GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Geschichte und Brauchtum im Grabfeld Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 15 Nummer 15 Bad Königshofen, November 2007 Seite 1

uf Vermittlung des Trappstädter Hei- Interessantes aus dem Familienbuch von Waltershausen matforschers Michael Böckler kam ichA vor einigen Wochen mit Frau Karina „Er hinterließ einen sehr zerrütteten Haushalt, Kulbach-Fricke in Kontakt. Sie betreibt leidenschaftlich genealogische Forschun- welcher beweise, dass unrecht Gut nie gedeiht!“ gen. Frau Kulbach-Fricke kam mit neun einiger Unglücke in Grabfeldgemeinden. So Jahren nach Köln. Nach dem Besuch der Reinhold Albert wird berichtet: Am 16. März 1603 brannte Irmgardisschule studierte sie Geschichte Großbardorf, wobei vier Personen verbrann- an der Kölner Universität. Nach jahre- Bei den Pfarrämtern werden seit dem 16. ten und ein Drittel des Dorfes vernichtet langer Forschung über das Kölner Patri- Jahrhundert Kirchenbücher oder Pfarrmatri- wurde.2 Anno 1607, auf Jakobi (25. Juli), ziat kann sie ihre Vorfahren bis ins 11. keln über alle vorkommenden Taufen, Trau- brach um 8 Uhr in Wülfershausen „jenseits Jahrhundert zurückverfolgen. Eckebrecht, ungen und Sterbefälle geführt. Anlass für des Wassers“ ein großes Feuer aus, das 97 der „Kaufmann von Köln“, so der Titel die Anlage von Kirchenbüchern war die Wohnhäuser und die dazugehörigen Scheu- ihres 2002 erschienenen ersten Buches, Reformation. Im Dreißigjährigen Krieg ern und Stallungen vernichtete.3 Im gleichen war einer ihrer Ahnen. Eckebrechts Lieb- gingen allerdings sehr viele Kirchenbücher Jahr regierte an vielen Orten die „Pestilenz“. lingsenkel Constantin, der „Münzmei- verloren. Die meisten Pfarreien können In Würzburg starben „dritthalbtausend“, in ster von Köln“, ist der Held ihres zwei- Einträge erst für die Zeit nach 1648 auf- Merkershausen 101 Personen.4 Am 7. März ten Romans – einer Familiengeschichte weisen; größere geschlossene Serien sind 1606 wurden bei einem großen Sturmwind in zwei Teilen. Karina Kulbach-Fricke vielerorts aber erst seit etwa 1700 zu in Waltershausen viele Gebäude umgewor- lebt als Mutter von vier Kindern in Frei- erwarten. Standesämter bei den politischen 1 fen. Am 7. September 1609 brach abends burg. Sie stellte dem Verfasser des nach- Gemeinden wurden erst 1876 eingerichtet. um 7 Uhr in Römhild ein furchtbares Feuer folgenden Beitrags eine Transkription Bemerkenswert ist, dass das Familienbuch aus. Am Morgen waren lediglich noch sie- des Familienbuches von Waltershausen von Waltershausen Aufzeichnungen bereits ben Häuser unbeschädigt.5 Weiter wird mit- zur Verfügung. Das Inte-ressanteste hie- ab der Pfarreigründung 1600 bis ins 19. geteilt, 1624 war ein gutes Wein- und Korn- raus habe ich im nachfolgendem Beitrag Jahrhundert enthält. Zunächst erfolgt darin jahr, 1626 erfroren die Rebstöcke und das zusammengefasst und ergänzt. ein kurzer Überblick über die Pfarreige- schichte, dann enthält es die Aufzählung Getreide. Im Familienbuch folgt dann über

Aus dem Inhalt

Interessantes aus dem Familienbuch Waltershausen...... 1 - 12

Grußwort des Vorsitzenden...... 3 Bezirksheimatpfleger Klaus Reder zum Professor ernannt...... 9

Otto Schulz: Sylvesternacht...... 10

Literaturschau...... 13 Schriftenreihe des Vereins...... 14 Ein Pfarrer erlebt sein „Fegfeuer” in Königshofen (III)...... 15 Die Römhilder und die Schweden – Streiflichter aus der Zeit des 30-jährigen Krieges – 5. Folge...... 18

Wolfram Weigand: Ein Kräuterjahr...... 18

Irmgard Werner: Die Saale-Maid...... 20 Recherchen im Pfarrarchiv brachten es an den Tag: Thomas Buscher schuf Altar-Engel und Gottvater...... 23 Gemälde des Schlosses Waltershausen, geschaffen 1898 laut vorliegender Information von Walter Häusler: Wenns schneierd...... 23 Caroline von Bibra-Brennhausen. Das Original befindet sich im Schloss Brennhausen. Seite ­­2 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Vorurteil bei seinen Bauern erkannt hatte, wenn ihm dies auch Verdruß zuzog. Dabei war er ein geübter Mann in der Schreib- und Rechenkunst, und sowohl in seinem Amt als in seiner Wirtschaft ein guter Wirt. Er trug Gemeindeschulden ab, die noch von dem sie- benjährigen Kriege herrührten, obgleich während seiner Amts- führung eine neue Pfarrwohnung gebaut werden musste, Feu- erspritzen angeschafft wurden und mehrere andere beträchtliche Ausgaben zu bestreiten waren. Hierzu schaffte er durch Urbarma- chung verschiedener wüsten Plätze Rath, deren es hier so viele Waltershausen auf einer Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Ansichtskarte, die Elfriede Herda ( vor gibt. Er war auch der Rhön) zur Verfügung stellte. der erste, welcher die schädliche Spannfroh- mehrere Seiten die Aufzählung von Armen- Schad und Johann Habenstein für 1.300 nde an seinem Viertelshof12 ablöste und legaten (Vermächtnissen), bevor dann die Gulden zurück, vereinzelte sie und erlöste somit die Erlaubnis erhielt, denselben unter Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle 7.000 Gulden. Den anderen Viertelshöfern seine sämtlichen Kinder einst verteilen zu verzeichnet sind. wurde der Freikauf für 300 Gulden ermög- dürfen. Vorher durfte der darauf haftende licht, auch die Söldner10 konnten sich von Frohnde wegen immer nur ein Kind den Allgemeines Leben den Handfronden11 für ewige Zeiten mit 120 geschlossenen Viertelshof besitzen, welches Über den 1726 im Alter von 84 Jahren ver- Gulden loskaufen. für die übrigen Kinder viele unangenehme storbenen Bartholomäus Nenninger heißt Ein Viertelshof findet auch bei dem 1799 Folgen hatte. Die Herrschaft ließ zwei Ärzte es: „…gehet unter das Kuhthor zur Hut vorgenommenen Sterbebucheintrag des rufen, um womöglich ihren wackeren Schult- oder Wache, holet sich selber im becker- Schultheißen Carl Heinrich Gottfried Eise- heißen zu retten, allein es gelang nicht.“ hauß einen Weck und ißete solchen guten mann Erwähnung. Es heißt: „Er war ganz 1800 gab es in Waltershausen 13 Viertels- theils, wird aber, ohne Zweifel durch einen zu einem guten Schultheiß geschaffen, höfe, 8 Ackerbauern, 7 Tagelöhner, 6 Söld- Schlagfluß troffen und bleibt im Augenblick voll natürlichen Verstandes, geneigt jeden ner, 4 Mahl- und Ölmüller, 3 Schuhmacher todt...“. guten Vorschlag zum Besten der Gemeinde und je 2 Büttner, Schneider und Maurer 1729 verstarb der 60jährige Kilian Haben- in Ausübung zu bringen, langsam zum und je 1 Bierbrauer, Schullehrer, Wagner, stein, der 40 Jahre in Marschalkischen Zorn und schnell zu hören; immer bereit Schreiner, Zimmermann, Pfarrer, Glaser, Diensten als Ackerknecht, Kutscher und abzuschaffen, was er als Missbrauch oder Schäfer, Branntweinbrenner, Chyrurgus, Hausvogt stand. Er habe, so der Eintrag „…allezeit ein gottloses Leben geführt, über den jedermann geklagt hat, wie er die Leute 1 Joachim Wild: Anleitung zur Familienforschung stuhl und vermehrte damit das Dorfgericht. tractiert ...“. in Bayern. In: Mitteilungen für die Archivpflege in 7 Die Buchmühle wurde 1545 von Afra Marschalk von Bayern, 25./26. Jahrgang 1979/1980, S. 1 f. Ostheim neu errichtet. Sie kam 1831 in den Besitz der Hannß Elting starb 1741 im biblischen 2 In der 1989 von Oskar Adam geschriebenen Chronik Familie Rittweger. Die Dorfmühle hatte das Bannrecht. Alter von 83 Jahren, Margaretha Bedorff von Großbardorf ist S. 45 zu lesen: „Ein katastrophales Sie wechselte mehrmals den Besitzer und kam 1883 1730 mit 88 Jahren. Der 1773 mit 74 Jahren Unglück traf das Dorf im Jahre 1609. Am 16. März in die Hände des Philemon Junius. Die Weizen oder verstorbene Nicolaus Habenstein war seit brach ein Feuer aus und legte ein Drittel des Dorfes in Weidachsmühle ist um 1600 im Besitz der Familie Asche. Vier Menschenleben sollen diesem Feuer zum Nenninger (das Geschlecht wird bereits 1514 genannt). 1738 herrschaftlicher Pächter, 1763 Sech- Opfer gefallen sein. Leider sind die Angaben, dass vier Johann Caspar I. Nenninger, * 1874 in der Neuen ser6, Steinsetzer und Viertelshöfer. Was war Menschen umgekommen sind , in keiner Weise nach- Mühle bei , + 1792, hat 1757 als arbeitsamer nun eigentlich ein Viertelshof? Ein Lehn- prüfbar, denn die Pfarrmatrikel sind im Schwedenkrieg Mann die Weidachsmühle schöner gebaut als sie ehe- buch von Waltershausen führt um 1492 15 restlos verbrannt.“ mals war. 3 8 7 Benefiziat Georg Schwinger bestätigt dies 1898 in 1629 zählte Pfarrer Schützenmeister im Dorf 150 See- Söldengüter, sechs Höfe und drei Mühlen seinem Büchlein „Geschichte der Pfarrei Wülfers- len. auf. 1596 waren es schon 19 Söldengüter. hausen a.d. Saale“, Seite 87. 9 Herbert Merkl, 1100 Jahre Waltershausen, Festschrift Durch die um 1700 vorgenommene Teilung 4 Dies wird bestätigt von Schulamtsdirektor i.R. Leo W. 1967, S. 42 der ganzen Höfe in Halb- und Viertelshöfe Hamm in seiner geschichtlichen Darstellung Merkers- 10 Sölde, Selde – Kleinbauernanwesen, kleinste landwirt- hausens in der 1984 aufgelegten Festschrift zum Kreis- schaftliche Einheit, meist auf Grundbesitz eines Hofes wurde die Seelenzahl um über die Hälfte musikfest in Merkershausen, S. 35. errichtet. Söldner waren auf den Gütern meist Hilfs- 8 vermehrt. Die ehemaligen sechs Höfe (Vei- 5 Hier stimmt das Datum. In der Chronik :1200 Jahre arbeiter, gaben Zins wie Vollerwerbsbauern, besaßen ten-, Schubarts, Rothen-, Katzen-, Kop- Römhild 800 – 2000, herausgegeben von der Stadt wenig Feld, Wiese, Garten, konnten aber durch Zukauf pen- und Schulzenhof) nährten erst sechs, Römhild, Seite 20, heißt es: „...nach dem verheerenden den Grundbesitz vergrößern. Brand am 7. September 1609 erwiesen. Die ganze 11 Fron – Bis zur Zeit der Bauernbefreiung (um 1850) dann zwölf, und schließlich 24 Familien. innere Stadt bis auf Schloß, Kirche und vier Häuser Dienstleistungen abhängiger Personen an den Besit- Ein siebter Hof, der Mösenhof, war nach wurde ein Raub der Flammen ...“ zer der Liegenschaft oder für den Landesherren (z. dem Dreißigjährigen Krieg wieder mit dem 6 Das Dorf- oder Gemeindegericht von Waltershausen B. Hand- und Spanndienste, Botendienste, Jagdfronen Schlossgut vereinigt worden.9 bestand bis 1708 aus dem Schultheißen und vier Bei- u.a.). sitzern oder Schöppen, welche zugleich die örtlichen 12 1629 hatte jeder Hofbesitzer mit vier Pferden 56 1796 kaufte die Schlossherrschaft zwei Feldschieder waren. Im gedachten Jahr errichtete Phi- Dienstfuhren um 1 Schilling zu tun, als Ackern, Holz der geschlossenen Viertelshöfe von Georg lipp Erdmann Marschalk von Ostheim einen Sechser- fahren usw. Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­3

Barchentweber, Leineweber, Damastweber, sowie Anteile am Schloss. Pfarrer Friedrich Sirachs Regel gesündigt hatte: Mein Kind, Revierjäger, Schacher, Läufer, Hirte, Amts- Nenninger überlieferte 1800: „Da das alte prüfe, was deinem Leib gesund ist; was diener, Flurschütz und Gänsehirte, Kuhhirt Schloß im Jahre 1618 abgebrochen und ungesund ist, gib ihm nicht.“ und außerdem mehrere Gesellen, Lehrlinge, dafür das jetzige aufgeführt worden ist, so Mit gerade einmal 17 Jahren folgte ihr 1792 Knechte, Mägde, Mahlburschen, Kutscher sind so viele Veränderungen eingetreten, Johannes R. im Tod: „…welcher vielleicht und Bediente.13 dass man gar nicht mehr weiß, was auf dem eins der unglücklichsten Geschöpfe war, die Schuhmachermeister Johann Matthäus Schloße Würzburgisch ist, das Hochstift je gelebt haben. Er konnte nicht gehen, nicht Hummel starb 1778 mit 84 Jahren. Sein wird also nichts bekommen.“15 sitzen, nicht sprechen, nicht selber essen 1723 geborener Sohn Johann Julius, ging 1784 starb mit 72 Jahren Michael P., 1743 und hatte keinen Verstand. Wenn er lag, so als „Musikus“ nach Holland und von da - 1763 Reitknecht bei dem Waltershäuser berührte sein Kopf beinahe das Gesäß, denn nach England. Hier lernte er das Noten- Schlossherren Johann Friedrich Philipp sein Rückgrad war schon im ersten Jahr sei- stechen und brachte es so weit, dass er in Marschalk von Ostheim, „...in der größten nes Lebens durch gichtische Zufälle in diese verschiedenen Städten Europas Niederla- Dürftigkeit. Seine Armut rührte von seinem Form gebracht worden. Auch seine Kinn- gen von Musikalien unterhielt und sich ein unordentlichen und verschwenderischen backen, die mit ungewöhnlich großen Zäh- Vermögen von mehr als 100.000 Gulden Wandel her. Dieser Mann hat sich wegen nen versehen waren, müssten dabei gelitten erwarb. Er starb 1805 als sehr reicher Musi- seines asotischen Lebens den garstigen haben, denn er konnte sie nicht bewegen, kalienhändler und Kommerzienrat in Berlin. Michel nennen lassen müssen.“ daher ihm denn nur Fluida zur Sättigung Sein Bruder, der Schuster Johannes Hummel Anna Catharina Roth fiel 1787 im 39. Jahr (*1728), zog 1805 mit Frau und Kind als einem „hitzigen Fieber“ zum Opfer. Pfarrer Kolonist nach Brockhausen an der Wolga Nikolaus Nenninger schrieb: „Wenige Stun- 13 Merkl, 1100 Jahre, S. 43 und wurde dort Schultheiß. den vor ihrem Ende hatte man ihr, nach der 14 Zehnt – Seit dem 5. Jh. Abgabe der christlichen Land- Beim Tod des Mathäus Scheler (1722-1794) leidigen Gewohnheit auf den Dörfern, gegen bevölkerung an die röm.-kath. Kirche zum Unterhalt wurde protokolliert: „Bei seinen Lebzeiten, meine Warnung auf ihr Verlangen eine des Klerus. Ab 818 erhalten auch weltliche Grund- 14 herren als Inhaber von Eigenkirchen den 10. Teil des nämlich 1782, fiel der hies. Zehend als starke Portion Wein zu trinken gegeben, Ertrags von Feldfrüchten und Vieh, seit dem 13. Jh. ein Mannlehn an das Hochstift Würzburg welcher ihre Krankheit natürlicher Weise auch Geldleistungen (insges. gibt es beim Zehnt sehr heim.“ Dies erfolgte deshalb, weil mit dem aber so vermehren musste, wie das Öl, das viele Unterscheidungen). Der Z. war Holschuld. Ihn Tod des Friedrich Christian der letzte männ- man ins Feuer gießt.“ gab es bis zur Bauernbefreiung 1848. 15 Gemeindearchiv Waltershausen: Waltershäuser Ge- liche Nachkomme der Waltershäuser Linie Im Alter von ebenfalls nur 39 Jahren starb meindebuch oder Sammlung alter und neuer Nach- der Marschalks von Ostheim verstarb. An 1790 Anna Maria M. Der Pfarrer notierte: richten, Verordnungen, Rezesse und Verträge von und Würzburg fielen der große und kleine Zehnt „Sie starb so früh, weil sie immer gegen für Waltershausen, 1. Band, 1800, S. 27.

Liebe Leserinnen und Leser ist genau richtig. Danke an Ansgar Büttner, richtige Wahl getroffen, denn beide Künst- der die Idee dazu hatte. ler haben sich in vielen ihrer Werke um unseres Heimatblattes Wenn am 2. Dezember in der Schranne das Grabfeld verdient gemacht. Herzlichen „Das Grabfeld“! von Bad Königshofen die Ausstellung über Glückwunsch an die neuen Kulturpreisträ- den Münchner Bildhauer Thomas Buscher ger. Druckfrisch liegt es nun wieder vor Ihnen: eröffnet wird, dann haben auch wir als Unser Verein war mit dabei, als es darum „Das Grabfeld“ und Sie werden dort, wie Verein ein Stück weit mitgeholfen. Char- ging das Dorfmuseum in Ipthausen ein- gewohnt, eine Vielzahl von interessanten lotte Baumann-Hendriks, die Urgroßnichte zurichten und hat dafür Vitrinen aus dem heimatgeschichtlichen Informationen fin- Buschers, hat in den vergangenen Jahren bisherigen Grenzmuseum zur Verfügung den. Gerade das ist es ja, was unser Hei- geforscht und so kam heraus, dass das gestellt. Das Ipthäuser Museum ist übrigens matblatt ausmacht, das in dankenswerter letzte Werk Thomas Buschers der Hochal- immer einen Besuch wert. Hier wird Dorf- Weise nach wie vor von unserem zweiten tar von Bad Königshofen ist. Unser Verein geschichte erlebbar. Dank an dieser Stelle Vorsitzenden, Kreisheimat- und Archivpfle- war an vorderster Stelle mit dabei und vor allem an die Kunsthistorikerin Daniela ger Reinhold Albert aus Sternberg gestaltet hat, dank der Unterstützung von Stadtpfar- Schedel aus Kitzingen, eine Kleineibstäd- wird. rer Linus Eizenhöfer und Archivar Gustav terin, die für das Konzept verantwortlich Dank sage ich aber auch allen, die wie- Tschochner die notwendigen Einblicke in zeichnete, aber auch Professor Dr. Klaus der mitgeholfen haben, dass der Verein für das Pfarrarchiv bekommen. So konnten Reder, der als Bezirksheimatpfleger finan- Heimatgeschichte auch in diesem Jahr viel wir weiterhelfen und haben vieles über zielle Unterstützung gab. Ebenso natürlich bewegen konnte. Ich denke da vor allem Buschers Werk und auch den Initiator des Bürgermeister Clemens Behr, der die Idee an unser „Museum für Grenzgänger“, das Altares, Stadtpfarrer Adam Pfeuffer erfah- hatte in den Stadtteilen solche Kleinmu- ein wahrer Besuchermagnet geworden ist ren. Daraus ist ein interessanter Vortrag seen einzurichten. und ganz sicher eine wertvolle Ergänzung entstanden, der am 24. November in der Es wurde vieles geleistet in diesem Jahr, so für das Archäologische Museum in der Schranne zu hören sein wird. auch mit Hilfe der Stadt eine Türmergilde Schranne ist. Museen, die sich ergänzen, Wir freuen uns aber ganz besonders, dass gegründet. Hier muss vor allem Bürger- das war unser Ansinnen und ich meine, das unser Weihbischof Helmut Bauer, auf meine meister Clemens Behr Dank gesagt wer- ist uns gelungen. persönliche Einladung hin, sofort zugesagt den, der sich ganz besonders engagiert hat. Interessante Beiträge haben auch in die- hat, „als alter Königshöfer“ einen Ponti- Damit konnte die Türmertradition weiter sem Jahr wieder die Damen und Herren fikalgottesdienst zu halten und danach die geführt werden. Auch für 2008 haben wir im Erzählcafe den Gästen nahegebracht Ausstellung zu eröffnen. Um diese finan- uns einiges vorgenommen, so dass unser und dazu beigetragen, dass so manch einer zieren zu können, wurden Landkreis Rhön- Verein als Bewahrer der Heimatgeschichte Geschichten erfuhr, die er bisher so nicht Grabfeld, hier die Sparkassenstiftung, ganz sicher seinen Vorgaben gerecht wird. wusste. Wir haben uns natürlich auch an Stadt Bad Königshofen und Kulturstiftung Ihnen wünsche ich, in der nun kommen- der Aktion „Rhön-Grabfeld auf Rädern“ des Bezirks Unterfranken, mit „ins Boot den ruhigen Zeit, alles Gute und für 2008, beteiligt, die der Lionsclub ins Leben geru- geholt“. Danke dafür. Zufriedenheit, Glück, Erfolg und all das, fen hat. Entlang des Dr.-Fritz-Steigerwald- In diesem Jahr, und zwar am 18. Novem- was Sie sich selbst wünschen Radweges ging es von Bad Königshofen ber werden wir wieder unseren Kulturpreis nach Bad Neustadt und unterwegs gab es verleihen. Dieser geht in diesem Jahr an Interessantes zur Geschichte des Grab- die Künstler Erich Husemann () Hanns Friedrich feldes. „Schatzkästlein Grabfeld“, dieser und Fritz Thoennieshen (Bad Königshofen). Vorsitzender im Verein für Heimat- Begriff tauchte da immer wieder auf und er Ich denke, wir haben in der Jury damit die geschichte im Grabfeld e.V. Seite ­­4 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007 eingegossen werden konnten. Er sollte, weil Folge zu gar keiner Arbeit taugten. „Obige gelernt. Bald darauf ist er mit des Cantors ich in Würzburg für ihn gebeten hatte, in das Anna Margaretha und ihr verschollener zu Stadtlengsfeld Tochter durchgegangen, dasige Julierhospital aufgenommen werden, Bruder Johann Theobald, dessen Verstand hat sich zu Gleicherwiesen als ein Flücht- aber seine mitleidige Mutter konnte den Ge- durch Schlafen ganz geschwächt ist, haben ling mit ihr trauen lassen, und nachdem danken nicht ertragen, dass er nach seinem in ihrem Leben mehr geschlafen als gelebt, der Vater seine entführte Tochter reclamirt, Tod in einem dortigen Naturalienkabinett und aus Trägheit nicht einmal das Bett ver- auch nach vorhergegangener Eheschei- aufgestellt werden sollte. Mehrere Ärzte lassen, wenn es gewisse natürliche Bedürf- dung an ei-nen anderen verheirathet hat, so äußerten, dass sein Skelett eine wahre Sel- nisse heischten. Ihr Bette schwemmte die schwärmt der Leichtsinnige als Bedienter tenheit sein müsse…. Der Vater des Kindes, ganze Nacht, aber nicht von Thränen.“, ist in der Welt herum, und läßt nichts als böse ein hies. Söldner, dem es zum immerwäh- im Familienbuch nachzulesen. Streiche von sich hören.“ renden Ruhm gereicht, dass er, wie dieses Mit 36 Jahren starb 1792 im Kindsbett Anna Im Alter von 37 Jahren starb 1788 Niko- auch von seiner Frau geschehen ist, das Barbara S. Der Pfarrer mutmaßt: „Ihren frü- laus Jahn. Es heißt: „Er lebte vielleicht unglückliche Geschöpf mit einer beispiel- hen Tod zog sie sich dadurch zu, dass sie in noch, wenn er nicht gegen alle gemachte losen Geduld gewartet und verpfleget hat“, Abwesenheit ihres Ehemannes und der Weh- Vorstellung eine Menge Quacksalber statt lobte der Pfarrer in seinem Eintrag. mutter eine große Portion Sauerkraut und eines vernünftigen Arztes gebraucht hätte.“ 1795 vermerkte er, dass eine Verstorbene Buttermilch aß, leichtere Speisen für Wöch- Anna Volckmar (*1747) fiel 1789 einem wegen Armut nie einen Taufschein beige- nerinnen hingegen stehen ließ.“ Die zweite ärztlichen Kunstfehler zum Opfer, denn: „… bracht habe. Es sei daher unbekannt, wie alt Frau des Ehemanns, Maria Magdalena Mül- ein Bader hatte ihr 8 Tage zuvor bei dem sie eigentlich geworden ist. Weil die Verb- ler aus Milz (1736-1805), musste mit diesem Aderlaß eine zu große Öffnung geschlagen, lichene in ihrem Wohlstand oft verächtlich „…viele böse Tage teilen, weil er ein Säufer die nicht heilen wollte. Im Schlaf öffnete vom „Baurenstande“ gesprochen und sich und Polterer war. Sie selbst war fleißig und sich diese Wunde, und so fand man die Frau für weit vornehmer gehalten hätte, so fand häuslich, hatte aber nach und nach manches ohne alles Leben in ihrem Blute liegen. Alle sie auch zu der Zeit, wo sie es gebraucht von dem schlechten Charakter ihres Mannes Rettungsmittel waren vergebens. Zwei Tage hätte, keine Unterstützung von den Bauern. angenommen, weshalb sie auf ihrem zwei- darauf wurde diese Rechtschaffene unter Auch zog sie sich durch Neid viele Feinde jährigen Krankenlager auch nicht viel vielen Thränen begraben.“ zu. Weiter steht zu lesen: „Diese Anna lebte Erbarmen fand. Von sechs Kindern über- Johann Caspar Wehner aus Einhausen bei einige Jahre mit JH von Wohlmuthausen zum lebte sie nur ein einziger Sohn, welcher ganz Meiningen starb 1795 63jährig plötzlich „… Amt Ostheim gehörig im Ehestand, nachdem das Ebenbild seines bösen Vaters ist, und in der Trunkenheit und an einem Schlag- er sie aber malifio verlassen, so erlangte sie dermalen als ein verheirateter Bedienter zu fluss“ im Waltershäuser Wirtshaus. Er war vom Konsistorium die völlige Ehescheidung Bayreuth lebt. Er hat sich seiner kranken ein begüterter Mann, dessen Gewerbe vor- und bekam Erlaubnis, sich anderweitig zu Mutter nicht im mindesten angenommen, ja züglich im Schafviehhandel bestand. Nach verheiraten. Ihr zweiter Ehemann Fritz ver- sich in den letzten zwei Jahren ihres Lebens dem Urteil derer, die Wehner kannten, war ließ sie wegen ihres Saufens im Jahr 1795 nicht einmal nach ihr erkundigt. Es würde er ein ehrlicher und dienstwilliger Mann, der ebenfalls und zieht mit einer katholischen ihr sehr übel auf ihrem langwierigen Kran- wohl zu leiden gewesen wäre, hätte er nicht Köchin aus dem hiesigen Schloß in der Welt kenbette gegangen sein, hätte nicht ihr jun- - was er selbst oft beklagt haben soll - den herum.“ ger Vetter und Pate Johann Caspar Schober Trunk zu sehr geliebt. Waltershausen liebte 1799 wird über eine Familie berichtet: Beide jun., Lorenz Schobers Sohn, deswegen noch er wie seine Heimat, und die Nachbarn auch Eltern waren fleißig und wohlhabend, aber gepflegt und erhalten, weil sie ihm ihre sehr ihn. dabei geizig. Aus Geiz ließen sie ihre Kinder verschuldeten Besitzungen an Äckern, Gär- Michael Woick, *1738 in Sakoon in der bis um Mittag im Bett liegen, damit sie kein ten und Wiesen nebst einem halben Hause Lausitz, starb 1795. Pfarrer Nenninger teilt Brot aßen. Dadurch wären drei von ihren mit Consens ihres Sohnes abgetreten hätte.“ mit, dessen Vater sei noch ein Sklave gewe- Nachkommen dumm und taub geworden. Zu Sohn Johann Caspar heißt es: „Ein sen. Michael wurde im Siebenjährigen Krieg Da diese Kinder auch keine Arbeit tun durf- Mensch, ganz seinem Vater ähnlich, voller (1756-1763) zum Soldaten ausgehoben und ten, weil die Eltern fürchteten, sie möchten Ränke und Bosheit. Er hat einige Jahre auf an den Rhein geführt. Auf dem Rückmarsch mehr verderben als gut machen, erstarrten dem Schulmeisterseminario zu Meiningen desertierte er in Ostheim vor der Rhön und auch ihre Glieder so sehr, dass sie in der zugebracht, Schulden gemacht und nichts entging so der Lausitzischen Leibeigen-

Kirmeszug in Waltershausen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­5 schaft, in welcher er geboren war. Nachdem hier wirtschaftete sie mit so viel Tätigkeit heiß von Waltershausen. Ihm könne man, so Woick viele Jahre in Ostheim als Knecht und Vernunft, dass sie allen Weibern des der Chronist, Gutes genug nachreden. in Diensten stand und eine Waltershäuserin Dorfes zum Muster dienen konnte.“ Ein herrschaftliches Brauhaus stand in Wal- namens Elisabetha Scheller kennen gelernt Von der 1806 im Alter von 66 Jahren ver- tershausen schon lange. 1769 wird vom Bau hatte, heiratete er sie 1779 und ließ sich storbenen Ottilia Güth heißt es: „Sie war einer neuen Bierbrauerei berichtet. 1853 hier nieder. Er soll ein sehr fleißiger und weit und breit die einzige Tabakraucherin. starb im Alter von 64 Jahren Johann Conrad bei Strapazen überaus abgehärteter Mann …Sie war eine stille und gutmütige Person.“ Lang, seit 1829 Wirt in Waltershausen. Sohn gewesen sein. Christoph Krieg starb 1808 im Alter von Daniel, (1822 – 1869), Bierbrauer und Bütt- Zur 1798 verstorbenen Anna Maria W. 81 Jahren an Entkräftung. Da die mit seiner ner, kaufte 1844 die Schank- und Brauge- bemerkt der Geistliche: „Die Verstorbene Ehefrau Anna Dorothea gezeugten vier Kin- rechtigkeit einschließlich Brauereigebäude hat leider auf ihre Kinder die abscheu- der bereits im Kindesalter starben, beschloss und Gasthaus vom damaligen Schlossherren lichsten Schimpfworte vererbt, welche sich das Paar zeitlebens, dem Pfarrer ihr Haus von Waltershausen, Freiherren von Sarto- wahrscheinlich auch auf ihre Kindeskinder und Gütchen zu schenken. Anna Dorothea rius. Über Langs Enkelin Emma Rosine, verbreiten werden.“ wäre eine religiöse Frau gewesen, lebte arm, *1889, heißt es: „Sie arbeitete am liebsten Johann Georg S. starb 1805 mit 60 Jahren. Er aber ehrlich und hing, ungeachtet vieler auf dem Felde. Da sie das Arbeiten in frü- habe in seinem Leben so oft und viel gestoh- erlebter Leiden, fest an Gott, schrieb Pfarrer hester Jugend gründlich gelernt hatte, kam len, dass sein Tod als eine wahre Wohltat Nenninger anerkennend nieder. ihr später nach ihrer Verheiratung 1913 als für den hiesigen Ort angesehen werde, lautet Im gleichen Jahr wurde Johann Klör bestat- Gärtnersfrau auf dem Gut in Schönstadt bei ein weiterer Eintrag im Waltershäuser Fami- tet, „…erster Gemeindebaumwärter allhier. Marburg und beim Aufbau einer Gärtnerei lienbuch. Johann Georg war einige Jahre Die Gemeindebaumzucht verliert viel an und großen Treibhäuser sehr zustatten. Sie zuvor in Rappershausen über einer „Mause- ihm“, notierte Pfarrer Johann Friedrich Nen- galt als das schönste, guterzogenste Mäd- rei“ ertappt und so „abgeprügelt“ worden, ninger. Der Pfarrer scheint sich sehr um die chen in Waltershausen.“ dass er seine Profession (Beruf, Gewerbe) Obstbaumzucht in seiner Gemeinde bemüht Wie in alter Zeit das Sozialsystem eine nicht mehr ordentlich treiben konnte und zu haben. Nachdem Hofrat Anton Christian Dorfes funktionierte, unterstreicht der Ein- auch im Kopf verwirrt blieb. Selbst seinen Heim aus Meiningen angeordnet hatte, dass trag bei Johann Georg W., der 1857 mit 77 Tod führte der Gang zum Stehlen herbei. jeder neue Nachbar drei Bäume auf anzu- Jahren verstarb: „…conscribirter Armer, der Drei Tage vor seinem Ende war Johann vor weisende öffentliche Plätze zu setzen hatte, lange Zeit blind und bettlägerig war und Anbruch des Tages ausgegangen, um in der schlug der Pfarrer vor, dass künftig jeder von den Gemeindegliedern der Reihe nach Scheune der Witwe Dorothea Volkmar ein Waltershäuser Jüngling vom 16. Lebensjahr ab-wechselnd mit Essen versorgt wurde.“ Stroh- oder Häckerlingsmesser zu stehlen. an bis zu seiner Verheiratung jährlich einen Kaum hatte der Dieb mit demselben die wilden Obstbaum im Wald suchen und auf Scheune verlassen, stürzte er, von einem Gemeindegrund setzen müsse. Ja, Nennin- Hebamme - Geburtenrate - „Schlagfluss“ getroffen, mit seinem Raub ger ließ sogar eine „Verordnung, wie es mit Kindersterblichkeit in der Hand zu Boden und wäre erfroren, der Obstbaumzucht auf Gemeinheiten gehal- 1770 wurde die 1751 geborene Catharina wenn nicht die Nachbarn sein Röcheln und ten werden soll“ drucken.16 • Barbara Öttlinger von den Waltershäuser „Grölzen“ gehört hätten. Er hinterließ einen Gemeindeschmied Johann Schellhaas Frauen zur Hebamme gewählt.17 Sie brachte sehr zerrütteten Haushalt, welcher beweise, (*1740) schied 1820 von dieser Welt. Er bis zu ihrem 1789 erfolgten Tod 218 Kinder dass unrecht Gut nie gedeihe. Seine Frau, lebte die letzten sieben Jahre seines Lebens zur Welt. Ihre Vorgängerin Christina Kob, eine schlechte Haushälterin, leide seit vielen als Kostgänger im Pfarrhaus. Nachdem das die 1770 im Alter von 66 Jahren verstarb, Jahren an offenen Beinen, und seine einzige Ehepaar Schellhaas kinderlos blieb, ver- war 23 Jahre Hebamme im Dorf und half „geile Tochter“ wäre zum zweiten Mal une- machte die 1810 verstorbene Ehefrau Clara bei der Geburt von 268 Kindern. Das sind helich schwanger. ihr Vermögen der Schule in Waltershausen, in 42 Jahren 486 Kinder und entspricht einer 1805 starb der 1756 in Schweickershausen mit der Einschränkung, dass ihr Mann die jährlichen durchschnittlichen Geburtenrate in der Lederhecke geborene Johann Heinrich Zinsen lebenslänglich von ihrem Nachlass in Waltershausen von ca. 12 Kindern im 18. Staedtler „an einem Nervenschlag infolge genießen könne. Wie kam nun das Paar an Jahrhundert. Ärgernis“. Er war zunächst Schlossmüller ein damals sehr seltenes Vermögen? Clara, 1808 wird mitgeteilt: „Das Kind kam in der zu Kleineibstadt, seit Petri 1797 Beständer die 1738 in der Papiermühle (Rittersmühle) Geburt um, weil es nur von einer appro- (Pächter) des Ritterguts und Wirtshauses geboren wurde, fand als zehnjähriges Mäd- bierten Hebamme, die erst von Königshofen in Waltershausen. Das Rittergut brachte er chen auf dem Weg nach Königshofen eine gerufen werden mußte, gebracht werden durch Urbarmachung wüst gewordener herr- Schachtel mit 400 Dukaten, die wahrschein- sollte. Die alte Hebamme lebte bei dieser schaftlicher Äcker, noch mehr aber durch lich ein Kriegskommissär verloren hatte. Geburt nicht mehr, und die neue (Barbara Hinwegschlagung ungeheurer Steinwüsten Zudem lebte ihr erster Gatte, der Schmied Elisabetha Güth) hatte in Würzburg noch sehr empor. Staedtler war ein fleißiger, uner- Johann Friedrich Warmuth, sehr mäßig und keinen Unterricht empfangen.“ müdlicher und gut gebildeter Mann. Wäre mehrte das Vermögen. Der zweite Ehegatte In alter Zeit war die Kindersterblichkeit mit er weniger empfindlich bei Beleidigungen wurde in seinem Alter ein „abscheulicher 40 – 50 % sehr hoch. So starben zwischen gewesen, so hätte er sich manchen Verdruss Säufer“, so dass von dem der Waltershäuser 1792 und 1810 alle zehn Kinder von Michael in seinem Leben erspart und lebte vielleicht Schule größtenteils legierten Vermögen der Wachenbrönner und seiner Frau Eva Maria noch, so der Chronist. Zwei Umstände sol- Schellhaasin nicht viel übrig blieb. Zu Clara im Kindbett. Mit tiefem Bedauern schrieb len, nach Aussage des Wundarztes Heu- Schellhass heißt es: „Diese Frau, welche im der Pfarrer beim Tod des zehnten Kindes mann aus Waltershausen seinen Tod beför- äußersten Grade geizig ist, so daß sie sich, nieder: „Die Eltern haben nun ihre letzte dert ha-ben: 1. Ärgernis über seinen ältesten aus Furcht ihren Rock zu verderben, auf Hoffnung verloren.“ Sohn Johann Georg Städtler, welcher ein den bloßen Steiß setzt und im Winter halb Die 47jährige Anna Catharina Christ, Ehe- hiesiges Mädchen namens Sabina unehelich erfriert, hat unter anderen Vermächtnissen, frau des im Dorf „der kleine Schuster“ ge-schwängert hatte und am Todestage sei- auf den hiesigen Gotteskasten mit mehr als genannten Johannes Christ starb 1795 im nes Vaters mit dieser Dirne getraut wurde, 2.000 Gulden bedacht, welche ihm nach dem 14. Kindbett. Von ihren 14 Kindern waren 2. Ärgernis über eine für seinen Sohn ver- Tode ihres zweiten Mannes heimgefallen.“ suchte Erpachtung des Rittergutes Oberlau- 1831 starb mit 68 Jahren Johann Daniel ringen, welche diesem misslang. Über Hein- Güth. Er war Sechser und Viertelshöfer, ab 16 Nenninger, a.a.O., I. Band, S. 547 f. rich Staedtlers Ehefrau Susanna schreibt der 1794 Gerichtsmann (wohl Centschöffe beim 17 Wie eine solche Hebammenwahl in alter Zeit vor Pfarrer anerkennend: „Im Dezember 1809 für Waltershausen zuständigen Centgericht sich ging, schildert Lehrer Max Tschiggfrey in Folge verstarb die vortreffliche Hausmutter und des Amtes Wildberg unter Sulzfeld, bei dem 4/1934 der Blätter für Heimatkunde – Archiv für den Amtsbezirk Königshofen i.Gr., Beilage zur Heimatzei- fromme Witwe Susanna Staedtler. 1797 zog Waltershausen einen der 16 Schöffen zu tung Bote vom Grabfeld, unter dem Titel „Die Hebam- sie mit ihrem Mann auf das hies. Rittergut, stellen hatte) und von 1801 - 1830 Schult- menwahl im Jahre 1896 zu Untereßfeld i.Gr.“ Seite ­­6 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007 vor ihr bereits neun an der „Auszehrung“ 1751 mit 51 Jahren starb, zog sich durch geb. Freiin von Stein aus Ostheim (1733 - gestorben. Pfarrer Nenninger vermutet: „lockere Lebensart“ eine große Schuldenlast 1769). An das Paar erinnert in der Kirche „Sollte es daher kommen, dass die Kinder in auf den Hals. Er war Würzburger Dragoner- ein Doppelepitaph aus Stein. Zwei Schrift- diesem Hause immer wieder auf das Feder- hauptmann und lebte meist in Dankenfeld. schilde sind von jeweils 16 Ahnenwappen bette ihrer an der Schwindsucht gestorbenen Sein Epitaph befindet sich in der Kirche umgeben, in der Bekrönung befinden sich Geschwister gelegt werden?“ von Waltershausen an der Ostwand hinter die Ehewappen der Familien Marschalk von Was die Fortpflanzung betraf, war der aus dem Altar.19 Sein Bruder Ernst Friedrich Ostheim und von Stein.21 Meiningen gebürtige Hannß Helmerich sehr (1681-1730, das Epitaph daneben20) wurde Das obere Ölgemälde über dem Kanzelauf- erfolgreich. Der Waltershäuser Pfarrer über- nach Feldzügen gegen die Franzosen und gang in der Kirche von Waltershausen stellt liefert im Familienbuch: „Mit seinen zwei Türken 1716 zum General ernannt. Er ließ Johann Friedrich Philipp dar, darunter befin- Weibern hat er 20 Kinder erzeugt. Als er das zweite Stockwerk des Schlosses mit dem det sich ein Bildnis seines Sohnes Friedrich denn 1723 im 81. Jahr seines Alters starb, herrlichen Kuppelsaal bauen. und ein Kinderbildnis, das Charlotte Mar- waren 18 lebende Kinder bei seiner Leiche Ernst Friedrichs Sohn Johann Friedrich schalk von Ostheim darstellen soll. und ein Heer von Kindeskindern.“ Philipp (1723 – 1768) liebte die Jagd und Der erstgeborene Sohn von Johann Fried- das Bauwesen leidenschaftlich, ist überlie- rich und Wilhelmina Rosina, Carl Bernhard, Die Waltershäuser Schlossherrschaft fert. Von ihm wurde nicht nur das Schloss starb mit einem Jahr und zwei Monaten. Auf im Familienbuch in Waltershausen größtenteils modernisiert, Wunsch der Großmutter und der Kindbet- Ein weiterer Eintrag im Familienbuch lau- sondern auch der daran stoßende Berg mit terin, die vier Tage zuvor mit dem zweiten tet: „MARSCHALK VON OSTHEIM Georg vielen Kosten zu einem Garten umgestal- jungen Herrn niedergekommen war, durfte Philipp, *1594, +29.4.1626 Herr zu Wal- tet. Johann Friedrichs ebenso schöne wie nicht geläutet, auch im Schloss nicht gesun- tershausen, Wallbach und Unterharles. fromme Gemahlin war Wilhelmina Rosina, gen werden. Zweiter Sohn des Paares war Unterrichtet durch Pfarrer Gadamer, dann von Hofmeister Ludwig Boxberger aus Schleusingen. Nach dessen Tod kam er nach Sommerfeld in das Steinrückische Haus. 1608 Universität Straßburg, durch- reiste von da aus Frankreich, kehrte 1611 zurück. Begab sich 1612 an den fürstlichen Hof von Fulda und kam nach 3 Monaten als Kammerjunker zurück. Am 30.4.1614 trat er eine Reise nach Köln an und dann abermals nach Frankreich, Rückkehr im Herbst 1615. 1619 ließ er auf den von seinen Vorfahren gelegten Fundamenten das Schloß ganz neu aufbauen. Er besaß Güter in Waltershausen, Simmershausen, Harles, Althausen, 3 Güter zu Trappstadt, 1/3 Zehnt zu Engethal, 1/4 Zehnt zu Oberwerrn, 1/2 Zehnt zu Orelbach, weiter Zinsen zu Euerdorf, Westenfeld, Aub- stadt, Großeibstadt, Berkach, Saal usw. Außerdem die Güter des Bernhard Mar- schalk zu Walldorf, Ginolfs, Salzburg, Hoß- leben, Gaboldshausen usw. Eheschließung in Eichelsdorf am Haßberg am 22.11.1619 mit Felicitas Eva von Münster.“ Georg Philipp wurde nur 32 Jahre alt und starb bereits 1632 in Meiningen. Der Ver- storbene hatte mit seiner Ehefrau Felici- tas vier Kinder. Über Sohn Caspar Adam Marschalk von Ostheim (1625-1679) heißt es: „Er führte eine sehr gute Wirtschaft.“ Caspar Adam heiratete 1650 Rosina Salome Truchseß von Wetzhausen zu Sternberg (1631-1688), Tochter des Philipp Albrecht Truchseß und der Kunigunde von Münster. Von 15 Kindern des Paares, darunter sechs erwachsenen Söhnen, fielen vier als kaiser- liche Offiziere im Krieg gegen die Franzo- sen und Türken (1676-1690). Ältester Sohn des Paares war Philipp Erd- mann (1651-1719). Er heiratete 1678 Eli- sabetha Lucretia, Tochter der Elisabeth Dorothea von Rosenau, deren Epitaph sich an der Südwand der Waltershäuser Kirche beim Kanzelaufgang befindet.18 Durch diese Heirat kam das schöne Rittergut Gomperts- hausen an die Familie Marschalk von Ost- heim, das aber bald wieder verkauft wurde. Philipp Erdmann ließ 1693 die Sakristei neu erbauen und 1696 die Kirche von Walters- Zwei Doppelepitaphien aus Holz bzw. Stein schmücken u.a. das Kirchenschiff der Schloss- hausen vergrößern. kirche von Waltershausen. Das steinerne Epitaph erinnert an den 1768 verstorbenen Johann Ein weiterer, der Dragonerhauptmann Carl Friedrich Marschalk von Ostheim und seine Ehefrau Wilhelmina Rosina, das hölzerne an Christoph, genannt „der Stammler“, der Mitglieder der Familie von Rumrodt. Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­7

Friedrich Christian August Wilhelm Gott- der damaligen Zeit in regem Briefwechsel Waltershausen, das Erbe. Nachdem er sie- lob Aegidius, *5.9.1760. Er starb als Letzter stand. Sie heiratete 1783 Heinrich von Kalb. ben Jahre krank war und große Schmerzen seines Stammes am 20. November 1782 in Im darauffolgenden Jahr lernte sie Fried- leiden musste, starb er 1857. Georg August Göttingen, wo er die Universität besuchte - rich Schiller kennen, mit dem sie fortan war ein sehr geachteter Mann, weshalb die angeblich an den Folgen eines Duells. Fried- eine innige Seelengemeinschaft verband. Teilnahme bei seinem Leichenbegängnis rich war verlobt mit Julie von Fitzgerald. Nachdem Major Heinrich von Kalb seine so groß war, dass die Kirche die Menschen Drittes Kind war Charlotte Sophia Juliana, Rechte in französischen Diensten durch die nicht alle fassen konnte. Katholiken und *25.7.1761 (+ Berlin 11.3.1843). Sie ist französische Revolution eingebüßt hatte, Protestanten wetteiferten, ihm die letzte die „Lotte“ Schillers. Das vierte Kind: nahm das Ehepaar Kalb seinen Aufenthalt Ehre zu erweisen, hielt der Pfarrer fest. Wilhelmina Charlotte Anna, *30.11.1762, in Waltershausen, wo sich Charlotte ganz Georg August hatte 1831 die Pastorentoch- starb in Schweighausen im Oberelsaß am der Erziehung ihrer beiden Kinder Friedrich ter Louise Wilhelmine Henriette Dorothea 1.1.1783 im Kindbett. Fünftes Kind war und Edda widmete. Hierher holte sie auf Stohlmann (1806 – 1857) geheiratet. Sohn Friederica Eleonora Sophia, *5.1.1764, Empfehlung von Friedrich Schiller Fried- Adelbert (1832 - 1882) ehelichte in Freising + 1831. Sie hatte am 28.12.1782 Johann rich Hölderlin (1770–1843) als Erzieher für 1859 Marie Havina Gräfin von Holnstein, August Alexander Kalb auf Kalbsrieth, ihren Sohn. Sohn Bodo (*2.7.1833) starb bereits 1858, (1747 – 1814) geehelicht. Im „sorgenfreien, stillen Waltershausen“ Tochter Marianne Henriette Caroline Lou- Nesthäkchen war schließlich Carolina Agne- begann Hölderlin seinen „Hyperion“. Auch ise, (*1835) heiratete Carl von Bibra. Die sia Henrietta, *22.6.1766, + 1809. Sie ver- die großen Jugendoden schuf er im schö- Kinder Antonetta Josephine Katharina Syl- kaufte ihren Anteil an Waltershausen ihren nen Milzgrund. Hatte Charlotte früher den via (*1840) und Carl Friedrich John (*1842) Schwägern von Kalb und ehelichte 1784 jungen Schiller gefördert, so brachte sie starben im Kindesalter und als sechstes Kind Friedrich von Geispitzheim. jetzt den hochbegabten Hölderlin mit ihren des Paares wurde 1847 Marie Mathilde Die nächsten Einträge im Familienbuch alten Freunden Herder, Wieland und Johann Charlotte Sophie geboren. sind der Familie von Kalb gewidmet: „VON Wolfgang von Goethe in Verbindung. Die Ehefrau Adelberts, Marie Havina Gräfin KALB Heinrich Julius Alexander, * Kal- Schließlich entspann sich noch eine innige von Holnstein (*1834), starb 1886, wegen besrieth 25.11.1753, + München 6.4.1806, Freundschaft zwischen der unglücklich ver- ihrer Milde und Wohltätigkeit gegen jeder- „Selbstentleibung“ …1793 Herzogl. Pfalz- heirateten Charlotte und dem berühmten mann bedauert von der ganzen Gemeinde. Zweibr. Kammerherr, 1795 königl. franz. Dichter Jean Paul. Ihr heute noch auf dem Friedhof von Wal- Major, seit dem 10.7.1792 in Waltershausen; Nachdem das Gut in Waltershausen und der tershausen befindliches Grabdenkmal trägt im Juni 1795 zog er nach Weimar zurück dazu gehörige Besitz wegen unglücklicher die Inschrift: „Hier ruht unsere geliebte und wurde bayer. Obrist. Die Familie von Spekulationen ihres Schwagers in Verlust Mutter Maria Freifrau von Waltershausen, Kalb ist durch allzu gewagte Projekte und geraten war, übersiedelte Charlotte von Kalb geb. Gräfin Holnstein, geb. d. 16. Aug. Prozesse in eine sehr große Schuldenlast 1804 nach Berlin, wo sie fortan bis zu ihrem 1834, gest. d. 7. Aug. 1886. Ruhe sanft.“ Im verfallen und mußte ihre Güter verkaufen. Tod 1843 ein ärmliches Dasein fristete. Ehe- Tod voraus ging der Gräfin ihr Ehemann. Eheschließung in Danckenfeld am mann Heinrich von Kalb erschoss sich 1806. Auch sein Grabdenkmal ist noch auf dem 25.10.1783 mit Charlotte Marie Juliane Mit ihrer Tochter in verschämter Dürftig- Friedhof zu sehen. „Hier ruht mein theurer Sophia Marschalk von Ostheim a.d.H. Wal- keit lebend, betrieb Charlotte einen Handel Gatte Adalbert Sartorius Freiherr von Wal- tershausen, *25.7.1761, +Berlin 12.5.1843. mit Tee, Schokolade und Luxusartikeln. Sie tershausen, geb. zu Waltershausen den 23. Kinder: fand auch zu dieser Zeit viele Freunde, wie Feb. 1831, gest. hierselbst den 5. Febr. 1. Carl Friedrich Heinrich Alexander, * den Philosophen Fichte, Hufeland, Wilhelm 1882. Ruhe aus von deinen Leiden – Wache Mannheim 8.9.1784, + 1852, Major, von Humboldt u. a. Ihr einziges Enkel- auf zu ew’gen Frieden“ lautet die Inschrift. sein Erzieher war Hölderlin. kind Henriette Franziska, Tochter des von Das Paar hatte folgende Kinder: 2. Tochter, + Mannheim 1786 Friedrich Hölderlin erzogenen Friedrich von 1. Theodor (1860 – 1929)22 3. Amalia Rezia Eleonore Adelaide, * Wei- Kalb, starb ohne Nachkommen 1870. Damit 2. Anna Marie Henriette Louise (1862 – mar 8.9.1790, + Berlin 1874, Hofdame starb die Familie aus. 1875)23 der Prinzessin Wilhelmine von Preußen Über die folgenden Schlossherren in Wal- 3. August, (* 1864) 4. August Wilhelm, * Jena 7.10.1793, + tershausen wird im Familienbuch beurkun- 4. Bodo (1865 – 1921) 26.4.1825 in der pommerschen Festung det: „Sartorius Georg Friedrich, *Kassel 5. Wilhelm Adolf Wolfgang (1867 – 1901) Soldin als Lieutenant. (Patin: Herzogin- 25.8.1765, + 24.8.1828. Professor der Poli- 6. Hermann (1873) witwe Anna Amalia von Weimar-Eisen- tik und Geschichte an der Georgia Augusta Wilhelm Adolf Wolfgang Sartorius und ach, geb. von Braunschweig - Lüneburg) zu Göttingen, kaufte 1827 das Rittergut zu Wilhelmine von Feilitzsch aus Garmisch 5. Eleonore Susanna Amalia Henrietta, Waltershausen von dem Herrn von Müller hatten zwei Kinder, und zwar Wilhelmine * Weimar 12.6.1795, + 3.7.1795 (5 Pa- in Weimar, der die ganze Konkursmasse der (1899 - 1927) und Wolfgang (*25.6.1900). ten).” Freiherrn von Kalb an sich gebracht hatte. Der Besitz von Theodor Sartorius in Wal- Heinrich von Kalb hatte mit der Köchin Anläßlich dieses Kaufs erhielt Sartorius das tershausen wurde 1890 an den Kgl. Rittmei- Anna Barbara Todt, Tochter eines Schul- Freiherrendiplom von König Ludwig I. von ster a.D. Wilhelm Freiherr von Feilitzsch für lehrers aus Trabelsdorf bei , zudem Bayern. Verehelicht mit Dorothea Caroline 135.000 Mark verkauft. Theodor wanderte drei illegitime Kinder, und zwar: von Voigt, * 30.10.1778, + 24.11.1830. nach Amerika aus. Noch einmal gelangte a. Karl Ferdinand Kalb, * 6.2.1800, Kinder: die Familie Sartorius in Besitz von Walters- b. Louise Eleonore Susanne, * 27.8.1801 1. Georg August, * Göttingen 26.3.1806, hausen. Baron von Feilitzsch verkaufte 1897 (Pate: Susanna Ambrunn, Frau von Rit- stud. jur. 1825-28, oo 2.4.1831 Louise tergutspächter Johann Heinrich Städtler Wilhelmine Henriette Dorothea Stohl- von Schweickershausen) und mann c. Christian Alexander, * 6.2.1803 (Pate: 2. Wolfgang Carl Friedrich Ernst, * Göttin- 18 Herbert Merkl: 500 Jahre Kirche Waltershausen, 1985, Christian Güth, seit 1802 Revierjäger). gen 19.12.1809, stud. Naturwissenschaf- S. 27. ten, Professor in Göttingen 19 Merkl, Kirche, S. 27 Durch die gewagten Spekulationen des Prä- 3. Marianne Georgine Friederike, 20 Merkl, Kirche, S. 26 sidenten von Kalb war die Schuldenlast auf *12.3.1812, oo 19.7.1833 Friedrich von 21 Merkl, Kirche, S. 28 22 Auf seinem Grabdenkmal ist keine Inschrift mehr dem Schlossgut Waltershausen so sehr ange- Bobens, Justizrath in Göttingen erkennbar. Sie lautete: Theodor Freiherr von Walters- wachsen, dass es 1806 unter gerichtliche 4. Claudine hausen, königlich-bayerischer Leutnant a.D., geb. am Verwaltung gestellt wurde. 5. Ludwig Adolf Bodo, * Göttingen 8.2.1817, 6.5.1860, gest. am 11.8.1929, und seine Gattin The- Charlotte von Kalb war eine geistreiche + ebd 22.7.1833.“ rese Freifrau von Waltershausen, geb. Putz, geb. am 24.4.1861, gest. am 19.5.1939. Frau, die mit fast allen großen Deutschen Nach Georg Friedrichs Tod übernahm 1828 23 Ihr Grabdenkmal befindet sich noch heute auf dem Sohn Georg August Sartorius, Freiherr von Friedhof von Waltershausen. Seite ­­8 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Wenig Schmeichelhaftes hielt der Pfarrer über die erste Ehefrau des Waltershäuser Michael Büschelberger, Friederike Mar- schalk von Ostheim - Walldorf, anlässlich ihrer 1786 in Gleicherwiesen erfolgten Eheschließung fest. Sie wäre eine „…eine sehr liederliche und ebenso häßliche Per- son.“ Nachdem sich Büschelberger von ihr scheiden ließ, heiratete er erneut und ver- dingte sich als Coburgischer Soldat. 1797 fiel der 1757 geborene und im preußischen Kriegsdienst stehende Büschelberger bei Mainz gegen die Franzosen. Damals nah- men die französische Truppen die Stadt Mainz ein.

Pfarrer und Lehrer in Waltershausen Nach Stiftung der Pfarrei durch Georg Phi- lipp Marschalk von Ostheim im Jahre 1600 war Jonas Gademer von 1600 bis 1618 Fotografie von Waltershausen aus der Zeit, in welcher das Familienbuch geführt wurde. erster Pfarrer der evangelischen Pfarrge- Dessen interessanteste Eintragungen werden in diesem Beitrag vorgestellt, ergänzt und meinde Waltershausen. Gademer wurde um kommentiert. 1575 in Poppenlauer geboren und verstarb am 14. November 1618. Er war zunächst das Schlossgut an Wilhelm Adolf Wolfgang Familienbuch ist vermerkt: „Ist mit seiner Lehrer in Thundorf, legte 1600 in Meinin- Sartorius von Waltershausen, einen Enkel Frau Mittwoch zu Nacht aus großer Furcht gen sein Examen ab und kam im gleichen des Begründers der Familie. Dieser ver- ohne Gesang und Klang zur Erden bestattet Jahr nach Waltershausen. Mit seiner Frau mählte sich ein Jahr später mit Wilhelmine, worden.“ Dorothea hatte Jonas Gademer fünf Söhne. geborene Freiin von Feilitzsch, der ältesten Am 5. Oktober 1633 verstarb Margaretha Das älteste, 1602 geborene Kind erhielt den Tochter des Vorbesitzers. Wilhelm Sartorius Hermann „…und ist wegen großer Gefahr Vornamen seines gnädigen Herrn, Philipp starb nach nur dreijähriger Ehe im Alter von den 13. in ihrem Hof unter der Miststatt Marschalk von Ostheim, der auch dessen 34 Jahren. bestattet worden!“ Ehemann Veit war Pate wurde. 1904 ehelichte die Witwe Hauptmann a.D. bereits am 29. August 1635 verstorben. Am 1620 wurde Kaspar Sesthius, gebürtig aus Waldemar Werther aus Berlin. Dieser schied 16. Oktober 1635 verschied Hannß Siegmül- Nordheim im Grabfeld, Pfarrer in Walters- 1932 unter merkwürdigen Begleitumständen ler, genannt Zollhans, „Er ist, weil niemandt hausen. Er wurde im Verlauf des Dreißig- aus dem Leben. Es ist jene Affäre, die mit im Dorff gewesen, von den Hunden gefres- jährigen Krieges am zweiten Pfingsttag ihrem gerichtlichen Nachspiel 1933 als das sen worden, der Hirnschädel am Zaun beim 1629 in der Waltershäuser Rittersmühle, wo „Rätsel von Waltershausen“ wochenlang die Pfarrhof begraben worden.“ er einem Kindtaufschmaus beiwohnte, von Zeitungen in ganz Deutschland füllte. Im Mai 1636 zog die Gemeinde nach zwei- 16 würzburgischen Musketieren gefangen jährigem Exil wieder in ihre Häuser. Wei- genommen und in Sulzfeld „eingethürmt.“ Militär und Kriege teres über diese schlimme Zeit ist im Kapitel Er kam nicht eher los, bis er die Betretung Pfarrer Johann Schützenmeister schrieb über die Waltershäuser Pfarrer vermerkt. aller fränkischen Kanzeln abgeschworen auf: „Anno 1631 den S. Michaelis Abend 1676 verstarb in Waltershausen der gebür- und 41 fränkische Batzen erlegt hatte. Die ist König aus Schweden Gustav Adolph vor tige Leipziger Gottfried Müller, ein nach Patronatsherrschaft weigerte sich, ihm diese Königshoven vor die Vestung gerückt, bald dem Dreißigjährigen Krieg krank in Wal- zu ersetzen, weil er sich ohne Not in Gefahr eingekommen und hat auch ein Feldlager im tershausen zurückgelassener Soldat. begeben hatte und wusste, dass ihm mit nahe bey der Rittersmülen aufgeschlagen.“ Wilhelm Bachmann, gebürtig aus Berg bei Gefangenschaft gedroht war. Gustav Adolf sei schließlich in wenigen Homberg in Hessen, heiratete 1688 in Wal- Sesthius wurde von Bischof Adolph Fried- Tagen mit seinem Heer über tershausen Agnes, Tochter des Aubstädter rich von Ehrenberg vor 1630 aus dem Würz- nach Würzburg gezogen und habe das ganze Gänsehirten Glücksburg. Bachmann war burgischen vertrieben. Er zog zunächst nach Frankenland besetzt. Merkershausen sei Musketier in Christoph Marschalks Kompa- Jüchsen, wo er aber weiter hinkam, weiß abgebrannt, ist im Familienbuch vermerkt. nie, ist überliefert. nur Gott, heißt es im Familienbuch. Kaspar Das Eindringen der Schweden in Fran- Der Vater des 1769 in Waltershausen im Sesthius wird als ein sehr geschickter Mann ken 1631 beendete endgültig die Versuche Alter von 83 Jahren verstorbenen Lorenz beschrieben, wie seine lateinische Überset- Würzburgs, die geistliche Macht in Walters- Öttlinger stammte aus Asien, 50 Meilen zung der Aufzeichnungen des Propheten hausen zu gewinnen. Es blieb bis 1634 fest hinter Konstantinopel, dem heutigen Istan- Jonas bezeuge. in schwedischer Hand. Als dann kaiserliche bul. Er war Moslem, konvertierte und wurde Johann Schützenmeister, *1608 in Witzel- Truppen hier eindrangen, folgte in den evan- in Suhl getauft. Es ist anzunehmen, dass er rode bei Salzungen, gestorben 1659 in Wal- gelischen Dörfern, besonders in Waltershau- in den Türkenkriegen (Türkenbelagerung tershausen, war hier 30 Jahre Pfarrer. Bereits sen, eine Plünderung nach der anderen. Wiens 1683) verschleppt wurde. sein Vater und Großvater waren lange Zeit Aus Furcht vor den Gräueltaten dieser Trup- Am 3. September 1796 wurde Eva Maria Prediger der evangelischen Religion im pen hielt sich 1635 fast die ganze Dorfbevöl- Kürschner geboren. Hierzu ist vermerkt: Fürstentum Eisenach. Schützenmeister stu- kerung außerhalb Waltershausens auf, aller „Die Kindbetterin wäre beinahe im Buch- dierte in Eisenach und Jena, war zunächst Feldbau lag danieder. Was im Ort blieb, berge entbunden worden, wohin sie sich Freiherrlich von Wechmarischer Hausleh- wurde von pestilenzischen Fiebern hinweg- wegen der nahen französischen Republika- rer in Roßdorf und wurde 1629 nach Wal- gerafft. Der Schulmeister begrub in Abwe- ner in Gesellschaft aller hiesigen Weiber tershausen berufen. Er trat sein Amt nur senheit des Pfarrers 65 Personen. Aus Angst und Kinder geflüchtet hatte. Der Feind war unter der Bedingung an, dass seine Besol- unbegraben zu bleiben, flüchteten sich die auf der Retinade (d.i. Rückzug) begriffen dung fort-gehen müsse, falls Würzburg die Eheleute Buhler im Juni 1635 in das sog. und wirtschaftete sehr übel in der Nachbar- Kirche in Waltershausen schließen sollte. Schülerhäuschen auf dem Gottesacker und schaft. Zum Glück kam er nicht nach Wal- Daneben machte er zur Bedingung, dass er verschieden dort auf blankem Stroh.24 Im tershausen.“ eine Zulage an leichter Frucht erhalte und Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­9 die sächsischen Kirchenordnung verwenden rigen Krieg sehr herabgekommen. Erst im gefallen, die unter den Fahnen des deutschen dürfe. Gleich bei seinem Einzug wurde er im Jahr 1759 wurde die Pfarrbesoldung wie- Kaisers im Krieg gegen die Türken gedient Buchgrund von 300 Mann würzburgischen der der Stiftung gemäß nahe gebracht, doch hatten. Militär umzingelt. Es gelang ihm jedoch blieb ein Acker Weinberg verloren.“ Pfarrer Georg Friedrich Löffler (1691-1738) kam die Flucht. Auch später suchte man ihn ein- Schönwetter wurde die Ehre zuteil in der 1688 als Hauslehrer in das Schloss Walters- zusperren; allein Gustav Adolfs siegreiche Kirche von Waltershausen bestattet zu wer- hausen, 1691 wurde ihm die hiesige Predi- Waffen setzten 1631 seiner Verfolgung den, obwohl er nicht der adeligen Familie gerstelle übertragen, nachdem er zu Meini- Grenzen. Desto mehr litt er nach der Nörd- angehörte. ngen examiniert und ordiniert war. Er war linger Schlacht 1633 unter den „ligistischen 1691 starb im Alter von 54 Jahren Pfarrer von 1691 bis 1738 Pfarrer in Waltershausen Völkern“. Dennoch beharrte Schützenmei- Johann Dörer, gebürtig aus Hildburghau- und musste altershalber einen Substituten ster standhaft in seinem Beruf. sen. Er war seit 1668 Pfarrer in Walters- (Stellvertreter) annehmen. Sein Nachfolger Bei seinem Amtsantritt 1629 zählte die Pfar- hausen. Sein Nachfolger hielt über ihn fest: schrieb über Löffler im Familienbuch: „Er rei Waltershausen 75 Eheleute und Witwen, „Er war ein von seiner Patronatsherrschaft verbitterte sich theils durch sein hitziges 28 Junggesellen und Jungfrauen, 23 Kna- und Gemeinde mit Recht geschätzter Mann. Temperament, theils durch seinen übertrie- ben und 24 Mädchen, also zusammen 178 Besonderes Lob verdient der Umstand, daß benen Amtseifer und unaufgeklärte Den- Seelen. er die Kirchenmatrikeln so ordentlich führte kungsart seine Lebenslage gar sehr. Weil Pfarrer Schützenmeisters 1630 geheiratete und in Aufzeichnung von örtlichen Merkwür- er sich von seinem Kirchenpatron, dem Ehefrau Sabina Röhner starb 1663 im Alter digkeiten nicht schreibefaul war. Herr Dör- Freiherrn Philipp Erdmann Marschalk von von 62 Jahren kinderlos, er ging ihr 1659 im fer würde ein recht ruhiges Leben ge-führt Ostheim gar nichts befehlen lassen wollte, Tod voraus. haben, hätte ihm nicht der damalige Schul- so entsetzte ihn dieser einmal sogar seines Der ab 1659 in Waltershausen tätige Pfarrer meister Daniel Schmidt, der ein äußerst ver- Amtes, doch wurde diese Absetzung auf Johann Adam Schönwetter aus dem Eise- soffener und störrischer Mann war, lebens- die Vorstellung verschiedener benachbar- nachischen starb 1668 durch einen unglück- länglich vielen Verdruß gemacht. Auf dem ter Geistlicher wieder zurück genommen. lichen Fall auf der Schlosstreppe. Im Wal- Schloße liegen noch verschiedene Berichte, Sonderlich widersetzte sich Löffler der tershäuser Kirchenbuch ist vermerkt: „.. daß die Herr Dörer deswegen machen musste. Patronatsherrschaft, als diese den Juden Herr Schönwetter diesen Fall nicht gethan Allein so ernstlich auch der Schulmeister eine Synagoge einräumte.“ Vor 1719 war haben würde, wenn er sich den Wein an der gewöhnlich bestraft wurde, so bekam Herr den Juden in Waltershausen übrigens keine herrschaftl. Tafel weniger hätte schmecken Dörfer doch nicht eher Ruhe, als bis Gott Synagoge gestattet, weshalb sie die Klein- laßen. Bei seiner Anstellung allhier ging ihn zu sich nahm. Er hat während seiner eibstädter besuchten. Schon vor 1600 müs- eine traurige Schmälerung mit der Pfarrbe- Amtszeit zwei Türkinnen getauft.“ Diese soldung vor, denn die sonst reichen hiesigen waren in die Hände der Herren Söhne sei- Kirchenpatrone waren durch den 30jäh- nes Kirchenpatrons Marschalk von Ostheim 24 Merkl 100 S. 49

Bezirksheimatpfleger Klaus Reder zum Professor ernannt Das Wissenschaftsministerium hat Bezirksheimatpfleger Klaus Reder kürzlich zum Honorarprofessor bestellt. Das Ministerium würdigte damit sein langjähriges systematisches Quellenstudium und seine volkskundlichen Forschungen im Sinne einer Sozialgeschichte regionaler Kultur. Prof. Dr. Klaus Reder lehrt an der Universität Würzburg Europäische Ethnolo- gie und Volkskunde. Der 1958 in Obereßfeld geborene Prof. Reder studierte in Würzburg Volkskunde, Vor- und Frühgeschichte sowie Geschichte und fränkische Kirchengeschichte. Er promovierte mit einer Studie zu den bayerischen Physikatsberichten. Seit 1986 arbeitet er beim Bezirk Unterfranken, seit 1999 leitet er die Kulturabteilung des Bezirks. Seit 1996 hat Prof. Reder zudem einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät II der Universität Würzburg inne. Auf Initiative Reders wurden gemeinsam mit verschiedenen Instituten der Uni Würzburg unter anderem die Historische Datenbank Unterfranken, das Unterfränkische Dialektinstitut, eine volkskundliche Filmdatenbank ins Leben gerufen und die unterfränkischen Physikatsberichte aus dem 19. Jahrhundert komplett ediert. Als Schwerpunkt seiner künftigen Tätigkeit an der Universi- tät sieht Prof. Reder neben der Lehre vor allem die Edition weiterer Quellen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Unter- frankens. In seiner praktischen Arbeit widmet sich Reder ins- besondere dem Ausbau der Qualifizierung regionaler Kultur- arbeit. Ein besonderes Anliegen ist es Prof. Reder, auch Laien auf verständliche Weise wissenschaftlich fundierte Antworten auf alltagsgeschichtliche Fragen zu geben. Seite ­­10 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007 sen Juden in Waltershausen ansässig gewe- als Pfarrer in Waltershausen. Nenninger französischen Krieges 1870/71 lieferte Eu- sen sein, denn Bischof Julius Echter von genoss die volle Achtung seiner Patronats- gen für das deutsche Heer seine „endlosen Mespelbrunn schrieb 1600 an Ritter Moritz herrschaft und Gemeinde, denn er war ein Pergament-Papierdärme“, die für die Ver- Marschalk von Ostheim zu Waltershausen: redlicher, gewissenhafter und von Herzen proviantierung des Heeres mit Erbswurst „Wir haben vernommen, als ob du einen frommer Mann. Auf einer Reise, die er für so notwendig waren und schaffte damit den Pfarrer aufgestellt und ihm ein Judenhaus die Waltershäuser Gutsherrschaft als Kan- Grundstock seines Vermögens. Als er später zur Wohnung eingeräumt habest.“ 25 didat der Theologie nach Niedersachsen die Chemische Fabrik Helfenberg bei Dres- Georg Friedrich Löffler war der Enkel von unternommen hatte, legte er den Grund zu den sein Eigentum nennen konnte, stiftete Sebastian Löffler, *1583 in Schmalkalden, einer beschwerlichen Harthörigkeit, die mit Dietrich der Gemeinde Waltershausen zum Pfarrer zu Stein im Österreichischen, wo er den Jahren immer mehr zunahm. Dieses Wohle der Armen 5.000 Mark („Pfarrer mit seiner Gattin Barbara Potentia Beyer, Um-stands wegen beschäftigte er sich mit Dietrich’sche Wohltätigkeitsstiftung“). Tochter des Superintendent zu Steyer im großer Vorliebe mit seiner Fortbildung in Nach seinem Tod 1904 wurde Eugen Diet- Österreichischen, von den Katholiken ver- den Wissenschaften, doch verlor er deswe- rich in den Nachrufen als Reformator der trieben wurde. Er kehrte in sein Vaterland gen das gesellige Leben nicht, sondern war Arzneimittelherstellung geehrt und zum zurück, war zuerst Pastor von Stillspringe, gerne unter den Menschen. Nikolaus Nen- Ehrenbürger Waltershausens ernannt.27 dann zu Herrenbreitungen, zuletzt Diakon ninger heiratete 1751 in Rothausen die 1727 Und auch von einigen Waltershäuser Leh- in Schmalkalden. Sebastian Löffler hat un- geborene Pfarrerstochter Sophia Elisabeth rern finden sich Angaben im Familienbuch. sägliches Elend im Dreißigjährigen Kriege Güttich. So war Johann Daniel Schmidt (1640-1689) ausgestanden und starb 1637. Nachfolger von Pfarrer Nikolaus Nennin- zuerst Kammerdiener bei Philipp Albrecht Und noch einmal findet Pfarrer Löfflers ger wurde eines seiner acht Kinder, Johann Truchseß von Wetzhausen zu Sternberg und Verwandtschaft Erwähnung im Waltershäu- Friedrich (1760 - 1828). Dieser studierte ab 1661 Schulmeister in Waltershausen. Bei ser Familienbuch: „Johann Franz Schmol- Theologie in Coburg, Jena und Leipzig, war seinem am 12. Juni 1678 vierten geborenen ter aus Trautman in Böhmen, des Pfarrer von 1782 bis 1828 Pfarrer in Waltershausen Kind Philipp Ludwig wurde Philipp Erdman Löfflers Frauenbruders Sohn, dessen Vater und ab 1809 zusätzlich Dekan von 18 evan- Marschalk von Ostheim Taufpate, weil das von Salzungen von der ev. Religion abge- gelischen Gemeinden von bis Kind an seinem dritten Hochzeitstag gebo- fallen, diesen Sohn erzeugt und in der päpst- Hinterweimarschmieden. „Er war ein eif- ren wurde. lichen Religion erzogen, der hierher kom- riger Beförderer alles Guten, ein Muster der 1743 starb mit nur 44 Jahren der „Schul- men seine Freunde zu besuchen, und da ihm Pünktlichkeit und Ordnung, und hatte die diener“ Johann Michael Henneberger. Er der Irrweg gezeigt, ist er von seinem Irrthum Achtung seiner hohen Vorgesetzten und die war ab 1724 Musikant und ab 1732 Lehrer abgefallen und hat sich zu Meiningen in der Liebe seiner ganzen Gemeinde!“ heißt es von Waltershausen. 1801 starb Margaretha Schlosskirche öffentlich zu unserer Religion über ihn, der 1788 in Königsberg in erster Barbara Scheller mit 84 Jahren als älteste bekannt und communicirt, hat sich mit Frau Ehe Demoiselle Elisabetha Johanna Barten- Einwohnerin Waltershausens an Alters- Susanna Margaretha Fuchs in Römhild stein aus Hildburghausen (1767-1822) und schwäche. Sie lebte von 1740 bis 1743 mit versprochen, habe ich ihm hier 1719 eine in zweiter 1823 Renate Florentine Jäger dem hiesigen Schulmeister Johann Michael kleine Hochzeit gemacht.“ aus Sachsen-Weimar (1789-1836) heira- Henneberger in der Ehe und zeugte zwei Der nächste Waltershäuser Pfarrer Nikolaus tete. Seine Ehen blieben kinderlos, er erzog in der Kindheit verstorbene Töchter. Nach Nenninger (*1717) starb 1782 nach vielen aber 25 fremde Kinder. 1790 war das neue dem Tod ihres Mannes und ihrer Kinder Schmerzen im 33. Jahr seines in vielen Pfarrhaus in Waltershausen bezugsfertig. Es kam sie als Köchin in das freiherrlich Speß- Sorgen geführten Amtes. Es war der Sohn blieb nie leer und es strömte so viel Besuch hardtische Haus zu Aschenhausen. Hier des heimischen Weidachsmüllers Lorenz in das Pfarrhaus, dass es in Waltershausen heiratete sie den herrschaftlichen Kutscher Nenninger26 und dessen Ehefrau Barbara, der „Gasthof zur goldenen Bibel“ genannt Georg Martin Jahn, „Rölsner“ genannt, mit geb. Abschütz. Nikolaus hatte in Nürnberg, wurde. Johann Friedrich Nenninger starb tief wel-chem sie nach Waltershausen zog, sechs Altdorf und Jena studiert, war 1743 bis betrauert von der ganzen Gemeinde 1828. Kinder zeugte und sich von einem Söldner- 1746 Sekretär beim Kammerherrn Johann Nenninger folgte als Pfarrer in Waltershau- gut nährte. 1783 wurde sie zum zweiten Mal Friedrich Philipp Marschalk von Ostheim sen von 1830 bis 1836 Carl Emil von Teu- Witwe und blieb es auch. Sie zog jeweils zu Bamberg, 1746-49 Instrukteur des jun- bern (*1802). Er war der Sohn des herzoglich zwei Söhne und Töchter groß und erlebte gen Grafen Carl zu Wertheim und ab 1749 sächsischen Forstwarts in Klosterlausnitz im von diesen 26 Enkel und drei Urenkel. „Ein- Altenburgischen, Ernst August Ludwig von fältige Leute hielten sie - Gott weiß, warum Teubern und der Marie Henriette Friederike - in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Laurentii. Carl studierte in Jena und Göttin- der Hexerei für verdächtig!“, notierte der otto schulz gen, wo er den Sohn des späteren Besitzers Geistliche. von Waltershausen, Georg Sartorius, ken- Johann Rommel aus Roßdorf in Thüringen Sylvesternacht nen lernte. Von Teubern urteilte über die (1717–1785) war von 1744 bis 1751 Leh- geistlichen Bedürfnisse Waltershausen sehr rer in Waltershausen und wurde dann vom Wild braust der nächt’ge Wintersturm. streng: „Im Ganzen ein sehr gutmütiger, Freiherrn von Stein zu Nordheim als Haus- Neujahrsgeläute klingt vom Turm, in geistiger Hinsicht sehr glücklich dispo- hofmeister berufen. 1803 wurde ihm das von und sachte fällt der Schnee. nierter Schlag Menschen. Offen, lehrfähig, Stein’sche Familienarchiv übergeben. Der letzte Glockenschlag der Uhr witzig, im Ganzen gewandter Natur – aber Der ehemalige Waltershäuser Lehrer Johann bahnt einer neuen Zeit die Spur, das Wort Gottes hat entweder noch nie tiefe Caspar Schober starb 1802 68jährig an den füllt sie mit Freud’ und Weh. Wurzeln geschlagen oder der Stamm, früher Folgen einer Schlägerei. Der Familienbuch- veredelt, ist wieder ausgeartet und hat die eintrag lautet: „Schläge, die er im Wargolts- Bitt’ Gott, dass er im neuen Jahr Natur des wilden Ölbaums in etwas ange- hauser Wirtshaus wegen Anzüglichkeiten erhalte Herz und Sinn uns klar, nommen.“ gegen die katholische Religion mehrere dass treulich wir besteh’n Nächster Pfarrer von Waltershausen war von Wochen vor seinem Ende erhalten hatte, und durch der dunklen Flut Gefahr 1836–1885 Johann Carl Dietrich. Er wurde wurden die Ursache seines Todes. Er war auf Friedenswogen wunderbar 1807 in Ansbach geboren und studierte in in seinen Jünglingsjahren einige Zeit bei zu neuen Ufern geh’n! Erlangen und Berlin. Pfarrer Dietrich wal- ei-nem holländischen Grafen in Diensten tete in Waltershausen seines Amtes 49 Jahre gestanden und 1756 durch krumme Wege Aus: Aus der Ernte eines Lebens, Besinn- voller Hingabe und Treue, geliebt und geehrt Schullehrer in Waltershausen geworden. liche und heitere Gedichte von Otto von der ganzen Gemeinde. Sein Sohn Eugen Wegen seines Saufens und unerträglichen Schulz. Dieterich wurde 1840 in Waltershausen Wesens mit Einheimischen und Fremden, geboren. Er wurde Apotheker und arbeitete ingleichen wegen vieler Betrügereien und später als Chemiker. Während des deutsch/ weil er die Schule fast völlig vernachlässi- Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­11 gte, musste er 1782 abgesetzt werden. Er Sophia Carolina Maria Dorothea Maier, die nach Waltershausen heiratete, heißt es: „Da besaß nichts weniger als die einem Schul- sich im zuliebe als Christin taufen ließ. der Vater des Kindes ein Ehemann war, so mann nötigen Kenntnisse und Eigenschaf- Beim Tod des Johann Peter Fitz (1709-1793) sie wegen ihres Ehebruchs wenige Tage ten. So wusste er z.B. nicht das mindeste schrieb Pfarrer Johann Friedrich Nennin- nach der Beerdigung ihres Kindes 3 Tage zur Erklärung eines Schulbuches zu sagen, ger: „Seine letzte Krankheit war sein hohes lang bei Wasser und Brod von den adeligen schrieb unorthographisch und war beim Alter, welches er seit einigen Monaten drü- Bibraischen Gerichten incarceriert“ Unterricht den Kindern ein sehr stürmischer ckend zu fühlen anfing. In seinen Knaben- Um 1890 wurde bei der Hochzeit eines Mau- und jähzorniger Mann. Die Früchte hiervon jahren sah es so schlecht um die Schulen im rergesellen ins Familienbuch geschrieben: liegen bei verschiedenen hiesigen Familien Mainzischen (er war von dort gebürtig) aus, „Er kam vor einigen Jahren als Fornikant zu Tage....“ dass er weder zum Lesen noch zum Schrei- (Sittlichkeitsvergehen) in die Inquisition ben angehalten wurde, bloß das Ave Maria (Untersuchung, Gericht), und ob sich gleich etc. lernte.“ Und weiter „Er war zwar ein fand, dass Magdalena S. von Höchheim, Religion und Sittlichkeit Katholik, aber ein verträglicher, nützlicher die von ihm schwanger zu sein vorgab, es Michel Habenstein (1613-1663) zog 1655 Mann gewesen.“ nicht war, so musste er doch die gewöhn- von (er war dort Schlossbauer) Michael Seidel aus Einödberg bei Heldburg liche Herrschafts- und Kirchenstrafe bezah- nach Waltershausen, um dort dem „Reli- wurde 1780 Schäfer in Waltershausen. Da len, weil er es doch nicht leugnen konnte, gionsdruck“ zu entgehen. Er wurde 1660 er katholisch. war, musste er gerichtlich ver- Unzucht mit ihr getrieben zu haben.“ Schultheiß in Waltershausen. 1703 wurde sprechen, dass seine Kinder in der evange- mit Johann Arseviel ein Hugenotte28 in Wal- lischen Religion erzogen werden. Über die tershausen ansässig. Er stammte aus Peri- 1612 geborene Ursula S. heißt es im Fami- Die Rittersmühle gord in Frankreich und war Kammerdiener lienbuch: „…ist zu Saul durch Beyschlaf in Die Ritters- oder Papiermühle, welche in der Sachsen-Saalfelder Prinzen. der Steinsmühl in Saal zur Ketzerin worden alten Zeiten „die Mühle mit dem hohen 1712 starb Caspar Ebner, gebürtig aus Saal. und hat Steinsmüllers Sohn heyrathen müs- Rade“ hieß, wurde bereits 1394 in einer Er diente etliche Jahre bei der Witwe Anna sen.“ Verkaufsurkunde des Simon von Walters- Margaretha Habenstein. Nachdem der Pfar- Zu Christian S. (1607-1668) vermerkt der hausen genannt. 1668 wurde diese herr- rer bemerkte, dass er um sie „herumging“, Pfarrer: „1656 ist er ein Ehbrecher alhi- steckte er es dem Gnädigen Herrn, zumal der ero mit der Schlossmagd, zur Straf gezogen 25 Merkl, 1100 Jahre, S. 61 Nachbar der Witwe eheähnliche Zustände worden, sie des Dorfes verwiesen, er aber 26 Man nannte ihn den „Einhändigen“ , weil er im Kamm- mitgeteilt hatte. Der Dorfherr Marschalk nach erlittener Gefängnisstraf von adeli- rad der Mühle seine rechte Hand verloren hatte. von Ostheim verbot Ebner daraufhin zwei ger Obrigkeit mit 60 Schlägen an 2 Termin 27 Merkl, 1100 Jahre, S. 60 28 Die Bezeichnung Hugenotte wird seit etwa 1560 all- Jahre nacheinander auf Petri (beim Petersge- gezüchtiget worden, worauf er Kirchenbuß gemein für die französischen Protestanten benutzt. Die richt) sein Tun. Der Knecht respektierte den gethan.“ Ausbreitung des Protestantismus und die wirtschaft- Befehl jedoch nicht und blieb bei der Witwe. Doch nicht nur Männer traf die Prügelstrafe, liche Stärke ihrer Anhänger lösten unter den Katho- liken Frankreichs Beunruhigung und Hass aus. Die Pfarrer Löffler ersuchte den Schlossherren sondern auch Frauen. So wurde bei C.E. ver- Hugenotten kämpften für die freie Ausübung ihres weiter wiederholt, massiv gegen Ebner vor- merkt: „…hat ein Hurenkind aus Ehebruch Glaubens und die Anerkennung ihrer politischen und zugehen, damit sich in seiner Herrschaft mit Jörg Cepells von Dachbach im Amt bürgerlichen Rechte; der König versuchte sie zu unter- kein weiterer „Päpstler“ einnistet. Das Lie- Dolmar, ist mit Ruten ausgestrichen wor- drücken. Schließlich kam es zum offenen Bürgerkrieg: Zwischen 1562 und 1598 tobten zwischen den Katho- bespaar blieb jedoch solange standhaft, bis den allda und hiero einkommen in Schulteß liken und den Protestanten in Frankreich acht Kriege. es die Erlaubnis zur Eheschließung erhielt. Hans Hermans Behausung.“ Bereits während dieser Kriege verließen viele Familien 1787 verstarb im 72. Lebensjahr der herr- Bei der Geburt eines Kindes der Tochter Frankreich. In der Bartholomäusnacht am 24. August schaftliche Leibschneider Hans Faber. Er des Kleineibstädter Dorfschäfers schrieb der 1572 wurden in Paris Tausende Hugenotten umge- bracht. Über 200.000 Hugenotten flüchteten bis ins 18. war gleichzeitig Kammerdiener bei Geheim- Pfarrer 1702 ins Kirchenbuch: „Der Vater Jahrhundert, in dem sie endlich anerkannt wurden, ins rat Johann Friedrich Philipp Marschalk von ist Gott und der Mutter am besten bekannt!“ Ausland. Aus: www.hugenotten-uckermark.de, einge- Ostheim. Er heiratete 1735 die Jüdin Rosina Zu Catharina S. aus Höchheim, die um 1810 sehen am 27.5.2007.

Ausführlich wird im Waltershäuser Familienbuch die Familiengeschichte der Schlossherren geschildert. Die Aufnahme entstand um 1950. Seite ­­12 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007 schaftliche Mahlmühle mit Beibehaltung 1767 schritt er zu Schleusingen mit Jung- suchten ihn lange, aber erst drei Tage spä- zweier Mahlgänge in eine Papiermühle fer Johanna Christiana Dorothea Rommelin ter wurde man ihn auf dem Sommerfeld verwandelt. Über den ehemaligen Besitzer zur 2ten Ehe. Diese seine Frau ward gebo- gewahr....“ Johann Andreas Kühner, *1737 in Merbels- ren zu Rappelsdorf den 27. Jul 1747. Ihre Bei einem anderen Toten heißt es 1789 roth, + 1806 in Schwarzau bei Schleusingen, Eltern sind Herr Da-vid Christian Rommel, „Ein Mann, der ein gutes Herz hat, aber heißt es im Familienbuch: „Papiermacher Papiermacher zu Rappelsdorf, und Frau dem Brandewein so ergeben ist, daß er - In seinen jüngeren Jahren ging er seinem Catharina Mar-garetha, eine geb. Röderin. 1789 ausgeschätzt wurde. Er ist seiner Pro- Vater in der Feldarbeit an die Hand, lernte Die Frau Kühnerin, eine sehr gute Mutter fession nach ein Maurer und Steinhauer.“ bald Ver-gnügen an der Papiermacherkunst und Haushälterin, starb den 1. Mai 1788.“ Beim Heimgang seiner Frau schrieb Pfar- finden und ließ sich deshalb zu Mönchrö- Kühners dritte Frau wurde 1790 Maria rer Nenninger: „Sie führte eine kinderlose den aufdingen. Hier stund er 4 Jahre in der Regina Ottin, Witwe des Königshöfer Ehe und hatte deswegen viele Leiden, weil Lehre, trat darauf seine Wanderjahre an Artilleristen Joseph Ott. Dieser verlor am ihr zurückgelassener Mann den Trunk sehr und kam endlich im Jahr 1766 auch hie- Fronleichnamsfest 1788 bei Abfeuerung der liebt.“ her. Auf Zureden eines Freundes bedachte Kanonen sein Leben, indem er von einem 1799 starb Johann Daniel Bub beim Neubau er sich nicht lange, die damalige Besitzerin noch nicht herausgezogenen Ladestock zer- einer Brücke, bei dem er ins Wasser stürzte. der hiesigen Papiermühle, Herrn Johannes schmettert wurde. Der Pfarrer hielt fest: „Der Verstorbene war Kempfs hinterlassene Witwe, namens Anna, Johann Christian Kühner, *1772, lernte die ein arbeitsamer und geselliger Mann. In den zu heiraten. Die Trauung geschah am 4. Kunst seines Vaters und kam auf seinen langen Winterabenden versammelten sich September 1766. Vierzehn Tage darauf Wanderungen ins Holsteinische, Dänische, stets eine Menge Nachbarn zur Lektüre und starb sie, nach-dem sie ihn wenige Stunden Preußische etc. 1795 kehrte er nach Wal- mündlichen Unterhaltung in seinem Haus.“ vor ihrem Ende zum Universalerben einge- tershausen zurück, übernahm 1796 pacht- 1803 kam ein Steinhauer ums Leben. Er setzt hatte. So ist dieser von armen Eltern weise eine Papiermühle zu Themar und im wurde trotz seines Lasters mit 74 Jahren geborene Mann, welchen jedermann wegen September 1799 die Waltershäuser Papier- sehr alt, denn der Pfarrer notierte: „Das seiner Leutseligkeit und Fleiß schätzt, zu mühle. Durch Verschwendung und Unord- Branntweinsaufen stürzte ihn in Armut und der hiesigen beträchtlichen Papiermühle nung brachten es beide Eheleute so weit, Schande, und er hätte so wohlhabend und gekommen, die er seit seinem Hierseyn dass ihnen ihre Mühle 1805 abgenommen geehrt sein können!“ so meliorirt hat, daß er eine Herrschaftl. und ihren Gläubigern überlassen werden 1821 starb ein „Nachtschwärmer und Trun- Belohnung verdiente. Am 24. September musste. kenbold“ unter dem Schneidegang der Weidachsmühle. Er hatte sich selbst durch Schläge und „Einthürmung“ nicht zur Abgewöhnung des Saufens bewegen lassen, Unglücke und Verbrechen steht geschrieben. Mittwoch vor Himmelfahrt 1623 stürzte der denn allererst den Montag darauf Nachmit- Ungewöhnlich ist die Todesursache der Waltershäuser Schlossvogt auf dem Rück- tag gefunden worden.“ Anna Barbara Schmidt (1783-1823). Es weg von Junkershausen vom Pferd und Magdalena Klör starb 1716 im Alter von heißt: „Barfußlaufen im Schnee, weil sie starb. Er wurde am darauffolgenden Sonntag 58 Jahren. Pfarrer Löffler schrieb: „Sie war ihre Schuhe verkauft hatte, Erkältung auf vor der Kirchentür begraben, ist im Fami- sehr melancholisch, weil ihr Anno 1702 ihrem Strohlager und schlechte Kost.“ lienbuch vermerkt. bei Aufrichtung des neuen Wirthshauses Christian Krug, *1795, verirrte sich 1846 Lorenz M. (1694-1769) aus Waltershausen ihr Söhnlein Balthasar erschlagen worden auf dem Weg von Wülfershausen nach Wal- schwängerte in Behrungen eine Wittfrau, die ist. Sie hat sich auch einmal in ihres Nach- tershausen und wurde am Morgen erfroren ihr Neugeborenes den Schweinen zum Fraß barn Brunnen gestürzt, wurde aber wieder aufgefunden. Die 23jährige Dienstmagd vorwarf, worauf sie hingerichtet wurde und herausgezogen.“ Johanna Margaretha Rothaupt ertrank im Lorenz Kirchenbuße entrichten musste. Besonders tragisch war 1755 der im Matri- Februar 1840 mittags um 2 Uhr im Milz- Weidachsmüller Paul Nenninger starb im kelbuch von Waltershausen beurkundete Tod fluss. Sie wusch Wäsche und stürzte dabei Oktober 1660 im Saaler Feld. Über die des Hildburghäuser Hofapothekers Heinrich hinein, ohne dass es jemand gewahr wurde. Umstände schrieb Pfarrer Johann Adam Gottlieb Engelhardt. Es war ins Grabfeld Als man sie fand, war sie bereits tot und alle Schönwetter:­ „welcher den Sonnabend gekommen, um der Kopulation (Eheschlie- Wiederbelebungsversuche vergeblich. zuvor zu Wülffershausen im Bad gewesen, ßung) seines ältesten Sohns beizuwohnen. Die Schlossköchin Dorothea W. beging laut nach demselben ein Maß Wein getrunken, Bei der Heimfahrt kam der Postillion mit Familienbuch 1793 einen schrecklichen sich verspätet und auf dem Weg irr gewor- seiner Kutsche bei der Mühle kurz nach Kindermord. Sie erwürgte und zerstückele den, des Sonntags früh im Feldt … funden Waltershausen jedoch von der Straße ab. ihr „bildschönes Töchterchen“. Am fol- worden; weil er aber ein gebrechlicher Hierbei erlitt der Hofapotheker so schwere genden Tage bemerkten die Bedienten, Mann geweßen und zuvor lange Zeit krank Verletzungen, dass er starb. dass die Köchin ihren bisherigen dicken gelegen, auch sonsten ein Christleben gefüh- 1765 verstarb mit 60 Jahren Hans Daniel Leib auf einmal verloren hatte, blass aus- ret, ist er alhier ehrlich zur Erden bestattet S. „im Großen Eibstädter Sommerfeld“. sah und nicht mit vollem Appetit aß. Pfarrer worden, seines Alters 56 Jahr.“ Es wird berichtet: „Mit diesem traurigen Nenninger zeigte dies bei Major von Kalb Zum Tod von Kilian Nenninger (1609 - Todesfall trug es sich folgendermaßen zu: an. Die Schlossköchin gestand und kam 1670) heißt es: „Mstr Kilian Nenninger, Dieser Mann ging am 10. Dez. um Mittag ins Würzburger Zuchthaus, das ermordete Zimmermann und Dorfmüller. Es hat sich nach Aubstadt, wohin er ein Fenster von sei- Kind wurde begraben. Sie saß einige Jahre aber dieser Todesfall also zugetragen: nem Sohn, der ein Glaser ist, trug, daselbsten in Würzburg im Zuchthaus und verlor ihre Nachdem er den Sonntag vom Königshofer kehrte er bey unterschiedenen Freunden rechte Hand. Ob diese als Strafe abgeschla- Markt kommend in Eibstadt mit Bekannten ein und zuletzt in einem brandenweinhauß, gen wurde, ist nicht bekannt. Der Chronist einen Trunk getan und darauf in Mitternacht wo er aber nicht mehr dann entkommen, überlieferte in diesem Zusammenahng: „Vor und ganz alleine nach Hauße gehen wollen, für 2 Rt soll getrunken haben. Als er sich 124 Jahren (1669) ist ebenfalls auf dem ist er ohngefehr einen Schritt vom Langsteg nun verspäthet und nach Betläutens Zeit hiesigen Schloß ein Kindermord von einer alhier hintenab fallen in das Wasser gerat- den Heimweg herausgehet, ohnweit wurde Köchin begangen worden.“ hen und darinnen seins Geist aufgeben müs- er irr und wandelt, so wird man annehmen sen, weil er sich aber mit beiden Händen können, lange auf dem Großen Eibstädter Übrigens, die Toten in Waltershausen wur- eine Wurzel angehalten und mit den Füßen Feld herum, wo er denn endlich gantz ent- den zunächst im Gottesacker bei der Kirche, aufgestanden, auch ins herausziehen kein kräfftet sich niederleget und weil es stark dem sogen. Seegarten bestattet. Ritter Georg Wasser von ihm kommen ist, so vermeint regnete und kalt war, endlich seinen Geist Philipp Marschalk von Ostheim ließ dann iedermann, dass er nicht versoffen, sondern in diesen elenden Umständen aufgab. Die 1613 einen neuen Friedhof außerhalb des erfroren, oder erkaltet seyn müsse, maßen er Freunde wie auch die gantze Gemeinde Dorfes bei der Buchmühle anlegen. Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­13

➢ Verena Kessel/Johannes Mötsch: Die Literaturschau 2007 Grafen von Henneberg – Eine illustrierte Genealogie aus dem Jahr 1567, 2003. Leo W. Hamm Günter Lipp: Die Erschießung in Ebern im ➢ Prof. Dr. Dr. Robert Ebner: Todesangst- April 1945, S. 193-203. Bruderschaften oder Bruderschaften vom Quellenwerke Hanns-Hermann Schädel: Die Infanterie- guten Tod in Franken, 2006 (Prof. Ebner schule der Bundeswehr in Hammelburg beschäftigt sich seit Jahren mit den frän- In den vergangenen Monaten sind einige 1956 – 2006, S. 204-215. kischen Bruderschaften. Die vorliegende für jeden Heimatforscher wichtige Quellen- Arbeit berichtet von den Nürnberger werke erschienen: + Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Bruderschaften, doch sind hier wichtige ➢ Johann Mötsch (Hrsgb.): Regesten des Geschichtsvereins 2006 allgemeingültige Aussagen eingeschaltet, Archivs der Grafen von Henneberg- Darin enthalten: die für die kirchlichen mittelalterlichen Römhild, 2 Bände, 2006 Detlev Pleiss: Augenzeugenberichte über Verhältnisse einen guten Einblick ge- ➢ Reinhold Heusinger/Gerwin Solf: Die die letzte Belagerung und Eroberung Meini- währen, zumal in der Kirchengeschichte Grafen von Wildberg und ihre Wap- ngens im Dreißigjährigen Krieg, S. 83 - 100. kaum darauf eingegangen wird). pengenossen sowie die Dynasten von Hennebergische Biographie und Buchbe- Thundorf und Tannroda, 2. ergänzte Auf- sprechungen, S. 197-272 ➢ Walter Jahn: Beobachtungen an der Ost- lage 2007. (Es ist dies eine erschöpfende heimer Maskenfibel der Frühhallstatt- Regesten-Sammlung mit Einführung, zeit. In: Alt-Thüringen –Jahresschrift Personen- und Sachregister einschl. einer Fachbücher, Fachauf- für Archäologie, Band 38 (2005) (Die Übersichtskarte.) sätze, Facharbeiten: reichen Gräberfunde um Ostheim/Rhön ➢ Im Internet finden sich unter Staatsarchiv werden hier im Landkreis Rhön-Grabfeld Meiningen und Staatsarchiv Würzburg ➢ Roland Füssel: Hexen und Hexenverfol- von dem langjährigen Leiter der archäo- zahlreiche Angaben, ferner das „Histo- gung in Thüringen, 2. überarbeitete Auf- logischen Arbeitsgruppe mit dieser Auf- risches Lexikon Bayern.“ lage 2006 (mit gründlicher Einführung arbeitung exemplarisch vorgestellt.) und breiter Aufarbeitung des henneber- gischen Raumes). ➢ Historische Studien der Universität Periodica: ➢ Walter Höhn: Die Kelten in der Rhön, Würzburg, Band 7/2007: Wolfgang Alt- 2006 (mit Beschreibung der keltischen gold/Matthias Stricher (Hrsgb.) Italien + Mainfränkische Studien, Anlage auf dem Kleinen Gleichberg). am Main – Großherzog Ferdinand III. ➢ Bd. 73 (2006): Peter Kolb: Es begann mit ➢ Kurt Thränhardt: Hamann, Mönchshof von Toskana als Kurfürst und Großher- dem Landrat des Untermainkreises – Der – Die Geschichte einer Familie – Eine zog in Würzburg (eine umfassende Dar- Beginn des Bezirks Unterfranken (1829- deutsche Odysee (Eine Lebensgeschichte stellung der letztmals selbständigen Jahre 1854); (Die Etablierung zeitgemäßer in der DDR). Mainfrankens 1804-1814). Verwaltungsmaßnahmen und des wirt- schaftlichen Ausbaus werden ausführlich und erschöpfend dargestellt. Einzelheiten sind für Königshofen, Ottelmannshau- sen, Trappstadt und Zimmerau enthalten. Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2008 Ein Standardwerk für die Geschichte Unter der neuen Schriftleitung von Reinhold Dr. Thomas Gunzelmann in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Albert ist erneut ein erfreulich gelungenes Die Siedlung im Grabfeld (I) Unterfranken.) Jahrbuch entstanden. In zahlreichen Beiträ- ➢ Leo W. Hamm Bd. 71: Beiträge zur Archäologie in gen wird nach dem Vorwort des Herrn Land- Unterfranken, 2004. darin: Wolfgang Das Rätsel der schwedischen Rauchteufel: rats in vielen Beiträge aus dem Geschehen Gelöst? Wagner: Eine „sarmatische“ Fibel aus früherer und gegenwärtiger Zeit berichtet. der germanischen Siedlung von Merkers- Für unseren engeren Raum sind bedeutsam: Otto Kleinhenz hausen, S. 131 – 150. Kleine Marienkapelle oberhalb von ➢ Bd. 63: Beiträge zur Archäologie in Reinhold Albert Kleinbardorf erinnert an Treffen der fünf Unterfranken, 2006: In zwei Beiträgen Bedeutender Tauschhandel vor 200 Jahren Kleinhenz-Brüder an Pfingsten 1938 werden die hallstattzeitlichen Grabfunde mit einem Staatsvertrag besiegelt Detlev Pleiss von Urspringen sehr gründlich aufgear- Kinner, Käuz und Fratze“ - Eine Kindheit Caspar Ermes – 1632 bis 1634 schwedi- beitet. in alter Zeit scher Festungskommandant in Königshofen + Mainfränkische Hefte Michael Böckler Gustav Tschochner Heft 105/2006 - Darin: Martin Obusch/ Kurse für Trauerbegleitung in Rhön Grab- Die Preußen in Althausen 1734 feld - „Die Aufgabe ist es, den Trauernden Klaus-Peter Kolb/Verena Friedrich/Michael Elke Weigand nahe zu sein“ Neubert: Historische Steinbrüche im Energie aus Sonne – Photovoltaikfreianlage Ingo Freiherr von Berchem Würzburger Stadtgebiet im Wandel der Zeit, in Großbardorf Seite 1-70. Landwehren im und um das ehemalige hen- Klaus-Peter Kolb/Martin Obusch: Die geo- nebergische Gebiet (II) logische Erforschung und Kartierung des Dr. Heinz Buhl Würzburger Stadtgebietes von den Anfän- Mein Weg von Sonneberg in Thüringen Zeitschriften: gen bis 1975, S. 71-125 nach Großbardorf Dr. Annette Faber Frankenland: + Mainfränkisches Jahrbuch 2006 Mit Paul Lautensack unterwegs- Werke sei- 2006/5 – Schwerpunkt: Verkehrswege, Schwerpunkt Zeitgeschichte, darin ent- ner Bamberger Werkstatt in darin: Werner K. Blessing: Kriegszeiten im halten: Thüringen und in Rhön-Grabfeld (I) Durchgangsland Franken, S. 293-301 Roland Flade: Zwangssterilisation und Hanns Friedrich Zwangsabtreibungen an der Universitäts- Der neue Franziskusweg - ein Lobpreis an 2006/6 Schwerpunkt: Verkehrswege, darin: Frauenklinik Würzburg im Dritten Reich, S. die Schöpfung Rainer Leng: Die Würzburger Kaiserhoch- 171-182. Dr. Erasmus Gaß zeit des Jahres 1156: Friedrich Barbarossa Herbert Schott: Foto- und Filmaufnahmen Pater Eugen Willkomm (1676–1744) – Bild- und Beatrix von Burgund, S. 400-409 der Deportation der Juden in Bad Neustadt häuser Klosterkomponist aus Bad Königs- 2007/1 Schwerpunkt: Juden in der 1942, S. 183-192. hofen Geschichte Frankens Seite ­­14 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Rainer Scheller: und die zur Lösung der Probleme vonnöten dorf im Grabfeld (in Schweickershausen waren. im Heldburger Unterland) unter Opfern, Reformer - Schulmeister – Nachbar. J. C. Sie sind die stillen Helden des Alltags, mit Demütigungen und Entbehrungen zu Knopf - Ein Leben im Grabfeld. dem Mut der kleinen Leute, ohne die die Beginn des 19. Jahrhunderts wirkt, um bekannten herausragenden Persönlichkeiten Menschen der untersten Schichten Bildung ISBN: 978-3-939611-23-3, EUR 29,90 letztendlich nichts erreichen. Aber gerade sie und Kultur zu vermitteln. Er und seinesglei- werden oft vergessen. Ein Glücksumstand, chen brachten dafür ein Leben lang unge- Johann Caspar Knopf, ein Handwerker- und dass Tagebücher und Archivalien Zugang heuren Mut und zähe Lebenskraft auf. Sie Bauernsohn im Herzogtum Sachsen-Hild- zu einem jener Unermüdlichen des Alltags waren es, die an Ort und Stelle eine großen burghausen, versucht einen intellektuellen bieten. Was wäre ohne ihn und seinesglei- Beitrag leisteten, damit aus Untertanen Bür- und beruflichen Aufstieg, nutzt alle Chancen chen das Wirken von namhaften Reformern, ger wurden mit Selbstachtung und Selbst- – aber die Verhältnisse lassen kaum Spiel- Staatsmännern und gekrönten Häuptern? bewusstsein. Sie brachten sich ein in die raum. Trotzdem gehört er zu jenen Akteuren, In der vorliegenden Studie ist es dieser Umbruchzeit, allen Widerwärtigkeiten zum die von seiner Zeit hervorgebracht wurden, Johann Caspar Knopf, der in einem Guts- Trotz.

Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld:

Band 1: Sabine Hansen, „Die Römhilder Theo Dreher, Ludwig Stolarski, Willy Ruß“ Band 22: Gerhard Schätzlein/Reinhold Reimchronik“, (z.Zt. nicht lieferbar) Druck: Druckerei Alfons Schedel, Kleineib- Albert/Hans-Jürgen Salier: Grenzerfah- 3 Druck: Holl-Druck GmbH, Hofheim i. Ufr, stadt, 1997; Preis 1,- rungen III 1989/90 Bezirk Suhl – Bayern/ 3 1989. Preis: 5,- 3 Band 12: Reinhold Albert: „Geschichte des Hessen, Hildburghausen 5, Preis 32,90 Band 2: Reinhold Albert, „Geschichte der Kapuzinerklosters und der Klosterkirche Band 23: Hanns Friedrich/Andrea Rückert: Juden im Grabfeld“, Druck: Druckerei Bad Königshofen i. Gr.“ Druck: Drucke- Bildschönes Bad Königshofen, Kleineib- 3 Schedel, Kleineibstadt, 1990. Preis: 10,- 3 rei Alfons Schedel, Kleineibstadt, 1997; stadt, 2006, Preis 15,- Preis 10,- 3 Band 3: Leo W. Hamm, „Der Königshof Band 24: Michael Böckler: Die Truchsesse Band 13: Reinhold W.F. Heusinger und Ger- im Grabfeld“, Druck: Schunk Druck- und von Trappstadt 1317 – 1520, 2006./Glok- win K. Solf: „Die Grafen von Wildberg und Verlags-GmbH, Bad Königshofen, 1991 kentaufe in Königshofen 1514/2002 ihre Wappengenossen, sowie die Dynasten Preis: 15,- 3 Band 25: Andrea Rückert: Engel – Himm- von Thundorf und Tannroda.“ Eigenver- lische Boten auf Erden, Kleineibstadt 2006. Band 4: Reinhold Albert, „Geschichte der lag des Vereins für Heimatgeschichte; Wüstung Eschelhorn (Urselhorn) und der Preis 10,- 3 St.-Ursula-Kapelle bei Alsleben“. Druck: Band 26: Reinhold Albert – Dorfchronik von Band 14: Otto Schulz: „Wenn’s weihnach- Rappershausen, Bad Neustadt 2007/2008 Druckerei Schedel, Kleineibstadt, 1992. tet im Grabfeld“ – Weihnachtliche Ge- 3 Preis: 10,- schichten und Spiele, Kleineibstadt 1998, Band 5: Barbara Rösch/Gerhard Schätzlein/ Preis 10,- 3 Videoreihe Hanns Friedrich: Hanns Friedrich/Reinhold Albert, „Grenzer- Band 15: Archäologische Arbeitsgruppe fahrungen 1945-1990“, Willmars/Mellrich- Rhön-Grabfeld, Walter Jahn (Hg.): VOR- Video 1: 1250 Jahre Bad Königshofen; 3 stadt, 1993. Preis: 8,- ZEIT - SPUREN in Rhön und Grabfeld, 1991. 15,- 3 3 Band 6: Leo W. Hamm, „Sagen, Geschich- Kleineibstadt, 1998, Preis 15,- Video 2: 550 Jahre Stadtpfarrkirche ten und Legenden aus dem Königshöfer Band 16: Otto Schulz: „...Wallt‘ ich den Bad Königshofen. 1993. 10,- 3 Land“, Druck: Druckerei Schedel, Klein- Birkenpfad“, Bad Königshofen 1999, Video 3: Der Todeszaun; 1994. 10,- 3 eibstadt, 1994; Preis 10,- 3 Preis 5,- 3 Video 4: Beim frühen Morgenlicht- Band 7: Reinhold Albert, „Kriegsende 1945 Band 17: Gerhard Schätzlein, Barbara 50 Jahre Männerwallfahrt; und Nachkriegszeit im Königshöfer Grab- Rösch, Reinhold Albert: „Grenzerfahrungen 1995. 15,- 3 feld“, Druck: Schunk Druck- u.Verlags- 1945 bis 1971“, ISBN 3-86180-089-6, Ver- Video 5: Rhöner Advents- u. Weih- GmbH, 1995; Preis 10,- 3 lag Frankenschwelle KG, 98646 Hildburg- nachtszeit; 1996, 15,- 3 hausen, Preis 19,80,- 3 Band 8: Klaus Reder/Reinhold Albert, Video 6: Das Geheimnis des Steinplat- „Rhön und Grabfeld im Spiegel der Band 18: Reinhold Albert: Chronik von tengrabes 1998 10,- 3 Beschreibungen der Bezirksärzte Mitte des mit seinen Gemeindeteilen Ottel- 19. Jahrhunderts“, Druck: Druckerei Sche- mannshausen und Breitensee, Kleineibstadt Video 7: Das Gelübde – Männerwall- fahrt 2000. 10,- 3 del, Kleineibstadt, 1995; Preis 15,- 3 2001, Preis 25,- 3 Video 8: Als Zaun und Minen Menschen Band 9: Michael Böckler, „Unbekanntes Band 19: Gerhard Schätzlein/Reinhold trennten 1999 15,- 3 Ganerbendorf Trappstadt“ Druck: Dru- Albert: Grenzerfahrungen II 1972 – 1988, ckerei Schedel, Kleineibstadt 1997; Bayern, Hessen/Bezirk Suhl, Hildburghau- Video 9: Die 12 Heiligen Nächte 2000 3 Preis 10,- 3 sen 2001, Preis 29,90,- 3 10,- Band 10: Detlev H. Pleiss/Leo W. Hamm: Band 20: Michael Böckler: Die Schott Video10: Ratschen und Osterstorch 2001 10,- 3 „Der Dreißigjährige Krieg im Königshöfer von Schottenstein im Grabfeld, Trappstadt 3 Land - Königshofen unter der schwedischen 2003, Preis 7,50 Video11: Plantanz Eyershausen 2002 3 Besatzung 1631 - 1634“ Druck: Druckerei Band 21: Reinhold Albert: Ipthausen – eine 15,- Schedel, Kleineibstadt,1997; Preis 10,- 3 Chronik, erschienen zum 250. Jubiläum der Video 12: Johann Peter Herrlein – Band 11: Fritz Köth, „Künstler aus dem Wallfahrtskirche Mariä Geburt, Kleineib- Mit dem Pinsel den Himmel 3 3 Grabfeld - Erich Mutze, Willi Pflüger, stadt 2004, Preis 22,- geöffnet. 17,- Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­15

Ein Pfarrer erlebt sein „Fegfeuer“ in Königshofen (III) 1816 war durchaus naß, die Gründe drei- mal überschwämmt. Die Brache8 konnte nicht wohl geackert werden, das Gras Eine lange Ruhepause gönnten die Übeltäter stand auf ihr halbsmannshoch. Ein großer Theil des Futters verfaulte. Die Kornblüthe Pfarrer Kaspar Gays nicht war schlecht, daher die Körnchen ohne Mehl, und am Ende hatten wir ein elendes, Gustav Tschochner auf 10.000 Gulden, die Reparatur des Kirch- schmackloses, unkräftiges Brod. [...] Vieles turms kostete 200. verfaulte, und konnte erst, halb verdorben, (Aus den Aufzeichnungen des Kaspar Gays, Pfar- 1823 fand der Eigentümer eines Grund- bis Martini heimgeführt werden. Viel Haber rers in Königshofen von 1810 – 1835 - Pfarrarchiv stückes, dem Kirchturm gegenüber, beim blieb stehen, viele Haufen Schottenfrüchte9 Maria Himmelfahrt Bad Königshofen, Nr. 01.11) Ausschachten eines Kellers „einige Todten- sah man noch Lichtmeß auf dem Felde, bis körper. Wahrscheinlich war der Platz vor endlich alles vermodert - verschwand. 1817 Alters ein Theil des Kirchhofes“5 vermutet trat eine solche Theurung und Brodnoth ein, III. Der Pfarrer als Beobachter Gays, wohl zu Recht. die vielen Leuten ihre beste Habe kostete. Ein zweites Mal brannte es in Königshofen Denn das Malter Frucht kostete 32 - 36 f 1. Brände 1822 am 4. Advent „da eben Markt war, rh10 , anderswo gar 60 und mehrere Gul- Außer dem im vorhergehenden Kapitel im indem gegen 2 Uhr im Rathhause ein Brandt den. Unser König ließ mehrere 1000 Malt. Zusammenhang mit Erpressung angeführten auskam, der aber zum Glücke bald gelöscht Korn aus Rußland und Amerika kommen. Schadenfeuer schildert Gays andere Brände. war.“6 30 - 40 Arme aus weiten Gegenden kamen Am 2. August 1819 „ging ein, hinter dem täglich an die Thüre, ohne was man sonst Kapuziner Garten auf dem Walle gelegenes 2. Beobachten des Wetters bei Sammlungen geben mußte. Das war eine Rüsthaus, worinnen sehr viel Holz, Stroh, und dessen Auswirkungen Noth! Herr! laß sie nicht wieder werden!“ Futter, Ziegel, Chaisen, Schlitten etc. aufbe- auf Ernten und Preise „Da schon die Sommer nach 1811 nicht wahrt waren, [...] plötzlich und schauerlich Gays notierte in unregelmäßigen Abständen, mehr diese Bezeichnung verdienten, denn in Rauch auf. Schwarze Hände hatten [...] was ihm berichtenswert erschien, wobei er sie waren kühl und regnerisch, und 1814 das diese Höllenthat unternommen.“ das Wetter nur insoweit beschrieb, wie es Die Beschreibung lässt uns erkennen, wie für den Ernteertrag ausschlaggebend war, sehr man damals bei der Brandbekämpfung 1 Gays, Heft II, S. 26 und auch nicht in jedem Jahr seiner 25jäh- 2 Gays, Heft II, S. 29/30 von Zufällen abhängig war. Nach Gays rigen Dienstzeit im Königshofen. Als Herrn 3 Josef Sperl, Stadt und Festung Königshofen i. Grab- herrschte, „bei 3 verschiedenen Gewit- einer Pfarrei, zu deren wesentlichen Einnah- feld, S. 100 tern, die am Himmel standen“ weitgehend men Zins und Gült der Bauern gehörten, 4 Intelligenzblatt für den Untermainkreis des König- Windstille, und so waren die Einwohner reichs Baiern, Jahrgang 1822, Nr. 125, vom 7. Nov., machte es ihm schon Sorgen, wenn die Ernte S. 2149/2150 „im Stande, mit 2 Spritzen das Städtchen zu schlecht ausfiel. Auch die vom Ernteertrag 5 Gays, Heft II, S. 29/30. erhalten“. Diesmal konnten die Königshöfer abhängigen Preise für Getreide interessier- 6 Heft II, S. 25 f. einen Stadtbrand verhindern, und deshalb ten ihn und wurden von ihm immer wie- 7 Gays, Heft II, S. 25 f. 8 hielt die Gemeinde am folgenden Samstag der aufgeschrieben. Seine Aufzeichnungen In der Dreifelderwirtschaft ließ man Ackerland nach 7 zwei Jahren Anbau im dritten Jahr brachliegen. In „ein feierliches Dankfest, unter Freuden in diesem Bereich beginnen mit dem Jahr manchen Gebieten nutzen die Bauern die Brache als 1 Thränen.“ 1815, in dem „war wenig Futter und Stroh Viehweide, in anderen war die Brache den Grund- Verheerend wirkte sich dagegen der Brand geraten. Da nun im Frühjahre 1816 anhal- herren für deren Schafe vorbehalten. Vereinzelt war es aus, der am 10. Oktober 1822 am Morgen Bauern gelungen, sich gegen die Grundherren durch- tende Regen eintraten, ward Futter und zusetzen und die Brache für Erbsen, Hanf, Rüben Klee um 8.15, „aus Unvorsichtigkeit“ im Kirch- Stroh so rar, daß die Leute das Bettstroh zu u.ä. zu nutzen. Eine weitere Möglichkeit bestand darin, viertel ausgebrochen war. „Bis 30 Spritzen Häckerling schneiden, und mit dem nassen die Brache etwa viermal umzupflügen, was anschei- waren bei der Löschung. Mehrere mußten Grase vermengen mußten. nend auch in Königshofen geschah. Diese Brache abgewiesen werden. Der Brant dauerte nennt man „Schwarzbrache“. Vieles Vieh stand und lag in seinem Kothe 9 z.B. Erbsen bis gegen Abend.“ Der Stadtpfarrer nennt - zum Verfaulen. Die Sommerwitterung 10 32 - 36 Gulden rheinisch die Nummern von 13 Häusern, die ganz abbrannten, drei mussten später eingerissen werden, zwei blieben beschädigt stehen, alle im Bereich zwischen der Stadtpfarrkirche und dem Marktplatz. Die Kirche selbst geriet in Gefahr: „[...] die Laterne [...] brannte an 3 Enden, viel Bley schmolz, doch hat sie des Thürmers Sohn, Andres Gutmann, Niklas Haas Zinngießer von hier, ein Zimmermann von Irmelshausen, einer von hier, Friedrich B[re?]gelmann gelöscht.“2 Sperl nennt als Retter nur den „Stadttürmer A. Gutmann“3. Im „Intelligenzblatt“ werden dagegen zwei Männer von der Königlichen Regierung des Untermainkreises belobigt: „Bey dem am 10. d. Mts. zu Königshofen [...] gehabten Brande [...] wagten sich der Zimmergesell Melchior Wohlfahrt von Irmelshausen und Andreas Gutmann, Sohn des Thürmers von Königs- hofen, auf diesen hohen Thurm, und retteten denselben mit Gefahr ihres eigenen Lebens. Diese edle Handlung wird zum Ruhme dieser braven Männer mit dem Beysatze zur öffent- lichen Kenntniß gebracht, daß die königl. Regierung denselben noch eine besondere So sah Königshofen zu Lebzeiten von Pfarrer Kaspar Gayss in der 1. Hälfte des 19. Jahr- Belohnung zuerkannt habe.“4 Den Schaden hunderts aus. Diese 1898 aufgelegte Ansichtskarte stellte Elfriede Herda (Ostheim v.d. Rhön) des Großbrandes schätzte eine Kommission zur Verfügung. Seite ­­16 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

11 Frühjahr sehr trocken war,“ führte die des- kostete“, also auch in Königshofen das nor- Von Gays erfahren wir zu diesem Thema halb schon kritische Ernährungslage wegen male Einkommen oft nicht ausreichte, die nur wenig. Einmal führt er „1 Beet an der des fast gänzlichen Ausfalls der Ernte, 1816 Familie vor dem Verhungern zu bewahren, Glacis - zu Erdäpfeln“ als Gartenbesitz an, zur Hungerkatastrophe 1816/17, die große und Teile des Besitzes geopfert werden ein zweites Mal 1833: „Dem 8.[,] 9.[,] 26. Teile Mitteleuropas erfasste, vor allem aber mussten. Aber vielleicht konnten sich man- August [...]: Kartoffelkraut erfror bei uns.”21 Süddeutschland; es war „die schlimmste des che Bürger so über das Hungerjahr hinü- In den Gült- und Zinsbüchern findet sich 12 gesamten 19. Jahrhunderts.“ „Die Leute berretten, während die Armen sofort vom nur eine Erwähnung der Kartoffel, nämlich essen Gras, das nur mit Wasser und Salz Hungertod bedroht waren, denn sie hatten ja bei der Beschreibung eines Bauernhofes in gekocht ist.“13 nichts zuzusetzen. Armut bedeutete schon in Aubstadt, zu dem ein Garten mit „wenig Heute würde der Ausfall einer Getreideernte normalen Zeiten ständige Unterernährung, Erbsen und Kartoffeln“22 gehörte. Wurden in Deutschland keine Hungersnot hervorru- und sie war keine Randerscheinung, denn Erdäpfel zunächst vorwiegend in den Gärten fen, er träfe zwar die Bauern hart, der Groß- im Laufe des 18. Jahrhunderts hatte sich der angebaut, als eine Art Gemüse? Dieser Ver- teil der Bevölkerung müsste wohl nur wenig Anteil der Armen an der Bevölkerung stark mutung widerspricht die Zahl von 13.864 darunter leiden. Einmal ist es kaum vorstell- erhöht und betrug um 1800 vielerorts 30 % Scheffeln Kartoffeln, die nach Knirsch23 bar, dass in der modernen Landwirtschaft und mehr.15 Wie sich das in Königshofen im Landgerichtsbezirk (Landkreis) Königs- die Ernte total ausbleiben könnte wie 1816, verhielt, wäre noch zu untersuchen. hofen 1814 erzeugt wurden, gegenüber zum anderen würden Importe umgehend für Mussten die Armen den Hunger als unver- 11.440 Scheffel Roggen (Korn) und 3.700 einen Ersatz sorgen, zum dritten haben sich meidbaren Begleiter hinnehmen, so hatte Scheffel Weizen. die Ernährungsgewohnheiten seit damals doch auch die übrige Bevölkerung, mit Stimmt diese Angabe, was noch zu überprü- erheblich geändert. Getreide, als Brei oder Ausnahme weniger Reicher, immer wieder fen wäre, müssten wir von einem großflä- in Form von Brot, bildete den Hauptteil der damit zu leben, dass infolge von Missern- chigen Anbau der Kartoffel schon vor der Ernährung. Natürlich gab es schon immer ten oder Kriegen nicht genügend Getreide Hungersnot 1816/17 ausgehen. Jedenfalls regionale Unterschiede, aber mindestens bis produziert wurde, um alle ausreichend zu unterrichten uns weder Gays noch das „Intel- zum Hungerjahr 1816/17 gilt, was M. Mon- ernähren. M. Motanari nennt die Zeit nach ligenzblatt“ über Preise der Kartoffeln. Ob tanari feststellt: „Bis in die mittleren Jahr- 1700 „Das Jahrhundert des Hungers“16 und das anzeigt, dass mit Kartoffeln kein Han- zehnte des 19. Jahrhunderts hinein nahm J. Kuczinsky zählt von 1700 bis 1807 zwölf del getrieben wurde und sie vorwiegend den das Getreide im Nahrungssystem der Euro- „Hungerperioden“17, die meist zwei Jahre Eigenbedarf deckten, ist fraglich. päer - ausgenommen eine sehr be-grenzte dauerten, zwei von ihnen allerdings drei, Während das Getreide im Frühjahr 1817 um Schar von Privilegierten - eine absolut und eine sogar vier Jahre. bis zu 340 % teurer war als ein Jahr zuvor, dominierende Rolle ein. Es belastete die Die königl. bayerische Regierung ließ musste man für Fleisch „nur“ 25 - 45% mehr Familienetats der einfachen Leute mit bis zu 1816/17 Getreide im Ausland aufkaufen, bezahlen. Die höchste Preissteigerung gab 90 Prozent und mehr der gesamten Lebens- wie wir oben schon bei Gays gesehen haben, es bei Kuhfleisch, das sich von 9 auf 13 mittelausgaben.“ Meist deckten Getreide- und zur Linderung der Not verteilen, und Kreuzer pro Pfund verteuerte, Schweine- produkte 65 – 75 % der Kalorienzufuhr, auf zwar insgesamt, laut „Intelligenzblatt“, im fleisch nur von 11 auf 13 Kr.. Verglichen keinen Fall lag der Anteil unter 50%. Eine Untermainkreis 44.195 Malter, etwa 61.000 mit dem Getreide, blieb Fleisch preisgün- besondere Bedeutung kam dabei dem Brot dz, den letzten Teil im Juni 1817. Das Hun- stig. „Warum war nun aber das Fleisch so zu, „Brotrationen zwischen 500 und 800 g gerjahr in Bayern belastete den Haushalt so, billig? Die schlichte Antwort lautet: Weil 14 pro Tag waren [...] die Regel;“ pro Kopf dass im Februar 1817 ein Staatsanleihe über den vielen, die auch gern häufiger ein der Bevölkerung gerechnet. Etwa die Hälfte 3 Mill. Gulden aufgelegt werden musste. Stück Braten auf dem Tisch gehabt hätten, der Ausgaben für Lebensmittel brauchte man Aber noch auf andere Weise reagierte die das Geld fehlte, das Fleisch zu kaufen. Sie für Brot, in „normalen“ Zeiten; traten Miss- bayer. Regierung auf die Katastrophe. Ab mußten sich die verfügbaren Mittel auf ernten und Preissteigerungen ein, erhöhte Januar 1817 wird im „Intelligenzblatt“ den Ankauf der voluminösen, kohlehydra- sich dieser Anteil natürlich erheblich, so immer wieder das Thema „Kartoffelan- treichen [...] Produkte des Pflanzenreiches dass viele oft schon nach kurzer Zeit, wie bau“ behandelt. Man schildert die Vorzüge konzentrieren, das waren Getreide und Hül- im Herbst 1816, kein Geld mehr hatten, um der Knollenfrucht, gibt Ratschläge zum senfrüchte, Kraut, Rüben [...].“24 In armen sich Brot bzw. Getreide zu kaufen, wenn Anpflanzen, beschreibt, wie aus getrockne- Familien, und das waren in vielen Orten überhaupt noch etwas angeboten wurde. Als ten Kartoffeln Mehl herzustellen geht. Die 30% der Bevölkerung, teilweise sogar noch ein Beispiel seien die Höchstpreise in der Gemeinde, welche „die dießjährige Brache mehr, kam oft wochenlang kein Fleisch auf Würzburger Schranne angeführt, jeweils für mit Sommerweizen, Sommerkorn, Gerste, den Tisch. ein Scheffel, wie sie im „Intelligenzblatt“ oder mit Kartoffeln bebauen will“18, braucht Seit dem 16. Jahrhundert hatte sich die Ernäh- stehen: Weizen: 1816 im April 15 f, Dezem- in diesem Jahr keinen Zehnt abzuführen. rungssituation immer mehr verschlechtert, ber 24 f, 1817 im Januar 38 f, im Juni 63 Nun wurden im Untermainkreis (Unterfran- weil im 18. Jahrhundert die Bevölkerungs- f; Roggen: 10 f, 24 f, 29 f, 45 f; Hafer 10 ken) auch vor 1817 schon Kartoffeln ausge- zahl erheblich angestiegen war und ande- f, 13 f, 18 f, 24 f: also eine Verteuerung, bracht und geerntet, aber offensichtlich nicht rerseits die Landwirtschaft nur in wenigen von April 1816 bis Juni 1817, beim Weizen in dem möglichen oder erwünschten Aus- Gebieten Europas nennenswerte Fortschritte um über 300 %; Roggen wurde um 350 % maß. Dafür lassen sich verschiedene Gründe erzielt hatte. Der Anteil des Getreides an teurer, Hafer um 140 %. anführen. Es „war der rechte Umgang mit den Nahrungsmitteln wuchs, der des Flei- Braudel berechnet den Brotgetreidebedarf ihr [der Kartoffel] selbst am Ende des 18. sches ging auf eine unbedeutende Menge pro Kopf der Bevölkerung in Frankreich am Jahrhunderts noch nicht Allgemeingut, was zurück. Viele Fachleute gehen von einem Ende des 18. Jahrhunderts auf 4 Hektoliter. Klagen gewiß nicht verwöhnter Rhöner Bau- Fleischverzehr von 100 kg pro Person und Wenn wir diese Zahl auch für unser Gebiet ern über Kopf- und Bauchschmerzen nach Jahr um 1500 aus, um 1800 waren es nur gelten lassen und sie umrechnen, kommen ihrem Verzehr [...] andeuten [...].“19 noch 14 kg. Was uns heute auffällt, ist, dass wir auf 1,79 Scheffel oder 300 - 320 kg, Zwei weitere Ursachen für die von der Schweinefleisch am teuersten, Kalbfleisch je nach Sorte, ohne das Getreide, das man Regierung indirekt gerügte Zurückhaltung am billigsten war. Als 1824 das Rindfleisch zu Brei verkochte. Eine fünfköpfige Fami- gegenüber dem Kartoffelanbau lagen in der mit 8 1/2 Kreuzern mehr kostete als das lie brauchte im Jahr also rund 9 Scheffel Dreifelderwirtschaft. Ein Bauer konnte sei- Schweinerne, bezeichnet Gays das als „Eine Brotgetreide, für viele nur erschwinglich, nen Anteil an der Zelge20 wohl nicht ohne unerhörte Sache.“25 wenn sie nicht Weizen, sondern den billi- Einverständnis der Acker-Nachbarn, wegen Kehren wir aber zum Jahr 1817 zurück, geren Roggen oder noch preiswertere Kör- der unterschiedlichen Vegetationszeit, von an dessen Ende der Pfarrer berichtet: „Die nerfrucht kauften: Hafer, Dinkel, Hirse, und Getreide auf Kartoffeln umstellen, und es Erndte 1817 fiel ziemlich gut aus. Im wenn sie das Brot selbst buken. gab Probleme mit dem Zehnt und ande- Herbste stand der Getraidepreis auf 10 – Gays spricht, wie oben zitiert, davon, dass ren Abgaben, die ja, zumindest der große 8 f rh. Überall wurden Dankfeste gefeiert. die Not „Vielen Leuten ihre beste Habe Zehnt, auf dem Getreideertrag beruhten. Amen. [...]“ In den Jahren bis 1824 erzielten Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­17 die Bauern meist sehr gute Ernteerträge, die Preise für Getreide und Fleisch sanken. In Würzburg stand ein Scheffel Weizen 1822 bei 8 - 16 f, die anderen Getreidesorten waren natürlich noch wesentlich billiger. Gays sieht die negativen Auswirkungen für die Bauern 1821: „Es war große Geldnot, des geringen Getraid- und Viehpreises, und der großen Abgaben wegen.“ - „1824 war [...] alles so gerathen, daß die Leute es nicht unterbringen konnten. Viele mußten all ihr Stroh in den Hof setzen, um den Sommerbau einzuscheuern. Futter gab’s die Menge. Ein solches Jahr hatte noch Niemand erlebt. [...] Das baierische Scheffel Korn galt 3f und noch weniger [...]. Und der Segen des Herrn vermag alles - aber die unerschwinglichen Abgaben blieben!! O Reges intelligite!“27 Wehler spricht von einem Preisverfall im Herbst 1817 und von einem Preissturz in den folgenden Jahren. 1824 sei das Getreide Pfarrer Gayss übverlieferte 1822: „Der diesen Sommer neu aufgestellte Landrichter Karl so billig gewesen wie am Ende des 17. Jahr- Greb verursachte der Stadt viele Schulden, weil er mit aller Gewalt die Chausee von der hunderts. Von 1826 an besserten sich die Groseibstädter Grenze anfangen lies.“ Diese „Chaussee“ ist auf dieser alten Aufnahme Verhältnisse für die Bauern zusehends, und Königshofens aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts im Hintergrund zu sehen. es begannen die fünfzig „goldenen Jahre“ der deutschen Landwirtschaft, bis schließ- lich der europäische Agrarmarkt 1876 unter vorwiegend um finanzielle Gesichtspunkte, Korb, Pfarrer in Motten, zum Pfarrer in dem Druck der überseeischen Konkurrenz z.B. 1822: „Der diesen Sommer neu aufge- Königshofen. Am 11. April 1837 starb Kas- zusammenbrach und das Zeitalter der staat- stellte Landrichter Karl Greb verursachte par Gays im Alter von 81 Jahren. lich geschützten Agrarwirtschaft anfing, das der Stadt viele Schulden, weil er mit aller im Grunde heute noch andauert.28 Gewalt die Chausee von der Groseibstädter 11 Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Band II, S. 28 Bei seinen Notizen über Wetter, Ernten und Grenze anfangen lies. Auch mußte die Stadt 12 Winfried Schenk, Ländliche Räume im Wandel, in: Preise ging Stadtpfarrer Gays nicht syste- auf Befehl der Regierung [...] die Schulen Unterfränkische Geschichte, Band 5/1, S. 94. matisch vor, er hielt normales und Außer- fortbauen und neu einrichten - wieder eine 13 Massimo Montanari, Der Hunger und der Überfluß, gewöhnliches in unregelmäßigen Abständen Sache, die viel Geld kostete. Dieser Dinge Kulturgeschichte der Ernährung in Europa, München 29 1993, S. 183 fest. „1828 war ein gemeines30 Jahr“, im und des Malzaufschlages wegen viel Mis- 14 Montanari, a.a.O. 34 Gegensatz zu 1827: „Bei einem anhaltenden vergnügen!“ 15 Wehler, Band I, S. 170 ff. Nordwinde und hellen Himmel hat es den Das Ende Königshofens als Garnisonstadt 16 Montanari, S. 155 17 12.13.14. Julius Eis gefroren, daß Fasoli, bewertete Gays in moralischer Hinsicht, wie Jürgen Kuczinsky, Geschichte des Alltags des deut- 31 schen Volkes, Band II, S. 271 Kukummen angeloffen waren. Unerhört!!“ oben ausgeführt, er sah aber auch andere 18 Intelligenzblatt Nr. 39, Jahrgang 1817 „Von Martini 1829 bis Febr. 1830 war Probleme: „Für die Stadt war das Jahr 19 Winfried Schenk, Ländliche Gesellschaft und Raum- eine ungewöhnlich große Kälte, und ein 1826 in dieser Hinsicht nachtheilig, weil nutzung, in: Unterfränkische Geschichte, Band 4/1, S. sehr tiefer Schnee. [...] In den Kellern erfror das so lange hier bestandene Militär den 316. 20 Zelge: gleichzeitig und gleichartig von den Dorfgenos- vieles.“ „Der Winter vom Oktob. 1833 bis 27. Dezemb. abzog, indem das consumo für sen genutzter Teil des Ackerlandes in 34 war sehr gelinde. Alle Tage häufiger Wirthe, Becken, Metzger etc. abnahm, und 21 Gays, Heft II Regen, [...] die täglichen Stürme verursach- somit die Summa von 36.000 f, welche es 22 Gült- und Zinsbuch der Pfarrei Königshofen 1782- ten großen Schaden [..]. Die Wege waren sonst verzehrte, auser Zirkulation blieb.“35 1848 23 Rudolf Knirsch, Raumprägende Staatstätigkeit im nicht zu passieren.“ Der genannte Betrag kommt uns auf den Nahbereich Bad Königshofen im Grabfeld, Untersu- Gays’ Aufzeichnungen enden mit dem Jahr ersten Blick sehr hoch vor, er wird aber chung zur Entwicklung des Fremdenverkehrs, (ohne 1834: „Dieses Jahr war sehr trocken. Das von Rost bestätigt: „Früher hatte die Stadt Jahr), S. 62. 24 Korn war dahier meistens erfroren, oder durch das Militär eine sehr bedeutende Kuczinsky, Band II, S. 267 25 Gays, Heft II, S. 34. Fleischverbrauch in der BRD durch Mehltau verdorben. Die besten Äcker Zubuße, indem dasselbe 36.000 - 40.000 fl 2003: 61,5 kg netto; 91,8 kg brutto.- Getreidever- gaben nicht einmal den Samen. Der Waitzen jährlich in Umlauf setzte [...]. [...] die Ein- brauch 2000: 75,9 kg. war hützelich. Das Malter kostete 5 - 5 1/2 f, wohner, besonders die Gewerbe der Stadt, 26 Gays, Heft II, S. 25. - In Würzburg kosteten im Korn 4 f, Gerste 5 f, und kein Abgang32, also empfanden tief diesen Verlust, wofür solche November 1817: Roggen 26-28 f, Gerste 20-22 f, 36 Hafer 12-15 f. grose Geldnoth. [...] Fürchterliche Donner- gar keine Entschädigung erhielten.“ Ein 27 Gays, Heft II, S. 28. - O Reges intelligite! = Ihr Könige wetter, Wolkenbrüche, wie unter anderem Vergleich mag uns helfen, diese Summe zu (Herrscher), habt ein Einsehen! zu Hausen bei , welches fast ganz bewerten: Nach dem Stadtbrand von 1822 28 Wehler, Band II, S. 29 ff. 29 verwüstet wurde. Man sah dort 18 Schuhe schätzte die Brandversicherung den Scha- Gays, Heft II, S. 37 – 41. 30 gemeines = gewöhnliches, durchschnittliches tiefe Graben, und abgewelzte Steine zu vie- den, wie oben angeführt, auf 10.000 Gulden. 31 33 Kukummen = Gurken len Zentnern.“ Gays durfte sich 1835 von seinem Amt 32 Abgang = Verkauf, Umsatz zurückziehen: „Seine Königliche Majestät 33 18 Schuh, etwa 5,2m. - Diese Angabe enthält auch haben vermöge allerhöchsten Rescripts vom ein Bericht im „Intelligenzblatt“ Nr. 95 vom 21. 3. Sonstige Ereignisse August 1834, S. 470/471. Danach wurde nicht nur 29. September l. J. dem Stadtpfarrer Gays Hausen, sondern auch Leubach zerstört. Im heute hes- Auf die Ereignisse in der weiten Welt geht zu Königshofen, in Berücksichtigung seines sischen Teil der Rhön traf das Unwetter die damals Gays nur selten ein, 1828 und 1829 erwähnt hohen Alters und seines vieljährigen ver- bayerischen Orte Thaiden, Batten und Seiferts , wo er kurz den Krieg zwischen Russland und dienstvollen Wirkens für Kirche und Staat 13 Tote zu beklagen waren. Im Landgerichtsbezirk , zu dem die beiden erst genannten Orte der Türkei, 1831 die Revolution in Frank- den Rücktritt von der Pfarrei und den Genuß gehörten, starben drei Menschen, der Schaden betrug reich und die Choleraepidemie in Osteuropa. einer Pension allergnädigst zu bewilligen hier 60.899fl 2kr. Auch über Königshofen berichtet er neben geruht“37. Am 29. Oktober meldet das 34 Gays, Heft II, S. 28/29.- Der Landrichter war für Ver- dem, was ihn unmittelbar betraf, und außer „Intelligenzblatt“, die Pfarrei Königshofen waltung und Justiz zuständig. 35 Gays, Heft II, S. 37, I. von Bränden, dem Wetter, den Ernten und sei „erledigt“, d.h. frei für Bewerber. Am 36 Rost, S. 68. - fl = f = Gulden den Preisen recht wenig. Dabei ging es ihm 5. August 1836 ernannte der König Adam 37 „Intelligenzblatt“ Nr. 119 Seite ­­18 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Detlev Pleiss Die Römhilder und die Schweden Streiflichter aus der Zeit des 30jährigen Krieges

5. Folge (1645 - 1650) lassen. Der Reimchronist stellt es so dar, ten aus Österreich, Italien, Schlesien, Nas- als habe Römhild dabei mehr gelitten als sau; auch ein getaufter Jude war dabei. Sie Die letzten Zuckungen des großen Kriegs in Münnerstadt, Neustadt und Kissingen. Der hatten ihre Kinder in Haina taufen lassen, Deutschland ließen Römhild nicht unberührt. Kirchenbuchführer konstatiert in diesen vier Kinder allein im Dezember 1645, und Die großen Operationen spielten sich aber Wochen Lücken am Tisch des Herrn ob ein Österreicher hatte hier die Frau seines woanders ab, hauptsächlich im Bremischen, ‘tumultum bellicum’ (Kriegsunruhe). Lebens, Apollonia Derles (Derlass), gefun- Badischen, Böhmischen, Bayrischen, in Die letzten militärischen Kleinereignisse in den und zum Altar geführt. Ein Jahr spä- Hessen, Schwaben, Schlesien, Schleswig- unmittelbarer Nähe waren die Belagerung ter in Schweinfurt bestand dieses Regiment Holstein und Mähren. Das nächstgelegene des Schlosses in Haina durch Kaiserliche neben 912 Pferden aus 481 ‘Köpf, so Dienst Großereignis war wohl die Belagerung und und die Ausräucherung des Räubergesin- tun’, 9 Marketendern, 263 Knechten und Eroberung Schweinfurts durch die Schwe- dels, das sich kaiserisch nannte, aus dem Jungen und 102 Weibspersonen und Kin- den im Frühjahr 1647. Auch die Kämpfe um Schloss Bibra durch Schweden und Hes- dern.1 Ein sehr schlankes Regiment also. Eger im Sommer 1647 strahlten bis hierher sen. Beide Ereignisse fielen in den Sommer Georg Döler, Römhilder Diakon und Samm- aus. 1646. Die Hintergründe der Hainaer Affäre ler regionaler Raritäten, der im Herbst 1641 Der letzten Belagerung und Eroberung sind noch nicht geklärt. Der Stillstand, den angefangen hatte, ‘aus dem runden Turm im Meiningens durch die Kaiserlichen im Kursachsen kurz vorher mit Schweden fürstlichen Schloß Römhild die brieflichen Januar 1644 folgten Verhandlungen über geschlossen hatte, dürfte ein auslösendes Urkunden’ aufzuzeichnen2, amtierte 1642 - eine mögliche Demolierung und Neutra- Moment gewesen sein. Sachsen war damit 1648 als Pfarrer in Haina. Er tat das Seine, lisierung, die im Winter von den beiden neutralisiert und seine zehnjährige Waf- um das Verhältnis zwischen Besatzung und Oberbefehlshabern Linnhard Torstensson fenbrüderschaft mit den Kaiserlich-Katho- bodenständiger Bevölkerung nicht unnötig und Erzherzog Leopold Wilhelm abge- lischen zu Ende. zu verhärten. Drei ökumenische Trauungen segnet wurden. Am 30. Mai 1646 zogen (13.7.1644, 10.11.1645, 18.4.1648) und vier die kaiserlichen Truppen tatsächlich ab. Taufeinträge von Kindern Hainaer Frauen, Der Rhein war wichtiger als die Werra. Der kleine Krieg in Haina ... die mit Kaiserlich-Katholischen ins Feld Damit hatten die seit 1631 anhaltenden Warum begab sich in Haina am 7.7.1646 gezogen waren und zwischendurch zum ständigen Kämpfe um Maßfeld und Mei- ‘männiglich .. ins Schloß .. und plocirt Gebären nach Hause kamen (27.6.1642, ningen, die natürlich auch Römhild in gehalten’? Zu diesem Zeitpunkt hatte die 28.1.1645, 20.12.1647, 11.8.1648), geben Mitleidenschaft gezogen hatten, ein Ende. kaiserliche Besatzung vom königsecki- Zeugnis davon. Andernorts wurden solche Während die Verhandlungen liefen, hatten schen Regiment zu Ross unter Detloff von Fälle zu Konsistorialaffären aufgebauscht. die Schweden im März 1645 noch einmal Capell schon bald ein ganzes Jahr hier im In Haina heißt es sachlich, fast freundlich ein kleines Korps unter Oberst Reichwald ‘Refraichir’ -Quartier gelegen, d.h. die Rei- im Kirchenbuch: ‘mit Drommel und (Zin- Römhild besetzen und von hier aus das ter sollten sich nach schweren Strapazen in ken?) nach Soldatengebrauch zu Kirch und würzburgische Frankenland beunruhigen dieser ruhigen Gegend erholen. Sie stamm- Straßen geführet und vorm Altar von mir priesterlich gedrauet .. und war der Bräuti- gam papistischer Religion’. Wie es nach solchen Annäherungen dann Wolfram Weigand doch zu dieser harten Konfrontation im Sommer 1646 kam, bei der aus dem Mol- lischen Schloss heraus zwei Kaiserliche Ein Kräuterjahr erschossen wurden, wird sich allenfalls unter Zuhilfenahme des Coburger Landes- Eigentlich ist es nur ein Wäldchen, vielleicht ist er aber auch schon ein archivs klären lassen. Die Römhilder und Wald, passt sich unauffällig, beinahe unscheinbar, vielleicht aber auch Hainaer lokalen Archivalien geben es nicht harmonisch in diese unheroische Hügellandschaft ein, die noch nichts von her. Weiteres Blutvergießen konnte vermie- den rauen Höhen der Rhönkuppen und des Thüringer Waldes ahnen lässt, den werden. Die Königseckischen hoben in welche viele helle, ockerfarbene Waldpolster eingenäht, eingestickt, die Belagerung des Widerstandsnestes auf, nachdem der Römhilder Superintendent an eingewurzelt sind, er ist auch im milden, schwebenden Dämmerlicht seines der Beisetzung der beiden Soldaten ehrer- Innern nicht so überwältigend wie ein gotischer Dom mit riesigen Baum- bietig teilgenommen hatte und Vermittler säulenalleen und majestätischern Musterexemplaren, denn seine gedrun- aus Coburg eingetroffen waren. Um die genen, irgendwie und irgendwoher überforderten Bäume und staksigen zehntägige Abschnürung zu überstehen, Sträucher suchen den festen Boden mehr als sie den unendlich endlichen hatten die Schlossbesetzer innen zwei neue Himmel lieben, sind für Bau- und Brennholz eher geeignet als für wertvolle Brunnen ausschachten müssen. Stilmöbel oder edle Holzkunst geschaffen, wie auch schon sein Untername „Diener-Holz“ vermuten lässt, er erschien gerade geeignet als Versteck ... und in Bibra für die Kreismülldeponie, die schon seit geraumer Zeit stillgelegt ist, weil Nach der Neutralisierung Meiningens und sie seine bescheidenen Dimensionen sprengte, er birgt aber eine wunder- Maßfelds sollten sich eigentlich keine Trup- pen mehr dauerhaft in dieser Gegend auf- bare, reiche, vielfältige, bunte, zarte, zähe, duftende, leuchtende und auch halten. Es kam aber vor, dass ein kleinerer nützliche Kräuterwelt, die im Winter unter der schützenden, wärmenden Truppenteil mit einem dehnbaren Marschbe- Schnee- und Laubdecke schläft und vom Frühling bis in den Herbst im fehl loszog, sich irgendwo einnistete und das Wechsel der Jahreszeiten aus seiner nährenden Humuskrume über den mer- Leben dort auskostete, so lange es gut ging. geligen, tonigen, gipsigen, sandigen Myophorienschichten des mittleren Eine Meldung des Bibraer Amtmanns Sei- sing spricht davon, dass „etliche Reiter von Keupers sprießt, blüht und fruchtet: DER SPITALWALD. Herrn Rittmeister Fünten sich des Hauses Bibra bemächtiget.., sich da aufzuhalten und Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­19 entreteniret (unterhalten) zu werden vermei- chen und Hungersnot überlebten, setzten 1645 • Regiment Reichwald (Schweden), nen“ (Burgarchiv Bibra).3 Ihr Fouragieren sich immer wieder die militärischen Mites- 7 Wochen. missfiel jedoch dem gestrengen Oberst ser an den Tisch. 1646 • Regiment Königseck (Kaiserliche), Caspar Ermes, der von Erfurt aus ein wach- mehrere Monate. sames Auge auch auf die Grafschaft Henne- • Fünf Generale des Kaisers auf 2 Tage berg hielt. Er statuierte ein Exempel. Weil Militärische Mitesser • Lieferverpflichtungen für das kaiser- seine Truppen sowohl auf dem Anmarsch Mitesser am Tisch, Mitbewohner bis unters liche Regiment Tapp. wie auf dem Rückmarsch in Schmalkalden Dach, Mitschläfer auf allen Böden und 1647 • Regiment Axel Lillie (Schweden), 8 Station machten, erfahren wir Näheres von Bänken, fremde Tiere im Stall; Offiziere Wochen. dem dortigen Chronisten Pforr. „Nachdem mit eigenem Bett, die eine Schlafkammer 1648 • 2 kaiserliche Regimenter, 2 Monate. den 11.August (1646) noch 300 Mann aus forderten; Steuereintreiber, die ein um den • 3 schwedische Regimenter, 6 Tage. Erfurt mit 12 großen Stück Geschütz all- anderen Tag in der Tür standen. Zeitweise • Regiment Hundelshausen (Schwe- hier angelangt, als sind den 12. dieses die lagen Listen in den Torhäusern: nur wer den), 6 Wochen. Schwedischen und Hessischen vor das seine Contributionsanlage (Kriegssonder- 1649 • 3/8 Kompanie finnischer Reiter adelige Haus Bieber: darin ein kaiserlicher steuer) bezahlt hatte, durfte das Stadttor (Schweden), 4 Wochen. Leutnant mit 26 räuberischen Reutern gele- passieren. Dann auch noch Zahlungen auf • Fußvolk aus K.G.Wrangels Leibregi- gen: gerücket, welche räuberische Parthey, ‘Diskretion’ an Offiziere für nicht vorhan- ment, 12 Monate. die bishero das Land durchstreift, nachdem dene Pferde und andere Bagatellen und 1650 • Fußvolk aus K.G.Wrangels Leibregi- das Schloß zuvor beschossen worden, sich beim Abzug ein ‘Douceur’, damit es schnel- ment, 6 Monate. uf Discretion ergeben, welche gefänglich ler ging. Mahlzeit, Fütterung, Zahltag. Alle Hinzu kamen Durchmärsche und Nacht- angenommen und das Haus Bieber in Brand zehn Tage wurde auch den Gemeinen ein quartiere einiger aus Süddeutschland gesteckt“.4 Schon am 14.August waren die ‘Servisgeld’ gezahlt, ursprünglich für selbst abziehender schwedischer Regimenter, Sieger zurück in Schmalkalden und feierten beschafftes Salz und Sauer, Holz und Licht zuletzt Feldmarschall Karl Gustav Wran- nun fünf Tage und Nächte hindurch, bis ein gedacht. Inzwischen wurde dieses Geld gels Leibregiment Alt-Blau zu Fuß 10.-13. schwedischer Trompeter (Spielmann) den immer verlangt, auch wenn die Soldaten in Juli 1650. Die meisten Einheiten mar- stark berauschten Rittmeister Urban Levin Vollpension lagen und sich um nichts zu schierten aber nicht via Römhild, sondern von Stein, der eine andere Musik wünschte, kümmern brauchten. Das war der Druck, auf den Routen Coburg - Eisfeld - Ilmenau tödlich die Treppe hinunterstieß. Mit einem unter dem die bequartierten Bürger und und Neu-stadt/Saale - Mellrichstadt - Mei- Gefangenen mehr trat die Eingreiftruppe nun Bauern bis zum Friedensvertrag 1648 und ningen gen Norden. Dasselbe gilt für die den Rückweg nach Erfurt an. In Schmalkal- weiter bis zum Abzug der letzten schwe- Schwertransporte (Geschütze, Kugeln) und den herrschte wieder Ruhe. In Bibra auch. dischen Krieger 1650 standen, auch wenn die Kolonnen mit der sie, wie die Römhilder, in den letzten Jah- ren weitab vom großen Schießen wohnten. Kriegsbeute „Schaff, schaff Quartier!“ Neun Batzen Servisgeld ‘zu dem Servis in Ein Teil des in Deutschland erworbenen Diese Forderung an den Bürgermeister aus natura’ zahlten die Römhilder jedem gemei- Reichtums wurde in Schweden wertbe- Soldatenmund, durch Flüche und Drohworte nen Soldaten noch im Dezember 1649. ständig angelegt in Schlössern, Stadthäu- unterstrichen, wiederholte sich mehrmals im Jahr. Bis 1650. Der Bürgermeister selbst Dem Reimchronisten Johann Klipper geht wurde in der Regel von Einquartierung in zum Ende seiner Chronik hin fast der Atem, 1 Staatsarchiv Meiningen, ZM 1590, S.755. 2 StaatsA Meiningen, Bibl. Nr.484 Bl.261. seinem eigenen Haus verschont. Denselben die poetische Puste aus, wenn er immer noch 3 Burgarchiv Bibra, Akten IX, 1A,a. Vorzug genossen der Fürstliche Amtmann eine und noch eine und noch eine Besatzung 4 Landesbibl. Kassel, Ms.Hass.fol.53, Bl.153. Vgl. Ev.- und die Geistlichkeit, mancherorts auch beschreiben muss. Luth. PfarrA Irmelshausen, K 1 Irmelshausen, Bl.33. Arzt und Apotheker. Die Dorfmeister auf dem Lande konnten nicht mit solcher Rücksichtnahme rechnen. Sie wurden geschlagen und zuweilen auch gefoltert. „Bauer hol, Bauer schaff, Bauer bring“, so lautete die Soldatenlitanei in Tau- berfranken und wird auch im Grabfeld kaum anders gelautet haben. Bauern und Bürger wurden gebraucht, um die Soldaten zu ver- sorgen. Es war nicht sinn- voll, sie umzubringen, und geschah auch nur selten. Weniger als hundert Bau- ern und Bürger wurden den Kirchenbüchern zufolge in diesen 30 Kriegsjahren in der Stadt und den zehn Dör- fern des Amtes Römhild von Soldaten erschossen, erstochen oder erschlagen. Viele Hunderte dagegen erlagen eingeschleppten Krankheiten. Nicht in der Stadt, aber auf den Dörfern gab es auch Hungertode. Und bei denen, die Seu- Römhild wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg. Aus: 1200 Jahre Römhild. Seite ­­20 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007 sern, auch Kirchen und deren Einrichtung. Stab. Die andere Hälfte lag auf Rodach. Ein in deren Ställen jetzt finnische Pferde stan- Ein anderer Teil wurde in den Schiffsbau Kind des Obersten wurde in der Stiftskirche den.6 Aus dem einen Monat Januar 1649, gesteckt, die Schiffe dann im Kolonial- und begraben, ein Söhnlein seines Rittmeisters den Henrik Horns Finnen in Stadt und Amt Sklavenhandel eingesetzt. Beim Thema Heinrich Schütz am 23.November in Mend- Römhild lagen - u.a. der Leutnant in der ‘Beute’, bei dem der Reimchronist die hausen getauft. Vier schwedische Trompe- Stadt, 6 in Haina, 3 in Gleichamberg, 1 in Römhilder ganz einseitig als Ausgebeutete ter bliesen auf Mays Hofstatt in Milz den Westenfeld, 1 in Sondheim - haben sich darstellt, sollte man doch im Hinterkopf Frieden aus.5 keine Klagen oder Beschwerden in den behalten, dass der beutemachende Krieger Diese dicke Einquartierung gleich nach Akten erhalten. Von ihren Quartierwirten ist ohne die Bürger, Bauern und Marketender, dem Eintreffen der Friedensnachricht traf nur einer namentlich bekannt: Hans Seiler die ihm seine Beute eilig abkauften, sehr die Römhilder wie ein Schock. ‘Tumultum in Haina. Mit den Musketieren aus Mar- bald am Ende seiner Aufbewahrungsmög- bellicum’ vermerkte der Kirchenbuchführer schall Wrangels Leibregiment hingegen, die lichkeiten war. Schnäppchen waren im nun noch einmal statt ‘Pax optima rerum’ gleichzeitig eintrafen, gab es einige Male 30-jährigen Krieg das meistgejagte Wild. (Frieden das Beste). Die Bürger wagten sich Ärger. Das süße Soldatenleben in sicheren Das Häuflein der moralisch Ungebrochenen, kaum mehr aus dem Haus. Zu gefährlich Friedensquartieren, das Bankettieren dieser die sich nicht mit hineinziehen ließen in die schien es, Herd und Stube am Sonntag unbe- Bärenhäuter auf Kosten ihrer Quartiergeber Verwilderung der Sitten, wurde immer klei- wacht zu lassen, wenn die unbeschäftigte reizte einige Römhilder bis zum Schlagan- ner. Unter den Schnäppchenjägern befanden und womöglich missgelaunte Soldatesca zur fall. Anfang März 1650 kam es beinahe zu sich auch geistliche und weltliche Beamte. Morgensuppe erwachte. Jedenfalls kamen einem Blutbad. Der Ruf ‘Alle niederma- Schnappte sich der Eine ein Buch, schnappte zum Tisch des Herrn in der Stiftskirche in chen’ erscholl in den nächtlichen Gassen, sich der Andere ein Pferd. den fünf Wochen vor dem 4. Advent 1648 ein Sohn des Leutnants Quernheim wurde nur 27 Gäste: lauter fromme Soldaten und zu Boden geworfen, ein Trommler so auf Frieden 1648? Schweden bleiben ihre Weiber, kein einziger Römhilder. Doch den Arm geschlagen, dass er des Trommelns Als die Friedensbotschaft eintraf, befand noch vor Weihnachten kam Bewegung in vergaß. sich die Hauptmasse der schwedischen die militärische Masse. Statt nur auf Fran- Die Bürgerwehr marschierte auf - zur Beru- Streitkräfte auf dem Marsch von München ken wurde die Wrangelische Armee jetzt auf higung der Gemüter.7 Zähneknirschend oder nach Prag. Sie blieb zunächst einmal in das ganze Reich außer Kernbayern, Öster- gottergeben, gehorcht wurde auch jetzt. Franken liegen. Den Regimentern wurden reich und Burgund verteilt. Hundelshausens Der Kompaniechef schickte die Rechnung sog. Interimsquartiere zugewiesen. Reiterkompanien zogen westwärts an den für den Arztbesuch des Trommlers in Hild- Römhild bekam das halbe Regiment zu Ross Rhein, und es erschienen die Quartierma- burghausen an die Stadt. Die Stadt zahlte. In Hundelshausen, vier Kompanien und den cher von Henrik Horn. Römhild wie im Reich: der Große Krieg in Deutschland, der 32 Jahre lang durch einige Die Finnen kommen 100.000 Soldaten geführt und durch den Irmgard Werner Von Horns finnischem Reiterregiment wur- Gehorsam von einigen tausend Beamten, den sieben Kompanien rund um Nürnberg zehntausenden ehrenamtlichen Helfern und Die Saale-Maid einquartiert, nur der Oberst selbst mit sei- Millionen braver Untertanen so lange ermög- nem Stab und der achten Kompanie in der licht worden war, endete nicht in einem An der Saale grünen Auen Grafschaft Henneberg. Er wählte Schleusin- Ausbruch von Gewalt und Rache, sondern liegen Dörflein, Flur und Hain. gen als Hauptquartier. Für Römhild waren mit einem ordentlichen Buchschluss. Man Unsere Ahnen wollten damals auf dem am 17. Dezember 1648 in Bamberg sprach im Volke damals, wenn es um Geld wohlgelobt hier Heimat haben. gegebenen Einquartierungsdiktat 72 Mann, ging, noch nicht von Millionen, sondern 3/4 einer Kompanie, vorgesehen gewesen. allenfalls von Tonnen Goldes. Zehn Tonnen Früh am Morgen geh ich talwärts, Da hatten sich die schwedischen Quartier- Gold entsprachen einer Million Taler. Die suche Freud und Himmelblau meister aber in der maßgeblichen Reichsma- ‘Satisfactio militiae suecicae’, die Zufrie- an der Seit’ die Saale Maid. trikel verrechnet. Wrangel stimmte am 28. denstellung der schwedischen Soldatesca Oh, was werd’ ich alles finden, Dezember der Korrektur des Rechenfehlers durch eine Abschlusszahlung, deren Höhe von Untereßfeld bis Gemünden. zu, und es erschienen am 2. Januar 1649 im Friedensvertrag auf 5 Millionen Taler nicht drei Viertel, sondern drei Achtel von begrenzt, durch die Friedensquartiere und Bald bin ich in Königshofen, Henrik Horns Leibkompanie und wurden Nachforderungen aber vervielfacht wurde, vom Turm hörst schöne Strophen. einquartiert. Es kam einer zu viel, aber Röm- wurde von den deutschen Steuerzahlern Quellwasser fließt in die Kehlen, hilds Protest gegen den 37. gemeinen Reiter auf Heller und Pfennig entrichtet. Der von Weiter, Neuscht darf da nicht fehlen, verpuffte. Zusätzlich waren zwei Korporale beiden Seiten beurkundete korrekte Buch- hat viel Wasser, Stolz und Moos. unterzubringen, ein Musterschreiber und schluss wurde in den 1980er Jahren von Capitänleutnant Abraham Markusson. Nun einer deutschen Forscherin im schwedischen In eingelaufen schloss sich der Kreis der Kriegsbekannt- Reichsarchiv gefunden, nachdem die volle Allda Biedermeier schön zu schauen schaften. Waren es zu Beginn des ‘Kgl. Erfüllung von schwedischen Historikern Bei Rackoczy – Kissingen – alt, Schwedischen in Teutschland geführten bezweifelt und bestritten worden war.8 Die mache ich dann wieder Halt. Krieges’ Finnen zu Fuß von der savokare- Kredite, die deutsche Kommunen zu diesem Trunken voll vom Reiz der Stadt. lischen Seenplatte gewesen, die 33 Monate Zweck aufnehmen mussten, wurden etwa in lang (1631-1634) in Königshofen gelegen Essen/Ruhr bis in die napoleonische Zeit, in Nach Hammelburg geht es dann, und die Konvoys von dort via Römhild nach westfälischen Orten bis an die Schwelle des mit voller Lust du schauen an. Schleusingen begleitet hatten, so schneiten 20. Jahrhunderts mitgeschleppt. Und hätten Weiter dann der Saal entlang, den Römhildern nun finnische Reiter aus denn die siegreichen Schweden ihr bis zur Seligkeiten in Überschwang. den Bezirken Sibbo, Borgå und Pernå, alle vollen Bezahlung ausbedungenes dingliches Hab’s gefunden – schön Gemünden. an der Küste östlich der heutigen Hauptstadt Pfand, die norddeutsche Festung Vechta, Helsinki zu suchen, ins Haus. sonst 1654 aufgegeben? Bei der Übergabe einer neuen Hinweis- Aber Reiter waren teuer, und Römhild war tafel am Zusammenfluss des Salzlochs verarmt. Die Coburger erbarmten sich und Abzug aller Truppen 1649 und 1650 und des Saalbrunnens bei Untereßfeld nahmen 30 Reiter bei sich auf. Das Stabs- Römhild wurde für die letzte große Kriegs- texte Irmgard Werner aus Herbstadt personal quartierte sich in Schleusingen, steuer, die ab Dezember 1648 fällige das obige „Fränkische-Saale-Lied“, das Suhl und Umgebung ein. Ihre Pferde fraßen Abschiedszahlung für die schwedischen Sol- nach der Melodie „An der Saale hellen dort den letzten Hafer. Die Römhilder spar- daten, ohne Rücksicht auf die geschrumpfte Strand“ gesungen wurde. ten ihren. Im Mai 1649 verkauften sie ihn Einwohnerzahl nach der alten Reichsmatri- an die armen Quartierwirte in Heinrichs, kel aus den Türkenkriegen veranlagt und Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­21 musste vom Friedensschluss bis zum Juni der ersten Schweden kaum verschieden von einer hängen und half als Zimmermann beim 1649 etwa 8.000 Taler Kriegskosten auf- der bei Kriegsbeginn 1618. Die böhmische Wiederaufbau mit. Der Pfarrer von West- bringen, Stadt und Amtsdörfer jeweils zur und die dänische Phase des Krieges berührte hausen nennt ihn im Buch der Kommuni- Hälfte. Die Bestimmung des Friedensver- Franken und Thüringen wenig. Erst wäh- kanten einmal Martin Eriksson und einmal trages, dass ein Teil der Satisfaktionsmilli- rend des 20-jährigen ‘Kgl. Schwedischen Erik Martinsson. Auch in Römhild sind die onen in Form von Assignationen (Papier- in Teutschland geführten Kriegs’ sank die Namen der neuen Nachbarn nicht immer in geld) zu leisten war, wurde von den Sol- Bevölkerung bis unter die Hälfte des Vor- einwandfreier Form überliefert. daten nicht akzeptiert. Sie bestanden auf kriegsstandes ab. 1650 war das einzige Jahr Bargeld in groben Sorten und Auszahlung - wohl des ganzen Jahrhunderts, jedenfalls vor dem Abzug. Henrik Horns finnisches aber seiner ersten Hälfte -, in dem weni- Namen neuer Nachbarn Reiterregiment, das als erstes schwedisches ger als tausend Gäste zum Tisch des Herrn Römhild Regiment überhaupt in die Heimat zurück- in der Stiftskirche kamen. Eine schnelle kehren sollte, ritt nicht, wie befohlen, in vier Erholung von diesem Tiefstand zurück zum - Sellinger, Hans. Soldat aus Böhmen. Tagen von Nürnberg bis an die Nordgrenze Vorkriegsstand erschien unmöglich. Nur ein - Mey, Adam. Aus ‘Rahn’ in Bayern. Frankens und weiter in Richtung Wismar, hennebergischer Ort im näheren Umkreis hat - Thomisch, Hans. Aus ‘Libruscha’ im sondern vollführte eine Inkassoschleife mit dies bis 1670 annähernd geschafft: Berkach. Wendischen Land. Aufenthalten bei Bamberg, Königshofen Ob dort die Konkurrenz der Dorfherren - - Rohtenpoll, Joachim. Aus Prenzlau in im Grabfeld, Coburg und Schleusingen, die Fürstbistum Würzburg, Grafschaft Henne- der Mark Brandenburg. vier Wochen dauerte und auch Römhild in berg, Ritterschaft - den Aufschwung beför- - Heinrich, Antonius, ‘Franzos’ genannt. Mitleidenschaft zog. Drei Kompanien des dert hat? Dort gab es unter dem Patronat - Bardt, Bernhard. Aus Belm bei Osna- Regiments übernachteten 13./14. Juni 1649 derer von Stein auch Juden. Ebenso treten brück. in den Amtsdörfern, wenngleich zu beschei- ab 1648 auch wieder Juden in der würzbur- - Floribus, Hans, ‘Welsch’ genannt. denen Gesamtkosten von 99 Talern. Zum gischen Nachbarschaft auf, und zwar gleich - Hiebel, Sebastian. Aus ‘Thephey’ in Vergleich: Wrangels Blaue, die bei ihrem mit solcher Finanzkraft, dass sie von dort der Steiermark. Abzug 12./13.Juli 1650 in denselben Dör- den Römhildern bei der Verabschiedung der - Lusca, Martin. Aus Böhmen. fern übernachteten, kosteten mehr als das schwedischen Soldatesca zu Hilfe kommen - Jörgensohn, Lorenz. Aus Schweden. 9 Doppelte. konnten. Silbertaler (Reichstaler in specie, Haina Am 17. Juni gab Bamberg nach und zahlte Dukaten, spanische Taler) waren in Römhild 20.000 Taler ‘wider den buchstäblichen Mangelware geworden. Doch Wrangel und - Bentz Listschoffsky, Jakob. Aus Bud- Inhalt des Friedensschlusses’, am 18. Juni seine Soldaten nahmen keine kleinen Mün- weis. zahlten Coburg für Römhild und am 19. zen, und aus dem Hennebergischen waren - Hammer, Simon. Aus Stephansberg in Juni Schleusingen für die übrige Grafschaft die Juden noch bei Lebzeiten des letzten Bayern. Henneberg insgesamt 10.000 Taler an Horn. Grafen ausgewiesen worden. - Schuber, Valentin. Aus Markt Am 30. Juni nahm der Oberst sein letztes In Römhild und seinen Amtsdörfern lie- Merckersdorf in Österreich. fränkisches Frühstück auf dem Amtshaus zu ßen sich auch jetzt keine Juden nieder, - Scheckenhofer, Hans. Soldat aus Flit- Wasungen ein und ritt nun tatsächlich zügig wohl aber katholische Bayern (besonders zinga in Bayern. weiter über Braunschweig nach Wismar. in Milz), protestantische Österreicher und - Wimperg, Elisabeth. Von Düsseldorf Danach kamen noch Generalmajor Gustav Böhmen aller Konfessionen. Weiterhin Ita- bürtig. E. Horn mit Bagage, Oberst Salomon von liener, Franzosen, Brandenburger, Schwe- - Krügel, Hans. Von Kleingloben aus der Osten-Sacken mit Ostgötaländern, hun- den - in Dingsleben sogar ein Kalvinist Schlesien. dert Mann des schwedischen Thronfolgers aus Hessen. Der Mönchshof blieb bis in Milz Karl Gustav und die oben erwähnten Alt- die 1660er Jahre ein katholisches Nest, das Blauen des Feldmarschalls Karl Gustav sich pfarramtlich nicht von Mendhausen - Seidler, Georg. Aus Möchsroth in Wrangel. Der Finnländer Gustav Ewertsson betreuen lassen wollte. Wer jetzt bereit war, Schwaben. Horn war der Einzige, der noch einmal, Sta- vom hohen Ross herunterzusteigen und hin- - Huber, Caspar. ‘Hinter München her tion für Station, zusammen mit seiner Frau ter dem Pflug herzugehen, hatte die große bürtig’. denselben Weg rückwärts nahm, auf dem Auswahl. Wüste Güter, auf denen man sich - Brungraber, Laurentius. Von Geisen- einst der nun schon mythenumsponnene um einen Amtmannshandschlag und allen- hausen bei Landshut. König Gustav Adolf in die ‘Pfaffengasse’ falls Übernahme der Schulden niederlassen - May, Adam. ‘Aus Oberbeiern, Wolt- einmarschiert war: Würzburg - Schweinfurt konnte, gab es genug; mehrere Dutzend pring’. - Königshofen - Römhild - Schleusingen - allein in Milz, Mendhausen und Gleicham- - May (Frau). Aus einem Ort 9 Meilen Ilmenau - Erfurt. berg. Steuerfreiheit für zwei Jahre war das von Regensburg. Häufiger als über Römhild wurde aber über Mindeste, was die Landesherren obendrein - Gemach, Michael. Von Freising aus Coburg - Eisfeld -Ilmenau und über Neu- versprechen mussten, um Leute anzulocken. Bayern. stadt/Saale - Meiningen - Gotha abgezogen. Konkurrierende Lockrufe kamen ja auch - Schwager, Cyprian. Aus dem Land ob Auch die allerletzten Schweden und Finnen aus der würzburgischen und bambergischen der Enns/Österreich. unter Douglas und Bülow (‘Pilla’) nahmen Nachbarschaft.11 - Larich, Georg. Aus Schlesien. im September 1650 ihren Weg durch das Der aus Römhild stammende schwedische Streutal.10 Rittmeister Sebastian Schmidt erhandelte für sich und seine ‘Konsorten’ Höfe in Eicha, Hängenbleiber - Neue Nachbarn Hindfeld, Linden und Gleichamberg. Im 5 Ev.-Luth. Pfarrarchiv Milz, ‘Chronik Milz’, Bl.136. Derweil bildete sich an vielen Orten aus dem Schwickershäuser Hopfengarten scheint Staatsarchiv Coburg, LA B 3710 Bl.52, LReg 9004 Bl.19. Stamm der alteingesessenen Überlebenden eine ganze Siedlung aus Ex-Soldaten ent- 6 Stadtarchiv Suhl, Sign. Heinrichs 1289. und aus dem Heer der Kriegsvertriebenen, standen zu sein. In Milz heirateten 1649 ein 7 StaatsA Coburg, LA B 3725. KreisA Hildburghausen, Ausgeschiedenen und Abgedankten eine ‘kaiserlicher Leutnant’ und 1650 ein ‘Kgl. Haina Nr.456. neue Bevölkerung. Man rechnete damals Schwedischer Korporal’. In Rothausen hei- 8 Antje Oschmann, Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650, - Das Ende des 30-jährigen Krieges in die Bevölkerung nicht nach einzelnen Per- rateten gleich zwei Soldaten in die Scheller- Deutschland-, Münster 1991. sonen, sondern nach ‘Mannschaften’ und sche Dorfschenke ein: ein schwedischer Rei- 9 StaatsA Coburg, LA B 3710 Bl.50-77 (Horns), LA B ‘Räuchen’ (bewohnten Häusern). ‘Mann’ ter heiratete die Tochter, ein würzburgischer 3727 Bl.5-20 (Wrangels) mit Details zu Kriegskosten im Sinne von Haushaltungsvorstand konnte Musketier die Witwe. 1648ff und Inkasso. 10 Details zu Einheiten und Befehlshabern: Jahrbuch der auch eine Witwe sein. Das Finnenkind, das in Milz begraben liegt, Coburger Landesstiftung Bd.44/1999, S.120ff. Trotz der Pestwelle von 1626 war die Ein- starb, bevor es sich fortpflanzen konnte. Von 11 StaatsA Coburg, LReg 9001 (Steuerregister 1648). wohnerzahl Römhilds 1631 beim Eintreffen den finnischen Reitern des Jahres 1649 blieb StaatsA Meiningen, GHA III Nr.225 (Patente). Seite ­­22 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Ganz sicher gab es noch mehr neue Nach- Der Begriff ‘Nachbar’ entsprach etwa dem Römhild, Milz und Mendhausen den Bevöl- barn, denn ins Kirchenbuch eingeschrie- früheren ‘Mann’ (Haushaltungsvorstand), kerungsstand dieses Jahres 150 Jahre nach ben wurde ja nur, wer an einer kirchlichen der Begriff ‘Seele’ dem heutigen ‘Einwoh- dem Ende des 32-jährigen (1618-1650) Handlung teilnahm: Täufling, Vater, Mut- ner’. Krieges zum ersten Mal und - nach dem ter, Paten, Braut, Bräutigam, Zeugen und Um die Zahlen des 17. Jahrhunderts zu spä- Einbruch durch die Napoleonischen Kriege Leichen. Aber trotz Zuwanderung und teren in Beziehung setzen zu können, muss - 200 Jahre danach zum zweiten Mal wieder obwohl es 1647 einen hohen Geburtenü- man wissen, wie viele Menschen zu einem erreicht. Haina, Gleichamberg und Westen- berschuss gab (52 Taufen ohne die Solda- Haushalt gehörten. Die Zählung von 1672 feld auch dann noch nicht.12 tenkinder gegenüber 26 Beerdigungen) und ergibt durchschnittlich fünf Menschen pro insgesamt in den 15 Jahren von 1645 bis Haushalt. 12 Walter Dietze, Die … Wirkungen des 30-jährigen 1659 ein Geburtenplus von 174 bei einer Wenn 1618 ebenfalls zirka fünf Menschen Krieges in der Pflege Coburg und der Wiederaufbau Gesamteinwohnerzahl (Seelen) von etwa zu einem Haushalt gehörten, dann hätten nach dem Kriege, Coburg 1941, S. 185. 700, in den 1660er Jahren dann nur noch ein Geburtenplus von 11 Seelen, war dennoch Mannschaft Nachbarn Seelen 1670, also 20 Jahre nach dem Abzug der letzten Schweden, von dem in den 20 Jah- (StA Coburg, LA F559) (StA Meiningen, ZM 299) ren des ‘Kgl. Schwedischen in Teutschland 1618 1650 1631 1672 1672 geführten Kriegs’ in der Stadt entstandenen Bevölkerungsverlust erst 10 Prozent wieder Römhild 300 140 280 175 789 aufgeholt. Es muss also auch eine Abwan- Haina 200 70 171 88 446 derung aus der Stadt stattgefunden haben. In Milz 158 39 158 67 374 Meiningen ging es ähnlich langsam wie in Gleichamberg 120 31 80! 62 209 Römhild. Auf den Dörfern nahm die Bevöl- kerung schneller wieder zu. Westenfeld 120 36 120 46 260 Bei der plötzlichen Geburtenspitze des Jah- Mendhausen 75 27 75 40 207 res 1647, die auch in Meiningen zu beobach- Gollmuthhausen 59 15 60 24 106 ten ist, dürfte es sich um einen Widerschein Sondheim 44 10 38 20 84 der Hoffnung handeln, die dank der Ent- Linden 42 13 52 24 133 festigung und Neutralisierung Meiningens und Maßfelds in den Menschen aufstieg. Eicha 36 16 36 21 110 Verfrüht! Hindfeld 20 08 18 12 52

PREISE (April 1649)’ Verein für Heimatgeschichte Brot/Brötchen (1 Lot etwa 10 Gramm): im Grabfeld e.V. - kl. Weizen’stöllein’, wog 7 Lot: 2 Pfennig. Museumspädagogisches Zentrum (MPZ) - gr. Weizen’stöllein’, wog14 Lot: 4 Pfennig. im Vorgeschichtsmuseum Bad Königshofen i. Gr. - ‘Sechsersemmel’, Weizen, 23 Lot: 6 Pfennig. Ich, - ‘Zwölferlaib’ Roggen, 3 Pfund+1 Lot: 12 Pfennig. - ‘21-Pfennig-Laib’ wog 5 Pfund+10Lot: 21 Pfennig. - ‘Zweigroschenlaib’, 6 Pfund+2 Lot: 24 Pfennig. geb. am: - ‘Dreierlaiblein’ Korn,wog20 Lot: 3 Pfennig. - ‘Sechserlaiblein’Korn,1 Pfund+8 Lot: 6 Pfennig. erkläre hiermit, daß ich dem Verein für Heimatgeschichte im (Quelle: Stadtarchiv Coburg, RP 24.April 1649) Grabfeld e.V. / Museumspädagogischen Zentrum (MPZ) bis auf schriftlichen Widerruf als Mitglied beitrete.

Mit der Satzung und dem Mitgliedsbeitrag von 18,- Euro jährlich Arbeiterlöhne (1649/50) bin ich einverstanden. (Quelle: Staatsarchiv Meiningen, Altes Rechnungsarchiv, Amt Maßfeld 1649/50) - 1 Tag Heumachen als Fron: Kost + 6 Pfennig. Anschrift: - 1 Tag Heu abladen als Fron: Kost + 9 Pfennig. - 1 Tag Schilfschneiden als Fron: Kost + 9 Pfennig. Straße, Hausnummer

- 1 Tag Teichgraben: 4 Batzen. Postleitzahl/Wohnort - 1 Tag Schilfschneiden vom Floß aus: für den Vormann: 1 Ortsreichstaler. Telefon-Nummer für die Gehilfen: 1 Ortsgulden. Bankverbindung:

Soldatenlöhne (1646/47) Konto-Nummer: Bankleitzahl (Quelle: Burgarchiv Bibra, Akten IX A c) - 1 Woche Schutzwacht im Mai 1646: 1 Reichstaler + 7 Batzen. Kreditinstitut - 1 Woche Schutzwacht im Dez.1647: 2 Reichstaler + Kost. - 1 Nacht Schutzwacht bei akuter Gefahr: 1 1/2 Reichstaler. Ort/Datum (240 Pfennig = 1 Gulden. 16 Batzen = 1 Taler. 1 Taler = 1 1/5 Gulden fränkisch). Unterschrift Nr. 15 · November 2007 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­23

Hanns Friedrich Recherchen im Pfarrarchiv brachten es an den Tag Thomas Buscher schuf Altar-Engel und Gottvater icht wie bisher angenommen, nur und Tauberbischofsheim am 2. Dezember die Altarengel, sind in Bad Königs- nach Bad Königshofen kommt. „Mittel- Nhofen von dem Münchner Künstler punkt der spätgotischen Hallenkirche von Thomas Buscher geschnitzt, sondern auch Bad Königshofen ist der von den Profes- der überlebensgroße geschnitzte Gottva- soren Buscher und Weckbecker projektierte ter. Aufgrund des vom Vorsitzenden des goldglänzende Hochaltar. Er ist in Kreuzes- Vereins für Heimatgeschichte gesichteten form geschaffen und zeigt auf vier Tafeln Archivmaterials aus dem Archiv der Stadt- die Erschaffung der Erde, die Geburt Christi, pfarrei steht fest, dass Thomas Buscher, nur das letzten Abendmahl und das Pfingstwun- wenige Wochen vor seinem Tod, noch die der. Thomas Buscher hat es verstanden die Figur des Gottvaters schnitzte, der in seinen wichtigsten christlichen Glaubenssymbole, Händen das Kreuz hält. Nur noch einmal hier zu vereinigen. Der Betrachter wird die gibt es eine solche Darstellung, nämlich im schönen Engelfiguren links und rechts des Dom zu Speyer. Hat er dort Gott Vater als Tabernakels bewundern, aber auch Gott einen fast jugendlichen Mann dargestellt, Vater, der seinen gekreuzigten Sohn den zeigt die Figur in Bad Königshofen einen Menschen mit leidvollem Gesicht entgegen- alten, ergrauten Vater mit traurigem Blick. hält. „Wohl schon in Vorahnung seines Todes!“ Thomas Buscher selbst sah im Hochaltar sagte die Urgroßnichte Buschers, Baumann- von Königshofen sein letztes Werk. Das hat Hendriks, die Initiatorin der Buscher-Aus- er unter anderem 1935 in einem Brief an den stellung, die nach Hallstadt, Miltenberg damaligen Stadtpfarrer von Königshofen im

Impressum Das Vermächtnis des Münchner Künstlers Thomas Buscher findet man in der Pfingst- Herausgeber: Satz und Gestaltung: szene am Hochaltar in Bad Königshofen. Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld dta-fotosatz (Alsleben) Dort ist Thomas Buscher als alter Mann mit e.V. und Museumspädagogisches Zen- Brille verewigt. trum Bad Königshofen. Druck: Schedel/Kraus (Kleineibstadt); Grabfeld, Adam Pfeuffer, den Auftraggeber, Redaktion: geschrieben. Nach gut einem Jahr der Ver- Reinhold Albert (Sternberg); Auflage: 8.000 Exemplare handlungen um den Altar, schreibt Buscher: Leo W. Hamm (Merkershausen); „Mit der Ausführung der Figuren in Natur- Im Internet unter: www.das-Grabfeld.de größe habe ich bereits begonnen. Ich hoffe, bis der Winter vorüber ist mit dem begon- „Das Grabfeld“ erscheint einmal jährlich mit finanzieller nenen Mittelteil des Altars fertig zu wer- Unterstützung folgender Institutionen Firmen und Verbände: den.“ Das geschah allerdings nur zum Teil, denn Thomas Buscher starb während der Anfertigung des Altars. Hatte man bisher geglaubt, dass lediglich die Altarengel von ihm geschnitzt wurden, so haben Recher- chen in Pfarrarchiv nun ergeben, dass auch Gottvater von Buscher stammt. Das bestätigt ein Schreiben von Cäcilie Buscher, der Tochter des Künstlers. Sie teilt

Walter Häusler Wenns schneierd

Gonz leis felld dr Schnäa vor meim Fanster, deggd longsom es Gros zu, weiß, unschuldi weiß, sou sauwer, däß alles wia nöu aussiad.

mer könnd grod neidisch war.

Wenns nei mei Harz aa schneier däd, wärn alla Schbrüng, schwaza Flackn zugdeggd, sauwer, weiß, unschuldi weiß, wia nöü.

Mer könnerd sou richdi glüggli sei. Seite ­­24 Das Grabfeld Nr. 15 · November 2007

Nicht nur die Altarengel, sondern auch die Figur Gott Vaters am Hochaltar der Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen stammen von Thomas Buscher. Das wurde jetzt bei Recherchen im Pfarrarchiv von Bad Königshofen bekannt.

Stadtpfarrer Adam Pfeuffer, kurz nach dem Auf den Spuren Buschers wurden mittler- würfe zeichnete und dabei sehr intensiv die Tod ihres Vaters mit, dass in der Werkstatt weile mehr als 80 Werke in Franken ent- Leute aus dem Volk beobachtete. Das findet ihres Vaters die unvollendete Figur Gott deckt, darunter in der Nagelkapelle im man in seinen Werken immer wieder. Er hat Vaters steht, der mit ausgebreiteten Hän- Bamberger Dom, in Hallstadt bei Bamberg, seinen Werken die Gesichter der Menschen den ein leeres Kreuz hält. „Der Anblick ist Kleinheubach in Unterfranken, Schweinfurt, der jeweiligen Gegend gegeben. Und noch erschütternd, denn er hat tatsächlich mit sei- Röthlein und Bad Königshofen. etwas zeichnet den Münchner Künstler aus: nen letzten Kräften, sich das große Werk, Wer aber war dieser Thomas Buscher, auf Er ist ein Erzähler, sagt Baumann-Hendriks das er so gerne vollendet hätte, abgerungen.“ dessen Spuren sich Charlotte Baumann und verweist erneut auf den Bad Königsh- Dieses Schriftstück beweist, dass wohl nicht Hendriks derzeit befindet? Er studierte an ofener Hochaltar. Die Geschichten, die er nur die Engel, sondern wohl auch die Figur der Akademie der Künste in München und erzählt werden in seinen Werken greifbar Gott Vaters im Hochaltar, zumindest in war auch zu Studien in Italien. Schon früh und begreifbar. So auch in Bad Königshofen, der Grundausführung, noch von Thomas interessierte er sich für die sakrale Kunst. wo sich im Pfingstwunder die Apostel zu Buscher selbst geschnitzt wurde. Cäcilie Das ist auch seinem Skizzenbuch zu entneh- Jesus hindrängen, oder die Engel am Altar, Buscher schickte schließlich ein Foto des men, wo er als 17/18-jähriger schon Ent- die im Gebet vertieft am Tabernakel knien. Werkes an Pfarrer Pfeuffer und vermerkt dazu: „Sie sehen selbst, wie erschütternd dieser alte, müde Gottvater ist – wie unend- lich hoheitsvoll, gerade in dieser Haltung. Es ist mir, uns allen ein Rätsel, wie unser Vater noch die Kraft hatte, diese Figur herauszuhauen.“ Vollendet wurde das Werk dann von Professor August Weckbecker aus München, einem Freund Thomas Buschers. Eine Überraschung erlebte Charlotte Bau- mann Hendriks aus Berlin, als sie in Bad Königshofen weilte. Die Urgroßnichte Buschers entdeckte auf dem rechten Altar- blatt des Hochaltars ein Portrait des Künst- lers. Wie sich mittlerweile herausstellte, hat sein Freund, August Weckbecker, ihn als einen der Apostel bei der Pfingstszene dargestellt. Und dann erkennt Baumann- Hendriks noch mehr, als sie die Engel links und rechts am Tabernakel betrachtet. Dazu hat sie entsprechende Fotografien mitge- bracht, die einen Blick in das Atelier des Münchner Künstlers zeigen. Hier sieht man den Altaraufbau im Modell aber auch die Engel am Tabernakel. Man sieht in Bad Ein seltener Blick in das Innere des Tabernakels am Hochaltar der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen ganz deutlich seine Hand- Königshofen: Die kunstvollen Engelsdarstellungen schuf Buschers Tochter, Cäcilie Buscher, schrift, sagt die Berlinerin. auf Anregung von Pfarrer Adam Pfeuffer. Fotos (3): Hanns Friedrich