Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Umweltberatung ______

Landschaftsplan der Stadt Weißenfels

mit den Ortsteilen

Borau - Burgwerben - Großkorbetha - Langendorf - Leißling - Markwerben - Reichardtswerben - Tagewerben - Schkortleben - Storkau - Uichteritz - Wengelsdorf

Stadtratsbeschluss v. 31.03.2016, Beschluss-Nr. 197-21/2016

Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer Weißenfels, April 2016

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Inhaltsverzeichnis

0. Vorwort ...... 5 1. Einleitung ...... 6 1.1 Aufgabenstellung ...... 6 1.2. Gesetzliche Grundlagen, Aufgaben und Ziele der Landschaftsplanung ...... 7 1.3. Bedeutung der Landschaftsplanung für die Kommune ...... 8 2. Allgemeine Beschreibung des Planungsgebietes...... 9 2.1. Übersicht zum Planungsgebiet ...... 9 2.2. Historische Entwicklung ...... 16 2.3. Naturräumliche Gliederung und Naturgeschichte ...... 19 2.4. Wirtschafts- und Erwerbsstrukturen ...... 25 3. Bestandsaufnahme und Bewertung der Naturgüter ...... 25 3.1. Geologie und Böden ...... 25 3.2. Wasserhaushalt und Gewässer ...... 32 3.2.1. Bedeutung ...... 32 3.2.2. Grundwasser ...... 33 3.2.3. Oberflächengewässer ...... 36 3.3. Klima und Luft ...... 46 3.4. Pflanzen, Tiere und Biodiversität ...... 55 3.4.1. Die Pflanzenwelt des Planungsgebietes ...... 55 3.4.1.1. Pflanzengeographische Verhältnisse und potenzielle natürliche Vegetation...... 55 3.4.1.2. Reale Vegetation ...... 55 3.4.1.2.1. Die Vegetation der Wälder und Gehölze ...... 56 3.4.1.2.2. Die Vegetation der offenen Landschaft ...... 57 3.4.1.2.3. Die Vegetation der Feuchtgebiete ...... 59 3.4.1.2.4. Die Vegetation der Siedlungen ...... 60 3.4.2. Die Tierwelt des Planungsgebietes ...... 61 3.4.2.1. Tiergeographische Verhältnisse und Faunenzusammensetzung ...... 61 3.4.2.2. Die Tierwelt der Wälder und Gehölze ...... 62 3.4.2.3. Die Tierwelt der offenen Landschaft ...... 63 3.4.2.4. Die Tierwelt der Feuchtgebiete ...... 65 3.4.2.5. Die Tierwelt der Siedlungen ...... 67 3.5. Landschaftsbild und Landschaftserleben ...... 69 3.6. Naturschutz und Landschaftspflege im Planungsgebiet ...... 72 3.6.1. Naturschutzflächen ...... 72 3.6.2. Landschaftsschutzgebiete (LSG) ...... 72 3.6.3. Naturschutzgebiete (NSG) ...... 74 3.6.4. Naturdenkmale (FND, ND) ...... 78 3.6.5. Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) ...... 83 ______2 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.6.6. Gesetzlich geschützte Biotope ...... 84 3.6.7. Naturparke ...... 96 3.6.8. Europäische Gesetzgebung zu Natur und Umwelt (Natura 2000)...... 97 3.7. Sonstige Vorgaben zum Schutz von Naturbestandteilen ...... 100 4. Inanspruchnahme der Landschaft, Landschaftsschäden und Nutzungskonflikte ...... 104 4.1. Flächen mit Verarmung an Landschaftselementen ...... 104 4.2. Floristische und faunistische Verarmung ...... 107 4.3. Altlasten, Deponien und Emissionen ...... 111 4.4. Landwirtschaft ...... 114 4.5. Forstwirtschaft ...... 118 4.6. Wasserwirtschaft ...... 122 4.7. Siedlungen ...... 129 4.8. Industrie und Gewerbe ...... 130 4.9. Abbau von Lagerstätten ...... 132 4.10. Verkehr ...... 136 4.11. Energiewirtschaft und Hauptversorgungstrassen ...... 138 4.12. Jagd und Fischerei ...... 142 4.13. Freizeit und Erholung ...... 143 4.14. Kulturdenkmale ...... 149 4.15. Sonstige Inanspruchnahmen der Landschaft ...... 150 5. Landschaftsplanerische Leitbilder und Entwicklungsziele ...... 150 6. Anforderungen und Maßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Zielkonzeptionen .... 156 6.1. Anforderungen und Maßnahmen für Naturschutz und Landschaftspflege ...... 156 6.1.1. Grundsätzliche Maßnahmen und Nutzungsanforderungen ...... 156 6.1.3. Maßnahmen der Landschaftspflege und des Biotopverbundes ...... 162 6.1.3.1. Bedeutung und ökologische Elemente des Biotopverbundes ...... 162 6.1.3.2. Landschaftspflegerische Maßnahmen zur Realisierung des Biotopverbundes ...... 167 6.2.1. Anforderungen und Maßnahmen für die Landwirtschaft ...... 171 6.2.2. Anforderungen und Maßnahmen für Wald- und Gehölzflächen sowie für ...... 180 die Forstwirtschaft...... 180 6.2.3. Anforderungen an landwirtschaftliche Planungen ...... 183 6.2.4. Anforderungen und Maßnahmen für Gewässer ...... 185 6.2.5. Anforderungen und Maßnahmen für Siedlungswesen, Industrie und Gewerbe ...... 189 6.2.6. Anforderungen und Maßnahmen für Erholung, Fremdenverkehr und Sport ...... 194 6.2.7. Anforderungen und Maßnahmen für den Verkehr ...... 198 6.2.8. Anforderungen und Maßnahmen für Energiewirtschaft und sonstige Infrastruktur ...... 199 6.2.9. Anforderungen und Maßnahmen für Abfall- und Abwasserwirtschaft ...... 200 6.2.10. Anforderungen und Maßnahmen für die Rohstoffgewinnung ...... 200 6.2.11. Anforderungen und Maßnahmen für die Jagd und Fischerei ...... 200 6.2.12. Sonstige Anforderungen und Maßnahmen ...... 203 ______3 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

6.3. Hinweise für Raumordnung und Bauleitplanung ...... 203 7. Umsetzung der Maßnahmen ...... 204 7.1. Wesentliche Merkmale und Finanzierungsmöglichkeiten ...... 204 7.2 Einzelmaßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Entwicklungsziele ...... 206 8. Schlussbemerkung ...... 207

Zeichnungsverzeichnis

Zeichnungs-Nr. 1 Lage des Planungsgebietes Zeichnungs-Nr. 2.1 bis 2.4 Bestandskarte 02 Relief und Erosionseignung Zeichnungs-Nr. 3.1 bis 3.4 Bestandskarte 03 Schutzgut Boden Zeichnungs-Nr. 4.1 bis 4.4 Bestandskarte 04 Schutzgut Wasser Zeichnungs-Nr. 5.1 bis 5.4 Bestandskarte 05 Klima/ Luft Zeichnungs-Nr. 6.1 bis 6.4 Bestandskarte 06 Schutzgut Arten und Biotope - Biotoptypen Zeichnungs-Nr. 7.1 bis 7.4 Bestandskarte 07 Schutzgut Arten und Biotope - Schutzgebiete Zeichnungs-Nr. 8.1 bis 8.4 Bestandskarte 08 Landschaftserleben/Freizeit/Erholung Zeichnungs-Nr. 9 Landschaftsbeanspruchung Zeichnungs-Nr. 10.1 bis 10.4 Maßnahmen-Entwicklungsziele

Anlagenverzeichnis

Anlage 1 Flächennutzung der Stadt Weißenfels mit Ortsteilen Anlage 2 Im Planungsgebiet vorkommende Tierarten ausgewählter Artengruppen Anlage 3 Altlastenstandorte Anlage 4 Vorschlagsliste zu Einzelmaßnahmen Anlage 5 Literaturverzeichnis

Anhang

Gesetzlich geschützte Biotope

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0. Vorwort

Gemäß Beschlussfassung des Stadtrates der Stadt Weißenfels v. 13.06.2013 ist in Ergänzung zum vorliegenden Flächennutzungsplan (W ENZEL & DREHMANN , 2012) ein Landschaftplan für das nach der Gebietsreform 2010 neu entstandene Stadtgebiet von Weißenfels zu erstellen.

Unsere Gegenwart ist von einer intensiven Inanspruchnahme der Umwelt geprägt, die sich gerade in den letzen 20 Jahren noch zusätzlich verstärkt hat. Dabei ist die Gesellschaft auf Wachstum geprägt. Der tägliche Flächenverbrauch in der Bundesrepublik beträgt 81 Hektar (S TATISTISCHES BUNDESAMT 2011), d.h. pro Stunde werden ca. 33.700 m² landwirtschaftlicher oder natürlich geprägter Fläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Neben dem Flächenverbrauch belastet die Entwicklung von Verkehr, Industrie und Energiewirtschaft zunehmend unsere Umwelt, trotz umfangreicher Gesetze und vielfältiger Umweltschutzmaßnahmen sowie z.T. guter Ansätze wie dem Erneuerbaren Energiegesetz (EEG), der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), dem Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG), dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) oder dem Bundenaturschutzgesetz (BNatSchG), um nur einige wesentliche Beispiele zu nennen. Immer noch verlassen wir uns allzu sehr darauf, dass die Sonne scheint, dass es regnet, dass im Frühjahr die Zugvögel eintreffen, dass es im Sommer warm und grün ist, der Herbst die Blätter der Bäume färbt und es im Winter schneit und kalt ist. Doch wir müssen erkennen, dass unser Planet Erde ein Ökosys- tem mit begrenzter Aufnahmefähigkeit für all das ist, was der Verbrauchszyklus am Ende hinterlässt: Emissionen, Erosion und schleichend zunehmende Vergiftung der Böden, Verminderung der Artenviel- falt usw. Unsere Erde heizt sich immer mehr auf und inzwischen wird der Klimawandel nicht angezwei- felt, mit drastischen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Aus diesem Grunde ist ein Umdenken zwingend erforderlich. Vor allem auf kommunaler Ebene können durch kurze Entscheidungswege die Weichen gestellt werden für eine Verbesserung des Wohnumfeldes und dem Erhalt der Leistungsfä- higkeit von Natur und Landschaft. Es ist deshalb dringend notwendig, all das im Territorium zu erhalten und zu fördern, was an Naturgü- tern noch vorhanden ist und mit diesen Naturgütern sorgsam und nachhaltig umzugehen. Zielstellung der vorliegenden Landschaftsplanung ist der Erhalt und die Verbesserung der Funktions- fähigkeit von Natur und Landschaft, vor allem zur Gewährleistung der Wohn- und Umweltqualität der Bürger sowie zum Schutz des vorhandenen Artenpotenzials an Tieren und Pflanzen im Planungsge- biet. Dabei sind konzeptionell und nutzungsorientiert die Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Planungsgebiet aufzuzeigen, die für eine langfristige und umfas- sende Erhaltung, Wiederherstellung und Neugestaltung von Natur und Landschaft erforderlich sind, um einen funktionsfähigen und nachhaltig nutzbaren Naturhaushalt zu sichern und die Erholungsvor- sorge für den Menschen zu gewährleisten. Dies setzt die entsprechenden Kenntnisse über den Zu- stand der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/ Luft, Tiere und Pflanzen (einschließlich deren Lebens- räume/Biotope) sowie zum Landschaftsbild im besiedelten und unbesiedelten Bereich einschließlich bestehender Wirkgefüge sowie eine fachkompetente Planung voraus.

Gesetzliche Vorgaben zur Landschaftsplanung sind in den aktuellen Fassungen von Bundesnatur- schutzgesetz (BNatSchG) und Landesnaturschutzgesetz Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) verbindlich geregelt (s.u.). Bereits im Jahre 1995 wurden durch die Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz die Grundsätze zu „Mindestanforderungen an die örtliche Landschaftsplanung“ (LANA , 1995) formuliert.

Die Inhalte der Landschaftsplanung dienen der Verwirklichung der Ziele und Grundsätze des Natur- schutzes und der Landschaftspflege und sind daher in den Planungen und sonstigen Verwaltungsver- fahren, deren Entscheidungen sich auf Natur und Landschaft im Planungsraum auswirken können, als Abwägungsgrundsatz mit zu berücksichtigen. Eine besondere Bedeutung erhält die Landschaftsplanung – sowie deren Fortschreibung – in Verbin- dung mit der Umsetzung europäischer Regelungen, insbesondere der Strategischen Umweltprüfung (SUP) sowie bei der Aufstellung von Fachplänen.

Wie eingangs genannt, wird der vorliegende Landschaftsplan erstmals als einheitliches Planungsin- strument für das Gesamtterritorium der Stadt Weißenfels in Ergänzung zum Gesamt- Flächennutzungsplan aufgestellt. Der Landschaftsplan ist eine Fortschreibung der vorhandenen Land- schaftspläne der Stadt Weißenfels einschließlich Borau (PROF . SCHMID , TREIBER & PARTNER , 1999), sowie von Tagewerben (LINKE & BOLENDER , 1996), Markwerben, Uichteritz und Storkau (R EGIOPLAN ,

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1996), Burgwerben (R EGIOPLAN , 1997), Großkorbetha, Reichardtswerben, Schkortleben, Wengelsdorf (R EGIOPLAN , 1997) sowie Langendorf und Leißling (R EGIOPLAN , 2007). Des Weiteren gab es w ährend der letzten Jahre auf dem Gebiet des Naturschutzes, der Land- schaftsplanung und anderer tangierender Fachbereiche neben der Änderung gesetzlicher Vorga- ben auch einen Erkenntniszuwachs, der eine inhaltliche Überarbeitung der Landschaftsplanung notwendig macht.

Die Inhalt und die Ziele des vorliegenden Landschaftsplanes wurden dabei mit den Fachgremien der Stadt Weißenfels (Umweltausschuss, Stadtentwicklungsausschuss) und mit den Ortschaftsräten und interessierten Bürgern der Ortsteile sowie der unteren Naturschutzbehörde vorab diskutiert.

Der vorliegende Landschaftsplan entspricht dem Kenntnstand 2014, textliche Neufassung mit Ergän- zungen Februar 2016.

1. Einleitung

1.1 Aufgabenstellung

Das Leistungsbild zum vorliegenden Landschaftsplan lässt sich grundsätzlich aus Anlage 4 zu § 23 Abs. 1 der „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure“ (HOAI) ableiten. Gemäß Aufgabenstellung der Stadt Weißenfels v. 29.07.2013 soll der Landschaftsplan eine fachlich fundierte Zielkonzeption beinhalten, die das gesamte Gebiet der Stadt Weißenfels in einem Planwerk umfasst. Der Landschaftsplan soll der Ergänzung des vorliegenden Flächennutzungsplans dienen, dessen In- halte im Planungs- und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen sind.

Da bereits Landschaftspläne der Ortsteile und der Stadt vorliegen und es sich um eine Überarbeitung/ Aktualisierung dieser handelt, umfasst die Aufgabenstellung folgenden Leistungsumfang:

− Ermitteln und Beschreiben der planungsrelevanten Sachverhalte auf Grundlage vorhandener Unterlagen und Daten

− Landschaftsbewertung nach den Zielen und Grundsätzen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege

− Bewerten von Flächen und Funktionen des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes

− Bewerten von Flächen und Funktionen des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes hin- sichtlich ihrer Eignung, Leistungsfähigkeit, Empfindlichkeit und Vorbelastung

− Bewerten geplanter Eingriffe in Natur und Landschaft

− Feststellen von Nutzungs- und Zielkonflikten

− Zusammenfassendes Darstellen der Erfassung und Bewertung

− Formulieren von örtlichen Zielen und Grundsätzen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft einschließlich Erholungsvorsorge

− Darlegen der angestrebten Flächenfunktionen und Flächennutzungen sowie der örtlichen Er- fordernisse und Maßnahmen zur Umsetzung der konkretisierten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege

− Hinweise auf Folgeplanungen und -maßnahmen

− Mitwirken bei der Beteiligung der nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes anerkannten Verbände

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− Mitwirken bei der Abstimmung der vorläufigen Fassung mit der für Naturschutz und Land- schaftspflege zuständigen Behörde

− Abstimmen der vorläufigen Fassung mit dem Auftraggeber

− Darstellen des Landschaftsplans in der mit dem Auftraggeber abgestimmten Fassung in Text und Karte (digital).

Ergänzend zur o.g. Aufgabenstellung erfolgte im Rahmen des vorliegenden Landschaftplanes die nachrichtliche Übernahme von Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt der im Planungsgebiet vorhandenen Biotoptypen auf der Grundlage der CIR-Befliegung aus dem Jahre 2013, die im vorlie- genden Landschaftsplan nachrichtlich übernommen wurde (siehe Zeichnungs-Nr. 6). Die Darstellung der Naturschutzflächen (Naturparke, Naturschutzgebiete, Flächenhafte naturdenkma- le, Natura 2000-Gebiete) erfolgte ebenfalls als nachrichtliche Übernahme von Landesamt für Umwelt- schutz Sachsen-Anhalt. Zu den gemäß § 30 BNatSchG sowie § 22 NatSchG LSA gesetzlich geschützten Biotopen des Pla- nungsgebietes erfolgte vorab zur Landschaftsplanung in den Jahren 2009, 2012 und 2013 eine Über- prüfung und Aktualisierung der im Planungsgebiet ausgewiesenen gesetzlich geschützten Biotope auf der Grundlage der bei der unteren Naturschutzbehörde bzw. der Stadt Weißenfels gelisteten gesetz- lich geschützten Biotope (REGIOPLAN 2009b, REGIOPLAN 2012b, REGIOPLAN 2013a).

1.2. Gesetzliche Grundlagen, Aufgaben und Ziele der Landschaftsplanung

Gemäß § 9 BNatSchG Abs. 1 werden die Aufgaben der Landschaftsplanung wie folgt definiert: „Land- schaftsplanung hat die Aufgabe, die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege für den jewei- ligen Planungsraum zu konkretisieren und die Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung die- ser Ziele auch für die Planungen und Verwaltungsverfahren aufzuzeigen, deren Entscheidungen sich auf Natur und Landschaft im Planungsraum auswirken können". Die Inhalte der Landschaftsplanung sind in Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen, insbesondere hinsichtlich der Beurteilung der Umweltverträglichkeit gemäß Umweltverträglichkeitsprü- fungsgesetz (UVPG) sowie Wasserhaushaltgesetz (WHG).

Die wesentlichen Inhalte der Landschaftsplanung werden in § 9 Abs. 2 BNatSchG vorgegeben:

1. den vorhandenen und den zu erwartenden Zustand von Natur und Landschaft,

2. die konkretisierten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege,

3. die Beurteilung des vorhandenen und zu erwartenden Zustands von Natur und Landschaft nach Maßgabe dieser Ziele einschließlich der sich daraus ergebenden Konflikte,

4. die Erfordernisse und Maßnahmen zur Umsetzung der konkretisierten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere

a) zur Vermeidung, Minderung oder Beseitigung von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft,

b) zum Schutz bestimmter Teile von Natur und Landschaft im Sinne des Kapitels 4 sowie der Biotope, Lebensgemeinschaften und Lebensstätten der Tiere und Pflanzen wild- lebender Arten,

c) auf Flächen, die wegen ihres Zustands, ihrer Lage oder ihrer natürlichen Entwicklungs- möglichkeit für künftige Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, ins- besondere zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft sowie zum Ein- satz natur- und landschaftsbezogener Fördermittel besonders geeignet sind,

d) zum Aufbau und Schutz eines Biotopverbunds, der Biotopvernetzung und des Netzes „Natura 2000“, ______7 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

e) zum Schutz, zur Qualitätsverbesserung und zur Regeneration von Böden, Gewässern, Luft und Klima,

f) zur Erhaltung und Entwicklung von Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungs- wertes von Natur und Landschaft,

g) zur Erhaltung und Entwicklung von Freiräumen im besiedelten und unbesiedelten Be- reich.

Als weitere wesentliche Grundlagen der vorliegenden Landschaftsplanung sollen (in der jeweils gülti- gen Fassung) genannt werden:

− Raumordnungsgesetz − Landesplanungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt − Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion − Baugesetzbuch.

Der vorliegende Landschaftsplan folgt gemäß Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt Weißenfels insgesamt den Vorgaben des Flächennutzungsplanes der Stadt Weißenfels (WENZEL & DREHMANN, 2013) und ist mit diesem ganzeinheitlich zu betrachten.

Ausgehend von der vorliegenden Fortschreibung der Landschaftspläne der Stadt Weißenfels und de- ren Ortsteile umfasst die Überarbeitung/ Aktualisierung des nunmehr zusammengefassten Land- schaftsplanes einen präzisierten Leistungsumfang für das Gesamtgebiet gemäß Pkt. 1.1.

1.3. Bedeutung der Landschaftsplanung für die Kommune

Die Erstellung des Landschaftsplanes erfolgt als flächenscharfe Darstellung auf der Grundlage der Topographischen Karte TK 10. Er ist als Umweltgrundlagenplan ein wesentliches Konzept für die kommunale Umweltarbeit. Im Rahmen der verfassungsmäßig verankerten Selbstverwaltung bzw. Pla- nungshoheit der Kommunen weist die örtliche Ebene der Landschaftsplanung dabei besondere Cha- rakteristika und Funktionen aus, welche mit den politischen und planerischen Entscheidungsprozessen vor Ort in Verbindung stehen.

Mit dem Landschaftsplan erhält die Kommune ein Instrumentarium, welches den aktuellen Zustand sowie die Zielstellungen und die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege in ihrem Terri- torium aufzeigt und somit die Grundlage für eine schrittweise Verbesserung der Umwelt- und Wohn- qualität schafft. Gleichzeitig ist der Landschaftsplan eine Entscheidungshilfe zur Feststellung und konkreten Formulie- rung der Anforderungen der Kommune gegenüber Planungsträgern, vor allem zur Gewährleistung der bestehenden Umweltstandards und der Wohnqualität sowie auch zur Umsetzung ökologisch sinnvoller und den Interessen der Kommune wirklich dienender Kompensationsmaßnahmen.

Der Gesetzgeber verpflichtet die Planungsträger der Bauleitplanung sowie weiterer raumrelevanter Planungen ausdrücklich die Belange des Landschaftsplanes im Rahmen der Durchführung einer Stra- tegischen Umweltverträglichkeitsprüfung (SUP/ sog. Plan UVP) bzw. einer Umweltverträglichkeitsprü- fung gemäß Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (sog. Objekt-UVP) mit in die erforderlichen Abwä- gungen mit einzubeziehen (siehe Pkt. 1.2.). Falls das nicht möglich ist, ist dies dort entsprechend zu begründen. Für das Territorium der Stadt Weißenfels schließt das unter Umständen auch eine Prüfung der Ver- träglichkeit nach § 34 BNatSchG für die ausgewiesenen Natura 2000-Gebiete FFH0183 „Saalehänge bei “ sowie SPA0025 "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd" mit ein, falls Einflussnahmen auf diese Gebiete in Verbindung mit Plänen und Vorhaben nicht grundsätzlich auszuschließen sind.

Der Landschaftsplan schafft weiterhin die Grundlage für die Umsetzung bzw. die Ausweisung geeigne- ter Flächen für Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Anlage von Flächenpools und Ökokonten auf kommunaler Ebene.

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2. Allgemeine Beschreibung des Planungsgebietes

2.1. Übersicht zum Planungsgebiet

Politisch-administrativ gehört die Stadt Weißenfels zum . Mit Inkrafttreten der Ge- meindegebietsreform in Sachsen-Anhalt per 01.01.2011 wurden der Stadt Weißenfels eine Reihe an- grenzender Landgemeinden angeschlossen, so dass das Territorium der Stadt Weißenfels nunmehr eine Fläche von 113,55 km² umfasst. Die Stadt hatte mit Stand 27.08.2013 insgesamt 39.717 Einwoh- ner. Das sind 358 Einwohner pro km².

Die nachfolgende Tabelle 1 gibt eine statistische Übersicht zur Flächen- und Bevölkerungsverteilung in der Stadt Weißenfels und den einzelnen Ortsteilen:

Tabelle 1: Flächen und Bevölkerungsverteilung in der Stadt Weißenfels (Stand 07.07.2014; Einwohner Stand 31.12.2013, Quelle: Stadt Weißenfels, Abt Liegenschaften)

Gemarkung Einwohner- Fläche Fläche Fläche Einw./ zahl km²

[m²] [km²] [ha]

Borau mit Borau, Selau und Kleben 650 5.610.500 5,61 561,05 116

Burgwerben 975 4.4421.642 4,44 444,22 229

Großkorbetha mit Bäumchen (anteilig), 1.919 12.683.343 12,68 1.268,33 150 Gniebendorf, Großkorbetha und Kleinkorbetha Langendorf mit Kößlitz –Wiedebach, Langendorf, 2.253 14.541.838 14,54 1.454,18 158 Muttlau, Obergreißlau und Untergreißlau Leißling mit Rödgen 1.463 7.471.863 7,47 747,19 199

Markwerben 625 3.777.836 3,78 377,78 173

Reichardtswerben mit Bäumchen /anteilig) 1.186 9.307.276 9,31 930,73 126

Schkortleben mit Kriechau und Schkortleben 537 7.049.954 7,05 705,00 79

Storkau mit Obschütz, Storkau und Pettstädt 558 7.941.140 7,94 794.11 72

Tagewerben 826 7.165.215 7,17 716,52 115

Uichteritz mit Lobitzsch und Uichteritz 1.310 8.553.723 8,55 855,37 159

Weißenfels 27.583 19.141.863 19,14 1.914,19 1.427

Wengelsdorf mit Kraßlau, Leina und Wengelsdorf 890 5.886.6773 5,89 588,67 150

Gesamt 40.775 113.552.870 113,55 11.355,29 358

Hinsichtlich der Nutzungsanteile ergibt sich für das Territorium der Stadt Weißenfels folgendes Bild:

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Tabelle 2: Nutzungsanteile in der Stadt Weißenfels (Stand 07.07.2014; Quelle: Stadt Weißenfels, Abt Liegenschaften)

Nut- Bezeichnung Anzahl Fläche Fläche zungsart der [m²] [ha] Flächen 21110 Fläche besonderer funktionaler Prägung 527 1.607.179 160,7

21130 Wohnbaufläche 9.896 5.796.931 579,7

21140 Handels- und Dienstleistungsfläche 523 1.343.459 134,4

21170 Industrie- und Gewerbefläche 554 2.112.130 211,1

21210 Mischnutzung mit Wohnen 712 507.659 50,8

21310 Tagebau, Grube, Steinbruch 55 410.776 41,1

21380 Halde 43 134.041 13,4

21410 Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche 289 1.116.005 111,6

21420 Grünfläche 5.392 5.786.588 578,7

21510 Straßenverkehr 4.428 5.126.398 512,6

21520 Weg 1.661 1.370.796 137,1

21530 Platz 270 217.758 217,8

21540 Bahnverkehr 201 1.152.620 115,3

21560 Schiffsverkehr 5 626 0,6

21640 Landwirtschaft 11.910 77.060.637 7.706,,1

21680 Wohn- u. Betriebsfläche für Land- u. Forstwirtschaft 240 804.794 80,4

21740 Gehölz 981 3.345.935 334,6

21780 Wald 1.359 2.803.491 280,3

21860 Stehendes Gewässer 137 613.837 61,4

21870 Wasserlauf 445 1.561.895 156,2

21890 Sumpf 9 9.612 1,0

21940 Friedhof 40 191.093 19,1

21950 Unland/ Vegetationslose Fläche 42 478.610 47,9

Gesamt 39.719 113.552.870 11.355,3

Die Aufteilung der anteiligen Flächen zu den jeweiligen Ortsteilen siehe Anlage 1.

______10 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Nachbargemeinden sind im Norden Leuna, Braunsbedra und Mücheln (alle drei Saalekreis), Goseck und Schönburg im Westen, Teuchern im Süden und Lützen (alle Burgenlandkreis) sowie Bad Dürrenberg (Saalekreis) im Osten.

Mit ca. 7.707 ha = 67,8 % wird der Großteil des Territoriums der Stadt Weißenfels durch die Landwirt- schaft in Anspruch genommen. Weitere wichtige Flächenanteile sind Wohn- Handels- und Gewerbe- flächen (960,0 ha = 8,5 %), Wälder und Gehölze (614,9 ha = 5,4 %) und Grünflächen (578,7 ha = 5,1 %). Die detaillierten Angaben zu den Flächenverteilungen in den einzelnen Gemeinden gemäß „Statis- tik der Nutzungsarten“ siehe Anlage 1.

Das Territorium der Stadt Weißenfels liegt verkehrstechnisch günstig im Nordteil des Burgenlandkrei- ses. Die Bundesautobahnen A 9 und A 38 kreuzen sich ca. 5 km nördlich der Ortslage Weißenfels (mit Autobahnanschlussstellen Weißenfels/A9 und Leuna/A38 bei der Siedlung Bäumchen). Des Weiteren führen die Bundesstraßen B 87 (Leipzig-Erfurt), B 91 (Halle--Zeitz) sowie B 176 (Bad Langensalza-Harta (unterbrochen auf 27 km Länge durch den Tagebau Profen) durch die Ortslage (B 176 durch Umgehungsstraße in Randlage) von Weißenfels.

Die Eisenbahn-Hauptstrecke Halle/Leipzig-Erfurt (Bahnhöfe in Weißenfels und Großkorbetha, Halte- punkt in Leißling) sowie die Hauptstrecke Weißenfels-Zeitz-Gera (Bahnhof in Weißenfels, Haltepunkte in Weißenfels-West und Langendorf) queren das Stadtgebiet, des Weiteren die Bahnstrecke von der Abzweigung von der Hauptstrecke bei Schkortleben nach Profen (Strecke Zeitz-Leipzig), die vor allem dem Transport der Braunkohle vom Tagebau Profen zum Kraftwerk Buna dient. Die Eisenbahnstrecke zwischen Großkorbetha und Abzweig Saaleck/Großheringen hat in Mittel- deutschland den stärksten Zugverkehr, da hier der Ost-West-Verkehr (Dresden–Frankfurt) mit dem Nord-Süd-Verkehr (Berlin–München) gebündelt ist. Die Stadt Weißenfels musste die Bedeutung als Eisenbahnknoten im Personenverkehr zugunsten von abgeben.

Nachstehend genannte, für die Landschaftsplanung relevante Flächen des Territoriums der Stadt Weißenfels wurden gemäß Regionalem Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle (REP, 2010) wie folgt eingeordnet:

1. Vorranggebiete ======

Gemäß Landesentwicklungsprogramm Sachsen-Anhalt sind Vorranggebiete von öffentlichen Pla- nungsträgern bei ihren Planungen und Maßnahmen, durch die Grund und Boden in Anspruch genom- men oder die räumliche Entwicklung beeinflusst wird, zu beachten. Andere raumbedeutsame Nutzungen in diesen Gebieten sind ausgeschlossen, soweit diese mit den vorrangigen Funktionen, Nutzungen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind. Ortslagen und baurechtliche gesicherte Flächen sind aus diesen sind von entgegenstehenden Vorrangfestlegungen ausgeschlossen.

Der regionale Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle (REP, 2010) weist für das Planungsge- biet der Stadt Weißenfels aus:

Vorranggebiete für Natur und Landschaft (5.3.1.3. Z)

Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind für die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Le- bensgrundlagen vorgesehen. Zu ihnen gehören sowohl bedeutsame naturschutzrechtlich oder forst- rechtlich geschützte Gebiete als auch weitere Flächen von herausragender Bedeutung für ein landes- weit ökologisches Verbundsystem oder für den langfristigen Schutz von für Natur und Landschaft wert- vollen Flächen. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorranggebiet XXXIV: Kayna Süd (ehemaliges Tagebaugelände) zum Schutz und zur Entwicklung eines Teilbereichs der Bergbaufolgelandschaft mit besonderer Bedeutung als Brut- und Rastgebiet einer Vielzahl von Vogelarten sowie zur Entwicklung von struktur- und artenreichen Landschaftsbe- standteilen. Die Fläche ist gleichzeitig EU-Vogelschutzgebiet (SPA0025 "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd") sowie Naturschutzgebiet (NSG 0253 "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd").

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− Vorranggebiet LXII: Saalehänge bei Goseck (mit Teilflächen westlich von Lobitzsch ("Ochsenborn") sowie westlich von Leißling ("Vierberge") zur Sicherung einer Vielzahl wertvoller Biotope und zum nachhaltigen Schutz von Lebensräumen von Aussterben bedrohter Tier- 8und Pflanzenarten in der -Aue und den angrenzenden Hangbereichen. Die Flächen sind gleichzeitig FFH-Gebiet (Ge- biete FFH0183 „Saalehänge bei Goseck) sowie Naturschutzgebiet (NSG0268 Saale-Aue bei Go- seck).

Vorranggebiete für Landwirtschaft (5.3.2.3. Z)

Vorranggebiete für Landwirtschaft sind aufgrund der Bodenfruchtbarkeit, der Standortcharakteristik oder Tradition und Erfahrungen auf dem Gebiet der Tierzucht und des Ackerbaus sowie wegen der Standortgunst für Sonderkulturen besonders für eine landwirtschaftliche Nutzung geeignet, so dass in ihnen die Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor, Nahrungsproduzent und Erhalter der Kulturlandschaft die prioritäre Raumfunktion und –nutzung darstellt.

Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorranggebiet III: Gebiete um Reichardtswerben (westlich und östlich der B 91).

− Vorranggebiet IX: Weinanbau bei Burgwerben (Burgwerben, Kriechau).

Vorranggebiete für Hochwasserschutz (5.3.4.4. Z)

Vorranggebiete für den Hochwasserschutz sind zur Erhaltung der Flussniederungen für den Hochwas- serrückhalt und den Hochwasserabfluss sowie zur Vermeidung von nachteiligen Veränderungen der Flächennutzung, die die Hochwasserentstehung begünstigen und beschleunigen, vorgesehen. Diese Gebiete sind zugleich in ihrer bedeutenden Funktion für Natur und Landschaft und als Teil des ökolo- gischen Verbundsystems zu erhalten. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorranggebiet II: Saale (zum Hochwasserschutz und den ausgewiesenen Überflutungsflächen siehe auch Pkt. 3.2.3.).

Vorranggebiete für Wassergewinnung (5.3.5.4. Z)

Vorranggebiete für Wassergewinnung sind Gebiete mit herausragender Bedeutung für die Sicherung der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Planungen und Maßnahmen, die mit diesem Ziel nicht verein- bar sind, sind unzulässig. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorranggebiet V: Weißenfels/Stößen (großflächig die Gemarkungen Markwerben, Uichteritz, Storkau, Leißling und Langendorf betreffend, siehe dazu auch Pkt. 3.2.1.).

Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung (5.3.6.5. Z)

Vorranggebiete zur Rohstoffgewinnung dienen der Sicherung und Gewinnung regional bedeutsamer, bodennaher und qualitativ hochwertiger Baurohstoffe. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorranggebiet VII: Kiessandlagerstätte Lösau (wird in der Gemarkung Borau randlich tangiert).

Vorranggebiete militärische Nutzung (5.3.7.5. Z)

− Vorranggebiet militärische Nutzung II: Standortübungsplatz Weißenfels.

Vorrangstandorte

Mit der Festlegung von Vorrangstandorten werden bestimmten Standorten Nutzungen mit Prioritätsan- spruch seitens der Regionalen Planungsgemeinschaft zugewiesen. Diesen Funktionsbestimmungen liegt das Ziel zugrunde, die aus der Vielzahl räumlich relevanter Nutzungen und für den jeweiligen Raum und für die Region von grundsätzlicher entwicklungspolitischer Bedeutung charakteristische Nutzung festzulegen und damit standörtlich zu sichern. Das betrifft für das Planungsgebiet: ______12 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

− Regional bedeutsamer Standort für Industrie und Gewerbe 18: Gewerbestandort Tagewerben/ Rei- chardtswerben (5.5.1.3. Z)

− Regional bedeutsamer Standort für Wasserversorgung 7: Wasserwerk Leißling im Verbund mit dem Wasserwerk "Markwerbener Wiesen" (5.5.1.3. Z)

− Regional bedeutsamer Standort für Abwasserbehandlungsanlagen 14: Weißenfels (5.5.1.3. Z)

− Regional bedeutsamer Standort für Abfallbehandlungsanlagen Nr. 25: Kompostierwerk Weißenfels (5.5.1.3. Z).

Regional bedeutsame Standorte für Militärische Anlagen (5.5.5.2. Z)

Das betrifft für das Planungsgebiet den Bundeswehrstandort Weißenfels.

2. Vorbehaltsgebiete ======

Vorbehaltsgebiete ergänzen die Vorranggebiete um noch nicht endgültig abgewogene Zielsetzungen. Bei der Abwägung konkurrierender Nutzungsansprüche ist der festgelegten Vorbehaltsfunktion ein besonderes Gewicht beizumessen. Werden im Rahmen von Bauleitplanungen und Fachplanungen Abwägungen zwischen Nutzungskonflikten durchgeführt, muss der Planungsträger verdeutlichen, dass er dem festgelegten Vorbehalt einen besonderen Stellenwert beigemessen hat.

Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems (5.7.3.4. Z)

Um eine Isolation von Biotopen oder ganzen Ökosystemen zu vermeiden, werden im Landesentwick- lungsplan Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems festgelegt. Sie um- fassen großräumige, naturraumtypische, reich mit naturnahen Elementen ausgestattete Landschaften sowie Verbundachsen zum Schutz naturnaher Landschaftsbestandteile und Kulturlandschaften mit ihren charakteristischen Lebensgemeinschaften. Zum ökologischen Verbundsystem gehören in der Regel auch die Vorranggebiete für Hochwasser- schutz und teilweise Vorranggebiete für Wassergewinnung. In den Vorbehaltsgebieten für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems ist den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege sowie einer naturnahen Waldbewirtschaftung bei der Abwägung mit entgegenstehenden Belangen ein erhöhtes Gewicht beizumessen. Das betrifft für das Pla- nungsgebiet:

− Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems 5: und Nebentäler (ohne detaillierte räumliche Abgrenzung im Saaletal in den Gemarkungen Burgwerben, Schkortleben, Großkorbetha und Wengelsdorf)

− Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems 15: Geiseltal (tangiert randlich das Tagebaurestloch Kayna-Süd in der Gemarkung Reichardtswerben).

Im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt wurde eine „Planung von Biotopverbundsystemen im Landkreis Weißenfels“ im Rahmen der Erstellung eines öko- logischen Verbundsystems für Sachsen-Anhalt für den Altkreis Weißenfels durchgeführt (Oecokart , Halle 1995 in Zusammenarbeit mit Regioplan). Diese Planung schließt das gesamte Territorium der Stadt Weißenfels mit ein (siehe dazu auch Pkt. 3.7.).

Vorbehaltsgebiete für Wiederbewaldung (5.7.5.1. Z)

Zur Erhöhung des Waldanteils und im Interesse ausgewogener Anteile von Wald, offenem Gelände und Bebauung in einer harmonischen Kulturlandschaft werden Vorbehaltsgebiete für Wiederbewal- dung festgelegt. Aufforstungen werden dabei insbesondere auf landwirtschaftlichen Grenzertragsbö- den, zur Renaturierung von Bergbaufolgelandschaften und zur Schutzwaldbegründung vorgesehen. Sie sollen naturnah und standortgerecht erfolgen. Das betrifft für das Planungsgebiet:

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− Vorbehaltsgebiete für Wiederbewaldung 33: Aufforstung Kößlitz-Wiedebach (nördlich der Ortslage).

Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung (5.7.6.3. Z)

Vorbehaltsgebiete für Rohstoffgewinnung sind Gebiete mit Rohstoffvorkommen, die rohstoffgeologisch und rohstoffwirtschaftlich noch nicht abschließend untersucht sind. Sie dienen vor allem der langfristi- gen Sicherung von Rohstoffvorkommen. Nutzungen dieses Gebietes sollen das Vorhandensein einer Rohstofflagerstätte und die künftige Möglichkeit einer Gewinnung des Rohstoffs berücksichtigen. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Vorbehaltsgebiet für Rohstoffgewinnung 7: Kaolinlagerstätte Spergau-Wengelsdorf.

Vorranggebiete für die Nutzung der Windenergie verbunden mit der Wirkung von Eignungsgebieten (5.8.2.2 Z)

Für eine angemessene Nutzung der Windenergie sollen geeignete Gebiete für die Errichtung raumbe- deutsamer Windenergieanlagen raumordnerisch gesichert werden. Eignungsgebiete dienen der plan- vollen Konzentration von Windenergieanlagen. In der Planungsregion Halle kommen daher Vorranggebiete für die Nutzung der Windenergie, verbun- den mit der Wirkung von Eignungsgebieten, Eignungsgebiete für die Nutzung der Windenergie sowie Kombinationen von beiden zur Anwendung. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− VRG XVIII: Großkorbetha West − VRG XIX : Großkorbetha Südost − VRG XXIV: Vier Berge/ Teucherner Land auf der Gemarkung Langendorf (Teilfläche).

Radverkehr und fußläufiger Verkehr

Zur Schaffung eines länderübergreifenden Netzes von Radwegen und zur Verknüpfung mit Radwegen in benachbarten Planungsregionen sind überregional bedeutsame Radwege herzustellen und auszu- bauen. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− überregionaler Radweg Saale-Radwanderweg (5.9.4.4. Z).

Folgende regional bedeutsame Radwege sind herzustellen bzw. auszubauen:

− Rippach-Radweg (5.9.4.5. Z) (Gemarkung Weißenfels)

− regional bedeutsamer Radweg Nessa-Radweg (5.9.4.5. Z) (Gemarkung Weißenfels und Langendorf).

Die durch die Region führenden überregionalen Wanderwege sind entsprechend ihrer Funktion zu erhalten und auszubauen. Das betrifft für das Planungsgebiet:

− Ökumenischer Pilgerweg Görlitz – Leipzig - Erfurt – Vacha (5.9.4.7. Z) (Gemarkung Storkau/ Pettsädt).

Die im Regionalen Entwicklungsplan relativ großmaßstäblich (M 1:100.000) dargestellten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete sind bei Bedarf entsprechend den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort in den ent- sprechenden Gemarkungen des Planungsgebietes flächenkonkret einzuordnen.

Regionales Teilentwicklungsprogramm für den Planungsraum Geiseltal ======

In Regionalen Teilgebietsentwicklungsprogrammen (TEP) werden die Ziele der Raumordnung näher festgelegt und ergänzt.

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Die im Landesentwicklungsprogramm und im Regionalen Entwicklungsprogramm 1) der Planungsregion Halle festgelegten konkreten Ziele der Raumordnung werden in das Regionale Teilentwicklungspro- gramm für den Planungsraum übernommen.

Das Regionale Teilentwicklungsprogramm für den Planungsraum Geiseltal weist insbesondere die Ziele der Sanierung der ehemaligen Braunkohlentagebaubereiche sowie zur Gestaltung der Bergbau- folgelandschaften aus. Es tangiert das Territorium der Stadt Weißenfels gemäß Anlage 1 zum TEP (2000) randlich in den Gemarkungen Storkau, Reichardtswerben, Tagewerben, Burgwerben, Schkortleben und Weißenfels auf einer Fläche von 960 ha. Folgende Festlegungen werden dabei für das Territorium der Stadt Weißenfels getroffen: 1)

Vorranggebiete für Landwirtschaft

− Gebiete um Roßbach, Großkayna, Reichardtswerben (präzisiert Reichardtswerben-östlich Großkayna, betrifft gemäß Anlage 1 zum TEP die Gemarkungen Reichardtswerben, Tagewer- ben, Burgwerben, Schkortleben)

− Gebiete um Weißenfels (präzisiert südwestlich Roßbach, betrifft gemäß Anlage 1 zum TEP die Gemarkungen Storkau und Weißenfels).

1) Anmerkung: das o.g. Regionale Teilgebietsentwicklungsprogramm für den Planungsraum Geiseltal bezieht sich auf das Landesentwicklungsprogramm (LEP) aus dem Jahre 1992 (aktualisiert 2010) sowie auf Entwürfe zum REP (2010). Gemäß Auskunft der Regionalen Planungsgemeinschaft Halle (Frau Dr. Kirsch am 06.06.2014, mdl.) hat jedoch das TEP Geiseltal noch volle Rechtsgültigkeit.

Vorranggebiet für Natur und Landschaft

− Kayna-Süd (Tagebaurestloch), betrifft Gemarkung Reichardtswerben.

Vorranggebiet Wassergewinnung

− Weißenfels (betrifft das Vorranggebiet Wassergewinnung Weißenfels/Stößen V gem. REP, 2010 in den Gemarkung Storkau)

Vorrangstandorte für großflächige Industrieansiedlungen

− Leuna/Spergau/Großkorbetha (betrifft Gemarkung Großkorbetha).

Regionalbedeutsame Standorte für Abwasserbehandlungsanlagen für den Planungsraum TEP Geiseltal

− Weißenfels (südöstlich des Planungsraumes TEP).

Regionalbedeutsame Standorte für Wassergewinnungsanlagen für den Planungsraum TEP Geiseltal

• Markwerbener Wiese (südlich des Planungsraumes TEP).

Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft

• Randbereiche des Restsees Kayna-Süd (im Südosten und Süden, Gemarkung Rei- chardtswerben).

Vorsorgegebiet für Aufforstung

• Böschungsflächen im Osten und Süden des Restloches (Gemarkung Reichardtswerben).

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2.2. Historische Entwicklung

Die Entwicklung von Natur und Landschaft vollzieht sich stets in engem Zusammenhang mit der poli- tisch-wirtschaftlichen Entwicklung eines Gebietes. Aus diesem Grunde ist hier im Landschaftsplan auch ein kurzer historischer Abriss des betrachteten Gebietes mit eingeschlossen.

Das gesamte Territorium, welches auch die Flächen der Stadt Weißenfels einschließt, hat insgesamt eine bewegte und bedeutungsvolle Geschichte. Man kann davon ausgehen, dass das Gebiet seit dem Mesolithikum durchgehend besiedelt wurde. Zahlreiche Bodenfunde der Stein-, Bronze-, Eisen-, Rö- mer- und Völkerwanderungszeit in der Umgebung belegen diesen historischen Hintergrund. Aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit stammen z.B. Funde von Hügelgräbern bei Rödgen/ Leißling. Als weitere Beispiele archäologischer Kulturdenkmale des Gebietes sind das Hügelgrab in exponierter Lage südlich der Ortslage Pettstädt (am "Luftschiff"), das sog. "Mägdegrab" an der Flurgrenze Langendorf/ Nessa, der Grabhügel an der "Schönen Aussicht" bei Leißling u.a. zu nennen. Vor allem das Saaletal spielte in der Vor- und Frühgeschichte eine bedeutende Rolle als Grenzraum, Kontaktzone und als Handelsroute. Die jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage von Goseck, nur wenige Kilometer außerhalb des Planungsgebietes, wurde ca. 4.800 v. Chr. erbaut und diente wahrscheinlich als Versammlungs-, Handels-, Kult- und Gerichtsplatz. Sie stellte den Mittelpunkt einer neolithischen Mikroregion dar, in die auch das Planungsgebiet eingeschlossen war. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, mit dem Zerfall der Urgesellschaft und Übergang zum Feudalismus, besiedelten keltische und germanische Stämme, z.B. die Hermunduren, das Ge- biet. Im 5. Jahrhundert erfolgte das Zusammenwachsen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen Mittel- deutschlands zum germanischen Stammesverband der Thüringer und im 5. und frühen 6. Jahrhundert gehörte das Gebiet an der mittleren Saale fast vollständig zum damaligen Thüringer Reich. Um 531 wurden die Thüringer von den Franken und Sachsen unterworfen und das thüringische Territorium in den folgenden Jahrzehnten in das fränkische Reich eingegliedert. In dieser Zeit (etwa um 550) begann auch die Herausbildung der Feudalgesellschaft. Die Gebiete östlich der Saale wurden im 6. und 7. Jahrhundert von den Thüringern verlassen. Slawi- sche Stämme (Sorben) drangen von Osten vor und begannen im 6. Jahrhundert östlich der Saale und Elbe zu siedeln. Die Slawen rodeten den Wald und legten Sumpfflächen trocken, um dort Felder anzu- legen, Ortsnamen mit den Endungen -itz/-itzsch lassen auf sorbische Ortsgründungen schließen (z.B. Uichteritz, Lobitzsch). Ortsendungen auf -werben lassen auf ursprünglich germanische Siedlungsgrün- dungen schließen (z.B. Burgwerben, Tagewerben). Die Saale bildet für lange Zeit die Ostgrenze des fränkischen Feudalstaates. In der zweiten Hälfte des 8. und 9. Jahrhunderts entstand schließlich aus dem selbständigen östlichen Teil des Frankenreiches der feudale deutsche Staat. Eingeleitet von der seit dem 7./8. Jahrhundert von den Klöstern Fulda und Hersfeld ausgehenden oft gewaltsamen Christianisierung wurde im 8./9. Jahr- hundert und vor allem im 10./11. Jahrhundert der Landausbau durch die weltlichen und geistlichen Herrscher auf der Grundlage von Königs- und Klostergütern stark vorangetrieben.

Im Jahre 869 gliedert man die Slawen rechtlich dem Frankenreich an. Das Gebiet bis zur Weißen Els- ter wurde als „Thuringia australis“ im fränkischen Reichsverband geführt. Unter Heinrich I. begann dann in größerem Umfang die Unterwerfung der slawisch besiedelten Gebiete östlich der Saale. Die slawischen Stämme wurden mit militärischer Gewalt in eine tributpflichtige Abhängigkeit gebracht und stammesweise zur Annahme des (auch politischen Zielen dienenden) christlichen Glaubens geführt. Dazu trug auch die 968 erfolgte Gründung der Bistümer , Meißen und Zeitz bei. Zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert wurden die Herrschaftsgebiete der Franken in Gaue (Verwal- tungsbezirke) eingeteilt. Das Gebiet der Stadt Weißenfels war zum damaligen Zeitpunkt politisch zweigeteilt. Die Gegend west- lich der Saale, inklusive des Gebietes der heutigen Neustadt, zählte damals zum altsäch- sisch/fränkischen Hassegau (als Keimzelle der späteren Grafschaft ). Die Gegend der heuti- gen Altstadt zählte zum Gau Weitaha in der um 804 von Karl dem Großen gegründeten Thüringer Mark (benannt nach Wethau, die zwischen Naumburg und Weißenfels in die Saale mündet). Auf dem Gebiet der Thüringer Mark entstand auf Anordnung König Otto I. im Jahre 937 die sogenannte Sächsi- sche Ostmark. Es existierte auch eine Teilung des Gebietes hinsichtlich der Kirchenkreise. Das Gebiet rechts (süd- lich) der Saale (gehörte im Mittelalter zum Bistum Zeitz, die Gegend links (nördlich) der Saale zum Halberstädter Sprengel. Im Jahre 1028 wurde der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt.

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Mit der inneren und äußeren Festigung des deutschen Feudalstaates kam es in den Folgejahren im Gebiet der mittleren Saale zur Gründung zahlreicher Städte an verkehrsgünstigen Punkten des Fern- handels sowie im Schutze von Burgen. Im Jahre 985 wird Ekkehard I., der aus dem an der Unstrutmündung gelegenen Sitz des thüringischen Adelsgeschlechtes der Ekkehardiner stammt, mit der Markgrafschaft Meißen-Merseburg-Zeitz belehnt und erhält gleichzeitig das Weißenfelser Land als Lehen. Die Gegend der heutigen Weißenfelser Neu- stadt zählte im 10. und 11. Jahrhundert weiterhin zum Hassegau. Im Jahre 1180 kommen Burg und Grafschaft Weißenfels mit der unterhalb des Burgberges gelegenen deutschen Siedlung an den wettinischen Markgraf Otto den Reichen von Meißen. Weißenfels hat seit 1185 das Stadtrecht (erste Erwähnung der Burg bereits im Jahre 1047) und wurde als städtische Sied- lung unterhalb der namensgebenden Burg bzw. befestigten Höhensiedlung (auf dem hellen Sandstein- felsen gelegen) planmäßig angelegt. Allerdings gab es bereits vor 1185 drei Dörfer auf dem heutigen Stadtgebiet. Das waren Tauchlitz (entlang des Greislaubaches), Horklitz (auf dem Georgenberg, spä- ter in Georgenberg umbenannt) und Klenkow(e)/Klingau, das später als Klingervorstadt eingegliedert wurde. Tauchlitz taucht erstmals 1047 in Dokumenten auf und Horklitz/Georgenberg wurde im 10. Jahrhundert erstmals erwähnt. Im Schutz der Burg, an einem Flussübergang der Saale und geografisch an der Kreuzung von zwei wichtigen Handelsstraßen gelegen, hatte die junge Stadtsiedlung äußerst günstige Standortbedingun- gen. So querte die Ober- oder Osterländische Salzstraße (der von Halle über Frankleben, Großkayna, Teuchern, Zeitz, Altenburg nach Böhmen führende wichtigem Überlandweg) in Weißenfels die Saale. Des Weiteren führte die Via Regia (Königsstraße, auch Hohe Straße) vom Rhein über Eisenach, Er- furt, Bad Kösen, Naumburg, Leipzig, Bautzen bis nach Schlesien durch das Stadtgebiet (im Wesentli- chen der heutigen B 87 folgend). Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Hinweise auf das Schuster- und Schneiderhandwerk in der Stadt.

Im Hersfelder Zehntverzeichnis, das zwischen 881 und 899 entstand, werden z.B. Burgwerben, Groß- korbetha und Kleinkorbetha, Markwerben, Reichardtswerben, Tagewerben bereits als zinspflichtige Orte genannt. Für Großkorbetha stammen die ersten historischen Quellen aus dem Jahre 1108, für Kriechau aus dem Jahre 1138. In Markwerben auf dem Gotthardsberg vorhandene karolingische Burg war wahrscheinlich vom 9. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz der Edlen von Werben und möglicherweise der Stammsitz dieses Adelsgeschlechtes. Die Burg in Burgwerben wurde im Jahre 1062 durch Adelheid von Orlamünde, Tochter des Grafen Otto I. von Weimar-Orlamünde, in die Ehe mit dem Askanier Adalbert II. von Ballenstedt eingebracht. Die Burg blieb bis 1183 im Besitz der Askanier. Beide Burgen wurden wahrscheinlich als Schutzburgen an der Saalegrenze errichtet. Zum ersten Mal wurde Langendorf 1153 urkundlich erwähnt. Seit 1230 gehörte zum Ort ein Zisterzien- ser-Kloster. Als Gründungsdatum für Langendorf und Obergreißlau wird daher das Jahr 1230 ange- nommen. Aus dem Jahre 1243 stammt die erste Erwähnung von Muttlau. In Urkunden wird ein Kloster Untergreißlau erstmals 1235 erwähnt. Man nimmt an, dass neben der Kirche von Untergreißlau das Klostergebäude gestanden hat. Das Zisterzienserkloster hatte rund 300 Jahre Bestand und wurde zur Reformation aufgelöst. Etwa zum gleichen Zeitpunkt (1230) erfolgte auch die erste urkundliche Erwähnung von Obergreißlau (s.o.). Der erste Besitzer des Rittergutes von Untergreißlau soll Markgraf Eckardt von Meißen gewesen sein (um das Jahr 1000). Kößlitz wird erst- malig 1383 genannt. Die älteste urkundliche Nennung der Gemeinde Leißling aus dem Jahre 1232 entstammt dem Bene- diktinerinnen-Kloster Beuditz. Eine andere Quelle erwähnt bereits eine Schenkungsurkunde des Klos- ters Goseck aus dem Jahre 1053, in der als Zeuge ein Fridericus von Licnic genannt wird.

Schkortleben und Uichteritz wurden im Jahre 1300 im Zinsregister des Weißenfelser Klarenklosters benannt (der Ortsteil Lobitzsch soll bereits 991 erwähnt worden sein, dazu fehlt aber der urkundliche Beweis). Im Spätmittelalter hatten sich im Territorium inzwischen die Grundlagen einer faktisch selbständigen Territorialherrschaft gebildet. Mit dem Aussterben der thüringischen Ludowinger im Jahre 1247 beginnt der Streit um die Landgrafschaft Thüringen. Die Burg Weißenfels, am Ostrand des alten ludowingischen Kernlandes und nunmehrigen Thüringer Erbes gelegen, bildet dabei einen wichtigen Streitpunkt im Thüringischen Erbfolgekrieg. Auf der Burg wird daher auch am 1. Juli 1249 der "Wei-

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ßenfelser Vertrag" unterzeichnet. Mit diesem Vertrag erkennt der Großteil der thüringischen Grafen den Wettiner Heinrich III., den Erlauchten, als Landgrafen von Thüringen an. Unter den Wettinern waren Burg und Stadt Weißenfels von 1264 bis 1482 zeitweise Bestandteil der Landgrafschaft Thüringen. Im Ergebnis der Leipziger Teilung der Besitztümer des Adelsgeschlechts der Wettiner von 1485 kam Weißenfels als Bestandteil des Herzogtums Sachsen an die albertinische Linie der Wettiner. Zwischen 1547 und 1815 wurde Weißenfels dem Thüringer Kreis Kursachsens zugeordnet. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt Weißenfels stark geschwächt, die Bevölkerung sank von 2200 auf 960. Wenige Jahre nach Beendigung des Krieges erlebte Weißenfels jedoch einen wirtschaftlichen Aufschwung Die Stadt Weißenfels war von 1548 bis 1553 sächsischer Fürstensitz und von 1656 bzw. 1680 bis 1746 Residenz des Herzogtums Sachsen-Weißenfels. Aus dieser Zeit stammt auch die frühbarocke Dreiflügelanlage des Weißenfelser Schlosses Neu-Augustusburg (Bauzeit insgesamt von 1660 bis 1694), zu deren Bau auch die Bauern der Gemeinden der Umgebung Frondienste leisten mussten. Zahlreiche weitere kriegerische Ereignisse (z.B. Schlachten bei Roßbach 1757 im Siebenjährigen Krieg; bei Großgörschen und Leipzig 1813 während der Befreiungskriege) wirkten sich oft hemmend auf die Entwicklung des gesamten Gebietes aus. Dazu kamen Seuchen und Hungerjahre infolge von Missernten oder Naturkatastrophen.

Im Ergebnis der Befreiungskriege musste Sachsen als Verbündeter Napoleons im Jahre 1815 große Teile seines Territoriums an das siegreiche Preußen abgeben. Aus dem benannten Thüringer Kreis mit den Gebieten um Weißenfels sowie anderen, weiter nördlich gelegenen Gebieten (wie Merseburg, Halle und Magdeburg) wurde die preußische Provinz Sachsen neu gegründet. Weißenfels wurde dem Regierungsbezirk Merseburg zugeordnet. Seit dem 1. Oktober 1816 war Weißenfels Kreisstadt des Landkreises Weißenfels im Regierungsbezirk Merseburg. Ab dem 1. April 1899 bildete die Stadtge- meinde Weißenfels einen eigenen Stadtkreis, der Sitz des Landkreises verblieb jedoch in der Stadt.

Ende des 18. Jahrhunderts, aber vor allem im 19. Jahrhundert, erlebt das Gebiet um Weißenfels einen wirtschaftlichen Aufschwung. Neben der traditionellen Landwirtschaft wurden Industrie und Bergbau zu bedeutenden Wirtschaftsfaktoren. Bereits seit 1764 wurde im Gebiet Kohle gefördert, z.T. noch unter Tage (seit 1860 u.a. Beginn der bergmännischen Erschließung von Kohlevorkommen in Wiedebach). Darüber hinaus auch untertägiger Abbau im Bereich Pettstädt von 1868 bis 1921 (TEP, 2000), im Be- reich Schkortleben (Ried) erfolgte ebenfalls kleinflächig ein Kohleabbau. Im Nordteil der Gemarkung Reichardtswerben wurde bis 1972 großflächig Braunkohle im Tagebau Kayna-Süd abgebaut. Anschließend wurden in das Tagebaurestloch neben Abraum auch Kraftwerks- asche sowie kommunale und landwirtschaftliche Abwässer eingespült (bis 1994).

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in Weißenfels eine schnelle Entwicklung zu einem wichtigen In- dustriestandort ein. Es entstanden zahlreiche Fabriken. Dabei kam der Schuhherstellung eine beson- dere Bedeutung zu. 1895 bestanden allein 45 Schuh- und Schaftfabriken.

Der in den Jahren 1840/50 einsetzende Aufschwung der Industrie und des Braunkohlenbergbaus brachte auch eine rasche Entwicklung des Verkehrswesens mit sich. Bereits 1846 wurde die Säch- sisch - Thüringische Eisenbahn zwischen Weimar und Halle gebaut. Die Eisenbahnstrecke Weißenfels - Zeitz wurde im Jahre 1859 begonnen. Der Bahnhof Weißenfels entwickelte sich in der Folgezeit zu einem wichtigen Zentrum der Personen- und Güterverkehrs. Ab Mitte der 1920er Jahre entstanden am Nordrand des heutigen Territoriums der Stadt Weißenfels die großen Chemiewerke Leuna und Buna, deren Beschäftigungspotenzial bis nach Weißenfels reich- te. Der Bahnhof Großkorbetha wurde in diesem Zusammenhang zu einem wichtigen Güterumschlag- platz für die Leuna-Werke ausgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Betriebe verstaatlicht. Neben den Betrieben der metallver- arbeitenden Industrie (Ketten- und Nagelwerke, Vorrichtungsbau, Schuhmaschinenbau, Mitteldeut- scher Feuerungsbau u.a.), der Lebensmittelindustrie (Großbäckerei, Molkerei, Brauerei, Mühlenwerke, Schlachthof u.a.) sowie der Möbelindustrie spielte vor allem die Schuhindustrie in der Stadt Weißenfels eine bedeutende Rolle. Ende der 1980er Jahre entwickelte sich Weißenfels zum größten Schuhpro- duktionsstandort der DDR. Weißenfels war Sitz der Kombinatsleitung des VEB Kombinat Schuhe mit angeschlossenen Forschungs-, Entwicklungs- und Planungskapazitäten sowie Standort der Ingenieur- schule für Lederverarbeitungstechnik.

______18 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Ausgehend von den guten Böden sind weite Flächen des Territoriums der Stadt Weißenfels vor allem durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Bis etwa 1955 erfolgte die Bewirtschaftung überwie- gend durch kleinere bäuerliche Einzelwirtschaften (vorrangig Zuckerrüben, Weizen, Kartoffeln), später zunehmend durch die unter den Aspekten der Agrar-Großproduktion arbeitenden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR. Nach 1990 erfolgte eine drastische Abwicklung der Industrie, insbesondere die vollständige Liquidie- rung der Schuhindustrie sowie der Rückbau zahlreicher weiterer Industriebetriebe, in dessen Folge eine Vielzahl von Industriebrachen entstanden, die z.T. immer noch auf eine Rückbau bzw. Revitalisie- rung warten. Neuansiedlung von Industrie und Gewerbe erfolgte in den Jahren nach 1990 vor allem großflächig "auf der "grünen Wiese" mit intensivem Landschaftverbrauch. Stellvertretend sind hier zu nennen:

• Einkaufszentrum Schöne Aussicht, Leißling • Gewerbegebiet Am Frauenholze, Leißling • Einkaufszentrum Käthe-Kollwitz-Straße • Einkaufszentrum Kaufland Borau • Einkaufszentrum Heuwegcenter. • Gewerbegebiet Tagewerben/Reichardtswerben • Neubau Frischli Milchwerke, Weißenfels • Neubau/Erweiterung Schlachthof Weißenfels • Neubau Schüco, Borau. • Neubau Fertigungstechnik, Weißenfels.

Darüber hinaus wurden auch Wohnungsbaugebiete großflächig außerhalb der ehemaligen Ortslagen bzw. in Randlage ausgewiesen (z.B. Burgwerben, Langendorf, Leißling, Tagewerben, Storkau).

In der Stadt Weißenfels wurde in den letzten Jahren schrittweise wieder neue Industrien angesiedelt bzw. weiter ausgebaut. Wichtige Arbeitgeber sind heute Betriebe der Lebensmittelindustrie, des Bau- wesens sowie des Maschinenbaus (siehe auch Pkt. 2.4).

Obwohl zunehmend Gewerbe und Industrie wieder an Bedeutung gewinnen, ist eine intensive land- wirtschaftliche Nutzung auch heute noch bestimmend für den Großteil der Flächen des Territoriums der Stadt Weißenfels (siehe auch Pkt. 2.1.).

2.3. Naturräumliche Gliederung und Naturgeschichte

Das Territorium der Stadt Weißenfels tangiert den Südteil der physisch-geographischen Einheit der Sächsisch-Thüringischen Tieflandsbucht im Übergangsbereich zur südostthüringischen Muschelkalk- platte. Naturräumlich sind die Flächen des Planungsgebietes gemäß Gliederung der Landschaftseinheiten des Landes Sachsen-Anhalt (Lau, 2000) insgesamt 4 verschiedenen Landschaftseinheiten zuzuord- nen:

1. das Halle-Naumburger Saaletal mit dem eigentlichen Talboden des Saaletales und den an- grenzenden Hängen 2. die Querfurter Platte als linkssaalisch oberhalb sich an die Oberkante der Saalehänge an- schließende, flachwellige Platte 3. die Lützen-Hohenmölsener Platte, als sich rechtssalisch an die Oberkante der Saalhänge in Richtung Südwesten leicht ansteigende Platte 4. die Tagebauregion Geiseltal mit dem ehemaligen Tagebaugelände Kayna Süd.

Das Relief der heutigen Landschaft wurde wesentlich durch das Quartär, der jüngsten Formation des Erdzeitalters (mit Pleistozän und dem Holozän) geprägt. Das Landschaftsbild wird in weiten Teilen der o.g. Platten durch eine weite, offene und flachwellige Hochfläche charakterisiert, die nach Süden lang- sam ansteigen. Das Landschaftsbild wir dabei wesentlich vom Relief der Landschaft geprägt. An mar- kanten Geländehöhen sind für das Planungsgebiet zu nennen:

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Luftschiff Pettstädt Gemarkung Storkau ca. 193 m NN Prießigberg Gemarkung Uichteritz ca. 157 m NN südöstlich Rödgen Gemarkung Leißling ca. 194 m NN Salzhügel südlich Untergreißlau Gemarkung Langendorf ca. 196 m NN Posendorfer Berg Gemarkung Reichardtswerben ca. 40 m NN

Die Saale-Aue liegt im Bereich des Eintritts der Saale in das Planungsgebiet bei der Öblitzschleuse in der Gemarkung Leißling auf dem Niveau ca. 97 m NN , in der Gemarkung Wengelsdorf bei ca. 90 m NN.

Eingeschnitten in die Hochflächen sind einzelne Bach- und Erosionstäler. Die Bäche gehören zum Einzugsgebiet der Saale.

Wechselhaft ist insgesamt auch die Naturgeschichte des Territoriums: Die Vegetation des Gebietes wurde vor allem im Eiszeit- und Nacheiszeitalter durch den Wechsel der Kalt- und Warmzeiten geprägt. Auskunft über die Zusammensetzung der Vegetation liefern pflanzliche Reste (meist Samen und Früchte), tierische Fossilien mit bekannten ökologischen Ansprüchen und besondere Pollenprofile aus Mooren und Seesedimenten, die genau datiert werden können. Der Anteil von Getreide- und Unkrautpollen lässt Rückschlüsse über die Landnutzung (Verhältnis von Ackerbau und Viehhaltung; Größe der Rodungsinseln) zu.

Mit dem Beginn des letzten Glazials der Weichselkaltzeit (siehe auch Pkt. 3.1.) wurden durch das kalt- kontinentale Klima alle Baumarten aus Mitteleuropa nach Süden zurückgedrängt. Auf den durch Stür- me abgewehten mächtigen Lößschichten stellte sich unter kalttrockenen Klimabedingungen eine dürf- tige, mit Steppenelementen durchsetzte Tundrenvegetation ein. Nachfolgende Klimaschwankungen verursachten immer wieder Verschiebungen des Artenspektrums. Erst um die Jahrtausendwende stell- te sich das gegenwärtig noch vorherrschende Klima ein und schuf neben den vielfältigen anthropoge- nen Einflüssen die Voraussetzungen für den heutigen Zustand der Landschaft.

In weiten Teilen des Planungsgebietes bildeten zusammenhängende Eichen-Buchen-Wälder die ur- sprüngliche Vegetation. Das Saaletal und die Bachtäler des Planungsgebietes trugen einen dichten Auen-Wald, der durch die periodisch wiederkehrenden Frühjahrshochwässer beeinflusst wurde.

Bereits seit Jahrtausenden gestaltet der Mensch die ursprüngliche Naturlandschaft. War der steinzeit- liche Jäger und Sammler noch den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert, kam es bereits mit der Herausbildung der ersten Ackerbauern- und Viehzüchterkulturen zu spürbaren Veränderungen in der Natur, wenngleich diese auf Grund des niedrigen Standes der Technik sowie der geringen Bevölke- rungsdichte nur punktuellen Einfluss hatten. Die wesentlichen Veränderungen der Landschaft des Territoriums begannen vor etwas mehr als 1000 Jahren in erster Linie durch klimatische Einflüsse. Lediglich in unmittelbarer Nähe prähistorischer Sied- lungen war der Wald bereits gelichtet.

Die ackerbauliche Nutzung von Flächen mit guten Böden ist bereits seit Jahrtausenden im Gebiet nachweisbar. Neben dem Ackerbau (mit vorwiegendem Anbau von Gerste, Spelz und Saatweizen) spielte in den thüringischen Siedlungen in den ersten 500 Jahren nach der Zeitrechnung auch die Viehhaltung eine Rolle. Die gesamten landwirtschaftlichen Flächen wurden beweidet und jeweils wechselnd für den Ackerbau genutzt. Die etwa ab dem Jahr 600 in das Territorium einwandernden Slawen gründeten ihre ersten Siedlungen fast ausschließlich in den Bach- und Flusstälern. Es wurden größere Waldteile für Siedlungen und Felder gerodet und auch die Bevölkerung nahm zu. Zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert war offensichtlich die feuchtere Umweltbedingung (u.a. auch bedingt durch Klimaschwankungen) liebende Rotbuche die vorherrschende Baumart. Sehr stark war auch die Haselnuss vertreten. Weit hinter der Rotbuche blieben Hainbuche, Linde und Ulme zurück. Auch der Anteil der Eiche betrug nur wenig über 10 %. Der Einfluss des Menschen wurde erst in geschichtlicher Zeit deutlich spürbar. So wurde in der jünge- ren Nachwärmezeit von bestehenden Siedlungen und Rodungsinseln ausgehend der Wald immer stärker zurückgedrängt. Durch selektiven Holzeinschlag wurde das Baumartenverhältnis verschoben. So war z.B. der Anteil der Eiche im 7. - 9. Jahrhundert in der Nähe besiedelter Plätze wesentlich gerin- ger als an unbesiedelten. Das Herausschlagen der Eichen als Bauholz, z.B. für die slawischen Burgen,

______20 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______lichtete die siedlungsnahen Wälder auf. Das begünstigte die Hainbuche und förderte lichtliebende Ar- ten wie Birke und Kiefer. Der menschliche Einfluss förderte wohl auch die Ausbreitung der Linde und führte zur allmählichen Verdrängung der Rotbuche aus den Beständen. Ihr Rückgang setzt im 9./10. Jahrhundert verstärkt ein und ist im 12. Jahrhundert vollzogen, wohl auch in Verbindung mit einer Kli- maveränderung hin zu wärmerem und trocknerem Wetter. Damit entwickelten sich allmählich die heu- te als natürliche Waldgesellschaft geltenden Traubeneichen-Linden-Hainbuchen-Wälder. Etwa bis zum 12. Jahrhundert war der innere Landesausbau so weit fortgeschritten, dass sich stabile Grenzen zwischen den Wäldern und landwirtschaftlichen Nutzflächen herausgebildet hatten. Eine besondere Bedeutung kam auch dem Weinbau zu, der etwa um das Jahr 1012 im Gebiet einge- führt wurde, u.a. auch durch die Klöster in Goseck und Pforta. In der Folgezeit erhielt in der Landwirtschaft der Roggen eine größere Bedeutung und die Wälder wur- den durch Waldweide intensiver genutzt. Erst im Verlaufe der Feudalzeit erfasste die gesellschaftliche Inanspruchnahme der Landschaft fast lückenlos das gesamte Territorium. Etwa um die Jahrtausendwende begann die große Zeit der Koloni- sation. Für die einfachen Schutzburgen wurde viel Holz gebraucht, so dass die Wälder insgesamt wei- ter zurückgedrängt wurden. Des Weiteren wurden die Wälder in großem Umfang gerodet und in Ackerland umgewandelt. Auf den sumpfigen Niederungen der Bachtäler entstanden nach deren Tro- ckenlegung Wiesen. Zur Errichtung zahlreicher kirchlicher und weltlicher Bauten wurden Steinbrüche angelegt. Bis etwa zum Jahre 1300 reduzierte sich der ursprüngliche Waldanteil des Gebietes von ca. 70 % auf lediglich 6 bis 7 %. Dadurch wurden auch die bis dahin dominierenden Tiere und Pflanzen des Waldes zurückgedrängt. Der letzte Braunbär unseres Territoriums wurde 1512 im Leißlinger Holze erlegt.

Mit dem Rückgang des Waldes wanderten verstärkt licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten in das Territorium ein. Feldhase, Hamster, Mehl- und Rauchschwalbe fanden in der nunmehr offenen Landschaft zusagende Lebensbedingungen. Der verbleibende Wald wurde nicht nach den heutigen Maßstäben forstwirtschaftlich bearbeitet, aber dennoch sehr stark genutzt. Neben der Waldweide durch Rinder und Schweine spielten Imkerei, Holzkohlen- und Bauholzgewinnung eine große Rolle. Zur Brennholzgewinnung wurden vor allem in der Nähe von Siedlungen die Bäume geschlagen und etwa alle 15 bis 20 Jahre die nachtreibenden Stockausschläge entfernt. Die Rotbuche vertrug diese Behandlung weit weniger gut als vergleichsweise Hainbuche, Eiche, Ahorn, Linde, Esche, Weide und Hasel, die leichter erneut ausschlagen. Dieser „Niederwaldbetrieb“ begünstigte deshalb zusätzlich die Entwicklung des Eichen-Hainbuchen-Waldes auf Kosten des Eichen-Rotbuchen-Waldes im gesamten Territorium. Der Anteil der Rotbuche sank somit von 35 - 40 Prozent im 5. Jahrhundert auf unter 10 Prozent um das Jahr 1300. Darüber hinaus fanden lichtliebende Baumarten wie Birke und Eberesche bessere Wachstumsbedingungen.

Im Mittelalter wurden die Äcker durch Dreifelderwirtschaft mit Sommerfrucht, Winterfrucht und Brache im jährlichen Wechsel genutzt. Die damit geförderte Zunahme des Feldmausbestandes schaffte auch für eine Reihe von Greifvögeln (z.B. Turmfalke und Mäusebussard) bessere Nahrungsbedingungen. Auch Vogelarten der offenen Landschaft, wie Rebhuhn, Wachtel und Feldlerche konnten sich ausbrei- ten. Mit dem Ackerbau drangen zahlreiche Ackerunkräuter vor. Mähwiesen, Weiden, Forsten und ver- schiedene Ruderalpflanzengesellschaften im Siedlungsbereich waren das Produkt der menschlichen Tätigkeit.

Bis in das 15. und 16. Jahrhundert war Lehm in Verbindung mit Fachwerk das bevorzugte Baumaterial. In den dazu angelegten Lehmgruben entstanden nach der Auflassung teilweise trockene Gebüschlandschaften.

Ausgangs des Mittelalters umgaben die Dörfer weite Feldfluren, die durch Feldraine, Wege, Hecken und Gebüsche in zahlreiche kleine Wirtschaftsflächen unterteilt waren. Hier konnten sich bevorzugt Tiere des Waldrandes wie Igel, Hermelin, Star, Elster u.a. behaupten. Seit dem 12. Jahrhundert wan- derte auch das Wildkaninchen aus seiner Heimat Nordspanien ein. Zusammenfassend kann eingeschätzt werden, dass in der Zeit von 600 bis 1300 u. Z. die bis dahin größten Veränderungen in der Landschaft vor sich gingen. Im Verlaufe der Kolonisation wurden viele Siedlungen angelegt und man nahm auch Land in Nutzung, das sich nicht als ertragssicher erwies und deshalb wieder aufgegeben wurde. Nach 1350 setzte deshalb ein Rückgang der Besiedlung und Be- völkerungsanzahl ein. Zahlreiche Dörfer wurden „wüst“, d.h. verlassen. An sie erinnern z.T. noch alte

______21 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Flurnamen. Wald und Gebüsch eroberten oft diese Standorte zurück. Zum Teil gingen auch eine Rei- he kleinerer Slawensiedlungen in großen deutschen Dörfern auf. Die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren erhöhte sich weiter, als durch den zwischen 1400 - 1500 in Thüringen aufblühenden Woll- und Tuchhandel große Schafherden gehalten wurden, die zahlreiche Kahlflächen hinterließen. Diese sind heute z.T. noch als Magerrasen und Triften nachweisbar. Die erhöhte Sonneneinstrahlung ermöglichte auf solchen Flächen die Ausbreitung wärmeliebender Pflanzen des Mittelmeerraumes bzw. Südosteuropas. Auch wärmeliebende Tierarten, u.a. verschiedene Heuschrecken- und Schmet- terlingsarten sowie Reptilien, fanden dadurch zusagende Lebensräume.

Im 16. Jahrhundert betrug die Bevölkerungsdichte im Territorium ca. 25 - 30 Einwohner/km² (etwa 12 Prozent des heutigen Wertes).

Vor und nach dem 30-jährigen Kriege wurden die noch verbliebenen Wälder infolge des erhöhten Holzbedarfs übermäßig genutzt. Ein Teil der Bauernwälder wurde deshalb stark gelichtet. Wegen der hohen Kriegslasten und der Verarmung des Landes holzte man nach den Freiheitskriegen 1813/14 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche noch vorhandene Wälder ab bzw. verkleinerte andere stark. Zahlreiche Flurnamen in der inzwischen waldfreien Ackerflur wie "Am Frauenholze" (Leißling/ Langendorf oder "Reußenholz" (Langendorf) zeugen noch davon.

Bereits in den Jahren 1791-99 wurde die Saale bis zur Unstrutmündung reguliert. Schleusen und Weh- re wurden gebaut und die Saale-Altwasser bei Leißling, Uichteritz/Lobitzsch, Markwerben/Weißenfels sowie Wengelsdorf/Kraßlau/Leina von der Stromsaale abgetrennt. Dadurch entstanden größere Still- gewässer mit einem besonderen Artenreichtum. Weitere Einflussnahme auf die Saale und Saale-Aue (u.a. Aufschüttung des Bahndammes, Massenentnahme) erfolgte mit dem Bau der Thüringischen Eisenbahn zwischen Weimar und Halle in der Mitte des 19. Jahrhunderts (s.u.). Durch zunehmende Verlandung sind diese Biotope derzeit hochgradig gefährdet.

Infolge des Anbaus von Klee und Luzerne als Futterpflanzen konnte Ende des 18. Jahrhunderts die Brache langsam aufgegeben und das Vieh verstärkt in Ställen gehalten werden und der Beginn des Kartoffelanbaues um 1740 sowie des Rübenanbaues um 1800 schuf völlig neue Feldtypen. Die Erfindung des Kunstdüngers durch Justus von Liebig ebnete ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Landwirtschaft den Weg zur Monokultur, d.h. zum Anbau nur einer einzigen Fruchtart auf immer grö- ßer werdenden Flächen. Damit waren die Grundlagen für eine intensive Landwirtschaft mit den damit verbundenen Problemen für die Existenz der freilebenden Tiere und Pflanzen geschaffen worden.

Die Vielfalt in der Vegetation und der Artenreichtum der Flora nahmen jedoch im Vergleich zu den relativ artenarmen und großflächig nur wenig differenzierten ursprünglichen Waldgesellschaften bis zum Ende des 19. Jahrhunderts beständig zu. So bestand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts infolge der außerordentlichen Vielfalt von Landschaftselementen, wie Feldern, Wiesen, Wäldern, Ge- hölzen, Brachland u.a. das wohl breiteste Spektrum aller Zeiten in der Tier- und Pflanzenwelt des Ter- ritoriums. Denn überall dort, wo verschiedenartige Landschaftselemente zusammentreffen, ist die Ar- tenvielfalt besonders groß (Randlinieneffekt). Eine weitere Form der landschaftsprägenden historischen Flächennutzung ist der Anbau von stark- wüchsigen, großkronigen Hochstamm-Obstbäumen (sog. „Streuobst“) in zahlreichen Sorten auf Grenzertragsflächen, die sich für den Ackerbau weniger eignen. Seinen Höhepunkt erreichte der ex- tensive Streuobstanbau im 19. Jahrhundert. Viel der im Gebiet vorkommenden Streuobstflächen ge- hen auf diese Zeit zurück. Eng verbunden mit der Pflege und Unterhaltung der Obstwiesen war auch eine extensive Schafhaltung.

Zwischen 1830 und 1850 fand im Gebiet die sog. Separation statt, d.h. die Neuvermessung des Grundbesitzes und die Zusammenlegung der oft stark zerstückelten Flurteile einzelner Besitzer. Dabei wurden Feldwege verlegt, Raine, Hecken und Gebüsche beseitigt, Hügel eingeebnet und Ödland kulti- viert, so dass es in deren Folge zu einer Verarmung der Tierwelt der offenen Landschaft kam. Gegen 1830 setzte dann ein großzügiger Straßenbau ein. Die neuen Landstraßen wurden meist mit Obstbäumen bepflanzt und boten Singwarten für die Goldammer, für die um 1840 in das Gebiet ein- wandernde Grauammer und viel später für den Ortolan. 1846 wurde die Eisenbahnstrecke Halle-Weimar gebaut; wenige Jahre später (1855) begann der Bau der Linie Weißenfels-Zeitz. Dämme wurden dabei aufgeschüttet, Hohlwege und Geländeeinschnitte

______22 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______neu geschaffen, Hecken und Gebüsche als Schneeschutz gepflanzt. Hier entstand eine neue, vom Menschen kaum gestörte Ruderal- und Gebüschlandschaft. Zwischen 1890 und 1920 zeichnete sich ein Wechsel im Vegetationsbild des Grünlandes ab. Für das im Stall gehaltene Vieh wurde im Winter Raufutter gebraucht. Sehr oft wurden daher die bisherigen spät oder nicht gemähten Streuwiesen auf feuchten Flächen durch Entwässerung und Regulierung der Vorflut sowie durch den Gebrauch von Kunstdünger in zweimal gemähte, artenarme Glatthafer- Wiesen umgewandelt.

Die mit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts verstärkt einsetzende Industriealisierung, die Anlage von Kohlengruben, die Erweiterung der Siedlungen sowie der Bau neuer Verkehrswege brachten in der Folgezeit vielfache Veränderungen in der Landschaft. Auch die 1935 erbaute Autobahn Berlin – Mün- chen sei hier mit erwähnt. Ihr beiderseitiger Baum- und Gebüschstreifen sowie die Brücken sind Brut- platz u.a. für Rabenkrähen, Elstern und Haussperlinge und die kleinflächigen Kiesentnahmestellen - inzwischen oft zugewachsen - sind heute noch Refugien für geschützte Tierarten.

In besonderem Maße veränderte die wirtschaftliche Entwicklung nach 1945 die Landschaft. Der Über- gang zur industriemäßigen Agrarproduktion (etwa ab 1960) und die damit verbundene Schaffung riesi- ger Bearbeitungsflächen zum effektiven Einsatz der vorhandenen Großtechnik bewirkte die wohl gra- vierendsten Veränderungen für die Tier- und Pflanzenwelt seit dem Mittelalter. Feldwege wurden um- geackert und vorhandene Feldraine, Bäume und Gebüschgruppen verschwanden aus der Landschaft. Flurbereinigung und hoher Einsatz von Agrochemikalien schränkten die Existenzbedingungen für zahl- reiche Tier- und Pflanzenarten der Feldflur und der offenen Landschaft in großem Umfang ein. Abwassereinleitung, Winderosion sowie Ausspülung großer Düngermengen von den Äckern fördern in hohem Maße die Eutrophierung (Nährstoffbelastung) der meisten Gewässer. Des Weiteren führte die mangelnde Berücksichtigung natürlicher Bedingungen beim Wasserbau zu Bachbegradigungen und z.T. technischem Ausbau der Fließgewässer. Dadurch wurden die biologi- sche Selbstreinigungskraft sowie deren landeskultureller Wert wesentlich eingeschränkt. Der techni- sche Aufwand stand oft in keinem Verhältnis zum erzielten Ergebnis der Vorflutregulierung. Zahlreiche Kleingewässer wurden zugeschüttet und Feuchtwiesen entwässert. Unsere einheimischen Lurche gehören deshalb heute zu einer der am meisten gefährdeten Artengruppe.

Bergbau spielte im heutigen Territorium der Stadt Weißenfels eine bedeutende Rolle (siehe auch Pkt. 2.2.). Bereits 1866 bis 1912 wurde südlich der Ortslage Langendorf bei Kößlitz-Wiedebach Braunkohle im Tiefbau abgebaut. In Verbindung mit dieser Kohleförderung wurde zwischen 1883 und 1889 zur Entwässerung der im Liegenden anstehenden Kiese und Sande der 1.105 m lange "Langendorfer Stollen" errichtet (siehe Pkt. 4.9.), der heute noch zur Trinkwassergewinnung genutzt wird (siehe auch Pkt. 3.2.2.). Auch in Pettstädt (Gemarkung Storkau) erfolgte Braunkohlenabbau im Tiefbauverfahren im Bereich der heutigen Ortslage (die Fläche ist heute verkippt). Darüber hinaus wurde kleinflächig in der Gemarkung Schkortleben (wo sich heute der Riedsee befin- det) Braunkohle im Tagebau- sowie Tiefbaubetrieb (Schkortleben) abgebaut (siehe Pkt. 4.9.).

In der Gemarkung Reichardtswerben erfolgte bis 1972 mit dem Tagebau Kayna-Süd großflächig Braunkohlenabbau. Insgesamt wurden in diesem Tagebau 127 Millionen Tonnen Braunkohle geför- dert. Das Tagebaurestloch Kayna-Süd hat heute eine Gesamtfläche von ca. 600 ha, davon ca. 260 ha Wasserfläche, bei einer maximalen Wassertiefe von 22 m. Die größte Länge des Tagebaurestsees beträgt 3,9 km, seine größten Breite 2,2 km. Der Tagebaurestsee hat eine Uferlänge von 7,5 km. Etwa 1/3 der Fläche befinden sich in der Gemarkung Reichardtswerben, d.h. auf dem Territorium der Stadt Weißenfels, die übrigen 2/3 im Saalekreis. Die Fläche wurde bis 1995 bergbaulich gesichert (Böschungsabflachungen zwecks Standsicherheit der Endböschungen), Altlasten entfernt (Mülldeponie, militärische Altlasten) und der Tagebaurestsee geflutet. Der Südteil des Tagebaurestloches mit dem Tagebausee und den angrenzenden Offenlandflächen ist heute die wohl wertvollste Naturschutzfläche der Stadt Weißenfels (EU-Vogelschutzgebiet, Natur- schutzgebiet, siehe auch Pkt. 3.6.8.). Hier zeigt sich, dass ursprüngliche Landschaftsbelastungen wie die Kohleförderung nach deren Auf- lassung eine hohe Bedeutung für den Naturschutz erlangen können (dies betrifft auch ehemalige Kies- gewinnungsflächen).

______23 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Nennenswerte bergbauliche Bedeutung hat derzeit nur noch der Abbau von Kies- und Kiessanden im Territorium der Stadt Weißenfels in der Gemarkung Borau.

Ein wesentlicher Einflussfaktor der Beeinträchtigung der Landschaft ist heute die zunehmende Bebau- ung und Zersiedelung der Landschaft. Vor allem in den letzten 30 Jahren hat der Landschaftsver- brauch durch Wohn-, Industrie- und Landwirtschaftsbauten sowie durch Infrastrukturmaßnahmen in den Ortschaften des Planungsgebietes rasch zugenommen, besonders drastisch in den letzten 20 Jahren (siehe Zeichnungs-Nr. 9). Großflächig wurden entsprechende Flächen vor allem im Zeitraum 1990-2014 in den Gemarkungen Weißenfels, Leißling, Borau und Reichardtswerben/ Tagewerben "auf der grünen Wiese" ausgewiesen und zum Teil bebaut.

Eine sichtbare Wandlung der naturräumlichen Bedingungen ist gegenwärtig innerhalb der urbanen Räume zu verzeichnen. In den Ortslagen der Dörfer wurden die landwirtschaftliche Tierproduktion sowie die Kleinviehhaltung, verbunden mit dörfliche Kleinstrukturen, bereits weitestgehend aufgegeben. Scheunen und Ställe wur- den abgerissen oder umgebaut, Dunghaufen, Bauerngärten und Grabeland beseitigt. Straßen, Wege und Plätze wurden versiegelt und Bauerngehöfte im städtischen Stil, z.T. mit Ziergärten, umgestaltet. Am Rand der Dörfer entstanden und entstehen immer noch städtisch geprägte Wohngebiete. Mit dem Verlust dörflicher Kleinstrukturen geht auch ein Verlust zahlreiche Tierarten einher. Auch in der Ortsla- ge Weißenfels werden durch Abriss und Gebäudesanierungen zahlreiche Lebensräume geschützter Arten beseitigt. Dadurch erfolgt eine sichtbare Veränderung der Artenzusammensetzung von Flora und Fauna im urbanen Raum. Drastisch sichtbar wird das vor allem durch die stetige Abnahme ehe- mals häufiger Arten wie Rauch- und Mehlschwalbe, Mauersegler oder des Haussperlings. Die in der Stadt Weißenfels vorhandene Brutkolonie der Saatkrähe (mit ehemals mehr als 300 Brut- paaren) hat gegenwärtig nur noch wenige Brutpaare und es besteht der Trend zum Verschwinden der Art aus dem Stadtbild. Auch der Winterschlafplatz der Saatkrähe mit über 5000 Individuen im Braue- reipark wurde nach den dort durchgeführten Baumfäll- und Rodungsarbeiten aufgegeben.

Die Landwirtschaft als anteilig größter Flächennutzer im Territorium hat wohl derzeit den größten Ein- fluss auf die Entwicklung der heimischen Tierwelt. Die Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion in den letzten 10 Jahren- und hier vor allem die starke Zunahme von wirtschaftlich interessanteren Kulturen wie Raps und Mais zur Energiegewinnung zu Lasten von Grünland und Grünfutteranbau- haben ehemals häufige Tierarten der Feldflur an den Rand des Aussterbens gebracht. Zu nennen sind hier vor allem Feldhamster, Feldhase, Rebhuhn, Wachtel und Rotmilan sowie die Feldlerche (die zwar noch vergleichsweise häufig in der Feldflur anzu- treffen ist, jedoch inzwischen Bestandsrückgänge von über 50 % hinnehmen musste). Eine genau entgegengesetzte Entwicklung ist durch das Einwandern fremdländischer Tier- und Pflan- zenarten zu verzeichnen. Obwohl eine ständige Veränderung der Tier- und Pflanzenwelt erdgeschicht- lich ständig stattgefunden hat (letztmalig in großem Umfang während der Eiszeit), haben ab dem 19. Jahrhundert die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wirken des Menschen stehenden Faunen- und Florenveränderungen immer mehr zugenommen. War es im Mittelalter die Wanderratte, die auf den Schiffen der Welteroberer von Asien nach Europa eingeschleppt wurde und durch die damit ver- bundenen Verbreitung der Pest fatale Folgen hatte, sind es heute vor allem die Folgen der Globalisie- rung, welche spürbaren Veränderungen von Flora und Fauna bewirken. Der aus dem nördlichen Ame- rika stammende Waschbär z.B. ist so eine "Erfolgsgeschichte": Im Jahre 1934 wurden am Edersee in Hessen zwei Paare Waschbären (Procyon lotor) ausgesetzt. Gemeinsam mit einigen währen der Kriegswirren aus Pelztierfarmen entkommenden Exemplaren hat sich der Waschbär inzwischen zu einem festen Bestandteil der einheimischen Tierwelt etabliert. Wurden z.B. im Jahre 2000 im Burgen- landkreis 2 Waschbären gefangen (und ein totes Tier gefunden), beträgt im Jahre 2013 die Jagdstre- cke 1.961 Waschbären. Dazu kommen noch 151 bei Verkehrsunfällen getötete sowie 31 Waschbären mit sonstigen Todesursachen (untere Jagdbehörde, mdl.). Ebenso wurden u.a. Tierarten wie Bisamrat- te (Ondatra zibethicus), Nutria (Myocastor coypus), Marderhund (Nyctereutes procyonides), Kartoffel- käfer (Leptinotarsa decemlineata) oder Ulmensplintkäfer (Scolytes laevis) als sog. Neozoen erst in den letzen Jahrzehnten eingeschleppt und sich rasant verbreitet haben. Auch der Biber zeigt stärkere Ausbreitungstendenzen und zieht jetzt häufiger die Saale entlang.

Pflanzenarten wie z.B. der aus dem westlichen Kaukasus stammende Riesenbärenklau (Heracleum mategazzianum), das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) aus dem Himalaya oder der Japa-

______24 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______nische Staudenknöterich (Fallopia japonica) aus Ostasien treten inzwischen invasiv als sog. Neophy- ten in großen Beständen auf. Die meisten dieser "Neubürger" verdrängen einheimische Arten. Es wird eingeschätzt, dass in Deutschland inzwischen ca. 300 Neophyten-Arten sowie ca. 400 Neozoen-Arten sich eigenständig ausbreiten und jährlich zahlreiche neue Arten hinzukommen (A RNDT , 2009). Im Gegensatz zu den geologischen und klimatischen Prozessen der Vergangenheit ist heute die Ein- flussnahme des Menschen auf Natur und Landschaft durch Industrie, Landwirtschaft, Infrastruktur sowie durch zunehmenden Freizeitdruck der entscheidende Faktor des Wandels der Landschaft und damit auch der Veränderung von Flora und Fauna geworden. Noch nicht abzusehen sind die Folgen der sich bereits abzeichnenden globalen Erwärmung mit ihren Auswirkungen auf das Klima und die gesamte Umwelt.

2.4. Wirtschafts- und Erwerbsstrukturen

Die Erwerbsstrukturen waren ausgehend von der bereits im Frühmittelalter eingesetzten Entwaldung des Gebietes sowie den guten Böden seit Jahrhunderten auf den Großteil der Flächen landwirtschaft- lich geprägt, ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend auch durch Industrie und Bergbau. Mit der Wiedervereinigung fand eine deutliche Umstrukturierung der Wirtschaft statt, welche mit dem Rückgang und die Entflechtung der Großindustrie und der landwirtschaftlichen Großbetriebe bei gleichzeitig drastischem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden war. Gleichzeitig war eine Zunahme von kleinen Betrieben des Bau- und Baunebengewerks, von Handwerks- und sonstigen Dienstleistungsbe- trieben sowie des Handels im ländlichen Raum zu verzeichnen.

Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Weißenfels wird aktuell vor allem durch die Lebensmittelindustrie (Frischli Milchwerke Weißenfels, Lieken Bäckerei Burgwerben (im Jahre 2016 soll allerding der pro- duktionsstandort gewschlossen werden), Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke Weißenfels, Schlacht- hof Weißenfels) und weitere Industriezweige wie Maschinenbau (Fertigungstechnik Weißenfels) sowie der Bauwirtschaft (Weiku, Schüco International) geprägt. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Betrieben im Handwerks- und Service-Bereich.

Eine Besonderheit für Weißenfels sind die in Randlage zur Kernstadt entstandenen größeren Ein- kaufszentren mit Verbrauchermärkten und Einzelhandel wie das Saale- - Center Schöne Aus- sicht, das Heuwegcenter sowie in der Käthe Kollwitz-Straße und in Borau.

Die Landwirtschaftsbetriebe des Planungsgebietes sind sowohl reine Marktfruchtbetriebe als auch Betriebe mit Pflanzen- und Tierproduktion. Der überwiegende Teil der bewirtschafteten Landwirt- schaftsflächen befindet sich in Pacht, wobei sich durch Zukauf tendenziell der Anteil der im Eigentum der jeweiligen Bewirtschafter befindlichen Flächen erhöhen wird.

3. Bestandsaufnahme und Bewertung der Naturgüter

3.1. Geologie und Böden

Regionalgeologisch gehört das Gebiet der Stadt Weißenfels zum nordöstlichen Bereich der Thüringer Senke. Innerhalb dieser regionalgeologischen Einheit ist das Gebiet dem Südwestrand der Mersebur- ger Scholle (auch Merseburger Buntsandsteinplatte genannt) zuzuordnen. Die Merseburg-Scholle ist eine 30 bis 40 km breite und bis 100 km lange Leistenscholle mit deutlicher Erstreckung von Nordwest nach Südost und reicht räumlich vom Unterharz/Kyffhäuser bis in den Raum Altenburg/ Gera. Sie kann in eine nordöstliche und eine südöstliche Teilscholle untergliedert werden. Das Planungsge- biet der liegt im Bereich der südöstlichen Teilscholle, die sich vom Südharz bis zum so genannten Altenburger Sattel erstreckt und durch mehrere Muldenstrukturen, wie die Sangerhäuser Mulde, die Querfurter Mulde, die Naumburger Mulde, Zeitz-Schmöllner und die Bornaer Mulde weiter untergliedert ist. Das Gebiet der Stadt Weißenfels liegt dabei im Bereich der südlichen Störung, der Naumburger Mulde. Hier lagern vor allem Gesteine des Unteren und Mittleren Buntsandsteins (der weiter westlich im Raum Freyburg und südlich von Osterfeld durch Muschelkalk abgelöst wird) als so genanntes Ta- feldeckgebirge relativ flach auf dem Grundgebirge.

______25 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die Ablagerungen des Buntsandsteins entstanden in der Erdformation des Trias vor ca. 250 bis 240 Millionen Jahren als kontinentale Sedimentfolgen, die in damals vorhandenen Flusssystemen und Seen zur Sedimentation kamen. Die Ton- und Schluffsteine des unteren Buntsandsteins reichen z.T. bis in Tiefen von 200 m. Darunter lagern bis in ca. 400 m Tiefe die wasserlöslichen Gesteine des Zechsteines wie Salz, Gips, Anhydrit, welche u.a. die kochsalzhaltigen Sole-Lösungen des erwei- terten Territoriums hervorbringen (z.T. können die salzhaltigen Zechsteinwässer an geologischen Störungsstellen auch oberflächennah anstehen). Die obersten Schichten entstanden im Verlaufe der Erdneuzeit, d.h. in den geologischen Formationen der Tertiär und Quartär. Das Tertiär begann vor etwa 65 Millionen Jahren am Ende der Kreidezeit und endete durch eine Klimaveränderung vor etwa 2,5 Millionen Jahren, das Quartär schloss daran an und setzt sich bis heute fort. Im Tertiär (vorwiegend im sog. Paläogen/Alttertiär vor ca. 50 - 35 Mill. Jahren) wurden ausgehend von globalen Meeresspiegelschwankungen in einem von NW weit nach SE vorstoßenden Meeresarm ter- restrische und küstennahe Bildungen als sandige, schluffige und/oder tonige Gesteine auch im Süden Sachsen-Anhalts abgelagert. Dabei entstanden unter den herrschenden paläogeographischen und klimatischen Konstellationen u.a. auch die Braunkohlenflöze des Profener Reviers mit seinen südlichen und westlichen Ausläufern im Planungsgebiet. Speziell über einen Zeitraum von 1 bis 1,5 Millionen Jahren konnten sich im Tertiär (Mitteleözän) Braunkohlenschichten mit einer Mächtigkeit bis zu 120 m ablagern, im Bereich des Planungsgebietes vor allem in flachen Becken und Randsenken der darunter liegenden Buntsandsteinplatte. Östlich der Saale zwischen Teuchern und Langendorf steht die Braunkohle wahrscheinlich primär nur noch in kleinen isolierten Vorkommen an. Der westliche Teil des ehemals geschlossenen Verbrei- tungsgebietes des Flözes wurde im Quartär durch die sich einschneidende Rippach und ihre Neben- bäche in mehrere Teilfelder zerlegt und streicht im Raum Nessa/Langendorf aus.

Das bis in die nördliche Gemarkung von Reichardtswerben hineinreichende (ehemalige) Braunkohlen- revier des Geiseltales entstand im frühen Tertiär, hauptsächlich im Eozän (vor 56 bis 34 Millionen Jah- ren), als das Geiseltal nahe der Küste eines Meeres lag. Das damalige subtropische Klima und die starke Bewaldung förderte eine intensive Braunkohlebildung in den küstennahen Mooren und Teichen, ein Prozess der etwa fünf bis maximal acht Millionen Jahre in Anspruch nahm und durch die Aufschie- bung von Erzgebirge, Vogtland und Harz unterstützt wurde. Mehrere Flöze sind für das Geiseltalrevier nachgewiesen.

Die sichtbaren heutigen Landschaftsformen des gesamten Planungsraumes sind wesentlich durch das Quartär geprägt, der jüngsten Formation des Erdzeitalters mit ihren Untergliederungen Pleistozän und Holozän. Dabei bildeten sich in der jüngsten erdgeschichtlichen Epoche des Quartärs, dem Holozän, in den Flussauen Sande, Kiese und Auelehme, das Relief formte sich aus und an der Oberfläche entwi- ckelten sich die verschiedenen natürlichen Böden. Das Planungsgebiet ist daher über dem Buntsandstein in den oberen Schichten geologisch charakteri- siert durch eine Abfolge pleistozäner und tertiärer Lockergesteine, überdeckt von holozäner Bodenbil- dung. Im Pleistozän bedeckte während der Eiszeiten das Inlandeis der Elstervereisung mit Ausnahme der höher gelegenen Teile des Harzes die gesamte Fläche von Sachsen-Anhalt. Während der nachfol- genden Saalevereisung (Saaleeiszeit) vor etwa 230.000 bis 130.000 Jahren erreichte das Eis den Nordharzrand und rückte weiter südlich bis zur Linie Eisleben-Querfurt-Weißenfels-Zeitz vor und präg- te somit wesentlich die heutigen topographischen Oberflächenstrukturen. Die Kaltzeit hinterließ Moränen, Schmelzwasserbildungen (Sande und Kiese) sowie feinkörnige Be- ckenbildungen. In den eisfreien Gebieten im Vorland wurden Löß, Dünen und verschiedene Periglazialbildungen abgelagert. Durch Aufschotterung der Flüsse (z.B. der Saale) zu Beginn der Kalt- zeiten entstanden ausgedehnte Schotterterrassen. Infolge permanenter Winde aus Nord, bedingt durch das ständige Hochdruckgebiet über dem Inland- eis und der geringen Vegetationsdecke, kam es zur Bildung einer teilweise bis zu 4-5 m mächtigen, grobschluffigen Lössdecke als jüngste Ablagerung, die von Geschiebemergel (sandiger bis kiesiger Schluff) unterlagert ist. Lokal kann auch der Geschiebemergel oberflächennah anstehen. Im Liegen- den des Geschiebemergels schließen sich tertiäre Sedimente/Lockergesteine (Ton, Schluff, Sand, Braunkohle) an. In der darauf folgenden Weichselkaltzeit wurde das Planungsgebiet nicht mehr vom Eis berührt und überformt.

______26 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die quartäre Schichtenfolge besteht daher in großen Teilen des Gebietes des Planungsgebietes aus sandigen Kiesen der pleistozänen Flussterrassen der Ur-Saale, aus Bändertonen und Geschiebemer- gel der Elster- und Saale-Eiszeit sowie aus Schmelzwassersedimenten, die über den tertiären Schich- ten lagern. An Taleinschnitten steht der Buntsandstein teilweise an der Oberfläche an. Die Saale als größtes Fließgewässer des Planungsgebietes veränderte in diesen Zeiträumen mehrfach ihren Lauf. Der frühsaaleeiszeitliche Flusslauf lag z.B. weiter südöstlich als der gegenwärtige und schnitt etwa in Höhe der „Schönen Aussicht“ bei Leißling die Hochfläche. Der Einschnitt ist heute noch als Talung erkennbar. Im Saaletal sowie in der Talung des Greißlaubaches erfolgte im Holozän die Ablagerung von Auen- lehm . Der Boden ist das Ergebnis eines jahrtausendelangen Zusammenwirkens physikalischer, chemischer und biologischer Faktoren. Ausgangsgestein und Niederschläge, Klima und Witterung, pflanzliche, tierische und mikrobielle Lebewesen auf und im Boden bestimmen die Zusammensetzung und Ent- wicklung des Bodens (die Neubildung eines Zentimeters Boden dauert ca. 200 bis 300 Jahre [www.bmu.de/bodenschutz]). Die ökologische Problematik des Schutzgutes Boden liegt in seiner Unvermehrbarkeit, seiner weitestgehenden Immobilität und seiner Belastbarkeit auf der einen Seite sowie seiner engen Verflechtung mit anderen Schutzgütern einschließlich der Gesundheit des Men- schen und ebenfalls seiner Landschafts- und Erholungsfunktion.

Das Planungsgebiet gehört nach der Gliederung im Bodenatlas Sachsen-Anhalt (G EOLOGISCHES LANDESAMT SACHSEN -ANHALT 1999) zu den Bodengroßlandschaften

• Hohenmölsener Lössplateau (Bodengroßlandschaft der tschernosembetonten Lössbörden) - Gemarkungen Borau, Burgwerben, Großkorbetha, Langendorf, Leißling, Markwerben, Schkortleben, Reichardtswerben, Storkau, Tagewerben, Uichteritz, Weißenfels, Wengelsdorf

• Lössbeeinflusstes Naumburger Buntsandstein-Hügelland (Bodengroßlandschaft der Berg- und Hügelländer aus sand-, Ton- und Schluffsteinen) anteilig Langendorf, Leißling, Uichteritz, Storkau, Weißenfels

• Saaleaue (Bodengroßlandschaft der Auen der Elenenebenflüsse) - anteilig Burgwerben, Groß- korbetha, Leißling, Markwerben, Schkortleben, Storkau, Uichteritz, Weißenfels, Wengelsdorf

• Bergbaufolgelandschaften - anteilig Norddteil Gemarkung Reichardswerben.

Den Boden im Planungsgebiet prägen vor allem lößbestimmte Schwarzerden, in den Talungen der Saale und der anderen Fließgewässer grundwasserbeeinflusste, hydromorphe Sedimentböden aus vorwiegend sandigem Lehm bis Lehm und Schlufflehm, lokal auch aus lehmigem Ton. Sie sind meist durch Schotter unterlagert. Als wichtige Begleitböden treten in Abhängigkeit vom Grundwasserstand Auen-Gleye auf. Aueböden wie Auenlehm-Vegas bis Auenlehm-Vegagleye sind ein hervorragendes Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen im Sinne des § 2 Bundesboden- schutzgesetz und daher in hohem Maße schützenswert. Aus Zeichnungs-Nr. 3 sind u.a. die anstehen- den Bodentypen des Planungsgebietes zu entnehmen.

Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Böden des Planungsgebietes infolge Jahrhunderte andauernder Nutzungen (siehe Pkt. 2.2.) mit vielfältige Nutzungsformen weitestgehend anthropogen überprägt ist und natürliche, ungenutzte Bodenformen kaum noch vorkommen. Wie ebenfalls aus Zeichnungs-Nr. 3 ersichtlich, sind Böden mit guter bzw. sehr guter Naturnähe im Planungsgebiet nur noch rudimentär vorhanden, z.B. in der Saaleaue, südlich der Ortslagen Weißenfels und Langendorf sowie vereinzelt auch in den Ortsrandlagen. Es handelt sich hierbei vor allem um Flächen, die in der Vergangenheit extensiv bewirtschaftet wurden (z.B. als Streuobstwiesen oder Kleinfelder/Grabeland) bzw. auf Minderertragsböden stockenden Gehölze, Trockenrasen und Feuchtflächen.

Die wichtigsten Funktionen des Boden sind (in Anlehnung an § 2 Abs. 2 BBodSchG; siehe auch LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN -ANHALT , 1998):

1. natürliche Funktion als

a) Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere und Bodenorganismen ______27 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

b) Bestandteil des Naturhaushaltes, insbesondere seiner Wasser- und Nährstoffkreisläufe

c) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund seiner Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften (insbesondere auch zum Schutz des Grundwas- sers).

2. Funktion als Archiv der Natur und Kulturgeschichte.

3. Nutzungsfunktion

a) Rohstofflagerstätte b) Fläche für Siedlung und Erholung c) Standort für Land- und Forstwirtschaft incl. Verkehr, Ver- und Entsorgung d) Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung etc.

Aus diesem Grunde ist der sorgsame Umgang mit Boden sowie dessen Schutz und Erhalt von ele- mentarer Bedeutung für den Menschen.

Die Bodeneigenschaften lassen sich insgesamt wie folgt charakterisieren (nach LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN -ANHALT , 1998):

- Durchlässigkeit

Die Bodendurchlässigkeit wird nach dem Durchlässigkeitsbeiwert (kf-Wert) eingestuft. Das ist der Be- trag, um den sich Wasser im wassergesättigten Boden bewegt. Die Durchlässigkeit ist an die Korn- größenzusammensetzung gebunden. Sandgehalt steigert die Durchlässigkeit, Tongehalt lässtsie sin- ken. Gewachsene Löße, die überwiegend aus Schluff bestehen, haben abweichend eine hohe Durch- lässigkeit, bei umgelagerten Lößen sinkt sie ab.

Je höher die Durchlässigkeit des Böden, desto größer ist auch das Vermögen zur Grundwasserneubil- dung. Allerdings besitzen Böden mit hoher Durchlässigkeit auch ein geringeres Bindungsvermögen für Schadstoffe.

Im Planungsgebiet besteht im Durchschnitt eine mittlere Durchlässigkeit der Böden (in der Saaleaue existiert allgemein eine geringe Duchlässigkeit der Böden). Das Grundwasser weist hierbei eine unter- schiedliche GEschütztheit auf (siehe Zeichnungs.-Nr. 4)

- Pufferungsvermögen

Unter Pufferungsvermögen wird die Fähigkeit des Bodens verstanden, Änderungen seines chemi- schen Milieus entgegenzuwirken bzw. zu verzögern. Das Vermögen wird im Wesentlichen durch den Ton-, Karbonat- und Humusgehalt bestimmt. Wesentliche Bedeutung kommt dem Pufferungsvermögen zu im Hinblick auf den ständigen atmosphärischen, vor allem anthropogen be- dingten Säureeintrag und der Erhaltung des pH-Wertes der Böden.

Das Pufferungsvermögen der vorwiegend lössbestimmten Böden im Plangsgebiet ist als hoch bis sehr hoch einzustufen.

- Austauschkapazität /Ertragspotenzial/ Bindungsvermögen für Schadstoffe

Die Fähigkeit des Bodens, basisch wirksame,metallische Kationen sowie H-Ionen zu adsorbieren und auszutauschen wird als Austauschkapazität bezeichnet. Diese hat für den Nährstoffhaushalt des Bo- dens große Bedeutung. Ihre Höhe wird im Wesentlichen vom Ton und Humushaushalt des Bodens bestimmt. Diese sind auch die Hauptfaktoren, die das Ertragspotential eines Bodens festlegen. Auch das Bindungsvermögen von Schadstoffen wird durch diese Bodeneigenschaft beeinflusst. Die Austauschkapazität der Böden des Planungsgebietes ist als hoch bis sehr hoch zu bezeichnen, d.h. auch das Ertragspotential sowie das Bindungsvermögenfür Schadstoffe der Löss- und Aueböden sind hoch bzw. sehr hoch. ______28 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die Abstufung des Ertragspotentials für landwirtschaftlich genutzte Böden (Acker und Dauergrünland) folgt in den Bodenwertzahlen der Reichsbodenschätzung. Die Bodenwertzahlen (auch als Ackerzahl Ackerwertzahl oder Bodenpunkte dargestellt) bezeichnen einen Index, der die Qualität einer Ackerflä- che bemisst. Diese weren ausgehend von der Bodenwertzahl durch Zu- und Abschläge auf Grund von Faktoren wie Klima oder ausgewählter Landschaftsmerkmale wie z. B. Hangneigung und Waldschat- ten ermittelt. Die Ackerzahl charakterisiert demnach das ertragspotenzial des Bodens unter berück- sichtigung der natürlichen Bedingungen des individuellen Standortes. Grundlage der Ackerzahlen ist die Reichsbodenschätzung aus dem Jahre 1934. Die Skala möglicher Werte reicht von 1 (sehr schlecht) bis 120 (sehr gut).

Der Großteil der Böden des Planungsgebietes ist hinsichtlich der natürlichen ertragsfähigkeit als durchweg als gut bis sehr gut zu bezeichnen (siehe Zeichnungs-Nr. 3). Auf der Grundlage der Informa- tionen des Landesamtes für Geologie und Bergwesen des Landes Sachsen-Anhalt liegen hinsichtlich der Fruchtbarkeit der Ackerböden nach Ackerzahlen für das Planungsgebiet folgende Angaben vor:

Die Ackerzahlen liegen im Gebietsdurchschnitt zwischen 74 und 88, wobei örtlich Abweichungen mög- lich sind. Ackerzahlen zwischen 87 und 106 domineren vor allem links der Saale im Bereich der landschaftsein- heit Querfurter Platte in den Gemarkungen Markwerben, Tagebwerben Burgwerben, Reichardtwerben, Schkortleben, Großkorbetha (hier auch rechtssaalisch im Bereich der Hohenmlsen-Lützener Acker- platte) und Wengelsdorf sowie teilweise kleinflächig in der Gemarkung Uichteritz. In der Gemarkung Weißenfels sind derartig hohe Ackerzahlen im nördlichen Randgebiet zu finden Rechtssaalisch in den Gemarkungen Borau, Langendorf und Leißling auf den Hochflächen der Lützen-Hohenmölsener Platte sind Ackerwertzahlen zwischen 87 und 96 dominierend. Die Saaleaue sowie deren Randbereiche wei- sen zum Großteil geringere Ackerzahlen (zwischen 27 und 76) auf, u.a. auch bedingt durch eiszeitliche Kies- und Schotterablagerungen auf ehemaligen Saaleterrassen mit geringerem Bodenbildungspoten- zial. Für die gemarkung Storkau liegen keine Angaben vor (KARTE LANDESAMT FÜR GEOLOGIE UND BERGWESEN SACHSEN -ANHALT , O.J.).

Negativ zu bewerten ist die in der Vergangenheit oft praktizierte Inanspruchnahme von Böden mit sehr hoher Bodenfruchtbarkeit für nichtlandwirtschaftliche Zwecke z.B. Bebauungen oder Abgrabungen (z.B. wurden in der Gemarkung Tagewerben parallel zur B 91 auf hochwertigen Böden Gewerbeflä- chen sowie Abgrabungen ausgewiesen; wegen fehlender Gewerbeansiedlung wurde dort dann auf Teilflächen eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet).

- Wasserhaushalt

Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil von Böden. Bodenwasser spielt nicht nur als Lieferant für Wasser und darin gelösten Nährsalzen für die im Boden wurzelnden Pflanzen eine lebenswichtige Rolle, sondern auch als Lebensraum für Mikroorganismen (z.B. Einzeller). Darüber hinaus ist das Bo- denwasser wesentlich an Bodenentwicklungsprozessen wie Verwitterung, Verlagerung und Humusan- reicherung beteiligt

Kulturmaßnahmen können innerhalb eines naturgegebenen Rahmens den Wasserhaushalt beeinflus- sen und ihn den Bedürfnissen der Kulturpflanzen anpassen. Weil das Bodenwasser am Wasserkreis- lauf in der Landschaft teilnimmt, bestehen Auswirkungen auf das Grundwasser und Oberflächenwas- ser. Wesentliche Quellen für den Bodenwasserhaushalt sind das Niederschlagswasser, das als Haftwasser gegen die Schwerkraft im Boden kapillar oder absorptiv festgehalten wird, und das Grundwasser, das im Boden kapillar aufsteigen kann. Treibende Kräfte sind dabei die Wasserverdunstung an der Boden- oberfläche und der Druck des Grundwasserspiegels.

Als Bodenfeuchte wird der jeweilige Wasserzustand eines Bodens bezeichnet und nicht sein absoluter Wassergehalt, der für die Wasserversorgung der Pflanzen wenig aussagekräftig ist.

Der Wasserhaushalt der Böden des Planungsgebietes wird als mäßig trocken bis mäßig frisch, in der Saaleaue als frisch bis grundfrisch eingestuft.

______29 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Zeichnungs-Nr. 3 stellt ebenfalls das Wasserhaushaltspotenzial der Böden des Planunsgebietes dar. Wie dort ersichtlich, besteht vor allem in der Saaleaue sowie westlich der Ortslage Wauch auf den ehemaligen Saaleterrassen und auf den Hochflächen eißenfels ein gutes Wasserhaushaltspotenzial.

Der Boden besitzt als Hauptbestandteil der Biotopkomplexe funktional eine grundlegende Bedeutung:

• der Boden ist Standort der Vegetation bzw. der Kulturpflanzen. Er schafft die standörtlichen Milieu- bedingungen und versorgt mit Wasser und Nährstoffen

• im Boden findet ein Großteil der anorganischen und organischen Stoffumsätze der landschaftlichen Ökosysteme statt

• Bodenaufbau und Bodenmächtigkeit bestimmen Feuchte- und Durchlüftungsbedingungen im Wur- zelraum der Pflanzen sowie die Menge des zur Verfügung stehenden Wassers; die Wasserspei- cherkapazität des Bodens bestimmt u.a. auch den Verdunstungsanteil der Niederschläge

• der Boden wirkt als Filter und beeinflusst den Transport des Wassers und der darin gelösten Stoffe

• im Boden akkumulieren schwer oder nicht lösbare Fremdstoffe

• der Boden beeinflusst Wasserabfluss und Bodenabtrag maßgeblich.

Wichtige Aussagen zum langfristigen Erhalt der Bodenfunktion im Rahmen der Landschaftsplanung beziehen sich auch auf die Erosionswiderstandsfunktion des Bodens, d.h. auf das Vermögen, der Ab- tragung von Boden durch Wasser und Wind einen Widerstand entgegenzusetzen. Vor allem die intensiv bewirtschafteten und zeitweilig nur gering bedeckten Böden sind bei erhöhten Windgeschwindigkeiten (ab 4 Beaufortskala = 6-7 m/s) bereits erosionsgefährdet. Das betrifft große Teile des Planungsgebietes, zumal eine ungebremste Windausbreitung vor allem auf Flächen mit feh- lenden Kleinstrukturen (z.B. Feldhecken) gegeben ist. Die Erosionsanfälligkeit durch oberflächlich abfließendes Niederschlags- und Schmelzwasser hängt vor allem von der Bodenart des Oberbodens sowie von der Hangneigung, Hanglänge und Hangform der betreffenden Flächen ab. Im Planungsgebiet sind Hangneigungen ab etwa 2° (ca. 3,5 %) bei Ackernutzung und geringer Bodendeckung durch Vegetation bzw. Kulturpflanzen einer erhöhten Was- sererosion ausgesetzt. Dabei fördern Kulturen mit geringem Bodendeckungsgrad (z.B. Mais, Zucker- rüben) sowie Bearbeitungsrichtungen in Hangrichtung die Wassererosion. Wassererosion bewirkt nicht nur Schäden infolge Abtrags des wertvollen Oberbodens sondern auch durch Einspülung desselben in die Ortslagen.

Gefährdungen der Böden sind vor allem durch Beseitigung/Abgrabung, Überschüttung, Versiegelung, Erosion, Verdichtung, Lockerung, Entwässerung bzw. Bewässerung, Überdüngung, Veränderung der Bodenreaktion sowie Kontaminierung mit organischen und mineralischen Stoffen denkbar (GASSNER , WINKELBRANDT , BERNOTAT , 2010; ergänzt). Aktuell gelten Stickstoffeinträge durch die eutrophierenden und versauernden Auswirkungen als eine der größten Bedrohungen der Biodiversität und der Stabilität von Ökosystemen (B ALLA ET AL . , 2010). Als Größenordnung für die gegenwärtige Deposition von NOx allein über den Luftpfad werden zwi- schen 30 bis 50 kg N/ha/a genannt (BATTERFELD , 2010). In Verbindung mit Nassdepositionen benennt LAU (2010) folgende Werte für den Standort Weißenfels:

Tabelle 3: Nassdeposition für Standort Weißenfels (LAU, 2010)

Deposition Weißenfels kg/(ha/a) Chlorid 2,1 Sulfat 9,1 Nitrit 0,2 Nitrat 13,7 Hydrogenphosphat 0,7 Hydrogencarbonat 2,7

______30 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Deposition Weißenfels kg/(ha/a) Ammonium 6,1 Natrium 1,1 Kalium 0,5 Calcium 1,4 Magnesium 0,3 Stickstoff 7,8 Schwefel 3,0

Die (hochwertigen) Böden der intensiv genutzten Äcker in den Überflutungsbereichen der Saale-Aue (z.B. in der Gemarkung Leißling) sind potenziell durch eintretende Hochwasserereignisse gefährdet. Bei Boden- und Nährstoffabschwemmung infolge Hochwasser tritt ein Verlust der natürlichen Boden- fruchtbarkeit/ Ertragsfähigkeit ein (Degradation der Böden, Wassererosion). Zum Boden im Pla- nungsgebiet siehe auch Zeichnungs-Nr. 3.

In Verbindung mit der Erdgeschichte sind Erdaufschlüsse sowie anderweitige geomorphologische und hydrologische Besonderheiten von besonderer Bedeutung, die z.T als Geotope unter besonderen schutz gestellt werden. Als schutzwürdig werden diejenigen Geotope angesehen, die eine besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Ästhetik besitzen

Das Landesamt für Geologie und Bergwesen informierte weiterhin mit Schreiben v. 09.01.2014 über die Existenz folgender Geotope im Planungsgebiet (siehe dazu auch Zeichnungs-Nr. 3):

Tabelle 4. Geotope des Planungsgebietes

Gemarkung/ Bezeichnung Lage Dimension Gesteins- Alter/ Ent- Bezeichnung art stehung Markwerben 4737-03 Südwestrand von Mark- Länge 75 m, Verwitter- Saale- Saale- Aufschluss werben, Salpeterhütte 9, Höhe 5 m ter Sand- Komplex Hauptterrasse Privatgelände der Gärt- stein, Kies, Quartär und bei nerei Dechant-Fabig Löss Pleistozän; Markwerben Trias

Schkortleben 4738-01 Westrand von Länge 2,40 m, Diabas Quartär Findling Findling Schkortleben (Ostseite Breite 2,00 m, Schkortleben Sportplatz) Höhe 1,20 m; Masse ca. 10 t; im Boden ste- ckend Schkortleben 4738-02 ca. 1 km westlich von Bachlauf - Quartär, Quelle Alter Hydrogeo- Schkortleben, an Klein- Holozän Schkortelbach logisches gartenanlage angren- Objekt zend Leißling 4837-01 ca. 750 m südwestlich Quelle (mit Austritt im Quartär, Vierbergsquelle Hydrogeo- von Leißling im Bereich Bachlauf in Mittleren Holozän logisches des Steilhanges kleiner Erosi- Buntsand- Objekt onstalung) stein Leißling 4837-02 Unmittelbar nördlich Länge 60 m, Buntsand- Trias, Ehemaliger Aufschluss Straße "Kirchberg", hin- Höhe 15 m stein Mittlerer Sandsteinbruch ter Grundstück Kirchberg Buntsand- 3 stein Leißling 4837-03 Leißling, am Südende Quellflur Austritt im Quartär, Waldquelle Hydrogeo- Rödger Weg Mittleren Holozän logisches Buntsand- Objekt stein

Die Lage der o.g. Geotope des Planungsgebietes sind in Zeichnungs-Nr. 7 dargestellt.

Die o.g. Quellen sind unter Pkt. 3.2.3. unter Oberflächengewässer mit genannt. Quellen sind auch gemäß § 30 BNatSchG gesetzlich geschützt (siehe Pkt. 3.6.6.). ______31 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Eine besondere Bedeutung hinsichtlich des Naturerlebens und der Wahrnehmung besitzt der Auf- schluss der Saalerhauptterrasse in Markwerben, wo am nordwestlichen Hang des Saaletales auf einer Länge von ca. 75 m und einer Höhe von ca. 5 m die charakteristische eiszeitliche Schichtenfolge des ehemaligen Flusslaufes der Saale mit verwittertem Sandstein, Kies und Löß deutlich zutage tritt.

Der o.g. ehemalige Sandsteinbruch in Leißling setzt sich entlang der Straße am Kirchberg fort.

Weitere interessante geologische Aufschlüsse (ohne den Schutzstatus "Geotop") befinden sich zwi- schen Weißenfels und Leißling im Bereich des Waldstücks am Eichberg (hier vor allem verwitterter Sandstein und Mergel) sowie an den Saalehängen westlich Lobitzsch (oberhalb Ochsenborn) und Markwerben (sog. "Markwerbener Schweiz"), wo die mächtigen Lößsschichten deutlich erkennbar sind.

3.2. Wasserhaushalt und Gewässer

3.2.1. Bedeutung

Wasser gehört zu den elementaren Lebensgrundlagen aller Organismen. Wasser ist an sämtlichen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Es ist in seiner Funktion als Medium für den Stofftransport und den Stoffhaushalt zentraler Bestandteil aller Ökosysteme, d.h. dem Wasserhaushalt und den Gewässern kommt insgesamt eine besondere Bedeutung zu. Es erfüllt das Grund- und Oberflächenwasser folgende wesentliche Funktionen: a) Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser b) Abflussfunktion (Vorflut) c) Verdünnung und Selbstreinigung von Abwässern d) Nahrungsquelle (z.B. Fischerei) e) Lebensraum für Pflanzen und Tiere f) Schaffung von Wohn- und Erholungsqualität.

Der Schutz dieser natürlichen Lebensgrundlage, vor allem die nachhaltige Sicherung des Wasserkreis- laufes in quantitativer und qualitativer Hinsicht, ist eine wesentliche Daseinsvorsorge und ist vor allem durch

• Schutz des Grund- und Oberflächenwassers vor Verunreinigungen und Schadstoffbelastungen

• Erhalt der Grundwasserneubildung

• Bewahrung der Regulations- und Regenerationsfähigkeit (z.B. Abflussregulation, biologisches Selbstreinigungsvermögen, Lebensraumfunktion, s.o.) dauerhaft zu gewährleisten.

Mit der Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpoli- tik (kurz Wasserrahmenrichtlinien – WRRL – genannt) hat die EU die Zielstellungen für eine integrierte Gewässerschutzpolitik sowie eine koordinierte Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb der Flussein- zugsgebiete in Europa vorgegeben. Die EG-WRRL legt in Verbindung mit den Küstengewässern, den Binnenoberflächengewässern und dem Grundwasser folgende übergeordnete Ziele nach Artikel 1 fest:

• Schutz und Verbesserung des Zustandes aquatischer Ökosysteme und des Grundwassers einschließlich von Landökosystemen, die direkt vom Wasser abhängen ______32 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• Förderung einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen • schrittweise Reduzierung prioritärer Stoffe und Beenden des Einleitens/Freisetzens prioritär gefährlicher Stoffe • Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers • Minderung der Auswirkungen von Überschwemmungen (und Dürren ).

Die eigentlichen, verbindlichen Umweltziele sind in Artikel 4 WRRL für die Oberflächengewässer fest- gelegt mit

• Erreichung eines guten ökologischen und chemischer Zustandes der Gewässer in 15 Jahren ( • Schaffung eines guten ökologische Potenzials und eines guten chemischen Zustandes für die erheblich veränderten oder künstlichen Gewässer innerhalb von 15 Jahren (d.h. im Jahre Ge- währleistung eines Verschlechterungsverbotes.

Die EG-WRRL sieht für die Verbesserung des Gewässerzustandsinsgesamt drei Arbeitsphasen von jeweils sechs Jahren Länge vor (2010-2015, 2016-2021 und 2022-2027). Bis 2015 galt der im Jahre 2009 in Kraft getretene erste Bewirtschaftungsplan für die Gewässer. Die Pläne wurden gemäß § 24 Absatz 6 des Wassergesetzes für den folgenden 2. Bewirtschaftungs- zyklus der EG-WRRL für die Jahre 2016 bis 2021 überprüft und aktualisiert. Für die Flussgebietsge- meinschaft Elbe (zu der auch die Saale gehört) trat am 22.12.2015 der aktualisierte Bewirtschaftungs- plan, das Maßnahmenprogramm sowie der Hochwasserisikomanagementplan in Kraft.

3.2.2. Grundwasser

Grundwasser ist entsprechend den Begriffsbestimmungen der WRRL alles unterirdische Wasser in der Sättigungszone, das in unmittelbarer Berührung mit dem Boden oder dem Untergrund steht.

Grundwasser ist die wichtigste Ressource für das Lebensmittel Nr. 1, das Trinkwasser. Bundesweit werden zwei Drittel des Trinkwassers dem Grundwasser entnommen ( VDG , 2005).

Das Grundwasser nimmt insgesamt eine Schlüsselstellung im landschaftlichen Ökosystem ein. Es ist eine der entscheidenden Grundlagen für die Existenz von Pflanzen bzw. Pflanzengesellschaften. Der Grundwasserraum selbst ist auch ein komplexes Ökosystem, in dem sehr verschiedene, hoch spezia- lisierte Mikroorganismen ein sensibles ökologisches Gleichgewicht zueinander ausgebildet haben. Wichtige Faktoren sind dabei:

• der Grundwasserflurabstand als Abstand der Geländeoberfläche zum oberen Grundwasserleiter, der ebenfalls jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt (im Regelfall existiert der geringste Grund- wasserflurabstand nach Ende des hydrologischen Winterhalbjahres im April); der Grundwasserflur- abstand beeinflusst die Sauerstoffversorgung des Bodens, das Bodengefüge und den Bodenche- mismus sowie das Wachstum der Pflanzen

• der Stau- und Hangnässegrad bestimmt die jahreszeitlich bedingte Vernässung von Bodenzonen infolge wasserstauender Bodenhorizonte und -schichten in geringer Tiefe; zeitweilige Vernässung führt zu Luftmangel im Boden, wobei Stau- bzw. Hangwasser meist in den Sommermonaten ver- schwindet

• das Wasserspeichervermögen des Bodens (sog. „freie Feldkapazität“), bestimmt das Wasserdar- gebot, welches im wesentlichen die Pflanzen als verfügbaren Anteil unabhängig vom Grundwasser- flurabstand nutzen können; Böden mit einem niederen Wasserspeichervermögen besitzen dem- nach eine höhere Versickerungsrate

• die Wasserdurchlässigkeit (von Böden) ist vor allem von der Struktur und dem Sättigungsgrad der Böden abhängig und beeinflusst u.a. den Staunässegrad sowie die Grundwasserneubildungsrate.

Weiterhin sind die langjährigen durchschnittlichen Feuchteverhältnisse eines Standortes (Feuchtegrad/ Wasserstufe) von Bedeutung für den Landschaftshaushalt. Durch die jahreszeitlich bedingte Variabili-

______33 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______tät besitzt das Grundwasser bzw. die Bodenwasserspeicherung eine wichtige ökologische Regulanz- funktion.

Eine Vielzahl von Wechselwirkungen zwischen biologischen, chemischen, geologischen und hydrauli- schen Faktoren bestimmen dieses Gleichgewicht und damit auch die Qualität des Grundwassers.

Die verbindlichen Umweltziele sind in Artikel 4 WRRL wie folgt vorgegeben:

• Guter quantitativer und chemischer Zustand in 15 Jahren (d.h. im Jahre 2015) • Umkehr von signifikanten Belastungstrends • Verhinderung oder Begrenzung von Schadstoffeintrag • Verhinderung von Verschlechterungen des Grundwasserzustandes.

Im Hinblick auf den Grundwasserschutz wurden vom Europäischen Parlament und vom Rat spezielle Maßnahmen zur Verminderung und Begrenzung von Verschmutzungen erlassen. Daher ist per 12. Dezember 2006 auch die Grundwasserrichtlinie in Kraft getreten. Des Weiteren werden die Ziele der WRRL durch das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) gestützt. Besondere Darstellungen zum Grundwasserhaushalt des Planungsgebietes werden im Rahmen der vorliegenden Landschaftsplanung nicht gemacht, da die entsprechenden Grundwasserkarten käuflich zu erwerben sind (Grundwasserflurabstände, Grundwassergefährdung). Grundwasser ist ein Rohstoff, der sich regenerieren und erneuern kann - wenn auch nicht in unbe- grenztem Maße. Hauptlieferant für die Grundwasservorräte ist versickerndes Niederschlagswasser. Es sorgt dafür, dass die Grundwasservorkommen der Speichergesteine im Untergrund aufgefüllt werden. Wie viel Grundwasser im Einzelnen neu gebildet wird, hängt von einer Reihe von Faktoren ab.

Die Grundwasserneubildung ist nicht überall gleich. Sie hängt unter anderem ab von der Nieder- schlagsmenge und -verteilung, der Durchlässigkeit der Böden, dem Bewuchs und dem Relief der Bo- denoberfläche. Die Neubildung findet vor allem in den Hochlagen der Wassereinzugsgebiete statt. Die Grundwasserneubildung in der Region ist infolge der relativ geringen mittleren Summe der Jahres- niederschläge von 471,0 mm (Klimastation Weißenfels) im Regenschatten der Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald relativ gering (siehe auch Pkt. 3.3.). Für das Planungsgebiet kann so von einer mittle- ren, langjährigen Grundwasserneubildung zwischen 25 und 50 mm/a ausgegangen werden (im Ver- gleich: Harzregion ca. 500 mm/a; MLU , 2005). Besonders hoch ist die Grundwasserneubildung im Winter, da zu dieser Zeit ein großer Teil der Nie- derschläge im Boden versickert. In den wärmeren Jahreszeiten verdunstet dagegen ein großer Teil des Niederschlags bereits an der Oberfläche oder wird von Pflanzen aufgenommen.

Vor allem in den besiedelten Bereichen wird die Grundwasserneubildung infolge größerer Flächenver- siegelungen örtlich gestört.

Die Grundwasserqualität kann sowohl geogen geprägt als auch anthropogen beeinflusst sein. Speziell in Verbindung mit der Nutzung von Grundwasser zu Trinkwasserzwecken sind hierzu entsprechende Aussagen erforderlich. Dies erfolgt in Sachsen-Anhalt an diversen Messstellen für die durch ein abge- grenztes Grundwasservolumen räumlich definierten Grundwasserkörper. Hinsichtlich ihres chemi- schen Zustandes werden die Grundwasserkörper in den Hauptgrundwasserleitern des Planungsgebie- tes in Verbindung mit der WRRL wie folgt eingestuft (F LUSSGEMEINSCHAFT ELBE , 2008):

Tabelle 5: Chemischer Zustand der Grundwasserkörper in den Hauptgrundwasserleitern des Planungsgebietes

Art der Belastung Grundwasserkörper Grundwasserkörper DEST_SAL DEST_SAL GW 014 GW 015 (westlich der Saale) (östlich der Saale)

Nitratbelastung schlecht gut Pestizide gut gut Andere Schadstoffe gut gut Mengenmäßiger Zustand gut schlecht

______34 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Auf Grund der vorherrschenden geologischen Verhältnisse kann davon ausgegangen werden, dass im Planungsgebiet der Buntsandstein (vor allem der Mittlere Buntsandstein) als Hauptgrundwasserleiter wirkt. Die Basis des Grundwasserstockes bildet Bröckelschiefer in einer Mächtigkeit von ca. 30 bis 50 m, der als Grundwasserhemmer den Buntsandstein von den höher mineralisierten Zechsteinwässern trennt. Das Grundwasser im Buntsandstein ist sehr oft gespannt. Dieser Grundwasserhemmer wird im Ostteil des Planungsgebietes durch einen tertiären Komplex aus grundwasserleitenden und grundwasserhemmenden Schichten überdeckt. Die tertiären Grundwasser- leiter sind in der Regel im natürlichen Zustand wassergesättigt. Meist herrschen gespannte Grundwas- serverhältnisse. Buntsandsteinwässer weisen im Regelfall erhöhte Eisen- und Mangangehalte auf. Lokal stehen die prätertiären Grundwasserleiter mit den Porengrundwasserleitern des Tertiärs in Ver- bindung. Im Großteil des Planungsgebietes wird das Festgestein großräumig durch Löß bzw. Auemer- gel überdeckt. Die Saale-Aue gilt im Großteil des Planungsgebietes als Hauptentlastungszone für das Grundwasser, d.h. die Grundwasserströme sind zur Saale hin ausgerichtet. Quartäre Sande, Kiese und Schotter sind vor allem in der Saale-Aue vorhanden. Dort bilden die pleis- tozänen Kiese und Sande des Saaletales den ersten Grundwasserleiter. Die Grundwasserflurabstände sind in Anhängigkeit von den geologischen Bedingungen vor Ort sehr unterschiedlich. Die meisten Standorte im Planungsgebiet sind grundwasserfern, z.T. steht Grundwas- ser erst in einer Tiefe von knapp 100 m an. In den Niederungsgebieten der Saale-Aue sowie der Bach- täler steht Grundwasser auch oberflächennah an, z.T. sind Grundwasseraustritte an Quellfluren vor- handen, z.B. Langendorf (Gutspark Untergreißlau; Wiedebach, Muttlau), Leißling (Vierberge, Borngas- se), Markwerben (Salpeterhütte), Uichteritz (Prießiggrund), Schkortleben (Ried). Im Bereich der Gemeinde Langendorf werden z.B. die hydrogeologischen Verhältnisse immer noch deutlich durch den ehemals in der südöstlichen Gemarkung betriebenen Untertage-Braunkohlenabbau beeinflusst (Stellungnahme LANDESAMT FÜR GEOLOGIE , 2014). Durch den Bau des Langendorfer Stollens (s.u.) erfolgte hier eine Grundwasserabsenkung (mit Trink- wassernutzung) des (angenommenen) ursprünglichen Grundwasserspiegels von 155,0 m NN auf 141,7 m NN. Die sich über der stauenden Kaolinschicht befindliche Grundwasserlagerstätte wird von dem Stollen hydraulisch beherrscht.

Eine Beeinflussung (Hebung) des oberen Grundwasserleiters in der Saale-Aue in der Ortslage Wei- ßenfels ist durch die Stauhaltung des Herrenmühlenwehres infolge Wasserkraftnutzung nicht generell auszuschließen.

In Verbindung mit der Flutung und dem Grundwasserwiederanstieg des Tagebaurestgewässers "Kayna Süd" auf einen Endwasserspiegel von + 98 m NN weist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) darauf hin, dass es im Umfeld zu einem Grund- wasseranstieg kommen kann (Schreiben LMBV v. 01.03.2012). Der Einwirkbereich des prognosti- zierten Grundwasseranstiegs tangiert auch das Planungsgebiet und verläuft in einer Linie vom Chemiestandort Leuna, an der Westseite des PWC Leuna an der A 38 bis zum Schkortelbach, von dort nach Westen in Richtung Reichardtswerben (siehe Zeichnungs-Nr. 4). Die Ortslage Rei- chardtswerben liegt somit vollständig im Einwirkungsbereich dieses Grundwasseranstiegs. Zum möglichen Grundwasseranstieg in diesem Bereich kann die LMBV keine Angaben machen, da dieser nicht durch das hydrogelogische Großraummodell mit abgedeckt wird. Durch die Wiederauffüllung der durch den Bergbau über Jahrzehnte beeinflussten Grundwasserlei- ter sind auch flurnahe Grundwasserstände nicht auszuschließen. Im Planungsgebiet befindet sich insbesondere in der Nähe des Tagebaurestloches Kayna Süd eine Vielzahl von Grundwassermessstellen der LMBV. Diese dienen der hydrologischen Überwa- chung des Grundwasserwiederanstiegs im Gebiet (die Messstellen sind vor Beschädigung zu schützen und zu erhalten).

Im Bereich des ehemaligen Tagebaus Kayna-Süd sind auf den gekippten Böden Fließ-, Setzungs-, Rutschungs- und Sackungsverhalten nicht auszuschließen, u.a. auch infolge des Grundwasser- wiederanstiegs.

______35 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.2.3. Oberflächengewässer

Als Oberflächenwasser wird Wasser bezeichnet, das sich offen und ungebunden auf der Erdoberflä- che befindet. Dazu zählen u.a. Flüsse, Bäche, Gräben, Seen, Teiche und noch nicht versickertes Nie- derschlagswasser. Ein Gewässer ist in den natürlichen Wasserkreislauf eingebunden.

Als Oberflächenwasser im technischen Sinne wird das von befestigten Oberflächen ohne Kanalisation abfließende Niederschlagswasser bezeichnet, welches in der Regel verschmutzt ist (DIN 4045).

Die verbindlichen Umweltziele sind in Analogie zum Grundwasser in Artikel 4 WRRL ebenfalls für die Oberflächengewässer festgelegt (siehe 3.2.2.). Für Oberflächengewässer besteht hier das Ziel der Schaffung eines guten ökologische Potenzials bzw. eines guten chemischen Zustandes für die erheb- lich veränderten oder künstlichen Gewässer gemäß den festgelegten Bewirtschaftungsplänen.

Zur Übersicht der Oberflächengewässer des Planungsgebietes siehe Zeichnungs-Nr. 4.

Fließgewässer

Das Planungsgebiet ist ausgehend von den o.g. geringen Jahresniederschlagsmengen (siehe auch Pkt. 3.3.) relativ gewässerarm. Das betrifft sowohl Fließ- als auch Standgewässer. Ursprung der meisten Fließgewässer des Planungsgebietes sind Quellen oder Quellfluren, die jedoch in Abhängigkeit von der Niederschlagssituation und der Jahreszeit unterschiedliche Quellschüttungen aufweisen. Zahlreiche Quellen und Quellfluren besitzen im Frühjahr die höchste Wasserschüttung und trocknen im Jahresgang oft aus (intermittierende Quellen). Das bedeutet, dass auch eine Reihe von Fließge- wässern II. Ordnung des Planungsgebietes keine permanente Wasserführung haben und vor allem Niederschlagswasser abführen.

Deutlich erkennbare Quellen bzw. Quellfluren mit ganzjährlichem Wasseraustritt (perennierende Quel- len) sind ausgehend von den o.g. geringen Niederschlagsmengen vor allem als Hangaustrittsquellen (Sicker-bzw. Sumpfquellen) ohne gespannte Wasserverhältnisse am Fuße stärker geneigter Hangla- gen (mit vergleichsweise größerem Einzugsgebiet) vor allem in den Gemarkungen Langendorf, Leiß- ling, Uichteritz, Markwerben und Schkortleben zu finden:

Gemarkung Langendorf

− Quellflur (Sickerquelle) im ehemaligen Gutspark Untergreißlau - entwässert in Greißlaubach − Quelle (einzige Fließquelle in Planungsgebiet) Untergreißlau Ortsausgang Richtung Kößlitz- Wiedebach (gefasst) - entwässert in Greißlaubach − Quellflur Muttlauer Holz (Sickerquelle) - entwässert in Muttlaubach/Greißlaubach

Gemarkung Leißling

− Quellflur Vier Berge (Sickerquelle; hydogeologische Geotop "Vierbergsquelle") - entwässert in Mehlteiche und Klostergraben − Quellflur Brunnengasse (Sickerquelle) - entwässert in Klostergraben − Quellflur Rödger Weg (Sickerquelle; hydogeologische Geotop "Waldquelle") - entwässert in Klostergraben

Gemarkung Uichteritz

− Quellflur Ochsenborn/Lobitzsch (Sumpfquelle) - entwässert in den Lobitzscher Wiesengraben − Quellflur Prießiggrund (Sickerquelle) - entwässert in Prießiggraben/Röhlitzbach

Gemarkung Markwerben

− Quellflur Salpeterhütte (Sickerquelle) - entwässert in Koldergraben

______36 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gemarkung Storkau

− Quellflur Gutspark (Sickerquelle)

Gemarkung Schkortleben

− Quellflur Ried (mehrere Sickerquellen; hydogeologische Geotop "Alter Schkortelbach") - ent- wässert in Schkortelbach.

Weitere kleinere (intermittierende) Quellfluren sind im Planungsgebiet u.a. im Oeglitzscher Ried (Ge- markung Großkorbetha unmittelbar an Gemarkung Dehlitz angrenzend), im Bereich Schwarzenborn (Gemarkung Uichteritz) und am Tschirnhügel (Gemarkung Weißenfels) zu finden. Ihre Wasserführung ist stark von den Niederschlagsereignissen abhängig.

Bei Starkregen kann ein Teil der Vorflut über einige der Fließgewässer nicht ordnungsgemäß abge- führt werden. Das betrifft insbesondere den Röhlitzbach und den Koldergraben, bedingt durch das relativ große Einzugsgebiet sowie die z.T. starken Hangneigungen angrenzender Flächen. Begünstigt werden die anfallenden Hochwasserspitzen auch durch Bachbegradigungen sowie durch eine ausge- räumte Feldflur mit nur geringem Wasserrückhaltevermögen.

Die Saale durchfließt das Territorium der Stadt Weißenfels von Südwest nach Nordost auf einer Länge von ca. 23,8 km. Sie ist als Gewässer 1. Ordnung mit einem Gesamt-Einzugsgebiet von 24.079 km² das größte Nebengewässer der Elbe und gleichzeitig einer der bedeutendsten Flüsse Deutschlands. Die Saale entspringt bei der Ortschaft Zell im Fichtelgebirge (Bayern) und mündet nach 427 km bei Calbe in die Elbe. Sie überwindet in ihrem gesamten Lauf einen Höhenunterschied von 728 m (MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT , 2005).

Das Einzugsgebiet der Saale beträgt in der Ortslage Weißenfels (Pegel Herrenmühlenwehr, Quelle LHW) ca. 11.781 km².

Die Saale hat an dem für das Territorium der Stadt Weißenfels gültigen Bezugspegel Naumburg- Grochlitz folgende Abflussbeiwerte gemäß langjähriger Kalenderreihe (LHW, 2007):

Niedrigstes Niedrigwasser NNQ 8,6 m³/s Niedrigwasser NQ 8,6 m³/s Mittleres Niedrigwasser MNQ 26,0 m³/s Mittelwasser 67,7 m³/s Mittleres Hochwasser MHQ 261,0 m³/s Hochwasser HQ 695,0 m³/s Höchstes Hochwasser HHQ 695,0 m³/s.

Der Fluss besitzt im Planungsgebiet stellenweise eine beachtliche Tiefe mit bis zu 5 m (Kolke im Wehrunterwasser Beuditzwehr (LHW, mdl.). Das Flussbett wird vor allem von Kiesen und Sanden gebildet, die lokal begrenzt von Schlammablagerungen überzogen sein können. Etwa 2 km nördlich der Herrenmühlenschleuse befindet sich eine Sandsteinschwelle in der Saale, welche bei Niedrigwas- ser die Schifffahrt einschränkt. Darüber hinaus erfolgen insbesondere nach Hochwasserereignissen starke Sedimentumlagerungen, die immer wieder Sand-/Kiesbänke und Untiefen hervorrufen. Diese natürlichen Prozesse sind jedoch für die Gewässermorphologie als positiv zu bewerten.

Der gegenwärtige ökologische Zustand der Saale gemäß WRRL lässt sich für das Planungsgebiet wie folgt charakterisieren:

Die Saale ist in Sachsen-Anhalt dem LAWA-Fließgewässertyp 9.2 “Große Flüsse des Mittelgebirges“ zuzuordnen (P OTTGIESSER ET AL . 2004). Sie ist Bestandteil des Vorranggewässersystems zur Herstel- lung der ökologischen Durchgängigkeit der Flussgemeinschaft Elbe und des Landes Sachsen Anhalt (B IOCONSULT SCHUCHARDT & SCHOLLE GBR, 2008).

Der Saaleabschnitt bei Weißenfels gehört zum Oberflächenwasserkörper (OWK) SAL05OW01-00, der sich von der Einmündung der Unstrut bis zur Einmündung der Weißen Elster erstreckt. Das Ge- ______37 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______wässer ist im Planungsgebiet auf Grund ihrer signifikanten morphologischen Veränderungen nach WRRL als deutlich (erheblich) verändertes Fließgewässer eingestuft. Erheblich veränderte Wasser- körper sind solche, die durch Eingriffe in die Gewässerstruktur in ihrem Wesen erheblich verändert wurden und die zur Erreichung des guten Zustandes notwendigen Verbesserungen der Gewässer- struktur signifikante negative Auswirkungen auf andere Entwicklungstätigkeiten des Menschen zur Folge hätten (MLU, 2005). Das ökologische Potenzial, charakterisiert durch die biologischen Qualitätskomponenten Fische, Mak- rozoobenthos, Makrophyten/Phytobenthos und Diatomeen wird für die Saale als „schlecht“, der che- mische Zustand als „gut“ bewertet. Eine Übersicht der Teilbewertung für die einzelnen biologischen Qualitätskomponenten (soweit dafür beim GLD im LHW Erhebungsergebnisse vorliegen) ist in der nachfolgenden Tabelle 6 zusammengestellt.

Tabelle 6: Bewertung des ökologischen Potenzials des OWK SAL05OW01-00 (Daten LHW 2011)

Messstelle Naumburg Grochlitz Bad Dürrenberg

Bewertungsgrundlage Erhebungen 2005-2008 Erhebungen 2005-2008 Phytoplankton (Potenzial) gut gut Makrophyten (Potenzial) unbefriedigend - Diatomeen (Potenzial) mäßig - Phytobenthos (Potenzial) - - Makrophyten/Phytobenthos (Potenzial) mäßig - Makrozoobenthos (Potenzial) mäßig schlecht Fische (Potenzial) - unbefriedigend Zwischenbewertung Biologie unbefriedigend schlecht (Potenzial)

Das gute ökologische Potenzial wird im Untersuchungsraum für die Saale bis 2015 voraussichtlich nicht erreicht. Die Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Elbe geht mit Stand 2009 aber davon aus, dass die Festsetzung weniger strenger Bewirtschaftungsziele (Art.4 (5) WRRL) nicht erforderlich ist. Des- halb ist hier durchweg zunächst eine Fristverlängerung nach Art. 4(4) WRRL vorgesehen (www.fg- elbe.de). Im Gewässerrahmenkonzept des Landes Sachsen-Anhalt (www.sachsen-anhalt.de) sind morphologi- sche Defizite, mangelnde ökologische Durchgängigkeit und diffuse Stoffeinträge aus den landwirt- schaftlichen Nutzflächen des Einzugsgebietes als Ursachen für das Verfehlen der Ziele der Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie, WRRL) genannt.

Mit der Einstufung eines Oberflächengewässers als erheblich verändertes Gewässer wird das niedri- gere Umweltziel "gutes ökologisches Potenzial" angestrebt (ein gutes ökologisches Potenzial ist jedoch nicht zwangsläufig mit einem guten ökologischen Zustand gleichzusetzen).

Hinsichtlich ihrer Gewässerstruktur wird die Saale in Sachsen-Anhalt insgesamt als künstlich bzw. erheblich verändertes Oberflächengewässer eingestuft (MLU, 2005). Für das Planungsgebiet der Stadt Weißenfels kann jedoch die Gewässerstruktur lediglich in der Orts- lage Weißenfels als „deutlich verändert“, außerhalb der Ortslage Weißenfels als „mäßig verändert“ eingestuft werden. Durch insgesamt 3 Staustufen (Beuditzwehr, Brückenmühlenwehr Herrenmühlenwehr) wurde das natürliche Gefälle und Abflussverhalten der Saale im Stadtgebiet von Weißenfels zugunsten der ur- sprünglich durchgeführten Saale-Flussschifffahrt erheblich beeinflusst und der Fluss aufgestaut. Die Querbauwerke bewirken eine Nivellierung der Wasserstände in dem entsprechenden Flussabschnitt sowie eine Verringerung der Fließgeschwindigkeiten. Dadurch ist auch lediglich ein relativ geringes Gefälle von ca. 0,03 bis 0,07 % im Planungsgebiet vorhanden. Für die Fließgeschwindigkeit der Saale können am Messpunkt Beuditzwehr Weißenfels (Flur Weißenfels) folgende Orientierungswerte ange- nommen werden (LHW, mdl.): bei MNW ca. 0,2 m/s bei MW ca. 0,5 m/s bei HHW (HQ 100) ca. 1,5 bis 2,0 m/s.

______38 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Infolge geringer Fließgeschwindigkeiten kommt es u.a. zur erhöhten Sedimentation sowie zur Sauer- stoffzehrung.

In Verbindung mit der Errichtung von Staustufen wurden in der Vergangenheit Schleusen und -gräben sowie Mühlgräben angelegt (die Mühlgräben der Beuditz- und Brückenmühlenschleuse sind nicht mehr vorhanden, der Mühlgraben der Herrenmühlenschleuse wurde in Verbindung mit der Reaktivierung der Wasserkraft wieder an die Stromsaale angeschlossen).

Da die durchgeführten Ausbaumaßnahmen (insbesondere die durchgehenden Packlagen am Ufer sowie Buhnenfelder) in der Vergangenheit wegen einer stark an die aktuellen Erfordernisse der Saale- nutzung (nur Sportbootverkehr, kaum Personenschifffahrt) angepassten Instandsetzung/ Unterhaltung unterzogen wurden, konnten sich inzwischen wieder gewässermorphologische Elemente einer natürli- chen Fließgewässerdynamik (Uferabbrüche durch Erosion an den Prallufern; Anlandungen an den Gleitufern, Kiesbänke etc.) herausbilden.

Die Wassergüte der Saale hat sich durch Entlastung der Einleiter oberhalb des Planungsgebietes spürbar verbessert. Betrug die Güteklasse im Planungsgebiet 1991 noch Stufe III (stark verschmutzt), so weist seit 1993 die Saale hier die Güteklasse II (mäßig belastet) aus (Angaben LHW). Gewässer der Güteklasse II werden charakterisiert durch eine mäßige Verunreinigung und noch gute Sauerstoffversorgung sowie eine sehr große Artenvielfalt und Individuendichte an Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, Insektenlarven sowie insbesondere durch große Flächen mit Wasserpflanzen, des Weiteren als ertragreiches Fisch- gewässer. Der Saprobienindex liegt zwischen 1,8-2,3, der Sauerstoffgehalt beträgt mehr als 6 mg/l; BSB 5 2-6 mg/l, Ammonium bis 0,3 mg/l (de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%A4sserg%C3%BCte klasse). Die Saale besitzt noch eine große Artenvielfalt und Individuendichte an Algen, Schnecken, Kleinkreb- sen und Insektenlarven, auch größere Flächen mit Wasserpflanzen. Die Saale ist ein ertragreiches Fischgewässer, im Bereich der Kiesbänke auch mit seltenen, rheophilen (strömungsliebenden) Fisch- arten. Im Bereich der Unterwasser der Wehre mit vergleichsweise erhöhtem Sauerstoffgehalt finden zunehmend seltene Libellen zusagende Lebensbedingungen. Ein relativ hoher Anteil der Schwebstoffe der Saale wird durch die Unstrut zugeführt. Für die Unstrut sind Schwebstoffgehalte von 30 bis 60 mg/l im Zeitraum November bis März charakteristisch. In ab- flussreichen Jahren kann dies bis zu 60 % der Schwebstofffracht der Saale, bezogen auf den Pegel Naumburg, ausmachen (B ERATUNGSZENTRUM FÜR KOORDINIERTES SEDIMENTMANAGEMENT , 2008). Histo- risch bedingte kontaminierte Sedimente (vor allem Quecksilber, Kupfer, Zink, Blei und Kadmium) wer- den für die Saale vor allem flussabwärts ab Bad Dürrenberg benannt, des Weiteren auch genehmigte Direkteinleiter (BERATUNGSZENTRUM FÜR KOORDINIERTES SEDIMENTMANAGEMENT , 2008).

Eine Vielzahl von Industriestandorten unterhalb der Planungsgebietes (Leuna, Buna) belasten hinsicht- lich ihrer historischen Quellen sowie ihrer (genehmigten) Direkteinleitungen) die Gewässergüte der Saale und haben u.a. großflächig Einfluss auf die Grundwasserleiter im Einzugsgebiet. Im Oberlauf der Saale wird die Wasserqualität vor allem durch den Ballungsraum Erfurt-Weimar-Jena, durch Altlasten (z.B. Lederfabrik Hirschberg) sowie durch Salzfrachten aus der Unstrut beeinflusst. Die Arsen- und Schwermetallgehalte von Sedimenten in der Saale werden nach BERATUNGSZENTRUM FÜR KOORDINIERTES SEDIMENTMANAGEMENT ( 2008) hinsichtlich der Zielvorgaben der ARGE Elbe für aquati- sche Lebensräume an der Messstelle Bad Kösen eingehalten und erst ab der Messstelle Bad Dürrenberg überschritten (speziell für das Planungsgebiet liegen keine Angaben vor; es ist jedoch davon auszugehen, dass die genannten Überschreitungen der Zielvorgaben vor allem aus der Che- mieindustrie, hier Leuna, herrühren, d.h. im Planungsgebiet die Zielvorgaben gemäß Messstelle Bad Kösen eingehalten werden).

In Verbindung mit den Zielen der WRRL kann bei künstlichen und erheblich veränderten Oberflächen- gewässern – wie im Falle der Saale in Sachsen-Anhalt (s.o.) – eine gesonderte Ausweisung mit dem minderen Gewässerschutzziel des "guten ökologischen Potenzials" erfolgen. Soweit bei diesen Ge- wässern bzw. bei Gewässerabschnitten, bei denen der gute ökologische Zustand nicht oder nicht mit verhältnismäßigen Mitteln wieder hergestellt werden kann und wenn durch die erforderlichen Maß- nahmen zur Erreichung des guten ökologischen Zustands die Wiederherstellung bestimmte Nutzun- gen, wie Wasserkraft, Schifffahrt, Freizeitnutzung etc. eingeschränkt bzw. eingestellt werden müssten, orientiert sich für diese Gewässer die ökologische Bewertung und die sich daraus ergebenden Maß-

______39 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______nahmenpläne nicht – wie bei natürlichen Gewässern - am sehr guten Zustand als Bezugsmaßstab (Referenzzustand), sondern am "höchsten ökologischen Potenzial" . Die Definitionen des guten ökologischen Zustandes und des guten ökologischen Potenzials ergeben sich aus den Tabellen in Anhang V der WRRL. Das ökologische Potenzial ist demnach eine Klassifizierungsskala für Oberflächengewässer (Flüsse, Seen, Übergangs- und Küstengewässer), die als erheblich veränderte oder künstliche Gewässer aus- gewiesen werden (Art. 4 Abs. 3, WRRL). Das angestrebte Umweltziel "gutes ökologisches Potenzial" (Art. 2 Nr. 23, WRRL) ist Teil dieser Skala, bei der die schlechtere Struktur in die Definition der Refe- renz mit einbezogen wird. Das maximale ökologische Potenzial orientiert sich an dem, was bei der Gewässersanierung unter Abwägung aller Faktoren "machbar" ist. Trotz dieses Kompromisses sind in der WRRL verpflichtende Maßnahmen beschrieben, um den öko- logischen Schaden zu begrenzen. So ist die Hydromorphologie so zu gestalten, dass die ökologische Durchgängigkeit die Wanderungen der Fischfauna ermöglicht und Habitate zur Eiablage und Aufzucht vorzufinden sind. Gemäß der Definition der biologischen Qualitätskomponenten muss das "höchste ökologische Potenzial" unter "Berücksichtigung der physikalischen Bedingungen soweit wie möglich den Werten für den Oberflächengewässertyp entsprechen, der am ehesten mit dem betreffenden Wasserkörper vergleichbar ist" (Anh. V Nr. 1.2.5, WRRL, s.o.). Die Bestrebung, einen Gewässerkörper danach zu sanieren, was machbar ist, kann von Fall zu Fall zu erheblichen Unterschieden zwischen "gutem ökologischen Potenzial" und "gutem ökologischen Zustand" führen.

Durch die WRRL werden insbesondere neue Impulse für einen stärker ökologisch ausgerichteten ganzheitlichen Gewässerschutz erwartet. Dabei sind die bereits im deutschen Wasserrecht veranker- ten Bewirtschaftungselemente und immissionsbezogenen Instrumente verstärkt anzuwenden. Ziel der Richtlinie ist es, 15 Jahre nach in Kraft treten (d.i. im Jahre 2015) insgesamt eine gute Gewässerquali- tät in allen Flussgebietssystemen zu erreichen. Leitbild der Richtlinie ist dabei der natürliche Zustand der Gewässer, ihre Vielfalt und Fülle an Pflanzen und Tieren, die unverfälschte Gestalt und Wasser- führung der Flüsse und die natürliche Qualität des Oberflächen- und Grundwassers. Auf den drei Fun- damenten Ökologie und Lebensraum, Wasserqualität sowie Wassermenge gründet der ganzheitliche Gewässerschutz der Rahmenrichtlinie. Ihr Ziel ist es, die Gewässer mit ihren Ökosystemen und Was- serressourcen zu erhalten oder ihren Zustand zu verbessern. Die genannten Aspekte sind daher auch im Rahmen von Vorhaben zu beachten, bei denen eine Einflussnahme auf die Wasserkörper prognostizierbar ist.

Die Anforderungen an die chemische Qualität der Gewässer, also hinsichtlich der Schadstoffbelas- tung, bleiben davon unberührt; sie gelten auch für als erheblich verändert ausgewiesene Gewässer. Die sorgfältige Prüfung zur Ausweisung erheblich veränderter Gewässer bezieht sich nicht nur auf den bestehenden Gewässerzustand, sondern auch auf Veränderungen aufgrund künftiger Maßnahmen (http://www.bmu.de/gewaesserschutz/fb/gewaesserschutzpolitik_d_eu_int/doc/3063.php).

Die Saale-Aue ist als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. Die entsprechenden Flächen wurden gemäß § 76 WHG auf der Grundlage der Linie des hundertjährigen Hochwassers (HQ 100 ) festgelegt (siehe auch Zeichnungs-Nr. 4). Die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete sind in ihrer Funktion als natürliche Rückhalteflächen für das Hochwasser zu erhalten.

Für festgesetzte Überschwemmungsgebiete gelten besondere Schutzvorschriften. Insbesondere ist untersagt (§78 WHG):

1. die Ausweisung von neuen Baugebieten in Bauleitplänen oder sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch, ausgenommen Bauleitpläne für Häfen und Werften

2. die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen

3. die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen quer zur Fließrichtung des Was- sers bei Überschwemmungen

4. das Aufbringen und Ablagern von wassergefährdenden Stoffen auf dem Boden, es sei denn, die Stoffe dürfen im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden

______40 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

5. die nicht nur kurzfristige Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern können oder die fortgeschwemmt werden können

6. das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche

7. das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen, soweit diese den Zielen des vorsorgenden Hochwasserschutzes entgegenstehen

8. die Umwandlung von Grünland in Ackerland

9. die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart.

Über Ausnahmen hat die zuständige Wasserbehörde zu entscheiden. Zu den festgesetzten Über- schwemmungsgebieten siehe Zeichnungs-Nr. 4.

Neben der Saale als Fließgewässer 1. Ordnung entwässern im Planungsgebiet als Fließgewässer 2. Ordnung in die Saale:

• Röhlitzbach (Gemarkung Uichteritz): entspringt in der Gemarkung Goseck (Quellfluren Was- serbachhölzchen); Bestandteil des Röhlitzbach-Systems ist der Prießiggraben, der westlich der Ortslage Uichteritz im Prießiggrund aus Quellfluren gespeist wird und in den Röhlitzbach entwässert; Beeinträchtigung durch Beweidung der Ufer und Viehtritt, Beschädigung der Ufergehölze

• Ellerichtgraben Uichteritz (Gemarkung Uichteritz): entspringt im Bereich des Quellsumpfes Ochsenborn und fließt weiter in der Saale-Aue über den Teich Lobitzsch und den Weiher Kin- dergarten Lobitzsch in den Saale-Altwasser Lobitzsch (s.u.) relativ naturnahes Fließgewässer

• Koldergraben - auch Kolkergraben genannt - (Gemarkung Markwerben): kommt aus Richtung Storkau und Obschütz als Entwässerungsgraben, Zuführung von Quellwasser im Bereich Sal- peterhütte; Gewässerrandstreifen und Gehölzbewuchs fehlt weitestgehend

• Markwerbener Graben (Gemarkung Markwerben und Weißenfels): künstlich angelegter Wie- sengraben zur Entwässerung der Markwerbener Wiesen; im Stadtgebiet von Weißenfels ver- rohrt; in der Gemarkung Markwerben gut ausgeprägt Wiesengraben mit Röhrichten

• Schkortelbach (Gemarkung Reichardtswerben, Tagewerben und Schkortleben): entspringt im Bereich Reichardtswerben; Zufluss im Schkortlebener Ried aus Quellfluren; Bachbett begradigt und künstlich abgesenkt; zum Teil in den Ortslagen technisch verbautes Gewässer; der Alte Schkortelbach (FND) ist durch Ablagerung von Gartenabfällen aus der angrenzenden Gartenanlage z.T. stark beeinträchtigt;

Rechtssaalisch entwässern in die Saale:

• der Klostergraben (Flur Leißling): entspringt im Waldgebiet Vier Berge und wird zusätzlich aus Quellfluren im Bereich Rödger Weg und Brunnengasse gespeist; teilweise FND mit wichtiger Lebensraumfunktion, Klostergraben und Zuflüsse in der Ortslage Leißling sind verrohrt, durch Anschluss von Einleitern in der Ortslage Leißling an die zentrale Abwasserentsorgung hat sich die Wasserqualität verbessert

• der Greißlaubach mit Weidenbach (Flur Langendorf und Weißenfels): der Greißlaubach ent- springt eigentlich im Bereich Obergreißlau und fließt mit dem von Wiedebach kommenden Wiedebach = Weidenbach in Untergreißlau zusammen und bildet dann den eigentlichen Greißlaubach;

______41 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

der Quellgraben des Greißlaubaches (alte Bezeichnung „Nixgraben“) kommt aus Richtung Gänseweide/Ploth´sche Pappeln (Gemarkung Langendorf); Bestandteil des Systems Greißlaubach ist der Muttlaubach, in der „Muttlauer Schweiz“ ent- springt; zwischen Kößlitz-Wiedebach und Langendorf sowie zwischen Langendorf und Ortslage Wei- ßenfels noch naturnaher Bachlauf; • der Greißlaubach ist in der Gemarkung Weißenfels und in Obergreißlau teilweise verrohrt, ebenso der Muttlaubach in der Ortslage Muttlau; er ist das größte Nebengewässer der Saale im Planungsgebiet

• Oeglitzscher Graben (Gemarkung Großkorbetha) an Grenze zur Gemarkung Dehlitz: ständige Wasserführung aus Quellfluren Oeglitzscher Ried.

Ohne permanente Wasserführung bzw. nur in Teilabschnitten ständig Wasser führend sind neben den im Planungsgebiet angelegten Entwässerungsgräben:

• Großkorbethaer Graben (Gemarkung Großkorbetha): in der Ortslage Großkorbetha verrohrt

• Burgwerbener Graben (Gemarkung Burgwerben): Wasserführung bei Starkregen

• Borauer Graben: im Bereich Ortslage Borau (Gemarkung Borau) Wasser führend, in der Ge- markung Weißenfels nicht mit ständiger Wasserführung

• Graben Tschirnhügel (Gemarkung Weißenfels): Wiesengraben, der in kleiner Quellflur im FND "Sumpf Tschirnhügel" entspringt; relativ naturnah

• Graben Storkau (Gemarkung Storkau): entspringt im Gutspark Storkau und fließt über Talung Schwarzenborn ab

• Leiha-Bach (Gemarkung Storkau): der südlich von Pettstädt entspringende Bach ist weitestge- hend verrohrt und entwässert als einziges Fließgewässer des Planungsgebietes nach Norden in die Geisel, die in der Ortslage Merseburg in die Saale fließt.

Darüber hinaus sind im Planungsgebiet noch eine Reihe weiterer Gräben und kleinere, nicht ständig Wasser führende Fließgewässer vorhanden (nachrichtliche Übernahme vom Unterhaltungsverband "Saale-Weiße Elster", Braunsbedra, siehe auch Zeichnungs-Nr.4). Die gegenüber der Gemarkung Schkortleben bei Dehlitz in die Saale mündende Rippach (Fließgewäs- ser 1. Ordnung) liegt außerhalb des Planungsgebietes.

Auch wurden wurden in der Vergangenheit eine Reihe von Fließgewässern verrohrt (z.B. Leiha- Graben, Entwässerungsgraben Markwerbener Wiesen) oder verfüllt (z.B. Jauch, Gemarkung Uichteritz), zum Teil mit negativen Folgen für die Abführung von Hochwässern.

Gemäß § 38 Abs. 1 WHG sind im Außenbereich Gewässerrandstreifen festgelegt, die der Erhaltung und Verbesserung der ökologischen Funktionen oberirdischer Gewässer, der Wasserspeicherung, der Sicherung des Wasserabflusses sowie der Verminderung von Stoffeinträgen aus diffusen Quellen dienen. Der Gewässerrandstreifen umfasst dabei das Ufer und den Bereich, der an das Gewässer landseits der Linie des Mittelwasserstandes angrenzt und bemisst sich ab der Linie des Mittelwasser- standes, bei Gewässern mit ausgeprägter Böschungsoberkante ab der Böschungsoberkante § 38 Abs. 2 WHG). Gemäß § 50 Abs. 1 WG LSA beträgt der Gewässerschonstreifen 10 m bei Gewässern 1. Ordnung und 5 m bei Gewässern 2. Ordnung.

Nach § 38 Abs. 4 WHG ist im Gewässerschonstreifen verboten

− die Umwandlung von Grünland in Ackerland − das Entfernen von standortgerechten Bäumen und Sträuchern, ausgenommen die Entnahme im Rahmen einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft, sowie das Neuanpflanzen von nicht standortgerechten Bäumen und Sträuchern ______42 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

− der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, ausgenommen die Anwendung von Pflanzen- schutzmitteln und Düngemitteln, soweit durch Landesrecht nichts anderes bestimmt ist, und der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in und im Zusammenhang mit zugelassenen Anlagen, − die nicht nur zeitweise Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern kön- nen oder die fortgeschwemmt werden können.

Ergänzend dazu legt § 50 Abs.2 WG LSA fest: Im Gewässerrandstreifen ist es verboten, nicht stand- ortgebundene bauliche Anlagen, Wege und Plätze zu errichten. Bäume und Sträucher außerhalb von Wald dürfen nur beseitigt werden, wenn dies für den Ausbau oder die Unterhaltung der Gewässer, den Hochwasserschutz oder zur Gefahrenabwehr zwingend erforderlich ist.

Zur speziellen Problematik Trinkwasser sowie Hochwasserschutz siehe Pkt. 4.6.

Die meisten Fließgewässer im Planungsgebiet sind technisch verbaut. Neben der Saale (s.o.) betrifft das vor allem die Fließgewässer 2. Ordnung, wie Koldergraben und Borauer Graben, die nur noch eine reine Abflussfunktion für Oberflächenwasser besitzen. Der Röhlitzbach zeigt nur noch in seinem Ober- lauf naturnahe Strukturen (dort als FND-Bestandteil, siehe Pkt 3.6.4.). Der Schkortelbach ist speziell im Bereich Schkortlebener Ried ein typisches Beispiel einer nicht mehr zeitgemäßen Gewässerunterhaltung. Ohne entsprechende Notwendigkeit hinsichtlich des Hochwas- serschutzes erfolgte hier eine zusätzliche Vertiefung des Bachbettes mit Grundwasserabsenkung an- grenzender Flächen, eine Freistellung der Ufer von jeglichem Bewuchs sowie die Oberflächenentwäs- serung angrenzender, geschütztern FND-Feuchtflächen; Zeitpunkt: Frühjahr 2014).

Bachbegradigungen und technischer Verbau reduzieren erheblich das Selbstreinigungsvermögen so- wie die biologische Vitalität der betreffenden Fließgewässer. Die verbauten Bachläufe besitzen daher aktuell keinen gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten „guten ökologischen Zustand“ (s.o.).

Standgewässer (Stillgewässer)

Ausgehend von den weitestgehend grundwasserfernen Standortbedingungen im Planungsgebiet sowie den vergleichsweise geringen Niederschlagsmengen (diehe Pkt. 3.3.) sind Standgewässer nur in ge- ringem Umfang vorhanden. Sie konzentrieren sich in der Flussaue der Saale als (größere) Altwässer in den Gemarkungen Leißling, Uichteritz, Markwerben, Weißenfels und Wengelsdorf oder als Restge- wässer ehemaliger bergbaulicher Tätigkeiten (Reichardtswerben, Schkortleben, Borau, Wengelsdorf).

Die Standgewässer des Planungsgebietes sind in Zeichnungs-Nr. 4 als nachrichtliche Übernahme der CIR-Luftbildkartierung dargestellt (dort auch größere künstlich angelegte Gewässer wie Regenrück- halte- und Versickerungsbecken, Feuerlöschteiche u.ä.).

Folgende maßgeblichen Standgewässer sind im Planungsgebiet zu finden:

Gemarkung Weißenfels

− Saale-Altarm Fischerei (anteilig Gemarkung Markwerben): für Fischereizwecke genutzter Saa- le-Altarm mit Anbindung an die Stromsaale; der Altarm ist in insgesamt 4 Teilbereiche aufge- teilt, Ufer teilweise mit Schilf und Weidenbüschen bestanden; wegen Randbebauung und in- tensiver Nutzung mittlerer bis geringer Biotopfunktionswert

− Saale-Altwasser Hufeisen (anteilig mit Gemarkung Uichteritz): Saale-Altwasser ohne direkte Anbindung zur Stromsaale; das Altwasser ist in zwei Teile aufgeteilt; eutrophe Nährstoffver- hältnisse; infolge geringen Wasseraustausches mit der Stromsaale erfolgt in den letzten Jah- ren eine verstärkte Faulschlammbildung und Sedimentierung sowie Verlandung des Gewäs- sers; sehr hoher Biotopfunktionswert; FND und Bestandteil NSG "Saale-Aue bei Goseck"

− Kleingewässer Eichbergsumpf: künstlich angelegtes Kleingewässer mit angrenzendem Wei- denbestand sowie Uferzone mit Röhrichtbestand, sehr hoher Biotopfunktionswert; FND

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− ehem. Lehmgrube nördlich Borau: Kleingewässer mit Röhrichten (Typha) im Uferbereich. An- gelgewässer, mittlerer bis geringer Biotopfunktionswert, wird (illegal) beangelt

Gemarkung Leißling

− Saale-Altwasser Pferdeschwemme: Saale-Altwasser mit Baumbewuchs in der Uferzone ohne direkte Anbindung zur Stromsaale mit z.T. guter Wasserqualität durch Quellen im Gewässer- boden; mesotrophe bis eutrophe Nährstoffverhältnisse, Angelgewässer, mittlerer Biotopfunk- tionswert infolge hohem Störungspotenzial

− Saale-Altwasser ehem. Waldbad: Saale-Altwasser ohne direkte Anbindung zur Stromsaale mit z.T. guter Wasserqualität durch Quellen im Gewässerboden; mesotrophe bis eutrophe Nähr- stoffverhältnisse; Beeinträchtigung der Gewässergüte durch angrenzende Erholungsgrundstü- cke; mittlerer Biotopfunktionswert infolge hohem Störungspotenzial

− Saale-Altwasser "Späters Insel" (ehem. Sportplatz): Saale-Altwasser mit eutrophen Nährstoff- verhältnissen ohne direkte Anbindung zur Stromsaale; infolge geringen Wasseraustausches durch Verlandung/Zusetzung des Verbindungsgrabens zur Stromsaale erfolgt in den letzten Jahren eine verstärkte Faulschlammbildung und Sedimentierung sowie Verlandung des Ge- wässers; sehr hoher Biotopfunktionswert (Habitatfunktion z.T. beeinträchtigt durch Betreten der Uferzonen); FND und Bestandteil NSG "Saale-Aue bei Goseck"

− Saale-Altwasser Beyers Loch: Saale-Altwasser mit mesotrophen und eutrophen Nährstoffver- hältnissen ohne direkte Anbindung zur Stromsaale; mesotrophe bis eutrophe Nährstoffverhält- nisse; sehr hoher Biotopfunktionswert; FND und Bestandteil NSG "Saale-Aue bei Goseck"

− Mehlteiche: zwei kleine, künstlich angelegte Teiche südlich der Ortslage Leißling in Randlage zum Waldgebiet „Vierberge“, die durch eine Hangquelle gespeist werden; mesotrophe Nähr- stoffverhältnisse; teilweise trocken fallend, dadurch Einschränkung der Habitatfunktion für ge- schützte Lurche und Kriechtiere, FND, hoher Biotopfunktionswert

− sog. "Reisfelder": teilweise trocken fallendes Kleingewässer an ehemaliger Kiesentnahmestelle in der Saaleaue gegenüber Saale-Altwasser Pferdeschwemme; mit Schilf- und Weidenbe- wuchs; hoher Biotopfunktionswert; westlich angrenzend befindet sich ein weiteres Kleingewäs- ser im dortigen Weidengebüsch.

Gemarkung Markwerben

− Saale-Altarm Fischerei (anteilig mit Stadt Weißenfels): s.o.

Gemarkung Reichardtswerben

− Tagebaurestsee Kayna- Süd: Größtes Stillgewässer im Planungsgebiet, Fläche ca. 260 ha, davon ca. 43,8 ha im Planungsgebiet; die Uferzonen (Schilf) sind Brutplatz zahlreicher Vogel- arten, bedeutender Wasservogelrastplatz, sehr hoher Biotopfunktionswert, Bestandteil EU- Vogelschutzgebiet und NSG "Tagebaufolgelandschaft Kayna-Süd"

Gemarkung Schkortleben

− Ried: mit Wasser gefüllte, ehemaliger Braunkohlentagebau, zum Großteil mit Gehölzen (Bäu- me, Sträucher) bestanden, Angelgewässer, mittlerer Biotopfunktionswert

− Dorfteich Kriechau: stark eutrophierter Wiesenteich mit unterspülten Wurzeln; Nutzung als En- tenteich, geringer Biotopfunktionswert (Nutzung durch zahmes Wassergeflügel)

______44 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gemarkung Storkau

− Teich am Dorfanger Storkau: Kleingewässer in Ortsrandlage mit teilweise Röhrichten (Typha) in der Uferzone; mittlerer Biotopfunktionswert (stark zugewachsen und teilweise mit Stützmau- er)

Gemarkung Uichteritz

− Saale-Altwasser Lobitzsch: das Altwasser ist in zwei Teile aufgeteilt; vorwiegend mit Bäumen bestandenes Saale-Altwasser ohne direkte Anbindung zur Stromsaale mit z.T. guter Wasser- qualität; mesotrophe bis eutrophe Nährstoffverhältnisse; Angelgewässer; mittlerer Biotopfun- ktionswert

− Saale-Altwasser Fähre: stark verlandetes Saale-Altwasser mit gut ausgeprägtem Gehölzbes- tand der Weichholzaue ohne direkte Anbindung zur Stromsaale, mittlerer Biotopfunktionswert infolge starker Verlandung; FND

− Saale-Altwasser Hufeisen (anteilig mit Weißenfels): s.o.

− Weiher Kindergarten Lobitzsch: stark beschattetes und verlandendes Kleingewässer in der Saale-Aue, stark verlandet; mittlerer Biotopfunktionswert

− Teich Lobitzsch: Kleingewässer in Ortsrandlage, z.T. stark beschattet; mittlerer Biotopfunkti- onswert

Gemarkung Wengelsdorf

− Saale-Altwasser Tepnitz: das Altwasser ist in zwei Teile aufgeteilt; mit Bäumen und Sträuchern bestandenes Saale-Altwasser ohne direkte Anbindung zur Stromsaale mit z.T. guter Wasser- qualität; mesotrophe bis eutrophe Nährstoffverhältnisse, große Teile sind bereits stark verlan- det, Angelgewässer mittlerer Biotopfunktionswert infolge hohem Störungspotenzial; Teilfläche ist FND

− Erdenlöcher: zwei Kleingewässer (ehem. Tongruben) in der Saale-Aue mit gut ausgeprägtem Schilfbestand (Phragmites), z.T. Verlandungserscheinungen; hoher Biotopfunktionswert; FND

− Schafteich: stark besonntes Kleingewässer in der Saale-Aue, hoher Biotopfunktionswert.

Darüber hinaus sind noch einige kleiner Stillgewässer im Planungsgebiet vorhanden, die teilweise kei- ne ständige Wasserführung besitzen (Tümpel).

Zum Teil wurden in der Vergangenheit eine Reihe von Kleingewässern verfüllt (z.B. Teich Beudegut, Gemarkung Weißenfels, Teich am Gutshaus Wiedebach, Gemarkung Langendorf).

Gemäß FGGE (2015) wurden in nahezu allen Oberflächenwasserkörpern im deutschen Einzugsgebiet der Elbe (d.h. auch der Saale im Planungsgebiet) signifikante diffuse Belastungen durch Einträge von Nährstoffen und Schadstoffen identifiziert. Die diffusen Einträge von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor und von Pflanzenschutzmitteln in die Oberflächengewässer sind zum größten Teil auf die Landbewirtschaftung zurückzuführen.

Die (meist künstlich angelegten) befestigten Dorfteiche sowie technische Gewässer wie Feuerlöschtei- che und Regenrückhalte-/Versickerungsbecken werden hier nicht gesondert benannt, erfüllen z.T. auch eine Lebensraumfunktion, insbesondere als Laichgewässer für Luche (meist jedoch einge- schränkt, da oft mit steilen, verbauten Ufern versehen und Auftaumittel oder andere Verunreinigungen über Straßeneinläufe in diese Gewässer gelangen).

Eine gesonderte Darstellung der Standgewässer erfolgt unter Pkt. 3.7., sofern diese einen Schutzsta- tus nach Naturschutzrecht besitzen.

______45 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Ausgehend von morphologischen Verhältnisse (teilweise großflächige Regenwassereinzugsgebiete) sowie begünstigt durch die flächenmäßig im Planungsgebiet dominierende intensive Landwirtschaft (siehe Pkt. 4.4.) und den damit verbundenen großen, weitestgehend strukturfreien Ackerflächen be- stehen beim Oberflächenwasserabfluss z.T. erhebliche Probleme hinsichtlich Wassererosion, vor al- lem bei sommerlichen Starkregen. Das betrifft in besonderem Maße Hochwasserspitzen, die infolge der Steilhanglagen bei Starkregenereignissen bereits nach einem relativ kurzen Zeitintervall auftreten. Vor allem im Bereich stärker geneigter Flächen und Erosionstalungen in Randlage zum Saaletal kommt es bei Starkregen (oder plötzlich einsetzender Schneeschmelze) sehr oft zur Einschwemmung von Ackerboden oder anderen Substraten, wenn der Boden oder die vor Ort vorhandenen Vorfluter die anfallenden Wassermassen nicht mehr aufnehmen bzw. ordnungsgemäß abführen können. Vor allem an Erosionstalung in Steilhanglage mit relativ großem Regenwassereinzugsgebiet bewirken starke hydraulische Kräfte mit Tiefenerosion eine Geschiebeführung; zum Teil mit Hangrutschungen. Derar- tige "Problempunkte" sind u.a. in der Gemarkung Langendorf (Kößlitz, Wiedebach, Muttlau, Bornberg), in der Gemarkung Markwerben (Schwarzenborn aus Richtung Storkau) oder in der Gemarkung Wen- gelsdorf (Hohlweg am Sportplatz) zu verzeichnen. In der Gemarkung Langendorf wurde versucht, mit technischen Mitteln entsprechende Lösungen zu finden (Kößlitz-Wiedebach und Bornberg mittels Re- genrückhaltebecken; in Muttlau in Kombination von Dammbau und Regenrückhaltebecken).

Zu möglichen Maßnahmen zur Minderung der Wassererosion siehe Anlage 4.

3.3. Klima und Luft

Das Klima wird durch einzelne Klimaelemente wie Lufttemperatur, Niederschlag, Luft-feuchte, Son- nenscheindauer, Bewölkung, Nebel, Windgeschwindigkeit, Windrichtung u.a. geprägt. Die einzelnen Klimaelemente werden sowohl von den natürlichen Klimafaktoren (z.B. geographische Breite, Lage zu den Ozeanen, Oberflächengestalt, Bodenart, Bewuchs etc.) als auch durch anthropogene Faktoren (z.B. Bebauungsdichte, Anpflanzungen, künstliche Wasserflächen u.a.) maßgeblich beeinflusst. Das Gesamtterritorium im Südraum des Landes Sachsen-Anhalt, welches auch das Planungsgebiet einschließt, liegt großklimatisch am Südost-Rand des „Mitteldeutschen Binnenland-Klimas“ im Lee der Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald, vor allem beeinflusst vom Regenschatten des Harzes.

Das Klima des Planungsgebietes ist vergleichsweise niederschlagsarm und wintermild sowie som- merwarm mit hochsommerlichem Niederschlagsmaximum (als Charakteristikum eines kontinental getönten Klimas) mit ganzjähriger Vorherrschaft von Winden aus Westquadranten (s.u.). Kurzzeitig sind Phasen kontinentalen Luftmasseneinflusses spürbar.

Die nachfolgenden Klimadaten basieren auf den langjährigen Messergebnissen des Deutschen Wet- terdienstes DWD (www.dwd.de) für die Klimastation Weißenfels (115 m NN), die dem Planungsgebiet am nächsten liegt (Zeitraum 1951 bis 1990) und daher als Bezugspunkt dienen soll.

Temperaturen

Mittleres Jahresmittel 9,4 °C

Monatsmittel (in °C)

JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 0,3 1,0 4,5 8,7 13,6 17,0 18,6 18,1 14,6 10,1 5,1 1,7

Niederschläge

Mittleres Jahresmittel 471,0 mm Mittlere Monatsniederschläge (in mm) JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 24,8 25,6 32,6 44,3 50,3 59,2 45,4 57,0 39,1 31,5 30,4 30,8

______46 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Sonnenscheindauer

Zur Sonnenscheindauer liegen für die o.g. Klimastationen keine Messwerte vor. Für die Messstationen Leuna werden insgesamt 1.346,3 h und Halle-Kröllwitz insgesamt 1.544 h als mittlere Sonnenschein- dauer pro Jahr angegeben (Quelle DWD, s.o.).

Wind

Die allgemeine Windverteilung wird von der großräumigen Luftdruckverteilung, d.h. von der Großwet- terlage, bestimmt. Für die Region um Weißenfels weist die Häufigkeitsverteilung der Windrichtung ein Maximum bei Winden aus Südsüdwest bis Westsüdwest auf. Unterstützt wird dies im Westteil des Planungsgebietes in besonderem Maße durch den Windführungseffekt des Saaletales, so dass die genannten Windrichtungen mit 41 % im Jahresgang vorherrschen. Mit 17 % besitzen nordöstliche Windrichtungen ein sekundäres Maximum, Nordwinde haben mit 2 % den geringsten Anteil. Das mitt- lere Jahresmittel der Windgeschwindigkeiten beträgt etwa 4 m/ s. Dabei weisen die mittleren Monats- mittel ein Minimum im Sommer (August etwa 3 m/ s) und ein Maximum im Winter (Januar etwa 5 m/ s) auf (DWD, 1993). Die reliefbedingte (fast-Ebenheit) der Hochflächen im Raum Langendorf sowie Reichardtswerben/ Burgwerben/Großkorbetha/Wengelsdorf schafft offene Windverhältnisse, die ein beschleunigtes Über- strömen der Flächen mit signifikanter Erhöhung der Windgeschwindigkeiten ermöglichen. Das mittlere Jahresmittel der Windgeschwindigkeiten liegt hier z.T. über 5 m/s und waren u.a. die Ursache der Ausweisung von Windeignungsgebieten.

Lokalklima

Das Standort- oder Lokalklima des Planungsgebietes ist zwangsläufig in das o.g. großräumige Klima (Makroklima) eingebettet. Infolge kleinklimatischer Einflussfaktoren kann das Lokalklima des jeweili- gen Standortes geringfügig von den langjährigen Mittelwerten des Makroklimas abweichen. Hier spie- len vor allem das Geländerelief (Gipfel-, Hang- oder Tallage), die Exposition (Richtung/ Sonnenein- strahlung, Stärke und Richtung der Hangneigung), Boden- und Gesteinsart sowie die Bodennutzung (Bebauungen, Wald, Acker, Grünland) eine Rolle. Bioklimatische Belastungen treten vor allem in großen Siedlungen wie Weißenfels auf. Vor allem bei stabilen Warmwettersituationen im Sommer ist in den Straßen ab dem späten Nachmittag bis zum Morgen eine bioklomatische Belastung durch erhöhte Temperaturen zu verzeichnen (MARKS ET AL ., 1992).

Über Böden mit schlechter Wärmeleitfähigkeit/ geringer Bewuchshöhe, z.B. Grünland, Acker, Brach- flächen, Jungwald tritt in Strahlungsnächten (vor allem bei windschwachen und wolkenarmen Hoch- drucklagen) ein deutlicher Temperaturrückgang auf. Derartige Flächen wirken deshalb als lufthygieni- sche Ausgleichsräume (Kaltluftentstehungsgebiete) und tragen zur Regeneration und zum Luftaus- tausch bei (B AYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ , 2004). Über Freiflächen mit einer Hangnei- gung von mindestens 2 Grad entsteht in Strahlungsnächten ein hangabwärts gerichteter Kaltluftfluss. Insgesamt beeinflusst das Relief des Geländes maßgeblich die Kaltluftproduktivität. Mittlere Hangnei- gung von 5 bis 25 ° (9% bis 47 % Gefälle) sind erfo rderlich, damit abfließende Kaltluft permanent durch nachströmende Luft ersetzt wird. Bei Hangneigungen über 25 ° erfolgt ein turbulenter Abfluss der Kaltluft, die sich mit hangferner Warmluft mischt (MARKS ET AL ., 1992). Im Planungsgebiet fließt höhenbedingte Kaltluft über die Talniederung der Saale sowie den ausgepräg- ten Randzertalungen ab (siehe Zeichnungs-Nr. 5). Es ist dabei davon auszugehen, dass die in der Saaleaaue errichteten Brückenbauwerke hier lediglich einen geringen Barriereeinfluss ausüben. Wald und Gehölze begünstigen zwar (im Vergleich zur den o.g. Flächen mit niedriger Vegetation) nur in geringerem Maße die Kaltluftentstehung, haben aber eine hohe lufthygienische und bioklimatische Ausgleichsfunktion (NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR ÖKOLOGIE , 2001). Sie wirken daher als Frischluftentstehungsgebiete (B AYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ , 2004), siehe auch Zeich- nungs.-Nr. 5. Generell ist anzumerken, dass die Kaltluftproduktivität einer Fläche nicht nur von ihrer Vegetation, sondern auch von ihrer Größe bestimmt wird. Auch besitzen Grünflächen und Gehölze innerhalb von dichter Bebauung eine wichtige Funktion zum Klimaausgleich. Durch die Verdunstung an den Blättern von Bäumen erhöht sich z.B. die Luftfeuchtig- keit und es wird Staub ausgefiltert.

______47 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Zur landeskulturellen Leistung von Bäumen hier ein Beispiel: Ein ca. 100 Jahre alter Baum mit ca. 20 m Höhe, ca. 12 m Kronendurchmesser und mit einer Trauffläche von ca. 120 m² hat etwa 600.000 Blätter mit insgesamt etwa 1.200 Quadratmeter Blattfläche. Durch die Spaltöffnungen der Blätter findet der Gasaustausch des Baumes mit der Atmosphäre statt, denn wie alle grünen Pflanzen nimmt unser Baum Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf. Die Fläche für den Gasaustausch in den Blättern ist etwa 2 Fußballfelder groß. An besagtem Tag "verarbeitet" ein solcher Baum 9.400 Liter Kohlendioxid. Das entspricht dem durchschnittlichen Kohlendioxidabfall von zwei bis drei Einfamilienhäusern. 36.000 Kubikmeter Luft strömen dabei durch diese Blätter, zusam- men mit Bakterien, Pilzsporen Staub und anderen schädlichen Stoffen, die dabei größtenteils im Blatt hängen bleiben. Weiter produziert unser Baum an diesem Tag 12 kg Zucker. Daraus baut er all seine organischen Stoffe, bildet neues Holz und speichert den Rest als Stärke. Der Vorgang, Zucker aus Kohlendioxid herzustellen, ist sehr komplex und wird als Photosynthese bezeichnet. Als Abfallprodukt der Photosynthese gibt der Baum Sauerstoff frei, an besagtem diesem Tag 13 kg Sauerstoff, was den Bedarf von etwa 10 Menschen deckt (allerdings verbraucht der Baum auch Sau- erstoff in den Wurzelzellen, jedoch weit weniger, als er produziert). Außerdem befeuchtet der Baum die Luft, denn er verbraucht und verdunstet etwa 400 Liter Wasser am Tag. Wenn nun dieser Baum gefällt wird, weil der Baum irgendwie sonst im Weg steht, so müsste man - um die o.g. landeskulturelle Leistung vollwertig zu ersetzen etwa 2.000 junge Bäume mit einem Kronenvo- lumen von 1m³ pflanzen. Die Kosten hierfür dürften etwa 200.000 Euro betragen (Quelle: http://rosenstein-park.de/index.php?page=Bau).

Das großflächige Versiegeln von Freiflächen, vor allem in der Nähe der Siedlungsbereiche, vermindert insgesamt den Luftaustausch bzw. die Frischluftzufuhr. Überstreichet die Kaltluft z.B. Emittenten wie Verkehrsanlagen, Deponien, Industriestandorte etc., so werden die Schadstoffe aufgenommen und weitertransportiert. Analog wirkt der Luftaustausch positiv beim Überstreichen von nicht belasteten Flächen. Eine lokale Ventilation ist jedoch erst ab Windge- schwindigkeiten über 2 m/s gegeben. Darüber hinaus kann es zu strömungsbedingten Staueffekten und Aufstauwinden an westlich exponierten, d.h. in Hauptwindrichtung liegenden, steileren Hangkom- plexen kommen (siehe auch Zeichnungs.-Nr. 5).

Die feuchten Talungen des Planungsgebietes, vor allem das Saaletal, neigen zur Nebelbildung. In Abhängigkeit von der Änderung des Wetters im Jahresgang ergeben sich periodisch wiederkeh- rende Entwicklungserscheinungen in der Natur. Die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen werden in einem so genannten „Phänologischen Kalender“ festgehalten. Dieser unterteilt das Phäno- logische Jahr in physiologisch-biologisch begründete zehn Jahreszeiten und orientiert sich an charak- teristischen Entwicklungsstadien typischer mitteleuropäischer Pflanzen. Für die Region Mitteldeutschland wird der Phänologische Kalender von der Station des DWD Leipzig- Schkeuditz wie folgt ermittelt:

Tabelle 7: Phänologischer Kalender für die Region Mitteldeutschland (Quelle DWD: www.dwd.de )

Normalwerte der Periode 1961 - 1990 für den Naturraum 467 Leipziger Land Station 10469 Leipzig-Schkeuditz

phänologische Dauer Beginn Ende phänologische Leitphase Jahreszeit Tage Vorfrühling 3. Mrz 2. Apr 31 Schneeglöckchen Beginn der Blüte Beginn der Blattentfal- Erstfrühling 3. Apr 3. Mai 31 Stachelbeere tung Vollfrühling 4. Mai 2. Jun 30 Apfel Beginn der Blüte Frühsommer 3. Jun 20. Jun 18 Schwarzer Holunder Beginn der Blüte Hochsommer 21. Jun 31. Jul 41 Sommer-Linde Beginn der Blüte Spätsommer 1. Aug 31. Aug 31 Apfel, frühreifend Beginn der Pflückreife Frühherbst 1. Sep 21. Sep 21 Schwarzer Holunder erste reife Früchte

______48 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Vollherbst 22. Sep 11. Okt 20 Stiel-Eiche erste reife Früchte Spätherbst 12. Okt 26. Okt 15 Stiel-Eiche Blattverfärbung Winter 27. Okt 2. Mrz 127 Winterweizen Auflaufen

Die Luft wird hinsichtlich ihrer Qualitätswerte in Sachsen-Anhalt durch ein Luftüberwachungssystem (LÜSA) zur kontinuierlichen Erfassung von Luftverunreinigungen im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt überwacht. Es besteht aus stationären Messstationen in Containerbauwei- se, die mit automatischen Messgeräten ausgestattet sind, und einer Messnetzzentrale in Magdeburg, die per Datenfernübertragung mit den Stationen verbunden ist. Im Planungsgebiet existiert seit 2012 eine Verkehrsmessstation (Standort Naumburger Straße/Am Krug in der Ortslage Weißenfels), welche in Verbindung mit dem Straßenverkehr entstehende Emissi- onen erfasst. Hier erfolgt die Messung von Schwefeldioxid (SO 2), Stickstoffmonoxid (NO), Stickstoffdi- oxid (NO 2), Kohlenmonoxid (CO), Benzol, Toluol, Xylole, Feinstaub-Partikel (PM 10) und Ruß. Die dort gewonnenen Messergebnisse können jedoch nicht direkt auf den ländlichen Raum im Planungsgebiet übertragen werden. Die jährlich vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) herausge- gebenen Aussagen des Immissionsschutzberichtes für das Land Sachsen-Anhalt sind überschläglich auch für das Planungsgebiet zutreffend und werden daher nachfolgend in den Landschaftsplan mit einbezogen. LAU (2014) schätzt ein, dass bei der Verbesserung der Luftqualität in den letzten Jahrzehnten in Sachsen-Anhalt viel erreicht wurde. Um einen effektiven Schutz der menschlichen Gesundheit und der Ökosysteme zu gewährleisten, sind jedoch weitere Anstrengungen nötig. Hierbei geht es nicht nur um die Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs oder von Industrieanlagen. Auch andere Emittenten wie Kleinfeuerungsanlagen in Privathaushalten, die zunehmend mit Holz befeuert werden, und die Landwirtschaft müssen zukünftig einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität leisten. Die Luftquali- tät in Sachsen-Anhalt wird aktuell im letzten Immissionsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt wie folgt bewertet (LAU, 2014):" Ursache der Luftschadstoffbelastungen sind Emissionen aus den unterschiedlichsten Quellen. Vor allem der motorisierte Straßenverkehr und Verbrennungsprozesse in Energie- und Industrieanlagen sowie in Haushalten sind hier zu nennen. Zur Feinstaubbelastung tragen zudem Emissionen der Landwirtschaft bei.Die Höhe der Schadstoffbelastung hängt auch von den meteorologischen Bedin- gungen ab. Tendenziell wurde im Jahr 2013 verglichen mit dem Jahr 2012 bei den grenzwertrelevan- ten Luftschadstoffen Feinstaub PM10, Stickstoffdioxid und Ozon Folgendes festgestellt: Nachdem die Feinstaubbelastung PM10 (Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 10 µm) im Jahr 2012 infolge des 20 %igen Rückgangs gegenüber den Vorjahren die niedrigsten Konzentrationen seit Beginn der systematischen Messungen aufgewiesen hatte, bestätigte sich dieser Trend im Jahr 2013. Während es bei den Jahresmittelwerten nur geringfügige Schwankungen gegenüber dem Vorjahr gab, gingen die Überschreitungszahlen der Tagesmittelwerte tendenziell nochmals zurück.

Beim Stickstoffdioxid wurde für das Jahr 2013 im landesweiten Durchschnitt ein Rückgang von 6 % gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Damit stabilisierte sich der seit 2009 kontinuierlich rückläufige Trend in Sachsen-Anhalt.

Trotz des warmen und sonnenscheinreichen Sommer 2013 änderte sich die Ozonbelastung gegen- über dem Vorjahr nur unwesentlich. Episoden mit anhaltend hohen Konzentrationen blieben erneut aus und der Trend des deutschlandweiten Rückgangs der Ozon-Spitzenbelastungen bestätigte sich. Die Zahl der Tage mit Überschreitung der Informationsschwelle für die Bevölkerung zur Warnung vor Be- lastungsspitzen bewegte sich mit drei auf dem moderaten Niveau der Vorjahre.

Die Belastung durch Feinstaubpartikel PM10 wird neben den Emissionen maßgeblich auch durch be- stimmte Witterungsbedingungen wie Hochdruckwetterlagen, eingeschränkte Austauschbedingungen und geringe Niederschläge beeinflusst. Windschwache Hochdruckwetterlagen im Winter sind zumeist mit Temperaturinversionen verbunden, was einen stark eingeschränkten Luftaustausch zur Folge hat. Hinzu kommt eine erhöhte Emission an Partikeln aufgrund eines vermehrten Energiebedarfs, zusätzli- cher Heizaktivitäten sowie die Akkumulation der Partikel in der bodennahen Luftschicht. Auch sekundäre Bildungsprozesse von Partikeln aus Vorläuferstoffen wie Schwefeldioxid, Stickstoff- oxiden und Ammoniak liefern einen Beitrag. Derartige Wetterlagen begünstigen das Auftreten so ge- nannter PM10-Episoden, d.h. es treten dann oftmals großflächig Situationen hoher Partikel- Belastungen auf. Letzteres ist auch bei sommerlichen Hochdruckwetterlagen möglich, wo allgemein

______49 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______eine höhere Staubbelastung infolge der Trockenheit und eine erhöhte Partikelemission durch Aktivitä- ten in der Landwirtschaft gegeben ist. Auch offene Feuer wie z. B. bei der Verbrennung von Gartenab- fällen tragen zeit- und regionsweise nicht unerheblich zur Feinstaubbelastung bei. Nachdem in den Jahren 2007 bis 2009, die weitgehend von Grenzwertüberschreitungen frei geblieben waren, zumeist nur sehr vereinzelt PM10-Episoden auftraten, stellte sich die Belastungssituation in den Jahren 2010 und 2011 mit sieben bzw. sechs PM10-Episoden völlig anders dar. Daraus resultierte ein Anstieg der Belastung um ca. 15 % gegenüber den Vorjahren. Durch den in den Jahren 2012 und 2013 verzeichneten sehr deutlichen Rückgang der Feinstaubbelas- tung um ca. 20 % lagen diese beiden Jahr weit unterhalb des Niveaus der Jahre 2010 und 2011. Damit kann die niedrigste Belastung seit Beginn der systematischen Messungen verzeichnet werden, was sich auch in einem markanten Rückgang der Anzahl der Überschreitungen des Tagesgrenzwertes für Feinstaub Partikel PM10 dokumentierte. Eine Ursache für den deutlichen Rückgang der Feinstaubbelastung PM10 ist darin zu suchen, dass Wettersituationen mit stark eingeschränkten Luftaustauschbedingungen, wie sie 2010 und 2011 recht häufig auftraten, in den Jahren 2012 und 2013 nur ansatzweise zu verzeichnen waren, insgesamt nur drei, davon lediglich eine länger anhaltende. Diese sehr positive Entwicklung relativiert sich etwas vor dem Hintergrund, dass der von der WHO empfohlene Leitwert 20 µg/m³ als Jahresmittel, nur halb so hoch ist wie der aktuelle EU-Grenzwert und lediglich an 50 % der Messstationen Sachsen-Anhalts eingehalten ist. Mit Blick auf die gesundheitlichen Wirkungen ist festzustellen, dass die Bedeutung der kleineren Fein- staubpartikel PM2,5 (Durchmesser kleiner 2,5 µm) deutlich größer ist als die der Partikel PM10 und dies in der Vergangenheit auch häufig unterschätzt wurde. PM2,5 ist Bestandteil von PM10 mit einem variierenden Anteil zwischen ca. 60 % und 80 %. Insofern kommt der Überwachung der PM2,5- Kon- zentrationen zukünftig größere Bedeutung zu. Seitens der WHO wurde dem bereits Rechnung getra- gen und es existiert ein entsprechender Leitwert für Partikel PM2,5 von 10 µg/m³, der deutlich niedriger liegt als der aktuell geltende EU-Grenzwert von 26 µg/m³. Der EU-Grenzwert wird aktuell bereits an allen Standorten in Sachsen-Anhalt eingehalten, der WHO- Leitwert hingegen nur im ländlichen Hintergrund. Die Höhe der Stickstoffdioxid-Belastung ist sehr stark durch lokale Quellen - insbesondere den Ver- kehr in Ballungsräumen - bestimmt. Bei den Konzentrationen von Stickstoffdioxid ist nach dem deutli- chen Rückgang in den 90er Jahren in den 2000er Jahren zunächst kein klarer Trend erkennbar, ob- wohl weitere Emissionsminderungen von Stickstoffoxiden durchgeführt worden sind. Die Höchstwerte des Jahrzehnts wurden aufgrund des vermehrten Auftretens windschwacher Hoch- druckwetterlagen mit eingeschränktem Luftaustausch festgestellt, so z. B. in den Jahren 2003 und 2009. Seit 2009 scheint sich ein kontinuierlich rückläufiger Trend zu stabilisieren. Mit Hinblick auf die Einhaltung des EU-Grenzwertes für Stickstoffdioxid von 40 µg/m³ als Jahresmittel ist die Belastung an einigen innerstädtischen Verkehrsschwerpunkten in Sachsen-Anhalt aber nach wie vor zu hoch (betrifft nicht Messstelle Weißenfels).

Obwohl die für die Bildung von Ozon maßgebenden Bedingungen wie hohe Temperaturen und Strah- lungsintensität im Sommer 2013 sehr ausgeprägt gegeben waren, veränderte sich die Ozonbelastung gegenüber dem Vorjahr nur unerheblich. Drei Hitzeperioden prägten die wärmste Zeit des Jahres, wobei nur in die erste Periode Ende Juni dann auch eine kurze Episode erhöhter Ozonbelastung fiel. Dabei kam es an drei Tagen zur Über- schreitung des Schwellenwertes zur Information der Bevölkerung von 180 µg/m³ als Einstundenmittelwert (2012: 4 Tage, 2011: 1 Tag, 2010: 4 Tage). Damit bestätigte sich in den als relativ ozonarm einzustufenden letzten Jahren der seit längerem deutschlandweit erkennbare Trend zur Abnahme der Ozon-Spitzenbelastungen. Im langjährigen Vergleich entsprach die Belastung der Luft mit Ozon im Sommer 2013 in etwa dem Durchschnitt über das letzte Jahrzehnt, in dem es abgesehen vom hoch belasteten Jahr 2003 keine ausgeprägten Ozonepisoden wie noch in der ersten Hälfte der 90er Jahre gab. Der EU-Zielwert zum Schutz der Vegetation (AOT40) vor hohen Ozonbelastungen, der aber erst ab 2015 zu bewerten ist, wurde im Jahr 2013 an keiner Messstation Sachsen-Anhalts überschritten. Der EU-Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit vor Ozon beträgt 120 µg/m³ und ist ab dem Jahre 2013 gültig (höchster Achtstundenmittelwert während eines Tages bei 25 zugelassenen Über- schreitungen im Kalenderjahr gemittelt über drei Jahre). Dieser Zielwert wurde – außer an der Bergsta- tion auf dem Brocken - an allen Messstation Sachsen-Anhalts eingehalten.

______50 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Dagegen wäre der Langfristzielwert mit Zieldatum 2020 – 120 µg/m³ als stündlich gleitender Achtstun- denmittelwert darf nicht überschritten werden – im Jahr 2013 an keiner Messstation eingehalten wor- den.

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Inhaltsstoffe im Feinstaub, sind ringförmige Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die z. B. bei unvollständiger Verbrennung von Kraftstoff oder bei der Gebäudeheizung mit Festbrennstoffen entstehen und deren kanzerogene und mutagene Wirkungen auf den Menschen nachgewiesen sind. Sie werden hauptsächlich über den Luftpfad verbreitet, sind dabei auch an das Vorkommen von Partikeln wie Staub, Ruß und Pollen gebunden. Als Leitkompo- nente der PAK gilt Benzo(a)pyren (B(a)P), für das ein EU-Zielwert festgelegt ist, der ab 01.01.2013 nicht mehr überschritten werden sollte. Tendenziell ist die Belastung durch Benzo(a)pyren im zurückliegenden Jahrzehnt ohne erkennbaren Trend, von Jahr zu Jahr schwankend und auch stark vom Messort abhängig, aber immer unterhalb des EU-Zielwertes liegend. Im Jahr 2013 lagen die Benzo(a)pyren-Konzentrationen in Sachsen-Anhalt zwischen 21 % (Halle/Merseburger Straße) und 43 % (Wittenberg/Dessauer Straße) des genannten Zielwertes. Ebenfalls als Inhaltsstoffe im Feinstaub (Partikel PM10) werden Schwermetalle und Arsen sowie lösli- che Ionen überwacht. Einige der Inhaltsstoffe sind bereits in geringen Mengen toxisch, wie beispiels- weise Cadmium und Blei. Bei den genannten Inhaltsstoffen wurden alle relevanten Grenz- und Zielwer- te der EU in Sachsen-Anhalt auch im Jahr 2013 sehr deutlich unterschritten. Bemerkenswert ist der Langzeittrend der Belastung der Atemluft durch die krebserzeugende Kohlen- wasserstoffverbindung Benzol. Nachdem der zunächst spürbare Rückgang der Benzolbelastung in den 90er Jahren – im Wesentlichen bedingt durch die Modernisierung der Fahrzeugflotte und die verbes- serte Kraftstoffqualität – ab 2000 zum Stillstand gekommen war, verminderten sich die Benzolkonzent- rationen ab dem Jahr 2004 wieder. Dieser Trend setzte sich in den Folgejahren fort, ausgenommen 2009, danach allerdings umso deutlicher, so dass inzwischen landesweit Benzolkonzentrationen auf sehr niedrigem Niveau zu verzeichnen sind, die lediglich noch 10 % verglichen mit dem Niveau von 1991 betragen. Überschreitungen des ebenfalls am 01.01.2010 in Kraft getretenen Grenzwertes für Benzol traten im Jahr 2013 selbst an innerstädtischen Verkehrsschwerpunkten oder in der Umgebung emissionsrele- vanter Industrieanlagen wie auch in den Vorjahren nicht auf, so dass die Verunreinigung der atmo- sphärischen Luft durch Benzol mittlerweile deutlich vermindert ist.

Völlig unproblematisch ist die Situation bezüglich der Luftschadstoffe Schwefeldioxid und Kohlenmo- noxid, da das inzwischen erreichte stabil niedrige Konzentrationsniveau deutlich unter den Grenzwer- ten der 39. BImSchV liegt. Die Belastung durch Staubniederschlag im Landesdurchschnitt hat sich seit 1990 ständig verringert. Sie lag im Jahre 2013 in der Größenordnung der Vorjahre und erreicht im Landesdurchschnitt maximal ca. ein Fünftel des Immissionswertes für Staubniederschlag zum Schutz vor erheblichen Belästigun- gen oder erheblichen Nachteilen (TA Luft) von 0,35 g/m²d. Generell ist festzustellen, dass im Jahresmittel aller Messstandorte des Landes die Depositionen der Staubinhaltsstoffe gegenüber dem Vorjahr leicht rückgängig sind. Auch bei den anderen Inhaltsstoffen im Staubniederschlag sind kaum Veränderungen festzustellen. Vergleicht man die Jahresmittel der Schwermetallgehalte des Staubniederschlages mit den zulässigen Frachten für Schadstoff-Depositionen der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV), so sind wie in den Vorjahren lediglich Überschreitungen für Kupfer an drei traditionell belasteten Mess- stellen in Hettstedt zu verzeichnen. Für Gebiete mit Grenzwertüberschreitungen für Feinstaub PM10 und NO2 wurden in den letzten Jah- ren Luftreinhaltepläne aufgestellt. Diese enthalten Maßnahmen, mit denen in den Folgejahren die Grenzwerteinhaltung sichergestellt werden soll. Schwerpunkte im Berichtsjahr im Bereich der Luftreinhalteplanung sind die Einführung der Umweltzonen Stufe 2 zum 01. Januar 2013 in Halle und Magdeburg sowie die Entwicklung von weiteren Maßnahmen zur Verminderung der Luftbelastung in Halberstadt und der Lutherstadt Wittenberg. Für Halle und Magdeburg laufen die Untersuchungen und Messungen zur Evaluierung der Maßnah- men der Luftreinhaltepläne planmäßig. Zur Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen wurde im Dezember 1997 ein Zusatzprotokoll, das so genannte Kyoto-Protokoll, beschlossen. In diesem Protokoll sind für eine Reihe von Staaten erstmals verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen festgeschrieben worden. Vom Treibhausgasemissionshandelsgesetz (TEHG) wird Kohlendioxid (CO2) als Treibhaus-

______51 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______gas erfasst. Die Betreiber von Anlagen, die am Emissionshandel beteiligt sind, müssen nach Ablauf jedes Kalenderjahres bei der zuständigen Behörde einen Emissionsbericht abgeben, in dem die emit- tierten CO2-Mengen dargestellt und nachgewiesen werden. Nach Auswertung dieser Emissionsberichte stellt sich die Situation für das Jahr 2012 wie folgt dar: In Sachsen-Anhalt waren insgesamt 81 Anlagen am Emissionshandel beteiligt. Davon gehörten 55 Anlagen (68 %) zum Sektor Energiewirtschaft und 26 Anlagen (32 %) zum Sektor der sonstigen ener- gieintensiven Industrien. Von allen Anlagen, die in Sachsen-Anhalt eine Verpflichtung zum Emissions- handel haben, wurden im Jahr 2012 rund 18 Mio. Tonnen (t) CO2 emittiert. Damit sind die Emissionen gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich geblieben. Die Substitution fossiler durch erneuerbare Energieträger (EET), die zu einer Minderung der energie- bedingten Kohlendioxidemissionen in den Kraftwerken führt, wird durch den stetig gewachsenen Anteil der EET an der Nettostromerzeugung in Sachsen-Anhalt von 0,1 % im Jahr 1991 auf 43,6 % im Jahr 2012 nachgewiesen. Der Bundesdurchschnitt von 24,6 % wird damit weit übertroffen. Den größten Anteil dabei hat nach wie vor die Windkraft mit 6,24 Millionen MWh. Durch eine stete Steigerung in der jüngsten Vergangenheit konnte die Biomasse (Biogas, feste und flüssige biogene Stoffe) im Jahr 2012 mit 2,51 Millionen MWh zur Stromerzeugung beitragen. Die erneuerbaren Energieträger verdrängten die Braunkohle immer stärker als bisher wichtigsten Energieträger für die Stromerzeugung in Sachsen-Anhalt. Im Land Sachsen-Anhalt waren per 31.12.2013 insgesamt 2.501 Windkraftanlagen mit einer installier- ten Leistung von 4.048 MW am Netz. Damit belegt Sachsen-Anhalt weiterhin im bundesweiten Ver- gleich bei der Anzahl der bisher errichteten Anlagen den 5. Platz und bezogen auf die Leistung den 3. Platz. In Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2013 insgesamt 3.081 neu errichtete PV-Anlagen mit einer instal- lierten Leistung von 197 MWp bei der Bundesnetzagentur registriert. Gegenüber dem Jahr 2012 ist ein deutlicher Rückgang in der Zubaurate zu verzeichnen, der sicher auch auf die geänderten Rahmenbe- dingungen zurückzuführen ist. Die Nettostromerzeugung aus PV-Anlagen ist im Jahr 2012 um nahezu 80% gegenüber 2011 angestiegen. Auch im Jahr 2013 war ein großer Teil der Bevölkerung unseres Landes störendem Lärm ausgesetzt. Die mit Abstand meisten Einwohner werden weiterhin durch die drei Arten des Verkehrslärms, Stra- ßenverkehrs-,Schienenverkehrs- und Flugverkehrslärm belästigt. Daneben gehen nennenswerte Störungen auch von Nachbarschafts- und Industrie-/Gewerbelärm aus. Diese Einstufung folgt aus einem vom UBA alle zwei Jahre aktualisierten Ranking der empfundenen Belästigungen.

Beim Schutz vor Lärm in Sachsen-Anhalt lag der Aufgabenschwerpunkt 2013 in der Unterstützung der Gemeinden des Landes Sachsen-Anhalt bei der Durchführung der Lärmaktionsplanung und der Auswertung und Zusammenfassung der Lärmaktionspläne zur Weiterleitung an das Umweltbundes- amt. Weiterhin werden beispielhaft die Ergebnisse der messtechnischen Ermittlung und Beurteilung von Geräuschimmissionen anhand von drei Beispielen dargestellt. Dem Sachverhalt, dass der Verkehrslärm die meisten Betroffenheiten hervorruft, will die EU mit der Umgebungslärmrichtlinie (RICHTLINIE 2002/49/EG) entgegenwirken. Nach der 2. Stufe der Lärmkar- tierung im Jahr 2012 folgte im Berichtsjahr die Auswertung der Ergebnisse der Lärmkartierung. Von den insgesamt 106 kartierungspflichtigen Gemeinden unseres Landes wurden 75 zur Durchführung einer Lärmaktionsplanung aufgefordert, da in diesen das Minimalkriterium an betroffenen Einwohnern in der Pegelklasse LNight > 55 dB (A) in der Nacht erreicht worden war (dieser Eingriffswert folgt aus der Eingriffsschwelle zur Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen mit 65 dB(A) für den Lärmindex LDEN und 55 dB(A) für den Lärmindex LNight). Von diesen Gemeinden teilten 26 Gemeinden mit, dass nach einer ersten Prüfung keine Notwendigkeit oder Möglichkeit für eine Lärmaktionsplanung besteht. Sechs Gemeinden berichteten, dass sie an einem Lärmaktionsplan arbeiten und 43 Gemeinden konn- ten den Abschluss ihrer Lärmaktionsplanung vermelden. Darüber hinaus wird auf deutsche Rechtset- zungen verwiesen, die bei der Lärmaktionsplanung berücksichtigt werden müssen, aber nicht immer kongruent zu den Aussagen der Umgebungslärmrichtlinie sind. Neben der Weiterführung der Messungen der akustischen Eigenschaften von Fahrbahnoberflächen werden die spezifischen Gegebenheiten bei der Beurteilung von Motorsportveranstaltungen und die bauakustischen Probleme bei tieffrequenten aber oberhalb des Gültigkeitsbereiches der DIN 45680 „Messung und Bewertung tieffrequenter Geräuschimmissionen in der Nachbarschaft“ liegenden Fre- quenzbändern von Industrie-und Gewerbegeräuschen aufgezeigt. Entsprechend den Regelungen der DIN EN ISO 11819/1 „Messung des Einflusses von Fahrbahnoberflächen auf die Verkehrsgeräusche“ wurde nach der Methode des statistischen Vorbeifahrtverfahrens drei neue Fahrbahnbeläge auf Bun-

______52 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______desstraßen und ein Autobahnbelag vermessen. Bei den drei auf Bundesstraßen vermessenen Fahr- bahnoberflächen handelt es sich um Splittmastixasphalt SMA LA (lärmarm), porösen Mastixasphalt (PMA) und Splittmastixasphalt SMA8. Im Vergleich zur Referenzdeckschicht betrugen die gemesse- nen Fahrzeuggeräuschpegel (Lveh) bei einer Referenzgeschwindigkeit von 80 km/h in der oben ge- nannten Reihenfolge -1,9 dB, -4,2 dB und -5,4 dB. Auf Grund von Bürgerbeschwerden wurden in der Nachbarschaft einer Kartbahn Schallpegelmessun- gen vorgenommen. Die Geräuschimmissionen werden insbesondere in den frühen Abendstunden von den Betroffenen als belästigend wahrgenommen. Auf den maßgeblichen Immissionsort wirken keine weiteren Lärmquellen ein. Wegen der Aufnahme von Rennstrecken für Kraftfahrzeuge in den Anhang der 4. BImSchV ist diese Lärmart nicht nach den Bestimmung der 18. BImSchV, die besonders bei der Wahl der Beurteilungs- und Ruhezeiten der Störwirkung von Sportlärm angepasst ist, sondern nach den Bestimmungen der TA Lärm zu beurteilen. Dieser Umstand kann dazu führen, dass aus der Beurteilung gemäß TA Lärm trotz deutlich empfundener Störwirkung eine Richtwerteinhaltung resultiert. Beim Umgang mit gefährlichen Stoffen besteht immer die Gefahr, dass durch Unfälle infolge von menschlichem oder technischem Versagen Personen und die Umwelt gefährdet oder geschädigt wer- den. Um Unfälle oder Schadensereignisse und deren mögliche Auswirkungen weitgehend zu verhindern, ist es notwendig, technische, organisatorische und managementspezifische Maßnahmen zu ergreifen. Der rechtliche Rahmen für die Verhütung schwerer Unfälle und anderer Schadensereignisse wird maßgeblich durch die 12. Verordnung zur Durchführung des BImSchG (Störfall-VO) gegeben. Im Jahr 2013 wurde den Umweltbehörden (wie auch im Jahr 2012) ein im Sinne der Störfall-VO mel- depflichtiges Ereignis bekannt gemacht. Weiterhin gilt es durch die verschiedenen Maßnahmen der Anlagensicherheit, wie zum Beispiel dem Inspektionssystem im Sinne des § 16 der Störfall-VO, sicherheitstechnische Schwachstellen zu ermit- teln und zu beseitigen. Ziel ist es, die Zahl der meldepflichtigen Ereignisse weiterhin gering zu halten bzw. derartige Ereignisse ganz zu vermeiden."

In Verbindung mit dem Klimaschutz sind für das Planungsgebiet eine Reihe von Anlagen zur Erzeu- gung regenerativer Energien zu nennen:

Windkraft:

In Verbindung mit der Ausweisung von Windeignungsgebieten (siehe dazu Pkt. 2.1.) sind zum Zeit- punkt Windkraftanlagen in den Gemarkungen Burgwerben, Großkorbetha, Tagewerben, Schkortleben Wengelsdorf und Langendorf in Betrieb (weitere sind in den Gemarkungen Wengelsdorf und Großkor- betha geplant), siehe auch Pkt. 4.11. sowie Zeichnungs-Nr. 9.

Photovoltaik:

Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind zum Zeitpunkt in den Gemarkungen Reichardtswerben und Ta- gewerben in Betrieb. Eine weitere ist nach heutigem Kenntnisstand in der Gemarkung Borau geplant. Darüber hinaus eistieren zahlreiche Kleinanlagen auf Dächern im Planungsgebiet.

Wasserkraft:

Eine Wasserkraftanlage wird z.Z. an der Staustufe Herrenmühlenwehr der Saale betrieben.

Biomasse:

Eine Anlage zur Stromerzeugung aus Biomasse befindet sich in der Gemarkung Tagewerben.

Im Immissionsschutzbericht Sachsen-Anhalt werden aktuelle Daten für Sachsen-Anhalt zur Klimadiag- nose und zum Klimawandel auf der Grundlage von Klimaprojektionen ausgewertet. Diese dienen als Grundlage für mögliche Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels. Enthalten sind Daten zum Monitoring von Klimaveränderungen und deren Auswirkungen mit Bioindikatoren in Sach- sen-Anhalt (Klima-Biomonitoring) sowie zum Moosmonitoring.

______53 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Lärm ist auch weiterhin ein großer Störfaktor mit zum Teil nicht unerheblichen gesundheitlichen Risi- ken. Aus diesem Grund wird in den Ländern der Europäischen Union basierend auf den Bestimmun- gen der Richtlinie über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm die 2. Stufe der umfas- senden Kartierung der Ballungsräume, Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken und Groß- flughäfen vorgenommen. Gemäß der „Richtlinie für die Bekanntgabe und Arbeitsweise von Stellen im Bereich des Immissions- schutzes“ ist das LAU sachverständiger Berater - insbesondere auch Obergutachter - der Behörden, Einrichtungen, Gerichte sowie Gemeinden und Gemeindeverbände des Landes Sachsen-Anhalt. In diesem Rahmen erfolgten auch im dargestellten Berichtsjahr Schallpegel- und Schwingungsmessun- gen in Amtshilfe für andere Behörden. Gleichzeitig werden aus diesen Untersuchungen an Hand an- spruchsvoller Geräusch- und Schwingungsprobleme Erfahrungen zur Verbesserung der Messkonfigu- ration und Datenauswertung gewonnen. Das LAU arbeitet aktiv in der DIN-Arbeitsgruppe zur Novellie- rung der DIN 45680 „Messung und Bewertung tieffrequenter Geräuschimmissionen in der Nachbar- schaft“ mit. Zur Prüfung neuer Mess- und Bewertungsverfahren für Geräusche mit tiefen Frequenzan- teilen konnten aus mehreren in Amtshilfe durchgeführten Messungen nützliche Erkenntnisse gewon- nen werden.

Im Jahr 2012 wurden auch die seit dem Jahr 2004 durchgeführten systematischen messtechnischen Untersuchungen zur Quantifizierung lärmarmer Fahrbahnbeläge fortgesetzt. Beispielhaft wird die Ver- messung einer neuen lärmarmen Splittmastix-Oberfläche dargestellt. Die hier erzielte Senkung der Geräuschimmission gegenüber dem Zustand vor der Fahrbahnerneuerung betrug ca. 4 dB(A) bei einer Referenzgeschwindigkeit von 80 km/h.

In Ausführung der Aufgabe als sachverständiger Berater der Behörden, Einrichtungen, Gerichte sowie Gemeinden und Gemeindeverbände des Landes Sachsen-Anhalt befasst sich das LAU auch mit „Im- missionen von elektromagnetischen Feldern und Licht“.

Die von der International Agency for Research on Cancer (IARC), einer Einrichtung der WHO, im Jahr 2002 für niederfrequente magnetischer Felder und im Jahr 2011 auch für hochfrequente elektromag- netische Felder vorgenommenen Einstufungen in Klasse 2B "möglicherweise kanzerogen" werden weiterhin aufrecht erhalten. Die Strahlenschutzkommission (SSK) kommt aber zu dem Schluss, dass auch nach Bewertung der neueren wissenschaftlichen Literatur keine wissenschaftlichen Erkenntnisse in Hinblick auf mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit sowohl durch niederfrequente elektrische und magnetische Felder als auch durch hochfrequente elektromagnetischer Felder vorliegen, die aus- reichend belastungsfähig wären, um eine Veränderung der bestehenden Grenzwertregelung der 26. BImSchV zu rechtfertigen.

Weiterhin werden die neuen „Hinweise zur Messung, Beurteilung und Minderung von Lichtimmissionen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) vom 13.09.2012 und gesundheitli- che Auswirkungen der sogenannten „Lichtverschmutzung vorgestellt“.

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich des Immissionsschutzes ist die Gewährleistung der Anlagensi- cherheit und die Störfallvorsorge. Im Jahr 2012 wurde den Umweltbehörden ein im Sinne der Störfall- verordnung meldepflichtiges Schadensereignis bekannt gemacht.

Nach wie vor kommt es darauf an, präventiv darauf hin zu wirken, dass die Zahl der Schadensereignis- se/Störfälle weiterhin auf diesem niedrigen Niveau verbleibt. Ein wichtiges Instrument zur Vermeidung solcher Ereignisse ist das seit 2001 durch die Umweltbehör- den in Zusammenarbeit mit Sachverständigen praktizierte Inspektionssystem im Sinne des § 16 der Störfall-Verordnung. Bei den im Rahmen dieses Systems durchgeführten Vor-Ort-Kontrollen können gemeinsam mit den Betreibern von Betriebsbereichen eventuell vorhandene sicherheitstechnische Schwachstellen ermittelt und anschließend beseitigt werden." Aktuelle Messergebnisse zum Immissionsschutz sind über das Internet (www.lau.sachsen-anhalt.de abrufbar).

Emissionen betreffen im Planungsgebiet vor allem Schallemissionen aus dem Straßenverkehr in Ver- bindung mit den überregionalen Verkehrstrassen BAB 9 und BAB 38, mit den Bundesstraßen B 87, B 91 und B 176 sowie (in abgeschwächter Form) den Landes- und Kreisstraßen. Weitere Emissionsquel-

______54 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______len sind die Eisenbahntrassen. Industrie- und Gewerbelärm spielt im Außenbereich eine untergeordne- te Rolle.

Weitere relevante Emissionen sind Geruchsemissionen, vor allem des Fleischwerkes Weißenfels so- wie der Kompostieranlage Tagewerben.

3.4. Pflanzen, Tiere und Biodiversität

3.4.1. Die Pflanzenwelt des Planungsgebietes

3.4.1.1. Pflanzengeographische Verhältnisse und potenzielle natürliche Vegetation

Unter der potentiellen natürlichen Vegetation ist die Pflanzengesellschaft zu verstehen, die sich unter den gegenwärtigen spezifischen standörtlichen Bedingungen und ohne weitere anthropogene Ein- flussnahme natürlicherweise im Territorium entwickeln und sich entsprechend den klimatischen, geo- morphologischen, geologischen, bodengeologischen und hydrologischen Bedingungen in einem Gleichgewichtszustand erhalten würde. Auf Grund der Jahresniederschläge von knapp über 500 mm wäre das gesamte Planungsgebiet (mit Ausnahme der Gewässer) völlig mit Wald bedeckt. Auf grundwasserfernen Standorten mit Schwarzerdeböden (d.i. der Großteil des Planungsgebietes, siehe auch Pkt. 3.1.) würde als potenzielle natürliche Vegetation subkontinentaler Linden- Traubeneichen-Hainbuchen-Wald stocken, die charakteristische Waldvegetation der trocken-warmen Lößstandorte im Trockengebiet des (hercynischen) Regenschattens von Harz und Thüringer Wald.

Die frischeren Standorte der Bachtäler wären durch Erlen-Eschen-Wälder mit Esche (Fraxinus excel- sior) , Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Feld-Ahorn (Acer campestre) geprägt. In der artenrei- chen Strauchschicht träten neben dem Jungwuchs der genannten Baumarten auch Haselnuss (Corylus avellana), Feld-Ahorn (Acer campestre), Weißdorn (Crataegus spec.) , Roter Hartriegel (Cor- nus sanguinea) , Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) auf.

Bedingt durch die intensive agrarische Nutzung weist das Planungsgebiet selbst nur eine schwache floristisch-pflanzengeographische Eigenständigkeit auf, die eine Heraushebung als eigener pflanzen- geographischer Bezirk nicht rechtfertigt.

3.4.1.2. Reale Vegetation

Reale Vegetation ist die aktuelle, gegenwärtige Pflanzendecke einer Landschaft. Diese ist heute im Wesentlichen geprägt vom Handeln des Menschen und besteht im Regelfall aus so genannten Ersatz- gesellschaften der natürlichen Pflanzenzusammensetzung. Mit zunehmender Beeinflussung gehen die Ersatzgesellschaften von naturbetonten in kulturbetonte (z.B. Ruderalgesellschaften) über. Dabei sind verschiedene Zwischenstufen möglich. Die Gradation menschlicher Einflüsse auf die Vegetation wird Hemerobiegrad genannt. Die im Planungsgebiet noch vorhandene naturnahe Vegetation ist zwar vom Menschen beeinflusst, entspricht jedoch stellenweise der potenziellen natürlichen Vegetation. Naturnahe Vegetation befindet sich vor allem noch in den Wald- und Gehölzbeständen, an Gewässern sowie auf Trocken- und Halb- trockenrasen. Zur naturnahen Vegetation sind auch alte Hecken sowie Streuobstwiesen zu rechnen, obwohl diese Strukturen vom Menschen errichtet wurden.

Naturferne Vegetation ist zum Großteil anthropogen überprägt und nur in geringem Maße naturnah. Ein Großteil der Flächen des Planungsgebietes (s.o.) unterliegt der landwirtschaftlichen Nutzung und somit einer permanenten Einflussnahme durch den Menschen. Auch der besiedelte Bereich ist stark anthropogen geprägt. Neben einheimischen Pflanzen findet man hier zunehmend nicht standorttypi- sche Ziergehölze und Zierstauden. Für die Ökosysteme

− Wälder und Gehölze − offene Landschaft − Gewässer und Feuchtgebiete

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− Siedlungen sollen nachfolgend typische Pflanzengesellschaften und Zeiger-Arten genannt werden. Ergänzende Angaben zu Pflanzen und zur Vegetation im Planungsgebiet enthalten die im Rahmen der Biotopkar- tierung vorgenommenen Erfassungen der gesetzlich geschützten Biotope (siehe dazu auch Anmer- kungen Pkt. 3.6.6.).

3.4.1.2.1. Die Vegetation der Wälder und Gehölze

Das Planungsgebiet besitzt insgesamt einen für den Burgenlandkreis unterdurchschnittlichen Waldbe- stand. Etwa 614,9 ha (5,4 %) des Territoriums der Stadt Weißenfels sind als Waldflächen bzw. Gehöl- ze ausgewiesen, davon 280,3 ha Wald und 334,6 Gehölze (der Durchschnitt des Burgenlandkreises liegt bei ca. 13,4 % Waldanteil, Sachsen-Anhalt ca. 23 %). Es handelt sich bei den Wäldern und Gehölzen im Planungsgebiet zum Großteil um separat in der Feldflur liegende Wald- und Gehölzflächen z.T. in Steilhanglagen oder sonstigen, in der Vergangenheit für die landwirtschaftliche Nutzung ungeeigneten Flächen. Größere zusammenhängende Wald- /Gehölzflächen befinden sich vor allem in der Gemarkungen Leißling (ca. 297,4 ha), weitere ver- gleichsweise größere Wald- und Gehölzflächen haben Reichardtswerben (150,2 ha) sowie Weißenfels (145,3 ha), siehe Pkt. 2.1.

Die Wälder und Gehölze des Planungsgebietes entsprechen in großen Teilen der o.g. realen Vegetati- on, d.h. sind dem Traubeneichen-Hainbuchen-Winterlinden-Wald zuzuordnen. Auf frischen, nährstoff- reichen Standorten – z.B. den Hangfußkanten und Hangeinschnitten – ist dort auch Bergahorn (Acer pseudoplatanus) anzutreffen. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) als typische bestandsbildende Art der Laubwälder findet im Planungsgebiet vor allem in Schluchtenlage und an Nordhängen die ihr zusagen- de Feuchtigkeit (u.a. Vierberge Leißling, Ried Schkortleben, Gutspark Langendorf). Die Strauchschicht der Wälder und Gehölze wird zunehmend durch Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) dominiert, der als nitrophile Art ein Indikator des Nährstoffeintrags aus den angrenzenden Feld- fluren sowie der Stickstoffanreicherung der Böden aus der Luft darstellt und sukzessive andere Sträu- cher zurückdrängt. Typische Begleitflora der Wälder sind in der Krautschicht u.a. Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) , Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus), Haselwurz (Asarum europaeum), Waldbingelkraut (Mercurialis perennis) , Lungenkraut (Pulmonaria officinale) u.a. Besonders zu erwähnen ist ein bedeu- tender Bestand des Blausterns (Scilla bifolia ) im Waldgebiet Vierberge westlich von Leißling. An den höher gelegenen Hängen stockt der gleiche Waldtyp. Infolge der dort herrschenden trockneren und nährstoffärmeren Standortbedingen wachsen dort Buschwindröschen (Andemone nemerosa), Goldnessel (Galeobdolon luteum), Große Sternmiere (Stella holostea) und vereinzelt Maiglöckchen (Convallaria majalis).

Auf frischeren Standorten der Bachtäler sowie der Hangfüße im Saaletal sind kleinflächig Bestände der Erlen-Eschen-Wälder mit Esche (Fraxinus excelsior) , Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Feld- Ahorn (Acer campestre) zu finden. In der artenreichen Strauchschicht treten dort neben dem Jung- wuchs der genannten Baumarten auch Haselnuss (Corylus avellana), Feld-Ahorn (Acer campestre), Weißdorn (Crataegus spec.) , Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) , Heckenkirsche (Lonicera xylos- teum) und Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) auf. Besonders zu erwähnen sind die Restbestände von Erlenbruchwäldern (Eichbergsumpf zwischen Weißenfels und Leißling) und am Ochsenborn Lobitzsch sowie die Reste der Weichholzaue an den Saale-Altwässern in den Gemarkungen Weißenfels, Leißling, Uichteritz in Wengelsdorf, die als FFH- Lebensraumtyp eine hohe Wertschätzung erfahren.

Die Waldflächen des Planungsgebietes sind fast durchweg im mittleren bis hohen Bestandsalter, wur- den jedoch in den letzten Jahrzehnten forstwirtschaftlich kaum genutzt. Es erfolgt meist Einzelstamm- entnahme, wobei vor allem Eichen bevorzugt werden, d.h. der Eichenanteil geht sukzessive zurück, da die Eiche (als Lichtbaumart) kaum im Voranbau bzw. unter dem Schirm der anderen Bäume neu ge- pflanzt werden kann.

______56 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.4.1.2.2. Die Vegetation der offenen Landschaft

Neben landwirtschaftlich genutzten Flächen, wie Äckern, Feldfluren und Grünland sind auch naturnahe Magerrasen, Ruderalflächen, Brach- und Ödlandkomplexe zu den Offenland-Biotopen zu rechnen. Nicht zuletzt gehören auch die Biotopkomplexe der Gebüsche, kleinere Feldgehölze und Hecken (ein- schließlich Obstbaumgruppen/ Streuobstwiesen sowie Alleen und Einzelbäume) dieser Struktureinheit an. Die letztgenannten naturnahen Biotopkomplexe gehören mit den Bergbaufolgelandschaften (und hier vor allem dem Tagebaurestloch Kayna Süd in der Gemarkung Reichardtswerben) zu den wert- vollsten Landschaftselementen, da diese (z.B. mehr als die Wälder und Gehölze) eine artenreiche Fauna mit zahlreichen Vertretern der Roten Liste beinhalten. Die Biotopkomplexe der offenen Land- schaft sind in besonderem Maße durch Nutzungsauflassung und Umwandlung in andere Nutzungs- formen gefährdet.

Infolge der relativ hohen Bodenwertzahlen dominieren im Planungsgebiet, wie bereits genannt, land- wirtschaftlich genutzte Flächen. Großschläge von 50 ha und mehr beherrschen z.T. immer noch die Agrarlandschaft. Die dort vorhandenen Kulturpflanzen sind meist aus den Wildformen solcher Pflanzen gezüchtet worden, die im Mittelmeergebiet, Westasien oder Amerika ihre Heimat haben. Sie können ohne Hilfe des Menschen langfristig nicht überleben. Ackerfluren sind deshalb durch intensive Land- wirtschaft mit relativ hohen Düngemittelgaben sowie zum Teil durch mehrfache Anwendung von Biozi- den pro Wachstumsperiode geprägt. An Feldkulturen werden Halmfrüchte wie Winter- und Sommergetreide, Hackfrüchte (Kartoffel, Zucker- und Futterrübe), Ölsaaten (Raps und z.T. Sonnenblumen) sowie Futterpflanzen (Klee, Luzerne und Mais) angebaut. Obst- und Gemüse, Gewürzanbau sowie andere Sonderkulturen spielen nur eine untergeordnete Rol- le. In Abhängigkeit von den Marktbedingungen werden tendenziell bestimmte Feldfrüchte bevorzugt, so dominiert gegenwärtig Raps- und Maisanbau für die Energiegewinnung. Es ist davon auszugehen, dass auch der Anbau nachwachsender Rohstoffe zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Erwähnenswert sind im Planungsgebiet auch die Weinanbauflächen in Burgwerben sowie Kriechau/Schkortleben (Reste ehemaliger Terrassenweinberge sind noch in den Gemarkungen Wei- ßenfels und Markwerben in südexponierter Lage zu finden, die jedoch zum Großteil verbuscht oder bereits überbaut sind).

Gegen den Willen des Menschen stellen sich auf den Äckern so genannte „Unkräuter“ ein, die ihren Lebensrhythmus an die Feldkulturen optimal angepasst haben. Es sind vor allem einjährige, einjährig- überwinternde oder zweijährige Pflanzen, deren Samenreife meist mit der der Kulturpflanzen zusam- menfällt. Infolge der relativen Artenarmut und der fehlenden Konkurrenz durch andere Wildpflanzen können sich auf landwirtschaftlichen Nutzflächen oft schwer bekämpfbare „Unkräuter“, wie Ackerdistel (Cirsium arvense), Windhalm (Apera spica-venti ), Quecke (Agropyron repens) und Klettenlabkraut (Galium aparine) als unerwünschte Nebenwirkung verstärkt ausbreiten. Unkräuter sind jedoch als Wildpflanzen (Wildkräuter) untrennbarer Bestandteil der Kulturlandschaft. Ihre vollständige Vernichtung wirkt daher ökologischen Gesetzmäßigkeiten entgegen und führt zu einer weiteren Verarmung der Flora. Darüber hinaus dienen „Unkräuter“ zahlreichen Tierarten Nahrung. Grünlandbereiche kommen im Planungsgebiet meist im unmittelbaren Bereich von Fließgewässern oder an Talhängen vor, in besonderem Maße in der Saale-Aue. Die Flächen können vorwiegend den Glatthafer-Wiesengesellschaften (Dauco-Arrhenatheretum) zugeordnet werden. Dieses Grünland ist vorwiegend artenarm. Lediglich im Frühjahr bringen eine Reihe von Pflanzenarten, wie Gemeines Knäulgras (Dactylis glomerata), Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Wiesenrispe (Poa trivialis ), Gemeiner Löwenzahn (Taraxacum officiale), Pastinak (Pastinaca sativa) , Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) , Wilde Möhre (Daucus carota) , Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) Blütenaspekte. Bei intensiver Düngung und Beweidung wachsen nur noch relativ wenige Pflanzenar- ten, vorwiegend Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) oder Weißklee (Trifolium repens). Intensive Beweidung fördert u.a. auch „Weide-Unkräuter“, wie Brennnessel (Urtica dioica) und Stumpfblättrigen Ampfer (Rumex optusifolius) .

Infolge des allgemeinen Rückgangs der Nutztierhaltung werden vor allem Grünlandflächen oft nicht mehr genutzt. Ungenutzt ruderalisieren diese dann sehr oft, d.h. die Grasfluren mit z.T. noch vorhan- denem Blütenaspekt weichen den Staudenfluren mit Dominanz von Brennnessel (Urtica dioica), Gold- rute (Solidago virgaurea) , Ampfer- (Rumex spec.) und Distel- und Klettenarten (Arctium spec.). Vor ______57 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______allem die aus Naturschutzgründen wertvollen Trocken- und Halbtrockenrasen verlieren durch Gebüschaufwuchs und stärkere Beschattung ihre besondere naturschutzfachliche Bedeutung. Auch erfolgte (und erfolgt z.T. noch) aus wirtschaftlichen Gründen ein Grünlandumbruch mit Umnut- zung in Ackerland. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass gemäß § 78 Abs. 1 Was- serhaushaltsgesetzt (WHG) die Umwandlung von Grünland in Ackerland untersagt ist.

Zunehmend in der Ausbreitung sind so genannte Neophyten. Das sind Arten, die aus anderen Ländern und Kontinenten eingeschleppt wurden. Einige davon finden bei uns sehr gute Wachstumsbedingen und breiten sich daher unter Verdrängung einheimische Arten schnell aus. Typische Beispiele dafür sind das Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora) mit Heimat in Zentralasien, der Riesenbären- klau ( Heracleum mantegazzianum ) aus Nordamerika und der Sachalin-Knöterich ( Fallopia sachalinensis) aus Ostasien.

Den Übergang vom Wald zur offenen Landschaft bildet die Gebüschlandschaft mit kleinen Baum- und Strauchbeständen. Größe und Struktur variieren dabei sehr stark. Das Spektrum reicht vom (kleinen) Feldgehölz mit gut entwickelter Baum- und Strauchschicht, über Feldgebüsche, Hecken, Hohlweg- und Bahndammgehölze, aufgelassene Obstpflanzungen bis hin zu einzelnen Büschen oder Buschgruppen. Feldgehölze wachsen vor allem auf nicht ackerfähigen Steilhanglagen oder auf Niederertragsböden. Im Gegensatz zum Wald besitzen die Feldgehölze eine geringere Ausdehnung sowie eine stark entwi- ckelte Strauchschicht, hervorgerufen durch den höheren Lichteinfall. In der Krautschicht ist eine deutli- che Abnahme der typischen Waldpflanzen bei gleichzeitiger Zunahme von nitrophilen Arten bzw. Ru- deralpflanzen, wie Brennnessel (Urtica dioica), Kleines Springkraut (Impatiens parviflora ), Acker- Kratzdistel (Cirsium arvense ), Rainfarn (Tanacetum vulgare ), Kleine Klette (Arctium minus) oder Schafgarbe ( Achillea millefolium) zu verzeichnen. Feldgehölze sind oft Reste ehemals vorhandener größerer Wälder und ähneln deshalb in der Zusam- mensetzung dem natürlichen Eichen-Hainbuchen-Wald. Sie reichen entsprechend Größe und spezifi- schen Standortbedingungen von der feuchten, pflanzenreichsten bis zur trockenen, pflanzenärmsten Form. In der Baumschicht der übrigen Feldgehölze, Gebüsche und Feldhecken überwiegen fast ausschließ- lich Laubhölzer, wie Eiche (Quercus spec.), Ulme (Ulmus spec.), Esche (Fraxinus excelsior), Hybrid- Pappel (Populus spec.), Feldahorn (Acer campestre ), Robinie (Robinia pseudo-acacia) und verwilderte Obstbäume. In der Strauchschicht der Feldgehölze, Gebüsche und Feldhecken dominieren Holunder (Sambucus nigra ), Hasel (Corylus avellana), Weißdorn (Crataegus spec.), Brombeere (Rubus spec.), Feldahorn (Acer campestre ), Liguster ( Ligustrum vulgare), Schlehe (Prunus spinosa), Vogelkirsche (Prunus avium), Hartriegel (Cornus sanguinea) und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus ), d.h. vor allem eher lichtliebende Arten. In der bodendeckenden Krautschicht sind u.a. Hundsveilchen (Viola canina), März-Veilchen (Viola odorata), Waldhabichtskraut (Hieracium sylvaticum), Kletten-Labkraut (Galium aparine) oder Gaman- der-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) zu finden. Die Feldgehölze besitzen einen relativ hohen Anteil an Totholz (stehend und liegend), der wiederum die Existenzgrundlage für zahlreiche Insekten, Schnecken, Würmer u.a. bildet. Typische Feldgehölze im Planungsgebiet sind das Gniebendorfer Hölzchen (Großkorbetha), das Ried (Schkortleben), das Singerholz (Weißenfels) sowie das Waisenholz (Langendorf).

Die Ufer der Fließgewässer begleiten vorzugsweise Baum- und Strauchweiden (Salix spec.) , Hybrid- pappel (Populus spec.) sowie vereinzelt Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Eschen (Fraxinus excelsior) und Stieleichen (Quercus robur). Obstbaumalleen bilden vor allem an Straßen in der ausgeräumten Feldflur einen prägenden Gehölz- bestand. Zunehmend werden jedoch diese alten Baumreihen bzw. Alleen beseitigt. Vor Allem im Rah- men von Ersatzmaßnahmen wurden im Planungsgebiet Baumreihen und Alleen neu angelegt. An einzelnen Stellen des Planungsgebietes haben sich Magerrasen, z.B. nach Auflassen von Obst- plantagen oder als Folge extensiver Bewirtschaftungsformen bzw. an Bahndammböschungen gebildet, besonders ausgeprägt im Bereich des Weißen Berges zwischen Weißenfels und Leißling, die jedoch durch Nutzungsauflassung (Beweidung, Mahd) zunehmend verbuschen und somit im Bestand gefähr- det sind. Im Bereich des Prießiggrundes (Gemarkung Uichteritz) sind die ehemaligen Halbtrockenra- sen mit ihrer seltenen Flora infolge Nutzungsauflassung inzwischen soweit verbuscht, dass ihr ur- sprünglicher Schutzzweck nicht mehr gegeben ist. In der Regel gehören diese Vegetationsbestände der Trocken- und Halbtrockenrasen dem Verband der kontinentalen Halbtrockenrasen an. Häufig tritt auf weniger trockenen Magerrasen die Fieder- ______58 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______zwenken-Gesellschaft (Festuco-Brachypodietum) mit Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum), Fur- chen-Schwingel (Festuca rupicola), Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium), Aufrechter Trespe (Bromus erectus), Wiesenrispengras (Poa pratensis), Kleinem Odermennig (Agrimonia eupatoria ) und Karthäuser-Nelke (Dianthus cathusianorum) als charakteristische Arten hervor. In der Saale- Unstrut- Region des südlichen Sachsen-Anhalt kommt es zu einer Überschneidung der atlantischen (westli- chen) und kontinentalen (östlichen) Florenelemente. Nicht zuletzt sind Öd- und Brachland in geringem Maße Bestandteil der offenen Landschaft. Ödland ist weitestgehend vegetationsloses bzw. sehr lückig von Pflanzen besiedeltes Gelände. Im Gegensatz dazu weist Brachland eine geschlossene Pflanzendecke auf, wird jedoch wirtschaftlich nicht genutzt. Öd- und Brachland ist im Planungsgebiet vorwiegend im Bereich ehemaliger Abbaugebiete (Kiesgru- ben), auf Industriebrachen und ehemaligen Militärobjekten oder auf so genanntem Abbauerwartungs- land zu finden, wobei sich derartige Flächen in einem unterschiedlichen Sukzessionsstadium befinden. Hier bereichern u.a. Landreitgras (Calamagrostis epigejos) und einjährige Ruderalarten wie Sophien- rauke (Descurainia sophia) sowie die Hohe Rauke (Sisymbrium altissimum ) die Vegetation. Die Vegetation des Brachlandes bietet vor allem in den Wintermonaten zahlreichen Vogelarten eine Nahrungsgrundlage. Brachland ist vor allem an Wegrändern und Feldrainen, Hohlwegen, Eisenbahndämmen zu finden. Öd- und Brachlandpflanzen sind z.T. auch mit den sogenannten „Ackerunkräutern“ sowie mit nitrophilen Ruderalpflanzen identisch. Typische Arten an derartigen Standorten sind - je nach Feuchtigkeitsver- hältnissen - Hundskamille ( Anthemis tinctoria ), Kanadisches Berufskraut (Erigeron canadensis) und Königskerze (Verbascum densiflorum). An feuchten Stellen wächst u.a. Huflattich (Tussilago farfara ), Sumpfkresse (Rorippa farfara) und Glänzende Melde (Atriplex nitens). Öd- und Brachlandstandorte werden hauptsächlich von mehrjährigen nitrophilen Arten eingenommen. Dabei ist das Tanaceto-Artemisietum (Beifuß-Gesellschaft) mit dem Gemeinen Beifuß (Artemisia vul- garis) eine weit verbreitete Pflanzengesellschaft.

3.4.1.2.3. Die Vegetation der Feuchtgebiete

Neben den Biotopkomplexen der Fließ- und Standgewässer zählen Grenzsysteme zwischen Wasser und Land, z.B. Röhrichte, Riede und Verlandungs- bzw. Hochstaudenfluren grundwassernaher Stan- dorte, zu den Feuchtgebieten. Diese sind vor allem an den Stillgewässern des Planungsgebietes zu finden. Eine besondere Bedeutung im Planungsgebiet besitzen hier die Verlandungszonen des Tage- baurestgewässers Kayna Süd (Gemarkung Reichardtswerben) und der Saale-Altwässer Tepnitz (Ge- markung Wengelsdorf), Alte Saale Hufeisen (Gemarkung Weißenfels/Leißling) und Späters Insel (Gemarkung Leißling/Uichteritz) sowie der Eichbergsumpf (Gemarkung Weißenfels) und die Erdenlö- cher (Gemarkung Wengelsdorf). Das bedeutendste Standgewässer im Planungsgebiet ist der Tagebaurestsee Kayna Süd mit einer Wasserfläche von ca. 260 ha (einschließlich der Anteile im angrenzenden Saalekreis). Darüber hinaus sind neben den o.g. Feuchtgebieten noch die übrigen Saale-Altwässer bei Leißling, Lobitzsch und Weißenfels sowie eine Reihe kleinerer, naturnaher Teiche und Weiher (u.a. Mehlteiche/Gemarkung Leißling, Ried/Gemarkung Schkortleben, Weiher Anger Storkau/Gemarkung Storkau, Schafteich Ge- markung Wengelsdorf) von landschaftlicher Bedeutung. Der Großteil der Feuchtgebiete wird von kleinflächigen Schilf-Röhrichten (Phragmitetum), Rohrkolben- Gesellschaften (Typhetum) oder Kohldistel-Wiesen (Cirsetum) eingenommen.

Die Saale als größtes Fließgewässer im Territorium besitzt infolge Regulierung und Ausbau lediglich unbedeutsame Feuchtflächen im Bereich der Uferzone. Infolge Unterhaltung (u.a. Grundräumung) der Bäche sind Röhrichte dort kaum noch zu finden. Die Unterhaltung der kleineren Fließgewässer erfolgt außerhalb der Ortslagen oft sinnentfremdet und unter Beseitigung natürlicher Abflussverhältnisse, da dort (im Gegensatz zu Ortslagen) meist kein Erforder- nis besteht, das Oberflächenwasser schnell abzuleiten (Beispiel Ried/Gemarkung Schkortleben 2014).

Infolge der zunehmenden Eutrophierung der letzten 20 Jahre sind die ursprünglichen Schilfbestände an Tümpeln, Weihern oder Fließgewässern stark zurückgegangen. Die typischen Feuchtgebietsgesell- schaften werden dort zunehmend durch nitrophile Hochstaudenfluren, vor allem der Brennnessel (Urtica dioica), verdrängt.

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3.4.1.2.4. Die Vegetation der Siedlungen

Die Siedlungen haben für die natürliche Pflanzenwelt insgesamt nur eine untergeordnete Bedeutung, da hier willkürliche Einflüsse des Menschen auf die natürliche Vegetation wohl am deutlichsten spürbar sind. Am ehesten besitzen Parkanlagen oder eingestreute Gehölzgruppen noch eine naturnahe Vegetation. Das betrifft zum Beispiel den Gutspark Untergreißlau, den Gutspark Storkau, das Singerholz und die Badanlagen Weißenfels (teilweise). In der Stadt Weißenfels prägen weiterhin die uferbegleitenden Gehölze der Saale das Stadtbild. Weitere bedeutende Gehölzflächen innerhalb von Ortslagen sind der Stadtpark, das Kämmereihölz- chen, der Klemmberg und der Brauereipark in Weißenfels. In den Ortsteilen sind innerhalb der Ortsla- gen keine geschlossenen, größeren Gehölzflächen vorhanden. Hier dominieren Siedlungsstrukturen mit aufgelockerter Bebauung mit Haus- und Nutzgärten, Dauerkleingärten, Erholungsgrundstücken sowie Kleinfeldern, weiterhin innerorts eine Reihe von Grünanlagen (Grünflächen mit Gehölzbestand) Des Weiteren sind in den Ortsrandlagen größere Kleingartenanlagen zu finden (vor allem in Weißen- fels, Langendorf, Schkortleben u.a.).

Jedoch sind Parkanlagen, Friedhöfe und Ziergärten bevorzugte Standorte zahlreicher fremdländischer Sträucher, wie Goldregen (Laburnum anagyroides), Flieder (Syringa vulgaris), Spiree (Spiraea ulmifolie), Rhododendron (Rhododentron hirsutum), Lebensbäumen (Thuja spec.) u.a., die allerdings bereits vor längerer Zeit bei uns als Ziersträucher eingebürgert wurden. Auch wurden in der Vergangenheit naturnahe Parkanlagen wie z.B. der Brauereipark Weißenfels durch großflächige Gebüschrodung und Baumfällungen nach dem landesweit leider immer noch ver- breiteten Verständnis für derartige Flächen "in Ordnung gebracht", so dass deren naturschutzfachli- cher Wert weitestgehen verloren ging (u.a. Verlust von Nachtigall und anderen Gebüschbrüter- Brutplätzen, Aufgabe des langjährigen Winterschlafplatzes der Saatkrähe mit bis zu 5.000 Individuen).

Ausgedehnte Streuobstbestände (Apfel, Birne, Pflaume) sowie Hausgärten verbinden die Ortsfluren mit der offenen Landschaft. Jedoch werden diese infolge Nutzungsauflassung kaum noch gepflegt, so dass diese zunehmend aus der Landschaft verschwinden.

In den Pflanzengesellschaften der Siedlungen sind oft stickstoffliebende Ruderalpflanzen, wie Weg- Malve (Malva neglecta), Wegerauke (Sisymbrium officinale), Schmalblättrige Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia), Schwarznessel (Ballota nigra) u.a. anzutreffen. Besonders verbreitet sind solche Pflanzen- gesellschaften, die relativ unempfindlich gegen Tritt und andere mechanische Beanspruchungen sind. Das betrifft u.a. die Breitwegerich-Vogelknöterich-Trittrasen Gesellschaft ( Plantagini- Polygonetum avicularis-Gesellschaft ) an stark begangenen trockenen Wegen sowie die Breitwegerich-Trittrasen- Gesellschaft (Plantagini-Lolietum ) auf nährstoffreichen Wegen und Plätzen. Für warme, trockene und mäßig stickstoffhaltige Standorte ist die Trespen-Mäusegersten-Gesellschaft (Bromo-Hordetrum) mit Mäuse-Gerste (Hordeum murinum) und Tauber Trespe (Bromus sterilis ) charakteristisch.

Innerhalb bzw. in unmittelbarer Nähe der menschlichen Siedlungen sind verstärkt Ruderalflächen, z.B. lange Zeit genutzte (inzwischen abgedeckte) Schuttplätze sowie (in den Jahren zunehmend) Industrie- brachen, vor allem durch nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Gebäude und Anlagen, zu finden. Auf solchen Standorten wachsen bevorzugt einjährige nitrophile Pflanzen aus der Familie der Knöterich- (Polygonacceae ), Gänsefuß- (Chenopodiaceae ), Kreuzblüten- (Brassicaceae ) und Korbblütengewäch- se (Asteraceae) . Besonders häufig sind Glanz-Melde (Atriplex nitens), Beifuß (Artemisia vulgaris), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Geruchlose Standkamille (Tripleurospermum inodorum), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris ) und verschiedene Klettenarten (Arctium spec .) sowie ebenfalls aus anderen Erdteilen eingeschleppte Arten, wie Krummer Amarant (Amaranthus retroflexus) , Strahlenlose Kamille (Matricaria chamomilla), darunter auch Problemarten wie aus der Kaukasusregion eingeschleppte Riesenbärenklau ( Heracleum mantegazzianum ).

______60 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.4.2. Die Tierwelt des Planungsgebietes

3.4.2.1. Tiergeographische Verhältnisse und Faunenzusammensetzung

Die Zusammensetzung der Fauna Mitteldeutschlands (und somit auch des Planungsgebietes) wird großräumig durch die westpaläarktisch-zentraleuropäische Lage bestimmt. Der Übergang vom atlanti- schen zum kontinentalen Klimaeinfluss bestimmt viele Arealgrenzen, so dass örtlich, auf so genannten „Wärmeinseln“, auch das Vorkommen mediterraner Arten möglich ist. Die gegenwärtige Fauna des gesamten Territoriums ist im Wesentlichen das Ergebnis paläozoologi- scher Entwicklungsprozesse in Verbindung mit den potentiellen und aktuellen ökologischen Rahmen- bedingungen, die zunehmend anthropogen geprägt sind. Paläozoologische Bedeutung hat vor allem die letzte Kaltzeit des Quartär (Weichsel-Glazial vor etwa 80.000 bis 8.000 Jahren) mit ihren oberflächengestaltenden Prozessen zur Entstehung der raumbe- deutenden terrestrischen und aquatischen Lebensräume sowie die darauf folgenden nacheiszeitlichen Perioden einschließlich der Kultivierung der Landschaft durch den Menschen bis zum heutigen Tag. Diese Faktoren haben die Aussterbe-, Artbildungs-, Auswanderungs- und Einwanderungsvorgänge beeinflusst und somit das gegenwärtige Faunenspektrum entscheidend geprägt.

Die Fauna des Territoriums setzt sich deshalb aus Elementen unterschiedlicher tiergeographischer Herkunft zusammen:

1. Aus Arten, die während der letzten Eiszeit nach Süden abgedrängt wurden und nach Rückgang des Eises das ursprüngliche Territorium erneut besiedelten. Das betrifft die Mehrzahl der vorkommen- den Arten.

2. Aus Arten des pontisch-mediterranen Verbreitungsraumes (Gebiet zwischen Mittelmeer uns Schwarzem Meer) wie Feldspitzmaus (Crocidura leucodon), Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposiderus), Großes Mausohr (Myotis myotis), Schleiereule (Tyto alba), Tigerlaufkäfer (Cicindela campestris) u.a. (als zweitgrößte Gruppe).

3. Aus Arten, die aus dem pontisch-pannonischen Raum (Gebiet zwischen Schwarzem Meer und den südosteuropäischen Steppengebieten) vordrangen, wie Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) , Tür- kentaube (Streptopelia decaocto ) u.a.

4. Aus Arten des atlantischen Raumes wie Hausspitzmaus (Crocidura russula), Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus), Steinmarder (Martes foina), Rabenkrähe (Corvus corone), Gartenbaum- läufer (Certhia brachydactyla ), Goldlaufkäfer (Carabus auratus) u.a.

Die aktuellen ökologischen Rahmenbedingungen der Fauna des Planungsgebietes werden sowohl durch die eher kleinflächig naturnahen Gebiete z.B. des Saaletales sowie der Bachtäler, der Feldge- hölze und gut strukturierten Hecken, der Saale-Altwasser bei Leißling und Uichteritz, Weißenfels und Wengelsdorf sowie des Tagebaurestgewässers "Kayna-Süd" bestimmt. In nicht unerheblichem Maße beeinflussen auch die weitestgehend ausgeräumten, strukturarmen Feldfluren im Planungsgebiet die Fauna (s.u.).

Besitzen die naturnahen Flächen des Planungsgebietes infolge ihres Strukturreichtums eine noch rela- tiv hohe Artenanzahl, sind die Flächen mit intensiver Landwirtschaft mit großen, maschinengerechten Schlägen und hohem Einsatz an Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln in den letzten Jahrzehnten faunistisch (und floristisch) weitestgehend verarmt.

Die Fauna im Planungsgebiet stellt jedoch punktuell noch ein wertvolles Artenpotential dar, das durch ökologische Stabilisierungsmaßnahmen (Biotopverbesserung, Biotopverbund u.a.) unbedingt zu för- dern ist. Speziell für anspruchsvolle Arten wäre ansonsten mittelfristig mit einem lokalen Aussterben zu rechnen. In besonderem Maße gefährdet sind vor allem Tierarten und -gruppen mit spezifischen Lebensraum- ansprüchen (Spezialisten), z.B. Fledermäuse, Lurche und Kriechtiere u.v.a. Nur wenige „Allerweltsarten“, d.h. solche mit einer vergleichsweise großen ökologischen Anpassungsbreite und mit geringer Bindung an spezielle Lebensraumansprüche (Generalisten/ Ubiquisten) profitieren von den Veränderungen in der Landschaft (z.B. Fuchs, Wildschwein). ______61 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Im Planungsgebiet vorkommende Tierarten ausgewählter Artengruppen zeigt Anlage 2. Des Weiteren erfolgen ergänzende, Angaben zur Fauna des Planungsgebietes im Rahmen der Kartierung der ge- setzlich geschützten Biotope (siehe dazu auch Anmerkungen Pkt. 3.6.6.).

3.4.2.2. Die Tierwelt der Wälder und Gehölze

Unter den großen Säugetierarten des Territoriums bewohnt das Reh (Capreolus capreolus) als häufige Art unterholzreiche Wälder, Waldränder und Feldgehölze im Planungsgebiet. Es ist jedoch auch oft auf Wiesen und Feldern anzutreffen, wenn kleinere Gehölze in der Nähe sind.

Das Wildschwein (Sus scofra) ist erst infolge des verbesserten Nahrungsangebotes auf den Feldern (z.B. Mais) in den letzten Jahrzehnten bei uns eingewandert. Es kommt vorwiegend als Wechselwild vor. Ein weiteres Ansteigen der Bestände ist zum Zeitpunkt nicht zu verzeichnen. Der Bestand des Rotfuchses (Vulpes vulpes) hat in den letzten Jahren trotz intensiver Bejagung örtlich stark zugenommen. Diese Tendenz ist u.a. in Zusammenhang mit der Tollwut-Immunisierung der Füchse zu sehen. Darüber hinaus ist der Fuchs als Überlebensstratege sehr gut in der Lage, sich den veränderten Bedingungen in der Kulturlandschaft optimal anzupassen. Zu beobachten ist, dass der Fuchs zunehmend auch urbane Räume besiedelt, da hier das Futterangebot oft günstiger ist. Damit verbunden sind u.a. eine Verringerung der Fluchtdistanzen. Als Vertreter der Marderartigen ist der Dachs (Meles meles) ebenfalls in waldigem oder zumindest gehölzreichem Gelände anzutreffen, da offensichtlich auch der Jagddruck auf die Tiere nachgelassen hat.

Wälder und Gehölze werden von einer Vielzahl kleinerer Säugetierarten bewohnt. Dazu gehört u.a. die Rötelmaus (Clethrionomys glareolus), die neben trockenen Eichenwäldern auch Gebüsche und He- cken bewohnt. Im gleichen Lebensraum sind sowohl Wald- (Apodemus sylvaticus) als auch Gelbhals- maus (Apodemus flavicollis) anzutreffen, wobei die Waldmaus, ungeachtet ihres Namens, ebenfalls Wiesen und Äcker besiedelt. Alle drei Arten springen und klettern gut. So ist z.B. die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis ) oft auch in Nistkästen zu finden. Die Wälder und Gehölze gehören zu den vogelreichsten Lebensräumen des Planungsgebietes. Insbe- sondere Wälder und Gehölze mit gut entwickelter Strauchschicht bieten zahlreichen Vogelarten Le- bensraum. Etwa 50 Brutvogelarten leben in den unterholzreichen Wäldern, in Feldgehölzen sowie Gebüschlandschaften. Häufigste Art der Wälder ist der Buchfink (Fingilla coelebs) mit 9-10 Brutpaaren je 10 Hektar (BP/10 ha), gefolgt von Amsel (Turdus merula) und Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit je 5-6 BP/10 ha. In den Feldgehölzen dominieren Star (Sturnus vulgaris ) (10 BP/10 ha) Buchfink (8-10 BP/10 ha), Blaumeise (Parus caeruleus) und Amsel (je 7-10 BP/10 ha). Charakteristische Vogelarten, die nur im Wald und z.T. noch in größeren Feldgehölzen vorkommen, sind z.B. Kernbeißer ( Coccothraustes coccothraustes ), Waldlaubsänger ( Phylloscopus sibilatrix ), Sumpfmeise (Parus palustris) und Waldbaumläufer (Certhia familiaris). Im Wald und in Gehölzen haben weiterhin Buntspecht (Dendrocopus major), Eichelhäher (Garrulus glaudarius ), Singdrossel (Turdus philomelos ), Garten- (Sylvia borin ) und Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) , Zilpzalp ( Phylloscopus collybita) und Fitislaubsänger (Phylloscopus trochilus) ihre Haupt- verbreitung, obgleich diese Vogelarten auch in der offenen Landschaft anzutreffen sind.

In den Feldgehölzen kann man neben den Vögeln des Waldes zusätzlich Arten antreffen, die lichte Baumbestände bevorzugen, wie Pirol (Oriolus oriolus), Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla ) oder Waldohreule (Asio otus) . In der dichten Strauchschicht der Feldgehölze finden u.a. Grünfink (Carduelis chloris), Zaungrasmücke (Sylvia curruca), Baumpieper (Anthus trivialis) und Nachtigall (Luscinia megarhynchos) gute Brutmöglichkeiten.

Auch der Rotmilan (Milvus milvus) errichtet seinen Horst bevorzugt in Feldgehölzen. Der Rotmilan gehört zu den gefährdeten Vogelarten. Von dem ursprünglich guten Bestand im Planungsgebiet (ca. 10-15 BP vor ca. 20 Jahren), brütet die Art nur noch vereinzelt im Planungsgebiet. Der Brutbestand beläuft sich aktuelle auf ca. 5-6 Brutpaare. Der Rückgang der Rotmilanbestände ist vor allem auf Ver- änderungen in der Landschaft zurückzuführen (geringerer Grünlandanbau, verstärkte Zunahme von Mais und Raps, s.o., und dadurch Verringerung des Nahrungsangebotes während der Jungenauf- zucht).

______62 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Der häufigste Greifvogel im Territorium ist jedoch der Mäusebussard (Buteo buteo), wobei auch hier die Bestände signifikant abgenommen haben. Zaunkönig (Troglodyten troglodytes ), Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) und Wacholder- drossel (Turdus pilarus) bevorzugen Gehölze, u.a.in Gewässernähe.

Wälder und Gehölze besitzen ebenfalls eine reiche Insektenfauna. Neben den Eulenfaltern, Spinnern, Schwärmern und Spannern, die vor allem nachts aktiv sind, kommen vereinzelt auch auffällige Tagfal- ter, wie der Trauermantel (Nymphalis antiopa), vor. Erwähnenswert ist der Landkärtchenfalter (Araschnia levana), der in je einer Frühjahrs- und Sommergeneration auftritt. Von den Baumwanzen ist die Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes ) auf Eichen und Erlen weit verbreitet. Auf Waldwegen oder unter Laub findet man häufig Laufkäfer, wie den Gold- (Carabus auratus ) oder den Hainlaufkäfer (Carabus nemoralis). Vereinzelt ist auch der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) , mit 40 mm Länge der größte mitteleuropäische Laufkäfer, anzutreffen. In den eichendominierten Wäldern um die Gemeinde Leißling ist auch noch der Hirschkäfer (Lucanus cervus ) vergleichsweise häufig anzutreffen.

3.4.2.3. Die Tierwelt der offenen Landschaft

Auf Äckern und Wiesen findet die Feldlerche (Alauda arvensis) als ursprünglicher Steppenbewohner zusagende Lebensbedingungen. Waren vor ca. 20 Jahren noch ca. 3 - 4 BP/10 ha anzutreffen, hat sich deren Anzahl ebenfalls drastisch reduziert, so dass heute z.T. nicht mal mehr 1 BP/ ha anzutref- fen ist. Lediglich auf Öd- und Brachland ist sie noch der häufigste Brutvogel, ebenso auf den offenen Flächen im Tagebaurestloch Kayna Süd (Gemarkung Reichardtswerben), da dort das Nahrungsange- bot günstiger ist. Weitere typische Kleinvogelarten der offenen Feldflur sind Bachstelze (Motacilla alba) und Schafstelze (Motacilla flava) , jedoch im Vergleich zur Feldlerche mit weitaus geringeren Brutdichten.

Das Rebhuhn (Perdix perdix), vor 20 Jahren noch relativ häufig anzutreffen, ist weitestgehend aus der Landschaft verschwunden. Der ungewöhnlich starke Rückgang wurde nachweislich durch die Intensi- vierung der Landwirtschaft verursacht, da sich auf den intensiv bearbeiteten Feldflächen (einschließlich der nur noch in geringerem Maße vorhandenen Saumstrukturen) kaum noch Blütenpflanzen und damit auch Insekten als Nahrungsgrundlage für Rebhühner (vor allem zur Jungenaufzucht) zu finden sind. Vorwiegend als Durchzügler ist der Kiebitz (Vanellus vanellus) im Frühjahr und Herbst auf Feldern und feuchten Wiesen in größeren Schwärmen anzutreffen. Bruten sind in den letzten Jahren im Pla- nungsgebiet nicht nachgewiesen worden.

Auffällig war im Territorium in den vergangenen Jahren die Zunahme des ursprünglich im Mittelmeer- raum sowie in Vorderasien beheimateten Bienenfressers (Merops apiaster) . War Anfang der 80iger Jahre des vorigen Jahrhunderts die Brut eines Bienenfresser bei Zeitz eine avifaunistische Sensation, so gab es im Jahre 2015 allein im Planungsgebiet im Bereich des Tagebaurestloches Kayna Süd so- wie in Kiesgruben über 30 Brutpaare. Ebenfalls nutzt die Uferschwalbe (Riparia riparia) Kiesgruben als Ersatzhabitate, wobei vor allem frisch angeschnittene Wände bevorzugt werden. In der Gemarkung Uichteritz besteht eine Kolonie mit ca. 90 Brutpaaren, eine weitere im Bereich des des Tagebaurestloches Kayna Süd.

Grundsätzlich bevorzugen zahlreiche, z.T. seltene Vogelarten die offene Flächen wie z.B das Tage- baurestloch Kayna Süd oder andere Abgrabungen als Brut- und Duchzugsgebiet (aus diesem Grunde auch Unterschutzstellung des Tagebaurestloches Kayna Süd als NSG sowie als Vogelschutzgebiet, siehe auch Pkt. 3.6.3. und 3.6.8.).

Der Feldhase (Lepus europaeus) kann als typischer Vertreter der Feldfluren bezeichnet werden, ob- wohl er vereinzelt auch in Waldrandbereichen bzw. Feldgehölzen anzutreffen ist. Im Ergebnis der landwirtschaftlichen Großproduktion hat auch der Feldhase starke Bestandseinbußen hinnehmen müssen und ist heute nur noch vereinzelt in der Feldflur anzutreffen. Die Bestände des Feldhamsters (Cricetus cricetus ) sind in den letzten 40 Jahren faktisch zusammen- gebrochen. Er ist heute gemäß Rote Liste Sachsen-Anhalt als vom Aussterben bedroht eingestuft und streng geschützt. Der Feldhamster ist ein deutliches Beispiel, wie eine früher massenhaft auftretende (und deshalb überall als Schädling verfolgte) Tierart innerhalb einer relativ kurzen Zeit durch intensive ______63 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Feldbearbeitungsmethoden fast ausgerottet wurde. Im Jahre 1969 lieferten die damals noch zum Teil professionell arbeitenden Hamsterfänger bei der Erfassungsstelle in Weißenfels noch 114.000 Hams- terfelle ab. Im Jahre 1974 sank die Zahl bereits auf 17.000 und 1980 betrug die Anzahl noch ganze 2.000 Felle. Der Zeitraum des Bestandszusammenbruchs der Art korreliert mit der Intensivierung der Landwirtschaft. Die Feldmaus (Microtus arvalis) als Nahrungsgrundlage zahlreicher anderer Tierarten ist überall noch relativ häufig anzutreffen, obwohl auch sie durch die Verwendung chemischer Mittel in der Landwirt- schaft stark bekämpft wird. Dies wirkt sich zum Teil auch negativ auf bestimmte Beutegreifer (u.a. Turmfalke, Schleiereule, Hermelin) aus. Signifikant konzentrieren sich Feldmausvorkommen haupt- sächlich an den Feldrändern, wo offensichtlich das Nahrungsangebot noch abwechslungsreicher ist. Zu beobachten ist, dass die Feldmauspopulationen stetig anwachsen, um dann auf ein Minimum zu- sammenzubrechen. Auf Trockenhängen, Öd- und Brachlandflächen ist vereinzelt noch die Zauneidechse (Lacerta agilis) , in lichten Gehölzen Blindschleiche (Anguis fragilis) als Vertreter der Klasse der Kriechtiere (Reptilia) an- zutreffen.

Der Grasfrosch ( Rana temporaria) und die Erdkröte (Bufo bufo) bevorzugen feuchte Standorte. Beide Arten kann man ebenfalls in krautreichen Waldabschnitten finden, die Erdkröte auch in der Nähe menschlicher Siedlungen (Gärten). Lurche und Kriechtiere gehören heute auf Grund zahlreicher umweltverändernder Maßnahmen wohl zu den am meisten gefährdeten Artengruppen des Gebietes. Zahlreiche Insektenarten sind in der offenen Landschaft anzutreffen. Auf ungedüngten, naturnahen Wiesen werden die vom Frühjahr bis in den Herbst hinein blühenden Kräuter besonders bei Sonnen- schein und Windstille von zahlreichen Nektar und Pollen sammelnden Hummeln, Bienen, Schlupfwes- pen, Schmetterlingen, Fliegen und Käfern aufgesucht. Vornehmlich auf den Doldengewächsen der Wegeränder und Ruderalfluren findet eine Vielzahl von Insekten, darunter verschiedene Weichkäferarten, wie der metallisch grün schimmernde Malachitkäfer (Malachius bipustulatus), Bockkäfer, wie der dunkle Halsgrubenbock (Criocephalus rusticus) oder Blutzikaden (Cercopis sangeninolenta) und Wiesenschaumzikaden ( Philaenus spumarius) noch güns- tige Bedingungen. Eine ausgeprägte Schmetterlingsfauna besitzen Magerrasen. Typisch für solche Standorte sind Wie- senbläuling ( Polyremmatus icarus ), Damenbrett (Melanargia galathea) oder die Berghexe (Hipparchia briseis ), ein bräunlich gefärbter Falter, der im Planungsgebiet die Nordgrenze seines Verbreitungsrau- mes erreicht. Weniger auffallend sind dort verschiedene kleinere Schmetterlingsarten aus der Familie der Widderchen (Zyganidae), wie das Steinbrechwidderchen (Zygaenea filipendulae) und das Fleisch- farbene Widderchen (Zygaenea carniolica) . Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon ), einer der auffälligsten einheimischen Tagschmetterlinge, ist nur noch in Einzelexemplaren im Planungsgebiet zu finden. Seine Raupe lebt an der Wilden Möhre (Daucus carota), die vor allem auf Wiesen sowie an Wald- und Wegrändern wächst. Die häufigsten Schmetterlinge sind Kleiner Fuchs (Aglais urticae) und Tagpfauenauge (Inachis io), deren Futterpflan- ze, die Brennnessel (Urtica dioica), relativ häufig anzutreffen ist. Insgesamt ist jedoch der Großteil aller Schmetterlingsarten im Bestand stark rückläufig, insbesondere die bunten Tagfalterarten infolge des Verschwindens zahlreicher blühender Wildpflanzen. Durch den o.g. Lebensraumverlust sind auch immer weniger Schmetterlinge anzutreffen.

Charakteristische Insektenarten trockener Standorte sind Heuschrecken, vor allem die grünlichen kurzflügeligen Feldheuschrecken (Acrididae) sowie Ödlandschrecken (Oedipodaceae) , die an extre- men Trockenstandorten, z.B. aufgelassenen Kiesgruben, zu finden sind. Ebenfalls auf Trocken- und Halbtrockenfluren anzutreffen sind Garten-, Stein- und Erdhummel (Bombus hortorum, B. Lapidarius, B. terestris ). Durch den verstärkten Biozideinsatz sind auch die Hummelarten in den letzten Jahren überall stark zurückgegangen. Das früher oftmals noch praktizierte Abbrennen von Wiesen, Wegrändern und Rainen, das zahlreiche Nester der Hummeln bzw. die über- winternden Königinnen zerstörte, ist jetzt im Frühjahr kaum noch zu beobachten.

Überall häufig ist die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) in krautreichen Abschnitten der offe- nen Landschaft anzutreffen. Weitere häufige Spinnenarten sind die Zebraspinne (Argyope bruennichi ) und die Glanzkreuzspinne (Singa nitidula). Die Weinbergschnecke ( Helix ponatia ), mit ca. 4 cm Durchmesser die größte europäische Landschne- cke mit Gehäuse, ist vor allem im Südteil des Planungsgebietes zu finden. Sie besitzt eine breite öko- ______64 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______logische Amplitude und ist sowohl auf Halbtrockenrasen als auch auf Feuchtwiesen, in Wäldern und Gebüschgruppen anzutreffen.

Feldraine, Hecken und sonstiges deckungsreiches Gelände der offenen Landschaft werden von den Marderarten Hermelin (Mustele erminea ), Mauswiesel (Mustela nivalis) und Iltis (Mustela putorius) bewohnt. Die Arten findet man auch in der Nähe menschlicher Siedlungen, zumal die Tiere große Akti- onsräume besitzen. Der Bestand dieser drei Arten ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückge- gangen.

Kleinere Gehölzgruppen sind ebenfalls Bestandteil der offenen Landschaft. In Feldgebüschen, Hohl- weg- und Böschungsvegetation, an Bahndämmen, in verwilderten Obstpflanzungen und anderen Übergangszonen zwischen den Gehölzen und der offenen Landschaft sind bis zu 38 Vogelarten zu Hause. Hauptverbreitung haben hier Hänfling (Carduelis cannabina) , Dorngrasmücke (Sylvia communis) und Elster (Pica pica). Der Neuntöter (Larius collurio) - ebenfalls ein Charaktervogel der Gebüschlandschaft - hat im Planungsgebiet noch einen sehr guten Bestand.

Sowohl in den Feldgehölzen als auch in den vorhandenen Baumgruppen der offenen Landschaft brü- ten u.a. Mäusebussard (Buteo buteo) , Ringeltaube (Columba palumbus ) und Rabenkrähe (Corvus corone).

Der Fasan (Phasianus colchicus) findet in Feldhecken-, Gehölz- und Feuchtgebietsflächen (wenn die- se etwa zu gleichen Anteilen in der Landschaft verteilt sind) optimalen Lebensraum. Zur Erhöhung des Niederwildbestandes wurden und werden z.T. noch eine Anzahl Tiere ausgesetzt. Leider zeigen die in menschlicher Obhut aufgezogenen Vögel oft Verhaltensstörungen (geringe Fluchtdistanzen) und wer- den so leichte Beute von Fuchs und anderen Beutegreifern.

3.4.2.4. Die Tierwelt der Feuchtgebiete

Schilf- und Seggenbestände an offenen Wasserflächen oder sumpfigen Senken der Feuchtgebiete sowie die Vegetation der Verlandungsflächen an Alt- und Tagebaurestgewässern bieten spezialisierten Vogelarten, wie der Rohrammer ( Emberiza schoeniclus) oder dem Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) Lebensraum, der Sumpfrohrsänger ist auch in feuchten bis frischen Hochstaudenfluren zu finden (z.B. auch in Brennnesselbeständen). Ausgedehnte Schilfflächen sind im Planungsgebiet nicht vorhanden. Lediglich im Bereich des Tage- baurestgewässers Kayna Süd (Gemarkung Reichardtswerben) sowie im Bereich des Saale-Altwassers Tepnitz und der Erdenlöcher (beide Gemarkung Wengelsdorf) sind noch gut ausgeprägte Schilfbe- stände zu finden. Durch den Gewässeranstieg im Tagebaurestloch Kayna Süd ist allerdings die Schilffläche um ca. 50 % zurückgegangen. Die Große Rohrdommel (Stella botaurus) hat dort daher ihr langjähriges Brutgebiet aufgegeben. Auch von der Rohrweihe (Circus aeroginosus ) ist nur noch ein Brutpaar vorhanden. Be- merkenswert ist im Bereich der Uferböschung des Tagebaurestgewässers Kayna Süd auch eine Kolo- nie der Uferschwalbe (Riparia riparia). Der Eisvogel (Alcetho atthis) war vor ca. 20 Jahren mit mindestens 3 - 4 BP im Planungsgebiet vertre- ten. Die bekannten Brutplätze waren in den letzten Jahren nicht mehr besetzt, obwohl die Art noch vereinzelt an der Saale und den Saale-Altwässern zu beobachten ist.

Die Bachstelze (Motacilla alba) ist sowohl in Gewässernähe als auch auf Äckern und Wiesen (s.o.) anzutreffen. Ein häufiger Vertreter der Fließgewässer (und größerer Standgewässer) ist die Bisamratte ( Ondrata zibethica). Ihre Heimat ist eigentlich Nordamerika. Sie wurde 1905 bei Prag ausgesetzt und hat sich inzwischen über ganz Mitteleuropa verbreitet. Auch der Waschbär ( Procyon lotor ) aus der Familie der Kleinbären, ursprünglich nur in Mittel- und Nordamerika beheimatet, hat inzwischen einen festen Platz in unserer heimischen Fauna erobert, nachdem er aus Pelztierfarmen und Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde. Waschbären bevorzugen die Nähe von Gewässern und sind inzwischen immer mehr wegen des dort günstigen Futterangebotes in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen. Sie sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, was der Hauptgrund dafür ist, dass man sie in freier Natur nur selten zu Gesicht bekommt. Bemerkenswert ist die Zunahme von Beobachtungen von Spuren des Bibers (Castor fiber) an der Saa- le, die mit der allgemeinen Ausbreitungstendenz der Art in Verbindung stehen. ______65 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die Gewässer werden, vor allem in der Laichzeit von März bis Juli, bevorzugt von verschiedenen Lurcharten aufgesucht. Der Teichfrosch (Rana esculenta) , früher an jedem Gewässer häufig, ist noch in Einzelexemplaren an Kleingewässern, Tümpeln, und Gräben anzutreffen. Auch der Teichmolch (Triturus vulgaris) kommt noch in einigen Gewässern vor. Vereinzelt ist auch noch der bis zu 15 cm lange Kammmolch (Triturus cristatus) im Planungsgebiet (Gemarkungen Weißenfels und Leißling) zu finden. Von den bei uns vorkommenden Kriechtieren lebt nur die Ringelnatter (Natrix natrix) in Gewässernähe, obwohl diese Art auch in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen ist (die Ringelnatter bevorzugt u.a. Komposthaufen zur Eiablage). Mit dem drastischen Rückgang ihrer Nahrungstiere - Frösche und Molche - verschlechterten sich zwangsläufig auch die Lebensgrundlagen der Ringelnatter. In den letz- ten Jahren konnten deshalb nur noch sehr selten Ringelnatterbeobachtungen im Planungsgebiet ge- macht werden. Die Kreuzotter kommt im Planungsgebiet nicht vor.

Die Fischfauna spielt in den größeren Gewässern des Planungsgebietes – insbesondere der Saale - eine Rolle. An Angelgewässern ist die Fischfauna im Regelfall gut bekannt. Verschmutzung und tech- nischer Ausbau der Gewässer hatten sich allerdings negativ auf Anzahl und Artenzusammensetzung ausgewirkt. Besonders gingen Wanderfischarten sowie alle die Arten sehr stark zurück, die sauerstoff- haltiges Wasser mit sauberem Kiesuntergrund bevorzugen (Kieslaicher). Diese Bedingungen fehlen im Saaleabschnitt des Planungsgebietes weitestgehend und beschränken sich am Mittellauf der Saale vor allem auf die Unterwasserabschnitte der Wehre. Die Gewässsermorphologie der Saale im Planungsgebiet begünstigt weniger empfindliche Arten, wie Plötze (Rutilus rutilus), Güster (Blicca björka) und Blei (Abramis abramis). Weitere häufige Fischarten der Saale sind Rotfeder ( Scardinius erythrophtalmus ), Flussbarsch (Percea fluviatilis) und Hecht (Esox lucius). In der Saale zwischen Halle und der Landesgrenze zu Thüringen wurden inzwischen wieder 29 Fisch- arten nachgewiesen, darüber hinaus noch 7 (nichtheimische) eingebürgerte Arten (E BEL , 2009). Bemerkenswert ist dabei das Vorkommen bzw. die Zunahme wertgebender rheophiler (strömungslie- bender) kieslaichender Arten wie Äsche (Thymalus thymalus), Barbe (Barbus barbus), Elritze (Phoxinus phoxinus) ,und Zährte (Vimba vimba) als stark gefährdet bzw. de r Nase (Chondrostoma nasus) als vom aussterben bedrohter Art gemäß Rote Liste der Fische und Rundmäuler (Pisces et Coclostomata ) des Landes Sachsen-Anhalt (KAMMERAD ET AL , 2004). Hinsichtlich der fischereibiologischen Fließgewässertypisierung ist die Saale im Planungsgebiet der Barbenregion zuzuordnen (E BEL , 2009 und EBEL , mdl,).

Die übrigen Fließgewässer des Planungsgebietes sind weitestgehend frei von Fischvorkommen, da eine geringe Wasserführung, Verschmutzung und technischer Ausbau (s.o.) einer Fischfauna kaum Lebensbedingungen bietet. Lediglich der Klostergaben (Gemarkung Leißling) dient im geringem Maße dem Dreistachligen Stichling ( Gasterosteus aculeatus ) sowie Jungfischen noch als Lebensraum. Die größeren Standgewässer wie das Saale-Altwasser Pferdeschwemme bei Leißling, Saale- Altwasser bei Lobitzsch, das Saale-Altwasser Tebnitz bei Wengelsdorf sowie das Tagebaurestgewäs- ser Kayna Süd bieten ebenfalls einer Fischfauna zusagenden Lebensraum (das Tageburestgewässer allerdings nur bedingt infolge des vergleichsweise geringen ph-Wertes infolge der vor 1990 durchge- führten Verspülung von Kraftwerksasche). Das betrifft allerdings vor allem. weniger empfindliche, stagnophile ((stehende bzw. langsam fließende Gewässe liebende) Arten mit größerer ökologischer Amplitude. Für stagnophile Arten mit spezifischen Lebensraumansprüchen wie Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), Karausche (Carassius carassius), Moderlieschen (Leucaspius delineatus) oder Schlamm- peitzger (Misgurnus fossilis), die gemäß Rote Liste der Fische und Rundmäuler ( Pisces et Coclostomata ) des Landes Sachsen-Anhalt (KAMMERAD ET AL , 2004) gefärdet bzw. stark gefährdet sind, besteht infolge der zunehmenden Verlandung der Saale-Altwässer ein besonderes Gefährdungs- potenzial. Die Bestände des Aals (Anguilla anguilla) befinden sich sich auf einem historischen Minimum und zei- gen keinerlei Anzeichen von Erholung. Die Einwanderung von Jungaalen aus dem Laichgebiet im Sargassomeer bezogen auf die Jahre 1960-79 um 99 % abgenommen (http://fischbestaende.portal- fischerei.de/Faofanggebiete/?c=area&a=faostock&sgroup_id=28&farea_id=6&stock_id=307). Die Art würde ohne die durchgeführten Besatzmaßnahmen aussterben.

Verschiedene Vertreter der Schlank-, Klein- und Großlibellen leben ebenfalls in der Nähe von Gewäs- sern, obwohl sie auch kilometerweit vom Wasser entfernt anzutreffen sind. Bemerkenswert sind hier ______66 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______die Ausbreitungstendenzen der stark gefährdeten Arten Grüne Flussjungfer (Ophiogompus cecilia) und Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus), die saubere, sauerstoffreiche Gewässer bevorzugen und inzwischen vor allem im Bereich der Saale-Wehre geeignete Reproduktionshabitate finden.

In den sauberen Kleingewässern des Planungsgebietes (z.B. Mehlteiche/Gemarkung Leißling) kann man u.a. Wasserinsekten, wie den zu den Wasserwanzen zählenden graubraunen, stark abgeplatte- ten Wasserskorpion (Nepa cinerea) , die langgestreckte Stabwanze (Ranatra linealis) oder den Gemei- nen Rückenschwimmer (Notonecta glanca) finden. Ebenfalls zur Ordnung der Wanzen gehört der Wasserläufer (Gerris lacustris) , der häufig auf der Wasseroberfläche stehender oder langsam fließen- der Gewässer zu finden ist. Alle Wasserinsekten haben auf Grund der Wasserverschmutzung seit 1960 etwa 80 Prozent ihres Bestandes eingebüßt.

Der Amerikanische Flusskrebs (Astacus fluviatilis) wurde 1880 bei Berlin ausgesetzt, nachdem die Krebspest in den 80er Jahres des 19. Jahrhunderts die Bestände des einheimischen Edelkrebses (Astacus astacus) fast vollständig vernichtete. Obwohl der Amerikanische Flusskrebs mit relativ leich- ter Wasserverschmutzung und geringem Sauerstoffverbrauch auskommt, findet er heute nur noch in den quellreichen Saale-Altwässern bei Leißling (Pferdeschwemme, Waldbad) Überlebenschancen. Infolge Verschmutzung der Gewässer und dem damit verbundenen Sauerstoffmangel ging auch die Zahl der im Wasser lebenden Weichtiere zurück. Die Teich- (Anodouta cycuaea) und Flussmuschel (Unio tumidos ) ist in den Saale-Altwässern nur noch äußerst selten anzutreffen. Auch Spitz- (Lymnaea stagnalis) und Sumpfschlammschnecke (Galba palustris), Posthorn- (Planorcarius corneus) sowie Sumpfdeckschnecke (Vivparus vivparus) waren noch vor 30 Jahren in allen Saale-Altwässern und anderen Stillgewässern noch häufig, sind aber heute aus o.g. Gründen kaum noch zu finden. Inwieweit sich die vorhandenen Restbestände bei Verbesserung der Wassergüte wieder regenerieren können, ist noch nicht abzusehen, zumal gerade die (relativ) kleinen Stillgewässer des Planungsgebietes im- mer unter Nährstoffeintrag (u.a. auch aus der Luft verursacht) leiden. In fast allen Stillgewässern des Planungsgebietes ist bei Anstieg der Wassertemperaturen in den Sommermonaten eine starke Ver- mehrung von Grünalgen (sog. „Algenblüte“) zu beobachten, die mit einer starken Sauerstoffzehrung im Gewässer einhergeht. Zahlreiche Wasserinsekten und andere Vertreter der Wirbellosen können dann nicht überleben.

3.4.2.5. Die Tierwelt der Siedlungen

Ländliche Siedlungen mit typisch dörflichen Strukturen (Hofanlagen mit Scheunen und Ställen, Bau- erngärten etc.) weisen ein vielfältiges Biotopmosaik auf. Zahlreiche Tierarten haben sich in unmittelba- rer Nähe der Siedlungen als Kulturfolger dem Menschen angeschlossen. Durch die zunehmende Ver- städterung der Dörfer, d.h. Aufgabe der Landwirtschaft und bevorzugte Einrichtung reiner Wohnflä- chen, sind auch diese Kulturfolger des ländlichen Raumes zunehmend im Bestand gefährdet.

Zahlreiche Vogelarten bevorzugen menschliche Siedlungen. Haussperling (Passer domesticus) und Amsel (Turdus merula) sind dominierende Arten. Der Haussperling ist die häufigste Vogelart in den Städten und Dörfern. Seine Bestände sind jedoch in den letzten 25 Jahren signifikant zurückgegangen. Er wurde daher im Jahre 2004 in die Rote Liste der bestandsgefährdeten Vogelarten des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen (Status: Vorwarnliste). Die Amsel wurde noch vor ca. 100 Jahren als scheuer Waldbewohner beschrieben, und ist jetzt in menschlichen Siedlungen mit sehr geringer Fluchtdistanz häufig vertreten. Hier wird deutlich, dass auch unsere Tierwelt ständigen Veränderungen unterliegt.

An Gebäuden sind vor allem solche Vögel anzutreffen, die ursprünglich Felsen als Lebensräume be- anspruchten. So Turmfalke (Falco tinnunculus), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) , Mauerseg- ler (Apus apus) sowie die ursprünglich von der Felsentaube ( Columba livia ) abstammenden, verwilder- ten Haustaube ( Columba livia forma domestica ). Die Mehlschwalbe (Delichon urbica) nistet an den Außenfassaden von Gebäuden. Im Gegensatz dazu errichtet die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) ihr Nest stets im Inneren von Gebäuden. Beide Schwal- benarten sind durch die Aufgabe der Landwirtschaft sowie durch den Umbau der Häuserfassaden stark rückläufig, die Rauchschwalbe sogar noch stärker als die Mehlschwalbe. Ebenfalls in den Siedlungen ist die etwas kleinere, hellbraune Türkentaube (Streptopelia decaocto) anzutreffen. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist Süd- und Kleinasien sowie der Süden der Bal- ______67 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______kanhalbinsel. Von dort aus hat sie sich etwa seit 1930 explosionsartig nach Norden und Westen aus- gebreitet. Der erste Brutnachweis in unserem Territorium erfolge 1957; z.Z. geht der Bestand jedoch wieder zurück, obwohl sich die Lebensbedingungen dieser Art in den menschlichen Siedlungen (offen- sichtlich) nicht verschlechtert haben.

Auch die Schleiereule (Tyto alba) hat sich als Kulturfolger eng an menschliche Siedlungen ange- schlossen. Sie nutzt vorzugsweise Kirchtürme und Scheunen als Tagesschlafplatz. Ihr Bestand ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen. Durch Ausbau- und Aufräumungsarbeiten sowie durch das Schließen von Luken und Öffnungen an Gebäuden (vor allem zum Verhindern des Einfluges von verwilderten Haustauben) wurden oft unbeabsichtigt die Schlaf- und Nistplätze der Schleiereule besei- tigt. Beobachtungen zeigen, dass die Schleiereule bevorzugt auch Trafohäuschen (wenn Einflugmög- lichkeiten vorhanden sind) als Brutplatz auswählt. Der artenschutzgerechte Umbau von nicht mehr genutzten Trafohäuschen nutzt daher der Schleiereule (sowie anderen Arten, wie Turmfalke). Für Diskussionen sorgen immer wieder in den Siedlungen Elstern (Pica pica) und Rabenkrähen (Corvus corone) , die als Bruträuber bei Singvogelarten verschrien sind. Eine signifikante Zunahme beider Arten in den letzten Jahren kann insgesamt nicht bestätigt werden, obwohl Elstern wahrschein- lich infolge des Verlustes von Gehölzen in der freien Landschaft zunehmend in oder in unmittelbare Nähe von Ortslagen ihre Nester bauen. Durch den näheren „Anschluss“ an menschliche Siedlungen entsteht der Eindruck einer Bestandszunahme. In erster Linie fallen der Elster und der Rabenkrähe (wenn überhaupt) die Bruten häufiger Vogelarten wie z.B. Amsel zum Opfer, vor allem wenn deren Nester schlecht getarnt sind, da in den naturfernen Ziergärten (z.B. in Koniferen) oft die notwendige Deckung fehlt. Die für die Stadt Weißenfels typische Brutkolonie der Saatkrähe (Corvus corone) mit ihren Teilkolonien an verschiedenen Standorten hat in den letzten Jahren beständig abgenommen ist inzwischen auf nur noch wenige Brutpaare zusammengeschmolzen.

Der Weißstorch (Ciconia ciconia) brütet seit 1976 mit wechselndem Bruterfolg, jedoch regelmäßig, in der Ortslage Lobitzsch/Gemarkung Uichteritz. Auch zwischen Kriechau und Schkortleben gab es meh- rere Jahre eine Weißstorchbrut. Der Brutplatz ist inzwischen verwaist. Eine Brut auf einem Fabrik- schornstein in Weißenfels verlief 2013 erfolglos (wahrscheinlich wegen derdamaligen Schlechtwetter- periode). Im Frühjahr 2014 wartet dort nur noch ein Storch vergeblich auf einen Brutpartner. Insgesamt können in den Siedlungen über 60 Brutvogelarten nachgewiesen werden.

Bei der Säugetierfauna ist der Igel (Erinaceus europaeus) im Territorium noch relativ häufig. In hohem Maße stellt inzwischen der Straßenverkehr eine ernsthafte Bedrohung der Igelbestände dar. Stellen- weise können bis zu 80-90 % der Igelbestände dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Langfristig ist daher auch mit einem lokalen Verschwinden des Igels zu rechnen. Haus- (Crocidura russula) und Feldspitzmaus (Crocidura leucoderos) bevorzugen sonnige, geschützte Lagen mit niedriger, lockerer Vegetation, wobei vor allem die Hausspitzmaus ganzjährig auch in Stall- anlagen, Scheunen und Häusern anzutreffen ist. Über das Vorkommen der einzelnen Fledermausar- ten im Planungsgebiet ist nur wenig bekannt. Bedingt durch die immer noch vorhandenen Vorbehalte gegenüber diesen Tieren werden zahlreiche Vorkommen nicht bekannt gegeben oder vernichtet. Fle- dermäuse sind die gegenwärtig wohl am meisten bedrohte Säugetiergruppe. Alle bei uns im Territori- um (noch) vorkommenden Fledermausarten wurden daher in die Rote Liste der bestandgefährdeten Tierarten des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen. Der Steinmarder (Martes foina) bevorzugt als Lebensraum Böden, Scheunen, Schuppen, Lauben o.ä. Er ist erstaunlich anpassungsfähig, so dass sein Bestand, trotz intensiver Nachstellung in Vergangen- heit und Gegenwart, kaum gefährdet ist. Verluste sind jedoch zunehmend durch den dichten Straßen- verkehr zu verzeichnen. Auch sind Fuchs (Vulpes vulpes) und Waschbär (Procyon lotor) zunehmend in menschlichen Siedlun- gen anzutreffen. Insbesondere die in Amerika beheimateten und in Deutschland in wenigen Exempla- ren ausgesetzten Waschbären haben sich in den letzten Jahren drastisch vermehrt (siehe auch Pkt. 2.3.). Von den Amphibien und Reptilien bewohnt die Erdkröte (Bufo bufo) in ländlichen Siedlungen vor allem Gärten an den Ortsrändern, wenn geeignete Laichgewässer in der Nähe sind. Eine Reihe von Dorf- und Feuerlöschteichen sowie Regenrückhaltebecken - auch wenn technisch verbaut - bilden die oft letzten Laichgewässer für einheimische Lurche, insbesondere für Erd-, Wechsel- und Knoblauchkröte. Die Unterhaltung der Kleingewässer, insbesondere eine regelmäßige Entschlammung im Zeitraum von mindestens 15 Jahren, sind von besonderer Bedeutung für den Erhalt der heimischen Lurcharten.

______68 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Auch zahlreiche Insektenarten sind in der Nähe menschlicher Siedlungen zu finden. Erwähnenswert ist der Nashornkäfer (Oryctes nasioruis), zweifellos der auffälligste Käfer unserer Heimat, dessen Larven (Engerlinge) z.T. in großer Anzahl in Komposthaufen zu finden sind. Auffällig ist auch in den letzten Jahren der verstärkte Einflug des Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) , einer Schmetter- lingsart aus der Familie der Schwärmer, die in Südeuropa, vor allem im Mittelmeergebiet, heimisch ist. Diese Schmetterlinge wurden von vielen erst für Kolibris gehalten, da sie auch vorwärts und rückwärts fliegen und im Schwirrflug vor den Blumen stillstehen, aus deren Blüten sie mit ihrem langen Rüssel Nektar saugen. Ob die Tiere die Vorboten der diskutierten Klimaerwärmung sind, ist nicht sicher.

Menschliche Siedlungen bieten trotz ständiger Beeinflussung einer Reihe von speziell an solche Be- dingungen angepassten Tierarten Lebensraum. Zum Teil sind dies Ersatzlebensräume anderweitig verloren gegangener Gehölz-, Brachland- und Felsenbiotope.

3.5. Landschaftsbild und Landschaftserleben

Das Landschaftsbild wird vor allem durch die Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft ge- prägt. Unter dem Landschaftsbild wird die sinnlich-wahrnehmbare Erscheinungsform von Natur und Landschaft verstanden. Grundlagen des Landschaftsbildes sind dabei vor allem reale Landschaftselemente mit den Faktoren Relief, Vegetation, Gewässer, Nutzungsstrukturen, Baustrukturen, Erschließungsstrukturen u.a. Diese Erscheinungsformen des Landschaftsbildes werden jedoch subjektiv ästhetisch wahrgenommen. Als Eigenwerte einer Landschaft gelten vor allem (nach HOISL ET AL . 1991):

− die Vielfalt

mit der Dichte bzw. Abfolge verschiedener linienhafter, punktförmiger oder flächiger Elemente einer Landschaftseinheit, der Wechsel der Flächennutzung sowie positive und negative Faktoren in der Landschaft

− die Naturnähe

mit Flächen unterschiedlicher Natürlichkeit/Naturnähe in der Landschaft, die vor allem durch die unterschiedlichen Nutzungsformen geprägt sind

− die Eigenart als spezifische Komponente der Landschaft.

Weitere Bewertungskriterien sind die Einzigartigkeit und Unersetzlichkeit der Landschaft z.B. auf Grund ihrer landesweiten Bedeutung, die Seltenheit (vor allem im Bezugsraum) sowie die Repräsenta- tivität als Widerspiegelung eines typischen Landschaftsraumes. Die genannten Bewertungskriterien des Landschaftsbildes sind vor allem für den Erholungs- und Er- lebniswert der Landschaft von Bedeutung. Darüber hinaus sind Faktoren wie vorhandene Umweltbe- lastungen und Umweltschäden, die nachhaltige Nutzbarkeit eines Landschaftsteils (z.B. Betretbarkeit) sowie die vorhandene freizeitrelevante Infrastruktur speziell für die Erholungsfunktion von Bedeutung.

Hinsichtlich ds Kriteriums Vielfalt ist das Landschaftsbild des Planungsgebiet in den vorhandenen Landschaftseinheiten (siehe Pkt. 2.3.) kleinräumig sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dominierend ist dabei das Saaletal, welches sich als breites Flusstal von Südwesten nach Nordosten durch das Pla- nungsgebiet erstreckt.

Südlich der Ortslage Weißenfels domininieren die vergleichsweise steilen Buntsandsteinhänge in den Gemarkungen Uichterittz, Markwerben und Burgwerben linkssaalische sowie rechtssaalisch in der Gemarkung Leißling und der Gemarkung Weißenfels das Saaletal. Die Saale hat sich hier bis zu 50 m tief in den Buntsandstein eingeschnitten, der z.T. an den Hängen oberflächennah ansteht

Die Hänge des Saaletales sind südwestlich der Ortslage Weißenfels bzw. der Ortslage Lobitzsch be- waldet, wobei der vorhandene Eichen-Hainbuchen-Wald (mit hohem Lindenanteil) im Wesentlichen ______69 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______der potenziell natürlichen Vegetation entspricht. Vielfach sind infolge Holzeinschlag und Stockaustrieb Niederwaldstrukturen noch erkennbar (insbesondere im Bereich Eichberg zwischen Weißenfels und Leißling). Die Gehölze zeichnen sich durch eine große Naturnähe aus. Bis in das 19. Jahrhundert hin- ein erfolgte hier auf Steilhabnglagen an süd bzw. südwestexponierten Hängen auch Weinbau (der in der Gemarkung Burgewerben heute noch fortgesetzt wird).

Mit den galeriewaldartig die Saale begleitenden Gehölzen und mit den Saaleinseln durchzieht die Kernstadt Weißenfels ein nahezu geschlossenes grünes Gehölzband (besonders eindrucksvoll sicht- bar von den Aussichtpunkten Bergschule oder Schlossterrasse). Eine Reihe von Parkanlagen bilden weiterhin großflächig innerstädtische Grünzonen (siehe Pkt. 4.5.). Im Vergleich mit anderen Städten in Sachsen-Anhalt wird die Ortslage Weißenfels in besonderem Maße durch Grünzüge geprägt. In der Weißenfelser Neustadt besteht allerdings ein Defizit an inner- städtischen Grün (hier ist lediglich am Mühlberg ein geschlossener Gehölzbetsand vorhanden). In der Saale-Aue befinden sich im Südwestteil des Planungsgebiets sowie bei Wengelsdorf weiterhin einige Saale-Altwasser mit Resten der Weichholzaue und Verlandungszonen, die aus naturschutzfach- licher Sicht sowie hinsichtlich des Landschaftbildes und des Landschaftserlebens eine besondere Be- deutung für das Planungsgebiet besitzen. Weiterhin sind Grünland und Streuobstbestände prägende Landschaftselemente des Saaletales. Der Weiße Berg zwischen Leißling und Weißenfels hat die einzigen Flächen von Calluna-Heide des Planungsgebietes aufzuweisen und besitzt daher neben der naturschutzfachlichen Seite auch eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild Allerdings sind die vorhandenen Heidebestände infolge Verbuschung durch Nutzungsauflassung (Schafhutung) zunehmend vom Rückgang betroffen.

Nördlich von Burgwerben weitet sich das Saaletal in den Gemarkungen Schkortleben, Großkorbetha und Wengelsdorf zur Leipziger Tieflandsbucht hin auf, so dass die Hangkanten nur noch 20 bis 30 m über der Talsohle der Saale liegen. Hier tritt der Charakter einer breiten Flussaue deutlicher hervor. Die Hänge sing nur noch in geringem Maße bewaldet (Aufforstung am Tschirnhügel/Gemarkung Wei- ßenfels, Gniebendorfer Hölzchen/Gemarkung Großkorbetha). Infolge der geringeren Hangneigungen erfolgt hier vorzugsweise landwirtschaftliche Nutzung (in der Gemarkung Schkortleben auch Weinbau).

Auch in den Ortslagen der Ortsteile sowie daran angrenzend befinden sich ebenfalls zahlreiche Grün- züge (Streuobswiesen, Gehölze, Grünland etc.), besonders ausgeprägt in den Ortsteilen Großkorbe- tha, Langendorf, Leißling, Markwerben, Schkortleben, Storkau, Uichteritz und Wengelsdorf. In den Ortsteilen Burgwerben, Borau, Tagewerben und Reichardtswerben bestehen hier noch Defizite in umittelbarer Nähe der Ortslagen.

Die Weinberge in Burgwerben sowie Kriechau/Schkortleben unterstreichen die Eingenart der Kultur- landschaft des Planungsgebietes.

Landschaft, Kultur und Geschichte fügen sich im Saaletal zu einem einzigartigen Erscheinungsbild zusammen. Die Flussaue mit ihren Altwassern, den Resten der ursprünglichen Weichholzaue, mit Streuobstwiesen, Weiden und den angrenzenden Hangwäldern sowie Weinbergen bilden im Saaletal ein einzigartiges Naturensemble. Große Teile des Saaletales und angrenzender Flächen erfüllen des- halb außerhalb der Ortslagen hohe Wert- und Schutzkriterien. Sie wurden daher großflächig als Land- schaftsschutzgebiet unter Schutz gestellt (siehe auch Pkt. 3.6.1.).

Das Saaletal südwestlich von Weißenfels ist wegen seiner besonderen Bedeutung für die Erholung ebenfalls Bestandteil des Naturparks "Saale-Unstrut-Triasland".

Das Bachtal des Greißlaubaches und des Weidenbaches (insbesondere zwischen Kößlitz-Wiedebach und Langendorf) sowie des Muttlaubaches (Muttlauer Schweiz) in der Gemarkung Langendorf sowie die linkssalischen Erosionstäler in Markwerben (Markwerbener Schweiz und Salpeterhütte), Storkau (Schwarzenborn und Lanzengrund) sowie in Uichteritz (Prießiggrund) besitzen kleinflächige, ebenfalls gut ausgeprägte naturnahe Strukturen mit Hecken, Feldgehölzen, Streuobstbeständen und Halbtro- ckenrasen. Insgesamt tragen die Bach- und Erosionstäler mit ihrer Vielfalt und oftmals kleinflächigen Abfolge von naturnahen Landschaftselementen in der ansonsten stark ausgeräumten Agrarlandschaft wesentlich zur Eigenart und Vielfalt des Landschaftsbildes bei.

______70 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Rechts der Saale werden die übrigen Areale des Planungsgebietes außerhalb des Saaletales in den Gemarkungen Leißling, Langendorf, Weißenfels und Großkorbetha (Kleinkorbetha) großflächig von der Landschaftseinheit der Lützen-Hohenmölsener Platte eingenommen, einer flachwelligen Fläche, die nach Süden hin langsam ansteigt. Links der Saale gehören die Hochflächen außerhalb des Saale- tales in den Gemarkungen Storkau, Uichteritz, Markwerben, Weißenfels, Tagewerben, Reichardtswer- ben, Burgwerben, Schkortleben, Großkorbetha und Wengelsdorf zur Landschaftseinheit der Qerfurter Platte, ebenfalls einer flachwelligen Fläche, die in Richtung West leicht ansteigt.

Sowohl im Bereich der Lützen-Hohenmölsener Platte als auch der Querfurter Platte beherrschen mit Ausnahme weniger Gehölzgruppen und Baumreihen (in besonderem Maße nennenswert ist hier der Gehölzbestand im Ried/Gemarkung Schkortleben) weitestgehend ausgeräumte, strukturarme Land- wirtschaftsflächen das Landschaftsbild. Von diesen Flächen geht insgesamt eine geringere Erlebnis- wirkung aus. Ihnen wird daher eine allgemeine bedeutung für die Erholung zugeordent (siehe dazu auch Pkt. 4.13.).

Eine besondere Bedeutung für das Landschaftserleben besitzt jedoch im Bereich der Querfurter Platte das Tagebaurestloch Kayna/Gemarkung Reichardtswerben, das allerdings wegen seiner Unterschutz- stellung (siehe auch Pkt. 3.6.1.) als Naturschutzgebiet sowie als EU-Vogelschutzgebiet (und als ehe- maliges Bergbaugelände) nicht betreten werden darf. Allerdings führt ein Rundweg (mit Aussichtstür- men) um das Tagebaurestloch und vermittelt auch hier ein entsprechendes Landschaftserleben

Stark negativ auf das Landschaftsbild und Landschaftserleben wirken hier auch die großflächigen Ausweisungen von Windeignungsflächen im Rahmen der Regionalplanung (REP, 2010)

• VRG XVIII "Großkorbetha West" (Gemarkung Großkorbetha) nördlich der Kreisstraße K 2170 am Fuchsberg westlich an die ehemalige Deponie Großkorbetha angrenzend • VRG XIX "Großkorbetha Südost" (Gemarkung Großkorbetha) mit zwei Teilflächen nördlich des Autobahnkreuzes Rippachtal, beiderseits der A9

• VRG XXIV "Vier Berge/ Teucherner Land" mit inzwischen über 103 WEA im räumlichen Zu- sammenhang. (jedoch nur mit einem Teilstück in der Gemarkung Langendorf im Bereich Salz- straße).

Des Weiteren wurden 13 WEA parallel der B 91 (Gemarkung Großkorbetha, Burgwerben, Tagewer- ben) außerhalb eines ausgewiesenen Windeignungsgebietes errichtet, weitere 6 WEA stehen westlich der Ortslage Pettstädt an der ehemaligen Heerstraße, allerdings bereits in der Gemarkung Goseck (siehe auch Pkt. 4.11.). Vor allem die inzwischen zum Standard gewordenen Anlagen mit ca. 200m Gesamthöhe sind weiträumig zu sehen.

Vorbelastungen und Beeinträchtigungen des Landschaftbildes bestehen weiterhin auch durch die BAB 9, die BAB 38 (einschließlich der Querung des Saaletales zwischen Schkortleben und Großkorbetha durch das Brückenbauwerk, die Querung des Saaletales durch ein weiteres Brückenbauwerk der B 91 bei Burgweben, durch Elektrofreileitungen und andere Infrastruktureinrichtungen sowie durch durch Fernwirkungen (z.B. Industriekomplex Leuna). Die BAB mindern infolge ihrer Zerschneidungswirkung und durch Emissionen auch das Landschaftserleben.

Insbesondere innerhalb der Ortslage der Stadt Weißenfels (bzw. in Randlage) wirken neben den do- minanten Gebäuden des Fleischwerkes vor allem vorhandene Industrieruinen negativ auf das Land- schaftsbild, z.B. ehem. Trommelfabrik, ehem. Mitteldeutscher Feuerungsbau, ehem. Lagerhallen Ge- treidewirtschaft nördlich Banner Gelände, ehem. Güterbahnhof, die alle (mit Ausnahme des Güter- bahnhofes) sogar im ausgewiesen Überflutungsbereich der Saale liegen. Einige dieser ehemaligen Betriebsgelände konnten in der Vergangenheit bereits rückgebaut und z.T. renaturiert werden (z.B. ehem. OGIS Leipziger Straße, ehem. Kasernen Selauer Straße, Teile des Güterbahnhofes, Getreidewirtschaft Markwerbener Straße).

Nach JEDICKE (1990) werden vor allem Gehölze (Wald, Baumgruppen, Baumreihen und Alleen) sowie Grünland und eine vielfältige Landschaftsgliederung als Positivfaktoren der Erlebniswirkung einer Landschaft empfunden. Negativ hingegen wirken vor allem eine gering gegliederte Landschaft, der Mangel an Bäumen und Sträuchern, asphaltierte Wege sowie begradigte Fließgewässer. ______71 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

In Zeichnungs-Nr. 8 werden im Planungsgebiet die für die Erholung in hohem Maße sowie allgemein geeigneten Flächen nochmals gesondert dargestellt. (weitere Einzelheiten dazu siehe auch Pkt. 4.13.).

3.6. Naturschutz und Landschaftspflege im Planungsgebiet

3.6.1. Naturschutzflächen

Die Naturschutzgesetzgebung, insbesondere das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie das Naturschutzgesetz von Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) unterscheiden eine Reihe von Schutzkatego- rien zum Schutz und der Pflege bestimmter Teile von Natur und Landschaft. Voranzustellen ist hier, dass gemäß § 15 NatSchG LSA Teile von Natur und Landschaft durch Gesetz (Nationalparke), durch Verordnung der zuständigen Naturschutzbehörde (Naturschutz- und Land- schaftsschutzgebiete, Naturparke und Naturdenkmale, geschützte Landschaftsbestandteile oder durch Satzung der Gemeinde (betrifft nur geschützte Landschaftsbestandteile) unter Schutz gestellt werden können. Vor der Unterschutzstellung von Teilen von Natur und Landschaft sind die Eigentümer und sonstigen Nutzungsberechtigten der voraussichtlich betroffenen Grundstücke in geeigneter Weise über die Be- deutung und die Auswirkungen der Unterschutzstellung zu informieren. Ihnen ist Gelegenheit zur Stel- lungnahme zu geben. Die land- und forstwirtschaftlichen Berufsvertretungen sowie die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, die von der Unterschutzstellung betroffen sind, sind zu hören.

Die Unterschutzstellung von Objekten und Flächen im Sinne des Bundes- und Landesnaturschutzge- setzes erfolgt unabhängig von der Eigentumsform der betreffenden Grundstücke. Eine Unterschutzstellung ist auch grundsätzlich gegen den Willen des betreffenden Grundstückseigen- tümers/ Nutzers möglich. Des Weiteren sind Eigentümer und Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflichtet, die auf der Grundlage von Gesetzen und Verordnungen durchzuführenden Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu dulden.

Es ist anzumerken, dass - entgegen der oftmals noch verbreiteten Meinung - eine Nutzung von Natur- schutzflächen generell nicht ausgeschlossen ist, eine (naturverträgliche) Nutzung für den Erhalt von Kulturlandstandorten (z.B. Grünlandstandorte, Magerrasen, Streuobstwiesen) sogar unerlässlich ist. Die Nutzung derartiger Flächen hat allerdings in Einklang mit den jeweiligen Zielstellun- gen/Behandlungsrichtlinien des Naturschutzes zu erfolgen. Diese sind in der Regel im Rahmen der entsprechenden Schutzgebietsverordnung bzw. in spezifischen Pflege- und Entwicklungsplänen be- nannt und werden mit den Flächeneigentümern und Nutzern der entsprechenden Flächen vorher ab- gestimmt.

Naturschutzflächen - und hier insbesondere die Natura 2000-Gebiete sowie die Naturschutzgebiete und flächenhaften Naturdenkmale - stellen in der ansonsten intensiv genutzten Landschaft des Pla- nungsgebietes wertvolle und sensible Naturbereiche (ggf. auch Wiederausbreitungsgebiete) geschütz- ter und seltener Tier- und Pflanzenarten dar. Sie sind daher von intensiver Freizeitnutzung (siehe Pkt. 4.13.) sowie von sonstigen erheblich störenden Aktivitäten freizuhalten. Die wertviollen und sensiblen Naturbereiche sind in Zeichnungs-Nr. 7.1. bis 7.4. für das Planungsgebiet dargestellt.

Für das Planungsgebiet sind die nachfolgend genannten Naturschutzflächen relevant.

3.6.2. Landschaftsschutzgebiete (LSG)

Gemäß § 26 BNatSchG sind dies rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Na- turhaushaltes oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten

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2. wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit des Landschaftsbildes oder der besonderen kulturhisto- rischen Bedeutung der Landschaft,

3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung, erforderlich ist.

In einem LSG sind nach Maßgabe der entsprechenden Verordnung alle Handlungen verboten, die den besonderen Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen.

Große Teile des Planungsgebietes sind Bestandteil des LSG0034WSF „Saaletal“ (siehe Zeichnungs- Nr. 7). Das LSG existiert bereits seit 1961. Die aktuelle Beschlussfassung datiert vom 28.11.1997. Das Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“ wird charakterisiert durch den Übergang des Saaletales vom tiefen Buntsandsteineinschnitt bei Goseck (außerhalb des Planungsgebietes) zur breiten Auenland- schaft bei Wengelsdorf. Es schließt im Planungsgebiet ebenfalls das Greißlaubachtal angrenzend an die Ortslagen Obergreißlau, Untergreißlau, Muttlau und Kößlitz-Wiedebach mit ein.

Wertprägend für das LSG sind im Planungsgebiet insbesondere:

• in den Buntsandstein eingeschnittenen Flusstal der Saale mit seinen stellenweise steil abfallenden Buntsandsteinabbrüchen • die Lebensgemeinschaften auf einzelnen Trocken- und Halbtrockenrasen • die kurzen, seitlichen Erosionstäler mit Eschenwald oder Gebüschen trockenwarmer Standorte • die mit Streuobst bestandenen Hänge und Wiesen mit teilweise steil abfallenden Lössabbruchkan- ten • die Flussaue der Saale mit ihrer Abfolge an Altwässern, Verlandungszonen, Resten der ursprüng- lichen Weichholzaue, Streuobstwiesen sowie Wiesen und Weiden • das reich strukturierte Seitental des Greißlaubaches mit z.T. noch naturnahem Baumbestand, Quellfluren, hochstaudenreichen Nassfluren, kleineren Schilfflächen, Feldgehölzen, Kopfbaum- gruppen, Streuobstbeständen sowie einer z.T. noch extensiven Grünlandnutzung • eine in den Randbereichen der Ortschaften noch vorhandene Struktur von Streuobstwiesen und Gärten.

Im LSG existieren gemäß § 4 der VO über das Landschaftsschutzgebiet Saale v. 26.11.1997 folgende Verbote:

• Flurgehölze aller Art sowie Baumgruppen, Gebüsche, Hecken, Waldränder, Einzelbäume, Baum- reihen zu beseitigen oder zu verändern • Waldarten in andere Nutzungsarten umzuwandeln • Kahlschläge größer als 1 ha anzulegen • Gewässer, Feuchtflächen (z.B. Quellen, Altwässer, Tümpel, Weiher, Teiche, Nassstellen, Röhrich- te, Sümpfe), Flussufer, Bäche oder Gräben und deren Vegetation zu beseitigen • Lebensstätten besonders geschützter Tiere und Standorte besonders geschützter Pflanzen sowie Magerrasen, Halbtrockenrasen, Heiden, Findlinge, Waldmäntel, Lößsteilwände zu beseitigen oder zu verändern • Grünland in Acker umzuwandeln • Wald, Gebüsch, Röhricht und Gewässerufer beweiden zu lassen • Fahren oder Abstellen von Fahrzeugen oder Anhängern außerhalb der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze, soweit der Verkehr nicht den Anliegen der Land- und Forstwirtschaft dient oder zur Ausübung des Jagd- und Fischereirechts • die Ruhe und den Naturgenuss durch unnötigen Lärm zu stören.

Die untere Naturschutzbehörde kann auf Antrag Befreiungen zu den Verboten gemäß § 4 erteilen.

Darüber hinaus sind folgende Handlungen im LSG vorab durch die UNB zu genehmigen (Erlaubnis- vorbehalt gem. § 5):

• Aufstellen von Einrichtungen, die den freien Zugang zu Wald, Flur Gewässern be- oder verhindern

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• Feuer außerhalb behördlich genehmigter Feuerstätten zu errichten • Probebohrungen vorzunehmen • Änderung der Bodengestalt und des Reliefs der Landschaft z.B. Abbau von Bodenschätzen, Neu- anlage von Wegen • außerhalb des Waldes Flächen aufzuforsten oder Weihnachtsbaumkulturen anzulegen • Wander-, Sport oder sonstige gesellige Veranstaltungen auf Reittieren, auf Fahrrädern oder zu Fuß mit mehr als 100 Personen durchzuführen, ausgenommen sind Veranstaltungen, die auf zu- gelassenen Einrichtungen, wie Grill- und Sportplätzen, Reit-,Rad- und Wanderwegen stattfinden • Befahren der Saale-Altwasser mit Wasserfahrzeugen • bestehende Wege zu befestigen • Gewässer, Feuchtflächen (z.B. Quellen, Altwässer, Tümpel, Weiher, Teiche, Nassstellen, Röhrich- te, Sümpfe), Flussufer, Bäche oder Gräben und deren Vegetation zu verändern oder neu anzule- gen

• bauliche Anlagen aller Art zu errichten

• Grünlandumbruch vorzunehmen.

3.6.3. Naturschutzgebiete (NSG)

Naturschutzgebiete sind gemäß § 23 BNatSchG rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen der besondere Schutz von Natur und Landschaft in der Ganzheit oder in einzelnen Teilen

1. zur Erhaltung bzw. Entwicklung von Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten

2. wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder

3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragender Schönheit erforderlich ist.

Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, oder Veränderung des NSG oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sind verboten (§ 23 Abs. 2 BNatSchG).

Im Planungsgebiet der Stadt Weißenfels befinden sich 2 Naturschutzgebiete:

1. NSG NSG0268 „Saale-Aue bei Goseck" 2. NSG0253 „Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd".

Naturschutzgebiet NSG0268 „Saale-Aue bei Goseck “

Das NSG (VO v. 16.12.2002) erstreckt sich südwestlich von Weißenfels entlang der Saale zwischen Goseck und Lobitzsch sowie zwischen Leißling und Weißenfels in den Gemarkungen Weißenfels, Leißling, Uichteritz und Goseck (siehe Zeichnungs-Nr. 7) und schließt somit Flächen des Planungsge- bietes mit ein.

Das Schutzziel des NSG ist der Schutz und Erhaltung der verschiedenen Biotope eines südexponier- ten Saalehanges sowie der Saale-Aue mit Altwässern und Hartholzauenwald-Resten; Sicherung der Lebensräume wertvoller Tier- und Pflanzenarten . Es ist Teil des Buntsandsteingebietes zwischen Weißenfels und Naumburg. Den Untergrund der zum NSG gehörenden Steilhänge bildet Mittlerer Buntsandstein mit aufgelagerten flachgründigen Böden. Auenlehm-Vega und Niedermoorboden sind Bodenformen der Saale-Aue.

Wertbestimmende Strukturen des NSG sind im Planungsgebiet vor allem die Saale-Aue mit ihren Alt- wassern "Hufeisen", „Beyers Loch“ sowie „Alte Saale Sportplatz“ ("Späters-Insel") mit Resten der ur- sprünglichen Weichholzaue sowie wertvollen Streuobstbeständen. Darüber hinaus sind die nordexponierten Hangwälder südwestlich von Leißling sowie die südexponier- ten Gehölze am Saalehang zwischen Lobitzsch und Goseck von besonderer Bedeutung.

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Darüber hinaus sind die nordexponierten Hangwälder südwestlich von Leißling ein Eichen- Hainbuchen-Wald (Carpinion betuli) mit hohem Anteil von Linden und Rotbuchen auf frischen Standor- ten mit Hangquellen sowie vor allem im Frühjahr mit einem besonderen Geophyten-Blühaspekt von

• Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia) • Goldstern ( Gagea lutea ) und • Buschwindröschen (Anemone nemorosa).

Zwischen dem Igelsberg (175,8 m ü. NN, außerhalb des Planungsgebietes in der Gemarkung Goseck) und Lobitzsch stockt ein Eichen-Hainbuchen-Wald (Galio sylvatici-Carpinetum betuli) der am Unter- hang in einen Ulmen-Eschen- Hangwald (Carpino-Ulmetum minoris) übergeht. Bestimmend für die Krautschicht sind hier solche Arten wie

• Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora) , • Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) , • Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) und • Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis) sowie • Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) , • Großes Zweiblatt (Listera ovata) und • Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) . Typische Pflanzenarten der quellfeuchten Stellen im Unterhangbereich sind: • Bachbunge (Veronica beccabunga) , • Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus) und • Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria) .

Streuobstwiesen mit zum großen Teil überalterten Apfel- und Birnenbaumbeständen finden sich im Bereich der Saale-Aue an die Ortslage Lobitzsch angrenzend.

Die Saale-Aue wird im Wesentlichen als Weide intensiv genutzt. Brachliegende Flächen werden ver- stärkt von Brennesselfluren (Cuscuto europeae-Convolvuletum sepium) eingenommen.

Für den Uferbereich der Saale sind Silber-Weiden, Schwarzsenf-Ufersäume (Cuscuto-Brassicetum nigrae) und Rohrglanzgras-Bestände (Phalaridetum arundinaceae) sowie Bestände mit Drüsigem Springkraut (Impatienti glanduliferae-Convolvuletum sepium) kennzeichnend. Weidendickichte aus Mandel- und Korb-Weide (Salix triandra, S. viminalis) sowie ein kleiner geschlossener Bestand mit baumförmigen Silber-Weiden (Salix alba) säumen teilweise die Saalealtwässer. Am bereits sanierten Saale-Altwasserrest "Beyers Loch" kommen Großröhrichte aus Schilf (Phragmitetum australis) und Rohrkolben (Typhetum latifoliae) sowie die Wasserfenchel-Sumpfkressen-Gesellschaft (Rorippo- Oenanthetum aquaticae) vor. Ein Erlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum) mit Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Herbst- Zeitlose (Colchicum autumnale) besiedelt Niedermoorstandorte im Bereich des Ochsenborns bei Lobitzsch. In Senken und am Ellerichtgraben findet sich dort der Schmalblättrige Merk (Sparganio emersi-Glycerietum fluitantis) . Das NSG bietet auch einer umfangreichen Avifauna Nahrung und Nistmöglichkeiten, u. a. • Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus, M. migrans) • Habicht (Accipiter gentilis) • Turmfalke ( Falco tinnunculus) • Mäusebussard (Buteo buteo) • Weißstorch (Ciconia ciconia) • Eisvogel (Alcedo atthis) • Bläßralle ( Fulica atra) • Stockente (Anas platyrhynchos) sowie • Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris). Für verschiedene Wasservogelarten sind die Saale sowie die Saale-Altwässer - und hier besonders das Saale-Altwasser Hufeisen - wertvolle Raststätten auf dem Durchzug.

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Ausgehend von den an das Planungsgebiet angrenzenden Vorkommen im Schloss Goseck bietet das NSG Lebensraum für verschiedene Fledermausarten, insbesondere als Nahrungshabitat.

Auch Arten der Herpetofauna haben ihren Lebensraum im Planungsgebiet, wie • Wasserfrosch (Rana esculenta), • Kammmolch (Triturus cristatus) und • Ringelnatter (Natrix natrix).

Als Vertreter der Insektenfauna soll die Gewöhnliche Sichelschrecke (Phaneropthera falcata) , die auf den Felsköpfen und Terrassenoberkanten in südexponierter Hanglage vorkommt und der Hirschkäfer (Lucanus cervus ) genannt sein. Der Zustand des NSG muss differenziert betrachtet werden. Beeinträchtigungen erfolgen vor allem durch die Besucher des Gebietes. Durch die Nichtbeachtung des Betretungsverbotes bestimmter Flä- chen, u.a. im Bereich des Saale-Altwassers "Hufeisen", kommt es zu Störungen der Brutplätze und Wasservogelrastplätze. Die Erhaltung des NSG erfordert die Durchführung von Pflegemaßnahmen, insbesondere auf den Streuobstwiesen (Pflegeschnitte, Nachpflanzungen) und den Halbtrockenrasen (Entbuschung, Mahd, Beweidung) sowie die natürliche Entwicklung naturnaher Waldbestände.

Das NSG überschneidet sich teilweise mit dem FFH-Gebiet "Saalehänge bei Goseck" (siehe auch Pkt.3.6.8./Zeichnungs-Nr. 7).

Naturschutzgebiet NSG0253 „Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd“

Das NSG (VO v. 06.11.2010) befindet sich nördlich der Ortslage Reichardtswerben. Es hat eine Ge- samtfläche von 350 ha (einschließlich der Flächen im angrenzenden Saalekreis), davon ca. 198,7 ha im Planungsgebiet.

Das NSG ist eine kleinflächige Abfolge von Rohbodenstandorten, Sandtrockenrasen und Vorwaldsta- dien. Wertgebend ist ebenfalls das vorhandene Tagebaurestgewässer (Gesamtfläche ca. 260 ha) mit den angrenzenden Schilfflächen. Das NSG hat sich zu einem bedeutenden Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Der Struktur- und Artenreichtum der Bergbaufolgelandschaft ergibt sich aus dem Vorhandensein von nährstoffarmen Flächen (die in der ansonsten intensiv genutzten Landschaft kaum noch existieren) und sich dort konkurrenzschwache Arten durchsetzen können. Auch verschiedene Orchideenarten wie Sumpfsitter (Epipactis palustris) und, Braunroter Sitter (Epipactis atrorubens) konnten sich hier ansie- deln. Schutzziel ist hier die Sicherung des NSG als bedeutendes Nahrungs-, Brut-, Rast- und Überwinte- rungsgebiet von Wasservogelarten sowie von Vogelarten des Offenlandes. Große Gebietsteile abseits des Gewässers sollen als Offenland unter Beweidungsmanagement erhalten bleiben, sich aber an- sonsten ungestört entwickeln können.

Das Naturschutzgebiet beherbergt eine sehr artenreiche Tier- und Pflanzenwelt mit zahlreichen an- sonsten bestandsbedrohten Vogel-, Reptilien- und Insektenarten, insbesondere Vertretern von Ext- remstandorten wie Sandohrwurm, Blauflügelige Sandschrecke u.a..

Am Tagebaurestgewässer hingegen kommen stark gefährdete Libellenarten sowie eine individuenreiche Rohrsängerpopulation vor. Die Röhrichte und die freie Wasserfläche haben große Bedeutung für Zugvogelarten. Der teilweise zum Naturschutzgebiet gehörende See ist ein geeignetes Rastplatz- und Nahrungshabitat für zahlrei- che Wasservögel, darunter verschiedene bestandsbedrohte Arten sowie Arten des Anhangs I sowie nach Art. 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlinie.

Typische wertgebende Brutvogelarten des NSG sind z.B.

• Neuntöter (Lanius collurio) • Grauammer (Miliaria calandra) • Rohrweihe (Circus aeroginosus) • Bienenfresser (Merops apiaster)

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• Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) • Weißsterniges Blaukehlchen (Luscinia svetica ssp. cyanecula) • Uferschwalbe (Riparia riparia) • Steinschätzer (Oenanthe oenanthe) • Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)

Bemerkenswerte Rastvogelarten sind z.B.

• Sumpfohreule (Asio flammeus) • Kornweihe (Circus cyanus) • Zwergsäger (Mergellus albellus) • Fischadler (Pandion haliaetus).

Schutzziel des NSG ist die Sicherung als bedeutendes Nahrungs-, Brut-, Rast- und Überwinterungs- gebiet von Wasservogelarten sowie von Vogelarten des Offenlandes. Große Gebietsteile abseits des Gewässers sollen als Offenland mit Hilfe eines Beweidungsmanagements mit Hilfe von Konik- Wildpferden langfristig erhalten bleiben, sich aber ansonsten ungestört entwickeln können. Das NSG überschneidet sich zum Großteil mit dem Vogelschutzgebiet "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" (siehe auch Pkt.3.6.8./Zeichnungs-Nr. 7).

Managementpläne liegen aktuell für die beiden NSG nicht vor.

Eine Gefährdung der Schutzziele des NSG besteht vor allem wegen häufiger Störungen infolge Anwe- senheit von Personen (Spazierengehen, Angeln, Reiten, Motocrossfahren, Jagd, auch durch Boots- verkehr sowie durch sonstige Wassersportaktivitäten). Auf Grund der stark mobilen Lebensweise benötigen insbesondere Vögel einen sehr hohen Energie- bedarf, der im Winter bei Kälte und Minusgraden besonders hoch ist. Ein häufiges Auffliegen infolge Störungen durch den Menschen kann daher zu einem lebensgefährlichen Energiedefizit für die Tiere führen. Darüber hinaus führen häufige Störungen auch zu einer Vergrämung von Vogelarten und somit zur Wertminderung des Gebietes. Wie Forschungen belegen, werden brütende oder rastende Vogelar- ten selbst durch Angler gestört, die sich ruhig an Gewässerufern aufhalten (R EICHOLF , 1988). Aus diesem Grunde ist es nicht gestattet, das EU-Vogelschutzgebiet innerhalb seiner Grenzen (siehe Zeichnungs-Nr. 7) ganzjährig zu betreten oder zu befahren. Das gilt auch für den Bootsverkehr sowie für sonstige Wassersportaktivitäten. Wie Forschungen belegen, werden brütende oder rastende Vo- gelarten gestört (und geben z.T. die Brut auf), selbst wenn sich Angler ruhig an Gewässerufern aufhal- ten (R EICHOLF , 1988a).

Für das NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" sei darüber hinaus angemerkt, dass die Innenbö- schungen - vorausschauend auf das Betretungsverbot im (damals noch geplanten) NSG - im Rahmen der Sanierung des Tagebaurestloches die Innenböschungen nicht abgeflacht wurden, d.h. dort nach wie vor eine erhöhte Gefährdung hinsichtlich Rutschungen und Setzungen besteht (siehe auch Pkt. 3.6.3.). Betreten, Reiten und Crossfahren sind dort demnach einem unkalkulierbaren Risiko unterwor- fen.

Weitere Planungen

Gemäß Raumordnungskataster sind im Planungsgebiet noch die

− NSG0270_Saale-Aue Wengelsdorf − NSG0248_Kötschbachtal (Teilflächen) geplant. Nach Aussage der zuständigen oberen Naturschutzbehörde (mdl.) besteht jedoch hier zum Zeitpunkt keine Handlungsabsicht.

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3.6.4. Naturdenkmale (FND, ND)

Naturdenkmale (ND) sind gemäß § 28 BNatSchG festgesetzte Einzelschöpfungen der Natur oder Flä- chen bis 5 ha (flächenhafte Naturdenkmale - FND), deren besonderer Schutz und Erhaltung

1. aus wissenschaftlichen, ökologischen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder

2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich sind.

Zuständig für die Ausweisung von Naturdenkmalen ist die untere Naturschutzbehörde des Landkreises (§ 39 Abs. 1 NatSchG LSA). Die Beseitigung eines Naturdenkmals sowie alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, oder Veränderung des ND führen können, sind verboten (§ 28 Abs. 2 BNatSchG).

Im Planungsgebiet sind eine Reihe von flächenhaften Naturdenkmalen (FND) auf der Grundlage diver- ser Beschlüsse des Kreistages ausgewiesen (siehe Zeichnungs-Nr. 7).

Die Flächenhaften Naturdenkmale sind neben den o.g. Naturschutzflächen in dem ansonsten intensiv genutzten Territorium des Planungsgebietes wichtige Elemente der Natur und oftmals letzte Rück- zugsgebiete bestandsgefährdeter Biotoptypen, Tier- und Pflanzen. Bedingt durch ihre meist geringe Fläche und ihre z.T. isolierte Lage in der Landschaft besteht für alle FND ein hohes Gefährdungspo- tenzial, insbesondere durch ein Nichtbeachten des Betretungsverbotes dieser Flächen außerhalb vor- handener Wege, welches im Regelfall Fluchtreaktionen von Tierarten auslöst (siehe auch Pkt. 3.6.3.). Störung durch unbefugtes Betreten betrifft vor allem die Saale-Altwässer am ehem. Sportplatz ("Späters Insel") und "Beyers Loch" in der Gemarkung Leißling, "Hufeisen" in den Gemarkungen Leiß- ling Weißenfels und Uichteritz, "Fähre-Leißling" in der Gemarkung Uichteritz sowie "Tepnitz" in der Gemarkung Wengelsdorf. Weitere Gefährdungen der FND erfolgen durch Einbringen von Unrat sowie durch Nutzungsauflassung und unterlassener Pflege, insbesondere von Elementen der Kulturlandschaft wie Trockenrasen oder Streuobstwiesen

In den einzelnen Ortsteilen der Stadt Weißenfels sind zum Zeitpunkt gemäß Verzeichnis der UNB fol- gende Naturdenkmale ausgewiesen:

Gemarkung Borau keine Ausweisung von FND und Einzel-ND

Gemarkung Burgwerben

Einzel-ND WSF0154 Platanen am Saale-Radwanderweg

Gemarkung Großkorbetha

FND WSF0013 Tümpel Kleinkorbetha Lage: Flur 11 Großkorbetha Größe: ca. 2 ha Charakteristik: Tümpel (mit temporärer Wasserführung) in Ufernähe der Saale (rechtes Saaleufer). Laichgebiet von Amphibien und Vogelbrutplatz Gefährdung: Durch zunehmende Verlandung

FND WSF0036 Oeglitzscher Ried (nur Teilfläche in Gemarkung Großkorbetha) Lage: Flur Großkorbetha, Flur 14 Größe: ca. 1,5 ha (davon 0,5 ha Gemarkung Großkorbetha) Charakteristik: Feuchtgebiet mit Quellfluren, feuchten Hochstaudenfluren und Weidengebüschen Gefährdung: derzeit nicht erkennbar

Einzel-ND WSF0083 Friedenseiche Kleinkorbetha

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Gemarkung Langendorf

FND WSF007 Muttlauer Holz Lage: Flur 2 Langendorf Größe: ca. 2,5 ha Charakteristik: Bachtal des Muttlaubaches mit Hangquellen. Hangbereiche mit Eschen-Ulmen-Wald. Laichgebiet von Amphibien und Vogelbrutplatz. Gefährdung: derzeit nicht erkennbar Einzel-ND WSF0159 Schnurbaum im Gemeindepark Langendorf

Einzel-ND WSF0169 Blutbuche am Friedhof Langendorf

Gemarkung Leißling

FND WSF008 Vierberge mit Mehlteiche Lage: Flur 6 Leißling Größe: ca. 5 ha Charakteristik: Eichen-Hainbuchen-Lindenwald in Nordexposition. Vogelbrutplatz. Durch Hangfuß- quellen gespeiste Mehlteiche. Standort seltener Pflanzen. Amphibienlaichplatz und Lebensraum von Reptilien. Das FND ist teilweise Bestandteil des FFH-Gebietes "Saalehänge bei Goseck". Gefährdung: Einbringung nicht standortgerechter Nadelgehölze. Durch zunehmende Verlandung der Mehlteiche Verlust von Amphibien-/ Reptilienlebensräumen.

FND WSF0010 Alter Saale Sportplatz Lage: Flur 7 Leißling Größe: ca. 1,5 ha Charakteristik: Saale-Altwasser mit Weichholzlaue, Hochstauden und alten Streuobstbeständen. Brut- und Rastplatz für Vögel, Amphibienlaichgewässer. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Gefährdung: Störungen durch Betreten, Müllablage sowie zunehmend durch Verlandung. Überalterung des Streuobstbestandes.

FND WSF011 Beyers Loch Lage: Flur 1 Leißling Größe: ca. 1 ha Charakteristik: Kleines Saale-Altwasser mit Schilfbestand und Weichholzaue. Vogelbrutplatz und Amphibienlaichgewässer. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Gefährdung: Durch sukzessive Verlandung

FND WSF012 Weißer Berg Lage: Flur 1 Leißling Größe: ca. 3 ha Charakteristik: Sandtrockenrasen auf Buntsandstein mit kleinem Trockenwald sowie Calluna- Heidebeständen. Lebensraum von Reptilien. Gefährdung: Durch Betreten und Befahren sowie durch Nutzungsauflassung (zunehmende Ver- buschung und dadurch Verdrängung der Trockenrasen-/Calluna-Heide-Gesell- schaften). Überalterung des Streuobstbestandes.

FND WSF0028 Ziegenhain Lage: Flur 5 Leißling Größe: ca. 2 ha Charakteristik: Lichter, mesophiler Eichen-Linden-Restwald auf trockenem Standort. Vogelbrutplatz. Gefährdung: Durch Mülleintrag und Einzelstammentnahme wertgebender Eichen.

FND WSF0037 Klostergraben Lage: Flur 6 Leißling Größe: ca. 1,5 ha

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Charakteristik: Wiesenbach am Hangfuß Waldgebiet Vierberge mit Kopfweidenbestand und angren- zender Feuchtwiese mit Seggenbeständen. Gefährdung: Ablagerung von Schnittgut im Bereich der Feuchtwiese und fehlende Pflege durch Mahd. Verlandung des Klostergrabens und Mülleintrag.

Einzel-ND WSF0092 Esche Vierberge

Gemarkung Markwerben

Einzel-ND WSF Linde in Markwerben

Gemarkung Reichardtswerben

FND WSF0042 Grube Kayna-Süd Lage: Flur 13+14 Reichardtswerben Größe: ca. 5 ha Charakteristik: Uferzone des Tagebaurestsees mit gut ausgeprägter Ufervegetation sowie mit an- grenzenden Sandtrockenrasen. Bedeutsamer Brut- und Wasservogelrastplatz. Amphi- bienlaichgewässer. Das FND ist Bestandteil des Vogelschutzgebietes sowie des NSG "Bergbaufolgeland- schaft Kayna Süd". Gefährdung: Störungen durch illegales Betreten.

Einzel-ND WSF0164 Eiche von Reichardtswerben

Gemarkung Tagewerben

Einzel-ND WSF0143 Dorflinde von Tagewerbe

Einzel-ND WSF0168 Esche von Tagewerben

Gemarkung Schkortleben

FND WSF0018 Alter Schkortelbach Lage: Flur 3 Schkortleben Größe: ca. 1,5 ha Charakteristik: Quellflur mit kleinem Bach Erlensumpf. Amphibienlaichgewässer. Gefährdung: Akute Gefährdung infolge Grundwasserabsenkung durch Gewässerunterhaltungs- maßnahmen sowie durch Ablagerung von Gartenabfällen.

Einzel-ND WSF0165 Traubeneiche am Saaledamm

Gemarkung Storkau

Einzel-ND WSF0166 Schwarznuss vom Gutshof Storkau

Einzel-ND WSF0167 Hainbuche vom Gutshof Storkau

Gemarkung Uichteritz

FND WSF009 Alte Saale Hufeisen (anteilig mit Gemarkung Leißling und Weißenfels) Lage: Flur 11 Uichteritz, Flur 1 Leißling, Flur 16 Weißenfels Größe: ca. 3 ha Charakteristik: Saale-Altwasser mit Schilfbestand und Weichholzaue. Wichtiger Brut- und Rastplatz für Vögel. Amphibienlaichgewässer. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Gefährdung: Durch zunehmende Verlandung. Störungen durch illegales Betreten.

______80 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

FND WSF0019 Ellerichtwald (Ochsenborn) Lage: Flur 10+11+13 Uichteritz Größe: ca. 3 ha Charakteristik: Trockener Eichen-Hainbuche-Wald mit Übergang zum Eschen-Ulmen-Wald am Hangfuß, des Weiteren Quellfluren mit Erlenbruchwal an Ellerichtgraben angrenzend. Vogelbrutpatz und Standort seltener Pflanzen. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Gefährdung: Derzeit keine Gefährdung erkennbar.

FND WSF0020 Ellerichtwiese (Ochsenborn) Lage: Flur 10+11+13 Uichteritz Größe: ca. 3 ha Charakteristik: Naturnaher Wiesenbach (Ellerichtgraben) mit gut ausgeprägter Sumpf- und Wasser- pflanzenvegetation angrenzend. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Amphibienlaichgewässer. Gefährdung: Derzeit keine Gefährdung erkennbar.

FND WSF0021 Röhlitzbach Lage: Flur 1+4+6 Uichteritz Größe. ca. 3 ha Charakteristik: Wiesenbach mit beiderseitiger Baumreihe/Gebüschgruppe. Die Quellflur des Röhlitzbaches (ebenfalls Bestandteil des FND) liegt außerhalb des Planungsgebietes in der Gemarkung Goseck. Gefährdung: Durch Viehtritt (Beweidung der Ufer des Röhlitzbaches).

FND WSF0022 Alte Saale -Fähre Leißling Lage: Flur 11 Uichteritz Größe: ca. 2,5 ha Charakteristik: Saale-Altwasser mit dichter Weichholzaue. Vogelbrutplatz. Das FND ist Bestandteil des NSG „Saale-Aue bei Goseck". Gefährdung: Zunehmende Verlandung.

FND WSF0029 Prießiggrund Lage: Flur 2 Uichteritz Größe: ca. 3 ha Charakteristik: Bachtal mit Quellfluren sowie angrenzender Hang in Südwestlage mit Trockenrasen und mesophiler Wiese. Standort seltener Pflanzen. Gefährdung: Durch Nutzungsauflassung (Beweidung) und zunehmende Verbuschung weitestge- hender Verlust der Standorte seltener (Offenland-)Pflanzen. Gehölzpflanzungen und Eintrag von Gartenabfällen in die Quellfluren.

Einzel-ND WSF0123 Winterlinde an der Gosecker Straße

Einzel-ND WSF0124 Winterlinde am Dorfanger Lobitzsch

Einzel-ND WSF0169 Stieleiche von Uichteritz

Gemarkung Weißenfels

FND WSF0023 Eichbergsumpf Lage: Flur 15 Weißenfels Größe: 3 ha Charakteristik: Aus Hangquellen und Druckwasser der Saale gespeistes Sumpfgebiet mit Weicholzaue und Erlenbruchwald. In höhere Hanglage stockt trockener Eichen-Wald. Vogelbrutplatz und Lebensraum gefährdeter Amphibien und Reptilien. Gefährdung: Durch zunehmende Verlandung sowie angrenzenden Saale-Radwanderweg (Überfah ren von Tieren).

______81 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

FND WSF0024 Saatkrähenkolonie Badholz Lage: Flur 4 II Weißenfels Größe: 2,5 ha Charakteristik: Eschen-Ulmen-Auwald am Saaleufer. Brutgehölz für Vögel. Die für die Schutzgebiets- ausweisung ehemals relevante Saatkrähenkolonie ist erloschen. Gefährdung: Derzeit keine Gefährdung des Auwaldes erkennbar.

FND WSF0039 GroßeTrift Lage: Flur 14 Weißenfels Größe: ca. 2,5 ha Charakteristik: Dichtes Feldgehölz mit gut ausgeprägter Strauchschicht und kleinen Offenlandflächen (mit Orchideenstandorten), die durch Sukzession fast vollständig verschwunden sind. Vogelbrutplatz. Gefährdung: Derzeit keine Gefährdung erkennbar.

FND WSF0033 Weißer Berg Nordteil Lage: Flur 15 Weißenfels Größe: ca. 1,5 ha Charakteristik: Trockenrasenflächen mit größerem Bestand an Calluna-Heide sowie angrenzender mesophiler Mähwiese. Lebensraum von Reptilien. Gefährdung: Durch Nutzungsauflassung (Beweidung) und mangelnde Pflege sind die Calluna- Heidebestände infolge Gehölzsukzession weitestgehend verschwunden.

FND WSF0039 Sumpf Tschirnhügel Lage: Flur 5 Weißenfels Größe: ca. 1,5 ha Charakteristik: Sumpfgebiet mit Quellteich sowie dichtem Feldgehölz (vorwiegend Schwarz-Erle). Vogelbrutplatz und Amphibienlaichgewässer. Gefährdung: Derzeit keine Gefährdung erkennbar.

Einzel-ND WSF0125 Rotbuche in Gürth´s Park

Einzel-ND WSF0126 Ginkgo im Schlossgarten

Einzel-ND WSF0127 Ginkgo am Kloster

Einzel-ND WSF0128 Blutbuche im Garten des Georgenberges

Einzel-ND WSF0131 Novalis-Eibe im Stadtpark

Einzel-ND WSF0131 Platane im Badpark

Einzel-ND WSF0170 Esche am Greißlaubach

Einzel-ND WSF0171 Schwarzpappel an der Markwerbener Straße

Einzel-ND WSF0173 Ulmen von Weißenfels Süd

Einzel-ND WSF0174 Rotbuche am Keplerturm

Einzel-ND WSF0175 Roteiche im Park Klemmberg

Einzel-ND WSF0176 Blutbuche im Brauereipark

Gemarkung Wengelsdorf

FND WSF0025 Erdenlöcher Lage: Flur 3 Wengelsdorf Größe: ca. 2 ha

______82 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Charakteristik: Sumpfgebiet mit 2 Kleingewässern in ehemaliger Tongrube mit gut ausgeprägtem Schilfbestand. Amphibienlaichplatz sowie Brut- und Rastplatz für Vögel. Gefährdung: Zunehmende Verlandung.

FND WSF0026 Alte Saale Tepnitz-Ostteil Lage: Flur 6 Wengelsdorf Größe: ca. 2,5 ha Charakteristik: Saale-Altwasser mit Verlandungsteil und gut ausgeprägtem Schilfbestand. Brut- und Rastplatz für Vögel. Gefährdung: Verringerung der Freiwasserflächen durch zunehmende Verlandung. Störungen durch Aufenthalt von Personen am FND.

Einzel-ND WSF0177 Schwarzpappel von Wengelsdorf

Einzel-ND WSF0178 Schwarzpappel am Pumpspeicherwerk Das ND wurde im Rahmen des Deichneubaus gefällt.

Einzel-ND WSF0179 Stieleiche von Wengelsdorf. Für die o.g. Naturschutzflächen (FND) besteht gemäß (geltendem) Beschluss des Kreistages 65-10/91 des Altkreises Weißenfels ein Betretungsverbot außerhalb der Wege (Trampelpfade infolge illegalem Betreten sind keine Wege in diesem Sinne, siehe dazu auch Pkt. 6.2.2.).

Speziell bei einigen Flächenhaften Naturdenkmalen sind seit deren Unterschutzstellung im Jahre 1989 (bzw. der Bestätigung mit Kreistagsbeschluss 65-10/91 des Altkreises Weißenfels im Jahre 1991) Veränderungen hinsichtlich ihrs Zustandes eingetreten, so dass eine Überprüfung der Verordnung zur Unterschutzstellung seitens der unterer Naturschutzbehörde empfohlen wird. Das betrifft sowohl die Aktualisierung der Zielstellungen als auch die Abgrenzung der entsprechenden Flächen.

3.6.5. Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB)

Gemäß § 29 BNatSchG sind GLB rechtsverbindlich festgesetzte Teile von Natur und Landschaft, de- ren besonderer Schutz

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der leistungs- und Funktionsfähigkeit des Na- turhaushaltes,

2. zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes,

3. zur Abwehr schädlicher Einwirkungen oder

4. wegen ihrer Bedeutung als Lebensstätten bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, erforderlich ist.

Geschützte Landschaftsbestandteile werden gemäß § 39 Abs. 3 innerhalb bebauter Ortsteile im Sinne § 34 BauGB durch Satzung der Gemeinde, in den übrigen Gebieten durch die untere Naturschutzbe- hörde des Landkreises durch Verordnung festgesetzt.

Die Beseitigung eines Geschützten Landschaftsbestandteils sowie alle Handlungen, die zu einer Zer- störung, Beschädigung, oder Veränderung des GLB führen können, sind verboten. Im Planungsgebiet ist auf der Grundlage einer Satzung der Stadt Weißenfels als GLB ausgewiesen

GLB WSF0013 Klemmbergpark ------Lage: Flur 7 Weißenfels Größe: ca. 9 ha Charakteristik: Parkanlage innerhalb der Ortslage Weißenfels mit altem Baumbestand: Der Park ist Brutgebiet zahlreicher Vogelarten.

______83 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.6.6. Gesetzlich geschützte Biotope

Auf der Grundlage § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatschG LSA sind eine Vielzahl bestimmter Biotope generell unter gesetzlichen Schutz gestellt. Dieser Unterschutzstellung liegt ein Automatismus zu Grunde, d.h. wenn die betreffenden Flächen bestimmte Kriterien hinsichtlich Naturausstattung und Fläche erfüllen, besteht grundsätzlich der Schutzstatus, ohne dass eine spezielle Ausweisung mittels Erklärung der zuständigen Naturschutzbehörde wie bei den o.g. Schutzkategorien erforderlich ist (al- lerdings sind gemäß § 18 Abs. 1 NatSchG LSA die gesetzlich geschützten Gebiete und Biotope bei der unteren Naturschutzbehörde in ein Naturschutzregister einzutragen und öffentlich bekannt zu ma- chen) . Die Vorgaben sind in der Biotoptypenrichtlinie des Landes Sachsen-Anhalt nochmals inhaltlich untersetzt. Das betrifft:

1. natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ih- rer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemm- ten Bereiche

2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nass- wiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen

3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallra- sen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte

4. Bruch-, Sumpf- und Auenwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder

5. offene Felsbildungen.

Ergänzend zu den o.g. gemäß BNatSchG gesetzlich geschützten Biotopen wurden gemäß § 22 NatSchG LSA noch folgende Biotope in Sachsen-Anhalt unter gesetzlichen Schutz gestellt:

1. temporäre Flutrinnen in Überschwemmungsflächen und Auen

2. hochstaudenreiche Nasswiesen

3. planar-kolline Frischwiesen

4. naturnahe Bergwiesen

5. Halbtrockenrasen

6. natürliche Höhlen, aufgelassene Stollen und Steinbrüche

7. Streuobstwiesen

8. Hecken und Feldgehölze außerhalb erwerbsgärtnerisch genutzter Flächen sowie

9. Reihen von Kopfbäumen

10. Alleen und einseitige Baumreihen an öffentlichen oder privaten Verkehrsflächen und Feldwegen (§ 21 NatSchG LSA).

Der Pflegeschnitt von Gehölzen ist gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG in der Zeit von Oktober bis Februar zulässig (Ausnahmen können auf Antrag in Abhängigkeit vom jahreszeitlich bedingten Ent- wicklungszustand der Pflanzen durch die Naturschutzbehörde genehmigt werden).

Die gesetzlich geschützten Biotope sind durch die untere Naturschutzbehörde in ein Naturschutzregis- ter einzutragen. Nach Maßgabe § 22 Abs. 3 NatSchG LSA ist den Eigentümern und Nutzungsberech- tigten die Eintragung in das Naturschutzregister bekannt zu geben. ______84 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die eigentliche Problematik besteht darin, dass die oben nach § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG Sachsen-Anhalt gesetzlich geschützten Biotoptypen allein dann geschützt sind, wenn diese hinsichtlich ihrer Struktur einen gemäß Biotoptypen-Richtlinie des Landes Sachsen-Anhalt (RdErl. des MU v. 1.6.1994) definierten qualitativen und quantitativen Zustand besitzen. Eine spezielle Ausweisung durch Verordnung oder Satzung durch die zuständige Naturschutzbehörde wie im Falle anderer Naturschutz- flächen, ist nicht erforderlich (s.o.). Der gesetzliche Schutz greift auch, wenn diese nicht oder noch nicht in das Naturschutzregister nach § 18 Abs. 1 NatSchG LSA der unteren Naturschutzbehörde ein- getragen sind (siehe auch SCHUMACHER /F ISCHER -HÜFTLE , KOMMENTAR ZUM BUNDESNATURSCHUTZ - GESETZ , 2011; Rn 63 zu § 30 Abs. 7 BNatSchG).

Für das Planungsgebiet sind die (bei der UNB registrierten) gesetzlich geschützten Biotope im Territo- rium der Stadt Weißenfels in Zeichnungs-Nr. 7 sowie im Anhang dargestellt.

Seitens der Stadt Weißenfels wurde in den Jahren 2009 bis 2013 eine Überprüfung und Aktualisierung der bis zu diesem Zeitpunkt bei der UNB und der Stadt Weißenfels registrierten gesetzlich geschützten Biotope für die Gemarkungen Borau, Burgwerben, Großkorbetha, Langendorf, Leißling Markwerben, Reichardtswerben, Schkortleben, Storkau, Tagewerben, Uichteritz, Weißenfels und Wengelsdorf be- auftragt (REGIOPLAN 2009b, REGIOPLAN 2012b, REGIOPLAN 2013a). Diese Überprüfung und Aktualisie- rung beinhaltete die im Zuge der Landschaftrahmenplanung (OECOKART , 1995) für den Altkreis Wei- ßenfels selektiv erfassten gesetzlich geschützten Biotope. Die Ergebnisse dieser Prüfung und Aktuali- sierung sind in Zeichnungs-Nr. 7 dargestellt, des Weiteren enthält der Anhang zum vorliegenden Landschaftsplan pro Gemarkung eine Auflistung dieser dieser gesetzlich geschützten Biotope ein- schließlich deren lagemäßiger Kartendarstellung (das betrifft insgesamt 195 Biotope).

Die kompletten Unterlagen zur Kartierung der genannten Biotope sind für jedes einzelne dieser Bioto- pe mit detaillierte Darstellung und Beschreibung zu Flora und Vegetation (anhand einer Artenliste) sowie zur Bedeutung für die Fauna und für den Artenschutz einschließlich einer Fotodokumentation bei der Stadt Weißenfels (Stadtplanungsamt) für Interessenten einsehbar (eine Aufnahme dieser ca. 850-seitigen Gesamtdokumention in den vorliegenden Landschaftsplan hätte dessen inhaltlichen Rahmen gesprengt).

Es wird jedoch vorgeschlagen, ergänzend zur vorstehend genannten Überprüfung und Aktualisierung der bisher bei der UNB gegistrierten gesetzlich geschützten Biotope flächendeckend im Planungsge- biet die in den jeweiligen Landschafts- bzw. Flächennutzungsplanungen der ehemals selbständigen Gemeinden in den Jahren 1996/1997 (bzw. für die Gemarkungen Leißling und Langendorf im Jahre 2007) zusätzlich dargestellten gesetzlich geschützten Biotope ebenfalls zu überprüfen, wobei anzu- merken ist, dass die Zuständigkeit für gesetzlich geschützte Biotope bei der unteren Naturschutzbe- hörde liegt.

Wegen der nicht vollständigen Registrierung aller gesetzlich geschützten Biotope im Planungsgebiet durch die zuständige untere Naturschutzbehörde wir nachfolgend auf die Kriterien der Feststellung gesetzlich geschützter Biotope gemäß Biotoptypenrichtlinie des Landes Sachsen-Anhalt von 1994 (RdErl. des MU vom 01.06.1994) nochmals näher eingegangen, um im Zweifelsfall bei nachfolgenden Planungen belastbare und planungssichere Entscheidungen treffen zu können.

Grundsätzlich sind - bezogen auf das Gesamt-Territorium der Stadt Weißenfels - die nachfolgend ge- nannten Biotoptypen ausgehend von § 30 BNatSchG sowie §§ 21 und 22 NatSchGLSA und o.g. Bio- toptypenrichtlinie des Landes Sachsen-Anhalt als gesetzlich geschützt einzustufen (dabei ist anzumer- ken, dass zahlreiche geschützte Biotoptypen sich überlagern und z.T. ineinander übergehen, d.h. ein klare Trennung oft nicht möglich ist, z.B. bei den diversen Ausprägungen von Feuchtgebieten; dazu wird vorgeschlagen, den jeweils flächemäßig prägenden Teil des betreffenden Biotops als maßgeblich für die Benennung zu betrachten):

Gesetzlich geschützt: Bruchwälder (§ 30 BNatSchG)

Bruchwälder stocken auf Moorböden mit ständig hoch anstehendem Grundwasser. Zu den Bruchwäl- dern gehören im Territorium vor allem die Erlen-Bruchwälder nährstoffreicher Standorte. Typische Wuchssorte von Erlen-Bruchwäldern sind die Randbereiche eutropher Seen und Teiche, feuchte Geländesenken sowie staunasse Bereiche von Bach- und Flussauen.

______85 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA sind Bruchwälder und Bruchwaldreste ab einer Fläche von rd. 400 m² gesetzlich geschützt, ebenso als Bestandteil der Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie der natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche natürlicher oder naturnaher fließender und stehender Binnengewässer.

Gefährdungsgrad:

Bruchwälder sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Erlenbruchwald Ochsenborn (Ui 45), Bestandteil Eichbergsumpf (Ws 10).

Gesetzlich geschützt: Sumpfwälder (§ 30 BNatSchG)

Sumpfwälder sind Feuchtwälder auf Mineralböden mit zumindest zeitweise hoch anstehendem Grund- wasser. Zu den Sumpfwäldern gehören insbesondere die Erlen-Eschen-Wälder, die Erlen-Wälder der Bach- und Flussauen, feuchte Ahorn-Eschen-Wälder der Bachtäler des kollinen (Hügelland-) Berei- ches sowie sehr feuchte Eichen-Hainbuchen-Wälder. Gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA sind alle Sumpfwälder ab rd. 400 m² Größe besonders geschützt, ebenso als Bestandteil der Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie der natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche natürlicher oder naturnaher fließender und stehender Binnengewässer.

Gefährdungsgrad:

Sumpfwälder sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Sumpfwald Tschirnhügel (Ws 04), Bestandteil Feuchtgebiet Oeglitzscher Ried (Gr 02).

Gesetzlich geschützt: Auwälder (§ 30 BNatSchG)

Hecken und Feldgehölze außerhalb erwerbsgärtnerisch genutzter Flächen sind kleinere, linenartige, mit Gehölzbewuchs bestandene Flächen. Hecken und Feldgehölze einheimischer Arten sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet , auf frischen und feuchten Standorten sogar stark gefährdet .

Gefährdungsgrad:

Einzelbäume und Einzelsträucher in der offenen Landschaft sowie im Siedlungsbereich Gebüsche und Einzelbäume sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet .

Auwälder sind Hart- bzw. Weichholzauwälder gelegentlich überfluteter Standorte der Flussauen ein- schließlich der infolge wasserbaulicher Maßnahmen (z.B. Eindeichung) nicht mehr überfluteten Be- stände, soweit diese noch auwaldtypische Vegetation aufweisen. Im unmittelbaren Uferbereich, z.T. mit Grundwasserbeeinflussung im Großteil des Jahresganges, stocken die Weichholzauwälder, denen sich die Hartholzauwälder (mit geringerer) Grundwasserbeeinflussung anschließen. Floristisch sind Auwälder nicht eindeutig abgrenzbar. Als besonders geschützt einzustufen sind alle Bestände mit naturnaher Baumarten-Zusammensetzung im Überflutungsbereich der Flüsse. Einge- deichte, nicht mehr überflutete Wälder sind nur dann erfasst, wenn sie auwaldtypische Pflanzenarten enthalten und naturnahe Strukturen (u.a. eine ausgeprägte Strauchschicht) aufweisen. Auwald-Bestände sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA ab einer Mindestgröße von rd. 400 m² beson- ders geschützt, ebenso als Bestandteil der Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen

______86 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______oder naturnahen Vegetation sowie der natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche natürlicher oder naturnaher fließender und stehender Binnengewässer. Des Weiteren sind Auenwälder (Weich- und Hartholzauenwälder) gemäß Anhang 1 der FFH-Richtlinie als besonders geschützte Lebensraumtypen eingestuft, für die ein grundsätzliches Veränderungsgebot besteht.

Gefährdungsgrad:

Auwälder sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Weichholzauwald (Gr 05), Reisfelder und Beyers Loch (Le 01).

Gesetzlich geschützt: Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte ( §30 BNatSchG)

Wälder trockenwarmer Standorte sind die im Territorium charakteristischen Eichen-Trockenwälder an Hängen, Kuppen und Steilwänden. Besonders geschützt sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA alle Wälder trockenwarmer Standorte ab rd. 400 m² Größe einschließlich angrenzender Waldsäume. Die Entstehung und forstliche Nutzung der Bestände (forstlich begründete Bereiche, Hoch-, Mittel- oder Niederwald-Bestände) spielt dabei keine Rolle. Neben dem Vorkommen charakteristischer Pflan- zenarten der Trockenwälder können auch andere Merkmale wie Steilheit und Süd- oder Südwestexpo- sition der Hänge, Eigenschaften des Bodens (Flachgründigkeit, Gesteinsschutt) sowie charakteristi- sche Wuchsformen der Baumarten (Kurzschäftigkeit, Kümmerwuchs) kennzeichnende Eigenschaften für die Einstufung als geschützte Trockenwälder sein.

Gefährdungsgrad:

Wälder trockenwarmer Standorte sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet bis stark gefährdet .

Gebüsche trockenwarmer Standorte stocken an Hängen, in Geländeeinschnitten, auf Kuppen, Felsen und Gesteinsschutthalden oder auf durchlässigen Böden sowie Trockenheit ertragende Gebüsche an meist süd- oder südwestexponierten Waldrändern. Häufig haben sich Trockengebüsche auf ungenutz- ten Trocken- und Halbtrockenrasen entwickelt und kommen in der unmittelbaren Nachbarschaft sol- cher Rasen vor. Besonders geschützt sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA Bestände ab rd. 100 m² Größe einschließ- lich vorhandener Staudensäume. Auch artenarme, beispielsweise von Weißdornarten aufgebaute Gebüsche auf ehemaligen Halbtrockenrasenflächen (einzelne Arten der Halbtrockenrasen noch vor- handen) an Hängen, Kuppen, Geländeeinschnitten oder ähnlichen Standorten, sind als Trockenge- büsch geschützt. Gebüsche bestehen aus punktförmigem Gehölzbewuchs.

Gefährdungsgrad:

Gebüsche trockenwarmer Standorte sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) nicht gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Eichen-Birken-Wald Weißer Berg (Le 10), Trockenwarmes Gehölz Ortsausgang Weißenfels (Ma 04).

Gesetzlich geschützt: Hecken und Feldgehölze (§ 22 NatSchG LSA)

Hecken und Feldgehölze außerhalb erwerbsgärtnerisch genutzter Flächen sind entweder kleinflächige Restbestände ehemaliger Waldparzellen oder sie entstanden infolge des Nutzungsverzichts auf Min-

______87 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______derertragsböden bzw. Steilhanglagen. Gehölze werden durch äußere Faktoren (Licht, Wind) stärker beeinflusst als Wald. Sie gleichen in ihrer Struktur und Zusammensetzung den Waldaußenrändern.

Hecken sind linienförmige Gehölzstrukturen anthropogenen Ursprungs, die früher vor allem zur Be- grenzung oder Einfriedung angelegt wurden. Feldgehölze und Hecken können von Bäumen und Sträuchern oder auch nur von Sträuchern gebildet werden. Besonders geschützt sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA alle überwiegend von heimischen Baum- und Straucharten gebildeten Hecken und Feldgehölze außerhalb erwerbsgärtnerisch genutzter Flä- chen. Nicht geschützt sind Feldgehölze unter rd. 20 m² Größe. Kleine, unbestockte Bereiche bei He- cken (bis etwa 2 m Länge) zählen mit zur Hecke. Regelmäßig mehrmals während der Vegetationsperiode in Form geschnittene Zierhecken, die aus nur einer Gehölzart bestehen und sich im besiedelten Bereich z.B. auf Friedhöfen und in Parks befinden, sind nicht geschützt.

Gefährdungsgrad:

Hecken nasser bis feuchter sowie frischer Standorte in der freien Landschaft sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefähr- det , Hecken trocken-warmer Standorte in der offenen Landschaft gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Feldhecken Donnerburg (St 11), Feldhecke Prittitzer Hohle (La 209), Gniebendorfer Hölzchen (Gr 01), Feldgehölz südlich Kriechau (Sc 07).

Gesetzlich geschützt: Streuobstwiesen (§ 22 NatSchG LSA)

Unter den Streuobstbeständen sind vor allem die sog. Streuobstwiesen von besonderer Bedeutung für den Naturschutz. Streuobstwiesen sind flächenhafte Bestände extensiv bewirtschafteter, hoch- oder mittelstämmiger Obstbäume auf Dauergrünland. Die Art und Nutzung des Grünlandes spielt für die Feststellung des Schutzstatus keine Rolle. Streuobstwiesen sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA gesetzlich geschützt, wenn im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang mindestens etwa 20 Obstbäume vorhanden sind, einschließlich aufgelas- sener, ruderalisierter, durch hochwüchsige Stauden geprägter oder verbuschter Bereiche bis zu Vor- waldstadien, soweit noch die Obstbäume den Charakter der Bestände bestimmen. Haben die Streuobstwiesen ebenfalls eine gesetzlich geschützte Grünlandvegetation als Unterwuchs (meist Halbtrockenrasen, siehe unten), darf eine Nutzung nur in der Weise erfolgen, dass die Erhal- tung der geschützten Grünlandbestände gesichert ist. Vom Schutz ausgenommen sind intensiv unter Verwendung von Bioziden und größeren Mengen an Düngemitteln bewirtschaftete Bestände (meist Niederstamm-Intensivkulturen, teilweise intensive Süß- kirschen-Hochstammkulturen) mit zumindest teilweise dauernd offen gehaltenem Boden sowie Obst- baumbestände, die zugleich intensiv zum Anbau anderer Gartenkulturen (Gemüse, Kartoffeln, Erdbee- ren) genutzt werden. Vor allem in den Ortsrandlagen befinden sich zahlreiche Streuobstwiesen auf parzellierten Grundstü- cken. Die Einfriedung von Grundstücken hat grundsätzlich keinen Einfluss auf den Schutzstatus.

Gefährdungsgrad:

Alte Streuobstwiesen sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet, brach gefallene alte Streuobstwiesen gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Streuobstwiese südöstlich Leipziger Straße (Ws 28), Streuobstwiese westlich Wengelsdorf (We 10).

______88 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gesetzlich geschützt: Reihen von Kopfbäumen, Alleen und einseitige Baumreihen (§ 22 NatSchG LSA)

Kopfbäume haben als höhlenreiche Altbäume eine besondere Bedeutung für den Naturschutz. Baumreihen und Allen wurden ursprünglich zur Orientierung und Beschattung an Straßen und Wegen oder zur Belebung des Landschaftsbildes angepflanzt. Sie bilden heute, wenn ältere Bestände vorhan- den, neben Hecken und Gebüschen wichtige Elemente der Biotopvernetzung in der intensiv genutzten Agrarlandschaft.

Gefährdungsgrad:

Baumreihen und Baumgruppen einheimischer Gehölze der offenen Landschaft und der Siedlungsbe- reiche sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet , alte Obstbaumalleen sogar stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Klostergraben mit uferbegleitenden Kopfweiden (Le 12)

Kopfbäume, Alleen und einseitige Baumreihen sind in der o.g. Vorgabe-Liste der UNB bzw. der Stadt Weißenfels nicht weiter enthalten (obwohl eine vergleichsweise hohe Anzahl derartiger Biotoptypen im Planungsgebiet vorhanden sind; eine entsprechende Ergänzung wäre zu empfehlen, s.o.).

Gesetzlich geschützt: Quellenbereiche (§ 30 BNatSchG)

Quellenbereiche umfassen Quellen und deren typische Umgebung. Quellen sind örtlich begrenzte, natürliche, dauernd oder zeitweilig schüttende Quellwasseraustritte. Die typische Umgebung der Quel- len kann Quellfluren, Kleinseggen-Quellsümpfe, Niedermoore, Nasswiesen, nasse Staudenfluren und Quellwälder einschließen. Besonders geschützt sind Quellenbereiche gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA unabhängig von ihrer Flächenausdehnung grundsätzlich alle natürlichen Quellwasseraustritte einschließlich vorhandener Quellteiche und ihrer typischen Umgebung. Naturnah ausgebildete, für Quellen typische Vegetationsbestände an gefassten Quellen sind ebenfalls als geschützte Biotope einzuordnen. Nicht als geschützt einzustufen sind gefasste oder durch andere Baumaßnahmen stark veränderte Quellen ohne typische Quellvegetation.

Gefährdungsgrad:

Quellen (Sumpf- und Sickerquellen, Grundquellen, Sturzquellen einschließlich periodische Quellen) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Quellbereich Prießiggrund (Ui 04), Quellbereich Sumpf Tschirnhügel (Ws 06); darüber hinaus sind Quellen im Planungsgebiet Bestandteil verschiedener Feuchtbiotope.

Gesetzlich geschützt: Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnenge- wässer (Bach, Fluss, Graben, Stillgewässer, temporäre Flutrinne in Überschwemmungsflächen der Auen, Tümpel/Söll, Altarme) einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleiten- den natürlichen oder naturnahen Vegetation(§ 30 BNatSchG, § 22 NatSchG LSA)

Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürli- chen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche und temporäre Flutrinnen sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA gesetzlich geschützt.

______89 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Naturnahe Fließgewässer sind gekennzeichnet durch einen häufig kleinräumigen morphologischen Wechsel von schnell- und langsam fließenden Bereichen, durch Stellen mit unterschiedlicher Wasser- tiefe (flache Abschnitte, Kolke) sowie durch häufig wechselndes Sohlsubstrat.

Je nach dem vorherrschenden Gefälle kann der Fließgewässerlauf gestreckt (dann oft mit mehreren Armen), gewunden oder mäandrierend sein. Zur typischen Umgebung der Gewässer gehören Prall- und Gleithänge, Kies-, Sand- und Schlammbänke, Uferabbrüche sowie Altwässer und Flutrinnen ein- schließlich einer typischen gewässerbegleitenden Vegetation. Gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA als geschützt einzustufen sind daher alle Fließgewässerabschnitte, die einen weitgehend ungestörten Kontakt zum Untergrund, kein durchgehendes Normböschungsprofil und keine oder nur wenige Stellen mit künstlicher Ufersicherung besitzen (nicht berücksichtigt sind naturnahe und unverbaute Bach- und Flussabschnitte unter einer Länge von rd. 20 m).

Zu den stehenden Binnengewässern (Stillgewässern) gehören neben Kleingewässern (bis ca. 1 ha Fläche) auch größere Seen und Teiche einschließlich periodisch Wasser führender Gewässer (sog. Tümpel oder temporäre Flutrinnen). Der Übergang zum Sumpf sowie zu Röhrichten ist bei diesen Bio- toptypen fließend. Außerhalb anderer geschützter Biotopkomplexe (z.B. Nassgrünland) sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA Kleingewässer ab einer Größe von rd. 10 m² als geschützt einzustufen. Gut ausgebildete Ufer- und Wasservegetation ist dabei keine notwendige Schutzvoraussetzung. Vegetationsarme Gewässer auf Grund von Beschattung innerhalb von Gehölzbeständen sowie aufgelassene Abbaurestgewässer mit spärlicher Pioniervegetation sind ebenfalls geschützt.

Nicht als geschützt einzustufen sind stark durch menschliche Nutzung geprägte Kleingewässer, wie Fisch-Intensivgewässer ohne ausgeprägte Ufer- und Verlandungsvegetation, Gewässer mit Intensiv- haltung von Wassergeflügel, Gewässer mit größtenteils oder vollständig naturfern ausgebauten Ufern (Betonteile, Mauerwerk, Steinschüttungen), Gewässer mit sehr stark belastetem Wasser (naturferne Klärteiche, Absetzteiche), Gewässer, in denen Boden- oder Gesteinsabbau stattfindet sowie Gewässer innerhalb noch genutzter Abbauflächen, anthropogene Gewässer, die ausschließlich über Steilufer von mehr als 1 m Höhe verfügen, künstlich angelegte und/oder gärtnerisch stark gestaltete Gewässer mit gepflanzter Vegetation (häufig auch mit nicht heimischen Arten) in Siedlungen.

Gefährdungsgrad:

Naturnahe sommerwarme Flüsse und Bäche (einschließlich naturnaher Gräben) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) von vollständiger Vernichtung bedroht , sommerwarme Flüsse (ausgebaut mit Buhnen, bedingt naturnah) und sonstige Gräben mit gut ausgebildeter Ufer- und Wasservegetation gefährdet. Eutrophe Seen und eutrophe Altwasser (ohne Anbindung an ein Fließgewässer, naturnah) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet , eutrophe Weiher und Flachseen (einschließlich naturnaher eutropher Teiche und Tümpel) gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet :

Altwasser Alte Saale Lobitzsch (Ui 41), Altwasser Tepnitz (We 08), Prießiggraben (St 01), Klostergra- ben (Le 12), Riedgewässer (Sc 02), Mehlteiche (Le 13), Kraßlauer Flutmulde (We 04 ).

Gesetzlich geschützt: Natürliche oder naturnahe Verlandungsbereiche fließender und stehen- der Binnengewässer und regelmäßig überschwemmte Bereiche (§ 30 BNatschG)

Die Verlandungsbereiche fließender und stehender Gewässer umfassen die natürliche Vegetationsab- folge von Ufergehölzen, Röhricht- und Riedbeständen, trockenfallenden Kies-, Sand- und Schlamm- bänken, Schwimmblattpflanzengesellschaften bis zur Unterwasservegetation an natürlichen oder anthropogenen Stillgewässern (vor allem unterhalb der Mittelwasserlinie) und sind gemäß Biotoptypen- richtlinie LSA ab einer Größe von rd. 100 m² als geschützt einzustufen. Auch hier ist ein gradueller Übergang zu den Au-, Sumpf- und Bruchwäldern sowie zu Niedermooren, Sümpfen und Röhrichten bzw. zu Feuchtgrünland gegeben. Oft ist eine genaue Trennung schwierig (siehe auch Biotopkomplex 4). ______90 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gefährdungsgrad:

Kleinröhrichte ( Alopecuro-Alismetum plantagini –aquaticae ), Schilfröhrichte und nährsoffreiches Seggenried sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet , Schneidenröhrichte, nährstoffarmes Seggenried und Sumpf- Reitgras-Ried ( Peucedano-palustris-Calamagrostidetum canescentis) stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Bestandteil Auwaldstrukturen Saale-Altwasser Fähre (Ui 47), Erdenlöcher Wengelsdorf (We 11).

Gesetzlich geschützt: Niedermoore (§ 30 BNatSchG)

Der Biotoptyp Moor wird in unserer Region vor allem durch Niedermoore repräsentiert. Moore können in verschiedenen Entstehungsformen auftreten (z.B. als Quellmoore, Hangmoore, Versumpfungsmoo- re, Verlandungsmoore u.a.). Sie sind im Regelfall baumarme oder mit Bruchwäldern bestockte Biotope mit wassergetränkten Böden aus vertorften Pflanzenresten einschließlich vorhandener Moorgewässer. Im Territorium sind ausschließlich Flachmoore (Niedermoore) zu finden, deren Böden von Quell-, Grund- oder Sickerwasser durchtränkt werden. Je nach Kalk- und Nährstoffversorgung existieren sehr unterschiedliche Niedermoortypen. Flachmoore (Niedermoore) sind gekennzeichnet durch Seggen-, Binsen- und Sumpf-Reitgrasriede, Röhrichtbestände, nasse Hochstaudenfluren und Weidengebüsche (Bestandteil der Moore sind ebenfalls Pfeifengraswiesen einschließlich Degenerationsstadien, die je- doch in unserem Territorium relativ selten sind sowie Abtorfungsbereiche, die hier nicht vorkommen).

Quellmoore sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA als Bestandteil der Quellbereiche unabhängig von ihrer Flächenausdehnung als besonders geschützter Biotop einzuordnen, andere Bestände moortypi- scher Arten ab einer Größe von rd. 100 m². Innerhalb von Mooren sind extensiv genutzte Flächen (Feuchtgrünland, Streuwiesen) mit einzuordnen. Nicht geschützt sind Intensivgrünland, Ackerflächen und nicht standortgerechte Aufforstungen inner- halb von Mooren.

Gefährdungsgrad:

Oligotrophe bis mesotrophe Niedermoore sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) von der vollständigen Vernichtung bedroht, eutrophe Niedermoore sind gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Bestandteil Erlenbruchwald Ochsenborn (Ui 45), Feuchtgebiet Oeglitzscher Ried (Gr 02).

Gesetzlich geschützt: Sümpfe (§ 30 BNatSchG)

Sümpfe sind sehr nasse Standorte ( DRACHENFELS & MAY , 1991). Auf überwiegend baumfreien, teilwei- se gebüschreichen, ungenutzten oder extensiv genutzten Standorten auf mineralischen oder anmoorigen Böden, die durch Oberflächen-, Quell- oder hoch anstehendes Grundwasser geprägt sind. Spezifische Vegetationstypen der Sümpfe sind Weidensumpfgebüsche, Kleinseggensümpfe, Großseggenriede, Sumpfreitgrasriede, Röhrichte (s.u.) und Hochstauden. Auch hier ist der Übergang zu anderen Feuchtbiotopen (Röhrichte, Nassgrünland/ Feuchtgrünland) fließend.

Nach Biotoptypenrichtlinie LSA gesetzlich geschützt sind alle Sümpfe ab einer Mindestgröße von rd. 100 m². Quellsümpfe als Bestandteil gesetzlich geschützter Quellbereiche sind grundsätzlich ge- schützt. Gefährdungsgrad:

Oligotrophe bis mesotrophe Sümpfe sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) von der vollständigen Vernichtung bedroht, eutrophe Niedermoore einschließlich Staudensümpfe und Hochstauden feuchter bis nasser Standorte sind ge- fährdet. ______91 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Beispiele im Planungsgebiet:

Sumpf Ährenloch (Gr 13), Bestandteil Eichbergsumpf (Ws 11).

Gesetzlich geschützt: Röhrichte (§ 30 BNatSchG)

Röhrichte werden vor allem durch hochwüchsige Bestände (Großröhrichte) aus Schilf ( Phragmites australis) und Rohkolben (Typha angustioilia, T. latifolia , ) sowie als bis zu 0,5 m hohen Kleinröhrichte aus Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) und anderen Pflanzenarten der Sümpfe und Niedermoore gebildet. Vor allem Standorte mit hoch anstehendem Grundwasser, häufig in Gewässernähe, werden von Röh- richten besiedelt.

Besonders geschützt sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA Ufer- und Landröhrichte sowie Schilfbe- stände nach Acker- oder Wiesenbrache ab einer Mindestgröße von rd. 100 m². Linienförmige Uferröhrichte an naturfern ausgebauten, nicht geschützten Fließgewässern und Gräben sind ab einer Breite von rd. 2 m als geschützte Biotope einzuordnen. Röhrichtbestände sind häufig Bestandteil anderer geschützter Biotope (naturnahe Bach- und Flussabschnitte, Verlandungsbereiche stehender Gewässer, Sümpfe) und damit auch als solche geschützt (s.o.). Schüttere Röhrichte mit nur vereinzeltem Vorkommen von Röhrichtarten sind nur innerhalb aufgelas- sener Abbauflächen als Pionierstadien der Vegetationsentwicklung als geschützt einzustufen.

Gefährdungsgrad:

Kleinröhrichte ( Alopecuro-Alismetum plantagini –aquaticae ), Schilfröhrichte und nährsoffreiches Seggenried sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet , Schneidenröhrichte, nährstoffarmes Seggenried und Sumpf- Reitgras-Ried ( Peucedano-palustris-Calamagrostidetum canescentis) stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Erdenlöcher Wengelsdorf (We11), Eichbergsumpf (Ws 11).

Gesetzlich geschützt: hochstaudenreiche Nasswiesen, Großseggenrieder, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen (§ 30 BNatSchG, § 22 NatSchG LSA)

Feuchtgrünland aus seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen als extensiv durch Mahd sowie teilweise durch gelegentliche Beweidung genutzte Pflanzenbestände auf Moor-, Anmoor-, Gley- oder sonstigen Nassböden. Während für hochstaudenreiche Nasswiesen hochwüchsige, oft auffällig blühende Pflanzenarten charakteristisch sind, herrschen bei seggen- und binsenreichen Nasswiesen die unauffälligeren Carex - und Juncus -Arten vor. Gesetzlich geschützt gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA ist Feuchtgrünland in Form der o.g. seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen ab einer Mindestgröße von rd. 100 m², auf dem Seggen, Binsen oder sonstige feuchte Hochstauden (z.B. Kohldisteln) über die gesamte Fläche verteilt in grö- ßerer Anzahl vorkommen. Der Übergang zum Biotoptyp Sumpf bzw. zu Verlandungsbereichen (insbesondere stehender Gewäs- ser) ist hier nicht immer genau abgrenzbar (s.o.). Nicht geschützt sind Flächen, auf denen die kennzeichnenden Pflanzen nur in Einzelexemplaren oder ausschließlich an den Rändern von Entwässerungsgräben vorkommen.

Gefährdungsgrad:

Nährstoffreiches extensiv genutztes Feucht- und Nassgrünland der planaren Stufe ist gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet , ungenutzte Bestände sowie Hochstauden feuchter bis nasser Standorte sind gefährdet (s.o.).

Beispiele im Planungsgebiet: Nasswiese Klostergraben (Le 11), Bestandteil Ochsenborn (Ui 45).

______92 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gesetzlich geschützt: Heiden/Zwergstrauchheiden (§ 30 BNatSchG)

Zwergstrauchheiden sind von Zwergsträuchern, insbesondere von Heidekrautgewächsen, beherrschte Offenlandbereiche einschließlich verbuschter Flächen und lichter Gehölze (einziger Standort im Pla- nungsgebiet Weißer Berg zwischen Weißenfels und Leißling).

Als gesetzlich geschützt einzustufen sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA alle Zwergstrauchheiden ab rd. 100 m² Fläche; die für Heiden typischen Arten müssen dabei mindestens 50 % der Fläche einneh- men.

Gefährdungsgrad:

Zwergstrauchheiden (auf sandigen Böden) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Bestandteil Halbtrockenrasen Weißer Berg (Le 18).

Gesetzlich geschützt: Trocken- und Halbtrockenrasen (§ 30 BNatSchG, § 22 NatSchG LSA)

Trocken- und Halbtrockenrasen sind Magerrasen sind niedrig- bis mäßig hochwüchsige, häufig arten- reiche, manchmal lückige Grasfluren auf mehr oder weniger trockenen, meist nährstoffarmen flach- gründigen Standorten. Typische Wuchsorte solcher Rasen sind süd- oder südwestexponierte Hänge, Geländeeinschnitte, Kuppen und Hügel, gegenüber der Umgebung meist etwas erhöhte Sand-, Kies- oder Schotterflächen in Flussauen oder auch anthropogene Standorte wie Bahn- und Straßenböschungen, Deiche oder trockene Abbauflächen. Manchmal handelt es sich bei Trocken- und Halbtrockenrasen auch um Wie- sen, Triften und Weiden auf durchlässigen Böden in ebener oder hängiger Lage oder sie entwickeln sich auf seit längerer Zeit brachliegenden, armen Äckern. Es können mehrere Sub-Typen von Tro- cken- und Halbtrockenrasen unterschieden werden, in unserer Region vor allem

Sandtrockenrasen und Sandpionierfluren : Sandtrockenrasen und Sandpionierfluren sind bevorzugt auf basenarmen bis –reichen Sand- und Schotterböden zu finden ( DRACHENFELS & MAY , 1991). Die Vegetationsbestände sind meist niedrig- wüchsig und lückig sowie im Vergleich zu anderen Rasentypen oft arm an buntblühenden Kräutern. kontinentale Trocken- und Halbtrockenrasen (Steppenrasen): Sie siedeln bevorzugt auf tiefgründigen Lößböden, kommen jedoch auch auf reicheren Sand-, Kalk- oder Silikatgesteinsböden vor. Die kontinentalen Trocken- und Halbtrockenrasen sind gekennzeichnet durch das Vorherrschen horstig wachsender Schwingel- und Federgras-Arten. Oft sind die Steppenra- sen relativ blütenreich, Orchideen-Arten fehlen jedoch.

Submediterrane (subozeanische) Trocken- und Halbtrockenrasen : Sie siedeln bevorzugt auf kalk- oder gipshaltigen Böden und sind (in Sachsen-Anhalt) ähnlich den kon- tinentalen Rasen verbreitet. Viele dieser Rasen sind sehr reich an buntblühenden Kräutern (z.T. auch Orchideen-Arten).

übrige Trocken- und Halbtrockenrasen (z.B. ruderalisierte Trocken- und Halbtrockenrasen): Hierzu zählen die oft recht einförmigen, artenarmen Rot-Straußgrasfluren, die Grasnelken-Fluren, die meist sehr artenreichen Übergangsstadien zwischen Halbtrockenrasen und trockenen Frischwiesen sowie ruderalisierte und damit in ihrer Artenzusammensetzung stärker veränderte Trocken- und Halb- trockenrasen. Sie werden floristisch in der Regel durch Vorkommen von Orchideen- und Enzian-Arten geprägt ( DRACHENFELS & MAY , 1991).

Gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA sind Magerrasenbestände generell ab rd. 100 m² gesetzlich ge- schützt, soweit noch ca. 30 % offene Flächen vorhanden sind.

______93 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Im Süden des Landes Sachsen-Anhalt überschneiden sich die kontinentalen und subozeanischen Trockenrasen.

Gefährdungsgrad:

Trockenrasen (Magerrasen) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen- Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Halbtrockenrasen nordwestlich Ortsrand von Storkau (St 23), Halbtrockenrasen Tschirnhügel (Ws 01).

Gesetzlich geschützt: Planar-kolline Frischwiesen (§ 22 NatSchG LSA)

Planar-kolline Frischwiesen sind Grünlandstandorte des Saaletales und der Bachauen (vorwiegend Galtthaferwiesengesellschaften), Gesellschaften des Dauco carotae-Arrhenatheretum elatoris , die dem Lebensraumtyp 6510 Magere Flachlandmähwiesen gemäß Anhang I FFH-Richtlinie zuzuordnen sind. Sie sind in der Biotoptypenrichtlinie LSA nicht benannt. In Anlehnung an andere Grünlandstandorte ist hier ebenfalls von einer Schutzwürdigkeit ab 100 m² auszugehen.

Gefährdungsgrad:

Extensiv genutztes Nassgrünland der planaren bis submontanen Stufe ist gemäß Rote Liste der ge- fährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) stark gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Bestandteil Erlenbruchwald Ochsenborn (Ui 45).

Gesetzlich geschützt: natürliche Höhlen aufgelassene Stollen und Steinbrüche (§ 22 NatSchG LSA)

Natürliche Höhlen, aufgelassene Stollen sind natürlich entstandene oder künstlich geschaffene unterir- dische Hohlräume. Geschützt gemäß § 22 NatSchG LSA sind alle natürlichen Höhlen, aqufgelassene Stollen und Stein- brüche.

Gefährdungsgrad:

Natürliche und künstliche aufgelassene Höhlen sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet.

Steinbrüche (auch aufgelassen) sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) nicht gefährdet .

Beispiele im Planungsgebiet:

Im Planungsgebiet befinden sich eine Anzahl von künstlich geschaffenen unterirdischen Hohlräumen (z.B. Getränkekeller ehem. Brauerei Gürth in Weißenfels, Buntsandstein-Keller ehem. Weinberg Markwerben, Stollen am Kirchberg Leißling), die als Fledermausquartiere geschützt sind.

Gesetzlich geschützt: offene Felsbildungen (§ 30 BNatSchG)

Felsen sind innerhalb und außerhalb des Waldes vorkommende, vegetationsarme, meist spärlich von Moosen, Flechten, Farnen und spezialisierten Blütenpflanzen bewachsene Gesteinsblöcke sowie ve- getationsarme Felsköpfe, Felsspalten, Felsbänder und Felsüberhänge. Alle offenen Felsbildungen, die mehr als 1 m aus dem Boden herausragen sowie alle natürlichen Fels- köpfe, Felsspalten, Felsbänder und Felsüberhänge sind jedoch gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA ge- setzlich geschützt. ______94 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gefährdungsgrad:

Natürliche Felsen sind gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt (SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet .

Steinhaufen sind locker in der Landschaft eingestreute Haufen aus Feldsteinen, oft anthropogenen Ursprungs an Feldrändern (sog. „Lesesteinhaufen“). Sie unterliegen keinem gesetzlichen Schutz, sind jedoch gemäß Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Buntsandsteinabbrüche Kirchberg (Le 16), Buntsandsteinabbrüche Haineburg (Le 17).

Gesetzlich geschützt: Lehm- und Lösswände (§ 30 BNatSchG)

Steilwände aus Lockersedimenten (Lehm- und Lösswände) sind gemäß Biotoptypenrichtlinie LSA ge- setzlich geschützt.

Gefährdungsgrad:

Gemäß der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) sind natürliche Lehm- und Lösswände (z.B. an Prallufern von Fließgewässern) von der vollständigen Vernichtung bedroht , anthropogene Lehm- und Lösswande (z.B an hohlwegen oder Abbauwände) gefährdet.

Beispiele im Planungsgebiet:

Hangabbruchkanten Gotthardsberg östlich Rodelbahn (Ma 16) sowie verschiedene Wandformationen innerhalb der offengelassenen bzw. in Betrieb befindlichen Kiesgruben (Kiesgrube Antons, Uichteritz sowie Kiesgrube Borau/Lösau).

Zahlreiche Biotoptypen (auch nicht gesetzlich geschützte) sind heute gemäß der oben zitierten Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) als stark gefährdet bzw. vom Aussterbeb bedroht einzustufen. Das betrifft z.B. solche Biotoptypen wie

− vegetationsarme Kies- und Schotterflächen, − vegetationsarme Flächen mit bindigem substrat (z.b. auf unbefestigten Wegen und Abbaustellen) − (Extensiv-)Acker auf Löss-, Lehm- oder Tonboden.

Diese Biotoptypen sind spezifische Lebensräume für an die dort vorherrschenden speziellen Standort- bedingungen angepasste Arten. Sie besitzen im Regelfall keinen gesetzlichen Schutzstatus und ver- schwinden als dauerhafte Standorte zunehmend infolge vielfacher Nutzungsänderungen und ander- weitiger Einflussnahmen. Ein Erhalt derariger Flächen, die oft als wertlos angesehen und daher oft umgwandelt werden (z.B durch die bituminöse Befestigung unbefestigter landwirtschaftlicher Wege), dient ebenfalls der Strukturvielfalt in der Landschaft.

Die Gefährdung von Biotoptypen wird über zwei grundsätzliche Pfade definiert (( SCHUBOTH & PETERSON , 2004):

I. Gefährdung durch direkten Flächenverlust (quantitative Veränderungen) z.B. durch Überbauung, Abgrabung u.a., entweder des gesamten Biotoptyps oder von Teilflächen. Besonders sind der Bau von Verkehrstrassen, Gewerbe-, Industrie- und Siedlungsflächen und der Bergbau (Tagebau) mit dem Totalverlust von Biotopen verbunden. II. Gefährdung durch qualitative Veränderungen z.B. infolge Veränderung der abiotischen Standortbedingungen (Änderung der Feuchtigkeitsverhältnis- se, der Nährstoffzufuhr u.a.). Neben der Entwässerung, dem permanent wirkenden Nährstoffeintrag ______95 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______aus der Luft bzw. aus angrenzenden Ackerflächen und der damit eintretenden schleichenden Nivellie- rung der Standortverhältnisse wirkt hier zunehmend auch die Nutzungsauflassung ehemals extensiv genutzter Kulturlandbiotope wie Trocken- und Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen, Streuwiesen u.ä. Wechselwirkungen bestehen zwischen quantitativen und qualitativen Veränderungen, d.h. die Vermin- derung von Biotopflächen kann dort auch qualitative Veränderungen mit sich bringen. Für die gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) wurden folgende Kategorien hinsichtlich der Gefährdung ausgewiesen:

Wechselwirkungen bestehen zwischen quantitativen und qualitativen Veränderungen, d.h. die Vermin- derung von Biotopflächen kann dort auch qualitative Veränderungen mit sich ziehen.

Eine flächendeckende Darstellung der Biotope im Planungsgebiet (auch der nicht gesetzlich geschütz- ten) erfolgt in Zeichnungs-Nr. 6 auf der Grundlage der nachrichtlichen Übernahme der CIR-Kartierung des Landes Sachsen-Anhalt (LAU, 2013). Eine gesonderte flächendeckende Kartierung und Bewer- tung aller Biotope des Planungsgebietes war nicht Gegenstand der Aufgabenstellung zum vorliegen- den Landschaftsplan.

3.6.7. Naturparke

Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die 1. großräumig sind und überwiegend aus Landschaftsschutzgebieten oder Naturschutzgebieten bestehen,

2. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird,

3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung vorgesehen sind,

4. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird und

5. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern.

Naturparke sollen entsprechend den genannten Zwecken unter Beachtung der Ziele des Naturschut- zes und der Landschaftspflege geplant, gegliedert, erschlossen und weiterentwickelt werden.

Der Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ schließt mit seiner Gesamtfläche von 103.737 ha im Pla- nungsgebiet große Gebietsteile des Saaletales westlich mit dem Westteil der Stadt Weißenfels sowie die westlich und südwestlich angrenzenden Gemarkungen Uichteritz, Storkau und Leißling mit ein. Er fügt u.a. das spezifische Erscheinungsbild von Landschaft, Kultur und Geschichte im mittleren Saaletal zusammen. Der Naturpark "Saale- Unstrut- Triasland" ist insgesamt in drei Zonen gegliedert, die u.a. auch das Planungsgebiet betreffen:

• Zone I - Naturschutzzone (beinhaltet das NSG „ Saale -Aue bei Goseck“) • Zone II - Landschafts- und Erholungszone (beinhaltet das LSG „Saaletal“) • Zone III - Puffer- und Entwicklungszone (beinhaltet verbleibende Flächen der Gemarkungen Wei- ßenfels, Markwerben, Uichteritz, Storkau und Leißling).

War der Naturpark ursprünglich räumlich an ein besonderes Territorium gebunden, so wird es gegen- wärtig immer mehr Praxis, dass ganze Gebietskörperschaften (u.a. aus Gründen einer eventuellen Förderung) dem Naturpark beitreten. Durch das verstärkte Einbringen kommunaler Interessen wächst einerseits die Akzeptanz, anderseits geht der Naturschutzaspekt des Naturparks z.T. verloren.

______96 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.6.8. Europäische Gesetzgebung zu Natur und Umwelt (Natura 2000)

Ausgehend von der starken Inanspruchnahme von Natur und Landschaft im gesamt-europäischen Raum hat die Europäische Gemeinschaft inzwischen eine Reihe von weitreichenden Vorschriften zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten einschließlich deren natürlicher Lebensräume (Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie, Vogelschutz-Richtlinie) sowie zum Schutz und der Entwicklung der Grundwasser- und Oberflächenwasserkörper (Wasserrahmenrichtlinie) erlassen, die im Rahmen vorgegebenen Fris- ten in nationales Recht der jeweiligen Mitgliedsstaaten umzusetzen sind.

Das Europäische Schutzgebietssystem „Natura 2000“

Nach den Maßgaben der

• Richtlinie des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) - kurz Vogelschutz-RL, VRL oder EU-SPA-RL genannt (in der kodifizierten Neufassung 2009/147/EG v. 30. November 2009)

• Richtlinie 92/43/ EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräu- me sowie wildlebender Pflanzen und Tiere - auch Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie - kurz FFH- RL genannt sind die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, ein kohärentes Netz von Schutzgebieten (FFH-Gebiete, Vo- gelschutzgebiete/SPA) innerhalb der Europäischen Union zu errichten. Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.

Die FFH-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie mit ihrem Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und ihren Artenschutzbestimmungen bilden für den Naturschutz ein umfassendes rechtliches Instrumenta- rium zum Lebensraum- und Artenschutz. Sie dienen damit dem Ziel, den sowohl von der Europäischen Union als auch den Mitgliedstaaten in der Konvention über biologische Vielfalt (CBD, Rio 1992) be- schlossenen Schutz der biologischen Vielfalt von Arten und Lebensräumen umzusetzen.

Vogelschutzgebiet ist eine gebräuchliche, auch amtlich verwendete Kurzbezeichnung für Europäische Vogelschutzgebiete, die auf der Grundlage o.g. Vogelschutz-RL ausgewiesen wurden. Vogelschutzge- biete dienen insbesondere dem Schutz der in Anhang I der Vogelschutz-RL gelisteten sowie den nach Kriterien des Art. 4 Abs. 2 der Vogelschutz-RL ausgewählten Vogelarten. Neben der Sicherung von Brutgebieten sieht die Vogelschutz-RL auch die Erhaltung der Rast- und Überwinterungsgebiete von heimischen oder durchziehenden Vogelarten vor.

FFH-Gebiete sind dabei spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der o.g. Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flo- ra), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen, die in mehreren Anhängen zur FFH- Richtlinie aufgelistet sind.

Im Territorium der Stad Weißenfels wurden insgesamt 2 Natura 2000-Gebiete ausgewiesen:

1. FFH-Gebiet FFH0183 „Saalehänge bei Goseck“

2. Vogelschutzgebiet SPA0025 "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd".

FFH-Gebiet FFH0183 „Saalehänge bei Goseck“

Teilflächen der Gemarkung Leißling sind Bestandteil des FFH-Gebietes „Saalehänge bei Goseck“ (Gebiets-Nr. 4837-301), siehe auch Zeichnungs-Nr. 7).

Die Unterschutzstellung erfolgte hier gemäß Kurzcharakteristik des Standard-Datenbogens des Lan- desamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt als Kombination der charakteristischen Waldtypen der Süd- und Nordhänge sowie der Erlen-Eschen-Wälder des Saaletales. Für das Planungsgebiet der

______97 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Gemeinde Leißling sind in das FFH-Gebiet Flächen des Waldgebietes Vierberge (mit Weiterführung in der Gemarkung Schönburg) eingeschlossen.

Für die Gebietsausweisung waren hier folgende Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie rele- vant:

• 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) • 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum).

Schutzwürdigkeit (Schutzziel): Schutz der vielfältigen und strukturreichen Lebensräume nach Anhang I FFH-Richtlinie sowie von Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie, wie Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Kammmolch (Triturus cristatus) . Die für das Schutzziel ebenfalls genannten Fledermausarten Mausohr und Mopsfledermaus sind vor allem für die Gemarkung Goseck von Bedeutung. Weitere signifikante Arten nach Anhängen FFH- / Vogelschutzrichtlinie sind in dem Gebiet

• Grasfrosch (Rana temporaria) • Schwarzspecht (Dryocopus martius) • Rotmilan (Milvus milvus) • Grauspecht (Picus canus) .

Des Weiteren sind genannt: a) Fauna

Kleinspecht (Dendrocopus minor) Grünspecht (Picus viridis) b) Flora

Haselwurz (Asarum europaeum) Leberblümchen (Hepatica nobilis) Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) Purpurblauer Steinsame (Lithospermum purpurocaeruleum) Nestwurz (Neottia nidus-avis) Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) .

Ein Ein Managementplan liegt aktuell für das Schutzgebiet nicht vor.

Vogelschutzgebiet SPA0025 "Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd"

Das Vogelschutzgebiet nimmt mit einer Fläche von 222 ha den Südteil des ehemaligen Tagebauge- ländes Kayna-Süd ein, davon ca. 162,4 ha im Planungsgebiet (die Gesamtfläche des ehemaligen Ta- gebaus beträgt ca. 600 ha, davon sind ca. 260 ha Wasserfläche).

Insgesamt wurden im Bereich der Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd bisher mehr als 150 Vogelarten beobachtet, davon zahlreiche Arten, für die gemäß Anhang I der europäischen Vogelschutzrichtlinie spezielle Schutzgebiete auszuweisen sind. Eine erste zusammenfassende Bestandsaufnahme erfolgte in den Jahren 1995/96 im Rahmen eines von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungs- gesellschaft (LMBV) beauftragten Pflege- und Entwicklungsplanung für das Tagebaurestloch Kayna- Süd (REGIOPLAN , 1996). Zahlreiche der damals im Bereich des Tagebaurestloches und unmittelbaren Umlandes erfassten Vogelarten konnten bei einer Nachkartierung im Jahre 2007 nicht mehr nachge- wiesen werden. Die Ursache ist u. a. in der in den vergangenen Jahren verstärkt auftretenden Gehölzsukzession zu sehen, die zu einer starken Verbuschung ehemals vorhandener Offenlandberei- che geführt hat. Besonders aggressiv hat sich die Ölweide ausgebreitet. Dadurch wurden die Lebens- räume vieler wertgebenden Arten stark eingeschränkt. Ein Beweidungsmanagement mit Konik- Wildpferden, die den aufkommenden Gehölzaufwuchs durch Verbiss zurückdrängen sollen, wird seit 2010 durchgeführt.

Als definierte Schutz- und Erhaltungsziele des EU-Vogelschutzgebietes sind zu nennen: ______98 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• charakteristische Vogelarten der halboffenen Kulturlandschaft, insbesondere von Sperber- grasmücke, Heidelerche und Neuntöter (Arten nach Anhang I VSchRL) sowie von Raubwürger und Wendehals (Arten nach Art. 4 Abs. 2 VSchRL) unter Erhaltung und Entwicklung von Of- fenlandflächen mit stellenweise vegetationsarmen Bereichen im Komplex mit dominierenden Dornstrauchgebüschen, Kleingehölzen und strukturreichen Vorwäldern

• charakteristische Vogelarten von Rieden und Röhrichtbeständen, insbesondere von Rohrwei- he, Große Rohrdommel und (Arten nach Anh. I VSchRL) sowie der Zugvogelart Drosselrohr- sänger (Art nach Art. 4 Abs. 2 VSchRL)

• die Bestände von Rotmilan und Schwarzmilan einschließlich der Erhaltung und Entwicklung abgeschirmter Altholzbestände als Bruthabitat und des störungsarmen Offenlandes als Nah- rungshabitat für Brachpieper unter Erhaltung und Pflege von großflächig trockenen Offen- landbereichen mit lichter, niedriger Vegetation sowie großflächig vegetationslosen Bereichen

• die Funktion des Gebietes als Zugrastgebiet für Zwergsäger, Sumpfohreule, Fischadler, Korn- weihe und Bruchwasserläufer (Arten nach Anhang I VSchRL) und für Arten nach Art. 4 Abs. 2 VSchRL, insbesondere Pfeifente, Schellente und Bekassine.

Als Voraussetzung zur spontanen Entstehung, Entwicklung und Erhaltung von naturschutzfachlich wertgebenden Sekundärlebensräumen sowie für das Vorkommen entsprechender Arten und Arten- gemeinschaften werden dabei genannt:

• das strukturreiche standörtliche Mosaik auf überwiegend nährstoffarmen Substraten als weit- gehend unbeeinflusste aquatische und Offenland-Lebensräume sowie als Rückzugshabitate für die in der sonstigen Kulturlandschaft infolge vielfältiger, menschlicher Einflussfaktoren ge- fährdeten Tier- und Pflanzenarten

• die Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes durch schutzver- trägliche Nutzungsregelungen und gezielte Pflegemaßnahmen für die o.g. Arten sowie weitere wertgebende Arten wie Zwergtaucher Reiherente, Tafelente, Bienenfresser, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger u.a.

Für alle der genannten Vogelarten sind weitgehend störungsfreie Flächen nicht nur während der Brut- und Aufzuchtzeiten der Jungen, sondern gleichfalls auch während der Mauser-, Zug- und Überwinte- rungszeiten von besonderer Bedeutung.

Das Vogelschutzgebiet ist flächenmäßig etwa deckungsgleich mit dem NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" (siehe Pkt. 3.6.3.).

In Zusammenarbeit mit der oberen und unteren Naturschutzbehgörde wird im Vogelschutzgebiet zum Zeitpunkt ein Beweidungsprojekt mit Konik-Wildpferden zum Schutz und Erhalt wertvoller Offenlebens- räume durchgeführt.

Ein Managementplan liegt aktuell für das Schutzgebiet nicht vor. Im Jahre 1995 hatte allerdings die Lausitzer- Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) unter dren Aspekten der damals vorgesehenen Sanierungsarbeiten einen Pflege- und Entwicklungsplan für das Tagebaurestloch Kay- na-Süd in Auftrag gegeben (REGIOPLAN , 1996).

Projekte (Eingriffe) in Natura 2000-Gebiete sind vor ihrer Zulassung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen der jeweiligen Gebiete zu überprüfen. Ergibt die Überprüfung, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes und seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz- zweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig (§ 34 Abs. 1 und 2 BNatSchG)., d.h. die Eingriffsregelung gemäß § 15 BNatSchG greift hier nicht. Ausnahmen sind nur aus zwingenden Gründen des überwiegend öffentlichen Interesses unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

______99 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3.7. Sonstige Vorgaben zum Schutz von Naturbestandteilen

Weitere Schutzobjekte

Weitere schützenswerte Naturobjekte sind Geotope, die jedoch im Planungsgebiet nicht durch die Naturschutzbehörde, sondern durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen erfasst werden (durch die Naturschutzbehörde nur in Verbindung mit anderen Schutzkategorien). Die Geotope des Planungsgebietes sind daher unter Pkt. 3.1. benannt, zeichnerisch jedoch in Zeichnungs-Nr. 07 (Schutzgebiete und Biotope) mit dargestellt.

In besonderem Maße schützenswert sind ebenfalls die in der Kernstadt Weißenfels sowie in den Orts- teilen vorhandenen Parkanlagen mit ihren geschlossenen Gehölzbeständen. Sie dienen als „Grüne Lungen“ besonders in urbanen Räumen der Naherholung und sind darüber hinaus wichtige kleinklima- tische Ausgleichräume mit besonderer Bedeutung für die Sauerstoffbildung, die Staubfilterung und den Lärmschutz. Darüber hinaus erfüllen Parkanlagen auch eine wichtige Lebensraumfunktion für zahlrei- che Tierarten, insbesondere für Kleinvogelarten (siehe auch Pkt. 4.5.)..

Im Planungsgebiet sind als bedeutende, schützenswerte Parkanlagen zu nennen (siehe dazu auch Pkt. 4.13. sowie Zeichnungs-Nr. 8):

Gemarkung Weißenfels

• der Klemmberg mit Singerholz • die (ehemaligen) Badanlagen an der Saale • der Stadtpark (mit altem Friedhof und Sausenhölzchen) • das Kämmereihölzchen • der Brauereipark • der Park ehem. Nolle´sche Villa (Langendorfer Straße)

Gemarkung Langendorf

• Gutspark Untergreißlau

Gemarkung Markwerben

• Markwerbener Schweiz

Gemarkung Schkortleben

• Das Ried

Gemarkung Storkau

• Gutspark

Parkanlagen besitzen (mit Ausnahme des Klemmmbergparks, siehe 3.6.5.) im Planungsgebiet keinen speziellen Schutzstatus (die ehemals im Landesnaturschutzgesetz der DDR enthaltene Schutzkatego- rie "Geschützter Park" sieht das Bundenaturschutzgestz nicht vor), sind jedoch über die Baumschutz- satzungen (s.u.) geschützt.

Neu auszuweisende Naturschutzobjekte

Wie bereits unter Pkt. 3.6.6. dargestellt, wurde seitens der Stadt Weißenfels in den Jahren 2009 bis 2013 eine Überprüfung und Aktualisierung der bis zu diesem Zeitpunkt bei der UNB registrierten ge- setzlich geschützten Biotope für die Gemarkungen Borau, Burgwerben, Großkorbetha, Langendorf, Leißling Markwerben, Reichardtswerben, Schkortleben, Storkau, Tagewerben, Uichteritz, Weißenfels, Wengelsdorf beauftragt.

______100 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Dieser Auftrag der Stadt Weißenfels beinhaltete jedoch ausdrücklich nur in den Gemarkungen der Stadt Weißenfels die Überprüfung des aktuellen Zustandes der bei der UNB registrierten gesetzlich geschützten Biotope, wobei anzumerken ist, dass aus unterschiedlichen Gründen nicht alle Βiotopen, die den Kriterien eines gesetzlich gesetzlich geschützten Biotops im Planungsgebiet entsprechen, bei der UNB registriert sind (siehe Pkt. 3.6.6.).

Es wird deshalb empfohlen, zur Gewährleistung einer umfassenden Planungssicherheit in Ergänzung zu den im vorliegenden Landschaftsplan auf der Grundlage des o.g. Auftrages der Stadt Weißenfels benannten gesetzlich geschützten Biotope eine flächendeckende Erfassung und Aktualisierung aller im Bereich der Stadt Weißenfels und deren Ortsteile vorhandenen Biotope vorzunehmen, die den Kriteri- en eines geschützen Biotops gemäß § 30 BNatSchG bzw. §§ 21 und 22 NatSchG LSA entsprechen (dies wäre allerdings Aufgabe der für diese Naturschutzflächen zuständigen unteren Naturschutzbe- hörde).

Des weiteren wäre eine Überprüfung/Aktualisierung der vorhandenen Naturdenkmale (in Zustaändigkeit der UNB) zu empfehlen (siehe Anmerkung Pkt. 3.6.4.). Mit Ausnahme der o.g. Überprüfungen/ Aktualisierungen besteht aus der Sicht der Landschaftspla- nungen aktuelle kein bedarf an der Neuausweisung von Naturschutzflächen. Die Naturschutzarbeit sollte sich auf dem Erhalt und der Gewährleistung der Ziele der Unterschutzstellung der betreffenden Flächen konzentrieren.

Baumschutzsatzungen

Zum umfassenden Schutz von Gehölzbeständen existiert für die Stadt Weißenfels (Gemarkung Wei- ßenfels) eine Baumschutzsatzung (v. 11.12.2013). Die übrigen Ortsteile der Stadt Weißenfels liegen nicht im Geltungsbereich dieser Baumschutzsatzung. Für die Ortsteile gelten daher die Regelungen des BNatSchG bzw. NatSchG LSA (d.h. die Gehölze befinden sich im Zuständigkeitsbereich der unte- ren Naturschutzbehörde).

Schutz der Gewässer

Neben dem BNatSchG regeln vor allem das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sowie das Landesrecht (WG LSA) den umfassenden Schutz und die Nutzung der oberirdischen Gewässer sowie des Grund- wassers. Danach sind ausgehend von der EU-Wasserrahmenrichtlinie die Gewässer u.a. nachhaltig zu bewirtschaften, insbesondere mit dem Ziel, ihre Funktions- und Leistungsfähigkeit als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu verbessern, vor allem durch den Schutz vor nachteiligen Veränderungen von Gewässereigenschaften. Beeinträchtigungen auch der direkt von den Gewässern abhängenden Landökosysteme und Feucht- gebiete sind ebenfalls zu vermeiden. An den oberirdischen Gewässern sind gemäß WHG so weit wie möglich natürliche und schadlose Abflussverhältnisse zu gewährleisten und insbesondereauch durch die Rückhaltung des Wassers in der Fläche ist der Entstehung von nachteiligen Hochwasserfolgen vorzubeugen. Gewässer, die sich in einem natürlichen oder naturnahen Zustand befinden, sollen in diesem Zustand erhalten bleiben und aktuell nicht naturnah ausgebaute natürliche Gewässer sollen so weit wie möglich wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt werden, wenn überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen (§ 6 WHG).

Aus gegebenem Anlass sei hier nochmals auf § 38 WHG hingewiesen, wo (im Außenbereich) an ober- irdischen Gewässern am Ufer generell ein Gewässerrandstreifen von 5 m Breite festsetzt wird. Dieser dient der Erhaltung und Verbesserung der ökologischen Funktionen oberirdischer Gewässer, der Wasserspeicherung, der Sicherung des Wasserabflusses sowie der Verminderung von Stoffeinträgen aus diffusen Quellen. Im Gewässerrandstreifen besteht ein Verbot der Umwandlung von Grünland in Ackerland. Weiterhin verboten sind das Entfernen von standortgerechten Bäumen und Sträuchern (ausgenommen die Ent- nahme im Rahmen einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft), das Neuanpflanzen von nicht standort- gerechten Bäumen und Sträuchern, der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (ausgenommen die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln, soweit durch Landesrecht nichts anderes bestimmt), der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in und im Zusammenhang mit zugelassenen

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Anlagen sowie die nicht nur zeitweise Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behin- dern können oder die fortgeschwemmt werden können.

Die Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. Oktober 2000 schafft als sog. Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einen Ordnungsrahmen für Maßnahmen der Ge- meinschaft im Bereich der Wasserpolitik (siehe auch Pkt. 3.2.). Die Richtlinie soll eine integrierte Ge- wässerschutzpolitik in Europa, die auch über Staats- und Ländergrenzen hinweg eine koordinierte Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb der Flusseinzugsgebiete bewirken. Zielstellungen der WRRL sind u.a.

• Schutz und Verbesserung des Zustandes aquatischer Ökosysteme und des Grundwassers einschließlich von Landökosystemen, die direkt vom Wasser abhängen

• Förderung einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen

• Schrittweise Reduzierung bzw.das Beenden des Freisetzens gefährlicher Stoffe

• Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers. Die o.g. Zielstellung beinhaltet u.a. die Realisierung eines „guten ökologischen und chemischen Zustandes“ aller Oberflächengewäs- ser (für künstliche und natürliche, aber erheblich veränderte Gewässer ein „gutes ökologisches Potenzial und einen guten chemischen Zustand“) sowie eines „guten mengenmäßigen und chemischen Zustandes“ des Grundwassers bis zum Jahre 2015.

Dazu wurden (und werden noch) in allen Staaten der Europäischen Gemeinschaft einheitliche und allgemein verbindliche Standards für die chemische und ökologische Qualität der Gewässer entwickelt. Vorrangig wird dieser „gute ökologische Zustand“ über die biologischen Merkmalsgruppen aquatische Flora (Wasserpflanzen), Wirbellose (Insektenlarven u.ä.) und Fische bestimmt und tangiert somit auch unmittelbar die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Planungsgebiet, d.h. die im Planungsgebiet vorhandenen Oberflächengewässer (siehe auch Pkt. 6.2.4 Anforderungen und Maß- nahmen für Gewässer).

Schutz und Pflege wild lebender Pflanzen und Tiere

Besondere Regelungen zum Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere sowie zum speziellen Arten- schutz sind in § 39 und 44 BNatSchG enthalten. Dabei ist vor allem der § 39 hinsichtlich des allgemei- nen Schutzes wild lebender Tiere und Pflanzen in Verbindung mit der vorliegenden Landschaftspla- nung von Bedeutung. Nach der Maßgabe des Gesetzes (§ 39 Abs. 1 BNatSchG) ist es verboten, 1. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu ver- letzen oder zu töten,

2. wild wachsende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,

3. Lebensstätten wild lebender Tiere oder wild wachsender Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.

In diesem Zusammenhang bestehen weiterhin folgende Verbote (§ 39 Abs. 5): 1. die Bodendecke auf Wiesen, Feldrainen, Hochrainen und ungenutzten Grundflächen sowie an Hecken und Hängen abzubrennen oder nicht land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich genutzte Flächen so zu behandeln, dass die Tier- oder Pflanzenwelt erheblich beeinträchtigt wird,

2. Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen,

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3. Röhrichte in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September zurückzuschneiden; außerhalb die- ser Zeiten dürfen Röhrichte nur in Abschnitten zurückgeschnitten werden,

4. ständig wasserführende Gräben unter Einsatz von Grabenfräsen zu räumen, wenn dadurch der Naturhaushalt, insbesondere die Tierwelt erheblich beeinträchtigt wird,

5. Verbot Höhlen, Stollen, Erdkeller oder ähnliche Räume, die als Winterquartier von Fledermäu- sen dienen, in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März aufzusuchen.

Ausnahmen zu o.g. Verboten im öffentlichen Interesse regelt ebenfalls das BNatSchG bzw. das NatSchG LSA.

Ökologisches Verbundsystem

Wie unter Pkt. 2.1. genannt, wurden im Regionalentwicklungsplan für die Planungsregion Halle (REP, 2010) u.a. Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems auch im Pla- nungsgebiet mit den räumlichen Schwerpunkten des Saaletales westlich der Ortslage Weißenfels so- wie des ehemaliges Tagebaugeländes "Kayna Süd" festgelegt. Darüber hinaus wurde im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz für den Altkreis Weißenfels flächeneckend eine Biotopverbundplanung erarbeitet, (OECOKART , 1995 untermaßgeblicher Mitwirkung von Regioplan), die auch das Planungsge- biet mit abdeckt. Die Biotopverbundplanung besitzt für das Planungsgebiet nach wie vor Aktualität. Eine Neufassung der Biotopverbundplanung ist zum Zeitpunkt nicht geplant (LAU, mdl.).

Ziel des ökologischen Verbundsystems ist die Schaffung eines Biotopverbundes zur dauerhaften Si- cherung der Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten, Biotope und Lebensgemeinschaften sowie der Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähi- ger ökologischer Wechselbeziehungen (§ 21 Abs. 1 BNatSchG). Dabei ist ein zusammenhängendes System von naturnahen, gefährdeten oder sonstigen für den Schutz von Natur und Landschaft bedeut- samen Lebensstätten herzustellen.

Um dem weiteren Verlust von Tier und Pflanzenarten und ihrer Lebensräum entgegenzuwirken, gibt es zahlreiche Bestrebungen auf internationaler, nationaler und Landesebene, die in Gesetzen, Überein- kommen, Verträgen und Programmen ihren Ausdruck finden. Die Verpflichtung zur Entwicklung von Biotopverbundsystemen ergibt sich aus dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 21 BNatschG) sowie dem Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (§ 2 NatSchG LSA). Hier wird dazu formuliert: ”Der Bestand bedrohter Pflanzen und Tiergesellschaften ist auf einem ausreichenden Teil der Landesfläche durch die Ausweisung von Schutzgebieten nachhaltig zu sichern, ihre Lebensräume sind zu Biotopver- bundsystemen zu entwickeln”. Neben dem Bundes- und Landesnaturschutzgesetz schaffen zahlreiche anderen Gesetzeswerke wie das Landesentwicklungsgesetz Sachsen-Anhalt (LEntwG LSA), das Wassergesetz für das Land Sach- sen-Anhalt (WG LSA), das Landeswaldgesetzn (WaldG LSA) sowie die internationalen Übereinkom- men zum Artenschutz und zur biologischen Vielfalt weitere Grundlagen für die Entwicklung von Biotop- verbundsystemen.

Die räumliche Ordnung und die Funktionen des Biotopverbundsystems sind hierarchisch aufgebaut. Neben den überregional bedeutsame Biotopverbundeinheiten von landesweiter bzw. überregionaler Bedeutung (z.B. Natura 2000- und Naturschutzgebiete) sind in Ergänzung dazu regional bedeutsame Biotopverbundeinheiten auf Landkreisebene sowie örtlich bedeutsame Biotopverbundeinheiten auszu- weisen. Diese regional bedeutsamen Biotopverbundeinheiten sowie örtlich bedeutsamen Biotopverbund- einheiten sind wesentlicher Bestandteil der Landschaftsplanung. Von besonderer Bedeutung sind hier die oberirdischen Gewässer einschließlich ihrer Randstreifen, Uferzonen und Auen als Lebensstätten und Biotope für natürlich vorkommende Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und weiterzuentwickeln, dass sie ihre großräumige Vernetzungsfunktion auf Dauer erfüllen können. Auf regionaler Ebene sind insbesondere in von der intensiven Landwirtschaft geprägten Bereichen zur Vernetzung von Biotopen erforderliche lineare und punktförmige Elemente, insbesondere Hecken und Feldraine sowie Trittsteinbiotope, zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, zur Biotopvernetzung zu schaffen (§ 21 Abs. 5 und 6 BNatSchG).

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Für das Planungsgebiet betrifft das neben den o.g. NSG und Naura 2000 Flächen vor allem die aus- gewiesenen Naturschutzflächen FND und gesetzlich geschützten Biotope (s.o.) als Kernflächen des Biotopverbunds, die in Zeichnungs-Nr.10 nochmals explizit dargestellt sind .

Obwohl bereits im Jahre 1995 die Biotoverbundplanung für den Altkreis Weißenfels vorgelegt wurde, hat diese im Planungsgebiet nichts an Aktualität eingebüßt. Die unter Pkt. 5. genannten Landschafts- planerischen Leitbilder und Entwicklungsziele sowie die unter Pkt. 6. genannten Anforderungen und Maßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Zielkonzeptionen den Zielstellungen des Biotoverbunds sowie die unter Pkt. 7. bzw. in Anlage 4 dargestellten Einzelmaßnahmen dienen der weiteren Umset- zung der Biotopverbundplanung auf regionaler und örtlicher Ebene, z.T. wurden Vorgaben der Biotoverbundplanung nachrichtlich übernommen (zu den Flächen für den Biotpverbund siehe Zeich- nungs-Nr 10, s.o.).

4. Inanspruchnahme der Landschaft, Landschaftsschäden und Nutzungskonflikte

4.1. Flächen mit Verarmung an Landschaftselementen

Naturnahe Flächen sind vor allem durch Flächenverlust und qualitative Veränderungen, z.T. auch von außen einwirkend, gefährdet ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004). Nach RATHS , RIECKEN , SSYMANK (1995) sind vor allem folgende Ursachen für das Verschwinden sowie die Beeinträchtigung und Verarmung von naturnahen Landschaftselementen zu nennen:

• Vollständige Vernichtung durch Überschüttung, Auffüllung, Einebnung und Überbauung von Land- schaftselementen und Biotopen

• Abbau und Abgrabung von Kies, Sand, Lehm, Braunkohle und sonstigen Rohstoffen

• Eingriffe in den Wasserhaushalt durch Meliorationsvorhaben (vornehmlich auf Grünlandstandorten)

• Änderung des Wasserregimes bei Still- und Fließgewässern sowie großflächige Grundwasserab- senkung durch Bergbau

• Gewässerausbau und -unterhaltung durch Quellfassungen, Verrohrung und Kanalisation von Fließ- gewässern, künstliche Ufergestaltung und -befestigung, Sohlbefestigungen und Eindeichungen

• Erosionsschutzmaßnahmen an Hohlwegen, Geländemulden und Gräben

• Boden-, Luft- und Gewässerverschmutzung infolge Eintrag und Akkumulation von festen, flüssigen und gasförmigen Umweltgiften und Abfallstoffen mit direkten oder indirekten Auswirkungen auf ein- zelne Arten oder Biotope

• Boden- und Gewässereutrophierung durch Eintrag von mineralischen Pflanzennährstoffen (über- wiegend Stickstoffverbindungen und Phosphat) und anderen biologisch abbaubaren organischen Substanzen; über den Luftpfad erfolgt u.a. ein permanenter Stickstoffeintrag als Nitrat aus Ver- brennungsprozessen sowie als Ammonium aus der Landwirtschaft; Stickstoffeintrag führt zu einer Nivellierung der einzelnen Standortbedingungen, erkennbar durch die stetige Zunahme stickstoffliebender Pflanzen (z.B. Brennnessel, Holunder) auf zahlreichen Standorten; die genannte Nivellierung der Standorte stellt gegenwärtig eines der gravierendsten Probleme im Naturschutz dar (nach WEGENER & THEUVSEN , 2010, entstehen durch Düngung, Vieh- haltung und Grünlandumbruch in der Landwirtschaft allein 11,4 % des gesamten Treibhausgasaus- stoßes in Deutschland)

• Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einschließlich daraus resultierender mittelbarer Effekte, die z.B. durch Winddrift verursacht werden

• Innutzungnahme natürlicher oder normalerweise ungenutzter Flächen, wie Ödland, Sumpfgelände, Weg- und Ackerränder

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• Nutzungsintensivierung in der Landwirtschaft, z.B. durch Erhöhung der Nutzungsfrequenzen (u.a. Anzahl der Grünlandschnitte, Verkürzung der Umtriebszeiten) und Änderung von Fruchtfolgen

• Nutzungsänderungen, z.B. Intensivierung von Brachen, Umbruch von Grünland in Acker, Auffors- tung von extensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen (Magerrasen, Streuobstwiesen) oder von Brachen sowie Rekultivierung von ehemaligen Abbaugebieten

• Aufgabe der landwirtschaftlichen Extensivnutzung bzw. traditioneller Bewirtschaftungsmethoden auf Flächen mit extremen Standortbedingungen (u.a. Beweidung von Magerrasen, Mahdnutzung von Wiesen, Terrassenweinbau, Streuobstnutzung)

• Eingriffe in Waldbestände, z.B. durch Kahlschlag, Entnahme von Tot- und Altholz, Anpflanzung nicht standorttypischer Gehölze

• Wildverbiss sowie andere, z.T. durch Überbestände jagdbarer Wildarten hervorgerufene Schäden (Schäl- und Fegeschäden)

• Eingriffe in Pflanzenbestände außerhalb von Wäldern, z.B. Entkrautung von Gewässern, Roden von Einzelbäumen und Hecken • Entnahme und Besatz einzelner Tier- und Pflanzenarten

• Mechanische Einwirkungen, u.a. durch starken Viehtritt, Technikeinsatz, Wellenschlag von Wasser- fahrzeugen

• Freizeitaktivitäten, die sich zunehmend in die freie Landschaft verlagern (auch sog. „stille“ Sportar- ten wie Joggen, Nordic Walking, Mountain-Biking, Angeln etc.)

• Restaurierung von historischen Gemäuern und Gebäuden (Beseitigung von Trockenpflanzenstan- dorten und Bruthöhlen/-nischen)

• Platz- und Wegebefestigungen und -versiegelungen sowie Intensivpflege von Grünflächen.

Ein Großteil des Planungsgebietes wird von intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen einge- nommen (siehe auch Pkt. 2.1.). Das sind über weite Abschnitte hinweg gering strukturierte Agrarflä- chen mit zum überwiegenden Teil großen Schlägen über 20 ha. Der Abbau der landwirtschaftlichen Monokultur - in den letzten Jahren verstärkt Raps und Mais zur Energiegewinnung - führt auf diesen Flächen zwangsläufig zu einer floristischen Verarmung. Der Anteil kleinflächiger Landschaftselemente, z.B. Feldraine, Gebüsche, Baumreihen oder Einzel- bäume, Steinhaufen, Gräben, feuchten Schlenken, Tümpel, Ödland, Lößhohlwege u.a. hat in den ver- gangenen Jahrzehnten ständig abgenommen. Zahlreiche Kleinstrukturen in der Landschaft wurden früher oft als wirtschaftlich wertlos angesehen und beseitigt. Auch zwang und zwingt die Praxis der Agrarförderung oftmals die Bewirtschafter, aufgekommene He- ckenstrukturen oder andere Gehölze in der freien Landschaft zu beseitigen, weil diese auf kataster- mäßig registrierten Ackerflächen stocken und somit Zuwendungen für diese Flächen nicht oder nicht in voller Höhe gewährt werden. Des Weiteren werden Feld- oder Wegeraine noch sehr oft angeackert und somit zunehmend kleiner. Auch haben zahlreiche Feldwege längst nicht mehr ihre katastermäßig ausgewiesene Breite. Zahlreiche Feldwege wurden auch in Acker umgewandelt. Eine grundsätzlich Änderung der Agrarstrukturen im Sinne einer naturnaher Bewirtschaftung ist durch die neue EU-Agrarförderung im Rahmen des „Cross Compliance" bzw. des Greenings (siehe Pkt. 4.4.) gegenwärtig jedoch nicht erkennbar.

Nennenswerte Biotopstrukturen (Kleinstrukturen) in Form von Hecken, Altobstbeständen oder Feld- und Wegerainen (z.B. mit gut ausgeprägten Altgrasbeständen) sind somit nur noch in geringem Um- fang in der Feldflur des Planungsgebietes vorhanden, d.h. es ist insbesondere ein Mangel an feldflur- typischen Biotopstrukturen, zu verzeichnen. Ein weiterer Negativfaktor ist der Ausbau der landwirt- schaftlichen Wege, insbesondere deren Versiegelung mit Bitumen, die neben einer Verstärkung des ökologischen Zerschneidungseffektes auch eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens in der freien Landschaft und damit verbunden ein erhöhtes Störungspotenzial und Tötungsrisiko für Tierarten zur Folge hat. ______105 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Positiv zu vermerken ist, dass zunehmend bei verschiedenen Landwirten wieder die Bereitschaft er- kennbar ist, die Neuanpflanzung von Gehölzen in der freien Landschaft zu dulden, wenn diese die technologischen Abläufe (z.B. bei der Zuckerrübenernte) nicht behindern.

Die moderne Zivilisation hat insgesamt einen tiefgreifenden Landschaftswandel verursacht (siehe dazu auch Pkt. 2.2.), der vor allem in den letzten Jahrzehnten insgesamt zu einer Verarmung an Land- schaftselementen geführt hat. Der direkte Verlust an Landschaftselementen oder deren Verfremdung durch vielfache äußere Einflüsse hält auch heute noch an. Das betrifft im Planungsgebiet u.a.

• die Überbauung und Versiegelung, z.T. verbunden mit einer permanenten Flächenverkleinerung von ehemals großflächigen Biotopen infolge Ausweisung von Baugebieten in der freien Landschaft oder in deren unmittelbarem Randgebiet; dazu gehört ebenfalls die fortlaufende Zerstückelung von Flächen, z.B. durch den Neubau oder Ausbau von Straßen und Wegen, insbesondere auch land- wirtschaftlicher Wege (s.o.)

• die Vergrößerung der störungsanfälligen Randzonen von Biotopen im Falle der Verkleinerung die- ser Flächen

• anthropogene Veränderungen von Randzonen (z.B. infolge Bebauung und/oder Nutzungsintensi- vierung)

• die Anpassung bzw. Abgrenzung von Flurstücken durch Parzellierungen

• die Beeinträchtigung des Biotopumfeldes durch Stoffeintrag, Überbauung, Melioration u.a.

Dies alles führt zu einer Abstandsvergrößerung zwischen den einzelnen (naturschutzrelevanten) Bioto- pen und somit zu deren räumlicher Isolation, verbunden mit erhöhter Anfälligkeit der verbleibenden „Biotopinseln“ gegenüber Umwelteinflüssen. Planungen zum Biotopverbund bleiben daher oft nur Ma- kulatur. Die o.g. Randeinflüsse verursachen bei zahlreichen Biotopen die Ausbildung gestörter Randzonen, die je nach Intensität und Wirkungsbreite der Störfaktoren unterschiedlich weit in das Biotopinnere ein- dringen und somit die störungsarmen oder störungsfreien Bereiche verringern. Je kleinflächiger die Restbiotope sind, desto größer sind die von außen beeinflussbaren Bereiche, gemessen am Gesamt- biotop. Für die Biotope des Planungsgebietes, die ausgehend von der Flächendominanz der Feldflur (s.o.) ohnehin nur relativ kleinflächig in der Feldflur des Territoriums verstreut sind, sind die äußeren Umwelteinwirkungen in besonderem Maße von Bedeutung.

Die genannte Entwicklung hatte und hat immer noch den Rückgang relativ naturnaher Lebensräume zur Folge. Begünstigt werden dadurch kulturbetonte, nur wenigen Arten Lebensmöglichkeiten bietende Biotope. Auf die Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten wird im Pkt. 4.2. nochmals Bezug genom- men.

In der Bundesrepublik Deutschland sind insgesamt über zwei Drittel (69,4 %) aller vorkommenden Biotoptypen als gefährdet eingestuft ( RIECKEN , RIESS , SSYMANK , 1994). Für das Land Sachsen-Anhalt wurde in der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ( SCHUBOTH & PETERSON , 2004) auf derartige Aussagen verzichtet. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass in unserer intensiv genutzten Landschaft diese Zahlen nicht geringer ausfallen. Der Flächenanteil der für den Naturschutz wertvollen Biotope beträgt in Sachsen-Anhalt landesweit ca. 10 %, im Harz partiell bei ca. 23 %, in der Bördelandschaft ca. 1-2 % (SCHUBOTH & PETERSON , 2004). Die Bedingungen in der Ackerlandschaft des Planungsgebietes sind dabei eher mit den Bedingungen in der Magdeburger Börde zu vergleichen.

Im Durchschnitt sind ca. 16,5 % der Flächen des Planungsgebietes (ca. 1.868,7 ha) als Verkehrs- und Baugebietsflächen oder sonstige intensiv genutzte Flächen mit z.T. hohem Versiegelungsgrad stark anthropogen geprägt und somit als weitestgehend naturfremd einzustufen, wobei vor allem die Stra- ßenverkehrsflächen extrem naturfeindliche Zonen darstellen. Freiflächen, wie begrünte Plätze, Kleingärten, Friedhöfe etc. bilden teilweise in den Ortslagen bzw. Ortsrandlagen ökologische Ausgleichsflächen, u.a. auch hinsichtlich der Verbesserung des Kleinklimas sowie der Ruhe und Erholung. Im Sinne des Natur- und Artenschutzes besitzen diese Flächen aller- ______106 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______dings nur eine untergeordnete Bedeutung, da dort vor allem gering empfindliche und somit weniger gefährdete Arten Verbreitung finden.

Die unter Pkt. 3.6.1. genannten Naturschutzflächen des Planungsgebietes sind daher wichtige Land- schaftselemente und Refugien für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt und somit unbedingt von Beeinträchtigungen jeder Art frei zu halten.

4.2. Floristische und faunistische Verarmung

Mit der Vernichtung und Beeinträchtigung von Landschaftselementen und Biotopen werden gleichzeitig auch die Lebensräume zahlreicher wildlebender Tier- und Pflanzenarten vernichtet und/oder beein- trächtigt. Vor allem die intensive Landwirtschaft als größter Flächennutzer hat mit intensiver Bodenbearbeitung, schneller Fruchtfolge, Düngemittel- und Biozideinsatz stark zur Veränderung der ökologischen Rah- menbedingungen auf dem Großteil des Gemeindeterritoriums beigetragen. Insbesondere bewirkte Düngemitteleinsatz neben der Beseitigung von kleinflächigen Strukturelemen- ten eine Angleichung und Vereinheitlichung der naturräumlichen Standortbedingungen zugunsten mo- nostruktureller Verhältnisse auf den Äckern in der freien Landschaft. Deutlich ist hier eine Verschie- bung des floristischen Artenspektrums zugunsten stickstoffliebender (nitrophiler) Arten bei gleichzeiti- ger Zurückdrängung des Bestandes und der Artenanzahl von Blütenpflanzen zu erkennen. Auf jede Wildpflanzenart (insbesondere Arten mit auffälligen Blütenständen) sind im Durchschnitt 10 Arten wirbellose Tierarten so eng angepasst, dass bei Beseitigung der Wirtspflanzenart die an ihr le- benden Tierarten zwangsläufig ihre Existenzgrundlage verlieren. Der Mangel an Insekten und anderen Wirbellosen wiederum verursacht eine Zerstörung der Nah- rungskette und somit auch den Rückgang anderer Tierarten, die sich von den Wirbellosen ernähren. Das betrifft z.B. Vögel, Insektenfresser, Amphibien und Reptilien u.a. Neben der direkten Beseitigung und Vernichtung der Lebensräume ist dieser kausale Zusammenhang zwischen der Einschränkung des Nahrungsangebotes infolge Zerstörung bzw. Beeinträchtigung der Nahrungsketten die Hauptursa- che für den drastischen Rückgang der meisten Tierarten der offenen Landschaft in den letzten 20 Jah- ren. Drei Beispiele sollen dies verdeutlichen (siehe auch Pkt. 2.3.):

Die faunistische (und floristische) Verarmung der offenen Landschaft (vor allem der Ackerflächen) bewirkte den drastischen Rückgang von Charakterarten der Feldflur wie Feldhase (Lepus europaeus ) Rebhuhn ( Perdix perdix ), Wachtel (Coturnix coturnix) oder Feldlerche (Alauda arvensis). Währenddessen der Feldhase auf den sehr großen Ackerschlägen offensichtlich nicht mehr ein aus- reichend abwechslungsreiches Nahrungsspektrum vorfindet fehlt dem Rebhuhn ein in der Periode der Jungenaufzucht erforderliches Insektenangebot. Der Rückgang der Feldhasenpopulation um ca. 95 %, des Rebhuhns sogar um ca. 98%, im Verlaufe der letzten 25 Jahre hat im Planungsgebiet praktisch deren Bestände zusammenbrechen lassen. Der Feldhamster ( Cricetus cricetus ), der noch vor ca. 25 Jahren gerade im Planungsgebiet massenweise auftrat und als Schädling verfolgt wurde, ist heute infolge Änderung der Wirtschaftsweise (Mähdrusch, Tiefpflügen) lokal faktisch ausgerottet und musste deshalb in den Roten Listen des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen werden.

Feldhase und Rebhuhn sind heute beide gemäß Rote Liste des Landes Sachsen-Anhalt ( LAU , 2004) als stark gefährdet eingestuft, der Feldhamster sogar als vom Aussterben bedroht.

Die Veränderungen in den Siedlungen haben auch den früher sehr häufig vorkommenden „Kulturfol- gern“ unter den Tierarten wie Schleiereule sowie Rauch- und Mehlschwalbe zugesetzt. Hauptursache ist hier vor allem der Lebensraumverlust durch die Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe und die zu- nehmende Verstädterung der Dörfer. Zahlreiche, ehemals häufige Kleinvogelarten, wie Haussperling, Feldsperling, Rauchschwalbe, Feldlerche oder Gartenrotschwanz sind im Bestand ebenfalls stark rückläufig und wurden daher neu in die Liste der bestandsbedrohten Vogelarten ( LAU , 2004) aufge- nommen. Drastische Bestandseinbußen infolge anthropogener Umwelteinflüsse betreffen heute ganze Tierar- tengruppen, z.B. die Fledermäuse. Hauptursachen sind hier Nahrungsmangel (Insekten) sowie der Rückgang zahlreicher Blütenpflanzen infolge des Biozid- bzw. Düngemitteleinsatzes in der Landwirt-

______107 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______schaft (s.o.); weiterhin die Beseitigung der Wochenstuben (Reproduktionsplätze) dieser Tiere durch Dachgeschoßausbau sowie durch Verwendung für die Tiere giftiger Holzschutzmittel. Auch stellen Straßenverkehrsverluste zunehmend für eine Reihe von Vogelarten und Säugetieren entscheidende limitierende Faktoren dar. Nach Hochrechnungen fallen ihm allein 500.000 Igel jährlich in Deutschland zum Opfer (http://de.wikipedia.org). Die Straßenverkehrsverluste des Igels führen diese Tierart an den Rand des Aussterbens. Darüber hinaus betreffen drastische Bestandseinbußen die nachfolgend genannten Tierartengruppen. Die Hauptursachen treffen auch für zahlreiche andere Arten zu:

• Schmetterlinge, Laufkäfer, Wildbienen u.a. Wirbellose: Hauptursachen vor allem durch den Rückgang zahlreicher Blütenpflanzen infolge Nährstoffanrei- cherung (Eutrophierung) und Nivellierung der ökologischen Bedingungen, durch Aufgabe der Be- weidung von Magerrasen, durch die Umstrukturierung von Mähwiesen zu Intensivweiden, die Be- seitigung von Kleinbiotopen in der Landschaft, durch Biozideinsatz sowie durch fortschreitende Ur- banisierung und Zersiedelung der Landschaft

• Lurche: Hauptursachen sind Gewässerausbau, Meliorationsmaßnahmen und Beseitigung von Feuchtgebie- ten, Gewässerverschmutzung sowie Biozidanreicherung in der Nahrungskette

• Kriechtiere: Hauptursache ist Nahrungsmangel (Insekten) durch Biozideinsatz, die Beseitigung von Kleinbioto- pen und Sonderstandorten, die Zunahme von dichten (schattigen) Staudenfluren infolge Düngemit- teleintrag in noch vorhandene Kleinbiotope, die Nutzungsauflassung von Hutungen und die Auffors- tung von Offenlandbiotopen, die Beseitigung landschaftsgliedernder Elemente wie Hecken, Feld- wege sowie die Eingrenzung von Saumzonen und Störungen durch Tourismus und Freizeitaktivitä- ten (einschließlich Tötung von Tieren).

Die qualitative Veränderung bzw. die Beseitigung von Lebensräumen hat zwangsläufig eine Verände- rung des faunistischen und floristischen Artenspektrums – oft auch in Wechselwirkung – zur Folge. Der Verlust der Lebensraumfunktion bei Tierarten betrifft die Nahrungs-, Deckungs- und Fortpflan- zungsmöglichkeiten, bei wandernden Arten auch deren Jahreslebensräume.

Nachfolgend sind die wesentlichen Ursachen des Artenrückgangs sowie auch die Verursacher zu- sammengefasst dargestellt:

Die nachstehende Abbildung 3 erfasst die Ursachen des Artenrückgangs in der Bundesrepublik Deutschland anhand der Farn- und Blütenpflanzen. Diese Darstellung lässt sich analog auf die Fauna übertragen, da alle Tierarten über die unterschiedlichen Nahrungsketten von Pflanzen abhängig sind, d.h. mit dem Verschwinden von Pflanzenarten verlieren auch die betreffenden Tierarten ihre Lebens- grundlagen.

Der Artenrückgang wird durch bestimmte Wirtschaftszweige in besonderem Maße verursacht, die nachfolgend (Abbildung 4) zusammengestellt sind.

Die nachstehend genannten Ursachen bzw. die Verursacher des Artenrückgangs im Bundesgebiet können auch für die neuen Bundesländer bzw. für den Landkreis Weißenfels und das Planungsgebiet vorausgesetzt werden

Ausgehend von den aufgezeigten Entwicklungstendenzen mussten in Deutschland eine Vielzahl Tier- und Pflanzenarten in die Roten Listen aufgenommen werden. Die nachfolgende Tab. 7 charakterisiert den gegenwärtigen Gefährdungsgrad wichtiger Artengruppen in Sachsen-Anhalt.

Vor allem gefährdet sind Arten, die sich durch besondere Lebensraumansprüche auszeichnen. Das betrifft z.B. Tierarten • die großflächige, strukturreiche und störungsfreie Lebensstätten benötigen

• die ausschließlich bestimmte Extrembiotope wie zum Beispiel Feucht- und Trockenlebensräume besiedeln ______108 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• die stark an wirtschaftlich wertlose bzw. geringwertige Lebensstätten und Biotopteile, wie vegetati- onsarme Standorte, alte morsche Bäume, Kleingewässer usw. gebunden oder auf frühere, extensi- ve Formen der Landnutzung angewiesen sind (z.B. Wiesenmahd, Beweidung)

• die einst häufige, jetzt jedoch selten gewordene Nahrung (etwa Großinsekten) oder ein ausreichen- des Angebot an Blüten über die gesamte Vegetationsperiode benötigen

• die weite Wanderungen zu Wasser oder Land absolvieren, ohne zerschneidende Hindernisse (Straßen, Stauwehre) überwinden zu können

• die von Natur aus nur ein räumlich beschränktes Verbreitungsgebiet im Lande besitzen und somit die Schadeinflüsse im gesamten Vorkommensgebiet der Art wirken und keine Rückzugsmöglichkeit mehr besteht, beispielsweise im Fall vieler wärmeliebender Tiere

• die besonders empfindlich auf äußere anthropogene Einwirkungen reagieren, beispielsweise durch Biozide, Erholungsaktivitäten oder Luftverschmutzung

• die für den Menschen attraktiv sind oder anderweitig einen Anreiz zur direkten Verfolgung liefern (z.B. als sog. Schädlinge).

Abb. 3: Ursachen des Artenrückgangs in der Bundesrepublik Deutschland (nach JEDICKE , 1990)

Abb. 4 : Verursacher des Artenrückgangs nach Wirtschaftszweigen (nach JEDICKE , 1990)

______109 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Tabelle 8: Gesamtzahlen und Anteile gefährdeter Arten (absolut und prozentual) verschiedener Taxa des Bundeslandes Sachsen-Anhalt (nach ROTEN LISTE SACHSEN -ANHALT , LAU 2004)

Artengruppen Rote Liste Ausge- Extrem vom stark gefährdet (Gesamtartenanzahl gesamt storben seltene Aussterben gefährdet in Sachsen-Anhalt) oder Arten bedroht verschollen Biotoptypen 200 3 10 29 60 99 (402) (49,7 %) (0,5 %) (2,5 %) (7,2 %) (14,9 %) (24,6 %)

Säugetiere 40 5 6 9 13 7 (75) (53,3%) (6,7%) (8,0 %) (12,0%) (17,3%) (9,3%)

Vögel 73 12 13 13 18 17 (210) (34,8 %) (5,7%) (6,2 %) (6,2 %) (8,6%) (8,1%)

Lurche 10 - 3 - 2 5 (18) (55,6 %) (16,7 %) (11,1 %) (27,8 %)

Kriechtiere 5 1 - - 2 2 (7) (71,4%) (14,3%) (28,6%) (28,6%)

Fische/Rundmäuler 30 8 2 3 12 5 (50) (60,0%) (16,0%) (4,0 %) (6,0 %) (24,0%) (10,0%)

Heuschrecken 26 4 2 3 4 13 (60) 43,4 %) (6,7%) (3,3 %) (5,0%) (6,7%) (21,7%)

Libellen 32 1 1 10 12 9 (64) (50,0 %) (1,6 %) (1,6 %) (16,0 %) (18,8 %) (14,1 %)

Großpilze 703 46 356 55 83 163 (3.060) (23,0%) (1,5%) (11,6 %) (1,8%) (2,7%) (5,3%)

Farn-und 752 95 53 144 154 305 Blütenpflanzen (33,8 %) (4,3 %) (2,4 %) (6,5%) (6,9%) (13,7%) (2.228)

Im Rahmen diverser avifaunistischer Untersuchungen im Planungsgebiet (sowie unmittelbar daran angrenzend) durch den Planverfasser in den vergangenen 10 Jahren (siehe Anlage 5) konnte diese Tendenz bestätigt werden. Von den festgestellten Vogelarten (Brutvögel, Durchzügler, Wintergäste) waren mehr als 2/3 in der Roten Liste der Vögel des Landes Sachsen-Anhalt (D ORNBUSCH ET . AL ., 2004) enthalten. Das ist (mit wenigen Ausnahmen) keine avifaunistische Wertstellung des Pla- nungsgebietes sondern letztendlich ein Ausdruck der zunehmenden Gefährdung der Avifauna.

______110 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Darüber hinaus ist tendenziell festzustellen, dass zwar vergleichsweise noch viele Arten im Verlaufe eines Jahres zu beobachten sind, jedoch in immer geringeren Individuenzahlen (Ausnahme nordische Gänse) und konzentriert an Stellen im Planungsgebiet, die naturschutzrechtlich gesichert sind (z.B. NSG "Tagebaufolgelandschaft Kayna Süd", NSG "Saale-Aue bei Goseck"). Besonders drastisch ist der Rückgang von Greifvogelbruten (Mäusebussard, Rotmilan, Schwarzmilan) im Planungsgebiet (um 1990 brüteten im Saaletal zwischen Weißenfels und der Grenze des Planungsgebietes ca. 10-12 Paa- re Mäusebussard, ca. 3-4 Paare Rotmilan und 1-2 Paare Schwarzmilan; gegenwärtig gibt es noch ca. 2 Brutpaare vom Mäusebussard und max. 1 Paar vom Rotmilan).

Bei einigen Artengruppen, z.B. den Lurchen und Kriechtieren, sind nur noch Reliktvorkommen mit ge- ringem Kontakt zu benachbarten Populationen vorhanden. Dies ist in besonderem Maße bei früher relativ häufigen Arten wie Teichfrosch, Teichmolch und Zauneidechse festzustellen. Zahlreiche Biotope des Planungsgebietes sind zu klein oder liegen isoliert von anderen Biotopen mit vergleichbaren Habitatansprüchen, so dass ein Individuenaustausch z.T. kaum erfolgen kann. Ohne Stabilisierungsmaßnahmen (Biotopverbesserung/Entschlammung von Teichen, Biotopverbund, Wie- senmahd u.a.) ist mittelfristig mit dem lokalen Aussterben der meisten Lurch- und Kriechtierarten zu rechnen.

Hinsichtlich der zunehmenden Verarmung der heimischen Flora und Fauna spielen inzwischen eine Vielzahl meist seit dem 19. Jahrhundert bei uns eingebürgerter Tier- und Pflanzenarten zunehmend eine Rolle (siehe auch Pkt. 2.2.), die einheimische Arten verdrängen und so auch zu einer faunisti- schen und floristischen Verarmung beitragen. Viele Kleinröhrichte an Gewässerufern sind inzwischen durch das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) verdrängt. Auch der Japanische Staudenknöte- rich (Fallopia japonica) überdeckt inzwischen Gewässerufer und andere Flächen in großen Beständen. Nichteinheimische Wasserschnecken und Bachflohkrebsarten verdrängen zunehmend die einheimi- schen Arten. Die Auswirkungen eingebürgerter Arten auf die Gewässerfauna sind noch nicht abzu- schätzen (A RNDT , 2009). Auch das das bereits geschilderte explosionsartige Anwachsen der Waschbärenpopulation (siehe auch Pkt. 2.3.) hat zweifelsohne Auswirkungen auf einheimisches Niederwild und Vögel, zumal Waschbären gut klettern und auch Nester auf Bäumen erreichen können.

4.3. Altlasten, Deponien und Emissionen

Die Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Territorium erfassten Altlastenver- dachtsstandorte wurden bei den damaligen Landkreisen geführten Mitteldeutschen Altlastenkataster (MIDALIS) erfasst, wobei ausgehend von den damals durchgeführten Ersterfassungen, z.T. anhand von Schätzungen, Angaben zu den eingetragenen Flächen hinsichtlich Abgrenzung und sonstiger Inhalte als z.T. als unpräzise anzusehen sind (deshalb werden die in Zeichnungs-Nr. 3 eingetragenen Flä- chen als nachrichtliche Übernahme aus dem Flächennutzungsplan im Landschaftsplan nicht flächig dargestellt). Auf der Grundlage § 9 Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) sind alle Altlastenverdachtsstandorte in einem Fachinformationssystem Bodenschutz (hier Bodenschutzinformationssystem des Landes Sach- sen-Anhalt) zu erfassen. Nach Auskunft der unteren Bodenschutzbehörde (mdl.) erfolgte in Sachsen- Anhalt die Einarbeitung der MIDALIS-Daten in das genannte Bodenschutzinformationssystem.

Altlasten

Gemäß § 2 Abs. 6 BBodSchG sind Altlasten "stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind ( Altablagerungen ), und Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, ausgenommen Anlagen, deren Stilllegung einer Genehmigung nach dem Atomgesetz bedarf ( Altstandorte ), durch die schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Ge- fahren für den einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden.“

Anlage 3 zeigt die im Planungsgebiet bekannten Altlasten (Altablagerungen und Altstandorte). Altablagerungen

______111 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die ehemaligen, im Planungsgebiet vorhandenen Deponien wurden an besonderen Problemstandor- ten (z.B. grundwassernahe Standorte/Trinkwasserschutzzone) inzwischen entweder abgetragen (z.B. Deponien im Bereich des Tagebaurestloches Kayna Süd, Klosterwiese Leißling) oder in den meisten anderen Fällen mit bindigem Boden abgedeckt. Die Altablagerung im Bereich Klosterwiese auf einem grundwassernahen Standort wurde beräumt, so dass hier von keinem Gefährdungspotenzial mehr auszugehen ist.

Abfallentsorgungsanlagen

Die planmäßige Entsorgung von Hausmüll und anderen Siedlungsabfällen (Papier, Kunststoffe, Glas und Bioabfälle) des Planungsgebietes erfolgt über den entsorgungspflichtigen Landkreis, der Mitglied des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd ist. Darüber hinaus existiert in der Kernstadt ein Wertstoffhof zur Entsorgung von Bioabfällen (Gehölzschnittgut, kompostierbares Material) sowie von Papier/Pappe, Elektrogeräten, Bauschutt u.a.

Die Integra Weißenfelser Land gGmbH betreibt in Leißling eine Anlage zum Recycling von Elektronik- schrott (LVWA, 2011). Darüber hinaus sind im Planungsgebiet gemäß Information der unteren Abfall- behörde (v. 16.09.2014) noch folgende Abfallentsorgungsunternehmen tätig:

− Cortek Gesellschaft für Recycling und Entsorgungsleistungen mbH - Sortieranlage für Bauab- fälle i. V. m. einer Anlage zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen, Brecheranlage und Lager (Gemarkung Weißenfels)

− Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd – Anstalt öffentlichen Rechts (AW SAS – AöR)-Anlage zur biologischen Behandlung von nicht gefährlichen Abfällen (Gemarkung Weißenfels) − MW-Mayer GmbH - Kompostierungsanlage (Gemarkung Tagewerben)

− Mülker Recycling GmbH - Anlage zur zeitweiligen Lagerung von Eisen- oder Nichteisenschrot- ten (Gemarkung Weißenfels)

− Antons OHG Recycling - Anlage zur sonstigen Behandlung von nicht gefährlichen Abfällen/ Bauschuttrecyclinganlage (Gemarkung Uichteritz)

− H. Antons und Sohn Gesellschaft für Kiesgewinnung mbH - Verkippung von unbelastetem Erdaushub im Kiessandtagebau Uichteritz Gemarkung Uichteritz).

Nach derzeitigem Kenntnisstand sind keine weiteren Anlagen in Planung.

Punktuell erfolgt überall im Planungsgebiet leider immer noch (illegale) Müllablagerung in der Land- schaft, in besonderem Maße auch die Ablagerung von Gartenabfällen in der freien Landschaft oder im Wald/in Gehölzen angrenzend an Kleingartenanlagen oder sonstige Siedlungsgebiete (es handelt sich hier um ein flächendeckendes Problem und eine Einzelaufstellung derartiger "Problemfälle" würde den Rahmen des Landschaftsplanes sprrengen). Aus gegebenem Anlass sei deshalb nochmals darauf hingewiesen, dass das Ablagern von Gartenab- fällen (das betrifft Äste, Baumschnitt, Gras, Grasschnitt, Heckenschnitt, Laub, Tannenzapfen und ähn- liches, Rinde, Wurzeln, jedoch keine Wurzelstöcke) in Wald und Flur gemäß § 27 Abs. 1 Kreislauf- wirtschafts- und Abfallgesetz (KrW/AbfG) verboten ist. Das oft vorgebrachte Argument "Gartenabfälle verrotten doch" spielt dabei keine Rolle, denn die Lebensräume von Pflanzen und Tieren sowie das Landschaftsbild werden durch Ablagerungen außerhalb dafür zugelassener Anlagen empfindlich ge- stört. Gartenabfälle sind in Wertstoffhöfen, Kompostieranlagen oder sonstigen Sammelstellen ordnungsge- mäß zu entsorgen oder - wo erlaubt - zu verbrennen. Für die Gemarkung Weißenfels und die Gemarkung Borau besteht gemäß Verordnung über die Ent- sorgung pflanzlicher Gartenabfälle durch Verbrennen im Burgenlandkreis (VerbrVO BLK) v. 13.08.2012 ein generelles Verbot des Verbrennens von Gartenabfällen. In den anderen Ortschaften (Gemarkungen des Planungsgebietes) ist das Verbrennen von Gartenabfällen gemäß den dort vorlie- genden Satzungen vom 01. bis 31. März und vom 01. bis 31. Oktober jeweils Montag bis Freitag von 09:00 - 18:00 Uhr und Samstag von 09:00 - 12:00 Uhr gestattet.

______112 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Emissionen

Emissionen werden im Planungsgebiet durch verschiedene Quellen hervorgerufen, vor allem durch den Straßenverkehr.

Lärm aus Straßenverkehr

Die Lärmbelastung durch Straßenverkehr ist in den einzelnen Ortsteilen des Planungsgebietes unter- schiedlich einzuschätzen. Bedingt durch die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen entsteht vor allem in Verbindung mit dem Durchgangsverkehr in den Ortslagen Borau (B 176), Burgwerben, Schkortleben, Großkorbetha, Wen- gelsdorf (L 182), Markwerben und Uichteritz (L 206), Tagewerben und Reichardtswerben (K 2169 und K 2187) sowie Kleinkorbetha (K 2182) ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die unmittelbaren Ortslagen von Kriechau, Langendorf, Leißling, Lobitzsch, Storkau, Obschütz und Pettstädt sind vor allem durch Anliegerverkehr betroffen, wobei durch Langendorf z.T. der Zubringerverkehr bzw. die Umfahrung der Innenstadt von Weißenfels zur/von der B 87 läuft.

Ein hohes Verkehrsaufkommen besteht für die Stadt Weißenfels durch den Kreuzungspunkt der Bun- desstraßen, B 87 und B 91 sowie für die Randlagen von Borau, Burgwerben und Leißling insbesonde- re durch Schwerlastverkehr von oder zu dort vorhandenen Produktionsstätten. Die höchsten Ver- kehrsbelastungen in der Kernstadt sind in der Naumburger und Merseburger Straße sowie auf der Ortsumgehungsstraße zu verzeichnen.

Erhöhte Lärmbelastungen bestehen auch durch die Autobahnen A9 und A38 in den angrenzenden Ortslagen.

Aktuelle Lärmminderungspläne im Sinne des Gesetzes zur Umsetzung der EG-Richtlinie zur Bewer- tung und Bekämpfung von Umgebungslärm liegen für das Planungsgebiet nicht vor.

Sonstige Emissionen aus dem Straßenverkehr

Sonstige Emissionen aus dem Straßenverkehr betreffen vor allem Abgase, Staub, Gummi- und Bremsbelagabrieb, die auch auf die Straßenrandstreifen wirken.

Lärm aus Eisenbahnverkehr

Die Lärmbelastung aus der Eisenbahn-Hauptstrecke mit relativ hoher Zugfolge stellt ein erhebliches Problem für die unmittelbar angrenzenden Wohnbereiche in Großkorbetha, Schkortleben, Kriechau, Burgwerben, Weißenfels und Leißling dar (da die Eisenbahnlinie auf einem Damm überhöht in der Saale-Aue geführt wird, kann sich der Schall hier relativ ungehindert ausbreiten). Durch die Neben- strecke der Burgenlandbahn sind die Ortslagen Weißenfels und Langendorf eher gering belastet. In Großkorbetha/ Wengelsdorf sind zusätzlich Lärmemissionen aus dem Rangierbetrieb der Bahn zu verzeichnen.

Staubbelastung

Staubbelastung ist im Planungsgebiet insgesamt gering einzuschätzen: Örtlich und zeitlich begrenzt ist eine erhöhte Staubbelastung möglich, z. B. durch erhöhten Fahrzeugverkehr (Baufahrzeuge, Kies- und Erdstofftransporte).

Belastung aus Schwingungen

Aus Schwerlastverkehr, vor allem in den Ortslagen.

Rauchgasbelastung

Durch die fast vollständige Umstellung der Hausbrandanlagen auf umweltfreundlichere Brennstoffe (Gas, Öl, Elektro) bzw. auf effektivere Verbrennungsanlagen sind die Rauchgasbelastungen stark zu- ______113 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______rückgegangen. Eine Zunahme der Stickoxidbelastungen ist allerdings durch das Ansteigen des Kraft- fahrzeugverkehrs zu verzeichnen.

Geruchsbelastung

Relevante Geruchsemissionen gehen im Planungsgebiet vor allem durch den Schlachthof sowie das Kompostwerk in Weißenfels, die Kläranlage in der Gemarkung Burgwerben sowie das Kompostwerk Reichardtswerben aus. Punktuell und/oder zeitlich begrenzt sind Überschreitungen der Geruchsimmis- sionsrichtline (GIRL) nicht auszuschließen, wobei Gerüche nicht messbar, sondern durch geeignete Probanten zu bewerten sind. Speziell bei der Ausbringung von Gülle durch die Landwirtschaftsbetriebe treten kurzzeitig und örtlich Geruchsbelastungen auf.

Immissionen

Immissionen erfolgen sowohl ausgehend von den o.g. ortsnahen Emittenten durch Direkteintrag als auch als Fernimmissionen, resultierend aus der allgemeinen Luftbelastung (siehe auch Pkt. 3.3). Gemäß Flächennutzungsplan (WENZEL & DREHMANN , 2012) konzentrieren sich in der Siedlung Zeiselberg (Ortsteil Burgwerben) eine Reihe von Immissionen aus Gewerbe (u.a. Schlachthof, Groß- bäckerei, Umgehungsstraße B 91, Sportplatz, Kläranlage Weißenfels sowie Bahn- Hauptstrecke Halle- Erfurt), die z.T. historisch bedingt sind und somit Bestandsschutz besitzen.

4.4. Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist der größte Flächennutzer im Planungsgebiet. Mit insgesamt ca. 7.707 ha (d.i. 67,8 % wird der Großteil des Territoriums der Stadt Weißenfels durch die Landwirtschaft in Anspruch genommen (siehe auch Pkt. 2.1.). Zu den Landwirtschaftsflächen im Planungsgebiet zählen:

• Ackerbau • Wiesen- und Weidewirtschaft • Tierhaltung (soweit das dazu erforderliche Futter überwiegend auf den zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen erzeugt werden kann) • gartenbauliche Erzeugung • Erwerbsobstbau • Weinbau • berufsmäßige Imkerei • berufsmäßige Binnenfischerei

(siehe dazu auch § 201 BauGB).

In Verbindung mit der im Planungsgebiet großflächig betriebenen Landwirtschaft, insbesondere dem Feldfruchtanbau, entsteht zwangsläufig ein Konfliktpotenzial zu den Zielstellungen des Natur- und Umweltschutzes. Wie in Pkt. 4.1. und 4.2. dargestellt, ist die intensive Landwirtschaft zweifelsfrei der Hauptverursacher des gegenwärtigen Rückgangs an Landschaftselementen und sowie damit verbun- den zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Die (allgemein anerkannten) Problemfelder, die sich aus der modernen Landwirtschaft (und ggf. auch weiterer Landnutzungsformen) ergeben, sollen hier im Rahmen der Landschaftsplanung mit der Ziel- stellung aufgegriffen werden, erkannte Landschaftskonflikte zu beseitigen bzw. zu minimieren (es geht hier in keiner Weise darum, die Landwirtschaft als eine wesentliche Existenzgrundlage des Menschen zu diffamieren).

Ausgehend von den ertragreichen Böden (siehe Pkt. 3.1.) wird die Landwirtschaft auch in Zukunft ei- nen Großteil der Flächen des Planungsgebietes bewirtschaften. Das Konfliktpotenzial der Landwirt- schaft zu Natur und Landschaft ist vor allem gekennzeichnet durch

• intensive landwirtschaftliche Nutzung auf großen Schlägen mit regelmäßigen Düngemittelgaben zur Sicherung der Bodenfruchtbarkeit

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• Konzentration des Feldfruchtanbaus auf wenige, wirtschaftlich interessante Feldfruchtarten (u.a. signifikante Zunahme von Raps und Mais zur Energiegewinnung) bei gleichzeitiger Reduzierung des Feldfutter- und Grünlandanteils (dadurch finden u.a. Greifvögel wie Rotmilan oder Mäusebus- sard in der Periode der Jungenaufzucht nicht mehr genügend Futter wegen der zu diesem Zeit- punkt bereits hoch stehenden Energiepflanzen, vornehmlich Raps)

• Umwandlung von Grünland in Ackerland; großflächige Ackernutzung im Überschwemmungsgebiet der Saale-Aue (Gefahr der Wassererosion)

• Reduzierung des Potenzials wildlebender Pflanzen infolge Herbizideinsatz und Bearbeitungstechni- ken zur Unterdrückung von Konkurrenzaufwuchs und die dadurch hervorgerufene Nivellierung der Standortbedingungen #

• direkte bzw. indirekte Vernichtung von Insekten und anderen Tierarten durch Pestizideinsatz (u.a. auch infolge Abdrift in angrenzende, landwirtschaftlich nicht genutzte Flächen)

• erhöhte Winderosion (flächenhafte Erosion) vor allem auf den weitestgehend strukturfreien Acker- flächen des Planungsgebietes (bereits ab Windgeschwindigkeiten von 6-7 m/s wird unbewachsener Boden verstärkt abgetragen), gefördert wird Winderosion u.a. auch durch Feldfrüchte mit geringem Bodendeckungsgrad bzw. später Bodendeckung (z.B. Mais, Zuckerrüben), z.T. erfolgt auch Auswehung von Düngemitteln in angrenzende naturnahe Bereiche, Winderosion und Abdrift von Düngemitteln fördert die Eutrophierung von Gewässern (z.B. der Saale-Altwässer) und sonstiger, wertvoller Naturflächen

• erhöhte Wassererosion bei Starkregen oder schnell einsetzender Schneeschmelze (vornehmlich linienhafte Erosion) infolge großflächigem Anbau von Kulturen mit geringem Bodendeckungsgrad (z.B. Mais, Zuckerrüben, s.o.) vor allem in hängigem Gelände sowie auch durch die in der Vergan- genheit erfolgte Beseitigung wasserhemmender Feldraine, durch Bodenverdichtung und ungünstige Bearbeitungsrichtungen; Wassererosion bewirkt vor allem sichtbar den Abtrag von Boden und Hu- mus, die Entwurzelung von Pflanzen, die Verdichtung und Verschlämmung des Bodens sowie die Auswaschung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln; dies führt u.a. zum Überdecken anderer Vegetationsflächen, zur Verschmutzung von Straßen, Wegen und Wohngrundstücken, zum Eintrag von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Gewässer u.a. die großflächige Beseitigung von Strukturelementen in der Landschaft, wie Feldhecken und Feldgehölzen, Rest- und Splitterflächen, Feld- und Wegerainen

• Beseitigung (Überackern) von Feldwegen sowie Beseitigung von den Randstrukturen wie Feld- und Wegerainen

• Bodenverdichtung durch den Einsatz landwirtschaftlicher Großmaschinen (nachhaltige Bodenschä- digung)

• schnelles Abräumen des Erntegutes (z.B. Mähdrusch) mit anschließend schnell wechselnder Fruchtfolge.

(siehe dazu auch Pkt. 4.1. und 4.2.).

Die Ackerflächen im Planungsgebiet werden durch verschiedene Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaf- tet. In erster Linie erfolgt der Anbau von Getreide (Winterweizen, Sommer- und Wintergerste), Futtererb- sen, Sonnenblumen, Zuckerrüben sowie anteilig zunehmend von Raps und Mais als nachwachsender Rohstoff, insbesondere zur Gewinnung von Treibstoffen (s.o.). Von 1998 bis 2013 hat sich z.B. die Anbaufläche von Raps in Sachsen-Anhalt von 90 000 ha auf 179 000 Hektar so gut wie verdoppelt (Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt). Grünlandbewirtschaftung mit Weidewirtschaft (Rinder) erfolgt noch großflächig in der Saale-Aue in den Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz. Darüber hinaus sind großflächig noch Grünländer in den Gemarkungen Burgwerben, Großkorbetha und Wengelsdorf vorhanden, die vor allem als Mäh- wiesen genutzt werden. Der hohe Anteil von Grünländern in der Saale-Aue ist sicher auch der Haupt- grund, dass sich z.B. seit Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein Weißstorch-Paar in ______115 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Lobitzsch brütet und weitere Bruten bzw. Brutversuche auch südlich von Kriechau sowie in Weißenfels zu beobachten waren.

Insbesondere wirken folgende Intensitätsparameter der Acker- und Grünlandnutzung auf die Flora und Fauna (nach SCHUMACHER , 1995):

Tabelle 9: Auswirkungen auf Flora und Fauna durch die Landwirtschaft

PARAMETER WIRKUNG AUF FLORA UND FAUNA

Melioration indirekt , besonders durch Änderung der Feuchtegradienten Stickstoff, Phosphor, indirekt , Kalium, Kalk durch Änderung der Trophie, des pH-Wertes etc. Biozide direkt und indirekt, z.B. durch partiellen oder totalen Ausfall von Populationen, Wirtspflanzen und Beutetieren Maschineneinsatz und direkt und indirekt , Tierbesatz z.B. durch Druck, Tritt, Verbiss Dauer, Anzahl und direkt und indirekt, Intervalle der Nutzung z.B. durch starke Über- bzw. Unterbeweidung, Mehrschnittnutzung etc.

Die indirekte Wirkung der zunehmenden Nährstoffanreicherung (vor allem durch Stickstoff- Überschüsse im Boden) wird derzeit als das dringendste Problem des Naturschutzes angesehen, da hierdurch tief greifende und z.T. irreversible Veränderungen der Umweltfaktoren einhergehen. Das vorhandene Artenpotenzial - vor allem der Offenlandbereiche wie Trocken- und Halbtrockenrasen so- wie der Saumstrukturen der Feldflur wird infolge Stickstoffanreicherung im Boden immer mehr zuguns- ten stickstoffliebender Pflanzenarten verschoben. Dies hat wiederum auch eine Wandlung (Rückgang) des Artenspektrums der Tierwelt zur Folge (K LINGENSTEIN ET AL , 2005).

Durch Überackern wurden im Planungsgebiet eine Anzahl Feldwege vorrangig im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts beseitigt. Die noch vorhandenen Feldwege besitzen z.T. nur geringe Saumstrukturen, da sehr oft die Feldraine mit angepflügt werden (s.o.). In den letzten Jahren wurden an vorhandenen Feldwegen verstärkt Ge- hölze (meist im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen) angepflanzt.

Vor allem im Saaletal sind Nutzungskonflikte aus der Weidewirtschaft zu verzeichnen. Das betrifft vor allem Trittschäden und Eutrophierung infolge intensiver Rinderbeweidung im Bereich des gesetzlich vorgeschriebenen Gewässerschonstreifens (10 m an der Saale als Gewässer 1. Ordnung, 5 m an Altwässern und sonstigen Gewässerläufen als Gewässer 2. Ordnung). Die Bewirtschaftung von Hanglagen, z.B. "Weißer Berg" (Gemarkung Weißenfels/ Leißling) oder Prießiggrund (Gemarkung Uichteritz), mittels Schafhutung wurde im Planungsgebiet nach 1990 aufge- geben, so dass die wertvollen Trockenrasen- und Heidekrautbestände dort einer fortschreitenden Verbuschung ausgesetzt und deshalb die Zielstellungen der ursprünglichen Unterschutzstellung dieser Flächen als Flächenhafte Naturdenkmale (siehe Pkt. 3.6.4.) zunehmend gefährdet sind. Selbst bei Pflege der betreffenden Flächen, z.B. durch regelmäßige Mahd, ist mit einer Veränderung der Pflan- zengesellschaften dort zu rechnen, da u.a. ein Aufreißen der Grasnarbe durch Schaftritt entfällt. Der bituminöse Ausbau von landwirtschaftlichen Wegen (z.B. Saale-Aue Richtung Schönburg, Verbin- dung B 87 in Richtung Possenhain, Salzstraße von Langendorf in Richtung Prittitz, B 176 in Richtung Reichardtswerben/Tagewerben u.a.) zieht zudem Verkehr in vormals relativ unberührte Naturbereiche und begünstigt darüber hinaus den schnellen Abfluss von Oberflächenwasser und somit die Wasser- erosion vor Ort. Positiv zu erwähnen ist hier die Sperrung des Weges unterhalb des Weidberges zwi- schen Großkorbetha und Wengelsdorf für den Kraftfahrzeugverkehr.

Eine Anzahl Landwirtschaftsbauten ist nur mangelhalt (z.B. mittele Randbegrünung) in das Ortsbild eingebunden (z.B. Gemarkung Langendorf, Gemarkung Borau Wengelsdorf/Dürrenberger Straße u.a.). Darüber hinaus beeinträchtigen im Planungsgebiet nicht mehr genutzte Landwirtschaftsbauten (in vernachlässigtem baulichen Zustand) das Landschaftsbild (u.a. Gebäude im Bereich der Stallanla- gen Langendorf/Aupitzer Weg; Borau, Kleinkorbetha).

______116 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Darüber hinaus stellen z.B. ungesicherten Güllebecken wie am Schleifweg eine potenzielle Gefahr für Menschen und Tiere dar.

Im Planungsgebiet vorhandene Streuobstbestände werden zum Großteil nicht genutzt (und dadurch nicht gepflegt), da diese aufgrund der EG-Richtlinien als Tafelware keinen Marktwert besitzen. Fast alle Streuobstbestände sind dadurch inzwischen stark überaltert (Alter meist über 50 Jahre), stark pflegebedürftig bzw. sogar abgängig. Gewerbsmäßiger Obstbau findet nicht statt. Der hohe Totholzanteil mit Baumhöhlen besitzt dort jedoch eine große Naturschutzrelevanz. Ein Teil der Bestände ist auch stark verbuscht. Die sehr gut ausgeprägten Streuobstwiesen im Bereich Weißer Berg (Gemarkung Leißling) sowie Ortsausgang Weißenfels (Leipziger Straße) werden durch regelmä- ßige Mahd gepflegt. Ersatzpflanzungen und Gehölzschnitt sind jedoch an allen Streuobstwiesen im Planungsgebiet dringend erforderlich.

Die im Bereich Burgwerben und Kriechau am Saalehang bewirtschafteten Rebflächen fügen sich posi- tiv in das Landschaftsbild ein. Biozideinsatz und Monokultur bieten jedoch auch hier nur wenigen Arten Lebensraum.

Binnenfischerei wird an einem Saale-Altarm westlich der Ortslage Weißenfels betrieben. Besondere Konflikte zum Natur- und Landschaftsschutz sind hier nicht erkennbar.

Auch erwerbsmäßiger Gartenbau (Baumschulen etc.) und Imkerei haben im Planungsgebiet keine Bedeutung. Die vorhandenen Gartenbaubetriebe sind eher zu den Kleinerzeugern zu rechnen.

Zu den landwirtschaftlichen Planungen ist folgender Sachstand zu nennen (nachrichtliche Übernahme vom ALFF gemäß Schreiben v. 10.12.2013:

Im Planungsgebiet sind zwei Flurbereinigungsverfahren nach § 87 Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) in Verbindung mit dem Neubau der BAB 39 westlich der Saale anhängig. Das betrifft das Verfahren "Großkorbetha A 38" (Verfahrens-Nr. 611/141/WSF 001) mit Teilen der Gemarkungen Großkorbetha, Schkortleben, Tagewerben, Burgwerben und Reichardtswerben. Der Ausbau der Infrastrukturanlagen sowie die Realisierung der landschaftspflegerischen Elemente ist vollständig abgeschlossen. Die Grundstücke wurden im Verfahren komplett neu geordnet, wobei die Besitzeinweisung 2002 erfolgte und der Flurbereinigungsplan 2012 vorgelegt wurde. Weiterhin ist das Verfahren "Rippachtal A 38" (Verfahrens-Nr. 611/141 WSF 002) östlich der Saale anhängig, das Teile der Gemarkung Großkorbetha umfasst. Auch hier sind die Ausbauten von Wegen, Gewässern und landschaftsgestaltenden Maßnahmen bereits abgeschlossen. Zur Besitzeinweisung im Jahre 2003 wurden sämtliche Grundstücke neu geordnet sowie die Gemarkungsgrenze zwischen Großkorbetha im Planungsgebiet mit den Gemarkungsgrenzen Rippach, Dehlitz und Röcken (Stadt Lützen) einvernehmlich angepasst. Der Flurbereinigungsplan befindet sich z.Z. in der Genehmigungs- phase. In Bereichen der Gemarkungen Großkorbetha, Langendorf, Borau und Storkau werden weiterhin Ver- fahren zur Zusammenführung von Boden- und Gebäudeeigentum nach dem Landwirtschaftsanpas- sungsgesetz mit unterschiedlichem Verfahrensstand durchgeführt.

Die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen wird wesentlich von der EU-Agrarpolitik geprägt. Ins- gesamt stehen für die Agrarförderung in Deutschland von 2014 bis 2020 jährlich rund 6,2 Milliarden Euro an EU-Mitteln zur Verfügung. Dabei verteilt sich die EU-Förderung auf zwei Säulen. Aus der ers- ten Säule finanzieren sich die Direktzahlungen an die Landwirte, die – bei Erfüllung der jeweiligen Vo- raussetzungen – je Hektar landwirtschaftlicher Fläche gewährt werden. Dabei sind ausdrücklich be- stimmte Standards (sogenannte "Cross Compliance") einzuhalten. Im Durchschnitt machen diese Di- rektzahlungen rund 40 Prozent des Einkommens der Betriebe aus. Die Direktzahlungen werden ab 2015 zu 30 % im Rahmen des sogenannten Greenings an die Einhal- tung bestimmter, dem Klima- und Umweltschutz förderlicher Landbewirtschaftungsmethoden gebun- den, die über die bereits heute geltenden Cross-Compliance-Standards noch hinausgehen. Die zweite Säule umfasst gezielte Förderprogramme für die nachhaltige und umweltschonende Bewirt- schaftung und die ländliche Entwicklung. Dazu zählen unter anderem Agrarumweltprogramme und die Förderung des ökologischen Landbaus. Für die zweite Säule stehen in Deutschland jährlich rund 1,2 Milliarden Euro an EU-Mitteln zur Verfügung, die mit weiteren nationalen Mitteln kofinanziert werden müssen.

______117 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Das Greening der Direktzahlungen in der ersten Säule hat zur Folge, dass Landwirte 30 % ihrer Di- rektzahlungen, die so genannte Greening-Prämie, nur dann erhalten, wenn sie konkrete, zusätzliche Umweltleistungen erbringen. Das Greening umfasst den Erhalt von Dauergrünlandflächen (wie Wiesen und Weiden), eine verstärk- te Anbaudiversifizierung (größere Vielfalt bei der Auswahl der angebauten Feldfrüchte) sowie die Be- reitstellung sogenannter "ökologischer Vorrangflächen" auf Ackerland. Das Greening ist verpflichtend für alle Landwirte, die Direktzahlungen beantragen. Ausgenommen vom Greening sind lediglich Betriebe, die unter die Kleinlandwirteregelung fallen, sowie Betriebe des ökolo- gischen Landbaus. Nicht betroffen sind außerdem Betriebe mit ausschließlich Dauerkulturen (z.B. Wein, Obst und Hopfen), da es für Dauerkulturen keine spezielle Greening-Vorschrift gibt. Darüber hinaus gibt es weitere Sonderregelungen für kleinere Betriebe und Betriebe mit hohem Grünlandanteil.

Die beim Greening vom EU-Recht eröffneten Handlungsspielräume werden für einen wirksamen Schutz des Dauergrünlandes genutzt. Für das Dauergrünland in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH- Gebieten), das besonders umweltsensibel ist, gilt zukünftig ein umfassendes Umwandlungs- und Pflugverbot. Für das übrige Dauergrünland wird ein einzelbetriebliches Autorisierungssystem einge- führt. Danach ist eine Umwandlung von Dauergrünland in andere Nutzungen künftig im Wesentlichen nur noch möglich, wenn dafür an anderer Stelle neues Dauergrünland angelegt wird. Dadurch soll die Gesamtfläche des ökologisch wertvollen Dauergrünlandes stabilisiert werden. Die Reform der EU zur gemeinsamen Agrarpolitik sieht vor, dass ab 2015 Landwirtschaftsbetriebe ab 15 ha Ackerfläche verpflichtet sind, 5% ihrer Ackerfläche als ökologische Vorrangfläche vorzuhalten. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden (z.B. zum Erhalt von Hecken oder als Puf- ferstreifen zu Gewässern). Eine landwirtschaftlich produktive Nutzung bleibt unter bestimmten Bedin- gungen aber zulässig (www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Agrarpolitik/_Texte/GAP-FAQs.html).

4.5. Forstwirtschaft

Gemäß Landeswaldgesetz Sachsen-Anhalt ist Wald „jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche“. Als Forstpflanzen gelten „Waldbäume und Waldsträucher“, d.h. im weitesten Sinne sind in Verbindung mit der vorliegenden Landschaftsplanung dem Wald auch die Gehölze (Feldgehölze) zuzuordnen. Die Zuordnung Wald-Gehölze ist rechtlich nicht eindeutig geklärt. Nach BURSCHEL & HUSS (1999) definiert die deutsche Forstwissenschaft den Wald als eine Pflanzenformation, die im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist und eine so große Fläche bedeckt, dass sich darauf ein charakteristisches Waldklima entwickeln kann. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) defi- niert Wald als natürliche und angepflanzte Wälder mit einem Mindestanteil der Kronenfläche der Bäu- me von zehn Prozent, auf einer Fläche von mindestens 0,5 Hektar. Wälder werden sowohl durch das Vorkommen von Bäumen wie durch das Fehlen anderer vorherrschender Landnutzungsformen defi- niert. Die Bäume müssen eine Mindesthöhe von 5 Metern erreichen können. Jungbestände, deren Bäume die notwendige Kronenfläche und Höhe bisher nicht erreicht haben, bei denen dies aber später zu erwarten ist, und nur vorübergehend unbestockte Flächen werden zum Wald gerechnet. Der Aus- druck umfasst Wälder, die für Produktion, Schutz, Naturschutz oder mehrere dieser Zwecke genutzt werden (zum Beispiel Nationalparks, Naturschutzgebiete und andere Schutzgebiete) und auch Wald- bestände der Agrarlandschaften, wie zum Beispiel Windschutzpflanzungen, mit einer Mindestbreite von 20 Metern. Ausdrücklich landwirtschaftlichen Zwecken dienende Baumbestände, wie zum Beispiel Obstbaumplantagen, und Agrarforstsysteme sind ausgeschlossen (Quelle: Wikipedia). Die Grenzen zwischen Wald in forstwirtschaftlichem Sinne und den (kleineren) Feldgehölzen ist aller- dings fließend, so dass auch kleinere Flächen als Wald dem Forstrecht unterliegen. Die Einstufung Wald wurde (und wird) durch die zuständige Forstbehörde vorgenommen und stammt im Planungsge- biet zum Großteil schon aus dem vorigen Jahrhundert.

Das Planungsgebiet wurde in seinen trocken-wärmeren und von Löß beherrschten Teilen frühzeitig entwaldet und schon bronzezeitlich, spätestens im Frühmittelalter, ackerbaulich genutzt. Trotz starker Entwaldung zur ackerbaulichen Nutzung sind jedoch noch einige Inseln naturnaher Trau- beneichen-Linden-Hainbuchen-Wälder (z.B. Teile der Vier Berge in der Gemarkung Leißling) verblie- ben, vor allem in ackerbaulich nicht bzw. schlecht nutzbaren Hanglagen. Auch in der Saale-Aue und in den Bachtälern ist der natürliche Eschen-Schwarzerlen- und Stieleichen-Eschen-Ulmen-Wald nur noch rudimentär vorhanden. Die Waldflächen wurden dort in Grünland oder Acker umgewandelt (siehe auch Pkt. 2.3.).

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Die ökologische Bedeutung der wenigen Wälder und Gehölze in dem waldarmen, vorwiegend land- wirtschaftlich genutztem Planungsgebiet ist daher sehr hoch. Insgesamt sind im Planungsgebiet ca. 614,9 ha = 5,4 % als Wälder und Gehölze ausgewiesen. Der Waldanteil liegt damit sowohl weit unter dem Durchschnitt des Burgenlandkreises (mit 13,4 %) als auch der Bundesrepublik Deutschland (mit 30,8 %). Die Gemarkungen Leißling besitzt im Planungsgebiet anteilig mit 18,4 % den insgesamt größten Waldanteil, die Gemarkung Tagewerben mit 1,1 % den geringsten. Die Flächenanteile Wald/Gehölze im Planungsgebiet siehe Pkt. 2.1. Im Zusammenhang mit der Ausweisung von Entwicklungsmaßnah- men wird auch der Erhöhung des Waldanteils Rechnung getragen.

Die Eigentumsverhältnisse der Waldflächen des Planungsgebietes sind unterschiedlich. Es existieren Landeswald, Kommunalwald und Privatwald. Die Aufgaben der Waldbetreuung sind in Sachsen-Anhalt unterschiedlich verteilt.

Der Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt hat die Aufgabe, den in öffentlicher Hand befindlichen Lan- deswald gegenüber dem Gemeinwohl vorbildlich zu bewirtschaften. Der Landesforstbetrieb Sachsen- Anhalt, ist ein erwerbswirtschaftlich ausgerichtetes landeseigenes Unternehmen. Der Landesforstbe- trieb hat insbesondere den Auftrag: • die Ressource Holz optimal und nachhaltig zu nutzen und zu vermarkten,

• die Waldpflege, den notwendigen Waldumbau und die Waldverjüngung auf standörtlicher Grundlage zu sichern,

• die Jagd auf den Betriebsflächen zu organisieren. Die Landeswaldflächen werden durch den Landesforstbetrieb Süd (mit Sitz in Sangerhausen), Revier Burgenland, betreut.

Zum Aufgabenprofil des Landeszentrums Wald (mit Sitz in Halberstadt) als des landesweit tätigen Betriebes gehört die Betreuung des Privat- und Körperschaftswaldes auf der Grundlage (freiwilliger) vertraglicher Vereinbarungen, forstliche Öffentlichkeitsarbeit, sowie Waldpädagogik. Es unterstützt die Forstbehörden bei der Wahrnehmung forsthoheitlicher Aufgaben und ist als untere Forstbehörde für den vorbeugenden Waldbrandschutz zuständig. Die untere Forstbehörde ist der Burgenlandkreis. Ihr obliegt die beratende Funktion für sonstige Wald- flächen.

Die katastermäßige Kleinparzellierung des Waldes und die zahlreichen Eigentümer sind ein Problem der Forstwirtschaft im Planungsgebiet.

Die Bewirtschaftung der Waldparzellen im Planungsgebiet erfolgte in der Vergangenheit (und erfolgt z.T. noch) nur in geringem Umfang unter einseitig ökonomischen Gesichtspunkten, z.B. Sortiments- hiebe, vorrangig von Eiche (z.T. auch als Sanitärhiebe stark geschädigter oder abgestorbener Eichen). Zunehmend wird Feuerholz gewonnen.

Teilbereiche wurden (und werden) forstwirtschaftlich kaum genutzt (s.o.), so dass insgesamt ein relativ hoher Totholzanteil vorhanden ist, der aus Naturschutzgründen als positiv zu bewerten ist.

Die Wälder und Gehölze des Planungsgebietes wurden bereits unter Pkt. 3.4.1.2.1. näher beschrie- ben, d.h. die typische Waldgesellschaft ist der Eichen-Hainbuchen Wald mit relativ hohem Lindenan- teil. Dieser ist vor allem in der Gemarkung Leißling in den Bereichen Niederau, Mordel, Vierberge und Ziegenhain zu finden. Im Bereich Vierberge, Schkortlebener Ried und im Gutspark Langendorf stockt in (feuchterer) Nord- bzw. Nordwestexposition auch die Rotbuche, die ansonsten im übrigen Pla- nungsgebiet kaum anzutreffen ist. In der Strauchschicht dominiert, dort wo diese gut entwickelt ist, vor allem Holunder.

Gebietsuntypische Einsprengungen von Nadelhölzern (Fichte, Kiefer) sind nur punktuell vorhanden (z.B. Vierberge, Gemarkung Leißling oder Blümer und Große Trift, Gemarkung Weißenfels).

______119 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Für das Planungsgebiet sind darüber hinaus größere zusammenhängende Wald- bzw. Gehölzflächen in der Gemarkung Weißenfels (Eichberg, Singerholz sowie großflächige Neuanpflanzungen im Bereich Weißenfels West (im Bereich Gartenanlage Güldene Hufe und Eisenbahn-Haltepunkt Weißenfels West im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen), in der Gemarkung Langendorf (Waisenholz, Muttlauer Holz), in der Gemarkung Großkorbetha (Gniebendorfer Hölzchen), in der Gemarkung Uichteritz (Ellerichtwald) sowie in der Gemarkung Reichardtswerben (Tagebaurestloch Kayna Süd, hier auch als Aufforstung) zu finden. In der Saale-Aue (Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz) sind Reliktbestände des feuch- tigkeitsgeprägten Weichholzauwaldes (als geschützter Lebensrumtyp LRT 91E0 gemäß Anhang I FFH-Richtlinie) vorhanden, des Weiteren ebenfalls kleinflächig Erlenbruchwald im Bereich Eichberg- sumpf (Gemarkung Weißenfels) sowie Ochsenborn (Gemarkung Uichteritz), der dem Lebensraumtyp LRT 91E gemäß Anhang I FFH-Richtlinie zuzurechnen ist,

An süd- bzw. südwestexponierten, z.T. flachgründigen Hängen des Saaletales ist der Eichen- Hainbuchen-Lindenwald in trocknerer Ausprägung (mit höherem Strauch-Anteil, vor allem aus Feld- ahorn (Acer campestre), Hartriegel (Cornus sanguinea), Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata) u.a., zu finden. Hier wird Stiel-Eiche (Quercus robur) meist durch die Traubeneiche (Quer- cus petrea) ersetzt. Typische Vertreter dieses Waldtyps sind das Singerholz (Gemarkung Weißenfels) sowie der Ellerichtwald (Gemarkung Uichteritz). Der trocknere Waldtyp wird im Planungsgebiet neben der lagemäßigen Ausrichtung (Exposition) vor allem durch gut durchlässige, flachgründige Böden auf Buntsandstein gefördert. Gut ausgeprägter Eichenwald trockenwarmer Standorte stockt auch im Be- reich Rotanger (Gemarkung Leißling) und am Weißen Berg (ebenfalls Gemarkung Leißling, dieser jedoch als trockener Birken-Hainbuchen Wald). In besonderem Maße das Landschaftsbild prägende Gehölzflächen befinden sich in der Orts- und Ortsrandlage von Weißenfels sowie in verschiedenen Ortsteilen. In Weißenfels begleiten galeriewaldartig Gehölze den Saalelauf und die Flussinseln. In Randlage zur Stadt Weißenfels sind im Westteil mit Blümer, Birkenwäldchen und Große Trift (ehem. Wolfs Ziegelei) sowie entlang der Eisenbahnstrecke Weißenfels-Zeitz größere Gehölzflächen zu finden, des Weiteren die o.g. Neuanpflanzungen. Der im Bereich des Krankenhauses das Landschaftsbild prägende Fich- tenwald wurde in Verbindung mit der Krankenhauserweiterung in großen Teilen abgeholzt. Die Flächen dienen heute u.a. als Hubschrauberlandeplatz und Parkplatz. Auf ehemaligen Deponie- bzw. Abgrabungsflächen sind in der Johannismark am nordwestlichen Orts- ausgang von Weißenfels, am Ortsausgang B 91 Richtung Merseburg sowie am Ortsausgang B 87 Richtung Naumburg und auf einer ehemaligen Abgrabungsfläche in der Markwerbener Straße (Asche- deponie) noch größere Gehölzflächen vorhanden, ebenso im Bereich des Standortübungsplatzes am Tschirnhügel sowie die Gehölze am Greißlaubach zwischen Bad und Gartenanlage Güldene Berge. Speziell auf der linken Saaleseite besitzt die Weißenfelser Neustadt (mit Ausnahme der Badanlagen am Saaleufer, s.u.) vergleichsweise einen nur geringen Gehölzanteil. Der neu geschaffene Neustadt- park besitzt nur wenige Gehölze und dient eher der Aufwertung des innerörtlichen Freiraumes. In Weißenfels sind innerstädtisch ebenfalls eine Anzahl von Parks mit gut ausgeprägten, z.T. alten Baumbeständen vorhanden. Vorrangig zu nennen sind hier der Klemmbergpark, der Schlossgarten, der Brauereipark (der allerdings durch die vor einigen Jahren großflächig vorgenommene Entnahme der Strauchschicht seine naturschutzfachliche Bedeutung als Vogelbrutplatz und Winterrastplatz nord- und osteuropäischer Saatkrähen weitestgehend verloren hat), das Kämmereihölzchen, der Beudegutpark, das Badholz, der Park der ehemaligen Nolleschen Villa in der Langendorfer Straße, der Stadtpark mit Sausenhölzchen und anschließendem Friedhof (der Brauereipark, der Beudegutpark, der Schlossgarten sowie der Park der Nolleschen Villa sind nicht frei zugänglich). In den genannten Parkanlagen sind vor allem einheimische Gehölzarten bestandsbildend. Die Parkanlagen besitzen neben ihrer kleinklimatischen Ausgleichsfunktion (Feuchtespeicher, Rückhaltung von Luftschadstof- fen, Sauerstoffproduktion) auch eine Bedeutung als Vogelbrutplatz. Große Flächen der Stadt Weißenfels sind demnach mit Grünzügen durchsetzt und geben aus der Perspektive der Stadt ein insgesamt grüngeprägtes Stadtbild.

In den Ortsteilen der Stadt Weißenfels sind innerörtlich (bzw. in Randlage) vor allem die ehemaligen Gutsparks in Langendorf und Storkau mit ihrem wertvollen Baumbestand zu nennen. Auch in Mark- werben sind unmittelbar an die Wohnbebauung angrenzend im Bereich Markwerbener Schweiz und Salpeterhütte relativ großflächig Gehölze vor allem auf ehemaligen Weinbergsterrassen vorhanden. Darüber hinaus sind sowohl in der Kernstadt Weißenfels als auch in den Ortsteilen eine Reihe von

______120 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Freiflächen mit entsprechendem Gehölzbestand (einschließlich Straßenbegleitgrün und Neuauffors- tungen) vorhanden, die jedoch hier im Einzelnen nicht gesondert aufgezählt werden.

Die Wald- und Gehölzbestände des Planungsgebietes besitzen (mit Ausnahme der Neuaufforstun- gen/Neuanpflanzungen) fast durchgängig ein höheres Bestandsalter. Die Wald- und Gehölzbestände des Planungsgebietes werden in Zeichnungs-Nr. 6 dargestellt (die gesetzlich geschützten Biotope in Zeichnungs-Nr. 7 und im Anhang beschrieben).

Die Darstellung der konkreten Wald- und Gehölzbiotope im Planungsgebiet erfolgt unter Zeichnungs- Nr. 6.

Problematisch gestaltet sich in den genannten Bereichen vor allem die zunehmende Tendenz der Nut- zung von Waldgrundstücken zu Dauer- oder Langzeitwohnzwecken (vor allem Niederauholz, Gorlecke, Tannen-Vierberge in der Gemarkung Leißling, hier meist mit Bestandsschutz). Bei zunehmender Frei- zeit- bzw. Wohnnutzung werden die betreffenden Waldparzellen sehr oft aufgelichtet, teilweise erfolgt ein Bepflanzen mit nicht standortgerechten Gehölzen und Stauden (gartenmäßige Erschließung), da- rüber hinaus werden sehr oft Gartenabfälle in den angrenzenden Waldflächen abgelagert, so dass dort zunehmend eine Eutrophierung verbunden mit Ruderaliserungserscheinungen zu verzeichnen sind. Das Betreten der Waldflächen ist dort daher eingeschränkt.

Die katastermäßige Kleinparzellierung des Waldes und die zahlreichen Eigentümer sind ein Problem der Forstwirtschaft im Planungsgebiet. Die Waldflächen des Planungsgebietes werden z.T. durch Erholungssuchende (vor allem an den Wo- chenenden) stark frequentiert. Vor allem im Spätsommer/Herbst werden die Wälder und Gehölze des Planungsgebietes flächendeckend durch Pilzsammler begangen. Die standorttypische Pilzflora wird dabei weitestgehend zerstört. Mögliche negative Auswirkungen (Beeinträchtigung der Symbiose mit anderen Waldpflanzen) sind deshalb nicht auszuschließen.

Speziell für das Planungsgebiet zugeschnittene Waldschadenserhebungen liegen nicht vor. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die im Waldzustandsbericht 2013 für das Land Sachsen- Anhalt getroffenen Aussagen grundsätzlich auch für die Wälder und Gehölze des Planungsgebietes gelten (MLU , 2013):

In Sachsen-Anhalt ist die Eiche mit 36 % die am stärksten verlichtete Baumart. Eine Verbesserung im Vergleich zu anderen Jahren war 2013 nicht zu verzeichnen. Vor allem ältere Eichen (8,2 %) sind be- reits als geschädigt einzustufen (jüngere Eichen mit 2,6 % in geringerem Maße). Der Waldzustandsbe- richt weist für Sachsen-Anhalt im Ergebnis für alle Waldbäume (alle Baumarten, alle Altersklassen) eine mittlere Kronenverlichtung von 15 % aus. Insgesamt gingen jedoch die Kronenverlichtungen seit 1991-1993 (damals 22-23 %) zurück, wobei ältere Bäume immer noch einen vergleichsweise hohen Verlichtungsgrad besitzen. Die Absterberate aller Bäume liegt im Mittel bei 0,3 %, d.h. auf einem ge- ringen Niveau. Wälder und Gehölze sind insgesamt stärker durch anthropogen verursachte Stoffeinträge wie Stick- stoff und Schwefel belastet, da die Blätter zusätzlich Luftschadstoffe (Gase und Partikel) filtern. Auf forstlichen Versuchsflächen lag z.B. der Schwefeleintrag bei ca. 2,3 kg pro Hektar, Stickstoffein- träge (aus Verbrennungsprozessen und landwirtschaftlicher Tierhaltung) zwischen ca. 6,3 und 6.7 kg pro Hektar (Zahlen beziehen sich jeweils auf die Freilandeinträge in den Boden).

An wesentlichen Einflussfaktoren auf Waldbäume sind zu nennen:

• Luftschadstoffe wie z.B. Säure, Stickstoff, aber auch biotische Schadfaktoren wie Insekten und Pilze, die ggf. auch gleichzeitig wirksam werden

• großräumiges Nährstoff- Überangebot, vor allem Stickstoff (Eutrophierung), infolge des Eintrages (Immissionen) stickstoffhaltiger Stickoxide und Ammoniakverbindungen • Wasserdefizit der letzten Jahre

• Witterungsanomalien (Wind- und Eisbruch).

______121 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Insgesamt ist hier einkomplexes Zusammenwirken von Faktoren im Zellbereich mit Faktoren des Öko- systems Wald erkennbar.

Bedingt durch die relative Kleinflächigkeit der Waldparzellen sowie der häufigen Waldbestockung auf nicht ackerfähigen Steilhanglagen spielen forstliche Wege im Planungsgebiet nur eine untergeordnete Rolle. Die Erschließung der Waldflächen ist daher im Regelfall gegeben.

Ausgehend von einer im Jahre 2001 durch die Obere Forstbehörde beim (damaligen) Regierungsprä- sidium Halle (jetzt Landesverwaltungsamt) vorgelegten Forstlichen Rahmenplanung wurde im Regio- nalen Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle (REP, 2010) für den Planungsraum ein Vorbe- haltsgebiet für Wiederbewaldung - Aufforstung Kößlitz-Wiedebach (nördlich der Ortslage) aufgenom- men. Im Bereich der Gemarkung Reichardtswerben wurde zur Erhöhung des Waldanteils im regionalen Teilentwicklungsprogramm Geiseltal eine Aufforstung von Böschungsflächen im Osten und Süden des Restloches vorgeschlagen. Im Rahmen der Sanierung des Tagebaurestloches wurden entsprechende Aufforstungen vorgenommen. Gemäß den naturschutzfachlichen Zielstellungen zum Erhalt großflächiger Offenlandlebensräume im nunmehr ausgewiesenen NSG bzw. EU-Vogelschutzgebiet "Kayna-Süd" (siehe Pkt.3.6.3. und 3.6.8.) ist davon auszugehen, dass diese Vorgabe mit den genannten Aufforstungsmaßen umgesetzt wurde.

4.6. Wasserwirtschaft

Grundsätzliche Aussagen zu Grundwasser und Oberflächenwasser und Vorflut im Planungsgebiet wurden unter Pkt. 3.2. vorgenommen. Im Planungsgebiet findet eine vielfältige Nutzung von Wasser sowie eine Einflussnahme auf die Vorflut aus vielerlei Gründen statt.

Als bedeutsame (öffentliche) Wasserversorgungsanlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser sind im Planungsgebiet zu nennen:

• Wasserwerk Leißling • Wasserwerk Markwerbener Wiese • Wassergewinnungsanlage Uichteritz.

Für das Wasserwerk Leißling erfolgt die Rohwassergewinnung aus insgesamt 11 Tiefbrunnen der Wasserfassungen Leißling und Güldene Hufe mit einer Kapazität von 7.000 m³ pro Tag. Für das Wasserwerk Markwerbener Wiesen erfolgt die Rohwassergewinnung aus 3 Tiefbrunnen in der Saale-Aue sowie aus Quellwasser des Langendorfer Stollens. Die Kapazität des Wasserwerkes be- trägt 4.000 m³ pro Tag (Quelle: www.stadtwerke-wsf.de).

Die Wassergewinnungsanlage Uichteritz versorgt die Gemeinde Goseck außerhalb des Planungsge- bietes. Ein weiterer wichtiger Trinkwassernutzer ist die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG, die den Wasserbedarf über eigene Tiefbrunnen abdeckt. Des Weiteren sind im Planungsgebiet noch eine Reihe von firmeneigenen (z.B. Schlachthof Weißenfels) sowie sonstigen privaten Brunnenanlagen in Betrieb, auf die hier nicht besonders eingegangen wird.

Die Brunnenanlagen zur öffentlichen Wasserversorgung sind in Zeichnungs-Nr. 4 dargestellt (siehe dazu auch nachfolgende Tabelle 10).

Ausgehend von der Gemeindestruktur vor der Gemeindegebietsreform haben die einzelnen Ort- schaften der Stadt Weißenfels unterschiedliche Trinkwasserversorgungsträger. Das Trinkwasserver- sorgungsgebiet der Stadtwerke Weißenfels umfasst die Stadt Weißenfels mit den Ortsteilen Burgwer- ben, Langendorf, Leißling (nur Industrie/Gewerbe), Reichardtswerben und Tagewerben. Die Ortsteile Großkorbetha, Markwerben, Leißling (Haushalte), Markwerben, Schkortleben, Storkau und Wengelsdorf werden über die MIDEWA Saale-Elster, Niederlassung Zeitz, mit Trinkwasser ver- sorgt. Die MIDEWA erhält von den Stadtwerken Weißenfels zusätzlich 365.460 m³ Trinkwasser pro Jahr. ______122 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Insgesamt wird seitens der Stadtwerke Weißenfels folgender Wasserbedarf (für insgesamt 34.467 Einwohner) angegeben, der aus den folgenden Brunnenanlagen gewonnen wird:

Markwerbener Wiesen 686.000 m³ Leißling 1.120.000 m³ Langendorfer Stollen 447.000 m³ Güldene Hufe 1.298.000 m³ 3.551.000 m³

(Quelle: www.www.lau.sachsenanhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MLU/LAU/ Was- ser/Wassertechnik_downloads/Dateien/FBl_HAL17-neu.pdf). Infolge der Wasserbelastung der Saale ist eine Aufbereitung des verfügbaren Oberflächenwassers aus dem Uferfiltrat (Flachbrunnen) problematisch. Die Flachbrunnen in der Saale-Aue werden daher nur noch als Reserve vorgehalten (Stadtwerke Weißenfels, mdl.).

Die Nutzung fossiler Grundwasservorräte aus Tiefbrunnen ist allerdings ökologisch als bedenklich anzusehen, da sich derartige Grundwasservorkommen nur in sehr langen Zeiträumen regenerieren bzw. keine Neuauffüllung zu erwarten ist. Zur Gewinnung des Trinkwassers werden Wasserschutzgebiete gemäß (§§ 50–52) Wasserhaushalts- gesetz (WHG) festgesetzt. Gemäß § 52 WHG können in Wasserschutzgebieten besondere Anforde- rungen festgelegt werden, soweit der Schutzzweck dies erfordert. Als allgemein anerkannte Regeln der Technik gelten im Wesentlichen die von der DVGW gemeinsam mit der LAWA (Bund- /Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) erarbeiteten technischen Regeln (Arbeitsblatt W 101, Schutzge- biete für Grundwasser bzw. „Richtlinien für Trinkwasserschutzgebiete, Teil 1: Schutzgebiete für Grundwasser“ des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.). Übliche Festsetzun- gen dazu sind:

Wasserschutzzone I – Fassungsbereich

Sie schützt die eigentliche Fassungsanlage (Brunnen) im Nahbereich in Richtung des zuströmenden Grundwassers von einer Quellfassung oder Sickerleitung und hat in der Regel einen Radius von min- destens 10 m, unter bestimmten Voraussetzungen auch von mindestens 20 m. Jegliche anderweitige Nutzung und das Betreten für Unbefugte sind verboten.

Wasserschutzzone II – Engeres Schutzgebiet

Vom Rand der engeren Schutzzone soll die Fließzeit zu den Brunnen mindestens 50 Tage betragen, um Trinkwasser vor bakteriellen Verunreinigungen zu schützen. Bei sehr günstigen Untergrundverhält- nissen (z. B. gespannter Grundwasserspiegel) soll die Grenze mindestens 100 Meter Abstand von der Wasserfassung haben. Die Verletzung der Deckschicht ist verboten, deshalb gelten Nutzungsbe- schränkungen unter anderem für: − Bebauung − Bodennutzung mit Verletzung der oberen Bodenschichten − Landwirtschaft, besonders bzgl. Düngung − Straßenbau − Tourismus − Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.

Wasserschutzzone III – Weiteres Schutzgebiet

Sie umfasst das gesamte Einzugsgebiet der geschützten Wasserfassung. Hier gelten Verbote bzw. Nutzungseinschränkungen wie: − Ablagern von Schutt, Abfallstoffen, wassergefährdenden Stoffen − Anwendung von Gülle, Klärschlamm, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel − Massentierhaltung, Kläranlagen, Sand- und Kiesgruben − Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.

Es ist eine weitere Unterteilung der Schutzzone bei Grundwasserfassungen in Zonen A und B möglich.

______123 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Im REP (2010) wurden, wie bereits erwähnt (Pkt. 2.1.), für das Planungsgebiet der Stadt Weißenfels das Vorranggebiet V "Weißenfels/Stößen" für Wassergewinnung vorgegeben. Mit der Festlegung von Wasserschutzzonen wird dieses Vorranggebiet flächenmäßig präzisiert:

Resultierend aus o.g. Festlegungen sind im Planungsgebiet folgende Wasserschutzgebiete ausgewie- sen (siehe auch Zeichnungs-Nr. 4):

Tabelle 10: Brunnen und Wasserschutzgebiete für öffentliche Trinkwasserversorgung (nachrichtliche Übernahme von der unteren Wasserbehörde)

Bezeichnung Lage Gemarkung Bezeichnung Wasserversorgungsan- Wassergewin- Wasser- lage/ nungs- schutz- Wasser- anlage gebiet Versorgungs- unternehmen Brunnen XVI unterhalb Weißer Berg Weißenfels Leißling Leißling Stadtwerke Weißenfels Brunnen XVII Saale-Altwasser Pferde- Leißling Leißling Leißling schwemme Stadtwerke Weißenfels Brunnen XVIII(E) Saale-Altwasser Pferde- Leißling Leißling Leißling schwemme Stadtwerke Weißenfels Brunnen XIX gegenüber Wasserwerk, Leißling Leißling Leißling nördl. der Bahn an Weg zur Stadtwerke Weißenfels Öblitzschleuse Brunnen XX Schönburger Straße Leißling Leißling Leißling Stadtwerke Weißenfels Brunnen XXI östl. Weg zur Öblitzschleuse Leißling Leißling Leißling Stadtwerke Weißenfels Brunnen XXII nordl. Weg zur Leißling Leißling Leißling Öblitzschleuse Stadtwerke Weißenfels Brunnen XXV Schönberger Straße, Ge- Leißling Leißling Leißling markungsgrenze Stadtwerke Weißenfels Langendorfer Eingangsportal Langendor- Langendorf Langendorfer Markwerbener Wiese Stollen fer Stollen, Muttlau Stollen Stadtwerke Weißenfels Hy Uichteritz 1/86 nordwestl. Uichteritz an Uichteritz Uichteritz Markröhlitz Röhlitzbach Gemeinde Goseck Brunnen X im Wasserwerk Weißenfels Markwerbener Markwerbener Wiese Markwerbener Wiese Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen XIV(E) westl. Wasserwerk Weißenfels Markwerbener Markwerbener Wiesen Markwerbener Wiese Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen XIV Bei Gasstation Stadtwerke, Markwerben Markwerbener Markwerbener Wiese Weg an der Fähre Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen XV Südl. Sportplatz Uichteritz Markwerbener Markwerbener Wiese Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen XIII Am ehem. Pumpwerk Uichteritz Markwerbener Markwerbener Wiese Lützkendorf Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen XXIV 400 m nordwestl. ehem. Uichteritz Markwerbener Markwerbener Wiese Pumpwerk Lützkendorf Wiese Stadtwerke Weißenfels Brunnen I Gartenanlage "Güldene Weißenfels Güldene Hufe Leißling Hufe" Stadtwerke Weißenfels Brunnen III Gartenanlage "Güldene Weißenfels Güldene Hufe Leißling Hufe" Stadtwerke Weißenfels Brunnen VI Gartenanlage "Schöne Weißenfels Güldene Hufe Leißling Aussicht" Stadtwerke Weißenfels Brunnen VIII(E) Birkenwäldchen Weißenfels Güldene Hufe Leißling Stadtwerke Weißenfels Brunnen IX unterhalb Birkenwäldchen, Weißenfels Güldene Hufe Leißling nördl. Bahngleise auf Koppel Stadtwerke Weißenfels

Den einzelnen Brunnenanlagen wurden die entsprechenden Wasserschutzzonen zugeordnet, wobei jeder Brunnen grundsätzlich eine Wasserschutzzone 1 besitzt (s.o.), Wasserschutzzonen 2 sind nicht jeder Brunnenanlage zugeordnet. Die (großflächigen) Wasserschutzzonen III besitzen für die einzel-

______124 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______nen Wasserschutzgebiete im Planungsgebiet folgende Flächengrößen 1) (Lage siehe auch Zeichnungs- Nr. 4):

Wasserschutzgebiet Leißling 1.423,8 ha (Gemarkung Leißling) Wasserschutzgebiet Langendorfer Stollen 572,2 ha (Gemarkungen Langendorf, Weißenfels) Wasserschutzgebiet Uichteritz 278,4 ha (Gemarkung Uichteritz) Wasserschutzgebiet Markwerbener Wiesen 298,4 ha (Gemarkung Markwerben, Uichteritz, Weißenfels) Wasserschutzgebiet Güldene Hufe 687,2 ha (Gemarkung Weißenfels, Leißling, Langendorf) 1) nachrichtliche Übernahme aus Raumordnungskataster.

Spezifische Konflikte zum Trinkwasserschutz ergeben sich vor allem im Bereich Kößlitz-Wiedebach (Gemarkung Langendorf) durch den Betrieb einer Rinderstallanlage in der Wasserschutzzone III des Schutzgebietes Langendorfer Stollen. Die Stallanlage hat jedoch Bestandsschutz.

Wie bereits unter Pkt. 3.2.2. genannt werden in Verbindung mit der EU-WRRL die im Planungsgebiet relevanten Grundwasserkörper DEST_SAL GW 014 (westlich der Saale) und DEST_SAL GW 015 (östlich der Saale) hinsichtlich der Nitratbelastung als schlecht bzw. gut bewertet, und hinsichtlich ihrer Belastung durch Pestizide und andere Schadstoffe beide als gut. Der Bewirtschaftungsplan sowie das Maßnahmeprogramm der Flussgebietsgemeinschaft Elbe beinhaltet daher gemäß Artikel 11 WRRL einen Maßnahmekatalog zur Verbesserung des chemischen Zustandes der einzelnen Grundwasser- körper, insbesondere zur Reduzierung diffuser Stoffeinträge aus Industrie und Gewerbe, Bergbau, Landwirtschaft und sonstiger diffuser Quellen.

Im Planungsgebiet ist vor allem der Ortsteil Leißling wie kein anderer der Stadt Weißenfels durch eine Trinkwassernutzung geprägt. Leißling ist traditionell als Quellort bekannt: im Jahre 1889 wurde im Ort die „Köhlerquelle“ entdeckt und bereits 1896 mit der Eintragung der Warenzeichen "Leisslinger Köhler" und "Thüringer Gesundbrunnen" in die Kaiserliche Patentrolle der Mineralbrunnenbetrieb begründet. Heute gehört der Nachfolger Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH Co. KG zu den größten Mi- neralwasser- und Erfrischungsgetränkeherstellern in Deutschland. Darüber hinaus existiert in Leißling die Wasserversorgungsanlage der Stadtwerke Weißenfels (s.o.).

Für die Unterhaltung der Saale als Gewässer 1. Ordnung ist der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Magdeburg, für alle übrigen Fließgewässer und Gräben (ein- schließlich der Saale-Altwasser) der Unterhaltungsverband "Mittlere Saale-Weiße Elster", Braunsbedra, zuständig (mit der Neufassung des Wassergesetzes Sachsen-Anhalt v. 16. März 2011 zählen die Saale-Altwasser im Planungsgebiet nicht mehr zu den Gewässern 1. Ordnung).

Es ist belegt, dass die Saale bereits seit mehr als 1000 Jahren für den Transport von Personen und Gütern (auch durch Flößerei) sowie zur Fischerei genutzt wurde. In besonderem Maße wurde die Saale im 19. Jahrhundert als Schifffahrtsstraße ausgebaut und wei- testgehend mit Deckwerk gepflastert. Auch wurden eine Reihe von Flussschleifen begradigt (u.a. auch in Verbindung mit dem Bau der Thüringer Eisenbahn Halle-Weimar Mitte des 19. Jahrhunderts), so dass eine Reihe von Altwässern im Planungsgebiet entstanden. Durch den Aus- oder Neubau von Staustufen und Schleusenanlagen erfolgte eine weitere Einflussnahme auf das Fließgewässer (siehe auch Pkt. 3.2.3.).

Insgesamt bestehen im Planungsgebiet 3 Staustufen mit Schleusenanlagen:

• Wehr Beuditz (Weißenfels), Stromkilometer 143,2 • Wehr Brückenmühle (Weißenfels), Stromkilometer 142,5 • Wehr Herrenmühle (Weißenfels), Stromkilometer 141,0

Das Öblitzwehr (mit Öblitzschleuse) befindet sich in Fließrichtung der Saale unmittelbar vor dem Pla- nungsgebiet am Stromkilometer 150,6. Lediglich 4 Brücken führen über die Saale: • Straßenbrücke Ortslage Weißenfels • Fußgängerbrücke Ortslage Weißenfels ______125 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• Straßenbrücke zwischen Großkorbetha und Kleinkorbetha • Eisenbahnbrücke Weißenfels.

Eine weitere Fußgänger- und Radfahrerbrücke ist zwischen Leißling und Lobitzsch seit Ende 2015 in Bau.

Alle Fährverbindungen über die Saale wurden im Planungsgebiet eingestellt.

Wie bereits unter Pkt. 3.2.3. genannt, ist die Saale in Sachsen-Anhalt nach WRRL auf Grund ihrer signifikanten morphologischen Veränderungen als deutlich (erheblich) verändertes Fließgewässer eingestuft. Durch den Talsperrenbau am Oberlauf der Saale im vorigen Jahrhundert sind regelmäßig im Jahres- gang auftretende Hochwasser der Saale kaum noch zu verzeichnen. Jedoch treten offensichtlich in immer kürzeren Abständen episodisch sogenannte "Jahrhunderthochwässer" auf (u.a. 1994 und 2013), von denen in besonderem Maße die Ortslagen in der Saale-Aue betroffen sind.

Hochwasserereignisse sind grundsätzlich nicht verhinderbar. Sie gehören zum „normalen“ Regime des Flusses, d.h. ein 100%-er Schutz gegen Hochwässer ist nicht möglich. Daher wurde die gesamte Saa- le-Aue im Planungsgebiet auf der Grundlage § 76 WHG als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen (siehe auch Zeichnungs-Nr. 4). Der § 78 Abs. (1) WHG legt dazu fest, in festgesetzten Überschwem- mungsgebieten ist untersagt:

1. die Ausweisung von neuen Baugebieten in Bauleitplänen oder sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch, ausgenommen Bauleitpläne für Häfen und Werften, 2. die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 des Bauge- setzbuches 3. die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen quer zur Fließrichtung des Wassers bei Überschwemmungen, 4. das Aufbringen und Ablagern von wassergefährdenden Stoffen auf dem Boden, es sei denn, die Stoffe dürfen im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden, 5. die nicht nur kurzfristige Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern oder die fortgeschwemmt werden können, 6. das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche, 7. das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen, soweit diese den Zielen des vorsorgenden Hochwasserschutzes gemäß § 6 Absatz 1 Satz 1 Nummer 6 und § 75 Absatz 2 entgegenste- hen, 8. die Umwandlung von Grünland in Ackerland, 9. die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart.

Ausnahmen von diesen Verboten sind nur unter der Maßgabe, dass

− die Hochwasserrückhaltung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum zeitgleich ausgeglichen wird − der Wasserstand und der Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verändert wird − der bestehende Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt und hochwasserangepasst ausgeführt wird − nachteilige Auswirkungen durch Nebenbestimmungen ausgeglichen werden können, möglich (§ 78 Abs. 2 WHG).

Durch vielfältige Beeinträchtigungen der Saale und ihrer Nebenflüsse sowie der einzelnen Vorfluter sind jedoch eine Erhöhung der Abflussspitzen und eine Verschärfung der Abflusssituation bei länger anhaltenden Regenperioden oder plötzlich einsetzender Schneeschmelze zu verzeichnen. Vor allem "Bausünden" der Vergangenheit, wie großflächige Flächenversiegelungen mit Förderung eines schnellen Oberflächenwasserabflusses, Einschränkungen des Hochwasserretentionsraumes durch Bebauungen im Überflutungsbereich (siehe auch Pkt. 3.5.), Einengung des Abflussprofils durch Deichbauten u.a. wirken sich in erheblichem Maße nachteilig auf Hochwassersituationen aus. Auch sind infolge veränderter Nutzung der Saale-Aue, z.B. durch Umwandlung von Grünland in Acker- land, die durch Hochwasser verursachten Schäden höher.

______126 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Derartige Hochwässer wie vom 14.04.1994 mit einen Durchfluss von 695 m³/s sowie vom 03.06.2013 mit einen Durchfluss von 642 m³/s stellten hinsichtlich ihrer Abflussspitzen zwar Extremsituationen dar, ihre Wiederholung ist jedoch kurzfristig nicht auszuschließen. Die Veränderung der Hochwassersituation in der Saale-Aue (hohe Abflussspitzen, episodische statt periodische Hochwasserereignisse) ist ein typisches Beispiel, wie durch eine Vielzahl von Einzelmaß- nahmen, die einzeln betrachtet kaum eine Wirkung auf das Abflussregime des Flusses zu verursachen scheinen, dann in ihrer Gesamtheit erhebliche Auswirkungen besitzen.

Für den Flussbereich der Saale wurde durch den LHW ein Hochwassermanagementplan erstellt, in welchem das Hochwasserrisiko sowie die Vorgehensweise und der Schutz von Personen und Sachgü- tern im Hochwasserfall geregelt sind. Für die möglichen Hochwasserereignisse Saale sind im Planungsgebiet (Basis Bemessungspegel Naumburg-Grochlitz) folgende Durchflüsse zugeordnet (Quelle: LHW)

HQ 2 236,0 m³/s HQ 5 344,0 m³/s HQ 10 416,0 m³/s HQ 25 507,0 m³/s HQ 50 575,0 m³/s HQ 100 639,0 m³/s HQ April 1994 695,0 m³/s.

Bereits mittlere Hochwasserereignisse (HQ 2 und HQ10 ) besitzen relevante Auswirkungen in der Saale- Aue. Angrenzend an die Kläranlage Weißenfels (Gemarkung Burgwerben, Stromkilometer 135,4) kann für den Bereich der Saale-Aue hierzu beispielhaft genannt werden, dass es bereits bei HQ 10 zu nen- nenswerten Ausuferungen der Saale kommt. Bei HQ 25 füllen die Überschwemmungen bereits den gesamten Talboden der Saale-Aue aus (P LANUNGSGESELLSCHAFT SCHOLZ & LEWIS , 2011). Obwohl die jeweilige Hochwassersituation vor Ort immer konkret von den örtlichen Bedingungen - vor allem der Geländehöhe - abhängig ist, können doch diese Aussagen für die gesamte Saale-Aue des Planungsgebietes verallgemeinert werden.

Die Auenbereiche der Saale sind weitestgehend naturschutzrechtlich geschützt (siehe auch Pkt. 3.6.), d.h. hier ist eine Überflutung aus Naturschutzgründen sogar wünschenswert. Zum Schutz von Personen und Sachwerten existieren im Planungsgebiet Hochwasserschutzanlagen (Deiche) im Bereich Uichteritz-Markwerben (als Sommerdeich ohne Schutz gegen Extremhochwässer) sowie in Schkortleben und Wengelsdorf. Die Ortslage Leißling ist durch den vorhandenen Bahndamm weitestgehend vor Hochwasser ge- schützt, eine ähnliche (begrenzte) Schutzfunktion hat die Landesstraße L 206 zwischen Markwerben und Uichteritz. Infolge der historisch gewachsenen Bebauung besitzen die tiefer gelegenen Teile der Weißenfelser Innenstadt (vor allem Leipziger Straße, Promenade, Dammstraße) einen geringeren Schutzgrad gegen Hochwässer etwa ab HQ 50 (Information LHW). Die Kläranlage Weißenfels (Gemarkung Burgwerben) ist durch einen Ringdeich geschützt, die Kläran- lagenstandorte in Lobitzsch und Wengelsdorf befinden sich zwar im ausgewiesenen Überflutungsbe- reich der Saale, werden jedoch nach Lage der dargestellten Überflutungsflächen der Saale (siehe Zeichnungs-Nr. 4 bei einem 100jährigen Hochwasser nicht überflutet. Im Bereich der genannten Hochwasserschutzanlagen sind Deichsiele und Durchlässe vorhanden, die im Hochwasserfall zu schließen sind. In Leißling befindet sich im Klostergraben (im Bereich der Gaststätte Thüringer Pforte/ Bahndamm) ein Durchlass mit Schöpfwerk. Durch zwei Pumpen wird das Druckwasser bzw. das zufließende Wasser des Klostergrabens in die Saale-Aue gepumpt. Ein zweiter Durchlass befindet sich in der Gemarkung Leißling am Saalealtwasser Pferdeschwemme. Ebenfalls ein Durchlass (Deichsiel) ist im Wengelsdorfer Deich im Bereich der Kläranlage Wengelsdorf vorhanden. Positiv ist in diesem Zusammenhang die Verlagerung des Sportplatzes Leißling aus dem Über- schwemmungsbereich der Saale zu nennen.

Neben der o.g. Überflutungsgefahr der Ortslagen in der Saale-Aue besteht in der Ortslage Leißling (vor allem im Bereich Mittelgärten, Niederau und Schönburger Straße) bei längerem Hochwasser die Gefahr der Überflutung von Teilflächen durch aufsteigendes Druckwasser (Qualmwasser) sowie

______127 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Druckwasser aus den angrenzenden Hangbereichen, des Weiteren auch in Uichteritz (Jauch) sowie in Markwerben (Hauptstraße). Verstärkt wird diese Wirkung z.T. noch durch die Verfüllung der ehemals dort vor Ort vorhandenen Grabensysteme. Dadurch wird zumindest ein schneller Ablauf des Wassers verhindert.

Nutzungskonflikte ergeben sich im Hochwasserfall vor allem durch Überflutung von Wohngrundstü- cken sowie gewerblichen und sonstigen genutzten Bereichen in der Saale-Aue. Trotz der genannten Deichanlagen sind im Planungsgebiet noch eine Vielzahl von Bebauungen im Überflutungsbereich der Saale zu finden (siehe auch Zeichnungs-Nr. 4). Neben Einzelgehöften und Einrichtungen in der Gemarkung Uichteritz (Betriebsgelände Fa. Göpfert, Bauhof, Sportplatz) sowie in der Ortslage Uichteritz Wohngrundstücke östlich der L 206 und im Be- reich Gartenweg und Wiesenweg betrifft das auch Wohngrundstücke in der Ortslage Kriechau/Weinbergweg) und Schkortleben sowie größere Teilflächen der Innenstadt von Weißenfels. Gegen Hochwasser vergleichsweise ungeschützt sind auch die Ortslagen Kraßlau und Leina (Gemar- kung Wengelsdorf), die sich vollständig im ausgewiesenen Überschwemmungsbereich der Saale be- finden. In der Ortslage Leißling sind Teile der sog. "Mittelgärten" bei Hochwasser durch aufsteigendes Qualmwasser ebefalls gefährdet.

Darüber hinaus sind bei Überflutung z.T. erherbliche Hochwasserschäden an Ackerkulturen und Grün- land infolge Abschwemmen von Oberboden sowie Absterben landwirtschaftlicher Kulturen zu ver- zeichnen. Das betrifft nicht nur die Saale-Aue, sondern zunehmend auch die Einzugsbereiche einzelner Vorfluter des Planungsgebietes. Insbesondere kann bei Starkregen ein Teil der Vorflut in einigen Fließgewäs- sern nicht ordnungsgemäß abgeführt werden. Das betrifft vor allem den Röhlitzbach und den Kolder- graben in den Gemarkungen Uichteritz und Markwerben sowie auch Flächen in den Gemarkungen Langendorf (u.a. Muttlau, Prittitzer Hohle, Salzstraße), Storkau (Schwarzenborn) sowie Wengelsdorf (Hohlweg am Sportplatz).

Durch relativ große Einzugsgebiete, die z.T. starken Hangneigungen angrenzender Flächen sowie auch durch Bachbegradigungen und eine ausgeräumte Feldflur mit geringem Deckungsgrad und da- durch mit geringem Wasserrückhaltevermögen begünstigen hier die anfallenden Hochwasserspitzen (siehe auch Pkt. 3.2.3.) eine verstärkte Wassererosion. Neben dem Totalverlust von Ackerkulturen sind Bodenverschlämmung von Ackerflächen, Verlust von Ackerboden oder Wiesenvernässung hier zu nennen. Darüber hinaus trägt der Abtrag von Ackerboden infolge Wassererosion insgesamt zu einer schnellen Verschlämmung von Gräben und Durchlässen im Territorium mit bei (zur Erosionsnei- gung des Reliefs im Planungsgebiet siehe Zeichnungs-Nr. 4).

Nutzung von Oberflächenwässern

Als technische Anlage ist im Planungsgebiet die Wasserkraftanlage Herrenmühle zu nennen, die seit 1999 mit insgesamt 3 Turbinen ca. 4,5 Mio. kWh pro Jahr in das Netz einspeist und über den Mühl- graben der Stromsaale Wasser entnimmt (und wieder zuführt). In Verbindung mit dem Betrieb von Wasserkraftanlagen ist insbesondere die Gewähreistung einer ökologisch begründeten Mindestwassermnge in der Ausleitstrecke des Hauptstromes von Bedeutung.

Des weiteren erfolgt eine Nutzung von Oberflächengewässern als Fischzuchtanlage (Saale-Altarm Fischerei Gemarkung Weißenfels und Markwerben).

Die Entnahme von Brauchwasser für die chemische Industrie (Mineralölwerk Lützkendorf) sowie für die landwirtschaftliche Bewässerung wurde nach vorhandenem Kenntnisstand im Planungsgebiet ein- gestellt.

Badegewässer (Erholungsgewässer) sind im Planungsgebiet nicht ausgewiesen (siehe auch Pkt. 3.14).

Zu den Angelgewässern im Planungsgebiet siehe Pkt. 4.12.

______128 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Abwasserbehandlung

Ausgehend von der Gemeindestruktur vor der Gemeindegebietsreform sind die einzelnen Ortschaf- ten der Stadt Weißenfels unterschiedlichen Abwasserentsorgern zugeordnet. Für die Kernstadt und die Ortsteile sind die Entsorgungsgebiete wie folgt aufgeteilt:

− Anstalt öffentlichen Rechts (AfÖ) Weißenfels: Kläranlage Burgwerben entsorgt Burgwerben, Langendorf, Weißenfels − Abwasserzweckverband „Saale-Rippachtal“: Kläranlage Wengelsdorf entsorgt Wengelsdorf mit Kraßlau und Leina, Großkorbetha und Kleinkorbetha sowie Schkortleben mit Kriechau − Abwasserzweckverband Naumburg: Kläranlage Uichteritz entsorgt Leißling mit Ortslage Rödgen, Uichteritz mit Lobitzsch, Storkau mit Obschütz und Pettstädt sowie Markwerben.

Gegenwärtig erfolgt die Realisierung der 1. Ausbaustufe der Kläranlage Burgwerben. Dadurch werden noch bestehende Defizite beseitigt und eine Entsorgungssicherheit für das Entsorgungsgebiet gewähr- leistet. Im Rahmen einer planungsseitig dargestellten 2. und 3. Ausbaustufe kann bei Bedarf einer perspektivischen Entwicklung Rechnung im Entsorgungsgebiet getragen werden.

Die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co KG betreibt eine eigene Kläranlage mit eigenem Wasserrecht, ebenso erfolgt eine Vorreinigung des im Schlachtbetrieb anfallenden Brauchwassers durch den Firmenverbund Tönnies Fleischwerke Weißenfels im Firmengelände (bis zur Inbetriebnah- me der 1. Ausbaustufe der Kläranlage Weißenfels erfolgt noch eine zusätzliche Abwasservorbehand- lung/Vorklärung im Bereich der Kläranlage Weißenfels in Eigenverantwortung der Fa. Tönnies).

Durch diffuse Einleiter, z.B. infolge Abtrift, Erosion, Abschwemmungen, Drainagen, Regenwasser, atmosphärische Depositionen u.a. erfolgt jedoch immer noch eine Belastung der Vorflut, die allerdings von sehr vielen Faktoren abhängig und daher insgesamt schwer zu erfassen ist (siehe auch Pkt. 3.2.).

In Verbindung mit der Umsetzung der WRRL (siehe auch Pkt. 3.2.) sollen diffuse Quellen zwar abge- baut werden, eine vollständige Vermeidung von Stoffeinträgen in die Oberflächengewässer ist jedoch kaum zu erreichen.

4.7. Siedlungen

Etwa 5,1 % des Planungsgebietes sind als Wohnbauflächen ausgewiesen, davon allein ca. 2,4 % in der Kernstadt Weißenfels (siehe Pkt. 2.1.). In den Ortsteilen des Planungsgebietes lassen sich noch deutlich die alten Dorfkerne mit weitestge- hend geschlossenen Siedlungsstrukturen sowie in die reinen Wohnbebauungen mit dem Charakter von Stadtrandsiedlungen unterscheiden.

In den Ortslagen außerhalb der Kernstadt Weißenfels sind in den genannten Ortskernen meist noch bäuerliche Anwesen mit Wohnhaus, Scheunen, Stallungen sowie anschließende Hausgärten und (teilweise) Streuobstbestände erkennbar. Typisch für das Territorium sind die sächsisch-thüringischen Hofstellen mit (oft) überdachten Toreinfahrten und der räumlichen Trennung von Wohnraum, Stall und Scheune. Obwohl gerade in den vergangenen Jahren an einer Vielzahl der bäuerlichen Anwesen Sanierungs- maßnahmen durchgeführt wurden (zum Großteil im Rahmen der Dorferneuerung), ist an einzelnen Grundstücken immer noch ein Sanierungsbedarf erkennbar, z.T. auch hervorgerufen durch Leerstand infolge Bevölkerungsrückgang.

Die ursprüngliche Hauptfunktion des Dorfes, die landwirtschaftliche Produktion, wurde inzwischen wei- testgehend aufgegeben (auch im Nebenerwerb), so dass zunehmend eine Umstrukturierung der ehe- maligen Dörfer in reine Wohnfunktionen erfolgt ist. Als Folge davon wurden (und werden teilweise noch) dorftypische Strukturen wie alte Gebäude in Lehm-Fachwerk-Bauweise, Ruderalfluren und Nutzgärten beseitigt und zum Teil durch sterile Ziergär- ten mit Zierrasen und Koniferenanpflanzungen ersetzt, vielfach beeinflusst durch das "pflegeleichte" Angebot der Baumärkte. Historische Werte der Dorfarchitektur werden dadurch zweifelhaften „Mode- trends“ geopfert. Das betrifft u.a. eine übermäßige Versiegelung von Flächen, dorfuntypische Einfrie- ______129 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______dungen (z.B. Metallzäune, Betonelemente), Fassadengestaltung (z.B. Beseitigung von Fensterläden, künstliche Fassadenverkleidungen). Während z.B. in Großkorbetha die Verstädterung in Verbindung mit der Errichtung der chemischen Großindustrie in Leuna und Buna bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte, erfolgte dieser Prozess in den anderen Ortsteilen verstärkt ab der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Verbindung mit der Bildung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der Industriealisierung der Landwirtschaft.

Nach der Wiedervereinigung wuchsen mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung und steigenden Einkommen auch die Möglichkeiten für private Bautätigkeiten. So wurden insbesondere nach 1990 sowohl in der Kernstadt Weißenfels als auch in den damaligen noch selbständigen Gemeinden Wohnbauflächen auch großflächig in Form städtischer Siedlungen ausgewiesen und bebaut, vor allem in Burgwerben, Leißling, Langendorf, Tagewerben und Storkau. Dieser Prozess dauert heute z.T. noch an (Langendorf, Leißling).

Eine Reihe von ausgewiesenen Wohnbaugebieten wurden entweder nicht oder nur in geringem Maße bebaut. In Verbindung mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes (W ENZEL & DREHMANN , 2012) wurden hier entsprechende Bedarfskorrekturen und Aufhebungsverfahren vorgenommen.

Zunehmend prägt reine Wohnbebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern und gestalteten Ziergärten die Ortsrandlagen der Ortsteile des Planungsgebietes. Infolge dieser Verstädterung der Dörfer verlie- ren selbst solche Tierarten zunehmend ihre Existenzbedingungen, die sich als Kulturfolger bereits seit Jahrhunderten dem Menschen eng angeschlossen haben und das Dorfbild mit prägten, z.B. Rauch- und Mehlschwalbe oder Schleiereule. Dieser Vorgang ist realistisch gesehen unumkehrbar. In einigen Ortslagen wurden durch den artenschutzgerechten Umbau nicht mehr genutzter Turmtrafostationen z.T. anderweitig verloren gegangene Vogelbrutplätze kompensiert.

Der Prozess der Verstädterung der Dörfer trägt jedoch wesentlich zur faunistischen und floristischen Verarmung des Territoriums bei (siehe auch Pkt. 4.2.).

Teilweise bilden die Ortsrandbereiche sowohl in der Kernstadt Weißenfels auch in den Ortsteilen des Planungsgebietes einen ökologisch wichtigen Übergang von den bebauten Flächen des urbanen Be- reichs zur unbebauten, offenen Kulturlandschaft. Gerade für die anspruchsvollen Arten der Kulturland- schaft (z.B. Fledermäuse, Schleiereulen, etliche Insektenarten u.a.) bietet die Verknüpfung von ländli- cher Bebauung (insbesondere auch alter Gebäude in Lehm- oder Holzbauweise, s.o.) mit der freien Landschaft ein erhaltenswertes Nahrungs- und Strukturangebot. So erbeuten die im Sommer auf Dachböden lebenden Haus-Fledermausarten den größten Teil ihrer Nahrung über den Freiflächen des Dorfes bzw. am Dorfrand. Gleiches trifft für die Schleiereulen oder für Mehl- und Rauchschwalben zu. Der Wechsel von leicht erwärmbaren vertikalen Flächen (Hausgie- bel und -dächer, Lehmwände) und den freien Grünflächen schafft eine Vielfalt von Lebensräumen (ökologische Nischen).

Vor allem in der Kernstadt Weißenfels ist ein vergleichsweise hoher Anteil an Kleingartenanlagen mit Dauerkleingärten vorhanden (vereinzelt auch in den Ortschaften des Planungsgebietes). Die Kleingar- tenanlagen dienen neben den Parkanlagen ebenfalls als lufthygienische Ausgleichflächen. Durch das Anbringen von Nisthilfen wird hier vielfach der Bestand an Kleinvogelarten gefördert.

In die vorliegende Flächennutzungsplanung (WENZEL & DREHMAN , 2013) wurden u.a. auch Konzepte hinsichtlich einer naturnahen innerstädtischen/innerörtlichen Entwicklung mit aufgenommen und z.T. bereits durch die örtlichen Räte beschlossen (z.B. Städtebauliches Entwicklungskonzept Weißenfelser Neustadt).

4.8. Industrie und Gewerbe

Industrie- und Gewerbeflächen einschließlich Handels- und Dienstleistungsflächen sowie Mischflächen mit Wohnen haben mit insgesamt 346,4 ha im Planungsgebiet einen Flächenanteil von ca. 3.1 %. In Verbindung mit der Rückabwicklung zahlreicher Industriebetriebe und Handelseinrichtungen nach der Wiedervereinigung entstanden eine Reihe von Industriebrachen und leer stehende Immobilien, die

______130 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______nachfolgend jedoch nur teilweise wieder baulich genutzt werden. Beispiele sind hier in Weißenfels das Gelände der ehemaligen Schuhfabrik "Banner des Friedens" oder der Trommelfabrik "Trowa". Zum Teil sind auch Gefahrenpotenziale durch nicht abgedeckte Gruben und Schächte vorhanden (z.B. ehem. Tankstelle Tagewerbener Straße). Eine Reihe von Gebäuden wurden abgerissen und die Flächen dort weitestgehend entsiegelt, z.T auch einer neuen Nutzung zugeführt (u.a. Gelände "Banner des Friedens", ehemalige Getreidewirtschaft, ehemalige OGS, Teile der Kasernen in Weißenfels, ehemaliges Eltwerk, ehemalige Brauerei Gürth, Güterbahnhof Weißenfels u.a.). Einige der Flächen wurden in Grünflächen umgewandelt (z.B. Getrei- dewirtschaft, OGS, Eltwerk, alle Gemarkung Weißenfels).

Dem gegenüber stehen großflächig nach 1990 ausgewiesene Areale, speziell Sondergebiete für Han- del und Dienstleistungen, u.a. Einkaufszentrum "Schöne Aussicht" (Gemarkung Leißling), Heuwegcen- ter, Kaufland Borau und Gewerbegebiet Käthe-Kollwitz-Straße (Gemarkung Weißenfels) sowie Bau- zentrum (Gemarkung Tagewerben). Dem gegenüber wurden Flächen für Industrie und produzierendes Gewerbe auf Ackerflächen ausge- wiesen und bebaut, u.a. Fertigungstechnik, Weiku, Frischli (alle Gemarkung Weißenfels), Schüco (Gemarkung Borau) und das Gewerbegebiet am "Frauenholz und Raseweg" (Gemarkung Leiß- ling/Langendorf) mit der Produktionsstätte der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke sowie die, Raffi- nerie Leuna (Teilflächen in der Gemarkung Großkorbetha).

Darüber hinaus wurde noch eine Vielzahl kleinerer Flächen für Einzelhandel, Tankstellen und anderes, nicht produzierendes Gewerbe bebaut. Insgesamt lässt sich hier der Flächenverbrauch nicht genau ermitteln.

Aus landschaftsplanerischer Sicht ergeben sich speziell für die Ausweisung von großflächigen Gewer- be- und Sondergebietsflächen "auf der grünen Wiese" folgende Negativfaktoren:

• Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche

• Veränderung des biotischen Ertragspotenzials (Verlust von Lebensraum/Verringerung der Artenan- zahl an Tieren und Pflanzen, Verschiebung des Artenspektrums)

• Zunahme der Zersiedelung der Landschaft

• weitere Zerschneidung/Verinselung der Landschaft und Beeinträchtigung von Migrationswegen für verschiedene Tierarten (u.a. Wild, Kleinsäuger, Insekten) durch Neuanlage (vor allem versiegelter) Straßen sowie durch zusätzliche Einfriedungen

• starke Veränderung der Lichtverhältnisse (z.T. Beleuchtung rund um die Uhr) mit negativer Ein- flussnahme auf nachtaktive Tierarten (u.a. Vertreibungseffekte, Todesfallen für Insekten)

• Beeinträchtigung der Grundwasserbildung infolge Flächenversiegelung

• Veränderung der kleinklimatischen Verhältnisse (z.B. Luftaustausch, Temperaturen über dem Bo- den im Tagesgang)

• verstärkte Emissionen (Lärm, Autoabgase, Erschütterungen) vor allem durch Zunahme des Kraft- fahrzeugverkehrs

• Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Gewerbebauten und Verringerung des Erholungs- wertes der Landschaft.

Die o.g. Beeinträchtigungen sind durch landschaftsplanerische Maßnahmen (z.B. Grünordnungspla- nung) im Regelfall ökologisch kaum auszugleichen, auch wenn im formal juristischen Sinn eine Kom- pensation auf der Grundlage der Vorgaben des Landes Sachsen-Anhalt (hier Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt v. 16.11.2004 i.d.F.v. 12.03.2009) darstellbar ist. „Biotopgestaltungsmaßnahmen“ im Rahmen von Grünordnungsplanungen können lediglich die Ein- griffsintensität von ausgewiesenen Baugebieten mindern, vor allem hinsichtlich des Landschaftsbildes

______131 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

(Eingrünung), der Verbesserung des Kleinklimas (Schattenwirkung bzw. Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Gehölze) sowie (bedingt) des Lärmschutzes.

Selbst bei der Bebauung von Ackerflächen, die im Regelfall als ökologisch geringwertig eingestuft werden, ist zu bedenken, dass dadurch vorhandene bzw. potenzielle Habitate von Rote Liste Arten der Feldflur eingeschränkt werden. Das betrifft aus landschaftsplanersicher Sicht im Planungsgebiet direkt Feldhase ( Lepus europaeus ), Rotmilan ( Milvus milvus ), Wachtel ( Coturnix coturnix ), Rebhuhn ( Perdix perdix ) sowie den Feldhamster ( Cricetus cricetus ), d.h. insgesamt vier Rote Liste Arten. Dem gegen- über werden durch Begrünungsmaßnahmen (im Rahmen von Ersatzmaßnahmen) meist nur weniger gefährdete Arten gefördert.

Durch die Bebauung großer Flächen im Außenbereich bzw. in Ortsrandlage werden Frischluftbahnen, die dem lufthygienischen Ausgleich dienen, gestört bzw. unterbrochen (z.B. Gewerbegebiet "Am Raseweg und Frauenholze", Gemarkung Leißling/Langendorf; Gewerbegebiet Käthe-Kollwitz-Straße und Heuweg-Center, Gemarkung Weißenfels; Gewerbeansiedlungen Gemarkung Borau).

Die Mehrzahl der gewerblich genutzten Flächen ist nur mangelhalt (z.B. mittels Randbegrünung) in das Orts- bzw. Landschaftsbild eingebunden. Die in Verbindung mit Bebauungsplänen oder sonstigen Eingriffen in Natur und Landschaft in den ent- sprechenden Grünordnungsplänen bzw. Landschaftpflegerischen Begleitplänen festgesetzten Kom- pensationsmaßnahmen wurden oftmals nicht, nur teilweise oder nicht plangerecht umgesetzt und er- halten. Die betreffenden Genehmigungsbehörden sollten daher von der Stadt Weißenfels aufgefordert werden, die Kompensationsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Umsetzung zu kontrollieren und zeitnah einzufordern.

4.9. Abbau von Lagerstätten

Altbergbau

Der Abbau von Kiesen und Sanden sowie die Gewinnung von Lehm für Ziegeleien oder Privatge- brauch wurde in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten an zahlreichen Abschnitten des Planungsgebietes betrieben. Eine Aufzählung aller diesbezüglichen Flächen würden den Rahmen die- ser Unterlage sprengen. Die ehemaligen Kies- und Tongruben wurden inzwischen verfüllt. Teilweise erfolgte dort der Eintrag von Hausmüll, Bauschutt und/oder Industrieabfällen. Die Flächen sind meist als Altstandorte darge- stellt (siehe Pkt. 4.3.). Eine kleinere Anzahl der ehemaligen Gewinnungsflächen wurde der natürlichen Sukzession überlassen. Das Planungsgebiet liegt am Rand des Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenreviers. In diesem Gebiet wur- den im Zeitraum von 1847 bis 1925 bergbauliche Arbeiten durchgeführt (Altbergbauflächen). Es han- delt sich hierbei um Bergbau ohne Rechtsnachfolger (siehe Zeichnungs-Nr. 3). Die ehemaligen Gru- ben bauten dort Braunkohle im Tief- und Tagebau in Tiefen zwischen 7 und 60 m ab. Im Tiefbau wur- de teilweise nach dem Verfahren des Pfeilerbruchbaues abgebaut. Dieses Verfahren ist dadurch cha- rakterisiert, dass in die ausgekohlten Räume kein Versatz eingebracht wurde. Nach dem Herausneh- men des Abbaues, dem so genannten Rauben des Holzes, senkten sich die aufliegenden Gebirgs- schichten ab und füllten die Abbauhohlräume aus. Darüber hinaus fand auch untertägiger Abbau im Bereich Pettstädt von 1868 bis 1921 (TEP, 2000) statt, im Bereich Schkortleben (Ried) erfolgte ebenfalls kleinflächig ein Kohleabbau im Tagebauverfah- ren. Im Nordteil der Gemarkung Reichardtswerben wurde bis 1972 großflächig Braunkohle im Tagebau Kayna-Süd abgebaut. Anschließend wurden in das Tagebaurestloch bis 1994 neben Abraum auch Kraftwerksasche Haus- und Industriemüll sowie kommunale und landwirtschaftliche Abwässer einge- spült (siehe auch Pkt. 2.2.). In Verbindung mit der Fortschreibung des Landschaftsplanes Weißenfels liegt eine Stellungnahme des Landesamtes für Geologie und Bergwesen v. 09.01.2014 zu Altbergbauflächen vor. Die nachfolgenden Angaben zum Bergbau beziehen sich auf diese Information

______132 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Tabelle 11: Altbergbauflächen des Planungsgebietes

Gemarkung Name Bodenschatz Abbau- Rechtsnachfolge technologie Bemerkung LMBV Tagebau Roßbach Kippe östlich B 176 im Storkau Braunkohle Tagebau (Gute Hoffnung) Planungsgebiet

Reichardtswerben Tagebau Kayna-Süd Braunkohle Tagebau LMBV

ohne Rechtsnachfolge Abbau 18. Jh., Tiefe 5-10 m Werkstein/ Weißenfels Am Mühlberg Tiefbau Zusätzliche Strecke als Sandstein ehem. Luftschutzbunker ausgebaut

ohne Rechtsnachfolge Constantin bei Langendorf Braunkohle Tiefbau Abbau 1869-1910 Langendorf Tiefe 10-50 m ohne Rechtsnachfolge Abbauzeitraum 1859 bis Privat -Braunkohlengrube Tiefbau Schkortleben Braunkohle unbekannt Nr. 296 bei Kriechau Tagebau Tagebaurestloch Ried Schkortleben Königliche Braunkohlen- ohne Rechtsnachfolge grube, Privatbraunkoh- Schkortleben Braunkohle Tiefbau Abbau 1858-1859 lengrube Nr. 295 10-19 m Tiefe Kriechau Die in Tab. 10 genannten Altbergbauflächen sind in Zeichnungs-Nr. 3 dargestellt.

Mit Schreiben des Landesamtes für Geologie und Bergwesen v. 27.10.2008 und 09.08.2011 (in Ver- bindung mit der Ausfstellung des Flächennutzungsplanes) können noch folgende Ergänzungen zu den o.g. Altbergbauflächen entnommen werden:

Gemarkung Weißenfels

• Altbergbau Lasalleweg: Ein Tagesbruch (1994) hinter der Gartenanlage am Lasalleweg und weitere mögliche Tagesbrüche (nach damaliger Aussage der Gartennutzer) weisen auf einen ehemaligen Natursteinabbau hin).

Gemarkung Langendorf

• der Braunkohlenabbau der o.g. Grube "Constantin" bei Kößlitz-Wiedebach umfasste insge- samt 51 Schächte von 1866-1912

• der Langendorfer Stollen am Mundloch Muttlauer Hohle entwässert die im Liegenden anste- henden Kiese und Sande (Teufe 46 m) und wurde zwischen 1883 und 1889 hergestellt

• die LMV mit Schreiben v. vom 01.03.2012 auf mehrere Altbergbaugebiete in der Gemarkung Langendorf hin. Südöstlich von Kößlitz- Wiedebach liegen die Braunkohlengruben „Constan- tin“ (s.o.) sowie „Obersteiger Sauer“ bei Kößlitz- Wiedebach und Grube 527 „Glück Auf“ bei Langendorf. Die Grenzen dieser genannten Braunkohlengruben gehen ineinander über.

Gemarkung Schkortleben

• für den Tagebau Rieth der königlichen Braunkohlengrube wird als Abbauzeitraum 1812- 1815 angegeben

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• für die Grube Nr. 295 bei Kriechau wird Braunkohlenabbau im Tiefbauverfahren für die Jah- re 1824-1827, 1857-1858 und 1872-1873 angegeben. Es existiert dazu noch ein gemauerter "Schkortlebener Stollen" aus dem Jahre 1818 mit mehreren Lichtlöchern, der zur Entwässe- rung der Grube diente.

Gemarkung Reichardtswerben

• Braunkohlenabbau im Tagebau "Kayna Süd" erfolgte von 1948 bis 1970. Die maximale Ab- bautiefe betrug 60 m. Von 1970 bis 1978 wurden Abraummassen aus dem Tagebau Ross- bach verspült; des Weiteren erfolgte eine Verspülung von Kraftwerksasche sowie die Nut- zung als Haus- und Industriemülldeponie; das Tagebaurestloch wurde in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts saniert (u.a. Beseitigung der Mülldeponie, Böschungsabflachun- gen, Flutung des Restsees); im Planungsgebiet erfolgte die Ausweisung des Tagebaurest- loches als FND, NSG sowie EU-Vogelschutzgebiet (siehe Pkt. 3.6.).

Gemarkung Burgwerben

• ehemalige Steinbrüche um 1850, Tagesbruch von 1980 (Durchmesser 3,5 m, Tiefe 2,8 bis 3,2 m), Abbaugröße und Umfang sind unbekannt, ggf. Tiefbau bis in den Bereich der Eisen- bahnstrecke.

Für die Ortschaften Leißling, Uichteritz, Markwerben, Tagewerben, Großkorbetha und Wengelsdorf liegen dem Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt keine Hinweise auf mögliche Beeinträchtigungen durch umgegangenen Altbergbau vor, des Weiteren auch nicht über örtliche Ab- grabungen z.B. zur Ziegelgewinnung, zur Gewinnung von Sanden- und Kiesen für den Autobahnbau etc. oder für den persönlichen Bedarf von Bürgern vor Ort.

Auswirkungen der bergbaulichen Tätigkeiten (Altbergbau) sind nachrichtlich wie folgt zu nennen:

Kohlegewinnung im Tiefbau

Die großflächigen Senkungen der Tagesoberfläche als Folge des Abbaues dürften kurze Zeit nach der Abbautätigkeit abgeklungen sein. Bei Belastungen können in Folge der Vorbeanspruchung des Deck- gebirges weitere Senkungen auftreten. Diese Setzungen können wegen des Wechsels zwischen Pfei- lern und Abbauen ungleichmäßig ablaufen. In den Randbereichen der Abbaugebiete treten nach Er- fahrungen solche Setzungen besonders ungleichmäßig auf. Örtliche, trichterförmige Einbrüche der Tagesoberfläche, so genannten Tagesbrüche, sind als Folge des Zubruchgehens von vorhandener bergmännischer Hohlräume (nicht versetzte oder nicht beraubter Strecken oder Abbaue) nicht auszuschließen.

Kohlegewinnung im Tagebau

Die Setzungen der verkippten Massen sind erfahrungsgemäß abgeklungen (diese Aussage gilt jedoch nur für den unbelasteten Zustand). Im Bereich der verkippten Randböschungssysteme können Setzungen bei Belastung des Kippenbodens wegen unterschiedlicher Mächtigkeit der verkippten Massen ungleichmäßig ablaufen. An Böschungen von Halden und Restlöchern kann es bei unzureichender Sanierung (Abflachung) bzw. bei unsachgemäßen Eingriffen zu Böschungsbewegungen kommen. In Verbindung mit der Flutung und dem Grundwasserwiederanstieg des Tagebaurestgewässers "Kayna Süd" auf einen Endwasserspiegel von + 98 m NN kann es im Umfeld zu einem Grundwas- seranstieg kommen, d.h. eine Wiederauffüllung der durch den Bergbau über Jahrzehnte beein- flussten Grundwasserleiter sind ggf. auch flurnahe Grundwasserstände nicht auszuschließen (sie- he auch Pkt. 3.2.2.).

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Werksteintiefbau

Der Verbleib risslicher Unterlagen des ehemaligen Sandsteintiefbaus im Bereich der Wielandstraße und Nähe Gartenanlage Lasalleweg ist nicht bekannt, d.h. über die Lage einzelner Grubenbaue kön- nen keine Angaben gemacht werden. In den Jahren 1988/89 und 1995 wurden im Bereich Wielandstraße Erkundungs- und Verwahrungsar- beiten ausgehend von aufgetretenen Tagebrüchen vorgenommen.

Zur Verhinderung oder Minderung von Bergschäden empfiehlt das Landesamt für Geologie und Berg- wesen bei geplanten Baumaßnahmen die Einholung einer konkreten bergbaulichen Stellungnahme. Aktuell unterliegt die Gewinnung von Bodenschätzen dem Bergrecht. Das Bundesberggesetz (BBergG) unterscheidet gemäß § 3

• bergfreie Bodenschätze und • grundeigene Bodenschätze.

Bergfreie Bodenschätze sind praktisch alle besonders wertvollen bzw. strategischen Rohstoffe. Die Bergbauberechtigung zum Aufsuchen und zur Gewinnung erteilt hoheitlich das Landesamt für Geolo- gie und Bergwesen, Halle.

Darüber hinaus sind im Planungsgebiet noch eine Vielzahl weiterer kleinflächiger Aufschlüsse nach- weisbar, wo lokal Sandstein. Kies, Sande, Ton oder Lehm gewonnen wurde. Meist wurden jedoch entstandene Hohlformen in der Vergangenheit verfüllt. Grundeigene Bodenschätze sind im Regelfall weniger wertvolle Bodenschätze wie Kies und Kiessan- de, Ton, Lehm u.a. Die genauen Zuordnungen sind in § 3 BBergG geregelt. Die Genehmigung zum Aufsuchen und Abbau erfolgt für diese Bodenschätze durch den Landkreis.

Für das Planungsgebiet liegen gemäß Mitteilung des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sach- sen- Anhalt vom 09.08.2011 Bergbauberechtigungen nach §§ 6 ff BBergG wie folgt vor (siehe auch Zeichnungs-Nr. 3) :

Tabelle 12:. Vorliegende Bergbauberechtigungen im Planungsgebiet (Quelle: Landesamt für Geologie und Bergwesen v. 09.01.2014)

Gemarkung Art der Feldesname/ Bodenschatz Rechstinhaber/ Berechtigung Nr. der Berechtigung Rechtseigentümer Bemerkung Großkorbetha Erlaubnis Lützen/ MIBRAG, Theißen Braunkohle I-B-b-133/05-4738 Borau Bewilligung Nellschütz Fa. Harbauer, Kiese- und Kiessande II-B-f-1/91-4738 Zorbau zur Herstellung von Fläche tangiert Betonzuschlagstoffen Planungsgebiet Borau Bewilligung Borau/ Kiese und Kiessande Fa. Klaus, Augsburg II-B-f-4/91-4738 zur Herstellung von Betonzuschlagstoffen Großkorbetha/ Bewilligung Bad Dürrenberg/ Kali- und Steinsalz Stadt Bad Wengelsdorf II-A-d-40/92-4738 einschließlich auf- Dürrenberg tretender Sole (be- schränkt auf natürlich auftretende Sole), Darstellung einer Fläche für die Gewin- nung von Boden- schätzen- Planung Wengelsdorf Bergwerkseigentum Spergau-Nordfeld/ Kaolin für den Einsatz Fa. Kaolin- und III-A-f-129/90/282- in der Papier-, kerami- Tonwerke, 4738 schen- oder in der Salzmünde Feuerfestindustrie Großkorbetha Bewilligung Großkorbetha/ Kiese und Kiessande Fa. Klaus, Augsburg II-B-f-18/91-4738 zur Herstellung von

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Gemarkung Art der Feldesname/ Bodenschatz Rechstinhaber/ Berechtigung Nr. der Berechtigung Rechtseigentümer Bemerkung Betonzuschlagstoffen Großkorbetha Bewilligung Großkorbetha-West/ Kiese und Kiessande Fa. Klaus, Augsburg II-B-f-144/95-4738 zur Herstellung von Betonzuschlagstoffen

Die Bewilligung zum Abbau von Kiesen und Kiessanden zur Herstellung von Betonzuschlagstoffen ( II- B-f-34/92-4737) ist seit 2012 erloschen. Zum Zeitpunkt erfolgt eine Wiederauffüllung der Abbaufläche (Landesmat für Bergbau und Geologie, mdl.)

Zum o.g. Bergbaubewilligungsfeld Bad Dürrenberg (der nördliche Teil des Planungsgebietes ist darin mit einbezogen) teilte die Stadt Bad Dürrenberg im Schreiben vom 23.02.2012 mit, dass der Aus- trittsort dieses Bergbaubewilligungsfeldes der Borlachschacht in der Stadt Bad Dürrenberg ist und der Bodenschatz schwach mineralisierte NaCl-Sole (Kochsalzsole) beinhaltet. Die Nutzungsrechte des Bergbaubewilligungsfeldes liegen bei der Stadt Bad Dürrenberg.

Für den Abbau grundeigener Bodenschätze, die weder dem Bergrecht noch dem Wasserrecht unter- liegen (insbesondere von Sand, Kies, Mergel, Lehm, Ton, Kalk- und sonstigem Gestein, Gips sowie Torf etc., s.o.) erteilt der Landkreis auf der Grundlage §§ 11 ff. NatSchG LSA eine Genehmigung für Flächen größer als 100 m². Auf dieser Grundlage erfolgt im Planungsgebiet noch der Kiessandabbau Tagewerben (parallel zur B 91) der Fa. Antons, Uichteritz.

Weitere bergbauliche Aktivitäten sind für das Planungsgebiet nicht bekannt.

Besondere Beeinträchtigungen sind aus landschaftsplanerischer Sicht durch den Bergbau für das Pla- nungsgebiet nicht erkennbar. Der geplante großflächige Braunkohlenabbau im Raum Lützen, der das Planungsgebiet lediglich in der Gemarkung Großkorbetha (südöstlich von Kleinkorbetha) randlich be- trifft, ist wegen des zu erwartenden Flächenverlustes landwirtschaftlicher Flächen sowie den Folgeer- scheinungen (u.a. Flächenverbrauch, Grundwasserabsenkung) insgesamt kritisch zu sehen, zumal mit dem fortschreitenden Ausbau alternativer Energien die Notwendigkeit der Verstromung von Braunkoh- le mit all ihren Negativfaktoren (Landschaftsverbrauch, CO 2-Ausstoss) in Frage zu stellen ist. Bergbau im Tagebauverfahren bedeutet immer einen Flächenverlust, jedoch werden in erster Linie intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen in Anspruch genommen (großflächige Inanspruchnahmen gesamter Landschaftsteile wie z.B. im Raum Hohenmölsen in Verbindung mit dem Kohlebergbau) sind im Planungsgebiet nicht vorgesehen. Der Bergbau insgesamt bietet allerdings nach Auflassung auch einmalige Chancen für den Natur- schutz. Nicht für die Landwirtschaft rekultivierte Abgrabungsflächen, die nach Durchführung der berg- baulich vorgeschriebenen Sicherungsmaßnahmen einer weitestgehend natürlichen Sukzession über- lassen werden, stellen heute speziell aus faunistischer Sicht eine Bereicherung dar. Sie bieten zahlrei- chen Tierarten der Offenlandschaft, die anderswo in unserer intensiv genutzten Landschaft kaum noch existieren können, geeigneten Lebensraum. Aus diesem Grunde wurde auch das Tagebaurestloch Kayna Süd als NSG sowie als EU-Vogelschutzgebiet unter besonderen Schutz gestellt (siehe auch Pkt. 3.6.). Neben dem Tagebaurestloch Kayna Süd wurden im Planungsgebiet einer kleinere Anzahl ehemaliger Gewinnungsflächen ebenfalls der natürlichen Sukzession überlassen. Diese bilden heute z.T., wertvol- le Strukturen im Rahmen des Biotopverbunds (z.B. ehem. Kiesgrube Muttlau, Brückenhohle/Kößlitz- Wiedebach, Erdenlöcher Wengelsdorf u.a.).

In Verbindung mit einer weiteren Nutzung aufgelassener Abgrabungsflächen ist inzwischen auch ein Sinnesswandel bei den entsprechenden Genehmigungsbehörden eingetreten, zumal im Regelfall die entsprechenden Massen zur Verfüllung nicht mehr zur Verfügung stehen. Bestes Beispiel ist hier das o.g. Tagebaurestloch Kayna Süd. Auch im Bereich des Kiesabbaus Borau werden nunmehr in Abän- derung des Abschlussbetriebsplanes größere Sukzessionsflächen für den Naturschutz vorgesehen.

4.10. Verkehr

______136 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Das gesamte Planungsgebiet ist durch eine relativ hohe Anzahl überörtliche und örtliche Verkehrstras- sen gut erschlossen (siehe auch Pkt. 2.1.). Dazu aus landschaftsplanerischer Sicht:

Straßenverkehr

Die Bundesautobahnen BAB 9 (Berlin-München, sechsspurig) sowie BAB 38 (Göttingen-Leipzig, vier- spurig) verlaufen in Nord-Süd- bzw. in Ost-West-Richtung durch das Planungsgebiet und kreuzen sich am Kreuz Rippachtal (Teilflächen des Autobahnkreuzes liegen im Planungsgebiet, Gemarkung Groß- korbetha). Die Anschlussstellen Weißenfels (BAB 9) sowie Leuna (BAB 38) befinden sich ebenfalls im Planungsgebiet. Die Bundesstraßen B 87, B 91 und B 176 führen ebenfalls durch das Planungsgebiet. Die Bundesstra- ße B 87 Ilmenau-Erfurt-Leipzig-Frankfurt/Oder ist nach der vollständigen Inbetriebnahme der Bundesau- tobahn A 38 und der weitestgehenden Übernahme der Verkehrsmengen zwischen Lützen und Weißen- fels zu einer Landesstraße L 188 abgestuft worden (für die B 87 besteht mittel- bis langfristig die Ab- sicht zum Neubau einer Südumgehung der Ortslage Weißenfels, für die ein entsprechender Freihalte- korridor zwischen Langendorf und der Weißenfelser Südstadt vorgesehen ist). Für die Bundesstraße B 91 Halle-Weißenfels-Zeitz wurde die Umgehung der Kernstadt 1997 in Betrieb genommen. Die B 176 Erfurt-Sömmerda-Freyburg-Weißenfels-Hohenmölsen-Leipzig führt zwischen den Ortslagen Weißenfels ebenfalls auf die Ortsumgehung Weißenfels und bindet am nördlichen Stadt- rand von Weißenfels wieder auf die ursprüngliche Trasse der B 176 ein. Darüber hinaus führen eine Anzahl von Landes- und Kreisstraßen durch das Planungsgebiet. Vor allem in der Kernstadt Weißenfels ist trotz der genannten Ortsumgehungen vor allem zu Spitzenzeiten (nach- mittags) ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit "Stop-and-go" Effekten aus Richtung Merseburg über die B 91 zu verzeichnen. Des Weiteren besteht ein erhöhter Schwerlastverkehr von der Autobahnan- schlussstelle BAB 9 Weißenfels in Richtung B 87/Leißling zum Gewerbegebiet "Am Frauenholze und Raseweg".

Der Schwerlastverkehr aus bzw. in Richtung Zeitz umgeht zunehmend nach Ausbau der Ortsumge- hung Zeitz zwischen der BAB 4/Anschlussstelle Gera und der Anschlussstelle Weißenfels der BAB 9 bzw. Leuna der BAB 38 das Autobahnkreuz Hermsdorf. Allerdings tangiert dieses erhöhte Verkehrsauf- kommen nur randlich des Planungsgebiet.

Es ist zu festzustellen, dass neben den o.g. Bundesautobahnen und Bundesstraßen auch zunehmend auf Ortsverbindungsstraßen erhöhte Verkehrsbelastungen durch Pkw- und Lkw-Verkehr zu verzeich- nen sind. Bei Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen an Straßen sind vorhandene Straßenbäume u.a. wegen der Vorgabe der Schaffung der notwendigen Lichtraumprofile potenziell gefährdet.

Verkehrstrassen stellen für zahlreiche Tierarten ein erhebliches Konfliktpotenzial dar. Das betrifft vor allem breite, stark frequentierte Trassen, die zudem noch schnell befahren werden. Neben der Zer- schneidung von Lebensräumen trägt vor allem der Verkehrstod zusätzlich zu einer Ausdünnung der Populationen bei (das betrifft z.B. Igel, Feldhase, Reh, zahlreiche Vogelarten u.a.). Aus diesem Grun- de sollten Gehölze oder sonstige naturnahe Flächen nicht in der Nähe starker befahrener Straßen neu angelegt werden. Auch Sitzkrücken an Straßen erhöhen die Gefahr des Vogelschlags, insbesondere für Greifvögel. Nach Information des Weißenfelser Stadtjägers (mdl.) sind besondere Schwerpunkte in Verbindung mit Fallwild durch Verkehr der Bereich der Autobahnanschlussstelle BAB 9 Weißenfels, die Straße zwischen Einkaufszentrum "Schöne Aussicht" und Ortslage Langendorf sowie die Zufahrt zwischen B91 und Langendorf.

Es ist auch davon auszugehen, dass vor allem die BAB 9 und die BAB 38 für zahlreiche bodenbewoh- nende Tierarten ein unüberwindbares Hindernis darstellen.

Auch der bituminöse Ausbau landwirtschaftlicher Wege fördert die Zerschneidung von Lebensräumen, speziell für Kleintiere (s.u.) und fördert die Beunruhigung von verschiedenen Arten der Feldflur. In be- sonderem Maße sind hier landwirtschaftlichen Wege von der B 87 in Richtung Possenhain, von Leiß- ling nach Schönburg, von Leißling zur Öblitzschleuse, von Langendorf in Richtung Prittitz/Nessa, von der K 2170 zwischen Großkorbetha und Bäumchen in Richtung Burgwerben bzw. zur B 91 sowie von der B 176 in Richtung Reichardtswerben/Tagewerben zu nennen. Die Erkenntnis, dass dort wo Ver-

______137 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______kehr durch Straßenausbau (oder Neubau) gefördert wird, auch Verkehr entsteht, kann hier gut nach- vollzogen werden (siehe auch Pkt. 4.4.). Die genannten landwirtschaftlichen Wege werden z.T. auch als verkürzte Ortsverbindungen genutzt.

Der Ausbau bzw. die Versiegelung speziell von landwirtschaftlichen Wegen ist aus landschaftspflegeri- scher Sicht bedenklich, da • eine zusätzliche Versiegelung mit Veränderung des Oberflächenabflusses erfolgt, • eine weitere Barrierewirkung für Tierarten (vor allem Kleintierarten) errichtet, • zusätzlich Verkehr in der freien Landschaft (u.a. mit Verlärmung) erzeugt wird.

Das Wegebegleitgrün an den vorhandenen Feldwegen ist zum Teil nur gering ausgebildet. An den Wirtschaftswegen fehlen z.T. Grünstrukturen (vor allem in der Saale-Aue). Die Feldraine sind zum Großteil ebenfalls nur gering ausgebildet (siehe auch Pkt. 4.4.).

Schienenverkehr und ÖPNV

Wie bereits unter Pkt. 2.1. genannt, queren die Eisenbahn-Hauptstrecke Halle/Leipzig-Erfurt mit Bahn- höfen in Weißenfels und Großkorbetha sowie mit einem Haltepunkt in Leißling und die Hauptstrecke Weißenfels-Zeitz-Gera (Bahnhof in Weißenfels, Haltepunkte in Weißenfels-West und Langendorf) das Planungsgebiet, des Weiteren die Bahnstrecke der MIBRAG vom Tagebau Profen zum Kraftwerk Buna, die bei Kriechau in die Hauptstrecke nach Halle/Leipzig einbindet. Umfangreiche Nebenanlagen der Bahn (Rangier- und Werksbetrieb Infra Leuna) befinden sich in den Gemarkungen Großkorbetha und Wengelsdorf.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bedient die Ortsteile der Stadt Weißenfels, wobei die Busfrequenzen in den letzten Jahren immer wieder ausgedünnt wurden. In Verbindung mit dem Bahn- und ÖPNV sind keine erheblichen Problemfelder in Verbindung mit dem Landschaftsplan erkennbar.

Wander- und Radwanderwege

Im Planungsgebiet sind eine Reihe überörtlicher und örtlicher Wander- und Radwege vorhanden, auf die unter Pkt. 4.13.(sowie Zeichnungs-Nr. 8) näher eingegangen wird.

4.11. Energiewirtschaft und Hauptversorgungstrassen

Elektroenergie

Die Versorgung des Planungsgebietes mit Elektroenergie wird als ausreichend betrachtet. Mehrere Hochspannungs-Freileitungen zur überregionalen Energieversorgung überspannen das Territorium der Stadt Weißenfels (siehe auch Zeichnungs-Nr. 9).

Im Planungsgebiet sind eine Anzahl überörtlicher Energieversorgungsfreileitungen vorhanden (siehe auch Zeichnungs-Nr. 6):

• 220 kV-Leitung Eula - Wolkramshausen - Großdalzig der 50 Hertz-Transmission GmbH (Ge- markung Schkortleben, Großkorbetha) • 220 kV-Leitung Großdalzig - Bad Lauchstädt der Envia (Gemarkung Schkortleben, Großkorbe- tha)) • 110 kV-Leitung Großkorbetha - Gößnitz (DB Energieversorgung) - parallel zur BAB 9 • 110 kV-Freileitung Großkorbetha-Weimar der DB Energieversorgung (Gemarkungen Storkau, Markwerben, Burgwerben, Schkortleben, Großkorbetha) • 110 kV-Leitung Leipzig-Wahren - Großkorbetha (DB Energieversorgung (Gemarkung Groß- korbetha) • 110 kV-Leitung Bad Lauchstädt - Zeitz der Envia (Gemarkungen Schkortleben, Großkorbetha, Borau) • 110 kV-Leitung Weißenfels - Naumburg der Envia (vom Umspannwerk Nord in Richtung West, Gemarkung Weißenfels ______138 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• 110 kV-Leitung Weißenfels - Zeitz der Envia (vom Umspannwerk Nord in Richtung Süd, Ge- markung Weißenfels).

Weitere Freileitungen zur örtlichen Energieversorgung (einschließlich Trafostationen und Einspeisun- gen in Nieder- und Mittelspannungsnetz) tangieren die Ortslagen. Durch Freileitungsmasten wird vor allem das Landschaftsbild negativ beeinflusst. Zum Teil entstehen auch immer wieder Gefährdungspotenziale vor allem durch Leitungsanflug ziehender Vögel bei Schlechtwetterlagen wie Nebel, oder Gegenwind (R ICHARZ , 2011). An Freileitungsmasten (vor allem mit stehenden Stützisolatoren) besteht eine erhöhte Gefahr des Vo- gelschlags. Gemäß § 41 BNatSchG sind die Energieversorger verpflichtet, zum Schutz von Vogelarten neu zu errichtende Masten und technische Bauteile von Mittelspannungsleitungen konstruktiv so aus- zuführen, dass Vögel gegen Stromschlag geschützt sind. An bestehenden Masten und technischen Bauteilen von Mittelspannungsleitungen mit hoher Gefährdung von Vögeln sind bis zum 31. Dezember 2012 die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung gegen Stromschlag durchzuführen. Inzwischen haben die Netzversorger reagiert, Gefahrenstellen für Vögel an Freileitungsmasten sind im Planungsgebiet weitestgehend beseitigt. Die vorhandenen (alten) Turmtrafostationen mit (defekter) Ziegeleindeckung sind in der Vergangenheit bevorzugt von Schleiereulen als Brutplätze genutzt worden. Bei Nutzungsaufgabe wurden eine Anzahl dieser Turmtrafostationen für den Artenschutz hergerichtet (z.B. Storkau, Wengelsdorf/Kraßlau). Ne- ben der Schleiereule brüten in und an den Türmen auch Turmfalken und andere Kleinvögel.

Das beabsichtigte Planvorhaben einer Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung von Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) bis Meitingen (Bayern) auch durch das Planungsgebiet trifft gegenwärtig auf aktiven Widerstand, wobei der endgültige Trassenkorridor noch nicht entschieden ist.

Alternative Energien a) Windenergie

Im Regionalen Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle (REP, 2010) wurden eine Reihe von Vorranggebieten für die Nutzung der Windenergie ausgewiesen, die auch das Planungsgebiet betref- fen (siehe auch Pkt. 2.1.):

− VRG XVIII: Großkorbetha West (Gemarkung Großkorbetha und Wengelsdorf) am Fuchsberg nördlich der Kreisstraße K 2170 und westlich der ehemaligen Deponie Großkor- betha an, in Verbindung mit dort bereits vorhandenen 5 WEA

− VRG XIX : Großkorbetha Südost (Gemarkung Großkorbetha) mit 2 Teilflächen nördlich des Autobahnkreuzes Rippachtal beiderseits der BAB 9

− VRG XXIV: Vier Berge/ Teucherner Land (Teilfläche in der Gemarkung Langendorf). Im gesam- ten Windpark sind zum Zeitpunkt insgesamt 103 Windenergieanlagen im räumlichen Zusam- menhang vorhanden (im Planungsgebiet befindet sich davon lediglich 1 Windenergieanlage).

Für die Windeignungsgebiete legte die Regionale Planungsgemeinschaft einen Umweltbericht vor, wel- cher für die vorstehend genannten Windeignungsgebiete hinsichtlich der Schutzgüter nach UVPG

• ein insgesamt geringse bis mittleres Konfliktpotenzial (VRG XVIII) • ein insgesamt mittleres Konfliktpotenzial (VRG XIX) sowie • ein insgesamt mittleres Konfliktpotenzial (VRG XXIV) ausweist.

Des Weiteren wurden südlich der Autobahnanschlussstelle BAB 38 Leuna insgesamt 13 Windenergie- anlagen parallel zur B 91 errichtet. Die Flächen sind nicht Bestandteil von Vorrangflächen gemäß REP, 2010, d.h. sind auch aus weiteren Repowering-Maßnahmen ausgeschlossen

Weitere 6 Windenergieanlagen befinden sich westlich an die Ortslage Pettstädt angrenzend (am Heerweg) in der Gemarkung Goseck. ______139 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Vor allem dominieren die inzwischen zum Standard gewordenen Anlagen mit bis zu 200 m Gesamt- höhe weiträumig das Landschaftsbild.

Die Errichtung und der Betrieb von Windenergieanlagen (WEA) wird immer noch kontrovers zwischen Befürwortern und Gegnern alternativer Energien diskutiert. Waren in der Vergangenheit vor allem sol- che Argumente wie Gefährdungen durch Umstürzen von Anlagen, Eiswurf oder Infraschall von den Gegnern vorgebracht worden, so reduzieren sich diese inzwischen auf Emissionen sowie auf den Ver- lust von Vogelarten und Fledermäusen durch Anflug.

Die Problemstellungen Umstürzen von Anlagen und Eiswurf sind an den im Planungsgebiet vorhande- nen (und noch geplanten) durch Weiterentwicklung der Anlagentechnik nicht mehr relevant. Der an WEA wie allen bewegten technischen Anlagen auftretende Infraschall liegt weit unterhalb der Wahr- nehmungsschwelle des Menschen und führen daher zu keinen Belästigungen, wie Untersuchungen inzwischen ergeben haben (u.a. LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN -WESTFALEN , 2002).

Emissionen (das sind vor allem Schallemissionen durch Getriebe in den Gondeln sowie Luftgeräusche an den Flügeln) und Schattenemissionen (Schlagschatten und sog. "Diskoeffekt" durch Lichtreflexion) sind ebenfalls durch technische Maßnahmen herabgesetzt (u.a. verhindert matte Farbgebung Lichtre- flexionen) sowie durch gesetzliche Vorgaben geregelt. Hinsichtlich Schallimmissionen ist die TA Lärm einzuhalten u.a. durch Abstandsregelungen und Abschaltzeiten. Schattenemissionen treten ohnehin nur am Tage und bei Sonnenschein auf. Auch hier gibt es inzwischen offizielle Vorgaben hinsichtlich zulässiger Immissionen, die über Abschaltzeigen geregelt werden. Eine Gefährdung von Vogel- und Fledermausarten infolge Kollision besteht grundsätzlich durch WEA, zumal in besonderem Maße die streng geschützten Geifvogelarten und Fledermäuse davon betroffen sind (alle Greifvogel- und Fledermausarten sind in Deutschland streng geschützt). Europa- und deutschlandweit führt das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburgs eine entsprechende Fundkartei zu festgestellten Totfunden von Vögeln und Fledermäu- sen an WEA. Zur Problemstellung der Gefährdung von Vogelarten und Fledermäusen an WEA gibt es inzwischen eine Vielzahl von Untersuchungen und Publikationen. Die Mehrzahl kommt hier zu der Aussage, dass die lokalen Populationen von Vogel- und Fledermausarten nicht durch WEA gefährdet sind. Auch der Deutsche Naturschutzring stellt fest, dass neuere Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, dass das Kollisionsrisiko (mit Ausnahme bei einigen wenigen Großvogelarten) als relativ gering angenom- men werden kann. Die meisten Vogelarten bleiben im Regelfall außerhalb des Rotorenbereichs, da ihre Flughöhe entweder oberhalb (z.B. beim Vogelzug) oder unterhalb liegt (z.B. in der Brutzeit). Ge- fährdet sind vor allem solche Vogelarten, die sich auch längere Zeit im Höhenbereich des Rotors auf- halten, wie z.B. einige Greifvogelarten (DNR, 2011). Vogel- und Fledermausarten sind heute vor allem durch vielfältige Änderungen von Nutzungsformen beeinträchtigt (siehe auch Pkt. 4.4. und 4.7.). Auch Verkehrsverluste spielen speziell bei Vogelarten eine nicht unerhebliche Rolle (siehe auch Pkt. 4.10.).

Aus landschaftsplanerischer Sicht spielt in Verbindung mit der Errichtung von WEA vor allem die Be- einträchtigung des Landschaftsbildes sowie ein Konfliktpotenzial hinsichtlich Vogel- und Fledermausar- ten eine Rolle, das jedoch jeweils standortbezogen zu ermitteln ist.

Nach heutigem Kenntnisstand sind im Planungsgebiet keine weiteren Standorte zur Ausweisung vorgesen, zumal die restriktiven Festlegungen der Regionalen Planungsgemeinschaft u.a. hinsichtlich der Mindestabstände von Windparks untereinander (5 km) sowie zu Wohnbebauungen (1 km) die Möglichkeiten dazu im Planungsgebiet drastisch einschränken. b) Sonstige alternative Energien

Sonstige alternative Energiegewinnungen betreffen vor allem Photovoltaik, Biogas, Wasserkraft sowie in geringerem Maße Erdwärme. Durch eine entsprechende staatliche Förderung wurden inzwischen eine Vielzahl von Photovoltaik- modulen zum privaten Gebrauch und/oder zur Netzeinspeisung auf Dächern installiert. Im landschaftsplanerischen Sinne spielen vor allem Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Verbindung mit ihrer Flächeninanspruchnahme eine Rolle. Derartige Anlagen sind zum Zeitpunkt im Planungsgebiet in den Gemarkungen Tagewerben und Reichardtswerben vorhanden. In der Gemarkung Tagewerben

______140 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______steht die Freiflächen-Photovoltaikanlage auf einem Anfang der 90erJahre des vorigen Jahrhunderts als Gewerbebaufläche ausgewiesen Standort, der nur in geringen Flächenanteilen bebaut wurde und so gemäß den geltenden Regelungen des Energieeinspeisegesetzes (EEG) als Photovoltaikfläche förder- fähig.

Eine weitere verbindliche Planung für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage existiert in der Gemarkung Borau im Bereich nicht mehr genutzter Kiesgewinnungsflächen.

Eine Biogasanlage ist ebenfalls in der Gemarkung Tagewerben vorhanden.

An der Saalestaustufe Herrenmühle wird eine Wasserkraftanlage betrieben. In Verbindung mit der Errichtung wurde der vorhandene Mühlgraben wieder an die Stromsaale angeschlossen (siehe auch Pkt. 4.6.).

Weitere alternative Energieformen sind gegenwärtig im Planungsgebiet kommerziell nicht vorhanden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass künftig ggf. auch Anlagen der regenerativen Energiegewin- nung errichtet und betrieben werden.

Gasversorgung

Die Gasversorgung der Kernstadt Weißenfels sowie der Ortsteile erfolgt durch unterirdische Leitungen, d.h. eine besondere Relevanz ist in Verbindung mit dem Landschaftsplan nicht erkennbar.

Fernwärme

Fernwärmeversorgung ist in Teilbereichen der Kernstadt Weißenfels vorhanden. zum Teil erfolgt die Zuführung von Fernwärme über eine oberirdisch verlegte Trasse.

Hauptversorgungsleitungen

Im Planungsgebiet existieren im Eigentum verschiedener Rechtsträger eine Anzahl Hauptversorgungs- leitungen für verschiedene Medien. Neben den bereits oben dargestellten Hoch- und Mittelspannungs- leitungen sind das Hochdruckgasleitungen, Fernwasserleitungen sowie Produktenleitungen der Che- mieindustrie (nachrichtliche Übernahme aus dem Flächennutzungsplan, WENZEL & DREHMANN , 2012). Neben Hochdruck-Gasleitungen zur Versorgung der Abnehmer im Planungsgebiet verlaufen überregi- onale Ferngasleitungen über die Gemarkungen Weißenfels, Uichteritz, Storkau, Markwerben, Tage- werben in Richtung Total Raffinerie Mitteldeutschland im Norden des Planungsgebietes sowie im nörd- lichen Bereich der Gemarkung Reichardtswerben (Rechtsträger Verbundnetz Gas). Weiterhin existiert eine Hochdruck-Gasleitung der Mitgas in den Gemarkungen Reichardtswerben und Großkorbetha).

Die Haupttrinkwasserleitung der Stadtwerke Weißenfels führt von der Gemarkung Leißling über die Gemarkung Langendorf nach Weißenfels-Süd.

Eine Anzahl von Produktenleitungen der chemischen Industrie

− Mitteldeutsche Produktleitung (MIPRO) der TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH − insgesamt 6 Produktenleitungen der Buna DOW Leuna Olefinverbund GmbH mit einer da- zugehörenden Armaturenstation an der L 182 − Rohölleitung Spergau - Rüssen einschließlich der Hydrierwerke Zeitz GmbH führen durch die Gemarkungen Schkortleben, Wengelsdorf und Großkorbetha in Richtung Leuna und Buna durch das Planungsgebiet.

Die unterirdischen Leitungen und ihre Nebeneinrichtungen (Armaturenstationen) haben bei ordnungs- gemäßem Betrieb keine Relevanz in Verbindung mit dem vorliegenden Landschaftsplan.

______141 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

4.12. Jagd und Fischerei

Auf der Grundlage des Landesjagdgesetzes haben sich die Grundstückseigentümer der jeweiligen Gemeinden zu Jagdgemeinschaften zusammengeschlossen. Die Flächenaufteilung fällt jedoch nicht zwangsläufig mit den Gemarkungsgrenzen des Planungsgebietes zusammen, obwohl im Planungsge- biet im Regelfall die Jagdgenossenschaften nach den Ortschaften organisiert sind. Die Jagdausübung erfolgt durch Einzeljäger oder Jagdpächtergemeinschaften.

Bedingt durch die vorhandenen Strukturen ist das Territorium vorrangig zur Schalen- und Niederwild- jagd geeignet. Durch den drastischen Rückgang der Niederwildbestände (siehe auch Pkt. 4.2.) sind hier jedoch objektive Grenzen gesetzt. Nach Rückfrage bei der unteren Jagdbehörde sowie beim Stadtjäger von Weißenfels wurde informiert, dass tendenziell die Bestände vom Rehwild offenbar zugenommen haben. Auch Wildschweine wech- seln jetzt öfter in das Territorium. Es ist davon auszugehen, dass die Bestände vom Fuchs nahezu konstant geblieben sind. Der tendenzielle Rückgang der Jagdstrecke dürfte an dem inzwischen gerin- gerem Interesse (Kosten-Nutzen) der Jäger liegen, Füchse zu erlegen. Signifikant ist die Zunahme von Waschbär und Nutria (dieser vorwiegend an der Saale) im Planungsgebiet der Stadt Weißenfels. Der Waschbärenbestand hat sich fast explosionsartig vergrößert (seit dem Jahre 2000 um über das ca. 700-fache, siehe auch Pkt. 2.3.). Im Gegensatz sind die Jagdstrecken bei typischen Niederwildarten wie Feldhase und Rebhuhn fak- tisch zusammengebrochen. Im Jahre 1965 betrug die Jagdstrecke im Altkreis Weißenfels insgesamt noch 2.739 Feldhasen, im Jahre 1986 war diese bereits auf 120 Stück zurückgegangen. Heute wird der Feldhase nicht mehr bejagt, da die Art kaum noch im Planungsgebiet vorhanden ist (stark gefähr- det gemäß RoteListe Sachsen-Anhalt). Eine Analogie besteht beim Rebhuhn. Wurden im Altkreis Weißenfels 1969 noch ca. 4.500 Rebhühner gezählt, so waren es im Jahre 1988 nur noch 188 Exemp- lare (M EYER , 1989). Gegenwärtig sind nur noch vereinzelt Individuen auf Ruderalflächen zu beobach- ten. Feldhase und Rebhuhn wurden inzwischen gemäß Rote Liste Sachsen-Anhalt als stark gefährdet ein- gestuft.

Bedingt durch die Zunahme des Straßenverkehrs ist auch eine Zunahme von Verkehrsopfern bei Wild- tieren im Planungsgebiet zu verzeichnen (Stadtjäger Weißenfels, mdl.).

Zum Teil sind jagdliche Einrichtungen (Hochsitze, Kanzeln) im Planungsgebiet nicht optimal in die Landschaft eingepasst bzw. in einem schlechten Erhaltungszustand und hinterlassen dadurch visuell oft einen hässlichen Eindruck. Widersprüche existieren z.T. auch zwischen Jagd und Naturschutz, da z.B. jagdliche Einrichtungen in störungsempfindlichen Naturschutzflächen errichtet wurden. Das betrifft vor allem das NSG "Bergbau- folgelandschaft Kayna Süd" (Gemarkung Reichardtswerben sowie des NSG "Saale-Aue bei Goseck" in den Bereichen FND "Alte Saale Hufeisen" (Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz) und FND "Alte Saale Fähre Leißling, "Alte Saale Beyers Loch", FND "Alte Saale Sportplatz"/"Späters Insel" (alle Gemarkung Leißling), FND "Alte Saale Tepnitz-Ostteil" (Gemarkung Wengelsdorf). Die Jagdaus- übung erfolgt sowohl durch Ansitz- als auch durch Drückjagd. Die Fluchtdistanzen einiger störungsempfindlicher Wasservögel betragen im Mittel bereits 200-350 m (F LADE , 1994). Häufiges Auffliegen von rastenden Wasservögeln erfordert zusätzliche Energien und kann gerade in strengen Wintern zum Tod von Individuen führen (neben der Jagdausübung erfolgen Störungen darüber hinaus auch durch illegales Betreten der Schutzgebiete, siehe auch Pkt. 3.6.3. und 3.6.4.). Die Jagdausübung in den genannten Schutzgebieten ist jedoch vom Gesetzgeber grundsätzlich unter Auflagen erlaubt. Die im Planungsgebiet ausgewiesenen Naturschutzflächen sind verhältnismäßig klein, so dass eine Bejagung von Schalen- oder Raubwild zur Minderung von Wildschäden nicht zwangsläufig auf diesen Naturschutzflächen erfolgen muss, da die zu bejagenden Arten sich ausge- hend von ihrem artspezifischen Aktionsradius auch außerhalb dieser Naturschutzflächen aufhalten. Aus diesem Grunde ist an eine freiwillige Selbstbeschränkung der Jagdausübenden zum Verzicht der Jagd in den o.g. Naturschutzflächen zu appellieren, zumal der Landesjagdverband in Sachsen-Anhalt auch ein anerkannter Naturschutzverband ist. Darüber hinaus bestehen Widersprüche zwischen der einen Seite vergleichsweise hohen Dichte an Schalenwild und den damit verbundenem Wildschäden (Verbiss-, Fege-, Schlag- und Schälschäden)

______142 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______und auf der anderen Seite der künstlichen Förderung des Schalenwildbestandes durch Wildfütterun- gen.

Zum Teil erfolgt in den o.g. NSG und FND auch ein (illegales) Angeln mit ähnlichen Störungs- und Vertreibungseffekten. Wie Untersuchungen ergaben, kann z.B. selbst ein einziger, am Ufer stehender Angler (wenn auch unbeabsichtigt) für brütende Vogelarten im Umkreis von ca. 50 m bereits eine erhebliche Störung dar- stellen, so dass Gelegeaufgaben nicht auszuschließen sind (R EICHOLF , 1988).

Die Angler des Planungsgebietes sind in verschiedenen Anglervereinen örtlich organisiert. Die Saale sowie die Saale-Altwasser Pferdeschwemme Leißling, Saale-Altwasser Lobitzsch (Gemarkung Uichteritz), Ried (Schkortleben) und Saale-Altwasser Tepnitz (Gemarkung Wengelsdorf) sind im Pla- nungsgebiet als Angelgewässer ausgewiesen.

Obwohl die Mehrzahl der Angler geltende Regeln beachtet, kommt es leider immer wieder durch Ein- zelne (vor allem durch sog. "Schwarzangler ohne Fischereiberechtigung) an der Saale sowie an den entsprechenden Stillgewässern zu Verstößen gegen das Fischereigesetz (FischG), das Feld- und Forstordnungsgesetz (FFoG) sowie die Naturschutzgesetzgebung (u.a. Befahren der Gewässerufer mit Kfz, Verunreinigung der Ufer, Betreten von Schilfgürteln, Störung/Beeinträchtigung von Vögeln an ihren Brutplätzen u.a.).

Der Saale-Altarm an der Gemarkungsgrenze Weißenfels/Markwerben wird durch einen Fischereibe- trieb gewerblich genutzt (siehe Pkt. 4.6.). Entsprechende bauliche Anlagen (Aufzuchtbecken, Zuchttei- che, Verkaufsstand u.a.) sind dort zu diesem Zwecke vorhanden. Darüber hinaus wird das Gewässer (offiziell) beangelt.

Nutzungskonflikte hinsichtlich Natur und Landschaft und Angeln bestehen vor allem dort, wo in sensib- len Naturgebieten (illegal) geangelt wird (z.B. Saale-Altwasser Hufeisen, NSG "Kayna Süd").

4.13. Freizeit und Erholung

Insgesamt wird das Planungsgebiet durch Siedlungen, Wirtschaft, Verkehrswege und andere Infra- struktureinrichtungen, Energietrassen und Windeignungsgebiete, Abgrabungen sowie durch intensive Landwirtschaft großflächig in Anspruch genommen. Dadurch ensteht eine nicht geringe Vorbelastung des Landschaftsbildes und der Erholungseignung (siehe dazu auch Pkt. 2.1., Pkt. 3.5 sowie Pkt. 4.). Trotzdem sind im Planungsgebiet noch eine Reihe von Landschaftseinheiten und kleinräumigen Landschaftsementen vorhanden, die hinsichtlich ihres Landschaftsbildes und ihrer Qualität der Natur- ausstattung für eine naturnahe Erholung besonders geeignet sind (siehe dazu Zeichnungs-Nr. 8). Aus- gehend von der genannten intensiven Inanspruchnahme des Planungsgebie entsteht zwangsläufig auch ein Druck auf die verbliebenen naturnahen Flächen. Wegen der besonderen Bedeutung dieser naturnahen Flächen im Planungsgebiet sind sind diese in hohem Maße schützenswert. Das betrifft vor allem das Landschaftsschutzgebiet "Saale" mit dem eigentlichen Saaletal sowie den angrenzenden Nebentälern. Bestandteil des LSG sind eine Vielzahl von besonders wertvollen Natur- schutzflächen wie NSG und FND sowie das Vogelschutzgebiet Kayna-Süd und Teile des FFH- Gebietes "Saalehänge bei Goseck" (siehe dazu auch Pkt. 3.6.). Diese Naturschutzflächen stellen als letzte Rückzugsgebiete für die einheimische Flora und Fauna - und hier insbesondere die Saale- Altwässer - allesamt sensible Naturbereich dar, die weitestgehend von einer Freizeinutzung verschont bleiben sollten (siehe dazu auch Pkt. 3.6.1.). Daher wurden in Zeichnungs-Nr. 8 vor allem das eigentli- che Saaletal (die Saaleaue) unter Ausgrenzung der sensiblen Naturbereiche mit einer hohen bedeu- tung für die Erholungseignung dargestellt, u.a. auch wegen des hier verlaufenden überregionalen Saa- le-Radwanderweges sowie des überregionalen Finnewanderweges.

Das Saaletal zwischen Weißenfels und Camburg gehört wohl mit seiner eindrucksvollen Landschafts- kulisse zu einer der landschaftlich schönsten Flusslandschaften Deutschlands ! Im Planungsgebiet sind der Westteil der Gemarkung Weißenfels sowie die westlich bzw. südwestlich angrenzenden Ge- markungen Uichteritz, Storkau und Leißling Bestandteil des Naturparks "Saale-Unstrut-Triasland" (sie- he auch Pkt. 3.6.7.). Der 103.737 ha große Naturpark schließt Flächen im Burgenlandkreis und Saale- kreis ein und fügt u.a. das spezifische Erscheinungsbild von Landschaft, Kultur und Geschichte im

______143 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______mittleren Saaletal zusammen. Die Naturparkflächen des Planungsgebietes befinden sich am Ostrand des Naturparks.

Für eine naturnahe Erholung sind im Planungsgebiet in besonderem Maße geeignet:

1. Die Saaleaue westlich von Weißenfels zwischen Weißenfels-West und der Ortslage Leißling mit den Landschaftseinheiten Blümer, Eichberg und Niederauholz

2. Die Saaleaue zwischen Leißling und der Öblitzschleuse (Gemarkung Schönburg)

3. Die Saaleaue westlich der Ortslage Weißenfels über Markwerben bis einschließlich Lobitzsch (Gemarkungsgrenze). Hier insbesondere zu erwähnen sind die Markwerbener Wiesen, die Lößabbruchkanten und Lößtälchen der Markwerbener Schweiz, der Markwerbener Aussicht- urm (mit einer hervorragenden Aussicht über das Saaletal) sowie der Tal- und Höhenweg zwi- schen Lobitzsch und dem Igelsberg Goseck (außerhalb des Planungsgebietes).

4. Das Waldgebiet Vierberge westlich von Leißling (mit Anschluß an das Rote Holz und Mönchs- holz in der Gemarkung Schöburg außerhalb des Planunsgebietes)

5. Die Saaleaue zwischen Burgwerben, Kriechau, Schkortleben, Großkorbetha und Wengelsdorf, siehe dazu auch Zeichnungs-Nr. 8.

Grundsätzlich ist vorauszusetzen, dass vor allem auch der freien Landschaft irn Planungsgebiet eine Bedeutung für die Naherholung zukommt. Vor allem im Frühjahr und Sommer bietet die Agrarland- schaft vielfach ein abwechslungsreiches Bild mit den verschiedenen Fruchtfolgen und Wuchsstadien, so dass diese in Zeichnungs-Nr. 8 grundsätzlich mit allgemeiner Bedeutung für die Erholung darge- stellt wurde.

Eingeschlossen sind hier kleinflächig weitere wertvolle Erholungsräume wie

• der Gutspark Storkau mit den Erosionstalungen Schwarzenborn und Lanzengrund zwischen Storkau, Markwerben/Salpeterhütte und Obschütz

• das Greißlaubachtal zwischen Kößlitz-Wiedebach und der Gemarkungsgrenze Weißenfels

• das Ried in Schkortleben.

Des Weiteren sind vor allem besitzen in der Kernstadt Weißenfels die öffentlichen Parkanlagen

• der Klemmberg und das Singerholz • die (ehemaligen) Badanlagen an der Saale • der Stadtpark (mit altem Friedhof und Sausenhölzchen) • das Kämmereihölzchen sowie • der Neustadtpark eine überdurchschnittliche Bedeutung für die Naherholung. Besonders zu erwähnen ist weiterhin der Rittergutspark in Burgwerben mit dem Aussichtspunkt über das Saaletal an der Burgwerbener Kirche (Gemarkung Burgwerben) sowie der Gutspark Untergreißlau (Gemarkung Langendorf). In den übrigen Teilen des Planungsgebietes befinden sich vor allem in den Ortsrandlagen Flächen, die in besonderem Maße für Freizeit und Erholung geeignet sind. Neben den o.g. Flächen betrifft das noch kleinere Gehölzen, Streuobstwiesen sowie Kleingarten- und Parkanlagen (siehe u.a. Pkt. 3.7.) und im weitesten Sinne auch Sportstätten, Spielplätze sowie andere Freizeiteinrichtungen (siehe dazu auch Zeichnungs-Nr. 8). Gegenstand des vorliegenden Landschaftplanes sind jedoch schwerpunktmäßig Freizeit und Erholung außerhalb der geschlossenen Ortschaften.

Im Planungsgebiet sind eine Reihe überörtlicher und örtlicher Wander- und Radwege vorhanden (sie- he auch Zeichnungs-Nr. 8): ______144 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• der überregionale Saale-Radwanderweg (Großkorbetha, Schkortleben, Burgwerben, Wei- ßenfels, Leißling) als Bestandteil der Saale-Unstrut-Elster-Radacht • der überregionale Dolemenradweg (Roßbach-Pettstädt - Markröhlitz - Goseck) • der regionale Nessa-Radweg (Weißenfels - Langendorf) • der regionale Rippach-Radweg (Weißenfels - Langendorf) als Bestandteil der Saale- Unstrut-Elster-Radacht • der regionale Alte Göhle-Radweg (Weißenfels - Markwerben - Uichteritz - Storkau) • der regionale Radweg Rossbach/Hasse (Reichardtswerben - Großkorbetha - Schkortleben - Burgwerben) • der regionale Roßbach/Hasse-Radweg (auf der Trasse der alten Rossbacher Kohlebahn Weißenfels - Tagewerben - Reichardtswerben sowie um das Tagebaurestloch "Kayna Süd") • der regionale Nautschketal-Radweg von Langendorf (über die Salzstraße) in Richtung Gröbitz • der regionale Radweg Sole-Kohle-Geschichte (als Teilstück entlang der Gemarkungsgren- ze Reichardtswerben zwischen TRL "Kana-Süd" und B 91) • der regionale Leißling-Radweg (am Fuße des Waldgebietes Vierberge).

An bedeutenden überörtlichen und örtlichen Wanderwegen sind zu nennen:

• der überregionale Finnewanderweg (Beginn ab Weißenfels - Leißling - Naumburg - Richtung Heldrungen) • der überregionale ökumenische Pilgerweg (führt in der Gemarkung Storkau/ Ortsteil Pettstädt durch das Planungsgebiet) • der überregionale Gebietswanderweg Weißenfels - Leipzig W1 (Schönburg - Leißling - Wei- ßenfels - Tschirnhügel - Dehlitz) • der regionale Fürstenweg (Weißenfels – Markwerben – Storkau – Obschütz – Pettstädt – „Alte Göhle“ – Freyburg) • der regionale Wanderweg durch den Burgenlandkreis W2 (Schönburg - Rödgen - Leißling - Weißenfels - Tschirnhügel - Dehlitz) • der örtliche Rundwanderweg "Vier Berge", Leißling • der örtliche Rundwanderweg Leißling - Weißer Berg • der örtliche Rundwanderweg Leißling - Schönburg - Wethau - Gieckau - Röbitz - Prittitz • der örtliche Rundwanderweg Leißling - Schönburg • der örtliche Rundwanderweg Pfarrberg - Kirchberg (Gemarkung Leißling) • der örtliche Rundwanderweg Leißling - Goseck (mit Errichtung der Fußgängerbrücke Leißling nutzbar) • der örtliche Rundwanderweg Leißling - Rödgen - Possenhain.

Insbesondere der Saale-Radwanderweg besitzt eine überregionale Bedeutung und wird vergleichswei- se stark frequentiert. Obwohl sich die touristischen Aktivitäten im Burgenlandkreis vor allem um die Region Naumburg/Bad Kösen/Freyburg konzentrieren, wird der Saale-Radwanderweg im Planungsge- biet zunehmend sowohl von der Bevölkerung des Territoriums als auch durch Tages- und Mehrtages- touristen genutzt. Allerdings gibt es im Planungsgebiet entlang des Saale-Radweges im Vergleich zur genannten Region Naumburg/Bad Kösen/Freyburg geringere touristische und gastronomische Infrastruktur (einschließlich Beherbergungsstätten). Dies ist sowohl in der vorhandenen Landschaftsausstattung als auch in der Tradition und Historie begründet. Die vergleichsweise geringeren Angebote im Planungsgebiet stehen hier einer weiteren Entwicklung des Tourismus zweifelsohne entgegen. Allerdings existiert z.T. auch ein Widerspruch zwischen Anspruchsdenken und wirtschaftlich tragbarer Umsetzung von Tourismuskonzepten, der kurzfristig wohl kaum lösbar ist, da letztendlich Angebot und Nachfrage in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Aus diesem Grunde sind auch größere Investiti- onen im touristischen Bereich - vor allem hinsichtlich Bewirtungs- und Beherbergungskapazitäten - im Planungsgebiet in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Von den Bahnhöfen Weißenfels und Großkorbetha sowie am Haltepunkt Leißling besteht direkter Zu- gang von der Bahn zum Saale-Radwanderweg. Negativ könnte sich hier die Abkopplung des Bahnho- fes Naumburg als ICE-Halt für den touristischen Zugang zum Saaletal auswirken. ______145 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die o.g. regionalen Radwanderwege werden vor allem durch Tagestouristen sowie im Rahmen der Wochenend- und Feierabenderholung genutzt. Positiv wirkt im Planungsgebiet dass in den letzten Jahren attraktive Rundrouten entstanden sind, vor allem die Saale-Elster-Unstrut-Rad-Acht unter Ein- beziehung des Saale-Radweges und des Rippach-Radweges. Auch die Verbesserung des Radwegbe- lages in der Ortslage Weißenfels sowie zwischen Burgwerben und Schkortleben trägt viel zur Erhö- hung der Attraktivität des Saale-Radwanderweges bei.

Mangelhaft ist zum Zeitpunkt noch die Anbindung des Saale-Radwanderweges an die linke Saale- Seite zwischen Leißling und Lobitzsch, da die Personenfähre dort ihren Dienst eingestellt hat. Dadurch entfällt zum Zeitpunkt auch die Möglichkeit eines vergleichsweise kurzen Rundweges über Uichteritz in Richtung Weißenfels auf der linken Saaleseite sowie die alternativer Verbindungen in Richtung Go- seck (Sonnenobservatorium)/ nach Freyburg sowie nach Naumburg/Henne. Mit dem Bau einer Fuß- gänger-/Radfahrerbrücke (Baubeginn Ende 2015) wird hier Abhilfe geschaffen. Der Saale-Radwanderweg im Planungsgebiet ist fast durchgängig asphaltiert und gut befahrbar. Kon- fliktpunkte zu Natur und Landschaft sind nur in geringem Maße erkennbar. Problematisch ist lediglich der ca. 200 m lange Abschnitt unterhalb des Eichberges zwischen Weißenfels und Leißling, wo der Saale-Radweg quer durch das FND "Eichbergsumpf" gelegt wurde (u.a. durch eine Dammaufschüt- tung). Dadurch ist immer wieder zu verzeichnen, dass geschützte Lurch- und Kriechtierarten durch den Radverkehr zu Tode kommen. Des Weiteren birgt der Parallelverkehr von Kraftfahrzeugen und Fahr- rädern sowie Fußgängern auf dem Abschnitt des Saale-Radweges zwischen der Ortslage Leißling und der Gemarkungsgrenze Öblitzschleuse/Schönburg ein erhöhtes Gefährdungspotenzial. Bei Hochwasser sind Teile des Saale-Radwanderweges nicht befahrbar.

Der Saale-Radwanderweg ist über die Teilstrecken Rippach-Radweg und Nessa-Radweg mit der Saa- le-Elster-Unstrut-Rad-Acht im Burgenland eingebbunden.

Zwischen der Ortslage Weißenfels und Kleinkorbetha ist auch auf der rechten Saaleseite eine auch durch Radfahrer nutzbare Wegeverbindung durch die Gemarkung Dehlitz nach Kleinkorbetha - Bad Dürrenberg sowie in Richtung Stadt Lützen vorhanden. Diese ist jedoch nicht mit einer Asphaltdecke ausgebaut.

Zu den o.g. genannten bedeutenden überörtlichen und örtlichen Wanderwegen ist anzumerken, dass im Vergleich zum o.g. Saale-Radwanderweg hier eine weitaus geringere Frequentierung erfolgt. Es ist einzuschätzen, dass der Bekanntheitsgrad dieser Wanderwege relativ gering ist und das Wan- dern (insbesondere das Weitwandern) gegenüber anderen Formen der aktiven Erholung (z.B. dem Radfahren) in den letzten Jahren im Territorium offensichtlich zurück gegangen ist. Vor allem werden im Planungsgebiet die ortsnahen Wald- und Feldwege im Rahmen der Feierabend- und Wochenenderholung bei entsprechender Wetterlage zwischen Weißenfels-West und Leißling sowie westlich der Ortslage Leißling gut genutzt (vorwiegend jedoch durch Jogger und Spaziergänger).

Die waldreiche Umgebung von Leißling ist in besonderem Maße für Nah- und Feierabenderholung geeignet (s.o.). Der überregionale Finne-Wanderweg führt auf einer Länge von ca. 91 km von Weißen- fels nach Sachsenburg (Kyffhäuserkreis), im Planungsgebiet über Leißling/Vierberge/Rote Holz nach Schönburg und dann weiter in Richtung Naumburg. Teilabschnitte dieses Wanderweges können auch (unter Nutzung von Wegstrecken außerhalb des Planungsgebietes) als Rundweg über Wethau (Kroppental)-Gieckau durch das Nautschketal (über Gröbitz-Grund) und Prittitz (Ortsteile Plotha- Plennschütz) sowie Leißling-Rödgen zurück nach Weißenfels genutzt werden (es sind auch noch kür- zere Teilstrecken möglich). Die überregionalen Wanderwege wurden im Jahre 2014 neu beschildert.

Gravierende Konflikte sind zu den o.g. Wanderwegen bzw. sonstigen Einrichtungen des Tourismus und der Naherholung nicht erkennbar. Als Kritikpunkte sind jedoch u.a. zu äußern:

• Oftmals werden Beschilderungen und Rastplätze zerstört bzw. mit Farbe beschmiert. Ein be- sonders trauriges Kapitel stellt hier das Niederbrennen eines mit erheblichem Aufwand errich- teten und durch Erholungssuchende gut angenommenen Beobachtungsturmes am Rande des Vogelschutzgebietes Kayna-Süd (Gemarkung Reichardtswerben) im Jahre 2015 dar.

• Die (damas selbständige) Gemeinde Leißling hatte vor ca.10 Jahren in Verbindung mit den örtlichen Wanderwegen im Bereich Weißer Berg/Niederau (zwischen Weißenfels-West und ______146 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Ortslage Leißling) sowie im Bereich Vierberge (westlich der Ortslage) je einen Naturlehrpfad mit spezifischen Informationen zum Thema Wasser sowie zur Natur angelegt. Inzwischen wir- ken die angebrachten Informationstafeln ungepflegt bzw. wurden einige durch Vandalismus zerstört oder beschädigt. Hier wäre eine Erneuerung dringend zu empfehlen.

• Des Weiteren ist festzustellen, dass zahlreiche, oft im Rahmen von ABM- oder ählichen Arbeitsbeschaffungsmaßnhamen an Wanderwegen oeder anderswo in der freien Natur aufge- stellte Bänke bzw. Sitzgruppen sich in einem desolaten Zustand befinden. Das ist in besonde- rem Maße in der Flur Leißling sichtbar. Durch den schlechten Zustand dieser Einrichtungen wird ein Negativ-Image für die Region ge- fördert (wenn z.B. Bänke und andere Einrichtungen nicht mehr ordnungsgemäß instandgehal- ten und Papierkörbe nicht mehr entleert werden können, sollten die Verantwortlichen dann diese Einrichtungen besser aus der Landschaft entfernen).

• Das Waldgebiet Gorlecke/Niederau (Gemarkung Leißling) ist durch Erholungsbauten und Wohnbebauung z.T. stark zersiedelt. Dadurch wird dort (u.a. durch Verbotsschilder und Zäu- nungen) die (öffentliche) Erholungsnutzung insgesamt eingeschränkt (siehe auch Pkt. 4.5.).

• Auch sind an Wanderwegen oder im Bereich sonstiger, für die Erholung in besonderem Maße geeigneten Flächen (s.o.) immer wieder illegale Müllablagerungen im größeren Maße (z.B. am überregionalen Ökumenischen Pilgerweg im Bereich Pettstädt) oder die Ablagerung von Gartenbfallen (z.B. Ried Schkortleben an der Gartenalage) zu verzeichnen, die insgesamt ein unschönes Bild vor Ort ergeben und sicher auch ein Negativ-Image bei Besuchern fördern..

In Leißling ist auch das ehemalige Waldbad nicht mehr in Betrieb. Die an das Saale-Altwasser angren- zende Fläche wird von der Gemeinde als Festwiese genutzt. In der Uferzone des Saale-Altwassers des ehemaligen Waldbades sind auch Erholungsgrundstücke mit Bestandsschutz vorhanden. Ebenso wurde der offizielle Badbetrieb der Freibäder an der Saale seit Anfang der 60iger Jahre des vorigen Jahrhunderts eingestellt. Gemäß Bewirtschaftungsplan für das Flussgebiet Elbe 2016-2021 (FFG ELBE , 2015) sind für das Pla- nungsgebiet keine Oberflächengewässer als Badegewässer (Erholungsgewässer) ausgewiesen.

Wassertourismus (Kanutourismus) findet auf der Saale im Planungsgebiet lediglich in geringerem Maße statt (auch hier konzentrieren sich die Aktivitäten vor allem auf den Saaleabschnitt zwischen Camburg/Thüringen und Blütengrund/Naumburg sowie auf die Unstrut). Bootsanlegestellen existieren in Leißling (an der ehemaligen Fähre), in Uichteritz ("Gaststätte Saale- Perle"), in der Ortslage Weißenfels (Bootshaus und Badanlagen mit Slip-Anlage) und in Wengelsdorf. In diesem Zusammenhang sind speziell für Wassertouristen Biwakplätze in Leißling (an der Fähre, ohne Infrastruktur) sowie in der Gemarkung Wengelsdorf (Ortsrandlage von Kraßlau in Verbindung mit dem dort vorhandenen Anglerheim) vorhanden. Beide Biwakplätze befinden sich im Überflutungsbe- reich der Saale. Darüber hinaus befindet sich in der Gemarkung Markwerben am Saale-Ufer (im Bereich des ehem. "Neptunbades" ) ein (nicht öffentlicher) Campingplatz (u.a. Nutzung durch Dauercamper) mit Bootsan- leger und Erholungsbauten. Auch im bereich an der Marienmühle befinden sich an der Saale Bootsan- leger für Motorboote sowie entsprechende Erholungsbauten.

Die Saale wird im Planungsgebiet vor allem durch Motorboote genutzt. Probleme entstehen hier vor allem wegen der Lärmemissionen sowie durch Ufererosion infolge Wellenschlags. Als zulässige Höchstgeschwindigkeit für Motorboote sind gemäß Schifffahrts- und Hafen-VO Sachsen-Anhalt (LSchiffHVO) max. 10 km/h über Grund vorgeschrieben (der Wellenschlag darf dabei 25 cm nicht überschreiten).

Vor allem in den Wintermonaten bedeutet Bootsverkehr auf der Saale einen erheblicher Störungsfak- tor für rastende/überwinternde Wasservögel. Die Fluchtdistanzen störungsempfindlicher Wasservögel betragen in der freien Landschaft abweichend vom innerörtlichen Verhalten (z.B. bei Winterfütterung) nach (FLADE , 1994) im Mittel bereits 200-350 m (siehe auch Pkt. 4.12.). Häufiges Auffliegen bei Annä- herung von Booten (oder auch Personen am Ufer) bedeutet für die betroffenen Individuen Stress und Energieverlust, der bei tiefen Wintertemperaturen lebensbedrohlich werden kann.

______147 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die regelmäßige Personenschifffahrt auf der Saale wurde im Planungsgebiet eingestellt. Es werden jedoch Charterfahrten von Naumburg aus durchgeführt. Da Baggerungsarbeiten zur Freihaltung der Fahrrinne nicht regelmäßig durchgeführt werden, ist bei niedrigen Wasserständen die Personenschiff- fahrt erschwert bzw. nicht möglich.

In der Ortslage Weißenfels existiert an der Pfennigbrücke ein Bootsverleih (Ruderboote).

Neben dem Freibad im Greißlaubachtal zwischen Weißenfels und Langendorf sowie der "Allwetterro- delbahn" im Bereich Blümer zwischen Weißenfels-West- und Leißling/"Schöne Aussicht" sind im Pla- nungsgebiet keine weiteren Freizeitanlagen vorhanden. Ein Großteil der "Allwetterrodelbahn" wurde in ein Feldgehölz hineingebaut, so dass dadurch insbe- sondere Störungen für Wildtiere anzunehmen sind.

Der Sportplatz in Uichteritz in der Saale-Aue befindet sich im ausgewiesenen Überflutungsbereich der Saale (siehe Zeichnungs-Nr. 4). Er wird jedoch 2015/2016 im Rahmen der Beseitigung von Hochwas- serschäden saniert (u.a. Drainage des Spielfeldes, Höherlegen des Vereinshauses, siehe auch Pkt 6.2.4.).

Als Freizeitanlagen sind auch die Schießplätze unterhalb des Herrenberges (Gemarkung Weißenfels) sowie in Langendorf zu nennen, wobei der Standort des Langendorfer Schießstandes (in unmittelbarer Nähe von Wohngrundstücken) speziell unter den Aspekten Lage und Lärmemissionen überprüft wer- den sollte.

Ballonfahrten bietet eine Firma in Langendorf an. Des Weiteren befindet sich ein Bootsverleih in der Ortslage Weißenfels im Bereich der Pfennigbrücke. Von Naumburg aus werden mit Fahrgastschiffen Charterfahrten durcz die Saale-Unstrut-Schifffahrtsgesellschaft GmbH auch nach Weißenfels angebo- ten.

Reiten spielt insgesamt im Planungsgebiet eine untergeordnete Rolle, obwohl speziell in den Ortsteilen (Markwerben, Schkortleben, Storkau/Pettstädt) Reitanlagen/Reitplätze vorhanden sind. Vereinzelt erfolgt im Planungsgebiet Koppelhaltung von Pferden. Speziell ausgewiesene Reitwege existieren im Planungsgebiet nicht. Beim Reiten in der Flur sind auf Naturschutzflächen (NSG, FND, gesetzlich ge- schützte Biotope) Trittschäden nicht auszuschließen.

Neben einer Reihe von lokalen bedeutsamen Festen und wiederkehrenden Veranstaltungen (z.B. Schlossfest Weißenfels, Burgstock Langendorf, Weinfest Burgwerben, Kleinpfingsten Markwerben u.a.) sind vor allen das Leißlinger Eierbetteln sowie die Lobitzscher Altweibermühle, die nur alle sieben Jahre gefeiert wird, überregional bekannt. Die insgesamt jedoch begrenzten Möglichkeiten von Sport- und Freizeitaktivitäten im innerörtlichen Bereich (u.a. geringe Anzahl von Sporthallen) erhöhen zwangsläufig den Nutzungsdruck auf die freie Landschaft. Vermehrte Freizeit, erhöhte Mobilität und der Drang nach mehr Lebensqualität durch im- mer vielfältigere Formen der Freizeitgestaltung führt zu einem stetig steigenden Bedarf an hierfür ge- eigneten Betätigungsmöglichkeiten in Natur und Landschaft. Damit erhöht sich auch der Nutzungs- druck auf naturnahe, bisher weitestgehend ungenutzte Flächen. Tourismus und Freizeit rangieren daher heute bundesweit an dritter Stelle der Verursacher des allgemeinen Artenrückgangs.

Die vorhandenen Raumansprüche des Naturschutzes (vor allem der Schutzkategorien NSG, FND, GLB, gesetzlich geschützte Biotope) überlagern sich immer mehr mit den wachsenden Nutzungsan- sprüchen der Erholung und des Sports. Das betrifft vor allem solche Freizeitaktivitäten wie

• Wandern/Spazierengehen • Camping • Joggen • Radfahren; Mountainbiking • Reiten • Crossfahren u.a.

Aus naturschutzfachlicher Sicht spielt in der kleinräumig gegliederten Landschaft des Planungsgebie- tes zunehmend die Beunruhigung der Tierwelt durch frei laufende Hunde sowie durch das Befahren ______148 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______von Feld- und Waldwegen mit Kraftfahrzeugen eine spürbare Rolle, obwohl hier das Feld- und Forst- ordnungsgesetz eindeutige Verhaltensregelungen vorgibt (Leinenzwang, Verbot des Befahrens). Häufig erfolgen Freizeitaktivitäten in relativ unberührten, störungsarmen und naturnahen Bereichen der Landschaft, oft mit gravierenden Folgen für Natur und Umwelt:

• Beunruhigung der Tierwelt, in teilweise erheblichem Maße, meist schon bei bloßer Anwesenheit von Menschen oder durch freilaufende Hunde (s.o.). Dies führt fast immer zu Panikreaktionen und Flucht störempfindlicher Arten, verbunden mit teilweise lebensbedrohendem Verbrauch der Ener- giereserven (speziell im Winter), in stärker frequentierten Gebieten dann auch zur Ausdünnung des Arteninventars (siehe auch Pkt. 4.12.). Die meist kleinflächigen Naturschutzflächen und sonstigen naturnahen Gebiete des Planungsgebie- tes sind besonders empfindlich gegenüber Störungen von außen, vor allem wenn Wanderer oder Spaziergänger die Wege verlassen. Das betrifft vor allem solche Flächen, die als Vogelbrut- und Rastplatz in besonderem Maße störungsempfindlich sind, z.B. NSG "Bergbaufolgelandschaft Kay- na Süd" (Gemarkung Reichardtswerben), FND "Alte Saale Hufeisen" (Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz), FND "Beyers-Loch" und FND "Alte Saale Sportplatz"/Späters Insel" (beide Gemarkung Leißling), FND "Alte Saale Tepnitz-Westteil" (Gemarkung Wengelsdorf)

• Freizeitaktivitäten außerhalb der Wege zerstören großflächig die Pflanzendecke und fördern die Erosion (z.B. Trittschäden und Bodenverdichtung infolge von Querfeldeinlauf, Mountainbiking, Rei- ten, wildes Campen, „Abkürzungen“ von Wanderwegen).

Zu Jagd und Angeln als weitere Freizeitaktivitäten in der freien Landschaft siehe Pkt. 4.12.

Freizeitaktivitäten jeder Art - auch der so genannte „sanfte Tourismus“ – belasten immer die Natur, vor allem dann, wenn Erholungssuchende und Freizeitsportler konzentriert und in Massen auftreten. Aus diesen Gründen ist stets ein Abgleich der Interessen und Bedürfnisse von Tourismus und Erholung mit denen des Naturschutzes erforderlich. Ziel ist Minimierung von Naturbeeinträchtigungen und Vermei- dung von Schäden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine Behinderung von Tourismus und Naherholung. Vor allem ist es erforderlich, die zahlreichen Freizeitaktivitäten zu lenken und zu kanali- sieren, ohne das die betreffenden Personen merkliche Einschränkungen hinnehmen müssen. Auch das Naturerlebnis ist erforderlich, um die zum Schutz der Natur erforderlichen Erkenntnisse und Erfah- rungen zu gewinnen.

Zur Thematik Landschaftserleben, Freizeit und Erholung siehe Zeichnungs-Nr. 8.

4.14. Kulturdenkmale

Kulturdenkmale besitzen als Zeugen vergangener Epochen häufig einen hohen ästhetischen Reiz und Stimmungswert. Vor allem aber tragen sie erheblich zur Identifikation mit der Region und der Land- schaft bei. Dies trifft auch für das Planungsgebiet zu. Gemäß Information des Landesamtes für Denk- malpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (v.04.12.2013) birgt es eine Vielzahl von archäologischen und geschichtlichen Kulturdenkmalen. Bau- und Kunstdenkmalspflege werden durch die Land- schaftsplanung allerdings nicht berührt, sind jedoch als Potenzial für Freizeit und Erholung zu betrach- ten. Laut Information des Landesamtes für Denkmalspflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sind histori- sche Ortskerne des Planungsgebietes als archäologische Flächendenkmale ausgewiesen, da zahlrei- che Zeugen der Ortsentstehung und -entwicklung vorhanden und darüber hinaus dort auch Relikte aus vorgeschichtlicher Zeit zu finden sind. In der Kernstadt Weißenfels ist besonders das Schloss Neu-Augustusburg mit barocker Residenzkir- che und Fürstengrabanlage zu nennen. Interessant sind aber die Altstadt mit historischem Rathaus, die barocken Bürgerhäuser, die Stadtkirche (Marienkirche) sowie das Heinrich-Schütz-Haus und das Novalishaus. Östlich von Weißenfels an der Saaletalkante liegt Burgwerben mit seiner kleinen romanischen Kirche. In Reichardtswerben erinnert im Pfarrhaus das Diorama an die Schlacht bei Roßbach im Siebenjähri- gen Krieg Im Jahre 1757. Darüber hinaus existieren im Planungsgebiet noch lokal eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten, vor allem Dorfkirchen und andere Baudenkmale, die jedoch im Regelfall nicht frei zugänglich sind. ______149 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

In Verbindung mit Kulturdenkmalen sind besondere Nutzungskonflikte mit Natur und Landschaft im Regelfall nicht erkennbar. Bei der Sanierung bzw. Erhaltung der Bausubstanzen im Sinne des Denkmalschutzes sind kaum Kon- flikte zum Naturschutz zu erwarten, da der Erhalt der ursprünglichen dörflichen Strukturen den Zielen und Anforderungen des speziellen Artenschutzes im Regelfall dient. In erster Linie sollten Brutnischen für Gebäudebrüter (Turmfalke, Dohle, Mauersegler) bei der Sanierung historischer Gebäude erhalten bleiben bzw. auch - dort wo möglich - neu geschaffen werden. Einfluglöcher an Kirchtürmen sollten als möglicher Brutplatz der Schleiereule nicht verschlossen werden. Auch ist vor Bauausführung zu prü- fen, ob gefährdete Tierarten betroffen sein können (§§ 39 und 44 BNatSchG).

Im Planungsgebiet sind außerhalb der Ortslagen eine Reihe von archäologischen Kulturdenkmalen bekannt. In besonderem Maße sichtbar ist der Grabhügel am sog. "Luftschiff" neben der L 205 bei Pettstädt (Gemarkung Storkau).

In der Gemarkung Wengelsdorf wurde in Verbindung mit dem Neubau des Hochwasserschutzdeiches ein historisches Gräberfeld freigelegt und archäologisch aufgenommen.

Nutzungskonflikte zu Natur und Landschaft sind im Zusammenhang mit archäologischen Kulturdenk- malen nicht erkennbar.

4.15. Sonstige Inanspruchnahmen der Landschaft

Der als Vorranggebiet für militärische Nutzung ausgewiesenen Standortübungsplatz (siehe Pkt. 2.1.) im Bereich Tschirnhügel besteht zum Großteil aus trockenen Offenlandbereichen, die für spezialisierte Tierarten besondere Lebensräume bieten und daher in hohem Maße schützenswert sind.

In Verbindung mit der Nutzung des Standortübungsplatzes durch die Bundeswehr sind aus land- schaftsplanerischer Sicht keine Problemstellungen und speziellen Vorbelastungen von Natur und Landschaft erkennbar. Weitflächig offene Bereiche sollten aus Artenschutzgründen erhalten bleiben.

5. Landschaftsplanerische Leitbilder und Entwicklungsziele

Die wesentlichen landschaftsplanerischen Leitbilder und Zielkonzepte werden im Landschaftspro- gramm des Landes Sachsen-Anhalt v. Mai 1994 formuliert. Eine Aktualisierung erfolgte dazu in den Ausführungen zur "Die Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts"(REICHHOFF ET AL , 2001) sowie im Landesentwicklungsplan des Landes Sachsen-Anhalt (MLV, 2010). Sie charakterisieren die zusam- mengefasste Darstellung des angestrebten Zustandes von Natur und Umwelt, der durch die Verwirkli- chung der im vorliegenden Landschaftsplan genannten Leitbilder und Entwicklungsziele sowie Einzel- maßnahmen zu deren Umsetzung erreicht werden soll.

Weitere Zielstellungen zur Entwicklung von Natur und Landschaft beinhaltet die Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt vom 16. Februar 2011 (LEP, 2011) mit den Grundsätzen und Zielen der Raumordnung und Landesentwicklung sowie der Regionalentwicklungs- plan für die Planungsregion Halle (REP, 2010), des Weiteren für das Planungsgebiet die Landschafts- rahmenpläne für den ehemaligen Altkreis Weißenfels (OEKOKART , 1995) sowie für die Biotopverbund- planung für den Landkreis Weißenfels ( OEKOKART & REGIOPLAN , 1995). Darüber hinaus liegen für alle (ehemals selbständigen) Ortschaften des Planungsgebietes Landschaftspläne vor (siehe Pkt. 0. bzw. Anlage 5), so dass auch hier eine Fortschreibung der dort Formulierten Zielstellungen erfolgt.

Die in den Landschaftsplänen für die örtliche Ebene konkretisierten Ziele, Erfordernisse und Maßnah- men des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind in der Abwägung nach § 1 Absatz 7 des Bau- gesetzbuches zu berücksichtigen und können als Darstellungen oder Festsetzungen nach den §§ 5 und 9 des Baugesetzbuches in die Bauleitpläne aufgenommen werden (§ 11 Abs. 3 BNatSchG).

Die Leitbilder der Landschaftsplanung sollen die ökonomischen Interessen der Stadt Weißenfels und ihrer Ortschaften sowie der Bürger mit den ökologischen Anforderungen zur Verbesserung der Um-

______150 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______welt- und Lebensqualität sowie zum Erhalt von Natur und Landschaft sinnvoll verbinden. Im Vorder- grund der Landschafts- und Siedlungsentwicklung steht daher

• eine umweltverträgliche Flächennutzung

• eine ausreichende Umweltvorsorge

• die Bewahrung der Kulturlandschaft

• die Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes

• die Gewährleistung der nachhaltigen Nutzung

• die Verbesserung der Erholungseignung.

Aus dem Landesentwicklungsplan des Landes Sachsen-Anhalt (MLV, 2010) lassen sich für das Pla- nungsgebiet daraus folgende Grundsätze ableiten:

1. Der Schutz aller nicht erneuerbaren Ressourcen des Naturhaushaltes, wie Boden, Luft, Wasser, Arten und Biotope muss in der Regel Vorrang vor anderen konkurrierenden Nutzungsarten und Nutzungsansprüchen haben.

2. Bei der Nutzung der Landschaft muss das Prinzip der Umweltvorsorge höchste Priorität genießen. Die Gewährleistung der langfristigen Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes ist Voraussetzung für die nachhaltige Sicherung der Lebensgrundlagen des Menschen. Wenn infolge von Nutzungen ir- reversible Schäden an unersetzbaren Naturgütern zu erwarten sind, ist den ökologischen Belangen Vorrang zu geben. Noch vorhandene umweltbelastende Nutzungsformen sind durch umweltverträg- liche Lösungen zu ersetzen.

3. In der Landschaft müssen die charakteristischen naturnahen Ökosysteme in einer solchen Grö- ßenordnung, räumlichen Verteilung und Vernetzung geschützt, gepflegt und entwickelt werden, dass die darin lebenden Tiere und Pflanzen langfristig überleben können. Ökologisch wertvolle Landschaftsbereiche und Biotope sowie Lebensräume geschützter und seltener Tier- und Pflan- zenarten sind daher zu schützen sowie planmäßig zu pflegen und zu entwickeln.

4. Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft sind auf der Gesamtfläche des Planungsgebietes, d.h. im besiedelten und unbesiedelten Bereich erforderlich. Strukturarme Flächen der ausgeräumten Agrarlandschaft sind unter Beachtung der weiteren Nutz- barkeit natürlicher Ressourcen durch geeignete landschaftsgestalterische Maßnahmen zu renatu- rierten und in eine reizvolle Kulturlandschaft mit erhöhtem Erlebniswert zu verwandeln.

5. Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sind zu erhalten, zu pflegen und zu ent- wickeln sowie erforderlichenfalls wieder herzustellen. Dabei sind die für die Kultur- und Erholungs- landschaft typischen, oft historisch bedeutungsvollen Landschaftsteile, -strukturen und –bilder in besonderem Maße zu berücksichtigen, u.a. sind auch historische Ortsverbindungen und Wege wieder herzustellen und durch Wegebegleitgrün harmonisch in das Landschaftsbild einzufügen.

6. Die Entwicklung der Siedlungen und der Infrastruktur muss so erfolgen, dass die Inanspruchnahme von Flächen in der freien Landschaft begrenzt und Eingriffe in Natur und Landschaft verhindert und/oder minimiert werden. Innerörtliche Grünflächen sind durch Straßenbegleitgrün miteinander zu vernetzen. Durch Abriss und Rückbau entstehende Freiflächen innerhalb der Kernstadt Weißenfels sind vorrangig mit Bäumen und Sträuchern zu begrünen. Abgängige Straßenbäume sind schnellstmöglich zu ersetzen.

7. Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechtes und andere naturnahe Flächen bzw. deren unmit- telbare Randbereiche davon sollen grundsätzlich nicht mehr bebaut oder anderweitig für intensive Nutzungen erschlossen werden. Die Einbindung der vorhandenen Bebauungsflächen in die Land- schaft ist zu optimieren. Dabei sind auch die in Verbindung mit Bebauungsplänen beschlossenen

______151 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Grünordnungspläne hinsichtlich ihrer Umsetzung zu kontrollieren. Festgestellte Defizite sind zeitnah zu beseitigen.

8. Eine landschaftsschonende, freiraumbetonte Erholung ist vor allem in den ortsnahen Bereichen zur weiteren Verbesserung des Wohnumfeldes der Bürger zu fördern.

Für die einzelnen Schutzgüter gelten insbesondere folgende Anforderungen: Schutz des Bodens

Der Boden bildet gemeinsam mit dem Wasser und der Luft die zentrale Lebensgrundlage für den Menschen. Der Boden ist Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung und für die Leistungsfähig- keit des Naturhaushaltes. Der Boden ist weiterhin Standortfaktor und die Nutzungen des Bodens sind je nach Nutzungsanspruch (Land- und Forstwirtschaft, Siedlungen, Industrie, Verkehrsinfrastruktur, Rohstoffgewinnung u.a.) unterschiedlichen Nutzungsarten und Nutzungsintensitäten unterworfen. Die unterschiedlichsten Böden erfüllen im Naturhaushalt durch Filterung, Pufferung, Transformation, Bindung, Abbau und Speicherung zahlreiche Regulationsfunktionen.

Bisher wurde mit dem Schutzgut Boden oft relativ sorglos umgegangen, sowohl hinsichtlich der Inan- spruchnahme durch Überbauungen und Versiegelungen als auch hinsichtlich der stofflichen Einträge. Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) verpflichtet daher in § 1 „nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen. Hierzu sind schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden.“

Ergänzend dazu formuliert das Bundesnaturschutzgesetz (§ 1 Abs. 3 Nr. 2): „Böden sind so zu erhal- ten, dass sie ihre Funktionen im Naturhaushalt erfüllen können; nicht mehr genutzte, versiegelte Flä- chen sind zu renaturieren, oder, soweit eine Entsiegelung nicht möglich oder nicht zumutbar ist, der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Das bedeutet grundsätzlich:

• Der Verlust oder eine Verminderung der natürlichen Fruchtbarkeit und der natürlichen Ertragsfä- higkeit des Bodens ist zu vermeiden. Es ist grundsätzlich ein sparsamer und schonender Umgang mit Böden und Flächen erforderlich. Schädliche Bodenveränderungen sind zu vermeiden.

• Beim Abbau von Bodenschätzen ist die Vernichtung wertvoller Landschaftsbestandteile zu vermei- den. Dauernde Schäden des Naturhaushaltes sind zu verhüten. Unvermeidbare Beeinträchtigun- gen von Natur und Landschaft infolge Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen sowie durch Aufschüttungen sind durch Förderung der natürlichen Sukzession, durch Renaturierung und Rekultivierung sowie eine naturnahe Gestaltung der aufgelassenen Flächen auszugleichen.

• Zur Rohstoffgewinnung ausgebeutete oder anderweitig nicht genutzte Flächen sind, soweit öffent- liche Belange nicht entgegenstehen, vorrangig Zwecken des Naturschutzes und der Landschafts- pflege zuzuführen.

• Altlasten und Altstandorte sind zu sanieren. Nach Flächenentsiegelungen ist nachfolgend eine Revitalisierung dieser Flächen vorzunehmen.

• Minimierung stofflicher Belastungen der Böden infolge direkter Einträge sowie über die Wirkpfade Luft und Wasser.

• Minimierung von Wind- und Wassererosion.

Schutz des Wassers

Wie bereits oben genannt, ist Wasser eine Grundlage aller biologischen Prozesse und Kreisläufe und somit allen Lebens auf der Erde. Wasser ist gleichzeitig auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

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Des Weiteren hat Wasser einen bedeutenden Anteil an der Gestaltung der Erdoberfläche, z.B. durch Erosion, Transport und Sedimentation. Charakteristisch ist die allgegenwärtige Einflussnahme des Schutzgutes Wasser auf alle anderen Schutzgüter. So haben Gewässer im Naturhaushalt eine wichtige Regulationsfunktion, z.B. zur Klima- regulierung oder als dynamischer Speicher im Wasserhaushalt. Gewässer, insbesondere die oberirdi- schen Gewässer, verbinden Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der aquatischen, amphibischen und terrestrischen Ökosysteme. Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) bestimmt u.a. in § 6 Abs. 1 eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer mit dem Ziel:

1. ihre Funktions- und Leistungsfähigkeit als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu verbessern, insbesondere durch Schutz vor nachtei- ligen Veränderungen von Gewässereigenschaften

2. Beeinträchtigungen auch im Hinblick auf den Wasserhaushalt der direkt von den Gewässern abhängenden Landökosysteme und Feuchtgebiete zu vermeiden und unvermeidbare, nicht nur geringfügige Beeinträchtigungen so weit wie möglich auszugleichen

3. sie zum Wohl der Allgemeinheit und im Einklang mit ihm auch im Interesse Einzelner zu nut- zen

4. bestehende oder künftige Nutzungsmöglichkeiten insbesondere für die öffentliche Wasserver- sorgung zu erhalten oder zu schaffen

5. möglichen Folgen des Klimawandels vorzubeugen

6. an oberirdischen Gewässern so weit wie möglich natürliche und schadlose Abflussverhältnisse zu gewährleisten und insbesondere durch Rückhaltung des Wassers in der Fläche der Entste- hung von nachteiligen Hochwasserfolgen vorzubeugen.

Die nachhaltige Gewässerbewirtschaftung hat ein hohes Schutzniveau für die Umwelt insgesamt zu gewährleisten; dabei sind mögliche Verlagerungen nachteiliger Auswirkungen von einem Schutzgut auf ein anderes sowie die Erfordernisse des Klimaschutzes zu berücksichtigen.

Das BNatSchG (§ 1 Abs. 3 Nr. 3) ergänzt hierzu: "Meeres- und Binnengewässer vor Beeinträchtigun- gen zu bewahren und ihre natürliche Selbstreinigungsfähigkeit und Dynamik zu erhalten; dies gilt ins- besondere für natürliche und naturnahe Gewässer einschließlich ihrer Ufer, Auen und sonstigen Rück- halteflächen; Hochwasserschutz hat auch durch natürliche oder naturnahe Maßnahmen zu erfolgen; für den vorsorgenden Grundwasserschutz sowie für einen ausgeglichenen Niederschlags-Abfluss- haushalt ist auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege Sorge zu tragen". Dazu ist grundsätzlich erforderlich:

• Gewässer (einschließlich des Grundwassers) sind vor Verunreinigungen zu schützen, ihre natürli- che Selbstreinigungskraft und das Wasserrückhaltevermögen sind zu erhalten oder wiederherzu- stellen.

• Wasserflächen sind auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu vermehren

• Nach Möglichkeit ist ein technischer Ausbau von Gewässern zu vermeiden und durch biologische Wasserbaumaßnahmen zu ersetzen. Das betrifft auch die bereits technisch ausgebauten Gewäs- ser

• Grundwasserveränderungen, die eine Minderung der ökologischen Funktionsfähigkeit des Natur- haushaltes, insbesondere der Lebensräume geschützter Tier- und Pflanzenarten, verursachen können, sind zu vermeiden. Die Entwässerung landwirtschaftlich und anders genutzter Flächen hat unter Vermeidung dauerhaft nachteiliger Wirkungen auf den Naturhaushalt zu erfolgen

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• Hochwasserschäden, schädliches Abschwemmen von Boden und eine schädliche Auswaschung von Nährstoffen sind zu verhindern • Der gemäß WRRL geforderte „gute ökologische Zustand“ der Gewässer ist anzustreben, ggf. durch die Umsetzung geeigneter Renaturierungsmaßnahmen.

Schutz von Klima und Luft

Das Klima und die Bestandteile der Luft haben unterschiedliche Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes. Essentielle Bedeutung für das Leben haben der Sauerstoff und das Kohlendioxid in der Luft, jedoch auch Stickstoff und Ozon. In vielfältiger Weise ist das Schutzgut am Auf- und Abbau organischer Stoffe am Stoffwechselprozess der Organismen beteiligt. Der Temperaturausgleich und der Transport von Stoffen durch die Luft sind u.a. als Regulationsfunkti- on Bioklimatisch bedeutungsvoll. Darüber hinaus sind die Luft (oder einzelne ihrer Komponenten) und das Klima Bestandteil oder Voraussetzung vieler gewerblicher, industrieller oder landwirtschaftlicher Prozesse und letztendlich hat das Schutzgut Klima und Luft auch eine besondere Bedeutung für die Erholungsnutzung der Landschaft. Das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) verfolgt daher den Zweck, „Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, das Klima, die Luft, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelt- einwirkungen vorzubeugen“ (§ 1 Abs. 1 BImSchG). Ergänzend dazu formuliert § 1 Abs. 3 Nr. 4 BNatSchG: " Luft und Klima auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu schützen; dies gilt insbesondere für Flächen mit günstiger lufthygienischer oder klimatischer Wirkung wie Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete oder Luftaustauschbahnen; dem Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung insbesondere durch zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien kommt eine besondere Bedeutung zu". Insbesondere bedeutet das:

• eine integrierte Vermeidung und Verminderung schädlicher Umwelteinwirkungen infolge Emissio- nen in Luft, Wasser und Boden

• den Schutz und die Vorsorge gegen Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen, z.B. Luftverunreinigungen und Lärmeinwirkungen, durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege möglichst gering zu halten.

• Vorrang Nutzung erneuerbarer Energieformen vor fossilen Brennstoffen.

Schutz von Tieren und Pflanzen sowie der Biodiversität

Wildlebende Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensgemeinschaften beeinflussen als biotische Kom- ponenten den Naturhaushalt (Regulationsfunktion). Dabei ist die Biomasseproduktion eines der cha- rakteristischen Merkmale eines Ökosystems. Auch sind Tier- und Pflanzenarten in vielfältigster Form Lebensgrundlage des Menschen. Die Variabilität und Evolutionsfähigkeit der Organismen ermöglichte in der Menschheitsgeschichte die Züchtung und die Schaffung tausender Kulturpflanzen und Nutztier- rassen. Millionen Organismenarten der Erde bieten noch zahlreiche unerkannte Nutzungsmöglichkei- ten. In Mitteleuropa bieten nach heutigem Kenntnisstand ca. 1.000 Arten heimischer Farn- und Blüten- pflanzen aktuelle oder potenzielle Nutzungsmöglichkeiten (MRLU, 1994). Neben diesen vor allem öko- nomisch ausgerichteten Zielstellungen sind naturnahe Biotope sowie die darin wildlebenden Tier- und Pflanzenarten auch ein unersetzliches Naturerbe und als solches (analog den Kulturgütern) ihrer selbst wegen zu schützen und zu erhalten. Das BNatSchG formuliert dazu folgende Grundsätze (§ 1 Abs.3 Nr. 5 und 6): "wild lebende Tiere und Pflanzen, ihre Lebensgemeinschaften sowie ihre Biotope und Lebensstätten auch im Hinblick auf ihre jeweiligen Funktionen im Naturhaushalt zu erhalten und der Entwicklung sich selbst regulierender Ökosysteme auf hierfür geeigneten Flächen Raum und Zeit zu geben".

Der Schutz der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten besitzt somit höchste Priorität. Der aus dem BNatSchG abzuleitende Schutzauftrag bezieht sich dabei nicht nur auf einzelne besonders gefährdete Arten, sondern schließt das gesamte Artenspektrum mit ein. Artenschutz ist stets auch Biotopschutz, da ohne den Erhalt der jeweiligen Lebensräume und der dort existierenden spezifischen Biotopbe- standteile Tier- und Pflanzenarten nicht überleben können. Das bedeutet konkret:

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• die wildlebenden Tiere und Pflanzen sind als Teil des Naturhaushaltes in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Artenvielfalt zu schützen. Ihre Lebensstätten und Lebensräume (Biotope) sowie sonstigen Lebensraumbedingungen sind zu schützen, zu pflegen zu entwickeln und ggf. wiederherzustellen

• in besonderem Maße sind für bestandsbedrohte Tier- und Pflanzenarten Schutzgebiete nachhaltig zu sichern; die entsprechenden Lebensräume sind durch ein Biotopverbundsystem zu entwickeln

• der o.g. Schutz bezieht sich auf die gesamte Fläche des Planungsgebietes und schließt auch für wandernde Arten alle Jahreslebensräume mit ein

• Entflechtung von Erholungsnutzungen und Naturschutz, d.h. keine Neuerschließung von Erho- lungsnutzungen in Naturschutzflächen, Uferzonen naturnaher Gewässer oder sonstigen Lebens- räumen bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten; ggf. Rückbau bereits vorhandener Erschlie- ßungen (Wege, Trampelpfade, Angelstege etc.).

Schutz der Landschaft

Der Schutz der Landschaft bezieht sich vor allem auf die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie auf den Erholungswert von Natur und Landschaft. Hier wirken neben funktionalen auch emotionale und ästhetische Anforderungen. Die Vielfalt bezieht sich auf die nachhaltige Sicherung einer Vielzahl natur- raumtypischer Standortvarianten, z.B. landschaftliche Gliederungselemente wie Hecken, Gehölze, natürliche, mäandrierende Bachläufe, kleine Feuchtgebiete usw.. Die Eigenart der Landschaft ist ge- prägt durch die natürlichen Gegebenheiten, oft auch durch traditionelle Landnutzungsformen. Die Schönheit betrifft die naturraumtypischen Elemente der Landschaft. Aus diesem Grunde gibt das BNatSchG (§ 1 Abs.3 Abs. 4, 5 und 6) zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft vor:

1. Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren.

2. zum Zweck der Erholung in der freien Landschaft nach ihrer Beschaffenheit und Lage geeig- nete Flächen vor allem im besiedelten und siedlungsnahen Bereich zu schützen und zugäng- lich zu machen.

Großflächige, weitgehend unzerschnittene Landschaftsräume sind vor weiterer Zerschneidung zu be- wahren. Die erneute Inanspruchnahme bereits bebauter Flächen sowie die Bebauung unbebauter Flächen im beplanten und unbeplanten Innenbereich, soweit sie nicht für Grünflächen vorgesehen sind, hat Vor- rang vor der Inanspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich. Verkehrswege, Energieleitungen und ähnliche Vorhaben sollen landschaftsgerecht geführt, gestaltet und so gebündelt werden, dass die Zerschneidung und die Inanspruchnahme der Landschaft sowie Beeinträchtigungen des Naturhaus- halts vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden. Beim Aufsuchen und bei der Gewinnung von Bodenschätzen, bei Abgrabungen und Aufschüttungen sind dauernde Schäden des Naturhaushalts und Zerstörungen wertvoller Landschaftsteile zu vermei- den. Unvermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind insbesondere durch Förde- rung natürlicher Sukzession, Renaturierung, naturnahe Gestaltung, Wiedernutzbarmachung oder Re- kultivierung auszugleichen oder zu mindern.

Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich einschließlich ihrer Bestandteile, wie Parkanla- gen, großflächige Grünanlagen und Grünzüge, Wälder und Waldränder, Bäume und Gehölzstrukturen, Fluss- und Bachläufe mit ihren Uferzonen und Auenbereichen, stehende Gewässer, Naturerfahrungs- räume sowie gartenbaulich und landwirtschaftlich genutzte Flächen, sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, neu zu schaffen.

Das bedeutet:

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• die Landschaft in ihrer Vielfalt; Eigenart und Schönheit auch wegen ihrer Bedeutung als Erlebnis- und Erholungsraum des Menschen zu sichern

• ihre charakteristischen Strukturen und Elemente zu erhalten oder zu entwickeln

• Beeinträchtigungen des Erlebnis- und Erholungswerts der Landschaft zu vermeiden

• vor allem im siedlungsnahen Bereich ausreichende Flächen für die Erholung bereitzustellen; zur Erholung im Sinne NatSchG LSA gehören auch natur- und landschaftsverträgliche sportliche Betä- tigungen in der freien Natur.

6. Anforderungen und Maßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Zielkonzeptionen

6.1. Anforderungen und Maßnahmen für Naturschutz und Landschaftspflege

6.1.1. Grundsätzliche Maßnahmen und Nutzungsanforderungen

Obwohl dem Schutz von Natur und Umwelt allgemein ein hoher Stellenwert zugebilligt wird, existieren speziell im Naturschutz insgesamt große Defizite hinsichtlich der Durchsetzung von Mindestanforde- rungen sowie in der Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen. Oft wird auch der Naturschutz, trotz zum Großteil berechtigter und auf Grundlage gesetzlicher Vorgaben formulierter Forderungen als Verhinderer der wirtschaftlichen Entwicklung hingestellt. Die Defizite im Naturschutz werden vor allem deutlich in dem ständigen Anwachsen der Roten Listen der gefährdeten wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sowie in der permanenten Beeinträchtigung und Zerstörung naturnaher Biotope und Ökosysteme (siehe auch Pkt. 4.1. u. 4.2.).

Speziell für die naturräumlichen Einheiten des Planungsgebietes der Stadt Weißenfels wurden zur Präzisierung des Landschaftsprogramms des Landes Sachsen-Anhalt bereits im Jahre 2001 konkret folgende Leitbilder formuliert, die nach wie vor eine hohe Aktualität besitzen (R EICHHOLF ET AL , 2001):

Saaletal (einschließlich Seitentäler)

1. Die alte Kulturlandschaft des Saaletales soll mit ihrer vielgestaltigen offenen Landschaft mit Hangwäldern, Trockenrasen und den dazwischen liegenden mannigfaltigen Übergängen durch geeignete Pflegemaßnahmen erhalten werden. Weingärten und Streuobsthänge sollen das Land- schaftsbild mit den Gärten und Siedlungen ergänzen.

2. Die Talaue soll weitestgehend von extensiv bewirtschafteten, artenreichen Auenwiesen und -weiden eingenommen werden, wodurch immer wieder der Blick auf den Fluss mit reichstruktu- rierter Ufervegetation und naturnaher Uferverbauung freigegeben wird.

3. Die Wasserqualität der Saale ist im Zusammenwirken mit den flussaufwärts liegenden Bun- desländern weiter zu verbessern. Der weitere Ausbau ist zu verhindern.

4. Die vorhandenen Auwälder sind durch Unterbau von Hainbuche und Winter-Linde sowie durch das selektive Einbringen der Stiel-Eiche auf Kahlflächen zu stabilisieren.

5. In den Herbst- und Wintermonaten soll die Aue vor allem bei Hochwasser zahlreichen Limiko- len und Wasservogelarten als Rast- und Nahrungsgebiet dienen.

6. Das zukünftig saubere Wasser der Saale soll sowohl das Grundwasser als auch bei größeren Abflüssen die Altwasser und Flutrinnen speisen. Die Flutrinnen und auch einige der Altwas- ser sollten wieder an die Saale angeschlossen werden. Besonders im Saale-Elster-Winkel kann dadurch eine amphibische Landschaft mit hoher Selbstreinigungskraft entstehen.

7. Neben der Belastung der Gewässer muss auch die Schadstoffbelastung der Luft weiter zu- rückgehen.

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Ackerebene der Lützen-Hohenmölsener Platte

1. Das Landschaftsbild soll weiterhin durch die weite, offene Agrarlandschaft bestimmt werden, die durch ein dichtes Flurgehölznetz aus einheimischen Baum- und Straucharten eine Raum- gliederung erfährt. Die Halden und Restlöcher des ehemaligen Braunkohlenbergbaus in den eingeschlossenen Bergbaulandschaften sollen durch deren Umwandlung in eingestreute Wälder und Wasserflächen das Landschaftsbild bereichern.

2. Besondere Bedeutung der Täler soll durch die Sicherung der dort vorhandenen naturnahen Le- bensräume unterstützt und durch die Ausweitung des Grünlandes und des Waldes entwickelt werden. In kleineren Tälern sind gewässerbegleitende Galeriewälder anzulegen.

3. Die Forsten sollen in naturnahe Eichen-Hainbuchenwälder umgewandelt werden.

4. Die Schwarzerden sollen durch schonende Behandlung und durch die Förderung des natürli- chen Bodenlebens wieder regeneriert werden.

5. Der seit 1990 anhaltende Trend der ständigen Belastungsreduzierung soll sich trotz der Wie- deransiedlung von Industrien in diesem Raum fortsetzen. Die Landschaft gewinnt dadurch vor allem in den südlichen Teilen mit günstigen bioklimatischen Voraussetzungen an Erho- lungswert.

Ackerebene der Querfurter Platte

1. Die Querfurter Platte ist eine Kulturlandschaft, die vorrangig der ökologisch orientierten inten- siven Landwirtschaft dienen soll. Ihre Ackerlandschaften sind Offenlandschaften mit dominie- rendem Ackerbau. Die Lößböden sollen durch zweckmäßige Schlaggestaltung und in die Nutzung integrierte Schutzmaßnahmen, wie möglichst lang andauernde Vegetationsbede- ckung der Kulturen, gegen die Wasser- und Winderosionsanfälligkeit geschützt werden. Der überhöhte Hackfruchtanteil muss eingeschränkt werden.

2. In den Ackerlandschaften bilden sie neben den Flurgehölzen und Straßenbegleitgrün das ökologische Rückgrat der Landschaft. Von besonderer Bedeutung sind auch wegbegleitende Obstbaumpflanzungen.

3. Die nordexponierten Hangflächen zeichnen sich durch einen frischeren Boden aus, auf dem kleinere Laubwaldinseln stocken sollen. Dieses Netz an Gehölzen soll durch die Flurgehölze ergänzt werden, die in der Regel mehrreihig aus einheimischen Laubbäumen aufgebaut sind.

4. Die Gewässer sollen besonders sorgfältig saniert werden. Die Sanierung der Einzugsgebiete soll nicht nur zu einer Verminderung der Nährstoffbelastung beitragen, sondern vor allem auch die Bodenerosion und die Sedimentfracht verringern helfen. Wichtig sind dabei die baldige Realisierung von Gewässerschonstreifen und die konsequente Abwassererfassung und - behandlung.

5. Die Restwälder sollen als wichtige Refugien erhalten und ausgedehnt werden; sie stellen wieder naturnahe Mittelwälder mit Überhältern dar. Vor allem die naturnahen Eichenmischwäl- der, die xerothermen Hangwälder und die wenigen Reste der feuchteren Gründchenwälder müssen bewahrt werden.

6. Durch entsprechende Pflege sollen die Altobstwiesen im Bestand erhalten bleiben. Die Flur- gehölze und Obstbaumreihen untergliedern die Ackerlandschaft und sollen eine Dichte von 2,5 ha/100 ha LN aufweisen. Vorwiegend stehen sie an den Grenzen der Ackerschläge, an den Grenzen der Grünlandtälchen zur Ackerfläche sowie an den landwirtschaftlichen Wirt- schaftswegen.

7. Täler mit ihren steileren Hanglagen, Trockengebüschen, altobstbestandenen Wiesenhängen sowie Halbtrockenrasen sind durch extensive Bewirtschaftung, am besten Schafhütung, zu erhal-

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ten. Die Wiesenauen dieser Tälchen sollen in extensives Frisch- und Feuchtgrünland umgewan- delt werden.

8. Wegen der geringen und nur sporadischen Grundwasserneubildung in den tiefgründigen Lößböden muss im Interesse der Trinkwasserversorgung jedweder Nährstoffaustrag aus den landwirtschaftlich genutzten Böden vermieden werden.

Grundsätzlich sind für das gesamte Planungsgebiet hinsichtlich Naturschutz und Landespflege schwerpunktmäßig die nachfolgend genannten Anforderungen ableitbar: a) Zur weiteren Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie zur Verbesserung des Landschaftsbildes sind die in der Biotopverbundplanung für den Landkreis Weißenfels ( OEKOKART & REGIOPLAN , 1995) vorgegebenen Maßnahmekomplexe zielgerichtet umzusetzen (entsprechen- de Einzelmaßnahmen sind Bestandteil der in Anlage 4 für das Planungsgebiet genannten Einzel- maßnahmen). b) Zur Umsetzung der festgelegten Pflege- und Entwicklungspläne sind mit Grundstückseigentümern, Landnutzern oder anderen Interessenten entsprechende Pflegeverträge abzuschließen. Schwer- punkte bilden dabei die Pflege von extensiv genutzten Kulturlandbiotopen wie Wiesen, Weiden, Streuobstwiesen und Magerrasen. Naturschonende Nutzungsformen sowie die Minderung vorhandener Landschaftsbelastungen sind im Detail mit den wesentlichen Nutzern der Landschaft abzustimmen bzw. zu vereinbaren. c) Zur Gewährleistung der Schutzziele sowie zur Einhaltung der Naturschutz-Gesetzgebung sind verstärkt Kontrollen in den Schutzgebieten (Schwerpunkte NSG, FND) durch die untere Natur- schutzbehörde durchzuführen. Dabei wird vorgeschlagen, die Naturschutzhelfer/ Naturschutzbe- auftragten auf der Grundlage konkreter Kontrollaufgaben mit einzubeziehen. d) Eine weitere Zersiedelung der Landschaft durch Baumaßnahmen im Außenbereich ist grundsätz- lich abzulehnen. Die Vorgaben der Flächennutzungsplanung hinsichtlich bebaubarer Flächen so- wie der Reduzierung der Landschaftsbelastung sind einzuhalten e) Im Rahmen von Planungen zur Ortsgestaltung sind in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde die Belange des Naturschutzes vor allem im innerörtlichen Bereich stärker umzusetzen. Das be- trifft sowohl Maßnahmen des speziellen Artenschutzes (z.B. Schutz von Gebäudebrütern, Fleder- maus- und Amphibienschutz) als auch Gestaltungsmaßnahmen im Übergangsbereich Ortslage/ Feldflur. f) Vorhandene innerörtliche Parkanlagen und Grünflächen sind verstärkt dazu auszurichten und zu nutzen, die Möglichkeiten der Nah- und Feierabenderholung sowie Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen vor allem im ortsnahen Bereich zu konzentrieren. Neben einer Verbesserung der Erholungseignung (Wege, Parkbänke) sollten dort jedoch auch weniger zugängliche Bereiche mit geringer Pflegeintensität (z.B. Belassen von Unterholz und Krautfluren) geduldet werden, um auch hier ein intensives Naturerlebnis zu ermöglichen. g) Es wird vorgeschlagen, für das Planungsgebiet im Rahmen eines Flächen- und Maßnahmepools die für die Entwicklung von Natur und Landschaft potenziell geeignete und zur Verfügung stehen- de Flächen Ökokonten gemäß § 16 BNatSchG einzurichten. h) Zu den Inhalten der vorliegenden Landschaftsplanung sind die Bürger des Planungsgebietes um- fassend zu informieren. Es wird vorgeschlagen, über die Umsetzung von Maßnahmen turnusmä- ßig zu berichten.

In Verbindung mit den nachfolgend genannten Maßnahmen zur Verbesserung und Wiederherstellung der ökologischen Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft im Planungsgebiet sind folgende Grundsätz zu berücksichtigen (die gilt insbesondere auch für Kompensationsmaßnahmen zu Eingriffen in Natur und Landschaft gemäß § 15 BNatSchG):

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⇒ Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen, u.a. durch Entsiegelungen/Teilentsiegelungen, Beräumung von Ablagerungen, Auflockerung verdichteter Böden, Abtrag von Aufschüttun- gen/Verfüllungen aus technogenen Substraten, Sanierung kontaminierter Böden, Rekultivierung von Eingriffsflächen

⇒ Renaturierung/Rekultivierung aufgelassener Abbaustätten (z.T. auch durch Belassen der natürli- chen Sukzession); Erhalt von Steilwänden als spezifische Lebensräume gefährdeter Arten

⇒ Wiederherstellung natürlicher Grundwasserverhältnisse/Wiedervernässungsmaßnahmen auf ehe- mals grundwassernahen Standorten

⇒ Verbesserung der morphologischen Verhältnise an Fließgewässern (u.a. Nutzung der Alten Bach- läufe begradigter Fließgewässer (ggf. im Nebschluss, Vermeidung von Unterhaltungsmaßnahmen an Bachabschnitten ohne ausgeprägte Hochwasserschutzfunktion),

⇒ Sanierung der Altwässer und sonstiger Standgewässer (u.a. Entfernung technischer Uferbauten, Entschlammung)

⇒ Erhalt wertvoller Biotopstrukturen sowie Sicherung von Standorten der Vegetation und von Lebens- räumen seltener und bestandsbedrohter Tierarten/ keine Beeinträchtigung von Lebensräumen der Rote Listen Arten oder sonstiger, lokal seltener oder im Bestand rückläufiger Arten (vorherige Prü- fung auf aktuelle Vorkommen)

⇒ keine Aufforstung von ökologisch wertvollen Brach-, Rand- und Splitterflächen sowie von Halbtro- ckenrasen

⇒ Förderung extensiv genutzter Flächen (auch Dauer- und Rotationsbrachen, Anlage von Wild- äckern)

⇒ Förderung von Sukzessionsprozessen (vor allem auf gehölzfreien Standorten)

⇒ Pflanzung standortgerechter, einheimischer Gehölze (entsprechend der potenziellen natürlichen Vegetation am Standort) unter Verwendung von autochthonen Pflanzgut bzw. Pflanzgut mit Her- kunftsnachweis

⇒ dingliche Sicherung der entsprechenden Flächen sowie Vermeidung von Konflikten mit betroffenen Grundstückseigentümern bzw. Landnutzern.

Die nachfolgend für Schutzgebiete sowie für sonstige Flächennutzungen benannten Maßnahmen überschneiden sich vielfach wegen der in der Natur vorhandenen kausalen Zusammenhänge der ein- zelnen Wirkgefüge. Doppelnennungen von Maßnahmen hinsichtlich verschiedener Landnutzer sind daher z.T. nicht vermeidbar.

6.1.2. Maßnahmen für Schutzgebiete

Ausgehend vom vorhandenen Naturraumpotenzial bestehen hinsichtlich Naturschutz und Landespfle- ge in den Ortsteilen der Stadt Weißenfels unterschiedliche Voraussetzungen. Während z.B. der Orts- teil Leißling (bezogen auf das Gesamtterritorium der Stadt Weißenfels) eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Naturschutzflächen aufweist, sind diese in anderen Ortsteilen zum Großteil nicht bzw. ledig- lich in geringem Umfang vorhanden (siehe auch Zeichnungs-Nr. 7).

1. Naturpark "Saale-Unstrut-Triasland"

Ausgehend von naturräumlichen Gegebenheiten entsprechen vor allem die Bereiche westlich der Kernstadt den Zielstellungen des Naturparkes "Saale-Unstrut-Triasland“ (siehe Pkt. 3.6.7.). Mit der Einbeziehung in den Naturpark sind für die entsprechenden Bereiche des Planungsgebietes folgende Aufgaben verbunden:

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• Erhalt, Pflege und Gestaltung großflächiger Landschaftsräume im Planungsgebiet (in Verbindung mit den ausgewiesenen Naturparkflächen des Burgenlandkreises sowie des Landkreises Merse- burg-Querfurt) unter weitestgehender Einbeziehung des Landschaftsschutzgebietes „Saale“

• Schutz und Entwicklung wertvoller Ökosysteme des Saaletales und seiner Nebentäler, der vorhan- denen Wald- und Gehölzstrukturen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen, von Hecken und Feldgehölzen, Buntsandsteinhängen sowie der Vielfalt ökologischer Kleinstrukturen der Kulturland- schaft

• Bewahrung und Pflege der durch traditionelle extensive Bewirtschaftungsformen entstandenen, landschafts- und regionaltypischen Biotopelemente der Kulturlandschaft, wie Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen u.a.

• Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft sowie Neuschaffung von Ele- menten des Biotopverbundes zur Förderung der Arten- und Formenvielfalt von Flora und Fauna

• Förderung landschaftstypischer, traditioneller Bewirtschaftungsweisen sowie einer naturverträgli- chen, sozial tragfähigen Landnutzung, vor allem in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft

• Bewahrung und Förderung des kulturellen Erbes, von Sitten und Gebräuchen sowie von traditionel- len Handwerksberufen

• Sanierung und Wiederherstellung charakteristischer Ortsbilder und dörflicher Strukturen, wie Fach- werk- und Lehmbauten, Mühlen, Kirchen, Alleen, Dorfplätze, historischer Ortsverbindungen u.a. • Steigerung des Erholungswertes der Landschaft und Förderung eines naturverträglichen Tourismus durch Schaffung von Einrichtungen der Besucherinformation und -lenkung sowie durch Verbesse- rung des touristischen Leistungsangebotes und der Infrastruktur

• Maßnahmen der wirtschaftlichen Entwicklung, des Wohnungsbaus und der Infrastruktur in den betreffenden Kommunen

• zielgerichtete Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zur Schaffung eines breiten Umweltbewusstseins.

Wesentliche Aspekte des Naturparkes sind auch der umfassende Schutz und die Entwicklung der Lebensräume wild lebender Tier- und Pflanzenarten unter den speziellen Bedingungen des Land- schaftsraumes mittleres Saaletal mit

1. Entwicklung ausreichend großer Flächen mit Schutzstatus insbesondere zur Gewährleistung der Lebensraumanforderungen der dort vorkommenden bestandsgefährdeten Tier- und Pflanzenarten

2. Erhalt, Pflege und Entwicklung naturnaher Eichen-Hainbuchen-Wälder in den unterschiedlichen Standort-Ausprägungen

3. Erhalt, Pflege und Entwicklung von naturnahen Lebensgemeinschaften der xerothermen Biotop- komplexe der Trocken- und Halbtrockenrasen, der Säume und Trockengebüsche mit artenreicher Flora und Fauna

4. Erhalt, Pflege und Entwicklung der durch traditionelle Bewirtschaftungsformen entstandenen Bio- toptypen wie Streuobstbestände, Kopfbäume sowie extensiv bewirtschafteter Wiesen und Weiden.

Die Naturparke gehören heute zu den ökologischen Aktivposten in der landschaftlichen Erfolgsbilanz eines jeden Bundeslandes. Die beispielhafte Verbindung zwischen den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege und der Erschließung der Landschaft für die Erholungssuchenden schafft sowohl einen ökologischen Ansatz zum sinnvollen Umgang mit der Natur als auch einen sozialorientierten Ansatz zur Verbesserung der Erholungsvorsorge in der Landschaft. Beide Komponenten ermöglichen auch nachhaltige wirtschaftliche Effekte, vor allem durch die Förderung und Belebung von Tourismus und Naherholung.

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Träger des Naturparks ist der Förderverein „Naturpark Saale-Unstrut-Triasland e.V.“ mit einer haupt- amtlich arbeitenden Geschäftsstelle in Nebra/Burgenlandkreis.

Anschrift des Naturparks

Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland e.V.“ Unter der Altenburg 1 06642 Nebra

Die Umsetzung der o.g. Zielstellungen sollte in enger Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbe- hörde sowie der Verwaltung des Naturparks in Nebra erfolgen.

2. Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Saaletal“

Große Teile des Saaletales sowie der angrenzenden Bachtäler sind auf der Grundlage § 26 BNatSchG als Landschaftsschutzgebiet (LSG) unter Schutz gestellt (siehe auch Pkt. 3.6.2). Das Landschafts- schutzgebiet schließt große Teile der Planungsgebietes mit ein (siehe auch Zeichnungs-Nr. 07).

Aus der aktuell gültigen Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“ vom 26.11.1997 lassen sich für das Planungsgebiet insgesamt folgende planungsrelevante Schwerpunktaufgaben ab- leiten:

• naturnahe Entwicklung und Renaturierung der Bachtalung der Saale sowie der Nebenbäche ein- schließlich Rückbau technischer Ausbaumaßnahmen und Meliorationsmaßnahmen (hier auch in Verbindung mit den Forderungen der WRRL)

• Sanierung vorhandener Saale-Altwasser durch Entlandung

• Erhalt und Pflege von Magerrasen-Standorten; Förderung extensiver und alternativer Bewirtschaf- tungsformen, insbesondere der Beweidung

• Erhalt und Förderung traditioneller, landschaftsprägender Wirtschaftsweisen, z.B. Wiesenmahd und extensive Weidewirtschaft in der Saale-Aue

• Erhalt und Renaturierung von Feuchtflächen, u.a. durch Entlandung sowie Beseitigung des techni- schen Verbaus von Quellfluren oder an sonstigen Gewässern

• Pflege und Erneuerung wichtiger landschaftsgliedernder Gehölzbestände wie Streuobstwiesen, Kopfbaumgruppen, Baumreihen, Hangwälder, Feldgehölze

• Erhalt des landschaftsprägenden Reliefs, vor allem der Hangzonen

• Gewährleistung des LSG als Pufferzone für andere Schutzgebiete wie NSG, FND, ND, GLB und besonders geschützte Biotope • Erhaltung und Instandsetzung der historischen dörflichen Siedlungsstruktur im Grenzbereich zum LSG zur optimalen Einbindung der Ortschaften in das Landschaftsbild; Freihaltung der Tal- und Hanglagen von einer weiteren Zersiedelung und Bebauung; ggf. Rückbau entsprechender Bebau- ung

• Erschließung einzelner Abschnitte des LSG für eine naturnahe Erholung unter Gewährleistung des Schutzes von Natur und Landschaft sowie der Lebensräume der einheimischen Tier- und Pflan- zenwelt

• Lenkung von Besucherströmen und Freizeitaktivitäten.

______161 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3. Übrige Schutzgebiete

Für die vorhandenen Schutzgebiete sind durch die zuständigen Naturschutzbehörden Pflege- und Entwicklungspläne aufzustellen. Des Weiteren sollte zur Gewährleistung der Rechtssicherheit die Stadt Weißenfels darauf drängen, dass im Planungsgebiet alle gesetzlich geschützten Biotope auf der Grundlage der Biotoptypenrichtlinie des Landes Sachsen-Anhalt seitens der unteren Naturschutzbe- hörde erfasst und aktualisiert sowie gemäß § 22 Abs. 4 BNatSchG bzw. § 18 Abs. 1 NatSchG LSA registriert und gekennzeichnet werden. Darüber hinaus sollten die bestehenden Schutzgebietsauswei- sungen für FND überprüft und aktualisiert werden.

Ausgehend von den vergleichsweise geringen Flächen der betreffenden Schutzgebiete laufen Störun- gen durch das Betreten unbefugter Personen den Schutzzielen zuwider. Besonders in Schutzgebieten, welche als Brut- oder Rasthabitate eine spezielle Bedeutung für den Naturschutz im Planungsgebiet besitzen, ruft die Anwesenheit von Personen im Regelfall Fluchtreaktionen bei den entsprechenden Arten aus, die bei Brutvögeln oft zum Gelegeverlusten oder zur Brutaufgabe führen bzw. bei rastenden Arten zusätzliche Energiereserven beanspruchen und die betreffenden Individuen dadurch schwächen und sogar zum Tode führen können. Das betrifft in besonderem Maße folgende Schutzgebiete, die immer wieder durch Personen - z.T. sogar mit frei laufenden Hunden als zusätzlichen Störungs- und Gefährdungsfaktor - betreten werden:

• NSG Bergbaufolgelandschaft "Kayna Süd" • NSG "Saale-Aue bei Goseck" in den Bereichen der FND "Alte Saale Hufeisen"/FND "Beyers Loch" sowie "Alte Saale Sportplatz Leißling" ("Späters Insel") • FND "Alte Saale Tepnitz-Westteil"

(siehe auch Pkt. 4.13.).

Für die o.g. Naturschutzflächen besteht gemäß Beschluss des Kreistages 65-10/91 des Altkreise Wei- ßenfels ein generelles Betretungsverbot. Darüber hinaus dürfen gemäß diesem Beschluss alle FND nur auf offiziellen Wegen betreten werden (wobei illegal angelegte Trampelpfade nicht als solche gel- ten). Gemäß § 23 Abs. 2 sind in NSG bzw. § gemäß 28 Abs. 2 in FND alle Handlungen, die zu einer Zerstö- rung, Beschädigung oder Veränderung der Gebiete bzw. deren Bestandteile oder zu einer nachhalti- gen Störung führen können, verboten.

In Verbindung mit dem NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" sei angemerkt, dass die Innenbö- schungen vorausschauend auf das Betretungsverbot im (im zum Zeitpunkt der Sanierung geplanten) NSG nicht abgeflacht wurden, d.h. dort nach wie vor eine erhöhte Gefährdung hinsichtlich Rutschun- gen und Setzungen besteht (siehe auch Pkt. 3.6.3.).

Zur Einhaltung der für die ausgewiesenen Schutzgebiete geltenden Rechtsvorschriften ist die Kontroll- tätigkeit seitens der zuständigen Naturschutzbehörden zu erhöhen.

6.1.3. Maßnahmen der Landschaftspflege und des Biotopverbundes

6.1.3.1. Bedeutung und ökologische Elemente des Biotopverbundes

Der Schutz unserer einheimischen Tier- und Pflanzenarten ist nur über den Erhalt der betreffenden Lebensräume, d.h. über den Flächenschutz möglich. In den vergangenen Jahrzehnten wurden jedoch die Lebensräume zahlreicher einheimischer Tier- und Pflanzenarten oftmals stark eingeschränkt, so dass ein drastischer Rückgang zahlreicher Tier- und Pflanzenarten (mit der Gefahr des Aussterbens wertvoller Genpotentiale) zu verzeichnen ist. Die auch auf dem Gebiet des Landes Sachsen-Anhalt und des Planungsgebietes in den letzten Jahr- zehnten vor sich gegangenen und sich ständig fortsetzenden Veränderungen von Natur und Land- schaft hatten und haben zur Folge, dass viele Lebensräume den Mindestanforderungen für die weitere Existenz eines großen Teils unserer heimischen biologischen Vielfalt nicht mehr gerecht werden. Das alarmierende Ergebnis dieser Entwicklung wird in der Bestandsgefährdung der heimischen biologi- schen Vielfalt sichtbar, wie es die Auswertung der bisher für Sachsen-Anhalt vorliegenden Roten Lis- ten zeigt (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 2004, siehe auch Pkt. 4.2). Gründe für diese ______162 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Entwicklung liegen in der ständig zunehmenden Inanspruchnahme von immer mehr Flächen der freien Landschaft für Siedlungs-, Gewerbe- und Industriebauprojekte, für Rohstoffgewinnung, für Freizeitan- lagen, für den Verkehrswegebau u.a. Direkte und indirekte Auswirkungen auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen (z. B. Flächenverluste, Beeinträchtigungen, Zerschneidungen) gehören zu den wesentlichen Ursachen für den weiteren Rückgang des Bestandes von Arten, für den Verlust an biolo- gischer Vielfalt (Biodiversität) sowie für die Einschränkung des erforderlichen Austausches zwischen verschiedenen Populationen und Individuen von Tieren und deren Ausbreitung (siehe auch Pkt. 4.).

Die nachfolgende Tabelle zeigt beispielhaft die Lebensraumansprüche verschiedener Tierarten. Die Schrumpfung und Zersplitterung von Lebensräumen bewirkt zunehmend auch die Abtrennung und Isolation von Populationen. Das Netz der vielfältigen ökologischen Wirkbeziehungen zwischen den einzelnen Arten und Populationen wurde vielfach zerstört bzw. stark beeinträchtigt.

Tabelle 13: Größe des durchschnittlichen Lebensraumes eines Brutpaares bzw. Einzelindividuums ausgewählter mitteleuropäischer Tierarten (nach JEDICKE , 1990)

Art Lebensraumanspruch Flächengröße

Mäusebussard Laub- und Mischwaldbiotope sowie Feldgehölze, 400 - 800 ha (Buteo buteo) vernetzt mit baumarmen Biotopen

Habicht Nadel- und Laubwaldbiotope vernetzt mit offenen 3.000 - 5.000 ha (Accipter gentilis) Biotopen

Rohrweihe Sumpf- und Moorbiotope, 1.500 - 3.000 ha (Circus aeruginosus) Röhrichtzonen

Waldohreule Laub- und Nadelwaldbiotope sowie 200 - 400 ha (Asio otus) Feldgehölze

Waldkauz lichte Laubwald-, Park- und 200 - 400 ha (Strix aluco) Siedlungsbiotope

Schleiereule offene Biotope in Siedlungsnähe 100 - 400 ha (Tyto alba)

Turmfalke offene Biotope in Siedlungsnähe, 100 - 400 ha (Falco tinnunculus) baumarme Biotope vernetzt mit Gehölzgruppen

Rotfuchs deckungsreiche Biotope 10 - 225 ha (Vulpes vulpes) (ggf. geringer)

Grasfrosch feuchte Biotope 200 ha (Rana temporaria)

Reh Gebüschbiotope und unterholzreiche Wälder 7 - 200 ha (Capreolus capreolus)

Teichmolch feuchte Biotope 50 ha (Triturus vulgaris)

Rebhuhn reich gegliederte Feldflur 10 - 30 ha (Perdix perdix)

______163 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Art Lebensraumanspruch Flächengröße

Heckenvögel in Feldgehölzen Hecken, Feldgehölze 5 - 10 ha

Waldspitzmaus feuchte Wald- und Offenlandbiotope 4 ha (Sorex araneus)

Hermelin offene Kulturbiotope 3 ha (Mustela erminea)

Feldgrille trockene Grünlandbiotope 0,5 ha (Gryllus campestris)

Waldmaus Wald-, Hecken- und Ackerbiotope 0,15 ha (Apodemus sylvaticus) (ca. 1.500 m²)

Wühlmäuse offene und bewaldete Biotope 0,01 ha (Microtus spec.) (ca. 100 m²)

Eine erhebliche Beeinträchtigung bilden neben dem direkten Flächenverlust vor allem unterschiedlich intensiv wirkende Zerschneidungen der einzelnen Ökosysteme in immer kleinere Teilflächen durch lineare Elemente der Landschaft, wie

• Straßen jeder Größenordnung von innerörtlichen Verbindungen bis zu den Autobahnen • Eisenbahntrassen • Feld- und Waldwege, unabhängig ob asphaltiert, geschottert oder auch unbefestigt • Trassen von Starkstromleitungen • Zäune, (z.B. wie Wildschutzzäune, Einfriedungen) • Mauern und Bordsteine, besonders in den Siedlungen

Darüber hinaus wirken intensiv genutzte Flächen (z.B. Äcker, Bebauungsgebiete) nicht minder isolie- rend, ebenso die Angleichung der Landschaft infolge der Beseitigung zahlreicher Kleinstrukturen sowie durch Nivellierung der Standortbedingungen infolge permanenten Stoffeintrags (siehe auch Pkt. 4.5.). Die Isolationswirkung ist jedoch nicht für alle Arten gleich - sie hängt von der ganz unterschiedlichen Mobilität der Arten und von den Folgen der Lebensraumveränderung ab.

Aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht besteht die heutige Kulturlandschaft des Pla- nungsgebietes im Wesentlichen aus unterschiedlichen, klar abgrenzbaren und isolierten, inselartigen Lebensräumen. Die ökologische Problematik der Isolation stellt die Stabilität des Naturhaushaltes ge- nerell in Frage. Die in diesen Insellagen mehr oder weniger gefangenen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, vor allem spezialisierter Arten, werden ohne Maßnahmen des Biotopverbundes langfristig kaum überleben können, d.h. eine starke Verschiebungen des Artenspektrums und ein loka- les Aussterben vieler Arten ist deshalb ohne einen umfassenden Biotopverbund vorprogrammiert. Deshalb stellt die Errichtung eines engmaschigen Biotopverbundsystems zum nachhaltigen Schutz freilebender heimischer Tier- und Pflanzenarten und deren Populationen einschließlich ihrer Lebens- räume und Lebensgemeinschaften sowie die Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funkti- onsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen einen wesentlichen Inhalt der Landschaftsplanung dar. Eine wesentliche Grundlage ist dabei die Schaffung eines ökologischen Verbundsystems im Pla- nungsgebiet gemäß den Vorgaben des Landesentwicklungsplanes Sachsen-Anhalt (MLV, 2010), des Regionalen Entwicklungsplanes für die Planungsregion Halle (REP, 2010) siehe dazu auch Pkt. 3.7.

Neben den Verpflichtungen zur Sicherung von Lebensräumen und naturnahen Flächen, die sich aus nationalen gesetzlichen Regelungen oder Programmen zum Flächenschutz ableiten (u.a. §20 und 21 BNatSchG), ergeben sich weitere aus europäischer Sicht mit der EU-Vogelschutzrichtlinie (EUROPÄISCHES PARLAMENT UND RAT , 2009) sowie der FFH-Richtlinie (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT , 1992) hinsichtlich der Errichtung ”eines kohärenten europäischen Netzes besonderer Schutzgebiete” NATURA 2000 weitere Aufgaben. Auch verpflichtet der Artikel 10 der FFH-Richtlinie die Mitgliedsstaaten die Pflege von Landschaftselementen, die von ausschlaggebender Bedeutung für wildlebende Tiere und Pflanzen sind, zu fördern. In diesem Zusammenhang wurden im Planungsgebiet

______164 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______bereits das Vogelschutzgebiet "Berbaufolgelandschaft Kayna Süd") sowie das FFH-Gebiet "Saalehän- ge bei Goseck" ausgewiesen (siehe Pkt. 3.6.8.). Diese Gebiete - wie auch die übrigen nach Natur- schutzrecht festgesetzten Schutzgebiete - sind tragende Elemente des Biotopverbunds.

Bereits im Jahre 1995 fasste der Landtag des Landes Sachsen-Anhalt den Beschluss, das „ökologi- sches Verbundsystem“ (ÖVS) zu entwickeln, welcher im Sinne des Landtagsbeschlusses die Zielstel- lung und den gesellschaftlichen Rahmen aus Landessicht bezeichnet und beinhaltet die Aufstellung eines Programms zur Entwicklung des ÖVS, die Planung von überörtlichen Biotopverbundsystemen sowie deren Umsetzung in Sachsen-Anhalt (S ZEKELY , 2006). Für die Flächen des Planungsgebietes im Altkreis Weißenfels wurde dies im Jahre 1995 vorgelegt (O EKOKART & REGIOPLAN 1995).

Der Biotopverbund beinhaltet dabei eine vielfache ökologische Verflechtung in der Landschaft, insbe- sondere durch ein Netzwerk intakter Lebensräume mit

• Vernetzung der einzelnen Biotoptypen und Biotopkomplexe

• Förderung des unmittelbaren Kontaktes zwischen den Populationen der einzelnen Arten.

Das Maschenwerk der Verflechtungen ist dabei äußerst vielfältig. Das Konzept des Biotopverbundes steht auf insgesamt vier Säulen( JEDICKE , 1990):

1. Erhalt großflächiger Lebensräume

als genetisch stabile Dauerlebensräume für Pflanzen und Tiere. Ihre Flächengröße muss sich an dem Arealanspruch der Arten orientieren, die meist als Endverbraucher an der Spitze der Nah- rungsketten stehen und in der Regel die großflächigsten Anforderungen stellen. Vielfach handelt es sich dabei um Greifvogelarten. Aber auch schon das Gros der mitteleuropäischen Vogelarten benö- tigt mindestens 80 ha Fläche als absoluten Minimallebensraum. Schutzgebiete unter 100 ha sind deshalb für zahlreiche Tierarten nur von geringer Wirkung. Es ist jedoch für die Überlebensfähigkeit der meisten Tier- und Pflanzenarten unserer Kulturland- schaft von grundlegender Bedeutung, dass Naturschutz nicht nur in Schutzgebieten, sondern mög- lichst flächendeckend, d.h. auch außerhalb von Schutzgebieten, betrieben wird.

2. Erhalt und Neuschaffung von Trittsteinbiotopen

als kleinere, naturnahe Inseln zwischen den großflächigen Schutzgebieten, als Lebensräume für ei- ne zeitweilige Besiedlung sowie zur Reproduktion und als Zwischenstation für den Individuen- -austausch der Arten.

3. Erhalt und Neuschaffung von Korridoren

zur Verbindung von großflächigen Schutzgebieten und Trittsteinbiotopen miteinander. Dadurch Schaffung eines möglichst engmaschigen Netzes zur Förderung der Ausbreitung und Verbindung von Arten (Wanderwege). Für sie gelten ähnliche Anforderungen wie für die Trittsteinbiotope. Im Gegensatz dazu stellen sie jedoch nicht punktförmige, sondern bandförmige Lebensräume und Verbindungselemente dar.

4. Nutzungsextensivierung

Die starke Isolationswirkung der intensiv mit Pestiziden und Düngemitteln behandelten Agrarflä- chen muss durch Umstellen auf schonende Wirtschaftspraktiken gemindert werden, auch um die Störintensität in den Randzonen der Schutzflächen herabzusetzen. Die Größe der Ackerflächen (Schlaggrößen) ist deutlich zu reduzieren. Nutzungsextensivierung be- deutet zugleich auch einen geringeren Druck auf die Landschaft durch den Bau von Verkehrslinien, Freizeitaktivitäten, Bodenversiegelung etc.

Zur Biotopverbundplanung siehe Pkt. 3.7.

______165 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die vorliegende Landschaftsplanung leistet somit einen wesentlichen Beitrag zum örtlichen Biotopver- bund, u.a. auch durch die Einbeziehung von Kleinstrukturen und Saumbiotopen. Kleinstrukturen und Saumbiotope besitzen neben ihrer Lebensraumfunktion wichtige landeskulturelle Funktionen, wie Rückhaltung der Niederschläge und Förderung der Grundwasserneubildung, zur Verbesserung des Kleinklimas, zur Minderung von Wind- und Wassererosion, zur Filterwirkung sowie zur Minderung von Emissionen.

Im Planungsgebiet bietet sich ein Biotopverbund zwischen folgenden Landschaftselementen in beson- derem Maße an: Tümpel, Kleingewässer, Saale-Altwasser, Sümpfe, Feuchtwiesen, Trockenrasen, Feldgehölze, Bäche und Gräben mit ihren Uferstreifen, Baumreihen und Einzelbäume, Waldsäume, Streuobstwiesen Hecken mit Gras- und Krautsäumen, Feldraine, Ackerrandstreifen, Böschungen, Wegeseitenstreifen, Grünwege. Es sollten dabei möglichst ähnliche Biotop-Strukturen miteinander verbunden werden. Biotopverbund ist stets raumübergreifend zu sehen, d.h. nicht allein getrennt für das Gemeindeterrito- rium, sondern zumindest im Rahmen der an das Planungsgebiet angrenzenden Kommunen.

Der Biotopverbund muss immer als kombinierte Maßnahme von Großflächenschutz (Schutzgebiets- systeme), von Vernetzungen dieser Flächen über kleinere Trittstein- und linienhafte Korridorbiotope sowie von einer die gesamte Landschaft betreffenden Nutzungsextensivierung umgesetzt werden. Der Aufbau eines Biotopverbundsystems mit großen Schutzgebieten, Trittsteinen und verbindenden Korridoren kann sich demnach nicht nur auf die verbliebenen naturnahen Flächen in der Kulturland- schaft beschränken. Nötig ist dabei auch eine umfassende Renaturierung von Gebieten, die bisher anderweitig, z.B. intensiv genutzt werden. Die Verbindung zwischen den genannten Biotopen sollte vor allem unter Einbeziehung solcher Flächen erfolgen, die

• im Zuge einer landwirtschaftlichen Produktionsreduzierung nicht mehr bewirtschaftet werden (auch in Gebieten mit hoher Bodenqualität), z.B. Rest- und Splitterflächen

• als Ersatzflächen für Kompensationsmaßnahmen oder im Rahmen von Ökokonten Verwendung fanden und/oder noch zur Verfügung stehen

• als ehemalige Abbauflächen für eine Renaturierung geeignete sind

• die als Industrie- oder Landwirtschaftbrachen räumlich die Möglichkeiten zum Flächenrecycling aufweisen.

Verbundsysteme müssen je nach örtlicher Ausstattung des betreffenden Raumes mit naturnahen Strukturen und Elementen sehr unterschiedlich ausfallen. Dazu lassen sich einige Richtlinien speziell für das Planungsgebiet aufstellen:

1. Der Aufbau von Biotopverbundsystemen erscheint um so notwendiger, je intensiver eine Land- schaft vom Menschen genutzt wird. Neben den naturnahen Bereiche der Saale-Aue oder der Bach- täler und deren angrenzende Hanglagen bzw. der Feldgehölzinseln sind auch die intensiv bewirt- schafteten Agrarflächen der Lützen-Hohenmölsener sowie der Querfurter Platte von einem Biotop- netz durchzogen werden. Je intensiver die Nutzung, desto engmaschiger und großflächiger muss der Biotopverbund werden.

2. Das Verbundkonzept knüpft an die vorhandenen naturnahen Biotopstrukturen an, um diese mitei- nander zu verbinden. Dabei sind geeignete Raumgliederungen - wie sie in der Landschaft sichtbar sind - zu nutzen, indem die vorhandenen geomorphologischen Strukturen, Wegränder, Bachufer oder auch nur Grundstücksgrenzen für die zu entwickelnden Verbindungen vorrangig heranzuzie- hen.

3. Bezugspunkt eines Verbundsystems sollten auch die Habitate in Gebiet vorhandener, gefährdeter Restpopulationen von Tier- und Pflanzenarten sein, die auf kleine Bestände zurückgedrängt wurden und ohne geeignete Maßnahmen ganz zu verschwinden drohen.

______166 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

4. Argumente, wie Seltenheit und Gefährdung von einzelnen Arten können zwar bei der rechtlichen Sicherung von Flächen gegen Beeinträchtigungen hilfreich sein, als Begründung für Verbundsys- teme sind sie jedoch nicht geeignet. Vorrangig sollten nicht wenige Raritäten geschützt werden, sondern eine möglichst artenreiche Tier- und Pflanzengemeinschaft.

Aus der (überörtlichen) Biotopverbundplanung für den Landkreis Weißenfels ( OEKOKART , 1995) wurden daher entsprechende Zielstellungen auch für das Planungsgebiet nachrichtlich für den vorliegenden Landschaftsplan übernommen und in Zeichnungs-Nr. 10 mit dargestellt (eine Aktualität der genannten Biotopverbundplanung ist nach wie vor gegeben) .

6.1.3.2. Landschaftspflegerische Maßnahmen zur Realisierung des Biotopverbundes

Es ist einzuschätzen, dass durch die Saale und Ihre Nebentäler und einer Vielzahl der dort vorhande- nen naturnahen Flächen bereits gute Ausgangspunkte für einen Biotopverbund vorhanden sind. Be- sondere Handlungsdefizite sind vor allen in den angrenzenden, intensiv genutzten Ackerflächen er- kennbar, die weitestgehend ausgeräumt frei von naturnahen Landschaftselementen sind und daher Flächen mit einer faunistischen und floristischen Verarmung darstellen. Derartige Flächen sind auch hinsichtlich des Landschaftsbildes von geringer Bedeutung.

Für das Planungsgebiet der Stadt Weißenfels werden daher ausgehend von den o.g. Grundsätzen der Biotopverbundplanung folgende örtliche Zielstellungen abgeleitet:

• Vernetzung der im Raum verstreut und teilweise isoliert liegenden ökologischen Vorranggebiete (z.B. NSG, FND, GLB, § 30 Biotope; § 22 Biotope) zu einem örtlichen Biotopverbundsystem durch ökologisch wirksame flächenhafte sowie punkt- und linienförmige Verknüpfung naturnaher, vorhan- dener oder neu zu schaffender Landschaftsteile

• naturnahe Entwicklung und Renaturierung der Saale sowie der Nebenbäche (insbesondere Greißlaubach, Koldergraben, Borauer Graben, Oeglitzscher Graben, Röhlitzbach und Schkortelbach) einschließlich Rückbau technischer Ausbaumaßnahmen und Meliorationsmaßnah- men; den Elementen einer natürlichen Fließgewässerdynamik (Uferabbrüche, Bewuchs) ist überall dort Raum zu geben, wo keine unmittelbare Gefahr für Personen, Sachwerte oder Naturgüter be- steht (hier auch in Verbindung mit den Forderungen der WRRL sowie § 6 Abs. 1 Nr. 6 und Abs. 3 WHG)

• Einbeziehung der vorhandenen Fließgewässer, d.h. neben der Saale auch die Bäche und Gräben einschließlich ihrer uferbegleitenden Gehölzsäume und Staudenfluren als lineare Korridore; wichtige Verbundelemente bilden auch die an die Fließgewässer und Gräben angrenzenden, meist grundwasserbeeinflussten Nass-, Feucht- und Frischwiesen (betrifft insbesondere Koldergraben, Borauer Graben und Schkortelbach)

• Erhalt bzw. Entwicklung der Gewässerschonstreifen; Belassen von Gewässerschonstreifen mit mindestens 5 m Breite zwischen Gewässer und Ackerflächen (10 m bei Gewässern 1. Ordnung) beiderseitig der Fließ- und Standgewässer, vor allem am Koldergraben, Schkortelbach, Borauer Graben und Röhlitzbach (hier vor allem Vermeidung von Viehtritt in den Uferzonen)

• Entlandung vorhandener Saale-Altwasser zur Vermeidung des Rückgangs offener Wasserflächen und damit des Habitatangebots brütender und rastender Wasservogelarten (insbesondere "Alte Saale Hufeisen", "Alte Saale Fähre Leißling", "Alte Saale Späters Insel", "Alte Saale Beyers Loch", "Alte Saale Tepnitz"); ggf. Wiederanbindung von Saale-Altwassern an die Stromsaale ("Alte Saale Fähre Leißling", "Alte Saale Späters Insel", "Alte Saale Hufeisen", "Alte Saale Tepnitz")

• Entlandung sowie Sanierung vorhandener Kleingewässer zur Stabilisierung (z.T. streng geschütz- ter) Lurchpopulationen (insbesondere Mehlteiche Leißling, Weiher Eichberg, Dorfteich Kriechau, Dorfteich Storkau, Dorfteich Lobitzsch, Kleingewässer Kindergarten Lobitzsch, Erdenlöcher Wen- gelsdorf, Tümpel Kleinkorbetha)

______167 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• Renaturierung von Quellfluren und Schaffung zusätzlicher offener Wasserflächen zur Verbesserung der Biotopqualität, speziell für Amphibien (betrifft vor allem Oeglitzscher Ried, Quellflur Alter Schkortelbach, Quellflur Leißling Vierberge, Quellflur Tschirnhügel)

• Vernetzung feuchter Wiesen mit den Gesellschaften der Gräben und Fließgewässer, z.B. durch Wiedervernässung/Verschluss von Drainagen (z.B. Ried Schkortleben/Alter Schkortelbach)

• Erhalt und Pflege von Magerrasen-Standorten; Förderung extensiver und alternativer Bewirtschaf- tungsformen, insbesondere von Mahd und/oder Beweidung der Trockenrasen (vor allem Bereiche "Weißer Berg", Gemarkung Leißling; "Schwarzenborn", Gemarkung Storkau/Markwerben; "Prießiggrund", Gemarkung Uichteritz; Weidberg, Gemarkung Großkorbetha/Wengelsdorf)

• Erhalt großflächiger Offenlandstandorte im Bereich des Weißenfelser Truppenübungsplatzes sowie im Bereich ehemaliger Abgrabungen (Tagebaurestloch Kayna Süd, Kiesgrube Borau)

• Erhalt und Förderung traditioneller, landschaftsprägender Wirtschaftsweisen, z.B. Wiesenmahd und extensive Weidewirtschaft in der Saale-Aue

• Förderung trockener Grasraine bzw. Altgrasstreifen und Splitterflächen (d.h. Anlage bzw. Duldung von Feld- und Wiesenrainen nicht schmaler als 2-3 m) sowie Förderung des Bewuchses an Bö- schungen, Wegeseitenstreifen, Grünwegen etc.; dort auch Verzicht auf die Anwendung von Pflan- zenschutzmitteln sowie auf das Aufbringen von Gülle oder Klärschlamm (betrifft gesamtes Umfeld der intensiv genutzten Ackerflächen)

• Belassen von Böschungen, Aufschüttungen und anderer Reliefstrukturen; keine Geländenivellie- rungen (z.B. Verkippen oder Aufschieben von Erdstoffen in Geländesenken); kein zusätzliches Auf- bringen von humosen Mutterboden auf nährstoffärmere Standorte, weil dadurch hauptsächlich das Wachstum von „Allerweltsarten“ gefördert wird (betrifft u.a. ehemalige Kiesgruben in den Gemar- kungen Uichteritz, Borau, Langendorf)

• Verringerung der Wind- und Wassererosion durch Schlagverkleinerung und Anlage von Hecken, vorzugsweise in Hauptwindrichtung (NW), unter Nutzung vorhandener bzw. ehemaliger (überackerter) Feldwege (betrifft gesamtes Umfeld der intensiv genutzten Ackerflächen)

• Neuanlage von Hecken und Feldholzinseln nur mit standortgerechten einheimischen Gehölzen; eine optimale Wirkung im Biotopverbund haben dabei Hecken und Feldgehölze, wenn diese nicht mehr als 150 bis 250 m voneinander entfernt sind, die Breite sollte 5 m nicht unterschreiten und von einem mindestens 2 m breiten Kraut- bzw. Grassaum umgeben sein, der ein unmittelbarer Be- standteil jeder ökologisch intakten Hecke ist (betrifft gesamtes Umfeld der intensiv genutzten Ackerflächen) Achtung: Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen auf ökologisch wertvollen Offenlandstandor- ten wie z.B. gut ausgeprägten Feldrainen und Böschungen, Halbtrockenrasen, trockenen Grasflu- ren, Streuobstwiesen sind zu unterlassen siehe auch Pkt. 6.1.1.).

• Erhalt und Pflege der vorhandenen Gehölzbestände; keine Durchführung von Kahlschlägen (bei Bedarf nur Einzelstammentnahme), Neuanpflanzung/Aufforstung nur mit standortgerechten, ein- heimischen Gehölzen; Ersatz vorhandener Nadelbaumpflanzungen durch Laubgehölze (u.a. Neue Trift und Blümer, Gemarkung Weißenfels; Nadelhölzer am Schortelbach, Gemarkung Schkortleben, Gehölz ehemalige Versickerungsfläche, Gemarkung Tagewerben); Belassen von abgestorbenen Bäumen (stehend oder liegend) als wichtige Lebensräume für Vögel und Insekten

• Wiederherstellung bzw. Neuanlage von Bäumen an Straßen und Feldwegen (aufgrund der relativ hohen Dichte an Straßen sollten zur Vermeidung von Wild- und Vogelverlusten dort allerdings keine Hecken mehr angepflanzt werden)

• Pflege und Erhalt von Streuobstwiesen und Streuobstbestände (Allen, Baumreihen) durch fachge- rechten Pflegeschnitt sowie Ersetzen abgestorbener bzw. überalterter Obstbäume; ca. 10 % abge- storbener höhlenreiche Streuobstbäume sind zu belassen (wenn von den Bäumen keine Gefahr ausgeht); Ersatz abgestorbener Bäume nur durch regionaltypische (alte) Hochstamm-Obstsorten; ______168 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

im Regelfall sollte der Erhalt und die Pflege vorhandener Streuobstwiesen und -bestände einer Neuanlage vorgehen; Schwerpunkte sind hier die stark abgängigen Streuobstwiesen/ Streuobstbe- ständen "Weißer Berg" und "Späters Insel" (Gemarkung Leißling), Langendorf zwischen Gutspark Untergreißlau und Kößlitz-Wiedebach, westlich Ortslage Lobitzsch, "Schwarzenborn" und "Lanzen- grund" (Gemarkung Storkau), Saale-Aue Schkortleben, Saale-Aue Großkorbetha sowie in der Ge- markung Weißenfels (Leipziger Straße sowie auf der Saale-Insel Beuditz).

• Einbeziehung aller Feinstrukturen in der Landschaft, wie Einzelsträucher und Gebüsche, Einzel- bäume und Baumreihen bzw. -gruppen in das Biotopverbundnetz • keine Versiegelung von Wirtschaftswegen; nach Möglichkeit Rückbau von Versiegelungen in der freien Landschaft (ggf. Anlage von Spurbahnen statt Vollversiegelung)

• Erhalt unbefestigter Feldwege (besonders Graswege) sowie der vorhandenen Hohlwege (insbe- sondere in den Gemarkungen Langendorf, Markwerben, Uichteritz und Storkau)

• Erhalt sowie Neuanlage von Brach- und Ruderalflächen (mit Vorrang der natürlichen Sukzession)

• Lenkung von Besucherströmen und Freizeitaktivitäten im Außenbereich auf weniger sensibler Flä- chen (vor allem in der Gemarkung Leißling sowie im Westteil der Gemarkung Weißenfels)

• Förderung der historischen dörflichen Siedlungsstruktur im Grenzbereich sowie einer optimalen Einbindung der Ortschaften in das Landschaftsbild; Rückbau nicht mehr genutzter landwirtschaftli- cher und sonstiger Betriebsgebäude in den Ortsrandlagen sowie in der freien Landschaft; Renatu- rierung der entsprechenden Flächen mit Gehölzen oder Belassen als offene Ruderalstandorte.

Die Kriterien der Auswahl von Biotopverbundflächen sind vor allem die standörtlichen Gegebenheiten und ökologischen Bedingungen, wie

a) Großflächigkeit und Unzerschnittenheit: die für die Entwicklung bestimmter Ökosysteme und für Arten mit großen Raumansprüchen sehr wichtig sind.

b) Heterogenität und Standortvielfalt eine große Diversität der Standortfaktoren (z.B. Boden/Substrat, geomorphologische Formen und Prozesse, Wasserhaushalt) ergibt eine sehr kleinräumig wechselnde Biotop- und Habitatvielfalt, die zudem ständigen Veränderungen unterworfen ist. Das ist Voraussetzung für eine hohe Artenvielfalt.

c) Nährstoffarmut Extremstandorte sind meist verbunden mit Nährstoffarmut, die für seltene konkurrenzschwa- che und hochspezialisierte Pflanzen- sowie Tierarten oft letzte Rückzugsräume oder auch Wiederbesiedlungsstandorte darstellen (infolge der flächendeckenden Eutrophierung sind nährstoffarme Standorte in der gewachsenen Landschaft kaum noch anzutreffen.

d) Entwicklungsdynamik Viele naturschutzfachlich relevante Sachverhalte sind eng mit natürlich oder naturnah ablau- fenden Entwicklungsprozessen, die sehr oft eine Initialwirkung für die Herausbildung einer ganz spezifischen Pflanzen- und Tierwelt darstellen, wie sie in den gewachsenen Landschaf- ten kaum oder gar nicht (mehr) anzutreffen sind. Zu solchen (im Anfangsstadium meist vege- tationsfreien) Standorten zählen u. a. Rutschungen, Erosionen an Uferböschungen, Abgra- bungsflächen, Böschungen, Setzungen und Windauswehungen.

e) Freiräume für die ungestörte natürliche Entwicklung und Sukzession Flächen mit einer vom Menschen relativ ungestörten Entwicklung (natürliche Sukzession) als Wirkung der selbstregulatorischen Kräfte der Natur (die so entwickelten Lebensgemeinschaf- ten sind optimal an die Standortverhältnisse angepasst und entwickeln sich zu selbsttragenden Systemen).

______169 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

f) Seltenheit, Einmaligkeit Einige Biotoptypen sind in der gewachsenen Kulturlandschaft sehr selten geworden, so z. B. offene Sand- und Schotterflächen (u.a. an Gewässern), Röhrichte, Quell- und Hangwas- seraustritte, Hangabbrüche, Steilwände (Löß, Buntsandstein), nährstoffarme Gewässer, Au- wälder, Sumpf- und Bruchwälder).

g) Lebensraum und Habitatfunktion wichtige Lebensräume für regional seltene bzw. gefährdete und hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten (z.B. für Brut- und Laichgebiete, Nahrungs- und Jagdreviere, Schlafplätze, De- ckungsräume usw.). Biotopverbundflächen bestehen im Regelfall aus sog. Kernflächen, d.h. aus bereits vorhandenen na- turschutzfachlich wertvollen Flächen und aus sog. Entwicklungsflächen, die daran angrenzen und ein entsprechendes Naturschutzpotenzial aufweisen.

Die Zahl der aussterbenden oder vom Aussterben bedrohten bzw. im Bestand rückläufigen Tier- und Pflanzenarten nimmt leider immer noch zu. Hauptursache ist die Zerstörung der Lebensräume aus unterschiedlichen Gründen, die bereits unter Pkt. 4.2. dargestellt wurden.

Artenschutz ist immer Biotopschutz. Ausschlaggebend für den Fortbestand der einzelnen Tier- und Pflanzenarten sind der Erhalt und die Entwicklung der für die jeweilige Art wichtigen Lebensräume als Minimalflächen, die Sicherung der wichtigsten Lebensfunktionen wie Nahrungsangebot, Fortpflan- zungsmöglichkeit und entsprechende Ruhe-/Rückzugsräume. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine große Anzahl von Tierarten Doppel- und Mehrfachhabitatbindungen aufweisen und räumlich unter- schiedliche Lebensräume z.B. als

− Nisthabitat − Larvalhabitat − Verpuppungshabitat − Nahrungshabitat − Ruhehabitat − Überwinterungshabitat (Überdauerungshabitat) − Rast-/Mauserhabitat − Wanderhabitat etc. nutzen.

Direkte Artenschutzmaßnahmen sind daher nur durch positive Beeinflussung einer oder mehrerer Habitatstrukturen entsprechend den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Arten durchführbar. Dabei ist zu beachten, dass Umweltbeeinflussungen zugunsten einer Art oft andere Arten in ihrem Lebensraum benachteiligen. Vielfach sind auch die spezifischen Anforderungen gefährdeter Arten nur unzureichend bekannt. Auf Grund der Komplexität aller Ökofaktoren ist es somit nur für eine vergleichsweise geringe Artenanzahl möglich, kurzfristig wirkende Artenschutzmaßnahmen umzusetzen. Bestände seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, die nur noch als Reliktvorkommen vor- handen sind, können durch gezielte örtliche Artenschutzmaßnahmen stabilisiert und gefördert werden. In den meisten Fällen ist jedoch wirksamer Artenschutz nur durch drastische Reduzierung der ein- gangs genannten Negativfaktoren, d.h. durch Änderung unserer Wirtschaftsweise und Verhaltensnor- men gegenüber der Natur möglich. . Für das Planungsgebiet sind in besonderem Maße folgende Artenschutzmaßnahmen von Bedeutung:

− Schutz und Erhalt der bekannten Fledermausquartiere in Markwerben sowie in Weißenfels durch entsprechende Sicherungsmaßnahmen (insbesondere Sicherung vor unbefugtem Be- treten

− Erhalt und Pflege der für den Artenschutz umgebauten ehemaligen Turmtrafostationen (Kraßlau, Storkau).

______170 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die genannten Maßnahmen sollten zielgerichtet weitergeführt werden, da hier mit vergleichsweise geringen Mitteln und sofort wirkend entsprechende Verbesserungen der Lebensräume bewirkt werden. Ansprechpartner für den Umbau von Turmtrafostationen ist der Naturschutzbund Deutschland e.V. Regionalverband Saale-Weiße Elster.

6.2. Anforderungen und Maßnahmen für die Landnutzung

Die nachfolgend genannten Anforderungen und Maßnahmen für die Landnutzung und die einzelnen Landnutzer beinhalten gebietsbezogene Vorschläge auf der Grundlage der unter Pkt. 3. durchgeführ- ten Bestandsaufnahme und Bewertung der Naturgüter, aktueller gesetzlicher Forderungen sowie sons- tiger Vorgaben und Regeln, die durch die Stadt Weißenfels zur Verbesserung der Umwelt- und Le- bensqualität und somit im Interesse ihrer Bürger kurz- bzw. mittelfristig umgesetzt werden sollen.

Ausgehend vom Maßstab der Landschaftsplanung (1:10.000) ist es nicht deren Gegenstand, die in Verbindung mit den hier gemachten Vorschlägen zu Entwicklungszielen und den daraus abgeleiteten Einzelmaßnahmen die nachfolgend dazu eventuell erforderlichen behördlichen und/oder privatrechtli- che Aspekte wie Genehmigungen, z.B. resultierend aus möglichen Nutzungsänderungen, Umwidmun- gen von Flächen etc. zu klären. Diese sind bei Bedarf in Verbindung mit der Realisierung einzelner Vorhaben mit den betreffenden Genehmigungsbehörden und/oder Grundstückseigentümern und ge- sondert abzustimmen. Daher betreffen die im Rahmen des vorliegenden Landschaftsplanes dargeleg- ten Einzelvorschläge in keine Weise Eingriffe in bestehende Eigentumsverhältnisse. Als Instrument der vorbereitenden Bauleitplanung dokumentiert der Landschaftsplan allein die kurz- und mittelfristigen Ziele der kommune zur Entwicklung von Natur und Landschaft.

6.2.1. Anforderungen und Maßnahmen für die Landwirtschaft

Der Landwirtschaft wird auch künftig im Planungsgebiet eine prägende Funktion im Außenbereich einnehmen. In Anbetracht der gegenwärtigen demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung ist davon auszuge- hen, dass in den nächsten Jahren keine weiteren Landwirtschaftsflächen durch Gewerbe oder Woh- nungsbau in großen Umfang in Anspruch genommen werden. Der Flächennutzungsplan der Stadt Wei- ßenfels (W ENZEL & DREHMANN , 2012) hat bereits entsprechende Korrekturen durchgeführt, wo Be- bauungspläne vorliegen, jedoch kurz und mittelfristig kein Bedarf erkennbar ist.

Wie bereits unter Pkt. 4.4. dargelegt, hat die intensive Landwirtschaft in den vergangenen Jahren we- sentlich zum gegenwärtigen Artenrückgang mit beigetragen. Sie besitzt somit eine besondere Schlüs- selposition bei der Stabilisierung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Wiederherstellung des Naturraumpotenzials, zumal sich ursprünglich erst durch die jahrhunderte- lange Bewirtschaftung durch Landwirte die heimische Kulturlandschaft und zusammen mit ihr die bio- logische Vielfalt in der Region hat entwickeln können. Die Erhaltung dieser Kulturlandschaft ist daher eng an die Landnutzung gebunden.

In Verbindung mit der Umsetzung von örtlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sind für die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe wirtschaftlich tragbare Rahmenbe- dingungen zu gewährleisten, d.h. langfristig effektive Lösungen sind nur gemeinsam mit den Landwirt- schaftsbetrieben und Bewirtschaftern umzusetzen. Neue Möglichkeiten eröffnet hier die Umsetzung der EU- Agrarpolitik in Verbindung mit dem sog. "Greening", d.h. dass Landwirte 30 % ihrer Direktzah- lungen, die so genannte Greening-Prämie, nur dann erhalten, wenn sie konkrete, zusätzliche Umwelt- leistungen erbringen. Dieses "Greening" umfasst den Erhalt von Dauergrünlandflächen (wie Wiesen und Weiden), eine ver- stärkte Anbaudiversifizierung (größere Vielfalt bei der Auswahl der angebauten Feldfrüchte) sowie die Bereitstellung sogenannter "ökologischer Vorrangflächen" auf Ackerland. Landwirtschaftsbetriebe mit bis zu 10 Hektar Ackerland sind von dieser Verpflichtung allerdings freige- stellt. Nicht betroffen sind außerdem Betriebe mit ausschließlich Dauerkulturen (z.B. Wein, Obst und Hopfen) sowie Betriebe, die unter die Kleinlandwirteregelung fallen, sowie Betriebe des ökologischen Landbaus. Betriebe mit 10 bis 30 Hektar Ackerland müssen mindestens zwei Kulturen anbauen. Dabei darf der Flächenanteil der Hauptkultur 75 % nicht überschreiten. Betriebe mit über 30 Hektar Ackerland müs- ______171 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______sen mindestens drei Kulturen anbauen, wobei der Flächenanteil der Hauptkultur nicht mehr als 75 % und der Flächenanteil der ersten beiden Kulturen zusammen nicht mehr als 95 % betragen darf. Betriebe mit einem Anteil von mehr als 75 % Grünland (Dauergrünland, Ackergras und andere Grün- futterpflanzen) an der landwirtschaftlich genutzten Fläche bzw. mehr als 75 % Ackergras, anderen Grünfutterpflanzen und Stilllegung an der Ackerfläche sind von dieser Verpflichtung befreit, sofern die verbleibende ackerbaulich genutzte Fläche nicht mehr als 30 Hektar beträgt. Für Spezialbetriebe mit jährlichem Flächentausch gelten Sonderregelungen. Eine Umwandlung von Dauergrünland in andere Nutzungen soll künftig im Wesentlichen nur noch möglich sein, wenn dafür an anderer Stelle neues Dauergrünland angelegt wird. Dadurch soll die Ge- samtfläche des ökologisch wertvollen Dauergrünlandes stabilisiert werden.

Landwirtschaftliche Betriebe müssen ab 2015 grundsätzlich zunächst 5 % ihrer Ackerflächen als öko- logische Vorrangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden (z.B. zum Erhalt von Hecken oder als Pufferstreifen zu Gewässern). Eine landwirtschaftlich produktive Nutzung bleibt unter bestimmten Bedingungen aber zulässig. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von Eiweißpflanzen, die den Stickstoff im Boden binden, oder der Anbau von Zwischenfrüchten. (www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Agrarpolitik/_Texte/GAP-FAQs.html).

Bei den ökologischen Vorrangflächen wird den Landwirten ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich der Auswahl geeigneter Elemente gewährt: in Deutschland wird die Anwendung aller EU-rechtlich zu- lässigen Flächenkategorien ermöglicht. Typische ökologische Vorrangflächen sind

• Hecken, Gehölzstreifen, Baumreihen und, Gräben • Pufferstreifen, Ackerrandstreifen, Feldraine, Ein zelbäume, Feldgehölze und Tümpel Streifen beihilfefähiger Flächen entlang von Waldrändern – ohne Produktion • Stilllegungsflächen, Terrassen, Steinwälle, Agroforstflächen, Aufforstungsflächen • Anbau von Stickstoff bindenden Pflanzen (Leguminosen) • Zwischenfruchtanbau, Kurzumtriebsplantagen, Streifen beihilfefähiger Flächen entlang von Waldrändern.

Im Direktzahlungen-Durchführungsgesetz (DirektZahlDurchfG) vom 09.07.2014 werden dazu weitere Voraussetzungen für die Anerkennung bestimmter Flächennutzungen als ökologische Vorrangflächen festgelegt. Diese stellen einen ausgewogenen Kompromiss zwischen zusätzlichem Umweltnutzen und ackerbaulichen Erfordernissen dar. Bei den Zwischenfrüchten (für ökologische Vorrangflächen) müssen nach dem EU-Recht Kulturpflan- zen-Mischungen aus mindestens 2 Arten (oder Untersaaten von Gras) angebaut werden. Die Einsaat muss vor dem 1. Oktober erfolgen. Dabei dürfen im Antragsjahr keine chemisch-synthetischen Pflan- zenschutzmittel, keine mineralischen Stickstoffdüngemittel und kein Klärschlamm verwendet werden. Wirtschaftsdünger dürfen auf diesen Zwischenfruchtflächen jedoch ausgebracht werden. Bei den stickstoffbindenden Pflanzen soll nach der Ernte der Leguminosen zur Vermeidung von Stick- stoffausträgen in Gewässer eine Winterkultur oder Winterzwischenfrucht angebaut werden. Eine Startdüngung und Pflanzenschutz nach guter fachlicher Praxis werden auf diesen ökologischen Vor- rangflächen zulässig bleiben. Weitere Anforderungen an die Bewirtschaftung ökologischer Vorrangflächen, z. B. Listen geeigneter Eiweißpflanzen bzw. von Zwischenfruchtmischungen werden in einer Rechtsverordnung festgelegt.

Beim Greening geht es u.a. auch um die Wahrung von Grundanforderungen der Betriebsführung be- züglich des Verbraucher-, Umwelt-, Natur- und Tierschutzes. Die durch die zuständigen Behörden dazu durchzuführenden Vor-Ort-Kontrollen sollten sich u.a. auf die folgenden Bereiche beziehen:

• EU-Nitrat-Richtlinie • EU-Klärschlamm-Richtlinie • Wasserhaushaltsgesetz • Düngemittel-VO • Klärschlamm-VO • Bundesnaturschutzgesetz • Naturschutzgesetz Sachsen-Anhalt • EU-Vogelschutz-Richtlinie ______172 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sowie auf den Erhalt von Dauergrünland, den vorschriftsmäßigen Einsatz von Dünger und Pflanzen- schutzmitteln und auf die Gewährleistung des „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustan- des“ der Landwirtschaftsflächen. Seit 2005 war bereits für alle Landwirte, die Direktzahlungen erhalten, die sog. "Cross-Compliance" auf der Rechtsgrundlage der Verordnung 73/2009 des Rates bzw. der Verordnung 1122/2009 der Kom- mission obligatorisch Diese "Cross-Complicance" umfasst einen "guten landwirtschaftlichen und öko- logischen Zustand", d.h. die Auflage, eine Reihe von Standards zum Bodenschutz, zum Erhalt von organischen Substanzen und der Struktur der Böden, zur Vermeidung der Zerstörung von Lebensräu- men sowie zur Wasserbewirtschaftung einzuhalten. Das Ziel dabei war u.a. auch die Verhinderung von Verbuschung bzw. Verödung landwirtschaftlicher Flächen. Weiter ist eine Bodenbearbeitung auf gefro- renem, wassergesättigtem oder überschwemmtem Boden und in einem Mindestabstand zu Gewäs- sern nicht erlaubt. Terrassenanlagen und durch Naturschutzbescheide geschützte Landschaftsele- mente dürfen nicht beseitigt werden.

Für die Landwirtschaft im Planungsgebiet sind insbesondere die nachfolgend genannten Lösungsan- sätze von Bedeutung:

1. Minimierung der stofflichen Belastungen des Naturhaushaltes u.a. durch

− sachgemäßen Umgang mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln; der Einsatz von Pflanzen- schutzmitteln ist unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit so gering wie möglich zu halten und soll sich an den Schwellenwerten orientieren, d.h. strenge Kontrolle der Ausbringungsart zur Minimierung großflächig unkontrollierter Verbreitungseffekte (z.B. Abtrift, Einsickern in das Grundwasser); weiterhin Einschränkung des Einsatzes breit wirkender Präparate zugunsten nützlingsschonender Präparate mit kurzer Wirkdauer − Verringerung der auszubringenden Düngermengen unter Beachtung von Nährstoffbilanzen der entsprechenden Flächen sowie Einhaltung günstiger Düngungszeitpunkte aus ökologischer Sicht (Umsetzung der EG-Nitrat-Richtlinie)

− Verzicht des Ausbringens von Pflanzenschutz- und Düngemitteln im Nahbereich von Gewäs- sern und Trockenrasen; Einhaltung der Anwendungsgebote und –verbote gemäß EU- Klärschlamm-Richtlinie; des Weiteren Belassen von Gehölz- und Krautsäumen in der Ufer- randzone zur Reduzierung von Gewässerbelastungen

− Sanierung von Produktionsanlagen der Landwirtschaft (Intensivhaltungen, Güllelager) entspre- chend den Anforderungen zur Reinhaltung der Luft

− ordnungsgemäße Behandlung aller anfallenden Abwässer und Vermeidung von diffusen Ein- trägen in Boden, Gewässer und Luft, insbesondere auch durch eine ordnungsgemäße Lage- rung und Behandlung von Jauche, Gülle, Festmist und/ oder Silagesickersäften

− flächengebundene Tierhaltung auf einem ökologisch vertretbarem Niveau; Einführung tierge- rechter Haltungssysteme bzw. Einhaltung der Normen des Tierschutzes.

2. Verhinderung von Winderosionen durch geeignete standortgerechte Nutzungs- und Bearbei- tungsformen sowie Maßnahmen der Landschaftsgestaltung, z.B.

− Ergänzung bzw. Neuanlage von Hecken quer zur Windrichtung in den durch Winderosion in besonderem Maße betroffenen Flächen des Planungsgebietes − Minderung der Schwarzbrache zu Gunsten der Grünbrache

− Erhöhung des pflanzlichen Deckungsgrades, vor allem in den Wintermonaten (möglichst ganz- jährige Bodendeckung); nach Möglichkeit Zwischenfruchtanbau und Untersaaten zur Boden- begrünung und Gründüngung

− Verbesserung des Nahrungsangebots für Tierarten der Feldflur durch Belassen von Ernteres- ten auf den Flächen. ______173 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

3. Minderung bzw. Vermeidung von Hochwasserspitzen und Wassererosion durch entsprechen- de Anbauverfahren und Techniken

− bei schwach mittelgeneigten Böden (Hangneigung 9 - 12 %) z.B. durch Auswahl und Ansaat bodenschützender Fruchtfolgen oder Zwischenfruchten, Winterbegrünung, Mulchsaaten, hangparallele Bearbeitung, Anlage von Gehölzschutzstreifen bzw. Grünland etc. zwecks Rückhaltung/Verzögerung des Wasserabflusses

− stark mittelgeneigte Böden (ab 12 % Hangneigung) sollten nicht mehr ackerbaulich genutzt werden (z.B. Aufforstung oder Umwandlung in Grünland/ Grünbrache)

− zur Umwandlung in Grünland sind standortgerechte Wiesenmischungen einzusäen; das Grün- land ist extensiv zu bewirtschaften (2-3schürige Mahd mit Abräumen des Mähgutes oder Extensivbeweidung mit 1-2 Großvieheinheiten/ ha oder mit Schafen (AEP , 2003)

− des Weiteren sind zur Minderung der Wassererosion punktuell auf entsprechenden Flächen Rückhalte- und Versickerungsbecken (als einfache Erdbecken) anzulegen.

4. In der Saale-Aue vorhandene Ackerflächen sind aus Gründen des Fließgewässerschutzes (Verhinderung/ Verminderung der Belastungswirkungen, z.B. Nährstoffeintrag) sowie aus Ero- sionsschutzgründen in den ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten in Grünland umzu- wandeln; das Grünland ist extensiv durch Mahd (2-3 schürig, mit Abtransport des Mähgutes oder Extensivbeweidung mit 1-2 Großvieheinheiten/ ha) zu bewirtschaften ( AEP , 2003).

5. Erhalten der Funktionsfähigkeit grundwasserabhängiger Landschaftsteile, z.B. Sümpfe, Riede, Quellbereiche als Brut-, Rast- und Nahrungsreviere für zahlreiche Tierarten; entsprechend den Möglichkeiten ist das natürliche Wasserregime des Bodens dort wiederherzustellen, wo in der Vergangenheit ohne Beachtung der Erfordernisse der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes melioriert wurde; für kleinflächige Bereiche ist eine Wiedervernässung vorzusehen, z.B. durch geringfügigen Anstau sowie Wiedervernässung von Grünlandflächen (u.a. durch Verschluss von Drainagen).

6. Erhalt, Verbesserung oder Wiederherstellung der landschaftlichen und biologischen Vielfalt in der freien Landschaft, insbesondere durch

− Erhalt bzw. Wiederanreicherung der Feldflur durch strukturreiche lineare und flächige Gehölze zur Reduzierung der Bodenerosionen (Abtrag von Bodenmaterial durch Wind und/ oder Was- ser, s.o.), zur Minderung von Lärmeinwirkungen und Schadstoffbelastungen, zur Verbesse- rung des Kleinklimas und des Wasserhaushaltes; für Flurgehölze und Obstbaumreihen sollte eine Zielgröße von 2,5 ha/100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche angestrebt werden (LANDSCHAFTS -PROGRAMM SACHSEN -ANHALT , 1994); flächenhafte Entwicklungsmaßnahmen sind vorwiegend auf Minderertragsböden bzw. anthropogen beeinflussten Böden durchzufüh- ren − Bepflanzung ländlicher Wege, wobei die historische Form der Bepflanzung mit Obstbäumen zu bevorzugen ist ( AEP , 2003); falls erforderlich, ist eine lückige ein- oder wechselseitige Bepflan- zung anzuwenden, um die Erreichbarkeit der Felder für moderne Großtechnik sowie die erfor- derlichen Übergebestellen für Endprodukte auf Fahrzeuge zu gewährleisten

− Belassen von kleinflächigen Strukturen in der Ackerlandschaft, z.B. Feldraine, Gräben, Gra- benränder, Hecken, Feldgehölze, Streuobstflächen, -alleen und -reihen, Brachflächen, Rude- ralfluren, Graswegen und unbefestigten Wirtschaftswege, vor allem in den naturarmen, „aus- geräumten“ und intensiv genutzten Bereichen der Agrarlandschaft

− Duldung einer ausreichenden Anzahl von Kleinbiotopen in der Feldflur als Voraussetzung für den Fortbestand zahlreicher bedrohter Tierarten der Feldflur (z.B. Feldhase, Rebhuhn, Wach- tel)

______174 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

− Reduzierung des Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleintrages in Kleingewässer und andere schützenswerte Flächen mit Hilfe von Flurholzstreifen und Gebüschgürteln

− Die Pflanzungen sollten dabei so erfolgen, dass die angrenzende landwirtschaftliche Nutzung durch Schattenwurf, Nährstoff- und Feuchtigkeitsentzug, Wurzelbrut u.a. möglichst wenig be- einträchtigt wird

− Erhalt und Neuanlage von mindestens 3 bis 5 m breiten (besser 10 m) Schutzstreifen (Saum- biotop) als Pufferzonen am Rande von Gehölzen, Magerrasen oder sonstige Naturschutzflä- chen bzw. sonstigen schützenswerten Biotopen durch Herausnahme dieser Pufferzonen aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung

− dadurch werden u.a. die Lebensräume, Rückzugsgebiete und Regenerationszentren der hei- mischen wildlebenden Tier- und Pflanzenarten gefördert und seltene oder in zunehmendem Rückgang befindliche Arten bzw. deren Lebensgemeinschaften langfristig im Bestand gesi- chert; Saumzonen von Gebüschgruppen, Hecken, Wegen oder Gewässerrandstreifen sind grund- sätzlich nicht anzupflügen

− Erhalt von kulturhistorisch wertvollen, landschaftsgliedernden und -prägenden Elementen wie Terrassen, Hochraine, Trockenmauern, aufgelassene Weinberge, Erdwälle, Hohlwege und Hangstufen/Triften (Terrassen mit naturnaher Gras- und Krautvegetation) zur Abwehr der Ero- sionsgefahren sowie zum Schutz seltener, naturbetonter Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

7. Erhalt und Pflege der Weinbergskulturen in den Gemarkungen Burgwerben und Schkortleben. In Verbindung mit den neuen Regelungen der EU zu Möglichkeiten der Aufrebung ab 2016 sollten nach Möglichkeit auch historischer Terrassenweinberge (z.B. in der Gemarkung Mark- werben) wieder hergestellt und bewirtschaftet werden.

8. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen/Böden durch Überbauung und Versiegelung ist grundsätzlich zu minimieren. Der Bedarf an landwirtschaftlichen Gebäuden ist vor allem durch die Nutzung der vorhandenen Anlagen abzudecken.

9. Nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Gebäude (oder sonstige landwirtschaftliche Bauten, z.B. Einfahrsilos) sind einem Flächenrecycling zuzuführen; nach Möglichkeit sind diese Flä- chen für die Neuanlage von Biotopstrukturen zu nutzen bzw. in ein Ökokonto einzustellen.

10. Durch Eingrünung mit hoch wachsenden Gehölzen (ggf. auch Wandbegrünung) sind Landwirt- schaftsgebäude besser in das Orts- und Landschaftsbild einzubinden. Das betrifft z.B. Stallan- lagen Gemarkung Langendorf, Gemarkung Borau/Kleben; Gemarkung Wengels- dorf/Dürrenberger Straße u.a.).

11. Landwirtschaftliche Wirtschaftswege sind grundsätzlich nicht mehr zu versiegeln, da die öko- logische Trennwirkung versiegelter Wege zur Isolation von Populationen hinreichend bekannt ist (u.a. MADER , 1979; MADER ET AL ., 1988). Zusätzlich wird durch Ausbaumaßnahmen an landwirtschaftlichen Wegen der Kraftfahrzeugverkehr in der freien Landschaft gefördert (zu- sätzliche Störeffekte, Erhöhung der Verkehrsopfer unter Wildtieren). Die Befestigung landwirt- schaftlicher Wege hat nur mit wassergebundener Decke oder als Spurbahn (mit integriertem Grünstreifen) gemäß „Richtlinie ländlicher Wegebau“ zu erfolgen (die Bedeutung der Feldwe- ge als Lebensraum steigt mit zunehmendem Grünanteil des Belages, s.u.). Wo möglich, ist ein Rückbau versiegelter Wirtschaftswege vorzunehmen, um die Zerschneidungseffekte in der Landschaft zu reduzieren.

12. Wiederherstellung ehemaliger Feldwege (bzw. historischer Ortsverbindungen) und Gestaltung eines naturnahen Wegenetzes mit bis zu 2 - 3 m breiten, artenreichen Seitenstreifen sowie mit Begleitgrün (vorzugsweise Hecken oder Obstbäume) unter Gewährleistung der landwirtschaft- lichen Bearbeitungs- und Transporttechnologien (z.B. Belassen von ausreichenden, mit den Bewirtschaftern abgestimmten Manipulations-Freiräumen für landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeugen. ______175 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Abb. 5: Windschutzwirkung von Hecken (nach Windschutzwirkung und landwirtschaftliche Ertragssteigerung durch Hecken (aus MLR-10-87: 31)

Abb. 6: Feldgehölze und Hecken als Lebensraum (nach ARBEITSKREIS FORSTLICHE LANDESPFLEGE , 1993, zit. nach MÜLLER , 1980)

______176 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

13. Alleeartige Bepflanzung von Feldwegen mit hochstämmigen Obstsorten vorzugsweise für in West-Ost-Richtung verlaufenden Wege; in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Wege (d.h. quer zur Hauptwindrichtung) sollten vorzugsweise leeseitig der Wege Hecken gepflanzt werden, um ein besseres Abtrocknen der Wege (vor allem im Frühjahr) zu ermöglichen; die Gestaltung des überörtlichen Wegenetzes (d.i. an der Grenze des Planungsgebietes) ist mit den Nach- bargemeinden abzustimmen; Vorhandene Alleen und Feldhecken sind zu ergänzen.

14. Umwelt- und standortangepassten Landbewirtschaftung durch Einführung oder Beibehaltung extensiver Wirtschaftsformen, insbesondere zur Grünlandbewirtschaftung; insbesondere sind die landschaftsprägenden Grünländer in der Saale-Aue sowie im Greißlaubachtal zu erhalten und extensiv durch Wiesenmahd und/oder Beweidung zu bewirtschaften (betrifft vor allem Gemarkungen Leißling, Uichteritz, Markwerben, Burgwerben, Schkortleben, Großkorbetha, Wengelsdorf und Langendorf).

15. Magerrasenstandorte sind bevorzugt durch Mahd oder Schafhutung zu bewirtschaften bzw. zu pflegen; eine Mahd sollte mindestens im Abstand von 3 Jahren (im Oktober) erfolgen (optimal ist eine 2-3 schürige Mahd pro Jahr mit Abräumen des Mähgutes); weiterhin ist eine extensive Beweidung mit Schafen als Durchtriebsweide und ggf. mit einzelnen Ziegen anzustreben (vor allem zur Niederhaltung von unerwünschtem Gebüschaufwuchs); generell ist auf Koppel- schafhaltung und Nachtpferche (nach WOIKE , 1988) auf Magerrasenstandorten (z.B. Weißer Berg, Gemarkung Leißling; Schwarzenborn, Gemarkung Storkau/Markwerben) zu verzichten; naturschutzrechtlich gesicherte Grünlandflächen (FND, §§ 30 und 22 Biotope) sind grundsätz- lich extensiv zu bewirtschaften. Dazu Vorschlag (nach WOIKE , 1988):

− Fettweiden möglichst Umwandlung in Wiesen mit 2-schürige Mahd pro Jahr; 1. Schnitt ab 15.Juni., 2. Schnitt ab 15.September.; nur P+K-Düngung zulässig oder − extensive Weidenutzung mit Beweidungsdichte von max. 2 GVE/ha bis 15. Juni.; danach max. 3 GVE/ha; nur P+K-Düngung zulässig.

16. Einsatz geeigneter Tierarten und –rassen zur Landschaftspflege (u.a. auch zur Erhaltung alter Nutztierrassen).

17. Naturschutzgerechten Bewirtschaftung von Ackerflächen (Förderung einer artenreichen Sege- talflora).

18. Extensiven Bewirtschaftung von Ackerrandstreifen für den Arten- und Biotopschutz; Feldraine sowie ein ca. 3-5 m breiter Streifen an den Schlaggrenzen sollten nicht mit chemischen Mitteln behandelt werden, um zusätzliche Lebensraumfunktionen in der Ackerlandschaft zu fördern. 19. Anlage von Brachflächen; dabei ist eine Dauerbrache der Rotationsbrache vorzuziehen, weil dadurch eine Selbstbegrünung mit einer Abfolge artenreicher Ackerwildkrautfluren möglich wird.

20. zeitweilig oder permanent stillgelegte Flächen sind aus Gründen des Artenschutzes nicht oder möglichst spät (frühestens ab dem 15. Juli) zu mähen, häckseln oder zu mulchen.

21. Herausnahme von Ackerflächen (Splitterflächen, Minderertragsflächen; hier z.B. feuchte Sen- ken zur Förderung der Brutmöglichkeiten für den Kiebitz) aus der Produktion zwecks Förde- rung der floristischen und faunistischen Artenvielfalt und des Biotopverbunds, ggf. auch Anlage von Wildäsungs- oder Sukzessionsflächen.

22. Pflege und Erneuerung vorhandener Streuobstwiesen und Streuobstbestände; neben dem fachgerechten Schnitt zur Revitalisierung der z.T. überalterten Bestände gehört dazu auch der Ersatz abgestorbener Bäume (wobei ein Anteil von ca. 10 % abgestorbener Bäume als Brut- plätze belassen werden soll) durch die Neuanpflanzung regionaltypischer (alter) Hochstamm- sorten; die Grünlandbewirtschaftung der Streuobstwiesen hat gem. den o.g. Hinweisen zur standortgerechten Grünlandbewirtschaftung zu erfolgen.

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23. Der Erhalt und die Pflege vorhandener Streuobstwiesen und -bestände ist einer Neuanlage vorzuziehen. Die Pflege der noch vorhandenen Streuobstwiesen ist zu verbessern. Sie sind schrittweise durch Ersatzpflanzungen zu erneuern (ca. 10 % des Bestandes als Jungbäume im 1.-5. Standjahr empfohlen). Ersatzpflanzungen sollten mit alten Hochstammsorten erfolgen, da diese robust, resistent und wenig pflegebedürftig sind. Schwerpunkte sind hier die stark ab- gängigen Streuobstwiesen/Streuobstbestände auf dem Weißer Berg und der übrigen Saale- Aue der Gemarkung Leißling sowie in der Gemarkung Langendorf zwischen Gutspark Untergreißlau und Kößlitz-Wiedebach, westlich Ortslage Lobitzsch, im Bereich Schwarzenborn und Lanzengrund der Gemarkungen Storkau und Markwerben, in der Saale-Aue der Gemar- kungen Schkortleben, und Großkorbetha sowie punktuell in der Gemarkung Storkau und in der Gemarkung Weißenfels (Leipziger Straße sowie auf der Saale-Insel Beuditz).

24. Der Grünlandbestand der Streuobstwiesen ist ebenfalls extensiv (Mahd, extensive Beweidung) entsprechend dem Vegetationstyp (z.B. Frischwiese, Magerrasen) zu bewirtschaften; ggf. sind angepasste Bewirtschaftungskonzepte zu erstellen.

25. Grundsätzlich ist der Grünlandumbruch abzulehnen (bzw. nur in Ausnahmefällen durchzufüh- ren).

26. Trittempfindliche Bereiche wie Gewässerufer und Nasswiesen sowie Gehölze sind vor Viehtritt und -fraß zu schützen und prinzipiell auszukoppeln; Weidezäune sind so zu stellen, dass keine Beschädigungen von Ufergehölzen und Böschungen sowie keine Verunreinigung der Gewäs- ser durch Weidevieh eintreten können; der Abstand Weidezaun zu Gewässerufern (obere Uferlinie) sollte unter Berücksichtigung der gesetzlich geforderten Gewässerschutzstreifen von 5 m bei allen Gewässern II. Ordnung erfolgen.

27. Einzelbäume und Baumgruppen, die innerhalb von Weidegebieten stehen, müssen durch ge- eignete Maßnahmen vor Beschädigungen durch das Weidevieh geschützt werden; zur Verhin- derung von Schälschäden ist die Beweidung von Gehölzen und Forstflächen nicht gestattet. Die Beweidung von NSG, FND und anderen naturschutzrechtlich gesicherten Flächen ist nur in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde zulässig.

28. Auf landwirtschaftlichen Problemflächen (z.B. mit starker Neigung zur Wassererosion oder schwer bearbeitbare Rest- und Splitterflächen) sind bevorzugt Gehölz- und andere Strukturen mit Dauervegetation wie Grünland, Dauerbrache/Sukzessionsflächen anzulegen (siehe auch Nr. 4); zur Anlage von Heckenstrukturen können auch überackerte (ehemalige) Feldwege oder die Randbereiche der o.g. Problemflächen genutzt werden.

29. Die eventuelle Aufforstung bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen sollte die Feld-Wald- Verteilung im Territorium nicht wesentlich verschieben; der Ersatz von Ackerwildkrautfluren auf artenarmen Böden oder sonstiger, ökologisch wertvoller Offenlandbiotope wie Böschungen, trockene Grasfluren, Ödland u.a. durch Gehölzanpflanzungen ist in jedem Fall als negativ zu bewerten und daher zu vermeiden; nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Rest- und Splitter- flächen sind aus Gründen des Artenschutzes nur dann einer Aufforstung zuzuführen, wenn diese Flächen keine Lebensräume bestandsgefährdeter Tier- oder Pflanzenarten darstellen (entsprechende Untersuchungen sind vorab durchzuführen).

30. Der Erhalt und Sicherung vorhandener Pflanzenbestände (ggf. deren Lebendversetzung, wo wirtschaftlich sinnvoll) haben aus biologischen und landschaftsgestalterischen Gründen grund- sätzlich Vorrang vor Neupflanzungen; umgesetzte Pflanzungen erreichen innerhalb kurzer Zeit wieder den biologischen Wert der alten Bestände, da wesentliche Teile der die betreffenden Gehölze begleitenden Pflanzenwelt (und vor allem der Tierwelt des Bodens) mit verlagert wer- den und die Schutzpflanzungen sofort wieder besiedelbar sind.

31. Insbesondere durch integrierten Pflanzenbau sind die ökonomischen Belange der Landwirt- schaft mit den ökologischen Anforderungen besser in Einklang zu bringen, das betrifft insbe- sondere eine optimale Abstimmung von Standort (Boden, Klima, Markt), Fruchtfolge (Fruchtar- ten, Saat-Termin, Zwischenfruchtanbau), Sortenwahl (standortgerecht, resistent, leistungsfä- hig), Anbautechnik (Bodenbearbeitung, Saattechnik, Erntetechnik), Pflanzenernährung (orga-

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nische Düngung, Mineraldüngung) und Pflanzenschutz (physikalisch, biologisch, biotechnisch, chemisch) des Weiteren eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung von ausgewählten Grün- land- und Ackerflächen zur Sicherung und Verbesserung der Lebensbedingungen geschützter wildlebender Tier- und Pflanzenarten.

32. Kontrolle der Ausbringungspraktiken von Gülle bei der Massentierhaltung, d.h. keine Ausbrin- gung in den Wintermonaten bzw. außerhalb der Wachstumsperioden (ggf. Erhöhung der Güllestapelkapazität); keine Ausbringung von Gülle auf wassergesättigten Flächen bzw. auf Flächen mit niedrigem Grundwasserflurabstand.

33. Realisierung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im ländlichen Raum durch die Grün- und Freiraumgestaltung im Siedlungsbereich, z.B.: − Erhaltung und Wiederherstellung der Verbindung des Dorfes bzw. der Ortslagen mit der Land- schaft, Sichern oder Anlegen von Grüngürteln, vor allem zur harmonischen Einbindung des Ortsrandes in die freie Landschaft unter Belassen ausreichender Frischluftschneisen

− Erhaltung, Pflege und Sanierung dorftypischer Strukturen wie Dorfanger, Einzelbäume, Baum- gruppen, Dorfteiche, Grün- und Brachflächen, Obst- und Bauerngärten, Hofkoppeln, Wegesei- tenstreifen, damit sich wildlebende dorftypische Tiere und Pflanzen im besiedelten Bereich be- haupten können und der Mensch in seiner unmittelbaren Umgebung im Kontakt mit der Natur leben kann

− Förderung und Unterhaltung von kulturhistorischen Elementen des Dorfes, z.B. durch den Er- halt alter Wirtschafsweisen, alter Landsorten sowie alter Nutztierrassen

− Gestalten von Straßen und Wegen, Rad- und Wanderwegen, Plätzen und Fußgängerberei- chen, Ortseingängen in dorfgerechter Weise; Belebung des Ortsbildes durch Pflanzungen und Anlage

− von Grünflächen auch unter naturschutzfachlichen Aspekten

− Anlegen und Verbinden von Grünzügen zur Klimaverbesserung (Frischluftschneisen, Wind- schutz) und zur Abschirmung gegen Lärm, Staub sowie als Sichtschutz

− Ausweisen von Grünflächen für Freizeit und Erholung; Erhalt einer dörflichen Ruderalflora durch Vermeiden von Flächenversiegelungen.

34. Erhalt und Förderung der Lebensstätten geschützter Arten, insbesondere der so genannten „Kulturfolger“, z.B. Rauch- und Mehlschwalbe, Mauersegler, Schleiereule, Haussperling, Igel u.a. durch Maßnahmen wie

− Erhalt bzw. Schaffung von Einflugöffnungen mit Nistmöglichkeiten an Scheunen und anderen Gebäuden

− Belassen von Pfützen und anderen Feuchtflächen (u.a. Nistmaterial für Rauch- und Mehl- schwalbe)

− Duldung dörflicher Ruderalfluren und Hochstauden an Wegen und Plätzen und ggf. deren Ein- beziehung als gestalterisches Element (u.a. Artenschutzmaßnahme für Schmetterlinge)

− Belassen von Kompost- und Reisighaufen (u.a. Artenschutzmaßnahme für Ringelnatter, Igel)

− Erhalt dörflicher Kleinstrukturen, wie Trockenmauern, unbehandelte Holzzäune (u.a. Arten- schutzmaßnahme für Zauneidechse)

− Erhalt und Sanierung vorhandener Lehmbauten (u.a. Artenschutzmaßnahme für Solitärbienen)

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− Renaturierung vorhandener Dorfteiche vor allem durch Beseitigung von Betonverbau (u.a. Ar- tenschutzmaßnahme für Amphibien).

35. Verstärkte Ausrichtung der Landwirtschaftsbetriebe im Territorium auf Pflegemaßnahmen in der Landschaft und im Naturschutz, vor allem die Pflege von Wiesen und Streuobstbeständen auf der Grundlage bestehender Förderprogramme.

6.2.2. Anforderungen und Maßnahmen für Wald- und Gehölzflächen sowie für die Forstwirtschaft

Da Wälder und Gehölze im Planungsgebiet flächenmäßig lediglich unterrepräsentiert sind (siehe Pkt. 2.1.), ist beim Umgang mit diesen Flächen eine besondere Sorgfaltspflicht geboten.

Das Waldgesetz Sachsen-Anhalt (WaldG LSA) gibt in § 1 Nr. 1 hinsichtlich der besonderen Bedeutung des Waldes für die Allgemeinheit als Ziele vor:

„den Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens (Nutzfunktion) und wegen seiner Bedeutung für die Umwelt, insbesondere für die dauernde Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, das Klima. Den Was- serhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Bodenfruchtbarkeit, das Landschaftsbild, die Agrar- und Infrastruktur und die Erholung der Bevölkerung (Schutz- und Erholungsfunktion) zu erhalten, erforder- lichenfalls zu mehren und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern“. Obwohl in den relativ kleinflächigen Wald- und Gehölzparzellen des Planungsgebietes die einseitige, auf reine Nutzung geprägte Bewirtschaftung kaum eine Rolle spielt, ist grundsätzlich eine naturnahe, den vielfältigen Aufgaben des Waldes für die dauernde Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, des Klimas, des Wasserhaushaltes, der Reinhaltung der Luft, der Bodenfruchtbarkeit, des Landschaftsbil- des, der Agrar- und Infrastruktur sowie der Erholungsfunktion zu fördern. Ausgehend von dem weit unter dem Landesdurchschnitt liegenden Wald- und Gehölzanteil im Planungsgebiet (siehe Pkt. 2.1.) sollte die Nutzung dieser Flächen unter Schonung der vorhandenen Bestände erfolgen. Dazu ist erfor- derlich:

1. Wald und Gehölze sind in ihrer gesamten Fläche zu erhalten und nach Möglichkeit zu erweitern, jedoch ohne die Wald-Feld-Verteilung im Territorium grundsätzlich zu ändern. Die Vermehrung der Waldfläche und sonstiger Gehölze soll vor allem erfolgen:

− in der Nähe der Siedlungen zur Erweiterung und Schaffung der Erholungswald- und Schutzwald- funktion

− in der ausgeräumten Agrarlandschaft, z.B. durch Neuanlage von Feldgehölzinseln als Elemente des Biotopverbunds

− auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Grenzertragsböden, soweit nicht aus ökologischen Gründen wertvolle Offenlandstandorte erhalten bzw. zu entwickeln sind

− zur Verminderung des Transports von Schadstoffen aus kontaminierten Böden in das Grund- wasser

− zur Verbesserung des Kleinklimas, zur Minderung von Wind- und Wassererosion

− an den Rändern der Fließgewässer als uferbegleitende Gehölze sowie zur Schaffung naturna- her Gewässerschonstreifen

− auf Problemflächen der Landwirtschaft (z.B. Flächen mit Gefahr der Wassererosion).

2. Bei der forstlichen Nutzung der waldbestockten Teile von NSG, FND oder § 30 Biotopen sind die Anforderungen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vorrangig einzuordnen; dazu sind spezifische Pflege- und Entwicklungspläne (in Anlehnung an bereits bestehende Behandlungsricht- linien für FND) zu erstellen..

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3. Die Aufforstung mehrerer kleiner Flächen ist der Aufforstung einer großen Fläche vorzuziehen. Ökologisch wertvolle Brach-, Rand- oder Restflächen sind nicht aufzuforsten. Bei der Aufforstung ist auch gleichzeitig die Gestaltung abwechslungsreicher Waldränder mit zu berücksichtigen (s.u.).

4. Aufforstungsmaßnahmen sind generell nur mit standortgemäßen, einheimischen Baumarten zum Erhalt der natürlichen Waldgesellschaften bzw. zur Förderung standorttypischer Gehölzarten durchzuführen (keine Koniferen). Um eine natürliche Sukzession von Pioniergehölzen zu fördern, sind weitständige Pflanzverbände anzuwenden. . 5. Schrittweise sind vorhandene Fehlbestockungen (z.B. mit Fichten) in naturnahe, den o.g. Standort- ansprüchen genügende Bestände aus einheimischen Gehölzarten umzuwandeln (betrifft u.a. "Gro- ße Trift" und "Blümer", Gemarkung Weißenfels; Nadelhölzer am Schortelbach, Gemarkung Schkortleben, Gehölz ehemalige Versickerungsfläche, Gemarkung Tagewerben, des Weiteren punktuell Vierberge, Gemarkung Leißling).

6. Eine Verlängerung der Umtriebszeiten gewährleistet einen ökologisch ausreichenden Totholzanteil in den Beständen. Lange Nutzungs- und Naturverjüngungszeiträume und verbessern nicht nur in der Regel den Wertzuwachs an den verbliebenen alten Bäumen, sondern gleichzeitig auch die Strukturvielfalt des Lebensraumes.

7. Abgestorbene Bäume sind (im Gegensatz zu absterbenden) in der Regel keine Brutstätten mehr für bestandsgefährdende Sekundär- und Primärschädlinge. Stehen Sicherungsgründe nicht entgegen, sollten sie als wichtige Lebensräume für spezialisierte Totholzbewohner stehen bleiben. Alte und zerfallende Bäume beherbergen vielfältige, mit fortschreitendem Zerfall wechselnde, arteigene Le- bensgemeinschaften. Die abgestorbenen Teile werden z.T. nur von spezialisierten Rinde, Holz oder Moder fressenden Wirbellosen sowie von Pilzen und Flechten genutzt. Die durch Blitzschlag, Fäule oder Spechthiebe entstandenen Spalten und Höhlen bewohnen Vögel, Fledermäuse, Marder, Hor- nissen und andere Tierarten.

8. Für die naturnahe Waldwirtschaft haben Naturverjüngung und Sukzession Vorrang vor künstlicher Bestandsgründung, da diese in der Regel weniger scharf in die Lebensgemeinschaften eingreifen. Die natürliche Verjüngung muss effizient durch geeignete Maßnahmen (auch Bejagung von Scha- lenwild), Verbesserung der Wildtierlebensräume, Zaun oder Einzelschutz (in dieser Reihenfolge) gesichert werden.

9. Ein naturnaher Waldbau fördert gemischte, stufige, ungleichaltrige und strukturenreiche Dauer- bestockungen, d.h. die Verjüngungen der Waldbestände sollte vorwiegend durch Voranbau unter dem Schirm des Altbestandes bzw. durch plenterartige Bewirtschaftungsformen (Einzelaushieb) zur Erzielung unterschiedlicher Altersklassen erfolgen. Künstliche Verjüngung ist lediglich zur kahlschlagfreien Überführung nichtstandorttypischer Wald- flächen in naturnahe Bestände anzuwenden.

10. Flächenhafte Gehölzentnahmen sind im wald- und gehölzarmen Planungsgebiet grundsätzlich nicht durchzuführen. Auch bedeutet die Vollbaumernte mit Herausnahme der gesamten oberirdischen Masse aus Derbholz, Rinde, Ästen und Nadeln einen empfindlichen Nährstoff- und Humusverlust. und ist daher abzulehnen.

11. Durch die gezielte Förderung einheimischer Baumarten ist die Stabilität der Waldgesellschaften zu verbessern. Dabei sind für die jeweiligen Waldgesellschaften typische Baumarten zu fördern, die unterrepräsentiert sind. Das betrifft u.a. Feldulme (Ulmus minor), Flatter-Ulme (Ulmus laevi) , Som- merlinde (Tilia platyphyllos) , Winterlinde ( Tilia cordata ), Bergahorn ( Acer pseudoplatanus ), Vogel- kirsche ( Prunus avium ) sowie Wildobstarten wie Wildapfel ( Malus spec. ) und Wildbirne ( Pyrus spec. ) u.a. Künstliche Bestandsstützungen oder Wiederansiedlungen haben nur mit Saat- oder Pflanzgut lokaler bzw. geeigneter Herkunft erfolgen.

12. Die Holznutzung darf nach den Grundsätzen der Forstwirtschaft im mehrjährigen Mittel insgesamt nicht über den Zuwachs erfolgen. Zur Erhaltung des im Gebiet nur in geringem Maße vorhandenen Waldbestandes sind auch Sortimentshiebe weitestgehend zu unterlassen. Eine Einzelstamm- bis

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gruppenweise Nutzung reifer und alter Bäume ist eine Voraussetzung für den Aufbau günstiger Waldstrukturen und die Ausnutzung von Naturverjüngungsmöglichkeiten.

13. Sonderbiotope in Waldbeständen, wie Kahlflächen, Lichtungen, Waldinnen- und -außenränder, Sümpfe und Quellfluren, Trockenrasen und Waldwiesen sind zu belassen und zu fördern. Ein viel- fältiges Mosaik besonderer Habitate und Sonderstandorte wie Stubben, offene Bodenflächen, Fels- spalten, tote oder absterbende Äste und feuchte Stellen ist zu erhalten und zu entwickeln.

14. Bei der Kultur- und Jungwuchspflege sind Weichhölzer, insbesondere an Bestandsrändern, Gliede- rungslinien, Wegen und Schneisen zu erhalten. Die Jungbestandspflege in Laubholzbeständen soll- te möglichst im Herbst und Winter durchgeführt werden, um zusätzliches Verbissholz bereitzustel- len. Frucht- und masttragende Bäume sollten verstärkt angebaut werden. In bevorzugten Wildein- ständen empfiehlt es sich, zur Förderung der Kraut- und Strauchflora nicht alle kleinen Freiflächen aufzuforsten..

15. In die Bestandspflege sollen Gesichtspunkte der Biotoppflege mit einfließen. Pflanzen und Tiere der Boden-, Streu-, Moos-, Kraut- und Strauchschicht tragen wesentlich zur Stabilität und Leistungsfä- higkeit der Waldökosysteme bei. Sie müssen deshalb auch bei der Bestandspflege gefördert wer- den. Geringwertige Weichhölzer sollen nur soweit zurückgedrängt werden, wie sie Wirtschaftsbau- marten in ihrer Existenz oder Qualitätsentwicklung unmittelbar gefährden.

16. Habitatstrukturen und Brutvorkommen seltener Tierarten sind zu erhalten, vor allem Horst- und Höhlenbäume. Höhlenbäume des Schwarzspechtes (vor allem in Rotbuchen) sind wegen seiner gefährdeten Folgebrüter (z.B. Hohltaube, Fledermäuse) forstwirtschaftlich nicht zu nutzen.

17. In der Brutzeit der Vögel (vom 1. März bis 30. September) ist auf das Fällen von Bäumen zu ver- zichten.

18. Wildhege und Jagd sollen gemäß Jagdgesetz einen artenreichen und dem Wald und Gehölzen angemessenen Wildbestand gewährleisten, da bekanntlich zu hohe Wildbestände den Aufbau standortgemäßer, biologisch vielfältiger Wälder- und Gehölze verhindern und durch Wildschäden die Land- und Forstwirtschaft beeinträchtigen. Die dem Wild als Äsung dienende artenreiche Bo- den- und Strauchflora ist daher zu fördern.

19. Die Ränder von Wäldern und Gehölzen (einschließlich Waldinnenränder)sind als Nahtstellen zwi- schen Wald und offener Landschaft wegen ihrer erhöhten Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren be- sonders schützen. Waldaußenränder sollten im Prinzip aus drei unregelmäßig ineinander überge- henden Zonen mit Kräutern und Sträuchern, Bäumen I. und II. Ordnung locker und stufig aufgebaut sein.

20. Auch innerhalb von Wäldern und Gehölzen sollte regelmäßig ein etwa 5 m breiter Streifen beider- seits der Wege nicht bepflanzt werden. An Gewässern und in feuchten Senken sollte ein mindes- tens 10 m breiter Saum der natürlichen Entwicklung überlassen oder nur weitständig mit standort- gemäßen Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden. (Förderung von Lurchpopulationen, z.B. Mehl- teiche, Gemarkung Leißling).

21. Die Bekämpfung von Waldschädlingen sollte vor allem durch integrierten Pflanzenschutz betrieben werden (z.B. auch Förderung von Waldameisen/ Ameisenhege durch Sicherung der vorhandener Nester; Vogelschutz durch Aufhängen von Nistkästen). Den Bekämpfungsmaßnahmen müssen in- dividuelle Diagnosen und Prognosen über den Schadensverlauf vorausgehen. Mechanische Mittel, wie Entrinden oder rechtzeitige Abfuhr des Holzes und biologische Mittel, wie Einsatz von Bakterien und Viren, sollten chemischen Mitteln vorgezogen werden. Chemische Mittel sind nur einzusetzen, wenn eine andere Bekämpfungsart nicht möglich ist.

22. Das Waldwegenetz ist auf ein Minimum zu begrenzen. Waldwege mit Schwarz- oder Betondecken stellen fast unüberbrückbare Barrieren für viele am Boden lebende Kleinlebewesen dar. Sie sind deshalb abzulehnen.

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23. Zur Schaffung von Ruhezonen für die Erholung sowie für die Tierwelt sind die vorhandenen Wald- wege auf der Grundlage des Feld- und Forstordnungsgesetzes (FFoG) für die Benutzung mit Kraft- fahrzeugen zu sperren (mit Erlaubnisvorbehalt).

6.2.3. Anforderungen an landwirtschaftliche Planungen

Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftsentwicklung wirken vor allem außerhalb der Orts- fluren, d.h. in Gebieten mit vorrangig land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. Ohne die aktive Mitwir- kung der Land- und Forstwirte ist daher praktischer Naturschutz kaum durchführbar. Gemäß § 20 Abs. 1 BNatSchG soll der Biotopverbund, d.h. die Summe naturnaher Flächen, mindestens 10 % der Lan- desfläche betragen. In diesem Zusammenhang ist an dieser Stelle explizit darauf hinzuweisen,, dass vor allem landwirt- schaftliche Planungsverfahren, wie Agrarstrukturelle Vorplanung und Agrarstrukturelle Entwicklungs- planung, Flurneuordnungs- und Bodenordnungsverfahren gute Chancen bieten, sowohl Landschafts- schäden zu beseitigen als auch Flächen für Naturschutzaufgaben und zur Verbesserung des Land- schaftsbildes zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren schaffen sie auch Möglichkeiten, Kultur- und Erholungslandschaften in engem Zusammenhang mit Maßnahmen der Dorfentwicklung und Dorföko- logie zu gestalten. Landwirtschaftliche Planungen sollten darüber hinaus auch dem Boden- und Ge- wässerschutz dienen.

Aus diesem Grunde wird vorgeschlagen, dass die Stadt Weißenfels beim Planungsträger Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF Süd) darauf Einfluss nimmt, dass Einzelmaßnah- men des vorliegenden Landschaftsplanes im Rahmen derartiger landwirtschaftlichen Planungen mit realisiert werden, zumal dann dafür auch entsprechende finanzielle Mittel bereitgestellt werden.

Aus der Sicht des Landschaftsplanes sind folgende Vorgaben zum Schutz und der Entwicklung von Natur und Landschaft im ländlichen Raum schwerpunktmäßig in die agrarstrukturellen Planungen mit einzubeziehen. Das betrifft:

1. Naturschutzgebiete, Naturdenkmale, Geschützte Landschaftsbestandteile und gesetzlich geschütz- te Biotope sowie weitere ökologisch wertvolle Flächen sowie landschaftsgliedernde und prägende Kleinstrukturen sind zu erhalten bzw. zu gestalten.

2. Durch Bodenordnungs- und agrarstrukturelle Planungen sind auch Möglichkeiten zu schaffen, be- schränkt nutzbare, naturnahe Flächen mit bereits vorhandenen Nutzungseinschränkungen aus Gründen des Naturschutzes gegen landwirtschaftlich voll nutzbare Flächen wertgleich auszutau- schen.

3. Nachweisliche wirtschaftliche Nachteile, die den Grundeigentümern durch landschaftspflegerische Maßnahmen oder Nutzungseinschränkungen entstehen, sollten in Land oder in anderer Form aus- geglichen werden.

4. Empfänger der Landabfindungen müssen Sträucher, Bäume, Feldgehölze, Hecken, Bodenaltertü- mer, Kulturdenkmale etc., deren Erhaltung aus Gründen des Naturschutzes und der Landschafts- pflege geboten ist, übernehmen.

5. Die Neuordnung der Grundstücke muss neben den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen der Land- und Forstwirte auch die Einbeziehung und den notwendigen Verbund schutzwürdiger Flä- chen naturbetonter Biotope und Landschaftsstrukturen berücksichtigen. Durch die Bodenordnung sind daher neben dem Flächenaustausch auch die für Zwecke des Naturschutzes und der Land- schaftspflege (z.B. Biotopverbund) bereitzustellenden Flächen in der zweckmäßigsten Form und Größe sowie an den am besten geeigneten Stellen auszuwählen. Damit lassen sich Kompromisse zwischen den ökonomischen und ökologischen Interessen finden.

6. Die Landschaftsplanung ist als wesentlicher Bestandteil in das flächendeckende Konzept einer agrarstrukturellen Entwicklungsplanung einzubinden. Sie muss sicherstellen, dass die agrarstruktu- rellen Verhältnisse auch unter Beachtung ökologischer und landschaftsbezogener Maßstäbe um- fassend verbessert werden.

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Eine Abstimmung zwischen Landschaftsplanung und agrarstruktureller Vorplanung ist grundsätzlich erforderlich.

7. Die agrarstrukturelle Planung muss im Rahmen einer Landschaftsdiagnose auch den ökonomi- schen Wert der vorhandenen naturnahen Elemente für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und für die Freizeit- und Erholungseignung des Gebietes speziell für die Landwirte aufzeigen. Das betrifft u.a. auch Feststellungen über die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit von Landschaftsteilen im Hinblick auf die angestrebte Vernetzung zu einem Biotopverbundsystem. Die landschaftsplanerischen Vorarbeiten liefern dabei notwendige Aus- gangsdaten für die Planungen der Flurbereinigung. Sie sind eine wichtige Grundlage für Entschei- dungen über Erhalten, Verbessern, Umsetzen oder Neuanlegen von ökologisch wirksamen, land- schaftsbestimmenden Elementen.

8. Wesentliches Gestaltungsziel muss neben der Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Wäldern und Gehölzen, Äckern, Wiesen und zahlreichen naturnahen Kleinstrukturen auf Restflächen sein. Die Kulturlandschaft gehört zu den erhaltenswer- ten Kulturgütern und stärkt auch das Heimatgefühl sowie den Erholungswert.

9. Einbeziehung von ökologischen Förderprogrammen und von Konzeptionen zur Aufforstung land- wirtschaftlich genutzter Flächen (u.a. REP, 2010), zur ökologisch sinnvollen Nutzung artenreicher Grenzertragsflächen. Das betrifft beispielsweise auch den Schutz von Feuchtwiesen, Trockenrasen und Ackerrandstreifen und eine Extensivierung der Landbewirtschaftung sowie eine gezielte Nut- zung und Erhaltung bestimmter Tier- und Pflanzengemeinschaften einschließlich der Produktions- stilllegung landwirtschaftlicher Flächen im Zuge des Greenings.

10. Umweltgerechte Gestaltung von landwirtschaftlich genutzten Grundstücken nach Form und Größe, die sowohl betriebswirtschaftliche Anforderungen entsprechen als auch zur Gliederung und Anrei- cherung der Landschaft beitragen.

11. Zur Unterstützung wichtiger Vorhaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege sollten auch die Möglichkeiten vereinfachter Bodenordnungsverfahren, beschleunigter Zusammenlegungsver- fahren bzw. des freiwilligen Landtausches genutzt werden. Darin eingeschlossen ist auch das Zu- sammenlegen von kleineren Flächen im Eigentum der Gemeinde (im Flächentausch) zwecks Schaffung größerer, für den Biotopverbund bzw. für Biotopgestaltungsmaßnahmen geeigneter Flä- chen.

12. Förderung und Unterhaltung von Dorfmuseen zur Demonstration kulturhistorischer Elemente des Dorfes, z.B. durch Demonstration alter Wirtschaftsweisen, Erhaltung alter Pflanzensorten und Nutz- tierrassen, Einrichtung oder Erhalt von Bauerngärten etc.

Im Rahmen durchzuführender Verfahren der Bodenordnung bzw. agrarstruktureller Planungen sind ökologische Maßnahmekomplexe gleichrangig zu den agrarstrukturellen Maßnahmen einzuordnen. Das betrifft insbesondere

• Vernetzung von im ländlichen Raum verstreut liegenden ökologischen Vorbehaltsgebieten zu einem (örtlichen) Biotopverbundsystem durch ökologisch wirksame flächenhafte und punkt- sowie linien- förmige Verknüpfung naturnaher vorhandener oder neu zu schaffender Landschaftsstrukturen. Die Vernetzung soll vorrangig Tierpopulationen zugutekommen, die sonst auf den „Inseln“ in der Agrar- landschaft zu stark isoliert wären.

• Landschaftsverbundene und naturnahe Gestaltung und Wiederherstellung des Wege- und Gewäs- sernetzes. Umweltfreundlicher Ausbau von Wegen mit breiten, artenreichen Seitenstreifen und Be- gleitgrün als „ökologische Nischen“, etwa Spurbahnen-, Kies-, Schotter- und Grünwege; das We- genetz und die neue Feldeinteilung sollten - vor allem an Hängen - unter dem Gesichtspunkt der Erosionsminderung gestaltet werden; die Wege sind so zu führen, dass sie weder eine Zerschnei- dung noch eine Verinselung von Lebensräumen bewirken.

• Neuanlage und Ergänzen von Grünbeständen mit standortgerechten Pflanzmaterial, um diese mit den erhaltenswerten Bestände in den Ortslagen, Einzelgehöften, Bauerngärten, Wäldern bzw. Ge- ______184 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

hölzen zu verbinden und damit die Landschaft unter Wahrung ihrer Eigenart nachhaltig zu entwi- ckeln.

• Insgesamt ist anzustreben, das Dorf als Wohn- und Arbeitsort als Sozialverband sowie als wichti- ges kulturhistorisches Element der Agrarlandschaft zu erhalten bzw. zu erneuern.

6.2.4. Anforderungen und Maßnahmen für Gewässer

Gewässer (sowohl die oberirdischen Gewässer als auch das Grundwasser) einschließlich ihrer Dyna- mik sind unverzichtbare Bestandteile des Naturhaushaltes. Die Fließgewässer dürfen deshalb nicht losgelöst von ihren Einzugsgebieten, den dazugehörigen Uferbereichen, den episodisch überfluteten Auen, den vorhandenen Flutrinnen und Altwässern betrachtet werden. Als komplexe Lebensräume sind Gewässer sehr artenreich.

In der Vergangenheit war die Zweckbestimmung der Gewässer oft einseitig auf bestimmte wasserwirt- schaftliche Nutzungsarten ausgerichtet, insbesondere der Vorflut sowie der Verdünnung von Abwas- serfrachten. Neben der Funktion der Stabilisierung des Wasserhaushaltes sowie dem Wasserabfluss sind die Belange des Naturschutzes und der Erholungsvorsorge verstärkt in die Zielstellungen der Wasserwirtschaft mit einzustellen. Grundlage der Verbesserung der ökologischen Funktion der Fließgewässer ist die weitere Verbesse- rung der Wasserqualität. Gerade in den letzten 20 Jahren wurde hier im Planungsgebiet sehr viel ge- tan, indem die Ortschaften an zentrale Abwasserbehandlungsanlagen angeschlossen wurden (siehe auch Pkt. 3.2.).

In Verbindung mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU ist bis zum Jahre 2015 der „gute ökologische und chemische Zustand“ der Oberflachwässer- und der Grundwasserkörper zu erreichen (siehe auch Pkt. 3.2.1). Zur Zielbestimmung dieses guten ökologischen Zustandes werden z.Z. die erforderlichen Kriterien erarbeitet. Des Weiteren wurde für die Flussgebietseinheit Elbe (einschließlich Saale) ein Bewirtschaf- tungsplan nach Art. 13 der EG-WRRL mit folgenden Grundaussagen erstellt:

• Bestandsaufnahme zu Gewässerzustand (Beschreibung, Belastungen, Auswirkungen) • Schutzgebietskataster

• Aussagen zur Überwachung

• Wirtschaftliche Analyse der Wassernutzung

• Benennung der Bewirtschaftungsziele

• Übersicht zu Maßnahmen zum Erreichen der Ziele

• Zuständige Behörden und Maßnahmen zur Öffentlichkeitsbeteiligung.

Speziell bei der Einstufung der Oberflächengewässer ist sowohl ein guter ökologischer Zustand als auch ein guter chemischer Zustand anzustreben (siehe auch Pkt. 3.7.).

Zur Erhaltung aller noch vorhandenen natürlich ausgeprägten bzw. weitgehend naturnah erhaltenen Fließgewässer und ihrer Auen sowie der Standgewässer sind insbesondere folgende Maßnahmekomplexe umzusetzen:

1. Grundlage der Verbesserung der ökologischen Funktion der Fließgewässer ist die Reduzierung der Abwasserlast der Fließgewässer durch den schnellstmöglichen Anschluss aller noch verbliebenen Einleiter an 3-stufige Kläranlagen, um das biotische Potenzial weiter zu erhöhen. Zielstellung sollte es sein, die Fließgewässer des Planungsgebietes in die Güteklasse II - mäßig belastet - zu überfüh- ren (und zu erhalten). Dazu sind die für die einzelnen Einzugsbereiche/Abwasserzweckverbände erstellten Abwasserbeseitigungskonzepte und deren zeitliche Vorgaben zur abwassertechnischen Erschließung der Ortslagen fristgemäß abzusichern. In Verbindung mit der Kläranlage Weißenfels gibt es dazu eine 3-stufiige Ausbauplanung. Gegenwärtig erfolgt die Realisierung der 1. Ausbaustu- ______185 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

fe. Dadurch werden noch bestehende Defizite beseitigt und eine Entsorgungssicherheit im Entsor- gungsgebiet gewährleistet. Über die den beiden anderen Ausbaustufen kann bei Bedarf einer per- spektivischen Entwicklung Rechnung getragen werden.

2. Für von der abwassertechnischen Erschließung freigestellte Ortslagen, Hofstellen oder sonstige Einleiter sind entsprechende Punktlösungen umzusetzen.

3. Diffuse Stoffeinträge in die Gewässer infolge landwirtschaftlicher oder sonstiger Flächennutzungen (z.B. von Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Einschwemmen von Boden infolge Wassererosion u.a.) sind sowohl für oberirdische Gewässer als auch für das Grundwasser zu minimieren, z. B. auch durch die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen (unbehandelten) beiderseitigen Gewäs- serrandstreifen an der Saale als Gewässer 1. Ordnung von je 10 m sowie von je 5 m an den Ge- wässern 2. Ordnung gemäß § 50 WG LSA (s.o.). Das betrifft im Planungsgebiet vor allem Kolder- graben, Schkortelbach, Borauer Graben, Oeglitzscher Graben und Röhlitzbach (hier vor allem Vermeidung von Viehtritt in den Uferzonen). Einstellung der Ackernutzung (bzw. kein Grünlandum- bruch) in den genannten Gewässerrandstreifen (Belassen von Grünland bzw. naturgemäßer Ufer- vegetation).

4. Die Gewässerrandstreifen und Uferzonen als Elemente natürlicher Fließgewässer sind einer eigen- ständigen Entwicklung zu überlassen bzw. im Abstand von 3 bis 5 Jahren zu mähen. Örtlich ist eine schonende Beweidung unter Auskopplung von Ufergehölzen sowie der unmittelbaren Uferzonen zu prüfen (dabei ist eine Zerstörung der Ufervegetation durch Viehtritt unbedingt zu verhindern).

5. Die vorhandenen Fließgewässer sind (nach Reduzierung der Abwasserbelastung infolge Anschluss der Einleiter an eine zentrale Abwasserbehandlungsanlage) schrittweise zu renaturieren. Die Arten- vielfalt und Besiedlungsdichte naturnaher Fließgewässer ist um ein Vielfaches höher als die ausge- bauter Gewässer. Die Renaturierung betrifft neben der Saale insbesondere die Gewässer 2. Ord- nung mit Greißlaubach, Koldergraben, Borauer Graben, Oeglitzscher Graben, Röhlitzbach und Schkortelbach.

6. Zur Renaturierung der Fließgewässer gehört insbesondere der Rückbau wasserbaulicher Maß- nahmen mit

− Wiederherstellung und Duldung von Elementen der Fließgewässerdynamik, z.B. einer natürli- chen Geschiebeführung durch Erosion (Prallufer) und Sedimentation (Gleitufer) mit den damit verbundenen Uferabbrüchen und Anlandungen

− Schaffung zusätzlicher Fließgewässerstrukturen durch Anlage (bzw. Duldung) von Bachmäan- dern (ggf. mit Anbindung an vorhandene Röhrichte und Hochstaudenbestände) sowie Einbringen bzw. Belassen von sonstigen Störstellen/Strömungshindernissen (z.B. Sperrsteine, Strömungs- lenker, Stubben) zur Aufrechterhaltung unterschiedlicher Strömungsverhältnisse auf engstem Raum sowie zur Förderung des Sauerstoffeintrages (zusätzliche Wasserverwirbelung, Rück- strömungen)

− Beseitigung biologischer Sperren für wandernde Tierarten an den Staustufen der Saale, weiter- hin Ersatz zu enger und zu langer Bachverrohrungen durch offene Bauwerke bzw. Verbreiterung von Durchlässen (u.a. zur Aufrechterhaltung der bachaufwärts gerichteten Schwarmflüge von Wasserinsekten). Durchlässe sollen dazu eine Mindesthöhe von 60-80 cm besitzen.

− In Bereichen langsamer Strömungsverhältnisse sollten durch Bachbett-Aufweitungen (seitliche Bermen) zusätzliche Stillwasserbereiche mit Tief- und Flachwasserzone geschaffen werden; dort auch Einbringung von standorttypischen Initialpflanzen wie Rohrkolben ( Typha spec .), Sumpf- schwertlilie (Iris pseudacorus) , Schwanenblume ( Botumus umbellatus ) u.a. in strömungsberuhig- te Teile der Fließgewässer zur Verbesserung der Attraktivität sowie der Akzeptanz unverbauter Gewässerabschnitte

− Hebung der Grundwasserstände an stark eingetieften Bachläufen und Minderung eines schnel- len Wasserabflusses wo keine unmittelbare Gefahr für Personen, Sachwerte oder Naturgüter besteht (hier auch in Verbindung mit den Forderungen der WRRL sowie § 6 Abs. 1 Nr. 6 und ______186 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Abs. 3 WHG); Vernetzung feuchter Wiesen mit den Gesellschaften der Gräben und Fließgewäs- ser, z.B. durch Wiedervernässung/Verschluss von Drainagen (z.B. Ried Schkortleben/Alter Schkortelbach, Oeglitzscher Graben östlich K2182).

7. Keine Verrohrung oder Betonierung von Bächen und Gräben, stattdessen Renaturierung kanalisier- ter Bäche durch Lebendbau (z.B. Steckhölzer, Setzstangen, Busch- o. Heckenlagen) bzw. kombi- nierte Bauweisen (z.B. Spreitlagen, Flechtwerke, Faschinen).

8. Teilbeschattung der Gewässerufer durch Teilbepflanzung mittels standortgerechter Gehölze (da- durch geringere Erwärmung des Wassers im Sommer verbunden mit geringerer Biomasseproduk- tion infolge mangelndem Lichteinfall) sowie Sicherung der Uferbereiche (vorrangig Prallufer) gegen Bodenabtrag nur mit standortgerechten Erlen und Weiden, die (im Gegensatz zu anderen Baumar- ten) im Bereich der Mittelwasserlinie durch palisadenartigen Ausbau der Wurzeln eine optimale Ufersicherung gewährleisten.

9. Schrittweise sind andere (ökologisch ungeeignete bzw. nicht standortgerechte) Baumarten zu er- setzen.

10. Ufergehölze im Bereich des hydraulischen Schutzgürtels sollten abschnittsweise „auf den Stock gesetzt“ werden; das betrifft auch (und vor allem) ufersichernde Gehölze mit teilweise unterspülten Wurzeltellern.

11. Technisch verbaute oder anderweitig beeinträchtigte Quellfluren sind zur Revitalisierung spezifi- scher Lebensräume naturnah rückzubauen. Wo möglich, sind zusätzliche kleine, offene Wasserflä- chen zur Verbesserung der Biotopqualität, speziell für Amphibien zu schaffen. Das betrifft

− Quellflur Leißling Vierberge (Gemarkung Leißling) − Quellflur Alter Schkortelbach (Gemarkung Schkortleben) − Quellflur Tschirnhügel (Gemarkung Weißenfels). − Quellflur Oeglitzscher Ried (Gemarkung Großkorbetha).

12. Unterhaltung der zunehmend durch Verlandungsprozesse beeinträchtigten Saale-Altwässer als prägende und wesentliche Gewässerstrukturen/Biotopkomplexe und Naturschutzflächen in der Saale-Aue. Vor allem sind das

− "Alte Saale Hufeisen" (Gemarkung Leißling/Weißenfels/Uichteritz) − "Alte Saale Hufeisen" (Gemarkung Leißling/Weißenfels/Uichteritz) − "Alte Saale Fähre Leißling" (Gemarkung Leißling) − "Alte Saale Späters Insel" (Gemarkung Leißling) − "Alte Saale Beyers Loch" (Gemarkung Leißling) − "Alte Saale Tepnitz" (Gemarkung Wengelsdorf),

die durch Baggerungsarbeiten zu entlanden sind, um das Habitatangebot brütender und rastender Wassevogelarten sowie von Lurchen und anderen aquatischen bzw. amphibischen Artengruppen zu erhalten bzw. zu verbessern.

13. Die Möglichkeiten einer Wiederanbindung von Saale-Altwässern an die Stromsaale (hier vor allem "Alte Saale Fähre Leißling", "Alte Saale Späters Insel", "Alte Saale Hufeisen" , "Alte Saale Tepnitz") sind zu überprüfen.

14. Renaturierung von Kleingewässern durch Entlandungsmaßnahmen, insbesondere zur Stabilisie- rung (z.T. streng geschützter) Lurchpopulationen. Das betrifft insbesondere

− Mehlteiche (Gemarkung Leißling) − Weiher Eichberg (Gemarkung Weißenfels) − Dorfteich Kriechau (Gemarkung Schkortleben) − Dorfteich Anger Storkau (Gemarkung Storkau) − Dorfteich Lobitzsch (Gemarkung Uichteritz)

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− Kleingewässer Kindergarten Lobitzsch (Gemarkung Uichteritz) − Erdenlöcher Wengelsdorf (Gemarkung Wengelsdorf) − Tümpel (Kleinkorbetha Gemarkung Großkorbetha).

15. Erhalt der Funktionsfähigkeit grundwasserabhängiger Landschaftsteile, z.B. Sümpfe, Riede, Quell- bereiche als Brut-, Rast- und Nahrungsreviere für zahlreiche Tierarten. Für kleinflächige Bereiche ist eine Wiedervernässung vorzusehen. Erweiterung von Kleingewässern und Sumpfflächen an geeigneten grundwassernahen Standorten bzw. im Anschluss an Quellfluren, vor allem zur Verbesserung der Habitatstrukturen für Wasser- pflanzen, Wasserinsekten, Lurche und Kriechtiere (Tümpel Kleinkorbetha, Saale-Aue Leißling, Ochsenborn Lobitzsch, Gemarkung Uichteritz, Greißlaubach/Weidenbach Kößlitz-Wiedebach, Ge- markung Langendorf).

16. Kein Anlegen von Wanderwegen auf längeren Strecken unmittelbar am Ufer von Gewässern. Des Weiteren sind Uferzonen von Bebauungen freizuhalten. Freizeitorientierte Nutzungen von Gewäs- sern (z.B. Bootfahren, Schwimmen, Angeln) sind auf solche Gewässerabschnitte zu konzentrieren, die naturschutzfachlich geringere Bedeutung besitzen, d.h. aus Naturschutzgründen sensible Be- reiche sind auszugrenzen. Die Betretungsverbote für Naturschutzflächen (insbesondere Bereiche FND "Alte Saale Hufeisen", FND "Alte Saale Beyers Loch", FND "Alte Saale Fähre Leißling", FND "Alte Saale Sportplatz" ("Späters Insel") und FND "Tepnitz-Westteil" sowie NSG "Bergbaufolge- landschaft Kayna Süd" sind einzuhalten

17. Periodische Instandhaltungsmaßnahmen (z.B. Krautungen, Sohlräumungen, Gehölzentfernungen im Abflussprofil) sind nur an solchen Fließgewässer- bzw. Grabenabschnitten durchzuführen, wo nachweislich Gefahren für Personen bzw. Sachschäden durch Hochwasser bzw. Staunässe zu er- warten sind. Die Forderungen gem. WRRL sowie § 6 Abs. 1 Nr. 6 und Abs. 3 WHG zur Wasser- rückhaltung (siehe oben Nr. 6.) sind dabei stärker zu berücksichtigen.

18. Aus Artenschutzgründen sind bei notwendigen Krautungen und/oder Entschlammungen Teilberei- che der Gewässer auszugrenzen. Der Aushub bzw. das geräumte Kraut soll wenigstens 1-2 Tage am Gewässerufer verbleiben, um aquatisch lebenden Tierarten eine Rückkehr in das Gewässer zu ermöglichen. Auf den Einsatz von Grabenfräsen, Schlegelhäckslern und anderen die Tierwelt ver- nichtenden Geräten ist grundsätzlich zu verzichten (Schonung der im Schlamm überwinternden In- sekten und Amphibien; keine Ufersaumbeeinträchtigung auf langen Strecken).

19. Vorhandene Röhrichte (auch Kleinröhrichte), Seggen, Binsen und Hochstaudenfluren sind als ge- setzlich geschützte Biotoptypen bei Gewässerunterhaltungsmaßnahmen grundsätzlich zu erhalten. Eine eventuell erforderliche Schilfmahd ist aus Artenschutzgründen nicht im Zeitraum 1. März bis 30. September durchzuführen.

20. Böschungsrasen an Gräben und Fließgewässern sind wie extensiv genutzte Mähwiesen entspre- chend der Wüchsigkeit des Grünlandes zu mähen. Dazu sind in Abstimmung mit dem zuständigen Unterhaltungsverband Pflegepläne zu erarbeiten.

21. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in oder unmittelbar an Gewässern hat unter Beachtung der gewässerschonstreifen (siehe oben Nr.3.) zu unterbleiben.

22. Zur Verminderung des Nährstoffeintrages sowie zum Erhalt naturnaher Uferstrukturen sind offene Tierhaltungen (z.B. Beweidung) an Stand- und Fließgewässern sowie auf grundwassernahen Stan- dorten einzustellen bzw. auszukoppeln (siehe auch Pkt. 6.2.1.).

23. Die natürlichen bzw. ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete an Fließgewässern sind von Be- bauungen und abflusshemmenden Nutzungen freizuhalten.

24. Grundsätzlich sind in Trinkwasserschutzzonen (siehe Zeichnungs-Nr. 4) vorgeschriebenen Nut- zungseinschränkungen einzuhalten (siehe auch Pkt. 6.2.4.).

25. In den Einzugsgebieten der Fließgewässer, insbesondere in Verbindung mit erosionsgefährdeten Hanglagen sind schnellstmöglich Maßnahmen einzuleiten, um im Starkregenfall (bzw. bei plötzlich ______188 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

einsetzendem Tauwetter) durch Rückhaltung Oberflächenwassers in der Fläche sowie durch des- sen verzögerten Abfluss Hochwasserspitzen durch geeignete strukturelle Maßnahmen in der Land- schaft (z.B. Neuanlage von abflusshemmenden Gehölz- und Grünlandstrukturen, keine Versiege- lung von Wegen) zu mindern. Überall dort, wo durch anfallendes Oberflächen Wasser keine unmit- telbare Gefahr für Personen und Sachgüter besteht, sind bei der Unterhaltung der Vorfluter keine den Abfluss beschleunigende Maßnahmen (z.B. Querschnittsvergrößerungen, Beseitigung von Ge- hölzen im Abflussprofil) durchzuführen.

26. Für besonders gefährdete Bereiche sind Hochwasserschutzkonzeptionen mit wirksamen Einzel- maßnahmen zu erarbeiten und unter Einbeziehung naturschutzfachlicher Aspekte umzusetzen. Un- ter anderem wird vorgeschlagen, zusätzlich einfache Erdbecken (kein technischer Ausbau) an ent- sprechenden Stellen als Rückhaltebecken/Versickerungsmulden anzulegen, die zusätzlich eine Bio- topfunktion übernehmen können (z.B. Bereich Schwarzenborn/Lanzengrund, Gemarkung Storkau/Markwerben). Die Maßnahmen dienen u.a. auch der Verhinderung von Bodeneintrag in Gräben infolge Wassererosion.

27. Für das Planungsgebiet ist der Hochwasserschutz weiter zu verbessern. Insbesondere betrifft das sowohl den Rückbau bzw. die Umverlagerung vorhandener Einrichtungen im ausgewiesenen Über- schwemmungsgebiet der Saale (z.B. Betriebsgelände Göpfert, Bauhof, jeweils Gemarkung Uichteritz) als auch die Ertüchtigung sowie. die Neuanlage bzw. Ertüchtigung bestehender Hoch- wasserschutzanlagen im Bereich Uichteritz-Markwerben sowie zum Schutz der Ortslagen Kraßlau und Leina (Gemarkung Wengelsdorf).

28. Bei einer möglichen Neuerrichtung eines Hochwasserschutzdeiches in den Gemarkungen Mark- werben und Uichteritz (Voruntersuchungen laufen hierzu sind beim LHW abgeschlossen) sollte der z.Z. dort vorhandenen Sommerdeich erhalten bleiben, um bei Hochwassereignissen (ca. bis HQ 5 eine Überflutung der Saaleaue zu vermeiden.

29. Im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz in den Gemarkungen Markwerben und Uichteritz sind auch Maßnahmen mit zu integrieren, welche die Vernässungserscheinungen der verhindern bzw. minimieren und Hochwässser schnell abführen (z.B. Wiederherstellung bzw. Ertüchtigung der ehemals vorhandenen Grabensysteme). Des Weiteren sind Vorkehrungen zur Minimierung von Ab- flussspitzen bei Starkniederschlägen zu treffen (technische und vegetative Maßnahmen in den Be- reichen Röhlitzbach und Koldergraben; hierzu liegt ein entsprechender Planungsstand bereits vor) .

30. Für den im Überlutungsbereich der Saale liegenden Sportplatz Uichteritz ist in den Jahren 2015/16 im Rahmen der Beseitigung von Hochwasserschäden eine Verbesserung des Hochwasserschutzes vorgesehen (u.a. Drainage des Spielfeldes, Höherlegen des Vereinshauses), so dass auf eine Ver- legung der Sportanlage verzichtet werden kann.

31. Für die Ortslagen Kraßlau und Leina (Gemarkung Wengelsdorf) ist der Hochwasserschutz zu ver- bessern.

6.2.5. Anforderungen und Maßnahmen für Siedlungswesen, Industrie und Gewerbe

Siedlungen, Industrie, Gewerbe und der Ausbau der Infrastruktur beanspruchen zunehmend Freiräu- me in der Landschaft. Dies ist gegenwärtig einer der wesentlichen Faktoren der Beeinträchtigung der Landschaft und führt u.a. zu Lebensraumverlusten zahlreicher Arten (siehe auch Pkt. 4.2.).

Darüber hinaus stellen aber auch Siedlungsflächen spezifische Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar, insbesondere im ländlichen Raum. Durch die rasante Veränderung der Siedlungs- flächen in den letzten Jahrzehnten sind vor allem ehemals typische Tier- und Pflanzenarten der Dörfer im Bestand rückläufig und z.T. bestandsbedroht (siehe auch Pkt. 4.2.).

Die bauliche Entwicklung von Siedlungen, Industrie und Gewerbe ist nach den voraussehbaren Be- dürfnissen so zu planen, dass die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes sowie auch der Erholungswert der Landschaft nachhaltig gesi- chert und möglichst noch verbessert werden.

______189 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Der Flächenverbrauch durch Überbauung für Siedlungen, Industrie, Gewerbe und Infrastruktur ist drastisch einzuschränken. In den Kommunen sind Wohn- oder sonstige Bauflächen vor allem in den Ortskernen, als sonstige Lückenbebauung oder als Abrundung der Ortslagen auszuweisen. In expo- nierten Lagen (z.B. Hanglagen, Standorten mit weiten Sichtbeziehungen) sowie im bzw. mittelbar an- grenzend an LSG sollten grundsätzlich keine Ausweisungen für Wohnungsbau- und Gewerbestandorte mehr erfolgen, auch nicht unter eventueller Herauslösung derartiger Flächen aus dem Landschaft- sschutzgebiet.

Zur Minimierung des vorhandenen Konfliktpotentials zu Natur und Landschaft werden folgende Maß- nahmen vorgeschlagen, wobei die Kommunehier mit einber entsprechenden Vorbildwirkung vorange- hen sollte:

1. Entwicklung der Siedlungsstruktur und bauflächen entsprechend den voraussehbaren Bedürfnissen im Planungsgebiet. Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes (W ENZEL & DREHMANN , 2012) wurden hier entsprechende Bedarfskorrekturen und Aufhebungsverfahren für be- reits über Bebauungspläne ausgewiesene Flächen vorgenommen, für die perspektivisch kein Be- darf zu erkennen ist.

2. Für Industrie, Gewerbe und Sondervorhaben sollten vorrangig Alt-Standorte erschlossen werden (Flächenrecycling, s.o.). Dazu stehen im Planungsgebiet eine Reihe von Standorten zur Verfügung. Neue Gewerbestandorte „auf der grünen Wiese“ sind nicht mehr bzw. nur noch in Ausnahmefällen zu realisieren bzw. zu erweitern. Die weitere Zersiedelung der Landschaft und ein bandförmiges Zusammenwachsen von Siedlungen sind zu vermeiden. Auch hierzu wurden im Rahmen der o.g. Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes (W ENZEL & DREHMANN , 2012) entsprechende Bedarfs- korrekturen und Aufhebungsverfahren für bereits über Bebauungspläne ausgewiesenen Gewerbe- flächen vorgenommen, für die perspektivisch kein Bedarf zu erkennen ist.

3. Industrie-, Gewerbe- und Wohnungsbaustandorte sind optimal in die Landschaft einzupassen. Da- zu sollte insbesondere eine landschaftsgemäße Begrünung der Gewerbeflächen von Landwirt- schaftsbauten erfolgen. Durch Kombination von standortgerechten, hochwachsenden Bäumen und Sträuchern sind die genannten Standorte besser in das Landschaftsbild einzubinden.

4. Zur Verschönerung des Ortsbildes ist noch vorhandener Unrat, vor allem im Bereich landwirtschaft- licher Gebäude oder sonstiger Flächen, zu beseitigen.

5. Als Bestandteil der Bauleitplanung bzw. sonstiger Eingriffsplanungen sind Grünordnungspläne bzw. Landschaftspflegerische Begleitpläne auf die Belange von Natur und Landschaft im Territorium, u.a. durch die Auswahl standortgerechter Gehölzarten (z.B. keine Koniferen) sowie sonstigen, der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft im Planungsgebiet dienenden Maßnahmen abzu- stimmen. Im Zusammenhang mit bereits umgesetzten Planungen sind die vorgelegten Kompensa- tionsmaßnahme durch die entsprechenden Genehmigungsbehörden hinsichtlich einer ordnungs- gemäßen und nachhaltigen Umsetzung (Erhalt mindestens für einen Zeitraum von 20 Jahren) zu kontrollieren.

6. Innerhalb der Ortslagen sind die Möglichkeiten der Fassaden- und Dachbegrünung verstärkt zu nutzen, um vor allem in Bereichen mit geschlossener Bebauung zusätzliche Grünstrukturen zu ge- stalten.

7. Ökologisch wertvolle Vegetationsbestände sind auch im besiedelten Bereich zu erhalten. Das be- trifft in besonderem Maße noch vorhandene Streuobstflächen, Grünanlagen sowie Bäume und Sträucher. Standortgerechte, einheimische Gehölzarten sind bei der Neuanpflanzung ausländi- schen oder Zier- und Sonderformen vorzuziehen. Koniferen (insbesondere Thuja, Blaufichten und andere Zierformen) entsprechen im mitteldeutschen Binnenlandklima nicht der potenziellen natürli- chen Vegetation und sind daher für Begrünungsmaßnahmen abzulehnen.

8. Die in der Kernstadt sowie in den Ortslagen vorhandenen Parks, straßenbegleitende Bäume sowie Gehölz- und Grünflächen sind zu pflegen. Abgängige Gehölze sind schnellstmöglich zu ersetzen. 9. Störungsfreie bzw. -arme Industrie- und Gewerbeflächen sind z.T. ebenfalls Lebensraum geschütz- ter Tierarten (z.B. Vogelarten wie Turmfalke, Haubenlerche u.a.). Die Lebensräume dieser Tierar-

______190 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

ten sollten (durch Gespräche mit den Eigentümern/ Nutzern der betreffenden Grundstücke) mög- lichst erhalten bleiben.

10. Nicht mehr genutzte Turmtrafostationen sind nach Möglichkeit zu erhalten und einer Nutzung für den Artenschutz zuzuführen. Bereits für diese Zwecke umgebaute Turmtrafostationen (Kraßlau, Storkau) sind zu erhalten und vor Beschädigungen zu schützen. In Verbindung mit einem geeigne- ten Träger (z.B. NABU) sollten die jährlichen Bruten erfasst und in den betreffenden Ortsteil öffent- lich bekannt gemacht werden.

11. Gewerbe- und Industriebauten sowie Wohnbauten sollten verstärkt ökologisch verträglich realisiert werden, z.B. auch durch Nutzung alternativer Energien, Abwärmenutzung, Regenwasserversicke- rung, Grauwasserkreisläufe u.a.

12. Im kommunalen Bereich sind zur Vorbildwirkung Umweltschutzmaßnahmen vorzunehmen wie:

− Einschränkung des privaten und kommunalen Streusalz-Einsatzes. Damit kann die Schädigung der Vegetation und der Böden verringert und die Chloridbelastung des Grundwassers gesenkt werden

− Laubentfernung in Parkanlagen und sonstigen Grünflächen nur auf Wegen und Randstreifen zur Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht; speziell durch den Einsatz von Motorgeräten zur Laubentsorgung werden (abgesehen von Lärmemissionen) die Kreisläufe zur natürlichen Hu- musbildung beeinträchtigt); vor allem unter Bäumen und Sträuchern sollte Laub belassen wer- den; Tiere wie beispielsweise Igel nutzen das Laub in der kälteren Jahreszeit und mit der Zeit wird das Laub in einem natürlichen Prozess zu Humus von Klein- und Kleinstlebewesen zerlegt, wie wiederum ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Nahrungskette im Naturkreislauf sind − Anwendung biologischer Abwasserreinigungsverfahren (z.B. Wurzelraumverfahren, Klärteiche, Pflanzenkläranlagen), wo dies sinnvoll ist (z.B. für Erholungsbauten, Hofstellen etc.); diese Verfahren sind weniger aufwändig, zusätzlich als Feuchtgebiete wertvoll und bereichern die Landschaft mit Biotopstrukturen

− Überwachung der örtlichen Abwassereinleitung in Flüsse und Bäche; Erfassung und Beseitigung noch vorhandener (illegaler) Einleiter gemäß Forderung der WRRL − Förderung der Regenwasserversickerung vor Ort

− Versorgung der öffentlichen Gebäude mit Solarenergie sowie Förderung entsprechender privater Initiativen; (öffentliche Energiesparmaßnahmen wirken als Anreiz und Vorbild für Privatpersonen)

− Durchsetzung von Auflagen des Immissionsschutzes für bestehende Gewerbe sowie Kontrolle der Einhaltung der geltenden rechtlichen Vorschriften und Standards. Zur Minderung der Immis- sionsbelastung im Bereich Burgwerben-Zeiselberg sollten im Bereich zwischen der Ortslage Weißenfels und der Ortslage Burgwerben weitere Begrünungen (auch mit hoch wachsenden Bäumen) erfolgen.

13. Naturnahe Pflege öffentlicher Grünflächen, d.h. ein- bis dreimalige Mahd statt kurzgeschorener Rasen, u.a. zur Förderung blumenreiche Wiesen (auch als Vorbildwirkung durch die Kommune). Kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder Kunstdünger auf öffentlichen Grünflächen.

14. Reduzierung der Pflegemaßnahmen an Verkehrswegen auf ein Mindestmaß, d.h. schonende Pfle- ge von Gehölzen, insbesondere des örtlichen Straßenbegleitgrüns. Durchführung des Rückschnitts von Straßenbäumen auf das erforderliche Mindestmaß zur Verkehrssicherungspflicht unter Beibe- haltung der für die jeweilige Baumart typischen Wuchsform. Gehölzrückschnitte sind gemäß § 39 Abs. 5 Nr. 20 BNatSchG nicht im Zeitraum 01.03. bis 30.09. durchzuführen.

15. Keine Behandlung von Straßenrändern mit Herbiziden. Belassen von Hochstauden über den Winter (Nahrungsgrundlage für Kleinvögel und Überwinterungsplätze für Insekten). 16. Verzicht auf die Verwendung von Torf auf öffentlichen Flächen (durch Torfgewinnung werden an- dernorts wertvolle Moor-Biotope zerstört), stattdessen Nutzung von Kompost, Rinde, Stroh u.ä..

______191 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

17. Das im Rahmen von Gehölzpflegemaßnahmen anfallende Schnittgut sollte nicht gehäckselt wer- den. Stattdessen sind an geeigneten Orten Schnittholzhecken (sog. „Benjes-Hecken" als breit aus- gelegtes Schnittgut mit Lichtdurchlässigkeit zum Boden) in der freien Landschaft anzulegen (d.h. nicht in bzw. an Gehölzen !).

18. Verbesserung der örtlichen Möglichkeiten zur Kompostierung von Gartenabfällen. Beseitigung von (illegalen) Gartenabfalldeponien, speziell im Bereich von Kleingärten, Erholungsbauten und Sied- lungen.

19. Einen Schwerpunkt bei der Realisierung des Naturschutzes und der Landschaftspflege bildet die Grün- und Freiraumgestaltung im unmittelbaren Siedlungsbereich. Das betrifft vorrangig:

− Umwandlung der Abstandsflächen zwischen Wohnbauten oder Gewerbeflächen in naturnahe Bereiche, vor allem durch Anpflanzung einheimischer, standortgerechter Gehölze (z.B. keine Koniferen, s.o.)

− Erhalt oder Neuanlage von Grünzonen zur harmonischen Einbindung der Ortsränder und sons- tiger baulicher Anlagen in die freie Landschaft sowie zum Sichtschutz und vegetativem Lärm- schutz

− Anlage von Gehölzen zur Verbesserung des Kleinklimas an Straßen und sonstigen Freiflächen im innerörtlichen Bereich, z.B. auch nach Abriss von Gebäuden (dadurch Schattenwurf, Erhö- hung Luftfeuchtigkeit, Windschutz, Staubbindung)

− Sicherung vorhandener Bäume bei Baumaßnahmen (insbesondere im Wurzelbereich); keine Überbauung (Versiegelung) von Wurzelbereichen; wo erforderlich, Beseitigung versiegelter Baumscheiben (die erforderliche Größe der Baumscheibe entspricht etwa dem Traufdurchmes- ser des betreffenden Baumes); Verhinderung von Oberflächenversiegelungen, Bodenverdich- tungen, Bodenaufträgen bzw. Ablagerungen in unmittelbarer Nähe von Bäumen

− Naturnahe Gestaltung von Straßen und Wegen, Park- und Stellplätzen, Rad- und Wanderwe- gen; dabei sind wassergebundene Beläge (humus- und rasenverfugtes Pflaster, Rasengitter- steine, Schotterrasen oder auch sandgeschlämmte Kies- und Schotterdecken) mit einem hohen Abflussbeiwert zur Versickerung der Oberflächenwasser bevorzugt einzusetzen

− Entfernung von entbehrlich gewordenen Versiegelungen zur Verbesserung der Regenwasser- versickerung sowie des Kleinklimas im innerörtlichen Bereich

− Ausweisung, Gestaltung und Unterhaltung spezieller Grünflächen für Freizeitnutzung und Erho- lung (einschließlich Kinderspielplätze)

− Belebung des Ortsbildes durch eine naturnahe Anlage von Grünflächen (keine durchgängige Gestaltung nach gärtnerischen Gesichtspunkten)

− Entwicklung naturnaher Lebensräume (auch als Naturerlebnisräume) durch eine naturnahe Ge- staltung von Parkanlagen, Plätzen, Teichen, Gräben usw.

20. Förderung von Kleingärten in der Nähe der Wohnbereiche (möglichst Bewirtschaftung ohne Pflan- zenschutzmittel sowie Belassen naturnaher Teilbereiche). Dadurch auch Entlastung naturnaher Flächen im Außenbereich vom Erholungsdruck.

21. Unterstützung des Arten- und Biotopschutzes im Siedlungs- und Außenbereich, insbesondere durch:

− Belassen bzw. Wiederherstellen von Einschlupflöchern für Mauersegler, Schleiereule, Dohlen, Turmfalken und Fledermäuse an höheren Gebäuden, Kirchen, Scheunen (durch den Einsatz spezieller Bruthilfen kann abgesichert werden, dass verwilderte Haustauben nicht in die betref- fenden Gebäude eindringen können)

______192 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

− Schwalbenschutz durch Aufklärung und ggf. Anbringung künstlicher Nester (einschließlich Auf- fangbrettchen für Kot) sowie durch Belassen von Lehmpfützen (Material für Nestbau), vor allem am Ortsrand

− Pflege und Erhalt der vorhandenen Streuobstwiesen bzw. Neupflanzung von Hochstamm- Obstbaumbeständen im Randbereich Ortsflur zur Feldflur

− Neuanlage, Erhalt und Pflege landschaftstypischer Kopfweiden an den Bachläufen bzw. im Saa- letal

− Heckenpflanzaktionen auf Gemeindegrund zur Erhöhung der Struktur- und Artenvielfalt (z.B. an bzw. auf ehemaligen Feldwegen oder am Ortsrand sowie zur Einfriedung von Grundstücken (statt Zäune und Mauern)

− Keine Aufforstung von ökologisch wertvollen Feuchtwiesen, Brach- und Ruderalflächen; bei der Sanierung ehemaliger Abbauflächen (einschließlich ehemalige Deponien) sind ausreichend be- sonnte Freiflächen für eine natürliche Sukzession zu belassen (Artenschutz für Insekten und andere Wärme liebende Tierarten)

− Ausbringung von Laub aus Alleen und Anlagen (soweit es überhaupt entfernt werden muss) als natürliche Streu in den ortsnahen Gehölzen. Die Samen tragen z.B. zur natürlicher Verjüngung der Gehölzbestände und zur Artenvielfalt bei (u.a. auch natürliche Düngung, Entlastung der De- ponien)

− Pflege von (kommunalen) schutzwürdigen Flächen nach einem Pflegeplan; bei Bedarf auch Be- reitstellen der Gerätschaften für freiwillige Pflegetrupps (Naturschutzverbände, Schulklassen)

− Aktiver Fledermausschutz durch natürlichen Holzschutz und Holzverschalungen; Dachstühle für Fledermäuse zugänglich machen bzw. halten (diese bedrohte Säugetiergruppe ist in den Ortsla- gen zum Teil ausschließlich auf Dachstühle angewiesen und reagiert äußerst empfindlich ge- genüber Holzschutzmitteln)

− Duldung dörflicher Ruderalfluren und Hochstauden (auch Brennnesseln ! – u.a. Artenschutz für Schmetterlinge) an geeigneten Wegen und Plätzen und ggf. deren Einbeziehung als gestalteri- sches Element; Mahd von Staudenfluren nur abschnittsweise (dadurch erhöhte Strukturvielfalt durch Grenzlinien zwischen den unterschiedlich hohen Krautschichten)

− Förderung und Erhalt alter Hofkoppeln, Bauerngärten und Streuobstbestände (als Artenschutz für Kleinvögel und Kleinsäuger)

− Belassen von Kompost- sowie Laub- und Reisighaufen (u.a. Artenschutz für Ringelnatter, Spitzmäuse und Igel)

− Erhalt und Sanierung vorhandener Lehmbauten (Artenschutz für Solitärbienen und andere Haut- flügler) sowie Anbringung künstlicher Nisthilfen (Artenschutz für Kleinvögel und Insekten).

− Erhalt dörflicher Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Steinhaufen, unbehandelter Holzzäune, Komposthaufen etc. (u.a. Artenschutz für Zauneidechse)

(siehe dazu auch Pkt. 6.1.3.2.).

22. Schonen, Erhalten, Pflege und Entwicklung naturnaher Bereiche, die zugleich das Erscheinungsbild vor allem der einzelnen Dörfer prägen, durch die betreffenden Grundstückseigentümer oder Nutzer (u.a. Appelle an die Landwirte und Grundbesitzer). Das betrifft vor allem Einzelbäume, Baumgrup- pen, Hecken, Ruderal- und Brachflächen, Obstgärten und Streuobstwiesen, Wegeseitenstreifen und anderer Kleinstrukturen und fördert insgesamt den Erhalt dorftypischer Pflanzen und Tiere im besiedelten Bereich. Das ermöglicht auch den Bürgern (vor allem den Kindern) einen unmittelbaren Kontakt zur Natur.

______193 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

23. Rückbau und Entsiegelung nicht mehr genutzter Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsflächen in Randlagen zu den bebauten Bereichen. Dazu ist ein entsprechendes Kataster rückzubauender Gebäude zu erstellen. Unter der Maßgabe einer Einigung mit den betreffenden Eigentümern sind hier beispielhaft zu nennen: u.a. ehem. Getreidewirtschaft, ehem. Mifeu, ehem. Trowa (Gemar- kung Weißenfels), ehem. Freizeitanlage Burgwerben, ehem. Stall- und sonstiger landwirtschaftli- cher Anlagen (z.B. Gemarkungen Borau/Kleben, Langendorf, Großkorbetha/Kleinkorbetha). Die entsprechenden Flächen sind nach Renaturierung in Ökokonten einzustellen.

24. Insgesamt sind auch Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, insbesondere in den Gemarkungen Uichteritz, Markwerben und Wengelsdorf weiterzuführen (siehe auch Pkt. 6.2.4.).

6.2.6. Anforderungen und Maßnahmen für Erholung, Fremdenverkehr und Sport

Die Stadt Weißenfels besitzt in ihrem Gesamt-Territorium ein gutes Potenzial für eine naturnahe Frei- zeitgestaltung. Das betrifft sowohl eine abwechslungsreiche Landschaft als auch interessante Se- henswürdigkeiten. Eine separate Betrachtung der Problematik allein auf der Ebene des Planungsge- bietes ist jedoch nicht sinnvoll, da hinsichtlich Tourismus und Erholung die politischen Grenzen wei- testgehend unberücksichtigt bleiben (siehe auch Zeichnungs-Nr. 5). Der Flächennutzungsplan (W ENZEL & DREHMANN , 2012) sieht für die Gemarkungen Leißling, Markwer- ben, Schkortleben und Wengelsdorf eine naturraumorientierte Erholung vor. Ergänzend dazu sind auch Flächen in den Gemarkungen Uichteritz, Reichardtswerben und Weißenfels für naturraumorien- tierte Erholung geeignet. Darüber hinaus existieren auch punktuell in den Gemarkungen der nicht ge- nannten Ortsteile Flächen mit Erholungspotenzial. Das betrifft insbesondere die vorhandenen Park- und Sportanlagen sowie Kleingärten. Die Thematik Freizeit und Erholung im Planungsgebiet wurde bereits unter Pkt. 4.13. dargestellt. Neben der gegebenen Attraktivität einer Landschaft hängt die Freizeitnutzung in hohem Maße auch von der Erwartungshaltung der einzelnen Besuchergruppen sowie den aktuell gegebenen Möglichkei- ten ab.

Das Territorium der Stadt Weißenfels gehört nicht zu den „klassischen“ Erholungslandschaften Deutschlands, obwohl zumindest das Saaletal im Raum westlich der Ortslage Weißenfels, Leißling sowie Uichteritz/Storkau (in Verbindung mit der Einbeziehung in den Naturpark "Saale-Unstrut- Triasland") hier tendenziell an Bedeutung gewonnen hat.

Der Langzeiturlaub (Jahresurlaub) wird gegenwärtig vor allem durch die teilweise preisgünstigen An- gebote der Reisebüros bei In- und Auslandsreisen bestimmt, obwohl offensichtlich der Trend zum Inlandurlaub wieder zunimmt. Untersuchungen zum Freizeitverhalten sind jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Landschaftsplanung.

Schwerpunkte der Freizeitnutzung liegen im Planungsgebiet vor allem im Bereich des Kurzurlaubs sowie der Wochenend- und Feierabenderholung.

Wesentliche Zielgruppen der Freizeitaktivitäten im Außenbereich sind vor allem die ansässige Bevöl- kerung sowie vereinzelt Tagesbesucher, die hauptsächlich zum Wandern und Spazierengehen kom- men bzw. Familien mit Kindern und zunehmend ältere Besucher.

Zunehmend ist auch der Zuspruch zum Saale-Radwanderweg, der sowohl durch die Bevölkerung des Territoriums als auch durch sog. "Fernwanderer" genutzt wird. Auch für Wassersportler ist das Gebiet ebenfalls attraktiv (siehe auch Pkt. 4.13.). Des Weiteren sind auch in Verbindung mit dem regionalen Nessa- und Rippach-Radwanderweg, dem Unstrut- bzw. Elster-Radweg (Saale-Unstrut-Elster-Acht) sowie mit den im Planungsgebiet ausgewie- senen regionalen Wanderwegen (siehe auch Zeichnungs-Nr. 5) Möglichkeiten einer naturnahen Erho- lung gegeben. Infolge steigender Freizeit und erhöhter Mobilität kann bei der Betrachtung möglicher Zielgruppen ein erweiterter Einzugsradius von ca. 1 h Fahrzeit (d.h. auch die Städte Halle und Leipzig) in das Potenzial des Planungsgebietes mit einbezogen werden.

______194 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Die Entwicklung einer touristischen Infrastruktur im Planungsgebiet ist jedoch nur unter Einbeziehung der Potenziale benachbarter Gebiete wie der der Saale- und Unstrutregion um die Städte Naumburg bzw. Freyburg, der Stadt Bad Dürrenberg sowie des Geiseltales zu sehen.

In engem Zusammenhang mit der Entwicklung des Tourismus steht vor allem das Angebot an gastro- nomischen Einrichtungen, Übernachtungskapazitäten sowie Angeboten speziell zur aktiven Freizeitge- staltung. Gerade hier ist jedoch die Schere zwischen Anspruch und Realität am größten, da der Be- trieb derartiger Einrichtungen letztendlich nur auf der Grundlage wirtschaftlich tragbarer (privater) Kon- zepte erfolgen kann. Der vorliegende Landschaftsplan verzichtet daher bewusst auf die Vorgabe be- stimmter Entwicklungsprojekte, das hier in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl an Konzepten mit touristischen Zielstellungen für die Region entwickelt wurden, die - wie die Praxis zeigt - allesamt (bis auf wenige Ausnahmen) aus o.g. Gründen geringe Chancen einer zeitnahen Umsetzung hatten und haben. Es werden daher nachstehend vor allem solche Zielvorgaben in den Landschaftsplan aufge- nommen, die Konflikte zwischen Freizeit, Erholung und Naturschutz vermeiden bzw. minimieren sollen und die aus der Sicht der Kommune vorrangig umzusetzen sind, um den Erholungswert der Land- schaft zu erhalten und zu verbessern.

Parallel zur Entwicklung der Freizeitmöglichkeiten und des Tourismus im Außenbereich stehen die gestiegenen Anforderungen im Orts- oder ortsnahen Bereich. Hier ist vor allem ein Mangel an witte- rungsunabhängiger Freizeitgestaltung, z.B. an Sporthallen in den Ortsteilen zu verzeichnen, sowohl für die zahlreichen Sportvereine als auch für Einzelinteressenten (auch hier stehen leider sehr oft An- spruch und wirtschaftliche Möglichkeiten im Widerspruch).

Insgesamt sind die im Planungsgebiet vorhandenen Sport- und Freizeiteinrichtungen zur Konzentration von Freizeitaktivitäten zu pflegen und zu erhalten.

Bei der Förderung von Erholung, Sport und Fremdenverkehr sind auch die Belange von Natur und Landschaft mit einzubeziehen. Dazu ist im Planungsgebiet vor allem anzustreben:

1. Der Erholungswert der Landschaft ist vorrangig durch Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes zu sichern. Dabei müssen Beeinträchtigun- gen der Landschaft durch die Erholungsnutzung so gering wie möglich gehalten werden. Land- schaftsteile, die empfindlich auf intensiven Besucherverkehr reagieren sind der natur- und land- schaftsbezogenen sanften Erholungsnutzung vorbehalten, das betrifft insbesondere

a) das gesamte ausgewiesene Landschaftsschutzgebiet "Saaletal" b) das NSG- bzw. EU-Vogelschutzgebiet "Kayna-Süd" (Betretungsverbot, Nutzung des Rundweges) c) wertvolle öffentliche innerörtliche Grünbereiche wie

− Stadtpark, Sausenhölzchen und Friedhof in Weißenfels − Klemmberg mit Singerholz Weißenfels − Kämmereihölzchen Weißenfels − Badanlagen Weißenfels − Mühlberg Weißenfels − Krug, Weißenfels − Gutspark Storkau − Gutspark Burgwerben − Gutspark Untergreißlau.

2. Die im Planungsgebiet nur relativ kleinflächig vorhandenen, naturschutzrechtlich gesicherten Flä- chen, d.h. FFH-Gebiete, NSG, FND, GLB und § 30-Biotope (siehe auch Pkt. 3.6.1.) sind Vorrang- gebiete für den Natur- und Artenschutz. Unterhaltung und Betrieb von Sport- und Freizeiteinrichtun- gen widersprechen dort diesen Zielen und sind deshalb abzulehnen. In Hinblick auf die von den verschiedenen Freizeitaktivitäten ausgehenden Beeinträchtigungen (siehe auch Pkt. 4.13.) sind auf diesen ausgewiesenen Flächen deshalb grundsätzlich nicht vertretbar

− Massensportveranstaltungen und Camping − alle Aktivitäten abseits der Wege (z.B. Wandern, Joggen, Cross-Läufe) − Motorsport, Motocross, Mountain-Biking ______195 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

− Modell-Flugsport − wassergebundenen Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Bootsfahren, Angeln − Reiten.

Das betrifft auch solche Aktivitäten, die nur in Randlage zu o.g. Schutzgebieten stattfinden, jedoch den spezifischen Schutzzwecken z.B. durch Lärm oder sonstige Störfaktoren entgegenstehen (z.B. im NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd", siehe auch Pkt. 3.6.3.).

3. Grundsätzlich ist eine Entflechtung von Erholungsnutzung und Naturschutz anzustreben, d.h. keine Neuerschließung von Naturschutzflächen wie NSG, FND, GLB und § 30 Biotope, Uferzonen natur- naher Gewässer oder sonstigen Lebensräumen bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten durch Wege, Trampelpfade sowie Sitzgruppen, Boots- und Angelstege etc.; derartige Einrichtungen sind zurückzubauen, falls diese den erklärten Schutzzielen der betreffenden Schutzgebiete entgegen- stehen.

4. Wassersportliche Aktivitäten auf der Saale sollten in den Wintermonaten eingeschränkt werden, um bei den im Gebiet überwinternden Wasservogelarten nicht unnötige Fluchtreaktionen auszulösen (siehe auch Pkt. 4.13.). Der zu meidende sensible Gewässerabschnitt befindet sich westlich der Ortslage Weißenfels zwischen der (ehemaligen) Blockstelle Uichteritz und "Gertrudseck"/ Uichteritz.

5. Rastplätze und Sitzgruppen sind vorrangig außerhalb der o.g. Schutzgebietskategorien zu errichten (ggf. nur in unmittelbarer Randlage). Eine „Möblierung“ der Landschaft durch einen Überbesatz an Rastplätzen und Sitzgruppen entspricht nicht den Zielstellungen der Landschaftspflege und ist zu vermeiden. Sitzgruppen/Rastplätze in schlechtem Erhaltungszustand fördern das Negativ-Image und sind zu ersetzen oder zu entfernen (betrifft vor allem den Bereich Weißer Berg, Gemarkung Weißenfels/Leißling sowie Vierberge, Gemarkung Leißling).

6. Es ist darauf zu achten, dass derartige Rastplätze – sollen sie wirklich genutzt werden – ständig sauber zu halten und zu pflegen sind.

7. Das Wegegebot in ausgewiesenen Naturschutzflächen ist einzuhalten. (grundsätzlich besteht für alle FND des Planungsgebietes gemäß Verordnung 65-10/91 v. 03.06.1991 ein grundsätzliches Be- tretungsverbot außerhalb der Wege).

8. Intensive Freizeitnutzungen sind darüber hinaus auch aus Trinkwasserschutzzonen oder ausgewie- senen Überflutungsgebieten fernzuhalten.

9. Für das Planungsgebiet sind die tolerierbaren Räume und Freizeitaktivitäten im Rahmen der ent- sprechenden Schutzgebietsverordnungen, insbesondere für das Landschaftsschutzgebiet „Saale- tal“ sowie sonstige Schutzgebiete eindeutig abzugrenzen. Ausgangspunkt dafür sollten u.a. die in Zeichnungs- Nr. 5 vorgeschlagenen Wanderwege sein, die eine ausreichende Erschließung der Natur und der übrigen Sehenswürdigkeiten des Gebietes (unter Wahrung bestimmter Ruhezonen) ermöglichen. Dabei sind vorrangig vorhandene Wirtschafts- und Feldwege zu nutzen sowie interes- sante Rundwege (mit unterschiedlichen Anforderungen für die verschiedenen Alters- und Leis- tungsgruppen) anzubieten.

10. Zur Verbesserung der Verbindung zwischen den Ortsteilen der Stadt Weißenfels sowie benachbar- te Kommunen sind einzelne Wege (auch als Radwege) wieder neu anzulegen. Die Wegeverbin- dungen sind dazu, wo noch nicht erfolgt, in Gemeindeeigentum zu überführen (mit den Landwirt- schaftsbetrieben/ Bewirtschaftern sollten zur Verbesserung der Akzeptanz entsprechende Abstim- mungen erfolgen).

11. Wanderwege sind vom Charakter naturnah zu belassen (keine Versiegelung; eine Ausnahme ist hier für den relativ stark frequentierten Saale-Radwanderweg zu vertreten); Erhebungen zum Spa- zierengehen und Wandern haben z.B. ergeben, dass fast 70 % der Befragten Erd- und Graswege sowie schmale Fußpfade bevorzugen; nur ca. 30 % hingegen asphaltierte bzw. gekieste Fußwege (AMMER , PÖBSTL , 1991).

______196 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

12. In der freien Landschaft ist der Kraftfahrzeugverkehr zur Erhöhung des Erholungswertes sowie zur Schaffung von störungsfreien Ruhezonen für wildlebende Tierarten durch entsprechende ord- nungsamtliche Kontrollen einzuschränken (ein Verbot zum Befahren von Feld- und Waldwegen mit- tels Kfz besteht durch das Feld- und Forstordnungsgesetz (FFOG). Am Ausgangspunkt von Wan- derwegen sind, wo noch nicht vorhanden, Parkmöglichkeiten für Kfz zu schaffen.

13. In Gebieten mit hohem Erholungsdruck sind Maßnahmen der Besucherlenkung erforderlich. Das betrifft u.a.

− Konzentration des Besucherverkehrs auf vorhandene Wege (ggf. Beseitigung von „Trampelpfa- den“ oder nicht gewünschten Wegen, s.o.)

− Aufstellung von Informationstafeln mit Wanderroutenvorschlägen und Hinweisen zu naturver- träglichem Verhalten.

14. Sport- und Freizeiteinrichtungen sollten nach Möglichkeit nicht in der freien Landschaft sowie in unmittelbarer Nähe von Naturschutzflächen und/oder Gewässern errichtet werden. Vorhandene Sport- und Freizeiteinrichtungen sind durch naturnahe Gestaltung optimal an die Umgebung anzu- passen.

15. Insgesamt ist das Angebot an Sport- und Freizeiteinrichtungen vor allem in den Ortsteilen zu ver- bessern, u.a. auch für den zunehmenden Bedarf an flächenintensiven Sportarten. Das betrifft so- wohl die Einrichtung von Freiland-Sportanlagen (z.B. Tennis, Bolzplätze) als auch Sporthallen (s.o.).

16. Bei der Neuschaffung von Flächen für Freizeit und Erholung sollte der Flächenverbrauch in der offenen Landschaft minimiert und Störungen ökologisch sensibler Bereiche vermieden werden. Die Renovierung bzw. Neuanlage von Sport- und Freizeiteinrichtungen sollte unter Berücksichtigung des Bedarfs der gesamten Stadt Weißenfels (und ggf. angrenzender Kommunen) erfolgen. Dabei sind auch die Stärken der einzelnen Ortsteile mit zu berücksichtigen.

17. Standorte für Kleingartenanlagen oder andere Erholungsbauten sind auf Grund des bereits vorhan- denen hohen Zersiedelungsgrades der Landschaft nicht mehr zu genehmigen. In den vorhandenen Kleingartenanlagen sollte das Freizeitangebot (z.B. durch Anlage von Kleinsportanlagen, Minigolf, u.ä.) auch zur Nutzung für Nicht-Gartenbesitzer erweitert werden. Dadurch ist insgesamt auch eine Verringerung des Freizeitdrucks auf die freie Landschaft möglich.

18. Die Abwasser- und Abfallentsorgung ist in Verbindung mit vorhandenen Erholungsbauten zu ge- währleisten.

19. Zur Ausübung des Reitsports ist vor allem das unbefestigte ländliche Wegenetz zu nutzen und zu erhalten. Zur Minimierung der Einflüsse des Reitsports auf Natur und Landschaft sind Reitanlagen (einschließlich Reitwege) nicht in ökologisch wertvollen bzw. sensiblen Bereichen anzulegen. Das Reiten auf naturschutzrechtlich gesicherten Flächen wie NSG, FND und gesetzlich geschützten Biotopen ist grundsätzlich zu untersagen (Reiten im NSG betrifft u.a. das NSG "Bergbaufolgeland- schaft Kayna Süd").

20. Bei der Trassierung von Reitwegen sind geschützte und trittempfindliche Flächen (z.B. Magerrasen, Feuchtwiesen sowie Waldgebiete) grundsätzlich auszugrenzen.

21. Zur Erhöhung der Attraktivität reitsportlicher Aktivitäten wird vorgeschlagen, bei Bedarf den Reit- sport vorrangig unter Nutzung vorhandener Feldwege durchzuführen.

22. Zur Förderung der ökologischen Bildungsarbeit und Information wird vorgeschlagen, gebietsbezo- gene Naturlehrpfade/Naturerlebnispfade anzulegen. Der vorhandene Naturlehrpfad in der Gemar- kung Leißling sollte erneuert werden (Aktualisierung sowie Ersatz von Informationstafeln).#

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6.2.7. Anforderungen und Maßnahmen für den Verkehr

Aktuell sind keine Erweiterungs- oder Ausbauarbeiten an Bundes, Landes- oder Kreisstraßen im Au- ßenbereich des Planungsgebietes vorgesehen. Das betrifft auch die in der langfristigen Bedarfspla- nung immer noch vorhandene westliche Ortsumgehung von Weißenfels zwischen der B 87 und der B 91, welche die Gemarkungen Weißenfels und Langendorf tangiert.

Der Ausbau und oder die Erneuerung von Verkehrswegen muss so erfolgen, dass die Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/Luft, Tiere und Pflanzen sowie das Landschaftsbild nicht mehr als unbedingt erforderlich beeinträchtigt werden und der Flächenverbrauch minimiert wird.

Bei der Gestaltung des Radwegenetzes sind die Schnittpunkte mit stark frequentierten Straßen ent- sprechend zu sichern (Markierung und Beschilderung, optische Trennung). Im Regelfall sind gut erhaltene, befestigte Feldwege als Radwege zu nutzen. Auf viel befahrenen Feld- und Wirtschaftswegen ist die Einrichtung spezieller Radwege zu empfehlen. Für die Gestaltung von Radwegen sind Richtbreiten zwischen 1,60 - 2,60 m vorzusehen. Die Radwege sollten parallel oder mittig zum Weg verlaufen, um ein Zerfahren der Radwege durch landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeuge zu verhindern. Radwege sind möglichst in wassergebundener Decke auszuführen, d.h. keine Versiegelung.

Insgesamt sind die vorhandenen Verkehrswege entsprechend den Möglichkeiten naturbezogener zu gestalten und zu pflegen. Das betrifft insbesondere:

1. Verbesserung des Landschaftsbildes durch Nachpflanzung bzw. Neupflanzung von Alleebäumen an geeigneten Straßen, vor allem auch eine Ergänzung der vorhandenen Obstbaumbestände. Die vorhandenen Alleen sind zu schützen. Zur Gewährleistung der notwendigen Lichtraumprofile sollten Neupflanzungen nur außerhalb des Straßenraumes, d.h. hinter den Straßengräben an der Feld- grenze erfolgen.

2. Straßen- und Wegbegleitflächen sind als Elemente des Biotopverbundes unter naturräumlichen Gesichtspunkten zu gestalten und zu entwickeln, d.h. an gering frequentierten Straßen und Wirt- schaftswegen in ausgeräumten Fluren auch durch die Anlage von Feldhecken. Heckenpflanzungen sollten an viel befahrenen Straßen unterbleiben, weil dadurch das Risiko hinsichtlich Vogelschlag und sonstiger Tierverluste (einschließlich Wildunfälle) erhöht wird.

3. Straßenbegleitgrün sollte im Sicherheitsbereich möglichst nur 2 x gemäht werden (Schnitthöhe nicht unter 10 cm; Schnittbreite ca. 1 m parallel zur Fahrbahn). Außerhalb des Sicherheitsbereiches sollte nur eine einschürige Mahd (ab August) durchgeführt werden. Hochstaudeninseln sind nach Möglichkeit bis zum nächsten Frühjahr zu belassen. Magerrasen sowie Hochstaudenfluren und Saumzonen an Gehölzen sind nur alle 3 Jahre im Herbst zu mähen (mit Beräumung des Mähgutes).

4. Beim Schnitt sind nur Messer, Balken- oder Scherenmähwerke zu verwenden; Sichel- und Schle- gelmähwerke sowie der Einsatz von Häckslern mit Absaugung sind grundsätzlich abzulehnen, da hierdurch ein Totalverlust der Kleintierfauna bewirkt wird. Das Mähgut ist möglichst zu beräumen. 5. Weitestgehender Verzicht auf Streusalze und Auftaumittel (Hauptursache des Absterbens von Straßenbäumen).

6. Im Ortsbereich Gestaltung groß dimensionierter Baumscheiben und ggf. Schutz der Bäume vor parkenden Autos durch hohe Beton- und Steinborde (dadurch Erhöhung der Wasserzufuhr bzw. Schutz vor Öl, salzhaltigem Spritzwasser und vor Bodenverdichtung).

7. Als Richtwert ist anzunehmen, dass der Durchmesser der Baumscheibe etwa der Trauffläche des betreffenden Baumes entspricht.

8. Reduzierung von Tierverlusten (Straßentod) durch Beschilderung sowie Aufstellung von „Kröten- zäunen“ im Frühjahr an gefährdeten Straßenabschnitten (in Abstimmung mit der UNB).

______198 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

9. Beseitigung von „Todesfallen“ für Kleintiere durch entsprechende Gestaltung von Gullys und Schächten (u.a. Nachrüstung von Ausstiegshilfen, z.B. im Bereich Regenrückhaltebecken Auto- bahnanschlussstelle BAB 9 Weißenfels).

10. Durchführung spezieller Maßnahmen der Verkehrsplanung vorrangig zur Verhinderung der Neuan- lage von Straßen sowie der Versiegelung vorhandener Wege (vor allem von Feld- und Waldwe- gen).

Hinweise zu Wanderwegen siehe Pkt. 6.2.6.

6.2.8. Anforderungen und Maßnahmen für Energiewirtschaft und sonstige Infrastruktur

Neben den vielfältigen Maßnahmen des technischen Umweltschutzes zur Reduzierung von Emissio- nen ist in Zusammenhang mit der Sicherung der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft vor al- lem die Förderung alternativer und regenerierbarer Energieformen zu nennen. Bei der Errichtung sowie beim Betrieb derartiger Anlagen sind jedoch die Belange des Landschaftsbil- des sowie des Artenschutzes ebenfalls mit zu berücksichtigen. Dies erfolgt im Regelfall durch eine Umweltverträglichkeitsprüfung bzw. durch einen Landschaftspflegerischen Begleitplan in Verbindung mit einem Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag. Wie bereits unter Pkt. 2.1. genannt, tangieren das Planungsgebiet insgesamt 3 durch das REP (2010) ausgewiesene Windeignungsgebiete (siehe Pkt. 2.1.) sowie ein weiterer, durch das REP (2010) nicht mehr ausgewiesener Standort von WEA. Es ist davon auszugehen, dass infolge der vergleichsweise starken Konzentration von WEA in und um das Planungsgebiet im Rahmen einer Neufassung des Regionalen Entwicklungsplanes keine weiteren Neuausweisungen von Flächen für WEA im Planungsgebiet erfolgen werden. Die Nutzung alternativer (und herkömmlicher) Energien ist allerdings auch in hohem Maße von der Energiepolitik des Bundes und des Landes geprägt, d.h. die kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten sind hier begrenzt und beschränken sich in erster Linie auf die Mitwirkung an laufenden Genehmi- gungsverfahren. Für die Kommune sind in Verbindung mit der Neuanlage bzw. der Erweiterung oder dem Umbau von Anlagen der Energiewirtschaft aus landschaftsplanerischer Sicht vor allem folgende Grundsätze zu beachten:

1. Bei der Neuanlage von Anlagen der Energiewirtschaft sind sensible Naturbereiche auszugrenzen. Windenergieanlagen sind auf den dafür ausgewiesenen Flächen zu konzentrieren.

2. Verhinderung einer weiteren „Verdrahtung“ der Landschaft mit Energiefreileitungen, d.h. eine be- vorzugte Installation von Erdkabel-Leitungen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuwirken, dass im Falle einer Trassierung der geplanten Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung von Wolmirstedt/Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) bis Meitingen (Bayern) diese im Planungsgebiet als Erdkabel zu verlegen, damit in Verbindung mit der bereits vorhandenen hohen WEA-Dichte vor Ort nicht noch weitere Beeinträchtigungen - insbesondere des Landschaftsbildes - zu verzeichnen sind.

3. Großvogelhorste (Greifvögel, Kolkrabe u.a.) auf Freileitungsmasten sind zu schützen. Horstneubauten sind nur zu unterbinden, wenn unmittelbare Gefahr für eine störungsfreie Energie- versorgung oder für die Vögel besteht.

4. Im Voraus planbare Arbeiten an Masten mit Horstanlagen sind während der Brutzeit von Anfang März bis Ende August nicht durchzuführen.

5. Zur Förderung des Turmfalken sollten an Freileitungsmasten in ca. 10 m Höhe Nistkästen (Halb- höhlen) angebracht werden (Informationen dazu können über die untere Naturschutzbehörde bzw. die Naturschutzverbände, z.B. NABU) eingeholt werden.

6. Gehölzaufwuchs (Büsche, Remisen) sollten an den Standflächen von Freileitungsmasten unter Berücksichtigung der Sicherung der Fundamentkonstruktionen geduldet werden.

7. Planungen zu übrigen Ver- und Entsorgungstrassen sind im Planungsgebiet nicht bekannt.

______199 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

8. Stillgelegte Trafohäuschen sind durch den Energieversorger weiter zu erhalten oder durch die Kommune zu erwerben und für den Artenschutz vorzurichten (siehe auch Pkt. 6.2.5.).

6.2.9. Anforderungen und Maßnahmen für Abfall- und Abwasserwirtschaft

In Verbindung mit dem Erhalt und der Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sind flächendeckend vor allem die Anforderungen an die Senkung der Abwasserfrachten durch eine ord- nungsgemäße Abwasserbeseitigung sowie punktuell auch die Anforderungen an die Abfallbeseitigung sowie Behandlung von Altlasten und Altstandorten von Bedeutung. Neben der Lösung von spezifischen technischen Aufgaben der Abfall- und Abwassertechnik in Verbin- dung mit der Abfall-Kreislaufwirtschaft- und dem WHG/Wassergesetz Sachsen-Anhalt sowie der WRRL wurden die landschafts- und naturschutzrelevanten Problemstellungen und die daraus abzulei- tenden Anforderungen und Zielstellungen bereits unter Pkt. 6.2.4. bzw. 6.2.5. dargelegt.

Im Wesentlichen geht es hier um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bzw. um Kontrollen zu deren Einhaltung. In Verbindung mit der Landschaftsplanung betrifft das vor allem die Eindämmung illegaler Ablagerungen von Unrat und Gartenabfällen in der Landschaft durch verstärkte Kontrolltätig- keit.

6.2.10. Anforderungen und Maßnahmen für die Rohstoffgewinnung

Ausgehend von der geologischen Situation erfolgt im Planungsgebiet lediglich der Abbau Kiesen und Kiessanden, vor allem im Bereich der tertiären Saale-Terrassen (siehe Pkt. 4.9.). Da nicht auszuschließen ist, dass Antragstellungen zu beabsichtigten bergbaulichen Tätigkeiten in Zukunft auch noch erfolgen können, sind unabhängig vom Stand etwaiger Genehmigungen im Pla- nungsgebiet bei der Durchführung von Rohstoffgewinnungsmaßnahmen folgende Grundsätze zu be- achten:

1. Im Zusammenhang mit bergrechtlichen Genehmigungsverfahren oder Genehmigungsverfahren auf der Grundlage §§ 11 ff. NatSchG LSA sind die Belange des Umwelt- und Naturschutzes mit den In- teressen des Rohstoffabbaus kritisch abzuwägen. In Gebieten mit herausragender Bedeutung für Natur und Landschaft ist den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes Vorrang einzuräumen. Grundsätzlich ist auf einen Abbau in Naturschutzflächen (NSG, FND, GLB und § 30 und § 22- Biotopen und deren unmittelbarer Umgebung) zu verzichten, des Weiteren auch auf einen Abbau in Gebieten mit besonderer Empfindlichkeit des Landschaftsbildes.

2. Eine Renaturierung von Bergbauflächen ist vor einer Rekultivierung anzustreben, d.h. eine mög- lichst großflächige Bereitstellung der aufgelassenen Abgrabungsflächen für Naturschutzzwecke. Diese sind in einem Landschaftspflegerischen Beitrag (als Bestandteil des Abschlussbetriebspla- nes) vorher darzustellen und in die jeweilige Genehmigung einzustellen. Dabei sind sowohl die funktionsgerechte Eingliederung in das Landschaftsbild als auch die Aufwertung ausgebeuteter Ab- bauflächen für Zwecke des Artenschutzes (u.a. Belassen größerer, offener Sukzessionsflächen auf sandig/kiesigen Substraten, Erhaltung von Kleinhalden und Lößwänden u.a. zur Förderung Wärme liebender Tier- und Pflanzenarten, Neuanlage von Tonlinsen zur Rückhaltung des Oberflächenwas- sers u.a.) mit zu berücksichtigen.

3. Ein Neuaufschluss von Kohlevorkommen in der Gemarkung Großkorbetha (siehe Zeichnungs-Nr. 3) ist aus Gründen des Landschaftsschutzes abzulehnen.

6.2.11. Anforderungen und Maßnahmen für die Jagd und Fischerei

Konflikte zwischen Naturschutz und Jagd ergeben sich insofern, dass stark gefährdete Arten, wie Feldhase (Lepus europaeus) oder Iltis ( Mustela putorius ) gemäß Landesjagdgesetz immer noch als jagdbares Wild mit Jagdzeiten gelten, obwohl z.B. diese Arten bereits in die Gefährdungskategorie 2, stark gefährdet, gemäß den Roten Listen der Säugetiere des Landes Sachsen-Anhalt eingestuft sind (HEIDECKE ET AL ., 2004). Des Weiteren betrifft die Jagd – insbesondere die nur in geringem Maße se- lektiv wirkende Fallenjagd – auch andere gefährdete Tierarten wie Mauswiesel ( Mustela nivalis ) oder den ebenfalls stark vom Bestandsrückgang betroffenen Hermelin ( Mustela erminae ).

______200 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Auch Vogelarten wie z.B. Höckerschwan ( Cycnus olor ), Türkentaube ( Streoptpelia decaocto ), Ringel- taube ( Columba palumbus ), Krickente ( Anas crecca ), Tafelente ( Aythya ferina ) oder Reiherente (Aythya fuligula ) sind jagdbar, obwohl diese Arten wohl kaum für den menschlichen Verzehr von Be- deutung und Schäden an Sachgütern durch diese Arten nicht nachweisbar sind. Auch das Rebhuhn (Perdix perdix) - stark gefährdet gemäß Rote Liste Sachsen-Anhalt (DORNBUSCH ET AL ., 2004) - ist z.B. in Sachsen-Anhalt jagdbar. Dem Jagdgesetz unterliegen auch Greifvögel (ohne Jagdzeiten), obwohl alle Greifvogelarten - wie übrigens alle europäischen Vogelarten - gemäß Bun- desnaturschutzgesetz streng geschützt sind (die Problemstellungen hier konkurrierender Gesetz- gebungen sind jedoch nicht Gegenstand der Landschaftsplanung).

Bei der Vogeljagd mit Schrot sind auch Verletzungen anderer, nicht jagdbarer Arten grundsätzlich nicht auszuschließen, die fast immer zum Tode der betreffenden Tiere führen. Vor allem bei der Bejagung von Wildenten und –gänsen tritt zusätzlich ein Vertreibungseffekt auf, der in den Wintermonaten (vor allem bei extremer Kälte) zu Energieverlusten und somit zu lebensbedrohenden Situationen führen kann (siehe auch Pkt. 4.12.). Das betrifft auch andere geschützte Tierarten, die sich in der Nähe der Jagdausübenden aufhalten und Fluchtreaktionen zeigen. Eine weitere faunistische Verarmung unserer Landschaft wird dadurch begünstigt. Auch besteht das Verbot gemäß § 39 Abs. 1 BNatSchG „wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten“. "Vernünftige" Gründe hinsichtlich der Jagd auf Vögel (sowie auf Kleinsäuger wie z.B. Iltis und Hermelin) sind nicht erkennbar.

Es ist hier allerdings positiv anzumerken, dass die Vielzahl der Jäger im Planungsgebiet die Notwen- digkeit des Schutzes bestimmter Tierarten erkennt und freiwillig auf die Bejagung gefährdeter Arten wie Feldhase und Rebhuhn verzichtet. Darüber hinaus beteilgen sich viele Jäger an Pflanzaktionen und achten u.a. auf ein naturkonformes Verhalten von Landnutzern. Im Laufe der Zeit hat sich die Bedeutung der Jagd stark gewandelt. Jagd sollte heute vor allem einer ökologisch orientierten Regulierung der Wildbestände dienen, wenn diese nachweislich erheblichen Schaden an Feld und/oder Forstkulturen anrichten.. Der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt e.V. ist ein gemäß NatSchG LSA anerkannter Naturschutzverband. Jagd ist als weitestgehend in der Natur ausgeübte Tätigkeit auf die spezifischen Belange zum Erhalt der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft sowie zur Verbesserung der Lebensbedingungen wildlebender Tierarten optimal auszurichten. Dabei sind Hege und Bejagung auf eine ökologisch be- gründete Wildbewirtschaftung mit den Zielen

• Verhinderung von Verbiss- und Schälschäden • Verhinderung von Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen durchzuführen (s.o.).

Durch Reduktionsabschuss ist insgesamt ein ausgewogenes Verhältnis von Wildbestand und Äsungsangebot zu schaffen.

Zur Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie zur Förderung und zum Erhalt wildlebender Tier- und Pflanzenarten sollte die Jagd sich u.a. an folgenden Prämissen orientieren:

1. Durchführung eines ökologisch begründeten Biotopschutzes und der Wildhege zur Verbesserung der Lebensbedingungen nicht nur des Wildes sondern aller frei lebenden Tier- und Pflanzenarten.

2. Auf speziellen Naturschutzflächen (NSG FND) sollte der Naturschutz grundsätzlich Vorrang vor jagdlichen Interessen haben, d.h. zur Erreichung der Schutzziele sind ggf. Einschränkungen der Art und Weise der Jagdausübung unerlässlich, zumal im gesamten Planungsgebiet die ausgewiesenen Naturschutzflächen relativ klein sind und jagdbare Tierarten infolge ihrer artspezifischen Mobilität im Regelfall ihren Aktionsradius auch auf außerhalb von Schutzgebieten liegende Flächen ausdehnen (siehe auch Pkt. 4.12.). Daher ist für die nachstehend genannten Naturschutzflächen des Pla- nungsgebietes folgendes zu beachten: − Verzicht auf alle Formen der Jagdausübung (betrifft sowohl die Ansitz- als auch die Drückjagd und Fallenjagd) u.a. zur Verringerung von Störungen für Brut- und Rastvögel sowie zur Vermeidung nicht selektiver Jagdstrecken gefährdeter Arten im NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" (Gemarkung Reichardtswerben) sowie im NSG "Saaleaue bei Goseck", hier eingeschränkt auf die ______201 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Bereiche FND "Alte Saale Hufeisen" (Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz), FND "Alte Saale Fähre Leißling, "Alte Saale Beyers Loch", FND "Alte Saale Sportplatz"/"Späters Insel" (alle Gemarkung Leißling) sowie FND "Alte Saale Tepnitz-Westteil" (Gemarkung Wengelsdorf), FND "Eichbergsumpf" (Gemarkung Weißenfels), FND "Erdenlöcher" (Gemarkung Wengelsdorf); vorhandene jagdliche Einrichtungen sind dort zurück zubauen

− Wildfütterungen sind nur in Notzeiten durchzuführen (§ 34 Landesjagdgesetz Sachsen-Anhalt). Es ist nur so viel zuzufüttern, wie ein an die örtliche Vegetation angepasster Sommerwildbestand zum Überleben benötigt. Ein übermäßiges Ausbringen von Futter (vor allem Schüttungen) ist zu verhin- dern. Grundsätzlich sind keine Wildfütterungen in NSG, FND, GLB (siehe oben) und § 30 (BNatSchG) und § 22 (NatSchG LSA) Biotopen (oder deren unmittelbare Nähe) anzulegen. Es ist zu verhindern, dass durch Fütterung die Bestandsentwicklungen zugunsten jagdbarer Tierarten verschoben werden.

− keine Anlage von Wildfütterungen und Wildäckern im Bereich von Halbtrocken- und Trockenrasen, Feuchtgebieten, Streuobstwiesen sowie sonstigen Schutzgebieten (NSG, FND, gesetzlich ge- schützte Biotope) zwecks Verminderung der Eutrophierung der geschützten Flächen sowie zum vermeiden der Beeinflussung des Artenspektrums zugunsten jagdbarer Arten sowie zur Verhinde- rung von Schäden durch Wildtritt auf sensiblen Flächen

− freiwilliger Verzicht auf die Verwendung der Fallen-Jagd jeglicher Art (Totschlag- und Lebendfallen) auch außerhalb von Schutzgebieten, da eine selektive Jagdausübung mit Fallen nicht möglich ist (u.a. auch Gefahr der Tötung bzw. Verletzung geschützter bzw. seltener Arten wie Iltis, Mauswie- sel). Darüber hinaus sollte aus Gründen des Artenschutzes grundsätzlich auf die Bejagung Roter Liste Arten wie Feldhase, Rebhuhn sowie anderer seltene, bzw. lokal typischer Arten (z.B. Herme- lin, Iltis) verzichtet werden.

3. Die Wildbestandsregulierung hat in Anpassung an landschaftliche und landeskulturelle Verhältnisse und Anforderungen zu erfolgen. Wildschäden (Verbiss-, Fege-, Schlag- und Schälschäden) sind durch Regulierung der Schalenwildbestände zu minimieren. Dadurch ist u.a. zu sichern, dass in Waldgebieten oder an Flurgehölzen die Naturverjüngung bzw. vorhandene Neuanpflanzungen nicht beeinträchtigt bzw. verhindert und die standorttypische Flora sowie die Artenvielfalt durch Verbiss nicht beeinträchtigt werden.

4. Jagdliche Einrichtungen sollten sich optimal in die Landschaft einpassen; nicht landschaftsgemäße Einrichtungen sind zu entfernen bzw. durch entsprechend angepasste zu ersetzen. Bei der Anbrin- gung von Hochsitzen an Bäumen ist der Baumschutz zu beachten.

6. In Naturschutzflächen wie NSG sowie FND ist das Angeln grundsätzlich zu untersagen und die Einhaltung der Verbote durch die Zuständigen regelmäßig zu kontrollieren. Das Verbot betrifft die sensiblen Schutzgebiete NSG "Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd" (Gemarkung Reichardtswer- ben) sowie im NSG "Saaleaue bei Goseck", hier eingeschränkt die Bereiche FND "Alte Saale Huf- eisen" (Gemarkungen Weißenfels, Leißling und Uichteritz) und FND "Alte Saale Fähre Leißling, "Al- te Saale Beyers Loch", FND "Alte Saale Sportplatz"/"Späters Insel" (alle Gemarkung Leißling), so- wie FND "Alte Saale Tepnitz-Westteil" (Gemarkung Wengelsdorf.

7. Weiterhin sind in den Gewässern der Naturschutzflächen sowie darüber hinaus in allen Kleinge- wässern aus Gründen des Amphibienschutzes keine Besatzmaßnahmen mit Fischen durchzufüh- ren (mit Ausnahme an den speziell festgelegten Zuchtgewässern).

8. Auf im tierschützerischen Sinne fragwürdige Angelmethoden, wie Köderfischangeln und Wettangeln sollte verzichtet werden.

9. Durch die Fischereiberechtigten sind verstärkte Kontrollen zur Gewährleistung der Sauberkeit an den Angelgewässern vorzunehmen.

______202 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

6.2.12. Sonstige Anforderungen und Maßnahmen

Sonstige Anforderungen und Maßnahmen, die sich z.B. aus besonderen Beanspruchungen der Landschaft, z.B. der Landesverteidigung oder anderen Bereichen ergeben, sind für das Territorium der Stadt Weißenfels nicht bekannt, so dass solche im Rahmen der vorliegenden Landschaftsplanung nicht zu formulieren sind.

In der militärischen Nutzung des Standortübungsplatzes Weißenfels im Bereich des Schirnhügels sind aus landschaftsplanerischer Sicht keine Problemstellungen und speziellen Vorbelastungen von Natur und Landschaft erkennbar. Grundsätzlich sollten die weitflächig offenen Bereiche aus Artenschutz- gründen erhalten bleiben. Eine Pflege der vorhandenen Grünlandbestände durch Schafbeweidung ist daher wünschenswert und dient dieser Zielstellung.

Ein wesentlicher Grundsatz der Naturschutzgesetzgebung ist u.a., das allgemeine Verständnis für den Naturschutz und die Landschaftspflege zu fördern. Dazu bestehen auch auf kommunaler Ebene Mög- lichkeiten, durch Umweltbildung, Erziehung, Öffentlichkeitsarbeit dahingehend zu wirken, z.B. durch die Schaffung von Naturerlebnisbereichen, vornehmlich in der Nähe von Siedlungsräumen. Es ist auch von besonderer Bedeutung, dass Umwelterziehung sozusagen „vor-Ort“ stattfindet, z.B. auch durch das gute Beispiel beim Erhalt, der Pflege oder Entwicklung von Natur und Landschaft. 6.3. Hinweise für Raumordnung und Bauleitplanung

Als Ziele der Raumordnung werden im Landesplanungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (MLV, 2010) formuliert:

1. Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen für die Bevölkerung im ländlichen Raum unter Be- achtung sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Erfordernisse.

2. Sicherung des Schutzes, der Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen.

3. Langfristiges Offenhalten der Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung (Freiraumschutz).

Schutz, Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen erfordern im Interesse der Nachhal- tigkeit, dass sensible Gebiete vor einer Besiedlung geschützt, die Nutzungen der Freiräume unter Be- rücksichtigung der ökologischen Erfordernisse koordiniert und die verschiedenen Formen der Land- nutzung umweltverträglich gestaltet werden. Die Berücksichtigung ökologischen Aspekte sind auch bei der Schaffung möglichst gleichwertiger Lebensbedingungen für die Bevölkerung in Bezug auf das Wohnumfeld und die Umweltqualität des ländlichen Raumes von Bedeutung.

Die im vorliegenden Landschaftsplan dargestellten Leitbilder und Entwicklungsziele sowie die erforder- lichen Anforderungen und Maßnahmen zu deren Umsetzung (Pkt. 6. und 7.) sind daher im Rahmen weiterführender kommunaler und sonstiger Planungen, bei der Aufstellung von Programmen u.a. zu berücksichtigen.

Ziel des Zusammenwirkens zwischen Landschaftsplanung und Bauleitplanung ist die Bewältigung von Konflikten, die sich eventuell aus der städtebaulichen Planung und Entwicklung mit den Belangen des Naturschutzes und der Landespflege ergeben können. Über das Instrument der Landschaftsplanung werden der Bauleitplanung die landschaftspflegerischen und ökologischen Grundlagen und Bewer- tungsmaßstäbe zur Verfügung gestellt, d.h. die Kommune besitzt u.a. mit dem Landschaftsplan ein Instrument zur Beurteilung und Bewertung der Umweltverträglichkeit von geplanten Maßnahmen sowie zur Durchsetzung von Forderungen für Kompensationsmaßnahmen gemäß BNatSchG im Rahmen raumrelevanter Planungen. Zweckmäßigerweise sollten erforderliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in einem zwischen der Kommune und dem jeweiligen Vorhabensträger abzuschließenden Durchführungsvertrag (Städtebau- lichen Vertrag) geregelt werden. Die im Landschaftsplan aufgezeigten Einzelmaßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Entwick- lungsziele (siehe Anlage 4) stellen dabei gleichzeitig ein von Maßnahmen für die Kommune dar. Des Weiteren wird empfohlen, auf der Grundlage § 16 BNatSchG Ökokonten einzurichten, um durch die Bildung von "Flächenpools" eine Aufwertung bestimmter Flächen bereits vor möglichen Ein- griffen an anderer Stelle zu realisieren. Dies ermöglicht eine langfristig wirksame, kommunale Flä-

______203 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______chensicherungspolitik für den Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft, d.h. geeignete Flächen und Maßnahmen können in ein Ökokonto auf der Habenseite eingestellt und im konkreten Eingriffsfall abgebucht werden.

Es wird auch vorgeschlagen, neben den Stadt- und Ortschaftsräten die Öffentlichkeit kontinuierlich zur Umsetzung der in Verbindung mit dem Landschaftsplan durchzuführenden Aktivitäten zu informieren. Dadurch kann der Kreis der Aktiven vergrößert werden und ggf. eröffnen sich dadurch auch neue Um- setzungswege und –chancen für die jeweiligen Maßnahmen.

7. Umsetzung der Maßnahmen

7.1. Wesentliche Merkmale und Finanzierungsmöglichkeiten

Der vorliegende Landschaftsplan ist ein mittelfristiges Handlungskonzept, d.h. die genannten Anforde- rungen und Maßnahmen sind schrittweise in einem Zeitrahmen von ca. 10 bis 15 Jahren umzusetzen. Die Umsetzung der in Pkt. 5., 6. sowie 7.2. genannten Einzelmaßnahmen übersteigt vielfach die finan- ziellen und personellen Möglichkeiten der Kommune, d.h. eine zielorientierte Förderung sowie Unter- stützung durch Dritte ist dazu erforderlich. Da sich hier jedoch die einzelnen Förderprogramme und Modalitäten relativ schnell ändern, wird nach- folgend lediglich in Verbindung mit der Landschaftsplanung auf einige Grundlagen eingegangen.

Die spezifischen Rahmenbedingungen zur Förderung von Projekten und Maßnahmen (ggf. auch als kombinierte Förderung) sind dann bei den entsprechenden Fördermittelgebern konkret abzufragen.

Die Europäische Union hat bereits im Jahre 2005 die Verordnung zur „Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) erlassen. Diese Verordnung wurde mit der Verordnung (EU) Nr. 1305/2013 des Eu- ropäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 sowie der Verordnung (EU) Nr. 1303/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 mit gemeinsamen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozial- fonds, den Kohäsionsfonds, den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländli- chen Raums und den Europäischen Meeres- und Fischereifonds sowie mit allgemeinen Bestimmun- gen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozialfonds, den Ko- häsionsfonds und den Europäischen Meeres- und Fischereifonds und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 des Rates für die Förderperiode 2013 bis 2020 aufgehoben und neu formuliert.

Die als Strategie „Europa 2020" genannte Förderperiode steht für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum mit den folgenden europaweiten ELER-Prioritäten:

• Förderung von Wissenstransfer und Innovation in der Land- und Forstwirtschaft und den länd- lichen Gebieten • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit aller Arten von Landwirtschaft und des Generations- wechsels in den landwirtschaftlichen Betrieben • Förderung der Organisation der Nahrungsmittelkette und des Risikomanagements in der Landwirtschaft • Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung von Ökosystemen, die von der Land- und Forstwirtschaft abhängig sind • Förderung der Ressourceneffizienz und Unterstützung des Agrar-, Ernährungs- und Forstsek- tors beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft • Förderung der sozialen Eingliederung, der Bekämpfung der Armut und der Wirtschaftlichen Entwicklung in den ländlichen Gebieten.

Das Programm ELER gibt den strategischen Rahmen für EU-Fördertöpfe

• Europäischer Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE)

______204 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

• Europäischen Sozialfonds (ESF) • Köhasionsfonds (KF) • Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) • Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF.

Konkrete Fördermöglichkeiten bestehen gegenwärtig in Verbindung mit der Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) für

• markt- und standortangepasste Landbewirtschaftung (MSL) • freiwillige Naturschutzleistungen (FNL) • freiwillige Gewässerschutzleistungen (FGL) • Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete (AGZ) • Natura 2000 – Ausgleich für die Landwirtschaft, wobei speziell die Förderprogramme freiwillige Naturschutzleistungen (FNL) und freiwillige Gewässer- schutzleistungen (FGL) Möglichkeiten zur Umsetzung der nachstehend genannten Einzelmaßnahmen bieten.

Beisielhaft sollen hier noch weitere für den Bereich Natur und Umwelt geltende Förderprogramme genannt werden:

− Bundes-Umweltinnovationsprogramm, u.a. zur Förderung von Abwasserbehand- lung/Wasserbau, von Abfallvermeidung, -verwertung und -beseitigung sowie die zur Sanierung von Altablagerungen, zum Bodenschutz, zur Luftreinhaltung (einschließlich Maßnahmen zur Reduzierung von Gerüchen), zur Minderung von Lärm und Erschütterungen, zur Energieein- sparung, zur Energieeffizienz und zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie zur umweltfreund- liche Energieversorgung und -verteilung

− Bundesprogramm Biologische Vielfalt, u.a. zur Förderung von Arten in besonderer Verantwor- tung Deutschlands, Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland, zum Sichern von Öko- systemdienstleistungen

− Bundesoprogramm Erhalt und Ausbau des CO2-Minderungspotenzials von Wald und Holz sowie Anpassung der Wälder an den Klimawandel (Waldklimafonds) durch Förderung der Si- cherung der Kohlenstoffspeicherung und Erhöhung der CO 2-Bindung von Wäldern und zur Erhöhung des Holzproduktspeichers sowie der CO 2-Minderung und Substitution durch Holz- produkte

− Bundesprogramm Naturschutzgroßprojekte (chance.natur – Bundesförderung Naturschutz) zur Förderung der Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung (Naturschutzgroßprojekte), die einen Beitrag zur Erhaltung des Naturerbes der Bundesrepublik Deutschland leisten.

− Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen zur Beseitigung oder Min- derung von sowie Vorbeugung gegen Vernässungen oder Erosion im Land Sachsen-Anhalt.

Die jeweiligen Förderrichtlinien werden im Regelfall turnusmäßig von den betreffenden Ministerien auf Länderebene überarbeitet und präzisiert, so dass an dieser Stelle die Benennung der jeweiligen För- derrichtlinien nicht zweckmäßig erscheint. Bei Bedarf sind diese über das ALFF Süd abzufordern. Hin- sichtlich weiterer Fördermöglichkeiten wir vorgeschlagen, bei konkreten Projektvorhaben entsprechen- de Fördermittelrecherchen durchzuführen.

Der vorliegende Landschaftsplan geht insgesamt davon aus, dass gemäß dem Zuständigkeits- und Verursacherprinzip in erster Linie die entsprechenden Nutzer der Landschaft und ihrer Naturgüter für die Realisierung der einzelnen Maßnahmen zum Erhalt, zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft verantwortlich sind.

______205 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______

Darüber hinaus bieten beauflagte Kompensationsmaßnahmen in Verbindung mit Eingriffen in Natur und Landschaft Möglichkeiten zur (für die Stadt Weißenfels) kostenfreien Umsetzung von Maßnahmen des vorliegenden Landschaftsplanes. Auch bestehen zusätzlich Möglichkeiten, z.B. über Sponsoren sowohl in Form von Eigenleistungen (u.a. Bereitstellung von Material, Technik und/oder Personal) als auch durch direkte Zuwendung finan- zieller Mittel bei der Realisierung der nachstehend genannten Einzelmaßnahmen mitzuwirken.

Im Interesse des Erhalts und der Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie der Erhöhung der Umweltqualität im Planungsgebiet sind jedoch auch die kommunalen Körperschaften gefordert. Wir schlagen daher vor, im Territorium der Stadt Weißenfels jährlich die Umsetzung einzel- ner Maßnahmen in den Haushalt mit einzustellen und die Umsetzung dieser Maßnahmen über die entsprechenden Gremien (z.B Stadtrat, Ortschaftsräte, Umweltausschuss, Stadtentwicklungsaus- schuss) zu kontrollieren.

7.2 Einzelmaßnahmen zur Umsetzung der Leitbilder und Entwicklungsziele

Zur Umsetzung der im Landschaftsplan dargelegten Leitbilder und Zielkonzeptionen sind die nachfol- gend genannten Einzelmaßnahmen als Schwerpunkte der Umsetzung des vorliegenden Landschafts- planes kurz- bzw. mittelfristig zu realisieren:

1. Einzelmaßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie zur Bewahrung und der Wiederherstellung eines naturraumtypischen Landschaftsbildes. Hierbei geht es vor allem um den Erhalt und die Pflege wertvoller Biotopstrukturen, die Neuanlage von Baumreihen und Einzelgehölzen, die Renaturierung von Gewässern u.a.

2. Einzelmaßnahmen zur Förderung des örtlichen Biotopverbunds Eingeschlossen hierin sind vor allem Projekte zur Neuanlage von Feldhecken, zur Aufforstung so- wie zur Umwandlung von Acker in Dauergrünland.

3. Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur für Naherholung und Tourismus Schwerpunkte sind hier die Wiederherstellung ehemaliger Wegeverbindungen zur Gestaltung ei- nes regionalen Wander- und Radwandernetzes sowie Projekte zur Umweltinformation und Um- welterziehung.

4. Einzelmaßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes Dies schließt vor allem Maßnahmen zur Ortsrandeingrünung, zum Flächenrecycling sowie zur Ge- staltung innerörtliche Grünbereiche mit ein.

5. Einzelmaßnahmen des Hochwasser- und Erosionsschutzes Inhalt sind hier spezielle Maßnahmen mit der Zielstellung der Verbesserung des Hochwasser- schutzes sowie zur Vermeidung bzw. zur Minderung von Erosionen, insbesondere Wassererosion.

Aus den o.g. Einzelmaßnahmen ist ersichtlich, dass hier zahlreiche Wechselwirkungen untereinander bestehen und somit zwangsläufig Überschneidungen existieren. So dienen Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie zur Bewahrung und der Wie- derherstellung eines naturraumtypischen Landschaftsbildes im Regelfall auch dem örtlichen Biotop- verbund, dem Erosionsschutz, der Verbesserung des Wohnumfeldes sowie der Förderung von Naher- holung und Tourismus und umgekehrt. Grundsätzlich ist hier auch anzumerken, dass Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Leis- tungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie zum Biotopverbund stets auch dem Artenschutz dienen, da der Schutz und dder Erhalt von Arten wirksam nur über den Schutz und Erhalt der betreffenden Jah- reslebensräume umsetzbar ist. In Vorbereitung der Durchführung der einzelnen Maßnahmen wird empfohlen, entsprechende Pla- nungskonzepte zu erstellen und mit der zuständigen Naturschutzbehörde sowie mit den Grundstücks- eigentümern/Landnutzern abzustimmen.

Die Vorschlagsliste zu o.g. Maßnahmekomplexen wird für die jeweiligen Gemarkungen der Ortsteile der Stadt Weißenfels in Anlage 4 dargestellt. Anzumerken ist hier, dass wie bereits eingangs genannt,

______206 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49 Landschaftsplan der Stadt Weißenfels ______der Landschaftsplan in Übereinstimmung mit dem Flächennutzungsplan der vorbereitenden Bauleit- planung gemäß BauGB zuzuordnen ist, d.h. die Planung auf der Grundlage der topografischen Karte ohne einen konkreten Flurstücksbezug erfolgt.

In die Flächennutzungsplanung (WENZEL & DREHMAN , 2013) wurden u.a. für das Planungsgebiet auch Konzepte hinsichtlich einer naturnahen innerstädtischen/innerörtlichen Entwicklung mit aufgenommen (z.B. das vom Stadtrat bereits beschlossene Konzept zur innerörtlichen Entwicklung in Verbindung mit dem Schlachthof Weißenfels und andere). Um Überschneidungen und Doppelnennungen zu vermeiden, wurden insbesondere die unter städte- baulichen Aspekten getroffenen Festlegungen des Flächennutzungsplanes nicht nochmals in den vor- liegenden Landschaftsplan aufgenommen.

8. Schlussbemerkung

Die in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland garantierte kommunale Selbstverwaltung gibt den Kommunen Möglichkeiten und Verpflichtung, auch die Belange von Natur und Landschaft in ihrem Territorium zu fördern und zu entwickeln. Die Umsetzung der im vorliegenden Landschaftsplan dargelegten Leitbilder und Zielstellungen dient dem Erhalt und der Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und des Landschaftsbil- des unter den Aspekten von Naturschutz, Landschaftspflege und Erholungsvorsorge und hat insge- samt eine große Bedeutung für die Verbesserung des Wohnumfeldes und der Lebensqualität der Bür- ger sowie für die nachhaltige Nutzung der Naturgüter Boden, Wasser und Luft in den einzelnen Ortstei- len.

Es wird vorgeschlagen, den vorliegenden Landschaftsplan als Handlungsrahmen für die verbindliche Bauleitplanung sowie für sonstige landschaftsrelevante Vorhaben seitens der Stadt Weißenfels als Beschluss zu verabschieden, um neben der o.g. landeskulturellen Wirkung auch erforderliche Abwä- gungen im Rahmen der örtlichen Bauleitplanung oder anderer landschaftsbezogener Fachplanungen und Maßnahmen eine Entscheidungsfindung im Sinne der Umweltvorsorge im Planungsgebiet beein- flussen zu können.

Die wesentlichen landschaftsrelevanten Problemfelder des vorliegenden Landschaftsplanes wurden mit dem Stadtrat der Stadt Weißenfels (Umweltausschuss, Stadtentwicklungsausschuss) sowie den Ortschaftsräten der Ortsteile der Stadt Weißenfels abgestimmt. Eine Übereinstimmung zwischen dem vorliegenden Landschaftsplan und dem aktuellen Stand der Flächennutzungsplanung (WENZEL & DREHMANN , 2013) der Stadt Weißenfels ist ebenfalls gegeben.

Den aktuellen Entwicklungen von Infrastruktur, Wirtschaft, Umwelt und Natur in der Stadt Weißenfels folgend, sollte nach etwa 10 bis 15 Jahren die Landschaftsplanung ergänzt und fortgeschrieben wer- den.

______207 Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalentwicklung Geoinformation Dipl.-Ing. (FH) Falko Meyer ∗ Moritz-Hill-Str. 30 ∗ 06667 WEISSENFELS Tel. 03443 30 06 34 E-Mail: [email protected] Mobil 0173 35 33 137 Web: www.meyer-regioplan.de Fax 03443 30 06 49