Themenpunkt 1 Unser Ort

"Unglinghausen - immer guter Dinge": So begrüßen wir Sie an den vier Ortseingängen von Unglinghausen. Im Jahr 1344 wird Unglinghausen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Mann- und Zinsbuch, welches Personen und Gemeinden benennt, die den Herren von Bicken zu Diensten und Abgaben verpflichtet waren, wird unser Ort als "Undeckushusen" aufgeführt. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise des Namens mehrfach, die heutige Bezeichnung "Unglinghausen" kann 1724 zum ersten Mal nachgewiesen werden. Der fünftgrößte Ort in der Stadt liegt zentral zu den Stadtkernen Netphen, , und und hat eine Fläche von 5,43 km² und rund 1050 Einwohner. Das idyllische Dorf besteht aus den Siedlungsbereichen Ober- und Niederdorf mit jeweils eigenem Kommunikationsbereich und noch freien Bauplätzen in den Neubaugebieten. In der Mitte befinden sich die Bürgerbegegnungsstätte, der Dorfplatz, der Friedhof und das Haus der Ev. Gemeinschaft, des CVJM und der Ev. Kirche. Sport- und Tennisplätze sind im ortsnahen Bereich gut zu erreichen. Im Ort gibt es Handwerksbetriebe, eine engagierte Vereinigte Waldgenossenschaft, Dienstleister, Gewerbetreibende, Landwirte und Direktvermarkter. Das Autismus-Therapiezentrum wird durch eine Autismus-Wohnanlage ergänzt. Weiterhin wird unser "lebendiges Bürgerdorf" geprägt von sehr vielen Wander- und Radwegen, einer Vielzahl von Vereinen, von bürgerschaftlichem Engagement, von Geselligkeit und Nachbarschaftshilfe, die das Leben so lebenswert machen.

Themenrundweg Unglinghausen

Für interessierte Wanderer ist nun der „Onkelküser Themenrundweg“ dazugekommen. Der Rundweg ist ca. 11 km lang und führt Sie über die Höhen rund um Unglinghausen. Am Wegrand sind 14 Hinweistafeln, die Ihnen die Besonderheiten unseres Ortes erklären möchten. Der Weg ist gut ausgebaut und leicht zu laufen. Ruhebänke und Sitzgelegenheiten sind am Wege an den markanten Punkten ebenfalls vorhanden.

Das Höhenprofil des Rundweges

Lassen Sie sich leiten vom Zeichen der Waldgenossenschaft Unglinghausen:

1 Bürgerbegegnungsstätte seit 2000, vorher Volks- und Sonderschule, erbaut 1924.

2 Geburtshaus von Jacob Heinrich Schmick (1824-1905).

3 Grube Waidmann, Grubenbetrieb von 1893 bis 1910, restauriert 2012.

4 Ausblick auf Nieder-Unglinghausen.

5 Grubengebiet an der Lichtenhardt, Grube "Hermannsglück".

6 Fundort der jungsteinzeitlichen Tonscherben (1951).

7 Quellgebiet Sineborn (möglicher Standort alter Schmelzöfen).

8 Herrlicher Fernblick bei gutem Wetter bis in den Westerwald.

9 Ausblick auf Ober-Unglinghausen.

10 Quellgebiet Waldesstille mit 180jährigem Eichenbestand.

11 Wolfsbornquelle in einem wunderschönen 60jährigen Buchenwald.

12 Überquerung der Straße nach Obersetzen.

13 Abzweigung auf den Netphener Rundwanderweg Richtung Dreis-Tiefenbach.

14 Alter Ortskern von Nieder-Unglinghausen.

Die Bürgerbegegnungsstätte

Die Bürgerbegegnungsstätte Unglinghausen ist im ehemaligen Grund- und Hauptschulgebäude von Unglinghausen entstanden. Zwischenzeitlich war hier die Sonderschule der Stadt Netphen untergebracht. Diese wurde im Jahre 1995 nach Netphen-Deuz verlegt. Somit bot sich für uns Unglinghäuser die einmalige Gelegenheit, das freiwerdende Gebäude zu einer Bürgerbegegnungsstätte umzubauen. Dieser Aufgabe hat sich 1995 der damals neu gegründete Bürgerverein angenommen. In mehreren Bauabschnitten entstand überwiegend in Eigenleistung von ca. 15 000 Arbeitsstunden die Bürgerbegegnungsstätte, bestehend aus zwei Sälen, einer Bürgerstube, einer Küche, vier Seminarräumen, einem Jugendraum, einer Hausmeisterwohnung und den dazugehörenden Sozialräumen. Die Einrichtung wird ausschließlich ehrenamtlich bewirtschaftet. Am 20. Juli 2000 wurde die Bürgerbegegnungsstätte offiziell eröffnet. Sie bietet Möglichkeiten zu Festlichkeiten aller Art sowie zu Seminaren und Workshops. In der Bürgerstube finden regelmäßig vereinsinterne Treffen statt. Die Bürgerbegegnungsstätte ist Eigentum der Stadt Netphen. Ein Trägervertrag regelt die Nutzung durch den Bürgerverein.

"Onkelküser Duffelnsfest"

Themenpunkt 2

Das Geburtshaus von JACOB Heinrich Schmick

Die Zeichnung von Prof. Dr. JACOB Heinrich Schmick aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt das alte Wohnhaus, erbaut vermutlich vor 1600. Das Haus, wie es die Zeichnung von Prof. Schmick wiedergibt, wurde 1897 abgebrochen und auf gleichem Platz in neuer Form aufgebaut.

JACOB Heinrich Schmick wurde am 27. August 1824 hier in Unglinghausen geboren. Er war der älteste Sohn des aus Deuz stammenden Lehrers Johann HEINRICH Schmick, der 1821 nach Unglinghausen kam und fast 40 Jahre als Lehrer hier tätig war, und der Maria Catharina geb. Hoffmann von hier. Er hatte drei Brüder und eine Schwester.

Er lernte schon mit fünf Jahren lesen. Mit acht Jahren erhielt er Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren bereits konnte er den Vater im Unterricht bei den Abc-Schützen vertreten, und mit noch nicht ganz sechzehn Jahren wurde er Lehrer an der Schule Frohnhausen-Herzhausen. Durch seinen Vater und den Müsener Pfarrer Stähler wurde er soweit vorgebildet, dass er 1842 die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Soest bestand. bestand. Nach Privatunterricht im Französischen und Englischen und durch Studium der Mathematik und Physik kehrte er von dort mit sehr guten Zeugnissen zurück. Er nahm dann eine Privatlehrerstelle in Hillnhütten bei verschiedenen begüterten Familien an, die ihm Zeit genug zum Selbststudium ließ, das nun alle Gymnasialfächer umfasste: Deutsch, Latein, Englisch, Französisch, Mathematik, Physik, Geschichte und Erdkunde. Nach zweieinhalb Jahren bezog er als Gasthörer die Universität in Berlin. Er belegte sprachliche, philosophische und naturwissenschaftliche Vorlesungen. Nur zwei Semester dauerte dieses Studium, dann kehrte er zurück. In Siegen übernahm er anschließend an der Bürgerschule, dem Vorläufer des Gymnasiums, den Unterricht in Zeichnen und Singen, wofür er in Berlin die entsprechenden Prüfungen gemacht hatte. Die Prüfung für das höhere Lehramt bestand er 1849 mit Auszeichnung. Er nahm nun die Rektorenstelle an der Privatrektorenschule in Kirchen an, wurde aber 1851 wegen seiner positiven Einstellung zur bürgerlichen Revolution von 1848/49 von der Regierung in Koblenz entlassen. Er entschloss sich nach England zu gehen und war dort vier Jahre an verschiedenen Schulen tätig. Im Sommer 1856 ging er nach Paris, hörte Vorlesungen an der Sorbonne, besuchte regelmäßig das Theater und entwickelte ein phonetisches System der Aussprache der Schauspieler. Zu Weihnachten des selben Jahres kehrte er nach Hause zurück. Nach einer kurzen Tätigkeit in Bremen fand er eine Anstellung an einer höheren Schule in Görlitz und verbrachte hier zwei Jahre. Bei Verhandlungen über eine Anstellung in Bremen wurde ihm nahegelegt zu promovieren. Die Promotion erfolgte in Jena auf Grund einer vorher eingereichten Dissertation. 1859 trat er seinen Dienst in Bremen an. Er bewarb er sich auf Vorschlag des dortigen Direktors um eine Stelle in Köln. Bald wurde er Oberlehrer und Professor in Köln, wo er bis zu seiner Pensionierung 1889 arbeitete. (Nach dem Buch "Geschichte des Netpherlandes" von Böttger, Wilhelm Weyer, Lück,1967.)

Am 21. April 1863 heiratete er in Müsen Marie Wilhelmine Karoline ELEONORE Böcking. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen sieben überlebten. Er schrieb über verschiedene Wissensgebiete, malte, schnitzte, musizierte und dichtete. Für seine breite wissenschaftliche Tätigkeit wurde ihm 1874 der Professorentitel verliehen. Er verstarb am 19. März 1905 in Köln, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.

Seine Mundartsammlung und die "Riimcher uß d’m Seejerland va’nm Seejerläner” sind bis heute überaus erfolgreich und immer wieder neu aufgelegt worden.

Das Haus um 1955

Die hier abgebildete Gedenktafel ist das Werk des Siegener Bildhauers Hermann Kuhmichel. Sie zeigt neben dem Porträt des Dichters die drei typischen Gestalten des Siegerlandes, den Bergmann, den Hüttenmann und den Hirten. Leider ist dem Künstler damals der Name Johann statt Jacob übermittelt worden.

O SEEJERLAND! O SEEJERLAND DU HÄST MIN BESTE WENSCHE ON SCHWÄTZE KONN SE WAT SE WONN ECH KLÄWE AH DR KLENNSCHE

Zeichnung Nieder-Unglinghausen 1852

Auszugsweise übernommen aus: Geschichte des Netpherlandes. Netphen: 1967, von: Böttger, Hermann, Wilhelm Weyer, Alfred Lück. Themenpunkt 3

Grube WAIDMANN

Grubenbetrieb von 1883 bis 1910 im Langenbachtal

Geschichte zur Grube „WAIDMANN“ in Unglinghausen

Auszug aus dem Protokollbuch der Grube

1883 Erste „Muthung“ an der Grenze zwischen Unglinghausen und Herzhausen im Langenbachtal. 1885 bis vor 1891 Anlage von 3 Tagesschächten, in denen der Betrieb zeitweise eingestellt wurde , so dass die Schächte einbrechen. Diese Einbruchstellen sind heute als deutliche Vertiefungen auf der Kammhöhe oberhalb des Stollens noch erkennbar und über eine "Eichenallee" / einen Laubengang (siehe Beschreibung unter Themenpunkt 11) bequem erreichbar. Anlage eines „Stöllchens“ von 30 m Länge (oberer Stollen). Dort ist der Fundpunkt einer Gesteinsprobe für eine Analyse. 21.2.1891 Neue „Muthung“ und Erzproben zur Analyse gegeben. 11.4.1891 Verhandlungsprotokoll über die Grube „Waidmann“ in Unglinghausen; Planung für ein Grubenfeld zur Förderung von Eisenerz, Kupfererz und Schwefelkies. Anwesende: Hermann Irle, Gemeindevorsteher in Bürbach (als Muther), Friedrich Blecher, Wirt in Siegen (Teilhaber), August Blecher, Bäcker in Siegen (Teilhaber), Heinrich Otto (Bergmann), Bergrat Schmidt (Revierbeamter aus Müsen). 24.4.1891 Analyseergebnis der Gesteinsproben: 57,5% Eisen; 31,13% Kupfer; 5,84% Schwefelkies. 28.4.1891 Die Urkunde vom Königl. Oberbergamt Bonn wurde ausgestellt. 21.5.1891 Der Vertrag der 23 Gewerkemitglieder wurde geschlossen. 11.6.1891 Heinrich Otto aus Bürbach wird Steiger. 12.6.1891 Im oberen Stollen wird ein Gesenk am Erzfundpunkt vorgetrieben. 30.12.1891 Ein Sprengstofflagerraum ist im oberen Stollen nach 38,40 m eingerichtet worden. 10.1.1893 Der untere Stollen ist begonnen worden und erreicht eine Länge von 21,5 m. Noch keine Erzfunde. 30.1.1893 Tiefer (unterer) Stollen nach rechts geschwenkt, Querschläge sind nun möglich. 1.2.1894 Untere Stollenlänge: 65-70 m. 2-4 Mann beschäftigt. 28.12.1894 Genehmigungsgesuch: Oberer Stollen auf der Herzhausener Seite soll durchgeschlagen werden. Zweiter Ausgang nach etwa 60 m. 28.1.1895 Amtsniederlegung von Heinrich Otto; kurze Einstellung des Betriebes. Bisher keine Erzfunde. 31.5.1899 Heinrich Otto ersucht um Vorlage der alten Analysen vom 11.4.1891. 11.3.1906 Hermann Irle stirbt. Einladung zu Neuwahlen. 14.5.1906 Neuer Sprengstoff-Lagerraum wird beantragt. 25.5.1906 Antrag für einen neuen Schacht auf der Grenze Unglinghausen / Herzhausen: 25 m tief; 2,5 m lang; 1,3 m breit. 6.6.1906 Neuer Dynamit-Lagerraum ist fertig, Sohle mit Brettern, 2 Schlössern und Thermometer. (Skizze beigefügt). 8.12.1906 Der Obere Stollen soll weitergebaut werden. Es soll ein Überbruch angelegt werden, der den Tagesschacht mit dem Stollen verbindet. 29.12.1906 Neue Analysen: 46,2% bzw. 42,4% Kupfer. 21.1.1907 Versuchsschacht bis 13 m Tiefe gesenkt, Funde von „schönen Kupfererzen“. Brüchiges Gestein, darum Einstellung der Arbeiten im Schacht. 8.4.1907 Das Sprengstofflager wird aus dem nördlichen Querschlag heraus nach Osten verlegt (Skizze). 16.8.1907 Heinrich Weisgerber hat das Amt des Betriebsführers niedergelegt. Neuer Betriebsführer wird Andreas Schorge aus Weidenau. Der Betrieb wird im oberen Stollen eingestellt. 25.8.1907 Ein neuer Stollen von Herzhausen aus wird beantragt mit 50 m „Teufe“ und mit 203 m Länge. 28.1.1908 Im Stollenbau von Herzhausen aus sind 2 Mann beschäftigt. Schon 50 m tief, keine Erzfunde. 20.1.1909 Der Stollen ist jetzt 160 m lang, er soll bis unter den Erzfundpunkt vorgetrieben werden. Bisher keine Erzfunde. 15.1.1910 Der Stollen ist schon 200 m lang. Spuren von Eisenstein. Keine Funde. 21.4.1910 Betrieb wird am 26.4.1910 eingestellt.

Die Gewerkemitglieder und Anteilseigner der Grube Waidmann

Quelle: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Münster, Abteilung Westfalen, Bergämter, Nr. 13669. Themenpunkt 4

Blick auf Nieder-Unglinghausen

Im Tal auf der linken Seite verläuft die Verbindungsstraße nach Eckmannshausen. Sie wurde 1880 als Gemeindeweg angelegt. Seit dem 31.12.1906 hat der Kreis Siegen den Gemeindeweg von Eckmannshausen über Unglinghausen nach Kredenbach als Kreisstraße übernommen. Die Gemeinde musste jährlich 400 Mark an den Kreis abführen. Die am Straßenrand gepflanzten Obstbäume durften weiter genutzt werden. Danach wurde die Straße durch den Ort 1956 das erste Mal ausgebaut und befestigt. Um den heutigen Verkehr zu bewältigen, erfolgte der neuerliche Ausbau 1974 zwischen Eckmannshausen und Unglinghausen und wurde 1998 durch den Ort Unglinghausen bis nach Kredenbach weiter ausgebaut. Seit 1949 gibt es eine Omnibuslinie nach Weidenau und Siegen.

Am Ortsausgang nach Eckmannshausen erhebt sich auf der gegenüberliegenden Talseite der Setzer Berg (400 m hoch), hinter dem der höhere Dreisbacher Berg herausragt. An der rechten Seite geht der Setzer Berg über in die Sang und talseitig fügt sich das Berschebachtal an. Oberhalb der großen Wiesenflächen verläuft die Kreisstraße an einem unserer Hausberge, dem Sattel, entlang und über die Setzer Höhe nach Obersetzen. Die Freifläche auf dem Sattel wird immer noch gerne genutzt für Open Air Veranstaltungen wie z.B. das Osterfeuer.

Unmittelbar vor unserem Standort wurde 1956 durch die damalige Vergrößerung der landwirtschaftlichen Erwerbsbetriebe der Hauberg gerodet und als Viehweide neu angelegt. Heute ist die Weide verpachtet und die Waldgenossenschaft hat im unteren Bereich eine Obstbaumkultur mit alten Obstsorten angelegt.

Die Blutbuche neben der Bank wurde zum Gedenken an Paul Kämpfer gepflanzt. An sein Wirken als Haubergs- und Waldvorsteher wird in Themenpunkt 9 erinnert.

Blick auf Nieder-Unglinghausen

Themenpunkt 5 Bergbau vor der Lichtenhardt

"Hermannsglück"

Die bisher ältesten schriftlichen Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1754. Hierbei geht es um die Erlangung einer Muthung auf dem Gebiet vor der Lichtenhardt.

Auszug aus dem Mutprotokoll 1754

Quelle: Thomas Kettner; Landesarchiv NRW: Staatsarchiv Münster, Bestand: Bergamt Siegen Nr. 37

Sindergrube Unglinghausen Am Heide Nüfel D: 14. Jannuar, Erschiene Frantz Conrad von Unglinghausen für sich und Cons:. zeigte an wie Sie Eine Neue Grube vorberührt auf zu bauen gesinnet; als bathe um Einen schurf Zettul, welcher Ihnen mit der Condition Ertheilt, daß, so bald Ertz, Metalle oder Mineralien angehauen so forth die anzeige dahier thun sollen, welchem nach Ihnen die behörige Muthung ertheilt werden soll.

Lustmer Ungling End: ist dem Erst Bemeldten Conrad ein schurf zettul Am Lichten hausen auf vorberührte grube mit obiger Condition ertheilt worden. berg

Auszug aus dem Urkataster 1836

Die Anfänge des Bergbaues vor der Lichtenhardt.

Der in den Urkunden genannte Frantz Conrad wurde als Johann Franz Conradt 1715 in Ober- Unglinghausen in dem damals sehr stattlichen "Hänersch" Haus geboren. Nur ca. 800 m entfernt war sein neues Grubenfeld. Da er keine männlichen Nachkommen hatte, ist aus dem Stammbaum und der Erbfolge zu vermuten, dass seine Bergbauanteile nach seinem Tod 1783 veräußert wurden. Wer die „Consorten“ in der oben erteilten Mutung sind und wo sie wohnten, ist nicht bekannt. Es ist aber zu vermuten, dass noch einige Bergleute aus Unglinghausen ihr Glück in der Selbständigkeit suchten. Wie die Anteile (Kuxen) verteilt waren, ist nicht bekannt. Sicher ist, das Johannes Stücher, geboren am 24. Februar 1779 in Beienbach, der Urgroßvater von Hermann Stücher, erst durch seine Heirat am 14. Juli 1805 mit Anna Margarethe Wagener nach Unglinghausen kam. Sie lebten mit sechs Kindern in Ober- Unglinghausen im "Nüse Haus".

Die Schürfrechte in der Lichtenhardt sind sicher irgendwann in der Familie Stücher zusammengeführt worden. Ob ein Angehöriger der Familie das Schürfrecht genutzt hat, ist nicht nachweisbar. Erst im Jahre 1899 wurde durch die Familie Stücher das Grubenfeld wieder nachweislich belebt. Hermann Stücher wurde am 21. März 1880 in Ober-Unglinghausen geboren, er ist gestorben am 15. November 1965 in Eichen. Am 17. Juni 1902 heiratet er die aus Herdorf stammende Margarete Buchener. Aus dieser Ehe stammen 7 Kinder. Sie lebten in Eichen.

Da bisher kein weiterer Schriftverkehr eines Bergamtes zu dieser Grube gefunden wurde, soll hier das Grubenbild nicht ausschließlich nur durch Veröffentlichungen in der Westfalenpost vom 13. und 14.Juni 1959 nachgezeichnet werden. Als Berglehrling erlernte Hermann Stücher den Beruf des Bergmannes auf der Grube Stahlberg in Müsen. Ab Juni 1899 begann er in seiner Freizeit mit seinen Grabungen an der Lichtenhardt. Solange er noch in Müsen tätig, gab sich Hermann Stücher mit einigen Schürflöchern an unterschiedlichen Stellen an der Lichtenhardt zufrieden. Dann machte er sich selbständig und verdiente in der Industrie als Abbruchunternehmer das Geld, welches er für den Bergbau in der Lichtenhardt brauchte. 1932 täufte er auf dem Quellkopf der Lichtenhardt mit der Hilfe von Arbeitslosen gegen eine geringe Bezahlung einen Schacht ab, der sehr schnell eine Tiefe von 16 Metern erreichte. Der Schacht wurde durch Grundwassereinbruch unbrauchbar. Hermann Stücher teufte zunächst 100 m talwärts einen weiteren Schacht in den Berg, aber in Folge von fehlenden Pumpen füllte auch der sich sehr schnell mit Wasser. Erst 1949 grub er einen Stollen bis zu einer Länge von 140 m in den Berg. Die tiefste Stelle lag 26 m unter der Oberfläche. Mit der Hilfe seines Neffen Hermann Dick (er war Bergmann aus Castrop) trieben sie einen Querstollen bis unter die Höhe des heutigen Rundweges. Hermann Stücher war Bergmann aus Leidenschaft. An einen materiellen Gewinn glaubte er 1961 selbst nicht mehr; 60.000 DM, sagte er, habe er bisher in sein Bergwerk investiert. Nennenswerte Erze hat Hermann Stücher nicht gefunden. Den Geschichtsforschern wird sein Name durch seine Funde der neolitischen Scherben 1951 in Erinnerung bleiben. Den Bürgern von Unglinghausen bleibt Hermann Stücher und sein Kleinbergwerk mit dem Namen "Hermannsglück" in Erinnerung.

Das Bild zeigt Hermann Stücher (mit Krawatte) vor dem Grubeneingang

Themenpunkt 6

Jungsteinzeitliche Funde vor der Lichtenhardt

Scherben und Feuersteinklinge

Handgemachte Randscherbe eines Bechers mit unregelmäßig und flüchtig eingerissenen horizontalen Linien auf dem Hals; zwei unverzierte Wandscherben, außen gelbbraun, innen graubraun und rissig, Kern schwarz; Maserung aus groben Quarztrümmern und Gesteinsbröckchen, sehr mürbe und brüchig, neolithische Machart, Randdurchmesser etwa 14 cm. Die Scherben wurden am 24.7.1951 von Hermann Stücher beim Erzschürfen in der Lichtenhardt gefunden. In nur 25 m Entfernung wurde 1952 in einem Einschlag von Hermann Stücher (Sohn) eine Feuersteinklinge 2,6 cm breit gefunden, die aber zerschlagen wurde und deren Teile dann verloren gingen. Bei einer Nachuntersuchung der Fundstelle durch den Heimatforscher Hauptlehrer Otto Krasa aus Gosenbach und Hermann Stücher am 22.7.1953 wurden zwei weitere kleine Wandscherben eines Bechers gefunden. Nun wurde die Suche durch Otto Krasa erweitert. In der Zeitspanne vom 12. - 17.10.1953 wurden weitere fünf Scherben gefunden. Eine Scherbe passt an den Rand der 1951 gefundenen Stücke, während vier dickwandigere Scherben der Machart nach zu den bodennahen Teilen des Bechers gehören können. Ob es sich bei den hier gefundenen Gegenständen um Überreste einer alten (keltischen) Siedlung oder um eine Grabbeigabe handelt, konnte nicht geklärt werden.

Die Vermutung, dass es sich bei den Fundstücken um Scherben aus der Jung-Steinzeit (3.000 - 1800 v. Chr.) handeln könnte, hat sich vollauf bestätigt, wie es aus dem Untersuchungsbericht von Dr. Beck, dem Leiter der Außenstelle vom Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte, hervorgeht. - Es handelt sich hier wohl um die ältesten rechtsrheinischen Fundstücke; sie wurden dem Museum in Siegen übergeben. Leider sind die Teile in Siegen nicht mehr auffindbar, so dass nur noch ein Untersuchungsfoto aus Münster an den Fund in der Lichtenhardt erinnert.

Auszugsweise übernommen aus: Blätter des Siegerländer Heimatvereins e. V., Band 32, Heft 3, 1955. Artikel aus der Westfalenpost, Ausgabe Siegen vom 13.08.1955.

Themenpunkt 7

Quellgebiet Sineborn

Der Sineborn ist die größte von drei Quellen, die in diesem Gebiet vor der Lichtenhardt entspringen. Das Quellgebiet speist den Unglinghäuser Bach, der den gesamten Ort von Norden nach Süden durchfließt. Bevor der Bach nach ca. 4,5 km in der Ortslage Eckmannshausen in die Dreisbach mündet, nimmt er in der Gemarkung Unglinghausen noch mehrere Seitenbäche auf. In alten Flurkarten steht der Name "Sinterborn". Der Name der Quelle hat sich mit den Jahren verändert und ist immer wieder angepasst worden. Die Namen "Sennerborn" und "Sinnerborn" sind ebenfalls nicht unbekannt. Es ist auch der einzige Quellbereich in dieser Höhenlage an der Lichtenhardt.

Sinterborn Durch die Scherbenfunde aus der Jung-Steinzeit (Themenpunkt 6) kann man vermuten, dass hier eine Behausung oder Arbeitsstätte zwecks Eisengewinnung war. In diesem Namen "Sinterborn" ist das Wort "sintern" enthalten. Ob hier eine Erzverhüttung in der damaligen "Sinter"-Form stattgefunden hat, konnte während der kurzen Ausgrabungszeit nicht eindeutig geklärt werden. Auffällig sind jedoch die kleinen Senken und Buckel in dem Fichtenbestand oberhalb des Quellbereichs.

Themenpunkt 8

Fernblick über Unglinghausen

Hier am Heidenüffel ist der höchste Punkt des Rundweges erreicht. Die alten Gemarkungsnamen sollen nicht vergessen werden; deshalb findet man insgesamt 60 Gemarkungsschilder mit den Namen aus dem Urkataster von 1836 und in dem hier in Unglinghausen gesprochenen Dialekt abgebildet. Die Lichtenhardt mit einer Erhebung von 494 m ist neben dem Kindelsberg einer der höchsten freistehenden Berge. Darum wurde zu Beginn der Landesvermessung 1840 auf der flachen Kuppe der Lichtenhardt ein trigonometrischer Punkt (TP) eingemessen und angelegt. Trigonometrische Punkte gehören allgemein zu einem Netz von Festpunkten, mittels derer ein größerer Teil der Erdoberfläche, z.B. ein Land, vermessen wird. Das Festpunktfeld besteht aus einer großen Anzahl von Boden- und Hochpunkten. Die Bodenpunkte werden durch Steinpfeiler vermarkt. Eine darunterliegende Platte dient als Sicherung. Zur Durchführung der neuen Landesvermessung wurde am 1. Januar 1875 die "Königlich Preußische Landesaufnahme" gegründet. Um die Messungen genauer mit einem Winkelmessinstrument (Theodolit) durchführen zu können, wurden an den Festpunkten im Siegerland ab 1892 neue Vermessungsgerüste aus Holz errichtet.

Solch ein Vermessungsgerüst hat auch auf der Kuppe der Lichtenhardt gestanden. Am 23.Juni 1896 schreibt der Trigonometer der Preußischen Landesaufnahme: "Das Signal steht auf dem Berge Lichtenhardt, 2½ km südlich Dahlbruch. Dasselbe wird dargestellt durch einen hölzernen Aussichtsturm des S.G.V. (Sektion Hilchenbach) mit aufgesetzter Tafel." Ältere Bürger in Unglinghausen erinnern sich noch an den Aussichtsturm auf der Lichtenhardt, der in den Kriegsjahren zerfallen ist. Die Landvermessung wird heute über Satelliten gestützt vorgenommen, und die alten Basaltsäulen werden nicht mehr gebraucht; sie werden aber noch in der Denkmalliste geführt. Eine dieser Basaltsäulen ist auf der Lichtenhardt noch erhalten und freigelegt.

Quellennachweis: Westfälisches Amt für Denkmalpflege, Münster. Vermessungsschriften der PrLA II. Ordnung, HAG. Auskunft Stadtarchiv Hilchenbach. Aussichtstürme, Technische Kulturdenkmale in Westfalen, Hans Fröhlich, 1985.

Themenpunkt 9

Ausblick auf Ober-Unglinghausen

Land- und Forstwirtschaft sind in Unglinghausen traditionell eng verbunden. Durch den Strukturwandel wird die heutige landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 200 ha noch von einem Vollerwerbslandwirt mit Milchviehhaltung und vier Nebenerwerbslandwirten, darunter drei Biobetrieben mit Direktvermarktung, bewirtschaftet. In den Jahren 1913 und 1914 wurden hier über 10 ha Haubergsflächen links von der Struhtbornquelle bis rechts in die Viehweide von der Haubergsgenossenschaft zur Verfügung gestellt und in Kulturland umgewandelt. Die Baumreihe rechts in der Viehweide bildete die Grenze zum Hauberg, bevor die Weide nochmals vergrößert werden musste. Alle landwirtschaftlichen Flächen werden von ortsansässigen Familien bewirtschaftet. Rechts oberhalb der Viehweide liegt der Hochbehälter für Trinkwasser in Unglinghausen. Noch in den Jahren 1954 bis 1956 wurde die öffentliche Trinkwasserleitung im Hand- und Spanndienst verlegt.

Wie man von diesem Standort aus sehen kann, ist unser Ort in Wald eingebettet. Die Geschicke der Forst- und Waldwirtschaft wurden von Haubergsvorsteher Paul Kämpfer dreiundvierzig Jahre lang geprägt und mitverantwortet. Unter seinem Vorsitz wurden die Sohlstätten-Anteilseigner und die Haubergseigner 1986 in die Vereinigte Waldgenossenschaft zusammengeführt und der gesamte Waldbesitz in neue Anteile aufgeteilt. Das „Sohlstättenrecht“ war eine besondere Nutzung des Waldertrages in Form von Bau- und/oder Brennholz, bezog sich auch auf ein Wasserrecht und war nur den Hausbesitzern zugeordnet und in einer Auflistung 1846 schriftlich fixiert. Wie man vor 1846 zu einem Sohlstättenrecht1 kam oder wie es gehandhabt wurde, ist für Unglinghausen nicht belegt. Die Sohlstättenbesitzer waren ein in sich geschlossener Kreis, der nach 1846 auch nicht vergrößert wurde. Das Sohlstättenrecht war stets an das Haus gebunden und konnte nur zusammen mit dem Haus verkauft oder vererbt werden. Bis auf ca. 10 ha Stadtwald der Stadt Netphen ist der gesamte Wald von ca. 360 ha in Unglinghausen im Besitz der Vereinigten Waldgenossenschaft mit z. Zt. 108 Anteilseignern. Er wird gemeinsam bewirtschaftet wie eine "Aktiengesellschaft". Die Baumartenvielfalt ist in 54 Prozent Nadelholz und 46 Prozent Laubholz aufgeteilt. Durch Baumarten, die an den Standort angepasst sind, und durch die Ausnutzung der natürlichen Verjüngung erfolgt eine ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die Nutzung des Waldes wird in Unglinghausen schon seit 1990 naturnah betrieben. Die Holzgewinnung erfolgt nicht mehr durch Kahlschläge. Über gut ausgebaute Waldwege und Rückegassen ist ein Umwelt schonender Abtransport gewährleistet. Die Unglinghäuser Vereinigte Waldgenossenschaft ist PEFC zertifiziert.

1 Ring, Wilhelm Sohlstättenrecht Siegerland, Band 29, 1952, Seite 27-32. Themenpunkt 10

Quellgebiet Waldesstille

Die Waldesstille hier am Kierberg wird auch heute noch gerne zur Freizeitgestaltung von jung und alt genutzt. Die größte Veranstaltung ist jährlich am zweiten Pfingstfeiertag der "Open Air Gottesdienst". In früheren Jahren unterhielt die Wandergruppe Kreuztal im Bundesbahn-Sozialwerk hier eine Schutzhütte mit Geräteraum, die aber leider abgebrannt ist. Der ca. 180 jährige Eichenbestand umschließt den Festplatz und lädt zu einer Rast ein. Da der Fußweg von Ober-Unglinghausen zur Kirche nach Netphen länger war als nach Ferndorf, ging im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert ein Teil der Bewohner sonntags nach Ferndorf zur Kirche. Ihr Kirchweg führte unmittelbar hier entlang über die Höhe nach Ferndorf. Die Gestaltung der Quelle ist im letzten Jahrhundert durch jede Generation nach den jeweiligen Vorstellungen verändert worden. Der in Unglinghausen geborene Ewald Reber hat die einzelnen Umbauarbeiten sehr gut dokumentiert. Die jetzige naturnahe Gestaltung der Quellfassung ist 2001 abgeschlossen worden. Im weiteren Verlauf mündet das Gewässer in Ober-Unglinghausen in den Unglinghäuser Bach.

Die Waldesstille

Themenpunkt 11

Wolfsbornquelle

Die Wolfsbornquelle entspringt unmittelbar auf der Grenze zum Nachbarort Kredenbach. Fest verwurzelt hält sich die Überlieferung, dass um 1850 hier der letzte Wolf gesichtet wurde. Seit dieser Zeit hat sich der Name Wolfesborn für diese Gegend gebildet. Da diese Quelle direkt an einem Hauptwanderweg liegt, hat die SGV- Abteilung Kredenbach die Gestaltung und Pflege der Quelle übernommen. Im weiteren Verlauf ändert sich der Name des Gewässers von Wolfsborn in Berschebach und fließt erst nach ca. 2 km im Niederdorf in den Unglinghäuser Bach.

Der unterhalb der Quelle gelegene Buchenwald ist ca. 60 Jahre alt. Je nach Jahreszeit und Sonnenstand kann man hier sehr stimmungsvolle Bilder genießen.

Oberhalb der Quelle und des Weges kann man noch alte zum Teil verwitterte Eichen sehen, die hier sichtbar die Grenzen der Gemarkungen Setzen, Kredenbach und Unglinghausen darstellen. Oft wurden solche Grenzeichen in Doppelreihen an Grenzwegen angepflanzt und bildeten allmählich Alleen oder Laubengänge. Den Laubengängen wird heute wieder größere Beachtung geschenkt. Oberhalb der Grube Waidmann (siehe Themenpunkt 3) ist eine Eichenallee als Grenzweg noch gut sichtbar.

Themenpunkt 12

Überquerung der Straße nach Obersetzen

An dieser Wegekreuzung stand bis 2007 ein ca. 80jähriger Fichtenwald. Der Orkan "Kyrill" hat in der Nacht vom 18. auf 19. Januar 2007 hier in Unglinghausen erhebliche Waldschäden angerichtet. Weitere massive Schäden wurden durch den Orkan "Emma" am 29.02./01.03.2008 verursacht. 15 Prozent der Waldflächen der Vereinigten Waldgenossenschaft (das entspricht ca.60 ha) wurden zerstört. 25.000 Festmeter Holz aus 30 -100jährigem Fichtenbestand wurden vollständig entwurzelt und mussten aufgearbeitet werden. Nach den Aufräumungsarbeiten hat eine natürliche Verjüngung stattgefunden, die durch eine Wiederaufforstung ergänzt wurde. Anstelle der früher üblicheren Fichten-Monokulturen wird heute großer Wert auf Mischwald (Wildkirsche, Kastanie, Buche, Douglasie, Lärche) gelegt.

Themenpunkt 13

Abzweig Netphener Rundwanderweg

Der Netphener Rundweg bildet gleichzeitig die Grenze zwischen den Waldgenossenschaften von Unglinghausen und Obersetzen. Die Eiche ist eine der letzten Grenzeichen, die früher die sichtbare Markierung darstellten. Bevor der Busverkehr über Eckmannshausen in das Industriegebiet Hüttental einsetzte, mussten die dort tätigen Arbeiter den täglichen Fußweg durch das Berschebachtal an dieser Grenzeiche vorbei nach Obersetzen gehen; dieser Fußweg ist heute kaum noch erkennbar. Hier biegt der Onkelküser Themenweg, der wie viele Waldwege bei den Aufräumarbeiten nach den beiden Orkanen komplett wieder in Stand gesetzt werden musste, nach links vom Netphener Rundweg ab und führt am 400 m hohen Setzer Berg vorbei und durch 150jährige Eichen- und 60jährige Buchenbestände wieder ins Tal an den Ortseingang von Unglinghausen.

Blick vom Setzer Berg auf Unglinghausen

Themenpunkt 14

Alter Ortskern von Nieder-Unglinghausen

Im Oktober 2009 ist das Häuserbuch Unglinghausen von Friedhelm Ziegler erschienen. Darin werden die baugeschichtlichen Zusammenhänge über die 69 ältesten Häuser beschrieben. Ab 1566 ist die Entwicklung des Ortes mit seinen jeweiligen Bewohnern und mit den alten Hausnamen anhand der Steuerlisten und Kirchenbücher erforscht worden. Auf über 500 Seiten wurde 450 Jahre Geschichte aufgearbeitet.

Über all die Jahre wurde zwischen Ober-Unglinghausen und Nieder-Unglinghausen unterschieden, es gab aber nur einen gemeinsamen Bürgermeister. Zwischen den Orten wurde um 1740 eine Kapellenschule für beide Ortsteile errichtet, und ab 1826 gibt es in der Ortsmitte einen Friedhof. Ab ca. 1920 wurde die politische Unterteilung der Orte aufgehoben, allerdings "wohnt" man dem Sprachgebrauch nach auch heute noch im Oberdorf oder im Niederdorf.

Die Bevölkerung ernährte sich hauptsächlich von der kargen Landwirtschaft, und nach einer Dürre stieg regelmäßig die Hungersterblichkeit. Die Pest fand auch hier ihre Opfer. Das Industriezeitalter begann für Unglinghausen sehr zögerlich.

Wie in vielen Orten des Siegerlandes wurden auch hier die Häuser in früheren Jahren sehr eng in und um den Ortskern herum gebaut. Diese enge Bebauung sowie die Bauweise der einzelnen Häuser führten zum Beispiel dazu, dass im Niederdorf bei einem Brand 1842 zwei Häuser und im September 1868 in Ober- Unglinghausen fünf Häuser zerstört wurden. Es sind einige Häuser in den letzten siebzig Jahren wegen verschiedener Baumaßnahmen, wie Neubau oder Straßenbau, abgebrochen worden.

Auf einige Häuser möchten wir aufmerksam machen.

Das Haus "Möllersch" wurde um 1720 gebaut. Der Name leitet sich von dem Beruf des Erbauers ab, der Müller in Eckmannshausen war.

Das Haus "Welmes" ist die eine Hälfte eines Doppelhauses mit dem Haus "Gröäbersch" und zeigt rechts neben der Eingangstür einen Bibelspruch.

Er lautet: „WANN ICH NUR DICH HAB SO FRAG ICH NICHT NACH HIMMEL UND ERDN WENN MIR GLEICH LEIB UND SEEL VERSCHMACHT SO BIST DU DOCH ALLZEIT MEINNS HERTZEN DROST UND MEIN DHEILL.“ Der Spruch ist für eine Hausinschrift ungewöhnlich. Der Grund ist sicher in der Tragik der damaligen Ereignisse in der Familie zu erkennen: Am 6.1.1676 starb Johannes Zimmermann, der Vater von 5 Kindern zwischen 3 und 15 Jahren, wobei das 6. Kind Franz unmittelbar in der Sterbewoche des Vaters geboren wurde.

Dieses Doppelhaus wurde im Wohnbereich längs geteilt, während der Speicher quer geteilt ist.

Das Haus "Gröäbersch"

Das Haus "Holzklowe" gehört zu den wenigen Häusern in Unglinghausen, an denen die gepflegte Fachwerkfassade erhalten wurde. Die Altersbestimmung der Eichenbalken ergab ein Baujahr um 1727.