Aktuelle Verbreitung Und Ökologische Ansprüche Von Lycophotia

Aktuelle Verbreitung Und Ökologische Ansprüche Von Lycophotia

Märkische Ent. Nachr. | ISSN 1438-9665 l 1. August 2000 l Band 2, Heft 2 l S .7-16 | Aktuelle Verbreitung und ökologische Ansprüche vonLycophotia molothina (E s p e r, 1789) in Brandenburg und angrenzenden Gebieten (Lepidoptera, Noctuidae) Jörg Gelbrecht, Königs Wusterhausen, Frank Rosenbauer, Berlin, Gerald Seiger, Kraupa & Thomas Sobczyk, Hoyerswerda Summary Present distribution and ecology ofLycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg (Germany) and adjacent areas (Lepidoptera, Noctuidae) Lycophotia molothina (Esper, 1789) is an atlanto-mediterranean species which reaches its northern distribution limit in the states Brandenburg and Mecklenburg-Vorpommern. This species lives exclusively onCalluna vulgaris and is endangered in most parts o f Germany. In contrast,L. mo­ lothina is still widely distributed in sandy heath areas o f middle, southern and eastern Brandenburg and northern Saxonia. All records are listed. A distribution map is provided. Management measures are necessary to protect heathlands, to maintain this favourable situation in this part o f Germany. Zusammenfassung Lycophotia molothina (Esper, 1789) ist ein atlanto-mediterranes Faunenelement, das in den Bun­ desländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern einen Teil der Arealnordgrenze erreicht. Die Art ist monophag anCalluna vulgaris gebunden. Intensive fatalistische Forschungen in den letzten Jahren zeigten, dass L. molothina in den Heidegebieten des mittleren, östlichen und südlichen Brandenburgs und der angrenzenden sächsischen Oberlausitz nahezu geschlossen verbreitet ist und ihren gesamtdeutschen Verbreitungsschwerpunkt in dieser Region besitzt. Alle bekannten Fundorte werden aufgelistet und in einer Verbreitungskarte dargestellt. Für den Erhalt der gegenwärtig noch günstigen Bestandssituation ist ein Management erforderlich, das sowohl den Schutz und Erhalt der großen Calluna-Ueiden als auch der kleinflächigen Calluna-Bestände auf Trassen und an Wegrän­ dern als Biotopverbundsystem beinhaltet. 1. Einleitung Lycophotia molothina (ESPER, 1789) ist eine atlanto-mediterrane Art, die nur zwei Teilareale in Spanien, West- und Südfrankreich sowie in Mitteleuropa - von hier über Südpolen bis zur Ukraine - besiedelt und isoliert in Westrumänien gefunden wurde. Außerhalb Europas fehlt die Art(FlBlGER 1993). Im Norddeutschen Tiefland erreicht L. molothina ihre absolute Arealnordgrenze(H einick e & NAUMANN 1980-82 und Fibig er 1993). In Deutschland wurde die Art in allen Bundesländern nachgewiesen (G a e d ik e & H einicke 1999), sie tritt aber meist nur sehr lokal und in der Regel sel­ ten auf, gebietsweise ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten (z.B.in Nordrhein- Westfalen, ROBENZ et al. 1982, R etzla ff , pers. Mitt., in der Pfalz, KRAUS 1993) und in Bayern (B o lz, 1998 in litt., vgl. auchB o lz 1998). In Thüringen (H einicke 1993a,b), Hessen (K r ista l 1980, A. S c h m id t, pers. Mitt., H.J. Fa l k e n h a h n , pers. 8 Gelbrecht, J. et al.:Lycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten Mitt.), Baden-Württemberg(S t einer & E b e r t 1998)und in Schleswig-Holstein ist die Art verschollen bzw. vermutlich ausgestorben, im Norden und Osten Mecklen­ burg-Vorpommerns wurde sie nie gefunden. Aufgrund dieser Tatsache und ihrer spe­ ziellen ökologischen Ansprüche wurdeL. molothina deutschlandweit in die Gruppe der stark gefährdeten Noctuiden eingestuft(PRETSCHER 1998).Auch in allen Bun­ desländern, in denen L. molothina aktuell noch nachgewiesen wird, ist sie in die Ka­ tegorie der „vom Aussterben bedrohten“ oder „stark gefährdeten“ Arten aufgenommen worden. Die intensive Erforschung ehemals besiedelter und potentieller Lebensräume in Brandenburg und Nordsachsen führten in den letzten Jahren zu einem wesentlich verbesserten Kenntnisstand der aktuellen Verbreitung, die im folgenden dargestellt wird. 2. Verbreitung in Brandenburg und angrenzenden Gebieten Lycophotia molothina ist eine monophag anCalluna vulgaris gebundene Art, die be­ reits in allen älteren Faunenverzeichnissen Brandenburgs und der Oberlausitz aufge­ führt wird (z.B. Bartel & Herz 1902, C happuis 1942, Haeger 1969, Möbius 1905). Eine erste Gesamtübersicht über die bis dahin bekannte Verbreitung geben Heinicke & N aumann (1980-82). Für das Untersuchungsgebiet hat sich seitdem durch die gezielte Bearbeitung der Heidegebiete, besonders auf ehemaligen Truppen­ übungsplätzen und in der Lausitz, der Kenntnisstand erheblich verbessert. Einerseits ist seit ca. 30 Jahren trotz intensiver Suche in den Gebieten nördlich und nordwestlich Berlins (Basdorfer Heide, Oranienburg, Neuruppin, Wittstocker Heide, Meyenburg) die Art nicht oder nicht mehr nachgewiesen worden (C lemens, Kallies , Ockruck, R ichert, R osenbauer, Schneider), vgl auch Abb.1, obwohl in jüngster Zeit(1992) die Art erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern im Südwesten des Landes bei Lübt­ heen entdeckt wurde (Hoppe et al. 1994).Andererseits konnte L. molothina zur glei­ chen Zeit an zahlreichen Stellen in den Kiefem-Heidegebieten der mittleren, östlichen und südlichen Teile Brandenburgs sowie der Oberlausitz entdeckt werden (siehe SOBCZYK 1995sowie nachfolgendes Fundortverzeichnis und Abb.1). Die in diesem Bereich fehlenden Nachweise für einige Messtischblätter sind vor allem auf eine unzureichende faunistische Bearbeitung zurückzuführen. Diese Region ist der Verbreitungsschwerpunkt vonL. molothina in ganz Deutschland. Die nördliche Arealgrenze liegt gegenwärtig südlich Berlins auf einer Linie Frankfurt/O. - Potsdam - Rathenow - Südwest-Mecklenburg. Nach Süden reicht das gut besiedelte Areal bis zum Fläming (aber schon fehlend in der Dessauer Heide,KELLNER 1995),die Dübe- ner Heide, den Raum Riesa, Bautzen und Niederoderwitz in der südlichen Oberlau­ sitz. Weiter westlich wurde L. molothina noch nicht in der inzwischen gut bearbeiteten Letzlinger Heide (Sachsen-Anhalt) gefunden, tritt jedoch einzeln im Südteil der Lüneburger Heide auf(WEGNER, pers. Mitt.). In der Regel wird der Falter an den Fundplätzen nur einzeln gefunden. In optimalen, großen Lebensräumen werden die Imagines jahrweise aber auch in großer Zahl am Licht beobachtet, so z.B. bei Nochten, Spremberg, Zossen und im NSG „Reichers- Märkische Ent. Nachr., Band 2, Heft 2 9 kreuzer Heide und Schwansee“ (s.u.). Hier können an einem Abend mehr als 50 Fal­ ter am Licht erscheinen, L. molothina ist dann zur Flugzeit die dominierende Eu­ lenart. Die ziemlich geschlossene Verbreitung und die günstige Bestandssituation wird sicherlich dadurch gefordert, dass in den genannten Kiefem-Heidegebieten durch Stromtrassen und andere Schneisen eine weitreichende Biotopvemetzung be­ steht. Diese fuhrt dazu, dass die Art rasch neu etablierte Heidekrautbestände, z.B. auf Brand- oder Aufforstungsflächen, besiedeln kann. Alle uns bekannten Nachweise sind in der folgenden Übersicht zusammengefasst und in einer Verbreitungskarte illustriert (Abb. 1). Abkürzungen: TÜP = Truppenübungsplatz MTB = Messtischblatt (1:25000) Nachweise von L molothina in Brandenburg und Berlin MTB 3339 Steckelsdorf bei Rathenow: 1 Ex. 28.V.1986(S trobl) MTB 3345 Glienicke Nb.: 1967(H aeger ) MTB 3347Zepernick bei Bernau:(D add 1927, v. CHAPPUIS 1942) MTB 3445 Berlin-Tegel:(B a r tel & H erz 1902) MTB 3446 Berlin-Pankow:(B a rtel & H erz 1902) MTB 3544 Döberitzer Heide bei Potsdam (ehemaliger TÜP): 1991/1992(K ü h ling et al. 1995) MTB 3545 Berlin-Wannsee: (CHAPPUIS 1942) MTB 3547 Berlin-Adlershof:(B a r tel & H erz 1902) MTB 3642 Lehnin: 1971 (Haeger ) MTB 3647 Zeuthen: 1974(H ahn ) MTB 3648Dannenreich: 1975-77 (GELBRECHT) MTB 3649 Skabyer Heide bei Spreenhagen (ehemaliger TÜP): Raupenfunde 1992/93 (B lochw itz) MTB 3652 Frankfurt/O (Westrand): 29.VI.1987 (HEIß) MTB 3742 Borkheide (TÜP): 1994 (G elbr ech t, LÄSSIG, NOACK, RÖDEL), 31.V.1996 (TRUSCH) MTB 3743 Fichtenwalde bei Beelitz: 1 Ex. 1998(ROSENBAUER) MTB 3744 Schönhagen bei Trebbin (ehemaliger TÜP): 1998(G elbrech t) MTB 3746/3747 ehemaliger TÜP östlich Zossen: 199?(NOACK & SCHMIDT) MTB 3747Z eesen: 1970 (KRUSCHKE) MTB 3748 Blossin: 1989 (H.SCHMIDT) MTB 3749 Storkow/Mark (TÜP): 2 Ex. am 27.V.1998(K allies & ROSENBAUER) MTB 3750 Wendisch Rietz: 1979 (H a h n ) MTB 3752 Dubrow bei Müllrose (ehemaliger TÜP): 1995(L. LEHMANN) MTB 3839 Hohenlobbese (ehemaliger TÜP): nach 1990(B lochw itz) MTB 3845 Gottow Umg. (ehemaliger TÜP südwestlich Sperenberg): 1998 (G elbr ech t, P e t e r se n) 10 Gelbrecht, J. et al.:Lycophotia molothina (Esper, 1789) in Brandenburg u. angrenz. Gebieten MTB 3846 Sperenberg: 1995(B lochwitz), sowie Zossen, ehemaliger TÜP: 1995- 1999 zahlreiche Falter (Gelbrecht, Gerstberger, Kallies , N oack , R osenbauer, Schacht , H. Schmidt), aber erst nach langem und wiederhol­ tem Suchen im Oktober 1998 eine erwachsene Raupe gekeschert (R osenbauer) MTB 3847 Töpchin (ehemaliger TÜP): 1997, 1998(G elbrecht, Lange , Ro­ senbauer, F. Lehmann ) MTB 3848 Streganzer Berg bei Prieros (ehemaliger TÜP): 1998(G elbrech t) MTB 3852 Bremsdorfer Mühle/Schlaubetal: 1968(H a e g e r ), 1987 (L. Le h m a n n ) MTB 3941 Rabenstein/Fläming: 13.VII.1973 (P. SCHMIDT) MTB 3943 Malterhausen bei Jüterbog (ehemaliger TÜP): 1996(R ödel & Trusch) MTB 3944 Forst Zinna bei Jüterbog (ehemaliger TÜP): 1995(RÖDEL), 1997 (Gelbrecht, N oack , H. Schmidt) MTB 3945 Golmberg bei Stülpe (ehemaliger TÜP): 1992 (GELBRECHT, NOACK, H. Sc h m id t) MTB 3947Massow bei Baruth (ehemaliger TÜP):1998 (Gelbrecht) MTB 3948 NSG Luchsee: 1964(HAEGER); Krausnick (ehemaliger TÜP): 1994 (Gelbrecht, N oack , H. Schmidt) und 1998 (F. Lehmann ) MTB 3949 Krugau: 1987(S t üBNER); Groß Wasserburg:

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