Eine Welt 4/1999
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Un seul monde NR. 4 DEZEMBER 1999 DAS DEZA-MAGAZIN FÜR ENTWICKLUNG Un solo mondo UND ZUSAMMENARBEIT Eine Welt Sahel – eine Region im Umbruch Eine Reportage, Perspektiven, die internationale Entwicklungszusammenarbeit und eine engagierte Schweiz Burkina Faso Das afrikanische Binnenland und sein Kampf gegen grosse soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Ein Porträt Labels Ein Streitgespräch um Vorteile und Grenzen von Produkte-Labels DOSSIER Einblick DEZA 23 FORUM SAHEL Unterwegs im Sahel Neue Ansätze in der Entwicklungspolitik, strukturelle Reformen und eine relative politische Stabilität haben den Aufschwung in der Sahel-Region begünstigt. Eine Reportage Labels – Barrieren oder Türöffner? 4 Sava Buncic von der Max Havelaar-Stiftung, Maria «Die Natur – ein Objekt der Ausbeutung» Nazareth Farani Azevêdo von der brasilianischen UNO- Mission und Nadine Speich von der DEZA über Vorteile Ananda Tiega, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der und Grenzen von Labels Konvention zum Schutz der Feuchtzonen, im Interview 8 24 Carte blanche Tödlicher Sand Der sizilianische Liedermacher Pippo Pollina Über den Kampf gegen die Desertifikation über Musik und seine persönliche Entwicklung 10 27 Die eigene Verantwortung stärken Die Arbeit des «Club du Sahel» unter Schweizer Vorsitz 12 InhaltLÄNDER UND LEUTE KULTUR Die Kindersoldaten von Liberia BURKINA FASO Über einen bewegenden Dokumentarfilm der Zürcherin Burkinas gebremste Tänzer und Musiker Alice Schmid Das westafrikanische Binnenland gehört trotz grosser internationaler Hilfe zu den zehn ärmsten Ländern der Erde 28 Musik für Mädchen 14 Dank einer CD gehen in Niger Mädchen vermehrt Der Staat, dieses fremde Wesen zur Schule Ein kritischer Blick von Alain Edouard Traoré auf sein Land 30 18 Editorial 1 Periskop 2 ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT SCHWEIZ DEZA-Standpunkt 19 Unfreiwilliges Campen im Kosovo Was eigentlich ist... Urbanisierung? 23 Das kurzfristige Ziel der Schweizer Hilfe im Kosovo: Service 31 Für jede Familie ein geheiztes Zimmer im Winter Agenda 33 20 Impressum und Bestellcoupon 33 Wo Mitch zerstörte, wird aufgebaut Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Agentur Die Situation ein Jahr nach dem Hurrikan Mitch der internationalen Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), ist Herausgeberin von «Eine Welt». in Mittelamerika Die Zeitschrift ist aber keine offizielle Publikation im engeren Sinn; in ihr sollen auch andere Meinungen zu Wort kommen; deshalb geben nicht alle Beiträge 22 unbedingt den Standpunkt der DEZA und der Bundesbehörden wieder. Edi toIn Amerika rauchenrial sogar die Hunde. Das erzähl- als Geschenk, sondern als «food for work». Die te uns ein Fulbe-Hirte inmitten seiner Kuhherde, unterstützten Dörfer waren keineswegs blosse irgendwo im Norden Malis, im Sahel. Er habe es Almosenempfänger. Als Gegenleistung verrich- in der Stadt Mopti mit eigenen Augen gesehen: teten sie Arbeiten im gemeinsamen Interesse. So am Fernsehen. wurden etwa Ziehbrunnen gegraben und kilo- Der Hirte hat wohl eine Reportage über tabak- meterlange Kanäle geschaffen, um das Wasser süchtige Laborhunde gesehen oder einen Trick- des Nigers herzuleiten. film. Und ist prompt einem Klischee aufgeses- Die Mehrheit der Menschen im Sahel und wohl sen – dem Klischee vom reichen Norden, wo 99 Prozent der 750 Millionen Afrikanerinnen und sogar die Hunde alles haben, was man sich bloss Afrikaner waren selbst im Dürrejahr 1984/85 satt. wünschen kann. Was die Medien nicht hinderte, vom «Hunger- So ähnlich geht’s wohl uns, wenn die Rede auf kontinent Afrika» zu reden. den Sahel kommt, jenen semiariden Streifen Mit der vorliegenden Nummer zum Thema Sahel südlich der Sahara, quer durch Afrika, von Senegal möchten wir dazu beitragen, mit dem einen oder über Mali, Burkina Faso bis in den Sudan. anderen «rauchenden Hund» aufzuräumen. Wir Da sind wir auch sehr schnell mit Klischees zur möchten zeigen, wie initiativ und erfindungs- Hand. Sie sind freilich meist negativ: Hunger reich die Menschen im Sahel sind, welche ent- und Dürre; Krieg und Korruption; Regierungen scheidenden Probleme sie noch lösen müssen – als Almosenempfänger am Tropf der ausländi- und wie wir im Norden ihnen dabei helfen können. schen Hilfe. Die Klischees sind hartnäckig und gehen oft weit an der Wirklichkeit vorbei. Toni Linder Beispiel Hunger. Die letzte grosse Dürre im Sahel Chef a. i. Medien und Kommunikation liegt schon lange zurück. 1984/85 wurden in diesem Streifen (aber auch in Teilen des südli- chen Afrika) grosse Teile der Ernten zerstört. Ei- nige Millionen Menschen hungerten, viele verlo- ren ihr Vieh, unzählige ihr ganzes Hab und Gut. In der Region waren jedoch durchaus noch Überschüsse an Reis und Hirse zu finden. Die DEZA zum Beispiel stellte etwa den verarmten Nomaden und Bauern im Norden Malis für an- derthalb Millionen Franken lokal eingekaufte Nahrungsmittel und Saatgut zur Verfügung. Nicht Keystone Keystone Limite: 9,8 Milliarden Essstäbchen und Kampf gegen Chagas Menschen Bodenerosion (bf) Mit einem riesigen (bf) Zur Zeit beläuft sich die (bf) China hat zu wenig Bäume Gesundheitsprogramm versucht Weltbevölkerung auf sechs und verbraucht zu viele Essstäb- Bolivien, in den nächsten fünf Milliarden Menschen. An einer chen. Gemäss Professor Shen Jahren die tödliche Chagas- UN-Sonderversammlung zur Guofang von der Beijing Forst- Krankheit unter Kontrolle zu Bevölkerungsentwicklung in New Universität ist der Chopstick- kriegen. Die Krankheit ist eine der York einigte sich die internationale Verbrauch der Chinesen nicht nur ganz grossen Herausforderungen Staatengemeinschaft nun über Ursache übermässiger Waldro- für die öffentliche Gesundheit des einen Plan, der die Begrenzung dungen, sondern auch von Boden- Landes. Ganze 13 Prozent aller beziehungsweise Reduzierung des erosionen sowie der verheerenden Todesfälle der 15- bis 75-Jährigen globalen Bevölkerungswachstums Überschwemmungen der vergan- sind in Bolivien auf Chagas auf 9,8 Milliarden Menschen bis genen Jahre. Allein in Chengdu, zurückzuführen. Die Krankheit zum Jahr 2050 vorsieht. Die jetzt Hauptstadt der weltbekannten wird durch den Parasiten entwickelte Strategie zielt einer- Sichuan-Küche, besuchen täglich Trypanosoma cruzi verursacht und seits auf die Stärkung der Position Hunderttausende die 60000 kann zu fatalen Gehirn- und der Frauen ab, andererseits sollten Restaurants der Stadt und benut- Herzgewebeentzündungen führen. die «Rechte, Pflichten und Verant- zen dabei nichtwiederverwertbare Der Parasit wird vorwiegend wortung der Eltern» sowie die Essstäbchen, die aus rund 4000 durch blutsaugende Insekten kulturellen Werte und religiösen Kubikmeter Holz gefertigt verbreitet, die in den luft- eriskop Traditionen respektiert werden. werden. China ist der grösste getrockneten Dachziegeln und Bis zum Jahr 2005 müssen die Produzent, Konsument und strohbedeckten Häusern im Regierungen zudem dafür sorgen, Exporteur von Essstäbchen: 25 bolivianischen Hochland ein dass mindestens 90 Prozent der Millionen Bäume werden dafür ideales Zuhause finden. Daneben Jugendlichen Zugang zu Informa- jährlich gefällt, welche zu 45 Mil- führen aber auch bereits tionen, Bildung und Leistungen liarden Paar Essstäbchen verwertet verseuchte Blutkonserven zu haben, die zur Reduzierung werden. Professor Shen Guofang Ansteckungen. In einem ersten P ansteckender Krankheiten nötig schlägt vor, wie in früheren Zeiten Schritt sollen nun rund 700000 sind. Zudem wird den Jugend- die Holzstäbchen nach Gebrauch Wohnungen in der von Chagas lichen erstmals das Recht auf zu sterilisieren und wiederzu- heimgesuchten Region, vorab im sexuelle Aufklärung und Vermei- verwenden. Er ist überzeugt, dass Süden des Landes, desinfiziert dung von ungewollten Schwanger- damit nicht nur der chinesische werden. schaften eingeräumt. Gemäss der Wald wieder wachsen, sondern Konferenz werden die bis zum auch die Umwelt ins Gleich- Reis-Connection Jahr 2050 vorgesehenen Mass- gewicht zurückkehren würde. Vietnam-Senegal nahmen zur Bevölkerungskontrolle (jls) Vietnamesische Agronomen in nächster Zeit jährlich rund 17 haben in Bagadadhji, einem Milliarden Dollar kosten; davon kleinen Dorf in Südsenegal, den sollen die Entwicklungsländer zwei Reis wieder eingeführt. Bei ihrer Drittel und die Industrienationen Ankunft im Juni 1997 entrissen die den Rest aufbringen. lokalen Frauen einem mückenverseuchten Schwemm- Keystone Zeichnung von Martial Leiter Kosovo Methode so zusammen: «Wir bringen den Dorfbewohnern bei, nach einem Stundenplan zu arbeiten, früh aufzustehen und zuerst zum Reis zu schauen. Wird dieser Zeitplan nicht genau eingehalten, wuchert das Unkraut und weg ist der Reis.» CIRIC leitete, produziert er jetzt in einer Trunken nach Zitronelle kleinen Fabrik in Porto Novo (jls) Mansour Moudachirou, jeden Monat rund zehn Liter Oel, Chemieprofessor in Cotonou, hat während er gleichzeitig den Anbau in Benin den Anbau einer neuen von Zitronelle fördert. Dazu Pflanze lanciert: die Zitronelle. bildete er ein Dutzend junger Still Pictures Man entzieht ihr ein ätherisches Pflanzer aus. Die Beniner begriffen gebiet je nach Jahr einige – mal überzeugten dennoch einige Oel, das bei den westafrikanischen das Verfahren der Oelpressung mehr, mal weniger – Doppel- Dorfbewohner, mit den Frauen Seifenfabrikanten sehr begehrt ist sehr schnell, gleicht es doch der zentner Reis. Die Männer zusammen die Reisfelder anders und bislang aus Deutschland und Fabrikation des Sodabi, einem begegneten dieser Kleinkultur, anzulegen. Gemeinsam bauten sie Frankreich bezogen wurde. Nun lokalen Alkohol,