Heimatgeschichte(n)

1. Mein Heimatort (1961 diktiert von Herrn Albert Felsenthal)

2. Der Separatistenüberfall auf das Odenbacher Rathaus (1964/65 als Schulaufsatz verfasst)

3. Ortsgeschichte von Odenbach a/. O[tto] Dauber, Oberlehrer (handschriftlich verfasst bis ca. 1950/Tod Otto Daubers: 26.09.1951) Transkribiert von Dr. Joachim Soffel, Oberstudienrat a. D., 2013

Mein Heimatort Odenbach

Die folgende Geschichte meines Heimatortes Odenbach wurde mir im Sommer des Jahres 1961 von Herrn Albert Felsenthal aus dem Gedächtnis diktiert!

Odenbach liegt am Zusammenfluß des Flüßchens Odenbach in den Glan. Nach den Feststellun- gen, die auch durch Altertumsfunde belegt sind, ist der Ort sehr wahrscheinlich schon vor der Römerperiode durch die Kelten gegründet worden. Diese Annahme fand Bestätigung bei den Fun- damentaushebungen zum Neubau des Hauses Felsenthal an der Glanstraße [jetzt: Untere Glanstra- ße 3], wo an dem hängenden Gelände als Grabbeilagen zwei Urnen und ein Ölkrügelchen gefun- den wurden. Darüber hat ein ehemaliger Lehrer aus im Jahre 1924 für das Archiv in einen größeren Artikel geschrieben. Ungefähr zwischen 1929 und 1930 hat die Gemeinde Odenbach dem Turn- und Sportverein ein Waldgelände am „Hellenwald“ [„Hellerwald“?] als Sportplatz zur Verfügung gestellt. Beim Einplanieren des Sportplatzes wurden auch die gewese- nen Hünengräber beseitigt, in denen 8-10 circa 70-80 cm hohe Urnen gefunden wurden, wovon der größte Teil vollständig unbeschädigt war. Diese Grabbeilagen müssen sich im Pfälzischen Landesmuseum in Speyer befinden. Die Epoche der Römerzeit ist allein schon bewiesen durch die sehr breite Römerstraße, die links vom Glan über den Höhenrücken „Auf der Hub“ führt und sich in Meisenheim fortsetzt. Es ist dies die Römerstraße, die sich von Metz nach Mainz zog. In unserem Ort selbst wurde vor circa 100 Jahren an dem bereits genannten Westhang bei der Anlage eines Weinbergs eine klei- ne, goldene Merkur-Figur gefunden, die sich ebenfalls in Speyer befindet und bei einer Aus- stellung des Heimatmuseums Meisenheim sicher als Leihgabe zu sehen war. Etwas weiter süd- lich, ziemlich am Ortsausgang von Odenbach, wurde im Hanggelände „Horn“ auch beim Anlegen eines Weinberges ein Topf mit römischen Münzen ausgegraben. Schon allein durch diese Funde wird die Anwesenheit der Römer bestätigt. Aber keine direkte Bestätigung ist vorhanden, ob die ehemalige Wasserburg in Odenbach, von der heute noch der sogenannte „Weiherturm“ steht, von den Römern angelegt wurde. Vielmehr ist nach den Meinungen früherer Geschichtsforscher die Burg erst in späteren Jahrhunderten ent- standen, und die Namen der Besitzer, die oft wechselten, wurden auch in einer Chronik, die der frühere Oberlehrer Dauber in Odenbach geschrieben hat, mehrfach erwähnt. Von dieser Burg, die als Wasserfliehburg im rechten Winkel des Glanes und der Odenbach gegründet war, dürfte auch die Entwicklung des Ortes ihren Fortgang genommen haben. Etwa um die Zeit, als Herzog Wolfgang in Meisenheim lebte, wurde die Befestigung des Ortes wahrscheinlich vollendend durchgeführt. Genau kann man dies ohne Archivprüfungen nicht sagen. Der ganze Ort war als Vorfeste von Meisenheim anzusehen. Rings um Odenbach zog sich eine mindestens 2 m dicke Ringmauer, vor der ein 4 m tiefer Wassergraben im Notfall mit Wasser gefüllt wurde. - 2 -

Die Ringmauer hatte drei Tore, und zwar das Untertor, das Obertor und ein kleineres Tor am „Roten Turm“. Die Festung wurde 1829 auf Veranlassung der bayerischen Staatsverwaltung geschleift. Da, wo die Ringmauer die Entwicklung des Ortes hemmte, riß man sie ab und warf den Wassergraben zu. Erhalten ist heute noch ein Stück Ring- mauer an der früheren Landvogtei, an dem Haus des ehemaligen Bürgermeisters Wal- lauer, jetzt Gräff. Ein weitaus größeres Stück steht heute ebenfalls noch vom Ende der Odenbacher Mühle bis an das ehemalige Obertor am Hause Arthur Mattern. Man kann dort noch bequem drüberlaufen. Auch am alten Schulhaus ist noch ein Stück Ring- mauer, das aber in die dortigen Häuser eingebaut wurde und an dem zum Teil noch erhalte- nen „Roten Turm“ endet. Der Ort Odenbach wurde von einem Zweibrücker Herzog, der mit der Webers- tochter Berg aus Meisenheim in zweiter Ehe verheiratet war, in starb und in der Schloßkirche zu Meisenheim begraben sein soll, kurze Zeit vor seinem Tode an diese zweite Ehefrau als erbliches Lehen verschenkt und diese Frau in den erblichen Adelsstand einer Baronin von Fürstenwerther erhoben. Nach einer Novelle, die der Mei- senheimer „Allgemeine Anzeiger“ schon zweimal brachte und die betitelt war „Im Gasthaus zum grünen Baum“, ist bestimmt anzunehmen, daß die Söhne der Baronin das Schloß in Odenbach bewohnten. Die Zerstörung dürfte wohl beim Zuge der französi- schen Revolutionäre 1789-1790 vollzogen worden sein. Es ist nichts übriggeblieben als der Weiherturm, von dem die Druckerei Feickert eine Klischee-Abbildung hat, die vor ungefähr 10-12 Jahren ein in Meisenheim anwesender Lehrer auf Grund eines Fotos errichtet hat. In meinem Heimatort selbst ist aus früherer Zeit das alte Rathaus erhalten, in dem nach der kirchlichen Chronik ehemals das Gericht tagte. Im unteren Raume mußte all- jährlich der Zehnte abgeliefert werden. An der Decke dieses Raumes, in dem sich heute die Feuerwehr befindet, sind noch die Balken sichtbar, an denen die Waage hing, mit der der Zehnte abgewogen wurde. Beim Vermessungsamt in liegt ein altes Häuser- buch von Odenbach, das vom Rendanten der ehemaligen Herzöge von Zweibrücken, Friedrich August Bonnet, im Jahre 1767 angelegt wurde. Die dazugehörige Karte ist lei- der nicht mehr aufzutreiben, aber die Namen der Hausbesitzer und der übrigen Bevölke- rung von Odenbach sind alle darin vermerkt. In dem Buche ist auch die ehemalige Landvogtei, die schräg gegenüber vom Rathaus am Untertor stand, angegeben. Ältere Leute aus dem Orte können sich des Hauses noch gut erinnern, das an einer Ecke ein Zimmer mit Türmchen und Butzenscheiben hatte. Es wurde im Jahre 1904 abgerissen, nachdem es der letzte Besitzer, der Landwirt Maurer, an die Familie Löb verkauft hatte und diese Familie dort ein neues Wohnhaus erstellte, über dessen Eingang das Wappen der Barone von Fürstenwerther eingemauert ist, das früher an der alten Landvogtei war. Im Jahre 1904 kam der letzte Sproß dieses Adelsgeschlechts, der in Wien lebte, hierher nach Odenbach zu Besuch und fotografierte das Wappen. Das Adelsgeschlecht ist mitt- lerweile ausgestorben, und angeheiratete Nachkommen stehen im richterlichen Beruf in Salzburg.

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Um die Zeit von 1340 wurde Odenbach vom Geschlechte der Veldenzer mit dem Rechte eines Marktfleckens beliehen. Dieses Marktrecht hat man in den letzten 7-8 Jahren durch die Gründung des Maimarktes wieder in Erinnerung gebracht, obwohl der alte Markt im Herbst abgehalten wurde. Im 17. Jahrhundert haben die Herzöge von Zweibrücken, die in der Gegend von O- bermoschel bis Imsweiler Gruben für Kohle und Erze (Kupfer und Quecksilber) eröffnet hatten, auch in der Umgebung von Odenbach Kohlengruben erschlossen. Die Hauptver- waltung hiervon war in . Das Haus ist heute noch erhalten und gehört dem Landwirt Karl Jung. In Odenbach selbst waren 3-4 Gruben. Diese wurden auch während der bayerischen Königszeit noch betrieben und wegen Unrentabilität im Jahre 1882 verstei- gert. Die staatlichen Bergmänner wurden nach den Kohlegruben in Sankt Ingbert verlegt. Dort wohnen viele Familien, die früher in Odenbach gelebt haben. Die Gru- ben wurden von Privatleuten erworben und mit zurückgebliebenen Bergmännern bis zum Jahre 1896 fortbetrieben. Als in diesem Jahre erstmals am 26. Oktober die Eisenbahn von nach Staudernheim lief, trafen bald Saarkohlen ein, und die Privatbesit- zer legten ihre Gruben still. Der Großvater des Kaufmanns Felsenthal hier betrieb die Kohlengruben „Igelsgraben“ und „Roth“, die im Innern zusammenstoßen, und beschäftigte meistens bis zu 40 Bergleute. Der Genannte [= Albert Felsenthal] kann sich noch gut an die Bergmannszeit erinnern. Durch diese Bergleute wurde auch das geschäftliche Leben in Odenbach befruchtet, da viele Leute hier ihren Verdienst fanden. Noch zu erwähnen wäre, daß während der Fastnacht 1763 (Näheres ist im Kirchenbuch Odenbach zu lesen) Odenbach beim Backen der Fastnachtsküchelchen durch Feuer voll- ständig zerstört wurde. Fünf Häuser sollen nach dem Brande noch gestanden haben. Einige Jahre später ist auch der Odenbacher Kirchturm wieder errichtet worden. Über der Uhr steht die Jahreszahl 1767. Ferner kann man ebenfalls im Kirchenbuch nachlesen, daß 1791 oder 1793 die Glanbrücke beim Eisgang einstürzte und auf Veranlassung der Fran- zosen wieder aufgebaut wurde. Sieben Odenbacher Leute sollen damals ums Leben gekom- men sein. Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 hatte Odenbach keine Schäden zu verzeichnen. In der Zeit des Passiven Widerstandes 1923 wurde in Odenbach zweimal die grün-weiß-rote Flagge auf dem oben erwähnten altertümlichen Rathaus gehißt, jedoch einige Odenba- cher holten sie wieder ein. Im Anschluß an die zweite Einholung besetzten einheimi- sche Bürger das Rathaus und verwehrten das Eindringen der Separatisten. Bei einem nächtlichen Überfall von einem größeren Aufgebot auswärtiger Separatisten mußten sich die Odenbacher ergeben. Bei dem Feuerüberfall gab es einen Toten und mehrere Verletzte. Im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 brannten in meinem Heimatort einige Häu- ser ab, und in den letzten Kriegstagen wurde die Glanbrücke von zurückflutenden deutschen Truppen gesprengt.

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Odenbach war immer schon ein reger Handelsverkehrsplatz, da von hier auch die Post-Kariol- Posten in verschiedenen Richtungen weitergingen. Einer ging nach Dielkirchen, einer nach Ro- ckenhausen und einer nach -. Der Verkehr nach Lauterecken und Meisenheim wurde vom „Hotel Engel“ in Meisenheim durch die Familie Marhoffer betrieben, und daher hielten diese Posten in Odenbach auch still. Vor 40 Jahren gingen die Kariol-Posten noch ständig nach Dielkirchen und .

Odenbach hat zur Zeit etwa 1.200 Einwohner, davon 10 % Katholiken und 90 % Protestanten. Im Ort waren ziemlich alle Handwerkerbetriebe vertreten, auch gemischte Warenge- schäfte. Ehemals waren auch eine Apotheke, eine Brauerei und sechs Viehhändler hier. Die Bevölkerung setzt sich beruflich aus Landwirten, Handwerkern und Geschäftsleuten zu- sammen, aber in dieser Hinsicht ist die Entwicklung in den letzten 30 Jahren eher zu- rückgegangen als fortgeschritten. Der Auto- und Bahnverkehr hat dem aufstrebenden Ort viel geschadet, da die Bevölkerung die naheliegenden Städte Mainz und Kaiserslau- tern schnell erreichen kann. Auch die Versandgeschäfte hatten ihren großen Anteil daran. Zur Heranbildung der Jugend ist hier eine achtklassige Simultanschule, und strebsamen Kindern steht im benachbarten Meisenheim und Lauterecken die Mittelschulbildung zur Verfügung. Im letzten Jahr haben wir hier ein neues, modernes Schulhaus und in diesem Jahr eine neue Brücke bekommen, da die alte zu schwach und zu schmal war. Das ist so ziemlich eine durchschnittliche Beschreibung meines Heimatortes Odenbach.

Der Separatistenüberfall auf das Odenbacher Rathaus

Der folgende Aufsatz entstand im Schuljahr 1964/65 mit Hilfe meines Vaters Ernst Soffel und durch Befragung von weiteren Augenzeugen!

In Odenbach gab es – wie wohl an allen Orten – drei Gruppen von Separatisten:

1. Ordnungsleute mit Armbinden 2. eingeschriebene Separatisten und 3. Leute, die mit den Separatisten sympathisierten. Die erste Gruppe zählte in Odenbach 5-6 Mann und die zweite etwa 15; zur dritten kann man natürlich keine genaue Zahl angeben. Ich möchte nun kurz die Geschehnisse bis nach der Erstürmung des Odenbacher Rathauses schildern: Die beiden wichtigsten Männer der Separatisten sind Peter Kilian aus Alsenz, der in O- denbach wohnt und arbeitet, und ein Belgier namens Joseph Peters, der sich in Odenbach verheiratet hat. Da sich die hiesigen Bürger ihnen gegenüber im allgemeinen unfreundlich und feindselig verhalten, verschwinden die beiden aus Odenbach. Peter Kilian flüchtet nach Meisenheim. Mitte Oktober 1923 kehrt er jedoch mit dem Sicherheitskommissär Wild aus Lauterecken und mit einem Lastwagen voller Separatisten zurück und läßt die grün- weiß-rote Fahne über dem Eingangstor des Rathauses hissen. Als die Separatisten aber wie- der abgefahren sind, wird die Fahne noch in der gleichen Nacht von jungen Leuten herun- tergeholt und außerhalb des Dorfes auf einem Platz in Richtung Roth verbrannt. Etwa drei Wochen später treffen die Separatisten wieder ein und hissen die zweite Fahne auf dem Rathaus, die jetzt von Ordnungsleuten aus dem Dorfe bewacht wird. Aber ein Bürger knüpft ein Gespräch mit ihnen an und lenkt sie ab, so daß sein Sohn die Fahne unterdessen herunterwerfen kann; auf der Straße unten nehmen junge Leute sie wiederum in Empfang und lassen ihr dasselbe Schicksal zuteil werden wie der ersten. Daraufhin droht der franzö- sische Bezirksdelegierte Lapointe mit Besetzung durch schwarze Truppen. Am Freitag, dem 16. November 1923, findet vor dem Rathaus in Odenbach eine Bürgerver- sammlung auf der Hauptstraße statt. Man berät über vorsorgliche Gegen- und Abwehrmaß- nahmen, da die Vermutung naheliegt, daß die Separatisten mit französischer Rückende- ckung nun noch aufdringlicher werden. Das Rathaus bleibt vorerst von Bürgern besetzt, und mit den Einwohnern der Nachbardörfer wird vereinbart, daß sie bei einem Überfall der Se- paratisten, den man ihnen durch Sturmläuten anzeigen will, den Odenbacher Bürgern zu Hilfe kommen sollen. Am nächsten Tag (Samstag, 17. November) herrscht Ruhe. Den fol- genden Sonntagmorgen (18. November) verbringt Peter Kilian wieder in Odenbach. In seiner Wohnung bedrohen ihn jedoch die aufgebrachten Bürger. Als ihm seine Geliebte durch deren Reihen hindurch eine versteckte Pistole bringen will, nehmen die argwöhni- schen Leute sie fest und finden die Waffe. Kilian kann wieder nach Meisenheim entkom- men und leitet die Vergeltung ein.

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Aber auch die Bürger sind jetzt auf der Hut. Sie bewaffnen sich mit Stöcken, fahren die Feuerspritze auf die Glanbrücke und versperren so die Überfahrt. Gegen 15 Uhr naht von Meisenheim her ein Auto mit Separatisten und fährt bis auf die Glanbrücke vor. Da der Halteruf der Bürger keine Beachtung findet, dekken diese das Fahrzeug so mit Wasser- strahlen zu, daß es nicht weiterfahren kann. Plötzlich wird aus dem Auto ein Schuß abge- feuert, der den Landwirtssohn August Schneider ins linke Bein trifft. Dann fahren die Se- paratisten wieder ab. Gegen Abend hält der Anführer der Odenbacher Bürger, der Maurer Friedrich Gießler, eine zündende Ansprache, so daß sich etwa fünfzig Männer bereitfinden, das Rathaus die Nacht über besetzt zu halten, es zu bewachen und gegebenenfalls zu verteidigen. Schon hier möchte ich bemerken, daß diese Männer keine einzige Schußwaffe bei sich haben. Um 23 Uhr kommen zum ersten Male ungefähr fünfzig Separatisten an. Als sie jedoch das verrammelte Rathaus vorfinden, fahren sie erfolglos wieder ab und holen Verstärkung, so daß um 1 Uhr achtzig bis hundert bis an die Zähne bewaffnete Separatisten aus Lau- terecken, , Sobernheim und nicht zuletzt Meisenheim vor dem Rathaus er- scheinen und den Sturm mit höllischem Feuer beginnen. Die beiden Männer, die zum Sturmläuten eingeteilt sind, werden gleich nach den ersten Glockenklängen von Separatis- ten gestört, können aber noch entkommen. Infolge dieses kurzen Geläuts glauben die Män- ner in den Nachbardörfern, ihr Eingreifen sei nicht notwendig. Da sich die Räume des Rat- hauses alle im ersten Stock und nicht im Erdgeschoß befinden, dringen die Separatisten in das gegen-überliegende Anwesen sein und schießen auch von den dortigen Fenstern aus. Aber allen diesen Kugeln können die Odenbacher entgehen, indem sie sich in den Ecken und besonders an der Außenmauer zur Straße flach auf den Boden legen. Schließlich holen vier schwerbewaffnete Separatisten den kranken Bürgermeister Wallauer aus dem Bett und bringen ihn zum Rathaus. Dort befiehlt man ihm, die Odenbacher Bürger zur Übergabe aufzufordern; doch sie leisten dieser Aufforderung nicht Folge. Deshalb machen sich die Separatisten daran, ein Lattentor an der Seite des Rathauses einzudrücken. Nachdem ihnen das gelungen ist, haben die fünfzig Bürger, die ja unbewaffnet sind, keine andere Wahl mehr, als dem Befehl der Separatisten zu gehorchen und einzeln hinabzugehen. So emp- fangen die Separatisten unten einen jeden mit Gummiknüppeln und Gewehrkolben, ja, es wird sogar noch auf sie geschossen. Nach dieser Behandlung treiben sie die Männer zur besseren Bewachung in die Dunggrube des oben erwähnten, gegenüberliegenden Anwe- sens, während die Schwerverletzten zunächst nur unbeachtet im Spritzenhaus liegen gelas- sen werden. Keiner der Odenbacher bleibt infolge des unmenschlichen Vorgehens der Se- paratisten nach der Übergabe unverletzt, und die grausame Bilanz ist folgende:

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Der jungverheiratete Land- und Gastwirtssohn Otto Maurer stirbt an den Folgen eines Bauchschusses. Der Mörder aus Kaiserslautern kann leider nach Frankreich entkommen. Wei- tere Schußverletzungen, die glücklicherweise nicht tödlich sind, haben der Dienstknecht Friedrich Kerch (Beinschuß) und der Maurer Gustav Presser (Unterleibsschuß) erlitten. Infolge besonders schwerer Kopfverletzungen muß der Wagner Heinrich Knecht wochen- lang daniederliegen und behält ein Leiden zurück (Gedächtnisschwund). Der Anführer Friedrich Gießler, der mit einem Armbruch und schweren Gesichtsverletzungen ebenfalls ins Spritzenhaus gebracht worden ist, kann durch ein Seitenfenster entkommen und ver- bringt die ganze Nacht trotz seiner Verletzungen im Pferdestall eines Anwesens hinter dem Rathaus. Er behält einen steifen Arm zurück. Diese Reihe könnte man noch weiter fortsetzen, da vor allem von Kopfwunden keiner ver- schont geblieben ist. Die Schwerverwundeten werden schließlich ins Pfarrhaus gebracht und dort von einem Arzt behandelt. Dann transportieren die Separatisten mit Hilfe der Be- satzungsmacht alle Beteiligten mit Ausnahme der Schwerverwundeten nach Kaiserslautern. Anstelle des kranken Bürgermeisters Wallauer nehmen sie den Gemeindesekretär Jakob Gräff auf dessen freiwilliges Angebot hin mit. Nach einem Verhör werden alle am näch- sten Tage wieder entlassen. Nur zwei der fünfzig Bürger konnten nach dem Abzug der Separatisten als unverletzte Augenzeugen von dem Überfall berichten. Sie waren nämlich bei der Ankunft der Separati- sten durch die Luke zum Fernsprechverteilermasten auf das Dach geklettert und dort nicht entdeckt worden. Nach Meinung vieler Bürger und des damaligen Bürgermeisters selbst konnte der Ansturm der feigen Separatisten nur mit Waffenhilfe der Franzosen durch Lapointe gelingen.

Otto Dauber

Oberlehrer

Ortsgeschichte von Odenbach a/Glan

Digitalisiert, transkribiert und erläutert von Dr. Joachim Soffel

Oberstudienrat a. D.

Westhofen 2013

Inhaltsverzeichnis

Fortlaufende Orginalpaginierung Themen Paginierung I (ohne) Titelseite II (ohne) Titelrückseite 1 1 Vorwort 2 2 I. Von der Anregung zur Schaffung von Ortsgesch(ichten) 3 3 II. Von den Gemeindearchiven u. der Heimatpflege 4 4 III. Heimat 5 5 IV. Heimatliebe 6/7 6/7 V. Heimat-Gedichte 8-13 8-13 Ortsgeschichte des Pfarrortes Odenbach 8 8 a. Sein Name 8-13 8-13 b. Seine Entstehung 14-27 14-27 Burg Odenbach [und Geschichte bis 1866] 28 28 (leer) 29 5 Aufzeichnungen – heimatliche Grundlagen für den Unterricht A. Schulanzeiger No 10. 1909 29-39 5-29 I. Erdkunde 29/30 5/6 1. Die Straßennamen u. ihre Wortbedeutung 31-34 7-12 2. Die Gewannennamen u. ihre Wortbedeutung 34 12 3. Die Gemarkungsgrenzen 34 12 4. Die Gewässer u. die Wortbedeutung ihrer Namen 34 12 5. Die natürlichen Erhebungen mit Wortbedeut[ung] 35 21[!] 6. Höhenmarken und tiefste Stellen 36-38 (ohne) 7. Alte und neue Verkehrswege 38/39 (ohne)/29 8. Zahl u. Beschäftigung der Bewohner. Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie u. Handel 38 (ohne) [a.] Beschäftigung/Landwirtschaft 38 (ohne) b. Gewerbe 39 29 c. Industrie 39 29 d. Handel 39 29 e. Beamte 39 29 [f.] Gewerbetreibende in Odenbach 40-43 30.13/14.(ohne) II. Naturkunde 40 30 1. Bildungsgeschichte der Erdoberfläche der Heimat. Versteinerungen 40 30 2. Nutzbare Mineralien 41/42 13[!]/14 3. Pflanzen der Heimat 42 14 4. Tiere der Heimat 43 (ohne) 5. Physikalische Erscheinungen der Heimat 44-47 (ohne)-31 III. Geschichte 44 (ohne) 1. Erinnerungen an die älteste Zeit 44 (ohne) A. Urzeit 44-47 (ohne)-31 B. Römerzeit 47 31 C. Alemannen u. Franken 47 31 D. Mittlere u. neuere Zeit (Inhaltsverzeichnis – S. 2)

48-57 32-41 Die Freiherrn von Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach 48 32 Einführung 48-51 32-35 Geschichte der Entstehung 51-53 35-37 a. Die Pfälzischen Fürstenwärther 54 38 b. Die Bayerischen Fürstenwärther 54/55 38/39 c. Die Österreichischen Fürstenwärther 56/57 40/41 [d.] Fürstenberger [sic!] Wappen 58-71 42-55 Schule 58-65 42-49 Einleitung [u. Schulgeschichte mit Familiengeschichte Sche- rer/Dauber/Schmalenberg/Stübinger] 66/67 50/51 a. Lehrer der Oberschule seit Errichtung der 3. Stelle 1862 68 52 b. Lehrer der Mittelschule seit 1862 69 53 c. Lehrer der Unterschule seit ihrer Errichtung a. 1/XI 1862 70 54 d. Israelitische Schule u. ihre Lehrer 1836-1898 71 55 Im Reigentanz der Methoden [Zeitungsausschnitte] 72-76 56-60 B. Kirche 72-76 56-60 [Kirchengeschichte mit Pfarrerliste] 76 60 Das alte Pfarrhaus 76 60 Der Begräbnisplatz o. Friedhof 77 (ohne) D. Andere Gebäude 1. Das Rathaus 2. Judenschulhaus 3. Armenhaus 4. Synagoge 78 (ohne) (leer) 79-82 61-64 Die Kirchenkonvente der Klasse Meisenheim unter Herzog Friedr. v. Zweibr. 1640-1661 83 65 (leer) 84-86 66-68 C. Unsere Glocken 87 69 (leer) 88-96 70-78 D. Die Einnehmerei 88 70 a. Wesen der Einnehmereien 88-91 70-73 b. Geschichtliche Entwicklung derselben 91-96 73-78 c. Einnehmer in Odenbach 91/92 73/74 I. Karl Phil. Wilh. Müller, v. 18...-1858 1 92 74 II. Karl Wilh. Ludw. Abend v. 1858- ⁄1 1875 5 16 92/93 74/75 III. August Sattler v. ⁄4 1875- ⁄5 1886 16 14 93 75 IV. Philipp Wiehe v. ⁄5 1886- ⁄2 1905 1 28 94 76 V. Jakob Ziegler v. ⁄6 1905- ⁄6 1915 94 76 VI. Verwesung der Einnehmerei von 1915-1918 94 76 VII. [Hans] Allmann von 1918-1921 1 94 76 VIII. Hermann Wagner v. 1921- ⁄8 1925 27 1 94/95 76/77 IX. Hrch. Bock v. ⁄10 1925 bis ⁄6 1929 1 14 95/96 77/78 X. Philipp Hoffmann v. ⁄6 1929 bis ⁄12 1934 96 78 XI. Ferd. Jung von 14.12.1934 bis 28.1.1936 96 78 XII. Emil Dietrich v. 28.1.1936-13. Mai 1947 (Inhaltsverzeichnis – S. 3)

97 79 (leer) 98-100 79-82 Ehrenmalweihe in Odenbach 10. XI 1935 101 83 (leer) 102-104 84-86 Der „Wiedenhof“ zu Odenbach a./Glan im 16. Jahrh. v. K. Schworm i. Odernheim a. Gl. ersch[ienen] Pfälz[ische] Heimat/Pf[älzische] Rundschau, Ludw[wigshafen] (15.12.1524) [sic!/gemeint: 1924] 105 87 (leer) 106-106b 88-88b Postverhältnisse 107 89 Postomnibusverbindungen 108/109 90/91 Eingabe wegen Autoverbindungen 110-113 92-95 (Zeitungsausschnitte zu den Themen „Post“ und „Verkehr“) 114-117 96-99 Bahnverhältnisse 114-116 96-98 Geschichte der Glantalbahn (mit Zeitungsausschnitten) 117 99 Vorstände der Station Odenbach 118/119 100/101 (leer) 120-124 102-106 Unsere Wasserversorgung. Aus Großvaters Jugend bis zum Zeitalter der Technik. Stätten lebendiger Volksseele 125-127 107-109 (leer) 128-130 110-112 Verzeichnis aller in der Bürgermeisterei Odenbach in den Jahren 1799 – heute [d. h. 1935] tätig gewesenen Bürgermeister (Standesbeamten) (mit Zeitungsausschnitten) 131 113 (leer) 132 (ohne) (leer) 133 111[!] (leer) 134-136 112-114 Die Leidenstage von Odenbach 1944 137-139 115-117 (leer) 140-153 (ohne) (leer) 154-158 (ohne) IV. Ethnographisches. 154-157 (ohne) 1. Familiennamen u. ihre Bedeutung 158 (ohne) (Zeitungsartikel:) Bevölkerungsverhältnisse im Oberamt Meisenheim vor und nach dem Dreißigjährigen Kriege. Von Karl Schworm. 159-185 (ohne) (leer) 186/187 (ohne) (Zeitungsartikel zu Karl Hildebrand, Dr. Karl Andreae und Dekan Künkele) 188-195 (ohne) (leer) 196-199 (ohne) Allerlei Redensarten, geflügelte Worte 200-208 (ohne) Volks- u. Spiellieder (203-208: Zeitungsartikel) 209 (ohne) Eigentümlichkeiten der heimischen Mundart; Lautbildung, -wandel, Wortbildung, -beugung, mundartliche Ausdrücke; Fremdwort in der heim. Mundart 210 (ohne) Hundert pfälzische Sprichwörter (Zeitungsausschnitte, handschriftlich ergänzt) 211 (ohne) (leer) 212 (ohne) Zwetsch[g]enzeit 213 (ohne) Besondere Gebräuche und Sitten (Inhaltsverzeichnis – S. 4)

214-219 (ohne) 4. Sagen und Reste von Aberglauben (214/unten-219: Zeitungsaus- schnitte) 220-224 (ohne) (leer) 225 (ohne) (Bleistiftnotiz zu einem Urkundenbuch Odenbach) 226 (ohne) (leer) 227 (ohne) (Bleistiftnotizen als Quellen- und Literaturverzeichnis; Zeitungsartikel „Weitere Unterlagen zur Bearbeitung von Ortsgeschichten“)

I (Titel)

Ich bin geboren, deutsch zu fühlen, bin ganz auf deutsches Denken eingestellt. Erst kommt mein Volk, dann all die andern vielen, erst meine Heimat, dann die Welt. Pf. Lehrerztg. 3. Str. v. Rogislav v. Selchow [Pfälzische Lehrerzeitung, 3. Strophe von Bogislav von Selchow]

Ortsgeschichte

von

Odenbach a/Glan

O[tto] Dauber Oberlehrer

Eine Ortsgeschichte sollte sein: den Alten zur Freude, den Jungen zum Sporn, den Kecken zur Warnung, den Zaghaften zum Trost und allen zur Ehre. II (Titelrückseite)

[Am Ende der Seite fünf Zeilen Bleistiftnotizen:]

1905 fand man beim Bau uns[erer] Wasserl[eitung] tönerne Röhren einer alten Wasserleitung. Beleucht[un]g/Öllampe Buddenbrooks (Roman v. Thomas Mann (Fehl, Ludwigsh[afen] Faberstr. 45 Zinklasweg 7 1 (1)

Vorwort.

Göthe sagte einmal: „Man sieht nur, was man weiß.“ Wer die Geschichte einer Sache nicht kennt, kennt die Sache nicht. Wer aber die Heimat u[nd] ihre Geschichte kennt – u[nd] zwar im Zusammenhang mit der ganzen deutschen Vergangenheit, der kommt zur Wertschätzung von Heimat u[nd] Volk, zur Heimats- u[nd] Vaterlandsliebe. Darum bat ich oft mit Lorenz Wingerter [Pfälzer Mundartdichter, 1890-1969]:

Heimat öffne deine Quellen Laß uns deine Schönheit trinken, Daß im Strom der Alltagswellen – Deine Kinder nicht versinken!

Aus dem Borne der Geschichte Raune von vergang’nen Tagen! Künd’ im Liede und Gedichte Deine Märchen, deine Sagen!

Heimat, deine Sonne breite Auf dein Volk, das schreit nach Licht, Daß die Freude es geleite Bei der harten Werktagspflicht!

[eingeklebter Zeitungsausschnitt; rechts daneben steht: I. Sprißler]

Da die Geschichte unserer engeren Heimat und unseres Dorfes in weiteren Kreisen noch zu wenig bekannt ist, so sei durch dieses Werkchen der schwache Versuch gemacht, in dieser Beziehung Aufklärung zu schaffen. Geschichte u[nd] besonders Lokalgeschichte weckt u[nd] erhält die Liebe zur Heimat.- Auf Grund authentischer Urkunden u[nd] Quellen wurde diese Abhandlung geschrieben. Es ist nicht Jedermanns Sache, sich durch dickbändige Werke durchzuarbeiten; aber eine Schrift, die leicht faßlich, klar und übersichtlich dargestellt ist, wird eher gelesen u[nd] verstanden. Wenn ich Freunde älterer Geschichte gewonnen habe, so ist mein Zweck erreicht. Zugleich bitte ich aber alle diejenigen, denen dieses Buch zu Händen kommt und die in der Lage sind, mir weitere Mitteilungen machen zu können, um freund- l[iche] Unterstützung, damit dieselben vielleicht in einer späteren Be- bez[iehungsweise] Um- arbeitung verwertet werden können. So möge das Werkchen denn hinausziehen u[nd] in allen Kreisen, bes[onders] in den[en] unserer Jugend, aufklärend u[nd] belehrend wirken u[nd] Kunde geben von den einstigen Verhältnissen unserer teuren Heimat.

Der Verfasser 2 (2)

Ehe ich zur eigentlichen Ortsgeschichte übergehe, lassen Sie mich reden:

I. Von der Anregung zur Schaffung von Ortsgesch[ichten].

Das Präsidium der Regierung d[er] Pfalz hat an die pfälz[ischen] Bezirksämter eine Note he- rausgegeben, die beachtliche Anregungen auf dem Gebiete der Heimatpflege u[nd] -forschung bringt. Die Note sieht in der Anlegung u[nd] Fortführung von Ortsgeschichten die Möglich- keit, das Gefühl für die Volksgemeinschaft zu fördern u[nd] zugleich wichtige Überlieferun- gen, die unwiederbringlich verloren gehen, zu erhalten. Einige Sätze aus der Note dürften interessieren:

„Es wird nicht darauf ankommen, in möglichst vielen Gemeinden Ortsgeschichten ins Leben zu rufen, sondern eben da, wo man geeignete Kräfte zur sachgemäßen Bearbeitung ermitteln kann. Auch wird zu unterscheiden sein, ob es sich darum handelt, die Ortsgeschichte in Art einer Chronik über die Ereignisse der Gegenwart weiterzuführen oder um die Bearbeitung des für die Vergangenheit vorhandenen archivalischen Stoffes. Auch die örtliche Auswirkung allgemein wichtiger Ereignisse, so z. B. der Besatzungs- u[nd] Separatistenzeit, darzustellen, ist oft von Wert. Für die Schilderung der Vergangenheit müssen die Bearbeiter sich all der Hilfsmittel bedienen, welche eine wirklich wertvolle Arbeit gewährleisten können. Man wen- de sich am besten an das Bayer[ische] Staatsarchiv Speyer als die zuständige Stelle für Quel- lenforschung. Auch die Pfälz[ische] Landesbibliothek, der Verein Historisches Museum u[nd] a[ndere] sind bereit. Desgleichen werden die örtl[ichen] Geschichtsvereine zweckmäßig um Beratung angegangen werden können.“

Es war sehr zu begrüßen, daß von behördlicher Stelle aus eine solche Anregung erging. Hof- fentlich fand sie bei gemeindlichen Stellen, der Geistlichkeit, der Lehrerschaft o[der] sonst berufenen Personen den notwendigen Widerhall, handelt es sich doch um eine dankenswerte Arbeit, die sich sicherlich reichlich lohnen wird. 3 (3)

II. Von den Gemeindearchiven u[nd] der Heimatpflege.

„Ein Geschlecht geht dahin, ein anderes kommt herauf, nichts ist beständig, nichts dauerhaft, sondern alles, was aus der menschlichen Gebrechlichkeit entsteht, ist vergänglich u[nd] un- haltbar u[nd] entschwindet wie das verrinnende Wasser aus dem Gedächtnis der Menschen. Daher erweist sich als notwendig die Erfindung schriftlicher Aufzeichnungen, welche die ein dauernden [wohl: dauerndes] Gedächtnis beanspruchenden Gründungen durch Einsetzung glaubwürdiger Zeugen einer dauernden Erinnerung weiht.“

So lautet, ins Deutsche übersetzt, der Anfang einer latein[ischen] Urkunde, die vor fast 600 J[ahren] dem Gründer einer deutschen Stadt ausgestellt wurde. Er könnte über jeder Tür eingemeißelt sein, die ein Archiv verschließt; denn ohne schriftl[iche] Aufzeichnungen gäbe es keine Urkunden u[nd] -sammlungen, u[nd] unsere Kenntnisse von dem Verlauf der Ereig- nisse vor uns wären sehr dürftig, weil sich nur wenig davon im Gedächtnis der Menschen erhält.

Ein besonderes Gebiet der gemeindl[ichen] Kulturpflege bilden die Gemeindearchive. Ihr Wert beruht vor allem auf dem Material, das sie für die Heimatgeschichte bieten: Verfassung u[nd] Wirtschaft, Handel u[nd] Verkehr, alles ist darin enthalten. Auch über das Gemeindege- biet hinaus erstrecken sich die Angelegenheiten, u[nd] so finden wir auch für das umliegende Land, ja für die Geschichte des d[eutschen] Reiches selber in uns[eren] Gem[einde]arch[iven] manch wertvollen Baustein. Größere u[nd] kl[einere] Städte haben in ihren Arch[iven] unver- gängliche Werte. Bei der Feier ihres 500, ja 1000j[ährigen] Bestehens erinnert man sich man- cher Einrichtungen, von denen nicht mehr gesprochen worden war. Man wandte sich an die alten Urkunden: wann die Stadt entstanden war u[nd] was sie alles erlebt hatte. So hat jede Gemeinde ihre Geschichte, die zugleich für uns Heimatgeschichte ist, die uns durch die Ar- chive wieder nahegebracht wird. Eine der vornehmsten Aufgaben der Gemeindearchive ist daher die Erweckung und Erhaltung des Heimatgefühls, eine Aufgabe, die gerade in unserer Zeit besonders notwendig und wertvoll ist. 4 (4)

III. Heimat.

Das kleine Stücklein Welt, das unsere Heimat umfaßt, wächst uns mit der Zeit ans Herz; wir lieben es u[nd] umfassen es u[nd] beginnen es immer wieder neu zu entdecken. Je nach der Lage der Heimat steht über den Fleck Erde eine Menge schöner Worte oder nur ein kl[eines] Sätzchen o[der] nicht einmal ein winziges Wort in den Reisebüchern. Aber was bedeutet denn auch die Aufzählung von Bergen u[nd] Hügeln, Tälern u[nd] Wäldern, Flüssen u[nd] Seen, Städten u[nd] Dörfern! Ist es denn nicht meist ganz unmöglich, das zu schildern, was für uns gerade das Schöne u[nd] Große an unserer Heimat ist, sei es ein stiller Weg, die Brücke mit dem Bach, ein Vogel o[der] eine Pflanze. Von diesen Dingen kann kein Reisebuch erzählen, das können wir aber selber täglich erleben. Überall ist es schön. Man muß nur mit offenen Augen um sich sehen. Daran kranken aber leider viele Menschen. Sie kennen die Vorzüge u[nd] Schönheiten ferner Länderstrecken; aber für die engere Heimat haben sie kein Auge. Die Deutschen überschätzen fremde Werte u[nd] achten die heimischen Dinge viel zu gering. Diese traurigen Tatsachen kann man nicht verstehen. Gibt es Schöneres als die Heimat? Man muß einmal fortgewesen sein u[nd] zurückkehren, dann erst weiß man, wie alle die alten Din- ge unauflöslich mit uns verknüpft sind. Sogar enge Straßen mit nichtschönen Häusern können eine Erinnerung erwachsen lassen, können einem so lieb werden, wie an anderer Stelle eine blühende Wiese mit summenden Insekten.

Unsere Heimat ist niemals häßlich, hat immer ihr Schönes. Nur müssen wir hellen Sinnes u[nd] frohen Herzens sein, die Reize zu suchen u[nd] zu entdecken. Die Heimat ist ein hohes Gut; es zu lieben u[nd] zu pflegen, ist uns heilige Pflicht. Heimatliebe zu pflegen u[nd] zu fördern, sind hohe Aufgaben, die gerade bei uns in der schö- nen Pfalz gern ins Auge gefaßt u[nd] erfüllt werden.

[Rechts unten am Ende der Seite ist ein Zeitungsausschnitt eingeklebt:]

Was ist die Heimat? Ist’s die Scholle, Drauf deines Vaters Haus gebaut? Ist’s jener Ort, wo du die Sonne, Das Licht der Welt, geschaut? Die Heimat ist, wo man dich gerne Erscheinen, ungern wandern sieht: Sie ist’s, ob auch in weiter Ferne Die Mutter sang dein Wiegenlied.

Emil Rittershaus. 5 (5)

IV. Heimatliebe.

Heimat! o süßes Wort, o vertrauter Klang! Nichts ist dem Menschen tiefer, inniger zu eigen, als die Liebe zur Heimat, zum Vaterhaus, wo seine Wiege stand, zu jener Stätte, die seiner Kindheit Glück gesehen. Wie ein Paradies, das Mutterliebe ihm verschönte, erscheint ihm die Heimat, mag sie von der Natur nur karg bedacht oder reizvoll geschmückt sein. Nie kommt ihm dies tiefer zum Bewußtsein, nie fühlt er heißer seine Pulse brennen, höher sein Herz schlagen wie in der Fremde, wenn heimatliche Laute u[nd] Lieder an sein Ohr klin- gen.- Dann erfaßt ein glühendes Heimweh die Brust des Heimatfernen; unvergeßliche Bilder u[nd] Erinnerungen tauchen auf vor seiner Seele. Und er ruht u[nd] rastet nicht, bis er nach l[anger] Wanderfahrt das Heimattal zu s[einen] Füßen liegen sieht, bis Heimatluft ihn umweht u[nd] die Glocken der Vaterstadt ihn grüßen. Ach, sie führen eine tiefberedte Sprache, die Heimatglocken! Ergriffen lauscht er ihren Klängen; es lebt u[nd] webt seine Seele in ihnen. Und sie ist ihm heilig, die Seele der Heimat. Und wenn die Strahlen der scheidenden Abend- sonne Strom, Tal, Hügel u[nd] die trauten Giebel seines Elternhauses vergolden, dann geht dem Heimgekehrten das Herz auf vor Wonne u[nd] tiefinnerer Seligkeit. Nichts ist ihm er- sehnter wie der Duft des Heimatbrotes, u[nd] nirgends leuchten ihm die Sterne goldener wie am Himmel seiner Heimat. Mit allen Fasern der Seele fühlt er sich mit der Heimatscholle verwachsen; aus ihr strömt ihm seine beste Kraft zu.

Und wäre es nur ein Fleckchen Gartenland, das unter unserer Hand zu blühender Entfaltung gelangte, ein Baum, den wir gepflanzt, in dessen kühlen Schatten der müde Wanderer erqui- ckende Rast findet. „Willkommen, Fremdling,“ rauschen die grünbelaubten Wipfel ihm zu, „hier ruhe aus nach staubiger Wanderung u[nd] laß dir s wohl sein: hier wohnt das Glück!“ Ja, sie macht groß u[nd] stark, die Liebe zur Heimat. Wie ein geweihter Talismann, von dem eine stille Zauberkraft ausgeht, begleitet sie den Menschen durch s Leben. Tausende ga- ben freudig ihr Leben im Kampf um die teure Heimat u[nd] besiegelten die Liebe zu ihr mit ihrem Herzblute u[nd] wünschen noch im Tode im Schoß der Heimaterde zum letzten Schlummer gebettet zu sein. H. R. 6 (6)

[Auf dieser Seite stehen insgesamt 13 Heimatgedichte, teils handschriftlich, teils aus Zeitun- gen ausgeschnitten und sich mehrfach überlappend eingeklebt; die ersten Gedichte sind von a-f durchnummeriert:]

V. Heimatgedichte.

a. Daheim v[on] Joh[ann] Devall. Daheim, daheim! Welch ein seliges Gefühl; Wieviel Wonne faßt es nicht in sich, dieses eine, dieses einzige Wort!

[Zeitungsausschnitte:] b. Heimat Meta Pestke c. Heimat

Heimat flutet Glück in meinen Traum, Von Erich G. Höckelsberger rührt die Wiege sacht am Tagessaum, lullt mir wieder jene Melodie, Mir ist’s, als ob viel Tausend Ketten nach der ich – wieviele Jahre? – schrie, mich fest an dich geschmiedet hätten. haucht die Glocken aller Türme an, Nimmer komm ich von dir los. Klänge hallen, brausen himmelan, Du bist die Kraft, die in mir lebt, tragen mich hinauf, so hoch – so weit – die in mir treibt, die in mir bebt. in ein Ahnen um die Ewigkeit, Urgewaltig, stark und groß.

lösen mich, erspürend wunderhell Du bist der Strom, der in mir rauscht, unter fremdem Sand den eignen Quell, dem meine Seele forschend lauscht reißen mich aus dem Gestrüpp heraus, wie das Kind dem Mutterwort. tausend Leben drängen wild nach Haus, Du bist die Quelle, die mich speist. voller Urkraft strömend – unbedingt – Du bist das Blut, das in mir kreist, bis Allerde „Heimat! Heimat!“ singt. unaufhörlich, immerfort.

Du bist das Licht, das mich verklärt, du bist die Wurzel, die mich nährt, du bist Unrast und doch Ruh’. Du bist die Mutter, die mich hegt, di mich, ihr Kind, betreut und pflegt, heißgeliebte Heimat, du! d. Heimat Möbius e. Heimat

Heimatstätte, da sich einte, Durch Korn und Klee ein sanfter Weg, Was mir Lieb’ und Freundschaft gab, Und Lerchenwirbel im Blauen. Treue Stätte, wo ich weinte Ein blumiger Bach, ein schmaler Steg An dem ersten offenen Grab! Und augenblanke Frauen. Erste Freunden, erste Schmerzen, Und dann das Dorf, verschwiegen im Baum, Die bewegt des Kindes Brust: Und Herdrauch und Glockenklingen: Tiefer wurzelt sie im Herzen So fühl ich die Heimat, im Wachen, im Traum Als des Mannes Weh und Lust! Durch meine Seele schwingen. Heimat, Heimat, süßes Träumen, Karl Burkert Heimat, Heimat, liebstes Glück. Ja, nach deinen trauten Räumen Zieht es mächtig mich zurück. 6 (6) – Seite 2:

[handschriftlich:] [Zeitungsausschnitt:] f. Heimatsehnen. [g.] Heimatsehnen

1. Silberne Nebel ziehen Denk’ ich der Heimat, die so ferne, verstummte Täler entlang, Denk’ ich dein ich schönes Vaterland wir streiten [*] auf fallenden Blättern Noch einmal möcht’ ich dort so gerne einsam verlorenen Gang. Mit Freunden gehen, Hand in Hand.

2. Verwehende Glocken klingen Denk’ ich der Rosen und der Nelken, über sterbende Wälder hin, Die Dort in jedem Garten steh’n, von sommerlicher Liebe träumen Möcht’ einmal noch eh’ sie verwelken, fremdferne Melodien. In diese Heimatgärten seh’n. 3. Weiße Wolken wandern ruhlos und ohne Rast; Möcht’ rasten unter deutschen Eichen wenn du in solchen Stunden Und träumen süß vom Heimatglück, nur eine Heimat hast. Möcht’, ehe ihre Blätter bleichen Zu meinem Heimatherd zurück. Hans Pfeiffer.

[* Schreibfehler? gemeint wohl: schreiten] Möcht’ wieder hören deutsche Lieder, Die jeder biedre Landmann singt, Nur einmal hören möcht’ ich wieder, Das Lied, das tief in’s Herze dringt.

Das deutsche Lied, die reinen Töne, Der Klang, der weich das Herz durchzieht Gesungen, ach, von Deutschlands Söhnen ... Nur einmal noch, sing mir dein Lied. Emilie Aichele, St. Paul. U. S. A.

[Zeitungsausschnitte:]

[h.] Heimaterde! O. Krieger.

Ich sah viel fremder Länder Fluren Ich hörte Lieder wundersame, und manches lud mich gastlich ein so weich, wie nur der Süden fleht, – so bei den Slaven und Panduren – fern von der Pfalz, was tut der Name, sollt’ ich für immer heimisch sein. von jener schwülern Lust umweht. Doch nimmer konnt’ ich mich entschließen, Doch klang die alte, traute Weise, wenn süß auch lockten Weib und Wein, „Das Pfälzer Lied“, so heimatkrank, Nur wo die Pfälzer Reben grüßen, ich spürte eine Träne leise, dort soll auch meine Heimat sein. die dort in fremden Boden rann.

Denn ich bin in der Pfalz geboren, Denn ich bin in der Pfalz geboren, mit Stolz nenn’ ich mich Pfälzer Kind, mit Stolz nenn’ ich mich Pfälzer Kind, ein jeder Tag ist mir verloren, das Land hab’ ich im Herz erkoren, der mich noch in der Fremde find’. wo lerchenfrohes Lied erklingt, Im Wasgenwald, im Haardtwalddome, wo freundlich ist der Mensch zum andern, schlägt mir das Herz von Sorgen frei wo mich die Heimaterde ruft. und schöner als am blauen Strome Zu meiner Pfalz da will ich wandern dünkt mit des Schwarzbachs Einerlei. und trinken reine Heimatluft! 6 (6) – Seite 3:

[i.] Gang durch die Heimat [j.] Heimgedenken.

Rinnt im Stundenglase denn so schnell der Sand? Bruder, hold das Leben lacht! Eilt das Leben allso flüchtig fort? Laß die fremden Zungen schwirren. Durch die Heimat ging ich heute – unerkannt Laß sie suchen, laß sie irren, Wie ein Fremder geht an fremdem Ort. Heimwärts träume wir die Nacht.

Aber nein, das Bächlein mir zur Seiten Traum! Wo rot die Sonne glüht, Hüpfte freudig wispernd nebenher. Wo die weißen Nebel fliegen, – Sprach von Kinderglück und alten Zeiten: Muß die deutsche Heimat liegen, „Weißt du noch? Und weißt du noch, am Wehr? Liegen rebenüberblüht.

In den Strudel warst du mit gefallen Wird auch jetzt der Abendschein Und ich hob dich auf den großen Stein. Unser Hüttchen sanft umkosen, – Auf der Eisbahn flogst du keck vor Allen! Schaumgekrönt vorübertosen, Hundert weißt du noch, sprach’s Wässerlein. Wird der sagenfrohe Rhein-

Und es rief aus dem verfallenen Bruche: Sehnsuchtsschwer mit lieber Hand „Sieh doch auf, die du versunken scheinst! Pflückt ein Mädel Rosenblüten, Schau, wir wurden Bäume, Eich’ und Buche, Fleht, es möge Gott behüten Kennst du noch das Rutenzeug von einst?“ All ihr Glück im fernen Land.

Baum und Bächlein, Waldeshang und Wiesen Schützen ihres Lebens Quell, Riefen mich vertraut und zärtlich an. Daß die Fremde nimmer binde Nur die Menschen sahen fremd und ließen Ihres Herzens Ingesinde, – Mich vorübergehen ------Ihren lieben Trautgesell. –

L. Mühlborn. O Leben, flücht’ger Wahn! Bruder, hold das Leben lacht! Laß die fremden Zungen schwirren, Laß sie suchen, laß sie irren, – Heimwärts träumen wir die Nacht.

Grete Steinbauer, Newyork

[k.] Heimatgedanken! Hans Klinger.

Heimat, ich grüße dich! Grüße die Höhen, zum Himmel erhoben, Grüße die Berge, von Sagen umwoben. – Heimat, ich grüße dich!

Heimat, ich grüße dich! Grüße die Wiesen und grüße die Wälder, Alle die Quellen und Bäche und Felder – Heimat, ich grüße dich!

Heimat, deine Wunderglocken Rufen mich zu dir, Himmlisch klingt das süße Locken Mir –

Golden schwebt des Mondes Spiegel Durch der Wolken Reihn, Heimat über Tal und Hügel Denk ich dein . . . !

6 (6) – Seite 4:

[l.] Letzte Heimkehr

Von Joseph von Eichendorff

Der Wintermorgen glänzt so klar, Nun durch die Bergeseinsamkeit Ein Wandrer kommt von ferne, Sie wie zum Himmel steigen, Ihn schüttelt Frost, es starrt sein Haar, Kein Glockenklang mehr reicht so weit, Ihm log die schöne Ferne, Sie sehn im öden Schweigen Nun endlich will er rasten hier, Die Länder hinter sich verblühn, Er klopft an seines Vaters Tür. Schon Sterne durch die Wipfel glühn.

Doch tot sind, die sonst aufgetan, Der Führer jetzt die Fackel sacht Verwandelt Hof und Habe, Erhebt und schweigend schreitet, Und fremde Leute sehn ihn an, Bei ihrem Schein die stille Nacht Als käm’ er aus dem Grabe; Gleichwie ein Dom sich weitet, Ihn schauert tief im Herzensgrund, Wo unsichtbare Hände baun – Ins Feld eilt er zur selben Stund’. Den Wandrer faßt ein heimlich Graun.

Da sang kein Vöglein weit und breit, Er sprach: „Was bringt der Wind herauf Er lehnt an einem Baume, So fremden Laut getragen, Der schöne Garten lag verschneit, Als hört’ ich ferner Ströme Lauf, Es war ihm wie im Traume, Dazwischen Glockenschlagen?“ – Und wie die Morgenglocke klingt, „Das ist des Nachtgesanges Wehn, Im stillen Feld er niedersinkt. Sie loben Gott in stillen Höhn.“

Und als er aufsteht vom Gebet, Der Wandrer drauf: „Ich kann nicht mehr – Nicht weiß, wohin sich wenden, Ist’s Morgen, der so blendet? Ein schöner Jüngling vor ihm steht, Was leuchten dort für Länder her?“ – Faßt mild ihn bei den Händen: Sein Freund die Fackel wendet: Komm’ mit, sollst ruhn nach kurzem Gang.“ „Nun ruh’ zum letzten Male aus, Er folgt, ihn rührt der Stimme Klang. Wenn du erwachst, sind wir zu Haus!“

7 (7)

[Auf dieser Seite stehen weitere 8 Heimatgedichte und ein entsprechender Prosatext, teils handschriftlich, teils aus Zeitungen ausgeschnitten und sich mehrfach überlappend eingeklebt (nicht durchnummeriert):]

[handschriftlich:]

Zu spät.

1. Hast du einst keine Heimat mehr, stehst auf der Welt allein, dann wird es dir ums Herze schwer u[nd] weh zu mute sein. 2. Dann weißt du erst, wie schön es war in deinem Vaterhaus, wo glücklich du so manches Jahr gegangen ein und aus. st.

Hab’die Heimat lieb!

Wir Pfälzer haben unsere Heimat lieb; wir hängen an ihr mit jeder Faser unseres Herzens! Sie ist ein schönes, von der Natur reicht gesegnetes Fleckchen Erde, die sonnige, liebliche Pfalz, wie sie so genannt wird. Und hat sie diese Bezeichnung auch vollauf verdient, so wissen wir Pfälzer doch, daß in unserer Heimat nicht Milch u[nd] Honig fließt, daß der Mutter Erde ihre Gaben in harter Arbeit abgerungen werden müssen u[nd] in wie hohem Maße das Wohlergehen der Bevölkerung abhängig ist von dem Pulsschlage der Wirtschaft in Werkstatt u[nd] Fabrik, Verkehr u[nd] Handel. Wir erinnern uns auch an das Schicksal der Pfalz im Laufe der Geschichte u[nd] gedenken der Not unseres gr[oßen] Vaterlandes, an der unsere Pfalz ihr gemessen Teil hat. Dies alles kann uns aber in unserer Liebe zur Heimat, deren Schicksal auch das unsere ist, nur bestärken.

Heimat.

1. O Heimat, o Heimat, wie bist du so schön, wenn sorglich in Wolken gehüllt deine Höh’n, in flatternde Nebel die Tann’ sich versteckt u[nd] rollender Regen die Ferne verdeckt. Und rings nur zu hören des Sturmes Gestöhn, o Heimat, o Heimat, wie bist du so schön, 2. O Heimat, o Heimat, wie bist du so schön, wenn tief überschneit deine Täler u[nd] Höh’n. Die Tanne steht schweigend im weißen Gewand, in blaßblauer Ferne verliert sich das Land. Und ferne die Alpen mit silbernen Höh’n, o Heimat, o Heimat, wie bist du so schön,

[Überschrift handschriftlich, dann Zeitungsausschnitt:]

Heimat v[on] Wieland.

Du kleiner Ort, wo ich das erste Licht gesogen, Den ersten Schmerz, die erste Lust empfand, Sei immerhin unscheinbar unbekannt, Mein Herz bleibt doch vor allem dir gewogen, Fühlt überall zu dir sich hingezogen, Fühlt selbst im Paradies sich doch aus dir verbannt.

7 (7) – Seite 2:

[handschriftlich:]

Heimat v[on] Georg Heeger.

1. Kein Plätzchen ist so schön auf weiter Erde, als das im Vaterland am heim’schen Herd[e], Kein Wort tönt dir so lieb u[nd] so vertraut, als wie der schlichten Muttersprache Laut. 2. Wie mancher Ton auch froh durchs Herz dir zieht, nur in der Heimat klingt das rechte Lied. Und nirgends lacht die Sonne dir so hold, das Grün der Wälder u[nd] des Weines . 3. Und nirgends schlägst du auf dem Erdenrunde so tiefe Wurzeln wie im Heimatgrunde. Drum, wenn der Heimat Odem dich umweht, so schick zu Gott ein heißes Dankgebet, 4. daß du beglückt darfst in der Heimat wallen, bei deinen Lieben, deinen Freunden allen. Doch wenn das Schicksal dir in späten Tagen die Heimat nimmt, dann bist du zu beklagen. 5. Zum Himmel hebe flehend auf die Hände: „Herr, führ’ mich heimwärts noch vor meinem Ende! Laß mich im fremden Lande nicht verderben, laß, Herr, mich in der süßen Heimat sterben.“

[Rechts unten steht eine Bleistiftnotiz:]

Pfalz a. Rh. v. Häberle

[Häberle, Daniel: Die Pfalz am Rhein. Ein Heimatbuch. Berlin 1924.]

[Es folgen 4 Zeitungsausschnitte:]

Heimat

Von

Conrad Ferdinand Meyer

Wie pocht das Herz mir in der Brust trotz meiner jungen Wanderlust, wann, heimgewendet, ich erschaut die Schneegebirge, süß umblaut, das große, stille Leuchten!

Nie prahlt ich mit der Heimat noch und liebe sie von Herzen doch! In meinem Wesen und Gedicht überall ist Firnelicht, das große, stille Leuchten.

Ich atmet’ eilig, wie auf Raub, der Märkte Dunst, der Städte Staub, ich sah den Kampf. Was sagest du, mein reines Firnelicht dazu, du großes, stilles Leuchten?

7 (7) – Seite 3:

Was kann ich für die Heimat tun, bevor ich geh im Grabe ruhn? Was geb ich, das dem Tod entflieht? Vielleicht ein Wort, vielleicht ein Lied, ein kleines, stilles Leuchten!

HEIMAT Heimat Max Mell Hans Franck

Die Heimat lädt dich ein. Und ließest du die Heimat auch Sei zu ihr lieb! weltwärts gewendet das Gesicht, Es könnte einmal sein, kannst trennen dich von Baum und Strauch, Es könnte einmal sein, von deiner Heimat nicht. Daß nichts dir blieb. Sie ist von dir so sehr ein Teil Daß Lockung log und Glast, wie Vater, Mutter, Weib und Kind, Die Ferne starrt so leer; die nicht von dir geschieden, weil Was du gewonnen hast, sie fortgegangen sind.

Was du gewonnen hast, Vertriebest du aus deinem Tag Kennst du nicht mehr. herzlos die Heimat Stück für Stück, Die Heimat ließ dich nicht! bei Nacht in deines Herzens Schlag, Und sei es, daß du erst kehrt sie als Traum zurück.

Zu ihr im Abendlicht Sie ist in deinem letzten Hauch, Zu ihr im Abendlicht ist in dem Blick, der dir zerbricht. Aufatmend kehrst. Denn ließest du die Heimat auch, Sie zeigt mit keuscher Kraft die Heimat läßt dich nicht. Dir ihre traute Welt, Und drüber riesenhaft Und drüber riesenhaft Ihr Sternenzelt.

Heimat

Vor einem Jahr starb Jakob Karl Ruster, der erste pfälzische Sendeleiter im Reichs- rundfunk, in welcher Eigenschaft er sich besonders um den Ausbau des Senders Kaiserslautern verdient gemacht hat. Auch dichterisch betätigte er sich; nachstehend eine Probe seiner Poesie:

Heimat, wenn ich deinen Atem spüre, Du bist Hort mir, wenn ich in vollen Zügen trinke, du bist Friede, – was deinem Schoße entquillt, – und immer werden meine Träume, und wenn ich deine Lieder höre, alle meine Wünsche, das Raunen all mein Sehnen deiner windumspielten Wälder, münden nur in dir, in denen sich in leichtem Wogen die du meines Lebens Anfang, Die Berge und die Zinnen wiederspiegeln, ganzer Inhalt, dann weiß ich: und auch letztes Ende bist.

8 (8)

Ortsgeschichte des Pfarrortes Odenbach

a. Sein Name

Die Römer nannten das alte germanische Odenbach Odenbachum. Dies letztere Wort ist je- doch nicht aus Oden u[nd] bach abgeleitet, sondern es deutet unzweifelhaft darauf hin, daß daselbst Odin u[nd] Bachus geopfert wurde, mithin der Wein, der ebenfalls ohne Zweifel von den Römern als ein ihnen unentbehrliches Getränk, schon sicher um 320 herum in Odenbach existierte, also lang vor 893.

Odenbach kann schon deshalb nicht aus Oden u[nd] Bach entstanden sein, weil bei den Rö- mern (also lateinisch) der Bach rivus geheißen hat. Gott Odin soll sich hauptsächlich von Wein genährt haben; sein Denkmal ist in Hannover zu schauen; seine Attribute sind Raben u[nd] Wölfe, welche als heilig verehrt wurden.

Aus den alten Urkunden geht zweifellos hervor, daß der Weinbau in Odenbach bedeutender u[nd] größer war als heute; auf der Rother Höhe, am Igelsgraben u[nd] am Hagelkreuz waren auch Ansiedelungen u[nd] Weinberge.

b. Seine Entstehung.

[Rechts neben der Überschrift steht in 2 Zeilen der Hinweis:]

(Odenbach Seehöhe 152 Laut[erecken] 158 49 Längengrad, 39 Breitengrad[)]

In dem idyllischen unteren Glantal mit seinen leuchtenden Wiesenmatten eine ½ Stunde ober- halb Meisenheim, 5,75 km nordöstlich von Lauterecken liegt das freundliche Dorf Odenbach, das seinen Namen von der gleichnamigen herrlichen Burg führt, welche einst hier stand. Über die Entstehung des Pfarrdorfes fehlen zwar die eigentlichen historischen Nachweise – es ist nicht viel geschichtlich Bewiesenes zu berichten; doch mit zäher Ausdauer u[nd] Ameisen- fleiß hoffe ich eine wohlgelungene Abhandlung zu bieten. Odenbach scheint schon von den Römern als ein strategisch wichtiger Punkt beachtet worden zu sein. Ein einfacher Blick auf die Lage Odenbachs wird dies wohl unschwer erklä- (S. 9: ren.)

[Auf S. 8 sind am linken Rand – den Text überdeckend – die im Folgenden transkribierten Texte eingeklebt:]

[2 Zeitungsausschnitte:]

Mein Dorf Das Dorf

Von [ohne Autorenangabe] 1914. Ludwig Thoma 1.8.[*]

Stille Täler, kleine Leute, Hinter Haselhecken, Baum und Strauch, Wie hat uns das Schicksal heute in den Kranz der Wiesen eingezogen, Mitten ins Getrieb’ gestellt. liegt mein Dorf im roten Abendhauch, Jede Seele faßt ein Ahnen, ruht im Klang der Glocke, schweigt im Rauch, An die Herzen dringt ein Mahnen der sich silbernd hebt zum Himmelsbogen. Aus der einst so fernen Welt.

8 (8) – Seite 2:

Sorge, die uns gestern drückte, Und ein Duft von frischer Wiesenmahd Freude, die uns einst beglückte, weht vom Hange her um Hof und Hütten. Ist uns heute armer Tand. Zögernd dreht die Nacht das Sternenrad Unser Denken, unser Leben golden über Gassen, Weg und Pfad, Ist mit einem hingegeben will das Dorf mit Schlummer überschütten. An das große Vaterland.

Kräfte, die wir selbst nicht kannten, Will auf Dächer, Giebel, Tor und Wand Feuer, die verborgen brannten, dunklen Tau des Schlafes niedergießen. Lodern auf in heller Glut. Junges Glück, das sich am Wege fand Und daß wir’s mit Augen sehen, wie ein Quell in seiner Sehnsucht Grant, Dieses köstliche Geschehen will die Nacht erfüllend, tief umschließen. Bleibe unser bestes Gut!

* [Das (Entstehungs-?)Datum ist handschriftlich Daß im wachen Blut zusammenrinnt: nachgetragen.] Kraft der Saat und Schollenruch der Erde; junge Mütter meines Dorfes sind wie die vollen Aehren reif im Wind, stark in ihrer heimlichen Beschwerde.

Wachse, Dorf, in nächtlich tiefer Rast, hinter Hecken, Busch und Baum verborgen, nimm uns wieder auf als deinen Gast, wenn in fremden Städten uns das Heimweh faßt nach dem Tagwerk deiner frühen Morgen!

[1 handschriftlich eng beschriebener Notizzettel (16,2 cm x 4,7 cm, 7 Zeilen):]

Zink Theod[or] sagt in s[einem] Aufsatze „von den verl[orenen] Schätzen der Pfalz“: Die Westr[icher] Dörfer, auch die alten Gerichtsorte wie Altengl[an], Laut[erecken,] Od[enbach] besitzen wenig o[der] gar nichts mehr. Schuld an diesem Zustande war der Umsturz der frz. [französischen] Umwälzung, der alle feudalen Verhältnisse beseitigte, die Urkunden wertlos machte u[nd] rasch den Zus[ammen]hang der Bewohner mit der Vergangenheit zerriß. Heute sind wir wieder wesentlich besser über unsere Geschichte unterrichtet als unsere Urgroßel- tern, die dafür wenig Sinn u[nd] Zeit hatten.

9 (9)

(erklä)ren. Es ist bewiesen, daß Odenbach a/Glan ein römisches Kastell war u[nd] daß die Römerstraße vom Roßberg in gerader Richtung auf Odenbach zu und von da über die Hub ging.

Odenbach liegt tief an der Kreuzung zweier größerer Talzüge. Von S nach N. zieht das Glan- tal, in welches das von Südosten kommende Odenbachtal einbiegt. Odenbach mit seinen drei es umstehenden u[nd] hoch auf dasselbe imponierenden Bergen ist der natürliche Schlüssel zu 3 beträchtlich weitgehenden Talstraßen.

Der verst[orbene] Ministeralrat Aug[ust] v[on] Heintz schreibt in dem Büchlein „Die bay- er[ische] Pfalz unter den Römern["] S. 63 hierüber folgendes: „Das Dorf Od[enbach] a[m] Gl[an], ehemals ein mit Wall u[nd] Graben befestigter Ort, der in einem massiver steinernen Turm, die Warte genannt, ohne Zweifel einen Überrest aus der Römerzeit besitzt, scheint frü- her eine größere Bedeutung gehabt zu haben; denn von hier aus ging auch eine Straße nach ab, welche zunächst auf die Hub, eine durch zahlreiche römische Altertümer bekannte Bergplatte, u[nd] sodann nach Breunchembach (born) [Breunchenborn/Breungenborn] führte, weiter nach den Erhebungen v[on] Schmidt bei der Burg Frauenberg südlich von Oberstein die überschritt u[nd] sich zwischen Kirrberg [Kirchberg] u[nd] Simmern mit der gr[oßen] Militärstr[aße] vereinigte, die von Trier nach Mainz führte.“ [*]

Vorher erwähnt v[on] Heintz S. 62 eine 2. Römerstraße, welche vom Varuswalde kommend, von der Burg Lichtenberg über die Höhe hinter Körborn nach Ulmet zog u[nd] dann das Glan- tal bis Odenbach verfolgte, von wo sie über Feil u[nd] Ebernburg nach Kreuznach führte. Es ist hiermit wohl dieselbe Straße gemeint, welche nach J. G. Widders „Beschreibung des Oberamtes Lauterecken im vorigen Jahrh[undert]“ [**] aus der Richtung von Zweibrücken her den Ort Berschweiler berührte u[nd] sich von da über Lauterecken, Od[enbach] gegen Meisenheim hin sich fortsetzte.

Eine weitere, unzweifelhaft in römischer Zeit benützte Höhenstraße von Kaisersl[autern] über Schallodenbach, an Wörsbach, Einöllen, Hohenöllen u[nd] Cronenberg vorbei nach dem Glantale vereinigte sich bei Odenbach mit den beiden vorigen Linien. Hierzu kommt endlich noch ein alter, ziemlich stark verringer- (S. 10: ter u[nd] teilweise aus- gefahrener Feldweg)

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 44 (ohne)-47 (31) im Kapitel III. Geschichte, B. Rö- merzeit.]

------* [Heintz, August: Die Bayerische Pfalz unter den Römern. Ein Beitrag zur Feststellung der römischen Topogra- phie des linken Rheinufers. Kaiserslautern 1865. S. 63: 7. Das Dorf Odenbach am Glan, ehemals ein mit Wall und Graben befestigter Ort, der in einem massiven steinernen Thurme, die Warthe genannt, ohne Zweifel einen Ueberrest aus der Römerzeit besitzt. Odenbach scheint früher eine größere Bedeutung gehabt zu haben, denn von hier ging auch eine Straße nach Trier ab, welche zunächst auf die Hub, eine durch zahlreiche römische Al- terthümer bekannte Bergplatte, und sodann nach Breunchenborn führte, weiter (nach den Erhebungen von Schmidt) bei der Burg Frauenberg, südlich von Oberstein, die Nahe überschreitet, und sich zwischen Kirchberg und Simmern mit der großen Militärstraße vereinigte, welche von Trier nach Mainz führte.]

** [Johann Goswin Widder (1734-1800), pfälzischer Historiker; Hauptwerk: Versuch einer vollständigen Geo- graphisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine. Teil 1-4. und 1786- 1788.- Das von Otto Dauber zitierte Werk ist entweder eine eigenständige Ausgabe oder ein Auszug aus dem Teil 4 des vorgenannten Werkes. Dort sind nach dem „Oberamt Kreuznach“ und dem „Oberamt Lautern“ die „Oberämter Lauterecke und Veldenz“ zunächst gemeinsam (S. 347-359) und dann getrennt beschrieben: „Ober- Lauterecke“ (S. 359-385) und „Oberamt Veldenz“ (S. 385-392).] 10 (10)

(verringer)ter u[nd] teilweise ausgefahrener Feldweg von Odenbach auf den Galgenberg da- selbst, von wo aus Fortsetzungen einerseits über den Ketterterhof nach Meisenheim, anderer- seits nach Roth u[nd] über den Roßberg, Felsbergerhof, Otterbach nach Kaisersl[autern], je- desmal unter dem Namen „Römer- o[der] Hochstraße“ stattfinden. Die genannten Straßen waren ursprünglich sehr breite Militär- u[nd] Handelsstraßen. Sie be- haupteten auch während des Mittelalters bis in die neuere Zeit ihre Wichtigkeit nicht nur für den Handelsverkehr, sondern auch für die Abzweigung der landesherrlichen Territorien u[nd] Ortsgemarkungen.

Es läßt sich also nicht verkennen, daß Od[enbach] im Altertum einen Kreuzungspunkt wichti- ger Straßenzüge bildete. Angesichts der geograph[ischen] Lage an der Einmündung des Odenbachtales in das Glantal wird man es auch begreiflich finden, wenn die Römer diesem Ort eine gewisse strategische Bedeutung beigelegt haben. Die Annahme einer römischen Nie- derlassung u[nd] militärischen Befestigung daselbst zur Deckung des Talüberganges erscheint aber deshalb auch nicht gewagt, zumal wenn man erwägt, daß sowohl in Od[enbach] selbst als auch auf den nahen Bergrücken u[nd] an den Talwänden bei ihrer Kultivierung allenthal- ben schon römische Altertümer gefunden wurden, bes[onders] aber seit Ende des 18. Jahr- h[underts] z. B. noch ganz gut erhaltene römische Bäder o[der] erkennbare Trümmer dersel- ben, auch religiöse Kunstporträte; zu dem kamen viele in sehr alten Häuserfundamenten ange- troffene bronzene römische Münzen v[on] Tetricus, einer der 30 Imperatoren o[der] Usurpa- toren (2. Hälfte des 3. Jahrh[underts,] zum Vorschein.

Im Jahre 1830 fand eine Bauersfrau auf der Höhe (sog[enannte] Hub) bei Odenbach unweit der Heerstraße von nach Msh. [Meisenheim] einen 21,5 cm hohen Merkur (wohl- erhalt[ene] Bronzefigur), ferner eine aus Bronze – beide eine Zierde des Historischen Museums der Pfalz in Speyer; ersterer zählt zu den wertvollsten Stücken desselben u[nd] stammt sicher aus einem Heiligtum der Fundgegend.

[Marginalie am linken Rand:] Pfalz unt[er] d[en] Römern II 7 v[on] Dr. Sprater 1930 S. 76 [Sprater, Friedrich: Die Pfalz unter den Römern. Teil 2. Speyer 1930.] Das Hist[orische] Museum verdankt mehrere seiner bedeutendsten Gegenständen gerade un- serer Gegend, weitaus den ansehnlichsten Fund hat Od[enbach] geliefert. Im Jahre 1835 erga- ben sich beim Roden eines Weinbergs v[on] Leppla (Hugenotten) auf Horn sogar [darunter interlinear:] Pl[an] No 1596, 1599 [bis hierher, weiterer Text wieder auf der Linie] nicht we- niger als 150 vorrömische gall[ische] o[der] kelt[ische] Goldmünzen der Treverer (im Muse- um Kreuznach[)] auf einmal, ein ebenso seltener wie reicher Schatz! einen Fuß (S. 11: tief unter der Erde.)

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 44 (ohne)-47 (31) im Kapitel III. Geschichte, B. Rö- merzeit.] 11 (11) tief unter der Erde. Außer vielen andern Funden, die leider nun in unbekannten Händen sind, befinden sich im Besitze des H[errn Jakob] Hofmann, alte[r] Ochsenbauer in Od[enbach], Münzen von Münzen von Constantinus Maximus, der um 320 n. Chr., u[nd von] Maximilianus [gemeint: Maximinianus!], der um 250-302 n. Chr. herum lebte. Er war ein tüchtiger Feldherr, der den Aufstand der Bagauden/Bauern in Gallien unterdrückte u[nd] an der Rheingrenze die Einfälle der Feinde abwehrte.

Unter Constantinus kam die 22. Legion aus Jerusalem zurück u[nd] hatte als Gefolgschaft ein[en] Troß Juden mitgebracht. 321 verordnete Constantin d[er] Gr[oße], daß die Juden zur Curie berufen wurden. Zweifellos wohnten die Juden in jener Zeit in viel größerer Zahl als heu- te in Odenbach.

H[err] Hofmann besitzt noch ein Steinbeil, dessen Stiel natürlich nicht mehr dran ist; es stammt von s[einem] Acker auf Spitzenwasen; Ausgrabungen liefern vielleicht noch manches. In einem Buche von Dr. Ph. C. Heintz (Zweibr. 1835) [*] heißt es wörtlich bez[üglich] Oden- bach: „Bei Od[enbach] wurde ein Denkstein auf die verstorbene Gemahlin eines der so- gen[annten] 30 Tyrannen entdeckt, der sich jetzt in Speyer befinden soll. Mehrere andere aus- gehauene Steine sind in die dortige Kirchenmauer eingesetzt worden. Die Statthalter römischer Provinzen, die sich unter Kaiser Gallienus um 260 n. Chr. als Gegenkaiser erhoben, nannte man die 30 Tyrannen – es waren jedoch in Wirklichkeit nur 18 gewesen.[“]

Wenn v[on] Heintz selbst die ehemalige Burg v[on] Od[enbach], unmittelbar vor dem oberen Tor gelegen, von welcher noch heute auf der Südwestseite des Ortes ein isolierter, frei in die Lüfte ragender Eckflügel (Seitenmauer) des alten steinernen Turmes existiert, welcher heute Weyherturm statt „Warte“ genannt wird, für ein römisches Kastell (Baudenkmal) erklärt, so mag er darin Recht haben.

Jedenfalls ist es von vornherein merkwürdig, daß dieser ungemein feste Turm an so tiefer Stel- le abseits des heutigen u[nd] mittelalterlichen Fleckens bei dem Zusammenflusse von Oden- bach u[nd] Glan auf einem früher jedenfalls sumpfigen, von beiden Gewässern ungefähr gleichweiten Terrain errichtet wurde. Schon 550 n. Chr. ist Od[enbach] a[m] Gl[an] als römisches Kastell genannt, u[nd] schon 1482 ist das erwähnte alte Mauerstück in alten Urkunden so ab- (S. 12: gebildet, wie es heute noch steht.)

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 44 (ohne)-47 (31) im Kapitel III. Geschichte, B. Römer- zeit.]

------* [Vermutlich handelt es sich um das folgende Werk von Philipp Casimir Heintz (Philipp Kasimir von Heintz): Beiträge zur Geschichte des Bayerischen Rheinkreises nebst urkundlichen Nachrichten von einigen Pfalzgrafen der Birkenfeld-Bischweiler Linie. Zweibrücken 1835.] 12 (12)

(ab-)gebildet, wie es heute noch steht.

Odenbach gehörte schon zu sehr frühen [früher] Zeit, vielleicht schon vor 870 zu der reichen u[nd] mächtigen Abtei Prüm als Allod [Eigen- oder Erbgut] des salisch-fränk[ischen] Hauses. Von dieser scheint es im 13. Jahrh[undert] nach einer 1222 gemachten Bemerkung des ehe- maligen Abtes v[on] Prüm, des sehr gelehrten Cäsarius v[on] Milendoni [Milendonk], zufolge den Edlen (Herren) v[on] Neumagen (Noviomagus), welches Geschlecht in Vasallenverhält- nis zum Erzbistum Trier stand, zu Lehen aufgetragen worden zu sein. In dem zur Abtei Prüm gehörigen Güterverzeichnis v[on] 1222 wird eine von ihr abhängige Kirche in Odenbach er- wähnt. (Geschichte d[er] prot[estantischen] Kirche v[on] Th[eodor] Gümbel 1885.) [*]

Nach dem Aussterben dieses adeligen Geschlechtes 1323 – mehrere gleichnamige dauerten noch einige Zeit fort – kam Odenbach – auf welche Weise u[nd] zu welcher Zeit ist unbekannt – an die Grafschaft Veldenz, so genannt nach der Burg Veldenz bei Mühlheim a[n] d[er] Mosel. 950 war Graf Philipp zu Veldenz Hofmeister Heinrich[s] I. Man nannte diese Grafen validi Antiani Comites. Graf Georg v[on] Veldenz, dessen Denkmal in der ev[ange- lischen] Kirche zu Msh. [Meisenheim] eingemauert ist, starb 1377. In der veldenzischen Bru- derteilung v[om] 23. IV 1387 wird als Erbteil des Grafen Friedrich „das Amt Odenbach“, nicht die Burg, erwähnt nebst den armen Leuten zu Medard, die bisher nach Laut[erecken] gehört haben, daß diese künftig zu den [der] Odenbacher Mühle gebannt sein sollen.

Der letzte Gaugraf aus dem Hause Veldenz war Friedrich III. Mit ihm erlosch die Vel- denzische Herrschaft im Nahegau. 1360 starb Veldenz im Mannesstamme aus. 1371 heiratete eine sogen[annte] Erbtochter Anna v[on] Veldenz Heinrich v[on] Geroldeck. [**]

Durch die 1409 stattgefundene Vermählung des Pfalzgrafen Stephan, 5. Sohn des röm[ischen] Königs u[nd] Kurfürsten Ruprecht III. v[on] d[er] Pfalz mit Anna, einziger Tochter u[nd] Er- bin des letzten Grafen Friedrich III, gelangte nach dessen 1444 erfolgten Tode Amt u[nd] Ort Odenbach mit seinen Imparochierungen nebst der ganzen Grafschaft Veldenz 1444 an das Haus Pfalz-Zweibrücken, mit dem es, die Periode der frz. [französischen] Revolution abge- rechnet, seitdem ununterbrochen u[nd] jetzt 422 Jahre verbunden ist. Odenbach blieb zunächst von s[einer] Einverleibung in Zweibr[ücker] Gebiet bis zur frz. Revolution ein Bestandteil der Pfalzgrafschaft o[der] des Herzogtums Zweibrücken.

Also um 1400 werden wir jedenfalls zweibrückisch geworden sein.

------* [Gümbel, Theodor: Die Geschichte der Prot(estantischen) Kirche der Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der pfälz(ischen) Profangeschichte. Kaiserslautern 1885.]

** [Hier scheinen Daten, Namen und Fakten etwas durcheinandergeraten zu sein: 1. Veldenz kann nicht generell „im Mannestamme“ 1360 ausgestorben sein; bei diesem Datum dürfte es sich nur um die „ältere Linie Veldenz“ handeln, an deren Ende „eine sogenannte Erbtochter“ ge- standen hat. 2. Aber diese Erbtochter hieß nicht Anna, sondern „Agnes von Veldenz“. Agnes von Veldenz heirate- te 1270 Heinrich I. von (Hohen-)Geroldseck, der sich fortan „Graf von Veldenz und Geroldseck“ nannte und damit die „jüngere Linie Veldenz“ (Linie Veldenz-Geroldseck) begründete. 3. Diese Linie Veldenz-Geroldseck starb mit dem Tode des Grafen Friedrich III. im Jahre 1444 „im Mannesstamme“ aus. Aber er hatte seine Tochter Anna von Veldenz 1409 mit dem „Pfalzgrafen Stephan, 5. Sohn des röm[ischen] Königs u[nd] Kurfürsten Ruprecht III. v[on] d[er] Pfalz“ verhei- ratet. Mit dieser Ehe wurde die nächste Linie Veldenz, die Linie Pfalz-Zweibrücken, begründet.] 13 (13)

Das alte Dorf Odenbach lag auf dem rechten Glanufer; seine festgeschlossenen Gassen ordne- ten sich um die alte Kirche. Es war schon von langem her ein ziemlich bedeutender Ort, mit einer starken mit Schießscharten versehenen Ringmauer, außerdem auf der einen Seite mit Wall u[nd] Graben, auf der anderen vom Glanflusse umgebener, durch doppelte eisenbeschla- gene Tore u[nd] 3 Türme am oberen, unteren und Rother Tor geschützter Ort. Es waren 3 Tore vorhanden: das untere Tor gegen die Glanbrücke zu (der Rest gegen die Hauptstraße zu ist mit dem Abriß des alten Hauses von Wilh[elm] Collmenter [1926] verschwunden), das obere Tor am großen Schulhaus (eine Fortsetzung ist die Mauer zwischen Schulhaus u[nd] -scheune einerseits u[nd] Garten von Emil Dauber andererseits) u[nd] das Rother Tor am Ortsausgang im Osten gegen Roth.

Schon vor 1387 war Od[enbach] Sitz eines Unteramtes o[der] Stadtgerichts u[nd] als solches dem Oberamte Meisenheim bis zum Ende des 18. Jahrh[underts] untergeordnet. Selbst Lau- terecken (Schloß u[nd] Flecken) samt den zur dortigen Schultheißerei gehörigen Dörfern ge- hörte ehemals zum Gericht Od[enbach] bis zur Zeit, wo Laut[erecken] vom Herzog Wolfgang seinem Onkel u[nd] Vormund Ruprecht, welcher bekanntlich die Veldenzer Linie stiftete, überlassen wurde. Wie an mehreren anderen Orten des Herzogtums Zweibrücken bestand auch zu Od[enbach] ein Progymnasium, eine jener lat[einischen] Vorbereitungsschule[n] für das . Dieselbe löste sich jedoch in den Wirren des 30j[ährigen] Krieges auf u[nd] wurde wie die von Annweiler, Obermoschel u[nd] Alsenz auch nicht wieder hergestellt.

Pfalzgr[af] u[nd] Herzog Ludwig I, der Schwarze v[on] Zw[eibrücken] – er ließ die Schloß- kirche zu Msh. [Meisenheim] (got[ischer] Stil) an Stelle der alten zerstörten erbauen – war ein rechthaberischer u[nd] kriegerisch gesinnter Fürst; mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Friedr[ich] dem Siegreichen u[nd] den Herren zu Lichtenberg focht er mehrere blutige Kriege aus. Gelegentlich derselben nahm er 1453 in s[einem] Herzogtum eine Musterung der Streit- kolben vor. Dabei ergab sich, daß sich im Odenbacher Amte 76 wehrhafte Männer, 38 Arm- brüste, 16 Büchsen, 21 Gleven (Lanzen), 2 Streitkolben, die einzigen im ganzen Herzogtume, befanden, welche an sich so geringen [geringe] Streitkraft jedoch im Verhältnis zu der des ganzen Landes oder einzelner größerer Orte u[nd] Städte (S. 14: bedeutend zu nennen war, ...) 14 (14) bedeutend zu nennen war, indem z. B. die Bürgerschaft von Zweibr[ücken] außer dem großen Geschütze nur 6 Hackenbüchsen [auch: Hakenbüchsen oder Arkebusen], 1 Schlange [auch: Feldschlange oder Kolubrine, ein Kanonentyp], 1 Büchse, 16 Handbüchsen, 22 Armbrüste, 1000 Pfeile u[nd] 2 Eimer mit Pulver besaß.

Von Herzog Johann I wurde den Bewohnern der Städte u[nd] Flecken Msh. [Meisen- heim], Odernh[eim], Obermoschel, Odenbach, Bergzabern, Hornbach, Kusel u[nd] Baumhol- der am 15. II 1579 ein Freibrief erteilt, nach dem die bisherige Leibeigenschaft aufgehoben wurde. Im Freibrief, in allen Urkunden u[nd] amtlichen Akten erscheint Od[enbach] bis zum Ende der Zweibr[ücker] Herrschaft 1794 als Stadt o[der] Flecken. Jetzt noch sagen die Leute: ich war im Flecken einkaufen.

Derselbe Herzog löste auch den von seinem Vater Herzog Wolfgang behufs der Erschwin- gung der Kosten zu dem Kriegszuge nach Frankreich – welcher den bedrängten Hugenotti- schen Glaubensbrüdern gegen Karl IX Hilfe bringen sollte, aber leider mit dem Tode u[nd] der Beisetzung des edlen Fürsten in der Kirche zu Msh. [Meisenheim] endete – versetzten Zehnten zu Odenbach um die Summe von 3 000 Gulden wieder ein.

Burg Odenbach.

Mit der genannten Befestigung von Odenbach (Ringmauer mit Schießscharten, runden Tür- men u[nd] 3 Toren) steht die etwa 15 m (20 Fuß) hohe Ruine in gar keinem Zusammenhang. Es ist der ehemals vierkantige Weyher- (viell[eicht] Wartturm), zwei Seitenwände mit quarz- haltigem Sandstein. In der Pfarrbeschreibung steht: „Außerhalb des Ortes gegen Süden lag in einer Entfernung von 100 Schritten von der Ringmauer das schon in alten Urkunden erwähnte feste Schloß, Burg Odenbach o[der] Groß-Odenbach genannt. Sie war von einem breiten Gra- ben umgeben, der durch eine Schleuse als Kanal vom Odenbach gefüllt werden konnte u[nd] der seine Wasserfülle von den hart daran vorbei- u[nd] hier zusammenfließenden Bächen Glan u[nd] Odenbach (welche so das Wappen v[on] Od[enbach] bildeten) erhielt u[nd] wahr- scheinlich zur Deckung des Talübergangs bestimmt war. Diese Burg war zuletzt Stammsitz der Freiherrn v[on] Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach. Ob diese Burg jedoch bei dem Wartturm stand, wie angenommen wurde oder auf der südlich des Ortes (S. 15: sich erheben- den kegelförmigen Anhöhe ... muß zur Zeit dahingestellt bleiben.)

[In der rechten unteren Ecke befindet sich – in den Text eingefügt – diese Zeichnung:]

15 (15) sich erhebenden kegelförmigen Anhöhe (Burghöhle genannt), welche sich zwischen Glan u[nd] Odenbach die Täler beherrschend vorschiebt, muß zur Zeit dahingestellt bleiben. Übri- gens hat die äußere Besichtigung dieser Kuppe bezüglich der Frage nach dem Vorhandensein älterer Baureste zu keinem Ergebnis geführt u[nd] konnte bloß auf Grund von Privatmittei- lung konstantiert [konstatiert] werden, daß früher auf der Anhöhe von Zeit zu Zeit ältere Ge- genstände aus Eisen etc. zum Vorschein kamen. Die Anhöhe scheint aber in ihrem Namen „Burghöhle“ die Erinnerung an eine Burg zu bewahren. Unsere sogen[annte] Burghöhle wird in alten Werken „Burghalde“, „-helde“ genannt u[nd] das ist aber etwas ganz anderes als eine Höhle. Wie denn [dem?] auch sei, soviel ist ausgemacht: Schon die tiefe Lage des sog[enann- ten] Weiherturmes spricht gegen dessen Erbauung im Mittelalter, weil dieses in der Regel seine Burgen u[nd] Warttürme der größeren Sicherheit halber auf Bergeshöhen verlegte u[nd] solche nur dann in der Ebene erbaute, wenn hier geeignete Bauwerke noch aus früherer z. B. römischer Zeit vorhanden waren, wie dies z. B. bei u[nd] Lauterecken der Fall war. Es ist bewiesen, daß Burg Od[enbach] mit Wall u[nd] Graben versehen war u[nd] der Turm dem Mittelalter nicht entstammt. Gleiche Türme weisen auf die Wachtenburg, Mi- chaelisb[urg] u[nd] Landsb[urg], Krops- u[nd] Lichtenburg, von denen es Bilder vor der Zer- störung gibt. Von der Burg Od[enbach] hat sich noch kein Bild gefunden.

Mone sagt auch in seiner Urgeschichte des Bad[ischen] Landes I B[and] S. 189: „Alle [Alte!] Burgen in der Ebene o[der] Tiefburgen haben die Vermut[h]ung für sich, daß sie römi- sche Anlagen sind, da man im Mittelalter viel mehr die Hochburgen liebte, weil sie leichter zu vert[h]eidigen waren u[nd] mehr Vort[h]eile u[nd] Annehmlichkeiten hatten als Tiefburgen. [...] Ein vorzüglicher Beweis für den römischen Ursprung ist, wenn die Burgen an [auf!] rö- mischen Straßen o[der] nahe dabei lagen; denn zu dem Zwecke des Schutzes derselben wur- den sie erbaut [nahe dabei lagen. Denn zu dem Zwecke, die Straßen zu schützen, wurden sie gebaut].“ [*]

Dicht neben einer solchen Straße stehen auch die beiden nur noch zum Teil übrigen Seiten- mauern des Weiherturmes in einer Länge von 8 m beziehungsweise 4,65 m. Es ist jene (S. 16: schon früher angeführte alte Straße, ...)

------* [Mone, Franz Josef: Urgeschichte des badischen Landes bis zu Ende des siebenten Jahrhunderts. Bd. 1: Die Römer im oberrheinischen Gränzland. Karlsruhe 1845.- Mone (1796-1871) war ein badischer Archivar und Historiker.] 16 (16) schon früher angeführte alte Straße, welche von Od[enbach] aus über den westlichen Abgang der „Burghöhle“ auf den Höhenrücken führt, welcher die Wasserscheide zwischen dem Glan- u[nd] Odenbachtale bildet, und sich dann stets auf der Höhe haltend an Cronenberg vorbei in der Richtung der Heidenburg bei Kreimbach weiterzieht.

Die tiefe Lage des Turmes drängt aber auch zur Annahme, daß derselbe ursprünglich zu einer Burg gehörte, die jetzt vollständig von der Oberfläche verschwunden ist; denn isolierte Wart- türme im Tal kennt weder das römische Altertum noch die mittlere Zeit; in beiden wurden die Warten vielmehr stets auf Berge gestellt, wenn sie nur hier ihren Zweck, einen weiten Aus- blick zu gestalten, genügen konnten.

Nach Prof. Dr. Häberle i[n] Heidelberg soll die Bauart des Turmes seine Entstehung ins 13. Jahrh[undert] verweisen.- Wenn nun in den „Baudenkmalen der Pfalz“ [*] 3. Lief[e- rung] 2 S. 45 die Ansicht vertreten ist, daß die Odenbacher Turmruine ein aus dem 13. Jahrh[undert] stammender Überrest der oben erwähnten mittelalterlichen Burg sei, wofür in- dessen keine weiteren Beweise beigebracht sind, so scheinen für diese Annahme lediglich bautechnische Gründe maßgebend gewesen zu sein, vielleicht die Turmbekleidung mit Bu- ckelquadern, welche aber kein Charakteristikum der mittelalterlichen Turmart bildet, da sie auch unzweifelhaft [bei] römischen Türmen, wie z. B. bei dem Turm der Burg zu Kislau, bei dem Steinsberg i[n] Baden u. s. w. (Vergl. Mone a. a. O. S. 274 [)] vorkommt. Auf urkundli- chen Grund kann diese Ansicht nicht gestützt werden.

In der Geschichte v[on] Veldenz u[nd] Zweibr[ücken]-Veldenz ist Burg (Schloß) Odenbach niemals erwähnt. Die Urkunde von 1482 gibt nur die damalige Existenz der Burg, nicht aber deren Entstehungszeit an. Die Bauzeit u[nd] der Bauherr sind u[nd] bleiben (viel- leicht für immer) unbekannt, wenn nicht der Zufall die Sache aufdeckt. Indessen selbst zugegeben, Burg u[nd] Turm wären wirklich erst im 13. Jahrh[undert] erbaut worden, so schließt dies doch nicht aus, daß beide auf damals noch vorhandenen römischen Burg- u[nd] Turmresten aufgeführt wurden. Deshalb schließe ich mich der in der Pfarrbe- schreibung v[on] Od[enbach] S. 3 enthaltenen Vermutung an, die dahin geht, „daß die ehema- lige Burg daselbst, unmittelbar vor dem (S. 17: oberen Tor gelegen ... in ihrer ursprünglichen Anlage ein römisches Kastell gewesen war.“)

------* [Die Baudenkmale in der Pfalz, gesammelt und herausgegeben von der Pfälzischen Kreisgesellschaft des baye- rischen Architecten- und Ingenieurs-Vereins. 5 Bände. Ludwigshafen am Rhein 1884-1897.] 17 (17) oberen Tor gelegen, von welcher noch heute ein isolierter, frei in die Luft ragender Eckflügel existiert, in ihrer ursprünglichen Anlage ein römisches Kastell gewesen war.“ Derartige Kas- telle wurden nach Vegetius [*] schon in römischer Zeit mit größeren Wassergräben umgeben, um ihre Sicherheit zu erhöhen. Das Gleiche war auch zu Odenbach der Fall, wofür wiederum folgende Stelle der angeführten Pfarrbeschreibung S. 5 zum Beweise dient: „Außerhalb des Ortes gegen Süden lag 100 Schritte von der Ringmauer entfernt das feste Schloß Od[enbach], umgeben von einem Graben, der sein Wasser vom Odenbach u[nd] Glan erhielt.“ Und fragt man nach der Bestimmung dieser Anlage, so kann die Antwort nicht schwer fallen: Das Kastell diente zum Schutze u[nd] zur Bewachung vorbeiführender Straßen, dann der Brü- ckenübergänge über den Odenbach u[nd] Glan u[nd] der nahen Ansiedlungen der Zivilbevöl- kerung.

Die Türme römischer Kastelle u[nd] Burgen standen nicht in den Umfassungsmauern, son- dern frei, gewöhnlich in der Mitte, u[nd] dies zeigt sich auch bei dem Weiherturm. Sie pfleg- ten zugleich als „Warten“ eingerichtet zu werden, als eine Art Telegraphenstation, indem Balken auf ihnen angebracht wurden, die je nach der zu signalisierenden Nachricht aufgerich- tet o[der] niedergelassen werden konnten. Außerdem wurden von den Warten untereinander noch andere Zeichen gegeben z. B. bei drohender Gefahr am Tage durch aufsteigenden Rauch u[nd] zur Nacht durch Feuer. Daß auch der Odenbacher Turm als Warte benützt wurde, dürfte nicht bloß sein Name, sondern auch der Umstand beweisen, daß Schießscharten an demselben gänzlich fehlen.

Steinmetzenzeichen fanden sich sowohl auf einigen Steinen am Turme, als auch an solchen Buckelsteinen, die später von dem Turme abgebrochen u[nd] in der Schulhausmauer verwendet wurden; sie haben folgende Form: V V Bekanntlich waren solche Zeichen im Mittelalter allgemein üblich, sie kamen aber auch schon an den Türmen u[nd] Toren der Stadtmauer von Pompeji vor. Ein bestimmter Schluß läßt sich indessen aus den beiden Odenbacher Steinmetzzeichen für das Alter des Turmes nicht ziehen. Hierfür wäre die Aufräumung des umgebenden (S. 18: Terrains ersprießlicher.)

------* [Publius Flavius Vegetius Renatus (um 400 n. Chr.): Verfasser eines Werkes über das Kriegswesen (epitoma rei militaris) und über die Veterinärmedizin (ars veterinaria sive mulomedicina).]

18 (18)

Terrains ersprießlicher.

Die Burg Odenbach, ein mächtiger Bau, stand schon im 13. Jahrhundert. Die älteste Siedlung der Gegend ist das preußische Dorf Medard (St. Medardus), das von Verdun aus zur Zeit der Frankenkönige u[nd] wohl als deren Stiftung gegründet wurde. In einer Urkunde Schultheis- senamt Odenbach u[nd] Hof St. Medard (36. B[and] d[es] Histor[ischen] Vereins S. 13 c) lesen wir [*]: „Zu Odenburg [Odenbach!] befand sich eine Burg, die zu des Bischofs v[on] Verdun Hofe St. Medard gehörte. In dem Lehenbuch des Grafen Friedr[ich] v[on] Veldenz findet man darüber: zum ersten uns gemeinern deil u[nd] gemein hant als hernach gewinnent an deme Schloß Odenbach uf dem Glane gelegen in dem begriff u[nd] zugehörunge des egen hoffs zu Medard, die sint u[nd] sollent davon eines graven v[on] Veldenzen u[nd] seiner nachkommenden erben man sin, und sint diese die gemegner [gemeyner!], die ytzunt dies deil u[nd] gemein hant: her Syfryd von Oberstein, Her Gerhard v[on] Cropsburg, her Johan v[on] Lewenstein der alter, Endreis v[on] Obernstein, Wilhelmskinde von Odenbach, den man nennt von Kropsburg, Friedrich u[nd] Johann gebruder von Sofern [Sotern/Sötern], Jeckel v[on] Sotern, Hermann Mullensteins kinde, Byfryd v[on] Heppenheim, Godefried v[on] Al- lenbach der alter, Henne Blicke v[on] Lichtenberg. Diese sind manne belent ufz dem Hofe zu Medard: zum ersten die Brissen, her Johann u[nd] her Philips gebruder von Waldecken, die Kellenbacher Claisz u[nd] Daniel gebruder, Gyselbrecht u[nd] Wilhelm genannt die Stompe von Symern. Diese Burgmannen waren zu einer Ganerbschaft verbunden.“

Drusing v[on] Odenbach, dessen Herkunft nicht zu ermitteln ist c[a]. 1200, ist der 1. u[nd] älteste bekannte Ritter v[on] Od[enbach] gewesen, welcher Versall [Vasall] derer vom Stein (de Lapide) gewesen ist.

Schon vor 1200 gab es enge Zusammenhänge der Ritter v[on] Od[enbach] mit der Kropsburg, wie aus Urkunden hervorgeht. Von derselben sind geringe Rest vorhanden. Aus der vorhan- denen Literatur u[nd] aus den Urkunden in den Archiven geht hervor, daß sie dasselbe Schicksal hatte wie Odenbach. Sie wurde nicht durch Kriege zerstört, sondern von den Angrenzern als Lieferant von Steinen zum Hausbau benutzt, auch zu Teil von einem Bauun- ternehmer beim Bau der Veste Germersheim veräußert.

Weder Gräber noch Wappensteine von den Rittern v[on] Od[enbach] ge- (S. 19: nannt von Kropsburg sind übrig geblieben.)

------* [Fabricius, Wilhelm: Die Grafschaft Veldenz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Bd. 36, Speyer 1916, S. 1-48, besonders S. 14: Schultheißenamt Odenbach und Hof St. Medard: "Zu Odenbach befand sich eine Burg, die zu des Bischofs von Verdun Hofe St. Medard gehörte."] 19 (19)

(ge-)nannt von Kropsburg sind übrig geblieben.

Bezüglich Münster a[m] St[ein] ist es interessant, daß die vom Rheingrafenstein, v[on] Stein o[der] Oberstein (darunter der berüchtigte Endres v[on] Stein) bis zum Ende Burgsassen v[on] Od[enbach] waren u[nd] der Hof Monster (Münster) unter dem Rheingrafenstein Lehen derer von Lewenstein – Burgsasse von Od[enbach] – war.

Es gab früher zwei Odenbach, eines am Glan, u[nd] das andere wurde zum Unterschied Schel- o[der] Schallodenbach genannt. Ähnlich wie Franz v[on] Sickingen 2 oder mehrere Burgen hatte, ist es wahrscheinlich, daß die Ritter von Od[enbach], wie sie sich nannten, Brü- der waren u[nd] und beide Burgen besaßen oder aber, da Schallodenbach viel später zerstört wurde, es ist möglich, daß dies an Stelle der zerstörten Tiefburg v[on] Od[enbach] getreten ist. Von diesem Schallodenbach erschien 1202 in Gerichtsurkunden Johann v[on] Od[enbach] (ohne Zusatz)

Ob diese Ritter in Beziehung zu Glan-Odenbach stehen, wird schwer erwiesen werden kön- nen, da die Akten zerstreut in Karlsruhe, Coblenz, Speyer, München u[nd] Frankf[urt] M[ain] liegen.

Die Ritter v[on] Odenb[ach] (Straßenräuber schlimmster Sorte) stammen aus dem 12. Jahr- h[undert] u[nd] das 1. urkundlich bekannte Glied derselben, der 1. Burgbesitzer hieß Johann v[on] Od[enbach], der 1202 in einem Vertrage Heinrich v[on] Wartenberg mit der bei Bolan- den befindlichen Abtei Hane als Zeuge erschien. (1550 wurde Kloster Hane o[der] Hagen aufgehoben u[nd] die Güter von der Kurpfalz eingezogen.) Zwei Brüder, Eberhard u[nd] Jakob v[on] Od[enbach], waren ums Jahr 1252 Burgmannen zu Bolanden, noch 1289 erscheint ersterer in einer Urkunde als Zeuge über Güter von Enken- bach.

„Die Burgmannen scheinen sich dem Grafen v[on] Veldenz gegenüber sehr anmaßend benommen zu haben; denn als die Tiefburg Od[enbach] entstand, wuchs dieser Ort u[nd] mit ihm die Burgmannen der Wasserfeste. Oft trotzten sie demselben. Am 16. Juli 1303 mußten die Gemeiner zu Od[enbach] Wilhelm der Frie von dem Steine, Werner, Eberhard u[nd] Bechtolf Gebrüder v[on] Odenbach, Jakob Stange, Agnes v[on] Sötern u[nd] ihre Kinder mit dem Grafen Georg v[on] Veldenz einen Vertrag schließen, worin derselbe das Öffnungsrecht an der Burg erhielt,“ die ihm (S. 20: doch eigentlich zustand.) 20 (20) doch eigentlich zustand.

Am 15. Sept[ember] 1377 schlossen die ritterlichen Ganerben den Burgfrieden, d. h. sie be- stimmten die Grenzen, innerhalb derer sich die Bewohner nicht befehden durften.

„Clais vom Steine, Probst zu Aschaffenburg, Antelmann v[on] Grasewegen [Grasewege] Burggraf zu Beckelnheim [Böckelsheim], Bechtolf v[on] Sottern, Johann v[on] Bysecken, Syfryd v[on] Stein, Johann v[on] Lewenstein, Ritter Lucard, Herrn Byfriden sel Witwe, Endrys vom Steine, Johann u[nd] Gerhard v[on] Odenbach, Hermann Mulenstein v[on] Grumbach, Arnold Johann u[nd] Clais Gebr[üder] v[on] Sottern, Clais Blicke v[on] Lichten- berg, Godeweg v[on] Grafewege, Henne v[on] Alsentze, Edelknechte u[nd] Alheit von Hön- berg Gemeiner des Hauses u[nd] der Vesten Odenbach gelegen off dem Glan erneuerten am 15/9 1377 den Burgfrieden: Das ist zu wissen, daß derselbe Burgfrieden angeht an dem Acker, der da heiszet das eigen (am Glan unterhalb) – Grenzstein 54 – u[nd] geht an den Die- terbirnbaum u[nd] von dannen den rechten Wagenweg glich usz an Igelsgraben u[nd] Igelsgraben herinne bis in die u[nd] von da bis in die Hecken der Burghöhle u[nd] von da bis zum Glan u[nd] an die Weinberge am Bornberg dem Glan herunter über Pa- leskreuz bis zum Acker, der da heißt eigen.“ Das waren die Friedensgrenzpunkte.

Den Namen Paleskreuz erklärt Christmann (Wörterb[uch]k[anzlei]) so: [*] an dieser Stelle stand einmal ein wirkliches Kreuz, mag es nun ein Feld- o[der] Sühnekreuz gewesen sein, u[nd] der Errichter desselben o[der] der, an den es erinnern sollte, trug den Familiennamen Pal o[der] Pale, der heute noch als Pahle vorkommt.- Wenn es „eigen“ heißt, so muß das der Name des Ackers sein u[nd] „Eigen“ kommt auch sonst als Flurnamen vor u[nd] erklärt sich so, daß das Land, das er bezeichnet, einst Eigenbesitz eines Herrn o[der] Bürgers war o[der] mehrerer im Gegensatz zu Lehensland, also nicht eigenen Land, das sie an anderer Stelle be- saßen.

Der Burgfrieden umfaßte die nächste Umgebung v[on] Od[enbach] auf beiden Ufern des Glan[s], doch lange noch nicht die ganze jetzige Gemarkung des Städtchens.

„Der ganze Mittelpunkt des Gerichts war jedoch nicht Odenbach, sondern der Verdun’sche Hof zu Medard o[der] St. Medardus, wie es in (S. 21: den Urkunden des 15. Jahrh. oft ge- schrieben wird.)

------* [Ernst Christmann (1895-1974) war ein pfälzischer Sprachforscher, der die Herkunft pfälzischer Siedlungsna- men, Flurnamen und Weinlagenamen untersuchte.- Im Zuge der Wörterbuchgründungen der Akademie der Wis- senschaften in München wurde 1912/13 auch ein „Pfälzisches Wörterbuch“ als Großraumdialektwörterbuch aus der Taufe gehoben. Durch den Ersten Weltkrieg und die bewegte Nachkriegszeit verzögerten sich die Vorarbei- ten des Sammelns. Im Jahre 1925 wurde Ernst Christmann zum hauptamtlichen Sammler bestellt und mit der Einrichtung einer „Wörterbuchkanzlei“ betraut. Die Hauptsammelphase mit 86 Fragebögen erstreckte sich über die nächsten 10 Jahre (vgl. „de.wikipedia.org/wiki/Pfälzisches_Wörterbuch“).] 21 (21) den Urkunden des 15. Jahrh[underts] oft geschrieben wird.

In einem Compromiß zwischen Heinrich v[on] Veldenz u[nd] dem Ritter Hermann von der Pforten bestimmten die Schiedsrichter Wolfram v[on] Lewenstein u[nd] Antelmann Burggraf zu Beckelnheim [Böckelsheim] (um 1350), daß die Streitfrage wegen des Einzugsrechtes in Hof St. Medard den 14 Schöffen des gen[annten] Hofes vorgelegt werden sollte. Mit 14 Schöffen aber waren nur die höheren Gerichte besetzt. Schon 1289 war ein Vorfahre Her- manns, dominus Heinricus de Porta, mit 10 Pfd. [Pfund] jährlichen Renten aus den Dörfern St. Medardus, Swanden u[nd] Roden belehnt. Vor 1363 forderte Arnold von Sötern vom Gra- fen v[on] Veldenz die Belehnung mit den Gütern, die früher Wernher v[on] Odenbach beses- sen hatte, den Hof, der früher zu Meisenheim von der Oberpforte auf dem Acker stand, der ist halb Virdyns Lehen, da er Abgaben an das Verdun’sche Gut zahlte, u[nd] die zugehörigen Äcker meist jenseits der Jeckenbach u[nd] des Glans lagen u[nd] es kundlich war, daß Oden- bacher Bann auf die Jeckenbach stieß u[nd] zum Medeharder Bann gehörte. Außerdem for- derte Arnold alle Liegenschaften, die Wernher zu Odenbach, Becherbach, Swanden u[nd] Lauterecken besessen hatte, von denen es kundlich war, daß sie zum Medeharder Bann u[nd] zum Verdun’schen Lehen gehörten.

1363 wurden Johann v[on] Byseck Ritter, Gerhard v[on] Ailsentzen, Arnold v[on] Sotern der Junge, Edenknechte vom Grafen Heinrich v[on] Veld[enz] mit dem Nachlasse Wernhers v[on] Odenbach belehnt u[nd] verzichteten auf alles, was der Graf seit dem Tode des Wernher aus den Gütern eingenommen hatte. 1380 beschreibt Gerh[ard] v[on] Ailsentzen das Lehen so: Teil an der Burg Odenbach, 1/3 der Äcker, Herrn Wernhers Teil an den Win- gerten, Früchten u[nd] Kappen (Zinshahne) [Kapaune/Kapphähne] zu Odenbach, der Zinse von Loneweiler, Heinzinhausen, Lauterecken, Medehard, Roden, Swanden, Becherbach, Naumburg, Manneweiler, Adinbach sein Teil, als sein Vater es vor ihm hatte. Er ist offenbar ein Sohn des Gerhard v[on] Ailsentzen, der 1363 belehnt worden ist.“

Aus diesen Urkunden scheint hervorzugehen, daß das Gericht zu Medard die beiden Ämter Laut[erecken] u[nd] Od[enbach] umfaßt hat mit Einschluß von Becherbach, das bis 1675 auch kirchlich zu Od[enbach] gehörte.

Später waren es die Hubenrisser v[on] Od[enbach] u[nd] Schal-Odenbach, (S. 22: von denen Johann 1414 Ganerbe zu Drachenfels, 1417 Burgmann zu Kaisersl. u. 1421 Amtmann zu Ho- henecken war.)

[Links unten ist – den Text überlappend – ein Zeitungsausschnitt eingeklebt: „Eine Wasser- burg-Ruine bei Kaiserslautern. Im Wiesengrund bei Schallodenbach stand einst ein stolzes Schloß“] 22 (22) von denen Johann 1414 Ganerbe zu Drachenfels, 1417 Burgmann zu Kaisersl[autern] u[nd] 1421 Amtmann zu Hohenecken war.

Wie aus einer Urkunde vom 3. II 1453 ersichtlich ist, gehörte die Burg Odenbach damals den Ganerben v[on] Gemeindeher[r]n Mauchenheimer v[on] Zweibrücken u[nd] Suntheim, wel- che dem Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen v[on] der Pfalz an genanntem Tage den Burg- frieden (das erbliche, ewige Öffnungsrecht) verschrieben, wogegen derselbe, um das Schloß wohl allezeit im Bau zu erhalten, zur Zahlung von 20 Pfd. Heller jährlich u[nd] zur Stellung eines Baumeisters sich verpflichtete.

Nach dem Aussterben der Hubenrisser v[on] Od[enbach] mit Joh[ann] H[ubenriss], Rat des Herzogs Ludwig I, fiel Odenbach 1477 an Zweibrücken zurück. Außer den erwähnten scheinen noch andere Gemeindeher[r]n Teil an der Burg Od[enbach] gehabt zu haben.

[Marginalie am linken Rand:] Nach einer Urk[unde] verlieh 1482 Herz[og] Alex[ander] v[on] Zw[eibrücken] dem Friedr[ich] Blick v[on] Lichtenberg Anteil an dem Veldenz[er] Burglehen v[on] Od[enbach]. Od[enbach] wird 1579, als Herz[og] Joh[ann] I v[on] Zw[eibrücken] die Einwohner von der Leibeigenschaft befreite, ein Flecken genannt.

So wurde z. B. v[on] Pfalzgraf Alexander v[on] Zweibr[ücken], welcher noch bei Lebzeiten seines Vaters 1482 in den Besitz der Grafschaft Veldenz gesetzt worden war, der Hofmeister des ersteren Friedr[ich] Blick v[on] Lichtenberg am 21. Sept[ember] 1482 mit dem Schloß u[nd] den dazu gehörenden Liegenschaften St. Medard, Meisenheim, Ransweiler, Mannwei- ler, Roth, Callbach belehnt u[nd] beauftragt, den Beamten u[nd] Einwohnern zu Odenbach die Huldigung für den Pfalzgr[afen] Alexander abzunehmen. Die Blick v[on] Licht[enberg] un- terstanden dem Herzogt[um] Zw[eibrücken] u[nd] nannten sich nach der ca 1214 v[on] dem Grafen Gerlach v{on] Veld[enz] erbauten Burg Lichtenb[erg] bei Kusel. Außerdem gab es noch ein anderes gleichfalls von Veldenz herrührendes Burglehen von Od[enbach], das Kratz’sche, mit dem die aus der rheinischen Grafschaft Mörs herstammenden Herrn v[on] Räsfeld belehnt waren. In der Urk[unde] v[on] 1482 wird das Schloß Od[enbach] erstmalig erwähnt.

Bei Herzog Ludwig II. v[on] Zweibr[ücken-]Veldenz 1502-1582 heißt es S. 274 wörtlich „Nachdem jener Fürst am 11. Aug. 1525 den Philipp v[on] Harakort auf die Stelle eines Probstes zu Odenbach [handschriftlich interlinear korrigiert von Alfred Wendel: (Offenbach am Glan)!]befördert u[nd] eingesetzt hatte, ließ er sich von demselben einen Revers folgenden Inhaltes ausstellen „den Herzog u[nd] seine Nachkommen an ihren hergebrachten Herrlichkeiten u[nd] Gerechtsamen nicht mehr zu hintern.“

Mehr bekannt wurde Odenbach durch den Umstand, daß Herzog Friedrich Ludwig v[on]

Zweibr[ücken] 1657-1681 Burg u[nd] Ort Odenbach zum Stammsitz der Freiherrn v[on] - Fürstenwärther, seiner Kinder 2. Ehe[,] machte. Er nahm nämlich in morganatisch geschlos- sener Ehe 1672 die aus Meisenheim gebürtige Weberstochter u[nd] Kammerfrau o[der] Zofe seiner 1. verstorbenen Gemahlin, die schöne Elise Anna Hepp (S. 23: zur 2. Frau.) 23 (23) zur 2. Frau. Aus der Ehe entsprossen die Freiherrn v[on] Fürstenwärther, die seit 1711 als Burgsassen v[on] Odenbach anerkannt waren. Kurfürst Joh[ann] Wilhelm – der spätere Reichsvikar – bestätigte 1711 diesen Burgsassen v[on] Od[enbach] in Karl Emil Namen u[nd] Stand. Das Geschlecht dieser Burgsassen von Od[enbach] war hier u[nd] in der Umgebung mit Ländereien dotiert, die es aber schon im vorigen Jahrhundert veräußert hat.

In den Beilagen zum Protokoll der Reichsdeputation zu Regensb[urg] heißt es 1803: Die Burg Od[enbach] a[m] Gl[an] wird von den Herrn (nicht Freih[errn]) v[on] Fürstenwärther über- nommen. Von ihnen war Karl Emils Enkel, Leopold Frh. [Freiherr] v[on] Fürstenw[ärther] 1815 kgl bay [königlich-bayrischer] Kämmerer u[nd] Platzmajor zu München, geb. 17.7.1769, + 5.5.1839. Gemahlin + 6. I 1841 ohne Nachkommen.

Ob die Burg im 30j. [Dreißigjährigen] Kriege o[der] im frz. [französichen] Reunionskriege zerstört wurde, ist nicht bekannt.

Durch den im 17. Jahrh[undert] in Deutschl[and] wütenden 30j. Krieg hatte unsere Gegend u[nd] auch Odenbach schwer zu leiden. Der spanische General Spinola verwüstete mit seinen Truppen das Glantal aufs schrecklichste. Die Felder konnten nicht mehr bebaut werden, u[nd] viele Häuser waren zerfallen. Kaiserliche, Schweden, Spanier u[nd] Franzosen verdrängten sich gegenseitig; was die einen übrig ließen, nahmen die Nachfolger weg. „Da gab es kein Haus, das nicht heulte, kein Geschlecht, das nicht Leid trug, keine Gasse, die nicht jammerte, keine Stadt, die nicht wehklagte, u[nd] kein Dorf, so das Elend nicht drückte.“

[Marginalie am rechten Rand in Bleistiftschrift:] Heimatbl[att] Msh. [Meisenheim] 1926 No ¾

Die Einträge sind so plastisch u[nd] der Ausdruck unmittelbaren Erlebens, daß es sich erüb- rigt, etwas dazu zu sagen. Die Leser mögen die scheinbar dürftigen Aufzeichnungen dankend in sich aufnehmen, u[nd] die Zeit 30j. [dreißigjährigen] Jammers u[nd] schwerer Not wird riesengroß u[nd] überwältigend vor ihnen stehen. Lassen wir also Pfarrer Joh[ann] Nikolaus Dyburg selbst reden:

„In diesem Monat (Mai 1635) haben die Odenbacher wegen des kaiserlichen Kriegsvolkes nach Meisenheim sich in Sicherheit begeben müssen u[nd] sind daselbst bis 14. Aug. 1635 dreizehn Personen gestorben.“

„In diesem Jahr (1635) ist nach der großen Winterkälte ein sehr heißer Sommer gefolgt, hat wenig geregnet u[nd] gedonnert u[nd] ist in diesen Landen große Furcht, sowohl wegen Schwedischen als Kaiserlichen u[nd] des Königs ins Frankreichs Volk [sic!?] gewesen; die Schweden haben aber sowohl als die Kaiserlichen geraubet, das Vieh hinweggetrieben u[nd] solchen Mutwillen gegen die armen Leute getrieben, daß wir (S. 24: wohl bitten mögen, Gott wolle einmal drein sehen und unseres Jammers ein Ende machen.“)

24 (24) wohl bitten mögen, Gott wolle einmal drein sehen und unseres Jammers ein Ende machen.“

Die Einwohner flohen vor den Schweden, Kaiserlichen und Franzosen.

Am 4. XI 1631 hatte der Glan bisher den höchsten Wasserstand u[nd] brachte die schlimmste Überschwemmung.

In demselben Jahre (1631) wütete auch die Pest. Durch sie war Od[enbach] auf 30 Familien herabgesunken.

Wie überall sind auch in Od[enbach] die Reihen durch verheerende Krankheiten sehr gelichtet worden. So starben 1574 zu Od[enbach] 100 Pers[onen], 1631 50 P[ersonen], 1626 9, 1627 - 7, 1628 - 5, 1629 - 7 u[nd] 1630 - 13 Pers[onen].

Pfarrer Joh[ann] Jk. [Jakob] Renner v[on] Od[enbach] fertigte 1609 ein Verzeichnis an, nach dem die Einwohnerzahl des Fleckens aus 62 Familien mit 243 Seelen bestand. Seinen Anga- ben zufolge fanden sich in der Bürgerschaft nachstehende Berufe: 1 Wirt, 12 Handwerker, 14 Landwirte, 11 Weinbauern, 5 Tagner, 2 Hirten u[nd] 2 Pfortenhüter.

Nach David König zählte Glan-Odenbach 1675 nur noch 30 Familien.

In den Reunionskriegen kamen durch die Franzosen die Katholiken in die Pfalz u[nd] auch ins Herzogtum Zweibrücken. Eine Urkunde vom 24. II 1721 berichtet vom Verhältnis zwischen Prot[estanten] u[nd] Kath[oliken] hier. Die Kath[oliken] hielten in unserer Kirche Gottes- dienst; sie wollten einen Altar bauen. Der Altarbau war noch nicht in’s Werk gesetzt, da ent- stand ein gr[oßer] Streit, dessen Ausgang unbekannt ist.

„Am 4, Juli 1730 entstand hier ein solches Ungewitter mit Donnern und Blitzen, desgleichen sonst nicht zu hören war. Alle Früchte wurden zerschlagen, sonderlich zu Cronenberg, Hohenöllen, Einöllen etc.. Die darauf entstandene Wasserflut nahm alles Heu von Nußbach, Reipoltsk[irchen], u[nd] Adenbach weg, so mehrenteils auf Haufen stand. Was noch zu machen war, wurde in den Grund verderbt, ja es spülte auch die vor 2 Jahren erbaute steinerne Brücke an dem hiesigen Odenbach weg, so daß kein Stein davon im Fundamente geblieben ist.“ 25 (25)

„Eine ähnliche Wasserflut setzte auch am 29. IX 1733 ein, die besonders Kappes, Rüben, Hanf u[nd] Flachs Schaden brachte.“

„Den 22. I 1733 mittags zwischen 12 u[nd] 1h war in dem Haus des hiesigen Gerichtsdieners Messing Feuer entstanden, u[nd] in einer ganz wunderbaren Geschwindigkeit wurde von die- sem Haus die Brandfackel durch einen Windstoß in den ganzen Flecken getragen, daß in Zeit einer ¼ Std. der Flecken in allen Ecken in Brand gesetzt war. Das wütende Feuer u[nd] der heiße Dampf wurden durch einen anhaltenden Wind solchergestalt durcheinandergejagt, daß die Häuser u[nd] Gassen überall davon angefüllt u[nd] die Leute im Löschen u[nd] im Her- austragen ihrer Effekten sehr verhindert wurden. Zur Vermehrung dieses Übels diente, daß das Feuer im ganzen Ort Meister wurde, ehe die Bürgerschaft herbeigerufen werden konnte, welche in dem Wald zu tun hatte, welche ein erbärmliches Geschrei auf dem Kimmel bei Pe- ter Beeren Haus gehört. Sie fanden nötig, um in den Flecken zu kommen, mit ihren Äxten 2 Löcher in die Ringmauer zu schlagen, um vielen Leuten u[nd] Vieh Luft zu machen, welche zu dem Tore vor Dampf u[nd] Feuer nicht durch kommen konnten, u[nd] um Leute, Vieh u[nd] Mobilien hindurchzuretten. Sind 117, schreibe einhundertsiebzehn Häuser ausgebrannt; 30, doch meistenteils beschädigt, sind stehen geblieben, welche alle hätten zu Aschenhaufen werden können, wenn nicht von Meisenheim u[nd] den umliegenden Orten anderthalb Tag u[nd] Nacht unverändert zur Wehr geschehen wäre.“

1775 trat Herzog Karl II die Regierung des Herzogtums Zweibrücken an, u[nd] in die letzten Jahre seiner Regentschaft fielen die 1. Stürme der fürchterlichen frz. [französischen] Staats- umwälzung.

Das Amt Odenbach als IV. Amt, von Meisenheim aus administriert mit Odenbach, Adenbach, Ginsw[eiler] u[nd] Cronenberg, gehörte mit den drei anderen Ämtern Meisen- h[eim], Landsberg u[nd] Waldgrehweiler zu dem Oberamt Meisenheim zur pfalz-zweibrü- ckischen Zeit.

Schon seit 1789 hatte in Frankreich die Revolution ihr Haupt erhoben, eine Staatsumwälzung, die für das Ausland ebenso verhängnisvoll wurde, wie sie für das Innland grauenvoll war u[nd] welche alle europäischen Staaten in Unruhe versetzte. 26 (26)

Bald verbreiteten sich die neuen Ideen auch über die Grenzen Frankreichs nach dem Herzog- tum Zweibrücken. Herzog Karl II von Zweibr[ücken] hatte 1792 400 frz. [französischen] Flüchtlingen Aufenthalt im Amt Meisenheim gestattet. An die Aufforderung der frz. Regie- rung, die Emigranten auszuliefern, störte sich der Herzog nicht. In dem Kriege zwischen Österreich-Preußen und Frankreich hatte der Herzog seine Neutralität erklärt und die neue Ordnung in Frankreich anerkannt. Am 18. III 1793 hatte der rheindeutsche Nationalkonvent in Mainz unter dem Zwange der frz. Parteigänger beschlossen, der ganze Landstrich von Lan- dau bis Bingen soll von jetzt an einen unabhängigen unzertrennbaren Staat ausmachen, aller Zusammenhang mit dem deutschen Kaiser u[nd] Reich wird aufgehoben. Zu dem neuen Staat wurde das Herzogtum Zweibrücken mit dem Oberamte Meisenheim nicht beigezogen. Trotz- dem besetzten es die Franzosen rasch; der Herzog entging seiner Verhaftung durch die Flucht nach Mannheim. Die preußischen Heere sollten über den Rhein ziehen und die Franzosen aus den befestigten Stellungen bei Bingen u[nd] Kreuznach vertreiben. Bald siegten die Preußen, bald die Franzosen, Am 30. XI 1794 zog der frz. General Moreaux von Kirn nach Lau- terecken und vertrieb die kaiserlichen Scharen, welche durch das Glantal flüchteten. Am 1. XII 1795 rückten die Franzosen wieder in Meisenheim ein, welches schwere Kontributionen aufgelegt bekam. Indessen rückten die Deutschen wieder heran, u[nd] am 8. XII rückten sie von Odenbach u[nd] Duchroth gegen Meisenheim vor. Die Kaiserlichen besetzten das Glantal bis Staudernheim. Nach dem Abzuge der Kaiserlichen im Frühjahr 1796 kamen am 8. VI die Franzosen wieder nach Meisenheim u[nd] erpreßten von ihm u[nd] der Umgegend Fleisch, Brot, Schuhe u[nd] Branntwein. Am 16. X 1796 wurden auf Befehl des frz. Generals Hardy von Ulmet bis Meisenheim die hölzernen Brücken aufgedeckt und die Bogen eingeschlagen. Da erlebte Odenbach eine der größten Heimsuchungen, die sicherlich heute noch in Erinne- rung ist: „Den 6. X 1796 sind nachgenannte 7 hiesige Bürger u[nd] ein Auswärtiger, als sie von den Franken (Franzosen) bei vorgenommener Abbrechung des ganzen zweiten, des an die Chaussee stoßenden Bogens der (S. 27: Glanbrücke zur Frondarbeit ... berufen waren ..., ... elendiglich ertrunken ...) 27 (27)

Glanbrücke zur Frondarbeit abends nach 8h auf die Brücke berufen waren u[nd] plötzlich der Bogen unter ihren Füßen einstürzte, in der hochangewachsenen Wasserflut, die sich zum Ort hinein bis an das Gemeindehaus erstreckte, elendiglich ertrunken u[nd] ihre Körper von dem reißenden Strom fortgeführt worden, ohne daß hier ein einziger wieder gefunden wurde. Die 8 Personen sind:

Friedr[ich] Mollendieck, Schneidermeister, hinterließ Frau und fünf Kinder, Karl Lebla, Schneidermeister, hinterließ Frau u[nd] 2 Kinder, Joh[ann] Hofmann, Maurerm[eister], der eine verheiratete Tochter hinterließ, Peter Schultz, Bäcker, hinterließ 5 Töchter, Johann Giron, Maurer, hinterließ Frau u[nd] 1 Kind, Adam Reiß, hinterließ Frau u[nd] 2 Kinder Philipp Friedr[ich] Oster, Bergarbeiter, hinterließ Frau u[nd] 3 Kinder Adam Maurer, ein Schneidergesell, hier in Arbeit, der Sohn einer armen Witwe Peter Maurers von Becherbach.

Sie ließen neben den Frauen 18 unmündige Kinder zurück.

Zur Unterstützung für die unglücklich Hinterlassenen und zur Austeilung an sie, schickte den folgenden Tag der zu Grumbach damals befindliche fränkische General 8 Karo- linen (88 Gulden) an den Pfarrer dahier. Wenige Tage darauf bewilligte der kommandierende General Hardy zu Meisenheim jedem der Hinterlassenen, den Frauen wie den Kindern, täg- lich auf jeden Kopf 1 ½ Pfund Brot u[nd] 1 Pfund Fleisch zu beziehen, welches auch demzu- folge ungefähr 6 Monate lang denselben von den Franken verabreicht worden.“

Von 1793 bis 1814 gehörten wir zum frz. [französischen] Saardepartement. Beim Durch- marsch der Verbündeten 1814 soll Blücher seinen Leuten, die auf den schlechten Wegen kaum vorwärts kommen konnten, zugerufen haben: „Nur vorwärts, Kinder; in Lauterecken wird unser ein gutes Abendbrot warten!“

Von 1815-1866 grenzte Odenbach an Hessen Homburg. Das Amt Odenbach bestand 1768 aus 4 Orten zu 207 Familien, das Städtchen Odenbach aber 1675 aus 30 Häusern, dagegen 1802 aus 642 Seelen, nämlich 34 Kath[oliken], 408 Reformierten, 175 Lutheranern u[nd] 25 Juden. 1837 zählte die Gemeinde 1113 Bewohner, worunter 51 Kath[oliken], 953 Protestanten u[nd] 109 Juden. Odenbach hatte 1843/44 984 Seelen bei 228 Familien u[nd] 1853/54 988 " " 209 " 29 (5)

Aufzeichnungen – heimatliche Grund- lagen für den Unterricht

A. Schulanzeiger No 10. 1909

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I. Erdkunde.

1. Die Straßennamen u[nd] ihre Wortbedeutung. a. Grabenstraße: Graben-Straße; es ist die Straße, welche im Osten u[nd] Norden um das Dorf herumzieht, außerhalb der Mauerreste, so daß mit aller Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, daß diese Straße ungefähr in der Richtung verläuft, in welcher sich früher um das durch eine Mauer befestigte Odenbach der Wassergraben (Festungsgraben zog.) [gemeint: ... der Wassergraben (Festungsgraben) zog.]

b. Wassergasse: Seitengasse (Sackgasse) zwischen Bäcker Wolf u[nd] Pfarrhaus; solange die jetzige neue Glanbrücke noch nicht erbaut war, kam es bei Hochwasser immer vor, daß das Wasser durch die am Ende der Gasse sich befindenden Mauerreste (Festungs- mauer) drang, seinen Weg durch diese Gasse und die Hauptstraße nahm und weiter unten wie- der in den Mühlgraben floß, daher der Name Wassergabe [?].

c. Talstraße: Staatsstraße, die im Glantal von Medard nach Meisenheim zieht. Die Leute nen- nen den Orts- (S. 30: teil jenseits des Glans ... „Bornbach“; ...) 30 (6)

(Orts-)teil jenseits des Glans (l. U.) „Bornbach“; hängt wohl wie Bornberg mit Born = den [dem] Brünnlein bei Wirt Schmitt zusammen.

d. Kirchhof – so nennt man die Straße, welche beim Pfarrhaus nach der Kirche hinauf geht; jedenfalls deshalb so, weil bis zur Anlegung des jetzigen Kirchhofes überm Glan um die Kirche herum der Kirchhof war – (jetzt Garten.)

e. Waldweg: Was jenseits des Odenbachs liegt, über der Brücke, bezeichnet man als am Waldweg gelegen; der Weg führt in den Odenbacher Wald. (Der Volksmund hat diesen [diesem] Ortsteil auch den Namen „Lappetäscherhof“ gegeben.?)

f. Hammelsgasse: Es ist ein schmales Gäßchen, das in der Richtung nach dem Rother Tor zieht. Es kann von einem Familiennamen seine Benennung haben; ich vermute aber, daß es deshalb Hammelsgasse heißt, weil zu der Zeit, als der Flecken Odenbach noch befestigt war, durch die Hammelsgasse die Schafe zum Rother Tor hinaus auf die Weide ge- trieben wurden. g. Mühlgäßchen = ist die Einfahrt zur Mühle zwischen Bäcker u[nd] Wirt K[arl] Straßburger u[nd] Schmied Jk. [Jakob] Kleindienst. 31 (9)

2. Die Gewannennamen u[nd] ihre Wortbedeutung. a. Platte: platt = flach; Plattform, Plateau; eben, flach; eine Gewanne auf dem Rücken des Bennerberges = flaches Hochland.

b. Mayen: Mai; unterhalb der Glanbrücke, rechts; hier wurden vielleicht die Maifeste abgehal- ten oder die Maisträuße geholt oder Maiblumen gepflückt.

c. Bornberg: Berg mit dem Born = Brünnlein, Berg vis-a-vis des Dorfes, Born ist zwischen Kirchhof u[nd] Wirtschaft.

d. Hub: Hub = 30 Morgen Feld (Königshube = 60 Morgen) Hochebene auf dem Born- u[nd] Neuberg[,] ein alter Genossenschaftswald gewesen, an dem die Huber oder Hübner Anteil hatten.

e. Galgenberg: galgo = urspr[ünglich] Zweig, Aht [Ast!], Galgen – der mit einem Querholz versehene Pfahl zum Aufhängen von Missetätern, (an Stelle des dürren Baumes). Berg östlich des Dorfes gegen Reiffelbach zu.

f. Schächerweg: Schächer = Räuber, Mörder; Weg zum Galgenberg (Reiffelbacherseits = Lei- chenweg).

[Am rechten Seitenrand ist – fast den gesamten Text der Seite überlappend – ein Zeitungsaus- schnitt eingeklebt: „Wovon unsere ‚Galgenberge’ künden. Die alte Stätte der öffentlichen Hinrichtungen in der Westpfalz und im Saarland“] 32 (10) g. Hinkelstein: Hünenstein; wo sich ein uraltes gewöhnlich keltisches Steindenkmal befindet, auch Gräber vielleicht. Gewannen am Galgenberg.

h. Hagelkreuz: Kreuz, das zur Abwehr des Unwetters errichtet worden war.- Wetter-kreuz südlich des Galgenberges gegen Becherbach.

i. Heidäcker: Äcker mit römischen oder keltischen Resten; an der alten Römerstraße, die vom Galgenberg herkommt.

j. Blockersberg: Blocher = Baumstücke, -stümpfe, Wald am Abhang des Galgenbergers [-berges] gegen das Glantal zu.

k. Unterweg: Weg, der bei der Burghöhl unten im Glantal gegen S. W. [Südwesten] hinzieht.

l. Burghöhl: Köpfchen (203 m hoch) zwischen Glan- u[nd] Odenbachtal; es ist weder von einer Burg noch von einer Höhle etwas zu finden. Doch ist nicht ausgeschlossen, daß sich einmal etwas hier ähnliches befand zum Schutze der nicht weit davor gelegenen Burg. (Ruine an der Mündung des Odenbachs.)

[Zwischen S. 32 und 33 ist ein Zeitungsausschnitt eingelegt: „Roth – Becherbach. Am ‚Ha- gelkreuz’ und ‚Rother Wasem’ – Am Fuße des Roßbergs“] 33 (11) m. Geißenrech: letzte Gewanne gegen Adenbach, rechts des Odenbachs; = ein Rech – Rain, wo jedenfalls Geißen geweidet haben.

n. Au: Gewanne am Glan, in dem Eck, das gebildet wird von Glan und Odenbach, hinter den Häusern am Waldweg. Wiesen, eine Aue.

o. Ziegelhütt’: Den Unterweg entlang bis zum Schulwäldchen, links, wo es plötzlich breiter wird. Die Besitzer in jener Gewanne behaupten, schon sehr viele Steine und Ziegelstücke beim Pflügen ans Tageslicht gebracht zu haben; allgemeinen [allgemein/im Allgemeinen] erzählen die alten Leute, daß dort eine Ziegelhütte[,] mindestens aber überhaupt eine Hütte gestanden haben muß. Gesehen hat von den jetzt Lebenden davon keiner etwas; geschrieben habe ich nichts Diesbezügliches gefunden.

p. Pickelwiese: – Gewanne (Wiesen und Äcker) zwischen der alten Rother Schaussee u[nd] dem Hagelkreuzweg. Ich deute den Namen so: Als man diese Fläche urbar machte u[nd] je- denfalls auch noch einige Zeit nachher mußte man den Boden der wahrscheinlich nicht so (S. 34: leicht zu bebauen war, mit Pickel bearbeiten.) 34 (12) leicht zu bebauen war, mit Pickel [Spitzhacken] bearbeiten.

3. Die Gemarkungsgrenzen.

Die Gemarkung von Odenbach bildet ein verschobenes Rechteck, das sich ähnlich wie das Bezirksamt Kusel an der Grenze zwischen der Pfalz u[nd] Preußen von Südwesten nach Nordosten erstreckt.- Beginnen wir beim Grenzbegange im Norden an der Talstraße in der Nähe der Jeckenbachbrücke bei der Landesgrenzenmarke; wir gehen weiter zum Trigonome- trischen Punkt auf der Hub (Hochebene des Born- u[nd] Bennerberges) bis zum Spießbach beim Kaiserhof, über den Glan durch den Schorrenwald, vor Adenb[ach] über den Odenbach am Geißenrech zum höchsten Punkt Hagelkreuz, gegen Norden zum Galgenberg u[nd] von hier aus wieder ins Glantal zum Ausgangspunkt zurück.

4. Die Gewässer u[nd] die Wortbedeutung ihrer Namen.

1. Glan: vorgerm[anisch] clan = glänzend; ältere Erklärer leiten es wie das bayer[ische] Glann vom Keltischen ab. Man kann aber auch das Deutsche heranziehen, weil im Mittelalter auch Glahm (Klan) für fließendes Wasser vorkommt. „Klom“ sagen die Odenbacher heute noch zur Straßenrinne.

2. Odenbach: viell[eicht] Bach eines Odo, Otto); doch ja nicht Odie, der hier in diesem Tale zuerst rodete.

5. Die natürlichen Erhebungen mit Wortbedeut[ungen].

1.Hagelkreuz (357 m) Das Kreuz wurde zur Abwehr des Unwetters errichtet u[nd] Wetter- kreuz genannt.

2.Galgenberg (386 m) Hier stand früher ein Galgen, ein mit einem Querholz versehener Pfahl zum Aufhängen von Missetätern (an Stelle des dürren Zweiges. (calgo = urspr[ünglich] Zweig.)

3. Bornberg (282 m) Berg mit einem Born = Brünnlein.

4. Bennerberg (306 m) ist die Fortsetzung des Bornbergs [(]Höhenrücken bis zum Spießbach.)

5. Burghöhl (203 m) zwischen dem Glan u[nd] Odenbach. Es ist weder von einer Burg noch von einer Höhle etwas zu sehen.

[In der unteren Hälfte der Seite ist am linken Rand – den Text überlappend – ein Zeitungsaus- schnitt eingeklebt mit dem folgenden Glangedicht:]

Der Glan.

Du ziehst im grünumrahmten Bette Man lauscht der Steine stummer Sprache Dahin, im lichten Silberkleid. Von Glanz und Glück, von Weh und Leid. Es grüßet dich manch’ traute Stätte, Erinnert sich manch trauter Sage Manch steinern Mal aus großer Zeit. Und holder Mär aus Kinderzeit.

Es spiegeln sich in deinen Fluten Du kommst aus dunkler Wälder Schatten, Bemooste Mauern – öd’ und leer. Ein Sohn der Berge – sonder Ruh – Manch’ edlen Helden sahst du bluten Durch goldne Auen, grüne Matten Für Recht und Heimat, Pflicht und Ehr’. Eilst du der Nah’, der Schwester, zu.

Ehrwürd’ge Kirchen friedlich stehen Die Arbeit grüßt auf deinen Wegen. Mit Ahnengräbern, Fürstengruft. Es reift die Saat, es glüht der Wein. Man spürt der grauen Vorzeit Wehen O möge stets des Himmels Segen In Turmverließ und Moderluft. An deinen Ufern heimisch sein. C. B.

35 (21)

6. Höhenmarken und tiefste Stellen.

Der höchste Punkt unserer Gemarkung ist das Hagelkreuz (357 m). Die tiefste Stelle ist da, wo der Glan, unsere Bann verläßt (etwa 147 m). Trigonometrischer Punkt (Bornberg) 228 m; Mündung des Odenbachs in den Glan 149 m; Odenbach auf’m Graben, 160 m.

[Den Rest der Seite bedecken zwei eingeklebte Dokumente (in drei sich überlappenden Spal- ten):

1. Zeitungsausschnitt „Frühling am Glan“ von F. W. Weber 2. Zeitungsausschnitt „Glanlied“ von Lehrer Hauck]

Man ist erstaunt, wenn man sieht, wie sich das Bild der Landschaft in einigen Tagen verändert hat. Kahle, braun und grau getönte Hänge sind auf einmal die Kreuz und Quer mit grünen Teppichen und Läufern belegt. Treibende Kirschbäume, gelblich schimmernde Bü- sche, leuchtend blühende Weißdornhecken geben die Muster auf dem grünen und weißgrauen Grund der Kleeäcker und Wingerte ab. An den Felsen wuchert der Mauerpfeffer. Der dunkle Wald hellt sich auf. Wo aber der Weißdornbusch blüht, ist ein Fest im Gange, dessen Jubel grenzenlos ist. Summen und Brummen und Singen und Orgeln, Fliegen und Kriechen, ein Schlecken und Naschen – das Leben selber scheint seine Quellen aufgebrochen zu haben. Trunkenes Glück um den ersten Blütenstrauch! Für die Menschen ein vielfaches Wunder, da sie Blüten, Bie- nen, Hummeln und Schmetterlinge gleichzeitig bestaunen dürfen. Im Tal herrscht der Bach. Im Winter machte er sich mit der Gewalt seiner trüben Wassermassen Wiesen und Gärten untertan. Jetzt, nachdem der Frühling ihm die robuste Kraft genommen, bezaubert die Klarheit seines Wassers, das Glitzern und Spiegeln. Das un- stete Plätschern, das verheißungsvolle Murmeln nehmen Tier und Mensch gefangen. Die Bachstelze ist wieder ständiger Gast geworden. Graziös steht sie auf dem dicken Kiesel- stein, sie nippt mit dem Schwanz und schnäppert mit dem munteren Kopf. Nun taucht sie ins Wasser und schüttelt sich, daß es eine Art hat. – Für Vögel und Insekten, für Hasen und Rehe und für noch viel anderes Getier ist der Glan von nun an bis zum Herbste wieder die uner- schöpfliche kühle Tränke geworden. Selbst den Kaltblütlern ist das Blut in Wallung geraten. Die Fische verlassen ihre winterlichen Schlupfwinkel. Die Forelle springt schon nach dem Wasserschnaken, kleine Fische sonnen sich im seichten Wasser. Wer sich die Mühe macht, unsere Bachbewohner genau zu beobachten, kann in diesen Tagen etwas Seltsames und Interessantes erleben: die Laichzüge der Barben. Die Barbe ist leicht zu erkennen. Sie hat eine hellgraue Farbe, spitzen Kopf und lange Bartfäden. Sie ist ein friedlicher Fisch, der sich in seiner Jugend gern unter Steinplatten verborgen hält und deshalb dauernd den Nachstellungen der wasserpat- schenden Buben ausgesetzt ist. In ausgewachsenem Zustand erreicht sie ein Gewicht von 2-3 Kilogramm. Die Vermehrung der Fische erfolgt bekanntlich durch Eier, die die Sonne aus- brütet. Zum Eierlegen, zum Laichen, versammeln sich die Fische und ziehen in großen Ge- schwadern flußaufwärts. Sie suchen sich sandige und kiesige Inselchen, seichte Wasserstel- len, die der heißen Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. Tagelang umspielen die bärtigen 35 (21) – Seite 2:

Gesellen ihren Brutplatz oft zu Hunderten. Die sonst so scheuen Tiere lassen während dieses Liebestreibens alle Vorsicht außer acht. Man kann sie stundenlang bei ihrem Tollen und Spielen beobachten. In diesem Jahr haben sich die Barben früher zum Laichen zusammen- gefunden als sonst. Die kundigen Angler schließen auf ein schönes Frühjahr und einen heißen Sommer. Schon lockt das Glantal die ersten Wanderer an. Ueber Ostern hatten die bekannten Aus- flugsorte einen erfreulichen Besuch aufzuweisen. Wenn erst alles blüht, wird diese imposante Landschaft ihre größte Pracht entfalten. F. W. Weber

Glanlied. Hauck, Lehrer

Ich grüße dich, mein, Glan, viel tausendmal, Ich lobe deinen stillen Lauf, Ich zieh hinab mit dir durchs milde Tal Und rufs zu jedem Berg hinauf In jedes Tal hinein vor Freud: Schön ist des Glanes Sommerkleid.

Ich grüße Au und Feld so lieblich schön, Ich preise laut den edlen Wein, Der wächst an rebbekränzten steilen Höhn Und glänzt in feurig goldenem Schein; Drum ruf aufs neu ich herzlich aus: Am Glan bin ich so gern zuhaus.

Und euch, ihr Bäume all im Glangebiet, Euch grüße ich von Herzen gern, Ihr bringet Freud, beweiset Gottes Güt; Die Menschen labet nah und fern; Ich grüße dich, du grünes Zelt der frohen Sängerschar im Feld.

Ich grüße diese Sänger in der Luft, Die ringsumher in weitem Feld Nach gutem Schmaus bei Blum- und Blütenduft Ihn loben, Gott, den Herrn der Welt; Wenn sie, die Vöglein, solches tun, So darf vor allem ich nicht ruhn.

Ich grüße auch das Tier in Dorf u[nd] Stadt Ganz hocherfreut und hochbeglückt, Gedenkt man sein, um hohen, weisen Rat, So will auch ich, wie sich’s auch schickt, Gedenken sein, drum singe sein: Die Rass’ am Glan, die zücht man rein.

Das Glanvieh ist ja weit und breit bekannt, Als Zugtier hat sich’s gut bewährt, Als Schlachtvieh wird’s den Metzgern zugesandt, Seine Milch wird überall begehrt, Drum ziehts jeder Landwirt gern, Bringt Ehr der Hausfrau und dem Herrn. 35 (21) – Seite 3:

Das biedre Volk im Glangebiet erst recht Das grüß ich froh vor allem lang, Das mutig für die edle Freiheit fecht In Glaubens- und Gewissenszwang, Das treu das Vaterland beschützt, Wenn ringsumher Gefahr aufblitzt.

Ich grüße seinen Frohsinn, seine Art, Geselligkeit und Herzensgüt Als hohe Gnad und seiner Pilgerfahrt, Und wünsche auch, mein Gott behüt’ Die Kunst, die Che [Ehe?], erhalt den Fleiß und segne stets des Glantals Schweiß.

Und ereilt ich draus im schönsten Land [?] In Hochgenuß und froher Schaar, So zögs mich doch, mein Glan, nach deinem Strand nach deinen Bergen wunderbar, Ich müßte fort zu dir hinaus, Denn da ist nur mein Herz zuhaus.

Ich hab mich dir so wenig anvertraut, Du liebes, schönes Glangefild, Drum grüß ich dich mit Herz u[nd] Mund ganz laut, Dich, meiner Augen schönstes Bild, Ja dich mit meinem Herd und Haus, Dich grüße ich wie Sturmgebraus.

Des Sommers Schönheit hat mir oft gelacht, Schon oft hab ich sie scheiden sehn, Ich hab im Stillen mich dann gefragt: Wird sie auch wieder jung erstehen Und schmücken unsern Feldaltar Im nächsten Gnadenjahr?

Und meine Frage läst mir die Zeit, [?] Es gibt Jacob kein Zweifel mehr [?] Dem Neuen weicht das Alte ohne Streit, Das ist beschlossen oben her; Auch du und ich, wir beide gehn, Wenn uns anhaucht des Todeswehn [des Todes Wehn?].

Und wenn ich dieses Haus dann lassen muß Und dieses schöne Stückchen Erd, Dann sei mein letzter Atemzug ein Gruß An alle, die mir lieb und wert Gewesen sind bei Freud und Leid In meiner langen Lebenszeit. –

36 (ohne)

7. Alte und neue Verkehrswege.

Römerstraße – Feldwege – Distriktsstraße – Staatsstr[aße] – Eisenbahn.

Die Römerstraße führt auf der Hub (Hochfläche des Bennerb[ergs] u[nd] Bornbergs) hin; am Galgenberg gegen das Hagelkreuz zu glaubt man dieselbe weiter verfolgen zu können. Die Römer blieben eben auf der Höhe. Blaul schreibt in „Träume u[nd] Schäume“ v[om] Rhein, in denen er die Pfalz schildert, wie sie 1830 ausgesehen hat:

Glantal) „Nur das eine gibt den Augenschein, daß der preußische wie der bayerische Weg infam schlecht ist. Unbegreiflich ist, daß durch dieses reiche u[nd] wichtige Tal noch keine Straße angelegt ist.“ [*]

Wie heute noch nach Cronenberg, so haben also damals nach Medard u[nd] nach Meisen- heim, jedenfalls auch nach Roth u[nd] Adenbach zu, sowie nach Feldwege ge- führt, die hauptsächlich zur Regenzeit das Reisen oft ganz unmöglich machten.

Fußpfade führen heute noch neben dem Glan nach Medard u[nd] Meisenheim, über den Berg nach Breitenheim u[nd] auch eine Teilstrecke gegen Roth. (Rother Pfad.)

Heute zieht durch das Glantal eine schöne Staatsstr[aße], durch das Odenbachtal eine Dist- riktsstraße; auch gegen Roth schlängelt sich die 1887/88 erbaute Distriktsstr[aße] wie ein Lindwurm am Igelsgraben u[nd] Galgenberg in die Höhe. Daneben sieht man noch die alte Straße, die schnurstracks zum Höhepunkt hinaufführt.

Von der Rother Straße zweigt sich auf der Hochfläche links die Distriktsstr[aße] nach Mei- senheim ab. Von dieser führt eine Distr[ikts]str[aße] nach Reiffelbach.

------* [Blaul, Georg Friedrich (Hrsg.): Träume und Schäume vom Rhein. In Reisebildern aus Rheinbaiern und den angrenzenden Ländern. Aus den Papieren eines Müden. Bd. 1 und 2. Speyer, Landau und Grünstadt (1839/40).- Bd. 2, S. 4ff. (Glanthal), darin S. 25 (unter „Ulmet“): „Nur das Eine gibt der Augenschein, daß der preußische wie der baierische Weg infam schlecht ist. Unbegreiflich, daß durch dieses reiche und wichtige Thal noch keine Straße angelegt ist!“] 37 (ohne)

Ein Teil der Staatsstr[aße] Odenbach – Medard wurde vom Schmidt’schen Hause an bis zum Gefälle nach Medard zu 1932 umgebaut; die ganze Strecke wurde verbreitert, indem man die Fußbank [das Bankett] stückte.

[Etwa eine halbe Seite bleibt frei.]

Durch das Lauter- u[nd] Glantal bis fuhren bis 1883 – in diesen Jahren wurde die Lautertalbahn (Kais[erslautern] – Laut[erecken]) gebaut – Postwagen. Mit dem Fuhrwerk fuhren die Leute durchs Odenbachtal nach K’lautern; auch ein Omnibus fuhr von Meisenheim über Odenbach u[nd] Mehlbach nach K’lautern. Ein 2. Postwagen fuhr von Meisenh[eim] über Od[enbach], Laut[erecken], Wolfstein nach Kaisersl[autern]. Ein 3. Postwagen fuhr von Staud[ernheim] über Od[enbach], Laut[erecken] nach Offenbach.

1895/96 wurde die eingleisige Lauterbahn als Glantalbahn bis Staudernheim weitergeführt u[nd] somit die Verbindung mit der Nahebahn hergestellt. Odenbach ist also seit 1896 Bahn- station.

1903/04 wurde die strategische Vollbahn Münster a[m] St[ein] – Homburg gebaut. Die 3 Postverbindungen Msh. [Meisenheim] – Kais[erslautern] u[nd] Staudern- (S. 38: heim – Of- fenbach gingen ein.) 38 (ohne)

(Staudern-)heim – Offenbach gingen ein.

Die Omnibusverb[indung] Odenbach – Rockenhausen bestand vom 1. I. 1899 bis [es folgt keine Jahreszahl; die Verbindung bestand noch in den 1950er Jahren.]

Die Omnibusverb[indung] Od[enbach] – Dielkirchen bestand vom 1. XII 1900 bis 1. II. 1906.

8. Zahl u[nd] Beschäftigung der Bewohner.

Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie u[nd] Handel.

Odenbach hatte nach der Zählung v[om] 1.12.1910 = 1073 Einw[ohner]; früher, als die Koh- lengruben in staatl[ichem] Betriebe waren, hatte es etwa 300 Seelen mehr. Diese sind fast alle nach St. Ingbert u[nd] Schnappach [Stadtteil von Sulzbach/Saar] ausgewandert. Bis 1910 nahm die Bevölkerung ab; später, als die Gruben in Schinn u[nd] Hottenbusch wieder in Be- trieb standen, glaubte man ein Anwachsen bemerken zu können.

Beschäftigung. [a. Landwirtschaft.] Odenbach ist ein Bauerndorf, d. h. fast in jedem Haus wird Landwirtschaft getrieben: Acker-, Obst-, Weinbau u[nd] Viehzucht. Nur 25-30 Familien beschäftigen sich nur mit Landwirtschaft. Viehzucht ist hier die Hauptsache (Glanrasse), da- her die vielen Futterpflanzen. Weinberge sind am Abhange des Benner- u[nd] Bornberges. Infolge der aufeinander folgenden Mißernten sind viele [Weinberge] ausgehauen u[nd] zum Teil Obstanlagen errichtet. Beim Wein lobt man mehr die Qualität als die Quantität. Für Ackerbau u[nd] Wiesen haben wir zum Teil sehr günstiges Gelände (Viermorgen, Spitzenwa- sen[)]. Dienstknechte haben die Bauersleute hier selten, Dienstmägde schon etwas mehr. Großgrundbesitzer sind keine da; es sind im Durchschnitt mittlere B[etriebe]. b. Gewerbe. Wir haben hier verhältnismäßig sehr viele Geschäftsleute, weil eben unser Ort für viele der umliegenden Ortschaften die geschäftliche Zentrale ist.

[Am linken Rand ist – den Text überlappend – ein Zeitungsausschnitt eingeklebt, der etwa die ¾-Höhe einer Seite hat: „Etwas über den Weinbau in unserer Gegend. Von Karl Gillmann – .“] 39 (29) c. Industrie. Odenbach ist arm an Industrie; deshalb sind im Dorf genügend arme, z. T. sehr arme Leute, u[nd] von denselben sind viele das Jahr über draußen. Seit 1910 werden in den Gruben Schinn Kohlen u[nd] Hottenbusch Kohlen[,] aber hauptsächlich Kalksteine zu Tage gefördert. Es sind 2 Kalköfen dabei. Heute ruht die Kohlen- u[nd] Kalksteingewinnung. Die Grube Hottenbusch mit Gebäuden u[nd] Land hat Joh[ann] Soffel ersteigert. In der Gemarkung findet man Sandsteine. Mit ihrer Gewinnung geht es langsam. Im Steinbr[uch] von Emil Soffel wird gearbeitet. Früher bearbeiteten viele Odenbacher als Stein- hauer auf dem Kaiserhof bei Medard den Sandstein vom Spießbach; andere schafften im Hartsteinbruch zu Lauterecken u[nd] Odernheim. d. Handel. Dieser liegt hauptsächlich in den Händen der Juden. Getreide-, Dünger-, Samen-[,] Mehlhandlung. Viehhandel – Butter- u[nd] Gemüsehandlung – Handel mit Kohlen, Holz u[nd] Baumaterialien. e. Beamte: pr[otestantischer] Pfarrer, 2 Volksschullehrer[,] 1 Hilfslehrer, 1 israelitischer Reli- gionslehrer, zugl[eich] Kantor u[nd] Schächter. 1 Bürgermeister, 1 Gemeindeschreiber, 1 Einnehmer, 1 Stationsmeister, 1 Bahnwart u[nd] Hilfspersonal an der Bahn, 1 Postexpeditor, 2 Briefboten[,] 1 Poststallhalter, 2 Postillionen, 1 Straßenwärter[,] 1 Polizeidiener, 1 Flurschütze, ein Nachtwächter. 1 Arzt, 1 Fleischbeschauer u[nd] Totengräber.

Früher ging der Nachtwächter von 12h nachts ab jede Stunde mit der Laterne auf der Brust, den Hund an der Leine u[nd] das Pfeifchen in der Tasche durchs Dorf u[nd] verkündete die einzelnen Stunden.

Gewerbetreibende in Odenbach.

Sodawasserfabrikant (gest[orben]) Bierniederlage (eingegangen) Kaufmann, Bäcker, Metzger, Wirt, Tüncher, Blechschmied, Zimmermann, Schuhmacher, Schneider, Wagner, Schmied, Maurer, Schlosser, Küfer, Sattler u[nd] Polsterer, Glaser, Dre- her, Schreiner, Musikant, Barbier, Müller u[nd] Sägemüller (beide Betriebe stehen still), Reit- schulbesitzer (+) Näherin, Hebamme, Büglerin. 40 (30)

II. Naturkunde.

1. Bildungsgeschichte der Erdoberfläche der Heimat. Versteinerungen

Oberflächlich betrachtet erscheint uns das heimatliche Fleckchen Erde als ein Hügelland, wo Berg u[nd] Tal fast regelmäßig wechseln. Der Beschaffenheit nach finden wir teils kalkigen u[nd] teils ganz steinigen Boden. In der Erde zeigt sich Melaphyr, Sand-, Kalkstein, Steinkoh- le, Sand u[nd] Kiesel. Urgestein ist nicht vorhanden. Der Melaphyr ist bei Lauterecken; bei Medard ist ein Eruptivgestein; die anderen Gesteine sind Ablagerungsprodukte älterer u[nd] neuerer Zeit 1.) aus jener Zeit, wo das Gebiet zwischen Hunsrück u[nd] Haardt mit Wasser bedeckt war. 2) Das jüngere Schwemmland, entstand durch die Witterungsverhältnisse: Hitze, Kälte, Regen u[nd] durch die Gewässer. Das Glan-, Odenbach-[,] Lauter- u[nd] Jeckenbachtal sind entstanden durch Faltungen, resp[ektive] Brüche – verursacht durch Druck u[nd] später, als bei Hebung des Untergrundes das Wasser jenes Meeres sich Abflüsse suchte, durch die auswaschende, abtragende u[nd] aufbauende Tätigkeit des Wassers.

2. Nutzbare Mineralien: Sand-, Kies-, Lehm-, Ton- u[nd] Torfgruben, Steinbrüche, Bergwer- ke, Mineralquellen. 1.Sandgruben sind auf dem Graben bei Soffel K[arl] u[nd] Collmenter Jk. [Jakob,] vor den Wingerten (Kleindienst u[nd] Mohr), am Leckberg bei Zink Friedr[ich,] in der Hausruthe (Leppla Hrch. [Heinrich]) u[nd] im Glantal. 2. Kiesgruben sind auf dem Graben, im Glantal. 3. Steinbrüche sind an der Burghöhl zwischen Odenbachtel u[nd] Waldweg, am Galgenberg, am Bennerberg, Geißenrech, Unterweg, an der Straße nach Roth. 4. Bergwerke. In den siebziger Jahren [1870er] waren die hiesigen Kohlengruben u[nd] die der Umgegend in staatlichem Betrieb u[nd] beschäftigten zirka 500 Bergleute; Odenbach zählte damals 1500 Seelen. Mit der Auflösung der Gruben hörte die Blütezeit auf. Die Berg- leute zogen nach St. Ingbert, Bexbach u[nd] Schnappach [Stadtteil von Sulzbach/Saar]. Seit 1910 sind die Gruben Schinn u[nd] Hottenbusch wieder in Betrieb u[nd] liefern Kohlen u[nd] Kalkstein. Heute ruht die Gewinnung. 5. Mineralquellen. An der Mühle des Herrn J[akob] Schlemmer in Medard hat der Besitzer 1909 eine Mineralquelle (St. Medardusquelle) erbohrt, die man als eine erdmurigtische [erd- muriatische?] Kochsalz- (S. 41: quelle mit erheblichem Calcium-chloridgehalte bezeichnen kann.) 41 (13)

(Kochsalz-)quelle mit erheblichem Calcium-chloridgehalte bezeichnen kann. Sie ist in ihrer Zus[ammen]-setzung den Mineralquellen von [Bad] Dürkheim u[nd] den Solquellen des Na- hetals ähnlich. Es ist daher anzunehmen. daß dem Wasser der Quelle eine ähnliche Heilkraft wie dem der genannten Quellen innewohnt. Die gemachten Pumpversuche haben eine Ergie- bigkeit der Quelle von 120 l pro Minute ergeben bei gleichmäßigem Salzgehalte nach 4tätigem Pumpen. Nach dem Gutachten des H[errn] Dr[.] K[arl] Aschoff (chemisch- physikal[isches] Laboratorium in ) hat die qualitative Untersuchung folgendes ergeben: etwas Eisen, starke Spuren Brom, reichlich Calcium, deutliche Spuren Jod, etwas Magnesium, Spuren Kieselsäure, ganz minimale Spuren Schwefelsäure, ziemlich reichlich Kohlensäure u[nd] Natr[i]um[,] etwas Kalium, deutliche Spur Ammonium. Auch ist Radioak- tivität festgestellt. Die Quelle ist jetzt gründlich gefaßt.

3. Pflanzen der Heimat. a. Gartenpflanzen: Kirsch-, Pflaumen-, Zwetschgen-[,] Birn-[,] Apfel-, Pfirsich[-,] Mirabel- len[-] u[nd] Nußbaum. Him-, Stachel-, Johannis-, Erdbeeren. Bohne, Erbse, Spargel, Rettich, Schwarzwurzel, Blu- menkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Kürbis, Kopfkohl (Weißkraut, Wirsing)[,] Meerrettich, Salat, Rot-, Gelbrübe, Sellerie, Fenchel, Lauch, Zwiebeln, Schnittlauch, Petersilie, Gurke, Rhabar- ber, Tomate u[nd] Kartoffel. Blumen: Veilchen, Schneegl[öckchen,] Sonnenbl[umen], Astern, Dahlien, Strohblumen, Pen- see [Pensée/Stiefmütterchen], Schlüsselbl[ume], Tulpe, Hyazinthe, Vergißmeinnicht, Levko- jen, Krokus, Kaiserkrone, Lilie[,] Maiblume, Balsamine, Geranie, Pfingstrose, Reseda, Flie- der, Schneeball, Jasmin

[Zwischen den Seiten 40 und 41 sind 2 Dokumente eingeklebt:

1. Der Aufsatz von D. Wiemann aus Meisenheim „Murmeltierfunde bei Odenbach am Glan. Mit zwei Abbildungen.“

2. Die beiden Abbildungen 21 und 22 „Der Bobak von Odenbach, Mai 1928“.- „Marmo- ta bobak“ bezeichnet das Steppenmurmeltier.] 42 (14) b. Feldpflanzen: Korn, Weizen, Gerste, Hafer, Kart[offeln], Runkel-, Weißrübe, Wicke, Klee (Steinkl[ee], Esparsette, Luzerne)[,] Weinstock, Erdäpfel, Mais, Hederich, Löwenzahn, Ka- mille, Kornblume, Klatschmohn, Distel, Feldsalat, Quecke, Schachtelhalm, Wegerich, Bren- nessel, Taubnessel, Hahnerdarm [sic!/Hühnerdarm], Schöllkraut, Nachtschatten, Skabiose, Labkraut, Glockenblume, Winde, Bromb[eere], Weiß-[,] Schwarzdorn, Hollunder [sic!], Klet- ten, Huflattich, Pfennigkraut, Hirtentäschel, Hungerblümchen. c. Wasserpflanzen: Wiesenklee, Gänseblümchen, Herbstzeitlose, Schafgarbe, Wucher-, Flo- ckenblume, Lolch, Trespe, Fuchsschwanz, Kamm-, Zitter-, Knäul-, Rispengras, Frauenman- tel, Hundspetersilie, Schierling, Kümmel, Fenchel, Sauerampfer, Nelke, Günsel, Gundelrebe, Hahnenfuß, Weide, Pappel, Erle, Champignon, Bovist. d. Waldpfl[anzen]: Tanne, Kiefer, Fichte, Lärche, Eiche, Buche, Akazien, Birke, Haselnuß, Kastanie, Moos, Farne, Stein-, Knollen-[,] Satanspilz, Fliegenschwamm, Flechten, Schachtel- halm, Windröschen o[der] Anemone, Heidelbeere, -kraut [Heide-!], Maiblume, Besenginster. e. Felsenpfl[anzen]: Efeu, Mauerpfeffer. f. Wasserpfl[anzen]: Schilf, Schwertlilie, Rohr, Wasserschierl[ing], Hahnenfuß. g. Sumpfpfl[anzen]: Dotterblume, Sinse [sic!/Simse oder Binse?], Schachtelhalm, Spierstau- de, Segge.

4. Tiere der Heimat. a. Säugetiere: Pferd, Kuh, Ziege, Hund, Katze, Schwein, Hase, Reh, Fuchs, Dachs, Eichhörn- chen, Fledermaus, Maulwurf, Maus[,] Ratte, Hamster, Igel. b. Vögel: Gans, Ente, Huhn, Kanarienv[ogel], Taube, Lerche, Rabe, Feldhuhn, Elster, Eichel- häher, Sperber, Schwalbe, Wachtel, Eule, Fasan, Sperling, Rotschwänzchen, Goldammer, Meise, Buchfink, Distelf[ink], Amsel, Nachtigall, Bachstelze, Zaunkönig, Specht, Kuckuck, Star, Eisvogel. c. Reptilien u[nd] Lurche: Eidechse, Blindschleiche, Frosch, Kröte, Salamander, Molch, Mar- der [!]. d. Fische: Karpfen, Hecht, Aal, Forelle, Rotauge, Stichling. e. Insekten: Kohl-, Baumweißl[ing], Zitronenfalter, Schwalbenschwanz, Pfauenauge, Fuchs, Bläuling, Eule, Mai-, Juni-, Rosen-, Hirsch-, Öl-, Toten-, Marien-, Goldlauf-, Bock-, Schnell- käfer, Gelbrand, Biene, Erdflöhe, Hummel, Hornisse, , Ameise, Apfelblütenstecher, Blatt-[,] Blut-[,] Schildlaus, Heuschrecke, Fliege, Wanze, Ohrwurm, Spinne, f. Weichtiere: Schnecken, Würmer, Blutegel.

------[Erklärung verschiedener Pflanzennamen (nach: de.wikipedia.org/wiki/...[Pflanzenname]):

Die Esparsetten (Onobrychis) sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboi- deae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), also Verwandte der Erbse.

Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum), auch Hederich oder Wilder Rettich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Trotz seines Namens bildet er keine verdickte Wurzel und ist kein Vorfahre des Garten-Rettichs, sondern lediglich mit ihm verwandt.

Die Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), auch Vogel-Sternmiere oder Hühnerdarm genannt, ist eine Pflanzenart der Familie der Nelkengewächse.

Die Skabiosen (Scabiosa) bilden eine Pflanzengattung aus der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) mit etwa 100 Arten in Europa, Asien und Ostafrika.

42 (14) – Seite 2:

Das Echte Labkraut (Galium verum), auch Gelbes Waldstroh, Liebfrauenbettstroh, Liebkraut, Gliedkraut, Gelb- Labkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie ist in Eurasien ver- breitet.

Das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), auch Münzkraut oder Pfennig-Gilbweiderich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gilbweiderich (Lysimachia) in der Unterfamilie der Myrsinengewächse (Myrsinoi- deae) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Hirtentäschel (Capsella), auch Hirtentäschelkraut genannt, bildet eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Das Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna agg.) ist ein in Mitteleuropa meistverbreitet vorkommender Angehöriger der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Es blüht vorwiegend von März bis Mai.

Weidefutterkräuter: Wucher-, Flockenblume, Wegerich, Löwenzahn, Herbstzeitlose, Kümmel. Die Wucherblumen (Tanacetum, Synonyme: Balsamita Mill., Gymnocline Cass., Pyrethrum Medik., Pyrethrum Zinn, Spathipappus Tzvelev) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Flockenblumen (Centaurea) bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der botanische Name geht auf den Zentauren (Centaurea) Chiron zurück, der mit der Kornblume (Centaurea cyanus) eine Wunde am Fuße des Helden Achilles geheilt haben soll.

Lolch oder Weidelgras (Lolium) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Gattung ist weltweit verbreitet.

Die Trespen (Bromus) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie sind weltweit verbreitet.

Günsel (Ajuga) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie gehört zur Unterfa- milie der Ajugoideae.

Der Gundermann (Glechoma hederacea), auch Gundelrebe genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie ist in Europa weit verbreitet und sehr häufig. Der Gundermann wächst vor allem in frischen, nährstoffreichen Säumen, Wäldern und Wiesen. Er bildet lange, niedrige Ausläufer, von denen auf- rechte Blütensprosse aufsteigen. Die Blüten werden meist durch Hummeln bestäubt. Aufgrund der ätherischen Öle und der Bitterstoffe wurde der Gundermann früher als Gewürzpflanze verwendet, sie bedingen aber auch die Giftigkeit für viele Säugetiere, besonders Pferde.

Seggen (Carex) sind eine Gattung aus der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae) mit bis zu etwa 2000 Arten, die meist in den kalten und klimatisch gemäßigten Zonen vorkommen. 43 (ohne)

5. Physikalische Erscheinungen der Heimat a. Schwerkraft: Wasserrad, Ruder, Schlagbaum, Einsinken im Boden: Acker- u[nd] Straßen- walze, Menschen u[nd] Tiere, fallende Körper: Früchte, Blätter, Regen (Dachtraufe), Schnee, Federn.

Schaukel, Pendel der Turmuhr, beladene Wagen, Spurweite, Gefälle der Straßen u[nd] Bäche, Weiher.

Feuchte Mauern, Wasserleitung, Kahn, Feuerspritze, Blasbalg des Schmiedes. b. Wärme: Sonne, Sommer- u[nd] Winterseite.

Ablöschen des Kalkes, eingewickelte Pumpenstöcke, Einschlagen der Rosen, Rohr u[nd] Schilf vor den Stalltüren, Kartoffel- u[nd] Rübengruben, Eisenbahnschienen, Telegraphen- drähte, das Legen des Reifes um das Rad (beim Schmied), Stahl u[nd] Feuerstein. c. Schall:

Rauschen des Waldes, Plätschern, Rieseln des Baches, Turmuhr, Telegraphendrähte, -stangen, Dampf u[nd] Pfiff der Lokomotive, Echo vom Turnplatz aus. d. Licht: Sonne, Wasser. e. Elektrizität: Blitzableiter, Telegraph, Telephon, Elektrizitätswerk (Meisenheim)

Läutewerk bei der Bahn. 44 (ohne)

III. Geschichte.

1. Erinnerungen an die älteste Zeit.

A. Urzeit. Vielleicht „Hinkelstein“ (keltisch), Glan – Nahe (kelt.) Heidenburg (kelt.), Lautertal.

B. Römerzeit. Die Römerstraßen auf den Höhen um Od[enbach]. Diese waren ursprünglich sehr breite Militär- u[nd] Handelsstr[aßen]. Sie behaupteten auch im Mittelalter bis in die neuere Zeit ihre Wichtigkeit nicht nur für den Handelsverkehr, sondern auch für die Abzwei- gung des [der?] landesherrlichen Territorien u[nd der] Ortsgemark. Es läßt sich also nicht verkennen, daß Od[enbach] im Altertum einen Kreuzungspunkt wichtiger Straßenzüge bilde- te. Angesichts seiner geographischen Lage an der Einmündung des Odenbachtals in das Glan- tal wird man es auch begreiflich finden, wenn die Römer Od[enbach] eine gewisse strategi- sche Bedeutung beigelegt haben. Die Annahme einer röm[ischen] Niederlassung u[nd] militär[ischen] Befestigung daselbst zur Deckung des Talübergangs erscheint aber deshalb auch nicht gewagt, zumal wenn man erwägt, daß sowohl in Od[enbach] selbst auch auf den nahen Bergrücken u[nd] an den Talwänden bei ihrer Kultivierung allenthalben schon röm[ische] Altertümer vorgefunden wurden, bes[onders] aber seit Ende des 18. Jahrh[un- derts], z. B. noch ganz gut erhaltene röm[ische] Bäder o[der] erkennbare Trümmer derselben, auch religiöse Kunstporträte; zu dem kamen viele in sehr alten Häuserfundamenten angetrof- fene bronzene röm[ische] Münzen v[on] Tetricus, einer der 30 Imperatoren (2. Hälfte des 3. Jahrh[underts,] zum Vorschein.- Unweit der Heerstr[aße] v[on] Grumbach nach Msh. [Mei- senheim] fand man eine Minerva aus Bronze u[nd] 1830 fand eine Bauersfrau auf der Hub bei Od[enbach] einen 21,5 cm hohen Merkur, eine wohlerhaltene Bronzefigur – beide eine Zierde des Hist[orischen] Museums in Speyer (Bild davon in Pfalz unter d. R. v. Dr. Sprater, II. Teil S. 76). [Sprater, Friedrich: Die Pfalz unter den Römern. Teil 2. Speyer 1930.] Der Merkur stammt sicher aus einem Heiligtum der Fundgegend. Er ist dargestellt als Gott der Kaufleute, ja des Reichtums. Als Knabe steht er vor uns, ganz unbekleidet; in der Hand hat er einen ziemlich großen u[nd] gefüllten Beutel, die Crumena. Auf dem Kopfe sitzt eine fast ange- drückte Flügelkappe. Das fein ziselierte Haar ist mit einem Bande zus-[ammen]gefaßt.- 1835 ergaben sich beim Roden eines Weinbergs auf Horn Plan No 1596 u[nd] 1599 von Leppla nicht weniger als 150 vorrömische, gall[ische] o[der] keltische Goldmünzen, ein ebenso rei- cher als seltener Schatz. (viele sind in Kreuznach.[)]

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 8 (8)-12 (12) im Kapitel Ortsgeschichte des Pfarrortes Odenbach, b. Seine Entstehung.] 45 (ohne)

x Bei allen Goldmünzen ist, wie Engelmann – Kreuzn[ach] richtig beobachtet hat, der Schrötling zu klein gewesen, so daß jedes Exem- plar nur einen Teil des Prägestempels wiedergibt. Ein Exemplar des Kreuzn[acher] Museums (Abb. 5,1) zeigt dies deutlich. Engelmann hat in dankenswerter Weise aus den ihm vorliegenden Stücken den Originalstempel rekonstruiert (Abb. 6.) Die Vorderseite (auf unserer Abb. wiedergegeben) gibt ein auf den 1. Blick unerklärliche unsymmetrische Anordnung von Kreisen, Halb- bogen, Sternen, Zickzacklinien u[nd] dergl[eichen].

Eine Deutung ist aus dem Stück allein nicht möglich. Man muß den Vorstufen dieses Münz- bildes nachgehen, die nach dem Osten führen. Auf dem Wege der Donau entlang sind von Makedonien gewisse Münztypen nach Mitteleuropa gewandert, haben durch wiederholtes Nachahmen ihr ursprüngliches Aussehen verloren. Wer würde, ohne Kenntnis der Zwischen- stadien, in dem genannten Bild einen im Profil dargestellten menschl[ichen] Kopf erkennen? Etwas besser steht es mit der Rückseite (auf unserer Abb.) Ein nach links gerichtetes Pferd ist deutlich erkennbar. Von dem Reiter ist allerdings nur ein herzförmiges Gebilde über dem Rü- cken des Pferdes übrig geblieben. Die ehemalige Inschrift ist zu einer dünnen bogenförmigen Linie geworden, auf der das Pferd zu stehen scheint. (Pfälz[isches] Mus[eum] H[eft] 8/10 1932 S. 293.)

Weitere Goldmünzen wurden beim alten Friedhof in Meisenheim (1) im Museum in Worms u[nd] bei Sien (1) gefunden. (Museum Kreuznach.) Fast an allen Fundstellen sind heute über der Erde keinerlei Spuren mehr erkennbar. Nur die Hügelgräber sind in den meisten Fällen noch erhalten, wenn auch im Laufe der Jahrhunderte stark verschleift oder durch die Ausgra- bung bezw. Ausbeutung stark entstellt. Lange Zeit war im Hellerwald bei Odenbach das „Heidenkirchhof“ genannte Grab unversehrt geblieben.

Bei der Herstellung des Sportplatzes im Hellerwald wurden 1934 Grabgefunde gemacht. Es wurden im ganzen 33 Urnen, 2 Fibeln, 1 Sicherheitsnadel u[nd] ein Spinnnaken [*] gefunden. Von den Urnen wurden 13 zusammengesetzt u[nd] und befinden sich im Museum in Speier. Auch sind die 2 Fibel[n] u[nd] die Sicherheitsnadel dort zu sehen. Die Funde gehören der Übergangszeit der vorrömischen zur römischen Zeit, etwa dem Anfang des 1. Jahrhunderts nach Chr. an. Die hier Begrabenen gehörten der einheimischen Bevölkerung an und waren wohl Germanen vom Stamme der Treverer.

------* [So ist das Wort mit 3 n in der Mitte geschrieben; vermutlich handelt es sich um einen Schreibfehler für „Spin- nhaken“. Ein Spinnhaken ist in der Landwirtschaft ein hölzernes Werkzeug mit Haken zum Seilespinnen oder in der Hauswirtschaft ein Drahthaken, mit dem man beim Spinnen den abgerissenen Faden wieder durch die Spule zieht. Ein Wort „Naken“ ist nicht nachweisbar.]

45 (ohne) – Seite 2:

46 (ohne)

Im Jahre 1924 wurden neben der Wirtschaft Körper Jb. [Jakob] in Oden[bach] Gräber gefun- den, die 2 graue Kugelurnen mit Deckelrille u[nd] einen Schwarzfirnisbecher mit weiß auf- gemalter Inschrift enthielten. ______

Außer vielen andern Funden, die leider nun in unbekannten Händen sind, befinden sich im Besitze des H[errn Jakob] Hofmann hier Münzen von Constantinus Maximus, der um 320 n. Chr.[,] u[nd von] Maximilianus [gemeint: Maximinianus!], der um 250-302 n. Chr. herum lebte. Er war ein tüchtiger Feldherr, der den Aufstand der Baugauden (Bauern) [so für: Ba- gauden] in Gallien unterdrückte u[nd] an der Rheingrenze die Einfälle der Feinde abwehrte. Unter Constantinus kam die 22. Legion aus Jerusalem zurück u[nd] hatte als Gefolgschaft einen Troß Juden mitgebracht. 321 verordnete Constantin d[er] Gr[oße], daß die Juden zur Curie berufen wurden. Zweifellos wohnten die Juden in jener Zeit in viel größerer Zahl als heute in Odenbach.

H[err] Hofmann besitzt noch ein Steinbeil, dessen Stiel nicht mehr dran ist; es stammt von seinem Acker auf Spitzenwasen.

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 8 (8)-12 (12) im Kapitel Ortsgeschichte des Pfarrortes Odenbach, b. Seine Entstehung.] 47 (31)

In einem Buche von Dr. Ph. C. Heintz (Zweibr. 1835) [*]heißt es wörtlich bez[üglich] Oden- bach: Bei Odenbach wurde ein Denkstein auf die verstorbene Gemahlin eines der sog[enann- ten] 30 Tyrannen entdeckt, der sich jetzt in Speyer befinden soll. Mehrere andere ausgehauene Steine sind in die dortige Kirchenmauer eingesetzt worden. Die Statthalter römischer Provin- zen, die sich unter Kaiser Gallianus [Gallienus] um 260 n. Chr. als Gegenkaiser erhoben, nannte man die 30 Tyrannen; es waren in Wirklichkeit nur 18 gewesen. In Breitenheim u[nd] Schweinschied hat man auch römische Denkmäler gefunden. 1 km von Schweinschied süd- östlich ist in einem Nebentälchen im Gebüsch versteckt ein Römerdenkmal. In einem 3 m hohen Sandsteinfelsen sind Figuren eingemeiselt, die schwer zu erkennen sind. Es stellt an der Vorderseite einen röm[ischen] Reiter da[r], unter dessen Pferd ein Feind niedergeworfen liegt. Der Römer tötet einen Germanen. Auf der rechten Seite ist eine Frauenfigur. Das Denkmal ist wohl von einem hier begüterten Veteranen gesetzt worden. Ein Viergötteraltar, der 1000 Schritte südlich davon in einer sanften Talmulde gefunden wurde, deutet vielleicht die Bau- stelle einer Villa an.

C. Alemannen u[nd] Franken. Orte, deren Namen auf „weiler“ endigen, sind alemannischen u[nd] die, welche auf „heim“ endigen, fränkischen Ursprungs. z. B. Ginsweiler – Meisen- heim. Zu Anfang des 6. Jahrhunderts brachten die Glaubenboten Disibodus u[nd] Remigius das Evangelium in unsere Gegend. Medard ist nach dem hl. St. Mardus benannt. Nach der Teilung des Frankenreichs kam unsere Gegend zu Ostfranken.

D. Mittlere u[nd] neuere Zeit. Die Grafen v[on] Veldenz hatten früher unsere Gegend in Besitz. Schloß V[eldenz] in Laut[erecken], später die Herzöge von Pfalz-Zweibr[ücken]. Grabdenkmal in der Schloßkir- che zu Msh. [Meisenheim], erbaut 1479 von Ludw[ig] d[em] Schwarzen im got[ischen] Stile. Grenzsteine mit noch leserlichem Homburg erinnern an den Wiener Kongreß 1815. Hier wur- de bestimmt, daß der Landgraf v[on] Hessen-Homburg als Ehrenlohn für die Tapferkeit u[nd] den Heldenmut seiner 6 Söhne ein Stück Land auf dem linken Rheinufer erhält. (Kreis Mei- senheim bis 1866.

1870 starben beim Durchmarsch 2 Soldaten, die auf unserm Friedhof beerdigt sind. Gelegent- lich einer Sedanfeier 1. Sept. 1895 setzte man denselben eine Ehrentafel aufs Grab. H[err] Pfarrer Zinn hielt eine ergreifende Gedächtnisrede; der Gesangv[erein] trug einen passenden Chor vor.

[Ähnliche Texte stehen auf den Seiten 8 (8)-12 (12) im Kapitel Ortsgeschichte des Pfarrortes Odenbach, b. Seine Entstehung.]

------* [Vermutlich handelt es sich um das folgende Werk von Philipp Casimir Heintz (Philipp Kasimir von Heintz): Beiträge zur Geschichte des Bayerischen Rheinkreises nebst urkundlichen Nachrichten von einigen Pfalzgrafen der Birkenfeld-Bischweiler Linie. Zweibrücken 1835.] 48 (32)

Die Freiherrn von Fürstenwärther,

Burgsassen zu Odenbach.

[Die 2. Zeile der Überschrift wird flankiert von einer Ergänzung in Bleistiftschrift:] [links:] Kürzung n[ach] Dr. Keiper [rechts:] Reg.-Dir. i. Sp. [Regierungsdirektor in Speyer]

(In den Beilagen zum Protokoll der Reichsdeputation zu Regensburg heißt es 1803: Die Burg Odenbach a[m] Gl[an] wird von den Herren (nicht Freiherrn) v[on] Fürstenwärther übernom- men.)

Einführung: Der Werdegang der Freiherrn v[on] Fürstenw[ärther], Burgs[assen] zu Od[en- bach,] hängt eng zusammen mit der Geschichte des Fürstentums Pfalz Zweibrücken u[nd] der alten Grafschaft Veldenz. Auch das Städtchen Meisenheim spielt in dieser unserer engeren vaterländischen Geschichte eine wichtige Rolle, stand doch in ihm, der zweiten Haupt- u[nd] Residenzstadt des Wittelsbacher Fürstentums Pfalz Zweibrücken, die Wiege unserer Fürstenwärther. Die stolze, in gotischem Stiele [sic!] erbaute Schloßkirche mit ihrem herrlichen Turm erinnert noch heute an die einstige geschichtliche Bedeutung der Stadt, war sie doch Jahrhunderte hindurch die Begräbnisstätte der pfälzig-zweibrückischen (sic!) Wit- telsbacher. Über 40 Glieder dieses herzogl[ichen] Hauses liegen hier begraben. Als der letzte regierende Herzog, der hier seine Ruhestätte fand, ist Herzog Friedr[ich] Ludw[ig] v[on] Zweibr[ücken] zu nennen, der als Begründer der Fürstenwärtherschen Linie unsere besondere Aufmerksamkeit verdient.

Geschichte der Entstehung: Der Seitenlinie Zweibr[ücken]-Landsberg angehörend, führte er den Titel eines Pfalzgr[afen] v[on] Landsb[erg] u[nd] wohnte auf seinem Stammsitz[,] der Moschellandsburg bei Obermoschel. Er war vermählt mit Juliane Magdalene, einer Tochter des Zweibrücker Herzogs Johann I. Als dessen Sohn, also der Bruder von Juliane, der Herzog Friedr[ich] v[on] Zweibr[ücken,] ohne Erben 1661 starb, fiel unserem Friedrich Ludwig das Fürstentum Pfalz-Zweibr[ücken] als Erbe zu. Er nahm nun als Herzog Aufenthalt in der Lan- deshauptstadt Zweibrücken. Er war ein tüchtiger Fürst, der mit gediegenen Kenntnissen u[nd] auch mit nötigen Mitteln den redlichen Eifer verband, für das Wohl seines Volkes u[nd] Lan- des zu wirken,

Nur die ungünstigen kriegerischen Zeiten verhinderten ihn an der vollen Entfaltung seiner Herrschertugenden. Durch (S. 49: Ordnung u. Sparsamkeit in der Verwaltung suchte er nach Kräften die ... wirtschaftlichen u. geistigen Verhältnisse zu verbessern.) 49 (33)

Ordnung u[nd] Sparsamkeit in der Verwaltung suchte er nach Kräften die infolge des unheilvollen 30j[ährigen] Krieges noch sehr im Argen liegenden wirtschaftlichen u[nd] geistigen Verhältnisse zu verbessern. Besonders lag ihm das Volksschulwesen sehr am Herzen. Er führte den Schulzwang ein und erließ 1669 eine Schulordnung, die in den Schulen des Fürstentums in Acht genommen werden soll. Die Gymnasien in Zweibr[ücken], Kusel u[nd] Meisenheim blühten unter ihm wieder auf.

Mitten in seinem Wirken mußte der Herzog im J[ahre] 1674 seine Hauptstadt Zweibr[ücken] vor den Franzosen räumen u[nd] sich nach Meisenheim, seine 2. Residenzstadt, in Sicherheit bringen. 1677 wurde Zweibr[ücken] zerstört u[nd] 1680 der Herzog Friedr[ich] Ludwig durch Ludwig XIV seines Landes für verlustig erklärt. Von Gram u[nd] Kummer gebeugt, starb er 1681 auf seinem Schloß Landsberg. Soweit seine politische Laufbahn.

Auch in seinem Familienleben konnte Herzog Friedr[ich] Ludwig wenig Freuden genießen. Wohl schenkte ihm seine 1. Gemahlin 13 Kinder; allein die meisten starben frühe oder in noch jungendlichem Alter. Auch seine Gemahlin starb schon 1672 zu Meisenheim. Damals lebte noch der Erbprinz Wilhelm Ludwig, der sich in gleichem Jahre mit seiner Base Char- l[otte] Friederike, der jüngsten Tochter seines Onkels Herzog Friedr[ich] v[on] Zweibr[ü- cken,] vermählte, der 1661 starb. Diese Ehe dauerte aber nur 3 Jahre; denn Wilhelm Ludwig starb 1675. Seine kinderlose Witwe ist die berühmte nachmalige schwedische Stadthalterin v[on] Zweibr[ücken] 1692-1697, die dann später auf ihrem stillen Witwensitz zu Dörrmoschel bis zu ihrem Tode 1712 wohnte.

An dem Hochzeitstage des erwähnten Erbprinzen ging es in Meisenheim hoch her; denn nicht nur der zukünftige[,] sondern auch der gegenwärtige Herzog hielt Hochzeit, es war also eine Doppelhochzeit: Der 53jährige Herzog Friedr[ich] Ludwig vermählte sich 1672 mit der früheren Zofe o[der] Kammerfrau seiner verstorbenen fürstlichen Ge- (S. 50: mahlin.) 50 (34)

(Ge-)mahlin. Er tat also einen für die damalige Zeit gewiß ganz ungewöhnlichen Schritt. Die zweite Gemahlin war eine Meisenheimer Bürgers- (Webers)tochter, die schöne Anna Maria Elisabetha Hepp. Der Hauptgrund zu dieser morganatischen Ehe dürfte wohl der Wunsch des alternden Herzogs nach eigener guter Versorgung gewesen sein. Mit dieser Heirat machte er keinen Fehlgriff. Die Hepp stand ihrem fürstlichen Gemahl in Liebe u[nd] Treue zur Seite u[nd] schenkte ihm noch 5 Kinder. Nach seiner Flucht aus Zweibr[ücken] 1674 zog sie mit ihm auf die Moschellandsburg, wo sie ihn bis zu seinem Tode 1681 sorgsam pflegte. Sie über- lebte ihn um fast 40 Jahre u[nd] starb 1721 zu Meisenheim. Nach einer Verfügung des Her- zogs sollte seine 2. Frau in der Nähe der Fürstengruft bestattet werden. Daher wurde ihr Sarg im Boden des Chors an der Quermauer zwischen Chor u[nd] Schiff der Schloßkirche zu Mei- s[enheim] beigesetzt. Bei Anlage der Kirchenheizung 1892 fand man auch an dieser Stelle die Überreste einer weiblichen Leiche.

Der fürstliche Vater sorgte aber auch für seine unebenbürtige Nachkommenschaft. Er verlieh ihnen das Odenbacher Burglehen mit allen Zehnten u[nd] Grundrechten. Zu Od[enbach] be- fand sich damals eine stattliche Tiefburg, von der noch ein Turmrest steht. Burg u[nd] Ort zählten zur alten Grafschaft Veldenz seit 1323 u[nd] gelangten 1444 zu Pfalz-Zweibr[ücken]; vorübergehend herrschten die Hubenrisser. Nach dem Aussterben derselben v[on] Od[enbach] mit Johann, Rat des Herzogs Ludwig I[.,] fiel Odenbach 1477 an Zweibr[ücken] zurück. Her- zog Alexander v[on] Zw[eibrücken] verlieh 1482 dem Friedr[ich] Blick zu Lichtenberg Anteil an dem Burglehen zu Odenbach. Gegen Ende des 17. Jahrh[underts] überließ Herzog Fried- r[ich] Ludw[ig] v[on] Zweibr[ücken] Burg u[nd] Dorf Od[enbach] den Kindern aus 2. Ehe mit der Bestimmung, daß Od[enbach] ihr Stammsitz werde u[nd] daß sie den adeligen Namen „v[on] Fürstenwärther“ führen sollten, zum Andenken an ihre Mutter geb. Hepp, weil diese ihn, den Fürsten, so getreulich wartete.- Nach dem Wappenbild, das er für die Fürstenwärther bestimmte, kann man den Namen auch noch anders deuten. Es zeigt einen Turm, aus dem oben eine Frau mit einer Blume in der Hand schaut u[nd] anscheinend auf den Fürsten wartet. Darüber steht die (S. 51: Umschrift „Gott ist meine feste Burg.“) 51 (35)

Umschrift „Gott ist meine feste Burg.“

a. Die Pfälzischen Fürstenwärther.

Aus der Ehe des Herzogs Friedr[ich] Ludw[ig] v[on] Zweibr[ücken] mit A[nna] M[aria] El[isabetha] Hepp gingen 5 Kinder hervor, die den Namen „von Fürstenwärther, Burgsassen zu Od[enbach]“ zu führen hatten. Seit 1711 waren sie als solche anerkannt. Kurfürst Joh[ann] Wilhelm – der spätere Reichsvikar – bestätigte diesen Burgs[assen] v[on] Od[enbach] Namen u[nd] Stand.

Als Fortpflanzer dieses jungen Adelsgeschlechtes kommt nur Karl Emil v[on] Fürstenwärther in Frage, der 1711 von Kurfürst Joh[ann] Wilh[elm] v[on] d[er] Pfalz in seiner Eigenschaft als Reichsverweser den Freiherrntitel bekam. Sonach waren nun die Fürstenwärther als adeliges Geschlecht anerkannt. Karl Emil war zuerst General-Adjutant bei dem kais[erlichen] General- Feldzeugmeister Grafen v[on] Fries, demselben, der nach tapferer Gegenwehr 1703 Stadt u[nd] Festung Landau den Franzosen übergeben mußte. Später war er Haus- u[nd] Hofmeister zu Dörrmoschel bei der bereits genannten Pfalzgräfin Witwe Charl[otte] Friederike, der frühe- ren schwed[ischen] Stadthalterin von Zweibr[ücken]. Karl Emil war zweimal verheiratet. Sei- ne 1. Ehe mit einer Juliane v[on] Kallenfels war nur kurz; denn die junge Frau starb bei der Geburt ihres 3. Kindes. In 2. Ehe war er mit Elis[sabeth] v[on] Stein Kallenfels vermählt. Aus dieser Ehe gingen 15 Kinder hervor. Dadurch sicherte er das Gedeihen seines neuen Adelsge- schlechtes. Es war aber keine leichte Aufgabe, diese 18 Sprößlinge aus 2 Ehen standesgemäß zu erziehen u[nd] soweit nötig auch zu versorgen. Oft kam er in Geldverlegenheit. 1734 bat er sogar den Herzog v[on] Zw[eibrücken] um Fortgewähr der [R?]atgelder seiner bereits 1721 verstorbenen Mutter Hepp. Er starb 1785 im hohen Alter von 83 ½ J[ahren].

Von den Kindern aus 1. Ehe pflanzte Christian Leopold Walrad das Geschlecht der Fürsten- w[ärther] fort. Es ist dieses die 1. Reihe der pfälz[ischen] Fürstenw[ärther]. Von seinen 5 Kindern ist nur Friedr[ich] Karl Christian Ludwig zu nennen, der als Regierungsrat u[nd] einflußreicher Günstling am Hofe des Zweibr[ücker] Herzogs Karl II August eine hervorra- gende Rolle spielte. Nach Ausbruch der frz. [französischen] Revol[ution], welche dem Her- zog den Verlust seines Landes u[nd] die Vernichtung seines Schlosses Karlsberg brachte, be- hielt der Fürstenw[ärther] noch (S. 52: einen gewissen Einfluß.) 52 (36) einen gewissen Einfluß. Er war sogar von 1797-1798 Regierungspräsident. Von da ab kam Zweibrücken unter die Verwaltung zu Mainz, der Hauptstadt des Donnersbergkreises.

Von dem weiteren Schicksal dieser 1. Reihe konnte nichts mehr in Erfahrung gebracht werden. Nach dem Meisenheimer Fürstenwärtherschen Stammbaum v[on] 1787 war keine der am Leben gebliebenen Töchter von Karl Emil aus seiner 2. Ehe an den Mann gekommen. Wahrscheinlich fehlte ihnen die entsprechende Mitgift. Da aber seine 3 Söhne das Fürsten- w[ärthersche] Geschlecht fortpflanzten, so haben wir im ganzen 4 Reihen der pfälz[ischen] F[ürsten]w[ärther]. Von den beiden jüngsten Reihen aber zweigte ja eine neue Linie außer- halb der Pfalz ab.

Die 2. Reihe der pfälz[ischen] Fürstenwärther eröffnet Wilhelm Karl Casimir, welcher als österr[eichischer] Major in Meisenheim starb. Sein ältester Sohn Friedr[ich] Christian Karl besuchte das Gymnasium in Zweibr[ücken] u[nd] machte hier wegen seines guten Benehmens u[nd] seiner befriedigenden Schulleistun- gen einen guten Eindruck. Später besuchte er die Universität Marburg. Er dürfte dann Ober- amtsakzessist in Meisenheim gewesen sein; denn der kurpfälzische Hofkalender von 1800 führte einen Fürstenw[ärther], jedoch ohne Vornamen auf. Aus seiner Jugendzeit weiß Keiper folgendes zu erzählen. S. 66. [*]

Während seiner kurzen Zweibr[ücker] Gymnasialzeit hat sich Friedr[ich] Christ[ian] Karl unbewußt ein bleibendes Denkmal gesetzt u[nd] zwar durch einen als Hausaufgabe über die Weihnachtsferien 1785/86 verfaßten Aufsatz „Gedächtnis der Maximilian u[nd] Wilhelminen geheiligten Abende 1786.“

Der Zweibr[ücker] Pfalzgraf Max Joseph hatte sich nämlich mit der hessischen Prinzessin Wilhelmine vermählt. Sein älterer Bruder, der regierende Herzog K[arl] August[,] hielt zu Ehren des Paares 1785 Festlichkeiten zu Zweibr[ücken] u[nd] auf dem Schloß Karlsberg. Den Abschluß bildete ein gr[oßes] Feuerwerk auf demselben. Dabei verunglückten 12 Leute, wo- von 9 starben, am 20/XII 1785. Der junge Friedr[ich] Christ[ian] K[arl] beschrieb nun die Festlichkeit und ihr jähes Ende.

------* [Keiper, Johann: Die Freiherrn von Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach. In: Mitteilungen des Histori- schen Vereins der Pfalz, Bd. 36 (1916), S. 49-88.] 53 (37)

Über die späteren Schicksale des Fürstenw[ärthers] konnte[n] bis jetzt keine Mitteilungen gemacht werden. Eine Schwester von ihm[,] Wilhelmine[,] starb 84 J[ahre] alt 1854 zu Meisenheim, wahrscheinlich als letzte der pfälz[ischen] Fürstenw[ärther]. Sie liegt auf dem alten Friedhof dortselbst begraben. Ihr Grabstein trägt die Inschrift „Die letzte ihres Stammes, die diese Stadt bewohnte, deren Zierde die Familie durch viele Jahre war.“

Die 3. Reihe der pfälz[ischen] Fürstenwärther. begründete Karl Emils 7. Sohn Ernst Ferdin[and] Ludw[ig] v[on] F[ürstenwärther], Kapitän im kgl. [königlich] frz. [französischen] Regiment Royal Deux ponts. Er starb 1821 mit 83 Jahren. Seine 2. Frau schenkte ihm 2 Knaben, Zwillinge. Davon ist der eine[,] Friedr[ich] Karl Ludw[ig,] der Stifter der östr[eichischen] Linie; der andere Sohn war später Platzmajor in München, Wilhelm Heinrich, von dem erzählt wird, daß ihn König Max Joseph v[on] Bayern im Herbste 1813 mit dem mündl[ichen] Auftrag zu Kaiser geschickt habe, um ihm die Gründe seines Politikwechsels darzulegen. Er starb unvermählt.

Die 4. Reihe der pfälz[ischen] Fürstenwärther.

Als einziger Vertreter ist der 9. Sohn von Karl Emil[,] Karl Leopold v[on] F[ürstenwärther,] zu nennen. Er war Oberst im Regiment Royal Guede u[nd] mit einer geb. Kalkreuth verheira- tet. 1793 wurde er von dem Oheim seiner Frau[,] Karl v[on] Kellenbach[,] in dessen Testa- ment besonders bedacht. Er verzichtete auf den Beinamen „Burgsassen zu Od[enbach]“ u[nd] nannte sich fortan „gen[annt] Kellenbach.“ Noch vor seinem Tode mußte er seine jugendliche Tochter Friederike Luise Christine zu Grabe tragen. Keiper [*] schreibt dazu folgendes. (S. 72)

Sie ist auf dem Friedhofe zu Zweibr[ücken] im älteren Teil in der Nähe des Haupteingangs links an der Mauer begraben. Ihr Grab ist noch gut erhalten. Auf dem in die Mauer eingelas- senen Grabstein ist ein Engel mit Palme, dann Tauben mit Rosen abgebildet; dazu die In- schrift: „Ein Hauch von Gott ward Sie uns einst gegeben, und diesen Hauch zog er geschwind zurück. Sie hat gelebt wie Rosen leben, nur einen schönen Augenblick.“ geb. 4./8 1784, + 12./12 1801.

Sein Sohn Karl Heinrich, gen[annt] Kellenbach wurde der Nestor der bayer[ischen] Fürsten- wärther.

------* [Keiper, Johann: Die Freiherrn von Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach. In: Mitteilungen des Histori- schen Vereines der Pfalz, Bd. 36 (1916), S. 49-88.] 54 (38)

b. Die Bayerischen Fürstenwärther.

Die beiden neuen Linien sind, wie schon erwähnt. Abzweigungen der pfälz[ischen] Haupt- l[inie] d[er] F[ürstenwärther]. Äußerlich unterschieden sie sich dadurch, daß die bayer[ische] Linie den Beinamen „gen[annt] Kellenbach“ führte, während die östr[eichische] Linie den Namenszusatz „Burgsassen v[on] Od[enbach]“ beibehielt. Gemeinsam für beide neuen Linien ist der vorgenommene Glaubenswechsel. Während die pfälz[ischen] F[ürstenwärther] gut protestantisch waren, wurden die bayer[ischen] u[nd] österr[eichischen] F[ürstenwärther] durch ihre Verheiratung mit kath[olischen] Frauen dem kath[olischen] Bekenntnis zugeführt.

Der Stifter der bayer[ischen] L[inie]: der frz. [französische] Oberst Karl Leopold v[on] F[ürstenwärther] gen[annt] Kell[enbach] hatte einen Sohn Karl Heinrich, bayer[ischer] Major. Dieser vermählte sich mit einer niederbayer[ischen] Reichsfreiin Closen, hatte drei Kinder u[nd] starb 1842.

Der älteste Sohn Otto Karl Ludwig war k. k. [kaiserlich-königlicher] Leutnant im 56. Inf[an- terie-]Reg[iment] u[nd] starb schon 1853 zu Kairo. Während seiner Studienzeit 1842-48 war er Mitglied des Korps Palatina u[nd] in den Sturmtagen 1848 sogar Leutnant im studentischen Freikorps. Sein Bruder Emil Leopold starb als kgl. [königlich-]bayer[ischer] Oberförster bei Passau 1787 als Junggeselle. Mit dem Tode der einzigen Schwester Bertha erlosch die kurzle- bige bayer[ische] Linie der Fürstenwärther.

c. Die Österreichischen Fürstenwärther.

Der Nestor der österr[eichischen] Linie war der älteste Zwillingssohn des frz. [französischen] Kapitäns Ferdinand Ludwig; er hieß Friedr[ich] Karl Ludwig v[on] F[ürstenwärther]. Er wur- de am 17. VII 1769 zu Meisenheim [geboren] u[nd] war seit 1799 mit einer österr[eichischen] Freiin Antonia Tapp verheiratet. Er ist wohl die markanteste Persönlichkeit unter den Fürsten- w[ärthern] u[nd] brachte es zum k. k. Kämmerer, Geheimen Rat u[nd] Feldmarschalleutnant. Er nahm an den Kämpfen bei Aspern 1809, Dresden u[nd] Kulm 1812 u[nd] Leipzig 1813 rühmlich teil u[nd] marschierte 1814 mit einer Brigade durch die Schweiz nach Frankreich. Er starb 1856 87jährig in Baden b[ei] Wien. Seine Söhne schlugen alle die militärische Laufbahn in Österr[eich] ein. Ein Sohn Karl Joachim starb a[m] 8. IV 1902 als k. k. Hauptm[ann] a. D. 93 ½ J[ahre] alt zu Innsbruck. Er war der letzte männliche Sproß, nachdem in Bayern ansässig gewesenen Zweige der Familie [nachdem der in Bayern ansässig gewesene Zweig der Fami- lie?] schon im Laufe des vorigen Jahrhunderts ausgestorben ist.

Der Verstorbene war in kinderloser Ehe mit Kreszentia, Gräfin von Lodron-Later[a]no[,] ver- mählt. Von seiner allgem[einen] Belieb[t]heit (S. 55: zeigt die zahlreiche Beteiligung an seinem Leichenbegängnisse, ...) 55 (39) zeigt [zeugt?] die zahlreiche Beteiligung an seinem Leichenbegängnisse, dem auch S[eine] k. u. k. [kaiserliche und königliche] Hoheit Erzherzog Eugen v[on] Österreich, die gesamte Aris- tokratie der Stadt Wien u[nd] ein großer Teil der Bevölkerung folgte.

Heute leben nur noch 3 Enkelinnen, davon Marianne, geb. 1851, als Frau Oberlandesgerichts- rat zu Prien [∞ 1877 Wilhelm von Leon; + 1927], Cleonore, geb. 1888, noch ledig in Wien [Creszentia Eleonore; ∞ 1914 Franz von Riebel; + 1963,] u[nd] Rudolfine, geb. 1859, ledig in Innsbruck [+ 1937].

Hiermit ist das ehemalige Pfälz[isch]-Zweibr[ückische] Adelsgeschlecht der Frei- h[errn] v[on] F[ürstenwärther] im Mannesstamme seit 1905 nach 230j[ährigem] Bestehen erloschen.

Während anfangs die männl[ichen] Vertreter mehr dem Stande der höheren Verwaltungs- beamten angehörten: ich erinnere nochmals an Friedr[ich] v[on] F[ürstenwärther], der als frz. [französischer] Regierungspräsident eine hervorragende Stellung einnahm, widmeten sie sich später mehr der militärischen Laufbahn. Am weitesten hat es der Gründer der österr[eichi- schen] Linie, der Feldmarschalleutnant Friedr[ich] Karl Ludwig v[on] F[ürstenwärther,] ge- bracht.

Als ein Erbstück ihrer Ahnmutter, der 86 J[ahre] als gewordenen Hepp, müssen wir die Lang- lebigkeit einzelner F[ürsten]w[ärther] betrachten. Wir hören von 83, 84, 86, 87 Jahre[n]. Der Letzte des Stammes brachte es sogar auf 93 ½ Jahre.

Oberst Leopold v[on] F[ürstenwärther], geb. 17. J[u]l[i] 1769[,] starb als kgl. bayer. [könig- lich-bayerischer] Kämmerer u[nd] Platzmajor in München, Karlsstr. 247, jetzt 55/I, am 5. Mai 1839 u[nd] seine Gemahlin am 6. I 1841, ohne Abkömmlinge hinterlassen zu haben.

Zum Schlusse möchte ich nochmals auf die Grabinschrift der Wilhelmine v[on] F[ürsten- wärther] in Meisenheim zu sprechen kommen. Was hier von den Pfälz[er] Fürstenw[ärthern] für Meisenheim geschrieben steht: „Die Letzte ihres Stammes, die diese Stadt bewohnte, de- ren Zierde die Familie durch viele Jahre war,“ gilt auch für das ganze Fürstengeschlecht.

Sie haben nicht umsonst gelebt, die F[ürsten]w[ärther]; ihr Namen kann stets mit Eh- ren genannt werden. 56 (40)

Fürstenberger [sic!] Wappen

(Nach dem Gothaischen Taschenbuch 1849.) [*]

In blauem Schilde ein auf grünem Boden stehender, alter, gemauerter, 2 Stock hoher u[nd] doppelt gezinnter Turm mit seinen Schußlöchern u[nd] geschlossenem Tor und zwei an den Seiten stufenweise aufsteigenden Strebepfeilern; oben erscheint – bis in die Hälfte sichtbar – eine nackte Jungfrau mit fliegendem blonden Haar, in der rechten Hand eine rote Nelke an ihrem blätterigen Stiele emporhaltend, mit der linken Hand rückwärts mit dem Finger zei- gend, auf dem Schilde ein offener gekrönter Helm, der die erst beschriebene Jungfrau mit blausilberner Decke trägt.

Biographisches Lexikon v[on] Würzbach 1853. [**]

Ovaler Schild mit schmaler verzierter Goldeinfassung: in demselben in Blau ein goldener schwarz ausgefugter Turm mit 4 Zinnen, geschlossenem runden Tor mit Schloß u[nd] Angeln, 4 schwarzen, zwei u[nd] zwei untereinander stehenden Fenstern, 4 Schießscharten unter den Zinnen und 2 von den Seiten stufenweise aufsteigenden Strebepfeilern.

[Darunter ist die folgende Vermählungsanzeige eingeklebt:]

Carl Reichs-Freiherr von Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach, Seiner k. k. apostoli- schen Majestät wirklicher Kämmerer, Feldmarschall-Lieutenant, Capität-Lieutenant der ersten Arcieren-Leib-Garde, Inhaber des 56sten Linien-Infanterie-Regiments, Großkreuz des päpstli- chen St. Georgs-Ordens, gibt hiermit die geziemende Nachricht von der bevorstehenden Ver- mählung seines Sohnes, Leopold Reichs-Freiherrn von Fürstenwärther, Burgsassen zu Odenbach, k. k. Capitän-Lieutenant im Ingenieur-Corps, mit dem hochgeborenen Fräulein Marie Gräfin von Pergen, Tochter des Hochgeboren Grafen Carl von Pergen, Besitzer der Herrschaft Aspang, und der hochgeborenen Frau Gräfin Josephine von Pergen, gebornen Freiin von Eyb. Gedruckt bei Carl Gerold.

Die priesterliche Einsegnung wird den 22. September 1846 zu Wien vollzogen werden. ------

* [Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1849. Zweiter Jahrgang. Gotha 1849. S. 131f.: „Fürstenwärther. W.: Im blauen Schilde ein auf grünem Boden stehender alter gemauerter, zwei Stock hoher und doppelt gezinnter Thurm mit seinen Schußlöchern und geschlossenem Thor und zwei an den Seiten stufenweise aufsteigenden Strebepfeilern; oben erscheint bis an die Hüfte sichtbar eine nackte Jungfrau mit flie- gendem blonden Haar, in der rechten Hand eine rothe Nelke an ihrem blättrigen Stiele emporhaltend, mit der linken Hand rückwärts mit dem Finger zeigend; auf dem Schilde ein offener gekrönter Helm, der die erst be- schriebene Jungfrau mit blausilberner Decke trägt.“]

** [Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Per- sonen, welche von 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Von Constant v. Wurzbach. Fünfter Theil. (Füger – Gsellhofer.) Wien 1859. S. 24-26: Fürstenwärther, Friedrich Karl (Feldma- schall-Lieutenant, geb. zu Meißenheim in der Pfalz 17. Juli 1769, gest. zu Baden nächst Wien 4. Juni 1856).- S. 25/26: „Wappen. Ovaler Schild mit schmaler verzierter Goldeinfassung, in demselben in Blau ein goldener schwarz ausgefugter Thurm mit 4 Zinnen, geschlossenem runden Thor mit Schloß und Angeln, 4 schwarzen, 2 u. 2 untereinander stehenden Fenstern, 4 Schießscharten unter den Zinnen und 2 an den Seiten stufenweise aufstei- genden Strebepfeilern. Hinter dem Thurme steigt eine goldene nackte vorwärtsschauende Jungfrau mit fliegen- dem Haar und halb ausgespreizten Armen bis zum Unterleib auf, in der Rechten eine blaue, golden besaamte Dreifaltigkeitsblume mit grünem Stengel und zwei grünen Blättern haltend. Auf dem Schilde steht ein Helm, den die aufsteigende Jungfrau ganz wie im Schilde trägt. Devise. Ueber dem Wappen auf silbernem Bande mit schwarzen Buchstaben: „Gott ist meine feste Burg.“] 56 (40) – Seite 2:

[Zwei Beispiele für das Wappen der Freiherrn von Fürstenwärther auf Kellenbach:

(eigentlich linke Hälfte: Fürstenwärther – rechte: Kellenbach)

]

57 (41)

[Auf S. 57 ist ein Brief des Albert Freiherrn von Botzheim eingeklebt; offenbar hatte Herr Dauber („Sehr geehrter Herr Lehrer“) eine Anfrage an ihn wegen der Freiherrn von Fürstenwärther gerichtet. Der handschriftliche Brief besteht aus einem unlinierten DIN-A-4-Blatt, das so gefaltet ist, dass 4 DIN-A-5-Seiten entstanden sind: S. 1 (DIN A 5 hochkant) = S. 1 des Briefes S. 2 (dto.) = S. 2 des Briefes S. 3: leer S. 4 (DIN A 5 quer) = handschriftlicher Auszug aus dem Gotha-Kalender 1913 („Angebogen habe ich...“).]

[S. 1] Metz Montigny d. 27.V.1913 Pionierstrasse 8 bei Herrn Major v. Botzheim

Sehr geehrter Herr Lehrer,

Angebogen habe Ihnen auszugsweise den Artikel für Fürstenwärther heraus- notiert, die aus Meisenheim nach Bayern übersiedelten & 1813 als Freiherrn im[m]a- trikuliert wurden. Die Odenbacher Burgsassen scheinen ein Zweig der Meisenheimer gewesen zu sein, welche Linie schon früher erloschen sein muss, da Odenbach als Erbsitz im Gotha Kalender nicht erwähnt ist. [S. 2] Stets zu Diensten für Lokalgeschichte & Familienforschung bereit, wünsche auch Ihnen besten Erfolg Mit freundlichem Gruß Alb. von Botzheim [Links neben der Unterschrift befindet sich eine Bleistiftnotiz:] v. Botzheim Neuchatel (Schweiz) 57 (41) – Seite 2:

[S. 4] Auszug: v[on] Fürstenwerter [sic!], Gotha-Kalender für Freih[e]rrl[iche] Häuser J[ahr] 1913 Carl Friedr[ich] Ludw[ig] g[e]b. Meisenheim 17.VII.1769, + Baden b[ei] Wien 1856 R-Ks. Geh. Rat & Capit der Leibgarde. ∞ (vermählt) 1799 Antonie Tappy von Tappenbourg n. [nata/née = geb.] 1774, + 1817 St Pölten

┌───────────────┴───────────────┐ I Joachim Carl n. [natus/né = geb.] 1809, + Teplitz 22.V.1870 II Leopold, Ferdinand, Carl, n. St Pölten 9.X.1815 K. Kr Staatsrat. ∞ Graz 1834 mit + In[n]sbruck 16.III.1866 K. K. Oberstlt. a. D. Clementine Herrin & Gräfin zu Schärffenberg ∞ Wien 22.IX.1846 Marie Gräfin v. Pergen n. 1818 + Graz 3.XI.1884 gb. Graz 1826 + Weggis b. Luzern 15.VIII.1891 2 Kinder 4 Kinder

┌────┴────┐ ┌───────────────────┴─────────────────┐ Joh[ann] Nepomuk n. 1835 Clementine Gabriele Marian[n]e Maximilian Rudolphine + 23.IV.1897 New Jersey n. 1827 n. 1848 n. 1851 n. 17.IV.1856 n. 1859 K. Mexic. Hauptman[n] ∞ 1859 Vincenz 1) ∞ 1875 ∞ In[n]sbruck 1877 + Wien 13.III.1895 (lebt In[n]sbruck Y) b. Staab. v. Keil John Montgomery- Dr Wilhelm Ministr-Sekretär ∞ 1888 Marthe K. Oberst Campell Ritter v. Leon ∞ Prag 1884 Bertrand Graz + In[n]sbruck 1878 O-Landger.Pre- An. Maria Freiin + 2.IV.1893 2) [∞] sident. von Cherteck n. 1864 Carl Hoffmann In[n]sbruck lebt in Wien + München 27.III.1895 ┌───┴───┐ Im Man[n]esstam[m] Crescenzia Eleonore erloschen! n. Feldkirch 8.VII.1888

58 (42)

Schule:

[Rechts neben der Überschrift steht – wohl nachgetragen – das folgende Zitat:]

Recht christl[ich] u[nd] löbl[ich] ist, daß man zu keiner Zeit vergißt der l[ieben] guten Vor- fahren, die vor uns in dies[em] Leben waren.“ (Aus der Grabschr[ift] d[es] Ritt[ers] u[nd] Minnes[ängers] Blickher v[on] Steinach in der Kirche zu Schönau bei Heidelberg.[)]

Einleitung: Die Werke v[on] Friedr[ich] Bach [sic!] „Die ev[angelische] Kirche zwischen Rhein, Mosel, Nahe und Glan“[*] gewähren einen interessanten Einblick in die Zeit der Re- formation u[nd] die Trostlosigkeit des damaligen Schulwesens. Die Odenbacher Bewohner waren durch Krieg u[nd] Pest auf 30 Familien herabgesunken, u[nd] mein tr[euer] Freund, J[u]l[ius] Ferd[inand] Brass, Mannheim, Augusta Ring 17, vermutet, daß die sog[enannten] Zigeunergräber am Sportplatz entweder Pestkranke o[der] Kroatenleichen enthalten, die an der furchtbaren Seuche zu Grunde gingen.

Nach Kramer: Bei der 1. Visitation im Oberamte Lichtenberg v[om] J[ahre] 1544 war in Odenbach eine Schule noch nicht vorhanden.1 [**] Durch falsch verstandene religiöse u[nd] Gewissensfreiheit waren die Bewohner v[on] Od[enbach] u[nd] der Umgebung etwas hals- starrig geworden. Unter allerhand nichtigen Vorwänden versuchten sie, der neuen strammen Kirchenorganisation zu entschlüpfen. So versteht man die bittere Klage des Pfarrers bei der Visitation v[on] 1553, er bringe die „Pfalzgrevische“ nicht zur Kirche. Von der Durch- schlagskraft ihres vorgebrachten Grundes, die Franzosen hätten ihren Katechismus mitge- nommen, mochten sie wohl selbst nicht überzeugt sein. Selbstverständlich gab sich die Visita- tionskommission, bestehend aus dem Kanzler Michael Han, dem Landschreiber Jakob Weidenkopff zu Lichtenberg, dem Magister Hieronimus Rauscher u[nd] seinen Kollegen Cummanus Flinspach (nebst dem Pfarrer, 2 Kirchenpflegern, dem Schultheißen etc. als örtli- chen Beisitzern) mit der Begründung nicht zufrieden. Sie verstand es – ob durch Überre- dungskunst o[der] Drohung bleibe dahin gestellt – den starren Sinn der Gemeindemitglieder zu brechen u[nd] ihnen wenigstens einen annähernden Begriff von der Wichtigkeit u[nd] Nützlichkeit einer Schule beizubringen. Und wirklich versprechen sie, mit dem Pfarrer zu reden, „daß er etwas von seinen gefellen abgeen lassen wöle, daß ein Schulmeister (dessen sie wol für Ire Kinder bedürffen) zu stewer gegeben werden möge, dazu sie dann von der ge- meind wegen auch etwas stewer tun wölen.“ Daß der Pfarrer von dieser Art der Schulfundati- on (S. 59: nicht besonders angenehm berührt wurde, läßt sich leicht denken.)

[Zwischen S. 58 uns S. 59 sind die folgenden Zeitungsausschnitte eingeklebt:

1. K. Carsten: Jeder Schule ihre Chronik 2. Der belehrte Lehrer]

------

* [Der Autor heißt nicht Bach, sondern Back. Friedrich Back (12.12.1801-12.02.1879) war evangelischer Pfar- rer, Superintendent und Heimatforscher. Die genauen bibliografischen Angaben zu seinem Werk lauten: Back, Friedrich: Die evangelische Kirche im Lande zwischen Rhein, Mosel, Nahe und Glan bis zum Beginn des dreißigjährigen Krieges. 3 Bände. Bonn 1872-1874.]

** [Auflösung der Anmerkung als Marginalie am rechten Rand:] 1.München Staatsarchiv No 389/9 a.b. 59 (43) nicht besonders angenehm berührt wurde, läßt sich leicht denken. Hierin mag gerade ein Hauptgrund zu dem oft recht unerquicklichen Verhältnisse zwischen Geistlichen u[nd] Leh- rern in damaliger Zeit zu suchen sein. Selbst schlecht bezahlt zu sein u[nd] von diesem Weni- gen noch einen Bruchteil abgeben zu sollen, ist eine eigene Sache, zumal die Gefälle gar oft vergaßen, an ihren Bestimmungsort zu wandern. Man begreift den Pfarrer in Odenbach, wenn er erklärt, das schwerlich tun zu können, u[nd] hinzufügt, er wolle dennoch „das halb teil ab- geben, falls die früheren Gefälle bei ihm eintreffen[“]. Allein – sie scheinen ausgeblieben zu sein.2 [*] In dem Visitationsprotokolle von 1575 steht bei „Glan Od[enbach]“: Ist keine Schu- le.

Zur Erhaltung des Kirchengesanges u[nd] des Katechismus hatte der Pfarrer einige Kinder angenommen3.[**] Auch bei der Visitation v[om] 12. X 1590, vorgenommen durch „Philip- pum Rickwillerum, Pfarrherrn zu Moscheln Landspergk vund Danielen Thielemannium, „Schaffner des Klosters Disipodenberg“, wurde ausdrücklich konstatiert, daß keine Schule vorhanden sei.4 [***]

1609 war endlich ein Anfang. Es gab in Od[enbach] ein reformiertes Schulhaus, das der re- form[ierten] Gemeinde privatim gehörte u[nd] das sie aus ihren Mitteln u[nd] Almosen unter- hielt. (1612) Auch eine lutherische sogen[annte] Winterschule war vorhanden. Allzugroß wird der Schulraum für die 6 Knaben wahrscheinlich nicht gewesen sein. „Die Schul daselbst hellt Joh[ann] Glaser, lehrt die Knaben nur lesen u[nd] schreiben.“ Ein eigenes Schulhaus war noch nicht vorhanden. Die Bürger hatten ein Haus gemietet. (Haus v[on] Soffel Joh[ann], Kirch- hofstr.)

Den weiteren Aufschluß über die Entwicklung der Schule geben die Conventsprotokolle. Der Convent v[om] 10. Juni 1668 (zu Es[s]enheim u[nd] Stadecken) wünscht, daß der Schulmeis- ter z[u] Od[enbach] die Schule zu Stadecken übernehmen solle, da er „daselbst Hauß u[nd] Güter habe.“

Das Conventsprotokoll v[on] 1671 fehlt, wohl aber erging unterm 16. Sept[ember] folgender fürstl[icher] Bescheid: „Da die Kinder Sommerszeit nicht zur Schul geschickt werden, wird den Amtleuten zu Meisenheim befohlen, die Odenbacher (S. 60: anzuhalten, die Kinder in die Schule zu schicken oder sie zu strafen.“)

------* [Auflösung der Anmerkung als Marginalie am rechten Rand:] 2.München St[aats]archiv No 390/1 e.

** [Auflösung der Anmerkung als Marginalie am rechten Rand:] 3.[München Staatsarchiv] No 390/1 f.

*** [Auflösung der Anmerkung als Marginalie am rechten Rand:] 4.[München Staatsarchiv] No 390. 60 (44) anzuhalten, die Kinder in die Schule zu schicken oder sie zu strafen.“ Als die Medarter [sic!] 2 Jahre später keinen Schulmeister hatten, bekamen sie den Rat, ihre Kinder den Unterricht zu Od[enbach] besuchen zu lassen; doch müßte der Pfarrer dem Schulmeister zu Od[enbach] 1 Malter Korn liefern. Ob etwas daraus geworden ist, läßt sich aktenmäßig nicht nachweisen.

Beim Convente v[on] 1674 (am 30. J[u]l[i] sind die Akten in Zweibr[ücken] eingetroffen) wurde die „Schul“ sehr gering befunden. Durch die Schuld der Eltern hatten die Kinder gar zu oft den Unterricht versäumt.

Auf das Conventsprotokoll v[om] 9. Juni 1681 hin wurde befohlen, „daß der Schulmeister auch Sommers Zeit schul halten solle.“ Gleichzeitig wird hier „ein extract de ao [anno] 1601 von der Schulbesoldung“ erwähnt, welcher aber nicht bei den Akten aufzufinden war.

Als am 13/23 Aug[ust] 1684 der Convent Visitation halten wollte, „habe sich keine schule gefundten, wie doch befohlen worden.“ Die Ältesten „v[on] Od[enbach] samt dem Schulthei- ßen hielten unratsam, den Schulmeister bei der Gerichtsschreiberei zu lassen, weil dadurch die Schul manchmal versäumt u[nd] er anlaß zum trinken bekäme, deme er ohne das so wol als sein weib ergeben. Es wurde auch begehret, daß gemeldeter Schulmeister auch sommers schul hielte, welches er zu tun verwilliget, wenn man Kinder schickte u[nd] den Lohn entrich- tete.“ Die Conventsprotokolle erwähnen nur noch einmal die Schule zu Od[enbach]. Am 14. XII 1695 hat Peter Winßweiler, Schuldiener zu Od[enbach,] seine „pflicht mit gegebener handt Trw [treu?] bei dem Oberkonsistorio abgestattet.“

In dem Verzeichnisse der Besoldungen evang[elisch-] luth[erischer] Pfarrer u[nd] Schuldie- nern dieses Herzogtums, wie sie solche bis daherre genoßen de anno 1719 wird merkwürdi- gerweise auch die Schule zu Od[enbach] mit aufgeführt.

Es ist nicht leicht anzunehmen, daß neben der bisherig reform[ierten] nun auch eine luth[e- rische] Schule existierte. Leichter ließe sich die Sache dahin erklären, daß schwedischer Be- fehl diese Umwandlung zeitweitig hervorgerufen hatte, wie dies auch an anderen Orten ge- schehen war. Diese Annahme hat umso mehr Berechtigung für sich, als in späteren Akten von einer luth[erischen] Schule zu Od[enbach] nicht mehr die Rede ist. Welche lutherische Lehrer bis dahin in Od[enbach] ge- (S. 61: wesen sind, darüber hat man nur die allerdürftigsten An- haltspunkte: ...) 61 (45)

(ge-)wesen sind, darüber hat man nur die allerdürftigsten Anhaltspunkte: im J[ahre] 1718 er- scheint ein gewisser Bauer u[nd] 1778 figuriert sogar ein cand. theol. mit Namen Mannweiler als luth[erischer] Schullehrer. Vorübergehend wirkten als Winterschullehrer Johann Daniel Stein. + 1748 u[nd] Joh[ann] Wilh[elm] Wernher 1749, will als Feldmesser zugelassen wer- den; er soll in Arithm[etik] u[nd] Geometrie geprüft werden u[nd] eine Zeichnung anfertigen; später war er hochfürstl[icher] Rechnungsmeister u[nd] zuletzt Regierungsrat in Zweibrücken. Jakob Purpus, geb. 7. IX 1783 war von 1810-1818 Lehrer an der luth[erischen] Winterschule, von 1818-1853 Lehrer an der Mädchenschule, er wurde 1853 pensioniert u[nd] + 15. XI 1859.

In den Akten der ref[ormierten] Kirchen- u[nd] Schulabteilung wird die Schule zu O[den- bach] erst im J[ahre] 1785 wieder erwähnt, allerdings als reformierte.

Die Reihenfolge der ref[ormierten] Schuldiener (Schulmeister u[nd] Diakone) war nach dem Pfälz[ischen] Pfarr- u[nd] Schulmeisterbuch – herausg[egeben] v[om] prot[estantischen] Lan- deskirchenrat d[er] Pfalz – ziemlich genau zu ermitteln: [*]

1. M. Johannes Crusius, 1592/93 Schulmeister. 2. Christoph Waldschmidt, v[on] Alsfeld, Sohn des Bürgers Waldschmidt, 1565-1570 Stipendiat in Marburg, 1570ff. Schulmeister in Alsfeld, 1593 Schulmeister u[nd] Diakon in Od[enbach], dann bis 1618 Pfarrer in Lohndorf; 1618-1622 (gest.) Pfarrer in Niedergemünden. 3. Johannes Hermanni, 1593-1595 (4) 4. Peter Glaser, 1587 u[nd] 1596 Schulmeister 5. Hiob Rind, 1601 (143) 6. Johann Peter Glaser, 1600-1603 (119) 7. Jeremias Lintz, 1603-1610 (212) 8. Johannes Schwab, 1607-1608 Schulmeister (123) 9. Johannes Glaser, 1609-1610 Schulmeister 10. Wolfg[ang] Simon Renner, 1610-1617 Schulmeister u[nd] Diakon. (143) 11. Joh[ann] J[a]k[ob] Renner, 1617-21. (s. Pfarrei.) 12. Nik[olaus] Starck, geb. 1582 zu Obermoschel, Schule in Kreuzn[ach] u[nd] Mainz, 1607 Schulmeister in Rehborn, Schulm[eister] in Dielkirchen 1611-1621 Sch[ul]m[eister] in Essenheim, 1621-22 Schulm[eister] in Odenbach. 13. Abraham Dromm, 1622-33 (s. No 15) 14. J[ako]b Lauff, geb. 1612 zu Msh. [Meisenheim] als Sohn des Försters Christoph L[auff], 1626 Schule zu Hornbach, 1633 Schulm[eister] u[nd] Diakon zu Odenbach. 15. Abraham Dromm, v[on] Ulmet, 1610 Stipendiat in Hornbach, am 20/2 1619 immatrikuliert, 1620 stud. theol. zu Heidelberg, 1622-33 Schulm[eister] u[nd] Diakon in Od[enbach], 1633-41 Präzeptor in Meisenheim, 1641. abermals in Odenbach. 16. Joh[ann] Friedr[ich] Faber, 1653. 17. Joh[ann] Conr[ad] Gerathwohl, 1656. 18. Herm[ann] Clem[ens] Ludw[ig] Böhm 1743. 19. Joh[ann] Heinr[ich] Zöpp + 1754 20. Jul[ius] Christian Cöster, + 20. VI 1790 21. Joh[ann] Bernh[ard] Cöster, Sohn des vorhergehenden, [interlinear in Bleistiftschrift:] geb. 1751 [weiter in Tintenschrift:] pens[ioniert] 1815, + 18. V 1831 (80 J.) Seine Tochter war an Gg. [Georg] Scherer u[nd] die andere an J[ako]b Purpus verheiratet.

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* [Biundo, Georg (Hrsg.): Pfälzisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch. Kaiserslautern 1930. (Geschichte der Protestantischen Kirche in der Pfalz, Bd. 1 = Palatina Sacra I.) Aus diesem Buch stammen die Nummern in den runden Klammern.] 62 (46)

Das Gehalt des Schuldieners Cöster beziffert sich incl[usive] Güteraufschlag etc. nach der Cammertaxe auf 128 fl [Gulden] 10 btz [Batzen] 6 ₰ [Pfennige], etwas mehr , als in der Über- sicht von 1792 angegeben ist. Zur Schulsteuer für 3 Kandidaten der Klasse Meisenheim hatte die Gemeinde 1786 5 btz beizutragen. Unter den zahlungspflichtigen Gemeinden erhob sich über diese Leistung ein jahrelanger Streit, dessen Ausgang unbekannt ist. Die Möglichkeit liegt vor, daß sich derselbe noch hinüberstreckte in die bald hereinbrechende Revolutionszeit.

Nach geschehener kirchlicher Vereinigung 1818 wurden die Schulen in Od[enbach] nach Geschlechtern getrennt u[nd] in Kn[aben-] u[nd] Mädchenschule geteilt. 1829 wurde für die vereinigte prot[estantische] Gesamtgemeinde das jetzige „große Schulhaus“ v[on] Bau- meister Schmeiser erbaut. Das frühere ref[ormierte] Schulgebäude wurde um 1100 fl an Leh- rer Joh[ann] Georg Scherer veräußert u[nd] der Erlös für besagten Neubau verwendet. Das frühere ref[ormierte] Schulhaus brannte 1844 ab; es entstand das heutige Haus, gegenüber der Kirche.

Der ehemalige ref[ormierte] Lehrer Joh[ann] Georg Scherer wurde nun Knabenl[ehrer] zu Odenbach. Derselbe war zu Höhmühlbach a[m] 22. VIII 1792 als Sohn des Ackerers Christi- an Scherer geboren. (9 Kinder) Er war der Tochtermann [Schwiegersohn] v[on] Joh[ann] Bernh[ard] Cöster. Er wurde von der Landesadministration zu Worms 1815 als reform[ierter] Lehrer zu Od[enbach] angestellt. Er versah seit der Vereinigung zugleich auch den niederen Kirchendienst reihenweise abwechselnd mit J[u]l[ius] Purpus, dem Mädchenschullehrer zu Odenbach. Er + 15. Nov[ember] 1859.

Stammtafel der Lehrerfamilie Scherer

Christian Scherer, Ackerer in Höhmühlbach b[ei] Pirmas[ens] (9 Kinder) + 1820

Sohn ist:

Joh[ann] G[eor]g Scherer, Lehrer in Od[enbach], + Nov[ember] 1869

┌───────────────────────┴──────────────────────┐ Gg. Hrch. g 27.8.1819 Christ. Jul. Scherer. Jakob, L i. Od. Wilhelm Linchen + 14. XI 1863 geb. 27/8 1821 g. 17/6 1827 + 5/7 1909 L. i. Od. + ledig in + 23/I 1889 g. 20/4 31 +5/8 1908 Od. verh. mit Kath. Zink i. Roth, geb. 22/12 24 + 3/10 1870 ┌─────────────┴──────────┐ Jul., Pf. August Heinr. Otto Linchen 1. Jk. L. i. Albsh. 1. Wilh., L. i. Einöd i. Lettw. Kaufm. i. O. ertr. 29. VI + + ledig 2. Aug. L i. Einöd 2. Auguste/Möllend 1884 im 1878 3. Lina verh. an 3. Emil, L. i. Roths Glan zu Karch 4. Mathilde Laut. 4. Amalia (Sitters) 5. Kath. 5. Linchen, v. Mattern 6. Thekla 6. Erna + 1881 7. Julius 8. August 9. Karl

------[Erklärung der Abkürzungen in der Stammtafel:

Gg.: Georg – Hrch.: Heinrich – g/g./geb.: geboren – Christ. Jul.: Christian Julius – L/L.: Lehrer – i.: in – O/Od.: Odenbach – Kath.: Katharina – Jul., Pf.: Julius, Pfarrer – Lettw.: Lettweiler – Kaufm.: Kaufmann – ertr.: ertrun- ken – Laut.: Lauterecken – Jk.: Jakob – Albsh.: Albsheim an der Eis – v/verh.: verheiratet – Wilh.: Wilhelm – Möllend: Möllendick – Roths:

63 (47)

Jakob Purpus war am 7. Sept[ember] 1783 zu Nierstein geboren; er heiratete die 2. Tochter von Joh[ann] Bernh[ard] Cöster; er war von 1810-1818 Lehrer an der damals luth[erischen] Winterschule zu Od[enbach]. Nach der kirchl[ichen] Vereinigung übernahm er die Mädchen- schule. 1853 wurde er pensioniert.

An seine Stelle trat der drittälteste Sohn von Joh[ann] G[eor]g Scherer[,] Jakob Scherer, geb. zu Od[enbach] am 17. Juni 1827; er war früher Lehrer in Reiffelbach. Nachdem sein Vater, der Knabenschull[ehrer] J[ohann] G[eor]g Scherer[,] 1858 pensioniert worden war, wurde er am 10. Aug[ust] 1858 zum Lehrer der oberen Schulstelle o[der] eigentlich zum Knaben- l[ehrer] v[on] Od[enbach] ernannt. An seine vorige Stelle kam nun sein jüngerer Bruder, der 4. Sohn von J[ohann] G[eor]g Scherer:

Wilh[elm] Scherer, geb. zu Od[enbach] am 20. IV 1831; er war 5 J[ahre] lang Privatgehilfe seines Vaters, dann vom 1. Nov[ember] 1856-1858 Lehrer zu Teschenmoschel u[nd] seit 7. Nov[ember] 1858 zweiter Lehrer o[der] eigentlich Mädchenschullehrer zu Od[enbach]. (Die Mädchenschule war oben u[nd] die Kn[aben]sch[ule] unten) W[ilhelm] Scherer war zugleich Kirchenrechner u[nd] versah reihenweise abwechselnd mit seinem Bruder Jk. [Jakob] Sch[erer] den Organisten- u[nd] Kirchendienst. Durch Konsist[o- rial]verf[ügung] v[on] 5. III 1873 wurden Wilh[elm] Sch[erer] zur Versehung des Org[anis- ten]- u[nd] K[irchen]dienstes nicht für verpflichtet erklärt u[nd] dieser Dienst organisch mit der 1. Stelle verbunden. W[ilhelm] Sch[erer] legte gegen Ende 1879 die Kirchenrechnerstelle nieder, welche nun sein Bruder Jk. [Jakob] Sch[erer] von 1880 bis 1. Sept[ember] 1893 inne hatte.

Lange Jahre wirkten im großen Schulhause die beiden Brüder Jk. [Jakob] u[nd] Wilh[elm] als Söhne des L[ehrers] Joh[ann] G[eor]g Sch[erer], dessen ältester Sohn Lehrer in Ransweiler war. Beide Brüder trieben ersprießliche Viehzucht u[nd] ergiebigen Ackerbau; nur so war es möglich, beim spärlichen Gehalte die Kinder auszubilden. Von Jk. [Jakob] Scherer waren 2 u[nd] vom W[ilhelm] Sch[erer] 3 Söhne Lehrer.

Am 1/XI 1862 wurde in Od[enbach] eine 3. Lehrerstelle errichtet; von nun an gab es als 1. u[nd] 2. Kl[asse] die untere, als 3. u[nd] 4. Kl[asse] die mittlere u[nd] als 5.-7. Kl[asse] die obere Schule. Knaben u[nd] Mädchen waren nicht mehr getrennt. Die obere u[nd] mittlere Schule blieb im großen Schulhause mit den zwei Lehrerwohnungen. Da diese etwas klein waren, wurden 1908 für die beiden Lehrer zwei Dachzimmer eingebaut.

Für die untere Schule, die mit einem Verweser besetzt war, (S. 64: wurde an der Graben- str[aße] von der Gemeinde ein Haus gekauft ...) 64 (48) wurde an der Grabenstr[aße] von der Gemeinde ein Haus gekauft u[nd] als Kleines Schulhaus verwendet. Es gehörte dem Ackerer Ph[ilipp] Jk. [Jakob] Heyel. Die Zwischenwände wurden herausgerissen. Der Lehrsaal war klein u[nd] niedrig. Als Verweserwohnung war ein Zimmer vorhanden. Das kleine Schulhaus wurde 1908, da H[err] Bezirksamtmann Gyhsling [Gyß- ling], Kusel[,] der Gemeinde 2000 M[ark] aus einer Stiftung schenkte, umgebaut. Der Lehr- saal wurde vergrößert, erhöht u[nd] eine Wohnung aufgebaut. 1908 wurde die Oberschule in dieses Schulhaus verlegt. Der 1. Schulverw[eser] hieß K[arl] Ph[ilipp] Keller aus .

Lehrer J[ako]b Scherer wurde am 1. Sept[ember] 1893 auf 1 Jahr pensioniert, weil er über Nacht das Gehör verloren hatte, aber noch auf Heilung erhoffte. Weil diese nicht eintrat, wur- de er am 1. Sept[ember] 1894 in den dauernden Ruhestand versetzt unter Anerkennung seiner langjährigen eifr[igen] u[nd] ersprießl[ichen] Dienstleistung. Derselbe versah von 1858 an – anfangs mit s[einem] Bruder Wilh[elm] Sch[erer] gemeinschaftlich – den Org[anisten]- u[nd] Kirchendienst zur größten Zufriedenheit. Von 1880-1893 war er auch Kirchenrechner. Er starb am 5. Juli 1909.

Vom 1. Sept[ember] 1893 bis 16. Okt[ober] 1893 führte der hiesige israelitische Lehrer Bene- dikt Weinschenk die Oberschule mit seiner 6klass[igen] wenige Schüler zählenden israeliti- schen Schule. Vom 16. Okt[ober] 1893 bis 1. Nov[ember] 1894 wurde der Exspektant Friedr[ich] Wilh[elm] Hebel aus Rothselberg mit der Verwesung der oberen Schule betraut.

Lehrer Wilh[elm] Scherer wurde mit Reg[ierungs]-Entschl[ießung] vom 13. VIII 1894 zum Lehrer der oberen Schule mit Wirkung v[om] 1. Sept[ember] 1894 ernannt. Er durfte seine Mittelschule weiter führen. Am 1. Sept[ember] 1893 wurde er Kirchenrechner, was er früher schon bis 1880 gewesen war. Vom 1. Sept[ember] 1894 an versah er den Org[anisten]- u[nd] Kirchendienst, welcher mit der oberen Schule verbunden ist.

Er wurde mit Reg[ierungs]-Entschl[ießung] v[om] 26. II 1902 am 1. Mai 1902 in den dauern- den Ruhestand [versetzt] unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen u[nd] eifrigen Dienst- leistung. Scherer war bis zu seinem Tode in Od[enbach] u[nd] der Umgegend ein gesuchter und beliebter Geometer. Er starb am 5. Aug[ust] 1908 u[nd] ruht mit seinem Bruder Jakob auf dem hiesigen Friedhof.

[In der linken unteren Ecke der Seite ist am Rand – den Text überlappend – ein Zeitungsaus- schnitt eingeklebt, in dem aus Anlass der bevorstehenden Ruhestandsversetzung Wilhelm Scherers (1. Mai 1902) eine Würdigung seiner Person und der seines Bruders Jakob erfolgt. Der Artikel beginnt mit „Odenbach, 12. März.“] 65 (49)

An seine Stelle kam Otto Dauber, geb. am 21. III 1869 zu Odenbach als Sohn des in Od[enbach] verlebten Kauf- manns, Wirtes u[nd] Postexpeditors Julius Dauber. Er wurde nach seinem Austritte aus dem Seminar Kaiserslautern am 1/8 1888 vom 15. X 1888-1. VIII 1889 intr. [interimistisch = kommisarisch] und bis 21. XI 1893 Verweser der unteren Schule zu Od[enbach], und von da bis 1. XI 1894 Lehrer an der konf[essionell] gemischten Schule zu Dansenberg b[ei] Kai- sersl[autern]. (1200 M[ark] Gehalt.) Am 1. XI 1894 wurde er zum Lehrer der Mittelschule in Od[enbach] ernannt. Freiwillig führte er die Oberschule. Am 1. V 1902 rückte er auf die 1. Lehrerstelle vor u[nd] übernahm die mit dieser Stelle verbundene Versehung des Organisten- u[nd] niederen Kirchendienstes, den bis dahin Lehrer Wilh[elm] Scherer versah. Auch Kir- chenrechner war er; diese Stelle legte er krankheitshalber 1918 nieder.

Am 21. XI 1893 wurde der bisherige Verweser v[on] Dansenberg Franz Schmalenberger aus Hermersberg als Verweser an der unteren Schule angestellt; am 1. X 1897 wurde er zum Leh- rer ernannt unter Umwandlung seiner Schulstelle in eine Lehrerstelle. Am 1. V 1902 wurde er Lehrer der Mittelschule bis 1. Juli 1908 u[nd] dann Lehrer in Kaiserslautern.

Nach den beiden Brüdern J[ako]b u[nd] Wilhelm Scherer kamen Dauber und Schma- lenberger, beide Schwiegersöhne von Müller u[nd] Posthalter Philipp Grohs [Groß] v[on] Odenbach, welcher am 8. I 1927 starb. Dauber wirkte schon 20 J[ahre] lang an der unteren, oberen u[nd] mittleren Schule; Schmalenberger war 13 Jahre lang an der hiesigen unteren u[nd] mittleren Schule tätig. Er starb am 30. III 1920 [Marginalie rechts:] geb. 23/12 1870 [weiter in der nächsten Zeile:] als Hauptlehrer in Kaiserslautern. Sein Nachfolger in Od[en- bach] wurde der von Bubach i[m] Ostertale gekommene Lehrer Karl Stübinger aus Insheim an der Mittelschule. Er wirkte vom 16. XI 1908-1. VIII 1914 u[nd] kam als Lehrer nach Fran- kenthal u[nd] später nach Neustadt/H[aardt].

Durch Reg[ierungs]-Entschl[ießung] v[om] 10. IV 1906 wurde mit der Einführung einer neuen Schul- u[nd] Lehrerordnung auch die Führung eines Schultagebuches angeordnet.

[Fast den gesamten linken Rand der Seite entlang ist – den Text überlappend – ein Zeitungs- ausschnitt mit einem ausführlichen Nachruf auf den Lehrer Jakob Scherer (+ 5. Juli 1909) eingeklebt. Der Artikel beginnt mit „Odenbach, 5. Juli.“] 66 (50)

a. Lehrer der Oberschule seit Errichtung der 3. Stelle 1862

Vom 10. Aug[ust] 1858-1/11 1862 J[ako]b Scherer als 1. L[ehrer] o[der] Knabenschull[ehrer] u[nd] von da bis 1. XI 1894 als Lehrer der Obersch[ule] (5.-7. Kl[asse]; Kn[aben] u[nd] Mdch. [Mädchen] zus[ammen]; er starb am 5. J[u]l[i] 1909.[)]

v[om] 1/9 1893-16/X 93 vertritt der isr[aelitische] L[ehrer] Ben[edikt] Weinschenk u[nd] v[om] 16/X 1893-1. XI 94 Exspektant Fr[iedrich] Wilh[elm] Hebel, Rothselb[erg,] den erkrankten Lehrer.

V[om] 1. XI 1844-1. V 1902 Wilh[elm] Scherer, führt aber die Mittelschule, + 5/8 1908. 1. V 1902-1. V 1923 O[tto] Dauber, dieser führt v[om] 5/8 1914-3/4 19[0]6 d[ie] Mittelschule mit. V[om] 3. IV 16-5.VI 16 wird die Obersch[ule] wegen Erkr[ankung] d[es] L[ehrers] Dauber mitgeführt v[on] Verw[eser] O[tto] Soffel, Cronenberg[,] u[nd] vom 1.-13.X 16 Verweser Hettesheimer, Gerhardsbr[unn,] an der Unterschule. 13. X 16-1. V 1917 Hilfsl[ehrer] E[rnst] Emich. Nun wird die Obersch[ule] von den Leh- rern d[er] Untersch[ule] mitgeführt u[nd] zwar von 1. V 17-1. X 17 v[on] Hilfs[ehrer] Hettesheimer 1. X 17-10. XI 17 " " Aberle 10. XI 17-1. II 18 " " Ullmann 1. II 18-28. VII 18 führt Aush[ilfs]l[ehrer] Drehsler [Dreßler] wegen Erkr[ankung] Ull- m[ann]s die Oberschule. 28. VII 18-1. X 18 Ullmann führt die Oberschule. 1. X 18-7. II 19 E[ugen] Dreßler, Walh. [Wallhalben,] führt die Obersch[ule] im Abt[ei- lungs]unt[erricht] u[nd] 7. II 19-14. IV 19 Hilfsl[ehrer] Albert Braun 14. IV 19-2. V 22 " Eugen Dreßler 2. V. 1922- 1. V 1923 Hauptl[ehrer] O[tto] Dauber (a[m] 1/2 23 wird ihm die Schulleitung übertragen[)] 1. V 23-1. IX 24 Eugen Dreßler. Mit Genehmigung der Reg[ierung] übergibt ihm Dau- ber wegen Krkh. [Krankheit] die Oberschule. V[om] 26. XI 23-18. XII 23 führt wegen Fernbleiben Dr[eßler]s Aushilfsl[ehrer] Paul Klein, Nußbach[,] die Oberschule.

1. IX 24-27. I 25 Lehrer August Rischar, schoß sich im Bette tot. Er war ein fleiß[iger] u[nd] tücht[iger] Lehrer, der es nicht verstand, sich Autorität zu verschaffen. Die Schüler waren un- barmherzig u[nd] verachteten ihn körperlicher Mängel wegen u[nd] weil er nicht feste Zucht halten konnte. Er war zurückhaltend u[nd] verschlossen; keinem Kollegen klagte er sein Leid. Er fühlte sich seinem Berufe nicht gewachsen u[nd] erlebte einen seelischen Zus[ammen]- bruch. Da stieg in ihm der Gedanke auf, wenn ein Visitator solche Zustände sieht, bin ich ver- loren. Sollte Rischar am Unglücksmorgen nicht Reg[ierungs]schulrat Hartmann u[nd] Be- z[irks]schulr[at] Haag gesehen u[nd] ihr Anblick ihm die Waffe in die Hand gedrückt haben? Andere Ursachen: Verlobung etc. waren mit Grund zu seiner unseeligen Tat.

Beerdigung Rischars. Unter ungewöhnlich gr[oßer] Beteiligung wurde a[m] Donnerst[ag] Leh- rer R[ischar] in Wolfstein zur letzten Ruhe bestattet. Der erst 27jährige junge Mann, als ein arbeitsfreudiger befähigter Lehrer geschätzt, war freiwillig aus dem Leben geschieden. Was diesen bescheidenen, frdl. [freundlichen] Menschen zu diesem Schritte veranlaßte, weiß nie- mand. Es war eine ergreifende Trauerfeier. Die letzten Ehrungen u[nd] die zahlr[eiche] Beteili- gung von Leidtragenden zu Od[enbach] bei Überführung der Leiche u[nd] an dem offenen Grabe auf dem Heimatfriedhofe des Verst[orbenen] zu W[olfstein] gaben ein bered[t]es Zeug- nis von der Wertschätzung, die der Tote im Leben allseits genossen hat. H[err] Pf[arrer] Weber 66 (50) – Seite 2: gedachte in bewegten Worten des Dahingeschiedenen, der ihm seit dessen Kindheitstagen be- kannt sei u[nd] den er stets geschätzt u[nd] geliebt habe. Der Bez[irks]l[ehrer]v[erein] W[olf- stein?] sang s[einem] ehemaligen Mitgliede den Abschiedsgruß. Namens des Bez[irks]l[ehrer]- v[ereins] L[auterecken?] legte L[ehrer] Schetting einen Kranz (S. 67: nieder u[nd] widmete dem l[ieben] Kollegen einen ehrenden Nachruf.) 67 (51) nieder u[nd] widmete dem l[ieben] Kollegen einen ehrenden Nachruf. Auch die Schüler des Toten u[nd] der früheren Schule Rischars in Aschbach gedachten ihres Lehrers mit Kränzen. Tief ergriffen verließen alle Leidtragenden den Friedhof.

Vom 28. I-31. I führt Lehrerin A[nna] Fritz die Schule mit. 2. II. 25-1. VIII. 25 Schulamtsbew[erber] Ed[uard] Müller, Hohenöllen. 1. VIII 25-1. IX 32 Lehrer Heinrich Busch v[on] Kaisersl[autern]. 17. IX 32-1. I 1940 Hilfsl[ehrer] Rud[olf] Schuck, Gumbsweiler; rückte 1939 in den 2. Weltkrieg u[nd] fiel als Leutnant.x Trauerfeier am 31.10.43 in Gumbs- weiler. 7.9.1943 Oberlehrer O[tto] Dauber sprach im Namen der Ge meinde; Pfarrer hieß Cherdron[.]

Von Jan[uar] 1940 bis vor Pfingsten u[nd] noch einmal 2-3 Wochen vor den Sommer- ferien war Schulamtsanwärterin Käthe Buhler, Lauterecken [interlinear eingefügt:] geb. 14.5. 1916, nach Odenbach abgeordnet. Sie führte die Oberkl[asse] des Lehrers Schuck (6.-8. Jahrg[ang]) u[nd] vorübergehend die Mittelstufe des Lehrers [Hans] Rumpf im Abt[eilungs]unterricht mit Frl. [Fräulein] Laura Latschar.

[Auf dieser Seite sind 3 Zeitungsausschnitte eingeklebt:

1. oben am linken Rand – den Text überlappend – ein Nachruf auf den durch Suizid aus dem Leben geschiedenen Lehrer August Rischar von Oberlehrer Rheinheimer: „Ein Opfer seines Berufes. (Ein Nachruf.)“

2. unten über den freien Zeilen links ein Artikel zu Otto Daubers 70. Geburtstag (21.03.1939): „Oberlehrer O. Dauber, Odenbach 70 Jahre alt.“

3. unten über den freien Zeilen rechts ein Artikel zu Otto Daubers 80. Geburtstag (21.03.1949).]

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[Auflösung der Fußnote am rechten Rand:] x bei Chaco [Charkow in Russland] 68 (52)

b. Lehrer der Mittelschule seit 1862.

Vom 1. XI 1858-1/11 1862 Wilh[elm] Scherer als 2. L[ehrer], sogan. [sic!/sogenannter] Mäd- chenschull[ehrer] u[nd] von da -1. XI 1894 als Lehrer der Mittelschule (3. u[nd] 4. Kl[asse], Kn[aben] u[nd] Mdch. [Mädchen] zusammen[)]; er war geb[oren] a[m] 20. IV. 1854 u[nd] + 5/8 1908. 1. XI 1894-1. V 1902 O[tto] Dauber, er führte freiwillig die Oberschule. 1. V 1902-1. VII 1908 Lehrer Fr[an]z Schmalenberg[er], Hermersberg; er + am 30. II 1920 als Lehrer in Kaisersl[autern]. 1. VII 1908-1. VIII 1908 mitgeführt v[on] Lehrer K[arl] Mayer, Roth. 1/8 1908-1. VIII 1908 geführt v[on] Aushilfsl[ehrer Wilhelm Georg] Welker aus Lambrecht. 1. X 1908-16. XI 09 " " " R[obert] Krebs, . 16. XI 1909-1. VIII 1914 Lehrer Karl [Friedrich?] Stübinger, Insheim; er kam nach Franken- thal u[nd] später nach Neustadt. 1. VIII 1914-5/8 1914 Aushilfsl[ehrer] Wilh[elm] Schlosser, Lambrecht. 5/8 1914-3/4 1916 Hptl. [Hauptlehrer] O[tto] Dauber a[n] d[er] Oberschule führt sie mit. 3/4 16-3/6 1916 mitgeführt v[on] Lehrer Häge [Hägele?], Reiffelbach. 5/6 16-1. X 1916 geführt v[on] Hptl. O[tto] Dauber 1. X 1916-1. XI 16 mitgeführt v[on] Aush[ilfs]l[ehrer] Auguste [sic!/August] Wacht- ler, Lauterecken. am 4. I. 1914 bekam er den Titel Hauptlehrer; 1. XI 16-1. V 1922 Hptl. O[tto] Dauber a[m] 1./4 1920 wurde er Hptl. Gr[up- pe] VIII jährlich 10 200 M. 1. V 1922-1. V 1923 Hilfsl. Eug[en] Dreßler, Wal[l]halben. 1. V 1923-1. V 1934 Oberl[ehrer] O[tto] Dauber übernimmt mit Genehmigung der Regierung krankheitshalber die Mittelsch[ule]; er wird am 1. V. 23 zum Oberleh- rer Gruppe IX befördert (Grundgehalt: 29 100 M) Am 1. V 1934 wurde Oberl[ehrer] Dauber durch Reg[ierungs]-Entschl[ießung] v[om] 13/4 1934 in den dauernden Ruhestand gesetzt u[nd] ihm aus diesem Anlaß für sei- ne Dienstleistung die Anerkennung ausgesprochen. 1. V 1934- 1. VI 35 Hilfsl. Wilh[elm] Henn[,] Mückenhof b[ei] Kaisersl[autern,] führt die Mittelschule. 1. VI 1935-[1.12.1938] Lehrer Hans Rumpf aus Kaiserslautern.

[Die letzten 10 Zeilen sind leer.

Über die ganze Seite ist am linken Rand der von Otto Dauber aufgefüllte „Fragebogen für das Reichssippen- und Ehrenbuch der Deutschen Erzieher“ eingeklebt.

Außerdem liegen zwischen S. 67 und 68 zwei eng beschriebene Notizzettel bei: 1. (etwa DIN-A5-Blatt hoch) „Schule“ 2. (etwa DIN-A5-Blatt quer) „Gemeinde“

Alle drei Dokumente sind im Folgenden transkribiert.] 68 (52) – Seite 2:

[Der Fragebogen ist von Otto Dauber am 1. Juli 1938 ausgefüllt worden. Über dieses Datum hinausgehende Angaben sind später ergänzt, meistens von dem Heimatforscher Alfred Wen- del, dem Verfasser der „Chronik Odenbach“.]

Fragebogen für das Reichssippen- und Ehrenbuch der Deutschen Erzieher.

Dienstort: Odenbach am Glan / Pfalz 1) Name: Otto Dauber geb. am 21. III. 1869 in Odenbach [in Bleistiftschrift darunter ergänzt:] gest. am 26.09.1951 2) Beruf: Volksschullehrer 3) Abstammung, Herkunft: Sohn des Postexpeditors, Kaufmanns und Gastwirts Julius dauber [sic!] in Odenbach. 4) Berufsausbildung: Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern; Abgang vom Seminar am 1. VIII. 1888, Anstellungsprüfung am 3. X. 1892 in Speyer. 5) Dienststellen und Amtsbezeichung: Am 15. X. 1888 intr. [interimistischer] Schulverweser in Odenbach, am 1. VIII. 1889 Schulverweser in Odenbach (Reg[ierungs-]E[ntschließung] 9318 W), am 21. XI. 1893 Leh- rer in Dansenberg (Reg. E. Nr. 20518A), am 1. XI. 1894 2. Lehrer in Odenbach, am 1. V. 1902 1. Lehrer in Odenbach (Reg. Entschl. Nr. 8216 K), -4. I. 1916 Titel „Hauptlehrer“ (Reg. E. Nr. 0110), am 1. IV. 1920 Hauptlehrer Gruppe VIII, jährlich 10 200 M[ar]k, am 1. I. 1923 Oberlehrer Gruppe IX monatlich 29 100 Mk. (Reg. e. Nr. 3697). 6) Nebenberufe, nebenamtliche Tätigkeiten: Organist von 1901 – heute [später überschrieben:] 1. X. 46, Kirchenrechner 1901-1917, Vorstand des Obstbauvereins von 1895-1914, Vorstand des Bienenzüchtervereins von 1890-1935, Rechner der Sparkasse von 1915-1920, Vorstand des Flottenvereins vom 29. VII. 1913-1917. Schriftführer und Rechner des Lehrervereins von 1901-1919. Vorstand des Turnvereins von 1905-1925, [handschriftlich ergänzt:] Dirigent des Gesangv[ereins] v[on] 1890-1923. 7) Besondere Leistungen: Im Kriege Vertrauensmann für den Kanton Lauterecken, Werber für die Kriegsanleihe, -Vorstand des Bezirksb,=v.Kusel [sic!] 1930-1935. 8) Auszeichnungen und Beförderungen: Ludwigsorden – Verdienstkreuz – Abzeichen als Ehrenwart des Flot- tenvereins – Silberner und goldener Orden des Bienenvereins – Kleines und großes Ehrenabzeichen des Landw[irtschaftlichen] Vereins – Ehrenurkunde der Reichs- fachgruppe Imker 1934, am 14. IV. 1939 zum 50. Geburtstag des Führers von der Reichsf[ach]gr[uppe] die „Bronzene Wabe“. 9) Kriegsteilnehmer: ...... 10) Austritt aus dem öffentlichen Schuldienst: 1. V. 1934. 11) Gestorben: ------12) Familienstand: verheiratet. 13) Name der Ehefrau: Maria Karolina. [handschriftlich ergänzt:] 14.05.1878-18.4.1945 14) Abstammung der Ehefrau: Tochter des Müllers Philipp Groß. 15) Kinderzahl: 1. Tochter Frieda Amalia. [handschriftlich ergänzt:] 02.01.1910-06.12.1950 16) Welchen Beruf wählten die Buben: ----- 17) Lebensschicksale der Mädchen: ----- 18) Besondere Bemerkungen von Allgemeininteresse ...... 68 (52) – Seite 3:

19) Auswanderer und die Familien: ......

Nachtrag zu Ziff[er] 6. Nebenberufe und nebenamtliche Tätigkeiten: Bibliothekar der Ortsbücherei von 1906-1933,- Im Reblaus- dienste seit 1901, seit 1917 Bezirkssachverständiger, seit 1934 Bezirksseuchenverständiger, seit 1936 Oberleiter bis 1939.

Zusammengestellt von Otto Dauber, Oberlehrer i. R. in Odenbach, am 1. VII. 1938, dem Kreissachbearbeiter weitergeleitet am: ......

[1. Notizzettel:]

[rechts oben in der Ecke steht:] 6. VIII 04-16. I 05 Typhus in Od[enbach] Schule

15. Juli-10. Sept[ember] 1907: Infolge starken Auftretens de Rötel[n] in der M[ittel]- u[nd] Untersch[ule] wurden die diesj[ährigen] Herbstf[erien] für die 3 Sch[ulen] v[on] O[denbach] statt von 6. Aug[ust]-30. Sept[ember] auf den 15. VIII-10. IX verlegt. 3. Jl [Juli] 1907 erscheint die Ergänz[ung] der Instr[uktion] zur Ert[eilung] des prot[estan- tischen] R[eligions]u[nterrichts] in den V[olksschulen] v[on] 1901. In der 3 Kl[asse] Obersch[ule] gilt die Übersicht v[on] 1901 mit entspr[echender] Än- derung der No der Lieder nach dem n[euen] Ges[ang]buch. V[om] 1. V 1908-1. VIII 08 führt L[ehrer] Dauber die Untersch[ule] im Abt[eilungs]u[nterricht] mit, da Fr[au] M[aria] Koch wegen Krkh. [Krankheit] einen 1j[ährigen] Urlaub hat; Hilfsl[ehrer] Krebs führt die Untersch[ule]. Während den H[erbst]ferien 6. VIII-30. IX werden für den L[ehrer[ der O[ber]- u[nd] M[ittel]sch[ule] je ein Fremdenz[immer] auf dem Speicher hergestellt. Da mit dem 1. X 08 Aushilfsl[ehrer] Welker, der vom 1.-6. Aug[ust] die Mittelsch[ule] ver- weste, nach Oberbexb[ach] versetzt wurde, führt von da H[ilfslehrer] Krebs die Mit- telsch[ule] u[nd] D[auber] die Untersch[ule] im Abt[eilungs]unt[erricht] weiter. Da mit dem 16. XI 08 L[ehrer] Stüb[inger] an die Mittelsch[ule] kam, wurde Krebs n[ach] A[denbach] und Aush[ilfslehrer] Jahn v[on] A[denbach] nach Bubach versetzt. 5. VIII Tod des L[ehrers] Jk. [Jakob] Scherer. 1. XI 09 wird Hilfsl[ehrer] P. Ulrich an die Unt[er]sch[ule] ernannt; er beginnt vollst[ändi- gen] Unt[erricht] an der Obersch[ule]. Am 1. X 09 tritt die Entsch[ließung] N[ummer] 24231 Fortb[ildung] d[es] Lehrp[ersonals] in Kraft. 1. XI 09 Die minister[i]ellen Schriftmuster sind mit Beginn des Winterhalbj[ahres] beim Schr[eib]u[nterricht] einzuführen. 2. III 10 besuchte D[auber] auf Einladung des Bez. u. Kons. [Bezirksunterrichts-Konservato- riums?] den Vortrag des H[errn] Generalmusikers [?] Dr. Wolfrum – Heidelb[erg] in der Apostelkirche in K[aiserslautern?] über ‚Die neuen Chormelodien des n[euen] Ges[ang]b[uches]’. 1. V 1910 tritt eine neue Fer[ien]ordn[ung] in Kraft: Herbstf[erien] 7 Wch. [Wochen] v[om] 13. Aug[ust]-1. X., Fr[ühlings]f[erien] 1 W[oche] 23. IV-1. V. Die 3 freien T[a]ge, Fastnachtst[ag] u[nd] Tag vor der Prüfung (also 5 Tg.), werden [an] die Weihnachtsfe- rien angefügt, die am 24. XII beginnen. 25.-30. Jl. [Juli] Dauber fährt an die Wasserkante. 1. IV 10. An Stelle des nach Landau als Dek[an] vers[etzten] Distr[ikinspektors] Gümbel wird Distr[ikt]insp[ektor] Baum Kusel die Distr[ikt]insp[ektion] Laut[erecken] über tragen. 68 (52) – Seite 4:

1. XI 10. Pf[arrer] Heranc[ourt] wird als Distr[iktinspektor] ernannt. 12. XII 1912 Prinzr[egent] Luitpold +, 91 J[ahre,] 9 Monat[e] alt 14. VI 13 Jahrhundertfeier der Befreiungskriege u[nd] des 25j[ährigen] Reg[ierungs]j[ubi- läums] K[aiser] W[ilhelms II.] 27.-29. Jl [Juli] Stüb[inger] fährt an die Wasserkante 1. Aug[ust] 14 Schule auf 10 Tg. [Tage] geschlossen 1. Okt[ober] Da Aush[ilfs]l[ehrer] Schlohser [Schloßer] nach Föckelberg berufen wird, muß Hpl. [Hauptlehrer] D[auber] M[ittel]- u[nd] Ob[er]sch[ule] führen. 3. IV 16. D[auber] krank. Soffel O[tto] führt Obersch[ule] 5. VI. 16 D[auber] führt Obersch[ule] für [bis?] 1. Jl. [Juli] u[nd] von da Mittelsch[ule] 1917-1919 waren Huwer, Emich, Hettesh[eimer,] Dreßler 20. XII 1919 Waffenstillstand. Lehrsäle Einquart[ierung] der deutschen u[nd] später frz. [französischen] Soldaten. 14. IV 19 Dreßler übernimmt Oberschule 1919/20 Ab-teil[ungs]unt[erricht], Einquart[ierung] u[nd] häufiger Wechsel der Lehrper- s[onen] u[nd] Kohlenmangel schaden der Schule sehr. 13. Aug[ust] 20. Besatzungsbehörde verbietet das Singen patr[iotischer] Lieder.

[2. Notizzettel:]

Gemeinde

29. Jl. [Juli] 1914. Wir leben in einer gefahrdrohenden Zeit; zwischen Öst[erreich] u[nd] Ser- bien ist der Krieg entbrannt. Hinter dem kl[einen] S[erbien] steht Rußl[and], es im geheimen unterstützend. Längst wäre es um den Völkerfrieden geschehen, wäre unser K[aiser] W[ilhelm] II als bewährter Friedensfürst nicht immer so eifrig bestrebt gewe- sen zu vermitteln. 30. Jl. Die 1. Nachrichten von der russ[ischen] wie frz. [französischen] Mobilisation dringen nach Deutschl[and]. Die Diplomatie arbeitet fieberhaft. Die strateg[ischen] B[rücken] werden bewacht. Ungeheuer ist die Aufregung im Volk. Alles kauft Vorrat für den kommenden (so sehr ist man davon überzeugt!) Krieg. Die Preise beginnen zu steigen. 31. Jl. Während sich an den vorhergehenden Tagen die Nachrichten gerade überstürzen, herrscht heute eine unheimliche Stille; man merkt, es liegt etwas in der Luft; es ist Stille vor dem Sturm Abends ½ 6h. Im Namen s[einer] Maj[estät] des K[önigs] Lud[wig] III wurde über Bay[ern] der Kriegszustand verhängt, was vom Kaiser schon kurz vorher für das gesamte Deutschl[and] verfügt worden war. Abends 10h Der Poliz[eidiener] ruft durch die Ortssch[elle] die Bürgerwehr zur Bewach[ung] d[er] Bahnl[inie] auf. 1. Aug[ust] Aus den Garnisonen kommen Nachrichten, daß sämtl[iche] Truppen zum Aus- m[arsch] bereit sind. Mitt[ags] 4h Ein kl[einer] Extrazug pass[iert] unsern Ort der Grenze zu. Abends 9h Allg[emeine] Mobilmachung. Die beiden 1[.] T[a]ge verlaufen ruhig. 3. Aug[ust] Reservisten rücken ein, Pferde zur Musterung nach Kusel. 7. " Distr[ikts]str[aßen] werden bewacht. 8. " 9. Landwehrmänner rücken ein. Abbrechen des gesamten Zugverkehrs. Aug[ust] verkehren sehr viele Militärzüge. Sept[ember] 1. Ankunft von Verwundeten. 69 (53)

c. Lehrer der Unterschule seit ihrer Errichtung a[m] 1/XI 1862. Siehe S. 47 u[nd] 48.

Der Verweser der Unterschule Karl Philipp Keller, geb. a[m] 14. V 1838 zu Lohnweiler; er amtierte v[om] 1. XI 1862-1. XI 1869; dann wurde er nach Sitters u[nd] später nach versetzt. 1. XI 1869-24. I 1870 Georg Hrch. [Heinrich] Ehswein [Eßwein] intr. [interimistischer] Verweser 24. I 70-26. II 1871 " " " Verweser, er kommt nach Nieder- lustadt 1. III 1871-7. VII 71 wird die Untersch[ule] v[on] den Lehrern Jk. [Jakob] u[nd] Wilhelm Scherer mitgeführt. 8. VII 1871-1. XI 1874 Peter Venter, Verweser, kommt n[ach] . 1. XI 1874-1. VIII 1883 wegen Verwesermangel wurde die Schule von den Lehrern Jk. [Ja- kob] u[nd] Wilh[elm] Scherer mitgeführt. 1/8 1883-1/5 1886 Verweser Hrch. [Heinrich] Rheinheimer, Wolfstein, + 5/8 1930 als Lehrer in Wolfstein -1. Jl. [Juli] 1888 Verw[eser] Phil[ipp] Bernhard, Reiffelb[ach], + Pfingsten 30 in K[aisers]l[autern] -15. Aug[ust] 1888 " Friedr[ich] Kopf, Gumbsweiler. -15. X 1888 von Jk. [Jakob] u[nd] W[ilhelm] Scherer mitgeführt. -21. XI 1893 Verw[eser] O[tto] Dauber, Od[enbach] (15. X 1888-1. VIII 89 intr. Verw.) -1. V 1902 " Franz Schmalenberger, Hermersberg; 1. X 1897 wurde er Lehrer unter Unwandl[ung] seiner Schulstelle in eine Lehrerstelle; er + 30. III 1920 als Lehrer in Kais[erslautern]. -1. VIII 1902 von O[tto] Dauber mitgeführt. -1./5 1908 Hilfslehrerin Maria Koch, Kaiserslautern. -1/8 1908 v[on] Dauber mitgeführt. -1. X 1908 Aushilfsl[ehrer] Robert Krebs, Hinzweiler. -1. XI 1909 von O[tto] Dauber mitgeführt. -1. XI 1913 Verweser Peter Ulrich, Frankelbach. -16. III 1914 Hilfslehrerin Elise Fischer, Neustadt. -16. I 1915 " Elsa Reihs [Reiß], Wachenheim. -15. X 1916 Hilfsl[ehrer] August Hettesheimer, Gerhardsbrunn. -1. X 1917 " Emich Ernst -10. XI 1917 " Wilh[elm] Aberle, Fußgönnheim. -24. VI 1918 " Eugen Ullmann -25. VII 1918 " " Drehsler [Dreßler], Wal[l]halben. -1. VIII 1918 Schulamtsbew[erberin] Anna Fritz, Kusel. -1. X 1918 Hilfsl[ehrer] E[ugen] Ullmann -1. II 1919 " Eugen Dreßler -12. IV 1919 " Albert Braun -1. XI 1919 " Eugen Dreßler u[nd] später Stemler -1. V 1920 Hilfslehrerin Eva Detroy, Kaisersl[autern] u[nd] ihre Schwester -1. VI 1921 " Hermine " . -1. XI 1922 " Elise Scherer, Odenbach. -2. II 1923 " Rosa Albrecht, Ludwigshafen. -12. IV 1923 Hilfsl[ehrer] Ernst Hofmann, Odenbach. -1. IX 1923 " in Amanda Alletter. 69 (53) – Seite 2:

-13. IV 1929 " [= Hilfslehrerin] Anna Fritz, Kusel. -1. VIII 1929 " " Fuhrmann, Kaisersl[autern] Vom 1. VIII 1929-1. XII 35 " Mathilde Jung, Weilerbach, verh[eiratet] mit Lehrer Rud[olf] Schuck 2. XII 1935-11. IX 1938 Rahm, Hilfsl[ehrer] a[us] Kaisersl[autern] 12.9.1938-26.9.1946 Schulamtsanwärterin Laura Latschar 27.9.1946- Friedel Braun aus Lauterecken als Aushilfskraft.

70 (54)

d. Israelitische Schule u[nd] ihre Lehrer 1836-1898.

Zu Odenbach bestand seit 1831 auch eine israelitische Schule, die der prot[estantischen] Lo- kalschulinspektion Od[enbach] unterstellt war. An derselben wirkten:

1. Campe Chan Isaak 16.2.1831 2. Gottfr[ied/Gottlieb] Rosenberger [1852-1855] Steinbach 1831 3. [Benedikt] Alexander [1856]-1860 4. Benedikt Weinschenk v[om] 1. XI 1860-1. V 1896, mit welchem Tage er in den Ruhe- stand trat. Er starb in Kaisersl[autern] als isr[aelitischer] R.-lehrer [Religionslehrer] von Hochspeyer. 5. Nathan Haas, Rülzheim, intr. [interimistischer] Verweser v[om] 1/8-1/12 1896. Die Stelle blieb vorerst unbesetzt; die Schüler wurden den prot[estantischen] Schulen zugewiesen u[nd] das Gehalt unter die 2 Lehrer verteilt. Am 1. XII 1906 wurde die isr[aelitische] Schulstelle wegen zu geringer Schülerzahl auf Ansuchen des Gemeinderates Od[enbach] aufgelöst. Die isr[aelitischen] Schüler besuchen die prot[estantische] Schule zu Od[enbach].

Das israelitische Schulhaus liegt an der Grabenstr[aße] No 147 u[nd] diente nach Auflösung der Schule als Wohnhaus des Kantors u[nd] Schlächters [sic!] (1. Bajowitz aus Litauen 2. David Baracker aus Rußland u[nd] 3. Heymann) Heute ist es verpachtet. 193... [1940!] wurde es an den Eisenbahner O[tto] Ernst verkauft.

[Bleistiftschrift:] Synagoge

Die Katholiken sind nach Reipoltskirchen eingepfarrt, besuchen aber der Bequemlichkeit we- gen die Kirche u[nd] den Religionsunterricht in Msh. [Meisenheim].

[Am linken Rand ist in der unteren Seitenhälfte – den Text überlappend – ein Zeitungsaus- schnitt eingeklebt: „Odenbach. 30. Mai (Israelitischer Lehrerwechsel)“; am rechten Rand ebenso über die gesamte untere Seitenhälfte: „Odenbach. 4. Juni (Abschiedsfeier)“] 71 (55)

[Die S. 71 ist mit zwei Zeitungsausschnitten, die sich mehrfach überlappen, beklebt:

1. Im Reigentanz der Methoden. Erlebtes aus 25 Amtsjahren, das vor allem am Eingang dieses neuen Jahres auch einiger Überlegung wert ist (in vierzeiliger Gedichtform, von 1907-1932).

2. Vereinsbeitrag ab 1. Januar 1929 (vermutlich Lehrerverband).] 72 (56)

B. Kirche.

Über die Zeit, wann das Christentum zuerst im Glantale gepredigt wurde u[nd] Eingang ge- funden hatte, wissen wir nichts. Möglicherweise wurde von Trier aus, der gallischen Roma, wo Constantin u[nd] andere römische Kaiser zeitweise regierten, zuerst in der Glangegend das Evangelium gepredigt. Nach Berichten gehörte Od[enbach] u[nd] die benachbarten Orte zu früher Zeit (870) zu der reichen u[nd] mächtigen, reichsunmittelbaren gefürsteten Benediktinerabtei Prüm mit be- rühmter Klosterschu-[le]. Heute ist Prüm eine Stadt am südlichen Ende der Schnee-Eifel. Aus den Akten geht hervor, daß Odenbach schon auf eine lange Geschichte zurückblicken kann.

Nach einer lat[einischen] Notiz des Abtes Cäsarius v[on] Milendoni [Milendonk] von Prüm besaß Od[enbach] eine Kirche, einen Geistlichen u[nd] viele Kirchengüter, wie aus zwei alten pergamenten, leider sehr beschädigten Verzeichnissen v[on] 1222 – die Güter, Zinsen u[nd] Geschenkgabe[n?] der Liegenschaften enthalten – hervorgeht. [interlinear:] v[on] der alten Kirche heißt es: „Est in Od. ecclesia / ubi adspricit de Terra 15 jurnalia“[*] Sie tragen zwar kein bestimmtes Datum an sich, lassen jedoch bei einzelnen Artikeln ersehen, daß diese Bruderschaft bes[onders] im 15. Jahrh[undert] im Flor gewesen sein [in Blüte ge- standen haben] muß. Einzelne Jahreszahlen kommen vor (1420, 1466, 1489.) Wie lange es zur Abtei Prüm gehörte, ist unbekannt. Später war eine Bruderschaft St. Valentin in Od[en- bach] sehr begütert. Von den Gütern derselben scheinen einige einen Teil der jetzigen großen Pfarrgüter auszumachen. Die alte Kirche wurde wegen Baufälligkeit u[nd] weil zu klein, ab- gerissen u[nd] auf demselben Platze 1764/65 eine neue, die jetzige erbaut. Nur der Turm der alten Kirche, vier Stockwerke hoch, blieb stehen; darum ist an ihm die Jahreszahl 1508. Ein 5. Stock wurde draufgesetzt u[nd] mit einem schönen, aus 3 übereinander im richtigen architek- tonischen Verhältnisse stehenden Kuppeln bestehen[den] Dach versehen [teilweise interlinear geschrieben]. Od[enbach] gehörte zum zweibrückischen Oberamt Meis[enheim], war Sitz einer Schultheißerei u[nd] schon vor der Reformation Pfarrort. Mit der Einführung der Reformation im Umfange des Herzogtums Zweibr[ücken] durch Her- zog Ludw[ig] II wird eine prot[estantische] (luth[erische]) Pfarrei entstanden sein. Die refor- mierte Pfarrei daselbst wird wohl unter dem Herzog Joh[ann] I gegründet worden sein (1548.) Die Kirchenbücher v[on] Od[enbach] reichen nur bis 1565 hinauf.

------* [Gemeint ist das sog. „Prümer Urbar“ von 893, das Verzeichnis der Güter der ehemaligen Benediktiner-Abtei Prüm in der Eifel. Das Original entstand unter Abt Regino von Prüm und ist nicht überliefert. Auf uns zuge- kommen ist allerdings eine 57-seitige, in 118 Kapitel gegliederte Abschrift, die der Exabt Caesarius von Milen- donk im Jahre 1222 anfertigte und mit Ergänzungen sowie Kommentaren versah.

Der Text über Odenbach lautet:

De Odenbahc. (Kapitel) .XXXI. Est in Odenbach ecclesia .I., Es gibt in Odenbach eine Kirche, ubi aspicit de terra iornales .XV. zu der 15 Tagewerk Land gehören.] 73 (57)

Zu Odenbach gehörte 1565-1575 auch Becherbach. Als dies 1675 zu Gangl[off]-Ransweiler eingepfarrt wurde, erhielt Od[enbach] zum Ersatz für diesen Verlust die Pfarrei Med[ard]. Vorübergehend (1635-1641 u[nd] 1670 bis 1671[)] wurde Od[enbach] von Medard aus verse- hen. In Med[ard] bestand seit der Ref[ormation] eine ref[ormierte] Pfarrei. In den Parochialor- ten Ad[enbach] u[nd] Gsw. [Ginsweiler] waren d[ie] Ref[ormierten] nach Med[ard] gepfarrt [teilweise interlinear]. Die Kollatur [Recht, eine geistliche Stelle zu besetzen] hatten die Her- ren von Schorrenburg. 1675 wurde die selbständige Pfarrei Medard mit der Pfarrei Odenbach kombiniert. [interline- ar:] 1815 kam es an Preußen, scheidet aus der Pf[arrei] in Od[enbach] aus. Mit der ehemaligen Pfarrei Medard, [interlinear:] die 1675 einging, kamen auch Adenbach, Cronenberg (bis 1822, dann zu Lauterecken) u[nd] Ginsweiler zur Pfarrei Odenbach. Der Pfarrer zu Od[enbach] mußte jeden Sonn- u[nd] Feiertag zweimal zwischen O[denbach] u[nd] M[edard] abwechselnd, einmal früh, das andermal spät, in beiden Kirchen predigen u[nd] katechisieren, das hl. [heilige] Abendmahl halten u[nd] alle Kasualien [kirchliche Handlungen wie Taufe, Trauung, Beerdigung] nach Observenz [Observanz: Gewohnheitsrecht, Herkom- men] verrichten. Neben der reformierten Pfarrei bestand in Od[enbach] auch ein ref[ormiertes] Diakonat u[nd] selbst eine Lateinschule. Pfarrei u[nd] Diakonat gehörten bis 1806 zur Inspektion Meisen- heim. 1815 wurde Od[enbach] Sitz einer reformierten Inspektion (der bisherige Lokalkonsi- storialpräsident für Obermoschel, Pfarrer Friedr[ich] Jk. [Jakob] Welsch in Odernheim a[m] Glan, wurde 1815 Inspektor für die Inspektion Od[enbach]), bis es 1820 zum Dekanat Lau- terecken kam. Cronenberg fällt 1822 gelegentlich der Einführ[ung] der Union an Laut[er- ecken]; die Pfarrei Od[enbach] erhält den Umfang, wie sie heute hat [teilweise interlinear]. Die Pfarrei Od[enbach] wurde 1652-1664 von Tiefenbach, 1664-1670 von Heiligenmoschel aus versehen. Der letzte Pfarrer von Medard hieß Samuel Gravius; er war in seinen letzten Lebenstagen fast erblindet. [Interlinear:] Dekan Gümbel, Laut[erecken,] zählt in s[einem] Buche „Ev[angelische] K[irche] d[er] Pf[alz] 1895“ 20 Pf[arrer] u[nd] 9 Diakone von Od[enbach] auf.[*]

Als Pfarrer wirkten in Odenbach (Ausz[ug] aus d[em] Pf[arrer]b[uch] v[on] Biundo Kaiserslautern 1930, S. 412.[**]

[Maschinenschrift, handschriftliche Ergänzungen]:

1. Maximinus [Irsch], Trevirensis, (1548)-1555 (+). 2. Matthias Hexamer (Hexem), geb. 1519, Religionslehrer am Hofe Wolfgangs in Zweibrücken, 1563-1589, Pfarrer in Odenbach, + 28. Januar 1596. [handschrift- lich:] Er war der 1. ref[ormierte] Pf[arrer] u[nd] Hofmeister der Kinder des Pfalzgr[afen] Wolfg[ang]. Thomas Mögerius, der seit 1582 Pfarrer in Vendersheim war, wurde 1589 als „Ausländer“ vorgeschlagen, weil der Odenbacher Pfarrer den neuen Katechismus nicht annehmen wollte. 3. Johannes Urius, Gambensis Palatinus, am 11. April 1572 immatr[ikuliert] in Hei- delberg, 1586-1589 Diakon in Kusel, 1589-1591 Pfarrer in Odenbach, 1593-1595 (+) Pfarrer in Hoff.

------* [Gümbel, Theodor: Die Geschichte der Prot(estantischen) Kirche der Pfalz mit besonderer Berücksichtigung der pfälz(ischen) Profangeschichte. Kaiserslautern 1885.]

** [Biundo, Georg: Pfälzisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch. Kaiserslautern 1930. (= Geschichte der Protes- tantischen Kirche in der Pfalz, Bd. 1 = Palatina sacra I.)] 73 (57) – Seite 2:

4. M. Johannes Schlechtius, geb. 1556 zu Homberg (Hessen), Sohn des Bürgers Kon- rad Schlecht, 1577-1581 Stipendiat in Marburg, Schule in Homberg und Hersfeld, 1581-1582 Schulmeister in Treysa, 1582-1584 Diakon in Kassel, hierauf in Worms, 1584-1591 Pfarrer in Reipoltskirchen, 1591-1600 Pfarrer in Odenbach. 1600-1623 Pfarrer und Inspektor in Meisenheim, 1623-1633 (+) Pfarrer und In- spektor in Niederhausen. 5. M. Johann Jakob Renner, geb. 1565 zu , Sohn des Pfarrers Johann Ja- kob Renner, Schule in Enkirch und Trarbach, 1759-1584 Stipendiat in Hornbach, am 7. Januar 1584 immatr[ikuliert] in Heidelberg, 1586-1589 Student in Strass- burg und Basel, 1589ff. Diakon in Baumholder, 1595-1621 (+) Pfarrer in Oden- bach. 74 (58)

Renners Vater Johann Jakob Renner (der Ältere), Krimburgensis, ex papatu a. D. Wandalino veniens und pastor excatholicus, wurde im Januar 1557 zweiter, ein hal- bes Jahr später erster Pfarrer in Baumholder, wo er am 5. Mai 1573 starb. 6. M. Johann Jakob Renner, geb. 1596 zu Odenbach, Sohn des Pfarrers Johann Jakob Renner, 1608 Schule zu Hornbach, am 8. Oktober 1612 immatr[ikuliert] in Heidel- berg, 1616 Magister in Heidelberg, 1617-1621 Schulmeister und Adjunkt, 1621-1635 Pfarrer in Odenbach. [handschriftlich:] 6.a. Pf[arrer] Joh[annes] Nik[olaus] Dyburg 1604-1661 (+) in Medard war zugleich von 1635-1641 Pfarrer in Odenbach Pf[arrer] Hinzweiler 1641-1650, Professor a[m] Gymnas[ium] i[n] Msh. [Meisen- heim], Pf[arrer] v[on] 1650-1652, ab 1641 auch zugleich Pf[arrer] in Odenbach. [maschinenschriftlich weiter:] 7. Johann Kaspar Hermanni, 1643-1652 (236) [wohl Nr. bei Biundo/s. Anm. S. 73!] [handschriftlich ergänzt:] Pf[arrer] Franzenus 1654 S. 67. 8. Georg Ulrich Geysel, geb. 19. April 1622 zu Schwartzenbach (Oberpfalz), Sohn des Pfarrers Abraham Geysel und Anna Marie Brusch, Lateinschule in Eschwege, 1638 Danzig, 1646 Reise nach Holland, bis 1650 Student in Gröningen und Leyden, 1651- 1655 Pfarrer in Wieblingen, 1655-1660 Pfarrer in Nussloch bei Heidelberg, 1660- 1662 Helfer in Nürnberg, 1662-1671 Pfarrer in Hundsbach (Amt Lichtenberg), 1671- 1699 Pfarrer in Odenbach, 1680 Scholarch in Meisenheim, 1671-1674 und 1678 Ad- junkt des Oberkonsistoriums und Inspektor, + 1. Februar 1699. 9. Georg Nikolaus Germann, von Meisenheim, 1695-1699 Pfarrer in , 1699- 1702 (+) Pfarrer in Odenbach, 10. Friedrich Elias Balbier, von Hinzweiler, Sohn des Pfarrers Heinrich Balbier, 1699- 1702 Pfarrer in Bosenbach, 1702-1716 Pfarrer in Odenbach. 11. Friedrich Bartholomäus Wahl, Sohn des Rektors Johann Wilhelm Wahl, 1713-1716 Pfarrer in Bisterschied, 1716-1749 Pfarrer in Odenbach. 12. Friedrich Gerhard Wahl, von Odenbach, Sohn des Pfarrers Friedrich Bartholomäus Wahl, 1739-1740 Verweser in Heiligenmoschel, 1740-1744 Vikar in Ransweiler, 1744-1749 zweiter Pfarrer in Annweiler, 1749-1764 Pfarrer in Odenbach, + 28. Feb- ruar 1764. Wahl heiratete am 25. November 1745 Susanne Margarehe (geb. 29. Dezember 1717), Tochter des Pfarrers Johann Philipp Heinrich Wernigk (+ 1757). 13. Georg Friedrich Ludwig Müller, geb. 1735 zu Kleeburg, Sohn des Inspektors Johann Philipp Nikolaus Müller, am 4. Oktober 1752 immatr[ikuliert] in Marburg, 1757- 1760 Präzeptor in Bergzabern, 1760-1764 Professor am Gymnasium in Zweibrücken, 1764-1811 Pfarrer, Inspekteur (1783), und Lokal-Konsistorialpräsident (1806) für die Konsistorialkirche Obermoschel in Odenbach, + 20. Mai 1811. 14. Philipp Wilbrand Jakob Müller, geb. 4. Oktober 1771 zu Odenbach, Sohn des Pfarrers Georg Friedrich Ludwig Müller und Marie Charlotte Jakobine Albert, 1789-1791 Student in Marburg, 1792-1811 Vikar, 1811-1851 Pfarrer und Dekan (1820) in Odenbach, + 28. März 1851. [handschriftlich ergänzt:] beerd[igt] in Od[enbach] (obe- re Reihe rechter Teil) Müller heiratete am 30. Mai 1798 Dorothe Baumann, Tochter des Pfarrers Gustav Christian Baumann in Einöllen. Müller ist auch der Verfasser einiger Lieder im ersten Unionsgesangbuch. [handschriftliche Ergänzung zu Dorothe Baumann:] g[eb.] 31/3 1772, + 29/8 1849.

74 (58) – Seite 2:

[handschriftlich:] Müller wurde von Nap[oleon] I a[m] 25/6 1811 zum Pf[arrer] von Od[enbach]- Medard ernannt. Das betr[effende] Schriftstück wurde im „Palais de St. Cloud“ aus- gefertigt. Von 1791-1811 war er Vikar bei s[einem] Vater in Od[enbach]. Die Tante von Ph[ilipp] W[ilbrand] J[akob] M[üller] war Karoline Müller, geb. 4/6 1809. + 13/5 1870 in Niederhochstadt, beerdigt in Odenbach. Er zähmte Hornisse im Kir- chengarten. Verwest wurde die Stelle von: 1. Friedrich Hessig 1843/44 2. v[on] s[einem] Neffen C. Müller 1845-1846 3. Joh[ann] Wolfhart 1846-1849 u[nd] 4.) Joh[ann] Mich[ael] Bruch 1849-1851. [maschinenschriftlich weiter:] 15. Friedrich Karl Ludwig Reutlinger, geb. 8. Januar 1798 zu Zweibrücken, am 17. No- vember 1816 immatr[ikuliert] in Marburg, 1826-1851 Pfarrer in Breitenbach, 1851- 1853 Pfarrer in Odenbach, + 17. November 1853. [handschriftlich ergänzt:] Verweser waren: Wilh[elm] Meyer 1853 u[nd] Chr[istian] Mattil

75 (59)

16. Friedrich Hepp, geb. 29. März 1817 zu Alsenborn, Sohn des Pfarrers Daniel Friedrich Hepp, Student in Utrecht, 1840-1842 Vikar in Erfenbach-Kaiserslautern, 1842-1845 Vi- kar in Bischheim, Thaleischweiler, 1854-1858 Pfarrer in Odenbach, + 12. Oktober 1858. [handschriftlich ergänzt:] ( 3) zu Odenb[ach] beerdigt er weihte 1854 die v[on] Wagner um 1910 fl. [Gulden] errichtete Glocke ein. 17. Joseph Heinrich Theodor Kremer, 1859-1880 (104). [handschriftlich ergänzt:] geb. 13. IV 1827 zu Schweinshaupten in Unterfranken; er wur- de 1880 Pfarrer in Kirchheimbolanden u[nd] starb als Pfarrer i[n] Ilbesheim. 18. Wilhelm Eller, geb. 23. März 1841 zu Eisenberg, Sohn des Lehrers Wilhelm Eller und Charlotte Jost, Gymnasium in Zweibrücken, 1859-1863 Student in Erlangen, Heidelberg und Utrecht, 1866-1872 Verweser in Rüssingen, 1872-1881 Pfarrer in Einöllen, 1881- 1888 Pfarrer in Odenbach, 1/XI [Tag und Monat handschriftlich ergänzt] 1888-1908 Pfarrer in Kleinfischlingen, + 30. Juni 1908. 19. Ferdinand Zinn, geb. 11. September 1854 zu Gangloff, Sohn des Pfarrers Wilhelm Zinn und Karoline Culmann, 1873-1877 Student in Erlangen und Tübingen, 1877-1879 Vikar in Eisenberg, 1880-1881 in Odernheim, 1881-1889 Pfarrer in Einöllen, 17/V [Tag und Monat handschriftlich ergänzt] 1889-1907 Pfarrer in Odenbach, + 14. Juni 1907. [hand- schriftlich fortgesetzt:] Er wirkte 18 J[ahre] lang als Seelsorger in hiesiger Gemeinde, von allen geachtet u[nd] geehrt. Den Lehrern war er ein milder, frdl. [freundlicher] Vor- gesetzter (Lokalschulinspektor), ja ein väterlicher Freund. Lehrer O[tto] Dauber legte am Grabe im Namen der Lehrer v[on] Od[enbach], Ad[enbach] u[nd] Ginsw[eiler] einen Kranz nieder u[nd] widmete dem Toten einen warmen Nachruf. Verweser der Pfarrei war sein Sohn Ferd[inand] Zinn bis 16. XII 1907. [maschinenschriftlich weiter:] 20. Jakob Hérancourt, geb. 18. Dezember 1858 zu Rohrbach bei Bergzabern, Sohn des Landwirts Heinrich Hérancourt und Elisabeth Voltz, 1878-1882 Student in Strassburg und Jena, 1883-1885 Verweser in Meckenheim, 1885-1886 ständiger Vikar in Erfenbach, 1886-1889 Pfarrer in Wiesbach, 1889-1907 Pfarrer in Offenbach bei Landau, 1907-1928 Pfarrer in Odenbach, 1928 Kirchenrat, 1928 in Ruhe. [handschriftlich ergänzt:] + 2./8 1934. 21. Rudolf Wolfrum, seit 1928 (144). [Der Rest bis zum Ende der Seite ist handschriftlich.] geb. 7. XII 1891 zu Germersheim, Pf[arrer] in Gangl[off] bis 1. X 1928, verwest die Pfar- rei Od[enbach] bis zu s[einer] Ernennung als Pfarrer von Odenbach ab 1. X 1928-1/3 1933 [Tag und Monat in Bleistiftschrift ergänzt und Jahreszahl korrigiert zu 1934]. 22. August Sprenger seit 1. III 1934. geb. a[m] zu Altleiningen, war vorher Lehrer a[m] Melanchthon-Heim in Landau [interlinear korrigiert zu:] Zweibrücken, 1938 machte er sein Dr. Am 21. Mai 1940 rückte er ein. Seine Pfarrstelle wurde verwest von Pf[arr]- v[erweser] Dorst ab 21. Mai 1940, Pf[arr]v[erweser] Erich Schmidt ab 20. Juni 40, Pf[arre]r Wiedmann ab 1. Jl [Juli] 40, Pf[arre]r Gauer ab 4. Sept[ember] 40, Pf[arre]r Höhsler [Hößler] ab 1. Okt[ober] 40, Pf[arrer] Weihl ab 8. Okt[ober] 40, Pf[arre]r Gauer ab 25. Nov[ember] 40, Pf[arre]r Eug[en] Rapp ab 25. Jan[uar] 41, Pf[arre]r Fr[iedrich] Gauer ab 16. April 41. Pf[arrer] Landgraf Rud[olf] ab 1. Aug[ust] 1942 (weil an Ge- lenkrh[eumatismus] schwer erkrankt) Dekan Hans Schmidt ab 7. M[ä]rz 1943 u[nd] Pfar- rer Jung, Odernheim. Am Juni 1943 bekamen w[ir] Missionar Handt aus Berlin als Pfarrer für Od[enbach], Becherbach u[nd] Gangloff. Alle 14 Tage ist Gottesdienst. Da er an Gelenkrheumatismus schwer erkrankte u[nd] in Untereggbach [?] (Württ[em- berg]) liegt, kam der Jugendpfarrer Dr. K[arl] O[tto] Horch aus Neustadt als Stellvertre- ter.

75 (59) – Seite 2:

Ab 1. II 45 kam Pf[arrer] Wilhelm Gruber aus Breitfurt nach Odenbach, vom 25. X 45 Pfarrverweser Osw[ald] Jung aus Gumbsweiler, ab 16. Jl. 46 Pfarrer Adolf Ottmann aus Jettenbach (kam nach München[)] v. 16. Sept. 46 " Erich Rheinberger aus 1. Okt. 46 " Heinrich Türk aus 1. Okt. 49 " Hermann Schick aus Duchroth.

[Die letzten drei Zeilen der Seite sind leer.

Am linken Rand, knapp unterhalb der Mitte der Seite, ist ein Zeitungsausschnitt – den Text überlappend – eingeklebt: „Odenbach, 24. Juni [1928]. (Abschiedsfeier des Pfarrers und Se- niors Herancourt.)“] 76 (60)

Das alte Pfarrhaus war ein baufälliges Gebäude und drohte einzustürzen – der sehr hohe Eis- und Wassergang 1784 hatte die Ringmauer des Ortes durchbrochen. Es wurde 1788 mit den Ökonomiegebäu- den neu aufgeführt.

Der Begräbnisplatz o[der] Friedhof lag früher um die Kirche herum; heute bildet er den Pfarrgarten u[nd] die Kirchhofstraße. Bei Anlage der Wasserleitung 1904 wurden einige Knochen u[nd] ein gut erhaltener Schädel un- ter dem Pflaster der Straße herausgegraben.

1566 wurde vor dem „unteren Tor“, der Glanbrücke gegenüber auf seinem jetzigen Platze [Plan-Nummer 1709] ein neuer Friedhof angelegt.

1863 wurde er [der Friedhof von 1566], weil ein sehr dringliches Bedürfnis dazu vorhanden war, ausgebessert u[nd] vergrößert, so daß er an Umfang nicht bloß um das Doppelte zunahm, sondern auch in ästhetischer Hinsicht bedeutend gewonnen hat. [Bleistiftnotiz angeschlossen:] Heute ist ein neuer Friedhof ein schreiendes Bedürfnis.

[Am Ende der Seite 7 Zeilen Bleistiftnotizen:]

1859 neues Gesangb[uch] 1. V 1907 jetziges Ges[ang]b[uch] 3. Jl. [Juli] 1907 Erg[änzung] der Instr[uktion] zur Ert[eilung] des prot[estantischen] R-l.-unt. [Religionsunterrichts] \ Einf[ührung] des n[euen] G[esangbuchs] „Dabei soll jeder Zwang vermieden w[erden.“] In d[en] Schulen w[erden] die vorgeschr[iebenen] Choräle nach d[em] n[euen] G[esangbuch] eingeübt. In d[er] Übergangszeit singt man die Choräle, die im a[lten] u[nd] n[euen] Ge- sangb[uch] stehen. Ostern 1908 soll das n[eue] Gesangb[uch] gebr[aucht] werden.

Die Orgel wurde v[on] Orgelbauer Wagner, Kais[erslautern] um 1910 fl. [Gulden] aufgestellt u[nd] auf die Kirchweihe 1854 durch Pf[arrer] Hepp eingeweiht. 77 (ohne)

D. Andere Gebäude.

1. Das Rathaus. Es ist jedenfalls eines der ältesten Gebäude Odenbachs, was schon aus der Bauart hervorgeht. Geschichtliches ist nicht zu finden.

[Weiter mit Bleistiftnotiz:] 1940 wurden die Bürgermeisterei u[nd] Einnehmerei in das David Felsenthal’sche Haus ver- legt. Im alten Rathaus war der , u[nd] nach seiner Auflösung wohnen Leute drinnen.

2. Judenschulhaus, Haus No 147 a der Grabenstr[aße], bis 1896/97 Schulhaus der Israeliten, später Wohnung des Vorbeters, Schächters u[nd] Religionslehrers, jetzt Wohnunghaus des Eisenbahners O[tto] Ernst.

3. Armenhaus, liegt an der Grabenstr[aße].

4. Die Synagoge an der Kirchhofstr[aße] wurde 1940 an den Polizeidiener J[ako]b Soffel ver- kauft.

[Am linken Rand ist – den Text und sich selbst überlappend – ein Zeitungsausschnitt einge- klebt: „Grabsteine in der Familienforschung. Erhaltet die Quellen der Familien- und Sippen- geschichte“] 79 (61)

Die Kirchenkonvente der Klasse Meisenheim unter Herzog Friedr[ich] v[on Zweibr[ücken] 1640-1661]

5 Den 1. aktenmäßig zu belegenden Konvent hielt die Kl[asse] M[eisenheim] am /9 1653 in Rehborn. Es wurde für gut u[nd] nötig befunden, daß jede Kirche alle Jahre einmal visitiert wurde; es müßten jedoch wegen der Ausgaben nicht immer alle Pf[arrer] der Kl[asse] bei- wohnen, auch damit sie nicht so oft von ihren Kirchen reisen müßten. Durch ein kurzes, durchgehendes Examen sollten die Gemeindemitgl[ieder] in ihrem Glaubensfortschritt geprüft werden. Schultheiß, Zensoren u[nd] Almosenpfleger sollten über des Pfarrers Lehre u[nd] Leben, der Pf[arrer] über die Zuhörer befragt, alle Antworten aufgezeichnet u[nd] dann von dem Visitator sämtliche Pf[arrer] berichtet werden. Dazu sollte nach Beend[igung] der Visita- tion der Insp[ektor] einmal zu Msh. [Meisenheim] allen Pf[arrern] gemeinsam die Relationes [Berichte] vortragen u[nd] die Gravamina [Beschwerden] deliberieren [beratschlagen]. Zu diesem Zwecke baten die Konvent[u]alen den Fürsten Fr[iedrich] um ein Zimmer auf dem Schlosse zu Msh. [Meisenheim] u[nd] um eine sobria Agape (Abspeisung). Bei wichtigen allg[emeinen] Fragen sollten alle Inspektoren des ganzen Fürstent[ums] zus[ammen]kommen. Dieser Konventbericht an den F[ürsten] Fr[iedrich] zu Zw[eibrücken] war unterz[eichnet] v[on] Fr[iedrich] Gölerus, Insp[ektor] u[nd] Pf[arrer] zu Oberm[oschel], Biermann, Pf[arrer] zu Msh. [Meisenheim] und Adamus, Pf[arrer] zu M[eisenheim]. Am 18. I 1654 schrieb Pfalzgr[af] Fr[iedrich] an Insp[ektor] Göler, es sollten die Visit[atio- nen], die beim Kriegswesen ausfielen, wieder eingeführt u[nd] von sämtl[ichen] Insp[ektoren] gehalten werden. So berief Göler am 2. II 1654 einen extraordinaren Konvent zu Pf[arrer] Michaelis nach Msh. [Meisenheim]. Anwesend waren neben dem Insp[ektor] die beiden Pf[arrer] zu Msh. [Meisenheim], die Pf[arrer] zu Med[ard], Rehborn u[nd] Hundsbach, auch Pf[arrer] Justus Wahlius zu Odenbach. Das Gutachten an den Fürsten blieb bei den Rehborner Auffassungen. Die Visitation könne durch den Insp[ektor] allein o[der] durch einen Vertreter abgehalten werden. Verlauf der Vis[itation]: Predigt des Ortspf[arrers], kurzes Examen über den Fortschritt der Zuhörer, Einvernahme des Schulth[eißen] u[nd] der Ältesten über des Pf[arrers] Lehre u[nd] Leben, Einvernahme des Pf[arrer]s über der Zuhörer Wandel, Aufzeichnung der beiderseiti- gen Antworten, darnach Bericht des Visitators an sämtl[iche] Pf[arrer]. Dazu soll jährlich einmal nach den Visit[ationen] der Insp[ektor] zu Msh. [Meisenheim] mit allen Pf[arrern] zus[ammen]kommen, (S. 80: die Relationes u[nd] Gravamina vornehmen u[nd] die Beschlüs- se dem Fürsten übergeben.) 80 (62) die Relationes [Berichte] u[nd] Gravamina [Beschwerden] vornehmen u[nd] die Beschlüsse dem Fürsten übergeben. Auch möge ein Gemach im Schlosse zu Mh. [Meisenheim] gestellt u[nd] eine Speisung gegeben werden. Der Fürst verwahrt sich in einem Schr[eiben] v[om] 13/III 1654 gegen das eigenmächtige Vorgehen des Klassenkonv[ents]; er halte nicht für nötig, daß alle J[ahre] u[nd] in allen Kir- chen Visit[ationen] vorgenommen würden. Auch werde kein Gemach u[nd] keine Agape [Speisung] zur Verfügung gestellt. Die Amtleute zu Msh. [Meisenheim] schlugen a[m] 5. II 1654 dem Fürsten vor, man sollte wegen der Kirchenvis[itationen] jedesmal die Pf[arrer] u[nd] Ältesten jeden Ortes auf das Amt nach Msh. [Meisenheim] bescheiden u[nd] die Sache dort wie eine „Amptung“ vornehmen. Zu diesem Vorschlage sollten sich die Pf[arrer] äußern. Insp[ektor] Göler beriet am 31. III 1654 mit s[einen] Pfarrern: Der Ins[pektor] könne unter Zuziehung von 1 o[der] 2 Pf[arrern] Conventus halten. Die Kleinigkeiten könnten durch Amt- leute erörtert u[nd] richtig gestellt werden; das Wichtigste müsse aber auf eine allg[emeine] Vers[ammlung] der Pf[arrer] in der ganzen Inspektion verschoben werden; die Pf[arrer] woll- ten sich dann selbst verköstigen. Im Schr[eiben] v[om] 4/VIII 1654 gibt sich Fürst Fr[iedrich] zufrieden, daß Insp[ektor] Göler u[nd] Pf[arrer] Biermann Visit[ationen] vornehmen, wenn nötig, u[nd] Bericht über Mängel an die Amtleute o[der] den Fürsten selbst erstatten. Später hatte er auch nichts dagegen, wenn noch ein anderer Pf[arrer] dabei sei. Inzwischen nahmen die Konvente von 1653 ruhig ihren Fortgang. Nach Rehborn wurde am 8. XII 1653 ein Konvent zu Od[enbach] gehalten. Die Predigt hielt der Ortsgeistliche Justus Wahlius über 1. Petr. 3,15-16, obwohl nach dem Rehborner Beschluß mit der Erklärung des 1. Timotheusbriefes hätte begonnen werden sollen. Beim Examen konnten die Odenbacher wie vorher die zu Odernheim u[nd] Rehborn die 5 Hauptstücke auswendig hersagen. Der Schul- theiß, die Zensoren u[nd] Almosenpfl[eger] wurden über den Pf[arrer] Wahlius befragt, ob er lauter predige, richtig die Sakramente erteile, fleißig die Kranken besuche u[nd] die Kinder- lehre halte. Sie gaben ihm einmütig ein gutes Zeugnis. Der Pf[arrer] ist mit den Zuhörern zu- frieden. Pf[arrer] u[nd] Schulmeister klagen dagegen über ihre mangelhafte Besoldung: Der Pf[arrer] empfange nur 8 Logel [ca. 400 l] Wein statt 2 Vierohm [ca. 1.200 l]; es werde kein Schulgeld gereicht; die Eltern sollten ermahnt werden, die Kinder fleißiger in die Schule zu schicken. Nach dem Zinsbuch von (S. 81: 1622, als Nikolaus Starck Schulmeister in Od[en- bach] war, wären schon [Marginalie: S. 4-5] 10 fl [Gulden] aus der Kirchschaffnei Msh. [Mei- senheim] dem Schulmeister vermacht gewesen.) 81 (63)

1622, als Nikolaus Starck Schulmeister in Od[enbach] war, wären schon [Marginalie: S. 4-5] 10 fl [Gulden] aus der Kirchschaffnei Msh. [Meisenheim] dem Schulmeister vermacht gewe- sen. Od[enbach] soll auch für eine Wohnung des Schulm[eisters] sorgen, damit er nicht mehr täglich von Msh. [Meisenheim] nach Od[enbach] gehen muß. Auf diesem Konvent wurden auch 2 Ältesten Hans Kaspar Seip u[nd] Conrad Kronenberger, Odenbach Bürger, als Älteste bestätigt. Der Inspektor wies auf ihr Amt hin, sprach ein Gebet, nahm das Gelöbnis der Ältesten unter Handschlag entgegen, wozu jeder Pf[arrer] einen Se- genswunsch sprach. Darnach trat der Ortspf[arrer] ab, u[nd] die anderen Konventualen konfe- rierten über seine Predigt. Der nächste Konvent sollte in Niederhausen gehalten werden. Die Beschlüsse gingen an den Fürsten u[nd] waren von den Pfarrern unterzeichnet.- Mit der Pfarrbesoldung war es in jener Zeit recht schlecht bestellt. Im Schr[eiben] v[om] 2. II 1654 an den Herzog bittet mit den andern Pf[arrern] auch Pf[arrer] Wahlius um Abstellung ihre[r] Be- soldungsklagen. Der nächste Konv[ent] wurde a[m] 16./8 1654 zu Niederhausen gehalten. Am 2. IV 1655 war der Konvent in Medard: Dabei klagt Pf[arrer] Wahlius, das Kloster Disibodus gebe ihm nichts zu seiner Behausung, auch die Dieffenbacher u[nd] Odenbacher nichts zu seiner Besoldung, die zinsbaren Weingärten ließen sie liegen. Der Pf[arrer] predigt lieber in der Fiale [Filiale?] zu Einöllen, da auch die Ingweiler kommen, als in der Mutterkirche zu Dieffenbach.- Es wur- de beschlossen, die Beschlüsse den Amtleuten anzuzeigen u[nd] den nächsten Konv[ent] in Hundsbach zu halten. Unterschr[iften]: Göber [Göler], Wahlius u[nd] Biermann. Für die J[ahre] 1655-1658 fehlen die Konventsprotokolle. Am 28. X 1658 war ein Konvent in Msh. [Meisenheim]. Am Tage darauf (29. X 1658) wurde ein Konv[ent] zu Od[enbach] ab- gehalten. Pf[arrer] Wahlius führte dabei Klage über den fahrlässigen Besuch der Kinderlehre durch Alte u[nd] Älteste. Die Ältesten beschweren sich, daß der Herzog ihre gerissene Glocke habe holen lassen u[nd] baten um eine andere Glocke. Der Schulmeister klagt, die Medarder seien ihm 1 mlt [Malter, ca. 150 l] Korn u[nd] aus dem Almosen 2 fl [Gulden] schuldig. Aber die Medarder erklären, die Hälfte des Glockenzehnten sei durch Vergleich der Schule aufge- tragen und des Schulmeisters (S. 82: Forderung aufgehoben worden.) 82 (64)

Forderung aufgehoben worden. Hier enden die Konventsakten, soweit sie die Regierung Herzog Friedrichs (+ 1661) berühren.

[Der Rest der Seite ist leer.] 84 (66)

C. Unsere Glocken.

Wie die Odenbacher in den 80. Jahren des 16. Jahrh. zu einer Gl[ocke] kamen

[Marginalie am Rand/Bleistiftschrift:]

Heimatbl[att] Msh. [Meisenheim] 1926 No 3/4

Gerade hatte man 1584 den neuen Kirchenturm vollendet u[nd] sich angeschickt, die Glocke aufzuhängen, da stürzte sie unglücklicherweise in die Tiefe u[nd] zersprang. Die Odenbacher hatten nun ein gar gering Geläut, welches einer solchen Pfarr „verachtete, sintemalen zu Me- dard u[nd] die anderen Pfarrkirchen rings um Od[enbach] zierlich u[nd] besser Geläut hatten als sie.“ Sie baten den Herzog zu Zweibr[ücken], er möge ihnen aus Gnaden zu einer anderen Glocke, die zu einer Uhr zu gebrauchen wäre, verhelfen. Dort wußte man jedoch keinen ande- ren Rat, die 8 Ztr. [Zentner] u[nd] 14 Pfd. [Pfund] schwere Glocke zu ersetzen als den, die Odenbacher möchten zu Disibodenberg, Offenbach oder an einem anderen Ort ihres Amtes Umschau nach einer überzähligen Glocke halten. Falls das nicht möglich wäre, solle man ver- suchen, aus der alten Glocke „mit Nutz“ eine neue zu gießen. Man scheint glanauf u[nd] glan- ab gesucht zu haben, bis man endlich zu Hirsau, das damals verwaist war, Glück hatte. Wann das war, ist mit Bestimmtheit nicht zu sagen. (Die Odenbacher müssen den Hirsauer[n] die Glocke gestohlen haben.) 1653 beschwerten sich die Pfaffkinder des Eßweiler Tals über das unrechtmäßige Vorgehen der Odenbacher. Die Beschwerdeschrift ist gerade nicht in der vor- nehmsten Sprache abgefaßt, u[nd] mit welchen „Liebkosungen“ die Odenbacher darin be- dacht wurden, wollen wir lieber nicht verraten. Die Hirsauer baten den Herzog, er möchte die Odenbacher veranlassen, die Glocke wieder zurückzugeben, nachdem nun Hirsau wieder ei- nen Pfarrer habe u[nd] an Festtagen oft 200 Zuhörer zum Gottesdienst kämen. Die Gegenseite ließ sich jedoch die Angriffe nicht bieten u[nd] berief sich auf den Befehl des Herzogs u[nd] darauf, daß doch Od[enbach] seine eigene viel schwerere Glocke dagegen ins Schloß nach Meisenheim abgeliefert habe. Streng genommen hätten die Hirsauer doch nur mit dem Herzog zu tun, der doch dafür sorgen möge, daß ihnen ihre erkaufte Glocke gelassen u[nd] ihnen von den Hirsauern nicht mehr angefochten werden könne. Wie die Entscheidung gefallen ist, läßt sich aus den zur Verfügung stehenden Quellen nicht sagen. Jedoch (S. 85: mußten die Oden- bacher die Glocke wieder zurückgeben, ...)

85 (67) mußten die Odenbacher die Glocke wieder zurückgeben, u[nd] mit Genugtuung bemerkte der Pfarrer Peter Franzenus bei einem Todeseintrag vom Juni 1654, daß man die große Hirsauer Glocke wieder erlangt habe. Damit war man über die Begriffe Mein u[nd] Dein klar gewesen.

[Es folgen 10 leere Zeilen.]

Bis 1851 waren es drei Glocken. Die kleinste Gl[ocke] hieß Bürgerglocke. Bei ihrem Läuten versammelten sich die Leute auf dem freien Platz an dem Rathaus. Der Bürgermeister las dann die Bekanntmachungen vor, was heute der Polizeidiener ausschellt. 1851 zersprang eine Glocke, u[nd] sie wurde mit der Bürgerglocke zu einer Glocke umgegossen. Nun waren es 2 Glocken. 1893 wurde zu einer dritten kleinen Glocke gesammelt. 1916/17 wurde die kleine u[nd] mittlere Glocke zu Kriegszwecken abgeliefert.

Am 13. III 1925 bekamen wir wieder 3 Glocken, zwei neue; die alte wurde an die Glocken- gießerei Pfeiffer, Kais[erslautern] eingeschickt u[nd] auf die neuen abgestimmt. Am Vor- abend (12. III) waren sie nach Ginsweiler gebracht worden, u[nd] am Freitag (13. III) zogen die Lehrer mit den Schülern den Glocken entgegen. Vor dem Dorfe schlossen sich 30 Fest- jungfrauen mit einer Guirlande, das Presbyterium u[nd] der Gemeinderat ebenfalls dem Zuge an. Dieser bewegte sich durch das Dorf zur Kirche, wo Pf(arrer) Herancourt auf die Bedeu- tung dieses Tages hinwies u[nd] zur kirchl[ichen] u[nd] weltl[ichen] Feier einlud. O[tto] Steeb u[nd] Anna Bühler trugen 2 Abschnitte aus Schillers "Glocke" vor. Die Gemeinde sang unter Begleitung einer freiwilligen Musikkapelle die beiden Choräle "Großer Gott, wir loben dich" u[nd] "Nun danket (S. 86: alle Gott.“) 86 (68) alle Gott.“

Am folgenden Sonntag fand das schöne Fest der Glockenweihe statt. Zur Feier des Tages tru- gen die Häuser festlichen Schmuck. In freudiger Stimmung zogen die evang[elischen] Glieder der Gemeinden Od[enbach], Adenb[ach] u[nd] Ginsw[eiler] nach ihrem würdig geschmück- ten Gotteshause hin; auch andersgläubige Bürger hatten sich zahlreich eingefunden. Beim Einzug der Geistlichkeit, des Glockenbeschaffungsausschusses u[nd] des Presbyteriums durchbrauste weihevoller Glockenklang das vollbesetzte Haus. Die Festpredigt hielt der Orts- geistliche Pf[arrer] Herancourt, u[nd] den Weiheakt vollzog Dekan Jung, Lauterecken. Zur Erhöhung der Feier trugen die Gesangvereine von Od[enbach] u[nd] Ad[enbach] erhebende Choräle vor. Freudig bewegt u[nd] mit dankerfüllten Herzen lauschten alle Zuhörer, als zum 1. Male das neue harmonische Geläut ertönte.

Auch beim Familienabend um 8h wurde das wichtige Ereignis unter gr[oßer] Begeisterung mit Musik, Gesang, Ansprachen u[nd] Vorträgen gefeiert. Nach der Begrüßung durch den Orts- geistl[ichen] sprachen noch Bürgerm[eister] Wallauer, Oberl[ehrer] O[tto] Dauber, Dekan Jung u[nd] als Vertreter der israel[itischen] Gemeinde Lehrer Heimann. Besonderen Verdienst erwarben sich hier wieder die beiden Gesangvereine u[nd] die Musikkapelle. Streichquartette wechselten mit dem meisterhaften Vortrag der „Glocke“ v[on] Schiller u[nd] mit Vorträgen der Sonntagsschüler ab u[nd] fanden dankbare Zuhörer. Mit besonderer Würdigung wurden 2 wohlgelungene Gedichte von einheimischen Verfassern aufgenommen. Pf[arrer] Herancourt dankte allen beteiligten Faktoren u[nd] Kaufmann Scherer dem Ortsgeistlichen für gehabte Mühe.

[Die restlichen 9 Zeilen sind leer.] 88 (70)

D. Die Einnehmerei.

a. Wesen der Einnehmereien.

Schon seit mehr als einem Jahrhundert erfolgt in der Rheinpfalz die Erhebung sämtlicher öf- fentl[icher] Abgaben durch die Einnehmereien, eine Einrichtung, die im übrigen Deutschen Reich unbekannt ist, die sich aber in der Pfalz außerordentlich bewährt u[nd] eingebürgert hat. Sie hat um die Finanzverwaltung der Gemeinden u[nd] auch um die des Reiches u[nd] des Staates ganz hervorragende Verdienste. Die Steuern u[nd] Umlagen kommen besser herein; für die Gemeinden werden die Unterlagen für ihre Umlagenberechnung schneller beschafft, und eine gewisse Sicherheit der gemeindlichen Finanzverwaltung wird gewährleistet. Auch für das Reich u[nd] Land sind die Vorzüge dieses Instituts sehr mannigfaltig.

Über das Wesen der Steuer- u[nd] Gemeinde-Einnehmereien kann man sich nur ein Bild machen, wenn man ihr Arbeitsfeld kennt. Dieses umfaßt die Einhebung der Staats- (Reich u[nd] Land) wie der Gemeindegefälle. Sie die beiden Einnehmereien vereinigt [*], so ist der Aufgabenbereich sehr umfangreich. Dem Gemeinde-Einn[ehmer] obliegt die Führung des gesamten Kassen- u[nd] Rechnungswesens der Gemeinden, die Erhebung sämtlicher Ein- nahmen, die Leistung aller Auszahlungen derselben und ihre gegenseitige Verrechnung. Der Steuer-Einnehmer hat auch die Gefälle des Staates einzuziehen. Für eine gesunde Geschäfts- führung ist der Einnehmer persönlich verantwortlich und hat seine Fähigkeit durch Ablegung einer Fachprüfung nachzuweisen.

b. Geschichtliche Entwicklung derselben.

Eine der Hauptursachen der frz. [französischen] Revolution zu Ende des 18. Jahrhunderts lag in den Fehlern des frz. [französischen] Steuersystems. Adel u[nd] Geistlichkeit waren von allen Steuern befreit, Bürger u[nd] Landmann hatten allein die Staatslasten zu tragen u[nd] seufzten unter diesem ungeheuren Druck. Der vergnügungssüchtige u[nd] verschwenderische Ludwig XV. starb am 10. V 1774 und hinterließ seinem schwachen u[nd] geistig unselbstän- digen Enkel Ludwig XVI neben einem sehr unsicheren Thron eine riesige Schuldenlast. Die- ser ernannte Turgot zu seinem Finanzminister, der eine allgemeine Steuer erführte.

------* [So der Text; vermutlich: Sind die beiden Einnehmereien vereinigt, so ist der Aufgabenbereich sehr umfang- reich.] 89 (71)

Höflinge u[nd] Geistlichkeit widersetzten sich. Der König entließ den Minister. Sein Nachfol- ger zog die Maßregeln sofort zurück. Die Staatsfinanzen kamen immer mehr in Unordnung. Nach Erstürmung der Bastille am 4. Juli 1789 wurde der Ruf des Volkes nach Freiheit u[nd] Gleichheit immer lauter. Am 4. Aug[ust] 1789 brachte der Adel in der Nationalversammlung seine Vorrechte freiwillig zum Opfer, worauf allgemeine Gleichheit, persönliche Freiheit u[nd] Volkssouveränität von der Versammlung als unentbehrliche Menschenrechte erklärt wurden. Damit war noch lange nicht Ruhe eingetreten. Nach dem Sturm des Pöbels auf die Tuilerien (10/8 1792) wurden am 21. I 1793 der König und die Königin enthauptet.

Schon die konstituierende Versammlung versuchte, freilich vergeblich, dem Steuersystem eine bestimmte Gestalt, eine gerechte Grundlage zu geben, u[nd] als ein Verdienst muß ihr auch zuerkannt werden, daß sie nämlich zuerst die Grundsätze einer gleichen Steuerverteilung festgesetzt und öffentlich anerkannt hat. Auch das Direktorium versuchte, die Verteilung u[nd] Erhebung der Steuern zu regeln. Da es der Regierung aber an Kraft und Einigkeit fehlte, mißlangen alle diese Versuche. Erst als Napoleon I. mit starker Hand die Zügel der Regierung ergriffen hatte, trat Ordnung u[nd] Bestimmtheit an die Stelle der Verwirrung u[nd] Unsicher- heit. Unterstützt von einsichtsvollen Männern, geleitet durch fremde u[nd] eigene Erfahrun- gen gab er Frankreich eine Steuerverfassung, die das vollkommenste war, was bis dahin in dieser Hinsicht geschaffen war. Das erste Gesetz, welches das Gemeinderechnungswesen u[nd] die Steuererhebung im Sinne der heutigen Ordnung regelte, was das vom 11. frimaire VII Titel 3. Schon im fructidor des Jahres III wurden durch eine Direktionalkonstitution die Gemeindeeinrichtungen geschaffen, wonach sämtliche Gemeinden mit Ausnahme derjenigen mit über 3000 Seelen, zu einer Gesamtgemeinde zusammengeschlossen wurden. An diese Bestimmung schließt sich das Gesetz vom 11. frimaire VII in seinem Titel 3 an. Jede Ge- meinde hatte einen Steuereinnehmer, der auch das Rechnungswesen der kleinen Gemeinde seines Wohn- (S. 90: sitzes zu führen hatte.) 90 (72)

(Wohn-)sitzes zu führen hatte. Später wurde bestimmt, daß alle Steuereinnehmer vom Staats- oberhaupte ernannt werden, daß möglichst jede Gemeinde einen Steuereinnehmer haben soll u[nd] daß die Erheber der direkten Steuern zugleich die Einnehmer der Gemeinden ihres Be- zirkes seien.

Als 1792 Frankteich dem Deutschen Kaiser Franz II. u[nd] dessen Verbündeten (darunter auch Bayern) den Krieg erklärt hatte, überschritt ein preußisches Heer die frz. [französische] Grenze u[nd] drang in die Champagne ein. Die Preußen mußten aber den Rückzug antreten, u[nd] noch im Sept[ember] u[nd] Okt[ober] 1792 besetzten die Franzosen die Rheinlande. Auf dem ganzen linken Rheinufer wurden neben der am 22. Sept[ember] 1792 beginnenden neuen Zeitrechnung der frz. Republik auch deren Gesetze u[nd] Verwaltung eingeführt. Die 30 nach dem Sturze I. u[nd] dem Pariser Frieden vom /31 Mai 1814 als oberste Ver- waltungsbehörde für die befreiten Gebiete zwischen dem Rhein u[nd] der frz. Grenze einge- setzte Landesadministrationskommission änderte an den seit der Besetzung durch die Franzo- sen in diesen Gebieten bestehenden Verhältnissen nichts. Eine Änderung hat sich in der Pfalz auch nicht ergeben, als am 14. April 1816 die Pfalz an Bayern überging. Sämtliche Beamten sollten ihre Dienstverrichtungen nach den bis- herigen Vorschriften weiter besorgen. Eine Instruktion vom 21. IV 1816 bestimmte, daß in der Finanzeinrichtung der Bayer[ischen] Landesteile links des Rheines vorderhand keine Än- derung eintritt. Die Verfassungsurkunde für das Königreich Bayern vom 28. V 1818 u[nd] ihre Erlasse u[nd] Verordnungen haben im großen u[nd] ganzen nichts geändert. In einer in- struktiven Verordnung über die Erhebung u[nd] Eintreibung der direkten Steuern vom 28. VII 1818 wurden die geltenden Bestimmungen zusammengefaßt u[nd] ergänzt. Da in den ver- schiedenen Teilen der Pfalz über das Gemeinderechnungswesen von einander abweichende Normen bestanden, wurde[n] durch die Gemeinderechnungsinstruktion vom 17. XI 1828 all- gemeine u[nd] einheitliche Vorschriften erlassen. Eine Allerhöchste Verordnung betr[effend] die Verhältnisse der Steuer- u[nd] Gemeinde-Einnehmer erging am 23. VIII 1847. Im Bay- er[ischen] Beamtengesetz v[on] 1908 wurde ausdrücklich festgelegt, daß die Steuer-Gem[ein- de]-Einneh- (S. 91: mer Beamte im Sinne des Artikels 1 dieses Gesetzes seinen.) 91 (73)

(Einneh-)mer Beamte im Sinne des Artikels 1 dieses Gesetzes seien. Nach Artikel 2 des Gesetzes über die Reichsfinanzverwaltung vom 10. IX 1919 wurde durch ein Übereinkommen der Bayer[ischen] Regierung mit der Reichsfinanzverwaltung vorläufig wenigstens dahin entschieden, daß die Steuer- u[nd] Gem[einde]-Einn[ehmer] Landesbeamte bleiben sollen. Auch die Gemeindeordnung vom 29. IV 1869 u[nd] die neue v[om] 1. IV 1928 enthalten die Bestimmung, daß die Einnehmereien weiter zu bestehen haben, u[nd] enthalten mehrere An- ordnungen über den Aufbau der Einrichtung. Gemäß einstimmigen Beschlusses des Landta- ges vom 18. III 1925 ist die Einrichtung der St[euer-] u[nd] Gemeinde-Einnehmereien in der Pfalz in der Art u[nd] Wirksamkeit zu erhalten, wie sie sich in vielen Jahrzehnten bewährt hat. Man war sich jedoch darüber klar, daß die Einrichtung in der überlieferten Art nur möglich sein konnte, wenn dem Einnehmer auch die Erhebung der Steuern des Reiches u[nd] des Lan- des übertragen ist.

c. Einnehmer in Odenbach

Als I. Einnehmer fand ich Karl Phil[ipp] Wilh[elm/Wilbrand] Müller, v[on] 18 -1858, kgl. 3 [königlicher] Steuer- u[nd] Gemeinde-Einn[ehmer], ev[anglisch-] ref[ormiert], geb[oren] /12 18 17 1787, + /9 1858 zu Odenbach, auch dort beerdigt, verh[eiratet] a[m] /1 1828 mit Rosa Lina 30 20 geb[orene] Simon, geb[oren] /5 1804, + /12 1856. Seine eine Tochter war Charl[otte] Mül- 17 ler, geb[oren] /8 1843, verh[eiratet] a[m] . . . . an Dr. Rost in Offenbach. [Interlinear:] Da diese bald starb, heiratete er [?/ohne Fortsetzung/vgl. unten in den Stammbäumen: offenbar eine der Schwestern der Verstorbenen, also eine der Schwägerinnen.] Die Mutter der Mutter, 30 [statt Komma: war?] Elise Müller, geb[orene] Rindt, geb[oren] a[m] /4 1804 zu Diedelkopf, 25 ev[angelisch-] reformiert, + /9 1852 zu Odenbach.

[Interlinear vor der nächsten Überschrift eingefügt:] 8 Kinder ───────────────┴──────────────── ┌────────────────────────── 2 Töchter an Dr. Rost 4.7. an Serr, Sp. 5.7. an Müller, Als. Settchen M. g. 23.3.39, verh. 24.11.57 an K. Jl. Dauber) Charl. u. Postexp. u. -halter + 11.10.61 zu Od.

Großeltern, vielmehr Eltern der Vorigen: 1. Väterlicherseits: Vater: Gg. Friedr. Lud. Müller, ev. ref. Pf. geb. /4 1738 20 zu Kleeburg b. Bergzabern, + /5 1811 in Od. (70 J. 1 Mon), verh. a. .... mit 1 Mutter: Maria Charl. Elise M., geb. Albert, geb. /1 1744 zu Annweiler, 3 ev. ref., + /3 1828 zu Odenb. im Alter v. 84 J. 2 Mt 2 Tg. 13 2. Mütterlicherseits: Vater: Phil. Jb. Rindt, Ackerer, geb. /11 1766 z. Kusel, 7 ev. ref., + /8 1839 zu Diedelkopf, verh. a. .... mit Mutter: Henriette Rindt, geb. Seitz. (2. Ehe.)

Stammbaum der Müller. Joh. Phil. Nik. Müller ┌─────────────┴──────────────┐ Gg. Friedr. Müller, g. /4 1738 Joh. Phil. M., Pf. in Winterb. u. 20 + /5 1811 sp. in Zweibr. geb. .... 13 │ + /11 1813 │ 3 18 Karl Phil. Wilh. Müller, geb. /12 1787. + /9 1858 zu Od.

Müller war sehr reich, hatte in der Igelsbach einen Wingert u[nd] 1 Allee mit Akazien. Kaffee i[m] Häuschen. Gänsehirt vor Gericht: Müller belehrte ihn vor der Verhandl[ung]: Die Gänse 91 (73) – Seite 2: seien durch auffliegende Raben in die Fruchtäcker getrieben worden. Vor Ge- (S. 92: richt erklärte er in seiner Beschränktheit: ...)

[Erklärungen zu den obigen Stammbäumen: 2 Töchter an Dr. Rost, Charl[otte] u[nd ?] 4.7. [Bedeutung unsicher] an Serr Sp[eyer?] 5.7. [Bedeutung unsicher] an Müller, Als[enz?], Postexp[editor] u[nd] -halter Settchen M[üller,] g[eboren] 23.3.[18]39, verh[eiratet] 24.11.[18]57 an K[arl?] Jl. [Julius] Dauber, + 17.10. [18]61 zu Od[enbach]

Vater: G[eor]g Friedr[ich Lud[wig] Müller, ev[angelisch-] ref[ormierter] Pf[arrer] geb[oren] 20 /4 [d. h. April] 1738 zu Kleeburg b[ei] Bergzabern, + /5 1811 in Od[enbach] (70 J[ahre]. 1 Mon[at alt]), verh[eiratet] a[m] .... mit 1 Mutter: Maria Charl[otte] Elise M[üller], geb[orene] Albert, geb[oren] /1 1744 zu Annweiler, 3 ev[angelisch-] ref[ormiert], + /3 1828 zu Odenb[ach] im Alter v[on] 84 J[ahren] 2 M[on]t[en und] 2 T[a]g[en].

13 Vater: Phil[ipp] J[ako]b Rindt, Ackerer, geb[oren] /11 1766 z[u] Kusel, ev[angelisch-] ref[or- 7 miert], + /8 1839 zu Diedelkopf, verh[eiratet] a[m] .... mit Mutter: Henriette Rindt, geb[orene] Seitz. (2. Ehe.)

Joh[ann] Phil[ipp] Nik[olaus] Müller 20 G[eor]g Friedr[ich] Müller, g[eboren] /4 1738, + /5 1811 Joh[ann] Phil[ipp] M[üller], Pf[arrer] in Winterb[ach] u[nd] sp[äter] in Zweibr[ücken], geb[o- 13 ren] ...., + /11 1813 3 18 Karl Phil[ipp] Wilh[elm] Müller, geb[oren] /12 1787. + /9 1858 zu Od[enbach]

Ergänzung zur Liste der Einnehmer von Odenbach:

Aus anderen Quellen sind vor dem Einnehmer Karl Philipp Müller bekannt:

1800-1821 Fri[e]drich Johann Roemmich („Receveur“ im Einnehmereibezirk der Mairie Odenbach und Becherbach) 1800-1804 Johann Bernhard Coester (unterzeichnete als Maire der Mairie Odenbach die Rechnungsbeilagen zu den „Odenbacher Almoßrechnungen“ mit „percepteur“) ab 06.12.1821 N. N. Fraiseng] 92 (74)

(Ge-)richt erklärte er in seiner Beschränktheit: H[err] Einn[ehmer] Müller habe ihm gesagt: so solle er sagen. Er wurde frei gesprochen; gr[oße] Heiterkeit.

Auf Karl Phil[ipp] Wilh[elm] Müller folgte

1 II. Karl Wilh[elm] Ludw[ig] Abend v[on] 1858- /1 1875.

26 als kgl. [königlicher] St[euer]- u[nd] Gem[einde]-Einn[ehmer] in Odenbach. Er wurde am /1 1828 in Wolfstein als Sohn des dortigen Einn[ehmers] Abend geboren, ging dort zur Schule, kam dann nach Kais[erslautern] u[nd] Zweibr[ücken], machte hier sein Abitur u[nd] ging zu- letzt nach München in die Vorles[ung/en] v[on] Franke. Hier machte er sein Examen fürs Fi- nanzfach. Er praktizierte schon mehrere Jahre als Aktuar auf dem Rentamt Kirchheimbolan- den. Da wurde sein Vater schwer krank. Er ließ ihn kommen u[nd] nahm ihm das Verspre- chen ab, in den Einnehmerei-Dienst überzutreten, was ihm schwer fiel; aber als guter Sohn folgte er seinem Vater. Seine Eltern hatten sich in Wolfstein schon Besitztum angeschafft. Dasselbe hätte er als zukünftiger Rentamtm[ann] v[on] Laut[erecken] besser benützen können als als späterer Einn[ehmer] v[on] Od[enbach]. Vater Abend glaubte, sein Sohn könnte gleich die Einnehmerei Wolfstein bekommen, weil er doch sein Studium hinter sich hatte. Doch es kam anders: er war noch zu jung, u[nd] die alten Herren wehrten sich. In der Freischarenzeit war Fürst Turn u[nd] Taxis 6 W[o]ch[en] lang bei den Eltern zu Besuch in Wolfstein. Als diese sich mit der Bitte um Übertr[agung] der Einn[ehmerei] Wolfstein an ihn wandten, starb er gerade. Die Verwesung der Einn[ehmerei] Wolfst[ein] bekam er ein halbes Jahr, dann kam 1 er 1858 nach Odenb[ach], nachdem sein Vater 1857 gestorben war. Hier blieb er bis /1 1875; 12 er kam nach Kaisersl[autern], wo er am /I 1911 starb. Er hatte 2 Söhne: Dr. Ludw[ig] Abend in Wiesbaden u[nd] Karl A[bend], Landw[irt] in Rothselberg, später in England – u[nd] 2 Töchter, von denen die älteste Luise den Eisenb[ahn]verw[alter] Rottmann u[nd] die jüngste Elise den Einnehmer Mergler, Annweiler heiratete. Luise Rottm[ann] lebt mit ihrer Tochter Anna in Landau, Reduitstr[aße] 11.

[2 Leerzeilen]

5 16 III. August Sattler v[on] /4 1875- /5 1886. 1 Er wurde am /11 1834 zu Landau als Sohn des St[euer]- u[nd] Gem[einde-] Einn[ehmers] Joh[ann] Ad[am] Sattler geb[oren] u[nd] besuchte die Gymnasien zu Landau u[nd] Speyer. 13 Als Gehilfe war er bei s[einem] Vater in Bergzabern tätig. Von Okt[ober] 1871 bis /2 1873 war er (S. 93: Einnehmerei-Verweser in Oberotterbach, ...) 93 (75)

5 Einnehmerei-Verweser in Oberotterbach, dann Stellvertreter seines Vaters bis /4 1875, da- 5 16 16 nach Einn[ehmer] in Odenb[ach] v[om] /4 1875- /5 1886, in Kirrweiler bis /5 1902 u[nd] 20 11 zuletzt in Godramstein bis /7 1914. Am /11 1911 feierte er sein 50j[ähriges] Dienstjubi- 20 läum. Er starb am /7 1914 in Godramstein.- Sattler war ein treuer Anhänger s[einer] kath[o- lischen] Kirche, ließ es aber Andersgläubige nicht merken u[nd] fühlen. Stets freundlich war er ein guter Gesellschafter; er ging mit den Hühnern zu Bette. Lebhaft in Erinnerung sind mir seine Ausdrücke: [„]es hott ausgepfiffe“ (wenn das Bierfaß leer war) – Himmel galee, was isch das!

[2 Leerzeilen]

16 14 IV. Philipp Wiehe v[on] /5 1886- /2 1905.

28 Er wurde am /2 1842 zu Marienthal a[m] Donnersb[erg] geboren u[nd] besuchte die dortige Volksschule u[nd] dann das Lehrerseminar in Kaisersl[autern]. Nach gut bestandenem Ex- amen wurde er Hilfsl[ehrer] in Höheischweiler u[nd] Lehrer in Waldfischbach, wo er sich mit Elisab[eth] Schellhahs [Schellhaß], verwitwete Stein verheiratete. 1866 kam er als Lehrer an die obere Knabenschule in Kusel, wo er nach wenigen Jahren noch die Verwaltung der Kir- chenschaffnei übertragen bekam u[nd] sich für den Einnehmerei-Dienst vorbereitete. 1871 machte er mit gutem Erfolg die Einnehmerei-prüfung. 1885 kam er als Einn[ehmerei]ver- weser nach Kirrweiler bei Neustadt u[nd] im Frühjahr 1886 als Einnehmer nach Od[enbach], 14 wo er 19 Jahre lang bis zu s[einem] Tode a[m] /2 1905 war. 1893 wurde ihm die Verwesung der Einnehmerei Laut[erecken] mit der Distriktssparkasse übertragen, welch letztere er bis zu seinem Tode inne hatte. Von 1893 an amtierte er jede Woche 1 Tag in Lauterecken. Da Herr Wiehe lange Zeit leidend war, hatte er während der letzten Lebensjahre einen Stellvertreter (Geißel u[nd] J[ako]b Fehl.) Wiehe war ein arbeitsamer, rechtlich denkender Mensch, der bei Hoch u[nd] Nieder in größ- tem Ansehen stand und gegen Jedermann frdl. [freundlich] u[nd] hilfsbereit war.

[3 Leerzeilen am Ende der Seite] 94 (76)

1 28 V. Jakob Ziegler v[on] /6 1905- /6 1915.

8 Er wurde am /12 1863 in Lauterecken geboren. Vom 16. Lebensj[ahr] ab war es [gemeint: er] bis Oktober 1882 auf einer St[euer]- u[nd] Gem[einde]-Einnehmerei tätig, von da ab Katas- terumschreibgehilfe beim Rentamt Lauterecken, etwa 3 Jahre lang, dann 1. Rentamtsgehilfe bis 15/4 1891. Im Jahre 1889 unterzog er sich der Prüfung für den Steuer- u[nd] Gem[einde]- 16 15 Einnehmereidienst. Von /4 1891 bis /3 1892 war er Sekretär der Kreiskr[anken-] u[nd] Pflegeanstalt Frankenthal u[nd] von da bis zur Anstellung als St[euer-] u[nd] Gem[einde]- 1 Einnehmer in Od[enbach] bis /6 1905 Rechnungsführer der Kreisirrenanstalt jetzt Heil- u[nd] 1 Pflegeanstalt Klingenmünster. Nach Odenbach kam er also am /6 1905 u[nd] blieb dort bis zu 28 seiner den /6 1915 erfolgten Versetzung auf die St[euer-] u[nd] Gem[einde]-Einn[ehmerei] 1 8 Rumbach, wo er am /5 1929 in den Ruhestand trat, nachdem er am /12 1928 das 65. Lebens- 15 jahr erreicht hatte. Seit /6 1929 wohnt er in Bad Dürkheim. Er ist verheiratet mit . . . . u[nd] hat 2 Kinder. Die Tochter Klärchen ist an Oberlehrer Willi Weitzel dortselbst verheiratet u[nd] hat sich schon oft als Schriftstellerin betätigt.

VI. Verwesung der Einnehmerei von 1915-1918 durch Herrn St[euer]- u[nd] Gem[einde]-Einn[ehmer] Heinrich Dahl aus Lauterecken, ein stets humorvoller, frdl. [freundlicher], pflichtgetreuer, exakter Beamte, der leider bei einem Ausfluge im Rheine ertrank. Er zeigte mir oft in der unsicheren Zeit das Plätzchen, wo ich die Gehälter für alle Beamte in unserer Gegend ohne Gefahr holen konnte. Er wurde a[m] 9. I 1877 geb[oren], + a[m] 30 V 1930 u[nd] liegt neben s[einer] Gattin in der Gruft s[einer] Schw[ieger]eltern in Laut[erecken] begr[aben].

VII. [Hans] Allmann von 1918-1921.

[1 Leerzeile: Offenbar lagen Herrn Dauber keine Informationen über Herrn Allmann, dessen Vornamen er auch nicht nennt, vor. Aus anderen Quellen ist bekannt: * 23.10.1885 in Silz (heute Verbandsgemeinde , Kreis Südliche Weinstraße 01.05.1918 Übernahme der Einnehmereigeschäfte in Odenbach 13.05.1921 Umzug nach Leimersheim + 13.01.1923 in Germersheim]

1 VIII. Hermann Wagner v[on] 1921 bis /8 1925 aus Annweiler. [Der nachfolgende Text ist Herrn Dauber wohl aus der Biografie des Verwesers Dahl noch- mals hierher geraten (Lebensdaten, Ertrinken im Rhein, Bestattung in der Gruft der Schwie- gereltern). Er hat es wohl selbst bemerkt und versucht, die Passage zu löschen. Aus anderen Quellen ist bekannt: * 02.02.1895 in Annweiler am Trifels 1921 Übernahme der Einnehmereigeschäfte in Odenbach 31.07.1925 Entlassung wegen angeblicher Zugehörigkeit zur separatistischen Bewegung (Beweis nie geliefert) Anfang 1926 Bewerbung um die Stelle der Stadteinnehmerei Kusel (Einstellung verhindert durch eine Veröffentlichung des NS-Kampfblattes „Der Eisenhammer“)]

27 1 IX. Hrch. [Heinrich] Bock v[on] /10 1925 bis /6 1929.

11 Er wurde als Sohn der Gastwirtseheleute Georg Bock u[nd] Elisabetha geb. Kircher am /8 1893 in Pirmasens geboren. Nach dem Besuch der Volksschule u[nd] des Progymnasiums trat er beim Bezirksamt Pirmasens u[nd] nach Verlauf eines Jahres beim Bürgermeisteramt Pir- masens als Inzipient ein, wo er bis Juli 1920 als Stadtsekretär angestellt war. In diese Zeit fallen 2 ¼ Jahre (S. 95: Militärzeit, während welcher er 1 Jahr im Felde stand.) 95 (77)

Militärzeit, während welcher er 1 Jahr im Felde stand. 1 Im Juli 1920 kam er als Verwaltungsinspektor nach Lauterecken. Am /4 1922 wurde er als 27 Stadteinnehmer nach Kusel versetzt. Am /10 1925 wurde ihm die St[euer]- u[nd] Gem[ein- de]-Einnehmerei Odenbach verliehen. Im Juni 1929 übernahm er dann die Einnehmerei Großniedesheim. Er unterzog sich der Verwaltungs-, der Einnehmereiprüfung u[nd] besuchte 3 Jahre lang die Verwaltungsakademie Kaisersl[autern] u[nd] zuletzt in Ludwigshafen a[m] Rh[ein]. 4 Er verheiratete sich am /3 1920 mit Karolina geb. Reis. 23 Todestag: /12 1930 in Großniedesheim. Bock war im Auftrag der Pfälz[ischen] Gemeindebeamten-kammer als Kurslehrer bei den Fernkursen zur Vorbereitung für die Verwaltungsprüfung tätig. Später bearbeitete er noch die Aufgaben für die Einnehmereiprüfungen. Die Witwe wohnt mit ihren beiden Kindern Heinz u[nd/der zweite Name fehlt] Pirmasens, Rodalberstr[aße] 30.

[2 Leerzeilen]

1 14 X. Philipp Hoffmann v[on] /6 1929 bis /12 1934.

Als glühender Idealist war er stets bedacht, jedem, wer es auch war, in sozialer Weise zu hel- fen. Die Beschaffung der Gelder zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit bei der Instandsetzung der Wege im Jahre 1934 war sein Verdienst. Er hat manchem geholfen, ohne daß es irgend einer erfahren hätte. Es war immer sein Bestreben, mit jedermann gut Freund zu sein, u[nd] es wird wenige in seinem Beruf geben, die so beliebt waren wie er. Sein Wissensdurst ließ ihn oft bis tief in die Nacht am Schreibtisch sitzen. Wieviel hätte er seinem Klaus, der nun schon 12 Jahre zählt, geben können. Sein freundliches Wesen u[nd] sein fröhliches Lachen wird uns Odenbacher noch in Erinnerung sein. Seine Frau Elise geb. Gebhard lebt mit ihren 2 Kindern, Klaus u[nd] Gerhard, in Wolfstein, wo er zuletzt amtierte. Am 8.1.48 waren es 5 Jahre, seitdem sie das letzte Brieflein von ihm erhielt; seitdem fehlt jede Spur von ihm.[*] Die unendlichen Sorgen drücken (S. 96: die Frau sehr.)

------* [Es handelt sich um den letzten Brief aus russischer Kriegsgefangenschaft. Hoffmann war im Februar 1943 während der Kämpfe um Stalingrad in Gefangenschaft geraten. Er gilt als vermisst.] 96 (78) die Frau sehr. Wollte Gott, ihr u[nd] ihrer Kinder sehnlichster Wunsch, die Heimkehr zu sei- nen Lieben, ginge doch noch in Erfüllung.

[2 Leerzeilen]

XI. Ferd[inand] Jung von 14.12.1934 bis 28.1.1936.

Er wurde am 9. März 1893 zu Niedersimten Kr[eis] Pirmasens geboren, besuchte von 1899- 1904 die Volksschule seines Heimatortes u[nd] von 1904 bis 1910 das Gymnasium in Pirma- sens. Alsdann Lehrzeit bei der Gemeindeverwaltung Lemberg u[nd] Bezirksamt Pirmasens bis Ende August 1914. Hierauf Kriegsdienst ununterbrochen bis Ende 1918. Daran anschlie- ßend in Stellung bei der Steuereinnehmerei Trulben in Niedersimten bis Frühjahr 1920, beim Bürgermeisteramt Bolanden, bei der Stadtsparkasse Frankenthal, der Bezirksparkasse Horn- bach. Seit 6. August 1927 ständig Leiter von Steuer- u[nd] Gemeindeeinnehmereien: in Odenbach war ich [Herr Dauber zitiert wohl aus einem Lebenslauf von Ferdinand Jung] tätig von Mitte Dez[ember] 1934 bis Ende Jan[uar] 1936, Versetzung nach Schopp bis März 1937. Wegen eines Kriegsleidens wurde ich auf Antrag im Frühjahr 1942 in den Ruhestand versetzt. Seit Juni 1945 bekleidete er [ab hier wieder in der 3. Person formuliert] hier das Amt des Ad- junkten u[nd] verschiedener andere Funktionen. Am 28.2.1948 erlitt er einen Schlüsselbein- bruch u[nd] sucht Erholung u[nd] Genesung im Krankenhaus Kaiserslautern.

XII. Emil Dietrich v[on] 28.1.1936-13. Mai 1947.

Er stammt aus Niederhochstadt b[ei] Landau.

[Es folgen 9 Leerzeilen bis zum Ende der Seite.

Aus anderen Quellen ist bekannt: * 09.01.1895 in Niederhochstadt bei Landau 01.02.1936 Übernahme der Einnehmereigeschäfte in Odenbach Mai 1947 Entlassung wegen Mitgliedschaft in der NSDAP 13.05.1947-31.12.1947 Alfred Becker (Verweser) 1948-1949 Karl Schmahl (Verweser) Nach Durchführung der Entnazifizierung wurde Emil Dietrich 1950 wieder als Einnehmer in Odenbach eingestellt und hatte das Amt bis August 1951 inne.

Zwischen S. 96 und 97 liegt ein Zettel mit einer handschriftlichen Bleistiftnotiz: 13. Mai 1947 Becker Alfr[ed]

Die weiteren Einnehmer von Odenbach waren:

September/Oktober 1951 Alfred Becker (Verweser/Einnehmer in Lauterecken) 01.11.1951-31.07.1952 Eduard Wünschel (Verweser) 01.08.1952-31.01.1953 Alfred Becker (Verweser/Einnehmer in Lauterecken) 01.02.1953-März 1955 Karl Arzheimer (Verweser)

April 1955-31.03.1968 Helmut Kneisel, Einnehmer in Odenbach * 31.10.1921 in Ramsen 01.04.1968 Übernahme der Stadteinnehmerei Kusel

31.05.1968-30.04.1969 Ludwig Eid (Verweser/Einnehmer in Odernheim) 01.05.1969-22.04.1972 Fritz Rüther (Verweser/Einnehmer in Lauterecken)

25.11.1971 Bildung der Verbandsgemeinde Lauterecken 22.04.1972 Ende des Einnehmereiverbandes Odenbach und Übergabe an die Verbands- gemeindeverwaltung Lauterecken] 97 (79)

[Auf S. 97 (79) ist der Zeitungsartikel „Abschiedsfeier“, datiert „Odenbach, 9. Jan. [1935]“, eingeklebt (einspaltig, rechte Hälfte der Seite, ca. 2/3 abdeckend). Es ist ein ausführlicher Bericht über die Abschiedsfeier am 29. Dezember 1934 für den Einnehmer Philipp Hofmann, der zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP in Odenbach war.

Unter dem Zeitungsartikel liegt der schon auf S. 96 (78) beschriebene Notizzettel bei: „13. Mai 47 Becker Alfr[ed] Wahnwegen“.] 98 (80)

Ehrenmalweihe in Odenbach 10. XI 1935.

Ein schlichter Stein wird den gefallenen Helden geweiht.

Verehrung u[nd] Dankbarkeit gegenüber den Helden ist ein tiefer Zug der deutschen Volks- seele. Sichtbaren Ausdruck verleiht sie diesen Gefühlen, indem sie zu ehrendem Gedächtnis der Gefallenen Ehrenmale errichtet. Auch in Odenbach vollzog sich am Sonntag, 10. XI 35, die Weihe des den gefallenen Söhnen des Ortes gewidmeten Ehrenmals. Dem Tage des Ge- denkens der Toten der Bewegung folgte am 10/XI der Tag des Gedenkens der Gefallenen des großen Krieges 1914/18 in der Gemeinde Odenbach. 22 Söhne der Gemeinde ließen ihr Le- ben auf der Walstatt, und das war der Leitgedanke, der seit einer Reihe von Jahren im hiesi- gen Kriegerverein und in der Einwohnerschaft den Wunsch aufkommen ließ, den gefallenen Kameraden in der Gemeinde ein Ehrenmal zu errichten. Die Platzfrage war schnell entschieden, da die Kirchenschaffnei Obermoschel den kleinen Pfarrgarten neben dem Pfarrhaus unentgeltlich zur Verfügung stellte. Durch Abhaltung ver- schiedener Sammlungen in Vereinen u[nd] in der Bürgerschaft war es gelungen, die Mittel zur Errichtung dieses Ehrenmales aufzubringen. In der Mauerecke des Pfarrgartens eingesetzt, erhebt es sich schlicht u[nd] einfach an der Hauptstraße in der Mitte des Dorfes. Über mehreren Stufen erhebt sich der Steinblock mit den Heldennamen, gekrönt mit dem Eisernen Kreuz und zwei reliefartig ausgearbeiteten Solda- tenköpfen[.] „Der gute Kamerad“ und „Ihren l[ieben] Helden die dankbare Gemeinde“ lautete die schlichte Inschrift. Entwurf und Ausführung stammen von einem Odenbacher Kind, dem akadem[ischen] Bildhauer Adolf Bernd aus Kaiserslautern, der mit dieser Arbeit ein sich in den Rahmen der Umgebung großartig eingefügtes [einfügendes] Denkmal geschaffen hat. Im Gedenkgottesdienst am Vormittag gedachte Pfarrer Dr. Sprenger der gefallenen Helden in tiefernsten Worten und führte das große Verdienst dieser Männer für Heimat und (S. 99: Va- terland vor Augen.)

[Am Rand links oben ist – den Text überlappend – ein Bild des Ehrenmales eingeklebt, offen- bar ein Zeitungsausschnitt:]

99 (81)

Vaterland vor Augen. In den ersten Nachmittagsstunden bewegte sich ein ungewöhnlich großer Festzug durch die reichgeschmückten Dorfstraßen – Straßen u[nd] Häuser trugen reichen Festschmuck – zum Denkmalsplatz, wo unter großer Beteiligung der ganzen Einwohnerschaft u[nd] aus den um- liegenden Ortschaften, der SA Formation, der örtlichen Vereinen u[nd] Verbänden das Eh- renmal in einem eindrucksvollen u[nd] feierlichen Weiheakt seiner Bestimmung übergeben wurde. Kriegervereine, SA, NSKK und Hitlerjugend, Gesangvereine und mehrere 100 Gäste erlebten eine wahre Feierstunde im Gedenken an unsere Toten. Ein Trauerchoral, gespielt von der SA Kapelle Wolfstein, eröffnete die Feier. Dann sprach Bürgermeister Gräff als Vertreter der Gemeinde herzliche Begrüßungsworte an alle Formati- onen u[nd] Gäste, besonders an die Hinterbliebenen der Gefallenen. Nach zwei prächtigen Chören des Männergesangv[ereins] Ginsweiler u[nd] einem vom BDM Mädel (Karch Anna) schön vorgetragenen Prolog leitete der Chopinsche Trauermarsch über zur Weiherede des Ortgeistlichen Dr. Sprenger. Mit begeisternden Worte[n] stellte der Redner die Bedeutung u[nd] den Sinn des Tages ins rechte Licht, indem er zwei Fragen beantwortete: 1. warum so spät das Denkmal u[nd] 2. warum so einfach u[nd] schlicht an diesem Platze. In weiterem feierte er unsere gefallenen Helden, die hinausgegangen waren, um das Vaterland zu schüt- zen, u[nd] das Höchste, ihr Leben, dafür hingaben. Er schloß seine Ansprache mit dem Drei- klang erstrebenswerter Eigenschaften: Glaube, Kameradschaft, Treue. Sodann nahm Bürgermeister Gräff die Enthüllung des Denkmals vor. Unter den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden“ verlas er die Namen der Gefallenen u[nd] nahm das Denk- mal in die Obhut der Gemeinde. Drei Gewehrsalven krachten. Nach der feierlichen Enthüllung trugen 2 Hitlerjungen (Keiper K. u[nd] Gödel) das bekannte Gedicht von Walter Flex „Dankesschuld“ vor. Weitere Chöre des Gesangvereins Odenbach und (S. 100: Musikstücke der Kapelle verschönten die Feier.) 100 (82)

Musikstücke der Kapelle verschönten die Feier. Auch der Gesangverein Reipoltskirchen half die Einweihungsfeier mit einem schönen Liede [zu] verherrlichen. Als Vertreter der Kreislei- tung sprach Pg. [Parteigenosse] Meyer-Lauterecken mahnende Worte, die sich insbesondere an die Jugend wandten. Eine Reihe herrlicher Kränze wurden niedergelegt von der Gemeinde Odenbach, der NSDAP. Ortsgruppe Odenbach, der NSKOV, der Kriegerkameradschaft u[nd] dem Turnverein Od[en- bach]. In das Siegheil auf Führer u[nd] Vaterland, welches Ortsgruppenleiter Steeb ausbrach- te, stimmten alle Anwesenden begeistert ein. Mit dem Horst-Wessel- u[nd] dem Deutsch- land[-]Lied fand die eindrucksvolle Feier ihren Abschluß. Am Abend fand dann noch ein schöner Familienabend im Weiser’schen Saale statt. So ist nun mit dem 10/XI 1935 ein langgehegter Wunsch der Odenbacher Bevölkerung in Erfüllung gegangen. Einfach und schlicht steht das Mahnmal am Wege u[nd] kündet von großem und stillem Hel- dentum der gefallenen Söhne der Gemeinde. Ein Ehrentag war es für das ganze Dorf, nicht weniger aber für die Angehörigen der Gefallenen, die ihr Liebstes gaben auf den Altar des Vaterlandes. O. Dauber

[Am Rand links unter dem Text ist der folgende Zeitungsausschnitt eingeklebt: „Odenbach, 13. Nov. [1935] (Gefallenenehrung.)“]

102 (84)

Der „Wiedenhof“ zu Odenbach a[m]/Glan (15.12.1524.) im 16. Jahrh[undert] v[on] K[arl] Schworm i[n] Odernheim a[m] Gl[an] ersch. Pfälz. Heimat/Pf. Rundschau, Ludw.

[Hier ist Herrn Dauber einiges durcheinandergekommen: 1. Zunächst die Auflösung der Abkürzungen in der letzten Zeile, dem bibliografischen Hinweis oder der Quellenangabe: ersch[ienen] Pfälz[er/-ische?] Heimat/Pf[älzische] Rundschau, Ludw[igshafen] 2. Das Datum „(15.12.1524.)“, das so gut zu der Zeitangabe „im 16. Jahrhundert“ passen würde, ist ein Schreibfehler für das Erscheinungsjahr des Aufsatzes: 15. Dezember 1924! 3. Die bibliografische Angabe muss richtig lauten: Schworm, Karl: Der Wiedenhof zu Odenbach am Glan im 16. Jahrhundert. Heimatbeilage der „Pfälzischen Rundschau“ vom 15. Dezember 1924, Ludwigshafen am Rhein. Herr Dauber hat den ganzen Aufsatz abgeschrieben (S. 102-104); am Ende steht das Datum: 20.1.38.]

Das Kloster Disibodenberg war ehedem auch zu Odenbach a[m] Gl[an] begütert. Es besaß dort ein „ungefehrlich viertzehn morgen Ackerfelds“ umfassendes kleines Gut „Wiedenhof“ genannt, das im Jahre 1548 auf „donnerstag nach Quasimodo geniti“ [Weißer Sonntag] von Abt Anton Ratz u[nd] von dem Convent zu Disibodenberg an die „Erbaren“ Hannhs [Hannß] Müller u[nd] Kremer Hemgen aus Odenbach im Temboralbestand [Temporalbestand = Pacht- verhältnis] auf die Dauer von 20 Jahren verliehen wurde. Zu diesem Behufe war das keines- wegs arrondierte, sondern in Parzellen über die Odenbacher Gemarkung verteilte Gut vorher von dem Schultheißen Hannhs [Hannß] Schneider u[nd] von dem Schöffen H. Schumacher zu Odenbach im Beisein der Beständer [Pächter] abgeschritten worden. Gleichzeitig waren auch die Grenzfurchen neu bestimmt worden. Der Wiedenhof bestand demnach aus „Item dritthalben morgen off dem Heyen, geforcht [begrenzt von/angrenzend an; vgl. Grenz- furchen!] oben Heintz von Eynoch unden Werner Seyler. Item anderthalben morgen off dem Sannd, ohngefehrlich geforcht oben die vom Stein, unden Junkhern Melchioren von Genheim. Item ein morgen am anewend offm graben, undem [unden?] anwendet die vom Stein. Item fünfvirtell m[orgen] am Langhart offm wege unden Junker Hannhs [Hannß] Blieckh v[on] Lichtenberg. Item ein halben morgen ongefehrlich uff Koterstein [Quaderstein], stößt off Ermelhennen wingart. Item ein morgen uff der Swoteln [Schottel], ubenntzus stain Creutz, geforcht Rumbachs Ey- dam. Item ein halben morgen bei den vier beumen, geforcht oben Kirßbaum unden der pfarher. Item ein halben morgen geforcht oben Hannhs [Hannß] Schumacher unden Hannhs [Hannß] Seyler. Item ein virtell off der langen Awen [Auen] bey Sannt [Sankt] Peters Nuhsbrunn [Nußbrunn/ Nußbaum? S. nächste Seite!], geforcht Hannhs [Hannß] Schumachern von Echternach oben und unden Conrodt [-odt- als Ligatur/Conradt?] Metzler. 103 (85)

Item ein viertell am Scheherpfadt [Schächerweg], stößt auch off Sannt [Sankt] Peters Nuß- baum. Item ein halben morgen offm Hebacker [Hubacker] beim Kremer off beyden Seiten des wegs. Item ein halben morgen off Schiem [Schien], liegt off Setgers Heinrich. Item dreyvierthell morgen off Bergbellen [Burkhöhl?] geforcht Conrath des Mollers sone oben, unden Juncker Wilh[elm] von Genheim. Item ein morgen offm Spitzen Wahsum [Spitzwasen] neben des Pfarhers wiß [Wiese]. Item anderthalben morgen off Weyers Rech, geforcht Hannhs [Hannß] Millern u[nd] Hannhs [Hannß] Schumachern. Item ein halben morgen in der fier morgen [Viermorgen] geforcht Albrecht Lantschreibern unden Huels [Heyels?] Hannhs [Hannß].“

Das Gut trug eine jährliche Pacht von 5 Malter Korn. Hievon hatten die Beständer zu liefern

3 Malter „gegen Medhart einem Pfarher daselbst“; der Rest wurde eigentümlicher Weise in Zwiebeln umgewandelt. Es heißt darüber in dem Bestandsbrief: „Und vor die ander zwey malder Korn sollen die Bestander oder Ire Erben un Nachkommen järlich liefern Zwey mal- dern Zwiebeln gehaufft maß uff unser Closter. Daß soll man Inen essen u[nd] trinken geben.“

Die Pächter befreiten sich von dieser Lieferung durch eine Ablösungssumme von 162 Gulden u[nd] 13 albus, die dem Kloster in bar entrichtet wurde. Darauf verzichteten Abt u[nd] Con- vent für die Dauer der Pachtzeit auf die ominöse Zwiebellieferung. Die Beständer mußten sich verpflichten, die überlassenen Grundstücke „nach aller Notrufft in gutem gewohnlichem Baw [Bau] und Besserung zu halten.[“] Bei Einhaltung dieser Bedin- gung sollten sie o[der] ihre Nachkommen nach Ablauf der 20j[ährigen] Pachtzeit, so sie es bege[h]ren, erneut mit dem „Wiedenhof“ belehnt werden. Das Kloster versprach dabei in diesem Falle die Pacht nicht zu erhöhen sondern ungesteigt zu lassen. Alt [sic!/Abt] u[nd] Convent gewährleisteten ferner, das Hofgut in nicht mehr denn 2 Teile zu scheiden, mithin also nie mehr als 2 Pächter zuzulassen. Aus dem angezogenen Bestandsbrief geht nicht hervor, ob zu dem „Wiedenhof“ auch Bau- lichkeiten gehörten. Bei dem (S. 104: kleinen Umfang dieses Disibodenberger Besitztums ist eine solche Möglichkeit wohl kaum anzunehmen.) 104 (86) kleinen Umfang dieses Disibodenberger Besitztums ist eine solche Möglichkeit wohl kaum anzunehmen. Es wäre jetzt nur noch ein Wort über den Namen des Gutes zu sagen. Die ursprüngliche Form des Wortes „Wieden“ war zweifellos „Widumb“ o[der] „Wittum“. Ein „Wittum“ war nicht allein ein zum standesgemäßen Unterhalt fürstlicher Witwen bestimmtes Gut, sondern of Be- zeichnung für das liegende Gut einer Pfarrpfründe. In unserem Falle haben wir zweifellos das letztere anzunehmen. Der Hof des Klosters Disibodenberg zu Glan-Odenbach ist demnach ein „Wittumhof“ gewesen. (20.1.38)

[Der Rest der Seite ist leer.] 105 (87)

[Auf S. 105 (87) ist rechts von der Mitte, etwa drei Viertel der Seite bedeckend, ein einspalti- ge Zeitungsartikel von R. Schneider-Baumbauer über Karl Schworm eingeklebt.] 106 (88)

[Die S. 106 (88) war nicht leicht einzuscannen:

1. In der linken oberen Ecke ist – den Text überlappend – ein Zeitungsausschnitt mit dem Titel „Vor zweihundert Jahren“ eingeklebt, der sich mit dem 200jährigen Jubiläum des einheimischen Postwesen beschäftigt.

2. Zwischen S. 106 (88) und 107 (89) sind mehrere Seiten eingeklebt bzw. eingelegt:

• 2 mit Schreibmaschine beschriebene Blätter, die sich mit den Postbediensteten und dem Post- verkehr beschäftigen (S. 106 a und 106 b). • 1 handschriftliches Blatt mit dem Gedicht „Der wackere Postillon“ von L. Sommer; ein weite- res Postillon-Gedicht als Zeitungsausschnitt ist aufgeklebt. • 1 handschriftliches Blatt mit einem Lied „Zum Abschied des Postwagens“ von Bürgermeister Keller aus Lauterecken (nach der Melodie „Nun leb’ wohl“).]

Postverhältnisse.

Die Postexpedition Odenbach wurde am 1. XII 1868 errichtet; vorher gehörte Odenbach mit Adenbach, Aschbach, Becherbach, Cronenberg, Eschenau, Ginsweiler, Gangloff, Gumbswei- ler, Hachenbach, , Hundheim, Lohnweiler, , Obereisenbach, Reif- felbach, Roth, St. Julian u[nd] zu dem Landzustellbezirk Lauterecken. (Stand vom 1. X 1858.) Das Postamt III Odenbach entstand am 1. XI 1898, die mit dem Postdienste vereinigte Tele- graphenanstalt am 16. XII 1888, die Eisenbahn-Telegraphenanstalt am 1. Juni 1910, die ge- meindliche öffentliche Telefonstelle am 22. Juni 1904 (aufgehoben am 1. XII 1906 u[nd] um- gewandelt in eine öffentliche), die Umschaltstelle am 24. X 1908 u[nd] der selbständige Poststall am 16. X 1884. Die Vorstände der Postexpedition waren u[nd] sind: Julius Dauber 1868-1879, Dauber Lisette 1879-1891, Dauber Emil 1891-1. IV 1922 Rollauer Eduard v[on] 16. IV 1922-1926 verwest 1926-1927 Fluhr Hans, Postvorsteher 1927-1936. Collmenter Otto, am 22.9.44 zum [Kriegsdienst?] einberufen, Fr. Schneider, Laut[erecken] versieht Dienst

[1 Leerzeile]

Die Poststallhalter: Grohs [Groß] Ph[ilipp] 1884-1. X 1902 van Hees bis 1. VI 1913 u[nd] Körper J[ako]b Landwirt bis 25. III 1929 [korrigiert in: 1926]

Die Brief- o[der] Postboten: Bayerlein v[on] 1868- (war später Pedell im Schulhaus zu Speyer), Soffel Wilh[elm] v[on] , Cöster Rud[olf] (nur einige Monate), Möllendick Fried- [rich] v[on] 1. IV 1876, pens[ioniert] a[m] 1. Sept[ember] 1905 [interlinear:] + 6.8.1924 (81 J[ahre] 1 Mon[at alt]) Zu dessen Zeiten gab es einen 2. Briefboten: Bier, nach Katzw[eiler] versetzt. Auf Möllend[ick] folgte Bollenbacher K. Neumayer v[on] kam nach Lauterecken Lutz nur einige Mt. [Monate] Mehrhof Otto, geb[oren] 21. III 1873 seit 1. I 1898 Postillon Spuhler Konrad (seit 1.9.1906 " 1. V 1904 Aushilfspostbote Postbotenprobedienst.) " 1. V 1905 Postbote seit 1.3.1907 Postbote am 1. V 1927 Oberpostschaffner, pens[ioniert] am 1937. 106 (88) – Seite 2:

[Der Text des in der linken oberen Ecke eingeklebten Zeitungsausschnittes lautet:]

Vor zweihundert Jahren. Unser einheimisches Postwesen feiert in diesem Jahr ein seltenes Jubiläum. Verhältnismäßig früh wurde die Nordpfalz in das zu damaliger Zeit noch recht spärliche Postverbindungsnetz unseres Vaterlandes einbezogen. Der älteste urkundliche Nachweis darüber datiert aus dem Jahr 1740. In diesem Jahr wurde ein Kurs von Mainz durch die Pfalz über Kirchheimbolanden – Göllheim – Kaiserslautern – Homburg – Saarbrü- cken eingerichtet. Ein Jahr später wurde diese Linie zusammen mit der Route Kusel – Mei- senheim – Obermoschel von der Thurn und Taxischen Reitpost übernommen.

106 a

[Seite in Maschinenschrift (viele Tippfehler), zwischen S. 106 und 107 eingeklebt:]

Herrn [so immer statt: Herr] Postexpeditor Emil Dauber trat am 1. April 1922 in den wohl- verdienten Ruhestand.

Am 16.4.1922 übernahm Herrn Postmeister Eduard Rollauer das Postamt.

Die Beförder[-] u[nd] Zustellverhältnisse waren in unserm Bezirk nicht besonders ausgebaut.

Durch die Eröffnung der Kraftpostlinie Odenbach – Nussbach – Nussbach – Rockenhausen wurde einem viel geäusserten Wunsche der Bevölkerung Rechnung getragen. Unsere liebe alte Postkutsche musste ihren Abschied nehmen für immer. [Handschriftlich hinzugefügt:] (1. III 1929) [korrigiert in: 1926] Durch die Kraftpostlinie wurden eine ganze Reihe von Orten an die Verkehrszentren herange- zogen. Die Linie berührt die Orte: Odenbach, Adenbach, Ginsweiler, Reipoltskirchen, Nussbach, Rudolfskirchen, Rathskirchen, Dörrmoschel & Rockenhausen. Im Monat Mai 1924 [durchgestrichen; darüber steht interlinear handschriftlich:] 1925 (abge- ändert A. Wendel 1983) bezog die Post ihr Reichseigenes Gebäude in der Staatstr[asse]. Herrn Postmeister [Rollauer] verabschiedete sich im Jahre 1926. Herrn Postvorsteher Hans Fluhr übernahm des Amt im Jahre 1927.

Am 26. März 1929 folgte die Eröffnung der Kraftpostlinie Odenbach-Dielkirchen. Die Eröff- nung war ein Festtag der angegliederten Gemeinden. Von der [Kraftpostlinie Odenbach-Dielkirchen] werden folgende Orte erfas[s]t. Odenbach, Reiffelbach, Roth, Becherbach, Gangloff, Waldgrehweiler, Ransweiler Neubau &. Dielkir- chen.

Das Postamt Odenbach selbst wurde durch neue moderne dem Puplikum [sic!] dienende Ein- richtungen bereichert.

Der Personalstand augenblicklich ist folgender.

Postvorsteher Hans Fluhr v[om] 1/4.27 bis dato 106 (88) – Seite 3:

106 b

[Fortsetzung der Seite in Maschinenschrift/s. o. zu S. 106 a!]

Mehrhof Otto Oberpostschaffner vom 1/1.98 bis dato Schneider Willy Vom 1/4.27. " [handschriftlich eingefügt:] seit 1934 Hilfsschaffner. Krafrfahrer [sic!] Baumann Kurt vom 26/3.29. " " Albert " "

[Ab hier ist ein zweites Blatt in Maschinenschrift aufgeklebt:]

Der Postverkehr in unserm Postamtsbezirk hatte in den Jahren 1928-29-30-31.32 mit den wi[r]tschaftlichen Verhaältnissen innerhalbs [sic!] unseres Vaterlandes Schritt gehalten. Überall auf allen Gebieten war ein langes und schleichendes Abwärtsgleiten zu verzeichnen. Erst mit der Machtübernahme der Riegierungsgeschäfte [sic!] durch unseren Führer setzt der Aufschwung auf der ganzen Linie ein. Die deutsche Reichspost hat dem Bestreben der Bevölkerung auf dem flachen [Lande] um bessere Postverbindungen weitge- hen[d]st Rechnung getragen. Wie überall im Reich wurde[n] auch bei uns im Monat März 1936 auf den Linien Odenbach[-]Dielkirchen-Rockenhausen und Odenbach-Nussbach[-]Ro- ckenhausen Landpostkraften eingeführt. Die Bevölkerung der Orten [sic!], die an diesen Li- nien liegen, haben [hat!] diese Neueinführung mit dankbarem Herzen begrüßt. Allerdings wurden die Posthilfsstellen, die bisher Odenbach zugeteilt waren, dem Postamt Rockenhausen unterstellt. Der Landzustellbezirk fiel ganz weg. Ab 1. August wird das bisherige ZW.PA [Zweigpostamt] Odenbach in eine Postagentur umgewandelt. Postschaffner Schneider ist als Landkraftpostfahrer nach Lauterecken versetzt, Oberpostschaffner Mehrhof, der alte treue Postbote[,] wird in den Ruhestand [versetzt]. Postvorsteher Fluhr ist zur RPD [Reichspostdi- rektion] versetzt. Das Postgebäude in der Staatsstr[aße] geht in Privatbesitz über. Die Post- agentur Odenbach wird Kaufmann Otto Collmenter übernehmen.

[Zwischen S. 106 b und S. 107 ist ein handschriftliches Blatt mit dem Gedicht „Der wackere Postillon“ von L. Sommer eingelegt, auf das am Ende ein weiteres Postillon-Gedicht als Zei- tungsausschnitt aufgeklebt ist:]

Der wackere Postillon v[on] L. Sommer

1. Wie saß der wackere Postillon in seinem blauen Rock, mit weißer Hos’ u[nd] hohem Hut stolz auf dem Kutscherbock. Das Horn – das blanke, umgehängt, die Peitsche in der Hand, so gings im 1. Morgengrau, trari, trara ins Land.

2. Die Pferde holten tüchtig aus, hei – war das eine Lust! Die gelbe Postkutsch[’] lachte drein, sich ihres Werts bewußt. Ein jeder kannt[’] den Postillon u[nd] war mit ihm auf „Du“[.] „Gott grüßt dich, Schwager, gute Fahrt!“, rief man ihm fröhlich zu. 106 (88) – Seite 4:

3. Zwar lob ich mir die Poesie der Postkutsch[-]Herrlichkeit[,] doch ist sie längst schon überholt, jed’ Ding hat seine Zeit. Der Postillon ist abgetan, durch den Chauffeur ersetzt – trari, trara, so klang es einst – töff, töff, töff tönt es jetzt.

[Zeitungsausschnitt:]

„Postillon, fahr’ uns ins Glück. noch sind wir ja so jung, später bleibt doch nur zurück die Erinnerung.

Spanne deine Schimmel ein, nun genug der Rast! Wo man schenkt den besten Wein, bleiben wir zu Gast.

Wo man küßt den roten Mund, der am schönsten lacht hier auf unsrem Erdenrund, bleiben wir zur Nacht.

[Es folgt ein weiteres handschriftliches Blatt mit einem Lied „Zum Abschied des Postwagens“ von Bürgermeister Keller aus Lauterecken:]

Zum Abschied des Postwagens.

Mel[odie:] Nun leb’ wohl –

1. Nun leb’ wohl, du alter Kaste, aus ist[’]s jetzt mit deiner Plag, ausgefuhrwerkt heute haste, niemand sieht dir traurig nach.

2. Lebt auch wohl, ihr edlen Rösser, du auch, biedrer Postillon, Kondukteur, du hast[’]s jetzt besser, fährst jetzt mit der Eisenbahn.

3. Wirst zwar manchmal dich mit Tränen sehnen nach der alten Post; denn gar oftmals gab es „enen“, u[nd] gar manchmal hieß es „prost.“

4. Edle Bahnfahrt, du sollst leben, Lauterecken, freu dich sehr. Hin u[nd] her 1 M[ark] neunzig[,] Liebchen, sag, was willst du mehr?

5. Lassen wir die Bahn jetzt leben, rufen dreimal: Hurra, hoch! Trinken auch ein Glas daneben; einen Kater gibt es doch! Bürgerm[eister] Keller, Lauterecken

107 (89)

Postomnibusverbindungen

1. Die Omnibusverb[indung] Staudernheim-Odenbach-Offenbach bestand vom 1. X 1865 bis 27. X 1896, Eröffn[ung] der Eisenb[ahn]l[inie] Laut[erecken]-Odernheim. 2. Die Kariolpostverb[indung] K[aisers]lautern-Od[enbach]-M[ei]s[en]heim bestand v[om] 1. IV 1851 bis 1. Juli 1865 u[nd] die Omnibusverb[indung] derselben Strecke v[om] 1. Jl. [Juli] 1865 bis 15. XI 1883 (Eröffnung der Eisenb[ahn]l[inie] K[aisers]- lautern-Laut[erecken).] 3. Die Omnibusverb[indung] Laut[erecken]-Od[enbach] bestand v[om] 1. V 1874-15. XI 1883 u[nd] die Omnibusverb[indung] Od[enbach]-M[ei]s[en]heim vom 1. Aug[ust] 1880-15. XI 1883 (Eröffnung der Eisenbahnl[inie] K[aisers]l[autern]-Laut[erecken).] 4. Die Omnibusverb[indung] Laut[erecken]-M[ei]s[en]heim bestand v[om] 15. XI 1883- 27. X 1896 (Eröffnung der Eisenbahnl[inie] Laut[erecken]-M[ei]s[en]heim)[.] 5. Die Omnibusverb[indung] Rockenhausen-Dörrmoschel, Rathskirchen, Nußbach, Rei- poltskirchen, Ginsw[eiler], Adenbach u[nd] Odenbach bestand von 16. X 1884 bis 1. III 1926. 6. Die Omnibusverb[indung] Dielkirchen-Ransweiler, Waldgrehweiler, Gangloff, Be- cherbach – die eine Fahrt über Adenbach, die andere über Roth – bestand vom 1. IX 1890-25. III 1929.

Seit 1. August 1914 (Beginn des Weltkrieges) fuhren beide Wagen nach Dielkirchen morgens u[nd] abends um 8h, der eine Wagen kam morgens um 655 u[nd] der andere abends 4h zurück.

Die beiden Wagen nach Rockenhausen fuhren m[orgens] u[nd] a[bends] 815 ab u[nd] kamen und 655h m[orgens] u[nd] abends zurück.

[Der Rest der Seite ist leer.] 108 (90)

Eingabe wegen Autoverbindungen.

In den 70ger Jahren bestanden 3 Steinkohlegruben, die zirka 500 Bergleute beschäftigten, wodurch die Gemeinde 1500 Einw[ohner] zählte. Mit der Auflösung der Grube[n] hörte die Blütezeit Od[enbach]s auf. Darnach kam ein Stillstand im Erwerbsleben, bis die Eröffnung der unteren Glantal- u[nd] strateg[ischen] Bahn neues Leben brachte. Steinbrüche florierten längere Jahre, der Steinbruch u[nd] die -hauerei Kaiserhof beschäftigte zu manchen Jahren 150 Arb[eiter], die fast alle in Od[enbach] wohnten u[nd] ihren Verdienst dort verlebten. Neue Gewerbe entstanden: Baumat[erialien]- u[nd] Kohlengeschäfte. Vieh- u[nd] Pferdehändler machten sich seßhaft. Außerdem erfuhren die bestehenden Geschäfte eine größere Ausdehnung, da Od[enbach] 16 Orten Eisenbahnstation ist. Die hiesigen 4 Lan- desprod[ukte]geschäfte kaufen sämtliche Früchte in diesen Orten, u[nd] letztere ihre Bauma- terialien, Kunstdünger, Kohlen, Eisen u[nd] Kleidungsstücke in Od[enbach]. Außerdem haben die hies[igen] Geschäftsl[eute] u[nd] Handw[erker] großes Interesse an die- sem Durchgangsverkehr. Nun droht unserem Orte die Gefahr, daß durch den Straßenbau Ginsw[eiler]-Lauterecken der Verkehr des ganzen Hinterlandes nach Laut[erecken] gelenkt wird. Das aufgetauchte Projekt einer Autoverb[indung] könnte die Gefahr beschleunigen, da Laut[erecken] die entstehenden Kosten tragen will, um seinen Gewerbetreibenden die neue Geschäftsverbindung zu sichern. Gelangt dieser Plan zur Ausführung, so sitzt Od[enbach] wieder im Trockenen wie nach der Auflassung der staatl[ichen] Gruben. Aus diesen Erwägungen sah sich die hies[ige] Gemeindeverwaltung verpflichtet, die Gele- genheit zu ergreifen, unserm Orte dieses moderne u[nd] für diese Zeit notwendige Verkehrs- mittel zu sichern, um so mehr, da die jährl[ichen] Kosten von z[irka] 280 M[ark] bei einer solchen Frage nicht schwer in die Waagschale fallen können. Lange zögerte man, der Ge- meinde diese neue Last aufzubürden. Da jedoch unter den Bewohn[ern] des Odenbachtales wegen der Zurückhaltung von Od[enbach] gr[oße] Erbitterung herrschte u[nd] Laut[erecken] das größte Entgegenkommen zeigte u[nd] sich sofort zum Tragen aller Lasten bereit erklärte, gab der Gemeinderat zu Od[enbach] dem Drucke (S. 109: der Verhältnisse nach.) 109 (91) der Verhältnisse nach. Aus den Orten Roth, Bech[erbach], Gangl[off] u[nd] Nußbach arbeiten nahezu 500 Maurer u[nd] Tagner in den Industriezentren des Saargebietes. Für diese ist Od[enbach] ebenfalls die günstigste Bahnstation für Hin- u[nd] Rückreise. Wie unangenehm ist es für diese Leute, wenn sie bei allen Unbilden des Wetters mit den Abendzügen in Od[enbach] eintreffend oft noch 1 ½ Std. [Stunden] zu Fuß u[nd] mit Gepäck beladen ihren Heimweg antreten müssen. Nicht besser ergeht es allen denen, die mit dem Bürgermeisteramt Od[enbach] u[nd] mit den Ämtern in Laut[erecken] u[nd] Kusel zu tun haben. Auch sie erwünschten schon lange u[nd] begrüßen das neue Verkehrsmittel, das mit wenigem Aufwand so große Vorteile bringt. Zur prot[estantischen] Pfarrei Od[enbach] gehören die Orte Ad[enbach] u[nd] Ginsw[eiler], denen es bei ungünstiger Witterung unmöglich ist, ihren Gottesdienst zu besuchen. Auch diese wür- den die neue Autoverbindung freudig begrüßen, nicht minder die hies[igen] Katholiken, die in Reipoltsk[irchen] eingepfarrt sind, dort Kultus bezahlen müssen u[nd] wegen des weiten We- ges gezwungen sind, die Kirche in Msh. [Meisenheim] zu besuchen.

[Der Rest der Seite ist leer.] 110 (92)

[Auf S. 110 ist über die ganze linke Hälfte der Seite und rechts in der Mitte der Zeitungsarti- kel „Eröffnung der Postautolinie Odenbach-Dielkirchen.“ – handschriftlich ergänzt: 25. III 1929 – eingeklebt; er überlappt das oben in der Mitte darunter eingeklebte Bild „Alte und neue Zeit: Begegnung zwischen Postkutsche und Postkraftomnibus bei Ransweiler.“]

111 (93)

[S. 111 zeigt zunächst im oberen Drittel zentriert das Bild einer Postkutsche. Darunter ist linksbündig der Zeitungsartikel „Als die Briefmarke in die Pfalz kam . . .“ eingeklebt. Im un- teren Drittel folgt rechtsbündig der Zeitungsartikel „175 Jahre deutsche Briefkästen“, hand- schriftlich ergänzt um die Jahreszahl „1941“. Diese drei Objekte werden überlappt von dem Zeitungsartikel „Wiederkehr der Postkutsche. Die Neueinführung der Reichspost. Berlin, 2. Juni [ohne Jahr]“ – in der linken oberen Ecke eingeklebt – und von dem Bild einer Pferdekutsche mit der Überschrift „Die Reichspost för- dert die Kunst“ (mit erklärendem Beitext) – am linken Rand in der unteren Hälfte eingeklebt.]

112 (94)

[Die S. 112 enthält nur den Zeitungsartikel „Die erste Reichspostlinie zwischen Pfalz und Saar. Von Albert Zink – Erdesbach“. Der Artikel ist in drei Spalten zurechtgeschnitten, sodass er die gesamte Seite anfüllt. Das Ende des Artikels folgt auf S. 113.] 113 (95)

[Auf S. 113 ist in der oberen Hälfte der Schluss des Zeitungsartikels von S. 112 –ebenfalls dreispaltig und auf die Seitengröße zurechtgeschnitten – eingeklebt. Die untere Hälfte ist leer.] 114 (96)

Bahnverhältnisse.

Geschichte der Glantalbahn.

[Unter diesen beiden Überschriften ist lediglich ein Zeitungsartikel vom ganzen linken Rand her eingeklebt, der die Geschichte der Glantalbahn zum Inhalt hat. Der Artikel ist wie auf den vorhergehenden Seiten zurechtgeschnitten, sodass er zur Seitenhöhe passt. In zwei Spalten überlappt er sich und ist leider am Schluss nicht vollständig.

Stattdessen liegen zwischen den beiden Seiten 114 und 115 zwei weitere Zeitungsausschnitte bei:

1. Eine Rede, die an den Minister Karl von Thielen, seit 5. Juli 1891 Chef des Reichs- eisenbahnamtes (deshalb auch „Eisenbahnminister“ genannt), gerichtet und vielleicht bei der Eröffnung der Strecke Lauterecken – Meisenheim am 26. Oktober 1896 (vgl. S. 116!) gehalten worden ist, wird durch den abschließenden Bericht über das „Eröff- nungsfest“ bzw. die „Bahneröffnung“ fortgesetzt.

2. „Heimatliche Eisenbahn-Erinnerungen. Abwicklung des Verkehrs im Zeichen der Gemütlichkeit“.] 115 (97)

[Am linken oberen Rand ist als Zeitungsausschnitt das Gedicht „Zur Eröffnung der Glantal- bahn!“ von H. Lenz aus Meisenheim eingeklebt, allerdings nur die ersten 19 Verse. Rechts daneben folgen die restlichen 9 Verse, handschriftlich ergänzt.]

Zur Eröffnung der Glantalbahn! u[nd] Sieg – des Kampfes Palme stets auch ist.

Sei mir gegrüßt, du langersehnte Bahn, So möge stets auch unter deinem Zeichen Die uns’re Väter gern’ willkommen hießen, Gewerbe, Industrie u[nd] Handel blüh’n, Für sie blieb’st stets du nur ein schöner Wahn, die Landwirtschaft das Ziel erreichen, Wir aber können hocherfreut dich nun begrüßen! das Lohn ihr bringt, für fleißiges Bemüh’n.

Ja, möchtest du die Hoffnungen erfüllen[,] Auf daß sich dies – zu uns’rer Zeit erfülle, Die man auf dich schon längst gesetzt, gib Gott u[nd] Meister deinen Segen; Und alle, alle Wünsche stillen – „denn ewig nur allein besteht dein Wille, Verkehr uns bringen nicht zuletzt. an deinem Ja u[nd] Amen, Herr[,] ist es gelegen!“

Denn schon sind viele uns voran Msh. [Meisenheim] a[m] Glan. H. Lenz Im Kampf der Industrie gegangen, Drum lasset, als thatkräft’ger Mann, Vor’m Wettbewerbe uns nicht bangen.

Schwer ist der Kampf, und weit das Ziel[,] Das zu erreichen wir erstreben, – Doch Müh’ und Arbeit immer viel, Ist Würze ja – für dieses Leben.

Drum nimm ihn auf – den notgedrungen Du zu bestehen nun berufen bist, – Mit Lust und Liebe ward schon viel errungen,

Odenbach, 28. X 1896. Auch unsere Empfangsfeier am hies[igen] Bahnhof gelegentl[ich] der Eröffn[ung] der unt[eren] Glantalbahn war großartig. Eine gr[oße] Menschenmenge erwartete den Extrazug, der 1245 unter den Klängen einer am Bahnhof aufgest[ellten] Musikkapelle ein- fuhr. Böllerschüsse u[nd] tausendfache Hochrufe wechselten miteinander ab. Ein herrl[icher] Triumpfbogen [sic!] war dortselbst aufgestellt; alle Augen richteten sich auf eine herrliche Schrift in Epfeublättern [sic!] „Hoch lebe die Eisenbahn!“ Jedermann wunderte sich über die Taktik der erschienenen Festgäste; denn in wenigen Sekunden waren sie dem Zuge zur Be- grüßung entstiegen. Tiefe Stille herrschte unter der Menge, als Bürgerm[eister] Wallauer an der Spitze des Gemeinderats u[nd] der Beamten die Herren in einer kernigen wohldurchdach- ten Ansprache begrüßte u[nd] einen Toast auf Prinzr[egent] Luitpold ausbrachte. Eine warme Dankesantwort erfolgte. Dann trug der hies[ige] Gesangv[erein] ein von Lehrer O[tto] Dauber gedichtetes Lied „zur Bahneinweihung“ vor. Während dessen fand Vorstellung statt. Die Her- ren beehrten viele mit kurzen Ansprachen. Während der Zug sich in Bewegung setzte, sang die Gemeinde unter den Klängen der Musik „Deutschl[and,] Deutschl[and] über alles.“ Pf[älzische] Presse.

[Die letzten 5 Zeilen sind leer.] 116 (98)

Die Bahnlinie Laut[erecken] – Odernheim wurde in den J[ahren] 1894-96 erbaut u[nd] am 26. X 1896 eingeweiht, u[nd] der Betrieb eröffnet. Das Stationsgebäude war der damaligen Zeit entsprechend klein u[nd] einstöckig errichtet worden. Der 1. Bewohner des Gebäudes u[nd] erster Chef der Station war der Haltestellwärter Werling. Die gesamten Anlagen der Station, sowie deren Einrichtung war kurz abgeschlossen, da die Bahnlinie eingleisig angelegt war.

Nach Verfügung der Reichsregierung über sämtl[iche] pfälz[ischen] Bahnen betr[effs] Aus- bau der strategischen Aufmarschierungslinien gegen Frankreich hin wurde in den Jahren 1902-04 die gesamte Linie Homburg – Odernh[eim] – Münster a[m] St[ein] (Odernheim – Münster a. St. wurde neu u[nd] gleich zweigleisig gebaut) zweigleisig ausgebaut u[nd] gleichzeitig als militärisch-strategische Linie anerkannt. Die Betriebseröffnung der zweiglei- sigen Bahn erfolgte am 1. V 1904. Vorher bewegte sich der Verkehr von Odernheim über Staudernheim nach Münster a. St., welche Linie heute noch besteht. Da infolge größeren Zugverkehrs die beim ersten Bahnbau geschaffenen Räume nicht mehr genügten, wurden in den Jahren 1906-1907 der Wartesaal IV. Kl[asse] geschaffen u[nd] auf dem bestehenden einstöckigen Dienstgebäude ein 2. Stock errichtet. Im Jahre 1909 erfolgte die Übergabe der pfälz[ischen] Bahnen an die Kgl. [König- lich] Bayer[ische] Staats-Bahnverwaltung, wodurch eine Reihe von Veränderungen eintraten, wodurch die Station Odenbach nebst anderen dienstlichen Änderungen i[m] J[ahre] 1912 auch eine Bahnsteigsperre erhielt. Die durch elektrische u[nd] mechanische Einrichtungen ausstaffierte Linie Homburg – Müns- ter a. St. trägt in jeder Weise dem militärisch-strategischen Reichsschutz Rechnung; sie kann auf Grund derselben zu den leistungsfähigsten Bahnstrecken Deutschlands gezählt werden.

[Die restlichen vier Zeilen sind leer.] 117 (99)

Vorstände der Station Odenbach

1. Werling, Haltestellwärter vom 26. Okt[ober] 1896 bis 1. J[u]l[i] 1899 [interlinear:] + 17. I 1917 in Heiligenstein. 2. Schuler, Stationsverwalter v[om] 1. Jl. 1899 bis 11. XII 1900 (starb hier) 3. Hofmann Anton, " v[om] 11. I 1901 bis 29. IX 1902. 4. Neu Heinrich, " v[om] 29. IX 1902 bis 10. VI 1904. 5. Hausen Günther, " v[om] 10. VI 1904 bis 9. Jl. 1905. 6. Schneider Karl, " v[om] 9. Jl. 1905 bis 1. Jl. 1908. 7. Eyer Eisenbahnsekretär v[om] 16. Jl. 1908 bis 10. XII 1908. 8. Fath Gustav, " v[om] 15. XII 1908 bis 15. Jl. 1911. 9. Schappert Joh[ann] Stationsmeister v[om] 15. Jl. 1911 bis 28. II 1917 10. Schmidt J[ako]b, Oberst[ations]m[eister] Vorstand in Od[enbach] v[om] 1. III 17 bis 31. V 1922 11. Spanner Max, Eisenb[ahn]assistent, Stellvertr[eter] bis zur Neubesetzung. 12. Braun Joh[ann] Ad[olf], Eisenb[ahn]sekr[etär], Vorst[and] v[om] 1. VII 22 bis 31. XII 1924. 13. Körper Otto, seit 1. II 1922 in Od[enbach], war nur Nebenbeamte[r]. 14. Schwaiger Bernh[ard], Bahnh[ofs]vorsteher in Od[enbach] v[on] 1. I 25-31. XI 1930 [interlinear:] seit 1.4.24 in Odenbach 1. X [Korrektur zu 31. XI?] 15. Schäffner Albert, Bahnhofsmeister, seit 1. II 27 in Od[enbach], ab 1. XII 30 Vorstand -1.6.34. 16. Bernhard K[arl], Assistent, seit 1. XI 30 in Od[enbach], seit 1.6.34 Vorstand-

[Die untere Hälfte der Seite ist leer.] 120 (102)

Unsere Wasserversorgung.

Aus Großvaters Jugend bis zum Zeitalter der Technik. Stätten lebendiger Weltseele.

Früher, vor 1903, waren in Odenbach im Verhältnis zur Zahl der Häuser recht viele Brunnen. 9 gehörten der Gemeinde u[nd] waren aufs ganze Dorf verteilt. Sie waren zur Benutzung den Bürgern überlassen u[nd] hießen Dorfbrunnen. Außerdem gab es Eigentumsbrunnen. Von zwei Ziehbrunnen rettete sich einer (am Hause Mohr in der Heilsgasse) lange Zeit. Der einzi- ge Laufbr[unnen] (in der Bornbach) spendet noch heute wie damals sein klares gesundes fri- sches Wasser. Die, heute noch anders wo auf dem Lande anzutreffenden, Ziehbrunnen sind die ältesten uns bekannten Brunnen. In ihrer einfachsten Form stellten sie eine Quellenfassung ohne jeden äußeren Aufbau vor. Das Wasser wurde mittels eines Eimers, der an eine mit einem Haken versehene Stange gehängt wurde, aus dem Brunnen geholt. Nicht selten soll es vorgekommen sein, daß der Eimer in den Brunnen fiel. Zum Herausholen benutzte man den sog[enannten] Wolf, einen dreiarmigen Haken, der an einer Kette befestigt war. Um den Ziehbr[unnen] vor Verunreinigungen durch hineinfallendes Laub, Gestein, Stroh u[nd] Holz zu bewahren, versah man den Rand mit einer Mauer. Die hölzerne Stange mit Haken ersetzte man durch eine Ket- te, an der ein hölzerner Eimer dauernd befestigt war u[nd] beim Brunnen blieb. Als man zum Wasserherausholen eine Rolle verwandte, über die eine Kette lief, mußte ein Galgen am Brunnen zur Befestigung der Rolle angebrachte werden. Die noch bequemere Art des Was- serholens war das Heraufwinden desselben. Der Ziehbr[unnen] wurde zu diesem Zweck vier- eckig ummauert, mit einem Dache versehen u[nd] unter demselben eine mit Kurbel u[nd] Sperrvorrichtung versehene Winde angebracht. Auf ihr war die Kette aufgerollt, welche den Eimer leer in die Tiefe des Brunnens u[nd] gefüllt wieder herausbrachte.- Ein ganz Alter war der Ziehbrunnen. Wieviel Lenze mag sein Auge gesehen (S. 121: haben?) 121 (103) haben? Unzählbare Einzelschicksale lauschten seine Ohren den geschwätzigen Besuchern ab. Auch des Landes Glück u[nd] Leid zog an ihnen vorüber. Waren es Römer? Hunnen? Die Reiter des 30j[ährigen] Krieges? Die Plünderer u[nd] Mordbrenner Ludwig[s] XIV[.]? Vor- bei, diese Zeiten! Mit dem Aufkommen der Pumpen, die zuerst aus Holz bestanden, verschwanden nach u[nd] nach die Ziehbrunnen. Manch einer wurde mit einer Pumpe versehen u[nd] seine Öffnung mit Steinplatten zugedeckt. Während die Ziehbr[unnen] meistens dort angelegt wurden, wo das Wasser zutage trat, konnte man mit Hilfe der Brunnenbohrmaschinen auch an anderen Stellen eine Wasserader anbohren u[nd] dort eine Pumpe aufstellen. Davor setzte man einen Trog aus Stein, später aus Eisen. Manch alter Brunnentrog ist Zeuge dörflicher Steinhauerkunst. Die Dorfbrunnen waren wie die Eigentumsbr[unnen] meist Pumpbr[unnen] mit hölzernem o[der] eisernem Brunnenstock. Die meisten unseren [unserer] Dorfbr[unnen] sind 6-11, einige sogar 12-15 m tief; am tiefsten war der Br[unnen] bei Glaser Schmitt. Manche unserer Wasserspender sind schon bejagte [betagte/bejahrte?] Greise u[nd] 60, 70 ja sogar 140 Jahre alt. Einstens lohnte sich der Beruf eines „Brunnenmachers“; denn jahraus, jahrein gab es Reparaturen o[der] wurden neue Brunnen gegraben, neue Pumpenstöcke ge- bohrt u[nd] Ersatzteile hergestellt. In manchen Familien war des [das] Geschäft des Br[un- nen]machers erblich gewesen. (Stahlberg.) Später, wo zum Teil eiserne Pumpenstöcke ver- wendet wurden, besorgte die Instandhaltung der Dorfschmied. Weil die Pumpbrunnen gerne im Winter zufroren, umhüllte man sie mit einem dicken Strohmantel. Manche Brunnen besa- ßen eine Vorrichtung, um das im Rohr stehende Wasser „fallen zu lassen“, um das Einfrieren zu vermeiden. Die Brunnenbesitzer besorgten dies von dem Schlafengehen. Welch’ große Bedeutung hatten doch die Dorfbrunnen! Sie lieferten das unentbehrliche Was- ser für den Haushalt u[nd] das Vieh; sie gaben der Hausfrau das Wasser zum Wäschewaschen (S. 122: und versahen bei Bränden vielfach die Feuerspritzen mit dem nötigen Wasser.)

[Am linken Rand sind als Zeitungsausschnitte – den Text und sich gegenseitig überlappend – zwei Bilder eingeklebt. Ein drittes Bild liegt zwischen S. 120 und 121 bei:

1. (links oben): Alter Ziehbrunnen in Roßbach. 2. (links unten): Ein Dorfbrunnen. 3. (eingelegt): Ein alter Ziehbrunnen in Bisterschied bei Rockenhausen.] 121 (103) – Seite 2:

121 (103) – Seite 3:

122 (104) u[nd] versahen bei Bränden vielfach die Feuerspritzen mit dem nötigen Wasser. Welcher Bauer hatte noch nicht nach harter Arbeit in heißer Sommerzeit einen erquickenden Schluck am Dorfbrunnen genommen! In der Frühe gingen die Männer zum Dorfbr[unnen] und füllten das „Schlauerfaß“[*] mit Wasser, um die gedengelte Sense draußen im Felde zu wetzen. Die alten Dorfbr[unnen] bildeten das Wahrzeichen eines echten guten Dorfes; waren sie doch mit den Bewohnern gar eng verknüpft u[nd] vertraut. Wer wurde noch öfter besucht als der Dorfbr[unnen]?; wo wurde noch mehr „gemait“[**] als an demselben? Frauen u[nd] Mädchen standen oft mit ihren Eimern u[nd] Kannen in Gruppen um ihn u[nd] warteten aufeinander – in der Mittagszeit mag es manchmal großen Andrang gegeben haben. Sie nahmen gleichzeitig die Gelegenheit wahr, die neuesten Ortsbegebenheiten miteinander durchzusprechen. Auch die Wäsche wurde hierhergebracht u[nd] verarbeitet; denn das Waschen am Dorfbr[unnen] gehört zu der Romantik, die sich seit Jahrhunderten um ihn gewoben hat. Der Pumpen- schwengel quietschte vor Lust u[nd] Freude, wenn ihn die aufgeschürzte Wäscherin am Mon- tag früh in allem Eifer schwung [schwenkte?] u[nd] dabei der Nachbarin die Dorfneuigkeiten erzählte, wenn zu den Futterzeiten die Bauersfrauen hin- und hereilten, wenn zu den Essens- zeiten die Leute sprangen, um noch schnell einen Eimer voll vom sprudelnden Naß zu holen u[nd] erst im Sommer, wenn nach heißen Sonnenstrahlen fleißig gegossen werden mußte oder wenn gar einmal ein Brand ausbrach: Da mußten alle Brunnen hergeben, was nur möglich war! Am Schulbrunnen stand früher ein steinerner Trog, welchen man mit Wasser füllte, das dem Vieh als Tränke diente. Bevor in der Heu- u[nd] Fruchternte der Bauer mit seinen Zugtieren ins Feld fuhr, ließ er sie an der Tränke ihren Durst stillen.- Doch noch viel heimlicher mutete es dem alten Brunnenstocke an, wenn an schönen Frühlingstagen die kleinen Kinder bei ihm spielten u[nd] Kuchen backten, wenn Schiffchen in seinem Wassertrog schwammen. In (S. 123: ihren schulfreien Stunden tummelten [sic!] sich auch die übrige Jugend um den Dorf- brunnen.)

[Am linken Rand unten ist ein Bild (Zeitungsausschnitt) – den Text überlappend – eingeklebt: Alter Laufbrunnen in Leinsweiler.]

------* [Im Text steht eindeutig „Schlauerfaß“; aber meines Wissens wurde in Odenbach „Schlaurerfaß“ gesagt, sozu- sagen die Odenbacher Aussprache des allgemein in der Pfalz bekannten Wortes „Schlauderfaß“ oder „Schläuder- faß“: Es handelt sich um den mit Wasser gefüllten Wetzsteinbehälter aus verschiedenen Materialien, der wie ein Futteral an die Form des Wetzsteins angepasst war und am Gürtel oder an einem Querriemen (von der Schulter über die Brust zur Hüfte reichend) getragen wurde. Die Verwendung ist im Text beschrieben.]

** [„maien“ (auch „maaje“ ausgesprochen) bedeutete ursprünglich „an Frühlingsabenden (Monat Mai!) spazie- ren gehen und gemütlich plaudern“; der letzte Teil der Bedeutung hat sich verselbständigt: „(jemanden besuchen und) sich mit jemandem unterhalten“, etwa auch „klönen“ usw.] 122 (104) – Seite 2:

123 (105) ihren schulfreien Stunden tummelten [sic!] sich auch die übrige Jugend um den Dorfbrunnen. Hatten sich die Jungen u[nd] Mädel im Eifer des Spieles erhitzt, so stillten sie ihren Durst am Brunnen; ein Trunk frischen Wassers erquickte sie. Der Dorfbr[unnen] war manchem Bewohner ein lb. [lieber] Ort, an dem er am Abend nach getaner Arbeit mit seinen Freunden ein Plauderstündchen hielt. Was wußten sich doch die Frauen u[nd] Mädchen beim Wasserholen alles zu erzählen! Von mancher Person sagte man, daß sie öfter am Dorfbr[unnen] Wasser holte, als notwendig war: Die eine wollte dort ihren Schatz treffen, die andere suchte Dorfneuigkeiten zu erfahren. Wo beim Dorfbr[unnen] die Wäsche gewaschen wurde, mag das Mädchen öfter eine erzürnte Mutter, die Frau einen bösen Mann ob des zu langen Ausbleibens daheim angetroffen haben. Und wenn erst gar an lauen Sommerabenden die Dorfschönen am Dorfbr[unnen] den letzten Krug Wasser holten u[nd] die ersehnten Burschen vorbeigingen, was lag da näher, als daß man sich auf den Brunnenrand setzte u[nd] sich gegenseitig alles Liebe u[nd] Gute erzählte u[nd] sich auch ein wenig neckte u[nd] ulkte o[der] in Gesellschaft die traulichen Volkslieder sang, die ja so sehr anheimelten. O wie viel Worte u[nd] Lieder hat der alte Dorfbr[unnen] schon gelauscht, seitdem seine Tiefe geschaufelt worden war. In Liedern, wie „Am Brunnen vor dem Tore“, „Wenn alle Brünnlein fließen“, „Jetzt gang i ans Brünnelein“ wird der Brunnen genannt. Welche Rolle gerade der Dorfbr[unnen] bei Lie- besleuten, ihrem Abschied u[nd] Wiedersehen u[nd] in der Liebe zum Heimatörtchen spielte, zeigen die Volkslieder, welche den Brunnen besingen.- Die Sprichwörter „Wenn das Kalb ertrunken ist, deckt der Bauer den Brunnen zu“, „Der Krug geht solange [sic!] zum Brunnen, bis er bricht“, können nur auf dem Lande entstanden sein. Auch sie zeigen die über das Was- serspenden hinausgehende Bedeutung des Brunnens im Dorf. Ja, daß die „Ammebas“ [He- bamme] die kleinen Kinder aus dem Brünnchen holt, dürfte auch nicht überall bekannt sein. Oft wurde er Kindelsbrun- (S. 124: nen genannt.)

[Auf S. 123 sind – den Text überdeckend – die beiden folgenden Bilder (Zeitungsausschnitte) und das anschließend transkribierte Gedicht eingeklebt:]

123 (105) – Seite 2:

123 (105) – Seite 3:

Idyll am Dorfbrunnen. v. Ludwig Schneider. 1908.

1. Die Grete sitzt am Brunnen u[nd] füllt gemächlich den Krug; sie füllt ihn bis zum Rande, bis daß sie hat genug.

2. Dann will sie heimwärts schlendern, da naht sich ihr der Hans, ihr treuester Gefährte bei Spiel, Gesang und Tanz.

3. Sie blicken sich in die Augen, sind sich von Herzen gut u[nd] ihre Wangen strahlen vor heller Liebesglut.

4. Der Hans setzt sich zur Grete, u[nd] traulich ergreift er die Hand; die beiden hält innig umschlungen ein zartes Liebesband.

5. Sie plaudern und schwören sich Liebe ein über das andere Mal. Sie sitzen noch plaudern[d?] am Brunnen beim scheidenden Sonnenstrahl.

6. Die Wasser des Br.s [Brunnens] plätschern eintönig ihr Lied dazu; die scheidende Sonne wirft beiden die letzte Kußhand zu.

7. Und oben rauschen die Wipfel vom blühenden Lindenbaum; die beiden umschlingen sich selig u[nd] träumen den köstlichen Traum.

8. Zum Abschied küssen sich beide noch einmal in Liebesglut.- Wie herrlich! Der Br[unnen] des Dorfes ist doch für alles gut!

124 (106)

(Kindelsbrun-)nen genannt. Ob die Gelegenheit zum Plaudern am Brunnen, ob die feierabendliche Zusammenkunft dort, ob sein unerschöpfliches nie versiegendes Wasser es waren, der Dorfbr[unnen] war nicht aus dem dörflichen Leben wegzudenken. Er sollte dort, wo er noch vorhanden ist, auch erhalten werden. Ihn umweht ein Stückchen Dorf- u[nd] Kulturgeschichte. Möge jedem Dorf ein Ziehbr[unnen], ein Dorfbr[unnen], sowie die schöne mit einer Pumpe versehene Brunnenanlage erhalten bleiben. Um sie gestaltete sich dörfliches Leben; sie erhöh- ten vielfach den Reiz des Dorfbildes; sie waren Stätten, an denen die Volksseele lebendig geworden war in Wort und Lied.

Die Romantik der Dorfbrunnen hat der Wasserhahn gebrochen.

Einst waren sie die beliebtesten Stätten des ganzen Dorfes; jetzt sind sie überflüssig gewor- den: teils zugedeckt, teils zugeworfen, verfallen; niemand kümmert sich um sie. Wenn die Wasserleitung ihren Dienst versagt, erinnert man sich ihrer wieder. Der Dorfschmied macht sich an ihrem alten gebrechlichen Körper Arbeit. Wehmütig mutet es den alten Dörfler, wenn er an seinen alten Dorfbr[unnen] vorbeigeht u[nd] sich ihrer erinnert. Schon wollten einige Bauersleute eigene Pumpbr[unnen] anlegen, als 1903 hier der Typhus ausbrach u[nd] viele Opfer forderte. Der Amtsarzt Dr. Mayer aus Landau wurde hierher ge- setzt. Er ließ einen Laufbr[unnen] in einer Wiese am Odenbach u[nd] einen auf der Halbinsel am Glan anlegen. An den drei vorhandenen Laufbrunnen mußten die Odenbacher ihren Was- serbedarf decken. Die alten Dorfbr[unnen] wurden als typhusverdächtig geschlossen. Dies gab Anlaß zur Anlage einer Wasserleitung. [*] wurde der 1. Spatenstich dazu getan u[nd] damit das Ende der Dorfbr[unnen] angekündigt.

[Die letzten 5 Zeilen sind leer.

Auf S. 124 sind am linken Rand – den Text von unten her zu zwei Dritteln überdeckend – drei einspaltige Zeitungsausschnitte eingeklebt:

1. Das Gedicht „Dorfbrunnen“ von Karl Rheinfurth. 2. Ein wehmütiger Abgesang auf den Dorfbrunnen, der dem Fortschritt weichen muss (Prosatext). 3. Ein Gedicht(teil?) ohne Titel von dem Pfälzer Heimat- und Mundartdichter Lorenz Wingerter (1890-1969).]

------* [Im Text befindet sich eine Lücke; hier sollte wohl das Datum des ersten Spatenstichs zum Bau der Odenba- cher Wasserleitung noch eingefügt werden. Wahrscheinlich wurde dies vergessen, oder das Datum war nicht mehr genau zu eruieren. Es muss jedenfalls im Jahre 1904 gewesen sein.]

124 (106) – Seite 2:

128 (110)

[Auf S. 128 sind folgende Dokumente eingeklebt: 1. oben ein maschinenschriftliches Verzeichnis des Standesamts Odenbach (mit handschriftlichen Ergänzungen Herrn Daubers), 2. rechts unten ein kleiner Zettel zum Thema „Schultheißen Gerrinnen“ (handschriftlich beidseitig beschrieben von Herrn Dauber).]

[Dokument 1]

Standesamt Odenbach

V e r z e i c h n i s

aller in der Bürgermeisterei Odenbach in den Jahren 1799 -heute tätig gewesenen Bürgermeister ( Standesbeamten ) [handschriftlich ergänzt:] Alte Schutheißen sind: Hans Jung 1568, Müller in Od., Peter Glaser 1616, Peter Melchior Gerrinnen 1644. 1. S t e e b Heinrich vom 17. November 1798 - 31.7.1799 2. K r a u ß Adam vom 1. August 1799 - 25. 9. 1800 3. Bernhard C o e s t e r vom 26. September 1800 - 20.6.1804 4. M ü l l e r Heinrich vom 21. Juni 1804 - 24. 1. 1813 5. Karl M ü l l e r vom 25. Januar 1813 - 31.8.1822 6. K r a u ß Adam vom 1. September 1822 - 31.12.1829 7. S o f f e l Philipp vom 1. Januar 1830 - 3.11.1840 8. W e s t e n b e r g e r Wilhelm vom 4. November 1840 - 15.2.1843 9. S t e e b Heinrich Jakob,Adj. vom 16. Februar 1843 - 15.7.1843 10. C o n r a d Peter vom 16. Juli 1843 - 31. Mai 1847 11. W a l l a u e r Heinrich vom 1. Juni 1847 - 15. April 1889 12. S i e b e l , Adjunkt vom 16. April 1889 - 31.12.1889 13. W a l l a u e r Friedrich vom 1. Januar 1890 12. Mai 1933 14. G r ä f f Jakob vom 12. Mai 1933 bis heute. 1.III.1937* 15. Steeb Jk. [Jakob] IV* v. 1.III.1937 bis*

Aufgestellt. Odenbach,den 1. März 1935 Der Standesbeamte: (gez.:) Gräff Df.

* [Aus einem späteren Erkenntnisstand hat Herr Dauber das Datum – anstelle von „bis heute“ – und die ganze Zeile der Nr. 15 handschriftlich nachgetragen.] 128 (110) – Seite 2:

[Dokument 2/Vorderseite]

Der Reckweilerhof wurde 24.6.1644 vom Pfalzgraf Friedrich dem Stiftsschaffner Gerrinnen Schultheiß vom Odenbach gegen verschiedene Leistungen in Erbbestand verliehen u[nd] demselben das Recht zugesprochen, aus dem nahgelegenen Jungenwald das benötigte Brenn- u[nd] Bauholz, letzteres zu Reparaturen u[nd] Neubauten zu beziehen, sowie die Rauh- u[nd] Schmalzweide darin auszuüben.- In der zu Meisenheim ausgestellten Verleihungsurkunde aus starkem Pergament heißt es: Wir Friedr[ich] v[on] Gottes Gn[aden] etc. bekennen u[nd] tun kund offentlich mit diesem Brief, daß wir unserem lb. getreuen Peter Melchior Gerrinnen Schulth[eiß] zu Od[enbach], seiner

[Dokument 2/Rückseite] seiner Ehefrau u[nd] ihren Erben / Erben den Reckw.-hof mit all / all seinen Rechten und Gerechtig- / tigkeiten erblich verliehen ha- / haben. (nach Rheinheimer Wolfstein)

[Vor und hinter der durch / gekennzeichneten Zeilengrenze sind Wörter bzw. Silben wiederholt, die wegen des Einklebens verschwinden konnten.]

[Links neben dem Dokument 2 steht die handschriftliche Notiz:]

Fettig Phil[ipp] Adam Amtsschultheiß 1692 u[nd] früher 129 (111)

[Die ganze S. 129 ist mit fünf einspaltigen Zeitungsausschnitten beklebt:

1. „Zu der Odenbacher Gemeindewahl.“ Am Ende steht: (links) „Odenbach, 13. Dez. 1929.“ (rechts) „Der alte Ochsenbauer.“

2. „Odenbach, 26. April [1933].“ Es folgt ein Artikel zur Durchführung der Gleichschal- tungsgesetze vom 31. März und vom 7. April 1933 (Umgestaltung der Gemeindever- tretungen).

3. „Odenbach, 28. April. (Jubiläum)“. Hier handelt es sich – leider ohne Jahresangabe – um einen Bericht zum 25-jährigen Dienstjubiläum des Polizei- und Bürgermeisterei- dieners Ludwig Reiß.

4. „Odenbach, 17. Jan. [1930] (40jähriges Dienstjubiläum.)“ Der Bericht über das 40- jährige Dienstjubiläum des Bürgermeisters Friedrich Wallauer lässt sich aufgrund sei- nes Amtsantritts am 1. Januar 1890 auf das Jahr 1930 datieren.

5. „Odenbach, 23. Nov. [1930]“ Hier geht es um die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den Bürgermeister Friedrich Wallauer für die Verdienste „in seiner über 40 Jahre tätigen Amtszeit“.] 130 (112)

[Die ganze S. 130 ist mit fünf Zeitungsausschnitten beklebt; vier beziehen sich auf den Tod des ehemaligen Bürgermeisters Friedrich Wallauer am 17. September 1936, der vierte – leider ohne Datumsangabe – beschreibt die Aufgaben eines Bürgermeisters.

1. (einspaltig, oben links:) [Odenbach, 18. September 1936.] „Ehrenbürgermeister Wal- lauer +.“

2. (einspaltig, oben rechts:) [Odenbach, 21. September 1936.] „Ein Trauerzug, wie ihn unser Ort wohl noch kaum in solcher Größe gesehen, ...“ Die Beerdigung fand am Sonntag, dem 20. September 1936, statt.

3. (links unter dem Artikel 1:) „Todes-Anzeige“ der Familie Wallauer.

4. (darunter:) „Todes-Anzeige“ und Nachruf der Bürgermeisterei Odenbach (Steeb, 1. Beigeordneter).

5. (einspaltig, rechts am Rand unter dem Artikel 2:) „Jedermann geht aufs Rathaus“. Wie oben schon erwähnt, werden die Aufgaben des Bürgermeisters beschrieben („Die kriegswirtschaftlichen Dinge sind dabei neben der ganzen Friedensarbeit zu leisten.“), aber hauptsächlich in dem Sinne, dass dem „Volksgenossen Jedermann“ ein Licht auf- gehe, er dürfe „in dieser angespannten Zeit nicht wegen jeder Kleinigkeit aufs Rathaus gehen“.] 134 (112)

Die Leidenstage von Odenbach 1944

Der letzte Montag im August (28.8.) gedenkt den Odenbacher Bürger[n]. Kaum war morgens um 1020 h der Zug von Msh. [Meisenheim] nach Lauterecken im hiesigen Bahnhof eingelau- fen, als plötzlich 16 feindliche Flieger von Westen kommend Odenbach umkreisten u[nd] im Tiefflug den Personenzug beschossen. Die Passagiere verließen sofort den Zug u[nd] flüchte- ten in den Bahnhof. Tote gab es nicht, aber die Lokomotive war zerstört, die Wagen durchlö- chert u[nd] das Bahnhofsgebäude sehr ruiniert. Frau Verw[alter] Bernhard stand gerade am Fenster, als die Schießerei begann. Sofort eilte sie in den Schutzraum. Später entdeckte sie im Bette ihres [Sohnes] Rudi eine Kugel; es war arg zugerichtet. Frau Verwalter Sot[t]ong war gerade am Hühnerhaus; sie erkannte rasch die Gefahr u[nd] eilte auch in den Schutzraum. In ihrer Küche im 3. Stock durchbohrte eine Kugel den Küchenschrank. Am u[nd] um den Bahn- hof wurden sehr viele Kugeln abgeschossen; einige durchbohrten sogar die Bohnenstangen [in den Gärten] am Bahnhof.

Die Leute auf dem Felde wurden beschossen, so z. B. Frau Brgm. [Bürgermeister] Gräff in ihrem Garten. Der junge Cappel sammelte in ihrem Garten allein 35 Hülsen.

Nicht weit vom Bahnhof auf der anderen Glanseite steht mein Bienenhaus mit 12 Völkern. Ich hatte gerade einen freistehenden B[ienen]kasten geöffnet u[nd] 2 Honigwaben heraus- genommen u[nd] wollte die daraufsitzenden Bienen abkehren, als es über mir fürchterlich krachte. Unwissend über das Warum, überließ ich den Bien seinem Schicksal, eilte sofort ins Bienenhaus u[nd] wartete die Schießerei ab. Dann eilte ich heim, um mich nach den Meinigen zu erkundigen. Frieda, meine Tochter, u[nd] Frau [Mina] Schäfer waren gerade beim Bohnen- brechen im anderen Garten. Als es über ihnen krachte, ließen sie sich auf den Boden fallen u[nd] warteten hier die Schießerei ab. 1 m von Frieda lag eine leere Hülse. Auf unserem Obst- stück sammelte ich 18 leere Hülsen. 2 Ziegeln auf dem Heuspeicher wurden zerschossen.

Kaum hatten sich die Ortsbewohner vom Schrecken etwas erholt, als das Radio am 10. Sep- t[ember] Sonntag morgens um 10 h Flieger meldete. Wir waren gerade ½ Std. in unserem Keller, als wir den Einschlag von Bomben hörten. Bald darauf ertönte der Feuerruf. Ich eilte sofort (S. 135: ins Freie u. sah die Scheune von Wtw. Hofmann u. der Wtw. Gödten brennen.) 135 (113) ins Freie u[nd] sah die Scheune von Wtw. [Witwe] Hofmann [Plan-Nummer 218/1] u[nd] der Wtw. Gödtel [Plan-Nummer 2629/2] brennen. Bei Hofmann half ich mit anderen Leuten Wasser zum Löschen tragen. Durchnäßt und beschmutzt wechselte ich daheim Kleider u[nd] Schuhe u[nd] eilte wieder zur Brandstelle. Die Spritzen u[nd] Hidranden [Hydranten] lieferten genügend Wasser. Wenn Groß W[ilhelm/Plan-Nummer 221] u[nd] Wildanger Jl. [Julius/Plan- Nummer 222] sich auf ihren Dächern nicht tapfer gewehrt hätten, wäre das ganze Wohnvier- tel abgebrannt. Unterdessen nahm der Brand in den vollgefüllten Räumen (Scheue u[nd] An- bau) größere Dimension an. Zum Glück kam die Lauterecker Motorspritze an u[nd] dämpfte etwas das Feuer, sonst wären die Wohnhäuser von Wilh[elm] Stiebitz [Plan-Nummer 2628] u[nd] J[ako]b Stahlschmidt [Plan-Nummer 2627] abgebrannt. Gleichzeitig hatte eine Brand- bombe in den Hinterbau von Presser Gustav eingeschlagen u[nd] gezündet. Zum Glück war wenig Nahrung zum Brennen da; der Dachstuhl brannte ab.

Schätzungsweise sollen zirka 100 Br[and]bomben abgeworfen worden sein. Die meisten fie- len in den Glan u[nd] auf das Feld. Hätten sie alle ihren Weg über das Dorf genommen u[nd] hätten sie alle gezündet, so wäre heute Od[enbach] ein Trümmerhaufen. Eine Bombe fiel bei Wtw. Lang [Plan-Nummer 1712] in den Hinterbau u[nd] zündete; der Brand wurde bald ge- löscht. Mehrere Br[and]bomben fielen auf den Friedhof, wo viele Feuer glühten. Im Dorf selbst fiel eine Br.-b. [Brandbombe] auf das Haus der Wtw. Weiser (Gasthaus z[um] Deut- schen Eck) [Plan-Nummer 212]. Die Flamme schlug schon hoch, als es Frau Weiser bemerk- te. Sie forderte den Nachbar [Heinrich] Knecht u[nd] den Hausbewohner [August] Dick auf, den Brand zu löschen. Zum Glück kam Ammann Adolf aus dem Hof von Knecht Hrch. [Heinrich], wo eine Bombe einen Stoß Holz entzündet hatte, auf die Straße. Sofort eilte er u[nd] ein Soldat auf den Brandspeicher, sie löschten das Feuer.

Eine Br.-b. [Brandbombe] fiel auf den Dachkandel von O[tto] Knecht u[nd] durchbohrte ihn; eine fiel in das Höfchen von Groß W[ilhelm], in die Futterküche von Keiper-Haaß (sie wurde sofort gelöscht), in die Küche von W[ilhelm] Stiebitz (sie fiel vor der Frau in den Boden u[nd] beschädigte sehr den Küchenschrank), es fielen noch mehrere Bomben in der sogen[annten] "Adenbach". Bei diesem B[omben)angriff verlor auf der Glanbrücke der Schüler Hans Decker beide Arme; er starb im Krankenh[aus] zu Msh. [Meisenheim] u[nd] wurde hier beerdigt. Oberlehrer O[tto] Dauber widmete ihm am Grabe einen Nachruf mit einer Mahnung an die Jungen.

[Zwischen S. 134 und 135 ist die Rede Otto Daubers eingeklebt:]

O ihr lb. [lieben] Kn[aben], auch M[ädchen], steht ein wenig still, was der heut’ge schwere Fall Euch sagen will.

1. Großer Gott, ob wir auch beben, schau’n wir betend auf Dich hin, Dir verdanken wir, daß wir leben, der Gefahr entronnen sind.

2. Du gibst Freuden, Du gibst Schmerzen; jede Schickung kommt von Dir; tröste jetzt die bangen Herzen, Dir allein vertrauen wir.

135 (113) – Seite 2:

3. Ruh’ sanft, schlaf wohl in Deiner Gruft! Du, den der bitt’re Tod im jungen Morgenrot aus diesem Leben ruft. Ruh sanft, schlaf wohl in Deiner Gruft!

4. Ruh’ sanft, schlaf wohl. Dein kurzer Tag hat sich zu End geneigt, hast früh das Ziel erreicht, dem Du hier strebtest nach.

5. Ruh sanft, schlaf wohl! Du warst so gut, so liebevoll, so mild, der edlern Kindheit Bild, verklärt von heit’rem Mut. Schlaf wohl! Ruh sanft. Du warst so gut!

6. Ruh sanft, schlaf wohl, von uns beweint, von Eltern tief beklagt. Doch still! Die Hoffnung tagt; wir werden einst vereint. Schlaf wohl, ruh sanft, von uns beweint!

7. „Tröste Dich,“ ruft ungesehen Engelsstimmen den Eltern zu: „Alles muß hier untergehen; gönne diesem Blümchen Ruh! Viel zu schön, war’s für dies Leben, viel zu sanft schon im Entsteh’n! Dich wird fort sein Geist umschweben, einstens werd Ihr’s ewig seh’n![“]

Tief erschüttert stehen neben der ganzen Gemeinde die jungen Leute, Knaben wie Mädchen, am Grabe des jungen Dulders.

Die Prosa ist zu arm, um meinen Gefühlen Aus- druck zu geben; ich mußte zur Poesie greifen. Zum Schlusse möchte ich das Eine der Jugend zurufen: Vergeßt den Blick nach oben nicht. Unseres lb. [lieben] Toten Heimatland ist nicht wo seine Wiege stand; sein Heimatl[and] muß besser, größer, schöner sein, es kann für ihn allein die wahre, ew’ge Heimat sein! Ruhe sanft; schlaf wohl.

136 (114)

Der 13. Oktober (Freitag) war wieder ein Schreckenstag für Odenbach. Schon um 8 h waren feindl[iche] Flieger da u[nd] umkreisten Dorf u[nd] Umgebung. Um ½ 9 h eilten wir in unsere Keller u[nd] waren in banger Sorge. Wir saßen nicht lange, als zwei schwere Einschläge er- folgten. 2 Bomben waren gefallen: die eine auf die Bahngeleise u[nd] die 2. neben auf die Glanstraße am Friedhofeingang. Die Verheerungen waren furchtbar. Zwei tiefe Löcher waren Zeugen des Einschlags. Das eine Geleise war teilweise zerstört. Die Schienen waren gebogen u[nd] standen in die Höhe. Ein großes Stück lag auf der Glanwiese [in Bangert] u[nd] ein kleines bei Schal[l]mo [Robert] auf der Höhe. Die Teile des Eisengeländers u[nd] die Quader- steine der Eisenbahn- u[nd] Kirchhofmauer waren auf den Friedhof u[nd] Umgegend ge- schleudert worden u[nd] richteten gr[oße] Zerstörungen an. Die umliegenden Häuser waren stark beschädigt. Die Schrotten des Bahnkörpers flogen im ganzen Dorf herum, sogar auf die Häuserdächer.

In der Glanstr[aße] war ein tiefes Loch, welches sich sofort mit Wasser füllte; da die Wasser- leitung zerstört war.

Ein großer Teil des 1. linken Viertels des Friedhofs bot einen grausen Anblick.

[Unter dieser Beschreibung ist mittig ein Zeitungsausschnitt eingeklebt, in dem der Bürger- meister und Ortsgruppenleiter Hahn von Lauterecken die Namen und das Alter aller 21 Opfer des Bombenangriffs vom 30.12.1944 auflistet.

Zwischen den Seiten 136 (114) und 135 (115) hat Otto Dauber Tagebuchblätter (handschrift- liche Notizen) eingelegt: Ein DIN-A-4-Blatt ist quer gefaltet, sodass 4 DIN-A-5-Seiten ent- standen sind; davon hat er 3 mit Tinten- bzw. Bleistiftschrift beschrieben:

S. 1 enthält die Notizen von Dezember 1944 und April/Mai 1945. S. 2 enthält die Notizen von Februar/März 1945. S. 3 enthält die Notizen vom 25. Mai 1945 bis zum 2. Februar 1946.]

Dezember 1944

6. XII 4 Bomben bei [Rudolf] Külbs u. Bahnw[ärter]haus bei Msh. [Meisenheim, in der Jeckenbach] 8. XII Begräbnis v[on] Wolf G. (82 J.) 11. XII fürchterl. Artilleriegeschoß 12.-13. 14. zieml. ruhig 15. 16. 17. jedesmal 3 x im Keller 18. 19. 2 x im Keller 19. XII Begräbnis v[on] Dietz Phil[ipp] 29. XII. 2 Bomben auf Bahnhofstr[aße] und Häuserreihe v[on] Linde bis Dr. Körper, 7 Tote 30. XII. Lauterecken: Bomben aufs Haus v[on] Dachd[ecker] Brandt u. Spielmann, 23 Tote.

136 (114) – Seite 2:

Febr. 1945

anfangs Februar manche ruhige Tage, aber viele unruhige, bes[onders] der 2. 6. 8. 9. (3 x im Keller) 4. II. 5 h Gottesd[ienst] (gr[oße] Vers[ammlung]) 5. II bes. mit Pf. Gr. Pf. Weber in Msh. [Meisenheim] 8. II bewegte Nacht: gr[oßer] Verkehr u. Schießen 9. II sehr viel Überflieger 11. II ¾ 8 h nach Bch. [Becherbach] u. Ggl. [Gangloff], 2 x Überflieger ½ 6 h Beerd[igung] v[on] Reuther Hrch. [Heinrich] u. Kathch[en] Spuhler bei strömenden Regen. (im Auftr[ag] der Tischrunde legte ich einen Kranz nie- der) v. 12.- 21. II beständig Flieger 22. II nachmittags fürchterl. Luftschlacht: alle Leute im Dorfe u. auf dem Felde erlebten schreckl. Std. [Stunden]. In gr[oßer] Angst verbrachte ich 2 Std. im Bienenhaus. in Laut[erecken] gab es 31 Tote. 25. II Sonnt[ag]: ½ 10-½ 11 Kirche in Bch. [Becherbach], 2 h: B.-vers. [Bürgerver- sammlung?] in Roth. 4-5 h Trauerf[eier] in G[an]gloff v[on] 5 h ab Bombenabw[ürfe] u. Schießen in Laut[erecken] (¼ 7 abends Beerd[igung] v[on] 33 Toten) 3 h nachts Läuten für den Volkssturm (antreten) 26. 28. zieml. ruhig.

März 1945

2. III ganze Tg. [Tag] Flieger, um ½ 4 h beobachtete ich vom Fenster des Feldh[üters Johann] Nagel in Ad[enbach] Einschläge auf der Höhe u. im Tal nach Bch. [Becherbach] (Strohhaufen brannte) 3.-6. III ruhig 5 Waggon K[ohlen] ausgel[aden] (jede Fam[ilie]: 3 Ztr.) [3 Zentner = 150 kg] 7.-8. III " [d. h. ruhig] 15. III. viele Fl[ieger], bes[onders] in Laut[erecken]: zerstörte das alte Schloß Vel- denz 16. III Freit[ag] Abend ½ 7-8 h Prüf[ung] v[on] 60 Konf[irmanden] 18. III. Einsegnung der Konf[irmanden] um 7-8 h, über Nacht: 1 Wachtm[eister] im Bett u. 3 Sold[aten] mit Funkgeräte[n] im Stall. 19. III Durchzug der letzten Infant[e]r[ie], um ½ 1 h: Sprengung der Glanbrücke. Amerikaner erscheinen im Dorf. um ½ 6 h verkündete die Ortsschelle: von abends 6 h bis um 8 h (morgens) darf niemand auf die Straße. Durch die Br.- spreng. [Brückensprengung] wurden viele Häuser abgedeckt u. viele F.-sch. [Fensterscheiben] zerbr[ochen] im ganzen Dorf, auch die Kirche. Bienen- haus v[on] Haaß Hrch. [Heinrich zerstört]. v. 20. III ab fuhren viele amerik[anische] Panzer v[on] Ad[enbach], Roth über Brühl nach Mh. [Meisenheim] u. auch rückw[ärts, d. h. umgekehrt] nach Roth u. Ad[enbach]. auf der Glantale [Glantalstraße oder Glanstraße?] fuhren sie beständig auf u. ab.

136 (114) – Seite 3:

am 21. III wurde um 4 h am Zimmerplatz das Kind v[on] Herb[ert] Fettig totgef[ahren] (Waltraut) u. 2 schwer verletzt (Hupp und Streit Lina) 22. III Beerd[igung] des toten Kindes, Trauerf[eier] am Hause, Kinder sangen ein Abschiedslied, Sarg auf 2 Leitern hinaufgeschafft. zieml. Leute besuchten den Friedhof. 24. III. Beerd[igung] von 2 toten Soldaten (Peter Clemens, Leonh[ard] Pand[)] auf dem Friedh[of]. Jenet Daniel fuhr sie über Msh [Meisenheim] auf den Friedh[of] u. Cappel K[arl] den 3. toten Soldaten. 24.-27. Amerik[anische] Einquart[ierung]. Schul[haus] u. Gemeindeh[aus], Haus v[on] Cappel Fr[iedrich] müssen innerhalb 2 Std. geräumt werden. 26. 27. III mußten die Talsperren [Panzersperren] entfernt werden 29. III Der Bau der Notbrücke beginnt. Die Hölzer werden aufs Werth [die Flussin- sel] gefahren

[April 1945]

8. Apr. [...], Besuch v[on] 5 verw[undeten] Sold[aten] i[n] Msh. [Meisenheim] 14. Apr. viele Flieger, 3 Beerd[igungen] in Cronenberg 18. " starb meine Frau, Beerd[igung] 20.4.

[Mai 1945]

8. Mai gr[oße] Fliegertätigkeit 13./5 Fr[iedens]feier in Bech[erbach] 25 Pers[onen] d[es] K[irchen]chors 15.-16.-17. gr[oße] Eisenb[ahnzüge] mit Frzs. [Franzosen] (betteln um Brot u. Wein[)]. 18./5 Ausgabe b[ei] Siever Tomaten, Sellerie 19./5 sehr viele Fzs. [Franzosen] im Dorf. Da sie plündern wollen, schreiten die Amerikaner ein. 20/5 Steeb O[tto], Speier Hh. [Heinrich], Gilcher [Ernst] abgef[ahren wor- den] nach Kusel am 26/5 auch Aug[ust] Schneider nach K[usel] 28/5 Beerd[igung] v[on] Fr[au] Hofmann in Hundsbach 29/5 starb Fr[au] Elis[abeth] Stahlschmidt

Vom 25/5 an ein allg[emeines] Weintrinken in 8 Wirtschaften. Wo war früher der Wein? 26/6 gr[oßes] Kartoffelkäfer-finden – gr[oße] Züge mit Soldaten vorbei abwärts Ausgangs Juni: jeden Tag kommen Soldaten zurück in die Heimat. Jl. [Juli] große Weintrinkerei Frau und Tochter besoffen, rauchen Schwester Amalia aus Thüringen zurück, am 12. Jl. heim Gustav-Adolf-Sammlung: 520 RM 19. Sept. „Gust.Adolfsfest["] in Bech[erbach] (5 Chöre[)] 7. Okt. Erntedankfest

30/12 Beerd[igung] bei strömendem R[egen] 28. 31/12 Hochzeit

2.2.46 Hochwasser 154 (ohne)

IV. Ethnographisches.

1. Familiennamen u[nd] ihre Bedeutung.

Schumacher Schuhmacher, Schneider Schneider, Müller Müller, Decker Decker, Bauer Bauer, Wannenmacher Wannenmacher, Knecht Knecht, Scherer Schere- viell. Schafscherer, Maurer Maurer, Schmitt Schmied, Stahlschmidt Stahlschmied, Hofmann Bauersmann, Mayer Bauersmann, Ammann Amtmann, Leßmeister Meister im Lesen, Grub Graben, viell. in der Grube, Presser von Pressen, Gießler von Gießen, Spuhler von Spuhlen, Stibitz von Stibitzen, Schäffling von Schaffen, Stiebitz Löb von Löwe, Brück von Brücke, Frank von Franken, Kleinberger am kleinen Berg, Felsenthal im felsigen Tal, Gaß von Gasse, Westenberger am Berg im Westen Maier

[Links oben klebt ein Zeitungsausschnitt:]

Pfarrer Johann Jakob R e n n e r von O d e n b a c h am Glan fertigte 1609 ein Verzeichnis an, nach dem die Einwohnerschaft des Fleckens in jenem Jahre aus 62 Familien mit 243 Köpfen bestand, Seinen Angaben zufolge fanden sich in der Bürgerschaft nachstehende Berufe: 1 Wirt, 12 Handwerker, 14 Landwirte, 11 Weinbauern, 5 Tagner, 2 Hirten und 2 Pfortenhüter, Nach David König zählte Glan-Odenbach im Jahre 1675 nur noch 30 Familien. 155 (ohne)

Wallauer in der Au vor’m Wall Schmidt Heß von Hessen Speier von Speyer Strasburger von Straßburg Bayer Bayer Römer von Rom Fries von Friesen Wendel viell. von Wenden

Lang lang Groß groß Schwarz schwarz Ernst ernst Fettig fettig Lang[gut?] lang – gut Bühler buhlen Mohr Mohr Karch Kärcher = Karrenschieber; viell. karg

Wolf Wolf Haaß Hase

Wildanger im Anger mit Wild, Kleindienst ein kleiner Dienst, Milz Milz Nies von niesen Reiß von reißen oder reisen Zink Zink, Zinn Zinn, Mehler (Müller) viell. von Mehl Grill Grille,

156 (ohne)

┌ Mollekopf sagt man Möllendick dick – Möllen ┤ zu Kaulquappen, └ also Dickkopf Göttel viell. v. Gott. Gödel Gödtel Dauber Daube (Faßdauben-macher) Knab Knabe Klein klein Renner rennen Ziegler Ziegel-Fabrikant van Hes von Hessen Eckel Eckel [Kosename von Eckhard/Ortsname?] Merhof Hof am Meer Siebel viell. v. Sieb Wiegane Heyel Mattern Steeb Cappel Haubert Cöster Bollenbach Allenbacher Paul Keiper Keipert Conrad Lamneck Bernd Renner Collmenter Schmell Geib

157 (ohne)

Knauth Anthes Dietz Gulentz Stephan Jenet Ginkel Leppla Wischan Egert Blauth Buchheit Fath Schappert Stübinger Ulrich Herancourt Levandovsky Bajowitz Mut Leiendecker Mosbach Dindorf

158 (ohne)

[Auf S. 158 ist der Zeitungsartikel „Bevölkerungsverhältnisse im Oberamt Meisenheim vor und nach dem Dreißigjährigen Kriege. Von Karl Schworm.“ – sich überlappend – eingeklebt; der Zeitungsartikel ist zu zwei Spalten, auf die Seitengröße angepasst, zurechtgeschnitten.]

186 (ohne)

[Auf S. 186 sind verschiedene Zeitungsausschnitte eingeklebt, die sich mit dem Leiter der Lehrerbildungs-Anstalt Kaiserslautern, dem kgl. Seminarleiter Karl Hildebrand, beschäftigen. Die Ausschnitte sind auf das Seitenformat zurechtgeschnitten und überlappen sich mehrfach.

1. Artikel über Leben und Werk von Karl Hildebrand (mit Bild). 2. „Den Heimgegangenen. Zur Lehrerfeier der Kaiserslauterer 1881er am 25. August 1921. (In der Reihenfolge des Gräberbesuches).“ 3. Artikel über Karl Hildebrand als Vorstand des pfälzischen Kreislehrervereins.] 187 (ohne)

[Auf S. 187 sind drei Zeitungsausschnitte eingeklebt bzw. zwischen S. 186 und 187 eingelegt:

Die ersten beiden beschäftigen sich mit dem Leiter der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern, Dr. Carl Andreae, der dritte mit dem Dekan der unierten Kirche der Pfalz, Heinrich Künkele.

1. „Zum Rücktritt Dr. Andreaes von der Leitung der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslau- tern.“ Von Hermann Wilker aus Ludwigshafen am Rhein. S. 1f. der „Pfälzischen Leh- rerzeitung“ Nr. 47, Speyer, Freitag, den 19. November 1909. 2. Ein weiterer Artikel über Dr. Andreae (mit Bild) ohne Titel-, Verfasser- und Quellen- angabe. 3. Ein Artikel zum Tode von „H Dekan Künkele +“ (mit Bild) ohne Verfasser- und Quel- lenangabe.

Weiterhin liegt ein handschriftlich beidseitig beschriebener Notizzettel bei, der im Folgenden transkribiert wird:]

[Vorderseite:]

Am 1. Sept[ember] 1909 schied ein verdienstvolles Mitglied aus dem Lehrerkollegium der Anstalt. Auf sein Ansuchen wurde der mit dem Titel und Rang eines K[öniglichen] Seminar- leiters ausgestattete Präparandenlehrer Philipp Reuther wegen nachgewiesener Dienstunfä- higkeit in den dauernden Ruhestand versetzt. Am 1[.] Januar 1877 zum Praparandenlehrer [gemeint: Prä-] an der hiesigen Lehrerbildungsanstalt ernannt, wirkte er über 32 Jahren lang im Dienste der Lehrerbildung. Unermüdlich auf seine Fortbildung bedacht – er unterzog sich auch der Prüfung in der Stenographie und im Turnen – verfügte Reuther besonders im Turnen [über] gute Fachkenntnisse, was auch seine literarische Tätigkeit auf diesem Gebiete bewies; auch im Zeichnen erzielte er gute Resultate. Durch seinen gediegenen Charakter übte er

[Rückseite:] einen günstigen Einfluß auf die Zöglinge aus; sie wie auch seine Kollegen werden dem in den Ruhestand Getretenen ein treues Gedächtnis bewahren. Möge dem verehrten, liebenswürdigen Kollegen ein recht sonniger Lebensabend beschieden sein!

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Philipp Reuther war von 1876-1900 Präparandenleh[r]er. Von 1900-1909 Seminarlehrer Er starb am 7[.] Nov[ember] 1918

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Jakob Stoffel war von 1866-1888 Präparandenlehrer. Von 1888-1908 Seminarlehrer 1906 Seminar[-]Oberlehrer. Er starb am 18. August 1908

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196 (ohne)

Allerlei Redensarten, geflügelte Worte

[in Bleistiftschrift neben der Überschrift:] R[ede]wendungen [interlinear unter der Überschrift:] v[on] C. W. Müller.

Bekannt ist die Ableitung der 2 bildlichen Redensarten „sein Schäfchen ins Trockene bringe- n“ u[nd] „Maulaffen feilhalten“ aus dem Plattdeutschen. „Sein Schepken (Schiffchen) ins Dröge bringen“ u[nd] „dat Mul viel open hollen (das Maul viel offen halten.)“ „Jemand den Daumen halten o[der] drücken“ [interlinear:] d. h. ihn beschützen. stammt aus den Tagen der Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Wenn ein Kämpfer verwundet worden war, so hatten die Zuschauer über das Leben u[nd] den Tod des kampfunfähig gemachten Mannes zu entscheiden. Wollten sie keine Gnade üben, so streckten sie Daumen erdwärts; wenn aber der Gladiator Mitleid fand, so streckten sie die Faust empor, den Daumen von den 4 übr[igen] Fingern fest umschlossen. So erhielt dieses Zeichen die Bedeutung: Gnade üben, Gutes für jemand[en] bewirken. „Jemand o[der] für jemand den Daumen halten“ erklärt W. Richter „Deutsche R[edens]arten[“] ganz anders.[*] Der Daumen, der stärkste unter den Fingern[,] bedeutet Kraft, Macht. Ein altdeutsches Sprichwort lautet: Eltern sollen (den Kindern gegen- über) solange wie möglich den Daumen an der Hand behalten. Den Epileptischen krampft sich die Hand zus[ammen], so daß der Daumen von den übr[igen] Fingern umschlossen wird. Wer den Daumen aus der Umklammerung der Finger herausbricht, der bricht die Macht des Krampfanfalles. Umgekehrt, wer für jemand den Daumen unter die übr[igen] F[inger] preßt, der hält damit den Krampfanfall von ihm zurück; er schützt, bewahrt ihn vor den bösen Geis- tern, die den Anfall verursachen. In Schlesien u[nd] Tirol glaubt man, vom Alpdrücken ver- schont zu bleiben, wenn man vor dem Einschlafen den Daumen mit den Fingern preßt. 2. Erkl[ärung]: den Daumen beschützen. 3. Erklärung ist hergenommen vom Falten der Hände beim Gebet. Hier drückt man den Daumen fest auf die and[eren] Finger. Die Redensart bedeutet: Für jemand beten. Den Daumen halten, bedeutet ja für jemandes Wohl eintreten, in Treue seines Besten geden- ken u[nd] zwar für eine bestimmte Aufgabe. Wer im Kartenspiel Glück hat, der sagt, er habe „Schwein“. Dort wurde in früheren Zeiten ein Aß mit „Sau“ bezeichnet. Abraham a San[c]ta Clara soll einmal geäußert haben: „In den Kar- ten gibt es Eichel-, Gras-, Herz- u[nd] Schellensau, u[nd] weil die Säu mehr gelten als ein König, so ist das ganze ein säuisch Spiel.“ Wer viele Säue o[der] Asse hat, gewinnt das Spiel, hat also Glück. Gebildetere (S. 197: Zeiten wählten lieber das zartere Wort „Schwein“.)

[Am linken Rand in der unteren Ecke ist ein Zeitungsausschnitt eingeklebt mit dem Titel: „Vom Esel und vom Schwein.“ Verfasser: Imme (Essen)]

------* [Vermutlich ist nicht „W. Richter“ gemeint, sondern „Albert Richter“ (1838-1897), ein Lehrer und pädagogi- scher Schriftsteller. Von ihm ist 1889 in Leipzig das Buch erschienen: „Deutsche Redensarten, sprachlich und kulturgeschichtlich erläutert.“] 197 (ohne)

Zeiten wählten lieber das zartere Wort „Schwein“. Was den Ausdruck „Schwein“ für „Glück“ betrifft, so deutet ihn W. Richter wie folgt. Auf den alten Schützenfesten wurde als letzter Preis ein Ferkel ausgesetzt. Auch auf einem Pferde- rennen in Ulm 1468 war der letzte Preis eine Sau. Bei dem großen Schießen zu Hof 1540 war der 1. Gewinn „ein Credenz“ im Werte von 30 Gulden, der letzte die Sau im Werte von 1 Gulden. Die Sau ist also der letzte, der geringste Gewinn. Sau o[der] Schwein haben heißt also genau genommen: Soeben noch gewinnen, ohne dies eigentlich verdient zu haben. – Heute hört man bisweilen den Ausdruck: jemand hat „Sauglück“ o[der] „Sau-Schwein“; die- ser Ausdruck sagt natürlich zweimal dasselbe.

Unser „hänseln“ – necken stammt von dem mittelalterl[ichen] Bunde der Hansa [Hanse] her. Wer in diese aufgenommen werden wollte, mußte sich verschiedenen Prüfungen unterziehen, z. B. dem Räuchern, Staupen, Kielholen; das nannte man „hänseln“. Ein Rest davon hat sich noch erhalten bei den Seefahrern unserer Tage in der Linientaufe beim erstmaligen Über- schreiten des Äquators. „Hänseln“, necken, zum Narren halten erklärt W. Richter: Die deutsche Sprache verwendet vielfach Vornamen zur Bezeichnung von Eigenschaften; mit Peter, Töffel u[nd] Hans be- zeichnet man mancherorten einen Dummen; daher auch dummer Peter, Dummerjahn.

„Ein X für ein U machen.“ In früherer Zeit kreidete der Wirt dem Zecher die Zahl der Schop- pen mit römischen Ziffern an. Wenn jemand nur V getrunken hatte, so verdoppelte der Wirt flugs mit Kreide die Ziffer nach unten zu einer X. Aus der römischen Fünf las man dem da- maligen Gebrauch der Buchstaben entsprechend ein U, aus den [der?] Zehn ein X, u[nd] so wurde aus X u[nd] V „ein X für ein U“.

Flitterwochen. Der Name stammt nach den Behauptungen einiger von den Flittern an der noch einige Wochen nach der Hochzeit getragenen Brauthaube. Andere sagen, er kommt von dem althochdeutschen Worte „flittarezzen“ (liebkosen) o[der] von dem mittelhochdeutschen „gevlitter“ (heimliches Lachen). Im 16. u[nd] 17. Jahrhundert nannte man die Zeit vielfach Kußwochen. In Frankreich u[nd] England sagt man statt dessen Honigmonde.

[Die letzte Zeile ist leer.] 198 (ohne)

Das Wort „Lebenskunst“ ist sehr beliebt u[nd] stammt von [August Wilhelm von] Schlegel her. Daß es eine sehr große Kunst ist, recht zu leben, haben schon viele vor ihm gesagt.

Der Ausdruck „Thron u[nd] Altar“ wurde sonst auf das Jahr 1791 zurückgeführt, also in die Zeit der frz. [französischen] Revolution. Neuerdings hat man aber nachgewiesen, daß in Frankr[eich] schon zur Zeit der Enzyklopädisten [*] der Ausdruck gebräuchlich war. Auch schon Wieland soll ihn in der Geschichte des weisen Danischmend angewendet haben. Dem- nach würde das Wort auf das Jahr 1775 zurückzuführen sein.

Das Schlagwort „Völkerfrühling“ rührt aus dem Jahr 1818 her, wo es zuerst in Börnes An- kündigung der Wage [Waage] auftritt. [**] Den eifrigen Bemühungen der Herren Schröter, Ludendorf[f] u[nd] Löschhorn [***] ist es zu danken, daß der Ursprung u[nd] das Alter dieser 3 volkstümlich gewordenen Redewendungen festgestellt worden ist.

[Der Rest der Seite ist komplett mit zwei einspaltigen Zeitungsausschnitten beklebt:

1. (linke Hälfte:) „Aufs Dach steigen.“ und „Das Wort Krokodilstränen.“ 2. (rechte Hälfte:) „Verstärkende Umstandswörter.“ Unter diesem Artikel steht in der letzten Zeile der Seite:]

Kannst mir den Hobel ausblasen = [Erklärung fehlt!]

------* [Die Enzyklopädisten sind die 144 Mitarbeiter an der „Encyclopédie ou Dictionnaire resonné des sciences, des arts et des métiers“, der berühmtesten frühen Enzyklopädie im heutigen Sinn (erschienen zwischen Juni 1751 und Dezember 1765 in in 17 Teilbänden; vgl. http://de.wikipedia.org).] ** [Carl Ludwig Börne (1786-1837) hatte in der Ankündigung seiner kritischen Zeitschrift „Die Wage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst“ 1818 „einen kommenden Völkerfrühling“ prophezeit. Die Schreibung des Wortes „Wa(a)ge“ variiert.] *** [Mit den Namen „Schröter, Ludendorf[f] u[nd] Löschborn“ sind wahrscheinlich gemeint: 1. Der Politiker Hermann Schröter (1872-1954), Mitglied der DNVP (Deutschnationale Volkspartei). 2. Der General und Politiker Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff (1865-1937). 3. Der Komponist, Pianist und Klavierpädagoge Carl Albert Löschhorn (1819-1905).]

199 (ohne)

[Die ganze S. 199 ist mit verschieden großen, sich mehrfach überlappenden Zeitungsaus- schnitten zum Thema „Redewendungen“ beklebt:

1. „Er steht unter dem Pantoffel“ ... und der Ursprung anderer Redensarten. Zeichnungen von Irmgard Lange. 2. Lustige Geschichten aus der Pfalz. Zusammengestellt von L. Meyer, Kaiserslautern. 3. Was bedeutet „Flöten gehen“. 4. „Redensarten, womit die Deutschen die Trunkenheit einer Person andeuten“ (G. C. Lichtenberg, 18. Jahrhundert).- Handschriftlich ergänzt durch „Er hat e Spritzer.“ 5. Vom Dach über dem Kopf. 6. Volkstümliche Rätsel aus der Pfalz. Von Theodor Zink in Kaiserslautern.] 200 (ohne)

Volks- und Spiellieder.

1. Maikäfer flieg! Dei Vatter is im Krieg, Dei Mutter is im Pommerland, Pom[mer]land is abgebrannt. Maikäfer flieg! 2. Rab’ Rab’, dei Nescht brennt, die Jungen brennen mit. Der Guguck fliegt zum Dorf hinaus u[nd] nemmt sie allgar mit. 3. Uff de Höh machst de Klee Futter vor mei Geilche. Wann mei Vatter ins Wertshaus geht, macht mei Mutter e Meilche. Wann sie awer Kaffee trinkt, huppst se wie e Distelfink. 4. Hajo bumbajo, was rappelt im Stroh? ’s Mäusche hot Junge, ’s Kätzche is froh. 5. Schlof, Bobbele schlof! Im Garte sinn vier Schof, zwei weiße unn zwei schwarze, die wolle mei Bobbele kratze. Schlof, Bobbele, schlof! 6. Mein Herz ist klein, mein Herz ist rein[,] ’s soll niemand drin wohnen als Jesus allein. Jesus im Herzen, Christus im Sinn, in Gottes Namen schlaf ich in. 7. Troß, Troß, Trillche, der Bauer hot e Füllche, Füllche will nett lafe, de Bauer will’s verkafe[,] Füllche springt e weck, de Bauer liegt im Dreck. 8. Troß, Troß, trare, so reiten die Husare, so reiten die klene Kinnerche, wann sie noch ganz winzig sinn; wann sie größer wachsen, reiten se zu den Sachsen. Kummt e Möbesje hinne no unn macht als hau, hau, hau. 9. Reite, Reite, Roß, dort owe steht e Schloß. Dort owe steht e Herrehaus, es gucken 4 Madame raus. Die änd, die spinnt Seide, die anner wickelt Weide, die dritte macht e rote Rock vor de liebe Herrgott, die fünfte [vierte!] geht an de Brunne unn hot e Kind gefunne. Plumps, da leits drunne. 10. Reite, reite, rare, so reiten die Husaren, so reiten alle Herrekinner, wann sie noch klei wunzig [winzig?] sinn; wenn sie größer wachsen, reiten sie nach Sachsen, (S. 201: wo die klene Mädchen an den Bäumen wachsen. Hätte ich daran gedacht, so hätt’ ich dir ein schönes Mädchen mitgebracht.)

[Zwischen den Seiten 200 und 201 liegt die Seite 39/40 eines Kinderbuches (?) bei, auf der Kinderreime wiedergegeben werden.] 201 (ohne)

wo die klene Mädchen an den Bäumen wachsen. Hätte ich daran gedacht, so hätt’ ich dir ein schönes Mädchen mitgebracht. 11. Ri – ra – rutsch, mer fahren in de Kutsch; mit fahren mit der Schneckenpost, wo es keinen Pfennig kost. 12. Feste, Sitten und Bräuche. Christkindche, komm in unser Haus, leer dein goldig Körbche aus, stell dein Eselche uff die Mist, daß es Heu und Hafer frißt. Heu und Hafer frißt es nicht, Zuckerplätzchen kriegt es nicht. Christkindchen komm! mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm! 13. Prost Neujahr! [besser: Proscht Neijohr!] E Brezel wie e Scheuertor E’ Lebkuche wie e Ofeplatt esse mer uns allminanner satt. Dreikönigstag: 6. Januar. 14. Lichtmeß Spinnen vergeß bei Tag zu Nacht geß Bei Tag schlafen gangen, bei Tag aufgestanden. 15. Mei(n) Mutter backt Küchelcher, sie backt se so hart. Sie stellt se ins Schänkelche [Schränkchen], gebt mer nett satt. Gebt mer drei Brocke vor’s Hinkel se locke. Hinkel Hinkel Bibi, drei Brocke vor sie. Wann mer’s mei n Mutter noch einmal so macht, nehm ich mein Bündel und sag’: Gute Nacht! Gunacht Mama, gunacht Papa. Jetzt geh ich net weiter als über die Brück, holt mich mei Vater mit’m Stecke zurück. Fastnacht. 16. Die Pann kracht, die P[ann] kr[acht], die Küchelcher sein geback! (S. 202: Geb’ mer ens, geb mer ens unn de annere gar kens!) 202 (ohne)

Geb’ mer ens, geb mer ens unn de annere gar kens!) 17. Hannappel die han! Die Fassenacht geht an. Gewen mer Eier unn Speck, gehn ich vor der Tür eweg, dort drowe in der Ferscht hänge die lange Werscht. Die än is mer zu klän, gewen mer zwo vor än. Die Pann kracht, die P[ann] kr[acht], die Küchelcher sein geback; Eraus met, eraus met, ich steck se in de Sack. Sommertag. 18. Ri rar ror [Ri ra ro?]! Der Summerdag is do! Steigt der Has ins Hinkelhaus, holt die Eier alle raus. Mer ens, der ens, unn anner Kinner aach ens. Finger. 19. ’s geh’n zwei Mädcher [Wasser] hole, zwei Buben wolle pumpen; es guckt der Herr zum Fenschter raus, sagt: Gut’n Tag, ihr Lumpern-

[Die untere Hälfte der Seite ist leer.] 203 (ohne)

[Auf S. 203 ist der Zeitungsartikel „Sammelt die pfälzischen Volkslieder!“ – sich überlappend – eingeklebt; eine Lücke am Ende des vorletzten Absatzes wird handschriftlich ergänzt:]

[...] Hand- schriftliche Liedersammlungen sind hiebei oft wert- volle Fundgruben, die man uns geschenk- oder leih- weise zur Abschrift überlassen möge; besonders brauch-

[jetzt handschriftlich fortgesetzt:] bare kauft der Verein gegen mäßiges Entgelt an. 204 (ohne)

[Auf S. 204 ist der Zeitungsartikel „Sammelt die pfälzischen Kinderlieder.“ eingeklebt; die Auflistung von 41 Kinderliedern wird handschriftlich fortgesetzt mit den Nummern 42-57:]

42. Bürstenb[inders] Tochter u[nd] Sohn o[der] Wedele, hinter Stä[dele]. 43. Beim Anziehen, Schlubbe, schlubbe, Häschen. 44. ’s ist ein Mann ins Wasser gefallen. 45. Kath[rinche], Philipp[inche], geht mit mir ins Gras. 46. Troß, troß, Trille o[der] ähnliche Reiterliedchen. 47. Kindergebet a. Abend[s], wenn ich schlafen geh’. b. Dort oben i[m] Himmel. c. Ich bin klein. 48. Kinderpredigten: Meine Damen u[nd] Herren. Äpfel sind keine Birn. 49. Lieder beim Beerenpfl[ücken] (Heidelb[eeren], Erdb[beeren]) 50. Lieder beim Pfeifenschneiden z. B. Safft [Saft], Safft, Seire [Seide] o[der] Huppe, Huppe, Weire [Weide] etc. [*] 51. Lieder beim Butterstoßen z. B. Die Sonne scheint. 52. L[ieder] an Tiere z. B. Schaf, Huhn, Kuckuck, Rabe, Schwalbe, Storch, Schnecke, Käfer. 53. Nachahmung u[nd] Deutung: a. von Tierstimmen b. Signalen c. Glockentönen d. Militärmärschen e. Mühlengeklapper f. Handwerksgeräuschen 54. Tanzlieder 55. Neckenmärchen z. B. es war einmal ein kl[eines] M[ädchen?] 56. Spottverse a. auf Mädchen u[nd] Buben b. a[uf] Ort- schaften, c. auf Handwerker [d.] auf Stände. 57. Schnellsagesätze u[nd] Geheimsprache. Auch kurze Schilderungen der pfälz[ischen] Frühlingsfeste. Sommertag i[n] Vorderpf[alz] u[nd] Hardtgeb[irge], Pfingstqua[c]k i[m] Westr[ich]. Dreikönigslied, Johannisfeuer, samt der dabei gesungenen Reimen.

------* [Vgl. im „Pfälzischen Wörterbuch“ s. v. „Saft“ (http://www.woerterbuchnetz.de/PfWB?lemma=saft): Es han- delt sich hier um Bastlösereime, die beim Losklopfen der Weidenrinde bei der Anfertigung von Weidenpfeifen zu sprechen oder zu singen waren: „Saft, Saft, Seire, / Holler in de Weire, / Holler in de Grawe, / fressen mich die Rawe, / fressen mich die Muckeschwärm.“] 205 (ohne)

[Die ganze S. 205 ist mit einem dreispaltigen Zeitungsartikel – sich überlappend – beklebt: „Erinnerungen im Pfälzer Kinderlied. Der Heimat Weh und Not im Kinderreim überliefert.“ (Von) Theo Geiger.

Zwischen den Seiten 204 und 205 liegt die unpaginierte Seite eines Kinderbuches (?) bei, auf der Kinderlieder und -reime wiedergegeben werden. Die Lieder und Reime sind offenbar durchnummeriert: 32. Tanzlied. (Heinrich Seidel) 33. Allerlei Reime.] 206 (ohne)

[Auf S. 206 ist der Zeitungsartikel „Pfälzer Kinderreime. Beiträge zum Volkstum in der Pfalz“ in zwei Spalten – sich überlappend – eingeklebt.]

[Hintere/rechte, aber eigentlich erste Spalte:]

Pfälzer Kindereime+)

Beiträge zum Volkstum in der Pfalz

(Oder: Un wann mer geß han, sein mer satt, satt. satt, satt. E große Schüssel Wein ist drin, de Deiwel mag bei Humborg sin,) + Heil dir im Siegerkranz, heil, mei Schuh sin nimmer ganz. Hoscht se so schlecht gemacht, hoscht Pappedeckel druff gemacht, kriegscht a ke Geld dafür – hoch, hoch, hoch, hoch, hoch. + Hopp, hopp, hopp, hopp, mei Geld is fort. De Spielmann hat’s im Ranzen, geh mer weg, du stolze Krott, mit dir kann ich net tanzen. + Ich wollt, ich wollt, ich wollt, ich hätt e Sack voll Gold. Un du e Sack voll Lumpe, do könnte ma enanner pumpe. + Ich wollt, ich wollt, du hättst e Sack voll Gold un ich e Sack voll Eise, Dann däte mer mitnanner schmeiße. Dann hätt ich’s Gold und du ’s Eise. + Hascht de Hunger, schlupp in die Gummer, hascht de Dorscht, schlupp in die Worscht, hascht de häß, schlupp in die Gäß. + 206 (ohne) – Seite 2:

Kälbchen zu verkaufen! Leutchen, kommt gelaufen! „Was soll das kosten?“ – Anderthalben Groschen. + Drei schneeweiße Gäns, e altbayrisch Mensch, e Beitel voll Geld sin mei Freid uff de Welt. + Wenn’s Schwartenmagen regnet, wenn’s Leberwürste schneit, da bitten wir den lieben Herrgott, daß es Wetter so bleibt. + Meine Mutter backt Küchelcher, sie backt se so hart, sie stellt se ins Schränkel un gibt mer net satt. Sie gibt mer drei Brocke, für die Hühner zu locke. Komm, Bibi, komm! Do geh ich net weiter als über die Brück, do holt mich mei Mutter mit ’m Stecke zurück. + Eins, zwei, drei, hicke, hacke hei. Hicke, hacke Hawerstroh, de Müller hat sei Fra verlor. Er sucht se mit sechs Hunn, die Katze schlan die Trumm, die Mäus’ kehren die Ecke aus, die Ratten tran den Dreck enaus. Do kommt de Jäger mit em Fisch un stellt eene uff de Tisch. Do kommt die Katz un freßt de Fisch. Jetzt kommt de Jäger mit de Gawel un sticht die Katz in de Nawel. Do kreischt die Katz: miau, miau, der Jäger hat’s gedau! [getan]

206 (ohne) – Seite 3:

[Vordere/linke, aber eigentlich zweite Spalte:]

+) Siehe Pfälz. Rundschau Nr. 203, 209, 215, 227, 233, 239, 245, 251, 253 und 274. Richtigstellung. In Nr. 274 vom 25. November muß es in der zweiten Spalte heißen . . . hol mer e Weck, un der e Weck, die annere könne warte. (Zweitletzter Reim von unten.) – In der Spalte drei, 5. Zeile v. o. soll C. Kleeberger als Verfasser genannt werden.

10. Fortsetzung.

Male sitzt im Kellerloch, eßt e Stückel Kes. Kommt die Katz un macht em druff, is mei Male bös. + De Peter, wo steht er? – Im Stall. – Was tut er? – Gebt de Perd Fuder. – Was noch? – Putzt de Perd er Loch. + Linse, so sinn se: sie hippe im Dippe und koche drei Woche und sinn noch so hart wie die Knoche. + Morgen ist Freitag, nimm dein Schatz un heirat. + Backe, backe Kuche, sei Lebdag nimmer fluche. Backe, backe Beere, sei Lebdag nimmer schwöre. + Da hast einen Taler, geh auf den Markt, kauf dir ein Kühchen und ein Kälbchen und ein ganz klein Wullegänschen. + 206 (ohne) – Seite 4:

Engel, Bengel, laß mich leben, ich will dir einen Vogel geben. Kathrinche, Philippinche, geh mit mer an de Rhein. Die Aeppel sinn zeirig, die Buwe sinn neirisch. Kathrinche, Philippinche, geh mit mer an de Rhein. Elfriedche, Elfriedche, geh mit mer an de Rhein. – Ich trau mer net, ich trau mer net, ich han Angst, ich fall enei. + Duddelludd, mei Geld is all, is mer aus meim Sack gefall. Jetzt han mer keens. Krieh mer ball? + Das Brot ist fein und gut. Kuchen schmeckt mir nochmal so gut. + Heia, heia Liebche, brech dem Kind e Blümche, brech das Körbche nicht so voll, weil mein Kindche schlafe soll. + Ich will emol was sahn vun re alte Fra. Wenn se kee Kinner hot, kann se a kee schlahn. + Im Haus ist ein Mann, der rappelt und zappelt, bis der andere kam. + Wenn alles schlecht und teuer ist, da essen wir weiße Käs’. Und wenn die Schuh zerrissen sind, da fahren wir mit der Schäs’ [Kutsche]. + Ach arm, ach Not! Ke Geld, ke Brot, ke Kläder, ke Schuh, vor Läus’ ke Ruh – ach Gott, wie lang siehst du noch zu? + 206 (ohne) – Seite 5:

Hicke, hacke, Besenstiel, alte Weiber essen viel, junge müssen fasten. ’s Brot liegt im Kasten, ’s Messer daneben, wer essen will, muß beten. Beten, beten kann ich net – Beede liegt bei Humborg. Humborg ist e große Stadt, wo mein Schatz geheirat hat. [Eine andere Version lautet: Vader unser Schibbestiel, alde Weiwer fresse viel, die junge misse faschde; e’s Brod leid im Kaschde, e’s Messer leid denewe, wer esse will, muß beere [= bete]; beere, beere kann ich ned, Beere leid bei Homborch, Homborch is e großi Stadt, wo de Bärelmann Hochzeit hat. (Beere oder Beede ist Beeden, ein Ort bei Homburg; ein Bärelmann oder Berrelmann ist ein Bettelmann.)]*

------* [Quelle: Pfälzisches Wörterbuch s. v. „Beeden“ (http://woerterbuchnetz.de/PfWB/?sigle=PfWB&mode =Vernetzung&lemid=PB01552).] 207 (ohne)

[Auf S. 207 sind in zwei Spalten folgende Dokumente eingeklebt:

1. (linke Spalte) Zeitungsausschnitt „Alte Pfälzer Kinder- und Volksreime. Gesammelt von Th. Zink.“ 2. (rechte Spalte) Zeitungsausschnitt „Eine Dorfgeschichte.“

In beiden Spalten sind Absätze handschriftlich ergänzt.]

[linke Spalte:]

Alte Pfälzer Kinder- und Volksreime.

Gesammelt von Th. Zink.

Drowe uf em Beri steht e gritzegroer Mann. Er hat mich wolle beiße, hot’s Maul schun ufgethan.

[handschriftlich:] Ich hun e Veelche gehört peife uf eme nußbame Nascht [Ast]. ’s hat e Briefche im Mäulche un e Gruß an mei Schatz. ------Schaff mer de Kerl e naus, ganz en de Still. Daß mers net iwel werd, weil ich en nett will. ------Kolraweschnitz, Kol[raweschnitz], kumm her mei Schatz, ich duh der nicks. ------[Originaldruck:] Die Sunn scheint, es Veelche greint, ’s Subbche stehr em Lare. – [steht im Laden?] die Veelcher gehn sich bare (baden). ------[handschriftlich:] Himmel, Elemente, Stern! Gret, kumm doch emol her. Ich saaters [sage dir’s], Gret, ich hun dich gern. Das glaab mer nor uf Ehr, ich hunn im Stall e Gäß, e Kuh. Gretel, saa jo dezu, do simmer versorgt alle zwaa. Un de Hans küßt mit Mut die Gretel uf die Baureschnut! ------207 (ohne) – Seite 2:

[Originaldruck:] Wann mei Motter e Buchfink wär, un mei Vatter e Zeisge [Zeisig], meecht ich den Spekdakel höre, en dem kleene Häusche. ------Dreh dich rum, dreh dich du brätgescheckelti Kuh. Wer werd dich dann melke, wann ich heirate du? (tu). ------Annmarieche guckguckguck! Wärschte bei mer drunne. Ich hunn e frischer Weck im Sack, ich dat dern geren gunne [gönnen]. E frischer Weck mit Butter drei [drin], Annemarieche, wärschte mei! ------Wann de Michel geschlaa werd un de Hannes kriet sei Schlää, dann isses kä Zweiwel se schreien alle zwä. ------Des Großmoppes Michel dut nix als wie schlaa. Bei Daag kloppt er Wacke – un obends die Fraa. ------Ach Gretel, was hat der der Baurebub doon? Ach Gretel, was hat er der doon? Fahrt mich der Spitzbub enn de Garte enen, bind mich an e Kwetschebaam oon (an). ------Drei Rosen im Garten, drei Nelken im Wald. Im Sommer ist’s warem, im Winter ist’s kalt.

[rechte Spalte:)

Eine Dorfgeschichte.

Dort unne em Busch, dort owe am Busch! Dort fliehen Wachtele aus. Ich hunn emol e Schatz gehat, ich mach mer nichs meh draus.

207 (ohne) – Seite 3:

Es war jo so e feiner, er bild sich gar veel ein. [handschriftlich:] Er trägt e weißes Taschetuch, un daß war noch net sein. Was der vun seinem Vatter hat, das hann ich aach vun meim. Wann schunt die Alt im Dorf rum läft un kreischt mich soveel aus, un wann se ihr Söhnche sucht, dann kimmt se in unser Haus. ------Drei Rose im Garte, drei Lilje im Wald. Ach, soll ich schun heirate und bin noch net alt. ------Mei Schatz ess katholisch un ich reformiert. Ich lossen net fahre, wann alles krebiert. ------Fritz, bleib deham, mer waß net, waß for Werrer gebt, ’s kennt reene awer [oder!] schnee’, do kennt de Fritz nimmi hame geh. ------Schornstefeer, wo gehschte hen? Enn de Schornschte kratze. Wann de bei mei Schätzche kimscht, mach mer nor kä Fratze! ------Das hun ich im Sinn, un des fehr [führ’] ich aach aus. Mei allerliebscht Schätzel, das fehr’ ich nach Haus. ------Im Mai blühen die Rosen, Veijole [Veilchen/Viola] gebt’s aach. Ich glab aach daß schwerlich die Sunn scheint vor Daag. ------Musikante sein lustig, sie musizeere uf de Stroß. Mer zahlten [zahlt ihnen] drei Pennig un kriet was geblos [geblasen].

208 (ohne)

[Auf S. 208 ist der Zeitungsartikel „Reime, Liedchen und Sprüchlein im Volksmunde. Ein Beitrag zur pfälzischen Volkskunde / Von J. Sprißler“ in zwei Spalten – sich überlappend – eingeklebt.] 209 (ohne)

Eigentümlichkeiten der heimischen Mundart; Lautbildung, -wandel, Wortbildung, -beugung, mundartliche Ausdrücke; Fremdwort in der heim[ischen] Mundart. hann u[nd] hunn = ich habe hingeschmissen = er ist gefallen. Ohne = Ahnen o[der] Grannen. meich = mich äbsch = links Flensch = Lippe. Gäschel = Peitsche o[der] Geißel. Kuhkalb = Kalb weiblichen Geschlechts. Booz = vermumme Gestalt. Foorz = Hupe v[on] „Weiden“. Statt „zu dem“ sagt man hier: „bei den“; Ich gehe bei den Schmied – ich gehe nicht bei d[en]. Raul = schmaler Raum zwi- schen 2 Gebäuden. Eierpetsch = Löwenzahn. der Dach = das Dach. Lander = Laterne. Äbere = Erdbeere. Wehle = Heidelbeere. Makolwes = Pelznickel [Nikolaus]. Lai = Schiefertafel. Hau = Hacke, Säckche = Wams. Grumbeere = Kartoffeln. Gr[umbeere] mälen = Kart[offeln] häufeln. Klam, Klomm = Str[aßen]rinnen. Mühlbeere = Frucht v[om] Weiß- dorn. Hambuttle = Hagebutte.

[Die vier untersten Zeilen und die rechte Spalte sind leer.] 210 (ohne)

[Auf S. 210 ist der Zeitungsartikel „Hundert pfälzische Sprichwörter.“ eingeklebt; eine Lücke inmitten des Textes wird handschriftlich ergänzt:]

[...] Wann der Berrelmann uff de kummt, reit er em ’s Kreiz in.[*] Weiwersterwe, kää(n) Verderwe, 1. Von der Arbeit. Kühverr... [-verrecke] bringt Schrecke,

Von F. W. Hebel. Mer muß de Sack zubinne, wann er voll ist. Wie mer schafft, so ißt mer aah [weiter im Original:] Klee(n) und wacker

[ab hier handschriftlich ergänzt:] So geht’s uff dere Welt: der ää(n) hot de Beidel, zackert aah e Acker. der annere hot’s Geld. Klee(n) un keck steckt manche in de Dreck. E Gäärdche und e Kuh, Bessert geleiert wie gefeiert deckt alle Armut zu. Wer gut schmeert, der gut fährt. Wammer sich wääß se schicke, braucht mer sich net se bicke. Wer langsam reit’t, kummt grad so weit, awer net um die nämlich Zeit. Wie der Herr, so’s Gescherr. Was mer net im Kopp hot, muß mer in de Fieß hunn. Dumm un faul gibt aach e Gaul.

2. Von Geld und Gut.

Was mer hott, braucht mer sich net zu erwerwe. Mer gibt net gere her. was mer hott. Rechter ebbes, wie an der Kerb nix. De Häwwich is besser wie de Kriegich. Wo Dauwe sin, fliege Dauwe hi(n). E leerer Sack bleibt net schteh(n). Die dummschte Baure hann die dickschte Grumbeere. Mer esch grad em Geld sei Narr, Geld bezwingt die Welt. Besser e Laus im Kraut wie gar kee(n) Fleesch. Wer sich nix erheirat un ererbt, der bleibt e armes Lurer, bis er sterbt. * [Berrelmann = Bettelmann; Bedeutung: Der Neureiche stellt seinen Reichtum über Gebühr zur Schau.]

212 (ohne)

[eingeklebte, oben ca. 4 cm abgeschnittene, unpaginierte Seite]

Zwetsch[g]enzeit

Im Herbst, Ende September, anfangs Oktober, kochen die Leute große Mengen Obst ein zu „Schmier“, hauptsächlich Zwetschgen; da kommen die Nachbarleute zusammen – Quetsche kerne. Gegen Mitternacht muß dann die Besitzerin Zwetschgenkuchen backen und zum Essen vorsetzen.

Die Frucht [= das Getreide] wird „gekastet“, d. h. auf Kasten gesetzt immer 5, 7 oder mehr Garben werden zusammengestellt und ein Hut oder eine Haube drauf gesetzt. Das geschieht gleich nach dem Schneiden und, erst 14 Tg. [Tage oder] 3 Wch. [Wochen] später wird diesel- ben [sic!] heimgefahren.

Die Kartoffeln werden hier nach Säcken gerechnet, d. h. der Bauer sagt: „Ich habe von mei- nem Acker 40 Säcke Kartoffeln bekommen.“ Damit will er den Ertrag angegeben haben. Ge- meint sind Säcke von 180-200 , 5-6 Körbe.

Eine ganz besondere Art von „Mus“ kochen sie in dieser Gegend nach [noch?]: Es wird von gemahlenen Birnen der Most gekocht und dazu kommt dann noch eine Menge guter Birnen.

[Die untersten 3 Zeilen sind leer.] 213 (ohne)

Besondere Gebräuche und Sitten.

Das Leichenims = Das Essen nach der Beerdigung, wozu große Vorbereitungen getroffen werden: große Bäckerei, gutes Essen u[nd] Trinken.

An Neujahr werden große u[nd] kleine Brezeln gebacken; besonders die Paten u[nd] Goten beschenken damit ihre Täuflinge. In der Neujahrsnacht sind die Wirtschaften gut besucht. Zum Trinken essen die Gäste Brezeln o[der] Konfekt oder machen ein Kartenspiel. In Privat- häusern wird Glühwein o[der] Punsch getrunken. Die Kirchenglocken läuten das neue Jahr um 12h ein. Die Leute wünschen sich „Prost Neujahr“.

Fastnacht. Hier besteht ein Karnevalverein, der immer am Sonntag vor Fastnacht seinen Mas- kenball abhält. Andere Vereine folgen. Am Fastn[achts]tage selber wird je nach der Witterung ein kleiner o[der] großer Umzug mit Masken veranstaltet.

Mainacht. Vom 30.4. auf 1.5. werden allerhand Scherze, manchmal nicht ganz harmloser Art ausgeführt: Gegenstände vor die Haustüre gestellt, Ackergeräte versteckt, o[der] an die Bäu- me gehängt.

1. April. Es ist auch hier Usus, die Leute an dem Tage in den April zu schicken.

Kirchweihe. Am 4. Sonntag im August feiern die Odenbacher ihre Kärbe [Kerwe]. Im unteren Dorf sind Stände aufgeschlagen; eine Reitschule [ein Karussell] ist auch zu sehen. In den zwei Sälen ist Tanzmusik. Auf dem Brühlerweg ist ein Zelt mit Wirtschaft aufgeschlagen. 214 (ohne)

4. Sagen u[nd] Reste von Aberglauben.

Vom Brauchen

Es ist hier noch Usus, daß die Leute zum Heilen von Krankheiten „brauchen“. a.) Rotlaufflecken und dergleichen Du sollst weichen! Wie Sonn’ und Mond am Himmel streichen. So hilf dem - - - - (Mamen) [vermutlich Schreibfehler: Namen] Jakob! Gott Vater, Sohn und Heilger Geist.

[Darunter ist der Anfang des Zeitungsartikels „Alte deutsche Brauchtumsprüche“ bzw. „Alte Brauchtümer“ von Dr. Hermann Moos eingeklebt; der Artikel wird auf S. 215 – sich überlappend – fortgesetzt.] 216 (ohne)

[Auf S. 216 sind folgende Dokumente eingeklebt:

1. der Zeitungsartikel „Vom Volkshumor im Vornamen.“ 2. der Zeitungsartikel „Bei- und Stitznamen in der Pfalz.“ (Lehrr[eiche] Zus.-stell. v. [Zusammenstellung von] K. Aug. Becker[)] [Die Überschrift ist handschriftlich eingefügt; der Anfang des Artikels ist in drei Spalten – sich überlappend – auf S. 216 eingeklebt, der Schluss folgt einspaltig auf S. 217.] 218 (ohne)

[Auf S. 218 sind folgende Dokumente eingeklebt:

1. der Zeitungsartikel „Pfälzer Witz un Schnitz. In der Westpfalz belauscht und erzählt von G. Mohler-Enkenbach“ Der erste Teil des Artikels ist dreispaltig auf S. 218 eingeklebt; der zweite folgt – sich überlappend – auf S. 219. Zwischen den beiden Seiten liegen weitere zum Thema passende Zeitungsausschnitte bei: 2. „Fragen.“ [Von] Diogenes. 3. „Schulhumor.“ Fragen und Antworten. Entschuldigungszettel. 4. „Kleine Anekdoten“ 5. „Alte Witze neu gesagt“ 6. „Westmärkische Schnurren. Erzählt von Klaus Schmauch“] 225 (ohne)

[Auf S. 225 steht lediglich ganz unten die folgende handschriftliche Bleistiftnotiz:]

Braß schreibt am 14. I [19]29: Das Urkundenbuch Od[enbach] liegt in Reinschrift, mehrere Hundert Urkunden, chronologisch geordnet u[nd] zum Druck bereit. Es ist mir noch nicht gelungen, die hierzu nötigen Mittel in Amerika zu erhalten.

[Zwischen S. 224 und 225 liegen folgende Zeitungsausschnitte:

1. Vier „Bilder aus der Landwirtschaft von anno dazumal: Als der reife Halm von den Mähdern noch mit der Sense geschnitten wurde“ (mit Beschreibung), aus: „Der Bund“, Bern 19. Oktober 1985, Nr. 245.

2. „Karl Geib Ehrendoktor der Universität Mainz. Festakt im Heimatmuseum Bad Kreuznach“ und „Lebensweg und Werk von Dr. h. c. Karl Geib. Bad Kreuznach ist stolz auf seinen Sohn“

3. „Lettweiler. Von Lytwilre zu Lettweiler – Nordpfälzischer Weinbau“

4. „Desloch. Vom Hochgericht zu Desloch – Blick von der Höhe“

5. „Rund um die Linde. Der Freiheitsbaum und die Reiffelbacher ‚Freischore’“

6. „Seltsamer Altweibersommer. Luftreise und Hochzeit der Wolfspinnen“]

227 (ohne)

[Auf S. 227 sind in der oberen Hälfte handschriftliche bibliografische und archäologische Hinweise aufgelistet (Bleistiftschrift). In der unteren Hälfte ist nach weiteren handschriftlichen Notizen der Zeitungsartikel „Weitere Unterlagen zur Bearbeitung von Ortsgeschichten“ eingeklebt.]

[Obere Hälfte:]

Schworm [, Karl:] [Der] Wiedenhof z[u] Od[enbach] im 16. Jahrh[undert]. 15/XII 1524 (pfälz. Rundschau) [Hier muss ein Versehen vorliegen: Der Aufsatz von Karl Schworm ist erschienen in der Heimatbeilage der Pfälzischen Rundschau vom 15. Dezember 1924!]

Kampfmann [, Lorenz:] Weistum d[es] Gerichts z[u] Od[enbach]. Nordwestp[fälzer] Ge- schichtsbl[ätter] 1907 / Stock Radhof[en?] [genaue Quellenangabe: Nordpfälzer Geschichtsblätter 4 (1907) S. 11-14.]

1932 Museum Heft 9/10 [= Pfälzisches Museum – Pfälzische Heimatkunde. Zeitschrift des Historischen Museums der Pfalz.]

Minerva zw[ischen] Od[enbach] u[nd] Ad[enbach] v[on] d[er] Bergarbeitersfrau Ruth Karch im Acker des Müller[s] Aug. Limbacher gefunden, eingel[iefert?] 1889/Jahresber[icht] S. 13 u[nd] 56-59.

Band III. S 1-43 Geognost[isches] Jahresh[eft] (Landesbibl[iothek] Speyer.[)]

Bronzebeil v[on] Od[enbach] o[der] Ad[enbach] (Sp[eyer?)]

Urnen, Ringe, kl[eine] Figur a[us] Bronze (Pf. 1858)

Neumann „Die Burgen d[er] Pf[alz“] c[a.] 1840

Aug. Becker „Die Pfalz u[nd] d[ie] Pfälzer“ [1857]

Urkundl[iche] Geschichte der B[urgen] u[nd] Bergschl[össer] im Westr[ich] u[nd] Bliesgau. B[and] V. S. 163 K[aisers]lautern [1866]

Baudenkmale [in] d[er] Pf[alz]. B[and] III. S. 44. B[and] V S. 81 [1893f. bzw. 1884-1889]

[Untere Hälfte:]

11. Jahrh[undert]: Adel u[nd] Wappenschilde

Wo die Gemarkungen Bech[erbach], Nußb[ach], Waldgrehw[eiler] zus[ammen]stoßen, sollte man fleißiger nach Altertümer suchen!

Weitere Unterlagen zur Bearbeitung von Ortsgeschichten

I. Lehrerwahlen (bis 1903). (Protokollbuch des Gemeinde- IV. Über Sachaufwand für Schulen: Alte Gemeinde- rates.) Über Stellenbesetzungen: 1. In den Kreisamts- rechnungen (Bürgermeisteramt). blättern der Pfalz (Bürgermeisteramt) ab 1880. 2. Im Amt- V. Über Organistendienst und Entschädigung dafür. lichen Schulanzeiger der Pfalz (Schulschrank) ab 1903. 3. Im Alte Kirchenrechnungen. Wer in die Zeit vor 1800 zurück- Schultagebuch (Schulregistratur) ab 1. 5. 1906. greifen will, greife zu: 1. Gimbel-Handbuch der Kirchen der Pfalz. II. Über Gehaltsverhältnisse:1. Alte Gemeinderech- 2. Biundo, Handbuch der Kirchen der Pfalz. 3. Kramer, Schulge- nungen und Gemeinde-Voranschläge (jahrgangsweise auf je- schichte des Herzogtums Zweibrücken. Diese für die Be-zirksämter dem Bürgermeisteramt). 2. Stellenausschreibungen (alte Pfäl- Zweibrücken, Kusel (Amt Lichtenberg), Rockenhausen (Amt Mei- zische Lehrerzeitungen). 3. Schulfassionsakte und Schulverhand- senheim) und Bergzabern. 4. Archivalien der Kirchen-schaffneien. lungen vom Jahre 1903 (Bürgermeisteramt). NB. Diese sehr 5. Alte Kirchenvisitationsprotokolle – auf den ein-zelnen Dekana- instruktiv. ten. III. Ü b e r S c h u l g ü t e r : 1. Alter Gemeindekataster (Bürger- Über die Beteiligung der Lehrer an der Bewegung von meisteramt). 2. Schullandveräußerungen aufgrund der Hoff- 1848 geben Aufschluß: 1. Weber G. A., Geschichte des Pfäl- mannschen Erlasse 1920 u. ff. zischen Lehrervereins. 2. Akte der Landgerichte über Verurtei- lung von Lehrern (1849/50).