Mutlose Bartschisten Minderheit Aus Wirrköpfen, Nostalgikern Und Ideologen Bestimmt Die Agenda
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Deutschland ) . R ( D L I B N I E T S L L U / R E L K N I W ; ) . L ( L E G E I P S R E D / L E I H T N A I T S I R H C Spitzenkräfte der Linken*, Berliner Parteichef Lederer: „Verstehen uns die Wähler?“ fallen ins Bodenlose, und in London, der LINKE Hauptstadt des internationalen Finanz - kapitals, brennen die Häuser. Und die dunkelroten Genossen? Eine Mutlose Bartschisten Minderheit aus Wirrköpfen, Nostalgikern und Ideologen bestimmt die Agenda. Die Wahlniederlagen, Flügelkämpfe, Putschgerüchte – die Partei streitet über ihre Haltung zu Israel, über „Pfade zum Kommunismus“, über Linke ist eine Partei in Auflösung. Die Fidel Castro und den Mauerbau. Und die Verantwortung dafür tragen auch die verzagten Reformer. beiden Vorsitzenden liefern die Stichwor - te für diese absurden Debatten. uf dem Podium sitzt ein Mann, Kneipe über dem dritten Bier. „Alles Ex-Parteichef Lothar Bisky sieht „Ideo - der ein Sieger sein könnte. Klaus nicht hilfreich“, was so von den Partei - logie-Ajatollahs“ in den eigenen Reihen ALederer ist eloquent, schlagfertig, führern aus Berlin komme, grummelt er. am Werk. Das klingt wie ein Kampf - besonnen. Der Chef der Berliner Linken Auch er ist Reformsozialist, linker Lan - auftrag. Doch die Reformer, die soge - ist am vergangenen Mittwoch als Gast ei - deschef im Norden, er würde demnächst nannten Bartschisten, wagen den Auf - ner Talkrunde in ein Hotel an der Spree gern mit der SPD regieren. Aber nun wol - stand nicht, obwohl sie zahlenmäßig in gekommen. Jetzt müsste ein führender len sie alle mit ihm über Castro reden. der Mehrheit sind. Die Situation sei ver - Linker mal sagen: „Diese Führung muss Bockhahn weiß, wer ihm das einge - gleichbar mit der Libyens, erklären sie, weg.“ Er wäre womöglich der neue Held brockt hat. Seine Parteichefs. Zuerst ihr die Revolu tionsführer müssten weg, doch der Linken. peinlicher Brief, dann die ebenso peinli - leider sei die Nato nicht im Einsatz. Doch was macht Lederer? Sein Lächeln che Erklärung, ein Unterschriftenautomat Gründe für einen parteiinternen Auf - gefriert, als ihn der Moderator der Wahl - sei schuld. Er hat gemeinsame Auftritte stand gäbe es viele. Die Linke ist mit runde auf die „freundlichen Worte an Fi - mit Ernst abgelehnt. Aber eine offene atemberaubender Geschwindigkeit abge - del Castro“ anspricht, die die Parteispitze Kampfansage? stürzt. Die Zeiten, als Oskar Lafontaine dem kubanischen Diktator übermittelt Bleibt noch Dietmar Bartsch. Der Frak - mit seinem Rachefeldzug gegen die SPD hatte. Er und Castro – da liegen Welten tions-Vize gilt als der ultimative Stratege die politische Achse der Republik ver - dazwischen. Lederer ist demokratischer und Strippenzieher der linken Realos, er schob, scheinen Lichtjahre entfernt zu Sozialist, Pragmatiker, Regierungspartner weiß die starken ostdeutschen Landes - liegen. Dabei hatte die Linke erst vor der SPD. Er hätte allen Grund, seinen verbände hinter sich. Jetzt könnte er sei - zwei Jahren bei der Bundestagswahl mit beiden Parteivorsitzenden Gesine nen Hut in den Ring werfen, doch Bartsch fast zwölf Prozent ihr bislang spektaku - Lötzsch und Klaus Ernst den Kampf an - traut sich nicht. Und riskiert damit, als lärstes Ergebnis geholt. zusagen. „Bis zum Kragen“ stehe es ihm, ewiger Kandidat in die Parteigeschichte Und nun? Bescheinigt der Linke Ulrich hat er gesagt. Mehr nicht. einzugehen, als Prince Charles der Lin - Maurer den eigenen Funktionären „nar - Einen Tag später, am Donnerstag - ken. zisstische Störungen“. Schon macht das abend, sitzt 200 Kilometer weiter nörd - Ein merkwürdiges Schauspiel präsen - Schreckgespenst „Spaltung“ die Runde. lich Steffen Bockhahn in einer Rostocker tiert die Linke dem Publikum in diesen Es war die Parteichefin selbst, die das Tagen. Die Wirklichkeit bietet einen verpönte S-Wort in den Mund nahm. Stoff, der wie gemacht ist für rote Propa - Die größte Leistung der beiden Vorsit - * Klaus Ernst, Gesine Lötzsch, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine vorigen Freitag in der Fraktionsklausur in ganda. Die Marktwirtschaft befindet sich zenden bestand bislang darin, der Krise Rostock. auf der Intensivstation, die Börsenkurse der Linken ein Gesicht zu geben: ihr ei - % &$ " 35/2011 33 Deutschland genes. Gewerkschafter Ernst gibt gern die das Wort „Arschloch“ fiel, die Fundis in Band schmetterte Che-Guevara-Lieder. Spaßkanone. Sein Credo: „Wir predigen der Fraktion brüllten den Realos hinter - „Kommt tanzen, na los“, forderte der nicht nur Wein, wir trinken ihn auch.“ Er her: „Geht doch zur SPD.“ Sänger, aber kaum jemand rührte sich. verzettelte sich in Debatten über seine Ernst entschuldigte sich per Rund-Mail, Hausherrin Lötzsch schlenderte in beton - Bezüge als Vorsitzender, über Weinpreise doch der Zoff ging weiter. Ein Mitarbeiter ter Gelassenheit von Gruppe zu Gruppe und die Vorzüge eines Porsche. Lötzsch der Parteizentrale pöbelte auf seiner („Wie war es denn im Urlaub?“). wiederum, geprägt durch das Ost-Milieu Facebook-Seite, Ernst sei ein „Arsch - Heimlich wurde auf den Unterschrif - des Berliner Plattenbau-Stadtteils Lich - loch“. Er wurde zum Personalgespräch tenautomaten angestoßen, der die Ca - tenberg, rief dazu auf, „Pfade zum Kom - gebeten, eine Abmahnung angekündigt. stro-Deklaration angeblich abgezeichnet munismus“ zu suchen. Ihren Text plat - Fraktionschef Gregor Gysi sollte zwi - hatte. Dann wettete man darauf, wie lan - zierte sie im Links-Blatt „Junge Welt“, schen den Streithähnen vermitteln und ge es diese Führung wohl noch machen das von einem früheren Stasi-Denun - scheiterte. werde. „Eins steht fest“, sagte ein Mitar - zianten geleitet wird. Arnold Schölzel Auch Leutert gab keine Ruhe. Ernst sei beiter leise lachend, „ich werde länger hatte als IM „André Holzer“ in der DDR „nicht mal in der Lage, als Parteivorsit - hier arbeiten als die beiden.“ Reformsozialisten bespitzelt, heute zender nun nach einiger Zeit einen Doch wann ist es so weit? Gehe die druckt er Lobgesänge auf den Mauerbau Schritt der Deeskalation zu gehen“, Wahl in Berlin verloren, sagt Schatzmeis - („Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: schrieb er an Gysi. Das halte er nicht für ter Raju Sharma, „gibt es keinen Grund Danke“). akzeptabel. Wahrscheinlich habe der Mit - mehr für Zurückhaltung“. Das klingt Der Ausfall der Führung untergräbt arbeiter mit seiner Aussage über Ernst nach Revolte, aber ist es auch so gemeint? inzwischen die Moral der Parteiarbeiter („Arschloch“) „doch recht“. Partei-Vize Sahra Wagenknecht hatte be - an der Basis. Seit Ende 2009 schrumpfte reits Sharmas Rausschmiss gefordert. die Mitgliederzahl um 7000 auf 71 000, Sonntagsfrage Viele Realos stammen aus dem Osten. die Zahl der Eintritte ging von 9000 auf Mecklenburg-Vorpommern Ihre Mentalität ist bis heute von der DDR 1800 zurück. „Der Trend ist kein Genos - „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am geprägt, von Duckmäusertum und Anpas - se“, heißt es in einem Strategiepapier. kommenden Sonntag Landtagswahl wäre?“ sung. Männer wie Gysi und Bartsch deu - Ganz grundsätzlich stelle sich die Frage, Wahlergebnis 2006 ten lieber dialektisch Niederlagen in Sie - ob die Linke eine „lernfähige Organisa - ge um, als mit offenem Visier zu kämp - tion“ sei. 35 30,2 28,8 fen. Sie wurden zu Staatsfunktionären Ende Juni erzwangen 70 Kreisvorsit - Angaben in Prozent ausgebildet, nicht zu Oppositionellen. zende ein Treffen mit der Parteispitze, 28 Und so zaudern sie. Es sei wie in der das Lötzsch und Ernst zuerst aus angeb - 16,8 DDR im Sommer 1989, als eine Ausreise - lichen Kostengründen abgesagt hatten. welle das Land erschütterte, umschreibt 16,5 Das Protokoll gibt Einblicke in das In - 9,6 einer die Situation. Jeder wisse, dass die nenleben einer desolaten Partei. „Pro - 7,3 Führung nicht Herr der Lage sei, aber blematisch sind die Grabenkämpfe vor 8 3,4 niemand traue sich, sie zu stürzen – deut - Ort, die aktive Mitgliedergewinnung ver - 4 4,5 sche demokratische Duldsamkeit. hindern“, klagte ein Genosse: „Der Um - SPD CDU Die Linke Grüne FDP NPD Vor wenigen Wochen orakelte Gysi, im gang in der Linken ist teilweise erschre - „Notfall“ müsse eben Lafontaine zurück ckend und hat Ausstrahlung auf die Mit - an die Parteispitze kommen. Am vergan - gliedschaft … Man traut sich oft nicht, Sonntagsfrage Berlin genen Wochenende hatte er ihn zur Frak - Neumitglieder auf Veranstaltungen mit - „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am tionsklausur eingeladen, um über „Aus - zunehmen.“ kommenden Sonntag Abgeordnetenhaus- wege aus der Finanzkrise“ zu reden. Als Ein Genosse aus Emden monierte: wahl wäre?“ sei das die Krise, die alle beschäftigt. „Die Diskrepanz zwischen den Ansprü - Einige Abgeordnete murrten, als sie chen unserer Wähler und unserer Partei 33 30,8 Wahlergebnis 2006 Lafontaine am vergangenen Freitag auf wird immer größer. Verstehen wir die den Gängen des Radisson Blu Hotel in Wähler?“ „Sicher“, so ein Berliner Kreis - 21,3 Rostock entdeckten: Warum sollte aus - chef, „wollen wir alle eine andere Gesell - gerechnet der Fraktionschef von der Saar 20,5 20,5 schaft, aber die strategische Frage ist, 13,4 13,1 auf der offiziellen Pressekonferenz re - war um wählen uns die Leute, deren In - den? Angeblich sei er nur gekommen, um teressen wir vertreten, mehrheitlich 7,6 die Kommunistin Wagenknecht zu unter - nicht – das muss diskutiert werden.“ 10,5 stützen, hieß es. Sie strebt den Vorsitz in Der Bundesvorstand solle endlich „be - 3,5 der Fraktion an, neben Gysi. friedend“ auf die internen „Kämpfe“ ein - SPD CDUDie Linke Grüne FDP Keine gute Aussicht für die Pragmati - wirken, forderten die Funktionäre, die Umfragen: Forschungsgruppe