Was Kinder Sehen U
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................................................................................................................................................................ x113 media perspektiven 3/2009 entwicklungspsychologischen Gesichtspunkten Rech- Eine Analyse der Fernsehnutzung nung getragen. Drei- bis 13-Jähriger 2008 Relevantes Ereignis für das Fernsehjahr 2008 war Stabiles Angebot an U Was Kinder sehen die Fußball-Europameisterschaft, die vom 7. bis 29. Fernsehprogrammen Von Sabine Feierabend und Walter Klingler* Juni in Österreich und der Schweiz ausgetragen wur- für Kinder de. Ein weiteres, wenn auch für Kinder weniger bedeutsames sportliches Großereignis waren die Lebenswelt von Die Lebenswelt von Kindern ist längst auch eine Olympischen Sommerspiele in Peking (8. bis 24. 8.). Kindern heute auch Medienwelt geworden, Kinder wachsen heute in Aus Angebotssicht stabil zeigt sich der Kinderfern- eine Medienwelt Haushalten mit überdurchschnittlicher medialer Aus- sehmarkt – nach wie vor stehen mit dem öffent- stattung auf. (1) Neben der Vollausstattung mit Fern- lich-rechtlichen KI.KA von ARD und ZDF, mit Su- sehgeräten (100 %), Mobiltelefonen (95 %), Radios per RTL (seit 1995) und NICK (seit 2006) drei Kin- (92 %) oder CD-Playern (91 %) steht beim Großteil derprogramme im Free-TV zur Verfügung. Weitere der Familien mindestens ein Computer (88 %) zur Programmstrecken für ein kindliches Publikum bie- Verfügung, in der Regel besteht gleichzeitig auch tet RTL II vor allem am Nachmittag mit japani- der Zugang ins Internet (85 %). Daneben finden schem Zeichentrick, kabel eins präsentiert an den sich in Form von DVD-Playern moderne (87 %), in Wochenenden zwischen 6.00 und 12.00 Uhr eben- Form von Videorecordern (76 %) eher traditionelle falls hauptsächlich Cartoons. Daneben bieten unter Geräte zur (selbst bestimmten) Wiedergabe audio- der Woche auch die Dritten Programme der ARD, visueller Inhalte. DVD-Recorder sind – mit steigen- je nach Rundfunkanstalt am frühen Morgen oder der Tendenz – erst in gut einem Drittel der Haus- am Nachmittag, Programm für die jüngsten Fern- halte mit Kindern angekommen. Ebenfalls weit sehzuschauer an. Das Erste und das ZDF senden verbreitet sind mobile oder stationäre Spielkonso- ihre Programmfläche für Kinder an den Vormitta- len (68 %). Im persönlichen Besitz der Kinder befin- gen des Wochenendes. Wer seine Programme digi- den sich am häufigsten letztgenannte Spielkonso- tal empfängt (zum Stichtag 1. 1. 2009 immerhin len (53 %), es folgen CD-Player und Handys (je 34,2 % der Fernsehhaushalte) (4), hat darüber hi- 50 %), Kassettenrecorder (45 %) und Fernsehgeräte naus die Möglichkeit, das Pay-TV-Kinderangebot (42 %). Vergleichsweise gering nimmt sich dagegen der Premiere-Familie (Jetix, Jetix Europe, Disney der persönliche Besitz von Computer (15 %, Kin- Channel (seit 1999), Junior (seit 1996), über die Platt- dercomputer 12 %) oder Internet (9 %) aus. form Premiere Star (2007) „Playhouse Disney“, „Toon Disney“ oder „Boomerang“) oder bei Kabel Deutsch- Fernsehen bei Sechs- Im direkten Vergleich anderer Medientätigkeiten land („Boomerang“, „Cartoon Network“, „Playhouse bis 13-Jährigen nimmt das Fernsehen bei den Sechs- bis 13-Jäh- Disney“, „Toon Disney“, „Jetix“, „Junior“) bzw. ande- meistgenutztes rigen aber nach wie vor mit Abstand den ersten rer Kabelbetreiber zu nutzen. Medium Rang ein (jeden/fast jeden Tag: 73%), Tonträger (ohne MP3) und der Umgang mit dem Computer Generell hat sich der Fernsehmarkt in den vergan- Fernsehnutzung der finden mit dieser Intensität gerade einmal bei 23 genen Jahren durch weitere Verspartung, Pay-TV- Kinder rückläufig Prozent der Kinder statt. Und auch bei der Frage Angebote und neue technische Verbreitungsformen der Unentbehrlichkeit verschiedener Medien liegt wie beispielsweise das Internet zwar kontinuierlich das Fernsehen bei Kindern deutlich vorn – für 12 ausgeweitet, dieses Mehr an Programmangebot hat Prozent ist der Computer das wichtigste Medium, sich aber kaum auf die lineare Fernsehnutzung 8 Prozent würden sich für Bücher entscheiden, bei der Kinder ausgewirkt. (5) So hatten an einem 68 Prozent fällt die Wahl auf das Fernsehgerät durchschnittlichen Tag des Jahres 1992 zwei Drittel (Radio, Internet, MP3-Player jeweils 3 %, Zeitschrif- der damals Drei- bis 13-Jährigen das Fernsehen ge- ten/Comics 2 %). nutzt – im Jahr 2008 hat dieser Wert mit 56 Pro- zent einen historischen Tiefstand erreicht. (6) Ähn- Analyse der Das Fernsehen ist und bleibt somit das Leitme- lich verhält es sich auch mit der durchschnittlichen kindlichen dium für Kinder. Wie sich der Umgang damit im Sehdauer der Kinder: Während Kinder das Fernse- TV-Nutzung anhand Jahr 2008 gestaltet hat, wird im Folgenden anhand hen 1992 im Schnitt 93 Minuten pro Tag nutzten, von GfK-Daten verschiedener Parameter wie Tagesreichweite, Seh- hat sich dieser Wert bis zum Jahr 1996 zunächst und Verweildauer sowie inhaltlicher Präferenzen auf 101 Minuten erhöht und erweist sich seither auch unter Berücksichtung geschlechts- und alters- als rückläufig. Mit nunmehr 86 Minuten ist die bedingter Besonderheiten dargestellt. Grundlage der Sehdauer so niedrig wie nie seit 1992 (vgl. Tabelle 1). Untersuchung sind die Daten der AGF/GfK Fern- sehforschung. (2) Die untere Altersgrenze bilden Betrachtet man als dritten Parameter die Verweil- Verweildauer hier Kinder im Alter von drei Jahren als die jüng- dauer – hier gehen nur jeweils diejenigen in die Be- der fernsehenden ste von der AGF/GfK Fernsehforschung kontinuier- rechnung mit ein, die auch tatsächlich ferngese- Kinder stabil bei lich erfasste Altersgruppe, die obere Grenze, gängi- hen haben –, so hat sich dieser Wert seit 2004 bei rund 145 Minuten gen Untersuchungen folgend, die 13-Jährigen. (3) 145 Minuten täglich (plus/minus 2 Min.) eingepen- Durch Aufteilung in möglichst kleine Altersabschnit- delt, davor lag er etwa 10 Minuten höher. Von 2007 te wird der Spannweite dieser Altersgruppe unter auf 2008 hat sich die Verweildauer von 144 auf ................................................................................. * Südwestrundfunk Medienforschung/Programmstrategie. Sabine Feierabend/Walter Klingler media perspektiven 3/2009 x114 ................................................................................................................................................................ 1 Entwicklung der Fernsehnutzung bei Kindern 1992 bis 2008 Mo–So, 3.00–3.00 Uhr, BRD gesamt ...................................................................................................................................................................................................................................................... Index Index 2008 92/08 2004 2005 2006 2007 2008 (2007 (1992 1992 1994 1996 1998 2000 2001 2002 2003 2004 (D+EU) (D+EU) (D+EU) (D+EU) (D+EU) =100) =100) ...................................................................................................................................................................................................................................................... Tagesreichweite in % 3–13 J. 66 63 61 62 62 61 62 60 61 61 59 59 58 56 97 85 3–5 J. 60 58 55 56 57 57 57 54 56 55 54 54 54 53 97 88 6–9 J. 66 61 60 62 62 60 61 59 60 60 59 59 57 55 96 84 10–13 J. 70 69 66 66 65 64 65 64 64 64 62 62 60 59 98 84 Pers. ab 14 J. 76 76 73 74 74 74 75 75 76 76 75 75 73 72 98 95 Sehdauer in Min./Tag 3–13 J. 93 93 101 99 97 98 97 93 93 93 91 90 87 86 98 92 3–5 J. 66 73 81 76 76 76 70 69 68 68 71 73 73 71 97 107 6–9 J. 97 92 96 96 96 93 92 87 88 87 86 85 83 80 96 82 10–13 J. 111 108 120 117 111 113 116 113 113 114 108 106 101 100 99 90 Pers. ab 14 J. 168 178 195 201 203 205 215 217 225 225 226 227 223 221 99 131 Verweildauer in Min./Tag 3–13 J. 156 154 159 154 152 154 151 149 146 147 147 146 144 145 101 93 3–5 J. 129 131 138 130 128 127 117 119 116 116 123 127 125 126 100 97 6–9 J. 156 154 154 150 150 150 145 140 139 139 140 138 138 137 99 88 10–13 J. 169 170 177 173 167 171 172 172 169 171 168 165 162 164 101 97 Pers. ab 14 J. 237 247 265 268 272 275 283 286 293 293 296 299 299 301 101 127 Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung, PC#TV Aktuell, Fernsehpanel (D, D+EU), eigene Berechnung. 145 Minuten leicht erhöht, bei den Zehn- bis 13-Jäh- ten, die Sechs- bis Neunjährigen kamen bereits auf rigen kamen 2 Minuten dazu. Kinder haben also 80 Minuten und bei den Ältesten, den Zehn- bis insgesamt seltener ferngesehen als im Vorjahr, wenn 13-Jährigen, kamen noch einmal 20 Minuten dazu. sie aber erst einmal vor dem Bildschirm angekom- Der Rückgang fiel bei der mittleren Altersgruppe men waren, dann hat sich ihre Nutzungsdauer leicht mit 3 Minuten am deutlichsten aus. erhöht. Lenkt man den Blick auf die Personen ab 14 Jahren, so wird deutlich, dass entgegen der öf- Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass Kinder in den Ostdeutsche Kinder fentlichen Wahrnehmung dieser Personenkreis, und neuen Bundesländern 2008 pro Tag zwar noch im- sehen länger fern, nicht die Kinder, seinen Fernsehkonsum extrem aus- mer 19 Minuten länger fernsahen als ihre Altersge- Abstand zum Westen geweitet hat. Die generell höhere Tagesreichweite nossen im Westen, der Abstand hat sich im Ver- geschrumpft der ab 14-Jährigen ist in den letzten 16 Jahren zwar gleich zum Vorjahr (28 Min.) aber deutlich redu- auch leicht zurückgegangen, deutlich angestiegen ziert. Der Unterschied fiel nun bei Mädchen (25 sind aber sowohl die tägliche Seh- (von 168 auf Min.) deutlicher aus als bei den Jungen (14 Min.). 221 Min.) als auch die Verweildauer (von 237 auf Insgesamt haben ostdeutsche Kinder