Heimatgeschichte(N)

Heimatgeschichte(N)

Heimatgeschichte(n) 1. Mein Heimatort Odenbach (1961 diktiert von Herrn Albert Felsenthal) 2. Der Separatistenüberfall auf das Odenbacher Rathaus (1964/65 als Schulaufsatz verfasst) 3. Ortsgeschichte von Odenbach a/Glan. O[tto] Dauber, Oberlehrer (handschriftlich verfasst bis ca. 1950/Tod Otto Daubers: 26.09.1951) Transkribiert von Dr. Joachim Soffel, Oberstudienrat a. D., 2013 Mein Heimatort Odenbach Die folgende Geschichte meines Heimatortes Odenbach wurde mir im Sommer des Jahres 1961 von Herrn Albert Felsenthal aus dem Gedächtnis diktiert! Odenbach liegt am Zusammenfluß des Flüßchens Odenbach in den Glan. Nach den Feststellun- gen, die auch durch Altertumsfunde belegt sind, ist der Ort sehr wahrscheinlich schon vor der Römerperiode durch die Kelten gegründet worden. Diese Annahme fand Bestätigung bei den Fun- damentaushebungen zum Neubau des Hauses Felsenthal an der Glanstraße [jetzt: Untere Glanstra- ße 3], wo an dem hängenden Gelände als Grabbeilagen zwei Urnen und ein Ölkrügelchen gefun- den wurden. Darüber hat ein ehemaliger Lehrer aus Medard im Jahre 1924 für das Archiv in Speyer einen größeren Artikel geschrieben. Ungefähr zwischen 1929 und 1930 hat die Gemeinde Odenbach dem Turn- und Sportverein ein Waldgelände am „Hellenwald“ [„Hellerwald“?] als Sportplatz zur Verfügung gestellt. Beim Einplanieren des Sportplatzes wurden auch die gewese- nen Hünengräber beseitigt, in denen 8-10 circa 70-80 cm hohe Urnen gefunden wurden, wovon der größte Teil vollständig unbeschädigt war. Diese Grabbeilagen müssen sich im Pfälzischen Landesmuseum in Speyer befinden. Die Epoche der Römerzeit ist allein schon bewiesen durch die sehr breite Römerstraße, die links vom Glan über den Höhenrücken „Auf der Hub“ führt und sich in Meisenheim fortsetzt. Es ist dies die Römerstraße, die sich von Metz nach Mainz zog. In unserem Ort selbst wurde vor circa 100 Jahren an dem bereits genannten Westhang bei der Anlage eines Weinbergs eine klei- ne, goldene Merkur-Figur gefunden, die sich ebenfalls in Speyer befindet und bei einer Aus- stellung des Heimatmuseums Meisenheim sicher als Leihgabe zu sehen war. Etwas weiter süd- lich, ziemlich am Ortsausgang von Odenbach, wurde im Hanggelände „Horn“ auch beim Anlegen eines Weinberges ein Topf mit römischen Münzen ausgegraben. Schon allein durch diese Funde wird die Anwesenheit der Römer bestätigt. Aber keine direkte Bestätigung ist vorhanden, ob die ehemalige Wasserburg in Odenbach, von der heute noch der sogenannte „Weiherturm“ steht, von den Römern angelegt wurde. Vielmehr ist nach den Meinungen früherer Geschichtsforscher die Burg erst in späteren Jahrhunderten ent- standen, und die Namen der Besitzer, die oft wechselten, wurden auch in einer Chronik, die der frühere Oberlehrer Dauber in Odenbach geschrieben hat, mehrfach erwähnt. Von dieser Burg, die als Wasserfliehburg im rechten Winkel des Glanes und der Odenbach gegründet war, dürfte auch die Entwicklung des Ortes ihren Fortgang genommen haben. Etwa um die Zeit, als Herzog Wolfgang in Meisenheim lebte, wurde die Befestigung des Ortes wahrscheinlich vollendend durchgeführt. Genau kann man dies ohne Archivprüfungen nicht sagen. Der ganze Ort war als Vorfeste von Meisenheim anzusehen. Rings um Odenbach zog sich eine mindestens 2 m dicke Ringmauer, vor der ein 4 m tiefer Wassergraben im Notfall mit Wasser gefüllt wurde. - 2 - Die Ringmauer hatte drei Tore, und zwar das Untertor, das Obertor und ein kleineres Tor am „Roten Turm“. Die Festung wurde 1829 auf Veranlassung der bayerischen Staatsverwaltung geschleift. Da, wo die Ringmauer die Entwicklung des Ortes hemmte, riß man sie ab und warf den Wassergraben zu. Erhalten ist heute noch ein Stück Ring- mauer an der früheren Landvogtei, an dem Haus des ehemaligen Bürgermeisters Wal- lauer, jetzt Gräff. Ein weitaus größeres Stück steht heute ebenfalls noch vom Ende der Odenbacher Mühle bis an das ehemalige Obertor am Hause Arthur Mattern. Man kann dort noch bequem drüberlaufen. Auch am alten Schulhaus ist noch ein Stück Ring- mauer, das aber in die dortigen Häuser eingebaut wurde und an dem zum Teil noch erhalte- nen „Roten Turm“ endet. Der Ort Odenbach wurde von einem Zweibrücker Herzog, der mit der Webers- tochter Berg aus Meisenheim in zweiter Ehe verheiratet war, in Obermoschel starb und in der Schloßkirche zu Meisenheim begraben sein soll, kurze Zeit vor seinem Tode an diese zweite Ehefrau als erbliches Lehen verschenkt und diese Frau in den erblichen Adelsstand einer Baronin von Fürstenwerther erhoben. Nach einer Novelle, die der Mei- senheimer „Allgemeine Anzeiger“ schon zweimal brachte und die betitelt war „Im Gasthaus zum grünen Baum“, ist bestimmt anzunehmen, daß die Söhne der Baronin das Schloß in Odenbach bewohnten. Die Zerstörung dürfte wohl beim Zuge der französi- schen Revolutionäre 1789-1790 vollzogen worden sein. Es ist nichts übriggeblieben als der Weiherturm, von dem die Druckerei Feickert eine Klischee-Abbildung hat, die vor ungefähr 10-12 Jahren ein in Meisenheim anwesender Lehrer auf Grund eines Fotos errichtet hat. In meinem Heimatort selbst ist aus früherer Zeit das alte Rathaus erhalten, in dem nach der kirchlichen Chronik ehemals das Gericht tagte. Im unteren Raume mußte all- jährlich der Zehnte abgeliefert werden. An der Decke dieses Raumes, in dem sich heute die Feuerwehr befindet, sind noch die Balken sichtbar, an denen die Waage hing, mit der der Zehnte abgewogen wurde. Beim Vermessungsamt in Kusel liegt ein altes Häuser- buch von Odenbach, das vom Rendanten der ehemaligen Herzöge von Zweibrücken, Friedrich August Bonnet, im Jahre 1767 angelegt wurde. Die dazugehörige Karte ist lei- der nicht mehr aufzutreiben, aber die Namen der Hausbesitzer und der übrigen Bevölke- rung von Odenbach sind alle darin vermerkt. In dem Buche ist auch die ehemalige Landvogtei, die schräg gegenüber vom Rathaus am Untertor stand, angegeben. Ältere Leute aus dem Orte können sich des Hauses noch gut erinnern, das an einer Ecke ein Zimmer mit Türmchen und Butzenscheiben hatte. Es wurde im Jahre 1904 abgerissen, nachdem es der letzte Besitzer, der Landwirt Maurer, an die Familie Löb verkauft hatte und diese Familie dort ein neues Wohnhaus erstellte, über dessen Eingang das Wappen der Barone von Fürstenwerther eingemauert ist, das früher an der alten Landvogtei war. Im Jahre 1904 kam der letzte Sproß dieses Adelsgeschlechts, der in Wien lebte, hierher nach Odenbach zu Besuch und fotografierte das Wappen. Das Adelsgeschlecht ist mitt- lerweile ausgestorben, und angeheiratete Nachkommen stehen im richterlichen Beruf in Salzburg. - 3 - Um die Zeit von 1340 wurde Odenbach vom Geschlechte der Veldenzer mit dem Rechte eines Marktfleckens beliehen. Dieses Marktrecht hat man in den letzten 7-8 Jahren durch die Gründung des Maimarktes wieder in Erinnerung gebracht, obwohl der alte Markt im Herbst abgehalten wurde. Im 17. Jahrhundert haben die Herzöge von Zweibrücken, die in der Gegend von O- bermoschel bis Imsweiler Gruben für Kohle und Erze (Kupfer und Quecksilber) eröffnet hatten, auch in der Umgebung von Odenbach Kohlengruben erschlossen. Die Hauptver- waltung hiervon war in Reiffelbach. Das Haus ist heute noch erhalten und gehört dem Landwirt Karl Jung. In Odenbach selbst waren 3-4 Gruben. Diese wurden auch während der bayerischen Königszeit noch betrieben und wegen Unrentabilität im Jahre 1882 verstei- gert. Die staatlichen Bergmänner wurden nach den Kohlegruben in Sankt Ingbert verlegt. Dort wohnen viele Familien, die früher in Odenbach gelebt haben. Die Gru- ben wurden von Privatleuten erworben und mit zurückgebliebenen Bergmännern bis zum Jahre 1896 fortbetrieben. Als in diesem Jahre erstmals am 26. Oktober die Eisenbahn von Lauterecken nach Staudernheim lief, trafen bald Saarkohlen ein, und die Privatbesit- zer legten ihre Gruben still. Der Großvater des Kaufmanns Felsenthal hier betrieb die Kohlengruben „Igelsgraben“ und „Roth“, die im Innern zusammenstoßen, und beschäftigte meistens bis zu 40 Bergleute. Der Genannte [= Albert Felsenthal] kann sich noch gut an die Bergmannszeit erinnern. Durch diese Bergleute wurde auch das geschäftliche Leben in Odenbach befruchtet, da viele Leute hier ihren Verdienst fanden. Noch zu erwähnen wäre, daß während der Fastnacht 1763 (Näheres ist im Kirchenbuch Odenbach zu lesen) Odenbach beim Backen der Fastnachtsküchelchen durch Feuer voll- ständig zerstört wurde. Fünf Häuser sollen nach dem Brande noch gestanden haben. Einige Jahre später ist auch der Odenbacher Kirchturm wieder errichtet worden. Über der Uhr steht die Jahreszahl 1767. Ferner kann man ebenfalls im Kirchenbuch nachlesen, daß 1791 oder 1793 die Glanbrücke beim Eisgang einstürzte und auf Veranlassung der Fran- zosen wieder aufgebaut wurde. Sieben Odenbacher Leute sollen damals ums Leben gekom- men sein. Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 hatte Odenbach keine Schäden zu verzeichnen. In der Zeit des Passiven Widerstandes 1923 wurde in Odenbach zweimal die grün-weiß-rote Flagge auf dem oben erwähnten altertümlichen Rathaus gehißt, jedoch einige Odenba- cher holten sie wieder ein. Im Anschluß an die zweite Einholung besetzten einheimi- sche Bürger das Rathaus und verwehrten das Eindringen der Separatisten. Bei einem nächtlichen Überfall von einem größeren Aufgebot auswärtiger Separatisten mußten sich die Odenbacher ergeben. Bei dem Feuerüberfall gab es einen Toten und mehrere Verletzte. Im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 brannten in meinem Heimatort einige Häu- ser ab, und in den letzten Kriegstagen wurde die Glanbrücke von zurückflutenden deutschen Truppen gesprengt. - 4 - Odenbach war immer schon ein reger Handelsverkehrsplatz,

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