Ökologische Entwicklung Der Erpe Informationsheft Zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Inhalt Wasserleben
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Impressum Redaktion: Andrea Wolter Kontakt: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt [email protected] www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/wasser/ Tel. 030 9025-2085 Gestaltung: Dorén + Köster Texte: Andrea Wolter Für Fotos und inhaltliche Zuarbeit danken wir lp+b, IPS, Planungsbüro Koenzen, Thorsten Haas, den Herren Wachmann, Mildenberger, Stemmer, Manthe „Alles im Fluß“ Copyright 2013 Ökologische Entwicklung der Erpe Informationsheft zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Inhalt WASsERLEBEN Die Erpe und das Erpetal sind beliebte Aus- tur zu genießen. Das Gebiet ist über den Hintergrundinformationen zum Gebiet unter flugsziele für Menschen aus Berlin und Europawanderweg Nr. 11 gut erschlossen. http://www.waldesruh-hoppegarten.de/ Brandenburg. Die typischen weiten Wiesen Hier einige Tipps exemplarisch für viele Mög- portrait-einer-landschaft.php und das nahe der Stadtgrenze gelegene Na- lichkeiten diese schöne Gegend zu erleben: http://naturerbe.nabu.de/schutzgebiets- 2 Glossar 19 Planabschnitt E 02 tur- und Landschaftsschutzgebiet „Erpetal“ steckbriefe/Erpetal.pdf 3 Die Ziele der WRRL 20 Planabschnitt E 03 bieten ideale Möglichkeiten für die Naher- Informationen zum Europawanderweg 4 Der Projektanlass 21 Planabschnitt E 04 holung. Wir möchten Ihre Neugier wecken, E11 unter 5 Das Projektgebiet 22 Die Maßnahmen im Einzelnen diesen spannenden Landschaftsausschnitt http://www.tkt-berlin.de/wandern-e11. 6 Die Entstehungsgeschichte der Erpe 23 Uferstreifen entwickeln zu erkunden und ein besonderes Stück Na- html 8 Güteklassen zeigen die Veränderung 24 Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung 10 Der Gewässertyp als Leitbild 26 Totholz einbringen 11 Die Praxis der Gewässerunterhaltung 28 Sekundärauen schaffen 12 Das Projektziel 30 Überschwemmungsgebiete an der Erpe 13 Starthilfe 31 Hochwasserschutz 14 Schwerpunkte der Planung 32 Gewässerverunreinigungen vermeiden 16 Legende 34 Aktiv für die Erpe 17 Planabschnitt Alte Erpe 35 Die Beteiligungsmöglichkeiten 18 Planabschnitt E 01 36 Die nächsten Schritte Ökologische Entwicklung der Erpe In einer Millionenmetropole wie Berlin sind benheiten vor Ort von vielen Beteiligten, Gewässer und ihre zumeist einladende Expertinnen und Experten eingeholt. Ge- grüne Umgebung beliebte Orte für Erho- meinsam wurde dabei eine Maßnahmen- lung und Freizeit. Einer dieser attraktiven, planung für die Erpe auf rund sechs Kilo- in einer Großstadt kaum vermuteten Orte, metern von der Mündung über die ist die offene Wiesenlandschaft der Erpe. Stadtgrenze hinaus bis zum Einleiter des Natürlich stellt das Nebeneinander von Klärwerkes Münchehofe erarbeitet. wertvollem Naturraum mit intensiver Frei- Mit dieser Broschüre stellen wir Ihnen den zeitnutzung und Wohnbebauung oftmals aktuellen Planungsstand vor. Wir möchten eine besondere Herausforderung dar – an Sie gleichzeitig ermutigen, sich mit Ihren der Erpe wird diese noch durch die Hoch- wertvollen Anregungen und Hinweisen an wasserproblematik vergrößert. der weiteren Diskussion zu beteiligen. Letztendlich geht es auch hier darum, Syner- gien zu nutzen und die urbane Nutzung, den Hochwasserschutz und ökologische Maß- nahmen im Sinne einer nachhaltigen Ent- wicklung der Erpe in Einklang zu bringen. Michael Müller Wir haben die vielfachen Kenntnisse und Senator für Stadtentwicklung Erfahrungen über die besonderen Gege- und Umwelt 1 Glossar Grundwasserdruckfläche: Kolk: Sekundäraue: Höhe, bis zu der das Wasser entsprechend kleine Vertiefung am Grund eines fließen- künstlich erschaffene Aue mit geringer Aus- seinem hydrostatischen Druck im Ausgleich den Gewässers dehnung auf einem tieferliegenden Gelände- zum Luftdruck in einem Brunnen ansteigen Niveau, mit auähnlicher Retentionsfunktion würde Morphologie: Gestalt eines Flusses – seine Breite, Tiefe, Sohle: Hydraulik: Sohlausformung und die Beschaffenheit der Grund / Boden eines Gewässers Strömungsverhalten des Wassers (Wasser- der Ufer menge, Geschwindigkeit im Gewässer usw.) Sohlabsturz: Querbauwerk: Querriegel im Gewässer (meist aus Beton); Hydrologie: Bauwerk im Gewässer, das Tiere und Pflan- mit einem mehr oder minder großen Höhen- Lehre vom Wasser und seinen vielfältigen zen am Wandern hindert; z.B. Wehre, Sohl- sprung im Gewässer verbunden (> 10 cm) Prozessen (z.B. Umwandlung von Nieder- abstürze schlag in Abflussmengen) Sohlgleite: Retention: flach geneigte Schräge zur Überwindung lat. retinere = zurückhalten; ausgleichende eines Höhenunterschiedes im Gewässer Wirkung von Stauräumen auf den Abfluss in Fließgewässern 2 Ökologische Entwicklung der Erpe Wertvolles Erbe Die Ziele der WRRL „Wasser ist keine übliche Handelsware, Die Seine in Paris, die Themse in London, spätestens bis 2027 in einen guten ökolo- sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, die Erpe in Berlin – sie haben eines gemein- gischen Zustand zu versetzen und damit verteidigt und entsprechend behandelt sam: Es sind Fließgewässer in Europa und die Wasserressourcen dauerhaft zu si- werden muss.“ sie sind mehr oder minder stark beein- chern. Die Europäische Wasserrahmen- (Hauptanliegen der Wasserrahmenricht trächtigt. richtlinie (WRRL) setzt dabei neue Maßstä- linie) Die Mitglieder der Europäischen Union ha- be. Durch sie werden unsere Bäche, Flüsse ben sich vorgenommen, ihre Gewässer und Seen vitaler und natürlicher. © Beboy © Tombaky 3 Spuren unserer Vergangenheit Der Projektanlass In Europa wie in Deutschland ist heute serschutz durch die schnelle Ableitung des maßnahmen oft nicht mehr aus. Deshalb kaum ein Fluss oder Bach ganz „sauber“. Wassers in kanalisierten Fließgewässern ist es auch im Einzugsgebiet der Erpe wich- Einträge aus der Landwirtschaft, Schad- zu erhöhen. Die Folge: Grundwasserneubil- tig, das natürliche Wasserspeichervermö- stoffe aus der Luft oder von der Straße und dung und Verdunstung sinken. Längere gen der Landschaft zu verbessern. Durch Siedlungsabwässer beeinträchtigen das Le- Trockenperioden und erhöhte Temperatu- den Wasserrückhalt können Beeinträchti- ben im und am Gewässer. Um Flüsse und ren als Vorboten des Klimawandels verstär- gungen von Menschen, Tieren und Pflan- Bäche auf die Bedürfnisse einer modernen ken die Wasserarmut – auch in Berlin und zen vermieden und die sensiblen Moorbö- Industriegesellschaft anzupassen, wurden Brandenburg. Umgekehrt wirken sich ext- den in der Erpe-Aue besser geschützt werden sie verbaut und begradigt. Beweggründe reme Regenereignisse dramatischer aus. (vergleiche dazu auch S. 28 ff). für diesen intensiven Ausbau waren u.a. der Durch die Abkopplung der Gewässer von ihrer Auf die Klimaveränderungen zu reagieren Wunsch, die Auen als Bau oder Ackerflä- Aue einerseits sowie durch die schnelleren ist ein wichtiger Schritt, damit unsere Stadt che zu nutzen, die Schiffbarkeit der Ge- und höheren Hochwasserspitzen anderer- auch künftig aus vollen Flüssen schöpfen wässer zu verbessern sowie den Hochwas- seits reichen technische Hochwasserschutz- kann. © kirchbach.st. 4 Ökologische Entwicklung der Erpe Von der Quelle bis zur Mündung Das Projektgebiet Die Erpe entspringt als Neuenhagener Müh- lenfließ nordöstlich der Stadt Werneuchen. Das Fließ entwässert Teile der Barnim- Hochfläche in südwestlicher Richtung und mündet nach 31 km in die Spree. Das Lan- desamt für Um welt, Gesundheit und Ver- braucherschutz Brandenburg hat für den gesamten Fließverlauf ein Gewässerent- wicklungskonzept erarbeiten lassen, das die Grundlage für die vorliegende Maßnahmen- planung bildet. Die vertiefenden Berliner Planungen umfassen die Alte Erpe und den Fließverlauf von der Mündung bis zum Ein- leiter des Klärwerkes Münchehofe. Länge: ca. 31 km (davon ca. 25 km in Brandenburg, ca. 6 km in Berlin) Gefälle: ca. 1,5 ‰ Einzugsgebiet: ca. 220 km² Durchflossene Bezirke bzw. Landkreise: In Brandenburg: Landkreis Barnim, Landkreis Oder-Spree In Berlin: Bezirk TreptowKöpenick 5 Geformt durch Eis und Menschenhand Die Entstehungsgeschichte der Erpe Entstanden ist die Erpe als Schmelzwasser- diente bis zur Wende zum 20. Jahrhundert gelegt, um das Tal für Wiesen und Weide- rinne in der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 der industriellen Nutzung. wirtschaft intensiver nutzen zu können. Jahren. Das Wasser der schmelzenden Glet- Insgesamt sind sechs Mühlen entlang des Bis zum frühen 20. Jahrhundert ist vor allem scher der ausklingenden Eiszeit strömte aus Neuenhagener Mühlenfließ bekannt – die Ra- im südlichen Einzugsgebiet der Erpe eine dem Norden in das Berliner Urstromtal. Da- vensteiner Mühle, Heidemühle, Krummen- Zunahme der Siedlungsbebauung zu erken- bei entwickelte sich unter anderem auch im dammer Mühle, Neuenhagener Mühle sowie nen, die sich ab den 1940er Jahren noch- heutigen Erpetal ein ausgeprägter Flusslauf, die Mühlen bei Dahlwitz und im Mündungsbe- mals verstärkt. Heute sind 65% der Flächen der sich ein breites Bett erarbeitete. Die Ufer reich der Alten Erpe. Aktuell steht nur noch im Einzugsgebiet überwiegend landwirt- des ehemaligen Stroms sind heute noch die Heidemühle. Sie hat dasselbe Alter wie die schaftlich geprägt, 21% werden als urbane deutlich in der Landschaft erkennbar. Vor Ravensteiner Mühle. Insgesamt ist das Fließ Flächen eingestuft und 14% sind Wald. rund 6.000 Jahren entwickelten sich mit der durch den Mühlenbetrieb also bereits mehr Neben diesen Veränderungen in der Land- Herausbildung der Landwirtschaft beson- als sechshundert Jahre reguliert und gestaut. schaft des Erpetals hinterließ die seit Be- ders an den Bächen und Flüssen erste Dau- Weitere gravierende Eingriffe in den natürli- ginn des 20. Jahrhunderts entstandene Rie- ersiedlungen. Auch im Einzugsgebiet