Alles war, alles wird. Alles Gute: Niedersachsen.

Zur Ausstellung des Niedersächsischen Landesarchivs anlässlich des 60. Landesgeburtstags. Christian Wulff, Niedersächsischer Ministerpräsident.

_ Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, unser Land hat Geburtstag: Niedersachsen wird 60 Jahre alt. Das ist ein Grund zum Feiern. 60 Jahre Niedersachsen ist eine Bestandsaufnahme dessen, was wir in der Zeit seit der Gründung am 1. November 1946 erreicht haben. Aus Ruinen ist Zuhause, aus Einzelnem ist Ganzes und aus „am Rande“ ist „im Herzen“ Europas geworden. Der Pioniergeist, der Optimismus und die Aufbauleistung der Bevölkerung zwischen Heide, Harz und Nordsee waren für ganz Deutschland prägend.

Niedersachsen ist ein schönes, großes und erfolgreiches Land. Mir liegt sehr daran, dass die Niedersachsen ihre Heimat kennen und sich auch selbstbewusst zu ihr bekennen. Die Ausstellung und die Broschüre „60 Jahre Niedersachsen“ zeichnen ein vielschichtiges Bild Niedersachsens, von der Vergangenheit bis in die Gegenwart, dargestellt anhand von 20 unterschiedlichen Themenbereichen. Auf dieser erfolgreichen Geschichte wollen wir eine ebenso aussichtsreiche Zukunft aufbauen, denn eines steht fest: Die letzten 60 Jahre waren wichtig, die kommenden 60 Jahre enthalten eben- falls große Chancen und Herausforderungen.

Ich wünsche uns allen Glück und Gesundheit und ein spannendes und anregendes Jubiläumsjahr. Lassen Sie uns gemeinsam feiern – Gründe dafür gibt es genug.

Alles Gute: Niedersachsen. Ihr

Christian Wulff

_ Inhalt.

_ 3 Vorwort. 32 Die Welt ist mein Dorf. Christian Wulff, Niedersächsischer Ministerpräsident. Leben und Arbeiten im ländlichen Raum.

6 Einführung. 34 Kulturlandschaft. Dr. Bernd Kappelhoff, Niedersächsisches Landesarchiv. Kunsthistorisch, zeitgenössisch und experimentell.

8 Wir sind ein Volk! 36 Park and Ride. Von der Zwangsgemeinschaft zur Zukunftsgesellschaft. Wiederaufbau und Stadtentwicklung.

10 Willkommen zu Hause. 38 Flagge zeigen. 60 Jahre Zuwanderung und Integration in Niedersachsen. Vom Wappentier zum Markenzeichen.

12 Gedenken gegen Vergessen. 40 Hin und weg! Vergangenheit ist Teil unserer Zukunft. Urlaub machen in Niedersachsen.

14 Die Glaubensfrage. 42 Allens Gode: Neddersassen. Wie viel Kirche verträgt der Staat? Regionalbewusstsein stärken, Lebensqualität gewinnen.

16 Mission Possible. 44 Die Welt zu Gast. Bildungsoffensive und Chancengleichheit. In Niedersachsen hat die Zukunft Premiere.

18 Land ohne Grenzen. 46 Immer erste Wahl. Vom Rand in die Mitte Europas. Die niedersächsischen Landesregierungen.

20 Alles bleibt anders. 48 Wir sind Niedersachsen. Niedersachsen in einer globalisierten Wirtschaft. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

22 Demokratie leben. 50 Niedersachsen feiert: Machen Sie mit! Umgang mit Radikalismus in Niedersachsen. 60 Jahre jung!

24 Jetzt neu: Umweltschutz. 52 Das Buch zum Geburtstag. Auf dem Weg zum ökologischen Bewusstsein. 53 Infos und Angebote. 26 Weniger ist mehr. Verwaltungsreform als Daueraufgabe. 54 Das Niedersächsische Landesarchiv.

28 Die Müll-Abfuhr. 55 Impressum. Gorleben – der Einstieg in den Ausstieg?

30 Stadt, Land, Fluss. Niedersachsen in Zahlen und Fakten.

_ Dr. Bernd Kappelhoff, Präsident des Niedersächsischen Landesarchivs.

_ Einführung.

60 Jahre sind für ein Land mit einer tausendjährigen Vorgeschichte eine Zeitspanne, die kaum der Rede wert zu sein scheint. Für ein nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Trümmern des national- sozialistischen Deutschen Reiches von der Besatzungsmacht angeordnetes Bundesland aber ist ein 60. Geburtstag ein ähnlich bedeutungsvolles Ereignis wie für die einzelnen Menschen.

Wie diese in ihrer Kindheit, musste auch Niedersachsen zunächst mühsam lernen, sich selbstän- dig zu bewegen. Es hatte dafür allerdings kaum Zeit, denn die vom Krieg erschöpften Menschen wollten vor allem eines: eine Perspektive, die ihnen Hoffnung gab, dass ihre elenden Lebensum- stände in absehbarer Zeit überwunden sein könnten. Wiederaufbau, Beseitigung von Hunger und Wohnungsnot, Schaffung von Arbeitsplätzen, Integration der annähernd zwei Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten – schon jede einzelne dieser Aufgaben ver- langte mehr Kraft, als eigentlich vorhanden war, doch 1946 standen sie alle gleichzeitig auf der Agenda.

Wie aus diesem Chaos allmählich blühende Verhältnisse wurden, wie unter dem Einfluss wech- selnder weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen in mehreren Wellen ein bis heute anhaltender Strukturwandel sukzessive alle Bereiche der Wirtschaft erfasste und die überkommenen Lebens- verhältnisse teilweise radikal veränderte, wie Politik und Betroffene auf diese Herausforderungen reagiert haben, wie seit den 1970er Jahren im Zuge eines allgemeinen Werte- und Bewusstseins- wandels neue Aufgaben im Umweltschutz, bei der Kulturförderung sowie in der Stadt- und Dorf- sanierung entstanden sind und wie daraus insgesamt das Niedersachsen von heute geworden ist – all das und manches mehr handelt die Ausstellung in 20 Themenblöcken ab.

Um möglichst viele und insbesondere junge Menschen zu erreichen, ist die Ausstellung so kon- zipiert, dass nicht die Besucher zu ihr kommen müssen. Vielmehr ist sie es, die dahin geht, wo Menschen ohnehin sind. Sie wandert im Laufe des Jubiläumsjahres durch alle größeren Regio- nen Niedersachsens und hat ihren Standort jeweils auf einem zentralen Platz. Diesem Konzept entspricht auch die bewusst plakative Präsentation ihrer Inhalte. Bereits „im Vorbeigehen“ sollen Menschen aufmerksam werden und über einzelne Punkte spontan ins Nachdenken kommen. Setzen sie dann mit einem Erkenntnisgewinn zu Niedersachsen ihren Weg fort und haben auch noch Lust bekommen, sich näher mit diesem Begleitheft zu beschäftigen, dann hat die Ausstel- lung ihren Zweck erfüllt.

Dr. Bernd Kappelhoff

_ Von der Zwangsgemeinschaft zur Zukunftsgesellschaft. Niedersachsen als politisch- geographischer Begriff ist bereits mehrere hundert Jahre alt, zur Landesbezeichnung ist er aber erst im 0. Jahrhundert geworden. Das Land Niedersachsen geht auf die Forderung der britischen Besatzungsmacht nach einer staatlichen Neuordnung im Nordwesten Nachkriegsdeutschlands zurück. Der Vorschlag des Oberpräsidenten der bisherigen preußischen Provinz Hannover, Hinrich Wilhelm Kopf, die britische Besatzungszone in die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen sowie den Stadtstaat Hamburg zu gliedern, fand die breiteste Zustimmung. Am 0. September 1946 sprach sich der Zonenbeirat mit 16 : 6 Stimmen für diesen Plan aus.

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1946 Die Wappen der preußischen Provinz Hannover sowie der Länder Oldenburg, Schaumburg-Lippe und Braunschweig.

Wir sind ein Volk!

_ „Eigentlich sind nur die Nieder- Ungefähre Raumbezeichnung der vor 1.500 Jahren aus Nord- sachsen echte Sachsen“ – der im 14. Jahrhundert, Reichskreis westdeutschland nach Britan- letzte wirkliche Herzog von mit Grenzen weit östlich der nien ausgewanderten Angel- Sachsen, Heinrich der Löwe, Elbe im 16. Jahrhundert: Erst sachsen zu Niedersachsen hatte jedoch im Streit mit Kaiser um die Wende vom 19. zum wurden. Friedrich Barbarossa 1180 20. Jahrhundert kam Nieder- seinen Herzogstitel verloren. sachsen als konkrete Landes- Am 1. November 1946 wurde Noch folgenreicher: Der Titel bezeichnung ins Gespräch. auf Anordnung der britischen wanderte anschließend über Damals gab es ernsthafte Militärregierung das Land Nie- Umwege nach Meißen zum Bestrebungen, die Länder dersachsen gebildet, und am dortigen Markgrafen. Dieser Oldenburg, Braunschweig, 9. Dezember 1946 trat erstmals nannte sich fortan stolz Herzog Schaumburg-Lippe und die der – noch nicht gewählte – beziehungsweise Markgraf und preußische Provinz Hannover niedersächsische Landtag später Kurfürst von Sachsen. unter einem Landeswappen zusammen. Die Traditionen und So wurden auch seine Unter- zu vereinigen. überkommenen Einrichtungen tanen – zumindest dem Namen der früheren Länder und ihrer nach – zu Sachsen. Aus den Ein Treppenwitz der Geschichte angestammten Bevölkerung eigentlichen Sachsen Heinrichs ist, dass die echten Sachsen, werden durch die niedersäch- des Löwen aber wurden Han- die jahrhundertelang keine mehr sische Verfassung geschützt. noveraner, Braunschweiger, waren, durch die Nachfahren Oldenburger und so weiter.

Am Anfang steht ein Entwurf nur auf dem Papier – die Realität zieht Niedersachsen und seine Ursprungsländer 1946 endgültige Grenzen. Land Hauptstadt Fläche Einwohner

Niedersachsen Hannover 47.278 km2 6.249.930

Braunschweig Braunschweig .086 km2 86.361

Oldenburg Oldenburg .408 km2 47.431

Schaumburg-Lippe Bückeburg 41 km2 8.755

Hannover Hannover 8.743 km2 4.637.383

Die erste niedersächsische Landesregierung – vordere Reihe: Theodor Tantzen, Hinrich Wilhelm Kopf, August Block; hintere Reihe: Karl Abel, Adolf Grimme, Wilhelm Ellinghaus, Alfred Kubel, Georg Strickrodt, Hans-Christoph Seebohm. _

1947 zeitPUNKT: Das markante Logo der ersten deutschen Exportmesse von 1947 in Hannover ist bis heute auf der ganzen Welt Markenzeichen für die Leistung der deutschen Industrie. 60 Jahre Zuwanderung und Integration in Niedersachsen. 1949 lebten etwa 1,8 Millionen Flücht- linge und Vertriebene in Niedersachsen. Das entsprach einem Anteil an der niedersächsischen Gesamtbevölkerung von mehr als 26 Prozent. Diese Zahlen können nur ansatzweise verdeut- lichen, wie schwer es war, die Weichen für ein harmonisches Zusammenleben in diesem neuen Bundesland zu stellen – allein das niedersächsische Grenzdurchgangslager Friedland beispiels- weise wurde bis heute für etwa vier Millionen Menschen zur ersten Station in der Bundesrepublik Deutschland. Willkommen zu Hause.

_ Maßgeblichen Einfluss auf und später „Boat-People“ aus Öffnung des „Eisernen Vor- die Entwicklung des Landes Indochina nach dem Ende des hangs“. 1990/91 mündete Niedersachsen hatten Flucht Vietnamkrieges. der Zerfall Jugoslawiens in und Vertreibung aus den den größten Flüchtlingsstrom früheren Ostgebieten des Infolge internationaler Anwer- Europas nach dem Zweiten Deutschen Reiches. Bis heute beverträge, die die Bundes- Weltkrieg. ist Niedersachsen eines der regierung zur Beseitigung „Hauptflüchtlingsländer“ in eines damals akut werdenden Unabhängig von parteipoliti- Westdeutschland: Nach den Arbeitskräftemangels mit meh- schen Auseinandersetzungen Vertreibungen der unmittelbaren reren europäischen Ländern um „multikulturelle Gesellschaft“ Nachkriegszeit begann bereits geschlossen hatte, begann und „Leitkultur“ haben das 1950 die erste von vielen noch 1955 die Zuwanderung der Land, die Kommunen, die Kir- folgenden weiteren Zuwan- „Gastarbeiter“. Zuerst kamen chen, die Wohlfahrtsverbände derungswellen. Neben den Italiener, Spanier, Portugiesen und zahlreiche private Initiativen deutschen beziehungsweise und Griechen. Später stellten von Anfang an wichtige Beiträge deutschstämmigen Aussiedlern Jugoslawen und Türken die zur erfolgreichen Integration ge- sind dabei noch viele weitere größten Zuwandererkontingente. leistet. Dennoch: Zuwanderung Personengruppen aufgenom- Eine weitere Herausforderung und die daraus resultierenden men worden, beispielsweise wurde in den 1980er und An- Probleme im Zusammenleben Flüchtlinge aus Ungarn nach fang der 1990er Jahre die hohe der Menschen werden auch dem gescheiterten Aufstand Zahl von Asylsuchenden aus in den nächsten Jahrzehnten von 1956, aus Chile nach aller Welt sowie die Zuwande- maßgeblich die Zukunft Nie- dem Militärputsch von 1973 rungswelle aus Polen seit dersachsens bestimmen.

Essensausgabe für Flüchtlinge und Vertriebene im Italienischer Gastarbeiter bei der Ein Beitrag zur Integration: Hausaufgabenhilfe für Durchgangslager Uelzen 1948. Käferproduktion 1962 in Wolfsburg. fremdsprachige Kinder in Niedersachsen.

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1948 zeitPUNKT: Die Ernährungslage ist nach wie vor katastrophal. Der Ministerpräsident persönlich führt einen Hungermarsch streikender Arbeiter zum Hauptquartier der britischen Militärregierung an. Grenzdurchgangslager Friedland

Das Grenzdurchgangslager Friedland wurde im September 194 auf Anordnung der britischen Besatzungs- macht an der Schnittstelle dreier Besatzungszonen eingerichtet. Mit Hilfe des Auffanglagers wollte die britische Militärregierung die Flüchtlingsströme steuern. 194 übernahm das Land Niedersachsen die Ver- antwortung für das Lager.

Seit 000 ist das Grenzdurchgangslager Friedland in der Bundesrepublik die einzige Erstaufnahmeeinrich- tung für Spätaussiedler und ihre Familienangehörigen, die fast ausschließlich aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion eintreffen.

Für die dem Land Niedersachsen zugewiesenen Spätaussiedler sowie für jüdische Emigranten aus der ehe- maligen Sowjetunion stehen in Friedland insgesamt 00 Betten bereit. Über die erste Ver pfl egung hinaus werden den Neubürgern Sprachkurse und Informationsveranstaltungen angeboten.

■ Der Bahnhof des Grenzdurchgangslagers Friedland wurde zur Drehscheibe für Millionen heimatvertriebener Deutscher.

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1949 190 zeitPUNKT: Schlesier- treffen in Hannover: Das Land Niedersachsen über- nimmt die Patenschaft für die Landsmannschaft Schlesien. ■ Auf Anordnung der Briten wurde in Bergen- Belsen als Symbol des ewigen Lebens – wider das Vergessen – ein Obelisk aufgestellt.

Niedersächsische Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus

Mahn- und Gedenkstätte Ahlem der Region Hannover Gedenkstätte Bergen-Belsen Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße, Braunschweig KZ-Gedenkstätte im Torhaus Moringen Gedenkstätte Gestapokeller im Schloss Osnabrück e. V. Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager, Papenburg Gedenkstätte Salzgitter-Drütte Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel Gedenkstätte für die Opfer nationalsozialistischer Justiz in der JVA Wolfenbüttel Bildungs- und Gedenkstätte NS-Psychiatrie in Lüneburg

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191 1952 zeitPUNKT: Der Heimatfi lm „Grün ist die Heide“ ist der Block- buster des Jahres 191. Er be- handelt das drängende Problem der Flüchtlingsintegration in har- monisierender Weise. Vergangenheit ist Teil unserer Zukunft. Im Oktober 1945 ordnete die britische Militär- verwaltung die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen an. Am 30. November 1952 wurde die Gedenkstätte offiziell einge- weiht und in die Obhut des Landes Niedersachsen übergeben. 1990 beschloss Niedersachsen – als erstes deutsches Bundesland – auch Gedenkstätten in nicht- staatlicher Trägerschaft regelmäßig zu unterstützen. Gedenken gegen Vergessen.

_ Die nationalsozialistische Füh- sowie an Zwangsarbeitern und rung hatte bis zu ihrem Ende Kriegsgefangenen schockierten den Widerstand gegen die die Weltöffentlichkeit. Auch das Kriegsgegner Deutschlands jüdische Mädchen Anne Frank, propagiert und Fantasien von später bekannt geworden durch nicht existenten Wunderwaffen ihr vor der Deportation nach verbreitet, mit deren Hilfe ein Bergen-Belsen im Amsterdamer deutscher „Endsieg“ doch noch Versteck geschriebenes Tage- gelingen werde. Zu diesem Zeit- buch, gehörte zu den Opfern punkt allerdings wünschten sich des Lagers. die Deutschen in ihrer großen Mehrheit nur noch ein schnelles „Nach und nach kamen kleine Ende aller Kriegshandlungen. Gruppen Überlebender aus ver- Mit der deutschen Gesamtkapi- schiedenen Lagern zurück, und tulation am 8. Mai 1945 war es von diesen versuchte ich, etwas 1975 besuchte der damalige Ministerpräsident Israels, endlich so weit: Für Europa war über Margot und Anne zu er- Itzhak Rabin, die Gedenkstätte Bergen-Belsen. der Zweite Weltkrieg beendet. fahren. Endlich fand ich zwei Schwestern, die mit ihnen in Die deutsche Bevölkerung Bergen-Belsen zusammen ge- sah ihrer Zukunft mit sehr ge- wesen waren und die mir dann mischten Gefühlen entgegen. über die letzten Leiden und den Während der Tagesablauf der Tod meiner Kinder erzählten.“ Menschen vom Mangel an Nah- [Otto Frank, 1945] rung, Bekleidung und Obdach bestimmt war, zeichnete sich Im Jahre 2004 überführte das immer deutlicher auch das Aus- Land Niedersachsen seine Ge- maß des Grauens ab, das die denkstätten und die gesamte nationalsozialistische Gewalt- Gedenkstättenarbeit in eine öf- herrschaft verursacht hatte: Am fentlich-rechtliche „Stiftung nie- 15. April 1945 hatten britische dersächsische Gedenkstätten“. Truppen das Konzentrationsla- Die Stiftung soll dazu beitragen, ger Bergen-Belsen befreit. Die dass das Wissen über das von dort kommenden Bilder und historische Geschehen in Berichte über den Völkermord den Jahren der nationalsozia- der Nationalsozialisten an Juden listischen Diktatur von 1933 bis und anderen als „rassisch min- 1945, insbesondere über die derwertig“ eingestuften Men- Geschichte von Verfolgung und 1981 forderten Bürger ein Informations- und Dokumenta- schen, an politischen Gegnern Widerstand auf dem Gebiet des tionszentrum für die Konzentrationslager im Emsland. Landes Niedersachsen, im Be- wusstsein der Menschen wach gehalten und weitergetragen wird.

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1953 zeitPUNKT: Die welfische Deutsche Partei zieht mit Hilfe der CDU wieder in den Deutschen ein. Die Wahlplakate schüren die Angst vor der „roten Flut“. Wie viel Kirche verträgt der Staat? Am 19. März 1955 setzten im Kloster Loccum Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf und die Repräsentanten der fünf evangelischen Kirchen im Lande ihre Unter- schriften unter den ersten Staatskirchenvertrag nach Kriegsende. Beide Seiten verpflichten sich darin zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf der Grundlage der verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche. Der Vertrag, dem zehn Jahre später ein Konkordat Niedersach- sens mit der katholischen Kirche und 1983 eine entsprechende Vereinbarung mit dem Landesver- band der jüdischen Gemeinden folgten, wurde zum Vorbild für alle weiteren Staatskirchenverträge in den deutschen Bundesländern, auch noch nach der deutschen Wiedervereinigung von 1990. Die Glaubensfrage.

_ Die christlichen Kirchen hatten „Die Vollstreckung der Kirchen- fremd wahrgenommen. Sicher in den Nachkriegsjahren großen steuern und der kirchlichen ist, dass sich mit der Zuwan- Anteil an der gelungenen Inte- Gebühren, soweit sie der Voll- derung von Menschen aus gration der vielen Flüchtlinge streckung im Verwaltungswege anderen Kulturkreisen die Zu- und Vertriebenen. Die damit unterliegen, wird auf Antrag der gehörigkeit zu den christlichen verbundene Auflockerung der beteiligten Kirchen den Landes- Kirchen anders gewichtet als in den einzelnen Regionen behörden oder, wenn die früher. Infolge der stetigen kul- Niedersachsens bis 1945 noch Gemeinden (Kreise) zustimmen, turellen Neuerungen unterliegt jeweils fest gefügten katho- diesen übertragen.“ [Artikel 13 auch das Verhältnis von Staat lischen oder evangelischen (3) des Loccumer Vertrages und Kirche einem kontinuier- Milieus hat zu dieser Integration vom 19. März 1955] lichen Veränderungsprozess. nachhaltig beigetragen und der Der demokratische Rechtsstaat heute überall selbstverständlich In den letzten Jahrzehnten lässt den Kirchen Raum, um in Konkordat mit der katholischen Kirche 1965: Minister- gewordenen ökumenischen Zu- lässt sich nun zunehmend eine der Gesellschaft und für diese präsident Diederichs und der Apostolische Nuntius sammenarbeit über Konfessions- Veränderung der religiösen und zu wirken. Der Staat fördert Bafile tauschen die Urkunden aus. grenzen hinweg den Boden kulturellen Lebensgestaltung das vielfältige, weit über den im bereitet. Auch in Niedersachsen der Bürger erkennen. Viele engeren Sinn religiösen Bereich gehören die meisten Menschen Kirchen, auch die noch bis hinausreichende Engagement einer Kirchengemeinde an. in die 1970er Jahre bei den der Kirchen, verpflichtet sich Damit aus der gleichzeitigen Sonntagsgottesdiensten stets dabei aber klar zu weltanschau- Existenz als Staatsbürger und gut gefüllten katholischen, licher Neutralität. Kirchenmitglied jedoch kein un- haben heute nur einen geringen auflösbarer Konflikt wird, sichern Besuch oder stehen gar leer. Konkordate und Verträge den Angehörige anderer Religions- Kirchen eine besondere recht- gemeinschaften werden immer liche Stellung. weniger als andersartig oder

Der Deutsche Evangelische Kirchentag versammelte 2005 Ansprache des hannoverschen Landesbischofs Hanns Lilje hunderttausende Menschen in Hannover. anlässlich der Unterzeichnung des Loccumer Vertrages.

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1954 zeitPUNKT: Arno Schmidt (1914 bis 1979) verbindet in sei- nem historischen Roman „Das steinerne Herz“ experimentelle Prosa mit Zeitkritik und nieder- sächsischem Lokalkolorit. Niedersächsische Schülerinnen und Schüler nach Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft

69 ,0 Evangelisch Katholisch 60,1 9,0 Islamisch Andere Keine

Alle Angaben 0,8 in Prozent. 0,6 18, 1, 14,1 6, 4,1 4,9 ,4 1,6 ,9 ,

198 199 00

■ Katholisches Glaubensleben: 1.300 Messdiener wallfahrten 1959 zur Gottesmutter von Bethen bei Cloppenburg.

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1955 196 zeitPUNKT: Die Okertalsperre im Harz wird fertig gestellt. Das Bau- werk kann bis zu 46 Millionen Kubik- meter Wasser stauen und versorgt weite Gebiete Niedersachsens mit Trinkwasser. ■ Endgültig überwundene Zustände oder Zukunftsmodell? Eine einklassige Volks- schule Mitte der 1950er Jahre.

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19 1958 zeitPUNKT: Nobelpreisträger Otto Hahn fordert ein Verbot von Atomwaffen, und in der „Göttinger Erklärung“ protestieren 18 Atom- physiker gegen die atomare Auf- rüstung. Bildungsoffensive und Chancengleichheit. Während es in den ersten zehn Nachkriegsjahren vor allem darum ging, zerstörte Schulen wieder aufzubauen und die Versorgung mit Lehrkräften zu verbessern, setzte in Niedersachsen ab 1958 eine umfassende Schulreform ein. Um das Bildungsgefälle zwischen dem Schulwesen in der Stadt und dem auf dem Land abzubauen, wurden die häufig nur ein- oder zweiklassigen dörflichen Volksschulen, die es damals in allen Teilen des Landes noch in großer Zahl gab, fortan zu Mittelpunkt- schulen zusammengefasst und modernisiert. Mission Possible.

Mittelpunktschulen und mo- den 1970er Jahren ein hier derne Schulzentren. Damit alle früher kaum vorstellbares breit Kinder und Jugendlichen täglich gefächertes Studienangebot vom Elternhaus aus ihre Schule für alle Regionen Niedersach- erreichen können, wurde sens, eine Regionalisierung, außerdem ein dichtes Netz von deren finanzielle Folgelasten Realschulen und Gymnasien die Landesregierung heute vor geknüpft. schwierige Aufgaben stellt.

„Was es für die ländliche Bevöl- Mit dem Niedersächsischen kerung bedeutet hat, in wenigen Hochschulgesetz von 2002 und Jahren Abschied zu nehmen dem Hochschuloptimierungs- von dem über lange Zeit hinweg gesetz von 2003 werden Stu- Schulzentren gehören heute zum Erscheinungsbild vieler Neunutzung einer Kaserne für die überlieferten Gefüge der wenig dienangebote auf europäischen größerer Gemeinden, hier Buchholz in der Nordheide 1971. Bildung: Universität Lüneburg. gegliederten Landschule, kann Standard umgestellt – die inter- nur der ganz ermessen, der, nationale Wettbewerbsfähigkeit _ In der Bundesrepublik liegt die wie ich, vom Lande stammt.“ soll wie in der Vergangenheit Kompetenz für das Bildungs- [Kultusminister Richard Lange- wieder wissenschaftliche wesen verfassungsgemäß von heine auf einer Arbeitstagung Spitzenleistungen erbringen. Anfang an bei den Ländern. am 23./24. Februar 1966 in Das Land Niedersachsen hat Barsinghausen] Natürlich kann nicht jeder damit den Auftrag erhalten, heranwachsende Niedersachse jeder neuen Generation eine In den Folgejahrzehnten musste Nobelpreisträger werden: Der möglichst große Vielfalt an zeit- auf schwankende Geburten- niedersächsische Arbeitsmarkt gemäßen Ausbildungswegen zahlen ebenso reagiert werden bietet ausgebildeten Fachkräf- zu ebnen. Seit Ende der 1950er wie auf eine Verschiebung der ten auch im Handwerk und im Jahre errichteten das Land Schüleranteile an den unter- Dienstleistungssektor vielfältige und die Kommunen in einem schiedlichen Schulformen. Chancen und Perspektiven für großen gemeinsamen Kraftakt Fachhochschul- und Hoch- die Zukunft. flächendeckend mehrzügige schulgründungen schufen ab

Niedersächsische Nobelpreisträger

Robert Koch, Max Planck, Werner Heisenberg und Otto Hahn – sie alle zählen zu den deutschen Wissenschaftlern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden sind und an der Universität Göttingen ihre Spuren hinter- lassen haben.

Mit den Nobelpreisverleihungen an den Biophysiker Manfred Eigen und den Chemiker Erwin Neher konnte die niedersächsische For- schung in den letzten Jahren wieder an diese Göttinger Erfolgsge- 1991 erhält der Göttinger schichte anknüpfen. Chemiker Erwin Neher den Nobelpreis für Medizin.

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1959 zeitPUNKT: Der Jahrhundert- sommer: Dürre und Hitze in ganz Norddeutschland. Der Edersee muss abgelassen werden, um das Wasser der Weser und dem Mittellandkanal zuzuführen. Vom Rand in die Mitte Europas. Noch am 2. Oktober 1961, also bereits nach dem Berliner Mauerbau und mitten im Kalten Krieg, gelang über 50 Bewohnern aus Böseckendorf im Eichsfeld bei „Nacht und Nebel“ die kollektive Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik. Sie kamen damit einer drohenden Zwangsumsiedlung aus ihrer zum Grenzsperrgebiet gewordenen Heimat zuvor. 29 Jahre später, am 3. Oktober 1990, war Deutschland wiedervereinigt – die ehemalige „Zonengrenze“ und das Land Niedersachsen liegen nun im Herzen der Republik.

Land ohne Grenzen.

_ Schon wenige Jahre nach teilte es in zwei Staaten. Der oder andere dabei unterstützt dem Zweiten Weltkrieg begann ostdeutsche Staat, die DDR, hatten, strafrechtlich verfolgt. Zu der so genannte „Kalte Krieg“ – sicherte ab 1952 seine Grenze häufig langen Haftstrafen verur- die ehemaligen Alliierten trenn- zur Bundesrepublik – also auch teilt, wurden viele von ihnen ten Europa und die Welt seit- zu Niedersachsen – immer später von der Bundesregierung dem in zwei gegensätzliche stärker ab. Doch die scharf freigekauft. ideologische Lager. Die sicht- bewachten Grenzanlagen konn- bare Grenze dazwischen, der ten die Flucht der Menschen Die innerdeutsche Grenze „Eiserne Vorhang“, verlief jetzt in die Bundesrepublik nicht unterbrach für Jahrzehnte mitten durch Deutschland und stoppen. Daraufhin sicherte die nahezu alle überkommenen DDR seit Anfang der 1960er persönlichen, kulturellen und Jahre ihre Grenzbefestigungen wirtschaftlichen Beziehungen. noch massiver mit Stacheldraht 1954 wurde das bundesdeut- und scharfen Hunden, Minen, sche Zonenrandgebiet, ein 40 Selbstschussanlagen und vielen Kilometer breiter Streifen entlang weiteren grausam wirkenden der innerdeutschen Grenze, technischen Mitteln. daher als Notstandsgebiet anerkannt und bis in die 1990er In Salzgitter begann man da- Jahre mit umfangreichen Mitteln mals, eine zentrale Erfassungs- gefördert. Heute arbeitet Nie- stelle für die in der DDR staat- dersachsen partnerschaftlich licherseits an der Grenze mit seinen unmittelbar angren- Eröffnung des EUREGIO-Servicebüros begangenen Gewaltakte ein- zenden Nachbarn, mit anderen „Diabolo“ für deutsch-niederländische zurichten. Bis zur Grenzöffnung Nordseeanrainern und mit den Jugendkontakte im Jahr 2005. 1989 fanden an der gesamten Staaten Mittel- und Osteuropas innerdeutschen Landesgrenze zusammen. einschließlich der 1961 errich- teten Berliner Mauer fast 1.000 Menschen den Tod. Weit mehr Menschen wurden wegen versuchten Grenzübertritts oder weil sie einen solchen geplant

Gedenksteine zur Erinnerung an die Amtliches Informationsblatt von 1965 zu den Gefahren an Flucht der Bewohner Böseckendorfs. der innerdeutschen Grenze.

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1960 zeitPUNKT: Das Braunschweiger Schloss, das den Krieg im Kern un- versehrt überstanden hatte, wird ab- gerissen. 2005 werden Architekten überall nach den verscharrten Resten für eine Teilrekonstruktion suchen. ■ Bis 1961 fl üchteten annähernd drei Millionen Menschen über die Grenze nach Westdeutschland. Viele, die aus den deutschen Ostgebieten ge- kommen waren, schnürten ihr Bündel dafür ein zweites Mal.

Grenzen im Wandel

Niedersachsens Grenze zu den Niederlanden war zwar deutlich kürzer als die zur DDR, doch durch die angespannte Situation nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sie im ersten Nachkriegs- jahrzehnt ebenso trennend – obschon es hier keine Fluchtsituationen gab. Noch bis 1948 versuchten die Niederlande, kleinere deutsche Gebiete westlich der Ems dem eigenen Staat zuzuschlagen. In den betroffenen 18 Landkreisen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen riefen diese Gedankenspiele großen Widerspruch hervor. In der Bentheimer Erklärung vom 1. Februar 194 äußerten die politischen Vertreter ihre Ablehnung, zugleich aber auch die Hoffnung auf ein künftig gutnachbarschaftliches Verhältnis zu den Niederlanden.

Mit den Jahren setzte sich in den deutsch-niederländischen Grenzgemeinden die Erkenntnis durch, dass die historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten wertvoller und stärker sind als das Trennende der jüngsten Geschichte.

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1961 196 zeitPUNKT: Norddeutschland wird von einer der schwersten Sturmfl uten in der Geschichte heimgesucht. Südlich der Elbe müssen 60.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Bruttowertschöpfung in Niedersachsen nach Wirtschaftsbereichen

10,0 11,0 1,0 4,0 ,8 ,

1,0 0,8 8,0 18,0 49,0 8,0 6,

1,0 1,

1960 1990 2004

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Dienstleistungsunternehmen Produzierendes und Baugewerbe Öffentliche und private Dienstleister Handel, Gastgewerbe und Verkehr Alle Angaben in Prozent.

_0

196 1964 zeitPUNKT: Das Wunder von Lengede: Noch zwei Wochen nach dem Unglück können elf der bei einem Klärteicheinbruch verschütteten Bergleute gerettet werden. Seit 1964 produziert Volkswagen Automobile in Emden. Dank der „Autofabrik am Meer“ zählt Emden seit langem zu den größten Autoverlade- häfen Europas.

Niedersachsen in einer globalisierten Wirtschaft. Seit 1964 produziert Volkswagen auch an der Küste, in Emden, Automobile. Heute arbeiten dort 9.500 Beschäftigte, die bis zu 1.200 Fahrzeuge täglich herstellen. In den vergangenen 40 Jahren wurden rund acht Millionen Autos von Emden aus in die ganze Welt verschifft. Die wirtschaft- lichen Strukturen Europas haben sich seit den 1950er Jahren in einem immer schnel- leren Tempo gewandelt und werden es, womöglich noch rasanter, auch weiterhin tun. Das Land Niedersachsen stellt sich diesen großen Herausforderungen seit 60 Jahren mit Erfolg. Alles bleibt anders.

_ Die zunehmende Mechanisie- darauf in den 1950er Jahren fügung stellen, und Verkehrs- der 1980er Jahre wandelten rung der Landwirtschaft führte mit mehreren umfangreichen wege sind dann sinnlos, wenn die wirtschaftlichen Strukturen schon bald nach dem Krieg Notstandsprogrammen: dem sie nicht der wirtschaftlichen in Niedersachsen abermals – zum Verlust vieler Arbeitsplätze. Küstenprogramm, dem Ems- Erschließung eines Landes die- diesmal vom produzierenden Neue Beschäftigungsmöglich- land-Plan, dem Programm Süd nen.“ [Carlo Graaff, Niedersäch- Gewerbe hin zu einer Dienst- keiten bot jedoch das stark und der Zonenrandförderung. sischer Minister für Wirtschaft leistungs- und Informationsge- wachsende produzierende Ge- Zu einem weiteren wichtigen und Verkehr 1959 bis 1965] sellschaft. Auch für das Land werbe. Vor allem der Maschi- Instrument der Strukturförde- eine neue Situation, deren nen- und Fahrzeugbau sowie rung wurde der Ausbau der „Wohlstand ist eine Grundlage, richtige Einschätzung viele die elektrotechnische Industrie Verkehrswege. Teilweise gra- aber kein Leitbild für die Lebens- Chancen für die Zukunft eröff- machten Niedersachsen zu vierende Veränderungen in gestaltung. Ihn zu bewahren nen kann. einem modernen Industrie- der Wirtschaftsstruktur gab es ist noch schwerer, als ihn zu standort. Dennoch zeigte sich schließlich an der Küste infolge erwerben.“ [, schon früh, dass hier nicht für des seit den 1960er Jahren ver- Bundeswirtschaftsminister seit alle Menschen Arbeit vorhan- folgten Konzepts der Industrie- 1949 und Bundeskanzler 1963 den war, und zusätzlich zu dem ansiedlung am seeschifftiefen bis 1966] durch die vielen Flüchtlinge und Wasser. Vertriebenen erhöhten Bedarf Wachsender Konkurrenzdruck wurde auch ein deutliches „Die Wirtschaft kann nicht florie- auf den Weltmärkten ab den regionales Gefälle erkennbar. ren, wenn wir ihr nicht leistungs- 1970er Jahren und eine interna- Bund und Land reagierten fähige Verkehrswege zur Ver- tionale Wirtschaftskrise Anfang

Umsetzung des „Emslandplanes“: Der Ottomeyer-Pflug Industrieansiedlung am seeschifftiefen Wasser: der Öl- Innovative Dienstleistungen in Nieder- konnte auch schwere Moorböden umbrechen. umschlaghafen in Wilhelmshaven. sachsen bieten Unternehmen der Biotechnologie.

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1965 zeitPUNKT: Mit der staatlichen Garantie für konfessionelle Bekennt- nisschulen sind zahlreiche Bürger nicht einverstanden. Der Konflikt führt zum Bruch der sozialliberalen Regierungskoalition. Von 1947 bis 1962 war der Nieder- sächsische Landtag sehr beengt in der Stadthalle Hannover untergebracht.

Umgang mit Radikalismus in Niedersachsen. Mit der Gründung der Nationaldemokra- tischen Partei Deutschlands (NPD) 1964 in Hannover begann eine neue Sammlung der rechtsextremen Kräfte. 1967 gelang es der von Adolf von Thadden aus Göttingen geführten NPD mit riesigem Werbeaufwand, bei den niedersächsischen Landtags- wahlen sieben Prozent der Stimmen zu erhalten. Das war aber bundesweit nicht die Ausnahme: Die NPD zog damals ebenfalls in die Landtage von Hessen, Bayern, Bremen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein ein.

Demokratie leben.

_ Bei den Reichstagswahlen politischen Spektrums gegrün- rechten Kräfte erneut: Mit dem 1932 und 1933 bekam Hitlers det wurden, die sich als alleiniges Einzug von zehn NPD-Abgeord- NSDAP in Norddeutschland Sprachrohr bestimmter Bevölke- neten in den Niedersächsischen besonders hohe Stimmenan- rungsgruppen verstanden, die Landtag 1967 war allerdings ihr teile. Im Freistaat Braunschweig sich aus ganz unterschiedlichen politischer Zenit bereits erreicht. war sie schon seit 1930 an der Gründen massiv benachteiligt Der Rechtsradikalismus wurde Regierung beteiligt. Die Frage, fühlten. in der Folgezeit zu einem vom ob hier eine der Ursachen Verfassungsschutz überwach- dafür verborgen liegt, dass sich „Nur ein nationaler Sozialismus ten gesamtgesellschaftlichen nach Kriegsende besonders ist geeignet, Deutschland wie- Randphänomen ohne spezielle in Niedersachsen in großer der aufzubauen. Wir bekennen niedersächsische Ausrichtung. Zahl wieder radikale Rechte uns zu diesem nationalen Heute spricht der Verfassungs- sammelten, wird unterschiedlich Sozialismus.“ [Otto Ernst Remer, schutzbericht von etwa 350 Linke Gewalt gegen rechte Aufmär- beantwortet. Sicher ist, dass es Generalmajor a. D., 1951] Personen, die in Niedersachsen sche: In Göttingen brennen 2005 in Norddeutschland bis Mitte dem rechtsextremen Spektrum wieder die Barrikaden. der 1950er Jahre häufig einzel- In etwa zeitgleich mit dem Auf- zuzurechnen sind. Das sind ne schillernde Figuren waren, kommen der neuen Linken in 0,004 Prozent der Bevölkerung. unter deren Führung radikale der zweiten Hälfte der 1960er Parteien am rechten Rand des Jahre erstarkten die radikalen

Die rechtsradikale Deutsche Reichs- Friedliche Bürgerproteste gegen Rechtsextremismus 2005 in Verden. partei wirbt 1955 noch mit Phrasen der Weimarer Zeit.

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1966 zeitPUNKT: Seit 1966 finden regel- mäßig die „Oldenburger Ökumenischen Gespräche“ statt: ein niedersächsischer Beitrag zum Miteinander der beiden großen Konfessionen; seinerzeit die ersten Begegnungen dieser Art. Politisch motivierte Straftaten in Niedersachsen im Jahre 2004

Rechtsextremistisch Linksextremistisch Ausländerextremistisch

Körperverletzung 8  4

Landfriedensbruch – 8 1

Sachbeschädigung  109 1

Nötigung/Bedrohung 16  4

Propaganda 8 – –

Volksverhetzung 09 104 

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1967 1968 zeitPUNKT: Die Bundesautobahn A 1 (Hansa-Linie) soll vom Ruhrgebiet über Osnabrück, Bremen und Hamburg nach Lübeck führen. Mit der Freigabe des niedersächsischen Teilstücks wird 1968 die letzte Lücke geschlossen. Der Rabenvogelstreit

Früher waren die Krähen, weil sie die Saat von den Feldern picken, Singvögelnester plündern und Hasen und Rebhühner jagen, höchst unbeliebt. Der Staat zahlte Prämien für ihren Abschuss.

Als die Bundesartenschutzverordnung die Rabenvögel 1986 unter besonderen Schutz stellte, stieß das bei Jägern und Gartenbesitzern – gerade in Niedersachsen – auf Unverständnis. Schließlich sind Krähen und Elstern Kulturfolger und in ihrem Bestand nicht gefährdet. Die Wildtiererfassung 00 schätzte den Bestand an Rabenkrähen wie an Elstern in Niedersachsen auf 1,6 Brutpaare auf 100 Hektar. Der Schutz der Rabenvögel beweist so eine gewandelte Einstellung zu Wildtieren: eine Ethik, die nicht den Menschen zum alleinigen Maß nimmt.

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1969 1970 zeitPUNKT: Breite Bürgerproteste, die „Rote-Punkt-Aktionen“, erheben sich gegen die als unsozial empfun- denen Fahrpreiserhöhungen im han- noverschen Nahverkehr. Auf dem Weg zum ökologischen Bewusstsein. Erst in den 1960er Jahren drang die globale Dimension der fortschreitenden Umweltveränderungen und Umweltzerstörungen ins allgemeine Bewusstsein. Bis dahin war Umweltschutz in weiten Teilen der industrialisierten Welt kein Thema. Erst als immer erschreckender deutlich wurde, dass sich einzelne Schadensphänomene nicht isolieren ließen, begann man die Zusammenhänge weltweiter Ökosysteme zu erkennen – der Begriff „Umweltschutz“, der sich auf alle natürlichen Lebensgrundlagen bezieht, ging rasch in den deutschen Sprachgebrauch über. 1970 fand das Wort erstmals Eingang in die Debatten des Niedersächsischen Landtages. Jetzt neu: Umweltschutz.

kann verworfen werden.“ Und 2004 erklärte er seine persön- liche Haltung in den frühen 1980ern so: „Ich wollte schon, dass politisch was passiert. Ich hatte da so einen emotionalen Unterton drin, und der war auch gewollt, um die Wirkung zu er- zielen.“

Niedersachsens Landesregie- rung legte 1971 einen ersten umfangreichen Umweltschutz- Bericht vor. Sie bezeichnete darin den Schutz der natür- Not der Nachkriegszeit: An den Die Ökologiebewegung half, das Prin- Gehören in Niedersachsen vielerorts lichen Lebensgrundlagen des Lebensraum Moor dachte noch zip der Nachhaltigkeit im allgemeinen bereits zum Landschaftsbild: moder- Menschen als eine vordringliche niemand. Bewusstsein zu verankern. ne Windkraftanlagen. politische Aufgabe.

_ Mit der beginnenden Industria- Notwendigkeit und Durchset- Der praktische Umweltschutz lisierung im 19. Jahrhundert ver- zung neuer Umweltschutzmaß- begann für Niedersachsen vor änderte sich überall auch die nahmen und um Alternativen der eigenen Haustür: Minister- Umwelt immer sichtbarer. Der zur herkömmlichen Energie- präsident Ernst Albrecht bei- Wandel, aber auch die Zerstö- gewinnung. spielsweise gründete den Na- rung überkommener Naturge- tionalpark Wattenmeer zum gebenheiten sensibilisierten Viel beachtet, behauptete 1981 Schutz der dortigen Tier- und die Menschen, und es bildete der Göttinger Bodenforscher Pflanzenwelt und legte 1981 ein sich eine breite Naturschutz- Bernhard Ulrich: „Die ersten umfangreiches Moorschutzpro- bewegung. 1922 entstand in großen Wälder werden schon gramm auf. Unter dem beson- der Lüneburger Heide der erste in den nächsten fünf Jahren deren Eindruck des Reaktorun- deutsche Naturpark. sterben. Sie sind nicht mehr glücks von Tschernobyl bekam zu retten.“ Das deutsche Wort Niedersachsen 1986 ein eige- Der „Umweltschutz“ mit seiner „Waldsterben“ ist seitdem in nes Umweltministerium, und die ganzheitlichen Betrachtungs- vielen Ländern bekannt. Zehn Niedersächsische Verfassung weise wurde erst im letzten Drit- Jahre später revidierte er seine von 1993 rechnet den „Schutz tel des 20. Jahrhunderts thema- Aussage: „Die Hypothese von der natürlichen Lebensgrundla- Das von 1909 bis 1966 ausschließ- tisiert. Auch in Niedersachsen einem großflächigen Waldster- gen“ zu den Staatsgrundsätzen. lich mit Torf beheizte Wärmekraftwerk begann eine intensiv geführte ben für die nahe Zukunft ist im ostfriesischen Wiesmoor galt lange Auseinandersetzung um die nicht von Daten gedeckt und als besonders fortschrittlich.

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1971 zeitPUNKT: Der Buxtehuder Bulle, heute einer der bekanntesten deut- schen Jugendbuchpreise, wird zum ersten Mal verliehen. Das Preisge- richt besteht paritätisch aus Jugend- lichen und Erwachsenen. Verwaltungsreform als Daueraufgabe. Die Stadt Papenburg im Landkreis Emsland ist heute vor allem bekannt durch die Kreuzfahrtschiffe der Meyer-Werft. Aber auch 1973 war die Stadt an der Ems Gesprächsthema: Im Zuge der damaligen landesweiten Gebietsreform bekam Papenburg einen neuen Ortsteil – die bis dahin selbständige Stadt Aschendorf wurde eingemeindet. Diese und ähnliche Entscheidungen an vielen anderen Orten stießen auf oft heftige Entrüstung; heute werden sie aber durchaus auch für ihre Weitsicht gelobt. Letztlich hatten und haben alle niedersächsischen Ver- waltungsreformen zwei Hauptziele: Kostensenkung und stetige Rationalisierung.

Weniger ist mehr.

_ In den ersten Jahren nach Funktionen und Techniken zu Verwaltungsmodernisierung Gründung des Landes war überdenken, ist von Zeit zu Zeit bleibt in Niedersachsen auch man noch bestrebt, möglichst immer wieder neu gestellt; sie weiterhin notwendig und ist viele Verwaltungsaufgaben ist heute besonders dringlich, ein offener Prozess. Die Erfah- zu dezentralisieren und den weil sie während vieler Jahre rung zeigt, dass das Land dort Landkreisen, Städten und gegenüber anderen Proble- Schaden nimmt, wo die Ver- Gemeinden zu übertragen. Seit men zurücktreten musste, die waltung nicht flexibel genug auf den 1960er Jahren hoffte man zunächst vorrangig erschienen.“ Veränderungen reagieren kann. dann auf eine Rationalisierung [Sachverständigenkommission durch die Schaffung größerer für die Verwaltungs- und Ge- Verwaltung als Serviceangebot aus Verwaltungseinheiten. Bis bietsreform, 1969] einer Hand im Jahr 2006: das Bürger- 1978 schrumpften daher durch büro in Peine. Fusionen die acht Regierungs- Später erkannte man, dass bezirke auf vier und die vorher die Größe einer Organisation 60 Landkreise auf 38 zusam- nicht unbedingt ihre Effizienz men; die Zahl der selbständigen garantiert, sondern im Ge- Gemeinden reduzierte sich genteil auch zu ungeplanten sogar auf ein Viertel. und ungesteuerten Prozessen führen kann. Als Konsequenz „Die öffentliche Verwaltung dieser Erkenntnis wurden besteht nicht als Selbstzweck daher in einer weiteren großen für sich; sie dient der im Staat Strukturreform im Jahre 2004 Proteste gegen eine Grenzziehung am grünen Tisch: verfassten Gesellschaft und hat die Bezirksregierungen auf- Schepsdorf-Lohne bei Lingen 1973. sich deshalb ihren sich wan- gelöst und ihre Aufgaben teils delnden Strukturen und Bedürf- vom Land auf die Kommunen, nissen anzupassen. Die Aufga- teils auf Landesfachbehörden be, die öffentliche Verwaltung übertragen, die im Zuge dieser in ihrem gebietlichen Zuschnitt, Reformmaßnahmen vielfach ihrer Organisation und in ihren ebenfalls einen neuen Zuschnitt erhielten. Einige Aufgaben, beispielsweise die jetzt den Landschaften und Landschafts- verbänden obliegende regionale Kulturförderung, wurden von Dritten übernommen. Aufgaben schließlich, die sich überlebt hatten, fielen ganz weg.

Der erste Entwurf für die Kreisreform der 1970er Jahre nahm wenig Rücksicht auf gewachsene Zusammenhänge.

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1972 zeitPUNKT: Ein Orkan reißt am 13. November verheerende Schnei- sen in die Wälder Niedersachsens. Zehn Prozent des Baumbestandes werden zerstört, also mehr als 100.000 Bäume. Zahl und Art der Verwaltungseinheiten in Niedersachsen

Gemeinden Amtsgerichte Landkreise Bezirksregierungen

190 4.44 18 60 8

1980 1.08 9 8 4

00 1.0 80 8 –

■ Einzug der EDV in die Verwaltung: Büroautomation in Hannover in den 1960er Jahren.

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1973 194 zeitPUNKT: Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Klaus Peter Bruns springt in die Leine: Er hatte zwei Jahre zuvor erklärt, dass der Fluss spätestens 194 wieder so sauber sei, dass man darin baden könne. Die Grünen

Auf der Suche nach einem neuen und effektiveren Weg des Protests gegen Atomkraft gründete der Schwarmstedter Carl Beddermann im Frühjahr 19 die erste „Umweltschutz- partei“ (USP), aus der im November die „Grüne Liste Umweltschutz“ (GLU) Landesverband Niedersachsen hervorging.

Bei der Landtagswahl im Juni 198 erhielt die GLU auf Anhieb ,9 Prozent der Stimmen. Die GLU war 198 die einzige Partei, die gegen Atomenergie votierte. Im Kreis Lüchow-Dannen- berg erhielt sie 1 Prozent der Wählerstimmen. Danach entstanden auch in anderen Bundes- ländern Grüne und Bunte Listen, die sich am Aufbau der GLU Niedersachsen orientierten. Ergebnis dieser Entwicklung war die Gründung der Partei „Die Grünen“ auf Bundesebene zur Bundestagswahl 1980. Kurz darauf löste sich die GLU Niedersachsen auf.

■ Wie hier in Hannover mobilisiert die Angst vor der Kernenergie Ende der 1970er Jahre unübersehbare Menschenmassen.

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19 1976 zeitPUNKT: Volksentscheid in Oldenburg und Schaumburg-Lippe: Eine große Mehr- heit stimmt jeweils gegen den Verbleib bei Niedersachsen. Der Bundestag ändert daraufhin das Grundgesetz und stoppt die Überlegungen zur Neuordnung der Länder. Ein Handzettel der „Grünen Liste Umweltschutz“ (GLU).

Gorleben – der Einstieg in den Ausstieg? Seit Anfang der 1970er Jahre traten bundes- weit Bürgerinitiativen für Umweltschutz in Erscheinung. Als Niedersachsen Anfang 1976 erste Pläne für die Einrichtung eines nationalen Endlagers für hochradioaktiven Atommüll und einer Wiederaufarbeitungsanlage bekannt gab, entstanden weitere Bür- gerinitiativen, die sich öffentlich immer lautstärker und deutlicher Gehör verschafften. Gorleben im Wendland wurde seitdem bundesweit und mit ganz eigenen Symbolen zu einem Synonym für die Anti-Atomkraft-Bewegung. Die Müll-Abfuhr.

_ Begriffe wie „Atomkraft – Nein Atommüll-Endlager mit Wieder- Bewegung geworden. Seit 1995 Danke“, „Die Grünen“ und „WAA aufarbeitungsanlage zu nutzen. wird der Ort als Zwischenlager Gorleben“ entstanden in den Aus dem zunächst örtlichen Wi- für abgebrannte Brennelemente letzten 25 Jahren. Heute wer- derstand weniger Anwohner for- und hochradioaktive Abfälle in den sie von vielen Menschen mierte sich bald eine Protestbe- Transportbehältern vom Typ mit ganz unterschiedlichen, oft wegung, die 1979 in Hannover Castor genutzt, doch die Frage, sehr emotionalen Bildern aus auf der größten Anti-Atomkraft- wo der bereits angefallene Niedersachsen verbunden. Tat- Kundgebung der Bundesrepu- Atommüll auf Dauer bleiben soll sache ist, dass sie für etwas blik 100.000 Menschen zusam- und wie mit ihm umzugehen ist, stehen, was die politische Kräfte- menbrachte. Nicht zuletzt unter ist noch immer heftig umstritten. verteilung und die Umwelt- dem Eindruck dieses massiven Die bis jetzt in Gorleben einge- politik in der Bundesrepublik Widerstandes ließ die damalige lagerten 70 Behälter konnten Deutschland nachhaltig beein- Bundesregierung Gorleben als daher stets nur unter massiven flusst hat. Standort für eine Wiederauf- Protesten dorthin gebracht wer- arbeitungsanlage schließlich den. Die Einsätze der Polizei bei 1977 schlug der niedersäch- fallen, doch die Pläne für ein Castortransporten zählen mitt- sische Ministerpräsident Ernst Endlager im dortigen Salzstock lerweile zu den aufwändigsten Albrecht der Bundesregierung wurden weiterverfolgt. Die Er- in Deutschland. vor, ein Gelände mit Salzstock kundungsarbeiten dafür setzten nahe der Gemeinde Gorleben noch im selben Jahr ein. Der Streit um die Nutzung der im dünn besiedelten und wirt- Atomkraft hat jedoch bewirkt, schaftlich schwachen Land- Gorleben ist weit über Nieder- dass in den letzten Jahren kreis Lüchow-Dannenberg sachsen hinaus zu einem Sy- große Anstrengungen zur För- als Standort für ein geplantes nonym für die Anti-Atomkraft- derung umweltfreundlicher Stromerzeugungstechniken unternommen wurden, unter anderem durch den Einsatz von Windkrafträdern. Mit rund 4.300 dieser Maschinen, die sich heute überall in Nieder- sachsen drehen, ist das Land nicht nur führend beim Einsatz solcher Anlagen, sondern auch Heimat mehrerer bedeutender Hersteller.

Nach dem „Atomkonsens“: 2003 wird das KKW Stade als Sitzblockaden sollen den Transport von Castorbehältern erstes deutsches Kernkraftwerk abgeschaltet. nach Gorleben verhindern.

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1977 zeitPUNKT: Die „Rote Mappe“ des Niedersächsischen Heimatbundes wird von der Landesregierung erst- mals mit einer „Weißen Mappe“ be- antwortet: ein wohl einzigartiges System des Dialogs. Die Schneestürme, die zur Jahreswende 1978/79 über Norddeutschland fegen, bringen auch in den Großstädten den Verkehr zum Erliegen.

Niedersachsen in Zahlen und Fakten. Vor fast dreißig Jahren versanken große Teile Norddeutsch- lands im Schnee. Zur Jahreswende 1978/79 und im folgenden Februar brachten jeweils mehrtägige Schneestürme fast ganz Norddeutschland meterhohe Schneeverwehungen. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen, und mehrere Menschen fanden sogar den Tod. Viele Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten, selbst Städte wie Bremerhaven und Cuxhaven. Zahlreiche Kreise gaben Katastrophenalarm und verordneten ein Fahrverbot. In Ostfriesland brach die Stromversorgung teil- weise zusammen, und die Autobahn A 2 Hannover–Dortmund musste wegen liegengebliebener Fahrzeuge komplett gesperrt werden. Gewöhnlich herrscht in Niedersachsen aber ein gemäßigtes, ozeanisches Klima.

Stadt, Land, Fluss.

_ Das Land gliedert sich in 38 südniedersächsischen Mittel- Spezielles wie Spargel und Eis- der Waren sorgen diverse Landkreise und acht kreisfreie gebirgs- und Hügelketten, die in bergsalat hat seinen Platz. Autobahnen, insbesondere Städte. So zahlreich wie Nieder- fruchtbare flachere Gebiete aus- die A 1, die A 2 und die A 7, sachsens Landkreise, so viel- laufen. Die sandigeren Böden 21 Prozent Niedersachsens sind gut ausgebaute natürliche und fältig sind allerdings auch seine der Tiefebene dehnen sich, viel- bewaldet: In der Mittelgebirgs- künstliche Wasserstraßen sowie landschaftlichen und struk- fach unterbrochen von größeren zone wachsen überwiegend vier der zehn größten Seehäfen turellen Gegebenheiten. Nie- Mooren, bis zu den Marschen Buchenmischwälder, während Deutschlands. dersachsen hat acht Millionen der Nordseeküste aus, und im im Harz und in der Heide Nadel- Einwohner und ist mit 48.000 Wattenmeer schließlich reihen wälder dominieren. Quadratkilometern das zweit- sich die sieben ostfriesischen größte deutsche Bundesland. Inseln aneinander. Wirtschaftlich wird Niedersach- Landschaftlich im wahrsten sen von Unternehmen aus der Sinne des Wortes heraus- 61 Prozent der Fläche werden Mobilitäts- und Energiebranche ragend ist das Harzgebirge. für den Anbau von Getreide, geprägt. Aber auch die Land- Weniger hoch, dafür aber Kartoffeln, Zuckerrüben und wirtschaft ist hochproduktiv. ebenso sehenswert, sind die Baumobst genutzt. Aber auch Für eine günstige Verteilung

Der Harz ist das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands, Wacholder und Heidekraut prägen die Leuchttürme – wie hier der so genannte Neue Leuchtturm hier stehen die höchsten Gipfel. sandige Lüneburger Heide. auf Borkum – sind typisch für die Küstenregion.

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1978 zeitPUNKT: „Boat-People“ werden die Flüchtlinge genannt, die vor dem kommunistischen Regime Vietnams auf das offene Meer flüchten. Das Land Niedersachsen bietet vielen von ihnen politisches Asyl. St. Petersburg

1.500 km

Der Mittelpunkt Deutschlands? 1.500 km

Krebeck im Landkreis Göttingen gehört zu den vier Orten, die beanspruchen, Deutschlands Mittel- punkt zu sein. Auf EuropaWesterland bezogen, liegt ganz Niedersachsen zentral. 300 km

Hannover Hannover

400 km 300 km 400 km Dresden

BrüsselBrüssel 700 km 500 km 500 km 700 km Paris

MünchenMünchen

1.000 km

1.000 km

FlorenzFlorenz

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1979 1980 zeitPUNKT: Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein schließen einen Staatsvertrag über den Norddeutschen Rundfunk. Seit 198 strahlt der NDR das Fernsehmagazin „Hallo Niedersachsen“ aus. Zahlen zur niedersächsischen Landwirtschaft

Auf Niedersachsen entfallen heute rund 1 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands. Etwa 80 Prozent der Gesamtfl äche des Landes werden von land- und forst wirtschaftlichen Betrieben bewirt- schaftet. Aus Niedersachsen kommen rund  Prozent des deutschen Rind- und Kalbfl eisches, 0 Prozent des Schweinefl eisches und rund 0 Prozent des Gefl ügelfl eisches. Jedes dritte Ei, das in Deutschland produziert wird, stammt ebenfalls aus Niedersachsen. Eine besondere Bedeutung hat zudem der Kartoffel anbau: 48 Prozent der deutschen Kartoffeln wachsen in Niedersachsen.

■ Einkaufszentrum in Mörse (Stadt Wolfs- burg) 1972: Supermärkte verdrängen die kleinen ländlichen Gemischtwarenläden.

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1981 1982 zeitPUNKT: Drei Großenknetener schreiben internationale Musikge- schichte: Als „Trio“ verkaufen sie mehr als drei Millionen Mal ihr minimalistisches Anti-Liebeslied „Da Da Da“. Leben und Arbeiten im ländlichen Raum. In der niedersächsischen Landwirtschaft setzte Mitte der 1950er Jahre ein Strukturwandel ein, der nicht nur die Landwirtschaft und ihre Produktions- weise selbst, sondern auch das Erscheinungsbild und das soziale Gefüge der Dörfer im Laufe der folgenden Jahrzehnte entscheidend verändert hat. Um diesen Veränderungen langfristig eine positive Richtung zu geben, wurde 1982 das Modellvorhaben „Dorferneuerung in Niedersachsen“ ins Leben gerufen. In zwölf Dörfern wurden Maßnahmen erprobt, deren Resultate anschließend als Grundlage für eine gezielte Strukturpolitik des ländlichen Raumes dienten.

Die Welt ist mein Dorf.

_ Nach Kriegsende wurde eine immer häufiger eng mit Land- Das blieb nicht ohne Folgen ausreichende Nahrungsmittel- handelsunternehmen und -ge- für die dörflichen Strukturen. versorgung der Bevölkerung nossenschaften zusammen. Überall in Niedersachsen ent- bald wieder erreicht. Um Flücht- standen am Rande der Dörfer linge und Vertriebene zu in- Von 1945 bis in die Gegenwart Neubaugebiete mit Einfamilien- tegrieren, förderte die nieder- hat sich in allen industrialisier- häusern für Menschen, die hier sächsische Landesregierung in ten Ländern das Bild der Land- zwar wohnen, aber in den Städ- den Folgejahren durch Land- wirtschaft entscheidend verän- ten arbeiten. Seit den frühen beschaffungs- und Ansied- dert. Zahlen aus Niedersachsen 1980er Jahren sorgten deshalb lungsprogramme das Entstehen verdeutlichen das sehr an- weitsichtige Dorferneuerungs- zahlreicher neuer bäuerlicher schaulich: Lag der Anteil der programme für die Sanierung Voll- und Nebenerwerbsbe- in der Landwirtschaft beschäf- alter Dorfkerne, die Entwicklung Das alte Küster- und Schulhaus in triebe. Mit dem technischen tigten Personen 1950 noch eines neuen Heimatbewusst- Varrel dient heute als Kulturzentrum. Fortschritt, aber auch als Folge bei 30 Prozent der Erwerbstä- seins und den Aufbau neuer so- der Ende der 1950er Jahre ein- tigen, waren es 1993 lediglich zialer Strukturen. Mit dem sicht- geleiteten europäischen Agrar- noch 4,4 Prozent. Parallel dazu baren Ergebnis, dass sich der politik begannen jedoch schon ist die Zahl der landwirtschaft- ländliche Raum heute durchweg bald Rationalisierungs- und lichen Betriebe dramatisch ge- lebenswert, überschaubar und Konzentrationsprozesse, die bis schrumpft; von ursprünglich als naturnahes Erholungsgebiet heute anhalten. In deren Verlauf etwa 250.000 sind heute nur präsentiert. haben sich viele landwirtschaft- noch rund 50.000 übrig geblie- liche Betriebe in Niedersachsen ben, deren Betriebsgröße je- stark spezialisiert und arbeiten doch massiv gewachsen ist.

Zuckerrübenernte in Clauen 1974. Eine Maschine erledigt Stellichte gehört 2004 zu den Gewinnern des Wettbewerbs heute die mühevolle Arbeit vieler Erntehelfer. „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“.

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1983 zeitPUNKT: Niedersachsen, Bayern, die Bundesrepublik Deutschland und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erwerben gemeinsam für 32,5 Millio- nen D-Mark das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Kunsthistorisch, zeitgenössisch und experimentell. Mit dem Rekordergebnis von 460.000 Besuchern endete im November 1985 die niedersächsische Landesaus- stellung „Stadt im Wandel – Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150 bis 1650“ in Braunschweig. Besonders in den letzten Wochen musste diese Schau mehrmals am Tag wegen Überfüllung geschlossen werden. Herausragendes Objekt war das in dieser Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Evangeliar Heinrichs des Löwen. Kulturlandschaft.

_ Kunst und Kultur werden vom Ernst Albrecht setzte die Lan- Jetzt rückte die Förderung der Bund, vom Land und von den desregierung stärkere Akzente „Soziokultur“ in den Vorder- Kommunen gefördert. Die öf- auf diesem Felde: Die Kultur grund. Das heißt: Die Initiativen, fentlichen Stellen wollen damit sollte in die Fläche gebracht die sich seit den 1970er Jahren nicht dirigieren, sondern „dem werden. Besonders charakteris- aus der Jugendzentrumsbewe- Wachstum einer vom Volk tisch für diese Epoche wurde gung entwickelt hatten – inte- selbst getragenen Kultur die- aber die Traditionsbildung, die grierte Theater- und Konzert- nen“. Das bedeutete zunächst: an die gemeinsame mittelalter- stätten, Ausstellungshallen und Finanzierung der Hochkultur liche Vergangenheit des nieder- Diskussionsforen –, erhielten und ihrer Institutionen, der sächsischen Raumes anknüpfte verstärkt Unterstützung. Außer- Theater, Orchester und Museen, und spektakuläre Aktionen be- dem wurde die Filmförderung die das Land Niedersachsen wirkte wie 1983 den millionen- zu einem bedeutenden Thema. von seinen Vorgängerstaaten teuren Ankauf des Evangeliars Das Land gründete deshalb übernommen hatte. Auch die Heinrichs des Löwen oder eben 2001 mit dem Land Bremen Denkmalpflege bewegte sich die Landesausstellung „Stadt im eine gemeinsame Medienge- Minister Pestel kritisiert auf der Kunst- noch lange in den bis Mitte des Wandel“. Das Niedersächsische sellschaft, die Nordmedia, die ausstellung 1977 in Bad Pyrmont 20. Jahrhunderts geschaffenen Denkmalschutzgesetz von 1979 Film- und Multimediaproduk- kulturelles Analphabetentum. Bahnen. weist in dieselbe Richtung. tionen fördern soll.

Als die finanziellen Verhältnisse Nach dem Regierungswechsel sich besserten, konnte die von 1990 verschoben sich un- Kulturförderung ausgeweitet ter Ministerpräsident Gerhard werden. Unter Ministerpräsident Schröder die Schwerpunkte.

„Stadt im Wandel“ – ein Höhepunkt der Die „Sommerlichen Musiktage“ in Hitzacker sind inzwischen zu einem festen niedersächsischen Museumsgeschichte. Bestandteil des niedersächsischen Kulturlebens geworden.

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1984 zeitPUNKT: Ein Transrapid in voller Fahrt: 1984 begann man im Emsland mit dem Bau einer Teststrecke für die Magnetschwebebahn. In Braun- schweig drehte zuvor eine Versuchs- version unzählige Proberunden. ■ Das Staatstheater Oldenburg bietet, wie hier mit Kleists „Käthchen von Heilbronn“ in der Spielzeit 1989/90, seit jeher ein weit ausstrahlendes Kulturangebot.

Kunstvereine und Kunstpreise

Zur Vielfalt des kulturellen Lebens in Niedersachsen tragen in erheblichem Umfang die Kunst vereine bei. Davon gibt es etwa 0, die meisten in eher kleineren Orten. Sie sind ein wesentlicher Faktor für die Vermittlung aktueller Kunst außerhalb der großen Zentren. Das Land Niedersachsen fördert Ausstellungen von Kunstvereinen vor allem im ländlichen Raum, beispielhaft seien die Vereine in Drochtersen-Hüll, Gartow, Neuenkirchen und Bad Salzdetfurth genannt.

Um einzelne Künstler gezielt zu fördern, vergibt das Land Niedersachsen zahlreiche Kunst - preise: den Niedersächsischen Kunstpreis, den Nicolas-Born-Preis für Literatur, den Praetorius Musikpreis und außerdem Förderpreise für die verschiedenen Sparten. Ein interessantes Angebot für hochbegabte Künstlerinnen und Künstler bieten Studienaufent- halte im In- und Ausland.

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1985 1986 zeitPUNKT: Der Nationalpark „Nieder- sächsisches Wattenmeer“ wird eröffnet. Er umschließt die Watten, Seemarschen und Inseln zwischen Dollart und Elbe und wird 199 UNESCO-Biosphären- reservat. Die im Zweiten Weltkrieg am schwersten beschädigten Städte Niedersachsens

Beschädigte Wohngebäude in Zahlen und in Prozent

Wilhelmshaven 9.96 94,0 %

Emden 4.4 , %

Braunschweig 11.06 69, %

Hannover 19.90 68,9 %

Osnabrück 9.108 66,0 %

Hildesheim .8 46, %

■ Die autogerechte Stadt: Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht erläutert 1953 dem großen Europa-Politiker Robert Schuman den Wiederaufbau Hannovers.

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198 1988 zeitPUNKT: In Handschellen stu- diert es sich nicht gut: Streiks und Demonstrationen zur geplanten Ein- führung von Studiengebühren über- schatten das 0-jährige Jubiläum der Universität Göttingen. Wiederaufbau und Stadtentwicklung. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche deutsche Städte zerstört. Auch in Niedersachsen bestimmten Baracken, Behelfs- und Zweckbauten noch lange nach Kriegsende das Bild wenigstens der größeren Städte. Ein typisches Beispiel für die wechselvolle Neugestaltung der deut- schen Stadtlandschaften ist der Wiederaufbau des Knochenhaueramtshauses in Hildesheim: Nachdem das „schönste Fachwerkhaus der Welt“ im Krieg vollständig zerstört worden war, kam zunächst ein nüchterner, rein funktionaler Hotelneubau an seine Stelle. Erst in den Jahren 1988 bis 1990 erhielt der Hildesheimer Markt mit dem originalgetreu rekonstruierten Knochenhaueramtshaus wieder seine aus dem Mittel- alter überkommene unverwechselbare Prägung und Atmosphäre. Park and Ride.

_ Die nach Kriegsende ohnehin und Stadtsanierung bestimmte, angespannte Wohnsituation mehr alte Bausubstanz verloren in den deutschen Städten ver- als im gesamten Zweiten Welt- schärfte sich seit dem Sommer krieg. 1945 noch einmal erheblich: Eine ständig wachsende Zahl Von schmucklosen Neubauten von Flüchtlingen, Vertriebenen gesäumte breite Hauptstraßen und heimkehrenden Kriegsge- und die Konzentration histo- fangenen zwang die Bevölke- rischer Gebäude auf „Traditions- rung, auf engstem Raum zu- inseln“ prägen daher bis heute sammenzurücken. Hinzu kam den Charakter vieler deutscher noch der Raumbedarf für die Städte; Niedersachsen macht ehemaligen Zwangsarbeiter und dabei keine Ausnahme. Stadt- Der mächtige Giebel des Knochenhaueramtshauses beherrscht heute die befreiten Insassen der Kon- landschaften gliedern sich in wieder wie seit fast 500 Jahren den Hildesheimer Marktplatz. zentrationslager sowie für die Wohngebiete mit Landschafts- Gruppensiedlung Nordenham 1964 – das Land förderte den Bau von Verwaltungen und die Soldaten elementen und in Gewerbege- Eigenheimen für Flüchtlinge und Vertriebene. der Besatzungsmächte. biete mit der dazu notwendigen Infrastruktur. Die frühe Vision Die folgenden Jahre und Jahr- der „autogerechten Stadt“ mit zehnte stellten die Städtepla- außerhalb der Geschäftszeit ner vor schwierige Aufgaben: häufig verödeten Innenstädten Am Anfang galt es, möglichst und Einkaufszentren auf der schnell möglichst viel Wohn- grünen Wiese ist in vielen Städ- raum zu schaffen. Unter dem ten Realität geworden. Gesichtspunkt, die Vergangen- heit hinter sich zu lassen, wur- Erst seit Mitte der 1970er Jahre den dabei die Chancen und besann man sich wieder auf Möglichkeiten einer Neuge- die hohe Lebensqualität, die gut staltung meist höher einge- erhaltene Altstädte mit ihrer ge- stuft als die eines Wiederauf- wachsenen vielfältigen Infra- baus durch die Rekonstruktion struktur den Menschen bieten. Im Zweiten Weltkrieg wurden vielerorts die Innenstädte durch alliierte überkommener städtebaulicher Viele niedersächsische Städte Luftangriffe weitestgehend zerstört: Osnabrück 1942. Strukturen. Das Niedersäch- haben sich daher in den letzten Bau des Ihme-Zentrums in Hannover: Die Planungen nahmen häufig keine sische Aufbaugesetz von 1949 beiden Jahrzehnten zu sorgsam Rücksicht auf gewachsene Strukturen und Bedürfnisse der Menschen. trug diesem Ansatz Rechnung restaurierten Schmuckstücken und gliederte die Bebauung ge- gewandelt, die auch touristisch trennt nach Funktionen. Insge- von großem Reiz sind. Da die samt ging bei dieser forcierten Stadtzentren als Parkplatz viel Modernisierung, die bis in die zu schade sind, sorgt das Prin- 1970er Jahre die Stadtplanung zip „Park and Ride“ dafür, dass sie problemlos auch ohne Auto zu erreichen sind.

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1989 zeitPUNKT: Otto Waalkes schafft es, mit seinem cineastischen Lach- erfolg „Otto – Der Außerfriesische“ einem Millionenpublikum die Heimat- liebe der Ostfriesen vorzuführen. Vom Wappentier zum Markenzeichen. 1991 ließ die Landesregierung mit dem „Niedersachsen-Stil“ ein eigenes „Corporate Design“ für Niedersachsen entwickeln. Das Hauptelement war dabei ein stilisierter Pferdekopf, der die Tradition des Landeswappens in moderner Form

Das niedersächsische aufnehmen sollte. Die jetzige Landesregierung beschloss 2004, auf Landeswappen. dieses Logo fortan zu verzichten und für die Selbstdarstellung wieder das Landeswappen, das eigentliche staatliche Hoheitszeichen, zu benutzen.

Flagge zeigen.

_ „Ein Pferd! Ein Pferd! Ein König- mehreren unter seine Herr- die Regeln der Wappenkunst reich für ein Pferd!“ – was schaftszeichen auf. Im 19. Jahr- ungewöhnlich naturalistisch, Shakespeares König Richard III. hundert führten sowohl das weshalb immer wieder – zu Un- verzweifelt erflehte, hält Nieder- Herzogtum Braunschweig als recht – vermutet wird, er zeige sachsen seit 1952 für alle sei- auch das Königreich bezie- eine bestimmte Pferderasse. ne Einwohner sprungbereit: Ein hungsweise die spätere preu- weißes Ross ziert Wappen und ßische Provinz Hannover das Die amtlichen Landessymbole Flagge des Landes. weiße Ross im Wappen. beschreibt Artikel 1 Abs. 3 der Landesverfassung: „Nieder- Das weiße Ross wurde seit dem Auch die erste niedersäch- sachsen führt als Wappen das 14. Jahrhundert als Wappen- sische Landesregierung weiße Ross im roten Felde figur des früheren Sachsen- beschloss, das Pferd als und in der Flagge die Farben stammes betrachtet. Das war Landessymbol zu verwenden. Schwarz-Rot-Gold mit dem sicher falsch. Trotzdem nahm Allerdings sollte es sich von den Landeswappen.“ das Herrschergeschlecht der hergebrachten Wappenfiguren Welfen das Ross als eines von unterscheiden. Der schließlich ausgewählte Entwurf des Grafi- kers Gustav Völker geriet gegen

Kleines Wappen der preußischen Provinz Hannover von 1881, Weißes Ross von 1562 im Welfen-Schloss zu Hann. Münden und der stilisierte Pferdekopf des Niedersachsen-Stils.

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1990 zeitPUNKT: Mit der Wieder- vereinigung der beiden deut- schen Staaten wird aus dem ehemaligen Ostblock-Grenzland Niedersachsen ein Land mitten im Herzen Europas. ■ Am 8. Oktober 1952, dem Tag der Verabschiedung des Gesetzes über Flagge, Wappen und Siegel, wird die neue niedersächsische Landesfl agge zum ersten Mal gehisst.

Das Wappen der Sachsen: eine Sage aus dem 16. Jahrhundert

Als der Sachsenkönig Widukind Ende des 8. Jahrhunderts von Kaiser Karl dem Großen überwunden und zum christlichen Glauben bekehrt war, machte dieser ihn zum Herzog von Sachsen und Engern. Statt des schwarzen Pferdes, das Widukind bis dahin im Wappen führte, musste er ein weißes annehmen. Dadurch sollte er daran erinnert werden, dass er aus dem fi nsteren Heidentum zum Licht des christlichen Glaubens ge- kommen war. Nach dem Pferdewappen sollen die Ostfalen und Westfalen benannt sein, denn „Falen“ heißt in altsächsischer Sprache „Fohlen“ oder „Pferd“.

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1991 199 zeitPUNKT: Der Rammelsberg und Goslar werden zum Welt- kulturerbe der UNESCO erklärt. Damit wird ein weiterer Teil der norddeutschen Geschichte be- sonders geschützt. ■ Ferien auf dem Bauernhof im Jahr 1980: Stadtkinder lernen das Landleben kennen.

Tourismusziele

Schon seit vielen Jahren sind die Nordseeküste und die ostfriesischen Inseln die belieb testen Reiseziele in Niedersachsen. 004 wurden an der Küste rund , Millionen und auf den Inseln etwa  Millionen Übernach- tungen registriert. Sehr beliebte Reisegebiete sind ferner die Lüneburger Heide (4, Millionen Übernachtungen), der Harz (, Millionen Übernach- tungen) und das Weser- und Leinebergland (, Millionen Übernach- tungen). Natürlich besuchen auch viele Gäste – besonders in Messe- zeiten – den Raum Hannover-Hildesheim; im EXPO-Jahr 000 stieg die Zahl der Übernachtungen, die in den letzten Jahren gewöhnlich bei etwa , Millionen lag, sogar auf rund 4 Millionen an.

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199 1994 zeitPUNKT: Das ehemalige Amt Neuhaus, das durch den Zweiten Weltkrieg von der Provinz Hanno- ver abgetrennt worden war, wird auf Wunsch der Bevölkerung dem Land Niedersachsen angegliedert. Urlaub machen in Niedersachsen. Vor der ostfriesischen Insel Baltrum strandete 1994 ein Pottwal, ein 15 Meter langes, 39 Tonnen schweres Meeresungetüm, das eigentlich im Nordatlantik und im Pazifik heimisch ist. Dieses seltene Naturereignis nahm man zum Anlass, eine Ausstellung über die unbekannte und faszinierende Welt der Wale zu gestalten. Über das Staunen, das der Koloss erweckt, will sie zu ökologischen Einsichten weiterleiten; im Küstenmuseum in Wilhelmshaven ist sie inzwischen eine echte Besucherattraktion. Hin und weg!

_ Niedersachsen hat sich in sen typisches Urlaubsangebot, 50 niedersächsischen Kurorte den vergangenen sechs Jahr- das es außerdem vielen Land- und Bäder auf die vielfältigen zehnten zu einem beliebten wirten erleichtert, mit einem Angebote rund um ihre ausge- Reiseland entwickelt. Dank zusätzlichen wirtschaftlichen wiesenen Luft-, Mineral- und der unterschiedlichen Land- Standbein den anhaltenden Moorheilquellen. Danach aber schaftsangebote, die vom Strukturwandel in der Landwirt- konnten die steigenden Kosten Harz und dem Weserbergland schaft zu bewältigen. von den Sozial- und Kranken- über die Lüneburger Heide, die versicherungen nicht mehr ge- Wildeshauser Geest und die „In weiten Bereichen Nieder- tragen werden; es kam zu einer emsländisch-oldenburgisch- sachsens ist der Fremdenver- schweren Krise im Kurwesen. ostfriesischen Moore bis zum kehr die wichtigste wirtschaft- Die Seebäder waren davon al- Gürtel der Nordseemarschen liche Grundlage geworden. Sie lerdings weniger betroffen als und zu den vorgelagerten In- zu stärken, liegt nicht nur im die Kurorte im Harz und in den seln reichen und Heimat vieler Interesse der davon abhängi- übrigen Mittelgebirgen. Mit dem attraktiver Bäder und Kurorte gen Bevölkerung, sondern ist Wechsel von einem ausschließ- Werbung für Sommerurlaub auf den sind, ist heute für jeden Gast gleichzeitig eine raumordnungs- lich medizinisch bestimmten Inseln: Baltrum 1998. und Geschmack das passende politische Aufgabe zum Nutzen Angebot zu einer auf vielfältige Urlaubsziel dabei. In jüngerer der Allgemeinheit. Zunehmende Freizeitaktivitäten gerichteten Zeit gelingt es auch den vom Motorisierung und zunehmende Infrastruktur haben die meisten modernen Konzept der „Visitor- Freizeit machen es erforderlich, Kurorte inzwischen einen Aus- Attractions“ bestimmten Frei- die im Landes-Raumordnungs- weg aus dieser Krise gefunden. zeitparks, etwa dem Heidepark programm ausgewiesenen 2004 bestätigten 32 Millionen Soltau, dem Serengeti-Park Erholungsräume zu sichern Übernachtungen die hohe Be- Hodenhagen oder dem Vogel- und auszubauen.“ [Harms, liebtheit des Urlaubslandes park Walsrode, immer mehr Landeskunde Niedersachsen. Niedersachsen. Besucher zu begeistern. Für München 1970] Familien mit Kindern sind schon seit langem die „Ferien auf dem Bis in die späten 1970er Jahre Bauernhof“ ein für Niedersach- konzentrierten sich die über

Die Badesaison in Cuxhaven 1946 Der Harz ist seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Ziel 2005 eröffnete in Hameln die „Erlebniswelt Renaissance“, ist eröffnet. der Winterurlauber. hier das Exponat „Weltbild“.

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1995 zeitPUNKT: Chaostage in Han- nover: Beim Treffen von „Punks“ kommt es zu größeren Ausschrei- tungen. Die Polizei nimmt 190 Per- sonen fest. Die Staatsanwaltschaft leitet 542 Strafverfahren ein. Regionalbewusstsein stärken, Lebensqualität gewinnen. Gebirge, Tiefland, Küste und Inseln – die vielfältigen Landschaftsformen Niedersachsens prägen in besonderem Maße von jeher auch die Regionen und ihre Bevölkerung. Hier leben die Menschen in Gemeinschaften, in denen man ähnlich denkt und eine gemeinsame Sprache spricht. In der gemeinsamen Geschichte und in den gemein- samen Traditionen der einzelnen Regionen finden daher die Menschen in erster Linie ihre heimatliche Identität. Seit 1997 verankert ein Erlass des Kultusministeriums – „Die Region im Unterricht“ – Nieder- deutsch in den Erziehungs- und Lehrplänen der Kindergärten und Schulen und ermutigt zu dessen Gebrauch. Zusätzlich wird Niederdeutsch auch als Studienfach an den Universitäten angeboten.

Allens Gode: Neddersassen. _ Unterschiedliche Geschichte, Was über Jahrhunderte stabil sche daher als eine einheitliche Sprache und Brauchtum gren- war, hat sich in wenigen Jahr- Regionalsprache, und das Land zen auch in Norddeutschland zehnten rasant verändert: Die Niedersachsen hat sich 1999 die einzelnen Regionen von- vielfältigen Angebote der Unter- verpflichtet, das Niederdeutsche einander ab. In Niedersachsen haltungs- und Informations- ebenso wie das im Saterland gibt es größere Bevölkerungs- gesellschaft, die allgemeine noch vorkommende Friesische gruppen wie Harzer, Heidjer, Mobilität und schließlich die als Sprache bei Gericht oder Ostfriesen oder Emsländer und Globalisierung haben die frü- für Beurkundungen zuzulassen. kleinere wie Altländer, Ammer- her im Wesentlichen regional Regionalbewusstsein muss länder oder Artländer. Ihnen geprägte Orientierung der heute vor allem von Institutionen gemeinsam ist ihr jeweils meist Menschen nachhaltig in Frage wie Geschichts-, Heimat- oder stark ausgeprägtes Regional- gestellt. Museumsvereinen immer wie- bewusstsein. der neu vermittelt und erklärt Das regional sehr unterschied- werden. Früher dominante Phänomene liche Plattdeutsch ist unter dem wie Trachten und Dialekte, durch Einfluss der Medien und der Der Förderung des Niederdeut- die sich die einzelnen Regionen Hochsprache nicht nur überall schen nehmen sich neben dem klar voneinander unterschieden, stark zurückgegangen, sondern Land, das diese Aufgabe als sind nach dem Zweiten Welt- hat sich auch immer mehr an- Kulturauftrag begreift, viele Ein- krieg verschwunden oder haben geglichen. Die EU-Sprachen- richtungen an, zum Beispiel die sich weitgehend ausgeglichen. charta begreift das Niederdeut- zahlreichen Niederdeutschen Bühnen. Auch den Tourismus- verbänden sowie den Land- schaften und Landschaftsver- bänden kommt als Trägern der jeweiligen regionalen Identität eine wichtige Rolle zu: Ihnen gelingt es, dass die zeitweise bereits weitgehend nivellierten Regionen und ihre unterschied- lichen Traditionen wieder positiv wahrgenommen werden und attraktive regionale Besonder- heiten erhalten bleiben.

Das Bomann-Museum Celle: Die Tradition historischer „Die ostfriesische Palme“: Das festliche Grünkohlessen Museen reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert. gehört zum Brauchtum im Nordwesten Niedersachsens.

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1996 zeitPUNKT: Deutschland erhält im „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ seine volle Souveränität. In der Folge zieht 1996 auch das 21. britische Pionierbatail- lon mit seinem originellen Musikzug aus Nienburg ab. ■ Wichtig für die Erhaltung und Fort- entwicklung des Plattdeutschen: Die nicht professionellen niederdeutschen Theater. Hier „Die Odisheimer“ (Land Hadeln) Anfang der 1950er Jahre.

Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen

1_ Ostfriesische Landschaft _ Oldenburgische Landschaft _ Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden

4_ Landschaftsverband Hildesheim _ Emsländische Landschaft 6_ Landschaftsverband Osnabrücker Land _ Landschaftsverband Südniedersachsen 8_ Lüneburgischer Landschaftsverband 9_ Braunschweigische Landschaft 10_ Landschaftsverband Weser-Hunte 11_ Schaumburger Landschaft 1_ Landschaftsverband Hameln-Pyrmont _ Regionalverband Harz (nicht eingezeichnet)

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1997 1998 zeitPUNKT: Bei Eschede entgleist ein ICE. 110 Menschen kommen ums Leben, 104 weitere werden schwer verletzt. Als Ursache wird später „Er- müdungsbruch“ am Material festge- stellt werden. Die CeBIT

190 ließ die Deutsche Messe AG am Eingang Nord des Messegeländes eine neue Halle für die Büroindustrie errichten. Die „weltgrößte ebenerdige Messehalle“, wie man im Guinness-Buch der Rekorde lesen konnte. Mit der neuen Halle erhielt der Ausstellungs- schwerpunkt Büroindustrie auch einen neuen Namen: CeBIT, „Centrum für Büro- und Informationstechnik“. Mit „Bits“ hatte der Name also zunächst nichts zu tun. Von 190 bis 198 verdoppelte sich die Zahl der IT-Anbieter auf 1.00; 80 Unternehmen standen auf der Warteliste, .000 Aussteller waren es 198 insgesamt. Die Lösung konnte nur in einer eigenen Messe liegen. 1986 begann die Geschichte der Hannover Messe CeBIT als der führenden internationalen Messe für Informations- und Telekommunikationstechnik, Software und Services.

■ Neben den internationalen Messen bieten zahlreiche regionale und lokale Messen Platt- formen für den Handel: die Verbraucherschau „Harz + Heide“ im Jahr 1975 in Braunschweig.

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1999 2000 zeitPUNKT: „Gutenberg Digital“: Das Göttinger Digitalisierungszen- trum stellt das älteste mit beweg- lichen Lettern gedruckte Buch der Welt, nämlich die Gutenberg- Bibel, ins Internet. In Niedersachsen hat die Zukunft Premiere. Als 1947 die erste Industriemesse in Hannover ihre Pforten öffnete, war nicht abzusehen, dass sich die Stadt zu einem der erfolgreichsten Messestandorte weltweit entwickeln würde. Die Industriemesse, die daraus hervorgegangene CeBIT und vor allem die EXPO, die im Jahre 2000 unter dem Motto „Mensch, Natur, Technik“ mehr als 18 Millionen Besucher in einer einzig- artigen Atmosphäre empfing, haben Hannover und Niedersachsen rund um den Globus bekannt gemacht.

Die Welt zu Gast.

_ Die Westalliierten sahen gelernt, dass sie den Sinn des takt zu kommen, diese Kontakte schon 1945 in der deutschen Wortes verstanden: Try to make auszubauen und sie wirtschaft- Industrie trotz der zahlreichen the best of it! Und wie das beim lich optimal zu nutzen. Kriegszerstörungen einen wich- Deutschen so ist: Wenn man tigen Motor für die gesamte schon einmal anfängt, macht Die großen internationalen Mes- europäische Wirtschaft. Ame- man‘s auch ordentlich.“ [Alfred sen in Hannover sind die besten rikaner und Briten plädierten Kubel, 1947 niedersächsischer niedersächsischen Visitenkar- deshalb für einen zügigen Wie- Wirtschafts- und Aufbauminister, ten – hervorragend unterstützt deraufbau. 1947 ordneten sie in rückblickend 1956] von zahlreichen regionalen Hannover eine erste Export- Verbraucherausstellungen. Die schau an, eine Maßnahme, die Dass die Bundesrepublik erste Weltausstellung auf deut- nicht zuletzt dank der zahlreich Deutschland nach dem Krieg schem Boden, die EXPO 2000 bereitgestellten Privatquartiere so schnell wieder Anschluss im Millenniumsjahr in Hannover ein voller Erfolg wurde. Damit an die wichtigsten Weltstan- mit mehr als 150 teilnehmenden Hannover Messe 1959: Blick in eine begann der Aufstieg Hannovers dards fand, war besonders Nationen, wurde dabei zum her- der bestens besuchten Hallen. zur international renommierten ein Verdienst der Niedersach- ausragenden Ausrufezeichen für deutschen Messestadt. sen. Herausragend waren hier Niedersachsen: Eindrucksvoll das Volkswagenwerk und sein und weltoffen präsentierte sich „Wir haben an diese Export- „VW Käfer“: Marke und Produkt ein innovatives Land der Welt- schau zunächst nicht recht wurden rund um den Globus öffentlichkeit. geglaubt. Aber die Landesre- zu Ikonen der Nachkriegszeit. gierung von Niedersachsen Was Niedersachsen bis heute und die Stadtverwaltung von auszeichnet, ist die besondere Hannover hatten so viel Englisch Fähigkeit, mit der Welt in Kon-

Auf der CeBIT wurde 1987 auch die Laser-CD erstmals Mehr als 18 Millionen Besucher ließen sich von der vorgestellt, eine Art Vorläufer der DVD. heiteren Atmosphäre der EXPO 2000 einfangen.

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2001 zeitPUNKT: Das Verwaltungsgericht Oldenburg weist eine Klage gegen das Planfeststellungsverfahren des hochmodernen Emssperrwerks bei Gandersum ab. Das imposante Bau- werk wird 2002 offiziell eingeweiht. Die niedersächsischen Landesregierungen. Bayerische Verhältnisse hat es in Nieder- sachsen nie gegeben, jedenfalls nicht im Hinblick auf die Mehrheitsverhältnisse im Landtag. Die Mehrheiten waren in Niedersachsen oft sehr knapp, und die Regie- rungskoalitionen gerieten nicht selten in heftige Turbulenzen. Seit der letzten Land- tagswahl 2003 bilden CDU und FDP eine Regierung, die von Christian Wulff als Ministerpräsident geführt wird.

Immer erste Wahl.

_ Nach der ersten Landtagswahl den anschließenden Wahlen konservative Lager war zu- im Jahr 1947 kamen sechs Par- ging die SPD knapp als Sieger nächst in die CDU einerseits teien ins Parlament und rauften hervor. Die größten Schlagzeilen und die alt-hannoversche Deut- sich zu einem Allparteienkabi- machte aber der überraschende sche Partei andererseits ge- nett zusammen. Schon ein Jahr Ausgang der Ministerpräsiden- spalten, bis diese sich 1963 mit später brach diese Regierung tenwahl von 1976, die „Sensa- der CDU zusammenschloss. auseinander. Die Krise währte tion von Hannover“: Eigentlich In den 1950er Jahren konnte drei Monate, erst dann bildete sollte der Landtag Helmut außerdem die politische Vertre- sich eine neue, abermals Kasimier als Kandidaten der tung der Flüchtlinge und Vertrie- von dem Sozialdemokraten bis dahin regierenden sozial- benen, der Bund der Heimat- Hinrich Wilhelm Kopf geführte liberalen Koalition wählen, der vertriebenen und Entrechteten Regierung aus SPD, CDU und CDU-Kandidat Ernst Albrecht (BHE), eine Reihe von Ministern Zentrum. Einzigartig und unver- erhielt aber in geheimer Abstim- stellen. 1967 gelang der rechts- wechselbar niedersächsisch mung eine Mehrheit der Stim- extremen NPD zum bislang war die Regierung ab 1955 men. Noch heute rätselt man einzigen Mal der Sprung ins unter Ministerpräsident Heinrich darüber, welche Abgeordneten Parlament. 1982 zogen erstmals Hellwege, dessen von der aus welchen Gründen von der die Grünen in den Landtag ein. welfischen Tradition des Landes Parteilinie abgewichen sind. Für die Niedersachsen gehört geprägte Deutsche Partei (DP) also der Wandel ganz selbstver- die im 19. Jahrhundert entstan- Das Parlament bildet die Par- ständlich zum politischen Leben dene antipreußische politische teienlandschaft ab. Und die einer Demokratie. Strömung repräsentierte. 1965 verändert sich ständig. Das wechselte die SPD mitten in der Wahlperiode den Koalitions- partner: Sie trennte sich von der FDP und bildete mit der CDU die erste große Koalition. Fünf Jahre später erschien die Situa- tion durch Übertritte verschie- dener Abgeordneter so verfah- ren, dass das Parlament seine Selbstauflösung beschloss. Aus

Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen von 1946 bis heute, jeweils gemalt von einem Künstler ihrer Wahl: Hinrich Wilhelm Kopf (SPD, 1946–1955 und 1959–1961), (DP, 1955–1959), Georg Diederichs (SPD, 1961–1970), Alfred Kubel (SPD, 1970–1976), Ernst Albrecht (CDU, 1976–1990), Gerhard Schröder (SPD, 1990–1998), Gerhard Glogowski (SPD, 1998–1999), Sigmar Gabriel (SPD, 1999–2003) und Christian Wulff (CDU, 2003–heute, Foto).

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2002 zeitPUNKT: Walter Kempowski beendet den dritten Teil eines kol- lektiven Tagebuchs zu Krieg und Schuld und Alltag. „Echolot“ wird eine der größten Herausforde- rungen für den Autor. ■ Der erste Landesvater, Hinrich Wilhelm Kopf, setzte die Idee „Niedersachsen“ durch.

Sitzverteilung im Niedersächsischen Landtag

Sitze und Verteilung im Niedersächsischen Landtag nach der ersten Wahl im Jahre 194, nach der Wahl im Jahre 199 und nach der aktuellen Wahl von 00.

KPD 8 BHE 1 Grüne 14 Zentrum 6 CDU 0 FDP 1 CDU 91 DP/NLP 0 CDU 1 DP/NLP  FDP 8

SPD 6 SPD 6 SPD 6 FDP 1

1947 1959 2003

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2003 004 zeitPUNKT: Museum und Park Kalkriese, am Ort der Varusschlacht des Jahres 9 errichtet, werden zur besten archäologischen Forschungs- stätte Europas erkoren. Walter Bruch, Margot Käßmann, Henri Nannen, Erfinder Landesbischöfin Verleger

Alma Rogge, Mousse T., Barbara Bartos-Höppner, Kurt Schumacher, Christiane Iven, Paul Schockemöhle, Schriftstellerin Musikproduzent Schriftstellerin Politiker Sängerin Springreiter

Niklas Luhmann, Walter Kempowski, Thomas Quasthoff, Maria Meyer-Sevenich, Arno Schmidt, Sarah Connor, Soziologe Schriftsteller Sänger Ministerin Schriftsteller Popsängerin

Karl Dall, Otto Hahn, Renan Demirkan, Heinrich Nordhoff, Eva Herman, Horst Janssen, Komödiant Physiker Schauspielerin Manager Fernsehmoderatorin Grafiker

Theo Lingen, , Adolf Grimme, Doris Dörrie, Theanolte Bähnisch, Schauspieler Verleger Politiker Filmregisseurin Regierungspräsidentin

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2005 zeitPUNKT: Im November 2005 wird die Experimentierlandschaft Phaeno in Wolfsburg mit einer furiosen Lichtinsze- nierung eröffnet. Spannendes aus vie- len Wissenschaftsbereichen begeistert die Zuschauer. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In den Anfangsjahren war keineswegs sicher, dass das Bundesland Niedersachsen auf Dauer Bestand haben würde, denn diese von Hinrich Wilhelm Kopf und anderen 1946 durchgesetzte politische Vision war in den bis dahin selbständigen Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaum- burg-Lippe noch lange umstritten. Der daraus erwachsene Protest mündete 19 in Oldenburg und Schaumburg-Lippe in eine Volksabstimmung, in der sich jeweils eine große Mehrheit für eine Loslösung von Niedersachsen aussprach. Was damals hohe Wellen schlug, ist 0 Jahre später nur noch Erinnerung. So ist inzwischen auch in Niedersachsen zusammengewachsen, was in den Augen nicht weniger Menschen zunächst nicht zusammengehörte. Wir sind Niedersachsen.

_ Dass Niedersachsen sich in Energieproduktion und mo- 60 Jahren erfolgreich zu dem dernste Fertigungstechnologien entwickelt hat, was es heute ist, sind nur einige Schlagworte für ist vor allem das Verdienst sei- das Leistungsspektrum der nie- ner Bevölkerung. Ihr Aufbau- dersächsischen Unternehmen willen und ihre Leistungsbereit- von heute. Sie liefern Spitzen- schaft waren die Voraussetzung produkte im globalen Einsatz. dafür, dass das weltweite Güte- siegel „Made in Germany“ häu- Die Grundlage für diese öko- fig identisch war und ist mit nomischen Erfolge aber sind „Made in Niedersachsen“. Wo- leistungsbereite, gut ausge- bei Niedersachsen wirtschaft- bildete und sozial engagierte lich schon immer auf zwei Menschen, die sich mit ihrem starken Beinen stand: auf einer Land identifi zieren und sich für expandierenden, sich radikal sein Wohlergehen verantwort- wandelnden Landwirtschaft und lich fühlen. Ob als Künstler, einer sich ebenso rasch verän- Schriftsteller, Forscher oder dernden Industrie. Publizist, ob in Wirtschaft, Politik oder Öffentlichkeit in Eines ist dabei kennzeichnend. herausgehobener Stellung Die Niedersachsen können oder lediglich pfl ichtbewusst ganz Großes und ganz Kleines: im je eigenen Umfeld wirkend – Hier schweben die schnellsten sie alle tragen dazu bei, dass Züge, hier entstehen die größten auch zukünftige Generationen Kreuzfahrtschiffe, hier werden in Niedersachsen ein Zuhause die populärsten Autos und we- haben, in dem es Freude sentliche Komponenten für die macht, zu leben. Alles Gute: modernsten Flugzeuge gebaut. Niedersachsen. Inzwischen ist High Tech made in Niedersachsen weltweit ein Begriff. Nano-, Laser-, Satelliten- und Medizintechnik, zukunfts- trächtige umweltfreundliche

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2006 60 Jahre jung! Niedersachsen ist ein gutes Vorbild: 60 Jahre alt und dabei trotzdem erfrischend jung geblieben. Das Rezept dafür ist einfach: Niedersachsen ist so jung und lebendig wie die Menschen, die hier leben. Mehr als acht Millionen sind es, die hier zu Hause sind. Das Land lebt durch seine Menschen, durch ihre Geschichte und ihre Geschicke, durch ihre Präsenz, mit der sie ihre Umwelt prägen. Zum Jubiläum wollen wir möglichst vielen möglichst viel von dem zugänglich machen, was Niedersachsen ist. Helfen Sie uns dabei: mit Geschichten, mit Fotos und mit Dingen, die in den letzten 60 Jahren hier entstanden sind. Mit Initiativen und Ideen, wie wir unser Jubiläum noch vielfältiger gestalten und feiern können. Bitte wenden Sie sich an uns – wir freuen uns auf Ihren Beitrag. Alles Gute: Niedersachsen. Niedersachsen feiert: Machen Sie mit!

Niedersächsische Staatskanzlei Niedersächsisches Landesarchiv Planckstraße 2 Am Archiv 1 30169 Hannover 30169 Hannover

Telefon (05 11) 1 20-0 Telefon (05 11) 1 20-66 01 Telefax (05 11) 1 20-68 30 Telefax (05 11) 1 20-66 39

Mail [email protected] Mail [email protected] Web www.stk.niedersachsen.de Web www.nla.niedersachsen.de

Ihr Ansprechpartner und Projektleiter der Ihr Ansprechpartner: Kampagne „60 Jahre Niedersachsen“:

Michael Linkersdörfer Dr. Brage Bei der Wieden

Telefon (05 11) 1 20-67 42 Telefon (05 11) 1 20-66 85 Telefax (05 11) 1 20-68 30 Telefax (05 11) 1 20-66 39

Mail [email protected] Mail [email protected]

Mehr zum Geburtstag finden Sie auch unter www.60-jahre-niedersachsen.de im Internet.

_50 Die Stationen der Ausstellung „60 Jahre Niedersachsen“: Hannover: Niedersächsischer Landtag (Indoor), 14. Februar bis 5. März 2006 Braunschweig: Burgplatz, 9. bis 21. März 2006 Osnabrück: Markt, 27. März bis 4. April 2006 Hildesheim: An der Lilie, 7. bis 18. April 2006 Hannover: Hannover-Messe/Messegelände, 24. bis 28. April 2006 Göttingen: Marktplatz vor dem alten Rathaus, 3. bis 11. Mai 2006 Bückeburg: Marktplatz, 19. bis 30. Mai 2006 Aurich: Rathaus (Indoor), 15. bis 27. Juni 2006 Melle: Stadtgraben/Parkplatz Forum, 11. bis 16. Juli 2006 Winsen/Luhe: Kirchvorplatz, 21. bis 27. Juli 2006 Salzgitter: Schloss Salder, 2. bis 10. August 2006 Oldenburg: Schlossplatz, 14. bis 23. August 2006 Berlin: Niedersächsische Landesvertretung (Indoor), 9. bis 28. August 2006 Papenburg: Am Stadtpark, 1. bis 10. September 2006 Stade: Am Sande, 15. bis 25. September 2006 Lüneburg: Ort noch offen, 29. September bis 10. Oktober 2006 Hannover: Ort noch offen, 18. bis 29. Oktober 2006

■ Die Ausstellung in der Outdoor-Variante auf dem Burgplatz in Braunschweig.

_51 Das Buch zum Geburtstag.

Als das Bundesland Niedersachsen 1946 gegrün- det wurde, gab es keine gemeinsamen Wurzeln, auf die sich die Bewohner gemeinsam berufen konnten. So ist es auch schwer, eine literarische Tradition auszumachen, zumal die Orte an denen sich Lichtenberg, Raabe oder Lessing, aufhielten, erst lange nach ihren Lebzeiten zu Orten „Nieder- sachsens“ wurden.

Zum 60. Geburtstag Niedersachsens wurden seine Dichter befragt. In Kurzgeschichten, Essays, persönlichen Erinnerungen, Stimmungsbildern, Landschaftszeichnungen oder Manifesten erzäh- len sie, wie es sich zwischen Harz, Lüneburger Heide und Nordsee lebt.

Mit Texten von Henning Ahrens, Heinz Ludwig Arnold, Artur Becker, Paul Brodowsky, Georg Oswald Cott, Hugo Dittberner, John von Düffel, Jörg W. Gronius, Gabriela Jaskulla, Heinz Kattner, Der Herausgeber: Walter Kempowski, Hanjo Kesting, Georg Klein, Mathias Mertens, geboren 1971, Wissenschaft- Klaus Modick, Hanns-Josef Ortheil, Sabine licher Mitarbeiter am Institut für Medien und Peters, Heiko Postma, Jutta Sauer, Peter Schanz, Theater der Universität Hildesheim. Langjähriger Jochen Schimmang, Hannelies Taschau, Katrin Mitorganisator und Moderator des Literarischen Salons Hannover. Schreibt unter anderem für de Vries und Henning Ziebritzki. Freitag, Spex, Financial Times Deutschland. Autor von „Wir waren Space Invaders (2002)“.

Peine, Paris, Pattensen Literarische Erhebungen im flachen Land

Herausgegeben von Mathias Mertens

ISBN-13: 978-3-8353-0085-9 ISBN-10: 3-8353-0085-7

Erhältlich ab September 2006

www.wallstein-verlag.de

_52 Ihre Bestellung oder Anfrage – vollständigen Absender nicht vergessen! – senden Sie bitte an:

Bestell-Mail [email protected]

Bestell-Fax (05 11) 1 20-66 39

Bestell-Adresse Niedersächsisches Landesarchiv, Am Archiv 1, 30169 Hannover

Infos und Angebote.

Interessante Informationen, spannende Aktivitäten und zahlreiche aktuelle Termine rund um den Geburtstag unseres Landes finden Sie unter www.60-jahre-niedersachsen.de im Internet.

Ein weiteres kostenloses Exemplar dieser Ausstellungsbegleitbroschüre können Sie per Mail, Telefax oder Post beim Niedersächsischen Landes- archiv und im Internet unter www.60-jahre-niedersachsen.de bestellen. Sollten Sie darüber hinaus weitere Exemplare benötigen, sprechen Sie uns bitte an.

Schulen und andere Bildungseinrichtungen können den Film „60 Jahre Niedersachsen“ als DVD per Mail, per Telefax oder per Post beim Nieder- sächsischen Landesarchiv und unter www.60-jahre-niedersachsen.de im Internet bestellen.

Wenn Sie als Unternehmen oder Institution mit dem Landesgeburts- tag werben und kostenlos das Aktionslogo nutzen möchten, senden Sie uns bitte eine Kooperationsvereinbarung. Deren Textvorlage und weitere Infos dazu finden Sie unter www.60-jahre-niedersachsen.de im Internet.

_53 Das Niedersächsische Landesarchiv.

Das Niedersächsische Landesarchiv (NLA) Niedersächsisches Landesarchiv (NLA) NLA-Staatsarchiv Aurich hat seinen Sitz in Hannover; es besteht aus Zentrale Archivverwaltung Oldersumer Straße 50 der Zentralen Archivverwaltung und sieben Am Archiv 1 26603 Aurich Staatsarchiven. 30169 Hannover Telefon (0 49 41) 1 76-6 60 Telefon (05 11) 1 20-66 01 Telefax (0 49 41) 1 76-6 73 Telefax (05 11) 1 20-66 39 Mail [email protected] Mail [email protected] Web www.nla.niedersachsen.de

NLA-Staatsarchiv Bückeburg NLA-Hauptstaatsarchiv Hannover Hausadresse: Postadresse: Am Archiv 1 Schloß-Ostflügel Postfach 13 50 30169 Hannover 31675 Bückeburg 1665 Bückeburg Telefon (05 11) 1 20-66 01 Telefon (0 57 22) 96 77-30 Telefax (05 11) 1 20-66 99 Telefax (0 57 22) 12 89 Mail [email protected] Mail [email protected]

NLA-Staatsarchiv Oldenburg NLA-Staatsarchiv Osnabrück Damm 43 Schloßstraße 29 26135 Oldenburg 49074 Osnabrück

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NLA-Staatsarchiv Stade NLA-Staatsarchiv Wolfenbüttel Am Sande 4c Forstweg 2 21682 Stade 38302 Wolfenbüttel

Telefon (0 41 41) 4 06-4 04 Telefon (0 53 31) 9 35-0 Telefax (0 41 41) 4 06-4 00 Telefax (0 53 31) 9 35-2 11 Mail [email protected] Mail [email protected]

_54 Niedersachsen bedankt sich für die Übernahme einer Patenschaft zum 60. Geburtstag und die Finanzierung des Drucks dieser Broschüre bei der Siemens AG.

Impressum.

Herausgeber: Bilder: Seite 20/21: Niedersächsisches Landes- Seite 36/37: Verlagsgesellschaft Madsack, Niedersächsisches Landesarchiv (NLA) Seite 2/3: Niedersächsische archiv (2); Kreisarchiv Emsland, Meppen, Hannover (1); Niedersächsisches Landes- Am Archiv 1 Staatskanzlei (1) Foto: Helmut Tecklenburg, Hagen aTW (1); archiv (5); Stadtarchiv Hildesheim (1) 30169 Hannover Fotoarchiv Hauschild im Historischen Seite 6/7: Niedersächsisches Museum Hannover, Foto: Wilhelm Seite 38/39: Niedersächsisches Landes- Konzept und Realisierung: Landesarchiv (1) Hauschild (1); Museum für Photographie, archiv (2); Klaus Matwijow, Herzberg (1); Gingco Werbeagentur GmbH & Co. KG Braunschweig (1), Strandperle (1) Stadt Hann. Münden (1); Historisches Gartenstraße 13 Seite 8/9: Niedersächsisches Landes- Museum Hannover, Foto: Gerhard Dissen (1) 38114 Braunschweig archiv (2); Archiv der sozialen Demokratie Seite 22/23: Karl-Heinz Otto, Göttingen (1); der Friedrich Ebert Stiftung (1); Helmuth Stadtarchiv Göttingen (1); Werner Meincke, Seite 40/41: Verlagsgesellschaft Madsack, Autoren: F. Wüst: Eine Rückschau: Von der ersten Verden (1); Bischöflich Münstersches Hannover (1); Landeszeitung für die Dr. Bernd Kappelhoff, NLA Nachkriegs-Exportmesse 1947 bis zur Offizialat Vechta, Offizialatsarchiv, Foto: Lüneburger Heide, Foto: Manfred Hoch- Dr. Brage Bei der Wieden, NLA 10. Messe in Hannover 1956. Hannover Heinz Zuborg, Vechta (1); Niedersäch- mann (1); Niedersächsisches Landesarchiv Dr. Sabine Graf, NLA 1956 (1) sisches Landesarchiv (1); Historisches (2); Erlebniswelt Renaissance PE GmbH, Michael Linkersdörfer, Museum Hannover (1) Foto: Thomas Franz (1); picture-alliance/ Niedersächsische Staatskanzlei Seite 10/11: Niedersächsisches Landes- dpa, Foto: Hollemann (1); Tourismus- archiv (2); Volkswagen AG (1), Verlags- Seite 24/25: Niedersächsisches Landes- Marketing Niedersachsen GmbH (2) Art Direction: gesellschaft Madsack, Hannover (2); archiv (3); Dr. Karl-Heinz Frees, Wiesmoor (1); Andreas Prinz, Gingco Hauschild-Archiv im Historischen Museum Stadtarchiv Buxtehude (1); ENERCON Seite 42/43: Bomann-Museum Celle, Foto: Hannover, Foto: Wilhelm Hauschild (1) GmbH (1) Fotostudio Loeper, Celle (1); Die Harke. Auflage und Erscheinungstermin: Nienburger Zeitung von 1871 (1); Nieder- Zweite Auflage (5.500), April 2006 Seite 12/13: Niedersächsisches Landes- Seite 26/27: Niedersächsisches Landes- sächsisches Landesarchiv (1); Verlags- archiv (3); Dokumentations- und Informa- archiv (2); Stadt Peine, Foto: André Walther gesellschaft Madsack, Hannover (1); SKN Druck: tionszentrum Emslandlager (1), Stiftung (1); Niedersächsische Landesforsten, Druck u. Verlag/Petersen (1) Berlin Druck GmbH + Co. KG Haus der Geschichte der Bundesrepublik Braunschweig (1); Hauschild-Archiv im Oskar-Schulze-Straße 12 Deutschland, Bonn (1) Historischen Museum Hannover, Foto: Seite 44/45: Stadtarchiv Braunschweig (1); 28832 Achim Wilhelm Hauschild (2) Staats- und Universitätsbibliothek Seite 14/15: Bischöflich Münstersches Göttingen (1); picture-alliance/dpa, Foto: Copyright: Offizialat Vechta, Offizialatsarchiv (1); Nie- Seite 28/29: Niedersächsisches Landes- Holger Hollemann (1); Verlagsgesellschaft © 2006 Niedersächsisches Landesarchiv dersächsisches Landesarchiv, Foto: Rein- archiv, Foto: Waldschmidt (1); picture- Madsack, Hannover (1); Niedersäch- hold Leßmann/H. Friedrich, Hannover (1); alliance/dpa (1); Niedersächsischer sisches Landesarchiv (1); Niedersäch- Für den Nachdruck von Beiträgen und Niedersächsisches Landesarchiv, Foto Heimatbund, Hannover (1); Niedersäch- sischer Landesbetrieb für Wasserwirt- Bildern – auch auszugsweise – ist die J. Giesel, Hannover (1); Arno-Schmidt- sisches Landesarchiv (1); Verlagsgesell- schaft, Küsten- und Naturschutz (1) schriftliche Genehmigung des Nieder- Stiftung, Bargfeld (1); Sammlung Albert schaft Madsack, Hannover, Foto: Wilhelm sächsischen Landesarchivs erforderlich. Humm im Stadtarchiv Clausthal-Zellerfeld Hauschild (1); Heimatbund für das Seite 46/47: Niedersächsische Staats- Dies gilt auch für die Aufnahme in Daten- (1); Deutscher Evangelischer Kirchentag, Oldenburger Münsterland (1) kanzlei (9), Albrecht Knaus Verlag, banken und für die Vervielfältigung auf Fotograf: Laurent Burst, Berlin (1) München (1); Varusschlacht im Osna- Datenträgern. Seite 30/31: TourismusMarketing Nieder- brücker Land. Museum und Park Kalkriese Seite 16/17: Niedersächsisches Landes- sachsen GmbH (2); Niedersächsisches (1); Niedersächsisches Landesarchiv (1) Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das archiv, Fotograf: Hamburger (1); Foto- Landesarchiv (1); Verlagsgesellschaft Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text album Familie Nehring, Stinstedt (1); Madsack, Hannover, Foto: Viola Hauschild Seite 48/49: Niedersächsisches Landesar- und Bild, Übersetzung in Fremdsprachen picture-alliance/dpa (1); Verlagsgesell- (2); NDR/Wyrwa (1); Carsten Meier, chiv (3); Arno-Schmidt-Stiftung, Bargfeld (1); sowie Vervielfältigung jeder Art durch Foto- schaft Madsack, Hannover (2); Universität Borkum (1) Albrecht Knaus Verlag, München (1); dpa- kopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsen- Lüneburg (1) Bildarchiv (5); dpa-Fotoreport (2); dpa-Inter- dungen für alle veröffentlichten Beiträge Seite 32/33: Niedersächsisches Landes- national (1); ZB-Fotoreport (1); Peppermint einschließlich Abbildungen. Seite 18/19: Bernhard Mewes: Braun- archiv (3); www.stephan-remmler.de (1); Jam Records GmbH (1); Universität Bielefeld schweig. Tradition, Trümmer und Aufbau. Niedersächsisches Ministerium für den (1); Ev.-luth. Landeskirche Hannover/Jens Änderungen vorbehalten. Braunschweig 1952 (1); Zonengrenze ländlichen Raum, Ernährung, Landwirt- Schulze (1); Karl Dall (1); Familie Bartos- Niedersachsen, herausgegeben vom schaft und Verbraucherschutz (2) Höppner (1); Matthias Horn (1); Paul Schocke- Niedersächsischen Minister für Bundes- möhle Marketing GmbH (1); Wolfgang Reese angelegenheiten für Vertriebene und Seite 34/35: Niedersächsisches Landes- (1); x-cell records GmbH & Co. KG/Bothor Flüchtlinge im Einvernehmen mit dem archiv (3); Kulturkontor Roemer, Hamburg (1); Thomas & Thomas (1); Nowak commu- Niedersächsischen Minister des Innern. (1); Transrapid International GmbH & Co. nications GmbH (1); Horst-Janssen-Museum Hannover 1965 (1); EUREGIO (1); KG (1); TourismusMarketing Niedersachsen Oldenburg (1); phaeno GmbH, Foto: Rainer Grenzlandmuseum Eichsfeld, Teistungen GmbH (1); Jensen (1) (1); Stadtarchiv Braunschweig (1); Niedersächsisches Landesarchiv (1)

_55 ISBN-10: 3-00-018754-5 www.60-jahre-niedersachsen.de ISBN-13: 978-3-00-018754-4