Labbadias Flirt Mit Dem Derbysieg
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22.04.16 Freitag, 22. April 2016 DWHH-REG Belichterfreigabe: -- Zeit::: 31 Belichter: Farbe: HAMBURG 31 DIE WELT FREITAG,22. APRIL 2016 DER PESSIMIST Bei mir herrscht Verdruss kay, okay! Ich ge- AXEL FORMESEYN lität. Während die alles zu O be zu, ein notori- geben und auf der Über- scher Pessimist holspur auf uns zuzura- Labbadias zu sein! Ich befürchte ei- sen scheinen, fummeln gentlich immer das Aller- wir seit Ewigkeiten an der schlimmste! Kein Wun- Kupplung rum und krie- der, bin schließlich HSV- gen den Gang einfach Flirt mit dem Fan. Schon auf der Rückfahrt aus Karls- nicht rein. ruhe, nach der überstandenen Relegati- Dabei denke ich, dass eigentlich Wer- on, habe ich gesagt: Das Ganze kann nur der mal dran wäre – alleine schon wegen getoppt werden, dass wir Relegation am all der Erniedrigungen in der Vergan- Derbysieg Millerntor spielen und ins Elfmeter- genheit. Aber ehrlich gesagt: Vor mei- schießen müssen. Gefühlt ist es jetzt nem inneren Auge sehe ich schon die ol- fast so weit. Der Fußballgott gibt’s. Der le „Pizza“ im Volkspark jubeln. Wie ger- Fußballgott nimmt’s. ne würde ich mich irren! Vordem Duell gegen Bremen analysiert Bitte nicht falsch verstehen: Ich wün- Unter uns: Ich bin kein Fußballfach- sche mir das Relegations-Triple so gar mann, nur ein unverbesserlicher Fan. Mimik-Experte Dirk W. Eilert die nicht, auf keinen Fall. Doch statt: „Jetzt Wenn ich ins Stadion gehe, fühle ich erst recht“, herrscht bei mir Verdruss. mich jedes Mal so, wie zu meiner Schul- Körpersprache des HSV-Trainers Tag des Murmeltiers. Gefangen im ewi- zeit unvorbereitet in eine Klassenarbeit gen Kampf um den Religationspl..., äh ... zu tappen: Man hat nicht gelernt und ist CH Klassenerhalt. Da kann man schon mal auf Gedeih und Verderb der Aufgaben- schlappmachen. stellung ausgeliefert. Als HSV-Fan geht AFFENBA PF Apropos Schlappmachen: Wie konnte es mir Woche für Woche ähnlich: Was AI es überhaupt soweit kommen? Die Hin- haben sie nun wieder mit uns vor? Wo runde war doch so super, zumindest bis will Ilicevic denn mit dem Ball hin? Wa- REUTERS/K zum Hinspiel in Bremen. Aber in der rum spielt Ostrzolek die Kugel nicht Winterpause muss irgendetwas passiert nach vorn, sondern schon wieder zu- Auch wenn man es ihm sein, dass wir in der Rückrunde kaum rück? Naja. Und das ist dann vielleicht r marschiert vorweg – wie- onsfamilie der Angst und wird ausge- oft nicht ansieht: Dann demonstriert Labbadia Kamp- noch einen Fuß vor den anderen krie- auch der einzige Mutmacher für heute der einmal. Bruno Labbadia löst, wenn wir eine Bedrohung wahr- Dem Nordderby blickt feslust, als er sagt: „Unsere Fans, das gen. Liegt es daran, dass wir Díaz, unse- Abend: Warum sollte uns nicht, quasi verbreitet Optimismus. Ru- nehmen.“ Angst, so Eilert, richte sich Labbadia mit merkt man schon, sind heiß auf das Der- ren Held von Karlsruhe verkauft haben? aus dem Nichts, nochmal so ein Sieg wie E he bewahren, statt in Panik im Unterschied zu Trauer und Enttäu- Kampfgeist entgegen by. Wir wollen natürlich versuchen, so Und jetzt ausgerechnet gegen Bremen, gegen Gladbach oder Hertha gelingen? zu verfallen – so lautet die schung auf die Zukunft, „also auf die viel wie möglich Leute, die ins Stadion das Nordderby als Schicksalsspiel. Die Ich drücke die Daumen. Was bleibt mir Strategie des HSV-Trainers vor dem noch vor dem HSV liegenden Spiele“. kommen, auf unsere Seite mitzureißen. spielen auch eine bescheidene Saison, auch anderes übrig … heutigen Nordderby gegen Werder Bre- Auf die prekäre Situation im Ab- Da brauchen wir einfach eine Gallig- durften aber zumindest mal kurz vom men (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker stiegskampf angesprochen, entgegnet keit.“ Anschließend schnellt der Kiefer Pokalendspiel träumen und stehen im T Axel Formeseyn, geboren 1972 in auf welt.de). Dennoch: Die Lage hat sich Labbadia, dass er davon keineswegs nach vorne und Labbadia rollt die Lip- Bundesliga-Endspurt nun da, wo wir im Husum, saß zwischen 2004 und 2009 im Saisonendspurt bedrohlich zuge- überrascht worden sei – im Gegenteil: pen ein – „ein Zeichen für Ärger und Fo- letzten Jahr waren. Wir haben Olic auf im HSV-Aufsichtsrat und ist Autor des spitzt. Nachdem der Klassenerhalt be- „Wir haben offen mit der Mannschaft kussierung“, so Eilert, der ergänzt: „Är- der Tribüne. Die Pizarro auf dem Platz. Buches „Unser HSV“. Heute arbeitet er reits zum Greifen nahe schien, sind die gesprochen. Wir, wir, wir wussten, wir ger im Sinne von offensiver Aktivierung Und irgendwie eine ganz andere Menta- als Lehrer Hamburger wieder bedenklich nah an wissen, immer um unsere Situation – und Motivation für das Spiel. Ärger wird den ungeliebten Relegationsplatz ge- auch jetzt.“ Die auffallend häufigen im Sport häufig zur Motivation auf den rückt. Selbst wenn er es nicht offen aus- Wortwiederholungen deutet Eilert als bevorstehenden ‚Kampf‘ eingesetzt.“ spricht, die Anspannung ist Labbadia Indiz für ein erhöhtes Stressempfinden. Als Labbadia „Galligkeit“ sagt, wird sei- DER OPTIMIST deutlich anzumerken. Zu diesem Ergeb- „Spannend ist hier auch die Mikroex- ne Stimme lauter und er ballt seine nis kommt zumindest Dirk W. Eilert. pression von Ablehnung, die über Lab- rechte Hand zur Faust. Dies unterstützt badias Gesicht für 250 Millisekunden den Kiefervorstoß und ist ebenso ein VON KAI BEHRMANN huscht“, sagt er. Worauf sich diese be- Ausdruck von Zuversicht. Wir bleiben unabsteigbar ziehe, verrate die Mimik freilich nicht, Als ein Journalist anmerkt, dass Lab- Deutschlands renommiertester Mi- so Eilert: „Möglicherweise aber darauf, badia erstmals zwei Mal hintereinander mik-Experte und Buchautor (u.a. „Mi- dass alle Bemühungen bisher nichts zu im Stadion unter Ausschluss der Öf- bsteigen? Wir? TIMO HORN Weil wir über die gesamte mikresonanz. Gefühle sehen. Menschen bringen scheinen.“ sehr zu Herzen.“ Drei Tage später hat fentlichkeit trainieren lässt und fragt, A Niemals! Vor zwei Saison besser waren als verstehen“) hat sich Labbadias öffentli- Als Labbadia davon spricht, dass der sich die Gemütslage deutlich verändert. ob man am Freitag „unglaubliche Din- Jahren hätten wir die anderen Mannschaf- che Auftritte in dieser Woche genau an- HSV mit einem Sieg im Nordderby die Bevor Labbadia überhaupt ein Wort ge“ sehen werden, huscht ein Ausdruck absteigen müssen. Mit 27 ten, die im Abstiegskampf geschaut – von der Analyse der Nieder- Chance hat, Werder davonzueilen, sagt, verrät seine Mimik bereits seinen von Freude über Labbadias Gesicht, Punkten die Klasse halten stecken. lage in Dortmund am vergangenen nimmt Eilert einen Widerspruch zwi- emotionalen Zustand. Als HSV-Medien- gleichzeitig beißt er sich dabei auf die wird ein Rekord für die Seien wir doch mal ehr- Sonntag bis hin zur Pressekonferenz schen Worten und Mimik wahr. Die Sig- direktor Jörn Wolf die Pressekonferenz Unterlippe. „Eine Mischexpression im Ewigkeit bleiben. Letztes lich, wir wussten doch ei- vor dem Prestige-Duell gegen Bremen. nale, die an dieser Stelle am meisten of- mit dem Satz einleitet „56 Stunden Sinne freudiger Aufregung“, deutet Ei- Jahr hätten wir absteigen können. Mit gentlich von Anfang an, dass wir auch in Auch wenn seine Eindrücke lediglich fenbaren, seien die, die fehlen: „Labba- noch bis zum Anpfiff, der Countdown lert Labbadias Ausdruck. 25 geschossenen Toren 35 Punkte zu ho- diesem Jahr erneut gegen den Abstieg Hinweise und keine Beweise für Labba- dia zeigt nonverbal weder Zuversicht, läuft“, zeigt Labbadia daneben auf dem Eilerts Fazit lautet schließlich: „Im len, ist ähnlich verrückt. spielen und nicht bereits zehn oder fünf dias tatsächlichen Gemütszustand sind, etwa durch den Ausdruck von Freude in Podium eine Kombination aus Stress- Unterschied zu den Interviews am Aber in diesem Jahr? Auch mir ist Spieltage vor Schluss gerettet sein wür- so liefern Eilerts Einschätzungen einen der Mimik, noch Kampfesgeist, zum signalen und Zuversicht. Er hebt die Au- Montag zeigt Labbadia nonverbal Zei- nicht verborgen geblieben, dass wir die den, oder? Das Drama ist nur, dass es ebenso spannenden wie teils verblüf- Beispiel durch zusammengezogene Au- genbrauen an, ein Hinweis auf erhöhte chen offensiver Aktivierung.“ Anders letzten Spiele nicht so gespielt haben, problemlos – so unwahrscheinlich es im fenden Blick hinter die Fassade des ge- genbrauen.“ Aufmerksamkeit. Zudem fährt er sich gesagt: Die Zuversicht ist zurück. Lab- wie über weite Strecken der Hinrunde. Vorfeld schien – letztlich durchaus sprochenen Wortes. Die Analyse der Mangelnde Zuversicht nimmt Eilert mit der Zunge über die Lippen – ein Zei- badia greift mental einem zukünftig zu Wir haben viele Punkte unnötig und möglich gewesen wäre und gerade des- Körpersprache basiert auf den neuesten auch wahr, als Labbadia sagt: „Wir müs- chen für Stressempfinden. erreichendem Ziel voraus – dem Sieg im auch verdient liegengelassen, vor allem, wegen sind viele HSV-Fans jetzt so tief wissenschaftlichen Forschungen im Be- sen unglaublich fokussiert sein. Die Si- Anders als am Montag, lacht Labba- Nordderby. Zu Wochenbeginn dominie- weil wir unsere Chancen nicht konse- enttäuscht – und das aus meiner Sicht reich der nonverbalen Kommunikation. tuation ist nichts, was für uns komplett dia an mehreren Stellen – wenn auch ren noch Signale von Stress und Resig- quent genutzt haben. Die Niederlagen vollkommen zurecht. Auch ich bin maß- Die Woche der Wahrheit – eine emo- neu ist.“ Dabei, so der Experte für Kör- meist nur subtil. Dabei strahlen seine nation. Auch wenn in der Pressekonfe- zu Hause gegen Hannover und Mainz los enttäuscht. Das große Zittern in der tionale Achterbahnfahrt zwischen persprache, hebe der HSV-Trainer den Augen. „Das ist in Kombination mit den renz nach wie vor deutliche Hinweise oder das Unentschieden in Frankfurt. Woche vor dem heutigen Nordderby ge- Zweifeln und Zuversicht. Am Tag nach Kinnbuckel an, zieht die Mundwinkel Stresssignalen typisch für einen Zu- der Anspannung zu sehen waren – unter Alles Spiele, in denen wir die Gegner gen Werder Bremen hätte ich mir gut dem 0:3 beim BVB bemängelt Labbadia runter und senkt den Blick – „Hinweise stand freudiger Aufregung, so wie er anderem als Labbadia über die Perso- klar dominiert haben, tun, je näher das sparen können.