Im Geist Des Apostels Thomas
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22./23. Juli 2017 / Nr. 29 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,40 Euro, 6070 Religionsvertreter Mehr Kommunikation Im Geist des tauschten sich aus mit Jugendlichen Apostels Thomas Der buddhistische Mönch Phra Kittiku- Bischof Stefan Oster (Foto: KNA) Eine Messe im syro-malabarischen no (Foto: zoe) hat bei einer Begegnung hoff t, dass bei der Jugendsynode Ritus erlebten die Gläubigen in der Religionen im Haus St. Ulrich im Vatikan 2018 die jungen Gläu- Dinkelscherben. Zelebrant Pater Aspekte seines Glaubens vorgestellt. bigen direkt vor den versammelten Joshi trug eine mit dem omaskreuz bestickte Mit dabei waren auch Juden, Mus- Bischöfen ihre Anliegen vortragen Kasel (Foto: Wiedemann). Das Kreuz erinnert an lime und Bahai. Seite 16 können. Seite 39 den Apostel. Seite 15 Vor allem … Liebe Leserin, Wo der Himmel lieber Leser die Erde berührte er Apostel Paulus hatte es Deinfach. Wie die zweite Le- cht Männer tragen die berühmte Figur der Muttergottes von Fátima auf sung dieses Sonntags off enbart, Aden Freialtar des großen Platzes. Sie entspricht den Erinnerungen der waren für ihn schlichtweg alle drei Hirtenkinder, denen die Muttergottes 1917 erschien. 100 Jahre danach „Heilige“, die sich zu Christus erlebte eine Gruppe mit Pilgern aus dem Bistum Augsburg die Feierlichkeiten bekannten. Auch dann, wenn sie Seite 2/3 nicht wussten oder formulieren in Portugal mit. konnten, worum sie Gott bitten sollten. Dafür gab es ja den Hei- ligen Geist (siehe Seite 10). Weil sich die Funktion von Hei- ligen hin zu Fürsprechern bei Gott und Glaubens-Vorbildern im Lauf der Zeit wandelte, ja überhaupt erst erwachsen muss- te, gab sich die Kirche später ver- schiedene Verfahren: Sie dienen dem Nachweis, ob jemand nach dem Tod wirklich nahe bei Gott ist – soweit sich dies menschlich ermessen lässt. Per Motu Proprio sorgt Papst Franziskus nun für Schwung (siehe Seite 6): Indem die frei- willige Hingabe des Lebens neben dem heroischen Tugend- grad und dem Martyrium als drittes Kriterium eingeführt wird, dürften sich die Seligspre- chungs-Verfahren noch stärker an modernen Lebensumständen orientieren. Wobei auch die Mo- derne immer wieder gezeigt hat, dass das Märtyrertum keineswegs ausgestorben ist. Im Gegenteil: Die Christenverfolgung wächst, teils versteckt, teils off en. Ihr Johannes Müller, Chefredakteur Foto: Altmann 2 THEMA DER WOCHE 22./23. Juli 2017 / Nr. 29 Die Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz im Abendlicht. Sie wurde von 1928 an gebaut und 1953 geweiht. Fotos: Altmann PORTUGAL UND DIE GOTTESMUTTER Das zweite heilige Land Pilger erleben tiefe spirituelle Eindrücke in Fátima, Lissabon und Coimbra ach dem Abschlussgottes- Gebäude steht – im Vergleich zu Monats fünf Mal erschienen ist. Die einzelnen. „Das ist zutiefst biblisch“, dienst bleiben ein paar Pilger den großen Gotteshäusern fast un- vierte Erscheinung fand am 19. Au- sagt Zürn. Er bezeichnet Portugal Nnoch in der Hotelkapelle. scheinbar – auf der rechten Seite: die gust in Valinhos statt, in der Nähe gerne als „zweites heiliges Land“. Noch ein letztes Mal für sich alleine Erscheinungskapelle. Sie befi ndet des Heimatorts der Hirtenkinder, Einerseits wegen der ähnlichen kli- sein und innehalten, bevor es wie- sich an der Stelle, an dem die Got- Aljustrel. Am 13. August waren die matischen Bedingungen und den der nach Hause geht. Manche kni- tesmutter den Geschwistern Jacinta Kindern von den Behörden einge- einfachen Lebensbedingungen, an- en und fl üstern ein Gebet, manche und Francisco Marto sowie deren sperrt worden. dererseits, weil in beiden Ländern sitzen bloß auf der Bank und lassen Cousine Lucía dos Santos von Mai Die Botschaft von Fatima ist zeit- das heilsgeschichtliche Wirken Got- ihre Gedanken schweifen. Über die bis Oktober 1917 jeweils am 13. des los: Buße und Umkehr eines jeden tes sichtbar wurde. „Bei der ersten eine oder andere Wange laufen Trä- von drei Engelserscheinungen, die nen. Die vergangenen Tage waren den Kindern bereits 1916 zuteil sehr intensiv: Mit dem Augsburger wurden, sagte der Engel: ‚Gott hat Domkapitular Armin Zürn hat sich Pläne der Barmherzigkeit mit euch eine Gruppe des Bayerischen Pilger- vor.‘ Diese Pläne der Barmherzigkeit büros auf die Spuren der Ereignisse ziehen sich durch die ganze Heilige des Jahres 1917 gemacht. Auch 100 Schrift hindurch und werden in Je- Jahre nach den Erlebnissen der drei sus Christus besonders deutlich.“ Hirtenkinder lässt Fátima kaum je- manden kalt. „Betet den Rosenkranz“ Am Abend nach der Ankunft erkundeten die Wallfahrer den hei- Damit die Menschheit sich zu ligen Bezirk, portugiesisch „San- Gott bekehrt, trug die Gottesmutter tuário“ genannt, Heiligtum. Geht den Kindern bei allen sechs Erschei- man links oder rechts an der älteren nungen auf, täglich den Rosenkranz Rosenkranzbasilika vorbei durch die zu beten. In diesem Geist fi ndet Torbögen, steht man oberhalb der an der Erscheinungskapelle jeden Stufen, die zum großen Platz hinun- Abend ein Rosenkranzgebet mit an- terführen. Er ist zweimal so groß wie schließender Lichterprozession über der Petersplatz in Rom. den großen Platz statt. Die einzelnen Gegenüber steht die neue Basi- Abschnitte werden teilweise auf Por- lika, die 2007 fertiggestellt worden tugiesisch, teilweise in den Landes- ist und der Heiligsten Dreifaltigkeit Die Pilgergruppe um Domkapitular Armin Zürn (vorne) und Touristenführerin Ana sprachen der Pilger vorgebetet. Jeder geweiht ist. Doch das wichtigste (rechts außen) vor dem Kloster Santa Clara-a-Nova in Coimbra. antwortet dann in seiner Sprache. 22./23. Juli 2017 / Nr. 29 THEMA DER WOCHE 3 Das ist kein babylonisches Sprach- Land Europas. In vielen Ecken der gewirr – „das ist Ausdruck der Uni- Stadt ist dieser einstige Glanz noch versalität unseres Glaubens“, fi ndet spürbar. Reiseführerin Ana, eine der Göttinger Pfarrer Rudolf Alger- gebürtige Lissabonnerin, die bereits missen, der sich der Pilgergruppe im Gymnasium Deutsch gelernt angeschlossen hat. Er kommt schon und das bei ihrem Tourismus-Studi- seit vielen Jahren nach Fatima und um intensiviert hat, zeigt der Grup- ist beeindruckt von der gelassenen, pe die wichtigsten Bauwerke und unaufgeregten Atmosphäre. „Mir Denkmäler. imponiert ganz besonders, welche Freude die Menschen, die hier her- Lissabon, nicht Padua kommen, am Glauben haben. Das stärkt auch immer meinen persön- Lissabon ist reich an vielen christ- lichen Glauben.“ Gerne zitiert er lichen Schätzen, beispielsweise der einen Spruch, der dem Vernehmen Kirche des heiligen Antonius, die an nach von Konrad Adenauer stammt: der Stelle gebaut wurde, wo er gebo- „Wallfahrtsorte sind eben doch die ren sein soll. Auf Antonius, der im heimlichen Hauptstädte der Welt.“ Mittelalter als Franziskanermönch Apropos Hauptstadt: Wenn man Berühmtheit erlangte, ist man in nach Portugal reist, darf natürlich Portugal besonders stolz, erläutert ein Besuch in Lissabon nicht feh- Ana. „Nur haben uns ihn die Ita- len. Im Mittelalter war Portugal eine liener leider geklaut“, sagt sie und Jeden Abend fi ndet in der Erscheinungskapelle eine Rosenkranzandacht mit an- Weltmacht, zeitweise das reichste schmunzelt dabei. „Deshalb kennt schließender Lichterprozession statt. ihn die Welt heutzutage vor allem Juli, zu dem Pilger aus aller Welt als Antonius von Padua. Doch wir sich auf dem Platz vor der Basili- Portugiesen werden sehr böse, wenn ka versammeln. An diesem Datum man ihn so nennt.“ vor 100 Jahren kündigte Maria ei- nen schlimmen Krieg an, „wenn Zentrum des Wissens Russland sich nicht bekehrt“. Zum Jahrestag dieser Botschaft ist die Wenn Lissabon das politische und russische katholische Bischofskonfe- kulturelle Zentrum Portugals ist, ist renz angereist, um sich bei der Got- Coimbra das geistig-wissenschaft- tesmutter für die Überwindung des liche. Dort befi ndet sich die älteste Sowjetkommunismus zu bedanken. Universität des Landes. Gegründet „Die Reise war wunderbar“, fi n- wurde sie 1307. Ihr Wahrzeichen ist det Gabriele Gramalla aus Augsburg der sogenannte „Ziegenturm“, des- stellvertretend für alle Wallfahrer, sen Glocke wie das Meckern einer als sie im Bus von Fátima Richtung Ziege klingt. Die ältesten erhaltenen Flughafen Lissabon sitzt. Die ge- Gebäudeteile stammen aus dem 15. bürtige Oberschlesierin war schon Jahrhundert, darunter die Kapelle an vielen Wallfahrtsorten und ging São Miguel sowie die Bibliothek. auch schon auf dem Jakobsweg nach Auch der heilige Antonius hat in Santiago de Compostela. „Unser Coimbra studiert – allerdings nicht ganzes Leben ist eine Wallfahrt, ein Der Hof der alten Universität von Coimbra mit dem markanten „Ziegenturm“. Das an der Universität, die es zu seinen Pilgerweg“, sagt sie und holt ihren Gebäude zur Rechten beherbergt bis heute die Juristische Fakultät. Lebzeiten noch nicht gab, sondern Rosenkranz aus der Tasche. Auf dem im Augustinerkloster Santa Cruz. Weg zum Flughafen will die Gruppe Der Höhepunkt der Reise trägt nochmal den Rosenkranz beten. sich allerdings wieder in Fatima zu: der festliche Gottesdienst am 13. Matthias Altmann Blick vom Ufer des Tejo in Lissabon auf die Brücke des 25. April. Benannt ist sie nach dem Anfangsdatum der Nelkenrevolution 1974. Sie hat große Ähnlichkeit mit der Golden Gate Bridge in San Francisco. Über dem gegenüberliegenden Ufer erhebt sich die Cristo-Rei-Statue. 4 NACHRICHTEN 22./23. Juli 2017 / Nr. 29 In Kürze „Haben alle Fehler gemacht“ Abschlussbericht zu Domspatzen-Missbrauch vorgelegt – Vertrauliche Geburt Bistum Regensburg räumt Versäumnisse bei Aufarbeitung ein Seit Mai 2014 hat es in Deutschland 345 vertrauliche Geburten gegeben. REGENSBURG