Fall eine satorischer Probleme" bei der Bundes­ bern durchgeführten Feuertests beim Strahlenbelastung von mehr als 13.000 bahn ausgeschlossen. Im Falle eines Castor halten den Analysen der Studie mrem. Den zusätzlichen Austritt von ra-

24 Beschädigter UF 6 -Container nach einem Zugunglück bei Asbausen 1970 Foto: H. Kaminski

ist vorprogNtmmiert

dioaktiven Partikeln verzeichnet die Stu­ 70 % aller LKW - Alleinutüallen enden die beispielsweise bei einem Fall des Be­ mit schweren bzw. Totalschäden. Daß hilters von 9 - 2"5 m Höhe bei einer Ge­ die Polizeieskortierung, ohnehin nur für schwindigkeit von 50 - 80 km{h unter hochaktiven AtommWl vorgesehen, die­ An.nahme eines zusätzlichen Material- se Unfälle nicht 'Verhindern kann, bzw. Handhabungsfehler. In diesem zeigt ~iin2ste s~ ~ Fall kommt es nicht nur zu Rissen der des_Pe __: 31 -f~~i dem Brennelementehüllrohre sondern zur die Atomrakete zerbrach. Auch tm un­ Abtrennung der Brennelement-Köpfe. fiiifreienlretiieD ste&T

25 Der Untergang de~ ))Mont Louis((

Fotos (2): Greenpeace

,. Für den Transport von Uranhexafluorid Samstag, dem 25.8.84. Erst durch Waller eingedrungen (HAZ, 4.9.84) gelten die von der internationalen Atom· "Greenpeace" und diefrz. Gewerkschaft - Aus einem anderen Fass war farbige energieorganwtion (IAEO)erarbeiteten CFDT (2) erfuhr das belgisehe Umwelt­ Flii8.rigkeit gesickert, die das Produkt Regeln für den Transport radillktiver ministerium am Sonntagnachmittag von einer ehemilchen Reaktion mit ·dem Stoffe, die in der Bundesrepublik Dtl. dem tatsächlichen Inhalt des Schiffes: Kunststoffschaum in den Behältern .rein durch die Verordnung Uber die BeftJr­ Insgesamt 304.104 Tonnen Uranhexa· ktJnnte. (TAZ, 4.9.84) derung gefdhrlicher Gilter mit Seeschif­ fluorid (3) in 30 jeweils 15 t schweren - Alle Fässer wiesen starke Beschlidi· fen rechtsverbindlich eingeftihrt sind. Fässern. Daß sich darunter drei Fässer gungen auf. denn sie waren völlig durch­ Außer den Transportvorschriften sind mit bereits angereichertem Uranhexaflu­ einandergeschleudert worden. das Ato1J11esetz und die Strahlenschutz· orid, de11en Uran aus dem westdeutschen - Der vorletzte. der geborgenen Behdlter verorqnung zu beachten. Diese Vor· AKW Neckar-Westheim I kommt, be· hatte ein Leck am Verschluß, d.h., daß schriften haben lieh bewdhrt." fanden, wurde erst am Mittwoch be­ Uranhexafluorid .auf jeden Fall ausgetre· Diese Stellungnahme der Bundesregie· kannt. (4) Außerdem hatte das Schiff 25 ten Ist. (TAZ, 2.1 0.8~) rung, die der parlamentarische Staats· leere Fässer und eine unbestimmte Zahl Sogar die Behauptung von offiziellen sekretärdes BuTtdesministeriums ftir Ver­ Kisten, deren Inhalt von der franzöli· Stellen, daß äie aufgefüchten Fässer leer kehr auf Anfrage der Gri1nen im Bundes­ sehen Regierung bu heute geheimgehal­ seien, muß hinterfragt werden. Green­ tag zu dem UnftlU der "Mont Louis" ab­ ten wird, geladen. ( 5) peace hat nachgewogen: Ein a/4 leer de­ gab, spricht Bände. (1) Selbst. wenn Uranhexafluorid-Gas· aus klariertes Fa11 wog 3,5 t, normalerweile Bloß keine Fragen stellen, bloß keine den Fäuem entweichen wilrde, wären betrlgt das Gewicht einp deTrzTtigen Be­ Unruhe auj7commen lallen. Die tatslich· - nach Mittez1ung du Schiffseigners hälters jedoch 1,2 und 1,5 t . (TAZ, 14. liehen Ereignisse im Zu.rammenhang mit ,.Companie General Maritime" (CGM) ­ 9.84) dem Unfall der "Mont Louis" (ML) keine ernsten Folgen für Mensch· und Von Radioaktivität sei natürlich keine ktJnnten ja die Anot vor und den Wider­ Umwelt zu erwarten. (Faz, 28.8.84) Spur zu finden. stand gegen Atomtransporte - insbe· Fakt ist jedoch, daß es kaum Untersu­ So sei z.B. der Innenraum des Schiffes sondere die anstehenden ins Wendland­ chungen über die Auswirkungen eines ,.nicht nennenswert verseucht" (Ber· untermauem und noch popul4rer solchen Unfalls gibt/ Das Batelle- lnsti· gunpFJTma lt. TAZ 3.9:84) Dabei sind machen/ tut hat zwar einige Fallstudien über die am 3,9. dem belgischen Krisenstab Meß­ Seitdem der Fmchter 18 km vor Ostende Folgen eines defekten Uranhexafluorid­ ergebnuse übermittelt worden, nach de­ mit dem Hamburger Ft!hrschiff ,.Olan fasses im Wasser -gemacht, aber die dort nen starke Radioaktivität in der ML und Britt4nill" zusammenprallte, wird ver­ aufgestellten Bedingungen la.rsen sich im Wasser in unmittelbarer Umgebung tuscht und verharmlost, daß sich die Bai· nicht auf den Unfall der ML übertragen. festgestellt worden ist. ·(TAZ 15.9.84) ken ( bzw. Fässer) biegen. (6) Nach einer Untersuchung von 6 aufge· Aber Gas könne sowieso nicht austreten sammelten angeblich leeren Fässern ga· Es darf getäuscht werden - so der. Eigner -, weU die 16 mm dik­ ben die Behörden an, daß vier keine er· ken Wände der Fässer bis zu einem Jahr htJhten radioaktiven Werte aufweilen Das Schiff h4tte medizinische Geräte ge­ den Wallerdruck bei 200 m Tiefe aus· würden; über die restlichen zwei schwel· laden, behaupteten die franztJmchen halten kön.nten.. Man höre und staune/ gen sie .rich aus ...... (TAZ , 7. 9. 84) 26 BehtJrden direkt nach dem Unfall am - In ein aufgefüchte.r leeres Fass war Die Welt schaut auf zwei Bergungs­ einzige Firma der Welt hat Erfahrung in (Spiegel 3.9.84} Die Eignergesellschaft fmnen der Bergung radioaktiver Behälter aus ,.Companie General Maritim" (CGM} einen Schiffsrumpf! (TAZ, 15.9.84} (7} scheint es mit der Ladung nicht so ge· Fünf Tage nach dem Unfall gab der frz. nau genommen zu haben, Staatssekretär für Meeresangelegenhei· Ein ganz normaler Atomtransport Die mit nur 24 Leuten völlig unterbe· ten Guy Leugagne bekannt, daß die Ber­ setzte Bordmannschaft hatte keinen ka· gungsarbeiten nach drei Etappen - Lee­ Das Bild dieses katastrophalen Umgangs nalkundigen Lotsen an Bord und bisher rung der Öltanks, Bergung der Container, mit einem Atomunfall (sowohl die Ber· nur Autos und Papier transportiert. Die Heben des Schiffes - innerhalb von drei gungsarbeiten als auch die Täuschung Forderung der Besatzung nach einer Wochen beendigt seien. Das war wohl der Öffentlichkeit betreffend} wird er· Sonderzulage der Fracht wurde von der nichts! gänzt von den ganz normalen Bedingun· CGM abgelehnt und stattdessen jedem Das Öl sorgte bereits bis zum 11.9. für gen dieser A tomtransporte. Seemann ein Gerät zur Messung der Zu­ zwei jeweils 2 km .lange Ölteppiche Rich· Die ML und ihr Schwesterschiff "Boro· nahme von Radioaktivität in der Luft in tung Ostende (HAZ 11.9.84). und am dine" sind für den speziellen Transport die Hand gedrückt. Der Koch der ,.Boro· 19.9. waren einige Strände östlich der von Giftfässern gar nicht konzipiert, dine" war vor kurzem an Leukämie ge­ Unfallstelle verseucht (FAZ, 19.9.84} sondern ähneln eher einer ganz norma· storben und ein Matrose wegen zu hoher Ein wesentlicher Grund für diese Um· len Fähre. Sie können besonders leicht Strahlenbelastung entlassen worden .... Weltkatastrophe lag darin, daß das Schiff sinken, da sie keine Schotten haben, (Unabhängige 1.9./ Spiege/3.9.} am 1 0.9. auseinandergebrochen ist, be· die einen Wassereinbruch begrenzen. Während das Wrack der ML immer noch vor der Großteil der 575 t Öl geleert wer· nicht geborgen ist, fährt die ,.Borodine'' den konnte. Das Bersten des Wracks schon wieder Giftladungen übers Meer. wiederum wurde durch ein 5 m großes (TAZ. 2.10.84} Loch hervorgerufen, das die holländische Dasselbe tun z.B, Fähren der Transport· Bergungsfirma "Smit Tak" in die Fra eh· gesellschalt "Sealink" Jährlich schip· terwand geschweißt hatte, um so Con­ pern diese zusammen mit Passagieren tainer bergen zu können. Noch am Vor· 1.200 t Uranhexafluorid von Großbri• mittag des 10. 9, hatte ein Sprecher der Die Ladung der "Mont Louis" tanien an verschiedene Bestimmungsor· Smit Tak erkliirt, es bestehe keine Ge· te. Das entspricht einer Menge von 150 fahr, daß der Frachter unter dem Druck In jedem der 30 Fässer befinden sich ca. Fässern der Größenordnung, wie sie in der Brandung (die das Loch weiter auf­ 8,5 t Uranium {mit unterschiedlichem derML lagern. (TAZ, 29.9.84} gerissen hatte} auseinanderbrechen kön· radioaktiven Gehalt} und ca. 3 t Flour. Dies alles sind .ganz normale Atom­ ne. Wenige Stunden später riss der 18 Fässer enthalten schwach angereicher· bzw. Chemietransporte. Rumpf, ein Teil der Ladung wurde dem tes · Uranhexafluorid mit radioaktivem Der Unfall der ML hat gezeigt, daß die Meeresboden übergeben. (TAZ, FAZ und Gehalt des U-Isotopes 235 von 0,67 %. Atombetreiber nicht in der Lage sind, HAZ v. 12. 9.84} . Dieses Uran kommt nach Angaben von mit Atomtransporten und Unfällen um· Einen Oberblick über Standort und Zu· Greenpeace (LZ, 14.9.84} aus zwei frz. zugehen. stand der Fässer gab es zu keinem Zeit­ militärischen Atomanlagen und bildet Statt daraus die einzige logische Konse· punkt. Noch am 6.9. wurden Sportseg­ wegen des Plutoniums eine besondere quenz zu ziehen, Atomtransporte sofort ler und Fischer erneut aufgefordert, bei Gefahr. 9 Fässer beinhalten Uranhexa­ zu stoppen, wird die Öffentlichkeit ge­ der Suche nach .. Treibgut" zu helfen. fluorid mit natürlichem U-235 Gehalt täuscht, und damit weiterhin der Gefahr Am 14.9. wurdedas Sammeln von Treib· von 0, 71 %aus belgisehern Besitz (wahr· ausgesetzt. scheinlieh aus dem Atomforschungszen­ gut untersagt. Sämtliche belgisehe Strän• Sofortiger Stopp aller Atomtransportel de standen unter permanenter Polizeiü· trum Mol} und 3 Fässer enthalten berwachuttg; Feuerwehr, Zivilschutz schwach angereichertes Uranhexafluorid und Marine waren mit 2.000 Mann· mo· mit einem radioaktivem Gehalt von 0,88 bilisiert, 20 Zivil- und Militärboote Prozent. Das in diesen Fässern enthalte· standen in Bereitschaft. (TAZ, 14.9.84} ne Uran stammt aus wiederaufgearbeite­ Das begehrte Strandgut waren Container, ten, abgebrannten Brennelementen aus denn selbst Minensuchboote konnten dem westdeutschen KKW Neckar-West· nicht verhindern, daß Fässer wegge­ heim I. Anmerkungen: schwemmt wurden und an irgendwel­ Uranhexafluorid ist chemisch extrem 1} Fragen der Abgeordneten Frau Dr. chen Stränden auftal-tchten. Ob das Po­ giftig. Es· reagiert besonders lebhaft mit Vollmer vom 11.9., Antwort von Dr. lizei-, Zivilschutz- und Militäraufgebot Wasser.· Dabei bilden sich Flourwasser· Dieter Schulte vom 20.9. . Weiter stoff (HF} Uranylfluorid (H02F2}. Der schreibt er, daß vom Uranhexafluorid ausschließlich der Sicherheit der Bevöl• .. unabhängig von seiner Herkunft keine kerung diente, mag bezweifelt werden: Inhalt von einem Fass tlranhexaflu.orid, wie es in. der ML lagerte, könnte auf 10 Gefahr ausgeht". Bei Transporten "kam Als Greenpeace am 11.9. ein Fass aus es bisher zu keinerlei Vorkommnissen, belgischen Gewässern holte, wurde dies ,m und einem Quadratkilometer Größe die eine Umweltbeeinträchtigung besor­ sofort von ,.offiziellen Stellen" be· organisches Leben weitgehend zerstören. gen ließ". schlagnahmt. (TAZ, 12.9.84} An einer Gegenüber der akuten Gefahr für die 2} TAZ, 28.8.1984 kritischen Überprüfung der Fässer sind Tier- und Pflanzenwelt fiele diese für 3} Diese Angaben hat Greenpeace aus der die "offiziellen Stellen" bestimmt nicht das Leben über Wasser vergleichsweise · Ladungsliste der ML bekannt gegeben gering aus. (TAZ, 3.9.84} interessiert. 4} Spiegel vom 3.9.1984 Und dann das Wetter! Vielleicht sollten Die Hauptgefahr für den Menschen be­ steht in diesem Fall in der Aufnahme 5} Siehe zu den ominösen Kisten aus· die A tombetreiber in ihre vielen Regeln führlieh TAZ, 13. und 14.9.84 den Zusatz mit aufnehmen, daß Atom· des Giftes innerhalb der Nahrungskette, da sich Uranhexafluorid ·im Lebewesen 6} Angaben der "Gruppe Ökologie" unfälle während der Herbststürme ver­ 7} An Schutzmaßnahmen für die Berg· boten sind. Denn diese haben dafür ge· anreichert, die Konzentration also im· ungsfachleute besitzt die ,. URS" ein bis sorgt, daß die Bergungsfirmen nur an mer größer wird. Extrem gefähtlich sind zwei Paar Spezialhandschuhe gegen die einem von vier Tagen arbeiten konnten. Uranhexafluorid- Transportunfälle für Radioaktivität und die Toxität. Als für den 27.9. eine Springflut erwar· den Menschen auf dem Land. tet wurde, lag die ML völlig unbeobach· Zu dieser Problematik wird in der näch• tet mit 13 vollen Giftfässern mehrere sten Ausgabe dieser Zeitung eine genau· Tage im Meer! ere Darstellung folgen. Daß die Bergungsfirmen ,.URS" und "Smit Tak" die Lage nicht im Griff haben, kann kaum verwundern. Keine 27 zwei Mitglieder des Atomk.raftgeg­ Slater ein des T~orts tomtranspotten zu widersetzen. nel'-Kommitees von La Hague das in radioaktiven Materials auf See bJS·zur 14.09.84) Le Hure liegende Schiff ,,Bo~e" Ausarbeitung von strengen internatio­ und ~rbarrikadierten sich in den nalen Vorschriften. Außerdem wur­ - Das europäische Parlament beschließt ten, um solange wie möglich gegen den die Mitglieder angewiesen, ein bri­ am 13.09.1984 eine Entschließung, den Transport radioakti~r Materiali­ tisches Schiff ·zu boykottieren, das in der die Regierungen der EG-Mit· en zu protestieren. Die "Borodine" möglicherweise rur einen Plutonium­ gliedsstaaten aufgefordert werden, war eigentlich mr: den Transport transport von Frankreich nach Japan Mindestbedingungen für den Tran&­ der Uranhexafluorid-Fässer vorgeseh­ unter Vertrag genommen wird. Green­ port radioaktiver oder anderer hoch­ en und lag zu diesem Zeitpunkt in peace rief die französischen Hafenar­ gefährlicher Stoffe streng einzuhalten. der Repataturwerft. (tu, 30.8.84) beiter in CherbOurg auf, die Verla­ Die "Regenbogen-Fralction" lehnte dung des Plutoniums zu ~rhindem . die Kompromißentscheidung ab, da - Am gleichen Tag schrieb das östel'• (n.ach HAZ, 11.9.84) sie sich auf "schnelle u,nd restlt»e reichische Massenblatt ,,Kurier": Aufldärung" des Mont Lonis - Un­ .,So 'Perrzntwortungllot und urulcher Die französische Seeleutegewerk­ falls und auf ,,sofortige Maßnahmen" wk beim Strrzßentrrznsport von gif· seJta{t forderte eine Oberprilfung der zur Vermeidung solcher 'Unf"alle in tigen ·und geflhrll.cMfi Subttanzen Sicherheitsvorkehrungen und ver­ der Zukunft begmzt.. Undine von geht e1 offenbar auch auf &e zu. Du langte ausreichende Schutzmaßnah• Plottnitz aus Lüchow-Dannenberg Rtllko ilt gewaltig. RadtoaJ:IM Stof­ -men für die· Besatzungen von Schif­ hat für diese Fraletion den ,,sofor­ fe werden klommheimlich auf unzu­ fen mit gefährlicher Fracht. (nach taz tigen Stopp des Plutoniumkreislaufes reicMnd atageriilteten Schiffen und 30.08.84) sowie das Verbot des Transports Mch tkr BilligmethOde trdTUpOrtiert: aller dabei anfallenden gefährlichen S.chwimmenck Bomben." (zitiert in Stoffe" und den .,Ausstieg aus der taz vom 30.08.84) und eine vollständige - Auf einer Pressekonferenz mit Green­ 'forderte der Generalselatir

Zusammenfassung der

Montag, 14.05 Uhr. Von den durch die am Morgen ausgelOSte Telefonkette moblll· Ereignisse alerten auswlrtlgen AKW-Gegnem hatte noch kaum einer den Landkreis erreicht, als 4 Tieflader mit Insgesamt 210 Atom­ 20 Minuten lang kam der Konvoi das erste Zwlel Tage und zwei Nichte Tag X • die mOllfissem a 200 Liter das Tor zum Zwl· Mal ln Wustrow zum Stehen. Mehr als 200 AtommOlltransporte sind teuer, auch wenn schenlager passlefen. Begleitet von mas­ Leute und ober «> Fahrzeuge machten die wtr sie nicht verhindem können. 2000 BuJ. senhaft Polizei, Raumfahrzeugen und Straße·dlcht. M lt schwerem Gerat, Hunden ien, BGS. und SEK·Trupps demonstrierten Wasserwerfern war der Transport mit und Schlagstockelnsatz raumte die Polizei einmal mehr Im Wendland den Atomstaat schwach radl~lvern Matertal am frohen die Blocf

Nach einem ziemlich chaotlachen Oiens­ unsanft rumgestoßen und angepöbelt. Das tag nachmlttag sammelten sich ca. 60 lief Ober Sprache wie: •Ihr kommt Euch Wustrow - vom Mittel- in's AKW-Gegner ln Prezelle. Oie Möglichkeit, wohl groß vor?• bis • Hier stlnkt's• oder Atomzeitalter. noch Irgendwelche Barrikaden zu bauen •Laßt uns das Gesocks loswerden!• Das war Inzwischen durch eine große Bullen­ ganze in einer Stimmung, ln der klar war • prlaenz stark ein elngeschrlnkt, aber die fOr jede Bemerkung glbt'a einen drauf. Seit kurz nach 14.00 Uhr kündigt sich Wahrscheinlichkeit, dem Transport hier zu Nach eloer Welle mußten wir in die Wanne am Dienstag, den 9. Oktober, für das begegnen, war recht groß. So begannen steigen und uns auf den Boden hocken. So kleine Städtchen Wustrow der zweite wir an einer Kreuzung, eine Auto- und Sitz­ wurden wir nach Prezelle und zurOck ge­ Tag der Invasion an. An allen strategi­ blockade vorzubereiten. Oieses Konzept fahren. Dann kam der Transport; vomewe:g schen Punkten lauem die grünen Bul­ wurde dann ln einen langsam fahrenden ein Rlumpanzer, einige Bullls und darun­ lenwannen. Die lieben Tierchen begin­ Auto-konvoi, mit einem Trecker vorneweg, ter verteilt vier RAumfahrzeuge, ein Was­ nen auszuschwärmen. Sie stehen alle 20 umgewandelt Gegen 17 Uhr starteten wir serwerfer und anschließend etliche Wan­ Meter vom Ortseingang bis zum Ortsaus­ ln Richtung Lomltz, dem Transport direkt nen und zwei Mannschaftsbusse, dann die entgegen. Doch bevor alle Wagen die Kreu­ L.KWs, denen etn Ahnllches Aufgebot folg· gang. Jedes geparkte Fahrzeug wird kon­ zung Oberquert hatten, rauschte die Bulle­ te. lrQILiert. Etliche Fahrzeuge sollten hier ret schon vqn hinten heran. Mit fOnf Autos Nachdem der Spuk vorbei war, wurden wir doch gar nicht stehen! Wo sind die Fah­ konnten wir noch den Trecker Oberholen emeu\ ln die Wanne gesetzt und Ins Lager rer? Gehört Ihnen dieses Fahrzeug? Was und uns absetzen, bevor dieser gestoppt nach Weitersdorf transportiert. Dort ange­ soll die Radpanne auf der Jeetzelbrlicke? und Fahrerln und Beifahrer heruntergeris­ kommen, sperrten sie uns ln einen Gefan­ Der Nachmittag wird lang. sen wurden. Zwischen Lomitz und Schia­ genentransporter, jeden von uns allein in Wan.m fahren Sie immer dieselbe Strek­ tau stieBen wir auf eine brennende Barrika­ eine Zelle. Nachdem wir dort zwei Stunden de. Nach einem kurzen Stop stellten wir geschmort hatten, folgten ED-Behandlung ke lang? Parken hier? Gleich sind zwei fest, daß sich das Teil umfahren ließ und ( d.h. 8 Fotos von allen Selten, Flngerab­ Bullen zur Stelle. Das geht nicht! Papie­ ein Bullen-PKW hinter uns auftauchte. Im drQcke, GrOße und Gewicht ) und Verneh­ re zeigen! folgenden Chaos gelang es unserem Auto mung. Der achmittag wird länger. Die Inva­ nicht mehr, noch ln den Konvoi mit rein zu Erst ganz zum Schluß erfuhr Ich den Fest­ sion läßt auf sich warten. Was Beine zum kommen, da es von den Cops abgetrennt nahmegrund: § 315 b (gefährlicher Eingriff Stehen hat , steht draußen. Auch der ln­ und angehalten wurde. Hinter uns hielt ei­ ln den StraBenverkeh". Wir sollten also die holt der Kneipe an der Jeetzelbrücke hat ne Wanne, und Sekunden spAter waren wir Barrikade gebaut haben, Ober die wir ge­ von Bullen umringt. Sie schlugen auf die stolpert sind. sich auf den Bürgersteig ergossen. So Scheiben ein und zerrten uns aus dem Au· Wahrend der ED·Behandlung stellte sich hätten die sich den Triumphzug nach der to. Eine Frau verletzte sich dabei (jas Knie. auch heraus, daß jene Bullen, die uns fest­ Eroberung Moskaus vorgestellt. Fast Anschließend wurden wir durchsucht und genommen ·hatten, erst keinen Grund da­ 17. 00 Uhr. mußten uns auf einen Zaun an der Straße for nennen konnten. Gegen 21.30 Uhr wur­ Da ist sie dann, die Bullenwalze. Plötz• setzen. Das Auto wurde an den Rand ge­ den wir dann wieder freigelassen. Am Lich erzittern die Häuser. Drei Hub­ schoben, drei Reifen der Ventile beraubt nachsten Tag mußten wir noch feststellen, schrauber oben und die geballt gepan­ und einer zerstocflen. daß die Bulleret auch ooch das ZOnd­ zerte Staatsmacht unten. Ein brauner Oie Bullen waren oberAtzend drauf. Um schloß unseres Autos zerstOrt unsd Tra­ Progel kamen w ir zwar rum, wurden aber nengas in die LOftuno geaproht hatte. 280er Mercedes schießt als erster über die ßrlicke, bleibt breitbeinig stehen. Blondes Mädel auf ßeifahrersitz. Gö­ M- 676. Klar. Gemischte Zivis. Kelle. Te­ lefon. Zuschauer werfen sich vor die LKW's, die noch in der engen Kurve der Kirch­ straßc stehen. Der Transport gerät in's Stocken. Weißbehelmte Knüppelhorde im Kampfanzug überdie Brücke. Hunde raus. Stürzen sich auf Oma ihr Pudel. Der bleibt am Leben. Glück gehabt. Konvoi steht noch. Autos haben sich vor dtc Bul­ lenwal2e geschoben. In letzter Minute dooh noch zuwegegebracht Walze steht. 20 Minuten. Die Walze rollt wieder. Da wird noch der Fahrer eines Behinderten­ fahrteugs unsanft auf den Boden wend­ ländischer Wirklichkeit geholt. Zwei Zu­ schauerlnnen gehen mit ihren Regen­ schtrmen auf die uniformierten Invasoren los. Bewußtsein wächst, die Walze rollt. Nun wein nicht, J unge! Stehst hier auf der Brücke und weinst. Mensch, das ist doch nicht der letzte Transport. Du kriegst ih'n noch. Bist nicht umsonst in's Wendland gekommen. :!) .

33 Rede von H.Kempmann, Pressesp·recher der BI Lüchow-Dannenberg auf der Demo am Es war nur möglich, Atommüll hat viel Ähnlichkeit mit mittel­ 13.10. hierher zu bringen, weil dieser alterlicher Inquisition. Landkreis am letzten Montag In Lüneburg und auch hier wur­ Liebe Freunde, und Dienstag vergewaltigt wur­ den verSchiedene Büros und Woh­ als wir begannen, diese Demon­ de. nungen durchsucht. stration vorzubereiten, da wus­ Es war nur möglich, Atommüll Der Sinn und Zweck solcher Ak­ sten wir, daß wir den ersten hierher zu bringen, weil über tionen ist klar: Transport von Atommüll nach 2000 Polizisten, bewaffnet mit Man wollte Angst produzieren. Gorleben nicht würden verhin­ Hunden, Schlagstöcken und Man wollte eine Mobilisierung für dem können. Sicher hat es im Pistolen, in Panzerfahrzeugen, den Tag X unmögUch machen. Laufe der vielen Jahre, in denen Hubschraubern und mit Wasser­ Man wollte vor allem mal wieder hier Widerstand geleistet wird, werfern im Einsatz waren. in gute und böse Atemkraftgeg­ Fehler gegeben. Es war nur möglich, Atommüll ner spalten. Aber daß der erste Atommüll hierher zu bringen, weil mar. Ich sage den Herren Staatsanwäl• jetzt hier ist, ist nicht so sehr schnell vor einer anstehenden ten und ihren Handlagern eine Folge von Fehlern in der Gerichtsentscheidung vollend~ vom 7. Kommissariat, der pol­ Bewegung, es ist Ausdruck der te Tatsachen schaffen wollte. itischen Polizei ganz klar: tatsächlich existierenden Macht­ Wen wundert es. daß das Ger­ Es gibt nur einen Widerstand. verhältnisse. Diese Bewegung icht gegtm geschaffene Ent­ Es gibt keine Spaltung. gegen Gorleben und Dragahn scheidungen nicht .entscheiden Diese Demonstration hier, diese ist ein Musterbeispiel für ei­ konnte und wollte. vielen tausend Menschen smd ein nen in der Bevölkerung ver­ Es war nur möglich, Atommüll überwältigender Beweis: Eure ankerten Widerstand. Bauern hierher zu bringen, weil man Strategie des Teilen und Her­ und Freaks, Hausfrauen und schon lange vor dem Tag X rschen ist fehlgeschlagen. Und Lehrer, Pastoren und Ärzte, alle alles, was mit diesem Tag in weil dies danebengegangen ist, sind, jeder auf seine Weise ak­ Zusammemhang steht, ver­ deswegen müßt ihr hier jeden tiv. boten hat. weiteren Transport mit einem Dieses Plakat wurde verboten. Heer von Polizei schützen lassen. Das Wort ,verhindert' ist ein Ihr müßt hier für jeden Transport verbotenes Wort geworden. die Dörfer weiträumig abriegeln. Der Aufruf für den Tag X wur­ Ihr könnt hier im Wendland nur de verboten. aber nicht nur der Atommüll einlagern, wenn ihr Besitz solcher Aufrufe oder das hier Zustände wie in Nordirland WeitetVerbreiten sind verboten. erzeugt, Nein - die Gerichte haben sich Es wird hier keine Ruhe und nicht entblödet auch die keinen Frieden geben, solange Kenntnis des Inhalts eines sol­ die Herren Albrecht und Grill, chen Aufrufs unter Strafe zu Poggendorf und Abraham und stellen. wie sie alle heißen, mit der Zer­ Liebe Freunde, der Atomstaat, störung dieser Region weitenna­ dieses Gebilde des Fortschritts, chen. 34 Ausnahmezustand oder neue

Drei Hubschrauber knattern dicht über Wustrow, Polizeisperrenriegeln das Dorf hermetisch ab, durch den Berufsverkehr Normalität? bilden sich lange Autoschlangen. Die Dorfstraßen verstopfen ca. 40 Mann­ penaktionen verkehrte sich ins Gegen­ Wiederbelebung der Anti-AKW-Bewe­ schaftswagen der Polizei, gepanzerte tell. Sie wurden überblickbar und ein­ gung führte und die Atommüllein• Fahrzeuge, Räumfahrzeuge, Wasserwer­ schätzbar, die kleinste Schwäche des lagerung zur Schlagzelle in der Presse fer, Hundestaffeln. Mittendrin vier Con­ Widerstandes, ein nicht blockierter Wald­ machte. tainer-LKWs mit Atommüll, weg, brachte die Transporter ungehin­ Nächster Höhepunkt de~ wendländischen Wenige Minuten später die gleiche ge­ dert ins Zwischenlager. Widerstandes ist die Einlagerung des sprenstische Szenerie in Prezelle. Bauern Im Einsatz waren mindestens 2.000 Po­ hochradioaktiven Atommülls. Nach vor­ werden auf ihren Höfen eingesperrt, lizisten mit modernster Infrastriktur ge­ liegenden Informationen wird sie zwi­ egal ob sie zum Futtermachen aufs gen 1.500 Blockierer. Am Tag X wurden schen Ende dieses Jahres und nächsten Feld oder zum Blockieren wollen. Die die Grenzen direkter Aktion erreicht. F~ling erfolgen. Auch dieser Atom­ Polizei errichtet Baumbarrikaden, die Die seit Wochen aus ganz Norddeutsch­ müll wird letzten Endes das Zwischen­ Straßen um Gorleben sind mit Nato.. land einsickernden Polizei- und BG8-Ko­ lager erreichen - doch der politische Draht abgesperrt, von Gorleben nach lonnen samt Gerätschaften machten in Preis muß wiederum so hoch wie mög• Gedelitz kann auch am späten Abend der Region klar wie der Widel'$tand ge­ lich geschraubt werden. Voraussetzung nur wer nachweist, daß er dort wohnt. gen die Atommülltranporte beantwortet dafür ist eine direkte Behinderung un• Bereits zum Auftakt wurden die sieben werden. sollte. ter Beteiligung vieler Menschen mit dem AKW-Beobachter verhaftet. Tatverdacht Der Öffentlichkeit wurde von den Me­ Spektrum der Wendlandblockade. Deren ein Telefongespräch, um den dien ein Bild des absoluten Mißerfolgs Mobilisierung wird nach den Erfahrungen Alarm auszulösen. Die erste Straßen• der AKW;.Qegner präsentiert. Die für die von Tag X nur mit einer Aktion gelingen, sperre war bereits 40 km lang, von Sta­ Durchführung des Transportes nötigen bei der Militanz und Kleingruppenak­ de nach Buxtehude. Polizeistaatsmethoden blieben weitge­ tionen nicht Voraussetzung sind., son­ Blockaden wurden innerhalb kürzester hend unenvähnt bzw. wurden als selbst­ dern die auch Nicht -Ausgerüsteten ,Ein­ Zeit unter Einsatz von Knüppeln, verständlich hingestellt. Die Blockaden zelenen Gelgenheit zum Mitmachen gibt. (:hemical Mace, dem Einsatz von 15 des zweiten Tag.es und die folgenden Die Einschüchterungs- und Palizeitstaats­ Hunden an langen Leinen auf Straßen• Aktionen waren den Zeitungen noch ei­ taktik von Tag X sollte für die Aktionen breite geräumt. nen Artikel wert, Radio und Ferseben gegen die Castor-Trangporte kein Maß• Die angewandte Brutalität war keine berichtigten das Bild der absoluten Er­ stab sein. Aufgrund seines Gewichtes Reaktion auf die Widerstandsaktionen. folglosogkeit nicht mebr. Das Bündnis gibt es für den Castor keine mögliche Bereits zwei Tage vor der Einlagerung von Polzeistaat und Massenmedien funk­ Ausweichstrecke, die Polizei ist gezwun­ hatte InnenmiDister Möcklinghoff an­ tionierte perfekt. gen, eine Blockade von mehreren Tau­ gekündigt, die Polizei werde energisch Gezielt hinweggetäuscht wurde darüber, send Men.schen unter dem Auge der gegen Rechtsbrecher vorgehen. ,,Schril­ daß die Anti-AKW-Bewegung am Atom­ Medien zu räumen, was sie in äußerst le Töne .. aus den Reihen der AKW-Geg­ staat scheiterte und nicht den Tag X große Schwierigkeiten bringen dürfte. ner verbat er sich, hier wurde die Be­ verschlief. Dies braucht kein Grund zur Die Öffentlichkeitsarbeit muß die neue reitschaft signalisiert, bis zum äußersten Einschüchterung sein, denn eines gelang Qualität dieses Einlagerungschrittes (~in­ zu gehen. Von Versöhnlichkeit wie im der Staatsgewalt nicht: den Atommüll gangslager WAA) und die erhöhte Ge­ Friedensherbst war keine Rede mehr. still und leise ohne öffentliches Auf­ fährdung und Betroffenheit durch die Das Atomstaatsszenario war von den sehen einzulagern. Erweiterung der Transportstrecken deut­ Bis für den Beginn der Atommülltrans• Zum ersten Mal in der Geschichte der lich machen. porte vOi"llusgesagt worden. Die Nor­ Anti-AKW-Bewegu,ng konnte massen­ Mobilisierende Auftaktaktion könnte ei­ malität ist aufgehoben. Keiner kann haft gegen Atomtransporte mobilisiert ne symbolische Blockadeaktion an den mehr fahren, gehen, wann und wohin werden. Gelungen ist, wall selbst der An· Transportstrecken sein, der Bahnlinie er will. Lange Autoschlangen, Kontrol­ ti-AKW-Bewegung unmöglich schien, den Uelzen - Dannenberg und der Straße len aus der Luft und auf der Straße - schwach~ und mittelradioaktiven Atom­ Dannenberg - Trebel Günstiger Zeit­ Warten bis der Atommülltransport vor­ müll zum Thema zu machen, vom Ge­ punkt wäre im November vor Buß- und über ist. Mehr als dreihundert Mal im fährdungspotential war letztlich keine Beetag. Jahr, an jedem Tag mindestens einmal. Rede mehr. Unrealistisch sind weitere Transport­ Ein Erfolg war die wochenlange Bewa­ blockadeaktionen mit bundesweiter Be­ Mit dem in Lüchow-Dannenberg wäh• chung eines AKWs, die für weitere Ak­ teiligung in den nächsten Wochen. Da rend der Atommüll-Einlagerung erstma­ tionen lQlaQdingbare Infrastruktur und die hohe Polizeipräsenz in Lüchow-Dan• lig durchexerzierten Atomstaat wurden Erfahrung. nenberg nach Auskunft des niedersäch• neue Bedingungen für den Widerstand Voraussetzung dieser öffentlichen Auf­ sischen Innenministeriums lediglich eine geschaffen. merksamkeit für Tag X waren Reaktion auf die angekündigten Blocka­ Polizei und BGS hatten durch Hub­ 1. die Menschenkette, die verschiedenste den war, kann man annehmen, daß schraubereinsatz eine nahezu • vollstän• Bevölkerungskreise ansprach, folgende Atommülltransporte aus der dige Kontrolle über alle Bewegungen in 2. die Wendlandblockade, zu der durch Region heraus behindert werden. Lüchow-Dannenbel'g und denangrenzen­ früh einsetzende Öffentlichkeitsarbeit Zehn Transporte sind in. Lüchow-Dan• den Landkreisen bis nach Stade. Die bei ein breites Spektrum von Menschen nenberg angekomnien. Es kommen noch der Wendlandblockade praktizierte De­ mobilisiert werden konnte, die zur 690 - einige werden wir erwischen. zentralität unübersichtlicher Kleingup- s. 35 Lernen aus Tag X ?

Vorbereitung und Dun:hfüluung von Spiel mit uns. Nirgendwo und nirgend­ (der frühestens um die Jahreswende Tag X ist untrennbar verbunden mit der wann waren die kleinen, dezentralen zu erwarten ist) noch effektiver als Wendlandblockade vom 3.0.4.84. Blockaden für die Gegenseite ernsthaft am Tag X vorzugehen. Damals zwangen wir den Atomstaat problematisch. Dabei sollte als Ziel eine Großaktion für einen Tag in die Knie; am Tag X Gleichzeitig brachte die Verabsolutier· zivilen Ungehorsams durch Zustopfung war es umgekehrt. ung der Kleingruppenaktionen u.a. fol­ der gesamten Bundesstraße zwischen Was lief schief am Tag X 7 Was können gende Probleme mit sich: Danneoberg und Gorleben mit i.and­ wir vom 8./9. Oktober für den Tag Y, - All diejenigen einheimischen und aus­ wirtschaftsfaluzeugen, PKWs, Tieren, dem Tag des ersten CASTOR-Trana­ wärtigen AKW-Gegner, die nicht darauf Menschen etc. offenSiv angegangen ports lernen7 vorbereitet waren, an Kleingruppenak­ werden.Parallel hierzu sollten direkte tionen teilzunehmen,. bzw. aus welchen Kleingruppenaktionen entlang der In der Wendlandblockade waren .3 Gründen auch immer derartige Alctionen Schienenstrecke die reale Vielfalt Aktionsformen gebündelt: nicht mittrugen, konnten sich am Tag X des Widerstandes zum Ausdruck bringen. a.) 'Die ,dun:hlässigen' Blockaden. kaum oder gar nicht einbringen. Es liegt Ähnlich wie mit der Wendlandblockade Hier trafen sich diejenigen, die durch aber auf der Hand, daß Aktionsformen, vor Tag X könnte und sollte auch diese Hindurchsickernlassen der PKWs eine die eine massenhafte Beteiligung auch Castor-Blockade auf der Schienen­ Eskalation der Auseinandersetzung ver­ der weniger ,mutigen' Menschen ermög• strecke und einer Straße vor dem Tag Y meiden wollten. lichen, den Staatsapparat oftmals vor an einem Termin unserer Wahl geprobt b.) Die ,dichte' Blockade auf derB 216. größere materielle und insbesondere werden. Hier trafen sich zu einer einzigen großen politische Probleme (,Entmischung des M. Blockade aus PKWs,Material und Men­ harten Kerns von den ,Mitläufern' etc.) schen diejenigen, die die Konfrontation stelle11. mit dem Staat nicht scheuten, das Risi­ - Da man weitgebend auf die autonome ko fUr jeden einzelnen aber möglichst Vorbereit.ung von Sabotage- und sonsti­ Tag X + 2. 3, 4 ... gering haben wollten. gen Kleingruppenaktionen durch aus­ c.) Die ,dichte' Blockade aufderB 191. wärtige Gruppen vertraute, fehlte ins­ Hier wurden unzählige Materialblocka­ besondere iJ) Sachen Pressearbeit ein den von dezentral ope~renden kleinen organisiertes Gerüst der vorbereitend.en ln der acht von Oienstag auf \hu woch Aktionsgruppen errichtet; bevor die Bul­ Gruppen. Auch das dürfte den politi­ wurde der Gleiskörper der ßahnstrcd.c lizei da war, war man längst weg. schen Preis gedrückt haben, den der Ucl1cn DanncnbcQ! nach den Vorstcl· (,Katz- und Mausspiel mit der Polizei') Staat für die Durchführung dieser Trans­ Iungen dniJ!cr Waldspaz1crgünger etwas porte zu zahlen hatte. u rngcarbcitet. indem si~: bei flu dripp 5 N a c h der Wendlandblockade gehörte - Die Stoßrichtung auf Kleingruppen­ Schw~: ll cn lösten und den Schotter bei· es durchweg zum guten Ton, etwa wie aktionen aktivierte in vielen Städten sdte räumten. Etwas weiter südlich Ia­ in einem Göttinger Flugblatt mit ge­ und der Region jeweils nur einen klei­ ge n i\stc und Gestrüpp :wf den Schacnlln. schwellter Brust zu verkünden: .,Die nen Teil der ansprechbaren AKW-Geg­ Auch im Verlaufe des Miuwochs kam llS Bullerei scheiterte an der Flexibilität ner. Diese ~ktiererische Tendenz wur­ noch zu zahlreichen Blockadcaktaoncn. der kleinen autohornen Gruppen.. . Der de dadurch untermauert, daß für das So t. B. an d~ r B 71 und auf ller Land­ Guerillastrategie (gemeint ist das Bauen Wochenende nach Tag X eine für aus­ straße ;wischen Clenze und Liichow, wo von Barrikaden und dann abhauen) wärtige AKW-Gegner völlig unattraktive Auton:ifen und Strohballen in Flammen steht für die Zukunft Tür und Tor of­ Kundgebung angesetzt wurde, sodaß aufgingen. fen." (zit. nach Atomm~eitung 27) seine Solidarität mit Gorleben nur die/ Auch an verschiedenen Städten wie llarn· Diese einseitige und den Polize~taat ins­ der zeigen konnte, die/der an einem burg, Berlan, ßraunschweig, Bonn, Don­ gesa~t gewaltig unterschätzende Be­ Wochentag fUr direkte Aktionen sich mund und Gießen kam es zu Blockade· trachtungsweise kennzeichnete die Vor­ frei nehmen konnte und wollte. Aktionen und spontanen Solidaritäts· bereitungen iur den Tag X. Für die Transporte der Castor-Behäl• Demonstrationen mit teilweise mehr als Nach dem Motto:Dezentralität, kleine ter sind die Betreiber auf die Benutzung 1500 Leuten. autonome Aktionsgruppen, keine maa­ der Bahnstrecke Uelzen-Danneoberg Bei :111 dem darf aber nicht vergessen senhafte Konfrontation mit dem Staats­ und auf die Benutzung einer werden, daß sich mit diesen Aktionen apparat wurde ein einziges Element aus eihzi.gen Straße von Danneoberg nach die Welle von Repressionen und Krima· den Erfahrungen der Wendlandblockade Gorleben angewiesen. Andere Straßen nalisicrung der beiden Vonage fongc· verabsolutiert auf Kosten von Aktio~ oder Wege können diese bis zu 120 Ton­ setzt hat. Bei fast allen der genannten formen, die geeignet sind, viele Men­ nen schweren Geräte nicht tragen. Aktionen kam es zu vorrübcrgehentlcn schen einzubeziehen. Bekanntlich mußten die Atommafiosi Festnahmen. Darüberhinaus sind im Tatsächlich prallte das Konzept der klei­ bereits fUr die leichteste Übung - deß\ Landkreis mittlerweile 2 weitere Woh· nen Aktionsgruppen und der dezentra­ Transport von schwach- und mittelak­ nungcn durchsucht worden. Bei einem len unberechenbaren Blockaden an den tivem Müll - etliche Haken Uber Ne­ Mann klingelten morgens 10 LKA- ßul· Polizeipanzern ab. Was bei der Wend­ benstrecken schlagen. Dies wird bei Jen und stellten Haus und Hof auf den landblockade- noch als ,Kat_z- und Maus­ Castor-Behältem nicht möglich sein. Ko pf, nur weil sie einem Tag vorher eine spiel mit der Polizei' gefeiert wurde, Es besteht also eine reale Chance, Motorsäge in seinem Auto gesehen ha· geriet bei d i e s e m Polizeieinsatz zum gegen den ersten Castor-Transport ben wollten. Waldarbeiter paßt auf! 38 Der Widerstand kennt keine Sommerpauset Während der letzten Wo­ Pudripp/Lüneburg. Auf ähnliche Art chen und Monate summierte sich die Anzahl der Anschläge allein im und Weise engagierten sich auch AKW­ Wendland auf 23 seit J ahresbeginn. Während das Innenministerium Gegner Mitte Juni gegen Gorleben: trotzAllem kernig den sicheren Transport des Atom-Mülls garantiert, Auf einem Firmengelände in Pudripp tappt die Polizei im Dunkeln, von den Tätern wurde noch keiner ge­ brannten zwei Baumaschinen aus, auf einer Stassenbaustelle in Lüneburg ein faßt. ln Uelzen wurde eigens ein 40-köpfiges Sonderkommando Bagger des gleichen Bauunternehmens. der Kripo gebildet, das sich nur mit den Anschlägen beschäfti• Der Gesamtschaden betrug .fast eine gen soll. Da viele der Anschläge nur in wenigen Zeitungen erwähnt wur­ halbe Mio DM. den, fassen wir sie hier noch einmal in Kürze zusammen. Zemien. Der wohl spektakulärste An­ schlag der letzten Zeit fand Ende Juni an der Bahnstrecke Uelzen-DIUlnen­ berg statt. Diese Strecke, die nur noch für den Gütertransport benutzt wird, gehört zu den wichtigsten Transport­ strecken für Castor-Behälter. Eine Gruppe von AKW-Gegnern aus dem Wendland löste auf einer Stecke von 50 Metern die Verschraubung der Schienen und begann, an einer Stel­ le die Schiene durchzuschweißen. Von SpaZiergängern gestört, die die Polizei alarmierten, konnten sie sich nur mit knapper Not dem Zugriff der Staatsmacht entziehen, wobei sie ihr Bleckede. Mit einfachen Mitteln be­ Schweißgerät zurücklassen mußten. gnügten sich AKW -Gegner,die das Trotz dieser "heißen Spur" tappt die Kraftwerk Bleckede außer Betrieb setzten: Mit einem Draht erdeten sie die 20.000 Volt-Leitung in der Nähe der HEW-Schaltstelle Alt-Garge.

Teichlosen/Gorleben. Mitte Septem­ ber wurde ein Brandanschlag auf ein Asphaltmischwerk in Teichlosen durch­ geführt. Eine Garage, ein Radlader und die elektronische Steueranlage des Wer­ kes fielen den Flammen zum Opfer, eine Lagerhalle wurde von der Feuer­ wehr noch gelöscht. Die geplante Aus­ lieferung von 800 Tonnen Asphalt durch das Mischwerk mußte ausfal­ len, wurde jedoch von kurzfristig ein­ Braasche. Der letzte bekanntgeworde­ gesprungenen Lieferanten durchge­ ne Anschlag wurde Ende September führt. Das Werk in Teichlosen wird wiederum auf die Bahnlinie Uelzen­ v6raussichtlich erst nach zwei Mo­ Danneoberg ausgeführt. Auf einer naten den Millionenschaden beho­ Länge von 6 m wurde der Schotter ben haben, um in Gorleben weiter­ unter den Schwellen entfernt. zubauen.

Wolfenbüttel. Für den Bereich des ehe­ maligen Salzbergwerkes Asse II ist der Tag X schon lange vorbei. Unter dem Motto "das Jahr hat 365 Nächte" darf sich jedoch die Kripo Salzgitter mit Anschlägen beschäftigen. Zwei Strom­ masten und acl].t Wasserstandsmeßge• räte fielen dem Unmut über den in der Asse eingelagerten Atommüll zum Opfer, zwei weitere Masten wurden an­ gesägt. Corpus delicti der Untaten: "mit Scheiße gefüllte Bombenattrap­ pen", deponiert an der schachteige­ nen Bahnbrücke und .am Trafomast. 29.704,76 DM . ....

• . . . Schadesel'Satz sollen 7 Bauern aus Lüchow-Dannenberg flir eine mehr als 5 Jahre zurückliegende Blockade-Aktion Anklagen gegen gegen die damals geplante WAA Gorle­ ben sowie gegen die Erkundung des Gortebener Salzstockes als Endlager, an der sie zusammen mit mehr als 70 ande­ ren AKW -Gegnern teilgenommen hat­ Wendlandblockaden ten, löhnen. Mit Gerichts- und sonsti­ gen Nebenkosten werden es gar an die 50.000 DM, die eine der Angklagten die grüne Europa-Abgeordnete der BI Lü• "Rechtzeitig" vor Tag X wurden jetzt Bauern von der Treckerblockade, gegen chow-Dannenberg Undine v. Blottnitz von der Staatsanwaltschaft die ersten die wegen Nötigung ermittelt wird. gesamtschuldnerisch zahlen will. Zu ver­ Anklagen präsentiert. Das dies det ge­ Sonstige Ermittlungen: danken haben die Bauern das einem Ur­ zielten Einschüchterung und Spaltung - GegenGünterausHamburg wird we­ teil des Oberlandgerichts Celle, das sie in von Widerstandsaktionen zu den Atom­ gen Nötigung ermittelt. der letzten Instanz dazu verdonnert hat, mülltransportblockaden dienen soll, - Gegen zwei Leute wird wegen Ver­ nachdem sie schon vorher wegen Nöti• machten von der Staatsanwaltschaft dachts des gefahrliehen Eingriffs in ~;ung zu Geldbußen verurteilt waren. lancierte Pressemeldungen klar, in den­ den LuftverkeJrr ermittelt, da bei ih­ nen von 200 Ermittlungsverfahren die nen Knallkörper, Knallpatronen, Sig­ Rede war. Nicht gemeldet wurde, daß nalpistole, Sprühdosen etc. beschlag­ es sich bei einem großen Teil der Ver­ nahmt wurden. fahren um Ordnungswidrigkeiten han­ ·- Ein E~mittlungsverfahren läuft we­ gung und Widerstand (B 216) delt und .das ein Teil der Verfahren ge­ gen versuchter Gefangenenbefreiung. - Die Anklage gegen Peter aus Lüne• gen PKW-Halter bereits eingestellt Bu~geldbescheide: burg wurde eingestellt und an den werden mußte. Zwei Bußgeldbescheide über 530 Landkreis Lüchow-Dannenberg abge­ und 500 DM ergingen wegen Teilnah­ Im Folgenden eine kurze Übersicht ü• geben, vermutlich kommt noch ein ber die noch laufenden Ermittlungsver­ me an einer verbotenen Demonstrati... Strafbefehl. on (Verstoß gegen das Versammlungs­ fahren, Anklagen, Einstellungen (ohne Zwei Prozeßtermine sind bereits klar: Gewähr auf Vollständigkeit). gesetz). Ermittlungen gegen Kfz-Halter: Nach -· Zwei Strafbefehle wegen versuchter 1. Gegen Martina aus Aachen am 18. unseren Informationen hat die Staats­ Nötigung. 10.84, 9.45 Uhr Amtsgericht Dannen­ anwaltschaft 84 Kfz-Halter festgestellt, Anklagen: berg. M. wird Nötigung vorgeworfen, gegen die ermittelt wurde. Von diesen Dieter aus Dannenberg wegen No­ sie soll auf der B 191 einen Baum­ Verfahren sind 10 allein in Lüneburg tigung (Blockade Clenze/Kassau) stamm auf die Straße geworfen haben. bereits eingestellt. Wenn von Seiten - Su (Lü.--Da.) wegen Nötigung, Wi­ 2. Armin hat seinen Prozeßtermin am der lleschuldigten keine Angaben ge­ derstand, Körperverletzung (Frauen­ 9.11.84, Amtsgericht Dannenberg. A. macht wurden, konnte in den meisten blockade) hat Widerspruch gegen seinen Strafbe­ Fällen. keine Anwesenheit bei der Blo­ Kattin (Lü.-Da.) wegen Nötigung fehl über 500 DM eingelegt. ckade festgestellt werden. (Bl9l) Zahlreiches Erscheinen hilft, wie im­ Zu den Kfz-Haltern kommen noch 35 - Thomas aus Lüneburg wegen Nöti- mer, den Angeklagten! -Somercamp-

Die diesjährigen Sommercamps waren fen fehlte die Resonanz - trotz Anzeige flir die es sich gelohnt hätte, um den ein ziemlicher Mißerfolg -·schlichte Ur• in der TAZ (waren wir außerhalb der Platz zu kämpfen, fand sich ein ruhige­ sache war die magere Beteiligung. Konkurrenz der alternativen Reiseange­ res Plätzchen. Einer von ihnen bekam Wir, die Organisatoren waren ziemlich bote?). Aber größere publizistische An­ einen Bußgeldbescheid wegen Zeltens enttäuscht, da wir ein Rahmenpro­ strengungen paßten nicht in unser Kon­ im Landschaftsschutzgebiet, 4 Leute gramm vorbereitet hatten. Dazu wären a­ zept, da uns die Vertreter aus den Stä• aus dem Meuchefitzer Camp wurden ber mehr Leute notwendig gewesen. So dten zu Beginn eine positive Einschät- später wegen des Verdachtes der Stras­ warteten wir auf die Massen und auf bes­ zung vermittelten. . senmalerei festgenommen und ED-be­ seres Wetter. Den Anfang machten 4 bis 8 Leute, die handelt. Wiedergekommen waren 40 Noch beim Gedelitzer Treffen zeigten sich auf dem Zeltplatz Pudtipp nieder­ Gießener (BDP). Auch sie stellten eine Leute aus verschiedenen Städten großes lassen wollten und gleich arge Schwie­ Verschärf'!ng von Observationen und Interesse daran, längere Zeit im Wend­ rigkeiten bekamen. Das war keine Über• Kontrollel). fest. Täglich stand ein Amts­ land zu verbringen. Sie wollten Leute raschung nach den Erfahrungen im letz­ auto vor dem Lager, deren Insassen das aus dem örtlichen Widerstand kennen­ ten Jahr. Die Camper wurden von der Treiben auf dem Platz beobachteten. lernen, sich mit der Gegend vertraut ma­ Bullizei aufgefordert, den Platz zu ver~ Das Bewegungsbild der Gruppe wurde , eben und auf Tag X vorbereiten. Kom­ lassen, da es sich um ein Landschafts~ mehrmals täglich durch Personen- und/ men sollten kleine Gruppen, die privat Schutzgebiet handeln würde ( die geplan­ oder durch Verkehrskontrollen erstellt. untergebracht werden sollten, flir Ein­ te WAA liegt 3 km entfernt!). Auch Selbst eine Gruppe von Fahrradfahrern zelreisende gab es Zeltplätze. Unsere nach Vorlage eines Pachtvertrages des mußte sich einer Kontrolle unterziehen. Sorge, keine großen unüberschaubaren Wiesenbesitzers ließen die Bullizisten Da eine Verkehrskontrolle schlecht Lager entstehen zu lassen, erwies sich als von ihrer Taktik nicht ab, schon im An­ möglich war, mußte es halt eine Perso­ unbegründet. satz ein Sommercamp zu verhindern. nenkontrolle werden. Schon im Verlauf der Vorbereitungstref- Nachdem Nachströmende ausblieben, In diesem Zeitraum war auch eine ver- 38 Neun Atomkraftgegner besetzten am 24.09.84 die Verladeeinrichtung der DWK bei Breese/Marsch. Ehe der Wachmann ~.it seinem Schäferhund u. die wenigen Bauarbeiter etwas unternehmen können, sind die Besetzer hochgeklettert. Es werden Tag X - Plakate "Verhindert die Atommülltransporte" u. Transparente wie "das Wendland bleibt atommüllfrei" geh~t. Mit dem Verlade­ kran, der mittlerweile Einsatzbereit ist, sollen jährlich über 70 Castor-Behälter und weit über 3.000 Fässer Atommüll von der Schiene auf die Straße verladen werden. Per Megaphon wurden u.a. folgende Forderungen verlesen: Keine Genehmigung von Atommülltransporten ins Zwischenlager, Offenlegung der Katastrophenschutzpläne flir die Stadt Dannenberg und die Gemeinden entlang der Transportwege und schließ. lieh offene wissenschaftliche Diskussion über die Risiken der Transporte.

? Ohne Perspektive • stärkte und total offensichtliche (sonst camps im Nachhinein den bewußten Keil Wendland waren. Um aber solche Leute läuft das verdeckt ab) Observation -und zwischen örtlichen und auswärtigen Wi­ anzusprechen, hätten wir die Idee des Kontrolle bei hiesigen Leuten zu beob­ derstand zu treiben. Sommercamps öffentlicher machen achten. Bei der Auswertung stellten wir uns die müssen. Von RegierungspräSident Betker wur­ Frage, ob organisierte Sommercamps Ü· den diese Einslitze der B. mit den bis­ berhaupt auf ein Interesse bzw. Bedürfnis Das Interesse hiesiger Leute an den herigen Straftaten, deren Sachschaden bei auswärtigen Gru_ppen oder den Leu­ Camps ist beschränkt. Einerseits freut 2,5 Mio. DM betragen habe, gerechtfer­ ten hier stoßen. Wahrscheinlich kann man sich, wenn vom Sommercamp Ak­ tig. man davon ausgehen, daß auswärtige tionen ausgehen, die den Landkreis in Zitat: .. Aufgrund der gesetzlich festge· Gruppen, die sich länger mit dem Wider­ Unordnung bringen, andererseits ist man legten Aufgabenzuweisung (sind) die stand in Gorleben beschäftigen, schon an direkten Auseinandersetzungen mit Kontrollen ungedingt erforderlich." Ob­ genügend feste Beziehungen hier haben, "Auswärtigen" nicht so interessiert, als wohl es keinen bundesweiten Aufruf zu wissen, wen sie ansprecfien müssen, daß man Zeit daf'ur "opfern" würde. Sommercamps gab, behauptete Becker, wenn sie Aktionen vorbereiten wollen. Wenn m;pt aber bedenkt, daß wir ohne daß für Sommercamps mit der Auffor­ Für diese Gruppen ist ein Sommercamp auswärtige Unterstützung hier im Ernst­ derung .,in Kleingruppen effektive Ak· we~en der beschriebenen Observation fall verraten sind, finden wir es schon tionen zu machen, um die Lagerung von und der "Öffentlichkeit" eines Camps notwendig sich über so eine Idee wie Atommüll zu verhindem "geworben wor· geradezu hinderlich. die Sommercamps nochmal Gedanken den sei. Zur beabsichtigten Taktik der zu machen. Und wir fanden es gut, Polizei gehörte es offensichtlich, die Be· Also könnte die Zielgruppe nur aus Leu· wenn wir das auch noch mitkriegen wür• ziehungen zu unseren auswärtigen ten bestehen, die sich mit der Umge­ den. Freunden zu analysieren, um bei even· bung vertraut machen wollen und viel­ tuellen Aktionen währen der Sommer~ leicht erst ein, zwei mal zu Aktionen im C.B., EA Gorleben 39 ltoman\aaen St\\\egUDI a\\el

Mont Louis) das Vertrauen in Atom­ transporte. Nach diesem Sommer der Und die SPD? Gerhard Sehröder, der Umweltkatastrophen sprachen sich 82% als Juso die AKW-Stillegung~Forderung der Bevölkerung flir mehr Wind- und Am 28. 4. 84 brachten die Bundestags­ im Munde führte und heute als Mini­ Sonnenenergie, 25% flir mehr Kohle­ grünen das Atomsperrgesetz in den Bun­ sterpräsident in spe die zusätzliche Ein­ energie und 18% lur mehr Atomkraft destag ein, das die entschädigungslose speisung des total überflüssigen Atom­ aus. Vor diesem ganz grob skizzierten Abschaltung aller Atomanlagen einschl­ stroms aus Grohnde und Lingen propa­ Hintergrund macht das Atomsperrgesetz ießlich aller Forschungsreaktoren) nach giert, sprach von einer "unsinnigen m. E. dann Sinn, wenn es ernstgemeint, Ablauf einer 6-Monatefrist vorsieht Maximalforderung" und forderte "so­ d. h. letzendlich aüch als praktikable Lö• und Herstellung, sowie Ein- und Ausfuhr lange mit der Kernenergie zu leben, wie sung begriffen wird und mit einer Infor­ von Kernbrennstoffen jeglicher Art nicht andere, ungefährlichere Energieträ· mations- und Aktionskampagne in der verbietet. gerzur Verfügung stünden." MdB Harald Öffentlichkeit gekoppelt wird. Dieser Gesetzentwurf wird vermutlich Schäfer, sonst wortgewaltigerAtomkraft­ Selbst in der Anti-AKW-Bewegung ist Anfang November 1984 erstmals im kritiker, erklärte das Atomsperrgesetz zum Teil noch unbekannt, daß die Bundestag in erster Lesung debattiert. flir "unseriös", da die Umstrukturierung Stromüberkapazitäten hierzulande so Anschließend wird er zur weiteren Be­ der Energieversorgung nunmal einen län• groß sind, daß von heute auf morgen ratung in diversen (nichtöffentliche) geren Zeitraum erfordere. Auch die Grü• sämtliche AKW's ohne Engpässe abge­ Ausschüsse des Bundestages geschoben nen sollten deshalb der AKW-Nutzung schaltet werden könnten. Im Gesetz­ um irgendwann im nächsten Jahr nach für eine Übergangszeit zustimmen. Es entwurf der Grünen wird die eingeräum• 2·. und 3. Lesung (also einet weiteren folgte - offenbar zur Ausrichtung der so­ te 6-Monatsfrist zwischen Verabschie­ Aussprache) mehrheitlich abgebügelt zialdemokratischen Reihen - ein echter dung des Atomsperrgesetzes und der Still­ zu werden. Pöbel-Beitrag von Wolfgang Roth: Das legung allein damit begründet, einen An­ Atomsperrgesetz sei "ökonomischer stieg der 802-Emissionen (Gleich mehr Die 21-seitige Bundestagsdrucksachezum Schwachsinn" und "Klamauk': das Ab­ Pseudokrupp, Waldsterben etc.) bei Atomsperrgesetz besteht aus 3 Teilen: schalten aller AKW's "würde Nebenwir­ AKW-Abschaltung vermeiden zu wollen. Dem 9 Paragraphen umfassenden Gesetz­ kungen haben, bei denen auch die Grünen Daß die Forderung nach AKW-Stillegung entwurf, einer 16-seitigen Begründung noch das Hosenflattern vor ihrer eigenen realistisch ist, belegt auch eine von den und einer Erläuterung der einzelnen Pa­ Entscheidung bekämen." (FR-Interview Bundestagsgrünen in Auftrag gegebene ragraphen. In der Begründung ist die Kri­ vom 31. 8.) Da bewahre uns die SPD Studie, die kurz vor Fertigstellung ist tik an der Atomtechnik aufdemneuesten vor... und die Stand zusammengefasst: Große Teile a. ganz konkret vorrechnet und nach­ dieser Begründung befassen sich bei­ weist, daß der Sofortausstieg aus der spielsweise mit der militärischen Seite Atomenergie ohne volkswirtschaftliche der zivilen Atomenergienutzung und und energiepolitische Verrenkungen ihren wirtschaftlichen Aspekten. machbar ist, die Wird Drucksache b. einen Weg ausweist, wie trotz Still­ legung aller Atomanlagen ein Anstieg 10/1913 ein lmpulsgeber? der Schwefeldioxyd-Emissionen durch Ausweichen auf Kohlekraftwerke ver­ In diesem Land wird zur Zeit mitgerade­ hindert werden kann, und die Das Atomgesetz- zu blindwütiger Einseitigkeit auf Atom­ c. darlegt, daß schneller als nach Planung strom gesetzt. 1985 gehen 5 neue AKW's der Bundesregierung, nämlich binnen "lächerlich, konfus und diffus" an 's Netz ( Grundremmingen B und C, einer Jahresfrist nach Stillegung aller Grohnde, Phillipsburg 2, HTR Hamm), Atomanlagen die S02-Eniissionen auf So jedenfalls äußerte sich der "Aktions­ bis 1990 soll der Atomstromanteil sich ein Drittel zu verringern sind (bei To­ kreis Energie" am 29. 8. 84, nachdem verdoppeln. Blindwütig, denn: Weltweit talausstieg aus der umweltschädlichen bereits einige Stunden nach Einbringung steckt die Atomenergie technisc)l und Braunkohletechnik innerhalb von 5 des Gesetzes das Deutsche Atomforum ökonomisch in der Krise. Jahren). den Gesetzesentwurf als ·~billiges Propa­ Der Energieverbrauch sinkt, die AKW­ Mit anderen Worten: Während Regierung gandamanöver" entlarvt hatte und als ei­ Baukosten schnellen fast so fix in die und Betreiber versuchen, die AKW-Geg­ nen "verzweifelten Versuch, die Kerne­ Höhe wie die Haushaltstromtarife. Das ner 1\nd die Waldsterbegegner gegenein­ nergie wieder in das öffentliche Gerede Industriemagazin "Wirtschaftswoche" ander auszuspielen, wird hier aufgezeigt, zu bringen." spricht bzgl. AKW's von einem "Flop", daß das Gesetz und die Kampagne zur Die Regierungsparteien bezeichneten einem "Mißgriff" und von einer längst Stillegung aller Atomanlagen mit der Be­ das Atomsperrgesetz als einen "A­ vergangenen "b.linden Euphorie" der wegung gegen das Waldsterben verknüpft mok/auf gegen die Arbeitsplätze" AKW-Bauer, deren finanzielle Folgela­ werden kann und muß. (Genscher) bzw. als "erneuten Beweis sten heute unüberschaubar seien. Garize Damit wird letztlich nicht nur den Grü• für die Politikunfähigkeit der Grünen" Städte wie Hamburg, Hannov~r. München nen, sondern auch der Anti-AKW-Bewe­ (CDU/CSU). Nun erst recht müsse die suchen von der Atomstromabhängigkeit gung ein gutes Hilfsmittel geliefert, um SPD eine Zusammenarbeit mit diesen wegzukommen. Mit der Verschärfung des die Abschaltungsforderuugen auf allen ruinösen Amokläufernausschließen..• Entsorgungsproblems sinkt (wie die Ebenen neu zur Diskussion zu stellen. 40 Etwa zum Zeitpunkt der I. Lesung des Atomsperrgesetzes im Bundestag soll die erwähnte Studie der Hannoveraner Sy­ stemanalytiker K. F. Müller-Reißmann und J. Schaffner zur Stillegung aller A­ tomanlagen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es wird seitens der Grünen ange­ strebt, zum gleichen Zeitpunkt eine klei­ ne Massenbroschüre mit den Essentials des Atomsperrgesetzes und dieser Stu­ die fertigzustellen und über grüne und sonstige Kanäle unter die Leute zu brin­ elnea Gesetzes über die sofortige Stlllegung von Atomenlegen gen. der Bundea,..publik Deutachland (Atomeperrgeaetz) Das Motto lautet: Zeitgleich mit den Bundestagsausschüssen, die hinter ver­ schlossenen Türen über das Atomsperr­ gesetz beraten, soll in der Öffentlichkeit Betrieb von AtoJDanlagen gefährdet die Umwelt und die eine offensive Informations- und Diskus­ der Menschen in untragbarer Weise. Er ist zudem sionskampagne für den Sofortausstiegaus unwirtsclhoftli<:h und aus energiepolitischer Sicht·w~t:r erfor­ noch wünschenswert. Es ist desholb nicht zu verant· dem Atomschiet anlaufen, um bis zur 2./ worten, den Betrieb von Awmanlagen aufrechtzuerhalten. 3. Lesung des Atomsperrgesetzes im Bundestag die Fronten möglichst weit zugunsten dieser Option verschoben zu AufhebWl& des Atomgeseues, welches die Nutzung der Kern~ haben. Dazu gehört, daß Gesetzestext enersie zuläßt. sowie Erlaß eines Gesetze•. wek·bes die Still· und Studie allen in Frage kommenden Jecw>g aller Atoaumiqen beinhaltet. Fachzeitungen, Fachgremien etc. zuge­ stellt werden. Dazugehört auch, daß neue Bündnispartner der Anti-AKW-Bewegung (beispielsweise bei den vom Atomstrom­ ausbau in ihrer beruflichen Existenz ge­ fährdeten Beschäftigten im Kohlerevier oder im Bereich der Vereinigungen für dezentrale Alternativenergien) gesucht und gefunden werden. Und dazu ge­ hört insbesondere, daß die Anti-AKW- Bewegung und ihre Verbündeten auch 1977, durch außerparlamentarische Mo- kommen wird, zumal in allen genannten auf der Ebene der außerparlamentari- bilisierung allein kaum noch realisierbar Fällen "hessische Verhältnisse" mit den sehen Aktionen die Gelegenheit beim scheint. Grünen in der Schlüsselposition denkbar Schopfe zu packen, um unabhängig von Denkbar wäre aber eine Arbeitsteilung sind. allem koalitions- und tolerierungstakti- von Bürgerinitiativen und grüner Partei, Unter diesem Gesichtspunkt müßte das sehen Klimbim die Forderung nach zumal schon jetzt feststeht, daß bei den Atomsperrgesetz auch auf der Anti­ AKW-Abschaltung auf die Platte zu brin- Landtagswahlen in NRW ( 1985) und AKW-Bundeskonferenz Ende Nov. eine gen. Niedersachsen '86 bzw. bei den Bundes- Diskussion wert sein. Es ist klar, daß die Grünen allein auf der tagswahlen 1987 die Frage des Atöm- Parlamentsschiene das Atomprogramm programms eine ganz zentrale Rolle spie- nicht ernsthaft werden behindern kön- len und dementsprechend in's Gerede nen. Und es ist ebenso klar, daß der et- ~ derartwasgeschrumpften scharf um die Anti-AKW-Bewegung Ohren weht, daß ..N,~~~~~~~!!~····TIPP~ .P."(J 1Jvtf K auch ein faktischer Baustopp, wie noch ._ - ~XfJo~[ (N4>1i) Sicherheits g Ak dioakti Probleme de tuelle erö en bung d:~r Abfälle im ~:dlagerung ra-

G~ru::e~Ö~k~o!l~o~ie~H.~~ic~u~n~~ie~n~e~r~nnover(~""XK) vonzen Schutzzielvon Si~~~hei?tte, el sanalysen Mängel :~sGchrei-D-. k ~en- ö 'UV gegebe en Und K . , ls USsio kolagiseher Lan Stiftu n von der M nt~rien; herau: ~von Praktike .. dbau -Info . des Bung' ~ebruar 1~-Hi.rn.rnelheber ;:;eben ge.rn~:nVer~rauche~:J~onen setzun:~~:St die kritisct~ !ch":erpunkt :~t:~tan~~~~~o~8L~t~:?.m~i~:: :~dg~~;;Je:;n~;~;~~i(~P~oj~~~~~he~~:.- zu d 1:' ern Mediz· .....en La. d em Vb bli ~ung")· . er­ Lan en Grund1a lnern, Bioio n - Weit Verfolg er ck über d' ' Welterbin Prod~~~~s~s

Es ist ruhig geworden um Grohnde. ierung teilnehmen, und ," sobald es (EVU), hat die PEAG ihren Atome­ Das einstige Symbol der Anti-AKW-Be• sinnvoll e1'scheint", sollen auch die nergieanteil ausgebaut. BeteiligUngen wegung, an dessen Bauplatz es 1977 guten alten Jodtabletten zum Zuge an den AKWs Brunsbüttel, Krümmet zur härtesten Konfrontation zwischen kommen. und Stade, und der Besitz der AKWs AKW-Gegnern und Polizei gekommen Kein Grund zur Sorge also, man hat Esensham, Würgassen und demnächst war, ist am 1. September still und lei­ alles im Griff, "denn Grohnde hat ei· wahrscheinlich auch Brokdorf, haben se, nur begleitet von einigen Zeitungs­ nen viel höheren Sicherheitssta,ndard der PEAG einen AKW-Anteil von 2/3 artikeln, in Betrieb gegangen. als Harrisburg " und sogar eine, vom ihrer Kapazität beschert, genug, um Voraussichtlich Anfang 1985 soll der Land verordnete, Erdbebensicherung, damit den Grundlastbereich abzu­ 1300 Megawatt-Reaktor an's Netz ge· von der Preußen-Elektra AG (PEAG)­ decken. hen- eine nukleare Zeitbombe mehr Vorsitzender Segatz zu Recht behaup· Da in Niedersachsen die PEAG beson· im Land. Denn in Grohnde sind zwei, tete: "Was hilft ihnen das schon bei ders stark vertreten ist, beruht die erwiesenermaßen eklata,nte, Mängel einem Unfall?" (TAZv. 6.9.84) Stromversorgung dort zu 47% auf A· nicht behoben worden, die das Kraft­ tomepemie. fast doppelt soviel wie im werk schon im voraus zu einer noch Der karge Trost ·bei all diesen Mängeln: Bunderdurchschnitt. Dafür liegt. der größeren Gefahr machen, als es Atom· der Verein für angewandten Umwelt· Strompreis 0, 7 Pf über dem Durch­ kraftwerke ohnehin schon sind. schutz wird den Me"üer mit drei auto· ~. eine wundersame Erscheinung, die Wirtschaftsministerin Breuel bis i.f!r St:t aus ~m der Druckb~ matischen Meßstationen und emer e,s Rea orsemestellt wurd - meteorologischen Station überwachen, 1995 mit 62,5% Atomstromanteil in soricht nicht einmal mehr den fragwür• geplant ist auch eine Meßstation an der Niedersachsen beheben möchte. digen Normen der deutschen Reaktor­ Weser. industrie. Noch während der Bauarbei· So kommt auch im Umland keine ten an Grohnde ist diese Stahlsorte zur Kohle-Heizkraftwerk Höver - um­ rechte Freude über den Reaktor auf. weltfreundlicher Ersatz für Altanla­ weiteren Verwendung in AKW's nicht Gerade 5% der Arbeitsaufträge sind an mehr zugelassen worden, in den USA einheimische Firmen vergeben worden, gen ist er schon lange verboten. Baupläne die 270 Arbeitsplätze werden Eumeist anderer deutscher Reaktoren sind des­ von auswärtigen Spezialisten besetzt. halb geändert, einzelne Bauteile sogar Soweit, so ungut. All dies ist für die Da sind die vielen neuen öffentlichen Anti-AKW-Scene nichts Neues, bun­ ausgetauscht worden, 4 deutsche Einrichturigen, wie das Hallenbad oder AKWs , darunter Brunsbüttel, standen die neue Polizeistation, nur ein schwiV desweit laufen die Dinge ebenso, o­ deswegen über ein Jahr still. Einwände cherTrost. der doch so ähnlich. Zu den enor­ deswegen gegen Grohnde sind nach üb• Genauso, wie die örtlichen Bis keinen men Oberkapazitäten stoßen die, licher Manier ignoriert worden. nennenswerten Protest mehr leisteten, mit aller Gewalt durchgeprügelten, .Auch die von einem ehemaligen Kern­ verliefen auch andere Schritte im San­ neuen AKWs lünzu, und es stellt -kraftspezialisten deS TÜV Hannover de. Kreis und Gemeinden verzichteten sich heraus, daß niemand diese Kraft­ nachgewiesenen, fehlerhaften Schweiß.. auf weitere gerichtliche Schritte, und werke benötigt. arbeiten am Druckgefäß sind vom Ver­ zwei klagende Arzneimittelfirmen w Daß dahinter mehr steckt, als nur fal· waltunguericbt in Hitdesheim nicht wurden offen mit 15 Mio DM ge· sche Prognosen für dus Wirtschafts­ anerkannt worden.. schmiert. wachstum oder unterschätzte Möglich· Der gleiche Ingenieur wies auch auf die keiten, Energie einzusparen, wie es ei­ äußerst realitätsfernen Druckproben nem Birgit Breuel weismachen will, hin, wie sie in diesen Wochen in Grohn· 1980 gehen die Lichter aus zeigt exemplarisch die Kontroverse um de durchgeführt werdeQ. Anstatt den das neue Heizkraftwerk Höver in Han­ Druck, wie im Falle eines Durchschmel­ nover. zens der Brennstäbe, in wenigen Se­ Dabei ist gerade Grobode ein Muster­ Dort wollten die Stadtwerke Hanno­ kunden oder Minuten, oder doch we­ beispiel für die haltlose Argumenta· ver, ein von den großen EVUs unab­ nigstens in kürzester Zeit, aufzubau· tion der Atomenergiebef\irworter. hängiger Betrieb, Ersatz für ältere en, wird der Druck in kleinsten Schrit­ Hieß es noch :Ende der 70er, ohne Kraftwerke bauen, die durch die vor­ ten über mehrere Tage hinweg aufge­ AKWs gingen die Lichter aus, saß geschriebene Rauchgasentschwefelung baut, um das Drucksystem nicht zu demgegenübex die PEAG , der SO% unrentabel würden. Höver soll mit ei­ sehr zu belasten. Ein 'Sicherheitsden­ von Grohnde gehören, schon letztes nem neuen Feuerungsverfahren ausge­ ken' , das für sich selbst spricht. 1ahr auf einer Kraftwerkskapazität rüstet werden, und dadurch erheblich Bei all dem uberrascht es dann auch von 5689 MW, bei einer Bedarfs­ umweltfreundlicher sein als herkömm• nicht, wie die Sicherheitsplanung für spitze von 3940 MW. liche Anlagen. Zusätzlich soll das den Störfall aussieht. Wie schon aus Hinzu kommen nun noch 650 MW Kraftwerk Fernwärme liefern, die anderen Vorsorgemaßnahmen bekannt, aus Grohnde, und auch Buschhaus, ohne größere Investitionen in das be· wiru auch hier der Bevölkerung ver­ dessen Betreiberfirma, die BKB, eine stehende Hannoveraner Netz gespeist sucht weiszumachen, man habe alles 50%ige Tochter der PEAG, ist, wird werden kann. Ein Bedarf hierfür, be­ im Griff. Ruhig und besonnen sei der eventuell dazustossen. sonders im Bereich stä4tischer Gebäu• Umkreis des AKW zu verlassen, Bus­ Zielstrebig, wie sonst kein anderes de, besteht nachweislich. se und Bahnen würden ari der Evaku- Elektroversorgungsunternehmen Vorteile wären einerseits eine besse- 42. Stanc;lortberlchte re Ausnutzung der ansonsten wir­ kungslos verpuffenden Feuerungswär· me, und damit ein kostengünstigerer Betrieb, andererseits eine erheblich geringere Luftverschmutzung, als sie sonst durch eine Vielzahl sep;uater Heizungen hervorgerufen würde.

Wie Multis größer werden

So hätte ohne Probleme mit d&m Bau begonnen werden können, wenn nicht die PEAG, schon 198~ ihre gewalti· gen Überkapazitäten überblickend, an die Stadtwerke herangetreten wäre, um den Uberschuß, der spätestens mit der Inbetriebnahme von Grohnde auf­ treten wilrde, teilweise in Hannover, das bislang 25% seines Stroms von der PEAG bezieht, loszuwerden. Unter strengstem Stillschweigen trafen sich die Vorstinde der PEAG und der Stadtwerke, die noch nicht einmal ih­ ren Aufsichtsrat informierten, um U­ ber ein höchst fragwürdiges Angebot der PEAG zu beraten: Strom der PEAG sei, auch über 30 Jahre hinweg, mindestens 5% bWi· ger als die Stromerzeugung im neu­ zuerbauenden Heizkraftwerk. Dieses Angebot läßt sich auf zweierlei Weise interpretieren-beide sind höchst zweifelhaft. Der erste Fall würde bedeuten, daß der Strom der PEAG, deren AKW Grohn­ de mit 3,5 Mrd DM cä. 2,5 mal teu­ rer wurde als geplant, tatsichlieh bil­ liger sein soll, als es in einem Heiz~ Das waren noch Zelten .• AKW.Qrohnde 19n kraftwerkmöglich ist. Diese Auffassung wird jedoch selbst Zudem sollte auch die brisante Studie von dem nicht gerade als atomener­ über die günstigen Betriebsmöglichkei• ~:misrrus wie aus dem giefeindlich bekannten Kölner Ener­ ten von Heizkraftwerken der breiten giewissenschaftlichen Institutes nicht Öffentlichkeit nicht bekannt werden. So deutlich, wie in dieser Auseinan­ geteilt. In ihrer, schon 1982 angefer­ Trotz dieses auf den ersten Blick dersetzung um Grohnde und Höver tigten ,Studie beißt es: "ein am Stand· günstigen Angebotes zögerten die sieht man nur selten die Hintergründe ort Hannover-Misburg neu zu errlch· Stadtväter noch immer, da Hannover der deutschen Atompolitik und der tendes, kohlegefeuertes Heizkraftwerk Handlungsweisen der Energiekonzerne. erweist sich in einer Wirtschaftlich· so in eine fast absolute Abhängiglceit Denn Verdrängungsversuche wie keitsanalyse gegenüber allen Altemati· von der PEAG geraten würde. Außer• in Hannover haben die Konzerne groß ven als vorteilhaft", hierbei würde so­ dem hat Hannover noch beträchtliche gemacht, und ihnen ihre fast konku­ gar ein Rückgang der Gasversorgung Kohleabnahmeverpflichtungen. renzlose Position von heute verschafft. mit berücksichtigt. Nur so konnten sie die gewaltigen In­ In Zahlen bedeutet dies: Eine Kilo­ Das WrtsmaltsrrinistaiLm hilft na:h vestitionen für die an und ftir sich un­ wattstunde aus Grohnde kostet 18% rentablen Kernkraftwerke wagen, und mehr, das sind immezhin 3 Pf. Kein trotzdem noch mit gewaltigen Gewin­ Wunder, daß die Stromverbraucher aus Da die Verhandlungen deshalb nicht nen rechnen. Und nur im Zusammen· dem Umland Hannovers. die von der nach dem Willen der PEAG verliefen, spiel mit den zahlreich in den Auf­ 60%ieen PEAG-Iocbter HASTRA ver­ schaltete sich nun das niedersächsi• sichtsräten vertretenen Politikern samt werden. mehr zahlen müssen als sche Wirtschaftsministerium ein. Mi­ läßt sich die Atomkraft weiter verfol· die Hannoveraner. Und das trotz ei­ nisterin Breuel, interessanterweise gen, einerseits durch die riesigen Sum­ nes einmalls hoben Anteiles von an­ auch Aufsichtsratsmitgliedin der men an Steuergeldem f'ur Forschungso­ geblich billigerer Atomkraft ! PEAG, verwies auf das Energiewirt­ und Entsorgungskosten, andererseits Da diese Tatsachen den verhandelnden schaftsgesetz, in dem u.a. steht, daß durch die hohen Stromgebühren für Vorstandsmitgliedern mit Sicherheit die bereitgestellte Energie preiswert die Verbraucher. bekannt gewesen sind, bleibt nur die sein muß. Und da ein um 5% niedri­ So wird also, falls es bei der Ent­ zweite Erklärung für das 5

Seit dem Frühjahr 1984, nach der Mastsprengung, wird Im Norden wieder lebhaft diskutiert und nachgedacht über den Widerstand zu Brokdorf. Etliche Vorbereitungstreffen hat es gegeben, die dazu führten, daß man die dort aufgeworfenen Fragen auch breiter diskutieren möchte. Anfangs war auch noch die Hoffnung vorhanden, angeslchts des Im Spätherbst bevorstehenden Kuppel­ baus noch einmal entscheidend ln den Bau eingreifen zu können. Denn man ging davon aus, daß die Kuppel ln einem Stück gegossen werden müsse, was dazu noch drei Tage dauern sollte. Wenn man da für ein paar Stunden eingreifen könnte, dann wäre der Bau für mehrere Monate ver· zögert. Inzwischen gibt es dazu widersprüchliche Aussagen, so daß nicht ganz klar Ist, ob dieser Traum noch Wirklichkelt Ist Trotzdem Ist man Im Norden entschlossen, das Widerstandstretten zu machen. EINLADUNG ZUM BROKDORF WIDERSTANDS TREFFEN "arokdorf 1981 - 8 Jahre Widerstand - Der Kampf geht weiter!cc

Das waren damals die Vorstellungen einer haben sich seit dieser Zelt anderen, fOr sie Warum Ist der breite Widerstand zu breiten Widerstandsbewegung zur Verhin­ aktue11eren, Themen der politischen Aus­ Brokdorf auseinandergefallen ? derung des AKW'S ln Brokdorf. einandersetzung zugewandt: Häuser­ Welche Bedeutung haben Sabotage und Seit der Oemomstratlon 1981 bröckelte der kampf, Volkszählung, Friedensbewegung, andere Aktlol)en Im Widerstand gegen das Widerstand gegen das AKW Immer mehr Mittelamerlka..Solldarltät. Andere haben AKW Brokdorf ? ab. Die Gruppen aus den einzelnen StAd· sich aus Resignation ganz zurockgezogen. Wie können wir uns unseren Widerstand ten haben sich kaum noch getroffen. An ei­ Viele AKW-Gegner haben durch den Knall zu Brokdorf und andere Widerstandsbewe­ nigen Stellen wurden die Aktlvitäten ganz der Mastsprengung erstaunt und hocher­ gungen weiterhin vorstellen ? aufgegeben ~o~nd der Informationsau­ freut aufgehorcht. Unter uns sind auch Moasen wir nicht Brokdorf in den Zu· stausch wurde wesentlich geringer. Diskussionen in Gang gekommen, ob und sammenhang mit vielen anderen Wider­ Einige haben danach noch an verschiede­ wie wir beim Bau des AKW Brokdorf noch standsbewegungen stellen ? nen Stellen wie z.B. bei den Brokdorf­ einmal ganz tatkräftig eingreifen können. Um diese Fragen diskutieren zu können, Prozessen, durch Blockaden, durch Sabo­ Damit verbinden wir aber auch viele wlchtl· haben wir uns fOr das Widerstandstreffen tage bei Baufirmen oder auf dem jurlstl· ge Fragen, Ober die wir beim Widerstand­ folgenden Ablauf vorgestellt: sehen Weg versucht, sich gegen den Wel­ streffen gemeinsam diskutieren wollen. terbau des AKWs zu wehren. Viele andere Freitag, 26.10.84 19 Uhr - Bericht und Diavortrag von Geg­ nern der Startbahn-West. Anschließend Diskussion. Bericht Ober den Widerstand in Gorleben und Dragahn.

SonNibend, 27.10.84 11 Uhr- Bericht Ober die Vorbereltungstref­ fen. Aktuelle Informationen zum Stand der Bauarbeiten - Diskussion · Abendessen unct danach Theater und Musik

Sonntag, 28.1 O.M 12 Uhr - Treffen. Dann gemeinsame Fahrt zum Baugelände

Ort des Treffens: Kollmar, Gaatatltte •Zur Emolungc, Gro&e J(lrchrelhe

KontaktadreaH n zum Wlderatandatreffen: Ökoladen, Tumerstr. 9, 2 HH 6 Tel.: 0401432364

Christoph, Harmsstr. 17, 23 Kiel Tel.: 0431/676794

Horst-Dieter, Överseestr. 17, Randsburg Tel.: 04331/29217

44 Standortberichte

Ahaus: Illegaler Baubeginn im Morgengrauen

lerfang. Diese versprachen Ihr 'Nein' zum Presseerklllrung der BOrgerinitiative »Kein AtommOl/ln Ahaus« Bauprojekt auch nach einer Wiederwahl beizubehalten. Nach dem interessanten Die spontane Kundgebung am 15.Juli gegen das Atommoli-lager war ein groBer Erfolg. Wahlergebnis 20 Sitze for die CDU, 9 tor Trotz einer äußerst kurzen Mobilmachung kamen Ober 300 Atomkraftgegner. Die Kundge­ die SPD und 10 for die neugegründete bung, zu der die Unabhängige Wählergruppe, die BOrgerinitiative und der Kläger aufgerufen UWG (unabhängige Wählergemeinschaft), hatten, zeigte auf, daB die Ahauser Bevölkerung weiterhin gegen das AtommOll-Lager ist. mußte die CDU »enger zusammenrücken•. Die Rechnung der Setreiber und des Stadtdirektors, den Baubeginn ohne Aufsehen Ober die Ais UWG und SPD im November '79 einen BOhne gehen zu lassen, ging nicht auf. Antrag auf generelle A_blehnung des BEZ Wir fordern, daß der Stadtdirektor die Baugenehmigung sofort zurückzieht. einbrachten, waren die 'Vorzelgekritlker' in Der Widerstand bleibt aktiv! der CDU gezwungen, ihr Wahlversprechen Es sind weitere Aktionen geplant. und Gewissen hinten anzustellen und fOr das Projekt zu stimmen bzw. sich zu ent· Am 11 .7.84 um 6 Uhr morgens wurde mit Kreis Borken waren, und somit die Stadt halten. Mit 19:19 Stimmen wurde der An· dem Bau des Ahauser AtommOII-1 agers 'leider• gar nichts mehr zu entscheiden hat· trag abgelehnt. Wo die Methode 'Demokra· begonnen Stacheldraht und jede Menge te. Bei der damals noch zu klärenden tie' nicht mehr hinhaut, muß es eben auch Wachmannschatten sind der traurige und Grundstocksfrage legte die Stadt kräftig mal anders gehen und es geht gut, wenn vorläufige Höhepunkt einer §jährigen Poil· Hand an. man sich in diesen Dingen auskennt. tlk Obelster Machenschaften der Atomlob· Noch wesentlich engagierter kammarte Die CD.U belleB es nicht einmal bei der At>­ by, angefangen vom AhAuser Stadtdirektor sich die Stadt allerdings um Ihre damals lehnung des UWG-Antrags, sondern faßte JOnemann (CDU) bis hin zur Physikalisch miserable finanzielle Situation. Das be­ einen eigenen geschäftstüchtigen Be­ Technischen Bundesanstalt (PTB); ganz zu dingte 'ja' zum BEZ war nämlich zwischen schluß, der wieder ein bedingtes 'Nein', schweigen von den an Bestechung und Er· den Zeilen an finanzielle Zuwendungen fOr daS in den fotgenden Jahren und v.a. auf pressung grenzenden finanziellen Zuwen· die Stadt gebunden. FOr dje Zustimmunil dem Erörterungstermin die Demokratiefas­ dungen in Millionenhöhe vom Land NRW. erhielt und erhält sie noch bis 1985, 7 J ~h!e sade aufrecht zu erhalten hatte, beinhalte­ Die aktuelle Situation ist kennzeichnend lang le 7 Millionen DM frei verfOgbarer lan· te. Die groBangelegte 6-tägige Anhörung far die gesamte Entwicklung bei Planung deszuwendun.a_~n und einen hoh1_3n Föde· entpuppte sich als Schmlerenkomödie, da und Genehmigung tles Atommtlii-Lagers. rungssatz far alle_bezu ~~ußbaren Bau· fOr den Stadtdirektor und die PTB die Ge­ Am 1.9.n wurden erstmals Pläne der DWK grojekte. !Im laufe der Jahre dUrften das nehmigung der Anlage von vornherein fest· und Steag bekannt, ·in Ahaus lllO"glicher· ca, 100 Mill. BEZ-Gelder sein.) stand. So wurde trotz der umfangreichen weise ein BEZ (Brennelemente Sachelnwände, das geplante Zwlschenla· Entsorgungs-Zentrum) zu bauen. Die CDU Offiziell ließt sich das folgendermaßen:». .. ger liegt z.B. mitten in einem militärischen begann nun mit Ihrer überwältigenden daß zusätzliche Finanzzuweisungen dje Tieffluggebiet, dem Stadtdirektor bald der Mehrheit im R!lt (29 von 39 Ratssltzen) eine im Zusammenhang mit dem BEZ gewahrt Auftrag erteilt, .. wenn die PTB eine befOr· Oble Hinhaltetaktik, die Ober Jahre darin worden sind, dann zurückzuzahlen sind, wortende Stellungnahm(! abgegeben hat bestand, weder ja noch nein zu dem Pro­ wenn das BEZ aus Granden nicht errichtet und die Landesr~glerung NRW keine Ein· jekt zu sagen. Mit der Ausrede, man mosse wird, die die Stadt Ahaus zu vertreten hat.« wendungen wegen rloch nicht gesicherter zunächst genUgend Informationen sam­ So weit, so Obllch! Entsorgung macht•, eine Baugenehmi· meln, wurde eine lokale Entscheidung so­ Der nächste Akt der Demokratiekomödie gung zu vergeben. Dieser formale Akt wur· lange hinausgezögert, bis die Landesregie­ bahnte sich mit den Ko111munalwahlen im de schnell, T. telefonisch (!), abgehakt. rung· von NRW der Aufnahme eines BEZ September '79 an. Die CDU ging mit BEZ· z. Endlich konnte also Stadtdirektor Jone­ grundsätilich zugestimmt hatte. .Kritikern in den eigenen Reihen auf Wäh· mann die heißersehnte Baugenehmigung Die inzwischen gegründete BI •Kein Atom­ moll in Ahaus• organisierte vor allem im Winter n/78 mehrere GroBveranstaltun· gen, durch die u.a der Druck auf die CDU auch aus der eigenen Wählerschaft wuchs. DaB sich Atomlobby und CDU von dieser Kritik und dem Widerstand nicht beeindrucken, geschweige denn Oberzeu· gen IIeSen, demonstrierte der Ahauser Rat ein weiteres Mal am 23.1 .78, als die CDU zwar ein eindeutiges 'Ja' zur Kernenergie generell, aber nicht zur BEZ in Ahaus zu· stande brachte. Es hieB vielmehr, daB •die Grundlage for die Entscheidung Ober die Errichtung eines BEZ ln Ahaus aus den ge­ nannten Granden derzeit nicht gegeben sei. ..• . Die •genannten Grande• beinhalte­ ten aber nichts anderes, als die bekannten Phrasen: •Die Sicherheit der Bevölkerung muB jederzeit unabdingbar gewährleistet sein. Dies Ist in den einzelnen Genehml· gungsverfahren nachzuweisen und streng. stens zu prOfen ..... bla bla usw. Dieser so­ genannte •AblehnungsbeschluB• war schon deshalb ein wertloses Stock Papier, weil die atomrechtliche und baugenehmi· gungsrechtliche Instanz die PTB bzw. der Zwischenlagerbaustelle ln Ahaus 45 Standortberichte

erteilen. Dieser brachte bei seinem Amtsantritt 1973 allerdings auch die allerbesten Vor­ aussetzungen ·for die Durchsatzung der Mühlheim Kärlich Ziele der Atomlobby mit. Er kam damals di­ rekt aus der Atomregion Jollch und ihm wurde 1980 durch das Landgericht MOn­ Nach 12-jähriger Bauzeit soll das AKW stechnisch ein Fiasko: ster quasi offiziell bestätigt, daß er seine JdOhlheim-Kärlich in der Nähe von Koblenz - Das AKW steht auf einer tektonischen Amtsgeschäfte •mit LOgen und unlauteren im August 1986 in Betrieb gehen. Laut Verwerfungslinie und ist damit in erhöh· Mitteln• gefOhrt habe. Dies hatte freilich Manager-Magazin 4/84 gilt dieses »Un­ tem Maße erdbebengefährdet keine KonsequellZen fOr Ihn, weil die CDU giOcksprojeld als Schulbeispiel fOr explosi­ - Aufgrund seiner Konstruktion kann es und die vorgesetzten Behörden bis hin zum ves Kosten- und Projektmanagement«: Die nicht gegen Erdbeben und Flugzeugab­ Regierungspräsidenten diesen Vorgehen Baukosten werden sich 1986 yon den tu::. sturz gesichert werden. deckten. spranglieh angesetzten 1,3 Mrd. DM auf - Das Material von Sicherheitsbehälter und Dem Volljuristen JOnemann Ist wohl auch sagenhafte 9.1 Mrd. PM erhöht haben. Der Reaktordruckbehälter entspricht nicht die Rechtswidrigkelt des Baubeginns in Batreiber RWE moßte den Strompreis auf dem Stand der Technik und ist stark riss­ Ahaus bewußt. Die noch nicht verhandelte 40 Pfennig pro Kilowattstunde heraufset­ gefährdet. Klage des Bauern Herrmann Lentlng vor zen, falls MOhlhelm-Kärllch je Geld einbrin­ - Bei Anlieferung des neuen Reaktordruck­ dem Verwaltungsgericht MOnster hat ei­ gen soll. Mit Hinweis auf die A'!5.'/J.: behälters wurden meterlange Risse ent­ gentlich eine aufschiebende Wirkung. Kostenexplosion ließen die RWE bereit!! deckt. Aber von solchen Kleinigkeiten läßt man Hinzu kommt, daß 11 Jahre nach Baube­ zum 1.7.84 die Strompreise. in Nor~~hein­ sich ja nicht aufhalten, schon gar nicht, Westfalen außerplanmäßig um 4% erhö• ginn immer noch wichtige Gutachten Ober wenn's um's Ganze gehl Und darum geht l'len. eine weitere Stromereiserhöhung we­ die Auswirkungen des Reaktorbetriebes es der Atomlobby schon seit langem. Die gen MOhlheim-Kärlich wurde_ _!i!! auf die Umgebung fehlen. Zwischen- und Endlagerung des Atom­ Ahainland-Pfalz beantragt. Die genannten Unsicherheitsfaktoren sind mollsist nach wie vor eine Problemsteile Dieses AKW wurde nach der Harrisburg­ Gegenstand eines neuen Verfahrens, das Im Atornprogramm, was nicht zuletzt die Bauart errichtet. Es ist der erste und letzte vom 3.-15.10.84 vor dem Koblenzer Verwal­ Entwicklung in Gorleben beweist. Druckwasserreaktor, den dfe Firma Brown, tungsgericht gegen das AKW eröffnet ln der Wendlandregion bricht der Wider­ Boveri & Cie (BBC) bauen wird. Ein weiterer wird. Die Koblenzer BI gegen Atomanlagen stand trotz massiver Polizei- und Spitzel­ Planungsauftrag fOr das AKW Neupetz (KIGA) und die Granen aus der Region präsenz nicht ab. Aus der politisch ange­ wurde von sec· inzwischen freiwillig zu­ Koblenz/Neuwied haben sich kräftig ins paßten, konservativen Provinz ist fOr den rockgegeben, BBC.Chef Sirnon erklärte gar Zeug gelegt und seit Mitte August 84 eine Staatsapparat Ober Jahre ein gefährliches• das Reaktorgeschäft for »Weltweit tot« achtwöchige regionale Informations- und Widerstandsnest geworden. Auch Ahaus (Manager-magazin). Allein ln diesem Jahr Aktionskampagne veranstaltet. Noch ist und das schwarze MOnsterland Ist nicht wird BBC 1000 Arbeiter Oberwiegend aus also off.en, ob MOhlheim-Kärlich je ans umsonst als Standort eines weiteren, for Netz geht. dem Reaktorbereich entlass~n mossen. die Gegenseite absolut notwendigen Zwi­ MOhlheim-Kärlich ist aber auch Sicherheit- schenlagers ausgewählt worden. Doch auch in Ahaus formiert sich seit Be­ kanntwerden des Projekts zunehmend Wi­ strahlt, kann die Zerlegung des Reaktor­ ten. Einschmelzung und Verdonnung ins derstand aus den unterschiedlichsten druckbehälters und weiterer radioaktiver Kernforschungszentrum Karlsruhe ge­ Kreisen der Bevölkerung in dieser Gegend. Teile, sowie die Verpackung d~;~s radioakti­ schafft werden, der Rest in das nicht exi­ Auch in Ahaus haben Klagen, Anhörungen, ven MOlls nur ferngesteuert mit bisher un­ stierende, geschweige denn genehmigte, Appelle und zahlreiche Protestaktionen die erprobten Maschinen und Werkzeugen er­ atomare Endlager •Schacht Konrad• bei Atommafia (bis jetzt) von ihren Plänen folgen. Diese mossen jedoch zuvor noch Braunschweig. Die beim Abriß entstehen­ nicht abhalten können. im verstrahlten Inneren des Reaktors in­ den 3.500 t radioaktiven Abwässer sollen Aber in Ahaus hat es bis jetzt kaum bun­ stalliert werden. in die lsar eingeleitet werden. desweite 'Unterstotzung gegeben. Doch Äußerst problematisch ist insbesondere Dazu kommt, daß die Niederaichbacher was nicht Ist, kann noch werden •.• die Beseitigung des radioaktiv verseuch­ Atomruine aufgrund ihrer teilweise völlig Gorleben ist Oberall - die Anti-AKW­ t~;~n MOIIberges: Weil die gesetzlichen Be­ anderen Konstruktion, der geringen Lei­ Bewegung auch {?!) stimmung~;~n keine eindeutige Grenze zwi- stung, der äußerst kurzen Betriebszeit und Geplanter AKW·Abriß • ein Begräbnis 1.Kiasse in Niedersichbach

--~ betrugen damals Ober 200 sehen »nicht radioaktiven« und »radioakti­ ihrer verhältnismäßig »geringfOgigen• Ver­ Millionen . Das AKW ging an's Netz,J§ ven« Abfällen festlegen, ist es den Antrag­ seuchung nicht einmal als Versuchsobjekt '\lQllasttage, dann wurde es wegen ständi• steilern praktisch weitgehend Obertassen, tordie Beseitigung heutiger Atomkraftwer­ ger Leckagen endgOitig abgeschaltet. Das diese Grenzziehung großzOgig nach ihren ke geeignet Ist. So wird z.B. im AKW Biblis ist fast genau 10 Jahre her. Heute plant finanziellen Interessen selbst zu bestim­ B, das die Größe von OHU 2 hat, zur vorge­ man den Abriß dieser AKW-Ruine und da­ men. Daroberhinaus haben die Antragstel­ sehenen Stillegungszeit eine etwa 4.500- mit den ersten Total-Abriß eines AKWs. ler die Möglichkeit auch diese Grenzwerte factte Radioaktivität vorhanden sein! Antragsteller sind der Eigentomer - das fOr den besonders zu behandelnden radio­ Offenbar soll mit dieser Abruchsaktion auf Kernforschungszentrum Karlsruhe - und aktiven MOll durch Materialvermischungen unser aller Kosten nur der scheinbare Be­ zwei Abrißfirmen. NatorUch sollen auch die und -verdönnurigen zu unterschreiten, um weis for die Beseitigungsmöglichkeit still­ Kosten zur Beseitigung zu Lasten der All­ 130.000 t als •einfachen« Bauschutt auf gelegter Atomruinen geliefert werden. gemeinheit gehen - mindestens !QQ..M!!.I. den normalen MOlldeponien des Landkrei­ Hinweis: DM.: ses Landshut ablagern zu können. Das Qas Bürgerforum Landshut ruft dazu auf, Rund 135.000 t Beton, Stahl und sonstiges Landratsamt Landshut hat dazu sein Ein­ Einwendungen gegen den Rea~orabriß Material sollen von anhaftenden Strah­ verständnisbereits 1981 gegeben. bis zum 18.11.84 zu erheben. lungspartikeln »gereinigt«, zersägt, zer­ Bescheidene 2.900 t radioaktiven MOlls Kontakt: Bürgerforum gegen das AKW fräst, auseinandergeschweißt, gesprengt, bleiben von insgesamt 135.000 t, so die Be­ Landshut und Umgebung, Dammatr.13, 83 wegtransportiert und gelagert werden. Da rechnung der ehern. Betreiber, Obrig. Da­ Landshut die Reaktor-Leiche von Innen noch stark von sollen 1.700 t zur n6ch nicht genehmig- TeL:0871165886 46 Standortberichte

Ohu 2 - Presseerlärung des Landshuter Bürgerforums

Nach Mitteilung des Landshuter BOrgerfo­ So hätten sicherheitsbedeutsame Ände­ sorgung könne außerdem nicht jede hoch· rums gegen Atomkraftwerke, hat die Klä­ rungen, Insbesondere der nachträglich ge· gerechnete DeckungslOcke bei gleichzeitig gerln gegen das AKW Ohu 2 die angekon­ nehmigte Wegfall der Ausschlagsicherun­ vorhandenen Reserven, die Schaffung vol­ digte Verfassungsbeschwerde gegen die gen einer erneuten Öffentlichkeitsbeteili• lendeter Tatsachen for solche Projekte Baustopp-Aufhebung durch den Bayeri­ gunQ bedurft. Dieses Beteiligungsrecht fOr rechtfertigen, bei denen wie Im Falle Ohu 2 schen Verwaltungsgerichtshof Inzwischen die Offentliehkelt und die BeschwerdefOh· möglicherweise in elementare Grundrech­ mit Schriftsatz ihres Rechtsanwalts .Sieg· rerin, werde durch den Weiterbau der Anla­ te der durch die unmittelbare Nachbar· frled de Witt vom 26.7.84 zum Bundesver· ge ohne BerOcksichtlgung der Ausschlag­ schaft betroffenen BeschwerdefOhrerin fassungsgericht eingelegt. Die Verfas· sicherungen ausgehöhlt. Außerdem erhlel· eingegriffen werde. sungsbeschwerde stOtzt sich im wesentll· ten die Kraftwerksbelreiber aufgrund der Bei einem Erfolg der Verfassun'gsbe­ chen auf die Verletzung von Verfahrens· erfolgten Konzeptgenehmigung bereits ei­ schwerde m06te der Weiterbau von Ohu 2 rechten im Genehmigungsverfahren, wo­ nen sicheren Genehmigungsbestand for zumindest ruhen, bis rechtskräftig Ober die durch die BeschwerdefOhrerin in Ihren die Gesamtanlage, obwohl hierfor die Ge­ derzeit in 2. Instanz beim VGH MOnehen Grundrechten auf Leben, körperliche Un· nehmigungsvoraussetzungen noch nicht anhangigen Klage entschieden ist, was versehrtheil und Eigentum verletzt werde. erfollt sind. For die öffentliche Stromver- nach der eigenen Einschätzung des Ge­ richts noch Jahre dauern kann.

Neue AKW-Standorte in den Niederlanden Atomkraft? Die Raumordnungsbehörde in den Nieder­ soll mit testen BeschlOssen zu rechnen landen hat sieben Plätze festgelegt. an de· sein. nen AKWs gebaut werden können Dies be· Bls,her gibt es in den Niederlanden ledig· nchleten am 24.9.84 die Gronauer Nach· lieh zwe1 AKWs (Doodeward. 54 MW und richten (Gronau/NRW liegt an der hollandi· Borssele, 480 MW) und einen Forschungs· sehen Grenze und 1st Standort der im Bau reaktor (Arnhem). Die umstrittenste Anlage befindlichen ersten deulschen Urananrei· lst die urananreicherungsantage in Alme­ cherungsanlage UAA'). Oie Zahl dieser lo, 30 km von Gronau enlfernt. Sie hat in möglichen Standorte soll angeblich n1chts der niederländischen Bewegung einen Sta­ Ober dte wirkliche Zahl geplanter AKWs tus wie in der BAD elwa Gorleben. 1978 aussagen. fand tn Almelo eine Demonstration mit 40 Bei den Plätzen handeil es sich um Polder­ tausend Leute slatt • ro r d1e Niederlande l'lein Dankel gebiete. aber auch um den Kustenbere1ch eine riesige Menge. Obwohl die Anlage sert bei Eemshaven. Von den Standorten am Jahren in Betneb rst. finden jährlich zu ljsselmeer heißt, daß sie bere1ts früher auf Ostern Aktionen ln Almeto stat t. Ihre Eignung getestet und IOr gut betunden Informationen über das n•ederlandlsche wurden. GrOnde hterfür: es gibt genug Alomprogramm können Ober Udo Buch· KOhlwasser und es handelt sich um dOnn· holz (AKU Gronau}, Sredlerweg 7, 4432 Gro­ besiedelte Bewke. Noch m diesem Herbst nau. bestellt werden.

AKW's für die Türkei

Wie die Geier storzten sich alle westlichen scheiden in einer Antwort derselben auf ei· Reaktorhersteller auf die TOrkel, die an der ne kleine Anfrage der Bundestagsgonen. tOrkischen SUdkOste bei Akkuyu ein AKW So Ist durchgesickert, was •aus GrOnden Alle Jahre wieder bietet der Anti·Akw­ bauen lassen will. Um hier mithalten zu der Vertraullchkeltcc die Bundesregierung Kalender auf Ober 250 Seiten nicht nur ein können, wurde von der Kraftwerk-Union offiziell verschweigt: Kalendarium, sondern auch ein wichtiges (KWU) ein Reaktor mit »abgemagertem Si­ ·in einer Höhe von 1,4 Mrd. DM soll Ober ei· Nachschlagewerk for die tägliche Arbeit cherheltskonzept• zum »Billig«prels von 3 nen »Hermes-Kredlt• das Geschäftsrisiko und viele inhaltliche Beiträge zu verschie­ Mrd. DM angeboten. Dieser Reaktor, der der KWU auf die Allgemeinheit abgewälzt denen Themen: 1 werden. (Hermes-Kredlt bedeutet, da6 die als 'Exportmödell auch anderswo der -Dioxin - Filmlisten KWU klingende Kassen einbringen soll, Regierung mit Steuermitteln einspringt, dOrfte in der BAD wegen fehlender Sicher­ falls der Käufer nicht zahlen kann.) - Wendland - Materiallisten heitseinrichtungen Oberhaupt nicht geneh· • Zusätzlich wurde von der Bundesregie­ - WAA Windscala -Adressen migt werden! rung als •KWU-Exporthllfe• eine Studie der - Kein Frieden So wurde trotzder weitaus höheren Erdbe­ atomindustriefreundl i chen mit der NATO bengefahr in der TOrkel auf die hierzulande >~ Reaktors icherheits-Komm ission • fOr - Kriminalisierung vorgeschriebene Auslegung gegen Erdbe­ 900.000 DM in Auftrag gegeben, die den ben verzichtet; auch die vorgesehene Not· lOrkischen Verhandlungspartnern das Miß. Stromversorgung wäre hierzulande verbo­ trauen gegen einen Reaktor mit 'abgema· Göttinger Arbeitskreis ten, was umso schwerer wiegt, als wegen gertem Slcherheltskonzept' austreiben gegen Atomenergie des weniger dichten Stromnetzes in TOrkel soll. mit einer höheren Häufigkeit von Notstro­ Einige Unruhe hat mittlerwelle ledoch eine Postfach 1945 mausfällen gerechnet werden mu6. Diese Kurz-Studie des Öko-Instituts Freiburg Liste lä6t sich fortsetzen. Ober den Charakter dieses Reaktör. 3400 Göttingen Bel diesem unsauberen Deal hat die »Bun· Exportmodells ausgelöst"_ Oh-nehin gab desreglerung das deutsche Unternehmen und gibt es in der lOrkischen Regierung Wl· Im Rahmen ihrer Möglichkeiten flankie­ dersprOche darOber, ob man dem Drängen, rend unterstotzt• hel6t es Oberaus be- Drohen und Locken von KWU und Bundes· 47 Standortberichte

reglerung nachgeben soll, wurden doch die lOrkischen Atomingenieure an kanadi· sehen candu-Reaktoren ausgebildet. Gro­ Dioxin aus Atommüllverbrennungsanlage? ße Teile dieser von den Bundestagsgranen in Auftrag gegebenen Studie wurden des· Am 31.8.83 erteilte das Regierungspräsidl· sich nicht um eine Beseitigung, sondern halb in der lOrkischen Presse nachge­ um Karlsruhe eine rechtswidrige Genehmi­ um eine unwiederbringlich feine Verteilung druckt mit der Folge, daß die TOrkel dem gung zum Bau und Betrieb einer AtommOII· von 98% des radioaktiven MOlls ln die Um­ vorrobergehend meist-favorisiertem Anbie­ verbrennungsanlage. Nun haben zwei Mit­ welt • ln Wasser, Boden, Luft. Das Endpro­ ter KWU einen neuen Vorschlag vorlegte. glieder des Aktionskreises Kernfor· dukt • die Asche • ist unvergleichlich kon­ Danach soll die KWU Ihr AKW selbst be­ schungszentrum (KFZAK) Im Mal dieses zentrierteres Gift als der Ausgangsstoff, treiben und den Strom an die TOrkel ver­ Jahres beim Verwaltungsgericht Klage ge­ und eine gefahrlose Endlagerung gibt es kaufen. gen diese Anlage eingereicht. nicht. Aus schwächer giftigem Materlai wur· Auf dieses Risiko aber will sich derzeit die Das Regierungspräsidium hatte eine Of· de hochgiftiges hergestellt, das weniger KWU auf keinen Fall einlassen ... und sie fantliehe Bekanntmachung damit umgan· Raum beansprucht. Dies berechtigt aber wird auch wissen, warum ! gen, daß die Anlage als Versuchsanlage nicht dazu, umweltgefährdende Stoffe frei· Weiteres ln der nächsten Nummer. genehmigt wurde. Daß das ein Vorwand zusetzen. ist, ergibt sich schon daraus, daß die Her· Hinzu kommt, daß bisher tor unsere Ge­ Steilerfirma NUKEM schon seit zwei Jah· sundheit unbedenkliche Stoffe, wie z.B. ren eine gleichartige Versuchs.Anlage be­ PVC, durch chemische Reaktionen in Berichtigung treibt. Schadstoffe wie Chlorgas, Salzsäure und Außerdem wurden bei der Genehmigung vermutlich sogar Dioxin umgewandelt wer­ Liebe Leute, Oberholte Ernmissionswerte zugrundge­ den. Dioxine entstehen ln fast allen MOII­ in dem Manuskript »AKW's in Chi· legt Diese mossen nach dem Bundeslrn· ~un~ddl~'DlPtC na«, das ihr freundlicherweise ab­ mlsslonsschutzgesetz jeweils dem neua­ Nator11ch Ist dem KfK aus einer Versuch· gedruckt habt, habe ich leider sten Stand der Technik angepaßt werden. sanJage der NUKEM bekannt, daß in der selbst einige mir wichtige Worte Diese Schlampigkelt des Reglerungspräsi· Atommollverbrennungsanlage hochgiftige ausgelassen. Es muß richtig hei· dlums Ist offensichtlich von den Betrel· Stoffe wie Dioxin anstehen können. Den· bern der Verbrennungsanlage, dem Kern­ noch wurde die Anlage mit einer zu niedri­ ßen, daß ~>die Frage der Atomener­ forschungszentrum Karlsruhe (KfK), ein­ gen Verbrennungstemperatur beantragt, gie der erste Fall war, in dem die kalkuliert worden, um die Kosten niedrig und zusätzlich die Einholung eines Gu· KPD öffentlich eine von der chine­ halten zu können. Des weiteren hat das tachtens durch das Regierungspräsidium sischen FOhrung abweichende KfK die rechtzeitige Einholung eines TÜV· verhindert! Auffassung zu innerchinesischen Gutachtens verhindert, indem es die Ge­ Oie Möglichkelt der Entstehung von Dioxin Problemen vertreten hat.« nehmigungsbehörde unter Zeltdruck ge­ wurde Obergangen, Indem sie gar nicht Herzliehst Euer Jens setzt hat. Bel der Verbrennung handelt es erst untersucht wurde.

dabei, da er sich bei einem Mototradun· PORTRAIT fall den Arm gebrochen hatte, saß er im Juni 84 bei der Bombenzugblockade in der Info-Zentrale. Klaus-Dieter Hoffmann Sein Beamtengehalt kam seit dem April 1984 nicht mehr direkt, sondern besser getarnt in zwei Teilen bei ihm und seiner Freundin auf dem Konto an; ihm war damals ein Verdacht bekannt geworden. Als Schutz-Story gab er vor, bei der Polizei ausgestiegen zu sein, und formu· lierte sogar ein fingiertes Kündigungs• schreiben. 1982 war der Polizeiobermeister Hoff· mann in Berlin, sollte wie selbstverständ· lieh mit dem dortigen Verfassungsschutz Kontakt aufnehmen. Er selber bat er· zählt, er sei von Berliner Kollegen durch die einschlägigen Szene-Kneipen geführt und sozusagen ,.eingewiesen" worden.ln Bremen sollte er die Szene der Krieg­ dem-Krieg-Gruppen systematisch aus· forschen. Gefunden wurden etwa De· monstrationsberichte, die beweisen, wie allgemein und umfassend sich seine Auf· traggeberbei der Kripo und beim Verfas.· sungsschutz für diese Szene interessie· ren. Ober Jahre führte er genau Buch, wieviel Getränke (.,G") er an einem seiner Dienst-Abende mit seinen Mit· streitem trank, wieviel er für Friedens­ Broschüren ausgab (,.8"), und wieviel sonstige Ausgaben (.,S") anfielen • alle paar Tage um die zehn Mark. Selbst 'Bremen (taz) • Mitte 1979 ist Klaus· arbeitsloser Studienbewerber aus, und begann späterwirklich ein Jura-Studium. Besuche bei Leuten aus der Krieg-dem· ·oieter Hoffmann, geboren 1960 in ldar· Krieg-Gruppe, die diese als reine Oberstein, nach Bremen gekommen und Er arbeitete in der Anti·Krie$S-Gruppe normal mit, schloß so etwas wte Freund· Freundschaftsbesuche vecrstanden, tau· bat hier eine normale Ausbildung als eben in der Spesenliste mit genauen Kilo­ Po[jzeiobermeister bekommen. Im Ok· schafteo mit einigen Gruppenmitglie· dem, und beteiligte sieb an dem, was.im meter-~gaben auf. tober 1982 tauchte er beim " Komitee K.W. gegen Bombenzüge" (KGB) und in der Po[jzeijargon .,Keuschheitsproben" ge­ Neustädter Stadtteil-Gruppe der lnitiati· nannt wird, an nicht-legalen Aktionen. ve "Krieg dem Krieg" auf. Er gab sieb als Im heißen hrbst war er in Bremerhaven 48 Das Beispiel Malville Schnelle Brüter lür die atomare Aufrüstung teilung der französischen Atomenergie­ ist ein offenes Geheimnis, daß auch so­ Tonnen Waffenplutonium zu beschaffen kommission CEA, und auch der Vor­ genannte "zivile" Magnox-Reaktoren sind. Rechnet man die Plutoniumpro­ schlag, den Nachfolgebrüter für "Super­ (vermutlich zwei Reaktoren bei Chinon) duktion aller verfügbaren Reaktoren zu­ phenix" direkt neben das französische von den Militärs angezapft werden. sammen (inkl. Chinon und Phenix), Atomwaffenzentrum Marcoule zu setz­ Das französische Atomwaffenaushau­ bleibt bis 1990 ein Bedarf von 200 - 250 en, spricht für sich. programm aber setzt voraus, daß bis kg Plutonium ungedeckt. Genau dafür 1990 etwa 4 Tonnen Waffenplutonium aber soll der "Superphenix" aus der Daß auch "Superphenix" in Malville und bis zum Jahre 2000 weitere 5 - I 0 morbiden Asche steigen ... der Force de Frappe dienen soll, belegen nicht nur zahlreiche Äußerungen von französischen Generälen, Energiefach­ leuten und Politikern. Ein Blick auf das Superpbönlx: französische Atomwaffenprogramm zeigt, daß "Superphenix" für die fran­ zösischen Militärs geradezu unerläßlich Das gemeinsame Kernstick III ist: Vorgesehen ist die Aufstockung des nuklearen Arsenals von derzeit 300 auf 2.000 Atomwaffen innerhalb der nächs• Fast überall in Westeuropa gilt: Wer heu­ "Superphenix" aufzubauen. Da nützt es ten zehn Jahre. Und es ist sehr unwahr­ te in seinem Haus eine elektrische Hei­ heute auch gar nichts mehr, daß die scheinlich, daß von diesem Programm zung installiert, könnte damit bereits Schweizer Regierung der europäischen Abstriche gemacht werden: Kaum ein das letzte Glied einer Kette schmieden, Atomgemeinschaft (Euratom) 1958 u.a. Land der Erde ist nuklearwütiger als die letztlich an der .Produktion neuer deshalb nicht beitreten wollte, weil Frankreich. Atomwaffen hängt. "das Euratom-Vbereinkommen die Ver­ wendung der Atomenergie zu militä• Trotz massiver internationaler Proteste Betrachten wir die neutrale Schweiz: rischen Zwecken nicht völlig aus­ setzt es eine Atomwaffenversuche am Etwa 500 Mio Schweizer Franken (schließt). Aus diesem Grund könnten pazifischen Moruroa-Atoll fort, dem A­ stecken in der neuen WAA UP - 3 in gewisse Staaten, worunter auch die tomwaffensperrvertrag bleibt es strikt La Hague. Plutoniumfabriken wie die Schweiz, der Euratom nicht beitreten"­ fern und irgendwelche Vorschläge für UP - 3 sind auf absehbare Zeit uner­ so der Schweizer Bundesrat lt. BBl 1958 nukleare Abrüstung wurden bisher im­ läßlich für den Betrieb von Schnellen li 576. (Am Rande•Euratom wird heute mer abgelehnt. (Erinnert sei an die em­ Brütern. Die Wiederaufarbeitungsverträ• besonders gerne von der Bundesre­ pörte Ablehnung Mitterands auf Vor­ ge, auf die sich die Schweiz gegenüber gierung als totsichere Kontrollinstanz schläge, im Rahmen der "Nachrüstungs"• Frankreich und Großbritannien einge­ für eine ausschließlich friedliche Atom­ Debatte die französischen A-Waffen in lassen hat, Werden bis 1982 3,5 Tonnen, energienutzung ins - falsche - Spiel die Genfer Verhandlungen einzubezieh­ bis 1990 8,6 Tonnen und bis zum Jahr gebracht ... , s. hierzu auch ATOMMÜLL• hen.) Offiziell verfügt Frankreich nur ü• 2000 20 Tonnen Plutonium zurücklas• ZEITUNG Nr. 27) ber drei kleine Militärreaktoren in Mar­ sen. Zusätzlich verkaufte die Schweiz coule (a' 40 MW). Der GI-Reaktor wur­ 1980 70 kg Plutonium (mit BiJ.J.igung Auch das neutrale Schweden hat durch de schon 1968 dichtgemacht, G 2 wur­ der USA) an Italien, das dieses Zeug Zahlung von 200 Mio Kronen für den de 1980 abgeschaltet und nur G 3, ein für die Erstheiadung des "Superphenix" Aufbau der französischen WAA indirekt fast 25 Jahre altes Ding, arbeitet zur dringend braucht. Weitere 58 kg Pluto­ die Force de Frappe unterstützt, ganz Zeit. SIPRI und andere Friedensinsti­ nium sollen für den Einsatz in Kaikar zu schweigen von der Bundesrepublik, tute bezweifeln stark, daß allein diese oder iri Malville verkauft werden. Auf­ von Italien, Belgien, Holland und Groß• Reaktoren für das derzeitige Nuklear­ grund seiner Neutralität kann die britannien, die allesamt am "Super­ arsenal Frankreichs ausreichen und es Schweiz keinereuropäischen Atomstreit­ phenix" und seiner Plutonium-Erstbeta­ macht angehören. Nolens volens trägt dung d i r e k t beteiligt sind. (Die sie aber dazu bei, die Infrastruktur für BRD zu II %, Italien zu 33 %, Belgien eine derartige Atomstreitmacht durch und Holland zu je 2 %, England zu 1 %.)

III einer europäischen Die politischen Atomstre·itmacht Kontroversen in der BRD um den ATOMWAFFEN­ Im folgenden möchte ich einen Ab· ropäischen Regierungen ein wichtiges SPERRVERTRAG schnitt aus einem Artikel von Michel De Ziel sein muß, vorausgesetzt, die Sache in den Perrot wiedergeben: wird mit aller nötigen Vorsicht ange­ Jahren 1966-?4 r:angen." "In seiner Rede vor der Konrad-Ade­ nauer-Stiftung am 1 7.10.1983 in Bonn Schon 1977 hatte ein Major namens hatte der französische Oppositiosführer Winfried M. Dunkel in der US-Zeitschrift J aques Chirac die wachsende Bedeu­ "Military Review" (Vol. 57,pp 49-55) tung der französischen und britischen betont, daß das Modell einer Europä• voD ltatthias l.üntzel, Nuklearstreitkräfte in Verbindung ge­ ischen Atomstreitmacht aufbauen muß Lü.nebuJ'fi,1~8~/84 bracht mit .einer "europäisch-amerika• auf einer Stärkung der bestehenden Eu­ nischen Abschreckungspolitik, die aller­ ropäischen Atomstreitkräfte, also einer dings nicht vollstellbar wäre ohne ei­ "Europäisierung" des britischen und Djese Studie kostet 12 DM. ne direkte deutsche Teilhabe auf einer französischen Nuklearpotentials. Dunkel Bestellungen bitte an die Re­ verantwortlichen Ebene." Kurz darauf hatte allerdings hinzugefügt, daß die daktionsadresse der Atom­ sprach Mitterand in einem Fernseh­ für die Europäische Atomstreitmacht müllzeitung. interview von einer ,,Europäischen Ver­ nötigen Kosten - etwa 40 Mrd. Dollar teidigungsmacht, die für alle westeu- in einem Zeitraum von 10 Jahren - ei- 50 ••• die europäischen Regierungen beobachten gespannt die Entwicklung der Schnelle-Brüter-Technik

ne Verwirklichung dieser Pläne kaum wickelten zivilen und militärischen denhöfer, CDU), mal durch die Blume wahrscheinlich macht. Bei dieser Kalku­ Technologien zu koordinieren sei. Die­ (A .. Dregger, CDU) vorgetragen wird. lation wurde allerdings die neue Gene­ ser Versammlung folgte eine gemeinsa­ ration von Schnellen Brütern nicht in me Vereinbarung vom 10.1.1984 über Nichtsdestotrotz muß endlich auch hier­ Betracht gezogen, die vollkommen im den Aufbau eines europäischen Pro­ zulande die Friedens- und AKW-Bewe­ Rahmen der zivilen Atomprogramme gramms zur Langzeit-Zusammenarbeit gung den "Superphenix" in Malville fmanziert werden sollen, ohne den eu­ in Sachen Schneller Brüter und dem zu ihrem Thema machen. Oder sind die ropäischen Verteidigungshauhalten zur dazugehörigen Brennstoffkreislauf. In französischen Atomwaffen angenehmer Last zu fallen. diese Vereinbarung einbezogen waren als die amerikanischen? Frankreich, Großbritannien, die Bundes­ Heute ist die Westeuropäische Union republik, Italien und Belgien; Holland 1985 sollen gegen den Einbau des Plu­ (WEU) die einzige europäische Insti­ sollte zu einem späteren Zeitpunkt da­ toniums Camps und Blockaden in Mal­ tution, die eine Autorität in Verteidi­ zustoßen." ville stattfinden. Zur westeuropäischen gunsfragen besitzt. Sie besteht aus Vorbereitung dieser Aktionen ist eine Frankreich, Großbritannien, der BRD, Zu Recht weist Michel De Perrod da­ internationale Konferpnz Anfang 1985 Italien, Belgien, Holland und Luxem­ rauf hin, daß sich die "technische In­ im Gespräch. burg. Im Artikel V des WEU-Vertra:ges tegration Europas mittels Plutonium" ist vereinbart, daß für den Fall einer be­ hinter den Kulissen vollzieht, also unter waffneten Aggression auf einen der be­ Umgehung der Parlamente, und er warnt teiligten Partner die anderen Partner davor, die rein politisch bedingten Hin­ mit allen verftigbaren Mitteln zur Hilfe dernisse für den Aufbau einer Euro­ verpflichtet sind. Eine kürzlich erstellte päischen Atomstreitmacht zu über• Quellen: 1. Michel De Perrot, Commercial fast Studie des U8-"Congress Research Ser­ schätzen. breeders: towards a European military build· vice" hat diesen Artikel interpretiert up? in Journal of World Trade Law, May 1984~ als "eindeutige Verpflichtung, die offen­ Ich denke, man sollte diese politischen 2. David Albright, US· lnvolvement in Super­ sichtlich den Gebrauch nuklearer Waf­ Hindernisse auch nicht unterschätzen. phenix, in Bulletin of Atomic Scientists, 1984 fen einschließt." 3. Jörgen Steen Nie/sen, Cogema· Agreement: So schnell wird man unsere Bonner Wie­ Sweden contributs to France!, in Nuclear Wea· dervereinigungsfans, die ja so gerne we­ pöns Programm, 1984; Es war insofern nicht übeqaschend, gen der "offenen" deutschen Frage 4. Kollert, Donderer, Franke, Kaikar RtJPort, daß die Tagesordnung der WEU-Ver­ powern, nicht an das nukleare Knöpf· Frankfurt 1983; sammlung vom 28.11.1983 die Frage chen heranlassen, auch wenn dieser 5. Peter Hug, Beihilfe zur atomarem Hochrüs· einschloß, wie die Forschungen in ent- Wunsch mit Penetranz mal offen (To- tung, Wochenzeitung Nr. 16 (SchweizJ,18.4.84

Teil 111 der in Atommüllzeitung Nr. 26 begonnen Atomwaffensperrvertrag-serie zum Thema ,,Europä• ische Option" (d.h. Festhalten an dem Ziel einer europäischen Atomstreitmacht im Rahmen des Atom­ waffensperrvertrages) wird aus Platzgründen erst in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung erscheinen. Erhältlich über die Anschrift der Atommüllzeitung sind nach wie vor Teil 1 (Der Widerstand der Bun­ desregierung gegen den Atomwaffensperrvertrag 1966-69) und Teil 2 dieses Artikels (Der Widerstand der Bundesregierung gegen internationale Kontrollen zur Oberprüfung ihreres ,friedlichen' Atompro­ gramms, Atommüllzeitung Nr. 27).

51 ~000 bei der intematio~~n Kundgebung in Malville Ist der Bombenbrüter noch zu stoppen ?

Passiert man auf der Fahrt von Lyon nischen· Steuergeldem drang durch die nach Chambery das. kleine Dörfchen Bundestagsanfragen des SPD-Abgeord­ Flevieu an der Rhone, taucht plötzlich neten Catenhusen 1981 an die Öffent• hinter riesigen Pappeln am anderen Fluß.. lichkeit. ufer das Ungetüm des Superphenix auf. In Frankreich löste das brutale Vorge­ Der Bau des schnellen Brilters hat Ver­ hen der CRS bei der Demonstration 77 änderungen in die Umgebung gebracht. einen Schock und heftige Auseinande~ Die winzigen Dorfrestaurants sind voller, setzungen über die Gewaltfrage aus, der die Geschäfte gehen besser und für Ei­ später eine 1ahre anhaltende Perspektiv­ nige fiel sogar ein Job auf der Baustelle losigkeit folgte, an der die vorher zahl­ ab. Aber die Zweifel, gemischt mit Miß• reichen Gruppen der Region zerfielen. trauen gegen die Pariser Regierung, sind Große Teile der Anti- AKW- Bewegung geblieben - man hat ja schon manches setzten ihre Hoffnungen auf Mitterand, über die Atomfabriken gehört, und nicht der mit der Zusage, das Schnellbrüte~ nur Gutes. programm zu stoppen, Wahlkampf ge­ Ein großer Kran auf dem Gelände des macht hatte. Diesen Teil seiner Zusagen Superphenix zeigt an, daß noch gebaut vergaß er als Präsident schnell. Dieser wird, doch der optische Eindruck, der Verrat gab insbesondere den linken Tei­ ob«n: 0. Dörfchen beständige Summton und das aus den len der Anti-AKW- Bewegung den Flevieu 11m Rhone· Rohren fließende Wasser deuten auf die Rest. Ufer gegenüber Su· nahe lobetriebnahe im September 1985 Die Basis für die Ende 83 von der Lyoner PflfPheniiC hin. Seit Juni dieses Jahres wir

In den verschiedenen Plena auf dem Festivalgelinde in Malvillekristallis!erten. sich folgende Aktionen heraus: - Ein mehrwöchiges Camp mit Blocka­ den der Plutonium- Beladung im Som­ beim größten Teil der vorbereitenden mer 85. Gruppen selbst zu einer massenweisen - Für Ende dieses Jahres kam vom "Besichtigung" stieß insbesondere bei WISE-Belgien derVorschlag für eine in­ den italienischen Gruppen auf Kritik. ternationale Konferenz von Friedens-= Für die Initiatoren war die Sache nach und Anti-AKW-Bewegung zum Thema der nahezu siebenjährigen Widerstand~ "zivilitärisChe Nutzung, westeuropäische abstinenz ein voller Erfolg, trotz der für Atomstreitmacht", auf der auch weitere BRD-Verhältnisse .nicht beeindrucken· Aktionen diskutiert werden sollten. Die den Teilnehmeriahl. KriegSm.inisterHe~ Europa-Griinen bemühen sich z.Z. um nu sah sich zu einem öffentlichen De-­ Genf oder Straßburg al~ Tagungsort, da menti der zivilitärischen Nutzung des dort Simultan- Übersetzungsanlagen vor­ Superphenix gezwungen. .Begründung; handen sind. Dies sei ja schon wegen der Beteiligung . Italiens lind der BRD (!)nicht anzuneh­ Die Lyoner Kerngruppe ist zu erreichen men und im übrigen gäbe es vernünftige• über: · re Wege für die Herstellung von Bomben· Campagne Pour L•Arret de Superphenix plutonium. et de la Filiere S.urgeneratice, Ein wichtiges Ereignis des Festivals dürfte c/o CEP BP 5006, s. Jean 69245, Lyon d.er Aufbau der internationalen Kontakte CEDEX05. gewesen sein. Jnternationill am stärksten Vorläuf'Jge bundesdeutsche Kontakta­ mobilisiert hatte die italienische Frie­ dresse: dens- und Antinulciearbewegung, die Anne Kathrein Sehröder mit ca. 250 Mitgliedern diverser Grup­ Katzenstr. 2 pen vertreten war. . 2120 Lüneburg

53 Kriminalisierung

~ine Akte im großen Buch der Widerstandsgeschichte ist geschlossen worden. ln Kiel wurde der Anti·AKW-Bewegung zum zweiten Mal der Prozeß gemacht· der Brokdorf-Prozeß. Festgemacht an Michael Duffke und Markus Mohr. Im Mai '82 waren Michael zu 5 1/2 Jahren und Markus zu 3 Jahren Knast verurteilt worden, stellvertretend für 100.000, die am 28.2.81 am Brokdorfer Bauzaun ihren Widerstand ausgedrückt hatten. ln der jetzigen Revisionsverhandlung wurde in nur vier Ta· gen entschieden, was vorher 55 Prozeßtage dauerte: wie hoch nämlich der Preis dafür ist, sich der Bestie Atom· und Polizeistaat in den Weg zu stellen. Die Strafen lösten zunächst mal bei uns allen große Freude aus. 1 Jahr und 6 Monate auf 2 Jahre zur Bewährung für Markus und 2 Jahre und 4 Monate für Michael. Die Freude darüber, trotz der noch immer hohen Strafen liegt darin, daß Markus und Michael er­ steinmal nicht mehr hinter Gefängnismauem verschwinden müssen. Die Freude darüber kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Anti·AKW-Bewehgong in diesen Tagen in Kiel eine ihrer größten Niederlagen einstecken mußte. Die Solidarität mit den bei­ den aus der Bewegung heraus war praktisch auf dem Nullpunkt angelangt.

Am 26. April hatte der Bundesgerichtshof dorf« entspreche. Er plädierte dafor, Mi­ und blieb in seiner Argumentation weiter­ (BGH) auf den Revisionsantrag der Recht­ chael fOr den .. psychischen Vorgang« am hin in der Nähe des »Mordversuchs«. Er sanwälte hin entschieden, daß der ltzehoer Wassergraben eine verminderte Schuldfä• forderte in Kiel1 Jah.r und 10 Monate (auf Urteilsspruch vom 13.5.82 (51/2 und 3 Jah­ higkeit zuzuerkennen. Der Gerichtsgutach­ Bewährung) for Markus und 4 1/2 Jahre fOr re) nicht rechtens sei. ter Kernbichler schloß sich im wesentli­ Michael. Das ltzehoer Urteil hatte damals eine Wel­ chen den Äußerungen an. Plötzlich war ltzehoe wieder da. Doch an­ le der Empörung ausgelöst, daß sich die Der Jugendgerichtshelfer, der Markus ders als damals konnten wir dem diesmal oberste Justiz genötigt sah, den Schein auch schon im ersten Prozeß zugeordnet nichts entgegen setzen. Keine Sprechchö• der »Rechtstsaatlichkeit« wiederherzustel­ war, setzte bei Markus eine .. psychische re, keinen Protest - nur lähmendes Schwei­ len. So entschied der BGH, daß zwar die Streßsitoation« im Graben voraus und for­ gen. beiden der Tat selber OberfOhrt worden sei­ derte eine drastische Senkung des Urteils Am letzten Verhandlungstag hielten die en (was nie bewiesen werden konnte), das auf eine »erzieherische Maßnahme« im Verteidiger ihre Plädoyers und gingen Strafmaß und die BegrOndung dafor aber Sinne des Jugendrechts. nochmals auf die Forderung des BGH­ zu hoch seien, daß ihnen keine Tötungsab• Diese »lockere«, bis dahin langweilige At­ Spruchs ein, die Dimension des ltzehoer sicht unterstellt werden könne. mosphäre änderte sich schlagartig in dem Verfahrens ohne Wenn und Aber zu verlas­ Deshalb wurde vor dem Landgericht Kiel Moment, als Staatsanwalt Hoffmann am 3. sen. auch nicht mehr Ober die Brokdorfdemon­ Verhandlungstag sein Plädoyer hielt. Nachmittags löste der Urteilsspruch ange­ stration, Ober den Grabenvorfall verhan­ Hatte das Gericht sich bis dahin stets an sichts der Forderung des Staatsanwalts delt, sondern »nur« noch Ober das Straf­ die Forderiung des BGH gehalten, die poli­ die ängstliche Spannung. maß. So gab es jetzt auch weder Zeugen­ tische Dimension des Verfahrens zu ver­ 1 Jahr 6 Monate (auf 2 Jahre zur Bewäh• vernehmungen noch Beweisanträge, die lassen, so war dies am Staatsanwalt vor­ rung) fOr Markus und 2 Jahre und 4 Monate noch in ltzehoe zur Demaskierung des beigegangen. Er stotzte sich weitgehend fOr Michael. Brokdorfer Polizei- und Justiz-apparats ge­ auf die Argumentation und auf den Stra­ Dies bedeutet, daß die. beiden nicht mehr fOhrt hatten. So dauerte die ganze Ver­ frahmen seines ltzehoer Kollegen Wiedu­ in den Knast müssen. Bei Michael wird die handlung auch nur vier Prozeßtage. wilt. Er ging auch davon aus, daß die »Ge­ Untersuchungshaft von 19 Monaten ange­ ln fast lockerer (beängstigend ruhiger) At­ fahr des Todes« bei den Schlägen einkal­ rechnet, so daß die 2 Drittel-Bestimmung mosphäre wurden in den ersten belden kuliert werden mOßte. Trotz des erwiese­ greifen kann. Verhandlungstagen Passagen aus der ltze­ nermaßen im Graben unverletzten SEK-lers Diese Urteile sind hoch. Sie reihen sich ein hoer UrteilsbegrOndung verlesen - langwei­ SchOtt, sah er wieder ein Vergehen wegen in die hohen Strafmaße der Krefeld-, 11.6.­ lig fOr Prozeßbeteiligte wie Zuhörer. Selbst »schweren Landfriedensbruch in Tatein­ und Radikal-Prozesse. Damit ist die politi­ der Staatsanwalt charakterisierte die heit mit gefährlicher Körperverletzung«. sche Dimension nach wie vor gewahrt. Wir schriftlivche Urteilsfassung aus ltzehoe Er billigte den Angeklagten zwar zu, daß haben aber nach den ltzehoer Urteilen im­ als »Ohne Leben« (darin war nichts mehr am Graben eine »aufgeheizte und ange­ mer wieder gesagt, daß jedes Jahr, daß von der politischen Frontststadt­ spannte Situation« herrschte, auch grup­ Markus und Michael weniger in den Knast Atmosphäre zu lesen, die in ltzehoe ge­ pendynamische Wechselwirkungsprozes­ mossen, ein Jahr mehr fOr uns ist. herrscht hatte). se aufgrund der Polizeieinsätze wollte er Wir sagen immer noch, daß diese Gerichte Es wurden dann nochmal zwei Gutachter zugestehen, auch teilte er dil~ ltzehoer Ne­ nicht Ober unseren Widerstand urteilen dazu gehört, ob Michaals Schuldfähigkeit gativprognose fOr Markus nicht. ln der können. Die wahren Verbrecher, die skru­ zur Tatzeit gemindert war. Seide Gutachter Strafforderung war von alledem jedoch pellosen AKW-Betreiber, Menschenunter­ stellten das genaue Gegenteil dessen fest, nichts Obriggeblieben. drOcker und -Ausbeuter und Kriegstreiber­ was in ltzehoe von dem damaligen Ge­ Er orientierte sich ganz an der ltzehoer For­ sie sitzen noch immer nicht auf der Ankla­ richtsgutachter Michaelis zu hören war. derung seines Kollegen. Der hatte damals, gebank. Ihnen gilt immer noch unser Der Bremer Gutachter van de Meer erklär• und da spielte auch die Forderung seiner Kampf und Widerstand for eine bessere te, daß Michael das Gegenteil von einem Vorgesetzten mit, 2 JahrefOrMarkus und 6 und menschenwOrdigere Welt. gewalttätigen Menschen sei und daß er Jahre for Michael gefordert. nicht dem Bild des »Schlägers von Brok- Hoffmann setzte diesen Strafrahmen fort 54 Kriminalisierung

&.Kai-Prozess Bremer- haven Bremen, 6. Ma:i 1980. Seit 25 Jahren ist die Übrig geolieben waren ganze 15 Anklagen. BRD Mitglied in der NATO. Dieser Anlaß Ähnlich wie im Brokdorf-Prozeß enden soll würdig gefeiert werden. Die Bundes­ auch hier die meisten Verfahren mit Frei· A.-n 15.10.83 kam es bel einer großderno ge­ w~hr plant dazu eine öffentliche Rekruten sprOchen bzw. geringen Strafen. Und ge­ gen munlhonstn::lnsporte ln B~emerhoYen an vereidigung im Weserstadion. Hohe politi· nauso wird in einem Fall draufgeschlagen. der kreuzung Floetenkiet/Wurster Str. zu einem sehe Prominenz hat sich angesagt. Im Prozeß gegen Zappo und Mirca wird im zusammenstoß zwlshcne demotetlnehmem undetnsatzb... MehreJehUnd811Chaftenfuh~en Doch es gibt auch 'ne Menge Leute, die Dezember '82 Mirca vor dem Amtsgericht über die WUrsterstr raus zur sltzblockade, wo zu dies anders sehen. 15.000 sind gekommen, zu 19 Monaten ohne Bewährung verurteilt diesem :zeltpunkt wohl auch die letzten Ieute um dieses Militärspektakel zu stören. und Zappo freigesprochen. Und dies, ob· vom demozugeingetroffen wo~en.Am Roeten­ Die »Bremer Krawalle« bilden den Auftakt wohl die Anklage völlig in sich zusammen­ klethobenleuteversucht.dlewonnenzubehtn­ dem: e$ II~ stelne und angeblich auch ne zu bundesweiten Aktionen gegen die gebrochen war und der Hauptbelastungs· eiserne mülltonne. Dabei wurde ein einsatzwo. Selbstdarstellungen der Bundeswehr und zeuge offensichtfleh gelogen hatte. gen beschödlgt. d~ei weite~e wollen einen auf· NATQ.Kriegspolitik. Daraufhin gingen im Fall von Mireadle Ver­ fahrunfotl verursocht hoben. Bei dem ouffoh· runtoll sollen etniOe einsatzbullen z t. "erheb­ Um die Kriminalität der 15.000 Demon· teidugung und im Fall von Zappo der lich" wrletzt worden sein. Daraufhin wurden stranten zu demonstrieren, laufen in den Staatsanwalt (der kann einfach nicht ge­ Ieute festgenommen. Achim bekcm Jetzt eine folgenden Wochen mehrere Hausdurchsu· nug kriegen) in Berufung. 4 1/2 Jahre nach onktogeschlift. Sie tautet auf zwei onkloge­ chungen (z.T. ohne Durchsuchungsbefeh· dem 6. Mai steht jetzt die Berufungsver­ puntcte: •.. durch ein und dieselbe hondlung le), Fahndungsflugblätter wurden in Um­ handlung vor dem Landgericht Bremen an. 1.) die sicherhalt des stn::lssenYerkehrs beein­ lauf gebracht und in 332 Fällen wurden Er· trächtigt, Jahrzeuge beschädigt, hlndemlsse mittlungsverfahren eingeleitet. Termine: bereitel und docfurch Ieib oder leben oder Ein Jahr später begannen die Prozesse. 18.10, 25.10., 1.11., 5.11. flemde sochen vonbedeulendernwertgefähr· det zu hoben.. 2.) einem .amtströgel" ... mit gewaltwiderstand geleistet und Ihn doduiCh in gefohr des fades oder einer schwelen körpeMrtetzung ge­ bracht zu hoben " Es wäre g!JI. wenn sich Ieute bei uns metden würden. die wegen der 8Jemerhovendemo ebenfalls einen prozess zu erwarten hoben oder u.u schon hatten.( • 06121-52 85 74). Göttingen: Ausserdem wör'sgut. wennsich leuetousdern kreis Bremernoven metden würden, bei denen es schlofmögllckeiten wät\rend der dauer.des prozesses gibt. Und wenn einige von euch etn bißchen kohle übrig hoben undwas spenden wollen. wör's ganz toP. wett derprozesswohlne menge getd leasten wird. (S. Rehe, BLZ 510 400 38iKontonr 526104 500). Sylvester 80/81 Derprozesstermin beim Amtsgericht/Schölten· gericht Bremerho-.en wurde noch nicht festge­ legt. wirwerden ihn ober in dertozbekonntnge­ ben. sobald er feststeht

Auch in Göttingen wird noch einmal die densbruch und Widerstand«. ln ltzehoe hieß es im Urteil gegen Michael: Vera-ngenheit in die Gegenwart geholt. Während des Prozesses stellte sich dann •Die Tat paßt zu dem Angeklagten.« Klas· Fast vier Jahre nach den Auseinanderset­ wieder das Bild ein, welches in Göttinger sischer kann Gesinnungsjustiz nicht dar­ zungen in der Innenstadt, die zum Anlaß Häuserkampfprozessen schon zur Ge­ gestellt werden. Die Verteidigung legte für eine gezielte Krlminallslerungs- und wohnheit geworden war: die Polizeiaussa­ daraufhin Revision beim BGH ein. Diffamierungskampagne gegen die Göttin· gen vor Gericht widersprachen sich in vie­ Am 8.6.83 kam es dann in Göttingen unab­ ger Hausbesetzerszene wurden, findet vor len Punkten oder sie waren erkennbar vor­ hängig davon zu einem bemerkenswerten dem Landgericht GöHingen die Revisions· her abgesprochen. Trotzdem glaubte der Urteil. Der Polizeibeamte, den K.P. verletzt verhandlung gegen Klaus-Peter R. statt. Im Staatsanwalt, seinen Prozeß mit einer Ver­ haben sollte, stellte Zivilklage gegen K.P. ersten Prozeß war das Göttinger Landge­ urteilung Ober die BOhne bringen zu kön• und forderte 5.000 DM Schmerzensgeld richt »Über sich selbst hinausgewachsen• nen. und Schadensersatz ein. Das Gericht, dies­ und hatte Ihn zu 2 112 Jahren Knast verur· Erst als am letzten Verhandlungstag plötz• mal eine ganz andere Kammer, mochte teilt. (15.9.82) lich ein Foto auftauchte, welches prak· dem aber genausowenig folgen wie dem tisch ein entlastendes Alibi for K.P. dar­ Urteil vor dem Landgericht und erhob ln der Sylvesternacht 80/81 kam es in Göt· stellte, forderte selbst Staatsanwalt Stan­ nochmals Beweisführung. Dieselben Zeu­ tingen zu schweren Auseinandersetzun­ ge in seinem Plädoyer Freispruch und mo­ gen mußten nochmals auftreten, sagten gen mit der Polizei, die Folgen waren etli· kierte sich dabei Ober die schlampigen Po­ auch alle dasselbe wie vor dem Landge­ ehe Scherben und Verletzte. Die Stadt be­ lizeiaussagen. richt aus, die Zivilkammer kam aber zu ei­ fand sich damals in einem wochenlangen Dem wollte das Gericht jedoch nicht fol· ner völlig gegenteiligen Auffassung als wie Belagerungszustand durch die Polizei, die gen, sondern legte sich gleich mit einem das LG.: daß nämlich K.P. nicht der Steine­ Szene hatte Ober einen längeren Zeitraum Vorschlaghammer ins Zeug: 2 1/2 Jahre werfer sei und verwarf somit die Zivilklage. mehrere Häuser besetzt. sollte K.P. hinter Gittern verschwinden. Be­ Die Verteidigung hatte inzwischen mit der Zur Rechtfertigung der ganzen Polizeiak· gründung: »Wer sich in einer Weise (wie Revision Erfolg, sodaß die ganze Ge­ tion mußte eine kriminelle Bewegung in der Angeklagte, d.Red.) mit den Zielen der schichte 4 Jahre nach den Vorfällen ein 3. Person von K.P. präsentiert werden. Der Hausbesetzerbewegung identifiziert dem Mal verhandelt wird. Prozeß fand auch gleich vor dem Landge­ ist eine solche Tat durchaus zuzutrauen.« richt statt, die Anklage lautete auf »gefähr· (K.P. hatte sich nicht von den Zielen der Termine: LG Göttingen liehe Körperverletzung, Schwerer Landfrie- Hausbesetzerbewegung distanziert.) 6., 7., 14., 15., 20., 22., 28. und 29. Nov.

55 Kriminalisierung l'olter an Anne

Am 31. August um 10 vor 6 Uhr morgens Seit mehreren Jahren Ist bekannt, daß ln den Gefängnissen wurde Anne Holllng, GefanQene aus dem Widerstand, inhaftiert wegen der Anti· der BRD gefoltert wird. Diese Folter ist zwar nicht mit der zu Bush Demo 25.6.83 in Krefeld, von Bedien· vergleichen, wie sie ln den lateinamerikanischen Diktaturen an steten der JVA Essen in ihrer Zelle ge­ der Tagesordnung· ist, deshalb wird sie von den Verantwortll· weckt. Sie forderten sie auf, sich for den Transport in die Strafhaft nach Brackwede chen aucgh geme geleugnet, · doch die .unter dem Namen (Bielefeld) bereit zu machen, was Anne ab­ ,,WeiBe Foltercc bekannten Maßnahmen (lsolations((nast, Son· lehnte.. Zu diesem Zeltpunkt waren die Ge­ dermaßnahmen, 24-Punkte·Katalog) sollen die Psyche der G• fangenen, die an solchen Tagen Ihre Arbel· ten auf dem Flur verrichten, in ihren Zellen tangenen zerstören, und dies auf die subtilste Weise. Ang• eingeschlossen geblieben. Wenige Minu· wand worden Ist sie in den letzten Jahren hauptsächlich an ten später drangen 15 Männer und minde­ den Gefangenen aus der RAF. ln der letzten Zeit Ist dies auch stens ein Typ und eine Frau vom LKA in die Zelle ein. auSgedehnt worden auf politische Getangene der revolutionä• Einer dieser Männer schnappte sich einen ren Linken allgemein. Stammheim steht heute nicht mehr allei· Stuhl. Anne war noch nackt und· stand mlt ne. ln einer ganzen Reihe von Knästen gibt es die Sondertrak· dem ROcken zur Zellenwand. Sie konnte den Stuhl abwehren, wurde jedoch von te, auch Hochsicherheitstrakte genannt, ln denen die »WeiBe. dem Rollkommando aufs Bett geschmis· Foltercc praktiziert wird. sen, dabei mehrmals geworgt, geschlagen, Neu ist allerdings die Zunahme der Maßnahmen physischer gepresst und an den Haaren gezogen. Ihr wurden Fußschellen angelegt und ihre Gewalt. Was früher durch die Sicherheftsstrategen der westeu· HäJlde mit Handschellen auf dem Rocken ropäischen und nordamerikanischen Länder in die taschlsti~. gefesselt. Um Ihre Schmerzen zu unter­ sehen Diktaturen exportiert wurde findet Immer mehr seine An· drücken, und dem was entgegenzuse1zen, rief sie Parolen. Die Männer worgten sie wendung hier. Zuletzt bekannt geworden an Anne Holllng, eine und hielten ihr den Mund tu, so daß sie kei· der Gefflngenen der Krefeld·Demo vom 25.6.83. Wir dokumen· ne Luft mehr bekam. Die Arme verdreht auf tierenhier eine Erklkärung Ihrer Freunde zu den Vorfällen. dem ROcken, wurde sie daran hochgeris­ sen und nackt Ober den Flur, die Treppe herunter, in eine Bunkerzelle geschleift. D.ort warfen sie ihr eine Decke Ober den brauche gar nicht zu glauben, daß sie hin· ner Sicherheitszelle mit Fliegengitter vor Körper, die bedingt durch weitere körperli• terher sagen könne, daß sie geworgt wor· dem Fenster und Sensortasten. Ihre Zelle che Angriffe irgendwo auf dem Boden lan· den sei, ma" sehe es sowieso nicht. ln befindet sich in der Nähe der Zellen von ln· dete. Zusätzlich zu den Angriffen stellten dem Transporter wurde sie in eine Zelle ge­ grid Jakobsmeier und Barbara Ernst (Ge­ sie das Radio auf volle Lautstärke, um Ihr sperrt und Ihre Arme an dem Stuhl gefes­ fangene aus der RAF), von denen sie je­ das Getelhl von allein sein, ausgeliefert selt. Nackt wurde sie ohne weitere Getan· doch nichts mitkriegt aufgrund der akusti· sein zu vermitteln, denn die Gefangenen in gene in dem großen Transporter 4 Stunden sehen Isolierung. Ihr wurde mit dem Roll· dem Knast hatten den Oberfall gehört und lang nach Brackwade gefahren. Dort ange­ kommando gedroht, falls sie versuche, den lautstark dagegen protestiert. Anne war kommen waren die Gefangenen alle el· belden beim Hofgang zuzurufen. Anne hat sich der Solidarität der Gefangenen be­ gens in Ihre Zellen geschlossen worden. sichtbare Prellungen und Blutergosse an wußt, denn alle schrien: •Kampf der NATO, Auf Forderung von Anne, sich ankleiden zu ihren Armen und FOssen. Kampf dem Staat, Kampf dem Justiz· und können, wurde ihr ein Mantel ober Ihren Diese Foltermethoden sind zum einen ge­ Knastapparate Körper geschmissen. Bis zu ihrer Zelle wur· gen Anne als Frau gerichtet, zum anderen ln diesem Zustand, nackt, an Armen und de sie noch gefesselt von einem Polizei· direkt gegen Annes politische Identität. FOssen gefesselt, wobei sie sich einige kommando begleitet. Dort Ist sie jetzt in ei· Sie sind entwürdigend, entrechtlichend, er· Verletzungen zugezogen hatte, verbrachte nledrlgend. Anne 3 Stunden. Danach wurde Anne unter Man kennt diese Bilder aus den KZs der schmerzhaften Griffen zu einem Gefange­ Nazis, wo SS.Männer in Uniform nackte nentransporter geschleift, in Begleitung Frauen bewachen, man weiß aus Berich­ des Rollkommandos und einer ganzen ten von Gefangenen, die lebend aus den Knastgarde, die Spalier stand. Denjenigen, Folterkammern faschistischer Diktaturen die aus Feigheit wegschauten, u.a. der Si· entkommen sind, daß es zum Bestandteil cherheitsinspektor des Knastes Walich, aller Folterprogramme und Methoden ge­ schrie Anne entgegen, sie sollten sie an· hört, die Gefangenen nackt auszuziehen, gucken. um Ihnen zu demonstrieren, daß sie den · Der Gefangenentransporter war in einem Folterknechten vollkommen ausgeliefert extra Hof di.cht an die Knastmauer und TOr sind. herangefahren worden, um zu vermeiden, daß die anderen Gefangenen die Mißhand• Seit es Gefangene aus der RAF gibt, sind lungen und Anne nackt sahen. Anne wur­ diese Gefangenen neben der alltäglichen de, weil sie aufgrund der Fußfesseln nicht •weißen Foltere ständigen körperlichen in den Getangenentransporter einsteigen Angriffen ausgesetzt. konnte, hineingestoßen und brutal ge­ Zuletzt bei Bernd Rössner, der Ober 8 Jahre worgt, um zu verhindern, daß auch nur ein einzelisoliert ist (was Teil der weißen Folter Laut von ihr zu den anderen Gefangenen Ist), und der Anfang 1983, nachdem er durchkam. Dabei wurde ihr gesagt, sie schon mehrmals mit seinen gefangenen

S6 Kriminalisierung

Genoss-Inn-en ln mehreren Hungerstreiks fOr Ihre Zusammenlegung gekämpft hatte, erneut einen Antrag nach Verlegung ln die Gruppe nach Celle gestellt hatte; als Reak· tlon darauf von einem Rollkommando misshandelt und total zusamrilengesct1Ja­ gen wurde. Misshandlungen sind auch bekannt bei der Festnahme von Brlgltte Mohnhaupt, Adelheld Schulz und Chrlstlan KJar un(l jetzt bei den 6 verhafteten Genoss-Inn-en Jn Frankfurt. Ihnen wurHen bel der erken­ nungsdienlichen Behandlung spitze Ge­ genstände unter die Fingernägel gesto­ Ben. Vor 10 Wochen wurde Manuela Happe nach Ihrer Festnahme gynokologlsch m)t Hilfe eines mannliehen Roflkommandos zwangsuntersucht Seit der Dozler-EntfOhrung in Italien durch die ROten Brigaden, denen Massenverhaf­ tungen folgten, erfahren wir immer mehr von systamatischer Folter an Verhafteten und politischen Gefangenen ln den we­ steuropäischen, hochentwickelten NATO­ Ländern, obwohl sie in allen westeuropäi· schen Verfassungen als rephtswidrig er­ kUlrt wird. Bekannt aus Lateinamerika als systemati­ sche Methode zur Niederhaltung der Auf­ standsbewegungen, bekannt aus Nordir­ land, um den Willen der nationalen Mehr­ Der Prozess gegen heit zu unterdrOcl

57 Anti-Kriegs· Teil

Störmanöver '84

Die Nato-Herbstmanöver 1984 sind vorbei und auch die Versuche der Friedens- und Antikriegs­ bewegung, diese Herbstmanöver zu Störmanövern zu machen. Auf den nächsten Seiten wollen wir versuchen, Berichte und erste Einschätzungen zu liefern. Schwerpunkt wie in den letzten Nummern: Hildesheim! Die Aktionen· Behinderungen und Menschennetz ·im Fulda Gap haben eine relativ breite Öffentlichkeit gehabt, sodaß wir voraussetzen können, daß die meisten Leser dieser Zeitung grob Bescheid wissen, was gelaufen ist. Die Hildesheimaktionen sind bundesweit kaum in die Offentlichkeit gedrungen, zu Unrecht wie wir m~inen und die nächsten Seiten bele· gen werden. ln der nächsten Nummer wollen wir versuchen, den gesamten Friedensherbst 84 un­ ter der Perspektive des weiteren Widerstandes auszuwerten. Bitte schickt uns Artikei/Leserbriefe zu diesem Thema! Und nicht vergessen: Am 3.November findet die bundesweite Nicaraguasolida­ ritätsdemo in Bonn statt ))No pasaran ·Sie kommen nicht durch!

Blockade des Benzinlagers in Luther

Am Donnerstag abend waren im Bockene­ Ein vollgetankter Bundeswehr­ Insassen eines Autos erhielten. Oie ande· mer Camp alle Beobachtungen und Berich· Benzinlaster, der Richtung Bockenern fuhr, ren Fahrzeuge wurden abgeschlossen und te zusammengetragen worden. Halbtot vor ging uns aus Tranigkelt durch die Lappen. wir waren eben einfach l,.eute, die auf der MOdlgkeit brachten wir noch den Beschluß Dann tat sich eine ganze Zeit nichts in dem Straße gehen. Es gab lange Diskussionen zustande, am folgenden Tag das Benzinde· Depot, und wir fragten uns schon, ob nicht mit den Bullen und einem feisten Unteroffi­ pot im Bahnhof Luther zu blockieren • die besser was anderes anzugehen wäre. zier. Wir blieben stur und gaben unsere Frage, wie das am besten zu bewerkstelli· Doch das Warten lohnte sich. Um 12 Uhr Personalien nicht an. gen sei, vertagten wir auf den nächsten kam der Motorradfahrer mit der Nachricht, Die Zeit verging, und daß sie verging, war Morgen. eine der anderen Gruppen hätte zwei gut, denn von Nauen aus waren zwei groBe Oie Nacht war kurz, dafOr war das Wetter LKWs gestoppt. Wir fuhren schnell auf die Sattelschlepper der US-Army aufgefahren an diesem Freitag auf unserer Seite. Ein entsprechende Straße und konnten den und warteten auf eine Durchfahrmöglich• paar Leute, die den alten Bahnhof Luther Zug so von hinten blockieren. Die Militär• keit Die Ami-Laster standen mit den Bun­ am Vortag in Augenschein genommen hat­ fahrzeuge waren eingekeilt. deswehrlastern visavis, keiner konnte ten, fertigten eine kleine Skizze des Der einsame Zivi, der das ganze aus einer durch. Wir standen hinter der Bundeswehr, Blockadeobjektes an. Am Donnerstag hat­ sicheren Halbdistanz beobachtete, traute vor uns der private Tankwagen und davor te reger Tanklastzugverkehr geherrscht, sich zunächst nicht heran. Einige Privatau­ nu wieder die Bullen ... fragte sich, wer vor allem gegen Abend. Nach kurzer Dis· tos, die auffuhren, durchschauten die Si­ blockiert nun eigentlich wen. kussion entschlossen wir uns' trotz schwa· tuation schnell und drehten wieder ab. Ein lrgenwann zogen sich die Bullen zu ihrem eher Besetzung (nur 9 Autos), drei Gruppen Nahverkehrsbus wurde vom Bahnwärter Auto zurOck, funkten und tuschelten. Nach zu bilden, jede fOr eine der in Frage kom­ des nahe gelegenen Schrankenhäuschens zehn Minuten kam einer der Dorfsheriffs menden Zufahrtsstraßen. F!!IIS eine Grl:lp· zurockgeschickt und fuhr rOckwärts wie· an und meinte, wir könnten fahren, ohne pe einen LKW blockieren konnte, sollten der auf die Bundesstraße. Latzeres nahm die Personalien anzugeben, aber das sei die anderen durch Motorradmelder zur Ver­ dann der Ionesoma Zivi zum Anlaß, die ört• das letzte Mal, nächstes Mal seien wir stärkung herangeholt werden. lichen Dorfsheriffs zur Hilfe zu rufen. Oie­ dran. Gesagt, getan. Um 11 Uhr hatten sich die ses Team hat dann vermutlich dle Idee FOr dieses außergewöhnliche Verhalten drei Gruppen an ihren Beobachtungspunk· ausgekiOgelt, den Fahrer eines privaten der Polizei gab es wohl zwei Grande: Zum ten eingefunden. Wir standen mit drei Au­ Benzinlastwagens zu Oberreden, sein einen schien es sehr wichtig, daß die US­ tos auf einem Waldweg mit Blick auf das Fahrzeug quer vor den unsrigen zu postie­ .Sattelschlepper so schnell wie möglich Bahnhofsgelände. Das Auge des Gesetzes ren, damit wir nicht weegfahren können. das Benzin-Oepot anfahren konnten und hatte uns schnell im Blick; ein metallic­ Wir waren eingekeilt. Zugegeben, so hat­ zum zweiten hatten die Bullen Schwierig­ groner Passat wieselte alle fOnf Minuten ten sie uns in der Falle, aber noch lange keiten, die fOr eine Räumung notwendigen vor unserem Versteck her. Falls Bullen ge· nicht klein ... und zum Sc'hluB sogar sich Verstärkungen heranzufahren. Zur selben kommen wären, hätten wir uns als Waids­ selbst blockiert. Zeit nämlich wurde auch an anderen Stel­ spaziergänger getarnt (wie das, denn? len des Manövergebietes blockiert, und die O.S.). Die Polizisten trauten sich jetzt heran, fo­ OrdnungshOter waren Oberlall schwer be· tografierten und forderten uns zur Perso­ schäftigt. Mit kleinen Gruppen läßt sich nalienangabe auf, die- sie aber nur von den doch eine Menge machen ... A. 58 Anti-Kriegs-TeH

Beim Störmanöver in HUdesheim >>Sind Sie Friedensfreunde oder machen Sie bei der Schnitzeljagd mit?«

Samstag morgen, 4.45 Uhr. Oie Autobah· kommen nicht, die Demoleitung geht ·tele- gen, normalem Wochendveei

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Manche wollen schon jetzt nach Hildes­ Hlldeshelm durch, wohin vermutlich eine zerten LKWs zugerufen • wir sind damit ge­ helm zum Manöverhauptquartler, andere Menge Leute unterwegs sind, oder wir fah­ meint, die Leute zittern richtig vor HaB, schlagen vor, sich doch wenigstens noch ren noch mal ;rur '8 3 zurock; so schlecht können kaum sprechen. Mein Gott. Ich will ein paar Panzer, die vereinzelt ja durchaus war's da ja schileBlieh nicht, außerdem Ist ln meine kuschllge Szene zurock, nach unterwegs sind, vorzu~men; &ln(l.r befin­ es noch nicht mal12 Uhr. w_tr·entschelden Göttingen. Hier eine Blockade zu machen, det sich Oberdies schon eingekeilt zwi­ uns fOr letzteres, rufen vorher von einer Te­ kann Ich mir kaum vorstellen, aber oft tritt schen den Autos. Das hat anscheinend lefonzelle aber noch mal in Göttingen an genau das ein, was man sich kaum vorstel­ atJch die polizeiliche Luftaufklärung mitbe­ und bekommen bestätigt, was wir eh len kann: Zwei Panzer kommen um die kommen. Zwei oder drei riesige Bundes­ schon wußten • eine aktionsfähige Göttin­ Ecke, drei Autos reichen z.um Sperren der grenzschutzhubschrauber brummen her­ ger Gruppe existiert nicht mehr, alle sind Straße, wenigstens ganz kurz. Die Men­ an, landen auf einem Feld neben der Stra­ versprengt und verstreut. schen am Straßenrand drohen und ße und spucken Bullen aus,.die mit gezack­ A.uf der BundesstraBe ist nicht mehr viel schimpfen, aber das mossen wir jetzt ten KnOppein ln Richtung des blockierten los. Der Verkehr fließt normal, alle paar durchziehen, mit wackelnden Knien und Panzers rennen, wohl um Ihn zu befreien. Hundert Meter stehen Autos mit platten mulmlgerrl GefOhl. Als jemand ruft, daß die Mehrere Autos, die nicht schnell genug Reifen. VOn Hlldesheim aus Ist ein Pannen­ Bullen kommen, kehren wir um. Hier, unter wegkommen, werden durch Luftrauslas­ dienst mit Ventilen und Pumpen organi­ dem Gejohle und dem Belfall der verhetz­ sen lahmgelegt, die Insassen kontrolliert. siert worden, aber das dauert natOrllch sei­ ten Leute verhauen zu werden, nein, nur Unser VorstoB nach Westen Ist erstmal ge­ ne Zelt. das nicht. Die Sperre wird aufgehoben, die scheitert, durch die z.urockflutenden An der Kreuzung, wo vor zwei Stunden der Panzer können .passieren, wir ziehen mit Demonstranten-Konvois Ist nun die ge­ Hubschraubereinsatz war, fragen wir ein gesenktem Kopf von dannen. samte B 3 auf einer LAnge von mehreren paar Altere Leute, die sich dort mit einem Auf dem Weg nach Hlldeshelm passiert Kilometern blockiert, das Chaos Ist per­ Transparent aufgestellt haben, nach dem nicht viel; der bisherige Tag Ist nur schwer fekt. Ober der Straße kreisen Helikopter, Weg nach Herkensen; in Herken8en näm• einzuschätzen, dazu fehlt der Oberblick auf einem Feldweg stehen mehrere Wan­ lich, das hatten wir unterwegs erfahren, Ober das, was an anderen Plätzen passiert nen und Bullls mit angeschaltetem Blau­ soll sich das britische Headquarter befin­ Ist. licht - auch sie können nicht weiter. Erst den, und viele Leute seien dort hingefah­ Hoffentlich gelingt es Oberhaupt, alle Ge­ langsam entw.lrrt sich das Knäuel, Im ren zwecks einer Blockade. Ob wir •Frie­ schehnisse zusammenzutragen. Die Schrlttempo fahren wir nach Norden; Au­ densfreunde« sind •oder bei der Schnitzel­ Of. fentlichkeitswlrksamkelt der Aktion, Im­ tos aus Hamburg, Bremen, Oldenburg jagd mitmachen•, will der Mann, den wir merhin eines der erklärten politischen Zie­ kommen .uns entgegen, die. Leute sind ge­ -angesprochen haben, erstmal wissen, be­ le, scheint recht gering gewesen zu sein: nauso rat- und orientierungslos wie wir. vor er antwortet. Den Weg nach Harkensen die Bevölkerung ist mehrheitlich for die Trotzdem Ist die Stimmung Insgesamt weiß er allerdings auch nicht. Manöver und gegen uns und die NDR· nicht schlecht, Immer wieder kommt es zu Wir finden das Nest schileBlieh selbst auf Na.chl'lchtensendungen lassen dafauf kleineren Blockade-Versuchen, die aber der Karte t1nd fahren los • unterwegs Ober­ schließen, daß wir auch in den Medien Immer dann abgebrochen werden, wenn all dalfsel.be Bild: Gruppen von zehn bis nicht berockslchtlgt werden. die Polizei Im Anmarsch oder Anflug Ist. zwanzig J..eute stehen um Ihre lahmgeleg­ Radio Panzerknacker berichtet Ober Aktie> ten Autosi pumpen, warten, wechseln Rei­ nen Im Manövergeblet, ln den NDR­ fen. ln dieser Gegend gibt es· doch aller­ Nachl'lchten kein Wort. hand ManOververkehr, vor allem sind es lrgendwann, kurz hinter Pattensen, biegen britische Fahrzeuge, denen wir begegnen wir ab • und sind mit einem Mal nur noch oder die ·wir Oberholen. ln Coppen~rOgge zwei Autos a.uf einer kleinen Nebenstraße. soll eine groBe Blockade mit O.ber 200 Au­ Doch die Ruh~ währt nicht lange, schon Im tos-sein; die Polizei wiederum soll das gan­ nächsten 1>orf stoBen wir auf eine Hun­ ze Dorf abgeriegelt und auf den Zufahrts­ dertschaft, die gerade damit beschäftigt straßen Sperren aufgebaut haben. Ist, aus dort parkenden Fahrzeugen, gegen Der Ort davor heißt Dörpe. Wir stellen die den Protest Ihrer Besitzer, die Luft abzu­ Autos ab, um zu Fuß weiterzugehen. Auch lassen, und können gerade noch in eine hier am Straßenrand abgestellte Wagen, Querstraße, die noch kleiner Ist, hineinfah­ platte Reiten, herausgerissene ZOndvertel­ ren. ler. Ein paar Kilometer weiter halten wir, um Die Dortl:!evOikerung verhält sich Oberaus was. zu essen, zu pinkeln und ln unseren feindselig, -sQ extrem, wie Ich es bisher Kleiostgruppen das weitere Vorgehen zu noch nlctit erlebt habe. •Relnh,alten• wird beratschlagen: entweder wir stoBen nach den englischen Soldaten auf Ihren gepan-

60 Anti-Kriegs·Teil

Das politische Ziel der Aktionen gegen die NATO· Herbstmanöver war einerseits die Denunzierung der Manöver als ein sehr wichtiger Teil der NATO·Kriegsvorbereitungen, an· Versuch einer dererseits das Herausstellen der offensiven NATO· Kriegsstrategie (Air-Land-Sattle), die auch u.a. in den Manö• vern geübt wird. Für die Anti·Kriegsbewegung sollten die Stör· politischen manöver aber auch Ansatzpunkte zu einer effektiven Kriegs· Verhinderung aufzeigen · jenseits von Menschenketten und Sitzblockaden a Ia Mutlangen. Eine realistische Kriegsverhin· Bewertung der derung auf der praktischen und massenhaften Ebene kann im Ernstfall aber nur geleistet werden, wenn mensch sich früh ge· nug fach· und sachkundig an die entsprechenden mllltäri· Störmanöver sehen Objekte macht.

Kein eindeutiger Erfolg, aber auch kein Rückschlag!

Wie sind nun · gemessen an diesen Zielen • die Manöverbehinderungsaktionen Im Raum Hlldeshelm zu bewerten? Zunächst einmal fiel auf, daß die Vorberel· tungen und die Störaktionen selber von den Medien weltgehend totgeschwiegen wurden: eine Ausnahme stellt hier die lokal· und Regionalpresse dar, deren Be­ richterstattung Ober Aktionen aber unter dem Tenor 'Friedensbewegung gegen ein­ heimische Bevölkerung' stand. Auch von Selten ctes Staates war eine Deeskala· tlonsstrategle zu verzeichnen. Außer eini· gen hetzerischen Sätzen im 'Bayernkurier' und diversen 'Warnungen' aus politisch aJ. lerdlngs unterschiedlichen Ecken, war auch lller allgemeines Totschweigen ange­ sagt: keine Demoverbote mit dem entspre­ chenden Mobilisierungseffekt fO r uns, kaum Hetzreden, nichts. Ähnlich sah dann das Vorgehen von BGS, Bullen & Bundes· wehr zwischen dem 19. und 22.9. aus. Zu· nächst verhaltenes Beobachten während der ersten belden Camptage, bis man dann am 21 . und 22. 'aktiver' wurde. Hubschrau­ berelnsätze, luft-aus-dem-Reifen-lassen, Ventile klauen, oder aucll Verteilerkappen· Entwenden, dies sind alles eher 'präventl· ve Maßnahmen', die darauf hinausliefen, direktere und härtere Auseinandersetzun­ gen zu vermelden. Nichtsdestotrotz gingen die Bullen, mal wieder, nach dem Motto 'legal-Illegal-scheißegal' vor. Ein Ziel, das durch die Störmanöver m.E. ansatzweise erreicht wurde, bestand in der Inhaltlichen Thematlslerung der NATO­ Manöver als praktische Kriegsvorberel· tung und in dem höheren 'Bekanntheits­ grad' der Air·land-Battle-Strategle. (Immer· hin hat die 'Frankfurter Rundschau' das Air-Land-Battle Konzept mittlerwelle ln lh· tem Dokumentationstell vorgestellt.) Zu· mindest Innerhalb der Friedensbewegung können die NATO-Manöver in Zukunft nicht mehr als 'Kriegsspiele' seniler Män• ner verharmlost werden!

61 Anti-Kriegs-Teil

Nicht gelungen ist eine umfassende Mobi• lisierung Innerhalb der westdeutschen Lin· ken fOr die Störmanöver. Oie Camps (im­ merhin 14!) waren zwar mit Ober 600 Teil· nehmßrn von Mittwoch bis Freitag relativ gut besucht, doch war die Zahl der ca. 7000 Teilnehmer der Abschlußaktion am Sams· tag eher enttäuschend. 'Sommerloch' und Urlaubszelt habM zwar sicher bei dem ge· ringen Mobilisierungsgrad eine Rolle ge­ spielt, doch ist m.E. sowohl die pdlltische Zielrichtung der Aktion nicht klar genug herausgestellt worden, als auch die Öffentlichkeits· und Agitationsarbeit zu lasch gehandhabt worden. Die Bevölke• rungsarbeit Im Manövergebiet ist fast vOI· llg flach gefallen: dies zeigte sich auch während der Aktionstage an den Oberwie­ gend negativen Reaktionen der ortsansäs• sigen Bevölkerung.

Ein weiterer Punkt, der sich negativ auf die Mobilisierung ausgewirkt hat, Ist die man· gelhafte Organlslerung der Aktion: selbst kurz vor Akttonsbeginn war noch zuviel un· geklärt.

Die Aktionstage vom 19. bis Blockierter Panzet, endlich einer ... 21.9.

Dennoch konnten besonders während der Camptage Ansätze aufgezeigt werden, wie sich Manöver effektiv behindern lassen. Oft reichten. schon kleine, flexible Auto­ konvois, um militärische Bewegungen fOr einige Zelt zu blockieren. Dennoch konn­ ten die Manöver in Ihrem Gesamtablauf natOrllch nicht entscheidend gestört wer· den. Oafor waren die Störmanöver ein zu 'l,merforschtes Gebiet', die 'Einarbeitungs­ zelt' for die Störaktionen zu kurz. Immerhin erreichten die Störaktionen aber, daß die LelneOberquerung for die NATO nicht wie vorgesehen Ober die BOhne bzw. Ober die BrOcke gehen konnte, daß die Fahrer zahl· reictler Militärfahrzeuge nicht geplante Pausen oder Umwege in Kauf nehmen mußten, daß einige britische Panzer mit silbernen IRA·Inltlallen verschönert wur­ den; und immerhin erreichten die Störak· tlonen, daß sich die Kriegsministerkolle­ gen Wörner und Heseltine nicht ganz so ungestört der Presse fellbieten konnten. Dazu aus der Pressemitteilung des Hlldes· helmer Info-Zeltes vom 21.9.: •Etwa 250 De­ monstranten versammelten sich an dem Abschlußkundgebung ln Hlldesheim Hubschrauber-Landeplatz von Wömer, als hene Pause der NATO-Manöver. Dies hatte Positiv anzumerl

Bis zur BuKo bleibt unseres Erachtens aber noch einiges zu tun. Organisatorisch Organisatorisches Konto: Anti-Atomboro-Diemelstadt wohl weniger, nachdem der Braunschwei­ ger AK im »Auftrag .. der AtommOllkonfe­ Anmeldung an: Kreissparkasse Waldeck renz die Vorbereitungen in die Hände ge· BUKO - Koordination Kto.Nr.: 018 310 98 nommen hat und der oder andere Anti· Peter Dickel BLZ.: 523 500 05 AKW-BIIer eher ein bißchen verunsichert und irritiert wirkt bei dieser Überorganisa• Sophienstr. 14 Stichwort: BUKO '84 tion mit Buttons, Plakaten, Hotelplatzan­ 3300 Braunschweig meldungen und dergleichen mehr. Den in­ Tei.0531/891632 haltlichen Aufruf und das »Positionspa­ pier« der AtommOllkonferenz eingeschlos­ sen, erinnert die bisherige Vorbereitung Wir haben dabei die folgenden Schwer­ 3. Kriminalisierung eher an eine BBU· punkte herausgearbeitet: Neben der Neuauflage des Brokdorfpro­ Jahresmitgliederversammlung, obwohl zesses gegen Markus und Michael und den kaum zu befOrchten steht, daß die BuKo 1. Stand des Atomprogramms anlaufenden Verfahren im Zusammenhang ln diesem Zusammenhang treten wir dafor selbst BBU-mäßig verlaufen wird. Die orga­ mit der Wendiand-Blockade ist fOr uns das ein möglichst auf Diskussionen und Ar· nisatorischen »Bonbons« scheinen denn Vorgehen des Staatsapparates im Vorfeld beitsgruppen zu denjenigen AspektEtn, die auchmehr ein Steckenpferd einiger Braun­ vom »Tag X« von besonderer und grund· schon vielmals zu Papier und in die Offent­ schweiger zu sein, und eine gute organisa­ sätzlicher Bedeutung. ln einer fOr die mei­ liehkelt getragen worden sind, zu verzieh· torische Vorbereitung hat schhließlich sten unerwarteten Härte wurde hier bereits ten und stattdessen kontroverse Themen auch seine Vorteile. Genug der Kritik an im Vorfeld einer Aktion gegen Gruppen den Formalien • vielleicht können die (als Anregung mag das Traube-Interview in und Einzelpersonen vorgegangen, was Braunschweiger ja noch auf einigen unnö• dieser Nummer gelten) und neue Gesicht· kaum ohne Wirkung bleiben dOrfte. Und tigen Firlefanz, der nur viel Geld kostet, spunkte zu diskutieren • etwa die for die nicht zuletzt stehen die beiden Zeitungen verzichten, auf Buttons etwa, und bitte Zukunft enorm wichtige Frage, welche der Bewsegung - pardon, die mittlerweile auch keine vierfarbigen Eintrittskarten. Auswirkung die bevorstehende Katastro­ eine Zeitung der Bewegung - unter schwe­ phe des totalen Waldsterbens auf die Ent· rem Beschuß. Was die inhaltliche Vorbereitung anbe· wicklung des Atomprogramms haben kann trifft, so steht bislang nur ein grobes Kon­ (Sprengung des Jahrhundervertrages Persepktiven des Widerstandes zept mit Arbeitsgruppen, Veranstaltung Kohle-Strom, Relativierung der Kostenfra­ Es li.egt in der Natur der Sache, daß die und Plenum (siehe Kasten), das aus dem ge in der öffentlichen Diskussion mit der Perspektiven der Anti-AKW-Bewegung nur Kreis der Atommollkonferenz erarbeitet möglichen Folge eines zweiten FrOhlings im Zusammenhang mit den drei vorange­ wurde. Entsprechend stark sind die for den Bau von AKWs usw.) Als kontro­ gangenen Punkten diskutiert werden kön• Schwerpunkte bisher an die inhaltlichen verskann auch die Diskussion Ober die Be· nen.Trotz aller grundsätzlichen Probleme Vorstellungen der AtommOllkonferenz an­ deutung des militärischen Aspektes bei und Schwierigkeiten mossen wir uns auf gelehnt: im Vordergrund stehen der Aus· der Atomenergienutzung gelten. der BuKo aber gerade an diesen Punkt her­ tausch und die Diskussion Ober einzelne anmachen und ihn in den Mittelpunkt des Aspekte des Atomprogramms und ihre 2. Stand der Bewegung Plenums stellen. Mögliche Ergebnisse der Auswirkungen auf die BI-Arbeit sowie das Hierbei sollte es unserer Meinung nach vor AGs und der Veranstaltung könnten hier Verhältnis zu den Granen und zum Parla­ allem um den Austausch untereinander ge· bereits einfließen - so z.B. die inhaltliche mentarismus insgesamt. Fragen, die den hen, da die Diskussionszusammenhänge Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsar• Widerstand, die Auswertung der jüngsten in der letzten· Zeit (Ausnahme: Atommoll­ beit, Auswertung der Energiebroschoren­ Aktionen, die Gegenmaßnahmen des Staa­ konferenz) doch sehr stark regional ge­ Kampagne, möglicherweise eine neue im tes gegen eine sich verändernde Wider­ prägt waren. Bereden mossen wir die sich Zusammenhang mit dem, Atomsperrgesetz standsstruktur und vor allem die weiteren stark verändernden Rahmenbedingungen der Granen und mit dem Waldsterben. Widerstandsperspektiven betreffen, sind for die Arbeit an den Standorten und in den Und nicht zuletzt, sondern zuerst sollten bislang so gut wie gar nicht Bestandteil Städten. wir die Frage diskutieren, wie, wann und der inhaltlichen Vorbereitung. Das liegt si· ln LOchow-Dannenberg, aber auch in wo wir dem Atomprogramm in der näch• eher im wesentlichen daran, daß sich die Schwandorf und Ahaus und nicht zuletzt in sten Zeit auch praktischen Widerstand Gruppen, Bis und Einzelpersbnen, die sol­ Brokdorf steht die Anti-AKW-Bewegung entgegensetzen können. Und diese Frage che Schwerpunkte hätten einbringen kön• vor neuen Situationen, denen der weitere sollten wir möglichst anhand konkreter nen, um die BuKo noch gar nicht geküm• Widerstand angepaßt werden muß. Vorschläge behandeln, z.B. dem Vorschlag mert haben. Daß zudem auch die »Veran­ Auch das Verhältnis zu anderen Bewegun­ von bundesweiten Aktionen in Schwan­ stalter« • obwohl ihnen die Problematik aus gen ist in einer neuen Phase. Die Friedens­ dorf, in Ahaus, dem Vorschlag eines Wi­ jahrelanger Anti·AKW-Arbeit vertraut sein bewegung hat die Sogwirkung vergange­ derstandsdorfes noch vor WAA-Baubeginn moßte • diese Themen mehr oder weniger ner Jahre verloren, neue Bewegungen, et­ oder gar dem Vorschlag einer erneuten außen vor gelassen haben, hat zu dieser • wa gegen das Waldsterben, versanden be­ Großdemonstration gegen die Inbetrieb­ aus unserer Sicht • unbefriedigenden Si· reits am Anfang im parlamentarisch­ nahme des AKW Brokdorf. tuation beigetragen. bOrokratischen Gestropp. Die Redaktionen von Atom Aber, wie gesagt, es ist ja noch nicht zu Kann die Anti·AKW-Bewegung wieder at· Express/atommOIIzeitung jedenfalls wer­ spät, höchstens fOr den Reader, dessen traktiver werden, und wenn ja, unter wel· den versuchen, im Vorfeld der BuKo und Bedeutung allerdings nicht Oberschätzt chen Bedingungen? Kann es gelingen, zwi­ natürlich auch auf der Konferenz selbst werden sollte. Wichtig wäre sicher die schen dem Parlamentarismus/den Granen diese vier Schwerpunkt einzubringen und Möglichkeit, bis zum Konferenzbeginn auf der einen und verstärkten Aktionen von möglichst gut inhaltlich mit vorzubereiten. selbst noch Diskussionspapiere veröffent• Kleingruppen auf der anderen Seite neue • lichen zu können, sei es als Anhang zum oder auch alte(!) - Aktionsformen wir­ Reader oder als mitgebrachte Loseblatt­ kungsvoll gegen das Atomprogramm ein­ sammlungen (eine alte Anti-AKW-Weisheit zusetzen? besagt, daß die wichtigsten Papiere immer zum Schluß kommen). Auf dem letzten Treffen der beiden Redak· tionen dieser Zeitung haben wir intensiv Ober die Bundeskonferenz diskutiert. Wir alle waren der Auffassung, daß es höchste Eisenbahn ist, sich in die inhaltliche Vor­ bereitung einzumischen, nicht besserwis· serisch und nörgelig, sondern konstruktiv. 64 anmelden wegen der Schlafplatzet Plakate und Aufrufe for die BUKO können noch bestellt werden.

BUKO ••• zum Zweiten gerade die unvermeidlichen Verseuchun· gen der Umwelt Im Normalbetrieb beson· ders Obel; hierdurch werden auch die sich hAufenden Beobachtungen verstAndllch, daß AKWs zum Waldsterben beitragen, al· so alles andere als Mittel zu dessen Be­ kAmpfung d{lrstellen. Weiter zeigt sich an Immer mehr Beispie­ len, da6 Ionisierende Strahlung die Wir­ kung anderer Umweltgifte verstAJ1(t (Syner­ glsmen), so daß die Kombination viel schlimmer Ist, als wenn das jeweilige Gift einzeln auftrate. Aus den genannten Gronden Ist Aadloaktl· vltAt kein Umweltgift unter vielen, sind Ato­ manlagen nicht einfach Industrieanlagen unter vielen, sondern die ganz beSOndere GefAhrdung erfordert weiterhin ganz be­ sonde(e Kampfma6nahmen. Auf der anderen Seite darf man natOrllch niemals die verschiedenen Umweltgifte ge­ geneinander ausspielen. Das Belspiel Waldsterben zeigt, daß das der Gegenseite ziemlich weltgehend gelungen Ist, was ja sogar for die Bundesgranen Anlaß war, Ih­ re seit langem verschleppte Initiative zu ei­ nem Stlllegungsgesetz erneut auf die lan­ ge Bank zu schieben. Selbst wenn es nicht so ware, daß AKWs selbst Waldsterben verursachen, dOtfte man nie zulassen, daß zur LOsung eines hervorstechenden Umweltproblems ein an­ deres, wenle-er auffälliges, obzwar viel schlimmeres, belgezogen wird. Zum anderen haben die Atomkraftgegner in der BAD einen neuen Stil der politischen Auselnanderse1Jtung geschaffen, der sich gerade nicht ~entlert auf existierende In­ stitutionen, und sich nicht an vorgeschrie­ bene Regeln hAlt. Oie Losung •Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht• drockte die Idee aus, daß es unvermeidlich sein könne, geltende Gesetze zu brechen, um eines höheren Rechts a.uf Leben und Gesundheit wlllen. Dazu Fllblnger, der furchtbare Jurfst•Das schlimmste bei Wyhl war, daß die Leute ein so verteufelt gutes Gewissen hatten, wenn sie Gesetze brachen• und •Wenn Wyhl Schule macht, Ist dieser Staat nicht mehr zu regieren•. Dazu die Idee von der 1. BuKo in Hannover:•Wir lassen uns n.lcht spalten an der Frage der Wlderstandsformen, und las­ sen sie uns nicht von der Gegenseite vor­ Oie Bewegung gegen Atomenergie hat das stellbara Katastrophe mit Millionen von schreiben.• historlache Verdienst, als erste die GefAhr· Opfern eintreten kann. Der Roman •1000 Dabeiist ein Fakt, daß der einzige bislang dung von Leben und UrAwelt in Ost und Röntgen• schildert, wie so etwas in unser anhaltende und wohl endgOitlg dauerhafte West angegriffen und.dabei neue, autono­ normales leben einbrechen kann, was wir Erfolg in Wyhl errungen wurde, wo die Ge­ me Wldenstandsfonneo entwickelt zu ha· allzuleicht verdrAngen. genseite befOrchten mußte, daß Ihr eine ben. Nachdem andere Bewegungen an Ihre Allein das erfordert die Stlllegung sofort ganze Region mit unabsehbaren Konse­ Seite getreten sind, stellt sich die Frage und um buchstAbiich }eden Preis, selbst quenzen Im praktischen Widerstand Ideo­ nach Ihrer aktuellen Bedeutung, nach dem wenn das (was ja nicht derFall Ist) Verzicht logisch entgleiten worde. Ihr heute und in Zukunft zukommenden Ge­ auf Stromversorgung, Stromsperren usw. Und daß es Brot

Programm der BUKO vom 23.-25. November in der Technischen Universität Braunschweig

Freitag, 23.11., 20 Uhr Öffentliche Veranstaltung mit 4 Beiträgen: Lage der Bewegung (Pater Dickel) Zivile und militärisch,e Nutzung der Atomtechnologie (Michael Salier) · Gesamtsituation der Energieproblematik (Jens Scheer) - Atomstaat, Staatsapparat u. Ant-AKW-Bewegung (Markus Mohr)

Samstag, 24. 11., 9 Uhr Eröffnungsplenum anschließend Arbeitsgruppen Vorläufige unvollständige Themenliste: - Erfahrungs-/lnformationsaustausch; Standortprobleme; Planung von Aktionen an Standorten; AKWs, Zwischenlager, Endlager, WAA usw. - Verwaltungsgerichtsverfahren gegen Atomanlagen - Kriminalisierung - ZusammenhangNergleich zwischen Atomenergie/Kohle, evtl. in Verbindung mit Waldsterben, Kohle'veredelung' usw. - Zusammenhang ziviler und militärischer Atomtechnik - Export von Atomanlagen, Technologie und Brennstoffen; Zusammenhang zur Situation der sog. 3. Welt, zur Entwicklung von Weltwirtschaft und Kriegsgefahr - Atomstaat im Zusammenhang mit technischen Möglichkeiten der Kontrolle (Personalausweis, Kabel usw.) - Situation der Atomtechnik weltweit/BAD, Chancen der Verhinderung, Strategien - Kritische Wissenschaft als Fortsetzung der wissenschaftlichen Kritik- Was ist nötig? - Hat es Oberhaupt einen Zweck wissenschaftlich zu argumentieren? - Parlamentarismus - Auswertung der Erfahrungen mit Energiebroschüre und der Energieausstellung. Soll die Ener- giebroschüre als bundesweite Kampagn'e weitergeführt werden?

Abends:Arbeitsgruppenvertreter bereiten Sonntagsplenum vor Fest (muß allerdings noch geplant werden)

Sonntag, 25.11., 9 Uhr Abschlußplenum: Perspektiven der Arbeit und Aktionen in der nächsten Zeit.

66 und zum Dritten !

Im folgenden drucken wir noch weitere kri­ en in die Allmacht des Staates zu erschOt· mentlert, der Krieg probiert und die Oberle­ tische Anmerkungen zur BuKo und zum tern bzw. eine Identitätskrise zu beschwö• benschance kaikullerbar gemacht. Her­ Selbstverständnis der Antl-AKW­ ren. Nur ein schwacher Staat wird auf Ober kam nicht viel zu uns. ln den 50er Jah· Bewegung ab, die uns zugeschickt wur· Atomprogramme verzichten wollen; was ren Ist eher kulturell, propagandistisch mit den. Wir hoffen, der Autor hat Verständnis, anders gesagt heißt: Strikt ökologische einem gewissen Bombenkult (das Ist wört­ wenn wir nur passagenweise aus seinem Forderungen lassen sich nur unter verän· lich so gemeint) eine in der Tat einfach nur sehr umfangreichen Papier zitieren kön· derten gesellschaftlichen Verhältnissen als verbrecherisch zu bezeichnende wis­ nen. realisieren ... senschaftlich technische Entwicklung ab­ Die Granen massen es sich zur Aufgabe solut verniedlicht und bOrgartich ldeologJ. ... Festgehalten werden sollte fernerhin, machen, statt einfach von einem beliebi· slert worden. Mit den Auswachsen aus je­ daß wir uns als unversöhnliche Gegner ei­ gen Frieden zu reden (den es unter Imperia­ ner Epoche mußte es in ihren Anfängen die nes Industriesystems verstehen massen, listischer Herrschaft ohnedies nicht geben Anti·AKW-Bewegung zu tun bekommen, das nicht nur großtechnologisch organi­ kann), die AKW-Bewegung parlamenta­ anders gesagt mit dem Unverständnis als siert Ist, sondern lebensbedrohende Struk­ risch zu unterstotzen, was heißen soll: Die einen festsitzenden Erbtell aus der turen entwickelt hat, die zwingend alles Forderung nach einem gesicherten Frie­ MAdenauer-Epoche« ('Die Atombombe, dat zentralisieren und monopolisieren, dabei den Ist untrennbar verbunden mit dem ls ne janz normale Weiterentwicklung der zerstören, was Im Wege ist. Kampf gegen das Atomprogramm und sei· Artillerie' !) ... Daraus ergeben sich eminent politische nen Internationalen Begleiterscheinungen, Nachtrag:,. Der Aufruf in der Form vom Fragen, gesellschaftlich struktureller Art. von den Tests bis zum Erzabbau und den Jull/84 Ist nichts als eine Art BBU· Technische Bezage sind dementspre· Versenkungen im Meer! Verelnspapler, ungeeignet, die erstarrten chend als Detailfragen wichtig, doch nicht Die Granen taten gut daran, jemand mit el· Fronten aufzureiBen. in erster Linie. nem Imperativen Mandat zu beauftragen, Der Kampf gegen das Atomprogramm Fragen einer anderen als bisherigen Zu· rahrt an einem besonders empfindlichen sammenarbeit auf der Konferenz zu disku­ Es wird von Atomtechnologie geredet, oh­ Nerv des Industriesystems und seiner bar­ tieren, wozu auch die Kritik an einer Ober­ ne auf den gesamten sogenannten Kreis­ gerliehen Gesellschaftsordnung! proportionierten •Friedenspolltik•, wie sie lauf vom Erzabbau bis zur Verseuchung ... Wie wahr es Ist, von vorrangigen absolut besonders Frau Kelly betreibt, die unkri­ der Meere der z.B. des Landkreises politischen Fragen auszugehen, verdaut· tisch den Terminus Frieden wie ein Gene­ LOchow-Dan. einzugehen. Es Ist nicht ein· licht schon die Einstellung der Gewerk­ ral verwendet und nicht das geringste fOr mal die Rede vom ehemals beschworenen schaft, Insbesondere der Teilgewerkschaft den Standpunkt eines AKW-Gegners auf­ Atomstaat, der ein Instrument in Händen IG B & E. Arbeitsplätze sind wichtiger als bringt, gehören wird. der Konzerne ist und das Industriesystem Umweltschutz, wobei unter Arbeitsplätzen So gesehen wird es verständlich, daß es verkörpert. Tätlgungsbereiche verstanden werden, auf um den •Frieden• besser stOnde, wenn die­ Die herrschende Ideologie von der frledll· die keine Gewerkschaft Einfluß nehmen se· allgemeine Friedensbewegung Im chen Nutzung wird nicht angegriffen, nicht kann, die einzig und allei n im Sinne des Ka· Schatten e i ner s t arken Anti-AKW­ als ein Verbrechen beim Namen genannt, pitals definiert werden. Dementsprechend Bewegung - und nicht umgekehrt, wie der­ so daß sich auch nicht ableiten lABt, wel­ ist die Politik von Bergbau und Energie nur zeit . sich bewegte!... che Rolle als ausfahrende Organe Institu­ als reaktionär im höchsten Grade zu be­ Atomare Bedrohung, und zwar gleicherma­ tionen und Industrie spielen - anders ge­ zeichnen. ßen die sogEmannte friedliche und die sagt werden damit Verbrecher nicht provo­ Aus Angst, den BOrger vor den Kopf zu sto­ schon bald mechanische der Mllltärstrate• ziert.. . ßen, wird das unterschlagen. Gleicherma­ gen, ist international, weswegen ein gewis­ Lediglich eine als offene Kampfansage ßen blauäugig wird allgemein von der Er­ ser nationaler Erfolg sich geradezu kata­ und eindeutige Provokation des Industrie­ haltung der Arbeitsplätze gesprochen in strophal in anderen Kontinenten und Län­ systems empfundene Position berechtigt Flugblättern Im Gegensatz zu Ratlonallsle· dern auswirken könnte • besonders in der Oberhaupt lnltlatloren, von einer Bundes­ rungstendenzen, die zwangsläufig durch sogenannten Dritten Welt, da dort Wider­ konferenz zu sprechen, denn alles andere OberschOssige Mengen elektrischer Ener· stand gegen milltärfsche Basen nicht mit war schon da, Ist es seit Jahren schon und gle beschleunigt werden. Arbeitsplatzideo­ unseren Möglichkeiten vergleichbar ist, degradiert damit eine Bewegung zu einer loglel Der Mensch braucht Geld zum Le­ vor allem weil diese Länder sich in einem 'NOtzllchen-ldlotenrolle', nOtzllch eben far ben! Satellitenverhältnis zu den westlichen Me· diese bOrgerliehe Gesellschaftsordnung, Der Kampf gegen das Atomprogramm Ist tropolen befinden. alarmiert höchstens die Träger dieser Ord­ eine fundamentale Auseinandersetzung Im Pazifik tummeln sich alle Marinen der nung.. . mit dem Kapital; er ist antikapitalistisch NATO und der UdSSR. Seit 1946 wird auf und tragt dazu bei, das oft blinde Vertrau- diversen Atollen der SOdsee atomar ~xperi- Eberhard Tresselt

67 Mit Hubschraubern wurde am 8.10.84 der erste Atommülltransport Ins Zwischenlager bei Gor1eben dirigiert. AKW·Gegner antworten mit Blockaden Aktionen und einer Demonstration am 13.10. in Lüchow.