Jenny Marx Die Biografie
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Angelika Limmroth Jenny Marx Die Biografie Dietz Berlin Dietz Berlin Angelika Limmroth Jenny Marx Die Biografie Dietz Berlin Die Originalausgabe erschien 2014. Bibliograsche Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograe; detaillierte bibliograsche Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abruar. Geördert von der Rosa-Luxemburg-Stiung . Auage © Karl Dietz Verlag Berlin GmbH Franz-Mehring-Platz , Berlin Alle Rechte vorbehalten Gestaltung: Andreas Homann Druck und Bindung: CPI, Leck Printed in Germany ISBN ---- nhalt Vorwort zur Taschenbuchausgabe London 1881 Und der Mohr ist auch gestorben Salzwedel 1814 bis 1816 Familie von Westphalen – die Adligen Die Großeltern Der Vater Familie Heubel – die Bürgerlichen Die Großeltern Die Mutter Der Geburtsort in der Altmark Trier 1816 bis 1836 Trier – das alte Pfa¨ennest Familie Heinrich Marx Kindheit und Jugendzeit Das Jugendtrio Trier 1836 bis 1842 Schwarzwildchen und Herzensjenny Verlustreiche Jahre Du hättest mich wohl ein bisschen loben können Inhalt Kreuznach 1842 bis 1843 Nun amtlich: Ehepaar Marx Paris 1843 bis 1845 Das frei gewählte Exil Jenny und Karl Marx privat Friedrich Engels – die folgenreichste Begegnung Erste Ausweisung Heinrich Heine – eine Freundscha Brüssel 1845 bis 1848 Die kleine deutsche Kolonie Lupus – der treue Wegge¯ährte Man will auch genießen und sich betätigen Caroline Schoeler – die kongeniale Freundin Man fürchtete vor allem die Arbeiter Paris – Köln – Paris 1848 bis 1849 Das Revolutionsjahr Neubeginn in Köln London 1849 bis 1856 Soho – das Armenviertel Helena Demuth und das frühsommerliche Ereignis Der Kölner Kommunistenprozess 1852 Viel mehr als ein secrétaire intime Freud und Leid, das Schmerzlichste Das Dreigestirn: Jenny, Mohr und General Letzte Reise nach Trier Inhalt London 1856 bis 1864 Ernestine Liebknecht – eine enge Freundin Ein bürgerlich-honettes Philisterleben Die Weltwirtschaskrise 1857 Schwere Erkrankungen Das Vaterland, das teure Es war eine schreckliche Zeit London 1864 bis 1875 Familiäre Beziehungen Was ich noch als ein besonderes Glück betrachte Kaisertruppen und La Commune Journalistische Tätigkeiten Der mütterliche Ratschlag London 1875 bis 1881 Familie Marx: eine außergewöhnliche Partnerscha Die Töchter Jenny, Laura und Eleanor Ich möchte noch so gern ein bisschen länger leben Nur noch ein Jahr Anhang Zeittafel Jenny Marx, geb. von Westphalen Anmerkungen Literatur Personenregister Dank Vorwort zur Taschenbuchausgabe Ein Wagnis ist es allemal, über das Leben eines Menschen zu schreiben, mit dem Rücksprache nicht mehr möglich und des- sen Zeitalter nicht das eigene ist. Wenn es sich dazu noch um die Ehefrau eines der berühmtesten und umstrittensten Män- ner der Weltgeschichte handelt, mit dessen Namen zahlreiche Vor- und Fehlurteile verbunden sind, in dessen Namen poli- tische Entwicklungen sich vollzogen haben, die er selbst nie gebilligt hätte, wird es noch schwieriger. Jedoch bietet gerade der zeitliche Abstand auch die Möglichkeit einer objektiveren Auseinandersetzung. Geboren zu Beginn des 19. Jahrhunderts, erlebte Jenny von Westphalen die Auswirkungen der Französischen Revolution von 1789, die Zeit der Restauration mit dem biedermeierlichen Rückzug ins Private, die Revolutionen 1830 und 1848/49, den Beginn der Frauenemanzipation Mitte des Jahrhunderts, die bedeutsamen technischen Erndungen wie Eisenbahn, Foto- grae, Telegrae sowie die Industrialisierung mit der Entste- hung des vierten Standes, des Proletariats, dazu die Weltwirt- schaskrise 1857, das deutsche Kaiserreich mit Reichskanzler Bismarck und den Auswirkungen des von ihm erlassenen Sozialistengesetzes. Zum Ende ihres Lebens 1881 erhielten die Frauen noch immer bedeutend weniger Lohn bei gleicher Arbeit als die männlichen Kollegen, waren sie ausgeschlossen von Universitäten und Kunstakademien, ohne Wahlrecht und weiterhin abhängig von ihren Ehemännern. An der patriar- chalischen Familienstruktur hatte sich nichts geändert. In die- sen historischen, gesellschalichen und politischen Rahmen muss das Leben der Jenny Marx eingeordnet werden. Jenny von Westphalen, wohlbehütet aufgewachsen, ver- suchte den Spagat zwischen Herkunsfamilie und dem frei gewählten Leben, der ihr nicht immer gelang. Sie begnügte Vorwort sich nicht mit einem Schattendasein hinter dem »großen Karl Marx«, sondern trat neben ihn und war – zusätzlich zu Haus- halt und Kindererziehung – aktiv beteiligt an der Arbeit ihres Mannes und der sozialistischen Bewegung, vertrat eigene Meinungen und war weit entfernt davon, ihren Mann oder die »Partei Marx« blind zu vergöttern. Sie gehörte zu den muti- gen, starken Frauen des 19. Jahrhunderts und war, auch nach unseren heutigen Maßstäben, eine äußerst moderne Frau: gebildet, geistig eigenständig, engagiert, selbstbewusst, bereit, auch außerhalb der Familie Verantwortung zu übernehmen und Stellung zu beziehen, eine ebenbürtige Partnerin, dazu eine schöne und gepegte Erscheinung. Dass der Umgang mit ihr als Ehefrau und Mutter, Freundin und Ge¯ährtin nicht immer einfach war, auch infolge der Lebensumstände, gehört ebenso zu ihrer Persönlichkeit. Die vorliegende Arbeit ist der Versuch, das Leben und Wir- ken der Jenny von Westphalen, verheiratete Marx, lebendig und nachvollziehbar werden zu lassen, sich ihr zu nähern, ihr gerecht zu werden, ohne Heroisierung, ohne die Zuweisung der Opferrolle oder die der idealisierten liebenden Ehefrau. Im Jahr 2014 erschien diese Biograe zum ersten Mal zusammen mit dem von Rolf Hecker und mir herausgegebe- nen Band »Jenny Marx. Die Briefe«. Dieser Dokumentenband enthält alle überlieferten Briefe von und an Jenny Marx. Ins- gesamt sind darin 329 Dokumente vereinigt; davon etwa 100 Erstverö¨entlichungen. Die Ergebnisse dieses Bandes sind in meine Biograe eingeossen. Sie ist damit bisher die einzige Lebensbeschreibung von Jenny Marx, die ihren gesamten Briefnachlass auswertet. Außerdem habe ich auf Quellen- material, Familienchroniken, auf archivalische Bestände und wissenschaliche Fachliteratur zurückgegri¨en sowie auf Teile meiner im Jahr 2003 erschienenen biograschen Skiz- zen »Jenny von Westphalen – Die Frau von Karl Marx«, die in dieser Ausgabe in der Regel ohne besondere Kennzeichnung eingeossen sind. Gegenüber der Erstausgabe wurde der umfangreiche Quellen- und Fußnotenapparat für die vorlie- gende Taschenbuchausgabe erheblich reduziert und auch die Vorwort damals im Anhang aufgeführten Ausküne zu Gemälden und Fotos von Jenny Marx und ihrer Familie weggelassen. In der Neuauage ist die Rechtschreibung in den Zitaten den heute gültigen Regeln angepasst worden. Die mit * gekennzeichne- ten Briefe nden sich außer in den angegebenen Quellen auch in dem Band »Jenny Marx. Die Briefe«. »¼½¾¿ÀÁ» ¿ÀÂÂÃÄÅÆ London Und der Mohr ist auch gestorben Noch heute, nach mehr als 130 Jahren, ist auf der von Alters- spuren gezeichneten Grabplatte zu lesen: »Jenny von West- phalen. The beloved wife of Karl Marx. Born 12TH February 1814. Died 2ND December 1881«. Der Tag ihrer Geburt und des Todes: ein Freitag. Jenny Marx starb mit 67 Jahren im Londoner Exil an Leberkrebs. Drei Tage später, am 5. Dezember, wurde sie im baum- und strauchlosen Ostteil des Highgate-Friedhofs in der Abteilung der »Verdammten«, der »Andersdenkenden« in »unconsecrated ground«, in »ungeweihter Erde« beigesetzt. Es war eine Beerdigung ohne großes Zeremoniell, so wie es die Verstorbene gewünscht hatte. Anwesend waren die Töch- ter Laura Lafargue und Eleanor Marx, die Haushaltshilfe und Familienfreundin Helena Demuth, Wegge¯ährten, vor allem Deutsche, einige Franzosen, wenige Engländer. Einen Tag zuvor hatte die jüngste Tochter Eleanor an die Schwester Jenny Longuet in Frankreich geschrieben: »Morgen ist die Beerdigung. Ich fürchte mich davor, aber Papa kann natürlich nicht gehen. Er darf das Haus noch nicht verlassen, und ich bin in jeder Hinsicht froh darüber. Wir haben alle, die Mama gern hatte, eingeladen und viele auch, weil sie gerade am Donnerstagnachmittag noch von ihnen geredet hatte.« Marx selbst war seit Wochen schwer krank. Eine Teilnahme an der Beisetzung hatte der Arzt ihm strikt untersagt. Marx fügte sich, bestärkt durch die Aussage seiner Frau einen Tag vor ihrem Tod: »We are no such external people!« »Wir sind nicht so außergewöhnliche Menschen.« Friedrich Engels, der engste und langjährige Freund von Karl Marx und der Familie, hielt eine ammende Grabrede – auf Englisch –, die drei Tage später als Nekrolog im »Sozial- London 1881 demokrat« in deutscher Übersetzung verö¨entlicht wurde. »Was eine solche Frau, mit so scharfem und so kritischem Ver- stande, mit einem politisch so sicheren Takt, mit solch einer leidenschalichen Energie, solch großer Kra der Hingabe, in der revolutionären Bewegung geleistet, das hat sich nicht an die Ö¨entlichkeit vorgedrängt, ist niemals in den Spalten der Presse erwähnt worden. Was sie getan hat, wissen nur die, die mit ihr gelebt haben. Aber ich weiß, dass wir o ihre kühnen und klugen Ratschläge vermissen werden – kühn ohne Prah- lerei, klug, ohne der Ehre je etwas zu vergeben.« Und zu den Töchtern sagte er: »Der Mohr ist auch gestorben.« Der Mohr war Karl Marx. Sein Freund Engels hatte recht. Mit dem Tod seiner Frau begann seine Vereinsamung. »Ihr Tod war sein Tod. Das wussten wir alle, die ihn kannten«, äußerte der Wegge¯ährte Wilhelm Liebknecht. Und der Bruder Edgar von Westphalen: »Dass Karl sie nicht überleben würde, wusste ich genau.« Die Bekundungen in