Panzer Im Afrikafeldzug
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Copyright © 1980 by Moewig Verlag, München Umschlagfoto: Süddeutscher Verlag Umschlagentwurf und -gestaltung: Franz Wöllzenmüller, München Verkaufspreis inkl. gesetzt. Mehrwertsteuer Auslieferung in Österreich: Pressegrossvertrieb Salzburg, Niederalm 300, A-5081 Anif Printed in Germany 1980 Gesamtherstellung: Mohndruck, Gütersloh ISBN 3-8118-3100-3 Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader Entwicklungsgeschichte der Panzerwaffe Vom Streitwagen zum Kampfpanzer «Der Feind hat neue Kriegsmaschinen angewandt, die ebenso grau- sam wie wirksam sind. Zweifellos wird er diese riesigen Maschinen in grossem Massstab zum Einsatz bringen, und es ist dringend notwen- dig, alle nur möglichen Massnahmen zu treffen, dies zu vereiteln.» Solche Worte schrieb der Generalstabschef der 3. deutschen Armee am 16. September 1916 unter dem Eindruck des ersten französischen Tankangriffes bei Fiers, südlich Bapaume. Was war geschehen, um welche Art von «neuen Kriegsmaschinen» handelte es sich und – waren es wirklich neue Kriegsmaschinen? In der Nacht zum 15. September 1916 rollte die «Schwere Sektion» der 4. britischen Armee in Stärke von 49 Tanks in die Sturmausgangs- stellungen. Nur 32 Tanks erreichten sie. Diese wenigen Tanks aber, die zum Einsatz gelangten, erzielten ihre ersten Erfolge. Einer davon fuhr bei dem Dorf Fiers sogar einen deutschen Graben entlang, schoss aus allen Waffen und zwang etwa 300 deutsche Soldaten dazu, sich zu ergeben. Woher kamen diese aus Tamungsgründen Tanks genannten Kampfwagen? In welch langer Reihenfolge, von den ersten bekannten Streitwagen bis hin zu den bei Bapaume eingesetzten Ungetümen, war der Kampfwagen zu dieser gefährlichen Waffe entwickelt wor- den? Aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend ist der Streitwagen, ver- mutlich von den Sumerern als zwei- und vierrädriger Wagen ge- braucht, bereits bekannt. Von den Hethitern, Hykosos, Ägyptern, As- syrern und Persern wurde seine Form verändert und sein Einsatz be- drohlicher gemacht. In den Sichelwagen persischer Heere erlebte er seine besondere Gefährlichkeit. Aus dieser Zeit datiert das Problem des Angriffes mit Kampfwagen und seiner Abwehr. Über Jahrtausende gab es keine entscheidende Wendung im Bau 5 der Streitwagen. Erst mit der Erfindung des Schiesspulvers und der Verwendung von Metallen als Panzerschutz wurde die Entwicklung von Kampfwagen fortgesetzt. Über Roberto Valturio und Leonardo da Vinci bis zu Ludwig von Eyb ging die Reihe der mittelalterlichen Streit- und Kampfwagenerbauer, die in dem Nürnberger Berthold Holzschuher ihren ersten Sturmwagenkonstrukteur erhielt. Die grosse Schwäche dieser Konstruktionen lag darin, dass sie sämtlich nicht die drei entscheidenden Bestandteile des Streitwagens in Übereinstim- mung zu bringen vermochten: Schutz, Feuerkraft und Beweglichkeit. In dem Masse, wie die Wurf- und Schleuderkraft der Waffen grös- ser wurde, musste die Panzerung des Kampfwagens stärker werden; dies machte ihn schwerer und – langsamer. Die Antriebsart der Kampfwagen – sei es durch Menschenkräfte oder Pferde – war unbe- friedigend. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt im Jahre 1765 bahnte sich eine Wende an. Erfinder und Konstrukteure entwickelten den ersten mit Dampf- kraft angetriebenen Kampfwagen. Der Dampfwagen Cugnots, Smith’ bewegliche Batterie, die ersten Panzerzüge waren Entwicklungen, die zum 1889 vorgestellten «Motorgewehrwagen» des amerikanischen Obersten R. P. Davidson führten. Zwei Jahre zuvor baute Benz sein erstes Automobil, 13 Jahre früher stellte Otto den ersten Viertaktmotor vor. Das Panzerfahrzeug Pen- ningtons und der Panzerwagen von F. R. Simms wurden lediglich im Modell gebaut, und erst mit dem 1903 bis 1905 gebauten Austro- Daimler-Panzerkraftwagen war die Panzerwagen-Konzeption des technischen Zeitalters gefunden. Dieser gepanzerte Wagen mit Vier- radantrieb hatte bereits einen drehbaren Turm, der mit einem Maschi- nengewehr oder einer Kanone bestückt werden konnte. Auf diesen Vierradantrieb erhielt Austro-Daimler 1905 ein Patent. Während der österreichischen Herbstmanöver des Jahres 1910 wurde von dem damaligen Oberleutnant Graf Schönfeldt der von Daimler und ihm konstruierte Panzerwagen vorgeführt. Die Fama will wissen, der durchschlagende Erfolg dieses einen Panzerwagens sei durch die Tatsache zunichte gemacht worden, dass er beim Vorbeifahren am Feldhermhügel die Pferde wild gemacht habe. Das von der französischen Firma Charron, Giradot & Voigt gebau- te Panzerautomobil CGV 1908, von dem Deutschland zwei Stück kaufte, die für Russland bestimmt waren, wurde im Jahre 1909 im Manöver der 5. Garde-Infanterie-Brigade eingesetzt. Das Kriegsmi- 6 nisterium lehnte mit Schreiben vom 12. März 1910 den Weiterbau ei- nes solchen Fahrzeuges ab. Räderfahrzeuge, so hatte man feststellen müssen, waren im Gelände beim ersten grösseren Hindernis wertlos. Erst nachdem der österreichische Oberleutnant Burstyn, der von den Pionieren kam, die gleislegende Kette in seine Kampfwagenkon- struktion einbezog, schien der Antrieb für den Kampfwagen gefun- den. Burstyn legte im Jahre 1911 seine Konstruktionspläne dem k. u. k. Kriegsministerium vor, das den Bau eines Versuchskampfwagens jedoch als irreale Spinnerei ablehnte. Als Oberleutnant Burstyn die Zeichnungen seines auf «gelände- gängigen Gleisketten» laufenden Kanonen wagens, auf den er ein Pa- tent erhalten hatte, den deutschen militärischen Stellen vorlegte, wur- de er ebenfalls abschlägig beschieden. Es nutzte ihm und der Panzer- entwicklung nichts, dass die «Kriegstechnische Zeitschrift» 1912 den Versuch unternahm, diese Konstruktion zu forcieren, indem sie schrieb: «Jedenfalls ist es eine geistreiche Erfindung, die eines prakti- schen Versuches wohl wert wäre.» Im Krieg gegen Tripolis setzten die Italiener mit dem «Bianchi- Wagen den ersten gepanzerten Kampfwagenein. Er war mit 3,09 Ton- nen Gesamtgewicht leicht, entwickelte eine Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometer und Maschinengewehre. Um diese Zeit waren eine Reihe von Firmen damit befasst, Panzer- kampfwagen zu bauen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges, als sich die Wirksamkeit der Kavallerie im Artillerie- und Maschinengewehr- feuer als unzureichend erwies und die Fronten erstarrten, waren es die Engländer, die sich zuerst auf ihre Panzerwagen besannen. Oberst Ernest D. Swinton, Militärattaché in Frankreich, Oberstleutnant Han- key und Hauptmann Tulloch erarbeiteten ein Konzept, nach wel- chem der bisher als Artillerie-Zugmaschine eingesetzte Traktor der US-Firma Holt zum Kampffahrzeug umgebaut werden sollte. Mit die- sem Kampffahrzeug wollte man die deutschen Maschinengewehr- Stellungen niederkämpfen, die jeden Sturmangriff der Infanterie im Keim erstickten. Die Denkschrift, die Oberst Swinton abschliessend verfasste, emp- fahl den Bau eines Kampffahrzeuges, das in der Lage sein musste, eine eineinhalb Meter hohe Brustwehr zu überwinden. Dies war der Auftakt zum Bau von kugelsicheren, gepanzerten Fahrzeugen mit Raupenkettenantrieb, und bereits im Frühjahr 1915 wurde die erste Kampfwagen-Schwadron aufgestellt. 7 Bis zum April 1916 wurden 150 britische Tanks mit der Bezeich- nung «Mark I» nach Frankreich geschafft: 75 «männliche» Tanks (mit Geschützbewaffnung) und 75 «weibliche» Tanks (mit MG-Be- waffnung). Die Bewaffnung der «männlichen» Tanks bestand in zwei Kano- nen mit 5,7-cm-Kaliber und vier Maschinengewehren, die der «weib- lichen» in fünf Maschinengewehren. «Tank» nannte man diesen Kampfwagen aus Tamungsgründen. Interessenten, die nach diesem Gefährt fragten, verwies man auf die notwendige Versorgung der Ko- lonialtruppen mit – Wassertanks. Oberst Swinton hatte sich neben der Aufstellung der «Section of the Machine Gun Corps» theoretisch mit dem Einsatz der Tanks be- fasst. Auch er verfocht die später von Guderian vertretene These «Nicht kleckern, sondern klotzen» und befürchtete, dass die Verant- wortlichen den Tank «tropfenweise» einsetzen würden. «Damit aber», so argumentierte er, «ist die grosse Chance, die in der Mas- sierung und in der Überraschung liegt, vertan.» Seine Befürchtungen sollten sich als nur zu berechtigt erweisen. Sir Douglas Haig, der bri- tische Oberbefehlshaberin Frankreich, erwirkte den Einsatz jener ers- ten 49 einsatzbereiten Tanks im Rahmen des Durchbruchversuches der 4. britischen Armee bei Fiers. Der durchschlagende Erfolg blieb ihnen versagt, weil man den Grundsatz der Panzerwaffe nicht befolgte und kleckerte, anstatt zu klotzen. Als Oberst Swinton diese Entscheidung und die damit verbundene Preisgabe der Panzerwaffe kritisierte, wurde er seines Kommandos enthoben und am 29. September 1916 durch Oberst Elles ersetzt, der die «Schwere Sektion» als Kommandeur übernahm. Drei Monate später stiess Oberstleutnant Fuller als 2. General- stabsoffizier hinzu, denn inzwischen hatte sich die «Schwere Sektion» auf vier Tank-Bataillone erweitert und trug nun die Bezeichnung «Tank-Korps». Bis zum 27. April 1917 wurden drei Tank-Brigaden aufgestellt: 1. Tank-Brigade – Oberstleutnant Baker-Carr 2. Tank-Brigade – Oberstleutnant A. Courage 3. Tank-Brigade – Oberstleutnant Hardress-Lloyd. 8 Französische und englische Kampfwagenbauten Bereits im Jahre 1914 hatte der französische Oberst Estienne, angeregt durch die englischen Artillerietraktoren, den Bau von gepanzerten, mit Gleisketten versehenen Kampfwagen gefordert. Das erste franzö- sische Vollkettenfahrzeug des Typs Schneider M 16CA 1 wurde «char de combat» oder auch «char d’assault» genannt. Die französische Heeresleitung bestellte 400 dieser 13,5 Tonnen schweren Panzer- kampfwagen. Doch als die Schneider-Panzerkampfwagen am