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Baumaßnahmen des Freistaates Sachsen

Zwinger Dresden | Baumaßnahmen 1991 – 2015 – DresdenZwinger | Baumaßnahmen 1991 von 1991 bis 2015 Zwinger Dresden Baumaßnahmen des Freistaates Sachsen von 1991 bis 2015 Grußwort

Der Dresdner Zwinger gilt als ein Wahrzeichen des Landes und als ein Identifikationsbau vieler Bür- gerinnen und Bürger. Die prominente Lage in der Landeshauptstadt, die bau- und kunsthistorische Bedeutung und die Konzentration hochrangiger Museen zeigen: Der Zwinger steht im Zentrum der Öffentlichkeit. Bauen im Zwinger ist daher für die Staatshochbauverwaltung in Sachsen eine Verpflichtung zu höchster Sorgfalt und baukünstlerischer Qualität.

Kurfürst Friedrich August I., auch bekannt als August der Starke, hat den Dresdner Zwinger als steinernes Zeichen seines Repräsentationswillens und Machtanspruchs errichten lassen. Seitdem stellt er ein prachtvolles Zeugnis barocken Zeitgeistes dar.

Unter der Leitung des Oberlandbaumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann und des Bildhauers manifestierte sich die Entwurfsidee als Gesamtkunstwerk in einer künstleri- schen Einheit aus Pavillons, Balustraden, Brunnenanlagen, Vasen und Figurenschmuck. Die künst- lerische Einheit des Zwingerensembles setzt sich bis in die kleinsten Details fort und übt heute, wie schon zur Zeit seiner Entstehung, eine Faszination auf seine Besucher aus.

Ursprünglich als Orangerie von europäischen Rang erbaut, beherbergen die den Innenhof um- gebenen Gebäude des Zwingers heute weltweit bekannte und für die Öffentlichkeit zugängliche Museen, wie z.B. die Porzellansammlung, den Mathematisch-Physikalischen Salon und die Galerie Alte Meister, die von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gepflegt und präsentiert werden. Diese Sammlungen besitzen teils empfindliche Exponate, die hohe klimatechnische Standards be- nötigen. Dies erfordert umfangreiche Gebäudetechnik und behutsame bauliche Anpassungen, um einen denkmalgerechten sowie modernen Betrieb der Ausstellungsräume zu gewährleisten und der hohen Nutzungsintensität gerecht zu werden.

Im Hinblick auf die kulturhistorisch herausragende Bedeutung des Zwingers ist der Pflege der Bau- werke besondere Beachtung zu schenken. Die kleinen und großen Baumaßnahmen bedürfen daher einer akribischen Vorbereitung und einer für die vorhandene Bausubstanz behutsamen Ausführung. Besonders der für den Bau verwendete sächsische Sandstein, der seinen Ursprung im urzeitlichen Meer der Kreidezeit hat und dessen verfestigte Sedimente heute die Gipfel des Elbsandsteingebir- ges bilden, weist einige je nach Abbauregion unterschiedliche Eigenschaften auf. So ist der Cottaer Sandstein wegen seiner guten Bearbeitbarkeit für anspruchsvolle Bildhauerei geeignet, während die Varietät des Postaer Sandsteins aufgrund seiner hohen Festigkeit für Bausteine mit tragender Funktion Verwendung findet. Textur und wechselnde Farbnuancen des Sandsteins prägen dabei das ästhetische Bild des Zwingers.

Doch auch massiver Stein ist vergänglich, speziell Sandstein reagiert empfindlich auf Umweltein- flüsse. Ohne eine kontinuierliche Pflege wäre die Schönheit des Zwingers schon längst vergangen. Um den Schutz des Ensembles bemüht sich die 1991 wieder eingerichtete Zwingerbauhütte, die zur Niederlassung Dresden I des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements gehört. Deren Mitarbeiter wissen dank handwerklichem Können und langjähriger Erfahrung mit den Eigenheiten des Steins umzugehen und tragen so kontinuierlich zum Erhalt der Bauwerke bei.

Kontinuität und Neubeginn, Erhalt und Nutzung kennzeichnen die Baugeschichte des Zwingers bis zum heutigen Tag. Das Bauwerk durchlief in seiner langen Geschichte bereits sechs Restaurie- rungsphasen. Dies verdeutlicht, dass der Erhalt des Zwingers eine Aufgabe ist, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ein lohnender Aufwand für ein Bauwerk, welches nicht nur für das reiche kulturelle Erbe Sachsens steht, sondern auch Identifikation für eine ganze Region ist.

Prof. Dr. Georg Unland Sächsischer Staatsminister der Finanzen Grußwort

Wie kaum ein anderes Bauwerk in Sachsen wirkt das Zwingerensemble durch seine bildkünst- lerische Gestaltung. Im ästhetischen Zusammenspiel aus Pavillons, Galerien und Hofgestaltung bilden die barocken Anlagen ein Gesamtkunstwerk, welches zu den bedeutendsten Baudenkmä- lern Europas zu zählen ist.

Dabei beeindruckt allein schon die materielle Fülle und Dimension. Das unter der Leitung des Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann und des Bildhauers Balthasar Permoser errichtete spätbarocke Bauwerk umfasst ca. 15.000 Quadratmeter reich gestaltete Fassadenflächen, etwa 1,2 Kilometer Balustraden, 16 zum Teil mehrläufige Treppenanlagen, 450 freistehende Figuren und 150 bauwerksgebundene Plastiken. Die Wasserspiele des Zwingers, einschließlich des Nym- phenbades, bestehen aus 17 Wandbrunnen mit einer Vielzahl von Wasserbecken sowie sieben frei- stehenden Brunnenanlagen. Die umfangreiche Aufzählung ließe sich noch um einiges verlängern.

Die für den Besucher scheinbar ewige Schönheit der Sandsteinoberflächen wird allerdings durch das permanente Einwirken von Umwelteinflüssen bedroht. Mit zunehmendem Alter des Zwingers wachsen auch die Aufgaben der Steinrestaurierung. Die komplexen Schutzanforderungen an das Bauwerk erfordern zum einen die langfristige Beobachtung der Bausubstanz, zum anderen ein rasches Vorgehen bei Schäden, um größere Folgeschäden schon im Anfangsstadium zu verhin- dern. Um den intensiven und kontinuierlichen Schutz des Zwingerensembles gewährleisten zu können, hat sich eine heute selten gewordene Institution etabliert – die Bauhütte. Die Zwinger- bauhütte moderiert und koordiniert hierbei zentral alle Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten.

Bei der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen gilt es, Aspekte der Denkmalpflege mit den Anforderungen an einen zeitgemäßen Betrieb der Museen im Zwinger in Einklang zu bringen. Folglich ist es unerlässlich, jeder Baumaßnahme eine akribische Planung sowie Bauforschung vorauszuschicken. Nur so kann gewährleistet werden, dass Schutz und Nutzung der Anlagen gleichermaßen Beachtung finden.

Beispielhaft stehen hierfür die Baumaßnahmen für den Mathematisch-Physikalischen Salon. Der Planungs- und Entwurfsgedanke basierte auf der historischen Intention, den Zwinger als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Die ursprünglichen Baustrukturen und Gestaltungsprinzipien waren daher maßgebend. In diesem Kontext wurde für die Sammlung ein repräsentativer sowie funktionaler Ausstellungsort entwickelt, der sich in die architektonische Einheit des Zwingers integriert und zugleich genügend Raum für eine anspruchsvolle museale Nutzung schafft.

Dennoch, nach Abschluss einer Bau- oder Restaurierungsmaßnahme am Zwinger stehen meist schon die nächsten Aufgaben an. Nur durch eine fachgerechte, kontinuierliche und intensive Baupflege ist das Zwingerensemble auch für nachfolgende Generationen in seiner Pracht weiter zu erhalten.

Die vorliegende Broschüre stellt nicht nur die wichtigsten Baumaßnahmen der letzten Jahre dar, sondern beleuchtet auch aktuelle Erkenntnisse der Bau- und Gestaltungsgeschichte des Zwin- gers. Ich wünsche allen Lesern eine interessante Lektüre.

Prof. Dieter Janosch Technischer Geschäftsführer Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG Kontinuität und Neubeginn 10

Zeittafel 12

DER DRESDNER ZWINGER Denkmalwert und Denkmalpflege 16

Archäologie im Zwinger 26

Beständig im Wandel – Bau- und Gestaltungsgeschichte 30

Wiederaufbau zwischen 1945 – 1989 36

Instandhaltung und Baupflege 40

MASSNAHMEN Braunsches Atelier 44

Porzellansammlung 48

Jahrhundertflut 2002 und Hochwassermanagement 58

Nymphenbad 60

Mathematisch-Physikalischer Salon 72

Zwingerbauhütte 86

ANHANG Die Grotte im Dresdner Zwinger 96

Bauteilbegriffe 106

Chronologie 108

Planung und Gestaltung 110

Literatur 111

Bildnachweis 112

Kontinuität und Neubeginn – Die sechste Zwingerrestaurierung unter der Leitung der sächsischen Bauverwaltung

Roland Enke

Seiten 8/9: Zwingerhof mit wallseitiger Bau- gruppe (Mathematisch-Physikalischer Salon, hatte man bereits 1994 erarbeitet. Daran be- Wallpavillon, Französischer Pavillon, v. li. n. re.), Baugruppen. Beginnend mit dem Kronentor Baumaßnahmen bedürfen daher einer akri- teiligt waren die Bauverwaltung des Freistaates 2015 (1985 –1990), dem neuen Kupferdach des bischen Vorbereitung und einer für die Bau- Sachsen, das Landesamt für Denkmalpflege, die Linke Seite: Kronentor Restaurierung Porzellanpavillons (1992) und dem Glocken- substanz behutsamen Ausführung. Die größ- Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) 1985–1991, anlässlich der Fertigstellung der spielpavillon (1992 –1996) erstreckte sich das te Herausforderung dabei ist, die heutigen und die Staatliche Schlösserverwaltung (seit Restaurierung des Kronentores, 1989 Baugeschehen mit dem Umbau des Braun- hohen musealen und baulich-technischen 2013 Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Rechte Seite: Pavillon E, Kellergeschoss, schen Ateliers zum heutigen Café Alte Meister Anforderungen sowie die intensive Nut- Sachsen gemeinnützige GmbH). Auskofferung für zusätzlichen Depotraum der (2000–2001), über die Porzellansammlung zung zu berücksichtigen. Neben der (Bau-) Auf der Basis dieses Konzeptes sind Zeit- Porzellansammlung, Restaurierung 1998–2002 (1998–2010), der Restaurierung des Nym- Geschichte bildet die bauvorbereitende und und Ablaufpläne erstellt sowie die Kosten phenbades (2006–2008), des Umbaus und der baubegleitende Forschung während der Bau- ermittelt worden. Die Abfolge der einzelnen Restaurierung des Mathematisch-Physikali- maßnahmen die Grundlage für die gegen- Bauabschnitte orientierte sich am jeweiligen schen Salons (2010–2013) bis zum Abschluss wärtige Restaurierungsphase des Ensembles. Mit der Gründung des Freistaates Sachsen ging Zustand der Bausubstanz und der Gebäude- wesentlicher Arbeiten am Kronentor (2013– In Verbindung mit den heutigen musealen ein rascher Aufbau der Verwaltung einher. So technik, sowie nach den im Zwinger unter- 2014). Seit 2014 erfolgt nun die komplette Res- Anforderungen und technischen Möglichkei- wurde am 1. Januar 1991 die Staatshochbau- gebrachten Institutionen und den bereitge- taurierung des Wallpavillons. Begleitet wurden ten entwickelte sich daraus eine Kontinuität, verwaltung (ab 2003 Staatsbetrieb Sächsisches stellten finanziellen Mitteln. Ergänzend zur diese großen Baumaßnahmen von kleineren die eine wichtige Brücke zur baulichen Unter- Immobilien und Baumanagement) ins Leben Grundlagenermittlung für die umfassenden Teilabschnitten, wie der Sanierung der Hof- haltung des Ensembles aus der Vergangenheit gerufen. Als Teil der Bauverwaltung folgte im Aufgaben der Zwingerrestaurierung schaltete brunnen und der Instandsetzung des Teiches, in die Zukunft schlägt. Daher sind Beiträge Juni 1991 die Wiedereinrichtung der Zwin- die Bauverwaltung Ende der 1990er Jahre eine sowie des stetig erforderlichen Bauunterhaltes. zum Denkmalwert und Denkmalpflege, zur gerbauhütte. Fachkräfte, die bereits seit den Bauforschung ein, die sich sowohl bei der Vor- Archäologie sowie aktuelle Erkenntnisse zur 1980er Jahren am Erhalt des Zwingers mit- bereitung als auch während der Ausführung Im Hinblick auf die kulturhistorisch herausra- Bau- und Gestaltungsgeschichte des Zwin- wirkten, konnten ihre begonnene Arbeit in der der weiteren Baumaßnahmen als hilfreich und gende Bedeutung des Zwingers ist der Pflege gers dieser Broschüre erläuternd vorange- Zwingerbauhütte fortführen. qualitätssichernd erwies. der Bauwerke besondere Beachtung beizu- stellt. Die Beschreibungen der wichtigsten Ein einheitliches Gesamtkonzept für die Res- messen, damit sich auch künftige Generati- Bauaufgaben der Zwingersanierung folgen taurierung des Zwingers – nunmehr die sechste Die Restaurierung des Zwingers vollzog sich onen an der Pracht dieses Gesamtkunstwerks im Anschluss. Restaurierung in seiner langen Geschichte – von den stadtseitigen hin zu den wallseitigen erfreuen können. Die kleinen und großen

10 | Einleitung | Kontinuität und Neubeginn Einleitung | Kontinuität und Neubeginn | 11 Zeittafel

17. Jahrhundert 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert 20./21. Jahrhundert

POLITIK

1643–1715 Regierungszeit Ludwig XIV. 1663–99 Großer Türkenkrieg. 1670 12. Mai: 1700 Dresden zählt ca. 21.000 Einwohner. 1700–21 Großer Nordischer Krieg um die 1800 Dresden zählt ca. 62.000 Einwohner. 1806 Kurfürst Friedrich August III., gen. der 1900 Dresden zählt ca. 396.000 Einwohner. 1914–18 Erster Weltkrieg. 1918 9. No- Geburt von Friedrich August von Sachsen in Dresden. 1680 Regierungsantritt von Vorherrschaft im Ostseeraum. 1701 Der preußische Kurfürst Friedrich III. erhebt sich Gerechte, wird von Napoleon zu König Friedrich August I. von Sachsen erhoben. 1813–15 vember: Ausrufung der (Weimarer) Republik; 28. November: offizielle Abdankung Kaiser Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen, 1691†. 1684 Österreich, Venedig und Polen zum preußischen König Friedrich I., 1713†. 1703 Gründung von Sankt Petersburg durch Befreiungskriege gegen Napoleon, Wiener Kongress. 1823–80 Wiedereinrichtung der Wilhelm II., zugleich Ende der Monarchie in Sachsen. 1933 Machtergreifung der Natio- gründen Heilige Liga gegen die Türken. 1686 Beitritt Russlands, Brandenburgs und Peter den Großen, Russische Hauptstadt ab 1712. 1706 Niederlage Sachsen/Polens im Dombauhütte und Vollendung des Kölner Doms. 1835 Erste Eisenbahnfahrt zwischen nalsozialisten. 1939–45 Zweiter Weltkrieg, 7./8. Mai 1945: bedingungslose Kapitulati- Schwedens zur Heiligen Liga. 1687–89 Kavalierstour von Friedrich August durch Euro- Großen Nordischen Krieg, Verlust der polnischen Königskrone für Sachsen. 1709 Nie- Nürnberg und Fürth mit einer Dampflokomotive. 1836 Gründung der Dresdner Elbschiff- on Deutschlands. 1949 23. Mai: Gründung der Bundesrepublik Deutschland, 7. Oktober: pa (u.a. Wien, Versailles) . 1688 Regierungsantritt des preußischen Kurfürsten Friedrich derlage der Schweden bei Poltawa; Friedrich August I. gewinnt die polnische Königskrone fahrtsgesellschaft, Bau der „Königin Maria“ als erstes deutsches Personendampfschiff. Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. 1951 Gründung der Europäischen III. 1691 Regierungsantritt von Kurfürst Johann Georg IV. von Sachsen, 1694†. 1693 als August II. zurück. 1711 Friedrich August I. von Sachsen wird nach dem Tod Kaiser 1848/49 „Märzrevolution“ und Frankfurter Reichsverfassung. 1849 Maiaufstand Dres- Gemeinschaft für Kohle und Stahl („Montanunion“), Ursprung der späteren EU. 1973 Hochzeit von Friedrich August von Sachsen mit Christiane Eberhardine von Branden- Josephs I. Reichsvikar. 1712 Geburt von Friedrich II. von Preußen, gen. der Große, 1786†. den; Flucht u.a. von Wagner und Semper aus Dresden. 1871 Deutsche Reichsgründung Beitritt (BRD und DDR) zur UNO. 1989 9. November: Fall der Mauer. 1990 3. Oktober: burg-Bayreuth. 1694 Regierungsantritt von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, 1719 Hochzeitsfest in Dresden für den Sohn von August dem Starken, Friedrich August und Kaiserproklamation in Versailles. Deutsche Wiedervereinigung. 1992 6. Juni: Verfassung des Freistaates Sachsen tritt in gen. August der Starke, 1733†. 1695–96 Friedrich August I. von Sachsen wird Ober- II. von Sachsen und Maria Josepha von Österreich. 1733 1. Februar, August der Starke Kraft. Ab 1994 Abzug der Alliierten Streitkräfte aus Deutschland. 2000 Dresden zählt befehlshaber des kaiserlichen Heeres in Ungarn im Großen Türkenkrieg. 1697 1. Juni: stirbt in Warschau; Regierungsantritt von Friedrich August II. von Sachsen, 1763†. 1738 ca. 477.000 Einwohner. 2002 Einführung der Euro-Währung. 2007 Weltweite Finanzkrise. Friedrich August I. von Sachsen konvertiert zum Katholizismus; 26./27. Juni: Wahl zum Bestätigung von Friedrich August II. als polnischer König August III. 1740 –45 Schle- König von Polen; 15. September: Krönung in Krakau als August II. sische Kriege. 1756–63 Siebenjähriger Krieg, Friede von Hubertusburg. 1762 Sophia von Anhalt-Zerbst wird Zarin Katharina II. von Russland, gen. die Große 1796†. 1789 Französische Revolution.

BAUGESCHICHTE ZWINGER

17. Jh.: Erbauung der Alten Zwingergrotte auf dem Areal der späteren Bogengalerie J. Ab 1709 Baubeginn am Zwinger mit Anlage halbrunder Terrassen im Festungswall aus Ab 1812 Verschütten des Wallgrabens, der den Zwinger im Osten und Norden umgibt, 1924–36 Vierte Zwingerrestaurierung unter Hubert Ermisch. Anlegen der Hofgestal- 1672–78 Erbauung des Reithauses mit Reitbahn durch Wolf Caspar von Klengel, des den 1570er Jahren. Ab 1712 Fertigstellung der ersten Baugruppe mit den Bodengaleri- gärtnerische Gestaltung der Außenbezirke um den Zwinger. 1847–55 Bau der heuti- tung in Anlehnung an einen historischen Kupferstich von M. D. Pöppelmann. Ersatz Schießhauses zwischen den Pavillons G und H sowie der Gemäldegalerie. Die Gebäude en K und L sowie den Pavillons F und G. Zudem entsteht das Nymphenbad. Anstelle der gen Gemäldegalerie Alte Meister sowie des neuen Kupferstich-Kabinettes an der bislang verwitterter Figuren durch Kopien und Neuschöpfungen. 1936 Auflösung der Zwinger- entstanden über den verschütteten Befestigungsanlagen der Stadt Dresden aus dem Langgalerien sind Terrassen im Bau. Erste Erweiterungspläne des Zwingers nach Süden offenen Ostseite des Zwingers. Somit Aufgabe aller bis dahin existierenden Forumsplä- bauhütte. 1945 Erhebliche Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg; Wiedereinsetzung der Mittelalter sowie aus dem 15. und 16. Jh. und nach Osten in Richtung . Bis 1718 Erweiterung des Zwingers in Richtung Stadt ne zur Erweiterung des Zwingers in Richtung Elbe. 1849 Erhebliche Zerstörungen des Zwingerbauhütte als „Bauabteilung Zwinger“. 1945–63 Fünfte Zwingerrestaurierung mit Bau der Langgalerien O und N, dem Kronentor P sowie dem nachträglich einge- Opernhauses, der stadtseitigen Pavillons C und E sowie der Bogengalerien M und J durch unter Hubert Ermisch; abgeschlossen von Arthur Frenzel. 1965 Auflösung der Zwinger- fügten Wallpavillon D. Die Planungen sehen im Süden einen Abschluss mit weiteren Brandstiftung während der Maiaufstände. 1852–57 Wiederherstellung der brandge- bauhütte. Ab 1985 Sechste Zwingerrestaurierung unter Leitung der Bauabteilung der Pavillons sowie großen Kaskaden und in Richtung Elbe Galerieanbauten und ein neues schädigten Zwingerbereiche durch Karl Moritz Haenel. Es entstehen die Anbauten A und B . Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bis 1991, anschließend Fortführung durch die Schloss vor. Bis 1719 Vorläufige Fertigstellung des Zwingers zur Fürstenhochzeit im 1857–63 Zweite Zwingerrestaurierung unter Karl Moritz Haenel. Der Zwinger erhält Sächsische Staatshochbauverwaltung. Zwingerbaumeister Ulrich Aust (bis 1992†) und September 1719 durch weitgehend spiegelbildlich zur Wallgruppe errichtete Gebäude. einen Anstrich mit Ölfirnis. 1880–98 Dritte Zwingerrestaurierung unter Verwendung Zwingerbaumeister Karl Schöppner (ab 1993). 1991 Fortführung der Restaurierungsar- Es entstehen die Pavillons H und E sowie das damals größte Opernhaus Europas anstelle von Portlandzement, Behandlung der Figuren mit Fluaten; Ölfarbenanstrich fast aller beiten am Zwinger durch die wieder eingerichtete Zwingerbauhütte als Teil der Sächsi- des heutigen Anbaus A. Die gebogenen Teile der Galerien M und J sowie der Pavillon E Zwingerfassaden. schen Staatshochbauverwaltung. 2002 Hochwasser überflutet Zwinger. können aus Zeitmangel nur in Holz errichtet werden. 1722–1728 Die in Holz errich- teten Baukörper werden durch Massivbauten ersetzt und die Galerien aufgrund erster Bauschäden nachträglich massiv gewölbt. 1783–95 Erste Zwingerrestaurierung unter Hofkondukteur Johann Daniel Schade.

12 | Einleitung | Zeittafel Einleitung | Zeittafel | 13 17. Jahrhundert 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert 20./21. Jahrhundert

DRESDNER BAUGESCHICHTE

1664–67 Opernhaus am Taschenberg durch Wolf Caspar von Klengel. 1678–83 Palais 1706–11 Taschenbergpalais durch Pöppelmann. Ab 1710 Umbau von Dresden nach der 1809–29 Abbruch der Befestigungsanlagen, Beginn der Stadterweiterungen im Zuge der 1901–07 Ständehaus an der Brühlschen Terrasse durch Paul Wallot. 1905–10 Neues im Großen Garten durch Johann Georg Starcke, Gartenanlagen ab 1684 durch Johann neuen Bauordnung von Johann Friedrich Karcher. 1712 Gründung des Sächsischen In- Industrialisierung. 1830–32 Altstädter Wache durch Karl Friedrich Schinkel. 1835–36 Rathaus durch Karl Roth. 1906–10 Städtischer Vieh- und Schlachthof (heute Messe Friedrich Karcher. 1682– Anlage des Kleinen Lustgartens (Fragmente erhalten im heu- genieurskorps in Dresden. 1715–16 Holländisches Palais durch Johann Rudolph Fäsch. Eingemeindungen der Antonstadt, Friedrichstadt, Leipziger Vorstadt (1866). 1839 Leip- Dresden) durch Hans Erlwein. 1908–09 Tabakwarenfabrik Yenidze durch Hans Erlwein tigen Blüherpark) durch Johann Friedrich Karcher. 1685–1732 Brand in Altendresden 1719–20 Schloss und Garten Großsedlitz, Heidenau, vermutlich durch Matthäus Da- ziger Bahnhof (nahe heutigem Bhf. Neustadt) als Endpunkt der ersten Ferneisenbahn 1908–11 Gartenstadt Hellerau mit Festspielhaus durch Heinrich Tessenow. 1911–13 und Wiederaufbau als „Neue Königliche Stadt“ (heutige „Neustadt“). niel Pöppelmann, Zacharias Longelune, Johann Christoph Knöffel. 1720–24 Schloss Leipzig – Dresden. 1847–54 Gemäldegalerie Alte Meister („Sempergalerie“) durch Gott- Italienisches Dörfchen durch Hans Erlwein. 1928–30 Hygiene-Museum durch Wilhelm Pillnitz durch Pöppelmann. 1723–25 Weinbergkirche Pillnitz durch Pöppelmann. fried Semper. 1850–54 Schloss Albrechtsberg durch Adolf Lohse. 1871–78 Königli- Kreis. 1962–69 Kulturpalast Dresden durch Wolfgang Hänsch. Ab 1986 Wiederauf- 1723–33 Umbau von Schloss Moritzburg durch Pöppelmann, Mitarbeit Permoser. ches Hoftheater („“) durch Gottfried Semper. 1873 Ausbau der Kasernen bau des Dresdner Schlosses. 1991–93 Sächsischer Landtag Dresden durch Peter Kulka 1726–43 Frauenkirche durch Georg Bähr. 1727–32 Umbau des Holländischen Palais in der Albertstadt, 1892 Eingemeindung. 1891–93 Elbbrücke („Blaues Wunder“) durch 1997–98 Kino Ufa-Kristallpalast durch Coop Himmelb(l)au. 1998–2001 Neue Synago- zum Japanischen Palais durch Pöppelmann mit Zacharias Longelune. 1727–31 Augus- Benno Hübel, Claus Koepcke und Hans Manfred Krüger. 1895–98 Neubau des Böhmi- ge durch Wandel Hoefer Lorch und Hirsch. 1993–2005 Wiederaufbau der Frauenkirche tusbrücke durch Pöppelmann. 1732 Städtebauliche Planungen durch Pöppelmann für schen Bahnhofs als Hauptbahnhof durch Ernst Giese und Paul Weidner. 1999–2002 Gläserne Manufaktur VW durch Gunter Henn. 1999–2003 Sächsische die Königsstraße in Dresden-Neustadt. 1739–55 Hofkirche durch Gaetano Chiaveri. Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden durch Ortner & Ortner. 1742–44 Galeriegebäude auf der Brühlschen Terrasse durch Johann Christoph Knöffel. 2001–07 Umbau des Dresdner Hauptbahnhofs durch Norman Foster. 2004–11 Umbau 1764–92 Kreuzkirche durch Johann George Schmidt und Christian Friedrich Exner. des Militärhistorischen Museums durch Daniel Libeskind. 2007–13 Waldschlösschen- brücke durch Eisenloffel + Sattler, Kolb + Ripke.

KULTUR

1651 13. August: Geburt Balthasar Permoser in Kammer (Chiemgau). 1662 5. März: 1701–08 Johann Melchior Dinglinger schafft den Tafelaufsatz „Hofstaat zu Dehli am 1817 Carl Maria von Weber eröffnet das deutsche Departement des Dresdner Hofthea- 1905 Albert Einstein veröffentlicht seine „Spezielle Relativitätstheorie“, 1916 die „Allge- Geburt Matthäus Daniel Pöppelmann in Herford. 1662–90 Charles Le Brun wird Direk- Geburtstag des Großmoghuls Aureng-Zeb“. 1705 Antonio Stradivari baut seine Geigen ters. 1826 Joseph Nicéphore fertigt erste Fotografie der Welt im Heliografie-Verfahren meine Relativitätstheorie“. 1906 Reginald Fessenden in Massachusetts, USA, sendet ers- tor der Königlichen Manufaktur in Paris. 1665 Gianlorenzo Bernini vollendet die Büste in Cremona. 1705 Pöppelmann wird Landbaumeister. 1708 Johann Friedrich Böttger an. 1837 Samuel Morse entwickelt seinen elektrischen Schreibtelegrafen. 1843 Richard te Radiosendung durch drahtlose Telegrafie. Um 1910 Erste abstrakte (gegenstandlose) Ludwig XIV. 1668 Isaak Newton baut erstes Spiegelfernrohr. 1680 Matthäus Daniel und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus erfinden das europäische Porzellan in Meißen. Wagner wird Königlich-Sächsischer Kapellmeister an der Dresdner Hofoper, Urauffüh- Werke der bildenden Kunst. 1917 Marcel Duchamp kreiert sein Ready-made „Fontäne“. Pöppelmann beginnt seine Tätigkeit im Sächsischen Bauamt Dresden. 1690 John Locke 1709 Erste Ausgrabungen in Herkulaneum/Vesuv. 1710 Gründung der ersten Porzel- rung seiner Oper „Der fliegende Holländer“. 1851 Erste Weltausstellung im Londoner 1938 Konrad Zuse fertigt mit dem Z1 den ersten frei programmierbaren mechanischen verfasst das Essay „Ein Versuch über den menschlichen Verstand“. 1690 Berufung Per- lanmanufaktur Europas in Meißen. 1710 Pöppelmann auf Studienreise in Prag, Wien, Hyde Park. 1870 Gründung der Dresdner Philharmonie. 1876 Alexander Graham Bell Rechner. 1939 Auf der Internationalen Funkausstellung werden erste farbige mosers durch Kurfürst Johann Georg III. als Hofbildhauer nach Dresden: Kabinettstücke, Florenz, Rom und Neapel. 1710–14 Johann Gottfried Silbermann baut die große Or- erhält ein Patent auf sein Telefon. 1886 Carl Benz baut mit dem Patent-Motorwagen Fernsehbilder ausgestrahlt. 1961 Jurij Gagarin umkreist als erster Mensch die Erde. „Fliegender Chronos“ zur Erinnerung an den Brand 1685 (zerstört). 1690–95 Permoser gel im Freiberger Dom. 1711 Georg Friedrich Händel feiert ersten Erfolg mit „Rinaldo“ Nr. 1 das erste Automobil mit Verbrennungsmotor. 1888/89 Vincent van Gogh malt die 1969 Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. 2011 Oktober: Weltbevölke- schafft Skulpturen des Großen Gartens in Dresden. 1691 Pöppelmann wird Baukon- in London; Jakob Le Blon erfindet den Dreifarbendruck. 1714 Gabriel Daniel Fahren- Gemälde „Sonnenblumen“ . rung steigt auf über 7 Milliarden. 2011 Erste Zwingerfestspiele mit „Die Mätresse des dukteur. 1695 Gottfried Wilhelm Leibniz arbeitet an der Rechenmaschine. 1697 Per- heit entwickelt das Quecksilberthermometer; Henry Mill erfindet die Schreibmaschine. Königs“ unter der Leitung von Dieter Wedel. 2012 Der Dresdner Maler Gerhard Richter mosers Italienreise. 1715/16 Berufung von Louis de Silvestre als Oberhofmaler August des Starken. 1718 zählt weltweit zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Pöppelmann wird Oberlandbaumeister. 1721 Johann Sebastian Bach komponiert die „Brandenburgischen Konzerte“. 1722 Johann Alexander Thiele malt zwei Gemälde zum „Karneval im Zwinger“. 1723–29 Einrichtung des Grünen Gewölbes als Museum durch Matthäus Daniel Pöppelmann, Raymond Leplat und Zacharias Longelune. 1725 An- tonio Vivaldi komponiert die „Vier Jahreszeiten“. 1729 Pöppelmann veröffentlicht sein Kupferstichwerk zum Zwinger. 1730/31 Permoser fertigt die „Kreuzigungsgruppe“ für sein Grabmal, Dresden-Friedrichstadt. 1732 18. Februar: Permoser stirbt in Dresden. 1733 1. Februar: August der Starke stirbt in Warschau. 1736 17. Januar: Pöppelmann stirbt in Dresden. 1738 Heinrich Graf von Brühl wird Leiter der königlichen Sammlun- gen. 1769 James Watt erhält Patent zur Verbesserung der Dampfmaschine. 1797 Er- findung der Lithografie durch Alois Senefelder.

1920–1940 1650–1770 1770–1830 1830–1920 FUNKTIONALISMUS/ 1920–1940 1930–1950 1945–1975 1970–1990 1980–2000 1990– BAROCK KLASSIZISMUS HISTORISMUS INTERNATIONALER STIL ART DECO NEOKLASSIZISMUS NACHKRIEGSMODERNE POSTMODERNE DEKONSTRUKTIVISMUS HIGH-TECH-ARCHITEKTUR

Epochen in Deutschland 1720–1770 1890–1910 1950–1965 ROKOKO JUGENDSTIL BRUTALISMUS 1910–1925 EXPRESSIONISMUS

14 | Einleitung | Zeittafel Einleitung | Zeittafel | 15 Der Dresdner Zwinger – Denkmalwert und Denkmalpflege Michael Kirsten

Rechte Seite: Otto Ewel, Der Marmorsaal vor Der Dresdner Zwinger gilt als herausragendes über einen „Triumphbogen“, der die Achse von der Zerstörung, Aquarell, 1945 Beispiel deutscher Barockarchitektur und als Grabenbrücke, Kronentor und Theaterplatz ak- das Hauptwerk seines Architekten Matthäus zentuiert, lebendig. Damit waren alle, das Bau- Daniel Pöppelmann. Die Symmetrie und Ge- werk bis heute prägende Akzente gesetzt. Ne- schlossenheit seiner baulichen Disposition ben dem höfischen Zeremonienraum und dem erwecken den Eindruck, der Bau sei von vorn- Musentempel gewann der Dresdner Zwinger herein nach einem einheitlichen „Masterplan“ mit seiner Rettung in den Jahren des Wieder- entstanden. Erst ein Blick in die Planungs-, aufbaus nach 1945 eine weitere zeichenhafte Bau- und Nutzungsgeschichte lässt die Viel- Bedeutung für den Überlebenswillen und die schichtigkeit seiner Genese und den Facetten- Zukunftshoffnung der Dresdner Bevölkerung. reichtum seines Denkmalwertes erkennen. Der Dresdner Zwinger ist damit brillantes Zeugnis einer gelungenen „Umnutzung“, die Der Zwinger und seine Planungsgeschichte einen „Zeremonienraum“ höfischer „Diplomatie Grundlage ist die sich mehrfach wandelnde und Kultur“ in einen Musentempel, einen Ort Zweckbestimmung des Bauwerks, die maßgeb- hochkarätiger Sammlungen, einen Erlebnis- lich aus den politischen, kulturellen und künst- raum für die Öffentlichkeit und einen Ort der lerischen Ambitionen seiner Bauherrschaft Hoffnung transformierte. resultiert. Bescheidene Intentionen zum Bau ei- ner Orangerie im Küchengarten des Hofes wur- Pöppelmanns Entwurfsideen den in diesem Zusammenhang abgelöst von Der kunstgeschichtliche Wert des Bauwerks Überlegungen, ein Forum zu entwickeln, das resultiert aus seiner architektonischen und im Hinblick auf den geplanten Schlossneubau künstlerischen Qualität, die aus dem Zusam- des Königs und Kurfürsten in verschiedensten mentreffen eines einfühlsamen Auftraggebers Konzeptionen und Varianten visionär entwi- – des sächsischen Kurfürsten Friedrich Au- ckelt und planerisch durchdekliniert wurde, um gust I. und in Personalunion polnischen Kö- zuletzt als Rudiment großer Visionen auf den nigs August II. –, dem für das Gesamtprojekt bis heute erlebbaren Kern zu „schrumpfen“, der verantwortlichen Architekten Matthäus Daniel dennoch den Eindruck vermittelt, nie sei ein Pöppelmann und dem auch dessen Architektur anderes Konzept verfolgt worden.1 prägenden Bildhauer Balthasar Permoser resul- Damit wurde der Zwinger auch Maßstab für tiert. Trotz Akzeptanz, Anerkennung und Wür- das Handeln jüngerer Generationen, so auch digung auch anderer „Zeitschichten“ des Bau- für Karl Moritz Haenel, der das Bauwerk nach werks muss deren Leistung stets im Mittelpunkt den Zerstörungen des Jahres 1849 sensibel re- der Betrachtung und aller Bemühungen um konstruierte und über vorgelagerte Baukörper eine sachgerechte Rezeption der Anlage stehen. zu beiden Seiten des Stadtpavillons fortschrieb. Während sich Pöppelmann beim Bau der Bo- Gottfried Semper unternahm den Versuch, gengalerie und beider Pavillons im Rahmen Pöppelmanns Forumpläne nunmehr im Hin- der in Dresden heimischen Formensprache blick auf die Einbindung eines Opernhauses bewegte, gelangen ihm für Kronentor und und einer Gemäldegalerie erneut aufzugreifen. Wallpavillon geniale Entwürfe, denen das Auch darin wird das Potenzial dieser hochka- Ensemble seinen Weltruhm verdankt. Schaut rätigen, im 18. Jahrhundert unvollendeten An- man zurück auf die Genese des Kronentores lage noch einmal deutlich. Der Planungsansatz und des Wallpavillons, stellt man fest, dass Sempers scheiterte wie schon der seines Vor- die Entwürfe zu beiden Bauwerken unter- gängers Pöppelmann. Wie ihm gelang Semper schiedliche Entwurfsphasen repräsentieren. mit der den Hof schließenden Galerie eine Lö- Ursprünglich waren Bauwerke geplant, die sung, die – wenn auch bescheidener – dennoch in ihrem formalen Repertoire zwischen dem aber schlüssig erscheint. Der städtebauliche Schlossneubau und der bis dahin vollendeten Anspruch blieb durch die „Öffnung“ der Galerie Orangerie vermitteln sollten.

1 Zu den archivalischen Quellen vgl.: Kirsten, Michael: Der Dresdner Zwinger, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 20 (1988), S. 53 – 76.

16 | Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege | 17 Das Kronentor So ist uns zum Kronentor ein 1712/13 ge- schaffener Plan überliefert, der ein Bauwerk mit kräftiger Rustika im Erdgeschoss, frei ste- henden Säulen im Obergeschoss und einer Kuppel zeigt, die auf einer kräftigen Balustra- de im Attikabereich ruht. Die formalen Bezüge zu den nach Pöppelmanns Wien–Rom–Reise geschaffenen Entwürfen zur Hauptschauseite des neuen Schlosses sind offensichtlich. Erst als sich 1714 die Separierung des Zwingerho- fes vom Schloss abzeichnete, eröffnete sich die Möglichkeit, eine ganz eigenständige For- mensprache zu entwickeln. Nun setzte das für den Zwinger so charakteristische Bestreben nach Auflösung festgefügter Strukturen und nach Verschmelzung von Bildwerk und Archi- tektur ein, was auf engstes Zusammenwirken von Pöppelmann und Permoser schließen lässt. Die Portalentwürfe beseelte seitdem ein völlig neuer Geist. Der Stich Pöppelmanns im Kupferstichwerk von 1729 zeigt einen Entwurf, der in eben diesem Prozess entstand. Im Unterschied zu ursprünglich geplanten Torbauten ist die um- gesetzte Version mehr Zeichen und Symbol als bergende Hülle. Die Grenze zum Szenischen, zur Bühne ist überschritten, und erst in dieser Linke Seite: Kronentor, Ansicht von der Sphäre findet sich dem Kronentor vergleichba- Stadtseite, 2008 res Material. Man denke nur an die derselben Rechte Seite: Marmorsaal nach der Zerstörung, Sphäre angehörigen Triumphpforten, Trauerge- 1945 rüste und Festdekorationen und nicht zuletzt an die Altarentwürfe des österreichischen Ar- chitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656 –1723). Pöppelmann hatte Gelegenheit, die von diesem Die Galerien übertraf die drei genannten jedoch bei wei- entworfenen Ehrenpforten von 1690 und 1699 Für die Langgalerie griff Pöppelmann erneut tem an Originalität. Anstelle der unorganisch kennenzulernen. Sie fußten auf dem Motiv des das Motiv einer Grottenwand auf, das er von und steif die Galerie sprengenden rechtecki- in der römischen Baukunst geschaffenen drei- den Villen um Frascati, insbesondere von der gen Baukörper setzte Pöppelmann den sich torigen Blocks des Triumphtores und gediehen Arkadenfolge des Wassertheaters der Villa Tor- konvex wölbenden Pavillon in die sich für unter der Hand eines über die Bildhauerei zur lonia (Ludovisi-Conti) her kannte. Anstelle der den Betrachter konkav darstellende Bogen- Architektur gelangten Künstlers durch die Fülle Nischen traten im Falle der Langgalerie die sich galerie. Das Motiv der aufgesprengten Form, dekorativ-plastischen und figürlichen Schmucks ebenfalls im Rundbogen öffnenden Fenster. des in gegenläufigem Sinne aufgebrochenen gleichsam selbst zum Abbild einer „pompa fes- Giebels, kehrt hier im Grundriss wieder. Jede tivalis“. Die Verschmelzung von Architektur und Der Wallpavillon Fensterachse ist in sich konkav geschwun- Plastik war auch Methode bei Fischer von Er- Noch um 1713 ging man von dem Bestre- gen. Damit erzielte Pöppelmann Zurückhal- lach, nur wurden seine diesbezüglichen Bauten ben aus, die Treppenanlage im Scheitel der tung und Spannung zugleich. Stärker noch in vergänglichen Materialien angelegt. Erstmals Orangerie in einen Pavillon auf rechteckigem als am Kronentor verschmilzt am Wallpavillon im Kronentor „gerann“ eine solche, bisher nur Grundriss zu integrieren. Drei Blätter mit Ent- Bildwerk und Architektur zu einer genialen im Rahmen zeitlich begrenzter Feierlichkeiten wurfsvarianten blieben erhalten. Auch dafür Einheit. Pöppelmann und Permoser dürften gebräuchliche Festdekoration zu Stein. Nur aus haben die nach 1710 geschaffenen Entwür- zu etwa gleichen Teilen am Entwurf beteiligt diesem Grund blieb sie der Nachwelt als „über- fe zur Schauseite eines Schlossneubaus Pate gewesen sein. raschender Einzelgänger“ erhalten. gestanden. Der nach 1715 realisierte Entwurf

18 | Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege | 19 Die Vorbilder Linke Seite links: Minerva von Balthasar Das Bildprogramm geübten Reichsstatthalterschaft Augusts des Auf der Suche nach den Gestaltungsgrundla- Permoser (z. Zt. in der Das Bildprogramm des Bauwerks diente ei- Starken an. Noch um 1713 beabsichtigte man, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) gen ist auf Bauten und Entwürfe des Wieners ner Verherrlichung des Regenten. Dreh- und anstelle des Kronentores in der Mittelachse Lucas von Hildebrandt (1668–1745) und auf Linke Seite rechts: Apoll von Balthasar Angelpunkt ist Hercules Saxonicus, dessen des geplanten Schlossneubaus ein Herkules- das Werk des Römers Francesco Borromini Permoser (z. Zt. in der Skulpturensammlung „Bild-Säule theils als eines Ober-Aufsehers [...] portal zu errichten. Diese Idee erübrigte sich, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) (1599–1667) zu verweisen. Stärker noch ist theils als eines Welt-Unterstützers, wie er die nachdem ein vergleichbares Bildprogramm der Wallpavillon Sakralbauten des böhmisch- Rechte Seite: Vestibül im Wallpavillon, Himmels-Kugel auf seinen Schultern träqet, in am Wallpavillon realisiert wurde. Die große en Barock verpflichtet. Die Klosterkirche von Blick zur Bogengalerie K, 2009 Abzielung auf die damahlige Reichs-Stadthal- Bedeutung, die Herkules im Dresdner Zwin- B evnov, ein Werk des in Prag tätigen Christoph terschaft unseres Heldenmüthigen Königs, in ger zukam, ist Ausdruck der selbstbewussten Dientzenhofer (1655–1722), oder die Bauten der Höhe über der großen Treppe ausgestellt“2 Haltung Augusts des Starken gegenüber den in Kuks zeigen ebenso wie die Fassade der wurde. Pöppelmann, der diese Erklärung im Habsburgern, denen Herkules in besonderem Klosterkirche in Osek solch plastisch modellier- Vorwort seines Kupferstichwerkes gab, ver- Maße Zeichen ihres Monopols auf die Kai- te Körper. Gesims- und Volutenmotive scheinen wies auf eine der zwölf Taten des Herkules. Um serkrone war. Das die Symbolkraft des Tores sich zu verselbständigen. Im Bereich der Gie- sich von Atlas die Äpfel der Hesperiden brin- nach wie vor bestimmende Motiv ist jedoch belabschlüsse wurden „zerfetzte Endformen“ gen zu lassen, die „von vielen eigentlich [...] als die von der Kuppel und deren Akanthusran- geschaffen. Im Unterschied zu den böhmischen wahrhafftige Pomerantzen-Aepfel verstanden ken getragene Krone, die sich, umgeben von Bauten löste Pöppelmann jede Grundform werden“, musste er jenem für kurze Zeit das vier polnischen Adlern, eindeutig als polni- durch Bildwerk und plastischen Dekor derart Himmelsgewölbe tragen. Diese Erzählung bot sche Königskrone ausweist. auf, dass an die Stelle von dramatischer Bewe- sich als mythologische Parallele zur 1711 aus- gung und stürmisch-monumentaler Zerklüf- tung eine heitere und bizarre Dynamik trat. 2 Pöppelmann, Matthäus Daniel: Vorstellung und Beschreibung des von Sr. Kgl. Majest. in Pohlen u. Churf. Durchl. z. Sachsen erbauten sogen. Zwinger-Gartens-Gebäuden oder der Kgl. Orangerie zu Dresden, Dresden 1729.

20 | Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege | 21 Linke Seite: Wallpavillon, Hoffassade, Mittel- Sinnfälliger erscheint das Programm des Wall- 1716 entstand. Hervorragende Werke seiner achse rechts, um 1718 von Balthasar Permoser, pavillons. Vier sich um die Wappenkartusche Hand finden sich unter den Nischenskulptu- Dreiergruppe der Satyrhermen, 2013 gruppierende Skulpturen zeigen eine Anspie- ren des Nymphenbads (Nymphe mit Muschel, lung auf das Parisurteil. Anstelle von Prinz Nymphe, die zum Bade geht und Nymphe, die Paris trat August der Starke und an die Stelle vom Bade kommt) und des Kronentores (Vulcan des Apfels die polnische Königskrone. Die üb- und Ceres). Den Höhepunkt seines Schaffens rigen vier Skulpturenpaare, wohl Gruppen der erreichte er mit dem Schmuck des Wallpavil- vier Winde, verkünden den Ruhm des Hercu- lons. Unter den Hermen schuf Permoser die les Saxonicus in alle vier Himmelsrichtungen. mittleren Gruppen. Sie lösen sich gleichsam Die Mittelkartusche ziert das kursächsisch- organisch aus Gliedern der Architektur und polnische Wappen, über dem auch hier die treten an deren Stelle. Durch Signatur der den polnische Königskrone dargestellt ist. Getra- Pavillon bekrönenden Skulptur des Herkules gen wird diese Ebene, in der sich Politik und bekannte sich der Meister zu seinem Gesamt- Mythologie kaum entflechtbar durchdringen, werk im Zwinger. von Kräften der Natur, von Faunen und Sa- In der Synthese von Plastik und Architektur tyrn. Eine sich dieser ikonographischen Ebene spielte auch Farbe und Malerei eine wichtige anschließende Welt ist die der Nymphen, für Rolle. So trug die Sandsteinarchitektur eine die man in Form einer Grotte, grottenähnli- helle Lasur, die zur „Veredelung“ des Steins chen Architekturen und Brunnenanlagen das beitrug und den Fond für vergoldete Wap- erforderliche Umfeld schuf. penkartuschen bot. Die Dächer erhielten einen Träger der Ikonographie sind Werke „in kom- Anstrich in Blau. Sie trugen kupfergetrieben- binierter Maler- und Bildhauerey“, wie es von vergoldeten Schmuck. Die Kuppel des Kronen- der „inwendigen Auszierung“3 des Kronen- tores wurde durch acht große Akanthusran- tores heißt. Hauptmeister dieser Zier war der ken gefasst, die gleichsam in Fortführung der Bildhauer Balthasar Permoser, der aufgrund Architektur, den Aufsatz der Kuppel mit vier seines Anteils oft in einem Atemzug mit dem polnischen Adlern und die Krone des Königs Architekten genannt wird, denn der Zwinger optisch tragen. Im Inneren bot sich die Mög- ist unvorstellbar ohne den reichen plastischen lichkeit zur Bemalung der Plafonds und Wände. Schmuck, der untrennbar zum Bauwerk gehört. So entstanden die prächtigen Deckengemälde im Obergeschoss beider Pavillons der nord- Permoser als kongenialer Partner westlichen Baugruppe, im zum Graben gele- Pöppelmanns genen Pavillon ein Werk von Louis de Silvestre Für 1715 ist Permosers Tätigkeit im Zwinger (1675–1760) mit Szenen um Amor und Psyche erstmals belegt. In diesem Jahr signierte er die – in seinem Pendant ein Werk von Heinrich Skulptur eines Apoll für den Grottensaal im Christian Fehling (1654–1725) mit einer Apo- Erdgeschoss, wo sich heute der Eingangsbe- theose Augusts des Starken. Die Ausmalung der reich des Mathematisch-Physikalischen Salons Säle von Oper und Redoute übernahm Giovanni befindet. Ihr Pendant war die Skulptur einer Antonio Pellegrini (1675–1741). Minerva, die – ebenfalls inschriftlich bezeugt –

3 Crell, Johann Christian (ICCander): Kurzgefaßtes Sächsisches Kern-Cronicon, Leipzig und Freyburg 1732, Abschnitt 3, S. 59.

22 | Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege | 23 Rechte Seite: Wallpavillon von Osten, 2013 Denkmalpflegerische Ziele der Gegenwart Zwingergartens – der Marmorsaal im Oberge- Trotz architektonischer „Fortschreibung“ stand schoss des Französischen Pavillons – dar. Von und steht nach wie vor der barocke Kernbau diesem Raum blieben eine Vielzahl hochkarä- im Zentrum weltweiter Würdigung. Dies ist tiger Fragmente in Form von Pilastersockeln, Anspruch und Herausforderung auch für den Gesimsfragmenten und Brüstungsintarsien Denkmalpfleger der Gegenwart. Sowohl Sub- erhalten. Eine Probeachse zur Auslotung aller stanz als auch Gestalt des Kulturdenkmals Möglichkeiten für eine Rekonstruktion wurde verdienen in diesem Zusammenhang einen bereits Ende der 1980er Jahre angelegt. Eine höchst sensiblen Umgang. Nach den enormen weitere Vertiefung ist notwendig. Zerstörungen des Bauwerks im Zweiten Welt- Die Aufgabe der jüngeren Einwölbung im Erd- krieg, der Rettung seiner Ruine in Zeiten größ- geschoss des Mathematisch-Physikalischen Sa- ter Not und seinem Wiederaufbau gilt diese lons eröffnete die Möglichkeit einer Rückfüh- Verpflichtung in besonderem Maße. Bewährt rung des Raumes auf seine alte Grundstruktur. hat sich dabei eine Methodik, die Substanz- Die Fülle der dabei auftretenden Befunde war pflege bzw. Schutz und Revitalisierung des an- überwältigend. Die nunmehr hergestellte Fas- gestrebten Erscheinungsbildes als Einheit ver- sung zeigt sich – wenn auch im Deckenspiegel steht. So gehen konservatorische Maßnahmen noch in der Rohbaufassung – als ein wichtiger an der Sandsteinhülle des Bauwerks einher mit Schritt in die richtige Richtung. Mit Rückfüh- Maßnahmen zur „Aufhellung“ schwarz pati- rung der für zwei Wandnischen des Raumes nierter Skulpturen und Architekturteile, deren bestimmten Bildwerke des Apoll und der Mi- Erscheinungsbild bisher im krassen Gegensatz nerva – beides herausragende Werke des Bild- zum heiteren und dynamischen Charakter hauers Balthasar Permoser – würden sowohl des Bauwerks stand. Ohne die ursprünglich der Raum als auch die 200 Jahre ausgelagerten vorhandene helle Lasur der ganzen baulichen Skulpturen ihre hohe Qualität und alte Strahl- Hülle zu rekonstruieren, entsteht damit ein kraft neu entfalten. ähnlich harmonischer Gesamteindruck. Doch nicht nur der Baukörper trägt zum Er- Jede Sanierungsmaßnahme orientiert sich pri- scheinungsbild des Zwingers maßgeblich bei. mär am bauzeitlichen Erscheinungsbild. Dies Die im Laufe der Zeit mehrfach überformten gilt für technisch-klimatisch zu ertüchtigende Freiflächen sind gleichsam als „Podium“ des Fenster, für die Rekonstruktion der in Scharen Baudenkmals erlebbar. Die strukturelle Aufnah- gegliederten Dachflächen und Lüftungsschorn- me des Pöppelmann‘schen Gartenplanes durch steine, der Bodenbeläge auf den Terrassen und Hubert Ermisch um 1930 deckt sich mit der Galerien. Auch zwei der nach den Zerstörun- Zielstellung, den Kernbau des 18. Jahrhunderts gen im Zweiten Weltkrieg in unterschiedlicher ins Zentrum der Wahrnehmung zu rücken, Qualität neu hergestellten Innenräume im auch wenn dieser damals nie realisiert wurde. Obergeschoss des Deutschen- und des Por- Sie hat sich als Bindeglied zwischen der Fest- zellanpavillons erfuhren eine Rekonstruktion spielarchitektur des Barock und dem Galerie- ihrer Raumgeometrie in Gesims- und Kapitell- bau der Neorenaissance gut bewährt. zone und im Bodenbelag. Im Porzellanpavillon Insofern trägt auch ihre Pflege der anfangs be- erstreckte sich diese Maßnahme auch auf das schriebenen Zielstellung im Umgang mit Pöp- Erdgeschoss. Im Obergeschoss des Mathema- pelmanns „Römischer Schauburg“ Rechnung. tisch-Physikalischen Salons wurde die inter- Die Geschichte der Restaurierung des Dresd- pretierende, dennoch aber anspruchsvolle Re- ner Zwingers zeigt nachdrücklich, dass nur konstruktion der Wiederaufbauzeit nach dem dem Bauwerk „dienende“, sich in ihrer gestal- Krieg als Zeugnis dieser Epoche bewahrt. terischen Konsequenz unterordnende und die In diesem Sinn wurden bzw. werden auch die Grundintention der Architektur respektierende Säle im Obergeschoss von Stadt- und Wallpa- Maßnahmen dem Anspruch des Kulturdenk- villon behandelt. Eine große Herausforderung mals standhalten und auch künftig Bestand stellt der einst reichste und wichtigste Saal des haben werden.

24 | Der Dresdner Zwinger | Denkmalwert und Denkmalpflege | 25 Archäologie im Zwinger

Oliver Spitzner und Thomas Westphalen

Rechte Seite oben: Freigelegte Fundstücke aus Die verschiedenen Baumaßnahmen im Dresd- sung und Vergrößerung der ehemals drei, nur ten von der Wallkrone beginnend ausgebag- der Grottenausstattung im Pavillon F, 2008 ner Zwinger waren auch mit mehr oder we- wenige Jahrzehnte vorher errichteten Basti- gert wurde. Dabei kam im Sohlbereich der Rechte Seite unten: Kanalfragmente aus dem niger umfangreichen Erdeingriffen verbunden. onen westlich des Schlosses zu dem giganti- Baugrube unerwartet Fundamentmauerwerk 18. Jh. unter dem Becken 2 im Zwingerhof, Das Sächsische Landesamt für Archäologie schen Erdwerk notwendig, auf dem 150 Jahre zum Vorschein. In Absprache mit der Bauherr- 2008 betreute diese Arbeiten baubegleitend oder, später die augusteischen Lustbauten errichtet schaft und um den Bauablauf nicht zu gefähr- wenn sich abzeichnete, dass dies zu Konflik- wurden. Die unter August dem Starken „Luna“ den, wurde entschieden, das Mauerwerk bis ten mit anderen Gewerken führen würde, genannte Bastion nahm ein Dreieck mit einer zur geplanten Bausohle freizulegen, um seine auch durch bauvorbereitende Grabungen. Fläche von ca. 5 Hektar ein. Landseitig nach Ausmaße zu erkennen. Die aktuelle Befund- Unter den zahlreichen Freilegungen verdienen Westen war ein Wasser führender Graben das situation hatte zu einer Projektänderung ge- hier die mit dem Festungsbau verbundenen erste Hindernis, das potenzielle Angreifer zu führt, in deren Folge der Westteil des oberen eine besondere Beachtung. Die Bezeichnung überwinden hatten, ehe sie auf die steilge- Mauerwerkes komplett erhalten bleiben konn- „Zwinger“ ist insofern etwas irreführend, als böschte, aus großen Sandsteinquadern gesetz- te. Weiter sollte im Ostteil der Baugrube eine das ursprünglich der Raum zwischen innerer te und bis über 10 Meter hohe Außenmauer Bodenplatte eingebaut werden, deren Bau- Stadtmauer und der vor dieser errichteten der Bastion trafen. Um besser gegen Artillerie- tiefe einen Abbruch des unteren Mauerwer- spätmittelalterlichen Zwingermauer gemeint beschuss gesichert zu sein, befand sich hinter kes zur Folge gehabt hätte. Diese konnte hier ist. Die hochmittelalterliche Stadtmauer ver- der Mauer eine mächtige Erdanschüttung. soweit verringert werden, dass die historische lief unterhalb der Bogengalerie J und tangierte Stadtwärts schloss sich dann der eigentliche Bausubstanz erhalten blieb. den Westrand des Glockenpavillons, um dann Zwinger an, eine Freifläche, die den Verteidi- Anhand der Bauvermessung, Fotos und eige- leicht nach Osten in Richtung Sophienstraße gern nach einer Erstürmung der Außenwerke ner Beobachtungen ergibt sich folgende Be- zu verschwenken. Ihr vorgelagert war in einem der Bastion freies Schussfeld gewähren sollte. fundsituation: Abstand von ca. 20 Metern die in den ersten Unter den verschiedenen Grabungen brachten In der in den ehemaligen Festungswall knapp Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts errichtete die von 2003 und 2010 neue Erkenntnisse zum 10 Meter tief einschneidenden, 25 Meter lan- Zwingermauer, die wiederum durch einen Gra- inneren Aufbau der Bastionswerke. gen und 13,50 Meter breiten Baugrube liegen ben zusätzlichen Schutz erfuhr. Reste dieser Das Elbhochwasser vom August 2002 setzte sersicherer Lage zu bauen. Dafür kam nur der rechtwinklig zur Wallachse angeordnet neun massiven renaissancezeitlichen Befestigung, auch die nordwestlich vom Zwinger am Fuße Wall nördlich des Zwingers in Frage. Um das Streifenfundamente. Sie befinden sich am die dem mittelalterlichen Mauerring vorgela- des Walles gelegenen technischen Anlagen Gesamtbild der historischen Anlagen nicht zu nördlichen Rand der Baugrube und ziehen gert waren, fanden sich bei einer Leitungsver- unter Wasser und zerstörte diese. Hierbei han- beeinträchtigen, wurde das Bauwerk im Wall über ihren Rand in den Bereich des heutigen legung vor dem Porzellanpavillon. delte es sich unter anderem um die Notstrom- „versenkt“. Da im Bereich der Baustelle ledig- Weges am Wallfuß hinaus. Der nach Osten Auf den Zusammenhang zwischen Schlosser- aggregate und die Klimaanlagen für die im lich die Wallschüttung des 16. Jahrhunderts zu abfallende Weg kappt das Mauerwerk im Nor- weiterung und Festungsbau unter Kurfürst Zwinger untergebrachten Museen der Staatli- erwarten war, wurde eine Baubegleitung durch den. Etwa unter dem Weg muss die grabensei- Moritz ab dem Jahre 1547 wurde bereits an chen Kunstsammlungen Dresden. Die Lage des das Landesamt für Archäologie vereinbart. tige Festungsmauer verlaufen. anderer Stelle hingewiesen. Der Fortschritt in dann errichteten Neubaus resultierte aus der Bautechnisch wurde mit einem Spritzbeton- Der Südabschluss der Mauern konnte exakt der Waffentechnik und im Belagerungswesen Notwendigkeit, die Klimatechnik in unmittel- verbau gearbeitet. Das bedeutete, dass die in einer Flucht verlaufend gefasst werden. im 16. Jahrhundert machte die Zusammenfas- barer Nähe der Sammlungen und in hochwas- Baugrube für das Technikbauwerk in Schich- Diese liegt parallel zur heute noch sichtbaren

26 | Der Dresdner Zwinger | Archäologie Der Dresdner Zwinger | Archäologie | 27 Links: Orthogonale Luftaufnahme von Grabungsfläche 1 in der Wallexedra, 2013

Rechts: Übersichtsplan zu den Flächensondierungen, 2013/2014

Festungsmauer, die von der in den Zwinger- analog zu den mittig darauf gesetzten Mau- am Wallpavillon festgehalten, allerdings nicht management Dresden I durch das Landesamt teich ragenden „Scharfen Ecke“ nach Westen ern ausgerichtet und nach dem Vergleich mit zufriedenstellend untersucht werden. für Archäologie Sachsen Flächensondierun- verläuft. Das Niveau der Oberseite der Funda- dem Baugrundgutachten leicht in bzw. direkt Bei den oben angeführten Befunden handelt gen im Zwingerhof durchgeführt. Sie haben mente steigt sanft von West nach Ost. Nach auf den anstehenden Auelehm gegründet. es sich um das von Eva Papke1 als „Speramen“ im Vorfeld der anstehenden Hofsanierung die der Bauvermessung und der Auswertung Als Baumaterial wurde ebenfalls Sandstein bezeichnete Mauerwerk der renaissancezeit- bisherigen Hinweise präzisiert und Aufschluss haben die Fundamente eine durchschnitt- verwendet. Bemerkenswert ist, dass die Zwi- lichen nordwestlichen Festungserweiterung, über die früheren Gestaltungen des Areals liche Breite von 0,50 und eine Höhe von schenräume der Fundamente überwölbt sind. durch welches die eigentliche Befestigungs- geliefert. Es wurden vier Sondierungsflächen 1,44 Meter, mit einem durchschnittlichen Beim Abbrechen der vier östlichen Fundamen- mauer rückseitig stabilisiert wurde. Diese geöffnet. In den Grabungsflächen 1 und 2 Abstand von 2,35 Meter zueinander. Als te wurde beobachtet, dass an der Nahtstelle entstand unter der Bauleitung von Rochus zu konnten historische Gartengestaltungen aus Baumaterial wurde grob zugehauener, an zwischen oberem und unterem Fundament Lynar ab 1569 und wurde 1574 abgeschlos- der Zeit Matthäus Daniel Pöppelmanns nach- den Sichtseiten leicht geglätteter Sandstein teilweise eine Lehmschicht lag. Daraus kann sen. Als große bauliche Herausforderung vollzogen werden. Die Grabungsfläche 3 wid- verwendet. Die Mauern wurden zweischalig, abgeleitet werden, dass nach dem Bau der musste die Festung über den alten, mit Elbe mete sich der Alten Zwingergrotte aus dem in unregelmäßigen Lagen freistehend aufge- unteren Fundamente der Wall bis zu deren und Weißeritz verbundenen Stadtgraben in 17. Jahrhundert, die bereits 1716 für die Vollen- führt. Der Mörtel schien weißlich, war grob- Oberkante aufgeschüttet wurde. Anschlie- das von der Weißeritz geprägte Vorland hin- dung des südlichen Zwingerabschlusses wieder sandig und relativ fest. ßend wurden die oberen Mauern gesetzt und ausgebaut werden. Das Speramenmauerwerk abgebrochen wurde und über die kaum Nach- Bei einem Probeschnitt wurde sichtbar, dass ebenfalls wieder bis zur Oberkante mit Lehm ist rechtwinklig zur eigentlichen Festungs- richten oder Beschreibungen bekannt sind. die oben genannten Mauern auf einer wei- zugeschüttet. Ähnliche Konstruktionselemen- mauer angeordnet und zieht in den dahinter Durch einen Suchschnitt in Fläche 4 konnte teren Gründung sitzen. Leider wurde diese te konnten 2010 bei den Baumaßnahmen im geschütteten Wall. Es dient dazu, den Erd- zudem die mittelalterliche Zwingermauer und Gründung baubedingt nicht weiter freigelegt, bzw. beim Mathematisch-Physikalischen Sa- druck des Walles von der Mauer fernzuhalten der frühe Stadtgraben erfasst werden. so dass keine genaueren Maße vorliegen. Die lon beobachtet und dokumentiert werden. bzw. auszugleichen. Fundamente weisen eine Breite von ca. 0,75 Erste Beobachtungen dieser auffälligen Kon- Im Winter 2013/14 wurden in Zusammenarbeit und eine Höhe von ca. 1,30 Meter auf. Sie sind struktionen konnten bereits 1959 ebenfalls mit dem Sächsischen Immobilien- und Bau-

1 Papke, Eva: Festung Dresden. Aus der Geschichte der Dresdner Stadtbefestigung, Dresden 1997.

28 | Der Dresdner Zwinger | Archäologie Der Dresdner Zwinger | Archäologie | 29 Beständig im Wandel – Erkenntnisse zur Bau- und Gestaltungsgeschichte des Dresdner Zwingers mit Schwerpunkt Hofgestaltung

Hartmut Olbrich

Rechte Seite oben: Abb. 1, Übersicht zu Für die Entstehungszeit des Dresdner Zwin- rischen Zusammenhänge, die bald darauf in den Befunden, Stand Oktober 2013 gers waren bislang bereits zahlreiche Pla- Vergessenheit gerieten. Die ursprüngliche Ein- Rechte Seite unten: Abb. 2, Idealgrundriss des nungswechsel bekannt, im Detail fehlten heit von Konzeption, Nutzung und Gestaltung Zwingers, Kupferstich nach M. D. Pöppelmann, jedoch viele Informationen. Um die Ände- blieb wohl auch daher ohne Nachahmung. Da- 1729 publiziert rungen von Planung und Bau zu präzisieren, bei spielt nicht nur die Einzigartigkeit der Ge- wurden im Zug der jüngsten Untersuchungen samtanlage, sondern auch die Innenausstat- die schriftlichen und bildlichen Quellen so- tung eine erhebliche Rolle. Unsere Kenntnisse wie die ersichtlichen Baubefunde im Vorfeld darüber waren allerdings bisher marginal und der Sanierung zusammengetragen und damit konnten durch die jüngsten Untersuchungen die bauliche Entwicklung aufbereitet. Zudem maßgeblich erweitert werden. konnten die Baumaßnahmen von der Baufor- Neben den Untersuchungen an den Gebäu- schung begleitet werden. Im Ergebnis zeigt den wird momentan die Entwicklung der his- sich, dass die bauliche Genese in der Frühzeit torischen Hofgestaltung im Zwinger aufge- des Zwingers weitaus differenzierter ist, als arbeitet. Aufgrund neuerer Quellenforschung der Leitung von Pöppelmann ein Broderiepar- zwischen Stadt- und Wallpavillon, sowie dem man bisher annahm: Offensichtlich verstand sowie der Dokumentation von Befunden terre mit ornamentalen Beetformen, worin Kronentor und dem südwestlichen Abschluss es der Zwingerarchitekt Matthäus Daniel Pöp- während vereinzelter Eingriffe in das Hofni- auch seltene und kostbare exotische Gehölze zum heutigen Theaterplatz. Seitlich davon pelmann in genialer Weise, seine Gestaltungs- veau seit den frühen 1990er Jahren kann die- aufgestellt wurden. Zudem legte man unterir- legte man vier quadratische, schlichte Rasen- visionen mit den sich ständig wandelnden se in markanten Eckpunkten nachvollzogen dische Entwässerungskanäle an, durch die das flächen mit eingezogenen Ecken sowie wei- Anforderungen des Kurfürsten und Königs an werden. Die heutige Hofgestaltung entstand anfallende Niederschlagswasser sowie die Ent- tere Rasenflächen vor dem Wall- und Stadt- die Nutzung in Einklang zu bringen. Es kamen zwischen den Jahren 1924 und 1936 im Zuge wässerung der Grottensäle, des Nymphenbades pavillon an. Orangenbäume und exotische Bauabschnitte ans Licht, die bis dahin nicht der Vierten Zwingerrestaurierung unter Hu- sowie des Opernhauses und des geplanten Re- Kübelpflanzen umrahmten diese und flankier- bekannt und teilweise nur im Fundamentbe- bert Ermisch. Dabei brachte man unter dem doutensaales abgeleitet werden konnte. ten Wege und Mauerkanten (Abb. 3). Bis 1746 reich ausgeführt waren. aktuellen Laufniveau flächig eine Befesti- Für die vorläufige Fertigstellung des Zwingers blieb diese Gestaltung nahezu unverändert. Der Zwinger stellt mit seinen verschiedenen gungsschicht (Packlage) aus zerschlagenen zur Hochzeit des Kurfürstensohnes Friedrich In jenem Jahr wurde innerhalb des Zwin- Baukonzepten und ineinander verschränkten Fassadenfragmenten ein, die während der August II. mit der Kaisertochter Maria Jose- gerhofes ein hölzernes Theater errichtet – Funktionen, die von Fest- und Speisesälen, Gebäuderestaurierung ausgebaut wurden und pha von Österreich im September 1719 ebnete das so genannte Mingottische Opernhaus – Grotten, Orangerien, Opernhaus und Redou- bei der Wiederherstellung keine Verwendung man ab Ende 1718 den Garten wieder ein, da welches jedoch schon 1748 abbrannte. Nur tensaal bis hin zu einem Garten auf dem Wall, fanden. Unterhalb dieser Packlage dokumen- die Freifläche im Zwinger als Turnierplatz bei die Rasenflächen stellte man nach dem Brand einem Turnierplatz und Orangenparterre im tieren zahlreiche archäologische Befunde die den höfischen Festlichkeiten vorgesehen war. wieder her. Zu Beginn des Siebenjährigen Hof reichten, einen „höfischen Freizeitpark“ wechselvolle Geschichte der Hofgestaltung Zwischen den Festlichkeiten im Sommer dien- Krieges 1756 war der Zwingerhof aber durch des 18. Jahrhunderts dar, der in der euro- bis heute (Abb. 1). ten der Innenhof sowie die Konsolen vor den mangelnden Unterhalt zu einem ungestalte- päischen Architektur- und Kulturgeschichte Mit dem Bau der wallseitig gelegenen Zwin- großen Rundbogenfenstern nach wie vor als ten, leeren Platz verkommen. Das bekannte ohne Beispiel ist. Da bereits 1728 große Teile gerbereiche in den 1710er Jahren trug man Aufstellungsort für exotische Bäume. Zudem Ölgemälde von Bernardo Bellotto zeigt diesen des Zwingers als „Palais des Sciences“ für die das kurz zuvor entstandene Reithaus sowie das setzte man bei Festveranstaltungen Vögel aus, Zustand und lässt die Gestaltung nur noch er- Präsentation der höfischen Sammlungen um- Schießhaus ab, um vor den neuen Gebäuden die mit ihrem Gesang die Besucher des öffent- ahnen (Abb. 4). genutzt wurden, zerriss man kurz nach seiner hinreichend Freiraum zu schaffen. Hier ent- lich zugänglichen Zwingers erfreuen sollten. Entstehung diese funktionalen und gestalte- stand nach mehreren Entwurfsvarianten unter In den 1730er Jahren entstand ein Wegekreuz

30 | Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte | 31 Linke Seite: Abb. 3, Gabriel Bodenehr d. Ä., Der Zwingerhof in den 1730er Jahren

Rechte Seite oben: Abb. 4, Ausschnitt, Erst ab 1766 wurden in den Sommermonaten Inventarlisten und Pläne aus dieser Zeit belegt Bernardo Bellotto, Der Zwingerhof, zw. 1749 und 1753 wieder exotische Pflanzen im Hof aufgestellt, sind. Die kostspielig zu pflegenden Tiefparter- die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhun- reanlagen verfüllte man aber bereits ab 1794 Rechte Seite unten: Abb. 5, Die Hofgestaltung derts das Bild des Zwingerhofes prägten. Die wieder und schuf stattdessen große runde mit Tiefparterreanlagen und Orangenbäumen, 1774 Vorbereitungen zur Hochzeit des Kurfürsten Wasserflächen, in die jeweils eine Fontäne ein- Friedrich August III. (des Gerechten) mit Maria gefügt wurde (Abb. 6). Amalie Auguste, Pfalzgräfin von Zweibrücken- 1843 wurde das Denkmal für Friedrich Au- Birkenfeld-Bischweiler im Jahre 1769 verdeut- gust den Gerechten im Nordwesten des Hofes lichten den schlechten Zustand des Zwingers: platziert und im darauf folgenden Jahr pflas- Für diese Feierlichkeiten wurde neben der terte man die Hauptwege. Nach dem Bau der Neugestaltung der Innenräume auch der Hof Gemäldegalerie in den Jahren 1847 bis 1856 aufwändig umgestaltet. Um den Zwingerhof entstanden begrünte Böschungen vor den Ga- bei Regen trockenen Fußes durchqueren zu lerien. Zudem verschüttete man die vier gro- können, legte man ein neues Kanalsystem zur ßen Wasserbecken. An ihre Stelle traten nun Entwässerung an. Darüber entstand wieder ein je ein Schalenbrunnen nach einem Entwurf Wegekreuz, das man durch schlichte Sand- von Gottfried Semper. Zwei von ihnen haben steinsockel mit Holzgeländern abschrankte sich noch erhalten: Sie stehen vor dem Sächsi- (Abb. 5). Neben vier schmalen Beeten ließ man schen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft in den vier Feldern seitlich der Wege vertiefte und Geologie in Pillnitz (Abb. 7). Darüber hin- Rasenflächen mit schrägen Böschungen und aus wurden die Hauptwege mit flankierenden kleinen Treppen – so genannte Tiefparterre- Balustraden versehen und durch Gaslaternen anlagen – ein. Daneben stellte man wieder erhellt. Das mittlerweile desolate Hofentwäs- Orangenbäume und südländische Gehölze auf, serungssystem musste zu Beginn der 1870er deren hohe Wertschätzung durch umfassende Jahre repariert und teilweise erneuert werden.

32 | Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte | 33 Hauptweges, die mit niedrigen Metallgittern umfasst und durch Buchsbaumhecken, Buchs- baumhalbkugeln und Rosen als Hochstämme gegliedert waren. Ein überreicher Garten in Stil des Historismus war erwachsen, der die vier Brunnen aus der Zeit Gottfried Sempers und das Denkmal für Friedrich August den Gerech- ten mit einbezog (Abb. 8). Mit der Vierten Zwingersanierung 1924 bis 1936 war die Erneuerung der versandeten Hofentwässerung notwendig. Zudem wurden zwei Tiefbrunnen angelegt, mit denen man die Wasserspiele sowie das Nymphenbad betrieb. Infolgedessen fand erneut eine Neugestaltung des Zwingerhofes statt. Nach Vorlage eines idealisierenden Kupferstiches aus dem frühen 18. Jahrhundert gab man die reiche Gestaltung zugunsten einer barockisierenden Formgebung auf und legte die heute noch erhaltenen Wasser- becken mit den zentralen Fontänen an (Abb. 2). Hinter den Becken entstanden in reduzierter Form die im Kupferstich verzeichneten Parter- reanlagen, mit denen man die ornamentalen Beete des 18. Jahrhunderts andeutete. Darüber hinaus experimentierte man bei Musteraufstel- lungen mit Orangenbäumen und Pflanzkübeln auf den Konsolen vor den Fenstern der Bo- gengalerien. Dabei fanden verschiedenfarbige Holzkübel wie auch Gefäße aus Meißner Por- zellan Verwendung. Das Denkmal Friedrich August des Gerechten Linke Seite oben: Abb. 6, Ausschnitt, J. Carl August Nach Abschluss dieser Erdarbeiten erfolgte eine fand kurzzeitig einen neuen Aufstellungsort Richter, Innere Ansicht des Zwingers zu Dresden, erneute Umgestaltung des Hofes. vor dem Mittelrisalit der Gemäldegalerie. Da um 1830 Ab 1876 legte man Rasenflächen um das Denk- es die zentrale Blickachse zwischen der Galerie Linke Seite unten: Abb. 7, Ausschnitt, Friedrich mal sowie vor den Freitreppen der Bogenga- und dem Kronentor beeinträchtigte, wurde das Wilhelm Bässler, Innere Ansicht des Zwingers in lerien und dem Wallpavillon an. Erstmals seit Denkmal jedoch nach knapp einem Jahr Stand- Dresden, nach 1848 dem Entwurf von Pöppelmann wurde wieder zeit wieder entfernt und auf die Nordseite des Rechte Seite: Abb. 8, Luftaufnahme des Zwinger, eine feste Bepflanzung eingebracht, da die Japanischen Palais versetzt. Die Hofgestaltung März 1925 exotischen Bäume durch Vandalismus und der 1930er Jahre wurde im Zweiten Weltkrieg die schlechte Luft zu sehr litten. Man pflanz- in Mitleidenschaft gezogen, bis 1963 aber – bis te große Buchsbaumhalbkugeln, säumte die auf die Rasenflächen zwischen den Bogengale- Hauptwege mit Rotdorn als Hochstämme und rien K und L – wiederhergestellt. In den 1990er setzte dazwischen Klematispflanzen. Ab den Jahren erfolgten noch das Einebnen der kleinen 1880er Jahren, im Zuge der Dritten Zwinger- Rasenflächen sowie das Verschmälern der Frei- restaurierung, vergrößerte man alle Rasenflä- treppe vor der Gemäldegalerie. chen, um das Wegesystem axial besser auf die Mit den jüngsten archäologischen Flächenson- Zwingergebäude ausrichten zu können. Zudem dierungen im Zwingerhof sollen die bisherigen entstanden weitere Rasenflächen seitlich des Erkenntnisse vertieft und präzisiert werden.

34 | Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte Der Dresdner Zwinger | Bau- und Gestaltungsgeschichte | 35 Der Wiederaufbau des Zwingers zwischen 1945 und 1989

Roland Enke

Die Bombennacht des 13. Februars 1945 Linke Seite: Wiederaufbau des Zwingers, Bereits im Herbst 1945 richtete Ermisch eine von Arthur Frenzel, dem Nachfolger von Hu- hinterließ den Zwinger schwer getroffen. Werkstück am Flaschenzug, Mai 1951 neue Zwingerbauhütte ein, die er bis zu sei- bert Ermisch, alle Gebäude und Außenanlagen Die „Daten zum Wiederaufbau des Zwingers Rechte Seite: Arbeiten am Lehrbauhof, nem Tod 1951 leitete. Der Bildhauer Albert wiederhergestellt und der Wiederaufbau abge- nach der Zerstörung 1945“, die der damalige Bildhauerlehrling Johanna Dörschel bei der Braun wurde ebenfalls 1945 von der Landes- schlossen. Bis dahin hatte die Restaurierung Dresdner Landeskonservator Hans Nadler we- Punktierung, Mai 1951 verwaltung beauftragt, die Bildhauerarbeiten 11,8 Millionen Mark gekostet. nig später verfasste, leitete er mit den Worten Seiten 38/39: Wallpavillon mit den zu betreuen. Die sowjetische Besatzungsmacht Der schnelle Wiederaufbau in Zeiten absolu- ein: „Starke Zerstörung durch Sprengbomben anschließenden Bogengalerien, Beginn mit unterstützte den Wiederaufbau mit Materi- ten Materialmangels blieb jedoch nicht ohne und Brandmunition. Erhalten blieben: Das dem Wiederaufbau nach 1945 alzuweisungen, und über die Lose der Zwin- Folgen. Wie Gutachten bezeugen, gaben bei- Nymphenbad, die Umfassungsmauern der vier gerlotterie brachten die Dresdner insgesamt spielweise Verwitterungsschäden schon in Eckpavillons, der Langgalerien, des Stadtpa- 2,7 Millionen Mark zusammen. Im Juli 1947 war den 1980er Jahren Anlass zur Besorgnis. 1984 villons und des Kronentores. Der Wallpavillon das Kronentor wiedererrichtet, im Mai 1951 erarbeitete das Institut für Denkmalpflege war bis auf die Mauerschäfte, die aus dem Lot wurde ein Teil des Innenhofes für Besucher eine Zielstellung für das Kronentor, den Mar- geraten waren, zerstört, desgleichen war auch freigegeben. Die Übergabe der Gemäldegalerie morsaal im Französischen Pavillon und den die anschließende elbseitige Bogengalerie Alte Meister an die Staatlichen Kunstsamm- Anbau B. Das Kronentor gehörte – neben der durch Sprengbombenvolltreffer aufs schwers- lungen Dresden erfolgte 1960 als markanter Kupferdeckung des Porzellanpavillons – zur te beschädigt.“ Und er setzte hinzu: „In den Meilenstein. Bis 1963 waren unter der Leitung ersten gezielten Restaurierungsmaßnahme mit ersten Wochen nach der Zerstörung Bergung Baubeginn 1985. Die Versuche des Zwinger- der ‚letzten wertvollen Reste des Zwingers‘ baumeisters Ulrich Aust, eine systematische In- durch H. Ermisch, unterstützt von 15 Mann standsetzung zu etablieren, konnten wegen der einer Sanitätsabteilung.“ äußerst knappen Geld- und Materialressourcen Hubert Georg Ermisch hatte die Vierte große bis zum Jahr der Wende 1989 allerdings nicht Zwingerrestaurierung ab den 1920er Jah- umgesetzt werden. So musste der Zwinger seit ren geleitet. Sein Engagement – und das der der Fertigstellung von 1963 – in seinem Zu- Dresdner – und sein Fachwissen zum Zwinger stand gealtert – weiter verharren. waren für den Wiederaufbau unschätzbar. Im Die kontinuierliche Arbeit am Zwinger über all Juni 1945 verfasste er eine Denkschrift mit die Jahre hinweg schuf in personeller Hinsicht dem Titel: „Ist die Rettung des Zwingers noch nachhaltige Strukturen: Als der Freistaat Sach- möglich?“ Damit verlieh er im kriegszerstör- sen 1990 neu gegründet wurde und damit auch ten Dresden der Hoffnung auf Wiederaufbau die neue sächsische Bauverwaltung ihre Arbeit kraftvoll Ausdruck. Auf dieser Grundlage be- aufnahm, standen ihr bereits in der Anfangs- schlossen der Stadtbaurat, die Landesdenk- phase qualifizierte und motivierte Mitarbei- malpflege und die Landesverwaltung Sachsen ter zur Verfügung, die mit den Problemen am die Wiederherstellung. Zwinger vertraut waren.

36 | Der Dresdner Zwinger | Wiederaufbau zwischen 1945 und 1989 Wiederaufbau zwischen 1945 und 1989 | 37

Instandhaltung und Baupflege – tägliches Beiwerk

Karl Schöppner

Der Dresdner Zwinger ist mit weltbekannten Museen, vielen kulturellen Veranstaltungen und mehreren Millionen Besuchern jährlich ein stark „öffentlich genutztes Ensemble“. Ebenso beacht- lich sind seine baulichen Dimensionen. Kurz und nüchtern in Zahlen zusammengefasst lassen sich die Fakten so darstellen: Das gesamte Areal, hier einschließlich der Ge- mäldegalerie Alte Meister, hat eine Größe von ca. 100.000 Quadratmeter. Davon entfallen ca. 12.400 Quadratmeter auf die Wasserflächen des Zwingerteiches, hinzu kommen ca. 1.400 Qua- dratmeter Wasserspiele und Brunnen unmit- telbar im Zwinger selbst, der Zwingerhof mit Boskettflächen von ca. 16.000 Quadratmeter, ca. 6.200 Quadratmeter begehbare Terrassen mit 1,2 Kilometer Balustraden. Etwa 15.000 Quadratmeter mit reichem Zierrat und feinsinnigen Bildprogrammen gestaltete Fassadenflächen verleihen den Baukörpern eine eindrucksvolle Lebendigkeit. Nahezu 700 Skulpturen und 150 Hermen zählt die fi- gürliche Ausstattung, davon bekrönen etwa 450 freistehende Figuren und Vasen die Ba- lustraden, Attikazonen der Pavillons sowie das Nymphenbad. Hinzu kommen zahlreiche Trep- penanlagen, etwa 370 großformatige Holz- fenster, Beleuchtungsanlagen und natürlich die Vielzahl technischer Systeme, die für den Be- trieb, die Sicherheit und Funktion des gesamten Ensembles benötigt werden. Insgesamt rund 8.150 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten Zwinger und Gemäldegalerie Alte Meister. Spätestens hier wird deutlich, dass ständige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten un- erlässlich sind. Verkehrssicherheit, Baupflege und Bewirtschaftung erfolgen bei „laufendem Betrieb“ und sind wichtiges „tägliches Beiwerk“ neben den grundlegenden Sanierungen einzel- ner Sammlungen, Gebäude oder Freianlagen. Für diese pflegenden Maßnahmen werden jährlich bis zu eine Million Euro investiert. Linke Seite: Herkulesfigur auf dem Wallpavillon, 2009

Rechte Seite: Kronentor, Restaurierung 2013, Attikafiguren fertig zum Versetzen

Seiten 42/43: Wallpavillon mit Einrüstung, Ansicht Hofseite mit Baustelleneinrichtung, 2015

40 | Der Dresdner Zwinger | Instandhaltung und Baupflege Der Dresdner Zwinger | Instandhaltung und Baupflege | 41

Vom Braunschen Atelier zum Galeriecafé

Siiri Klose

Linke Seite: „Café Alte Meister“, Abend- Baugeschichtlich ist das Braunsche Atelier ei- tungsanlagen, sanitäre Einrichtungen, einen stimmung auf dem Vorplatz zwischen dem nes der jüngsten Bauteile des Zwingers. Karl Lagerraum und einen behindertengerechten Denkmal „Carl Maria von Weber“ und der Gemäldegalerie Alte Meister, 2015 Moritz Haenel ließ es bei der Zweiten Zwin- Zugang zur Gemäldegalerie, der gleichzeitig gersanierung in den Jahren 1852 bis 1857 den zeitgemäßen Sicherheits- und Brand- Seite 46: Bauzustand vor der Restaurierung, zwischen Gemäldegalerie und Französischem schutzanforderungen entsprechen musste. 1999 Pavillon für das Kupferstich-Kabinett bauen. Als ideal erwies sich zudem der Haupteingang Seite 47: Gastraum nach Fertigstellung, Den kleinen, eingeschossigen Bau gliedert im Hochparterre, der einen galerieunabhängi- konserviertes Fragment der bauzeitlichen ein mittiger Eingang, zu dem eine Sandstein- gen Restaurantbetrieb ermöglicht. Wandmalerei, 2001 treppe führt. Links und rechts davon liegen Die Hauptaufgabe beim Innenausbau war die je drei Fensterachsen, die sich im Innenraum Schaffung eines möglichst großen Gastraums, in Form von Gewölbebögen fortsetzen. Die dessen Reiz durch die hohe Bogenfensterrei- Kriegszerstörungen überstand dieser Teil des he an der Nordseite unterstrichen wird. Die Zwingers relativ unbeschadet, weshalb ihm wallseitige Fensterachse wurde für den Ein- beim Wiederaufbau eine wichtige Funktion bau einer Küche genutzt und die Fensterach- zukam. Albert Braun, verantwortlich für die se nächst der Galerieseite mit verschiedenen Rekonstruktion des Figurenschmucks, nutzte Funktionen belegt – dort befindet sich der das Gebäude bis 1962 als Atelier. barrierefreie Zugang zur Gemäldegalerie und eine Treppe führt in den neuen Garderoben- Seit 1962 war das Braunsche Atelier nur als und Sanitärbereich im Untergeschoss. Auf der Abstellraum genutzt worden. Nach 1989 zeig- Wallseite des Souterrains ist der Lagerraum te sich das Gebäude besonders im Außenbe- untergebracht, so dass er von Lieferfahrzeu- reich stark sanierungsbedürftig. Die Fenster gen angefahren werden kann. Durch die Be- und die Kupferabdeckung der Laterne waren lüftungsanlage von Restaurant und Küche ebenso undicht wie die plattenbelegte Dach- wird die Abluft unsichtbar über eine Zwi- terrasse, so dass Feuchtigkeit in die Zwischen- schendecke in den Zwingerwall geleitet. decke eindringen konnte. Auch die Fenster- Die mittleren fünf Raumachsen sind dem rahmen waren verwittert, genauso wie Teile Gastraum vorbehalten, hervorgehoben und der Sandsteinbalustraden und der Treppe. zusammengefasst durch einen beigen Stein- In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für fußboden mit einem großzügigen quadrati- Denkmalpflege Sachsen entschied sich die schen Muster und einem langen Tresen, der Bauverwaltung, bei der Sanierung die Later- gleichzeitig eine Barriere zum hinteren Raum- ne zu entfernen: Zum einen bereitete sie die teil bildet. Erweitert wurde der Gastronomie- größten Probleme beim Abdichten des Da- betrieb durch die Bestuhlung der Terrasse vor ches, zum anderen war sie eine Ergänzung aus dem Eingang und den kleinen Vorplatz zur dem Jahr 1927, die ohnehin die ursprüngliche Semperoper. U Anmutung des Zwingers verfremdete. Die S T G H B Terrasse wurde geschlossen und mit einem Als Besonderheit wurden die Wandbemalun-

L M Sandsteinbelag versehen. gen von 1852 konserviert, außergewöhnliche und sehenswerte Fragmente auch sichtbar ge- D C

Schon bei der Sanierung der Gemäldegalerie macht. In den Gewölbezwickeln und Lünetten J K 1988 bis 1992 war für das Braunsche Atelier bilden sie heute einen reizvollen Kontrast zu F E A eine Nutzung als Galeriecafé vorgesehen, die den ansonsten weiß verputzten Wänden und R O P N aber nicht zur Ausführung kam. Ein gastrono- dem beigefarbenen Ton des Steinbodens. misches Angebot im Umfeld des Zwingers und TECHNISCHE DATEN der Gemäldegalerie fehlte somit weiterhin. Seit 2001 hat das Café und Restaurant „Alte Meister“ geöffnet. Vis-à-vis der Sempero- Grundfläche: 320 m² Ende der 1990er Jahre wurde die Idee der per, abseits der großen Touristenströme und davon Gastraum: 138 m² gastronomischen Nutzung wieder aufgegrif- doch schnell und unkompliziert zu erreichen, Terrassenflächen: 266 m² fen. Für eine entsprechende Umnutzung des erfreut es sich bei Dresdnern und Touristen Bauzeit: 2000–2001 Ateliers brauchte es lediglich eine überschau- großer Beliebtheit. Baukosten: rd. 1,2 Millionen Euro bare Zahl von Einbauten: eine Küche, Lüf-

44 | Maßnahmen | Braunsches Atelier Maßnahmen | Braunsches Atelier | 45 46 | Maßnahmen | Braunsches Atelier Maßnahmen | Braunsches Atelier | 47 Porzellansammlung

Karl Schöppner

Als 1958 Dresdens Kunstschätze und damit auch die wertvollen Stücke der Porzellan- sammlung aus der Sowjetunion zurückkehrten, war der Wiederaufbau des Zwingers schon fast vollendet. Vier Jahre später, 1962, konnte das Porzellan in den neu eröffneten Ausstellungs- räumen präsentiert werden: dazu zählten die östliche Langgalerie (N) neben dem Kronentor, der angrenzende Porzellanpavillon (E) und die Bogengalerie (J) bis zum Glockenspielpavillon (C). Die sich daran anschließende Bogengalerie (M) diente als Depot. Neben dem Mathema- tisch-Physikalischen Salon wurde die Samm- lung rasch zur großen Attraktion im Zwinger. Fast 40 Jahre später zeigten sowohl die Bau- substanz als auch die Ausstellungspräsentation einen deutlichen Erneuerungsbedarf.

Zustand vor der Sanierung Die Bogengalerie (M) – im Erdgeschoss Depot, im darunter liegenden Souterrain / Kellerge- schoss Lager – nahm der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wertvolle Ausstellungsfläche. Der Museums- eingang lag im Anbau A und damit abseits der Besucherströme. Zudem belegten hier noch Verwaltungsräume potenzielle Präsentations- flächen, und es gab für das Personal weder Sozial- noch Sanitärräume. Dazu kamen ein nicht mehr zeitgemäßes Ausstellungsdesign, veraltete Heizungs-, Klima-, Licht- und Si- cherheitstechnik, morsche Fenster und ge- schädigte Fassaden. Unzulänglichkeiten der Zwingerrestaurierung von 1930 machten sich bemerkbar: Das Laternen-Oberlicht über dem Foyer des Anbau A verfremdete die originale Anmutung des Zwingers. Beim Wiederaufbau in den 1950er Jahren waren die Innenräume der Galerien und speziell die Säle im Pavillon dem barocken Original, wie es die Kupferstiche von Matthäus Daniel Pöppelmann zeigten, nur schematisch nachempfunden worden: we- Linke Seite: Anbau A vor der Sanierung, Blick ins Foyer mit Staubdecke des Oberlichtes, sentliche raumprägende Gliederungselemen- vor Instandsetzung te wie Gesimse, Kämpfer, Pfeilervorlagen und Dekorteile fehlten. Selbst die Deckengewölbe Rechte Seite: Pavillon E, EG vor der Sanierung, Raumduktus des Wiederaufbaus nach 1945, entsprachen nicht der ursprünglichen Geome- Aufnahme 1998 trie. Die Bogenfenster im Erdgeschoss reichten auf der Hofseite nicht bis zum Boden, sondern Seiten 50/51: Porzellanpavillon OG, Rohbau 1999/2000, Verstärkung der Preußischen waren mit einer Brüstung und davor stehenden Kappen (Wiederaufbau nach 1945) und Heizkörpern versehen. Defektes Parkett und Ertüchtigung der Tragfähigkeit der Decke unterschiedliche Fußbodenbeläge störten die Ausstellungsbereiche. Im Souterrain war die Not der Wiederaufbauzeit und der folgenden Jahre noch deutlicher zu spüren.

48 | Maßnahmen | Porzellansammlung Maßnahmen | Porzellansammlung | 49

Umbau und Sanierung der der Konstruktion wurden der Schutz vor UV- Porzellansammlung Strahlung und Wärmeverlusten sowie die An- Den Zwinger als Gesamtkunstwerk zu erhal- forderungen an Einbruchsicherheit vereinigt. ten, darüber waren sich die Staatlichen Kunst- Das Scheibenverbundsystem filtert zudem den sammlungen Dresden (SKD), das Landesamt für Eintrag von bestimmten Wellenlängen des Denkmalpflege und die Bauverwaltung bei den Lichts. Besonders die Farbwiedergabe der Por- Überlegungen zur Neugestaltung der Porzellan- zellanbemalungen war so optimal zu sichern. sammlung einig. Weil die Porzellansammlung Selbst der Schattenwurf des einfallenden Son- die erste zusammenhängende Restaurierungs- nenlichtes wurde bei der Hobelung der Glas- maßnahme nach dem Wiederaufbau nach 1945 oberflächen berücksichtigt. überhaupt war, mussten hier tragfähige, in die Eine Verlegung des Eingangsbereiches in Zukunft reichende Lösungsvorschläge präzi- den stärker frequentierten Glockenspielpa- siert und weiter entwickelt werden. Nicht nur villon war auf der Grundlage verschiedener die Präsentation der Innenräume, sondern die Lösungsansätze zu planen. Dafür musste der Wechselwirkung zwischen Innen und Außen große Saal im Obergeschoss als Museums- war zu berücksichtigen. So war zum Beispiel foyer mit Kasse und Garderobe ausgestattet die Frage der „Grundbeleuchtung“ des Pavil- werden. Auch war damit der Einbau neuer lons und der Galerien von großer Wichtigkeit: Treppen nötig, die das Erdgeschoss mit dem sie muss natürlich die Ausstellungsstücke und Saal verbinden. Die Forderung nach einem den Raum beleuchten, wirkt aber sowohl in den barrierefreien Zugang vom Innenhof-Niveau Stadtraum als auch in den Zwingerhof hinein. zur Ausstellungsebene der Bogengalerien im Die geometrische Gestaltung der Fenster war Erdgeschoss machte außerdem das Einfügen seit der Sanierung des Deutschen Saals An- von zwei Aufzügen notwendig. fang der 1990er Jahre verbindlich festgelegt, Mit der Umnutzung des Obergeschosssaales aber ihre Funktion als Teil der äußeren Siche- von einem geschlossenen Veranstaltungsbe- rungsebene des Museums und als notwen- reich zum Foyer konnte man die lange geheg- diger Filter für schädliche Tageslichtanteile te Absicht eines „Terrassenumganges“ vom noch nicht gelöst. So musste die Konstruktion Wall durch das Kronentor, den Saal und über neuer Fenster auf den „Prüfstand“, sollte doch die Treppe am Anbau B bis zum Theaterplatz die Anmutung eines historischen Bauteils, verwirklichen. trotz aller gestiegenen Anforderungen, mög- Damit auch die Bogengalerie M als Ausstel- lichst erhalten bleiben. Als Varianten wurden lungsfläche dienen konnte, musste sie von eine glasteilende, eine auf die Glasebene ge- den Einbauten befreit und renoviert werden. setzte oder eine in die Scheiben eingegossene Freilegungen verschütteter Räume in den Sprossung diskutiert. Zur Ausführung kam die Kellern des Porzellanpavillons und des Anbau glasteilende Sprosse, lag sie doch der histori- A ermöglichten es, die dringend benötigten schen Konstruktion am nächsten. Depotflächen signifikant zu erweitern. Ein in- Der Scheibenaufbau, der für die Fenster der terner Personenaufzug verbindet sie mit dem Langgalerie N erstmals entwickelt wurde, Erdgeschoss, um die empfindlichen Exponate war damals eine technologische Neuerung. In gefahrlos transportieren zu können.

Linke Seite: Bogengalerie M, KG, Rohbauarbeiten, 2004

Rechte Seite: Anbau A nach Abschluss der Instandsetzung, 2013

52 | Maßnahmen | Porzellansammlung Maßnahmen | Porzellansammlung | 53 Linke Seite: Porzellanpavillon EG, Die Kellergeschosse der Bogengalerien M und Die Gestaltung der Porzellansammlung tiert. Durch die verspiegelten Bögen an den verbunden mit der umfangreichen Erneue- Tiersaal nach der Neugestaltung durch J und des Anbau A, die für Depots und Depot- 2006 und 2012 Schmalseiten wirkt der gesamte Raum größer. rung des Entwässerungssystems der Dächer Peter Marino, 2013 verwaltung, eine Restaurierungswerkstatt, So- Eine weitere umfangreichere Maßnahme reali- Vor den Bögen der Wände und der Fenster und Terrassen in den Zwingerteich. Seiten 56/57: Porzellanpavillon OG, zialräume sowie Technik- und Sanitärbereiche sierte man im Rahmen des Konjunkturpaketes II. stehen Postamente mit weiteren Tierplastiken. Die aus der Vierten Zwingerrestaurierung der Zustand 2013 vorgesehen waren, wurden entkernt und für Sie umfasste die energetische Ertüchtigung der Auch die drei stilisierten Felslandschaften in 1920er Jahre über dem Foyer des Anbau A die jeweiligen Nutzungen ausgebaut. sanierungsbedürftigen Fenster der Bogengale- der Mitte des Raumes sind mit fast lebensgro- eingefügte Laterne trug man ab und kehrte zu In der Langgalerie und den Bogengalerien stan- rie J, die 2002 nicht ausgewechselt wurden. Wei- ßen Porzellantieren bestückt. Zwei der Land- der Variante mit flachen Oberlichtern zurück, den vor allem die Reparatur und Erneuerung terhin wurden die Zuganker, die der statischen schaften stellen die Kontinente Afrika und die Karl Moritz Haenel in dem Neubau in den der Fenster, die Stabilisierung der historischen Sicherung der Gewölbe dienen, aus technischen Europa dar und sind mit Baldachinen bekrönt. 1850er Jahren ausgeführt hatte. Weiter wur- Gewölbezonen sowie der Einbau neuer Fuß- und ästhetischen Gründen ausgetauscht. Die Dazwischen erhebt sich ein Holzpavillon als den die Skulpturennischen in der stadtseitigen böden an. Mit der Sanierung von Rissschäden Beleuchtungsanlage wurde ebenfalls nachge- Volière für weitere Vogelplastiken. Außenfassade des Böttgersaals geschlossen. in Gewölben und Wänden begannen 1997 die rüstet. Zudem konnte eine Neugestaltung der Den Abschluss der neu gestalteten Bereiche Auch sie waren eine Erfindung der 1920er ersten Instandsetzungsmaßnahmen. Es folg- Porzellansammlung in der Bogengalerie J, dem bildet die Giebelwand der Langgalerie N. Hier Jahre – eine problematische, wie sich heraus- ten die Sanierung der Porzellanpavillons, der Tiersaal im Pavillon E und der Giebelwand der werden verschiedene Gefäße in türkisgrünem stellte: Sie sorgten für Kältebrücken und damit Bogengalerie J, des Glockenspielpavillons im Langgalerie N realisiert werden. Fond, die bisher in einer Vitrine zu sehen wa- für Kondensationsflächen und Temperatur- Inneren und schließlich der Bogengalerie M. In der Bogengalerie J wurde das chinesische ren, offen und vor der mit Seide bespannten schwankungen im Obergeschoss des Pavillons. und japanische Porzellan August des Star- Wand auf vergoldeten Konsolen arrangiert. Zudem hatten die hier aufgestellten Skulpturen Durch die Neuordnung der Ausstellungsräume, ken auf dekorativen Kaminattrappen, neuen die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nicht die Schaffung zusätzlicher Ausstellungsflä- Glassockeln und vergoldeten Konsolen an den Außeninstandsetzung überstanden. chen, die Differenzierung von Funktionsberei- Wänden eindrucksvoll arrangiert. Die wandsei- Bereits 1992 war das Dach des Porzellanpavil- chen und Funktionsbeziehungen, neue interne tigen Bögen sind thematisch mit hochwertiger lons neu gedeckt worden. Zur Außeninstand- Erschließungen, Raumgewinn für Depots durch farbiger Seide bespannt oder mit spiegelnden setzung ab 1997 gehörten auch die Erneue- die Freilegung verschütteter Raumressourcen Lackflächen versehen. Die Architektur mit den rung der Terrassendichtungen und -beläge und die komplette Erneuerung der Gebäude- toskanischen Säulen und den flachen Kreuzge- ebenso wie die Restaurierung und Konservie- technik konnte die Präsentationsqualität des wölben blieb dabei erhalten. rung der Fassaden. Erstmals wurde hier das Museums, die Sicherheit der Exponate und der Die Wände der acht Bögen an der Längswand Verfahren angewendet, eine Schutzlasur auf Gebäudebestand stark verbessert werden. Dies des Tiersaals wurden mit geprägten Ledertape- die Putti der Balustraden und Attikaskulptu- bietet der Porzellansammlung die Perspektive ten bezogen. Davor sind die Vogelplastiken aus ren aufzubringen. Im Vorfeld der Fassaden- für einen langfristigen Verbleib mit allen Funk- Meißner Porzellan, wie auf einem Baumgeäst restaurierung führte man abschnittsweise die tionen im Zwinger. sitzend, auf vergoldeten Konsolen präsen- Trockenlegung der Kelleraußenmauern durch,

CHRONOLOGISCHER BAUABLAUF

1997 – 1998 Restaurierung der Langgalerie N. 1998 – 2002 Sanierung Porzellansammlung, einschließlich der Innensanierung des Glockenspielpavillons. 2002 Beseitigung der Flutschäden. 2004 – 2005 Umbau und Instandsetzung der Bogengalerie M. 2006 Überarbeitung des Ausstellungskonzeptes durch die SKD und Neugestaltung der Ausstellung. 2009 – 2010 Energetische Ergänzung der Bogengalerie J und Neugestaltung der Ausstellung in der Bogengalerie und dem Tiersaal.

TECHNISCHE DATEN U S T G H B Grundfläche: 3.860 m² L M davon Museum: 1.812 m²

D C Depotfläche: 706 m² J Bauzeit: 1997–2012 K (mit Unterbrechungen) F E A Baukosten: 18,4 Millionen Euro R O P N Besonderheit: Erster zusammenhängender Restaurierungskomplex (Pilotwirkung); Raumgewinnung durch Auskofferung im KG

54 | xxx Maßnahmen | Porzellansammlung | 55

Der Zwinger unter Wasser – Jahrhundertflut 2002 und Hochwassermanagement

Siiri Klose

Am 11. / 12. August 2002 erlebten Dresden und Mitarbeiter des Sächsischen Bau- und Immo- das benachbarte Erzgebirge ungewöhnlich hef- bilienmanagement (SIB) und der Staatlichen tige Regenfälle. Trotz ausreichender Bemessung Kunstsammlungen Dresden (SKD) bei der Ber- konnten die Abläufe der Terrassen im Zwinger gung der Kunstwerke. die Wassermassen nicht mehr ableiten. Zusätz- Am 17. August erreichte das Elbhochwasser lich war unmittelbar an der Uferböschung des seinen Scheitelpunkt bei 9,40 Metern. Das Zwingerteiches eine Hauptsammelleitung der Souterrain der Porzellansammlung und die Stadtentwässerung geplatzt und die Abwässer Tiefendepots der Gemäldegalerie waren längst stürzten unkontrolliert und in großen Mengen vollgelaufen. Im Zwingerhof ragten nur noch in den Zwingerteich. Als weitere große Gefah- die Kandelaber um die Hofbrunnen aus einer renquelle für den Zwinger drohte das zusätz- geschlossenen, braunen Wasserfläche hervor. lich aus der Kanalisation quellende Wasser in Auch in den Räumen der Zwingerbauhütte in die Kellerdepots zu strömen. der Kleinen Packhofstraße stand das Wasser Bedingt durch die extremen Niederschläge bis zu 1,15 Meter hoch. Die schweren Figuren verwandelte sich die Weißeritz in einen rei- und Steinteile konnten nicht geborgen werden ßenden Strom und „suchte sich dabei ihr al- und standen tagelang im Wasser. Noch gra- tes Flussbett zurück, aus welchem sie im 19. vierender aber war der Verlust von Teilen des Jahrhundert durch den Eisenbahnbau verlegt Plan- und Archivmaterials. wurde.“1 Sie überflutete tatsächlich in der da- rauf folgenden Nacht große Teile der Dresdner Nach der Flut Innenstadt, zerstörte eine nahe gelegene Tra- Der Bedrohung des „Aufschwimmens“ durch fostation für die Stromversorgung des Zwin- den erhöhten Grundwasserspiegel hatte der gers und flutete einige Zentimeter hoch den gesamte Gebäudekomplex standgehalten. Linke Seite oben: Kontrollgang im Zwingerhof Zwingerhof. Doch diese Bedrohung war erst Schon am 28. August konnten die Besucher während der Flut der Anfang, die Schäden im Zwinger waren zu den Innenhof des Zwingers wieder betreten. diesem Zeitpunkt noch relativ gering. Die Beseitigung der Schäden im Inneren der Linke Seite unten: Neubau der Notstromanlage mit den SKD ein Hochwasserschutzkonzept. Die Wie das erneute Hochwasser im Jahr 2013 im Zwingerwall, Einfädeln des tonnenschweren Der Elbpegel stieg aber weiter. Am 13. Au- Gebäude dauerte erheblich länger: Heizungs-, Dieselmotors in die Montageluke 2003 Gefahrenquellen wurden analysiert und durch zeigte, waren die gemeinsamen Anstrengun- gust wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Klima-, Sicherheits- und Brandmeldetechnik umfangreiche Maßnahmen „entschärft“. Darü- gen zum Hochwasserschutz für den Kernbe- Glücklicherweise waren die Depots der Por- sowie elektrische Anlagen, die in den Kellern Rechte Seite: Übersichtsfoto bei bereits leicht ber hinaus gewährleisten heute turnusmäßige reich der Altstadt sehr erfolgreich. Im Zwinger gesunkenem Wasserstand zellansammlung zu dieser Zeit noch nicht mit untergebracht waren, mussten ersetzt werden. Einsatzübungen durch die SKD den routinierten wurden präventiv die vorgesehenen Aktivitä- Kunstgut bestückt. Mit dem Elbhochwasser Mauern waren zu trocknen, Schmutz zu ent- Einsatz von Personal und Ausrüstung. ten für den Katastrophenfall eingeleitet, aber gerieten jedoch die unterirdischen Depots der fernen, Böden und Wände zu sanieren, Mobi- Eine weitere essentielle Konsequenz aus dem nicht beansprucht. Die starken Regengüsse Gemäldegalerie Alte Meister mit vielen wert- liar neu anzuschaffen. Eine eingedrückte, rund Hochwasser war der Bau einer Notstromer- schädigten lediglich Grünflächen und Hofbe- vollen Bildern in außerordentliche Gefahr. Die 15 Meter lange Wand in einem Revisionsgang satzanlage durch die Bauverwaltung, die im läge, und ein Nebenraum war kurzzeitig vom Räumung gestaltete sich hier sehr schwierig: der Porzellansammlung musste neu errichtet Wall am Zwingerteich eingefügt wurde. Sie Wasserrückstau betroffen. Insgesamt hat sich Durch den Stromausfall funktionierten we- werden, und auch die Restaurierungswerk- kann bei einem Stromausfall nicht nur den die Kombination dieser verschiedenen Maß- der Alarmanlage, Licht noch Lastenaufzüge. stätten benötigten eine neue Einrichtung. Zwinger, sondern auch das Schauspielhaus, nahmen als ausreichend erwiesen, um gegen Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und die Als wichtige Konsequenz aus dem Jahrhundert- die Oper, die Gemäldegalerie und das Dresdner diese extremen Naturkatastrophen gewapp- Bundeswehr unterstützten erfolgreich die hochwasser entwickelte der SIB gemeinsam Schloss versorgen. net zu sein.

1 Zit. n.: http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Hochwasser_2002 [16.1.2014] TECHNISCHE DATEN DER NOTSTROMERSATZANLAGE (NEA)

U Grundfläche: 185 m² S T G H B Bauzeit: 2002–2003 NEA L M Kosten der Beseitigung der Flutschäden Zwinger D C

und Gemäldegalerie: 1,5 Millionen Euro J K Besonderheit: Externes Stromaggregat für die Versorgung des Kulturquartiers F E A in der Altstadt im Notfall. R O P N

58 | Maßnahmen | Jahrhundertflut 2002 und Hochwassermanagement Maßnahmen | Jahrhundertflut 2002 und Hochwassermanagement | 59 Die Restaurierung des Nymphenbades im Dresdner Zwinger

Karl Schöppner

Linke Seite oben: Abb. 1, Nymphenbad nach dem Kupferstich von M.D. Pöppelmann 1729, Blick vom Französichen Pavillon zum Wall

Linke Seite unten: Abb. 2, Nymphenhof, Zustand 1848

Rechte Seite oben: Abb. 3, Detailausschnitt einer Nymphe der östl. Seite des Nymphenho- fes, Neuschöpfung von Georg Wrba aus den 1920er Jahren

wundern, dass das Nymphenbad nur vorüber- gehend mit Wasser versorgt wurde und über lange Zeit provisorisch in Erscheinung trat. Einen guten Eindruck vom Zustand gibt eine Abbildung von 1848 (Abb. 2). Etwa 200 Jahre dauerte es, bis das Nymphä- on seine heutige, repräsentative Erscheinung erhielt. Bei der großen Instandsetzung der 1920er Jahre rekonstruierte man auch die Wasserkünste im Nymphenbad vollständig. Der damalige Leiter der Zwingerbauhütte Dr. Hubert Ermisch ließ dazu zwei Tiefbrun- nen für den wechselseitigen Betrieb im Zwingerhof anlegen.3 Von dort aus förderten Namensgebung und Bedeutung Neben Matthäus Daniel Pöppelmann sehen elektrisch betriebene Pumpen mit 30 PS je In der großen Gesamtanlage des Zwingers ist wir eine weitere bedeutende Persönlichkeit im 185 m³/h Grundwasser zu den jeweiligen das Nymphenbad ein besonderer und mar- Kunstschaffen des frühen 18. Jahrhunderts Wasserspielen, das anschließend in den Zwin- kanter Ort voll naturhafter Ursprünglichkeit am Zwinger: Es ist der Hofbildhauer Balthasar gerteich abgeführt wurde. und Mythologie. Es liegt eher abgeschieden Permoser, der „zweite“ Schöpfer des Zwingers.2 Im Zuge dieser Restaurierungsphase legte zwischen dem Wall im Nordwesten und dem Eine Reihe von Nymphen stammt direkt von man auch das große Mittelbecken in seiner Französischen Pavillon. Von 1712 bis etwa seiner Hand. heutigen Form im Nymphenhof an, umgeben 1719 dauerte die Bauzeit. Ein Grund für die relativ lange Bauzeit dürfte mit offenen Balustraden und umfangreichem Zur Namensgebung und der Bedeutung der die schwierige Wasserversorgung des Zwin- Figurenschmuck. Alle fehlenden Nymphen der Anlage schrieb der Dresdner Kunsthistoriker gers gewesen sein. Vom höher platzierten Ostwand samt Sockel entstanden unter der Fritz Löffler: „Das Nymphenbad ist kein Bad, Wasserreservoir des am Wilsdruffer Tor gele- Leitung des Bildhauers Georg Wrba (Abb. 3). sondern ein Grottensaal und Wassertheater, genen Kuhturms gelangte das „kostbare Nass“ Von den Kriegszerstörungen 1945 blieb das durch seinen plastischen Schmuck in den Sei- zu den verschiedenen Wasserkünsten im Nymphenbad nahezu verschont. tenwänden ein Nymphäon, wie es Pöppelmann Zwinger. Nur durch diesen Höhenunterschied Ab 1991 betreut wesentlich die Zwingerbau- auf seiner Reise nach Italien kennenlernte, das konnte man den notwendigen Druck für die hütte den architektonischen Bestand. Dabei größte und originellste nördlich der Alpen. Wasserspiele erzeugen. Der letztlich zu gerin- galt es, vorwiegend die äußere Hülle des Ge- Es diente, wie der Chronist Iccander 1726 ge Druck ließ die Fontänen zur Erbauungszeit bäudes zu sichern und fortschreitende Schä- schrieb, den Herrschaften, die im Erdgeschoß eher filigran wirken. Es darf daher nicht ver- den einzudämmen. des Pavillons spielten, zum refraichieren. Das Nymphenbad mit seinem irreführenden Na- 1 men präsentiert sich so als Architektursaal, als Löffler, Fritz/Pritsche, Willy: Der Zwinger in Dresden, Leipzig 1976, S. 26. 2 Marx, Harald (Hg.): Matthäus Daniel Pöppelmann: Der Architekt des Dresdner Zwingers, ein geschlossener Raum im Freien, dem der Leipzig 1989, S. 54. Himmel als Decke diente.“1 (Abb. 1). 3 Ermisch, Hubert Georg: Der Dresdner Zwinger, Dresden 1965, S. 90.

60 | Maßnahmen | Nymphenbad Maßnahmen | Nymphenbad | 61 heblich gestrafft werden. Auch der Aufriss der Versetzmarken an den mehrfach geschwun- genen Treppenwangen erfolgte durch den Vermesser. Damit war die Steinmetzfirma von diesem zeitintensiven Arbeitsvorgang entlas- tet. Ohnehin war das „Einfädeln“ der mono- lithischen Stufen zwischen die Wangen der Treppenläufe bei einer passgenauen Randfuge von maximal einem Zentimeter Breite eine ver- setztechnische Herausforderung (Abb. 6). Nach der Konsolidierung der Treppenfunda- mente und der Unterbauten des Beckens wur- den die Rohrführungen für die Wasserspiele sowie der elektrischen Versorgungsleitungen verlegt und entsprechende Dichtungsmaßnah- men vorgenommen.

Wasserhaltung und Feuchteschutz Durch nachhaltiges und differenziertes Vor- gehen bei den einzelnen Problemstellungen konnten zusätzliche Verluste durch Eingriffe im ohnehin stark reduzierten historischen Baubestand vermieden werden. So wurde zum Beispiel ein Beckenrand mit Bodenplatten aus der Barockzeit nicht abgebaut, weil man die Dichtigkeit durch eine Kombination aus tradi- tioneller Bleiabdichtung und modernen Dicht- stoffen erreichte. Der in den 1920er Jahren eingebaute Rand des Beckens im Nymphen- Linke Seite: Abb. 4, Blick in den Nymphenhof, Versetzarbeiten des Beckenbodens, Sandstein- hof war – ebenso wie die Bodenplatten – mit platten stammen aus dem historischen Bruch- Anlass zur Restaurierung des Nymphenbades angrenzenden Französischen Pavillon, Muse- harter Zementschlämme so extrem vergossen, revier im Elbsandsteingebirge, im Hintergrund Zunehmend unkontrollierte Wasserverluste in umsnutzung und Gastronomiebetrieb in direkter dass sie ein Abbau völlig zerstört hätte. Daher Fassade vom Französischen Pavillon den Becken und der schlechte technische Nachbarschaft zum Nymphenhof erforderten blieb das Baugefüge an diesen Stellen in situ Rechte Seite oben: Abb. 5, Schutzeinhausung Zustand der Wasserspiele machten den Be- zusätzliche Rücksichtnahmen und geräuschar- erhalten, wurde an wenigen Stellen nachge- für Winterbau, bogenförmige Kranbahn für die trieb und die Steuerung der Fontänen immer mes Arbeiten. dichtet und in die Flächendichtung des neuen Transportarbeiten unter Dach schwieriger. Erhebliche Verwitterungsschäden, In einem ersten Bauabschnitt widmete man Beckenbodens sicher eingebunden. Rechte Seite Mitte oben: Abb. 6, Einpassen der korrodierte Eisenanker und Durchfeuchtungen sich der dem Wall zugewandten Seite mit der Als Dichtungsebene kam eine glasvliesbe- monolitischen Treppenstufen in verschiedenen Bereichen – auch der Figu- Sanierung der Treppenläufe, des oberen Be- wehrte Kunststoffabdichtung zum Einsatz,

Rechte Seite Mitte unten: Abb. 7, Bleiblechab- rennischen – erforderten die umfassende Re- ckens, der Kaskade, den seitlichen Fassaden- die starke Scherbewegungen aufnimmt und dichtung einer Brunnenschale staurierung der Fassaden und ihrer Schmuck- prospekten und dem unteren Kaskadenbecken problemlos an unterschiedliche Formen an- teile sowie eine Erneuerung der Wasser- und auf dem Niveau des Nymphenhofes. Eine soli- gepasst werden kann. Die Steinschalen der Rechte Seite unten: Abb. 8, Abdichtung des Beckenrandes im sichtbaren Bereich mit Betriebstechnik. Um mögliche Gefährdungen de Einhausung und eine baubegleitende Hei- Wandnischenbrunnen (Abb. 7) und des unte- Bleifolie, die unter dem Beckenboden an eine für die Besucher auszuschließen, wurde 2006 zung stellten die ganzjährige Durchführung ren Kaskadenbeckens schlug man mit Bleifolie Kunststoffdichtung anschließt die Restaurierung eingeleitet. der Restaurierungsarbeiten sicher. aus, die man sehr akribisch an vorhandene Der zweite Abschnitt umfasste den Nymphen- Schmuck- und Detailformen anpasste (Abb. 8). Besonderheiten, Bauablauf und Maßnahmen hof mit dem großen Wasserbecken und den Um den Feuchtehaushalt der Grundmauer der Durch die besondere topografische Lage der Fassaden (Abb. 9). Eine besondere Bedeutung Treppenwangen nicht negativ zu beeinflussen, Baustelle direkt am Hauptweg zum Zwinger- hatte eine elektrooptische, verformungsge- wurde unterhalb der Treppenläufe eine Lehm- wall herrschte ein ständiger Platzmangel für rechte Bauvermessung, die die Grundlage für schlagebene eingebaut. Sie erhielt zur Sicher- alle erforderlichen Flächen der Baustellenein- die spätere Werkplanung darstellte. Bereits in heit Bodenabläufe, um stehendes Wasser in richtung. Verstärkt wurde die Situation durch einer frühen Planungsphase war man so in der den Unterbauten zu verhindern. Um das Ober- nahe stehende Bäume der Lindenallee, die bis Lage, die Schablonen für die neuen Steinstufen flächenwasser von den Fundamentmauern ins Baufeld ragten und bei den Schutzeinhau- und Podestplatten zu entwickeln und sie direkt fern zu halten, erfolgte entlang der Außen- sungen berücksichtigt werden mussten (Abb. 5). an den Natursteinbetrieb zur Vorfertigung zu mauern der Einbau von stabilen, horizontalen Öffentliche Veranstaltungen im unmittelbar liefern. So konnte der Bauprozess zeitlich er- Dichtungsebenen.

62 | Maßnahmen | Nymphenbad Maßnahmen | Nymphenbad | 63 Wasserspiele und betriebstechnische Einbauten Bis 2006 funktionierte die Wasserversorgung der Brunnen und Fontänen nach dem „Durch- laufprinzip“. Für die Zukunft bedeutete dies ein unwirtschaftliches Unterfangen und eine gro- ße Verschwendung von Grundwasser. Zudem verschmutzte es verstärkt durch Fremdstoffe, wie Analysen ergaben. Nährstoffinhalte und eine deutliche Erwärmung des Grundwassers bewirkten aggressives Algenwachstum, wel- ches nicht nur kürzere Reinigungszyklen for- derte, sondern auch die Sandsteinarchitektur zunehmend belastete. Mit der Neukonzipierung als Umwälzsystem – in einem geschlossenen Kreislauf, aber mit ge- trennt betriebenen Düsen der Wasseraustritte – erzielte man höhere Effizienz, größere Um- weltverträglichkeit, niedrigere Betriebskosten und eine benutzerfreundlichere Steuerung. Das aufbereitete Wasser ist frei von chemischen Verunreinigungen und kann bei der Entleerung des Systems in den Vorfluter eingeleitet wer- den. Im Zuge dieser Maßnahme erfolgte eben- falls die zwingend notwendige Erneuerung al- ler Grundleitungen. Für die Optimierung der Infrastruktur zur öffent- lichen Nutzung des Nymphenbades, beispiels- weise bei Veranstaltungen, sorgte der Einbau von Senkelektranten für eine flexible Strom- und Wasserentnahme. Hilfreich bei der Trassenführung der neuen Lei- tungen für die Ver- und Entsorgung war das noch von Hubert Ermisch angelegte unterirdi- sche Gangsystem. Es wurde baulich saniert und stellenweise für den Einbau neuer Pumpen, Sammelbehälter, Filter- und Steuerungsanla- gen erweitert.

Abb. 9, Grundriss der Anlage mit angrenzen- den Bauteilen, Bildmitte li: oberes Becken mit anschl. Kaskade und seitl. Treppenläufen, Bildmitte: Nymphenhof

64 | Maßnahmen | Nymphenbad Maßnahmen | Nymphenbad | 65 Linke Seite: Abb. 10, Oberes Becken mit Kandelaber und LED – Lichtschlauch zur Beleuchtung der Treppenläufe, 2014 Beleuchtung des Nymphenbades Nischen bleiben dabei bewusst im Zwielicht bades zum Wall hin ist wie eine Theaterkulisse sätze handelt es sich durchweg um Kopien oder Rechte Seite links: Abb. 11, Eine neu her- gestellte Säulentrommel wird zum Versetzen Die Beleuchtung des Nymphenbades wurde zu- der Nacht. Nicht die gleißende nächtliche Zur- gestaltet. Kräftige Sandsteinsäulen tragen ein Neuschöpfungen aus der Zeit vor und unmit- vorbereitet. Deutlich zu sehen ist die ab- rückhaltend ausgelegt. Dabei ging man diffe- schaustellung ist hier die Intention, sondern die reich gegliedertes Hauptgesims, auf dem wie- telbar nach 1945, sie gelten zum größten Teil wechselnde Gliederung des Säulenschaftes renziert vor. Die Verkehrssicherheit der beiden Erfahrbarkeit eines naturhaften Ortes, der Irdi- derum die Balustraden mit den Vasen und Putti inzwischen selbst als „Originale“. Detailliertere mit „stilisiertem Tropfenmoos“, 2007 Treppenläufe erzielte man mit der Kombination sches und Mystisches miteinander verbindet. stehen. Geborstene Vierungen, geschwächte Ausführungen zur Steinrestaurierung sind im Rechte Seite rechts: Abb. 12, Abbau einer mehrerer Lichtquellen: LED-Lichtschläuche, die Pfeilerquerschnitte sowie korrodierte Veranke- Beitrag „Die Zwingerbauhütte und Steinrestau- Nymphe an der Kaskade, 2006 versteckt in Falzen der Treppenwangen unter- Steinrestaurierung rungen reduzierten die Belastbarkeit einzelner rierung am Zwinger“ zu finden.

gebracht sind, vorhandene Kandelaber an den Schadstoffe aus der Umwelt, Verwitterung und Säulentrommeln so, dass man sie auswechseln Bei der Restaurierung des Nymphenbades über- Treppenaustritten wurden mit zusätzlich ein- biogener Bewuchs hatten die Oberflächen der musste (Abb. 11). nahm die Zwingerbauhütte einen beachtlichen gebauten Strahlern aufgerüstet (Abb. 10), und steinernen Hülle deutlich angegriffen. Durch Zum historischen Figurenbestand gehören Arbeitsanteil in Eigenleistung des Bauherrn. vorhandene Rabitzdecken ermöglichten die gezielte, konzeptionell abgestimmte steinres- zunächst 16 Nymphen aus dem Hofbereich, So wurden beispielsweise alle neuen Baluster Ergänzung durch kleine Deckenstrahler unmit- tauratorische Maßnahmen wurden daher alle davon stammen sechs originale Figuren aus von Mitarbeitern der Hütte angefertigt, eben- telbar über den Laufflächen. Oberflächen gesichert, wo nötig ergänzt und der frühen Bauzeit zwischen 1715 und 1719 so wurden die Restaurierung aller Nymphen, Aus dem Erdgeschosssaal des Französischen die Figuren auf den Balustraden mit einer Si- (Abb. 13), geschaffen von Balthasar Permoser, Sockel, Balustradenfiguren und der Brunnen- Pavillons fällt abends das Licht in den Nym- likonharzlasur geschützt. Zerstörte Architek- Benjamin Thomae, Paul Egell und Christian schmuck im oberen Bassin durchgeführt und phenhof. Es wird ergänzt durch dezente turteile und Bildwerke mussten durch exakte, Kirchner. Weitere zehn Stück bereichern das dazu umfangreiche Abbau- und Versetzarbei- Strahler im Hauptgesims, das lediglich die Ver- detailgetreue Bildhauerkopien ersetzt werden. Ensemble im Mittelteil. Bei den insgesamt 45 ten des Figurenschmuckes geleistet (Abb. 12). kehrsfläche betonen soll. Die Nymphen in den Die Architektur der Schauseite des Nymphen- Skulpturen der Balustraden- und Gesimsauf-

66 | Maßnahmen | Nymphenbad Maßnahmen | Nymphenbad | 67 Linke Seite oben: Detail, Permoser 1715–18, Die Instandsetzung des Nymphenbades war „Nymphe, die zum Bade geht“ eine komplexe, umfangreiche und anspruchs-

Unten: Abb. 13, Westliche Nischenreihe volle Restaurierungsarbeit sowohl für Planer, (Besatz v. re. n. li.: Egell 1718–19 „Spielende U Bauhandwerker und Restauratoren. In der Bau- S Nymphe“, Permoser 1716 „Nymphe, die vom ausführung blieben die Eingriffe auf das tech- Bade kommt“, Permoser 1715–18 „Nymphe, T G H B die zum Bade geht“, Thomae 1714–16 nisch notwendige Maß beschränkt. L M „Nymphe, die ihr Gewand über die rechte Mit seiner ungewohnten Bildsprache entführt

Schulter hebt“, Kirchner 1718 „Nymphe D C das Nymphenbad als großartige Rarität säch-

mit dem Blütenstrauß“, Permoser 1711–12 J „Nymphe mit Muschel“, Entwurf und Modell K sischer Baukultur in eine mythologische Welt Schlesinger 1960er Jahre „Der Frühling“ aus längst vergangener Zeit. Besucher können F E A diesen abgeschiedenen Ort über den Wall oder Seiten 70/71: Abb. 14, Nymphenbad, Blick vom R O P N Französischen Pavillon zum Wall, 2014 das Erdgeschoss des Französischen Pavillons TECHNISCHE DATEN erschließen. Die ruhige Atmosphäre des Nym- phenbades lädt heute wieder zum Erfrischen Grundfläche: 875 m² und Verweilen ein (Abb. 14). Bauzeit: 2006–2008 Baukosten: 2,64 Millionen Euro Besonderheit: Brunnen und Wasserspiele

68 | Maßnahmen | Nymphenbad Maßnahmen | Nymphenbad | 69

Mathematisch-Physikalischer Salon

Siegmar Lungwitz, Carla Wilkins und Christa Röthle

Geschichte des Salons Planungsziele, Entwurf und Bauaufgabe Der Mathematisch-Physikalische Salon gehört Der Mathematisch-Physikalische Salon ist in weltweit zu den ältesten und bedeutendsten verschiedenen Gebäudeteilen des Zwingers wissenschaftshistorischen Sammlungen. Das untergebracht: Dem Uhrzeigersinn folgend „Königliche Cabinet der mathematischen und bezeichnet man sie als Langgalerie (nahe physikalischen Instrumente“ wurde 1728 im Kronentor), Anbau R, Pavillon F (als zentraler, Zwinger eröffnet. Im Jahr 1746 erhielt das mehrgeschossiger Mittelteil mit dem frühe- Museum schließlich seinen bis heute gültigen ren Grottensaal und dem Festsaal im Ober- Namen: „Mathematisch-Physikalischer Salon“. geschoss), Bogengalerie und neuen Erweite- Der Grundstock der Sammlung geht auf die rungsbau unter dem Wallniveau. von Kurfürst August Mitte des 16. Jahrhun- Der Entwurfsgedanke basiert auf der historisch derts gegründete Kunstkammer zurück. Zu- vorgegebenen Intention, den Zwinger als Ge- gleich war das Museum auch Behörde – Re- samtkonzept bzw. -kunstwerk zu betrachten, ferenzmaße wurden hier aufbewahrt und im seine Genese zu würdigen und ihn als solches 18. Jahrhundert wurde der Salon zur zentralen zu erhalten. Die vorgefundenen, ursprüng- Zeitdienststelle Sachsens. Er ist ein Technik- lichen Baustrukturen und Gestaltungsprin- museum – aber darüber hinaus präsentiert der zipien waren also bindend. Es galt, in diesem Mathematisch-Physikalische Salon wissen- Kontext für die Sammlungen einen angemes- schaftlich und künstlerisch wertvolle Exponate. senen architektonischen funktionalen und re- Von Beginn an war die Instrumentensammlung präsentativen Ausstellungsort zu entwickeln, im Festsaal des südwestlichen Pavillons unter- unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer gebracht. Mit dem Wiederaufbau der kriegszer- Grundsätze. In diesem Zusammenhang war die störten Bauteile nach 1945 wurde die Ausstel- nachhaltige Konsolidierung von Konstruktion, lungsfläche erstmals um die Bogengalerie und Bauphysik, technischer Gebäudeversorgung, den Grottensaal erweitert. Nach Abschluss der Gebäudesicherheit, Fassaden und plastischer grundlegenden Sanierung 2013 erstreckt sich Bauzier erforderlich. der Mathematisch-Physikalische Salon vom Der Zustand des Salons zeigte in baulicher, Kronentor bis zum Wallpavillon, mit einer un- funktioneller und museumstechnischer Hin- terirdischen Saal-Erweiterung im Wallbereich. sicht gravierende Schäden und Unstimmig- keiten. Zudem entsprach das Erscheinungsbild nicht dem zeitgemäßen Status einer bedeu- tenden wissenschaftlichen Sammlung. Mit den Baumaßnahmen wurde das Museum um we- sentliche Funktions- und Ausstellungsflächen erweitert. Aufgrund archäologisch wichtiger Funde in den Fundamentbereichen des ehema- ligen Grottensaals konnte man das ursprüngli- che Baukonzept, das die Schaffung von Funk- tionsräumen im Kellergeschoss vorsah, jedoch nicht mehr umsetzen. Es musste nach Alterna- tivlösungen für einen Flächenersatz von Not- depot, Werkstatt und Klimazentrale gesucht und das bis dahin vorliegende Planungskonzept grundlegend überarbeitet werden.

Langgalerie O nach Fertigstellung, 2013

72 | Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon | 73 Gestaltung Das äußere Erscheinungsbild des Mathema- tisch-Physikalischen Salons wird von der vor- handenen Bausubstanz bestimmt, mit einer – wie Pöppelmann sie nannte – „römischen Säulenordnung“, durch reiche Profilierung sowie einer Fülle von Schmuckelementen, Figuren und Vasen geprägt. Hier wurde großer Wert auf den Erhalt des Bestandes durch steinkonservatorische und restauratorische Maßnahmen gelegt. Die neuen Fenster und Fenstertüren wurden aus sicherheitstechnischen Gründen speziell konstruiert. Gestaltung und Detaillierung der Fenster erfolgte nach historischen Vorlagen, abgestimmt auf die bereits früher eingebau- ten Fenster am Deutschen Pavillon und der Porzellansammlung. Zu erwähnen ist die erneuerte Eindeckung des Mansarddaches, die durch den schlechten Zustand der Einbindungspunkte der Dachent- wässerung sowie des schlechten Zustandes des Altkupfers und der mangelhaften Befes- tigung der Kupferbleche auf der Unterkon- struktion erforderlich wurde. Die Breite der neuen Kupferschare orientierte sich dabei am bereits 1992 eingedeckten Dach des Porzel- lanpavillons. Zur Aufwertung der ästhetischen Linke Seite: Pavillon F, OG – Hauptgesims der Hoffassade, Steinrestaurierung, 2011 Erscheinung der „Dachlandschaft“ erhielten die beiden Zierschornsteine eine Vergoldung Rechte Seite oben: Langgalerie O unmittelbar Funktion und korrespondieren sowohl mit den Akan- vor Baubeginn, hier noch als Zwischendepot für die bereits abgebauten Attikafiguren genutzt, Entsprechend den musealen Anforderungen thusblättern des Kronentores als auch den 2009 und internen Arbeitsabläufen ordnete man die Zierschornsteinen des Porzellanpavillons. Funktionsbereiche neu. Die Ausstellungsflä- Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrie- Rechte Seite unten: Pavillon F, Rohbau, Beginn der Einrüstung für die Decke zum OG, 2010 chen befinden sich vorrangig in den repräsen- ges gestaltete man die Säle im Erd- und Ober- tativen Räumen der Lang- und Bogengalerie geschoss des Pavillons im Stil der 1950er Jahre. sowie im Festsaal des Pavillons. Der Verwal- Im Obergeschoss blieb dieser Duktus der Raum- tungsbereich ist weiterhin im Anbau aus den schale erhalten. Den ehemaligen Grottensaal im 1920er Jahren verblieben. In einem unterirdi- Erdgeschoss des Pavillons konnte man in seine schen Neubau im rückwärtigen Wallbereich ursprüngliche Geometrie zurückversetzen. Heu- wurden die Technikzentralen für Klima, Not- te begrüßt es als repräsentatives Foyer die Be- depot und Werkstatt untergebracht. Sie liegen sucher. Die freigelegten farbigen Stuckelemente entsprechend den räumlichen Gegebenheiten geben einen Eindruck von der ehemaligen ba- und funktionalen Anforderungen dezentral rocken Fassung des Saals. Der Museumseingang in den Souterrainbereichen. Weiterhin wur- ist entsprechend dem historischen Konzept zum de in dem Neubau ein neuer Ausstellungssaal mittigen Portal des Pavillons verlegt worden und für lichtempfindliche Ausstellungsobjekte ge- wird über die geschwungene, zweiläufige Frei- schaffen. Dieser „Neue Saal“ verbindet die treppe erschlossen. Bogengalerie mit dem Anbau R und ermöglicht Die vorhandene, barock geprägte Innenarchi- so einen Rundgang im Museum. tektur von Lang- und Bogengalerie wurde in In dem neuen Foyer sind Kasse mit Informa- der Substanz restauriert, die räumliche Farb- tion und Shop sowie Garderobe und Auf- gebung auf eine schlüssige Gesamterschei- zug angeordnet. In unmittelbarer Nähe zum nung abgestimmt. Foyer befinden sich im Untergeschoss die Mit großem planerischen Aufwand gelang WC-Anlagen für die Besucher. Rollstuhlfahrer es, die zum Teil sehr komplizierten haustech- gelangen vom Zwingerhof barrierefrei über nischen Installationen substanzschonend in einen separaten Eingang und den Aufzug in die Bauwerke zu integrieren. die Ausstellungsebenen.

74 | Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon | 75 Bauablauf Linke Seite: Anbau V im Wall, Betonieren der Unsichtbar aber wirkungsvoll – Die Technik verschiedensten Metallen. Um sie optimal zu Im Jahre 2008 erfolgten archäologische Unter- Fundamentplatte, 2010 im Mathematisch-Physikalischen Salon konservieren, sind enge Klimawerte zwingend suchungen. Die hier gemachten Funde hatten Seiten 78/79: Pavillon F – das heutige Foyer Für alle Beteiligte war es eine große Heraus- erforderlich, das heißt: geringe Temperatur- einen zwischenzeitlichen Baustopp zur Folge. im Rohbau mit frisch eingebautem Estrich, forderung, die Ausstellungsräume des Mathe- schwankungen, konstante Luftfeuchtigkeit und Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde Bildmitte links oben: Musterachse für die matisch-Physikalischen Salons auf den erfor- Schutz vor schädlichem Lichteintrag. neue Deckengeometrie, 2011 die Neukonzeption geprüft – die Gesamtpla- derlichen Stand der Technik zu bringen. Zum Im Überblick sind die auf die einzelnen Ausstel- nung, Kosten sowie der Bauablauf mussten einen gibt es klimasensible Ausstellungstücke lungsbereiche abgestimmten klimatechnischen angepasst werden. 2009 lag die überarbeite- unterschiedlichster Materialien, die höchs- Installationen zusammengefasst: te Entwurfsunterlage vor. Die Einrichtung der te konservatorische Anforderungen stellen. Langgalerie O: Raumheizung und Kühlung, Baustelle begann im Mai 2010, die Rohbau- Zum anderen waren die Ausstellungsberei- alle Vitrinen aktiv klimatisiert (eigene Kli- arbeiten starteten im Juni mit den ersten Ab- che ursprünglich als Orangerien und Festsä- maversorgung). bruchmaßnahmen. le konzipiert, die diesen notwendigen Schutz Bogengalerie: Raumheizung und Kühlung, nicht boten. Die Skelettstruktur des Zwin- alle Vitrinen passiv klimatisiert (Silikatgel). Das weitere Baugeschehen verlief wie folgt: gers, bestehend aus massiven Wandpfeilern Anbau V: Klimatisierung des Raumes, alle Sept. 2010 Abschluss der ca. 7 Meter tiefen und großen Flächen der Fensterarkaden, bot Vitrinen aktiv klimatisiert. Baugrube für den unterirdischen Neubau, nur wenig Möglichkeiten, um Objekte vor Festsaal im OG: Raumheizung und Küh- Abtransport von rund 3.000 Kubikmeter der direkten Licht- und Sonneneinstrahlung lung, alle Vitrinen passiv klimatisiert. Erdreich über den Zwingerwall, Einsatz von verschattet unterzubringen. Eingriffe in die Grottensaal: nur Raumheizung, alle Vitri- Spezialtiefbautechnik zur Sicherung der Bausubstanz mussten sehr sensibel geplant nen passiv klimatisiert. Baugrube und angrenzender Bauteile. und substanzverträglich ausgeführt werden. Okt. 2010 Grundsteinlegung für den Neu- Um dies zu gewährleisten, nutzte man für die Drei Technikzentralen steuern die insgesamt bau. Versorgungstrassen weitgehend Kanäle und fünf Lüftungs- und Klimaanlagen. Alle Räu- Jan. 2011 Beginn der Ausbauarbeiten mit Schächte in jenen Wand- und Deckenzonen, me verfügen über eine Fußbodenheizung und der Sanierung der Putzdecke im Oberge- die bereits durch frühere Eingriffe geschaffen Konvektoren. Im Festsaal liegen zusätzlich un- schosssaal. wurden. Als Planungshilfe diente dabei ein ter der Decke Matten, die Kälte oder Wärme Mai 2011 Montage der Fensterrahmen. schematisches 3-D-Modell. Trotzdem waren abstrahlen können. Die Kältezentrale ist im Mitte 2011 Beendigung der Rohbauarbei- laufend baubegleitende Anpassungen an den Wall untergebracht und Teil des Kälteverbun- ten am Neubau, Einbau von ca. 100 Tonnen Bestand notwendig. des der Gemäldegalerie Alte Meister. Es liegen Bewehrungsstahl, 850 Kubikmeter Beton, Jedes Anlagenteil wie Elektro-, Sicherheits- und 80 bis 90 Kilowatt Kältelast an. Abtransport von rund 1.500 Kubikmeter Haustechnik (Lüftung, Heizung, Klima) verfügt Einen wesentlichen Teil des Schutzes des Aus- Bauschutt. über separate Steuersysteme (Datenbus). Die stellungsguts übernehmen die Fenster, deren Ende 2011 Abschluss Einbau aller wesent- Gebäudeleittechnik mit ihren 3.000 Daten- Konstruktion in Verbindung mit dem Glas Ein- lichen Rohinstallationen der Haustechnik, punkten steuert die Haustechnik. Die Geräte bruchsicherheit, Wärmedämmung, Lichtfilter Beendigung der Abdichtungsarbeiten an der Sicherheitstechnik werden über einen Loop und einen möglichst hohen Farbwiedergabe- den Terrassen. miteinander verbunden. Die einzelnen Systeme index in sich vereinen und dabei die Optik der Anfang 2012 Verlegung der ersten Natur- arbeiten unabhängig voneinander, tauschen historischen Scheiben anstreben. steinböden. Aufgrund der Gebäudegeomet- aber untereinander Informationen aus, um Bauherr, Planer und die ausführenden Gewer- rie werden alle Platten im Wasserstrahlver- übergreifende Funktionen zu ermöglichen. ke betreten beim komplexen Schutz der Aus- fahren geschnitten. Jede Rohplatte des ca. Insgesamt wurden für alle drei Systeme ca. stellungsstücke und dessen stetig steigenden 240 Mio. Jahre alten Kalksteins wurde im 75 Kilometer Kabel verlegt. Anforderungen ein Spezialgebiet des Bauens. Steinbruch bei Patrichberg / Treuchtlingen Seit der letzten Grundsanierung und Rekon- Es gilt dabei immer, den Kompromiss zwischen (Bayern) begutachtet und ausgewählt. struktion des Mathematisch-Physikalischen neuen Anforderungen und vorhandenem Be- Aug. 2012 Einbau der Ausstellungsvitrinen. Salons 1955 hatten sich die technischen Be- stand zu finden. Allgemeingültige Richtlinien Okt. 2012 Abschluss der Ausbauarbeiten im dingungen kaum verändert. Eine Lüftung bzw. gibt es nur wenige, jedes Objekt erfordert eine Grottensaal. Klimatisierung wurde damals nicht eingebaut, individuelle Begutachtung von Konservatoren, Dez. 2012 Einbau der Innentüren, Fertigstel- als UV-Schutz dienten schlichte Vorhänge an Wissenschaftlern und Baufachleuten. lung des gläsernen Aufzugs. den Fenstern. Die Ausstellungsobjekte beste- Jan. 2013 Restarbeiten und Übergabe an hen jedoch teilweise aus organischen Verbin- die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. dungen – wie Leder, Holz, Lacke, Harze – und

76 | Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon | 77

Linke Seite oben: „Neuer Saal“ im Anbau V Ausstellung gestalten – Neue Präsentation aus der Sammlung zeigen. In Verbindung mit vor der Innenausstattung, 2012 im Mathematisch-Physikalischen Salon einem Schlagwort bieten sie eine Vorschau auf

Unten: Museale Ausstattung des „Neuen Saals“, Die Ausstellungsgestaltung unterstreicht die die Themen der Ausstellung und laden dazu ein, 2013 Architektur des Zwingers und setzt die heraus- tiefer in die einzelnen Bereiche einzusteigen. ragende Sammlung des Mathematisch-Phy- Die klare und reduzierte Formensprache der sikalischen Salons in dem barocken Ensemble Möblierungseinbauten legt zudem die symme- aus Pavillons und Orangerien wirkungsvoll in trische Struktur des Raumes offen und schafft Szene. Den in weiß gehaltenen Sälen werden Blickbezüge zum Zwingerhof. edle, dunkel glänzende Oberflächen entgegen- Vom Entree-Bereich aus gelangt der Besu- gesetzt. Im Zusammenspiel aus Architektur cher in die Bogengalerie. Mit dezent farbigen und Ausstellung entsteht ein elegantes, har- Stoffen bespannte Wandspiegel entlang der monisches Gesamtbild. Betritt der Besucher geschlossenen, gebogenen Wand formen den einen der vielen Ausstellungssäle, erzeugt ein Hintergrund für die Exponate, zu denen die charakteristisches und außergewöhnliches Ex- einmalige Uhrensammlung des Mathema- ponat einen stimmungsvollen Blickfang und tisch-Physikalischen Salons gehört. Einzelne bietet ihm einen räumlichen und thematischen Objekte werden in freistehenden Vitrinen her- Einstieg und Übergang zu den einzelnen Aus- vorgehoben. Der hintere Bereich der Bogenga- stellungsbereichen. lerie wird mit einem flexiblen Präsentations- Der Mathematisch-Physikalische Salon wird system als Schaudepot ausgestattet. In den über den zentral gelegenen, ehemaligen Grot- großformatigen Sammlungsschränken lassen tensaal mit dem Kassenbereich, Shop und der sich auch Wechselausstellungen präsentieren; Garderobe erschlossen. Der erste Blick wird auf zusätzlich gibt es hier Angebote für die Muse- die fünf halbrunden Wandnischen an der Rück- umspädagogik, so dass ein „lebendiges“ Muse- wand gelenkt, die exemplarisch Höhepunkte um entstehen kann.

80 | | 81 Der Rundgang durch die Bogengalerie führt zu skope, werden auf im Raum frei angeordne- einem Durchgang zum „Neuen Saal“, der in dem ten Podesten, die als inhaltliche Themeninseln neuen Erweiterungsbau hinter dem Grottensaal gestaltet sind, platziert. Die architektonische Oben: Terrasse der Langgalerie O im Rohbau, links Wetterschutz für liegt. In dem mit Holz verkleideten Raum ohne Hülle ist als große begehbare Vitrine erlebbar. die Steinrestaurierung an der Tageslicht wird die Globensammlung in einer hofseitigen Fassade, 2012 Weltall-ähnlichen Atmosphäre präsentiert. In Zur Neugestaltung des Grottensaals Seiten 84/85: Pavillon F OG nach der matt verspiegelten Vitrinenlandschaft ist Der Grottensaal wurde nach heutigen Erkennt- Fertigstellung, Raumduktus des der Betrachter rundum von einem Universum nissen Anfang des 19. Jahrhunderts grundle- Wiederaufbaues nach 1945, 2015 aus Globen umgeben. Im Zentrum des Raumes gend saniert. Der gesamte Stuckschmuck, die sind die großformatigen Coronelli-Globen aus Brunnen und Nischen sowie die Raumgeo- der Zeit um 1700 als besondere Exponate in ei- metrie wurden verändert – es entstand ein ner freistehenden Vitrine inszeniert. schmuckloser Raum mit Mittelstützen und trischen Grundform wiederhergestellt und ver- Die Innenfelder in den Sälen, die wahrschein- Der Weg führt den Besucher weiter in die gewölbten Deckenfeldern. mittelt so die historischen Dimensionen. lich mit Flusskieselsteinen ausgelegt waren und Langgalerie. In diesem Ausstellungsbereich Die Planung zum Grottensaal sah in den ers- Die jetzt sichtbare Raumfassung unter Einbe- im Mittelsaal zusätzlich eingelegte Ornamente werden die Exponate aus der Kunstkammer ten Überlegungen die Wiederherstellung der ziehung der örtlich bestehenden Befunde bringt aufwiesen, wurden mit schlichten Plattenbelä- des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts barocken Raumgeometrie mit Schmuckele- das mögliche „Weiterbauen“ zum Ausdruck. gen desselben gestalterisch hochwertigen Be- gezeigt. Dem strengen Säulen- und Gewölbe- menten – analog des Tiersaals in der Porzel- Maßgeblich für das Ziel war die Erhaltung und lages geschlossen. Raster des lang gestreckten Raumes wird eine lansammlung – vor. 2009 konnten umfang- Sichtbarmachung der am ursprünglichen Ein- Weitere Überlegungen sind nun vorerst ohne Reihung unterschiedlich langer Tischvitrinen reiche Sondierungen vorgenommen werden, bauort befindlichen barocken Ornamente und bauliche Veränderungen am Bestand möglich. entgegengesetzt, die zugleich die Raumpro- die unerwartet viele Befunde brachten. Neben Farbfassungen des Grottensaals. Zugleich handelt es sich hier um einen Raum portionen unterstreichen. Die Seitenflächen 14.500 Stuckelementen konnten auch Farb- Die Gestaltung des neuen Bodens aus hellem von eindrucksvoller, zeitgemäßer Gestaltung, der Tischvitrinen sind schräg nach innen ge- fassungen an Pfeilern und Pilastern sowie die Kalkstein berücksichtigte die Erkenntnisse der die dauerhaft, oder aber auch nur temporär klappt und geben dem Besucher die Möglich- Brunnenabläufe aufgenommen werden. Ins- Bauforschung hinsichtlich der Lage und Ab- sein kann. keit, näher an die Objekte heranzutreten. Ihre besondere in den Arkadenlaibungen und den messung des bauzeitlichen Brunnenbeckens skulpturale Form verleiht den Vitrinen zugleich sich anschließenden Sandsteinstützen waren sowie der Randfriese entlang der Außenwände. eine anmutige Leichtigkeit. Die Exponate wer- Originalteile des barocken Schmuckwerkes in den wie auf einem Catwalk in einem lebendi- situ zu entdecken. Die aus den vielen abge- gen Wechsel offen oder unter Glas präsentiert. schlagenen Bruchteilen und den am Bauwerk Der Wendepunkt der Ausstellung wird durch vorhandenen Befunden brachten genaue Er- TECHNISCHE DATEN die beeindruckende Planetenuhr von 1563 – kenntnisse zur Materialität und Geometrie des U 1568, am Ende der Langgalerie, markiert. Grottenraumes und entfachten die Diskussion S Grundfläche: 4.165 m2 Der Saal im Obergeschoss rundet die Neuge- über die Raumfassung neu. Dabei war die Su- T G H B Museumsfläche: 1.071 m2 staltung des Salons räumlich und inhaltlich ab. che nach einer geometrischen und gestalte- L M Bauzeit: 2010 – 2013

Der großzügige Festsaal liegt direkt über dem risch qualitätvollen Lösung gemeinsames Ziel D C Baukosten: 17 Millionen Euro Grottensaal und ist über den Aufzug oder die aller Beteiligten. J Besonderheit: Hohe konservatorische Anforderungen hinsichtlich der Exponate, K außen liegende Freitreppe erreichbar. Die Be- Die ursprüngliche räumliche Struktur mit Mit- denkmalverträgliche Anpassung der notwendigen technischen Einbauten F E A sonderheit des Ortes wird durch die Präsenta- telsaal sowie den jeweils angrenzenden Seiten- ans Bauwerk, Museumserweiterung durch Erbauwerk für Ausstellungssaal, R O P N tion der außergewöhnlichen Exponate betont. sälen wurde durch das Öffnen der Arkaden und Steinrestaurierung aller Fassadenabschnitte. Großformatige Objekte wie zum Beispiel Tele- dem Einbau der neuen Decke in seiner geome-

82 | Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon Maßnahmen | Mathematisch-Physikalischer Salon | 83 Bild Doppelseite Die Zwingerbauhütte und Steinrestaurierung am Zwinger

Karl Schöppner / Frank Hoferick

Linke Seite oben: Werkhof mit Freiarbeitsplätzen und Steinlager, 2009

Linke Seite unten: Modellierarbeiten in der Werkstatt, 2008

Rechte Seite oben: Kronentor, Versetzarbeiten der Attikafiguren, 2013

Rechte Seite unten: Nymphe im Wasserbad, Methode zur effizienten Schadstoffminderung im Sandstein, 2008

Auf Bauhütten wird man meist aufmerksam, Seit den frühen 1980er Jahren bemühte sich 1998 ist die Lehrausbildung wieder erfolgreich rischen Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt wenn von Kathedralen oder Domen die Rede Ulrich Aust, getrieben von der großen Sor- in das Aufgabenspektrum integriert. werden. Freie Berufe und Handwerksfirmen ist. In historischer Zeit besaßen die Bauhütten ge um den baulichen Zustand des Zwingers, War die gesamte Zwingerbauhütte bis 1998 werden mit Aufträgen ins Gesamtwerk der Re- „Die Kunst in Stein zu bauen“.1 Diese Kunst er- mit den Betriebshandwerkern der damals für noch ausschließlich im Zwinger untergebracht, staurierung eingebunden. lebte im 19. Jahrhundert in Europa eine Wie- den Zwinger verantwortlichen Staatlichen bezogen die Werkleute 2002/03 das Areal der derbelebung, als die teils seit Jahrhunderten Kunstsammlungen Dresden die Etablierung ehemaligen Königlichen Hufschmiede in der Steinrestaurierung und -konservierung unvollendeten Dome wie in Köln, Meißen oder der Bauhütte wenigstens strukturell wieder Kleinen Packhofstraße. Der kleine Komplex am Zwinger Regensburg nun „fertiggestellt“ wurden. aufzugreifen.4 wurde dazu ausgebaut und erhielt Büros, Werk- Kaum ein anderes Bauwerk in Sachsen hat, Dieser Gedanke wurde mit der offiziellen stätten, Sozialräume, Freiarbeitsplätze und ein wie das Zwingerensemble, durch seine bild- Die Anfänge der Zwingerbauhütte 1924 Wiedereinrichtung der Zwingerbauhütte am Depot. Damit erzielte die Bauhütte eine deutlich künstlerische Gestaltung eine solch große Als man zu Beginn des 20. Jahrhunderts die 18. Juni 1991 Wirklichkeit. Sie erfolgte mit Un- gesteigerte Effizienz und Wirtschaftlichkeit. und faszinierende Wirkung. Die bearbeiteten Vierte Zwingerrestaurierung startete,2 besaßen terstützung der Sächsischen Staatsregierung5 Den hohen Anforderungen für die Steinkon- Steinoberflächen verleihen der Architektur „Bauhütten“ noch immer eine hohe Bedeu- und war dem damaligen Staatshochbauamt servierung und Steinrestaurierung versucht die und den Kunstwerken Formenreichtum, Le- tung, waren sie doch spezialisierte Werkge- Dresden I (heute SIB Niederlassung Dresden I) Bauhütte durch qualitätvolles Handwerk, mit bendigkeit und Ausdruck. Dem Betrachter ste- meinschaften, denen man ideell und praktisch zugeordnet. Ein kleiner Festakt am Kronentor wissenschaftlich fundierten Arbeitsmethoden, hen sie überall sichtbar vor Augen. umfassende Restaurierungen wichtiger Bau- markierte das Ereignis. langjährigen Erfahrungen und umfangreichem Diese Oberfläche zu bewahren, zu schützen, werke zutraute. Zuständig für die anstehende Wissen, systematischen Planungs- und Aus- wenn nötig auch wieder detailgetreu herzu- grundlegende Sanierung war das damalige Struktur und Aufgaben führungskonzepten sowie anerkannten Stan- stellen, ist ein wichtiger Teil der Steinrestau- Sächsische Hochbauamt II, die Leitung der Im Jahr des Neubeginns umfasste die Bauhüt- dards der Denkmalpflege gerecht zu werden. rierung. Das Bauwerk steintechnisch in Stand Arbeiten wurde Regierungsbaurat Hubert Er- te zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Eine entsprechende Mitarbeiterstruktur er- und verkehrssicher zu halten ist ein weiterer misch übertragen.3 In dieser Zeit entstand auch Zwingerbaumeister wurde Ulrich Aust ernannt, möglicht es, diese Ansätze in theoretischer wie Aspekt. Dabei ist das Original stets Orientie- der Begriff „Zwingerbauhütte“. Jedoch waren der bis zu seinem Tod 1992 diese Funktion inne in praktischer Hinsicht als „Eigenleistung des rung und Verpflichtung, die Grundsätze des Handwerker, Restauratoren, Maurer und Bild- hatte, seit 1993 leitet Karl Schöppner als Zwin- Bauherrn“ umzusetzen. Sie hat dazu speziell Denkmalschutzes haben oberste Priorität. hauer nur über Werkverträge assoziiert und gerbaumeister die Bauhütte. In den folgenden auf die Erfordernisse der Arbeiten zugeschnit- Da die ursprünglich geplante Ausstattung damit keine direkten Mitglieder der Bauhütte. Jahren konnte die Zahl der Mitarbeiter auf 14 tene Werkstätten, abgestimmte Ausrüstung, des Zwingerensembles mit Figuren, Putti und Mit dem Abschluss des Wiederaufbaues nach erweitert werden. Heute sind in der Bauhütte die notwendige betriebliche Infrastruktur und Vasen nicht vollständig verwirklicht wurde, dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zwinger- sechs Mitarbeiter als Stammbesetzung be- entsprechende Arbeitsmittel. Dabei können blieb es den Bildhauern späterer Bau- und bauhütte 1968 aufgelöst. schäftigt (Steinhauer und Restauratoren). Seit allerdings nicht alle nötigen steinrestaurato- Restaurierungsphasen vorbehalten, das Werk

86 | Maßnahmen | Zwingerbauhütte Maßnahmen | Zwingerbauhütte | 87 tensive Schwärzung, die geschützteren Fassa- Grundsätzlich wirken alle Witterungseinflüsse den am Zwinger dagegen überwiegend einen belastend auf die Steinoberflächen und das noch relativ hellen Ockerfarbton aufweisen. weitverzweigte Fugennetz. Insbesondere das Die Dritte Restaurierungsphase des Zwingers Niederschlagswasser trägt Schadstoffe ein, von ca. 1880 bis 1898, als man über weite Stre- transportiert Salze und greift im Winter durch cken Portlandzement als Restaurierungs- und Frost-Tau-Wechsel das Gefüge des Steins an. Steinergänzungsmaterial einsetzte und den Biogener Bewuchs, Mikroorganismen, Flech- Zwinger dann anschließend flächendeckend ten, Moose und Gipskrusten beeinträchtigen mit einem dichten Ölfarbanstrich optisch ein- ebenfalls die Steinoberflächen. In der Wir- heitlich fasste, wirkt heute noch in besonde- kung zeigen sich die für ein heterogenes Se- rer Weise nach. Ab 1910 und im Wesentlichen dimentgestein typischen Verwitterungsbilder: nach 1924 musste diese Farbfassung durch absandende Oberflächen, Auswitterung tiefer Ablaugung wieder entfernt werden. Man er- „Löcher“, so genannte Kavernen und damit Linke Seite: Französischer Pavillon, dunkel patinierter Figurenschmuck, im Vordergrund reichte dies mit dem Einsatz der so genannten Reliefbildung, Ausprägung von Schalen sowie Balustrade mit restaurierten Skulpturen, 2011 Zwingerpaste, einer Mischung aus Natronlau- Abbröckeln der Substanz des Steins. Die Schä- zu bereichern. Bis ins 20. Jahrhundert hinein Varietät.6 Der Sandstein aus der Umgebung ge und Löschkalk, angedickt zu Kompressen. digung originaler Oberflächen bedeutet oft ei- Rechte Seite: Besuch des Finanzministers wurde das Bildprogramm durch Kopien und von Cotta ist feinkörniger und weist eine ge- Prof. Dr. Unland in der Bauhütte am 6.11.2013 nen unwiederbringlichen Substanzverlust. Neuschöpfungen schrittweise ergänzt. Die ringere Druckfestigkeit als jener aus Posta auf. Schadenseinflüsse und Steinschäden Bildhauer orientierten sich an barocken Vor- In der ersten Bauphase verwendete man fast Die Folgen dieses Verfahrens sind noch immer Die heutige Steinrestaurierung bildern oder schufen ganz eigene stilistische ausschließlich Sandstein der Cottaer Varietät. spürbar. Im Stein reicherte sich Natriumsulfat Nachdem 1963/64 der Wiederaufbau abge- Auffassungen im Geschmack der jeweiligen Wegen seiner feineren Struktur eignet er sich an, eine Folge der Reaktion aus salzbildenden schlossen war, zeigten sich nur zwei Jahrzehn- Epoche. besonders gut für sehr detailreiche Bildwerke. Stoffen der Ablaugung und der Luftbelastung te später erneut erhebliche Schäden an Mau- Heute existieren noch ca. 150 originale Skulp- Allgemein lässt sich sagen, dass der „Cottaer“ durch Schwefeldioxid. Natriumsulfat ist ei- erwerk und Steinoberflächen. Seit der Mitte turen und Fragmente der ursprünglichen Ba- deutlich schneller verwittert, der grobkörnige, nes der gefährlichsten bauschädlichen Salze, der 1980er Jahre etablierte man schrittweise rockausstattung. Einige davon kann man an offenporige „Postaer“ gegenüber Witterungs- welches in der Wechselwirkung aus Kristalli- Methoden der modernen Steinrestaurierung. geschützten Standorten im Bauzusammenhang einflüssen hingegen recht stabil ist. sation und Lösung die Steinsubstanz zerstört. Grundlegende Fragen mussten geklärt werden, bewundern, der größte Teil davon ist aber in De- Eine Besonderheit des Elbsandsteins ist die Neben diesem Salzeintrag schädigten über beispielsweise zur Belastung der Steinsubstanz pots sicher geborgen. Weite Bereiche der Fassa- Bildung einer grauen bis schwarzen Färbung Jahrzehnte hinweg auch hohe Immissionen mit Schadstoffen und deren Minderung, der den und deren plastisches Schmuckwerk stam- der Oberflächen, welche umgangssprachlich von Stäuben und Gasen aus der Verbrennung Schwärzung der Oberflächen, zur Festigung men dagegen noch aus der barocken Bauzeit. als „Patina“7 bezeichnet wird. Man findet sie fossiler Brennstoffe im Stadtgebiet das En- des Steins und der Anwendung von Ersatzmör- Für die historischen Ergänzungen wurde Elb- hauptsächlich dort, wo der Stein direkt dem semble. Auch die Verwendung der Zemente, tel für Ergänzungen. sandstein unterschiedlicher Herkunft verwen- Wetter ausgesetzt ist. Dies erklärt, warum ge- welche ebenfalls eine Salzbildung förderten, Nach 1990 haben sich die materiellen und det, die so genannte Cottaer - bzw. die Postaer rade die Attikazonen und Balustraden eine in- sind zu nennen. technologischen Voraussetzungen für die

88 | Maßnahmen | Zwingerbauhütte Maßnahmen | Zwingerbauhütte | 89 Linke Seite: Durch Salzeinwirkung stark geschädigte Maske einer Konsolfigur der Bogengalerien, links vor – und rechts nach der Restaurierung, 2009–2011 Steinrestaurierung deutlich verbessert. Die seit nes Neuteils erzwingen. Steinmetze bearbeiten wendbarkeit geprüft und weiterentwickelt. Silikonharzfarblasuren am Zwinger Rechte Seite links: Steinerhalt, Kopie einer 1991 laufende Sanierung aller Gebäudeteile sowohl komplette Werksteine, als auch klein- Ergebnisse der Kontrolle und Auswertung be- Aus denkmalpflegerischer Sicht widerspricht Krone mittels Punktierverfahren, Lehrausbil- erfordert zunächst, die Schadensursachen des teilige Vierungen8 und versetzten diese am reits abgeschlossener Restaurierungen fließen die Schwärzung der Dachaufbauten und dung ZBH, 2011 jeweiligen Abschnitts genau zu ermitteln und Bauwerk. Die Steinbildhauer fertigen Kopien stetig in die jeweils aktuellen Konzepte ein. Skulpturen den Intentionen einer Festarchitek-

Rechte Seite rechts: Figuren während der Konzepte für die Restaurierung zu erarbeiten. von Figuren, Putti sowie Vasen an und erneu- tur. Mit einer zu intensiven Reinigung könnte Schadstoffminderung mittels Zellstoffkom- Dabei wird zur Vorbereitung der Maßnahmen ern fehlendes Bildwerk an den Fassaden. Dabei Bei der Restaurierung der Steinobjekte werden diese Patina „abrasiv“ mittels Sandstrahlver- pressen, Werkstatt der ZBH, 2008 folgende Arbeitssystematik angewendet: kommen auch heute noch die traditionell ver- folgende Arbeitsschritte ausgeführt: fahren abgetragen werden. Dies würde jedoch Dokumentation des Vorzustandes. wendeten „Eisen“9 und Handarbeit zum Einsatz. Steinreinigung. zu einem hohen Verlust der gestalteten Stein- Erfassung sowie Kartierung der Schadens- Somit lassen sich die Steinoberflächen hand- Entsalzung bzw. Salzminderung mittels oberfläche führen und kommt deshalb nicht in phänomene, des Baualters, der Steinvarie- werklich gleichwertig gegenüber jenen der frü- Kompressenverfahren an Fassaden oder Betracht. täten und der Befunde, wie Ritzungen und heren Zeiten bearbeiten, ein wichtiger Aspekt Wasserbadverfahren bei abgebauten Ein- Anwendung findet daher eine für den Zwinger Steinmetzzeichen. bei der „Authentizität“ von Kopien und Neutei- zelstücken in der Werkstatt. modifizierte Farblasur, die nach der Restau- Naturwissenschaftliche und restauratori- len. Die benötigten Steine stammen heute wei- Steinfestigung mit Kieselsäureethylester, rierung der Objekte auf der Steinoberfläche sche Voruntersuchungen. terhin aus den Brüchen Cotta und Reinhardts- Schalenhinterfüllung mit Injektionsmör- appliziert wird. Dazu verwendet man eine Si- Erarbeitung eines Restaurierungskonzeptes. dorf, der Postaer Stein aus den Gebieten der teln auf mineralischer Basis. likonharzfarbe, deren Verträglichkeit auf Elb- Mühlleite und der Ortschaft Wehlen. Konstruktive Sicherungen wie Klebungen sandstein genau untersucht wurde. Bei der Die Leistungsbereiche der Restaurierung selbst Die eigentlichen restauratorischen Arbeiten mit Kunstharzen, Stabilisierung durch Restaurierung des Kronentores 1989/90 hatte gliedern sich in die handwerklich-künstle- umfassen alle Arbeitsschritte, die dem unmit- Stahldübel und Anker. man bereits die Attikaaufbauten und Skulptu- rische Arbeit der Steinmetze und Bildhauer telbaren Erhalt eines Objektes dienen und die Substanzsicherung oder Wiederherstellung ren in ähnlicher Weise aufgehellt und konnte sowie die restauratorisch-konservatorischen konservierenden Charakter haben. Die dazu abgewitterter Oberflächen mit minerali- seitdem die Wirkung der Schutzschicht über Arbeiten. Werksteine werden immer dann neu erforderlichen Restaurierungstechniken und schen Steinergänzungsmörteln. lange Zeit beobachten. hergestellt, wenn der Schädigungsgrad der eingesetzten Materialien wurden während Farbretuschen und Farblasuren. Die Silikonharzfarbe weist bauphysikalische Steinoberfläche signifikant hoch ist oder kon- der letzten zwei Jahrzehnte durch naturwis- Dokumentation der durchgeführten Arbeiten. Eigenschaften auf, die jenen der früher an- struktive und statische Gründe den Einbau ei- senschaftliche Untersuchungen auf ihre An- gewandten Ölfarbe weit überlegen sind. Zu-

90 | Maßnahmen | Zwingerbauhütte Maßnahmen | Zwingerbauhütte | 91 Das restauratorische Pflegekonzept Ein Bauwerk wie der Zwinger benötigt eine kontinuierliche Pflege, eine Fertigstellung im wörtlichen Sinn kann es somit nicht geben. Für diese weiterführende Baupflege ist erfor- derlich: kontinuierliches Pflegen der Fassaden inklusive Fugen. Instandhaltung der Farblasuren. wiederkehrende Reinigung aller Steinober- flächen von Schmutzschichten, Vogelkot und biogenem Bewuchs bis hin zur leider immer wieder notwendigen Entfernung Linke Seite: Bestandsschutz durch jährlichen von „Graffiti“. Winterverbau der Wandbrunnen an den turnusmäßige Kontrollen der Langgalerien, Mitarbeiter der ZBH, 2008 Verkehrssicherheit. Rechte Seite: Kronentor Ausschnitt Anbringen von Schutzeinhausungen Attikabereich nach der Restaurierung, 2013 während der Wintermonate an besonders Seiten 94/95: Luftbild mit Blick von exponierten Bereichen. Nordosten, 2003 Zum Zwinger gehört auch ein über die Jah- re erheblich gewachsener Depotbestand, der nächst ist die wasserabweisende Wirkung zu derzeit ca. 750 Ausbauteile, Abgüsse, Befun- nennen. Hinzu kommt eine sehr gute Dampf- de und vor allem jene Originale umfasst, die diffusionsfähigkeit, so dass die Steinoberflä- kopiert werden mussten. Die Bestandsverwal- chen „atmungsaktiv“ bleiben. Die Farbe wird tung von Zwinger und Depot erfolgt über ein dünnschichtig aufgetragen, um den Charakter datenbankgestütztes Inventar- und Dokumen- der handwerklich bearbeiteten Steinoberflä- tationssystem. Darüber hinaus existiert ein chen, die feine Hiebstruktur, weiterhin zu zei- umfangreicher Aktenbestand an Arbeitsun- gen. Im Gegensatz zur Ölfarbe, die den Feuch- terlagen, Bilddokumentationen und Restaurie- tehaushalt des Steines sperrt, bei Alterung rungsberichten. auf Steinoberflächen craqueliert und sich in Anpassung und Konzentration der Bauhütte Schuppen ablöst, kreidet die Silikonharzfarbe auf veränderte Rahmenbedingungen, wis- im Laufe der Bewitterung ab, zeigt also eine senschaftliche Entwicklungen und denk- allmähliche, fast unmerkliche Alterung. malpflegerische Anforderungen sind dabei Die ästhetische Wirkung der Farblasuren ist ebenso wichtig wie die Beachtung von Wirt- enorm: Durch die Aufhellung der Skulpturen schaftlichkeit und Personalstruktur. Ein solch werden deren Plastizität, Detailformen und außergewöhnliches baugeschichtliches und ikonographische Aussage wieder erkennbar. kunsthistorisches Geschenk vergangener Ge- Aber besonders aus konservatorischer Sicht nerationen, sächsischer Geschichte und Bau- ist das Schutzsystem notwendig. Von den kultur ist auf die Kontinuität der Betreuung wertvollen Oberflächen können Feuchtigkeit, und besondere Achtsamkeit auf planerischen, Schadstoffeintrag und Witterungseinflüsse aber vor allem auf handwerklich umsichtigen möglichst fern gehalten werden. Der Verwitte- Umgang angewiesen. Eine Werkgemeinschaft rungsprozess verzögert sich deutlich, die Ori- im Sinne der heutigen Bauhütten ist daher ein ginale und auch die Kopien können länger an wichtiger Beitrag für die Weitergabe unseres ihrem Bestimmungsort verbleiben. „Erbes in Sandstein“.10

1 Rziha, Franz: Studien über die Steinmetz-Zeichen, Wien 1883, Reprint Leipzig 1989, S. 11. 2 Löffler, Fritz / Pritsche, Willy: Der Zwinger zu Dresden, Leipzig 1976. 3 Löffler, Fritz, „Ermisch, Hubert Georg Karl Rudolf Wilhelm“, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 603, [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd140015582.html [15.1.2014]. 4 Zit. n. Dr. Gerhard Glaser: Entwicklungslinien der heutigen Zwingerbauhütte, unveröffentlichtes Manuskript 1996. 5 Der Schriftwechsel dazu befindet sich im Archiv der Zwingerbauhütte, als Zwingerbaumeister wurde Herr Ulrich Aust (1942–1992) berufen. 6 Die Begriffe Cottaer und Postaer Varietät fassen hier übergreifend jeweils Material all jener Steinbrüche zusammen, die den jeweiligen Gesteinseigenschaften zuzuordnen sind. 7 Es handelt sich vielmehr um einen Oberflächenfilm, der die Quarzkörner der oberen Kornlage vollständig umhüllt und abgeschwächt mehrere Millimeter tief in den Stein hinein reicht. 8 Meist rechtwinklig (daher der Name) hergestellte Ergänzung aus Naturstein, wird in einen vorhandenen Stein eingesetzt. 9 Als „Eisen“ werden einem Meißel ähnliche Werkzeuge zur Steinbearbeitung bezeichnet, die aus Stahl geschmiedet sind und für verschiedene Arbeitsgänge unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. 10 Schöppner, Karl: Balthasar Permoser und der Zwinger, in: Balthasar Permoser hats gemacht, Ausstellungs- katalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung, 2001/02, Dresden 2001, S. 35–39.

92 | Maßnahmen | Zwingerbauhütte Maßnahmen | Zwingerbauhütte | 93

Die Grotte im Dresdner Zwinger – Wissenschaftliche Begleitung, Bauforschung

Hartmut Olbrich

aufgrund fehlender Kenntnisse der Gestaltung aber aufgab.1 Fast 90 Jahre später war die Si- tuation anders: Die neuerlichen Forschungen ergeben ein getreues Abbild der Ausstattung des 18. Jahrhunderts in den drei Grottenräu- men sowie in den angrenzenden Galerien und vervollkommnen unser Bild zur Genese und Ausstattung des Dresdner Zwingers erheblich. Als Grundlage der Forschung standen ein Kupferstich aus dem frühen 18. Jahrhundert sowie die Baubefunde und Ergebnisse der ar- chäologischen Grabung zur Verfügung. Der 1729 von Pöppelmann in seinem illustrier- ten Werk „Vorstellung und Beschreibung des Zwingergartens zu Dresden“ veröffentlichte Kupferstich zeigt den zentralen Hauptraum mit fünf halbrunden Nischen an der Rück- wand. Neben den Skulpturen war der Raum prachtvoll mit Tropfenwerk, Muscheln, Mas- ken und opulenten Schlusssteinen überzogen. Ebenso üppig war der Boden gegliedert. Als Gepunktete und durchgezogene Linien müssten aufeinanderliegen Kupferstich: 1729 publiziert Linke Seite: Abb. 1, Kupferstich, 1729 publiziert, eine Besonderheit des Raumes galten zudem mit der bewusst falsch angelegten Perspektive: gepunktete und durchgezogene Linien müssten Der Pavillon an der Westseite des Dresdner die „Scherzwasser“: damit konnte man durch aufeinander liegen Zwingers, in dem heute der Mathematisch- Düsen Wasser aus dem Boden spritzen lassen Physikalische Salon untergebracht ist, entstand und die Besucher der Grotte erschrecken. Rechte Seite: Mathematisch-Physikalischer Salon, Pavillon F, EG; Blick vom Seitensaal ins Foyer, 1712. Im Rohbau weitgehend vollendet, be- Mit dem Kupferstich wollte man das umfang- 2013 gann im gleichen Jahr der Innenausbau. Beide reiche und anspruchsvolle bauliche Werk des Geschosse des Pavillons gliederte man jeweils Dresdner Hofes unter August dem Starken in einen zentralen Hauptraum, der sich seitlich präsentieren. Der Stich ist eine idealisierte durch je drei Arkaden zu kleineren Sälen hin Darstellung, die absichtlich verzerrt wurde, öffnete. Während im Obergeschoss marmorver- damit der Raum größer wirkt, als er tatsäch- kleidete Räumlichkeiten für Feierlichkeiten des lich war (Abb. 1). Folglich muss die Darstellung Hofes entstanden, richtete man im Erdgeschoss in allen baulichen Details hinterfragt sowie einen zentralen Grottenraum mit aufwändigen durch Befunde belegt werden. Als Grundla- Wasserspielen ein. 1716 war die Ausstattung ge dafür dienten 14.500 Stuckfragmente, die vollendet. Durch die Positionierung von Fest- bei der Ausgrabung durch das Landesamt für saal und Grotte in zwei Geschossen triumphiert Archäologie Sachsen im Inneren des Pavillons gleichsam die feine höfische Lebensart über die 2008/09 aufgedeckt wurden. Natur. Im frühen 19. Jahrhundert kam es zu Die Analyse und theoretische Zuordnung der statischen Problemen an der Zwischendecke, Fragmente ergab genaue Hinweise über die die daraufhin entfernt und durch Gewölbe mit historische Innenausstattung der Grotte und freistehenden Stützen in den Erdgeschossräu- ließ einen direkten Abgleich der Darstellung men ersetzt werden musste. Dabei vermauerte im Kupferstich zu. Darüber hinaus fanden man die bis dahin offenen Arkaden. Folglich sich bei den baubegleitenden Untersuchun- verschwand bei diesem Umbau auch die Grot- gen noch zahlreiche Putz- und Farbbefunde tenausstattung nahezu vollständig. an den Wänden sowie Reste der historischen „Die Grotte ist verloren“, schrieb der Zwinger- Ausstattung in den Laibungen von drei ver- baumeister Hubert Ermisch, als er in den 1920er mauerten Arkaden. Jahren eine Wiederherstellung anstrebte, diese

1 Ermisch, Hubert: Der Dresdner Zwinger und seine Erneuerung, Dresden 1931, S. 17.

96 | Anhang | Die Grotte xxx | 97 Gestaltung des Bodens Sandstein (Befund) Gestaltung des Deckenspiegels Gestaltung durch Muscheln Gestaltung der Arkadenbögen (Ostwand – Mitte) Beckenorthostaten aus Sandstein Geometrie aus Kupferstich nicht fehlerfrei zu ermitteln Dunkler Flusskieselboden zumeist uncharakteristische Fragmente erhalten Heller Flusskieselboden nördliche Laibung Wasserdüsen Formteil: Bandplatte (aus 24 Bruchstücken) Formteil: Wasserabläufe (Befund) Blattwerk

Ziegelboden Ofennische

Formteil: Muscheln (8 große und 10 kleine Formen bekannt) Gestaltung nach Befund südliche Laibung

Linke Seite oben links: Abb 2, Hinweise zur Gestaltung des Bodens

Die Bodengestaltung und das Deckenbild gebung an den Pfeilern weisen die Bereiche Linke Seite oben rechts: Abb 3, Hinweise zur zeigt, dass sich oben ein Bauteil in Form eines tragene Blattranken an, die den Übergang Die ursprüngliche Boden- und Deckengestal- aus, auf denen ehemals die Tropfenwerkbänder Gestaltung des Deckenspiegels Blattwerkes und darunter eine Gruppe von Mu- zu den Profilen um die Arkaden verschleifen tung wirft momentan noch Fragen auf. Für den sowie die Dekorelemente in Form von Blattwerk scheln befanden, was in dieser Form nachweis- sollten (Abb. 7). Neben der Detailgestaltung Linke Seite unten: Ausschnitt der freigelegten Boden gibt es nur fragmentarische Befunde zur und Muscheln angebracht waren. Von all die- Befunde nach der archäologischen Grabung, lich nicht existiert hat. Der Befund gibt hinge- im Schlussstein sind auch die Anschlüsse des historischen Form- und Materialgebung. Zu- sen Bauteilen der Pfeiler haben sich Fragmente 2009 gen an, dass die Felder oben und unten jeweils Profils an die Pilaster nachvollziehbar. dem ist die Geometrie des dargestellten Bodens im archäologischen Fundkomplex erhalten. Die mit einem Blattwerk versehen und dazwischen Rechte Seite links: Abb. 4, Funde der aufgrund der Verzerrungen nicht fehlerfrei aus aus Gips gefertigten Teile des Tropfenwerkes Pfeilergestaltung eine große sowie zwei kleinere Assistenzmu- Die Deckengeometrie dem Kupferstich in den heutigen Grundriss zeigen immer wiederkehrende Details, woraus scheln angeordnet waren. Von der Ornamentik, Die Wiedererlangung einer seit 200 Jahren übertragbar (Abb. 2). zu schließen ist, dass es sich um vorgefertigte Rechte Seite rechts: Abb. 5, Gestaltungsschema die auch hier aus dem gleichen vorgefertigten nicht mehr existierenden Deckengeometrie ist der Arkaden Der Kupferstich zeigt einen umlaufenden Module handelte, die lediglich auf die Pfeiler Blattwerk sowie aus acht großen und zehn klei- von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Not- Randfries entlang der Wände und der rücksei- aufgesetzt wurden. Durch fotografische Über- nen Muscheltypen bestand, haben sich zahlrei- wendig dafür sind eine genaue Kenntnis und tigen Brunnenbecken. Die Flächen waren größ- lagerung konnte aus den erhaltenen Bruchstü- che Bauteile erhalten. Positionierung des Kranzgesimses sowie die tenteils mit hellen Flusskieselsteinen belegt, cken eine Bandplatte mit annähernd 110 Zen- In den Arkadenbögen zwischen den Pfeilern, Länge der Gewölbepilaster. Beides konnte an- in die ein großes Mittelfeld und geometrisch timetern Länge und 22 Zentimetern Höhe er- in denen sich aufgrund der späteren Vermau- hand der aufgefundenen Bauteile und weniger angeordnete Bänder sowie Ornamente einge- mittelt werden, aus der alle Bänder auf den erungen noch originale Reste der Ausstattung Befunde vor Ort ermittelt werden. legt waren. Die Seitensäle weisen neben dem Pfeilern gefertigt wurden (Abb. 4). erhalten haben, zeigen sich ebenfalls Blät- Die Gewölbepilaster waren – wie die Vorlagen Randfries lediglich einen monochromen, hellen Bei der Ausgestaltung des Raumes nahm man ter und Muscheln, die im Kupferstich nicht an den Wandpfeilern – durch vorgefertigte Boden aus Flusskieseln auf. Am Befund belegt aus den Grundplatten die benötigten Abschnit- dargestellt sind (Abb. 5). Betrachtet man die Bänder aus Tropfenwerk sowie durch Gruppen sind nur die Randfriese aus Sandstein sowie te heraus, schnitt diese an den Verkröpfungen Anordnung der aufgelegten Ornamente, zeigt aus Blattwerk und Muscheln gegliedert (Abb. 4 die Sandsteinplatten in den Wasserbecken. Die auf Gehrung, befestigte sie mit Gipsmörtel an sich, dass diese jeweils spiegelbildlich ange- und 8). Abgeschlossen wurden sie durch Kapi- Binnengliederung des Bodens bestand wahr- den Pfeilern und verspachtelte die Übergänge. ordnet waren – ein Hinweis darauf, dass hier telle, die ebenfalls weitgehend aus Formteilen scheinlich aus farblich abgesetzten Flusskiesel- Abschließend trug man eine Farbfassung auf, bewusst wiederkehrende Motive eingesetzt bestanden und deren Abmessungen anhand steinen und verschiedenfarbigen Marmorplat- die aus einer sehr dünnen Schicht Farbe und ei- wurden und die Detailgestaltung einer genau- von Fragmenten bekannt sind. Bauteile bele- ten, zumindest lassen vergleichbare Böden eine ner abschließenden Glasflitterfassung bestand. en Planung unterlag. gen, dass die Abstände zwischen den Bändern entsprechende Gestaltung vermuten. Dazu wurde ein ölhaltiger Untergrund als Bin- Die Faschen um die Arkaden sind am Befund im Wand- und Deckenbereich einheitlich groß Das Deckenbild im Mittelsaal stellte die Hoch- demittel sowie eingefärbtes und gestoßenes deutlich nachzuvollziehen und waren anders waren. Folglich kann die Gesamtlänge des Ge- zeit Poseidons mit Amphitrite dar, die auf einem Glas auf die Flächen aufgetragen. Man erhielt gestaltet als im Kupferstich überliefert. Nach wölbepilasters einschließlich des Kapitells er- von Pferden gezogenen Wagen standen und dadurch eine schillernde und glitzernde Ober- einem glatten Anlauf schlossen sie mit einem mittelt werden. von Delphinen, Tritonen und Nereiden begleitet fläche, die das Kerzenlicht im Saal hundert- Profil ab, das den Übergang zur Gewölbedecke Für die Ermittlung des Kranzgesimses wurden wurden (Abb. 3). Einige wenige Fragmente die- fach reflektierte. Für alle Bauteile des zentra- markierte (Abb. 6). Im Arkadenscheitel befan- aussagekräftige Bauteile aus dem Fundkomplex ses in Freskotechnik erstellen Bildes wurden bei len Grottenraumes ist diese Glasflitterfassung den sich zudem Schlusssteine aus vorgefertig- im Maßstab 1:1 vermessen und durch Überla- der archäologischen Grabung gefunden. durch die erhaltenen Bauteile belegt und kann ten Gipsplatten, die sich anhand einer Vielzahl gerung digital montiert. Es ergab sich daraus in ihrer Farbigkeit nachvollzogen werden. von Bruchstücken zusammenfügen ließen. Sie eine Profilabfolge nach klassischem Vorbild aus Der Wandaufriss Die Bereiche zwischen den Tropfenwerkbän- waren als Masken mit rahmenden Voluten Architrav, Fries und Gesims, die farblich vonei- Nach dem Kupferstich waren die Pfeiler mit dern waren zur Raummitte hin wie auch in den gestaltet. An der Oberseite der Schlusssteine nander abgesetzt waren. Am oberen Abschluss Bändern aus Tropfenwerk sowie Blattwerk und Fensterlaibungen ebenfalls mit den vorgefer- schlossen hängende Tropfen, seitlich davon befand sich eine ausgerundete Voute, die den Muscheln gestaltet. Erhaltene Reste der Farb- tigten Teilen aus Gips belegt. Der Kupferstich weitere Tropfen sowie frei in Stuck ange- Übergang zum Deckenbild herstellte (Abb. 9).

98 | Anhang | Die Grotte Anhang | Die Grotte | 99 Gestaltung der Faschen Gestaltung der Faschen Gewölbegeometrie Gestaltung des Kranzgesimses unbekannte Detailgestaltung Fasche mit aufgesetztem Profil Aufbau nach klassischem Schema

Putzfläche für Deckenbild Voute

Kranzgesims Höhe +/- 2 cm

Fries (Höhe mind. 26,5 cm)

Architrav

Formteil: Maskenplatte (Fragmente) Kapitell

Angaben bislang nicht eindeutig Maßangaben nicht eindeutig

Linke Seite oben links: Abb. 6, Gestaltung der Arkadenfaschen

Anhand von Balkenlöchern, Verdübelungen dieser Gratplatte ermittelt werden. Es konnte Linke Seite oben rechts: Abb. 7, Gestaltung sowie Fragmente einer vergoldeten Krone. Eine Stuckornametik als Gartenpavillon gestaltet. und Eisenankern in den Wandbereichen über auch belegt werden, dass sich Teile der Grat- der Schlusssteine an den Arkadenfaschen erste Durchsicht der Bauteile zeigt, dass es Davor standen die in der Dresdner Skulptu- den Gewölben ist die historische Balkenkon- platten nach unten zu den Gewölbekämpfern zwei Schilder mit dem Monogramm „AR“ gab. rensammlung erhaltenen Marmorfiguren der Linke Seite unten: Originalbefunde in den struktion der Decke über dem Saal erkennbar. hin verjüngten. Arkadenlaibungen, 2011 Somit liegt nahe, dass auch in der gegenüber- Athena und des Apollo von Balthasar Permo- Neben der Erkenntnis, dass Pöppelmann für Seitlich der Gratplatten schlossen schmale, liegenden Achse über dem Haupteingang zum ser. An der Rückwand waren die Kämpfer so- die Decke eine Konstruktion entwarf, die die glatt geputzte Friese an. Die zweifach ge- Rechte Seite links: Abb. 8, Konstruktiver Zwingerhof eine ähnlich aufwändig gestaltete wie die senkrechten Bänder mit Travertin und Aufbau der Gewölbepilaster Schwingungen des Festsaals im Obergeschoss krümmten Zwickelflächen über den Arkaden Bekrönung über der Arkade lag. die dazwischen liegenden Flächen mit grünen nicht auf die Stuckdecke der Grotte im Erdge- konnten nicht mit Formteilen belegt werden. Rechte Seite rechts: Abb. 9, Gestaltung Glasschlackesteinen belegt. In der oberen Ka- schoss übertrug, konnte die – für die Nach- So bestanden die Zwickelfüllungen aus An- des Kranzgesimses Die Wandnischen der Grottenrückwand lotte führten Profile, die wohl Äste von Bäu- vollziehbarkeit der Deckengeometrie – wich- tragsstuck, der sich auch in größeren Mengen Außer den hervorgehobenen Schlusssteinen men nachahmen sollten, die senkrechten Bän- tige Unterkante der historischen Balkenlage erhalten hat. Es handelte sich dabei um Grot- erfuhren auch die Nischen an der Grotten- der aus dem unteren Teil der Nische weiter bis ermittelt werden. tenwerk, das mit aus Putz geformten Zapfen rückwand eine besondere Ausgestaltung. Ne- in den Scheitel, wo sie durch das freihändig Folglich ist das Kranzgesims in der Höhe po- die Flächen füllte. Die seitlichen Bereiche, die ben den Angaben im Kupferstich haben sich angetragene Blattwerk um den Schlussstein sitionierbar (Abb. 10). Verschiebungen des Ge- lediglich die Bogenlinie der Pilaster als einfa- wenige, aber eindeutige Hinweise auf die Ge- überlagert wurden. simses sind nur noch in Richtung Wand bzw. in che Krümmung nachahmten, waren wieder mit staltung erhalten. Untersuchungen durch das Die Rückwände der äußersten Nischen waren Richtung Raummitte möglich. In Kombination Formteilen belegt. Hier fanden erneut Band- Senckenberg Museum Dresden ergaben, dass mit Eisenschlacke belegt. Auch hier bestanden mit der ermittelten Länge des Pilasters ergibt platten Verwendung, mit denen man bereits die die im Fundkomplex erhaltenen Muscheln, die Kämpfer wohl aus Travertin und in deren sich die Bogenlinie des Gewölbes. Hilfreich ist Pilaster versehen hatte. An den Gewölben hin- Schnecken und Korallen teilweise europäischen Mitte war jeweils eine Maske als Wasserspeier zudem der Befund, dass der Gewölbeanlauf gegen wurden sie in der Fläche aneinanderge- Ursprunges sind, überwiegend aber aus dem eingesetzt. Dem Befund nach waren sie aus An- über dem Kämpfer noch mindestens 56 Zen- fügt und die Übergänge an den Plattenstößen südpazifischen Ozean stammen. Der dafür not- tragsstuck gefertigt. Unterhalb der Speier be- timeter senkrecht nach oben verläuft und erst anmodelliert. wendige Aufwand bei der Beschaffung dieser fanden sich – dem Kupferstich nach zu urteilen dann in die Bogenform übergeht. Die ermit- In den Gewölbeflächen der Längswände fan- Naturalien demonstriert die hohe Wertschät- – im Becken je ein Felsen, auf den das Wasser telten Maßangaben dienten als Grundlage für den sich punktuell angeordnete Bereiche aus zung beim Bau der Grottensäle. herabrieselte. den Bau der heutigen Decke. Ihre Form stellt Antragsstuck. An der Grottenrückwand betrifft In der zentralen Nische stand ein Wandbrun- Jeweils seitlich der äußersten Wandnischen den konstruktiven Unterbau dar, auf dem der dies die Schlusssteine über den Figurennischen nen, der sich in leicht veränderter Form bis standen je eine weitere Skulptur auf den Be- Unterputz wie auch die Ornamentik nach his- sowie des zentralen Brunnens. 1963 erhalten hat und durch mehrere Foto- ckenrändern. Sie sind im Kupferstich hinter torischem Vorbild angetragen werden könnten. Von einem der Schlusssteine über den Figur- grafien überliefert ist (Abb. 13). Zudem ha- den großen Deckenlüstern nur teilweise zu ennischen hat sich eine Maske erhalten, die in ben sich die beiden oberen Marmorbecken erkennen. Nach einer Beschreibung aus dem Die Gewölbeflächen einer Muschel lag (Abb. 12). Umrahmt war die- des Brunnens erhalten. Die Rückwand der Jahr 1783 war eine der Figuren – eine Aphro- In den Gewölbeflächen konzentrierte sich die ser Schlussstein von frei angetragenen Blatt- Mittelnische war mit Grottierung, Travertin dite – zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden. Gliederung auf die Betonung der Gewölbegrate ranken, die sich bis in die Zwickelfüllung über im Kämpferbereich sowie Muscheln, Schne- Momentan laufen Forschungen, um welche und die Füllung der dazwischen liegenden Flä- den Arkaden zog. Über dem zentralen Brunnen cken, Korallen und Festons aus Muscheln und Figuren es sich gehandelt haben könnte und chen (Abb. 11). Die Bauzier der Gewölbegrate befand sich nach dem Kupferstich ein Schild Schnecken versehen. Zudem befand sich in- ob diese noch existieren. basierte auf speziellen Formteilen, die passge- mit den Initialen „AR“ (Augustus Rex), flankiert mitten der oberen Kalotte eine große Muschel nau geschnitten, angesetzt und an den Über- von Blattranken sowie mit einer Krone abge- aus gelblich gefasstem Antragsstuck. Die Dresdner Grotte im Spiegel der Zeit gängen verspachtelt wurden. Anhand von vier schlossen. Der Befund zeigt eine Reihe vergol- Die Rückwände der beiden Nischen seitlich Trotz der bislang noch fehlenden Einzelheiten Referenzstücken konnte die historische Gestalt deter Ornamente, Teile des Monogramms „AR“ des zentralen Brunnens waren mit flacher liegen nun wieder detaillierte Kenntnisse zur

100 | Anhang | Die Grotte Anhang | Die Grotte | 101 Gewölbegeometrie Gestaltung der Gewölbeflächen Gestaltung der Gewölbeflächen Kenntnisstand Angaben nicht eindeutig punktuelle Verwendung von Antragstuck an den Schlusssteinen Grundgestaltung ist fassbar OK Bodenniveau Obergeschoss der Grottenrückwand Schwierigkeiten bereiten: • die Freihand angetragenen UK Deckenbalken (Befund) Bereiche Formteil: Bandplatte • die frei auf das Grundgerüst Bogenlinie: gelegte Ornamentik 229,7 cm UK Kranzgesims • die Ausgestaltung der rückwärtigen Nischen • die Gestaltung des Bodens und der Decke

Befunde zur historischen Balkendecke

Formteil: Gratplatte Maske und Ranken als Schlusssteine an der Übergang Grottenrückwand zwischen Gewölbeflächen und Grottierung Gewölbezwickeln Schild 1 Schild 2 Schilder über den Mittelachsen der Längswände

Linke Seite oben links: Abb. 10, Hinweise zur Ermittlung der Gewölbegeometrie

Linke Seite oben rechts: Abb. 11, Gestaltungs- Ausstattung der Dresdner Grotte vor. Vor al- frühesten dieser Grottenräume, entstand ein schema der Gewölbeflächen lem kann der Hauptsaal seit den neuerlichen auf sich wiederholenden Motiven basierender Forschungen in seiner Grundgliederung, seiner Raum, der – wie am Außenbau – die rhythmi- Rechts Seite oben links: Abb. 12, Gestaltung der Schlusssteine an der Grottenrückwand Detailgestaltung und Oberflächenausprägung sche Wiederholung in den Vordergrund stellte bis hin zur Farbigkeit nachvollzogen werden und durch punktuell frei angetragene Elemente Rechte Seite oben rechts: Abb. 13, Kenntnisstand (Abb. 13). Diese neuen Erkenntnisse ermögli- aufbrach. Diese Gestaltung vereint gleichsam zur Grottenrückwand chen die gedankliche Auferstehung eines Klein- den Außenbau des Zwingers mit dem Innen- Rechte Seite unten: Mathematisch-Physikalischer ods, mit dem Pöppelmann im beginnenden raum. Ideen und Anregungen für die Grotten- Salon, Foyer mit historischen Befunden und 18. Jahrhundert die aktuelle Entwicklung der säle fand Matthäus Daniel Pöppelmann auf rekonstruierter Gewölbegeometrie, 2013 Sala Terrena – des höfischen Gartensaales – im seiner Reise nach Rom, die ihn kurz vor Pla- Seiten 104/105: Blick vom Postplatz mit Kronen- deutschsprachigen Raum durch seine einzigar- nungsbeginn am Zwinger auch über Prag und tor, Langgalerie N, Porzellanpavillon (v. li. n. re.), tige Raumschöpfung bereicherte. Wien führte. Dort war man gerade im Begriff, 2015 Als im späten 17. Jahrhundert in Frankreich mit dem traditionellen Grottenraum in Hinblick Grotten, die meist dem 16. Jahrhundert ent- auf die Ausstattung und Lage innerhalb der stammten, abgebrochen wurden und damit Residenzen zu experimentieren. eine Verunsicherung an den umliegenden Hö- Da man die Grottensäle des Dresdner Zwingers fen eintrat, ob diese spezielle Raumform noch annähernd 10–15 Jahre nach ihrer Fertigstel- dem Zeitgeschmack entsprach, hielt der Wiener lung zu Ausstellungsräumen umnutzte, war Hof und mit ihm der österreichische und böh- höfisches Leben darin nicht lange möglich und misch-mährische Hochadel an der Bautraditi- die Grotte erfuhr kaum weitere Bekanntheit. on fest. Man wandelte dort die traditionellen Fast in Vergessenheit geraten, wurde sie um Vorstellungen der naturalistischen Grotten ab die Mitte des 18. Jahrhunderts unter Fried- und entwickelte die uns heute bekannte Sala rich dem Großen im Neuen Palais zu Potsdam Terrena, die sich in Herrenhäusern und Schlös- (1763 – 1769) in stark veränderter Form kopiert. sern zumeist zu den Gärten hin ausrichtete und Im frühen 19. Jahrhundert, knapp 100 Jahre oftmals mit Grottenwerk ausgestaltet waren. nach der Entstehung, führten in Dresden sta- Im frühen 18. Jahrhundert entstanden im heu- tische Probleme im Pavillon zum Abbruch der tigen Deutschland aufwändige Grottenanlagen mittlerweile ungeliebten Grottenräume, stan- lediglich im Dresdner Zwinger (Rohbau 1712 den sie doch der zunehmend wissenschaftlich vollendet), in Schloss Weißenstein bei Pom- geprägten Präsentation der Museumssamm- mersfelden (Rohbau 1714 vollendet) sowie im lungen im Wege. Erst jetzt – 200 Jahre nach ih- Alten Schloss der Bayreuther Eremitage (ab rer Zerstörung – wurden die Räume wieder neu 1714 begonnen). In Bayreuth favorisierte man entdeckt. Zweifellos stellt die Dresdner Zwinger- den traditionellen, naturalistischen Typus der grotte einen besonderen Höhepunkt der sächsi- Grotte, in Pommersfelden hingegen den neu- schen Barockkunst dar und steht in ihrer Gestal- en Typus der Sala Terrena, den man als grot- tung singulär in der Architekturgeschichte. tierten Festsaal gestaltete. In Dresden, dem

102 | Anhang | Die Grotte Anhang | Die Grotte | 103

Bauteilbegriffe

A

Begriffserläuterungen – Bauteile B anhand des Kronentors:

Akanthus/-blatt: Pfl anze, deren schöne Bogen als Grundform, Zier über Portal oder Blattform seit der griechischen Antike in Fenster der Bauplastik nachgebildet wird Gesprengter Segmentgiebel: Bogen als Turmhelm Arkade: fortlaufende Reihe von Bögen auf Grundform mit Bogenlücke in der Mitte Pfeilern oder Säulen Kapitell: Kopf von Säulen, Pfeilern und Attika: niedrige Wand über dem Haupt- Pilastern C gesims eines Gebäudes, meist bekrönt mit Kartusche: Zierrahmen, oft um Wappen Figuren oder Vasen Pilaster: Wandpfeiler, der nur wenig aus Baldachin: hier: kleines steinernes, der Wand hervortritt, rechteckiger Quer- schirmartiges Schutz- und Prunkdach schnitt, gegliedert in Kapitell, Schaft und Balustrade: Säulengeländer Basis Basis: Fuß von Säulen und Pilastern Säule: stützendes Bauglied, runder oder D Fries: schmaler Streifen, der Flächen polygonaler Querschnitt, sie kann frei begrenzt oder teilt, oft ornamentiert stehen oder nur teilweise hervortreten, ge- Gesims: aus der Mauer hervortretender gliedert in Kapitell, Schaft und Säulenbasis E Attikazone mit waagerechter Streifen zur Betonung der Postament: aufwändig gestalteter Sockel Skulpturen- waagerechten Abschnitte eines Bauwerks eines Stützgliedes schmuck Giebel: Abschlusswand an der Stirnseite Schlussstein: der im Scheitel eines Bogens eines Satteldachs, meist Dreieck oder sitzende Stein

H G F Aufstellung nach Koch, Wilfried: Baustilkunde, Gütersloh/München 2003. K I a Obergeschoss/ Arkade des Terrassen- L durchgangs b als Portal- architektur A Krone M c B Adlerfries N C Akanthusblatt als Gradzier H D Akanthusblattfries F E Königliche Wappenkartusche mit Rollwerk (Initialien AR – Augustus Rex) F gesprengte Segmentgiebel a G Schlussstein H Postamentfüllung I Hauptgesims O O Erdgeschoss P K Fries b L Pilaster mit Kapitell (a), Pilasterschaft (b) und Basis (c) M Baldachin c N Balustrade mit Postamentgliederung O Skulpturennischen Sockelgeschoss P Säule mit Kapitell (a), Säulenschaft (b) mit Figuren und Basis (c) am Eingang

106 | Anhang | Bauteilbegriffe Anhang | Bauteilbegriffe | 107 Chronologie

Vorgängerbebauung pflanzen gerahmt sind. 1732–34 Neuerlicher Innenausbau im Obergeschoss des Wall- Ab 1876 Entfernen der exotischen Kübelpflanzen aus dem Zwingerhof aufgrund 1985–90 Sanierung und Restaurierung des Kronentores. 1987 Restaurierung der 13./14. Jh. Bau der mittelalterlichen Stadtmauer mit davorliegendem Wallgraben im pavillons D, um darin das „Juden-Cabinett“ mit dem Holzmodell des „Tempel Salomonis“ von Vandalismus sowie schlechter Luft; Anlage eines fest gepflanzten Gartens. Fassade von Bogengalerie L. 1990–92 Umfangreiche Sanierung und Rekonstruktion Bereich des heutigen Pavillons C. Frühes 15. Jh. Spätmittelalterliche Vormauer mit einrichten zu können. 1733 Tod von August dem Starken. 1746–48 Bau des Min- 1880–98 Dritte Zwingerrestaurierung unter Verwendung von Portlandzement: Ab- der Innenräume der Gemäldegalerie Alte Meister und des Obergeschosses von Pavillon neuem Graben zur Befestigung der Dresdner Stadtgrenzen; Die Mauer lag im Bereich gottischen Theaters aus Holz im Zwingerhof, das durch Brand zerstört wird. 1746–50 arbeiten loser Bauteile und Behandlung der Figuren mit Fluaten; Ölfarbenanstrich fast H. 1991 Fertigstellung der Probeachse zur Rekonstruktion des Marmorsaals im Pavil- der Bogengalerien M und J. 1550er Jahre Bau der ersten Bastionärsbefestigung mit Neuordnung und Neugestaltung der Sammlung im Zwinger unter Christian Heinrich aller Zwingerfassaden. 1885/90 Überarbeitung der Zwingerhofgestaltung und Anlage lon G; Wiedereinrichtung der Zwingerbauhütte mit Bauleitung und Fachpersonal für neuem Wallgraben zur Sicherung der Stadt; Die Mauer verlief zwischen den Pavillons H Eilenburger; Der Mathematisch-Physikalische Salon zieht aus dem Obergeschoss von weiterer Beete und Rasenflächen. 1897–98 Anschluss des Zwingers an das Staatliche Steinrestaurierung und Steinbearbeitung als Teil der Sächsischen Hochbauverwaltung. und E. 1570er Jahre Einbeziehen des späteren Zwingerareals durch die letzte Stadt- Pavillon C in das Obergeschoss von Pavillon F; Das frei gewordene Obergeschoss von Pa- Fernheizwerk am Elbufer. Die Einzelheizstellen und die Schornsteine werden abgebaut. 1992–96 Neues Kupferdach des Porzellanpavillons, anschließend Restaurierung erweiterung; Nutzung des Areals als „Baumschule“ und Garten. 17. Jh. Erbauung der villon C wird der Königlichen Bibliothek zugeschlagen. 1753 Hinweise auf Baumängel 20. Jahrhundert Glockenspielpavillon: Traufe, Attikazone, Kopien der Attikafiguren, Instandsetzung In- Alten Zwingergrotte im Bereich der Bogengalerie J. 1672–73 Erbauung des Schießhau- in der Bogengalerie L. 1757–63 Erhebliche Schäden an Architektur und Sammlungen Ab 1910–36 Ersatz verwitterter Figuren durch Kopien und Neuschöpfung fehlender nenraum als zugängliches Lapidarium für bauzeitliche Zwingerskulpturen. 1996–98 ses unter dem Westflügel der heutigen Gemäldegalerie Alte Meister. 1673–78 Erbau- durch den Siebenjährigen Krieg. 1760–61 Die hölzerne Zwischendecke im Pavillon G Figuren. 1910–15 Ablaugen der Farbabstriche und Sicherungsarbeiten beginnend an Einbau von öffentlichen Toiletten im Kellergeschoss von Pavillon G. 1997–2012 Sa- ung des Reithauses mit Reitbahn zwischen den Pavillons G und H. wird abgestützt, um im Marmorsaal des Obergeschosses ein Fest zu ermöglichen. 1765 den Bogengalerien K und L aufgrund herabfallender Bauteile. 1919–42 Wiederher- nierung der Porzellansammlung beginnend mit der Langgalerie N (1997–98); Pavillon 18. Jahrhundert Die Zwischendecke im Pavillon G wird abgebrochen und durch ein Massivgewölbe mit stellungsarbeiten und Rekonstruktion des Marmorsaales im Obergeschoss von Pavillon E, Glockenspielpavillon C, Bogengalerie J (1998–2002) und Bogengalerie M (2004–06); Ab 1709 Planung und Baubeginn von halbrunden Terrassen im Scharfen Eck der Bas- freistehenden Pfeilern ersetzt; Im darüber liegenden Festsaal erfolgt eine Neugestaltung G im Duktus des frühen 18. Jh. 1921 Beginn der Sicherungsarbeiten am Wallpavillon, 2009–12 Energetische Ergänzungen und Neugestaltung im Rahmen des Konjunktur- tion Luna mit Treppenanlage im Scheitel. Ab 1710 Überbauung der nur teilweise er- des Marmorbodens. 1769–71 Vorschlag zur Umgestaltung der Ausstellungsräume die aufgrund der Inflation immer wieder unterbrochen werden. 1924–36 Vierte Zwin- programms II (Bogengalerie J und Pavillon E). Ab 1999 Systematische baubegleitende stellten Terrassen durch die flach gedeckten Bogengalerien K und L; Anlage eines ersten durch Graf Vitzthum von Eckstädt; Anstelle kostbarer Sammlungsschränke steht die gerrestaurierung unter Hubert Ermisch, künstlerische Leitung Georg Wrba: Umfassende Bauforschung im Zuge der anstehenden Sanierungsarbeiten zur Grundlagenermitt- Gartens zwischen den Bogengalerien. Ab 1711 Baubeginn Pavillon F und G sowie des Ausmalung der Galerien im Vordergrund; Die Planung wird nur zum Teil umgesetzt, eine und vollständige Überarbeitung aller Oberflächen am Außenbau; Wiederherstellung der lung für die Planungs- und Bauprozesse. 1999–2004 Sanierung der Hofbrunnen Nymphenbades; Teilabbruch des Reithauses. 1712 Vollendung der Bogengalerien K und grundhafte Sanierung bleibt aus; Neugestaltung des Zwingerhofes durch den Bau von Wasserbecken und der Freitreppe im Wallpavillon, Freilegung der durch Zwischenwände 1 – 4 (Umrüstung des Brunnenbetriebs zum Kreislaufsystem). L sowie von Pavillon F und G im Rohbau; Baubeginn Langgalerien als flache Terrassen; Tiefparterreanlagen und rahmenden Rasenflächen, die wieder mit exotischen Kübel- geteilten Obergeschosssäle von Pavillon E, F und G sowie des Erdgeschosses von Pavillon 21. Jahrhundert Anlage eines Broderieparterregartens im Zwingerhof. Ab 1713 Beginn Innenausbau pflanzen gerahmt werden. 1783–95 Erste Zwingerrestaurierung unter Hofkondukteur G; Rekonstruktion des Nymphenbades; Hinter dem Pavillon F entsteht ein Verwaltungs- 2000 Instandsetzung des Zwingerteiches und der Wallmauern. 2000–01 Sanierung Pavillon F und G (Skulpturen von Balthasar Permoser im EG von Pavillon F: 1715 Apol- Johann Daniel Schade: Abbruch der Wandbrunnen seitlich der Freitreppe und Bau einer bau; Neuer Umgang auf den Galeriedächern. Ab 1926 Neugestaltung des Zwingerhofes und Umnutzung des Braunschen Ateliers zum Galeriecafé Alte Meister. 2001 Aus- lon; 1716 Diana; Ausmalung der Decken im OG von Pavillon F durch L. Silvestre: 1717 neuen Treppenanlage im Erdgeschoss von Wallpavillons D. ab 1794 Bau von vier runden nach Vorbild eines idealisierten Kupferstiches aus dem frühen 18. Jh., dabei werden die stellung der Bauverwaltung / Zwingerbauhütte zum 350. Geburtstag von Balthasar Mittelsaal, 1723 östlicher Seitensaal); Überbauung der Terrassen durch flach gedeckte Wasserbecken mit Fontänen anstelle der Tiefparterreanlagen im Zwingerhof. Detailformen stark vereinfacht. Ab 1927 Teilweise Freilegung des im frühen 19. Jh. ver- Permoser im Wallpavillon. 2002 Umzug der Zwingerbauhütte in die Kleine Packhof- Langgalerien (O und N). 1714 Baubeginn Kronentor (P). 1715 Baubeginn Wallpavillon 19. Jahrhundert schütteten Wallgrabens, Neubau der Zwingerbrücke am Kronentor. 1936 Auflösung der straße, damit Freigabe der belegten Räume und Flächen im Zwingerareal für die öffent- (D). 1716 Abbruch der alten Zwingergrotte. 1717 weitgehende Vollendung des Kro- 1801–09 Dachsanierung im Pavillon G: Abbruch des barocken Kranzgesimses im Ober- Zwingerbauhütte. 1945 Im Zweiten Weltkrieg werden einige Gebäude des Zwingers er- liche Nutzung. 2002 Hochwasser durch Jahrhundertflut: vollständige Flutung der Kel- nentores. 1718 Vollendung Langgalerien und Baubeginn der Pavillons E und H sowie geschosssaal und Wiederherstellung in schlichten Formen. 1806–13 Beschädigungen heblich beschädigt; Sofortige Sicherungsarbeiten und Wiederherstellung aller Pavillon- lerbereiche; Einsturz einer Kellerwand und Zerstörung technischer Infrastruktur, keine der Bogengalerien J und M. Erste Planung zur nachträglichen Einwölbung der Galerien während der Napoleonischen Kriege. Ab 1812 Entfestigung der Stadt und Beginn dächer; Wiedereinsetzung der Zwingerbauhütte als „Bauabteilung Zwinger“. 1945–63 Verluste von Museumsgut, in der Folge Erstellung eines Hochwassermanagementplans aufgrund von Bauschäden; Aufgabe des Broderieparterregartens im Zwingerhof. 1719 der Verfüllung des Wallgrabens. Um 1815 Die hölzerne Zwischendecke im Pavillon F Fünfte Zwingerrestaurierung unter Hubert Ermisch zur Beseitigung der Kriegsschäden, und Errichtung von Schutzmaßnahmen. 2003 Instandsetzung Obergeschoss Pavil- Vorläufige Fertigstellung des Zwingers: Vollendung Wallpavillon D, Pavillon E und H, den wird entfernt und durch ein Massivgewölbe mit freistehenden Stützen ersetzt; Abbruch abgeschlossen von Arthur Frenzel: Dazu Neueinrichtung der Zwingerbauhütte. 1950 lon G zur provisorischen Nutzung. 2003–04 Errichtung Notstrom-Ersatzanlage im geraden Teilen von Bogengalerie J und M sowie des damals größten Opernhauses Eu- der Zwingergrotte im Erdgeschoss des Pavillons; Im Obergeschoss wie auch im Erd- Vollendung Bogengalerie J und Zwingerbrücke. 1951 Vollendung Langgalerie N und Zwingerwall. 2004 Installation der Außenbeleuchtung an der Grabenseite. 2006–08 ropas anstelle von Anbau A zur Hochzeit von Kurprinz Friedrich August II. von Sachsen geschoss wird ein Sandsteinboden verlegt. 1826 Die große Freitreppe auf der Stadt- Kronentor (P); Erweiterung des Stadtgrabens bis zum Zwingerteich; Teilfreigabe des Restaurierung des Nymphenbades. 2010–13 Sanierung des Mathematisch-Physi- mit Maria Josepha von Österreich. Die gebogenen Teile Bogengalerien J und M sowie seite von Pavillon C wird abgetragen. Ab 1843 Neugestaltung des Zwingerhofes mit Zwingerhofes für die Öffentlichkeit. 1952 Vollendung Langgalerie O und Obergeschoss kalischen Salons in der Langgalerie O, dem Pavillon F, der Bogengalerie K und neuem der Pavillon C werden aus Zeitmangel nur in Holz errichtet. Der Zwinger erhält seinen vier Standbrunnen nach einem Entwurf von Gottfried Semper und dem Denkmal von Pavillon F. 1953 Vollendung Erdgeschoss Pavillon F. 1954 Vollendung Obergeschoss Funktionsbau mit Museumssaal im Zwingerwall. 2013 Hochwasser durch Starkre- ersten Anstrich in einem hellem Ocker und die Kupferdächer in einem Blau; Der Zwin- Friedrich August III. (dem Gerechten); Erste Befestigung der Hauptwege durch den Ein- Pavillon E und Teilen von Anbau A. 1955 Vollendung Bogengalerie K. 1956: Vollendung gen, jedoch nur geringe Schäden. Ab 2013 Beginn Restaurierung Kronentor, erster gerhof wird als Fest- sowie Turnierplatz genutzt und reich mit exotischen Kübelpflan- bau von Granitpflaster. 1847–55 Bau des Neuen Museums (heute: Gemäldegalerie Bogengalerie L und Ostflügel der Gemäldegalerie. 1960 Vollendung Pavillon G mit Ein- Bauabschnitt; Planungsbeginn zur grundhaften Instandsetzung des Zwingerhofes und zen bestückt. 1721 Obergeschoss von Wallpavillon D erhält eine provisorische Aus- Alte Meister) und des neuen Kupferstich-Kabinetts (heute: Galeriecafé Alte Meister). richtung des Galeriecafés im Obergeschoss; Fertigstellung der Gemäldegalerie. 1962 Umsetzung eines Beleuchtungskonzeptes. Begleitende Bauforschung mit archäologi- stattung und wird Ausstellungssaal. 1722–28 Erneuerung der bis dahin provisorisch 1849 Während der Maiaufstände erhebliche Zerstörungen durch Brandschäden am Vollendung Anbau A und B. 1963 Vollendung Pavillon C und D sowie Außenanlagen. schen Flächensondierungen und Bodenradaruntersuchungen im Zwingerhof. Ausbau in Holz errichteten Gebäude in Stein sowie nachträgliche massive Einwölbung aller Opernhaus, Pavillon C und E sowie Teilen der Bogengalerien J und M. 1852–57 Wie- 1965 Erneute Auflösung der Zwingerbauhütte. 1977 Grüner Anstrich der Fenster des unterirdischen Verbindungsganges zwischen den Bogengalerien J und M. 2013 bereits erstellten Galerien aufgrund von Bauschäden und eindringender Feuchtigkeit. derherstellung der brandgeschädigten Zwingerbereiche durch Karl Moritz Haenel. nach einem Gemälde von Bernardo Bellotto. 1983 Wiederherstellung des Sandstein- Planungs- und Baubeginn der Sanierung Galerie Alte Meister, Sempergalerie 2014 1728 Umnutzung weiter Teile des Zwingers zum „Palais des Sciences“: Alle Pavillons Das Opernhaus wird abgetragen und durch Anbau A ersetzt. Symmetrisch gegenüber belages nach Befund in der Langgalerie O. Ab 1985 Sechste Zwingerrestaurierung Schalltechnische Maßnahmen im Obergeschoss des Glockenspielpavillon und Umge- und Galerien werden zur Unterbringung der Königlichen Sammlungen umgenutzt. entsteht Anbau B; Pavillon E wird teilweise abgetragen und neu errichtet. 1857–63 unter Leitung der Bauabteilung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bis 1991, staltungsmaßnahmen. Anfang 2015 Beginn der Bauarbeiten am Wallpavillon. Ausgenommen waren lediglich die Festsäle im Obergeschoss von Pavillon F und G. Zweite Zwingerrestaurierung unter Karl Moritz Haenel: Betroffen waren die nicht vom anschließend Fortführung durch die Sächsische Staatshochbauverwaltung. Zwinger- 1730er Jahre Anlage erster Rasenflächen im Zwingerhof, die von exotischen Kübel- Brand geschädigten Zwingerbereiche; Der Zwinger erhält einen Anstrich mit Ölfirnis. baumeister Ulrich Aust (bis 1992 †) und Zwingerbaumeister Karl Schöppner (ab 1993).

108 | Anhang | Chronologie Anhang | Chronologie | 109 Planung und Gestaltung Literatur

Umbau Braunsches Atelier zum Galeriecafè Planung / Ausführung / Gestaltung: Architekturbüro Werner Hößelbarth Asche, Siegfried: Balthasar Permoser und Hasche, Johann Christian: Umständliche Löffler, Fritz: Der Zwinger in Dresden, Leipzig / die Barockskulptur des Dresdner Zwingers, Beschreibung Dresdens, Bd. 1, Leipzig 1781 Würzburg, 3. Auflage 1976. Frankfurt/M. 1966. und Bd. 2, Leipzig 1783. Löffler, Fritz: Das alte Dresden. Geschichte Asche, Siegfried: Balthasar Permoser. Leben Heres, Gerald: Der Zwinger als Museum. Auf- seiner Bauten, 5. Auflage Leipzig 1989. Porzellansammlung Planung / Ausführung: Architekturbüro Schubach und Klose und Werk, Berlin 1978. stellung und Ausstattung der Sammlungen im Langgalerie N 18. Jahrhundert, in: Jahrbuch der Staatlichen Löffler, Fritz: Der Zwinger in Dresden, 4. Aufla- Balthasar Permoser hats gemacht – Der Kunstsammlungen Dresden 12 (1980). ge, hg. von Michael Kirsten, Leipzig 1992. Planung / Ausführung / Gestaltung: Architekturbüro Gustavs und Lungwitz Hofbildhauer in Sachsen, Ausstellungskata- Anbau A log Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Heres, Gerald: Eine Denkschrift über die Marx, Harald: Der Zwinger und die Farbe – Bogengalerie J Dresden 2001. Dresdner Kunstkammer von 1730, in: der Zwinger und die Malerei, in: Jahrbuch der Porzellanpavillon Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 14 Chodowiecki, Daniel: Journal, gehalten auf Dresden 17 (1985). (1982). Gestaltung 2012: Peter Marino in Zusammenarbeit mit einer Lustreyse von Berlin nach Dresden 1789, knerer und lang architekten GmbH Berlin 1961. Heres, Gerald: Dresdener Kunstsammlungen Marx, Harald (Hg.): Matthäus Daniel Pöppel- Bogengalerie J im 18. Jahrhundert, Leipzig 1991. mann. Der Architekt des Dresdner Zwingers, Pavillon E (EG Saal) Daßdorf, Karl Wilhelm: Beschreibung der Leipzig 1989. vorzüglichen Merkwürdigkeiten der Chur- Hettner, Hermann (Hg.): Der Zwinger in Dres- Planung / Ausführung / Gestaltung: Pfau Architekten fürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger den. Mit 16 Lichtdrucken vom Roemmler und Matthäus Daniel Pöppelmann 1662–1736. Ein Glockenspielpavillon umliegender Gegenden, Dresden 1782. Jonas, Leipzig 1874. Architekt des Barock in Dresden, Ausstellungs- katalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Planung / Ausführung: Architekturbüro Siegmar Lungwitz Eilenburg, Christian Heinrich: Iccander (Johann Christian Crell): Das fast auf bearb. v. Renate Franke, Dresden 1987. Bogengalerie M Kurzer Entwurf der königlichen Naturalien- dem höchsten Gipfel seiner Vollkommenheit kammer zu Dresden, Dresden/Leipzig 1755. und Glückseligkeit prangende königliche Obeth, Danielle: „Zur Unterbringung derer in Gestaltung: Peter Marino Architekt Dresden, Leipzig 1726. den Zwinger-Garten zu stellenden Bäume...“, Ermisch, Hubert Georg: Zwinger-Führer, Die Sommeraufstellung der Orangen im Dresden 1926. Jahn, Heinrich Peter und Welich, Dirk: Zurück Dresdner Zwinger, in: Jahrbuch Staatliche in die Zukunft - Die Visualisierung planungs- Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen 16 Ermisch, Hubert Georg: Der Dresdener Zwin- und baugeschichtlicher Aspekte des Dresdner (2009). Jahrhundertflut 2002 Beseitigung der Flutschäden am Zwinger / ger und seine Erneuerung (Geschichtliche Zwingers, in: Jahrbuch Staatliche Schlösser, Planung / Ausführung NEA: Architekturbüro Siegmar Lungwitz Wanderfahrten Nr. 7/8), Dresden 1931. Burgen und Gärten Sachsen 16 (2009). Olbrich, Hartmut: Voruntersuchungen und baubegleitende Forschungen am Dresdner Ermisch, Hubert Georg: Der Dresdner Zwin- Keyßler, Johann Georg: Neueste Reisen durch Zwinger sowie zu allen Zwingerbereichen ger, eingeleitet und im Text bearbeitet von Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, einschl. Zwingerwall, Zwingerhof und Zwin- Otto-Heinz Rocholl (Schriften des Instituts Italien und Lothringen, Hannover 1741. gerbrücke, 2000–13, unpubl. Manuskripte im Restaurierung des Nymphenbades Planung / Entscheidungsunterlage: Architekturbüro Werner Hößelbarth für Theorie und Geschichte der Baukunst der Archiv des SIB DD1. Deutschen Bauakademie), Dresden 1953. Kirsten, Michael: Neue Aspekte zur Bauge- Ausführung: Andreas Rieger Architekt schichte des Wallpavillons im Dresdner Zwin- Pöppelmann, Matthäus Daniel: Vorstellung Ermisch, Hubert Georg: Der Dresdner Zwinger, ger, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsamm- und Beschreibung des (....) Zwinger=Gartens mit einer Einleitung von Hubert Mohr, lungen Dresden 18 (1986). (...) zu Dresden, Dresden 1729 (Reprint, erläu- Dresden 1954. tert von Harald Keller, Dortmund 1980). Kirsten, Michael: Der Dresdener Zwinger, in: Baumaßnahme Mathematisch- Planung / Ausführung: Architekturbüro Siegmar Lungwitz Ermisch, Hubert Georg: Der Zwinger zu Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Sponsel, Jean Louis: Der Zwinger, die Hoffeste Physikalischer Salon Dresden, bearb., erg. und hg. von Fritz Löffler, Dresden 19 (1987). und die Schloßbaupläne zu Dresden, Dresden Gestaltung: Holzer Kobler Architekturen Dresden/Berlin 1952. 1924. Kirsten, Michael: Der Dresdner Zwinger, in: Gurlitt, Cornelius: Beschreibende Darstel- Pöppelmann. Der Architekt des Dresdner Weinart, Benjamin Gottfried: Topographische lung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler Zwingers, Leipzig 1989. Geschichte der Stadt Dresden, des Königreiches Sachsen, Heft 22: Dresden, Leipzig 1777–1781 (Reprint Leipzig 1987). Dresden 1901. Kirsten, Michael: Der Zwinger zu Dresden (Baudenkmale 79), Leipzig 1991.

Koch, Wilfried: Baustilkunde, Gütersloh/ München 2003.

110 | Anhang | Planung und Gestaltung Anhang | Literatur | 111 Bildnachweis

Rainer Böhme, Dresden SLUB Dresden / Deutsche Fotothek 22, 25, 53, 54, 56 – 57, 61, 70 – 71, 72 – 73, 36, 37, 38 – 39, 60 unten 80 – 81 unten, 84 – 85, 87 oben, 93, 97, 103 unten Staatliche Kunstsammlungen Dresden, · Gemäldegalerie Alte Meister David Brandt, Dresden – Berlin 33 oben Titel, 4. Kl., U4, 2, 4, 6, 8 – 9, 42 – 43, 44, 66, · Kupferstich-Kabinett 104 –105 U3, 31 unten, 32, 34 oben, 60 oben · Skulpturensammlung Herrmannek Jan, Dresden 20 rechts 2. Klappe, U2, 3. Klappe Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- Hochschule für Technik und Wirtschaft und Baumanagement (SIB), Niederlassung Dresden, Fakultät Informatik/Mathematik Dresden I 28 · Archiv der Zwingerbauhütte 10, 58 oben, 86 oben, 86 unten, 87 unten, Landesamt für Archäologie Sachsen, 88, 90 links, 90 rechts, 91 links, 91 rechts, 92 Dokumentationsarchiv · Archiv der Zentrale 27 oben, 27 unten 41, 89

Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung Bildsammlung Museen der Stadt Dresden 17, 19, 35 34 unten

Siegmar Lungwitz, Dresden 58 unten

Meßbildstelle GmbH, Dresden 1. Klappe, 106

Hartmut Olbrich, Görlitz 29, 31 oben, 96, 98 oben links, 98 oben rechts, 99 links, 99 rechts, 100 oben links, 100 oben rechts, 100 unten, 101 links, 101 rechts, 102 links, 102 rechts, 103 oben links, 103 oben rechts

Andreas Rieger, Dresden 62, 63 oben, 63 oben Mitte, 63 unten Mitte, 63 unten, 64 – 65, 67 links, 67 rechts

Holm Röhner, Dresden 59

Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Dresden 33 unten

Jörg Schöner, Dresden 11, 18, 20 links, 21, 40, 46, 47, 48, 49, 50 – 51, 52, 61, 68 oben, 68 – 69 unten, 74, 75 oben, 75 unten, 76, 78 – 79, 80 oben, 83, 94 – 95, 98 unten

112 | Anhang | Bildnachweis Bauherr: Freistaat Sachsen Sächsisches Staatsministerium der Finanzen Staatsminister der Finanzen Prof. Dr. Georg Unland Abteilungsleiter Vermögen, Landesbau und Fachaufsicht Bundesbau Johann Gierl

Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Technischer Geschäftsführer Prof. Dieter Janosch Kaufmännischer Geschäftsführer Oliver Gaber

Niederlassung Dresden I Niederlassungsleiter Ludwig Coulin

Projektleitung: Ulrich Aust | 1991 bis 1992 Karl Schöppner | 1993 bis 1999 Dr. Jürgen Barth | 1999 bis 2000 Heike Kiko | 2000 bis 2006 Christa Röthle | 2006 bis 2016 Technik: Karl-Rüdiger Hesse | 1993 bis 1996 Sven Wiche | 1996 bis 2007 Dr. Volker Fischer | seit 2008 Ingenieurbau/Außenanlagen: Werner Proske | 1991 bis 2012 Joachim Thäle | seit 2012

Herausgeber: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Wilhelm-Buck-Straße 4, 01097 Dresden www.sib.sachsen.de Im Auftrag des Freistaates Sachsen, Sächsisches Staatsministerium der Finanzen Redaktion: SIB | Torsten Wolle, Tobias Lorenz, Christa Röthle, Karl Schöppner, Ursula Kunkler Freie Autoren | Siiri Klose, Roland Enke Lektorat: Roland Enke Gestaltung und Satz: Büro Quer, Dresden Druck: Stoba-Druck GmbH, Lampertswalde Redaktionsschluss: November 2015 Auflagenhöhe: 10.000 Stück Bezug: Diese Druckschrift kann kostenfrei bezogen werden bei: Zentraler Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung Hammerweg 30, 01127 Dresden Telefon: + 49 351 2103671 oder + 49 351 2103672 Telefax: + 49 351 2103681 E-Mail: [email protected]

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