Alpingeschichte kurz und bündiG

Das Große Walsertal Ingeborg Schmid-Mummert

MITMIT UNTERSTÜTZUNG UNTERSTÜTZUNG VON VON BUND BUND UND UND EUROPÄISCHER EUROPÄISCHER UNION UNION Alpingeschichte kurz und bündig Das Große Walsertal

Ingeborg Schmid-Mummert

Oesterreichischer Alpenverein Innsbruck, 2009

Die Initiative "Bergsteigerdörfer" ist ein Projekt des Oesterreichischen Alpenvereins und wird aus Mitteln des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Lebensministerium) und des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert. Inhalt

Vorwort 6 Daten und Fakten 9 Die Einwanderung der Walser 13 Das ganze Alpenland an einem Tag 23 Für Touristen „jeder Geschmacksrichtung“ 29 „Alpine Taten“ − Eine Auswahl 45 Damit die Gäste bleiben 63 Aus der Not eine Tugend machen 67

Danksagung 87 Literatur 88 Bergsteigerdörfer – Bestelladresse und weiterführende Literatur 94 Adressen 96 Impressum / Bildnachweis 98 

Vorwort Sie ist ein tragfähiges Fundament für des Projektes dar. Das Ergebnis trägt die Umsetzung der Alpenkonvention zur vertieften Einsicht in die alpinisti- Der Oesterreichische Alpenverein ist licher Dienstleistungen und Grund- und auch für dieses Projekt mit aus- sche Entwicklung der Gemeinden bei traditionell dem Ländlichen Raum daseinsfunktionen betroffen. Ohne gewählten österreichischen Alpendör- BesucherInnen und Gästen bei und des Berggebietes verbunden, wo der Zweifel gehören diesen Regionen auch fern. Die Deklaration weist in zwei bietet auch der einheimischen Bevöl- Schwerpunkt seiner alpinen Infra- die Sympathien und die Wertschätzung Artikeln ausdrücklich auf die in der kerung bessere Einblicke in die Alpin- strukturen liegt, die Arbeitsgebiete der zahlreicher FreundInnen. Das macht Grundkonzeption des Bergsteigerdorf- historie. Beides soll den Stellenwert des Sektionen zu betreuen sind und sich stolz, trägt aber wenig zur Sicherung projektes verankerten Ziele hin: Alpinismus in der Gemeinde erhöhen die alpine Heimat für Tausende von der wirtschaftlichen Existenz bei. Es - Anerkennung der Bedeutung der alpi- und festigen. Denn Alpinismus und BergsteigerInnen, BergwanderInnen gilt also, die offensichtliche Wertschät- nen ländlichen Räume als vielfältige, naturnaher Alpintourismus – wie ihn und FreundInnen der Alpen auftut. Der zung in mehr Wertschöpfung münden heterogene, eigenständige Wirt- die Alpenkonvention als Teil der Nach- OeAV hat sich auch verpflichtet, das zu lassen. schafts-, Natur- und Kulturstandorte haltigkeitsstrategie für den Alpenraum von den acht Alpenstaaten und der Eu- Die Alpenkonvention spricht sich in und Förderung integrierter Strate- versteht – braucht eine geistige Veran- ropäischen Gemeinschaft gemeinsam mehreren Durchführungsprotokol- gien, die an ihre jeweiligen Potenziale kerung. Zugleich geht es darum, dem entwickelte und getragene Vertrags- len für die Stärkung des Ländlichen angepasst sind; Alpinismus und damit der Möglichkeit werk der Alpenkonvention zu fördern Raumes aus. Etwa im Tourismuspro- - Erforschung, Erhaltung und Entwick- zu Individualität, Spontanität und per- und umzusetzen. Die Alpenkonvention tokoll, wo sich die Vertragsparteien lung des vorhandenen materiellen sönlichen Entfaltung genügend Raum ist d a s Instrument zur nachhaltigen verpflichten, die Wettbewerbsfähigkeit und immateriellen Kulturerbes sowie zu geben, nachdem die verschiedenen Entwicklung des Alpenraumes. Daraus des naturnahen Alpentourismus zu der überlieferten Kenntnisse. Interessen und Widmungen am Ge- leiten sich gemeinsame Interessen ab, stärken. Für den OeAV stellen der Alpinismus birgsraum stetig steigen. die sich im OeAV-Projekt zur Stärkung Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ des sowie die Tätigkeit der alpinen Vereine Der Oesterreichische Alpenverein österreichischer Bergsteigerdörfer im OeAV weist nicht nur eine Nähe zu den von der Pionierzeit bis herauf zu den bedankt sich bei der Autorin dieses Rahmen des Programms Ländliche Durchführungsprotokollen „Touris- von der einheimischen Bevölkerung Bandes zur Alpingeschichte des Groß- Entwicklung 2007-2013 des österrei- mus“ und „Raumplanung und nach- mitgetragenen Ausprägungen einen en Walsertales sowie bei allen, die mit chischen Lebensministeriums treffen. haltige Entwicklung“ auf, sondern ganz wesentlichen Bestandteil des Ihrem Wissen einen Beitrag dazu ge- Der naturnahe Alpintourismus ist ein insbesondere zur Deklaration „Bevöl- dörflichen und regionalen Kulturerbes leistet haben. wichtiges Standbein für die wirtschaft- kerung und Kultur“. Diese Deklaration und der Identität der Menschen dar. liche Existenz vieler Bergregionen, wurde 2006 auf der IX. Alpenkonferenz Neben der Darstellung des alpintou- vor allem in entwicklungsschwachen der Umweltminister in Alpbach/Tirol ristischen Angebots stellt deshalb die Peter Haßlacher und entlegeneren Alpentälern. Meist beschlossen und ist eine Klammer der Aufarbeitung der Alpingeschichte die- Leiter der Fachabteilung sind diese Gebiete von Bevölkerungs- Konvention zu den in den Alpen leben- ser Orte in kurzer und bündiger Form Raumplanung/Naturschutz schwund sowie dem Verlust öffent- den und wirtschaftenden Menschen. einen Meilenstein im Gesamtmosaik des Oesterreichischen Alpenvereins © BEV 2009, Vervielfältigung - Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen© BEV des BEV mit Genehmigung in Wien, T2009/58499.  

Daten und Fakten

Das Grosse Walsertal ... bis 1.000 m liegen 12% des Großen Walsertales, mehr als ein Drittel der Der Naturraum Großes Walsertal Gesamtfläche liegt zwischen 1.000 erstreckt sich in westöstlicher Rich- bis 1.500 m, 41% in der Höhenstufe tung vom Inneren Walgau (Thürin- von 1.500 bis 2.000 m, und noch 12% gen) bis zu den Gipfeln des Tann- der Fläche des Großen Walsertales bergs. Das von West - Nord-West liegen über 2.000 m Seehöhe. nach West - Süd-West verlaufende, Damit reicht die Höhenerstreckung 24 Kilometer lange Tal umfasst die vom montanen Laub-Mischwaldgür- sechs Gemeinden Thüringerberg, tel – hier überwiegt die Buche -, über St. Gerold, Blons, mit Marul, den Nadelwaldgürtel bzw. die Lat- Sonntag mit Buchboden und Fonta- schengebüsche bis in die nivale Hö- nella mit Faschina. Diese Gemeinden henstufe der ständig schneebedeck- sind dem politischen Bezirk ten Gipfelregion der Roten Wand. zuzurechnen. Das Große Walsertal hat eine Fläche Das Große Walsertal ist vorrangig von 193 km2. Das sind sieben Pro- ein Pendlertal. Landwirtschaft wird zent der Gesamtfläche Vorarlbergs. vor allem als Nebenerwerb betrie- Im Großen Walsertal leben 3.452 ben. Die zur Verfügung stehenden Menschen, das ist ein Prozent der Flächen werden nach dem Kataster Wohnbevölkerung Vorarlbergs. Die folgendermaßen genutzt: Bevölkerungsdichte beträgt 151 Ein- wohner je km2 Dauersiedlungsraum Bauflächen und Gärten: 54 ha (0,3%) und 17 Einwohner je km2 Gesamtflä- Landwirtschaft: 2.172 ha (11,3%) che (: 620 bzw. 132). Alpen: 8.996 ha (46,7%) Charakteristisch für das Tal ist des- Wald: 5.997 ha (31,2%) sen gewaltige Höhenerstreckung unproduktiv: 2.029 ha (10,5%) von 586 m (Gstins) bis 2.704 m (Rote Wand). In der Höhenstufe von 500 10 11

... und seine Gemeinden

touristische Einwohner Nächtigungen Sommer Nächtigungen Winter Betten Fläche Orte Seehöhe 1998 2008 1998 2008 1998 2007 1998 2007 Orte in km² Blons 903 m 14,88 336 336 165 65 3.550 2.078 3.482 1.981 Blons Fontanella/ Fontanella/ 1145/1486 m 32 443 460 726 720 26.605 27.631 36.651 44.521 Faschina Faschina Raggal/Marul 1076/976 m 41,69 856 908 856 773 48.218 37.301 30.298 27.096 Raggal/Marul St.Gerold* 881 m 12,58 363 360 234 199 10.000 9.000 4.206 3.712 St.Gerold* Sonntag/ Sonntag/ 888/910 m 81,39 744 705 253 425 11.226 11.113 10.062 7.972 Buchboden Buchboden Thüringerberg 877 m 10,39 648 683 89 54 4.537 4.154 3.890 2.742 Thüringerberg Gesamt 192,93 3.390 3.452 2.323 2.236 104.136 91.277 88.589 88.024 Gesamt

*St. Gerold gibt keine monatlichen Nächtigungsmeldungen ab, deshalb wurden die Jahresnächtigungen geschätzt auf Sommer/Winter aufgeteilt.

Nächtigungen gesamt 1998: 192.725 2007: 179.301

Raggal, 1908 und 2003 12 13

Die Einwanderung der Walser

In unmittelbarem Zusammenhang Hörige des Klosters ‚Gotteshausleute‘ mit der Besiedlung des Großen genannt. – Die Grafen von Montfort Walsertales steht die Benediktiner- wollten die Bevölkerung in ihrem Propstei St. Gerold am Sonnenhang Gebiet vermehren, darum schlugen des Tales: sie ihren Walliser Dienstmannen vor, „Die Bevölkerung bestand zunächst die Hochtäler von Vorarlberg in Be- aus Rätoromanen. Viele Orts- und sitz zu nehmen.“1 Güternamen des Großen Walsertales Demnach sind die Walser in Vor- weisen noch heute auf das Rätoro- arlberg ab dem beginnenden 14. manische hin. Die Rätoromanen, die Jahrhundert schriftlich fassbar. Erste um St. Gerold wohnten, wurden als Besiedlungsschübe sind vermutlich

Fontanella, 1916

Blick ins Große Walsertal um 1970 1 Propstei St. Gerold (Hrsg.): Propstei St. Gerold; Passau 1992; S. 2 14 15

bereits früher erfolgt. Bedeutende nannt. Fünf Walser wurden mit der Interessante Bewohner Was sie im 13. Jahrhundert, ja wahr- Walsersiedlungen entstehen im Alb z‘Ugen über Damüls belehnt. Die scheinlich schon früher, veranlasste, Großen und Kleinen Walsertal, im Walliser waren von Anfang an „freie Bei der Lektüre früher Reiseberichte ihre mütterliche Erde zu verlassen Laternser Tal, in Damüls, und Bauern auf freier Scholle.“2 fällt auf, dass es sich kaum ein Besu- und ostwärts, vorzüglich in den Vor- Tannberg. Im Jahr 1313 werden auf „Man nimmt an, dass sich dieser cher des Walsertals verkneifen konn- arlberger Alpen ihre zweite Heimat Glatterns, dem heutigen Gebiet von Siedlerstrom mit den ersten Nach- te, sein ganz persönliches – mitunter zu suchen, ist noch nicht ganz auf- , sechs Walserfamilien ge- kommen oder mit neuen Zuzüglern recht spekulatives – Wissen über die geklärt.“5 aus der Rhoneheimat auch über die Bevölkerung und deren Herkunft Offenbar kommen selbst die frühen Faschinalücke ins hintere Große Wal- kundzutun. Alpinisten nicht umhin, ihren Touren- sertal hinübergewagt hat und dort Vor allem die „den biederen Walsern vorschlägen und Besteigungsberich- die sonnigen Hänge der Alpen Fon- gewidmeten“ und 1844 publizierten ten grundlegende Auskünfte über tanella und Türtsch mit ihren neu- „Untersuchungen über die freyen die Einwohner des Großen Walser- angelegten Siedlungen durchsetzte, Walliser oder Walser in Graubünden“ tales beizugeben: welche später noch lange gerichtlich von Joseph Bergmann4 scheinen sich „Das Bergvolk der Walser in diesem mit Damüls zusammengehörten. […] beim Leserkreis festzusetzen. Thale soll nach der scharfsinnig be- Auf alle Fälle bildete aber das äußere Den Walsern wird ein ausgeprägtes gründeten Darstellung Bergmanns Walsertal gegenüber dem primären Wir-Bewusstsein attestiert, und ihre wahrscheinlich im 13. Jahrhundert ‚Obergericht‘ eine eigene, schicksal- nicht ganz geklärte Herkunft macht unter den zu Blumenegg gebie- haft getrennte Rechtsgemeinschaft, sie außerordentlich interessant: tenden Grafen Hugo v. Werdenberg- das ‚Untere Gericht‘, das 1399 als das „Die Walser oder ‚freien Walser‘, wie Sargans aus Ober-Wallis eingewan- Gericht ‚Zum Sunnentag und auf sich die Bewohner des Thales nicht dert sein, und noch jetzt bewahrt es Raggal‘ genannt wird. Aufnahme in ohne Selbstbewusstsein nennen, in Sprache und Sitte die unverkenn- der ganzen Herrschaft Blumenegg gehören nicht, wie man früher allge- baren Merkmale seiner Abkunft und scheinen die Walser durch die da- mein annahm, dem burgundischen seiner Stammverwandtschaft mit maligen Schlossherren, die Grafen Stamme an, sondern sind Aleman- den übrigen rhätischen Walsercolo- von Montfort-Werdenberg-Sargans, nen und haben ihre Stammesbrüder nien in Graubünden und in mehre- gefunden zu haben, und zwar schon im schweizerischen Kanton Wallis. ren vorarlbergischen Hochthälern.“6 ‚etwas vor 1328‘.“3

4 Joseph Bergmann: Untersuchungen über die freyen Walliser oder Walser in Graubünden und Vorarlberg; Wien 2 ebd. 1844 3 J. Grabherr: Die reichsunmittelbare Herrschaft Blumenegg; in: 44. Jb. des Vorarlberger Landesmuseums über das 5 Ludwig von Hörmann: Wanderungen in Vorarlberg 1; Innsbruck 1901; S. 181 Jahr 1906; 1907; S. 131. Zit. in: Paul Zinsli: Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein 6 John Sholto Douglass: Die Rothewand-Spitze und der Widderstein; in: Jahrbuch des Österreichischen Alpenver- und Italien. Erbe, Dasein, Wesen; Chur 1991; S. 38 eines; Bd. 4 (1868); S. 161 – 180, S. 179 16 17

Ein eigenes Wesen ein eher kleiner als großer Men- schenschlag, doch untersetzt und „Jedem Beobachter“, so belehrt Mit- breitschultrig und was dem Ohre, te des 19. Jahrhunderts ein Buch welches der Volksrede zu lauschen über die Allgäuer Alpen, welches vermag, am meisten auffällt, eine zugleich ein „Führer für Fremde“ sein an das Schweizerdeutsch durch ihre will, werde sogleich auffallen, wie harten Kehllaute sich anlehnende sehr sich das Walsertal und dessen Redeweise.“8 Bewohner von den umliegenden Somit bietet diese Reiseliteratur Gebieten unterscheiden. Gegensät- nicht nur praktische Informationen ze zeigten sich vor allem „in Tracht, über Wegverläufe, sportliche Mo- Dialekt und Sitte“.7 mente und Reiseetappen, sondern Mit großer Freude stürzen sich Reise- es werden auch kulturelle Phäno- schriftsteller und touristische Ratge- mene besonders herausgestrichen. ber in dieser Zeit auf das Große Wal- Das gilt auch für die Beiträge über sertal. Im Vordergrund stehen dabei das Große Walsertal in den Publika- immer seine charakte- ristische Position, seine Abgeschiedenheit und besondere Exotik: „Das ist das Walserthal, bewohnt von den ‚Wal- sern‘ und durchströmt von dem tief einge- schnittenen Lutzbache. Es ist ein eigenes Wesen da drinnen in diesem Thale: andere Tracht,

7 Die Algäuer Alpen bei Oberstdorf und Sonthofen; Beiträge zur Charakteristik der Alpenwelt; München 1856, S. 84 8 Hermann von Schmid: Die deutschen Alpen. Wanderungen durch Tirol und Vorarlberg, das bayerische Gebirge, Salzkammergut, Steiermark und Kärnten; Stuttgart 1877; S. 267 18 19

„Bezeichnend ist, daß, je weiter des ‚Walserhäßes‘“ [Anm.: Häs oder man gegen Westen rückt, das Rau- Häß ist das vorarlbergische Dialekt- chen von seite des weiblichen wort für Kleidung] am „reinsten“ zu Geschlechtes zunimmt […]. All- finden sei, denn als „schön“ könne gemeiner Brauch ist es im Großen man die Tracht der Walsertalerinnen Walsertal, wo jedes Mädchen seine nicht gerade bezeichnen.11 Pfeife hat und sich mit dieser selbst photographieren läßt.“9 Was die Autoren an der Tracht der Damit nimmt Hörmann eine Beob- Walsertalerinnen am meisten zu achtung auf, die Leopold Höhl bereits stören scheint, sind deren außerge- im Jahr 1880 in Verse brachte: wöhnliche Farbgebung und ein als „Im schönen grünen Walsertal unvorteilhaft bewerteter Schnitt: Da gibt es Maike [Mädchen] ohne „[…], während die Wälderinnen aus Zahl, ihrem schlanken Wuchs kein Ge- Am Werktag tun sie ihre Pflicht, heimnis machen und den Ledergür- Am Firtag stecken‘s d‘Pfif ins tel dicht über den Hüften tragen, ist Ernst Platz: Alte und Junge Walsertalerin tionen des Deutschen und Oester- G‘sicht.“10 die Taille hier unzierlich bis an den (Zeitschrift des DuOeAV 1904, S. 73) reichischen Alpenvereins (DuOeAV) Hals hinauf gerückt, so daß, was fast zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als Ganz in der methodischen Traditi- peinlich zu verrathen, der Busen wunderliche Zusammenstellung“ Autor ist der Volkskundler, Kultur- on seines Faches widmet sich Hör- unterhalb derselben liegt. Ferner ist fällt Wanderern sichtlich auf. Es fin- historiker und Direktor der Univer- mann auf seinen Exkursionen durch dort das feierliche Schwarz die ton- den sich aber auch anerkennende sitätsbibliothek Innsbruck Ludwig Vorarlberg den Kleiderordnungen gebende Farbe, hier aber vom Halse Kommentare, wie jener von Max von Hörmann (12.10.1837, Feldkirch ausgesuchter Regionen. Das Große an abwärts alles roth: rothes Mieder, Vermunt, der von den „lustigen Wal- – 14.2.1924, Innsbruck) zu nennen. Walsertal erhält dabei von ihm, wie rother Rock, rothe Strümpfe, alles serinnen“ erzählt: Seine „volkskundliche Skizze“ von auch von unzähligen anderen Auto- feurig roth wie der Abendhimmel „Die Kirchengänger strömten zur „Genuss- und Reizmitteln in den ren, eine erhöhte Aufmerksamkeit. wenn er einen goldenen Morgen Kirche da von allen Seiten heran, die Ostalpen“ weiß etwa von den Frauen Dieses besondere Interesse liege verspricht.“12 Männer in einförmig dunkelblauer im Großen Walsertal zu berichten: rein daran, dass hier die „alte Form Tracht, die Frauenwelt dagegen als Diese, Ludwig Steub zufolge, „sehr der eigentliche Leuchtpunkt der

9 Ludwig von Hörmann: Genuss- und Reizmittel in den Ostalpen, in: Zeitschrift des Deutschen und Oesterrei- chischen Alpenvereins; Bd. 43 (1912); S. 94 11 Ludwig Hörmann: Vorarlberger Volkstrachten; in: Zeitschrift des DuOeAV Bd. 35; 1904; S. 71 10 Leopold Höhl: Wanderungen durch Vorarlberg; Würzburg 1880; S. 177 12 Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol; München 1846; S. 85 20 21

Gesellschaft in ihren feuerrothen Ein Stiller Winkel Der Gegensatz ist es, der immer wie- zerbricht sich den Kopf über die Röcken und feuerrothen Strümpfen, der herausgestrichen wird: Jener, Umgestaltung der Welt, – Dinge, die die grosse blendendweisse Hals- Begünstigt wurde dieses Konser- zwischen dem Fortschritt und der höchst nothwendig sind im neun- krause über dem grünrothen Mieder vieren der alten Tracht, wie uns der Hektik „draußen“ und der Stille und zehnten Jahrhundert, aber uns doch herabfallend dazwischen. Wie sie da Volkskundler um 1900 aufklärt, Beschaulichkeit „drinnen“ im Tal. Und lange nicht so lieb wie die grüne Ein- so heraufstiegen durch die engen durch den Umstand, „dass sich […] so machen es sich die Reiseberichter- samkeit unserer ‚stillen Winkel‘.“17 Wiesenpfade, oder herabkamen im Walsertal keine Fabriken befin- statter zur Aufgabe, möglichst vielen von den obern Höfen, auf alle Weite den“ und dass „durch die bisherige Naturliebhabern von dieser als rothe Punkte sichtbar, wars ganz Abgeschlossenheit […] der Verkehr Gegend zu erzählen und wie ein niedliches Kripperlspiel und des weiblichen Geschlechtes mit sie ihnen als Tourengebiet noch eine jener seltenen Erschei- dem Haupttale sehr beschränkt schmackhaft zu machen. nungen uralter Volkstracht.“13 ist.“15 Zugleich wird das Verlassen Und so stellen sich diese ersten des Tales als Rückkehr in die Die Großwalsertaler Tracht, das er- Reisenden, die das Große Walsertal lärmende Neuzeit wehmü- fahren Besucher im Heimatmuseum durchwandern, gern auch als Erfor- tig beschrieben: Großes Walsertal in Sonntag, zähle scher und moderne Entdecker dar: „Dort an der Lutzbrücke en- zu den ältesten im alemannischen „Die Bevölkerung hält zumeist zäh det auch unsere Fahrt und Raum. Mehr als die Männertracht sei und starr an altherkömmlichen Sit- unser stiller Winkel; dort die Walser Frauentracht dem Wandel ten und Gebräuchen, und gerade im Gelände der Ill braust in Form und Farbe unterworfen ge- ist es bei dem vom grossen Weltver- die Turbine, dreht sich ge- wesen. Als Hauptbestandteile wer- kehr abgeschlossenen ‚Wälder‘ zu schäftig die Spindel, raucht den der über der Brust beginnende beobachten, der mit Stolz sich von der riesige Dampfschlot und bis zu den Knöcheln reichende allem, was mit seiner Eigenart nicht und berechnet man die Wollrock und das kurze Mieder aus übereinstimmt, ferne hält und dem Summe des Daseins wie- Seidenbrokat und Moiré genannt. fremden Durchreisenden mit Scheu der nach Contocorrent und „Rock, Mieder und Strümpfe waren und Misstrauen begegnet.“16 Hauptbuch: dort fährt der ursprünglich feuerrot.“14 kaiserliche gelbe Eilwagen, läuft der Telegraphendraht, liest man Zeitungen und 13 Max Vermunt: Stille Winkel in Vorarlberg; o. O., o. J.; S. 26 14 Heimatpflegeverein Großes Walsertal (Hrsg.): Heimatmuseum Großes Walsertal; St. Gerold u. a. 1991; S. 29 Blick talauswärts um 1970 15 Ludwig Hörmann: Vorarlberger Volkstrachten; S. 57 16 August Wittik: Touristische Skizzen aus Vorarlberg; in: Neue deutsche Alpen-Zeitung Bd. V; Nr. 4 (1877); S. 40 17 Max Vermunt: Stille Winkel in Vorarlberg; S. 27 22 23

Das ganze Alpenland an einem Tag

1868 erscheint im Jahrbuch des Al- penvereins die wohl erste Beschrei- bung einer Alpintour im Großen Walsertal. John Sholto Douglass etikettiert es darin als „malerisches wald- und wiesenreiches Hochthal, ohne eigentliche Sohle […].“18 Tatsächlich ist das langgestreckte Großwalsertal nicht sanft und aus- ladend wie andere Alpentäler, viel- mehr stellt es sich als enge Schlucht dar, als Tobel, der sich zu immer neu- en Terrassen weitet. Die Dörfer sind in halber Höhe auf solchen Balkonen angesiedelt. Es verwundert daher wenig, zu lesen, dass in Vorarlberg die Kinder in der Schule lernten, das Großwalsertal sei „ein von Tobeln und Töbelchen durchtobeltes To- Madonnabach – Kessenen bel“.19 geologische und biologische Gege- Im Jahr 1873 wandert Franz Burgartz benheiten ebenso wie Einkehrmög- durch das Walsertal über Schadona lichkeiten, und er verweist auf die zu nach Schröcken. Er gibt eine wun- besteigenden Berge in der ganzen derbare Schilderung dieser Tour Umgebung. Dennoch scheint er sich und seiner Eindrücke entlang des seiner Sache nicht ganz sicher ge- Weges ab, beschreibt Ortschaften, wesen zu sein und zweifelt, ob denn

18 John Sholto Douglass: Die Rothewand-Spitze und der Widderstein; S. 178 19 Vgl.: Ilse Tubbesing: Im Großwalsertal; in: Vorarlberg Heft 1 (1966); S. 30 24 25

auch die Redaktion des Alpenver- men und Blümlein. Eine Alpenpartie zu verlassen und zum nahe gele- dem er auch die Berge des Großwal- einsjahrbuches seinen Artikel als „al- ist es aber doch und eben Alpen- genen Dorf Thüringen zu wandern. sertales zählt. Seit sich der gebürtige pinistisch“ genug befinden würde, blumen sind auch dabei und das „Das Walserthal, östlich vom viel- Wiener im Alter von 26 Jahren als um ihn abzudrucken: möge entschuldigen, wenn diese besuchten Thannberge und nörd- Augenarzt in Bregenz niedergelas- „Meine im Titel angegebene Wande- Schilderung um ein bescheidenes lich und südlich von hohen Bergen sen hatte, war die Bergwelt Vorarl- rung ist vom grossen Touristenzuge Plätzchen im ‚Jahrbuche des österr. umsäumt, ist ein reines Alpenthal. bergs, Rätikon und Silvrettagruppe, nicht stark frequentirt, ihr höchst Alpenvereines‘ ersucht.“20 An der Nordseite hebt sich die Löf- sein Hauptgebiet. Obwohl Blodigs zu übersteigender Punkt hat statt Burgartz reist mit dem Zug an. Er felspitze bis zu 6.198 Fuss. An der Hauptinteresse den Westalpen galt ewigem Schnee nur üppigen Gras- rät, bei der Station „“ oder Südseite längs dem Nebenzweige – er wird gern als „erster Viertausen- wuchs, dürftige und liebe Alpenblu- „Strassenhaus“ [] die Bahn unseres Thales, dem Manuel, thür- der-Sammler“ bezeichnet – lernte men sich die kahlen Brazerwände er doch fast alle Gebirgsgruppen auf; im Hintergrunde ragt die Rothe zwischen Hochschwab und Monte Wand, ein steiler Felsklotz mit einem Viso21 kennen. Den DuOeAV-Mitglie- Miniaturgletscher, 8.546 Fuss hoch, in die unermessliche Tiefe und Wei- te des blauen Aethers und in etwas nördlicher Abweichung der Mist- haufenkopf, der in Verbindung mit dem Rothen Wandgebirge wieder ein kleines, rauhes Alpenthal, Huttla genannt, einschliesst.“ „Tagelang wandert man hier […] dahin, ohne von den Erscheinungen unserer Überkultur belästigt zu werden.“ Diese Belobigung stellt der Arzt, Bergsteiger und Publizist alpinistischer Standardwerke, Karl Blodig (16.10.1859, Wien – 7.9.1956, Thüringerberg gegen Rote Wand und Hohen Frassen Bregenz) seinem Aufsatz über das Bregenzerwaldgebirge voraus, zu

20 Franz Burgartz: Durch das Walserthal über Schadona nach Schröcken; in: Jahrbuch des Oesterreichischen Alpen- Vereines Bd. 9 (1873); S. 82 21 Fritz Schmitt: Karl Blodig; in: Der Bergsteiger H. 7 (1986) 26 27

jedes der über 80.000 Mitglieder des „Gelegentlich einer Besprechung mit Alpenvereins. einem hochalpinen Mitgliede un- Woran es wohl auch gelegen haben serer großen Vereinigung teilte ich mag, dass diese Gegend noch weit- ihm vor Jahren schon meinen Plan gehend unbesucht war, als andern- mit, auch einmal den Bregenzerwald orts in den Ostalpen Touristik und und seine Berge in der ‚Zeitschrift‘ Erschließung gerade ihre Blütezeit zu behandeln. Ein kaum merkliches durchlebten, lässt sich aus einem Hin- Zucken überflog seine markigen weis von C. W. Pfeiffer aus Frankfurt Züge, das, ins Gemeinverständliche ablesen, der anlässlich seiner Bestei- übertragen, sagen wollte: Freund, gung der Braunarlspitze bedauerte: du wirst alt, wenn du von den Walli- „Die Literatur über dieses Gebiet ist ser Bergen und den Riesen der Mont ungemein dürftig.“23 Bis auf Doug- Blanc Gruppe zum Bregenzerwald lass hatte augenscheinlich noch herabsteigst. Ich aber hoffe den- niemand dieser Region literarische noch, […] den Beweis erbracht zu Aufmerksamkeit gewidmet und mit haben, daß auch ein noch mitten in Tourenberichten bergsteigerisches seiner vollen Leistungsfähigkeit ste- Zitterklapfen, nach der Natur gezeichnet von E. T. Compton, 1907 Interesse zu wecken versucht. Blodig hender Alpinist den Bregenzerwald gibt sich in der Folge größte Mühe, mit hohem Genusse durchwandern dern die Vorzüge der Bregenzerwäl- Einige seiner Touren unternahm den Bergen Vorarlbergs in der Zeit- kann. Und dann denke ich, daß es der Berge näher zu bringen nennt er Blodig gemeinsam mit dem eng- schrift des DuOeAV einen fixen Platz neben erprobten Alpinisten in un- als Hauptmotivation für den zitierten lischen Maler und Alpinisten Edward einzuräumen und ihre Besteigung serem weitverzweigten Vereine Tau- Beitrag: Theodore Compton (29.7.1849, Stoke zu empfehlen. Gerade die Berge sende von Anfängern und daneben „Bequemer als anderswo hat der Newington/England – 22.3.1921, des Bregenzerwaldgebirges würden aber Tausende von älteren Männern Reisende [hier] Gelegenheit, im Lau- Feldafing). Für ihn war es nahe lie- verschiedensten bergsteigerischen gibt, die gleichwohl noch das rege fe eines einzigen Tags alle Erschei- gend, sich dessen Hilfe zu bedienen, Ansprüchen gerecht und könnten Bedürfnis in sich fühlen, alljährlich nungsformen eines Alpenlands in um dieses noch unbekannte Gebir- allen Touristen etwas bieten. Das einige Wochen im Gebirge herum- buntem Wechsel und dabei mit reiz- ge populär zu machen. Schließlich habe er mit größter Vehemenz auch zustreifen.“ voller Steigerung an sich vorüberzie- erreichten Comptons Illustrationen schon an anderer Stelle deponieren hen zu lassen.“22 der Alpenvereins-Jahrbücher 1908 müssen:

22 Karl Blodig: Das Bregenzerwaldgebirge; in: Zeitschrift des DuOeAV Bd. 38 (1907); S. 159 23 C. W. Pfeiffer: Die Braunorglspitze im Bregenzer Wald; in: Zeitschrift des DuOeAV Bd. 19 (1888); S. S. 195 28 29

Für Touristen „jeder Geschmacksrichtung“

In der Zeitschrift des DuOeAV von Alpen, in denen man zwei und meh- 1905 berichtet Karl Blodig im Zu- rere Tage gehen kann, ohne weit sammenhang mit einer Tour in den und breit eine alpine Gaststätte zu Bergen des Klostertales von der Ein- finden.“ Diese Klage in den „Mitthei- weihung der Ulmer Hütte: lungen des Deutschen und Oester- „Eine gute Viertelstunde nach mei- reichischen Alpenvereins“ von 1909 ner Ankunft auf der [Anm.: Unteren veranlasst in der Folge die im Jahr Wildgruben-] Spitze ertönten die 1895 gegründete Biberacher Alpen- ersten Böllerschüsse zur Feier der vereinssektion, das Gebiet zwischen Eröffnung der schönen Ulmerhüt- Lech, Lutz und Bregenzer Ache nach te und gaben Zeugnis einer neuen einem Bauplatz für ein Hüttenpro- Etappe der friedlichen Eroberung jekt abzusuchen. Schon im Sommer des Alpengebietes durch unseren 1911 berichtet der Vorsitzende der prächtigen Deutschen und Österrei- Sektion in den Mittheilungen „aus chischen Alpen-Verein.“24 dem Gebiete der Biberacher Hütte“ und kündigt deren Eröffnung noch Biberacher Hütte im August an. Auf dem „Schnabel“, Angeregt durch den Bau der Ulmer einer gegen das Walsertal vorsprin- Hütte wollte anscheinend auch die genden Bergnase der Schadona junge Sektion Biberach nicht zurück- Alpe hatte man den gewünschten stehen und beschloss ihrerseits, „ir- Hüttenstandplatz gefunden: gendwo in Vorarlberg oder sonst im „[…] ringsum ein gewaltiger Kranz Allgäu“ eine eigene Bergsteigerun- kühner Zinnen und mächtiger Fels- terkunft zu errichten.25 wände (Braunarlspitze, Hochlicht- „Es gibt noch Gegenden in unseren spitze, Johanniskopf, Hirschenspitze,

24 Karl Blodig: Aus den Bergen des Klostertales; in: Zeitschrift des DuOeAV Bd. 36 (1905); S. 240 – 241 25 Sektion Vorarlberg des Oesterreichischen Alpenvereins (Hrsg.): Berge und Menschen; Bludenz 1995; S. 232 30 31

Rote Wand, Feuerstein, Zitterklapfen Walsertal mit seinen zahlreichen Ein- Hochkrumbach und die Auenfelder bau. Nun war ein Stützpunkt für die und Hochkinzelspitze); gegen Nord- zelgehöften, Häusergruppen und Alpe zu Iller und Lech, bzw. durch Besteigung von Braunarlspitze, Rot- osten, im Rahmen von Kinzel und Kirchlein, dem wohltuenden Wech- das Ill- und Klostertal zum Arlberg horn, Hochkinzelspitze und Zitter- Rothorn, die Felsburgen des Wid- sel von Wiesengrün und Waldesdun- und Inn hin sich bewegten, jedoch klapfen geschaffen und ein Rastplatz dersteins und Auenfelder Horns und kel und dem malerischen Abschluß, „an den stillen Bergen des Großen beim Übergang vom Großen Walser- zwischen diesen, in dritter Reihe, die den ihm die Berge des Rätikons und Walsertales vorüberrauscht[en]“, tal in das Tal der Bregenzer Ache ge- ganze Kette der Oberstdorfer Ber- der Glarner Alpen verleihen.“26 ohne mitzubekommen, „welche Fül- sichert. Als Zielpublikum wurde be- ge, von der Trettachspitze und Mä- le von Schönheit und sportlichem reits beim Bau der Biberacher Hütte delegabel bis zum Hohen Licht und Karl Blodig hatte sich bereits verwun- Reiz hier verborgen liegt“.27 an diejenigen gedacht, die ihre dem Biberkopf. Ein Bild voll Anmut dert gezeigt, dass jährlich immer Ein neu angelegter Alpenvereins- Höhenwanderungen in den Oberst- und Lieblichkeit aber bot das Große mehr Touristen von Schröcken über weg vervollständigte den Hütten- dorfer Bergen beispielsweise von

Grundsteinlegung Biberacher Hütte Biberacher Hütte nach der Eröffnung 1911

27 Sektion Biberach des DAV (Hrsg.): Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Sektion Biberach im Deutschen 26 Johannes Maurer: Aus dem Gebiete der Biberacher Hütte; in: Mittheilungen des DuOeAV (1911); S. 153 Alpenverein; Biberach 1996; S. 18 32 33

der Rappenseehütte aus über das Braunarlspitze komplettierten das Fortführung der Bregenzer Wald- In der Folge wurde die damals noch Haldenwangereck und Hochkrum- Bauvorhaben. Bis zum Sommer 1911 Bahn bis werden. sechs Kilometer lange Reststrecke bach bis zur Mittagsspitze und dem wurden alle diese Pläne Realität. Dann wird das Achtal die Hauptein- der einst wichtigsten Verkehrsader Hohen Freschen fortsetzen woll- Ein Höhenweg von der Kinzelspitze gangspforte zur Hütte bilden.“28 des Bregenzerwaldes in unzähligen ten oder eine Verbindung mit dem über den panoramaträchtigen Grat Um vom Bregenzerwald ins Große Einsatzstunden reaktiviert und eine Gebiet der Scesaplana brauchten. des Zitterklapfens als neue Verbin- Walsertal zu gelangen, bedurfte nicht mehr wegzudenkende Touris- Die beiden Hauptzugänge aus dem dung mit dem Hohen Freschen soll- der mit der Bahn reisende Tourist musattraktion für die ganze Region Walser- und Achtal zur Hütte wur- te dem Projekt die Krone aufsetzen. noch des Überganges Schadona. Im geschaffen.30 den neu trassiert, waren sie doch Wie eng die Sektionstätigkeit mit September 1902 war die Bregenzer- Vor dem Bau der Biberacher Hütte immer wieder gefährdet, durch Ver- dem Ausbau der Infrastruktur im waldbahn als Schmalspurbahn von im Jahr 1910 gab es im Walsertal sumpfung, Regen oder vom Weide- Land verknüpft war, erläutert deren den kaiserlich-königlichen öster- eine Postautoverbindung. Die ging vieh zerstört zu werden. Ein sicherer Vorsitzender Johannes Maurer: reichischen Staatsbahnen eröffnet allerdings nur bis zum Ort Sonntag. Weg auf die Hochkinzelspitze und „Von größter Bedeutung für das gan- worden. Tausend Arbeiter aus dem Im Bregenzerachtal gab es eine Stra- eine bequemere Verbindung mit ze Gebiet wird die wohl schon für die Trentino, aus Slowenien, Kroatien ße bis Bad Hopfreben. dem neuen „Weimarer Weg“ auf die nächsten Jahre in Aussicht stehende und Ungarn waren während der Der Baderaum in der Biberacher Bauzeit eingesetzt. Die Bahn ende- Hütte konnte gleichzeitig als Dun- te aber bereits in . Von 1910 kelkammer benützt werden, 11 Bet- bis 1914 ist an der Verlängerung der ten und 10 Matratzenlager waren für Bahn bis Schoppernau geplant wor- die Beherbergung der Gäste vorge- den. Durch den Ausbruch des Ersten sehen. Ausgeklügelte Trennwände Weltkrieges kam das Projekt nicht zwischen den Zimmern sollten eine mehr zur Ausführung.29 Im Jahr 1980 Lärmbelästigung tunlichst hintan- führte ein Felssturz zur Unterbre- halten. chung des Bahnbetriebes und spä- „Einem in Turistenkreisen neuer- ter zur Einstellung der ÖBB-Bahnli- dings wiederholt zum Ausdruck ge- nie „Bregenzerwaldbahn“. Mitte der brachten Wunsche entsprechend, 1980er-Jahre bildete sich der Verein sind die Betten mit Leinenobertü- Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn. chern ausgestattet. So wird die Hüt-

28 Johannes Maurer: Aus dem Gebiete der Biberacher Hütte; S. 154 29 http://www.waelderbaehnle.at; Abfrage: 10.5.2009 30 Vgl.: Broschüre „Wälderbähnle 2009“ 34 35

Weg). Doch auch an- Zuge der Rückgabe aller in Öster- men in den 1970er-Jahren findet im spruchsvolle Hoch- reich gelegenen Hütten nach zehn- Juli 1980 die Einweihungsfeier des touristen sollten hier jähriger Beschlagnahme wieder in Erweiterungsbaus statt.33 auf ihre Kosten kom- das Eigentum der Sektion Biberach men: über. Anfang der 1960er-Jahre wird Freiburger Hütte „[…] bieten sich an der Zugangsweg vom Landsteg zur Als die Mitgliederversammlung der den Nordwänden Hütte zum Fahrweg ausgebaut, Was- Alpenvereinssektion Freiburg im Breis- der Braunarlspitze, serreservoir und Wasserleitung wer- gau am 26. März 1909 beschloss, das der Hochlichtspitze den erneuert, und eine biologische zwischenzeitlich sehr mitgenom- und des Zitterklap- Kläranlage wird errichtet. Im Som- mene Matratzenlager vollständig fens sowie am Ost- mer 1969 erstrahlt in der Hütte nach zu erneuern, sollte das die letzte grat der Hochkinzel- Bau einer Elektroanlage elektrisches Anschaffung für die alte Freiburger spitze Aufgaben, die Licht, nach Abschluss zahlreicher Hütte sein. Länger schon hatte man te dem Turisten alles bieten, was er nach dem übereinstimmenden Ur- Modernisierungs- und Baumaßnah- innerhalb der Sektion von einem am Abend eines Wandertages fin- teil erfahrener Alpinisten selbst den den möchte: eine gastliche Stätte, geübten Kletterer reizen können.“ die ihm Behaglichkeit, Erquickung, Der Aufruf, möglichst zahlreich zur Erholung gewährt.“31 Biberacher Hütte zu kommen, richtet „Turisten jeder Geschmacksrichtung sich dementsprechend an sämtliche und Leistungsfähigkeit“ sollten in „Freunde edler alpiner Genüsse“, an unmittelbarer Umgebung der Hütte „einfache Wanderer“, aber auch an ein reiches Betätigungsfeld finden: „wagemutige Kletterer“.32 Botaniker und Geologen, Anhänger leichter und mittelschwerer Berg- Ende der 1920er-Jahre gibt es Plä- touren, „deren Hauptreize in den ne, die Alpe Schadona aufzufors- herrlichen Rundbildern und lieb- ten, wozu es allerdings nie kam. lichen Talblicken bestehen“ (Rothorn, Der Bau von 1911 bleibt bis in die Hochkinzelspitze, Zitterklapfen, Nachkriegsjahre schier unverändert. Braunarlspitze über den Weimarer 1956 geht die Biberacher Hütte im

31 Johannes Maurer: Aus dem Gebiete der Biberacher Hütte; S. 155 33 Vgl.: Sektion Biberach des DAV: Festschrift 1996 32 ebd. 36 37

dringend notwendigen Hüttenneu- sollte ferner das Recht zustehen, im bau gesprochen: Gebiet der Alpgenossenschaft die „Die unmittelbare Nähe der Formarin- nötigen Wege zu bauen, Holz zu Alpe mit ihren Gerüchen, die häufige schlagen, die Quellen zu nützen und Störung der Nachtruhe durch das von der Alpgenossenschaft Milch Brüllen des Viehs, die Feuchtigkeit, und Butter zum Tagespreis zu bezie- der Raummangel, der sich nament- hen. Eine kleine Terrasse unmittelbar lich an Sonntagen bei schönem Wet- über dem Formarin See wurde als ter sehr bemerkbar machte, hatten Bauplatz ausgewählt. Da kam es zur schon lange den Wunsch entstehen letzten, entscheidenden Wende in lassen ein neues Heim in den Alpen der Standortfrage: Bei einer Bespre- zu besitzen.“34 chung im Juli 1911 zwischen Sekti- Uneinigkeit herrschte zunächst noch onsfunktionären und Vertretern der darüber, wo dieser Neubau errichtet Alpgenossenschaft „Rauhe Staffel“ werden sollte. Stimmen wurden einigte man sich auf die Abtretung laut, das Gebiet der Roten Wand zu eines Hüttenplatzes am Joch. Bei verlassen und sich andernorts in den der Hauptversammlung des Alpen- Alpen anzusiedeln. Nach lebhafter vereins wurden der Hüttenplan und Diskussion entschied die Sektion, die Beschreibung der Wasserleitung beweise schon zusammengesetzt See und Rote Wand im ersten Stock, das bisherige Hüttengebiet beizu- für gut befunden, wegen zu hoher gewesen sei und im kommenden sechs Zimmern im zweiten und behalten und den Neubau an einem Kosten das ganze Projekt aber ver- Winter durch den Wirtschafter auf Matratzenlager im Dachraum. Zahl- günstigeren Platz aufzustellen. Die kleinert: Schlitten zum Bauplatz geschafft reiche Personen stifteten Ausstat- Alpgenossenschaft sollte nun die „In der Hauptversammlung am 7. werden solle; endlich, daß die Was- tungsgegenstände, von Eispickeln von ihr früher an die Sektion verkauf- Dezember 1911 konnte der Vorsit- serleitung vollständig fertiggestellt über Bücher, Bilder des Kaisers und te Hütte auf deren Wunsch zurücker- zende berichten, daß die Grab- und und gebrauchsfähig sei.“35 Großherzogs, Tabakpfeifen, Unter- halten, gegen die Verpflichtung, nie Mauerarbeiten für die Hütte fertig haltungsspielen bis hin zu einer elek- auf der Hütte zu wirtschaften, und seien, daß das Holz für die Hütte im Errichtet wurde ein verschindelter trischen Klingel. Bei der Einweihung gegen Überlassung von Platz im Wald halbwegs geschlagen, Holzbau mit Wirtschafter-Schlaf- am 3. August 1912 war in der Hütte so genannten Garmiel. Der Sektion zugerichtet, ja, daß die Hütte pro- raum, unterkellerter Küche und schon alles in tadellosem Zustand. Wirtschaftszimmer, mit Aussicht auf Auch hier waren durch die neue Hüt-

34 Sektion Freiburg im Breisgau des DuOeAV (Hrsg.): Jahresbericht über die Jahre 1909, 1910, 1911, 1912 und 1913; Freiburg im Breisgau 1914; S. 9 35 ebd., S. 13 38 39

te Wegbauten notwendig geworden. eingeweiht und eröffnet. 1975–77 Die Markierungen zur Hütte vom wurde die Hütte abermals erwei- Walser Tal aus durch das Huttler Tal tert, seit 1993 besteht eine Photo- über die Laguz-Alpe wurden ebenso voltaik-Anlage, mittlerweile zählen erneuert wie jene über das Klesenza- 40 Zimmerlager, 100 Bettenlager, Joch. Neu markiert wurde der Weg Winterraum, Waschräume, drei Auf- zur Ravensburger Hütte. Notwendig enthaltsräume, Schulungsraum und geworden war auch die Umlegung ein Kinderspielplatz zur Hüttenaus- des Weges zum Hauptberg, der stattung.37 Roten Wand, der, nunmehr in den Felsen gesprengt, an der Südumrah- Göppinger Hütte mung des Sees entlang führte. Ein Heute ist die Göppinger Hütte von Teilstück des Weges zur Ravensbur- Buchboden im Großwalsertal in un- ger Hütte wurde neu angelegt und gefähr fünf Stunden zu erreichen. schließlich ein neuer Weg zur Alpe Die im Jahr 1901 gegründete Sektion Formarin erbaut. Göppingen spielte gleich nach ihrer Im April 1928 wurde auf der Freibur- Gründung mit dem Gedanken eines ger Hütte ein alpiner Schikurs abge- Hüttenbaues. Besonders Blodig pin-Schikurs auf dieser Hütte. Nach Frassenhütte halten. Beide Weltkriege überstand hatte zum Bau einer Hütte auf dem dem Bau einer Materialseilbahn Eine weitere Hütte mit Zugang vom die Hütte relativ unbeschadet, „doch Gamsboden bei Lech geraten. Schon (1962) vom Unteren Älpele zum Walsertal ist die Frassenhütte auf war sie dem ständig steigenden 1910 wurde das Gelände besichtigt Gamsboden wurde 1967–1969 die der Pfannenknecht Alpe. Sie wurde Besucherverkehr der Nachkriegs- und gleich darauf mit den Planungs- Grundfläche der Hütte beinahe ver- um 1863 als Alphütte erbaut und zeit nicht mehr gewachsen.“36 Beim und Bauarbeiten begonnen . doppelt, die Nächtigungskapazität gelangte 1927 in den Besitz des Erweiterungsbau von 1956 wurde „So wurde diese alpine Schutzhütte erweitert und der Küchen-, Sanitär- Alpenvereins.39 Ab dem Jahr 1928 das gesamte Material von Lech her (2.245 m Seehöhe) unter Hochlicht und Gastraumbereich den neuen wurde die der Sektion Bludenz des mit einem Unimog transportiert und Braunarlspitze im Blockhütten- Vorschriften angepaßt. Zusätzlich DuOeAV als Geschenk „zur treuen und vom See mit Mulis zur Hütte stil errichtet und im August 1913 fei- wurde für dieses ungewöhnlich Verwaltung“ überlassene Frassen- geschafft. Die erweiterte Freiburger erlich eingeweiht. Bereits 1914 hielt weitläufige Tourengebiet ein Winter- hütte als Alpenvereinshütte geführt. Hütte wurde im September 1958 Viktor Sohm (1869–1960) einen Al- raum eingerichtet.“38 Die Hütte überdauerte mit wenigen

36 Sektion Vorarlberg des Oesterreichischen Alpenvereins (Hrsg.): Berge und Menschen; Bludenz 1995; S. 233 38 Sektion Vorarlberg des Österreichischen Alpenvereins: Berge und Menschen; S. 234 37 http://dav-freiburg.de/freiburger_huette.html; Abfrage: 13.5.2009 39 Schriftliche Auskunft von Dr. Guntram Jussel; 25.2.2009 40 41

Umgestaltungen die folgenden ger Hütte wird in knapp sechs Stun- Arbeitsgebiet der Sektion der Verwaltung durch den OeAV Jahrzehnte und blieb ein beliebtes den erwandert. Biberach41 unterstellt. Zum Jahreswechsel Ausflugsziel. Eine behördliche Be- Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts 2008/2009 bestand die Sektion Bi- anstandung aus dem Jahr 1973 gab in Betrieb genommenen Schutzhüt- Die Sektion Biberach des Deutschen berach aus 2.400 Mitgliedern. der 110 Jahre alten Hütte aufgrund ten rund um das Walsertal sollten Alpenvereins wurde am 29. Dezem- Aus der Arbeitsgebietskarte des ihres mittlerweile schlechten Zu- zahlreichen Touristen viele interes- ber 1895 von 21 Mitgliedern gegrün- Oesterreichischen Alpenvereins, die standes keinerlei Chancen mehr. sante Touren bescheren, hatte doch det. 15 Jahre nach der Gründung derzeit mit geringfügigen Verände- Nach gut dreijähriger Bauzeit wurde Karl Blodig bei einer Besteigung des erfolgte der Beschluss zum Bau der rungen überarbeitet wird, lässt sich die neue Frassenhütte 1985 proviso- Hohen Frassen festgestellt: „Ich seg- Biberacher Hütte. Die Sektion hatte das Arbeitsgebiet der Sektion Biber- risch eröffnet und 1990 baubehörd- nete nun meinen Entschluß, nach damals 100 Mitglieder. Nach Krieg- ach ablesen, das durch folgende Li- lich endgültig abgenommen. Die Vorarlberg gekommen zu sein, auch sende bis 1956 war die Biberacher nien begrenzt wird: Hütte ist mittlerweile über den Mut- in alpiner Hinsicht und sah da für Hütte beschlagnahmt und wurde Buchboden (im Großen Walsertal) tersberg und die Seilschwebebahn lange Jahre hinaus ein reiches Ar- erreichbar, die benachbarte Freibur- beitsfeld vor mir ausgebreitet.“40

41 Korrespondenz mit dem Wegewart der DAV-Sektion Biberach Josef Prinz, zugleich deren erster Vorsitzender, im 40 Karl Blodig: Aus den Bergen des Klostertales; S. 248 Juli 2009 42 43

– Hochschere Fürkele – Zitterklapfen Auch hier gab es eine Verlegung des der Sektion einmal – Töbele Joch – Schoppernau-Bo- Weges, da die ursprüngliche Trasse abzugehen, wären un- den – Bregenzerache bis Schröcken unfallträchtig war. Auch der Höhen- gefähr 25 Gehstunden – Braunarlspitze – Orgelspitze – Un- weg von der Biberacher Hütte zum erforderlich. tere Alpschellen Alp – Lutztal bis Braunarlfürggele wird bereits 1911 Die Aufgabe der Sek- Buchboden. erwähnt, allerdings als unzulänglich tionen in deren Ar- Vor der Eröffnung der Biberacher bezeichnet. Der Weg von der Bibera- beitsgebieten sind die Hütte im Jahr 1911 gab es einen Ver- cher Hütte zum Metzgertobel wurde Erhaltung und Siche- bindungsweg vom Großen Walsertal 1922 gebaut, jener auf die Hochkün- rung des Wegenetzes, über den Schadonapass in den Bre- zelspitze 1912. Der Hochschereweg der Schutz der Natur genzerwald bei Schröcken oder Bad von Faschina zur Biberacher Hütte sowie die „Pflege des Hopfreben. Dieser sei allerdings stel- wurde 1933 fertiggestellt. Aufgrund Kontaktes zur einhei- lenweise kaum erkennbar gewesen der politischen Umstände erfolgte mischen Bevölkerung“. und habe auf beiden Seiten mehr die Einweihung erst 1937. Dieser Bei der Sektion Biberach bedeutet Arbeitsgebiete der Sektion der Alpwirtschaft und dem Viehtrieb Weg ist im mittleren Teil hochalpin. dies jährlich mehrstündige Pickel- Vorarlberg42 gedient. Mit dem Bau der Hütte ab Ein weiterer Zugangsweg von Au arbeiten an Teilabschnitten des 1910 einher gingen daher bald die bzw. Schoppernau zur Hütte führt Wegenetzes, Auf- und Abbau von Die Vorarlberger Landesregierung Verbesserung und Neuanlage von über das Töbele Joch. Dieser wird als vielen Schilderstandorten und einer hat am 25. Juli 1995 das Wanderwe- Wegen. landschaftlich schönster Übergang Brücke nach bzw. vor dem Winter, gekonzept Vorarlberg entworfen. 1910 führte ein als „infam“ bezeich- im hinteren Bregenzerwald bezeich- Erneuerung von Markierungen, Re- Dessen Ziel war es, das Angebot an neter Weg vom Landsteg über die net. Aufzeichnungen dazu aus der paratur von Seilsicherungen und Wandermöglichkeiten zu evaluieren, Gemsalpe zum Schadonapass. ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemein Kontrolle der Wege. Dies um damit einen einheitlichen Quali- Nach zwei Todesfällen durch Fels- gibt es in den Unterlagen der Sekti- wird ehrenamtlich von Mitgliedern tätsstandard innerhalb von Vorarl- sturz wurde der Weg auf die Trasse on Biberach nicht. der Sektion geleistet. Lediglich der berg gewähren zu können. des heutigen Zufahrtsweges vom Der Weg vom Kraftwerk zwischen Versorgungsweg, der im Besitz der Mit diesem Konzept wurde für Insti- Landsteg verlegt. Erst seit 1962 ist Schoppernau und Hopfreben zum Alpe Schadona ist, wird von dieser tutionen wie Gemeinden, Verkehrs- dieser Weg mit Kraftfahrzeugen Glattjöchl wurde 1911 erbaut. betreut. Allerdings ist die Sektion vereine und alpine Vereine auf Lan- befahrbar. Der Weg von Schröcken Die Erstanlage der erwähnten Wege Biberach vertraglich verpflichtet, 80 desebene ein Rahmenkonzept mit auf die Braunarlspitze wurde 1909 erfolgte häufig durch hauptberuf- Prozent der nicht zuschussfähigen einheitlicher Markierung und Be- von der Sektion Weimar erbaut. Be- liche Wegebauer oder Baufirmen, Kosten dieses Weges zu tragen. schilderung für die rund 6.000 Kilo- reits 1921 wurde dieser Weg von teilweise auch ehrenamtlich. Um der Sektion Biberach übernommen. alle Wanderwege im Arbeitsgebiet 42 Korrespondenz mit dem Geschäftsführer der OeAV-Sektion Vorarlberg Rainer Schlattinger im Juli 2009 44 45

„Alpine Taten“ - eine Auswahl meter Wanderwege entworfen und gebiet der Sektion auf den Bregen- vorgegeben. zerwald, den Rätikon und die Silv- Im Zuge des Landeswegekonzeptes retta. Heute ist das Arbeitsgebiet Rote Wand, 1868 Walserthale die imposante Felspyra- wurden die Wege auch kartogra- nicht mehr so groß wie zur Zeit der mide der Rothwand-Spitze hervor.“ fisch erfasst und in unterschiedliche Erschließung, die Sektion betreut je- „Für den Touristen, der nur im Post- Weniger ihre Höhe – eine ganze Rei- Schwierigkeitsgrade unterteilt. Die doch innerhalb von Vorarlberg noch oder Reisewagen auf Landstrassen he von Spitzen an der Graubündner Koordination und Förderung dieses immer ungefähr 1.000 Kilometer an fährt, gibt es einen einzigen Punkt, und Tiroler Grenze überragen sie –, Projektes wurde von der Vorarlber- Wanderwegen und alpinen Steigen. wo ihm auf wenige Minuten eine der sondern vielmehr ihre zentrale Lage ger Landesregierung übernommen. Im Bereich des Großen Walsertales hervorragendsten Bergspitzen Vor- verleihe diesem Gipfel unter allen Mittlerweile sind fast 90 Prozent betreut der OeAV den Hochschere- arlbergs sichtbar wird, nämlich da, Bergen Vorarlbergs eine besondere dieses Konzeptes umgesetzt. weg sowie das Gebiet des Hochger- wo er, von Feldkirch kommend, über Wichtigkeit. Trotz ihrer besonderen Die Sektion Vorarlberg gehört seit achs. die hohe gedeckte Illbrücke in den Stellung sei sie aber bisher nahezu ihrer Gründung am 1.12.1869 zu Die meisten Wege und Steige wer- Walgau eintritt. Fast genau westli- unbekannt geblieben. Das müsse den ältesten alpinen Vereinen in Ös- den im Gebiet des Großen Walser- cher Richtung blickt hier aus dem wohl daran liegen, dass sie „vom terreich. Damals gab es noch keine tales von den Gemeinden selbst Arbeitsgebietsregelung, und es wur- erhalten. Die Sektion Hohenstau- den speziell die Wege und Steige, die fen (DAV) betreut, im Gegensatz zu mit der Errichtung der alpinen Un- früheren Jahren, punktuell nur mehr terkünfte und Stützpunkte entstan- den Bereich rund um die Göppinger den, erbaut und in den Folgejahren Hütte. verbessert. Auch die Wege zwischen Im Jahr 2005 wurde vom OeAV-Be- den einzelnen alpinen Hütten wur- zirk Blumenegg der alte Walserweg den schon in den Anfangsjahren des von Thüringen bis nach St. Gerold Alpinismus begehbar gemacht. Zu- wieder aktiviert und instand ge- erst war es der Alpenverein, der den setzt. Wegebau im Sinne der Grundgedan- ken seiner Vereinstätigkeit ausführ- te, doch bald danach setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein gut erhal- tenes Wegenetz eine bedeutende touristische Infrastruktur ist. Früher erstreckte sich das Arbeits- 46 47

Thale“ so wenig gesehen werden gliedern der Section St. Gallen des kann.43 schweizerischen Alpenclubs von den Solchermaßen mutmaßt Ende der Appenzeller Bergen aus gesehen, 1860er-Jahre, also sehr früh in der der hohe stolzaufragende Gebirgs- touristischen Geschichte des Großen stock so verlockend, dass dieselben Walsertales, der Thüringer Fabrikant in den ersten Tagen des verflossenen John Sholto Douglass of Tilquhille August dessen Besteigung zu unter- (1838–1874). Er wurde als ältester nehmen beschlossen.“ Sohn von John und Jane Douglass in der Villa Falkenhorst geboren. Dieses Ein im ganzen Land bekannter Frem- Anwesen ist eng mit der Industrie- denführer und talentierter Bergstei- geschichte des Walgaus verbunden. ger, der Brunnenmacher Toni Neyer Anfang 1837 hatten der Schotte aus Bludenz, wurde als Führer, der John Douglass, der Engländer Peter Bludenzer Toni Engstler als Träger Kennedy und der Schweizer Albert engagiert. Ein Stück weit begleitete Escher eine Kommanditgesellschaft Dr. M. Haubtmann aus Prag die Tour. Raggal um 1970 zum Bau der k.k. privilegierten me- Gleich zu Beginn des Tourenbe- chanischen Baumwollspinnerei und richtes wird klargestellt, die Exkursi- Schwierigkeiten gesammelt hat.“ Sennhütte Thee und Kaffee, sowie Weberei E. K. Douglass in Thürin- on verfolge keinesfalls nur alpinisti- Am frühen Nachmittag wird in Blu- mit Hilfe eines Schnellsieders aus gen gebildet. Im Herbst 1874 ist J. S. sche Absichten: denz aufgebrochen, am Nachmittag Liebig‘schem Fleischextract mit Douglass bei einer Gemsenjagd im „Die hauptsächlichsten wissen- erreichen die Herren das Dorf Rag- Brodschnitten eine vortreffliche Gebiet des Radonatobels ums Leben schaftlichen Ergebnisse unserer Ex- gal. Hier werden das Panorama und Suppe bereitet und dabei unser An- gekommen. Nach ihm wurde die cursion bestehen wohl in den am ein Glas sauren Weines genossen griffsplan auf die Rothwandspitze Hütte am Lüner See benannt. Schlusse beigefügten hypsomet- und der weitere Weg nach Marul und berathen wurde. Schliesslich gruben Besonders auffällig ist für Douglass, rischen Daten, die Fortsetzung einer Lagutz eingeschlagen, wo die Alpi- wir uns, der Reihe nach, hart unter dass die Rote Wand selbst von den langen Reihe von barometrischen nisten, gut 40 Jahre vor Errichtung dem Dache in das frisch eingethane Einheimischen so selten bestiegen Höhenmessungen, welche Baron der Schutzhütten im Raum Großwal- köstlich duftende Bergheu.“ werde: v. Sternbach seit Jahren zum Theile sertal, ihr Nachtquartier beziehen: Frühmorgens geht es weiter in Rich- „Dagegen erschien einigen Mit- nicht ohne bedeutende Mühe und „Wir kehrten, von seinem Sohne tung Lagutzkopf, von wo aus die auf‘s Freundlichste bewillkommt, schroffen kahlen Dolomitwände beim Raggaler Vorsteher ein, wo des Misthaufens – „eine bukolische 43 John Sholto Douglass: Die Rothewand-Spitze und der Widderstein; in: Jahrbuch des Oesterreichischen Alpen- Vereines Bd. 4 (1868); S. 161 in der sauberen und geräumigen Benennung, nach deren Ursprung 48 49

haus auf weitere Bergsteiger stoßen. nen sehr lebhaften Fremdenverkehr Anlässlich einer Besteigung des Wid- auf, und es vergeht während dieser dersteines kommt Douglass noch Zeit bei schönem Wetter kaum ein einmal auf diesen Ort zu sprechen Tag, an welchem nicht Wanderer zu und gibt dabei wertvolle Hinweise Fuss oder auch zu Pferd eintreffen.“ auf den Alpintourismus in Vorarl- Als Erfolgsgeheimnis des „Gasthaus berg in der zweiten Hälfte des 19. zum Schröcken“ werden die gute Jahrhunderts: Lage, schöne Stuben, die gute Küche, „Als in dem Culminationsgebiet vortrefflicher Wein, reinliche Betten, des von Touristen vielbesuchten ein „gebildeter, bescheidener, zu- Lechthales und Bregenzerwaldes vorkommender“ Gastwirt und ein gelegen, weisen sowohl Schrecken Schrank voller Bücher ebenso ge- als Hochkrumbach während der nannt wie eine „verhältnissmässig Marul 1902 und 2009 Sommer- und Herbstmonate trotz sehr billige Zeche“.44 ihrer hohen unwirthlichen Lage ei- ich bei den Walsern umsonst gefragt schmecken zu lassen. Dann wurden habe“ – zu sehen sind. Schließlich Karten, Compass und Fernrohr her- nähert sich die Partie der Gipfelre- vorgeholt, und die prachtvolle weite gion: Rundschau gemustert.“ „[…] wir überschritten das Eisfeld Minutiös schildert Douglass das in westlicher Richtung, und klet- umgebende Panorama, die auszu- terten dann in wenigen Minuten machenden Gipfel, Grate und Ort- über den zackigen Schiefergrat zur schaften. Der Bericht schließt mit Signalstange hinauf, welche Heine einem botanischen Exkurs, wonach und Neyer frisch aufgerichtet hatten auf der Roten Wand kein Grasbü- […]. Es war herrlich oben: warm und schel wachse, Flechten und ein Paar sonnig, dabei fast ganz windstill; im Steinbrechgewächse machten of- Schatten zeigte das Thermometer fenbar (Mitte September) die ganze + 7°R. Unser Erstes war eine halbe spärliche Vegetation aus. Nach der Stunde auszuruhen, nachdem die erfolgreichen Besteigung der Roten Rote Wand und der „Steinadler“ von der Alpe Laguz bei Marul Instrumente aufgehängt waren, und Wand begeben sich die Touristen uns Speise und Trank recht tüchtig nach Hochkrumbach, wo sie im Gast- 44 alle Zitate: ebd., S. 162-176 50 51

Durch das Walsertal nach dem Hause der Herzoge von Sach- Schröcken, 1873 sen, erschien um die Mitte des 10. Jahrhunderts in der Gegend des Groß sei es nicht, das Ländchen Vor- Walserthales, welche damals Frosu- arlberg, aber großartig seien dessen na, auch Friesen genannt wurde und Alpengebilde, Wälder, Schluchten, eine unbewohnte Wildnis war, um Abgründe und Wasseradern – so lei- dort, fern vom Geräusche der Welt, in tet Franz Burgartz seinen Abriss einer stiller Einsamkeit ein Gott geweihtes Wanderung durch das große Walser- Leben zu führen. Graf Otto von Jagd- tal ein, der zwar keine Besteigungs- berg, der seinen Sitz draussen im berichte, wohl aber mitreißende Wallgäu, dem Illthale, hatte und der Landschaftsbeschreibungen und einmal auf einer Bärenhetze dahin Ortsporträts enthält. kam, schenkte dem frommen Man- Von Thüringen aus geht Burgartz ne einen Bezirk Waldes, um sich eine den ansteigenden Weg nach St. Ge- Hütte bauen zu können, denn nur rold, welches aus einer Kirche und ein hohler Baum war anfangs seine einem Kloster besteht, von einem Wohnung. Seine beiden Söhne Kuno Wirtshaus und einzelnen Häusern und Udalrik traten um dieselbe Zeit umgeben. „Alte Klöster und alte Kir- in den Benedictiner-Orden zu Einsie- chen lassen wir nie unbesucht, wenn deln. In diesem Gehölze lebte Gerold auch das ‚Wallfahr- ten’ nicht gerade der Zweck des Besuches ist“, erklärt der Autor, beschreibt das Grab- mal des heiligen Ge- rold und seiner Söh- ne in der Mitte des Kirchenschiffes und erzählt die Geschich- te des Heiligen: Sonntag einst und heute „Der hl. Gerold, aus 52 53

viele Jahre lang. Auf einmal, 978, als ligen Tage. Als seine Söhne hievon Weiter steigt er auf steilem Pfad zur hölzernes Gebäude, daneben braust er seine Auflösung ahnte, machte er Kunde erhalten hatten, bezogen sie Gemeinde Sonntag hinauf, „welche der Madonnerbach vorbei; die Fels- sich auf, füllte sich die Taschen mit mit Einwilligung des Abtes die Zelle auf ihrem ganzen Territorium mit wände steigen links und rechts him- der Erde seines eigenthümlichen des verblichenen Vaters, lebten und Ausnahme der Umgebung der Kirche melhoch beinahe senkrecht empor, Grundes und begab sich in das Klos- starben hier im Rufe der Heiligkeit und des Wirthshauses, wenig ebene im Hintergrunde braust der Wasser- ter Einsiedeln. Hier schüttete er die und Vater und Söhne erhielten eine Plätzchen aufzuweisen hat.“ Dem fall nieder und hinter dem Badhause Erde auf den Altar zum Zeichen der gemeinsame Ruhestätte.“45 Touristen kommt dabei in den Sinn, blüht ein ganzer Wald von Alpen- Uebergabe seines Besitzthumes, Nunmehr, findet Burgartz wieder wie beschwerlich hier in den steilen rosen und aus dem Hintergrunde kehrte nach Frosuna zurück und den Einstieg in seine Zeit, habe der Wiesen das Mähen sein muss. schaut der schön geformte obere beschloss bald darnach seine hei- Propst von Einsiedeln, dem er auf „Das freundliche und reinliche Theil des Misthaufenberges herun- seiner Wanderung begegnet sei, Wirthshaus bei der Kirche ist um ter. Der Weg von Thüringen bis zum einen guten Tropfen im Keller und die Mittagsstunde sehr willkom- residiere mit mehreren anderen men, denn der Weg von Garselle Mönchen hier. herauf hat selbst aus den bepurpur- Gegenüber von St. Gerold und Blons, ten Köpfchen der liebenswürdigen auf der Süd- oder so genannten Damen, die mit in der Gesellschaft „Schattenseite“, liegt das Dorf Rag- waren, perlende Tröpfchen heraus- gal. Hinter Blons führt der Weg steil gelockt.“ abwärts zum Ufer der Lutz, wo die „malerischen Häuser von Garselle“ Oberhalb von Sonntag erblickt der stehen und eine Brücke die Ver- Gast Fontanella. Der fahrbare Weg bindung nach Raggal bietet. Hier endet zu Burgartz‘ Zeit in Sonntag, nimmt Burgartz direkten Bezug auf hinunter zum Seeboden und hinauf die naturräumlichen Vorgaben: nach Buchboden führt nur mehr ein „Mächtige vom Wasser und Wetter Saumweg, „an dem aber schon Al- gebleichte Stämme, dazwischen penrosen zu pflücken sind.“ Auf einer schwere Steinblöcke schützen den schwankenden Brücke überschreitet Weg gegen die Wuth des wilden er die Lutz, um über rauschendes Wassers.“ Buchenlaub dem Bad Rotenbrunnen entgegenzuwandern: „Auf wenigen Quadratklaftern ebe- 45 Franz Burgartz: Durch das Walserthal über Schadona nach Schröcken; in: Jahrbuch des Oesterreichischen Alpen- Vereines; Bd. 9 (1873), S. 84 nen Bodens steht ein stattliches Fontanella heute 54 55

Bade beträgt 6 Stunden. Für Freunde pfadlos über die steile Grashalde Die Braunorglspitze [heute: dieser Bergführerdienst auch wenig von Forellen und Gemsbraten emp- hinauf“, an der Alpe Ischkarnei vor- Braunarlspitze] im Bregen- begeistert: „Die Leute waren mitten fiehlt sich dieses Wildbad auf das über auf den grasreichen Boden der zer Wald, 1888 in der Heuernte und da mochte es beste; die Heilquelle soll Kohlensäu- Alpe Schadona. Den Übergang vom ihnen wie ein Frevel erscheinen, bei re, eisen- und salzsaure Kalkerde, wie Walsertal in das Gebiet des Bregen- Die erste Klassifizierung des Braun- dem prächtigen Trockenwetter im auch schwefelsaure Erde führen.“46 zerwaldes empfiehlt der Schreiber orglkamms geht auf Anton Wal- Gebirg herumzubummeln.“ Wenig Weiters geht‘s zum Talgrund, der Geologen, Botanikern und eifrigen tenberger47 zurück, der den Braun- verwunderlich ist daher auch die hier den Namen Metzgertobel führt, Weidmännern. orglkamm zu den Klostertaler Alpen über die Brücke und „grösstentheils zählt. Er bildet die Wasserscheide zwischen Lutzbach, Bregenzer Ache und Lech, „im weiteren Sinn also zwischen Rhein und Donau“.48 Vom obersten Walsertal aus, speziell von der Metzgertobel Alpe aus, ist der Eindruck von der Braunorglspitze ein großartiger. Ursprünglich will C. W. Pfeifferdie Be- steigung 1886 gemeinsam mit dem kundigen Mellauer Führer Mathias Wüstner durchführen. Dieser hat sich jedoch bereits zu einer Talwande- rung verpflichtet, die ihm allerdings weniger Ruhm einbringen sollte als die Erklimmung der Braunarlspit- ze. Schließlich erklärt sich der jun- ge Riezler, Sohn der Wirtsleute von Schröcken, bereit, mit Naumann und Pfeiffer die Tour zu wagen, wenn ihn Monographie, 1908

47 Anton Waltenberger: Die Rhätikon-Kette, Lechthaler- und Vorarlberger Alpen; Gotha 1875 48 C. W. Pfeiffer: Die Braunorglspitze im Bregenzer Wald; in: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen 46 alle Zitate: ebd. Alpenvereins Bd. 19 (1888); S. 196 56 57

birn, Hoher Freschen, über die Braunorglspitze im Beson- letzten Angriff zu starten: „Derselbe Madonnakopf, Damüls, deren.“ hatte im Jahr 1878 die Tour zum letz- Faschinajoch und Bad Es folgt ein Geplänkel darüber, wie ten Mal ausgeführt und bestätigte Rotenbrunnen sind die denn nun der Berg heiße, den zu mir, dass der Hauptgipfel nur von ersten Etappen dieses erobern man im Sinn habe. Im Bre- der Nordseite zugänglich sei“. Pfeif- Marsches. genzerwald werde er nur Kleinspitze fer, Wüstner und ein Herr Baither aus Bad Rothenbrunnen ist genannt, die „Specialkarte“ schreibe Frankfurt erreichen schließlich mit- ein trefflicher Standort Bruadlerspitz, die Walser würden tags die ersehnte Bergspitze: für Touren im oberen „dem Gebirge nach diesem merk- „Punkt 12 Uhr standen oder vielmehr Walserthal. Man findet würdigen Gebild den Namen Braun- saßen wir auf dem Gipfel, denn zum dort gute Betten, billi- orgl“ geben. Die Expedition führt Stehen bot sich nur wenig Raum. ge Verpflegung, sowie ihren Aufstieg fort, übernachtet wird […] Um unsere Spuren zu hinter- Auskunft über die gan- auf Martins Alpe, wo die Herren auf lassen, errichtete Wüstner einen ze Umgebung. Auch die bereits erwähnte Walser Frauen- Steinmann, unter welchem wir un- Auskunft, welche die Wanderer auf wegkundige Begleiter dürften stets tracht stoßen: sere Karten niederlegten, und da die der Fellalp erhalten: „Der Eine mein- zu haben sein. „Wegen der Braun- „Seine [Martins] schweigsame hüb- Nebel anfingen zu tropfen, und der te, mit einer bei einem Kuhhirten orglspitze verwies uns der Wirth an sche Tochter in der schauderhaften kalte Wind den Aufenthalt immer begreiflichen Verachtung: ‚Da gehen den Gemsjäger Franz Joseph Martin Walser Tracht machte sich am Herd ungemüthlicher machte, so schick- nur Schaf’ und machte dazu ein Ge- in Metzgertobelalp, welchen wir am zu schaffen und brachte bald fette ten wir uns zum Abstieg an.“ sicht, wie wenn er uns auch zu die- folgenden Tag aufsuchten.“ Küchli, vorzüglichen Kaffee, Butter, Die Rundsicht vom Gipfel böte al- sen nützlichen Geschöpfen zähle.“ Dass es sich hier um eine frühe Form Käse und Brod. Martin holte aus lerdings nie dieses Panorama wie Die Unternehmung muss wegen Ge- des Bergführens handelt, wird spä- einem versteckten Winkel eine Fla- etwa vom Widderstein, da man vom witters abgebrochen werden, hatte testens dann klar, wenn Martin sei- sche Obstler Schnaps und so liess es Braunorglkamm fast nur in wilde allerdings dazu gedient, die An- nen Gästen ganz deutlich zeigt, wo sich ganz gut sein in der niedrigen Steinwüsten hineinsehe: „Aber auch stiegsrichtung für einen neuerlichen bei ihm die Prioritäten liegen: rauchgeschwärzten Stube des klei- diese entbehren nicht eines gewis- Versuch auszumachen. „Dort fanden wir Martin gerade mit nen Bauernhauses.“ sen schauerlichen Reizes und wer- Im Sommer 1887 kehrt Pfeiffer tat- dem Melken beschäftigt, einer Thä- Wieder sieht Pfeiffer den Gipfel nicht, den denjenigen befriedigen, der un- sächlich wieder in die Gegend zu- tigkeit, in der er sich nicht stören wenige Tage später trifft er jedoch sere erhabene Alpennatur auch von rück, um sich die Braunarlspitze erst liess. […] Nachdem Martin‘s Kühe wieder in Schröcken ein, um mit der ernsten Seite kennenzulernen einmal von der Walser Seite aus an- versorgt waren, hielten wir mit dem- Mathias Wüstner von einen wünscht.“49 zusehen. Sein Begleiter ist diesmal selben eine längere Berathung über Christian Zuderell aus . Dorn- Bergsteigen im Allgemeinen und 49 alle Zitate: ebd. 58 59

Die Mittagsspitze bei und erreicht schließlich Damüls, die Damüls, Winter 1889 damals höchste stets bewohnte Ort- schaft Vorarlbergs. Ohne auch nur Wieder ist es Karl Blodig, der in der merkliche Spuren zu hinterlassen, Alpenregion des Bregenzerwaldes geht er bei den Alphütten von Ugen bergsteigerisches Neuland betritt, vorbei an den Fuß der Mittagsspitze: indem er sich an die ersten Winter- „Hier schnallte ich die Steigeisen an, touren wagt. Im November 1889, denn die auch im Sommer eine ge- nach einer Woche herrlichsten wisse Trittsicherheit verlangenden Sonnenscheins, von dem er erwar- steilen, mit Schutt durchsetzten Ra- tet hatte, er würde den Schnee im senhänge boten bei völliger Verei- Hochgebirge „sich setzen“ machen, sung einen nichts weniger als harm- bricht er von der Bahnstation Rank- losen Anblick. In einer Viertelstunde weil aus auf, wandert durch das setzte ich meinen eisenbewehrten Laternser Tal Richtung Furkajoch Fuß auf die schmale, mit einem zier-

Plakatwerbung Hotel Faschina, zusammengestellt für 75-Jahr Feier 1932-2007 60 61

lichen Schneeüberhange gezierte „Eine Notiz des Herrn Pfarrers von Die Hochkünzelspitze, 1906 Durchkletterung der Nordwand Spitze.“50 Damüls im Vorarlberger Volksblatte der Hochkünzelspitze musste jedes Der Föhnwind hatte die Nebel ver- bezeichnete die Tour als erste Win- Während einer Wanderung durch Bergsteigerherz entzücken.“ jagt, und so bietet sich ihm ein groß- terbesteigung der Mittagsspitze, den Bregenzerwald im November artiger Rundblick über den Boden- natürlich war dieselbe aber bei den 1886 sticht Karl Blodig die Hoch- Im Spätherbst 1906 schafft es Blodig see und das gesamte umliegende herrlichen Schneeverhältnissen eine künzelspitze ins Auge, die sich von endlich nach Bezau. Anzeichen für Hochgebirge. Nach einer knappen keinerlei erwähnenswerte Leistung, Hopfreben aus als lange, steile Wand baldiges Schlechtwetter lassen ihn Stunde Dauerlaufes trifft er wieder sie war im Gegenteil wohl weit weni- zeigt und auf dem Weg nach Schrö- befürchten, er müsse die Tour ein in Damüls ein und wandert zurück ger mühsam als im Sommer.“51 cken allmählich die Form einer Pyra- weiteres Mal verschieben: nach . mide annimmt. In Schröcken erweist „[…] ohne die Beschreibung dersel- sich der Wirt als kundiger Wegweiser, ben, die ein so erfahrener Kritiker doch gefährdet ein herannahendes wie Sohm als eine der schönsten Unwetter alle Absichten, als Blodig Klettertouren in den Lechtaler Alpen den Weg Richtung Schadonapass, bezeichnete, wollte ich aber nicht der ins Große Walsertal führt, ein- vor die Leser dieser Zeitschrift tre- schlägt. ten. Die Tour musste daher noch am Blodig verschiebt den Plan, die selben Tage ausgeführt werden.“ Hochkünzelspitze zu besteigen, auf einen späteren Zeitpunkt, vergisst Der weitere Weg wird beinahe im aber in der Folge „über der großen Laufen zurück gelegt, bis die ersten Anzahl höherer und wohl auch be- Kletterpassagen auftauchen, bei de- deutenderer Gipfel, die Vorarlberg nen Blodig sich froh darüber zeigt, sein eigen nennt“, völlig auf dieses Kletterschuhe zu tragen, denn ohne Vorhaben – bis im Juli 1905 Viktor dieselben hätte er „die höchste Stu- Sohm, der mit seinen Schiversu- fe wohl nur mit Zurücklassung des chen in Vorarlberg das Zeitalter des wichtigsten Teils meiner Strümpfe Schilaufes eingeläutet hatte, in der erreicht.“52 Schließlich erreicht er, „Österreichischen Alpenzeitung“ von einem Jubelschrei untermalt, einen Tourenbericht veröffentlicht: den Hauptgipfel. „Die Schilderung einer zweimaligen

50 Karl Blodig: Das Bregenzerwaldgebirge; S. 165 51 ebd. 52 alle Zitate: ebd. 62 63

Damit die Gäste bleiben

Karl Blodig, von dem die meisten und fließend Kalt- und Warmwasser. der zitierten Touren im Großraum Das Baumaterial musste mit einer Walsertal stammen, hat seine Berg- Materialseilbahn von Fontanella her- touren von Bregenz aus unternom- aufgebracht werden. men. Ziel seiner Tourenberichte war In den 1950er-Jahren kommt es es, diese Berge und diese Gegend als zum Aufschwung des Tourismus in Tourenziel bekannt zu machen. Der Faschina. Seit 1944 ist die Straße von Eisenbahnanschluss war sicherlich Fontanella herauf befahrbar, nach die zentrale Voraussetzung für diese erste touristische Expansions- und Erschlie- ßungsphase. Ankunfts- und Abfahrtszeiten an den Zugbahnhöfen bilden die Eckpfeiler für die als Tages- touren konzipierten Wan- derungen. Die Touristen für längere Aufenthalte zu gewinnen, ist die Motivation, die den Lustenauer Rudolf Sperger 25 Jahre später zur Errich- tung des Hotels Faschina auf gut 1.500 m Seehöhe treibt. Das Hotel wird 1932 mit ei- ner Bäckerei und Konditorei in traditioneller Holzbau- weise erbaut. Schon seiner- zeit verfügten alle Zimmer über eine Zentralheizung 64 65

Ende der 1940er Jahre nahm Rudolf Die Schier wurden mit der Material- Sperger den ersten Schlepplift im Tal seilbahn hinaufgeliefert, zu Fuß ging in Betrieb: „Das war so ein Pendellift, es dann in zwei bis drei Stunden da gingen immer zwei rauf, zwei nach oben. In Fontanella errichteten runter. Den hat man in Eigenregie Hubert und Alois Stark Anfang der gebaut. Der war bis 1960/61 in Be- 1960er-Jahre den ersten Schlepp- trieb, dann gab‘s den Sessellift, das lift. 1963 gab es dann den „großen war der dritte Sessellift im Land.“55 Schlepplift“ vom „Stern“ nach oben Im Winter 1956/57 gibt es mit Frido- („Soppa“): lin Burtscher und Kurt Schäfer die ers- „Als Schischulgäste hatten wir da- ten „Staatlichen Schilehrer“ im Tal. mals hauptsächlich Deutsche. Als Die praktische Prüfung wurde auf Schilehrer habe ich mir gute Schiläu- der Valluga abgehalten, „weil sonst fer aus Fontanella und dem Walser- kein Schnee war.“56 1957 absolviert tal geholt. In den 50er-/60er-Jahren Kurt Schäfer auf der Kürsingerhütte hatten wir ja um die 100 Leute am am Großvenediger den Bergfüh- Sammelplatz. Jede Gruppe hatte rerkurs. Er wird damit zum ersten zwischen zwölf und 14 Personen. Berg- und Schiführer im Großen Wal- Nach dem Krieg haben die nicht sertal. Im Jahr darauf eröffnet er die viel Geld gehabt, aber Urlaub haben Schischule Fontanella-Faschina, das die Leute gemacht. Die kamen mit Schischulbüro war damals ebenfalls der Bahn angereist, die haben kein Damüls ist die Straße seit 1986 durch bau- und Renovierungsarbeiten im Erdgeschoß des heutigen Schä- Auto gehabt. Man hat die Gäste vom eine Galerie gesichert. Im Jahr 1958 sichern und erhöhen laufend den fers Hotel untergebracht, gemein- Bahnhof in Bludenz oder Feldkirch baut die Familie Sperger in Faschi- Komfort, kurz vor der Jahrtausend- sam mit einem Sportgeschäft. Als es abgeholt, oder sie sind mit einem na für die Feriengäste das damals wende entsteht in der Region die noch keine Schilifte gab, sei man mit kleinen Postomnibüssle ins Tal ge- höchstgelegene beheizte Freibad erste Wellness-Anlage. Im Jahr 2003 den Gästen zu Fuß nach Stein aufge- kommen. Da hatten wir ja schmale Österreichs. Das Schwimmbadwas- erfolgt der Anschluss des Hauses an stiegen, erzählt Kurt Schäfer. Zuerst Straßen.“57 ser wird dabei zum Erwärmen über die Biomasse-Fernwärmeheizanlage war das Bachbett zu überqueren. das Hausdach geleitet.53 Um-, Neu- der Gemeinde.54

55 Interview mit Paul Sperger, 6.4.2009 53 Interview mit Paul Sperger, 6.4.2009 56 Interview mit Kurt Schäfer, 6.4.2009 54 Vgl.: Faschina vor 75 Jahren. Kleine Zeitreise, herausgegeben von Fam. Sperger/Hotel Faschina; Fontanella 2007 57 ebd. 66 67

Aus der Not eine Tugend machen nach St. Moritz gefahren, weiters standen die 4-Seen-Fahrt und über 300 Mal die Silvrettafahrt auf dem „Die 60er- und 70er-Jahre sind als Landwirtschaft und Fremdenver- Programm. Das Sportgeschäft sei touristisches Strohfeuer wahrzu- kehr im Großen Walsertal sind in den mit der Zeit nicht mehr gelaufen, „in nehmen“, leitet Josef Türtscher, 1970er-Jahren Inhalt zahlreicher Stu- Deutschland haben die alles billiger Landtagsabgeordneter, Mitinitiator dien, die mit dem Blick von außen bekommen“. Eine „urige Kneipe“, das des Biosphärenparks und Obmann die Situation im Tal erörtern. „legendäre Schäferstüble“, wird er- der Regionalplanungsgemeinschaft Klaus Fritsch fasst seine Untersu- richtet. Ein Schischüler aus Nürnberg Großes Walsertal seinen Rückblick chung von „Landwirtschaft und vermittelt ihm einen Mercedes 180 über die Jahrzehnte vor der Grün- Fremdenverkehr im Großen Walser- „mit Handschaltung und Sitzbank“. dung des Biosphärenparks Großes tal“ 1972 so zusammen: Der wird in der Folge landauf, landab Walsertal ein. „Das Ziel aller strukturverbessernden als Brautwagen eingesetzt, Schäfer Maßnahmen im Walsertal wird es als viel engagierter „Brautschütze“: Während andernorts der Tourismus sein, durch ein maßvolles Zusam- „Da gibt‘s wohl keinen in Vorarlberg, die Landwirtschaft abgelöst habe, menwirken des primären, sekundär- der so vielen Paaren Brautschütze sei diese Entwicklung hier „auf hal- en und tertiären Sektors die Bevöl- war.“ Als Bergführer hat er nie gear- ber Strecke stecken geblieben“. Die kerung im Tale zu halten. Denn nur 1957 erwarb Kurt Schäfer mit Hilfe beitet: „Ich musste schauen, wie ich Voraussetzungen für den Winter- dadurch kann die Funktionstüchtig- seiner Eltern, die damals „eine Kuh zu Geld komme. Und die Ausflugs- tourismus seien nicht so günstig, es keit dieses Gebirgstales als Lebens-, aus dem Stall verkauften“, den ers- fahrten sind immer gut gelaufen.“ gebe punktuelle Schigebiete, die Tal- Wirtschafts- und Erholungsraum für ten VW-Bus im Tal und veranstaltete „Dann kam das Deutsche Wirt- gebiete seien mangels Schnee nicht die weitere Zukunft erhalten blei- für die Fremden Tagesreisen zu ver- schaftswunder, die Leute sind nach mehr nutzbar. Ende der 80er, als der ben.“61 schiedenen Zielen. 1965 logierten und nach von Fontanella weg und Tourismus überall in den Alpen Ein- zu Weihnachten bereits die ersten höher hinauf. Nach Faschina, dann brüche zu verzeichnen hatte, habe Trotz des Wandels und gerade we- Gäste im Anfang der 60er-Jahre ge- nach Damüls, auf den Arlberg, ins man das hier auch ganz deutlich ge- gen der zunehmenden Einflussnah- bauten Haus, damals noch bei Zim- Brandnertal, ins Klostertal und Mon- spürt. Heute verzeichne die Region me sowohl der Industrie als auch mer mit Frühstück.58 An Ausflugs- tafon. […] Hier ist langsam alles ab- ungefähr 180.000 Nächtigungen im des Fremdenverkehrs, resümiert fahrten ist er zwischen Ende Mai und gestorben.“59 Jahr, einmal waren es schon mehr als Wolf-Dieter Baumann in seiner Haus- Ende September insgesamt 160 Mal 200.000.60 arbeit über den „Strukturwandel der

58 Vgl.: http://www.schaefers.at; Abfrage: 17.5.2009 60 Interview mit LAbg. Josef Türtscher, 7.4.2009 59 Interview mit Kurt Schäfer, 6.4. 2009 61 Klaus Fritsche: Landwirtschaft und Fremdenverkehr im Großen Walsertal; Innsbruck 1972; S. 101 68 69

Alpwirtschaft“, sei die Alpwirtschaft dass die Landwirtschaft allein der bislang [Anm.: Stand 1977] noch das Bevölkerung keine ausreichenden bestimmende Element der gesam- Erwerbsmöglichkeiten bieten ten Wirtschaft im Großen Walsertal könnten, lauten die Schlussbetrach- geblieben. Die gänzliche Hinwen- tungen einer weiteren Arbeit an der dung zum Fremdenverkehr in den Universität Tübingen. Andernorts Nachbartälern sei zwar verlockend, habe man aber bereits die nega- aber gefährlich. Schmerzhafte und tiven Auswirkungen einer völligen kaum mehr reparable Schäden an Hinwendung zum Tourismus bei der Substanz einer Landschaft und Vernachlässigung landwirtschaft- deren Bewohner könnten deren licher Interessen beobachtet. Für Preis sein: die Bevölkerung des Großwalser- „Die lange Abgeschiedenheit des tales biete sich hier die Chance, aus Großen Walsertales und seine, der den in anderen Regionen gemach- Tradition und Heimattreue verpflich- ten Fehlern ihre Schlüsse zu ziehen. teten, aber trotzdem durchaus auch „Ob die zukünftige Entwicklung des dem Neuen aufgeschlossenen Be- Fremdenverkehrs im Großen Walser- wohner, den Walsern, sind Bürgen tal im Einklang zur Landwirtschaft dafür, dass in dem Tal die alteinge- stehen kann, hängt nicht zuletzt eng sessene Landwirtschaft zusammen mit dem Erfolg der Bemühungen um mit einem nicht störenden Maß eine bessere Wintersaison zusam- von Industrie und Fremdenverkehr men.“63 eine zukunftsträchtige Landschaft entstehen kann, in der sich alle drei Anfang der 1980er-Jahre schließlich Wirtschaftsbereiche harmonisch er- beauftragt die Vorarlberger Landes- gänzen können.“62 regierung das Institut für Verkehr und Tourismus mit der Durchfüh- Die über lange Zeit hohen Abwan- rung einer „Fremdenverkehrsstudie derungszahlen würden zeigen, Großwalsertal“:

62 Wolf-Dieter Baumann: Strukturwandel der Alpwirtschaft im Großen Walsertal; Tübingen 1977; S. 114 Fontanella einst und heute 63 Wilfried Brey: Fremdenverkehr im Großen Walsertal; Tübingen 1978; S. 77 70 71

„Die Fremdenverkehrsstudie Groß- nente im Fremdenverkehrsangebot kat „Biosphärenpark“ als eigene in den Kalkalpen nordöstlich von walsertal baut auf dem Konzept eines zu entsprechen. […] gilt es, gemein- Schutzgebietskategorie in die Na- Bludenz. Häufig als ‚Armental‘ Vorarl- naturnahen Tourismus auf, in dessen sam mit der Bevölkerung und den turschutzgesetzgebung Vorarlbergs bergs bezeichnet, erhofften sich die Mittelpunkt Mensch und Natur ste- Fremdenverkehrsbetrieben des Tales aufgenommen. 1998 organisiert sechs Tal-Gemeinden vom UNESCO- hen. [...] Zunächst ist das Große Wal- die Realisierung der vorgeschla- Josef Türtscher eine Exkursion in das Prädikat positive Impulse für die Re- sertal aufgrund der Schönheit der genen Maßnahmen konsequent in deutsche „Biosphärenreservat Rhön“ gionalentwicklung bei gleichzeitiger noch weitgehend naturnahen und Angriff zu nehmen.“64 und wirbt in öffentlichen Veranstal- Erhaltung des Natur- und Kultur- ökologisch intakten Landschaft und tungen für das Konzept der UNESCO. raumes. Zusammen mit engagierten der Artenvielfalt in den zahlreichen Parallel zur Studie sind allerhand „Es folgt die gemeinsame Entwick- Walsern wurde ein Leitbild für die Pflanzenschutzgebieten für diese Versuche gestartet und Großpro- lung eines Leitbildes, in dem etwa 60 zukünftige Entwicklung des Tales Form des Fremdenverkehrs beson- jekte diskutiert worden. Von Zusam- engagierte Walser eine Vision für die entworfen. So war die Akzeptanz ders geeignet. Darüber hinaus ist menschlüssen im Winter-, von Erleb- zukünftige Entwicklung ihres Tales des Biosphärenparks bei der Einrei- es möglich, einem deutlich zuneh- niszonen im Sommertourismus war entwerfen.“65 chung im Jahr 2000 hoch.“66 menden Trend zu einer Verstärkung die Rede. „Das Große Walsertal ist ein abge- der Natur- und Landschaftskompo- 1997 wird das UNESCO-Prädi- legenes, dünn besiedeltes Bergtal 1999 fördert die Europäische Union

64 Institut für Verkehr und Tourismus: Großwalsertal. Fremdenverkehrsstudie und Konzept für einen naturnahen 65 Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Leben in Vielfalt; Wien 2005; S. 90 Tourismus; Innsbruck 1986; Vorwort 66 Leben in Vielfalt. Biosphärenparks in Österreich; S. 12 72 73

Hermann von Schmid: Die Deutschen Alpen; 1877; S. 269

Ein Biosphärenpark erfüllt primär die sen.68 Im Fall Großes Walsertal ma- das „Landschaftsinventar Großes Sevilla-Richtlinien die nachhaltige Funktionen: Regionalentwicklung, chen die Kernzonen annähernd 20% Walsertal“. Da bereits zwei Natur- Entwicklungskomponente stärker in Naturschutz, Umweltforschung und der Gesamtfläche aus. Es sind die Na- schutzgebiete in der Region existie- den Vordergrund des anfänglichen –bildung. Dementsprechend ist das turschutzgebiete Gadental und Fa- ren, die als Kernzonen ausgewiesen „Mensch und Biosphäre“-Konzeptes Große Walsertal in mehrere Zonen ludriga-Nova, der Gebirgsfluss Lutz, werden können, ist die Akzeptanz rückt. eingeteilt. Das Herzstück jedes Bios- das Gebiet Kirschwald-Ischkarnei, für die Einrichtung eines Biosphä- „Auf diesem Weg zur Vorbildregion phärenparks sind die so genannten der Moorkomplex Tiefenwald und renparks hoch. Im Jahr 2000, bereits kommt dem Umgang mit der Ener- „Kernzonen“. Es handelt sich dabei die Rote Wand als höchster Berg des ein Jahr nach Antragstellung, wird gie eine ganz besondere Bedeutung um Gebiete, in denen sich Ökosys- Tales: „Durch die Zonierung sind kei- das Große Walsertal schließlich in zu. Im Wissen, dass die jetzige fossile teme nahezu ohne menschlichen nerlei neue Bestimmungen dazuge- das Weltnetz der Biosphärenreser- und atomare Energieversorgung ne- Einfluss entfalten können. Die UN- kommen, jedes dieser Gebiete hatte vate aufgenommen. Das Große Wal- ben der Klimabelastung auch durch ESCO verlangt, dass mindestens drei schon vorher einen besonderen na- sertal ist der erste Biosphärenpark die Endlichkeit der Vorräte ein Ab- Prozent der Gesamtfläche eines Bi- turschutzrechtlichen Status.“69 Österreichs, der nach 1995 in die laufdatum hat, kann das Ziel nur hei- osphärenparks Kernzonen sein müs- Liste der UNESCO-Modellregionen ßen: 100% Energieversorgung aus aufgenommen wird, als mit den erneuerbarer Energien!“67 68 Birgit Reutz-Hornsteiner/Biosphärenpark-Management in: Folder „Kernzonen. Die Kernzonen im Biosphärenpark Großes Walsertal“ 69 Interview mit LAbg. Josef Türtscher, 7.4.2009 und Folder „Modellregion mit Zukunft. UNESCO-Biosphärenpark 67 Josef Türtscher: Vorwort in: Energie-Exkursions-Führer. Auf dem Weg zu 100% erneuerbarer Energie Großes Walsertal“ 74 75

Den Biosphärenpark sieht Josef Türt- das Gedankengut nicht von außen Zusammen scher als „ernsthaften Versuch, die verordnen kann, sondern in sich Region so weiterzuentwickeln, dass haben muss. Mein „Arbeitsplatz“ ist Eine Modellregion für naturverträg- so viel Menschen wie möglich im Tal die Faludriga-Nova, eine der Kernzo- liches Leben und Wirtschaften kann ihre Existenz haben können [etwa nen des Biosphärenparks. Schon vor nur funktionieren, wenn das Kon- 1000 Menschen pendeln täglich aus] sie zur Kernzone wurde, war sie ein zept auf große Akzeptanz stößt und und die Lebensqualität sich so zeigt, Naturschutzgebiet mit Einschrän- auf einer breiten Basis ruht. Das Pro- dass junge Leute dableiben wollen“. kungen für Alpwirtschaft, Jagd und jekt Label Partnerbetrieb vereint Tou- Wanderer. Gäste akzeptieren das rismusbetriebe, die aktiv hinter dem Die landwirtschaftlichen Betriebe problemlos – im Gegensatz zu ein Motto des Biosphärenparks Großes erhalten, das Tal zu einer Gemein- paar sehr kritischen Einheimischen. Walsertal stehen, „die Natur zu nut- dem Großen Walsertal“. In der Koo- schaft machen, einen Tourismus Schimpfen ist halt leichter als sich zen, ohne ihr zu schaden“. Die im Jahr peration von Handwerkern wird das im Einklang mit der Natur leben, selber einzubringen.“71 2002 gemeinschaftlich erarbeiteten Ziel verfolgt, mit Holz aus dem Groß- Arbeitsplätze bewahren, das Selbst- Kriterien beinhalten ein Bekenntnis en Walsertal ein komplett ökolo- bewusstsein der Bewohner stärken, zu Produkten aus der Region und gisch und baubiologisch optimiertes alternative Energien ausbauen, das regionalen Wertschöpfungskreisläu- Holzhaus zu planen und umzuset- Tal immer selbständiger und unab- fen, zu umweltbewusstem Verhalten zen. Hausneubauten, -sanierungen hängiger werden lassen, das sind und guter Zusammenarbeit. Das und -einrichtungen für Private und wohl die vorrangigen Anliegen an Label Biosphärenpark ist jeweils für Hoteliers fallen ebenso darunter den „Biosphärenpark“.70 Wichtig sei zwei Jahre gültig und wurde 2004 wie die Realisierung von Großpro- auf jeden Fall, dass es sich um ein und zwei Jahre später neu aufgelegt. jekten, etwa das Mitte Mai 2009 er- gleichsam verinnerlichtes Modell Vor jeder Neuauflage werden die öffnete Haus Walserstolz in Sonntag. handeln müsse, wie der im Bereich Partnerbetriebe aufgesucht und die Dieses bildet „eine Symbiose von der Faludriga-Nova tätige Gebiets- Einhaltung der Kriterien überprüft.72 Käseproduktion, der Ausstellung betreuer und Jagdaufseher Edwin Biosphärenpark, den Verkostungs- Kaufmann erklärt: Aus dem Biosphärenpark heraus ge- räumlichkeiten und der Tourismu- „Dem Biosphärenpark stand ich von wachsen ist die Initiative Bergholz, sinformation. Die Stärken des Tales Anfang an sehr positiv gegenüber, ein „zertifiziertes Markenprodukt aus vereint unter einem Dach“.73 Benannt wenn ich auch glaube, dass man 72 Vgl. Folder „Partnerbetrieb. Biosphärenpark Großes Walsertal. Der Natur verpflichtet“ 73 http://www.bergholz.at; Abfrage: 19.5.2009 70 Vgl. Folder „Kernzonen. Die Kernzonen im Biosphärenpark Großes Walsertal“ Folder „Bergholz. Ein Projekt und seine Leistungen rund ums Holz“ 71 Edwin Kaufmann in: Folder „Kernzonen. Die Kernzonen im Biosphärenpark Großes Walsertal“ http://www.hauswalserstolz.com; Abfrage: 19.5.2009 76 77

de Thüringerberg zu den Vorreitern in ausgezeichnet. Innovative Holzbau- der Solarenergienutzung. techniken und Innenraumgestal- Eine Photovoltaikanlage in Blons, die tung machen Bergholz auch anhand 2003 von 21 Betreibern gemeinsam des Gemeindezentrums Blons sicht- erstellt wurde, kann mit ihrem „Son- bar. Das 2004 erbaute öffentliche nenertrag“ eine Gemeinde mit 100 Gebäude wurde fast ausschließlich Haushalten (z.B. Blons) mit Strom mit Holz aus dem gemeindeeigenen versorgen (Jahresleistung: 700.000 alten Lawinenschutzwald errichtet. KWH); Es ist die erste Photovoltaik- Das Gemeindezentrum, welches Ge- anlage in dieser Größe in Europa, die meindeamt, Bücherei, Lawinendo- dem jeweiligen Sonnenstand nach- ku-Zentrum, Gasthaus, Dorfladen, geführt wird. Bank und Volksschule beherbergt, Alle Schulen im Großen Walsertal sei Zeichen für „ein neues Selbstver- sind mittlerweile mit dem Österrei- ständnis“.76 chischen Umweltzeichen für Schulen Haus Walserstolz wurde das Haus nach dem seit 1998 zu können, der es ihnen ermöglicht, als „Unser Kãs“74 vertriebenen Wals- die traditionelle Art der Landwirt- erstolz: schaft in einem rauen Berggebiet „Die Walser Bauern haben sich zu- beibehalten zu können.“75 sammengetan, um gemeinsam ihre Produkte, hauptsächlich Käse aus Das erste Bergholz-Passivhaus war Rohmilch, zu vermarkten. In drei das Gemeindezentrum von St. Ge- Sennereien wird der Bergkäse ‚Wals- rold. Mit fast einem Quadratmeter erstolz‘ hergestellt. Dadurch hoffen thermischer Solarfläche pro Einwoh- die Bauern, einen Milchpreis erzielen ner gehört die Klimabündnisgemein-

74 Vgl. Folder „Die Reifeprüfung. Walserstolz – Unser Kãs“ 75 http://www.grosseswalsertal.at/emsp/Produkte/Walserstolz; Abfrage: 19.5.2009 Gemeindezentrum St. Gerold. http://www.grosseswalsertal.at/LebenimBiosphärenpark/UnserTal: 50% aller Landwirte wirtschaften nach biologischen Richtlinien, in Marul sind es sogar 100%, was dem Bergdorf die Auszeichnung „Biodorf“ einbrachte; Abfrage: 19.5.2009 76 „Willkommen Österreich“, Sonntag 5.4.2009, ORF 2, 16.15 Uhr 78 79

Leusorg

„D‘Leu“ (die Lawine) bereitete der Bevölkerung, in Blons wie im ge- samten Tal, immer schon Sorge. Der Begriff „Leusorg“ wird durch das gleichnamige Buch des ehemaligen Schuldirektors Eugen Dobler ge- prägt, der darin einen tiefen Einblick in „die Geschehnisse rund um die Lawinenkatastrophen, von denen die Bevölkerung unserer Bergheimat Vorarlberg in früherer und jüngerer Zeit betroffen wurde“77 bietet. Eine „Schreckenschronik der Jahrhun- derte“ veranschaulicht, dass Angst vor und Umgang mit der Lawine ständige Begleiter der Walsertaler waren, ebenso wie Tod, Trauer, Zer- störung, aber auch Bewältigung und Wiederaufbau. 1806 beispielsweise zerstört eine Staublawine die Kirche Kein Ort blieb davon verschont, die in Sonntag. Breiter Raum wird der meisten Opfer waren aber in Blons „jüngsten und größten Katastrophe zu beklagen. Dort kam am 11. Jän- unseres Landes“ eingeräumt, jener ner durch die Lawinen vom Falvkopf von 1954: und vom Mont-Calv ein Sechstel der „Am 10. und 11. Jänner kam es im Bevölkerung ums Leben.“78 Großen Walsertal zu einer nie da- Die Opferbilanz von 1954 ist ver- gewesenen Lawinenkatastrophe. heerend: Im Großen Walsertal gab

77 Eugen Dobler: Leusorg im großen Walsertal; Blons 2003; S. 5 78 Weißer Tod im Walsertal, in: Vorarlberger Nachrichten, 7.1.1994, Magazin/Geschichte; S. 2 80 81

es 29 Lawinen, 164 Verschüttete, 80 Arbeitskräfte an sich zog.“80 „Nicht nur 1954, Lawinen waren im- lich eine Gedenkmesse in der Pfarr- Tote. Eine Lawine verschüttete am In den nachfolgenden Jahren wird mer schon ein Thema für uns. Jeden kirche abgehalten, „jahrelang kam Bahnhof Dalaas 30 Menschen, zehn mit Hilfe von Land und Bund sowie Winter hatte man Sorge, ob wohl alle dazu noch der Pfarrer von damals.“85 starben. Im Montafon begruben mit internationaler Unterstützung in den Frühling kommen.“82 In der „In der Landschaft manifestiert sich zwei Lawinen 41 Personen, es gab forst- und lawinenschutztechnisch Natur offenbart sich diese ständige das Thema in Form der Wege, der 19 Tote. Im Bregenzerwald waren wiederaufgebaut, rund 700 Milli- Bedrohung in Form verschiedenster Verbauungen, oder als Lawinen- nach dem Abgang von 25 Lawinen onen Schilling (50 Mio. Euro) wer- Lawinenverbauungen. Der „Verbau- schanze mit Baum. Man sieht neue 33 Verschüttete zu beklagen, 13 Leu- den in Lawinenschutzbauten und ungs-Weg Blons“ lehrt deren Funk- Häuser. Der Friedhof zeugt von dem, te kamen ums Leben. Mehr als 700 Schutzwaldprojekte investiert. Die tion, stellt Verbauungstypen vor und was geschehen ist. Heute fühlen sich Objekte wurden zerstört, 600 Stück Blonser machen diese Entwicklung präsentiert die Aufgaben des Forst- die Blonser sicher. Es ist eine schöne Vieh kamen um.79 zugänglich, lassen Wanderer an die- technischen Dienstes.83 Der „Schutz- Wohngemeinde. Blons hat prozen- „Das große Ausmaß der Katastrophe ser Geschichte teilhaben: wald-Weg Blons“ informiert über tuell am meisten Kinder bis 15 Jahre Blons – ein Drittel aller Häuser und Vom Gemeindezentrum mitten im die Hintergründe der Folgen von von ganz Österreich.“86 Höfe zerstört und ein Sechstel der Dorf startet der „Leusorg-Rundgang“. 1954, macht auf die Einwohnerschaft getötet – hatte auf Er führt zu Plätzen, wo Häuser weg- Aufforstungspfle- Landwirtschaft, Wirtschaft und Ent- gefegt, Leben ausgelöscht und Exis- ge im Schutzwald wicklung einschneidende Auswir- tenzen zerstört wurden, zeigt aber aufmerksam und er- kungen. Dem gewaltigen Aderlass auch auf, wo Gebäude verschont ge- läutert Themen wie von 57 Personen folgte noch die Ab- blieben sind: Wildschäden und wanderung von zwölf Familien mit „Wir stehen nun bei Haus Nr. 24. Jagd.84 Die Wege 46 Personen, was insgesamt einen Dieses Gebäude wurde von der Lawi- wurden anlässlich Rückgang von 28 Prozent der Bevöl- ne ausgelassen. Die Schneemassen des 50-Jahr-Geden- kerung bedeutete. Hievon wurde be- lösten sich oberhalb dieses Hofes, im kens 2004 errichtet sonders die Landwirtschaft betrof- Wald am Mont-Calv und stürzten an und sollen zur Be- fen, wo sich ein fühlbarer Mangel an dieser Stelle vorbei hinunter gegen wusstseinsbildung Arbeitskräften zeigte, um so mehr, das Dorf, wo sie auf dem Weg dahin beitragen. Um den weil auch die florierende Industrie und weiter hinunter zur Lutz Unge- 11. Jänner wird jähr- Blons heute mit dem verbauten Falvkopf in den Talniederungen immer mehr heures anrichteten.“81

82 Interview mit Cornelia Studer, 7.4.2009 83 Vgl. Gemeinde Blons (Hrsg.): Verbauungs-Weg Blons, Blons 2004 79 ebd. 84 Vgl. Gemeinde Blons (Hrsg.): Schutzwald-Weg Blons, Blons 2004 80 Eugen Dobler: Leusorg im großen Walsertal; S. 208 85 Interview mit Maria Ganahl, 8.4.2009 81 Gemeinde Blons (Hrsg.): Der Leusorg-Weg; Blons 2004; Punkt 5 86 ebd. 82 83

Ein reiches Angebot zuzeigen“ ist das Anliegen des Alche- milla Kräuterprojekts. „Wir haben neben Landschaft, Luft, „Alchemilla ist ein Projekt von und für Bergen, Wäldern, Gewässern und Frauen: Austausch und gegenseitige Wiesen auch kulturelle Werte anzu- Anerkennung, Stärkung der Frauen bieten. Neben dem Aus-Blick auf die und eigenbestimmte Erwerbsmög- Naturlandschaft soll es auch einen lichkeiten, die sich mit Familie und Ein-Blick geben in die Eigen-Art der Landwirtschaft gut vereinbaren las- Menschen“. Möglichkeit dafür soll sen – dies alles ist ein ‚Mehr‘ für die das Projekt Walser Eigen-Art bieten. gesamte Region!“87 Unter diesem Motto werden Kunst- und Handwerksprodukte aus dem Für die angebotenen Produkte wer- Biosphärenpark angeboten und in den Kräuter und Rohstoffe aus dem dessen Geschäftsstelle angeboten, Großen Walsertal verwendet und, die Glasvitrinen stellt die Initiative wo das nicht möglich ist, Produkte Bergholz. aus fairem Handel und biologischer Ein Waldlehrpfad in Raggal, der Blu- Landwirtschaft. Erkennbar sind die men-Wander-Lehrpfad in Faschina Erzeugnisse – Seifen, Salben, Bal- laden dazu ein, die Natur auf sich same, kulinarische Köstlichkeiten wirken zu lassen und in Ruhe in der und Handgefertigtes – am einheit- Bergwelt zu verweilen. 2009 wurde lichen Erscheinungsbild. Ein vielfäl- Marul (links unten), Blons (links Mitte) und der Falvkopf (rechts oben) um 1970 der Walderlebnispfad Marul beim tiges Kursangebot, die Einladung in Schutzwaldpreis des Landes Vorarl- offene Gärten und Gartentage, ein berg in der Kategorie „Öffentlich- im Entstehen begriffener Kräuter- keitsarbeit“ ausgezeichnet. weg von Buchboden zur Alpe Überlut Der außerordentliche Pflanzen- und die Zusammenarbeit mit einem reichtum ist Inhalt eines weiteren Hotel runden das Angebot ab. Projektes: „Die Vielfalt und den Wert der Wild- und Kulturpflanzen im Bi- osphärenpark Großes Walsertal auf-

87 Die Seele der Pflanze. Alchemilla Kräuterprojekt im Biosphärenpark Großes Walsertal, Vorwort 84 85

„Komm, lass uns die Welt hergibt: Meditative Spaziergänge So kann der Weg, der nun mit dem umarmen“ und mehrtägige Trekkingtouren, Biosphärenpark beschritten wird, atemberaubende Landschaften und gewissermaßen als Aufgreifen einer Mit diesem Slogan werden heute Baden im Natursee, Lagerfeuerro- Stimmung gesehen werden, die vor „porentiefe Urlaubstage“ im Bios- mantik und Pulverschnee, selbst- gut hundert Jahren von Karl Blodig phärenpark Großes Walsertal bewor- gemachten Käse, das frischeste am Ende einer Bergtour im Großen ben. Die Region besinnt sich unter Quellwasser, das sie sich vorstellen Walsertal so geschildert wurde: dieser Devise darauf, ein „gebirgiges, können – und das Gefühl, ganz und „Um 12 Uhr 20 Min. entschloß ich ruhiges Tal mitten in Vorarlberg“ zu gar lebendig zu sein.“ Der Reigen. Hugo Immfeld, 1981 mich, wenn auch schweren Herzens, sein: Klosterhof St. Gerold dieser Welt von Farbe und Duft, von „Als Gast im Biosphärenpark werden Spaziergänge, Rundwanderungen Form und Schönheit Lebewohl zu Sie erfahren, was diese Natur alles und Berggipfel sollen zum Bergstei- gen, Wandern und Mountainbiken sagen.“89 animieren: „Wirklich unbeschreib- lich, das Gefühl, das sich beim Wan- dern und Bergsteigen des Körpers und der Seele bemächtigt.“88 Malerische Dörfer, atemberaubende Aussichten und anmutige Alpen wurden bereits in den ersten Reise- berichten verewigt, als sich die Gäs- te dieses Tal bedächtig erwanderten. Markante Gipfel, imposante Wände, lohnende Wanderungen und fes- selnde Landschaftsbilder haben hier um 1900 die Motivation zur Anlage von Wegen und Schutzhütten ge- liefert und damit jene Tradition be- gründet, an die heute das „Bergstei- gerdorf Großes Walsertal“ anknüpft.

88 Porentiefe Urlaubstage im Biosphärenpark Großes Walsertal Bad Rothenbrunnen 89 Karl Blodig: Das Bregenzerwaldgebirge; S. 182 86 87

Danksagung

Für ihren Beitrag zum Zustandekommen dieses Büchleins möchte ich mich herzlich bedanken bei:

Sektion BIBERACH des Deutschen Alpenvereins; Monika BISCHOF und ih- ren Kolleginnen (Biosphärenpark Management), Thüringerberg; Familie BITSCHE (Alpengasthof Bad Rothenbrunnen), Thüringen; Emil BURTSCHER (Obmann des Heimatpflegevereins Großes Walsertal), Raggal/Marul; Ma- ria GANAHL (Walserbibliothek und Lawinenwege), Blons; Sektion HOHEN- STAUFEN/GÖPPINGEN des Deutschen Alpenvereins; Rolf JÄGER (Hüttenre- ferent Göppinger Hütte, DAV-Sektion Göppingen), Göppingen; Guntram JUSSEL, ; Sonja NIGSCH (Haus Nigsch), Sonntag; Stefan NIGSCH (Haus Walserstolz), Sonntag; Josef PRINZ (1. Vorsitzender, DAV-Sektion Bi- berach), Biberach; Kurt SCHÄFER (Schäfer‘s Hotel, Schilehrer, Bergführer, We- gewart), Fontanella; Thomas SCHÄFER (Bergsport, Schisport, Bergrettung), Fontanella/Faschina; Rainer SCHLATTINGER (Geschäftsführer OeAV-Sektion Vorarlberg), Bludenz; Paul SPERGER (Hotel Sperger), Fontanella/Faschina; Josef TÜRTSCHER (Landtagsabgeordneter, Obmann Biosphärenpark), Buch- boden; P. Nathanael WIRTH (OSB, Propstei St. Gerold), St. Gerold.

Für die verlässliche Hilfe, geduldige Bildrecherche und ihren freundschaft- liche Beistand Cornelia STUDER (Archiv des Heimatpflegevereins und des Heimatmuseums Großes Walsertal), Sonntag.

Ingeborg Schmid-Mummert 88 89

Literatur

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Bergsteigerdörfer - www.bergsteigerdoerfer.at Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Startkonferenz Bergsteigerdörfer im Bergstei- gerdorf Ginzling, 10.-11. Juli 2008, Tagungsband; Serie Ideen, Taten, Fakten Nr. 1, 34 Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ ist eine Initiative des Oesterreichischen Alpenver- Seiten, Innsbruck, 2008 eins. Es handelt sich dabei um kleine Gemeinden, die nach einem strengen Krite- Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergsteigerdörfer – Ein Modell für die Umset- rienkatalog ausgewählt werden und für ein reichhaltiges Alpinangebot in unver- zung der Alpenkonvention, Tagung Mallnitz/Kärnten, 26.-27. November 2008; Serie brauchter Naturlandschaft stehen. „Bewegung aus eigener Kraft“ lautet das Motto Ideen - Taten - Fakten Nr. 2, 54 Seiten, Innsbruck 2009 der Bergsteigerdörfer. Damit sind Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern, Schneeschuhwandern, Skitourengehen und Langlaufen gemeint. Die Initiative Weiterführende Literatur Bergsteigerdörfer: steht unter der Schirmherschaft der Alpenkonvention und es ist Aufgabe der Berg- Haßlacher, Peter: Entwicklung und Förderung von Bergsteigerdörfern. Zukunftsaufga- steigerdörfer nicht nur selbst nachhaltig zu wirtschaften, sondern auch eine starke be bei der Umsetzung der Alpenkonvention; in: Haßlacher, Peter (Red.): Die Alpen- Vorbildfunktion für andere Gemeinden auszuüben. konvention - Markierungen für ihre Umsetzung (Fachbeiträge des Oesterreichischen Folgende Gemeinden bzw. Talschaften zählen zu den Bergsteigerdörfern: Das Alpenvereins - Serie: Alpine Raumordnung Nr. 24). Innsbruck 2004 Große Walsertal, Ginzling im Zillertal, Vent im Ötztal, Kals am Großglockner, das Kals, Roland: bergsteigerdörfer.at - ein Tourismusprojekt des Alpenvereins zur Umset- Villgratental, das Tiroler Gailtal, die Gemeinde Lesachtal, Mallnitz, Malta, Weißbach zung der Alpenkonvention - Eckpunkte der Angebotsentwicklung; in: Haßlacher, Pe- bei Lofer, Hüttschlag im Großarltal, Johnsbch im Gesäuse, die Steirische Krakau, ter (Red.): Mosaiksteine der Alpenkonvention - Bergsteigerdörfer, Alpintourismus in Steinbach am Attersee, Grünau im Almtal, Lunz am See und Reichenau an der Rax. Österreichs Alpen (Fachbeiträge des Oesterreichischen Alpenvereins - Serie: Alpine Raumordnung Nr. 28). Innsbruck 2006; S. 50-63 Projekteam: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergsteigerdörfer reloaded - Für einen natur- Oesterreichischer Alpenverein verträglichen Bergtourismus; Kals, Roland; in: Bergauf - Mitteilungsheft des OeAV, Peter Haßlacher, Christina Schwann, Roland Kals, Regina Stampfl Nr. 2, 2009; S. 8-12 Olympiastraße 37 Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Johnsbach im Gesäuse – Ein Bergsteigerdorf 6020 Innsbruck wie aus dem Bilderbuch; Schwann, Christina und Regina Stampfl: in: Bergauf - Mittei- Tel. +43/512/59547-31 lungsheft des OeAV, Nr. 2, 2009; S. 62-64 Fax +43/512/59547-40 Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Verborgenes Paradies – Das Bergsteigerdorf [email protected] Hüttschlag im Großarltal, Schwann, Christina. In: Bergauf - Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3, 2009; S. 76-79 Bestell-Broschüren: Schwann, Christina: Die Bergsteigerdörfer - ein Beitrag zur Umsetzung der Alpenkon- Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Kleine und feine Bergsteigerdörfer zum Genie- vention in ausgewählten Gemeinden; in: Die Alpenkonvention: Nachhaltige Ent- ßen und Verweilen; 126 Seiten, 3. Auflage, Innsbruck, 2009 wicklung für die Alpen, Nr. 52, 2008; S. 2-3 Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergsteigerdorf Johnsbach im Gesäuse – ein alpines Arkadien; 38 Seiten, Innsbruck, 2009 96 97

Adressen

Großes Walsertal Tourismus Haus Walserstolz Jagdbergstraße 272 Boden 34 6721 Thüringerberg 6731 Sonntag Tel. +43/(0)5554/5150 Tel. +43/(0)5554/20010 Fax + 43/(0)5554/5150-34 [email protected] [email protected] www.hauswalserstolz.at www.walsertal.at Montag – Sonntag 9.00–18.00 Uhr, Regionalladen ab 8.30 Uhr Bürostelle Raggal im neuen Gemeindezentrum Tel. +43/(0)5554/5150-36

Biosphärenpark Management Jagdbergstraße 272 6721 Thüringerberg Tel. +43/(0)5550/20360 Fax +43/(0)5550/2417-4

Großwalsertaler Heimatmuseum Flecken 17 6731 Sonntag Tel. +43/(0)5554/5110 oder 5219 www.walsermuseum.at Mai bis Oktober Sonntag 17.00–19.00 Uhr und Donnerstag 14.00–17.00 Uhr

Propstei St. Gerold 6722 St. Gerold Tel. +43/(0)5550/2121 [email protected] www.propstei-stgerold.at 98

Impressum Herausgeber: Oesterreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck Redaktion: Hannes Schlosser und Christina Schwann Grafik: SuessDesign.de Layout: Christina Schwann Druck: Samson Druck, St. Margarethen Ingeborg Schmid-Mummert, geb. 1973 in Inns- bruck, aufgewachsen am Mieminger Plateau, lebt Bildnachweis mit ihrer Familie in Telfs. Studium Europäische Eth- Archiv Familie BITSCHE, A-6712 Thüringen nologie/Volkskunde und Romanistik in Innsbruck Bilder S. 23, 54, 55, 84 und Rom. Die Verbundenheit mit den Bergen be- Archiv des HEIMATPFLEGEVEREINS und des HEIMATMUSEUMS Großes Walsertal, A- gleitet sie von Kindheit an. Dieses Thema ist auch 6731 Sonntag: wesentlicher Bestandteil ihrer wissenschaftlichen Bilder S. 10, 12, 13, 16, 18, 21, 24, 31, 35, 37, 39, 45, 47, 48 (links), 49, 50 (oben), 56, 59, Arbeiten und Publikationen (u.a. Diplomarbeit 60, 62, 68 (oben), 74, 78, 82, 86 und Umschlagseite (vorne) über „Die Anfänge des alpinen Tourismus im Ötz- Archiv Kurt SCHÄFER, A-6733 Fontanella: tal“, Dissertation über den Bergtod, Texte in Alpen- Bilder S. 66 vereinsjahrbüchern, „bergundsteigen“, etc). Archiv der Sektion BIBERACH des Deutschen Alpenvereins, D-88400 Biberach: Bilder S. 28, 30, 34 Archiv Paul SPERGER, A-6733 Fontanella/Faschina: Bilder S. 58, 63, 64 Fotografien Alexander und Ingeborg MUMMERT, A-6410 Telfs: Bilder S. 17, 22, 25, 32, 40, 43, 48 (rechts), 50 (unten), 52, 53, 68 (unten), 70, 71, 72, 75, 76, 77, 79, 81, 85 und Umschlagseite (hinten) Fotografien Hannes SCHLOSSER, A-6020 Innsbruck: Bilder S. 11, 41, 51, 97 norbert-freudenthaler.com: Bild auf S. 99

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