Märkische Ent. Nachr. | ISSN 1438-9665 l 1. August 2000 l Band 2, Heft 2 l S .7-16 |

Aktuelle Verbreitung und ökologische Ansprüche vonLycophotia molothina (E s p e r, 1789) in Brandenburg und angrenzenden Gebieten (, )

Jörg Gelbrecht, Königs Wusterhausen, Frank Rosenbauer, Berlin, Gerald Seiger, Kraupa & Thomas Sobczyk, Hoyerswerda

Summary

Present distribution and ecology ofLycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg (Germany) and adjacent areas (Lepidoptera, Noctuidae) molothina (Esper, 1789) is an atlanto-mediterranean species which reaches its northern distribution limit in the states Brandenburg and Mecklenburg-Vorpommern. This species lives exclusively onCalluna vulgaris and is endangered in most parts o f Germany. In contrast,L. mo­ lothina is still widely distributed in sandy heath areas o f middle, southern and eastern Brandenburg and northern Saxonia. All records are listed. A distribution map is provided. Management measures are necessary to protect heathlands, to maintain this favourable situation in this part o f Germany.

Zusammenfassung

Lycophotia molothina (Esper, 1789) ist ein atlanto-mediterranes Faunenelement, das in den Bun­ desländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern einen Teil der Arealnordgrenze erreicht. Die Art ist monophag anCalluna vulgaris gebunden. Intensive fatalistische Forschungen in den letzten Jahren zeigten, dass L. molothina in den Heidegebieten des mittleren, östlichen und südlichen Brandenburgs und der angrenzenden sächsischen Oberlausitz nahezu geschlossen verbreitet ist und ihren gesamtdeutschen Verbreitungsschwerpunkt in dieser Region besitzt. Alle bekannten Fundorte werden aufgelistet und in einer Verbreitungskarte dargestellt. Für den Erhalt der gegenwärtig noch günstigen Bestandssituation ist ein Management erforderlich, das sowohl den Schutz und Erhalt der großen -Ueiden als auch der kleinflächigen Calluna-Bestände auf Trassen und an Wegrän­ dern als Biotopverbundsystem beinhaltet.

1. Einleitung (ESPER, 1789) ist eine atlanto-mediterrane Art, die nur zwei Teilareale in Spanien, West- und Südfrankreich sowie in Mitteleuropa - von hier über Südpolen bis zur Ukraine - besiedelt und isoliert in Westrumänien gefunden wurde. Außerhalb Europas fehlt die Art(FlBlGER 1993). Im Norddeutschen Tiefland erreicht L. molothina ihre absolute Arealnordgrenze(H einick e & NAUMANN 1980-82 und Fibig er 1993). In Deutschland wurde die Art in allen Bundesländern nachgewiesen (G a e d ik e & H einicke 1999), sie tritt aber meist nur sehr lokal und in der Regel sel­ ten auf, gebietsweise ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten (z.B.in Nordrhein- Westfalen, ROBENZ et al. 1982, R etzla ff , pers. Mitt., in der Pfalz, KRAUS 1993) und in Bayern (B o lz, 1998 in litt., vgl. auchB o lz 1998). In Thüringen (H einicke 1993a,b), Hessen (K r ista l 1980, A. S c h m id t, pers. Mitt., H.J. Fa l k e n h a h n , pers. 8 Gelbrecht, J. et al.:Lycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten

Mitt.), Baden-Württemberg(S t einer & E b e r t 1998)und in Schleswig-Holstein ist die Art verschollen bzw. vermutlich ausgestorben, im Norden und Osten Mecklen­ burg-Vorpommerns wurde sie nie gefunden. Aufgrund dieser Tatsache und ihrer spe­ ziellen ökologischen Ansprüche wurdeL. molothina deutschlandweit in die Gruppe der stark gefährdeten Noctuiden eingestuft(PRETSCHER 1998).Auch in allen Bun­ desländern, in denen L. molothina aktuell noch nachgewiesen wird, ist sie in die Ka­ tegorie der „vom Aussterben bedrohten“ oder „stark gefährdeten“ Arten aufgenommen worden. Die intensive Erforschung ehemals besiedelter und potentieller Lebensräume in Brandenburg und Nordsachsen führten in den letzten Jahren zu einem wesentlich verbesserten Kenntnisstand der aktuellen Verbreitung, die im folgenden dargestellt wird.

2. Verbreitung in Brandenburg und angrenzenden Gebieten Lycophotia molothina ist eine monophag anCalluna vulgaris gebundene Art, die be­ reits in allen älteren Faunenverzeichnissen Brandenburgs und der Oberlausitz aufge­ führt wird (z.B. Bartel & Herz 1902, C happuis 1942, Haeger 1969, Möbius 1905). Eine erste Gesamtübersicht über die bis dahin bekannte Verbreitung geben Heinicke & N aumann (1980-82). Für das Untersuchungsgebiet hat sich seitdem durch die gezielte Bearbeitung der Heidegebiete, besonders auf ehemaligen Truppen­ übungsplätzen und in der Lausitz, der Kenntnisstand erheblich verbessert. Einerseits ist seit ca. 30 Jahren trotz intensiver Suche in den Gebieten nördlich und nordwestlich Berlins (Basdorfer Heide, Oranienburg, Neuruppin, Wittstocker Heide, Meyenburg) die Art nicht oder nicht mehr nachgewiesen worden (C lemens, Kallies , Ockruck, R ichert, R osenbauer, Schneider), vgl auch Abb.1, obwohl in jüngster Zeit(1992) die Art erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern im Südwesten des Landes bei Lübt­ heen entdeckt wurde (Hoppe et al. 1994).Andererseits konnte L. molothina zur glei­ chen Zeit an zahlreichen Stellen in den Kiefem-Heidegebieten der mittleren, östlichen und südlichen Teile Brandenburgs sowie der Oberlausitz entdeckt werden (siehe SOBCZYK 1995sowie nachfolgendes Fundortverzeichnis und Abb.1). Die in diesem Bereich fehlenden Nachweise für einige Messtischblätter sind vor allem auf eine unzureichende faunistische Bearbeitung zurückzuführen. Diese Region ist der Verbreitungsschwerpunkt vonL. molothina in ganz Deutschland. Die nördliche Arealgrenze liegt gegenwärtig südlich Berlins auf einer Linie Frankfurt/O. - Potsdam - Rathenow - Südwest-Mecklenburg. Nach Süden reicht das gut besiedelte Areal bis zum Fläming (aber schon fehlend in der Dessauer Heide,KELLNER 1995),die Dübe- ner Heide, den Raum Riesa, Bautzen und Niederoderwitz in der südlichen Oberlau­ sitz. Weiter westlich wurde L. molothina noch nicht in der inzwischen gut bearbeiteten Letzlinger Heide (Sachsen-Anhalt) gefunden, tritt jedoch einzeln im Südteil der Lüneburger Heide auf(WEGNER, pers. Mitt.). In der Regel wird der Falter an den Fundplätzen nur einzeln gefunden. In optimalen, großen Lebensräumen werden die Imagines jahrweise aber auch in großer Zahl am Licht beobachtet, so z.B. bei Nochten, Spremberg, Zossen und im NSG „Reichers- Märkische Ent. Nachr., Band 2, Heft 2 9 kreuzer Heide und Schwansee“ (s.u.). Hier können an einem Abend mehr als 50 Fal­ ter am Licht erscheinen, L. molothina ist dann zur Flugzeit die dominierende Eu­ lenart. Die ziemlich geschlossene Verbreitung und die günstige Bestandssituation wird sicherlich dadurch gefordert, dass in den genannten Kiefem-Heidegebieten durch Stromtrassen und andere Schneisen eine weitreichende Biotopvemetzung be­ steht. Diese fuhrt dazu, dass die Art rasch neu etablierte Heidekrautbestände, z.B. auf Brand- oder Aufforstungsflächen, besiedeln kann. Alle uns bekannten Nachweise sind in der folgenden Übersicht zusammengefasst und in einer Verbreitungskarte illustriert (Abb. 1). Abkürzungen: TÜP = Truppenübungsplatz MTB = Messtischblatt (1:25000)

Nachweise von L molothina in Brandenburg und Berlin MTB 3339 Steckelsdorf bei Rathenow: 1 Ex. 28.V.1986(S trobl) MTB 3345 Glienicke Nb.: 1967(H aeger ) MTB 3347Zepernick bei Bernau:(D add 1927, v. CHAPPUIS 1942) MTB 3445 Berlin-Tegel:(B a r tel & H erz 1902) MTB 3446 Berlin-Pankow:(B a rtel & H erz 1902) MTB 3544 Döberitzer Heide bei Potsdam (ehemaliger TÜP): 1991/1992(K ü h ling et al. 1995) MTB 3545 Berlin-Wannsee: (CHAPPUIS 1942) MTB 3547 Berlin-Adlershof:(B a r tel & H erz 1902) MTB 3642 Lehnin: 1971 (Haeger ) MTB 3647 Zeuthen: 1974(H ahn ) MTB 3648Dannenreich: 1975-77 (GELBRECHT) MTB 3649 Skabyer Heide bei Spreenhagen (ehemaliger TÜP): Raupenfunde 1992/93 (B lochw itz) MTB 3652 Frankfurt/O (Westrand): 29.VI.1987 (HEIß) MTB 3742 Borkheide (TÜP): 1994 (G elbr ech t, LÄSSIG, NOACK, RÖDEL), 31.V.1996 (TRUSCH) MTB 3743 Fichtenwalde bei Beelitz: 1 Ex. 1998(ROSENBAUER) MTB 3744 Schönhagen bei Trebbin (ehemaliger TÜP): 1998(G elbrech t) MTB 3746/3747 ehemaliger TÜP östlich Zossen: 199?(NOACK & SCHMIDT) MTB 3747Z eesen: 1970 (KRUSCHKE) MTB 3748 Blossin: 1989 (H.SCHMIDT) MTB 3749 Storkow/Mark (TÜP): 2 Ex. am 27.V.1998(K allies & ROSENBAUER) MTB 3750 Wendisch Rietz: 1979 (H a h n ) MTB 3752 Dubrow bei Müllrose (ehemaliger TÜP): 1995(L. LEHMANN) MTB 3839 Hohenlobbese (ehemaliger TÜP): nach 1990(B lochw itz) MTB 3845 Gottow Umg. (ehemaliger TÜP südwestlich Sperenberg): 1998 (G elbr ech t, P e t e r se n) 10 Gelbrecht, J. et al.:Lycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten

MTB 3846 Sperenberg: 1995(B lochwitz), sowie Zossen, ehemaliger TÜP: 1995- 1999 zahlreiche Falter (Gelbrecht, Gerstberger, Kallies , N oack , R osenbauer, Schacht , H. Schmidt), aber erst nach langem und wiederhol­ tem Suchen im Oktober 1998 eine erwachsene Raupe gekeschert (R osenbauer) MTB 3847 Töpchin (ehemaliger TÜP): 1997, 1998(G elbrecht, Lange , Ro­ senbauer, F. Lehmann ) MTB 3848 Streganzer Berg bei Prieros (ehemaliger TÜP): 1998(G elbrech t) MTB 3852 Bremsdorfer Mühle/Schlaubetal: 1968(H a e g e r ), 1987 (L. Le h m a n n ) MTB 3941 Rabenstein/Fläming: 13.VII.1973 (P. SCHMIDT) MTB 3943 Malterhausen bei Jüterbog (ehemaliger TÜP): 1996(R ödel & Trusch) MTB 3944 Forst Zinna bei Jüterbog (ehemaliger TÜP): 1995(RÖDEL), 1997 (Gelbrecht, N oack , H. Schmidt) MTB 3945 Golmberg bei Stülpe (ehemaliger TÜP): 1992 (GELBRECHT, NOACK, H. Sc h m id t) MTB 3947Massow bei Baruth (ehemaliger TÜP):1998 (Gelbrecht) MTB 3948 NSG Luchsee: 1964(HAEGER); Krausnick (ehemaliger TÜP): 1994 (Gelbrecht, N oack , H. Schmidt) und 1998 (F. Lehmann ) MTB 3949 Krugau: 1987(S t üBNER); Groß Wasserburg: 1997(NOACK, H. SCHMIDT) MTB 3952/3953: Reicherskreuzer Heide und angrenzende Flächen im Naturpark Schlaubetal: 1990-1998, wiederholt in größerer Anzahl mit bis zu 30 Exempla­ ren (W eidlich) sowie 1993-95 (L.L e h m a n n ); MTB 3952 Groß-Muckrow im Naturpark Schlaubetal: 1994(W eidlich) MTB 4049 NSG Ellerbom bei Lübben: 1992 (PAUTZ) MTB 4051 ehemaliger TÜP südwestlich Lieberose: 1997(G elbrecht), 1998 und 27.V.1999 (D o m m a in ) MTB 4053 Guben: 1968, Ende Oktober ca. erwachsene 20 Raupen mit Taschenlampe geleuchtet(E l sn e r); Pastlingmoor bei Guben: 1992(WEIDLICH) sowie Förste­ rei Eichhorst bei Pinnow: 1992(WEIDLICH) MTB 4144 Glücksburger Heide südlich Jüterbog (ehemaliger TÜP):(T 1998r u sc h & R ö d el) MTB 4148 Fürstlich Drehna bei Luckau: 1980(H a e g e r ) MTB 4149 Lübbenau: 1992(P autz ) MTB 4153 Jänschwalde-Ost: 1991-1994 (STÜBNER) MTB 4247 Schwarzenburg bei Luckau: ca. 20 Ex. am 31.V.1998(N o ack & S ch m idt) MTB 4248 Drehna: 1972(H aeg er ) MTB 4249 Cabel und Werchow südlich Calau: 1993,1995(P a u t z ) MTB 4347Heidegebiet zwischen Finsterwalde und Hennersdorf(STÖCKEL 1955) MTB 4348Finsterwalde (CHAPPUIS 1942), 1985(GELBRECHT); Lichterfeld bei Fin­ sterwalde: 1994 (LANDECK, Wiesner), Göllnitz (Stromtrasse): 3 Ex. am 2.VI.1999 (Gelbrecht, N o a c k , H. S c h m id t) Märkische Ent. Nachr., Band 2, Heft 2 11

MTB 4349 Settinchen südlich Calau: 1993-1996 (SCHMIDTGUNST) und 1998 (D ommain , Pautz ) und 10.VI.1999 (D ommain ); Lipten: 1998 (Pautz ) MTB 4351 Kausche: 1977 (KWAST), 1979(H aeger ), 1987 (FRITSCH) MTB 4352 Bühlow Umg. bei Cottbus (Stromtrasse): 1979(KWAST), über 50 Ex. 1996 (Schacht ) MTB 4354 Jerischke: 1999(M etzkow & R osenbauer) MTB 4446 Domsdorf bei Bad Liebenwerda: 3.VI.1994 (SCHÖNBORN) MTB 4447 NSG Grösa/Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft (ehemaliger TÜP): 1993, 1995, 1997 (SEIGER); NSG Der Loben: 1990 (SEIGER); Hohenlei- pisch: 1992, 1995 (Landeck , WlESNER); Rückersdorf bei Doberlug-Kirchhain: zahlreich 1991 (SCHOTTSTÄDT & BLOCHWITZ) MTB 4448 Bergheide bei Finsterwalde: 1961(H a eg er ); Restloch 76 bei Grünewal­ de: 1996 (WlESNER); Lauchhammer-Ost: 1992 (W iesn er) MTB 4449 Kostebrau: 1995 (WlESNER) MTB 4450Sedlitz: 24.V.1998 (SOBCZYK) MTB 4452 Spremberg: 80-90 Ex. am 18.V.1966(H a eg er ), 1973 (K w a st ); Schwarze Pumpe: 1974-1981(F r it sc h, KWAST, G u n d e l a c h ) MTB 4453Reuthen: 1974, 1979 (FRITSCH, H aeger ); Tschemitz: 4.VI.1992 1 Ex. (Stuck) MTB 4547 Kraupa: 1989, 1990, 1991, 1996, 1997(SEIGER); Plessa - Restloch 111: 1996 (WlESNER) MTB 4549 Hermsdorf bei Lauchhammer: 1994 (WlESNER); Hohenbocka: 1994 (WlESNER) MTB 4550 Senftenberg: 1961(S trohbach nach Kartei Haeger )

Nachweise von L molothina in Nord-Sachsen

MTB 4342 östlicher Teil der Dübener Heide: 1980er Jahre(G rosser 1995) MTB 4442 NSG Wildenhainer Bruch und Grunaer Bruch in der Dübener Heide: bis in die 1970er Jahre (leg. OFFENHAUER, GROSSER 1995) MTB 4451 Bluno bei Hoyerswerda: 22.V.1998 (SOBCZYK) MTB 4452 Spreewitz: 2.IX. - 26.IX.1972: 27 Raupen; 16.X.73: 31 Raupen; 25.VIII. - 15.IX.1974: Raupen zahlreich (Sbieschne) sowie Spreewitz Bahnhof: 4.VI.1991 2 Ex. (SOBCZYK) MTB 4454 Bad Muskau: 13.VI.1986 (LlEBIG) MTB 4550 Lauta bei Hoyerswerda: 31.V.1998 (SOBCZYK) MTB 4551 Knappenrode: 24.V.1990(G raf ) sowie Burg, FND: 20.11.1990 6 erwach­ sene Raupen(SOBCZYK) und Koblenz bei Hoyerswerda: 02.VI.1998(SOBCZYK) MTB 4552 Burg bei Hoyerswerda: 11.V.1993 in Anzahl(GRAF); NSG Nieder- spree/Hirsch : 14.V.1994 1 Ex. (WAUER) und Neustadt/Spree: 21.VI.89 1 Ex. (SOBCZYK) MTB 4553 Weißwasser/NSG Urwald: 25.V. und 6.VI.1985(LlEBIG), Försterei Sprey bei Weißwasser: 1963(H a e g e r ); Boxberg: 1989(F r it sc h) und 1990: ca. 30 12 Gelbrecht, J. et al.:Lycophotia molothina (E sp e r , 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten

Ex. (ELSNER, ELIAS); Nochten (ehemaliger TÜP): 4.VI.1988, 12.VI.89 (SOBCZYK), 23.V.1990 und 19.V.1993 in Anzahl (D. STÖCKEL), 6.VI. und 14.VI.1991 zahlreich (Graf ), 23.V.1992 sehr häufig (SBIESCHNE), 22.V.1994 häufig, 27.V.1995 in Anzahl, l.VI. und 7.VI.1996 in Anzahl(WAUER); sowie Bärwalde 30.V.1992 in Anzahl (WAUER) MTB 4554 Jungfemberge bei Weißwasser: 25.V. 1989 ca. 20-30 Ex.(Liebig , Fritsch) MTB 4640Leipzig: 2.VI.1913 (leg. MÜLLER, in coli. Naturkundemuseum Leipzig, R. Schiller in litt.) MTB 4645 TÜP Gohlis bei Riesa: 1992(JACOBASCH, W iesner) MTB 4646 LSG Röderaue bei Gröditz: um 1985(JACOBASCH); Tiefenau: 1992 (Jacobasch , Seiger) MTB 4652 Johnsdorf bei Königswartha: 5.VI. 1992 1 Ex. STÖCKEL)(D. MTB 4653 Halbendorf bei Bautzen: 1976/77(ELSNER, SBIESCHNE, S chuschk) - kleine Raupen Anfang Juli 1977; sowie 3.VI.19941 Ex. (W auer ); Kringels­ dorf OT Schadendorf 11 .VI. 1996 häufig(SBIESCHNE) MTB 4751 Neschwitz: 2.VI.1979 1 Ex. (leg.K eitel) MTB 4752 Commerau/Klix: 3.VI.1990 1 Ex. (GRAF) MTB 4753 Guttau: 28.V.1973 1 Ex.(SBIESCHNE); 20.VI.75 1 Ex. (LEUTSCH); 6.VI.1981: 1 Ex. (OCKRUCK) MTB 4852 Bautzen: 20.V.1989 und 3.VI.1992 je 1 Ex.(G raf ) MTB 4854Georgewitz: 8.VI.1966 1 Ex.(leg. GÜNTHER) MTB 4953 Kottmar b. Walddorf: 14.VI. und 30.VI.1959, 16.VI.1966 je 1 Ex. (leg. R e k t o r) MTB 5054 Niederoderwitz: 6.VI.1963 1 Ex. (LEUTSCH) MTB 5055 Großhennersdorf: 6.VI. und 15.VI.1966 je 1 Ex.(LEUTSCH )

Nachweise von L molothina in Mecklenburg-Vorpommern MTB 2733 Heidegebiet westlich Loosen bei Lübtheen (ehemaliger TÜP): 29.V.1992 (HOPPE et al. 1994) (=Erstnachweis für Mecklenburg-Vorpommern)

Nachweise von L. molothina in Sachsen-Anhalt MTB 3338 Klietz (ehemaliger TÜP): nach 1990 (BLOCHWITZ) MTB 3739 Altengrabow (ehemaliger TÜP): nach 1990(BLOCHWITZ) MTB 4143 Klöden: vor 1970(W erner nach Kartei Haeger ) Märkische Ent. Nachr., Band 2, Heft 2 13

Abb. 1: Verbreitungskarte vonLycophotia molothina (ESPER, 1789) in Brandenburg und angrenzenden Gebieten (Hohlkreis: letzter Nachweis vor 1980, Voll­ kreis: letzter Nachweis seit 1980) 14 Gelbrecht, J. etal.:Lycophotia molothina (E sper, 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten

3. Biologie und ökologische Ansprüche Lycophotia molothina ist - worauf schon verwiesen wurde - monophag an Heidekraut (Calluna vulgaris) gebunden. Die Art besiedelt trockenwarme Habitate auf Sandbo­ den mit reichen Beständen von Calluna vulgaris in Kiefem-Heidegebieten, sowohl in der subatlantisch getönten Lausitz als auch in den mehr kontinental geprägten Berei­ chen des östlichen Brandenburgs. Große Populationen werden vor allem auf großen Heideflächen, die Kiefern und/oder Birken im Vorwaldstadium aufweisen, angetrof­ fen. Auch auf breiten, Calluna-reichen Waldschneisen bzw. in lichten Kiefernwäldern mit Calluna-dominierten Zwergstrauchheiden trittL. molothina regelmäßig auf. Sie ist oft mit folgenden typischen Arten derCalluna- Heiden vergesellschaftet: Lyco­ photia porphyrea (DENIS & SCHIFFERMÜLLER, 1775), Xestia agathina (D u po nch el), Xestia castanea (ESPER, 1798),Aporophyla nigra (HAWORTH, 1809), Anarta myrtilli (LlNNAEUS, 1761), Eupithecia nanata (HÜBNER, 1813), Pachycnemia hippocastana- ria (HÜBNER, 1799)und Perconia strigillaria (HÜBNER, 1787). Der Falter wird ein­ zeln auch außerhalb des Lebensraumes der Raupe am Licht gefunden, was auf verschiedene o.g. Fundmeldungen (z.B. Zeesen und Zeuthen) zutrifft. Die Flugzeit liegt zwischen dem ll.V . und 7.VII.. Je nach Witterungsverlauf kann sich der Beginn der Flugzeit um bis zu zwei Wochen verschieben, der Hauptflug er­ folgt in der Regel von Ende Mai bis Anfang Juni. Der Falter erscheint am Licht, oft jedoch erst nach Mitternacht. Er besucht darüberhinaus gern den Köder, worauf auch ROBENZ et al. (1982)verweisen. Die überwinternde Raupe wurde bislang weniger zahlreich gefunden - sowohl von Ende August bis Oktober, Jungraupen schon Anfang Juli, als auch nach der Überwinterung im Februar. Sie wurde vorwiegend mit dem Streifhetz gekeschert. E l sn e r fand die Raupen Ende Oktober auch durch das Ab­ leuchten der Heidebestände freisitzend an der Nahrungspflanze (pers. Mitt.). Intensi­ ve, erst nach mehreren Anläufen erfolgreiche Raupensuche an gut besetzten Stellen durch ROSENBAUER deuten aber daraufhin, dass das Aufftnden freisitzender Raupen eher die Ausnahme ist und dass sie normalerweise sehr versteckt lebt. Um die günstige Bestandssituation der für Heidegebiete charakteristischenL. mo­ lothina aufrecht zu erhalten, bedarf es eines Schutzes der großen Heideflächen. Der Erhalt und das Anlegen breiterer Wegschneisen in Kiefem-Heidegebieten als Teil eines Biotopverbundsystems sowie der Erhalt der Heideflächen einschließlich von Vorwaldstadien und das Aussetzen von Aufforstungen auf Stromtrassen würden zu einem langfristigen Erhalt der Populationen beitragen.

4. Danksagung Die Autoren sind allen Entomologen, die ihre Daten und sonstigen Kenntnisse unei­ gennützig für diese Arbeit zur Verfügung stellten, zu herzlichem Dank verpflichtet. Es unterstützten uns Frau U. Metzkow (Berlin) und Frau W. Stuck (Tschemitz), so­ wie O. Blochwitz (Genthin), R. Bolz (Aurachtal), F. Clemens (Schmachtenhagen), R. Dommain (Gröditsch), D. Eichstädt (Steckelsdorf), O. Elias (Magdeburg), W. Elsner (Guben), H.J. Falkenhahn (Ebersdorfergrund), M. Gerstberger (Berlin), D. Graf Märkische Ent. Nachr., Band 2, Heft 2 15

(Crosta), A. Grondke (Museum der Natur und Umwelt Cottbus), B. Heuer (Hangeisberg), J. Jacobasch (Gröditsch/Sa.), T. Karisch (Demitz-Thumitz), L. Kühne (Potsdam), E. Kwast (Spremberg), I. Landeck (Finsterwalde), F. Lehmann (Dresden), L. Lehmann (Eisenhüttenstadt), H. Leutsch (Niederoderwitz), W.-H. Liebig (Bad Muskau), D. Noack (Wildau), G. Nowak (Hof), F. Ockruck (Zerpenschleuse), H. Pautz (Lübbenau), H. Retzlaff (Lage), I. Rödel (Bergholz-Rehbrücke), H. Sbieschne (Bautzen), B. Schacht (Dahlewitz), R. Schiller (Leipzig), Dr. A. Schmidt (Heiligenroth), H. Schmidt (Wildau), Dr. P. Schmidt (Lutherstadt Wittenberg), D. Schmidtgunst (Lübbenau), A. Schneider (Zehdenick), Dr. Chr. Schönbom (Benzingerode), Dr. D. Stöckel (Königswartha), P. Strobl (Stendal), A. Stübner (Jänschwalde-Ost), Dr. R. Trusch (Potsdam), S. Wauer (Ebersbach), P. Weisbach (Berlin), Dr. M. Weidlich (Naturpark Schlaubetal), H. Wegner (Adendorf), T. Wies- ner (Lauchhammer).

5. Literatur

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Anschriften der Verfasser: Dr. Jörg Gelbrecht G.-Hauptmann-Str. 28 D-15711 Königs Wusterhausen

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