2. Vortrag inkl. Rundgang „“ für Quartierverein vom 9. Mai 2012 Veröffentlichung April 2013

Kempratens Dorf-Struktur

anfangs bis Mitte des 20. Jahrhunderts

Darlegungen über „Kempraten“ für Quartierverein, 9. Mai 2012 Bestehend aus: .I. Vortrag. und .II. Rundgang. gehalten von Robert Helbling, wohnhaft im gewerblichen Elternhaus an der Zürcherstrasse 117 in Kemp- raten, Jahrgang 1936, Malermeister und nach zweiter Weiterbildung (als längerer Teil seines Berufslebens) Lehrer an Malermeisterschulen und Unternehmungsberater für Ausbaugewerbe (hauptsächlich dem Maler- gewerbe).

Diese schriftliche Fassung ist, besonders betreffend .II. Rundgang., ausführlicher, als was vorgetragen bzw. erklärt werden konnte.

.I. Vortrag. Übersicht 1. Eisweiher / Natur-Eis-Gewinnung 2. Handwerk & Gewerbe ausserhalb des Dorfkerns (jene des Dorfkerns waren Teil des 1. Vortrages) 3. Landwirtschaft 4. Schulen / Schulerlebnisse 5. Villen bzw. Herrschaftshäuser 6. Orts- & Postbezeichnungsname

Liebe Kemprätlerinnen und Kemprätler, sehr geehrte Damen und Herren, es freut mich, Ihnen aus meinen Erinnerungen und Überlieferungen meines Vaters Weiteres aufzuzeigen zum Thema:

Kempratens Dorf-Struktur vom Anfang bis Mitte des 20. Jh. Wie für den 1. Vortrag im 2011, bitte ich zu berücksichtigen, dass meine Erzählungen nicht wis- senschaftlich fundiert sind und als meine subjektive Ansicht wiedergegeben werden. Ich glaube, es richtig einzuschätzen, wenn ich auch in diesem 2. Teil weniger bestrebt bin, alle Bereiche des damaligen Dorflebens zu schildern, sondern eher die einzelnen Gegebenheiten mit Erlebnis-Erinnerungen auszuschmücken. Eisweiher / Natur-Eis-Gewinnung Für uns Kinder, die wir am See aufwachsen durften, waren kalte Winter mit zugefrorener Kemp- ratnerbucht keine Seltenheit und doch stets eine besondere Attraktion. Aber nicht allein zum Schlittschuhlaufen war eine dicke Eisschicht begehrt. Damit im Depot der Brauerei Wädens- wil an der Zürcherstrasse (wo jetzt die Rosenklinik) das Bier gekühlt werden konnte, wurden im Winter grosse Mengen Natureis eingelagert, das sie sich so in nächster Nähe beschaffen konnte. Dazu wurde ein Eisfeld mit genügender Stärke von ca. 20cm oder mehr, massgenau eingeteilt, dann an einer Ecke ein Loch aufgepickelt, so dass man mit langen Fuchsschwanz- Eissägen Blöcke von ca. 50x100cm Abmessung heraustrennen konnte.

© by Robert Helbling, Zürcherstr. 117, 8640 - 1 - 2. Vortrag inkl. Rundgang „Kempraten“ für Quartierverein vom 9. Mai 2012 Veröffentlichung April 2013

Bild: Bierschiffssteg

Es wurde dann dieselbe Transportmöglichkeit benützt, wie für den letztmals geschilderten Bier-Ablad. Mit grossen Eiszangen wurden die schweren Blöcke mit Muskelkraft auf den Steg und dort auf Rollwagen gehoben und damit in den grossen Eisschopf gefahren, wo es den ganzen Sommer über ─ bis zum nächsten Winter ─ in Vorrat gehalten werden konnte; ohne dass eine maschinelle Kühlanlage nötig war. Bei anhaltender Kälte konnte pro Saison mehrmals Eis gesägt werden. Bei jeder Bierauslieferung wurde an das Lastauto (bzw. noch früher an das Pferdegespann) ein Anhänger mit isolierter Einwandung angekuppelt, worin man die Eisblöcke für die Restau- rantkühlschränke transportierte. Und wenn beim Umlad einmal ein glitschiger Eisblock zer- barst und im heissen Sommer Eisstücke auf dem Umschlagplatz landeten, hatten wir Kinder eine helle Freude daran, ein «Glace» gefunden zu haben, das sonst nur am grossen jährli- chen Stierenmarkt in Rapperswil erhältlich war. Auch die dortigen Eisschränke waren mit Na- tureis gekühlt, wie auch Metzgereien auf dieses Kühlmittel angewiesen waren. Für andere Brauereien und weiteren Bedarf gab es in Kempraten einige Eisweiher. Die Krone- Brauerei hatte in nächster Nähe einen 3-teiligen, welcher ebenfalls den Vorteil bot, dass Dank der nahen Lage, keine Strassentransporte erford