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Reinickendorfer 3 Osloer Straße 1 Bornholmer Straße

2 4 5 Bornholmer Straße

Straße

7

Pankstraße 6 Nauener Platz 8 Badstraße Behmstraße

Panke 10 9 Schulstraße 11

Gesundbrunnen Pankstraße 12 13

Brunnenstraße Wiesenstraße 15 Volkspark Humboldthain

Müllerstraße 14 Humboldthain

Mauerpark

Wedding 19 Voltastraße

21

16 17

Bernauer Straße Chausseestraße 18 20

Fennstraße Gartenstraße Bernauer Straße

Nordhafen 22 © SenStadtUm

Gesundbrunnen

Über lange Zeit war der ‚Gesundbrunnen‘ ein Ausflugsziel und Raumreservoir für die wachsende Stadt. des 18. Jahrhunderts wurde hier eine Heilquelle erschlossen, die dem Ortsteil seinem Namen gab und den Berlinerinnen und Berlinern Erholung versprach. Hundert Jahre später zogen Industrieunternehmen mitsamt ihrer Arbeiterschaft in die günstigen und noch weitgehend unbebauten Lagen vor der Stadt, und das Quartier im Berliner Norden bekam einen neuen Charakter. Die vielfältigen Zeugnisse dieser umfas- senden industriellen Entwicklung bilden heute ein außergewöhnliches Raumpotential für neue Impulse in der Nachbarschaft.

Wichtige Orte im Überblick

1 Betriebshof der Allgemeinen Berliner 18 AEG-Standort Ackerstraße Omnibus AG (ABOAG) 19 AEG-Standort Brunnenstraße, heute GSG

2 Tresorfabrik Arnheim 20 Bus-Betriebshof der ABOAG 3 Stützpunkt Christiania 21 Umformerwerk Voltastraße II 4 Brauerei Groterjan 22 Oswald-Brauerei 5 Hasse & Wrede 6 Netzstation Arnimplatz Als ‚Feuerland‘ zu klein wurde 7 Straßenbahn-Betriebsbahnhof Gesundbrunnen Das von der Metallindustrie geprägte ‚Feuerland‘ vor dem Ora- 8 Umformerwerk Bastianstraße nienburger Tor ging auf die Ansiedlung der Königlichen Eisen- 9 Wittler-Brotfabrik gießerei zurück, die hier 1804 gegründet wurde. 1825 begann 10 Rotaprint Egells mit der Produktion an der Chausseestraße, 1836 folgte 11 Schaltwerk Gesundbrunnen Borsig, 1842 Wöhlert, 1852 Schwartzkopff. Mit der Expansion 12 Kleingleichrichterwerk der Fabriken, dem Zuzug weiterer Unternehmen und den neuen 13 Umspannwerk Humboldt Mietshäusern für die Arbeiter stieß das ‚Feuerland‘ bald an sei- 14 Post und Fernsprechamt Gerichtstraße ne räumlichen Grenzen – die ‚Erste Randwanderung‘ der Ber- 15 Asyl für Obdachlose ‚Wiesenburg’ liner Metallindustrie nahm ihren Anfang. Zu den neuen Sied- 16 Schering, heute Bayer AG lungsgebieten gehörte auch der Bereich der Brunnen- und 17 Liesenbrücken Badstraße im heutigen Wedding. Der Kern der AEG Alfred Grenander und Alfred Warthmül- Wilhelm Karl Johann Wedding hatte bis ler in Betrieb genommen. Und die Ener- 1857 eine Maschinenbaufabrik (18) zwi- gieversorgung des Stadtquartiers stell- schen Acker- und Hussitenstraße aufge- ten Umspannwerke (13), Stützpunkte (3) baut. 1887 übernahm die AEG den Be- und Netzstationen (6) sicher. trieb, kaufte ab 1894 den angrenzenden Vieh- und Schlachthof hinzu und verband Pferdestärken beide Blöcke mit erster Unter- Noch aus der Zeit vor der Elektrifizierung grundbahn. Fast zeitgleich mit dem stammt der Betriebsbahnhof der Stra- © SDTB, AEG-Archiv Startschuss in Schöneweide entwickelte ßenbahn (7), die 1873 ihren ersten Be- die AEG den Weddinger Standort mit den triebshof auf einer Pankeinsel einrichte- Architekten Franz Heinrich Schwechten te. Als immer mehr Wagenhallen und und zum produktiven Kern Werkstätten hinzukamen, wurde ein Arm des Großunternehmens (19). des Flusses zugeschüttet und der Stand- ort auf beiden Seiten der neu angelegten Beste Verbindungen Uferstraße ausgebaut. Seit 2007 vermie- Die AEG-Fabrik profitierte von dem Ma- tet die ‚UferHallen AG‘ die Gebäude auf schinenbaucluster am Gesundbrunnen der Westseite an Künstler und kleine Be- © Thorsten Dame und lag nah an den Arbeiterquartieren triebe; auf der Ostseite mieteten sich im und neuen Bahnlinien. Im Süden bestand Folgejahr die ‚Uferstudios‘ mit Tanzsälen seit 1842 Anschluss an die Berlin-Stetti- und Ateliers ein. Auch einer der beiden ner Eisenbahn, im Norden seit 1851 an Standorte der ‚Allgemeinen Berliner Om- die Verbindungsbahn. Der Viehhof besaß nibus AG‘ im Quartier zeugt von der Zeit einen eigenen Güterbahnhof. Zusammen vor der Motorisierung: Der Betriebshof in mit der Ringbahn eröffnete 1872 der der Schwedenstraße (1) mit dem mehr- Bahnhof Gesundbrunnen, der bis heute geschossigen Pferdestall und den Gara- zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunk- gen dient heute als Gewerbehof. ten der Stadt gehört und über den seit © Andreas Muhs den 1930er Jahren auch die neue Nord- Umnutzung hat Tradition Süd-Verbindung der S-Bahn führt. Viele alte Fabriken in der von Wohnbau- Die alten Fabriken der AEG am Humboldthain – hier eine Aufnahme der Fabrik für Bahnmaterial von 1909 – werden ten geprägten Nachbarschaft setzen heute von der GSG Berlin als Gewerbehöfe vermarktet. Von der Größe des Berlin-Stettiner Bahn- heute neue Impulse für die Stadtentwick- Die ehemalige Straßenbahnwerkstatt von Jean Krämer – links fließt die Panke. Heute nutzen die ‚Uferstudios‘ den hofs, dem späteren Nordbahnhof, zeugt lung: In der ehemaligen ‚Rotaprint‘-Fa- Standort. bis heute das Gleisfeld an der Gartenstra- brik (10) etwa arbeiten Künstler, soziale Die Liesenbrücken wurden in den 1890er Jahren für die Verbindung mit dem Stettiner Bahnhof (heute Nordbahn- ße, das seit 2009 als ‚Park am Nordbahn- Einrichtungen und Gewerbebetriebe, die hof) errichtet; heute verkehrt hier nur noch die S-Bahn. hof‘ genutzt wird. Am nördlichen Ende Oswald-Brauerei (22) wurde für Start- überspannen die eindrucksvollen Liesen- ups ausgebaut, und in die Wittler-Brot- brücken (17) über eine Länge von rund fabrik (9) zog eine Pflegeeinrichtung. 100 Metern einen Verkehrsplatz. Infos für Neugierige Aber auch der umgekehrte Fall einer Um- Mitte Museum: Pankstraße 47, 13357 Strom im Kiez nutzung ist belegt: Als das 1895 bis 1896 Berlin, www.mittemuseum.de An die ‚Große Elektrisierung‘ der Berliner errichtete Obdachlosenasyl ‚Wiesen- Buchtipp: Rogge, Henning: Fabrikwelt S-Bahn Ende der 1920er Jahre erinnern burg‘ (15) in finanzielle Schwierigkeiten um die Jahrhundertwende am Bei- am Gesundbrunnen heute noch ein geriet, zogen hier ab 1912 Werkstätten spiel der AEG Maschinenfabrik in Schaltwerk (11) und ein Kleingleichrich- und Fabriken ein: Die Anlage mit Kessel- Berlin-Wedding, Köln 1983 terwerk für die Ringbahn (12). Für die haus, Wasserturm und Schlafplätzen in Stromversorgung der U-Bahn nach Neu- Sheddachhallen eignete sich nur zu gut kölln mit ihren älteren Bahnhöfen in der für eine industrielle Nutzung.

Volta- und Bernauer Straße wurde 1930 Text: Thorsten Dame, Marion Steiner www.berlin.de/sen/kulteu ein Umformerwerk (8) nach Plänen von Redaktionsstand: Juni 2015 www.industriekultur.berlin