Aufnüzur ila-inf Atomkraft? Hilfe fiir Zrittchrift der lnfonnationutellr Latein-erika Das ila-iilfo erscheint 10 x im Jabr und bringt: den Libanon * aktueUe Ländernachricbt~n aus Lateinamerika Die Hilfe für die palästinensischen * Hintergrundberichte und JYein Dankel und libanesischen Flücht linge muß Analysen weitergehen - ~ sowie Berichte über Aktionen medico international bittet um Unterstützung für Sofort­ und Diskussionen der Solidari· hilfe und langfristige Projektarbeit. Itätsbewegung Für: Sozialmedizinische Basisstruk­ turen in Süd-Beirut Soforthilfe für die Krankenhäu• ser Ghaza und Akka in den la­ gern Sabra und Chatila - Langfristige Hilfe für ein Frau­ engesundheitsprojekt an der Bir Zeit Universität im israelisch besetzten Palästina. Alle Jahre wieder bletet der Anti·Akw­ Kalender auf Ober 250 Seiten nicht nur ein Kalendarium, sondern auch ein wichtiges SPENDEN Nachschlagewerk fOr die tägliche Arbeit Stadtsparkasse Frankfurt und viele Inhaltliche Beiträge zu verschie­ Konto 1800 denen Themen: Stichwort: Libanon / Palästina -Dioxin - Filmlisten - Wendland - Materiallisten - WAA Windscala -Adressen - Kein Frieden mit der NATO - Kriminalisierung

Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie Postfach 1945 THEMEN DER LETZTEN NUMMERN 3400 Göttingen Kuba - 25 Jahre Revolution * Das Geschäft mit Menschen- : blut * Kirche in Lateinamerika i DIE ll IJJMIEI All: • Frauenkämpfe in Mexiko 0 Ich beatelle: i 0 Probebett ATOMMÜLL i Cl Jahresabonnement für 30.­ TRANSPORTE DM (ermiillgt 25.-, Institutio- nen 35.-, Förderer 40.-) I

...... 1 1~ame

si:~~.. ~~d · ö~...... EJn tödlicher Traum wird Wirklichkelt ~~~·~·~·~d ·Ü~~~~t;ri;;· ......

Informationsstelle Lateiname­ Daa Piekat tat ln roe, ·blau und galb 1m A 2 rika. Romerstr. 88. 5300. Bonn Format zum vwldaben fllr Stclt. ·.40 DM beim OlMtinger zu 2 ~ ~lan. -

Impressum INHALT Der Atom Express I Atommüllzeitung wird herausgegeben vom 'Verein für eine um· Standorte ...... 4 weftgerechte Energiepolitik e.V.' und vom Was tun mit laufenden Atomanlagen . • . .• . •. • ...... 4 'Lilneburger Arbeitskreis gegen Atomanla· WOrgas~n ...... • 6 gen (LAGA)'. Stade ...... 8 SchnellerBroter in Ostfriesland ...... • ...... • .. . 9 Redak1ionsanschrlften: Mittertelch . . .•...... •...... •••...... , ...... 11 Atom' Express Neckarwestheim ...... 12 Reinhäuser Landstraße 24, Postfach 1945, 3400 GOttlngen, Tel.· 055117700158 Schwerpunkt 1: Atommüllzeitung Anti·AKW·Bundelkonferenz SOllenweg 57, 2120 LOneburg, Tel.; 04131/45290 Mit viel Aufwand wat diese 8. Bundeskon­ ferenz der Anti·AKW·Bewegung vorbereitet Bestellungen : worden. Hat diese Zusammenkunft das ge­ Ganther Garbers, Posenerstr.22 halten, was sich einige von Ihr versprochen 2121 Reppenstedt oder hatten? • Oder haben die Skeptiker recl:lt Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie, behalten? Anders als auf der BuKo '82 ln Postfach 1945, 3400 GOttlngen. Kassel war es ln Braunschwelg allemal. Konto: Selte13 Verein fOr eine umweltgerechte Energlepo. lltlk. Reinhäuser Landsir 24, 3400 Göttin· Redebelträge zum Auftakt...... • ...... • . . . • . • . 14 gen Arbeitsgruppen ...... 19 PSchA Hannover 148 99 - 308 BuKo-N achlese ...... • .- ...... ·• . . . 21 oder ' aktuell', G. Garbars Plutonium ...... , ...... 24 PSchA Hamburg 378 14 · 206 Schwandort . . .. . , . • • . . • . . . . • ...... • ...... 24 Diese Konten sind gleichzellig Spenden· Dragahn ; ...... •...... : . . . . 25 kontenl ·Sprengsatz Hanau ...... • . • ...... 27 Druck: Steldl, DUstere Straße, Göttingen Schwerpunkt 2: Wendland V.I.S.d.P.: Eva Frintrup, GOnter Garbers, Matthlas KOntzel, Ulrlke Schierenberg Die Wendlandbl~aden am 30.4. und die Aktionen zu Tag X waren • zumindest ln Norddeutschland • · die einschneidenden Ein Abonnement kostet 25 Mark !Or !Onf Aktlone'l"t dieses Jahres. Im Jar1uar geht es Ausgaben lncl. Porto. Ein Förderabonne• weiter - mit den Wendland-Aktlonstagen. ment kostet 35 DM. Für BOrgerinillativen, Mehr zu den Aktionen, zu den Dlskusal~ Buchläden und sonstige wrooerverkäufer nen und zur staatlichen Repression auf ab 5 Exemplaren 3,· DM. Seite 34 Trotz 129a • Wendland-Widerstand . .'.. . .'. . . . • ...... 34 Eigentumsvorbehalt Aufruf zu den Aktionstagen .. :.-...... 37 Nach diesem Eigentumsvorbehaltist diese Widerstandsdiskussion ...... 38 Zeitung solange Eigentum des Absenders, Kriminalisierung ...... • . . . • ...... 42 bis sie dem Gefangenen persönlich ausge­ händigt worden Ist. 'Zur-Habe-Nahme' ist He~chläge . • ...... • ...... • . . . . . • ...... • . • . . . . . 44 keine persOnliehe Aushändigung Im Sinne des Vorbehalts. Wird dte ZeltSchrift dem Kriminalisierung ...... 45 Gefangenen nicht persönlich ausgehlln· Spitzel . . : .•...... •..· ...... 45 dlgt, Ist sie dem Absender mit dem Grund 129a ln Göttingen ...... ••...... •.•. ... . 50 dar Nichtaushändigung zurOckzusenden. Anti-Krieg•Tell ...... 51 Europäische Option . . • ...... • ...... 51 Liebe Leserlinnen Nicaragua ...... •...... •.•. . •..· ...... • 56 Von wegen 52 Selten Umfang • wir haben Weltwirtschaftsgipfel . .• ...... •...... 57 es wieder nicht geschatrt und mossen uns diesen Vorsatz wohl endgOitlg abschmin· China ...... 58 ken. Dennoch nicht berOcksichtlgen konn· ten wir einige Artikel von Jens Scheer, ver­ schiedene wellere Einschätzungen zur Bu­ Schwerpunk1 3: k.o u.a.m. Und dann wollen wir euch noch Radloektlvltlt und Waldsterben schnell erzählen, daß wir bel diesem Lay­ out zwar elne weniger waren als sonst, wir d s fOr aber Insgesamt eine mehr geworden sind- Zeus Wallensteins Lösung: am 5.De­ Lange lelt war es ein beliebtes Argument zember Ist Sara geboren worden, wir freu· von Polltlkem uDd AKW.ßetrelbem, die en uns mit ganz doll• Notwendigkelt des forcierten · Atompr~ grammausbaue mit dem Sterbenden Wald Dies Ist der Atom Express Nr.42 und die zu begrQnden. Dem Ist nicht so. Mit Jedem Atommillizeitung Nr.29. AKW stirbt der • Deutsche Wald• noch Tltelfoto: G.Zlnt schneller. AOckseltenfoto: H.Schreg Seite 83 ______) 3 Was tun mit laufenden

Auch wenn eine Anlagetrotz Widerstands fertig gestellt und ln Betrieb ge­ Es gibt 3 Gruppen: nommen wurde, Ist Resignation nicht angezeigt. VIelmehr gilt es, durch a) die standlg Beschlftlgten, auf deren vielfältige phantasievolle Aktionen den politischen Preis hochzuschrau­ Qualifizierung die Betriebe ln jahrelangen ben, mit der Perspektive der endgOitlgen Stlllegung. Voraussetzung dafor Ausbildungsprogrammen groBen Wert le­ Ist möglichst umfassende Information, sowohl Ober die Auswirkung auf gen, deren Strahlenbelastung deshalb re­ lativ klein gehalten wird auf Kosten der an­ dleUmgebung als auch Ober Vorgänge Im Werk selbst. deren zwei Gruppen b) Qualifizierte Manschaften, die von einer Gelegentlich wurde und wird mit Messun­ Ich habe mit einem teuren Detektor vor Ort zentralen Firma aus ln die verschiedenen gen radioaktiver Emission odef' direkter ln BrunsbOttel und Krommel die aus dem AKW's geschickt werden, um dort Arbeiten Strahlung aus der Anlage begonnen. Ein AKW kommenden Gammastrahlen gemes­ auszufahren, die bei Gelegenheit des all­ Problem Ist, da8 pyslkallsche Maßgerate sen: Auf der am AKW Kromrnel vorbelfah­ Jährlichen, mehrere Wochen dauernden durchweg zu unempfindlich sind, um die renden Stra8e bei Vollast einen 270 Brennelementwechsels anfallen. Auch de­ Belastungen bel Normalbetrieb zu erfas­ Millirem/Jahr entsprechenden Wert, ln ren Belastung wird noch relativ niedrig ge­ sen, die andererseits zu feststellbaren bio­ Brunsbottel am Zaun bei 70% Leistung halten auf Kosten der dritten Gruppe: logischen Schaden fuhren. Deshalb Ist die 380 Millirem. Dies Ist zwar erheblich mehr c) Ungelerntes Aelnlgungspersonal, das me8technlsche Überwachung problema­ als die durch radioaktive Stoffe zulasslgen von Ortlichen normalen Gebluderelnl­ tisch, weil sie zu dem Schluß verfuhrt, es 30 Millirem pro Jahr, nach def' Strahlen­ gungsflrmen angeheuert wird, tellweise werde gar nichts Geflhrllches emittiert. schutzverordnung aber noch zulasslg. auch, so bei dem Unfall beim Gundrem­ Das Problem betrifft nicht nur die AKW· • beim AKW Ohu hat E.Kruger mit einem mlngen, von Sozlalämtef'n ahnungslos da­ Gegner selbst, sondern taucht vor allem sehr einfachen kommerziellen ZAhlrohr hingeschafft wurde. Die mossen die Dreck­ auf, wenn man das Überwachungspro• beim Brennelementwechsel in etwa 4 km sarbeit tun und werden auch am meisten gramm breit propagiert und dann Offent­ Entfernung eine drastische ErhOhung der bestrahlt, was nicht einmal halbwegs or­ lich gefragt wird, was man denn nun ge­ Gammastrahlung festgestellt, die allmäh• dentlich registriert wird. messen habe. Trotzdem sind solche Über· lich Ober mehrere Wochen abklang. wachungsprogramrne sinnvoll, um bel Un­ • Umweltproben, Boden, Pflanzen, Nah­ Diese drei Gruppen bieten natorllch ver­ fAIIen was festzustellen und die Obilehen rungsmittel und auch Milch kOnnen ln un· schiedene MOgllchkelten fOr Kontakte, Ins­ Verhelmllchungen zu verhindern. lnfrage serem LabOr auf gammastrahlende Stoffe besondere Ist Ihre Ideologische Voreinge­ kommen kommerzielle Gerate; wir haben untersucht werden; da das die Unlversltat nommenheit und Bindung an das Werk ver· ln Bremen begonnen, empfindlichere, aber nicht finanziert, mossen wir dafor etwas schieden. Wichtig Ist, die derzeit existie­ nicht teurere Gerate zu entwickeln. Geld nehmen. renden Widerspruche und Konfliktpoten­ Offenbar Ist das •biologische Nachwelsge­ Dies Ist for eine DauerOberwachung zu auf­ tiale zu kennen: rlt• Tradescantla • eine Pflanze, ln deren wendig, wohl aber sinnvoll bei Verdacht • An erster Stelle die Überwachung, Perso­ Blute mit einer Lupe Mutationen zu erken· auf Unfalle oder Illegale Ableitungen. nenkontrolle, Datensammiung. Hier liegt nen sind· empfind liehet', aber das erfordert • Eine andef'e ganz wichtige Sache Ist, Kon­ etwa ausdrucklieh ein Widerspruch zwl· neben Übung ungeheuren Arbeitsaufwand; takte und ein Vertrauensverhlltnls zu den sehen Atomgesetz und Betriebsverfas­ sinnvoll also, wenn sich viele Leute enga­ Im Werk Beschlftlgten zu gewinnen. Dazu sungsgesetz ln Sachen Mitbestimmung giert daran beteiligen. einige Informationen: des Betriebsrates vor. Das äußert sich auch ln so • slmplenc Widersprochen, daß

4 Atomanlagen?

die technische Sicherheit mehrere Flucht· Diese Fakten ln Zusammenhang mit der Anders bei Unfällen: lOren erfordert, die ÜberwachungS&Icher• geplanten Erhöhung der Grenzwerte soll· in der Umgebung des TMI-Reaktors bel helt dagegen nur eine Tor zulAßt etc. ten Anlaß zu einer ersten Verunsicherung Harrlsburg haben Bl's jetzt schon er· Ein zweites Konfliktpotentlai bildet die kOr· Ober die Strahlenbelastung sein. · Tatsach· schreckend hOhe Krebsraten zweifelsfrei perllohe Belastung • die normale des lieh Ist das technische Risiko for Strahlen­ festgestellt, zusatzfleh zu dem amtlich Schichtbetriebes wird •atomenerglespezl· arbeiter, die mit den heute goltlgen Grenz­ festgestellten Anstieg der Slugllngssterb­ fische verschlrft durch die Notwendigkelt werten belastet werden, rund 300 mal hO­ llchkelt kurz nach dem Unfall und zu eldes­ von SchutzanzOgen, Atemmasken, Enge her als das durchschnittliche Risiko, in der tattllchen Erklärungen von Leuten, die un­ der Arbeitsbereiche etc. Dabei Ist anzu­ Industrie berufsbedingt zu Tode zu kom­ mittelbar nach c:tem Unfall typische Symp­ merken, daß die Opfer des Gundremmln­ men. Nun mer1

Uranabbau im Schwarzwald gestoppt!

Eifrige Zeitungsleser wissen es schon: Bei dem kleinen Örtchen Menzen­ schwand im Südschwarzwald darf per Gerichtsbeschluß kein Uran mehr abgebaut werden. Die schätzungsweise 5.000 t Uran bzw. 500.000 t 1% iges Uranerz werden wohl bis auf weiteres im Berg bleiben. Daß sich die AKW· Gegner freuen, Ist klar. Daß sie die Landesregierung auch freut, liegt dar­ an, daß das Uran Ihrer Meinung nach spätestens dann verfOgbar sein wird. wenn die Weltmarktpreise mal anständig gestiegen sein werden.

Das Verwaltungsgench1 Freiburg hat die •Hierbei handelt es sich ausschließlich um Klage der Gewerkschaft Brunhllde gegen privatwirtschaftliche lnteressenH, das Land Baden-WOrtemberg auf Ertellung einer Abbaugenehmigung fOr Uran und Von Bedeutung Ist das Urteil auch Inso­ Thorium auf dem Gebiet aer Gemeinde weit, als die Gewerkschaft Brunhilde Im· Menzanschwand abgelehnt, weil Offenlll· mer wieder den Verlust von Arbeitsplatzen ehe Interessen die Urangewinnung 1m g& Ins Feld fOhrt. Dazu das Gericht: •Dem mll samten zuzuteilenden Feld ausschließen. der Ausweisung von Naturschutzgebieten Dazu zahlen die ln der Naturschutzverord­ verfolgten Zweck, Gebiete, ln denen Im be· nung Feldberg aufgeführten Verbote, •Bo• sonderen Maße der Schutz von Natur und denbestandtelle abzubauen, Grabungen Landschaft ln ihrer Ganzheit erforderlich vorzunehmen oder die Bodengestall auf ist, möglichst frei von menschlichen Ein­ andere Welse zu verandern oder zu be­ griffen zu hallen, widerspräche es, dem ln· schadlgen . Eine oberirdisch stehtbare teresse an der SchafJung oder Erhallung Veränderung der natOrllchen Bodengestalt von Arbeitsplätzen ohne weiteres Vorrang Im Sinne des VerbOtstatbestandes wird einzuräumen.• aber allen•durch den etwa 2 m hohen und 2 Oie Geweri

5 Bericht über eine AKW-Bewachung in Würgassen

Um 5.00 Uhr wollten wir eigentlich da sein · aber das hat le•der nicht geklappt. Das Au· Da · lrgendwo ist etwas grell-orange er· to sprang nicht an, die Scheiben waren zu· leuchtet. So sieht also das Scheißding bei gefroren · es Ist Oberhaupt saukalt ln el· Nacht aus. Wir fahren zuerst die Umge­ nem der vielen kleinen Käffer sitzt plotzllch hungsstraße hoch, um das Ganze mal Im 'n völlig besoffener Typ auf der Straße. Überblick zu haben. Es Ist zwar alles hell I N~tchde1m wir Ihn bearbeitet haben, doch erleuchtet aber völlig ruhig · totenstill, es besser nach Hause zu gehen, geht's wel· bewegt sich nichts. Auch die Zufahrtsstra· ter. Es Ist noch völlig dunkel und das Fern· ße Ist beleuchtet. Erst um kurz vor 6.00 licht am Auto Ist ziemlich beschissen, fahren die ersten Autos aus dem Werk· die ßerdem zleht's aus allen Altzen · Nacht~chlcht Ist wohl zu Ende.

6 öfter die Bullen benachrichtigt haben. Aber- zu spät, die Bullen sind schon hinter uns. Sie kommen in aller Ruhe ans Auto. ' Wirhaben Kann es sein, daß sie hier fotografiert ha­ ben?' Damit hab' Ich nicht gerechnet. Da jedenfalls noch es aber hier kein Fotograflerverbot gibt nieeinen sag' Ich: • Ja, was dagegen? ' ' Ihre Perso­ so hohen nalauswelse bitte. ' Der Bulle mit dem Lebensstandard hochroten Kopf nimmt uns die Auswelse ab, während sich der andere die z. T. mit gehabt! Bindfäden, Farbe und Spachtel zusam­ mengehaltene Karosserie des Wagens an­ guckt. Dan setzen sie sich in Ihren Pa~sat und geben die Daten durch .•. das Obhche Ritual. Auf einmal lassen sie den Motor an und fahren mit unseren Papieren durch das Werkstor. 'Was soll das denn, dazu haben die doch wohl kein Recht! ' Ich gehe hinterher und frage den einen, was sie mit den Ausweisen noch wollen. ' Ich will die jetzt wiederhaben!' Aberer-völlig arogant­ winkt ab. ' Sie kriegen die gleich schon wieder, das Oberlassen sie ruhig mal uns.' Ich weiß nicht was tun und gehe erst mal abzuheben. die uns Wir haben die ganze Zeit das sichere Ge­ watend zum Auto zurock. Die scheinen al­ verschiedene Infos ermöglichen, unter an­ fahl, nicht so unbeobachtet zu se!n wie es so Im Werk 'ne Liste zu fahren Ober alle, derem einer der uns verspricht, was Ober uns vermittelt wird. Das wird unterstotzt, die hier bewachen. Kurz darauf kriegen wir Entsorgung ~u zeigen. Klick-nichts. Zuerst als wir mitkriegen, daß eine weißgekittelte sie dann mit einem grinsen wieder Ober­ Freude weil die Technik versagt, dann aber Putzfrau auf den Knien robbend, die Fuß• reicht. • N' schönen Tag noch.' ' Idiot!' die Ahnung, daß der Film nicht vorhanden leiste des Raumes entlang wischend, un­ kriegt er halblaut zurOck. Conny fängt wie­ Ist. Warum ? Ist das eine Schwachstelle sere Spuren verfolgt. Wir verabschieden der an zu stricken. Jetzt wlrd's zu kalt. Wir der vorgegaukelten Perfektion? Jetzt wei- uns von Ihr und gehen noch kurz auf das fahren ins Dorf und trinken 'ne heiße Scho­ ter. Des Deutschen liebstes Kind, ein~ EI­ Aussichtsplateau, von wo aus mensch das kolade. Am AKW wird inzwischen kaum senbahn. zwei zage, einer mit radioaktiven ganze Werk Oberblicken kann. Von Ein­ was weltbewegendes passieren. Elementen beladen, einer mit strahlenab­ drOcken erschlagen gehen wir den Weg zu­ schlermenden Materialien wie Sand, Glas, rock zum Nach 'ner halben Stunde sind wir wieder Beton können aneinander vorbelgeleitet da. Elke und Conny (Namen geändert) be­ mensch hat die Möglichkeit, schließen, das fOr alle mondlgen BOrger/Innen offene Im AKW zu besichtigen. die beiden sich wieder zu mir setzen, sind sie irgendwie rnerkwOrdlg drauf. Sie fangen an zu erzählen und ich hab' das Ge­ fahl, noch 'ne Stunde länger in dem Kasten und die hätten nicht mehr gewußt, gegen wen oder was sie sich eigentlich hier den mit einem Strahlenmeßgerät zu Oberpro­ Arsch abfrieren. Es funktioniert! Ich stelle fen. Warum regen sich alle so auf, selbst mir vor, wie die 'giOckliche' deutsche Sand läßt den Zeiger auf den Nullpunkt Durchschnittsfamilie ihre Erlebnisse Im sinken. Außerdem,' was macht das schon, Auf dem Weg dorthin bemerken wir, daß AKW Wargassen ohne Probleme an de~ ein Millirem • hatte uns eine vertrauensvol­ der Typ vom Werkschutz in den 80sehen netten Besuch im Zoo anreiht. Ich erwi­ le Frauenstimme im Video 'Radioaktivität' hängt und uns beobachtet. Die Obrigen Ge­ sche mich dabei, wie ich ihnen allen ern­ beschwichtigt. Mittlerweile spiele ich mit bäude des AKW's wie Reaktor und Verwal· stes was Ober hohe Strahlendosis, Wald­ Videokameras, die die Situation um den tung sind nochmals umzäunt, alles mit Ka­ sterben und Krebs erzähle. Das darf alles Reaktorkern und im Maschinenhaus llfe meras bestOckt. Wir sind angekommen. nicht wahr sein!! Obertragen. Dann plöt:~;lich Werker im Bild, Ein Unsicheres GefOhl Im Bauch, wegen Da • schon wieder der LKW von vorhin fährt die sich wie selbstverständlich in albernen der Strahlung. Dann die Überaschung. Im durch das Werkstor. Was sthet da fOr'n Na­ PlastikanzOgen im Kern der Schweinerei Treppenhaus des Zentrums hängen Ge­ me auf der Fahrertor, wo kommt der her? ' bewegen. Schwachsinnige Skrupel, die Po· mälde, die einfach toll sind. Aber warum Mach' mal das Radio an, es mOßte gleich sition eines Überwachars eingenommen zu hier? Perversion! Wir hatten damit gerech­ 12.00 Uhr sein.' Zum krönenden Abschluß haben. Conny sitzt inzwischen auf einem net, daß uns dort jemand erwartet und unserer Schicht erscheinen noch mal die Helmtrainer und produziert Strom. Der Ra· durch die Räume fahrt, doch wir sind völlig Bullen.' Wir haben den Auftrag, uns Ist ge­ sierapparat summt -schneller- das Radio allein und Oberwältlgt, was uns hier gebo­ sagt worden, wir sollen hier mal vorbeifah­ dröhnt -schneller, schneller- Anstrengung, ten wird. Zuerst wird anhand eines Modells ren.' Die beiden sind 'ne Ecke jOnger als das Fernsehbild flackert .. Schluß! Ich hab' die Sicherheit der Reaktormauern demon­ die von heute morgen. Sie wollen uns ir­ doch keine Macke. Angebote und Reize striert. Auf Knopfdruck lösen wir einen VI­ gendwie vermitteln, daß ihnen die Kontrol­ oberfluten uns. Ich kann mich gar ni~ht deofilm aus, der den Reaktorkern zeigt und le selbst lächerlich vorkommt. Mit einem ' entscheiden, is alles so schön bunt h1er. das, was passiert wenn ..• Keine Panik, hier Ihre Kollegen sind heute schon hier gewe­ Letzte Station, der Höhepunkt. Wir dOrfen kann nichts passieren, wird uns versichert. sen, das wird ja wohl relchen,' geben sie uns mit einem Computer unterhalten der Dem Film ist eine Musik unterlegt, die ge· sich dann auch zufrieden und hauen wie­ uns verspricht, alle offenen Fra~en ver­ nauso wie Bild und Text die Gefohle auf­ der ab. ständnisvoll zu beantworten. W1r versu­ peitscht, mit der sicheren Ahnung eines POnktlich mit den neuasten Infos zur chen's wieder mit der Entsorgung. Unbe­ Happy-Ends. Der Held des Films Ist nicht Staatskrise Im Radio, betrachten wir unse­ holfen tippen wir auf den Tasten herum. James Bond sondern die Unfehlbarkelt der re Schicht dann als beendet. Unsere naive Hoffnung, ihn auszutricksen Wissenschaft. Die Wände, wenn nicht mit Wir sind uns darober einig, daß Demos und und entblößende Informationen zu erha­ bunten, flackernden, aufklärenden Wand­ Blockaden echt die beiebenderen Aktionen schen, geht in die Hose. Compu­ tafeln versehen, sind mit Metallplatten ver­ im revolutionären Repertoire darstellen. ter sind kleidet. Das GefOhl, der einzig verletzbar~ Eins ist wohl auch klar, das Wirrwarr zwi­ Punkt Im Raum zu sein oder wie nach ei­ schen Gedanken Im Kopf und GefOhlscha­ nem Zeltsprung das Jahr 2000 erreicht zu os im Bauch kann mensch mit Worten haben und in einem Raumschiff in die Ga- kaum noch richtig rOberbringen. 7 Siade .. Bewachung

ln der Presse wurde bislang nur Ober einen teten daraufhin, daß am folgenden Tag zu lingen worde, einen Transport unbemerkt Fehlalarm der Bewacher vor dem AKW derselben Uhrzeit ein weiterer Transport aus dem AKW zu schleusen. Dazu hatte Stade und Ober den Verlauf des Tag X be­ vorgesehen war. Die Beobachter hatten ein Flugblatt wesentlich beigetragen. Folg­ richtet. Die •Bewacher« sind jedoch der desnachts auf dem Gelände der NWK au· lich konnte die Polizeistrategie auch nicht Meinung, daß ein B~lcht Ober den Ablauf 8ergewöhnliche AktlvitAten festgestellt. aufgehen, die Beobachter per Staatsge­ vor Ort, die Vorgeschichte, und eine Ein· Jedoch tat sich bis etwa 10.30 Uhr for den walt davor zu .schotzen, eine strafbare schAtzung Ober Sinn und Auswirkungen Beobachtungsposten gar nichts. Bei der Handlung auszulösen. (Der Alarm war dieser Aktion fOr andere auch von lnteres· KS liefen inzwischen erste Meldungen durch Anwohner ausgelöst worden). • Ef· seist. Ober Polizeibewegungen in Richtung Stade fektiv waren dadurch belde Transporte ma· ein. Diese hAtten sich aber auch auf den xlmal 15 Minuten lang bzw. auf einer Bericht über Tag X ROckzug der im Wendland eingesetzten Strecke von 5 km unbemerkt geblieben. Stader Fahrzeuge beziehen können. Aus dem Grund hattf:'l die PolizeifOhrung Am Montag frOh (8.10.84) um 8.40 Uhr er­ Das erste Anzeichen kam wieder einmal auch am 9.10.84 auf das Einkassieren der hielt die Kontaktstelle Stade (KS) eine tele­ aus der Bevölkerung: es wurde gemeldet, Wachen verzichtet (hinzu kam, daß sich die fonische Nachfrage aus dem Wendland, daß die Nebenstraßen zur Harburger Stra· Wachen taktisch etwas besser verhielten). ob um 8.30 Uhr ein Atommolltransport das Be • wie am Vortage • von der Polizei abge­ Gelegentlich wurden unsere Wachen von AKW Stade verlassen habe. Die KS schick· sperrt werden. Dann wurde eine Polizeiko­ Vorbeikommenden ermutigt (z.B bekamen te daraufhin jemand in Richtung AKW, um lonne in Richtung AKW gemeldet, ein an· einige von uns Äpfel zugesteckt). So sehen den Verdacht zu oberprOfen, daß die Beob­ derer Anruf galt einer Sattelschlepper· wir auch eine Wechselwirkung darin, daß achter abkassiert worden waren. ln der Gruppe ohne Aufsetzer in Richtung Dow ohne unsere Wachen die Aufmerksamkeit Zwi_schenzeit, um 9.00, erreichte der erste Chemical. Jetzt waren die Posten an der der Stader schnell erloschen wäre. Damit Anrufer die KS damit, daß eine »Unheimli· Reihe. Da sie diesmal nicht in »Schutzhaft« bekam diese Aktion eine neue Qualität. ehe« Polizeiansammlung in der Harburger genommen wurden, meldeten sie Ein· und Diese finden wir auch in den folgenden Straße mit 4 Containerfahrzeugen sich Ausfahrt zwischen denen nur ganze 10 MI· Punkten wieder: durch die Stadt bewegt. Daraufhin gab die nuten lagen; die Zugmaschinen und der Die Aktion erforderte eine for jeden erkenn­ KS eine Vorabwarnung in das Wendland geschlossene Polizeitross waren Ober eine bare Beständigkeit; die Bewacher inve­ durch. Nach weiteren Anrufen aus der Be­ Straße, die nur bis 3,5 to zugelassen ist, stierten Zeit, auch wenn in ihrer Schicht völkerung war dann klar, daß endlich der durch den Nebeneingang auf das Gelände mit nichts zu rechnen war. Auch war diese erste AtommOlltransport das AKW verlas­ der NWK gefahren. Schnelligkeit war of· Zeit nicht vertan, denn Gespräche in M.u8e sen hatte. fensichtlich Trumpf! Unter den ca. 50 im Angesicht eines altersschwachen Gegen 9.30 Uhr berfchtete dann der vor­ Staatskarossen befanden sich auch zwei AKWs fallen leicht noch etwas »rechts­ ausgesandte Melder, daß an dem Bewa· vollbesetzte Busse. staatlicher« aus. chungspunkt 1 vor dem AKW zwei PKWs Das war eindeutig genug. Die wochenlange Anwesenheit der Bewa­ mit Hamburger Kennzeichen, unbesetzt, Die Telefonkette wurde ausgelö$t, und ei· cher löste gewisse Irritationen bei den Be­ standen. Zunächst wurde die örtliche Pres­ nige Atomkraftgegner verfolgten den treibern aus. (WerkschutzaktlvitAten, Pro­ se per Telefon darauf aufmerksam ge­ Tross; jedoch wurden die meisten aus dem betransport am 20.9.84, Verwirrfahrten aus macht und ein Rechtsanwalt informiert. Verkehr hinter dem Konvoi herausgewun· und in das AKW mit Der Melder und eine weitere Person fuhren ken und unter dem Vorwand einer Containerfahrzeugen... • u.a. hatte der dann zu dem AKW hinaus, wobei • noch in Personen· und Fahrzeugkontrolle aufge­ Werkschutz unseren Funkverkehr »mit der Stadt • ein zivHer PKW mit zwei Unifor· halten. Die letzte Meldung von einem AKW· Spielchen« gestört.) mierten sich vor den PKW setzte. Diese Gegner aus Stade kam aus der NAhe von Die TelefonOberwachung war nicht zu Herren beobachteten das Notieren der ~nltAII Oberhören • knick,knack KFZ-Kennzeichen, deren Durchgabe von War das alles ? Es war mal eine Aktion, wo nicht auf eine einer öffentlichen Telefonzelle an den Handlung der Batreiber oder des Staates Rechtsanwalt, das Notieren der beiden Aus unserer Sicht war die Bewachung des reagiert, sondern offensichtlich provoziert Kennzeichen der beiden Autos am Beob· AKWs ein Erfolg. Der anfAngliehe Pessi· wurde: die Staatsmacht mußte for einige achtungspunkt 2, welche jetzt erst ent· mismus innerhalb der örtlichen Bewegung private MOllcontainer sehr viel Staub auf deckt wurden • womit klar war, daß die Po­ konnte relativ schnell Oberwunden werden. bundesdeutschen Straßen aufwirbeln. lizei gleich belde Wachen einkassiert hat­ Obwohl der Stader Arbeitskreis gegen Ato­ For die meisten • und auch fOr die neuen te. Zu guterJetzt unternahmen sie auch menf:'lrgie im Februar aufgelöst worden Gesichter in der Stader Anti·AKW· noch eine Personalienfeststeliung. war, fanden sich genOgend Leute fOr die Bewegung • war die AKW-Beobachtung Dann, rein zufällig, fuhr ein PKW an den Überwachung. nicht die letzte Widerstandsaktion. So wird Beobachtungspunkt 2 vor, dem zwei Perso­ Wir hatten nie den Eindruck, daß wir »fOr z.B. bei den Alternativen Stade darober nen entstiegen. So trudelten pArehenweise den schlafenden Teil der Bevölkerung das nachgedacht, gegen welche Betriebe oder alle unsere 7 Hamburger Beobachter wie­ AKW beschOtzen«. Wir hatten dagegen Baustellen, in welchem Zusammenhang der ein. Es war Inzwischen 10.30 Uhr. den Eindruck, daß sich durchaus viele Sta· (z.B. wer macht wann wiederholt Überstun• Ab 2.30 Uhr des 9.10.84 stand die Beobach· der BOrger Gedanken machten, ob die Be­ den?) diese Aktionsform gleichermaßen tung des AKWs wieder. Informationen deu· wachung durchhAlt und ob es der NWK ge· geeignet sein könnte. 8 Standortberichte Schneller Brüter in Ost- triasland

Kaum war der Emt- Dollart- Vertrag am 26.5.84, der den Bau des Dollartha­ fens und die Nutzung der lndustrlefll­ chen am Rysumer Nac.ken und im Wy­ belsumer Polder bei Emden regelt, zwi­ schen den Niederlanden und der BRD puaphiert, da tauchten neue beunruhi­ gende Meldungen über Industrieansied­ lungsmaßnahmen in der ostfriesischen ö ffentlich.keit auf: Ostfriesland wurde Einen Tag spiter (Emdener Zeitung vom HTR möglich, die angeblich großen und als Standort fUr einen Schnellen Brilter 30.5.84) dementierten dies die nieder· teuren Energieprobleme der ansiedlunp­ genannt. sächsische Landesregierung, die SchneU. willigen Unternehmen mit ..bi.Uigem" Die Hannoversche Allgemeine Zeitung BrilteF- Kraftwerksgesellschaft und die Atomstrom zu lösen. meldete am 29.5.84: "Obwohl der erste DWK sagten, daß der Bau eines Sehne!· Und auch nach Abschluß der V erhand­ Schnelle Brflter der Bundesrepublik in Jen Brilters in Ostfriesland reine Speku· lungen fUr die neue Dollarthafenlösung Kalku am Nt~d~rrh~in noch nicht fe,.. lation sei. ohne die Industrialisierung des Gelse· rikkens (3) existieren plötzlich bei den tiggesteOt i.rt, laufen die Vorbereitungen Doch güpstige Vomussetzungen ftlr die hiesigen Atomkraftbetreibern wieder für einen zweiten, noch größeren Brflter. Atomindustrie und die Herrschenden Energieprobiemefllr die ansiedlungswilli­ Vertreter der Elektrlzit6tswirtsohllft luz- sind in dieser Region vorhanden: ben bei nieders6chli.rchen Polttfkem JIO,.. Ostfriesland hat eine sehr hohe Ar­ ge Industrie. In ihrem neuesten Jahres­ geftlhlt, welche Chancen es für ttnen beitslosigkeit,. die je nach Landgemeinde bericht stellt die IHK (lndustrib- und Standort in Ostfrl-esktnd gebe." Bereits zwischen 20 und 30% pendelt, sodaß Handelskammer) für Ostriesland und seit 1978 gibt et tberleg\Ulgen in der Industrieansiedlungen von der Bevölke· Papenburg fest, daß sich die Energieko­ Atomindustrie den Bau eines weiteren rung relativ positiv aufgenommen wer· sten zu einer großen Belastung fUr die Schnellen Brilters, und zwar mit 1.000 den; Wirtschaft entwickelt haben, ., womit Megawatt, "ein Jahr nach Inbetriebnah­ Die Region ist abhängig von dem insbesondere bei den energielntenlillen I me des Kalkarbrilters " (SNR mit 300 V W- Zweigwerk Emden und den Werf· Unternehmen der Region die Bedeutung Megawatt) zu beginnen. (I) Deshalb ist ten; der Energiekosten 1tiirker au frlJher in es gar nicht verwunderlich, will die Ostfriesland ist eine lindlieb struk· den Blickpunkt gerflclct i.rt. " Der Grund Atomindustrie einen zweiten Brilter turierte Region mit geringer Bevölke• hierfUr wird von der lHK gleich mitgelie­ (SNR II) mit einer heute geschätzten rungsdichte; und fert: "Denn die Region gehört zu den Wahnsinnssumme von I 5 Mrd, DM in Ostfriesland ist vom Meer umgeben zehn teuenten Stromllmorgungsgebre­ den neunziger Jahren fertlptellen, para­ und kann deshalb beim BaueinesSNR 11 ten in der Bundeuepublik. "Gliicldicher· lell zur zeJuUI.hrigen Bauzeit des Dollart­ gegen zu erwartende Widerstandsaktio­ weile fllr die Stromverbraucher und die hafens, schon jetzt die Maßnahmen fUr nen leicht abgeriegelt werden. Industrie " i.rt wenigsten~ der Anteil der Planfeststell~ und Landesraumord­ Kernenergie bei der Stromerzeugung in nunpverfahren ~ten Schon 1979, im Zusammen· Norddeuuchltlnd mit fast 50% schon Laut der HAZ, soll es in Bonn Spelru.la­ hangmit deralten Dollartliafenlösuna (2} llerh4ltnilm4ßig hoch, andemfalü wllte.n tionen geben, wonach der Standort ftlr kam ein schneller Brutreaktor, der auf die Strompreiluntmchkde zu andenn den Bau der atomaren Wiederaufarbeit­ Gasbasis geldlhlt werden sollte, fiir Ost· Regionen noch gröjkr. " ( 4) unpanlage (W AA) in Gorleben entflllt friesland ins Gespräch: Am Rysumer Was an diesem IHK-- Bericht auf1allt, ist und stattdessen in Schwandorf ausge­ Nacken sollte eine KohleverfJ.Ussigungs­ nicht das klare Bekenntnis der Untemeh­ tuhrt wird. Niedersachsen würde im Ge­ anlage mit Ankoppelung an einen Hoch· mervertretunt zur KemeneJ:Bie, sondern, genzug, sollte sich die DWK im Herbst temperatwreaktor (HTR) gebaut daß jetzt nach Abschluß der Dollartba­ 84 fllr den Standort der WAA in Bayern werden. fenverhandlungen die Energieproblema· entscheiden, den SNR II als Ausgleich BiJUge lmportkohle, fUr die im Emdener tik fUr die Unternehmer wieder an Be· erhalten. In diesem Zusammenhang sind Hafen die Umschlagskapazitäten vorhan· deutung gewonnen hat. In den lHK-- Be· auch Äußerungen des niedersächsischen den sind, aollte in der KohleverflUssi· richten aus den letzten Jahren hatten Ministerprisidenten Albrecht (CDU) zu gungsanlage in Erdgas und Erdöl umge· die Kapit.alisten jedenfalls noch keine sehen, der " seit jeher der Meinung war, wandelt werden.. Das billige gewonnene Probleme mit den angeblich überhöhten Niedenachsen dUrfe nicht nur Standort Erdöl und Erdgas würde, so argumentier­ Strompreisen. Hier geht es um mehr. für AtommOllager sein, sondern mfbse ten damals d.ie Betreiber, schnell die An· Weiter hinten in ihrem Jaluesbericht auch an der zukunftltr6chtlgen Wette,.. siedlung chemischer Industrie nach sich wird die UlK deutlicher: ,,Dre Bundesre· entwtcklung der Kerntechnik leilhllben." ziehen. Außerdem wire es mit dem publik muß als Standort fiir 1trominten·

9 Standortberic'hte

nve Branchef!, Insbesondere der Grund· wodurch lieh mit der 30%igen Beteili­ die Stadt Emden berücksichtigt worden. ltofftndustrle, attraktiver bleiben. Aus gung der ·niederliindilcMn und der bri­ In der Emdener Zeitung vom 21.7.1975 Industrie- u·nd arbeitsmarktpolttUchen tüch.en Partner an der SBK ein auslän• heißt es dazu: .,Die Fläche für d4l zur Grflnden kann auch gerade aus norddt. discher Finanzierungsanteil von 65% am Energieversorgung notwendige Kraft· Sicht auf die Grundstoffindustrie nicht SNR I/ ergibt." (7) Im Klartext heißt werk ut als Versorgungsf14cM feltge­ verrichtet werden." (5) das: bei geschätzten 15 M.rd. DM. flir den setzt, die Lage an der Ems muß wegen Der Ems- Dollartvertrag läßt, trotz sei· Bau des SNR II in Ostfriesland müßte der KühlWtUserversorgung gewählt wer­ ner ,.v ersehälften " Umweltschutzmaß. die dt. Atomwirtschaft nur 35% der Bau­ den. Ein ca. 80 ha großes Sondergebiet nahmen, c1ie Ansiedlung von Grundstoff• kosten aufbringen ! Dazu würden si.ch dient der Landesvertetdigung. Es wird industrien zu, gemeint sind damit vor die Baukosten noch durch ein 20%iges von der Bundesregierung beansprucht. " allem Industriebetriebe, die im chemi­ Subventi9nierungsgeschenk aus nieder­ Es ist davon auszugehen, daß sich dieses schen Sektor und im Eisen- und Stahl­ sächsischen Landesmitteln bei Industrie­ militärische Sondergebiet in unmittelba­ sektor produzieren. Das klare Bekennt· ansiedlung in Ostfriesland vermindern. rer Nähe des Standortes fUr den mögli• nis der IHK zum angeblich billigen A· chen SNR befmdet, weil sich dadurch tomstrom n!lch Abschluß der Dollartha· folgende V orteile ergeben: fenverhandlungen und die Meldungen, der SNR läß't sich bei Bedarf schnell daß der SNR II fUr Ostfriesland im Ge­ durch das Militär ,,schützen ~ sprich ist, machen deutlich: Es besteht das im SNR gewonnene Plutonium ein Zusammenhang zwischen dem Bau kann fUr die militärische Weiterirerarbei· des Dollarthafens, den Bestrebungen tung (A- Waffen)direkt in militärische den zweiten Schnellen Brüter der BRD Obhut gegeben werden; in Ostfriesland zu 'bauen und den An­ der Transport .kann. über d~n militi· siedlungen von Grundst.offindustrie am tischen Teil des Dollarthafens erfolgen, Rysumer Nacken und im Wybelsumer falls das Schienen- oder Autobahnnetz Polder auf Grundlage von Atomstrom. ausfallen sollte; und der Ausschluß der Öffentlichkeit ist im Hafengebiet gewährleistet.

Bleibt nur noch nachzutragen, daß der Das Militär und der Staat in der BRD Bau eines SNR im Rysumer Nacken o­ haben das Interesse an der Herrstellung der im Wybelsumer Polder auf labilem von A- Bomben. Im Frühjahr 1982 w~ Baugrund erfolgen würde. Nach einer de ·im Emdener ABC- Batallion 11 0 ein Prognose von Geologen soll "das Gebiet "politisches Seminar" durchgespielt, in­ von Groningen bis hin zur Krummhöm dem ein SNR in Ostfriesland die gespiel­ um etwa einen halben Meter " bis zum te Ausgangslage bildete: Dieses Planspiel 1ahr 2000 sinken. Zutückgeführt werden zeigt, das bereits vor zwei Jahren militi· diese Bodensenkungenauf die Förderung rische Kreise über den Standort des von Erdgas bei Slochteren (Provinz Gro­ .SNR in der Region informiert waren, ningen/Niederlande) und Groothusen oder zumindest darüber nachdenken soll· (Krummhöm/Ostfriesland). Durch die ten. Es zeigt aber auch, daß unter den. Gasförderung bei Groothusen sind be­ Warum haben die A.tomwirtschlft, der Soldaten priJnär ein Klima geschaffen reits heute Bodensenkungen bis in den Staat und das Militär ein Interesse am werden sollte, daß die Gefährlichkeit EmderVorort Twixlum festgestellt wor­ Bau des SNR 11 in Ostfriesland ? des SNR verharmlost.. Sekundär zeigt es, den. Zwar behaupten die Geologen, daß daß die Atommafta. sich Gedanken über die Bodensenkungen sich "nicht negativ Widerstandsaktionen von Atomgegnem/ auf die Form der Erdkruste auswirken - Der Bau des SNR I in , der als innen in dieser Region gegen den mög• Erdbeben werden auch in Zukunft nicht Prototyp für den Serienbau erst einmal lichen Bau des SNR II macht. im Dollartraum auftreten - " (Emde­ seine Funktionsf'ahigkeit beweisen muß, ner Zeitung vom 10.5.84), jedoch ist da­ ist weitgehend vom Staat fmanziert wor· von auszugehen, daß der labile Baugrund' den, d.h. der Steuenahler kommt rur zu Schwllnkungen und Schwingungen die mehr als 10 M.rd. DM. auf. Trotz der führen würde. Die Lebensgefährlichkeit nicht erbrachten Funktionsfähigkeit des SNR würde sich durch den labilen und Finanzierungsschwierigkeiten durch Baugrund nocheinmal steigern ! den Staat 1981/82 drängte die Atomin­ dustrie auf den Weiterbau des SNR I mit der Begründung: .,Die volkswirtschaftli· ehe Bedeutung des Wetterbaus liegt für die BRD nicht zuletzt darin, daß bei der El113tellung der Arbeiten auch die dt. Industriefirmen ein Gebiet aufgeben müßten und nicht mehr in der Lage wä• 1) Strohm, H., Friedlich in die Katastrophe, ren, später etwaige Lizenzen aus einem Frankfurt a. M. 1981 , S. 784 anderen Land zu nutzen. Darüber hinaus 2) Die alte Dollarthafen Iösung sah die Ansied­ lung wn Indulteie auf einem aufgespülten sichert nur dte Erfüllung der internatio­ Zur ungestörten Herrstellung von A­ sehr breiten Damm Im Dollart vor. nalen Verträge über den SNR 300 die Waffen haben die Militärs, neben den 3) Die neue Dollarthafenl&ung regelt iblr ein spätere ausländische Beteiligung an ei­ bereits hervorragenden Abriegelungs­ paar IChwammlge l>aregraphen einige unbe­ nem großen deutschen Demonstrations­ möglichkeiten der Region durch Ord­ deutende Urnweltsdlutma8nahmen. 41 Jahresbericht 1983 der IHK für OS1fries­ BrlJterkraftwerk SNR D im Gegenzug zu nungskräfte, natürlich das Interesse, land und Papenburg, Emden 1984, S. 26 der deutschen Beteiligung am franzöii• möglichst in unmittelbarer Nähe des 6)ebenda,S.45 schen Super-Phenfx. Danach werden Standortes fUr den SNR präsent zu sein. 6J l,gl. Bode, Bertold u.a., StromlOgen und die italienliehe ENEL 33% und die frz. andere Mirchen, Göttingen 1981, S. 81 Dieses Interesse ist bereits durch die Aus­ 7) NRW Landeskonferenz-Info Nr. 36 vom EdF 16% der Kolten des SNR 0 tragen, legung des Bebauungsplans D 87 durch 7.6.82 lz1tiert nach S. 81

10 Standortberichte

Richtfest in Mitterteich

Nun soll es auch in Mitterteich bald so· ten durch Risse zu verhindern. derstandes im Grenzland ist nicht zu weit sein: Nachdem am Tag X der A· Angesichts des gewaltigen Gefahrenpo· rechnen. Mitterteich ist nicht Gorleben, tomstaat sich vorerst im Wendland nie· tentials - allein in der Halle für den mit· so, wie auch alle Widerstan dsaktionen dergalassen hat, wurde am 19.1 0. in Mit· telradioaktiven MUll sollen 40000 Fäs· dort bisher trotz starker Polizeiaufgebo· terteich Richtfest gefeiert. Das freudige ser gelagert werden- also nur eine kos­ te allesamt friedlich verliefen. Ein guter Ereignis galt der Landessammelstelle auf metische Verbesserung. Eine Verbin· Teil det Bevölkerung scheint sich zudem dem Gelände des Zwischenlagers , wo ab dung der Klage mit den Vorsorgemaß. mit dem Müll vor der Haustür abgefun· Frühjahr 1985 mit der Einlagerung von nahmen gegen den Austritt von Radio·

Mit Wassermangel herumschlagen mll$­ Das nächste Vorhaben wUrde, in die Tat Ei{l veränderter Vorschlag läuft nun da· sen sich zur Zeit die Planer des zweiten umgesetzt, eine enorme Umweltzerstö• rauf hinaus, die Pipeline bis zur Enz Blockes rur das Atomkraftwerk Neckar· rung zur Folge haben : durchzuhauen, nahe ihrer Einmündung westheim (GKN 11). Fünf Täler in ganz Baden Württemberg in den Neckar bei Bietigheim. Obwohl noch erhebliche, bisher ungelös­ sollen in Stauseen verwandelt werden. Nach Einschätzung der Initiativen ste· te Probleme mit der Kühlung bestehen, Wertvolle, ökologisch noch relativ intak· hen die Chancen, das Rheinwasserpro­ wird zur Zeit schon das Fundament fUr te Gebiete würden zerstört, und dafür jekt zu verhindern, nicht schlecht. We· das Reaktorgebäude betoniert. Eine bis zu 70m hohe Staumauem die Land­ niger gut sieht es bei den Speicherseen K'-ge gegen den Sofortvollzug (!er Bau­ schaft zieren. Gegen diese Pläne hat sich aus. Zur Zeit wird. ein überregionaler maßnahmen wurde von den Gerichten sofort ein breiter Widerstand entwickelt, Zusammenschluß aller Initiativen ,gegen in zweiter Instanz abgelehnt, obwohl der sich nach Bekanntwerden der Pläne jede Art von Stauseen, RegenrUckhalte· gegen die erste Teilerrich,tungsgenehmi· in mehreren Bis organisierte. becken etc. diskutiert, um auch anderen gung (TEG) ein Prozeß anbingig ist. Die Daraufhin holte die Landesregierung Umweltzerstörungen im Gefolge des Zulassung einer Beschwerde hiergegen den nächsten Vorschlag aus der Schub­ GKN U entgegenzutreten. vor dem Bundesverfassungsgericht steht lade : Aus dem Rhein soll nun Wasser Offtziell nämlich sind all diese Wasser­ noch aus. über die Metter und die Enz in den Nek­ zufllhrungspline. g&J nicht rur das AKW Die Klage gegen die erste TEG richtet kar geleitet werden. Die Folge wäre ein gedacht, obwohl ~in schon aus dem sich vornehmlich gegen den Standort, kompletter Ausbau der bisher noch wasserrechtlichen Genehmigungsverfah­ den Untergrun~ und· die pauschale Kon· ihrem J)atUrlichem Lauf folgendem Met­ ren hervorgeht, daß zusätzliches Wasser voigenehmigung. ter, da der Fluß den geplanten Wasser­ benötigt wllrde. Auch IndustrieanSied­ Eine weitere Klage läuft zur Zeit gegen massen nicht im geringsten gewachsen lungen brauchen schließlich viel Wasser, die wasserrechtliche Genehmigung der wäre. Auch die Qualität des Rheinwas­ und natUrlieh Strom, den man momen­ Anlage. Auf diesem Gebiet liegt auch sers dürfte erhebliche Einflüsse auf die tan schon im Obermaß produziert.... der Schwerpunkt der Arbeit der regiona­ ökoloiie des Flusses haben. len Bis gegen GKN II, da die Wasserver­ sorz.ung zu den größten Planungs­ schwachpunkten des Reaktors gehört, gegen die ein Vorgehen die größten Er­ folpaussichten bietet. Besonders in den Monaten vd'n August bis Oktober, wenn der Neckar seinen niedrigsten Pegelstand hat, wird es mit der KUhlung problematisch. Dement· sprechend muß der Betrieb runtergefah­ ren werden, was Kosten verursacht und wodurch außerdem erhöhte Radioaktl· vitit freigesetzt wird. Eine zuverlässige Grundlastversorgung durch das angeblich so nötige AKW ist ~ nicht einm.t gewährleistet. Ein weiteres Problem tut sich im weiter flußabwärts gelegenen Heilbronn auf : Dort soll ein Kohlekraftwerk e.rrichtet werden, das gleichfalls dem Neckar Kllhlwasser entnehmen soll, und dabei ebenfalls einen großen Teil verdu.nsten lassen wllrde. Der Niedrigwasserstand des Neckar reicht also auf gar keinen Fall für die derzeitigen Pläne. Unverdrossen versucht die Landesregie­ rung aber weiterhin, den Standort zu verteidigen. Die Devise lautet nun : Wenn der Neckar nicht gen.ua natllrli­ ches Wasser fUhrt, muß man eben nach­ helfen. Von weither soll Wasser in den Fluß gepumpt werden. Verschiedene Oberlegungen stehen augenblicklich zur Diskussion, wovon das erste Projekt schon gescheftert ist : Ein Anzapfen des Bod~nsees wurde von der Schweiz abge­ lehnt, auch die Leitung durch die Schwäbische Alb wäre geologisch be­ denklich gewesen.

12 Bundeskonferenz 84 Hurra, wir leben noch •••

Was von so einem Mammuttreffen wie der Wie auf anderen BuKos gab es in Braun­ Bundeskonferenz übrtgblelbt, bzw. was uns da­ schwelg von Wichtig erscheint • da.s haben wir auf den • eine Auftaktveranstaltung mit verschiedenen nächsten Selten zusammengestellt. Redebelträgen, von denen wir drei abdrucken; Es fehlt natUrlieh eine ganze Menge, aber für • fast 20 Arbeltsgruppen, deren Ergebnisse wir eine Extra-Nummer ausschließlich zur BuKo nur kni!IPP zusammengelaßt wiedergeben; hat ein solches Treffen u.E. nun doch nicht den ·eine Fete, von der leider noch kein Analysepa· entsprechenden Stellenwer1, was auch die pler vortlegt; eher aktlonsor1entlerten praktischen Ergebnis­ • ein Abschlu8plenum, auf dem unzählige R• se jenes Wochenendes beweisen: solutlonen verabschiedet WUrden, u.a. zum Wendlandwlderstand, %Um Weltwlrtschaftsglp­ 1. Demonstration gegen die Hanauer Atombe­ fel, zur Kriminalisierung, zum Verhältnis Anti· triebe am 15.12.1984. AKW·Bewegung und Grüne, zur bevorstehen­ 2. Aktionen Im Wendland gegen Atommülltran· den WAA.Standortentscheldung. sporteund Aktionstage am 26../27.1.1985. Die Resolutionen findet Ihr ln den jeweiligen 3. Tribunal gegen die RWE vom 23.·25.2.1985 Inhaltlichen Komplexen dieser Nummer. 4. ·Demonstration 14 Tage nach Bekanntwer· Natürlich liegen auch schon Kommentare und den der WAA.Standortentscheldung vor Ort. Einschätzungen vor. Einige davon haben wir 5. Aktionen ~n den Weltwirtschaftsgipfel auf den letzten Selten des Buko-Teils abge­ vom 2.-5. Mal 1985. druckt. 13 Bundeskonferenz

Redebeitrag von Jens Scheer es rettet uns kein höheres Wesen ... das können

Belspiel Stade: seit langem Ist die starke Eine weitere Folge: Geringe Radloaktlvltat Eine Bemerkung vorweg: was Ich ·sagen VersprOdung des Reaktorkessels bekannt • veratlrkt die Wirkung anderer Umweltgifte, mochte gewinnt keineswegs dadurch an jedenelt mogllch, da8 er birst. Konse­ der sogenannte Synergismus. Das gilt Gewicht, da8 Ich hier mit Titeln angekOn­ quenz aber nur: etwas geringere Lelstl.llg, nicht nur for Mensch und Tier, sondern dlgt werde • vielmehr Ist es ja gerade eine Umordnung der Brennstlbe, damit etwas auch for die Pflanzen. der Erfahrungen der Anti·AKW-Bewegung, weniger Neutronen austreten. • Die so Ein wichtiges Beispiel: Die Pflanze Tradea· daß man Autorltlten nichts unbesehen glanzende Erfolgsbilanz mancher AKWs c antla, an deren BIOtenhaarchen glauben sollte, schon gar nicht, wenn sie kommt, wie ln Stade, nur daher, da8 not· Iedermann/jedefrau die Wirkung von Strah- akademieehe oder sonstige Orden und Eh· wendige Reparaturen aufgeschoben und len mit der Lupe sehen kann; und zwar Ist renzelchen vor sich hertragen. die Anlage ln krimineller Welse gefahren diMee biologlache Nachwelsgerat em1> Der Kampf gegen Atomenergie • konkret wird. Folge: juat ln diesem Moment kann flndllcher als Jeder physikallsehe Apparat· for die Stlllegung aller Atomanlagen · wird der Kessel beraten und bei SW·Wind $1ne mithin ein Ideales Nachwelsgerat fOr BOr· Immer dringlicher, vor allem, weil bel al­ Wolke m lt der Radioaktivität von 1000 ger1nltlatlven, die mit einer Atomanlage le­ ternden AKWs die Unfallgefahr wachst Hlroshlma-Bomben ln Richtung auf Ha~ ben mosaen, auch wenn die Beobachtung und die Konsequenzen jedes vorstellbare burg treiben und dieses buchstabiich ve.­ sehr viel Zelt und MOhe erfordert. Ma8 oberachrelten. Ein GefOhl dafor, wie nlchten. Besonders wichtiges Belspiel aber Ist du eine Reaktorkatastrophe, die jedenelt • !n Also Ist die Stlllegung unbedingt notwen­ Waldsterben. Das wird einerseits durch dieser Sekunde • rTIOgllch Ist, ln unser Le­ dig, selbst wenn das Konsequenzen bis hin chemische Umweltverseuchung verur­ ben hlnelnbtlcht, gibt der Roman 1000 zu Stromaperren hAtte, was ja nicht der sacht • durch saures Regenwasser, aber Fall Ist. Harrlaburg war ein Menetekel, wo auch durch andere chemische Stoffe. De­ die Katastrophe durch gOtlgen Zl.lfall, und ren Wirkung wird aber, wie heute ganz un­ nicht etwa durch Kompetenz der Betrelber, bezweifelbar Ist, durch Radioaktivität Y&r· vn~nb111ralrta . Selbst dort bereits jetzt stlrkt. Deswegen Ist es völlig falsch, ja g• radezu pervers, die Bewegungen gegen chemische GrOnde des Waldsterbens und

die Krebsrate ln der UmgebUng an uncJ mit Sicherheit Ist dort eine Krebsepedemle ln den nlchaten Jahren zu erwarten. Die achleichende VerMUChung auch ohne Unfall durch Radioaktivität wird als Immer schlimmer erkannt Die Ursache: ein bel geringen Dosen besonders effektiver Wlr­ kungsmechanlamus, der Petkau-Etfekt, der dazu tohrt, da8 durch die bei hohen Oe> sen gewonnenen Erfahrungen die Gefahr bel geringen Dosen drastisch unterschätzt wird. Das wurde zuletzt deutlich durch gegen Atomenergie gegeneinander auszu­ amtliche US-Unterauchungen an Atomar­ spielen. Du hat ja nicht nur die Gegenael· beltem, die unzweideutig veratarktes Auf· te mit einigem Erfolg versucht, sondern treten von Strahlenkrebs welt unterhalb auch die Bundes-Gronen haben alch einige der zullsalgen Ooeen aufwiesen • ein Zelt dadurch verwirren lassen, was Ihr I» Grund mehr, den geplanten Verachlecht• gro8enawertea Stlllegungsgeeetz um wel· rungen der Strahlenschutznormen ent~ tere Wochen v~ hat. genzutreten und Ihre drastische Senkung Allerdings sind zwar die Befunde klar, da8 zu vertangen, solange die sofortige StiiJe. Atomenergie zum Waldsterben beitrAgt. gung aller Atomanlagen noch nicht er· unklar sind aber noch die Wlrkungsmecha· reicht wurde. Das telgt auch, da8 die Ato­ nlamen 1m Detail. Eine geringe Rolle spielt marbeiter, auch was die Oberwachung an­ wohl die Wirkung auf die Atmoaphlre, sehr geht, die ersten Opfer des Atomstaats wohl aber Ist die Wirkung direkt auf die sind, von Ihren ureigensten Interessen her Pflanzen mogllch, vor allem, weil das ~ auf unsere Seite gehören. Aber auch die genwaaser mit radioaktiven Stoffen \01\ änderen, oft angezweifelten Befunde von der Blatt- und Nadelkrone gerade auf die Krankheiten und Todeeflllen ln der Um~ empfindlichen Wurzelspitzen geleitet wird, bung von Atomanlagen werden durch den wo der Petkau-Effekt wirksam eeln kann; Petkau-Effekt verstlndllch. und alle mogllohen synergistischen Effek· te mit anderen Umweltgiften. Bundeskonferenz wir nur selber tun

Somit Ist klar: die Bewegungen gegen Ato­ menergie und gegen das Waldsterben mossen an einem Strang ziehen: Atom­ kraftwerke stillegen, Kohlekraftwerke ent­ giften. An diesen Strang gehören elgent· lieh auch die Kumpels von der IG Bergbau und Energie, denn ihre Arbeitsplätze wwrden vor allem durch die Atomenergie gefährdet. Noch wichtiger freilich Ist eine grundsätz· lieh andere Energiepolitik: Atomenergie Ist sowieso objektiv unwirtschaftlich. Das zeigt ihr Niedergang in den USA, wo sie nicht durch staatliche Subventionen der verschiedensten Arten kOnstlich ernährt wird, und wo zudem seit Harrisburg die Si· cherheitsvorschrlften so sehr erhöht wur· den, daß das wesentlich zu den Kosten bei· trug. Letzteres betont auch die deutsche Industrie, die zudem den •Abbau der Ober· Seit langem Ist nachgewiesen und in dem zogenen Sicherheitsanforderungen der Faltblatt »Energieversorgung ohne Atome­ Dazu gehört neben Messungen und Auf· 70er Jahre« verlangt.ln derTat wird Oberall nergleu anschaulich dargelegt, daß Atome­ klären Ober die schädlichen Wirkungen vor gespart, von der Betondicke bis zur KOhl· nergie for eine ausreichende Energiever­ allem die Entwicklung eines solidarischen wasserreserve, und die Verschlechterung sorgung gänzlich unnötig ist. Eine vernünf• Verhältnisses zu den Im Werk beschäftig· der Strahlenschutznormen Ist auch ein tige Energiepolitik wor~e bestehen in: ten, die wie gesagt die ersten Opfer des Schritt in dieser Wende. Einsparen der Si· Abbau der maßlosen Verschwendung Atomstaats sind. cherheitsreserven, um ökonomischen Be­ bis auf weiteres der Nutzung von ent­ Vor allem aber ist angezeigt, sich auf die trieb zu ermöglichen • das ist in der DDR schwefelter und anderweitig entgifteter schwächsten Glieder des Atompro­ schon seit langem die Losung • ein maka· Kohle, gramms, die Transportrouten von Atom­ bres Beispiel gesamtdeutscher Konver­ perspektivisch der Nutzung erneuer­ moll, zu konzentrieren. Das auch, weil da· genz! barer Energiequellen, vor allem der Sonne, durch eine furchtbare Gefährdung der An· Es gibt viele Gronde, hierzulande die Ato­ in verschiedensten technischen Varianten. wohner dieser Routen gegeben Ist • ein Ca­ menergie am staatlichen Tropf zu halten, Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die storbehälter enthält soviel Radioaktivität, die wichtigsten sind wohl: Bekämpfung der Monopolisierung und da­ wie 20 Hiroshima-Bomben erzeugen und Atomtechnologie war als Hauptex­ mit die Dezentralisierung der Energieer­ Ist gegen mögliche Unfälle nicht gefeit! portschlager geplant, dafor Ist die Produk· zeugung. Oie Losung »Gorleben Ist Oberall!« erhält tionskapazität der KWU zu 80 % ausgelegt damit einen ganz konkreten Sinn. • die Atomanlagen Im eigenen Land sind im Aber sovemonftig das ist· es kommt nicht Die öffentliche Kennzeichnung der Tran­ Grunde nur Schaufensterstocke. von selbst. Und es wäre völlig falsch, die sportrouten, die Forderung nach förrnli· eine gewisse Rolle spielt auch die ~er­ Hände in den SchoB zu legen und auf den chen BeschlOssen Ober atommOllfreie Zo­ spektive eigenen Atomwaffenpotent•als, Zusammenbruch der Atomindustrie zu nen als eine konkrete und nicht nur symbo­ wenn in den 90er Jahren .der Atomwaffen­ warten • zu zählebig sind die auf Milliarden lische Behinderung sind notwendige Maß. sperrvertrag ausläuft und die Technik ent· Investitionen gegründeten Programme, zu nahmen. wickelt sein wird, mithilfe von Lasern das massiv das Engagement des Staates ge­ Vor allem aber gilt: Oberall und immer wie­ in zivilen Atomanlagen erzeugte Plutonium gen uns. der gegen solche Transporte vorzugehen militärisch nutzbar zu machen. Dieser Kampf wird noch lange dauern, den­ und • ganz wichtig • Solidarität mit den Kri­ Schon heute wird allerdings bereits in noch gilt: die Atomtechnik ist ein Koloß minalisierten zu Oben. Weiter gilt das Prin­ zivilen AKWs waUenfähiges Plutonium auf tönernen FOßen und die Aussichten zip, uns nicht spalten zu lassen in der Fra­ produziert: ln den Schnellen Brotern sowie sind gut, Ihn letztlich zu besiegen. Dazu er­ ge det Widerstandsformen! Dadurch den in den meisten AKWs sowjetischen Typs, mutigt mich der Rockblick auf diedoch ge­ politischen Preis so hoch zuschrauben, die von vornherein als Bombenlieferanten waltigen Erfolge die die letzten 12 Jahre daß er letztlich den Herrschenden höher mit dem Nebeneffekt der Stromerzeugung gebracht haben • wie groBmächtig und un­ erscheint als der Nutzen, den sie aus der konzipiert wurden. bezwelfelt stand sie damals da und auf Atomenergie zu ziehen hoffen, und der ja Allgernein Ist Atomenergie als Energie­ welche jämmerlichen Dimensionen ist sie auch politisch, nicht ökonomisch definiert quelle schon deshalb absurd, weil ein ganz schon geschrumpft.! Ist. groBer Teil davon verwendet werden muß, Oie Atomindustrie und der Kampf dagegen Vergessen wir nicht, daß tatsächlich um Ihre eigene Produktion am Leben zu er­ Ist am .Beginn einer neuen Phase: es wird verhindert wurde, weil die Regierung be­ halten. Nicht ohne Grund wurden in der kaum mehr dazugebaut werden, und die fürchten mußte, daß ihr eine ganze Region Energiekrise in den USA als erstes die An­ Anlagen werden hinter Beton und Stachel­ entgleiten worde, mit unabsehbaren politi· reicherungsanlagen for Atombrennstoff draht betrieben • sofern nicht die ganz gro­ sehen KonsequenZen. abgeschaltet. Das Buch •Atomstrom • Ein Be Katastrophe eintreten wird, die das gan­ Vor allem aber gilt, was uns die Erfahrung Energledarlehen?• weist Oberdies nach, ze Atomprogramm schlagartig beenden von mehr als 10 Jahren Kämpfen lehrt: daß mit hoher Wahrscheinlichkelt die Si· worde • aber darauf kann keiner hoffen! Es rettet uns kein höhres Wesen, tuatlon noch grotesker Ist: daß insgesamt Da ist es nicht mehr sinnvoll, in erster Linie kein Parlamentarier, kein Gott, kein Kaiser, durch das Atomprogramm noch mehr gegen die Betonfestungen anzurennen, kein Tribun, Energie verschlungen wird, als zur Nut­ sondern Ihre Umgebung zum Feindesland uns auch von diesem Obei zu erlösen, zung abgegeben. fOr ihre Betrelber zu machen. das können wir nur selber tun.

15 Bundeskonferenz Redebeitrag von Frltz Storlm Neue Situation der Anti·AKW-

Einige Worte vorab zu dieser Veranstal­ Diese Kraft war es • und die blo6e Anzahl Und der Staat reagierte. Er wollte die Kon­ tung: Es gibt hier sicher viele Leute, die et­ der beteiligten Menschen spielt dabei nur trolle Ober die Menschen wiedergewinnen, was wichtiges zu sagen haben und die eine untergeordnete Rolle ·, die uns for dl&­ mehr noch, sich Ihrer Loyalltat wieder ver­ sich austauschen wollen, die aber nicht sen Staat unkontrollierbar machte, uns sichern. Olea, Indem er uns wratltkt mlll­ die Möglichkelt dazu haben. Daa wirft die spontan antiparlamentarisch und anti· tlrlsch entgegentrat und die AKW-Gegner Frage nach der Funktion solcher Veran­ staatlich werden 1186. VIele von uns waren politisch verfolgte und kriminalisierte, und staltungen auf. Soll hier Wissen vermittelt Ober sich selbst erschrocken, als sie sich Indem er versuchte, uns wieder ln die herr· werden, polltl~che Positionen oder Propa­ mit soloher Selbstverstandllohkelt als schende gesellschaftliche Norm und Mo­ ganda und Reprisentation nach außen b&­ Staatsfeinde wiederfanden. ral zu Integrieren. Hierbel spielt der BBU trleben werden? Daa Jetztere worde uns zu durch BOrgerdlalog, Oeeskalatlonagespra­ Statisten machen, die einem Ritual geno­ che usw. eine wichtige Vermlttlerrolle. gen, durch das wir uns selbst entfremden. Und waren die Granen nicht teilweise aus Daß solche Vorstellungen nicht so welt unserer Bewegung hervorgegangen, der hergeholt sind, zeigt sich z.B. daran, daß Staat hatte sie erfinden können. Das -an­ zu dieser Veranstaltung mit Namen und dert sich auch nicht dadurch, daß die Gra­ sogar mit akademischen Titeln geworben nen die Forderungen der Anti·AKW­ wJrd, da8 unter den Aufruten zu dieser Bewegung zunlchst erst einmal als Wahl­ Konferenz sogenannte Prominente und forderungen Obemahmen. Dem Staat ging Autorltaten stehen. Wir kOnnen diese Fragen jetzt aleher nicht klaren, Ich will nur 'Sagen, da8 Ich selbst unsicher bin ln diesem Rahmen hier zu r&­ den und darauf hinweisen, da8 ich meine, daß der Erfolg dieser Konferenz entschei­ dend davon abhingen wird, mit welcher Sorgfalt wir unsere Art miteinander zu kommunizieren, zum Bestandtell dieser Konferenz machen.

Ich Selbst bin jemand, der sich zu der pe zahlt, die sich •Autonome• nennt. Es gibt zur Zelt unter uns keine kontinuierli­ che und verbindliche Auseinandersetzung, als daß Ich hier von •den autonomen Vor­ stellungen• reden kOnnte, es sind die Vor­ stellungen eines Autonomen. es erst einmal darum, die Kontrolle Ober die Menschen zu gewinnen und sein G&­ Es-.wlrd zur Zelt haufig von der Renalssan­ waltmonopol wieder praktisch und Ideolo­ ce der Anti-AKW-Bewegung geredet. Wo­ gisch durchzusetzen. DJe Objektive histori­ ran wollen wir das messen? sche Rolle der Granen Ist es, eine schein­ Eine gute Frage, um uns darauf zu besin­ bar rechtsstaatllche, parlamentarische Al· nen, waa einmal die Kraft der Anti-AKW· ternatlve zur außerparlamentarischen WI­ Bewegung ausmachte. derstandsbewegung zu bilden. Ich melntt, die Kraft der Anti·AKW· / Bewegung wurde dadurch bestimmt, da8 so viele Menschen· und das ohne schlech­ Unser GefOhl, •wir sind Im Recht und da tes Gewissen • sagen konnten: kann uns aucxh nichts passieren•, zeigte Es ist legitim, den Bauplatz zu besetzen sich als Grundlage-tor unseren Widerstand nJs;ht ausreichend, um der Gewalt des oder wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand Staates llngerfrlstlg etwas entgegenzu. zur Pflicht oder setzen. Oie Atomanlagen ln , die Region, wo das AKW gebaut wird, zum Grohnde, Krammel, das Trockenlager ln Feindealand for die Verantwortlichen Ond Gorleben usw. werden gebaut Oder betrl&­ unregierbar zu machen. ben. Unter uns machte sich eine Stimmung Das heißt, da& wir den herrschenden Vor­ breit, •ZU guter Letzt können die da oben ja stellungen von Recht und Gesetz und G&­ doch machen was sie wollen•. walt unsere elgeoen Vorstellungen von L&­ gltlmltlt und Widerstand entgegensetzten. Und das war nur die eine Seite, die unsere Kraft ausmachte; d.le andere war, da8 Wir­ Die Renaissance laßt sich nicht herbelr&­ Strukturen entwickelten von Autonomie, den, das heißt, wir mossen uns der neuen von Selbstbestimmung, Herrachaftsfrel· Situation mit neuen Widerstandsformen helt und Dezentrantal stellen; Widerstand heute wird nie ein Auf­ guß der alten Zelten .sein.

16 Bundeskonferenz

Autonomen Bewegung- e\nes" Oie vorste\\ungen

Die Zeiten der geplanten, offen-militanten Am Anfang der Anti·AKW-Bewegung stan­ Das bedeutet nicht, daß der Staat nicht GroBdemonstrationen scheinen vorbei zu den das unmittelbare materielle Interesse z.B. punktuell auf Atomenergie verzichtet, sein. Sie reduzieren slch immer mehr auf (der Wein in Wyhl, die Milch in Brokdorf) falls der Loyalitätsschwund in der Bevölke• militärische Auseinandersetzungen mit und die Angst vor dem GAU und der radio­ rung zu groB wird, auch ohne daß er sich der Polizei, und darin liegt nicht unsere aktiven Verseuchung als mobilisierende strukturell in Frage steilen läßt. Stärke. Momente im Vordergrund. Der Kampf rich­ Nach diesem Verständnis Ist der Begriff Wir mossen, for den Gegner unkontrolliet· tete sich gegen Bauplätze, gegen Maschi· •Atomstaat« Irreführend. Nicht Atomwaf­ bar, gonstgige Situationen unsichtbar und nen und später auch gegen die lnfrastruk· fen oder Atomenergie sind Ziele oder be­ geschickt ausnutzen. in dieser Richtung tur der Atomindustrie. Dies machte einer­ stimmte Interessen des Staates, sondern gibt es in letzter Zeit durchaus ermutigen· seits die Kraft der Bewegung aus - es ging die politische und ökonomische Herr­ de Anzeichen in Gorleben, bei der Start· gegen ein ganz konkretes Projekt und Er­ schaft, und vor aUem geht es dabei auch bahn und vereinzelt auch in Brokdorf. Ich folge oder Mißerfolge waren unmittelbar um die Herrschaft Ober die Menschen: glaube, den groBen Demonstrationen wlrd erkennbar -, andererseits blieben die Poli­ Komplexe, autonome Kommunikations­ immer mehr die Rolle zufallen, unsere tik und die Verantwortlichen fOr diese Poli­ und Lebensstrukturen zergliedern und kon­ Ideen und Forderungen zu verbreiten, Ak· tik weitgehend anonym; trollierbar neu vernetzen; Konditionierung tionen und Widerstandsformen zu legiti­ Dies fOhrte dazu, daß es verschiedene, und Funktionallsierung, Zerstörung der mieren und uns hinter die Verfolgten zu voneinander isolierte Bewegungen, z.B. ge­ Identität. stellen. gen AKWs, Raketen, Waldsterben gab und gibt, oft auch nur auf einen Standort oder Menschen neu fQr den Widerstand zu ge­ Die Granen können nie verlängerter Arm ein Projekt begrenzt, die der Staat einzeln winnen wlrd uns kaum gelingen Ober der Anti-AKW·Bewegung in den Parlamen· und unabhängig voneinander zu bekämp. Angst und Horror. Ziehen wir uns den Hor­ ten sein. Das liegt daran, daß wir uns nicht fen versucht. ror rein - radioaktive Verseuchung, Kriegs­ nur durch unsere Ziele wie »Keine Atoman· Und um dem zu begegnen, genOgt es nicht, vorbereitung, Waldsterben, Verseuchung lagen• bestimmen sollten, sondern auch die bloßen Anzahlen zu vergröBern, indem von Luft, Wasser, Lebensmitteln, Genma­ durch unsere autonomen und damit anti­ z.B. versucht wird, die Friedensbewegung nipulation, molekularbJologische Experi­ staatlichen Vorstellungen von Legitimität mit der Anti·AKW-Bewegung zu verknOp. mente, Kontrolle aller Lebensbereiche, und Recht, von Gewalt und Widerstand, fen, wobei das Plutonium als Bindeglied Entfremdung, Lohnarbeit, Krieg, Krankheit von Herrschaftsfreiheit und Selbstbestim­ beweiskräftig herangezogen wird, oder die usw. usw. • so scheint vielen Menschen mung. Verbindung mit der Bewegung gegen das nichts anderes mehr Obrig zu bleiben, als Aktionseinheit mit den Granen bedeutet Waldsterben herzustellen, weil sich her­ den Kopf in den Sand zu stecken, zu ver­ immer notwendlgerwelse, einen politisch ausgt;~stellt hat, daß Radioaktivität zum drängen und zu resignieren, einen Frei· gemeinsamen Nenner zu fl.nden - Gewalt­ Waldsterben beiträgt. Sondern wir mossen raum, ein Reservat zu suchen und sich zu monopol des Staates, bestenfalls »ziviler uns der Situation stellen, daß die Ursache arrangieren. So wird auch die Erkenntnis, Ungehorsam•, der auf genau jene Vorstel­ fOr Atomanlagen, Kriegsvorbereitung, daß niedrige Strahlendosen eine weltaus lungen verzichtet. Waldsterben, Verelendung, Entfremdung stärker schädigende Wirkung haben als Die Granen können zu uns bestenfalls ein ... imperialistische Herrschaftspolitik ist. bisher angenommen, kaum noch jeman­ funktionales Verhältnis haben: Wir fUhren Und nur der Kampf gegen die Ursachen dem,Kraft geben und in Bewegung verset­ die Kämpfe, und sie versuchen das, was wird es ermöglichen, gemeinsame Schwer· zen. wir erkämpft haben, parlamentarisch zu le­ punkte for unseren Widerstand zu finden, Wissen und Analysen sind so lange tote gitimieren. uns gegen Verfolgung und Kriminalisie­ Buchstaben, so lange sie nicht auch eine Bei unseren Aktionen sollte es uns vorran­ rung gerneinsam zu wehren, unser Leben, praktische Perspektive for die Verände• gig um unsere Ziele gehen und nicht nur unsere Kämpfe gemeinsam zu organisie­ rung des Alitags, der Kommunikation, der um die bloßen Anzahlen der beteiligten ren. Beziehungen und der Identität beinhalten. Menschen. Wir werden ldentitätsl~, wenn Das heißt auch, daß es uns nicht nur tech­ der kleinste gemeinsame Nenner die An­ nisch um bestimmte Ziele gehen sollte wie zahl zum Ziel macht. z.B. Stillegung aller AKWs, sondern vor al­ lem auch darum, wie wir dieses Ziel errei­ chen, was sich bei uns selbst dabei verän• dert: Kommunikation ist Sabotage; und dies gilt for alle Bewegungen, wo Men­ schen versuchen, sich von Herrschaft zu befreien. Ich meine, wir sollten dieses Wochenende dazu nutzen und den Mut aufbringen, gera­ de Ober diese Fragen zu reden. Wir sollten uns nicht durch Propaganda und Repräsentation nach außen, durch die Anzahl der Papiere und Resolutionen, durt:h Abstimmungen oder durch wissenschaftlich-technische Seminare da­ vor bewahren, unsere Situation zu erken­ nen und neue Ansätze fOr Widerstand und Kommunikation zu finden.

17 Bundeskonferenz Redebeitrag von Markus Mohr Wir wollen gewinnen •••

Es Ist zufllllg, daß loh hier oben stehe und nannt) ober das Herausgreifen Einzelner rung greift um steh, die uns vone.lnander Jetzt eine Rede zur Kriminalisierung halte. bel Demos bis hin zu der juristischen Keule Isoliert, die uns vereinzelt. Worin soll aber Ihr wißt a.lle, daa Ich einer von den 100.000 des Paragraphen 129 a, der terroristlachen die StArke elnef Bewegung liegen, wenn am 28.2.81 ln Brokdorf gewesen bin, die Vereinigung, lABt der Staat nichts unver· nicht ln jedem von uns. Die 'StArke einer den Welterbau des AKWs verhindem woll­ sucht, unserem Widerstand seine Kraft Bewegung zeigt sich nicht ln 1a vorbereite­ ten. Michael Duffke und Ich sind dana.ch und damit seine Wirkung zu nehmen. ten Pressekonferenzen und 100 prozentlg aus d!esen 100.000 herausgegriffen wor­ Warum machen wir abertrotzalt dieser An­ abgehaltenen Kongressen. den. Wir wl!188n aber alle, da6 es ln einer griffe und Schikanen weiter, wo sich doch Eine derartige Bewegung Ist zwar eine lnlg Bewegung nicht angehen kann, daß es uns schon mancher Friedensfreund seine Teil­ herbeigesehnte Konkursmasse fOr orQn­ etwa nicht Interessiert, was mit einzelnen nahme an einer Aktion ab Geldbuße 200,­ altematlve Stellvertreterpolitik ln den be­ aus der Bewegung pal!ISiert. Schließlich DM ernsthaft Oberlegt? Ich glaube, daß un­ quemen Sesseln von Parlamenten und ln kann es jeden (und Jede,d.S'in) treffen, der sere StArke darin liegt, daß wir wll!l88n, daß den Scheinwerfern bOrgeriteher Öffentlich• es ln unserer Bewegung etnst meint mit ei­ wir diesem Staat nicht einen Millimeter kelt. Zu einem selbstbestlmmten, sponta­ nem Widerstand gegen die Atomindustrie Ober den Weg trauen dOrfen und daa wir nen, flexiblen und unberechenbaren Wider­ und diesen Staat. Und dabei haben wir bel unser Vertrauen zueinander Ober die offe­ stand wird sie aber nicht mehr ln der Lage diesem rund ein Jahrzent langen Wider­ ne Auseinandersetzung gewinnen, bel der sein. Unsere Siege werden aber nicht ver­ stand die Erfahrung gemacht, daß wir es klar Ist, daß wir niemanden von uns mora­ handelt sondern erkAmpft an· der gesam­ nicht nur bel verbal festgelegtem, legalem lisch oder praktisch an die ButleR auslie­ ten Infrastruktur dieses Staates und des Protest belassen dOrfen, um erfolgreich zu fern. Das habe Ich wAhrend der letzten Atomprogramms. sein. Jahre, ln denen Ich stark mit Knast kon­ Zwischenzeltlieh sind Ermittlungsverfah­ Der Angriff des Staates richtet sich aber frontiert gewesen bin erfahren. Ich habe ren gegen einzelne Leute aus LOchow· genau gegen dieses Bewußtsein: daß wir gelernt, daß Ich trotz alter Widersprache Danneoberg wegen der erfolgreich gelau· wissen, daß wir siegen können, wenn wir zwischen uns, Tell von solidarischen Men­ feneri SabotageanschlAge angelaufen. nicht auf Dialoge und schone Worte son­ schen war, wie auch sie ein Tell von mir Wenn wir diese Leute Schotzen wollen, dern auf unsere selbstbestimmte Kraft ver­ wurden. SolidarttAt war dabei nicht ein können wir es nicht mehr dabei belal!l88n, trauen. Wenn wir kriminalisiert werden, Ausdruck abstrakter Formulierungen und uns lediglich klammhelmlieh Ober gelunge­ geht es nicht um, Irgendwelche bösen erfolgreich abgeschlossener BOndnlsver­ ne Akttonen zu freuen und ansonsten zu Schafe und bösen ~uben (wie Ist denn ·die handlungen, sondern Ergebnis Intensiver, schwelgen. Wir mossen uns zu diesem WI­ Aufteilung gemeint? d.S'In) sondern um persönlicher Auseinandersetzungen unter derstand stellen, wir mossen sagen, daß unsere Strukturen und unsere Inhalte, die uns gewesen. Aus diesem Grund hat es ln Sabotage eine richtige und notwendige unseren langanhaltenden Widerstand erst der Anti·AKW Bewegung auch keine Kre­ Form unseres gemeinsamen Widerstan­ möglich gemacht haben. felds gegeben, wo weite Teile einer Bewe. des Ist. Entweder waren es alle von uns Angefangen von der Kriminalisierung der gung Ihren Feinden Innerlich nAher stehen oder keiner hat was mit den AnschlAgen Veröffen.tllchung unserer Diskussionen als die Menschen, die fOr etwas Ahnllct~es z.B. ln LOchow·Dannenberg zu tun. Wir und Aktionen (als Belspiel seien ln diesem aufgetreten sind. Eine Bewegung grabt mO!I88n das sagen, wenn wir unseren Zusammenhang die BeSchlagnahme des sich Ihr eigenes Grab, wenn sie es tatenlos Kampf gegen die Atomindustrie und die­ Tag X Aufrufflugblattes und das Verfahren zulAßt, daß einzelne von Ihr herausgegrlf· sen Staat gewinnen wollen. gegen den Atomexpress wegen der VerOf­ fen und kriminalisiert werden. Sie wird Und das Ist es, was uns Interessiert: wir fentllchung des Brokdorf Anschlages ge- bald sparen was das heißt: die Verunsrche. wollen gewinnen, Rechtsstaat hin und Ge­ rlchtsurtelle her.

98 -

18 :.. 'Kriminalisierung' fängt for uns nicht AG Akzeptanzforschung erst beim Einknasten an, sondern mit der Ausgrenzung von Menschen aus der 'Nor­ Zur. Durchsatzung ihrer Interessen in der malität', mit dem 'Messer im Kopf' das br81ten Bevölkerung haben Atomindustrie heißt, daß man bestimmte Verhalten'swei­ und Staat Strategien der Akzeptanzbe­ Das Spektrum der vertretenen Gruppen sen aus Angst einfach nicht mehr zeigt, sch~ffung entwickelt. Mit einem dieser war bunt.Ca 30 Leute von •grOn' bis 'au.to­ z.B. an einer Demo nicht mehr ProJekte haben wir uns genauer beschäf• nom' setzten sich mit Problemen und einer teilnimmt. .. Kriminalisierung ist eine logi­ tigt. Die Gesamthochschule Wuppertal möglichen Weiterarbeit auseinander. Zu sche Folge in diesem Staat... Wir sind der und ~ie Kernforschungsanlage JOtich ha­ etwas Schriftlichem kam es nicht. Die AG Ansicht, daß grundsatzlieh das beste Vor­ ben •n 7 Städten unter dem Namen 'BOr­ beschloß, keinen Bericht auf dem Plenum gehen gegen Kriminalisierung eine Radika- gergutachten ZukOnftlge da es kaum möglich ist, derart 11sierung des Widerstandes ist. Die direkte Energiepolitik'ein Projekt zur Akzeptanzbe­ viAI ..t'!'hit'!!htit1A Fragen in einem Bericht dar­ Solidaritätsarbeit (Mobilisierung; Öffent• schaffung durchgefOhrt. Wir lehnen die Es wurde deshalb vorgeschla­ lichkeitsarbeit, Prozesse) muß immer aus Form, die Methoden dieses Projekts und dem Plenum Perspektivedlskus­ den Bis heraus kommen, Apelle auf der Bu­ die dadurch erlangten Aussagen ab... Mit konkret an den Aktionsschwer­ ko helfen da wenig. Sie können sogar dem Borgergutachten wollen die Veran; des nächsten halben Jahres zu schadlieh sein, wenn sie als Gewissenser­ stalter Politikern ~:~nd der Öffentlichkeit ei­ was in Ansatzen zu den Wendlan- leichterung dienen. ne demokratische, auf repräsentative Wei­ daktionen um den Begriff des 'zivilen Un­ se zust~ndegekommene Volksmeinung zur gehorsams' und zu dem Verhältnis Anti­ zukOnftlgen Energiepolitik vorspiegeln. AKW Bewegung I Grone zustande kam. Hauptinhiilt wird voraussichtlich sein: 'Der ~arger (dfe BOrgerinnen nicht?!, die Säzze• nn) Ist bereit, Kernenergie zu akzeptieren wenn das Endlagerproblem gelöst ist. ' ~u möglichen Gegenstrategien ist Informa­ AG Wendlandwiderstand tionsmaterlai Ober das Anti-Atom-Boro Diemelstadt/Wethen zu beziehen. Gorleben nach Tag X - der Widerstand geht weiter... ln der größten AG der Buko (70 · 80 Leute) wurden nach langer Diskussion die Aktionstage als beschlossene Sache ak­ zeptiert und ihre inhaltliche Schwerpunkt­ satzung versucht. Im weiteren Verlauf wur-. de sich haupsächlich mit den direkten Blockadeaktionen zu den Transporten und den dabei auftretenden Schwierigkeiten der Koordination beschäftigt.

AG zur Situation der Atomenergie weltweit und ln der BRD und Atomexporte in die 'Drttte Welt'

Oie Diskussion in der AG ergab die Not­ Wir können uns nicht mehr damit begno­ AG Zlvllmllltär1sche Nutzung der· Atom­ wendigkeit der Umorientierung der Arbeit, gen, bei uns die Atomanlagen zu bekämp• technik weg von der Ausrichtung auf einzelne fen, während gleichzeitig deutsche Ato­ manlagen in Länder der 'Dritten Welt' ex­ Transporte und Standorte hin zu Angriffen Zum Stand der Kenntnisse zu diesm The­ portiert werden. Die Atomindustrie ist aber gegen die gesamte Infrastruktur der Be­ ma wurde auf den Reader verwiesen. Zu er­ verstärkt auf Export angewiesen ... Diese trelberseite. gänzen ist, daß die BAD als Schwellenland Exporte erfolgen vorwiegend in Militärdik• ... Einige Anregungen: betrachtet werden muß. Wichtige Bereiche • Kennzeichnung der Straßen, auf denen taturen und tragen zur Legitimierung und der Forschung zur Atomtechnologie unter­ AtommOll möglicherweise transportiert Stärkung der Regimes bei. liegen der militärischen Geheimhaltung. Kooperationsmöglichkeiten: 'Dritte Welt' wird ('Oeutsche-AtommOII-Straße') ... Die Hanauer-Betrlebe bilden z.Zt. den • Regionale Unternehmen der Atomindu­ Gruppen, ausländische Gruppen, Frie­ Mittelpunkt der Atomindustrie in der BRD. strie ausfindig machen und als solche densgruppen (und Anti-Kriegs-Gruppen, d. ·ourch eine allgemeine Mobilisierung r;nuß kennzeichnen (stehen alle im 'Jahrbuch Säzzerin), Betriebsgruppen. Hanau als der Punkt herausgestellt wer­ der deutschen Atomwirtschaft') den, an dem die zivilmilitärische Nutzung • Regionaler Austausch von Nachforschun­ festgemacht werden kann. Zu Kalkar, Ha­ gen und Absprachen zwischen Initiativen nau, zum Atomwaffensperrvertrag u.v.m. (Regionalkonferenzen) wurden verschiedene Tagungen und Aktio­ • Standort Bis sollten sich Ged;:mken zur nen vorgeschlagen bzw. beschlossen. möglichen Überwachung 'Ihres' AKW's ... Zur Öffentlichkeltsarbeit soll ein Info er• mache.n. stellt werden, das an den Standorten Kai­ kar, Karlsruhe und dem WAA-Standort ver­ teilt werden soll, um gemeinsame Aktio­ nen an allen 3 Orten im nächsten Jahr'zu ermöglichen. Bundeskonferenz

AG Auseinandersetzung mit Energlekon· zemen, speziell dem RWE nar dazu cot ... ttfln..i<>n e) Zu Verwaltungsgerichtsprozessen. Sol· ln einem ersten Block fand eine Auseinan­ ehe zu führen ist nur bei einer sehr starken dersetzung mit dem Energiewirtschaftsge­ AG BI und Aussichten auf Verzögerung sinn· problern I Strahlenschutz setz von 1935 statt. Es bildet noch heute voll ... Nicht sinnvoll ist es, weitere AKW's die Legitimationsgrundlage der großen der Baulinie 80 zu beklagen, vielmehr eher Energieversorgungsunternehmen (EVUs). Stichpunkte der Diskussion waren: die laufende Klage gegen OHU zu unter­ Die alte Form verhindert politisch Verant· a) Umweltmeßprogramme. Realistisch stützen. wortliehe für die heutige Energiepolitik zu wurde hierbei die Idee eingeschätzt, Atom· f) Zur Lage der Bis. Von Abbröckeln bis benennen. molltransporte mit Zählrohren festzustel· Neugründung und Aufschwung ist bundes· Als zweiter Punkt wurde auf die antiquierte len. Interessenten können sich mit den weit alles vertreten. Aus NRW wird starkes Struktur der Bundestarifordnung hingewie­ Bremern in Verbindung setzen oder ihnen Abbröckeln bzw. Ganzaufgeben von Bis beispielsweise Probenahmen zuschicken. sen ... gemeldet, wobei vielfach den Grünen die Im Mittelpunkt eines zweiten. inhaltlichen b) Arbeiterkontakte. Die geplante Ver· Schuld gegeben wurde, Kräfte zu absorbie­ Blocks stand die Auseinandersetzung mit schlechterung der Strahlenschutzverord· ren bzw. sich mit Nicht·AKW-Fragen zu be­ nung kann hier als Anknüpfungspunkt die­ den RWE als dominantestem Vertreter der schäftigen. nen. Ein Hearing mit betroffenen Verbän· 9 großen bundesrepublikanischen EVU. g) Zur_Ausbauperspektlve. Zu vermuten ist, Die RWE soll auf dem RWE·Tribunal (23. den v.a. Gewerkschaften, sowie eine Be· daß em weiterer Ausbau der Atomenergie, handlung im Bundesrat sind vorgesehen. und 24. 2. 85) von allen Seiten ausgeleuch· wenn Oberhaupt, bevorzugt an schon exi· Auch ein internationaler, wissenschaftli· tet werden. Hierbei ist auch eine Koordina­ stierenden Standorten stattfinden wird. Zu eher Kongress wird angestrebt. Anfang '85 tion mitanderen hiervon betroffenen Grup­ Wyhl: neuerdings wieder Hinwelse der Ge­ findet zu diesem Thema eine Konferenz in pen (Waldsterbengruppen schlagen sich genseite u.a. auf gestigenen Stromver· mit den Folgen aus RWE-Kraftwerken her­ Bremen statt. brauch. Die Pläne wurden nicht endgültig c) Krankheitsstatistik. Eine solche Statl· um) vorgesehen .. Zur Gefahr, die Fixierung aufgegeben, keine Entwarnung, die Bevöl· stik ist nach dem Vorbild von Harrlsburg in auf das Tribunal würde Kräfte vom Wider· kerung ist in WilrtEtstE!IIuna. der Umgebung des Karlsruher Atomfor­ stand vor Ort abziehen, wurde festgestellt: schungszentrums geplant. vorausschauende Beschäftigung mit der Energlepplitlk und deren Trägern ist nötige d) Nledrigstrahlung. Im Juli '85 wird vom Voraussetzung dafür, nicht von Entschei· BUND Karlsruhe voraussichtlich in ROs· dungen Oberrollt zu werden, deren Einlei· tung verschlafen wurde.

Und jetzt noch ein paar unpolitische (?) oder 'die Frau geht mir schon seit minde­ Vergleich zu dem, wasmenschsonst so ge­ Worte zum Buko-week-end. stens zehn Jahren auf jeder Buko auf die wöhnt ist. Obwohl die von uns vorgeschla· Die Bezeichnung 'Bezihungs-Utensilien­ Nerven' waren so die üblichen Sprüche gene Arbeitsgruppe zur 'Pressekonzentra­ Koffer'habe ich zwar erst nach Braun· zwischen zwei AGs beim KaffeeschiOrfen. tion in der Anti·AKW·Bewegung' nicht zu· schweig gehört, es ist aber einiges dran! Neben diesen Fiachsereien hatten wir aber stande kam, haben einige Leute und wir Um keine Mißverständnisse aufkommen zu auch Gelegenheit zu tiefschOrfenderen Ge­ trotzdem die Chance genutzt uns mal die sprächen, in denen einige persönliche Vor­ Meinung zu sagen, kurz, mal mit Leuten zu lassen • ich meine natürlich nur, daß ~u­ kos eine gute Gelegenheit sind, sowas wie urteile abgebaut werden konnten oder Ein· reden, die mensch sonst nur abstrakt eine Beziehung zur Anti-AKW·Bewegung Schätzungen Ober die Situation in einer Re­ nämlich 'gedruckt kennt'. Uns hat's Spaß zu kriegen oder aber fOr die' Alten' die ver· gion revidiert oder abgerundet wurden. gemacht und eine Menge gebracht. Dieses änderten, aber doch noch wiederzuerken· Hinterm Büchertisch sitzen konnte fast ganze Drum und Dran an der Buko ist zu· nenden Bäuche (sorry, Gesichter) plötzlich schon zu einem spannenden Erlebnis wer· mindest for die Neueren unter uns als blei· im Plenum zu entdecken. 'Das ist also Re­ den. Endlichmal konstruktive Kritik oder bendes GefO.hl irgendwo steckengeblieben becca', 'das Pelle' ... von denen ich schon einfach nur ein paar nette Worte zur Zeitun und paßt nur ganz bedingt in die lange Rei· einige Artikel diskutiert und gesetzt habe g und zum Projekt, was schon enorm ist im he der kritischen Analysen.

20 Bundeskonferenz

Buko - Nachlese

Foto: Atom

"wann fährt der Bus nach Hanau?cc

manstehen wollen. Diese Übereinkunft hat Immer wieder wurden wir ln Braunschwelg Wichtig und notwendig war sicherlich der uns noch Immer stark gemacht gegenOber gefragt: • Na, seid Ihr mit der Buko zufrie­ Informations· und Erfahrungsaustausch. dem Staatsapparat und deshalb war es den ? ' • Was soll man dazu sagen. Wichtig sicherlich ebenso, daß wir uns el· wichtig, Ihre GOitlgkelt zu konstatieren. Wohl kaum einer von uns hat die Konfe­ nlge gemeinsame aktionsmäßige Orientie­ Was aber heißt sie heute, angeslchts gro­ renz ohne Magen· und Kopfschmerzen rungspunkte for das nächste halbe Jahr ner Medlendomlnanz? Wir dorfeil uns nicht Oberstanden, hatten wir mit Ihr doch sehr gesetzt haben. Was allerdings fehlte, war • und das schien mir bei einigen weltgehende Vorstellungen verbunden. eine selbstbewußte und bewußte Standort· Wlderstands-Nostalglkern der·fiall · auf un­ Nach langen Diskussionen und Bierrunden bestlmmung. For eine Bewegung, die jetzt serer Radikalität vergangener Tage ausru­ sleht's dann natOrlich doch Immer etwas Ober ein Jahrzehnt besteht und die noch äl· hen, sondern wir mossen begreifen, daß anders aus. tere Wurzeln hat, die geprägt wurde durch dieser Staat und diese Gesellschaft Struk· Nach der Durchhalte-Konferenz '82 ln Kas­ die politische und gesellschaftliche Sltua· turen, Mittel, Möglichkeiten, die Macht und sel und vielen orlentleungslosen Jahren tlon der 70er Jahre, reicht es nicht aus, die 'Selbsthellungs'kräfte hat, uns bis zur Un­ hat sich ein sehr breiter Krdls von Men­ eigenen Traditionen zu beschwören. Im kenntlichkeit auszugrenzen (wozu man, schen, neue und alte Gesichter, getroffen, Gegentell mossen wir .unsere Erfahrungen wenn man mag auf(oder besser auch?,dle um den Fortgang der Bewegung zu dlsku· .und Traditionen mit den aktuellen Entwlck· sazzerln) Die Gronen z!hlen kann), wenn tleren. Wir hatten Immerhin 161 Gruppen­ Iungen messen. Die Buko hat gezeigt, daß wir uns auf Wlderstandstormen· reduzie­ und EJnzelanme1dungen aus 98 Orten aus wir auch weiterhin auf uns und nicht auf ren, statt Widerstand täglich und in Immer dem ganzen Bundesgebiet von Flansburg Gerichte und Parlamente vertrauen wollen, neuen Formen und sich stetig wechseln· bis MOnehen und aus Berlln, und nach un­ und daß wir auch weiterhin trotz unter· den Situationen mit Immer neuen Men­ seren Schätzungen haben an den unter· schiedlicher politischer und weltanschau· schen zu entwickeln. schl&dllchen Veranstaltungen der Buko llcher Auffassungen in anderen Fragen, an weit Ober 800 Menschen teilgenommen. So diesem einen Punkte unspaltbar zusarn- weit so Qut: Es Qlbt uns noch.,,, ••• 21 Bundeskonferenz Der mehrfach von alten Kempen geäußerte Ober hinaus ein objektives Gemeininteres· Trotzdem hat die Buko einen gewissen An· Satz: ' LaBt uns nicht solange Ober Die se gibt, zu dem wir sehr viel beitragen kön· fang gemacht. Sie hat sich positiv auf die Granen diskutieren, die interessieren mich nen; nicht zuletzt auch die Erfahrungen un· Erfahrungen der 10er Jahre bezogen und eigentlich gar nicht so ', signalisiert zwar serer politischen Kultur, die anders Ist, als jegliche Vereinnahmung durch andere distanzierte Entschiedenheit, aber eben die so manch anderer Bewegung. Kräfte abgelehnt, sie hat Aktionsziele ge­ auch den Hang zur politischen Selbstbe­ Die Buko hat sich entschieden, dies nicht steckt und unseren aktuellen Stand be­ friec;Ugung und Unverständnis fOr das, was zu tun, sondern eine klein/klein Diskussion schrieben. Wir haben eine Ausgangsposl· hier ln diesem Land in den letzten Jahren Ober (for sich genommen sicherlich wichti· tlon for weitere Diskussionen, die wir ober passiert ist. Nicht, was wir persönlich von ge) Einzelaktionen und Detailprobleme zu die AtommOllkonferenz und andere Struk· den Granen halten ist entscheidend, son· fahren, die schließlich zu einem Abstlm· turen der Bewegung weiterführen können. dern welchen Faktor sie (zumindest in dem mungsreigen auf dem Abschlußplenum Wir haben uns schon in der Vorbereitung Kampf gegen das Atomprogramm) ausma­ führten, bei dem uns wohl allen nicht ganz der Konferenz groBe Mohe damit gemacht, chen. Und der sollte • wie Immer gewertet • wohl war. alte Strukturen zu beleben und neue zu nicht unterschätzt werden. Einerseits tran­ Unsere Vorstellung in der Vorbereitung entwickeln. Hierzu gehört übrigens auch sportieren Die Granen objektiv die war gewesen, durch die Diskussionen in der Reader, der sich entgegen unseren Er· repräsentativ-parlamentarische Struktur, den Arbeitsgruppen die Detailfragen ernst wartungen fast zu einem 'Jahrbuch' der die quer zu unseren Erfahrungen steht, zu nehmen, sie aber gemeinsam zu einer Anti·AKW Bewegung ausgewachsen hat, und gerade deshalb begierug von der herr· Erklärung zu verarbeiten, die daroberhin· den wir jetzt um die Tagungsunterlagen, • sehenden Öffentlichkelt aufgegriffen wird. aus unsere Erfahrungen und unsere Per­ ergebnisse und einen Pressespiegel er· Andererseits stehen Die Granen aber auch spektiven als Bewegung im Zusammenwir· gänzt, zum Weitervertrieb empfehlen. fOr viele subjektiv ehrlich bewegte, die wir ken mit anderen Kräften als Tendenzaus­ zunächst z.Zt. nicht in der Lage sind, mit sage und Willenserklärung hätte beinhal· unseren Erfahrungen direkt zu kontrontle­ ten mossen. Dies hätte viel Abstimrnerei ren. Dazu sollten wir uns schon bewußt erspart und Luft fOr eine politische Diskus­ verhalten. sion geschaffen, wie sie auf der Buko nur am Rande oder versteckt geführt wurde. Eine weitere wichtige Veränderung der La· Der Vorschlag einer solchen gemeinsamen Bral,Jnschweiger Innereien ge kommt hinzu. ln den 70er Jahren stand Erklärung wurde stattdessen tumb als Ob wir zufrieden waren, haben wir uns die Atomenergie und Ihre staatliche Durch· 'Presseerklärung' abgetan. Durch diese auch gefragt, als das Tagungsbüro der Bu· setzung stellvertretend tor "die Auseinan· Pressefixierthalt (· die offensichtlich gera· ko '84 wieder z.um ASTA der TU Braun· dersetzung zwischen dem Staat und sehr de nicht bei uns besteht, die wir eine offen· scllweig umgewidrnet war, und wir bei vielen Menschen Ober die Art und Be­ sive Pressearbeit machen) wurde davon Sekt, Bier und Rotwein einen nacll dem an· stimmtheit unserer Lebensbedingungen. abgelenkt, da8 es auch und gerade fOr uns deren fOr seinen Beltrag zur Konferenz· Diesen Stellvertretercharakter gibt es so selbst die Notwendigkelt gibt, uns neu zu durchfOilrung hochleben lieBen. Und dann nicht mehr. Wir müssen akzeptieren ler· fundieren, uns neu zu erklären und unsere sah jemand auf die Uhr und fragte, ob wir nen, daß es heute ein breites und vlelfälti· Gemeinsamkeiten neu zu definieren. Statt• uns vorstellen könnten, daß sich jetzt die ges, sich an jedem erdenklichen Punkt dessen berichtete die Arbeitsgruppe, die Freunde (und Freundinnen verdammt bahnbrechendes Bewußtsein vom destruk· sich Ober Widerstandsaktivitäten Gedan· nochmal!,d.S'in) aus Schwandorf oder Ha· tiven Charakter des Wirtschattens und ken machen wollte, welch guten gruppen· nau oder Flansburg auf der Helmfahrt ge­ Herrschans weltweit gibt. Es wird getragen dynamischen Proze6 sie gemacht hatte. nauso Ober die Buko auseinandersetzen und befördert von Gruppen und Menschen, Prost Mahlzeit, wenn das unsere Perspek· wie wir ? • Wir konnten. deren Erfahrungen oft ganz andere sind tive ist. Das Arbeitskreisplenum am Donnerstag als unsere, deren Möglichkeiten aber we· ist wohlgefüllt wie schon lange nicht mehr, santiich aus unseren Kämpfen der letzten wenig Zelt Ober die Buko zu diskutieren Jahre erwachsen sind (mann, muß du ge­ (der TOP wird in die Kneipe verlagert), aber kämpft haben!d.S'In). Als Bewegung, die eine heiße Diskussion Ober die Wendland­ sich heute nicht mehr beliebig in massiven Aktionstage(Obrigens ähnlich wie in Göt· GroBaktionen ausdro.cken kann (oder tingen, d.S'In), wo wir das Verhältnis zwi· wlll,d.S'in), sondern die auf einen zwar sehen einem breiten Bündnis einerseits stattlichen aber kleiner gewordenen Kern und erkennbarer Konfrontation anderer· von Aktiven reduziert Ist, mossen wir be­ selts diskutieren. Ober Hanau wird nicht wußt akzeptieren, eine wichtige Stimme in dlskutler einem Ensemble zu sein, mossen wir auch Vor wenigen Wochen wäre im von Auflö• akzeptieren, daß wir das Atomprogramm sungserscheinungen gepeinigten Arbeits­ nicht mehr nur aus uns allein heraus kip­ kreis auch ein Sturm der Entrostung losge­ pen können· falls dies je möglich gewesen brochen, hätte jemand gewagt, neben dem. sein sollte. Wendland noch andere, zusätzliche Aktio­ Das Motto:' Es gibt nur eine Weit, verhin· nen vorzuschlagen. Es wird nicht diskutiert dern wir Ihre Zerstörung ' war hier Pro­ ob wir nach Hanau fahren, die Frage Ist: gramm, das allerdings nur wenig eingelöst Wann muß der Bus nach Hanau losfahren? wurde. Wir hätten uns in der Tat Gedanken Und dann teilt noch jemand mit, daß er darOber machen mossen, wie wir unsere gern zur nächsten Atommollkonferenz fah· spezifischen Erfahrungen, unser Wissen ren möchte, um die Diskussionen von der und unsere Vorstellungen und unsere poli· Buko weiterzufahren. tlschen Forderungen mit der gewachsenen Vielleicht ist das alles etwas untyplsch, Konstellation der 80er Jahre verbinden weil uns die Buko näher war und deshalb können. Mir geht es dabei nicht um ein Ad· mehr bewegt hat. dleren von BOndnlskräften, wie es offen· Aber bewegt hat sie uns, auch wenn das sichtlich manchen Freunden und Polit· noch kein Grund zur Zufriedenheit Ist, son­ Taktikern vorschwebt. Es geht mir um ei· dern 'nur' zum Weitermachen. nen offenen Proze6 mit dem Ziel, gemein· sam mit anderen den Kräften Einhalt zu gebieten, die die Zerstörung dieser Erde Peter Dicket aus Profit· und Machtinteressen betreiben. Die Stlllegung aller Atomanlagen und aller Atomprogramme weltweit ist ein wichtiger Schritt dahin. Aber ich denke, daß es dar·

22 Bundeskonferenz Schwelgen oder kämpfen oder was?!

Eins muß menach dem Braunschwelger Ak erlebt). Ea ging Immer wieder um Begriffs. verabschiedet haben, die SAzzerln). Wenn gegen Atomenergie lassen: Sein (deut· deflnltlonen, Einschiltzungen von Vergan­ dennoch Leute weiterhin gezwungenen scher?) Sinn for Ordnung und Organisation genern, Gegeneinschalzungen dazu, usw.; Optimismus verbreHen, dann wird die Anti­ lieB nichts zu wonschen Obrlg. So war cMtr alles rhetorisch hervorragend, aber prak· AKW Bewegung ebenfalls nur noch Ge­ Raum fOr Spontanes auch äußerst be­ tlsch nichtssagend und schon gar nicht schichte sein. grenzt; durchaus Im Sinne des VeranstaJ. rlchtungswersend. Z.B wurde ln einer Ag ln Braunachwelg haben wir uns jedenfalls ters, meinen wir. Mensch kam sich fast vor beschlossen, daß mensch wieder darange­ auf der Stelle beWegt Bisher galt die deut· wie auf einem Granen-Parteitag... hen mosse, den 19glonalen·Widerstand zu llehe Unke noch als gut in Theorie, auch Teilwelse erstarrten die Diskussionen ln Intensivieren. Ich weiß nicht, wo diese Leu­ wenn ale ln Praxis kaum je was erreicht hat den Ag's (wenn Oberhaupt welche zustan­ te in den letzten Jahren Ihren Grips g~lu­ (for 'n bischen mehr Optimismus wir' Ich de kamen) dann auch zu Technokratenge­ sen haben; wir jedenfalls sind froh, wenn aber doch, d.S'In). Aber selbst das Ist wohl sprächen, Jn denen mann (unterstrichen!!) zu bundesweiten Demos noch ein paar vorbei, wenn nicht manche Leute merken, sich Millirem und andere Zahlen an den Tausend Laute kommen. AufkiArungsar· daß Widerstand gegen die Plutonlumwlrt· Kopf schmlß. belt sehe Ich auch nicht als Widerstand an. schaft auch Widerstand gegen das Sy· Die Ag's, ln denen es nicht prlmAr um Unterbrochen wurde das Gerede vom ObiJ. stem, wie platt das auch klingen mag, be­ Technologie ging, waren (fast) durchweg chen Nostalglegequatsche. Oie Leute "Wa· deutet. Und dafor Ist Nostalgie nun wirk· nach 1 • 2 Stunden durch den Einsatz elnl· ren wohl mehr an feuchten Augen als an lieh keine Perspektive.•. ger Idioten zu Blubber· und L.abersesslons Perspektiven lntentssie(t... Das zeigte sich · ausgeartet (HohlkOpfe gibt es zwar Oberall, auch Im Ergebnis der Wendland Ag. Wider· OSGA (Osnabrocksr gegen Atomanlagen) aber so konzentriert, wie sie bel der Bu!

Obwohl wir mit mehr T-eilnehmern (llnnen?,dle SAzzerln)aus der Anti-AKW Be­ wegung gerechnet haben, war die B1,1ko '84 gut besucht • erfreulich auch, daß ~ Großtell der Teilnehmer schon Freitag Abend kam und bis 'Sonntag Mittag blieb. Es lag weder an der Menge der Teilnehmer, noch an der Organisation der Buko, daß die Diskussionen • sowohl lh den Arbeits­ gruppen, vor allem aber Im SonntagspJe. num • nicht das hergaben, was zumindest Ich mir versprochen hatte. Es liegt viel· mehr an der Struktur der Anti·AKW Bewe­ gung, daß wir Immer wieder in Ortlichen Widerstandsproblernen stecken bleiben und den globalen Zusammenhang aus den Augen verllererr. Ich meine, gerade fOr bundesweite .Treffen Ist es wichtig, daß wir lernen, neben dem Standort·lnformatlonsaustausch eine gl<> bale Anti·AKW Strategie • und Wider· Standsdiskussionen zu fOhren. Abrechnung For Standort Bl's Ist es notwendlg,'lhre Eine komplette Abrechnung lABt sich kurz· Atomanlage' als einen Teil des Atompro­ Materlai zur Buko frlstlg nicht erstellen, weil noch eine Reihe grammsauf bundesdeutscher und Intern• von AusstAnden ungeklärt sind. Insgesamt tlonaler Ebene zu sehen und durch vernetz· Ist ein Defizit von etwa 3000,· DM entstan­ tes (vielleicht bald verkabeltes? d.S'In) Denken die Zusammenhinge zu erkennen. Tagungsunterlagen, Protokolle, Resolut!<> den, das wir durch weiteren Verkauf des Readers und andere Maßnahmen zu So kann die Solldat'Hät und der Ortliehe WI­ nen und ein Pressespiegel werden als decken versuchen werden. derstand gestlrkt werden und das Atom­ Nachsendung zum Aeader ln einem Exem­ Der weltaus grOBte Posten der Ausg.aben programm empfindlich getroffen werden. plar pro Anmeldung kostenlos verschickt waren mit ca. 15.000,· DM die Druckkosten, Ein positiver Schritt ln diese Richtung Ist Weitere Exemplare kOnnen zum Selbstko­ der Aktionsvorschlag der zlvllltArlschen Ar· stenpreis plus Porto bestellt werden.Oer hauptsAchlich der Reader. Einige Tau.send OM sind for Portokosten beltsgruppe, an den zlvllltlrisch besonders um alle NachtrAge und die Unterlagen von betroffenen Atomanlagen (Kalkar, Kar'lsru­ der Konferenz ergänzte Buko-Reader, der entstanden, weil wir sehr lnt~slv unsere eigenen Strukturen bedient haben. Oemge­ he, Hanau) eine lnfonnatlonskampagne jetzt fast eine Art 'Jahrbuch' der Anti·AKW genober war die reine KonferenzdurchfOh· (z.B. Broschore) mit dezentralen Demos Bewegung geworden Ist, kann ab sofort rung extrem billig. Wir danken allen, die oder anderen bunten und vielseitigen Ak· beim Braunschwelger Arbeltal

Hick-Hack ums Anti·WAA·BUro

ln den oberpfälzischen Bis schlugen die Wellen in den letzten "Auswärtigen", in diesem Fall die Amberger, Regensburger Wochen hoch über die personelle Besetzung eines Anti·WAA-Bü· und Nürnberger BI. ros der Landeskonferenz. Grundlage der Auseinandersetzung Die BI Schwandorf wollte sich dazu nicht äußern. Sie hält die dürften weniger die politischen Aktivitäten der ursprünglich Diskussion "im großen Rahmen für beendet und möchte sie v~>r~esehenen Bürobesetzung (Anita von der Nürnberger lni· auf engsten Raum begrenzen, um nicht noch mehr Porzellan t1at1ve gegen Atomanlagen) sein als vielmehr der an ·vielen Stand· zu zerschlagen." (ein BI-Vorstandsmitglied). orten existierende Konflikt zwischen einheimischer BI- und ········~················

Offener Brief an den Vorstand der BI Schwandorf und alle, die sich be· Nur müßt Ihr Euch darüber im Klaren sein, daß mögliche Angriffe gegen troffen fühlen Euch und andere WAA-Gegner unabhängig davon erfolgen werden, wer im Büro arbeitet - Ihr könnt den unbescholtesten Bürger dazu herneh­ ln diesem offenen Brief geht es um das seit Monaten be~lossene Anti­ men. WAA-Büro der Landeskonferenz (LaKol und um die Gerüchtekampag· Noch eine kleine bescheidene Frage zum Abschluß dieses Punktes: Habt ne, die sich daran gegen mich entwickelt hat. Ihr jemals daran gedacht, was für Auswirkungen Eure in alle Welt ge­ streuten Gerüchte für meine weitere Existenz haben könnten? Des ich als arbeitsuchende Diplom-Sozialwirtin so einen Rufmord wie Ihr Vorgeschichte des Anti-WAA-Büros ihn gegen mich betreibt, eben auch nicht leisten kann? ' ... Auf dem Hintergr~;~nd ~ieser gerade dargestellten Sachlage, habe ich Im August wurde auf einer Aktionskonferenz in Altenschwand (ca. 70 mich entschlossen, b1s we1teres necht mehr für die Arbeit des Anti­ Anwesende) beschlossen, ein gerneinsames Anti-WAA-Büro der bayri· WAA-Büros zur Verfügung zu stehen .... schen Anti-WAA-Bis einzurichten zwecks verstärkter auch überregiona• Statt dessen werde ich mich weiter wie bisher engagieren im Widerstand ler Pressearbeit und Koordination. gi!!J8n .die 'f!AA.- ic~ werde also keineswegs weg vom Fenster sein. Für die Bürobesetzung sprach sich die September-LaKo (mit den Stirn· Fw: d1e, d1e m1ch mcht oder kaum kennen, möchte ich noch etwas zu rnen der Schwanl:lorfer I) für mich (Anita/Niga) als eine von zwei Büro• memer Person sagen, um damit vielleicht erklärbar zu machen warum kräften aus - die zweite Bürokraft sollte auf jeden Fall aus der Schwan­ gerade ich eine der beiden Bürokräfte sein sollte und damit au'ch noch dorfer Gegend sein und von den Schwandorfern selbstständig bestimmt d~utlic.her wird, wie haltlos die gesamte Rufmordkampagne gegen mich werden können. e1genthch ist: Auf der nächsten LaKo im Oktober gab es zu meiner Person wieder Kon· Ich '?in seit fast ~.o Jahren in der Anti-AKW-Bewegung aktiv. 1977 sens einschließlich der anwesenden Schwandorfer ... war ICh an der Grundung der NIGA (Nürnberger Initiative gegen Atom­ Zwei Tage später fand eine geheime außerordentliche Vorstandssitzung anl~nl mitbeteiligt und arbeite seither in dieser Initiative. Die NIGA der BI SAD statt, die den LaKo-Beschluß kippte, d.h., sie war nicht hat Sich wn Anfang an für eine bayernweite Koordinierung und Zu· mehr bereit, den -gemeinsamen Beschluß mitzutragen und das Büro, das sammenarbeit der bayrischen Bis eingesetzt und so gibt es seit 1977 sie im Auftrag (I) der LaKo angernietet hatte der LaKo zur Verfügung zu die LANDESKONFERENZI stellen. Dies geschah übrigens alles am Tag X als im Wendland die ersten Das .,Landeskonferenz,....lnfo" kurz ,.LAKO-INFO" an dessen lniti· Blockaden gegen die Atomtransporte stattfanden •...• ierung und Erstellung ich nicht unwesentlich beteiiigt war und bin versucht u.a. auch den Informationsfluß über andere AKW-8tandom Der Anfang einer Progromstimmung - Mit Speck fängt zu gewährleisten. man Mäuse und mit dem Anti-Kommunismus brave BI-Mitglieder Kleines Resumee -so etwas darf nie wieder geschehen! Bereits zuvor scheinen Einzelne offensichtlich mehr schlecht als recht ... Dieses hier wrliegende undemokratische Verhalten des Vorstandes der versucht zu haben, gezielt Informationen über mich in Erfahrung zu be· BI SAD und möglicherweise auch noch anderer, verbunden mit der kommen. Leichtigkeit, wie hier gegen einzelne Programstimmung erzeugt werden Auf jeden Fall setzte hinter meinen Rücken, ohne mich jemals direkt auf kann (u.a.mittels dem heute wie auch in der Geschichte Deutschlands irgendetwas anzusprechen, eine regelrechte Hetzkampagne gegen mich immer unheilvoll benutzten Antikommunismus) macht mir, ehrlich ge· ein, die ihren bezeichnensten Ausdruck darin fand, daß auf der Vorstands­ 58!'t, sehr viel Angst, wen!' ich mir überlege, daß wir erst am Anfang des sitzung am 18.10.84 ein Vertreter der BI Nittenau erklärte, wenn ich im W1~ers~a~des stehen und 1n Zukunft noch sehr viele Leute auf die breite Büro arbeite, wird er und weitere 20 BI-Mitglieder aus der BI austreten! Sahdantat allerWAA-Gegner angewiesen sein werden. Auf der Vorstandssitzung vom 18.10. wurde erstmals quasi öffentlich der .,lnquisitionskatalog" gegen mich vorgetragen ... Die eigentliche Problematik: "Auswärtige" und 1) Ich soll im KBW gewesen sein! - Das ist schlicht und ergreifend eine Standort-Bis LOGE. Die, die sich hier als Schnüffler betätigt haben, sollten im Sinne einer besseren Qualifizierung zuerst beim Verfassungsschutz in die Schu· Die ganze Kampagne gegen mich schätze ich allerdings so ein, daß es legehen. eigentlich gar nicht um meine Person geht, sondern daß letztendlich viel Doch selbst wenn ich beim KBW gewesen wäre bzw. immer noch wäre grundsätzlichere Dinge dahinterstecken: Ich vermute, daß ist Euer grund· (was aber nicht der Fall istl wäre das kein Sachverhalt, der gegen mich sätzliches Mißtrauen und Ablehnung der LaKo gegenüber und damit auch spräche - zumindest gab es bisher in der Anti-AKW-Bewegung keinen den Auswärtigen gegenüber und Eure damit verbundenen Ängste über die Radikalenerlaß, sondern die Leute wurden nach dem beurteilt, was sie weitere Entwicklung des Widerstandes, die Ihr versucht, über mich zu per­ machten und was für Positionen sie vertraten. sonalisieren anstatt sie offenzulegen und damit diskutierbar zu machen. 2) Ich soll in der Frankfurter Hausbesetzerszene aktiv gewesen sein - Daß es immer wieder Widersprüche und Auseinandersetzungen zwischen das ehrt mich, aber dem war leider auch nicht so ... den ,.Auswärtigen" und den Standort-Bis gibt, ist in der ganzen Ge­ Ist für Euch die Grundbedingung zur Zusammenarbeit, daß man/frau schic:l'lte der Anti-AKW-Bewegung nichts Neues - neu ist allerdings die sich nur gegen die WAA engagieren dar? Das Grundgesetz sieht diese ,.Qualität", mit der hier die Standort-BI hantiert- so weitgehende Ruf· Einschränkung zumindest nicht vor- und ich habe auch nicht. vor, mir mordkampagnen hat es bisher nie gegen langjährige mitarbeitende AKW­ meine demokratischen Rechte von Euch einschränken zu lassen.,. Gegner gegeben- in der Form wurde dies eigentlich immer der BILD­ 3) Einige von Euch befürchten, daß Ihre sichere Arbeitsstelle in Gefahr ZEITUNG ÜBERLASSEN.! gerät, wenn ich im Büro arbeite. Letztendlich kann es erst dann eine einigermaßen vernünftige Zusammen­ Ich versteht Eure Ängste sehr gut und ich kann sie Euch auch gar nicht arbeit geben, wenn allen klar ist, daß weder die ,,Standort-BI" alleine nehmen. denn sie sind grundsätzlich berechtigt. Denn wir haben es hier mit die WAA verhindern kann, noch die ,.Auswärtigen" alleine, sondern daß einem sehr mächtigen Gegner zu tun, der auch bisher in der Vergangen­ wir wenn überhaupt nur dann eine Chance haben, wenn wir alle zusam· heit nicht davor zurückgeschreckt ist, Existenzen zu ruinieren. Das be­ men jeder das in seiner Macht und seinen Vorstellungen Mögliche tut - kannteste Beispiel ist wohl der Startbahngegner und Magistrat Alexander das beinhaltet z.B. auch ein gegenseitiges Akzeptieren von verschiedenen Schubart•••• Widerstandsformen. ~~- eine erschütterte WAA-Gegnerin ANITA/NIGA "" NUR GEMELNSAM SIND WIR STARK ~ ~------~~~~~~~~~~~--~ WAA

trittsrecht" der Aufsichtsbehörde zu ren Vorsitz im Kreistag Teil der kommu­ Der Schwandorfer Landrat Schuirer "ergänzen". D.h., kommt eine staat­ nalen Selbstverwaltung sind. (SPD) hatte sich über Wochen gesträubt, liche Behörde der Weisung einer über• So sang- und klanglos, wie sich das In­ den Bebauungsplan für die geplante geordneten Dienststelle nicht nach, nenministerium das vorstellte, dürften WAA zu unterzeichnen und auszulegen. nimmt diese die Aufgabe an Stelle der die Landräte allerdings nicht ans Gängel• Sein Kollege, der Tirschenreuther Land­ "renitenten" Unterbehörde war. Dies band zu nehmen sein, denn hier werden rat Weigel, weigerte sich, das Verfahren war bislang nur nach langwierigen Ver­ auch die eigenen Parteimitglieder ver­ flir die Atommüllsammelstelle MUter­ fahren wie Amtsenthebung möglich. prellt. Die oberbayrischen Landräte seh­ teich weisungsgemäß durchzuziehen. Diese totale Entmündigung im Inte­ en in dem Vorhaben "eine Regelung, die Diese nicht reibungslose Durchführung resse der Industrie und des Atomstaa­ den demokratisch legitimierten Landrat der Atomprojekte in der Oberpfalz tes betrifft alle Dienststellen wie Was­ im gesamten Bereich. seiner staatlichen nahm die bayrische CSU-Landtagsfrak­ serwirtschaftsamt, Gesundheitsamt, Funktion trifft". (MBZ, 5.12.84). In ei­ tion jetzt zum Anlaß für eine kleine, Bezirksregierung. Brisant wird es bei den ner außerordentlichen Verbandsversam­ aber nicht unbedeutende Gesetzeskor­ Landräten, die nicht wie andere Amts­ mlung soll das Thema eingehend erör• rektur. Geplant ist, das Verwaltungs­ chefs vom Staat eingesetzt sind, sondern tert werden. Das Vorhaben wurde im verfahrensgesetz durch ein "Selbstein- von den Bürgern gewählt und durch ih- bayrischen Kabinett vorerst vertagt. Dragahn:

- - Dem Spiegel zufolge ist die Entschei­ - "...­ dung über die Standortvergabe der DWK Nikolausüberraschung für die DWK für die WAA bereits gefallen; angeblich - soll das Los auf Wackersdorf gefallen sein. In Lüchow-Dannenberg ist davon - - allerdings nichts zu spüren, die DWK -- - versucht hier nach wie vor, die ersten Genehmigungen zu bekommen.

Auf zwielichtige Weise wurden am Um der DWK die. Entscheidung für den 10. Oktober- vom Karwitzer Gemeinde­ Standort Wackersdorf ein wenig zu erleich­ rat zwei Bauanträge der DWK geneh­ tern, beschenkte das bayrische Umweltmi­ migt. Aufgrund § 35 des Bundesbauge- nisterium die DWK mit 3000 Exemplaren setzes hatte die DWK beantragt, die einer 32-seitigen Werbebroschüre, die für WAA als "privillegiertes Bauen im Aus­ 35.000 DM aus öffentlichen Mitteln herge­ senhereich" der Gemeinde zu behan­ stellt wurde. deln. Dies bedeutet, daß eine Bürgerbe• In dem Heft "Inmitten der Oberpfalz" teruiung und Einspruchsmöglichkeiten wird vom Ministerium, das auch Genehmi­ dagegen stark eingeschränkt sind. gungsbehörde für die WAA ist, nicht nur Der § 3 5 setzt aber eine " Ortsge­ die Bedeutung dieser Region mit ihren Ver­ bundenheit " des Projektes voraus, und kehrswegen, ihrer Infrastruktur und ihren das ihm keine öffentlichen Belange ent­ Möglichkeiten für Freizeit und Erholung gegenstehen. Beide Punkte sind auf gepriesen, sondern auch auf die aufgeschlos­ sene Bevölkerung hingewiesen. Trotzdem scheinen Umweltminister Dick Zweifel am ernsthaften Ansinnen der DWK zu beschleichen, die WAA in der Oberpfalz ehe umfaßt. Das WAA-Hauptprozeßgebäu• bauen zu wollen. Die DWK hat nämlich ih-. de fehlt im zweiten Antrag. Natürlich gibt ren Antrag vom August '83 für die erste es für Dick "keine Anzeichen dafür, daß Teilerrichtungsgenehmigung zurückgezogen die DWK ihren Antrag ... zu ändern beab­ • und ihn am 8.8.84 durch einen neuen An­ sichtige", aber , sollte dennoch entgegen trag ersetzt~ der für das atomrechtliche Ver­ dem eindeutigen Antrag nicht der Bau der fahren das Brennelemente- und Eingangsla­ gesamten WAA geplant sein, sondern aus­ ger,. den Außenzaun und die Eingangswa- schließlich der Betrieb des Brennelementla­ gers, könnte dieses Vorhaben im Rahmen des derzeit laufenden atomrechtlichen Ge­ nehmigungsverfahrens nicht genehmigt wer­ den."

25 WAA

keinen Fall gegeben, trotzdem aber er­ unterschied sich also stark von dem vor liehe Genehmigungsverfahren für die weckte Bürgermeister Mennerich und dem Gemeinderat erzeugten Eindruck. W AA weiter. Ohne Gegenstimmen ver­ der Leiter der Bauabteilung der Samt­ Die beiden Anträge für den Bau eines abschiedete der Samtgemeinderat Hitz­ gemei.D.deverwaltung Dannenberg, Gram­ Zaunes um das Baugelände und den acker zwei Einwendungen gegen die Ge­ heck, auf der Ratssitzung den Eindruck, Aushub der Grube für das Hauptprozess­ nehmigung. Der Sachverständige der daß die DWK auf die gesetzlich benötig• gebäude ruhen jetzt bei der Kreisver­ Stadt, Kirchner, bezeichnete die hier­ te Einwilligung des Gemeinderates ein waltung. Diese muß die Baugenehmi­ zu ausgelegten Pläne als "dü""· Erst Recht habe, da die Bedingungen des gung erteilen, will es aber erst tun, wenn ein Einblick in das gesamte WAA-Kon­ § 35 erfüllt seien. auch die atomrechtliche Genehmigung zept in Hannover "hat fundierte Aus· So kam es zu einer denkbar knappen erteilt worden ist. Mit dieser wiederum sagen erlaubt", die wenig positiv für die Abstimmung: V on neun Ratsm,itglie­ will man aber in Hannover warten, bis Betreiber ausfallen, "da das technische dern stimmten vier dafür und drei dage­ die Entscheidung der DWK über den know how der D WK offenbar nicht aus· fen, bei einer Enthaltung und einem Ab­ Standort gefallen ist. reicht, um Anlagen wie die WAA zu pla­ wesenden. Vor diesem Hintergrund erscheint die nen". (EJZ, 22.10.84} Erst im nachhinein wurden die Zwei­ zwielichtige Entscheidung in Karwitz Schon jetzt zeichnet sich aber ab, fel an der rechtlichen V erpflichtung des ein weiterer V ersuch der DWK, beide daß die Bezirksregierung die Einwände Rates zur Zustiqtmung laut. Da Men­ Eisen im Feuer zu halten, und gleichzei­ Hitzackers übergehen wird, indem sie nerich und Gramheck zur Erkundung tig noch weitere Subventionsversprech­ die Samtgemeinde Dannenberg für zu­ der rechtlichen Fragen nach eigenem Be­ ungen aus der Landesregierung heraus­ ständig erklären wird, da in deren Ge­ kunden im Sozialministerium, im Mini­ zukitzeln. biet die Abwässer entstehen. Die ther­ sterium für Bundesangelegenheiten und Die Frage ist nur, wer dabei auf wei­ und Einleitung der Abwässer bei Hitz­ bei Albrecht gewesen sind, fragte der che Art gemauschelt hat. Schließlich acker könnte so erzwungen werden. SPD-MdL Kreuzer Minister Hasselmann, ist sowohl das Interesse der Landesre­ Diese Handlungsweise der Bezirksre­ waruni die Landesregierung nicht darge­ gierung an der WAA bekannt, als auch gierung ergibt sich aus den Streitigkeiten legt hatte, daß der Gemeinderat zwisch­ Mennerichs freimütig geäußerten: Tag­ mit der Gemeinde Hitzacker, da diese en dem§ 35 und einem Bebauungsplan­ träume von den goldenen Zeiten, die sich anfangs geweigert hatte, die Pläne verfahren mit Bürgerbeteiligung, wie in kommen werden, wenn sich erst das zur wasserrechtlichen Genehmigung aus­ ·wackersdorf wählen könne. DWK-Füllhorn über Karwitz ergießen zulegen, während es in Dannenberg nur Hassetmanns Antwort - " ... wir ha­ würde. noch um die Frage geht, ob die DWK ben die Gemeinde .... auf beide Möglich• In Hitzacker geht derweilen die Aus­ oder die Gemeinde für die Kosten der keiten hingewiesen" (EJZ, 17.11.84}- einandersetzung um das wasserrecht- Abwässer. einstehen muß.

>>Geld regiert die Welt<<

(Goethe, Onkel Dagobert)

Gut bei Ka.sse scheint zur Zeit Bundesfi­ schon am Planen; neue Sportanlagen Investitionshilfen bis zu 480 Ml.o DM, nanzminister Stoltenberg zu sein: nach sollen gebaut werden, Straßen verbes­ die volle übernahme der Infrastruktur­ den "Gorleben-Millionen" sollen nun sert und eine Mehrzweckhalle errich­ maßnahmen und eine Landesbürgschaft die "Dragahn-Millionen" folgen. Schon tet werden. bis zu 2 Mrd. DM für die WAA zu über• von 1978 -82 hatte der Bund insgesamt Klarer wird dagegen die" Ausgleichs­ nehmen! (Wirtschaftswoche, 2.11.84} 200 Mio DM an Niedersachsen gezahlt, funktion" der 12 Mio DM, die der Beträge also,gegen die selbst die 120 um die besonderen Aufwendungen des Landkreis für die Fremdenverkehrs­ "Dragahn-Millionen" nur Kleingeld sind; Landes, des Kreises und der Gemeinden förderung zur Verfügung hat, um" Maß. von denen ja, wie scholl von den 200 für das Atomprogramm ·in Lüchow-Dan• nahmen gegen die negativen Auswirkun­ Mio bisher, ein großer Teil ebenfalls in nenberg auszugleichen. gen der Atomanlagen "zu finanzieren: die Infrastruktur gesteckt wer~en soll. Dem sollen nun von 1985 - 88 ,i.nsgesamt Tourismus gegen. Plutonium! Auch von der Bundesregierung könn• weitere 120 Mio DM folgen, vor allem Weniger deutlich als die Schmierung des ten noch Gelder in Form von Regional­ für die Finanzierung der Polizeieinsätze Atomprogramms durch den Bund ist die und Investitionshilfen fließen. Augen­ und des Ausbaus der Infrastruktur. Was direkte Förderung der DWK durch blicklich sind jedoch angeblich weder offiziell als Ausgleichszahlung läuft, ist Staatsgelder. Genaue Zahlen wurden, irgendwelche Hilfen geplant, noch sei­ tatsächlich (welch Überraschung!) aller­ mit Hinweis auf das Steuergeheimnis, en von Seiten der DWK entsprechende dings eher als Schmiergeld zu bezeich­ auf eine Anfrage der Grünen im Bundes­ Anträge gestellt worden. Auch For­ nen. tag hin, nicht genannt. schungsgelder sollen, wie in der Ant­ Auf der Bürgerversammlung des Kar­ Fest steht nur, d·aß die DWK für das wort auf . die Grünen-Anfrage zu lesen witzer Gemeinderates wurde vom Dan­ Zwischenlager in Gorleben Gelder aus steht, nicht lockergemacht werden; nenberger Samtgemeindeamtmann der Zonenrandförderung bezogen hat. wobei allerdings anzumerken wäre, daß Schulz auch unverhohlen zugegeben, Gewaltige Summen sind im Zusammen­ die Versuchs-WAA iri Karlsruhe, mit daß das Geld, das auch ohne WAA hang mit der Standortvergabe der WAA Bundesgeldern finanziert, einen gewal­ fließt, schneller fließen könne (EJZ, im Spiel: F J .Strauß, als bayrischer Mi­ tigen, indirekten Zuschuß an die DWK 29.11.84}. nisterpräsident, wirft der niedersächsi• darstellt. Bürgermeister Mennerich ist deshalb schen Landesregierung vor, sie erwäge,

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 26 Das .-Bombengeschäft• Nukem selbst war in ein Geschaft ver· Bau einer Brennelementefabrik für Mate· wickelt, das zeigt, wie wenig Sorgfall sie bei rialtestreaktoren begonnen hat. Diese mit der Nukem der Auswahl ihrer Geschäftspartner walten Brennelementefabrik soll fl.lr den von Inter· Die Nukem triu am Weltmarkt als Anbieter taUt. Die in Hessen ans:Lssige f'irma ,.Asma· atom in lndooesien zu errichtenden For· von Brennelementen auf. Kunden der Nu· ra-Chernie" hatte 1968 ein Geschäft mit schungsreaktor MPR-30 die Brennelemente kem sind z.B. die zahlreichen Empfanger­ Natururan vermittelt, wobei die 200 l auf produz.ieren. lndonesiens fo.rschungsmini· laoder deutscher Forschungsreaktoren. Die dem Transpart von Genua nach Antwerpcn ster Habibie setzt laut Spiegel ·43/ 84 vom Kontrollmaßnahmen der internationalen verschwanden und später aller Wahrsc hein· 22. 10.84 bei der Entwickluna des Landes Atombehörde IAEA können ledi&lich die Iiehkeil nach in Israel als Grundlage zum vor aUem auf die Rl.lslungsindustrie. Deut· Abzwei~una von Spaltmaterial entdecken, Bau der israelischen Atombombe wieder· sehe f irmen wie AEG und MBB sollen hd· aber dies nicht verhindern. Auch die Ge· auftauchten. ren, Kampfflugzeuge und Waffen zu bau­ nehmiiunasbehOrde, der Hessische Mini· 1m Juli 1969 kaufte die selbe Firma As· en. Der Forschungsminister ist gleichzeitig ster für Wirtschaft und Technik, kann dies mara-Chernie, die in dem genannten fall, Mitslied des indonesischen Vcrteidiguns.~· nicht verhindern . Mit Gcnehmigungsauna­ der als .. der fall Plumbal" bekannt wurde, ratcs. es bleibt zu frasen, welche Rolle eine sen. wie geplant, kOnnen wohl Stachel· eine Hauptrolle gespielt baue, bei der fir· von Nukern selieferte Brennelementfabrik drahte und Sperren oder dickere Toren er· ma Nukem 232 kg Natururan. Es ist anzu· spielen soll, in einem land, in dem es keine richtet werden, jedoch Entwendunjen bei nehmen, daß die Firma Nukem zum Zeit­ kommerzielle Nutzung sogenannter "fried· Transporten oder im Bestimmungsland der punkt des Verkaufs von der fUhrenden Rol­ licher Atomenergie" gibt. Brennelemente nicht ausgeschlossen wer· le der Firma Amara-Chemie im faii·Pium· den. bat Kenntnis 'hatte. .. Am 18. Juli 1969 ist dann die Auslieferung des Materillls er­ Hauptabnehmer deutscher Nuklcarex­ folgt, und dieses Muterial emhielt dann das Alkem - der Einstleg porte waren neben dem Iran die sl.ldameri· UJOrPulver." (Dr. Hackstein beim Hea­ kanischen Lander Arsenlinien und Qrasi.· ring am i.S.6.84 in Wiesbaden). Ob&leich ln die Plutoniumwirtschaft Iien. Belde Lander sind keine Unterzeichner das Material auf Druck von Euratom wie· Die Firma Alkern erhielt am 30.12. 74 ge­ des Atomwaffenspcrrvertraaes. An Brasi­ der zurl.lck nach Hanau gelanjle, muß sich mll.ß §9 Atomgesetz eine Umgangsseneh· lien werden komplette Anlqen fUr den .die Firma fahrl:lssigkeit und utreme Sor1· migung fUr 460 ks Plutonium, 1,$ kg Ame­ Brennstoffkreislauf &eliefert. Im Gegensatz losigkeit - bei Nichtkenntnis des Falles ricium, 180 kg Uran-23.5, 20t absereichcr­ z.ur deutschen Politik weiaerten sich die Plumbat - vorwerfen lassen. tcs Uran und lOt Natururan. Im jetzt lau­ USA, vertras)ich zugesicherte Atombrenn· Seit Mitte August 1984 ist bekannt, daß renden Genehmigungsverfahren hat Alkern stoffe zu liefern. die Firma Nukem in lndooes.ien mit dem die Laserung und Verarbeitung von folgen- 27 Hanau

den Mengen beantragt: der Aufbau der Plutoniumlagers mit der 6,7t Plutonium mit mind. S Prozent beantragten Riesenkapazität nicht notwen­ Pu-240 dig. 8 kg Americium-241 Alkern will andererseits die Herstellung SSO kg Uran-2JS von Plutoniumbrenne:ementen fur Leictn­ JOt abgereichertes Uran wasserreaktoren (mit dem Gehalt von 3 SOt Natururan Prozent Plutonium) forcieren. Unter physi­ Die Alkern benutzte also ihren Antrag kalischen Gesichtspunkten bringt dies im gemäß § 7 A\omgesetz, den sie 197S stellen Reaktorkern eine ungleich .JrOiiere Gefahr mußte, um in der .zuletzt vorgelegten Fas­ wegen der höheren Radioaktivität mit sich. sung vom 18. Januar 1984 eine Erhöhung Unter ökonomischen Gesichtspunkten der Lager- und Verarbeitungskapazität fUr sind diese Plutoniumbrennelemente sinn­ ihre-Spaltstoffmengen zu bean11agen. Bezo­ los, da auf viele Jahre hinaus da~ Uran und gen auf das Plutonium bedeutet d.ies eine die Herstellung von Uranbrennelementen Steigerung um das mehr als Vleruhnfache. w~entlich billiger sind als Plutonium und Bei Uran-2JS, dessen Bedeutung im Kapitel die Her~ellung von sogenannten MOX­ Nukem erläutert wurde, handelt es sich um Eiementen. da~ ~lradte . Da die Anreicherung dies~ Oie deutsche Atomindustrie setzt aber Ura_ns nicht begrenzt wird, kann es sich um weiterhin trotz aller Ruckschläge auf hochangereichertes und damit ebenfalls um Schnelle Bruter und Wiederaufarbeitungs­ waffenfähiges Material handeln. anlagen. Fur die Alkern wirkt sich das so Die Alkern wurde ursprUnglieh geschaf­ aus, daß die deutsche Atomindustrie die fen, um die Brennelemente fUr den Schnel­ Alkern erhalten wiil, um jederzeit die Ver­ len BrOter und die dazu gehörenden Ver- arbeitung von Plutonium - zu welchem 5uchsanlagen zu liefern. Ein größerer Teil Zweck auch immer - vornehmen zu kön• cier bisherigen Aktivitäten der Alkern um­ nen . FUr die nllchsten zehn Jahre soll die faßte dementsprechend die intensive Bear­ großtechnische Plutoniumwirtschaft einge­ beitung der Brennelemente fUr den SNR- führt werden, Indem auch in Leichtwasser­ 300 in Kalkar. Mit der fortschreitenden reaktoren soviel wie möglich Plutonium­ Desillusionierung bei der Verfolgung der brennelemente eingesetzt werden. Oie Elek­ deutschen BrUterpläne la~sen sich die vor­ trizitlltswirtschaft hat, obwohl diese Brenn­ liegenden Au.~baupllne nicht erklaren. Wie elemente auf absehbare Zeit nicht ökono­ die Alkern selbst außerte, mußte sie in der misch einsetzbar sind. die Verpflichtung Fertigung mit '1700 kg Plutonium im Jahr ubernommen, MOX-Brennelemente zu umgehen, um ,..d~m d~n~itig~n Zuschnill kaufen und ein~usetzen . d~r Entsorgung in d~r Bund~srepublik zu Fur die fernere Zukunft l~t bei den Ver­ tntsprechen • (Or. Stoll, Geschllftsfuhrer antwortlichen wohl noch immer der Traum der Alkem, beim Hearing). Andererseits ist von der Bruterwirtschaft vorhanden und jedoch aus den Genehmigungsunterlagen weiterhin fuhrend in einer Technologie zu zu erkennen, daß die Firma - sollte sie ei­ sein, die sonsJ nur anerkannten Atomwaf­ ne Genehmigung bekommen - mit Men­ fenmachten zur VerfUgung steht. gen zwischen 2 bis 4 t pro Jahr hantieren All dies erklärt jedoch noch nicht die be­ will. Die der1.eitige BrUtersituation kOnnte ,.. antragte riesige Lagerkapazitlt fur Plutoni­ jedoch nur·die Beibehaltung der bisherigen Alkem- GeschäftsführerStoll schließt den um, die die Alkem zum größten Plutonium­ Kapazitlt rechtfertigen. Insbesondere wäre Plutonium· Bunker jfJr die Öffentlichkeit lager der "zivilen Welt" macht.

BuchbHprechung

Neue Hanaubroschüre• Pflichtlektüre für AK.W-Gegner

Hier ist der Grund, warum wir in dieser Ausgabe der "ATOM" darauf verzichten, ausführlich auf die Hanauer Atomfabriken einzugehen: Die neue Hanau-Broschüre, die zum Besten gehört, wasaus den Reihen der Anti-AKW-Bewegung in den letzten Jahren publiziert worden ist. Für den Spottpreis von 5.00 DM werden auf 74 Sei­ ten nicht nur alle Facetten dieses wichti_gsten Atomzentrums der BAD erfasst: 14 Seiten z.B. beschäftigen sich alleine mit pem bisher wenig beachteten Thema "Arbeitssicherheit in Nuklearbetrieben" und dem Thema Gewerkschaften und Atomenergie. Ferner werden die Punkte Atomenergie und Waldsterben, Wirtschaft­ lichkeit der Atomenergi.e und Atomtransporte behandelt. Schwerpunktmäßig wer­ den die Hanauer Atomanlagen im Einzelnen vorgestellt unter besonderer Berück· sichtigung ihrer militärischen Bedeutung bzw. Verwendbarkeit. Hierzu äußert sich auch in einem längeren Interview der Salzburger Zukunftsforscher Robert Jungk. Beetelladresae:

Atomexpress Postfach 1945 ReinhAuser Landstr.24 34 GOttlogen (0551-1700158) ab 5 Stck.: 30% Rabatt Hanau Das Bombengeschlift b/Uht...... _=---=-=-=-======-======.....";...,==--'- Militärische Projekte ln aller Welt - made in Hanau - _,b,'\f ,.,~... Zlvllltär~ · ~ctT"e~4!«:6tungen . \ \.

\ Wenn es um die Frage geht, ob Hanauer \ 0 Die Nukem beschafft Uran u.a. für Bra· Atombetriebe zu einer miJglichen Atombe­ silien und Peru 10• waffnung beitragen, so heißt es stets, daß dies ja durch internationale Kontrollen ver­ \ 0 Die Reaktor-Brennelement-Union Ha­ hindert und hier ausschließlich /Ur friedli· nau (RBU) liefert Brennelementfabriken an ehe Zwecke gearbeitet w"de. die M~litärdiktaturen Argenlinien und Bra· silien9• 0 Die NTG beliefert das national accelera­ Dem stehen jedoch folaende Tatsachen tion center, ein Atomzentrum in Sodafri­ ~eeaenüher: ka2. 0 Die Nukem baute eine Spezialanlage für 0 Die Nukem-Tochter Uranit ist entschei­ den Schnellen BrOter "Super-Phenix·" in 1 dend an der Entwicklung eines VerJahrens Frankreich , an dem auch dit!'Nukem-Mut­ zur Plutoniumanreicherung mit Hilfe von tergesellschaft RWE beteiligt ist. Wozu La.c;erstrahlen beteiligt; das auch in den dient dieser BrOter? .,Inzwischen teilte die USA zur Plutoniumg~winnung für Atom­ franziJsische Regierung der europllischen waffen entwickelt wird 11 • Versorgungs-Agentur mit, daß sie das Plu­ 0 Leybold-Heraeus Hanau lieferte Vaku­ tonium au.v dem 250-Megawatt-Brater far umpumpen für eine Urananreicherungsan- militllrische Zwecke ben(Jtigt. "(persönliche lage an Pakistan. . Mitteilung von W. Catenhusen, MdB,. zi­ Bei allen diesen Geschäften kann, tiert nach K. Traube, ,.Plutonium-Wirt­ freundlich ausgedrückt, die militärische schaft", rororo aktuell) Nutzung durch die jeweiligen Regierungen 0 Die Nukleartechnik GmbH (NTG, nicht ausgeschlossen werden. Dabei sind Gelnhausen-Hailer) beliefert mit ihren Pro­ ...-ft,f:'liel: nur einzelne Beispiele - nur die Spitze dukten die .,Los Alamos Scientific Labora­ · eines Eisbergs. tory" USA2. Jn diesen Atomwaffenlabors So sorgt die ach so .,friedliche" Hanauer wurden die Atombomben von Hiroshima Atomindustrie nicht nur flr unsere Bedro" und Nagasaki gebaut und heute u.a. hung durch Unfälle und ständige radioakti· Sprengköpfe für die Pershing II ent­ ve Abgaben: Sie trägt (zumindest indirekt) wickelt.3 auch zur Herstellung der Atomraketen bei, 0 Ebenfalls von NTG wird das ,.Oak Rid· 2 die in der BRD und anderswo stationiert ge National Laboratory" USA beliefert . werden, und sie verdient ebenfalls an der Zu diesen Anlagen gehören Atomwaffenla­ Weiterverbreitung von Atomwaffen, be­ bors und Anreichungsanlagen für Atom­ sonders an Militärregimes und in Span­ bombenmateria14. nungsgebiete. Harald 0 Für die Nukem wird hochangereichertes Initiativgruppe Umweltschutz Hanau (gleich bombenfähiges) Uran aus den USA in Zusammenarbeit mit der Transnuklear in Hanau (TN) von US-Militärflugzeugen Anmerkunaea: Ober die US-Airbase Frankfurt nach Hanau I Nukem-Jahre$bericht 1980 gebracht'. 2 NTG-Werbekatalog, S. 3 3 Zeitmagazin Febr. '83, S. 21, 22 0 Die TN bezieht dieses hochangereicherte 4 Umweltmagazin 2, 1980 Uran von den Atomanlagen in Oak Ridges. S Auskunft von Dr. K.G. Hackstein (Nukem· Die Nukem stellt daraus Brennelemente für Geschäftsführer) Forschungs-A:KWs her s. 6• 6 Werbebra!:chUre der TN, S. 28 7 Werbebra!:chUre der TN, S. 2S L] Diese Nukem-Brennelemente werden 8 Beitrag von T.B. Cochran vor dem Innen­ nach ihrem Einsatz in Forschungs-AKWs ausschuß des US-Repräsentantenhauses, do­ in aller Welt durch die TN zum größten Teil kumentiert in Atommullzeill•ng Nr. 19 · zur Wiederaufarbeitungsanlage Savannah 9 RBU-WerbebroschUre, S. 6 und Nuteern­ River in die USA gebracht, wo sie zur Plu­ Jahresbericht 1980 toniumgewinnung für das US-Atomwaf- Nuteern-Jahresbericht 1980 fenprogramm verarbe ttet. wer d en 7• 8. Arbeiterkampf Nr. 244 Nukem/AIIcem: Dachlatte oder

Ende November dieses Jahres kündigte der Frankfur­ ter Oberbürgermeisterkandidat und Exforschungsminis­ ter Vollcer Hauff an, er werde dem Bundesinnenminis­ ter einen Verstoß gegen den Nichtverbreitungsvertrag für Atomwaffep wegen der Zimmermannsehen Anwei­ sung zur Weiterproduktion von waffenfähigem Uran bei der Hanauer Nuklearf1rn1a Nukem nachweisen. Anmerkung in diesem Zusammenhang: Der Plutoni­ umbunker Alkern plus Fabrik ging Ende 1974 unter Forschungsminister Matthöfer (SPD) und seinem Staatsse\aetär Hauff (heute OB-Kandidat in Frank­ furt!) in Betrieb. Wir wollen iro Folgenden aufzeigen, daß sich Dlusionen

Als die rot/grübe Zwaromenarbeit Der lAEO gehören Länder wie Siidafri­ Ein Geschenk des Himmels durc.h die vom hessischen Wirtschafts­ ka, Brasilien, Indien, Pakistan und Iralc minister angekündigte Teilerrichtung.sge­ an, von denen bekannt ist, daß sie den nehmJgung für Nukem emsthaf~ auf Erwerb eigener Atomwaffen anstreben dem Spiel stand, bewies Bömer am 16. bzw. bereits welche haben und die alle­ November in einem Brief an die Grünen samt den Atomwaffensperrvertrag nicht Da der Bömor Brief auch von den "Entgegenkommen". Börner benennt in unterschrieben t)aben. Daß die Nukem blauluaJasten grQnen Realpolitikern als seinem Brief folgende Punkte als "Zuge­ diesbezilglich nicht zimperlich ist bei gu­ Kuckuckeei erkannt wurde, dllrfte der ständnisse": ten Gescllliften, beweisen u.a. Atomge­ Zimmermannbrlef, in dem er auf sein l. Nukem soll auf die Verarbeitung von schäfte mit Indien, Indonesien und Süd• Bundesrecht pochte· Uhd die SPD auf­ bis zu 20%igem Uran festgelegt werden korea. forderte, Nukem unter den ursprQng­ anstatt der von den Grünen kritisierten Uch von ihr vorgesehe~n Bed.ingungen Anreicherung von 97%igem Uran. Damit zu &enehmigen, bei den Sozialdemokra­ sei "zum enten Mal neben thr 114ti0114· ten aiJaemeine Erleichterung ausselöst len und tnternatioMlm beh6rdlichen 2. Das Börnersche ..Zugeständnis", Nu­ haben. SPO.Landesvorstandamiqlled Kontrolle der Nichtverbreitung 'Urnwaf· lcem ß nur als Ersatz für Nukem I zuzu­ Schlitzberger: "Ein GuchenJ: MI Bim­ fenfllaigen MaurillLr ein ent1cheidenthr lassen (Nukem I milsae bei Inbetriebnah­ melll" Die Schuld fUr das AUieinander­ taktileher Schutz e"etcht, wtil bei Uran me von Nukem li stillgelegt werden) ist brechen des rot/pOneu Bündnisses kon­ dfe1t1 A.nrdcherung1grade1 kein ke~­ eine glatte Finte. Nichts anderes war nte jetzt nach Bonn abgeschoben wer­ waffenf4higel lttaterilll mehr entliehe." von Anbeginn vorgesehen. Das Unter­ den, die Wogen auf dem linken SPD­ Bemerkenswert, denn hier gibt Bör• nehmen hatte niemals vor, die neue FlOgel waren gegllttet und die Indus­ ner erstmals zu, daß bei Nukem atom­ Produktionsstätte als Ergänzung zusätz· trie zufriedengestellt. bombengrädiges Material lagert und ver­ lieh zu der alten zu betreiben. arbeitet wird, ein Gedanke, den die So­ Glatte Heuchelei war deshalb auch das zialdemokraten nach dem Landtagshear· superradikale Gerede Stegers, er wolle 3. Ein schlichter Betru,~ ist Börners Zu­ ing zu Nukem/Alkem im Juni dieses den Bundesinnenminister 'politisch zur Jahrs noch weit von sich gewiesen hat· sage "eine Kapt~~ZititMZwwtitung erfolgt Rechenschaft ziehen" una mit ihm ten. Daß die SPD diese Produktion gar nicht''. Eine Ausweitung der Produkt· "den Streit (welchen?) über die Nicht­ nicht abstellen will, machen die Nach· ioßlk.apuitit war nie vorgesehen. verbreitung von Kernwaffen fortfllhren, sitze zu dieser Beschrinlcung klar: Gül• Beantragt hat die Nukem eine Auswei­ etwa ,bei der großen Anfrage der SPD im tigkeit erlangt sie erst mit der Inbetrieb­ tung der Laaerbpazitit fUr Uran von Bundestq... "-Schaukämpfe sind auch nahme von Nulcem li, mit der frühestens 18oo kg auf 6t• . Hietzu aber will sich die Kämpfe! 1989 gerechnet wird. Bis dahin kann SPD erst im Zusammenhang mit der Be­ Nukem I mit Billigung der SPD Atom­ triebsgenehmJgung für Nukem II äußern. Ungewollte Möglichkeiten bombenmaterlai in die ganze Welt ex· portieren. Doch auch dies ist nicht Bör· Zur Plutonium-Fabrik Alkern erklärte Der von der SPD kommende Jammer­ ners letztes Wort. Nulcem spll Ober die­ Bömer nur lapidar "hier mll.r~e noch ruf, die Grünen sollten keinen Rechts­ sen Zeitraum hinaus gestattet werden, rechtlich geprllft und qbgewogen wt7'­ bruch von ihr verlangen, verdeckt ge­ seine bis dahin abgeschlossenen, vermut­ thn " - ein Verweis auf den. Ausstieg aus schickt die beimliehe Kumpanei zwi­ lich sehr langfristigen Liefervertrlge in der Plutoniumwirtscliaft erfolgte an die­ schen ihr und Zimmermann. Albrecht Euratom und IAEO-Staaten zu erfüllen. ser Stelle bezeichnenderweise nicht. und Lotbar Spaeth haben bewiesen, 30 Brennstab·

in die SPD auch heute, trotzaller Wandlungen, nicht lohnen. Die Zugeständnisse an die Grünen in Hessen erweisen sich bei genauer Hinsicht als Lug und Trug, die Fonnel vom "Ausstieg aus dem Plutonium-Staat" als leeres Wortgeklingel. Die SPD ist wie eh und je be· reit, auch das eigene Programm zu verraten, wennsihr im Augenblick nützt. Das rot/grüne Bündnis hat mit der Weigerung der Grünen, den hessischen Landeshaushalt mit ~u verab­ schieden, ein (vorläpfiges?) Ende gefunden. Haben die Grünen die Chance vertan, gemeinsam mit der SPD ei­ nen Anfang beirit "Ausstieg aus dem Plutonium-staat" zu vollziehen?

daß die Ablehnung atomarer Bundes­ müll, wie Börner und die R.est-SPD, lie­ Ungebrochene Tradition-schon projekte maßgeblich eine politische und ber direkt endlagern-elegante Versöh• Willy Brandt wollte die Möglichkeit ei­ keine juristische Frage ist. Doch diesen nung von Ökologie un~ Ökonomie. ner europäischen Atomstreltmacht of· Weg will die SPD ungenutzt lassen. Soll die SPD der Industrie an's fen halten (soll.Atommlillzeitung Nr. 26), Das Hessische Wirtschaftsministerium Leder, verabschiedt't sie sich jedoch lie­ Helmut Schmidt entdeckte die Atom­ (HWMT) ist nicht, wie Steger suggeriert, ber von Gesellschaftsverlnderung und taketenliicke... eine nachgeordnete Behörde des Bun· Ökologie. Grund hierfür ist die Was schert mich mein Geschwätz des, sondern libt die ihm libertraienen fortgeschrittene Verzahnung yon, Minis­ Aufgaben selbstständig und in eigener terien und Atommafia, die weit hinein von gestern Verantwortung aus. Die Aufsicht des in den rechten Gewerkschaftsflügel hin· Bundes erstreckt sich. auf die ..Gesetz­ einragt. Dieser machte sich schon beim Auf iluem Esse~er Parteltag im Mai die­ mäßigkeit und die Zweclcmlßigkeit der Landtagshearing 'fllr die auflagenfreie ses Jahres·forderte die SPD den Abschied Ausführung'•. Bei Meinungsverschie­ Genehmigung .der Atomfirmen stark vom Bau einer WAA und des Schnellen denheiten steht dem Bundesinnenminis­ und seufzte ob der griin-roten Scheidung Brilters. Die Atom'energie sei nur noch ter (BMI) als schärfstes Mittel die Wei­ erleichtert auf-mit den immer wieder fUr· einen Obergangszeitraum notwendig. sung zu, die jedoch nicht oder nur sehr vorgezogenen ArbeitsplatzaigUmenten. Zu Nukem/Alkern erklirte die SPD im selten angewandt wird und erst nach Dies ist wenig stichhaltig, denn die Nu­ hessischen Landtag: 'Charakteristisch fUr längeren Auseinandersetzungen mit dem kern .hat sich längst aufgemacht zur Ent­ beide Finnen Ist~ daß sie fUr die Energie­ HWMT. Will eine Landesbehörde den wicklung zukunftsträchtiger Ptodulcte versorgung der BR.D überhaupt keine Weisungen des Bundes nicht folge~, wie Solarzellen und Filtern zur Abgas­ Bedeutung haben." bleibt noch der Weg zum Bundesverfas­ reirrlgUJig. Von d~ 80:0 Nukem-Mitar­ Alkcm stellt ausschließlich Plutonium­ sungsgericht. beitern sind nur ca. 40 mit der Produk· Brennelemente fUr AK.W' s oder Schnelle D!lß die tion von hochangereichertem Uran be­ Briiter h.er. Nukem ist nut interessant für SPD jetzt groß tönt, die Forderung der schiftJgt. Die von den Grllnen geforder­ einen Ausbau des ~ochtemperaturreak· Grllnen na.ch einer Auseinandersetzung te Umstellung_ der Produktion ist nicht tors in Hamm- Schmehauscn. mit Zimmermann sei unerlullbar, be­ unmöglich. D.h., auch wenn man unbedingt AKW 's. weist einmal mehr, wie ernst es der SPD Daß Nukein nicht nur flir den zivilen fUr eine thergangszeit will, sind beide mit dem Willen zur Verlnderung ist. Bereich produziert, kann der SPD kaum Firmen uruiötig•. Tatsächlich haben sie verborgen geblieben sein. Nukem produ­ nur eine Funktion fUr einen Ausbau des Mit der Industrie durch Dick und ziert u.a. Brennelemente· filr den militä· Atomprogramms bei uns oder für einen Dünn risch genutzten Schnellen Brliter Phenix florierenden Welthandel mit Bombenma- in Frankreich, fllr die Hardthöhe stellt& terial. , Verlnderungswillen zeigt die SPD im­ die Firma Tritium-Targets her. Daß in Wenn die SPD keinen AKW· Ausbau mer erst wenn die Wirkung gleich null den Hanauer Nuklearfabriken das mittragen will und AKW 's nur noch als ist. Der heroiSche Verzicht Bömers auf Know-How zur Produktion westdeut­ 1bergangstechnologie sieht, hätte sie bei die Wiederaufarbeitung, der die Absage Scher Atomwaffen vorhanden ist, ist Nukem/Alkern die Gelegenhei.t zur Nagel­ an die Plutoniumwirtschaft unterstrei· e~ensowenig wie die eindeutigen Inter­ probe. Doch hler, wo die SPD an der chen sollte, tut der Industrie nicht mehr ressen einiger CDU/CSU-Politiker zu Macht ihr eigenes Parteiprogramm um­ weh. Große Teile der EVU's haben die verleugnen. Die hessische SPD möchte setzen könnte, stellt sie die Weichen ge­ ökonomische UnsinnJgkeit einer WAA weder Nukem/Alkern noch der nau umgekehrt und liberflhrt damit die llngst erkannt, und würden den Atom· CDU/CSU diese Option verweigern. von ihr proklamierten Ziele. 31 Hanau

Hessen: Rot-grüner Atommüll

Auch nicht der autonomste Autono­ einen funkelnagelneuen Neubau für Nu­ tige Richtung vollzogen. Der Gipfel an me wird bestreiten, daß es den Grilnen kern (' N"ukem II ') eingelassen, wenn SPD-Anbeterei (statt Sachaufklärung. und der hessischen Parteienkonstellation die SPD etwas mehr Entgegenkommen über die Differenzen) ist zweifellos mit zuzuschreiben ist, wenn endlich öffent• gezeigt hätte bei der Frage der Uranan­ der Aussage des grünen hessischen Pres­ lich über Nukem/ Alkern und das Hanau­ reicherung auf 20% ? Das strikte" Nein " sesprechers Messinger erreicht, der trotz er Atomzentrum diskutiert wird. Und zu Nukem II kam nicht von der Land­ des Bruchs von einer" lengenehmen At­ genauso weiß jeder, daß das erste rot­ tagsgruppe der Hessen-Grilnen sondern mosphäre " sprach, " solange uns die grilne Tolerierungsbündnis an der Atom­ von der Landesversammlung in MaiD­ SPD nicht an die Wand stellt." (taz frage auseinandergebrochen ist, genauer hausen und der örtlichen BI. Lassen sich vom 5.12.84) Diese Äußerung ist vor gesagt an der Tatsache, daß die Hessen­ aber die Grilnen. darauf ein, eine völlig dem Hintergrund der SPD-Geschichte SPD auch weiterhin der Anhäufung von neue Atomanlage - unabhängig vom zwischen 1919 und 1929 auch als Lap­ bombenfähigem Material und der Weiter­ Umnanreicherungsgrad - mitzutragen, sus schlimm. Wörtlichgenommen bedeu­ verbreitung von Atomwaffen Tür und zerstören sie in einer Kernfrage ihre ei­ tet sie, daß die Ernüchterung über Rol­ Tor öffnen will. gene Glaubwürdigkeit. Denn: Eine neue le und Politik der SPD erst unmittelbar Es ist gut und nicht schlecht, wenn Anlage Nukem II entspricht etwa einem vor der eigenen Liquidierung zu erwar· eine Parlamentspartei die Verhinderung neuenAtomkraftwerk- auf dem neuesten ten ist•.. solcher "Sauereien für wichtiger hält als Stand der Sicherheit, versteht sich - in die " Machtbeteiligung " oder die millio­ Stade, das (als Zugeständnis) ganz ge­ 3. Wenntrotz der Beton-Haltung der nenschweren Pfrilnde für Altemativbe· wiß erst dann in Betrieb gehen soll, wenn SPD zu Nukem/ Alkern der Kurs auf triebe. Für AKW-Gegner ist dies allemal der alte versprödete Reaktor abgeschal­ SPD-Zusammenarbeit forciert werden ein Grund, sich zu freuen. Zumal es über tet wird. Es kann nur im Interesse der soll, kann es leicht passieren, daß das die Hesseq-Grilnen aus der Sicht der SPD sein, deren historische Aufgabe ja Aufbegehren der Menschen und Bürger• Anti-AKW-Bewegung ansonsten wenig gerade darin besteht, systemoppositio­ initiativen gegen die SPD-Politik als ei­ Erfreuliches zu berichten gibt. Erstmals nelle Ansätze zurückzuholen und zu in­ ne gewisse Störung empfunden wird. wurde in Hessen von den Grilnen der tegrieren, wenn die Grilnen auf diese Warum hat sich bis heute die hessische Weiterbetrieb von zwei Atomrattoren Weise die eigene Identität demolieren. Landtagsgruppe nicht eindeutig hinter (in Biblis) toleriert und somit für das die Hanauer Demonstration am 15. 12. kurzfristige Bündnis mit der SPD die 2. Wird die SPD hart, werden dia Grü• 1984 gestellt? Warum hat Karl Kersch­ Produktion von Atommüll in Kauf ge­ nen weich. Dieser Eindruck muß sich gens von der grünen Landtagsgruppe in nommen, von einem Gift also, daß noch dem unvoreingenommenen Beobachter seiner fast 45-minütigen Rede in Lieh in 100 000 Jahren die Menschen töten nach der letzten grilnen Landesversamm· nicht einmal am Rande diese Demonstra­ kann. Egal ob gleichzeitig die dezentra­ lung in Lieh (nach dem Bruch des Bünd• tion erwähnt? len Energiequellen gefördert, ob eine nisses durch die SPD) aufdrängen: Der Ich glaube, daß sich genau an dieser WAA abgeblockt oder ob das Ganze als eindeutige Beschluß von Mainhausen letzten Frage die Grilnen von den Bis " Einstieg in den Ausstieg "verkauft wird: (keine Genehmigung von Nukem II) wur­ messen lassen müssen. Tragen sie, bzw. Dieser Atommüll schafft Sachzwänge, de aufgehoben zugunsten der Forderung: ihre medienerfahrenen Repräsentanten die alle rot-grünen Bilndniss.e in diesem keine Genehmigung für den Umgang mit dazu bei, daß Bürger- und Betroffenen­ Land überleben werden. waffentauglichem Uran 235 bei Nukem proteste mobilisiert werden oder setzen Zurück zu Nukem/ Alkem: Auch hier II. Obwohl die SPD mit ihrer Kür gegen sie nach dem Motto " Oben bleibt oben, gibt es leider keine Gewähr, daß diese eigene Parteitagsbeschlüsse den Bruch unten bleibt unten " auf die SPD und Atomanlagen für die Hessen-Grilnen provoziert hat und trotzig dazu steht, deren Politik ? mehr sind als eine Karte im Poker um wurde in Lieh von einem • neuen Kapi­ Im Positiven wie im Negativen: Hes­ Macht und Medienberühmtheit, die bei tel der Zusammenarbeit " mit der SPD sen wird wohl Paradebeispiel und Lehr­ Bedarf in der nächsten Runde aus der und von einem möglichen" qüalitativem stück für Grilne und Bürgerinitiativen Hand gegeben und vergessen wird: neuen Ansatz " geschwärmt, als habe so­ bleiben. 1. Hätten sich die Grilnen nicht auf eben die SPD einen Schwenk in die rich-

Resolution der 8. Bundeskonferenz der Anti-AKW-Bewegung

Verhältnis der Anti-AKW-Bewegung zu den Grünen

Auch wenn die Medien in den vergan­ wir daran messen, ob und wie entschie­ die Aufnahme von Verhandlungen mit genen Monaten oft einen anderen Ein­ den sie die Ziele in ihrem Teilbereich der SPD in Bund oder Ländern über eine druck erweckt haben: Wir verstehen der Politik vertritt. Dabei wissen wir, eventuelle Tolerierung oder Regierungs­ uns nicht als Wasserträger irgendeiner daß die Gefahr groß ist, daß sie sich beteiligung die Verpflichtung zur sofor­ Partei, auch nicht der GR tNEN. Und, aus einem Arm der außerparlamenta• tigen Stillegung sämtlicher Atomanlagen wir wissen, daß der Kampf gegen die rischen Bewegungen (von denen wir zu verlangen. Gleichzeitig sollen die Atommafia in erster Linie außerhalb eine sind) in deren Stellvertreter und Voraussetzungen in Richtung einer de· der Parlamente geführt werden muß. schließlich in eine Kraft verwandelt, zentralen Energieversorgung mit wa­ Wir widersprechen also jenen, für die den Herrschenden statt den Unter· chsendem Anteil der Nutzung von re­ die Politik erst innerhalb der Mauem drückten dient. generierbaren Energieträgem geschaffen und Rathäuser beginnt. Die Bundeskonferenz fordert die werden. Die .Partei der GR tNEN werden G R tNEN auf, als Vorbedingung für 32 Der Griff zur Bombe Betrifft: Bundesweite Konferenz zum Thema :

,,Entw(cklung und Weiterverbreitung vonAtomwaffendurch die BRD"

Einladung flir ein Vorbereitungstreffen

Liebe Freunde/innen,

die aktuelle Kontroverse Uber die Ha­ nauer Nuklearbetriebe hat erstmals das Thema Proliferation (= Weiterverbrei· tung von Atomwaffen durch zivile A­ und die geplante Aufstockung und tomtechnilc) und die Aush.öhlung des geheime staatliche Verwahrung bom­ Atomwaffensperrvertrages durch die benfähiger Rohstoffe in Hanau die Bundesregierung zu einem Gegenstand militä$che Dimension des Atom­ ~ p!ptmtnmpoi!Uk 18CH • IIJ!l.t der öffentlichen Auseinadersetzung ge­ programms auch in der BRD auf die macht. Tagesordnung gesetzt wird. Die sehr dubiose Rolle der BRD beim luhrende Unionspolitiker, die den Umgang mit Atomwaffentechnologien Atomwaffensperrvertrag jaluelang Die Broschüre gibt einen kleinen Einblick ist im Auslandspätestensseit dem Brasi­ bekämpft und hintertrieben haben, in die Atomwaffenpolitik bundesdeut· liengeschäft von 1975 wohl bekannt. erneut das Projekt einer .,W~teu­ scher. Regierungen seit 30 Jahren. Behan· In der BRD selbstjedoch wurde dieser ropäischen Atomstreitmacht .. auf delt und dokumentiert werden: gesamte Themenbereich bis in die jüng• die Tagesordnung zu setzen suchen. ste Vergangenheit hinein erfolgreich tabuisiert. 1. Die in diesem Jahr offen genannten Alle diese Aspekte machen im Vorfleld Vor dem Hintergrund der im Sept. von Genf eine bundesweite Konferenz, Atomwaffenpläne (Todenhöfer, "Euro· 1985 in Genf stattfindenden 3. inter­ die die Rolle der BRD in Hinblick auf päische Wehrkunde".) . nationalen Atomwaffensperrvertrag- 2. Die Geschichte des Widerstandes d1· die Weiterverarbeitung/Entwicklung vener Bundesregierungen gegen den 0 berprüfungskonferenz bietet sich eine von Atomwaffen im Einzelnen doku­ gute Gelegenheit, die Fragen der Pro­ Atomwaffensperrvertrag und die Kon· mentiert und ZUJ Diskussion stellt, liferation auch hierzulande umfassend tinuität dieser Politik seit 1956. sinnvoll und notwendig. 3. Die diversen Atomwaffentechnolo­ an die Öffentlichkeit zu tragen. Diese Es sollte darum gehen, unter die­ bevorstehende tberprüfungskonferenz gien, die in der Bundesrepublik . auf sem speziellen Aspekt die entsprechen­ fällt in eine Zeit in der einem Spitzenstandard entwickelt smd: den Aktivitäten und Recherchen der 3. Wiederaufarbeltungstechnik, Schnelle weltweit die Entwicklung von A­ tomwaffentechnologien unter dem Welt Solidarltätsbewegung, der Frie­ Brüter, Laser·lsotopentrennung. densbewegung und der Anti- AKW­ Deckmantel der zivilen Atomener­ 4. Die (von den Atomwaffentechnolo· Bewegung zusammenzuluhren und öf• gienutzung (z.B. Israel, Südafrika, gien des BAD·Imperialismus kaum zu fentlich zu machen. Parkis.tan, Brasilien, Argentinien) trennenden) aktiven Bestrebungen, Am ersten Tag einer solchen Konfe­ Fortschritte macht unter aktiver Langstreckenwaffeh und Crulse Missile renz könnten im Sinne eines Tribunals Mithilfe der skrupellosen Nuklear­ in eigener ~egie zu entwickel. die diversen Aspekte der "Nicht-Ver· exportpolitik der Bundesregierung. breitungspolitilt' 'Cler Bundesrepublik die Atomwaffenstaaten zunehmend in Form von Referaten und Kurz~ die ohnehin künstliche Trennung Aus dem Inhalt: kussionen vorgestellt werden. Am 2. von militärischer und ziviler Atom­ - Wieder Im Gespräch: Deutsche Atom· Tag könnte über eine gemeinsame Stel­ energienutzung dun:h den Bau lungnahme der veranstaltenden und waffen Schneller Brüter und die Entwick­ - Dokument "Europäische Wehrkunde" teilnehmenden Gruppen und über Alcti­ lung der Laser- Isotopen- Trenn­ vitäten parallel zur '(l)erprüfungskonfe• - BAD • im Ernstfall Atomwaffenstaat technologie aufheben. - Plutoniumwirtschaft und nukleare renz (in Genf und der BRD) berat­ Planungsgruppe dun:h die ln~triebnahme des schlagt werden. - WAA . "Wirtschaftlich nur als Waf· Schnellen Brütersin Malville (Frank­ Das erste öffentliche Vorbereitungs­ fentechnik" reich) erstmals in großem Stil bun­ treff~n für diese Konferenz findet statt - . Europäische Atomstreitmacht dutch desdeutsche Atomtechnik und das am 20. J anuar 1985, ab 11 .00 Uhr im Schnelle Brüter von der Firma Alkern (Hanau) in Freidenkerzentrum" BONN, Doro­ - BAD entwickelt eigene Cruise Missiles Hanau verarbeitete Plutonium für theenstr. 20 (Nähe U- BahnstationStadt­ Atomwaffenzwecke genutzt werden haus) soll.. - mit dem Einstieg in die Plutonium­ Herausgeber: KB Lüneburg wirtschaft durch eine große WAA Bisherige Einlader u.a. Bundeskonfe­ Bestelladresse: Hamburger Satz· und renz der Anti- AKW- Bewegung, Redak­ Verlagskooperatlve, Postfach 7685, tion Atommüllzeitung 2 000 Hamburg 19 Tel.: 040/435320 Preis: 4.00 DM, ab 10 Ex. 3.50 DM. Kontakt: Redaktion Atommüllzeitung Konto: PSCH·Amt Hamburg, Nr. 27175 • 203

33 Wendland Trotz§ 129- Wendland -Widerstand

Im Landkreis Lüchow-Dannenberg hat hier und da wurden Baumaschinen und Im Landkreis war Ausnahmezpstand: sich in den letzten Monaten Einiges ver­ sonstige Einrichtungen der Atommafia überall Bullen, brennende Barrikaden, ändert. Nicht nur der erste Atommüll ist Opfer der Flammen. Festnahmen, Hubschrauber, Kontrollen da, sondern ein viel schlimmeres übel, Im Juni schlug dann die "Blechbüchsen• und wieder Festnahmen - traumatische nämlich BKA und LKA. brigade Oblang Fritz Oblang" an der Zustände. Nie war derFrust und der Haß Um zu verstehen, warum die Herren des Bahnstrecke UE-DAN zu und machte so groß. grauen Morgens aktiv werden, muß die sich~echnischgut ausgerüstet mit Schneid­ Am Samstag danach die BI-Demo mit Entwicklung im Orwell'schen Jahr betra· brennern, an den Schienen zu schaffen. 4000 Leuten in Lüchow, doch auch die chtet werden: Im Juli begann dann mit den Sommer­ Propagierung von nordirischen Verhält• Seit' Herbst '83 gab es viele Brandanschä· camps eine beispiellose Observationswel· nissen und die Beschwörung der Einheit ge aufBaufirmen etc., deren Gesamtscha­ le. des Widerstands mochten keinen neuen den mittlerweile an die 5 Mio. geht. Sei­ Rund um die Uhr wutden einschlägig be· Mut schaffen. tens der Bullen hatte man kaum darauf kannte Atomkraftgegner observiert, von Die erwähnten nordirischen Verhältnis• reagiert, man versuchte diese Entwick­ der Kneipe nach Hause geleitet und auch se schuf dann die SOKO (Sonderkom­ lung totzuschweigen. mit gezogener Pistole zur Fahrzeugkon­ mission) vom LKA! Pünktlich mit dem Beginn des Jahres '84, trolle gebeten. Es setzte eine Welle von Hausdurchsu­ 0. 00 Uhr begann eine neue Aera im Wi· Orwell '84? Ein leichter Vorgeschmack chungen ein. Vorläufige Festnahmen und derstand. Der erste Baum lag quer über auf das, was noch kommen sollte ... Beschlagnahmungen. Dann wird vom die Bahnstrecke Uelzen-Dannenberg, Inzwischen lief die Mobilisierungs- und LKA ein Auto aufgebrochen, man läßt über die später der Atommüll rollen soll. Öffentlichkeitsarbeit zum Tag X.Doch einen Durchsuchungsbeschluß zurück: Von jetzt an richteten sich mehrere Ak· die Staatsanwaltschaftschlief nicht. Auf­ § 129, "Bildung einer kriminellen Ver­ tionengegen die Schwachstelle Infrastruk­ ruf und Plakate wurden verboten. Erste einigung". Dann mehrere Hausdurchsu­ tur. Durchsuchungen im BI-Büro, bei chungen wegen Mitgliedschaft in einer März '84 ging dann ein Aufschrei durch den GRÜNEN in Hannover, einigen kriminellen Vereinigung. die bürgerliche Presse. Die Gruppe "Jim Leuten aus Lüneburg und 4x in Göttin• Die Katze, der zuvor die Mäuse auf der Knopf und die wilde 13" hatte fn großem gen. Es wurden Ermittlungsverfahren Nase tanzten, ist aus dem Sack und Maßstab Sabotageaktionen an den Bahn­ wegen § 111 "Aufforderung zu Strafta­ schlägt wild um sich. strecken UE-D.AN und LG-DAN ge-­ ten" gegen u. a. Landtagsabgeordnete Mittlerweile haben in den letzten 3 Mo­ macht. Der Schienenverkehr lag still. und BBU-Vorständler eingeleitet. naten über 20 Hausdurchsuchungen Innerhalb kürzester Zeit wurde eine 40- In einer gewissen unregelmäßigen Regel­ stattgefunden. Das BKA hat sich einge­ köpfige Sonderkommission des LKA Han­ mäßigkeit fanden auf der Bahnstrecke schaltet und die Staatsanwaltschaft am nover eingerichtet. Ein derartiger Ein· die sogenannten Bahnspaziergänge statt. Landgericht Lüneburg diskutiert mit der griff in die Infrastruktur konnte nicht Es wurden am Bahndamm u. a. Filme Bundesanwaltschaft um die Zuständig• geduldet werden. gezeigt und die eine oder andere Schrau­ keit. Parallel zu diesen Entwicklungen ent­ be gelöst. Man fragt sich, wann der erste Haftbe­ stand das "sagenumwogene" 3-Stufen­ Mittlerweile wurden die AKW's Würgas• fehl kommen wird. KonzeptMenschenkette-Wendlandblok• sen und Stade von uns observiert. Und kade-Tag X. es kam dann aus Stade der langerwarte­ Die Menschenkette wur~e von der BI te (-befürchtete) Anruf, der erste Atom­ Lü.-Dan. mit über 15 000 Teilnehmern müll sei unterwegs. Innerhalb kürzester Als sich sich vor Jahren Gorleben als als voller Erfolg gewertet. Kritische Stim­ Zeit waren die ersten Barrikaden errich­ Standort für ihre Atomprojekte aussuch­ men bewunderten den Mut zur Lücke. tet - doch es war ein Fehlalarm. ten, wählten sie einen entlegenen länd• Die Wendlandblockade als 2. Stufe wur­ Es ist sicher nicht verwunderlich, daß es lichen und CDU-treuen Landstrich: Sie de ebenfalls ein Erfolg. Der Widerstand der Atommafia bei dieser Entwicklung reclmeten nicht mit einem nennenswer­ schillerte in seiner gesamten Bandbreite ziemlich unwohl zumute war, wollte man ten Widerstand der Bevölkerung, und und 2000 Bullen gaben ein ziemlich doch bald den ersten Atommüll einla· trotzdem mußten sie ihre Pläne für ein schlechtes Bild ab. gern. nukleares Entsorgungszentrum 1979 für Die Fa. Irrgang, die am Bau vom Endla­ Am 8. Oktober war es dann soweit: der politisch nicht durchsetzbar erklären. ger beteiligt war, verlor derweil ihren erste Transport mitschwachradioaktivem Doch der Widerstand war kein kurzes halben Maschinenpark und mußte ihren Müll aus Stade rollte an. Doch der Bür• Aufbegehren, wie an anderen Standor­ Ausstieg aus dem Atomgeschäft klein· gerkriegsarmee von über 2000 technisch ten, sondern eine langsam wachsende laut kundtun. Der Schaden durch Brand­ hochausgerüsteten Bullen konnte man Wut , und der Widerstand hat sich im anschläge auf die Fa. Licht hatte die Mil­ kaum etwas entgegensetzen, und am 9. Laufe der Jahre in seinen Formen lionengrenze längst überschritten, und Okt. rollte gleich der 2. Transport. weiterentwickelt. Mittlerweile distanzie-

34 Wendland

Foto: G21nt

ren sich selbst die konservativen Kräfte nicht mehr von Brandanschlägen und Sabotageaktionen. Die: Atompläne bedeuten einen direkten Angriff auf die Existenz vieler Leute hier. Wer kauft denn heute z. B. noch das verstrahlte Gemßse aus dem Wend­ land? Jlinzu kommt die Entwicklung ei­ ner eigenen ~ultur. Wir kennen unsjah­ relang und sind hier mehr oder weniger fest verankert. Toleranz und Akzeptanz wachsen, wenn man nicht· nur politisch, sondern auch auf dem Bau, auf dem Acker usw, zusammenarbeitet. Es ist fiir die Bullen deshalb sehr schwi~ng hier Spitzel, Spalter und Observanten efuzu­ setzen, weil man sich kennt und genau weiß, wer von was, wo und wie lebt (im Gegensatz zur Stadt). Kritisch wurde es ür die Atommafia als sie erkannte, daß sich ein Widerstand entwickelt hat, der bereit ist den legalen Rahmen zu verlassen und nicht bei sym­ bolischen Aktionen stehenbleibt Wenn der Staat sich in seinen existentiellen In­ teressen (Infrastruktur) angegriffen'sieht, schlägt er das Terroristengeheul an. Da erstmal kein Täter greifbar ist, wird nach § 129 gegen "kriminelle Vereinigungen" ermittelt. Nicht von ungefähr gibt es den § 129, er erfüllt viele Funktionen in einem: - Die Ermittlungen können auf ein größtmögliches Umfeld ausgeweitet werden. Die Bullen haben d.ie Möglich• keit, so ric.:htig nach Lust und Laune rumzuschnüffeln, da jajeder dazugehö• ren kann, - der $anze technische Apparat det Bul­ len kann voll zum Binsatz kommen, das ganze System der Bullen findet sei­ ne Rechtfertigung, - ohne konkrete Beweise können Leute verurteilt werden, da hier die Gesin­ nung verfolgt wird, - möglichst viele Leute werden mit dem hohen Strafmaß (l- 10 Jahre) einge­ schüchtert, was sich lähmend auf de­ ren Aktivltllten auswirken soll, - man/frau muß sich um Prozesse etc. kümmern und findet kau.m noch Zeit fiir seine eigentlichen Ziele, :.. der Widerstand soll in Gut und Böse gespalten werden. 35 Wendland Ouo Vadis? Februar '85 soll die Standortentschei­ Aktionstage, doch je größer und bunter dung f"ur die WAA Dragahn oder Schwan­ der ganze Haufen ist, der sie trägt und Wir halten eine einseitige Entwicklung dorf fallen. Wir halten die Aktionstage am vor bereitet, umso eindrucksvoller die in Richtung Militanz bei unseren Aktio­ 25./26. Januar '85 rur eine Möglichkeit Wirkung nach außen und nicht zuletzt nen und Blockaden fllr illusionär, da uns schnell und angemessen auf die gesamte nach innen auf uns selbst. der Staat militärisch immer überlegensein Situation zu reagieren. Wir möchten noch einemal ausdriick­ wird. Unser bisheriger Erfolg lag in der lich betonen, daß diese Aktionstage die Breite und der Vielfalt des Widerstands Wie können die Aktionstage aussehen? direkten Blockaden und Behinderungen (siehe Wendlandblockade) und seiner von künftigen Transporten nicht erset­ Flexibilität und nicht in der dogmati­ Am Freitag und Samstag wird es an zen. Wir müssen erreichen, daß die Trans-­ schen Festlegung einer Perspektive. Ein.e zahlreichen Stellen entlang der Castor­ porte nur im Schutz einer Bürgerkriegs. Radikalisierung Weniger losgelöst von Transportstrecke zu Aktionen kommen, armeee das Zwischenlager Gorleben er­ der breiten Masse wird in einer Sackgas­ die von Einheimischen und Auswärtigen reichen können. Es geht darum, die se enden. Entwicklungen mUssen von zusammen vorbereitet werden. Sie sol­ Transporte von Atommülllangfristig un­ Vielen getragen werden, damit man/frau len vor allem dazu dienen, uns auf die möglich zu machen! Auch wenn es uns sich u. a. wie der Fisch iD) Wasser Behinderung der demnächst anrollenden nicht gelingt, einen Transport so zu bewegen kann. Klar ist ja wohl, daß der Castortransporte vorzubereiten und die blockieren, daß. er das Zwischenlager Staat wesentlich mehr Schwierigkeiten Zusammenarbeit untereinander zu ver­ nicht erreicht, können wir doch den po­ beim. Durchsetzen seiner Pläne ha­ stärken. litischen Preis, den die Betreiber der A· ben wird, wenn er auf eine breite Masse Wir dachten an 2 Tage des massenhaften tomanlagen und die Verantwortlichen stößt, die bereit ist sich zu wehren. Das Protestes und Widerstandes auf allen E­ bezahlen müssen, so hoch treiben, daß vielzitierte Bild einer Region, die sich benen mit einer gemeinsamen Abschluß. die Zwischenlager in Gorleben für diese wehrt. aktion am Samstag nach o. g. Motto. Leute ihre Attraktivität verlieren. Das Die momentane Kriminalisierungswelle Wir finden es reichlich naheliegend, daß bedeutet: Jeder Transport nach Gorle­ ist doch ein ganz klarer Versuch, einen diese gemeinsame Abschlußaktion nur ben wird Ziel unseres d.irekten Wider­ Kern von Aktivisten von der restlichen demonstrativen Charakter haben kanrt, standes sein. Das bedeutet aber auch, Bewegung abzukoppeln, um ihn besser da sonstviele, denen es zu heiß ist, zu daß das Wendland unabhängig von Trans­ zerschlagen zu köMen. Hause bleiben. Herbe Kritik kam zu­ porten eine Region ist, die rur die Poli­ Alte Spaltertaktik, bloß diesmal subtiler letzt auf der BUKO in Braunschweigauf. tiker und Setreiber zum unkalkulierba­ und gefährlicher. Warum jetzt zurück zur Symbolik, Kon­ ren Risiko wird. Hiergegen müssen wir uns wehren, die zessionen an den bürgerlichen Wider­ vielzitierte Einheit des Widerstands und stand? Hier soll kein neuer Kurs einge­ Wir rufen deshalb auf: der Verankerung in der Bevölkerung schlagen werden, d.ie gemeinsame Ab· Beteiligt Euch an den Aktionstagen am muß demonstriert und praktiziert werden Schlußaktion soll nur ein Teil innerhalb 25./26. Januar und den direkten Trans­ und dies soll bei den Aktiontagen im von 2 Aktionstagen sein und demonst.rie­ portblockaden von Atommüll im Land­ Januar mit im Vordergrund' stehen. ren, daß sich der Widerstand nicht spal­ kreis aber auch bundesweit! Der erste Castor-Transport steht dem­ ten läßt. nächst bevor, und mit schw~Jchaktivem Es gibt viele Argumente für und wider ei­ Müll ist ebenfalls zu rechnen. Anfang ne ge meinsame Aktion und die ganzen Republik Freies Wendland Wendland

Gorleben nach Tag X - Der Wi· derstand geht weiterl

Am 8. und 9.10.1984 fanden die ersten Atommülltrandporte nach Gorleben statt. Fllr den Widerstand gegen die A· tomanlagen im Wendland begann d~mit eine neue Phase der Auseinandersetzung. Es geht jetzt darum. die Transporte von Atommüll nach Gorleben langfristig un­ möglich zu machen! Auch wenn es uns nicht gelingt, ei­ nen Transport so zu blockieren, daß er das Zwischenlager nicht erreicht, können wir doch den politischen Preis, d.en die Setreiber der Atomanlagen und die verantwortlichen Politiker bezahlen müssen, so hoch treiben, daß die Zwi­ schenlager in Gorleben f\lr diese Leute ihre Attraktivität vertieren. Das be­ Danneoberg und Autoblockaden auf deutet: Jeder weitere Tran.sport nach der Strecke Dannenberg - Gorleben Gorleben wird Ziel unseres direkten und die Verpackung der Schienenstrek­ Widerstandes sein. Das bedeute't aber ke in Dannenberg. auch: Unabhängig von Transporten ist Wir betonen ausdrücklich, daß diese das Wendland eine Region, die fllr die Aktionstage die direkten Behinderungen Politiker und Betreiber zum unkalku­ von künftigen Atommülltransporten liebaren Risiko wird . nicht ersetzen. Wir müssen erreichen, Die BUKO ruft deshalb alle Men­ daß die Transporte nur im Schutz einer schen auf: Bllrgerkriegsarmee das Zwischenlager 1. Beteiligt Euch an den Blockaden erreichen können. Allerdings werden wir von Atommülltransporten! die bundesweiten Alarmketten nur dann 2. Gegenwärtig versuchen Polizei und auslösen, wenn wir unsere Erfolgsaus­ Staatsanwaltschaft den Widerstand sichten auch hoch einschätzen. Wenn gegen die Atomanlagen zu brechen. wir rechtzeitig von einem Transport Mit einer Welle von Hausdurchsu­ erfahren, werden die Alarmketten aus­ Foto: U.Wenk chungen und Verfahren gegen Atom­ gelöst, d.h. werden alle aufgefordert, kraftgegnerfinnen wegen des Aufru­ so schnell wie möglich in den Landkreis Die Anti-AKW-Bewegung hat die fens zu strafbaren Handlungen und zu kommen. Alle anreisenden Gruppen kriminellen AKW-Gegner/innen des Verdachts der Mitgliedschaft in sollen schon vorher wissen, an welchen lieb! einer kriminellen Vereinigung wird Punkten sie welche Aktionen durch­ versucht ein Klima der Angst zu er­ fUhren (z.B. Ring ums Zwiscbenlager, In den. letzten drei Monaten haben im zeugen. Diesem Versuch, AKW-Geg­ bestimmter Abschnitt der Bahnstrecke). Zusammenbang mit dem Widerstand ner/inn'en zu kriminalisieren und Werden wir erst später informiert, sol­ gegen die Atomanlagen im Landkreis damit zu isolieren, setzten wir eine len nach dem Konzept X+ 2 (d.h. zwei Lücbow-Dannenberg 17 Razzien der Verbreiterung des Widerstands ent­ Tage nach dem jeweiligen Transport), Polizei stattgefunden. Seit dem Früh• gegen. in den $tädten dezentrale Aktionen jahr 1984 ermittelt eine Sonderkom­ Wir rufen deshalb flir Freftag, den. durchgeführt werden (Politiker, Bundes­ mission (SOKO) des Landeskriminalamts 25. Januar und Samataa, den 26Januar bahn, Betreiber, Stromversorgungsunter­ (LKA) in Zusammenarbeit mit dem zu zwei Tagen des masaenhaften ~ro­ nehmen). Bundeskriminalamt (BKA). Es laufen testes und Widerstandes nach d.em Vor· Atommülltransporte gibt es nicht nur Ermittlungs- und Gerichtsverfahren u.a. bild der Wendlandblockade am 30.4.84 im Wendland, sondern überall und stän• wegen Nötigung, schweren Eingriffs auft dig. Die Atommülltransporte sind ein in den Schienen- und Straßenverkehr, Am Freitag findet eine Sightseeing­ empfmdticher Teil des Atomprogr.amms, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten Tour durch den Landkreis zu Betrei­ aber nur ein Teil. Unser Ziel ist nach (§ 111) bis hin zur Bildung und Mit­ berfirmen, Politikern und Polizef statt, wie vor die Verhinderung des Atompro­ gliedschaft in einer kriminellen Verei· die am Bau der Atomanlagen bereiligt gramms. Wir ruf\ln deshalb dazu auf, nigung (§ 129). Seit kurzem interes­ sind oder das Atomprogramm und die die Tätigkeit der Setreiber an allen A­ siert si.ch die Bundesanwaltschaft Repression direkt zuverantwortenhabe.n. tomanlagen zu beobachten und ent­ (BUWA) fllr die Ermittlungsverfahren. Außerdem werden während des gailzen sprechend - nach dem Vorbild des Tag Wir sehen darin den Versuch, den Tages Behördenbesuche, Kinderwagen-. X - zu be~ und verhindern. bundesweiten Widerstand gegen das A­ demo usw. stattfinden. Der nächste Blockadeausschuß ( d.h. tomprogramm zu brechen. Wieder ein· Am Samstag wird es an zahlreichen Deligierte aus den Städten) und alle, mal zeigt dieser Staat, daß er bereit ist, Stellen entlang der Castor-Transport­ die Lust haben, treffe.n sich am alle Mittel zur Durcbsetzung ökono• strecke zu Aktionen kommen, die von den 9.12.1984 um 14.00 Uhr in Lüne­ mischer und politischer Ziele einzuset­ einheimischen und auswärtigen Wider­ burg im Cafe Klatsch. zen. Trotzdem werden wir weiterkämp• standsgruppen gemeinsam vorbereitet Das näcb.ste Trebeler Treffen speziell fen. Solidarität heißt den Kampf schlau· und durchgeführt werden. Sie sollen vor zu den Aktionstagen findet am Samstag, er und effektiver weitenuhren! allem dazu dienen, uns auf die Behinde­ den 5. Januar 1985 um 14.00 Uhr in Macht mit bei den Aktionstagen rung der demnächst anrollenden Castors den Trebeler Bauernstuben statt. am 25. und 26. Januar gegen die Atom­ vorzubereiten und die Zusammenarbeit Beteiligt Euch an den Vorbereitungen! transporte. untereinander verstärken. Als bisherige Ideen existieren Bahnspaziergänge, Mu­ gez. Republik Freies Wendland sikumziige entlang der Schienen, Glüh• verabschiedet auf der Bundeskonferenz weinstände und Bau eines Freundschafts­ (BUKO) der Anti-AKW-Bewegung am verabschiedet auf der Bundeskonferenz hauses auf der Bahnstrecke Uelzen - 24.11.1984 in Braunscbweig (BUKO) in Braunschweig

37 Wendland

Wenn \vYh( Schule rnachi •••

Alle sind sich einig, Polizei und Atom­ mit gedroht, auf jeden TraJ!M>Ort mit Aus­ bolischen und demonstrativen Aktions­ staat sind im Wendland Realität. Die Nor• nahmezustand zu reagieren, eine gesamte formen zurückkehren. (Au.ch dann nicht, malitllt wurde aufgehoben. Keine/r konn­ Region zu chaotisieren. Dies alles ist ge­ d.Setzerin)Wenn wir die Transporte je­ te mehr fahren, gehen, wann und wohin lungen! Der Gegenseite ist klar geworden, doch langfristig unmöglich machen wol­ er/sie wollte. So und ähnlich lauteten die daß sie ,jeden weiteren Transport mit len, können wir auf Widerstandsformen~ ersten Einschätzungen zum Tag X. einem Heer von Polizei schützen lassen" die darüber hinausgehen, nicht verzichten. Es herrscht allerdings keine Einig­ muß und der Ausnahmezustand somit Was uns sicher nicht gelingen wird - und keit d.arilber, ob Tag X und .,the day zur neuen Normalität wird: Es gibt kein daß hat spätestens der Tag X gezeigt - after" filr unseinErfolg w~n oder nicht. ruhiges Wendland! (zitiert in "Atou:",S. ist, durch Blockaden vorm Transport Was haben wir denn eigentlich gewollt, 34) , Nov./Dez. 84) djesen lange aufzuhalten, lange genug, was war die Zielsetzung? Um zu einer Der "Preis, den die Gegenseite zu zah­ um die Atommülltransporte schlechthin vemllnftigen Ei.nschitzung zu kommen, len hat, ist finanziell und politisch hoch. unmöglich zu machen (schon gar nicht im müssen wir zuerst einmal klären, an was Politisch deshalb, weil er den Modalitäts· Winter!). filr Kriterien sich ein. Erfolg der Aktionen verlust (nicht nur) einer ganzen Region Aus einer solchen Einschätzung und gegen den ersten Atommüll jlberhaupt kosten wird. Zur Erinnerung Filbinger zu aus ~er Zielsetzung, die. Versuche der messen Ul.ßt. Ziel war es doch, ., durch Wyhl: ,,Das Schlimmste bei Wyhl war, konkreten Behinderung von Transporten Blockaden und andere Aktionen Trans­ daß die Leute ein so verteufelt gutes als Mittel zum Zweck zu begreifen, näm• porte von Atommüll nach Gorleben nicht Gewissen hatten, wenn sie Gesetze lich politisch und finanziell Druck auszu­ nur symbolisch zu behindern, sondern sie brachen" und "wenn Wyhl Schule macht, üben und somit die Transporte langfris­ langfristig unmöglich zu machen". (siehe ist dieser Staat nicht mehr zu regieren." tig unmöglich zu machen, ergibt sich u. Aufruf) Wir werten also die von uns geschaf­ B. für die Zukunft eine klare Strategi.e. Sollte das etwa heißen, wir bitten er­ fenen Ausnahmezustände als einen bedeu.:' Die Blockadeaktionen zu jedem (von uns wartet, den ersten Transport und lan­ tenden Erfolg. Die Reaktion der Atom­ behinderten) Transport müssen im Nach­ fristig alle anderen nur durch direkte mafia - nämlich Demonstration von Po­ hinein gründlich analysiert werden. Die Blockaden unmöglich machen zu kön• lizeistaat - ist zwangsläufig, da wir durch Auswertungen müssen zur Vorbereitung nen ? Dann müssen wir uns tatsichlieh - unseren Wid.erstand die für sie notwendi· der nächsten Transporte verwertet wer­ wie oft zu hören ist - eingestehen, daß gen Transporte von ..,_totnmüll explizit be­ den. Das Neue und Wesentliche daran wir am Polizeistaat gescheitert sind. Wir und auf die Dauer verhindem wollen. ist lediglich, daß solche An.alysen und haben aber doch immer wieder betont, Eine solche Bewertung (Polizeistaat als Vorbereitungen zur Routine wei:den müs• daß unser Widerstand das Ziel hat, den Erfolgskriterium) ist natürlich problema­ sen, immerhin wollen wir ja langfristig Preis zur Durchsetzung des Atompro­ tisch. Für alle Leute (Wendländer/innen blockieren (ich kann es nicht m~hr hören). gramms so hoch wie möglich zu schrau­ und Auswärtige) haben die Methoden Um bei der Analyse nicht immer wieder ben. In der Logik des Systems kann dieser der BuUerei demoralisierende Wirkung in die gleichen Fehler zu verfallen, näm• hohe Preis praktisch· nichts anderes be-­ und der Widerstand wird mit Sicherheit lich allgemeine Bedingungen dieses Wider­ deuten, als den Staat zu einer Demon­ nicht einfacher werden. Ausschalten standes mit Fehlern und verpaßten .Mög• stration seiner militirischen Stlrke - Ul.ßt sich diese Gefahr u.B. nur dann, lichkeiten unseiCrseits zu verwechseln, Atomstaat - zu zwingen. Wir haben da- wenn wir ausschließlich zu rein sym- meinen wir, daß sich eine Einschätzung unter den folgenden zwei Gesichtspunk­ ten besser diskutieren lißt. 1. Welche Schwierigkeiten ergeben sich generell aus den Bedingungen eines Widerstandes, der den Staat explizit herausfordert , und welche Bedingun­ gen aus dem jeweiligen Transport (Faß, Castor, Zeitpunkt)? 2. Wo hat unser Konzept unter den ge­ gebenen Bedingungen funktioniert, wo haben wir unsere Ziele erreicht? Wo haben wir Fehler gemacht bzw. unsere Möglichkeiten nicht voU aus­ geschöpft? An welchen Punkten war unser Kon­ zept für die Gegenseite zu leicht ein­ schitzbar? Haben wir durch unsere Mobilisierung das gesamte Spektrum der Bewegung angesprochen ? Wie können wir du gewollte Chaos besser koordinieren ? Haben wir alle Möglichkeiten genutzt, unsere Aktionen öffentlich zu machen?

38 Wendland

1ofo :. .ll .~-(u ~ end eher frustriert nach Hause, wenn re Mobilisierung sich in Zukunft - die Jetzt zu den Tag X Aktionen: diese von der Gegenseite aufgelöst wird Aktionstage im Januar sind ja wohl bzw. erst gar nicht zustande kam. Bei schon beschlossene Sache - danach Transporte sind im Gegensatz zu fest­ kleinen Gruppen bleibt die Möglichkeit richtet. Wenn wir Blockaden an Nicht­ stehenden Atomanlagen für die Gegen­ offen, spontan dezentrale Aktionen Transporttagen durchfnhren, nehmen seite schwierig zu sichern und von da­ durchzuf"uhren, blockieren zu üben, Wut wir uns selbst wesentliche Vorteile - di­ her anfälliger. An dieser Schwachstelle und Frust abzulassen. rekt auf Transporte zu reagieren, was sollte - wie immer wieder betont - Wir sind nicht der Mt:inung, daß die politischen Druck ausübt, die Chance, unser Widerstand ·ansetzen. Klar ist (Kle'ingruppen) Aktionen am Tag X zu den Transport zu erwischen und den aber auch, daß die Atommafia gerade jedem Zejtpu.nkt von der Gegenseite Vorteil unberechenbar zu sein. diese ·wunde Stelle mit aller Härte zu einschätzbar waren (Nach .,atom" 36) Fiir den Atomstaat ist es wichtig, die schützen weiß, Tag X und die Repres­ - dazu sei jeder/m die E.ektiire des Po­ Transporte durchzukriegen und deshalb sionen vorher und nachher haben ge­ lizeüunks empfohlen. Wenn, dann wa­ ist ein Ausnahmezustand an einem von zeigt, daß es bei dieser Auseinander­ ren sie es entlang der Transportstrecke. uns gesetzt!'n Blockadetag (Aktionstag) setzung keine Versöhnlichkeit - wie Wir sind dagegen, das Kleingruppen· für die Gegenseite nicht so gefährlich beispielsweise im Friedensherbst - ge­ konzept zu verabsolutieren und lehnen und hat politisch einen nicht so hohen ben wird. Dieser militärischen Stärke ein Gegeneinanderstellen von Klein­ Stellenwert wie an einem Transporttag. des Polizeiapperates werden wir immer und GroßgrUppenaktionen grundsätzlich Wir sollten uns darüber einigen, wie­ unterlegen sein. 'Daß wir es am Tag X ab, u ..a. auch deshalb, weil dies auf eine viele Transporttage - Auslösen der bzw. am Tag danach Dicht geschafft Abgrenzung hinausläuft, die Wasser auf bundesweiten Telefonkette - wir uns haben, den Transport für längere Zeit die Mühlen der Gegenseite ist. Unsere das nächste Jahr zutrauen. Wenn die A­ zu stoppen, ist also nicht primär ein weiteren Aktionen müssen davon abhän• larmkette ausgelöst ist, kann es nicht Ver5a3en unseres ~onzepts. gig gemacht werden, wie effektiv sie mehr nur darum gehen, den Transport Dieses Konzept basierte m,ehr oder sind, li.h. was sie unter den gegebenen in jedem Fail zu erwischen zu mlissen, weniger auf Kleingruppenaktionen . Ob Bedingungen eines perfekten Po1izeiap­ sondern die direkte Reaktion auf einen das gut war, sei hier noch dahingestellt. parates bewirken können. Großaktion.en Transport ist Motivation genug. auch Klar ist jedoch, daß wir auch mit Groß.. haben den entscheidenden Vorteil, vie­ für Auswärtige ins Wendland zu fahren. gruppenaktionen an diese Grenze ge­ len Leuten, gerade auch Einzelnen, die Konzepte, die an den Aktionstagen stoßen wären, sprich am Polizeiapperat Möglichkeit der Beteiligung zu geben, praktiziert werden bzw. am 30.4. prak­ gescheitert wären. Das hat .die Vergan­ die teilweise keine Aktionen in kleine• tiziert worden sind, sollen und können genheit oft gem~g gezeigt. Vorschli· ren Gruppen machen wollen,und damit an l'ransporttagen umgesetzt werden. ge dahingehend, in Zukunft den Wider­ natiirlich auch politischen Druck auszu­ Ohne T-ransport lißt sieb im übrigen stand an einzelnen Stellen zu zentrieren, üben. ein Transportnetz nicht realistisch auf­ also Blockaden mit mehreren hundert Wir schlagen vor, einerseits Aktionen bauen und Koordination kaum liben, Leuten an wenigen Punkten durchzu· von Kleingruppen auszubauen (zu ü• und das ist unbedingt notwendig, da führen, fmden wir äußerst problema­ ben), aber auch gleichzeitig an mehreren dieses am Tag X kaum geklappt bat, was tisch. Zentrierter Widerstand ist fiir 'die strategisch günstige~ Punkten funktio­ zur Folge hatte, daß sich viele nicht an Gegenseite besser einschitzbar, ·der ge­ nierende Kontaktstellen einzurichten, Aktionen beteiligen konnten. rade gewonnene Ausnahmezustand einer die städteweise angelaufen werden kön• Wichtig ist es außerdem in jedem Fall, pnzen Region würde auf die wenigen nen, wo sich größere Gruppen formie­ am auf einen Transporttag folgenden Blockadetreffpunkte zusammen­ ren können, die je nach Lust und Mög• Wochenende eine zentrale Demonstra· schrumpfen. Der Vorteil der Kleingrup­ lichkeit entweder als Großgruppe den tion, z.B. zum Zwischenlager oder einen pen ist also auf jeden. Fall der, daß sie Transport versuchen zu bebindem oder Waldspaziergang entlang der Bahnschie­ in der Lage sind, die Gegenseite zur symbolische Blockaden in der Region nen vorbereitet zu haben. Eine solche Kontrolle der Transportstrecken zu durchzufUhren, was zusamm~ngenom· Großaktion hat .nicht .nur iur die Wend­ zwingen und darüberhinaus zur Kontrol­ men den Ausnahmezustand ausmacht. liitder/innep große Bedeutung und.gibt le der gesamten Wendiand-Region (Aus­ Wfr finden jede Aktion an Transport­ darüberhinaus den Leuten die Möglich· nahmezustand). Bei Großblockaden. ist tagen sinnvoll, effektiv und notwendig, keit ihren Protest auszudrücken, die am jede/r auf den Erfolg dieser einen Blo.lc­ Aktionen an Nicht-Transportstrecken TN X nicht ins Wendland fahren kade fixiert, mensch ist kaum mobil ebenso wie Direktblockaden. Besonders konnten. durch einseitige Vorbereitung auf diese wichtig ist uns hierbei, daß diese Aktio­ Block~eform und fihrt dementsprech- nen an Transporttagen laufen und unse· Redakteur/innen des Atomexpress

39' Wendland Zweiter Diskussionsbeilras zum Wendlandwiderstand

Das Wendland bleibt unruhig Nächster Aufzug

Foto : G. Zlnt 1000 Fragen 1000 mal gestellt - Auch Dieses und Jenes zu den Aktions­ Wendland fahren, die Möglichkeit geben, wir in Lünebwg hatten mehrere Seiten tagen Sich einzubringen (wie es die alternative mit grundsätzlichen O>erlegungen zur Fachwelt zu sagen pflegt). Es wäre Kontinuität des weiteren Widerstands Besonders abwegig erscheint es zunächst daraus zu folgern, daß mit entsprechen­ und zu den AtommUlltransporten als Ob­ natürlich nicht, Aktionstage, die zu einem denlntegrationsbemühungenautomatisch jekt unserer Begierde gerullt. Bloß weg Zeitpunkt durchgefUhrt werden, an dem einV erlust an Radikalität verbunden wä• damit, dachten wir, alles schon dagewe­ auch der erste Castor-Transport zu er· re. Es geht vielmehr darum. eine Kon­ sen. Hier also nun gleich der Stand der warten ist, als Ubertlllssig bis schwach­ zeption zu entwickeln, die verschiedene Dinge. sinnig zu bezeichnen. Insofern sollten Ansätze des Widerstands integriert, in· zunächst Funktion und Anspruch dieser dem es diese nicht in einen Widerspruch Wie verschieden die V orstellungen zum Tage formuliert werden, um ihre Sinnig­ zueinander bringt, sondern sie in einen weiteren Widerstand im Wendland mal keit beurteilen zu können. politischen Zusammenhang stellt. wieder waren, erwies sich nicht zuletzt Aus den Diskussionen entwickelte sich Es wäre allerdings zweifelhaft, einen der­ auf den zwei Trebeler Treffen und der die Begründung der Aktionstage im We­ artigen Plan unmittelbar in einer direk· Bundeskonferenz, wo konkrete Perspek­ sentlichen auf drei Ebenen. ten Blockade einlösen zu wollen. Dafllr tiven ausgelotet werden sollten. sind derzeit die Bedingungen einfach Einige Gruppen plädierten dafür, die wei­ Widerstand von wem? nicht gegeben. Sie lassen sich aber hof· tere Bewachung ~on Wllrgassen aufrecht­ fentlich ein Stllck weit über die Aktions­ zuerhalten, um dadurch die Wahrschein­ Zunächst stellt sich die Frage nach der tage entwickeln, selbst wenn eingeräumt lichkeit zu erhöhen, den voraussichtlich Bandbreite des Widerstands. Es war ja werden muß, daß dann später an irgend· nächsten Transport von schwach· und gerade ein Mangel des Tag X, daß weit­ einem Tag X, Y oder Z die V orausset· mittelradioaktivel)l MUll behindern zu gehend nur ein bestimmter Teil der AKW­ zungen des Widerstands andere sein wer­ können. Gegner an den Aktionen teilgenommen den als die relativ selbstbestimmten an Andere Gruppen, vorwiegend aus den hat. Sicher konnten viele nicht kommen, Aktionstagen. . Städten, traten dafür ein, die aus dem weil sie sich aufgrunddes ad-hoc-Charak­ Der hier awgeführte Integrationsgedanke Tag X resultierende, verhältnismäß~ ters des Tag X nicht so schnell freineh· als eine Punktion der Aktionstage läßt gute Mobilisierung zu nut.zen, um Akti­ men konnten. sich ausdehnen auch auf das unterschied­ vitäten gegen verschiedene Atomanlagen Doch neben dieser Unvermeidlichbit liche Spek1nun der Aktivisten auf d~n vor Ort wieder aufleben zu lassen und steckten auch Hindernisse in der konzep­ Trebeler Treffen. Beiallen versChiedenen zu einem Schwerpunkt weiteren Wider· tionellen Planung bzw. Nicht-Planung Schwerpunkten, wie sie eingangs skiz­ stands zu machen. des Tag X . Was war im V orfeld denn ziert wurden, stellen die Aktionstage of­ Wieder andere AKW-Gegner stellten den Konsens gewesen ? Eine starke Betonung fensichtlich ein Ko~pt dar, das dazu Widerstand gegen den ersten demnächst des Kleingruppenkonzepts, verbunden beiträgt, den Widerstand gegen die A­ zu erwartenden Castor-Transport in den mit e.ntsprechender Eigenverantwortlich· tommülltransporte zu einem Kristalli­ V ordergrund ihrer tl>erlegungen. keit und Mobilität. Es handelte sich da­ sationspunkt der Anti-AKW-BewCIUlng Schließlich entwickelte sich aus dem bei um ein Modell, das vor allem nur die­ zu machen. Dadurch können alle weite­ Spektrum unterschiedlicher Ansätze, jenigen ansprach, die in leidlich festen ren Aktionen nur an politischer Stoß• das Konzept der Aktionstage. Doch Bezügen steckten. Es ist aber einfach ei· kraft' gewinnen. nicht allein die gegensätzlichen V orstel­ ne Tatsache, daß ein nicht geringer Teil lungen des weiteren Widerstands be· der Bewegung, eben auch gerade die so­ dingten letztendlich die Formulierung genan.nten 'Bürgerlichen ~draußen vor­ Verbesserungen sind schwer eines derartigen lntegrationskonzepts, bleibt, wenn sich keine zentralen Anlauf· notwendig sondern auch die Erkenntnis, verschie- stellen anbieten. Wenn wir jetzt also Aktionstage planen, Neben der Eben.e der integrativen Ge­ besteht eine wesentliche Stoßnchtung dene Defizite des Tag X aufarbeiten zu sichtspunkte lassen sich die Aktionsta· darin, Strukturen zu schaffen, bzw. wie· ge vor allem auf der Ebene direkterV or· müssen. Im Polgenden soll versucht wer­ derherzustellen (sie existierten ja bei­ den, die wesentlichen Argumentations­ bereitungen auf die nächsten Transpor­ spielsweise bei der Wendlandblockade), te begründen. Selbst wenn sich das stränge um die Durchführung der Akti­ die eben auchjenen AKW-Gegnern/innen onst.age nachzuzeichnen. Scheitern des T*i X nicht zuletzt aus die ohne vorbereitete Bezugsgruppe in \ der massiven Präsenz des Atomstaats

40 Wendland und seiner Inkarnation ergibt, sollten Ein Ausdruck der Solidarität können die Aktionstage zum Testfeld doch eine ganze Reihe von Defiziten An· konzeptioneller und struktureller V er­ laß genug sein, über effizientere Struk­ Nicht zuletzt sollen die Aktionstage besserungen werden, um bei den folgen­ turen und deren konsequente Umset­ auch zum Anlaß genommen werden, den direkten und symbolischen Aktionen zung nachzudenken. unsere Solidarität mit den kriminali­ schlagkräftiger zu werden. Ein wesentlicher Fehler des Tag X be· sierten AKW-Gegnern/innen zu demon­ Sollten wir den nächsten Transport stand in der therbetonung des Klein­ strieren. Die ohnehin schon skandalöse (Castor oder Fässer) erwischen, ist beim gruppenkonzepts (ja, ja, ja... ), das einer­ Politik der Staatsanwaltschaften hat Stand der Dinge zweifelhaft ob ihm seits kaum in der Lage war, Ein~elper­ seit dem vergangenen Sommer eine neue dann nennenswerter Widerstand entge­ sonen und unvorbereitete Kleingruppen Qualität bekommen. Im Wendland gengesetzt werden kann. Es geht wohl befriedigend einzubinden, andererseits herrscht eine Atmosphäre der Bespitze­ niemand davon aus, einen solchen Trans­ den Mangel besaß, daß die Eingriffe ver­ lung; Kripo, LKA und BKA leisten mas­ port länger blockiern zu können, aber schiedener Gruppen zu wenig nachhaltig sive Wühlarbeit (s. Artikel: Kriminali­ mehr oder weniger planlos durch das waren, als daß sie die Bullen vor ernst­ sierung im LK Lü.-Dan.). Wendland zu flattern, ist Schwachsinn. hafte Probleme gestellt hätten. Es geht Das Interesse des Staatsapparats ist klar: In diesem Zusammenhang erscheint es hier nicht darum, das Kleingruppenkon­ Einschüchterung und Zerschlagung der eben sinnvoll, die Aktionstage nicht aus­ zept gegen das Konzept zentraler Groß• Infrastruktur der Anti-AKW-Szene. Eine schließlich als V orbereitung auf den je­ aktionen auszuspielen. Es geht vielmehr gewisse Lähmung der Betroffenen, aber weils nächsten Transport zu interpretie­ darum, aufzuzeigen, daß beide V orge­ auch der nicht direkt Beteiligten scheint ren, sondern als einen Schritt innerhalb hensweisen, miteinander verbunden, ih· zumindest langfristig unvermeidbar. Soll~ eines längerfristigen kontinuierlichen ren Wert steigern. Um dies zu gewähr• te sich dies jedoch als Tendenz erweisen, Prozesses zur EntwicklunginternerStruk­ leisten, sind allerdings gewisse V oraus­ werden wirals Bewgungzunehmendhand­ turen, die die Kopflosigkeit des 8. Okt. setzungen unabdingbar. lungsunfähig, denn jede Bewgung ist nur ausschließen. Das aber klappt nur, wenn Zunächst eine Logistik (Infrastruktur, so stark, wie sie sich mit ihren Krimina­ sich auch die auswärtigen Gruppen früh• Infosysteme), die einerseits die Durch­ lisierten solidarisiert. zeitig in die Vorbereitung einklinken. Sie flihrung von Großaktionen (ähnlich der Daher sollten die Aktionstage politisch könnte so aussehen, daß städteweise ein­ der B 216-Blockade am 30. 4. 84) er­ genau das ausdrücken, was der Staat zu zelne Bestandteile· der Aktionstage in möglicht, andererseits eine gewisse Kopr­ bekämpfen versuch: massenhaften und Kooperation mit den Einheimischen vor­ dination innerhalb einer Gesamtaktion radikalen Widerstand. Die Solidarität zu bereitet werden ( 'Patenschaften '). (Großgruppenaktion - Kleingruppen­ den Kriminalisierten muß sich in der Be­ Es erscheint uns jedoch nicht sinnvoll, aktion) übernehmen kann, ohne dadurch kräftigung ihrer Aktionen durch unser diese Tage im Kielwasser eines direkten die Autonomie der Kleingruppen einzu­ allerAktionen ausdrücken und nach au­ Transports zu organisieren, da sie auf­ schränken. ßen thematisiert werden. Das heißt aber grund ihrer Funktion hinreichend V or­ Wir sind, anders als einige Göttinger, der auch; daß allenorts versucht wird, im bereitungszeit erfordern. Meinung, daß es dazu eines direkten V orfeld der Aktionen die schweinischen Auch das Argument, Aktionstage unab­ Transports als 'thungsfeld ' nicht in je­ Kriminalisierungen in dieö ffentlichkeit hängig von konkreten Transporten seien der Hinsicht bedarf. Dies haben nicht zu­ zu bringen. für die Gegenseite leichter kaikullerbar, letzt die positiven Erfahrungen der ist nicht richtig, denn die Kalkulierbar­ Wendlandblockade und die negativen Er­ keit hängt nicht damit zusammen,ob der fahrungen am Tag X bewiesen. mit ihr verbundene Widerstand auf ein Die Aktionstage sollten dazu genutzt Zusammenhang der Aktionstage­ konkretes Objekt bezogen ist.Im Gegen­ werden, ein Organisationsgefüge zu Stichwart Castar-Transport und teil. Aktionen, wie sie an den Aktionsta· schaffen, das diese Defizite nicht mehr Tag V gen drin sind, können reichlich schwer zuläßt und für die Tage selbst aber auch abwägbar sein. Kalkulierbarkeit darf für die Zukunft eine koordinierte Aus­ nicht unmittelbar mit dem potentiellen einandersetzung gewährleistet. Als wir die Aktionstage das erste Mal dis­ Risiko für die Atombetreiber gleichge­ In diesem Sinne ist es unter dem As­ kutierten, stellte sich natürlich auch die setzt werden. pekt der langfristigen Kontinuität des Frage nach der Sinnhaftigkeit von zwei Letztlich ist es wohl auch zweifelhaft, Widerstands im Wendland angemessen, symbolischen Aktionstagen mit Trai­ den politischen Stellenwert von symboli­ wenn sich die Kontakte zwischen Ein­ ningscharakter (mitten im Winter!!!). schen Aktionen von vornherein niedri­ heimischen und .Auswärtigen trotz der Zumal da das vermeintliche Ziel der ger als den von direkten Eingriffen anzu­ traditionellen Differenzen intensivieren, V orbereitung, der nächsten Atommüll• setzen. Zwar ist der politische Preis, (wie um gemeinsame Konzeptionen zu ent­ transport, wahrscheinlich sogar einCa­ auch der wirtschaftliche) von Atom­ wickeln und die Gegebenheiten vor Ort stor-Transport, dann voraussichtlich mülltransporten für den Staat auf Dauer kennenzulernen. V on daher ist uns auch hoch, vielleicht zu hoch, weil ständiger der Vorschlag der Nörgler vom Koordi­ schon gelaufen sein wird (Terminspeku­ Widerstand gegen sie die Präsenz des ge­ nationsplenum Harnburg sympathisch, lationen schwanken zw. Dez. ' 84 u. samten repressiven Machtapparats erfor­ regelmäßige Bahnspaziergänge auf den Anf. 85).Die insofern mit den Aktions­ derlich macht und damit den lebens­ Gleisen nach Dannenberg zu machen. tagen verbundene, zunächst vermutete feindlichen Charakter des Atomstaats Ein nächster Kritikpunkt, der ansatz­ Demobilisierung scheint der Atommafia das Bewußtsein der Bevölkerung rückt. weise mit den eben ausgeführten Aspek· in die Hände zu spielen. Aber auch symbolische Aktionen kön• ten korrespondiert, betrifft die Frag­ Sicher, es ist durchaus möglich, daß bis nen hinreichend Unruhe in die politische würdigkeit der gruppeninternen Ent­ Ende Jan. '85 der erste Castor in Gor­ Welt der Herrschenden bringen, wie die scheidungsprozesse am Tag X . Die Fä• leben sein soll, und es ist für uns selbst­ Wendlandblockade gezeigt hat. higkeit, auf der Grundlage einigermaßen verständlich auch eine Frage der Identi­ Bezüglich der Aktionstage kann die ent­ gesicherter Fakten Beschlüsse zu fällen tät, uns gegen diesen Schrott, der eine sprechende Bedeutung darin liegen, wie­ und diese dann auch durchzuhalten,

41 Wendland Xtommdlltransporte• = Ätomstaät trolle des Alltags, Telefone werden reichen von "öffentlicher Auffordemng und Kriminalisierung ab)ehört usw .) und Bespitzelung des zu Straftaten" (§ 111 StGB, Büro; und örtlichen Widerstandes statt. Hausdurchsuchungen in Lüchow, Lüne• Aber damit nic\tt genug! burg und Göttingen • wir berichteten Gleichzeitig versucht der Staat ein­ ausführlich in "atom" Nr. Nov./Dez.) Der Widerstand gegen die Atommüll• zelne Menschen in massivster Form bis hin zur "Bildung bzw. Zugehörig• transporte ins Wendland muß momen­ zu kriminalisieren. Der Widerstand wird keit zu einer kriminellen Vereinigung" tan hautnah erfahren, was es heißt mit unzähligen Hausdurchsuchungen (~ 129 StGB). im Atomstaat zu leben. Es findet eine !llld Ermittlungsverfahren überzogen. Im Nachfolgenden einen aktuellen 'Ober­ extreme Oberwachung (totale Kon- Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft blick:

Tag X- Kriminalisierung

V on den 65 vorläufig Festgenom­ Im Nachfolgenden ein Bericht über traktiert. Sein 72jähriger V ater und men wurden 18 am Mo., dem 08.10. das V erhalten der Polizei am Tag X: 1 Arbeiter, die ebenfalls auf dem und 47 am Die, dem 09,10.84, fest• Versuchter Totschlag! Schlepper waren" werden bedroht. genommen. Gegen mehr als 10 Leute Der Landwirt J. darf am Mo., Der Schlüssel des TraktOrs wird wird ermittelt wegen Nötigung, dem 08.10.84 für mehr als 1 Std. be~ij;hlagnahmt. Der Vater und der Brandstiftung, ·bzw. schweren Ein­ seinen Hof nicht verlassen. Er kann da­ Arbeiter werden Nachhause gefahren. griff in den Straßenverkehr. Gegen eine her auf einer ca. 10 km entfernten Der Landwirt muß beim Schlepper Person wird wegen "gemeinschaftlicher Wiese die begonnene Silage nicht bleiben bis der Atommülltransport Körperverletzung ''ermittelt. 5 Leute beenden. Am Di.,dem 09.10. fährt vorliber ist. Abends kommen 10 Uni­ wurden über Nacht inhaftiert. Sie er bereits am frlihen Morgen zu dieser formierte Polizeibeamte auf den Hof. sollten zuerst am nächsten Morgen Wiese. Auf der Rückfahrt wird er Diese behaupten er sei mit dem Schlep­ dem Haftrichter vorgeführt werden, Nachmittags von der Polizei am Ron­ per auf Polizeibeamte zugefahren, und wurden dann aber ohne Prlifung durch del, Straßenkreuzung Trebel/Gartow diese konnten sich angeblich nur mit den Haftrichter entlassen. gestoppt. Er wird aufgefordert, da einem Spmng zur Seite retten. Des­ Bei all diesen Fällen ist eine Anklage zu die Straße gesperrt sei, einen Umweg halb wird jetzt. wegen versuchten befürchten. Ferner gab es mindestens über Trebel zu fahren ( 10 km). Totschlages gegen ihn eimittelt. eine Vorladung wegen des Fehlalarms Er weigert sich und fährt weiter. Nach vor Tag X (es wurden an mehreren 2 km wird er erneut von d.er Polizei Zufahrtsstraßen des Wendlandes gestoppt. Er wird vom Schlepper Straßensperren errichtet). gezerrt und mit dem Schlagstock

Kriminalisierungswelle 1m• Wendland ___

Im Folgenden geben wir einen ther­ u.a. Turnschuhe (Fußabdrlicke), Motor­ Durchsuchung in MeuchefJ.tz u. a. we­ blick über laufende Ermittlungsverfahr­ säge. gen " schweren Eingriffs in den Bahn­ en, Beschuldigungen und die damit ver­ 15.J0.84: Durchsuchung bei einer Per­ schienenverkehr." bundenen Hausdurchsuchungen. Die Be­ son in Oetzen wegen " Brandanschlag 8.11.84: Durchsuchung in Marlin wegen troffenen erfuhren erst durch den ihnen in Lübeln vom 13. 10.84." Es werden "Verdachts einer vorsätzlichen Brand­ ausgehändigten bzw. hinterlegten Durch­ vier Leute vorläufig verhaftet. Am glei­ stiftung. " Die betroffene Person soll in suchungsbeschluß, daß gegen sie ein Er­ chen Tag findet eine Durchsuchung in der Nähe Holz gesammelt haben und soll mittlungsverfahren, z.B. wegen § 129, Kamburg unter Beteiligung des BKA Kontakt zu Wohngemeinschaften haben, läuft. Die SOKO (Sonderkommission statt. die bereits von Durchsuchungen betrof­ des Landeskriminalamtes in Hannover), 19.10.84: Zeitgleich finden im Land­ fen waren. die speziell gegründet wurde, um in Zu­ kreis Lüchow/Dannenberg mehrere 12.11.84: In Dickfeitzen findet in Ab­ sammenhang mit den diversen Bundes­ Hausdurchsuchengen statt, u.a. wegen wesenheit des Betroffenen eine zweite bahnanschlägen die Ermittlungen zu lei­ " gefährlichen Eingriffs in den Bahn­ Durchsuchung wegen " v'Orsätzlicher ten, tritt zum ersten mal im August 84 schienenverkehr (§ 315 StGB). Durch­ Brandstiftung. " In Bodenteich wird sein öffentlich in Erscheinung. Die nachfol­ sucht wird das' Cafe Grenzbereich' in Auto aufgeBrochen und durchsucht. Es gend aufgeführten Hausdurchsuchungen Platenlaase wegen" Planung eines schwe­ wird ein Durchsuchungsbeschluß wegen wurden jeweils unter der Leitung der ren Eingriffs in den Bahnschienenver­ " Bildung l(iner kriminellen V ereinigung SOKO des LKA in Hannover durchge-. kehr und des Verstoßes gegen das Fern­ ( § 129 StGB)!!! ltinterlassen. Als das führt. Ausgefertigt wurden die Durch­ meldegesetz. " Hierbei wird auch das Auto später von einer anderen Person suchungsbeschlüsse vom Amtsgericht in Zimmer eines Fernsehreporters trotz abgeholt wurde, kam sofort ein Anwoh­ Dannenberg. seiner Abwesenheit durchsucht und ner aus seinem Haus und verlangte die August 1984: Durchsuchung in Glede­ seine Unterlagen wurden beschlagnahmt. Personalien. Es handelte sich hierbei berg wegen " gefährlichen Eingriffs in Durchsuchung in Serau u.a. wegen" ge­ nicht um einen Polizisten. den Bahnschienenverkehr (§ 315 StGB). fährlichem Eingriff in den Bahnschienen­ 16.11.84: In K1ennowfindet eine zweite Der Arbeitsplatz in Lüchow wurde eben­ verkehr '! Das Haus wurde in Abwesen­ Hausdurchsuchung statt. Begrlindung: falls durchsucht. Beschlagnahmt wurden heit des Betroffenen durchsucht. " Mitgliedschaft in einer kriminellen V er-

42 Wendland einigung ( § 129) und angeblicher Jletei­ Um einen Eindruck davon zu geben, Es gab mehr als 80 Ermittlungs­ ligung an Bl).hnanschläge vom März 84. " was alles an Gegenständen und Schrift­ verfahren wegen Nötigung gegen die Ausgestellt wurde der Durchsuchungs­ stücken beschlagnahmt wurde, folgt die­ Halter der Kraftfahrzeuge, die bei den beschlußbereitsam 9.10.84 vom Land­ se Auflistung: Blockaden beteiligt waren. Bis auf die- . gericht in Lüneburg. Die anderen Durch­ Bei fast allen Hausdurchsuchungen wurd­ jenigen, die siCh verplappert haben, mus­ suchungsbeschlüsse wurden vom Amtsge­ en die Schuhe beschlagnahmt. Sämtliche sten sämtliche Verfahren wieder einge­ richt Dannenberg ausgestellt. (Werden Schriftstücke, die mit dem Widerstand stellt werden. Auch die Staatsanwalt­ von der Staatsanwaltschaft zwei krimi­ gegen Atommülltransporte in Zusam­ schaft mußte einsehen, daß allein die nelle V ereinigungen unterstellt '!) Die menhang stehen könnten, wurden eben­ Halterfeststellung nicht ausreicht, um zweite Hausdurchsuchung wird eben­ falls mitgenommen. Weiterhin: ein Kar­ konkret Täterschaft nachzuweisen. Es falls mit dem § 129 (Mitgliedschaft in ton Abfallpapier, Jahreskalender 1984, laufen zur Zeit noch einige Verfahren einer kriminellen Vereinigung )begrün• Rezepte, Streichhölzer und Streichholz­ wegen Nötigung und Widerstandes gegen det. Es wird ein Schweißgerät beschlag­ schachteln, Kombizange, Messingring, Vollstreckungsbeamte im Zusammen­ nahmt. Handschuhe, Unterholzmesser, Deck­ hang mit den Materialblockaden; doch 23.11.84: Durchsuchung in Reitze wegen blatt der T AZ, Bierflaschen, Kassetten­ auch dort stehen die Ermittlungen auf " Zugehörigkeit zu einer kriminellen V er­ film, Karton mit Seilen und Wäsche• tönernen Füßen. einigung " ( § 129 ). Es werden die glei­ leinen, eine Dose Petroleum usw .... Die offensichtliche Hilt1osigkeit von chenVorwürfe wie in Klennow erhoben. Staatsanwaltschaft und Polizei ist of­ Der Durchsuchungsbeschluß ist ebenfalls WICHTIG: fensichtlich ein Motiv dafür gewesen, vom Landgericht Lüneburg am 9.10.84 Alle Betroffenen sollten sjch mit dem daß in der Nachfolge zur Wendlandblo­ ausgestellt worden. Bei der gleichen Per­ Ermittlungsausschuß in Verbindung setz· ckade die "vorbeugende Ermittlungs­ son wird wegen dem ersten Bahnanschl­ en. Hier werden alle Informationen zu­ tätigkeit" im Wendland ein Ausmaß an­ ag in diesem Jahr die Wohnung der El­ sammengetragen und eventuelle Rat­ genommen hat, das den Polizeistaat aU~ tern in Berlin durchsucht. Ferner ·wird schläge gegeben. täglic,h gegenwärtig macht. In der let­ das Auto in Abwesenheit aufgebrochen Anschrift: Ermittlungsausschuß, 3131 zten ATOM ist darüber bereits ausführ• und durchsucht. Büütz Nr. Sb, Tel.: 05844/1501 lich berichtet worden. Eins steht jedoch fest: Wenn die von den rigorosen und oftmals rechtswidrigen Ermittlungen be­ troffenen Menschen trotz des tätlichen staatlichen Terrors versuchen, kühlen Kopf zu behalten und sich vor allem ge­ genüber der Polizei absolut schweigsam § 111-Nachschlag verhalten, wird es dem Staat auch wei­ terhin schwerlich gelingen, die Bewe­ gung so zu kriminalisieren, wie dies zur Spaltung der Anti-Atombewegung nötig Bei der Verfolgung des Göttinger und verkündet, sie würden die Flugblätter ist. Lüneburger Arbeitskreises sowie der BI und Plakate weiterhin verbreiten; für Deshalb nochmals der gute Rat : Folgt Lüchow-Dannenberg nach § 111 (Auf­ die Plakate übernahmen sie die presse- . keiner Vorladung zur Polizei, und wenn forderung zu Straftaten) wegen Verbrei­ rechtliche Verantwortung. Gegen Mom­ die Staatsanwaltschaft euch vorlädt : tung der Tag X - Aufrufe und Plakate bauer ist die Aufhebung der Immunität Nehmt euch sofort einen Rechtsanwalt! wollte es die Staatsanwaltschaft nicht be­ vorgesehen. Denn : Auch eine große Luftblase bleibt lassen. Nach den Bis greift sie .jetzt auch Vor seinem Wechsel ins Saarland bei den "Etablierten" zu. Betroffen sind möchte die Staatsanwaltschaft Jo Leinen eine Luftblase.. Landtagsabgeordnete der Grünen in Nie­ noch einmal die unangenehmen Seiten Am 23.1.1985 findet gegen Thomas vor dersachsen und der BBU. Zum Auftakt des Staates zeigen. Sie ermittelt gegen dem Amtsgericht Lüneburg, Zi. 8, um stattete die Staatsanwaltschaft samt Kri­ ihn nach § 111 als Vorstandsmitglied 09 .00 Uhr ein Verfahren wegen der po der Geschäftsstelle in Hannover einen des BBU sowie gegen Geschäftsführer Wendlandblockade. statt. Kommt mas­ Besuch ab - ohne "Erfolg". Darauf flat­ Gerd Billen. Auch die Göttinger Staats­ senhaft!!! terten dem grünen Landtagsabgeordneten anwaltschaft wurde wieder tätig. Sie Martin Mombauer und Nachrücker Jür• schaute bei der Druckerei des Atomex­ gen Trittin Vorladungen nach § 111 ins press vorbei und wollte dort die Druck­ Haus. Beide hatten bei einer Pressekon­ platten der letzten Nummer haben - ferenz zu den o.a. § 111-Ermittlungen doch die waren nicht mehr aufzufinden.

Die Wendlandblockade -und was juristisch daraus geworden ist

Um es gleich vorweg zu nehmen : Für die Strafverfolgungsbehörden war und ist die Wendlandblockade im großen Herausgeber: Bürgerinitiative und ganzen recht frustrierend gewesen. Lüchow-Dannenberg, Drawehlrter Mit einem selten großen Aufgebot an Straße 3, 3 t 30 Lüchow, Polizisten, Kriminalbeamten, Hub­ Tel.: 05841/4684 schraubern, Wasserwerfern und sonsti- Wendland

Itzehoe,at.: ln der Nacht zum 12.10 wurden durch durch Brandsätze ein Bag­ ger und 1 LKW total zerstört und ein weiterer Bagger stark beschädigt. Zahlreiche Anschläge und Schmierereien Brandanschläge Berlin Babnli.nie wurde achtmal beschädigt Bekennerbriet Lüchow-Dannenber(. Zu den drei dicken Baumstämmen elngetrollen cefihdichen Eingriffen' in den lagen dort auch mehrere Nagel­ Straßen- .und Bahnverkehr im bretter und ein Nagelgurt auf der HerliD (taz) - Ein Motiv sei nicht orken~ .------. Kreisgebiet kam es auch am Wo­ Fahrbahn. bar, verlautbarte die Berliner Polizei im Leitungen brannten chenende. Am Sonnabend und in Erheblicher Sachschaden ent­ Anschluß an zwei Brandanschläge auf der Nacht zum Son.Dtag wurde die stand dm Sonnabend gegen 19.40 Berliner Firmen in der Nacht vom 24. auf SteiDe. Gestern morgen ge­ Bahnlinie Uelzen-Danneoberg in Uhr bei einem Brandanschlag auf den 2S. September. In einem nun bei der gen 6 Uhr kam es durch einen der Gemarkung Dragahn achtmal Baumaschinen an der B 493 am taz eingegan_genen Bekennerbrief nimmt Drandanachlag zu einem Teil­ beschidigt. Lübelner Krug. UnbelGmnte hat­ eine Gruppe .,Direkte Aktion" zu den ausfall des Telefonkabels, das Unbekannte hatten Bäume und ten Brandmittel, ähnlicher Art Anschlägen Stellung: Beide Firmen seien die Ortschaften Clenze und Telefonmasten abgesägt und über wie Molotow-Cocktails, in die Zulieferbetriebe für die Atomindustrie, Bergen 'versorgt. Unbekannte die Schienen gelegt. Einige Male Führerkabinen von drei Baggern die DämmateriaJ für AKWs bers Uen. Täter hatten in ein Lötloch der gelegt, welche völlig ausbran.Dten. Bundespost an der Lan- war auch der Schotter unter den 3. 10.84 desstraße 261 zwischen Steine Schwellen weggeräumt worden. Ferner zerschlugen die Täter die Scheiben von zwei Lastwagen. und dem .,Fuchsberg" eine Ebenfalls unbekannt sind die Die Freiwilligen Feuerwebren aus brennbare Flüssigkeit ge­ Täter, die in der Nacht zum SonD­ Küsten und Lüchow waren im An«:hl". • uf d,. S.hnftret:ke schüttet und angezündet. abend drei große Bäume an der Einsatz. Geschädigt wurden Bau­ Durch das Feuer wurden mehr B 216 zwischen Metzingen und firmen aus Soltendieck und LiDebaq (dpa) - Aufdie Eisenbahnlinie als 50 Prozent der für Clenze Riskau gefällt und auf die Straße Uelzen. Uelzen-Danneoberg sind in der Näbc der und ~en zuständigen Lei­ gelegt haben. In diese gefährliche In der Zeit vom 12. zum 13. Ok­ Ortschaft Pudripp zwei Anschläge verübt tungen zerstört. Wie ein Spre­ Straßensperre fuhr ein Dan.Den­ tober war auch die Bundespost in worden. ,.Unbekannte Täter" - so die cher. der Bundespost mitteilte, berger mit seinem Pkw aus Rich­ Danneoberg Ziel ·der Aktionen Polizei - entfernten in der Nacht zum ist aus diesem Grund der Tele­ tung Metzingen. An seinem Wa­ unbekannter Täter. Vermutlich Mittwoch fünf Eisenbahnschwellen unter fonverkehr von und zu diesen gen entstand Totalschaden, zwei Atomkraftgegner besprühten auf iem Gleiskörper. A~~rdem wu.rden in Orten stark beeinträchtigt. Mitfahrerinnen wurden leicht dem Fernmeldebezirksgelände an ler Näbe der Stelle Aste auf der Bahn­ Gegen Redaktionsschluß wa­ verletzt. Ein Pkw, der aus der ent­ der Lüneburger Straße 30 gelbe trecke gefunden. ren Spezialisten noch mit der gegengesetzten Richtung kam, Postfahrzeuge mit r Parole a Beseitigung der Störung be- wurde gering beschiidigt. Außer "Tag x u. 13. 10.84 schäftigt. _.,...... c:~sv Spitzel dabei um jede nur mögliche on Br~ sei es um direkt Aktionen einzuschätzen oder zur Ana dem Botinankamp 94, wurde am ln ldar·Obersteln geboren. Er von längerfristigen Entwicklungen und Strukturen. Die Computer dort am Staatlichen Gymnasium ben eine große Aufnahmekapazltät, und die Analytiker brauchen sein Abitur. AnschileBend bewarb er als Offiziersanwärter bel der Luftwaf· möglichen lnfonnatlonen für Ihre Rasterfahndungen und anderen Ent· Da er abgelehnt wurde, bewarb er steh wlcklungen der staatlichen politischen Reaktion. Unabhängig davon, '"'"~ ' " '"" in allen Bundeslandern bel den wlevlellnfonnatlon durch diese Leute auf die andere Seite der Barrlka· IIen. Angenommen wurde er In-Bremen. de gelangt, eines bewirken sie Immer. unter uns wird das Mißtrauen FrOhjahr 1984 hatte Hoffmann ln Italien einen Motoradunfall, bel dem er sich mehr· geschürt -Spltzelparanola bricht auf und macht jede politische Arbeit fach den linken Arm brach. Dieser Ist Im· unmöglich. Wie dem ganzen zurollen, um die Tragweite aufzuzeigen, mer noch nicht ganz bewegungsfählg. Nar­ die diese Aktion mit diesem Top-Agenten haHe, dessen Bedeutung ben auf dem HandrOcken und dem Arm sind geblieben. letztendlich mindestens eine überregionale war. Welche Motivation er zur Bullenausbildung Ein weiterer Aspekt staatlicher Schnüffelpraxls wird am Belspiel Du Ia­ hatte, wissen wir nicht. Ehemalige Koll~ burg deutlich, wo der Spitzel D. Miss nverbranntecc. Hier reagierten die gen, die ausgestlegen sind, haben Ihn 1~ doch ·ats jemand .in Erinnerung, der nicht zuständigen Stellen geradezu hysterisch auf die EnHamung. Ein wel· einer von den Reaktionaren war. Wir wis­ terer Beweis dafür, daß sie vor nichts mehr Angst haben, als mit sen zwar nicht, nach welchen Kriterien J~ Schweinereien plötzlich ln der Öffentlichkelt zu stehen. mand nach Ende seiner Ausbildung zum Spitzel herangezogen wird, können uns je­ Wer mehr über diese belden hier dargestellten Fälle weiß, egal, ob doch vorstellen, daB nur solche Leute an­ noch so unbedeutend erscheinen, der/die schicke die Infos doch, gesprochen werden, die nlcM durch Kritik an unsere GöHlnger Redaktionsanschrift auffallen, mit allem konform gehen, ehrgel· zlg sind und nicht zu letzt durch Intelligenz Ansonsten verweisen wir Interessierte auf eine in der taz und sportliche Lelstunmgen auffallen (grO· Serie zu SpitZel-Aktivitäten: »Der vierte Geheimdienst der nV.. AIUIIII\ .. . ner Gurt ln Karate, gute Schie61elstungen). MIHlerwelle als Broschüre erschienen und kann zum Preis von 1 D Nach Ende seiner Ausbildung wurde er im Herbst 1982 vom 15. Kommissariat der Krl· b8zogen_werden über. ' po (Anarchistische Gewalttäter und Aus­ die tageszeltlii1GrYelrtrletb IAnderkrimlnalität) nach Berlin geschick1. Ein gewisser •Lutz• (einer von fOnf Namen) sei mit Ihm durch die Kneipen und Kultur· zentren gezogen und habe ihm diese ln al­ len Einzelheiten erlautert und dargestellt. Der •Lutz• sei dafor zuständig gewesen, Spitzel (vor allem Ex-Knackis) in besetzte Hauser einzuschleusen.

Etwa sechs Wochen dauerte diese Einwel· sung bzw. Zusatzausbildung ln Berlln. Was er sonst noch vermittelt bekommen hat ln Alter: 1o.s.so Bezug auf seine zukOnftige Tätigkelt als Spitzel bleibt unbekannt. Weitere Angaben hat er zu seinem Bullenwerdegang nicht gemacht. Nach Abschluß seines Lehr· gangsbeim vs·wurde er jedoch fOr fähig Größe: 180cm gehalten, ln die Bremer Pollt.Scene einzu- Hoffmann tauchte als erstes bel Veranstal· tungen zu den Munitionstransporten Im 1962 auf. Zur Schacht·Konrad· er mit leerem Auto zum Bremer Augen: braun und nahm noch Leute mit, die keine Mitfahrgelegenheit hatten. Bel der Demo selber war er laut seinen Notizen •vom an der Front•. Danach begann er el· frig an allen Aktivitäten, die Im Zusammen· hang mit den Muni-Transporten standen, mitzumischen. Als Einzelmitglied beim Aussehen: halb­ auffllllge Narben auf dem KgB • Kommitee gegen Bombentransporte · linken H•ndrilcken, durch , wo er sich nicht schOchtern zurOckhlelt, lange Haare, Bart, einen Motorradunfall ltt sondern gleich versuchte mitzureden und sportliche Figur, teln linker Arm Im Ellenbo­ zu organisieren, war er aufgefallen und,es gengelenkfett atelf wurde ihm nahegelegt, sich einer bes t~ Brtll.entrlger; henden Gruppe anzuschließen. Da er ln wohnte, schloß er sich Karateflhlgkelten (grOner Gurt) - Er studiert Jura unserer Gruppe Krieg dem Krieg Neustadt Im driHen Semester an der Uni Bremen an. Bel einigen von unseren Leuten schon Auto-Kennzeichen HB - DB - 356 sein Erscheinen beim KgB bekannt, nötigte er keine lange Anlaufzeit, um ln Hoffmann wohnt zur Zelt ln Bremen-Woltmershausen, r Gru Auf dem RfthN•nll~ •~~'~•" Der Fall Hoffmann zeigt, daß die Trenn auch nur von rein formal-juristischer deutung ist. Immerhin muß Krönlng weiterhin der Vorwurf gemacht Öffentlichkelt belogen zu haben, schileBlieh wurde Hoffmann noch rend der Amtszelt Krönlngs als ·Bul zahlt. Außerdem hielt er bis zur J=n·tt .. ·rnu ständigen Kontakt mit dem Kommissariats, dem schon Frank Herrmann. Daß dies zu T:<~rn7'WA,~k~•n erfolgt sein soll, während er in schon zum Verfassungsschutz um,nA,~At7t worden sein soll sei, wirkt so lächerlich alles, was Kröning im Zusammenhang dieser Angelegenheit von sich nA,ru:otlAn hat. Die sozialdemokratische Do,oo

Am Samstag, den 27.10.84 wurde das Eschhaus (unabhanglges Jugendzentrum in Oulsburg , d. Red.) von ca. 20 Beamten des 14. K (politisches Kommissariat) und der Oulsburger Polizei durchsucht. Oie Nle­ derstra6e war zum Zeltpunkt der Durchsu­ chung umstellt. Parallel fanden dazu Hausdurchsuchun­ gen in zwei Buchläden (Buchladen Oststra6e/BOchertreff •Die BrOcke•) sowie Im in- und Ausländertreff statt. Anla6 for diese groBengelegte Aktion war ein Flugblatt, das Offentlieh verteilt wor­ den war und unter anderem auch Im Inter­ nationalen Zentrum der Stadt Ouisburg auslag. Es Informiert Ober die Tätigkeit der Politischen Polizei in Oulsburg und be­ schreibt konkrete Vorfälle, bel denen Be­ amte des K 14 ln Erscheinung traten. Ne­ ben der Veröffentlichung von Fotos mar­ kanter Vertreter des Kommissariats befa6t sich die Schrift mit de' Anwerbung und Ar­ beit von Spitzeln, deren Aufgabe die Über· wachung politischer Aktlvltä{en und die ln· formatlonsbeschaffung for die politische Abteilung der Polizei Ist. Aktueller Hintergrund der Veröffentlichung war die Enttarnungzweier Spitzel auf einer Veranstaltung Im Duisburger Norden im September 1984. Wahrend der erste, der den Anwesenden bereits bekannt war, gleich zu Beginn des Treffens aufgefordert wurde, den Raum zu verlassen, machte sich der zweite durch auffälliges Verhalten verdächtig. Zur Rede gestellt, gab er zu, die Veranstaltung auf einem Kassettenrecor­ der mitgeschnitten zu haben, um die Infor­ mation an deas 14. K weiterzugeben. Auf die Aufdeckung hin reagierte die polltl· sehe Polizei mit einer VIelzahl von Haus­ durchsuchungen und Festnahmen. Da6 dieser konkrete Vorfall nur die Spitze des Eisbergs Ist, legen die Enttarnungen von Spitzeln in anderen Städten und die dadurch ausgelöste Offentliehe Diskus­ sion nahe. Offensichtlich stle6 die Enttar­ nung der Personen und die Veröffentli• chung des Flugblatts in ein Wespennest: Oie umfangreiche Reaktion und Repres­ der Oulsburger Polizei legen ein be- tes Zeugnis davon ab... Schon er sprach einige ah als alte Bekannte, er sei Angeordnet vom KHK Rochna • 14. Kom­ ja öfters im Laden »EmmastaBe« gewesen. missariat/Pol. Polizei Outsburg • finden. im Zu Beginn fummelte der Typ auffällig in te auf der Körnerstr. besucht und ganz zu­ Namen des Polizeipräsidenten Outsburg 2 seiner Lederjacke. Auf die Frage, was er fällig Schabronat getroffen. Der habe Ihn Festnahmen, 3 Durchsuchungen statt, darin habe, spielte er den Betroffenen, und eingeladen, nochmal im Boro nach 2 weiteren Personen wird gefahndet, • redete von »Schuppenflechten«. Einige vorbeizukommen. Schabronat habe ihn Raub und Freiheitsberaubung· (Mindest· protestierten gegen diese öffentliche Ver­ dann aufgefordert, ab und zu den Laden strafe 1 Jahr/U-Haft). dächtigung, • doch der Typ blieb verdäch• »Eminastr.« zu besuchen, sich umzusehen Eine Person wird auf Arbeit von 2 Zlvllbul· tig und wurde schileBlieh aufgefordert sei­ und dann zu berichten, was läuft. Dazu ha­ len (Schabronat/Rochna) festgenommen. ne Jacke aufzumachen: »Wir haben den be Ihm Schabronat auch einige Bilder ge­ ln Begleitung von Werkschutz fOhren sie Verdacht, daß du einen Cassettenrecorder geben ... ihn in Handschellen aus der Werkstatt ab. bei dir hast, darUm zeig her. Als politischer Jetzt vor kurzem habe Schabronat bei ihm Kommentar von Schabronat: »Den Job bist Mensch mußt du dafor Verständnis haben. angerufen und ihn aufgefordert, diese Ver­ Du erstmal los, Du hast ja nur einen Zeit· Es geht nicht gegen dich, sondern um un­ sammmlung zu beobachten, am nächsten vertrag.« Mit den WohnungsschlOssein sere gemeinsame Sicherheit.« Er öffnete Tag sollte er bei Schabronat Bericht erstat­ des Festgenommenen durchsuchen später die Jacke, und siehe da, es fand sich ein ten. Den Cassettenrecorder habe er sich 2 Zivile vom 14. K. (POttmann/Sprenger) die Cassettenrecorder. Er wurde aufgefordert, als Gedächtnisstotze mitgenommen, er leere Wohnung der gesamten Wohnge­ seine Papiere vorzulegen und wurde zur wollte die wichtigsten Sachen davon ab­ meinschaft. ·Sie holen eine Nachbarin hin· Befragung und zum Fotografieren in ein nehmen. Cassettenrecorder, Fotoausro­ zu, Fotos, Notizen verschwinden. Nebenzimmer gebeten. Er gab und erklärte stung und Funkgerät im Auto sei alles Vier Bullen • 2 vom 14. K., POttmann/· sein. Er habe for seine Spitzeldienste kein Sprenger • dringen unter Gewaltandrohung Geld bekommen. Er .habe beforchtet, daß in eine weitere Wohnung ein, durchsuchen Name laut Ausweis: Schabronat seine politische Vergangen­ ohne Durchsuchungsbefehl, es sei »Ge­ Dieter Mäß geb. 31.1.46 heit bei KWU/Werkschutz offenlege. Er sei fahr in Verzug, Verdunkelungsgefahr«. Sie Anschrift: eben erpresst worden, • er wisse, daß seine suchen vergeblich nach Beweismitteln: 433 MOlheim , Gracht 109 Bespitzelung eine Schweinerei sei, er wolle nach einem Cassettenrecorder und nach (im Ausweis ist der Stempel nur auf dem es nie wieder tun ... Ausweispapieren, eine Person wird abge­ Bild • Gefälscht?) Dieser Spitzel hat sich mit größter Wahr· fOhrt. 2 Werkschutzauswelse der KWU Mülhelm scheinliehkielt auch sonstwo rumgetrie­ Nach zwei weiteren Personen wird vergeb­ auf Dleter Mäß: ben. Er soll z.B. beim sog. »Skin-Treffen« in lich gefahndet: 10 Bullen durchsuchen den 1.) Werkschutz/Feuerwehr seit 1.11.71 Duisburg gewesen sein, und einen Skin be­ »in· und Ausländertreff« Outsburger Str. 2.) Personenbegleitschutz seit 9178 freit haben, der von Antifaschisten festge­ (Hamborn), ·eine Person wird in ihrer Woh· 1 Presseauswels mit seinem Bild auf fol· halten wurde. nung, beim Freund, auf der Arbeitsstelle genden Namen: Die zwei Festgenommenen sollten am und mit 10 Bullen sogar ln einer froheren Lothar Trappe , Sennlogsweg 14, Schwer· nächsten Tag in U-Haft gesteckt werden, • Wohngemeinschaft gesucht. te, geb. 19.6.39 in Schwerte so jedenfalls sah es der Plan des 14. K. vor. »Jetzt endlich haben wir euch!« erklärte 1 Visitenkarte der PolHisehen Polizei Und fast wäre der Plan aufgegangen, hät· der K. 14 • Bulle Schabroriat hämisch. burg: ten nicht Rechtsanwälte den Haftrichter W~s war geschehen?? Walter Schabronat (tel. Nr.) im letzten Moment ins rechte Licht ge­ setzt. Daß es nicht um Raub und Freiheits· Ein Spitzel war aufgeflogen 0. MäB spielte den harmlosen, einge­ beraubung, sondern um eine »rechtmäßi· schüchterten, von den Bullen erpressten ge« Abhörverhinderung und Personalien­ Am Abend davor (Dienstag, 11. Sept.) war und lud die Anwesenden sogar zu sich feststellung ging. im »ln· und Ausländertreff« eine Diskus· nach Hause ein. (Vorsicht Falle?!) Trotzdem: wahrscheinlich mossen einige sionsveranstaltung zum Thema: Öffentli· Er erzählte folgende Legende: noch mit polizeistaatliehen Folgen rech­ ehe Rekrutenvereidigung in Xanten 1 Er habe frOher, bis 1974, bei der KPD/AO nen.· Solidarität ist notwendig und eine mitgemacht, er kenne den Qu ..... , seitdem Waffe!!! sei er nicht mehr aktiv.

KWU (wo Mäß als Werkschutzbulle war ist?) wurden AKW-Gegner durch Na· menslistEm am Schwarzen Brett »anonym« (1978179?) auf den Laden »EmmastraBe« ange­ dle Rest-BI gegenAKWs, die An- lg unerwartet fand in ngen am ovember eine größten Staatsschutzaktionen der letzten Zeit statt. ln-großem Rahmen (250.300 Beamte im Einsatz) stürmten im Morgengrau· en spezielle Kommandos von Verfassungsschutz, Bundeskri· mlnalamt Wiesbaden und vom Landeskriminalamt Han in Göttingen 9 Wohnungen, in Marburg und Bleckede jeweils • eine Wohnung. Als Begründung wurde den Bewohnern offen· bart, daß die Durchsuchungen auf Grund des Verdachts ... , Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeordnet wurden (der Beschluß datierte drei Wochen zurück). Gegen . 1mindestens dreizehn Leute ist ein Verfahren nach§§ 129/129a .. ... eröffnet worden. Verhaftet wurde indes niemand. · .I • _. • • Anlaß for die Verfahren sind laut Ermitt· * ~ lungsbeschluB Ereignisse, die mehr als Jahre zurOckllegen. Im Jahre 1981 wur· ln Göttingen mehrere Brandanschläge auf Gebäude der Universität, die Stadthal· le, das SPD·BOro und auf eine Filiale der nDeutschen Bankcc verObt. Diese Anschläge erfolgten zei der Besetzung der nlnneren Medizin" in der . letzten Hochzelt der Göttinger Hausbeset· zungen. Sämtlichen Beschuldigten wird u.a. vorgeworfen, Im Jahre 1981 Bewohner •. • 1der nlnneren Medizin" gewesen zu sein und j:. ben wir keine, also mossen wir etwas kon- dem sogenannten harten Kern ..!ngehört ~u .l-; " 1struieren. Gedacht · getan: die Leute ha· haben. t - :"..}~·- ~ • _ ben in einem besetzten Haus gewohnt, aus ' schon damals fand ln dem besetzten Haus I .! - dem eine Politik kam. die uns und mseren ·~~;.-.it;; eine groBangelegte Razzia statt und den • • • Bossen Oberhaupt nicht paßte, zudem Bewohnernlinnen wurde sämtlich mit Ver· ~""t schreiben die sich auch noch mit lnhaft!er- fahren nach§ 129a gedroht, bis zum 7. No· ten Terrorisdten Im lso-Trakt -dann sind sie vember dieses Jahres a nicht auch zu solchen Terrortaten fähig. llslert. \ ·• Ist es auch völlig egal, ob die Leute heu· zu dem Ansch te noch in politischen oder persönlichen Bank«, der im Obrigen aus der Sicht der Kontakten zueinander stehen · das unter· Täter/innen sehr erfolgreich verlief, be- len wir einfach maL E . _e: ·. kannte sich damals eine Gruppe nFeurlge Neu Ist diese Linie bei weitem nicht. Die Rattencc. Ziel der Durchsuchungen (laut letzten Jahre ..sind gespickt mit solchen dem leitenden Oberstaatsanwalt aus Cel· Konstrukten. Uberall da, wo es um Unter· te) war » ... die Urheber der drOckung und Zerschlagung politischer zu ermitteln.• Gesinnung geht, wo es darum geht, Ein· Diese Begrundung erscheint blick in die Inneren Strukturen der fOr den mehr als konstruiert . nach mehr als Stattsschutz so undurchsichtigen linken Jahren geben sie vor, das finden zu Lebenszusammenhänge w gewinnen, und was sie damals nicht finden wo es darum geht, Unsicherheit und Ver· Doch so unsinnig, wie dies auf den wirrung und Mißtrauen untereinander z~ Blick erscheinen mochte, Ist diese ganze schaffen, dort wurde dteser § 129a mit se•· Aktion nicht dazu Ist alleine schon der nem Horrorstrafmaß angewendet, egal, ob Maßstab ein 'paar Nummern zu groB ange- es später :w Verurteilungen kam oder legt, und zu gut !l'it den verschiedenen nicht. Das ist auch gar nicht der au höchsten SchnOffelbehörden koordiniert. schileBliehe Sinn dieses Praktisches Ergebnis fOr die Bullen Ist die Ein paar Ereignisse aus jOngster Zelt ÜberprOJung von mehr als 30 Personen, len hier deutlich machen, um was es bei ED·Behandlung von 13 Personen und die diesem Instrument staatlicher Gesl KISIRnw.. ,se Beschlagnahme von •Beweis· nungsjustlz geht ( eine aus!Ohrliche ma,t<>rlalu (ausgelatschte Turnschuhe, alte stellungdes § 129a findet mansch Lappen, die •Berkennerschreibmaschine•, Mal kiloweise persönliche Aufzelch Briefe, Telefon· und No,uZJouc:neiJ.I•• BegrOndet (wenn mansch das so nennen kann) werden die Verfahren allein durch der Hungerstreiks der RAF-Gefangenen , drei Aspekte. Neben dem Wohnen in der : .J gegen die spogenannte •legale RAF• und """'"" M"''""" folgoodo" •P""""• J gogoo da. •ogooaoolo •lllogole loto•y· ( und Vorbereitung der genannten Strafta· sterneo erinnert diese Staatsschutzaktion 1 • , ' ten gingen den Ermittlungen zufolge von besonders an zwei andere Ereignisse der • " ,.. 1den 'AAF·Mädchen' . den weiblichen Be- • : jOngsten Vergangenheit, wo versucht wur- .. ... tschuldlgten dieses Verfahrens· aus. Aus· . * de die for diesen Staat noch Immer un· ;... '{) ;111(1.;-~l~~~ ~ , . ". ~ ~ - t. t.·., '· . " • • • ., ~. • . , . • ·~ -~~ •• ., , , ., ' • • ' . : ' 1>- :.. ... ~ · • • "-~ . ~t- ~ .m.,· J. -I' i :<11!, · .... , . • ' \. 'i!'.J/ ... ~· · ~ . ... t t 1 • " r • ' 10 ,, '· • • - ~ ·I · : •· • ., !4:' "'v '> •.·,• :-•·• ..... • ':-r ~a. ~ "" ..-•.., ~ :-;; •. li>1' '' '\ ", ., II 50 ..... • •l ..,, " ~ t..;.\! • ,..". l'öi .;,~" t . • ~ ~• .."., • , "" • · ~ ~ ., "Yl ..... " ., .. ' ?" . ·, ::.k:.!Si~·~~·o ' ' '' ~ '!, '• ~\;" . 't~ ,.~ t•.L. .Abf"~..:..O:Or •:•~!l.i!:~ ..: '61&diL • ...iiiJU' • .;.;.J '.. ~..:,;; ATOMWAFFENSPERRVERTRAG UND " EUROPÄISCHE OPTION"

Sonn will die Europäische Atomstreitmacht

Einiges ist in Bewegung gekommen. Im Juni 1984 wurden die letzten konventionel­ len Aufrüstungsverbote flir die Bundesrepublik vom Ministerrat der "Westeuropäischen Union" (WEU) aufgehoben. Dies war der Auftakt flir die Wiederbelebung der WEU als "europäischer Pfei­ ler der NATO". Ziel ist die Umwandlung West­ europas in eine militärische Supermacht. Zeitgleich bringen Bonner Wendepolitiker er­ neut den (Alp)Traum von der deutschen Mit­ wirkung in einer europäischen Atomstreitmacht in die Diskussion. Und zeitgleich laufen alle Vor­ bereitungen, um das Spitzenprodukt deutsch­ französischer-italienischer Nuklearforschung zur Entfaltung zu bringen. Gemeint ist der Schnelle Brüter Superphenix im französischen Malville, der jährlich 300 kg Atomwaffenplutonium für die Verteidigung Westeuropas erbrüten soll. (vgl. Atom I I /84) Immer interessanter scheint somit ein Projekt zu werden, um dessen Rettung alle Bonner Par­ teien im Zusammenhang mit der Atomwaffen­ sperrvertrag-Kontreverse der 60er und 70er Jahre bemüht waren: die "Europäische Option", die Option also auf eine Atommacht BRD im Rahmen eines militärisch kooperierenden West­ europas. Hiervon handelt der 3. und letzte Teil der Artikelserie über die Atomwaffensperrver­ trag-Debatte in der BRD. Teil I dieses Artikels (Atommüllzeitung Nr. 26) beschrieb den Widerstand der "Großen Koali­ tion" unter Kiesinger/Brandt gegen den Sperr­ vertrag und die zahlreichen Schlupflöcher, die darin eingebaut werden konnten. Teil 2 (AZ Nr. 27) behandelte den BRD-Wider- ~ stand gegen internationale Kontrollen zur Über• prüfung ihres ,friedlichen' Atomprogramms. Beide Ausgaben sind noch über die Redaktions­ adresse (s. Impressum) erhältlich. I Anti-Krlegstell Todenhöfer (CDU): MitverfUgung über Pershing 11 und Cruise Missiles

JQrgen Todenhöfer, abrüstungspoliti• ,.Die in Europa stationierten amerika­ s.cher Sprecher der CDU/CSU-Bundes­ nischen Nuklearwaffen, insbesondere tagsfraktion, ist heute der Politiker, der die Mittelstreckenßu~örper, wären als sich am vehementesten für eine europä• Eckstein in eine europäische Nuklear­ ische Atomstreitmacht einsetzt. Sein streitmacht aufzunehmen. Die europä• letzter Ansatz hierzu erschien in großer Ische Atomstreitmacht bestünde daher Aufmachung in der September 84-Aus­ nicht nur aus den Nuklearwaffen Frank­ gabe der "Europäisc.hen Wehrkunde", reichs und Großbritanniens, sondem einer Zeitschrift, die von der Führungs• auch aus den in Europa stationierten akademie der Bundeswehr herausgege­ amerikanischen Atomwaffen." ben wird und als d a s Zentralorgan im Konkret schlägt Todenhöfer vor, die Ofitziersk:orps der Bundeswehr Einfluß genannten Atomwaffenarsenale zusam­ besitzt. Todenhöfer-Originalton : "Wer menzulegen, und einen "europäischen Europa wirklich will, muß bereit 1ein, nuklearen Verteidigungsrat" zu bilden, auch in der Kernwaffenpolitik neue Ent­ in dem alle europäischen NATo- Mit­ wicklungen in Gang zu 1etzen... Der eu· glieder und die USA Sitz und Stimme ropäilche Einigung8proze88 würde auf hätten : "Ob im Nuklearen Verteidi· halbem Wege 1tehen bleiben, wenn dle gungsrat du Prinzip der Einstimmig­ Fragen nuklearer Sicherheit weiterhin keit gelten soll,oder ob Mehrheitsent· au1geklammert bleiben". Schon aUein 1cheidungen zulässig sind... wäre in den durch dle brltilchen und franzlJsilchen polttUchen Verhandlungen ... festzulegen. Atomwaffen, deren Gefechtlköpfe "von Entscheidend üt, daß es in der tJber­ heute 162 aufüber 1200 zu Beginn der gangsphase innerhalb des Nuklearen 90er Jahre 1teigen " entstehe "ein Nukle­ Verteidigungsrates zu einer angemessen­ arwaffenarsenal von bedeutender strate­ en Mitwirkung der europäischen Nicht­ kemwaffenstaaten in der Ziel- und Etn- gil~her Flexibilität, das zu einer Ver- fügt werden. Denn den Deutschen geht 8chlebung der 08t-West-Kräfteverteilung 8atzplanung der franztJmchen und brlt· es nach Todenhöfer nicht um die Ab­ fllhrt . und keineswegs mehr noch a/4 üchen Nuklearwaffen, aber auch der wendung des nuklearen Brandes, son­ letzte IUltiona«: Notwehrwaffe darge­ amerikanischen Atom'Wllf[en. soweit lie dern um "po~itive und negative Mit· stellt werden kann ... ' Das endgültige in Europa 8t4tionlert lind kommt. " bestimmung" .(Europäische Wehrkunde Obergewicht bü hin zur Angrlffsflihtg­ "Natürlich" will auch Todenhöfer die 9/84) Doch was ist mit dem Atomwaf­ keit ergibt lieh, wenn das US-Mittel· BRD nicht direkt atomar aufriisten, felisperrvertrag? H11tte die BRD nicht streckenpotential in Westeuropa hinzu­ sondern es geht ihmdarum,"daß Nuklear- mit ihrer Unterzeichnung der Welt er­ gezogen wird, das bü "Ende der 80er waffen in Buropa nicht gegen unsere In­ klärt, auf den nuklearen Status verzich­ Jahre auf 572 Pershing ll und Cruile­ teressen eingesetzt werden" ... ,sondern ten tu wollen? Werfen wir den Blick Mi1Sile8 anwachsen" soll: in unserem Interesse, könnte hinzuge- zurück: MLF

Die letzte CDU/CSU/FDP-Koalition vor die BRD, aber auch FrankreicH und dem "Erwe_rb eigener Atomwaffen", der SPD-Machtbeteiligung regierte von Großbritanien beteiligt sein. Die Begeis­ falls das MLF nicht zustande J.(äme. 1963-64 ~,Jnd scheiterte u.a. an dem Pro­ terung der letztgenannten fUr die MLF (Bulletin des Presse- und Informations­ jekt, an das sich Todenhöfer und CO. war jedoch begrenzt, zumal die BRD amtes der Bundesregierung, 9.7.65) heute gern erinnern : Die lrfultilaterale 40% der Kosten tragen und sich somit Im deichen Jahr begannen die Atomstreitmacht (MLF). Diese 8ollte einen Mammutanteil an nuklearer Mit­ Verhandlungen der Supermächte über aus 25 Kriegsschiffen mit je 8 Polaris­ bestimmung sichern wollte. 1964 setzten den Atomwaffensper_rvertrag. Es war der Raketen von der Sprengkraft von je sich auf dem Karlsruher SPD-Parteitag ultimative Druck der Sowjetunion, die­ 35 Hiroshima-Bomben und einer Rejch­ auch Willy Brandt und .Helmut Schmidt se Verhandlungen bei Weiterverfolgen weite von 4600 km bestehen. An der .. vorbehaltlos'' fiir eine MLF ein. 1965 der MLF-Pläne platzen zu lassen, der die MLF sollten insbesondere die US~ und drohte Außen.mioister Sehröder gar mit USA dazu veranlaßte, dieses Projekt endgültig fallen zu lassen. Die Europliische Option

Für 4ie BRD war die MFL damit noch Strauß, dem (lt.FAZ v. 21.2.67) "nie­ Alles, was offiziell herausgeholt werden lange nicht gestorben. Für Brandt, Aus­ mand in Bonn" darfu widersprach, "daß konpte, war -eine offiziöse NPI-Interpre­ senminister der Großen Koalition ('66- iri der Tat eine europäische Verteidi­ tation der USA, wonach eine Europä• ' 69) war es das "Kemproblem" des NPT, gllllgsgemeinschaft ohne gemeinsame isc.he Atomstreitmacht nur dann verein­ "daß ein Atomsperrvertrag nicht eine atomare Bewaffnung keinen Sinn haben bar mit dem NPI sei, wenn zuvor ein in europäische gemein.same Atommacht werde". Diese Stoßrichtung bestimmte allen verteidigungspolitischen- und au­ versperren darf".(FAZ,3.1.67) Auf die­ fortan die Bonner NPI-Kontroverse, ßenpolitischen Fragen einheitlich auf­ sem Punkt bestand besonders massiv wenn auch die .USA und die Sowjetuni­ tretender Bundesstaat geschaffen würde. auch der damalige Finanzminister on in dieser Frage relativ stur blieben. Damit war zum Ärger Bonn's die legale 52 Anti-Krlegstell

Voraussetzung für eine Europäische verdeutlichen versucht,. "daß amerlka­ dem Gedanken ~freunden, daß eine Atomstreitmacht relativ hoch ge­ nische Interpretationen zum .Nichtver­ europäische Verteidigungskonzeption schraubt. Anläßlich der Unterzeichnung breitungsvertrag nicht nur eineeuropli• irgendwann einmal eine gemeinsame eu­ des NPI erweiterte die frischinstallierte Ische, sondern eine atom~~re Koopera­ ropäische Nuklearkonzeption beinhalten erste sozialliberale Koalition die "Euro­ tion auch unterhalb der Schwelle eines muß".(DS 7/3914) Vermutlich muß päische Option., dahingehend, daß europäischen Bundesstaates" zulassen. ebenfalls ein GroßteU der in letzter Zeit dann, wenn "auf dem Gebiet der defen­ (NZZ, 22.2.74) erhobenen Forderungen "f'ür eine ge­ siven nuklearen Waffensysteme"eine ge­ D.er damalige FDP-Sprecher und heutige meinsame europäische Armee.. (Strauß) meinsame westeuropäische Verteidigung Bundes-Wirtschaftsminister Bangemann oder eine "größere sicherheitspolitische möglich erscheine, gemeinsam mit den erklärte gar, daß eine Europäische deutsch-französische Initiative, um ihre USA "eine im Rahmen des Nichtver­ Atomstreitmacht die Zahl der Atomwaf­ Streitkräfte eng miteinander zu verbin­ breitungsvertrages mögliche Lösung" fenstaaten vermindere und deshalb "ge­ den., (Schmidt) als Chif.fre für das Pro­ geprüft werden solle. radezu im Sinne dieses Vertrages" liege jekt einer europäischen Atomstreit­ Auch bei der Ratifizierung dieses Ver­ ... ! (Verhandlungen des Bundestages, 7. macht interpretiert werden. Die bisher trages 1974 spielte die "Europäische Wahlperiode, 81. Sitzung,S. 5282 f) Be­ unverblümteste Aufforderung, den dies­ Option., eine wichtige Rolle. Zu diesem merkenswerterweise und in bewährter bezüglich eng gefaßten Rahmen der NPI Zeitpunkt stimmten noch 100 CDU/­ Tradition (s.o.) hatte unmittelbar vor abzustreifen, leistete sich freilich CDU­ CSU-Parlamentarier gegen den Vertrag, dieser Bundestagsdebatte der CSU-Vor­ Todenhöfer in der Europäischen Wehr­ da dieser "ein Werkzeug Moskaus" sei, sitzende im bayerischen Landtag,Seidl, kunde 9/84. Die völkerrechtlich ver­ "das sich gegen den europäischen Zu­ gefordert, die Ausrüstung der Bundes­ bindliche Erklärung der USA hierzu sammenschluß zu einem notfalls ato­ wehr für den Fall in Erwägung zu zie­ ("Interpretation Nr.6, s.o.) wird kurzum mar gerüstetem Staatswesen richtet". hen, daß es nicht in angemessener Frist als "zu eng., abgetan. Stattdessen sollen (A.Dregger,lt. NZZ, 15.2.74) zu einer europäischen Atomstreitmacht nun "Vbergangsformen zu einer inte· Zuvor hatte komme. Ein Jahr darauf erklärte inner­ grierten europliischen Atomstreitmilcht für die SPD ihr Sprecher Pawelczyk halb der WJm der SPD-Abgeordnete als Katalysator für eine Einigung Euro· (heute Innensenator in Hamburg) zu Sieglerschmidt, man müsse sich "mit pas möglich sein".

Zivile Atomprogramme als materielle Basis

Über die spezielle Bedeutl.).ng des der westeuropäischen Staaten sollte das ren und der Schwerwasser-Reaktoren Schnellen Brüter Superphenix als derzei· franz. Programm erglinzen und unterstüt• zu intensivieren. ... sollten jene Tlitigkei· tiges Kernstück einer westeuropäischen zen."(Kramer, S. 42) Bereits Ende 1960 ten vorrangig" fördern, " die den eige· Atomstreitmacht haben wir in der letz­ erhielt das franz. Atomprogramm, das nen .nationalen Bemühungen komple· ten Ausgabe dieser Zeitung ausführlich sich " seit Ende der fünfzlger Jahren mentlir waren." (Kramer, S. 172) berichtet. Gibt es einen Zusammenhang langfristig auf die Entwicklung einei Aber auch im Fall der BRD gibt es zwischen dem Ausbau des Atompro­ leistungsflihigen Brutreaktors" konzen­ eindeutige Hinweise dafür, " daß splites· gramms ih der BRD, der westeuropäi· trierte, "durch den Beschluß, ein natio­ tens seit der Ernennung von Strauß zum sehen "zivilen·., N11klearkooperation und nales militlirisches Nuklearprogramm Verteidigungsminister, etwa im Oktober dem Projekt der "Europäischen Option"? aufzubauen, einen enormen Auftrieb. 1956, die Bundesregierung den Euratom· Diese Frage ist in zweierlei Hinsicht (... ) Die Gas-Graphit-Reaktoren soll­ vertrag schwerpunktmlißig unterdem As· zu bejahen. Zum einen . ten zusammen mit den geplanten fort· pekt der militlirischen Nutzung behandel· ist der Aufbau eines fortgeschritte· schrittliehen Konverten vom Schwerwas­ te und die Mö_glichkeit erwog, auf der nen und für Waffenzwecke nutzbaren A· sertyp die ersten Brennstoffvo"lite für Sechser-Ebene in der Gemeinschaft oder tomprogramms auch für die BRD ein die franz. Plutoniumbriiter liefern. Aus­ national Atombomben herzustellen." Druckmittel,. um aus der Furcht der serdem ist Plutonium auch für die Her­ (Deubner, S. 67). Das bundesrepublika­ Nachbarstaaten vot einem deutschen stellung von Atombomben geeignet, so nische Interesse an einer Zusammenar­ Alleingang diplomatisches Kapital in daß die franz. Leistungsreaktoren einen, beitin Grenzbereichen militärischer Nu- Sachen "nukleare Mitwirkung., zu schla· gen. Zum anderen beweist der Blick in die jüngere Geschichte, daß die fried· . "NIEMAND IN SONN WIDERSPRICHT STRAUSS DA· liehe nukleare Zusammenarbeit insbeson­ RIN, DASS EINE EUROPÄISCHE VERTEIDIGUNGSGE· dere zwischen der BRD und Frankreich MEINSCHAFT OHNE GEMEINSAME ATOMARE BE­ in erster Linie die Kosten für die eigent· liehen, die ~tärischenAtomprogramme WAFFNUNG KEINEN SINN HABEN WERDE." (FAZ, mildern sollte. Von Frankreich ist be­ 21.2.67) kannt, daß bereits 1957 ein umfassendes militärisches Atomprogramm existiert wenn auch geringen, Beitrag zum militä· klearforschung spiegelt sich auch in ein· hat, daß lediglich als "Fall-Out" ein zi· rischen Programm leisten konnten. So­ zelnen Formulierungen des Euratom­ viles Atomprogramm stimuliert hat. Die mit wurde die Entwicklung der {ranz. Vertrages wieder. In ihrem Entschlies­ Militärs kannten die immens hohen Ko­ Kernreaktoren weitgehend von nichtöko• sungsanstrag ·zur Euratom-Gründung sten einer Atomstreitmacht und sahen nomischen Erwligungen bestim.mt. "(Kra· wies die SPD-Bundestagsfraktion auf ,,in den Plänen einer atomaren Zusam­ mer, S. 79) Dies galt ganz besonders für "die im Vertrag nicht ausgeschlossene menarbeit der westeuropliischen Staaten, die Schnellen Brüter. Weiter hinten be­ Handhabe von spaltbaren Material für zumindest im zivilen Sektor, eine Mög· richtet Kramer: "Die s.tlindige Bereit· militlirische Zwecke" hin und plädierte lichkeit, die erforderlichen Lasten zu ver­ schaft und Forderung der franz. Delega· dafür, daß " auf keinen Fall Material teilen und dennoch im militärischen Be· tion, die Forschungstlitigkeit der Europli· deutscher Herkunft oder Aufbereitung reich die franz. Selbststlindigkeit zu be· ischen Atomgemeinschaft (Euratom) in für militärlsc.he Zwecke Verwendungfin­ wahren (... ) Die atomare Organisation den Bereichen der Schnellen BrutreaktQ· det." (zit. nach Berie'/Miller, S. 40l,vgl.

53 .Anti-Kriegsteil

ganz allmählich und im Verborgenen die industrielle Infrastruktur für gemeinsa­ me nukleare Militärprogramme auf ein "EINE EUROPÄISCHE ATOMSTREITMACHT WÄRE EI­ hohes Niveau gebracht wird. NE BEDEUTSAME VERSTÄRKUNG DER EUROPÄ­ Auf dem Forschungssektor ist bereits ISCHEN ABSCHRECKUNGSLANDSCHAFT. DAHER IST seit 1977 geregelt, daß zwischen 1977 ES LEGITIM UND RICHTIG, SIE ALS ENDZIEL EURO­ und 1997 sämtliche Erkenntnisse der PÄISCHER VERTEIDIGUNGSPOLITISCHER EINIGUNG französisch-deutschen Bruterforschung ANZUSTREBEN." (MANFRED WÖRNER, 1976) vollständig ausgetauscht werden. Allein zwischen 1917 und 1980 haben auf die­ sem Sektor 250 gemeinsame Expertenge­ spräche stattgefunden und wurden über 1.500 Dokumentationen ausgetauscht. hierzu auch Atommüllzeitung Nr. 27). hegten Erwartungen, Euratom als Trans­ Alles was auf diesem Gebiet passiert un­ Hinter den Kulissen allerdings hatte missionsinstrument franz. Bombenent­ terliegt bemerkenswerterweise der Ge­ sich speziell das bundesdeutsche Vertei­ wicklungen für eine westdeutsche Nu­ heimhaltung. In einem offenen Brief des digungsminsterium bei der Vertragsfor­ klearbewaffnung nutzen zu können. Der "Verbandes der Wissenschaftler an For­ mulierung dahingehend durchsetzen kön• Grund liegt auf der Hand. Frankreich schungsinstituten" an den damaligen nen, daß auch die unter Geheimhaltung dachte gar nicht daran, ausgerechnet den Bundeskanzler Schmtdt vom 20.7.1977 stehenden , militärischen Atompatente Deutschen Zugang zur Atombombe zu hieß es: " Eine solche Geheimhaltung unter das "Vergemeinschaftungsregime" verschaffen. Ganz im Gegenteil sollte stellt ein bisher nicht bekanntes Novum der Euratom-Länder gestellt,d.h. unter­ Euratom aus franz. Sicht die Kontrolle in der friedlichen Kernenergieentwick· einander ausgetauscht werden müssen. über die sich abzeichnende Konkurrenz lung der staatlichen Forschungsbereiche Und auch nur gegen den erklärten Willen der bundesdeutschen Industrie ebenso der Bundesrepublik dar. Sie steht auch der Bundesregierung konnte Frankreich wie über mögliche Aktivitäten' im mili­ im Widerspruch zu den stilndig wieder· durchsetzen, daß jene Stoffe aus der tärischen Grenzbereich gewährleisten, holten Erklärungen der Bundesregierung, gemeinsamen Kontrolle auszunehmen um diese für die BRD auszuschließen. daß die Kernenergieentwicklung in vol· sind, die für die Verteidigung bestimmt Eine Änderung der franz. Einstellung ler Offenheit ... betrieben werde . ... Der waren und sich in militärischen Anlagen ist aber zumindest im ,,inoffiziellen" von der Bundesregierung befürwortete befinden. (vgl. auch Kramer, S. 63, bzw. Frankreich derzeit nicht zu übersehen Geheimhaltungsdruck blockiert diesen Artikel 84 des Vertrages, Berie'/Miller, (s.u.). Das Vorhandensein einer sehren­ öffentlichen Auftrag und bringt den ein­ S. 297). Allerdings scheiterten schon En­ gen "zivilen" Nuklearkooperation be­ zelnen Wissenschaftler in Loyalitätskon• de der 50. er Jahre die von Strauß ge- deutet in diesem Zusammenhang , daß flikte." Haben Todenhöferund Co eine Chance?

Entscheidend ist für Todenhöfer der sein dürfte: "Die Deutschen mögen die der Europäischen Wehrkunde l/84(vgl. erste Schritt zur Europäischen Atom­ stärkste konventionelle Armee Westeu­ Atommüllzeitung· Nr. 27) dieses Risiko streitmacht: Die Schaffung eines "Nu­ ropas haben, doch der grundsätzliche - unfreiwillig - auf den Punkt ge• klearen Verteidigungsrates" und die nichtnukleare Charakter ihrer Rüstung bracht: "Ein Deutschland im Besitz a­ "angemessene " Mitwirkung der BRD macht sie leider auch fast hi.ljlos gegen tomarer Waffen würde es Frankreich an der Ziel- und Einsatzplanung der die Privilegien, die Atommächte haben, und England unmöglich machen, der französischen, britischen und amerika­ und seien es die besten Freunde". Deut­ Entwicklung auf dem Kriegsschauplatz nischen Atomwaffen. Alle Welt weiß je­ sche Atomwaffen im Zusammenhang einige Zeit zuzusehen und ihre nuklea­ doch, daß die BRD bis zur vollen Ver­ mit der immer noch angeblich offenen· ren Waffen zurückzuhalten ... " Und "we­ fügungsgewalt über Atomwaffen immer "deutschen Frage" würden aber für die gen des Kopplungseffekts" könnten in weitere Forderungen stellen würde. Der BRD-Verbündeten ein großes Risiko so einem Fall "auch die USA nuklear FAZ-Journalist Robert Held hat kürz• beinhalten. Reserveoffizier Koller hatte nicht abseits stehen." lich zu Paper gebracht, was Allgemein­ im Zusammenhang mit seiner Forde­ Eine atombewaffnete BRD könnte gut innerhalb der herrschenden Kreise rung nach "deutschen Atomwaffen" in also damit drohen - und das ist der

Atommacht Westeuropa daß die Versammluntz bekräftigen soll. Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen Die Resolutionen der Nordatlantischen "tlaß dte Niclull-eiu•l1'erbreitunx von Atom­ erblickte: nachdem der britische Labour­ Versammlung sind alle dermaßen NATO­ "a/fen nic'ht unterlau/im 11 erden (laif, auch Abgeordnete Bruce George diese Feststel· durchgeistigt. daß es von den politischen nicht durt·h den A~/bou von integrierten Jung im Zusammenhang derübrigen Reso­ Positionen der Grünen hergar keinen Sinn Streitkrq{len. die Nichtatomwaffenstaaten lutionen über "Europäische Sicherheitszu­ macht. sich an ir.{!endwelchen Änderungs­ eine Min-e~fiiKunx odereinen Mitbesitz über sammenarbeit" einfach .. nicht passend" debatten und Anderungsabstimmungen Atomll'qlfen xeben II'ÜitleH. fand. wurde dieser Antrag mit 68 Gegen­ 7U beteiligen. Der 7Uständige Arbeitskreis Nachdem der demokratische US-Kon­ stimmen. bei 26 Fürstimmen und zwei der Grüntm-Bundestagsfraktion hat des­ greßabgeordnete Dicks erklärte, der Text Enthaltungen abgelehnt .... wegen beschlossen. die Nichtübereinstim• sei in dieser Aussage .unklar" und würde Man muß es so sagen: Die Nordatlantische mung auch mit den sogenannten .kleine­ aufjeden Fall eine ~einseitige" Maßnahme Vetsammlung hat sich xeweixm. den Spe­ ren Ubeln" der NATO durch eine völlige darstellen, wohingegen die NATO immer kulationen und Ambitionen einiger Kreise Ablehnung . der Abstimmungsmittäter• für gegenseitige Rüstungskontrollmaß• auf eine ~europäisierte" Atomstreitmacht schaft 1um Amdruck 7U bringen. nahmen M:i: nachdem der niederländische ein klares Nein entgegenzusetzen. Wömer. Auf der 30. NAA hat es eine Ausnahme Christdemokrat Ton Frinkintz in diesem Dregger. Mertes. Todenhöfer. und nicht davon gegeben: im Zusammenhang einer Text eine ~Ablehnung des Zweischlüssel• zulet7t Strauß. die ihre Gedanken immer vorliegenden Resolution rur Bekräftigung Systems" für in Westeuropa stationierte mal wieder öffentlich in diese Richtung der westeuroräischen Zusammenarbeit in US-Kumtreckenraketen. auf jeden Fall vorfühlen las.<;en. werden zufrieden· ~n. der NATO. habe icheinen Antrag gestellt. aber "keine l ösung" in Bezug auf die Jürxen Reents TAZvom-4.12.84

54 Aus' dem wilden europäischen Westen: Falschspieler und Revolverhel'd (Wörner und sein franz. Kollege twnul FotD: F. Oerchinger

Kern der ganzen Angelegenheit - einen immer fast völlig unserer eigenen Vel" die ALKEM vergrößern, wollen sfe. ei· Atomkrieg auszulösen, in.den es auch antwortung entzogen i4t. ") nen Druck auf die Franzosen awflben sdne Verbündeten mit hineinreißt, ob In. diesem Zusammenhang ist es für naciJ dem Motto: wir können uns unter es ihnen paßt oder nicht. Aus d.er Sicht di.e F AZ · "fazinierend'; für uns aber Umstdnaen auch selbststdndig machen. Frankreichs und Großbritaninens wäre äußerst beunruhigend, wenn i ~wischen ... Entwederwird dai einedeutlch- fran· insofern die "Europäische Option" nur 52 % der Franzosen fO.r .eipe "Europä• zömche, alro europäüche Bombe, O!ler als "kleineres übel" zu akzeptieren - ische Verteidigung" unter Einschluß elne deuuche. 11 zur Einbindung und Kontrolle einer der Force de Frappe".sind und seit Mo­ Der Atomwaffensperrvertrag mit sei­ ansonsten unberechenbaren BRD. naten das Andre Glucksmann Buch .. La nen Schlupflöchern und Pseudolcon­ Genau unter diesem Aspekt versu• force du,vertige" (Die Anzieh~gskraft trollen wird jedenfalls die. Herren i.n ·chen aber schon heute die Beftirworter des Abgrunds") auf den Bestsellerlisten Bonn nicht davon abhalten, die "Eu­ der deutschen Atombewaffnung die steht, worin eine atomare Rüstung der ropäische Atomstreitmacht" auf der Friedensbewegung· und die von ihr aus­ BRD im Rahmen ein~r europäischen Tagesordnung zu belassen. Diese.r Ver­ gelösten Debatten zu einem außenpoli• Verteidigung gefordert wird. (vgl. FAZ trag hat sich sogar insofern kontrapro­ tischen Aktivposten der Bundesregie­ v. 9.3.84; siebe hierzu auch den neben­ duktiv ausgewirkt, als durch ~ine Un­ rung umzufunktionieren. Demnach sol­ stehenden Kasten "Atommacht West­ terzeichnung das trügerische Vertrau­ len die BRD- Verbündeten mit der Al· europa .. ). . aß en in die.Trennbarkeit von ziviler und temative konfrontiirt werden, zu wäh• · Es liegt auf der Hand, d militärischer Atomtecbnik' aufgebaut derzeit die Aufhebung der WEU­ len zwischen einerfest in die NATO in­ und der ·berechtigte Argwohn beseitigt tegrierten BRD - wofür der Preis letz­ Rüstungsbeschränkungen für die BRD - d.h. die Möglichkeit, einene Lang­ wurde, mit dem noch vor 1969 (auch lieh in der überlassung oder Mitbestim­ international) die Atomaktivitäteil der mung von Atomwaffen bestehen mii$­ streckenborober zu produzieren, in Verbindung mit dem Ausbau der bun­ BRD verfolgt wurden. ste - oder einem Zustand, bei dem die Für die derzeitige Bundesregierung BRD immer mehr zu einem unsicheren, desdeutschen Plutoniumwirtschaft ein erhebliches Druckmittel zugunsten der ist de.r Sperrvertra& heute in erster Linie abdriftenden, mit Neutralitätsspekula­ "Europäischen Option" darstellt .In der eine nützliche Atrappe hinter der sich tionen. und Ähnlichem kokettierenden geheime und ·halböffentliche Nuklear­ Partner werden könnte. ( Todenhöfer: neuen DroschUre -über das Hanauer A" tomzentrumhat Robert Jungk die Fra­ aktivitäten vortrefflich verstecken las­ ,.In der Bundesrepublik l)eutlchllmd ge nach dem eigentlichen Grund für sen. Erst in zweiter Linie ist er ein Pro­ wäclut die Ventimmung darilber, daß den Ausbau von NUKEM und Al..KEM blem bei der Verwirklichung der eige­ un.rere nationale Sicherheit, soweit nen nuklearen Option. so beantwortet: II Indem dieDeutichen sie von Nuklearwaffen abhlingt, noch Quellen:. Krarner,H ., N.uklearpolltlk in Westeuropa und die Fonchungspolltlk der Euratom, Köln 76

"DIE IN EUROPA STATIONIERTEN AMERIKA­ Deubner, C., Die Atompolitik der westdeut­ NISCHEN MITTELSTRECKENFLUGKÖRPER WÄREN schen Industrie und die Grilndung der Euro­ tom, N8w York, 1977 ALS ECKSTEIN IN EINE EUROPÄISCHE NUKLEAR­ Berie/MIIIer, Gemeinsamer Markt und Eura­ STREITMACHT AUFZUNEHMEN." (CDU-TODENHö­ tom, Herne- Berlln 1959 FER IN "EUROPÄISCHE WEHRKUNDE" 9/84) Zusemrr..,r.-lde Darsteflung in:"Die poli­ tisChen KontroYIIWn in der BRD um den Atomwaffempe!TIIIIrtrag in den Jahren 1966 bb 74" (v. M. Küntzell, 100Seiten,et'hältlich für 12,- DM über Redaktionsadresse Atom­ müllzeltung. 55 Anti-Krlegstell Nicaragua vor der Invasion? Unmittelbar nach der Wiederwahl Reagans hat die US.Reglerung eine BOndnlspolltlk, welche die Sozialistlache Internationale und den mllltlrlschen und politischen Druck auf Nlcaregua erneut ver· westliche •Demokratien• offensiv einbezieht, umreißen diese Politik start

Foto: Sablne Rosenbladt •Die Soldaten mossen an die Front• 56 Anti-Kriegsteil Sturm auf den Weltwirtschaftsgipfel? Auf der Bundeskonferenz ln Braunschweig wurde auch eine Arbeitsgruppe zum Welt· wirtschaftsglpfel eingerichtet; besser: zur Frage, was wir und andere gegen diesen Weltwlrtschaftsglpfel, der Im FrOhjahr 1985 in Bonn stattfindet, unternehmen können. Ergebnis dieser AG war die neben· stehend abgedruckte »Einladung an alle politischen und sozialen Bewegungen in der BAD•, die dem BuKo-Pienum am Sonn· tag vorgelegt und mit vergleichsweise gro­ Ber Begeisterung verabschiedet wurqe. EI· ne Inhaltliche Diskussion fand nicht mehr statt, die weitere Planung wurde zunächst in die Hände der Arbeitsgruppe gelegt. Inzwischen Ist die Einladung an eine Reihe von Initiativen und Gruppen verschickt worden.· Die Idee, den Weltwlrtschaftsglp· tel zum AnlaB (Or Aktionen aller betroffe­ nen Widerstandsbewegungen zu nehmen, WIR STüRMEN DEN WELTWIRTSCHAFTSG IPFEL stOBt flist Oberall auf Zustimmung. Ein er· ster, Ober die in der Einladung genannten Eine Einladung an ~e politJ.11chen und sozialen Bewt~qungen i n der llRD Punkte hinausgehender Vorschlag Ist, die zentrale Veranstaltung in ein mehrtägiges van 2. - 5. Mal ' 85 finclct in Bann de:r Wcltw.lrtscha!t.s9tpfel statt. !'Ur eine halbe Tribunal umzufunktionieren, wobei jeder Woche spielt. die a.tnc:lesreg.lel:ung den Gastgeber flir. c1ie Staats- und ~r'd..'l.i­ dentcn aus den fl(i-L!in:lem, aus den USA, aus Kanad.l und Japan sowie deren Fachmi­ Tag unter einem bestimmten Schwerpunkt nister w>d Beraterstäbe. stehen könnte: Imperialismus und Krieg, Die~» llu~t der llchl ~ Co. tonlcrt Protest und Wid-;,n;t<>.'ld Imperialismus und Hunger, Imperialismus geradezu he.raus - ~ig dalltlrl, ob bei diesem mit großem I'CI1t) und Presserumrel und UnterdrOckung, Imperialismus und in Szene gesetzten Glpfel~fcn nun BeschlUsse gefaSt loOll:dcn oder nicht. ~tzer­ Umweltzerstörung ... Vielleicht können be­ störung so.dll vm fo'f;lnschen als auch von ~t•rt:offon, Unterd.I:Ocid auch &s l'llhn:!n von KJ:iegen Ln l.'klr 3. Welt kenn- troffene Ausländer und Vertreter von Im 7.eichnert d.ie gegenwärtige Politik del' fUhrenden iJq:eriallstischen Mtlchte w>d ihrer Befreiungskampf stehenden Völkern als Reprliscnt:anten. Traditionelle Arbeitsfelder der Anti-AKW-ße,o.oegUn:J - Atanexporte, Referenten oder, um Im Bild zu bleiben, als Oranabb.lu, intemationale Alx:Jntransporte u .a .m. - sind dabei nur ein, \oaln auch ~oe­ senUlcher, 1\.<;pekt. Zeugen fOr dieses Tribunal gewonnen wer­ den. Cer Wel.twirtscMftsgipfel bet.ri.fft alle lt!nsc:hen in o!lllcn LäOOern der WelL. Den Wi­ drstand dagegen zu orqanls1anm flillt nicht in den Zuständiqkeitshereich einer be­ Aber, wie gesagt, bisher handelt es sich le· simnten ~- Die Anti-AId politischen wie fX>dnld Gruppen, die geo;p:!ll untenlrückung, ~ wol-twrnichtung, Ausbeutung und Kl:iegst.rei.bcrei sl.rd, dm:i.lber :r.u beraten, -.as wir lebhafte und (hoffentlichl) kontroverse dr k;;Jnzcntrierten Macht des intematioMlen ~pl tals w>d dar hel::rscht:lndcn iQl1Uk - Auseinandersetzungen sorgen. denn das 1st der Wcltwirtsc:haft5rtenden System ause.inande!:.i ' 85 eine Grolldenx:lnstration aJI\ Ort und weiterzuverbreiten, Ober die genann· dos 1-.\al twirtschilftsgipfels, in aonn, d1c einen anderen w>d käJq>ferischcrcn Cha­ rakter als die tra

Der große Deal mit China

Angesichts der weltweiteil Exportkrise kommt der internationalen Atommafia das China-Geschäft gerade recht. Bis zum Jahre 2000 wollen die Chinesen 8 - 10 AKWs mit einer Gesamtleistung von etwa 10.000 MW errichten (das ent­ spricht der Größenordnung der BRD). Es ist absehbar, daß China nach der jetzt gewählten Technologie innerhalb de.r nächs• ten lS Jahre AKWs bauen wird. In den nächsten fünf Jahren gebt es vor allem um den Bau von zwei Druckwasserreaktoren mit jeweils 1.000 MW in der Provinz Jiangsu, nahe Shanghai, die vo1lständig importiert werden sollen. Bierbei stehen die fran­ zösische Framatome, die amerikaniscbe Westinghause-ßanford und die westdeutscbeKWU .in scbader Konkurrenz. Das chinesisch-westliche Atomgeschäft steht erst am Anfang. Wer jetzt den Deal macht, wird womöglich auch dle näc.hsten mache.n. Dieser Artikel gibt einen Einblick ln die geschäftigten Aktivitäten der BRD. 6ie sich bisher in wichtigen Etappen die­ ses Konkurrenzkampfes an die Spitze setzen konnte.

Das ReMen scheint schon fast gemacht zu sein. Anfang Dezember dieses Jah­ res galt es ror die immer gut untenich.._ tete F AZ (Frankfurter Allgemeine Zei­ tung) als sicher,daß die amerikanischen Firmen beim AKW Jiangsu nicht zu.m Zuge kommen werden, sondern die KWU ausschließlich gegen französische Konkurrenz zu bestehen hätte. Wobei die Chinesen dem deutschen Angebot sogar den Vorzug geben würden. Da­ bei galt es bis vor einem Jahr als sich­ er, daß der Auftrag an die französi• sche Firma Framatome geht ( 1). Es scheint so, als ob die KWU die chinesischen Interessen recht geschickt in ihr Angebot integriert hätte: a) Die chinesische Zuliefererindus­ trie wird bis zu einem V iertel in den Bau mit einbezogen. Außerd.em werden örtliche Fachkräfte ausgebil­ det und technisches Wissen vermit­ telt. (Nach Meinung eines "rangho­ hen chinesischen Funktionärl' Sei Japan z.B. in der Weitergabe von Technologien viel zurilckhaltender). Vorstand der KWU und der Deutschen tomgeschärte dar. b) Obwohl die deutsche Kraftwerks­ Bank. 1978 wurde dann ein Regierungs­ technologie teurer als die französi• 'Nur zwei Wochen nach Unterz.eich­ abkommen über wissenschaftlich-tech­ nung des deutsch- chinesischen Re­ sche ist, scheint den Chinesen das nische Zusammenarbeit abgeschlossen. westdeutsche Finanzierungsmodell gierungsabkommens verschaffte sich Im März J984 wurde ein deutsch- chi­ eine Expertengruppe der westdeut­ besonders zuzusagen: die zu bauen­ nesisches Abkommen "über "z.ivile " den AKWs sollen im Rahmen eines schen Atomindust.rie, der Kernfor­ Kompensationsgeschäftes mit chine­ Weltraumforschung und - technik von schung und des Forschungsministeri­ sischen Ueferungen von Uran und Riesenhuber und Zhang Jun unter- ums im Auftrag von Riesenhuber "ei­ anderen Nichteisenmetallen bezahlt zeichnet. Am 9. Mai kam dann der gros­ nen Gesamtüberblick über die Koope­ werden (2) se Schritt ins noch größere Geschäft: rationsmöglichkeiten ~ Kaum wieder Während der stellvertretende Minister­ Als erstes westliches Land hat die BRD zu Hause, kam schon im August 1984 präsident Li Peng im Mai 1984 noch ein Abkommen mit China über Zusam­ das erste Atomgeschäft zustande. Das erklärte. daß sein Land aus finanziellen menarbeit auf dem Gel5iet der "fried· chinesische Staatsunternehmen "China liehen NutzungderKernenergie "unter­ Gründen "bei der Entwicklung der Nuclear Energy lndu.stry Corp:• friedlichen Kernemergle den Blick auf zeichnet. (Im Gegensatz dazu ist wäh• (CNEIC) schloß einen Vertrag über das 21. Jahrhundert.. richte, soll der rend des Reagan-Besuchs in China im Kauf von "hochentwickelten ther­ Atomhandel nach Aussagen vom De­ April 1984 keine schriftlicheVereinba­ wachungsgeräten für Atomreaktoren " zember so schon im Frühjahr 1985 per­ rung zustande gekommen). und anderen Ausrüstungen iur Druck­ fekt gemacht werden ! Das Abkommen hat eine Laufzeit wasserreaktoren ab. China hatte zuvor von 15 Jahren und kann dann um je­ Verhandlungen mit der französisChen In großen Schritten kommt man weils flinf Jahre verlängert werden. 'Es Fi.rma Framatome geführt, die aber sich näher sieht eine Zusammenarbeit in den Be­ "nicht vorankamen "und deshalb abge­ reichen Forschung und Entwicklung, brochen wurden (3). Für die BRD ging Hessens Wirt­ Reaktortechnologie und- sicherheit so­ Als dann im Oktober 1984 der schaftsminister Karry 1978 zum dritten wie Planung, Errichtung und Betrieb Chinakohl- Besuch stattfand, wurden Mal nach China,gefo)gt von 17 Bankiers v

und abgestellt war. ther entstandene AKWs für China -­ Schäden, geschweige denn gesundheitli­ Sicher in 's Jahr 2000 che, war nichts zu erfahren, weil kaum Messungen gemacht wurden. lm.merhin liegt der Reaktor in der Nähe von Peldng. Noch besitzt China kein einziges AKW. In der naturwissenschaftlichen Universi­ Seit l950 wird der Nukleatsktor rman­ tät Peking ist ein Gelinde des dortigen ziell und personell vorrangig gefördert, Kernforschungszentrums seit Iingerem seit 1960 baut China eigene Produktions­ radioaktiv verseucht und geschlossen. und Entwicklungsanlagen der Atomene~ Auch von dort gibt es keine weiteren In­ gie . ~ formationen. Unzureichende Schutzklei· Für 1973 wurden bereits 40 Reakto­ dung und minimale Schutz-und Filteran- ren einschließlich aller Forschungsanla­ 188en in allen Atombereichen ergänzen gen und 130 Kemforschungsinstitute, das dUstere Bild. O>er den Umgang mit davon 28 unter militärischer Kontrol­ Radioaktivität gibt allein die Tatsache le mit Uber 5.000 Wissenschaftlern ge­ Aufklärung, daß China seit t964 Atom­ zählt. Aber aU diese Reaktoren sind aus­ und Wasserstoffbomben zu Versuchs­ schließlich auf militärische V erwendung zwecken im eigenen Land überwiegend und nicht zur Stromeneugung ausge­ in der Atmosphäre zündet. Der radioak­ richtet. China demonstriert damit an­ tive Niederschlag fiel im Sommer ßO so­ sChaulich, daß die Grundlage jeder gar auf Buropa nieder. Atompolitik in ihrer militärischen V er­ Aber wozu die Aufregung ? wendung liegt. Im Män 1980 wurde die Strahlenschutz­ Auf die "friedliche Nutzung der Kem­ gesellschaft gegründet, womit in Zukunft en~rgie " könnte China allemal venich­ alle Probleme gelöst sein dürften ten: Dort wird jährlich das Zweieinhalb­ (r). tausendfache der vorhandenen Bpergie­ ressourcen verbraucht, die mit allen an­ deren Mitteln der Energiegewinnung ge­ nutzt werden könnten.

ANMERKUNGEN: 1) Schon Ant.ng 1919 wurden mit F,..nk· Angst vor einer chinesischen reich VotWrttlgt ~~. dann wled#tr auf E/1 l/flltlgt, wm GIIC«'d d 'E~Ing ab Okto­ Anti-AKW- Bewegung Mr 1980 und jflzt wm Mittllrand abermall in Angriff {/flnommtlfl. Allein bll 1980 hatten Der Präsident der neuen Atomgesell­ dJ. franz. Anb~ 26 Mlo. Franca aiJf{/fl(/a· schaft Wang Gang- chang fi) sagte in blln, um zu dlt»em V~h/uB zu kom­ mtlfl. einem dpa:- Gespräch vom Män ßO, er 21 AIILIImb«Jorff Im Sommer 1980 auf der befürchte, daß in .der chinesischen Be­ Sitzung dar deuUch-chiMiilchen WlmchafU· völkerung eine ähnliche Anti- AKW­ kommialon in Peklng den Wtmxh 6u/JMW, Stimmung aufkommen könne , wie in wm China mit Kambrllnn#offen balitlfwt zu den westlichen Ländern. Um dies zu ver­ werden, fflll{llertrl die Chlnftilche S.lte lltllbn fiX die KWtdeutJchen lberriiiCiwnd po$/t/11: hindern, sei eine gut geführte Propß8an• Man ,.; barwlt,. Uran in praktllch j«Jer Spa· da nötig. Eine Kostprobe davon gab er z/flk.tlon-110m Uranoxldkonzt~t~trat und dem nach seinem Besuch in den USA im «1(1. NYellow C.~" bll zum atombombflllflt/· Män 79: Er fürchte sich nicht vor den elgnttten MlflllrelcMttetJ M«erlfll zu IIBflrn. Gefahren der Atomtechnik und sei trotz 3} 1la1Nt /'.lfJw Zfirlchflr Zeitung 11. 21.8.84 "'' Hempet Ist •lt Jahren Im Chlnagetehift. des Harrisburg- Unfall hoch beeindruckt 'Er bezieht von dort aus Balls-Produkte fllr von der amerikanischen Technik. Der die diemische Industrie. Eine zentrale Rolle chinesische Rundfunk meldete im De­ spielte er Anfang dar 70er Jahre gagenüber dar zember 79: .,Nach dem Unfall im KKW Sowjet-Union. Auf Mine \Atrmlttlung hin ver· Three-Mile-hland in den USA am 28. pfllchtete MOlkau alch 1973, Natururan von 3. 79 haben einige Leute vomnugesagt, RWE ln aowjetlschan Trennanlagen anzurel­ daß die Kernkraftwerke au.r1terben wer­ 'cham. Dadurch wurde ein jahrelanges Mono­ den. Diese Vorrawltlge kann niemals pol dar USA gebrochen. Realität werden. EI ut eine Tatlache, .5l Seit 1963 ist bereits eine Glldiffuslonsan· 1111118 zur Anreicherung von Uran in Betrieb, daß der Three-Mile-hland Unfall kei­ die bis '72 eine Uranmenge, ausrai.chend für ne wesentliche Einwirkung auf die öf• rund 100 Atombomben produziert haben soll. {entliehe Gemndheit verunqcht hat. " Seit 1964 produziert der 100.000 KW-Beo· Zum Zwecke solcher Berichterstattung ton-R.eaktor jihrllch 10 kg Plutonium und der Vumen-Reaktor~ornplex -ist 18it 1967 wurde eigens der Pekinger Atomkraft­ eine Jahresproduktion von ca. 200 kg Pluto· verlag gegründet. nlum jihrllch auf, Dia Haiyen-Nuklearanlage (seit 1967 in Betrieb) hat zu Ihrem Haupt· ~ck die Entwicklung und Fabrikation von Wasarsto.ffbomben. • Wang Gang -chang war stellvertretender Dl· rektor des Kernforschungszentrums Dubna und Direktor das Karnfortchungtimtitutes Sicherheitsprobleme gibt es nicht Peking. Er hat in Deutschland studien und ist heute Vizepremierminister des zweiten Maschl· nenbauminlsteriums. · Entsprechend verblendet gehen die Chi­ f) Dia Informationen dieses Artikels beziehen nesen mit Sicherheitsvorkehrungen um: aich im wnentlichen auf einen Artikel in dfr) Im Sommer 79 war zu erfahren, daß ein FR vom 7.3.81 von Heide-Marle Göbbel, die alter Reaktor, der 1958 mit 7 MW in Be­ auch ein Buch zu dem Themenkomplex ge· Chlnes/$chll Atomr11kett1 IChrieben hat. (,,VR China: Atomwlrtlchaft trieb ging, ein irreparabeles Leck hatte und -polltik" München 19801

60 Internationales

Für den Export von AKWs ist es be­ Im Februar wurde eine AbsichtSol sonders günstig, wenn man die Endlage­ erklärung ("Ietter of intent ') von bei· rung des Atommülls gleich mitanbieten den Seiten unterzeichnet, im Juni 1984 Der Stoff, aus dem die Bombe kann. Französische und amerikanische stand die Vertragsunterzeichnung bevor. ist ... Konkurrenzunternehmen haben dabei Potentielle Kunden wie Österreich, Ita­ ungleich bessere V oraussetzungen als die lien, Schweiz und Spanien sind nach Die Atomgiganten haben in Anbetracht BRD, da sie Kernwaffenstaaten sind und Aussagen des Nukem- Geschäftsflihrers dieser flir sie rosigen Zukunftsaussich­ sowohl Wiederaufarbeitung als auch Ent­ Stephanz bereits in Sicht, sie alle müs• ten tatsächlich allen Grund die Sekt· sorgung "vorweisen" können. Die Be­ sen dann Einzelverträge mit den Düssel• korken knallen zu lassen. Nur eine win­ mühungen um ein "integriertes Entsor­ dorfern und den Chinesen abschließen. zige Kleinigkeit bringt einen etwas fa­ gungskonzept" der BRD werden jetzt den G~schmack in das Festgetränk: unterlaufen, bzw. ergänzt durch V er­ Dummerweise gehört China zu den handlungen mit China, westdeutschen Bedenken ... kommunistischen Ländern und es ent­ Atommüll in der Wüste Gobi endzula­ wickelt sich erst seit ein paar Jahren gern. Es geht dabei um 4.000 Tonnen, Während die Verhandlungen flir das (Mao starb 1976) in Richtung Kapita­ die sowohl zwischen- als auch endgela­ Geschäft in vollem Gange waren, kamen lismus. Wer kann also garantieren, daß gert und wiederaufgearbeitet werden im Februar die ersten Bedenken von Sei­ "maoistische' Positionen, wie z.B. das können. ( Im vergangenen Jahr sind 464 ten der Bundesregierung. Im Forschungs­ Primat der Unabhängigkeit von anderen Tonnen abgebrannte Brennstäbe in der ausschuß am 8.2.84 vertrat der for­ Ländern· oder der Kampf gegen den BRD angefallen, bis zum Jahre 2000 schungspolitische Sprecher der CDU/ Kapitalismus über kurz oder lang doch schätzt DWK Chef Scheuten mit I 0. CSU- Fraktion Lenzer, daß die Zulässig• wieder Oberhand gewinnen. Die F AZ 000 Tonnen ausgedienter Kernbrennstof­ keit eines solchen Abkommens wegen schreibt am 9.5.84: "China ist zwar fe.) Den westdeutschen Atommüllhänd• Proliferationsprobleme und dem Atom­ selbst Atommacht, aber in Amerika lern kommt bei dem Geschäft sehr gele­ waffensperrvertrag (den China nicht un­ wünscht niemand, daß die Chinesen mit gen, daß die Chinesen den radioaktiven terzeichnet hat), noch geklärt werden amerikanischem Material noch mehr Abfall endgültig - und ohne Be- oder müsse. Der Sprecher des Innenminsteri­ Atombomben produzieren oder gar an Verarbeitung - lagern wollen, im Unter­ ums, Butz, erklärte, die Bundesregierung ein drittes Land (wie Pakistan) weiter­ schied zu den Franzosen, die den Müll halte den Export von abgebrannten leiten. " Deshalb haben die westlichen per Vertrag jederzeit zurückschicken Kernbrennstoffen "weder kurz- noch Länder darauf gedrungen, daß China in können. langfristig flir erforderlich". Das BMI die "Internationale Atomenergie Or· ganisation ''(IAEO) eintritt, was im Ja­ nuar d.J. auch geschehen ist. Obwohl die IAEO- Kontrollen lange nicht aus­ reichend sind, um eine Weitergabe oder Atommüll militärische Verwendung des radioakti­ ven Spaltproduktes auszuschließen, hatte Chinas Beitritt sofort einen Ver­ trag mit Japan über die Lieferung ei· nes Reaktordruckgefäßes zur Folge. nach China? In dem BRD- China­ Abkommen vom 9.5.1984 wird das Problem der Unberechenbarkeit Chi­ Das Geschäft kommt in Gang gibt vor, von nichts zu wissen und erwar• nas mit der Vereinbarung "gelöst~ tet nähere Informationen. Es ist kaum daß "Kernmaterial, nukleare Ausrüst· zu vermuten, daß diese Aussage der Wahr­ ungen, eigens für die Herstellung oder In der Gründung befindlich ist die "Intel'- Nuklear- Services GmbH "Düs• heit entspricht: Am ·30. April billigte die Jerwendung von Kernmaterial herge· Bundesregierung den Abschluß eines richtete Stoffe und Anlagen sowie ein· seldorf, die als Agentur des staatlichen, chinesischen Atomunternehmens CNEIC deutsch-chinesischen Nuklearabkom­ schlägige techonologische lnformatio· mens und da soll es keinen Zusammen­ nen ... nur nach vorangehenden Kon· flir Westeuropa fungieren soll. Gesell­ schafter der Intel'- Nuklear sind mit 45 hang zu einem Atommüllgeschäft sol­ sultationen im gegenseitigen Einver­ cher Tragweite geben? nehmen der Jertragsparteien in ein % die Hanauer Nukem - Gruppe mit ihr­ drittes Land übertragen werden. " Be­ rer Transport- Tochter Transnuklear Die Anmerkungen zu diesen beiden Seiten be· dingung an ein drittes Land sind die GmbH und mit 55 % das Düsseldorfer finden sich am Ende des Artikels a.uf der friedliche Nutzung und "die Annahme Handelshaus Alfred Hempel ('ß. nächsten Seite. der Sicherungsmaßnahmen der IAEO". Was die Vertragsparteien selbst mit dem SI'altbaren Bombenstoff anstellen, kann natürlich nicht über• prüft werden ... Dennoch, man sichert sich halt ab - und wenn nur zur Be­ ruhigung der öffentlichtkeit. Japan und Frankreich wollen mit China ein Abkommen über den Verbleib des Kerrtbrennstoffs.abschlies­ sen und die USA glauben sich mit ei­ nem zusätzlichen V ertrag schützen zu können, der eine Mitbestimmung über die Weiterverarbeitung abgebrannter, amerikanischer Kernbrennstoffe vor­ sieht. Sie alle. wissen nur zu gut, daß die Verwendung von Plutonium nun mal nicht kontrollierbar ist. Aber wer geht nicht schon Risiken ein, wenn es um so lukrative Geschäfte geht ... !

61 schaftliehen Bereich in andere übertra• Akzeptan:lforschung gen wird. Es gehörte zu der sehr düfe• renzierten ' Beteiligungsstrategie ~ durch die in der Mitte der 70er Jahre die brei­ te Mieter- und Hausbesetzerbewegung Verschleierung und Manipulation gegen Sanierungsplanungen entschei­ dend geschwächt wurde. Früher galten diese sozialtechnischen Methoden als eine besondere Speziali­ Die Grundlagen der Akzeptanzfor­ ungsarten. "Mit der von ·Peter 0. Dienel tät der SPD-Herrschaft. Das Engagement schung sind in den USA entwickelt wor­ entwickelten ' Planstellen ' wurde Bürg• der KF A Jülich zeigt aber, daß sie längst den. Sie stammen aus einer Richtung der ern vorgespielt, sie könnten sich in ei­ von anderen Kreisen zur Legitimation Sozialwil!senschaften, dem Social Engi­ nem Demokratischen V erfahren an Ent­ oder Durchsetzung von Technologien neering, ' Soziale Steuerungstechniken '. scheidungsprozessen beteiligen. DieV er­ und sozialen Strukturen eingesetzt wer­ Ein Bereich daraus ist die Technology anstalter haben sich gegenüber den Teil­ den. Dazu gehören auch Großchemie, Assessment, Technologiefolgeabschätz• nehmern geflissentlich darüber ausge­ Mikroprozessortechnologie und die von ung, die dem Interesse der Atombetrei­ schwiegen, daß diese Aktion noch in ei­ Kurt Diedenkopf ins Gespräch gebrachte ber entspricht. Daneben stehen u.a. nem weiteren Zusammenhang steht, der " Akzeptanz der Friedenssicherung mit die Humanisierung der Arbeitswelt. in der Projektbeschreibung der KF A Jü• Waffen~ Technology assessment wird dazu be­ lich dargestellt wird. Wesentliche Merk­ nutzt, "... das allgemeine politische Be­ male und Funktionen des Verfahrens Anmerkung der Redaktion: wußtsein auf eine spezifische Weise auf "Planungszelle" Die Akzeptanzforschung ist im Bereich das wichtige Problem der gesellschaft­ - Zufallsauswahl: Zufällig ausgewähl• der Anti-AKW-Bewegung fehlgeschlagen. lich am besten geeigneten Technologie­ te Bürger fühlen sich in der Regel Die Atomlobby wollte mit Hilfe der Ak­ en und deren Auswirkungen hinzulenk­ ihren eigenen Meinungen noch nicht zeptanzforschung die Bis in Verfassungs­ en. Dabei werden in diesem Zusammen­ so weit verpflichtet, daß sie im Lau­ treue und verfassungsfeindliche spalten hang entscheidende Fragen nach -der fe des Diskussionsprozesses nicht und die Akzeptanz bei der Bevölkerung Struktur und den Interessen gesell· hoch Konzessionen machen können. erhöhen. Der V ersuch ist fehlgeschlagen, schaftlicher und politischer Institutio­ Auch soll der Bürger hier nicht als denn es existiert ein breiter Widerstand, nen, die die technologische Entwick· Wahrer von Individualpositionen der von allen Bevölkerungsteilen getra­ lung beeinflussen und steuern, bewußt sondern als Sachwalter des Gemein­ gen wird, aufgrund der öffentlichkeits• oder unbewußt "(Jobst wohls angesprochen werden. wirksamen Arbeit der Bis. Der fehlen­ ~~;;~~· - Befreiung von beruflichen V erpflich­ den Akzeptanz bei der Bevölkerung tungen, nämlich Beurlaubung und setzt die Polizei und Staatsanwaltschaft Bezahlung. Abschreckungsmethoden entgegen. - Befristung der Arbeit, der Zeithori­ Durch ein massives Polizeiaufgebot, zont wird so knapp bemessen, daß Knüppeleinsatz und einer gemeinen eine Substrukurierung der Gruppen und hinterhältigen Kriminalisierung von verhindert wird. AKW..Gegnern, will sie den Widerstand Andere Anwendungsbenehe der Techno­ in die Kniee zwingen. Die Bewegung logy assessltlent: Das V erfahren 'Plan­ muß jetzt die Form des Widerstans be­ ungszelle ' ist ein gutes Beispiel dafür, stimmen, und der Setreiberseite die . . Spielre~eln vorschreiben...... ~ und Plausibilität" durch einen vom BMI berufenen Ausschuß ·statt.. Die zehn Mitglieder dieses Ausschusses sind zu­ meist auch Mitglieder der Strahlett­ schutzkommission, die sich bereits in früheren Zeiten flir eine Obernahme ausgesprochen hat; Vorsitzender ist Prof. Streffer. Bis Frülijahr 1985 soll diese Prüfarbeit abgeschlossen sein: Anschließend sollen dann bis Ende Zeitplan ftir die Novellierung der Conrad, im Bericht des Batelle-Instltuts, 1985 die weiteren erforderlichen 100/3 flir das BMI, 3/1978). Ein Bei­ Strahlenschutzverordnung in der Schritte erfolgen: Abschließende Ab­ spiel daflir ist, wie Fragen der Risikoak­ Bundesrepublik stimmung mit den Bundesländern; Ver­ zeptanz und besonders des Risikover­ bandsanhörung; Beratung im Kabinett; gleiches hochgespielt worden sind.. Mit Die Novellierung der Strahlenschutz­ Abstimmung im Bundesrat. Wir haben dieser Thematik konnten die Betreiber verordnung, also die teilweise Umset­ also nur noch ein gutes Jahr Zeit, uns offentliehe Diskussionen vorstrukturier­ zung der Euratom-Grundnormen "für · auf den unterschiedlichsten. g(lwerk­ en und lenken. den Gesundheitsschutz der Bevölkerung schaftlichen und politischen Ebenen ge­ Dazu Ortwin Remm, Leiter der Ab­ und der Arbeitskräfte gegen -die Gefah­ gen diese geplante Verschlechterung der teilung flir Akzeptanzforschung der ren ionisierender Strahlungen" von Strahlenschutznormen zu wehren. KFA Jülich: "Die Akzeptanz hängt 1980, hätte eigentlich bis Ende 1984 weitgehend davon ab, in welchem Maße erfolgt sein müssen, wobei die Bundes­ Hannover, d. 27.11.1984 positive Reaktionen hervorgerufen und republik sich lt. · Innenminister Zim­ negative vermieden werden. " mermann an vorderster Fron hätte be­ Ulrike Fink, Gruppe Ökologie Das Battelle-Institut in Frankfurt, finden sollen. Im September 1984 ver­ Mitglied des deutschen Atomforums, abschiedete die EG nun eine Ergän• hat im Auftrag des BMI mehrere Stu­ zungsrichtlinie, die u.a. auch eine neue P .S.: Einen guten ersten überblick ver­ dien erstellt. U.a. über" Bürgerinitiati• Umsetzungsfrist festlegt: nunmehr An­ schafft das Flugblatt "Wende auch im ven im Bereich von Kernkraftwerken " fang 1986. Strahlenschutz", hersg. von der Atom­ (1975 flir das BMFT) und" Einstellung­ Zur offiziellen Planung: Zur Zeit müllkonferenz, erhältlich im Anti-A­ en und V erhalten der Bevölkerung ge­ findet eine abschließende Prüfung des tom..:..Büro, Auf dem Ort 10,3549 Die­ genüber verschiedenen Energiegewinn- vorliegenden Entwurfs auf "Konsistenz melstadt-Wethen 62 Waldschäden durch Radioaktivität

Von Politikern und Stromproduzenten wird das Thema Waldsterben gern gegen die Anti-AKW·Bewegung ausgespielt Atomkraftwerke werden ge­ genOber Kohlekraftwerken als •saubere Alternative• hingestellt. Franz Jo­ sef Strauß behauptete zum Beispiel: •Es Ist eine Schizophrenie, wenn Na­ turschotzer und Grane hemmungslos gegen Kernkraftwerke polemisieren und gleichzeitig das Waldsterben beklagen. Durch Ihre Verschleppung­ staktlk beim Ausbau der Kernenergie haben sie statt dessen zum derzeltl· gen Ausmaß des Baumsterbans beigetragen.• (1) Ahnllches war vom bayrl8chen Umweltminister Dick zu hOren: Oie Inbe­ triebnahme von Gundremmlngen werde die Belastung Ba~rns mit Schwefeldioxid mehr als halbieren. (2) Diese Propaganda konnte zwar bislang keinen Keil zwischen die Anti· AKW·Bewegung und die sich gegen dJe Luftverschmutzung wehrenden Menschen treiben, doch bel den weniger engagierten HOrern und Lesern der offiziellen Verlautbarungen hinterläßt diese platte Argumentation wahrschehillch trotzdem Ihre Wirkung. Daher Ist es gut, daß wir jetzt auf Grund von neueren Untersuchungen auf direkte Zusammenhänge von Ra­ dioaktivität und Waldsterben hinweisen können.

Waldichiden ln d• Nlhe von Atomanll· Fallbellplel Wlttlchen gen in der Umgebung der uranhaltlgen Silber· Professor Ganther Aelchelt a.us Aottwell und Kobaltgrube bel Wlttlchen stellte der zog 1982/83 a.us, .um mit einer speziellen Förster schon 1962 ein sonderbares Tan­ Kartlerungsmethode die Verbrelt.ungsm.u· nensterben fest, daß er sich nicht erttiAren ster der Waldsterben festzustellen. Ur· konnte. Damals antwortete Ihm ein Institut spranglieh war sein A.ugenmertt a.uf lndu· der UnlveraltAt Frelburg, daß die SchAden strleanlagen gerichtet. Er vermutete, da8 mogllcherwelse von der Trockenheit her· man mOglicherwelse von lokal verstlrttten rQhren WOrden. Schadensbildern auf Ihre Verureaeher Inzwischen gibt es bei Wlttlchen kaum rockschlle6en kOnnte. Tatsachlich fand er noch Altere Blume. An den IOngeren Flcll­ z.B. Im Schwarzwald regelrechte SCha­ ten sieht man am drHten und vierten Jahr· densfahnen in der Hauptwindrichtung von gang gelbbraune Flecken. ln unmittelbarer lnduatrleanlageh. (1) NAhe der Grube sind die Jungflehten ver· Bei weiteren Kartler.ungen fiel Ihm eine k.reppelt oder haben vertArbte Nadeln. Schadensinsel auf, dle·alch nach den Obll· Auch bei benachbarten Silber· und Kobalt· chen Mustern nicht erkllren ließ. Als einen gruben sind die Schiden höher als in der mOglichen Faktor des lokal verstlrttten weiteren Umgebung. (3) Waldsterbens stieß er auf das Atomkraft· wertt Obrlghelm. ln der Folge suchte Ael· chelt gezielt ln der NAhe von Atomkraft· zu.. mrnanwlrken meh...... , Schadstoffe wertten und anderen radioaktiven Quellen nach WaldschAden • und fand Ahnliehe Eine Tatsache scheint bei der ErkiArung PhAnomene bel WOrgassen, Esensham der WaldschAden auf den ersten Blick und beim französischen AKW Bugey. Auch nicht logisch zu sein. in Wlttlchen wurde eine UntersuchuDg Im Auftrag des World­ schon Im 19. Jahmundert nach Silber und WIIdlife-Found in der Schweiz fand die ty· Kobalt gegraben. Seit dieser Zelt gibt die plschen Schadensfahnen in der NAhe von Grube stlndlg das radioaktive Edelgas Aa· Atomanlagen. (1) don ab. Bis zum Ende der 50er Jahre war Besonders auffällig sind die Gebiete rund die Grube Jedoch noch mit gesunden Blu­ um Uranuntersuchungsgruben Im Flchtel­ men bewachsen. (6) geblrge, Im operpfllzlschen Wald und Im Um dieses Phinomen zu verstehen, mu8 Schwarzwald. Bei diesen Gruben sind die man sich klar machen, in we lc~r Weise Schiden Im unmittelbaren Bereich der Abo Radioaktivität den Wald schAdlgt: Oie raumhalden und der Gruben erheblich grö• Strahlen des Gases Radon wlrtten vor al· ßer; sie verringern sich erst in einem Um­ lern als VeratArtter der klaaalschen Luft· kreis von zwei bla drei Kilometern. schadstotte. Foto: lalf 63 AuSerdern Ist wahrscheinlich, daB Radle> aktlvitat auch zur Bildung des schädlichen Ozons unter Mithilfe von Stickoxiden bei· trägt. Diese Reaktion, die auch for den so­ genannten Sommersmog verantwortlich Ist, wird durch Sonnenlicht elngele.ltet. Es gibt jetzt Hinweise, daB Radioaktivität auch in diesem Fall als Beschleuniger fun­ giert.

NaWr11che und kOnsUlehe "-dloaktlvttit

Nun wird von der Atomlobby wieder einmal damit argumentiert, daB die konstllche Ra· dloaktlvltät aus Atomanlagen wesentlich geringer sei als die natOrllche Strahlung, weswegen AKWs nicht for das Waldster· ben mitverantwortlich sein kOnnten. Nach Meinung des Deutschen Atomforums Ist es •vOIIIg absurd, anzunehmen, daB Kerne­ nergie Irgend etwas mit dem Waldsterben zu tun haben konnte.• Hier einen Zusam­ menhang herzustellen, sei •in höchstem MaBe verantwortungslos.• (3) Dem kann entgegengehalten werden, da6 es • ähnlich wie bei den Folgen auf den menschlichen Organismus • auch bei der Wirkung auf die Vegetation einen Unter­ schied zwischen der natOrllchen und der kOnstllchen Strahlung gibt. Bestimmte Spaltprodukte aus Atomanlagen, die in der Natur kaum vorkommen, werden von den .Organismen aufgenommen und in die or­ ganische Substanz eingebaut. FOr Pflan­ zen Ist vor allem der radioaktive Kohlen­ stoff (C 14) und der radioaktive Wasser· stotf Tritium (H 3) gefährlich.

Tritium und radioaktiver Kohelna1off

· Der Anten-von Tritium in der Umwelt hat sich seit den ersten Atombombenversu­ chen um das 40- bis 100-fache erhOht. ln zwOif Kilometer Entfernung von der Kern­ forschungsanlage Karlsruhe wurden in der Kuhmilch sogar Werte festgestellt, die noch einmal um den Faktor 20 hOher wa­ ren als Vergleichszahlen weit ab von Ate> manlagen. (1) Tritium Ist in seiner wasserähnlichen Ver­ Waldschäden: t·' de· Umgeoung der ehemaligen uranhal:rgen bindung als ein direkt die Zellmembranen Siloer- urd "l..ld grube Soar-ua ne1 '.Jittrcnen Iöß• srch erhohte schädigendes Gift bekannt. ln diesem Zu· sammangang Ist bemerkenswert, daß in Rad:oal daB die Kettenreaktion einsetzte. zent beobachtet. (8) 64 Verursacher Sch•datoffe .•• ••• und deren Wirkung Folgen* ••. und Sch•denaberelch

Autos Streusalz Bäume werden vergiftet, Blei deren Wasserhaushalt Schwermetalle gestört

lhdustrie Schwefeldioxid Bäume werden direkt Salzsäure vergiftet Fluorverbindungen

Autos Stickoxide Schadstoffe verstär~en + Kohlenwasserstoffe gegenseitig ihre Gift­ Industrie Schwefeldioxid wirkung, Sonnenlicht ver­ stärkt sie abermals

Atomkraftwerke Radioaktive Stoffe: Radioaktive Atome werden Tritium ('H) in Zellmoleküle eingebaut Kohlenstoff (UC) und zerstören bei ihrem Zerfall diese Moleküle

Atomkraftwerke Radioaktive Stoffe: Die radioaktive Strahlung + Fluor (118 verstärkt die Giftwirkung Industrie Krypton <'5Kr) durch Veränderung von S02 Schwefeldioxid (S02) und NOx Stickoxide (NOx)

• Rot markiert d1e erkennbaren Schadstellen.

10Kilometer Buchen'

N

Mockmühl• Warbstadt•

65 Professor Relchelt welat darauf hin, da8 ln der Umgebung von Atomkraftwertten er­ het>llch efhOhte Werte von C 14 und von Trttlum ln den Blattern und Baumacheiben nachgewiesen wurden. (9) Die Schwelzer AtomOberwachungskom­ mlaalon vermeldet Jlhrllche Einbauraten von C 14 ln organleeher SUbstanz, die ln der Umgebung von AKWs gegenOber unbe­ lasteten Gebieten um 2 bla 14 Prozent er­ höht alnd. (6) ln zehn Meilen Abstand von den Atomanl• gen Savannah Rl't'81' ln den USA wurden ln der Abwindrichtung der Anlage die zehnfa­ chen und ln der unmittelbaren Umgebung die hundertfachen Mengen von Tritium ln Anmerkungen: denc Kiefernnadeln gefunden. (10) (1} Natur 3184 Xenon und Krypton Kein Fcnchungsbedart? (2} Maln Echo, 2.4.1982 Durch die Atombombenverauche ln der At· moaphlre gelanqten noch andere Radio­ Die bla jetzt vorliegenden Unterauchung!Hl (3} Natur 8184 nuklide ln die Umwelt, die Ihre Mengen auf welaen recht deutlich auf eine Beteiligung du VIeltausendfache erhOhten. Bel Kryp. der Radloaktlvttat am Waldsterben hin. (4} J.R. Vohra, Synergetische Wl11cungen lrt­ ton 86 zum Belspiel blieb die Menge nach Doch es gibt aleher viele Synerglamen (Zu­ folge der Fral8etzung von radioaktiven G• dem Stopp der oberirdischen Bombentests sammenwirken von Schadstoffen), die sen und SO 2 ln die Atmosphlre. IAEA nicht konstant, sondern stieg durch die noch nicht bekannt oder noch nicht ein­ Wien, 5.209ff. Atomenergienutzung weiter stetig an. Fro­ deutig gekJirt sind. Auf eine Anfrage der her war der Anteil von radioaktivem Kryp. Granen er1dlrte die Bundesregierung J• (6} Basler Zeitung, 24.8.19/U ton nicht meßbar; jetzt betrAgt er 20 pCI doch, daß zu der Frage Radioakt lvitat und pro Kubikmeter Luft und Ist ln der Nahe Waldsterben kein Forschungsbedarf be­ (6} Hanau-Broschote, s. 521f der WM Kar1aruhe nochmal bla zu 5.000 stehe. Diese Stellungnahme 1st auffllllg, mal ao hoch. (1) vor allem in einer Zelt, da du Waldsterben (7} Martln/Fry, Population dosa commlt­ Xenon 137 und Krypton 85 sind ln Waaaer ein Thema geworden Ist, dessen sich alle menta ... lnt Sym. Rad. Prot Phi/os. and und vor allem ln Wachsen, Ölen und Fetten gerne annehmen und bei dem Politiker lmplement.SOC. for Rad. Prot Avlemora. lOBlieh und konnen ao ln das Innere der sich l)luflg mit der Aufstockung von For­ Schottland, Jun/1974 Pflanzen gelangen. Dort wird beim Zerfall • schungsmitteln rahmen. Ihnlieh wie bel Trttlum und C 14 - die orga­ Ganz offensichtlich sollen hier Zusammen­ (8} Bonner Energt.R6port 5184 nlache Substanz geachldlgt oder die hinge vertuacht werden, damit Atomanl• Spaltprodukte des Zerfalls wenten als lan­ gen auch weiterhin als die •saubere« ~ (9} Rele"-lt, W81dachadensmu$ter Im Um­ glebige Strahler ln die Organismen einge­ sung des Problems Waldsterben hinge­ ktels ura".rzhaltlgerGruben und lhtelnttlr· baut (6) stellt werden kOnnen. prete.tlonen

(10}n.N. Heft 1/1985 1 Leserlnnen·

Probleme Brief mit dem Müll Es reicht! Langsam macht es keinen Spaß mehr, eure Zeitung zu lesen! Nicht auf grund fehlender Inhalte, sondern wegen eurer unkritischen Übernahme der her­ kömmlichen Spractlformen. Auch wenn wir die Elnschllttung haben (bzw. wissen), daß eure Vorstellungen und Diskussionen Ober Widerstand, Perspektive, Zukunft etc. - nicht einzig und allein AKWs betreffen, sondern auch dieses System, welches eine derartige Technologie mitsamt dem Atom­ staat ermöglicht. So fragen wir uns doch, Inwieweit Ihr Machtstrukturen ernsthaft ln Frage stellt. Machtstrukturen existieren nun nicht nur auf staatlicher Ebene und Im bOrgerliehen SpOektrum, sondern auch bei uns! Deutlich wird dies nicht zuletzt am Ge· brauch der Sprache, was u.a. auch bei euch stl ndlg wledei bewiesen wird. Glaubt mansch Euch, so kämpfen nur AKW· Gegner, leisten nur Bl·ler Widerstand ... Und Oberhaupt scheinen euch Frauen un· Schverpunktthe• a: bekannte Wesen zu sein. Oder warum ist von Frauen ln euren Artikeln nicht die Rede Nicaragua - USA: (Ausnahme: namentlich aufgefOhrte Frau· en). Wahlen und In terventionsdrohung Daß nur einmal Im Impressum die Anrede .. uebe Leser/innen• steht, zeigt eher, daß es sich wohl mehr um eine PfllchtObung Interviev • it Jürgen Habe r•as: handelt, als um das Resultat einer wlrkll· chen Auseinandersetzung (schließlich ist Ros a Luxe•burg ist bei uns eben weni ger mann ja auch linksorientiert und daher auch fOr Gleichberechtigung). hei•isch geworde n als El isabeth Noelle­ Sprache Ist aber nicht nur ein Mittel zum Neu•ann Zweck Im Bereich der Kommunikation, sondern Ist ein Tell davon. St&ndlg wird kri· tlsiert, wie offizielle Medien mit Sprachmit· teln manipulieren (z.B. Entsorgungszen­ trum statt Atomrn!ll2wlschenlaget'). Habt Ihr euch vielleicht mal Oberlegt, Inwieweit eure Sprache ebenfalls manipuliert, Indem sie mit typischer h6rrschaftllcher Ignoranz Alternative Frauen unberOckslchtigt läßt? Kommunalpolitik . Ich abonniere die 'links' ab J anuar 1985 ~um Bezugspreis von DM 45,· (einseht. Vcrsandkostm ) Immer schOn nach dem Motto nErst die Re­ ~--.F- achze it sch r if t volution und dann kommt die Gleichbe­ Gfüne und rechtigung schon von selbst...• und Alternative ...... Wie stellt Ihr euch das denn vor, wenn Ihr Po litik. Name nicht mal ln der Lage seid. eure 6 -mal im Jahr. Sprache/Zeitung dahingehend zu verän· 68 Seiten. Straße dern, daß Männer nicht mehr als das •ein· Einzelpre is DM 7,­ zlge, kampfende und starke Geschlecht. (zuzüg l. Versand). ········································································ auf den Plan treten? Jahres-Abo DM 42,­ PLZ/Ort Ohne uns geht es wohl nicht (ohne •Liebe Hncl. Versand). Leser· Innen .. ware·die Auflage ja auch sehr viel geringer), aber.mit uns zusammen ... ? Datum, Unterschrift ... und noch was: Frauen aus MOnster Das aktuelle AKP· " links ... Postfach 59 1. 6050 Offenbach 4 Heft zum Kennen· lernen versenden wir postwendend, wenn --·• uns DM 7,- in Brief marken zugehen. Redaktion/Vwtrieb Graswurzel W.,_.istr. 28, 4800 Sielefeld 1 ; Die ,.&USWUnelreYOiation" ist elDe li­ Tel : 0521 / 63 64 1 bertiir-soziallstische Zeitschrift mit Beltrigea iber Gewaltfreiheit, Anar­ revolutlon chismus, AntimUitarismus, .Ökologie, direkte gewaltfreie Aktionen Im In- Wld Ausland und zivilen Uneehorsam; 36 S., 10 Ausgaben Im Jahr. Probebeft: DM 3,50 (in Briefmarken).

Bezug: GWR, Nerastweg 32, lOOO Hamburg50. 67