Schlachten nach Hitler Attentat

Schlacht um die Bretagne (01.08.1944 – 08.05.1945) (aus Wikipedia)

051_124/Kartenausschnitt der Bretagne Die Schlacht um die Bretagne während des Zweiten Weltkriegs war die Fortsetzung der Operation Cobra, die zum Ausbruch der US-Armee aus dem Brückenkopf in der Normandie führte. Sie begann am 1. August 1944 und dauerte durch die Belagerung der von den Deutschen zu Festungen erklärten Städte Lorient und Saint-Nazaire bis Kriegsende im Mai 1945. Zwar waren die eigentlichen Kampfhandlungen bis etwa Ende September 1944 weitgehend beendet, und ein Grossteil der US-amerikanischen Einheiten wurde zur Front nach Osten verlegt. Jedoch mussteeine kleinere Belagerungsstreitmacht dort vorgehalten werden, weil sich die deutschen Festungskommandanten in Lorient und St. Nazaire weigerten, zu kapitulieren. Aufgrund der stark befestigten Stadtmauern und der Versorgung der Verteidiger durch deutsche U-Boote vom Atlantik aus war absehbar, dass die Städte nicht erobert werden konnten. Die Bretagne selbst konnte von Mitgliedern des französischen Widerstands, der Résistance, gesichert werden.

Die Bretagne unter deutscher Besatzung Die deutsche Wehrmacht besetzte im Verlauf des Westfeldzugs Nordfrankreich und damit auch die Bretagne. fiel am 18. Juni 1940, und nur einen Tag später waren die deutschen Truppen in Brest. Damit war die Bretagne fast kampflos an die Deutschen gefallen.

Die bretonische Küste wurde Bestandteil des Atlantikwalls und die wichtigen Hafenstädte zu Festungen ausgebaut. In Brest, Lorient und Saint Nazaire entstanden grosse U-Boot-Bunker, die als Stützpunkte für die in der Atlantikschlacht eingesetzten deutschen U-Boote dienten. Der Bunker in Brest war der weltweit grösste, der je gebaut wurde.

Trotz vieler Opfer in der eigenen Bevölkerung durch die deutschen Besatzer sahen einige Bretonen in der Zusammenarbeit mit den faschistischen Deutschen den Weg zur Unabhängigkeit, dessen Bestreben bis in das erste Jahrtausend zurückgeht. Die radikalsten Nationalisten der "Nationalistischen Bretonischen Partei" (Parti National Breton – PNB) und deren Untergrundorganisation "Gwen ha du" wirkten daran mit.

1943/44 wurde Bezen Perrot (auch als Der bretonische Waffenverband der Waffen-SS bezeichnet) als eine Einheit bretonischer Nationalisten ins Leben gerufen, die 1944 vom (SD) in der Bretagne als Hilfstruppe eingesetzt wurde. Der katholische Priester und Abt Jean-Marie Perrot, der ein Sympathisant der bretonischen Befreiungspartei PNB war, gründete sie mit Unterstützung der Sipo/SD. Bezen Perrot war eine Splittergruppe der Kadervenn, einer bretonischen nationalistischen Organisation. Der Name Bezzen Perrot wurde von Ael Péresse geprägt. Nach Perrots Tod im Dezember 1943 erfolgte unter Célestin Lainé eine Reorganisation der Gruppe unter dem Namen Bezen Kadoudal. 60 bis 80 Freiwillige waren ab März 1944 an Anschlägen auf die französische Résistance beteiligt. Zu Beginn des amerikanischen Vormarsches tauchten einige Mitglieder unter, und eine grosse Gruppe schloss sich dem deutschen Rückzug nach Ostfrankreich an. Die Zurückgebliebenen kamen in deutsche Spezial-SD-Einheiten und aktive Waffen-SS-Einheiten wie die SS-Sturmbrigade Frankreich und wurden an die Ostfront verlegt.

Die Nach der Einnahme der Hafenstadt Cherbourg am 27. Juni 1944, deren wichtige Hafenanlagen von den Deutschen stark zerstört worden waren, und dem anschliessend erfolgten amerikanischen Ausbruch aus dem Overlord-Brückenkopf, wurde die Stadt Avranches, die den Eingang in die Bretagne darstellt, am 30. Juli von General George S. Pattons neu gebildeter 3. US-Armee eingenommen. Die nun für das weitere Gelingen des Vormarsches in Richtung Deutschland sehr wichtig gewordenen Häfen in der Bretagne sollten ursprünglich von der kompletten 3. US-Armee erobert werden. Ein entsprechender Bestandteil des Overlord-Plans war die Errichtung eines neuen grossen amerikanischen Hafens in der Bucht von Quiberon. Die Planer mussten davon ausgehen, dass es den Deutschen gelingen würde, die Atlantikhäfen vor der Besetzung durch US-Truppen zu zerstören. In der letzten Stufe sollte sich die 3. US-Armee nördlich der Loire aufstellen, um in Richtung Osten vorzurücken.

Da sich aber gezeigt hatte, dass der deutsche Widerstand auf weiter Front zusammengebrochen war und die deutsche 7. Armee weitestgehend zur Verteidigung der Normandie abgezogen worden war, entschloss sich Dwight D. Eisenhower dazu, nur das VIII. US-Korps weiter in die Bretagne zu schicken und mit den anderen Kräften den Kampf in Richtung Osten aufzunehmen. Überraschenderweise fiel den Amerikanern die Brücke bei Pontaubault über die Sélune (7 km südlich von Avranches) unbeschädigt in die Hände, so dass es Patton gelang, innerhalb von nur drei Tagen sieben komplette Divisionen mit etwa 100.000 Soldaten und 10.000 Fahrzeugen über die Brücke in die Bretagne zu führen.

Als Hitler in Berlin von der Lage an der Westfront erfuhr, erklärte er unverzüglich die Atlantikhäfen zu Festungen und ordnete an, diese bis zum letzten Mann zu verteidigen. General Wilhelm Fahrmbacher, der zum 1. August der Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in der Bretagne wurde, zog daraufhin die verfügbaren Einheiten in die Hafenstädte zurück. In Brest, Lorient und Saint-Nazaire bereiteten sich die deutschen Schiffe und U-Boote auf ein schnelles Auslaufen vor.

Kampf um die Bretagne Der Vormarsch 051_125/Der amerikanische Vorstoss in die Bretagne

Um die deutschen Nachschubverbindungen zu kappen, beorderte General Troy H. Middleton die 4. US-Panzerdivision Richtung Süden zur Bucht von Quiberon. Die 6. US-Panzerdivision erhielt den Befehl, schnellstmöglich direkt in die Bretagne bis nach Brest vorzustossen. Middleton, der eigentlich beabsichtigt hatte, mit seinen Einheiten nach Westen zu gehen, wurde von Patton angewiesen, im Hauptquartier zu bleiben. Als Resultat dieser Entscheidung verlor Middleton schon bald den Kontakt zu seinen in hohem Tempo vorrückenden Divisionen. Mit dem hohen Marschtempo waren auch logistische Probleme verbunden. Eine adäquate Belieferung der Einheiten mit Nachschubgütern, vor allem Munition, könnte erst wieder gewährleistet werden, wenn der Vormarsch zum Stehen kam.

Die Panzer und Fahrzeuge des VIII. Korps durchquerten mit hoher Geschwindigkeit die Bretagne. So berichtete ein alliierter Soldat einer Versorgungseinheit, der in der Bretagne kämpfte:

"Within a couple of days we were passing out rations like Santa Claus on his “sleigh, with both giver and receiver on the move. The trucks were like a band of stage coaches making a run through Indian territory. We got used to keeping the wheels going, disregarding the snipers, and hoping we wouldn’t get lost or hit".

"Innerhalb einiger Tage gaben wir die Rationen aus wie der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten; Ausgeber und Empfänger in voller Bewegung. Die LKW erinnerten an die Planwagen der Siedler, die durch ein Indianerterritorium rasten. Wir versuchten, die Räder am Rollen zu halten, während wir die Scharfschützen links liegen liessen und darauf hofften, weder getroffen zu werden noch uns zu verirren".

Die alliierten Kommandeure befahlen ein schnelles Vorrücken. Da sich die Deutschen in die Häfenstädte zurückgezogen hatten, trafen die Amerikaner im freien Gelände kaum auf Widerstand. An den Strassen standen französische Zivilisten und winkten ihnen zu. Die Kinder riefen nach Kaugummi, Schokolade und Bonbons, die die Besatzungen der Fahrzeuge ihnen zuwarfen.

Am 2. August schloss die 4. US-Panzerdivision die bretonische Stadt Rennes ein und begann am 7. August die Belagerung von Lorient. Damit war die Bretagne von Osten her nur durch einen amerikanischen Sperrgürtel zu erreichen. Die 6. US-Panzerdivision war nach fünf Tagen die rund 230 Kilometer von dort bis nach Brest vorgedrungen und erreichte die Aussenbezirke der Stadt am 7. August. Die 83. US-Infanteriedivision versuchte ab dem 5. August, die nördliche Hafenstadt St. Malo freizukämpfen.

Die Rolle des französischen Widerstands sowie alliierter Spezialtruppen Auch in der Bretagne war der FFI, die Forces Françaises de L'Intérieur, aktiv, die schon kurz vor D- Day vom in London stationierten französischen Offizier Albert Eon geleitet wurde. Die 20.000 Widerständler in der Bretagne waren allerdings längst nicht so gut ausgestattet wie ihre Kollegen in der Normandie. Sie besassen nur veraltetes Material, wenig Munition und Waffen. Während der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944, im Verlauf der Operation Overlord, sprangen vier Gruppen des französischen 4. SAS (36 Soldaten) über der südlichen und nördlichen Bretagne ab, um die Stützpunkte "Dingson", "Samwest" und "Grog" zu errichten, von denen die französische Résistance unterstützt werden und Lande- und Absprungzonen für das restliche Bataillon markiert werden sollten. Die Aufgabe des französischen SAS war es, alle Kommunikationsleitungen und -wege zu zerstören und Hinterhalte und Sabotageakte vorzubereiten, um die Deutschen zu hindern, in Richtung der Normandie vorzurücken. Die Verbände zogen von Juni bis Juli 1944 durch das Land und rüsteten die örtlichen Mitglieder der Résistance mit Waffen aus. Ausserdem trainierten sie mit ihnen den Kampf. 051_126/Die Operationen und Sabotagen der SAS-Truppen und Résistancemitglieder in der Bretagne

Nacht für Nacht wurden weitere SAS-Gruppen, sowie Nachschubgüter im Gebiet von Saint-Marcel, "Dingson", etwa 35 Kilometer nordöstlich von Vannes, eingeflogen, wodurch es den alliierten Verbänden gelang, die Sabotage in den meisten Fällen erfolgreich auszuführen. Die SAS-Teams gruppierten in der Gegend etwa 10.000 Résistancekämpfer um sich, die ihnen halfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Am 18. Juni lieferten sich 200 Männer des französischen SAS, zusammen mit vier bewaffneten Jeeps und etwa 2.500 Mitgliedern der Résistance einen Kampf mit schätzungsweise 5.000 deutschen Soldaten, die von Mörsergruppen unterstützt wurden. Die SAS- Truppen sowie die Résistance hielten bis in die Nacht ihre Stellungen, um sich dann im Schutze der Dunkelheit zurückzuziehen. Nach diesen Kämpfen wurden die SAS-Einheiten von den Deutschen mit allen Mitteln gejagt, weshalb es vielen nicht gelang, am Leben zu bleiben. Heute erinnert ein Museum in Saint-Marcel an die Kämpfe. Als der US-Vormarsch nach Westen begann, flogen die Briten mittels Transportmaschinen und Gleitern modernes Gerät in die Bretagne und warfen es mit dem Fallschirm ab. Die 2. Squadrondes 3. SAS wurde in die Bretagne eingeflogen, um die Männer des 4. SAS abzulösen. Es ergab sich allerdings aus dem amerikanischen Marschtempo mit der Zeit ein Problem. Die Fahrzeuge, Waffen und anderen Nachschubgüter landeten oft in Gebieten, die schon von den Amerikanern überrollt worden waren. Die Résistance musste daher umständlich die Güter zu den vorgesehenen Einsatzorten vor den Amerikanern schaffen.

Trotz der auftretenden Schwierigkeiten hatte die bretonische Résistance ihre Erfolgserlebnisse. Einheiten des FFI griffen mit bewaffneten Jeeps den Flughafen bei Vannes an und konnten ihn nach kurzer Zeit einnehmen. 150 Widerständler eroberten wichtige Eisenbahnbrücken bei Morlaix, und FFI-Gruppen geleiteten die US-Fahrzeuge dank ihrer Orts- und Sprachkenntnisse durch die Bretagne.

Das französische SAS (530 Soldaten) verlor in den Kämpfen in der Bretagne 276 Männer (81 Tote, 195 Verwundete).

Schlacht um Rennes (2. bis 4. August) Die 4. US-Panzerdivision unter General John Wood fuhr von Norden auf Richtung Rennes zu. In den ländlichen Gebieten wurden sie von winkenden und applaudierenden Bretonen begrüsst, die ihnen auch Wein und Blumen reichten. Gelegentlich ergaben sich einzelne deutsche Soldaten, die gefangen genommen wurden.

Sobald die nähere Umgebung von Rennes erreicht war, wurden die Amerikaner aus einzelnen deutschen Widerstandsnestern beschossen. Dabei gab es einige Verletzte. So kam es 15 Kilometer vor den Aussenbezirken von Rennes bei Saint-Aubin-d’Aubigné zu einem deutschen Artillerieangriff auf die Spitze der Fahrzeugkolonne, der die Amerikaner zwang, sich etwa einen Kilometer zurückzuziehen und dort die Nacht abzuwarten. Am nächsten Morgen überflogen einige deutsche Flugzeuge das Areal, konnten aber durch Maschinengewehrfeuer der Alliierten vertrieben werden. Der weitere Vormarsch auf Rennes verlief mit nur leichterer deutscher Gegenwehr, wobei unterwegs immer wieder Gefangene gemacht werden konnten.

In Rennes versuchten die Deutschen einen Flankenangriff auf die einrückenden Amerikaner, die aber die 8. US-Air Force zur Hilfe riefen. Nach dem Luftangriff ergaben sich scharenweise deutsche Soldaten. Rennes war ab dem 4. August frei von deutschem Widerstand. Rund 2.000 Soldaten der Wehrmacht und SS hatten sich ergeben. Die 4. US-Panzerdivision fuhr weiter nach Süden und bekam Nantes, Saint-Nazaire und Lorient als ihre nächsten Ziele genannt. Am 6. August eroberten sie mit Hilfe der Résistance Vannes.

Schlacht um Saint-Malo und Dinard (5. bis 14. August) Die 83. US-Infanteriedivision unter Generalmajor Robert C. Macon, die nach dem Ausbruch aus dem Brückenkopf bei La Cardonière und Feugères stand, bekam den Befehl, Saint-Malo und Dinard einzunehmen. Am 3. August begann sie vorzurücken und erreichte gegen 10:00 Uhr die Stadt Pontorson. Als die Truppen auf der Küstenstrasse bei Mont Saint-Michel und Dol-de-Bretagne fuhren, erhielten sie die letzten Einsatzanweisungen und schwenkten nach Saint-Malo. Während die Amerikaner auf Saint-Malo vorrückten, wurden sie von Angehörigen der Résistance darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich noch etwa 10.000 deutsche Soldaten in der Stadt aufhielten. Die amerikanische Aufklärung war von etwa der Hälfte ausgegangen. Tatsächlich waren zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 12.000 Deutsche in der Stadt. Später stellte sich heraus, dass sich viele deutsche Soldaten der unterschiedlichsten Truppenteile beim Ausbruch der Amerikaner aus dem Brückenkopf nach Saint-Malo zurückgezogen hatten. Dazu kamen Soldaten von den besetzten englischen Kanalinseln.

Die Stadt wurde nicht nur von dieser unerwartet hohen Zahl an deutschen Soldaten verteidigt, sondern auch von einer weit reichenden Artilleriestellung der Marine-Artillerie-Abteilung 608 auf der vorgelagerten Insel Île de Cézembre, deren Geschütze sich auch auf das Festland richten liessen.

Am 5. August riefen die Amerikaner die französische Bevölkerung auf, die Stadt zu verlassen. Daraufhin versuchten lokale Autoritäten aus Saint-Malo, dem deutschen Stadtkommandanten Oberst Andreas von Aulock, einem Stalingrad-Veteranen, die Kapitulation der historischen Stadt nahezubringen, doch von Aulock lehnte dies strikt ab.

Schon in den kleineren Vorstädten gerieten die anrückenden Amerikaner unter heftiges deutsches Abwehrfeuer, das sie dazu zwang, ihre Fahrzeuge zu verlassen und zu Fuss weiter vorzurücken. In den Aussenbezirken von Saint-Malo verstärkte sich die deutsche Gegenwehr. Dennoch gelang es der 83. US-Infanteriedivision, stetig weiter vorzurücken. In heftigen Gefechten kämpften sich die Soldaten durch Panzersperren, Stacheldrahtverhaue und Minenfelder, wobei sie unter stetigem Maschinengewehr- und Mörserfeuer lagen. Dazu setzten die Deutschen Panzer und vor allem Scharfschützen ein, die die Amerikaner immer wieder in Bedrängnis und deren Vormarsch zum Stocken brachten.

Die Stadt Dinard wurde von einer deutschen Kampfgruppe aus Elementen der 77. Infanterie- Division unter Oberst Rudolf Bacherer gehalten. Ab dem Nachmittag des 10. August mussten sie sich gegen den Zangenangriff zweier amerikanischer Regimenter behaupten, der bis zum 13. August andauerte. Bacherer und 3.496 Deutsche wurden gefangen genommen.

In Saint-Malo bekämpften die Amerikaner die Deutschen mit starkem, dreitägigem Artilleriebeschuss. Von Aulock hatte sein Hauptquartier in der alten Zitadelle eingerichtet, deren starke Mauern selbst von panzerbrechenden Granaten mit einem Geschossgewicht von 500 kg nicht durchdrungen werden konnten. Die Stadt selbst wurde am 14. August nach der Kapitulation von 657 deutschen Soldaten als gesichert erklärt.

Ein gefangengenommener deutscher Feldgeistlicher wurde in die Zitadelle entsandt, um von Aulock zur Kapitulation zu überreden, doch dieser lehnte ab mit den Worten: "Ein deutscher Soldat kapituliert nicht". Daraufhin starteten die Amerikaner eine koordinierte Attacke mit Angehörigen des FFI, die sogar bis auf das Zitadellendach gelangten. Doch sie mussten wieder umkehren, nachdem Artilleriefeuer von der Insel Cézembre und Maschinengewehrfeuer aus dem Innenhof der Zitadelle eröffnet worden war. Eine herbeigerufene Bomberstaffel warf in der Folge Tonnen an Bomben auf die Zitadelle, was aber nicht zu dem erhofften Ergebnis führte. Die Amerikaner brachten daraufhin zwei 20,3 cm-Artilleriegeschütze in 1,5 Kilometern Entfernung in Stellung und beschossen die Zitadelle auf der Hafenseite und in deren Abluftlöchern. Anschliessend begannen sie mit den Vorbereitungen zum Abwurf von Napalm über die Zitadelle. Doch noch vor dem Abwurf kapitulierten die Deutschen am 17. August mit 400 Soldaten. Die Altstadt von Saint-Malo war in der fast zweiwöchigen Belagerungszeit zu fast 80 Prozent zerstört worden.

Die Artilleriestellung auf der Île de Cézembre wurde am selben Tag von den nun umgeleiteten Bombern mit Napalmbomben beworfen und die deutsche Besatzung anschliessend zur Kapitulation aufgefordert, was deren Kommandant, Oberleutnant Richard Seuss, jedoch ablehnte. Daraufhin ignorierten die Amerikaner die Insel. Der Grossteil der 83. US-Infanteriedivision zog in Richtung Loiretal ab, nur das 330. US-Infanterieregiment blieb zurück und wartete auf die deutsche Kapitulation. Am 31. August warfen 24 Lockheed P-38 Napalmbomben auf die Insel, und weitere 300 Bomber bombardierten die Artilleriestellung. Die Deutschen weigerten sich weiterhin zu kapitulieren. Erst am 2. September nach intensivem Artilleriebeschuss von Land und von See durch HMS Warspite sahen die Deutschen ihre ausweglose Situation ein und ergaben sich.

Schlacht um Saint-Nazaire (5. August 1944 bis 8. Mai 1945) In der zur Festung ausgerufenen Hafenstadt Saint-Nazaire befanden sich rund 35.000 deutsche Soldaten, deren Festungskommandant zunächst Generalmajor Maximilian Hünten war. Hünten übernahm im Verlauf der Belagerung am 26. September das Amt des Kampfkommandanten und wurde danach von Generalleutnant Hans Junck als neuer Festungskommandant abgelöst. Mit ihnen in der Stadt befand sich auch Konteradmiral Hans Mirow, der seit Februar 1944 Kommandant der Seeverteidigung Loire war.

Im August wurde die im Hafen liegende 6. U-Flottille aufgelöst und die Schiffe der 7. U-Flottille nach Norwegen verlegt. Eines der erfolgreichsten deutschen U-Boote, U 123, wurde am 19. August in Saint-Nazaire selbstversenkt, weil es nicht fahrfähig war. Es wurde von den Franzosen nach dem Krieg gehoben und noch bis zum Jahre 1959 unter dem Namen Blaison eingesetzt. Das letzte Boot, U 267, verliess den Stützpunkt am 23. September. Nur U 255 lag noch beschädigt im Hafen. Eine Heinkel He 115 brachte im Oktober einige wichtige Teile zur Reparatur des Bootes. Im März 1945 erreichte ein neuer Kommandant für U 255 Saint-Nazaire. Nach einigen kurzen Einsatzfahrten verliess U 255 am 8. Mai 1945 den Hafen und kapitulierte vier Tage später auf offener See. Am 23. April war ausserdem U 510 in Saint-Nazaire eingelaufen, das seine Reise von Japan nach Norwegen aus Treibstoffmangel nicht hatte fortsetzen können. Das Boot lag zum Zeitpunkt der Kapitulation noch im Hafen und wurde als Bouan in die französische Marine übernommen.

Die Amerikaner hatten wie auch in Lorient das Problem (siehe weiter unten), dass die Stadt zu stark befestigt war und die deutschen Verteidiger ein gut ausgebautes Netz an Artilleriestellungen rund um die Stadt aufgebaut hatten. Eine Erstürmung von Saint-Nazaire war daher unmöglich. Es wurde daher der Beschluss gefasst, die deutschen Truppen einzuschliessen und an einem Ausbruch zu hindern. Dazu entwickelten die Belagerer ein ausgeklügeltes Patrouillensystem, das das Gebiet um die Stadt weiträumig abdeckte. Auch die Deutschen agierten ähnlich, um Lücken im Belagerungsring auszumachen. Immer wieder trafen Spähtrupps aufeinander, und es kam zu kleineren Scharmützeln, bei denen es Tote und auch Gefangene auf beiden Seiten gab. Am 29. November arrangierten Deutsche und Amerikaner einen kurzzeitigen Waffenstillstand, um gegenseitig Gefangene auszutauschen. Unter dem Festungskommandanten Generalleutnant Hans Junck hielt die 265. Infanterie-Division Saint-Nazaire bis zur deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945, da sie von See her über Spanien und Deutschland mittels U-Booten versorgt werden konnte.

Schlacht um Brest (7. August bis 20. September) Vormarsch der 6. Panzerdivision

051_127/Blick von oben auf den U-Boot-Stützpunkt und 051_128/Teil des Hafens von Brest nach den die Reparaturwerft in Brest (1944) Bombardierungen der RAF

Auf zwei unterschiedlichen Wegen bewegte sich die 6. US-Panzerdivision unter Major General Robert W. Grow auf Brest zu. Eine Route führte im Norden an der Küste entlang, die andere durch das Innere der Bretagne. Durch das Nadelöhr bei Pontaubault behindert, konnten die Panzer am 2. August nicht die Spitze der vorrückenden Truppen übernehmen. Es gelang ihnen aber im Verlauf des Tages, schnell aufzuholen und den Flankenschutz sicherzustellen. Am nächsten Morgen erreichte die Kommandogruppe B, die aus der 38. Regimentskampfgruppe der 2. US- Infanteriedivision bestand, Dinan südlich von Saint-Malo. Der deutsche Widerstand dort führte zu einer Umgehung des Ortes. Kommandogruppe A im Landesinneren, bestehend aus Aufklärungseinheiten, Jagdpanzern, Pionieren und Infanterie, stiess auf keine nennenswerte Gegenwehr. Beide Gruppen rasteten nur kurz in den Nächten, um aufzutanken. Die Reserveeinheit wechselte von der Nord- auf die Südroute. Gruppen des französischen Widerstands schlossen sich den schnell nach Westen vorrückenden Amerikanern an und leiteten sie an kleineren deutschen Widerstandnestern in umliegenden Dörfern vorbei. So umgingen die Amerikaner dank der Informationen des FFI am 5. August das Städtchen Carhaix, in dem sich etwa 2000 Soldaten der deutschen 2. Fallschirmjäger-Division auf die Verteidigung vorbereiteten. Bei Poullaouen kam es zu einer rund zweistündigen Schiesserei zwischen den Deutschen und Amerikanern, in deren Verlauf die Deutschen nach Huelgoat zurückgeworfen werden konnten. Auch bei Le Cloître verteidigten die Deutschen das Städtchen mittels Mörsern und Maschinengewehren. Da die Dunkelheit hereinbrach, wurde der Angriff auf Le Cloître auf den nächsten Tag verlegt. Am 6. August wurde der deutsche Widerstand schnell gebrochen und das Städtchen eingenommen.

Der Soldat Bob Sales aus der 29. US-Infanteriedivision beschrieb das Geschehen wie folgt: "When St-Lô fell we were given a short rest. Then the 2nd, 8th and 19th “Divisions were sent to swing down to the peninsula. This was slow fighting all the way to Brest and Brest was at the far end of that peninsula and it took us a long time to clear it. Brest was a submarine base but the Americans wanted Brest its port but Hitler had taken the troops there to fight to the death and it took us a month or so to take Brest".

"Als St-Lô fiel, wurde uns eine kurze Pause gegeben. Dann wurden die 2., 8. und 19. Division geschickt, um auf die Bretagne-Halbinsel abzuspringen. Dies war ein langsamer Kampf bis nach Brest, und Brest befand sich am äußersten Ende dieser Halbinsel und wir haben lange gebraucht, um es zu räumen. Brest war ein U-Boot-Stützpunkt, aber die Amerikaner wollten Brest als Hafen, aber Hitler hatte die Truppen dorthin gebracht, um bis zum Tode zu kämpfen, und es dauerte ungefähr einen Monat, bis wir Brest einnahmen".

Die deutschen Verteidiger Die für die Deutschen wichtige Hafenstadt Brest wurde von der 2. Fallschirmjäger-Division unter General Hermann-Bernhard Ramcke verteidigt. Sie war Mitte Juni (ohne das Fallschirmjäger- Regiment 6, das weiterhin in der Normandie kämpfte) in die Bretagne verlegt worden. Hitler hatte die Bretagnehäfen zu "Festungen" erklärt; die Division hatte sich daraufhin nach Brest zurückgezogen und bereitete sich auf die Ankunft der anrückenden amerikanischen Einheiten vor. Sie wurde unterstützt durch die 343. Infanterie-Division und Teile der 266. Infanterie-Division unter Generalleutnant Erwin Rausch und Truppen des Seekommandanten. Insgesamt befanden sich etwa 35.000 bis 40.000 Deutsche in der Stadt.

Die Stadt selbst und ihre Umgebung war durch ein sehr umfangreiches Verteidigungssystem befestigt; dieses gehörte zum Atlantikwall. Die französischen Befestigungen waren für einen Schutz des Hafens von Land und See aus angelegt worden. Schwere Küstenbatterien standen entlang des Ufers ab Le Conquet an der Westspitze der Bretagne bis hin zur Stadt Brest. Auf den Halbinseln Crozon und Plougastel stand schwere und leichte Artillerie. Zur Landseite hin war ein äusserer Befestigungsring angelegt worden, dessen stärkste Stelle im Westteil der Stadt lag. Das Gebiet bestand wie überall in der Bretagne und Normandie aus dem typischen Bocage-Gelände mit seinen Wallhecken. Der Militärhafen innerhalb der Stadt beiderseits des Flusses Penfeld war von einer alten Festungsmauer umgeben, die etwa 9 Meter hoch und 4,5 Meter breit war.

Während der deutschen Besatzungszeit waren die Befestigungen der Stadt noch weiter ausgebaut worden. Dazu gehörten Kasematten, Unterstände, Panzergräben, Strassenbarrikaden und weiträumige Minenfelder. Dazu kamen Artilleriegeschütze neuester Technik, die auf den alten Stadtmauern aufgestellt worden waren. Ebenso waren die alten französischen Schutzsysteme für den Hafen modernisiert worden. Im Besonderen konnten die Geschütze auf den Halbinseln Crozon und Plougastel nun nicht nur die Hafeneinfahrt erreichen, sondern auch Unterstützungsfeuer für die Verteidigung auf der Inlandseite liefern. Das Kaliber der schweren Batterien variierte bis zu 28 cm. Da die Marinebasis und besonders die U-Boot-Bunker eine grosse Rolle in der Atlantikschlacht spielten, war Brest ein interessantes Ziel für alliierte Bomberverbände und wurde deutscherseits mit unzähligen Flugabwehrgeschützen geschützt. Einen möglichen Bodenkampf einkalkulierend, wurden bei der Positionierung dieser Flak-Geschütze solche Standorte gewählt, die auch ein späteres Einwirken auf feindliche Infanterie- und Panzerverbände möglich machen sollte. Zugute kam den deutschen Verteidigern dabei die Tatsache, dass sich deutsche Flakgeschütze (hier insbesondere die 8,8-cm-Geschütze) aufgrund ihrer Zielvorrichtung und hohen Mündungsgeschwindigkeit gut zur Panzerbekämpfung eigneten. Britische Lancaster-Bomber (Royal Air Force, No. 617 Squadron) warfen am 5. August 6000-Kilogramm-Bomben, genannt "Tallboy", die gewaltige Schäden verursachten. Die U-Boot-Reparaturwerft Brest erhielt sechs Volltreffer.

Erste Feindkontakte Die Kommandogruppe B der Alliierten stiess am 7. August auf die ersten Aussenposten der Brest- Verteidiger, die sie unvermittelt mit starkem Artilleriefeuer belegten. Da nur mit höherer Truppenstärke ein weiteres Vordringen möglich war, wurde beschlossen, auf die anderen Einheiten zu warten. Kommandogruppe A wurde nicht vor dem späten Nachmittag auf der linken Flanke erwartet und die Reserve der Kommandogruppe B nicht vor dem frühen Morgen des nächsten Tages. In einer Besprechung kamen die führenden Offiziere in der Nacht zu dem Entschluss, dass eine koordinierte Attacke der kompletten Division nötig wäre, um Brest einzunehmen. Diese musste sofort durchgeführt werden, um den Überraschungseffekt auszunutzen. Ansonsten hätten noch mehr Kräfte herangezogen werden müssen. Dazu reorganisierten sie die Angriffs- und Artilleriestellungen sowie die Reserve für den 8. August neu.

In einer später durchgeführten Lageanalyse stellte sich heraus, dass die Deutschen bei einer schnell ausgeführten Attacke aus dem Norden kaum Widerstand hätten leisten können, da sie im Nordwestbereich in Richtung des Vorortes Guipavas nur leichte Verteidigung postiert hatten. Doch da Kommandogruppe B als erste an einem relativ stark verteidigten Bereich der Stadt eintraf, war der Überraschungseffekt verloren, und die Deutschen begannen schleunigst mit den Vorbereitungen auf einen Angriff aus dem Norden. Dazu wurden unter anderem die vorhandenen Flugabwehrgeschütze auf Bodenfeuer umgestellt. Weiterhin setzte Verstärkung von der gegenüberliegenden Crozon-Halbinsel über, so dass ein Angriffserfolg mit der Zeit immer schlechtere Aussichten auf Erfolg bekam.

Am Morgen des 8. August schickten die Amerikaner Major Ernest W. Mitchell Jr. in einem Jeep, ausgerüstet mit einer weissen Fahne, in die Festung Brest, um im Namen des Divisionskommandeurs Grow den Verteidigern ein Ultimatum zu überbringen. Darin wurden die Deutschen zur sofortigen Kapitulation aufgefordert, andernfalls sollte Brest zerstört werden. Das Ultimatum lehnten die Deutschen sofort ab.

Spät am Mittag mussten die Amerikaner ihre Pläne neu überdenken, da eine beachtliche Bewegung deutscher Truppen aus Richtung Osten ausgemacht worden war. Innerhalb kurzer Zeit konnten diese als Teile der deutschen 266. Infanterie-Division ausgemacht werden, die sich von Morlaix aus über Plouvien bis an die Nachhut der Amerikaner herangearbeitet und schon begonnen hatte, die Nachschubzüge anzugreifen. In Anbetracht der Gefahr ordnete Generalmajor Grow Gegenmassnahmen an, die zum einen den Abbruch des Brest-Angriffs beinhalteten und zum anderen ein Schwenken der Division in die Gegenrichtung bedeuteten. Gegen Mitternacht gelang die Gefangennahme des deutschen Divisionskommandeurs Generalleutnant Karl Spang, und die Stellungen der deutschen Soldaten konnten ausgemacht werden. Grow befahl den Angriff im Morgengrauen. Die hier kämpfenden Truppenteile der 266. Infanterie-Division waren am 10. August vollständig ausgeschaltet. Andere Teile der 266. Infanterie-Division kämpften noch zur selben Zeit als Flankenschutz im Süden des deutschen Angriffs auf Mortain Unternehmen Lüttich. Die meisten Divisionsangehörigen der 6. US-Panzerdivision sammelten sich anschliessend in einem Gebiet westlich von Plouvien im Norden von Brest. Nach einem Ruhetag begannen sie mit der Planung des Brest-Angriffs. Dazu wurden Artilleriestellungen ausgesucht, die eine Unterstützung der vorrückenden Soldaten bis in das Stadtinnere erlaubten, ohne dass die Stellungen gewechselt werden mussten.

Nach Angaben der amerikanischen Aufklärung lag die vorgelagerte Verteidigungslinie der Deutschen zwischen Saint-Renan, Gouesnou und Guipavas. Allerdings war deren Stärke unbekannt. In den sich dort befindlichen Stellungen, die von Minenfeldern umgeben waren und von ausgemachter Artillerie gedeckt werden konnten, vermuteten die Amerikaner 3000 Soldaten, die in der Zwischenzeit von mindestens einem Reserveregiment der deutschen 2. Fallschirmjäger- Division verstärkt worden war. Hinzu kam eine ungewisse Anzahl an Marine- und Flakeinheiten.

Durch den Kampf mit der 266. Infanterie-Division waren die Deutschen in Brest zwischenzeitlich in höchster Alarmbereitschaft versetzt worden, und der Überraschungseffekt, der noch am 7. August mit einer schnellen Attacke hätte ausgenutzt werden können, war nicht mehr gegeben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermutete die amerikanische Divisionsführung etwa 20.000 deutsche Soldaten in Brest. Noch drei Tage vorher hatte sie das Hauptquartier des VIII. Korps um Verstärkung an Artillerie und Infanterie gebeten, um eine erfolgreiche Einnahme von Brest zu gewährleisten. Doch am 12. August gegen 19:00 Uhr trafen neue Befehle ein. Die Attacke auf Brest wurde zurückgestellt. Mit Ausnahme einer Kampfgruppe, die die Deutschen vor Brest kontrollieren sollte, wurde die 6. US-Panzerdivision nach Lorient beordert, um dort die 4. US- Panzerdivision zu entsetzen. Das VIII. Korps begann anschliessend mit der Entsendung von drei Infanteriedivisionen, um die Festung Brest zu erobern. Dies waren die 2., 8. und 29. US- Infanteriedivision.

Beginn der Schlacht 051_129/Situation beim ersten US-Angriff am 25./26. August 1944

Die neuen alliierten Infanteriedivisionen teilten sich wiederum in eine Einsatzgruppe A, die vor den beiden Halbinseln Plougastel und Crozon patrouillierte, und eine Einsatzgruppe B, die den Hauptstoss über die Plougastel-Halbinsel führen und gleichzeitig in Brest einrücken sollte. Der Vorstoss auf die Plougastel-Halbinsel begann am 21. August. Nachdem es der B-Gruppe am 23. August gelungen war, den Hügel

154 am südöstlichen Ende der Erhebung auf der Halbinsel einzunehmen, konnten Beobachtungsposten eingerichtet werden, die von dort Brest und die Nordseite der Crozon- Halbinsel erkundeten. Da die Deutschen diese herausragende Stellung verloren hatten, entbrannte um den Rest der Halbinsel ein verbissener Kampf, der erst am 30. August mit der Einnahme der Plougastel-Halbinsel endete.

Der Hauptangriff auf Brest wurde am 25. August um 13:00 Uhr begonnen. Die 29. US- Infanteriedivision attackierte im Westen, die 8. US-Infanteriedivision im Nordosten und die 2. US- Infanteriedivision im Osten. Bedingt durch schlechtes Wetter mussten die unterstützenden Luftangriffe der RAF durch schwere Bomber abgesagt werden, nur die leichteren Maschinen konnten einfliegen. Die Warspite beschoss die Küstenbatterien bei Le Conquet und Saint-Mathieu. Die deutsche Gegenwehr war entlang der gesamten Frontlinie sehr stark, so dass die Amerikaner während des Nachmittags nur wenig Fortschritte verzeichnen konnten. In der Nacht bombardierte die RAF die Stadt, und am nächsten Tag flog die amerikanische Air Force Einsätze mit schweren Bombern auf die Flak-Batterien der Crozon-Halbinsel und die Forts der Stadt.

Die Bodenangriffe am 26. August stiessen wiederum auf hartnäckige deutsche . Daher gelangen den Amerikanern nur kleinere Geländegewinne. Durch den Vorstoss der 29. US- Infanteriedivision am Folgetag zur Strasse, die von Brest nach Le Conquet führt, war die Einkesselung von Brest vollendet und die Deutschen von den westlichen Küstenbatterien abgeschnitten.

Das fortschreitend schlechtere Wetter der nächsten Tage verhinderte weitere grössere Geländegewinne der Amerikaner. Im aufkommenden Nebel konnten die Luftstreitkräfte nur selten eingesetzt werden, doch was den Vormarsch zum Ende des August tatsächlich fast zum Stehen brachte, war die Munitionsknappheit, im Besonderen bei der amerikanischen Artillerie.

Anfang September stellte sich die Lage wie folgt dar: Einsatzgruppe B, die mittlerweile auf Bataillonsstärke geschrumpft war, riegelte die Plougastel-Halbinsel ab. Eine Artilleriegruppe hatte Geschütze auf der Halbinsel postiert, von denen aus der Hafen von Brest und die Nordseite der Crozon-Halbinsel beschossen werden konnte. Einsatzgruppe A im Süden, bestehend aus einem Panzerabwehrbataillon, einer Aufklärungsgruppe und einigen Pionieren, sicherte den Zugang zur Crozon-Halbinsel. Im Westen organisierte die 29. US-Infanteriedivision eine Kampfgruppe S, die den Westteil der Bretagne sichern und die dortigen Küstenbatterien attackieren und möglichst ausschalten sollte.

Am 1. September setzten die Amerikaner den Angriff auf Brest um 10:00 Uhr fort. Trotz Bombardierungen durch leichte amerikanische Bomber war die Gegenwehr der Deutschen heftig. Aus diesem Grund gelangen nur sehr wenige Geländegewinne, im Gegenteil mussten an der Front der 8. US-Infanteriedivision die Amerikaner etwas zurückweichen. Südwestlich von Guipavas an der Hauptstrasse von Brest nach Landerneau gelang der 2. US-Infanteriedivision am nächsten Tag die Einnahme des strategisch wichtigen Hügels 105, der mit deutschen Flakgeschützen besetzt war. Damit konnte der Frontverlauf im Osten rund drei Kilometer näher in Richtung Brest vorverlegt werden. Am selben Tag gelang auch noch die Einnahme des Hügels 80. Auf der Crozon- Halbinsel rückte die Einsatzgruppe A gegen nur geringen deutschen Widerstand an den ersten Septembertagen weiter vor und war schnell im Besitz der östlichen Hälfte.

Ab dem 3. September mussten die Amerikaner ihre Munitionsbestände wieder aufbessern, was bis zum 8. September andauerte. Während dieser Zeit wurde mit Unterstützung der Luftstreitkräfte, besonders der Kampfbomber, versucht, die Deutschen weiter unter Druck zu halten. Die Geländegewinne der Alliierten waren daher auch nur minimal. An der Ostflanke schob sich die Front um rund 900 Meter weiter an Brest heran, im Westen nur um etwa die Hälfte. Die nach Westen geschickte Kampfgruppe S konnte etwa 2,7 Kilometer weit vorrücken. Auf der Crozon- Halbinsel stand die Einsatzgruppe A nun starkem deutschen Widerstand gegenüber. Die Frontlinie dort blieb relativ unbeweglich; mit Hilfe von den anderen Divisionen konnte nicht gerechnet werden.

Nach einer Änderung der Armeestrukturen im Bereich der nach Osten vorrückenden alliierten Truppen kam das VIII. Korps am 6. September zur 9. US-Armee unter Lieutenant General William H. Simpson. Einen Tag später waren die Munitionsvorräte wieder so weit aufgefüllt, dass mit der Vorbereitung einer koordinierten Attacke auf Brest begonnen wurde. Weitere Schiffsladungen an Munition waren auf dem Weg.

Kampf in den Vororten und Aussenbezirken Der Angriff begann um 10:00 Uhr am 8. September mit guten Fortschritten in Richtung Brest von Westen her. Zwei weitere wichtige Anhöhen konnten genommen werden, und 370 Deutsche gerieten in amerikanische Gefangenschaft. Darunter waren ein Bataillonskommandeur und kommandierende Offiziere von zwei Fallschirmjägerkompanien. Im mittleren Sektor stiess die 8. US-Infanteriedivision erneut auf erheblichen deutschen Widerstand, so dass ihr Raumgewinn gegen Mittag bei nur mehr 600 Metern lag. Am Nachmittag drangen sie durch kleinere Vororte weiter vor, die in mühsamem Häuserkampf Strasse für Strasse genommen werden mussten. An der Westseite rückte die Front auch nur um rund 900 Meter weiter an Brest heran. Insgesamt wurden an diesem Tag 988 Deutsche gefangen genommen. In der folgenden Nacht brachten sechs LSTs und zwei Züge die erwartete zusätzliche Munition. Erstmals konnte die vor Brest liegende amerikanische Artillerie ausreichend mit Munition versorgt werden.

Auch am nächsten Tag gelangen den Amerikanern besonders im Norden und Osten grössere Geländegewinne. Gegen 17:00 Uhr erreichte die 2. US-Infanteriedivision die Aussenbezirke der Stadt. Langsam rückten sie, um jedes Haus kämpfend, weiter vor. Dieser nervenaufreibende Häuserkampf dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit an, dann waren über 1000 Deutsche gefangen genommen worden. Die 8. US-Infanteriedivision erreichte Lambezellec direkt nördlich von Brest und machte 185 Gefangene. Im Westen rückte das 115. Infanterieregiment der 29. US- Infanteriedivision gegen nur geringen deutschen Widerstand an den Penfeld vor, was sie allerdings nicht näher an die Stadt heranbrachte. Ganz im Westen nahm die Kampfgruppe S die Artilleriebatterien bei Le Conquet und kurz darauf auch diejenigen bei Lochrist ein. Der befehlshabende deutsche Offizier ging mit mehr als 1000 Männern in amerikanische Gefangenschaft. Allerdings konnten sich im Westen noch etliche kleinere deutsche Stellungen halten, die von den US-Einheiten isoliert worden waren. 051_130/Amerikanische Mörserstellung bei Brest

Der Häuserkampf in Brest nahm in den nächsten Tagen an Stärke weiter zu. Die Deutschen hatten sich zur Verteidigung an gut ausgesuchten Positionen verschanzt und beschossen die einrückenden alliierten Soldaten in jeder Strasse und Kreuzung mit intensivem Maschinengewehr- und Panzerabwehrfeuer. Die Amerikaner setzten ihren Vormarsch durch die Häuser fort, indem sie ein Haus sicherten und dann ein Loch in die Wand zum angrenzenden Haus sprengten. Nur in Einzelfällen betraten sie die Strasse, da dies oft tödliche Folgen hatte. Nachdem die 8. US- Infanteriedivision am 10. September die starke Stadtmauer mauer am Ufer des Penfeld erreicht hatte, wurde nach heftigem Artilleriebeschuss auf dieses Hindernis ein Versuch zum Durchbruch gestartet, der aber misslang. Die Deutschen setzten verstärktes Abwehrfeuer von der Mauerkrone aus ein, und die anrückenden amerikanischen Soldaten brachen daraufhin ihre Operation ab. Der nächste Tag begann mit schwerem, direktem Artilleriefeuer auf die Stadtmauer, doch es konnten nur einige Löcher in den oberen Bereich geschossen werden, unten blieb alles intakt. Wieder war mit einem Erstürmungserfolg nicht zu rechnen.

Während im Westen die Kampfgruppe S die Le Conquet-Halbinsel säuberte, entschloss sich das amerikanische Oberkommando dazu, den Beschuss der Stadtmauer einzustellen und die deutschen Truppen bis zu deren Aufgabe in der alten Stadt einzuschliessen. Dazu sollten intensive Artillerie- und Luftangriffe ausgeführt werden. Die 8. US-Infanteriedivision wurde von ihren Stellungen vor der Stadtmauer abgezogen und bekam den Befehl, die Crozon-Halbinsel einzunehmen. Andere Truppenteile wurden nach Plouvien im Norden zur Auffrischung und Erholung zurückgezogen. Die Belagerung der Nordseite von Brest lag ab sofort in den Händen der 2. US-Infanteriedivision.

Am 13. September schickten die Amerikaner Colonel Reeves in die Stadt, um dem deutschen Festungskommandanten General Hermann-Bernhard Ramcke die Kapitulation aller Deutschen in Brest und der Crozon-Halbinsel nahezulegen. Die Nachricht zeigte die Zwecklosigkeit weiteren Widerstands auf und dass ein unnötiges Blutvergiessen vermieden werden sollte. Doch Ramcke wies das Ansinnen der Amerikaner zurück. Am gleichen Tag nahm ein US-Bataillon im Westen einen wichtigen deutschen Stützpunkt ein, und im Osten kämpften sich die Amerikaner Haus um Haus weiter nach Brest vor. Die 8. US-Infanteriedivision verlegte derweil Einheiten auf die Crozon- Halbinsel.

Auch in den nächsten Tagen hielten die Belagerungskämpfe unvermindert an. Ein deutscher Versuch, den wichtigen Stützpunkt im Westen zurückzuerobern, schlug fehl. Die Amerikaner setzten vier Crocodile-Panzer (Hobart’s Funnies) mit Flammenwerfern in ihrer Gegenattacke ein, die aber alle nach kurzer Zeit ausser Gefecht gesetzt waren. Im Osten entdeckten die Amerikaner auf ihrem Vormarsch Tunnel und Unterstände mit einer grossen Zahl an deutschen und einigen amerikanischen Verwundeten. Alle wurden umgehend in amerikanische Hospitäler evakuiert.

Die Einsatzgruppe A wurde unterdessen auf der Crozon-Halbinsel der 8. US-Infanteriedivision zugewiesen. Für den 15. September arbeitete der Führungsstab einen Plan zum Angriff auf die dortigen deutschen Artilleriestellungen aus, die unentwegt auf die linke Flanke der auf Brest vorrückenden 29. US-Infanteriedivision schossen. Nach Angriffsbeginn um 8:00 Uhr bei bewölktem Himmel und Regenschauern, die einen Einsatz der Luftstreitkräfte behinderten, leisteten die Deutschen zunächst fast keine Gegenwehr. Erst nach etwa zwei Stunden, nach Erreichen der Hauptverteidigungslinie, verstärkte sich das Feuer auf die Amerikaner. Trotz aller Bemühungen gelang es ihnen nicht, die deutsche Linie an irgendeiner Stelle zu durchdringen.

Trotz der zeitraubenden Häuserkämpfe machte die 2. US-Infanteriedivision Fortschritte, die es ihnen ermöglichte, zusätzlich zur Artillerie Mörser zum Beschuss der Innenstadt einzusetzen. Im Westen hielten die Deutschen weiterhin in kleineren Stützpunkten den Amerikanern stand. Einigen amerikanischen Einheiten gelang der Einbruch in die Stadtmauer, so dass es einer Patrouille gelang, bis zum Steilufer in der Nähe der U-Boot-Bunker vorzudringen.

Mitte September machten sich die Auswirkungen des stetigen Artilleriefeuers und die Bombardierungen durch die Flugzeuge auf die Deutschen in der Stadt bemerkbar. Der Widerstand begann langsam zu erlahmen. Am 16. September drangen Truppen der 29. US-Infanteriedivision in die südwestlichen Stadtteile ein und richteten ihr Hauptaugenmerk auf die U-Boot-Bunker im Hafen. Der eingenommene Hügel 97 ermöglichte den Amerikanern den Einblick in den alten Stadtteil Recouvrance, direkt westlich am Ufer des Penfeld. Das seit zwei Tagen belagerte Fort Montbarey, einer der noch von den Deutschen gehaltenen Stützpunkte, gab am späten Nachmittag auf, nachdem eine Infanterieeinheit und die neuerlich eingesetzten Churchill Crocodile- Panzer mit ihren Flammenwerfern den Pionieren die Möglichkeit zum Anbringen von Sprengladungen eröffnet hatten. Damit konnte eine grosse Öffnung in das Fort gesprengt werden, woraufhin die Deutschen sich ergaben. Nun war der Weg in die Altstadt frei, und die ersten Kampfgruppen erreichten am Abend Recouvrance. Im Osten drangen die Truppen des 2. US- Infanterieregiments ebenfalls weiter vor. Starker deutscher Widerstand kam speziell aus den Nestern rund um den Bahnhof.

Auf der Crozon-Halbinsel konnte die 8. US-Infanteriedivision nur kleinere Geländegewinne verzeichnen, da die Deutschen mit aller Macht versuchten, ihre wichtigen Artilleriestellungen dort zu verteidigen. Gegen Abend des 16. September kamen die Amerikaner auf insgesamt 1,5 gewonnene Kilometer. In der Nacht beschränkten sie sich auf das Halten der Front. Als sie am nächsten Tag den Angriff am Morgen fortsetzten, schlug ihnen kaum noch Abwehrfeuer entgegen. Die Deutschen hatten sich auf ihre weiter hinten vor Crozon liegende, nächste Verteidigungslinie zurückgezogen. Die Amerikaner rückten bis zum Mittag bis zu drei Kilometer weit vor, doch die Deutschen leisteten keinen Widerstand. Selbst als wichtige Positionen, wie der Bahnhof Guénolé und die in der Nähe liegende Höhe 96 genommen wurden, amerikanische Soldaten die Stadtteile von Crozon durchkämmten und die umliegenden Täler sicherten, bezogen die Deutschen neue Verteidigungspositionen weiter nördlich der Halbinsel. 1333 Soldaten gerieten in amerikanische Gefangenschaft.

In Brest kamen die Amerikaner am 17. September ebenfalls gut voran. Am Vormittag besetzten sie den Bahnhof und gegen Abend war die Stadtmauer von aussen komplett von amerikanischen Belagerern besetzt. Im Norden von Brest gelang es einem Bataillon des 9. US-Infanterieregiments, die Mauer zu überqueren und bis Mitternacht fast einen Kilometer in die Stadt vorzudringen. Erst zu diesem Zeitpunkt antworteten die Deutschen mit gezieltem Feuer aus gut geschützten Positionen. Im Westen rückte die 29. US-Infanteriedivision schnell weiter vor und nahm gegen Mittag eine Brücke über den Penfeld ein. Der alte Stadtteil Recouvrance befand sich am späten Abend in amerikanischer Hand. Nur um die Festung Portzic und die U-Boot-Bunker wurde bis am nächsten Morgen gekämpft. Sie fielen etwa um 8:00 Uhr am 18. September an die Amerikaner.

Deutsche Kapitulation 051_131/Soldaten der 2. US-Infanteriedivisionen in den Außenbezirken von Brest. Dort verloren viele Amerikaner durch herumfliegende Trümmerteile ihr Leben, als deutsche Soldaten ihre Betonunterstände in die Luft sprengten, um deren Einnahme zu verhindern

Damit war am 18. September der westlich des Penfeld gelegene Stadtbereich von Brest vollständig gesichert. Die Anzahl der deutschen Gefangenen belief sich auf 2900 Soldaten. Die restlichen deutschen Truppen im Osten von Brest unter Oberst Pietzonka ergaben sich ihren Belagerern im Laufe des Tages. Ramcke selbst hatte noch vor dem Fall der Stadt zur Crozon- Halbinsel übergesetzt. Trotz der Kapitulation in Brest selbst ging der Kampf auf der Crozon- Halbinsel weiter. Noch in der Nacht besetzten die Amerikaner Camaret im

Westteil und rückten weiter nach Norden vor. Als den Deutschen die Aussichtslosigkeit des Kampfes bewusst gewor den war, kapitulierten sie am 19. September. General Hermann-Bernhard Ramcke und insgesamt 37.382 deutsche Soldaten kamen in Brest in amerikanische Gefangenschaft. Mehr als 4000 deutsche Verwundete wurden aus der Stadt gebracht. Die Zahl der Toten belief sich ohne die Verteidiger im Hafen von Brest, deren Leichen teilweise nicht mehr auffindbar waren, auf 1059 Mann. Die Crozon-Halbinsel konnte aber erst am 20. September als gesichert erklärt werden, da sich eine kleine Widerstandsgruppe von 325 Deutschen bei Audierne hielt und erst an diesem Tag überwältigt wurde.

Während der 28-tägigen Belagerung von Brest setzten die Alliierten bei 97 Einsätzen 705 Kampfflugzeuge und Bomber über Brest ein, die 360 Tonnen Bomben abwarfen. Die Hafenanlagen waren fast vollständig unbrauchbar, da sie zum einen von den Bombardierungen mit Phosphor und Napalm stark in Mitleidenschaft gezogen und zum anderen etliche wichtige Gebäude und Anlagen zusätzlich von den Deutschen gesprengt worden waren. Dazu gehörten neben den Kaianlagen und Kränen auch die zerstörten Wellenbrecher am Marine- und Zivilhafen sowie die zahlreichen versenkten Schiffe im Fluss und den Hafenbassins. Der alte Stadtteil Recouvrance war fast völlig ausgebrannt.

Belagerung von Lorient (7. August 1944 bis 10. Mai 1945) Am 9. August erreichte die 4. US-Panzerdivision den weiträumigen deutschen Verteidigungsbereich um Lorient, das als wichtige U-Boot-Basis von einem Ring an Flakgeschützen und Artillerie umgeben war. In Saint-Gilles entbrannten heftige Kämpfe um eine Brücke, die einen der wenigen Zugänge nach Lorient bildete. Eine aus Freiwilligen bestehende weissrussische Kavalleriebrigade war von den Deutschen zur Abwehr des amerikanischen Vorstosses in diesem Ort stationiert worden. Nach kurzer Schlachtdauer waren die Strassen im Regen blutüberströmt von den verwundeten oder toten Pferden und Soldaten. Weiter zum Dorfkern hin hatten sich Weissrussen auf den Häusern positioniert und begannen ihrerseits, die einrückenden US-Panzer zu beschiessen. Den Panzern und anderen Fahrzeugen gelang nach einiger Zeit der Durchbruch zur Brücke und deren Überquerung. Bei Einbruch der Dunkelheit gelang es den Alliierten rund drei Kilometer nördlich von Lorient, bei Caudan, Artillerie in Stellung zu bringen. Nach kurzem Beschuss der gegnerischen Stellungen in Lorient überbrachten die Amerikaner den Deutschen ein Ultimatum zur Aufgabe, das aber abgelehnt wurde. Da ein weiteres Vorgehen nur mit deutlich verstärkter Artillerie möglich gewesen wäre, beschloss die Divisionsführung einen Teilrückzug bis in den Raum von Vannes, etwa 60 Kilometer südöstlich von Lorient. Nur eine kleinere Belagerungsgruppe wurde zurückgelassen.

Die Einsatzgruppe B der 6. US-Panzerdivision rückte am 14. August von Brest 180 Kilometer bis nach Vannes vor, um dort die Einheiten der 4. US-Panzerdivision nördlich und östlich der Stadt zu ersetzen. Auf dem Weg dorthin stiessen sie auf keinerlei deutschen Widerstand. Gegen Mittag rückte ein Reservekommando auf Lorient vor, um dort die verbliebene Gruppe der 4. US- Panzerdivision zu unterstützen. Am Abend schlug das Kommando sein Quartier in der Umgebung von Le Faouet, rund 35 Kilometer nördlich von Lorient auf. Am 15. August war die komplette 6. US- Panzerdivision bei Lorient eingetroffen. Die Frontlinie umschloss die Festung Lorient und die Quiberon-Halbinsel im Osten sowie Patrouillen von Redon im Osten bis in den Bereich zur Daoulas- Halbinsel im Westen.

Nachdem Vannes eingenommen worden war und die weitere Umgebung vom französischen Widerstand kontrolliert wurde, konzentrierte sich die 6. US-Panzerdivision auf den Raum um Lorient. Die Stadt selbst war zu stark befestigt, als dass dort eine erfolgversprechende Attacke hätte ausgeführt werden können. Die deutschen Verteidiger, die aus Teilen des XXV. Armeekorps unter dem Oberbefehlshaber für die Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher sowie aus Resten der 265. Infanterie-Division unter Generalleutnant Hans Junck, der sich in der Festung Saint- Nazaire befand, und Konteradmiral Otto Kähler, seit Februar 1944 Kommandant der Seeverteidigung der Bretagne [NB: Kähler war allerdings am 18. September 1944 in Brest in US- amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten], bestanden, hatten im Gegenzug keinerlei Möglichkeit zu einem Gegenangriff und waren zudem durch Hitlers Anweisung gebunden, die Hafenstädte bis zuletzt zu halten. So beschränkten sich beide Seiten auf intensive Patrouillengänge und Artilleriefeuer. Die Amerikaner hatten zwölf Beobachtungsposten rund um Lorient aufgestellt, von denen aus Aufklärungseinheiten zum Auskundschaften der deutschen Artilleriestellungen vorgeschickt wurden. Zudem begannen Arbeiten zum Verminen der kompletten Frontlinie mit Sprengfallen. In einigen Fällen konnten deutsche Patrouillen gefangen genommen werden. Aber auch Amerikaner gerieten während kleinerer Scharmützel zwischen Spähtrupps in deutsche Gefangenschaft.

Die 6. US-Panzerdivision wurde am 10. September von der 94. US-Infanteriedivision abgelöst, die die Belagerung fortsetzte, und verlegte nach Osten zur 3. US-Armee. Am 17. November wurde zum Zweck des gegenseitigen Gefangenenaustauschs ein kurzer Waffenstillstand vereinbart. General Wilhelm Fahrmbacher kapitulierte am 10. Mai 1945, also erst zwei Tage nach der gesamtdeutschen Kapitulation mit 10.000 Mann gegenüber den Amerikanern.

Nachwirkungen der Schlacht Mit dem Vordringen des VIII. Korps der 3. US-Armee in die Bretagne wollten die Amerikaner den deutschen Besatzern die wichtigen Atlantikhäfen Saint-Malo, Brest, Lorient und Saint-Nazaire abnehmen und zur Nachschublieferung für die alliierten Truppen in Nordfrankreich nutzen. Zusätzlich wollten sie einen neuen grossen amerikanischen Hafen in der Bucht von Quiberon errichten. Ausserdem mussten die dort stationierten Truppen unter dem Befehlshaber der deutschen Einheiten in der Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher, daran gehindert werden, den Alliierten bei ihrem Vormarsch in Richtung Deutschland in den Rücken zu fallen.

Zwar konnte das Primärziel nur in Saint-Malo und Brest verwirklicht werden, da die belagerten Städte Lorient und Saint-Nazaire sich bis Kriegsende behaupten konnten, doch das Sekundärziel wurde mit der Bindung der deutschen Einheiten in den Städten erreicht. Saint-Malo und Brest spielten für die Nachschublieferungen der Alliierten in der Folge nur eine untergeordnete Rolle, und der geplante Hafen in der Bucht von Quiberon wurde nie gebaut. Dies war nicht mehr nötig: Am 25. August 1944 kapitulierte fast kampflos; dann rückten alliierte Truppen so schnell Richtung Osten vor, dass sie am 2. September 1944 bei Mons schon eine Kesselschlacht führen konnten. Der Hafen von Antwerpen wurde ab Dezember 1944 der wohl wichtigste Nachschubhafen.

Die verheerenden Zerstörungen in den umkämpften Städten führten dazu, dass in den Nachkriegsjahren ganze Stadtteile vom Schutt befreit und in Gänze neu aufgebaut werden mussten. Brest war am stärksten zerstört; es wurde nach Plänen von Jean-Baptiste Mathon neu gestaltet. Bis 1961 war der Wiederaufbau im Wesentlichen vollendet. Brest macht heute den Eindruck einer weitgehend gesichtslosen Planstadt mit Betonbauten.

Lorient war schon 1943 bei einem Bombenangriff der alliierten Streitkräfte auf den nahegelegenen deutschen U-Boot-Hafen fast vollständig zerstört worden. Es waren aber noch einige Überreste von Jugendstil und Architektur der dreissiger Jahre erhalten geblieben, die beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg berücksichtigt werden konnten. Lorient erhielt die Identität einer ville nouvelle ("Neustadt", moderne Stadt).

Gedenkstätten

051_132/Der amerikanische Soldatenfriedhof südöstlich von Saint-James für die Gefallenen in der Bretagne

Etliche Gemeinden in der Bretagne erklärten sich bereit, auf ihren Friedhöfen amerikanische und deutsche Soldaten zu bestatten. Viele wurden auch auf den Friedhöfen in der Normandie beigesetzt. Auf einigen Dorf- und Gemeindefriedhöfen finden sich auch heute noch Gräber amerikanischer, deutscher und unbekannter Soldaten. Die Amerikaner begannen schon kurz nach den Kämpfen mit der Anlage einiger grosser Soldatenfriedhöfe, die später auch zu Gedenkstätten erweitert wurden. 1953 gab es ein Übereinkommen mit Frankreich zur Gestaltung deutscher Soldatenfriedhöfe in der Bretagne durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

World War II Brittany American Cemetery and Memorial Der amerikanische Soldatenfriedhof mit seiner Gedenkstätte für die Gefallenen in der Bretagne liegt 2,4 Kilometer südöstlich von Saint-James, 19 Kilometer südlich von Avranches und 22,5 Kilometer nördlich von Fougères.

Auf dem 11,33 Hektar grossen Gelände liegen 4.410 amerikanische Opfer der Schlachten um die Bretagne und der Normandie begraben. In der Umgrenzungsmauer der Terrasse des Denkmals sind die Namen von 498 Amerikanern eingraviert, deren Leichen nie gefunden wurden und die als verschollen gelten. Der Friedhof wurde am 4. August 1944 von der 3. US-Armee zur Bestattung ihrer Gefallenen eröffnet.

Das aus grauem Granit erbaute Denkmal beherbergt die Kapelle und ebenso zwei grosse Karten, die die amerikanischen Operationen im Gebiet beschreiben, sowie Flaggen der amerikanischen Einheiten.

Soldatenfriedhof Ploudaniel-Lesneven Auf dem im Herbst 1944 nordöstlich von Brest von den Amerikanern angelegten Friedhof wurden später auf Anordnung der französischen Behörden auch deutsche Soldaten zugebettet. Ab Januar 1961 erweiterte der Umbettungsdienst des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Gräberstätte mit weiteren deutschen Gefallenen. Die offizielle Einweihung als Gedenkstätte fand am 7. September 1968 statt. Derzeit liegen hier 5.800 deutsche Soldaten begraben.

Fort Montbarey Die Festung Montbarey in Brest, erbaut unter König Ludwig XIV. und einer der starken deutschen Stützpunkte bei der Belagerung der Stadt, beherbergt heute ein Museum. Das Fort ist ein offizielles Denkmal des Zweiten Weltkriegs. Seit 1984 ist hier eine Dauerausstellung über die Zeit des Département Finistère unter deutscher Besatzung zu sehen.

Verluste

Der Kessel von Falaise (12.08.1944 – 21.081944) (aus Wikipedia) 051_133/Kartenausschnitt der Region um Falaise

Als Kessel von Falaise wird eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen den westalliierten Streitkräften und der deutschen Wehrmacht bezeichnet. Nach dem erfolgreichen Verlauf des D- Day und dem Durchbrechen der deutschen Linien im Zuge der Operation Cobra kam es Anfang August 1944 südlich von Caen zur Kesselschlacht bei Falaise.

Hintergrund Die alliierte Landung in der Normandie hatte eine zweite Front in Westeuropa angelegt, doch standen einem weiteren alliierten Vormarsch Verbände der deutschen Wehrmacht entgegen, die einen Riegel um den Brückenkopf bildeten. Nach dem Erfolg der Operation Cobra, der im Westen zum Ausbruch der 3. US-Armee am Atlantik nahe der Bretagne führte, gelang es den Amerikanern unter dem Oberbefehl Bradleys und dem kommandierenden General Patton mit dem linken Ausbruchsflügel die deutsche 7. Armee in deren Hinterland zu umfassen. Am Ostende des Landungskopfes versuchten Briten und Kanadiern unter Montgomery aus Richtung Caen den Kessel von Falaise abzuriegeln.

Ausgangslage Aufgrund des Führerbefehls, um keinen Preis zurückzuweichen, wurden die deutschen Truppen von Pattons Einheiten beinahe ungehindert in ihrer offenen Südflanke umgangen. Mit der Operation Totalize startete Montgomery einen weiteren Angriff gegen die deutschen Verbände bei Caen. Dieser brachte zwei britische Panzerdivisionen weit genug nach vorne, um den hinteren Teil der deutschen Linien zu bedrohen. Durch dieses Vorgehen gerieten 28 Infanteriedivisionen und elf Panzerdivisionen der Deutschen in Gefahr, von den Alliierten in die Zange genommen zu werden.

Nach dem Abbruch der Operation Lüttich, dem Gegenangriff bei Mortain, der auf ein Abschneiden des Flaschenhalses an der Ausbruchsstelle der Amerikaner bei Avranches zielt, erhielt die 5. deutsche Panzerarmee den Befehl, in südwestlicher Richtung anzugreifen. Damit wurde sie dem Risiko ausgesetzt, zwischen Falaise und Argentan von den alliierten Streitkräften eingeschlossen zu werden.

Im Kriegstagebuch des von Kluge heißt es in Bezug auf Hitlers Befehl dazu:

"Unglaublichkeit einer großen militärischen Streitkraft […], die in Seelenruhe “einen Angriff plant, während der Feind weit hinter ihr eifrig eine Schlinge bildet, um sie zu strangulieren".

Der Kessel

051_134/Karte: Kessel von Falaise Am 8. August erreichte Pattons 5th Armored Division Le Mans und schloss sich dort mit der französischen 2. Panzerdivision unter Leclerc zusammen. Bradley und Montgomery kamen am selben Tag überein, die deutsche Armee westlich der Seine einzuschließen. Pattons beide Panzerdivisionen sollten sich daher zu einem Zusammenschluss mit Montgomerys Divisionen, die parallel von Caen aus in südöstliche Richtung abdrehen sollten, von Le Mans aus nach Norden wenden. Pattons XV. Korps schwenkte daraufhin im rechten Winkel in Richtung Argentan, während seine übrigen Divisionen zur Seine vorstießen. Dadurch konnte Bradley einen kurzen sowie auch einen langen Haken schaffen. Der lange Haken ermöglichte ein Abfangen der aus Falaise entkommenden deutschen Truppen.

Am 16. August erhielten die deutschen Truppen Hitlers Befehl zum Rückzug in drei Phasen:

1. Zuerst sollten alle Truppen westlich der Orne sich zurückziehen, 2. anschließend die Dives mit allen Truppen überqueren, und 3. schließlich die Seine mit allen Truppen überqueren.

Das II. SS-Panzerkorps sollte das Gebiet östlich von Falaise halten, um ein Entkommen aus dem Kessel möglichst lange zu gewährleisten. Dieser Befehl kam fast zu spät, denn die Überquerung dreier kleiner Flüsse hatte am Tage unter Beschuss aufgrund alliierter Luftüberlegenheit kaum Aussicht auf Erfolg.

Doch Bradley hatte Pattons XV. Korps befohlen, nördlich von Argentan zu halten. Er befürchtete Kollisionen mit von Norden vorstoßenden britischen Einheiten. Somit ergab sich eine 25 Kilometer breite Lücke, durch die die deutschen Truppen zu entkommen versuchten. Insbesondere Teile der 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend" und der 1. Kanadischen Armee lieferten sich über mehrere Tage erbitterte Kämpfe. Danach schlossen die 1. polnische Panzerdivision und die 90. US- Infanteriedivision am 19. August den Kessel beinahe bei Chambois.

Gegenangriffe der 2. und der 9. SS-Panzer-Division konnte die 1. polnische Panzerdivision am Mont Ormel bis zum 21. August zwar abwehren, doch blieb dadurch bis zuletzt ein Spalt im Riegel offen. Dennoch schrumpfte zwischen dem 18. und 21. August der Kessel zu einem acht Kilometer breiten Streifen zusammen, der zusätzlich zu den zahlreichen Luftangriffen täglich mit bis zu 80.000 Granaten beschossen wurde. Am 1. September endete der Kampf mit den letzten zurückweichenden Soldaten.

Dem ab 16. August eingewechselten deutschen Befehlshaber Walter Model als neuem Oberbefehlshaber West war es durch rigoroses Eingreifen ohne Berücksichtigung von Vorstellungen Hitlers gelungen, kampffähige Einheiten aus dem Kessel und dann noch bei Elbeuf über die Seine zu bringen. Verluste Die deutsche Wehrmacht verlor zwischen dem 7. und 21. August im Westen insgesamt 50.000 Soldaten (Tote, Verwundete und Vermisste); weitere 200.000 gerieten in Kriegsgefangenschaft.Bis zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Verluste der Deutschen in der Normandie auf mehr als 240.000 Tote oder Verwundete und 250.000 Gefangene. An Material büßte die Wehrmacht dabei 1500 Panzer, 3500 Geschütze und 20.000 sonstige Fahrzeuge ein.

Die Alliierten bezifferten ihre Verluste während der Operation Overlord auf 209.672, darunter 36.976 Gefallene. Durch ihren Sieg bei Falaise waren die alliierten Streitkräfte anschließend in der Lage, in Richtung Seine und schließlich nach Paris vorzurücken.

Folgen und Bewertung Die Wehrmacht erholte sich von den im Kessel von Falaise erlittenen Materialverlusten nicht wieder. Nach offiziellen Angaben entkamen etwa 20.000 bis 30.000 Soldaten aus dem Kessel, die jedoch nur noch über 25 Panzer und 50 Selbstfahrlafetten verfügten; außerdem verloren Zehntausende Soldaten ihre Ausrüstung. Die Alliierten erreichten am 25. August Paris und befreiten noch vor Jahresende ganz Frankreich mit Ausnahme einiger Atlantikhäfen, die von den Deutschen teils bis Kriegsende gehalten wurden.

051_135/Reste, einer von der 1. polnischen Panzerdivision 051_136/Wehrmachtssoldaten ergeben sich kanadischen überraschten deutschen Kolonne Einheiten in St. Lambert, 19. August 1944

Kommandeure der Alliierten verzögerten mehrfach selbst den Vormarsch und versäumten es, den Kessel schon früher vollständig zu schließen. Antony Beevor schreibt dem Kommandeur der 4. kanadischen gepanzerten Division (4th Canadian (Armoured) Division), Major General George Kitching, "Lethargie und Inkompetenz" zu. Dass die vollständige Vernichtung der deutschen Armeen letztlich nicht gelang, sei vor allem Montgomerys Schuld gewesen, der hierfür schon damals von den anderen Befehlshabern kritisiert worden sei. US-Amerikaner und die RAF waren noch wütender über dessen voreilige Ankündigungen und seine Selbstzufriedenheit unmittelbar danach. Allerdings waren auch die Amerikaner hinter Argentan mit ihrer der südlichen Zange einen Tag stehen geblieben – ob auf Anweisung Bradleys oder weil Patton die beiden Panzerdivisionen direkt nach Paris führen wollte, ist unklar.

Befreiung von Paris (12.08.1944 – 08.05.1944) (aus Wikipedia)

051_137/Kartenausschnitt Raum Paris

Die Befreiung von Paris (franz.: Libération de Paris) fand während des Zweiten Weltkriegs im Verlauf der Operation Overlord gegen Ende August des Jahres 1944 statt. In der seit Juni 1940 von deutschen Truppen besetzten Hauptstadt Frankreichs begann Mitte August 1944 ein Generalstreik, dem ab 19. August ein offener Aufstand der französischen Widerstandskämpfer folgte. Zu dessen Unterstützung stiessen alliierte Verbände in Richtung Paris vor. Nachdem die Aufständischen den Grossteil der Stadt kontrollierten und die ersten alliierten Truppen deren Zentrum erreichten, kapitulierte der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz am 25. August 1944 unter Missachtung ausdrücklicher Befehle Hitlers gegenüber französischen Kräften der Résistance unter dem Kommando von Colonel Rol und den alliierten Truppen unter dem Befehl von General Leclerc de Hauteclocque. Das Mémorial Leclerc (2018/2019 geschlossen) erinnert an die Ereignisse.

Ausgangssituation 051_138/Alliierter Vorstoss Richtung Paris

Am 6. Juni 1944 landete im Rahmen der Operation Overlord unter dem Oberkommando des von US-General Dwight D. Eisenhower geführten Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) ein alliiertes Expeditionskorps in der Normandie, um in Westeuropa die zur Entlastung der Sowjetunion im November 1943 auf der Konferenz von Teheran beschlossene Zweite Front zu eröffnen. Bis dahin hatte seit 1941 auf dem europäischen Festland ausserhalb Italiens (Landung der Alliierten im Sommer 1943 auf Sizilien und im September1943 in Kalabrien) einzig die Rote Armee als reguläre Streitmacht den Achsenmächten Widerstand geleistet. Danach sollten die alliierten Verbände weiter ins Inland vorrücken und Frankreich befreien. Am 15. August 1944 landeten im Rahmen der Operation Dragoon Truppen auch in der Provence (Südfrankreich) und begannen eine Zangenbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht.

Der alliierte Vorstoss zur Seine Nach der Einkesselung zweier deutscher Armeen durch die Alliierten bei Falaise zogen sich die dort entkommenen deutschen Truppen in Richtung Seine zurück. Am 19. August diskutierte US-General Eisenhower, Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte, mit seinen Armeegruppenkommandeuren die Verfolgung des zurückweichenden Gegners. Bei dieser Diskussion nahmen sich die Alliierten vor, die deutschen Streitkräfte westlich der Seine aufzureiben.

Um dieses Ziel zu erreichen, befahl General Bernard Montgomery als Kommandeur der SHAEF- Bodentruppen der kanadischen 1. Armee und der 12. Armeegruppe, die nördlichen und südlichen Seiten des von den Deutschen besetzten Gebietes zu sichern, während weitere Einheiten der 12. Armeegruppe nordwärts zur Seinemündung vorrücken sollten, um dort den deutschen Rückzug zu stoppen. Die 21. Armeegruppe sollte erst den Kessel von Falaise unter alliierte Kontrolle bringen und das Gebiet von deutschen Soldaten befreien.

Diese Dislozierung alliierter Einheiten führte kurz darauf zu einem erheblichen Durcheinander bei der alliierten Nachschubversorgung. Bereits am 19. August gab Eisenhower bekannt: "rapid advances and consequent overlapping in attacks on a converging and fluent front". (Deutsch: "schnelle Vorstösse und daraus folgende Überschneidungen bei den Angriffen auf einer sich annähernden und fliessenden Front".)

Auf der deutschen Seite wurden die Einheiten neu gruppiert: Vom Ärmelkanal bis Laigle waren die Reste der 7. Armee, von dort bis Paris-West die Reste der 5. Panzerarmee und bei Paris und an der oberen Seine die 1. Armee aufgestellt.

Generalfeldmarschall Walter Model, Oberbefehlshaber im Westen vom 16. August 1944 bis zum 3. September 1944, erhielt am 19. August Befehle wie folgt:

1. Verhinderung des Übergangs über die Seine abwärts [südlich] von Paris, notfalls durch Heranführen von 2 SS=Panzer=Brigaden; 2. Verhinderung des feindl. Vordringens nach Norden auf dem Westufer der Seine, und zwar derart, dass äusserstenfalls die 7. Armee hinter die untere Seine zurückgeführt werden dürfte; 3. Freikämpfen der Verbindung zwischen dem Sperrgürtel von Paris und dem AOK 1 [Armeeoberkommando 1 (= 1. Armee)] durch Panzerverbände, Behauptung des Raums vorwärts Paris und dadurch Sicherstellung der Rückführung der 19. Armee.

Teile der 1. und der 3. US-Armee rückten ab dem 20. August nordöstlich an der linken Seite der Seine vor, woraufhin die 3. US-Armee am selben Tag einen Brückenkopf über die Seine bei Mantes- Gassicourt aufbaute und danach mit Teilen der Armee nach Norden Richtung Vernon vorrückte. Teile der 1. US-Armee erreichten drei Tage später, am 23. August, die Stadt Évreux und weitere zwei Tage später Elbeuf, das etwa elf Meilen südwestlich von Rouen liegt. Die britische 2. Armee startete ihren Vormarsch in Richtung Seine ebenfalls am 20. August und rückte bis zum 26. August nach Louviers vor. Das 2. Korps der 1. Kanadischen Armee erreichte am selben Tag die Seine und traf bei Elbeuf mit US-Verbänden zusammen. General Henry Crerar, Kommandeur der kanadischen 1. Armee, liess das zweite ihm zur Verfügung stehende Korps nahe dem Ärmelkanal in Richtung Seine vorrücken. Trotz schwerer Kämpfe bei Pont-l’Évêque und Lisieux erreichte das Korps am 27. August die Seine.

Ab dem 26. August schlossen die Alliierten die Deutschen in neuen Kesseln und Fallen zwischen Elbeuf und Le Havre ein und griffen die fliehenden Einheiten aus der Luft mit Bombern und vom Boden aus mit Panzern an. Deutsche Generale sagten später aus, dass sie überrascht waren, überhaupt irgendetwas über die Seine transportieren zu können.

Der Kampf um Paris Ursprünglich sahen die alliierten Pläne vor, die Stadt zu umgehen und erst später zu erobern. Die Pariser Bevölkerung sowie auch die alliierten Soldaten erwarteten jedoch, dass die Stadt bald befreit werden würde.

Nachdem die Pariser Bevölkerung im Jahr 1944 auf dem Schwarzmarkt die Lebensmittel zum grössten Teil nicht mehr bezahlen konnte, stieg die Anzahl der Hungernden an. Die Pariser schlossen sich daraufhin in immer grösseren Scharen der Résistance an. Dies taten, als Ausnahmen, auch drei Deutsche, die Soldaten der Kriegsmarine Kurt Hälker und Hans Heisel sowie der Angestellte des auswärtigen Dienstes Karl-Heinz Gerstner. Sie informierten ihre neuen Kameraden auch über beabsichtigte Verhaftungen wie den Befehl Hitlers zur Zerstörung der Pariser Industrie.

Französischer Widerstand Nach dem schnellen alliierten Vorstoss in Richtung Paris traten seit dem 10. August die Pariser U- Bahn sowie die Gendarmerie und die Polizei in den Streik (teils auf Druck der Résistance, teils aus freien Stücken); ab dem 16. August streikten auch die Postboten. Die Deutschen reagierten darauf, indem sie in der Nacht des 16. August 35 französische Jugendliche beim Carrefour des Cascades im Bois de Boulogne erschossen. Als sich weitere Arbeiter der Streikbewegung anschlossen, kam es am 18. August, am Tag als alle Résistants zur Mobilmachung aufgefordert wurden, zum Generalstreik.

Am Morgen des 19. August griffen Widerstandskämpfer spontan deutsche Wagenkolonnen an, die auf den Champs-Élysées fuhren. Unorganisiert und unzureichend bewaffnet, besetzten sie Polizeistationen, Ministerien, Zeitungsredaktionen und das Hôtel de Ville (Rathaus). Sie setzten Jagdgewehre, alte, erbeutete oder provisorische Waffen ein, beispielsweise Molotow-Cocktails.

Am Abend des 19. August bat von Choltitz um eine Feuerpause, um die Lage zu prüfen. Er und Repräsentanten der Résistance vereinbarten eine Waffenruhe bis zum Mittag des 23. August, damit deutsche Truppen westlich von Paris nach Osten zurückgezogen werden konnten, ohne sich ihren Rückzugsweg freikämpfen zu müssen. Einige Résistance-Kämpfer nutzten die Situation, um das Innenministerium (Sitz der ), das Rathaus und andere öffentliche Gebäude einzunehmen.

Eingreifen der alliierten Streitkräfte General de Gaulle, inzwischen von Algier nach Frankreich gekommen, sagte am 21. August zu General Eisenhower, er sei beunruhigt, dass der extreme Nahrungsmittelmangel zu Aufruhr in Paris führen könnte. Er halte es für notwendig, Paris so schnell wie möglich mit französischen und alliierten Truppen zu befreien, auch dann, falls es einige Kämpfe und Zerstörungen in Paris geben sollte.

De Gaulle nominierte General Marie-Pierre Kœnig als Militärbefehlshaber von Paris und beauftragte ihn, mit Eisenhower die Frage der Befreiung von Paris zu erörtern. Eisenhower sagte nach dem Gespräch mit Kœnig:

“"It looks now as if we’d be compelled to go into Paris. Bradley and his G-2 think we can and must walk in".

"Es sieht jetzt so aus, als ob wir gezwungen wären, nach Paris zu fahren. Bradley und seine G- 2 denken, wir können und müssen hinein gehen."

Am Abend des 22. August befahl daraufhin Dwight D. Eisenhower General Omar Bradley, Paris einzunehmen. Nach immer heftigeren Kämpfen zwischen Widerstandskämpfern und Deutschen waren am 24. August etwa drei Viertel von Paris in der Hand der Résistance, das Zentrum behaupteten jedoch immer noch die Deutschen. Die Alliierten gaben der französischen 2. Panzerdivision unter Generalmajor Leclerc den Befehl, in Paris einzurücken. Auf britisch- amerikanischen Wunsch hin hatte man diese Division ausgewählt, da sie sich weitgehend aus Soldaten aus dem französischen Mutterland rekrutierte, während ein Grossteil der freifranzösischen Truppen aus Nord- und Schwarzafrikanern bestand. Die drei aus Tirailleurs sénégalais bestehenden mechanisierten Infanteriebataillone der Division wurden gegen französische und spanische Freiwillige ausgetauscht. Leclercs Truppen stiessen bei ihrem Vorstoss aus Richtung Südwesten vereinzelt auf Widerstand und verloren etwa 300 Mann, 40 Panzer und Panzerhaubitzen sowie mehr als 100 andere Fahrzeuge. Am Abend des 24. August liess Leclerc eine kleine Panzerkolonne in die Stadt fahren und bis zum Rathaus, das unter französischer Kontrolle war, vorrücken. Dabei handelte es sich um "La Nueve" (Spanisch: "Die Neunte"), einem hauptsächlich aus spanischen Soldaten bestehenden Teil der freien französischen Streitkräfte. Unter dem französischen Kommandanten Dronne wurde "La Nueve" die erste militärische Einheit, die in das noch besetzte Paris einfuhr; an die zuvor weitgehend vergessenen spanischen Kämpfer erinnert seit 2004 eine kleine Tafel nahe dem Hôtel de Ville. Um 10:00 Uhr am Morgen des 25. August standen Leclercs Division sowie die 4. US-Infanteriedivision im Zentrum von Paris.

Deutsche Kapitulation in Paris

051_139/28. US-Infanteriedivision beim Parademarsch in 051_140/Befehlshaber der Westalliierten in Paris, 1944 Paris am 29. August 1944

Entgegen dem ausdrücklichen "Führerbefehl", demzufolge Paris bis zum letzten Mann verteidigt und zerstört werden sollte, bevor es "in die Hand des Feindes" fiele (der Befehl vom 23. August 1944 endet mit dem Satz "Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen"), kapitulierte von Choltitz nach anfänglichem Widerstand gegen die vorrückenden Widerstandskämpfer und die Alliierten mit der französischen 2. Panzerdivision an der Spitze. Er übergab Paris nahezu unversehrt am 25. August 1944 gegen 14:45 Uhr an Henri Rol-Tanguy, den Pariser Führer der Résistance-Verbände, und kurz danach an den französischen Generalmajor Leclerc bzw. General Bradley. Am 25. August gegen 12:20 Uhr wurde die Trikolore auf dem Eiffelturm und wenig später auf dem Arc de Triomphe gehisst.

Am 26. August bezog Charles de Gaulle, Anführer der Armée française de la Libération und des Comité français de la Libération nationale (Französisches Komitee für die Nationale Befreiung), das Kriegsministerium in der Rue Saint-Dominique. Danach hielt de Gaulle vom Balkon des Rathauses eine Ansprache an die Pariser Bevölkerung. Dabei irritierte er viele Mitglieder der Résistance, als er sich nicht zuerst bei den Kämpfern der Forces françaises de l’intérieur, sondern bei der Gendarmerie für ihre Unterstützung bedankte, die erst am letzten Tag die Seite gewechselt hatte. Noch am selben Tag folgte eine Siegesparade über die Avenue des Champs-Élysées, die auf Grund von immer noch in der Stadt kämpfenden Heckenschützen sowie möglichen deutschen Luftangriffen riskant war.

Ein Buchhändler aus Paris, Jean Galtier-Boissiére, beschrieb Szenen in Paris am 25. August 1944 wie folgt:

"Eine erregte Menge drängt sich um die französischen Panzer, die mit Fahnen “und Blumen geschmückt sind. Auf jedem Panzer, auf jedem gepanzerten Fahrzeug stehen Mädchen, Frauen, Jungen und Fifis direkt neben den Männern in khakifarbenen Overall und képi. Die Menschen säumten die Strasse, warfen Kusshände, reckten die geballte Faust, zeigten den Befreiern ihre Begeisterung".

In der Nacht vom 26. auf den 27. August warfen 50 Flugzeuge der Luftwaffe Bomben über Paris ab. 593 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt; 213 Menschen wurden getötet und 914 verwundet.

Am 27. August kamen Eisenhower und Bradley in Paris an; am 29. August hielt die 28. US- Infanteriedivision – ebenfalls auf der Avenue des Champs-Élysées – eine weitere Siegesparade ab. Nach der Parade ging die Division an den Flughafen Le Bourget, 13 km nordöstlich von Paris, und fuhr dann weiter nach Compiègne, um deutsche Gegenangriffe abzuwehren.

Opferzahlen Adrien Dansette nennt 1946 Zahlen bzw. Schätzungen der Opfer der Befreiung der Hauptstadt. 130 Soldaten der franz. 2e Division Blindée, 532 französische Widerstandskämpfer/innenund etwa 2800 getötete Zivilisten. Von 177 getöteten Polizisten wurden allein 15 im Fort de Vincennes von den Deutschen hingerichtet. Die deutschen Verluste betrugen 3200 Tote und ca. 12'800 Gefangene.

Version #12 Erstellt: 5 October 2019 19:03:05 von Erich Bircher Zuletzt aktualisiert: 4 September 2020 11:15:10 von Erich Bircher