Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept ­ Aktionsraum plus Wedding/Moabit ­

Arbeitsgemeinschaft

S.T.E.R.N. Gesellschaft Dr. Ingeborg Beer STADT · LAND · FLUSS der behutsamen Stadtforschung + Büro für Städtebau und Stadterneuerung mbH Sozialplanung Stadtplanung J. Miller Stevens · Christian Voigt

Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept für den Aktionsraum plus Wedding/Moabit für eine Festsetzung eines quartiersübergreifenden Gebietes nach § 171 e BauGB

Auftraggeber: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Abteilung IV Herr Schulgen Referat Stadterneuerung , IV C Frau Berning Württembergische Straße 6 10707 Tel. 030 9012 5924 Fax 030 9012 3547

Auftragnehmer: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH Schwedter Straße 263 10119 Berlin Tel.: 030 – 44 36 36 30 Fax: 030 – 44 36 36 77

in Kooperation mit

Stadt­Land­Fluss und

Dr. Ingeborg Beer Stadtforschung und Sozialplanung

Bearbeitung S.T.E.R.N. GmbH: Sabine Hellweg, Dipl. Soz., Dipl. Ing Helmut Rösener, Dipl.­Ing. Heike Thöne Studentische Mitarbeit: Daniela Müller

Bearbeitung Stadt­Land­Fluss: Annett Jähnig, Dipl. Ing. Miller Stevens, Dipl.Ing. Christian Voigt, Dipl.Ing.

Bearbeitung Dr. Ingeborg Beer Stadtforschung und Sozialplanung

Dr. Ingeborg Beer, Stadtsoziologin Studentische Mitarbeit: Anne Pasewald

Berlin, den 19. März 2010 Inhaltsverzeichnis S.

1. VORBEMERKUNGEN 3 1.1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung 3 1.2 Aufbau, Gliederung und Herangehensweise 4 1.2.1 Verständnis und Grundsätze 4 1.2.2 Instrumente und methodische Ansätze des 4 Erarbeitungsprozesses 1.3 Schwerpunktthemen 6 2. AKTUELLE SITUATION UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR 8 DIE ZUKUNFT 2.1 Der Aktionsraum plus Wedding-Moabit im Kontext Bezirk 8 und Gesamtstadt 2.2 Stadträumliche Struktur 11 2.2.1 Siedlungs- und Nutzungsstruktur / Verkehr 11 2.2.2 Wohnlagen, Leerstand, Eigentümerstruktur 15 2.3 Einwohner, Sozialstruktur, Lebensverhältnisse 18 2.3.1 Einwohnerzahl und -entwicklung: Untersuchungsgebiet hat 18 „Großstadtformat“ 2.3.2 Altersstruktur 18 2.3.3 Wanderungsverhalten 2008: Relativ hohe Fluktuation 20 2.3.4 Soziale Lage und Lebensverhältnisse: Konzentration von 21 Familienarmut 2.3.5 Vielfalt und Migrationshintergrund 22 2.3.6 Gesundheit 23 2.3.7 Schwerpunktthema: Bildung 24 2.4 Bildungsbezogene, soziale und kulturelle Infrastrukturausstattung 26 2.4.1 Kitas und Familienzentren 26 2.4.2 Schulen und Schulreform 27 2.4.3 Netzwerke und Verbünde im Bildungsbereich 29 2.4.4 Kinder- und Jugendarbeit 30 2.4.5 Bibliotheken, Musikschulen, Volkshochschulen 32 2.4.6 Soziale Infrastruktur 33 2.5 Wirtschaft 35 2.5.1 Einzelhandel und Zentrenstruktur 35 2.5.2 Gewerbestruktur 36 2.5.3 Kulturwirtschaft 39 2.6 Grün- und Freiflächen 39 2.7 Öffentliche und private Entwicklungsinteressen 43 2.7.1 Beteiligungsstrukturen, Kooperationen und Netzwerke 43 2.7.2 Öffentliche Planungen 49 2.7.3 Private Entwicklungsinteressen 57 3. STÄRKEN UND SCHWÄCHEN IM ÜBERBLICK 59 3.1 Teilbereich 1: Wedding Parkviertel 60 3.2 Teilbereich 2: Wedding Zentrum / Ost 63 3.3 Teilbereich 3: Moabit 67 3.4 Aktionsraum plus Wedding/Moabit - Zusammenfassung Stärken 70 und Schwächen 4. LEITBILDENTWICKLUNG/ABLEITUNG INTEGRIERTER 73 HANDLUNGSFELDER 4.1 Gesamträumliches Leitbild 73 4.2 Integrierte Handlungsfelder 77 4.2.1 Bildung und Ausbildung 77 4.2.2 Wirtschaft und Kultur 83 4.2.3 Quartiere und öffentlicher Raum 88 4.2.4 Vielfalt und Internationalität 93 4.3 Übersicht der Schlüsselmaßnahmen 100 5. KONKRETISIERUNG DER RÄUMLICHEN ABGRENZUNG 107 6. STRATEGISCHE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE WEITERE 108 PROZESSGESTALTUNG 6.1 Vernetzung und Beteiligung: quartiersorientiert und 108 Quartiersübergreifend

Anhang Abbildungs- und Planverzeichnis 114 Tabellen zu den Sozialdaten 116

Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Aktionsraum plus Wedding/Moabit

1. VORBEMERKUNGEN

1.1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung

Mit der Integrierten Stadt(teil)entwicklung beschreitet Berlin einen gesamtstädtisch ausgerichteten und innovativen Weg zur nachhaltigen Förderung von Chancengerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit. Wirtschaftsstrukturelle Umbrüche und demographischer Wandel finden in den „sozialräumlichen Landkarten“ mit ungleichen Arbeits-, Wohn- und Lebenschancen ihren Niederschlag und verändern die gleichzeitig internationaler werdende-Stadtgesellschaft. Wachsende sozialräumliche Unterschiede machen lokale Zielformulierungen und „passgenaue“ Konzepte ebenso erforderlich wie deren Einbindung in übergreifende Strategien. Schließlich bedarf es angesichts begrenzter finanzieller Ressourcen und differenzierter Mitwirkungsbereitschaft von lokalen Interessengruppen und Bewohner/innen geeigneter Kooperationen und Partnerschaften, die Synergien beim Einsatz öffentlicher Mittel und privatem Engagement befördern. Stadt(teil)entwicklung wird künftig stärker raum-bezogen, kooperativ, vernetzt und aktivierend ausgerichtet sein. Die vom Senat beschlossene „Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung“ legt hierfür die Grundlagen.

Einen wichtigen Schritt in diesem berlinweit angelegten Prozess stellt die Bildung der fünf „Aktionsräume plus“ dar, in denen eine hohe Konzentration der niedrigsten Entwicklungsindizes nachgewiesen wurde. Integrierte Konzepte und Stadtteilverfahren, ebenen- und ressortübergreifende Arbeitsansätze in den Verwaltungen sowie die Bündelung von Städtebauförderungsmitteln sollen die Blicke von zielgruppen­ orientierten Fachbezügen und spezifischen „Förderkulissen“ auch auf quartiersübergreifende Probleme und Ressourcen lenken und strategisches Planen und Handeln in komplexen Zielsystemen begünstigen.

Die integrierten Stadtteilentwicklungskonzepte für die Aktionsräume plus bilden nach § 171e BauGB hierfür die Grundlage und sollen dazu beitragen, die sozialräumliche und städtebauliche Entwicklung quartierübergreifend zu verbessern. Aus diesem Grund hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Arbeitsgemeinschaft S.T.E.R.N. GmbH/Dr. Beer Stadtforschung + Sozialplanung/STADT LAND FLUSS mit der Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes für das Gebiet de Aktionsraum plus Wedding/Moabit beauftragt. Es galt, ein Integriertes Entwicklungskonzept zu erarbeiten, das auf den in Wedding/Moabit umgesetzten Strategien und Erfahrungen aufbaut, bestehende Verfahren weiterentwickelt sowie die in den kommenden Jahren zur Verfügung stehenden finanziellen, räumlichen und personellen Ressourcen bündelt. Dabei erhielt in der formal großen Kulisse des Untersuchungsgebietes neben der Betrachtung der Förderprogramme und ihrer Schnittmengen auch die Analyse ursächlicher Zusammenhänge und möglicher Entwicklungsootenziale in den Gebieten außerhalb der Förderkulissen (Beispiel: Rehberge, Humboldthain) und am Rande des Gebiets eine große Bedeutung.

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1.2 Aufbau, Gliederung und Herangehensweise

1.2.1 Verständnis und Grundsätze

Angesichts des engen Zeitraums für die Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes war ein effektives und pragmatisches Vorgehen erforderlich, das zunächst neben den beschreibend-analytischen Arbeitsschritten in Ansätzen vernetzend-kommunikative Aspekte in den Vordergrund rückte („Strategiewerkstatt“). Auf dieser Grundlage wurden Leitbild, Strategische Ziele, Handlungsfelder und Schlüsselprojekte herausgearbeitet. Dabei stand das quartier­ übergreifende, gesamträumliche Denken im Vordergrund. Diesem Arbeitsansatz entspricht auch der vorliegende Bericht.

Der Erarbeitungsprozess erfolgte insbesondere folgenden Grundsätzen:

− Die Auswertung der Daten und Planungen bildeten die Grundlage für einen Diskussionprozess über das strategische Vorgehen. In diesem Rahmen wurde auch diskutiert, welche Akteurskonstellationen zur strategischen Zielerreichung als erforderlich angesehen werden. Neben den Akteuren der öffentlichen Hand und den Verfahrensträgern spielt insbesondere die Einbindung von „Starken Partnern“ (Stadtteilakteure, Wohnungsunternehmen, Universitäten, Wirtschafts­ unternehmen) eine wichtige Rolle. − Strategieentwicklung ist kein einmaliges Ereignis und kein von vornherein endgültig zu definierender Prozess. Die Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzepts für den Aktionsraum plus Wedding/Moabit wurde soweit möglich offen angelegt und so gegenüber den beteiligten Akteuren vermittelt. Eine Fortführung des Diskussionsprozesses und Konkretisierung der Strategischen Ansätze ist erforderlich. − Bei der Strategieentwicklung wurde versucht, die Zusammenführung des sogenannten Top-Down-Ansatzes mit dem Bottom-Up-Ansatz sicherzustellen. Im Mittelpunkt standen dabei die strategisch wichtigen Vor-Ort-Akteure und Gremien. Eine breite Bewohnermitwirkung war angesichts des engen Zeitrahmens nicht leistbar. Die Veränderung von bestehenden Strukturen und die Entwicklung von Aktionsräumen plus bezogenen Denkansätzen erforderte eine Information vieler strategisch wichtiger Akteure und erste Partizipation an der Erarbeitung von Strategischen Zielen im Rahmen der Strategiewerkstatt.

1.2.2 Instrumente und methodische Ansätze des Erarbeitungsprozesses

Die Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes erfolgte soweit möglich in enger Zusammenarbeit mit den relevanten lokalen und gesamtstädtischen Akteuren und in regelmäßiger Rückkopplung mit den zuständigen Verwaltungen.

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Es wurden folgende, den Analyse- und Planungsprozess begleitende, Beteiligungsformen angewendet: − Zu Beginn wurde ein Informationsschreiben in Abstimmung mit der Auftraggeberin (SenStadt) und dem Bezirksamt über die Durchführung und Zielsetzung des Verfahrens verschickt. − Es fand eine regelmäßige Rückkopplung mit der Auftraggeberin zu den einzelnen Arbeitsschritten statt. Die zuständigen Fachämter und Gebiets­ experten wurden bei der Gebietsanalyse und der Identifizierung und Konzeptionierung der Handlungsschwerpunkte weitestgehend eingebunden. − Ergänzend dazu wurde eine ebenen-, fach- und ressortübergreifende Arbeitsgruppe gebildet („AG Aktionsräum plus“). Diese bestand aus der Auftraggeberin (SenStadt) und Vertretern1 des Bezirks Mitte aus dem Stadt­ planungsamt, dem Jugendamt, dem Bibliotheks- und Kulturamt, der Ge­ schäftsstelle für Stadtteilmanagement, dem Schulamt, dem Grünflächenamt und der Wirtschaftsförderung. Die „AG Aktionsraum plus“ wurde über alle Arbeits-schritte informiert und hat in einem konstruktiven Diskussionsprozess die Arbeit positiv begleitet. Die AG tagte im Verfahrenszeitraum dreimal. − Zur Rückkoppelung und Überprüfung der erarbeiteten Ergebnisse (Profil des Untersuchungsgebietes, Stärken und Schwächen, Handlungsschwerpunkte in den Förderkulissen, Beteiligungsstrukturen etc.), der Zusammenführung von Zielorientierungen und Maßnahmenplanungen wurde eine Strategiewerkstatt mit ca. 50 Teilnehmern durchgeführt. Die Ermittlung und Auswahl der Schlüsselpersonen (lokale und städtische Akteure) erfolgte in Abstimmung mit der Auftraggeberin und der „AG Aktionsraum plus“ in Hinblick auf die thematischen Arbeitsfelder. Leider gelang es in diesem Zuge kaum, die Vertreter von Kammern und Wirtschaftsunternehmen miteinzubinden. In vier Arbeitsgruppen wurden die Entwicklungsziele sowie die strategischen Hand­ lungsansätze und erste Ideen zu Schlüsselprojekten erarbeitet. Die Themen orientierten sich an den vorab herauskristallisierten Handlungsfeldern: AG 1: Zentren, Quartiere, Freiräume – Zukunftsinvestitionen in Wedding/Moabit AG 2: Berlin braucht alle Talente! Attraktive Bildungslandschaft Wedding/Moabit für alle sozialen Schichten! AG3: Wirtschaft und Kultur stärken Arbeitsmarkt und Image in Wedding/Moabit AG 4: BewohnerInnen mit Migrationshintergrund gestalten das wirtschaftliche, politische und zivilgesellschaftliche Bezirksleben entscheidend (!) mit.

Neben Information und Prozessbeteiligung konnten auf dieser Veranstaltung die Notwendigkeit und Potenziale des neuen Strategieansatzes vermittelt werden und die Bedeutung der Kooperation aller relevanten lokalen und

1 Auf die geschlechtsneutrale Schreibweise wurde im weiteren Text auf Grund der besseren Lesbarkeit verzichtet.

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städtischen Akteure bei der Umsetzung des Integrierten Handlungsansatzes verdeutlicht werden. In den Arbeitsgruppen wurden Strategieansätze und Schlüsselprojekte diskutiert. − Einzelgespräche und Gesprächsrunden wurden zur notwendigen Ergänzung fehlender Informationen durchgeführt. Netzwerke und bestehende Steuer­ ungsrunden wurden zur Information der Akteure über die Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes genutzt.

AG „Aktionsräume plus Wedding/Moabit“

Vertreter SenStadt und Bezirksamt

Umset - Schwer - Stärken - Leitbild/ zungsstra - punkt - Gebiets- Schwächen Strate - tegie/ bereiche/ analyse -Analyse gische Handlungs Schlüssel - Ziele felder projekte

Strategiewerkstatt

Verwaltung, Verfahrensträger, Schlüsselakteure

Abb. 1: Arbeitsschritte und Beteiligungen

1.3 Schwerpunktthemen

Im Verlauf des Arbeitsprozesses haben sich folgende Schwerpunktthemen heraus­ kristallisiert, die sich sowohl in den Arbeitsgruppen der Strategiewerkstatt wiederfanden als auch in der weiteren Feinabstimmung konkretisiert wurden.

Bildung und Chancengleichheit Die dramatische Situation der Kinder und Jugendliche im Aktionsraum plus, ins­ besondere die Kinderarmut, fehlende Chancengleichheit im Bildungssystem und gesundheitliche Probleme hat zu einem Schwerpunkt im Bereich Bildung – Ausbildung - Beschäftigung geführt. Die Herausbildung einer „Verantwortungsgemeinschaft“ für bessere Bildungschancen, die verstärkte strategische Ausrichtung von program­ matischen Ansätzen zur Entwicklung der Bildungslandschaft sowie der gezielte Einsatz von Fördermitteln und der strategische Einbezug von wichtigen Partnern, wurde zum übergreifenden Thema.

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Stadträumliche Vernetzung Die Analyse der derzeitigen Schwerpunktsetzungen bei den baulichen Investionen hat ergeben, dass die Anbindung und Vernetzung der Maßnahmen zu einem weitaus attraktiveren Stadtraum führen kann, wenn diese besser erreichbar sind und mit Aufwertungen von Freiflächen und Stadtquartieren verbunden werden. Dabei wurden sowohl Flächen außerhalb der Förderkulissen intensiver betrachtet als auch die Verknüpfung mit wichtigen an den Aktionsraum plus Wedding/Moabit anknüpfenden Entwicklungspotenzialen. Die daraus folgenden strategischen Ansätze sind sowohl unter dem Gesichtspunkt einer gesundheitsfördernden Freiraumentwicklung als auch dem sich entwickelnden Freizeitverhalten und Tourismus in der Region zu betrachten.

Kultur und Wirtschaft als Entwicklungspotenzial In Moabit und Wedding sind traditionell große Wirtschaftsunternehmen vorhanden, weiterhin entwickelt sich eine neue Landschaft von Gewerbehöfen mit innovativen Betrieben und Kreativwirtschaft. Der Standort gewinnt zunehmend an Attraktivität für Kulturschaffende, so dass sich hier Entwicklungspotenziale ergeben, die ausgeschöpft und mit anderen Maßnahmen verknüpft und weiterentwicklet werden müssen.

Internationale Stadtgesellschaft, Vielfalt, Teilhabe Die Zusammensetzung der Stadtgesellschaft in Wedding und Moabit ist vielfältig und von einem hohen Migrantenanteil geprägt. Daraus ergeben sich neben den daraus folgernden Probleme wie einseitige Bevölkerungsstrukturen, Beschäftigungslosigkeit und mangende Integration, Chancen für eine moderne und zukunftsgerichtete Stadtgesellschaft in Berlin. Die Heraushebung dieser Stärken ist wichtiger Bestandteil des Strategiekonzeptes.

Übergreifend wird deutlich, dass durch den quartiersübergreifenden „Blick“ eine neue Diskussionskultur im Bezirk entstanden ist, die ein Neudenken der strategischen Ansätze zum Einsatz der bezirklichen Haushalts- und der Fördermittel fordert und den Untersuchungsraum in einen neuen gesamtstädtischen Zusammenhang sieht.

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2. AKTUELLE SITUATION UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT

2.1 Der Aktionsraum plus Wedding/Moabit im Kontext Bezirk Mitte und Gesamtstadt

Der Bezirk Mitte ist 2001 aus der Fusion von Wedding, und Alt-Mitte hervorgegangen. Er umfasst mit dem historischen Zentrum, dem Regierungsviertel im Spreebogen sowie dem Hauptbahnhof, dem Kulturforum und dem Großen Tiergarten bis hin zur City West mit dem Zoologischen Garten Stadtteile, die für die Gesamtstadt Berlin von maßgeblicher Bedeutung sind. Insbesondere im Bezirk Mitte erfordert die starke Durchdringung gesamtstädtischer Themen und bezirklicher Aufgaben eine integrative Herangehensweise. Hier ist ein stetiger Interessenausgleich nationaler und gesamtstädtischer Ansprüche mit den Erfordernissen der Stadtentwicklungspolitik für die Bewohner des Bezirks erforderlich.

Abb. 2: Lage Aktionsraum plus Wedding/Moabit

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Leitbild „Soziale Stadt“ Bisher haben die Stadtteile der Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts - hier also insbesondere der Wedding und Moabit - im Schatten der Entwicklung der Stadtmitte gestanden. Insgesamt ist auch die Kluft zwischen den alten Arbeiterstadtteilen und der Stadtmitte gewachsen. In diesen Stadtteilen besteht besonders großer Hand­ lungsbedarf. Hierzu hat sich die Stadt und der Bezirk dem übergeordneten Leitbild der „Sozialen Stadt“ verpflichtet. Die „Soziale Stadt“ lebt durch eine dem Gemeinwohl verpflichtete Stadtentwicklungspolitik und eine Gesellschaft, die sich auf ein sozial orientiertes Modell des Zusammenlebens verständigen.

In dem Untersuchungsgebiet „Aktionsraum plus Wedding/Moabit“ finden sich Teile des Bezirks, die im „Monitoring Soziale Stadtentwicklung“ durch eine Konzentration sehr niedriger Entwicklungsindizes ermittelt wurden und einen erheblichen Handlungs­ bedarf zur Stabilisierung und Verbesserung der sozialräumlichen Situation aufweisen und Bereiche mit Entwicklungspotenzial (u.a. Brachflächen Heidestraße, Humboldt­ hain, Rehberge). Durch die Fusion finden sich im Stadtbezirk also Quartiere, die neben einem heterogenen Stadtbild auch Raum für unterschiedliche Lebensweisen und Lebensstile aufweisen.

Planungsräume Während die Reurbanisierung des Historischen Zentrums und dessen qualitätvoller Weiterbau von gesamtstädtischer Bedeutung sind und die damit verbundene An­ siedlung vielfältiger Institutionen Chancen und neue Arbeitsplätze für den Bezirk bieten, sind innerhalb des Untersuchungsgebiet insbesondere die nachfolgend aufge­ führten Planungsräume von Bedeutung (siehe stadt-plan-mitte): • Bernauer Straße als Planungsraum mit nationaler Bedeutung • Umfeld Hauptbahnhof, Invalidenstraße und Straßenbahnbau und BND/Chaussee­ straße als Planungsräume mit gesamtstädtischer Bedeutung • Stadtumbau West in Moabit, Stadtteilzentren Turmstraße und Müllerstraße, Bayer­ Schering-Pharma AG, Gewerbe- und Forschungspark am Humboldthain, Bhf.­ Gesundbrunnen und Umfeld, Erweiterung und Rotaprintgelände Reinickendorfer Straße als Planungsräume mit besonderer Bedeutung für den Bezirk.

Für die Entwicklung eines Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes für die Stadtteile Wedding und Moabit, aufgespannt zwischen den "Entwicklungsmotoren" der historischen Innenstadt mit dem Regierungsviertel, der City West und dem perspek­ tivischen Entwicklungsschwerpunkt Umnutzung Flughafen Tegel (TXL) existieren komplexe Herausforderungen und Rahmenbedingungen, die nachfolgend kurz dar­ gestellt werden:

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Revitalisierung und Brachenentwicklung Vor dem Hintergrund des zunehmenden Bedeutungsverlustes der traditionellen Stadtteilzentren in den alten Arbeiterquartieren in Tiergarten (Turmstraße) und Wedding (Müllerstraße) werden im Rahmen entsprechender Förderprogramme Revitalisierungsmaßnahmen angeschoben. Dabei stehen sowohl gestalterische Auf­ wertungen und Qualifizierungen des öffentlichen Raumes wie auch die Auseinan­ dersetzung um die Unterstützung privater Planungen und die zukünftige partner­ schaftliche Organisation der Betroffenen im Vordergrund.

In den letzten Jahren ist die Entwicklung der vorhandenen städtischen Brachen beispielsweise am Hauptbahnhof, in der Heidestraße, am Mauerpark oder am nördlichen Rand von Moabit in das Blickfeld der bezirklichen Planung gerückt. Ziel ist die Behebung städtischer Brüche und das Zusammenwachsen der Stadtviertel. Neben der Entwicklung von Grün und Gewerbe soll hier innerstädtisches Wohnen gefördert werden. Neue Bauherren- und Wohnformen sollen Wohnmodelle für eine sich wandelnde Gesellschaft bieten.

Wirtschaft und Kultur Der Strategieraum bietet zudem ein einmaliges Gemenge an Gewerbelagen. Neben den zentralen Industrie- und Logistikstandorten Martinickenfelde im Bereich Moabit West und im Westhafen finden sich die technologischen „Think tanks“ im Innovationspark Humboldthain und viele kleinere Gewerbestandorte beispielsweise nördlich der Siemens/Quitzowstraße und in der Kühnemannstraße.

Die allgemeine Entwicklung von Berlin hin zum Kulturstandort ersten Ranges hat auch für den Bezirk Mitte erhebliche Bedeutung. Der starke Zuzug von Berufsgruppen aus der Kreativwirtschaft hat im Bezirk besonders den Teilbereich Alt-Mitte wesentlich verändert. Mittlerweile strahlt diese Entwicklung auch auf Teile von Moabit und Wedding aus. Auch wenn die Hemmschwelle zur Ansiedlung aufgrund des Images der beiden Stadtteile noch groß ist, so ist die abzusehende Entwicklung von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Bürgerbeteiligung Mit den in den Förderkulissen angewandten Modellen der Bürgerbeteiligung zeigt der Bezirk Mitte nicht nur eine dem Gemeinwohl verpflichtende Stadtentwicklungspolitik auf, sondern weist auch beispielhaft auf den hohen Stellenwert bürgerschaftlichen Engagements und der politischen Teilhabe aller Teile der Bevölkerung einschließlich der vielen Zuwanderer hin. Neben den Quartiersräten im Rahmen der Förder­ programme der Sozialen Stadt findet sich im Strategieraum eine Vielzahl von aktiven Bürgervereinen, die teilweise auch durch den Bezirk finanziert werden, sowie Bürger­ initiativen und Interessensgemeinschaften.

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Haushaltssituation Die prekäre Haushaltssituation im Bezirk wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren zu einer erheblichen Reduzierung und Umstrukturierung der städtischen Infrastruktur führen. Verwaltung und Politik ist gefordert, verantwortungsvoll mit Schließungen und Umstrukturierungen umzugehen und insbesondere die problematische Situation in bestimmten Stadtquartieren im Auge zu behalten sowie in den Dialog mit den aktiven und kompetenten Stadtteilakteuren zu treten. Auch der Einsatz der Fördermittel zahlreicher Programme - auch über die Städtebauförderung hinaus - muss unter diesem Gesichtspunkt neu betrachtet werden.

2.2 Stadträumliche Struktur

2.2.1 Siedlungs- und Nutzungsstruktur / Verkehr

Der Betrachtungsraum des Integrierten Stadtteilentwicklungsgebiets wird durch die beiden traditionellen Arbeiterstadtteile Wedding und Moabit und den Ortsteil Hansaviertel gebildet. Die Entwicklung von Wedding und Moabit ist unmittelbar mit der Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und der gewerblich-industriellen Besiedelung der ersten und zweiten industriellen Randwanderung verknüpft. Gleichzeitig entstanden die Mietskasernenviertel für die Arbeiterklasse, die auch noch heute - trotz eines insbesondere sozio-ökonomischen Transformationsprozesses - zum Image der Stadtteile beitragen.

Das Untersuchungsgebiet wird begrenzt − durch die Grenze zum Bezirk Reinickendorf im Norden, − die Grenze zum Bezirk Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg (Bahntrasse und Mauerpark) im Osten − den Verlauf der ehemaligen Mauer zwischen Alt-Mitte und Wedding (Bernauer Straße, Gartenstraße, Liesenstraße, Nordhafen, Berlin-Spandauer- Schifffahrtskanals, Humboldthafen, Verlauf der Spree mit Einbezug des Hansaviertels sowie der nördlich angrenzenden Spreebogenbebauung im Süden sowie − durch den Verlauf des Charlottenburger Verbindungskanals, des Berlin­ Spandauer-Schifffahrtskanals, des Hohenzollernkanal und der BAB A111 im Westen. Der Betrachtungsraum befindet sich in unmittelbarer nördlicher Randlage zwischen den Siedlungsräumen der historischen Berliner Mitte (mit Rosenthaler Vorstadt), dem Tiergarten und der City West. Es liegt mit seinen urban orientierten Nutzungen etwa zur Hälfte innerhalb des S-Bahnringes und in Gänze innerhalb der sog. Inneren Stadt (gemäß Stadtentwicklungskonzept (StEK) Berlin 2020). Siedlungsstrukturell lässt sich das Gebiet des Aktionsraums plus Wedding/Moabit grob in drei Teilbereiche teilen.

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Teilbereich Parkviertel Der Teilbereich des Wedding nördlich der Seestraße wird durch den Einkaufs- und Versorgungsbereich der nördlichen Müllerstraße, die angrenzenden Wohnstandorte und die großen öffentlichen Grünflächen der gartendenkmalgeschützten Volksparks Rehberge und Schillerpark geprägt. Während die von gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftsgebäuden gebildeten Quartiere im Nahbereich der Seestraße stark verdichtete Hofstrukturen aufweisen, sind die z.T. denkmalgeschützten Siedlungen des Afrikanischen Viertels aus den 20er, 30er und auch 50er Jahren, z.B. um den Schillerpark (z.B. Weltkulturerbe Siedlung Schillerpark), stark durchgrünt. Der hohe Besatz an weiteren Grünflächen (Kleingartenanlagen, Friedhöfe, Sportplätze) erhöht die Wohn- und Lebensqualität im Parkviertel, die mit der Schließung des Flughafens Tegel ab 2011/12 noch zunehmen wird.

Als siedlungsstruktureller Fremdkörper ist die Julius-Leber-Kaserne, Berlins größte Bundeswehrkaserne, zu werten, wobei es sich hierbei um einen militärischen Traditionsstandort aus dem 19. Jahrhundert handelt, der im funktionalen Zusammenhang mit dem Flugplatz stand und 1936 als Gartenstadtähnliche Soldatenstadt angelegt wurde.

Während die stadtstrukturellen Übergänge zu den nördlich angrenzenden Siedlungsbereichen von Reinickendorf kaum ablesbar sind, stellen die Seestraße, der Hohenzollernkanal und die Autobahntrasse im Westen starke räumliche Zäsuren dar. Der Bereich um das Freibad Plötzensee mit der Seestraßen-Insel und dem Eckernförder Platz besitzt ein weiter zu untersuchendes Verflechtungspotenzial.

Der Teilbereich des Parkviertels ist über die BAB-Trasse im Westen und die Seestraße hervorragend an das übergeordnete Hauptverkehrsstraßennetz und die Stadtautobahn angebunden. Diese Vernetzungssituation wird noch durch die Müllerstraße und die Markstraße im Osten (B 96) für den MIV noch optimiert. Durch den im Parkviertel beinahe mittigen Verlauf der U-Bahnlinie U 6 mit 3 Stationen in der Müllerstaße (Seestraße, Rehberge, Afrikanische Straße), die Randlage zur U 8 (Osloer Straße) und zu Stationen der U 9 sowie die Tramführung in der Seestraße und mehrere Buslinien innerhalb des Plangebietes verfügt der Teilbereich über eine sehr gute ÖPNV-Anbindung. Die Integration in ein übergeordnetes Radwegenetz ist über den uferbegleitenden Verlauf des Radfernweges Berlin-Kopenhagen am Hohen­ zollernkanal sowie über die straßenbegleitende Führung in der Müllerstraße sowie dem Kurt-Schumacher Damm sicher gestellt.

Teilbereich Wedding Zentrum / Ost Der Teilbereich des Wedding südlich der Seestraße bis zur ehemaligen Bezirksgrenze nach Alt-Mitte wird zum einen durch den langgestreckten straßenbegleitenden Zentrumsbereich mit Einkaufs-, Dienstleistungs- sowie Verwaltungseinrichtungen an der Müllerstraße und die an sie angrenzenden gründerzeitlichen Wohnquartiere

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geprägt. Die historische, blockrandschließende Bebauungsstruktur mit ihren zahl­ reichen auch gewerblich und/oder kulturell genutzten Höfen (z.B. ExRotaprint, Pankehallen) setzt sich über die Osloer Straße hinweg zwar fort, ist aber dort durch unterschiedlichste Bebauungs- und Nutzungsstrukturen aufgebrochen. Der Gesund­ brunnen, mit dem Versorgungszentrum am Fernbahnhof und das südlich angrenzende Brunnenviertel bilden aufgrund der Trennwirkung der Bahntrasse und der spezifischen Sanierungsgeschichte eigenständige Quartiere. Insbesondere die Miet­ preisentwicklungen in den angrenzenden Wohnquartieren der Rosenthaler Vorstadt und des Prenzlauer Bergs führen zu exogenen Veränderungsimpulsen auf die dortigen Kieze.

Dieser Teilbereich verfügt über eine Vielzahl von kiezbezogenen, kleinen Platzanlagen und Grünflächen, die es in ihrer Funktion für die sie umgebenen Wohn­ bereiche zu sichern gilt. Der Humboldthain, als einzige große öffentliche Parkanlage ist in seiner Zugänglichkeit und in der Funktionalität der Freizeit- und Erholungsbereiche noch viel stärker in das Leben im Brunnenviertel zu integrieren.

Als siedlungs- und nutzungsstrukturell eigenständige Bereiche mit großer Bedeutung für den Wedding sind die Standorte des "Gesundheitscluster" mit Charité, Robert­ Koch-Institut, Herzzentrum u.a. sowie die Beuth-Hochschule, der Standort der Bayer­ Schering-Pharma AG und der Innovationspark Humboldthain (IPH) anzusehen. Hier sollte zukünftig versucht werden, die Nutzer stärker in die angrenzende Stadt- und Nutzungsstruktur zu integrieren. Die beabsichtigte Öffnung des Pharmastandortes zum Weddingplatz und zum Nordhafen, (Masterplan in Bearbeitung) wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung. In diesem Zusammenhang sollten auch weitere strukturelle Planungsüberlegungen zur Aufwertung des Nordhafens als ein wichtiger Stadtteil­ übergreifender Trittstein getätigt werden.

Der Teilbereich Wedding Zentrum/Ost ist über den BAB-Anschluss an der Seestraße und eine Vielzahl radial und tangenzial verlaufender Hauptverkehrsstraßen (z.B. Chausseestraße, Müllerstraße, Brunnenstraße, Föhrer-/Luxemburger-/Schulstraße) hervorragend an das übergeordnete Hauptverkehrsstraßennetz und die Stadtautobahn angebunden. Drei U-Bahnlinien (U6, U8 und U9) sowie die Ring­ bahntrasse und die Trasse der S1, S2 und S25 durchqueren das Teilgebiet U 6 sichern eine sehr gute Vernetzung mit dem ÖPNV-Netz der Stadtregion. Am Bahnhof Gesundbrunnen halten darüber hinaus auch Fern- und Regionalzüge. Zahlreiche Buslinien sichern eine engmaschige Verflechtung mit angrenzenden Stadtteilen.

Übergeordnete Radwegeverbindungen im Straßenraum existieren nur im Bereich der Seestraße/Osloer Straße und entlang des Straßenzuges Föhrer-/Luxemburger­ /Schulstraße. Der uferbegleitende Verlauf des Radfernweges Berlin-Kopenhagen am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal erfolgt über das Nordufer.

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Teilbereich Moabit Moabit ist eine Insel, die mit ihren südlichen Teilräumen zunehmend unter den Einfluss exogener Entwicklungsimpulse gerät. Sowohl die Ansiedlungs- und Entwicklungs­ maßnahmen der City West, der TU-Berlin und der Forschungs- und gewerblichen Einrichtungen südlich der Spree als auch die Konsolidierung des Regierungsviertels und die Weiterentwicklungen um den Hauptbahnhof haben hier zu einer neuen Entwicklungsdynamik geführt. Die gründerzeitlichen Wohnungsbestände südlich der Straße Alt-Moabit insbesondere in Randlage zum Spreeufer, gehören zu den mittleren und guten Wohnlagen. Die Siedlungsbereiche südlich der Spree (Hansaviertel und angrenzende Wohngebiete) sowie zwischen der Spree und der nördlich verlaufenden Stadtbahntrasse (erweiterte Flächen des Regierungsviertels) stellen hierbei Sonderflächen mit geringen Handlungserfordernissen dar.

Die siedlungs- und freiraumstrukturelle Insellage Moabits wird durch die gewerblich­ industriellen "Bänder" und Standorte im Norden (Großmarkt, Westhafen, Kraftwerk usw.), im Westen (Gewerbegebiet Moabit West) und im Osten (Bahnbereiche Lehrter Straße und Heidestraße) noch entscheidend verstärkt. Hier bietet sich im Zusammen­ hang mit der Umsetzung des Masterplans Heidestraße und dem Trittstein am Nord­ hafen (Bayer Schering Pharma AG, Pankemündung) die Möglichkeit, zu einer attrak­ tiven Vernetzung der Stadtteile zu gelangen.

Der Stadtteil Moabit besitzt sein Einkaufs- und Versorgungszentrum entlang der Turmstraße ("Hauptzentrum" gemäß StEP Zentren 2020). Im Rahmen der Konzept­ entwicklung und der resultierenden Maßnahmenumsetzung durch das derzeit laufende VU-Verfahren/Aktive Zentren sollen die bestehenden Nutzungs- und Gestaltungsdefizite behoben werden. Hierbei ist die zukünftige Funktion der Markthalle sowie insbesondere der Standorte Hertie, des ehem. Krankenhauses, des Paechbrotareals und der Schultheissbrauerei zu klären. Auch die Gestaltung des Kleinen Tiergartens als eine der wenigen öffentlichen Grünflächen in Moabit soll über ein Wettbewerbsverfahren geregelt werden.

Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung Moabits, sowohl für die Bürgerinnen und Bürger wie auch für Leute von außerhalb ist die Entwicklung des Sportparks Poststadion. Durch eine Reihe von Aufwertungs- und Neubaumaßnahmen im Bereich baulicher wie auch freiflächenbezogener Maßnahmen erfolgt hier derzeit eine programmatische Nutzungsverdichtung mit generations- und zielgruppen­ überschreitenden Angeboten (z.B. Kletterfelsen, Schwimmbadumbau, Wohnungsbau). Die "Moabiter Insel" ist über Brücken erschlossen, die im Wesentlichen auch der Führung der übergeordneten Verkehrsströme dienen. Moabit ist über den BAB- Anschluss an der Beusselstraße und über mehrere durchquerende Hauptverkehrsstraßen (z.B. Lessing-/Strom-/Putlitzstraße, Levetzowstraße, Invaliden­ straße, Kaiserin-Augusta-Allee) gut an das übergeordnete Hauptverkehrs­ straßennetz und die Stadtautobahn angebunden. Die U-Bahnlinie (U9), die S-

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Bahnlinien auf der Stadtbahntrasse und das vorhandene Busliniennetz sorgen für eine gute Anbindung an das ÖPNV-Netz.

Entlang der wesentlichen Ost-West und Nord-Süd-geführten Hauptstraßen bestehen beidseitige Radwege (z.B. Sickingen-/Siemens-/Quitzowstraße, Alt-Moabit, Birken­ straße). Übergeordnete Radwegeverbindungen im Straßenraum sind noch für den Bereich der Perleberger Straße geplant. Der uferbegleitende Verlauf der Rad- und Fußwegeverbindung entlang der Spree besitzt eine besondere Qualität. Auf der nördlichen Uferseite sind fehlende Teilstücke kurzfristig zu ergänzen.

Fazit Die "Großstadt" Wedding/Moabit, bestehend aus zwei sehr eigenständigen Berliner Stadtteilen, wird durch sehr unterschiedliche siedlungs- und freiraumstrukturell Teilbereiche geprägt (Siedlungstypologien, Volksparks, Gewerbe und innerstädtische Industrie usw.). Beide Stadtteile verfügen über relativ zentral positionierte und sehr gut erschlossene Zentrumsbereiche mit aktuell erheblichen Defiziten. Die vorherrschende gründerzeitliche Bebauungsstruktur ist flexibel und dient den vorhandenen urbanen Lebensstilen. Durch neue Planungs- und Bauvorhaben (Masterplan Heidestraße und Masterplan Bayer Schering Pharma AG) bestehen z.B. am Standort Nordhafen gute Chancen, beide Stadtteile stärker zueinander zu bringen. Durch die programmatische Verdichtung (Kultur, Tourismus, Einkaufen, Wohnen, Arbeiten, Sport und Freizeit) und die Möglichkeit zur Einbindung verschiedener Zielgruppen könnte hier ein dringend erforderlicher Durchmischungsprozess initiiert werden. Die Lage- und Erschlie­ ßungsgunst der Stadtteile und die extern anliegenden Kraftfelder werden zu einer Verstetigung des Qualifizierungsprozesses führen. Es gilt hierbei, die erfolgreiche Teil­ habe der Bewohner an diesem Prozess zukünftig zu sichern.

2.2.2 Wohnlagen, Leerstand, Eigentümerstruktur

Innerhalb des Untersuchungsgebietes dominiert bei der Wohnungsbautypologie und den Stadtstrukturtypen in Moabit und Wedding Zentrum/Ost die gründerzeitliche Blockbebauung mit Seitenflügeln und Hinterhäusern („Mietskasernen"). Diese Bebauungsstruktur wurde z.B. im Brunnenviertel in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts durch umfassende Sanierungsmaßnahmen entkernt. Hier ent­ standen große begrünte Wohnhöfe im Neubau oder in sanierten Altbaublöcken.

Die offene Bebauungsstruktur der aufgelockerten Stadt, die durch die zahlreichen hervorragenden Siedlungsvorhaben der 20er und 30er Jahre im Parkviertel realisiert wurde (z.B. Friedrich Ebert-Siedlung, Englisches Viertel, Siedlung an der Schillerhöhe), stellt einen typologischen Bruch mit der Gründerzeitbebauung und der innerstädtischen Wohnform dar. Im Parkviertel befinden sich darüber hinaus Wohnhaustypologien des Stadtrandes mit Einfamilien- und Doppelhäusern. Mit der Schließung des Flughafen

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Tegels ist davon auszugehen, dass die Lagegunst und baukulturelle Qualität der Siedlungen zu einer erheblichen Nachfrage nach Wohnungen führen wird. Aufgrund der notwendigen und umfassenden Qualifizierung der sehr kleinen Wohnungen sowie den Erforderlichkeiten zur energetischen Sanierung der Bestände (unter Wahrung der denkmalgeschützen Substanz) sind zukunftsorientierte Konzepte anzuschieben, die auch neue Zielgruppen in die Quartiere lockt (z.B. Mehrgenerationswohnen). Zusammenhängende, große Wohnungsbaupotenzialflächen fehlen mit Ausnahme des Bereiches an der Heidestraße. Strategisch ist also die Qualifizierung des Bestandes im Sinne eines energetisch optimierten, generationsübergreifenden und bezahlbaren Wohnens das wesentliche Ziel der Konzeptentwicklung.

Abb. 3: Kieze und Wohnlagen

Wohnlagen Unter Bezugnahme auf die Wohnlagenkarte des Berliner Mietspiegels von 2009 lässt sich feststellen, dass

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- fast das gesamte Plangebiet zur Kategorie der einfachen Wohnlage gezählt wird - nur die Bereiche südlich der Straße Alt-Moabit (Westfälisches Viertel) und der Bereich um die Bandelstraße, Teile des Englischen Viertels, die Siedlung am Schillerpark und die Gartenstadt Schillerhöhe sind als überwiegend gute Wohnlagen dargestellt - nur ein kleiner Siedlungsbereich um die Bochumer Straße sowie das Hansaviertel als überwiegend gute Wohnlage klassifiziert sind.

Leerstand Unter Bezugnahme auf die Angaben zum 6-Monats-Leerstand auf der Ebene der Bezirksregionen (vgl. hierzu die präzisen Bezifferung der Planungsräume und Bezirksregionen auf Seite 117) 2007-2008 lassen sich zusammenfassend die nachfolgende Aussagen treffen: - Der Wohnungsleerstand ist in den Bezirksregionen im Zeitraum 2003 bis 2008 insgesamt angestiegen, wobei die Leerstandsquote seit 2005 kontinuierlich ab­ nimmt. - Die BR Wedding Zentrum hat mit 10,4 % derzeit den höchsten Leerstand. Die positivste Situation ist mit einer Quote von 6,5 % in der BR Brunnenstraße-Nord zu finden. In der BR Parkviertel herrscht eine Leerstandsquote von 7,1 %. - Unter den Planungsräumen im Aktionsraum plus verfügt der Huttenkiez mit einer Leerstandsquote von 13.0 % (und nach wie vor stagnierender Tendenz) über den höchsten Wert. Eine positive Entwicklung ist in den Planungsräumen Zillesiedlung, Brunnenstraße, Humboldthain Süd und NW sowie Schillerpark zu vermerken.

Tab. 1: Wohnungsleerstand 6- Monats -Leerstand in % auf der Ebene der Bezirksregionen

BR 01.09.2003 01.07.2004 01.07.2005 01.07.2006 01.07.2007 01.07.2008

Brunnenstr. Süd 10,5 10,5 10,6 9,5 9,0 9,3 Moabit West 7,0 7,1 8,0 8,6 8,7 8,6 Moabit Ost 6,1 5,2 6,4 7,7 7,3 6,9 Osloer Straße 9,3 10,1 11,3 10,4 10,1 9,6 Brunnenstr. Nord 4,9 4,8 6,4 6,7 6,2 6,5 Parkviertel 5,6 5,8 6,7 7,4 7,1 7,1 Wedding Zentrum 8,6 8,3 9,8 10,7 10,5 10,4

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Eigentümer Zur Eigentümerstruktur der Wohnbereiche im Aktionsraum lassen sich nur sehr pauschale Aussagen treffen. In den beiden Stadtteilen sind grundsätzlich andere Rahmenbedingungen gegeben. So sind im Teilraum Moabit eher kleinteilige Eigentumsverhältnisse mit einer Vielzahl auch privater Einzeleigentümer zu finden. Der Wedding zeichnet sich durch größeren, zusammenhängenden Besitz von Wohnungsunternehmen und Genossenschaften aus. So besitzt die degewo allein im Brunnenviertel mehr als 5.000 Wohneinheiten. Auch im Parkviertel sind Gemeinnützige bzw. ehemals Gemeinnützige Wohnungsunternehmen und Genossenschaften, wie z.B. die 1892 e.G. als Eigentümerin der 400 Wohneinheiten der Schillerhöhe, unmittelbar involviert. Die konzentrierten Bemühungen der o.g. Wohnungsgesell­ schaften sind auch in den Zahlen zur Leerstandsentwicklung erkennbar.

2.3 Einwohner, Sozialstruktur, Lebensverhältnisse

Das Untersuchungsgebiet umfasst sechs Bezirksregionen: Parkviertel, Wedding- Zentrum, Osloer Straße, Brunnenstraße Nord, Moabit West und Moabit Ost.

2.3.1 Einwohnerzahl und -entwicklung: Untersuchungsgebiet hat „Großstadtformat“

In Wedding und Moabit leben 231.376 Einwohner (Stand 31.12.2008), was in etwa der Einwohnerzahl von Rostock oder Braunschweig entspricht. Sie verteilen sich unterschiedlich auf die sechs Bezirksregionen (Abb.1) zwischen Wedding Zentrum (49.506 Einwohner/innen) und Osloer Straße (32.987 Einwohner).

Im Vergleich zu zahlreichen anderen Bezirksregionen ist die Einwohnerschaft des Untersuchungsgebietes seit 2002 leicht angewachsen: Am 31.12.2002 lebten im Aktionsraum plus 230.461 Personen, also noch 915 weniger als am 31.12.2008.

2.3.2 Altersstruktur

Wedding-Moabit hat eine relativ junge Einwohnerschaft. Am höchsten ist das Durchschnittsalter im Parkviertel (43 Jahre) und Moabit Ost (40 Jahre), am niedrigsten in Wedding Zentrum (36,8 Jahre) und Brunnenstraße Nord (37,9 Jahre) (Tab. im Anhang).

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Die Altersgruppen verteilen sich folgendermaßen auf die Bezirksregionen: Zahl der Einwohner AR plus: 231.376 Bezirk Mitte: 323.304 Berlin: 3.362.842

Altersklassen < 18 Jahre AR plus 17,0 % Bezirk Mitte: 15.5 % Berlin: 14,5 %

18 - < 65 Jahre AR plus: 69,2 % Bezirk Mitte: 70,2 % Berlin: 66,6 %

65 Jahre > AR plus: 13,8 % Bezirk Mitte: 14.3 % Berlin: 18,9 %

Abb. 4: Einwohnerzahl und Altersgruppen

Kinder und Jugendliche (bis <18 Jahre): In Wedding-Moabit leben 39.417 Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahren, das sind 17,0 Prozent aller Einwohner/innen (Bezirk Mitte: 15,5 %, Berlin: 14,5 %). Den höchste Anteil hat mit 21,4 Prozent Brunnenstraße Nord, den geringsten mit 13,2 Prozent das Parkviertel.

Erwachsene (18 bis < 65 Jahre): 160.023 Personen gehören der „Erwachsenengruppe“ im Alter von 18 bis 65 Jahren an, das sind 69,2 Prozent der Einwohner/innen von Wedding-Moabit (Bezirk Mitte: 70,2 %, Berlin: 66,6 %)

Die ältere Generation: 31.936 Personen in Wedding-Moabit sind über 64 Jahre alt (13,8 %). Überdurchschnittlich höher ist der Anteil der 65>-Jährigen im Parkviertel (19,1 %), Moabit Ost (14,8 %) und Brunnenstraße Nord (14,5 %). (Bezirk Mitte: 14,3 %, Berlin: 18,9 %).

Eine Gegenüberstellung des Jugend- und Altenquotienten macht für Wedding- Moabit eine ausgewogene Altersstruktur deutlich: 31,1 % „Junge“ stehen 29,4 „Alten“ gegenüber. Der „Altenquotient“ in Berlin dagegen ist mit 40,8 Prozent sehr hoch und zeigt ein deutliches Ungleichgewicht zu Gunsten der älteren Generation (Tab. im Anhang).

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2.3.3 Wanderungsverhalten 2008: Relativ hohe Fluktuation

Der Aktionsraum plus verzeichnet bei langfristig leichtem Bevölkerungswachstum seit 2002 ein hohes Wanderungsvolumen bei relativ ausgeglichenem Wanderungssaldo.

Das Wanderungsvolumen, also die Summe der Fort- und Zuzüge, liegt in allen Bezirksregionen vom Wedding-Moabit über dem Berliner Durchschnitt (27,3 %) - am höchsten in Wedding Zentrum mit 42,9 Prozent und Osloer Straße mit 38,7 Prozent, am geringsten im Parkviertel mit 30,5 Prozent.

Der Wanderungssaldo von Kindern unter 6 Jahren in Prozent der Einwohner unter 6 Jahren – er bilanziert die Differenz der Zu—und Fortzüge in dieser Alters­ gruppe – ist in allen Bezirksregionen negativ. Das heißt: es gibt in dieser Altersgruppe mehr Fortzüge als Zuzüge. Dieser Indikator kann Hinweise geben auf die Zufriedenheit mit Infrastrukturausstattung (Kita, Schule) sowie der Wohn- und Wohnumfeldqualität für Kinder. Am höchsten liegt der negative Wanderungssaldo in Wedding-Zentrum (-5,1 %), am geringsten in Brunnenstraße Nord (-0,2 %).

Mit dem höheren Wanderungsvolumen korresponiert die geringere Bleibedauer am Wohnort. In Wedding/Moabit leben 48,6 Prozent der Einwohner/innen 5 Jahre und länger an ihrem Wohnort. Im Parkviertel und in Moabit Ost sowie Brunnenstr. Nord liegen die Anteile höher (s. Tabelle im Anhang). Im Bezirk Mitte trifft dies auf 48,6 Prozent der Einwohner, in Berlin auf 56,2 Prozent zu.

Wanderungs­ volumen je 100 Einwohner

AR plus: 36,5 Bezirk Mitte: 35,9 Berlin: 27,3

Wanderungssaldo unter 6 Jahren je 100 Einwohner

AR plus: - 2,6 Bezirk Mitte: - 2,9 Berlin: - 0,4

Abb.5 : Wanderung/Wanderungssaldo unter 6 Jahren

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2.3.4 Soziale Lage und Lebensverhältnisse: Konzentration von Familienarmut

Am 31.12.2008 leben in Wedding-Moabit 55.989 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort. Der Anteil der sozialpflichtig beschäftigten Frauen liegt mit 46,1 Prozent niedriger als im bezirklichen (47,0 %) und gesamtstädtischen (50,8 %) Durchschnitt. Prekäre Lebensverhältnisse, von Transferabhängigkeit, monetärer Armut und Arbeitslosigkeit geprägt, bestimmen die Lebenssituationen vieler Einwohner/innen in Wedding/Moabit.

Leistungsempfänger SGB II Zählen im gesamtstädtischen Durchschnitt 21,5 Prozent zu den Leistungsempfängern nach SGB II, so liegt ihr Anteil in allen Bezirksregionen – teilweise sogar sehr weit – darüber. Insbesondere in den BR Brunnenviertel Nord und Wedding Zentrum sowie Osloer Straße besteht eine hohe Transferleistungsabhängigkeit.

Kinderarmut Der Anteil Nichterwerbsfähiger nach SGB II unter 15 Jahren liegt durchweg über den Durchschnittswerten des Bezirks und der Gesamtstadt – Kinderarmut konzentriert sich mit über 60 Prozent auf die drei BR Wedding-Zentrum, Osloer Straße und Brunnen­ straße Nord. Die materiellen Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, haben Einfluss auf deren Lebensumstände und ihre weiteren Chancen für die gesellschaftliche Integration als Erwachsene, sie bedeuten Einschränkungen in den Bereichen Schule, Bildung, soziale Kontakte, Wohnen und Gesundheit und führen in den meisten Fällen zu gravierenden Einschränkungen ihrer Zukunftschancen. Berlin: Personen in Bedarfsgemeinschaften SGB II: 21,5 %

Kinderarmut: 36,0 % Arbeitslose im Rechtskreis SGB III und II < 25 J.: 5,8 %

Altersarmut: 4,1 %

Abb.6: Transferabhängigkeit und Arbeitslosigkeit

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Der Anteil der Arbeitslosen in der Altersgruppe in der Gruppe unter 25 Jahren gibt Hinweise darauf, dass der erste Übergang in das Ausbildungs- und Beschäfti­ gungssystem und damit der Erwerb einer wesentlichen Teilrolle innerhalb des Er­ wachsenenstatus in vielen Fällen nicht gelingt. Dies ist mit erhebliche Risiken und Belastungen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbunden und schmälert ihre Zukunftschancen beachtlich. Dies ist nicht zuletzt im Zusammenhang damit zu sehen, dass in den Bezirksregionen die Anzahl fehlender Schulabschlüsse hoch liegt (siehe Pkt. Bildung 2.3.7),

Altersarmut Thema ist und wird zunehmend auch die Altersarmut – in Wedding Zentrum liegt sie drei mal so hoch wie im Berliner Durchschnitt. Auch der Anteil der älter als 65­ Jährigen, die auf Existenzsicherungsleistungen angewiesen sind, liegt in allen Bezirks­ regionen über dem Berliner Durchschnitt (4,1 %) und mit Ausnahme Parkviertel – auch des Bezirks Mitte (7,7 %) Am höchsten ist der Anteil in Wedding Zentrum mit 12,8 Prozent. Da Zugewanderte überdurchschnittlich oft in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt und häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind, wirkt sich dies auch auf ihre Rente aus.

2.3.5 Vielfalt und Migrationshintergrund

Wedding-Moabit ist ein multiethnischer Lebensraum für die unterschiedlichsten Zuwanderergruppen und deren Kinder. Insgesamt ergibt sich folgendes Bild:

Deutsche ohne Migrationshintergrund Der Anteil deutscher Einwohner ohne Migrationshintergrund ist in den Bezirksregionen unterschiedlich hoch – am höchsten im Parkviertel (62,9 %).

Deutsche mit Migrationshintergrund Der Anteil der Deutschen mit Migrationshintergrund ist am höchsten in Brunnenstr. Nord, am geringsten im Parkviertel.

Einwohner mit ausländischem Pass Der Anteil von Einwohnern ohne staatsbürgerliche Rechte (Ausländer) ist mit 31,2 Prozent vergleichsweise hoch (Bezirk Mitte: 27,9 %, Berlin: 14,4 %).

Das Berliner Integrationskonzept „Vielfalt fördern – Zusammenhalt stärken“ und zahlreiche Studien belegen, dass soziale Ausgrenzung und fehlende Bildungschancen in erster Linie ein soziales und kein ethnisches oder kulturelles Problem darstellen.

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Deutsch mit Migrations­ hintergrund (DmMH) Bezirk: 16,9 % Berlin: 12,2 %

Ausländerstatus Bezirk: 27,9 % Berlin: 14,4 %

Deutsch ohne Migrations- Hintergrund (DoMH) Bezirk. 55,1 % Berlin: 73,9 %

Abb.7: Migrationshintergrund und Staatsangehörigkeit

2.3.6 Gesundheit

Es besteht – und die unterschiedlichsten Beiträge der Gesundheitsberichterstattung in Berlin weisen darauf hin - ein enger Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage. Seit 2001 werden in Berlin im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) für Schulanfänger schichtspezifische Rahmenbedingungen und gesundheitliche Defizite in Verbindung gebracht.

Wichtige Erkenntnisse der Grundauswertung der Einschulungsuntersuchung sind:

Zahngesundheit Der Anteil der sechsjährigen Kinder mit behandlungsbedürftigen Zähnen (Grundschule 2006(2007) liegt im Bezirk Mitte mit 51,3 Prozent an letzter Stelle der Bezirksskala. Die Werte sind nahezu doppelt so hoch wie in Steglitz-Zehlendorf (25,3 %)2 Der Anteil der Kitakinder mit Kariesrisikodiagnose liegt im Bezirk Mitte mit 21 Prozent an drittletzter Stelle, knapp vor Neukölln und Lichtenberg.3

Übergewicht Der Anteil der übergewichtigen Kinder (Referenzsystem nach Kromeyer-Hauschild) bei der Einschulungsuntersuchung in Berlin 2008 liegt im Prognoseraum Moabit bei 25,6 Prozent, Gesundbrunnen bei 34,6 Prozent und Wedding bei 29,3 Prozent.4

2 Bezirksamt Mitte von Berlin (Hrsg.): Zahngesundheit der Kinder im Bezirk Mitte, April 2009, S. 42 3 ebd. S. 44 4 Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Referat I A: (Hrsg.): Grundauswertung der

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Lebenserwartung Der Gesundheitsbericht Berlin 2008 weist erneut nach, dass die Lebenserwartung in den ärmeren Bezirken niedriger ist als in den wohlhabenden Stadtquartieren Dem tragen die fünf zentralen „Gesundheitsziele für Berlin-Mitte“ – untersetzt mit strategischen Umsetzungvorstellungen – Rechnung, die für die bezirkliche Gesund­ heitskonferenz am 26.11.2009 eingebracht werden. Sie umfassen: - Gesundes Aufwachsen der Kinder in Mitte unterstützen, - Zu Bewegung auffordern, Bewegungsmöglichkeiten und –anlässe schaffen und ausbauen, - Attraktivität und Alltagstauglichkeit gesunder ausgewogener Ernährung vermitteln, - Rahmenbedingungen für eine gewaltfreie und gesunde psychische Entwicklung stärken, - Sprachkompetenz fördern.

2.3.7 Schwerpunktthema: Bildung

Betrachtet man die Zukunftschancen der Kinder und Jugendliche vor dem Hintergrund einiger ausgewählter Indikatoren zum Schulbesuch, so ergibt sich insgesamt – vor allem aber für Wedding-Zentrum, Osloer Straße und Brunnenstraße Nord – kein opti­ mistisches Resümee: Schüler nicht deutscher Herkunft Schuljahr 2007/08 Aktionsraum plus: 75,9 % Bezirk Mitte: 70,1 % Berlin: 35,0 %

Lernmittelbefreiung 2007/08: Aktionsraum plus: 68,1 % Bezirk Mitte: 61,5 % Berlin: 37,3 %

Ohne Schulabschluss 2007/08: Aktionsraum plus: 16,6 % Bezirk Mitte: 14,2 % Berlin: 9,5 %

Empfehlung Gymnasium nach der 6. Grundschul­ klasse 2007/08: Aktionsraum plus: 26,5 % Bezirk Mitte: 30,6 % Berlin: 41,0 % Abb.8: Schülerzahlen und Bildung

Einschulungsdaten in Berlin 2008, Juli 2008, S. 68

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Die ethnische und soziale Segregation – also der Anteil von Schüler nichtdeutscher Herkunft und Lernmittelbefreiung – konzentriert sich auf die Schulstandorte in den drei Bezirksregionen Wedding Zentrum, Osloer Straße und Brunnenstraße Nord.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss liegt im Untersuchungs­ gebiet bei durchschnittlich 16,6 Prozent – besonders hoch ist ihr Anteil in den Schulen der BR Osloer Straße mit 39,2 Prozent. Im Berliner Durchschnitt liegt der Wert bei 9,5 Prozent.

Die Empfehlungen in der 6. Klasse der Grundschulen zum Übergang ins Gymnasium – dies sagt allerdings noch nichts aus über den tatsächlichen Gymnasiumsbesuch – liegt mit 26,5 Prozent deutlich unter den Berliner Durchschnittswerten.

Immer mehr rückt ins Blickfeld, dass sich die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen nicht erst in der Schule, sondern von früher Kindeit an entscheiden (siehe Strategiewerkstatt, Arbeitsgruppe 4 im Anhang). Dies belegen auch Daten aus der Einschulungsuntersuchung in Berlin 20085:

Der Anteil der Kinder mit einer Kita-Besuchsdauer von über 2 Jahren verteilt sich ungleich auf die Bezirksregionen – in den am stärksten segregierten und damit „bedürftigsten“ Bezirksregionen liegen die Werte am niedrigsten:

Tab.2: Kita-Besuchsdauer von über 2 Jahren

Bezirksregion Anteil

Moabit West 75,5% Moabit Ost 80,1% Osloer Straße 67,5% Brunnenstraße Nord 68,9% Parkviertel 77,7% Wedding Zentrum 69,8%

Fazit: Eine Gesamtbetrachtung macht deutlich, dass Ausbildung und Beschäftigung sowie Bildung als erforderliche Voraussetzung für Teilhabe am Arbeitsmarkt und am gesellschaftlichen Leben der Stadt eine zentrale Aufgabe, insbesondere aber für Wedding-Zentrum, Osloer Straße und Brunnenstraße Nord darstellen. Integrierte Strategien für den Aktionsraum plus müssen im Zusammendenken und praktischen Zusammenführen von Bildung, Beschäftigung und lokaler Familien- und Jugendpolitik

5 Quelle: Einschulungsuntersuchung in Berlin 2008, ebd. (differenzierte Auswertung auf Ebene der Bezirksregionen)

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– wie auch im Monitoring Soziale Stadtentwicklung aufgezeigt - einen herausragenden Stellenwert einnehmen

2.4 Bildungsbezogene, soziale und kulturelle Infrastrukturausstattung

2.4.1 Kitas und Familienzentren

Im Untersuchungsgebiet stehen insgesamt 10.084 Kitaplätze zur Verfügung. Das bedeutet im Durchschnitt eine Versorgung von fast 70% (Verhältnis Plätze/Bewohner), die sich regional leicht unterschiedlich auswirkt. So sind für die Bezirksregionen Wedding und Moabit für rund zwei Drittel der Kinder Plätze in den Einrichtungen vorhanden. Am schlechtesten ist die Versorgung mit Kitaplätzen in Moabit West, während in Moabit Ost auf fast jedes Kind ein Kita-Platz zur Verfügung steht. In Moabit West wird das Defizit nur zum Teil durch Kinderläden freier Träger aufgefangen.

Tab.3: Anteil Kita-Plätze/Einwohner unter 6 Jahre Verhältnis Kita- Kita- Einwohnerzahl 0 Bezirksregion Plätze/ Einrichtungen Plätze – 6 Jahre Einwohner Moabit West 21 1.320 2.288 0,57% Moabit Ost 28 1.746 1.885 0,93% Osloer Straße 20 1.482 2.383 0,62% Brunnenstraße Nord 21 1.755 2.660 0,66% Parkviertel 25 1.447 1.951 0,74% Wedding Zentrum 39 2.130 3.302 0,65% Aktionsraum plus 154 9.880 14.469 0,70% Stand: Dez. 2008 (Materialsammlung Jugendamt 2009)

Für die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen ist allerdings festzustellen, dass das Angebot für Kinder im sehr großen Umfang vorhanden ist. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels müssen Ansätze gefunden werden, um Familien in ihren Erziehungs- und Betreuungsaufgaben zu stärken und zu unterstützen. Zentraler Schlüssel für die frühkindliche Bildung ist der Ausbau des Betreuungsangebotes für unter dreijährige Kinder sowie die Weiterentwicklung u.a. von Kindertagesstätten zu Familienzentren mit dem Ziel der Zusammenführung von Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgabe der Kindertageseinrichtungen mit Angeboten der Beratung und Hilfe für Familien. Im Untersuchungsgebiet gibt es dazu bisher folgende Einrichtungen und Ansätze: − Familienzentrum SOS Kinderdorf (Moabit) (Träger: SOS-Kinderdorf e.V.) − Familienzentrum Kita Wattstraße (derzeit im Umbau, Start 2010; Träger: Pfefferwerk; PrR Gesundbrunnen) − Familienzentrum im Soldiner Kiez (im Aufbau) (Träger: Casablanca gGmbH)

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2.4.2 Schulen und Schulreform

Im Schuljahr 2008/2009 besuchten 14.847 SchülerInnen im Bezirk Mitte die Grundschule, rund 11.037 Jugendliche eine Oberschule (Sek I+II sowie Grundstufen an grundständigen Gymnasien).

Entsprechend der in den letzten Jahren festgestellten Abwanderungstendenz aus den drei Prognoseräumen des Aktionsraums plus in die Bezirksregion Zentrum bzw. andere Bezirke wird auch zukünftig mit sinkenden Zahlen gerechnet. So wird erwartet, dass von den Kindern im Vorschulalter nach 6 Jahren nur rund 84% im Aktionsraum plus verbleiben. (siehe auch: Materialsammlung Jugendamt Mitte). Insgesamt wird laut „Modellrechnung zur Entwicklung der Schülerzahlen“ bis 2017 von geringfügigen Abweichungen für die Grundschulen und von einer Reduzierung auf rund 92% des derzeitigen Bestands für die Oberschulen ausgegangen.

Abb.9: Schulstandorte

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Die beabsichtigte Berliner Schulreform hat das Ziel, das schulische Angebot zu erweitern und beinhaltet neben grundsätzlichen Strukturänderungen auch Änderungen im schulischen Alltag insbesondere der Oberschulen. Das Schulgesetz für das Land Berlin, das sich derzeit im Änderungsverfahren befindet, sieht u.a. folgende Neuerungen vor: - Wegfall von Gesamtschule, Hauptschule, Realschule und verbundener Haupt- und Realschule zu Gunsten eines zweigliedrigen Oberschulsystems bestehend aus integrierter Sekundarschule und Gymnasium - Festlegung der Mindestorganisationsgröße (Grundschule 2 Züge, Integrierte Sekundarschule 4 Züge, Gymnasium 3 Züge) - Verbindliche Festlegung des Ganztagsbetriebes für Grundschulen und Integrierte Sekundarschulen - Festlegung der Zusammenarbeit von Grundschulen mit Kindertages­ einrichtungen und weiterführenden Schulen.

Eine zentrales, bereits seit 2002 verfolgtes und den Veränderungen verstärkt einhergehendes Ziel, stellt die Öffnung der Schulen für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern dar. Insbesondere zur Umsetzung des Ganztagsbetriebs sind Kooperationen mit Sportvereinen, Musikschulen, Volkshochschulen und weiteren Partnern angestrebt. Ebenso erfordert das duale Lernen, das an jeder Sekundarschule den Übergang ins Berufsleben erleichtern soll, enge Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft, Trägern aus der Berufsvorbereitung und Oberstufenzentren.

Aktuell beinhaltet der Aktionsraum plus 26 Grundschulen und 19 Oberschulen, d.h. fünf Hauptschulen, drei Realschulen, vier Gesamtschulen und sieben Gymnasien, wobei zu den Gymnasien auch die zwei Oberschulzentren in den Regionen Moabit Ost (OSZ Banken und Versicherungen) und Osloer Straße (OSZ Kommunikation, Informations­ und Medientechnik) zählen.

Die angestrebte Schulreform wird, sollte sie ab dem Schuljahr 2010/11 in der geplanten Form umgesetzt werden, auch wesentliche Auswirkungen auf die aktuelle Schullandschaft des Aktionsraums plus Wedding/Moabit haben. Laut Schulent­ wicklungsplan in der Entwurfsfassung September 2009 würde sich die Anzahl der Oberschul-Standorte von derzeit 19 auf 16 reduzieren. Derzeit können noch keine Aussagen darüber gemacht werden, welche Sekundarschulstandorte neben den Gymnasien eine gymnasiale Oberstufe beinhalten werden. Ebenso ist derzeit noch unklar, welche weiteren Veränderungen aufgrund der Haushaltssituation des Bezirks nötig sind.

Unabhängig von der derzeitigen Reform, startete mit dem Schuljahr 2008/ 2009 die Pilotphase der Gemeinschaftsschulen, die bisher von zwei Schulen des Aktionsraums umgesetzt wird (Moses-Mendelssohn-OS mit James-Krüss-GS sowie Heinrich-von­ Stephan-OS).

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Tab.4: Schulen in den Aktionsräumen Wedding/Moabit

-

en en

nsie ulen - ulen

Bezirksregion h

ch chul

chulen Gesamtschulen Sekundar Grundsc Haupts Reals Schule schule Gymna Privats Gemeinschafts Moabit West 4 1 1 1

Moabit Ost 4 2 1 1 2 2

Osloer Straße 6 1 1 1

Brunnenstraße 4 1 1 1 2 2 2 Nord

Parkviertel 3 1 1 1 2 1

Wedding 5 1 verb. 1 Zentrum

Aktionsraum plus 26 5 3 4 7 2 7 3

Stand: Dez. 2008 (Materialsammlung Jugendamt 2009)

2.4.3 Netzwerke und Verbünde im Bildungsbereich

In unterschiedlicher Zusammensetzung, Verbindlichkeit, Zielrichtung und Ausge­ staltung gibt es folgende Netzwerke:

Bestehende Netzwerke: − Kitaverbund Brunnenviertel, bestehend aus 10 Kitas − Bildungsverbund Brunnenviertel mit drei Grund- und drei Oberschulen − IT-Betreuungsnetzwerk „Gesundbrunnen“ mit sieben Grundschulen − Schulnetz dreier Oberschulen im QM Pankstraße − auf Ebene der Prognoseräume jeweils eine Arbeitsgemeinschaft nach § 78 SGB VIII für Einrichtungen der Tagesbetreuung,

Geplante oder sich im Aufbau befindliche Netzwerke: − Bildungsnetzwerk Moabit: Zusammenführung der bisherigen in der AG Bildung kooperierenden fünf Schulen mit dem Kita-Netzwerk sowie Erweiterung nach Moabit Ost und Einbezug weiterer Partner wie bspw. 1 qkm Bildung − Bildungsnetzwerk Soldiner Kiez mit einer Grundschule, drei Kindergärten, der Bibliothek am Luisenbad und dem Quartiersmanagement − Bildungsverbund Schillerpark mit drei Schulen, einer Jugendfreizeiteinrichtung und einem Jugendberatungshaus.

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Weitere „Bildungs-Netzwerke“ dürften sich auch im Rahmen der beabsichtigten Schulreform, vor allem durch die Einführung des Ganztagsbetriebs in den Oberschulen und den damit angestrebten Kooperationen mit außerschulischen Partnern ergeben (Sportvereine, Musikschulen, Jugendhilfe etc.). Zusätzliche Unterstützung beim Aufbau einer Struktur zur durchgängigen Sprachförderung, die bereits in der frühkindlichen Phase ansetzt, werden einzelne Netzwerke durch das Projekt Förmig-Transfer (Modell­ programm der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungs­ förderung) erhalten.

Aufgrund der räumlichen Nähe bzw. erster Kooperationsansätze erscheinen darüber hinaus einzelne Standorte für die Konkretisierung des Campus-Gedankens im Sinne des Aufbaus eines konzentrierten Bildungs-und Lernstandorts geeignet: − Ernst-Reuter-OS/ Gustav-Falke-GS: Steigerung der Attraktivität und Leistungsfähigkeit durch Schaffung eines Campus der bildungsnahe, gutbürgerliche Familien anzieht. − Sekundarschule Herbert-Hoover/ Theodor-Plivier-OS mit künstlerischen Profil und Zusammenarbeit mit Humboldthain-GS sowie im Ganztagsbetrieb mit freiem Träger.

2.4.4 Kinder- und Jugendarbeit

Die bezirkliche Jugendarbeit soll verschiedene Zielgruppen ansprechen, um einer Verfestigung einseitig ausgerichteter sozialer Milieus entgegenzuwirken. Deshalb ist in den Einrichtungen ein möglichst vielfältiges Angebotsspektrum zu realisieren. Neben den Angeboten in Einrichtungen werden Arbeitsformen der mobilen Jugend(sozial)arbeit wie Streetwork unterstützt, um diejenigen zu fördern, die sonst nicht erreicht werden. Wichtige Themen sind: Partizipation und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, Sozialraumorientierung und Vernetzung, politische Bildung und interkulturelle Jugendarbeit, geschlechtsreflektierte Jugendarbeit und Gender Mainstreaming, arbeitsweltbezogene Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit sowie Jugendkulturarbeit und neue Medien.

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Tab.5 : Vorsorgungsgrad Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen nach Bezirksregion B ezirkregionKinder - und Plätze Bedarf Versorgungs Zielgruppe Lernmittelbe Jugendfreizeit (11, 4%) grad gesamt (6 freiung (in einrichtungen (6 bis – unter 25 %) (kommunal/ unter 25 Jährige) gefördert) J.) (12.08)

Moabit West 14 (3/ 11) 723 79% 8.018 58,4

Moabit Ost 4 (3 /1) 615 818 75% 7.174 50,4

Osloer Straße 10 (2/ 8) (1 433 907 48% 7.955 82,3 geschlossen)

Brunnenstraße 6 (5/ 1) 612 915 67% 8.025 73 Nord

Parkviertel 4 (1/ 3) 248 808 31% 7.088 51,7

Wedding 9 (2/ 7) 651 1.349 48% 11.803 81 Zentrum

Tiergarten Süd 67% 2.407 62,70

Regierungsviertel 205% 1.316 36

Alexanderplatz 68% 6.666 40,1

Brunnenstr. Süd 61% 3.098 25,6

Wedd./ 48,5% 34.871 72 Gesundbr.

Aktionsraum 58% 50.063 66,1 plus

Bezirk Mitte 22 komm. 4.516 62% 63.550

Stand: Dez. 2008 (Materialsammlung Jugendamt 2009)

Der Versorgungsgrad mit Kinder- und Jugendeinrichtungen liegt mit 58% im Durch­ schnitt des Aktionsraums leicht unter der durchschnittlichen Versorgung auf Bezirks­ ebene. Auffallend und besonders frappierend ist der geringe Versorgungsgrad mit Einrichtungen in den Regionen Wedding Zentrum und Osloer Straße, wo der Anteil an Kindern, die lernmittelbefreit sind bzw. in relativer Armut leben bei über 80%. Eine stärkere Umverteilung aus anderen Regionen, die bis auf eine selbst nicht die 100% erreichen, steht auch durch das Gebot der Mindestausstattung entgegen.

Vor der Hintergrund der aktuellen Haushaltslage werden u.a. aufgrund von Personal­ mangel Schliessungen (bereits erfolgt: JFE Badstraße im Sommer 2009) bzw. auch die weitere Übergabe in Freie Trägerschaft (bereits erfolgt: JFE Koloniestraße an Casablanca gGmbH in Kooperation mit Al-Dar e.V.) diskutiert. Die Diskussion ist zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Berichts noch nicht abgeschlossen. Offen ist auch, wie

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sich die Landschaft mit der flächendeckenden Einrichtung von Ganztagsschulen verändern wird.

Tab.6: Angebote schul- / bzw. arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit Schüler ndH Bezirksregion Gesamt Schulbezogen Arbeitsweltbezogen in % Moabit West 7 5 2 72,7

Moabit Ost 2 2 0 62,6

Osloer Straße 4 3 1 86,7

Brunnenstraße Nord 3 1 2 80,9

Parkviertel 2 1 1 59,6

Wedding Zentrum 5 5 0 84,4

Stand: Dez. 2008 (Materialsammlung Jugendamt 2009)

Mit Angeboten der schulbezogenen Jugendsozialarbeit und mit Unter­ stützungsleistungen beim Übergang Schule/ Arbeitswelt werden Kinder und Jugendliche unterstützt, die besondere Schwierigkeiten haben, die an sie gestellten Anforderungen alleine zu bewältigen. Die Hilfe besteht in sozialpädagogischen Ange­ boten, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, ihre Eingliederung in die Arbeits­ welt und ihre soziale Integration fördern. Für die schulbezogene Jugendsozialarbeit werden vom Bezirk seit Jahren erhebliche Eigenmittel aufgewendet,allein im Jahr 2010 werden 30 Projekte der Jugendsozialarbeit nach § 13,1 SGB VIII im Umfang von rd. 1,4 Millionen Euro, darunter 13 Projekte der schulbezogenen Jugendsozialarbeit sowie 4 Jugendberatungshäuser. 10 dieser 13 Projekte und 3 der Jugendberatungshäuser sind in den Prognoseräumen Moabit, Wedding und Gesundbrunnen angesiedelt.

2.4.5 Bibliotheken, Musikschulen, Volkshochschulen, Kunst und Kultur

Grundsätzlich muss festgestellt werden, dass die nachfolgenden Einrichtungen über eine sehr vielfältige Angebotsstruktur verfügen, wobei im Bereich Kunst und Kultur eher Querschnittsaufgaben wahrgenommen werden. Der Aktionsraum umfasst aktuell sechs Bibliotheksstandorte. Entsprechend des Biblio­ theksentwicklungsplans wird sich die Struktur sowie die Verteilung der Bibliotheken auf die Prognoseräume verändern und folgende Standorte umfassen:

− Bezirkszentralbibliothek (ehemals Schillerbibliothek, an neuem Standort) in der Müllerstraße neben dem Rathaus Wedding (PrR Wedding) − Zwei Mittelpunktbibliotheken: Bibliothek am Luisenbad (PrR Wedding) und Bruno-Lösche-Bibliothek (PrR Moabit) − Zwei Kiezbibliotheken: Kurt-Tucholsky-Bibliothek und Hansa-Bibliothek (beide PrR Moabit)

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− Neben den festen Standorten sollen im gesamten Bezirk drei Fahrbibliotheken die flächendeckende Versorgung der Grundschulen ohne eigene Schulbibliothek gewährleisten.

Bis spätestens 2015 wird auch der Standort der Hugo-Heimann-Bibliothek als einziger bisheriger Standort in der Bezirksregion Gesundbrunnen wegfallen. Das dortige Angebot der Jugendmedienetage wird in die zukünftige Bezirkszentralbibliothek am Leopoldplatz integriert. Da viele Bewohner in dieser Region (so die Erfahrungen in den QMs) über einen eingeschränkten Aktionsradius verfügen, wird es wichtig sein, die bisherigen Bemühungen, Familien und Jugendliche an das Angebot der Bibliotheken sowie an das Lesen im Allgemeinen insbesondere an den Schulen, weiterhin durch zusätzliche Angebote zu unterstützen und die vorhandenen Schulbibliotheken durch enge Kooperation zu stärken.

Volkshochschulen und Musikschulen Den Volkshochschulen und den Musikschulen kommt als außerschulischen Weiterbildungseinrichtungen eine zentrale Bedeutung zu. Wichtige Standorte befinden sich im Haus Antonstraße (PrR Wedding) sowie in der Turmstraße (PrR Moabit). Darüber hinaus finden zahlreiche Kurse in verschiedensten Einrichtungen verteilt über den ganzen Aktionsraum statt. Dies gilt besonders für das Angebot der Eltern­ sprachkurse, die möglichst wohnortnah bzw. idealerweise an den Schulstandorten der Kinder stattfinden.

Zwei Zweigstellen der Musikschule Fanny-Hensel, mit Geschäftsstelle in Moabit, befinden sich sowohl im Prognosraum Wedding als auch in der Turmstraße (PrR Moabit). Im Zuge der Haushaltseinsparungen ist der Standort der Musikschule, nicht aber das Angebot im Wedding gefährdet.

2.4.6 Soziale Infrastruktur

Einrichtungen der Stadtteilarbeit sind Knotenpunkte der lokalen und regionalen Engagementnetzwerke, die den Bürgerinnen und Bürgern Ort und Rahmenbedingungen für die Entfaltung sozialen Engagements und Eigeninitiative sowie Rat und Hilfestellung bieten und sich mit ihren Angeboten an Familien, Kinder, Jugendliche und älteren Menschen richten. Durch eine bedarfsorientierte Angebots­ gestaltung wirken sie als kompetente Ansprechpartner in allen Angelegenheiten freiwil­ ligen sozialen Engagements integrativ, motivierend, koordinierend und sozialge­ stalterisch im Stadtteilleben.

Die Einrichtungen der Stadtteilarbeit treffen sich seit 2003 im Rahmen des Arbeitskreises Stadtteilarbeit in Mitte. Neben weiteren Aufgaben und Kooperationen arbeiten die Einrichtungen eng mit den Quartiersmanagements im Bezirk zusammen.

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Die Einrichtungen werden finanziert über das Land Berlin und den Deutschen Paritä­ tischen Wohlfahrtsverband.

Zentrale Einrichtungen im Aktionsraum sind:

PrR Wedding: - Selbsthilfe – Kontakt- und Beratungsstelle Mitte Perleberger Straße 44 (StadtRand gGmbh) (Stadtteilzentrum) - Sprengelhaus - Interkulturelles Gemeinwesenzentrum mit Gesundheitsförderung (Gemeinsam im Stadtteil e.V.)

PrR Gesundbrunnen: - Fabrik Osloer Straße e. V. – NachbarschaftsEtage (Fabrik Osloer Straße e.V.) (Stadtteilzentrum)

PrR Moabit: - Stadtschloss Moabit – Nachbarschaftshaus Rostocker Straße (Moabiter Ratschlag e.V.) (Stadtteilzentrum) - Mehrgenerationenhaus SOS – Kinderdorf Moabit (SOS-Kinderdorf e.V.)

Lotsenprojekt Das Lotsenprojekt die Brücke ist ein „Gemeinschaftsprojekt von Verwaltung und Zugewanderten“. Ziel ist, dass auch wenig integrierter Bevölkerungsgruppen durch speziell geschulte Lotsen (Arbeitslosengeld-II-Empfänger-innen nichtdeutscher Herkunft) über die jeweilige Muttersprache an die für sie vorgesehenen Leistungen herangeführt werden. Nach der Erprobung des Modells im Rahmen verschiedener Quartiersmanagement-Gebiete wurde das Projekt flächendeckend im Aktionsraum implementiert, so dass die Lotsen aktuell an insgesamt sieben Standorten erreicht werden können (Gesundbrunnen drei, Moabit zwei, Wedding zwei). Träger des Projekt ist der Bildungsmarkt e.V. Kooperationspartner sind das Bezirksamt Mitte sowie das Jobcenter Berlin-Mitte. Zusätzlich gefördert wird das Projekt durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und den Europäischen Integrationsfonds.

FreiwilligenAgentur Wedding Wichtiger Partner für die Förderung ehrenamtlichen Engagements ist darüber hinaus die FreiwilligenAgentur Wedding mit Anlaufstellen in der Fabrik Osloer Straße (Gesundbrunnen) sowie in der Begegnungsstätte Schulstraße (Wedding). Die Agentur ist ein Projekt des Trägerverbundes der NachbarschaftsEtage Fabrik Osloer Straße, des Nachbarschaftshauses Prinzenallee, des Bezirksamt Mitte von Berlin sowie der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Mitte e.V. und Selbst-Hilfe im Vor-Ruhestand e.V. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Programms Soziale Stadt über die drei QM- Verfahren Soldiner Straße, Pankstraße sowie Sparrplatz. Im weiteren Prozess ist zu klären, wie eine weitere Finanzierung sichergestellt werden kann.

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2.5 Wirtschaft

2.5.1 Einzelhandel und Zentrenstruktur

Der Einzelhandel im Aktionsraum leidet nach wie vor unter der ungünstigen Situation auf dem Arbeitsmarkt in Folge der gesamtwirtschaftlichen Schwäche. Vor diesem Hintergrund bleiben notwendige Investitionen in die Bestandsstruktur eher aus, statt dessen geht der Trend bei Discountern und großflächigen Einzelhandelsbetrieben klar in Richtung Neuansiedlung in Randlagen, bevorzugt in bodenpreisgünstige Gewerbe- und Industrieareale, wo zusätzlich eine hohe Anzahl von Stellplätzen untergebracht werden können.

Dies schwächt insbesondere die bestehenden Ober- bzw. Ortszentren Turmstraße, Müllerstraße, Badstraße. Im Rahmen des vom Bezirksamt beauftragten Einzelhandels- und Zentrenkonzepts, das zur Zeit nur im Entwurf vorliegt, wird fest­ gestellt, dass die Müllerstraße trotz qualitativer Defizite ihrer Rolle als Hauptzentrum gerecht wird, da der ausgewogene Branchenmix und das vielfältige Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot weitgehend den Anforderungen an die entsprechende Zentren­ kategorie entspricht. Der Verlust hochwertiger Angebote und das qualitativ wenig ansprechende Straßenbild sowie der Pflegezustand des öffentlichen Raums tragen deutlich zum Qualitätsverlust bei. Auf diesen Missstand konzentrieren sich auch die Maßnahmen des Programms Aktive Stadtzentren, zumal gemäß dem StEP Zentren 2020 keine weiteren Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten hinsichtlich der Verkaufsflächen gesehen werden.

Hinsichtlich der Turmstraße fällt die Bewertung anders aus, da die dort vorhandene Struktur ihrer Funktion als Besonderes Stadtteilzentrum nur bedingt gerecht wird. Auch hier beinträchtigen die Qualität und der Pflegezustand des öffentlichen Raums sowie der hohe Fahrbahnanteil der Turmstraße die Aufenthaltsqualität der meist fußläufigen Kundschaft. Neben der Aufwertung des Kleinen Tiergarten und der Verän­ derung des Straßenraums der Turmstraße wird eine Chance darin gesehen, die Aufwertung der Sortimente durch eine Erhöhung der bisher geringen Kaufkraftbindung der umliegenden Quartiere und eine Realisierung des Ansiedlungspotenzials von bis zu 12.000² Verkaufsfläche zu erreichen. Hierbei muss auch die Verkaufsfächensteigerung auf dem ehemaligen Paechbrotareal und der Schultheiss Fabrik beachtet werden. Neben dieser quantitativen und auch qualitativen Angebotsausweitung könnte eine Verbesserung des gastronomischen Angebots die Funktion der Turmstraße als besonderes Stadtteilzentrum stärken.

Beim Stadtteilzentrum Badstraße sind durch das Gesundbrunnencenter alle höher­ wertigen Angebote dort konzentriert, was dazu führte, dass in der Badstraße die klein­ teilige Angebotsstruktur sich auf den Niedrigpreissektor konzentriert. Da weiteres Ansiedlungspotenzial gemäß den Vorgaben des StEP Zentren 2020 nicht mehr vorhanden sind, kann eine Stärkung der Badstraße nur kleinteilig durch eine Aufwer-

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tung der Angebote in Verbindung mit einer Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Raumes erfolgen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte jedoch die neuerdings stark zunehmende Ansiedlung von Spielhallen insbesondere im Bereich des ehemaligen Bezirks Wedding. Um eine weitere Ausbreitung mittel- bis langfristig zu begegnen, bedarf es enormer Anstrengungen insbesondere im Bereich der Aufstellung von Textbebauungsplänen.

2.5.2 Gewerbestruktur

Der Aktionsraum plus Wedding/Moabit bietet in sechs verschiedenen Teilräumen eine unterschiedlich ausgeprägte Gewerbestruktur.: - Der Teilraum 1 in Moabit West grenzt unmittelbar an das Stadtgebiet City-West und ist durch die nah gelegene Stadtautobahn, Westhafen und S-Bahn auch verkehrslogistisch optimal erschlossen. Das größte innerstädtische Industrie­ gebiet Berlins wird dominiert durch die Produktionsanlagen von Siemens (Turbinenproduktion mit Verschiffung aus dem Westhafen) und ist charakterisiert durch den IuK-Sektor bei gleichzeitiger Stärkung des Transfers von Wissenschaft und Wirtschaft. Zu den wichtigen Unternehmen am Standort zählen: Siemens AG, Turbinenproduktion, GSG/ ORCO-Gewerbehof Kaiserin- Augusta-Allee, ATO-TECH, BMW, Paicos, BROSE, ANZAG, GFAD, CONTI­ NENTAL-TEMIC - Nördlich daran angrenzend liegt der Raum 2, der wesentlich geprägt ist durch logistische Einrichtungen wie den Großmarkt und den Westhafen. Durch die direkte Anbindung an die Stadtautobahn und durch die Anbindung an die Wasserstraßen verfügen diese beiden Standorte über große Lagegunst. In den vergangenen Jahren wurde der Ausbau des Westhafens zu einem Logistik­ zentrum für den Umschlag zwischen Schiene und Straße insbesondere für den Containerverkehr genutzt. Zudem gewinnt die Verschiffung der neuen Siemens- Großturbinen zunehmend an Bedeutung. Auf dem Großmarkt steht nach dem Umbau diverser Baulichkeiten die Ansiedlung des Blumengroßmarktes im Jahr 2010 an. - Der Raum 3 nördlich der Siemens-/Quitzowstraße war bis vor kurzem durch eine sehr kleinteilige Gewerbemieterstruktur geprägt. Zwischenzeitlich konnten viele Betriebe ihre Parzelle kaufen und frei gewordene Parzellen wurden durch kleinere Betriebe aber auch von großflächigen Handelsunternehmen erworben. Durch den Bau einer Entlastungsstraße, die auch über den aufgegebenen Güterbahnhof geführt werden wird, wird eine weitere städtebauliche Neu­ ordnung mit gewerblich geprägter Struktur erfolgen. Die neue Straße wird stark zur verkehrlichen Entlastung und somit zu einer Aufwertung der südlich angren­ zenden Wohngebiete beitragen - Östlich der Gleisanlagen befindet sich der Raum 4, das „Entwicklungsgebiet“ Heidestraße. Dieses bis zur Fertigstellung des Hauptbahnhofes stadträumlich nahezu unbekannte, durch Lagerhallen und den Containerbahnhof geprägte

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Gebiet, wird nach der Aufgabe des Containerbahnhofs und dem Start des Masterplanverfahrens sukzessive starken Veränderungen unterzogen. An zunehmender Bedeutung wird hier die Wassernähe und die (Kreativ)Kul­ tureinrichtungen gewinnen, auch wenn der Stadtumbauprozess einige Jahr­ zehnte andauern wird. - In der Bezirksregion Brunnenstraße Nord befindet sich der Raum 5 rund um den Standort des ersten deutschen Gründerzentrums, das Berliner Innovations­ und Gründerzentrum (BIG), auf dem Gelände des Technologie- und Innova­ tionsparks Berlin (TIB). Dieses Gebiet liegt in kurzer Distanz zum Stadtzen­ trum und ist sowohl durch MIV und ÖPNV hervorragend angebunden. Die ge­ werbliche Struktur ist geprägt durch Forschungs-, Produktions- und Dienst­ leistungsstandorte für Verkehrstechnik und IuK. Zu den wichtigsten Betrieben und Einrichtungen zählen die TU Berlin, Fraunhofer Institute, Pierburg-Verga­ serproduktion, TAKATA-Petri, Laserline, Deutsche Welle, Landesbank Berlin u.a. Darüber hinaus befinden sich im Verflechtungsgebiet 3 Gewerbehöfe (GSG-ORCO). Langfristiges Ziel ist die Sicherung als Gewerbe- und Wissen­ schaftsstandort durch Identifizierung und Herausstellung von „Ausstrahlungs­ effekten“ auf Nachbarräume und Ausbau vorhandener Potenziale (Nutzung und Ausbau von Synergieeffekten anderer / weiterer Forschungs-schwerpunkte) sowie Implementierung eines Standort-entwicklungskonzeptes. - Im Nordbeich des Aktionsraumes plus befindet sich der Raum 6 Kühnemann­ /Provinzstraße. Er befindet sich ca. 5-6 km von der Innenstadt entfernt und ist durch die S-Bahn sowie überregionalen Straßen gut angebunden. Nördlich angrenzend, im Nachbarbezirk Reinickendorf befinden sich ebenfalls Gewerbe­ flächen. Aufgrund guter räumlicher Anbindungen und kostengünstiger Rahmen­ bedingungen wird der Standort geprägt durch verarbeitendes Gewerbe, sonstige Produktionsorientierte Dienste mit den Themen Bau, KfZ und Food. - Zukünftig wird es um die Förderung der lokalen Wirtschaft durch Bestands­ erhaltung und -sicherung der kmU einerseits und andererseits um eine Qualifi­ zierung und Ergänzung des Bestandes gehen müssen.

Neben diesen sechs Teilräumen gibt es insbesondere in der Bezirksregion Wedding Zentrum diverse eingestreute Gewerbehöfe wie in der Schwedenstraße, der Gericht­ straße und der Oudenarderstraße, die ebenfalls sehr stark von kleinteiligem Gewerbe geprägt sind.

Eine weitere Besonderheit stellen die Einrichtungen aus den Bereichen Medizin, Wissenschaft und Forschung dar. Mitten in Berlin befindet sich eine Dichte von Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und klinischen Standorten, wie z.B. das Universitätsklinikum Charité, das dazu gehörige Klinikum Virchow, das Deutsche Herzzentrum, das Robert-Koch-Institut, sowie die Beuth-Hochschule für Technik Berlin, aus deren Umfeld weitere Firmengründungen hervorgehen. Darüber hinaus trägt die Bayer Schering Pharma AG an der südlichen Müllerstraße einen großen Anteil zur Verstärkung des Sektors Life Sciences bei.

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Zahlreiche kleine Unternehmen der Bereiche Medizintechnik, Biotechnologie und Umwelttechnik vervollständigen die einmalige räumliche Konzentration von Institutionen und Unternehmen des Sektors Lifes Sciences in Berlin Mitte. Ziel wird es sein, die Standortbedingungen für die Bereiche Medizin und Wissenschaft, insbesondere von Life Sciences Unternehmen und deren Potenziale zu stärken und Netzwerkbildung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung zu unterstützen.

Als wesentliche Ziele und Handlungsfelder im Bereich der Gewerbeentwicklung sind hier zu nennen: I. Bestandssicherung und Entwicklung II. Flächensicherung für Entwicklungspotenziale III. Kooperation zwischen Wissenschaft / Forschung und gewerblicher Wirtschaft zum Technologie- und Innovationstransfer IV. Entwicklung regionaler Ausbildungskonzepte

Abb.10: Wirtschaft und Kultur

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2.5.3 Kulturwirtschaft Da die allgemeine Entwicklung von Berlin hin zum Kulturstandort ersten Ranges auch für den Bezirk Mitte eine erhebliche Bedeutung hat, strahlt mittlerweile diese Entwicklung auch auf Teile von Moabit und Wedding aus. Auch wenn die Hemm­ schwelle zur Ansiedlung von Berufsgruppen aus der Kreativwirtschaft aufgrund des Images der beiden Stadtteile noch groß ist, ist die abzusehende Entwicklung von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Im Bereich der Kulturellen Einrichtungen gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen privater Träger, so dass erkennbar wird, dass die Kulturwirtschaft in den Aktions­ räumen plus Wedding/Moabit zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Einerseits gibt es eine Vielzahl von Gebäuden und Arealen, wo in unterschiedlicher Form Kultur angeboten wird. Hierzu zählen u.a. die die Uferhallen das EXRotaprint­ areal, die Kulturfabrik, die Pankehallen, die Osramhöfe, die Universal Hall, die Akade­ mie der Künste der Max Beckmann Saal usw.

Die kulturelle Angebotsstruktur ist sehr vielfältig, daher kann hier nur eine Auswahl dargestellt werden.

- Für den Bereich Wedding sind zu nennen: Die Berliner Unterwelten, das Anti- Kriegs-Museum, die Fabrik Osloer Straße, das Zucker-Museum, das Dokumentationszentrum Berliner Mauer, das Dorett Papiertheater, das Labyrinth Kindermuseum, das Lichtburgforum, das Erzähl-Café, das Prime Time Theater, das Atze Musiktheater, die Galerie Wedding usw. - In Moabit zählen Einrichtungen wie das Grips Theater, die Galerie Nord, Theaterdock, das Artenschutztheater usw zu den wichtigsten Einrichtungen. Eine Besonderheit stellt der Hamburger Bahnhof mit seinen vielen wechselnden Ausstellungen mit internationaler Anziehungskraft dar. Durch den Erfolg dieses Museums entwickelt sich, auch bedingt durch die Flick Kollektion in den ehemaligen Rieckhallen, das Areal in der südlichen Heide­ straße mehr und mehr zu einem Kunstcampus.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Aktionsraum plus Wedding/Moabit eine hochinteressante und in Teilen sehr bedeutsame gewerbliche Struktur vorzufinden ist, deren Kooperation mit öffentlichen und privaten Einrichtungen aus Kunst und Kultur punktuell vorhanden ist, aber als strategischer Ansatz sehr wohl ausbaufähig ist.

2.6 Grün- und Freiflächen

Wer die Attraktivität der Innenstadt als Wohnort als Alternative zum Wohnen im Grünen ausgestalten will, muss qualitativ hochwertige und miteinander vernetzte Parkanlagen sichern. Auch Grünzüge an Wasserwegen, Kleingärten und Friedhöfe stellen wichtige Beiträge für eine wohnungsnahe Freizeit und Erholung und zu einer auch aus

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stadtklimatischen Gründen erforderlichen Verbesserung der Lebensqualität in den Quartieren dar.

Teilbereich Parkviertel Wie der Name Parkviertel schon vermuten lässt, ist der Teilbereich westlich der Seestraße mit den Volksparks Rehberge und Schillerpark sowie dem als "Erweiterung" der Rehberge hervorragend mit öffentlichen Parkanlagen ausgestattet. In Verknüpfung mit den Grünflächen der Kleingartenanlagen nördlich und westlich des Schillerparks und dem Friedhofsband nördlich der Seestraße durchzieht ein ausgeprägtes Grünflächen-Patchwork diesen Siedlungsbereich.

Der wurde in den Jahren 1926–1929 erbaut. Das Gartendenkmal und Landschaftsschutzgebiet hat eine Größe von ca. 70 ha (mit Goethepark ca. 115 ha) und bietet den Besuchern neben Spazier- und Radwegen sowie Liegewiesen und Kleingartenanlagen auch Tiergehege, Spielplätze, eine Rodelbahn, Sportplätze, Gastronomie und eine in diesem Jahr wieder reaktivierte Freilichtbühne. Insgesamt drei Gewässer wurden neben dem Freibad Plötzensee als Magnet im Sommer noch angelegt. In der Nähe befindet sich der U-Bahnhof Rehberge.

Aufgrund der Größe der Parkanlage und der extremen topografischen Unterschiede vor Ort (Sicheldüne) erweist sich die Zugänglichkeit (Eingangsbereiche) und die Über­ schaubarkeit in bestimmten Bereichen als problematisch. In Verbindung mit Über­ legungen zu einer weiteren programmatischen Anreicherung bzw. auch Öffnung für mehr Transparenz, sollte geprüft werden, ob auch unter Berücksichtigung der gestalte­ rischen Restriktionen aus der Gartendenkmalpflege und dem Naturschutz, eine behut­ same Aufwertung von Flächen z.B. auch durch eine barrierefreie Wegegestaltung möglich ist

Der Schillerpark, mit einer Größe von ca. 30 ha wurde in den Jahren 1909 bis 1913 angelegt. Der Schillerpark gilt aufgrund der damals neuartigen großzügigen und offenen Parkplanung (im Gegensatz z.B. zum älteren und beengten ) als erster den sozialen Erfordernissen entsprechender Volkspark Berlins. Der Schillerpark steht als Gartendenkmal unter Schutz. Auch hier wäre es wünschenswert, die Verzahnung der Parkanlage mit den angrenzenden Wohn­ bereichen deutlicher zu gestalten.

Teilbereich Wedding Zentrum / Ost In den Wohngebieten östlich der Seestraße gibt es zwischen dem Berlin-Spandauer- Schifffahrtskanal und der Reinickendorfer Straße mit dem Zeppelinplatz, dem Sparrplatz, dem Leopoldplatz und dem Max-Josef-Metzger-Platz einige kleine Stadt­ teilparks, die mit hoher gestalterischer Qualität zu entwickeln und zu sichern sind. Im Pankegrünzug konzentriert sich für das Gebiet zwischen der Reinickendorfer Straße und dem Straßenzug Pankstraße – Prinzenallee – Wollankstraße das Angebot an

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öffentlichem Grün. Der Stettiner Grünzug auf der ehemaligen Gleistrasse gilt es bis zum Humboldthain weiter zu führen

Im Gebiet südlich des S-Bahn-Rings bietet der Pankegrünzug eine hervorragende Verflechtungsmöglichkeit bis zum Nordhafen. Der Volkspark Humboldthain liegt unmittelbar südlich des sich in Troglage befindlichen S-Bahnringes zwischen Brunnen- und Hussitenstraße. Der Park wurde nach dem Volkspark Friedrichshain als zweiter großer Volkspark in Berlin von Gustav Meyer entworfen. Baubeginn für den 1876 fertig­ gestellten Park war mit dem 14.09.1869 der 100. Geburtstag von Alexander von Humboldt.

Der Park sollte der vorwiegend armen und einfachen Bevölkerung des dicht besiedelten Wedding eine Möglichkeit zur naturnahen Erholung bieten. Mit der öffent­ lichen Zugänglichkeit sowie mit der Kombination von Parkbereichen zur ruhigen Erho­ lung, zum Spiel, zur körperlichen Ertüchtigung und - mit Bezug auf Alexander von Humboldt - auch zur naturkundlichen Bildung wurde eine neue Qualität der Berliner Stadtparks geschaffen. Das Gestaltungskonzept war geprägt von weiträumigen Spiel- und Sportwiesen, Spielplätzen und der Anpflanzung zahlreicher fremdländischer Gehölze. Im 2. Weltkrieg wurde der Volkspark weitgehend zerstört und zwischen 1948 und 1951 als Trümmerberg wieder aufgebaut. Heute beinhaltet der Volkspark einen Rosengarten, Freibad, Rodelhang, Wassergarten, Aussichtsplattform, pädagogisch betreuter Spielplatz und dient dem Verein Berliner Unterwelten u.a. als Einstiegsort.

Zur Verbesserung der Grünausstattung insbesondere für die Bewohner des Brunnen­ viertels und zur Reduzierung des Nutzungsdrucks auf die vorhandenen Teilflächen des Mauerparks sollte kurzfristig die Flächensicherung von ca. 5 bis 6 ha für die Park­ erweiterung und Umgestaltung erfolgen.

Teilbereich Moabit

Für den Teilbereich Moabit existiert eine ungleiche räumliche Verteilung zwischen den nördlichen und den südlich gelegene Wohnquartieren. Während der Süden und Südosten Moabits durch die Nähe zum Großen Tiergarten, dem gerade neu gestalteten Sportpark Poststadion (Fritz-Schloss-Park) sowie dem Geschichtspark ehemaliges Zellengefängnis und auch durch kleinere Anlagen wie das Grün entlang der Spree und den Carl-von-Ossietzky-Park vergleichsweise gut ausgestattet sind, gibt es im Norden und Nord-Westen nur den neu zu schaffenden Stadtgarten und eine kleinere Anlage: den Bürgerpark Bremer Straße. Im Stephankiez, im Huttenkiez und im Beusselkiez fehlen bislang wohnungsnahe Anlagen. Zwar liegt für den Moabiter Norden der Volkspark Rehberge näher als der Große Tiergarten; Kanäle, Bahntrassen und Gewerbeareale erschweren jedoch die Erreichbarkeit erheblich.

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Aktuelle Planungen in Moabit betreffen die Umgestaltung und Nutzungsverdichtung des Sportparks Poststadions und die Vorbereitung eines Wettbewerbs zur erforder­ lichen Umgestaltung des Kleinen Tiergartens/Ottoparks. Die konzeptionelle Heran­ gehensweise und die schrittweise Umgestaltung des Parkanlage sollte beispielgebend für die "Modernisierung" von Parkanlagen im Bezirk Mitte werden.

Insgesamt ist im gesamten Aktionsraum plus die Qualifizierung bestehender Anlagen sowie die Erhöhung der Gestalt- und Aufenthaltsqualität im Straßen- und Platzraum wesentlich, um die Freiraumsituation zu verbessern. Hierzu zählen insbesondere die geplanten Umgestaltungsmaßnahmen der Haupteinkaufsstraßen Müllerstraße und Turmstraße.

Abb.11: Grünplan

Stadtklima Unter Berücksichtigung der Planungshinweiskarte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lassen sich für den Aktionsraum plus die folgenden Rahmenbedingungen festlegen:

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- als Kaltluftentstehungsgebiete haben die Rehberge, der Schillerpark, der Humboldthain, der Tiergarten und der Mauerpark eine sehr hohe klimatische Bedeutung - Kaltluftleitbahnen mit sehr hoher Bedeutung verlaufen unmittelbar südlich des Hohenzollernkanals und aus der Richtung Schloßpark Charlottenburg und begünstigen das Vordringen von Kaltluft in die verdichteten Bereiche von Moabit - als Belastungsbereiche mit sehr hohen Empfindlichkeiten gegenüber einer weiteren Nutzungsverdichtung sind insbesondere anzusehen: Moabit West, Stephankiez, Sprengel-Kiez und der Soldiner-Kiez.

Fazit Innerhalb der einzelnen Teilbereiche des Aktionsraums plus lassen sich zur Situation der Grün- und Freiflächenausstattung teilraumspezifische Kriterien feststellen. So wird das Parkviertel durch die beiden großen Volksparks geprägt. Im Zusammenhang mit ihren Angeboten für Freizeit- und Erholung sowie der Zugänglichkeit, Eingangs­ bereichsgestaltung, Barrierefreiheit und Transparenz sollen die vorhandenen Nutzungs- und Gestaltungsmerkmale überprüft werden. Dies gilt auch für den dritten Volkspark, den Humboltdhain. Als "Orientierungsrahmen" könnten die Planungen für den Sportpark Poststadion herangezogen werden.

Das Patchwork an grünen Quartiersplätzen in den Kiezen des Teilbereiches Wedding Zentral/Ost bedeutet ein wichtiges Potenzial für die zukünftige Entwicklung attraktiver Nachbarschaften. Ob als Grünes Wohnzimmer oder Marktplatz - hier gilt es Qualitäten zu sichern bzw. zu entwickeln und diese miteinander zu vernetzen.

"Vernetzung" ist das Schlüsselwort für den Teilbereich Moabit. Hier gilt es, im Sinne kleinteiliger Maßnahmen sowohl kleine Grünflächen zu entwickeln (z.B. Stadtgarten), diese miteinander zu vernetzen ("tracks" für die Alltagsmobilität aller Generationen) sowie die fehlenden Teilstücke der übergeordneten grüngeprägten Fuß- und Radwegebeziehungen (z.B. entlang der Ufer) zu schließen. Hierin einzubeziehen sind natürlich die Projekte Sportpark Poststadion, Kleiner Tiergarten und die Anbindung an die Heidestraße und den Großen Tiergarten. Vor dem Hintergrund der kommunalen Haushaltsituation ist auch die Frage nach intelligenten Finanzierungs-, Träger- und Managementmodellen immer wieder neu zu stellen.

2.7 Öffentliche und private Entwicklungsinteressen

2.7.1 Beteiligungsstrukturen, Kooperationen und Netzwerke

Mitte verfügt über eine breit gefächerte Struktur an Beteiligungsformen und Netzwerken in unterschiedlichster Zusammensetzung, Ausprägung, Zielrichtung:

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Bewohnerbeteiligung im Rahmen der verschiedenen Förderkulissen: - Beteiligung in den Programmgebieten der Sozialen Stadt: Bewohnerbeteiligung und Aktivierung ist sowohl fester Bestandteil der Umsetzung des Quartiersmanagementverfahrens als auch beabsichtigtes Ziel. Neben den jeweils gewählten Bürgergremien (Quartiersrat, Vergabejury), die die Arbeit des QMs über einen längeren Zeitraum begleiten, werden Bewohner und weitere Stadtteilakteure u.a. auch bei der Planung von baulichen und gestalterischen Maßnahmen des Wohnumfeldes mit eingebunden. Darüber hinaus ermöglichen Stadtteilkonferenzen, thematische Foren oder Runde Tische die Einbindung und Mitbestimmung der Bewohner. Aufgabe der Quartiersräte ist es, die Entwickung des Stadtteils mit zu gestalten und über die jährlich zur Verfügung stehenden Mittel (rund 300.000 bis 600.000 Euro) mit zu entscheiden. Die Mitarbeit ist ehrenamtlich. Die Räte setzen sich zusammen aus Bewohnervertretern (mind. 51%) und Vertretern lokaler Einrichtungen und werden alle zwei Jahre gewählt. Die Größe der beiden Gremien ist abhängig von der Einwohnerzahl und liegt je nach Gebiet zwischen 23 und 28 (Mindestgröße: 1 Bewohnervertreter je 1000 Anwohner).

Tab.7: Größe der Quartiersräte/Anteil Migranten

Quartiersrat Quartiersrat Anteil Migranten QM Ackerstraße 16 6 QM Brunnenstraße 21 8 QM Soldiner Straße 24 11 QM Sparrplatz 28 10 QM Pankstraße 23 7 QM Moabit West 24 6

Vergabejurys in den Programmgebieten der Sozialen Stadt Die Vergabejurys entscheiden über die Vergabe der Mittel (10.000 bzw. 15.000 Euro), die für kleine Aktionen im Stadtteil zur Verfügung stehen und treffen sich zwischen 3 und 8 Mal im Jahr. Sie sind kleiner als die Quartiersräte, in der Zusammensetzung aber ähnlich. Auffallend ist, dass die Bewohner mit Migrationshintergrund im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung unterrepräsentiert sind.

- Programmgebiet Aktive Zentren Auf der Basis eines Organisationsvorschlags der Abteilung Stadtentwicklung und den Aktive Zentren Beauftragten wurden im Oktober in den beiden Programmgebieten jeweils Stadtteilvertretungen gewählt. Die Stadtteilvertretung ist ein selbstbestimmtes Gremium der Bewohner, Beschäftigten, Gewerbetreibenden und Eigentümer im Bereich des jeweiligen "Aktiven Stadtzentrums" und seinem Umfeld. Die Stadtteilvertretung soll das

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Bezirksamt bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, die der Stärkung und nachhaltigen Entwicklung des Stadteilzentrums in Moabit dienen sollen, begleiten. Durch den direkten Austausch zwischen der Stadtteil­ vertretung und den Entscheidungsträgern der öffentlichen Verwaltung, sei es in Form öffentlicher Diskussionen, regelmäßiger Beiratssitzungen oder schrift­ licher Anfragen, soll das Verwaltungshandeln transparenter gemacht werden. Darüber hinaus bietet die Stadtteilvertretung die Möglichkeit, eigene Ideen sowie die Ideen und Projekte der "Betroffenen" im Gebiet aufzugreifen und in den Entwicklungsprozess einzubringen. In die Stadtteilvertretung zum Bereich Turmstraße wurden 33 Personen gewählt und die erste Arbeitssitzung fand am 5.11.2009 statt. In die Stadtteilvertretung Müllerstraße wurden 31 Vertreter gewählt. Auch hier wurde der Arbeitsprozess aufgenommen. In diesen beiden Vertretungen ist der Anteil der Migranten deutlich unter dem repräsentativen Querschnitt.

- Programmgebiet Stadtumbau West: In den unterschiedlichen Teilbereichen werden die Stadtteilbewohner und Unternehmen nicht in einem Gremium zusammengefasst, sondern hier ist die Beteiligungsstruktur eher projektorientiert. Das bedeutet, dass zum Masterplanverfahren Heidestraße öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden. Auch rund um die vorgeschlagenen Maßnahmen im Sportpark Poststadion finden regelmäßige Informations- und Beteiligungs­ veranstaltungen statt. Bezogen auf die Entwicklung einer Planungskonzeption für den östlichen Mittelbereich der Lehrter Straße wurde ein Wettbewerbs­ verfahren eingeleitet, an dem auch die Anwohner beteiligt wurden. Beim Stadtgarten Moabit wurden in bespielhafter Form die einzelnen Planungsschritte in einem kooperativen Werkstattverfahren in enger Abstimmung und mit Einbindung der interessierten Bewohnerschaft durchgeführt. Hinsichtlich des Bereichs Moabit West wurden die inhaltlichen Schwerpunkte der möglichen Maßnahmen mit Teilen der Unternehmenrschaft in einem Workshop und in einer Mentorenrunde abgestimmt. Die Bemü­ hungen des Gebietsbeauftragten, die Unternehmen in einem Netzwerk als Verein zu bündeln, sind mitlerweile auch erfolgreich, da sich die am Prozess aktiv beteiligten Unternehmen nunmehr zu einer offiziellen Vereins-gründung als Unternehmensnetzwerk Moabit verständigt haben. Die Gründungs­ veranstaltung fand am 24.11.2009 statt.

Neben diesen in Teilen schon institutionalisierten Beteiligungsstrukturen gibt es noch eine Vielzahl von aktiven Bürgerveinen, z. B.

- Bürger für den Stephankiez (BürSte): Mitglieder: über 50

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Der Bürgerverein besteht seit 2006 und bietet ein breites Spektrum von Angeboten an (Nachbarschaftshilfe, Stadtteilfeste, Bürgerberatung, Kontaktstelle zu Ämtern und Behörden, Freizeitangebote, Treffpunkt). Alle 4 Wochen findet eine öffentlich „Vereinssitzung“ statt.

- Betroffenenrat Lehrter Straße: Dieses für alle Lehrter Starßenbewohner offene Gremium existiert seit 20 Jahren und ist im Stadtteil gut vernetzt. Gewählte Vertreter :7 Anliegen: Einfluss auf und Veröffentlichung laufender Planungen, Informationsplattform für Betroffene Treffen: alle 4 Wochen Betroffenenrat-Sitzung

- Moabiter Ratschlag e.V.: Der Moabiter Ratschlag ist ein gemeinnütziger Stadtteilverein, der im Stadtteilzentrum Nachbarschaftshaus angesiedelt ist. Viele Impulse für die Arbeit des Vereins kommen von den Bewohnern und finden sich in den Ange­ boten zu Bildung, Beratung, sozialer Betreuung und Freizeitgestaltung wieder. Der Moabiter Ratschlag verknüpft positive Lebensgestaltung mit sozialen Diensten und fördert bürgerschaftliches Engagement. 1990 wurde der Verein von engagierten Bürger/innen und Initiativgruppen zur Organisation von Bürgerbeteiligung gegründet. Im Prozess der Stadterneuerung in den Sanie­ rungsgebieten Moabits begleitete der Verein die ehrenamtlichen Betroffenen­ räte, informierte die Öffentlichkeit und erarbeitete Konzepte und Initiativen zur Entwicklung des Stadtteils

- Bürgerverein Hansaviertel: Der Verein organisiert seine Arbeit in Arbeitsgruppen. Jedes Mitglied kann eine Arbeitsgruppe beim Vorstand anmelden, der diese, sollte sie den Zielen des Vereins entsprechen, genehmigt. Die Arbeitsgruppenleiter berichten bei den monatlichen Treffen in der Hansabibliothek über ihre Arbeit. Zweck des Bürgervereins ist es, den Schutz der denkmalgeschützten Siedlungseinheit Hansaviertel der Interbau 1957 zu fördern. Der Verein erfüllt diesen Zweck unmittelbar selbst und mittelbar durch Kooperation mit den entsprechenden Ämtern und Institutionen. Der Verein führt regelmäßige Veranstaltungen und Führungen zu verschiedensten Themen durch.

- Initiative Buttmannkiez: Die Initiative zielt auf eine erhöhte Lebensqualität durch ein stärkeres Miteinander im Quartier ab (Treffpunkte für Kinder und Familien, Kinder- und Hausaufgabenbetreuung, Beratung für Jugendliche,Stadtteilfeste). Sie wurde 2007 gegründet und besteht derzeit aus etwa 10 Mitgliedern. Die GESOBAU unterstützt diese Initiative.

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- Bürgerverein Wedding aktiv: Ziel des Vereins ist es, die Wohn- und Lebensbedingungen aller Bewohner zu verbessern und gezielte Projekte zu initiieren. Es werden vielseitige Seminare angeboten, vor allem für Arbeitslose. Mit den fünf größten Beschäftigungsträgern in Mitte konnten Kooperationen erreicht werden. Der Verein wurde 2003 gegründet. - Bürgerinitiative Brüsseler Kiez: Die Bürgerinitiative verfolgt das Ziel der Stabilisierung und Aufwertung des Quartiers über vielfältige Aktivitäten und Initiativen (z.B. Hundekotspender, Baumscheibenpaten, Kiezstreifzüge, Bürger-Sprechstunden). Sie existiert seit 2005 und trifft sich 2x monatlich.

- Bürgerinitiative Runder Tisch Schillerhöhe: Die Initiative hat sich im September 2008 gegründet und im Sommer 2009 einen eigenen Nachbarschaftstreff mit dem Namen „Schiller-Treff Nachbarschaftsinitiative“ eröffnet. Dieser soll sich zum Informationszentrum für alle im Kiez entwickeln. In der Initiative sind einige institutionelle Mitglieder wie die AWO und diverse Wohnungsbaugesellschaften vertreten. Hauptanliegen sind Projekte wie „Aktive Straßenzentren Müllerstraße“, die Ideenwerkstatt „Mehrgenerationenhaus“ des Paul-Gerhardt-Stifts und die Planungen zur Sanierung des Schillerparks.

- Soldiner Kiez e.V.: Die vielfältigen Aktivitäten des Vereins finden im Forum Soldiner Kiez in der Prinzenallee 45 c statt. Das Gebäude wurde dem Verein vom Vaterländischen Bauverein befristet gegen Betriebskosten zur Verfügung gestellt. So ist das Forum nicht nur Sitz des Vereins, sondern zugleich ein Gebäude für nachbarschaftliche Angebote. Die tägliche Arbeit wird vornehmlich von ABM-, MAE und ehrenamtlichen Kräften geleistet. Letztlich sind es Einzelpersonen, die sich über den abgegrenzten Rahmen von Fördergeldern, Projektmitteln und Gehältern hinaus zuverlässig einsetzen und langfristig Verantwortung übernehmen. Der Verein trifft sich monatlich, hat 66 Mitglieder und wird von 6 Vorstandsmitgliedern geleitet.

- Bürgerplattform Wir sind da Wedding/Moabit: Die Bürgerplattform wurde im Dezember 2008 gegründet und basiert auf dem Ansatz des Community Organizing, wonach sich viele, verschiedene Gruppierungen zusammenzuschließen. Diese vertreten gemeinsam ihre Interessen und sollen so eine wichtige Kraft werden, an der Politik und Wirtschaft nicht vorbei entscheiden können. In der Plattform sind ca. 40 Aktive Vereine und institutionelle Vertreter Mitglied. Eine Besonderheit ist darin zu sehen, dass auch viele Vereine und Religionsgruppen mit Migrations­ hintergrund in der Plattform mitarbeiten. Derzeit gibt es in der Bürgerplattform

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drei Aktionsteams, die sich mit den Themen JobCenter, Öffentlicher Raum und Bildung beschäftigen. Jede Mitgliedsgruppe der Bürgerplattform bringt Erfahrungen aus den eigenen Reihen zu diesen Themen mit ein.

- Kinder-und Jugendbeteiligungsbüros Im Rahmen der Umstrukturierung des Jugendamtes Mitte im Zusammenhang mit der Sozialraumorientierung hat die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Bedeutung gewonnen. In einem Konzept sind Bereiche definiert, in denen u.a. im Rahmen von Wohnumfeld- und Spielflächen­ gestaltungen, Workshops, Ideencastings, Kinder- und Jugendkonferenzen, Kinderfreundlichkeitsprüfungen usw. eine konsequentere Beteiligung umgesetzt werden soll. Wesentliche Akteure und Ansprechpartner für die Beteiligung sind das Kinder- und Jugendbüro des Jugendamtes und der Moabiter Ratschlag e.V. im Stadtschloss Moabit, die nicht nur als Beteili­ gungsbüros sondern auch als Koordinierungsstellen für die Abstimmung mit den verschiedenen Verwaltungsbereichen sowie der Bezirkspolitik fungieren.

Abb.12: Beteiligungsstrukturen (Schwerpunkte)

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Fazit: Der Aktionsraum plus Wedding Moabit verfügt über eine Vielzahl von lokalen Initiativen und Vereinen, die in der Regel eher kiezorientierte Themen aufgreifen. Eine bezirksregionsorientierte Informationsplattform kann ein sinnvoller Ansatz zur Informa­ tionsbündelung darstellen, ohne dass die eigene „Vereinsarbeit“ behindert wird. Auch hinsichtlich der Quartiersräte erscheint ein inhaltlicher Austausch innerhalb der Bezirksregion oder ggf. im Prognoseraum sinnvoll, denn ein Blick über den Tellerrand kann zu neuen Erkenntnissen beitragen.

2.7.2 Öffentliche Planungen

Bestehende Förderkulissen Nach dem Mauerfall stand im Bezirk Mitte die Revitalisierung des historischen Zentrums im Mittelpunkt. Während so große Teile von Alt-Mitte durch Reurbanisierung und Sanierung erfolgreich aufgewertet wurden, zeigen vor allem die ehemaligen Arbeiterviertel in Wedding und Moabit trotz erfolgter Sanierung soziale Entmischungs­ tendenzen, denen mit dem Einsatz unterschiedlicher Instrumente im Rahmen des Programms der Städtebauförderung begegnet wird. Das Programm unterstützt die Umsetzung integrierter, quartiersbezogener Entwicklungskonzepte zur Regenerierung von Quartieren mit sozioökonomischen und städtebaulichen Problemlagen sowie zur Anpassung der vom demografischen und wirtschaftlichen Wandel betroffenen Gebiete. Im Aktionsraum plus Wedding/ Moabit liegen insgesamt zehn Förderkulissen, die sich aus verschiedenen Programmen (Soziale Stadt, Aktive Stadtteilzentren und Stadtumbau West) speisen.

Aktuell sieben Quartiersmanagement werden im Rahmen des Programms Soziale Stadt gefördert und zwar seit 1999: Soldiner-/Wollankstraße, Sparrplatz, Moabit West/ Beusselstraße, seit 2002: Reinickendorfer-/Pankstraße, seit 2005: Brunnenviertel- Ackerstraße, Brunnenviertel-Brunnenstraße, seit 2009: Moabit Ost/ Perleberger-/Wils­ nacker Straße. Das Gebiet Tiergarten-Nordring/Heidestraße ist Förderkulisse des Stadtumbau West; die Revitalisierung der traditionellen Einkaufsstandorte Müller­ straße und Turmstraße wird über das Programm Aktive Stadtteilzentren gefördert, in dessen Rahmen auch Voruntersuchungen für die zukünftige Ausweisung als Sanierungsgebiete durchgeführt werden.

Räumliche Überschneidungen der Förderkulissen entstehen bei dem Gebiet Müller­ straße mit den Fördergebieten der QMs Reinickendorfer Straße und Sparrplatz, sowie in der Turmstraße und im Stadtumbau West-Gebiet Tiergarten-Nordring/Heidestraße mit den QM-Kulissen Moabit West und Moabit Ost.

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Abb.13: Gebietskulissen und Entwicklungsindex

Ziele und Mittel der Gebiete im Einzelnen Quartiersmanagement-Gebiete im Rahmen des Teilprogramms Soziale Stadt:

Der besondere Entwicklungsbedarf der Gebiete, in denen QM eingesetzt wird, ergibt sich durch die Überlagerung mehrerer Faktoren der Stadtentwicklung, zu denen im Wesentlichen wirtschaftliche Probleme mit einhergehender hoher Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Transfereinkommen; Wegzug von bildungsorientierten Familien und einkommensstärkeren Haushaltes und dadurch Konzentration von Bewohnern in sozial schwierigen Situationen, mit wenig Bildungsnähe und häufig mit Migrationshintergrund; Leerstand an Gewerbe- und Wohnräumen und Defiziten in der Infrastruktur.

Entsprechend der ähnlichen Ausgangssituation in den sieben QM Gebieten, stimmen die vorrangigen Ziele, die in den jeweiligen Integrierten Handlungskonzepten formuliert sind, bei teilweise unterschiedlicher Gewichtung weitgehend überein: - Verbesserung der Bildungssituation durch Stärkung und Unterstützung der Kitas und Schulen sowie außerschulischer Bildungsorte

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- Verbesserung des Zusammenlebens und der Bewohnerbeteiligung durch Schaffung spezieller Angebote und den Aufbau von Strukturen - Verbesserung der Integration u.a. in den Arbeitsmarkt durch Weiterbildungs­ und Qualifizierungsangebote - Verbesserung der ausßerschulischen Freizeit- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche - Verbesserung der Gesundheitlichen Situation - Aufwertung des Wohnumfeldes

Um einen Überblick über die Ausrichtung des Mitteleinsatzes in den Programm­ gebieten zu erhalten, wurde exemplarisch die Verwendung der Mittel aus dem Quartiersfonds 3 (Projekte über 10.000 Euro) in den Programmjahren 2007 bis 2009 für die sechs bereits länger bestehenden QM-Gebiete analysiert. Die erste Übersicht zeigt die Verteilung der Mittel auf die Handlungsfelder in den einzelnen Programm­ gebieten. Die anschließende Tabelle stellt die Mittelverwendung gebietsübergreifend dar und benennt einige beispielhafte Projekte der jeweiligen Handlungsfeldes.

Übersicht der Fördermittelverteilung in den Quartiersmanagementgebieten Mitte

Quelle: Eigene Zusammenstellung

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Tab.8: Mittelverwendung Soziale Stadt QF3, Programmjahr 2007 bis 2009

Summe Handlungsfeld Beschreibung Exemplarische Projekte gesamt Anteilig (gerundet) Bildung: Projekte an Kitas, Schulen, Zusätzl. Sprachförderung Bibliotheken zur Stärkung der Elternarbeit an Schulen 2.140.000 37 % Einrichtungen durch Aufbau von Berufsorientierung Euro Strukturen und Unterstützung bei der Profilbildung Aufgabenbewältigung Hausaufgaben Vorbilderkampagne Zusammenleben/ Parti-zipation/ Beteiligungsverfahren Stadtteilkultur: Projekte, die der Stadtteilfeste 1.155.200 20 % Stärkung der Strukturen vor Ort Aufbau Bewohnertreffpunkt Euro dienen und Beteiligung fördern Aktivierungsprojekte (z.B. WIB) Integration: niedrigschwellige Kiezmütter Familien- und Weiterbildungs­ Integrationslotsen 534.200 9 % angebote, sowie Integrations- und Beratungsangebote Euro Beratungsangebote Sprachstube Jugend/ Freizeit / Sport: Kinder-, Streetwork Jugend und Sportprojekte, die Streetsoccer 919.400 16 % außerhalb der Schulen stattfinden Kreativprojekte Euro Ferienprogramme Spielplatzbetreuung Gewerbe / lokale Ökonomie / Image: Imagekampagnen Stärkung des Gebietsimage sowie Sprengelwochen 347.100 6 % der wirtschaftlichen Grundlage Gründerprojekte Euro Unternehmenskooperation Gesundheit Ausbildung Gesundheitslotsen 234.000 4 % Drogenprävention Euro Rückenschule Wohnumfeld Tu was für das Grün 68.600 Brandwandgestaltung Euro 1 % s. a. Investive Maßnahmen (QF4) Sonstiges: Projekte zur Unterstützung Kiezreporter / -mentorin 390.000 der Kommunikation im Gebiet Stadtteilzeitungen Euro 7 % Gesamt 5,8 Mio. Euro Anmerkung: Den Tabellen liegen die im BA zur Abstimmung vorgelegten Projektlisten 2007 – 2009 zugrunde. Die Mittel des Programmjahr 2009 für die HHJ 2010/ 2011 im QM Pankstraße sind nicht mit berücksichtigt, da die Vergabe zum Zeitpunkt der Fertigstellung noch nicht entschieden war. Quelle: Eigene Zusammenstellung

Es fällt auf, dass das Handlungsfeld Bildung übergreifend sowie in fast allen Gebieten mit mindestens einem Drittel bis fast zur Hälfte der Mittel den größten Anteil ausmacht, so dass im Analysezeitraum insgesamt über 2 Mio. Euro in Projekte investiert wurden, die in die Unterstützung und den Aufbau von Strukturen an und zwischen Schulen und Kitas geflossen sind.

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Förderprogramm Stadtumbau West In den vier Teilbereichen sind in den Programmjahren 2005 bis 2009 bisher ca. 5.800.000 € an Fördermitteln verplant worden. Für weitere 7 Mio. € liegen Programm­ planungsanmeldungen vor, wozu u.a. auch der Stadtgarten Moabit (2 Mio € ) gehört. Die Fördermittel verteilen sich auf die einzelnen Teilbereiche wie folgt:

Tab.9: Mittelverwendung Stadumbau West 2005 bis 2009

Anteil an davon investive davon konsumtive Gesamtsumme Maßnahmen in % Maßnahmen insb. Steuerungsleistungen Teilbereich A 3 % 100 % 0 % Heidestraße Teilbereich B Fritz Schloss Park 67 % 71 % 29 % Poststadion Teilbereich C Bereich Siemens- 12 % 68 % 32 % Quitzowstraße Teilbereich D Moabit 18 % 32 % 68 % West Quelle: Eigene Zusammenstellung

Für die einzelnen Teilräume lassen sich folgende Ziele definieren:

- Teilbereich A Heidestraße: Ziel: Entwicklung einer innerstädtischen Stadtbrache o Erstellung eines Masterplanes für ein gemischtes Stadtquartier o Schaffung großzügiger Freiräume durch Wegenetze, Promenaden, Parkanlagen und Wasserflächen o Kunstcampus, Kulturangebote und Temporäre Nutzungen zur Adressenbildung des Standortes

- Teilbereich B Fritz Schloss Park Poststadion Ziel: Entwicklung eines Sport-Parks Moabit o Aufbau eines Betreiberkonzeptes aus lokalen Akteuren o Verbesserung und Aufwertung der Sportangebote für Vereins­ und Freizeitsport o Verbesserung und Aufwertung des Freiraums sowie Vernetzung mit dem umgebenden Stadtraum o Entwicklung und Nachnutzung von Brachflächen (Mittelbereich Lehrter Straße)

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- Teilbereich C Bereich Siemens- Quitzowstraße: Ziel: Stadtteilverträgliche Umnutzung des ehemaligen Güterbahnhofs o Bau eines Stadtgartens o Bau einer Entlastungsstraße o Aufwertung von Wohngebieten durch Verkehrsentlastung

- Teilbereich D Moabit West: Ziel: Standortprofilierung eines innerstädtischen Gewerbe- und Arbeitsortes o Aufbau eines Unternehmensnetzwerkes o Kooperation von Wirtschaft und Universitäten sowie Forschungs­ instituten sowie Initiierung eines Gründerzentrums o Umsetzung von Standortmarketingmaßnahmen o Bau einer Brücke zum Charlottenburger Spreebogen

Bei den sehr unterschiedlichen Teilgebieten mit den sehr unterschiedlichen Handlungs­ feldern ist auffällig, dass in den Bereichen A, B und C es sich fast ausschließlich um investive Maßnahmen handelt, während im Gewerbebereich Moabit West die Konzept­ erstellung für einzelne Projektbausteine im Vordergrund steht. Der Aufbau eines Unter­ nehmensnetzwerkes ist eine sehr personalintensive Tätigkeit, die nicht vergleichbar ist mit der Erstellung einer BPU. Insgesamt tragen die einzelnen Bausteine in den Teil­ gebieten mit ihrer besonderen Mixtur zur Stabilisierung des Wohn- und Arbeits­ standortes Moabit bei, wobei die Entwicklung des Sportparks Moabit auch Anzie­ hungskraft auf Bewohner aus anderen Stadtteilen ausüben wird.

Förderprogramm Aktive Zentren Bereich Turmstraße: Ziel: Revitalisierung des Stadtteilzentrums Turmstraße o Aufwertung des Straßenraums und des Stadtbildes Turmstraße o Verbesserung und Aufwertung des kleinen Tiergartens (Central Park) o Geschäftsstraßenmanagement (Imageverbesserung) o Über die Programmjahre 2008 und 2009 sind insgesamt 2.704.000€ an Fördermittel vorgesehen. Hiervon entfallen fast 28 % auf die Prozess­ steuerung, das Geschäftsstraßenmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und kleinteilige Projekte.

Bereich Müllerstraße: Ziel: Revitalisierung des Stadtteilzentrums Müllerstraße o Aufwertung und Verbesserung des zentralen Doppelplatzes und der Straßenraumstruktur o Stärken der Kultur -und Bildungsfunktion durch Errichtung der Zentral­ bibliothek (Leitinvestition) o Geschäftsstraßenmanagement (Imageverbesserung)

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Über das Programmjahr 2009 sind insgesamt 2.073 500 an Fördermittel vorgesehen. Hiervon entfallen fast 18 % auf die Prozesssteuerung, das Geschäftsstraßen­ management, Öffentlichkeitsarbeit und kleinteilige Projekte. Knapp 67 % der Förder­ gelder sind für öffentliche Bauprojekte wie z.B. die Schillerbibliothek sowie knapp 16 % für die Erstellung von Bauplanungsunterlagen vorgesehen.

Grundsätzlich ist festzustellen, dass in der erst vor kurzem gestarteten Umsetzungs­ phase die Kernthemen Geschäftsstraßenmanagement und die Verbesserung des öffentlichen Raums angegangen wurden und als Leitinvestition zur Aufwertung der Einkaufsstraße konkretisiert werden. Positiv fällt auf, dass mit dem Neubau der Bibliothek vor dem ehemaligen Rathaus Wedding ein sichtbares Zeichen für die Neu­ gestaltung gesetzt werden soll.

Vorbereitende Untersuchungen Derzeit werden Vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 Baugesetzbuch für zwei Gebiete durchgeführt. Mit den Vorbereitenden Untersuchungen soll geklärt werden, ob die Durchführung eines förmlichen Sanierungsverfahrens nach dem Baugesetzbuch erforderlich und sinnvoll ist, um eine positive Entwicklung in der Turmstraße und in der Müllerstraße sowie in ihrem Umfeld zu fördern. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Berichts liegen die Ergebnisse in der Entwurfsfassung zur Abstimmung mit der Verwaltung vor. Anschließend wird zu den Ergebnissen die Trägerbeteiligung durchgeführt. Demzufolge werden hier nur die Maßnahmenbereiche kurz dargestellt.

Bereich Müllerstraße: Die einzelnen Maßnahmen sind folgenden Handlungsfeldern zuzuordnen: - Handlungsfeld 1 Umbau und Aufwertung zentraler Orte und Plätze - Handlungsfeld 2 und 5: Geschäftsstraßenmanagement und Imagekampagne - Handlungsfeld 3: Verbesserung der Bildungs- und kulturellen Infrastruktur - Handlungsfeld 4: Verbesserung des öffentlichen Raums und der Straßen - Handlungsfeld 6: Verbesserung des Miteinanders und der Nachbarschaften

Bereich Turmstraße: Vorgeschlagene Maßnahmenbereiche - Aktionsfeld A Prozesssteuerung, Geschäftsstraßenmanagement und Öffent­ lichkeitsarbeit - Aktionsfeld B: Grün- und Freiflächen - Aktionsfeld C Straßenräume - Aktionsfeld D Bedeutende Einzelmaßnahmen/ soziale Infrastruktur - Aktionsfeld E Zentrumsentwicklung/ Stärkung Gewerbeentwicklung

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Rahmen der Vorbereitenden Unter­ suchungen durch sehr tiefgehende Analysen eine Vielzahl von Problemen benannt und Lösungsvorschläge entwickelt wurden. Der Entscheidungsprozess, welche Kulisse als

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Sanierungsgebiet festgelegt wird, wird in der ersten Hälfte des Jahres abgeschlossen werden. In diesem Zusammenhang wird sich auch entscheiden, welche der Maß­ nahmen weiter zu verfolgen sind. Es ist auffällig aber auch nicht überraschend, dass die meisten Projekte investive Maßnahmen sind.

Öffentliche Investitionen In einer vom Bezirksamt Mitte zusammengestellten Liste zu den Kommunalen Bauprojekten sind insgesamt 88 im Aktionsraum aufgelistet. Bezogen auf die Programmjahre 2004 bis 2011 ergibt sich ein Gesamtvolumen von fast 75 Mio. € . Wenn man hiervon die Gelder der Förderprogramme der Städtebauförderung (Stadtumbau West, Soziale Stadt, Aktive Zentren) abzieht, verbleiben insgesamt knapp 66,5 Mio € . Die Finanzprogramme umfassen hierbei die Mittel des Investitionsprogramms zur Förderung der deutschen UNESCO-Welterbestätten, Investitionsplanungsmittel, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmenmittel, Ordnungsmaß­ nahmemittel, Konjunkturprogramm I, Konjunkturpaket II, Mittel für Schule, Kita, energetische Gebäudesanierung und Lärmschutz, Schul- und Sportanlagen­ sanierungsprogrammmittel, Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung, EXWOST Mittel sowie GA Mittel.

Die Verteilung dieser öffentlichen Mittel stellt sich dabei wie folgt dar: - Straßenbau inkl. Leitungsnetze 59%, - Schulen 24%, - Kitas 8 %, - Grünflächen 4 %, - Spielplätze 2% sowie - Bibliotheken 1,5%.

Die Ergebnisse dieser Analyse unterstreichen sehr stark, dass diese öffentlichen Förderprogramme auch einen konjunkturbelebenden Charakter haben. Allerdings ist nicht zu unterschätzen, dass die energetischen Maßnahmen stark zur Senkung der Betriebskosten der öffentlichen Gebäude beitragen.

Fazit: Grundsätzlich wird über die verschiedensten öffentlichen Programme (wobei zahlreiche weitere konsumtive Sonderprogramme wie BIWAQ, XENOS u.ä. gar nicht aufgelistet werden konnten), eine große Vielzahl von Einzelmaßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern ermöglicht. Ob immer alle Mittel zielgerichtet eingesetzt werden, soll hier nicht beurteilt werden, aber es erscheint angeraten hierüber mehr Transparenz herzustellen und im Sinne eines konzentrierten Mitteleinsatzes stärker auf noch fest­ zulegende Handlungsfelder zu fokussieren.

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2.7.3 Private Entwicklungsinteressen

Im Aktionsraum plus Wedding/Moabit werden derzeit auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlich großem Ausmaß private Entwicklungsinteressen verfolgt.

Im Bereich Moabit West sind hier insbesondere zu nennen, - die Roll on/ Roll off Anlage der BeHala am Neuen Ufer zur Verschiffung der Großturbinen der Siemens AG, - die Ansiedlung eines Gastronomiegroßhandels auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Moabit und der Umzug des Blumengroßmarktes auf das Großmarktgelände Beusselstraße sowie - die Veräußerung des Areals der BMW Niederlassung in der Huttenstraße, da die BMW Group am Kaiserdamm eine neue repräsentative Zentral­ niederlassung errichten will

In Moabit Ost sind besonders zu nennen - die weitere in Teilen unklare Entwicklung beim Hertie- und Schultheißareal - die Präzisierung und sukzessive Umsetzung des Masterplans Heidestraße, - die Präzisierung und Umsetzung des Entwurfs zur Umgestaltung des Mittel­ bereichs der Lehrter Straße zu einem Mix aus Wohnungen, Einzelhandel Gastronomie und Gewerbe sowie öffentlich nutzbare Grün- und Freiflächen.

Im Wedding sind hier - die im Frühjahr 2010 zu treffende Grundentscheidung der Bayer Schering Pharma AG zu nennen, da auch hier die Weichen für ein Masterplanverfahren gestellt werden sollen. - Hinsichtlich des Innovationsparks Humbodthain sollen im Rahmen eines über das Programm wirtschaftsdienliche Maßnahmen geförderten Projektes die Standortentwicklung durch Marketingmaßnahmen und Aufbau eines Unter­ nehmensnetzwerkes forciert werden. - Bei den kulturell-gewerblich genutzen Standorten wie den Uferhallen und EXRotaprint sind weitere Aktivitäten zur besseren Außenwirkung und „`Vermarktung“ zu erwarten. - Unklar ist derzeit die weitere Perspektive zur Umgestaltung des alten Stadtbads in der Gerichtstraße in ein kulturwirtschaftliches Zentrum.

Darüber hinaus stehen bezogen auf die Wohnungsbestände der 30er und 70er Jahre der Wohnungsgesellschaften umfangreiche energetische Umbaumaßnahmen an, deren Realisierungschancen nicht präzise eingeschätzt werden können, da diese Maßnahmen auch dem Primat der Wirtschaftlichkeit gerecht werden müssen.

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Im Bereich des Einzelhandels stehen - Nutzungsstrukturelle Veränderungen bei der Müllerhalle und ggf auch beim Schillerparkcenter an, da unklar ist ob die Real Filiale nicht doch geschlossen werden soll. - Im Bereich der Brunnenstraße nördlich der Bernauer Straße, da hier neue Vermietungskonzeptionen seitens der DeGeWo zu erwarten sind, nachdem das von vielen begrüßte factory outlet Konzept doch nicht realisiert werden wird. Unklar ist derzeit auch die Entwicklung, die sich durch die Aufgabe des Flughafens Tegel ergeben wird, da sich z.B. positive Entlastungen für die Wohn- und Erholungsnutzungen insbesondere im Bereich Wedding ergeben werden.

Fazit: Es ist auffällig, dass in Teilbereichen von Moabit mehrere privatwirtschaftliche Planungsprozesse erkennbar sind, die mittel- bis langfristig zu Aufwertungen und Veränderungen im Stadtteil führen werden. Dies ist sicherlich als Folge der Hauptbahnhofsrealisierung zu sehen. Ähnliche Veränderungsprozesse sind im Bereich des Wedding eher kleinteilig zu sehen, wobei nicht abschließend einzuschätzen ist, inwieweit bauliche Realisierungen rund um den Mauerpark und Verdichtungen um den Bahnhof Gesundbrunnen zu ähnlichen Veränderungsprozessen beitragen werden.

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3. STÄRKEN UND SCHWÄCHEN IM ÜBERBLICK

Im Spannungsfeld der integrativen Herangehensweise mit der Analyse der sechs vorab ausgeführten Themenbereichen und dem Aufzeigen der endogenen und exogenen, öffentlichen und privaten Entwicklungsprozesse besitzt die Darstellung der Rahmenbedingungen eine bedeutsame „Klammer-Funktion“ für die Entwicklung von Leitbildern und Handlungsfeldern. Hierbei wird deutlich, dass der Umfang und die Darstellung der konzeptbestimmenden Essentials – also vor allem Stärken und Qualitäten sowie Risiken und Schwächen – eine zusammenfassende Kompaktheit und Pauschalisierung mit räumlichen Bezug erforderlich macht. Spezifische Rahmen­ bedingungen einzelner Themenbereiche, so insbesondere die Aussagen zu sozialstrukturellen Merkmalen, werden dementsprechend eher in den sektoral gegliederten Einzelkapiteln der Analyse ausgeführt. Eine diesbezügliche Übersicht erfolgt in Kapitel 3.4.

In Bezug auf die Tiefenschärfen der bisherigen Aktionsraum plus-Analyse vollzieht die plangrafisch aufbereitete Stärken-Schwächen-Analyse einen Maßstabssprung und gliedert darüber hinaus den Aktionsraum plus Wedding Moabit in drei Teilbereiche:

Teilbereich 1: Wedding Parkviertel (in Orientierung an der Bezirksregion „Parkviertel“) Teilbereich 2: Wedding Zentrum/Ost (in Orientierung an den Bezirksregionen „Osloer Straße“, „Wedding Zentrum“ und „Brunnenviertel Nord“) Teilbereich 3: Moabit (in Orientierung an den Bezirksregionen „Moabit West“ und „Moabit Ost“)

Im Rahmen der Stärken-Schwächen-Analyse geht es zum einen darum, strukturelle Qualitäten und Entwicklungspotenziale zu identifizieren, an die angeknüpft werden kann bzw. die entfaltet werden sollen (Stärken stärken!). Zum anderen sollen Konflikt­ bereiche und Risiken erkannt werden, die es bei der Entwicklung des Aktionsraumes zu berücksichtigen gilt. In der eher stadträumlich und freiraumstrukturell orientierten Stärken-Schwächen-Analyse wird bereits sektoral übergreifend analysiert und Schlüsselthemen wie „Bildung“, „Gesundheit“, „Wirtschaft“ u.ä. hervorgehoben.

Die im Rahmen der Diskussionen mit den lokalen und städtischen Akteuren gewonnenen Erkenntnisse zur stadt- und sozialräumlichen Wirkung der bisherigen teil­ räumlichen Planungen und Strategieansätze besitzen eine erhebliche Bedeutung für die weitere Konzepterstellung. Die die jeweiligen Programmgebiete übergreifende Herangehensweise des INSEK wurde dabei explizit begrüßt.

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3.1 Teilbereich 1: Wedding Parkviertel

Das Weddinger Parkviertel, das mit den Rehbergen und dem Schillerpark zwei bedeutende Berliner Volksparks des beginnenden 20. Jahrhunderts beinhaltet, wird räumlich begrenzt durch - die BAB 111 und den Kurt-Schumacher-Damm im Westen, - die Bezirksgrenze zu Reinickendorf (Verlauf Holländer Straße) im Norden, - den Verlauf der Seestraße, Müllerstraße und Luxemburger-/Föhrer Straße im Osten und - den Hohenzollernkanal und dem Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal im Süden.

Stärken / Chancen / Potenziale Die nachfolgend aufgeführten Qualitäten, Entwicklungspotenziale und prägenden Elemente der Stadt- und Nutzungsstruktur sind bei der Bearbeitung der Leitbilder und Zielformulierungen zu berücksichtigen und weiter zu entwickeln: - Entwicklungsdruck auf die Wohnsiedlungsbereiche des nördlichen Parkviertels sowie auf die Zentrenentwicklung südlich des Kurt-Schumacher Platzes (Müllerstraße) im Zuge der Nutzungsaufgabe Tegel Airport (2011/12) - Versorgungsbereich der Müllerstraße als traditionelles Stadtteilzentrum mit bedeutenden Einkaufs- und Dienstleistungsfunktionen jedoch mit erheblichem Aufwertungsbedarf (z.B. Müllerhalle, Straßenraum, - attraktive, durchgrünte Wohnsiedlungsbereiche des Afrikanischen Viertels sowie um den Schillerpark (zahlreiche Baudenkmäler und Weltkulturerbe) mit bereichsweise großem Aufwertungspotenzial - Seestraßeninsel/Eckernförder Platz und Stadtraum zwischen Charité und Beuth Hochschule als besondere Standorte mit erheblichem gestalterischen Aufwertungspotenzial bzw. als Trittsteine zwischen den Stadtteilen mit übergeordneter Vernetzungsfunktion - Julius-Leber-Kaserne, Charité/RKI/Herzzentrum und Beuth Hochschule als stadträumliche und nutzungsstrukturelle Sonderformen mit nationaler bzw. globaler Bedeutung - wichtige Einrichtungen für Kultur, Sport und Freizeit und Gesundheit: - Bereich nördliche Müllerstraße: z.B. Paul-Gerhardt-Stift, Alhambra Kino - Rehberge: z.B. Freilichtbühne, Plötzensee und Freibad - Bereich Amrumer Straße: z.B. Anti-Kriegs-Museum, Zucker Museum - geplanter Bildungsverbund Schillerpark mit Superschnellläufergymnasium (Lessing-Gymnasium), neuer Sekundarschule (H.-Bredow-Schule- und Winkelried-Schule), mit Arbeitslehrezentrum, Jugendberatungshaus und Jugendfreizeiteinrichtung und weiteren Kooperationspartnern (VHS; Wirtschaft, Anna-Lindh-GS)

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- Schul-Umwelt-Zentrum Mitte (SUZ, Gartenarbeitsschule), Standort Scharnweberstraße als ein Standort im Gartenkulturpfad Mitte - hoher Besatz an großflächigen Parkanlagen mit den Volksparks Rehberge (Gartendenkmal und Landschaftsschutzgebiet) und Schillerpark (Gartendenkmal) mit vielgestaltigen Freizeit- und Erholungsangeboten - hoher Besatz an ergänzenden Grün- und Freiflächen (Sportplätze, Kleingärten, Friedhöfe) - kanaluferbegleitende Wegeverbindung zwischen Alt-Mitte und Reinickendorf (Radwanderweg Berlin-Kopenhagen). - Entwicklungspotenziale auf aufgelassenen Friedhofsflächen zur Erweiterung von Parkanlagen oder für Neubaumaßnahmen.

Konflikte / Risiken / Schwächen Im Rahmen der Situationsanalyse lassen sich neben den bereits in Kapitel 2.3 dargestellten sozialstrukturellen und demografischen Problembereichen insbesondere folgende räumlich-funktionalen Konflikte innerhalb des Parkviertels aufzeigen: - erhebliche nutzungsstrukturelle und stadtgestalterische Defizite im Bereich des Stadtteilzentrums Müllerstraße (Gestaltung des Straßenraums, der Ein­ gangs- und Übergangsbereiche und von Platzbereichen - stadtstrukturelle Abschottung des Standortes der Julius-Leber-Kaserne - Problembereich Zentraler Festsplatz Berlin an der BAB A 111 wegen Immissionsschutz und Planungssicherheit - hohe Immissionsbelastung an Hauptverkehrsstraßen (Verkehrslärm, Feinstaub) mit Beeinflussung der Wohn- und Aufenthaltsqualität an der BAB A 111/Kurt-Schumacher-Damm, Müllerstraße, Seestraße, Föhrer-/Luxemburger Straße (DTV > 20.000 KfZ) - fehlende bzw. mangelhafte Verflechtung zwischen dem Schillerpark und den angrenzenden Wohnbereichen - defizitäre Gestaltung und Erkennbarkeit der Eingangsbereiche in die Rehberge - fehlende uferbegleitende Wegeverbindung bei Teilabschnitten entlang des Hohenzollernkanals.

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3.2 Teilbereich 2: Wedding Zentrum/Ost

Der Teilbereich Wedding Zentrum / Ost wird durch die traditionellen, gründerzeitlichen Wohngebiete des „harten Wedding“ um die nördliche Brunnenstraße/Gesundbrunnen, die Quartiere beiderseits der Panke sowie der Müllerstraße gebildet und wird räumlich begrenzt durch - den Verlauf der Seestraße, Müllerstraße und Luxemburger-/Föhrer Straße im Westen, - die Bezirksgrenze zu Reinickendorf (Verlauf Kühnemannstraße, Nordbahn­ trasse) im Norden, - der Nordbahntrasse und Bezirksgrenze zum Prenzlauer Berg im Osten und - den Verlauf der Grenze zwischen den Alt-Bezirken Wedding und Mitte (Bernauer Straße, Gartenstraße, Liesenstraße, Nordhafen) und dem Berlin­ Spandauer-Schifffahrtskanal im Süden.

Stärke/Chancen/Potenziale In Teilbereich 2 sind die nachfolgend aufgeführten Merkmale der Stadt- und Nutzungsstruktur als Chancen und Stärken in den zukünftigen Entwicklungsprozess einzubinden: - exogen wirkende Veränderungsimpulse insbesondere auf die Wohnsiedlungsbereiche des Brunnenviertels durch: - Prozesse der Wohngebietsaufwertung aus der Rosenthaler Vorstadt mit Bernauer Straße/Gedenkstätte Berliner Mauer als Planungsraum von nationaler Bedeutung - übergreifende Nachfrage- und Vermischungsprozesse aus dem Prenzlauer Berg - Umstrukturierungsmaßnahmen im Bereich Chausseestraße mit dem BND und den Entwicklungen an der Heidestraße als Planungsräume von gesamtstädtischer Bedeutung - Einkaufs- und Versorgungsbereich Müllerstraße als Stadtteilzentrum mit bedeutenden Einkaufs- und Dienstleistungsfunktionen, guter ÖPNV- Anbindung jedoch mit erheblichem Aufwertungsbedarf (z.B. Straßen­ raumgestaltung, Leopold- und Rathausplatz) - Einkaufsbereich Gesundbrunnen-Center mit wichtiger Versorgungsfunktion für den östlichen Wedding - attraktive Wohnlagen im Bereich des Nordufers/Sprengelkiezes sowie große, grüngeprägte und ruhige Wohnlagen im Brunnenviertel - zusammenhängende Potenzialfächen, z.B. für Wohnungsneubau, an der Jülicher Straße und westlich der Erweiterungsfläche Mauerpark - Bereich um den Nordhafen zwischen Bayer Schering Pharma und Entwicklungsbereich Heidestraße als besonderer Standort mit erheblichem gestalterischen Aufwertungspotenzial bzw. als Trittstein zwischen den Stadt­ teilen mit übergeordneter Vernetzungsfunktion

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- Bayer Schering Pharma, Innovationspark Humboldthain (IPH) und Gewerbe­ standort Kühnemann-/Provinzstraße als stadträumliche und nutzungsstruk­ turelle Sonderformen mit globaler Bedeutung bzw. als Standorte mit besonderer Bedeutung für den Bezirk - Netzwerk an wichtigen Einrichtungen für Kultur-Wirtschaft westlich und östlich des Pankegrünzuges, z.B. Fabrik Osloer Straße, Kolonie Wedding, Pankehallen, Gerichtshöfe, Uferhallen, ExRotaprint, Prime Time Theater, Wedding Art - wichtige Einrichtungen für Jugend, Soziales und Gesundheit, z.B. Familienzentrum und Mehrgenerationenwohnen im Brunnenviertel sowie Jüdisches Krankenhaus und Haus der Jugend - Stärkung der Schullandschaft durch zwei Standorte, an denen bereits duales Lernen praktiziert wird (Produktionsschule im Ex-Rotaprint Gelände, Ernst- Reuter-Schule) - Umnutzungspotenzial für die Aufgabe des Standorts Diesterweg-Gymnasium - Schul-Umwelt-Zentrum Mitte(SUZ, Gartenarbeitsschule), Standort Seestraße mit interkulturellem Garten der Generationen als ein Standort im Gartenkulturpfad Mitte - Humboldthain als einzige großflächige Parkanlage (Gartendenkmal) mit Freizeit- und Erholungsangeboten (z.B. Freibad) - hoher Besatz an quartiers- und nachbarschaftsbezogenen Grünflächen mit unterschiedlicher Nutzungs­ und Gestaltungsqualität (z.B. Sparrplatz, Vinetaplatz, Gartenplatz, Leopoldplatz) Park am Nordbahnhof, Nauener Platz - bedeutende Grünverbindung entlang der Panke sowie Grün- und Freiflächen mit hohem übergeordneten Vernetzungspotenzial (z.B. Stettiner Grünzug, Erweiterung Mauerpark und Freiflächen des Grünen Bandes Berlin entlang der ehem. Berliner Mauer) - kanaluferbegleitende Wegeverbindung (Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal) zwischen Alt-Mitte und Rehberge (Radwanderweg Berlin-Kopenhagen).

Konflikte / Risiken / Schwächen Innerhalb des Teilbereichs 2 lassen sich insbesondere nachfolgende räumlich­ funktionale Defizite und Konflikte aufzeigen. Auf die diesbezüglichen sozialstrukturellen und demografischen Analysemerkmale wurde bereits in Kapitel 2.3 hingewiesen. - Nutzungsstrukturelle und stadtgestalterische Defizite im Bereich des Stadtteilzentrums Müllerstraße (Gestaltung des Straßenraums, der Eingangs­ und Übergangsbereiche) und im Bereich zwischen der Amrumer Straße – Beuth Hochschule – mit den folgenden Platzbereichen bis zur Maxstraße (Rathausplatz, Leopoldplatz) - stadträumliche Barrierewirkung nicht nur durch ein enges Netz von quartierstrennenden Hauptverkehrsstraßen sondern auch durch die Bahntrassen (z.T. in Troglage)

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- „sozialer Äquator“ Bernauer Straße sowie mentale und stadträumliche Barriere zwischen Brunnenviertel und Prenzlauer Berg - hohe Immissionsbelastung an Hauptverkehrsstraßen (Verkehrslärm, Feinstaub) mit Beeinflussung der Wohn- und Aufenthaltsqualität an der Müllerstraße, Seestraße-Osloer Straße, Föhrer-/Luxemburger Straße- Schulstraße, Fenn-/Pankstraße-Prinzenallee und im Verlauf der Brunnen­ /Bad-/Schweden-/Residenzstraße (DTV > 20.000 KfZ) - fehlende bzw. mangelhafte Verflechtung zwischen dem Humboldthain und den angrenzenden Wohn- und Gewerbebereichen - defizitäre Gestaltung und Erkennbarkeit der Eingangsbereiche in den Hum­ boldthain.

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3.3 Teilbereich 3: Moabit

Der Teilbereich Moabit wird durch die traditionellen, gründerzeitlichen Wohngebiete, die Gewerbe- und Industriebänder an den Kanälen sowie die bestehenden und geplanten „Sondernutzungen“ des Regierungsviertels und nördlich des Hauptbahnhofs (Masterplan Heidestraße) gebildet. Seine räumliche Abgrenzung ist wie folgt: - Verlauf des Charlottenburger Verbindungskanals im Westen - Westhafenkanal und Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal im Norden - Humboldthafen, Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal, Nordhafen im Osten und - Verlauf der Spree mit Einbezug des Hansaviertels sowie der nördlich angrenzenden Spreebogenbebauung im Süden.

Stärken / Chancen / Potenziale Für die Entwicklung von Leitbildern und Maßnahmen für den Teilbereich Moabit sind insbesondere die nachfolgend aufgezählten Qualitäten, Chancen und prägenden Elemente zu berücksichtigen: - externer Entwicklungsdruck auf die Wohn- und gewerblichen Siedlungsbereiche nördlich der Spree aufgrund der Randlage zwischen der City West (NAVI-BC, TU Berlin, UDK) und dem Regierungsviertel/ Haupt­ bahnhof - Turmstraße als traditionelles Stadtteilzentrum mit bedeutenden Einkaufs- und Dienstleistungsfunktionen jedoch mit erheblichem Aufwertungsbedarf (z.B. Arminiushalle, Gestaltung Straßenraum und Parkanlagen, Leerstand Hertie, Planungen Schultheiss-Gelände) - Hauptbahnhof mit wichtigem Versorgungsbereich und Entwicklungsimpuls - Attraktive Wohnsiedlungsbereiche zwischen Spreeuferbereich und Straße Alt- Moabit (Westfälisches Viertel) und im Hansaviertel - Gebiet des Masterplans Heidestraße als bedeutende innerstädtische Entwicklungsfläche für ein neues Stadtquartier mit Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur (ca. 40 ha) - Seestraßeninsel/Eckernförder Platz und Nordhafen - als Freiraum zwischen Bayer Schering Pharma und neuem Stadtquartier an der Heidestraße - als besondere Standorte mit erheblichem gestalterischen Aufwertungspotenzial bzw. als wichtige Trittsteine zwischen den Stadtteilen mit übergeordneter Vernetzungsfunktion - Standort Heinrich von Stephan OS, als Gemeinschaftsschule und der neu gestalteten Sport- und Spielflächen am Neuen Ufer mit Ausstrahlungseffekten auf den Spreeraum - Gewerbegebiet Moabit West (z.B. Siemens/KWU), Großmarkt, Westhafen, Kraftwerk Moabit und Gewerbegebiet Quitzowstraße als Bestandteile eines gewerblich-industrielles Bandes und als stadträumlich und nutzungs­ strukturelle Sonderformen von gesamtstädtischer Bedeutung

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- Standorte der Justiz (Polizei Kruppstraße, Gericht und Haftanstalt Moabit) als stadträumliche und nutzungsstrukturelle Sonderformen sowie Standort des ehem. Krankenhauses Moabit an der Turmstraße als Standort mit besonderem, gesundheitsbezogenen Umnutzungspotenzial (Denkmal­ bereiche) - Netzwerk an wichtigen Einrichtungen für Kultur, Soziales und Jugend: - u.a. Kunstcampus am Hamburger Bahnhof, Grips-Theater, Akademie der Künste, Meilenwerk, Galerie Nord, Universal Hall, Kulturfabrik Lehrter Straße, Jugendclub B8, SOS Kinderdorf Moabit, Stadtschloss Moabit Nachbarschaftshaus, - Aufbau eines Bildungsnetzwerkes und Bildungskooperationen, Kooperations­ partnern (z.B. Kitas, Jugendeinrichtungen, VHS, Wirtschaft) - Schul-Umwelt-Zentrum Mitte (SUZ, Gartenarbeitsschule), Standort Birkenstraße als ein Standort im Gartenkulturpfad Mitte - Umfassende Umgestaltung des Sportparks Poststadium Moabit mit viel­ gestaltigen Freizeit- und Erholungsangeboten (z.B. Eingangsbereiche, Skater- Hockey-Anlage, Minigolf, Kletteranlage DAV, Tribüne und Sportplätze, Schwimmbad) und neuer Wohnbebauung in Randbereichen - geplante Grünverbindungen zwischen dem Stadtgarten Moabit und dem Kleinen Tiergarten sowie neue Fuß- und Radwegeverbindungen zwischen Moabit Ost und Alt-Mitte (z.B. Döberitzer Verbindung als Querung des neuen Quartiers Heidestraße) und im Bereich Neues Ufer (als Straßenanbindung) - Spreeufer-begleitende übergeordnete Wegeverbindung zwischen Stadtmitte und Charlottenburg.

Konflikte / Risiken / Schwächen Für den TeiIbereich Moabit lassen sich neben den in Kapitel 2.3 ausgeführten sozialstrukturellen und demografischen Problembereichen insbesondere folgende räumlich-funktionale Konflikte aufzeigen: - Bereich des Stadtteilzentrums Turmstraße mit erheblichen nutzungsstrukturellen und stadt- und freiraumgestalterischen Defiziten (z.B. Gestaltung und Aufent-haltsqualität des Straßenraums und der Parkanlagen, Hertie-Leerstand und trading down - Effekte, Arminiusmarkthalle) - stadtstrukturelle Insellage des Stadtteils und innere Fragmentierung wird durch gewerblich industrielle Nutzungsbänder sowie Bahntrassen und über­ geordnete Hauptverkehrsstraßen verstärkt - hohe Immissionsbelastung an Hauptverkehrsstraßen (Verkehrslärm, Feinstaub) mit Beeinflussung der Wohn- und Aufenthaltsqualität an der Beusselstraße, Alt-Moabit-Invalidenstraße, Paulstraße, Altonaer-/ Lessing-/ Stromstraße, Fennstraße (DTV > 20.000 KfZ) - fehlende uferbegleitende Wegeverbindung bei Teilabschnitten entlang der Spree

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3.4 Aktionsraum plus Wedding/Moabit - Zusammenfassung Stärken und Schwächen

Nachfolgende Übersicht fasst die wesentlichen Rahmenbedingungen der Stärken- Schwächen-Analyse ergänzt um die zentralen Aussagen der Situationsanalyse in den eher sektoral strukturierten Kategorien zusammen. Hierbei werden die Einzelkriterien im Vorgriff auf die fachgebietsübergreifenden Handlungsfelder der Konzeptentwicklung in vier zentralen Themenbereichen zusammengefasst. Die Darstellung bezieht sich auf den gesamten Aktionsraum plus.

Tab.10: Zusammenfassung Stärken/Schwächen-Analyse Schlüsselthema „Bildung und Ausbildung"

Stärken Schwächen

Angebot an Einrichtungen der strukturelle Schwächen Bildungsinfrastruktur mit differenzierter hoher Anteil Kinderarmut, Sprachdefizite und räumlicher Verteilung Gesundheitsprobleme bei Kindern und Zunehmende Vernetzung der Jugendlichen Bildungseinrichtungen wie u.a. zu viele kurzfristige Projekte und Bildungsverbund und Kitaverbund Kooperationspartner, zu wenig strategische Brunnenviertel, Schulnetz im QM Pankstraße, Ausrichtung Netzwerk im Soldiner Kiez zu hohe Schulabbrecherquote starker Ausbau der Schulsozialarbeit seit mehreren Jahren fehlende adäquate Angebote an Ausbildungsplätzen für Schulabgänger erste Ansätze zum Aufbau von Campus- Standorten großes Defizit an Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen im gesamten erste Ansätze zum Aufbau von Bereich sowie teilweise Mangel an frei Familienzentren zugänglichen Sportfreiflächen (u.a. im erste Ansätze für duales Lernen in Ernst- Brunnenviertel) Reuter-Schule und Produktionsschule auf Profilbildung durch Schulprogramm ist dem ExRotaprint Areal teilweise noch nicht abgeschlossen Entwicklung verschiedener Ansätze, um Imageschwächen der Schulen bildungsinteressierte Familien zu halten bzw. anzuziehen (z.B. Gustav-Falke-GS) zu wenige migrantische Lehrkräfte als Vorbilder in den Einrichtungen erfolgreiche Einbindung von Migrantenorganisationen bei der zu wenig transparente Evaluation Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen verschiedener Maßnahmen und Eltern und Schule Entwicklungen

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Schlüsselthema „Wirtschaft und Kultur"

Stärken Schwächen große Vielfalt an Gewerbe- und fehlende Vernetzung der Kultureinrichtungen Industrieunternehmen vom global player bis mit Wirtschaftsunternehmen (Ausbildung, zum handwerklichen Kleinstbetrieb Arbeit, Sponsoring usw.) gutes und differenziertes Angebot an Kultur- imagefördernde Events sind nicht nachhaltig Einrichtungen für alle Zielgruppen gesichert starke Vertreter von „Zukunftsindustrien- und gepflegter öffentlicher Raum als weicher branchen“ im Bezirk (erneuerbare Energien, Standortfaktor für Unternehmen vielerorts Hochtechnologie, Gesundheit, Tourismus, nicht gewährleistet Wissenschaft und Forschung, wenig partnerschaftliche Verbindung der Kreativwirtschaft) starken Industrien mit den Schulen Sprengelwochen wenig lokaler Bezug vieler Unternehmen

Schlüsselthema „Quartiere und öffentlicher Raum" Stärken Schwächen

Aktionsraum im Spannungsfeld exogener, traditionelle Einkaufszentren mit erheblichen positiv wirkender Veränderungsimpulse und Nutzungs- und Gestaltungsdefiziten Vermischungsprozesse (z.B. City West, City extrem geringer Anteil an Wohnlagen mit Ost, TXL 2012) mittlerer oder guter Qualität gute Ausstattung an Einkaufs- und Aufwertungs- und Qualifizierungserfordernis Versorgungseinrichtungen in zentralen Lagen für Wohngebiete (Umbau Mehrgenerationen, (Müllerstraße, Turmstraße) Haushaltsgrößen, energetische Sanierung) gute verkehrliche Erschließung der Wohn- und großer Anteil stigmatisierter Quartiere mit Zentrumsbereiche (IV und ÖPNV) negativen Image große Vielfalt an Siedlungstypologien und Nutzungs- und Gestaltungsdefizite der Wohnquartieren mit bereichsweise hohem Parkanlagen in Bezug auf die Durchgrünungsgrad (Siedlungen der 20er Eingangssituationen /Zugänglichkeit sowie der Jahre sowie 50er bis 70er Jahre) programmatischen Bespielbarkeit für moderne Bestand an herausragenden, Freizeit- und Erholungsnutzung denkmalgeschützten Wohnsiedlungen große stadträumliche Zäsuren und hoher Besatz an großflächigen Grünanlagen Fragmentierung der Siedlungsräume durch (3 Volksparks) und dezentralen übergeordnete Verkehrstrassen (Wasser, Wohnquartiersplätzen Bahn, Straße) und Gewerbebänder Bestand an übergeordneten Wegesystemen fehlende Teilstücke und Brücken/Trittsteine durch die Stadtteile bei öffentlichen Fuß- und Radwegenetzen

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Schlüsselthema „Vielfalt und Internationalität"

Stärken Schwächen breites Netz an interkulturellen Mittlern durch Familien in sozial prekärer Lage häufig schwer Verstetigung des Lotsenprojektes zu erreichen Verschiedene Multiplikatorenprojekte wie viele Projekte, wenig Überblick und Kiezmütter, Gesundheitslotsen Transparenz bspw. im Bereich Qualifizierungsmaßnahmen Engagement einiger WBGs wie z.B. degewo, Gartenstadt Atlantik zur Stabilisierung der zu wenig Migranten in Verwaltung und Gebiete Stadtteilzentren Attraktivität einiger Wohngebiete des Geringer Aktionsradius vieler Bewohner Aktionsraums für Studenten viele Migranten können nicht entsprechend breites Netz an Sprachförderangeboten für ihrer Fähigkeiten arbeiten (Meister, Eltern Anerkennung Abschlüsse) kein kommunales Wahlrecht für Ausländer

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4. LEITBILDENTWICKLUNG ABLEITUNG INTEGRIERTER HANDLUNGSFELDER

4.1 Gesamträumliches Leitbild

Mit der Aufgabenstellung für das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept wird dem Ak­ tionsraum plus in seiner Gesamtheit eine größere Bedeutung zugewiesen als nur mit einer Summierung der Planungsansätze für die einzelnen Teilbereiche und sektoralen Handlungsfelder. Daher wurde im Arbeitsprozess neben der Entwicklung eines ge­ samträumlichen Leitbildes ein übergeordnetes Leitbild für die strategische Herange­ hensweise entwickelt im Sinne von

überblicken – querdenken – gemeinsam handeln weil damit der sozialraumorientierten Denkweise am ehesten entsprochen wird. Denn bestehende Planungen werden geprüft, mit neuen Herangehensweisen wie einem In­ tegrierten Handlungsansatz kreativ weiterentwickelt und führen am Schluss des ge­ samten Prozesses zu einem neuen gemeinsamen Handeln. Demzufolge erfordert die Erarbeitung eines integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes auch eine Auseinander­ setzung mit der Idee (Image), Funktion und der Gestaltung des Planungsraumes. Hier­ bei bekommen neben den stadträumlichen und wirtschaftsbezogenen Themen insbe­ sondere die Themenfelder wie Bildung, Kultur, Integration, Gesundheit, Chancen­ gleichheit eine große Bedeutung. Die Verknüpfung der räumlichen mit den gesell­ schaftlich relevanten Themen für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadtteile muss sich in den Leitbildern, den übergeordneten strategischen Zielen, den Handlungsfel­ dern und letztendlich in den Schlüsselprojekten wieder finden.

Auf Grundlage der zentralen Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse und der kon­ tinuierlichen Diskussionen mit Vertretern der AG Strategieraum wurden in einem ersten Schritt gemeinsam mit den Akteuren strategische Ziele und ein übergeordnetes Leitbild entwickelt. Zur zukünftigen Positionierung des Planungsraumes im Gefüge der Innen­ stadt und zur detaillierteren Berücksichtigung der endogenen und exogenen Rahmen­ bedingungen einer zukünftigen Entwicklung erfolgte eine zweistufige Leitbildentwick­ lung mit unterschiedlicher Tiefenschärfe: - Übergeordnetes Leitbild des Aktionsraums plus im innerstädtischen Spannungsfeld - Integrierte Leitbilder - gesamträumliche Entwicklungspotenziale

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Übergeordnetes Leitbild

Abb.: 14 Übergeordnetes räumliches Leitbild für den Aktionsraum plus Wedding/Moabit

Der Aktionsraum plus Wedding/Moabit befindet sich im Spannungsfeld dreier exogener Kraftfelder mit zunehmender Stärke der Veränderungsimpulse auf die Stadtteile:

- Kraftfeld Hauptbahnhof/Regierungsviertel: die bereits einsetzenden Transformationsprozesse im Bereich der Lehrter Straße werden sich auch mit der Entwicklung der Heidestraße weiter verstetigen. Umstrukturierungen erfolgen z.B. in Richtung Tourismus, Gastronomie, Kultur, Büro und Wohnen. - Kraftfeld City West: die Aufwertungsprozesse in den Bereichen Kudamm/Zoo/Tauentzien („Zoofenster“, „Berlin Wheel“) und im Zusammen­ hang mit gewerblicher und hochschulbezogener Forschung und Entwicklung (NAVI BC, TU Berlin, UDK) führen zu Ansiedlungsimpulsen und Netzwerkbildung im Wirtschaftsbereich. Mit einer konsolidierenden Entwicklung in Moabit ist zu rechnen. - Kraftfeld TXL: Nutzungsaufgabe und zivile Nachnutzungen ab 2012 führen zu Transformationsprozessen im Bereich des Parkviertels. Mit dem Wegfall der Fluglärmbelästigung sowie aufgrund der hohen Lagegunst und vorhandenen Wohnqualität erfolgt eine substanzielle Aufwertung.

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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Aktionsraum plus Wedding/Moabit

Ergänzend werden sich die Transformationsprozesse an den Rändern des Brunnenviertels verstärken und zu Entwicklungsimpulsen u.a. in den Bereichen Wohnen, Kunst und Kultur, Wirtschaft führen. Wichtige Einzelmerkmale und Entwicklungsbahnen des übergeordneten Leitbildes sind darüber hinaus:

- die Revitalisierung und Qualifizierung der Einkaufs- und Versorgungszentren - die erfolgreiche Verknüpfung und Vernetzung der inneren und äußeren Potenziale und Entwicklungen, einhergehend mit einer Erhöhung der räumlichen, kulturellen, demografischen und institutionellen Durchlässigkeit und Durchmischung.

Integriertes Leitbild

Unter Bezugnahme auf die Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse und der vorab aufgezeigten, mittel- bis langfristigen Entwicklungsparameter geht das integrierte Leitbild für Wedding und Moabit davon aus, dass die Transformationsprozesse insgesamt zu einer Qualifizierung der beiden Stadtteile als urbane Lebensbereiche mit attraktiven Wohn-, Arbeits-, Einkaufs- sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten führen werden. Als konkrete Anknüpfungspunkte für die zukünftige Entwicklung im Aktionsraum plus und zur Profilierung des Leitbildes sind zu benennen: - attraktive Stadtteilzentren Müllerstraße und Turmstraße (z.B. differenzierte Nutzungsangebote, qualitätsvoller öffentlicher Raum, besondere Orte: Markthallen, Bibliotheken, Kunst- und Kultureinrichtungen) - Aufwertung und Ausdifferenzierung des Wohnungsbestandes (z.B. generationsübergreifend, energetisch saniert, durchgrünt, bezahlbar) - Wirtschaft- und Bildungsstandorte als vernetzte, sich dem Umfeld öffnende Systeme von Ausbildungsangeboten und kultureller Kooperation - Volksparks als moderne Zentren für eine lokal und übergeordnet vernetzte Sport- und Freizeitlandschaften (z.B. durch Nutzungsanreicherung für neue Zielgruppen) - Edelsteine und Trittsteine: Seestraßen-Insel und Nordhafen als neue Orte der Vernetzung beider Stadtteile.

Die bereits in der Stärken-Schwächen-Analyse generierte Zusammenführung der sektoralen Ansätze wird in der Bildung der themenübergreifenden Handlungsfelder konsequent weitergeführt. Zu den abgestimmten, integrativen Handlungsfeldern (siehe Kapitel 4.2) werden jeweils korrespondierend Leitbilder mit Darstellung der über­ geordneten Zielsetzungen, von Schwerpunktbereichen und durch Schlüssel­ maßnahmen entwickelt und zeigen somit eine Entwicklungsrichtung auf. Somit dienen diese einer Ressourcenbündelung der öffent-lichen und privaten Finanzierungskulissen (siehe Kapitel 4.3).

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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Aktionsraum plus Wedding/Moabit

Die grundsätzliche Zielvorgaben bilden:

Berlin braucht alle Talente- Attraktive Bildungslandschaft in Wedding/Moabit (Handlungsfeld: Bildung und Ausbildung) Wirtschaft und Kultur als Motor für den Arbeitsmarkt und das Image (Handlungsfeld: Wirtschaft und Kultur) Attraktive Quartiere durch starke Zentren und vernetzte Landschaften (Handlungsfeld: Quartiere und öffentlicher Raum) Vielfalt und Nachbarschaften als Chance wahrnehmen (Handlungsfeld Kulturelle Vielfalt, soziale Mischung und Internationalität)

Abb.15: Integriertes Leitbild für den Aktionsraum plus Wedding/Moabit

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4.2 Integrierte Handlungsfelder

4.2.1 Bildung und Ausbildung

Der von Beginn an gesetzte „Schwerpunkt Bildung“ bei der Bearbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes hat sich im Arbeitsprozess bestätigt. In den beiden Stadtteilen Wedding und Moabit haben Kinder und Jugendliche weitaus geringere Bildungschancen als Kinder und Jugendliche in anderen Teilen Berlins. Die Zahlen zu Kinderarmut und Schulabbrecherquoten weisen auf einen enormen Handlungsbedarf hin. Der Startnachteil dieser Kinder erfordert einen gebündelten Einsatz aller Instrumente zur Veränderung der bestehenden Situation. Kinder und Jugendliche aus armen, bildungsfernen und sozial schwachen Familien - oft mit Migrationshintergrund - benötigen eine besonders frühe und intensive Förderung, um einerseits deren gleichwertige Teilhabe an der Gesellschaft herbeizuführen und andererseits die Jugendlichen für die Anforderungen der Wirtschaftsunternehmen fit zu machen! Dazu bedarf es eines umfassenden politischen Willens auf Berliner und Bezirksebene zur Umkehr der problematischen Bildungssituation und der Hilfestellung vieler strategischer Partner. Gezielte Lobbyarbeit für eine „attraktive Bildungs­ landschaft Wedding / Moabit“ hat deshalb oberste Priorität.

Um dieses Ziel im Aktionsraum umzusetzen, reichen weder die bisherigen Arbeiten im pädagogischen Alltag noch der derzeitige Einsatz der Fördermittel mehr aus – dies ist das übergreifende Ergebnis der Bestandsaufnahme und Diskussionen während der Erarbeitung des INSEKs. Unter dem Motto „Ein Schulabschluss für jeden Jugendlichen!“ müssen nachhaltige strukturelle Veränderungen erfolgen, deren In­ halt und Ziele in einem „Masterplan Bildung“ festgelegt werden, der von allen Akteuren aus Politik und Verwaltung (Senat und Bezirk), Bildungseinrichtungen sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen (Elternvertretungen, Lesepaten, Migrantenorgani­ sationen, Unternehmen) und Bewohnern bei einer Bildungskonferenz erarbeitet wird. Als Teil einer Verantwortungsgesellschaft übernehmen alle Partner verbindliche Aufga­ ben zur Umsetzung der gemeinsam gesetzten Ziele.

Strategische Ziele und übergreifende Handlungsempfehlungen Im Einzelnen wurden folgende übergreifende Handlungsempfehlungen erarbeitet, die im weiteren Verlauf von den zuständigen Akteuren in der Senatsverwaltung, im Bezirk und den Einrichtungen weiterbearbeitet werden müssen. Strategische Ausrichtung Schulentwicklung Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Strategien aller schulischen und außerschulischen Partner zur notwendigen Veränderung der Bildungseinrichtungen und Unterstützung der Beteiligten in einer Perspektive von 5-10 Jahren sowie Ausrichtung der Förderung von Projekten an den Schulprofilen.

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Messbarkeit und Evaluation Um Veränderungen langfristig sichtbar zu machen, bedarf es der Erarbeitung von Qualitätsstandards und einer Evaluierung erfolgreicher Maßnahmen, um diese für den Aktionsraum plus übertragbar zu machen. Nachhaltigkeit Bereits durchgeführte und laufende Projekte müssen auf ihre Ziele und Wirkungen und ihre Ausrichtung auf die Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit sowie auf die Schulprofile und die Ziele des Berliner Bildungsprogranms hin überprüft werden. Wirkungsvolle, abgestimmte Projekte müssen in die Regelfinanzierung übergehen, um Stabilität zu garantieren und nachhaltige Wirkungen zu zeigen. Dazu bedarf es einer entsprechenden Lobby. Gebietsübergreifender Bezug Projekte sollten nicht an Gebietsgrenzen halt machen, sondern auch Kitas und Schulen außerhalb der Förderkulissen berücksichtigen bzw. müssen für den gesamten Strategieraum modellhaft übertragen werden. Bündelung finanzieller Ressourcen Vorhandene Mittel aus Bezirk, Land und EU müssen gebündelt und zielgerichtet eingesetzt werden. Externe Mittel wie bspw. aus Stiftungen müssen dort angedockt und auf ihre Zielgenauigkeit überprüft werden. Schulen sollen einen Verfügungsfonds zum Einsatz für kleinere Projekte erhalten, finanziell aufwändigere Projekte müssen in das strategsiche Profil passen und vorab an den erarbeiteten Qualitätsstandards gemessen werden. Vernetzung und Kooperation Schulen und Kitas können die vielfältigen kompensatorischen Aufgaben, die sich neben der Vermittlung von Wissen zunehmend auch im Bereich der Gesundheitsförderung, der kulturellen und interkulturellen Bildung und der Vermittlung von Schlüsselfunktionen (z.B. soziale Kompetenzen, Medienkompetenz) bewegen, nicht mehr alleine bewältigen. Deshalb müssen die auch im Rahmen der Schulreformen festgelegten Ansätze zu Vernetzung und Kooperation unterstützt und gestärkt werden. Hier geht es um eine (verpflichtende!) Kooperation Schule-Wirtschaft, eine stärkere Verknüpfung mit außerschulischen Bildungseinrichtungen (Jugendeinrichtungen und Bibliotheken) und Kooperationspartnern, die den Kindern und Jugendlichen kulturelle und interkulturelle Bildung vermitteln und die Chance zur Integration in die Gesellschaft geben (z.B. Sportvereine, Stiftungen, kulturelle Einrichtunge). Transparenz und Übersicht Schulen haben häufig viele Partner, die nur teilweise in ihrer Ausrichtung den pädagogischen Zielen und Schulprofilen entsprechen und manchmal nur wenigen Lehrern bekannt sind. Gegenwärtige Aktivitäten und Kooperationspartner müssen analysiert und zusammengetragen werden, um zukünftig zielgerichtetes Arbeiten zu ermöglichen.

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Inhaltliche Schwerpunkte Übergangsmanagement Kita-Schule-Ausbildung

Übergang von der Kita in die Schule : Der Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule ist für die Kinder ein großer Sprung. Aus einer systemischen Perspektive müssen Lösungsansätze und Strategien für eine Neustrukturierung des Schulanfangs und die Stärkung von Bildungsprozessen, Lernkompetenz und Entwicklungspotenzialen entwickelt werden. Hierzu ist es erforderlich, weiterführend zum Berliner Bildungsprogramm ein abgestimmtes Konzept auf Aktionsraumebene zur Unterstützung aller Beteiligten ­ Erzieher, Lehrer, Kinder und Eltern – zu erarbeiten, welches den Übergang vom Elementar- zum Primärbereich durch begleitende Aktivitäten während des letzten Kita- Jahres und des ersten Schuljahres fördert. Dieses Konzept muss Ziele setzen, aber genügend Flexibilität für die einzelnen Kooperationen ermöglichen. Der Prozess muss extern moderiert werden, um die gesetzten Ziele nachhaltig zu erreichen. Von der Schule in Ausbildung und Beschäftigung Mit Hilfe der nachfolgend als Schlüsselmaßnahme II vorgeschlagenen Servicestelle arbeiten Vertreter von Schulen, Betrieben, Kammern, Behörden und weitere Organi­ sationen gemeinsam daran, den Übergang der Jugendlichen von der Schule in Ausbil­ dung und Beschäftigung zu erleichtern. Ergebnis des „Ausbildungsverbundes“ können Unterrichtsprojekte, Forscherstationen, ausführliche Schüler-Praktika (z.B. im Rahmen des Modells „Praxislerntag“), Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, Koopera­ tionsvereinbarungen zwischen den Beteiligten sowie die Herausgabe eines regionalen Ausbildungsratgebers „Wedding / Moabit“ sein. Stärkung der Sekundarschulen Die Aufwertung der Sekundarschulen durch Erweiterung mit gymnasialen Zweigen wird als grundlegende Voraussetzung für ein attraktives Angebot für alle sozialen Schichten in Moabit und Wedding und die angrenzenden Bezirke angesehen. Die Ausrichtung unterschiedlicher Schulprofile und der Ausbau der Ganztagsangebote kann die neue Schulform weitgehend stärken. Stärkung der Schulen durch Profilbildung Die Schulen im Aktionsraum plus leiden vielfach unter einem schlechten Image und erfahren wenig Akzeptanz. Hierzu brauchen sie weitere qualifizierte Unterstützung bei der Akzeptanz- und Profilbildung. Diese führt von dem Prozess der Profilierung nach innen über das Schulmarketing bis zur Präsentation der Schule nach außen. Hierzu gehören konkrete Anleitungen zur Weiterentwicklung der Schulprogramme, Unter­ stützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, beim Umgang mit Kooperationspartnern, Presse­ vertretern und Sponsoren, der Designentwicklung (Logo, Flyer, etc.), Positionierung der Schulmarke als pädagogische Identität und Markenbildung als Selbstverständnis im Schulprogramm.

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Interkulturelle Elternarbeit Die Zusammensetzung der Bevölkerung im Aktionsraum plus mit Menschen unterschiedlichster kultureller Prägung erfordert einen gemeinsamen Prozess des „Voneinander Lernens“ und die Institutionalisierung "Interkultureller Elternarbeit" in den Kindergärten und Schulen. Die Eltern können in diesen Prozess ihr Kulturwissen einbringen und lernen gleichzeitig die Anforderungen des deutschen Bildungssystems kennen. Die Lehrer bringen ihre Curricula und ihr Institutionswissen in den Prozess ein und lernen, kulturelle Besonderheiten damit in Einklang zu bringen. Das Modell des "Aufeinander-Zugehens" und "Sich-gegenseitig-Unterstützens" sollte durch Elternlot- sen/Sprach- und Kulturmittler unterstützt werden. Mit dem Projekt werden Eltern mit Migrationshintergrund nachhaltig darin qualifiziert, sich an einer „deutschen“ Schule sicher und selbstverständlich als Partner zu enga­ gieren, ihre Interessen und Wünsche selbstbewusst zu vertreten und dafür zu sorgen, dass ihre Kinder keinen kulturellen Benachteiligungen ausgesetzt sind. Ziel sollte eine Verständnisbildung dafür sein, dass Eltern aktiv mitarbeiten müssen, wenn sie Lernerfolge ihrer Kinder sichern wollen. Die Bedeutung der frühkindlichen und schuli­ schen Bildung für die späteren Chancen auf Berufsausbildung und Beschäftigung muss vermittelt werden. Dieses Wissen geben sie zukünftig als Multiplikatoren an andere Eltern, beispielsweise aus ihren eigenen Kulturkreisen, weiter.

Schulen öffnen sich zum Stadtteil – Eltern und Bewohner übernehmen Verantwortung „FC-Union-Prinzip“ Zur verbesserten Akzeptanzbildung sowie zur Entwicklung einer stärkeren Partnerschaft zwischen Schulen und Eltern bedarf es einer Strategie zur stärkeren Bindung der Eltern an die Schule und den Stadtteil. Die Einbindung und Verantwortungsübernahme der Eltern in den Schulalltag bzw. bei der Schulgestaltung spielt hier eine große Rolle (Baumaßnahmen, Schulfeste, Projekttage).

Schlüsselmaßnahmen Die vorab aufgeführten strategischen Ziele und Handlungsempfehlungen erfordern einen weitgehenden Veränderungs- und Entwicklungsprozess im politischen und im administrativen Handeln, der von vielen Schultern getragen werden muss. Um diesen zu unterstützen und eine mittelfristige durchgreifende Verbesserung der Bildungslandschaft Wedding/Moabit zu erreichen, müssen kurzfristig Schlüsselmaß­ nahmen umgesetzt werden, um den externen und internen Aufbruchsprozess zu aktivieren. Ein gemeinsamer „Bildungsgipfel“ für alle Aktionsräume Plus könnte als Startpunkt gesetzt werden.

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Abb. 16: Handlungsfeld 1- Attraktive Bildungslandschaften

I. Masterplan Bildung für den Aktionsraum plus Organisation einer Bildungskonferenz mit dem Ziel einer gemeinsamen strategischen Ausrichtung und verbindlichen Partnerschaft unter Einbindung aller relevanten Akteure (SenBWF, Bildungseinrichtungen, IHK, Jugendberufshilfe, Unternehmen, Beschäfti­ gungsträger). Als Ergebnis soll ein „Masterplan Bildung“ als Grundlage für weiteres strategisches Handeln aller Partner erarbeitet werden.

II. Servicestelle Bildung Die Einrichtung einer „Servicestelle Bildung“ mit Ansprechpartnern für alle Bezirksregionen sollte folgende Aufgaben übernehmen: - Unterstützung bei der Qualitätsverbesserung in Kita und Grundschule - Entwicklung strategischer Ziele für die Schulentwicklung in Zusammenarbeit mit der Bezirks­ und Senatsverwaltung und Unterstützung der Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung

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- Unterstützung der Kitas und Schulen bei der Profilbildung und der Öffentlichkeitsarbeit - Koordinierung der Projekte und Vermittlung von Kooperationspartnern mit Hinblick auf die Schulprofile und –programme - Aufbau einer „Agentur für Schule und Wirtschaft“ (Schulprojekte, Praktikumsplätze…) - Unterstützung der Bildungsverbünde / -netzwerke

III. Entwicklung und Ausbau von Bildungsverbünden / -netzwerken Die bestehenden und im Aufbau befindlichen Bildungsverbünde / -netzwerke werden als Bestandteil der Bildungslandschaft dauerhaft unterstützt (z.B. Bildungsverbund Brunnenviertel, Bildungsnetzwerk Moabit, Bildungsverbund Schillerpark etc.) und werden über die Servicestelle für Bildung in den Austausch über Strategien und Ziele zur Verbesserung der Bildungslandschaften mit eingebunden.

IV. Verstetigung Elternlotsenprojekt - Aufbau eines Netzes der „Interkulturellen Elternarbeit“ Aufbauend auf dem Erfolg verschiedener Projekte der Interkulturellen Elternarbeit und Elternaktivierung soll ein Netz von den den Einrichtungen (Kitas und Schulen) zugeordneten „Elternlotsen“ aufgebaut werden.

V. Familienzentren Um frühkindliche Bildung zu fördern und Eltern in den Zielen der Sprachentwicklung, Gesundheitsförderung und Erziehungskompetenz zu unterstützen, werden sozialräumlich orientierte Familienzentren aufgebaut. Als Modellzentrum wird der Ausbau des Standortes in der Rathenower Straße angebunden an die dort vorhandene Kita und die Grundschule (Kurt-Tucholsky-GS) vorgeschlagen. Weitere (mögliche bzw. bereits bestehende) Standorte sind im Soldiner Kiez, im Brunnenviertel (Kita Wattstraße) sowie in der Musikschule Fanny-Hensel in der Ruheplatzstraße.

VI. Schulcampus als Modell der übergreifenden Bildungsarbeit Die Kooperation von Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen mit außerschulischen Trägern insbesondere der Jugendarbeit sowie die Öffnung der Einrichtungen in den Stadtteil ist Ziel der Schulpolitik im Bezirk. Anhand von drei Modellprojekten sollen die beiden im Aufbau befindlichen Kooperationen zum Aufbau von Campus-Standorten im Wedding entwickelt und ein weiterer Standort in Moabit gefunden und ausgebaut werden.

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VII. Produktionsschulen Im Aktionsraum plus sollen zwei Produktionsschulen aufgebaut bzw. verstetigt werden. Die Produktionsschulen bieten berufliche Orientierung und Bildung, Praxiseinsätze, allgemeine Bildung und sozialpädagogische Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene, die schuldistanziert nd ohne berufliche Perspektive sind, aber über arbeitspraktische Potenziale verfügen. Das derzeitige Modellprojekt der Produktionsschule im Wedding ist ein Projekt im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Soziale Stadt - Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)“. Der bisherige Standort der Produktionsschule im Wedding im Ex-Rotaprint-Gelände soll nach der Modellphase (bis 2012) verstetigt werden, in Moabit muss ein geeigneter Standort gefunden werden.

VIII. Ausbau Sprachförderung Nach Evaluierung vorhandener Projekte soll ein Konzept für den Aktionsraum plus Wedding/Moabit erstellt werden mit dem Ziel, abgestimmte Maßnahmen zur Angleichung des Sprachniveaus bei Kindern und Schülern mit (und ohne) Migrationshintergrund in der vorschulischen und schulischen Ausbildung umzusetzen. Im Zuge dieser Maßnahmen ist gleichzeitig die Erhöhung der Sprachkompetenz aller Kinder, Einbeziehung der Eltern und Qualifizierung des Personals vorzusehen. In diesem Zusammenhang kann die geplante Einrichtung eines Sprachförderzentrums einen wichtigen Beitrag leisten.

4.2.2 Wirtschaft und Kultur

Wie im Kapitel 2.7 dargestellt, befinden sich im Aktionsraum plus Wedding/Moabit eine Vielzahl von Global Playern aus der Wirtschaftswelt. Zudem gewinnen die kulturwirtschaftlichen Standorte bezogen auf die lokale Wirtschaft wie auch als Imageträger an zunehmender Bedeutung. Die Verknüpfung der Sektoren Wirtschaft und Kultur soll der zunehmenden Verzahnung dieser Themenfelder Rechnung tragen. Insbesondere in einer weiterführenden Vernetzung mit dem Handlungsfeld „Bildung und Ausbildung“ sind innovative und zukunftsfähige Synergien zu fördern.

Strategische Ziele und übergreifende Handlungsempfehlungen Bei der Analyse der Bildungssituation muss festgestellt werden, dass eine arme Kinderschicht mit relativ schlechten Bildungschancen heranwächst, die in 15 Jahren eigentlich zu den Leistungsträgern der wirtschaftlichen Entwicklung zählen soll und stattdessen der Gesellschaft als Arbeitskraft verloren geht. Das sich abzeichnende Problem wird in Teilen schon jetzt daran erkennbar, dass nicht mehr von einem Lehrstellenmangel im eigentlichen Sinne die Rede ist. Vielmehr beklagen die Unternehmen zunehmend, dass viele der Haupt- und Realschulabgänger nicht wirklich ausbildungsfähig sind, da ihnen Schlüsselqualifikationen fehlen. Daraus lassen sich

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folgende strategische Ziele für das Leitbild „Wirtschaft und Kultur als Motor für den Arbeitsmarkt und das Image“ ableiten:

Ausbildungs- und Beschäftigungsoffensive Aus unserer Sicht erscheint eine von den politisch Verantwortlichen und den Fachinstitutionen wie der IHK und der Handwerkskammer gemeinsam getragenen Ausbildungsoffensive notwendig, um ein Umsteuern gegen die sich abzeichnende „Lehrlingsnot“ zu erreichen. Schon jetzt gibt es viele Beispiele, bei denen Unternehmen die zukünftigen Azubis über Einstiegspraktika behutsam an die Arbeitswelt heranführen. Diese Kooperationen sind dringend weiter zu verstetigen.

Bessere Vorbereitung der Ausbildungsphase Das Ausbildungsthema muss viel früher, umfassender und interessanter aufbereitet an die Haupt- bzw. Sekundarschulen herangetragen werden, wie dies im Rahmen der „Vertiefenden Berufsorientierung“ seit 2006 bereits verstärkt angestrebt wird, damit die Auszubildenden sich für den neuen Lebensabschnitt besser vorbereiten, orientieren und weiter qualifizieren können. Es gibt sicherlich eine Fülle von Berufsorien­ tierungskursen u.ä.. Man muss sich aber zunehmend die Frage stellen, ob diese Angebote auch wirklich bei den potenziellen Nachfragern ankommen. Dass hier der Bedarf zudem weiter steigen wird, lässt sich an den Schulabbrecherquoten bereits jetzt erkennen.

Kultur als Imageträger und Arbeitgeber Berlin entwickelt sich sowohl in den Bereichen der Hochkultur als auch der Off-Kultur kontinuierlich weiter. Das vom Prime Time Theater entwickelte Projekt „Guter Wedding, schlechter Wedding“ zeigt auf, dass man auch mit einem angeblich schlechten Image zu einem positiven Imageträger werden kann. Außerdem sollte nicht unterschätzt werden, dass rund um die Kulturwirtschaft eine Vielzahl von kleineren Jobs geschaffen werden, die insbesondere für Menschen ohne qualifizierten Berufsabschluss geeignet sind.

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Abb.17: Handlungsfeld 2- Wirtschaft und Kultur für Arbeitsmarkt und Image

Schlüsselmaßnahmen

I. Ausbildungs- und Beschäftigungsgipfel Da sich seit Jahren viele Unternehmen und Verbände über die fehlende Ausbildungsreife der Auszubildenden beklagen, aber sich andererseits viele Projekte und Projektträger um berufsvorbereitende Qualifikation bemühen, wird ein Ausbildungsgipfel vorgeschlagen. Um der Diskrepanz Rechnung zu tragen, müssen im Rahmen eines Expertenhearings die verschiedensten Ansätze analytisch aufbereitet, best practice Beispiele vorgestellt und neue Lösungsvorschläge mit allen Beteiligten diskutiert sowie möglichst auch Beschlüsse zu neuen „Masterplänen“ gefasst werden. Ziel muss es sein, dass das Land Berlin sich den bevorstehenden Herausforderungen stellt und neue konzeptionelle Wege zur Verbesserung der Ausbildungsreife und Berufsorientierung beschreitet.

II. Lokale Ausbildungsplatzbörse Die von der IHK betreute Ausbildungsplatzbörse soll im Sinne von „Kundennähe“ lokal im Gebiet des Aktionsraums plus jährlich durchgeführt werden und im Sinne einer

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Abfrage - Schüler suchen / Unternehmen bieten - weiterentwickelt werden. Dies könnte ähnlich wie in NRW mit einem Ausbildungsatlas, der die bestehenden Ansätze berücksichtigt, berlinweit kombiniert und kommuniziert werden. Hierzu bedarf es einer engen Abstimmung mit der IHK, der Handwerkskammer,der zuständigen Senatsverwaltung und der Bundesagentur für Arbeit. Beispiele wie das Unternehmensnetzwerk Motzener Straße zeigen, dass die Unternehmen selbst in kleineren Netzwerken aus Eigeninteresse bereits Ausbildungs­ und Praktikumplätze anbieten. Da sich im Untersuchungsgebiet, wie dargestellt, viele größere Unternehmen befinden, erscheint es sinnvoll, derartige lokale Aktivitäten in einer Ausbildungsplatzbörse zu bündeln und ggf. mit einem „Tag der Unternehmen“ wo sich die jeweiligen ausbildungsbereiten Unternehmen präsentieren, zu kombinieren.

III. Ausbildungsscout Schule-Wirtschaft Mit dem Aufbau einer Ausbildungsscouteinrichtung soll eine Anlaufstelle für die Noch- Schüler, für Schulen und für Verbände (z.B. IHK, Handwerkskammer) entstehen, über die möglichst frühzeitig die verschiedenen Berufsorientierungen an die Schüler vermittelt werden. Vorstellbar ist hierbei auch, dass bereits schulunterrichtsbegleitend Praktika in Unternehmen von den Schülern absolviert werden. Für die Unternehmen besteht somit der Vorteil, möglichst frühzeitig potenzielle Auszubildende kennen zu lernen und auf den Berufsalltag vorzubereiten. Die Schüler hätten den Vorteil, dass sie die Chance erhalten, auch ohne einen guten Schulabschluss möglicherweise einen Ausbildungsplatz zu erhalten, indem sie den Nachweis über gute Schlüsselqua­ lifikationen führen können. Wenn auch dies misslingt, ist zumindest klar, dass weitere Maßnahmen zur Erlangung der Ausbildungsreife erforderlich sind. Dieses Modell sollte möglichst mit Zielvereinbarungen zwischen den Beteiligten verbunden sein. Es muss auch zu der besseren Transparenz der vielfältigen Angebotsstruktur zur Berufsvorbereitung dienen. Hierbei ist ein professionell institutionalisierter Ansatz einem vielfältigen und unübersichtlichen Ansatz vorzuziehen. Grundsätzlich ist diese Anlaufstelle als eine Art Kümmerer zu installieren, der auf der lokalen Ebene mit den Schulen und den Unternehmen gut vernetzt ist. Als ein erster konkreter Schritt soll zunächst eine Ausbildungsplatzbroschüre und webseite in Zusammenarbeit mit der Servicestelle Bildung (siehe Handlungsfeld Bildung und Ausbildung) entwickelt und herausgegeben werden. Diese könnte dann im weiteren Verlauf von Schülern weiter geführt werden, um über Erfahrungsberichte den konkreten Praxisbezug zu gewährleisten. Ein zusätzliches Training kann zudem die Schüler optimal auf Betriebsbesuche und die Einwerbung von Ausbildungsplätzen vorbereiten und ihnen die positiven Aspekte und die eigenen Vorteile dieser Aktion verdeutlichen. In einem ersten Schritt müsste für diese Maßnahme ein Handlungskonzept erstellt werden.

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IV. Verstetigung imagefördernder Events Im Untersuchungsgebiet haben sich insbesondere auch durch die Unterstützung einzelner Quartiersmanagementaktivitäten imagefördernde Events etabliert, die sehr gut von der Bevölkerung angenommen werden und eine stark wachsende Außenwirkung entfaltet haben. Dazu gehören - WEDDING DRESS, ein von Berlins größtem kommunalen Wohnungsunter­ nehmen degewo initiiertes Festival of Urban Fashion and Lifestyle in der Brunnenstraße, - Inselglück zeigt den künstlerisch-kulturellen Facettenreichtum Moabits auf (Offene Künstlerateliers, Designerwerkstätten, Ausstellungen, Straßen- und Kulturfeste, Theater, Musik, Tanz, Performances, Film, Lesungen, Workshops, Kunstaktionen sowie viele Kultur-Aktionen für Kinder und Jugendliche), - die Lange Nacht der Chöre hat sich mit dem 5. Auftritt in diesem Jahr endgül­ tig als Highlight zum Start der Berliner Konzertsaison etabliert - die Lange Nacht des Buches bietet an den unterschiedlichsten Orten Lesun­ gen für jede Altersstufe und jeden literarischen Geschmack - die Gleimtunnelparty als jährliche Veranstaltung in besonderer Location an der Verbindung zwischen Brunnenviertel und Prenzlauer Berg Im Sinne einer „Standortmarketingmaßnahme" für den Aktionsraum sollen diese Projekte unterstützt, professionalisiert und verstetigt werden.

V. Konzeption für das Kulturband Wedding/Moabit Im Aktionsraum plus gibt es eine Vielzahl von Kulturstandorten, die über keine professionelle Vernetzungsstruktur verfügen. Gleichzeitig ist jeder einzelne Standort bemüht, seine Eventaktivitäten zu bewerben und zu vermarkten. Im Sinne einer Synergiestiftung wird vorgeschlagen, mit einer Konzeption die Professionalisierung dieses bandartigen Kulturnetzwerkes zur erreichen. Hierzu gehören u.a. Standorte wie die Kolonie Wedding, die Pankehallen, die Uferhallen, das ExRotaprintgelände, die Kulturfabrik, die universal hall und das Meilenwerk. Dass einzelne dieser Standorte bereits professionell aufgestellt sind, ist deutlich. Von dieser Professionalität können andere Kulturstandorte jedoch lernen und profitieren.

VI. Nutzungskonzept zum Standort des Diesterweg - Gymnasiums Durch die Aufgabe des Standortes des Diesterweg - Gymnasiums wird zwar eine Lücke in die Bildungslandschaft im Brunnenviertel gerissen, gleichzeitig bieten das Gebäude und das Grundstück Potenzial, um es einer kiezfördernden Nachnutzung zuzuführen. Daher wird vorgeschlagen ein Konzept zur Nachnutzung des Standortes zu erstellen, um eine Belebung und eine soziale Mischung für den Standort zu bewirken. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen die wirtschaftlich vertretbaren Möglichkeiten

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zur Sanierung bzw. dem evtl. nötigen Neubau eines Gebäudes untersucht werden. Erste Ideen zur Umnutzung sind die Einrichtung eines Ausbildungshotels und von "Sharing Werkstätten und Büros" für junge kreative start up-Unternehmen.

4.2.3 Quartiere und öffentlicher Raum

Die Auseinandersetzung mit den Leitbildern verdeutlicht, dass eine zukünftige erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung des Strategieraums plus nur bei umfassender Inanspruchnahme der inneren Potenziale und Stärken und der offensiven Einbindung der exogenen Veränderungsprozesse insbesondere an den Rändern gelingen kann. Die öffentlichen und privaten Entwicklungsimpulse von außen sind zu begrüßen, da sie u.a. zu einem erforderlichen „Durchmischungsprozess" führen werden. Für diesen komplexen Stadtentwicklungsprozess sind stabile und projektbezogene Kooperations­ und Planungsprozesse zu initiieren. Hierzu gilt es, nicht nur administrative oder programmbedingte Barrieren und Grenzen zu beseitigen, sondern vielmehr auch die tatsächlichen räumlichen Zäsuren innerhalb und zwischen dem Wedding und Moabit zu überwinden. Insbesondere im Rahmen der Arbeitsgruppe der Strategiewerkstatt wurde gefordert, konkrete Verflechtungsbereiche in den Fokus der Aufmerksamkeit zukünftiger Planungsschritte zu setzen. Um im Gebiet des Aktionsraums plus mittel- bis langfristig attraktive Quartiere zu sichern, bedarf es zielgerichteter Strategien und umfangreicher Bemühungen aller Beteiligten. Wichtige Schritte sind hier mit der Umsetzung erster Maßnahmen im Rahmen des Programms Aktive Zentren eingeleitet worden, denn attraktive Einkaufsstraßen sind das Rückgrat von intakten Quartieren, die wiederum eine Vorraussetzung für stabile und vernetzte Nachbarschaften sind. Neben so wichtigen Maßnahmen wie die Installierung eines Geschäftsstraßenmanagements und den Bemühungen zur Reaktivierung der beiden Markthallen wird ein Schwerpunkt auf die Verbesserung des öffentlichen Raums gelegt. Aufgrund der Analysen wie sie umfangreich im Kapitel 2 dargestellt werden und der vorab verdeutlichten Leitbildentwicklung sind aus unserer Sicht folgende weitere strategischen Ziele und Handlungsempfehlungen für den Prozess im Aktionsraum plus zu beachten:

Verbesserung der Wohnqualität und der Lebensbedingungen im Quartier Um dieses Ziel erreichen zu können, bedarf es umfangreicher und verschiedene Handlungsfelder einbeziehende Maßnahmen. Sicherlich sind hier die Arbeitsansätze der integrierten Stadtteilverfahren eine wichtige Vorraussetzung, gleichwohl nicht verkannt werden darf, dass nicht jedes Problem im Stadtteil durch Maßnahmen und Projekte des Quartiersmanagements gelöst werden können. Demzufolge muss sich das öffentliche Handeln vornehmlich auf öffentliche Flächen und Einrichtungen

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konzentrieren. Ansätze wie die Aufwertung des Leopoldplatzes oder des Kleinen Tiergartens spielen daher eine besondere Rolle, aber auch kleinteilige Maßnahmen wie die Verbesserung von Spielplätzen oder die Verkehrsberuhigung im Kiez tragen erheblich zur Verbesserung der Wohnqualität bei.

Öffentliche Anreize für Sanierungsmaßnahmen und bessere Durchmischung in den Quartieren Auffällig im Rahmen der Analysen war die Tatsache, dass in scheinbar intakten Quartieren wie dem Parkviertel die sozialräumliche Situation relativ ungünstig ist. So laufen z.B. Verjüngungsprozesse bei der Mieterschaft gerade erst an. Sie sind mit Maßnahmen der Wohnungswirtschaft und der öffentlichen Hand zu verstetigen. Da die dortigen Wohnungsbestände vornehmlich im Eigentum von Wohnungsbau­ gesellschaften sind und die 20er-/30er- und 50er-Jahre-Siedlungen nicht immer den heutigen Wohnansprüchen entsprechen (hoher Anteil an Kleinstwohnungen), erscheinen Umbaumaßnahmen mit Veränderungen von Wohnungsgrundrissen in Verbindung mit erforderlichen Maßnahmen zur energetischen Sanierung sinnvoll, um auch generationsübergreifendes Wohnen zu ermöglichen. Ergänzend könnten an gesonderten Standorten auch Neubaumaßnahmen z.B. für Hausgruppenprojekte erfolgen. Dadurch kann eine bessere soziale Durchmischung der Bewohnerstruktur erreicht werden.

Aufwertung bestehender Parkanlagen und Grünflächen Wie am Beispiel der Grünflächen im Einzugsgebiet der Einkaufsstraßen dargestellt wurde, können Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthalts- und Erholungsqualität in starkem Maße zur Steigerung des Wohnwertes beitragen. Daher sind Maßnahmen in diesen Teilbereichen von großer Bedeutung. Das positive Beispiel der programmatischen Anreicherung mit Sport- und Freizeitmaßnahmen rund um den Fritz-Schloss-Park unter dem neuen Leitbild des „Sportparks Poststadion" tragen zur Qualitätssteigerung nicht nur für die direkten Anrainer bei. Bedeutsam ist auch die Ansprache neuer Zielgruppen, die über einen unmittelbaren Kiezbezug hinausgehen. In der Folgewirkung wird somit der Stadtteil auch für neue Bewohner und Nutzer interessant. Es bietet sich an, eine Übertragung dieser strategischen Heran­ gehensweise auch modellhaft auf andere große Parkanlagen im Aktionsraum plus zu prüfen. Darüber hinaus führt gerade die Aufwertung bestehender Parkanlagen und Grünflächen (z.B. der Leopoldplatz und der Nauener Platz) im Aktionsraum plus zu einer Stärkung der Kieze und zur Identifikation der Bewohner mit ihrem Quartier. Somit dienen die qualitätserhaltenden und –ent-wickelnden Maßnahmen auch als standort­ bezogene Imageträger. Im Zusammenhang mit der zukünftigen Anpassungsnotwendigkeit der verdichteten Innenstadtquartiere an die Folgen des Klimawandels erfahren die Quartiersplätze

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einen erheblichen Bedeutungszuwachs zur Sicherung mikro-klimatischer Ausgleichs­ funktionen. Entwicklung vernetzter Bewegungslandschaften Die teilweise alarmierenden Zahlen im Bereich Gesundheit zeigen auf, dass unzureichende körperliche Bewegung sukzessive zu Problemen bei der Körperkoordination und zu Übergewicht führen kann. Daher ist es erforderlich, dieses Thema stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Kampagnen mit den Kranken­ kassen, die darauf abzielen für mehr Bewegungsaktivitäten (insbesondere für Kinder und Jugendliche) zu werben, sind hier ein wichtiger Baustein. Allerdings bedarf es auch einer entsprechenden Angebotsstruktur, die leicht wahrzunehmen und zudem auch attraktiv ist. Dass diese Angebote im Sinne einer „bandartigen Vernetzung“ der Bewegungslandschaften für eine motivierende Alltagsmobilität auch eine weitere Qualitätsverbesserung darstellen, ist nur die logische Folge.

Abb.18 : Handlungsfeld 3- Attraktive Quartiere und vernetzte Landschaften

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Schlüsselmaßnahmen Zur Konkretisierung der strategischen Ziele und der Handlungsempfehlungen lassen sich auf der Grundlage der Leitbildansätze wichtige Schlüsselmaßnahmen mit unterschiedlichen Zeithorizonten darstellen. Die Schlüsselmaßnahmen berücksichtigen den Projekte-Kanon der einzelnen Maßnahmenkonzepte der bestehenden Förderprogramme und sollen darüber hinaus als Impulsgeber oder -Verstärker in den bestehenden oder in neuen Schwerpunktbereichen dienen.

I. Förderung wichtiger Konzeptbausteine in den Zentrenbereichen Müllerstraße und Turmstraße - Einsetzen eines Geschäftsstraßenmanagements mit dem Ziel einer Angebotsprofessionalisierung und einer gemeinsamen strategischen Ausrich­ tung / Marketings aller relevanten Akteure - Aufwertung der Arminius Markthalle (“Markthalle der Kulturen") und der Müllerhalle - Straßenraumgestaltung zur Verbesserung der Aufenthalts- und Nutzungsqua­ lität

II. Umsetzung geplanter Neugestaltungsmaßnahmen bedeutsamer öffentlicher Grün- und Platzflächen - z.B. Umgestaltung Ottopark und Kleiner Tiergarten (Wettbewerb) - Umgestaltung Rathausplatz an der Müllerstraße und Leopoldplatz, - Maßnahmenbündel Sportpark Poststadion mit Verflechtungsprojekten (z.B. Döberitzer Verbindung)

III. Erstellung eines integrierten Entwicklungskonzeptes für das Parkviertel - Bildung einer Arbeitskreises zum Parkviertel mit den wesentlichen Wohnungsunternehmen und weiteren relevanten Akteure (z.B. Aufgreifen der Initiative zum „Runden Tisch Schillerhöhe") - Entwicklung eines Integrierten Handlungskonzeptes in enger Abstimmung mit Senatsverwaltungen, Bezirk sowie Eigentümern und Bewohnern - frühzeitige Festlegung von Maßnahmeschwerpunkten insbesondere in den Bereichen: Umbau im Bestand / Grundrissveränderungen zur Diversifizierung des Wohnungsangebotes (Erschließung neuer Zielgruppen) Umsetzung energetische Sanierungsmaßnahmen Gestaltung Wohnumfeld, Wegebeziehungen zu Schulen, Parkanlagen usw. Nahversorgung und Dienstleistungen/Services

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IV. Aufwertung und Belebung des Humboldthains - Erarbeitung von Nutzungs- und Gestaltungskonzepten für den Gesamtbereich und für zu vertiefende Teilbereiche (Schwerpunkte: Nutzungsangebote, Zugänglichkeit, Eingangsbereiche, Sicherheit, Nutzer- und Betreiberkonzepte usw.) - Initiieren eines Beteiligungsprozesses für Bewohner und Gewerbetreibene - Realisierung von Umbaumaßnahmen

V. Aufwertung der Erholungsanlage Rehberge - Konzepterstellung und Realisierung von Maßnahmen zur besseren Verflechtung und Zugänglichkeit der Grünflächen im Volkspark Rehberge - Schwerpunktsetzung auch bei Barrierefreiheit und Verbesserung der Verknüpfung/Durchwegung der Kleingartenanlagen - Integration der Belange der Gartendenkmalpflege und des Naturschutzes

VI. Entwicklung „Grüner Bewegungsbänder" - Erstellung eines stadtteilübergreifenden Konzeptes für die Vernetzung von öffentlichen Wegen und Flächen - hierarchischer Aufbau: von teilraumbezogenen Mini-Loops und Tracks für die Nahbereichs- und Alltagsmobilität bis zur Einbindung in internationalen Rad- und Wanderrouten - Sicherung interner, multi-modaler Vernetzungen der Quartiere und der Anbindung besonderer Orte, z.B. Grünflächen, Gewässer (z.B. Segway, Fahrrad, Kanu usw.) - konzeptionelle Einbindung auch von Flächen für temporäre Nutzungen - Schließung fehlender Teilstücke in bestehenden Netzen (Priorität: Spreeufer), - Entwicklung von zielgruppenspezifischen Angeboten, insbesondere zur Verknüpfung von Gesundheit und Alltagsmobilität - Erschließung touristischer Potenziale, z.B. Verknüpfung von Hostel- Standorten mit Hauptbahnhof usw.

VII. Erarbeitung von Planungsstudien für die Seestraßen-Insel und den Nordhafen - Entwicklung eines städtebaulich-freiraumgestalterischen Nutzungs- und Gestaltungskonzeptes für die stadtteilvernetzenden "Trittsteine" am Berlin­ Spandauer-Schifffahrtskanal - enge Kooperation mit den Masterplan-Prozessen der Heidestraße und der Bayer-Schering Pharma AG sowie den Planungen der BEHALA - Integration der Erschließungssituation des Freibades Plötzensee in die Studie

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VIII. Konzept zur Förderung von Gesundheit und Bewegung in den Stadtteilen - Erarbeitung eines Konzeptes zur Förderung von Gesundheit und Bewegung in den Stadtteilen, das auf den Ergebnissen der Gesundheitskonferenz in Mitte im November 2009 aufbaut - enge Kooperation und Abstimmung mit der Entwicklung der "Grünen Bewegungsbänder" (siehe Schlüsselmaßnahme VI).

4.2.4 Vielfalt und Internationalität

Vielfalt und Internationalität prägen den Aktionsraum plus. Große international agierende Betriebe, Wissenschafts- und Hochschuleinrichtungen sind bedeutende Pfeiler der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung Berlins. Zugewanderte Menschen aus allen Kontinenten und Ländern haben hier ihren Arbeits-, Wohn- und Lebensraum.

Doch über lange Zeit fehlten Verständnis und Rahmenbedingungen zur Förderung von Integration und Teilhabe – erst am 1.1.2005 ist das Zuwanderungsgesetz in Kraft getreten. Diese Verspätung macht sich heute vor allem für die nachwachsende Generation erschwerend bemerkbar. Daneben haben zwei Entwicklungen die soziale und ethnische Segregation begünstigt: Die tiefgreifende Deindustrialisierung hat vor allem die unqualifizierten Migranten überproportional betroffen. Angesichts zunehmend wissensorientierter Anforderungen bleibt ihnen der Weg in andere Branchen oder Dienstleistungsfelder versperrt und nimmt die lTransferleistungsabhängigkeit zu. Desweiteren haben „nachholende“ Suburbanisierung und entspannter Wohnungsmarkt die soziale Entmischung in den Quartieren begünstigt. Vor allem in den nördlichen Teilbereichen von Wedding-Gesundbrunnen hat sich – und das Monitoring Soziale Stadtentwicklung weist darauf ausdrücklich hin - eine hohe Problemdichte verstärkt. Allein „von Innen heraus“ erscheint sie nur in Ansätzen und über einen langen Zeitraum hinweg veränderbar.

Hier aber lebt ein großer Anteil der jungen Generation von Berlin. Deren Integration in die institutionellen Systeme von Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Kultur stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe für alle Politikfelder, für Verwaltung und Zivilgesellschaft ­ über zeitlich begrenzte Förderprogramme und Quartiersmanagementkulissen hinaus ­ dar.

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Strategische Ziele und übergreifende Handlungsempfehlungen

Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept für den Aktionsraum plus konzentriert sich in diesem Handlungsfeld auf Verstetigung, Bündelung und Innovation mit drei strategischen Zielrichtungen: Teilhabe fördern, Wohnen differenzieren, Empowerment stärken.

1. Teilhabe fördern Grundlage für die Teilhabe an der Stadtgesellschaft sind gute Bildungsvoraus­ setzungen, Ausbildung und Beschäftigung. Dem tragen die Handlungsfelder Bildung und Wirtschaft Rechnung. Auch andere - institutionelle und informelle ­ Infrastrukturangebote müssen Teilhabe fördern und durch Verstetigung und Bündelung zu wirksamen Effekten führen.

Stadtteilschule, „Campus“ Mit der Öffnung und Erweiterung von Schulen als Stadtteil- oder Campus-Schulen lassen sich Lernstrukturen und –angebote mit niedrigschwelliger Eltern- und Familienbildung bündeln. Viele Familien ziehen sich zurück und sind nur schwer erreichbar. Gleichwohl sind Elternkompetenz und Bildungsverantwortung zentrale Voraussetzungen der Teilhabeförderung.

Ausbau von interkulturellen Familien- und Stadtteilzentren Familienzentren und interkulturell geöffnete Stadtteilzentren sind vielfach Motor der wohnortnahen Nachbarschaftsarbeit mit Familien, Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen, die mit Initiativen bürgerschaftlichen Engagements verbindlich zusammenarbeiten. Sie sind berlinweit gut vernetzt und können ihre Ansätze für den Aktionsraum plus konzeptionell einbringen. Die Unterstützung der Zentren sowohl durch Migrantenvereine als auch durch Lotsen und Kiezmütter als mitunter aufsuchende Multiplikatoren mit Kontakten in die Communities sollte zentraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes sein.

Kinderarmutsbüro Die Einrichtung eines „Kinderarmutsbüros“ (Arbeitstitel) wird in der Bezirksverwaltung seit mehreren Jahren verfolgt, um Maßnahmen zum Abbau von Kinderarmut und der besonderen Förderung der Kinder zu bündeln sowie Lobbyarbeit zu betreiben. Es könnte in eines der „Campus“-Projekte oder Stadtteilzentren integriert werden.

Verstetigung von informellen „Brückenfunktionen“ Da Familien mit Migrationshintergrund von den Regelstrukturen oft schwer erreicht werden, sollten Lotsen und Kiezmütter als Multiplikatoren zu einem „normalen“ und

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regelgeförderten Bestandteil der Infrastruktur werden. Dies macht auch Qualifizierung und Zertifizierung erforderlich. Neben familien- und bildungsorientierten Aufgaben wird das Thema Pflege von älteren Menschen mit Migrationshintergrund auch für diese Lotsen an Bedeutung gewinnen.

Bewegungs- und Aktionsradius erweitern Viele Kinder und Jugendliche in Wedding/Moabit haben einen sehr engen Aktionsradius (vgl. Protokoll AG1). Dem direkten Wohnumfeld kommt dadurch eine enorme Bedeutung als Integrationsfaktor zu, indem er Lern-, Erfahrungs- und Entfaltungsräume eröffnet oder begrenzt (nicht zuletzt in Bezug auf die Berufswahl). Um die Integrationschancen der jungen Menschen zu verbessern ist einerseits eine Ausstattung an Lern- und Erfahrungsorten nötig, die in der Lage ist, Defizite auszugleichen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Andererseits sind hier auch Wege und Kooperationen, Maßnahmen und Partner gefragt, die den Kindern und Jugendlichen bei der Entdeckung der Welt außerhalb ihres Quartiers (von eine U­ Bahn-Station weiter bis berlinweit) unterstützen und sie mit entsprechenden Angeboten vertraut machen. Derartige Maßnahmen können u.a. sein: bezirksübergreifende Ko­ operationen von Einrichtungen, Veranstaltungen (Sport) und Wettbewerbe, Ferien­ programme, Vernetzung der jeweiligen Anbieter und jugendgerechte Aufbereitung der entsprechenden Informationen, Ferien-Patenschaften, Leih-Omas und -Opas.

Innovative und ungewöhnliche Brücken in Ausbildung, Beschäftigung, Existenzgründung Zahlreiche kleinere und größere Projekte sowie Netzwerke widmen sich der Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung. Zwischen einzelnen Betrieben und Schulen bestehen Patenschaften und Kooperationen. Darüber hinaus scheinen in diesem Bereich innovative und gemeinsame Strategieansätze nötig und möglich, die Wedding-Moabit als „Ort der Chancen“ für Internationalität und Innovation in den Vordergrund rücken. Diese Funktion übernehmen meist Kulturprojekte „von unten“, weniger die Strategieansätze „von oben“. Hostel-Jugend-Projekte mit Ausbildungs- und Beschäftigungseffekt könnten hier ebenso neue Wege aufzeigen wie eine Verknüpfung „Belebung des Brunnenviertels“ mit Existenzgründungen.

Kulturübergreifender „Integrationsmotor“ Sport Ein übergreifendes und förderndes Teilhabefeld ist schließlich der Sport, dem das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept für den Aktionsraum plus (z.B. Poststadion) im Hinblick auf Gesundheit und Bewegung, aber auch für Begegnung und Verantwortungübernahme, einen großen Stellenwert zuweist. Hierfür sind auch andere Bereiche (z.B. Humboldthain) einzubeziehen und bestehende Flächen- und Raumangebote zu bündeln (Beispiel: gezielte Öffnung von Turnhallen für Mitternachtssport).

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2. Wohnen differenzieren In wissenschaftlichen und wohnungswirtschaftlichen Diskussionen ist umstritten, ob überhaupt und wie eine (nachträgliche) soziale Mischung in hoch segregierten Wohnquartieren möglich ist. Hemmende wie fördernde Rahmenbedingungen für den Aktionsraum plus gilt es erst noch auszuloten.

Neue Wohnmodelle Der überwiegende Anteil von „einfachen Wohnlagen“ schränkt zwar die Möglichkeiten für eine nachträgliche soziale Mischung stark ein, doch mit dem Generationenwechsel in kleinen Quartieren könnten sich Chancen ergeben, erfolgreiche und aufstiegsorientierte Familien mit und ohne Migrationshintergrund in den Gebieten als Vorbilder und Netzwerker zu halten. Aufgrund der ansteigenden Mieten in den angrenzenden Stadtteilen ist der weitere Zuzug von Studenten insbesondere in preiswerte Altbaubestände wahrscheinlich. Um diese jedoch langfristig auch als junge Familie zu halten, sind gezielte Konzepte und besondere Profile gefragt: - Interkulturelle Wohnmodelle und generationsübergreifendes Wohnen (z.B. Gartenstadt Atlantic) - Genossenschaftliche Wohnmodelle für Migranten, - Studentisches Wohnen, - Wohnen und Arbeiten, Wohnen und Dienstleistung etc.

Nachverdichtung und Wohnungsanpassung In älteren Wohnungsbeständen der dreißiger, fünfziger und siebziger Jahre kann eine integrierte und beteiligungsintensive Nachverdichtung und Wohnungsanpassung neue Nutzer erschließen und soziale Mischung reaktivieren (z.B. Wohnanlage Hofgarten der degewo im Brunnenviertel).

3. Empowerment stärken Empowerment im Sinne der Stärkung von Selbstbefähigung und Eigenverantwort­ lichkeit bietet nicht zuletzt angesichts des Rückzugs der öffentlichen Hand aus bislang traditionellen Versorgungsfeldern in der Infrastruktur einen notwendigen Strategieansatz. Alle Projekte sollten sich dem stärker verpflichten und mit einem gemeinsamen Qualitätsansatz nachweisbare Erfolge anstreben. Darüber hinaus sind weitere konzeptionelle Ansätze zu erproben, wie beispielsweise die sich im Aufbau befindliche Bürgerstiftung Wedding im Brunnenviertel.

Sprungbretter in den Arbeitsmarkt Projekte müssen in hohem Maße als „Sprungbrett“ in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und zur Berufsorientierung angelegt sein, kreative Fähigkeiten und

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soziale Kompetenzen stärken. Neben Jugendlichen gilt es besonders auch die Frauen über verschiedenste Angebote auf dem Weg in die Erwerbsfähigkeit zu unterstützen. Beispiele dafür sind u.a.: Schülerfirmen und Taschengeldprojekte an Schulen in Kooperation mit Betrieben, eigenständige Aktivierungsansätze von Jugendlichen (z.B. WIB-Projekt im Brunnenviertel), Hausaufgabenprojekte an Schulen gegen Aufwandsentschädigung, Entlohnung bei Nachbarschaftsaktionen.

Einbindung von Migrantenorganisationen/ Moscheevereinen Die Einbindung von Migrantenorganisationen und Moscheevereinen trägt dazu bei, Familien mit Migrationshintergrund für staatliche Einrichtungen zu erreichen und Trägerstrukturen zu differenzieren. „Tandemprojekte“, die von traditionellen Trägern und Migrantenorganisationen gemeinsam durchgeführt werden, fördern dies. „Empowermentseminare“ sollten sie qualifizieren und ihre Eigenständigkeit stärken (Anträge für Projekte, Buchführung, Werbung etc.).

Abb. 19: Handlungsfeld 4 Vielfalt und Internationalität

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Schlüsselmaßnahmen

I. Interkultureller Ausbau der Stadtteilzentren Der Ausbau interkultureller Stadtteilzentren als Anpassung der Infrastrukturangebote an die Bevölkerungsstruktur ist ein langfristiger Prozess, der an alle Beteiligten hohe Anforderungen stellt und die Personalstruktur wie die Ausstattung der Gebäude, die Programmentwicklung und interkulturelle Kompetenzen umfasst. Dazu gehören auch die Entwicklung von Qualitätsstandards zur interkulturellen Arbeit der Stadtteilzentren und die Entwicklung von Projekten zur Partizipation und zum bürgerschaftlichen Engagement.

II. Ausbau und Erweiterung des Olof-Palme-Jugendzentrums zum Haus der Begegnung Das Olof-Palme-Jugendzentrum sollte als interkulturelles Haus der Begegnung , das den Kreis der bisherigen Nutzer und lokalen Kooperationspartner ausweitet und in ein integriertes Standortkonzept einbindet, weiter entwickelt werden. Ziel sollte es sein, ein lebendiges Aktivitätszentrum zu schaffen, das Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien beinhaltet (Freizeit, Beratung, Selbstorganisation, Müttercafé) und flexible Öffnungszeiten gewährleistet (Wochenende, abends). Um eine längerfristige Nutzung sicherzustellen, sind zahlreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Denkbar ist die Umsetzung der Sanierung im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen unter Einbindung von Jugendlichen im Gebiet.

III. Interkulturelles und interreligiöses Zentrum Moabit und Wedding Aufbauend auf der Arbeit des Zentrums für interreligiösen Dialog (ZID e.V.) in Moabit wird seit längerem die Einrichtung eines Zentrums diskutiert, das als Ort interkultureller (Weiter)bildung, Qualifizierung und Beratung, Austausch und Selbstorganisation, Kunst und Kultur (ggf. im Verbindung mit einer Moschee) fungiert und verschiedene Akteure wie Migrantenorganisationen, Integrationsbeauftragte, freie Träger und Kulturschaf­ fende mit einbindet. Mögliche Standorte für eine solche Einrichtung in Wedding, Gesundbrunnen und Moabit müssen geprüft werden.

IV. Modellprojekt „Sharing Werkstätten“ Die Erfahrungen aus Projekten des Quartiersmanagements zeigen, dass viele Frauen Qualifikationen und Kompetenzen haben, die sie aus verschiedenen Gründen nicht zur Erwerbstätigkeit nutzen können (fehlende Anerkennung von Berufsausbildungen, fehlende Abschlüsse, familiäre Situation). Durch die Tätigkeit in den Projekten wächst ihr Selbstbewußtsein und der Wunsch, anerkannte und bezahlte Tätigkeiten durchzu­ führen.

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Der Aufbau eines Modellprojektes soll einerseits, − Kompetenzen stärken und Qualifikationen fördern − Angebote für „temporäre Selbstständigkeit“ bieten, so dass die Frauen je nach Lebenssituation die Möglichkeit erhalten, in die Selbstständigkeit zu gehen und zum Lebensunterhalt der Familien beizutragen. Hierfür muss ein Gebäude mit flexibel nutzbaren Werkstätten bereit gestellt werden, ausgestattet mit aller erforderlichen Technik, die die Frauen für verschiedene Aufträge nutzen können. Dies können beispielsweise sein: Übersetzerbüro, Hilfestellung bei Anträgen, Nähwerkstätten, Catering, Pfegedienst, Vermittlungsstelle für Familienhilfen. Ein Koordinator muss die Frauen betriebswirtschaftlich unterstützen und bei der Akquise von Aufträgen unterstützen. Dies können beispielsweise sein: Herstellung von Schulkleidung, Stricken und Nähen für Berliner Modelabels, Catering für Veranstal­ tungen, Schul- und Kitaverpflegung.

V. Konzept zur Belebung des Brunnenviertels Angrenzend an die Erinnerungslandschaft Mauergedenkstätte liegt das Brunnenviertel an geschichtsträchtiger und seit 2009 an zunehmend prominenter werdender Stelle der Top Ten-Liste für Touristen aus dem In- und Ausland. Darüber hinaus bergen die Impulse der angrenzenden „Aufwärtsquartiere“ Alt-Mitte und Prenzlauer Berg sowie des Innovationsparks Humboldthain Potenziale, die für den Stadtteil aufgegriffen und im Sinne seiner Bewohner nutzbar gemacht werden können (Arbeitsplätze, Image, Infrastruktur). Unter anderem sind das Potenzial und die Realisierungsmöglichkeiten folgender Themen zu prüfen: attraktive Angebote für Touristen und Mitarbeiter der Unternehmen entlang der Bernauer Straße und der Brunnenstraße (Gastronomie, Dienstleistungen), kreativer Modestandort Brunnenviertel und Beschäftigungsförderung (Standorte Diesterweg-Gymnasium, BVG - Standort), Bewerbung weiterer historischer Standorte im Stadtteil (historischer Pfad). Zu prüfen ist, inwiefern sich bestimmte Angebote mit einer Existenzgründungsoffensive verbinden lassen.

VI. Nachverdichtungs- und Anpassungskonzept Wedding Eine vertiefende Betrachtung oder ein modellhafter Wettbewerb können die Standortsuche für Bauprojekte, Mehrgenerationenwohnen und interkulturelles Wohnen befördern und Chancen für eine „nachträgliche soziale Mischung“ ausloten. Als Standorte kommen unter anderem Bereiche innerhalb des Afrikanischen Viertels oder an der Jülicher Straße in Frage.

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4.3 Übersicht der Schlüsselmaßnahmen

In Kapitel 2.7 sind die bisherigen im Aktionsraum plus geplanten Einzelmaßnahmen aus den jeweiligen Förderprogrammen dargestellt. Dabei wird bereits eine Kategorisierung in Analogie zu den von den Gutachtern gewählten vier Handlungsfeldern vorgenommen. In Kapitel 4.2 sind die Schlüsselmaßnahmen und die ihnen zu Grunde liegenden strategischen Ziele erläutert. Als ein wesentliches Ergebnis der Konzepterstellung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes für den Aktionsraum plus Wedding-Moabit sind nachfolgend die einzelnen – investiven wie konsumtiven - Schlüsselmaßnahmen in Zuordnung zu den Handlungsfeldern mit kurzer Projektbeschreibung, Kostenschät­ zung, Finanzierung und Zuständigkeit tabellarisch zusammengefasst. Der an die Auflistung anschließende Plan 5: „Konzept – Schlüsselmaßnahmen und Schwerpunktbereiche" verortet die baulich investiven Schlüsselmaßnahmen des Stadtteilentwicklungskonzepts und fasst die „Konzept-Philosophie" der Maßnahmen­ bündelung in sechs thematischen, jeweils verräumlichten Schwerpunktbereichen zu­ sammen: − Schwerpunktbereiche Aktive Zentren - Müllerstraße und Turmstraße − Schwerpunktbereiche Bildung - Schillerhöhe und Brunnenviertel − Schwerpunktbereiche öffentliche Grünflächen - Rehberge, Schillerpark, Hum­ boldthain und Poststadion − Schwerpunktbereiche private Investitionen - Umfeld Hauptbahnhof, Heide­ straße, Bayer-Schering-Pharma − Trittsteine - Seestraßen-Insel, Nordhafen sowie − Verflechtung zwischen den Schwerpunktbereichen

Der Plan verdeutlicht somit eine handlungsfeldübergreifende Zusammenführung der beabsichtigten baulichen Maßnahmen und Projekte im Aktionsraum plus.

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Lfd. Kostenschät­ Finan­ Zuständigkei­ Räuml. Zu­ Projekt Beschreibung Nr. zung zierung ten ordnung

Handlungsfeld 1: Bildung und Ausbildung 1.1 Masterplan Bildung Organisation einer Bildungskonferenz mit dem Ziel einer gemeinsa­ 70.000 € SenBWF SenBWF, BA Aktionsraum und Beschäftigung men strategischen Ausrichtung und verbindlichen Partnerschaft unter Mitte plus gesamt Einbindung aller relevanten Akteure Erarbeitung eines „Masterplans Bildung“ als Grundlage für weiteres Aktionsraum strategisches Handeln aller Partner plus gesamt 1.2 Servicestelle Bil­ Unterstützung bei der Qualitätsverbesserung von Kitas und Grund­ 150.000T€ / Jahr SenBWF SenBWF, BA Aktionsraum dung schulen, Entwicklung strategischer Ziele für die Schulentwicklung in Mitte plus gesamt Zusammenarbeit mit der Bezirks- und Senatsverwaltung und Unter­ stützung der Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung, Unterstüt­ zung der Kitas und Schulen bei der Profilbildung und Öffentlichkeits­ arbeit, Koordinierung der Projekte und Vermittlung von Kooperati­ onspartner in Hinblick auf die Schulprofile und –programme Aufbau einer „Agentur für Schule und Wirtschaft“ (Schulprojekte, Aktionsraum Praktikumsplätze…) Ziel ist die Vernetzung der Bereiche Bildung, plus gesamt Ausbildung, Beschäftigung und Arbeitsmarkt und ein effektiver Ver­ bund der Bildungs- und Ausbildungsträger 1.3 Entwicklung und Die bestehenden und im Aufbau befindlichen Bildungsverbünde / ­ muss auf der Basis SenBWF SenBWF Aktionsraum Ausbau von Bil­ netzwerke werden als Bestandteil der Bildungslandschaft dauerhaft laufender Projekte plus gesamt dungsverbünden / ­ unterstützt (z.B. Bildungsnetzwerk Moabit, Bildungsverbund Brun­ ermittelt werden insb. QM Mo­ netzwerken nenviertel, Bildungsverbund Schillerpark) abit Ost+West, QM Ackerstr. + Brunnenstr. 1.4 Verstetigung Eltern­ Aufbauend auf den Erfolg verschiedener Projekte der Interkulturellen muss auf der Basis SenBWF, Se­ SenBWF, Se­ Aktionsraum lotsenprojekt - Auf­ Elternarbeit und Elternaktivierung soll ein Netz von den Einrichtungen laufender Projekte nIAS nIAS plus gesamt bau eines Netzes (Kitas und Schulen) zugeordneten „Elternlotsen“ aufgebaut werden. ermittelt werden der „Interkulturellen Elternarbeit“

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1.5 Aufbau von Famili­ Um frühkindliche Bildung zu fördern und Eltern in den Zielen der 2 Mio. € Städtebauförde­ SenBWF, Sen- Aktionsraum enzentren Sprachentwicklung, Gesundheitsförderung und Erziehungskompetenz 270 T€ Jahr rung Stadt, BA Mitte plus gesamt zu unterstützen, werden sozialräumlich orientierte Familienzentren SenBWF aufgebaut. Als Modellzentren werden der Ausbau des Standortes in der Rathenower Straße angebunden an die dort vorhandene Kita (Ki­ ta Rathenower Straße) und die Grundschule (Kurt-Tuchlosky-GS), der geplante Standort im Soldiner Kiez, Soldiner Straße 76 und das neu aufgebaute Zentrum der Kita Wattstraße (Brunnenviertel) vorge­ schlagen. 1.6 Schulcampus als Die Kooperation von Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schu­ 4 Mio. Städtebauförde­ SenBWF, Sen- QM Acker- Modell der über­ len mit außerschulischen Trägern insbesondere der Jugendarbeit ist rung, SenBWF Stadt und Brunnen­ greifenden Bil­ Ziel der Schulpolitik im Bezirk. Anhand von drei Modellprojekten sol­ straße, BZR dungsarbeit len die bestehenden Ansätze zum Aufbau von Campus-Standorten im Parkviertel + Wedding (Brunnenviertel und Schillerpark) weiterentwickelt und ein Moabit weiterer Standort in Moabit gefunden und ausgebaut werden (Stand­ ortuntersuchung). 1.7 Produktionsschulen Im Gebiet des Aktionsraums plus Wedding-Moabit sollen zwei Pro­ Wedding: ab Städtebauförde­ SenBWF, BA Aktionsraum duktionsschulen aufgebaut bzw. verstetigt werden. Das Modellprojekt 2013 100.000,00 rung, ESF, Mitte: Jugend­ plus gesamt der Produktionsschule im Wedding (ESF-Programm BIWAQ bis € /Jahr, SenBWF berufshilfe, 2012) soll nach der Modellphase verstetigt werden (ebenso: duales Moabit ab 2011: JobCenter Lernen/ Ausbildungsküche Ernst-Reuter-Schule), in Moabit muss ein 100.000 € /Jahr, geeigneter Standort gefunden werden. Eventuell kommt ein Standort Ausbau und Ein­ im Gewerbehof Tiergarten in Frage. Hierzu soll im nächsten Jahr ein richtung 100.000 € Konzept mit Mitteln der Sozialen Stadt finanziert werden. 1.8 Sprachförderung in Konzepterstellung für den Aktionsraum zur Angleichung des Sprach­ muss auf der Basis SenBWF SenBWF, Se­ Aktionsraum Kitas und Schulen niveaus bei Kindern und Schülern mit (und ohne) Migrationshin­ laufender Projekte nIAS plus gesamt tergrund in der vorschulischen und schulischen Ausbildung - bei ermittelt werden gleichzeitiger Erhöhung der Sprachkompetenz aller Kinder, Einbezie­ hung der Eltern und Qualifizierung des Personals, auf Basis der Eva­ luierung vorhandener Projekte. 1.9 Internationale Aus- Machbarkeitsstudie für eine SOS-Kinderdorf-Akademie als internatio­ 50.000 € Mittel SOS- SenStadt, BA Aktionsraum und Weiterbil­ nale Aus- und Weiterbildungsstätte des SOS-Kinderdorf e.V. für Kinderdorf, Mitte, SOS- plus gesamt dungsstätte Fachaustausch über Kinder und Familien mit Begegnungsstätte. Als Städtebauförde­ Kinderdorf Standorte kämen der BVG Standort Usedomer Straße, der aufzuge­ rung, bende Standort der Musikschule im Wedding oder der Standort Diesterweg in Frage (s. a. Projekt 2.5)

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Handlungsfeld 2: Wirtschaft und Kultur

2.1 Ausbildungs- und Durchführung eines Ausbildungs- und Beschäftigungsgipfels in Kom­ 30.00,00 € SenBWF, Se­ Jobcenter, BA Aktionsraum Beschäftigungsgip­ bination mit einem Expertenhearing, um neue Lösungsvorschläge zur nIAS, IHK Mitte Jugendbe­ plus gesamt fel Verbesserung der „Ausbildungsreife" und Berufsorientierung zu errei­ rufshilfe, IHK, chen HWK, Unter­ nehmen 2.2 Lokale Ausbil­ Organisation einer Ausbildungsbörse für das Gebiet des Aktions­ 100.00,00 € SenBWF, Se­ Jobcenter, BA Aktionsraum dungsplatzbörse raums plus Wedding-Moabit nIAS, IHK Mitte Jugendbe­ plus gesamt rufshilfe, IHK, HWK, Unter­ nehmen 2.3 Ausbildungsscout Einrichtung einer entsprechenden Anlaufstelle, die als Kümmerer für Aufbau und lau­ Jobcenter, BA Aktionsraum Schule-Wirtschaft eine bessere Vernetzung zwischen den Beteiligten (Noch-Schüler, fender Betrieb Mitte Jugendbe­ plus gesamt Schule, Unternehmen) fungiert. Als Start Up-Maßname soll eine Aus­ 80.000 € pro Jahr rufshilfe, IHK, bildungsplatzbroschüre und -webseite professionell aufgebaut werden 1 Jahr 50.000, wei­ HWK, Unter­ (s.a. 1.2) tere Jahre 10.000 nehmen € /Jahr 2.4 Verstetigung Erfolgreiche imagefördernde Events wie u.a. WEDDING DRESS , muss auf der Basis Städtebauförde­ BA Mitte Wirt­ Aktionsraum Imagefördernder Inselglück, Lange Nacht der Chöre, Lange Nacht des Buches, laufender Projekte rung, degewo schaftförderung, plus gesamt, Events Gleimtunnel-Partys, Kolonie Wedding sollen unterstützt und verste­ ermittelt werden QMs inkl. diverser tigt werden. QMs 2.5 Konzept für das Im Aktionsraum plus gibt es eine Vielzahl von Kulturstandorten, die 30.000 SenWi, Ba Mitte Sen Wi, BA Mit­ Aktionsraum Kulturband Wed­ über keine professionelle Vernetzungsstruktur verfügen. Wi-Fö te: Wi-Fö plus gesamt ding /Moabit Im Sinne einer Synergiestiftung soll mit einer Konzeption eine Profes­ sionalisierung des Kulturnetzwerkes erreicht werden. Hierzu gehören u.a. Standorte wie die Kolonie Wedding, die Pankehallen, die Uferhal­ len, das EXRotaprintgelände, die Kulturfabrik, die universal hall und das Meilenwerk.

2.6 Nachnutzungskon­ Mit Aufgabe des Standortes Gymnasium Diesterweg wird ein Konzept 50.000 T€ Städtebauförde­ SenStadt QM Brunnen­ zept Standort zur Nachnutzung des Standortes erforderlich, um eine kiezstabilisie­ rung BA Mitte straße Diesterweg rende Nutzung zu ermöglichen. In einer Machbarkeitsstudie sollen die wirtschaftlich vertretbaren Möglichkeiten zur Sanierung bzw. dem evtl. nötigen Neubau des Gebäudes geprüft werden.

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Handlungsfeld 3: Quartiere und öffentlicher Raum

3.1 Förderung wichtiger s. Handlungskonzepte und Maßnahmenpläne Aktive Stadtteilzentren / Maßnahmen- und Städtebauförde­ SenStadt Aktives Stadt­ Konzeptbausteine VU Kostenpläne Akti­ rung BA Mitte zentrum in den Zentrenbe­ ve Stadtteilzentren Turmstraße reichen Müllerstra­ ße /Turmstraße (z.B. Markthallen, Straßenraumgestal­ tung) 3.2 Umsetzung geplan­ Wettbewerb Kleiner Tiergarten/Ottopark und Umsetzung sowie Um­ Kostenplanung Ak­ Städtebauförde­ SenStadt Aktives Stadt­ ter Neugestal­ gestaltung des zentralen Doppelplatzes (Bereich Leopoldplatz) tive Stadtteilzent­ rung BA Mitte zentrum Mül­ tungsmaßnahmen ren lerstraße bedeutsamer öf­ fentlicher Grünflä­ chen Umsetzung Konzept Sportpark Poststadion Kostenplanung Städtebauförde­ SenStadt Stadtumbau Stadtumbau West rung BA Mitte West Teilbe­ reich B 3.3 Integriertes Aufwer­ Erstellung einer Voruntersuchung/Rahmenplanung als Grundlage für 100.000,00 € Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum tungskonzept Park­ eine zukunftsfähige Aufwertung der Wohnungsbestände und des rung BA Mitte plus gesamt viertel Wohnumfeldes (Mehrgenerationswohnen, energetische Sanierung usw. 3.4 Aufwertung und Be­ Konzepterstellung zur Aufwertung und Belebung (ggf. Biergarten) und 4 Mio. Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum lebung Humboldt­ Realisierung rung BA Mitte plus gesamt hain (BZR Park­ viertel) 3.5 Vernetzung Reh­ Konzepterstellung und Realisierung von Maßnahmen zur besseren 1 Mio € Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum berge Verflechtung und Zugänglichkeit der Grünflächen Rehberge rung BA Mitte plus gesamt (BZR Park­ viertel) 3.6 Entwicklung grüner Interne Vernetzung der Quartiere, Grünflächen, Gewässer und weite­ 3 Mio. € Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum Bewegungsbänder re attraktive Orte, Schließung fehlender Teilstücke, Verknüpfung Ge­ rung BA Mitte plus gesamt sundheit und Alltagsmobilität (s. 3.7)

3.7 Planungsstudien Städtebaulichen-freiraumgestalterisches Nutzungs- und Gestaltungs­ 80.000,00 € Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum „Trittsteine" See­ konzept rung BA Mitte plus gesamt straßen-Insel und Nordhafen

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3.8 Konzept zur Förde­ Aufbauend auf den Ergebnissen der Gesundheitskonferenz in Mitte 50.000,00 € Städtebauförde­ SenStadt Aktionsraum rung von Gesund­ im November soll ein Konzept zur Förderung von Gesundheit und rung BA Mitte plus gesamt heit und Bewegung Bewegung in den Stadtteilen erarbeitet werden, das insbesondere auf die räumliche Ausgestaltung zielt.

Handlungsfeld 4: Kulturelle Vielfalt, soziale Mischung und Internationalität

4.1 Interkultureller Aus­ Entwicklung von Qualitätsstandards zur Interkulturellen Arbeit der Haushaltsmittel Ba Mitte, SenI- QM Moabit bau der Stadtteil­ Stadtteilzentren und Entwicklung von Projekten zur Partizipation und des Bezirks AS Ost + West, zentren zum bürgerschaftlichen Engagement, Unterstützung bei der Einwer­ Pankstr., Sol­ bung von zusätzlichen Mitteln diner + BZR W-Zentrum 4.2 Ausbau und Erwei­ Sanierung des Gebäudes und Konzepterweiterung 1. Mio € Städtebauförde­ SenStadt QM Brunnen­ terung Olof-Palme- rung, BA Mitte BA Mitte straße Jugendzentrum zum Haus der Be­ gegnung 4.3 Interkulturelles und Aufbau eines gemeinsamen Veranstaltungsortes basierend auf die 3 Mio. € Städtebauförde­ SenStadt, Se­ Stadtumbau Interreligiöses Zent­ Arbeit des Zentrums für Interreligiösen Dialog (ZiD e.V.) in Moabit und rung, Sen IAS nIAS, BA Mitte West, Teilbe­ rum Moabit eines weiteren Standortes in Wedding reich B + Akti­ onsraum plus 4.4 Modellprojekt „Sha­ Bereitstellung eines Gebäudes in Moabit und eines in Wedding mit Konzepterstellung: JobCenter, Se­ SenIAS, Sen- Aktionsraum ring Werkstätten“ flexibel nutzbaren „Werkstätten". Ziel ist ein Angebot für "temporäre 50.000 € nIAS, ESF, Stadt, Jobcen­ plus gesamt Selbstständigkeit" begleitet durch eine Koordination und betriebswirt­ Ausbau: 200.000 Städtebauförde­ ter, BA Mitte: In­ schaftliche Beratung. Als möglicher Standort kommt das Hausmeis­ T€ , Personalkos­ rung tegrations­ terhaus der James-Krüss-Schule in der Siemensstraße in Frage. ten Abrechnung: beauftragte 50.000 € pro Werkstatt/Jahr 4.5 Konzept zur Bele­ Nutzung der Potenziale der Lage (Mauergedenkstätte, Mittenähe, 40000 Städtebauförde­ SenStadt, Se­ QM Acker- bung des Brunnen­ Gewerbestandort) im Sinne der Bewohner (Arbeitsplätze, Infrastruk­ rung nIAS, BA Mitte und Brunnen­ viertels tur, soziale Mischung) u.a. Attraktivitätssteigerung für Touristen, gast­ straße ronomische Angebote für alle, kreativer Modestandort 4.6 Nachverdichtungs­ Konzept zur Standortsuche für Bauprojekte, Mehrgenerationenwoh­ 50.000 T€ Städtebauförde­ SenStadt, BA Prognose­ konzept Wedding nen und Interkulturelles Wohnen rung Mitte raum Wedding

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5. KONKRETISIERUNG DER RÄUMLICHEN ABGRENZUNG

Grundsätzlich wird vorgeschlagen, die räumliche Abgrenzung des Aktionsraums plus Wedding-Moabit so zu belassen, wie sie als Strategieraumausweisung der Ausschreibung zugrunde lag. Diese Abgrenzung umfasst somit die sechs Bezirksregionen Moabit West, Moabit Ost, Brunnen-straße Nord, Osloer Straße, Wedding Zentrum und Parkviertel. In diesen Bezirksregionen sind einzelne Planungsräume wie z.B das Hansaviertel im Vergleich nicht so problembehaftet wie andere. Die Gutachter empfehlen jedoch, die Planungsräume auch in ihren übergeordneten räumlichen Bezügen innerhalb der Bezirksregionen zu betrachten und beizubehalten. Dort existierende positive Tendenzen sollten insgesamt Planungsraum übergreifend genutzt werden. Als ein wesentliches Ergebnis der Konzepterstellung wird dringend empfohlen, die „Zwischen-räume“ in den Bezirksregionen Wedding Zentrum, Brunnenstraße Nord und Osloer Straße, in denen sich keine Programmgebiete (Soziale Stadt, VU) befinden, sozialempirisch genauer zu untersuchen. Es ist nämlich sehr auffällig, dass die Bezirksregionen Wedding Zentrum und Osloer Straße bezogen auf spezielle Sozialdaten immer das “Schlusslicht“ bilden. Hier sollten eine tiefer-gehende Planungsraumanalyse durchgeführt werden, um herauszufinden, ob die Abgrenzung der Soziale Stadt Bereiche der Problemlage vor Ort entspricht.

Abb.21: Räumliche Abgrenzung des Aktionsraums plus Wedding/Moabit

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6. STRATEGISCHE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE WEITERE PROZESSGESTALTUNG

Der bisherige Prozess der Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes für den Aktionsraum plus hat die Dynamik für integriertes und sozialräumliches Handeln forciert und entsprechenden Arbeits- und Konzeptansätzen auf der Senats­ und Bezirksebene Rückenwind gegeben (Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung, Strukturmodell für den Bezirk Mitte etc.). In mehreren ebenen- und ressort­ übergreifenden Arbeits- und Abstimmungsgesprächen und nicht zuletzt bei der Strate­ giewerkstatt wurden folgende Herausforderungen und Handlungserfordernisse deutlich: In der Bearbeitung mehrdimensionaler Problemlagen (Armut, geringe Bildungs- und Beschäftigungsperspektiven) und exogen wirksamer Veränderungsimpulse (Flughafen Tegel etc.) werden Verwaltungshandeln und –ressourcen sowie Partizipationsangebote und -strukturen immer stärker durch die Umsetzung und räumliche Überlagerung von Förderprogrammen bestimmt (Quartiersmanagement, Aktive Zentren, Stadtumbau West sowie zahlreiche weitere außerhalb der Städtebauförderung). Es gibt eine Vielzahl von Teilplanungen und Handlungskonzepten, zu betreuende Netzwerke und Gremien in den einzelnen Ressorts - doch fehlt der ressort- und programmübergreifende Austausch von Informationen und Abstimmungen darüber. Dies ist jedoch erforderlich, um „Mehrfachstrukturen“ vor Ort zu vermeiden sowie Effektivität und Synergien befördern zu können. Ein solcher ressortübergreifender Ansatz wird mit der Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung verfolgt. Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept für den Aktionsraum plus Wedding stellt eine Chance dar, einen großen Schritt in diese Richtung weiterzugehen. Dies hat jedoch weitreichende Konsequenzen für Verwaltungsstruktur und –handeln. In Anlehnung an die organisatorischen Vorgaben im Handbuch „Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung“ und hinsichtlich der Erfahrungen mit den Aktionsräumen plus ergeben sich für die weitere Prozessgestaltung folgende Empfehlungen:

6.1 Vernetzung und Beteiligung: quartiersorientiert und quartiersübergreifend

Für die im Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept formulierten Ziele und Handlungsvorschläge müssen Akteure für übergreifende Themen (Bildung, Beschäftigung) erst noch gewonnen werden - insbesondere die Akteure aus dem Bildungs- und Wirtschaftsbereich. Für die Umsetzung vor Ort können lokale und thematische Entwicklungspartnerschaften, die sich konkrete Ziele setzen, hilfreich sein. Beispiele: − Bildungsgipfel/ Ausbildungsgipfel − Bildungsnetzwerke in den Stadtteilen bzw. darüber hinaus

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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Aktionsraum plus Wedding/Moabit

− Ausbildungspartnerschaften und -börsen − Neue Wohnmodelle Berlin-Mitte hat ein vielfältiges Geflecht von erfolgreichen Partizipationsmodellen in der Sozialen Stadt aufgebaut. Auch im Rahmen von Stadtumbau und Aktive Zentren sind Beteiligungs-strukturen im Entstehen, die teilweise in denselben Gebieten tätig sind. Deshalb stellt sich die Frage nach deren Zusammenwirken.

Folgende Ansätze sind denkbar: − Beibehalten bestehender lokaler Gremien (Quartiersräte) − Regelmäßige Informations- und Abstimmungsgespräche der Verantwortlichen aus den Programmkulissen u.a. mit Wohnungsunternehmen und Verwaltungsvertreter/innen − mindestens jährlich durchzuführende offene und öffentliche „Konferenzen“ (z.B. auf der Ebene der Prognoseräume) mit hohem Beteiligungsanteil aller Akteure für Information, Diskurs und Vernetzung in den strategischen Schwerpunktbereichen − Entwicklung von kreativen Empowermentformen, die auch beteiligungsferne Gruppen und vor allem junge Menschen in ihren eigenen Anliegen und Interessen jenseits von Gremien stärken.

Schwerpunktthema Bildung Zum Schwerpunktthema Bildung wird vorgeschlagen, den im Entwurf vorliegenden „Masterplan Bildung“ mit Akteuren aus Politik und Verwaltung sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen (Elternvertretungen, Lesepaten, Migrantenorganisationen, Unternehmen) und Bewohner/innen in Arbeitsgruppen breit zu diskutieren und Projekte mit strategischer Stoßrichtung zu entwickeln. Überprüfenswert ist eine quartiersübergreifende Bündelung von Mitteln aus dem Quartiersfonds 3 (z.B. 50%) für quartiersübergreifende bildungsbezogene Projekte.

Formulierung des politischen Willens für eine integrierte Stadtentwicklung

Der Bezirk Mitte bewältigt – wie kein ein anderer - angesichts der Unterschiedlichkeit der Quartiere und Aufgaben zwischen „Pariser Platz“ und „Leopoldplatz“ in seinen politischen Entscheidungen und Mittelzuweisungen den sozialen Ausgleich und die „solidarische Stadt“. Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept erfasst drei Prognoseräume und den Großteil der Bezirksregionen, stellt aber noch keine Gesamtstrategie für den Bezirk dar.

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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Aktionsraum plus Wedding/Moabit

Eine verstärkte Hinwendung zum Aktionsraum plus sollte in eine strategische Ausrichtung über parteipolitischen Grenzen hinweg eingebunden werden.

Dies könnte bedeuten: − Schlussfolgerungen aus dem Monitoring Soziale Stadtentwicklung formulieren − Erstellung eines transparenten und für alle nachvollziehbaren Kriterienkatalogs für sozialräumliche Erfordernisse und entsprechende Orientierung der Entscheidungen daran − Überprüfung bezirklicher Entscheidungen in ihrer Wirkung auf die Sozialräume des Aktionsraums. − Konzentration der finanzielle Mittel für einen bestimmten Zeitraum in den Aktionsraum plus

Einrichtung von organisatorischen Strukturen für ressortübergreifendes Verwaltungshandeln Eine erfolgreiche Strategieentwicklung erfordert einen organisatorischen Gesamtrahmen, der sowohl auf Senats- wie Bezirksebene die herkömmlichen sektoralen Bereiche mit dem Gebietsbezug (Sozialraumorientierung) verknüpft. Dies leistet langfristig und für alle Ebenen die mit Senatsbeschluss vom 13.06.06 initiierte Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung mit ihren organisatorischen Elementen, wie sie in der Senatsvorlage 2219/2009 zur Rahmenstrategie im Handbuch zur Sozialraumorientierung skizziert wird.

I. Senatsebene Dabei wurde folgende – noch nicht endgültig entschiedene Struktur – für eine integrierte Stadtentwicklung vorgestellt. Mit dem Aktionsraum plus wird das Erfordernis für ein solches Zusammenwirken unterstrichen. Allein die Bedeutung der Handlungsfelder „Bildung“ und „Wirtschaft“ zeigen dies auf.

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Abb. 21: Organisationsvorschlag Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung für integriertes und sozialraumorientiertes Zusammenwirken auf der Senatsebene (Ergebnisbericht 2008, Anhang)

II. Bezirks- und Stadtteilebene

Das Bezirksamt Mitte hat bereits im Juni 2004 die Einführung gemeinsamer Planungsebenen für alle Fachabteilungen beschlossen und umgesetzt (4 Prognoseräume, 10 Bezirksregionen, 41 Planungsräume). Sie bilden auch die Grundlage des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes für Wedding-Moabit. Darüber hinaus wird die Einrichtung „Stadtteilorientierter Verfahren in Mitte“ diskutiert und konzipiert. In Orientierung daran ergeben sich für den Aktionsraum plus folgende Konsequenzen:

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Organisationseinheit (OE)

Die Einrichtung einer Organisationseinheit „Sozialraumorientierte Planungskoordination“ in den Bezirken wurde mit dem Achten Gesetz zur Änderung des Bezirksverwaltungsgesetzes in Zusammenhang mit dem Senatsbeschluss zu den „Einheitlichen Ämterstrukturen in den Bezirken“ beschlossen und deren Umsetzung bis 2011 vorgegeben. Kernaufgabe dieser Organisationseinheit (OE) besteht in der Koordination und Organisation der ämterübergreifenden Zusammenarbeit bei planerischen und umsetzungsbezogenen Verwaltungs-aufgaben zur Entwicklung des Stadtteils. Daran beteiligt sollten sein: Jugendhilfeplanung, Schulplanung, Sozialplanung, Kultur und Weiterbildung, Integration, Stadtentwicklung, Wirtschafts-förderung, Gebietskoordination Soziale Stadt. Es werden eine Kooperationsvereinbarung zwischen OE und den beteiligten Fachämtern geschlossen, ressortübergreifende Arbeitsgruppen (Prognose-raum oder Bezirksregion) gebildet und folgende Aufgaben verfolgt:

Bezirkskoordination Koordination und Erarbeitung der Bezirksregionenprofile als integrierte Planungs­ und Handlungsgrundlage für die Bezirksregionen / Stadtteile.

Datenkoordination Zusammenführung der für das Planen und Handeln erforderlichen bezirklichen Fachdaten unter Anwendung eines Geographischen Informationssystems (PRiSMA/ISIS)

Stadtteilkoordination Vernetzung in den Stadtteilen und Rückkopplung zur Verwaltung.

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Programmkoordination Zusammenführung und Herstellung von Transparenz der über die zahlreichen Förderprogramme finanzierten Maßnahmen.

Abb. 22: Abb. Organisationsvorschlag Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung für integriertes und sozialraumorientiertes Zusammenwirken auf der Bezirksebene (eines von zwei Modellen) (Ergebnisbericht 2008, Anhang)

Ausblick Durch die Erstellung dieses – und weiterer vier - Stadtteilentwicklungskonzepte für die Aktionsräume plus hat Berlin eine große Chancen, den seit mehreren Jahren verfolgten programmatischen Ansatz der integrierten und ressortübergreifenden Stadtentwicklung einen entscheidenden Schritt voranzubringen und mit der Umsetzung der Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung zu beginnen. Die damit befassten Bezirke und Senatsstellen können in der Umsetzung integrierter Projekte und Arbeitsweisen ein wegweisendes Verwaltungshandeln entwickeln und erproben.

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Verzeichnis der Abbildungen und Pläne

Abb. 1 Arbeitsschritte und Beteiligungen Abb. 2 Lage Aktionsräume Plus Wedding/Moabit Quelle: Luftbild: google maps Abb. 3 Kieze und Wohnlagen Abb. 4 Einwohnerzahl und Altersstruktur Abb. 5 Wanderung/Wanderungssaldo unter 6 Jahren Abb. 6 Transferabhängigkeit und Arbeitslosigkeit Abb. 7 Migrationshintergrund und Staatsangehörigkeit Abb. 8 Schülerzahlen und Bildung Abb. 9 Schulstandorte Abb. 10 Wirtschaft und Kultur erstellt auf Grundlage: Bestandskarte Infrastruktur (Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung), Stand: April 2009 Abb. 11 Grün- und Freiflächen erstellt auf Grundlage: Fachplan Grün- und Freiflächen (BA Mitte von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung), Stand: Juni 2009 Abb. 12 Beteiligungsstrukturen erstellt auf Grundlage: stadt-plan-mitte: Quartiersbeteiligungen (Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung), Stand: 25. September 2009 Wohnlagenkarte, Berliner Mietspiegel 2009 (SenStadt) Abb. 13 Gebietskulissen und Entwicklungsindex erstellt auf Grundlage: Karte Strategieraum Wedding/Moabit (Bezirksamt Mitte), Stand: 22.06.2009 Abb. 14 Übergeordnetes räumliches Leitbild für die Aktionsräume plus Abb. 15 Integriertes Leitbild für die Aktionsräume plus Abb. 16 Handlungsfeld 1: Attraktive Bildungslandschaften Abb. 17 Handlungsfeld 2: Wirtschaft und Kultur für Arbeitsmarkt und Image Abb. 18 Handlungsfeld 3: Attraktive Quartiere und vernetzte Landschaften Abb. 19 Handlungsfeld 4: Vielfalt und Internationalität Abb. 20 Räumliche Abgrenzung der Aktionsräume plus Wedding / Moabit Abb. 21 Organisationsstruktur Rahmenstrategie soziale Stadtentwicklung für integriertes und sozialraumorientiertes Zusammenleben auf der Senatsebene Abb. 22 Organisationsstruktur Rahmenstrategie soziale Stadtentwicklung für integriertes und sozialraumorientiertes Zusammenleben auf der Bezirksebene

Tab. 1: Wohnungsleerstand Tab. 2: Kita-Besuchsdauer von über 2 Jahren Tab. 3: Anteil Kita-Plätze/Einwohner unter 6 Jahre Tab. 4: Schulen in den Aktionsräumen Wedding/Moabit Tab. 5: Versorgungsgrad Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen nach Bezirksregion Tab. 6: Angebote schul- /bzw. arbeitsweltbezogener Jugendfreizeiteinrichtungen nach Bezirksregion Tab. 7: Größe der Quartiersräte/Anteil Migranten Tab. 8: Mittelverwendung Soziale Stadt QF3, Programmjahr 2007 bis 2009 Tab. 9: Mittelverwendung Stadtumbau West 2005 bis 2009 Tab. 10: Zusammenfassung Stärken/ Scwächen-Analyse

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Planverzeichnis

Plan 1 Schwerpunktmaßnahmen und Finanzen erstellt auf Grundlage: Strategieraum Förderprojekte und Bauprojekte (Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung), Stand: 08.10.2009 Plan 2 Stärken-Schwächen-Analyse: Teilbereich 1 – Parkviertel Plan 3 Stärken-Schwächen-Analyse: Teilbereich 2 - Wedding Zentrum/ Ost Plan 4 Stärken-Schwächen-Analyse: Teilbereich 3 - Moabit Plan 5: Schwerpunktbereiche und Schlüsselmaßnahmen eigene Darstellung (erstellt auf Grundlage: Strategieraum Förderprojekte und Bauprojekte (Bezirksamt Mitte von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung), Stand: 08.10.2009)

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Tabellen zu den Sozialdaten

Einwohner/innen Einwohner/innen Bezirksregion Planungsraum 31.12.2008 31.12.2002

2.873 01022101 Huttenkiez 01022102 Beusselkiez 5.480 01022103 Westhafen 163 01022104 Emdener Str. 16.420 01022105 Zwinglistr. 4.423 01022106 Elberfelder Str. 10.696 BR 010221 Moabit West 40.055 40.762 01022201 Stephankiez 9.660 01022202 Heidestr. 1.454 01022203 Lübecker Str. 6.294 01022204 Thomasiusstr. 5.530 01022205 Zillesiedlung 2.993 01022206 Lüneburger Str. 2.940 01022207 Hansaviertel 5.777 BR 010222 Moabit Ost 34.648 35.491 01033101 Soldiner Str. 22.474 01033102 Gesundbrunnen 10.513 BR 010331 Osloer Straße 32.987 32.095 01033201 Brunnenstr. 12.349 01033202 Humboldhain Süd 9.273 01033203 Humboldhain NW 12.585 BR 010332 Brunnenstr. Nord 34.207 34.568 01044101 Rehberge 17.988 01044102 Schillerpark 14.653 01044103 westl. Müllerstr. 7.332 BR 010441 Parkviertel 39.973 39.206 01044201 Reinickendorfer Str. 20.258 01044202 Sparrplatz 14.840 01044203 Leopoldplatz 14.408 BR 010442 Wedding Zentrum 49.506 48.339 Aktionsraum plus Wedding-Moabit 231.376 230.461

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Bezirk Mitte / Aktionsraum + Wedding-Moabit - Demographische und soziale Dimensionen ­

Einwohnerzahl 31.12.2008 (Kernindikatoren Datenpool / KID / AfS)

Daten/Indikator BZR 21 BZR 22 BZR 31 BZR 32 BZR 41 BZR 42 AR plus Bezirk Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Berlin Mitte West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Einwohner/innen 40.055 34.648 32.987 34.207 39.973 49.506 231.376 323.304 3.362.842

Altersstruktur 31.12.2008 (KID/AfS)

Daten/Indikator Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Durchschnittsalter in 39,2 40,0 36,9 37,9 43,0 36,8 38,9 39,5 42,6 Jahren

Altersklassen 31.12.2008 (KID/AfS/eigene Berechnung)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab Kinder und Jugendliche < 18 Jahre in % 14,8 15,3 19,8 21,4 13,2 18,3 17,0 15,5 14,5 Erwachsene 18 - < 65 Jahre in % 73,2 69,9 68,4 64,1 67,8 70,5 69,2 70,2 66,6 Ältere Generation 65 Jahre > 12,0 14,8 11,9 14,5 19,1 11,1 13,8 14,3 18,9

Altersquotienten (KID/AfS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Jugendquotient 25,4 27,4 36,2 42,1 25,4 32,5 31,1 27,6 28,0

25,3 31,5 25,8 32,7 40,5 23,3 29,4 29,3 40,8 Altenquotient

Jugendquotient: Anteil EW unter 20 Jahre an den EW im Alter von 20 - < 60 Jahren Altenquotient: Anteil EW ab 60 > Jahren an den EW im Alter 20 - < 60 Jahren

Wanderungsvolumen 2008 (KID/AfS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Wanderungsvolumen je 37,2 36,3 38,7 31,8 30,5 42,9 36,5 35,9 27,3 100 Einwohner Wanderungssaldo unter 6 Jahren je 100 -3,8 -0,1 -2,1 -0,2 -3,2 -5,1 -2,6 -2,9 -0,4 Einwohner

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Wohndauer 5 Jahre und länger (KID/AfS)

Einwohner mit ... Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Wohndauer 5 Jahre und 48,1 50,8 45,7 50,4 52,4 44,9 48,6 48,6 56,2 länger in %

Einwohner / Wohnlagen (31.12.2008 / 30.06.2008) oder 09

Einwohner in ... Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

einfacher Wohnlage in % 74,3 49,1 100,0 100,0 84,9 100,0 85,2 69,2 43,4 mittlerer Wohnlage in % 16,0 40,5 - - 15,1 - 11,5 23,8 40,1 guter Wohnlage in % 9,7 10,5 - - - - 3,3 6,9 16,2

Wohnungsleerstand 7/2008 (KID/Datenpool)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab Wohnungsleerstand 6 8,6 6,9 9,6 6,5 7,1 10,4 - 8,0 5,7 Monate und länger in %

Sozialversicherungspflichtige am Wohnort 31.12.2008 (KID/AfS)

Stand 31.12.2008 abs. Moabit West 11.086 Moabit Ost 9.012 Osloer Straße 7.175 Brunnenstraße Nord 7.511 Parkviertel 10.608 Wedding Zentrum 10.597

Aktionsraum plus 55.989 Bezirk Mitte 85.010 Berlin 1.001.146

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen in % / 31.12.2008 (KID/AfS)

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen 31.12.2008 in % Moabit West 47,4 % Moabit Ost 47,1 % Osloer Straße 45,1 % Brunnenstraße Nord 45,3 % Parkviertel 48,0 % Wedding Zentrum 43,0

Aktionsraum plus 46,1 % Bezirk Mitte 47,0 % Berlin 50,8 %

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Armut und Armutsrisiken 31.12.2008 (KID/AfS)

Indikator Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab SGB II Personen in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II in % 3) 28,7 27,3 43,8 44,5 29,9 40,0 35,7 29,4 21,5 Alleinerziehende Bedarfsgemeinschaften nach SGB II in % 4) 43,6 40,2 36,4 33,6 48,9 36,7 38,9 40,5 50,2 Minderjährige Kinder in BG- Alleinerziehend nach SGB II in % 5) 37,4 35,0 30,9 28,7 43,9 32,3 33,5 34,7 44,2 Nichterwerbsfähige nach SGB II unter 15 Jahren in % 6) (Kinderarmut) 48,5 48,3 68,1 68,2 50,2 68,5 60,1 52,6 36,0 SGB XII (Altersarmut) Empfänger von Grundsicherung nach SGB XII 65 Jahre und älter in %7) 9,4 11,3 10,2 10,2 5,5 12,8 - 7,7 4,1

Arbeitslosigkeit SGB II und III Arbeitslose im Rechtskreis SGB III und SGB II in % 8) 11,8 11,0 16,7 15,4 12,8 14,9 13,7 11,6 9,4 Arbeitslose im Rechtskreis SGB III und SGB II unter 25 Jahren in % 9) 6,5 5,6 9,6 8,3 9,3 8,3 8,0 7,1 5,8 3) Anteil an den Einwohnern im Alter von 0 bis unter 65 Jahren 4) Anteil an den Bedarfsgemienschaften(BG) mit Kindern (BG­Alleinerziehende zuzüglich BG­Partnerschaft mit Kind(ern)) 5) Anteil an den Kindern in BG mit Kindern (minderjährige unverheireitete Kinder(MUK) in BG­Alleinerziehend zuzüglich MUK in BG­Partnerschaft mit Kind(ern)) 6) Anteil an den Einwohnern dieser Altersgruppe 7) Anteil an den Einwohnern dieser Altersgruppe (Datenquelle: SenIntArbSoz Berlin / Berechnung: SenGesUmV ­I A ­) 8) Anteil an den Einwohnern im Alter von 15 bis unter 65 Jahren 9) Anteil an den Einwohnern im Alter von 15 bis unter 25 Jahren

Schüler/innen Schuljahr 2007/2008 (SenBJS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

1298 1795 2390 1746 1717 2504 11450 14847 Schüler insg. abs.

943 1124 2072 1412 1024 2113 8688 10411 Schüler ndH abs.

72,65 62,62 86,69 80,87 59,64 84,38 75,9 70,1 35,0 Schüler ndH in %

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Schüler/innen mit Lernmittelbefreiung 2007/08 (SenBJS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park- Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

Lernmittelbefreiung 760 908 1958 1266 882 2027 7801 9127 Schüler ges.

Lernmittelbefreiung in % 58,6 50,6 81,9 72,5 51,4 81,0 68,1 61,5 37,3

Bildungsgangempfehlung für Grundschüler 2007/2008 (SenBJS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab

198 222 324 271 239 379 1633 2050 20.418 Schüler gesamt abs.

Empfehlung 35,9 20,7 34,0 31,4 21,8 28,0 28,8 25,5 17,7 Hauptschule in %

Empfehlung 40,9 35,6 412,7 42,4 39,7 43,0 40,9 40,8 38,9 Realschule in %

Empfehlung 19,7 37,8 22,8 25,1 36,8 21,1 26,5 30,6 41,0 Gymnasium in %

Sonst (z.B. Verbleib 3,5 5,9 1,5 1,1 1,7 7,9 3,8 3,1 2,4 Gesamtschule) in %

Schulabgänger Schuljahr 2007/2008 (SenBJS)

Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab Ohne Abschluss abs. 26 38 47 102 68 32 313 3023 In % 17,1 8,0 39,2 15,9 19,5 21,9 16,6 14,2 9,5 Hauptschul- 11 41 24 60 47 22 205 2292 Abschluss abs. In % 7,2 8,7 20,0 9,3 13,5 15,1 10,9 10,0 7,2 Erweiterter 32 117 22 117 92 52 432 4325 Schulabschluss abs. In % 21,1 24,7 18,3 18,2 26,4 35,6 23,0 19,0 13,6 Mittlerer Schulabschluss 35 163 27 188 83 40 536 9684 abs. In % 23,0 34,5 22,5 29,3 23,8 27,4 28,5 28,6 30,5 Abitur abs. 48 114 - 175 59 - 396 12.445 In % 31,6 24,1 - 27,3 16,9 - 21,0 28,2 39,2 Abgänger gesamt 152 473 120 642 349 146 1.882 31769 In % 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

Migrationshintergrund 31.12.2008 (AfS / eigene Berechnungen)

Einwohner ges. Moab. Moab. Osl. Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentrum Moab.

Deutsch mit 16,5 18,4 20,1 26,6 14,2 20,2 19,2 16,9 12,2 Migrationshintergrund

26,5 26,9 35,9 32,2 22,9 40,6 31,2 27,9 14,0 Ausländer

Deutsch ohne 57,0 54,7 43,9 41,2 62,9 39,2 49,7 55,1 73,9 Migrationshintergrund

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Altersklassen in der Gruppe „Ausländer“ 31.12.2008 (AfS / eigene Berechnung)

AR Moab. Moabit Osloer Brunn. Park­ Wedd. Wedd. Mitte Berlin West Ost Str. Nord viertel Zentr. Moabit. AK < 18 1.265 1.092 2.017 1.934 1.047 2.959 10.314 11.887 53.856 in % 11,9 11,7 17,0 17,6 11,4 14,7 14,3 13,2 11,5 AK 18 - < 65 8.632 7.457 8.993 8.190 7.509 15.744 56.525 72.406 380.139 In % 71,3 80,1 75,8 74,4 82,1 78,4 78,5 80,2 80,9 Ak 65 > 723 760 848 883 591 1.388 5.193 6.047 36.055 In % 6,8 8,2 7,2 8,0 6,5 6,9 7,2 6,6 7,6

Zusammenstellung ausgewählter Schülerdaten

Moabit Moabit Osloer Brunnen Park­ Wedding West Ost Str. Nord viertel Zentrum Mitte Berlin

Schüler ndH 72,6 % 62,6 % 86,7 % 80,9 % 59,6 % 84,4 % 70,1 % 35,5 % Lernm.befr 38,6 % 50,6 % 81,9 % 72,5 % 51,4 % 81,0 % 61,5 % 37,3 % o. Abschl. 17,1 % 8,0 % 39,2 % 15,9 % 19,5 % 21,9 % 14,2 % 9,5 % Empf.Gym. 19,7 % 37,8 % 22,8 % 25,1 % 36,8 % 21,1 % 30,6 % 41,0 % Kinderarmut 48,5 % 48,3 % 68,1 % 68,3 % 50,2 % 68,5 % 52,6 % 36,0 % Kita Besuchs­ dauer 2J > 75,5 % 80,1 % 67,5 % 68,9 % 77,5 % 69,8 % -k-A.­ -k-A.­

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