Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (Burschenschaftliche Historische Kommission, gegr. 2. Juni 1898 bzw. 13. April 1909) Archiv und Bücherei im Bundesarchiv GfbG-Nachrichten

Nr. 1 Redaktion: Dr. Harald Lönnecker Juni 2006

Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG)

Vorstand: Dr. Klaus Oldenhage, Vizepräsident des Bundesarchivs a. D., Koblenz – Bundesbahn-Direktor a. D. Dipl.-Ing. Wolfgang Eymann, Essen – Betriebswirt (VWA) Hans-Jürgen Schlicher, Degerndorf-Lupburg

Beirat: Prof. Dr. Günter Cerwinka, Graz – Prof. Dr. Bernhard Diestelkamp, Frankfurt a. M. – Dipl.-Volkswirt Helge Dvorak, Wien – Realschullehrer a. D. Hans Heinrich Hagen, Würzburg – Prof. Dr. Christian Hünemörder, Hamburg – Prof. Dr. Peter Kaupp, Dieburg – Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus Malettke, Marburg – Dr. Bernhard Reinhold Pilz, Salzburg – Prof. Dr. Klaus-Peter Schroeder, Heidelberg

GfbG-Geschäftsstelle: Hans-Jürgen Schlicher, Am Zieglerberg 10, D-92331 Degerndorf (Lupburg), e-mail: [email protected]

Archiv und Bücherei: Dr. Harald Lönnecker, Bundesarchiv, Potsdamer Straße 1, D-56075 Koblenz, Ruf: 0261-505-0 (Vermittlung), 0261-505-472 o. -531 (Durchwahl), 0172-4255965 (mobil), e-mail: archiv@.de

Internet: www.burschenschaft.de/gfbg – www.burschenschaftsgeschichte.de

Mitteilungen der Redaktion

Zwecks Unterrichtung der Mitglieder und Freunde der GfbG über aktuelle Entwicklungen, Literatur, Tagungen usw. hat sich der Vorstand entschlossen, in unregelmäßigen Abständen ein Zirkular herauszugeben, die „GfbG-Nachrichten“. Sie sind ein elektronisches Medium, das kostengünstig nur per e-Post versandt wird bzw. auf der Seite www.burschenschaftsgeschichte.de heruntergeladen werden kann. Der Vorstand der GfbG hofft auf eine gute Aufnahme der „GfbG-Nachrichten“ und wünscht allen Mitgliedern eine interessante und angenehme Lektüre.

Oldenhage – Eymann – Schlicher

@ www.burschenschaftsgeschichte.de Neue Literatur (Burschenschaft und Korporationen, Universitäten und Hochschulen)

Alber, Thomas: Pater Rupert Mayer. Mann des Widerstandes, Würzburg 2006 [CVer] Altner, Stefan: Das Thomaskantorat im 19. Jahrhundert. Bewerber und Kandidaten für das Leipziger Thomaskantorat in den Jahren 1842 bis 1918, Leipzig 2006 [zahlreiche Mitglieder der Sängerschaften St. Pauli und Arion Leipzig] Balder, Hans-Georg: Die Deutschen Burschenschaften. Ihre Darstellung in Einzelchroniken, Hilden 2005 Balder, Hans-Georg: Frankonia-Bonn 1845-1995. Die Geschichte einer deutschen Burschenschaft, Hilden 2006 Becke-Göhring, Margot, Dorothee Mussgnug: Erinnerungen – fast vom Winde verweht. Universität Heidelberg zwischen 1933 und 1968, Bochum 2005 Benkert, Christopher: Die Juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960. Ausbildung und Wissenschaft im Zeichen der beiden Weltkriege, Würzburg 2005 (= Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften, Bd. 62) Berrisch, Sigmar: Adolf Strack [1860-1906]. Ein Beitrag zur Volkskunde um 1900, Gießen 2005 (= Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Gießen, Bd. 53) [VDSt Berlin; die Magisterarbeit ist herunterzuladen bei: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2005/2386] Bertrams, Kurt U.: Als Student in Königsberg, Hilden 2006 Bertrams, Kurt U.: Der falsche Prinz und die Saxo-Borussia. Die Abenteuer des Hochstaplers Harry Domela, Hilden 2006 Biermann, Harald: Ideologie statt Politik. Kleindeutsche Liberale und auswärtige Politik vor der Reichsgründung, Düsseldorf 2006 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien) [zahlreiche Burschenschafter] Bock, Helmut: Heinrich Heine. „Verlor’ner Posten in dem Freiheitskriege“. Zum 150. Todestag, Berlin 2006 [Bonner und Göttinger Burschenschafter] Bölsker, Franz, Verena Bölsker, Michael Hirschfeld (Hg.): Schule – Lehrerausbildung – Universität. Studien zur Bildungsgeschichte. Festgabe zur Emeritierung von Alwin Hanschmidt, Vechta 2004 (= Schriften des Instituts für Geschichte und historische Landesforschung, Bd. 11) Brakensiek, Stefan: Recent Research on the History of Administration and its Personnel in the German States 1648-1848, in: Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte 17 (2005), S. 297-326 [u. a. über das Studium und sein Umfeld als Zugangsvoraussetzuung] Bühnen, Matthias, Rebecca Schaarschmidt: Studierende als Täter und Opfer bei der NS-Machtübernahme an der Berliner Universität, in: Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. 1: Strukturen und Personen, Stuttgart 2005, S. 143-157 Bundesarchiv (Hg.), Martina Jesse, Wolfgang Michalka (Bearb.): „Für Freiheit und Fortschritt gab ich alles hin.“ Robert Blum (1807-1848). Visonär – Demokrat – Revolutionär, Berlin 2006 [Blum rekonstitutierte 1839 die Leipziger Burschenschaft mit; Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung] Busse, Michael (Hg.): Corpus philhellenischer Gedichte des deutschsprachigen Raumes zum griechischen Freiheitskampf von 1821, Oldenburg 2005 [die Griechenvereine wurden vielfach von Burschenschaftern getragen] Derlien, Hans-Ulrich, Florian Lang: Administrative Elites in the Federal Republic of and the Fifth French Republic, in: Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte 17 (2005), S. 109-147 [u. a. über das Studium und sein Umfeld als Zugangsvoraussetzuung] Die Karlsuniversität Prag. Essays aus Tschechien und Deutschland, Potsdam 2006 (= Potsdamer Bibliothek östliches Europa – Essays) Dowe, Christopher: Auch Bildungsbürger. Katholische Studierende und Akademiker im Kaiserreich, Göttingen 2006 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 171) [zahlreiche katholische Korporierte] Draeger, Marianne und Otto: Die Carl-Schurz-Story. Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Patrioten, Berlin 2006 [Burschenschaft Frankonia Bonn] Eckardt, Philipp: Der Bologna-Prozess. Entstehung, Strukturen und Ziele der europäischen Hochschulreformpolitik, Norderstedt 2005 Eichner, Barbara: „Was ist deutsch?“ Musical Solutions to Problems of National Identity (1848-c. 1900), Diss. phil. Jesus College, University of Oxford 2005 [u. a. über das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach] Fellner, Fritz, Doris A. Corradini: Österreichische Geschichtswissenschaft. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon, Wien 2006 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Bd. 99) [auch Burschenschafter] Fischer, Wolfram, Konrad Fuchs, Bruno Jahn (Hg.): Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Unternehmer, 3 Bde., München 2004 [zahlreiche Korporierte ohne diese als solche auszuweisen] Folkerts, Lieselotte: Ich denke der lieben Brüder. Heinrich Heine und Westphalen, Münster 2006 [Bonner und Göttinger Burschenschafter] Foshag, Michael (Hg.), Thorsten Stepath, Juri Lebedev, Henning Lenthe (Bearb.): Allgemeines Deutsches Kommersbuch. Klavierausgabe, Kehl a. Rh. 2005

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Frey, Andreas, Birgit Gehrlein, Marold Wosnitza: Friedrich Fröbel und seine Pädagogik, Landau i. d. Pfalz 2006 [Jenaischer Burschenschafter] Füssel, Marian: Studentenkultur als Ort hegemonialer Männlichkeit? Überlegungen zum Wandel akademischer Habitusformen vom Ancien Régime zur Moderne, in: Martin Dinges (Hg.): Männer – Macht – Körper. Hegemoniale Männlichkeiten vom Mittelalter bis heute, Frankfurt a. M. 2005 (= Geschichte und Geschlechter, Bd. 49), S. 85-100 Füssel, Marian: Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Repräsentation und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006 (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne) Gehrken, Horst (Hg.): Catalogus Professorum 1831-2006, Hildesheim 2006 (= Festschrift zum 175jährigen Bestehen der Universität Hannover, Bd. 2), siehe Seidel Grabher, Michael: Irmfried Eberl. „Euthanasie“-Arzt und Kommandant von Treblinka, Frankfurt a. M. 2005 [Burschenschaft Germania Innsbruck 1928] Grandner, Margarethe, Gernot Heiss, Oliver Rathkolb (Hg.): Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955, Innsbruck 2006 (= Querschnitte, Bd. 19) Hacke, Martina: Aspekte des mittelalterlichen Botenwesens. Die Botenorganisation der Universität Paris und andere Institutionen im Spätmittelalter, in: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 11/1 (2006) Hansen, Hans H.: Vom Pflug zur Universitätsmedaille. Leben und Wirken von Andreas Busch, Bredstedt 2005 (= Nordfriesische Lebensläufe, Bd. 9) Harders, Levke: Von Fleiß und Sachverstand. Studentinnen und Akademikerinnen an der Philosophischen Fakultät, in: Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. 1: Strukturen und Personen, Stuttgart 2005, S. 193-203 Hattenhauer, Hans: Deutsche Nationalsymbole. Geschichte und Bedeutung, 4. vollst. überarb. Aufl. München 2006 [die Burschenschaft und Schwarz-Rot-Gold usw.] Hayashima, Akira: Der Mythos vom fehlenden Hinterland. Zur Gründung der Handelshochschule Mannheim 1897-1907, in: Kwansei Gakuin University [Nishinomiya, Japan] Social Sciences Review 10 (2005), S. 21-130 Hehl, Ulrich von (Hg.): Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur. Beiträge zur Geschichte des Universität Leipzig vom Kaiserreich bis zur Auflösung des Landes Sachsen 1952, Leipzig 2005 (= Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, Bd. 3) Hermsen, J.: 150 Jahre K.D.St.V. Winfridia-Breslau zu Münster 1856-2006, Münster 2006 Herrscher in der Zeitenwende. Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach 1876-1923, Jena 2006 [Corps Borussia Bonn] Heiland, Helmut: Froebels „Tageblaetter“, in: Paedagogica Historica. International Journal of the History of Education 42/3 (2006), S. 325-344 [Fröbel war Burschenschafter] Heerde, Hans-Joachim: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer, Göttingen 2006 (= Lichtenberg-Studien, Bd. 14) [1.700 Kurzbiographien von Studenten, die WS 1765/66 bis SS 1799 Hörer bei Georg Christoph Lichtenberg in Göttingen waren] Hellmann, Ullrich: Zwischen Handwerk und Wissenschaft. Kurfürstliche Akademie und Kunststudium im ausgehenden 18. Jahrhundert in Mainz. Mit einer Dokumentation zeitgenössischer Texte, Mainz 2005 Hochschule Konstanz (Hg.): Hochschule Konstanz 100+ [Festschrift zur 100-Jahr-Feier], Singen 2006 Hossfeld, Uwe, Tobias Kaiser, Heinz Mestrup (Hg): Hochschule im Sozialismus. Studien zur Friedrich-Schiller- Universität Jena (1945-1990), Köln 2006 Johann Georg August Wirth, Düsseldorf 2006 [Erlanger Burschenschafter und Corpsstudent] Keller, Peter (Hg.): Erzbischof Paris Lodron (1619-1653). Staatsmann zwischen Krieg und Frieden, Regensburg 2006 (= Ausstellungskataloge des Dommuseums zu Salzburg) [Gründer der ersten Salzburger Universität und Namenspatron der gegenwärtigen] Kermer, Wolfgang: Aufruhr am Weissenhof. Zu Struktur und Situation der Stuttgarter Kunstakademie zur Zeit der Studentenunruhen 1968/69, Stuttgart 2006 (= Werkstattreihe, Bd. 14) Kessler, Walter: Carl Schurz. Kampf, Exil und Karriere, Köln 2006 [Burschenschaft Frankonia Bonn] Kiessling, Simon: Die antiautoritäre Revolte der 68er. Postindustrielle Konsumgesellschaft und säkulare Religionsgeschichte, Köln 2006 Konferenz der Alumni-Organisationen (10.)29. April-1. Mai 2005 Technische Universität München. Dokumentation, München 2005 (= Alumni-Schriftenreihe, Bd. 15) Koslowski, Stefan: Zur Philosophie von Wirtschaft und Recht. Lorenz von Stein im Spannungsfeld zwischen Idealismus, Historismus und Positivismus, Berlin 2005 (= Philosophische Schriften, Bd. 60) [Stein war Gründer der Burschenschaft Albertina Kiel und Mitglied der Jenaischen Burschenschaft] Kouamé, Thierry: Le collège de Dormans-Beauvais à la fin du Moyen Age. Stratégies politiques et parcours individuels à l´Université de Paris (1370-1458), Leiden, Boston 2005 (= Education and Society in the Middle Ages and Renaissance, Bd. 22); dazu, weil Zögling des Kolleg Dormans-Beauvais: Kleinert, Christian: Philibert de Montjeu (c. 1374-1439). Ein Bischof im Zeitalter der Reformkonzilien und des Hundertjährigen Krieges, Ostfildern 2004 (= Beihefte der Francia, Bd. 59) [1432 Präsident des Basler Konzils]

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Kruse-Jarres, Jürgen D.: Karl Jarres. Ein bewegtes Politikerleben. Vom Kaiserreich zur Bundesrepublik, München 2006 [Burschenschaft Alemannia Bonn] Kufahl, Hans, Josef Schmied-Kowarzik: Der Zweikampf auf den Hochschulen. Geschichte des Zweikampfes nebst einem Anhang enthaltend Duellgesetze und Paukkomment, Hilden 2006 [Nachdruck] Kwiek, Marek: The University and the State. A Study into Global Transformations, Frankfurt a. M. 2006 (= Dia- logos. Schriften zu Philosophie und Sozialwissenschaften, Bd. 7) Lau, Karlheinz: Brücke in Europa. 500 Jahre Alma Mater Viadrina, in: Deutschland Archiv 39/3 (2006), S. 401- 403 Laudel, Grit: Migration Currents Among the Scientific Elite, in: Minerva. A Review of Science, Learning and Policy 43/4 (2005), S. 377-396 Lee, J. M.: Commonwealth Students in the United Kingdom 1940-1960. Student Welfare and World Status, in: Minerva. A Review of Science, Learning and Policy 44/1 (2006), S. 1-24 Levsen, Sonja: „Heilig wird uns Euer Vermächtnis sein!“ – Tübinger und Cambridger Studenten gedenken ihrer Toten des Ersten Weltkrieges, in: Horst Carl, Hans-Henning Kortüm, Dieter Langewiesche, Friedrich Lenger (Hg.): Kriegsniederlagen. Erfahrungen und Erinnerungen, Berlin 2004, S. 145-161 Lönnecker, Harald: Robert Blum und die Burschenschaft, in: Bundesarchiv (Hg.), Martina Jesse, Wolfgang Michalka (Bearb.): „Für Freiheit und Fortschritt gab ich alles hin.“ Robert Blum (1807-1848). Visonär – Demokrat – Revolutionär, Berlin 2006, S. 113-121 [Blum rekonstitutierte 1839 die Leipziger Burschenschaft mit; Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung] Luther, Einhard: So viel der Helden. Biographie eines Stimmfaches. Teil 3 – Wagnertenöre der Kaiserzeit (1871- 1918), Berlin 2006 [etliche Sängerschafter, etwa Rudolf Bockelmann] Margison, Simon: The Anglo-American University at its Global High Tide, in: Minerva. A Review of Science, Learning and Policy 44/1 (2006), S. 65-88 Matter, Julia: Albin Weinland als Mitglied des Akademischen Vereins Organum, in: Museums- und Geschichtsverein Sonneberg e. V. (Hg.): Albin Weinland (1889-1918): „Von Kindern“. Auf den Spuren eines unbekannten Komponisten aus Sonneberg, Sonneberg i. Thür. 2006 (= Vortragsreihe Sonneberger Museums- und Geschichtsverein e. V., Neue Reihe, 2), S. 17-22 [Organum bestand in Göttingen, Berlin und Königsberg] Miethe, Ingrid: „Die Universität dem Volke!“. Der Beitrag der Vorstudienschule Greifswald zur sozialen Umschichtung der Universität (1946-1949), in: Deutschland Archiv 38/6 (2005), S. 1050-1056 Morgenstern, Ulf: Anglistik an der Universität Leipzig. Das Englische Seminar in Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittem Reich 1891-1945, Leipzig 2006 (= Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe B, Bd. 9) Mühlenbein, Karen: Fehlsteuerung von Hochschulreform in Deutschland. Eine Untersuchung der Informationssysteme über das Hochschulwesen, Bern 2006 (= Schriftenreihe des Instituts für öffentliche Dienstleistungen und Tourismus, Bd. 15) Müller, Gerhard: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena, Heidelberg 2006 (= Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800, Bd. 6) Müller, Winfried, Rolf Tiggemann (Hg.): Ferdinandea-Prag zu Heidelberg im CV 1886-1986, Bd. III, Bad Buchau 2006 Müller, Wolfgang: „Was wollen die Studenten?“ Saarbrücker Impressionen zum Thema 1968, in: Evangelische Aspekte 15/4 (2005), S. 28-31 Offner, Robert: Studierende aus Ungarn und Siebenbürgen an der Universität Erfurt in der Neuzeit (1521-1816), in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 28/2 (2005), S. 129-138 Pacholski, Jan: Das ganze Schlachtfeld – ein zauberhaftes Schauspiel. Theodor Körner als Kriegsberichterstatter, Görlitz 2005 [Corps Thuringia Leipzig, Guestphalia Berlin, Montania Freiberg] Plock, Theodor, Wolf Reinbach (Hg.): Allemannia sei’s Panier! 1856-2006. Festschrift zum 150. Stiftungsfest, Teil 2: „Allerlei“ aus 150 Jahren zusammengestellt aus den Mitteilungen der Allemannia an ihre Mitglieder und aus Protokollen sowie „Allemannia 1949-2006“. Ergänzung zu den geschichtlichen Darstellungen früherer Zeiten, Heidelberg 2006 Probst-Effah, Gisela: „Gaudeamus igitur“ – Reflexionen über ein Studentenlied, in: ad marginem. Randbemerkungen zur musikalischen Volkskunde. Mitteilungen des Instituts für musikalische Volkskunde an der Universität zu Köln 76 (2004), S. 3-11 Pütter, Johann St.: Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Nachdruck der Ausgabe Göttingen 1765-1838, Hildesheim 2005 (= Historia Scientiarum – Kulturwissenschaften) Queva, Christian: Die Besoldung von Universitätsprofessoren. Eine Betrachtung der Besoldung in amerikanischen Hochschulen vor dem Hintergrund der Besoldungsreform in Deutschland, Frankenthal i. d. Pfalz 2005 [Diss. Mannheim 2004] Raisch, Herbert, Rainer Obermüller (Hg.): Derendingerhaus 1905-2005. Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Derendingerhauses, Tübingen 2005 (= Beiträge zur Geschichte der Burschenschaft Derendingia [Tübingen])

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Read, Jane: Free Play with Froebel: Use and Abuse of Progressive Pedagogy in London’s Infant Schools, 1870- c.1904, in: Paedagogica Historica. International Journal of the History of Education 42/3 (2006), S. 299- 324 [Fröbel war Burschenschafter] Reinalter, Helmut (Hg.): Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, Frankfurt a. M. 2005 (= Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle „Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850“, Bd. 38) Reinbach, Wolf (Hg.): Allemannia sei’s Panier! 1856-2006. Festschrift zum 150. Stiftungsfest, Teil 1: Goldenes Buch der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg [Mitgliederverzeichnis], Heidelberg 2006 Reiß, Ansgar: Radikalismus im Exil. Gustav Struve und die Demokratie in Deutschland und Amerika, Stuttgart 2004 (= Transatlantische Historische Studien, Bd. 15) [Göttinger Burschenschaft 1822, Corps Bado- Württembergia Göttingen 1824, Heidelberger Burschenschaft 1825] Rückl, Steffen, Karl-Heinz Noack: Studentischer Alltag an der Berliner Universität 1933 bis 1945, in: Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. 1: Strukturen und Personen, Stuttgart 2005, S. 115-142 Rutherford, Malcolm: Wisconsin Institutionalism: John R. Commons and His Students, in: Labor History 47/2 (2006), S. 161-189 Schaller, Helmut: Die Bayerische Ostmark. Geschichte des Gaues 1933-1945. Zwölf Jahre gemeinsame Geschichte von Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern, Hamburg 2006 (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 50) [Gauleiter war u. a. Hans Schemm, Sängerschaft Franco-Germania Nürnberg] Scherb, Ute: Die Zeit erkennen lernen. Tübinger Studentinnen im Nationalsozialismus, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 65 (2006), S. 417-432 Schilling, Jörg: Distanz halten. Das Hamburger Bismarckdenkmal und die Monumentalität der Moderne, Göttingen 2006 [auch studentische Bismarcksäulen-Bewegung] Schimank, Uwe: „New Public Management“ and the Academic Profession: Reflections on the German Situation, in: Minerva. A Review of Science, Learning and Policy 43/4 (2005), S. 361-376 Schmidt, Hermann: Die Neugründung des Coetus an den siebenbürgisch-sächsischen Schulen 1946 bis 1948, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 28/2 (2005), S. 139-150 Schroeter, Bernhard (Hg.): Für Burschenschaft und Vaterland. Festschrift für den Burschenschafter und Studentenhistoriker Prof. Dr. Peter Kaupp, Norderstedt 2006 Schultz, Walter: „... es ist gut, wenn man’s weiß“. Walter Schellenberg, der Chef von Himmlers SD- Auslandsspionage, o. O. o. J. (2006) [anscheinend Privatdruck; Marburger Corpsstudent] Schulze, Eberhard: Die Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig 1740-1945, Leipzig 2006 (= Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe B, Bd. 10) Schweigard, Jörg: Die Liebe zur Freiheit ruft uns an den Rhein. Aufklärung, Reform und Revolution in Mainz, Gernsbach 2005 [alte Universität Mainz, Material aus dem Archiv der Deutschen Burschenschaft] Schweigard, Jörg: Schwäbische Jakobiner. Die Ideen der Französischen Revolution fielen hierzulande auf fruchtbaren Boden, in: Schönes Schwaben. Land und Leute 2 (2006), S. 30-34 [Studenten in Stuttgart] Seebacher, Felicitas: „Germanen vom reinsten Wasser“. Betrachtungen zum Problemkreis des Deutschnationalismus und akademischen Antisemitismus im 19. Jahrhundert am Fallbeispiel des Chirurgen Theodor Billroth, Diplomarbeit Klagenfurt 1996 [Billroth war mit Brahms befreundet und gehörte dem AGV Wien an, 1920 Sängerschaft Ghibellinen, heute Barden] Seidel, Rita (Hg.): Universität Hannover 1831-2006, Hildesheim 2006 (= Festschrift zum 175jährigen Bestehen der Universität Hannover, Bd. 1), siehe Gehrken Seidman, Michael: The Imaginary Revolution. Parisian Students and Workers in 1968, New York 2004 (= International Studies in Social History) Shibata, Takayuki: Innen- und Aussenpolitik in der Staatswissenschaft Lorenz von Steins. Nach Japan und aus Japan, Kiel 2006 (= Quellen zur Verwaltungsgeschichte, Bd. 22) [Stein ist Gründer der Burschenschaft Albertina Kiel und gehörte den Jenaischen Burschenschaften auf dem Burgkeller und dem Fürstenkeller an; er entwarf u. a. die erste japanische Verfassung] Szoelloesi-Janze, Margit: Science and Social Space: Transformations in the Institutions of Wissenschaft from the Wilhelmine Empire to the , in: Minerva. A Review of Science, Learning and Policy 43/4 (2005), S. 339-360 Tamm, Jörg: Universität Greifswald. Bauwerke, Verbindungen, traditionelles Studentenleben gezeigt an historischen Ansichts- und Postkarten, Friedland b. Neubrandenburg 2005 Tarnai, Christian, Danilo Geist, Nadja Pfuhl: Analyse der Struktur beruflicher Interessen an den Universitäten der Bundeswehr, Münster 2005 Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550-Jahr-Feier der Universität Greifswald, Bd. I: Die Geschichte der Fakultäten im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. II: Stadt – Region – Land, Rostock 2006 Unland, Georg: Wissenschaft vor Ort. Bilder zu Geschichte und Gegenwart der TU Bergakademie Freiberg, Freiberg 2005 Vogt, Annette: Von Fleiß und Sachverstand. Studentinnen und Akademikerinnen an der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät, in: Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. 1: Strukturen und Personen, Stuttgart 2005, S. 179-191

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Waskönig, Sven: Der Alltag der Berliner Verbindungsstudenten im Dritten Reich am Beispiel der Kösener Corps an der Friedrich-Wilhelms-Universität, in: Christoph Jahr, Rebecca Schaarschmidt (Hg.), Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. 1: Strukturen und Personen, Stuttgart 2005, S. 159-178 Welte, Heike, Manfred Auer, Claudia Meister-Scheytt (Hg.): Management von Universitäten. Zwischen Tradition und (Post-)Moderne, 2. verbess. Aufl. Mering 2006 (= Universität und Gesellschaft, Bd. 4) Wiemers, Gerald, Jens Blecher (Hg.): Die Universität Leipzig. 1944 bis zur Gegenwart, Erfurt 2006 (= Campusbilder) Wunder, Bernd: Examination Principle and Nobility’s Privileges: the Failure of an Elite Change in German Administration 1806-1914, in: Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte 17 (2005), S. 51-83 [u. a. über Studium und Zugehörigkeit zu Korporationen] Wright, Jonathan: 1878-1929. Weimars größter Staatemann, München 2006 [Burschenschaften Suevia Leipzig, Neogermania Berlin/ADB u. a.] Zibell, Stephanie: Politische Bildung und demokratische Verfassung. Ludwig Bergsträsser (1883-1960), Bonn 2006 (= Politik und Gesellschaftsgeschichte, Bd. 71) [VDSt Heidelberg 1902/03, auch VDSt Leipzig und München] Zimmer, Annette, Holger Krimmer: Beruf: Professorin. Karrierewege an Hochschulen in Deutschland, Leverkusen 2006 Zinn, Holger: In Marburg ein Student. Anmerkungen zum Studentenleben in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Marburg, in: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde e. V. (Hg.): Die Philipps-Universität Marburg zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Kassel 2006 (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde, Bd. 45), S. 217-278 Zwicker, Stefan: „Nationale Märtyrer“. Albert Leo Schlageter und Julius Fucík. Heldenkult, Propaganda und Erinnerungskultur in Nationalsozialismus und Kommunismus, Paderborn 2006 (Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart) [Schlageter gehörte Falkenstein Freiburg i. Br./CV an]

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Rezensionen

Hehl, Ulrich von (Hg.): Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur. Beiträge zur Geschichte des Universität Leipzig vom Kaiserreich bis zur Auflösung des Landes Sachsen 1952, Leipzig 2005 (= Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, Bd. 3), ISBN 3- 374-02282-0; 592 S.; EUR 48,00. Rezensiert von: Anja Becker, Leipzig, e-Mail: [email protected] Getreu der Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ endet Ulrich von Hehl das Vorwort mit der Bemerkung, daß es nun seine Pflicht wäre, „seine Brust den erwartungsvoll gespitzten Dolchen künftiger Rezensenten darzubieten“ (S. 8), womit er andeutet, daß er sich der Schwächen des vorliegenden Sammelbandes bewußt ist. Dabei sind die einzelnen Beiträge fundiert und nicht nur in Leipzig von Interesse. Von Hehls Abriß des Standes der Forschung zur Leipziger Universitätsgeschichte (S. 19- 50) sowie eine umfangreiche „Auswahlbibliographie“ (S. 537-575) bieten Ansatzpunkte für vertiefende Forschung. Die im Anhang kommentarlos angefügte Auflistung der Universitätsleitung (Rektor und Dekane) der Jahr zwischen 1852 und 1944/45 (S. 525-536) deutet allerdings an, daß Struktur und interne Logik des Bandes sowie unterliegende Motivation für die Publikation problematisch sind. Obwohl Leipzig die zweitälteste durchgehend bestehende Universität Deutschlands ist, gibt es bis heute keine umfangreiche Publikation zu ihrer

– 6– www.burschenschaftsgeschichte.de Geschichte.1 Im Hinblick auf den 600. Jahrestag der Universität Leipzig im Jahr 2009 beschloß man daher bereits 1996 dieses Manko auszugleichen; die Universitätsgeschichte sollte in fünf Bänden aufgearbeitet werden. Allerdings krankt das Gesamtprojekt an Strukturlosigkeit. Einzelne Wissenschaftler stellen ihre individuellen Forschungsergebnisse vor, die aus aktuellem Anlaß die Geschichte der Universität berühren.2 Der gleiche Kritikpunkt trifft auch auf den vorliegenden Band zu; eine zusammenhängende Universitätsgeschichte ist das nicht. Von Hehl entschuldigt dies mit der Notwendigkeit, Detailforschung als Grundlage für das eigentliche Unterfangen durchzuführen (S. 20). Doch warum werden diese Vorarbeiten als Universitätsgeschichte verkauft? Der vorliegende Band vereint eher unausgewogen eine viel zu große Themenfülle. Allein das Kaiserreich bietet genügend Stoff für eine fundierte Detailstudie mit aktueller Brisanz: die Blütezeit der Universität Leipzig wird gewöhnlich auf den Zeitraum zwischen 1870 und 1900 festgelegt. Aber wie wurde Leipzig damals zu einer Universität von Weltniveau? Wieso, wann genau und warum begann der Niedergang? Wolfgang Tischner erwähnt, daß entgegen landläufiger Meinung Leipzigs Stern bereits in den 1880er Jahren und nicht erst nach der Jahrhundertwende zu sinken begann. Grund hierfür ist u. a. eine Phase „wohlwollender Vernachlässigung“ unter dem Bildungsministers Carl von Gerber (1871-1891), wodurch die neusten Wissenschaftstrends „verschlafen“ wurden (S. 96). Dieser Gedanke sollte ausführlicher untersucht werden.3 Insgesamt umfaßt der Band sechs Teile, wobei der erste unter der Überschrift „Einleitung und Methodik“ von Hehls Abriß der Universitätsgeschichte sowie einen Artikel über die Bedeutung von Vorlesungsverzeichnissen als historischer Quelle umfaßt, der vorrangig im 16. und 17. Jahrhundert angesiedelt ist (S. 51-71). Der Zusammenhang zwischen diesen Vorlesungsverzeichnisse und der Gesamtmethodik ist allerdings unklar, zumal die nachfolgenden Beiträge allesamt im späten 19. bzw. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesiedelten sind. Sie basieren auf zahlreichen Primärquellen aus z. B. dem Leipziger Universitätsarchiv. Zeitungsartikel wurden ebenfalls ausgewertet. Ein methodischer Artikel ist nicht beinhaltet. Der zweite Teil widmet sich in vier Beiträgen dem Kaiserreich, u. a. dem akademischen Bismarck-Kult (S. 75-90) und dem Universitätsjubiläum 1909 (S. 95- 114). Im dritten Teil wird die Weimarer Republik abgehandelt. Bedeutungsschwer im Kontext heutiger Stellenkürzungen bei ansteigenden Studentenzahlen ist der Beitrag von Beatrix Kuchta über das Personalabbaugesetz von 1923/24 (S. 193-220). Sie vertritt die These, daß neben dem Abbau wissenschaftlichen Personals die „Gefahren, die von den Sparmaßnahmen für den – auch in der zeitgenössischen Statistik vernachlässigten – Verwaltungsbereich ausgegangen sind, in der inneruniversitären

1 Zwei Werke illustrieren den Mangel an aktueller Forschung: gern zitiert wird Rektor und Senat der Universität Leipzig (Hg.): Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig, Leipzig 1909. Eine jüngere Veröffentlichung ist Krause, Konrad: Alma Mater Lipsiensis. Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart, Leipzig 2003. Krause gibt einen knappen Überblick, seine Quellenverweise sind allerdings mangelhaft und im vorliegenden Band werden z. B. von Andreas Thüsing faktische Fehler entlarvt (S. 498, n. 8). 2 Bisher erschienen sind: Geisenhainer, Katja: „Rasse ist Schicksal“. Otto Reche (1879-1966), Leipzig 2002 (= BLUWiG A 1). Gößner, Andreas (Hg.) unter Mitarbeit von Wieckowski, Alexander: Die Theologische Fakultät der Universität Leipzig. Personen, Profile und Perspektiven aus sechs Jahrhunderten Fakultätsgeschichte, Leipzig 2005 (= BLUWiG A 2). 3 Ich bin zu einem ähnlichen Schluss gekommen: Becker, Anja: For the Sake of Old Leipzig Days … Academic Networks of American Students at a German University, 1781-1914, Dissertation, Leipzig 2005, Kapitel 3.

– 7– www.burschenschaftsgeschichte.de Diskussion kaum wahrgenommen worden zu sein scheinen“, was „für das Selbstverständnis der Hochschulen als symptomatisch gelten“ kann und „bis heute in der Universitätsgeschichtsschreibung nach[wirkt]“ (S. 214). Der vierte Teil widmet sich in nur drei Beiträgen „Wissenschaft unter politischen Vorzeichen im Dritten Reich und in der SBZ/DDR“. Markus Wustmann argumentiert hier, daß die „Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät in Leipzig 1947- 1951“ (S. 289-306) eine „entscheidende Rolle bei der Unterwerfung der Universitäten – nicht nur der Leipziger – unter die kommunistische Herrschaft“ spielte (S. 289). Wustmann möchte sich erstmals nicht aus „Sicht der DDR- bzw. marxistischen Geschichtsschreibung“ (S. 289) dieser Problematik annehmen. Doch reflektiert er eine deutsche Geschichtsschreibung der frühen 1990er Jahre; so verzichteten 1992 die Herausgeber eines Sammelbandes über das Dritte Reich auf Beiträge von jüngeren Wissenschaftlern aus der DDR, da diese sich noch nicht „vom aufgezwungenen ideologischen Ballast“ befreien und „hin zu eigenständiger Forschungsarbeit und entsprechender Publikation hätten profilieren können“.4 Auch Wustmann läuft Gefahr, Geschichte vorrangig aus dem heute vorherrschenden Wertesystem heraus zu begreifen statt aus der Logik ihrer Zeit. Allein aufgrund dieser Problematik ist ein einzelner Beitrag zur SBZ/DDR, der aus einer Magisterarbeit erwuchs, keineswegs befriedigend. Der vorliegende Band widmet sich vor allem dem Dritten Reich. Zwei Beiträge im vierten Teil besprechen politische Entlassungen zwischen 1933 und 1945 (S. 241- 262) sowie die Rolle Leipziger Doktoranden „zwischen Universität und Gegnerforschung“ (S. 263-287). Der zweitgenannte Beitrag von Carsten Schreiber untersucht Doktoranden und Assistenten der philosophischen Fakultät, die zwischen 1939 und 1945 führende Positionen im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) als „Zentrale des nationalsozialistischen Terrors und Vernichtung“ innehatten (S. 263). Dabei wird die Frage aufgeworfen, wieso und inwiefern Akademiker diese besonders dunkle Seite des Dritten Reichs unterstützen konnten; offensichtlich schlossen sich „Liebe zur Literatur und Affinität zum SS-Terror“ nicht aus (S. 266). Schreiber kommt im Sinne der „Dialektik der Aufklärung“ zum Schluß, daß nicht rein wissenschaftliche Arbeit, sondern die Förderung einer spezifischen, rationalen Mentalität das primäre Anliegen des RSHA war; insbesondere Wissenschaftlichkeit, Sachlichkeit und Objektivität (S. 287). Trotz der breiten Überschrift „Fächer und Disziplinen“ ist der fünfte Teil in vier von fünf Beiträgen wieder vorrangig mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Der fünfte Beitrag widmet sich allerdings der Geschichte der Sinologie bis 1925 (S. 309-339). Es handelt sich um eine verkürzte Version der unter BLUWig Reihe B Band 1 veröffentlichten Arbeit derselben Autorin.5 So werden einzelne Fächer doppelt, andere gar nicht oder begrenzt auf eine spezifische Epoche aufgearbeitet. Durchaus ansprechend ist der sechste Teil, der sich mit der Studentenschaft auseinandersetzt und in drei Beiträgen auf die Gründung des Allgemeinen Studentenausschusses AStA 1904 (S. 425-448), Studentische Selbstverwaltung während der Weimarer Republik (S. 449-473) und den Studentenrat 1947-1948 (S. 497-522) eingeht; ein vierter Beitrag beschäftigt sich mit dem Frauenstudium im

4 Bracher; K. D., M. Funke, H.-A. Jacobsen (Hg.): Einführung, in: Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1992, S. 9-11, hier S. 11. 5 Leibfried, Christina: Sinologie an der Universität Leipzig. Entstehung und Wirken des Ostasiatischen Seminars, Leipzig 2003 (= BLUWiG B 1).

– 8– www.burschenschaftsgeschichte.de Dritten Reich (S. 475-495), wobei Sabine Steffens z. B. anhand von Studentenzahlen aufzeigt, daß mit Hitlers Machtantritt der Anteil an Studentinnen zurückging, seit Kriegsbeginn aber prozentual wieder anstieg (S. 478-480). Die Universität spiegelt also gesellschaftliche Umbrüche und Krisen wieder. Diese vier chronologisch aufeinander folgenden Beiträge könnten als beispielhaft für einen wohlstrukturierten Gesamtband betrachtet werden. Schade, daß die spezifischen Interessen der einzelnen Autoren im Rest des Bandes eine solche Ausgewogenheit nicht zuließen. Alles in allem ist der vorliegenden Band ein ambitioniertes Unterfangen, das jedoch dem Anspruch, einen offiziellen Beitrag zur Geschichtsschreibung der Universität Leipzig zu leisten, nur unbefriedigend gerecht werden kann. Es ist eine weitgefächerte, durchaus anregende Materialsammlung sowie ein Forum für vorrangig junge Wissenschaftler. URL zur Zitation dieses Beitrages:

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Seidman, Michael: The Imaginary Revolution. Parisian Students and Workers in 1968, New York 2004 (= International Studies in Social History), ISBN 1-57181-685-2; 310 Seiten; $ 24.95. Rezensiert von: Till Kössler, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Neueste Geschichte, e-Mail: [email protected] Michael Seidman verfolgt in seiner neuen Studie zum französischen „Mai 1968“ revisionistische Ziele. Er will die bisherige Forschung, der er eine Überschätzung der historischen Bedeutung von „1968“ und eine Verklärung ihrer studentischen Protagonisten vorwirft, in wesentlichen Punkten korrigieren und ihr eine nüchterne Neuinterpretation der vielbeschriebenen Maiereignisse als „basically a french episode with modest consequences“ (S. 282) entgegensetzen.6 Aufbau und Gegenstände der Arbeit beanspruchen keine Originalität. In fünf strikt chronologisch angelegten Kapiteln schildert Seidman Vorläufer der studentischen Proteste bis 1967, die Auseinandersetzungen an der Reformuniversität Nanterre – dem Ausgangsort der französischen 68er Bewegung – zwischen November 1967 und Mai 1968, die spektakulären Pariser Protestereignisse des Mai 1968, die Streikbewegung im Mai und Juni 1968 und schließlich die Domestizierung der Protestwelle durch den französischen Staat. Im Unterschied zu bisherigen Arbeiten widmet er sich allerdings weniger der Genese, Ideologie und Entwicklung der studentischen Avantgarde. Ihn interessieren vor allem die Interaktionen der protestierenden Studenten und Arbeiter mit radikalen Studentengruppen, der Staatsmacht – besonders in Gestalt der Universitäts- und Wohnheimverwaltungen – sowie den etablierten Parteien und Gewerkschaften. Um die dominierende Binnenperspektive der studentischen Protagonisten aufzubrechen, greift er intensiver als die Forschung vor ihm auf die Überlieferung von Staat und Polizei zurück.

6 Vgl. die wichtigen jüngeren Darstellungen: Gilcher-Holtey, Ingrid: „Die Phantasie an die Macht“. Mai 68 in Frankreich, Frankfurt/Main 1995. Ross, Kristin: May ‘68 and Its Afterlives, Chicago 2002.

– 9– www.burschenschaftsgeschichte.de Seidman relativiert die Bedeutung des Mai 1968 als sozial- und kulturgeschichtliche Zäsur stark. Demgegenüber hebt er die frühen 60er Jahre als Inkubationszeit eines gesellschaftlichen Wertewandel hervor. In einem instruktiven Kapitel legt er dar, wie schon zwischen 1962 und 1965 die Bewohner der Studentenwohnheimsiedlung in Antony in der Pariser banlieue erfolgreich eine Liberalisierung der nächtlichen Geschlechtertrennung durch Besuchsrestriktionen gegen die staatliche Wohnheimverwaltung durchsetzten. Der französische Staat erwies sich hier wie auch 1968 als durchaus flexibel und reformbereit. Seidmans Studie fügt sich damit in die seit einigen Jahren geübten Kritik an der Denkfigur einer „blockierten“ stagnierenden Gesellschaft in den 60er Jahren ein und betont die Dynamik von Staat und Gesellschaft in der Fünften Republik. Die Proteste von 1968 erscheinen in dieser Perspektive weniger als jugendlicher Aufstand gegen verkrustete Strukturen und mehr als Reaktionen auf Probleme eines rasanten Gesellschaftswandels und des gaullistischen Modernisierungsprogramms mit seinem Schwerpunkt auf technisch-wirtschaftlicher Innovation. Anders als ihre posthume (Selbst-)Beschreibung nahe legt, sind die Protagonisten der 68er Bewegung in Seidmans Analyse keineswegs Vorreiter einer neuen Zivilgesellschaft, sondern vielmehr überzeugte Revolutionäre mit recht traditioneller marxistischer bzw. anarchistischer Ausrichtung. Die Maiproteste waren für sie nicht bloß eine spielerische, symbolische Infragestellung der herrschenden Ordnung, sondern reale Machtkämpfe. Auf Plakaten des Mai 1968 dominierten entsprechend altlinke, auf die Industriearbeiterschaft als revolutionäres Subjekt bezogene Botschaften, während Fragen individueller Emanzipation kaum thematisiert wurden. Auch die – akribisch aufgelisteten – Sachzerstörungen sowie die intransigente Unterdrückung abweichender Meinungen bilden für Seidman fundamentale Merkmale der radikalen Studentenbewegung, die er ideologisch eher in der Tradition der politischen Kämpfe der 30er Jahre denn als Traditionsbegründer neuer Bürgerlichkeit sieht. Schließlich bestreitet Seidman die Bedeutung radikal-emanzipatorischer Umgestaltungswünsche als Protestmotivation der Mehrheit von Studenten und Arbeitern. Die Proteste hatten ihren Ursprung vielmehr in handfesten Problemen in den überfüllten Universitäten und in dem Wunsch vieler Arbeiter, an den Errungenschaften der sich entfaltenden Konsumgesellschaft zu partizipieren. Die fragile Koalition zwischen den kleinen Gruppen von Revolutionären und der Mehrheit der Studierenden, die durch das unverhältnismäßig erscheinende polizeiliche Vorgehen gegen studentische Besetzer der Sorbonne Anfang Mai 1968 zustande kam, zerbrach schon am Ende des Monats wieder. Besonders in der Bewertung der Arbeiterproteste wendet sich Seidman gegen vermeintliche romantische Verklärungen. Entgegen der These, weite Teile der Betriebsarbeiter seien gegen ihre Führungen für eine radikale Umgestaltung betrieblicher Machtverhältnisse im Zeichen der autogestion eingetreten, sieht er die größte Streikbewegung der Geschichte Frankreiches hauptsächlich von Konsuminteressen motiviert, wie sie in den dominanten Forderungen nach Lohnerhöhungen und mehr Urlaub zum Ausdruck kamen. Die Arbeiter nutzen dabei geschickt die politischen Differenzen an der Staatsspitze und eine sympathisierende öffentliche Meinung, um ihre Forderungen nach einer stärkeren Beteiligung am Wirtschaftswachstum durchzusetzen. Lediglich eine kleinere Gruppe unterer Funktionäre kämpfte für einen Abbau der hierarchischen Verhältnisse im Betrieb. An einer Übernahme der Betriebe waren nur die wenigsten

– 10 – www.burschenschaftsgeschichte.de interessiert. Den Gewerkschaften gelang es deshalb auch rasch, die Kontrolle über die Arbeitskämpfe zu gewinnen und sie in die Bahnen traditioneller Interessenvertretung zu lenken. Berühungspunkte mit radikalisierten Studentengruppen blieben demgegenüber marginal. Selbst angesichts der massiven Proteste läßt sich nicht von einer Auflösung staatlicher Macht sprechen. Vielmehr gelang es der Regierung, die Staatsorgane zu schützen. Die Gewährleistung der Versorgung der Pariser Bevölkerung mit Lebensmitteln und Benzin sicherte dem Regime die Unterstützung wichtiger Bevölkerungsgruppen. Den berühmten Flug DeGaulles nach Baden-Baden am 29. Mai, oft als Verzweiflungstat angesichts eines unausweichlichen Regimesturzes interpretiert, erklärt Seidman in diesem Zusammenhang als geschickten taktischen Zug. Der Staatspräsident sicherte sich die Loyalität der Armee und erinnerte gleichzeitig die Protestierenden an die Möglichkeit des Einsatzes militärischer Macht zur Niederwerfung der Proteste. Nach dem Ende der Protestwelle stabilisierte DeGaulle das Regime weiter durch eine verhandlungsbereite Reformpolitik auf sozial- katholischer Grundlage. Diese integrative Politik zeigte auch unter den Studenten Wirkung und verhinderte zudem die Entstehung eines wirkmächtigen Linksterrorismus. Seidman gelingt es immer wieder, durch eine differenzierte Analyse konventionelle Ansichten zu erschüttern und erfrischend provokative Deutungen bekannter Sachverhalte zu geben. Tatsächlich erreicht er eine schlüssige und facettenreiche Interpretation des französischen Mai 1968. Allerdings verdeckt sein bilderstürmerischer Impetus oftmals, daß seine Interpretation sich in vielen Punkten nur in Nuancen vom bisherigen Forschungsstand unterscheidet. So weichen beispielsweise seine Analyse der Krise der französischen Hochschulen, der Bedeutung polizeilicher Repressionen für den Zusammenschluß der Studentenbewegung und der Rolle der Massenmedien für die landesweite Mobilisierung nur wenig von bisherigen Darstellungen ab. Dem Leser, der mit der internationalen Forschung vertraut ist, die seit mehreren Jahren an einer breiteren historischen Kontextualisierung von „1968“ arbeitet, erscheinen zudem viele Erkenntnisse Seidmans weniger revolutionär, als es der Gestus des Buches nahe legt. Besonders seine radikale Umwertung der 68er Bewegung reizt schließlich zum Widerspruch. Läßt sich die Bewegung tatsächlich auf ihre unbezweifelbaren autoritären und antiparlamentarischen Seiten reduzieren? Hier scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein, zumal Seidman Neuerungen im Bereich der sozialen und kulturellen Praktiken während und nach 1968 eher kursorisch aus der kritischen Außenperspektive der staatlichen Ordnungsorgane beschreibt. Äußerst anregend ist hingegen seine knappe repräsentationshistorische Skizze des Mai 68. Dieser stellt für ihn im Kern einen posthume und kontrafaktische Konstruktion dar, die tiefgreifende Bedürfnisse der Öffentlichkeit nach heroischen Bezugspunkten und revolutionären Zäsuren in der jüngeren Vergangenheit befriedigt und als immer wieder aktualisierbarer Mythos einer jugendlichen Erneuerung Frankreichs die Möglichkeit radikalen Ausbruchs aus je aktuellen Krisen verspricht. URL zur Zitation dieses Beitrages:

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Sager, Peter: Oxford & Cambridge. Eine Kulturgeschichte, Frankfurt a. M. 2003, ISBN 3-89561-670-2; 438 S.; EUR 34,90. Rezensiert von: Andreas Kossert, Deutsches Historisches Institut Warschau, e-mail: [email protected] Ehrfürchtig und respektvoll nennt die akademische Welt die Namen der elitären Kaderschmieden. Weltweit rufen Oxford und Cambridge ebenso skurile Neugier hervor, repräsentieren sie doch wie kaum eine andere Institution unser ganz spezifisches Bild der Britischen Inseln. Sehnsüchtig belächeln die Kontinentaleuropäer antiquiert erscheinende Traditionen, wobei jedoch gleichzeitig immer auch tiefe Sehnsüchte mitschwingen. „Oxford und Cambridge sind die sonderbarsten Orte der Britischen Inseln“, (S.11) – so lautet Peter Sagers Befund. Und in der Tat, kaum andere loci memoriae vermochten über derart lange Zeit traditionsbildend zu wirken und die Phantasie vieler akademischer Generationen zu beflügeln. Und ist es nicht auch die Sehnsucht derjenigen, die in lieblosen Betonbauten der sechziger und siebziger Jahre den klassischen Bildungskanon vermittelt bekamen nach einem Studium in den ehrwürdigen Gemäuern der Colleges von Oxbridge? Hinter den Mauern verbirgt sich jedoch eine heterogene Geschichte, die lange Zeit eine gemeinsame Wahrnehmung eher erschwerte. So ist die Wortkonstruktion „Oxbridge“ erst 1849 in William Thackerays Bildungsroman „Pendennis“ verbürgt und bildet seitdem eine im Vergleich zu den Gründungsdaten der Universitas Oxoniensis (1214) und Alma Mater Cantabrigiensis (um 1225) noch verhältnismäßig junge Symbiose in der abendländischen Geisteslandschaft. Vielmehr vermochten Oxford und Cambridge auf ganz verblüffend spezifische Weise jeweils Sphären unterschiedlicher Geisteshaltungen und Prägungen zu schaffen, wobei ein breites Spektrum von religiösen Eiferern und aristokratischen Snobbisten, genialen Denkern oder idealistischen Revolutionären zu finden war. Peter Sager, ehemaliger Korrespondenz der „Zeit“ und Autor zahlreicher Kunstreiseführer, zeichnete nicht nur eine Biographie beider Universitäten, sondern zugleich auch eine Psychoanalyse zweier akademischer Zentren, die wie kaum andere Orte im kollektiven Gedächtnis der britischen Nation wie auch der akademischen Welt insgesamt verankert sind. Die beiden berühmtesten Universitätsstädte der Welt sind seit fast 870 Jahren in ungebrochener Konkurrenz und herzlicher Haßliebe verbunden. Sie liegen rund 150 Kilometer voneinander entfernt, und doch nennt man sie in einem Atemzug Oxbridge. Auf der geistigen Karte der Nation liegt dieser Ort irgendwo in den Wolken über Mittelengland, eine Insel über der Insel, die Jahr für Jahr Millionen von Zuschauern vor den Fernseher lockt, wenn das Bootsrennen, das härteste Achter- Duell der Welt, zelebriert wird. Keine andere Privatinstitution hat England stärker beeinflußt als Oxbridge. Es versorgte Kirche und Staat mit Beamten, Priestern und Lehrern, die im ganzen Land die englische Hochsprache verbreiteten; eine homogene Elite, deren Pflichtbewußtsein nur noch von ihrem Selbstbewußtsein übertroffen wurden – klassische Voraussetzungen für jede Führungsaufgabe, die Königreich und Empire boten. Neben den Premierministern kamen aus diesen Colleges auch die klügsten Spione, die der Kommunismus je rekrutierte; die rebellischen Geister der Literatur, von Lord Byron bis Salman Rushdie; Isaac Newton, Ernest Rutherford und

– 12 – www.burschenschaftsgeschichte.de Stephen Hawking; all die Querdenker und Exzentriker, denen die englische Kultur erst ihre schillernde Fülle verdankt. Dabei geht es im strengeren Sinne nicht um eine Arbeit, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen kann und will. Auch steht sie nicht im Kontext der klassischen historischen Bildungsforschung bzw. Universitätsforschung. Sager jedoch hat in der Materialdichte und kulturgeschichtlichen Breite ein Werk geschaffen, an dem die zukünftige wissenschaftliche Forschung über englische Hochschulen, aber auch kontinentaleuropäische höhere Bildungsanstalten, nicht vorübergehen kann. Neu ist vor allem die gleichzeitige Betrachtung der beiden ewigen Konkurrenten, zwar in separaten Kapiteln, doch nimmt Sager fortwährend Bezug auf den jeweils anderen – wie es im Oxbridge-Jargon heißt the other place – und stellt interessante Vergleiche her. Oxford und Cambridge sind unbestritten noch immer der intellektuelle Doppelkopf der Nation, obwohl die einseitige Fixierung längst vorüber ist und Großbritannien etwa in Schottland (St. Andrews und Edinburgh), aber auch in England (Birmingham, Manchester, Sussex u.a.) über hervorragende Universitäten verfügt. Allerdings wurden insbesondere in England alle anderen am Standard von Oxford und Cambridge gemessen. Und noch immer, das ist das erstaunliche Phänomen, gilt Oxbridge als Gütesiegel und Entrée in die Berufswelt per se. Noch immer rekrutiert sich die Mehrheit der höchsten politischen Beamten in Whitehall, ebenso wie bei den Gerichten und Anwaltskanzleien in London, ja der Belétage der britischen Führungseliten allgemein, aus den beiden altehrwürdigen Universitäten Mittelenglands. „Es ist eine sich selbst und ihren Mythos perpetuierende Elite, deren Qualitätsnachweis Jahrhunderte umfaßt“ (S.13). Obwohl es schon längere Zeit keine zwingende Jobgarantie mehr gibt, ist die Bilanz bis heute beeindruckend: „Cambridge hat mehr Nobelpreisträger, die Premierminister kommen aus Oxford: Attlee, Eden, Macmillan, Douglas-Home, Wilson, Heath, Thatcher, Blair. Als hätte Oxford eine Filiale in Downing-Street No.10“ (S.15). Historisch arbeitet Sager die Unterschiede und die kulturgeschichtlichen, vielfach religiös motivierten Hintergründe, für die bis heute sichtbare unterschiedliche Prägung heraus. Cambridge repräsentierte den Nonkonformismus, an der Puritaner wie Cromwell und Milton ebenso studierten wie die kirchlichen Reformer Thomas Cranmer und Nicholas Ridley. Dem gegenüber stand das anglo-katholische Oxford, etwa im 17. Jahrhundert Hochburg der königstreuen Restauration. So schreib der Historiker Thomas Macaulay im 19. Jahrhundert mit spitzer Feder (Macaulay kam allerdings aus Cambridge!): „Cambridge hatte die Ehre, jene ruhmvollen protestantischen Bischöfe auszubilden, die Oxford die Ehre hatte zu verbrennen“ (S.15/16). In seinen Darstellungen verharrt Sager jedoch nicht bei absurden Skurilitäten, sondern tiefere vergegenwärtigt historisch-kulturelle Kontexte, die deutlich machen, daß es an den lieblichen Flußläufen von Themse und Cam nicht nur elitär, sondern vielfach auch recht bodenständig zuging. Sager komponiert auf einzigartige Weise ein Kunstwerk aus Reiseführer, Kunst- und Literaturgeschichte, Biographie sowie der Psychoanalyse zweier Städte, die nicht nur Orte, sondern auch Bewusstseinszustände sind. Ausgestattet mit Karten, Fotos, einem wunderschönen Oxbridge-Glossar und Adressen- Bibliographie, komplettieren sie das auch äußerlich angenehme Buch. Mit diesem Buch hat sich Sager sicher an die führende Stelle deutscher Englandchronisten gesetzt. Rezensenten sind letztlich gezwungen, am Ende ein Urteil abzugeben. Verwundert reibt sich der

– 13 – www.burschenschaftsgeschichte.de Leser die Augen und sucht im Impressum nach dem Übersetzer. Nein, hier liegt keine Übersetzung vor: es ist Peter Sager, der auf wunderbarste Weise angelsächsische Kulturgeschichtsschreibung für deutsche Leser umgesetzt hat. Ein Buch, das inspiriert, das Freude macht, und bei dem man wünscht, nie auf der letzten Seite anzulangen: fürwahr eine echte Kulturgeschichte. URL zur Zitation dieses Beitrages:

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Koch, Lars: Der erste Weltkrieg als Medium der Gegenmoderne. Zu den Werken von Walter Flex7 und Ernst Jünger, Würzburg 2005 (= Epistemata – Würzburger wissenschaftliche Schriften, Bd. 553). Verlag Königshausen & Neumann. ISBN 3- 8260-3168-7; 387 S.; EUR 49,80.

Rezensiert von: Jost Dülffer, BMW Center for German and European Studies (CGES), Georgetown University, e-mail:

Der Autor dieser in Groningen entstandenen, wohl aber vor allem in Siegen von Georg Bollenbeck betreuten Arbeit sucht einem viel behandelten Themengebiet neue Aspekte abzugewinnen. Er setzt ein mit einem grundlegenden Abriß der „Modernisierung“, abgesetzt von der wertgebundenen „Moderne“, gebraucht letzteren Begriff dann aber doch durchgehend. In deren Sinnlücken habe die Gegenmoderne Angebote der Deutung gefunden und ausgefüllt. Das meint mit Ulrich Beck den „zutiefst modernen Versuch integrierender Sinngehalte“, Heimatlosigkeit, Zweideutigkeit und Zweifel zu neuer literarischer Eindeutigkeit zu bringen (S. 189). Koch spannt sein Netz der Moderne zwischen den Faktoren Differenzierung (mit Émile Durckheim), Rationalisierung (mit Max Weber), Individualisierung (von Beck, Giddens aus zurückgebunden auf Georg Simmel) und Technisierung (in Anlehnung an Ludwig Klages). Die Literaturwissenschaft und reine Diskursanalyse überschreitet Lars Koch glücklich mit der Orientierung an Reinhard Kossellecks Erfahrungsraum und Erwartungshorizont, somit auf die soziale und kulturelle Konstruktion in der Gesellschaft eingehend. Ob und wie dieser Rahmen nicht nur klug angelesen, sondern auch für die eigentliche Untersuchung erkenntnisfördernd ist, sei dahin gestellt. Seine beiden Protagonisten, die nacheinander abgehandelt werden, sind nur bedingt zu vergleichen. Der sehr viel ältere Walter Flex (1887-1917) behielt Teile seines vor dem Krieg im bürgerlichen Hause geformten Weltbildes in seinen literarischen Werken bei, während sich Ernst Jünger (1895-1998) sein Weltbild im Krieg ganz anders erarbeiten konnte und mußte. Während Flex naturgemäß seinen „Wanderer zwischen zwei Welten“ im Krieg publizierte (nur wenige andere Texte kamen hinzu) fing Jünger erst 1920 an, seine Texte zu produzieren, im wesentlichen etwa ab dem Jahr 1925 in einem Lernprozeß den Krieg einzuordnen; dieser Vorgang wird bis 1932 weiter verfolgt. Die

7 Mitglied der Erlanger Burschenschaft der Bubenreuther.

– 14 – www.burschenschaftsgeschichte.de beiden Lebensbeschreibungen bei Koch, 36 bzw. 15 Seiten lang, beobachten scharf, ordnen mit großem Bogen ein. Der Kern des Buches liegt jedoch auf einer Werk-Zeit-Analyse. Walter Flex war beseelt von der Idee einer Volksgemeinschaft, die sich gerade im Kriege herstellte. Das Individuum hatte sich dem ganz zu unterwerfen, seine Erfüllung im Aufgehen für diese Gemeinschaft zu finden und damit letztlich auch im Tod als sinngebendem Erlebnis. Tod wird zum vitalen Erlebnis – gerade bei dem im Buch geschilderten Freund Ernst Wurche. Führertum wird zur entscheidenden Größe, religiöse Überhöhung kommt hinzu. Besonders bemerkenswert sind die Deutungen zu Körperkult und Natur: Nacktheit der Männer in der Natur wird zum Kennzeichen von Reinheit, das Triebleben wird sublimiert und in den Krieg getragen und dort verwirklicht. Das war anschlußfähig gerade für die Jugendbewegung. „Von den schrecklichen Umständen des industrialisierten Massenkriegs, wie er sich seit dem September 1915 vor allem in den kahl geschossenen Schlachtfeldern Belgiens und Frankreichs in besonders drastischer Form manifestierte, ist in der anachronistischen Repräsentationsmatrix des gebildet-jugendbewegten Kriegsdiskurses à la Flex nichts zu vernehmen“ (S. 175). Bei Ernst Jünger, der kurz vor dem Krieg, von Afrika begeistert, in der französischen Fremdenlegion gedient hatte – dies wurde schnell enttäuscht – wird die Materialschlacht und der tausendfach erlebte Tod zwar wahrgenommen, aber in einen wenig gesellschaftsbezogenen Kontext eingebettet. „Gegen den Einbruch des gänzlich unromantischen Realitätsprinzips um die Aufrechterhaltung der Fiktion eines heroischen Lebensplans kämpfen und zugleich um die unheldische Degradierung des Menschen zum bloßen Rohstoff der Kriegsmaschinerie fürchtend, entwickelte Jünger“ in seinem Frühwerk unterschiedliche Deutungskonstrukte, um „den erlebten Bedeutungsnotstand der Materialschlacht in einer entziffernden Annäherung an die ‚tieferen‘ Rätsel’ des Krieges sinnhaft aufzuheben“ (S. 221). Das führte, wie der Autor im einzelnen schlüssig entfaltet, zu den Leitbildern von Stoßtruppführer und Landsknecht. Das nationalrevolutionäre Ziel einer Mobilmachung mit Verwendung aller Mittel der Technik, die bei den Kriegsgegnern, nicht aber im Deutschen Reich vorhanden gewesen sei, deutete neue gesellschaftliche Orientierungen an. 1930/1932 streifte Jünger aber seine bürgerliche und nationale Gebundenheit ab zum (Leit)Bild des Arbeiters, der ganz im Dienste der neuen industrialisierten Kriegführung stehen werde. Koch benennt dies als „planetarischen“ Anspruch, der naturgemäß 1933 in Deutschland nicht sehr populär sein konnte. Jüngers geschichtsphilosophische Spekulation aus dem Ersten Weltkrieg sei somit an ihr Ende gelangt. „Damit ist für Jünger die Suche nach dem Sinn nationalstaatlicher Konflikte unter den Bedingungen der Moderne in die Erkenntnis eingegangen, dass der Nationalismus eine überholte Fragestellung ist“ (S. 330). Summierend (je in einem Zwischenergebnis zur Verortung der Autoren in der Gegenmoderne): Flex sei tief im Bildungsbürgertum verankert, der Krieg sei von ihm als eine Art Katharsis dieser Gesellschaftsformation gesehen worden und auch er sei so rezipiert worden. Jünger dagegen habe sich zur „Feldherrenhöhe“ des Arbeiters entwickelt (S. 331). Modernisierung und Modernisierung der Barbarei müßten sich – so mit Ulrich Beck – nicht gegenseitig ausschließen (S. 333). Soweit wie hier referiert, leistet Koch eine kluge und nützliche, wohldurchdachte Analyse, die im historischen Kontext nicht ganz neu ist. Er selbst zitiert auch die Protagonisten bis zu Jeffrey Herf und Zygmunt Baumann.

– 15 – www.burschenschaftsgeschichte.de Vielleicht hätte Lars Koch hier weniger vergleichen sollen, sondern den diachronen Ablauf der unterschiedlichen Deutungen hervorheben sollen. Bei allen im Kern richtigen und nachvollziehbaren Beobachtungen: es macht einen fundamentalen Unterschied aus, wenn ein Autor wie Flex mitten im Krieg schreibt oder sich wie Jünger erst nach dem Krieg an die „Textproduktion“ macht und dabei seine Einschätzungen ständig erweitert und verlagert. Ich habe weiter einige Schwierigkeiten bei dem Kriegsbild, das Koch entwirft. Er weiß, wie schrecklich Krieg, Materialschlachten etc. sind und mißt seine Autoren doch daran, wieweit sie dieser – doch auch wohl – Konstruktion des dritten Jahrtausends nahe kommen und gerecht werden. Das ist gerade angesichts der doch sonst vorherrschenden Diskursanalyse zwar verständlich, aber nicht unproblematisch. Schwierigkeiten als Historiker habe ich mit dem literaturwissenschaftlichen Ehrgeiz und wohl auch der Fachdisziplin des Autors. Gerade in den rahmenden Kapiteln muß er alles und jedes klug einordnen, Vorbilder der Geistesgesichte aufdecken und literarische Anspielungen anbringen. Die Anmerkungen strotzen von einer additiven Gelehrsamkeit, die alles und jenes noch einmal kommentiert. Er schreibt etwas Wissenschaftshistorisches: dazu die Anmerkung, man müsse eigentlich zu Bacon, Galilei und Newton zurückgehen (S. 193 f). Zumeist sind es aber Zitatschnipsel heutiger Autoren oder deren Buchtitel, die zumal in den ersten Kapiteln und im Schluß auffallen, wo er – relativ beliebig – nochmals zwei politische Propagandabilder vorführt, die für seine beiden Autoren charakteristisch sein sollen. Warum dies? „Dieses Buch ist das letztendliche Ergebnis ...“ lautet die erste Zeile. Hätte es nicht einfach nur ein Ergebnis sein können? Das setzt sich fort: Kaum ein Substantiv steht für sich, fast immer steht ein einordnendes, zensierendes, weiterführendes Attribut dabei. Das führt zu durchgehend substantivischem Stil, oft mit Wortendungen auf -ung. Weniger wäre hier mehr gewesen. „Im Mittelpunkt der bildungsbürgerlichen Krisenwahrnehmungen standen in erster Linie normative Umwälzungen“ (S. 7) – damit umschreibt er Max Webers „Entzauberung der Welt“. Nutzte der Autor doch gelegentlich auch eine solche Sprache! Was Lars Koch an Walter Flex beobachtet, läßt sich leicht auf ihn in gewandelter Form anwenden: Wenn Flex von einem bildungsbürgerlichen Bestreben getragen war, seine Erlebnisse im Krieg in diesen Hintergrund und in dieser Sprache einzuordnen, gilt dies auch für den Wissenschaftsjargon des heutigen Germanisten: Er muß das Offenkundige auch noch allen klugen Vorgängern und heutigen Autoritäten nochmals verbal abringen und nachschreiben. Dabei hat er doch so viel Wichtiges und Neues zu berichten und zu beobachten.

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Bruch, Rüdiger vom, Christoph Jahr (Hg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Band 1: Strukturen und Personen, Band 2: Fachbereiche und Fakultäten, Stuttgart

– 16 – www.burschenschaftsgeschichte.de 2005. Franz Steiner Verlag, ISBN 3-515-08657-9, 3-51508658-7; Bd. 1 257 S., 3 Abb.; Bd. 2 308 S.; je EUR 23,00.

Rezensiert von: Christoph Schutte, Herder-Institut Marburg e.V., E-Mail:

Im Mai 1942 legte der an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität (FWU) lehrende Agrarökonom Konrad Meyer eine von in Auftrag gegebene Denkschrift vor, in der er eine Raumordnung für die besetzten Gebiete Osteuropas entwarf. In diesem als „Generalplan Ost“ titulierten Dokument sprach sich Meyer für eine großflächige Umsiedlungspolitik aus, wobei er die physische Vernichtung der dort bis zum Kriegsausbruch ansässigen Bevölkerung zwar nicht offen forderte, aber implizit in seine Überlegungen einbezog. Den bevorstehenden 60. Jahrestag nahm im Januar 2002 der Akademische Senat der Humboldt-Universität (HU) auch mit Blick auf das 200jährige Gründungsjubiläum im Jahre 2010 zum Anlaß, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die Vorschläge für den öffentlichen Umgang mit Verstrickungen der FWU in den Nationalsozialismus erarbeiten sollte. Aus diesen Überlegungen heraus wurde 2003 und 2004 eine dreisemestrige Ringvorlesung „Die Berliner Universität unterm Hakenkreuz“ abgehalten. In welch heftiger Weise Debatten zu diesem Themenkomplex polarisieren und in persönlichen Anschuldigungen münden können, zeigen die Auseinandersetzungen zwischen der HU und privaten bzw. studentischen Initiativen, die seit Beginn der 1990er Jahre eine intensivere Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit forderten.8 Die Ringvorlesung und der den Großteil der dort gehaltenen Vorträge dokumentierende Sammelband erheben ausdrücklich nicht den Anspruch einer abschließenden oder auch nur vorläufigen Gesamtdarstellung der FWU im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Zwar sollen die Beiträge einer weit gefaßten Leitfrage folgen – „war die Berliner Universität im Nationalsozialismus auch eine nationalsozialistische Universität?“ (Christoph Jahr, Bd. 1, S. 10, Hervorhebung im Original) –, doch wird lediglich erwartet, daß sie „zur öffentlichen Diskussion beitragen, auf künftigen Forschungsbedarf aufmerksam machen“ (Rüdiger vom Bruch, Bd. 1, S. 7). Vor diesem Hintergrund ist generell zu loben, daß die überwiegende Mehrzahl der Beiträge nicht, wie bei einer Ringvorlesung durchaus zu erwarten, lediglich Forschungsliteratur heranzieht, sondern auch Quellenmaterial auswertet. Teils mehrfache Wiederholungen bei der Darstellung institutioneller und gesetzlicher Rahmenbedingungen ließen sich trotz der redaktionellen Überarbeitung nicht vermeiden, werden aber mehr als aufgewogen durch die biographische Erschließung mittels Personenregister und fast lückenloser Angabe der Lebensdaten im Text. Aus organisatorischen Gründen nur online zugänglich sind die Ausführungen von Isabel Heinemann zum „Generalplan Ost“, über den zudem in Bd. 2 Steffen Rückl und Karl- Heinz Noack in ihrem Beitrag zu den Agrarökonomen an der FWU näher berichten. In seinem einleitenden Beitrag zu Bd. 1 faßt C. Jahr Anspruch und Wirklichkeit der „Führeruniversität“ zusammen, deren Ziele darin bestanden, die ständisch- oligarchische Leitung durch eine autoritär-monokratische zu ersetzen, die Gewaltenteilung in Form der Landeshochschulverwaltungen zu beseitigen und an die

8 Vgl. die Dokumente im Bulletin für Faschismus- und Weltkriegsforschung 18 (2002), S. 146-149, und 19 (2002), S. 122-131.

– 17 – www.burschenschaftsgeschichte.de Stelle des Humboldtschen Wissenschaftsverständnisses eine auf „Führung und Gefolgschaft“ aufgebaute „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“ zu etablieren. Dieses Konzept ließ sich bis 1945 ungeachtet aller staatlichen Repressionen und Terrormaßnahmen sowie trotz des Opportunismus vieler Hochschullehrer/innen nicht in Gänze realisieren. Ganz allgemein betrachtet wird dieses Phänomen in der Forschung erklärt mit Hinweis auf den nicht aufzulösenden Widerspruch zwischen dem nationalsozialistischen Kontrollwahn und der Tatsache, daß Wissenschaft um so produktiver ist, je stärker sie der Einflußnahme durch übergeordnete Stellen entzogen bleibt.9 Bd. 1 ist überwiegend fakultätsübergreifenden Themen gewidmet. Stellvertretend auch für die Mehrzahl der in Bd. 2 behandelten Lehrfächer steht die Feststellung von Volker Hess in seinem Beitrag über die Medizinische Fakultät, daß zwar zu einzelnen Personen, Institutionen und Forschungseinrichtungen im Deutschen Reich eine Fülle von Literatur vorliegt, die Verhältnisse an der FWU nach 1933 jedoch bisher weitgehend unbeachtet geblieben sind. Gleiches gilt für den studentischen Alltag in Berlin, wie Sven Waskönig am Beispiel des [recte: der] Kösener Corps darlegt. Anders als die akademischen Disziplinen endeten die Verbindungen bereits 1935 in der Selbstauflösung oder Gleichschaltung. Dennoch kommt Waskönig keinesfalls zu einem eindeutigen Urteil über den Grad der Beeinflussung durch Staat und Partei: Einerseits sprachen sich auch die vor 1933 beigetretenen Studenten für die neue Staatsform aus, andererseits erwies sich aber das bereitwillig übernommene „Führerprinzip“ und die enge Anbindung an die nationalsozialistischen Organisationen als unvereinbar mit dem Verbindungsleben. Ob diese Entwicklung nun eher als „Systemtreue“ oder aber als „verborgener Widerstand“ zu bewerten sein sollte, vermag Waskönig nicht zu entscheiden. Eindeutiger positionieren sich Matthias Bühnen und Rebecca Schaarschmidt, die sich auf die Ereignisse von 1933 konzentrieren und feststellen, daß die von nationalsozialistisch gesinnten Studierenden betriebene „Selbstgleichschaltung“ die FWU wesentlich prägte. Zwei Autorinnen beschäftigen sich gezielt mit den weiblichen Hochschulangehörigen: Annette Vogt für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und Levke Harders für die Philosophische Fakultät. In beiden Beiträgen wird dargelegt, wie die FWU nach 1933 auf allen Ebenen noch stärker von Männern dominiert wurde als zuvor und Wissenschaftlerinnen nur durch außergewöhnliche Leistungen und die Protegierung durch prominente Kollegen ihre Stellung behaupten konnten. Nach Kriegsausbruch wurde Frauen der Zugang zu Studium und Lehre notgedrungen wieder erleichtert. Wie sehr bis in die jüngste Vergangenheit hinein Teilbereiche der in den vorliegenden Bänden behandelten Thematik vernachlässigt worden sind, zeigt der Beitrag von S. Rückl, Winfried Schultze und K.-H. Noack über den Einsatz von Zwangsarbeiter/inne/n und Kriegsgefangenen an der FWU. Erst im Jahr 2000 wurden im Archiv der HU die einschlägigen Unterlagen gesichtet. Zu den konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen geben die Akten nur wenig Auskunft. Immerhin können die Autoren detailliertes Zahlenmaterial präsentieren, demzufolge für die FWU flächendeckend ausländische Arbeitskräfte rekrutiert wurden, die nicht nur für körperliche Zwangsarbeit, sondern auch für bezahlte Lehrtätigkeiten eingesetzt

9 Grüttner, Michael: Die deutsche Universitäten unter dem Hakenkreuz, in: John Connelly, Michael Grüttner (Hg.): Zwischen Autonomie und Anpassung: Universitäten in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, Paderborn 2003, S. 67-100, hier S. 67 u. 80 f.

– 18 – www.burschenschaftsgeschichte.de wurden. Gewissermaßen das Gegenstück zu diesen erzwungenen Rekrutierungen an die FWU beschreibt Ingo Loose, der „Berliner Wissenschaftler im ‚Osteinsatz‘ 1939- 1945“ untersucht. In diesem Zusammenhang beklagt er, daß bislang der „Ostforschung“ übermäßig viel Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Die Beispiele des Agrarwissenschaftlers Karl Johann Boekholt, des Romanisten Günter Reichkron und des Turkologen Gerhard von Mende, die von der FWU an die Posener Reichsuniversität wechselten, zeigten, daß viele von der Geschichtswissenschaft unabhängige Lehrfächer ebenfalls in den Blick genommen werden müßten, um zu einer „Typologie für Karrieremodelle zu gelangen“. Die Beiträge von Sabine Schleiermacher zu „Rassenhygiene und Rassenanthropologie an der Universität Berlin“, Werner Brill zu „Rassenhygiene im akademischen Unterricht“ und von Helmut Maier zu „Rüstungsforschung und Mobilisierung der Wissenschaften“ beschäftigen sich mit Disziplinen, deren Arbeitsgebiete für die nationalsozialistische Vernichtungs- und Eroberungspolitik von besonderer Bedeutung waren. Alle drei Autor/inn/en können anhand von Karriereverläufen und der Entwicklung der Forschungsparadigmen nachweisen, daß sich nach 1933 die wissenschaftlichen Ansichten radikalisierten, aber eben auch auf Grundlagen beruhten, die sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ausgebildet hatten. Überlegungen vom Bruchs zur FWU in der Erinnerungskultur nach 1945, die nur in sehr begrenztem Umfang zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit beigetragen habe und bis zum Jubiläum 2010 noch erhebliche Forschungsanstrengungen erforderlich mache, sowie eine stärker faktographisch ausgerichtete Übersicht von Ingrid Graubner über Geschichte und Gedenkkultur an der HU in der DDR beschließen den 1. Band. Die Beiträge in Bd. 2 sind einzelnen Fächern oder Fakultäten gewidmet, wobei die Autor/inn/en mehrheitlich über die Karriereverläufe der einzelnen Gelehrten und die Berufungsverfahren Zugang zu ihrem jeweiligen Thema finden. Auf diese Weise, so stellt R. vom Bruch in seiner Einleitung zurecht fest, bietet sich „ein ungemein buntes und facettenreiches Bild“ der FWU zwischen 1933 und 1945: „Je tiefer die Autoren in die einzelnen Fachgebiete eindrangen, umso weniger vermochten sie ein einheitliches Bild zu zeichnen“ (S. 10). Vier Beiträge, deren Darstellung Hochschulpolitik, Karriereverläufe und Wissenschaftsentwicklung besonders anschaulich miteinander verknüpft, seien im Folgenden hervorgehoben. Hartmut Ludwig beschäftigt sich im umfangreichsten Beitrag des Bandes, den er nach den fünf Dekanaten im betreffenden Zeitraum aufgliedert, mit der Theologischen Fakultät. Dabei zeigt er, wie die FWU – zunächst öffentlich, nach 1935 im Verborgenen – zum Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche wurde. Eine andersgeartete Konkurrenz bestand zwischen der Ur- und Frühgeschichte und dem SS-Ahnenerbe. Am Beispiel von Hans Reinerth zeigt Achim Leube, wie ein renommierter, machtbewußter und dem Nationalsozialismus zugewandter Dozent dennoch das Mißtrauen von Partei- und Staatsführung erregen konnte. Wolfgang Höppner konzentriert sich bei seiner Untersuchung auf die „Kontinuität und Diskontinuität in der Berliner Germanistik“, wobei er eine Konkurrenz zwischen einer philologischen und einer geisteswissenschaftlichen Herangehensweise konstatiert. Wissenschaftliche Kontroversen, die sich in Verbindung mit persönlichen Animositäten bis zum Kriegsausbruch hinzogen, dürfen dabei nicht als Anzeichen für eine Bereitschaft zu politischer Opposition gewertet

– 19 – www.burschenschaftsgeschichte.de werden. Die dominante Grundhaltung, so Höppner, sei bei allen Beteiligten stets der Opportunismus geblieben. Nach 1945 wurde versucht, im Zuge einer Art „Altbausanierung“ an die Traditionen aus der Zeit vor 1933 anzuknüpfen. Besonders positiv sticht schließlich auch die Darstellung der Slavistik, unter besonderer Berücksichtigung Max Vasmers, von Marie-Luise Bott heraus. Auf das Dilemma, sich mit einer Region zu befassen, die vom Nationalsozialismus zunächst abschätzig betrachtet und seit 1939 zur Vernichtung vorgesehen wurde, reagierte die Disziplin mit einer Abfolge aus „Kampf“, „Totstellen“ und „Rückzug“. Der „Kampf“ zwischen 1933 und 1936 bestand nicht zuletzt darin, groteske Argumentationsmuster zu konstruieren, wenn etwa Vasmer sich zu dem Hinweis gedrängt sah, daß Slavistik sich nicht ausschließlich mit den Germanen in Osteuropa beschäftigen könne. Um die beiden Bände resümieren zu können, muß man an das Eingeständnis der Herausgeber erinnern, Berichte mit Werkstattcharakter nicht nur für zulässig, sondern angesichts des lückenhaften Forschungsstandes für unvermeidlich gehalten zu haben. Berücksichtigt man außerdem die Tatsache, daß den Beiträgen öffentliche Vorträge zu Grunde gelegen haben, wird noch deutlicher, daß es allein schon aus Platzgründen kaum möglich war, die Geschehnisse in Berlin in einem größeren Kontext einzuordnen. Es muß daher in Kauf genommen werden, daß zwar keiner der Beiträge gravierende Mängel aufweist, aber sich die Darstellung in den allermeisten Fällen auf eine an den Fakten orientierte Schilderung der Berliner Verhältnisse beschränkt. Thesen oder weitergehende Interpretationen sucht man zumeist vergeblich. Allein auf Grundlage der zahlreich und durchweg anschaulich präsentierten Einzelschicksale läßt sich die eingangs gestellte Frage, ob die FWU nun eine nationalsozialistische Universität oder aber eine Universität im Nationalsozialismus war, nur mit „Sowohl – als auch“ beantworten – wie es einige Autor/inn/en in ihren Beiträgen auch ausdrücklich tun. Bei der Suche nach einem gemeinsamen Nenner in allen Beiträgen muß man sich daher mit einer eher banalen Erkenntnis begnügen: Wer nach 1933 an der FWU verblieb, mußte sich über kurz oder lang mit dem Regime arrangieren. Von den konkreten Umständen, unter denen unerwünschte Hochschulangehörige von der FWU entfernt wurden, erfährt man in Bd. 1 einiges. Wie sich in umgekehrter Richtung die an der FWU gelehrte Wissenschaft auf die Kriegs- und Vernichtungspolitik auswirkte, kommt in den Beiträgen aber nur am Rande zur Sprache. Folgerichtig werden Kategorien wie persönliche Schuld oder moralische Verantwortung nur sehr zurückhaltend kommentiert. Diese Fragen für einzelne Fächer ausführlicher abzuwägen, bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten. Durch die Fülle an biographischen Informationen und die quellengestützten Einblicke in den Universitätsalltag im Nationalsozialismus ist das Werk dennoch ohne Zweifel für die Hochschulgeschichtsschreibung von großem Nutzen.

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– 20 – www.burschenschaftsgeschichte.de Tagungen (Studenten-, Hochschul-, Wissenschaftsgeschichte)

4. Tagung der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG) am 10. Juni 2006 in Eisenach, Berghotel, Beginn: 14.00 Uhr Programmübersicht: Begrüßung Dr. Klaus Oldenhage: Die Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung zu Beginn des 21. Jahrhunderts – Zukunft und Projekte Steven M. Förster: Der „Rechtsaußen“ der studentischen Verbände in der Zwischenkriegszeit: Die Deutsche Wehrschaft 1919-1935

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66. Studentenhistorikertagung des Arbeitskreises der Studentenhistoriker im Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) 6.-8. Oktober 2006 in Münster Begrüßungsabend auf dem Haus der AV Zollern Münster Tagungshaus: Münstersche Burschenschaft Franconia Anmeldung und Auskunft: Klaus Gerstein, Ruf: (49)0271-370138 o. 0171-4868791, e-mail: klaus.gerstein@t- online.de, Internet: www.studentenhistoriker.de Vorträge: Florian Hoffmann M. A.: Koloniale Propaganda an der Universität: Der Akademische Kolonialbund (AKB) 1924-1936 Dr. Harald Lönnecker: „Wuchs riesengroß das Wort: Ein Volk! Ein Reich!“ – Der Linzer Anschlußturm zwischen nationalem Bewußtsein, Heldenkult und Friedensmahnung Hans Oscar Michatsch: Die Akademische Wehr Münster 1919/20 Prof. Dr. Christian Peters: Das Wöllnersche Religionsedikt und die akademische Freiheit Aus organisatorischen Gründen wird dringend um fristgerechte Anmeldung gebeten bis spätestens zum 1. September 2006.

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– 21 – www.burschenschaftsgeschichte.de Tagung „Orte der Gelahrtheit“ – Vom „Funktionieren“ deutscher Universitäten im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Tagung der Nachwuchsgruppe „Universitätsgeschichte“ 7.-8. Juli 2006 Senatssaal der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Hauptgebäude, Fürstengraben 1 Information und Anmeldung: Daniela Siebe, Postfach, Fürstengraben 1, D-07743 Jena, Ruf: 03641-944485, e-mail: [email protected] Im Mittelpunkt der Tagung werden die Strukturen der frühneuzeitlichen Universität im Alten Reich stehen: ihr Aufbau, ihre Verwaltung und die verschiedenen mit ihr verbundenen Personengruppen. Gefragt wird nach Strategien der Behauptung in einem sich wandelnden, die Universitäten zunehmend kritisch bewertenden Umfeld. Bewußt werden dabei nicht die aus der Rückschau vieles überstrahlenden Reform- „Leuchttürme“ der frühneuzeitlichen Universitätslandschaft in das Zentrum gerückt. Vielmehr werden jene Universitäten in den Blick genommen, die ihre bereits bestehenden Institutionen und Traditionen – unter anderem auch durch die Universitäten in Halle und Göttingen – herausgefordert sahen. Freitag, 7. Juli 2006 13.00 Begrüßung: Prof. Dr. Volker Leppin Studenten 13.30 Tina Leich, Jena: Das Besucherprofil der Universität Jena im 16. und 17. Jahrhundert 14.30 Anja Pohl, Leipzig: Geselligkeit im akademischen Milieu Leipzigs 15.45 Simone Giese, Linz: Die Bedeutung der Universität Greifswald aus schwedischer Perspektive – Wie eine kleine Universität großen Einfluß haben kann 16.45 Andreas Gößner, München: Die Relegation als akademische Disziplinarmaßnahme im 16. und 17. Jahrhundert. Das Beispiel der kursächsischen Universitäten Leipzig und Wittenberg 19.00 Matthias Asche, Tübingen: Akademische Kultur und Formen studentischer Geselligkeit an Jesuitenuniversitäten im Reich – Ein Annäherungsversuch an ein weithin unbekanntes Kapitel deutscher Universitätsgeschichte Sonnabend, 8. Juli 2006 Professoren 9.00 Daniela Siebe, Jena: „zum nuzen der studirenden Jugendt und aufnehmen der Universitet“. Berufungen in Jena 1650-1700 10.00 Julian Kümmerle, Stuttgart: Familienuniversitäten und Universitätsfamilien. Bildung, Wissenschaft und Verwandtschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vom 16. bis zum 18. Jahrhundert 11.15 Marian Füssel, Münster:

– 22 – www.burschenschaftsgeschichte.de Zeremoniell und Verfahren. Akademische Selbstverwaltung zwischen instrumentellem und symbolischem Handeln Verwaltung und Reform 13.30 Carsten Lind, Gießen: „... undt andern dartzue gehörigen Personen“ – Gießener Universitätsverwandte in der Frühen Neuzeit 14.30 Eva-Marie Felschow, Gießen: Reformen durch Berufungspolitik? Die Universität Gießen und ihr Landesherr im 18. Jahrhundert 15.45 Sabine Holtz, Tübingen: Universität und Landesherrschaft. Die württembergische Landesuniversität Tübingen im 17. Jahrhundert 16.45 Stefan Wallentin, Jena: „Heylsame und nützliche Anstalten“ – Universitätsreform in Jena um 1700 18.30 Podiumsdiskussion Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch, Berlin; Prof. Dr. Anton Schindling, Tübingen; Prof. Dr. Helmut G. Walther, Jena: Universitätsgeschichte der Frühen Neuzeit: Probleme und Perspektiven

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Internationale Musikwissenschaftliche Tagung zur Musica Baltica: „Universität und Musik im Ostseeraum“ Mittwoch-Freitag, 13.-15.September 2006 Tagungsort: Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald Tagungsgebühr: keine Veranstalter: Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt Universität Kontakt: Prof. Dr. Walter Werbeck Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft Bahnhofstr. 48/49 D-17487 Greifswald Ruf: 03834-863522 e-Mail: [email protected] Musik und Universität gehören von Anfang an zusammen. Musik zählt nicht nur als Teil der artes liberales lange Zeit zu den Propädeutika jedes Studiums, sondern sie spielt ebenfalls im Rahmen akademischer Bräuche eine kontinuierliche Rolle, auch wenn die Musiklehre sich seit dem 16. Jahrhundert allmählich wandelt und ganz oder teilweise an die Lateinschulen abwandert. Da bis ins 18. Jahrhundert jedoch keineswegs von einem generellen Verlust der Musikausbildung an den Universitäten gesprochen werden kann, über diesen Prozeß aber nichts Genaues bekannt ist, wäre dieser eingehender zu untersuchen. Dabei kommt insbesondere den Beziehungen

– 23 – www.burschenschaftsgeschichte.de zwischen Schulen und Hochschulen oder der Aufwertung von Schulen zu „akademischen“ Anstalten ein besonderes Augenmerk zu. Zweitens stellt sich die Frage nach historischen wie aktuellen Formen akademischen Musizierens in den Universitäten des Ostseeraums, ebenso nach dem spezifisch „Universitären“ solcher Musikübungen. Außerdem wäre zu prüfen, inwieweit das mare balticum als verbindendes Element fungierte, indem es den Transfer universitärer Musik und Musikpflege ebenso erleichterte wie berufliche Karrieren von Studenten in den jeweiligen Anrainerstaaten. Nicht zuletzt gilt das Erkenntnisinteresse der universitären Musiklehre und -praxis im Spiegel einzelner Personen und Ämter sowie dem Prozeß der universitären Etablierung der Musikwissenschaft im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Vorläufiger Tagungsplan (Sämtliche Vorträge sind öffentlich zugänglich; Interessenten sind herzlich eingeladen) Mittwoch, 13. September 2006 15.00 Eröffnung: Musik, Grußworte 1. Zwischen musica theorica und musica practica 15.30 Werner Braun: Aspekte des Klingenden. Zur Thematik in Universitätsschriften zwischen 1600 und 1750 16.00 Rainer Bayreuther: Musikausbildung zwischen 1550 und 1650 an der Artistenfakultät der Universität Jena 16.30 Gudrun Viergutz: Das Musikprogramm bei den Einweihungsfeierlichkeiten der Universität Turku im Jahre 1640 Donnerstag, 14. September 2006 2. Beispiel Danzig: Vom Gymnasium Dantiscanum zur Akademia Muzyczna 9.00 Danuta Szlagowska: Music for the Professors of Gymnasium Dantiscanum 9.30 Danuta Popinigis: In Zusammenarbeit mit dem Rektor – Musik von Thomas Struthius 10.30 Jolanta Wozniak: Festkantate von F. Th. Kniewel (1817) zur Feier der Vereinigung des Akademischen Gymnasiums mit der Marienschule in Danzig 11.00 Jerzy M. Michalak: Die Musik am Danziger Gymnasium 1817-1914 11.30 Violetta Kostka: Students’ performances of operas in the Academy of Music in Gdansk 3. Universitäres Musikleben und berufliche Karrieren 15.00 Klaus-Peter Koch: Studentische Orgel- und Lautentabulaturen im Ostseeraum des 16./17. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für die Vermittlung europäischen Repertoires 15.30 Felix Purtov: Absolventen der deutschen Universitäten als Musikverleger in St. Petersburg im 18. Jahrhundert 16.30 Harald Lönnecker: „Goldenes Leben im Gesang!“ – Gründung und Entwicklung Akademischer Gesangvereine an den Universitäten des Ostseeraums im 19. Jahrhundert 17.00 Andreas Waczkat: Die ersten akademischen Musiklehrer des 19. Jahrhunderts an der Universität Rostock

– 24 – www.burschenschaftsgeschichte.de Freitag, 15. September 2006 9.00 Wladimir Gurewitsch: Die Universitätsmusik in St. Petersburg: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft 9.30 Geiu Rohtla: Die Musikpflege und der Wirkungskreis eines Musiklehrers an der Kaiserlichen Universität in Dorpat/Tartu (1807-1893) 4. Frühe Musikwissenschaft im Ostseeraum 10.30 Karl Traugott Goldbach: Die musiktheoretische Lehre der Naturwissenschaftler Arthur von Oettingen und Wilhelm Ostwald an der Universität Dorpat 11.00 Lucian Schiwietz: Musikausbildung für den Dienst in Kirche und Schule an der Universität Königsberg 11.30 Folke Bohlin: Deutsche Einflüsse auf die Einführung von musikwissenschaftlichem Unterricht in Schweden 12.00 Urve Lippus: The theme of Baltic music history in the letters of Elmar Arro to Karl Leichter 5. Musik an der Universität Greifswald 15.00 Peter Tenhaef: Die Rolle der Musik in akademischen Festakten der Universität Greifswald 15.30 Ekkehard Ochs: Eine historisch verspätete Entwicklung – Musik als Exercitium und akademisches Lehrfach an der Universität Greifswald im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert 16.30 Holger Kaminski: Friedrich Reinbrecht als königlich-akademischer Universitätsmusikdirektor in Greifswald (1895-1907) 17.00 Eckhard Oberdörfer: Zwischen Anpassung und Aufmüpfigkeit – Studentenlied in Greifswald zu DDR-Zeiten 17.30 Abschlußdiskussion

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Intellektuelle. Rollenbilder, Interventionsformen, Streitkulturen 1500-1800 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Leitung: PD Dr. Rainer Bayreuther (Frankfurt a. M.), Dr. Meinrad von Engelberg (Darmstadt), Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken), Dr. Sina Rauschenbach (Halle) und PD Dr. Isabella von Treskow (Potsdam), Wolfenbüttel 5.-7. Juli 2006, Bibelsaal Bibliotheca Augusta Der Begriff des Intellektuellen erlangte seine heutige Bedeutung im Zusammenhang mit der Dreyfus-Affäre in Frankreich. In Deutschland wurde er nach 1900 gebräuchlich. Seitdem bezeichnet er europaweit alle geistig Tätigen, die über ihre angestammten fachlichen Aufgaben hinaus politische und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, sich der Interpretation der Gesellschaft widmen, Kritik üben und Orientierungswissen vermitteln. Trotz der modernen Begrifflichkeit aber lassen sich die Bedingungen, die intellektuelles Handeln ermöglichen und erfordern, bereits in der Frühen Neuzeit ausmachen. Hier modifizieren seit dem 16. Jahrhundert die entstehende kommunikative Öffentlichkeit, das erwachende profane Selbstbewußtsein und der große politische und kulturelle Gestaltungsbedarf angesichts

– 25 – www.burschenschaftsgeschichte.de der Säkularisierung das Selbstverständnis und das öffentliche Auftreten von gelehrten Frauen und Männern, Naturforschern und Naturforscherinnen, Schriftstellern, Schriftstellerinnen u. a. und führen schließlich zu der Entstehung eines Sozialtypus, der als ein Vorläufer des bzw. der modernen Intellektuellen interpretiert werden könnte. Diesen Sozialtypus in den verschiedenen Kulturen und Denkwelten des frühneuzeitlichen Europa zu bestimmen und zu untersuchen steht im Mittelpunkt des Arbeitsgesprächs. Dabei soll geklärt werden, welche Personen und Personengruppen seit Beginn der Frühen Neuzeit als Intellektuelle charakterisiert werden können, durch welche Aktivitäten sie sich auszeichnen, in welchen europäischen Denkwelten und kulturellen Zusammenhängen sie leben und welchen Interessen sie ihre Stimme leihen. Es stellt sich auch die Frage, ob sich eine Struktur spezifisch intellektueller Debatten herausbildet und welche Medien bzw. Öffentlichkeiten damit verbunden sind. Mittwoch, 5. Juli 2006 Anreise 14.00-15.00 Uhr Einführung durch die Organisatoren 1. Rollenbilder und Identitätsmuster 15.00-15.50 Albert Schirrmeister (Berlin): Wodurch werden humanistische Literaten zu Intellektuellen? 15.50-16.10 Kaffeepause 16.10-17.00 Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken): Vom Gelehrten zum „Philosophe“ 17.00-17.50 Erna Fiorentini (Berlin): Sichtweisen und Bilderwissen. Robert Hooke und Anton van Leuwenhoek im wissenschaftlichen Diskurs ihrer Zeit 18.00 Empfang im Saal des Anna-Vorwerk-Hauses, Schloßplatz 4 18.45 Gemeinsames Abendessen im Restaurant Leibnizhaus Donnerstag, 6. Juli 2006 9.00-9.50 Ina Schabert (München): Quer zur Wissenschaftskultur – die Frau als Intellektuelle 9.50-10.40 Karsten Mackensen (Berlin): „non servitio operis sed imperio speculationis ...“ – Musiker in der Frühen Neuzeit zwischen Beruf und Bekenntnis 10.40-11.10 Kaffeepause 2. Mediale Interventionsformen 11.10-12.00

– 26 – www.burschenschaftsgeschichte.de Isabella von Treskow (Potsdam): Emotion, Perzeption, Kognition. Fiktionale Literatur als Medium der Intellektuellen 12.00-12.30 Führung von Ulrich Johannes Schneider durch die Ausstellung „Seine Welt wissen“ 12.30-14.10 Mittagspause 14.10-15.00 Siegfried Jüttner (): Intellektuelle Intervention in Presse und Flugschriften 15.00-15.50 Christoph Danelzik-Brüggemann (Düsseldorf): Argumentieren mit Bildern. Lichtenberg und Forster 15.50-16.20 Kaffeepause 16.20-17.10 Meinrad von Engelberg (Darmstadt): Bildende Künste als Medium intellektueller Intervention 17.10-18.00 Rainer Bayreuther (Frankfurt/Main): Politische Oper um 1700: Zwischen Auftragsbindung und Kritik 20.00 Rudolf Stichweh (Luzern): Epistemische Communities als Institutionen der Wissensgesellschaft. Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Seine Welt wissen“ Freitag, 9. Juli 2006 3. Debatten und Streitkulturen 9.00-9.50 Ludger Schwarte (Berlin): Von der Möglichkeit, die Wahrheit zu sagen. Intellektuelle, Experimentalwissenschaft und Öffentlichkeit um 1700 9.50-10.40 Sina Rauschenbach (Halle): A Case of Concience. Die englische Debatte über die Wiederzulassung der Juden im 17. Jahrhundert 10.40-11.00 Kaffeepause 11.00-11.50 Ulrich Johannes Schneider (Leipzig): Physikalisch-theologische Schizophrenie. Johann Jakob Scheuchzer und seine Physica sacra (1731) 11.50-12.40 Dieter Janssen (Saarbrücken): Die Legitimität des Krieges als Problem der frühneuzeitlichen Intellektuellen und Gelehrten 12.40-13.00 Abschlußdiskussion 13.00 Mittagessen, Abreise Anmeldung: Dr. Volker Bauer, Herzog August Bibliothek, Postfach 1364, D-38299 Wolfenbüttel, e-mail: [email protected]

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An die Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG) – Geschäftsstelle – Herrn Hans-Jürgen Schlicher Am Zieglerberg 10 D-92331 Degerndorf (Lupburg)

Beitrittserklärung

Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. und verpflichte mich, den von der Mitgliederversammlung festgesetzten Jahresbeitrag von zur Zeit Euro 27,– (Euro 8,– für Studenten)* bis spätestens 1. März eines jeden Jahres zu bezahlen.

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