Endlich erschienen!!! Prof. Jens Scheer (Universität Bremen) Dr. Helmut Hirsch (Gruppe Ökologie) Aktivisten und kritische Wissenschaftler aus R. Paul, 8. Weidmann (Redaktion atom) der Anti-AKW-Bewegung haben ein neues Michael Pefster, Manfred Wallenschus Buch herausgebracht. Es ist der längst Oberfäl• lige Versuch, die nationalen und internationa­ len ~ntwicklungen in der sogenannten >~friedli­ chen Nutzung der Atomenergie« der letzten Jahre zu analysieren und darzustellen. Schwer­ punkte des Buches sind · • die weltweite Krise der Atomindustrie * Geschichte des deutschen Atomprogramms * Aussichten bis zum Jahr 2000 * die Macht der Stromkonzerne * Harrisburg u. neue Sicherheitsstudien * die Gefahren im Normalbetrieb * die Unmöglichkeit der Entsorgung * die Gefahren der Wiederaufarbeitung Autoren dieses Bu~hes sind u.a. Jens Scheer, am H. Hirsch (Gruppe Okologie) und einige Redak­ tionsmitglieder der >~atom<<. Das Buch ist erschienen im Verlag Die Werk· statt (Göttingen), kostet 14.80 DM u. ist in jeder guten Buchhandlung erhältlich. 81's u.a. Wie· derverkäufer erhalten ab 5 Stck. 30% Rabatt. Bestellungen an: Göttinger AK gegen Atome· nergie, Postfach 1945 in 3400 Göttingen oder Verlag Die Werkstatt direkt an den Verlag Die Werkstatt, Lotzestr.24a, 34 Göttingen, Tei.0551·7700557

2 INHALT Impressum

Die Atom, frOher Atom Express und At.om· Bundeskonferenz ...... • • . . • ...... 4 mOIIzeltung wird herausgegeben vom Ver· ein für eine umwelktgerechte Energlepoll· Weckersdorf ...... 5 tlk e.V. und vom LOneburger Arbeitskreis Chronik der Ereignisse ...... • . . . . ·...... • . . . . 6 gegen Atomanlagen (LAGA). Ostermarsch '86 ...... ••••.•....•...... 10 Redaktlonsanschrlften: Autonomer Widerstand gegen die WAA. . . . • . •...... 14 Zur Gewaltfrage ...... • ...... 16 Atom Express Reinhauser Landstraße 24, Postfach 1945 Repression ...... • ...... 21 3400 GOttlngen, Tel.: 0551/n00158 Theater, Herzschläge u. Diskussion ...... 24 AtommOllzeitung . Siemens und WAA ...... · . . . . . 29 SOftenweg 53, 2120 LOneburg, Tel.: 04131/48360 oder: Schwerpunkt 1: c/o G. Garbers, Posener Str. 22, Weckersdorf 2121 Reppenstedt, Tel.: 04131/63315 Wackersdorf bleibt nach wie vor der Schwerpunkt der Anti·AKW·Bewegung. Bestellungen: Wir berichten Qber die Aktionen zu Ostern an denen 80.000 Menschen teilnahmen; GOttlnger Arbel~skrels gegen Atomener· und die schon den zweiten Toten ln die· gle, Postfach 1945, 3400 GOttlogen sem Jahr forderten. Daneben Diskussio· Konto: nen, denn nach den großen Demos vom Verein fOr eine umweltgerechte Energle­ 12.10. in MOnehen und vom 14.12. in polotlk e.V., ReinhAuser Llindstr. 24, Wackersdorf mit nachfolgender Platzbe­ 3400 Göttingen setzung und jetzt Ostern '86 beginnt ein PSchA Hannover 148 99 • 308 neuer Abschnitt. oder Elke Rlckert, Vorwerk 5a, 3119 Altenme· Standorte ...... · .. .., ~~.,. ...•. . . . . ·---· ...... 31 dingen ...... 31 Konto: Quer durch die Republik ...... 32 'Atom', G. Garbars PSchA Harnburg 378 14 · 206 Schacht Konrad ...... 34 Spendenkonto: Arbeitsbedingungen Im AKW ...... 35 Bernd Weidmann, .Sonderkonto, Als Leiharbeiter Im Atomkraftwerk ...... - . . • . • . . . . • ...... 35 PSchA Hannover, Kto.Nr.: 4098 · 304 Täglich A~arm ...... •...... •...... 41

Druck: Steldl, DOstare Str., Göttingen Schwerpunkt 2: Y.I.S.d.P.: Eva Frlntrup, Ganter Garbers, Arbeitsbedingungen ln AKWs Matthlas KOntzel, Ulrlke Schlerenberg: Miserable Slcherheltsvorkehrungen, Überstunden, unzumutbare Arbeltsbedln· Diese Ausgabe kostet 4,- DM, fOr Bis gungen sind der Normalzustand in bun· und andere Wlederverklufer/lnnen 3,-. desdeutschen AKWs. Der Artikel Ober Lelharbelter, zuerst abgedruckt ln WILD Ein Abonnement k.ostet 25 Mark fOr fOnf CAT (ehemals Karlsruher Stadtzeltung) Ausgaben lnclusive Porto. Ein Fördere· zeigt aber auch die Problematik zukOnftf. bonnement kostet 35 Mark. L2llitlir:~.J ger Arbeitspolitik auf. Eigentumsvorbehalt lntematlonal ...... 42 Nach diesem Eigentumsvorbehalt Ist die· Atomhandelsmesse in Genf ...... 42 se Zeitung solange Eigentum der Absen· Endlagerpläne der Schweiz ...... • . . • ...... 43 der, bis sie dem/der Gefangenen persOn· lieh ausgehändigt worden Ist. 'Zur·Habe­ Wendland . . : ...... 44 Nahme• ist keine persOnliehe AushAndl· Endlagerspektakel . . . • ...... 44 gung im Sinne des Vorbeha.fts. Wird die Schachtbau ...... • ...... 45 Zeitschrift dem/der Gefangenen nicht per· Direkte Endlagerung ...... 46 sOnllch ~usgehAnd l gt, Ist sie den Absen· Märchen - letzter Teil ...... 47 dern mit dem Grund der NlchtaushAndi· gung zurückzusenden. Die schmutzige Geschichte von Windscala ...... 50 Archivarisches Anti·NATO·Kongre8 ...... ·52 Dies Ist die Atom 9. Oder nach alter ZAhl· Atomwaffensperrvertrag ...... 54 weise: Atom Express 49 und AtommOIIzel· Grünen - Diskussion ...... 56 tung 38. Kriminalisierung ...... 61 Tltelphoto: Thomas Einbarger · Wasserwerfer-Prozeß . • ...... • ...... • ...... 61 Rosseisheim ...... • ...... • . . . . • . • . . . . . • . . • • . . . . 62 Braunschweig . • . . • . . • . • . . • ...... • . . • ...... 65

Ostern in Wackersdorf

Foto: Pan-Foto

Weckersdorf Ist nicht umsonst wieder Schwerpunkt dieser Ausgabe, es Ist auch nach wie vor Schwer­ punkt der Aktionen der Anti-AKW-Bewegung. Der Ostermarsch mit 80.000 Teilnehmer/innen war nach der MOnehen-Demo Innerhalb kOrzester Zelt ein erneuter HOhepunkt Im Widerstand. Die ausgelegte Leimroute der SPD - weit weg vom Bauzaun, ab jetzt nur noch Kundgebungen - war unwirksam. Am Zaun wurde gerOttelt, Zehntausende standen dabei. Begleitet wurde der Ostermarsch von Pollzelaktlonen, die in diesem Jahr schon zu zwei Toten Im WAA· Widerstand gefOhrt haben, und · Pressehetze Im Vorfeld, die den weitergehenden Widerstand zu Terrorismus-Aktionen stempeln sollten. Im Folgenden fOhren wir unsere Chronik der Ereignisse fort und steigen dann direkt in die Gewaltdiskus­ . slon ein. Daneben Einschatzungen, Ausblicke, Widerstandsdiskussionen und Demoberlchte.

5 Weckersdorf

8.2.18: Hexen stürmen lnfonnatlonabGro Um 17 Uhr stormen die Anti·WAA·Hexen Im Rahmen des Altweiberfaschings das lnformatlonsbOro des bayrlschen Staats· mlnlsterlums in Schwandorf. Sie beschlagnahmen Werbematerial fOr die Todesfabrik und hinterlassen Parolen Wackersdorf· an den TOren und Wanden. Unter dem Motto· • LOgen mOssen verbrannt werden• landet das Material auf dem Schelterhau· fen auf dem Schwandorfer Marktplatz. 12.2.: Kein Baustopp Der bayrlsche Staatsgerichtshof in MOn· chen lehnt erneut eine Klage gegen die WAA ab. Damit können die Rodungsarbei· ten ungehindert weitergehen. Die Zaun· trasse auf dem WAA·Gelände Ist lnzwl· sehen auf einer Breite zwischen 30 und 90 Metern frei von Bäumen, 45 h Wald sind bereits gerodet. 18.2.: Sonnt~tgaapulergang Den ganzen Tag Ober halten sich bis zu 1000 Personen auf dem WAA-Gelande auf, Baumsperren werden errichtet, die Bauarbeiten mossen eingestellt werden. 19.2.: Christusfigur wird gekl.ut Während in Wlndscale bei einem Unfall in der WAA schon wieder mehrere Arbeiter verseucht werden, sägen Unbekannte die Christusfigur am Franzlskusmarterl ab. (Die Figur wurde zum Jahreswechsel Im HOttendorf geschnitzt und erhielt nach der Oorf·Räumung an einem Baum am Martel Ihren Platz, wo sie Mittelpunkt mehrerer Andachten am Mahnmal wurde.) Nur die Hände bleiben Obrlg · ein makabe­ res Bild. Die EntrOstung unter den Gllubi· gen Ist groß. Die Polizei beklagt abermals 4 Relfenpan· Sprechstunde• abzuhalten. Er wird von der Rettungswagen die sterbende Frau nen; auch ein Baufahrzeug Ist platt. 150 Demonstrantlinnenlen empfangen, abtransportiert. Ein die ganze Zeit Ober 22.2.: Behinderung der Bauarbeiten mit watenden Beschimpfungen bedacht dem Platz schwebender Hubschrauber 350 Menschen blockieren einen Bagger, und sein Auto wird angegriffen. Ein Mann wurde nicht zur Landung angewiesen. werden von der Polizei abgedrängt; wie­ wirft sich auf die Kahlerhaube und wird Neben diesem Todesfall werden viele der werden Hunde eingesetzt. Die Folgen festgenommen. Noch weitere 3 Festnah· Leute z.T. schwer verletzt, vor allem durch sind Bißwunden und 3 Festnahmen. men wegen Nötigung, Widerstand und Bisse von Polizeihunden. Tränengas wird 23.2. Sonntagsspulergang Sachbeschädigung, wobei eine Frau von eingesetzt und massenhaft Leute festge­ Andacht und Sonntagsspaziergang mit einem Polizisten getreten und verletzt nommen. ca. 500 Leuten. wird. 4.3.: Sicherheitszaun montiert 24.2.: Kundgebung der Grünen am •Roten 1.3.: •Verbai·Terrortaten• werfen mit E.l· Mittlerwelle sind 70 h Wald gerodet, die Kreuz• em... Schneise for den Zaun ist fertig und so· Etwa 100 Leute aus Darmstadt demon· Während bel einem Unfall in der WAA· wohl von dem provisorischen, als auch strieren Im Taxöldener Forst. Am Rande Windscala schon wieder 5 Arbeiter radio· von endgOitlgen •Sicherheltszaun• sind der Kundgebung kommt es zu Behinde­ aktiv verseucht werden, hält die CSU ln je 1,5 km montiert. 4 Mio DM kostet allein rungen von Baufahrzeugen, 2 WAA· Bruck in der Oberpfalz einen Bezirkstag der provisorische Zaun, mit dem die DWK Gegner/Innen werden wegen des Ver· ab, wo sich Justizminister Lang fOr einen das Baugelände bis zur Fertigstellung der dachts der Nötigung vorläufig festgenom· harten Kurs in Sachen WAA ausspricht. eigentlichen Umzäunung vor Störungen men. Den WAA·Gegnerlinneln wirft er •Verbal· schOtzen will. 26.2. Bayrtache Stromabnehmernnnen fi­ Terrorismus• vor, obwohl 150 Durch einen Steinwurf ist die Scheibe ein· nanzieren seit 1977 die WAA Demonstant/lnn/en vor der Mehrzweck· er Rodungsmaschine zu Bruch gegangen, Ein Vertreter des Wlrtsohaftsmlnlsteri· halle es nicht bei dem •verbalen Terrorls· die auf dem WAA·Baucamp Im TaxOide· ums gibt vor dem WAA· mus• belassen, sondern sogar mit rohen ner Forst abgestellt war. Nach· Angaben Untersuchungsausschuß des Landtages Eiern werfen. der Polizei entstand rd. 600 DM Schaden. ln MOnehen bekannt, daß die bayrlschen 2.3.: Tödlicher Sonntagaspaziergang Ca. 60 Leute demonstrieren spontan vor Stromzahlerlinnen die WAA seit Jahren Beim Sonntagsspazlergan wird der Bau· der Oienstelle der PI Schwandorf. Da s Indirekt Ober einen erhöhten Strompreis zaun bemalt. Bei einem brutalen Polizei· Dienstgebäude wird unbemerkt besprOht. mitflnanzleren, da seit 1977 die WAA· elnsatz am Zaun stirbt die 61jährlge WAA· ln der gleichen Nacht wird ein Autobahn· Planungskosten Ober •Verlustzuwelsun· Gegnerin Erna Slelka an Herzversagen. Schallschutzwand zu Agitationszwecken gen• der DWK ln einer HOhe von lpzwl· Die Frau war kurz zuvor von einem Pollzl· benutzt und mit Parolen besprOht. sehen 400 Mlo DM direkt ln die Stromprel· sten gestoßen wurden, wobei andere 7.3.: Keinen Einsatz mehr von·Pollzelhun· se fOr Abnehmerlinnen ln Bayern fließen. Demonstrant/lnn/en sie auffangen konn· den 27.2.: Hlllermeler ln Schwandorf ten. Kurz darauf bekommt sie einen Her· Die Polizei reagiert auf den Druck der Öf· Der bayrlschelnnenmlnlster Hlllermeler zanfall. Erst 2o Minuten später kommt der fentllchkelt • es sollen keine Hunde mehr kommt nach Schwandorf, um Im WAA· 150 m weit entfernte postierte Sanitäts· bei Demonstrationen am Wochenende InformationsbOre eine •BOrger· wagen des BGS, 30 Minuten dauert es, bis eingesetzt werden. Bei allgemeinen Ar· beltszeiten werden die Hunde jedoch wei·

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nicht zieht und es zu Turbulenzen kommt wird er dreister:• Von der wirtschaftlichen Rentabllltlt ham sie soviel Ahnung, ~le a Kuh vom Tanzn.• Unumwunden gibt er zu, daß es z.Z. kein Endlager gibt, aber die Betrelberln DWK trage schileBlieh das Al· slko... Chronik II 21.3 Der RWE wird aura Dach gestlegen ln BrOhl besetzen etwa 20 Ieute das Dach der RWE Betriebsverwaltung Berggela\. Auf dem 12 Meter hohem Dach werden Transparente gegen die WAA entrollt. Ge­ schlftsleltung und Polizei werden von der Aktion völlig Oberrascht. Die Besetzer/Innen können solange bleiben, wie sie wollen und mit kernigen Spruch· !:>Indem die BrOhler Bevölkerung auf die WAA·Problematlk aufmerksam machen . .38() 000 Volt und kein bl8chen Verstand•. Diese und Ihnliehe -rransparente muß sich die RWE den ganzen Vormittag Ober gefallen lassen. Ex-Kanzler Schmldt will nichts mit der WAA zu tun haben Auf den Vorwurf der CDU/CSU (Grone???) die SPD habe bereits zu Ihrer Amtszelt dem Bau der WAA zugestimmt, reagiert Schmldt mit den Obilehen Ausreden: man habe zwar den Bau einer WAA festgelegt, aber es sollte auch geprOft werden, ob es nicht auch ohne gehe.. . Bauzaun bMrdlgenl Aufregung bei der Polizei verursacht ein Flugblatt von WAA·Gegner/lnneln, in dem eine genaue Anleitung zum Demofitteren des Bauzauns geliefert wird. 24.3.: Bl.tler Ober 2000 WAA· Gegnernnnen angeze.lgt Die Polizei zieht Zwlschenbllanz: Seit Be­ terhln auf dem Baugelinde eingesetzt. verletzt, 3 Leute werden festgenommen. ginn der Rodungsarbeiten am 11.12.85 Am Abend werden 2 Brandsitze in ein hat die Polizei bisher 2018 Anzeigen we­ 8.3.: Mehrere 1000 Menschen bel Sonn· Holzlager beim Bahnhof Altenschwand gen Widerstands, Beleidigung, KOrperver· tapapulergang geworfen. Spater in der Nacht wird ein letzung und Ordnungswidrigkelten erstat· Bei dem erfolglosen Versuch einer Grup­ weiterer Anschla,g verobt. Er gilt einem tet. ln 200 dieser Fllle ermittle der Staats­ pe von •Zaunbel8em• das Handwerk zu am WAA-Bau beteiligten Metallbaube­ anwalt, 300 Anzeigen werden in Korze legen, gerat eine aufziehende BGS. trleb. Das gelegt Feuer erlischt von weitergeleitet. Erste Strafbefehle in Höhe Hundertschaft in einen wahren Schlamm· selbst. Durch Betriebsausfall entsteht von 200 bls·600 DM seien bereits zuge­ und Wurzelhagel. Die dem Unternehmen ein Schaden von ca. stellt worden. Als •unbehaglich• wertete Spazierganger/Innen werfen aus Leibes· 4000 DM. Frlker (Pollzelprlsldent von krlften, die Greiftrupps gehen diesmal 18.3.: Regierung ordnet zuaitzUche Ro­ Nlederbayern/Oberpfalz) die •seit Anfang leer aus. An der UngiOcksstelle wird fOr dung an des Monats feststellbare Solldarlslerung die verstorbene Erna Slelka noch eine An· Zum Schutz des Bauzaunes, bzw. damit Einheimischer mit Gewalttltern•. dacht abgehalten. steh die Polizisten Im Wald·besser bewe­ Da lacht das Herz ... 10.3.: Drei Reifen von Betonmlschfahrzeu­ gen können, wird von der Regierung ange­ 24.3.: Brandan.chllge auf Firmen mit a- uretochen, angel'lchteter Schaden: ordnet, einen zusAtzliehen Kahlschlag WAA·Betelllgung ca. 3000 DM. vorzunehmen. Die Serie von BrandanschlAgen auf Flr· 13.3.: Ausgebrannter Bauwagen Landrat Schulerer verweigert seine Zu· men, die beim Bau der WAA Auftrage aus· ln der Nacht wird ein Bauwagen in Brand atimmung. Das wird, wie mensch spater fOhren, setzt sich fort. gesetzt und mehrere Baumaschinen be­ festellen kann, aber nichts notzen. Der Diesmal trifft es erneut einen Bauwagen schldlgt. Gesamtschaden: ca.8000 DM. Rodung wird von höherer Ebene grones der Firma Ellert, der in Flammen aufgeht. Die Wagen und Maschinen gehören Flr· Licht gegeben. 25.3.: Bloß nicht zu nah dran -· men die Auftrage auf dem WAA-Gelande 18.8: Regierung hebt zwei EtlaaM auf Beginn des SPO.Spaltungsmanövers zur haben. · 1.) WAA·Aodungaabfall darf verbrannt Osterdemo. Jetzt, wo der Kundgebung· 6 Reifen eines Montagewagens werden werden. sort 500 Meter vom Bauzaun weggelegt zerstochen, an einem LKW entsteht ein 2.) Sonntagsarbeit wird erlaubt. wurde, sei mensch in ausreichender Ent· Schaden von 2000 DM. Muß Ja achlieBlich alles schnell vorange­ fernung von möglichen StOrern, meint die 18.3.: Sonntagaapulervang hen ... SPD und glaubt nun guten Gewissens zur Ca. 2000 WAA-Gegner/lnnen sind am Bau· 20.3.:Frauen·Proteat Im Umweltmlnlaterl· Demo aufrufen zu können, zaun. Im Anschluß an einen ökumenl· um Wird sie Recht behalten? sehen Gottesdienst erklimmen Leute Tel· Oberpfllzer Frauen fOhren ein Gesprlch 27.3.: OaterOberraschungen ... le des Zaunes, es kommt zu heftigen Ran· mit Umweltminister Dick. Sie lesen eine 3000 Polizisten und ein Alesenaufgebot gelelen mit der Polizei und zu Schlag­ Erkllrung vor, in der dem Minister harte an Wasserwerfern sollen for ein frledll· stockelnsAtzen. Es fliegen Steine, Knop­ Vorworte gemacht werden. Dick versucht ches Ostern sorgeJl. So meint jedenfalls pe! und Erdklumpen. Mehrere WAA· sich anzubledern:•lch bin ein ganz norma· Polizeipräsident Frlker. Die elnhelml· Gegner/Innen und 17 Polizisten werden ler Mann mit Familie•. Als diese Tour sehen Wasserwerfer reichen Obrlgens gar

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nicht aus, es werden noch außerbayrl· will nun auch der bayrlsche SPD­ der die Polizei einen Großtell Ihrer Ein· sehe angefordert. Besonderes Augen· Spltzenkandldat Hlersemann an der satzfahrzeuge auftankt. merk sollte hierbei von uns auf die rot· Osterdemo in Weckersdorf teilnehmen. 1.4.:St,.lte,.len um CS(~aa gronen Wasserwerfern aus Hessen ge· •Gewaltfrelhelt• Ist hier natorlich ober· Es beginnen die Auseinandersetzungen richtet werden. stes Gebot. um den CS-Gas Einsatz und das Verhal· Demoauflagen erlaa.. n ten der Polizei. ZusammenhAnge zwl· Ausgleichend zur Staatsgewalt hat sich AusdrOcklich verweist das Landratsamt sehen dem Tod des 38JAhrlgen Demon· auch das Deusehe Rote Kreuz mit einem auf ein Vermummungsverbot, sowie auf stranten und dem CS-Gas Einsatz werden GroBaufgebot gerostet. ein Verbot des Helmetragens. Der Land· offensichtlicher. Die Staatsanwaltschaft Ebenfalls von der Polizei angefordert wird kreis Ist mittlerweile ObertOllt mit Polizei· beginnt zu ermitteln. Es wird angeordnet, der BGS einschließlich seiner (Antl?)ter· kolonneo und BGS-Einhelten. Um den Po­ die Leiche zu obduzieren und Gewebepro­ rorgruppe GSG 9. lizeihubschraubern einen·frelen Luftraum ben toxikologisch zu untersuchen. Die Schlacht kann losgehen... zu gewAhren, wird fOr Ostern ein Flugver· 2.4.: Anachllge auf Banken und PoiiDI 21.3.:Z.Hlagerrlumung bot Ober das WAA-GelAnde verhAngt in Stuttgart wird um 3 Uhr nachts ein Am frohen Morgen rAumt die Polizei mit Randale ln Schwandorf Brandanschlag auf die '• Bayrlsche Hilfe von SEK·Einhelten ein Zeltlager bel ln der Nacht zu Ostersonntag kommt es Hypotheken· und Wechselbank• verObt. Hofenstetten und nimmt dabei 279 Leute nach einer Demo in der Innenstadt von Der Schaden geht in die Hundertausende. fest, die sie zu umliegenden •Sammelstel· Schwandorf zu kaputten Fensterschel· Zeltgleich geht in NOrnberg ein Spreng· len• transportieren. BegrOndung: Man ha· ben. 11 Leute werden festgenommen. satz an einem Polizeigebäude hoch, bei be zugreifen mossen, da sich ln dem La· 80.000 ln Wackeradort dem eine Reihe von Fensterscheiben zu ger Gewalttiter aufgehalten hAtten. Bisher größte Kundgebung gegen die Bruch gingen. Zusammenhang mit der Danach veranstaltet die Polizei eine sehr WAA. WAA Ist •nicht auszuschließen•. medienwirksame •Waffenschau• elnkas· Auch die Polizei feiert an diesem Tag eine 3.4.: DWK beklagt Schiden alerter GegenstAnde aus dem Zeltlager. Premiere: Den Einsatz des Kampfstoffes SchAden in HOhe einer fOnfstelllgen Sum· Das Arsenal reicht von KrAhenf06en Ober CS, der zu unzAhllgen Verletzungen und me haben Demonstranten am Osterwo· Molllea, daneben SanltAterausrOstungen, Beschwerden von Demonstranten, auch ehenende am Schutzzaun der Baustelle Befestigungsmaterlai und allem, was noch Tage nach der Demo fO hrt. des WAA-GelAndes angerichtet, weiß die mensch so schleudern und werfen kann. Im Verlauf der Demonstration bekommt DWK jammernd zu berichten. Strommaaten an- und urngealgt ein 38 Jähriger Asthmakranker einen An· Anachllge nach dem Motto •WAA·Niel• in der NAhe von Altenschwand wird ein 20 fall, der schließllch·zu seinem Tode fOhrt in Burglengenfeld fliegt in der Nacht ein kV.Starkatrommast umgesAgt. 5 weitere (näheres s. Bericht). Stein in ein PollzelgebAude. Maaten werden angesAgt. Dem •Bayern· Ein •harter Kern• von ca. 200 WAA· ln der Nacht zuvor gingen Schaufenster· werk• entsteht dadurch ein erheblicher Gegnerllnne/n hAlt noch bis in den Abend schelben einer Ralffelsenbank auf die Schaden. die Stellung am Bauzaun. ln Zusammen· gleiche Weise zu Bruch. ln unmittelbarer 21.3.: Auch SPD-Spltu zur Demo hang mit den Osteraktionen kommt es in· NAhe wurde •WAA·NIE• gesprOht. Entgegen seiner ursprOngllchen Planung sgesamt zu nahezu 400 Festnahmen. WAA-Gelinde nach Weckersdorf elnv• 30.3.: Sd'llluche durohgMChniHen melndet ln der Nacht werden an einer Tankstelle Nach monatelangem Tauziehen verschie­ drei ZapfschlAuche durchgeschnitten, bel dener Gemeinden um das Eingemeinden des WAA·GeiAndes, kann sich nun Wackeradort Ober einen Löwenanteil freu­ en. Grund: es werden jAhrlieh ca. 30 Mlo DM

Foto: Thomas Elnberger 8 Weckersdorf

Die 220 000 Volt Hochspannungsleitung wird von unbekannten WAA· Gegner/lnneln angesAgt. Oie Stotzen werden so angeschnitten, Foto: Thomas Elnberger Die Polizei gibt zu, die Grondungsver· daß der 60 Meter hohe Mast bei StArkerem sammlung der BI Schwandorf am 31. Ja­ Wind auf eine parallel verlautende 10 000 Gewerbesteuern erwartet, von dem der nuar mit Zivis Oberwacht zu haben. Volt Leitung gestorzt wAre und die Stahl· Großtell nach Weckersdorf geht. •Neue Strahlenachutzverordnungc trossen belder Leitungen auf die Staats· SPO.Abgeordnete; erstattet Analge g• Diskussionen um die neue Strahlen­ straße 2145 gefallen wAren. Den gleichen gen Hlllennetef schutzverordnung, auch Lex Wackersdorf Versuch hat es bereits Im Januar gege­ Grund: er hat gesundheitlichen Schaden genannt, die den Betreibern der WAA wel· ben. von dem cs.Gas Einsatz am Ostersonn­ taus gOnstigere Arbeitsbedingungen ver­ 10.4.: 800 DM Strafe fOr WAA·Gegner tag davongetragen. schafft. (Mehr davon ln der nächsten Ein 22JAhrlger WAA-Gegner wird vor Ge­ 4.4.: BI prangert Polizeiaktionen an atom.) richt des . Widerstands gegen Voll· ln einer Presseerklärung nimmt die Anachllge auf Bahnlinien ln Bayern ·Loch streckungsbeamte, der Beleidigung und Schwandorfer BI gegen die WAA Stellung Im Bauuun versuchten Gefangenenbefreiung fOr zu verschiedenen PolizeiObergriffen am Auf vier Strecken der Bundesbahn ln Un­ schuldig erkiArt und erhAlt dafor eine OSterwochenende. terfranken,. Schwaben und Oberbayern Geldstrafe von 60 Tagessitzen zu 10 DM. 1. Räumung des Zeltlagers: werden AnschlAge Im Zusammenhang Das sind 300 DM weniger, als der ur­ Es wurde das ~ l gentum der camper zer­ mit dem Kampf gegen die WAA verObt. sprongllche Strafbefehl (90 TagessAtze zu stOrt, Zelte zerlasen oder unbrauchbar ge­ !)abel werden mit Hilfe eines langen 10 DM) gekostet hAtte, gegen den der macht, Autos aufgebrochen, die Wiesen Seils, an dessen Ende ein Elsenhaken be­ 22jAhrlge Widerspruch eingelegt hatte, der Landwirte mit schwerem Fahrzeug ln festigt Ist, verschiedene Oberleitungen worauf es zum Proze8 gekommen war. Grund und Boden gefahren. Schließlich der Strecken außer Gefecht gesetzt. Es UnzAhllge dieser Verfahren werden noch wurde sogar ein 4jllhrlges Kind EO­ kommt zu Behinderungen Im Zugverkehr, folgen. behandelt. ein Zug erleidet einen Defekt. 11.4.: Kreistag fordert die Einstellung des 2.Pollzelaktlon in KObldo~ , wo mehr als Am gleichen Tag schaffen es WAA· Verfahren• gegen Landrat SchuleNr 500 Polizisten gegen 43 Ubernachtungs­ Gegnerlinnen erstmals den WAA-Zaun zu Mit 31:12 Stimmen forderte der Schwan­ gllste von Landwirten vorgingen. Ohne knacken. Es entsteht ein Loch, was groB dorfer Kreistag die Einstellung des Diszi­ Durchsuchungsbefehl beschlagnahmte genug zum DurchschiOpfen Ist. plinarverfahrens gegen Landrat Schule­ sie Obllches landwirtschaftliches Werk­ Die Polizei Ist enttAuscht, daß Ihr angeb­ rar, das er sich auf Grund verschiedener zeug als •gefährliche Waffen•. lich unbezwingbarer Superzaun so leicht Äußerungen als Redner auf Veranstaltun· 3.Den cs-Gas Einsatz der Polizei, bel dem zu knacken Ist. gen eingehandelt hatte. TOtungen billigend ln Kauf genommen • Bisher 300 000 DM Schaden durch An· 13.4.: serte von Anachllgen • Alle Tage wurden. achllge« Sabo-Tage 7.4.: Schu...., bekommt SPD- ln einer gemeinsamen Veranstaltung von Erneut werden ln verschiedenen Ort· Umweltprels Umweltmlnterlum und Polizei wird Bilanz schatten in der NAhe des WAA· fOr •Mannesmut gegenOber der Obrig­ gezogen: Bisher 92 verletzte Polizisten, Bauplatzes Strommasten angesAgt, die keit•. Immerhin, der Preis Ist mit 5000 DM 125 zeratorte Dlenstfahrzeuge, 300 000 bei starkem Wind wohl umgestOrzt wAren. dotiert. Ob Schulerer das Geld wohl den DM Schaden durch AnschlAge. Die Polizei muß die Gebiete weltrAumlg WAA-Gegner/lnneln spendet? 8.4.: Starbtrommalt nlhe WAA-Gelinde absperren. Spital bel BI-Versammlung angeslgt 9 Wackeradort

Ostermarsch, wie wir Ihn uns Immer Foto: Pan-Foto wonschen Ostennarsch '86

Eine Mutter verbindet Ihrem ca. 9-jAhrlgen Zaun zu schaffen, werfen Steine, Knappet kaum jemand hatte anderes erwartet, die Sohn Nase und Mund mit einem Tuch, als gegen die Wasserwerfer, versuchen Sta· am Zaun fOhlten sich höchstens etwas ein· der Wasserwerfernebel sie erreicht und cheldraht herunterzureißen oder LOcher ln geengt, und die Staatsgewalt belohnte die schlAgt sich fOr einige Minuten mit Ihm das Metallgitter zu hebeln. Oie Masse der gute Tat mit vollen Ladungen aus der Was­ hinten ln die Bosche. Eine Gruppe um ein Leute, eher mit Hund und Kind als fOr wel· serwerferkanone. Es waren auch nicht die Ehepaar, das sich Ober die Steinewerfer tergehende Aktionen gerostet, verfolgt die Einheimischen, die Kerstlngs Aufruf folg· am Zaun aufregt und sich um den Ruf der AktlvitAten am Zaun Oberwiegend mit Sym­ ten, sondern Mitglieder von Pax Chrtstl Demo ln den Medien sorgt, diskutiert wel· pathie, einzelne helfen auch mal Steine­ u.A. Gruppen, die mit derartigen Aktionen ter die •Gewaltfragec, nachdem auch sie sammeln, ein älterer Herr verleiht sein sch

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von Chaoten begibt, hat es selbst zu ver­ den, nur absolute Notfälle konnten noch nen einzigen Buh-Ruf erntete. WAhrend am antworten, wenn er ln Mitleidenschaft ge­ behandelt werden. Bauzaun die Staatsgewalt die Menge mit zogen wird.• Auch der Wasserwerferein­ Obwohl nur direkt am Bauzaun Aktionen Kampfgasen einnebelte, beschwor Schul­ satz mit Reizgas war Im Vorfeld angekon­ liefen, spritzten die Wasserwerfer hoch ln rer die Kundgebungstellnehmerllnnen, al­ dlgt worden. Pollzelprlsldent Frlker hatte die Baumwlpfel, damit der CS-Gas-Nebel les zu tun, damit Friedlichkelt und Gewalt­ verlauten lassen: •Eine genaue Unterschei­ möglichst breit verteilt wurde. TrAnengas­ freiheit bei den Veranstaltungen gegen die dung zwischen friedlichen und gewalttäti­ granaten wurden vorzugsweise weit nach WAA erhalten bleibe. gen Demonstranten sei beim Wasserwer­ hinten ln die schaulustige Menge gewor­ BezOglieh der WAA appellierte Schulrar le­ fereinsatz nicht mehr möglich.• fen. Der •Spiegel• kam zu dem Fazit, dies diglich noch an die Landesregierung, Ihre Ursprünglich sollte mit diesen Drohungen sei nicht das von Zimmermann angekün­ Entscheidung •zu überdenken•. Schulrar verhlnderft werden, daß Oberhaupt bürger• digte •neue Schlachtfeld von Chaoten und hatte schon vor der Veranstaltung vor Ge­ liches Publikum zum Bauzaun kommt, da Unksextremlsten• gewe~n . sondern eher walttätigkeiten gewarnt und ~avon abgera­ diese Rechnung nicht aufging, kam es ein Schauplatz polizeilicher Machtvollkom­ ten, zum Bauzaun zu ziehen. Auch der jetzt auf mOgllchst breite und nachhaltige menheit und Überreaktion. Sprecher der Oberpfllzer Blj mahnte zur Abschreckung an. Die Polizeitruppen blie­ absoluten Gewaltlosigkeit, die Kundge­ ben Innerhalb des Baugellndes, der direk­ Tomaten für Schulrar bung solle zu einem •Manifest des Frie­ te Einsatz Im Kontakt mit der Bevölkerung dens• werden. Kein Wort fiel auf der Kund­ hatte zu •Verschlelßerschelnungen• bei Bei der ca. 500 Meter vom Bauzaun ent­ gebung zur tatsichlieh ausgeübten Ge­ den Beamten geführt. Eingesetzt waren fernten Kundgebung lOsten sich derweil walt, den CS-Gas-Einsätzen gegen die dafor 41 Wasserwerfer aus verschiedenen SPD- und DKP-Frledensbewegungsredner Menge am Bauzaun, zu den polizeilichen Bundesllndern, darunter rot-grone aus ab, der Platz leerte sich zuseh~nds, die Vorfeldaktionen ln den Camps der Oemon-

Foto: Pan-Foto Hessen • der grOßte Wasserwerfereinsatz Masse wanderte Richtung Bauzaun. Zu­ stranten, kein Wort zu den Pollzelkontrol­ ln der bayrischen Geschichte. Gleichzeitig letzt standen anscheinend nur noch einge­ len, die jede/r vor Betreten des Kundge­ das erste Mal, daß ln Bayern das berech­ fleischte SPDier/lnnen und bungsgeländes Ober sich ergehen lassen tigte CS·Gas als Wasserwerferbeiml· Friedensgropplerllnnen dort. Anders Ist es mußte. schung eingesetzt wurde, und das ln einer kaum zu erklären, daß nicht Tomaten und Damit hat die SPD diesen • Maßnahmen belspiellos hohen Konzentration. Der Eier auf die BOhne flogen (vielleicht waren gegen StOrer und Gewalttäter• Ihr Einver­ Waldboden war bereits nach wenigen Mi· die einen so überrascht und die anderen ständnis erteilt, mußte sie auch aus Ihrem nuten schaumbedeckt, ebenso die Klei­ hatten nix dabei?). Denn was sich ln MOn­ KalkOI jeden weltergehenden Widerstand dung der ~etroffenen . Das von den Sanis ehen SPD-Chef Hlersemann nicht erlauben verhindern, auch Im Hinblick auf ihre •Re­ Im Wald deponierte Wasser fOr Augenspo­ konnte, das wurde einem hier von SPD· glerungsflhlgkelt•. iungen war von der Polizei einkassiert wor- Landrat Schulrar geboten, ohne daß er el- Gegen Atomenergienutzung und Atom-

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staat wandte sich folgerichtig auch keiner, beschlftlgt war und andere sich mit der stattdessen prlsentierte sich die Friedens­ vorherigen Faschings-Demo Oberlastet liste mit Slogans wie: •Gegen die Krieg­ hatten. streiber Strauß und Reagan - gegen WAA Oie Aufnahme des Wackersdorfer Oster- und SDI•. Nach IIngeren Auseinanderset­ marsches ln die zentrale Planung der Frie­ zungen mit den Veranstaltern durfte noch densbewegung gaben DKP und Friedensli­ ein Vertreter der Oberpfa ste Gelegenheit, sich an den Wl~erstand ,.C!~r!i!!~~ lzer Blä das Podium erklimmen, der die Ak· tlon •Giro Blau• fOr das Ding hielt, was jetzt angesagt sel - peinlicher ging$ kaum.

anzuhangen. Es Ist sicherlich einerseits positiv zu vermerken, daß diese Kratte auch mal gegen was anderes als SOl ein­ treten, doch dOrfte hier auf die bevorste­ Das Konzept der SPD, die • Durchmischung henden Landtagswahlen geschielt worden von friedlichen Demonstranten und Chae> sein, darober hinaus erweiterte die Beteili­ ten zu verhindern•, ging nicht auf. Trotz­ gung dieses Spektrums den Spielraum der dem richte sich, nicht nur bei den Kundge­ SPD Richtung •Gewaltfrelheltsbeschwö• bungsreden, daß die Oberpfllzer BI$ sich rung•, Dlstanzierung und Spaltung vom ra­ nur am Rande fOr den Ostermarsch enga­ dikaleren Widerstand. . giert hatten. So hatte die SPD die Sache Ein Flugblatt aus dem Anti-WAAJAKW­ pressemlßlg sowohl Im Vorfeld als auch Widerstand mit Anleitung zur Demontage nach der Demo voll in der Hand, wichtige des Zaunes versetzte die SPD ln Unruhe. Infrastruktur wie ErmittlungsausschuB Der Vorsitzende des Bundestagslnnenaus­ wurde ungenogend oder gar nicht bekannt. schusses. A. Wernltz (SPO), warnte, der Formal aufgerufen hatten die BI$ zum Ostermarsch kOnne •schlimmer als in Ostermarsch, neben SPD, Gr~nen und ver­ Brokdorf oder an der Startbahn West• wer­ schiedenen Frledenslnltlatlven, doch Im den, und riet seinen Partefreunden, die De­ KoordinationsausschuB waren sie zum ei­ mo entweder mehrere Kilometer vom Bau­ nen schwach und zum anderen nur durch zaun entfernt stattfinden zu lassen oder Personen vertreten, die die BI-Interessen abzublasen. Damit brachte er die Bayem­ nicht reprasentlerten. Das geringe Engage­ SPD in eine peinliche Lage. Denn sowohl ment entsprang einerseits einer Fehleln­ zu einer so weltgehden Verlegung als auch schatzung der Mobilisierungswirkung des zum Abblasen war es zu spat, wollte die Ostermarsches, hinzu kam, daß die BI Sc SPD sich nicht zwischen alle StOhle set­ hwandorf mit Wahlkampfvorbereitungen zen. Nach zwei Sondersitzungen rang sich Foto: OPA 12 Wackeradort

die bayrische SPD dazu durch, den Aufruf reitet hatten, am Zaun zu rütteln, waren außer Zugucken nichts machen wollte und nicht zurückzuziehen, stattdessen solle durch die Verhaftungs· und Durchsu· denen mansch höchstens einen Schrecken die Kundgebung in eine Entfernung von chungsaktionen sowie die Polizeiaktionen einjagte, zum anderen, daß mansch sich 800 Metern vom Bauzaun gelegt werden, am Bauzaun am Tag vor dem Ostermarse h nicht in Krefeld befand, sondern Im Schutz denn am Bauplatz könne man »keinem So­ zum einen demoralisiert, zum andern ihrer einer vieltausendköpfigen Masse. zialdemokraten guten Gewissens raten, an Mittel beraubt. Zusätzlich hatte eine »Poil· So entstand die paradoxe Situation, daß der Demonstration teilzunehmen« (Hierse­ zeiindiskretion« fOr Aufregung gesorgt, Zehntausende von Menschen mit großen marm). Den Coup landete dann Schulrar in nach der im Wald zu den angeblich im Bau· Sympathien fOr weitergehende Aktionen seiner Funktion als Landrat, der die Kund· geläönde befindlichen 10.000 Polizisten am Bauzuan standen, die Gewaltfreien völ· gebung ohne weiteren Widerstand aus weitere 10.000 versteckt seien, die bei lig deplaziert wirkten und die Möglichkeit, dem Koordinationsausschuß per Dekret eventuellen Aktionen am Zaun den Auftrag Stimmung plus schOtzendes Umfeld prak· nur 500 Meter vom Bauzaun entfernt ge­ hätten, mit Greiftrupps Festnahmen zu tä· tisch ungenutzt blieb. Eine organisierte nehmigte. tigen. Diese lnformatioon wurde am Mon· AKW·Bewegung, die sowohl bei der Pres­ t~g bereits als Flugblatt verteilt, mit dem searbeit zwecks Vermeidung von Distan· Zusatz, jede/r mosse selbst seine/ihre zierungen eingegeriffen hätte als auch bei RAF ln Wackeradort SchlOsse daraus ziehen, inwieweit er/sie der Demo-Organisation, und vor Ort z.B. was machen wolle • zusammengenommen mit langen Seilen dem Zaun und den her· Im Hintergrund des SPD-Eiertanzes stand wirkte es jedoch als Warnung vor weiterge· umstehenden Menschen auf die Sprünge eine CSU-Kampagne, die an die Hetze im henden Aktionen. Übersehen wurde von geholfen hätte, hätte hier die Gelegenheit Vorfeld der Brokdorf-Demo 1977 erinnerte. den Verteilerlinne/n, daß das Flugblatt in gehabt, SPD und Gronen praktisch etwas Faselte Peter Boehnisch seinerzeit in die Hände von Leuten geriet, die ohnehin entgegenzusetzen. »BILD« vom Tod einer »Jungfrau von Brok· dorf«, bemüht man in Bayern die RAF oder Demonstranten, die »ihre Notdurft vor den Polizeiaktionen Im Vorfeld des Ostermarsches FOßen der Polizeiposten verrichten«. (Neu· er Tag, 29.3.86) Bevorzugtes Medium derar· tiger Ergüsse oder bezahlter Anzeigen von 1000 Polizisten gegen Polizei und Landesregierung waren die Oberpfälzer Regionalzeitungen, in denen der Verfassungsschutz vor Anschlägen der 300 Camperlinnen RAF warnte, die die WAA als neues Ak· Am Samstag, d. 29.4., stürmte die Polzei im Hetzbeitrag ohne Beispiel; vorher hatte tionsziel auserkoren hätte oder Zimmer· Morgengrauen ganz mutig mit 1000 Bullen das Filmteam der Polizei seine Autzeich· mann »gegen die Demokratie reisende« das zentrale Camp am Baggersee in Ho­ nungen zur Auswertung überlassen. Fer· Chaotengruppen gen Wackerdorf ziehen fenstetten. Alle 279 Camper/innen wurden ner hätten Vermummte einen Angriff auf ließ, »die dem Umfeld der RAF zuzuordnen festgenommen und ED·behandelt. Polizei· einen tieffliegenden Hubschrauber gestar· sind und Mord als Mittel des politischn präsident Friker persönlich hatte in tet. Bei dem »tieffliegenden Hubschrau­ Kampfes billigen worden«. (NN, 29.3.86) Feldherren-Manier die Aktion von einem ber« hatte es sich um eine Polizeiprovoka· Möglicherwelse war diese Mobilisierung Hügel aus Oberwacht Oie Festgenomme­ tion gehandelt. Er war Ober dem Camp cJn von BOrgerängsten zu billig, erreicht wurde nen wurden in Knäste in ganz Bayern auf· einer Höhe von ca. 5 Metern geflogen, der jedenfalls nicht, daß »jeder einzelne einen geteilt und bis zur gesetzlich zulässigen Luftdruck riß Zelte und Menschen zu Bo­ klaren Trennstrich ziehe zwischen sich und letzten Minute in »Gewahrsam« gehalten, den. Ein FAZ.Journalist bekam später of· den politischen Rädelsführern, die zur Ge­ dem Abend des darauffolgenden Tages. fanbar einen Polizeifilm zu sehen, nach walt aufrufen«. (Neuer Tag, 29.3.86) Nach Plänen der Polizeiführung sollten sie dem in der Nähe des Zeltlagers ein Hub­ Die Bauern in den Dörfern rund um den Ta· bis Montagabend in Sicherungshaft gehal· schrauber so weit auf ein unter ihm fahren· xöldener Forst hatten Landesregierung ten werden, dies scheiterte jedoch an den des Moped »mit zwei Vermummten« (ver· und Polizei schon Wochen vorher gründ· Amberger Amtsrichtern, die sich weiger· mutlieh mit Gesichtsmaske und Heim) her· lieh verärgert und ihnen die Angst vor den ten, die Haftbefehle abzusegnen. Alle wa· unterging, bis es mit den beiden Fahrern Chaoten ausgetrieben. »Wendländische ren im Laufe des Sonntagabend nach Am· umstürzte (FAZ, 1.4.86) • was als glatter Zustände« herrschen in Kölbldorf, Alten· berg gekarrt worden und wurden hier Mordversuch zu werten ist. schwand, Warmersdorf, die Bauern wer· nachts um 24.00 Uhr auf freien Fuß ge· den bespitzelt und überwacht, bei der Ar· setzt, die meisten ohne Gepäck, Schlaf· Kölbldorf • zum x·ten Mal beit angehalten und fotografiert, nachts sack und jetzt zusätzlich noch ohne werden ihnen die Höfe ausgeleuchtet • al· Schlafplatz. Das Camp war inzwischen Am Montagmorgen rOckte die Polizei auf les unter dem Mäntelchen des Schutzes aufgelöst worden, die Zelte waren mit Bull· einem Hof in Kölbldorf an, wie fast immer vor Chaoten. Dies gipfelte in den Ourchsu· dozern zusammengeschoben worden, vie­ ohne Durchsuchungsbefehl, Begründung: chungsaktionen von Scheunen und Ställen le wurden zerstört, das restliche Gepäck »Gefahrenabwehr« und durchsuchte mit mehreren hundert Bullen mit Helmen durfte später von der BI abgeholt werden. Scheune und Ställe. Hier war das letzte fe­ und Stöcken (siehe Kasten). Die Reaktion Vorwand der Polizeiaktion waren angeb· ste Camp gewesen. Die Bewohner waren ist auch die gleiche wie im Wend land. »Vie· lieh im Camp versteckte »Waffen und vorher gewarnt worden, die Polizei plane len war die WAA egal, jetzt wird die Bevöl· Werkzeuge«, der Presse wurde später ein eine Großaktion und waren rechtzeitig ver· kerung erst wach, weil sie von der Polizei »ausgehobenes Waffenlager« aus Auto­ schwunden. So traf die Polizei morgens schikaniert wird«, so ein Bauer (SPIEGEL, und Camper-Werkzeug präsentiert, die um 6 Uhr »nur« 43 Leute an, die alle einkas· 15186). FAZ hatte zusätzlich »Chemikalien zur Her· siert und den ganzen Tag festgehalten stellung von Sprengstoff« gesichtet. ln alle wurden. Zur gleichen Zeit wurde in War· Eine Chance wurde verpaßt Festnahmeprotokolle wurde »Landfrie· mersdorf eine Garage durchsucht, die ein densbruch und Körperverletzung« einge­ Bauer als Schlafplatz zur Verfügung ge­ Die Dominanz von SPD und Friedensbewe­ tragen. Die Körperverletzung sollte ein stellt hatte. Auch hier wurde gleich das gung, der ROckzug der Bis sowie eine Feh· »Überfall« von Vermummten auf zwei Ka· ganze Dorf während der Polizeiaktion ab· Ieinschätzung der Stimmung hatten auch merateams des Bayrischen Rundfunks gesperrt. ein Wegbleiben eines wichtigen Teils des sein, die beim Filmen einer Barrikade mit Im Laufe des Vormittags erschien die Poil· Widerstands bewirkt, der beim Oster· Steinen beworfen worden seien. Dazu zei dann noch am BI·BOro, das keiner mehr marsch zu weitergehenden Aktionen in der hatten/hätten die Betreffenden auch allen verlassen durfte, und durchsuchte das hier Lage gewesen wäre, sprich der soddeut· Grund gehabt, denn nicht zum ersten Mal deponierte Gepäck der Camper/innen von sehen Autonomen und ihres Umfeldes. sendete der BR, diesmal in »report«, einen Hofenstetten. Diejenigen, die sich trotzdem darauf vorbe· 13 Wackersdorf A Ostem in Wackersdorf Autonome Politik in Wackersdorf und Um· •• gebung wurde mit der Prämisse eines ge­ - eine Einschätzung meinsamen, umfassenden Widerstands aller Gruppierungen verstanden, aber nie ohne die Inhaltlichen und praxlsbezoge· Im folgenden gehen wir nicht näher auf , nen Konturen und Abgrenzungen gegen· die Entwicklung des gesamten WAA· Ober Parteien wie SPO, Grane oder sonsti­ Widerstands ein (s. vorhergehende Arti· gen Gruppen, wie BUND oder NaturschOt· kel). Ausgehend vom Beschluß der SOd· zern verwischen zu lassen: Bei einer Podl· deutschen Autonomen, nicht for Ostern .. umsdiskussion während des Sommerla· zu mobilisieren, wollen wir unsere eigene gerssaß ein •Chaotoc mit auf dem Podium, Rolle als Autonome bzw. der Autonomen, auf der Kundgebung während der Manch· als Teil des WAA-Widerstandes betrach· ner Demo vom 12.10 . sprach eine Autono· ten. Zum einen, um gemachte Fehler zu me. korrigieren, um es in Zukunft besser zu Bei den insgesamt 3 Bauplatzbesetzun­ machen. Zum anderen, um eine langfrlstl· gen spielten die Autonomen Inhaltlich ge Perspektive im Widerstand gegen die und praktisch eine wichtige Rolle. Die An· WAA zu finden. Eine Perspektive, die di· griffsfläche auf die »Chaoten" und sog. rekle Aktionen gegen die WAA beinhaltet, »Gewalttäter« wurde durch Ihre Präsenz die aber vor allem einen Inhaltlichen Rah· natUrlieh vergrößert: Hetzkampagnen (s. men tor einen langjährigen Widerstand Kasten) und Verleumdungen, Distanzle· rungen mittels willkOrlicher Definition des Gewaltbegriffs und nicht zuletzt Spal· tungsversuche, Versuche den »normalen Demonstranten" vom sog. Gewalttäter zu isolieren lösten einander ab.

s1ch n;hA'TbP.särid'ers Bayrlsche Landesregierung (wen wun­ dert's) und die SPO mit ihrer 800 Meter­ uns Kampagne hervor. die meisten WAA bzw. AKW-Gegner/lnnen Oie Bestrebungen gingen alle 10 eine Im norddeutschen Raum stellt sich gera· Richtung: Oie Autonomen, die »Gewalttä· de der Widerstand in Wackersdorf probte· ter• und •Chaoten.. zu Isolieren, sie als matlsch dar: es gibt kaum eine Möglich· .. untragbares, unwOrdlgesa, einfach als keit permanent und kontinuierlich an den ~.WWHttnmli »Abschaum• darzustellen. Der Wider- Diskussionen und Auseinandersetzun­ stand sollte nett und friedlich ablaufen, gen, Vorbereitungen von Aktionen und illW~Htmrm um ihn so durch die Partelen zu lnstutio· den Aktionen selber des SOddeutschen nallsleren, damit die WAA letztendlich oh­ WAA·Widerstandes teilzunehmen. Wir ne ernstzunehmende Schwierigkeiten ge­ sind zum groBen Teil angewiesen auf das, baut werden kann. was »unten• läuft, haben fast ausschließ· Trotz größtem Aufwand blieben die Hel· lieh nur die Möglichkeit, uns in vergebene zer weitgehend erfolglos: Der Widerstand Strukturen und Prozesse einzugliedern. ln Wackersdorf Ist immer noch größten Mll den Folgen, die wir zu Ostern erlebt Teils geschlossen. Innerhalb von Teilen der einheimischen haben. (Allerdings bleibt der Widerstand nicht ..l.lol~~ll'llrl Bevölkerung findet eine zunehmende Ra· nur auf SUddeutschland beschränkt, was dlkalisierung statt. (weit schneller Obri· die zahlreichen Reaktionen der letzten Monate, besonders auf den Tod von E. Slelka und nach Ostern auf den Tod von Oie von Friedensbewegungen, Alois H. im Norddeutschen Raum zeigten,) Oberpfälzer Bis geplante Osterkundge· bung wurde von den SOddeutschen Auto· nomen als willkommene Gelegenheit rar SPO und Staatsmacht eingeschätzt. den Widerstand gegen d1e WAA zu spalten, wobei besonders die schlechten Erlah· rungen mit " Friedensbewegten• und lh· remUmgangmit Militanten eine entschei­ dende Rolle spielte: Beschlossen wurde • nicht auf den schon fahrenden Zug aufzu. springen, sondern sich auf eigene Akllo· nen, wie das geplante Pfingstcamp, vor· zubereiten. Nachdem ein autonomer Kundgebungsredebeitrag nicht möglich zu sein schien, auch keine keine prakll· sehen Aktionen am Bauzaun vorzuberei­ ten, um eine vom Rest der Kundgebung Isolierte militärische Auseinandersetzung mit der Staatsmacht zu Ostern aus dem Weg zu gehen, wurde beschlossen, sich gänzlich aus der Vorbereitung zurOckzu· - -- ... ,

Wackersdorf Autonomer Widerstand gegen die WAA Am Montag war die Uberraschung per· Es fehlte daher zum groBen Teil (bis auf fekt. Die BOrger strömten zu lausenden die Sanigruppen) jede Vorbereitung oder zum Bauzaun, von Einmache u.a. war kel· Planung fOr die Demo, die Ober das allge­ ne Rede mehr. Vielmehr rächte sich das meine - na Ja, mal sehen, ob genug Leu­ Fehlen von Werkzeug und Ausrostung, te zum Zaun mitgehen - hinausgehen. das durch die Beschlagnahmung und Kontrollen allein nicht erklärbar war. Die Am Samstag war die Stimmung geprägt Unklarhell Ober die Vorbereitung vor On von den Massenverhaltungen am Mor· und das Fehlen einer wirklich bundeswel· gen. Beim chaotischen Plenum am Abend ten Planung und Koordination hatten be· kam nach langer nerviger Diskussion, wie wirkt, daß nur wenige Greupppen mit der wir den Gefangenen unsere Solidarität nötigen Entschlossenheit und AusrO· ze1gen können, beschlossen, eme Demo stung runterfuhren, sondern eher Im Kopf in Schwandorf zu machen. Von Amberg, hatten, von "unten" vorbereitete Aktionen wo einige der Gefangenen einsaBen,wur· zu unterstotzen. de abgerOckt, da inzwischen bekannt war, So fraglich militante Großaktionen ä Ia daB dort starke Polizeikräfte zusammen­ Brokdorf und Grohnde angeslchts der ml· gezogen waren und auch die Bis ge­ lltärlschen Überlegenheit und der AusrO· schlossen gegen Amberg waren. stung der Polizei sind, bleibt doch zu fra­ Die Demo war trotz aller BefOrchtungen gen, ob nicht punktuell und mit einer soi· recht gut, (fast kein Bulle war zu sehen) chen massenhaften Unterstatzung durch und fand bei der Schwandorier Bevölke• die einheimische Bevölkerung oder Indem rung große Zustimmung. wir den Zeitpunkt uns selbst aussuchen - und dann mit weniger Leuten - so et· was doch möglich und machbar bleibt. Am Sonntag zeigte der Waldspaziergang, daB gemeinsam mit etwa 1000 BOrgerlln· " nen und durch s1e geschOtzt fOr etwa zwei i Stunden der Zaun zur Bearbeitung zur Vertagung stand, wobei die Polizei sich auffallend zurOckhielt. Praktisch am Abend vor der Demo beim Städteplenum wurde diese dann vorberei· tet. Einleitend wurde nochmal die aus ziem­ lich SICherer Quelle bekanntgewordene Strategie der Bullen diskutiert. Sie plan­ ten die Leute am Zaun von der Kundge· bung abzuspalten und durch Im Wald ver· f steckte starke Kräfte einzukesseln und abzugreifen. Beschlossen wurde, dem da· und nur azu durch vorzubeugen, daB die Waldwege belebung und Schaffung von traglllhigen zwischen Kundgebungsplatz und Zaun Obereglonalen Strukturen in der Anti· mit, von Leuten gesicherten, Barri AKW-Bewegung dringend nötig. gehalten werden, um so den Zum anderen ist die ausschließliche Zaun, Ober Funk gewarnt, noch Orientierung auf Bauplatz und Zaun ein Zeit zum RO zu Fehler, da wir nicht d1e militärische Stär· ke haben, sie da erfolgreich anzugreifen, wo sie am stärksten präsent sind. Da viele der WAA-Gegner/lnnen mcht ständig nach Wackersdorf fahren kön· nen, da wir aus den verschiedensten Städten und Gegenden kommen, drängt sich die Überlegung auf, ob dieser Nach· teil nicht auch ein Vorteil sein könnte. Wackeradort "1 0 mal war ich gewaltfrei - Wackersdorf und die "Als "unbehaglich" wertete Friker sprudelte eine Käuferin, ca. '40, über .frei" vor Zaun, Wasserwerfer und die "seit Anfang des Monats feststell­ ihre Erfahrungen mit der Polizei. Bullen stellten, um sie gegen die bare So/idarisierung Einheimischer mit Sie wollte, daß etwas passiert heute, "Gewalttäter" zu schützen. Gewalttätern." Auch einzelne Ober­ zwar sei es nicht so gut, wenn gleich Sicher, was sich Ostermontag gegen pfälzer Demonstranten müsse man mitt­ mit Steinen auf die Polizisten geworf­ den WAA-Bauzaun abgespielt hat, war lerweile der Chaotenszene zurechnuen, en würde, aber :"Hoffentlich, hoffent­ lediglich eine symbolische Militanz. meinte der Polizeipräsident." So die lich passiert heute etwas... " Obwohl ja absehbar war, daß Zig­ "Mittelbayerische Zeitung" vom Es ist ja durchaus üblich, daß es bei Tausende WAA·Gegner/innen, und sei 25.03.86. Kundgebungen dieser Art zu Ausein­ es nur zum Gucken, zum Zaun ziehen 6 Tage später haben wir diese andersetzungen zwischen den dog­ würden, gab es nichts, um sie in die "Chaoten" am Bauzaun der WAA matisch Gewaltfreien und militanten Aktivitäten einzubeziehen. Etwas weh­ erleben können. Zwischen CS- und AKW-Gegner/innen kommt. Noch nie mütig dachten wir an die Erfahrungen CN-Gasschwaden stießen wir unverse­ zuvor hatten wir jedoch eine derart von Grohnde im März 1977, wo es hens auf eine heftig debattierende tiefe Spaltung zwischen den aktiven immerhin jede Menge Ankerhaken Gruppe Einheimischer. Ein Herr in Teilen der örtlichen Bevölkerung und und an die 40 m lange Taue gab, um etwas besserer Kleidung, etwa 35 denjenigen erlebt, die sich "gewalt· • von Megaphonträger/innen mit Hau Jahr, war Gegenstand heftiger Em­ pörung: Er vertrat hartnäckig die These von der generellen Sinnlosig­ keit der Gewalt gegen die WAA. Eine Hausfrau neben ihm, ca. 45 , berichtete mit zunehmender Erregung von dem, was sie mit eigenen Augen an Poli­ zeieinsätzen erlebt hat. Ein älterer Mann, ca. 70 kommt durch das Kreis­ rund . und klopft mit seinem Stock an seine Schulter, um mit seinem Protest Gehör zu finden. Eine 2. Frau, ca. 50, fällt ein- Sie habe nur nicht soviel Mut, wie die da am Zaun, sonst wäre sie längst dabei - beifälliges Mur­ meln und Nicken im Kreis. Von den etwa 16 Umstehenden unterstützt ein einziger junger TYP - er spricht ohne Dialekt den Vertreter der Gewalt­ freiheit. Alle anderen, alles Menschen, die man genausogut bei Karstadt tref­ fen könnte, redeten aufgebracht auf ihn ein. Szenen, die eine "Freie Republik Wendland" nicht kannte. Schon zuvor, in einer Ecke, aus der auch geworfen wurde, hörte ich plötzlich einen Bayern, ca. 45 , sich umdrehen und einem Gegenüber zurufen:" 10 x war ich gewaltfrei, aber beim 11. Mal ist Schluß!" Ein Rentner, gibt einem Schwarzmaskierten sein Taschenmesser und verweist auf den Dom, mit dem sich leichter Steine herauswühlen ließ• en. Ganze Familien, den Kindern von der Mutter das Tuch vor den Mund gebunden, lassen jede zurückgeworfene Tränengaspatrone hochleben. Die meisten anderen stehen halt nur stumm dabei, gerade soweit vorne, wie sie der Wasserwerfer nicht erreicht. Schon bei meinem Rundgang mit der ,,Atom" auf dem Kundgebungsplatz Foto: OPA 16 Wackeradort

aber beim 11. Mal •••" Gewalt von unten

Ruck angefeuert - mit allen Herum­ ist die· Auseinandersetzung mit jenen positiv praktizierte "Gewalt von ua­ stehenden zusammen am Zaun um das ''Gewaltfreien", die sich den Schwarz­ ten" Wackersdorf nicht verhindert we~ AK.W zu ziehen, bis immerhin ganze vermummten in den Weg stellten und den kann. Diese Diskussion ist u.E. Teile herausgebrochen waren. Wenn also zum Dank besonders scharf von Wasser­ aber auch erneut wichtig zur Standort­ überhaupt Kritik an der Militanz be­ werfern eingedeckt wurden, Menschen, bestimmung der unabhängigen Anti­ rechtigt war, dann insofern, daß sie über die man gleichieitig lachen und AKW-Inis gegenüber den GRONEN. zu unkoordiniert, mit zu wenig Ma­ weinen möchte und die speziell für Der Folgende Artikel ist hoffentlich terial, und Ausrüstung und fast au&­ die SpaltungSversuche der SfD die ein Diskussionseinstieg (Leserbriefe und schließlich im Fighter-stil der schnel­ wertvollsten Verbündeten waren. Gegen-Statements sind willkommen). len Turnschuhe praktiziert wurde, so­ Wir wollen uns im Folgenden mit Anschließend ein Beitrag zur Erinner­ daß der Rest wirklich nur zugucken ung an den Friedensherbst 1983 und der Gewalt von Wackersdorf ausem­ die dort gelungene Integration der statt mitanpacken konnte. Es ist sicher andersetzen, weil wir glauben, daß sinnvoll, über effektivere Formen der "Gewaltfreiheit" in den Polizeistaat. Mllitanz bei derartigen Situation zu ohne Auseinandersetzung über eine diskutieren. Viel wichtiger und drängender aber "Gewalt-Freiheit" Ja bitte!

Die Verfechter einer grundsätzlichen ginnt. "Gewaltfreiheit" sWtzen sich in ihrer Die prinzipiellen Beturworter der Argumentation gern darauf, daß ebenso "Gewaltfreiheit" seitens der Bürgerini• wie sie auch der allergrößte Teil der tiativen befinden sich also in einer Anti-WAA-Bewegung und der Bevölker• schlechten Gesellschaft von Gewalt­ ung "gegen Gewalt" sei. Das ist sicher tätern. Sie sind gleichzeitig politische richtig. Aber sieht man/frau näher Nutznießer von Verhältnissen, wo für hin, so zeigt sich, daß die wenigsten die Propapierung der ''Gewaltfreiheif' davon wirklich "Gewaltfreie" sind. die ganze Skala der bürgerlichen Medien ''Gegen Gewalt" sind in Sachen (inkl. "BILD") und Politiker (inkl. Wackersdorf erstmal die DWK, sodann Strauß) höchst aktiv ist, während umge­ die bayerische Staatsregierung und die kehrt der "Gewalttäter", der den WAA­ Bundesregierung, selbstverständlich die Zaun zersägen, oder Zum Schutz gegen SPD und schließlich selbst die Polizei den BGS eine Baumbarrikade legen (und die Grünen? d.Setzer). Sie alle will, mit gesellschaftlicher Ächtung und versuchen die Anti WAA-Bewegung da­ mit Bestrafung rechnen muß. Je mehr von zu überzeugen, daß sie mit Go­ die Anti-W AA und Anti-AKW-Beweg­ walttätigkeiten doch bloß ihrer Sache ung sich vorrangig an dieser "herrschen­ schaden würden. Bekanntlich sind das den" Meinung orientiert, desto eher alles keine Gewaltfreien, sondern ganz geht sie dieser auf den Leim. Was z.B. im Gegenteil, diejenigen, die Gewalt steckte dahinter, als sich einige be­ anweuden, indem sie andere radioak­ sonders Schlaue aus der Bewegung am tiven Gefahren ausliefern und das Ostermontag schützend vor den Bau­ durch Polizei~ewalt durchsetzen. zaun und die Wasserwerfer stellten? So hat auch die SPD jahrelang mit Die Begründung hierfür lautete: '1Ver Wasserwerfern ·und 1977 mit dem da1 Prlnzig der Gewaltfreiheit verletzt, größten Polizeieinsatz, den es bis 1pielt der CSUund den WAA-Betreibern dahin in der BRD gab, den Schnellen in die Hand" (SPD-Hiersemann) bzw :: Brüter in Kaikar geschützt. Gerade Polizei und Staat 1tünden enttäu1cht da, die etablierten Parteien, die der Be­ wenn alle1 gewaltfrei verliiuft." (W. völkerung beinahe jede Schweinerei zu­ Daniels von den Grünen). muten, sind die ersten, die ein Riesen­ Diese Äußerungen klingen natürlich geschrei anstimmen, wenn die kleine beim ersten Hinhören idiotisch. Denn Frau und der kleine Mann sich auch mal es ist einfach bewiesen, daß Bunde&­ etwas ernsthafter zu wehren be- regierung . und Bundeskrimalamt etc.

17 Wackeradort keineswegs enttäuscht sondern hochzu­ n a c h den Krefelder Ereignissen, ließen litisch motivierter Agenten-Verdächti• frieden sind, wenn sich Proteste -und Polizei und Justiz aus eigenem Antrieb gungen, war damit in die Bewegung. ge­ seien es auch Sitzblockaden a' la ihren Polizeiprovokateur Troeber hoch­ bracht worden. Friedenherbst 1983 - im kaikullerbaren gehen, der als einer der 'Gewaltt.äter von und kontrollierbaren Rahmen halten. Krefeld' mit festgenommen worden war. ...und doch ganz einfach I Allerdings könnte W. Daniels, seine Für seine öffentliche Präsentation be­ These, allein die Staatsregierung wolle stand überhaupt kein äußerer Anlaß. Sei­ Selbstverständlich kommt auch einem Gewalt von unten, plausibel machen ne Aufdeckung hatte nu.r einen Zweck: Herrn Strauß nichts mehr in die Quere, und erwidern: "Warum wurde denn Sie galt als Beweis ffir die Unberechen­ als eine Anti-WAA-Bewegung, die flir 1onst nach der München-Demo von Okt. barkeit der 'Chaoten' und die Gefahren ihn und seine Sheriffs unkalkulierbar 1985 Polizeiprovokateure eingesetzt? einer, sei es von ihnen oder dem Staat bleibt, weil sie die Art ihres Widerstaß• Etwa nicht mit dem Ziel 'Gewalt' im ausgehenden, Provokationslinie gegenü• des ausschließlich von konkreten Kräfte• Auftrag der bayerischen Staatsregierung ber dem 'friedlichen' Protest. Diese verhältnissen und den taktischen Erfor­ zu provoziereil und die Kundgebung der ~echnung ging leider voll auf. Von nun dernissen her bestimmt. Die hysterische · 50 000 in Mißkredit zu bringen? Und an steigerten sich im Friedensherbst die Hetze vor dem Ostermarsc.h gegen die hat nicht die CSUim Vorfeld des Oster­ Distanzierungen bis hin zum hysteri­ 'Gewalttäter' und angeblich 'RAF'-be­ marsches die Stimmung kümtlich ange­ schen Geschrei, wenn einer nur wagte, seelten Punks war exakt kalkuliert mit heizt?" mit einer Pappnase vermummt auf ei­ dem Ziel, den Bullen.

Eigentlich sollte der •hel6e Herbst 83c die OurchfOhrung der •Naoh.rOstung verhln· dem. Tatsichlieh aber war Im •heißen Herbst• nicht die NachrOstuno und der be­ drohte außere Friede, sondern der angeb­ lich durch militante Minderheften bedrohte innere Friede das eigentliche Thema. Oie Zimmermanner verbreiteten auch damals das ·Horror·Gemlllde blutiger :z;usammen­ stöße zwischen terroristischen Militanten und der bewaffneten Staatsmacht Große Teile der Friedensbewegung nahmen den Ball auf und propa91erten das Unterlaufen des •Zimmermannschen Mllftllrl

19 Foto: Thomas Elnberger

• Die der Versuche acr·waHo••"'"'' Ieien zur staatlichen Strategie hinsichtlich die es •zum Schlimmsten• treiben kOnnten, Verhinderungen der Durch!Ohrung von der Osterdemonstration in Weckersdorf wie es Staatssekretar Spranger (lnnenminl· Parlaments- und RegierungsbeschlOssen springen Ins Auge. Der folgende ROckblick sterlumiCSU) es auf der Tagung nannte. (etwa zugunsten der WAA, Anm. Red.) erfor· auf den •Frledensherbst• basiert auf Infor­ Dieser selbstfabrizierten Bedrohung folgte dertauch die begrenzte Duldung von Versu­ mationen aus der empfehlenswerten Bro­ jeweils zugleich die Versicherung, daß man chen eines sog. zivilen Ungehorsams, der schore •Vertrauen schaffen! Innere Sicher­ es soweit nicht kommen lassen werde, um gewaltlos bleibt•, solange er begrenzt, kal· heit und Friedensbewegung•, Hrsg. von damit die Öffentlichkelt und speziell die kullerbar und fOr den Staat ungefährlich Atomexpress, Atommollzeltung, KB und Friedensbewegung zu animieren, das Ihre bleibt..• Strassenmedlzln, erhältlich Ober Atomex­ fOr die Kalkullerbarkelt und ZAhmung der Im ROckblick betrachtet ging es der Strate­ press, Postfach 1945, 3400 GOttingen. Proteste zu tun. Es folgten im Vorfeld des gie des Staates Im Herbst 1983 zur Durch· Friedensherbstes die sogenannten Krawal· setzung der • Nach•rOstung in erster Linie Spätestens Anfang 1983 begann die Polizei, le von Krefeld, wo 1.000 Autonome nach der um die Verhinderung einer Radlkallslerung die Durchsatzung der Nato-•Nach•rOstung von Schnoor augegebeneo Parole in eine auf Massenebene und um die Wiederher­ konkret zu erproben. • FOr Nordrhein­ Falle gelockt, abgedrängt und von Polizei­ stellung der zwischenzeltlieh angeschlage­ Westfalen hatte Innenminister Schnoor die krAtten systematisch •aufgemlscht• wur­ nen Massenloyalität gegenOber den Parole ausgegeben:•Mehr Erfolg durch dif· den. Herrschaft· und Entscheldungsstrukturen. ferrenzlertes Einschreiten: in der Praxis be­ Wie das Kaninchen auf die Schlange starr­ Das Mittel dazu war die aus Bedrohungs· deutet das: Welche Unie bei Demonstran· ten große Teile der Friedensbewegung in Propaganda und Dialog-Angebot kombl· ten, hartes Durchgreifen bei Chaoten•, er· der Folgezelt auf Krefeld. Selbst die radikal· nierte Oeeskalations-Strategie. Unter Mit· läuterte der •STERN• damals die Einsatz­ gewaltfreie Zeitung •Graswurzel· wlrkung von großen Teilen der Friedensbe­ vorbereitungen. revolutlon• formulierte als Erwartung: »Wir wegung Ist diese Strategie weltgehend auf· Im April 1983 wurde von PolizelfOhrern, gehen davon aus. daB der Staat selbst es gegangen und konnte die Raketenstationle­ NATO-Offizieren und ausgesuchten Polltl· Ist, der die Konfrontation braucht und rung relativ glimpflich Ober die BOhne ge­ kern eine Tagung zum Thema •Polizeiliche sucht.• Auch ln frOheren Konflikten habe es bracht werden. Maßnahmen zum Schutz militärischer Ein· der Staat versucht, "Teile der Bewegung zu Hoffen wir, daß es der Anti-WAA-Bewegung rlchtungen• ln der Polizeiakademie Hlltrup einer gewaltsamen Konfrontation zu provo­ anders ergeht. Denn selbst die bayerlache durchgefOhrt. Als oberstes Ziel der Polizei· zieren.• Eine •erfolgversprechende Strate­ Polizei verzichtet nicht auf das Element die­ einSitze wurde dort von dem SPD-Bundes· gie der Friedensbewegung mosse deshalb ser Doppelstrateg Je, etwa als Im Oktober in tagsabgeordneten Volgt formuliert: •Inter· eine staatlich aufgen6tlgte Konfrontation MOnehen die 50.000 Demonstrationsteil­ esse von uns allen und Aufgabe der Polizei auflaufen lassen. Die Gewaltfreiheit bietet nehmer/Ionen mit den FlugblAttern der ist es, das Recht auf friedliche Demonstra· noch am ehesten die Chance.• Damit war Polizei-Psychologen und anschließend die tlonen zu schOtzen, die Einhaltung der man aber der Polizeistrategie bereits auf 500 in Heldhausen mit den KnOppein des Rechtsordnung mit angemessenen Mitteln dem Leim gegangen: Denn wAhrend einer­ Sonderkommandos konfrontiert wurden. zu gewllhrlelsten und eine Eskalation der seits entlang der Krefelder Linie das Ge­ Beim Ostermarsch ln Weckersdorf Oberließ Gewalttlltigkelt soweit wie m6gllch zu ver­ spenst der E.skalatlon gezOchtet wurde, man die Aufgabe der Spaltung der SPD: Die­ hindern. • Die Prlorltat Volgts lag also nicht wurde andererseits ein massiver Dialog von se drOckte belspielsweise Ihr beaond.,.s bei der Verhinderung · der NATO­ den •Spitzen• belder Selten und eine gera­ Bedauern Ober die DlfferenzlerungsunfAhlg­ NachrOstung, wie es die SPD und er schOn dezu behutsame Einsatz-Taktik entwickelt: kelt der Polizei aus, weil diese auch die ge­ im Mund fOhrten. Nein, Ziel Nr. 1 war es, den gewaltfreies Verhalten wurde pollzelllcher­ waltfrele und abwiegelnde Menschenkette Widerstand dagegen in die von der •Recht· selts oftmals geradezu belohnt. Bel kleine­ heftig anspritzte. Damit wird aber bereits sordnung• diktierten Bahnen zu kanalisie­ ren gewaltfreien und symbolischen Aktio­ Impliziert, daß CS-Angrlffe der Polizei ge­ ren und somit -zumlndes objektiv- die nen begannen die Berichterstatter der Poli­ gen die Obrigen "Chaoten" weniger falsch Durchsatzung der NATO-NaehrOstung zu er­ zei bereits Ober •gelegentlich schon ldylll· und weniger zu verurteilen sind. leichtern . Eine maßgebliche Methode, um sehe« Begebenheiten zu schwArmen: (vgl. Das mitmachen und die Erfahrungen des dieses Ziel zu erreichen, Ist die Drohung mit •Deutsche Polizei•, 1184). ln derselben Aus­ " Frledensherbstes" verdrängen, bedeutet, der Unkalkullerbarkelt der •Gewalttäter•, gabe von •Deutsche Polizei• hieß es weiter: die WAA schon zu 50% akzeptl~renlll

20 Wackeradort 2. Todesfall in Mit Alois Sonleitner hat nach Erna Siel· ka ein zweiter Mensch in Weckersdorf den Tod gefunden. Ähnlich wie bei Er· na Sielka wurden von offizieller Seite Wackersdorf dazu Falschmeldungen und Unschulds· bekundungen abgegeben. A. Sonnleitner war am Ostermontag in· folge eines Asthmaanfalls ca. 2,5 km vom Kundgebungsort zusammengebro· chen, im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Schon vor Feststellung der Todesursache durch ei· ne Obduktion wußte die Polizei, daß sein Tod in keinem Zusammenhang zum eS-Gaseinsatz stünde, Sonnleitner habe an der Kundgebung nicht teilgenommen. Angenommen werden muß jedoch, daß Sonnleitner letzlieh durch den es­ Gaseinsatz starb. Er war an jenem Oster· montag vor Kundgebungsbeginn kurz am Bauzaun gewesen. Zu diesem Zeit· punkt war zwar noch kein Wasserwer· fereinsatz erfolgt, der eS-Gasnebel vom Vortag hing jedoch noch in Bäumen und Blättern. Bei Kundgebungsbeginn hatte A. S. sich auf einen Hügel hinter der Bühne gesetzt. Zu diesem Zeltpunkt be· gann am Bauzaun der Wasserwerfereln· satz. Der .stürmische Wind drehte entge­ gen der Polizeiversion an diesem Tag mehrmals und wehte auch Rlchtung Kundgebungsplatz. Oa die Wasserwerfer absichtfleh möglichst hoch und weit in den Wald sprühten, ist anzunehmen, daß Foto: Thomas Einbarger S. von dem Kampfgas einatmete, was akuten Todesfällen fürhren können. Bei zisten stark gerempelt und wäre gestürzt, seinen Anfall auslöste. Zeugen an der Asthmatikern reicht schon die Nähe zu wenn sie nicht von einem anderen De­ Bühne berichteten, daß sie zu diesem einem vom Wasserwerfer getroffenen, monstranten kurz vor dem Boden auf· Zeitpunkt ein Kratzen im Hals und Nies· um einen Anfall auszulösen, da es seine gefangen worden wäre . Erna Sielka rich· reiz· spürten. S. versuchte zunächst, seine volle Wirkung erst beim Abdampfen von tete sich noch einmal auf, rief dem Poil· Atembeschwerden mit einem Spray zu der Kleidung entfaltet. ln Wackendorf zisten zu .,rühren Sie mich nicht mehr bekämpfen. Da dies nicht ausreichte, be· wurde die höchstmögliche 'zulässige' an" und .,ich bleibe hier stehen, denn gab er sich zu seinem ca. 2 km entfernt Konzentration von es. 300 mg pro Li· auch Ihre Heimat verteidige ich". Kurz stehenden Auto, in dem sich ein Atem· ter, erstmals eingesetzt. es ist nur kurz darauf stürzte Frau S. ein zweites Mal gerät befand. Hier bat er zwei Polizelbe· nach Todeseintritt im Körper nachweis­ und blieb am Boden liegen. Den stän• amte, ihm mit einem Stromanschluß be· bar. Die Verantwortlichen werden wie dig über dem Platz kreisenden Hub· hilflieh zu sein, da sein Akku nicht gela· immer ungeschoren davonkommen, die schrauber zu Hilfe zu holen, wurde von den war. Unklar ist, warum ihn die Be­ toxikologische Untersuchung wird den der Polizei abgelehnt, da er angeblich amten nicht zum nächsten, 500 m ent­ 'Beweis' für die Todesursache ·es-Gas' nicht umzurüsten sei, anläßtich der Fa­ fernten Haus brachten. Die Ärzte konn­ aller Wahrscheinlichkeit nicht erbringen. schingsaktion war damit aber ein Ver­ ten um 16.15 Uhr nur noch seinen Tod Erna Sielka war am 2. März bei einem letzter abtransportiert worden. Ein in feststellen. der wöchentlich stattfindenden Sonn­ der Nähe stehendes BGS.Sanitätsfahr· ln einem Interview mit der TAZ erklärte tagsspaziergänge am Bauzaun an Herz­ zeug wurde nicht eingesetzt, erst nach der im Demo-Sanitätsdienst arbeitende versagen gestorben. Auch ihr Tod hatte 15 bis 20 Minuten brachte ein BGS· Arzt auch Schwandorf, er allein habe 8 laut offizieller Version überhaupt nichts Sanitäter auch seinem Fahrzeug völlig bis 10 Fälle von Bronchialkrmpf mit cor· mit dem Verhalten der Staatsgewalt zu unbrauchbare Intrumente . Die einzige tlsonhaltigen Asthmamitteln behandeln tun. Zu jener Zeit sei keine Räumungs· Hilfsmaßnahme kam von Seiter der De­ müssen. Vor Ort waren insgesamt 8 Ärz· aktion im Gange gewesen, Frau S. habe monstranten, sie konnten Erna Sielka te tätig. keinen Kontakt zu Sicherheitsbeamten jedoch nicht mehr retten. Die Wirkung von es beruht auf einer gehabt. Tatsächlicher Anlaß für ihren Später verbreitete die Polizei die Falsch­ Verkrampfung der lungenmuskulatur, Tod war jedoch eine Polizeip rovokation. meldung, die 61jährige habe kurz vor· die zu Atemnot führt, die gleichen Mehrere Fahrzeuge des BGS fuhren quer her schon einem Herzinfarkz gehabt. Symptome treten bei einem Asthmaan­ durch die dichte Menschenmenge am Frau Sielkas Tochter bestätigte jedoch, fall auf. Schweizer ÄRzte warnten in Bauzaun, Polizisten drängten die Leute daß ihre Mutter noch nie einen Infarkt einem Gutachten, daß es bei Wirkung beiseite. Dlos ging nicht gerade zimpe r1 ich gehabt habe. Anscheinend wird es zur auf eine Bronchitis oder einen Asthma­ vor sich. Frau Sielka wurde nach Augen­ Methode, Tote bei WAA-Ourchsetzung kranken schon geringe Expositionen zu zeugenberichten von einem jungen Poil· in Kauf zu nehmen und anschl ießend ge­ zielte lügen in Umlauf zu bringen. 21 Wackeradort

Bayern, Mirz 1981 : Staatsse.kretär Dr. Neubauer Der Kieler Toxikologe Prof. Ottmar Wasser­ ausdemlnneruninisteriumbegrilßtdievondergro• mann, bemängelte außerdem die fast ausschließ• ßenBrokdorf-DemonstrationheimkehrendenPoli• liche Auswahl der Testpersonen aus Militär- und zeieinheiten. Der Augenblick verlangte nach mar­ Polizeieinheiten: ,.Nicht repräsentativ für den kigen Worten: "EsistanderZeit,denGrundsatzder DurchschnittderbeieinemCS-Binsatzbetroffenen Verhältnismäßigkeit durch pseudointellektuelles Bevölkerungsgruppe", beispielsweisehinsichtlich Gefasel nicht überzustrapazieren." Die dumpfe der ,.individuellen Empfmdlichk.eit" von Bronchi­ Drohung hatteeinendurc:hauserfreulichen Hinter­ tis-oder Asthmakranken. Geradedieser Personen­ grund, denn die.winterlichen Temperaturen in der kreis wird auch in britischen und niederländischen Wilstermarsch hatten die Wirkung des Tränenga• Regierungsgutachten als Risikogruppe genannt. ses CN gewaltig abgeschwächt, so daß der Polizei­ Doch die Bedingungen für tödliche Konzentra­ einsatz vor dem AKW-Bauzaun nicht so recht in tionen .,sind in der Praxis des Reizstoff-Einsatzes Schwung kam. nicht erreichbar", behauptete die Fraunhofer-Stu­ Dasmußtesich ändern. Zwei Monatespätersetz• die und schloß mit der Rückversicherung: "Die ten militante Kriegsgegner den Auftakt der Frie­ letzte Sicherheitsgarantie obliegt damit der Sorg­ densbewegung:VordemBremerWeserstadionlie­ falt des Anwenders." fertensieder Polizei stuodenlangeStraßenschlac:h• Umgehend zogendie Polizeitechniker nach: Für ten. Aufgebrachte Sicherheitsfanatiker von SPD das gesamte Arsenal der bisherigen CN-Kampf­ bis CSU verfielen in schrille Töne: Neue Waffen stoffträger legten sie Nachfolgeuntersuchungen braucht das Land, her mit Distanzmitteint vor. Mehrere hundert "Freiwillige" der Polizei Gesagt, getan: Im Sommer 1981 kam es zu jener mußten sich bundesweitden CS-Dimpfen aus Che­ denkwürdigen Waffenschau auf dem Gelände der mischen Keulen, wurf-undabschießbarenTrinen• ehemaligen Dacbauer SS..SChule, in der Adolf gaskörpem und großen Sprühgeriten ·~usaeu.en. Eichmann ausgebildet worden war, und wo heute Allein 200 Beamte ließen Polizeiführer von April eine Abteilung der bayerischen BereitscbaftspoH­ bis Dezember 1981 gegendas Wa.Sser-CS-Gemisch zeikaserniertist. VordenAugenlnnenministerGe­ aus Wasserwerfern anrennen, dann war alles klar: rold Tandlers und seiner Gang führten abkomman­ .. .. . keine technischen Schwierigkeiten ... völlig dierte Polizeifreiwillige .Scheinangriffe auf Was­ unbedenklich ... lnd.erRegelsollteeineKonzentra­ tri~n Zum tion von 300 mg CS pro Liter i~ Mittel verwendet serwerfer. Dichte CS-Wolken sie zurück, einige brachen im Nebel zusammen. "Das Arran­ werden, es sei denn, daß tak-tische Gegebenheiten gement wardoch vorzüglich!" befand ihr Minister ein Abweichen von diesem Mischungsverhältnis anschließend tränenden Auges, die Vorführung erforderlich machen". hatte ihn überzeugt: als erstes Bundesland führte Dann passierte eine tödliche Panne: Ein kernge­ der Freistaat im August 1981 daraufbindas von der CS-Gas sunder 19jähriger Polizeibeamter ertrank im Mai Genfer Konvention geächtete "Kotzgas" CS ein. 1982 beim Baden. Tags zuvor hatteer sich als Ver• Die anderen christlich regierten Bundesländer s.uchskaninchen einem Wasserwerferregen mit an­ folgtenmiteinigenMonatenAbstand; nurdiesozi­ steigenden CS-Konzentrationen aussetzen müs­ aldemokratischen Innenminister und ihre POP­ sen. BinZusammenhaQgzwischenseinem Todund Kollegen lnBundundUndem wolltensichmit dem Einsatz derEinwirkungvonCS-Gaskoontenichteodgilltig vothaDdenen Arsenal zufriedengeben, um den ausgeschlossen werden. Burgfrieden mit der And-Reketenbewegung ni.cht Die Umrüstung in den schwarz regierten Bun­ leichtfertigaufs Spiel zu setzen. ~ationsges­ desländern liefungehindert weiter. Fast vierlabre prächehießdamalsdasRezept.Bisbeutewurdedas ergab sich keine günstige Gelegenheit, daß Zeug ,.Kotzgas" nur in den Unionsländern eingeführt. unters Demonstrantenvolk zu bringen. Die Frie· Die Wirkung von CS (Ortho-Chlorbenzylidenma­ in der densbewegung blieb gewahfrei, andere Testgrup­ londinitril) und d.ie Vorteile gegenüber dem jahr­ pen botensich nicht an. Es war die Anti-AKW -Be-. zehntelang benutzten Tränengas CN hattensichdie wegung, die am Ostermontag in Bayern die Pre­ Innenminister durch ein Gutachten des halboffi­ miere erlebte: Mit einem kombinierten CN-CS­ ziellen Fraunhofer-Instituts bescheinigen lassen: Einsatzgingendas weltweit bislanggrößte Wasser­ Bereits .1979 war dort die Bitte der Innenminister­ BRD werfer-Aufgebot und 3.000 Beamte zu Fuß gegen konferenzeingetroffen, zu klären, ,.obdieVerwen­ die Menge vor dem Bauzaun der oberfränkischen dut~g von CS in Reizstoffspriibgeriten unbedenk­ WAA vor. Im Kampfgasnebel scheiterte der Ver­ lich ist" . Di'e Antwort des maßgeblich durch Auf­ such, am Bauzaun zu rütteln. Mehrere hundert trägedeslnnen-und Verteidigungsministeriums fi­ Menschen mußten sich, hustend, spuckend und nanziertenlnstituteslautetewieerwünscht: ,.CSist nach Luft scbna~nd. in die Bebandlung der De­ zur Zeit ... das wichtigste und sicherste Mittel der Anrnertl. d.Red.: Die Bremer Rekrutenverel· mosanis und BI-Ärzte begeben. sog. 'incapacitatillg agents', d.h. ;der handlungs-/ dlgung war unseres Wissens Im Jahr 1980, Abseits vom Geschehen, aber nach Zeugenaus­ kampfunfähig machenden Stoffe." also vor der Brolcdorf·Demo. sagen wohl noch in einem Bereich, wo die Reiz­ Bis auf de.n Kotzeffekt und die ausgeprägte stoffe Wirkung zeigten, verspüne der 38jährige Atembeeinträchtigung sind die Wirkungen des CS Alois H. einen nahenden Asthmaanfall, der Unabhängige Wissenschaftler mochtensichdie­ schließlich seinen Tod verursachte. zwar auch vom CN bekannt, aber das klassische ser Empfehlung nicht anschließen. Sie machten Tränengas hat zwei Nachteile: Erfahrene Demon­ Der Polizeibericht will keinen Zusammenhang ihreKritiltanderBeurteilungdes,.Gefälligkeitsgu­ zwischen dem CS-Einsatz und dem Asthmaanfall stranten zeigten einen gewissen Gewöhnungsef­ tachtens"-soderC-Waffen-Experteund Chemi­ fekt, und niedrige Temperaturen schwächen den zulassen. Doch bei Asthmakranken können schon ker Dr. Alfred Schrempf- insbesondere an dem wenige Moleküle eines Reizstoffes einen Erstik­ Einsatzerfolg. überdies tritt die CS-Wirkung weit­ grundlegenden Widerspruch fest, daß CS laut Re­ ausschnellerein und geht in der Regel auch eherzu­ ltungsa.nfall auslösen. Eine gericbtsmedizinische gierungsgutachten ,.in wenigen Sekunden zur Obduktion wird in diesen Fällen aller Erfahrung rück-in den Augen vonPolizeitaktikerneinenor­ Wandlungstihigkeit führt" , aber trotzdem ,.in der merErfolg. nach keine CS-Abbauprodukte im menschlichen Regel durch sofortige Flucht eine Selbstlimitie­ Körper finden. Mit Taschenspielenricks und methodischen rung" erfolgen solle. Polizeibeamte mit Asthma oder allergischen Er­ Fehlern gelang der Fraunhofer-Studie der Nach­ Daß ,.authentische Berichte über Todesfälle krankungen können sieb von Demonstrationsein­ weis einer weitaus höheren Giftigkeit von CN ge· nach CS beim Menschen ... nicht bekannt" seien, sätzen befreien lassen. Schon das Fraunhofer-Gu­ genüber CS: ,.In den USA kam es während einer hielt einer Überprüfung mit der Fachlite.ratur nicht tachten hatte empfohlen, ,.sollten Polizeibeamte zu 40jährigen Verwendung von CN im Polizei-Ein­ stand. DerCS-E.insatzder US-Army gegensüdviet­ diesenseltenen AllergikerngegenüberCS rechnen, satz zu einem Verlust von über 100 Augen", ent­ namesische Dörfer und Tunnelsysteme forderte wären sie vom Umgang mit Reizstoffen auszusch­ hüllten die Untersucher ihren Auftraggebern und mindestens 689 Todesopfer, dokumentierte das ließen. Der Demonstrationvordem Wackers

Am 31.3. war ic.h Im Auftrag des STERN in Wackersdorf, um Fotos von der Veranstal­ tung am WAA-GelAnde zu machen. Gegen 14.30 machte Ich Aufnahmen direkt am Bauzaun. Einige Leute warfen mit Ste.lnen und KnOppein nach den Fahrzeugen der Polizei und des Grenzschutzes, die steh in dem umzAunten Gelände befanden. Kirch­ liche Gruppen und •gewaltfrele• Demon­ stranten versuchten dies zu unterbinden, Indem sie sich mit erhobenen Händen zwl· sehen die Fahrezeuge und die Steinewer­ Zum Bundeswehr-Einsatz fer stellten. Außerdem versuchten sie mit Neben Polizei und der Bürgerkri8!J$truppe " werden wir auch in Zukunft entsprechen", SprechehOren die Demonstrantern zu ge­ BGS werden die Bl's in Wackersdorf erstmals so Würzbach. waltfrelem Verhalten zu bewegen. Von die­ in der Geschichte der BRD auch der BundeS' Die zunehmende Verflechtung von Polizei, ser vOIIIg friedlich verlaufenden Aktton wehr gegenüber stehen. "Im Kampf um die BGS und Bundeswehr beweist einmal mehr, machte Ich eine ganze Reihe von Fotos. WAA" sollen Sanitätspanzer samt dazugehö· was Atomstaat bedeutet und ist ein klarer Vor· Plötzlich spritzten zwei Wasserwerfer ohne renden Soldaten eingesetzt werden, die in die­ griff auf die Notstandsgesetze. Die Umwand· Vorwarnung auf die friedlichen Demon­ sem Fall jedoch "kein Soldat im Sinne des Mi· lung des Bundesgrenzschutzes in eine Bürger· stranten. Dabei bekam auch Ich einen litärischen" sind, so der parlamentarische kriegstruppe für Demonstrationen und "inne­ Strahl mit hohem Druck in den Rocken. Ich Staatssekretär Wü rzbach in der Bu ndestagsde­ re Unruhen" 1972 während der sozialliberalen storzte von dem ca. drei Meter hohen Wall Koalition war ein Schritt dahin. Die Grenz· hinab in den Wald. Ich konnte kaum noch batte vom 20. 3. 86. Bundes- und Landesregierung richten sich schutztruppe 9, berüchtigt unter dem Kürzel atmen und war mehrere Minuten lang vOI· GSG 9, in Mogadischu und Entebbe "gestählt", llg blind. Zwei Sanitäter holten mich aus offenbar auf bürgerkriegsähnliche Zustände ein. Die Sanitätspanzer stehen " im Falle einer bestehend aus "ausgesuchten Freiwilligen, die dem Bereich der Wasserwafer und brach· auch zum gezielten Todesschuß bereit sein ten mlchzu einem Sammelplatz Im Wald, schwersten Verletzung von Menschen" (Würz· müssen" (H~burger Morgenpost 19.7.77) wo Ich von einem Azt die Augen ausgepOlt bach ebenda) bereit. Hier erhebtsich die Frage, bekam. Neben mir wurde noch rund ein warum bei einer Demonstration in Wacke.rs­ wurde erstmals in Wackendorf als "innerem Dutzend Leute behandelt, die teilweise dorf nicht die bisher schon übliche Bereitstel· Konfliktfall" bereitgehalten. Sie lag. angefor· auch blutrende Wunden hatten, da sie lung von Krankenwagen ausreicht, zumal die dert vom bayerischen lnnenminster Hillermei· blind gegen Äste oder Bäume gerannt wa­ Polizei beim Tod von Erna Sielka und Alois •, für die Räumung des Hüttendorfes Anfang ren. Meine Kameraausrostung wurde von Sonnleitner Hilfe ablehnte bzw. verzögerte. Januar einsatzbereit im Hinterhalt. Ihr Einsatz den SanitAtern auch geborgen, war aber Als Antwort bleibt nur, daß Bundes- und Lan­ dürfte neue Maßstäbe bei der "Demonstranten· nicht mehr zu gebrauchen. Ich habe heute desregierung in Wakkersdorf mit "schwersten bekämpfung" setzen :" Ihr Härtetraining ist 4 Kameras, 4 Objektive und ein Blitzgerät Verletzungen" einer sehr großen Anzahl Men­ ausschließlich gegnerorientiert, wer immer der von PENTAX zur Reparatur gegeben. schen rechnen getreu dem Spruch von Gegner sein mag und kann somit tödliche Fol· Meine gesamte Hautfläche war dunkelrot Würzbach er hoffe, beim Ostermarsch werde gen haben". "Zieht man noch weiter in Betracht und brannte. Ich konnte mich bei einem "kein einziger Passant, kein Polizist, kein wes ein hoher Vertassungsscchutzbeamter Anwohner waschen und fuhr dann Ins Ho· einziger Mann des BGS verletzt" - schon 1972 gefordert hatte, die GSG 9 müsse tel zum Duschen. Als Ich abends (8 Stun­ Demonstranten wurden wohlweislich ausge­ " ein Elitebewußtsein entwickeln" und mit den später) ein Bad nahm und mir dabei nommen. dem Willen kämpfen den Gegner zu vernichten, die Haare mit Shampoo wusch, stellte sich Anforderungsberechtigt für die Panzer ist "kampfunfähig schießen ist Quatsch" und was das gleiche Brennen wie am Nachmittag " nur des Bayerische Staatsministerium des Hessens früherer lnnenminster Sielefeld (FDP) wieder ein. Am folgenden Tag (1.4.) hängte Ionern Lagezentrum Bayern", jeder Einsatz äußerte:"Auch Terroristen sind Menschen, sie Ich meine Kleider, die Ich in einem Plastik· muß von Verteidigungsminister Wömer abge­ totzuschieBen will geübt und gelernt sein" sackverstaut hatte" zu Hause Im Badezlm· segnet werden. Für diese Einsätze existiert ein (zit. nach radi-aktiv Nr. 6) , so können wir uns mer auf. Dabei verstrOmte wieder Gas, das bis heute gültiger Standortbefehl von 1981 , die Augen reizte. Daraufhin legte Ich dls noch auf einiges gefaßt machen. nach dem die Bundeswehr " im Wege der Amts­ Kleidung auf den Balkon. Abends hOrte Ich Die Bundesregierung darf nach Artikel 47 hilfe bei Delikten schwerster Gewaltkriminali· Im Radio eine Warnung des Leiters desTo­ GG " nur zur Abwehr einer drohenden Gefahr xikologischen Instituts MOnchen. Er emp· tät und bei Demonstrationen zur Rettung ver­ für den Bestand oder die freiheitlich demokra­ letzter Perso nen nach MöglichkeitSanitätspan· fahl dringen~ .. die Kleidung nicht in ge­ tische Grundordnung des Bundes oder eines schlossenen Räumen aufzubewahren und zer H 113 einschileBlich Soldaten als Kraftfah· Landes " Amtshilfe der Bundeswehr für die warnte vor Spätfolgen Im Lungenberelch, rer auf Anforderung zur Verfügung stellt". Polizei gewähren, "innenpolitische Auseinan­ die sich erst nach 14 Tagen einstellen kön• Daß der Standortbefehl nicht beliebige De­ dersetzungen dürfen dabei nicht berührt wer· nen. Ich bin heute zu meinem Hausarzt in monstrationen in Bayern meint, sondern ganz den". Diese ohnehin schon sehr weitreichen­ Harnburg gegangen, um mich vorsorglich konkret Demonstrationen gegen die WAA, be· den Möglichkeiten der Staatsgewalt wwden untersuchen zu lassen. legt eine Dienstanweisung der 4. Panzergrena· hier unter dem Mäntelchen "humanitärer Hilfs­ dierdivision Regensburg,diesich auf "Amtshilfe aktionen" oder " Amtshilfe" noch einmal gum­ Hamburg, den 2.4.86 der Polizei im Zusammenhang mit der WAA miartig ausgedehnt und lassen damit Tür und Wackersdorf gemäß Art. 35 GG" bezieht. (TAZ Tor offen, das gesamte Gewaltarsenal des Staa· Ganter Zlnt 10.2• .86) tes willkürtich zur Durchsatzung seiner Ziele Technische und logistische Hilfe durch die einzusetzen. Diese Ausdehnung erfolgt, ohne Diesen Text hat Ganter als •Aktennotiz• Bundeswehr erhielt die Polizei bereits bei bis• daß es in Wackendorf bislang ernsthafte Aus­ fOr die STERN-Fotoredaktion und die Deut· herigen WAA· Demonstrationen durch Unter· einandersetzungel\ gegeben hätte als reine sehe Journalisten-Union verfa6t. Danke fOr bringung der Polizeieinheiten in Bundeswehr­ Präventivmaßnahme, die jede Eskalation mög• die freundliche Überlassung! wehrkesernen, dieser Bitte um Unterstützung lich macht.

23 Wackeradort Ein bayerisches SchmierstOck des Atomstadttheaters MOnehen - aufgefOhrt in 3 Akten "Den Chaoten auf die Pfoten"

Foto: Schwarz·Rot·Fotografle Ostern ln Wackersdort: Seit Wochen ein Während Im ganzen Bundesgebiet tau· das "und" soviel wie beldes auf einmal Hauptthema ln Bayern, Zeitungen voll mit sende von BGS. und Bereltschattspollzi· bedeuten solle. Aufrufen, Mahnungen und Immer unver­ sten ln Busse getOllt und nach Wackera­ Sie hatten Immer noch die Hoffnung, viele hohleneren Drohungen der Polizei - alle dorf gefahren wurden und alle Daheimge­ Militante dazu bewegen zu können, nach waren angesprochen, jeder/jede eingela­ bliebenen ln Ihren Kasernen sich Hoff­ Wackeradort zu kommen und sei es nur, den. nungen auf einen Einsatz machten (die um den guten Namen, den sich diese in Die GerOchtekOche brodelte; wer sollte bundesweite Ausgangssperre fOrs Jahrelangen Kämpfen gemacht hatten, zu nicht alles kommen - Frledensbewegte, Wochenende lieB ja noch einiges erwar­ rechtfertigen - man könnte also solche Jusos, Oberpfälzer Bevölkerung, SPO. ten) lieB die SPD verkOnden, sie ginge nur Äußerungen sozusagen als Apell an den Funktionäre, Landräte, "Gewalttäter" aus bis auf 800 Meter an den Bauzaun heran. Stolz bundesdeutscher Chaotenlinnen allen Lagern und Landern - selbst Nah genug, damit noch erkennbar bliebe, auffassen. Warum, ao werdet Ihr euch fra· "RAF" und "2. Juni", mit einem Wort: al­ wogegen sie da Im Wald demonstrieren gen, sollte die Polizei wonschen, da8 so­ les links von der CSU hatte selbst oder oh· wOrde und eben noch ln Sichtweite der viele Autonome u.ä. in die Auseinander­ ne es zu wissen seinen Auftritt angekon­ Geschehnisse am Zaun. setzungen um die WAA eingreifen und dlgt. Polizeiintendant Frlker lieB noch schnell Montag zum Zaun marschieren? DaB "RAF" und "2. Juni" nicht kamen, einen Streifen um den Zaun herum roden, Ganz einfach,· um Ihnen - und nicht nur wurde nach allgemeiner E.lnschätzung um, wie sich später herausstellen wird, lhneri - zum Belspiel etwaigen OberpfAl­ nicht als Überraschung gewertet, war es den "gewalttätigen" Demonstrantenlin­ zern mit Neigung zur Mllltanz genau diese doch ohnehin fraglich, ob sie zusamm­ nen Platz zu schaffen. fOr. alle Zelten zu verleiden. men Offentlieh auftreten wOrden. DaB trotz aller MOhe die "SOddeutschen Und damit kommen wir zum Ablauf des Flugblätter mit Anleitungen zur Zaunde­ Autonome/n" sich weigern wOrden, am groBen Schauspiels, das Polizei, montage machten die Runde, die Oster­ allgemeinen Stelldichein teilzunehmen, (landes)Reglerung und SPD gemeinsam marschlerer hatten den Taxöldener Forst lOste, gelinde gesagt, enttäuschtes Kopf­ auffOhren wollten. Die Aussage dieser zum Hauptaufmarschgebiet '86 erklärt. sehottein ln Polizeipräsidien und Einsatz­ AuffOhrung? - Lassen wir die Herren es Die SPD zog sich zurock und wollte doch stäben aus. Trotzdem lle~ man guten Mu­ doch ln Ihren eigenen Worten sageo: dabei sein. Das Volk sollte ln Massen her­ tes verkOnden, die Auseinandersetzungen Achtung! Achtung! Hier spricht die Poil· beieilen, dem Schauspiel die nötige Kulis­ worden "schlimmer als Brokdorf und zell Sie alncl umataiHI Jeder Widerstand se - aber es wird nicht zuviel verraten. Startbahn-West", wobei offen blieb, ob

24 Wackeredorf

Ist zwecklos, ergeben Sie sich und kom· Der dritte Akt wird eingeläutet, wer will Wie sollen sie denn die "Störer/innen" men Sie einzeln und ••• " jetzt noch daran zweifeln, daß jedes Mit· einkreisen, all das verspritzte giftige Gas so weiter und so weiter. tel eingesetzt werden sollte, diese "Toten· aus den Wasserwerfern kann nicht richtig Bemerkenswert war lediglich die Insze­ gräber der Demokratie" zu bekämpfen. wirken, die "Chaoten", nicht wie geplant nierung selbst. Im ersten Akt des eigentli· Die Spannung steigt, der Montag naht von hinten eingekesselt, entziehen sich chen StOckes, es war schon monatelang und endlich hebt sich der Vorhang for den Immer wieder dem Gas, die Endlösung von leitungen, Politikern aller couleur Schlußakt vor der FreilichtbOhne der Chaotenfrage bleibt weiter offen - etc. bestens vorbereitet worden, werden Wackersdorf. und war doch so gut g.eplant. die "Chaoten und Randalierer" dem Publi· Die Märzsonne bescheint einen großen Zu Tausenden wären Polizisten aus dem kum öffentlichkeltswirksam vorgeführt. Platz, zehntausende Zuschaueflinnen Wald gestormt, hätten alles umkreist, die Wichtig dabei, ihren gefährlichen Charak· drängen sich dort und spazieren zur BOh· KnOppel sausen lassen. Von der anderen ter und Ihre Aggressivität möglichst grell ne, bewundern den Bauzaun, welch ein Seite hätte das CS.Gas die Chaoten er­ in Szene zu setzen. Aufwand - trutzig steht er da, ein stäh· stickt, worgend, röchelnd und weinend Es findet also eine genau kalkulierte Pro· Ierner Käfig, so weit das Auge reicht. wären sie zu FOßen der mutigen Wahrer vokation statt, in ein Zeltlager der WAA· Da, die "Gewalttäter" sammeln sich, der Demokratie gekrochen - welch eine Gegnerlinnen begibt sich ein laut Dreh· schwarz ihre Kleidung, ihre Masken, wie Pleite. buch fast hilfloses ("nur" von der Polizei entschlossen sie zum Bauzaun ziehen, So wird zähneknirschend das Stock geän· begleitetes) um das Wohl der Demokratie großartig - ein Hauch römischer Gladia· dert, fast unbemerkt, alles scheint wiege­ besorgtes Fernsehteam, den schlum· torenspiele liegt in der Luft. plant. Aus dem LehrstOck "Die große Ein· mernden "Wolf im Schafspelz", wie diese Zehntausend Polizisten warten im Wald mache" wird "Die besonnene Polizei". ein volkstümelnder MOnchener CSU-Poli· auf das große Finale, hinterm Zaun, wie Doch eine Enttäuschung war die erste tiker genannt hat, ein wenig die Zähne bei einer Parade, dutzende Wasserwerfer große Aufführung auf der FreilichtbOhne fletschen zu lassen. Das "Medlenkom· aufgereiht, schwenken drohend ihre Roh· beileibe nicht, doch dies lag nicht an der mando" bekommt was es verdient - das re. Doch etwas scheint nicht zu stimmen. Inszenierung selbst, sondern an der Reak· "Entsetzliche" flimmert Ober die abendli· Laut fordert der Landrat "sein" Publikum tion des Publikums, das aus einer doch ctien Mattscheiben. auf, die BOhne zu verlassen, wie soll die reichlich faden Aufführung ein Stock le· Doch der Schrecken soil nicht Oberhand Vorstellung denn weitergehen, der große bendes Theater machte, ein Stock, das nehmen, das Publikum am Ostermontag Schlußakt gerät in Gefahr. Was ist das? zum Mitmachen verführt. nicht vor Angst zuhause bleiben. Die Zuschauer wollen dabei sein. Schon Es bleibt nur noch, dazu aufzurufen: Über· Also wird ein kleiner Ausblick auf das En· beginnt die "Schlacht" am Bauzaun. lassen wir es das nächste Mal nicht den de des Stockes gewährt. Wasserwerfer spritzen, Steine fliegen, es Regisseuren aus Monehen oder Wiesba· Der zweite Akt beginnt, die Polizei um­ wird gesägt und gezogen, doch was ha· den, schreiben wir unser eigenes StOck, stellt am frOhen Morgen des folgenden ben die Zuschauer da zu suchen, mitten die Wackersdorfer BOhne wird uns sicher Tages das Lager und nimmt alle 290 Rä· in der Aufführung, ja sie fangen selbst an, zur Verfügung stehen. delsfOhrer fest. Stolz wird der schaudern· mit Gegenständen zu werfen, mischen den Bevölkerung ein unglaubliches Waf· sich mit den Militanten, alte Leute, Ju· fenarsenal vorgeführt: gendliche aus den umliegenden Dörfern, Äxte, die älteren Zuschauer werden an Handwerker graben Steine aus - welch das Lied aus den fonfzlger Jahren erin· ein Durcheinander. Die Regisseure jen· nert: "Warte, warte, nur ein Weilchen, seits des Zauns geraten in Verzweiflung: bald kommt Hamann mit dem Bellehen "Das StOck, der Höhepunkt ausgerechnet ... ", Bomben, "Genick"schußapparate, " Brandsätze usw. *** Wackersdorf: Action- Tannine

Feuerschlucker, Jongleure, Zauberer, Pfingstcamp Anti·WAA·Circus Schwertschlucker, Löweribändigerin, Mu· Schon während des 18tägigen Hottendor­ siker... Helft alle mit gegen den WAAn· Kommt alle zum Pflogstcamp nach fes entstand die Idee: mensch mOßte mit sinn. Koordinatoren vor Ort sind Tomy, Wackersdorf! Vom 17.Mai bis 1. Juni wol· Phantasie und Freude durch die Städte der Leierkastenmann und Alois der len wir auf einer Wiese, in der Nähe des und Dörfer der Oberpfalz tingeln, um ge· Trommler. Ihr könnt auch folgende Tele· Baugeländes in Zelten zusammenleben gen die WAA Stimmung zu machen. Auf· Ionnummern anrufen oder schreiben: und mit Aktionen (z.B. in, um oder am klärung tut hier immer noch Not! Anti·WAA·Büro, Zaun), Projekten, Veranstaltungen, Mu· Wir wollen den toten HochglanzbroschO· Postfach 1145 sik, Informationen etc. unseren Wider· ren, den •Butterfahrten« nach La 8480 Schwandorf stand gegen die WAA fortsetzen. Hague/Karlsruhe, die von den Energieun· Tei.:09431/20759 Uns stehen alle Möglichkeiten offen, z.B. ternehmen finanziert werden, unsere Le­ oder das Bauen eines Windrades, Theaterspie­ bendigkeit entgegenstellen. Aber: Anti·WAA·Circus len, Musikgruppen, Informationen Ober Widerstand braucht auch Geld! Altenschwand 91 den Uranabbau usw.... Wir wollen mit einem Anti·WAA-Circus 8465 Bodenwöhr Bringt viele Ideen, Schlafsäcke, lsomat· der Wahrheit und dem Leben auf die Tel.:0943413368 ten, Zelte, Musikinstrumente, Fahrräder, SprOnge helfen. Helft Ihr mit? Schminke••. mit! (Ansonsten ist der Phan·. Wir brauchen fOr unseren Circus: Konto: tasie keine Grenze gesetzt, auch hand· Circuswagen • Pferd bzw. Traktor • Stro· Frlschmann, Peter werkliches Gerät kann bestimmt von Nut· maggregat · Filmprojektor • Diaprojektor • Sonderkonto WAA·Circus zen sein, d.Red.) Leinwand • Musikinstrumente • Zelt. Kreissiedlung 8 8474 Obervlechtach Auch fOr Requisiten und fOr den Unterhalt Was fehlt? brauchen wir Geld. Kto-Nr.:432000-809 BLZ:70010080 Das Folkfestival in Wackersdorf vom · Bitte helft mit und spendet auf das unten 3.·5.Mai. Stargast: Udo Lindenberg. angegebene Konto Postscheck. München 25 Wackeradort Dokumentation

WANDELT HASS IN ENERGIE

Am letzten Sonntag Ist ln Wackeredorf hier geschafft haben, das, was wir po­ wlhrend des Sonntagsspaziergangs litisch Im Kopf haben, konsequenter eine Frau von den Bullen umgebracht als sonst ln die Tat umzusetzen. Wir worden; sie starb nach einem V0111g haben wie viele andere schon oft Ober· unbegrondeten KnOppeleinsatz an ein­ legt, ob wir solche Aktionen machen, em Herzinfarkt. Von den Bullen wurde aber bisher hat uns die Angst vor anschilessend behauptet, da6 die Knast, und die Beforchtung, ln einen Frau Oberhaupt nicht von einem Ein· Aktionismus zu verfallen, der uns per· salz betroffen worden wlre. Die sOnllch zwar ein gutes GefOhl gibt, Staatsanwaltschaft schlo6 Fremdver· aber den Widerstand und revolutlona. schulden an Ihrem Tod schon nach re Politik hier real nicht voranbrlngt, wenigen Stunden aus. Tatsichlieh abgeschreckt. hatten sich die Bullen aber geweigert, Wir haben uns ln dieser konkreten SI· Ihr zu helfen, und zugesahen, wie sie tuatlon dazu entschlossen, die Aktion langsam starb. durchzufahren, weil wir ne totale Wut Ihr Tod Ist wie bei GanterSare kein Zu· ln uns haben und weil wir es wichtig fall, sondern wurde bewu6t ln Kauf g&­ finden, wenigstens die Schweinereien nommen. Tote bei Demos sind genau wie diesen Bullenmord, die nur der of· kaikullerte Folge einer verschafften fenslchtllchste Ausdruck lmperlallstl· Bullenstrategle, fOr die ein Menschen· scher UnterdrOckung hier ln der BAD leben nicht zAhlt, und die darauf al> sind, ganz direkt und konkret etwas zielt, Widerstand gegen das her· entgegenzusetzen. FOr uns war die Ak· rschende Schweinesystem elnzu­ tlon ein wichtiger Schritt, weil wir o• schOchtem und zu zerschlagen. merkt haben, da6 wir hier mit unserer Ober den Bullenmord und die Reaktio­ Angst und unseren Zweifeln offensiv nen darauf besteht eine faktische umgehen konnten, d.h. sie wader zu Nachrichtensperre. Im Gegensatz z.B. verdrangen noch zu leugnen, sondern zum Tod von Gonter Sare, wo von den sie auch als Tell von uns zu begreifen Herrschenden Ober die Medien ver· und ln die Planung und OurchfOhrung sucht wurde, durch mlesa Gegenpro­ der Aktion mit einzubeziehen. paganda ( • Terror der linken Chaoten Wir wollten auch den Widerstand o• • ) den Widerstand zu denunzieren ( gendie WAA ln Wac.kersdorf mit una&­ hat aber nicht hingehauen, atsch! ),Ist rer Aktion unterstotzen. Ihre Absicht diesmal, durch Unter· Klar Ist, da6 auch diese Aktion wlader drocken von Informationen die Sache nur eine Reaktion an einem bestimm· totzuschweigen, und damit eine breite ten Punkt Ist; langfristig hier den revo­ Auseinandersetzung Ober (militanten) lutlonaren Kampf zu organisieren und Widerstand hier ( wie sie z.B. bel und ne reale Gegenmacht aufzubauen ( be­ nach den Aktionen zu Ganter gelaufen vor wir sowas wie • Macht • abschaf· ist ) zu verhindern. fen ) bedeutet for uns aber mehr: Wir haben ln der Nacht zum Oienstag • starre Fronten Innerhalb des Wider· die MercecJes.Benz Verkaufstillale ln stands aufzubrechen, d.h. sich nicht GOttlogen mit drei Brandsitzen ang&­ Ober Abgrenzung zu anderen, sondern grlffen. Dalmler Ist for uns ein Symbol Ober gemeinsame Ziele und Formen for hemmungslose Ausbeutung und . des Widerstands an konkreten Punk· rockslchtslose Durchsetzuno von Pro­ ten zu definieren; fltlnteresse: Vom Einsatz von KZ· • die Trennung von Politik und Alltag Hlftllngen Im 3. Reich bis zur Unter· aufzuheben, d.h. den Traum von einem stotzung des Rasalsmus ln SOdafrlka freien, selbstbestimmten Leben hier durch Investitionen, von der Entwlck· und jetzt zu Leben, sich die FreirAume Jung und Produktion von Aufstandsbe­ dafor zu erklmpfen und zu verteldl· klmpfungsmltteln (der Wasserwerfer, gen. Genauso wichtig wie militante mit dem GanterSare umgebracht wur· Aktionen Ist uns dabei, z.B. mit den de, war von Dalmler Benz) bis zur Ll&­ Leuten, mit denen wir zusammen 1&­ ferung von Mllltlrmaterfal an faschl· ben, offen und solldarlach umzugehen allsehe Diktaturen. ( und das Ist noch viel schwieriger ). DarOber hinaus Ist Mercedes Benz fOr • verbindliche Zusammenhange zu uns ein Synonym fOr deutsche Sple&­ schaffen, die von den Schweinen nicht bOrgerllchkelt, Profltsucht, Prestige, durchschaut werden; Konsumrausch, Bonzen, Luxus, Mach· • gemeinsam nen Kampf zu ent· tlntere888n: hohl, leer, kalt, gefOhllos, wickeln, der sich mehr an unseren el· tot· WIR WOLLEN LEBEN I genen Zielen und Vorstellungen orlen· Wir stellen unsere Aktion als Reaktion tlert, als an der Unterdrockung, mit der auf diesen Bullenmord ln den Zusam· wir tAglieh konfrontiert sind. menhang der vielen militanten Angrlf· fe verschiedener Gruppen seit Sonn· tag ln GOitingen auf Institutionen, die re~trl!~n·tJer·en. FOruns

26 Am Mittwoch, den 5. Februar gegen den wiederrum 3 Wohnungen von mehrere Personen wieder wegen § 111. ten, die verdächtig sind Mither8teller, Ein Artikel über den Widerstand gegen Mitherausgeber bzw. Verbreiter des die Raketenstationierung in Mutlan­ FREIRAUM Nr. 12 zu sein (lt. D gen war abgedruckt. suchungsbeschluß), durchsucht. Nr. 6: 1 Hausdurchsuchung wegen Außerdem beehrten sie noch den § 111 und wegen "Eingriff in die und eine Druckerei. Tags Bundeswehr", Anlaß war ein erhielten noch 2 linke Buchläden ehender Diskussionsartikel über KDV, ene Gäste. Vorwand war wieder Totalverweigerung und möglichem der § 111 (Aufruf zu Straf- Widerstand in der Bundeswehr. und zusätzlich der § 90a (Ver­ Nr. 7: Legal, aber Verfahren gegen des Staates). Herausgeber urtd V.iS.d.P., weil Satire "Die Guerilla braucht nur vorgeschoben seien, ', für jeden als solche zu erken­ auch wegen Unvollständigkeit des Im­ wurde bewußt falsch verstanden. pressums. "schwarze Liste" von Firmen, Nr. 9: Großer Rundumschlag wegen an der WAA arbeiten und die § 111, eine Erklärung aus dem WAA- anderen Zeitungen war veröffentlicht worden. veröffentlicht wurde, soll Hn·nn•·~"''"'t 8 Wohnungen, 1 Druckerei, zu Straftaten darstellen. Infoladen München und die Mutlangen, wo auch gleich der :"'dilestnalige V.i.Sd.P. mit einem Haft­ eingesackt wurde. Insgesamt war- ;en über 100 Polizisten im Einsatz. Nr. 11: 3 Wohnungen, 3 Druckereien sowie der Infoiden wurden wegen eines Textes der Rockgruppe Cochise duJrchsu,;ht, gleichzeitig wird nach antimilitarischen Flugblatt mit . der Überschrift "Zersetzung" gesucht, .• J hn beiden Fällen § 111. ~·;'y ;Nr. 12: Siehe oben. i(;$Beschlagnahmt wurden: Schreibma­ . ·schinen, Kalender, Flugblätter, Aufkleb­ Hämmer, Steinschleutern, Gummi­ '"-'''u~-'~-"'', Radios, Lebenslaufunterlagen, Ort Zeitschriften "Gemeinsame Bei­ NESYSTEM" eine Verunglimpfung des Festeinladungen, wenige Frei- Staates. Am 04.03.86 wurden die 3 W ungen nochmal durchsucht, diesmal wurde noch niemand rech war der Vorwurf "Sachbeschädigung verurteilt, die meisten V erfahr- u.a.". Dabei suchten sie auch wieder wurden vor oder in der Gerich nach Freiraum-Unterlagen. Angesichts '"''uauu•w•~ eingestellt, zum Teil gegen der Vielzahl der Maßnahmen wollen ifi'"u'"gt;u. Gefunden werden im Schnitt wir euch mal einen Gesamtüberliek plare pro Ausgabe, was die über die Repressionen gegen den Frei­ 'olizeiak1:iOilen an und für sich kaum raum oder gegen vermeintliche Frei­ u•~tu:sJLota erscheinen läßt. Anders schaut raum-Mitarbeiter verschaffen: , wenn mensch davon ausgeht, Nr. 2: Ermittlungsverfahren wegen die Polizei ein "Raster" angelegt Verstoß gegen das Waffengesetz Nach den Massendurchsuchungen läßlich einer "unerlaubten" Abbildung Freiraum Nr. 9 wurde vermutlich einer Waffenvorrichtung. Raster enger gezogen, inzwishcen Nr. 3: 2 Hausdurchsuchungen wegen siC'h die Durchsuchungen "Eingriff in ein schwebendes Verfahr­ te, denen auch noch Sach­ en und "Verstoß gegen das Urheber­ vorgeworfen wird. Wer recht". Ersteres wegen des Abdrucks Konstrukt genauer anschaut, eines noch nicht rechtskräftigen Leute sollen für den Freiraum ver­ befehls, letzteres . weil ein interner antwortlich sein und begehen zudem Einsatzbefehl der münchner Polizei noch Sachbeschädigungen, kann dokumentiert wurd. ausgehen, daß sich die Polizei zu­ Nr. 4: 5 Hausdurchsuchungen sowie mindest die Option offenhält, die eine vorläufige Festnahme, diemal Leute wegen § 129 einzusacken. So wegen eines Artikels über geplante absurd das Ganze auch ist, so wenig Aktionen der Friedensbewegung Beweise sie haben, wie sie sowas mach- 111. Wackeradort Der Kampf gegen die WAA im letzten Jahr Diskussion

Die Vernetzungsmöglichkeiten, die sich Der Gegner dadurch geboten haben, daß Weihnach· Die Bemohungen von autonomer Seite ten zum erstenmal eine große Anzahl auf dem Sommercamp zu Kontakt und ge­ Oberpfälzer aktiv an Widerstandsaktio· meinsamem Handeln mit den Oberpfäl· nen teilnahmen, wurde nicht genutzt. zern zu finden, traf die andere Seite unvor· Auch der Radikalisierungss.chub der bei bereitet. Sie hatte der Power, die auf dem diesen Leuten durch die Räumung am 7.1. Camp zu sporen war, nur ihr Bild von um­ eintrat, weil oder trotzdem sie aussortiert herreisenden Schlägertrupps entgegen wurden, konnte weder politisch noch or­ zusetzen. Der SEK-Elnsatz bei der Räu· ganisatorisch umgesetzt werden. mung verfehlte daher sein Ziel (wie Obiich Der Koordinatlonsausschuß, der monate­ Spaltung) und war der "größte ROck· lang die Funktion hatte, Platzbesetzun­ schlag der bayer. Polizei seit Jahren" gen vorzubereiten und zu legitimieren, (Bullen-Psycho Trumm). Wir? ging ein und das Feld war frei fOr Leute Das sollte bei der 12.10.-Demo nicht noch· wie Klaus BrOckner, die aus dem Nichts mal passieren. Sie nutzten politische Un­ Noch vor einem Jahr war es der ÖDP· auftauchen und "Strategietreffen" in die sensibilität bzw. Selbstghettoislerungs­ Wahlkampffraktion im Schwandorfer BI·· Weit setzen, auf denen von Wahlkampf tendenzen bei den autonomen Straßen• Vorstand (Dieter Kersting & Co) ohne grö· und Giro-Blau die Rede Ist. festveranstalternfinnen und ·veranstalte· ßere Probleme möglich eine bundesweite Einziger Lichtblick sind die Sonntagsspa­ ten ihrerseits in komplett eigener Insze­ Demo kurzerhand vom Bauzaun nach ziergänge, auf denen der entschlossene nierung samt Pressekritik das Theater Schwandorf zu verlegen (16.2.85). Daß Teil der Oberpfälzer an Zaunbemalungs­ "Haidhauser Krawalle". Aufgrund man­ derartige Spaltungsmanöver nicht mehr aktionen u.ä. wenig Interesse zeigt, und gelnder Koordination im Detail hatte ein so leicht durchfOhrbar sind, hat verschie­ lieber den Zaun bzw. seine BasehOtzer di· Großteil der Statisten (Straßenfestbesu• dene GrOnde. rekt angeht oder derartiges unterstotzt. cher) die Möglichkeit zu fliehen. Andere Zum einen die traditionelle Geschlossen­ Kein Wunder also, daß die Parteien wie­ kleine Fehler wie z.B. die Festnahme ein· heit der Anti-AKW-Bewegung, die sich der an Boden gewinnen, wie z.B. die Gro­ es Provokateurs, sowie mohsame Öffent· hier in den Positionen der Landeskonfe­ nen, die es, wie schon im Wendland, wie­ Iiehkeitsarbeit ermöglichten den Nach· renz (LaKo) wiederspiegelt Die Immer der mal schafften, Bewegungsaktive auf weis, daß es in der BRD nicht ganz mög• wieder geäußerte Bedeutungslosigkeit ihren Wahllisten zu funktionalkisieren. lich ist, per Simulation zu herrschen. der LaKo ist inzwischen zu einem großen Klar auch, daß in der Situation dem "Weg­ Die Spaltung war jedenfalls nicht gelun­ Teil auf mangelndes Selbstvertrauen zu­ vom-Zaun"-Konzept von SPD und Revis in gen, es kamen nämlich 30.000 zu Kundge­ rOckzufohren. den Vorbereitungsgremien zu Ostern bung und Platzbesetzung am Samstag Zum anderen das kraftvolle Lebensge­ nichts entgegenzusetzen war. den 14.12 .• So blieb ihnen, auch zur Auf­ fOhl, das die Autonomen mit Ansätzen Die Oberpfälzer/innen, die es sich mit besserung ihres inzwischen schlechten von anderen Inhalten der Oberpfälzer Be­ 10.000den anderen trotzdem nicht neh· Rufes, nichts anderes Obrig, als die Leute völkerung im Sommercamp durchaus men ließen, an den Zaun zu gehen, haben erstmal auf den Platz zu lassen. Nachdem sensibel nahebrachten. Die gelle Demo sich, soweit ersichtlich, durch die Gasdu­ sie am Sonntag die Zahl und Entschlos­ nach der Räumung war Ausdruck dieser sche nicht abschrecken lassen. senheit der Besetzer unterschätzten, ge­ gelungenen Vermittlung. Trotz einem Toten und vielen (Schwer)· rieten sie das bisher wohl einzige Mal in Und nicht zuletzt die Beharrlichkeit und Verletzten, die z.T. direkt in der Verant· Sachen WAA in Bedrängnis. Ihre praktl· Kontinuität mit der radikale Anti-AKW· wortung der "Friedensketten"aufrufer W. sehen Ziele allgemeiner (keine Besetzung Gegner in Gremien wie dem Koordinati· Daniels, D. Kersting & Co liegen, waren länger als 24 Stunden) wie spezieller Art onsausschuß und bei der 12.10.-Vorberei­ die folgenden Sonntagsspaziergänge (Montag wird weiter gerodet) durchzuset­ tung ihre Inhalte durchzusetzen versuch­ nicht schlecht besucht. zen. ten. Der Schluß daraus war, den Leuten Ober Solange die Gegenseite (nicht nur die) Zukunft Weihnachten einen nach dem banalen Motto "spalte + herr­ sche" vorging, konnten durch Geschlos­ Dennoch werden die Sonntagsspazier­ "Abenteuerspielplatz" zum Ablassen von gänge ohne neue Impulse bald jegliche Ärger und Energie zuzugestehen um An· senheit politische Tellsiege erkämpft wer­ den. Beim Sommercamp, wie an der Ecke auch nur symbolische Widerstandsfunk· fang Januar nach "verhältnismäßiger" tion verlieren. Und das Pflogstcamp wird Räumung pOnktlich mit dem Roden fort­ lsmaninger/Prinzregentenstr. am 12.10. selbst das Tappen in die Falle Haldhau­ ohne große Teilnehmerzahl, ohne engen zufahren. BOrgerkontakt und ohne mindestens eine Seither ging es ihnen in erster Linie dar­ sen wurde im Nachhinein zum Punktsieg. Die Wahlkämpfer, allen voran Hierse­ Großveranstaltung im Knast landen. um den Leuten spätestens zur nächsten Wer es noch nicht gemerkt hat, das soll Gr~ßaktion einen möglichst unbezwing­ mann hatten zwar weiterhin ihre Medien, es bli~b ihnen aber nichts anderes Obrig, heißen, daß die bundesweite Anti·AKW· baren Zaun vor die Nase zu setzen, an B~wegung Pfingsten gefälligst ihren dem sich der Widerstandtod rennen soll, Konzessionen an den sich radikalisieren­ den Widerstand zu machen. Sie liefen der Arsch hochbekommt! Und die radikalen bzw. die Machtverhältnisse vergegenwär• AKW-Gegnerllnnen hier Pfingsten genau tigt werden sollen. Und die, die es immer Bewegung hinterher. Der Bruch kam mit der Änderung der Tak· und durchdacht vorbereiten und in Zu· noch nicht glauben wollen, sollten es kunft eine kontinuierliche Anti·WAA· Ostern per Kampfgasangriff nochmal tlk der bayerischen Staatsregierung. Mit der "Spielwiese" Weihnachtscamp wußte Arbeit betreiben, damit die Wahlkämpfer deutlich zu sporen bekommen. Dabei aller Sparten die Rolle bekommen, die ih· konnte die vorbereitende Publicity-Arbeit der radikale Teil der Bewegung in keiner Weise umzugehen. Der Wiederholungs­ nen zusteht: (Räumung von Hofenstetten u. Köbldorf, Der Bewegung hinterherlaufen. inclusive Pressehetze) die tatsächliche charakter nahm die Power, Autonome u.a. Absicht kaum verschleiern. zogen sich zurOck. P.K., Landshut

28 Wackera•rf Wer W AA sagt, muß auch Siemens sagen!

In der Anti-AKW-Bewegung werden gegen den Bau der Wiederaufbereitungsan­ teil an den WAA-Bauarbeiten: 440Jo. (4) lage in Wackersdorf (WAA) in der letzten Zeit immer wieder folgende Argumente *Heitkamp. Auf das Bauunternehmen entfallen angeführt: Die W AA sei ein Wahnsinnsprojekt, die W AA sei eine unwirtschaftliche 260Jo des W M-Gebäudebaus. (4) Technologie. die W AA dient besonders der Produktion von Plutonium und damit * Dykerhoff 4 Widmann AG, München. Ist der dann dem Bau von Atombomben für eine eigene Atombewaffnung der BRD. fünftgrößte Baukonzern der BRD. Nach Be­ Bei der W AA handelt es sich jedoch nicht um ein "Wahnsinnsprojekt", denn die richten des 'H ndelsblatt' rechnet Dywidak an­ Kapitalisten, die an dem Bau beteiligt werden, haben ein großes Interesse an diesen gesichts der erneinen Baukrise mit einem Aufträgen. Für Siemens (Kraftwerke Union, KWU), ~dag (Dykerhoff ~ Wid­ Rückgang d Kapazität und der Belegschaft. mann) und Hoch-Tief hat die W AA sehr viel Sinn. Ebenso steht es mit der Frage der "Größter Ei Iauftrag für die Dywidak ist die Wirtschaftlichkeit. Aus der Sicht der Erbauerfirmen besteht der Sinn in dem hohem W AA in W kersdorf, an deren Bauarbeiten Umsatz und in dem konkurrenzlosen Extraprofit, den sie erwarten können. Für die en zu 300Jo teilhat." (4) D;u be- Kapitalisten in der Regierung und bei den Unternehmern steht im Vordergrund, daß deutet mindes ca. 300 Millionen DM.($) weitergebaut wird. Kapital muß sich verwerten (Aufträge müssen her!) und Arbeiter Dywidak wir . beeinflußt vom größten BRD-­ Baukonzern, er Philipp-Holzmann AG (Anteil müssen arbeiten (Arbeitsplätze!?)- es muß weitergehen, womit und wohin auch im­ 190Jo) und v n einer Verwaltungsgesellschaft, mer. Hauptsache: Groß und teuer. Das ist der Sinn. hinter der zu 500Jo die Siemens AG steht. Die Philipp-Ho n AG wird wiederum von der deutschen k mit 53,80Jo Aktienanteil be- Wirtschaftlichkeit bedeutet Rentabilität, die tionsmonopol. Es gibt also kein BRD-Kraft­ herrscht. (6) Rente, das ist der Profit. der Zins, den das inve­ werksunternehmen mehr, das im Stande wäre, stierte Kapital abwirft. Was mit der WAA nach der KWU Konkurrenz zu machen. Dieses Mo­ der Fertigstellung geschieht, das interessiert we­ nopol gilt ebenso für den Bau von atomaren der Siemens noch die anderen beteiligten Kon­ Wiederaufbereitungsanlagen. (2) WU bat Interesse am zerne. Denn für den Schaden, der entsteht, müs• * Nukem GmbH, Hanau. Anteile an dieser von Atomanlagen sen sie nicht aufkommen. Mit den staatlich be­ Atomfabrik halten das Chemie-, Metall- und herrschten Betrieben von der DWK wurde ver­ Maschinenbau-Unternehmen Degussa AG Wie der fstellung zu entnehmen ist, versu- traglich vereinbart, daß für Schäden der Staat (350Jo), die Rheinisch-Westfälischen roßkonzerne vom WAA-Bau zu haftet. Elektrizizätswerke/RWE (450Jo), der weltweit profitieren. bsolut führend in der BRD­ Tatsächlich gibt es Teile der BRD-Regierung größte Uranabbauer, der britische Rio-Tinto-­ Atomwirtsc~ft ist der Siemens/KWU-Kon­ (Strauß, Dregger ...), die für die Zukunft eine Konzern und die Metallgesellschaft. Hinter der zern. Als R torbau-Monopolist ist Siemens/­ Atombewaffnung der Bundeswehr befürwor• Degussa findet man die Henkel KG aA, die KWU nicht n r am Bau möglichst vieler Atom­ ten. Eine offene Diskussion darüber ist jedoch Dresdener Bank AG, und den Allianz Versiche­ anlagen und derer Kraftwerke in der BRD in­ aus deren Sicht verfrüht. Wir müssen bereits rungskonzern (Münchner Rück). Über das Ak­ teressiert. Um eine rentable Umsatzhöhe zu er­ jetzt daraufhinweisen, dürfen uns aber nicht an tienkapital der Degussa verfügt die Deutsche reichen, muß Siemens/KWU seine internationa­ einer Kritik der militärischen Ziele des BRD-­ Bank mit Hilfe des Depotstimmrechts. (7) le Stellung als Kraftwerksexporteur ausbauen. Imperialismus festbeißen. Mit Hilfe der marxi­ Nukem steht an der Spitze der vielfach kapital­ Nachdem die KWU bis 1978 zumeist Verluste stischen Analyse (na denn mal los, d.S.) müssen mäßig und sicherlich auch personell verflochte­ ausweisen mußte, ist es ihr in den 80er Jahren wir versuchen, das gesamte Interessengeflecht nen hessischen Nuklearunternehmen in Hanau. gelungen, den Umsatz zu steigern. Im Ge­ aufzudecken, das hinter den Atomplänen Nukem produziert als einzige Firma Brennele­ schäftsjahr 1983/84 konnte der Umsatz von 3,4 steckt. Die folgende Kritik gilt deshalb insbe­ mente für den Hochtemperaturreaktor Hamm­ Milliarden DM auf 7,5 Milliarden gesteigert sondere den Kapitalisten und ihrem Staat, die Uentrop, sie entwickelt Verfahrenstechniken für werden. (8) Für Siemens/KWU bringt der Bau für die Durchführung des Atomprogramms alle den Umgang mit Uranbrennstäben (auch in der der W AA nicht nur einen für die Auslastung der möglichen Wege beschreiten werden. Und auf W AA) und ist der wesentlichste Organisator der Kapazität notwendigen Auftrag. der anderen Seite wird auf die Frage eingegan­ Atomfabriken Hanau. Neben der Nukem von gen, wer die Zeche zu zahlen hat und wer unter besonderer Bedeutung sind in Hanau die Brenn­ "Vom Kirschkuchen nur dem Schaden an den Menschen und der natürli• elementhersteller Alkern (Plutonium) und RBU die Kerne" chen Umwelt ·zu leiden hat. (Uran), beide sind 600Jeige Unterfirmen der Siemens/KWU. Nukem Umsatzanteil am Bau Monopolkonzern Siemens-KWU der WAA: rund 120Jo, also mindestens 650 Mil­ Lokale Unternehmen haben keine Chancen lionen Mark. (3) gegen die Monopole. Dieses kapitalistische Zwangsgesetz der Kapitalakkumulation (An­ Folgende Firmen wurden Ende März 1985 * Kraftanlagen AG, Heidelberg. Ein Unterneh­ häufung) bringt eine Konzentration und Zentra­ mit dem Bau der atomaren Wiederaufbereitung­ men der Energiewirtschaft, an dem über die Iisierung des Kapitals mit sich. Seit der Jahrhun­ sanlage in Wackersdorf (Oberpfalz) beauftragt: Lahmeyer AG die RWE und die Allianz zu ei­ dertwende bildeten sich Monopolkonzerne und. *Kraftwerks Union AG (KWU) 1000Joiger nem kleinen Teil beteiligt sind. dieser Prozess dauert an. Er heißt auch: Verge­ Tochterkonzern des Elektroriesen Siemens AG, * Hoch-Tief AG, Essen. Der zweitgrößte BRD-­ sellschaftung der Produktion (??'? d.S.). Unter die KWU/Siemens wurde zum Anführer der mit Baukonzern, versteckt hinter zwei Vermögens• diesen Verhältnissen fallen nur wenige Krümel dem W AA-Bau beauftragten Firmengruppe verwaltungsgesellschaften sind der Allianzkon­ herunter vom Tisch der Monopolherren. "Wir (Fachwort: Konsortium) bestimmt. (1) zern (IOOJo), die Commerz-Bank und RWE (ca. kennen die Praktiken der Generalunternehmer Siemens/KWU besitzt auf dem Gebiet des 440Jo) an Hoch-Tief beteiligt. Unbekannt ist (in dem Fall: KWU/Siemens) wie sie mit den Kraftwerksbaus (ob mit atomarem oder fossi­ mir, wer hinter der Agri-Cola Verwaltungsge­ kleinen Betrieben umgehen. Die Generalunter­ lem Brennstoffbetrieb) ein nationales Produk- sellschaft KG, München, steckt. Hoch-Tief An- nehmer werden den Gewinn absahnen und die

29 Weckersdorf

kleinen Betriebe, die vielleicht Aufträge bekom­ Reaktormarkt ist unbedeutend. Siehe hierzu: men, werden sicherlich keinen Gewinn von den 'Der Atomverein nach Harrisburg', W.Wolf Arbeiten hier machen." So sprach ein Kleinun­ u.a. isp FFm 80) Demoaufruf ternehmer bei einer Kleinunternehmerversamm­ (3) FR, 20.6.85 lung in Schwandorf (ARD-Sendung: 'Wackers­ (4) Handelsblatt (HB), 3.10.85 Am 17.Mai um 11 Uhr am Rathausplatz dorf -das Milliardending', Sept.8S). Und ein an­ (5) HB, 4.7.85 derer beschwerte sich über 'Viehhändlerprakti• (6) Die Deutsche Bank hält 250Jo Aktien direkt Wir demonstrieren in Erlangen gegen die ken'. Nur Aufträge für 29 Millionen wurden und verfügt über weitere 28,80Jo über das Depot­ KWU und Siemens und gegen die WAA, bisher nach Bayern vergeben. Doch die DWK stimmtrecht (7). Angaben aus 'Capital', zitiert weil für uns der Kampf gegen die WAA prahlt in ihren Anzeigenkampagnen: "Großauf• nach 'Horizont' 1/85, s.a. 'Wer gehört zu auch Kampf gegen diejenigen bedeutet, träge für örtlichen Firmen!" Aufträge für 430 wem?', Commerzbank .. die sie planen und daraus Profit schla· Millionen DM wurden von der DWK verspro­ (7) Depotstimmrecht: Kleinaktionäre, die ihre gen: Die 100%ige Siemenstochter KWU chen. Das mußte sie auch, denn die regionale Aktien bei einer Bank in einem Depot hinterle­ ist federführend für Konstruktion und Bau CSU drohte anderenfalls auf die Seite der gen, treten in aller Regel ihr Stimmrecht an die der WAA in Wackersdorf verantwortlich. W AA-Gegner zu wechseln! Genauso erscheint Bank ab. Dadurch bestimmen die drei großen Erlangen ist in Bayern sowohl größter und die Schaffung von 15 (!) Lehrstellen, wie von Privatbanken: Deutsche Bank, Dresdener Bank, einziger KWU·Standort, als auch ein der DWK verkündet, angesichts der Arbeitslo­ Commerzbank fast alle großen Aktiengesellsc­ Hauptzentrum des Siemens-Konzerns. sigkeit Tausender von Jugendlicher im Raum gaften in der BRD, auch wenn sie selbst keine Neben den AKW's und dem Schnellen Schwandorf geradezu lächerlich. Die Angst der Aktien der AG halten. BroterIst die WAA ein zentraler Bestand· lokalen Kleinunternehmer vor den Monopolen (8) sz, 28.2.85 teil des sog. geschlossenen atomaren ist berechtigt: "Von dem Kirschkuchen mit Sah­ Brennstoffkreislaufs. Dieser soll der BRD ne werden für uns nur die Kerne bleiben." im Krisenfall die Autarkie der Energiever· Durch die Herrschaft der Industrie-, Bank- und Papiertieger KWU sorgung sichern. Durch das in der WAA Handelsmonopole (wir nennen das Finanzkapi­ gewonnene Plutonium schafft sich dieser tal), wurde die Konkurrenz in der nationalen Was wir in der atom/Sommer 85 Ober das Staat die Möglichkeit, eine eigene Atom· Ökonomie weitgehend überwunden. Deshalb deutsch-chinesische Atomgeschäft, wo· Streitmacht aufzubauen. Die Atompolitik war es auch Humbug, dem Zeitungsleser die nach sich die KWU um die Aufstellung dient also unmittelbar der Kriegsvorberei· kleine Uhde-Lurgi-Gruppe als Konkurrenz zu von zwei schlüsselfertigen Druckwasser· tung. Siemens zu präsentieren. (DnT. 30.3.85) Inzwi­ reaktoren in der VR China bewarb, vermu· Der so atomar gestärkte imperialistische schen wurde die Lurgi-Ingnineursfirma mit ei­ teten, nämlich daß aus dem Auftrag Staat BRD wird seine Schutzfunktion ge· nem mageren 20 Millionen DM Auftrag be­ nichts wird, ist eingetreten. Plötzlich und genOber dem Kapital (Siemens, Benz ... ) dacht, mehrer hundert Millionen hatte die unerwartet für die westdeutsche Atom· besser versehen können. Dadurch werden DWK versprochen. mafia strich die chinesische Regierung die Profitinteressen des bundesde.ut· vorläufig die beiden Atomkraftwerke, we· sehen Kapitals weltweit noch wirkungs· gen Devisen· und Kapitalmangel, aus ih· voller durchgesetzt. D.h. u.a. die Siehe· DWK nennt falsche Zahlen über rem Atomprogramm. Obwohl die Hälfte rung von Rohstoffquellen, Absatzmärkten des sechs Milliarden DM Auftrages Ober und Billiglohnarbeit die Baukosten ein Kompensationsabkommen, daß die Die Unterordnung unter diese Profitinte· Lieferung von Metallen, Getreide, Erdöl, ressen bedeutet weltweit Unterdrückung Die W AA Wackersdorf wird eine der größten Steinkohle sowie 6000 Tonnen Natururan und Ausbeutung. Die Menschen in der Industrieanlagen in der Geschichte der BRD. in die BRD vorsah, abgewickelt werden Dritten Welt trifft dieses System beson· Von den Betrieben der DWK werden falsche sollte, wollte die VR China, wie der Spie· ders hart: Sie bezahlen dafür mit Hunger, Zahlen über die zu erwartenden Kosten der gel Nr.11/85 meldete, sich nicht in »Schul· Elend und Tod. W AA genannt. Bei der Vergabe des Auftrags den und politische Abhängigkeit« bege· Aus dieser Weltwirtschaftsordnung zie­ nannte die DWK einen Betrag von 5,2 Milliar­ ben. Somit wird auch vorläufig nicht aus hen Siemens und KWU auf ihre Weise den DM. An diesem Tag sah sich der DWK-­ der Endlagerung von 150 Tonnen abge­ Nutzen: Sie machen z.B. lukrative, atoma· Sprecher "nicht in der Lage, die Differenzen zu brannter Brennelemente aus westdeut· re Geschäfte mit Brasilien, Chile, Argenti· den früher genannten Zahlen zu erläutern, die sehen Atomkraftwerken in der VR China. nien und SOdafrika. Diesem rassistischen zwischen 4 und 11 Milliarden schwanken." (1) Da die KWU bereits 10 Mlll. DM in das Pro· Staat lieferten die beiden Firmen u.a. eine Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat die DWK in jekt investiert hat, war das Gejammere Urananreicherungsanlage, die das Regi· die genannte Summe von 5,2 Milliarden DM um den entgangenen Auftrag natürlich me in die Lage versetzte, 1979 eine eigene weder die zu erwartenden Kreditzinsen noch die groß. Sie sprach von einem »SChmerzli· Atombombe zu zünden. von den Monopolen verordneten Preissteigerun­ chen Schlag« (Spiegel s.o.) fOr das Unter· Auch hier in der BRD spielen die lnteres· gen eingerechnet. 5,2 Milliarden sei die Angabe nehmen nach der Absage. Dies ist für uns sen der Bevölkerung keine Rolle. Dies "nach heutigen Preisen", hieß es. In der SZ natürlich ein Anlaß zu großer Freude, weil drückt sich am Punkt der WAA so aus, vom 29.9.84 stand zu lesen, die Kosten der An· die KWU auch schon für das 300 MW· daß Staat und Kapital die Gesundheitsge· Iage beliefen sich "nach Preisen von 1983 auf AKW Quishan in der Provinz Tschekiang, fährdung der Bevölkerung ganzer Regio· 4000 Millionen Mark Baukosten". Dies bedeu­ das 1986 ans Stromnetz geht, und for das nen in Kauf nehmen. Jeder Widerstand tet, daß für das Pionierprojekt Wiederaufberei­ 1800 MW·AKW Dayabay in der Südprovinz gegen dieses Projekt wird mit Mitteln der tungsanlage nach bisherigen Erfahrungen "viel­ Kuantung von der VR China nicht berück· Aufstandsbekämpfung unterdrückt. leicht 12000 Millionen DM" aufgewendet wer­ sichtigt worden ist. Den Zuschlag fOr die Während die Leute, die sich gegen die den müssen, also 12 Milliarden DM Errichtung des AKW Dayabay soll die Ge­ WAA wehren zusammengeknüppelt wer· neral Electric und die Framatome bekom· den, macht die KWU mit diesem Projekt Heribert Sommer men haben. Dennoch ist die KWU nicht einen Umsatz von mindestens 6 Mrd. Gruppe Kar/ und Rosa aus dem lukrativen Atomgeschäft für die Mark. Daneben ist die KWU in der BRD Endlagerung und den Bau der beiden Baumeister von den meisten AKW's und Quellenangaben: AKW's verdrängt: die chinesische Regie· dem Schnellen Broter. (1) Frankfurter Rundschau (FR), 29.3.85 rung vertröstete die KWU auf den näch· Wir wollen mit dieser DemollStration (1) Neben der KWU/Siemens bietet noch die sten FOnf.Jahres-Pian, der 1991 beginnt. nicht nur an den Auswüchsen der bundes· Babcock-Brown-Boverie Reaktor GmbH (BBR) Dann könnte die KWU mit bereits fertigen deutschen Atompolitik • wie am Bauzaun AKW-Reaktoren an. BBR ist ein gemeiner Ab­ Plänen ohne großen Aufwand doch noch in Wackersdorf • rütteln, wir wollen dort leger des US-Konzerns Babcock & Wilcox und in das Projekt einsteigen. Hoffen wir also ansetzen, wo diese Politik erst möglich des Schweizer Multis Brown, Boverie OJo Cie mit der KWU, daß die VR·China weiterhin gemacht wird! (BBC). Der Anteil der BBR am BRD- unter Devisen· und Kapitalmangel leidet! Kampf dem Kriegsprojekt WAA und sei· nen lntltlatoren! Leute aus Erlangen 30 Standorte

Foto: G.Zint

Brokdorf-Demo am 5.4. Im Verlauf' des "Prot.5tages" Polizei brauchte einige Zeit, bevor menhang auf die notwendigen de Uberkapazitäten in der Strom­ .... die l.trilb...... des behelmte und durch Schilder ge· Atommülltransporte aufmerksam versorgung hätte die Atomlobby Atomknttwerb Bn*dorf ge· schützte Einheiten m1t Wasserwer­ gemacht, die zu den Schwach- (Gärtner .. Die Gewinne hat Sie· fern vor On erschienen. Dara~fhin punkten der Atomindustrie mhl­ mens eingesackt") am Kraftwerks· lang es am SonnabeocJ Atom­ zogen sich die Eindringlinge zu. ten und zugleich filr die Anti­ bau festgehalten und damit die kraftgegnem, ln das Kernkraft· rück. Atom-llewegt~r.~~ Ziel neuerlicher Harnburgischen Elcctricitätswer• werksgelände einzudringen. . Wenige später vor dem Haupt· Aktionen werden könnten. lce beinahe in die "Pleite manöv• tor ein ähnliches Bild: Wäh r'!nd "Wir müssen deutlich machen, nert". Als vor wenigen Jahren die Was der Anti-Atom-Bewegung in sich dort im·wischen Poli:z.eikt••.ten daß die Entsorgungsanlagen poli· GAL nachweisen konnte, .daß es den vergangeneo lltbn Jahren bei und ein Wasserwerfer postien hat­ tisch nicht durchsetzbar sind", billiger ist, Brokdorf zu verschen­ zahlreichen Massenprotesten ge. ·· ten. wiederholten die Atom-Geg­ meinte ein Sprecher der Bürger• ken, als in Betrieb zu nehmen". so gen den Atommeiler in Brokdorf ner ihre bereits erprobte Aktion an initiative Lüchow-Dannenberg Gärtner weiter, hätte ihm Bürger• bislang nicht gelang, schaffte am einem ftinfzig Meter entferr.ten und forderte zugleich zur regen meister Dohnanyi geantwortet, Sonnabend eine leieine Gruppe Versorgungstor erfolgreich, bis Teilnahme an dem vom 8. bis I I. der Senat würde seinen Vorschlag von Kemkraftwerksgegnem. die auch dort die Ordnungsmacht Mai geplanten "Entsorgungs­ prüfen, wenn die GAL einen Inter­ sich zu einem "Spaziergang" um durch Präsenz und Abschreckung spektakels'" auf. An jenen Tagen essenten nennen könnte, der bereit das Baugelände eingefunden hatte: die Demonstranten vertrieb. sollen nach einer Sternfahrt von wäre, Broltdorf als Geschenk zu In einem günstigen Moment Dabei hatte tatsächlich alles wie den Atomkraftwerks-Standorten bewirten. drückten die Atomgegner an der ein . Wochenend-Spaziergang be­ die Zufahrtsstraßen des Zwischen­ Im Hinbtick auf den inzwischen Deichseite gegen die meterhohen gonnen. Nur SOO Protestler/imien lagers in Gorleben blockiert wer­ mit einem Verlust von 800 Millio­ und zentimeterdicken Stahltore waren erschienen, um die fllr den den. Der Sprecher weiter. .. Wir nen Mark erfolgten und vom Steu­ des einstigen "5ymbol des Wider­ Juni vorgesehene lnbetriebnat>me müssen alte Gräben zuschiitten. erzahler finanzierten Verkauf de1 standsM. - Und siebe da: Mit nur des Atommeilers .nicht unkom­ damit die Anti-Atom-Bewegung HEW-Brokdorf-Anteile. äußerte: geringer Kraft öffneten sich die mentiert zu lassen" . Ausdrücklich wieder ihre alte Stärke erlangt." der GALier die Vermutung, daß Stahlbarrieren. Innerhalb weniger wurde von den Veranstaltern dar· Zu Beginn des Protesttages wtes sich der Senat durch diese Maß Minuten konnten durch reinen auf hingewiesen. daß an jenem Tag der Hamburger Ex-GAL­ nahme seiner Mitverantwortung Körperdruck die vier hinterein... kein .. Revival-TreffenM alter Brolc­ Bürgerschaftsabgeordnete Klaus am Bau dieser gefahrliehen und anderliegenden Stahlringe des .ab­ dorf-Aktivisten geplant sei, son­ Gärtner nochmals auf die Wider­ risik-oträchtigen Atomanlage ent· solut sicheren und uneinnehm­ dern der .Protesttag" den Auftakt sinnigkeit des Atomprojektes in ziehen wollte. Gärtner: .Ein Unfall baren Atomkraftwerks" überwun• neuer Aktionen gegen das Brokdorfhin. TrotzaDerWarnun­ ist unausweichlich. Es ist nur eine den werden. Die aufgeschrei:lcte Atomprogramm bilden sollte Be­ gen und Prognosen über auftreten- Frage der Zeit." kvo sonders wurde in diesem Zusam- 31 Standorte n.: F.BORKEN

Als die Preußische Elektrezitäts AG Während des Besuchs des Staatspräsi- stader AKW leidet an zu- PREAG) im November 85 definitif den denten von Südkore~, Chun Doo ~wan, o~ Antrag auf ein AKW in Borken gestellt oin der Bundesrepublik vom I 0. blS 12. nehmender Altersschwäche ! ! ! ;_ hat, fand sich dort auch wieder eine BI ••y'April ist auch ein Vertrag über ~e Lie· ... ' gegen das AKW Borken zusammen. Am V. ferung einer Brennelemente-Fabrik nach :. wU 15.3.veranstalteted.ieB ieinenFrühlings-'~ Sildkorea durch die Hanauer Reak~or· .- marsch gegen ein AK.W Borken. Rund \ Brennelemente-Union(RBU) unte~zelCh· "'. A~ 250 Demonstranen/innen aus Hessen net worden. Desweiteren wurde etn Nu· \ Das Atomkraftwerk Stade wurde :,. und Niedersachsen folgten dem Iandes- klearabkommen über die Zusammenar· 1972 in Betrieb genommen und sollte ('~ 1 weiten Aufruf. Filr Aufregung sorgte an beitaufdem Gebiet der friedlichen Atom· 40 Jahre lang arbeiten. Aber diese "' diesem Wochenende noch die Äußerung F•energienutzung und ein Abkommen Rechung wurde offensichtlich ohne des Hessischen Finanzministers Kroll- uber wissenschaftliche Zusammenarbeit die Neutronen gemacht. Unter star· mann daß er sich in Borken anstatt des 1 ker und vor allem dauernderNeut onen·, große~ Leichtwasser-Reaktors besser strahlung wird das Material radioak· einen kleineren Hochtemperatur-Reaktor ~~.,.,,nP"""' tiv und zerfällt, z.B. verwandelt sich. vorstellen könne. Es bleibt abzuwarten, das Eisen langsam in viele andere "" welchen Kurs die SPD Hessen letzendlich Stoffe, was die Festigkeit des Stahls Cux einschlägt. vermindert. v.J t Der Reaktordruckbehälter, jene __::_s wichtigste Barriere gegen den lAus· = tritt radioaktiver Stoffe, zeigt dement· · Nachdem erst vor einigen Monaten die ·sprechend eine besonders weit fort· Betreiberfrrma des Atommüllagers eine ... geschrittene Materialversprödung auf. Erweiterung ihrer Baugenehmigung be· Deshalb entschlossen sich im April ~~111--...... Lantragte, um dort auch die ausgedienten / 1985 die Setreiber zu einem gew~gten~~~~3;~~-« Kugelbrennelemente aus dem Thonum-• rtr., I,IJ.t Umbau des Notkühlsystems (siehe l&..tom Hochtemperaturreaktor in Hamm einla­ Nr. 6), was der Anlaß war, fll.r die .,.. ~'f'""!."'~ ~ gern zu können, gibt es inzwischen neue ak torsicherheitsexperten des Befürchtungen. Wie aus einem Schreiben ter öko·lnstititutes, sich no der Physikalisch­ eingehender mit dem Stader stalt (PTB) in Braunschweig hervorgeht, zu befassen. Dabei stellten sie fest, ist geplant, den verglasten hochradioak· daß nicht nu.r die "Materialermüdung" ·Wahrscheinlichkeit tiven Abfall aus dem Schnellen Brüter ·und die als "Stückwerk" bezeich.neten die Hamburger Bevölkerung, da die ßebenfalls in Ahaus ein~age~. Ei~e zu­ Änderungen des Sicherheits-Systems, Ha.nsestadt im Windschatten des · ·rm~n müßten. GAL "alle Katastrophenbefürchtungen ehröder verspricht, zumindest vor • wilrde schließlich die Turbine als sachlid1 unbegründet" bezeich· der Wahl, "eine interessenunabhängige fallen, so daß der heiße Dampf über net. Prüfung zu dem ganzen Sicherheitskom· Notventile direkt in die Athmosphäre Ganz so sorglos, wie der Senator flir plex in Stade sicherzustellen", in der werden müßte, droht auch Energie- und Entsorgungsfragen, ist die auch die Argumente des Darmstäd- an dieser Stelle, wegen fehlerhafter Mehrheit der Hamburger Bürgerschafts· ter Öko-Instituts einbezogen werden Konstruktion der Ventile der Aus- abgeordneten nicht, denn sie beauf- sollen. Er bekräftigte auch, daß wenn fall der Wärmeabfurh. tragten den Senat im Oktober, die Um- sich die Sicherheitsbedenken als ge- All dies, so das Fazit der Stellung· rüstungen im Sicherheitssystem des rechtfertigt erweisen sollten, das AKW nahme, "macht den Notstromfall zu Stader Reaktors "mit Begründung der stiligeHegt werde. Doch welchen Wert dem dominierenden Unfall-Typ, der mit Notwendigkeit und Erläuterung mög· dieses kleine Zugeständnis an die einer beängstigend hohen Wahrschein· licher negativer Folgen nachträglich Anti-AKW-Bewegung (bzw. an 'die lichkeit zu einem Kernschmelzfall darzulegen". Ende Mai läuft die Frist Gri.lnen bei evtl. Koalitionsverhand· " Jener Unfall also, bei dem der aus, in der diese Bilrgerschaftsanfrage Iungen, Anm. d. Setzers) hat, wird sich unkontrollierte Austritt radioaktiver beantwortet werden muß. dann in der real-existierenden Sozial- Strahlung nicht mehr aufzuhalten ist, In Bezug auf die Zukunft des Sta· .., demokratie nach den Wahlen zeigen, und der im US-Unglücksreaktor Har· der AKW's will auch noch der Spitzen· ' <>oder auch nicht! (alles Stimmenfang risburg erst in letzter Minute gestoppt kandidat der SPD in Niedersachsen, ~ und v o lk sverd umm ung, Anm . d . wu.rde. Opfer eines für diesen Fall Juni die Landtagswahlen Setzers). I zu erwartenden radioaktiven Fallouts beachtet werden. Denn ~_.. , ~~--~~~A~+t".,.rl~ Orte uber 1000000 Efnw Ö Schloß. Burg I 600000 ·10()()000 e,,,.,, & /((()ltef, l schwach radioakuverMüll verbrannt :~~]Mflrell • cden soll, steht kurz davor ihren Betrieb aufzunehmen. Das bei der Verbrennung des schwach radtoativen Mülls freigcse --= tc Jod 129 wird in der AnJage nicht flwngon durch Filter zurückgehalten, sonder in vollem Umfang 10 die Umwelt abgege­ ben. Außerdem wtrd die ARAK durch Fern überwach ungsystem kontrol-

u die in einem größeren Umkreis zumindest ~·~·~l'W: ~:r..~ef.::~~ verstärke. Die Schadensbildung werde 'I'StiRIIW.:IL'*!If/'- - .. vorwiegend bei Schwachwind- und inversionswetterJagen angelegt. Darüber ~-- ''Jf

und nachher keine "ungesetzlichen Ak­ schacht tionen" stattfinden...... rausgreifen

Im Laufe der Durchsuchung eines Autos konrad flihlten sich die grünen Herren beleidigt und der Betroffenen flattert ein Strafbe­ fehl über 300 DM ins Haus. Eine Frau wird abseits vom eigeQ.tlichen Spazier­ g~g von einem Bulli voll Bullizisten ge­ zwungen mitzufahren und es findet eine verdeckte Gegenüberstellung im Zusam­ menhang mit einem Anschlag auf ein Bohrfahrzeug statt. Ein Teilnehmer wird wegen Schneeballwerfens vorübergehend fetstgenommen. und isolieren Die Reaktionen zu alldiesen Maßnahmen des Staates sind unterschiedlich. Einige sind verunsichert und verschreckt, haben Angst überhaupt noch zu den Spazier­ gängen zu kommen. Andere sc!taffen Öffentlichkeit und machen die Angrüfe zu einer Sache flir alle. Gegen die Absicht der Staatsmacht uns zu vereinzeln und isolieren, können wir die Strategie der gemeinsamen Betroffenheit setzen, indem sanntags wir auch mit Handlungen ausdrücken, daß wir alle gemeint sind, wenn auch nur Einzelne angegriffen werden, z.B. Strafen gemeinsam tragen, zusammen spaziergänge zur ED- Behandlung gehen. Wohin gehst du?

Spaziergänge.... •.....und Gängeleien Die Frage nach dem Sinnder Spaziergän• ge, ihrer Perspektive, nach einem län• gerfristigen Widerstandskonzept wird Seit dem 31. 3. 85 finden im monatlichen Wer protestiert und Widerstand leistet immer wieder gestellt, ohne daß es eine Wechsel Sonntagsspaziergänge bei dem wird mit der Staatsgewalt in Gestalt von fertige Antwort gibt. Im folgenden dazu geplanten Endlager Schacht Konrad und Polizei und Justiz konfrontiert. Ihre ein paar Überlegungen: dem Atommülllager Asse 11 statt. Daß es Strategie heißt: Abschrecken, Die Spaziergänge haben sich als Raum für diese Spa.ziergänge ein Jahr lang gibt, ist verbieten, kriminalisieren. gemeinsame Diskussionen und Planungen ein Erfolg der regionalen Anti- AKW­ Zum einen versucht die Polizei den gan­ erwiesen. Das Klima der Gruppen und Bewegung. Langsam aber stetig finden zen Spaziergang im Griff zu behalten, Personen untereinander b.at sich verän• sich immer mehr Gruppen und Einzelne uns durch ihr massives . Aufgebot mit dert. War nach der Großdemo vom 30. ein, die einen gemeinsamen Widerstand Hubschraubern und Hunden einzuschüch• 10. 82 der gemeinsame Widerstand zer­ anstreben und zugleich unterschiedliche tern und dadurch bei uns den großen splittert und eingeschlafen, konnten mit Handlungsmöglichkeiten entwickeln Frust aufkommen zu lassen. Dabei lassen den Spaziergängen einige Gräben zuge­ möchten. Entscheidend für diesen Erfolg sie keine Gelegenheit ungenutzt, um die schüttet oder überbrückt werden. ist, daß es uns immer wieder gelungen ist, Scene zu beobachten und zu durchleuch­ Das regelmäßige Spazierengehen macht den Spaziergängen einen unterschiedli­ ten (Fotos, Personalienkontrolle), mit uns mit der Umge!>ung der Atommüllla• chen Charakter zu geben, z.B. Aktionen Verkehrskontrollen und Schikanen wol­ ger vertraut, was wir für kommende Zei­ wie Zerstörungen (beispw. eines Wasser­ len sie die Anreise verhindern. ten brauche.n (beginnende Bauarbeiten, schlauches für die Tiefbohrung in der anstehende Atommülltransporte). Wir Asse), andererseits Öffentlichkeitsarbeit ...... Angreifen finden es sinnvol mit der einheimischen (Verteilung von Flugblättern in Asse­ Bevölke"rung weiter Gespräche zu suchen Orten). Die einheimische Bevölkerung Einzelne werden gezielt herausgegrüfen, und gemeinsam über Möglichkeiten nach­ beteiligt sich bisher nicht aktiv, auch um auszutesten, was wir uns gefallen las­ zudenken, den Spaziergang zu gestalten. wenn das lächerlich große Polizeiaufge­ sen. Die Anmieter der"alten Schule" in bot manchmal Kommentare für unsere Bleckenstedt, die als Raum für Informa­ Anliegen auslöst. Konrad und Asse wur­ tionsveranstaltungen im Zusammenhang den auch durch verschiedene gelungene mit den Spaziergängen dient, wurden Sabotageaktionen mehrAufmerksamkeit wegen " Verstoßes gegen das Versamm­ AK Braunschwelg gesche.nkt: Fehlende Schrauben an der lungsgesetz" zur' erkennungsdienstli­ Assebahn, Betonklötze auf den Schienen ehen Behandlung vorgeladen, ein Zweiter zu Konrad, Zerstörungen von Bau- und bekam eine Strafanzeige und der Dritten Bohrfahrzeugen. wurde zur Bedingung gestellt, daßvorher

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Nach einem Zukunftsbild der Studie "Deutschland 2000" haben Zukunftsforscher des Frankfurter Batelle Instituts die arbeitsmarktpolitische Situation für das Jahr 2000 folgendermaßen beschrieben: "Von den dann 30 Millionen Erwerb· stätitgen (heute: 28 Mio.) hätten 17 Mio. einen vollen unbefristeten Arbeitsplatz (heute: 21 Mio.). 9 Millionen Menschen (heute: 2 mio.) würden 'fluktuieren' oder auf einem zweiten 'dualen' Arbeitsmarkt beschäftigt sein." (FR, 17.1.85). Die· se heute durchaus vorstellbare Vision ist für uns der Anlaß, sich in dieser Ausgabe der natom« mit sogenannter Lei· harbeit in Atomkraftwerken zu beschäftigen. Seit Anfang der siebziger Jahre hat sich der bundesdeutsche Arbeitsmarkt verändert. Sogenannte 'prekäre Arbeit', daß ist Teilzeitarbeit von Frauen, Schwarzarbeit, Saisonarbeit, verschiedene Formen der Zwangsarbeit (z.B. von So· zialämtern), ABM-Stellen von den Arbeitsämtern und Zeitarbeitsverträge ( = Leiharbeit) haben die Arbeit völlig neu strukturiert. Mittlerweile soll die illegale Beschäftigung, d.h. ~chwarzarbeit und illegale Leiharbeit einen Umfang von einer halben Million Beschäftigten haben. Da auch illegale und legale Leiharbeit zur Durchführung des bundesdeut· sehen Atomprogramms von Bedeutung war und ist, z.B. bei der Errichtung und Erhaltung (Reparatur· und Reinigung· sarbeiten) von Atomkraftwerken, haben wir für diese Ausgabe einen Artikel aus nwildcat« (Karlsruher Stadtzeitung Nr.37) übernommen, der anschaulich die Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern im Schweizer AKW Leibstadt schil· dert.

Flugblatt Nr.1 Eigentlich wollte ich diesen gerungsfront unter den Skla· Der Siedewasser Sommer hindurch Arbeitslo­ Dreckarbeit ven aufbauen. Eine Aktion zu reaktordes Zur sengeld kassieren. Dies istaber fünft hätten wir schon als einen gezwungen: als männlicher "Hilfsarbeiter· KKW Leibstadt Erfolg betrachtet gar nicht so leicht Immer wie· Es war uns auch klar. da8 al­ Wir alle sind gezwungen, der wollten sie mir irgendeinen les von Anfang an schnell ge· durch unsere ewige Geldnot ScheiBjob andrehen und eines hen müBte, weshalb wir gleich Leibstadt liegt 1m Herzen der eine menschenverachtende Tages wollte mich das Arbeits· am ersten Morgen ein Flugblatt schweizerischen Atomregion. und lebensgefährliche Arbeit amt an einen Sklavenhändler verteilt haben mit dem Aufruf Im Umkreis von 20 Kilometern zu verrichten, die niemand vermitteln zu Revisionsarbei· zu einer Veranstaltung (siehe liegt neben den AKW's Beznau freiwillig macht. Arbeits- und ten im Kernkraftwerk Leibstadt Rugblatt 1) . SchlieBiich haben 1 und 2 und Gösgen auch das Sozialamt sowie der rnen­ Im Moment dachte ich, wenn wir beschlossen, die Fahrt zur Reaktorforschungsinstitut schenverachte.nde Sklaven­ schon arbeiten. dann in so ei· Arbeit nicht zu zweit. sondern Würnlingen, Probebohrungen händler Fred Küng haben uns nem Job, hier kommen be· mit den jeweiligen Kollegen für ein Atommullager werden geschickt. Wir werden als stimmt viele Sklaven zusam­ Kollegen zu organisieren. gerade vorgenommen. Haupt· Kanonenfutter ins verseuch­ men. arbeitgebar der Region ist ne· te Reaktorgebäude ge­ Soeben rausgeflogen als Einführunpkurs ben dem AKW-Ausstatter Sul· schleust Magaziner [Lagerarbeiter,d.Ü• zer der Schweizer Reaktorkon· Mit einer eintägigen Pro­ bers.) in einem Buchverlag Einige Genoss/inn/en über­ zern BBC. Oie Bevölkerung, paganda-Show versuchen überlegte sich K., diesen Som· nahmen für uns das Flugblatt­ überwiegend abhängig von der die AKW-Betreiber die Ge­ mer hindurch zu stempeln oder verteilen, da wir nicht gleich Kernindustrie, zählt mehrheit· fährlichkeit der Arbeit zu ver­ einen Job beim Sklavi anzuneh· rausfliegen wollten. Während lieh zu den AKW- Befürwortern, tuschen, obwohl jeder weiS, men. Als ich K. anquatschte. des Einführungskurses hat je­ weshalb es uns nicht möglich da8 schon tausende von war es klar, daß wir gemeinsam mand ein paar kritische Fragen war, einen Treffpunkt für die Menschen an radioaktiver im KKL schuften gehen. gestellt, worauf er umgehend Veranstaltung innerhalb der Strahlung krepiert sind. Die Anstellung erfolgte mit rausftog! Region zu finden. Schon kleine Mengen von Personalausweis. Referenze.n Da niemand etwas über die Oie Schweizer Arbeiter wur· Gamma-Strahlung verän­ waren keine nötig. Der Vertrag Art der Tätigkeit wußte und vie­ den v.a. von mehreren Sklaven· dern und zerstören unser lautete in etwa: "Befristeter Ar· le Ausländer nicht mal ahnten, händlernaus den Regionen Zü· Erbgut (Hoden und Eierstök­ ke) und führen zu Mißbildun• beitsvertrag auf zwei Monate, daß es sich um ein AKW han· rich, Luzern, Brugg-Baden und gen bei unseren Kindern. von Arbeitgeberseite jederzeit delt, wurde Flugi sehr inte­ Basel rekrutiert (Einzugsgebiet das Hautkrebs oder zumindest I

36 gestellt. Morgens kamen immer se abgeben. 100 Leute um 6.30 und um 7.30 Im dritten Teil sollte über die Uhr. Wir hatten mit •mseren Frage diskutiert werden, was Flugblättern also nur die 100 er­ wir als Malocher, die der Geld­ reicht, die mit uns angefangen mangel in den Reaktor treibt,­ tlatten. dem Fabrikkommando entge­ 2. Die Arbeiten, die wir zu genzustellen haben (Streik in verrichten hatten, waren nicht der Arbeit). einmal ansatzweise mit den im Zu der Veranstaltung kam La Hague-Film geschilderten niemand. Wir führten dies auf zu vergleichen. D.h., wir waren folgende Gründe zurück: Die wenigstens kamen aus R ==Reaktor p == spei$8pumpe davon ausgegangen, daß jeder der Stadt Basel. Viele wohnten T Turbinengruppe W = Kühlwasserzu-und . außerhalb des Reaktors ein, = 100 km oder noch weiter davon K == Kondensator -abfluß zum Kühlturm zwei Handgriffe trainieren und dann im Strahlenschutzpanzer entfernt. Für sie war es eine Zu­ in den Reaktor rennen würde, mutung, weil sie schon um 4.30 spezialisierten AKW-Revi- fällen jeder primär selbt verant­ um sie zu verrichten. Wir aber Uhr aufstehen mußten. Von den sionsfirma angestttllt. worUich sei. Nebenbei er· sollten uns in gewöhnlichen 20 bis 30 Leuten aus der Stadt Es gab auch Spanier mit wähnt: wir mußten ca. 6.30 Uhr Oberkleidern, ohne irgendwel· tlatte sicher schon die Hälfte ähnlichen Voraussetzungen. dort sein, die meisten von uns chen Schutz im AKW bewegen. auf dem Bau mitgearbeitet und Aber die meisten wurden direkt hatten entsprechend wenig Alles schien somit ungefähr· das heißt sechs bis sieben Jah­ aus dem Raum Barcelona im­ ausschlafen können, so sind lieh. Auf Grund dieser "Erkennt· re Atompropaganda. Des wei­ portiert und in lagern gehalten. viele während der Tonbild­ nis" warfen wir unsere Ent· teren ist es für Prolis nicht Sie verstanden kein Wort schau eingeschlafen. scheidung, niemals in den üblich, auf Grund eines Flug· deutsch. Am Nachmittag mußten wir Reaktor zu gehen, über Bord. blatts zu einer Veranstaltung zu Die Deutschen kamen aus · uns auf einem groBen Platzver­ Wir hielten es für unmöglich, ei­ gehen. dem Raum Frankfurt bis Augs­ sammeln (ca 200 Personen) ne Verweigerungsfront aufzu· Am folgenden Tag treffen burg, waren von einem deut­ und wurden dann in verschie­ bauen. wir uns wieder. Nach unserer schen Sklavenhändler per Zei­ dene Bereiche aufgeteilt K. 3. Auf Grund der Zusam­ Veranstaltungs-Pleite wird tungsinserat als "AIIround­ wurde einem Handwerker als mensetzung der Leute konnten überlegt, wie wir jetzt weiter Handwerker" angeworben und Handlanger zugeteilt Sie hat· wir es vergessen, Kontakte au· vorgehen wollen. Es ist klar, hatten Stundenlöhne von sfr ten eine wöchentliche Arbeits­ ßerhalb der Fabrik aufzubauen. daß wir am Montag arbeitenge­ 10.-, während der Sklaven­ zeit von sechs mal zehn Stun­ Es wäre immer mit stundenlan­ hen und mal schauen, was wei­ händler für sie sfr 45.- von der den mit freiem Sonntag. Ich gen Autofahrten verbunden ge· ter passiert. Während der Dis· BBC kassierte. Sie sind durch wurde mit dem groBen Pulk zur wesen. kussion studieren wir die Pläne erhöhte Motivation und Loyali­ Ersetzung des Kondenaators · 4, Bei erstaunlich vielen Leu· . des KKL, um uns zu orientieren. tät negativ aufgefallen, z.B. abgeurteilt Hier wurde auch ten konnten wir ein kritisches Dabei stellt jemand fest, daß durch zwei Schichten durchar­ uns eröffnet, daß wir Schlchtar· Verhältnis zur Atomtechnik Leibstadt einen Siedewasser­ beiten, Beschimpfen der Flug­ beiten müssen, d.h. sieben mal feststellen. Die meisten waren reaktor hat, d.h., der Kondensa­ blattverteiler/ionen usw. je 8,5 Stunden mit jeweils zv.ei dringend auf einen Job/Geld tor ist im Primärkreislauf. Also · Oie Löhne lagen je nach Na­ freien Tagen. Davon war bis­ angewiesen, sonst wären sie doch nicht so ungefährlich, wie tionalität und Qualifikation so­ lang nicht die Rede gewesen! nicht ins AKW gegangen. man uns erzählte. Wir ent­ wie Sklavenhändler zwischen Es wurcten Garderoben· 5. Das Fabrikkommando schlossen uns kurz, ein zweites sfr 10.- und 21.-für die gleiche schlüssel ausgegeben und ge­ konnte trotz äußerem · Schein Flugblatt zu schreiben. Arbeit. zeigt, wo wir uns bei Arbeitsbe­ nicht über die Inkompetenz und Beim Verteilen mußten die Wir führten die Mobilisie­ ginn einzufinden haben. Wirha­ Improvisation hinwegtäuschen · Flugblattverteilerlinnen auf die rung der Malocher aus ver­ ben noch ein wenig nachge­ (wir werden später noch ge­ Schichtpläne achten. Wir ha· schiedel'len Ländern über hun­ fragt, um was für eine Repara­ nauer darauf eingehen). benetwa zehn weitere Genoss/ darte von Kilometern auf zwei tur es sich denn handle. Unser inn/en zur Unterstützung mo· Gründe zurück: Schichtführer (ein BBC-Fach­ Die Veranstaltung bilisiert, damit man/frau nicht 1. sollte vermieden werden, arbeiter) meinte, es müßten die so schnell von den Bullen abge· daß bei einer Rekrutierung aus­ 42 000 Rohre von je 13 Me­ hatten wir am selben Abend räumt wird. Das Verteilen ver­ schließlich aus der umliegen­ ter Länge im Kondensator er­ in Basel angesetzt. Zuerst woll­ lief relativ ruhig. Auf dem Rück• den Region sofort ein Lohn­ setzt werden, weil die jetzigen ten wir den Film über die Wie­ weg wurden aber etwa zehn druck entsteht, Nickelrohre zu stark oxidieren deraufbereitungsanlage in La Leute von den Bullen abgefan­ 2. können sich so die ge­ würden. Es sei das erste Mal, Hague zeigen. Der Film ist von gen und verhaftet, ihre Perso­ sundheitlichen Folgen der Ver­ daß so eine Arbeit von der BBC und mit Arbeitern dieser Fabrik nalien wurden festgestellt. seuchung nicht so stark in der ausgeführt werde. Er selber gemacht worden über die Ar­ regionalen Statistik nieder­ war bei der Produktion des beit, die Auswirkungen dieser Der erste Arbeitstag schlagen. Kondensators im Werk betei­ Arbeit auf die Malocher sowie Nach Erhalten der Ausweise ligt. Danach konnten wir gehen. die Auswirkungen der Fabrik Wir hatten zu spät reagiert konnten wir das Fabrikgelinde aufdie Region. Danach hätte je­ und so fuhr unser Fahrer an den betreten. Es ging zum Elnfüh· ln der darauf folgenden Sit· mand von den Flugblattvertei­ Flugblattverteiler/inne/n vor­ rungskurs über. zung mit den FlugblattverteUer­ lerlinne/n über die medizini­ bei, während wir noch darüber Die Belehrungen wurden für innen trafen wir folgende Über• schen Auswirkungen der ra­ diskutierten, ob er anhalten sol­ alle in Schweizer- und Hoch­ legungen und Feststellungen: dioaktiven Strahlung auf den le. ln der Garderobe haben die deutsch gehalten. Es kann sich Körper berichtet. wenigsten ein Flugblatt. Es ist jeder selbst vorstellen, was ein 1. Ein Einführungskurs, wie Zweitens wollten wir eine daher schwierig, darüber zu Spanier oder Franzose dabei wir ihn heute erlebt hatten, hat­ kurze Darstellung der Atomka­ diskutieren. von den Strahlenachutzbestim­ te schon gestern und vorge­ pitalisten im Weltkapital sowie Wir mußten uns ausziehen mungen mitbekommen hat Am stern stattgefunden. Das heißt, der Wichtigkeit von Energie als bis auf die Unterhosen und gin­ Schluß mußten alle unter· es wurden et)Na 600 Sklaven für Spaltungs-und Druckmittel ge­ gen, mit einem Schurz beklei­ schreiben, daß bei Strahlenun- die Revision Und Reparatur ein· genüber der arbeitenden Klas- det, zur Schleuse in die heiße 37 Zone, wo wir ein Überkleid fas­ Aber auch für eine Zigarette sten. Hier kamen uns die Leute oder die Toilette mußten wir die von der vorigen Schicht entge­ heiße Zone verlassen, d.h. um· gen. Es wurde schon seit zwei ziehen usw. Später einmal stan­ Tagen gearbeitet; unsere den wir zu sechst neben einer Schicht hatte die zwet freien Ta­ Stange, die abgeschnitten wer­ ge als erste erhalten Beim den sollte. Ich fragte den Typ Reingehen mußten wir dann mit der Trennscheibe, ob er als den Schurz ausziehen in Unter­ Schlosser oder Hilfsarbeiter hosen und Socken durch die angestellt worden sei. Er mein­ Schleuse und dabei unsere te, als Hilfsarbeiter, worauf wir Cofftputet'brtt 1111111*\. ...., darüber redeten, ob wir dann stand Immer einer von Strah­ diese Maschine bedienen sotl­ lenschutz, Werkschutz oder ten. Wir beschlossen gemein­ privater Wachgesellschaft. sam, da8 nicht und informierten Hinter der Schleuse mußten wir den Meister, er solle uns einen dann das Überkleid anziehen Mechaniker für dies und das sowie spezielle Schuhe schicken. Überhaupt war der (waschbar). Es ist hier festzu­ Kontakt unter den Kollegen stellen, daß für uns -Schlchtar­ sehr gut. Wir haben uns vom er· sten Moment an viel abgespro­ beiter- nicht der normale Ein­ der Außenseite der Rohre, d.h. Stundenlohn" wurde den chen. gang galt, sondern ein Notaus­ aus dem Primärkreislauf des Schnellsten immer wieder un­ Oie Meister bzw. Schichtfüh­ gang mit Barackenbau ge­ AKW's. Wir haben dann mal ei­ ter die Nase gehalten. rer waren drei Facharbeiter der schaffen worden war. Am nor­ nen Handschuh auf ein Prüfge• Die Pausen mußten in zwei BBC. Sie hatten sehr wenig Er­ malen Eingang lief alles mit rät gelegt Der Zeiger ging bis Gruppen gemacht werden. Bei­ fahrungen, wie man vierzig, Computerkarte, dort bekam zum Anschlag, worauf wir mit da Gruppen machten trotzdem man auch einen elektronischen fünfzig Leute kontrolliert und den Kollegen darOber redeten. eine lh Stunde. Die Bosse Dosimeter mit Digitalanzeige zur Arbeit bringt. Der jüngste Hier machte ich den Fehler, konnten nichts machen. zur persönlichen Überwa• von ihnen hat sich nach und nicht sofort auf Arbeitsnieder­ Beim Rohre-Ziehen mußten chung. Daneben bekam man nach als SUperarschloctrprofl­ legung zu pochen. So fiel uns ·wir in 4 Kolonnen ~on 7-9 Leu­ betriebseigene Unterwäsche llert und damit begonnen, mit nichts Besseres ein. als die ten schaffen. lndNiduelle Pau­ und Socken und jedesmal neue Lohnabzug zu drohen, was er in zwei Entschlossensten ins Büro sen wurden riskant Da haben Überkleider. Wir mußten hinge­ einem Fall auch gemacht hat des BBC-Bosses zu schicken. wir angefangen, immer kolon­ gen während vier Tagen mit Dieser wollte uns einlullen nenweise Pausen zu machen: demselben Überkleid und un­ Abends kamen wir zu fol­ und hat uns wieder mal erzählt, Immer eine Kolonne verlieB ge­ serer privaten Unterwäsche ar­ genden EJnschätzungen: daß alles völlig ungefährlich sei. schlossen die Zone. Wenn die beiten. So sparten die Schwei­ 1.0bwohl 300 FlugbJitter Dennoch haben von da an 90% Kapos das gesehen haben, ne emige Tausender an Wä­ verteilt wurden, sind sie uns im der Leute nur noch mit Staub­ stellten sie aus den übrigen drei scheretkosten. Schließlich be­ Betrieb nicht aufgefallen. Wir maske gearbeitet Der Meister Kolonnen eine neue zu$a.m­ traf die Maßnahme rund 200 konnten also nicht darüber re­ hat uns deswegen völlig wider­ men. Wenn die Leute wieder Leute. den. Zum Teil war's auch unser lich angemacht (Männlichkeit reinkamen, wurden sie aui die Fehler. Wir hatten eine Bemer­ usw.). Wir haben die Masken vter Kolonnen verteilt. Kurz da­ Zur Schichtarbeit kung von wegen Werkschutz trotzdem getragen. Oie Verun­ rauf machte die nächste Kolon­ aufs Flugl gemacht, worauf die sicherung war sehr groB, aber ne Pause. Mit diesem Trick hät­ Anfangs mußte ein Teil der Kollegen es nur versteckt gele­ wir konnten daraus kein kämp· ten die Bosse 7-9 Leute zusam­ Leute hinter dem Kondensator sen haben. ferisches Moment machen. men bestrafen müssen, aber arbeiten. Wir waren vorne zwei 2. Unsere Einschätzung der das haben sie nicht gewagt. Der Gruppen, die denselben Job ZU Leute hat gestimmt Oie Ar· Dritter Tag zwe1te Vorteil der immer neuen erledigen hatten. Wir fingen beitsmoral war gleich null. Die Zusammensetzungen der Ko­ hier zu viert an und nahmen es meisten waren zwangsmobili­ Von heute an wurde mor­ lonnen war. daß sie also nie ei­ recht gemütlich. Als Ich mal bei siert worden und hatt.en von da­ gens Appell gemacht, weil die ne bestimmte Scene als Drük• den andem Vier nachschaute, her eh nicht vor, in dem Job für Bosse gemerkt hatten, daß keberger ausmachen konnten. waren die schon doppelt so ihr Geld auch noch zu arbeiten. manche Leute erst eine Stunde Die zweite Methode war weit Hab ihnen dann erklärt. 3. Das Fabrikkommando ha­ später kamen. ln der Fabrik drin noch viel wirkungsvoller. Eine da8 das so Scheiße tat. da8 wir ben wir immer noch nicht so gabs dann einen Anschiß~ we­ Kolonne hörte auf zu arbeiten schließlich nicht im Akkord be­ klar gecheckt Auf jeden F!lll gen des Arbeitstempos und der und setzte sich unmittelbar an zahlt würden. Das haben sie war die Arbeitsorganisation auf Pausen. Sie drohten mit Lohn­ ihrem Arbeitsplatz nieder. o.k. gefunden. Danach haben Grund der fehlenden Erfahrung abzug und RausschmiB, wenn Wenn dasdie anderen gesehen wir zusammen sehr langsam des Managements noch Immer sich das nicht ändere. Das hat haben, kam die Arbeit völlig gearbeitet und währenddessen recht chaotisch. dann auch gewirkt: Das Ar­ zum Erliegen. Wenn die Bosse Ober Lohn, AKW und so gere· beitstempo wurde etwa ver­ kamen, sind alle sitzen geblie­ det Immer mehr Kollegen ka­ Am 2. Tag fünffacht Unfälle, von Schürf· ben und einer meinte, wir wür­ men von hinten nach vorne, wunden,(die nicht mehr zuheil­ den ja soviel schaffen, wir hät· weil hier die leichtere Arbeit Wir mußten anfangen, diese ten) bis zu Verletzten, die mit ten die Pause verdient. Oie Bos­ wer (die größten Spinner wa­ Rohre zu ziehen. Jeder machte dem Krankenwa~ abtran­ se sind wieder abgezogen. Dies ren, als ich rausflog, immer Sicher 4 Stunden Pause an die­ sportiert werden m~o~Bten , häuf• zogen wir jede Stunde 5-1 QMi­ noch hinten). Offiziell hatten sem Tag. Oie Chefs sind ausge­ ten sich von jetzt an. Für uns nuten lang durch. Nebenbei wtr eine halbe Stunde Pause. flippt, konnten aber die Diszi­ war's ab jetzt angesagt, das mußte jeder noch dreimal am Oie Meister meinten, wir sollten plin nicht herstellen. Trotzdem Tempo offensiv zu zerschla­ Tag auf die Toilette usw. .. nicht alle miteinander gehen, kamen wir an diesem Tag das gen. Oie Spinner wurden k.on­ An diesem Tag wurden die damit immer gearbeitet werde. erste Mal mit diesem Staub in sequent zusammengeschis­ Papier-Staubschutzmasken ·So konnten wir problemlos eine Kontakt sen. Oie Parole "wir arbeiten für obligatorisch erklärt. Auch ganze Stunde Pause machen. & waren Abigerungen auf nicht im Ald

38 mer eine getragen. Überhaupt endlich wissen wolle, was in hatte es heute unheimlich viel diesem Staub sei. Nach einer Staub, teilweise lag er millime­ fünfminütigen Diskussion Rugblett ~r.2 se Rohre hochgradig ver­ terhoch. Wir wußten alle, daß er (Schreierei) meint das seucht sind. Beim Heraus­ radioaktiv war, aber von Strah­ Arschloch, ich würde die Arbeit Wir wollen leben! reißen entstehen radioakti­ lenschutz und Betriebsleitung verweigern und blah blah ... ver Staub und Späne.Außer• hieB es immer wieder, alles sei Wild entschlossen geht er zum Wie wir am Donnerstag und dem bleibt erfahrungsgemäß "absolut ungefährlich". Eingang, aber nur drei Leute Freitag feststellen konnten, bei der Demontage von Kon­ Abends haben wir anläßlich folgen ihm. Wir bleiben zu etwa ist die Arbeitstosigkeit unse­ densatoren immer Flüssig• des Staubs nochmal über das l!fanzig stehen und reden, was re groBe Gemeinsamkeit. keit zurück. ln diesem Fall Gesundheitsrisiko, das mit dem wir hier weiter machen können. Vielen Kollegen geht es ums hochradioaktive Wasserteil­ Job verbunden ist, diskutiert. Nach rund zehn Minuten blanke Überleben. Es darf chen. Die Partikel dringen in aber nicht sein, daß unsere Einerseits hielten wir den Staub kommt das zweite Ultimatum. unsere Körper ein (Lunge, Notlage von den KKL-Betrei­ für gefährlich. aber die Tatsa­ Hier zerbricht das Ganze und Augen, Haut). Als einzige Si­ bern so ausgenützt wird. che, daß die äußeren Bedingun­ die Leute gehen zur Arbeit. Am cherheitsmaßnahme hängen Sechzig Stunden an sechs gen sich extrem von den im Schluß stehen nur noch der sie uns den Filmdosimeter Arbeitstagen Normalarbeits­ La-Hague-Film geschilderten Meister und ich vorm Eingang. um. Das ist absolut lächer• zeit ist zuviel. Der Schicht­ unterschieden, hatte uns ziem­ Den Rest darf sich jeder selbst lich. Die Strahlung der Teil­ plan ist eine absolute lich eingelullt. Dazu kam. daß denken... chen, die in unsere Körper unsere Versuche, das Arbeit­ Schweinerei. Nachtarbeit eingedrungen sind, wird stempo zu drosseln, viel erfol­ Ergänzungen von K. von 22.00 bis 6.00 Uhr wird vom Filmdosimeter nicht er­ greicher waren als das ge­ mit lÖcherliehen 25% hono­ faßt. Auch wenn die Strah­ riert. Samstag 22.00 bis Mon­ lung gering ist, können wir sie wöhnlich in der Fabrik ist, wir Unterschiede gab es - wie tag 6.00 Uhr . gibts banale nicht mehr loswerden. Sie von daher auf jeden Fall wei­ bereits erklärt - in bezug auf termachen wollten. So fetzten 5o% Nebst dem, daß die Löh• strahlt jahrelang weiter und Arbeitszeit ( 6x 10 Std.), Arbeits­ wir uns stundenlang mit den Ex­ ne auf einem Niveau von zerstört unsere Gesundheit, teilung (ein Handwerker auf ein ternen, bis wir uns überzeugen 1975 sind. haben wir noch 2 langsam aber sicher (Lun­ bis zwei Prekäre).- Arbeitsklei­ lieBen, daß der Job wirklidl un­ Stunden Anfahrtszeit täglich, genkrebs, Leukämie, Erb­ dung (betriebseigene Wäsche sere Körper ruiniert. unbezahlt. schäden). Somit sind alle, die und Unterwäsche). Unsere 1\r­ Da es für uns keine Ge­ irgendwie mit den Röhren beit war locker, weil vom Ar­ Vierter Arbeitstag werkschaften gibt müssen des Kondensators in Berüh• beitszeitplan her bis zur weite­ wir die Forderungen nach rung kommen, der Verseu­ ren Inbetriebnahme genügend Der Arbeitsablauf ist gleich mehr Lohn, höheren Schicht­ chung ausgesetzt. Zeit zur Verfügung stand. Die wie am Vortag. Die Kommuni­ zulagen, weniger Arbeitszeit, Deshalb darf niemand: kation ist absolut Spitze. Immer Arbeit änderte sich erst, nach­ höheren Spesen und bezahl­ ohne Augenschutzlohne wieder reden wir über unsere dem eine Reihe der Kondensa­ ter Anfahrtszeit in unsere Handschuhe/ohne Atem­ Arbeitssituation, daß wir weni­ tor-Arbeiter ihren Job schmis­ Hände nehmen. Wir werden schutzgerät/ohne Elektro­ sen und Handlanger für ihre ger arbeiten müssen, über un­ nicht Millionäre mit dem KKL, dosimet~.tr/ohne Schutzan­ sere ungleichen Löhne und na­ Jobs abgezogen wurden. So aber sie. züge/ohne Umgebungs­ türlich über den Staub. Die Fra­ hatte ich z.B. die Möglichkeit, in messung/ohne Aufklärung ge, wie man so etwas ändert, den Reaktor zu schauen und Was sie uns nicht über die wirkliche Verstrah­ blieb aber jedesmal in den An­ mir alles erklären zu lassen, gesagt haben lung im KKL arbeiten! sätzen stecken. Wir selbst wa­ nachdem ich einige kritische ren hin- und hergerissen: ent­ Fragen in bezugauf die Sicher­ Das KKL wird mit einem Sie­ weder man findet den Staub un­ heit am Arbeitsplatz gestellt dewasser-Reaktor betrie­ Wie wir aus vertraulicher gefährlich, dann schafft man hatte. Die Monteure waren ben. Die Turbinen werden Quelle erfahren konnten, weiter, oder man hat solche meist BBC- oder Sulzer­ vom im Reaktor erzeugten werden die Hälfte der Hilfsar­ Angst, daß man den Job Facharbeiteraus den Werken, Dampf angetrieben. Dieser beiter, die am Kondensator schmeißt. Das hieB konkret, die diesen Einsatz als vorüber• Dampf ist hochradioaktiv. arbeiten, nach 14 Tagen ent­ daß die Kollegen, die das eine gehende Abwechslung oder Trotz des Versuchs, die ra­ lassen, da es nur bei der De­ absolute Schweinerei fanden, Mehrbelastung zu ihrem sonsti­ dioaktiven Stoffe mittels montage so viele Leute weggeblieben sind. Es setzte gen Arbeitsalltag gesehen ha­ Wasserabscheider und braucht: also ein ZerbröckelungsprozeB ben. Die Konfrontationen Dampftrockner zurückzube• E'in, den wir einerseits unter­ liefen in der Regel mit Werk­ halten, ist 'der Dampf in der -Der Werkschutz bereitet stützten, aber dadurch gingen schutz oder Ingenieuren, weil Turbine immer noch hochra­ uns beim Verteilen des Flug­ gerade die bewußtasten Leute immer wieder Flüssigkeit aus dioaktiv. Dieser Dampf wird blatts erhebliche Schwierig­ weg. den Ventilen oder Rohren her­ danach im Kondensator ab­ keiten. Gebt das Papier mög• ausfloß, die wir zu reparieren gekühlt. Die meisten von uns lichst an Kollegen von ande­ An diesem Abend entschloB oder zu entfernen hatten. Meist müssen an diesem Konden­ ren Gruppen und Schichten ich mich, die heiße Zone unter wußte niemand, wie es möglich sator arbeiten. Klar, daß die- weiter! keinen Umständen mehr zu be­ war, daß Wasser herauskam. treten. Ich hatte selbst Angst. Ich habe deshalb aus Sicher­ heitsgründen immer wieder auf genden Staubs vorgenommen, unserer Garderobe ausgelegt. Draußen eine Erklärung gepocht. Die den wir auch einschnautten, Mein Ziel war, zusammen mit konnte oder wollte mir aber nie­ weil Durchgänge von unserem einigen Arbeitern einen .Umzug Wir fahren am Morgen wie mand geben. Arbeitsplatz zum Kondensator­ durch die Fabrik zu machen, die gewöhnlich aufs Gelände. Ich Kontakt hatte ich vor allem raum offen waren. Arbeit niederzulegen und zu erkläre schon auf der Hinfahrt zu vier Franzosen, mit denen Als die ersten Resultate be­ diskutieren. den Kollegen meinen Ent­ ich jeweils aufs Gelände fuhr. kannt wurden, haben wir Flug­ Der Vflrsuch wurde schon im schluB. Beim Morgenappell ge­ Mit ihnen konnte ich darüber blatt drei geschrieben. Es wur­ Keim erstickt Bevor ich noch in he ich zu den Chefs und erkläre sprechen. Als L. rausflog, wur­ de von 25 Leuten vor dem Fa­ die heiße Zone kam, wurde mir· ihnen, was für 'ne Schweinerei de in einem unabhängigen La­ briktor verteilt, mit einem gro­ vom Werkschutz meine Com­ sie mit uns machen und daß ich bor eine Analyse des herumflie- Ben Transparent. Ich habe es in puterkontrollkarte abgenom-

39 men - dadurch war ich in die­ gezogen werden. d.h. mußte sem einen Raum eingesperrt - der Job geschmissen werden. dann wurde ich abgefOhrt und Andererseits, rticht zuletzt we­ vors Werkstor gesetzt. Einen gen der guten Kontakte am Ar­ aus unserer Gruppe konnte ich, beitsplatz, wollten wir bleiben als sie mich wegführten, noch und einen kollektNei'l Kampf beobachten, wie er sich umzog, erst recht aufbauen, um den einen auf Arbeitsunfall machte Betrieb lahmzulegen. und sich per Taxi nach Hause Als wir

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Atomhandelsmesse in Genf Atomindustrie rüstet für 90er Jahre

Vom 8. bis 10. April findet in Genf auf neutralstem Boden eine Riesen-Handels- •techniker (der "European Nuclear Society" messe der intemationale.n Atomindustrie statt, gegen die sich Widerstand regt. ENS) und deren ame.rikanische Kollegen Menschenteppiche in Winterthur, Blockaden ge­ Für die ENC'86 Trode Fair werden 2-3000 (.,American Nuclear Society" ANS}, anderer­ gen Zuliefercamions, Menschenteppiche und Atomhändler und tech.niker aus der ganzen ·seits die neunte Konferenz der europäischen symbolische Beerdigungsfeiern in·Basel, an bei­ Welt erwartet. Bereits 250 Aussteller haben sich Atomindustriellen und Elektrizitätswirtschaft den Orten grosse Demonstrationen: So wurde angemeldet, mindestens I 00 weitere sollen (.,For3tOm IX") und deren arnerikanische 1981 gegen zwei grosse Handelsausstellungen noch hinzukommen. Sie stammen aus Frank­ Konkurrenten (,,Atomic lndustrial Forum"). für Waffen- und Rüstungsgüter (aie W'B/ in reich, England, Bundesrepublik Deutschland, Das ENS-Sekretariat wird in Bürogemeinschaft Winterthur) und Atomtechnologie (die Nuclex Italien, Spanien, Belgien, Korea, Schweiz, Ja· mit der SVA von Feuz in Bem geleitet, das in Basel) Widerstand geleistet. Seither musste pan und den USA. .,Garantierter Erfolg" - Foratom-Sekretariat befindet sich in London. ·auf die geplante Wiederholung solcher Schwei­ ,,Ein milliardenschwerer Markt" :.... .,Ideales Diese beiden Kongressveranstalter beauftragten zer Beihilfen zum weltweiten Aufbau von Mili· Instrument flir Marketing im Atomsektor" ver­ mit der Organisation der Atomhandelsmesse t.är· und Atomstaaten aus politische.n Gründen spricht die Werbung flir die ~NC'86 Trade Fair. ENC'86 Trade Fair eine Genfer Firma, die verzichtet werden. Nach zehn Jahren Krebsgang Vorbereitung auf 'Orgexpo'. Diese Firma wurde 1957· im An· einen neuen Aufschwung der Atomindustrie in schluss an die grosse UNO-Konferenz ,,Atome Was sonst nirgends mehr durchgeftihrt werden den 90er-Jahren? kann, soll nun offenbar nach Genf verlegt wer­ für den Frieden" von 1955 gegründet. Trotz Neue Märkte (Inden sich nicht zuletzt in der OECD-Patronat für den Kongress gibt es· laut den: Vom 8.- 10. April wer· Dritten Welt. Die ZeitsChrift 'atomwirtschaft' den sich in der Rhonestadt im Rahmen der Feuz -keinerlei staatliche Unterstützung flir die. machte im neuesten Heft mit Stand vom Au· Veranstaltungen und die Ausstellung in Genf. Nascom die Waf­ gust 1985 folgende Ob~rsicht: Gegenwärtig im fenhändler und vom 1. - 6. Juni in der ENC'86 Bau sind Atommeiler in Argentinien, Brasilien, Oie zentralen Konferenzthemen s.ind • von Foratom: - der Atommarkt in den In­ dustrie- und 'Entwicklungsländern; - die Wirt­ schaftlichkeit der Atomenergie; - Atomener· gie und öffentliche Meinung; - internationale Zusammenarbeit; • von ENS: - bessere Ausnutzung bestehender Atomanlagen; - neue Technologien wie der Hochtemperaturreaktor und die Fernheizung; - Brennstof!kreislauf; - Abbruch von AKWs und Atommüll; - Sicherheitstechnologien; - schnelle Brüterund Fusionsenergie. Anti-AKW-Gruppen haben zum Widerstand ge­ gen diese Grassveranstaltung -der Atomlobby aufgerufen. Auf Einladung des 'Courant altema· ur (Genf) und der Gewaltfreien Aktion' gegen das AKW Kaiseravgst (GAGAK) fand am 9. No­ vember in Genf ein etstes Treffen statt. Unter dem gemeinsamen Titel .,Contratom" · sollen während einer: gemeinsamen Aktionswoche de­ zentral in der ganzen Schweiz vielfaltige gewalt­ freie 'direkte Aktionen durchgeführt werden.

Kontakl:ldressen: Contratom, c/o Laurcnt ExcoCfier, 6, rue du Prince, 1204 Geneye, Tel. 022/21 46 96 Contr.atom, c/o GAGAK, Regionalstelle Zürich, Post­ fach 1310,8036 Zürich, TeL 01/710 47 03 (Mario) Trade Fair die Atomindustriellen ein Stelldich­ China, ln'dien, Iran, Korea, Kuba, Mexiko und ein geben. .,Genf ist halt eine neutrale Stadt", den Philippinen (22 Einheiten), Bestellungen erklärt der Grand Old Man der 'Schweiz. Verei­ gibt es aus Ägypten, Brasilien; China, Indien, nigung für Atomenergie' (SVA, Bem), Feuz, ge­ Jugosla'!"ien, Philippinen . und der Türkei (13 genüber der friedenszeitung. Einheiten), während in der westlichen Welt Neutralität heisst in Genf offenbar: Bevorzugter zwar noch 100 AKW's im Bau sind, jedoch nur Erscheinungsort von zahlreichen intemationa· noch 19 weitere bestellt und im Ostblock 53 im Jen Rüstungszeitschriften, Stätte zum privaten Bau, 54 bestellt sind. Einkauf von Atombomben, wie der französi· War die 'Nuclex' ein rein kommerzielles Unter­ sehe Journalist Patrick Berthreu mit Wallraff. nehmen der Basler Mustermesse, so soll die Methoden bewies ('Le Monde' 19.7.85), viel­ ENC'86 Trade Fair laut Feuz nicht zuletzt die leicht bald Sitz eines Eureka-finanzierten Hoch­ parallel laufenden Kongresse mitfinanzieren. hel­ technolog!eforschungszentrums, worum sich fen. Sie laufen unter dem Namen ENC'86, die das CERN bewarb, mit 7000 Atomwissenschaf­ laut Werbung .,die wichtigste europäische tern und -technikern auch nicht gerade unbe­ Atomkonferenz der 80er-Jahre" ist. ENC'86 Die wilde Katze deutend. Heisst Neutralität, sich sein Geld mit steht unter dem Patronat der OECD, vertreten ausder Schweiz. der Organisation des Weltmarktes für Rüstungs-, .durch deren Atomenergie3gentur. Atom- und a.nderen Hochtechnologieglltern zu ENC'86 umfasst einerseits die vierte Konferenz verdienen? der europäischen Atomwissenschafter und

42 Endlagerpläne der Schweiz

Ende September 1985 gab der Schwelzer .,Dieses Endlager tangiert unser Dorf nicht · den, hauptberuflich Prokurist und Leiter Bundesrat die Bewilligung an die " Niltlo­ also· wenn das Endlager klme, worde un­ des Konzernstabes "Recht" bei der nale Genossenschaft fOr die Lagerung ra­ ser Dorf nicht tangiert. Da mossen wir .,Schlndler Holding AG Herglswll (NW)". dioaktiver Abfalle" (Nagra) fOr Sondlerboh· ganz neutral und objektiv sein: es hat Aus Granden des Landschaftsschutzes rungen ln Bauen (Url), Piz Plan Grand (GR) nichts mit dem Dorf zu tun, das Ist keine wurde die Kiesausbeutung des sich ln un­ und Ollon (VO), um ein Endlager fOr Floskel, denn Ich werde mich vehement da· mittelbarer Nahe des geplanten Endlagers schwach- und mittelaktive AbfAlle auszu· for einsetzen, da6 das Material auf dem befindlichen Sees Immer schwieriger. Be­ kundschaften. Diese Bewilligung wurde Seeweg zum Stollenportal transportiert nötigt fOr die Kiesförderung werden AufzO· mit der Auflage erteilt, daß noch minde­ wird. Wir Im Gemeinderat meinen, fOr ein ge und Förderanlagen, wie sie zufllllger­ stens ein vierter Standort ln die Auswer· allfllllges Endlager m06te prlmar der si­ welse der Brötchengeber von Regierungs­ tung der Nagra miteinbezogen werden cherste Standort gewlhlt werden. Nator­ rat Waser herstellt. m06te. Der vierte Standort Ist mittlerwelle Uch sind die wirtschaftlichen Anreize fOr Das geplante Endlager, da6 der liberale von der Nagra Im Kanton Nldwalden ge­ unser Dorf nicht uninteressant. Ich glaube (FOP) Volkswirtschaftsdirektor mit "ange­ funden worden. Er liegt hOChstwahrscheln­ nicht, daß blo6 gro6e Firmen in den Zen­ messener volkswirtschaftlicher Nutzen" llch ln den Gemeinden Beckenried und E.rn­ tren profitieren werden. Ich werde mich ve­ umschreibt, Ist auch deshalb fOr das Kan­ metten, auf der anderen Bergseite von hement dafor einsetzen, daS das nicht pas­ ton Nldwalden von ökonomischen Interes­ Bauen. siert. Wir sind nlmllch durchaus ln der La· se, weil nach dem Bau der Natlonalstra6e Wichtig fOr die Realisierung des Endlager­ ge, alles selber zu machen; denken sie nur und der Tlufung des Seeligsbergstunnels projektes Ist nach Ansichten des Nagra­ an die auf Stollenbau spezialisierte Firma die regionale Bauwirtschaft nicht mehr auf GeschlftsfOhrers, Hans lssler, die politi­ von German Murer (ehemaliger Regie­ Rosen gebettet Ist. Gegen 25 Millionen sche Akzeptanz. Sie sei genauso von Be­ rungsrat), deren Chefs alle ln unserer Ge­ Franken könnte nach Nagra­ deutung, wie positive geologische Me6da­ meinde wohnen. Wir können diese Arbel· Pressesprecher Karl Schorl dagegen ein ten. Oie politische Akzeptanz soll zuminde­ ten lntem vergeben. Aber schauen Sie ein· Sondierstollen zur Auskundschaftuno des stans Im offiziellen Nldwalden vorhanden sein. Doch die politische Akzeptanz for das End· Iagerprojekt trogt: die Urner Gegneraktlpn "Atommoll hll nll" hat den Atomkraftgegner/lnnnen/n Im Kantom soll· darlache Kampfunterstatzung zugesagt. Und auch das "Demokratische Nidwalden" (ON), das einhundert Mitgliederlinnen WllllerthUf zAhlt, reagierte: "Mit Wut und Empörung sehen wir, wie • sich unsere Regierung hinterlistig ober die einfachsten demokratischen Spielregeln hinwegsetzt. Heuchlerisch bietet sie unter dem Kleid freudeldgenösslscher Solidari­ tät prostituierend der Nagra an. (... ) Durch diese Demonstration der Macht fOhlen steh die BOrger Innen verkauft und in Ihrer Meinung 'Oie machen ja sowieso was sie wollen' bestlrkt. Das ON wird die weiteren oppositionellen Schritte in dieser Angele­ Atomtcraftwer1

Endlager-Spektäkel vom 8. bis 11. Mai '86 !

SCHACHT KOIIRAD ,., ... _,. ,40'., ,· ..

- Der Versuch vom Februar '85, die WAA nicht im Wider• standsloch Gorleben, sondern in einer vermeintlich friedlich­ eren Region zu bauen, führte die Betreiber nur vom Regen in die Traufe: In kurzer Zeit entwickelte sich in der Region um Wackersdorf ein neuer Schwerpunkt des Widerstands gegen das Atomprogramm. Der neueste Versuch besteht darin, die direkte Endlagerung als Alternative zur Wieder­ aufarbeitung zu verkaufen. Nur so kann das Atomprogramm weiterlaufen, wenn auch Wackersdorf "politisch nicht duteh­ setzbar " sein wird. - Die CDU will mit der direkten Endlagerung den großtech• nischen Einstieg in die Plutoniumwirtschaft abrunden, SPD und Gewerkschaften, die die direkte Endlagerung als Alter­ native zur WAA fordern, wollen der Bevölkerung weis mach­ en, damit sei das Atommiillproblem zu lösen und der Einstieg in die Plutoniumwirtschaft werde vermieden. STOPPT DAS ATOMPROGRAMM - Während Bundes- und Landesregierung behaupten, sich im Interesse der Bürgerinnen und Bürger um die Lösung der Gegen den'Versuch der Betreiber, Sicherheitsprobleme zu kümmern, - Niedersachsen mit seinen (geplanten) Atommüllendlagern - dient SchacJit Konrad :schon als Entsorgungsnachweis in Gorleben, Schacht Konrad und Asse II zum Atomklo für AKW's (angeblich wird der Schacht aber erst auf seine der BRD zu machen, Eignung untersucht!); - mit ständigen Atommiilltransporten über Schiene und - sollen aus dem Salzstock bei Gorleben schon riesige Men­ Straße eine ganze Region mit radioaktiven Stoffen zu gen von Salz ausgelioben werden, um Platz für . die End­ belasten, · lagerung zu schaffen (angeblich ist aber noch nicht über wollen wir mit der gemeinsamen Endlagerkampagne im nord­ das Endlager entschieden!); deutschen Raum den Widerstand gegen das gesamte Atom­ - soll mit den Atommülltransporten (die angeblich keine programm fortsetzen. radioaktive Gefahrdung bedeuten) die systematische Ver­ Wir setzen uns zur Wehr, wo Regierungen und Betrei~erfirm­ seuchung von Mensch und Umwelt weiter zunehmen. en unter einer Decke stecken, um den Weg in eine verstrahlte Es _gibt keine gesicherte "Entsorgung" (schon das Wort ist Zukunft zu planen! Propaganda!) Wir rufen alle Menschen in unserer Region auf, den Wider· - Die einzige Chance, das Problem des atomaren Abfalls in stand gegen die Atompolitik zu unterstützen I den Griff zu bekommen, ist der sofortige Ausstieg aus der Produktion. Es reicht nicht aus, gegen einzelne Anlagen vor­ DESHALB MIT PHANTASIEVOLLEN AKTIONEN zugehen; unsere Foiderung heißt AUF ZUM ENDLAGERSPECKTAKEL ...

44 Wendland

DAS F0aDDGEa'OST aaf dem EDdlqw-ErbacJaapp­ -Dokumentation Th ic•ho e IIMe als llhaterpwacl: Weit A"tobohn 1f3~ Aber fH Measebea bradlea Wirh,..oben he"te nocht ein Sand• K(e. ­ .-tem uduDIU., - eiDem mr.c werk derFo.HOCHTIEF mit ,.Walcbpuiei'JIUIC' aaf. aranuatun tlambJertll Foto: D.Brockes HOCHTIE,.. tat der zwelttrisue 1'3o'Ukonzern.de.r 13AD cfn• Tochter des Atomtttorj,ten RWt ur~4 "Geonerol­ llnternehmer der.Je_plont~n Atom• Pobr1k tn Woclcel'l4"or,.19ei 4~m 13a".der Atomonlaten.imWendlond versuchen Jic: ihron Prorit zu erhö~ n. s~. auch bei dem 13ou von Knasten in .Sudofl'\llc

45 Direkte Endlagerung -

deutschen Raum argumentieren mit der zur Wiecleraufarbeitung Direkten Endlagerung, wir im norddeut­ schen Raum hätten's auszubaden. Wie soll den Leuten im Braunschweiger Raum kommt es zu dem Beschluß des hessi­ mit Schacht Konrad und der Asse, wie Beginnen wir mit einer Tatsache. Also: schen 'Doppelvierers' (der gemischten soll uns mit den konkreten Bauschritten die Bundesregierung beschließt am 23. Kommission von Experten, die von der für das Endlager Gorleben und der Kon­ 1. 85 den Bau einer WAA für Leichtwas­ SPD und den Grünen benannt wurden), ditionierungsanlage zumute sein ange­ serreaktoren. Sie beruft sich auf das Ge­ sich für die Direkte Endlagerung stark sichts dieser Entwicklung bei den Grü• bot der 'Reststoffverwertung', das angeb­ nen und in der Anti-AKW-Bewegung? lich zwingend aus dein Atomgesetz her­ Einmal abgesehen von der Lächerlich• vorgehe. Die Direkte Endlagerung erschei­ 3.' Impressionen keit der Atomlobby vorzurechnen, daß ne zwar grundsätzlich sicherheitstech­ Auf die Frage, warum im süddeutschen die Direkte Endlagerung billiger sei, ein­ nisch realisierbar, Forschungsarbeiten Raum die Bürgerinitiativen sich Anti­ mal abgesehen, daß der Einstieg in die seien aber noch nicht abgeschlossen. WAA-BI's nennen, ob sie denn keine Plutoniumwirtschaft längst vollzogen ist, Klar ist den Leser/innen des Berichts der Atomkraftgegnerfinnen seien, gab es auf einmal abgesehen davon, daß die Risi­ Bundesregierung aber, daß es ein sowohl der Atommüllkonferenz in Trebel am ken einer Konditionierung noch gar als auch und kein entweder oder ist, 18./19. Januar 86 empörte Zwischenru­ nicht abschätzbar sind, gingen wir den denn erstens wird es keine WAA für den fe vonseitender Angesprochenen. Selbst­ Atomparteien voll auf den Leim. So le­ Schnellen Brüter oder den Hochtempe­ verständlich sei man/frau AKW-Gegner/ sen wir in der Drucksache der Bürger• raturreaktor geben, zweitens steht am in. Die Frage sei eine derbe Unterstellung. schaft derFreien und Hansestadt Harn­ Ende einer jeden Kette des nuklearen Der Grund für die U mbenennung sei da­ burg (Stichwort: Systemvergleich WAA­ 'Kreislaufs' die Endlagerung mit Kondi­ rin zu sehen, daß die WAA-Problematik Direkte Endlag.) unter der Überschrift tionierung der Abfälle. Oder anders aus­ ein größeres Spektrum an Leuten und 'Aspekte der Sozialverträglichkeit':,.Be• gedrückt: auf eine WAA könnte die A­ Organisationen anspreche. Das ist es ja! zogen auf die Direkte Endtagerung tomwirtschaft sehr wohl· verzeichten, Die Diskussion um die Frage, ob wir heißt das, daß eine derartige Entsorgung auf die Konditionierung und Endlage­ uns als Anti-AKW-Bewegung oder als akzeptanzfördernd wirkt, da nicht nur rung von Brennelementen und atoma­ Anti-WAA-Bewegung verstehen ist kei­ die radioaktiven Emissionen reduziert ren Abfällen keinesfalls. ne der Etikette. Getreu dem Motto 'Lie­ werden (das ist die Frage, Anm. d. Ver{.) ber ein Spatz in der Hand als eine Taube sondern auch der Ausstieg aus der Kern­ 2. Folgen auf dem Dach' wird m. E. dabei der Feh­ ·energie - ohne Schaffen von Sachzwän• Unter dem Eindruck der Entscheidung ler gemacht, unter der neuen Etikette gen - offenbleibt. Sollte auf Kernenergie der Bundesregierung für den Bau der alle Kräfte zu sammeln, die gegen den nicht verzichtet werden, bleibt nach ei­ WAA beginnen AKW-Gegner/innen tat­ 'Einstieg in die Plutoniumwirtschaft' vo­ ner Langzeitzwischenlagerung immer sächliche und vermeintliche Vorteile der tieren. noch die Option des Wiedereinstiegs." Direkten Endlagerung aufzugreifen, die 4. Appell (Drucksache 11/4446, S. 4) aus der 'Systemstudie Andere Entsor­ So kommen wir nicht weiter. Man/frau gungstechniken' zu entnehmen sind. So stelle sich einmal vor, die Bl's im süd-

Essener Parteitag der SP[) • A1.1szug aus den rtage aus. gegen Beschlüssen zur Energiepolitik (1983) Durch einseitige Ausrichtung auf die Wieder­ wird. Dazu ist neben dem Salzstock Gorleben aufarbeitung abgebrannter Brennelemente gibt mindestens ein weiterer Salzstock als mögli• In Fortentwicklung ihrer Beschlüsse in Ham· es bis heute keine Versuchsanlage für die ches Endlager eingehen zu untersuchen. burg, Berlin und München unterstreicht die Technik der direkten Endlagerung (Alternat!"· 2. Die Bearbeitu·ng abgebrannter Brennele­ SPD, daß die Nutzung der Kernenergie nur für ve zur Wiederaufarbeitung), obwohl ihre Ver­ mente zur direkten Endlagerung muß zur eine Obergangszeit zu verantworten ist. Ziel wirklichung von den Regierungschefs 1979 technologischen Reife entwickelt werden. Da­ sozialdemokratischer Energiepolitik ist es, beschlossen wurde. Dies erweist sich jetzt als zu notwendige Versuchs- und Demonstrations­ nach dieser Obergangsphase sichere, preiswer· eine immer bedrohlichere Lücke in der Ent­ anlagen müssen errichtet werden. te und umweltverträgliche Energieversorgung sorgung, weil diese Technik auch dann erfor­ 3. Die Voraussetzungen für einen sicheren ohne Kernenergie zu gewährleisten. derlich ist, wenn die Wiederaufarbeitung ein­ Betrieb des Trocken-Zwischenlagers Gorleben, Die Entsorgung der Kernkraftwerke ist heute geführt würde.( ••• ) einschließlich der Sicherheit der Transportwe­ ungesicherter denn je ·und das nach über ei­ Deshalb verlangen die Sozialdemokraten, daß ge und der Lagerungsbehälter (Castor), müs• nem halben Jahrzehnt gezielter Förderung über die Versuchsanlage in Karlsruhe hinaus sen genauestens überprüft werden. durch die öffentliche Hand. die Technologie der Wiederaufarbeitung in der 4. Bei Bedarfdurch anfallenden Müll aus Kern­ Der Salzstock Gorleben kann w,ichtige Vor­ Bundesrepublik nicht weiter verfolgt wird. kraftwerken ist ein weiteres Zwischenlager zu aussetzung für eine sichere Endlagerstätte für Die Entsorgung der Kernkraftwerke muß sich errichten. den AtommüU aus den Kernkraftwerken nicht auffolgende Wege konzentrieren: Solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind, erfüllen, so zeigen es die Ergebnisse der in die­ 1. Die Endlagerungsmöglichkeitfür den Atom­ ist ein weiterer Zubau von Kernkraftwerken sem Jahr abgeschlossenen Untersuchung von müU muß so verwirklicht werden, daß ein ..si- unvertretbar und unverantwortlich.(.•• )

aus der Sicht vor men vom Reaktor in die Zwi­ des DGB' beitung technologische tung hat und schenlagerung, von dort in eine Wiederaufar­ Auszug aus dem Referat einer Tagung des daß man Optionen auf weiterführende Reak­ beitungsanlage. Die AbfäUe der Brennelemen· DGB Landesbezirks Hessen vom 12.11. 83 in torlinien nicht sinnvoU verfolgen kann, wenn te und der Wiederaufarbeitung kommen ins WölfeNheim man nicht zugleich ihre Voraussetzung, näm• Endlager. lich die Wiederaufarbeitung ebenfalls tech­ Beide Entsorgungswege sind zu prüfen. Der Ein Wort zur Wiederaufarbeitung: Der DGB nisch verfolgt. Weg der direkten Entsorgung ist nach dem ist der Auffassung, daß Wiederaufarbeitung Deshalb steUen wir uns dem Bau einer De­ derzeitigen Kenntnisstand ohnehin notwendig nicht Entsorgung ist, daß Wiederaufarbeitung monstrationsangage von etwa der halben Grö• weü es Brennelemente gibt, die heute technisch nicht aUein deshalb zwangsläufig zu rechtferti­ ße, wie sie zur Zeit von der DWK für Nieder­ und wirtschaftlich gar nicht wirderaufgearbei­ gen ist, weü hier Brennstoff wiedergewonnen sachsen und Bayern im Gespräch ist, nicht tet werden können. Es bietet sich eigentlich wird; denn die Menge des wiedergewonnenen entgegen.( ••• ) an, eine Kombination von beiden Entsorgungs· Brennstoffes - 1 bis 2,5% unseres Primärener• Wir sind aber der Auffassung, daß es zwei wegen.(••• ) Man sollte unvoreingenom gieverbrauchs - steht derzeit in keinem Ver­ Entsorgungsmöglichkeiten gibt, nämlich ein­ über ein solchesKonzept nachdenken. Es hältnis zu den Kosten der Wiederaufarbeitung. mal die direkte Einlagerung von Brennelemen­ entsorgungspolitisch, tec·tmotG•f

Die Bauern hatten inzwischen einen Entschluß gefaßt, und waren nicht mehr ratlos. Sie sagten sich: ''Wir wollen uns helfen lassen. ..• tN Wir brauchen jemanden, der sich mit Salzstöcken und Bohrern gut auskennt .. Es gibt da einen weisen alten Mann in Hamburg, der die Salzstöcke sein ganzes Leben lang studiert hat. Wir wollen ihn bit­ ten, hierherzukommen und die die Bohrlöcher ganz uns sicher sagen, was da nicht stimmt. Dann werden wir weiter sehen." Als der Ministerpräsident und der Atomkraftwerksdirektor an der Bohrstelle bei Gorleben ankamen, wußten die Bauern also schon ge­ nau, was sie wollten. Sie umringten den Hubschrauber und ließen iiiiiii;;~"::':---... Direktor gar nicht richtig zu Wort kommen, als er anfangen sie zu beruhigen und nach hause zu schicken. Auch den Vor- des Ministerpräsidenten, die Sache erst einmal gut sein zu las-

urilniich·"'laclremer .l:!iei'l;!hll~ntgsJ,ause in ein paar Tagen wieder treffen, fanden sie nicht gut. Ein junger Bauer. sagte: ''Wer weiß, in der Zwischenzeit mit deb Bohrlöchern, Gestängen und Boh- geschieht? In ein paar T ' kann alles verändert worden sein, dann kann man nichts feststellen. Nein, wir wollen die sofort, auf der Sie, Herr Ministerpräsident, stel- am besten Hubschrauber zur Verfügung: Dann von uns nach Harnburg fliegen und einen weisen Mann abholen, der dort wohnt und viel von Salzstöcken ver­ Er soll dann sagen, was er von der Sache hält!" .C#~~c Direktor der Atomkraftwerksgesellschaft wurde rot im Ge­ ,..,.... ~ .."_vor lauter Wut. Er zupfte den Ministerpräsidenten aufgeregt am Ärmel, um ihm zu sagen, daß es höchste Zeit sei, wieder mit dem Hubschrauber zu verschwinden. Aber es war zu spät: Der jun­ ge Bauer, der vorhin gesprochen hatte, und ein paar andere Bäuerin• nen und Bauern hatten schon den Hubschrauber bestiegen und dem Piloten gesagt, er solle nach Harnburg fliegen. Der Ministerpräsi• dent war vor Aufregung und Ärger am Ende seiner Kräfte. Er ver­ A suchte gar nicht mehr, den Hubschrauber aufzuhalten. Er schnaufte So kam es, daß wenig später die Bauern und Bäuerinnen bei dem nur und vergrub die Fäuste in seinen Manteltaschen. weisen Mann in Harnburg auftauchten. Der saß gerade in seinem Zimmer und brütete über ein paar dicken, wissenschaftlichen Bü• chern. Seine Besucher erzählten ihm, was in Gorleben passiert war, und wie der Ministerpräsident, der Direktor der Atomkraftwerksge­ sellschaft und auch der Oberbergingenieur versucht hatten, sie zu beschwindeln.

47 Märchen

Da sprach der weise alte Mann: "Eigentlich interessiert mich die ganze Sache mit dem Atommüll nicht besonders. Ich studiere viel lieber die Geschichte unserer Erde: kh will wissen, was vor vielen Millionen Jahren war - wie die Gebirge entstanden sind, wo früher die Ozeane waren, und wo es Land gab. Aber die Idee, den Atom­ müll in Salzstöcke zu stecken, finde ich sehr schlecht. Und daß man brave Menschen, die sich um ihre Heimat und um ihre Kinder Sor­ gen machen, so zu belügen versucht und nicht ehrlich und vernünf• tig mit ihnen spricht, das verstehe ich nicht. Darum komme ich mit Euch und sehe mir die Bohrer, Gestänge und Bohrlöcher an!" Als nun die Bauern und der weise Mann aus Harnburg wieder zur Baustelle bei Gorleben kamen, waren der Atomkraftwerksdirektor und der Ministerpräsident noch da. Sie konnten ja ohne ihren Hub­ schrauber nicht weg! Außerdem waren in der Zwischenzeit viele Reporter von Zeitungen überall in Deutschland und Europa gekom­ men, auch das Fernsehen war da. Es hatte sich nämlich sehr rasch herumgesproch~n, daß die Boh­ rungen bei Gorleben unterbrochen worden waren und däß sich vie­ le Bauern, und selbst der Ministerpräsident und der Direktor der Atomkratfwerksgesellschaft an der Bohrstelle aufhielten. Als die Re­ porter dann auch noch den weisen alten Mann aus Harnburg aus dem Hubschrauber steigen sahen, waren sie außer sich vor Aufre.. gung. Sie umringten ihn in einer dichten Traube und nahmen alles, was er tat, mit den Fernsehkameras auf. Da wagten weder der Mini­ sterpräsident noch der Oberbergingenieur-ja, nicht einmal der Di· rektor der Atomkraftwerksgesellscha&l - den weisen Mann daran Mikrofone sprachen, um die vielen Millionen Menschen, die da­ zu hindern, die Gerite genau anzusehen und in die Bohrlöcher zu heim diese Szene mitverfolgten, auf den entscheidenden Augenblick gucken. Der Oberbergingenieur weigerte sich allerdings, die Schein­ vorzubereiten. werfer aufzudrehen, um die Bohrstelle zu beleuchten. Jetzt, wo der Da sprach der weise Mann: "Es steht eindeutig fest, daß in diesem Direktor in der Nähe war, wollte er nichts mehr tun, um den Bau­ Salzstock auf gar keinen Fall Atommüll gelagert werden darf. Der ern und dem weisen Mann zu heHen. Aber das machte nichts, denn Salzstock ist zu empfindlich urid heikel. Es wäre zu gefährlich. Der Mini­ es halfen einige freundliche Leute vom Fernsehen, die auf den giftige Müll würde bald wieder an die Oberfläche kommen. Das ha­ sterpiäsidenten nicht sehr gut zu sprechen waren, mit ihren starken be ich an den Geräten und Bohrlöchern erkannt. Ein weiteres An­ Leuchten aus. zeichen für die Empfindlichkeit des Salzstockes ist übrigens auch, Der weise Mann schaute ziemlich lange in die Bohrlöcher, schrieb daß tief unten im Salz Zwerge wohnen, die den Salzstock hüten und sich zwischendurch allerlei auf und laß schließlich noch in einigen bewachen sollen." Büchern nach, die er vorsorglich mitgebracht hatte. Auch die Boh­ Da hielt es der. Direktor der Atomkraftwerksgesellschaft nicht rer schaute er, mit Hilfe einer Lupe, sehr genau an. Zuletzt studierte länger aus. Er sprang auf, stieß den weisen Mann zur Seite und stell­ er die verbogenen Gestänge. Alles wartete gespannt darauf, was er te sich selbst vor den Kameras auf. Dann rief er: "Das ist alles Un­ schließlich sagen würde. sinn! Es gibt keine Zwerge! Jedermann weiß, daß es keine Zwerge gibt! Also ist alles andere auch Quatsch; wir können den Atommüll In der Zwischenzeit aber tat sich wieder etwas tief drunten im hier sicher lagern!" Alle Zuschauer starrten ihn an und Sagten kein Salzstock. Die Zwerge in ihrem Versteck hatten schließlich mitbe­ Wort. Da nahm er sich zusammen und zwang sich zur Ruhe. Erbe­ kommen, daß schon seit längerer Zeit nicht gebohrt 'wurde, und gann einen langen Vortrag überall die wissenschaftlichen Untersu­ wunderten sich. Durch die Bohrlöcher und Gänge, die zu ihrer chungen, die gemacht worden wären: Und er erklirte, daß ganz klar Kammer führten, hörten sie auch ganz leise und. aus weiter Entfer­ bewiesen sei, daß in diesem Salzstock doch Atommüll gelagert wer­ nung, daß droben, an der Erdoberfläche, helle Aufregung herrschte. den könnte. "Die Gefahr ist so gering, daß man sie pnktisch verges­ Da wurden sie neugierig und machten sich auf, die Lage zu erkun­ sen kann!" rief er aus. "Das Risiko, daß die giftigen Stoffe nach oben den. kommen, ist überaus klein. Es ist so klein ... , so klein ... " Es fiel ihm Als sie bei den Bohrlöchern, welche direkt durch ihre Wohnung nicht gleich ein Vergleich ein, der ihm gefiel, doch dann hatte er gingen, angekommen waren, sahen sie helles Licht ....., der weise eine Idee: "Das Risiko, dureh diesen Atommüll im Salzstock Scha­ Mann schaute gerade herunter. So warteten sie hinter einer Ecke, bis den zu erleiden, ist nicht größer als das Risiko, den Sieben Zwergen das Licht wieder abgeschaltet war, und begannen dann langsam ih­ zu begegnen und von ihnen gepackt und gefangen zu werden!" So, ren Aufstieg. während der weise Mann über die verbogenen Gestän• dachte er, jetzt habe ich klargemacht, wie klein die Gefahr ist­ ge nachdachte. denn es gibt ja keine Zwerge, die jemanden packen könnten! - und Nach langem Oberlegen legte er dann die Geräte, seine Bücher habe damit auch noch den weisen Mann lächerlich gemacht. Der ist und die Lupe zur Seite. Alle Bauern, die erwartungsvoll um ihn her­ mir mit seinen Sprüchen ohnehin schon furchtbar auf die Nerven umstanden, wurden sofort mucksmäuschenstill. Alle Journalisten gegangen. zückten die Bleistifte, alle Fernsehkameras surrten. Man hörte nun Dann stutzte der Direktor. Plötzlich fiel ihm auf, daß die Repor­ die Radio- und Femsehreporter, die mit halblauter Stimme in ihre ter und Bauern ihm Zeichen gaben, sich umzudrehen, und auf etwas

48 Märchen sehen der WAA und bis zu 30% höheren Krebs- und Leukämieraten in der Wind­ scale-Grafschaft Cumbria quasi nachge­ wiesen wurde,von Maggie Thatcher ein­ gesetzte Kommission Black nach radio­ aktiven Abfcillen aus den Jahren von 1952 -55 fragte, sprach BNFL von 500g Uranoxid, im Bereich der Hrennelemen­ tefertigung radioaktive Strahlung aus. angefallenem Atommüll. In Wirklichkeit Diesesmal gibt BNFL sogar zu, daß es in waren es 20 kg. Auch an radioaktivem "einigen Fillen (die Angaben schwan· Uran ging in dieser Zeit 40x mehr durch ken zwischen 5 und 12, d. Ver[.} zu äu· den Schornstein, als in d.en Büchern ver­ ßerer radioaktiller Verunreinigung" ge­ merkt. Das gaben die Betreib er allerdings kommen ist. Die Setreiberfirma sieht erst dieses Jahr zu. Die größte, älteste und skandalträchtig• sich genötigt, das Landwirtschaftsmini­ Dieser 'Normalbetrieb' ist es auch, der ste WAA der Welt im nordenglischen sterium zu verständigen. das Mißtrauen in der Bevölkerung wach­ Win~ale, 1983 nach über 300 Störfäl• (Fortsetzung folgt bestimmt -leider) sen läßt, sie zu der Erkenntnis kommen len seit Inbetriebnahme 1952 umbenannt Ein Manager von BNFL kommentierte läßt, wie gefährlich die Anlage selbst in ~eUafield, weil du weniger negativ diese Uruallenach altbekanntem Muster: dann schon ist, wenn die Strahlenbela· besetzt war, sorgt mal wieder für Schlag· "Geringfügige Geschichten, die von den stung unter den erlaubten Grenzwerten zeilen. lnnerhalb von S Wochen gab es 4 Medien aufgeblasen worden sind." bleibt. Diese Gefährlichkeit resultiert gefährliche Störfälle, bei denen große Schließlich sei niemandernsthaft verletzt neben den allgemeinen Gefahren des Mengen radioaktiver Stoffe an die Um· oder gar getötet worden und die Öffent• WAA-Betrlebs aus der besonders krimi­ welt abgegeben und Arbeiter der Anlage lichkeit hal;>e nichts zu beflirchten. (vgl. nellen Fahrlässigkeit der Betreiber. Sie mit teilweise sehr hoben Dosen radioak· FR, 20. 2. 86) haben die Irische See zum am meisten tiver Strahlung verseucht wurden. Mal davon abgesehen, daß er damit indi­ radioaktiv verseuchten Meer der Welt rekt bestätigt hat, daß Tote von den Be­ gemacht. Zu dieser Feststellung kam der Lauter .,Geringfügige Geschichten... ., treibern durchaus einkalkuliert werden, mit Mitgliedern aller Parteien besetzte eine Frechheit wie die gesamte BNFL­ Umweltausschuß des britischen Unter· • Am 23. 1. werden 440 kg Uran aus ei­ öffentlichkeitspolitik. Informationen hauses, der in seinem Gutachten, ange­ sichts der ~rdrückenden Fakten soweit nem Tank, in. den sie versehentlich gera­ werden r-egelmäßig zurückgehalten und ten sind, bewußt ins Meer abgepumpt. geht, Sinn und Zweck der WAA grund­ Unfälle erst dann zugegeben, wenn sich sätzlich anzuzweifeln. Die Setreiberfirma Britisb Nuclear Fuels das .beim besten Willen nicht mehr um­ Ltd. (BNFL) spricht zunächst von 2 kg Schwachaktiven Mülls entledigt mann gehen läßt. Dann beginnt das Spiel von sich in Windscale einfach durch Verschar­ abgeleitetem Uran. vom, wenn es darum geht, die Schwere • Am 5. 2. entweicht eine radioaktive ren in 'abgesperrten Müllgruben' in der des Unfallsherunterzuspielen und zu ver­ Nähe der Anlage, täglich werden 7 Mio. Plutonium-Nitrat-Wolke, nachdem sie harmlosen. So lag schon bei Uniallen in erst durcheinLeck in das Betriebsgebäu• Liter radioaktives Wasser einfach in die den 50er Jahren der Verseuchungsgrad Irische See gekippt, die Fische vor der de gelanit ist, in die Atmosphäre. 15 Ar· um 40x höher als von BNFL eingeräumt. heiter werden, von BNFL natürlich zu­ Küste strahlen, Spuren von Windscale- nächst dementiert, verstrahlt. Einer von Der völlig normale 'Nonnalbetrieb' ihnen bekommt die maximale Jahresdo­ sis ab. Bei diesem Unfall wird 'Alarm­ Gleiches gilt für den sogenannten 'Nor­ stufe gelb', die 2. von 4 möglichen, aus- malbetrieb'. Als die nach einer spekta­ gelöst. · kulären Fernsehsendung im November ·Am 19. 2. treten "geringe Mengen"(O­ 1983, in der der Zusammenhang zwi- riginalton BNFL), ·nämlich 1000 Liter radioaktives Wasser aus einer Rohrleitung aus und sammeln sich in einer Abwasser­ rinne. 2 Arbeiter werden, entgegen BNFL Die schmutzige Geschichte Angaben, verstrahlt. - Am l. 3. schließlich tritt, verursacht durch Arbeiten mit Plutonium- und

50 Dort ist die Angst mittlerweile so stark, Die schmutzige Geschichte daß sich ausnahmslos alle f"ur die Schlie­ ßung von Windscale ausgesprochen ha­ ben, gleich welcher politischen C~uleu~ , gleich ob Nordirland oder Republilc. D~e von Windscale letzten Tage ihrer Mission verbrachte die Sirius direkt vor der Küste von Windscale, weilsie hier arbeiten. "(Die ZEIT, 10. 8. von wo aus pressewirksame Aktionen, 84) Blanker Zyrüsmu$, vor allem wenn wie u. a. das Bemalen von Brennelement­ man/frau an die hohe Arbeitslosigkeit in Schiffen mit Radioaktivitätszeichen und Großbritannien denk. dem Zusatz 'Stop it!', unternommen Forderung nach Schließung wird immer wurden. 304. Folge Und Maggie Thatcber? Nun, die Re~e· lauter rungslinie ist wohl klar. Alle Stud1en, Plutonium sind vor den Küsten G~ön­ Glücklicherweise werden diejenigen, die Untersuchungsergebnisse und Forderun· lands und Norwegens nachgewiesen wor­ die Zustände in und um Windscale nicht gen auch ihrer eigenen Kommissionen den und auch das ostfriesische Watten­ akzeptieren, immer mehr. Das fängt . an ignoriemed, verkündete Umweltminister meer ist schon radioaktiv verseucht. (vgl. bei den nach Unf

51 Diskussions-Kongreß 12. und 13. April1986 in Köln Frieden mit der NATO? Frieden mit der NATO? lungskonzepte stritten. Schon hier wurde Der erste KongreB ln der BRD, der sich mit allerdings deutlich, daß »klassische« Posi­ dieser Frage beschäftigte und sie • um es tionen wie die »friedliche Koexistenz« der gleich zu sagen • mit einem klaren »Nein« Blöcke oder »Sicherheitspartnerschaft« im beantwortete, Ist vorbei. Zwei Tage lang Gegensatz zu den radikaleren, explizit ge­ diskutierten am 12. und 13. Aprll400 Leute gen die NATO gerichteten Forderungen ln Arbeltsgruppen, auf dem Podium und auf keine große Zustimmung bei den Kon­ am Rande über Sinn und Unsinn der Forde· greßteilnehmern stießen. rung »BRD raus aus der NATO« und wie Am Sonntag wurde,. nach den Berichten diese am besten durchgesetzt werden aus den AG~. zunächst eine Resolution ge­ kann. gen die da noch »nUr« drohenden US­ 400 Teilnehmer - das ist verhältnismäßig Militäraktionen gegen Libyen verabschie­ viel, gemessen daran, daß es sich um ein­ det. Danach stellten BUF-Leute den Ent­ en DlskusslonskongreB gehandelt hat, von wurf fOr eine Abschlußerklärung des Kon­ dem konkrete Ergebnisse oder gar Aktions­ gresses vor, den schließlich, nach langat­ vorschläge zu keinem Zeitpunkt zu erwar­ migen inhaltlichen und Verfahrensdebat­ ten waren, und gemessen auch daran, daß ten auch die Mehrheit fOr gut befand. Wir die Veranstaltung verglichen mit dem Tri· haben diese Erklärung nachstehend doku­ bunal und der Demonstration gegen den mentiert. ln der inhaltlichen Schärfe halten Weltwirtschaftsgipfel von einem kleinen, wir sie zwar nicht fOr das Gelbe vom EI, da wenn auch feinen, Kreis getragen und or­ hat es, auch in dieser Zeitung, sicher ganisiert worden war: vom DKP- und SPD­ schon bessere Beiträge gegeben; als Kom­ Spektrum der Friedensbewegung taten le­ promißtext, der vom gesamten Trägerkreis diglich die Friedensliste und die Demokra­ und der Obergroßen Mehrheit der Kongreß· tischen Sozialisten mit, die den »rechten« tellnehmer gestotzt wird, halten wir sie je­ Rand des Koordinationskreises markler· doch fOr einen Fortschritt. ten. Der Bundeskongreß Entwicklungspoli· Eine Podiumsdiskussion zwischen JOrgen tiscber Aktionsgruppen (BUKO) fehlte Reents (Grone), Andreas Zumach (Aktion ebenso wie die Mittelamerika-Gruppen SOhnezeichen), Hans-Hermann Telehier oder kirchliche Initiativen. Von den Auto· (FriKo Hamburg), Olaf Scholz (Juso-BuVo) nomen erschienen nur Einzelpersonen, und JOrgen Bernd Runge (Friedensliste), und auch der BBU und der Göttinger AK bei der inhaltlich zwar wenig neues gesagt gegen Atomenergie konnten ihrer Mitglied­ wurde, die unterschiedlichen Ansätze der schaft im Trägerkreis im wesentlichen Friedensbewegung zur NATO-Frage aber durch Oberlassung ihres Namens gerecht noch einmal deutlich wurden, beschloß werden (wir hatten in der letzten atom be­ dann die Veranstaltung. reits dargelegt, daß ein größeres Engage­ Ob der Kongreß tatsächlich und unabhän• ment unsererseits an Arbeitsüberlastung gig von den produzierten Papieren ein Fort­ scheiterte). schritt war, wie die meisten der veranstal­ So lag die Hauptlast auf den Schultern der­ tenden Organisationen meinen, läßt sich jenigen, die bislang auch die inhaltliche u.E. zum gegenwärtigen Zeitpunkt aller­ Diskussion am intensivsten und weitestge­ dings Oberhaupt noch nicht sagen und henden geführt haben: Dem Bundeskon­ wird sehr stark davon abhängen, inwieweit greß Unabhängiger Friedensgruppen die Diskussion um die NATO­ (BUF), der Initiative •Kein Frieden mit der Mitgliedschaft, bzw. den NATO-Austritt der NATO/Raus aus der NATO« und dem Kom­ BRD weitergeführt und in die Bewegungen munistischen Bund (KB). hineingetragen werden können. Dessen Nach einer Reihe von einleitenden Refera­ ungeachtet ist es aber in jedem Fall nütz• ten, deren Höhepunkt der Vortrag des Spa­ lich und sinnvoll gewesen, daß der Kon­ niers Paco Benes zur Entstehungsge­ greß Oberhaupt zustande gekommen Ist. schichte und Entwicklung der Anti-OTAN­ Kampagne war, gab es insgesamt 13 AGs, R., Atom Express in denen zum Teil bis in den Abend hinein Ober Einzelaspekte der NATO-Thematik Zwei Lesetips noch zur Vertiefung des The· diskutiert wurde; die einzelnen AG-Themen mas. Zum einen die BroschOre »Die BRD in haben wir in der letzten Nummer bereits der NATO«, herausgegeben von der Doku· genannt. Auf das bei weitem größte Inter­ mentationsstel/e Friedens- und Sicherheit­ esse stieß dabei die AG 8 - »Friedenspoliti­ spolitiund zu bestellen u.a. bei uns. sche Konzepte im Vergleich« -,in der sich Und dann den KongreBreader »Frieden mit auf äußerst, fOr Nur-Neugierige fast zu ho­ der NATO«, den Ihr im BOrgerzentrum Alte hem Niveau Exponenten der verschiede­ Feuerwache (KongreBbOro), Melchiorstr. 3, nen Strömungen der Friedensbewegung 5000 Köln ordern könnt. Ober zukünftige Perspektiven und Hand-

52 Abschlußerklärung des Kongresses

Ein Bündnis für die Aufrüstung • für uns nicht akzeptabel

Abrüstungsinitiativen der Friedensbewe­ rostung, eine Raketenabwehr im Weltraum durchzusetzen und im Rahmen eines ge· gung ln NATO·Staaten,ln Westeuropa und und nicht zuletzt for den (Mit·)Besitz von samteuropäischen Sicherheitssystems die Amerika, sind bisher gescheitert. Die wich· Atomwaffen. Militärblöcke NATO und Warschauer Pakt tlgsten westeuropäischen Reglerungen Der NATO-Partner BRD ist Ober jeden Zwei· aufzulösen, wobei einseitige Abrüstungs· und die Vormacht USA weigern sich konse­ fel erhaben, tor AbrOstung einzutreten. Da­ schritte fOr möglich gehalten werden. quent, Ihren Aufrüstungskurs zu beenden. tor stehen die Unterzeichnung des SDI­ 4. Eine weitere Position will mit Sicherheit· Dies gilt für mlnmlmale Schritte wie die Rahmenabkommens, das die US­ spartnerschaftlichen Lösungen und einsei· Beendigung von Atomtests, erst recht aber Regierung bestärkt, den größten Aufrü• tigen Abrüstungsschritten die Abschaf­ für den Stop strategischer Aufrüstungs· stungsschub in der Menschheitsgeschich­ fung der Militärblöcke und die Etablierung maßnahman Im Weltraum oder auf der Er· te vorzunehmen, und die jOngsten Vorstö· einer europäischen Friedensordnung erre.i· de oder die Herrichtung der BRD zum kon· Be Dreggars und Todenhöfers von der chen. ventlonellen und atomaren Krlegsschau· CDU, die sich gegen jeden Abbau von ato· platz. Dieser Aufrüstungskurs wird durch maren Mittelstreckenraketen wandten. ln Gemeinsam wenden wir uns gegen die Vor· die beteiligten Reglerungen über die NATO der »Frontstaatsituation« braucht auch die stellung, die NATO sei zu Verteidigungs­ koordiniert, gesteuert und effektiviert. Da· BRD die Hochrüstung der NATO als Pres­ zwecken gegründet und stelle einen »Hort mit wird das Militärbündnis NATO auch zu· sionspolitik gegenOber Osteuropa. des Friedens« dar. Wir nehmen alle Versu· nehmend Gegenstand kritischer Betrach· Innenpolitisch wird die NATO als der Ga· ehe, die NATO zur »Heiligen Kuh« zu erklä· Iungen der Friedensbewegung. rant fOr Frieden, Sicherheit und Freiheit ren und damit unseren AbrOstungsforde· NATO-Staaten haben nach dem 2. Welt· dargestellt. Die Staatsräson erklärt Gegner rungen entgegenzutreten zum Anlaß, um krieg Indirekt oder direkt die meisten Krie­ der NATO zu Staatsfeinden und Helfern umso bohrender nach dem Sinn eines Mili· ge zu verantworten und. selbst geführt. Of· und Helfershelfern Moskaus. Das NATO­ tärbOndnisses zu fragen, das den AbrO· flzlell soll die NATO nur dem Schutz der Bündnis soll tor unantastbar erklärt wer­ stungswillen der Bevölkerung schon mehr Mitgliedsstaaten dienen. Das gemeinsame den. Dagegen setzen wir unsere Erkennt· als einmal mit den FOßen getreten hat und Interesse an der bestehenden Weltwlrt· nis: im Kriegsfalle den sicheren Untergang her· Schaftsordnung zugunsten der Industrie· Die Konfrontationspolitik der NATO und beiführen worde. Iänder führt aber zu gegenseitiger Unter· der sie tragenden Reglerungen stützung und Koordination lkm Krlegslalle. • gefährdet die Sicherheit und reduziert Wir fordern die Friedensbewegung auf, die Die NATO-Stützpunkte in der BRD sind den »Frieden« zu einem Nichtkrieg auf dem ZugeMrigkeit der BRD zur NATO offen in nicht nur Hinterland für solche lnterventlo· PulverlaB Zweifel zu ziehen und die Auseinanderset· nen, sondern Inzwischen hat sich die BRD • macht Freiheiten zur Ware Im SchluBver· zung mit a/1 jenen zu suchen, die die Frage vertraglich zu solchen Hilfeleistungen ver· kauf militärstrategischen Zynismus eines NA TO·Austritts tabuisieren wollen. pfllchtet. • verlangt ungeheure materielle Opfer, bin· Nichts spricht dator, daß eine politisch Die NATO Ist gegenwärtig ln Europa der det unsere Phantasie und Fähigkeit zur Lö· neutrale Bundesrepublik an Sicherheit ein· größte Unsicherheitsfaktor. Sie betreibt sung humaner Aufgaben und soll auch die bOBen wOrde. Ein einseitiger Austritt kiJnt· militärische Aufrüstung statt friedlichen Menschen in ·osteuropa zur Verschleude· te vielmehr den ProzeB der Aufl6sung der Ausgleich und Aussöhnung mit den Völ· rung Ihrer ·Ressourcen für militärische europilischen MifitllrbliJcke fiJrdern und kern Osteuropas und zementiert damit die Zwecke zwingen. die Politik der Überlegenheit und VorrO· Spaltung Europas in zwei feindliche stung der NATO beenden helfen. ln diesem Blöcke. Trotz Immer wieder bekundeter Ab· Sinne begraBen wir alle Initiativen, die den rüstungsbereitschaff seitens der Sowjet· ln der Friedenspolitik gibt es unterschied Ii· Status der BRD in der NATO llndern und ih· unlon und des Warschauer Paktes erzeugt ehe Auffassungen darober, ob und wie re Einbindung lockern wollen. Entschei· die NATO mit Hilfe von Unwahrheiten das eine tatsächliche Friedenspolitik und Ab· dendes Kriterium fOr die Friedensbewe· Feindbild von der »Gefahr aus dem Osten«. rostungsschritte im Rahmen des NATO· gung bleibt darOber hinaus, die Vorausset· Innenpolitisch soll mit Hilfe des Antlkom· Militärbondnisses durchgesetzt werden zungen fOr reale AbrOstungsmaBnahmen munlsmus verhindert werden, daß Auseln· können. in unserem Lande zu schaffen. Frieden mit andersetzungen frei und vernunftgebun· 1. Eine Position geht davon aus, daß die der NATO ist nicht mßglich! den Im lnteres~e der Menschen ausgetra· Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der gen ~erden können (die belden letzten Silt· NATO offen und offensiv in Frage gestellt Mit der letzten, kursiv gesetzten Passage ze sind ein gutes Belspiel fOr die von uns werden muß, damit notwendige einseitige war die Friedensliste nicht einverstanden oben angedeutete Kritik an dieser Erklil· Abrüstungsschritte Oberhaupt Realität und legte einen eigenen Entwurf vor, dem rung; gemessen an den Verbrechen der werden können. insgesamt 15 Anwesende zustimmten. Die NATO und insbesondere der US.Regierung 2. Andere meinen, daß einseitige AbrO· gesamte Erklärung wurde bei einer Gegen· sind solche Formulierungen wie hier be· stungsschrite notwendig die Frage der stimme und wenigen Enthaltungen ange­ nutzt einfach unangemessen!). NATO-Mitgliedschaft stellen und zu einer nommen. Die USA sind keinesfalls die einzige Macht Auflösung und Destruktion der NATO bzw. in der NATO, diefOrmehr AufrOstung und zu einem NATO-Austritt führen. Konfrontation eintritt. Die Bunderegierung 3. Ausgehend von der Erkenntnis, daß die selbst drängte in d!:!n 50er Jahren gegen NATO die Triebkraft der Aufrüstung ist, Widerstand auf eine Wiederbewaffnung steht das Konzept »Friedliche und auf atomare Ausrüstung der Bundes· Koexistenz/Entspannung« fOr das Ziel, im wehr. Aktuell tritt sie fOr eine Stärlung der Systemantagonismus eine ROckkerhr zum NATO und ihres westeuropäischen »Pfei· kalten Krieg zu vermeiden, politische und lers« ein, fOr verstärkte konventionelle Auf· militärische Entspannung und Abrüstung * 53 Anmerkungen zur Antwort der Bundes­ regierung auf die große Anfrage 'Atom­ waffensperrvertrag und nukleare Bestre­ bungen der BRD' (DS 10/4502) Hussa Atomenergie 6 Monate brauchte die Bundesregierung zur Beantwortung der am 19.6.85 ein­ gereichten Anfrage der Grünen im Bun­ Atomwaffenarsenalen sei nicht nur ver­ ville müssen im Lichte der vorgesehenen destag zum Thema 'Atomwaffensperr­ traglich gestattet, sondern geradezu im engeren deutsch-französischen Militär• vertrag und nukleare Bestrebungen der Sinne des Nichtverbreitungsvertrages! kooperation interpretiert werden: Bundesrepublik Deutschland'. Zwar hat­ Originalton Genscher:;,Ein Verstoß ge­ - Frankreich kann das derzeit als 'zivil' te Minister Möllemann schon am 26. 9. gen den Geist des Nichtverbreitungsver· deklarierte Brüterkraftwerk Superphe­ 85 in einer Bundestagsdebatte "dem· trages könnte im übrigen nur dann vor· nix jederzeit für die Atomrüstung ein­ nächst" eine Antwort versprochen und liegen, wenn unter Ausnutzung ein·er setzen, ohne daß eine derartige Ent­ erstmal gegen die von den Grünen un­ unbeabsichtigten Vertragslücke gegen scheidung der westeuropäischen Öffent• terstützte Alternativkonferenz 'Atom­ Vertragsziele verstoßen würde. Die Tat· lichkeit mitgeteilt würde. (Antwort auf bomben made in Germany' und diesbe­ sache, daß der Transfe.r von Nuklear­ Fragen 2.10/2.11) zügliche "beleidigende Unterstellungen, gütern in Kernwaffenstaaten im Nicht· - Die Bundesregierung war bzw. ist an die auf nichts als grundlosen Verdächti· Verbreitungsvertrag keinen Beschrän• einer diesbezüglichen Unterlassungser­ gungen und haltlosen Unterstellungen kungen unterworfen wird, ist keine der· klärung der französischen Regierung beruhen" vom Leder gezogen. Doch es artige Vertragslücke, sondern war den nicht interessiert. Die komplette Nicht­ gingen weitere 10 Wochen ins Land ehe beteiligten Staaten bei der Verhandlung beantwortung der Fragen 2.13 - 2.15 auch die Atomwaffenfans im Verteidi­ des Vertragstextes vollkommen bewußt." läßt zwei Interpretationen zu: entwe­ gungs- und Innenministerium ihr Inte­ (Antwort auf Frage 2.9) der es ist der Bundesregierung egal, ob resse bei der Beantwortung dieser An­ Mit der Weigerung der Bundesregierung, BRD-Plutonium in Atomwaffen instal­ frage gewahrt sahen. Das Ergebnis die­ per Erklärung die Anwendung von BRD­ liert wird, oder sie engagiert sich in Mal­ ser Kabinettsabstimmung ist eine explo­ Atomtechnik durch NATO- oder franzö• ville weil der Superphenix ggfls. militä• sive Mischung aus gekränkter Unschuld sische Militärs abzulehnen, ist die Katze risch zur Anwendung kommt. Daßall und trotziger Herausforderung: aus dem Sack: Die 'Friedlichkeit' des dies mit dem 'Gesetz über die friedli· Die Arie von der 'ausschließlich friedli­ bundesdeutschen Atmtena:gieprogramms ehe Anwendung der Atomenergie (=A· chen Nutzung' der Atomenergie wird findet allerspätestens an der Grenze tomgesetz) in Einklang steht, erklärt schroff unterbrochen vom Hinweis auf seine Grenze. Ein erster größerer Beitrag die Bundesregierung in Beantwortung die Vereinbarkeit der militärischen A­ zur nuklearen Aufrüstungistzweifelsohne der Frage 2.10. tomenergienutzung mit dem bundes­ das Engagement derBRDAtomte.chniker Doch damit nicht genug! Nicht einmal deutschen Atomgesetz, da dieses .,keine im französischen Malville, wo der welt· die 'Verwendung des Kernmaterials bei besonderen Regelungen über eine militä· weit größte Schnelle Brüter in französisch• einer nicht verbotenen militärischen Tä• rische Verwendung der Kernenergie" italienisch-deutscher Gemeinschaftsarbeit tigkeit' auf bundesdeutschem Boden (aus­ enthalte. Das Pflichtbekenntnis zum seit kurzem Plutonium produziert. schließlich der Produktion kompletter Atomwaffensperrvertrag ("Die Bundes­ Die Antworten der Bundesregierung Sprengsätze) nach Artikel 14 des im regierung geht davon aus, daß der Ver­ zum Fragenkomplex Superphenix/Mal- Bundestag 197 4 einstimmig verabschie- trag 1995 im Konsens verlängert wird") wird kombiniert mit kaum verdeckten Angeboten an Frankreich und die NATO, der nuklearen Hochrüstung insbesondere im westeuropäischen Rahmen mit Infra­ struktur und Plutonium aus BRD-Bestän• den unter die Arme zu greifen. Und zur Routine-Formel von der Nuklearmacht, die die BRD nicht sei und nicht werden wolle, gesellt sich unversehens verhalte­ ner Beifall für einen Roland Koller, des­ sen Forderung nach einer deutschen A­ tombewaffnung man zwar nicht teile, aber nichtsdestoweniger auch in Zukunft in Bundeswehrzeitungen wie der 'Euro­ päischen Wehrkunde' publiziert .sehen möchte. Die gesamte Drucksachel0/45 02 ist erhältlich über die Grünen im Bundestag, 5300 Bonn 1. Nebenstehend dokumentieren wir Auszüge aus der Ant­ wort der Bundesregierung. Von der 'friedlichen' Atomenergienut­ zung ... Bereits im März 1985 sah die Bundesre­ gierung "keinen Anlaß, die Ausfuhr von Plutonium aus dem SNR 300 () oder aus anderen Quellen grundsätzlich auszuschließen", wobei eine Ausfuhr je­ doch nur dann genehmigt werden sollte, wenn dadurch ,das Ziel der Nichtver· breitung von Kernwaffen nicht beein· tächti_gt wird." (So in Beantwortun~ ei­ ner Großen Anfrage der Grünen uber 'Risiken des Schnellen Brüters in Kalkar', DS 10/3157). In ihrer jüngsten Antwort wird die Bun­ desregierung del;ltlicher: Der 1_'ransf~r von Atomtechruk und Plutomum m Kernwaffenstaaten zur Aufstockune von

54 Der Vorstoß der Bundesregierung, den deutschen Griff zur Bombe als Option wieder hoffähig zu machen, steht in der Tradition vergangeuer für die NATO ! Bundesregierungen unter Adenauerund Erhard. So hatte sich die Bundesre­ gierung 1960 mit der Forderung der Bundeswehrführung nach atomarer Be­ deten 'Verifikationsabkommens' zum den 1969 von der Regierung Brandt/ waffnung der Bundeswehr ausdrück• Sperrvertrag kollidiert mit dem Atom­ Scheel formulierten Vorbehalt, wonach lich einverstanden erklärt ( vgl. Pulle­ gesetz, denn, Originalton Genscher:"Re­ der Beitritt zum Sperrvertrag den Bei­ tin des Bundesregierung vom 20. und gelungsgegenstand des Atomgesetzes ist tritt zu einer westeuropäischen Atom­ 30.08.1960). die friedliche Nutzung der Kernenergie streitmacht nicht verunmöglichen darf, Von besonderer Bedeutung ist der im Geltungsbereich des Gesetzes. Es ent­ wobei dies "im gegenwärtigen Zeit­ Fragenkomplex 3.6.- 3.9. Während auf hält keine besonderen Regelungen über punkt keine .Frage ist, die politisch zu der einen Seite über die US-Atomwaf­ eine militärische Verwendung der Kern­ entscheiden wäre", weshalb sie gegen­ fen in der Bundesrepublik ausgesagt energie". (Antwort auf Frage 4.1) Eine wärtig "nicht die Idee einer europä• wird, daß sie "auch im Verteidigungs­ pfiffige Lösung nach dem Motto, was ischen Nuklearstreitmacht vertritt." fall in der ausschließlichen Verfügungs• nicht verboten ist, ist erlaubt. Diese Aus­ (Frage 1.2/1.3) gewalt der Gewahrsmacht, d.h. den sage wird ergänzt durch die Antworten Unwidersprochen bleibt die Position US-Streitkräften" bleiben, wird ander­ auf die Fragen 4.3, 4.5 und 4.7, wonach des radikalsten Streiters für die "Euro­ erseits seitens der Bundesregierung erst­ nicht nur der Hauptbereich der Uranan­ päische Option", CDU-MdB Toden­ mals öffentlich bestätigt, daß im sog. reicherung unter Geheimhaltung steht, höfer, der die diesbezügliche US-Inter­ "Verteidigungsfall" für die BRD der sondern ebenfalls die deutsch-französi• pretation des Sperrvertrags als "zu eng " Atom Waffensperrvertrag automatisch schen Atomentwicklungen, sowie die ablehnt. (Frage 1.7) außer Kraft gesetzt wird. Vorgänge im staatlichen Plutoniumbun­ Unwidersprochen bleibt insbesondere ker in Hanau. Die Begründung für die auch die Position, wonach eine "Euro­ letztgenannte Maßnahme kling nach Ka­ päische Union mit einer zentralen Re­ barett, hat aber vermutlich einen tiefe­ gierung mit Zuständigkeiten für Auß• ren Sinn. Angeblich sollen per Geheim­ en und Sicherheitspolitik" die atomare haltung "Störmaßnahmen. Dritter im europäische Verteidigung ermöglicht, so Sinne des Atomgesetz" abgewehrt wer­ die CDU-MdB Helga Wex (Frage 1.8). den. Abgesehen davon, daß im Hanauer Bunker ebenfalls das offen deklarierte ... zur Erörterung der nationalen Plutonium der Firma ALKEM lagert, fehlt auch im Atomgesetzjeder Hinweis Atombewaffnung! auf eine Geheimhlatungspflicht. Bekannt Reaktoren Im Betrieb ist allerdings, daß im Hanauer Plutoni­ Ganz offensichtlich hält es die Bundes­ umbunker geschoben wird, was das Zeug regierung für angebracht, daß wieder hält: Das staatliche Plutonium Zimmer­ intensiver und auch im Rahmen von manns und das firmeneigenen Plutonium Bundeswehrzeitschriften über die Atom­ ' 'Reaktoren bis 1970 Im Betrieb· der ALKEM sind lediglich durch eine bewaffnung der Bundeswehr nachge­ Bodenmarkierung getrennt, internatio­ dacht wirt. Die Veröffentlichung des nale Kontrollen (also 'Störmaßnahmen berüchtigten Koller-Beitrages in der aaa Dritter') faktisch verunmöglicht. bundeswehrnahen "Europäischen Wehr­ Noch deutlicher--- als die diesbezüglich kunde" 1/84 zugunsten von "Cruise von der Bundesregierung zitierte US­ ... über den nuklearen europäischen Pfei- Missile oder Perhing II einschließlich Garantie ist die britische Erklärung vom ler der NATO... Sprengkopf in deutscher Hand" wir.d 08.07.1968 zum Nichtverbreitungsver­ trag (veröffentlich in Bundestagsdruck­ Die Bundesregierung bestätigt in ihrer sache 7/9.94, S. 35). Darin heißt es, Antwort auf die Fragen 2.7/2.8 ihre der Sperrvertrag würde grundsätzliche Bereitschaft, auch im "bestehende zweiseitige tJberein­ Rahmen einer westeuropäischen nuklea­ künfte zur Dislozierung von Kern­ ren Kooperation bei der Konstruktion waffen in alliiertem Hoheitsgebiet und dem Bau von Unterseebooten, ato­ nicht behindern, da diese die Wei­ maren Antriebsraketen, Trägersystemen tergabe von Sprengköpfen oder und der notwendigen Kommando- und von Verfügungsgewalt über sie nicht Kontrolleinrichtungen (z. B. Satelliten­ vorsehen bis zu dem Zeitpunkt, leitsystem) mitzuwirken. Deshalb kann in dem eine Entscheidung Krieg es auch kaum verwundern, zu führen, getroffen wird. Der - daß die nuklearen Aufrüstungsprogram• Nichtverbreitungsvertrag würde me Großbritanniens und Frankreichs für eine solche Entscheidung nicht "nicht kommentiert" werden (Frage 2. erheblich sein und würde nicht 3) wirksam sein, wenn sie einmal - daß Anlaß zu Protest z. B. gegen fran­ getroffen wäre." zösische Atomwaffentests nicht gese­ Die Bundesrepublik könnte im Falle hen wird. (Fra~ 2.4/DS 10/2992) eines Krieges (auch ohne formale - daß die im WEU-Vertrag eingebauten :ll Kriegserklärungen) den Atomwaffen­ mechanismen bisher von keiner Bundes­ kommentiert mit den Worten: 'Vie Bun­ sperrvertrag zu den Akten legen. und regierung genutzt wurden, wobei es desregierung befürwortet und unter­ sich nuklear bewaffnen, wobei die auch bleiben soll (Frage 2.5/2.6) stützt grundsätzlich eine breite Dis­ USA offenkundig wenig interessiert - die Verpflichtung zu Abrüstungsver• kussion sicherheitspolitischer Fragen." sind, ihre Potentiele an Bundeswehr­ handlungen nach Art. VI des Atom­ (Frage 3.2.) generale zu überlassen. waffensperrvertrags seitens der Bundes­ Grünes Licht und der Segen von ganz Um so interessanter also der Aufbau regierung im Rahmen ihres Einfluß• oben also für Propagandaveranstaltun­ einer nationalen großtechnischen Plu­ bereichs (d.h. insbesondere gegenüber gen für die deutsche Atombewaffnung, toniumproduktion wie derzeit in Hanau Großbritannien und Frankreich) nie­ wie sie Ende 1985 auch die wehrpo­ und Wackerdorf bzw. Gronau (in mals eingelöst wurden (Frage 2.1.). litische Vereinigung der CSU (Referent: Sachen Urananreicherung) vorgesehen! In Sachen "Europäische Atomstreit­ Koller) durchgezogen hat (vgl. SZ, macht" unterstützt die Bundesregierung 29.12.85. Matthias Küntzel

55 Grünen-Diskussion Anmerkungen zur Grünen Ober 10 Jahre Ist es her, als die bundes· Granen halt die Granen und die Anti-AKW· lieh aussehen. Meines persönliche Ansicht deutsche Anti·AKW-Bewegung Ihren An· Bewegung eben die Anti-AKW-Bewegung ist dazu folgende: Ich glaube nicht, daß die fang nahm und über 6 Jahre Ist es bereits ist und damit basta. Und so kann weder die Granen auf Dauer eine fundamentaloppo­ her, seit sich aus einem Iingeren Diskus· Bewegung die Granen auf der Straße ver­ sitionelle politische Kraft in der Bundesre­ slonsprozess die Partel die Grünen heraus· treten (als Standbein, wie es oft formuliert publik darstellen können. Dazu fehlen so­ gebildet hat mit Ihren nunmehr 30.000 Mit· wurde), noch die Granen die Bewegung im gut wie alle Voraussetzungen. Ihre starke gliedern und einem Wählerpotentlai zwi· Parlament (als Spielbein). Es mag zwar Fixierthalt auf Präsenz in den Länderparla• sehen 3 und 10%. ln diesem doch recht zwar sein, daß es personelle Überschnei· menten und im Bundestag, ihr Drang nach langem Zeltraum hat es eine Unzahl von dungen gibt, es mag auch weiterhin sein, Machtbeteiligung, ohne genau zu wissen, Diskussionen über die Bedeutung der Grü· daß die Granen noch am weitestgehenden was man mit der Macht bzw. einem Zipfel­ nen für die Bewegung, die Linke, die Politik von allen Parteien die Forderungen der Be­ ehen davon eigentlich anfangen will, ge­ Im allgemeinen gegeben. VIel geduldiges wegungen aufnehmen und sich daraus paart mit einer manchmal naiv anmuten­ Papier Ist beschrieben worden mit Grund· auch eine engere Zusammenarbeit, als zu den Theoriefeindlichkeit und einer poli­ sätzllchem und Konkretem, auch in dieser den anderen Parteien ergibt. Aber darober­ tisch und ideologisch ungeschulten und ZeHung. Insofern müßten wir uns zwangs· hinaus gibt es doch schon lange keine unwissenden Mitgliedschaft und Wähler• läufig wiederholen, sollten wir die alten »Schicksalshafte« Vernetzung zwischen schaft kann nur zu einer Entwicklung hin Streitpunkte "Parlamentarismus-Debatte", Branen und Bewegungen mehr, wenn es zu einer staatstragenden, reformistischen "Parteistrukturen·Debatte" usw. anläßllch sie je gegeben hat. Und auch die immAr Partei fOhren. Mag sein, daß sich viele da­ die niedersächsischen Landtagswahlen wieder vorgebrachte »Konkurrenz um die mit zufrieden geben nach dem Motto: im­ wieder hervorkramen, um unsere • durch, Menschen«, um die Aktiven, gibt es meiner mer noch besser als gar nichts. Die Frage aus unterschiedlichen Positionen zu den Meinung nach nicht.. Wer das meint, wer ist nur, ob da auf Dauer neben den bereits Grünen deutlich zu machen. Angesichts glaubt, die Granen wOrden den Bewegun­ bestehenden Parteien ein Überleben mög• der Tatsache, daß sich sowohl die Grünen, gen die Aktivistinnen/en wegnehmen -oder lich ist und vor allem, was dies auf Dauer als auch die Anti·AKW-Bewegung ln dieser gar umgekehrt - der weiß wenig Ober die politisch austragen soll. Die groBe Chan­ Gesellschaft als politische Kraft durchge­ Motivation von Menschen, sich hier oder ce, sich zu einer Partei zu entwickeln, die setzt haben, erscheint es eher angebracht, dort zu engagieren. Wer in den Granen ar­ eine grundlegende Veränderung der Ver­ sich mit dieser • je nach Betrachtungswel· beitet, den reizt ln erster Linie eben die Par­ hältnisse will, sei es in sozialer, ökologi• se betrüblichen oder erfreulichen Realität teiarbeit und die Möglichkeiten, die sich scher oder außen- bzw. sicherheitspoliti­ auseinanderzusetzen und dabei die Inter· dadurch eröffnen. Und so ist es bestimmt scher Hinsicht, haben die Granen bislang essen der Bewegung(en) Im Auge zu ha· kein Zufall, daß soviele ehemalige Mitglie­ nicht genutzt und es wird immer unwahr­ ben. der kleinerer Vorläuferpartelen und der K· scheinlicher, daß sie es noch tun werden. Der Artikel in der letzten »atom« "Den radi· Gruppen zu den Granen gestoBen sind. Die Die politische Hauptperspektive ist doch kalen Bruch organisieren" läuft darauf hin­ Arbeit in BOrgerinitiativen und Bewegun­ der Kampf um die Köpfe der Menschen. aus, mit den Granen radikal zu brechen gen Ist ihnen auf Dauer viel zu eng und so Wer den Kampf um die Stimmzettel und und alles dazu beizutragen, daB die Gra­ werden die meisten nach einer vermeintli· um Machtbeteiligung ganz oben ansetzt, nen als Partei wieder verschwinden, damit chen Auflösung der Granen eher bei einer hat den Kampf um die Köpfe bereits verlo- die frustrierten Menschen, die sich in die­ anderen Partei oder groBen Organisation . ren. Denn entscheidend ist nicht nur, ob ser Partei (irrtOmlich?) befunden haben, landen oder erst mal ganz die Finger von man im Bundestag sitzt oder nicht, und wieder in die Arme der Bewegungen zu· der Politik lassen, als reumOtig und hoff. auch nicht, ob man in der Regierung sitzt. rockkehren. Erstens finde ich eine solche nungsvoll in die Arme der Bewegung zu­ Das kann richtig und auch falsch sein. Es Konsequenz aus der Kritik an den Granen rOckkommen, wie es die Leute vom kommt darauf an, was man vertritt im heraus fOr falsch und zweitens wOrde das Schwarzen Faden in Ihrer Perspektive er­ Kampf um die Köpf. Daß das meiste davon auch nie so laufen nach dem Motto: Raus hoffen. in der praktischen Politik nicht durchsetz­ aus den Granen • rein in die Bewegung, ge­ Parteiarbeit und Basisarbeit sind eben bar Ist (oder noch nicht), damit muß man nausowenlg, wie es vor Jahren umgekehrt zwei ganz unterschiedlich Dinge, beide sich zwangsläufig abfinden. Aber man gelaufen Ist. Ich teile zwar die wesentli­ notwendig und in gewisser Weise auch mit kann sich nicht damit abfinden, es nicht chen Kritikpunkte an den Granen, wie sie groBen Einfluß aufeinander. Unser Ziel mehr zu versuchen. Und so ist es nicht in vom Schwarzen Faden formuliert wurden muß es daher sein, die Parteien und Ver­ erster Linie schlimm, daß es den Granen und diese Punkte sind auch ein Grund da­ bände im Kampf gegen das Atompro­ nicht gelingt, die Abscha,ltung aller Ato­ fOr, warum ich mich in den Granen nie en­ gramm so gut wie nur möglich einzuspan­ manlagen oder den Austritt aus der NATO gagiert habe. Aber einen politischen Sinn nen, sie mit unseren Forderungen zu kon­ durchzusetzen. Das können sie nach Lage dazubelzutragen, die Granen zu destabili· frontieren und in diesem Sinne auf den in­ der Dinge auch gar nicht. Schlimm Ist vor sieren und von der politischen Landkarte nerparteilichen Diskussionsprozess Ein­ allem, daß sie das Ziel bereits bei der er­ der Bundesrepublik verschwinden zu las· fluß zu nehmen. Und dies gilt erst recht ge­ sten Etappe eines wohlmöglich jahrzehn­ sen, worde es meiner Meinung nach erst genober einer Partei wie den Granen. Be­ telangen Kampfes aus den Augen verloren dann ergeben, wenn sozusagen aus den rohrungsängste sind da völlig fehl am Plat­ haben und so nichts oder nur wenig dazu­ Trommern der Granen etwas besseres, vor­ ze. Gerade die Anti-AKW-Bewegung ist beitragen können, es jemals zu erreichen. wärtsweisanderes entstehen könnte und selbstständig und selbstbewußt genug, Das politische und persönliche Selbstbe­ Vorläufer dazu entweder innerhalb oder sich gegen mögliche Vereinnahmungsver· wußtsein der Granen scheint nicht auszu­ außerhalb der Granen bereits vorhanden suchen der Granen zur Wehr zu setzen (ge­ reichen, um den alten lntegratlonsmecha­ wären. Das ist aber mit Sicherheit nicht der genOber der SPD und der DKP ist es Ihr nlsmen und zahlreichen Leimruten des Sy­ Fall. Zur Zeit worde der Zerfall der Granen auch gelungen).. stems zu widerstehen. Eine Erkenntnis, die nur der SPD und der Reaktion nutzen, nicht Eine andere Frage ist noch, welche Rolle beileibe nicht neu ist und die auch viele jedoch den Bewegungen oder gar der anti· die Granen fOr die allgemeinpolitische Dis­ Nicht-Grane aus ihrem persönlichen Leben staatlichen Fundamentalopposition. kussion und Entwicklung in der Bundesre­ her kennen moSten. Insofern bin ich Ober Der Diskussion um die Granen hat von An· publik spielen. Dazu kann es von Selten die bisherige Entwicklung bei den Granen fang an die nötige Distanz gefehlt. Am An· der Bewegung keine allgemeingOitige Aus­ nicht Ober die Maßen empört oder ent­ fang mag das noch verständlich gewesen sage geben. Je nach eigenem politischen täuscht. Das können nur diejenigen sein, sein, aber mit der Zeit sollten wir wirklich Standpunkt werden da Perspektiven, Hoff. die die Granen von Anfang an durch eine begriffen haben (was die Granen selbst im nungen, Enttäuschungen und natorJich zu rosarote Brille gesehen haben. Obrigen sehr schnell erfaßt haben), daß die auch das Wahlverhalten ganz unterschied- 'B. 56 QrOnen·Diakuulon

6u+at'\ Ta~, tc." . \<.on"\""-C. "0" daY" Diskussion . 6r\4ne.n ?~y\.e,\!

ln der letzten ,,atomcc hatten wir mit zwei Artikeln versucht, die Diskussion um die Grünen anläßlich der bevorstehenden Wahlen noch einmal neu zu beleuchten. Auf den nebenstehen· den Seiten findet ihr die Weiterführung der Debatte. Wir selbst als Redaktion sind leider über die nebenstehenden 'Anmerkun· gen' nicht hinaus gekommen, die keinesfalls etwa eine ge· meinsame Position darstellen könnten. Es schließt sich ein längerer Artikel aus der Sicht einer aktiven UI'T'weltschützerin an, der die ganze Sache aus einem anderen, konkreten Blick· winket heraus betrachtet. Wir würden uns freuen, wenn die Oe· batte auch in den nächsten Ausgaben weitergeführt werden kann. Schreibt uns also massenhaft!

"Ich bin als Umweltschützerin empört!"

Als engagierte UmweltschOtzerln, die aktiv blick auf den Erwerb von Wählergunst das wäre das ja wohl der richtige Anlaß gewe­ die "Gronen" unterstotzt, stehe ich fas­ BedOrfnls haben, Ihren Stellenwert zu disku­ sen um darzustellen, warum Grane mit der sungslos und erbost vor dem Trauerspiel, tieren. SPO als einer Partei, die zugunsten der das die "Gronen" zur Zelt bieten. Bel einer solchen Einstellung der Gronen Ist Atomwirtschaft Umweltschutz und Rechts· Die "Granen" verdanken Ihre Existenz und es dann kein Wunder, daß die etablierten Staatlichkelt mit FOßen tritt, kein Bondnls ihren mUhelosen Einzug in die Parl.!lmente, Partelen ·vor allem die SPO -in der Lage wa­ eingehen können. ln denen sie vertreten sind, der Uberzeu­ ren, auch bel den Sympathisanten der Gra­ Doch " Oie Granen" machten genau das Ge­ gung von mehr als 5 % der Wähler, daß bel nen Ihr Ansehen in Sachen Umweltschutz genteil und boten sich als Koalltlonspartner den etablierten Partelen die Belange der aufzubessern und den Eindruck zu er­ an. Als Gegenleistung far den Ministerpo­ Umwelt ln den denkbar schlechtesten Hän­ wecken, als ob "Oie Granen" nicht flhlg sei­ sten hingen sie den ungeheuren Umwelt· den sind. en, die Verknüpfungen von Umwelt und und Wirtschaftsskandal nicht an die groBe Seit Auftreten der "Gronen" hat sich die Wirtschaft richtig zu wordlgen. Glocke, sondern vertuschten Ihn. Der Frak· Umweltsituation · Ihren Warnungen ent­ Das heißt: "Oie Gronen" haben versagt. tlonsvorsltzende Kerschgens erklärte laut sprechend • drastisch verschlechtert. Bei Ihren Sympathisanten gegenober haben sie· einem Splegelartikel, daß er keine jurlstl· Immer mehr Menschen stößt die Forderung weder vermocht, die Beteuerungen der eta­ sehen Anhaltspunkte slhe, gege.n die Flr· nach umweltschützenden Maßnahmen auf blierten Parteien, wirksam Umweltschutz men Alkem und Nukem vorzugehen. Zustimmung. betreiben zu wollen, als Lippenbekenntnis Außerdem kuschte die gesamte grone Frak· Gute Zelten also fO r eine Partei, die mit dem zu entlarven, noch waren sie in der Lage, tlon vor der ungeheuerlichen Unverschämt· Ziel angetreten Ist, die Umwelt zu retten. So den Irrsinn und die Wldersprochllchkeit der helt von Bundesinnenminister Zimmermann sollte man meinen. Doch das Gegentell ist betriebenen Wirtschaftspolitik mit Ihrem zu behaupten, er habe das Recht, dem Land der Fall. Wachstumsstreben aufzudecken. Hessen eine Anweisung zu einer gesetzes- Bei den Landtagswahlen in NRW und Im Wenn man sich die Aktlvitäten bzw. Nich­ widrigen Handlung zu erteilen. · Saarland waren die Gronen nicht in der La­ taktivitäten der Gra nen ln der letzten Zelt Statt Ihrer Aufgabe gerecht zu werden und ge, 5 % der Wähler fOr sich zu gewinnen. anschaut (die kommunale Ebene soll von publik zu machen, wie skrupellos die SPO Aus der Anti-AKW·Bewegung und dem Um­ dieser Betrachtung ausgeschlossen sein), mit der Umwelt zugunsten von Wirtschaft· weltschutzbereich sind immer mehr Stim­ da11n kann man nicht umhin, zu erkennen, sinteressen umgeht, haben die Granen men zu hören, die sagen "Oie Gronen sind daB Umweltprobleme bei den Granen aus durch Ihren Koalitionseintritt die SPO ge­ nicht mehr wählbar". dem Brennpunkt des Interesses geraten deckt und das Umweltprestige dieser Partel Oie Stellungnahmen verschiedener GrOner sind und größtenteils als PflichtObung be­ gestärkt. zur Strategl!!debatte • siehe Textreader handelt werden. in ähnlicher Weise lassen "Oie Granen" ln Febr./Mirz 86 • sind Oberwiegend gekenn­ Ein erschreckendes Belspiel dafor, wie Bonn Gelegenheiten als " Das Umweltbe­ zeichnet durch resignative und frustrierte Grone in der Umweltpolitik versagen, war wußtsein der Nation" aufzutreten und Ihre Töne. das Agieren der Gronen ln Hessen Im Zu­ Oaseinsberechtigung zu beweisen, unge­ Da stellt sich natUrlieh die Frage nach den sammenhang mit den Skandalen um die Ha­ nutzt. Wie in Hessen wird Anpassung an die GrOnden, aus denen die Krise resultiert, in nauer Atomfabriken Nukem und Alkem. herrschende Politik mit Ihren umweltzerstö• die "Oie Gronen" geraten sind. ln diesen Firmen werden seit einem Jahr· renden Folgen betrieben. Anhaltspunkte fOr die Beantwortung dieser zehnt rechtswidrig und ohne Genehmigung Das wurde sehr deutlich Im Zusammenhang Frage sind schnell gefunden. hochgefahrliehe radioaktive Stoffe, z.B. Plu­ mit der Neufassung des Wasserhaushalts· So Ist es sehr aufschlußreich, daß ln den tonium ln einer Größenordnung von Tonnen, gesetzes. Nach dem Willen der Bundesre· oben erwähnten Stellungnahmen vieler GrO· gehandhabt. Da die Staatsanwaltschaft ein­ glerung soll mit der Neufassung dieses Ge­ ner zur Strat~ledebatte die Worte Umwelt­ geschaltet wurde und bekannt gewordene setzes die BOrgermitwirkung in Genehml· schutz und Ökologie so gut wie gar nicht amtliche Schriftstocke belastende Hlnwel· gungsverfahren far umfangreiche Eingriffe vorkommen. Beim Durchlesen dieser Stel­ se anhalten, Ist als gewiß anzusehen, daß in den Wasserhaushalt beseitigt werden. lungnahmen entsteht der Eindruck, daß die es sich bei den Vorgängen um diese belden Da diese Borgermitwirkung eine uneriABII· Umweltproblematik bel den WortfUhrern der Atomfirmen um schwere kriminelle Delikte ehe Voraussetzung far den Widerstand ge­ Gronen als so irrelevant angesehen wird, handelt. gen umweltzerstörende Projekte Im Wasser­ daß sie weder grundsätzlich noch im Hin· Nach meinen Verständnis von groner Politik bereich darstellen und an Ihr schon hluflg

57 solche Projekte gescheitert sind, hätten die Daß die etablierten Parteien mit ihrem in Sachen Waldsterben arbeitenden BOrge­ Gronen es als Ihre Aufgabe ansehen mos­ schwerpunktmäßig betriebenen Natur­ riniativen sehr angesehene UmweltschOtze­ sen, Umweltschutzverbände und BOrgerini­ schutz von der unbarmherzig betriebenen rin, mußte dies bei ihrer Bewerbung um eine tiativen zu mobilisieren und mit Ihnen auf weiteren Umweltzerstörung ablenken und Direktkandidatur im Wahlkreis Bonn sehr die Barrikaden zu gehen. mit den geschützten Flächen wieder Spiel­ bitter erleben. Man bequemte sich aber lediglich dazu und raum fOr weitere Zerstörung (Mülldeponien, So ist es denn zu befürchten, daß die Rech­ auch das nur auf Druck einer BOrgerinitiati­ Kläranlagen, Straßen usw.) gewinnen wol­ nung der Wahlkampfstrategen bei der SPD, ve -in einem Antrag die Beibehaltung der len, ist wohl fOr die grone Partei kein The­ die die absolute Mehrheit fOr ihre Partei an­ diesbezOgliehen Vorschrift im jetzt gültigen ma. streben, voll aufgeht. § 9 des Wasserhaushaltsgesetzes zu for­ Dabei wären ja wohl gerade hier wieder die Bei vielen Granen sitzen die Aussagen, die dern. Gronen mit ihrer Funktion, die Öffentlich• sie im Wahlkampf zum Verhältnis zur SPD Als Folge des fehlenden Widerstandes wer­ keit aufzuklären und zu mobilisieren ge­ machen wollen, bereits fest. Diese Aussa­ den in Zukunft großvolumige Wasserent­ fragt. gen lauten: Es geht darum, die Regierung nahmen komplikationslos genehmigt wer­ Die bisherigen Ausführungen sollten darle­ Kohl abzulösen; gegenOber der SPD haben den können, womit eine wichtige Vorausset­ gen: Der Vorwurf, daß "Die Granen" Umwelt­ wir keine Berohrungsängste; eine Koalition zung fOr die weitere Zentralisierung der schutzbelange aus Rücksichtnahme auf mit der SPD kommt nur in Frage, wenn sie Wasserversorgung mit ihren ökologischen mögliche Beteiligung an einer SPD­ bestimmte Forderungen erfüllt. Schäden, sonstigen Risiken und ungeheu­ Regierung mißachten, ist nicht aus der Luft Es besteht die Gefahr, daß diese Aussagen ren Kosten geschaffen ist. gegriffen; er kann belegt werden. den Sympathisanten zu verhängnisvollen Da wie die praktizierte Politik in NRW zeigt, Interessant ist nun, daß die Granen bei ih­ Schlußfolgerungen fahren, die wie folgt, die SPD die Zentralisierung der Wasserver­ ren Analysen der abnehmenden Wahlerfol­ lauten könnten: sorgung mindestens genauso favorisiert ge die Frage, ob nicht gerade ihr Verhalten 1. Da ungewiß ist, ob die Granen in den wie die CDU, haben die Granen auf diese in der Umweltproblematik zur Frustration Bundestag kommen oder in eine Regie­ Weise wieder Konfliktstoff mit der SPD ver­ der gronen Wähler geführt hat, ignorieren. rungskoaltion mit der SPD einwilligen, ist es mieden. Ja, viel schlimmer noch. Es gibt sowohl bei sicherer, gleich SPD zu wählen. Ebenso schlimm wie die Mißachtung der den BefOrwortern wie bei den Gegnern einer 2. Der Gegnerschaft einer Koalition mit ökologischen Belange muß aber die Mi­ SPD-Koalition Leute wie Reinhard Krämer der SPD liegen Berührungsängste zugrun­ ßachtung der Belange der Landwirtschaft und Rudolf Boch, die die eigentliche Ursa­ de, also Emotionen, die irrationaler Art sind; durch die grone Fraktion bei der Behand­ che for abnehmende Wahlerfolge der Gra­ folglich gibt es keine vernünftigen Grande, lung des Wasserhaushaltsgesetzes gewer: nen in einem gesellschaftlichen Verdrän• gegen eine Koalition zu sein, was eine Auf­ tet werden. gungsprozeß sehen (siehe Textreader wertung der SPD bedeutet. Es ist nämlich Kritik daran zu Oben, daß mit Febr./März 86). 3. Wenn "Die Granen" solche hochge­ dem neuen Wasserhaushaltsgesetz den Während Rudolf Boch auf ein Wunder hofft, schraubten Forderungen an die SPD stel­ Läll(lern und ihren Genehmigungsbehörden daß den Verdrängungsprozeß aufbrechen len, dann mossen sie die SPD fOr eine Partei nur das Recht gewährt, nicht aber die läßt, will Reinhard Krämer dem Verdrän• halten, die sich der Umwelt sehr verpflichtet Pflicht auferlegt wird, Landwirten die zum gungsprozeß durch Koalition mit der SPD fOhlt. Schutz des Wassers erforderlichen Aufla­ begegnen. Das Ergebnis ist das Gleiche: 4. Wir werden von den "Granen" ver­ gen zu machen. Die kritische Auseinandersetzung mit den arscht. Man kann doch nicht Bündnismö• Das wird die Konsequenz haben, daß zwei eigenen Fehlern, die einen wichtigen An­ glichkeiten mit der SPD andeuten und Kategorien von Landwirten entstehen, je stoß fOr eine positive Entwicklung bei den gleichzeitig Forderungen stellen, bei denen nachdem, ob sie Flächen in Wasserschutz­ Grünen geben könnte, wird verhindert. man von vornherein weiß, daß sie BOndnis­ zonen besitzen oder nicht. Dabei Obersehen die grOnen Strategen völ• se ausschließen. Der Verzicht auf Verbote fOr Produktions­ lig, daß das, was sie als Verdrängungspro• Wenn "Die Granen" nicht sagen können, weisen einer intensiven Landwirtschaft wie zeß bei ihren Sympathisanten entdecken, wie sie die SPD einschätzen, und warum z.B. Massentierhaltung und Monokulturen, nichts anderes ist als die Reaktion auf das Grone gewählt werden mossen, werden wir und der den Ländern und ihren Genehmi­ politische Handeln der Gronen, das, wie gar nicht zur Wahl gehen. gungsbehörden gewährte Ermessensspiel­ oben aufgezeigt, den Eindruck erwecken Wenn die oben skizzierte Analyse richtig ist, raum wird dazu fUhren, daß dort, wo durch läßt, als ob die etablierten Parteien - vor al­ dann muß damit gerechnet werden, daß der industrialisierte Landwirtschaft das Grund­ lem aber die SPD -in Sachen Umweltschutz Bundestagswahlkampf • vorausgesetzt die wasser schon hoffnungslos versaut ist, die doch nicht so viel schlechter sind als "Die geschilderte Einstellung zur SPD wird die Betriebe weiter produzieren dürfen, wäh• Granen". Wahlkampf~trategie beherrschen • fOr die rend in den Gebieten, wo dank der Bewirt­ Ich möchte versuchen klar zu machen, was Granen in die Hose geht. schaftung durch klein- und mittelbäuerliche mir am Herzen liegt. Bestürzend ist, daß die Granen vor dieser Betriebe noch schotzenswerte Wasservor­ Es notzt gar nichts, wenn die Granen gute Gefahr die Augen verschließen, obwohl mei· kommen vorhanden sind, diesen Betrieben Gesetzesvorschläge und Programme ma­ ner Meinung nach gerade diese verkorkste durch rigide Nutzungsbeschränkungen u.U. chen. Das beeindruckt keinen Menschen. Bündnisstrategie den SchiOssal fOr das Ver­ die Existenzmöglichkeit genommen wird. Es kommt allein darauf an, jeden aktuellen ständnis der Wahlniederlage in Nordrhein· Statt daß die Bonner Granen in Stallung­ Anlaß zu nutzen, um die Umweltzerstörung Westfalen darstellt. nahmen die von der Neufassung des Was­ durch die herrschende Politik - und die SPD Wahlerfolge werden den Gronen nur be­ serhaushaltsgesetzes zu erwartende Ver­ unterscheidet sich da Oberhaupt nicht von schieden sein, wenn sie sich darauf besi· nichtung klein- und mittelbäuerlicher Betrie­ der CDU - und die Strategien und Mechanis­ nenn, womit sie ihre Anfangserfolge erzielt be und die damit verbundene strukturelle men, mit denen sie durchgesetzt wird, me­ haben - und das ist nun mal der Umwelt­ Stärkung der industriellen Landwirtschaft dienwirksam darzustellen und Widerstand schutz. anprangern, haben sie mit ähnlichen Tönen, zu mobilisieren. Die Argumentation, mit dem Schwergewicht wie von der SPD zu hören sind, gegen den Und genau hier gibt es bei den Granen einen auf der Umweltproblematik seien "Die Grü• Bauern als Umweltfeind Nr. 1 polemisiert. heiklen Punkt. Medienwirksamkeit und Mo­ nen" als "Ein-Punkt-Partei" nicht wählbar, Völlig einer Meinung mit der SPD zeigten bilisierung ist nun mal ohne Eipzelperso­ ist Unsinn. Dise Argumentation wurde si­ sich die Granen bei der Frage der Aus­ nen, die in der Lage sind, in der Öffentlich• cher mit dem Ziel in die Welt gesetzt, Um­ gleichszahlungen fOr Einkommenseinbußen keit grOne Positionen zu vertreten und fOr weltschutzengagement bei den Gronen zu als Folge von Nutzungseinschränkungen. sie Begeisterung zu erwecken, nicht zu er­ verhindern. Beide lehnen es strikt ab, die AnsprOehe auf reichen. Genau solche Leute treffen aber seillieBlich ist jede umwenpolltlscne Mats­ solche Zahlungen im Wasserhaushaltge­ bei den Granen auf Ablehnung und haben nahme auch gleichzeitig eine wirtschaft­ setz zu regeln, obwohl das sinnvoll und daher geringe Chancen die Posten beklei­ spolitische. Und echter Umweltschutz geht auch verfassungsrechtlich geboten wäre. den zu können, auf denen die Mobilisierung­ ans Eingemachte der herrschenden Wirt­ Im Zusammenhang mit der Agrarpolitik sarbeit fOr die Gronen zu leisten ist. schaftspolitik. steht eine grundlegende umweltpolitische Dies gilt besonders fOr Frauen, die Sach­ So fordern die Granen wegen ihrer Umwelt· Zielvorstellung der etablierten Parteien, ge­ kompetenz · besitzen und öffentlichkeits• freundlichkeit und Ressourcenschonung gen die die Granen schon längst hätten wirksam auftreten können. Sie mossen bei die dezentrale Energieversorgung. Aus den Sturm laufen mossen. Nach dieser Vorstel­ den Grüngen nämlich noch einen beson­ gleichen Gründen sind auch für andere lung ist die Natur einzuteilen in zwei Berei­ ders harten Kampf gegen die "frauenbeweg­ Wirtschaftsbereiche, wie z.B. der Wasser­ che, von denen der eine Bereich zwecks ten" Frauen fUhren, weil diese nicht bereit versorgung und der Landwirtschaft, dezen­ wirtschaftlicher Nutzung hemmungslos sind, fOr Frauen, die sich in der Männerwelt trale Produktionsweisen den zentralisti· ausgebeutet werden darf, während in dem durchsetzen können, Solidarität aufzubrin­ sehen, die von der herrschenden Wirtschaft­ anderen Naturschutz betrieben wird. gen. Bettina Krems-Hemesath, eine bei den spolitik gefördert werden, überlegen.

58 Grünen-Diskussion

Mlt·der ökologisch erforderllchen.dezentra­ ben möchte, .kann nur gron wählen" Wahl· Lösungen bei Wirtschafts- und Umweltpro­ llslerten Wirtschaft werden aber völlig ver­ kampf betreiben, solange sollten Umwelt­ blemen die Finger zu legen. änderte Grundlagen fOr die Strukturlerung schOtzer nicht resigniert von der Wahl der "Die Granen" können als parlamentarische des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft Gronen abraten. Kraft etwas bewirken, wenn sie sich nicht schlechthin geschaffen. Man sollte aber in Umweltschutzkreisen verzetteln und ihre Möglichkeit der Informa­ Ich möchte meine AusfOhrungen zu folgen­ sehr wohl Oberlegen, in welcher Form ge­ tionsbeschaffung nutzen, um die Öffentlich• dem Plädoyer zusammenfassen: . meinsame Schritte unternommen werden kelt zu informieren, und wenn sie dafor sor­ Die Umweltzerstörung ist viel weiter fortge­ können, um die Granen in das richtige Fahr­ gen, daß betroffene BOrger und engagierte schritten, als die meisten wahrhaben wol­ wasser zu bringen. Auch sollten alle am Um­ Umweltschotzer so viel Druck machen, daß len. Um der Bedrohung, die von diesE!r Zer­ weltschutz interessierten Menschen die ih· die vielen noch geplanten Maßnahmen der störung gerade for die Menschen in der nen gegebene Möglichkeit nutzen, um auf Umweltzerstörung nicht zur Durchftlhrung Bundesrepublik ausgeht, zu begegnen, sind die Granen dahingehend Einfluß zu neh­ gelangen und die bereits praktizierte Um­ "Die Gronen" als parlamentarische Kraft men, daß sie die Funktion, die ihnen ihre · weltzerstörung zurockgefOhrt wird. notwendig. Existenzberechtigung verschafft, auch wir­ Solange noch die Aussicht besteht, daß kungsvoll wahrnehmen. "Die Gronen" die richtigen Leute in den Diese Funktion· liegt darin, in den vielen Bundestag schicken und offensiv mit der Wunden, die ständig aufreißen und zwar in Traute Kirsch Parole "Wer Umweltschutz durchgesetzt ha- Gestalt von WidersprOchen und hirnrissigen aus Beverungen (Würgassen) Leserbrief zu den Grünen

Leserbrief zum Artikel von Herbert Masslau: tisch falsch und menschlich mies und dient Umweltschutz engagiert: Hannes Kamp­ "Die Antwort ist euer", ATOM März 1986 nur dazu, ein klares Feindbild "Realo" auf­ mann (klar), Horst Schörshusen (Bereich Gegen die Brunnenvergiftung ln der Anti· zubauen. Energie im letzten Landtag), Marlon Schole AKW-Bewegung! 2) Ich bin weder Ex-8PD-Miglled noch Prota­ (Biochemikerin und "Naturschutzexpertln") Der Artikel: "Die Antwort ist euer" von Her­ gonist dieser Partei. Vielleicht hätte H. und ich. Warum hat H. Masslau was dage­ bert Masslau enthält verschiedene Halb­ Masslau, wenn er eine korrekte Berichter­ gen, daß sich auch Leute um die Bereiche und Unwahrheiten und einige Abschnitte zu stattung woltte, den Satz aus der Wahlaus­ Frauen, Wirtschaft (Thea DOckart Ist Obri­ meiner Person, die ich als persönliche Belei­ sage der GRUNEN zitieren sollen, den ich gens im Bereich Selbstverwaltungswirt­ digung auffasse: vollständig in meiner Selbstdarstellung ge­ schaft engagiert) und Soziales kOmmern? 1. Zu meiner .Person (Ich bin auf der Landes­ teilt habe: "Wir wissen aber auch, daß sich Auch das Problem der Armut in Niedersach­ liste der GRUNEN auf Platz 2): H. Masslau wirkliche Veränderungen in erster Linie sen ist wichtig und seine Aussage Ist fach­ schreibt: "An der Spitze stehen zwei Perso­ nicht durch Abstimmungen und Vereinba­ blind. nen, die eindeutig als Protagonisten einer rungen im Parlament vollziehen. Sie gesche­ 4) H. Masslau schreibt, daß Hannes Kamp­ Zusammenarbeit mit der SPD zu bezeich­ hen nur dann und dort, wo die Menschen ih­ mann als Sprecher der Borgerinitiative nen sind" und liefert dann die Begrondung: re Geschicke selber in die Hand nehmen." LOchow-Dannenberg nur einen Listenplatz "Immer mehr Bl-ler ziehen sich zurOck, wäh· Ich bin for Verhandlungen mit der SPD, bekommen hat, weil sich die Versammlung rend Ex-SPD-Ier in die Partei eintreten". doch eine Untersto~ung einer Landesregie­ noch nicht traute, eine so prominente Re­ Hätte sich H. Masslau die MOhe gemacht, rung durch die GRUNEN kommt fOr mich gion auszuschließen. Dieses s.tellt den tat­ ein einziges Mal mit mir zu reden oder mei­ nur in Frage, wenn dadurch ein deutlicher sächlichen Ablauf der Wahlversammlung ne Kandidatur-selbstdarstellung sorgfältig Bruch mit der derzeitigen Politik erreicht auf den Kopf: ln 4 Regionaiversammlungen zu lesen, dann woßte er, daß ich 1) seit 1977 wird und dieses ist H. Masslau bekannt, waren 4 Männer fOr die ersten 8 sicheren in der BOrgerinitiative gegen Atomanlagen wenn er meine Selbstdarstellung gelesen Plätze vorgeschlagen worden. (Die Liste ist war und Intensiv unter anderem an der Or­ hat. Nicht Ich, sondern er ist doch der "Rea­ paritätisch besetzt.) Alle 4 Männer wurden ganisation des .Gorlebentrecks und des lo", wenn er in seinem Artikel weiter hinten vom Plenum 'bestätigt, Hannes Kempmann Gorleben-Hearings in J·lannover mitgearbei· schreibt: "Eine Partei kann nur ein takti­ Obrlgens mit den meisten Ja-Stimmen. Wer tet habe, 2) seit 1978 Offentlickeits- und Bil­ sches Mittel sein, und angenommen, bei ei­ auf Platz 2, 4, 6 oder 8 steht, spielt in einer dungsarbeit zum Bereich nem Kompromiß ließen sich einige Atom­ Gruppe, die sich als Team betrachtet, eine Antiatom/Alternativenergie mache, 3) seit projekte verhindern, Autobahnen verhindern untergeordnete Rolle und die Nominierung 1980 das Energie- und Umweltzentrum am und selbstverwaltete Frauenhäuser schaf­ hing von sehr verschiedenen Kriterien ab. Deister (während der Grandungsphase Ar­ fen, dann wäre es falsch, die Bewegung ge­ Bei mir wirkte sich sicher auch aus, daß Ich beitsgemeinschaft Sanfte Energie) mit auf­ geneinander auszuspielen und diese Erfol­ in einem Lebens- und Arbeitskollektiv gebaut habe, wo wir in einem Lebens- und ge zu gefährden." Der ganze Artikel ist doch stecke, daß ich als einziger was dazu ge­ Arbeitskollektiv versuchen, der herrschen­ eine Ohrfeige fOr diesen Satz! sagt habe, wie die Betreuung· meiner Toch­ den Politik gerade im Energiebereich positi­ 3) Die Aussage Im Artikel, daß der Bereich ter in Zukunft geregelt werden kann usw. ve Alternativen gegenOberzustellen. Gut. Ökologie gegenOber "sozialdemokrati­ Aber ein politisches Kaffeesatzlesen, wie H. Ich bin kein Barrlkadenkämpfer, doch der schen" Themen wie Arbeit, Wirtschaft, So­ Masslau es macht, Ist natürlich viel einfa­ Versuch, die Bewegung in gute Leute (H. ziales personell rOckläufig Ist, ist objektiv cher. Masslau nennt Charlotte Garbe) und falsch und politisch dumm. Von den ersten Die aufgezeigten Punkte mögen deutlich schlechte Leute (mich) aufzuteilen Ist poli· acht Personen der Landesliste sind vier Im machen, daß der Artikel schlecht recher­ chiert ist und zum Teil erhebliche falsche Behauptungen enthält. Ich hoffe nur, daß dieser Leserbrief nicht zu , I. I I spät kommt, um euch bei einer POI:!jtiven I I I I Entscheidung zu helfen, daß die·GRUNEN , f 1 I d~h wählbar sind.

Hans Mönnlnghoff Energie- u. Umweltzentrum

/ Springe Eldagsen / I I I I ( I I I I I t I ' ,,. J f I Mf\YK·

59 Grünen-Diskussion

Betr.: Artikel Große Wlderstandege. sichergestellt, als es diesen nächtll· slert nun mal mit •Bewegungsver· gearbeitet; wenn die GRÜNEN also IChlohte ln atom Nr. 8 chen Fehlalarm gab?), daß die MOll· waltern•. einen Entwicklungsfortschritt in gruppe nur aus GRÜNEN bestanden Bin gespannt, ob die Atom diesen Richtung SPD gemacht haben, dann Llebe/r MaMo, hat (spar Dir Deine blöden Witze dar· Leserbrief verOffentlieht (aber dann hast Du selbst dazu beigetragen. -Du Dein Artikelist for mich schwer erträg· Ober), ignorierst Du glatt. Im Obrigen bitte nicht mit meinem vollen Na· meinst in Deinem Artikel nur die hes­ lieh. Dein Rundumschlag trifft alle, sind die Verdienste der autonomen men). sischen GRÜNEN? Ja, glbtä die und wenn Du Ihnen nichts vorwerten Gruppen unbestritten, ebenso wie von denn nicht in der Bundestagsgrup­ kannst, mußt Du was erfinden • Bel· den Blä vor Ort. Ich habe aber noch einen zweiten pe?), die Forderung nach Stillegung spiel Schulrer: •Die Grenze seines Wi· Brief, clleamal zum Artikel von Matt· aller Atomanlagen notzt also so lan­ derstandes wird sicherlich dort ge­ Von den ganzen Schwierigkelten mit hlaa KUntzelln atom Nr. 7: •Der Aus· ge nichts, wenn nicht das Atomge­ kommen sein, wo Ihn seine Partel zu den Schienen hast Du aber gar stieg aus dem Ausstieg. setz. geändert wird, denn diese Ge­ Isolieren und Zurückzupfelfen droht.• nichts mitgekriegt, nämlich Folgen· setz gibt absolut keine Möglichkeit, Das hat seine Partellängst getan, und des: Die Polizei gibt Offentlieh be­ Lieber Matthlas KOntzel, ein AKW zu verhindern, wenn es alle er ist nicht zurückgegangen • aber so kannt, daß sie das Dorf räumen wird, obwohl Du selbst ln Bonn Mltarbei· gesetzlich festgelegten Bedingun­ etwas darf es fOr Dich nicht geben, da· wenn was an den Schienen passiert. ter der GRÜNEN Bundestagsgruppe gen ertOIIt. Also bleibt parlamenta· her schnell die Behauptung, er hätte Silvester Nacht gibt es weit und breit bist, zeugt Dein Artikel •Der Aus· rlsch (und nur von parlamentarl· ile Schaufel zum Schippen abgelehnt. keine Bullen, dafOr legt •zufällig• je­ stieg aus dem Ausstieg• nicht gera· sehen Möglichkeiten spreche ich Recht hat er· ein abgesetzter, wenn mand mit der Slge Bäume an der de von sorgfältiger Recherchierung. hier, nicht von außerparlamentari• auch schippender Landrat Schulrer Bahnlinie um, so daß sie auf die Ganz offensichtlich kennst Du noch schen!) nur Nadelstichpolitik, deren notzt uns gar nichts! Schienen fallen. Sein Pech, daß ihn nicht einmal das Datum der nach· Ergebnis nach der Erstellung der ile GRÜNE Schienenwache (und spä· sten Landtagswahl in Hessen: Okto­ Studie bei Biblls wahrscheinlich so Nächste falsche Behauptung: Wein· ter sogar eine autonome Schienen· ber 1987 (die taz übrigens auch nicht, aussehen wird: ziert vom Bund Naturschutz •war bei wache) dabei überrascht • nix mit von der Du abgeschrieben hast). Die a) Es ist der RWE nicht möglich, alle der zweiten Platzbesetzung erst mal Schlagzeile •Chaoten gefährden Hauptstudie zu Blblis wird nicht, wie Auflagen fOr Biblis zu erfüllen (Stille­ nicht zu sehen• ·wo warst Du Silvester Bahnverkehr, deshalb HOttendorf ge­ in Deinem Artikel angegeben, Im gung) Nacht? Da hättest Du ihn auf der räumt.• Das schOne Bild der sich um Frühjahr 1986 vergeben, sondern b) Es lohnt sich for die RWE nicht, Wackerland-BOhne Im HOttendort das das Wohl der BOrger sorgenden erst Im Sommer, und zwar nach er· die Auflagen zu ertOilen, weil die Ko­ Anti·WAA.Jahr ausrufen und hören Staatsgewalt, die die Chaoten im folgter Stellungnahme von Steger sten zu hoch sind (Stlllegung) können! Zaum halten muß, kann leider nicht zur Vorstudie (ganz richtig: Vorstu· c) RWE erfüllt die Bedingungen (Iei· entstehen. die!) und einem anschließenden He­ der). Belspiel 3: •Praktisch habe Ich auf Aber das paßt Dir nun absolut nicht aring (Angaben von Franz Jacob). So­ Wenn c) eintritt, wird sich atom wie­ dem besetzten Platz eine besondere ins Konzept, widerspricht es doch to· mit wird ihr Ergebnis garantiert in der Oberschlagen und alles den Präsenz von GRÜNEN nicht beobach· tat Deiner Vorstellung von Wider· der Wahlkampfdiskussion sein • ge­ GRÜNEN anlasten. Das ist dann am ten können.• Erstaunlich, daß Du Ober· stand. Du verwendest den Begriff nau das Gegenteil von dem, was Du einfachsten fOr sie; darauf ist atom haupt Wolfgang Danleis wahrgenom· •gewaltfrei• wie ein Schimpfwort schreibst. fixiert, wie mir scheint. Warum sonst men hast; Stefan Schulte, GRÜNER und weißt doch selbst, daß nur des· Karl Kerschgens sagt nicht einfach haben sich die Vertreterlinnen dieser MdB, der mit Frau und Baby zwei Wo· halb die Unterstützung der Beset· so, daß am Ende einer Untersuchung geschätzten Zeitschrift nie darauf chen da war, will Ich mal übergehen, zung so stark war. Aus einem Ulrike­ von Blblis auch eine Stillegungsver· eingelassen, konkrete Atompolitik falls Du nur auf Promis aus bist (Ro­ Meinhof·Transparent folgerst Du, fOgung stehen kOnnte, sondern das zu machen und beim •Krisenstab land Vogt ist fOr mich keiner, das ist daß sich ein •Großteil der Bauplatz· steht Im Doppelviererpapier und wur· ATOM• der hessischen GRÜNEN ein egozentrisches Arschloch, das besetzerinnen in keinster Weise als de also auch von den SPD-Leuten ak· mitzuarbeiten, obwohl sie wiederholt sich Immer in den Vordergrund spielt.· gewaltfrei begreift• und hast, wie zeptlert. Denen traue ich zwar auch schriftlich und telefonisch eingela­ Und warum wurde eigentlich die sich oben gezeigt, doch so wenig gese· nicht sonderlich viel ROckgrat zu, den wurden? Sie haben es noch ebenfalls fOr unentbehrlich haltende hen, auch nicht, daß selbst die mei· aber eins Ist sicher: die GRÜNEN nicht mal der MOhe wert gefunden, Petra Kelly als Rednerin fOr den Oster· sten autonomen Gruppen das ge­ können noch so laut die •Stlllegung abzusagen (doch, d.S.)! montag am Bauzaun eingeladen?). waltfreie Konzept akzeptierten (wie aller Atomanlagen• fordern (an die· Und Du, Matthias, hast es geschafft, Aber daß die Info-HOtte mit GRÜNER weit diese Akzeptanz geht, will Ich sem Gesetzesantrag der GRÜNEN Dir den Pelz waschen zu lassen, oh­ Beteiligung lief (wer hat z.B. die Kasse jetzt nicht ergründen). Aber das pa· hast Du doch angeblich selbst mit· ne Daß Du naß wirst. RUdlgar Leserbriefe zur Grünen-Diskussion

Leserbrief zu Atom Nr. 8 Zu Recht, lieber Herbert, warnst Du Das ist nicht nur eine unbegründete daß die Frauen und Männer der Lan· "die Antwort Ist euer'' auch vor den Kilppen einer etwaigen Anmache. Schlimmer Ist, daß solche desllste zum Grünen Landespro­ von Herbert Masslau rot-gronen Zlhlmetirhelt im neuen nie· Äußerungen eines Grünen Landtags· gramm und zur Wahlaussage stehen, dersachsischen Landtag. Entschieden kandidaten die mögliche Verhand· d.h. zum sofortigen Ausstieg aus der Ueb8r Herbertl widersprechen muß Ich aber dem, was lungsposltion einer zukünftigen GrO· Atomenergie in Niedersachsen. Grundsltztllch, denke ich, sind wir Du Ober die Frauen und Männer der nen Landtagsfraktion gegenober der Pater Hanaen, Ctoppenburg uns einig in der Sorge Ober die Bazie· Gronen Landesliste sagst. Es stimmt SPD sicher nicht stärken kann. hung zwischen Anti-AKW·Bewegung nicht, was Du Ober die kurzen Kandl· Ich zweifele jedenfalls nicht daran, und der Grünen Partei. Du machst die­ datenvorstellungen auf der LOnebur· se Sorge an einigen aktuellen Punkten ger Landesdelegiertenkonferenz Kurze Stellungnahme fest (Z.B. das zögerliche Verhalten der schreibst: der Bezug zur Anti·AKW· Gronen gegenober dem Bauern Maas Bewegung wurde dort durchaus nicht von Herbert in Kalkar). Andere Belspiele worden verschwiegen. Und Du hast doch auch wir sicher leicht gemeinsam finden gehört, wer dabei frühere und jetzige Ich zweifle auch nicht daran, daß die der Atomenergie, Konkretlaierungen (Z.B. in Hessen). Ich teile auch deine BI-Mitglieder hervorhob. Leute auf der Landesliste zum •sofor• des SOFORT wurden aber mit groBen Sorge Ober grundsitzliehe Entwick· Schlimmer Ist jedoch, daß Du der ge· tigen Ausstieg aus der Atomenergie• Mehrheiten abgelehnt • zukünftige Iungen im Verhältnis von Bewegung samten Landesliste und damit der zu. stehen. Es bleibt aber die Tatsache, Verhandier/innen haben etwas Spiel· und Partei. künftigen Gronen Fraktion Im Nieder· daß der konkretisierende Antrag aus raum erhalten. Ein Antrag, der auf ver· Eine Partei, auch die Grone, kann wohl sächsischen Landtag unterstellst, es LOchow-Dannenberg (nämlich Schaf­ pflichtende Hinzuziehung der Anti· auf Dauer nicht eine Bewegungspartei worde "zu einer Zusammenarbeit, spä· fung der juristischen, verwaltung­ Atom·Bis bei Verhandlungen zielte, bleiben. Aber sie sollte sich bemühen, ter wahrscheinlich Koalltioo mit der stechnischen und parlamentarischen scheiterte klar.• Wie anders ist das zu möglichst lange lebendig zu bleiben. SPD kommen, die auch nicht durch Voraussetzungen Innerhalb eines Jah­ interpretieren, als daß man sich zwar · Und wir Grünen mossen schon aufpas­ harte Forderungen Im Anti·AKW· res, um dann Innerhalb der Legislatur· zum •sofortigen Ausstieg• (ganzer sen, in den Bahnen (und Papieren) von Barsich gaflhrdet wird". (Hervorhe­ perlode Insgesamt aussteigen zu kOn· Ausstieg oder nur Einstieg in den Aus­ Partelstrukturen und Mandatsroutine bungen von mir). Woher weißt Du nen) abgeschmettert wurde. Es bleibt stieg?), was ja noch nichts konkretes nicht allzu frOh zu verkrusten, und die­ denn, "Grohnde und Esensham blei· die Bemerkung in der Grünen lilu· heißt, bekennt, sich aber eine mögli· se Warnung beziehe ich auch auf ben bestehen und Ungen II wOrde ans strierten 11185, S. 14, wo es heißt: •Es ehe Koalition r('lit der SPD dadurch mich. Netz gehen - mit Hilfe der GrGnen"? bleibt beim sofortigen Ausstieg aus nicht vermiesen lassen will.

60 Kriminalisierung Der WasserwerferprozeH

Am 7. November 1985 begann ein Proze8 vor Mut, sich gegen PolizeiwHikür zu wehren. Er­ selbst und ihres Apparates nicht mehr so sichw dllm Verwaltull!PIIericht in lüneburg. Es Wll muntert dun:h unseren Weg wählten auch die sein können. der Prozeß, der feststallen sollte, daß die Poli· Wasserwerferopfer derSitzblockadenvon Gart­ Die nächsten !J'08an Auseinandersetzungen zei 1982 im September bei den Demonstratio­ stadt 1984 den Weg über die Gerichte, u.a. fanden bei Weckersdorf statt, wo Ostern 41 nen "Tanz auf dem Vul kan" vor dem Zwi­ auch um Schmerzensgeld zu b~ommen. Wasserwerfer am Werk waren, darunur auch schenlager Gorteben Wasserw.ter I'JichbWidrig Was bedeutet nun das Urteil: Es bedeutet, die Hochdruckwasserw.ter. Es bleibt also ab­ eingesetzt hatte. Es gab damals bei den Blocka­ daß der Kriminalisierung von Demonstranten zuwarten, wieviel Prozesse gegen polizeiliches den viele Verletzte mit Lungen· und Nieren· entgegengewirkt wurde und Politik• sich ihrer Handeln dann anhängig sind. quahthungen, Rippanbrücha, !J'O&flächige Bluter;isse, Augenverletzungen mit teilweisem Verlust der Sahkraft und Gehirnerschütterun• gen. Mittlarwaila Ist bekannt: Wir haben den Proza& gewonnen I Die Atmosphäre der ersten Prozelltage war sehr spannungsgeladen. Es wurden die Wasser· w.termannschaften verhört die für unsere Verletzungen varantwordich waren. Es wat einfach unfaßbar, mit waleher Dreistigkeit von den Männern Behauptungen aufgestallt wurden, die jed• Grundlage entbehrten und versucht wurde, Situationen ins glatte Gegen­ teil zu verkehren. D• Wasserwerferschütze, der mich kaputtscho&, behauptete z.B. sich an sitzende Damonttrantan auf der KreisstraBa 2 überhaupt nicht zu erinn•n. Inzwischen war Eines der Opfer bin ich, eines der Erschütternd und empörend finde ich durch die Aussagen der Wasserwarfermann· Opfer brutaler, Staatlicher Gewalt bin die hilflosen Rechtfertigungrvermche schatten und der Einsatzleiter die Sitzdemon­ ich geworden., und in diesem Prozeß der verschiedenen Polizisten, um ihr stration mittags auf der StraBa zu einem Korn· sehe ich eine Möglichkeit zu meinem Handeln zu legitimieren. Dort, wo die plott von militanten Autonomen, Steinewer­ Recht zu kommen. Dienstvorschrift nicht ausreicht und fern und Stahlkugelschützen geworden und Leider ist dies der einzige uns mögliche der Befehl, tauchen Lücken im Vor­ der Wasmw•fereinsatz zur einzigen Möglich· Prozeß. Der Strafantrag wegen Körper• stellungsvermögen und die einge­ keit "Kam•aden" zu retten. Dies veranlaSte verletzung im Amt wurde in allen ln­ schränkte A uuagegenehmigung auf. Es uns, mehr und mehr Zeugen zur K2· Situation stanzen als nicht prozeßwürdig abge­ müssen auch militante Demonstranten aufzutreiben. Fotos allein, die zeigten, daß lehnt, nicht zuletzt deshalb, weil unsere herhalten, die es für notwendig er­ Polizisten zum Teil gelangweilt auf.Einsatzbe­ Verletzungen als zu geringftlgig er­ scheinen lassen "Kameraden" z fehle warteten, reichten dem Gericht nicht achtet wurden. schützen, um angesichts der angerich­ aus. So wurde die durch polizeieigene Filmdo­ In diesem Prozeß kann nun endlich teten Verletzungen noch ein einigermaß• kumentation belegt unbestreitbar friedliche festgestellt werden, daß der Polizei­ en schuldfreies Gewissen haben zu Abendblockade vor dem Haupttor von dem ein.satz unkalkulierbar und unverhält· können. Es kann sich anscheinend Verfahren abgekoppelt und ein Extratermin nismäßig war.· niemand der hier vernommenen Poli- nurfürZeugen zur Mittagsblockade anberaumt. Für mich war der Einsatz der Wasser­ zisten vorstellen grundlos an solchen Die Befragungen dauerten länger und länger werfer weder verhältnismäßig noch kal· Grausamkeiten mitgewirkt zu haben. und die Anzahl der Protokollsaiten nahm ein kulierbar: Ich erwarte nicht, daftlr, Haben sie aber ! Jeder einzelne von enormes Ausmaß an. daß ich auf einer Straße sitze, zusam­ ihnen I Jeder hat seinen Teil dazu Dann erging das Urteil am fünften Tag:"lm mengeschossen zu werden. beigetragen: als Eifl$(ltzleiten, Maschi­ Namen des Volkes, der Wasserwerfereinsatz Ich erwarte nicht, daß bei einer Sitz· nist, Kommandant, Werfer. Von die­ war rechnwidrigl" Setzen. Die Freude und demonstration eine derartige Agression ser persönlichen Verantwortung kann die Überraschung kaoo ich nicht leugnen. Soll­ über mich hereinbricht. Es ist für mich sich niemand freisprechen. te sich hi• wirk lich ein Stück Gerechtigkeit einfach nicht zu verstehen! Das Handeln der Polizei war für mich seinen Weg gebahnt haben? Ernüchterung: "Der Erkliirbar hingegen wird es mir nur in keiner Phase Mchvollziehbar. Ich Wasserwerfer ist nicht als Waffe anzusehen". durch den Kadavergehor$4m, der auch habe aber im Nachhinein versucht eine WArum?- Reicht es nicht aus, daß Menschen bei der Polizei herrscht, der militärische Erkliirung dllfür zu finden: damit zu Kriippeln geschossen warden? Warum und polizeiliche Aktionen erst mög• Für mich ist es die militärische bleibt der Wasserwerfer ein Mittel, das noch lich macht, der menschliche Empfin· Struktur der Polizei und die Möglich ­ vor dem Schlagstock eingesetzt warden kann? dungen durch Feindbilder (z)ersetzt. keit Distanzwaffen einzusetzen, die "er darf aus der Distanz eingasatzt warden". Erkliirbar nur durch die Auf-Rüstung, keine eigene Kontrolle über Au.rwir· Dennoch ein Erfolg, weil diew Prozell der er· die die Polizei betreibt und d.ie eine kungen zulauen. ste in der Bundesrepublik ist, bei dem sich weitere Möglichkeit bietet menschiches Die Motivation aber, für das mir zuge­ Demonstranten auf diesem Rechtswege gegen Empfinden von direkter Handlung zu ftlgte Leid ist für mich nicht zu begreif­ polizeiliches Vorgehen auflehnen. Das erste trennen. Durch die neuen Wasserwer­ en. Mal, daß Demonstranten ihr Grundrecht auf fer wird im Polizisten scheinbar das Ich will in diesem Land mein Grund­ Unversehrthalt gerichtlich bestätigt bekamen Verhalten eines Bomberpiloten geschürt. recht auf freie Meinungsäußerung unge· und daß festgestallt wurde, daß die Polizei ge­ Er sieht nichts, hört nichts und weiß hindert wahrnehmen können! gen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gar nicht, was er tut. Oder es wird von Ich will dabei den Tod nicht einkalku· verstoBen hat. Die gerichtliche Obwwachung einem "Gliicksfall" gesprochen, bei fieren müssen! der Handlungen von Polizei und Staat rückt einem Treffer, wie vor einer Schieß• wieder in den B•eich des Möglichen und gibt bude auf dem Jahrmarkt stehend. Christiane Zakrzewski

61 Kriminalisierung

Rüsselsheim:

Spaltung der Angeklagten

Wir haben iiber das Rüsselshelmer Verfahren und die vorhergehende U·Haft der Prozeß schon nach drei Tagen zu En­ etc. Im AtomExpress bzw. später ln der Atom ausführlich berichtet. Das wollen de, nachdem es mehrere Gespräche zwi­ wir auch ln dieser Nummer fortsetzen, obwohl der Prozeß mittlerwellen abg• schen Anklagevertretung und Verteidi· schlossen Ist. Auf das Urteil und die Verhandlung selber gehen wir hier aber nur gung gegeben hatte, und es zu einem kurz ein. Handel kam, der so aussah, daß der Pro­ zeß schnell zu Ende ging, und die BAW Weltaus wichtiger erscheinen uns aber die Begleitumstände des Prozesses, an nur noch die "Vorbereitung eines Spreng­ dem wlr.selber zwar nicht direkt tellgenommen haben, ebensowenig wie an den stoffverbrechens" (§ 311 StGB) anklagte Auseinandersetzungen unter den Angeklagten, und deshalb nur Sachen veröf· und die Strafen zur Bewährung ausge­ fantliehen k6nnen, die uns zugeschickt wurden. So auch das folgende Ein· setzt versprach. schiltzungspapler der Prozeß.Soii·Gruppe, die sich eher ln politischer Nlihe zu Letztendlich wurden alle Einlassungen Elmar, als zu Joachlm und Brandy versteht. Die Gruppe versucht hier einmal der Angeklagten als "Schutzbehauptun· den Prozeß zu analysieren und kritisiert gleichzeitig die Art, wie Joachlm. und gen" verworfen. Brandy den Prozeß geführt haben. Joachim und Elmar wurden zu je 17 Mona­ ten, Brandy zu 15 Monaten Knast auf je­ Wie gesagt, wir haben nicht direkt ln den Diskussionen drlrigesteckt, und wol· weils 4 Jahre zur Bewährung verurteilt. len deswegen auch versuchen, fiir die nächste Nummer eine Erklärung von Joa· chlm und Brandy zu bekommen, die hier sehr schlecht abgeschnitten haben. Zum Ablauf des 1. Verhand· Grundsitzlieh zeigt sich hier aber das Problem, das auf fast alle Krlmlnallsler· ten zukommt, vor allem, wenn die Angeklagten auch noch willkürlich von der lungstages Staatsanwaltschaft "zusammengewürfelt" sind und verschiedene politische und pers6nllche Einschiltzungen haben. Dies Ist die eine Seite der Prozesse, wir hatten vor prozeBbeglnn eine "kurzde­ mo" angesetzt und dazu mobilisiert. 40- die meistens nicht 6ftentlieh diskutiert wird, und daher vielen Leuten auch 50 Leute kamen zum Treffpunkt, am ge­ nicht klar Ist. Der bewußte Spaltungsversuch der Anklagebeh6rde, bevor der richt waren dann schon einige da, andere Prozeß überhaupt erst richtig begonnen hat, was ln vielen Fällen auch tatslich· kamen erst sptiter, insgesamt besuchten lieh zu herben Anplsserelen untereinander fUhrt. ca. 120 Ieute den ersten prozeBtrag. auch Aus eigener Erfahrung kennen wir das Problem, ob nun offensiv politisch mit wenn klar war, daB nicht alle eingelassen einem Prozess umzugehen oder sich aber vermeintlich taktisch zu verhalten, werden, hatten wir doch gehofft, daB sich bzw. auch gar keinen Bock auf den Prozeß zu haben und sich da m6gllchst we· mehr Ieute zu diesem ersten tagverhalten nlg mit auselnanderzusetzen. Das Ist alles noch relativ einfach, wenn die Ang• und Interesse bzw. solidarittit zeigen wor­ klagten sich untereinander einig sind. ln Rüsselsheim war dieses aber anders den. die Stimmung im saa/ war dann anfangs und denkbar ungünstig. gar nicht so schlecht, zurufe und klat· Es gibt genUgend Gründe, einen Prozeß politisch zu fUhren, ebenso, dieses sehen setzten sich durch bzw. wurden ja nicht zu tun (wobei auch wiederum über den Begriff "politisch" zu streiten Ist). kaum ermahnt. Grundsitzlieh verwahren wir uns aber dagegen, elne/n Angeklagten, nur weil nach diesem ersten vormittag waren meh· sie/er den Prozeß nicht politisch fUhrt, ln eine bestimmte Ecke, aufs politische rere pressevertreter anwesend, die dann Abschw6rerglels, oder gar ln die Verriterecke zu stellen. Die wirklichen Gegner mittags schon allerdings nicht mehr er· sitzen Immer nur auf der anderen Seite der Ballustrade. schienen. ihnen genagte wohl der anfang Wir drucken die Stellungnahme als Dokumentation ab, mit dem Hinweis, daß der 70 seitigen erkltirung von joachim, in der auf alle details der anklageschritt ein­ dies nur die eine Seite Ist. Joachlm und Brandy sollen in der nächsten Ausgabe gegangen, sich an mehreren stellen von die gleiche Chance haben, dazu Stellung zu beziehen. militanter politik distanziert wurde. uns Mitgliedschaft in einer terroristischen war vorher klar, daB diese ersten aussa· Zum Prozeß selber Vereinigung in ROsselsheim, Vorberei­ gen von joachim in der bOrgerliehen pres· Am 16.12.83 wurden bei einer großange• tung von Sprengstoffverbrechen (vorzu­ se (die taz ltiBt sich hier getrost mit einbe­ legten Razzia des Landeskriminalamtes gsweise auf einen Güterbahnhof, der ziehen, selbst ein Ieserbrief von uns zum Wiesbaden und der Bundesanwaltschaft auch von der US·Army benutzt wird) und ersten tag wurde nicht abgedruckt!) be­ Oberfallartig 8 Wohnungen, eine alternati· zweien von ihnen Werbung fOr die RAF. stimmend sein wOrden tor das bild, das ve Reparaturwerkstatt und eine Garage Diese Anklagepunkte brachen in der vom prozeB vermittelt wird. durchsucht, dabei etliche Gegenstände nachfolgenden Zeit .mehr oder weniger zu­ einzig in der Iokal-fr erschien vor dem pro­ beschlagnahmt und 9 Personen festge­ sammen, trotzdem wurde im Januar '85 zeB ein kurzer artikel, der sich auf l!line nommen. Bis zum Abend wurden 6 Leute die Anklageschrift mit den obigen Vor­ presseerkltirung der bi gegen die flugha­ wieder freigelassen, zwei Tage später EI; worten vorgelegt. fenerweiterung bezog. am 23.1. berichtete mar an seinem Arbeitsplatz verhaftet. EI· Ende Januar '86 fand der Prozeß vor dem die presse relativ knapp lediglich Ober die mar, Joachim, Brandy und Waggi saßen OLG Frankfurt statt, wobei das Verfahren anklagepunkte, daB die beschuldigten danach bis zu 6 Monaten in Untersu· gegen Waggl schnell gegen 2.000 DM und diese als "unsinn und falsche behauptun­ chungshaft. Verzicht auf Haftentschädigung einge­ gen" bezeichneten (dpa), sowie daB joa· Vorgeworfen wurde ihnen Grandung und stellt wurde. FOr viele Oberaschend war eh im sich von bombenanschlllgen als po·

62 Krlmlnallalarung

scher prozeBIOhrung zu tun (sie wurden dann Im urteil Im wesentlichen als schutz· ~hsuptungen zurOckgewlesen). vielmehr signalisierten sie ein kooperatives, "pro­ zeßf6rdemdes" vorgehen, sowie ge"uter· tes, reuiges verhalten der angeklagten. mit diesen aussagen Im rOcken haben die snwllte der ~Iden gleich nach dem uns/· cheren auftritt des ersten bullenzeugen die Situation wahrgenommen, nach 'einem des/ zu suchen. ~I der baw wurden scheinbar offene toren eingerannt und der senst stimmte prlnz/p/ellebenfsl/s zu. nur die ~dlngungen mußten noch ausge­ handelt werden. elmsrs anwllte nahmen an diesen ver· handJungen vorerst nicht tel/, fOr Ihn hat· te sich die frage eines solchen desls nicht gestellt. er wurde dann mit dem "angebot" konfrontiert. eine eqdgOitlge entsche/dung behielt sJch elmsr zwar bis zum dritten/letzten prozeBtsg vor, such um damit die anderen ~Iden bzw. Ihre an­ wflte unter druck zu setzen, for Ihn ein "angemessenes" abgestuftes strafmsB zu erreichen. letztendlich war jedoch bald klar, daß er diesen des/ nicht ab,."nen I/tisches mittel distanziert hatte ("wir wer­ ten dann sogar stehen blel~n . die ge­ kann. fOr die ~aw und den senst war sein den ln eine politische ecke gescho~n. samten susfOhrungen, die offenen dlstan­ e/nverstlndnls eine bedlngung fOr das wo wir nicht hlngeh6ren", (az). die rOs· zlerungf!n und Juristischen klelnkrtlmerel­ prozeßende. eine abtrennung der verlah· selshelmer Iokaipresse erschien mit ein· en Obertrafen wohl noch die schlimmsten ;en - also das/ mit Joschlmlbrandy, wel· em etwas ausfOhrllcheran art/kel, Indem erwartungen vieler prozeßbasucher, m/8- tarvarhsndlung mit offenem ende gegen dann zumindest kurz such elmsrs polltl· fallenskungebungen wurden gleichwohl e/msr - wlre wohl kaum gelaufen (u.a. sehe arkllrung erwlhnung fand. nur leise gtlfußert, wir hatten vor dem auch, weil der ar~ltsaufwand fOr das ge­ uns war wie gesagt klar, daB die presse prozeB z.b. ln der versnstaltung klarge­ rlcht nach wie vor der gleiche geblieben vor allem die dlstanzlarung aufgrellen stellt, daß wir an diesem punkt keine zu­ wlre). wird, daB erstmal- also zu prozeBt>eglnn spltzung der auselnanderaetzung wollten, Joachlm und brandy strebten diesen des/ - wenig von unseren Inhaltlichen vors tel· vielmehr eigene erkllrungen Inhaltlich da· unter allen umstinden an. vorausgesetzt, Iungen auf diesem weg rOberlcommt. mit gegen gestellt werden sollten. daß der § 129a wegflllt und (nur) ~wfh· unseren flugbllttem, dem Info, einer ver­ eine krltlk kam deshalb (nach dem prozeß) rungsstrafen verhingt werden, waren die anstaltung, den art/kein ln atom, radikal auf, ln der solches quasi billigendes ver· ~Iden zur annahma Jeden urtells ~reit. ... hatten wir vor dem prozeB deutlich ge­ halten gegeno~r dieser reformistischen ein einseitiges ablehnen des deals hltte macht, unter welchen bedlngungen - al· poslt/on, also dlstanzlerungen und de­ zu einem totalen gegeneinander der ~ so trennung der angeklagten ln unver· nunzlstlon von radikaler militanter polltlk, troffenen gefOhrt: "wegen dir (elmsr) slt· s6hnllche posltlonen -der prozeß lauten a/s falsch bewertet wurde. wir denken Je­ zen wir noch hier". dieser satz, ~zogen wird, und was wir mit dem prozeB verbln· doch nach wie vor, daß unter den konkre­ auf eine durch elmars ablehnung begrOn· den und thematisieren wollen. darsn hat· ten bedlngunge.n, hier z.b. ein offensives data wtlterverhsndlung, macht das ver· ten wir testgehalten und so rum versucht, st6ren der ausfOhrungen der belden nicht hfltn/s der drei untereinandar /n dieser die auulnandersatzung zu !Ohren, und zu vertreten gewesen wlre, eine esksla· phase deutlich. elmar wurde massiv unter Jenseits eines Im relativen rampenlieht tlon nur sm falschenpunkt hervorgerufen druck gesetzt, dem des/ zuzustimmen, bis stehenden ersten prozeßtages. Insge­ hltte, nfmllch den eh getrennten ange­ hin zur drohung, daB "ansonsten vor ge­ samt klar und ~zeichnend fOr die ver· klagten und deren freundeskre/sen. rlcht dreckige wische gewaschen schledenen posltlonen, verlief dieser pro­ die eigene hsltung zu dieser "Juristischen worde", was Immer das an denunzlatlon, zeBtag. die trennung der ~schuldlgten prozeBfOhrung" wuide mit der snfangser· Unterstellungen oder schuldzuwelsungen zeigte sich schon Im anfangsverhalten k/lrung von e/mar klargemacht und es bedeutet hftte. hier, ln dieser konfronta· vor ger/cht. wlhrend elmsr. zu den anga­ wurde deutlich Inhaltlich ausgedrOckt, tlon zeigte sich e~n, welche folgen diese ben zur person hinaus nichts mehr sagte, was uns wichtiger war. mit dem app/aus, prozeBfOhrung nach sich ziehen kann. gaben die anderen ~Iden ~reltw/11/g den parolen, mit der dann der senst den baw und senst konnten /n etwa von so/· weitere. Informationen zu Ihrem le~ns· sasl verlieB, fanden wir den ablauf dieses chen bedlngungen ausgehen. es fiel lh· laut. auch ln den ansahlieBenden ersten tages auch Insoweit ln ordnung. nen somit nicht schwer, a/mar tordie ~ prozeB'erkllrungen" von joachlm und telllgung an der "gemeinsamen vor~rel­ brandykam es dann zu szenen, die nur als tung eines sprengstoffanschlsges" mit· selbsternledr/gung und /Immer/Ich zu ~ zuverurtel/en. elmsr "sollte froh sein, mit zeichnen sind: auf zwischentragen des zum ablauf des 2. proze8ta· seinem (?) politisch offensiven prozeß so senats wird ausfOhrllch elngegangen, Joa· ges gut, ohne knast, davongekommen zu chlm /Ißt sich vom rlchter die angesetz· sein", so der slnngemlße kommantsr von ten textstellen in der anklagesehr1ft zel· von prozeBbeglnn an wurde von Joschlmlbrandy. und hier drOckt sich aus, gen, splter werden die etStellten karten joschlmlbrandy und Ihren anwllten ge­ dsB nicht mal mehr ernsthaft versucht und Iotos erllutert. genOber baw und senst ein kllms ge­ wurde, gegen die konstruierte ~te/1/gung der ganze ablauf, die erk/lrung, kann In­ schaffen, das eine verhsndlungsbarelt· elmars anzugehen. sgesamt nur als anblederung verstanqen schsft wecken sollte (sofern diese zumln· abgesehen von unserer unvorbereiteten werden. die emp(Jrung der ~Iden dabei dest ~I der baw nicht ohnehin schon vor· hsltung solch einem deal gegenO~t, wl· O~r "die srroganz der staatlichen gewalt hsnden war). die ausfOhrllchen, "klarstel­ re eine forttOhrung des prozesses unter Im startbahn·konfllkt" sowie Ober "men­ lenden" elnlassungen von Joschlm und diesen konkreten bedlngungen nicht ln schenunwOrdlge haftbedlngungen" durl- brsndy hatten objektiv wenig mit Jurist/· trage gekommen.

63 Kriminalisierung zum deal hltte ein urteil mit dem §129a in diesem nen· seine umsetzung. der deal, das schnelle urtei(, hatte uns verfahren (u.a. mit dem sehr unterschied· -mit der verurtellung eines "gemein­ doch ziemlich Oberrascht und Oberannt Iichen verhalten und politischen vorstel· schaftlich geplanten anschlags" wur­ zugleich. wir waren uns vorher in der ein· Iungen der betroffenen, und mit dem vor­ de einf}l wesentliche anklageilnie schltzung zum prozeB - ob und wie sie wurf "anlehnung an die rat", der hier of­ durchgesetzt. das durchziehen - nicht sicher, aber mit fensichtlich als verstlrkter repressionsk· -mit den dlstanzierungen konnten be­ einer solch schnellen entscheldung hat· nOppet gegen die betroffenen diente) eine schuldigte prlsentlert werden, die bei­ ten wir nicht gerechnet. Ihnliehe wlrkung und bedeutung bekom­ nahe in die "gewaltecke abgerutscht" die verhaftungen im dezember '83 liefen men kiJnnen - zumindest hier Im rhein· wlren, sich jetzt aber wieder auf demo­ Ja propagandistisch sehr aufgebllht. die maln-gebiet - wie das urteil gegen die kratischer ebene ge/lutert haben (poli­ anklagesehr1ft wurde genau wlhrend des radlkal·herausgeber. es hlitte ein starkes tische arbe!t in der freien wlhlerge­ hungerstreiks im Januar '85 in die Oberre­ offenmachen der politischen Justiz be­ meinschaft). gionale presse gestreut, und, obwohl sie deutet. - es ist und bleibt aktuelle staatsschutz· natOrllch sehr genau um ihre konstruktion dem stand die elnschltzung gegenOber, strategle, solch reuiges verhalten zu wußten, wurde keiner der '83 erhobenen da8 hier ein prliventives urteil miJg/lch ist, belohnen, auch um eine gewisse recht· vorwOrfe zurOckgenommen. von daher gegen entwickelten widerstand und an· staatlichkeif gegenOber einer /)relteren war eher ein "harter prozeB" zu erwarten sitze von organisierung radikaler politik, IJffentllchkeit zu belegen anstatt. sie gewesen. miJglicherwe/se ging es aber gegen strukturen im rheln-main-gebiet, vor den kopf zu stoBen, indem trotz· vor allem darum, die e/nschOchterung startbahn-zusammenhinge, gemeinsame dem knallhart verurteilt wird. aufrechtzuerhalten, den dlstanzierungs· diskussionen und aktionen der verschie­ hierfor gibt es zwar auch gegenbelspiele, druck weiter zu erhiJhen, was ohne zwei· denen spektren (gruBaktion, hungerstreik, d.h. da8 sie in bestimmten Situationen tel ja auch seine wlrkung zeigte. kampfgegen die nato). trotzdem komprom/8/os verurteilen, wenn es Ihnen politisch wichtig erscheint (ab­ denn nachtriglich sehen wir einige anzei· ·::::::::::--...... chen dafOr, da8 wlhrend des prozesses - schreckungsnotwendigkeit). zumindest von der baw bewußt eine dees· einem system, das sich der notwendigkeif kalation mitangestrebt wurde. es ist da­ politischer Iegitimation sehr bewußt ist von auszugehen, daB ihr Ober den taz­ und darauf nicht unwesentlich seine sta· artikel vom november '85 sowie Ober evtl. biltllt begrOndet, Ist es dennoch in der re­ weitere mlttellungen "beobachtender be­ ge/ mehrt wert, widersprOche schlich­ hiJrden" bekannt war, da8 joachim und tend, gellutert in den schoB der gesell­ brandy ausfOhrllche aussagen machen schalt zurOckzufOhren, als einzelne reu­ und sich von militanten aktionen distan­ matige ex-militante einzuknasten. ent­ zieren. schlossenen militanten widerstand als ausdruck "hilfloser ohnmacht", der "per­ mit dem gespann mOI/enbach/hofmann siJnlich aufgewOhlten Situation" von be­ schickte die baw auch die "dritte schuldigten bestltigt zu bekommen, hat garnitur" ln die arena (angesichts zu er­ tar diesen staat erhebflehe bedeutung. wartender Verhandlungen?) mit stlndiger - eine auseinandersetzung und mobil/· rOcksprache zu rebmann in karlsruhe. ihr sierung im rheln-main-gebiet zum pro­ auftreten war von ziemlicher zurOckhal· zeB, ein verhalten z.b. der Startbahn· tung geprlgt. so mußte nach den langen bewegung, steckte erst in den anflln· ausfOhrungen von }oachim und brandy lh· gen. und wir denken, daB dies, bezogen rerseits eigentlich eine weitere befragung auf den prozeBver/auf erst einmal kei­ erwartet werden. gerade auch bezOglieh nerlei einfluß hatte. gleichwohl konnte des politischen lluterungsprozesses der mit der dauer des verfahrens (antrl­ belden ... da8 darauf zumindest vorllufig gen, erkllrungen, Veranstaltungen) viJ/IIg verzichtet wurde, kiJnnte bedeuten, eine weitere auselnandersetzung aber da8 hier ein reibungsloser ablauf mit vor­ knast, sprich prozesse ..• erwartet wer· programmierter deeskalation an keinem den. unter den beschriebenen Voraus­ punkt mehr gestiJrt werden sollte. setzungen lieB sich auch das mit ein· das zurOckhaltende vorgehen des senats em kurzen prozeB verhindern. wlhrend des gesamten prozesses - nie­ mand brauchte zu sitzungsbeginn aufzu­ - die lange bewllhrungszelt ist ausdruck stehen, zurufe und klatschen wurden zu­ von prlvention und drohung gegen die gelassen, beim parolenrufen verlieBen die angeklagten, gerade auch gegen el­ richter zu einer "pause" den saa/ - mar/seine erkllrung. uns war (und Ist) in dermobilisierungzum scheint zwar mit dem Stichwort "frankfur­ war fOr uns also die miJgllchkeit eines ter verhllltnisse" erledigt; schon Im ver­ prozeB die auselnandersetzung unter uns prliventiven abschreckungsurteils vorher wichtig, unser verhlltnis zu represslon fahren gegen glsela dutzi wurde vom olg nicht unwahrscheinlich, IIBt sich im ffm. Ihnlieh "milde" vorgegangen. und knast, und was wir dem entgegenset· stattgefundenen ablauf eher eine gezielte zen kiJnnen . •• trotzdem sollte auch in diesem proze8 deeskalation erkennen. jegliche konfrontatlon vermieden werden. bei der einschltzung, wie diese verfah· AusfOhrliche Infos könnt ihr erhalten Ober rensweise und das urteil zustande kamen, Autonome Soligruppe zum urteil welche politischen entscheidungen da· c/o freies kulturcafe wir hatten die miJglichkeit, da8 der para­ hinterstehen, und was die auseinander­ an der wied 1 graph 129a fallengelassen wird wlhrend setzung und mob/llsierung dabei bewirk­ 6090 rosseisheim der prozessvorbereitung diskutiert, da er ten, gehen wir davon aus, daB folgende zum einen seinefunktionzum teil "erfOIIt" punkte zusammenwirkten: Spendenkonto: hatte durch die weitreichenden ermittlun­ -das ziel derabschreckunggegen "mili­ Kreissparkasse Groß Gerau· gen im zusammenhangmit den Verhaftun­ tante autonome" (rebmannn), das bis BLZ 508 525 53 gen, durch die u-haft und haft·bedingun­ in bewegungen hinein wirken sollte Kto. 1127380, K. Flamme gen, durch .die insgesamte einschOchte­ (Sabotage, anschllge als teil des Wi­ rung, die groB angelegte propaganda als derstands) fand "schon" mit sechs ~o­ "fahndungserfolg", usw.. daraberhinaus naten U"haft gegen drei der betroffe- 64 * Kriminalisierung

und Unterdrückung gefOhrt wird, Grenzen zu setzen. Das KalkOI der Herrsphenden 16 Monate in politischen Prozessen wäre damit durchgesetzt, daß revolutionärer Wider· stand an den Toren der Gerichtssäle auf· hört. Das Scheitern dieses KaikOts machte die hohe Bestrafung notwendig. Das wird für Rolf und Wolfgang auch deutlich, wenn mensch die verhäng• te Strafe (8 Monate) ins Verhältnis setzt zur Höchststrafe (2 Jahre), die auf •fahr· lässige HerbeifOhrungu steht. 8 Monate Knast ohne Bewährung lautet santrag gegen sich selbst ablehnte. Es Wenn also das politische KalkOI entschei· das Urteil gegen Rolf und Wolfgang, we­ folgten die Plädoyers des Staatsanwalts dend fOr das Urteil war, so ist es im Prin· gen »fahrlässiger Herbeiführung einer Ex· und der Verteidjger und schließlich die Ur· zip unwesentlich, auf welche »Tatsa· plosionu, die allerdings mit der U·Haft (9 teilsverkOndung. chen« die Kammer ihre Begründung Monate) abgegolten sind. FOr den restli· Den folgenden Teil Obernehmen wir aus stotzt. Deswegen ist es auch nur konse­ chen - bereits abgesessenen - Monat dem Flugblatt der Prozeßgruppe: quent, wenn die Kammer die in der Bewei· gibt es keine Haftentschädigung. Auch ... Drinnen machte der Richter Rathmann saufnahme festgestellten Tatsachen in hier aber das wichtigste - Rolf und Wolf· inzwischen in seiner mondliehen Urteils· ihrem Sinne verfälscht unt interpretiert. gang brauchen nicht zurock in den Knast. begrOndung deutlich, wie sehr das Urteil Hier einige Beispiele: an den Staatsschutzinteressen orientiert • Das Gericht geht sowohl von einer •Ex· Am 11.5.83 fand in Braunschweig ein öf· ist. Der »Tatvorwurf« der »Verabredung zu plosion• als auch von einer »Zerstörer!· fentliches Bundeswehr-Gelöbnis statt. einem Explosionsverbrechen« wurde zwar sehen Wirkung• aus. Deswegen hatten einige Gruppen in Flug· failengelassen, obwohl das Gericht An· • Die Kammer geht von einem Druck in der blättern zu Protestaktionen und unter an· haltspunkte fOr eine »Verabredung« sieht, Dose von max. 10 und mindestens 5-6 ato derem zu direkten Widerstand. aufgeru· aber letztlich reichten diese »Indizien« aus, trotz gegenteiliger Feststellungen fen. Einige Tage vor dem Gelöbnis kam es formal fOr eine Verurteilung nicht aus. der RAe. im Keller des Hauses, wo Rolf und Wolf· Nichtsdestotrotz ist die Höhe des Urteils • Es hätte Druckwellen gegeben, was gang wohnen, zu einer »Verpuffung«, von im wesentlichen danach bestimmt, wie durch die erhebliche Geschwindigkeit, der die beiden Verbrennungen davon tru· sehr dadurch eine abschreckende Funk· mit der sich der gelbe Qualm im Haus ver· gen. tion erfOIIt werden soll. So faselte Rath· breitet hätte belegt sei. (Dieser Unsinn Die Staatsanwaltschaft sah hierin aller­ mann davon, daß, normalerw.eise, eine wurde das erste Mal von StA Reinhardt in dings ein Sprengstoffdelikt und stellte Geldstrafe verhängt worden wäre, daß seinem Plädoyer dargestellt.) dies in Zusammenhang mit dem Gelöbnis aber »die staatsfeindliche Haltung eine und machte Rolf und Wolfgang darober· empfindliche Strafe unbedingt erforder· hinaus fOr fast alle zu der Zeit politisch lieh macht«, dies hätte general· und motivierten Anschläge im Raum Braun· spezial-präventive GrOnde. Weiter: das Ur· schweig verantwortlich. Oie beiden ka· teil sei ein »deutliches Ausrufezeichen, men sofort in U·Haft und wurden während weil die Angeklagten bereits im Vorfeld der 9 monatlgen Dauer von einem Knast deutlich gemacht hätten, daß sie sich nur zum anderen verschoben. vor der Geschichte verantworten«. Die po­ Schon vor dem Prozeß, der im Obrigen litische Dimension des Verfahrens, die nach 12 Tagen von der Staatsanwalt· selbst StA Reinhardt in seinem Plädoyer schaft selbst zum Platzen gebracht wur· nicht offen zugeben wollte, kommt an die­ • Auch eine »Gefährdung von "''"''""'"'"n de, war hier klar, daß es nicht um konkre­ ser Stelle am deutlichsten zum Tragen: oder Sachen von bedeutendem Wert« te TatvorwOrfe, sondern einzig um die Ge­ Nicht die tatsächlichen Vorgänge im Kel· nimmt die Kammer an. Konkret bezieht sinnung der beiden ging. ler sind von Bedeutung, sondern es gilt al· sich das Gericht auf den Husten zweier Dies setzte sich im Prozeß, der von Rolf Iein die Haltung der Angeklagten gegen· Hausbewohner sowie den gelben Belag, und Wolfgang und ihren Anwälten als An· Ober der Justiz bzw. dem Machtapparat der sich in der Ober dem Keller liegenden griff der Klassenjustiz auf sie verstanden insgesamt zu »bestrafen•. Ziel der Staats· Wohnung abgesetzt hätte. Des weiteren und daher politisch gefOhrt wurde, fort. Schutzjustiz dabei ist es, den Widerstand, hätte die Stichflamme das ganze Haus in Nachdem der Prozeß geplatzt war, fand der während der gesamten Verhandlung Brand setzen können. Anfang dieses Jahres der 2. Ablauf statt. entgegengesetzt wurde, und der sich von Der Gipfel der Dreistigkeit wurde erreicht, Die Atmosphäre war, wie schon beim er· ihr nicht auf die Ebene der juristischen als Rathmann die Verantwortung fOr die sten Versuch, geprägt von diversen Be­ Bittstellerei zurückdrängen ließ, zu be­ gespannte Atmosphäre der Verhandlung fangenheitsanträge gegen den Richter kämpfen. Der Machtanspruch des Sy· den RAen gab, die durch ihr Verhalten die­ sowie den Staatsanwalt, die aber fast al· stems formuliert sich hier offensichtlich: se Stimmung bewirkten. lesamt stets »unbegründet« abgelehnt Wer nicht abschwört, klein beigibt, sich Wenn mensch außer Acht läßt, ob das Ur· wurden. Auf der anderen Seite scharfe Si· nicht den Prinzipien des Apparates unter· teil vom BGH aufgehoben wird und in die cherheitsschikane und Präsenz der Poli· wirft, wird kriminalisiert und dem staatli· Revision geht oder nicht, bleibt fOr Rolf zei gegenOber dem Publikum. Rolf und chen Gewaltapparat ausgeliefert. Vermit· und Wolfgang unterm Strich, daß sie zwar Wolfgang fOhrten auch diesen zweiten telt werden soll der Eindruck, Widerstand jetzt keinen Knast mehr absitzen mossen Prtozeß rein politisch und ließen sich da· lohnt sich nicht, sondern fOhrt nur zu ho· und auch keine Bewährung offen haben, bei auch durch nichts vom Gericht ein· hen Strafen. andererseits aber die gesamten Prozeß· schüchtern. For sie, aber nicht nur fOr sie, kosten tragen mossen, Diese belaufen war von Anfang an klar, daß sie hier ab· Dieser Strategie steht aber die Erfahrung sich jetzt auf eine fOnfstellige Summe. geurteilt werden sollten, und mit ihnen gegenüber, daß der Verzicht auf Wider· Das können weder die »Angeklagten•, eine ganze politische Szene, ob es nun stand, auch auf einem Terrain, das Ietzt· noch der Rechtshilfefonds alleine tra~en. tatsächlich GrOnde dafor gab, oder nicht. lieh von den HERRschenden kontrolliert Deshalb rufen wir an dieser Stelle noch· Der 9. und letzte Prozeßtag begann mal wird, in völliger Unterwerfung und Hand· mals nachdrOcklichst dazu auf, Kohle auf lungsunfähigkeit endet. Gegen die Maß. wieder mit einer sportlicher Leistung des das Spendenkonto zu überweisen. Richters, der innerhalb von 4 Minuten 13 nahmen des Justizapparates keinen Wi· Konto: Jortzlck-Sonderkonto Beweisanträge und einen Befangenheit· derstand zu leisten, hieße dem Kampf, der PostscheCk. 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