2008 1908– Bahn er ohler eK Jahr 100

ISBN 978-88-6011-123-4

SPECTRUM

100 Jahre Kohlerer Bahn Dank

allen Institutionen,Leihgebern, Fachleuten und Zeitzeugen, die diese Publikation mit Rat und Tatunterstützt, ihre Archivbestände geöffnet und uns Informationen zur Verfügung gestellt haben, insbesondere: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und Zeughaus, Meinrad Pizzinini, Stadtarchiv Gemeinde Bozen, Hannes Obermair,Bozen Kuratorium für Technische Kulturgüter,Bozen Arnaldo Loner,Bozen Richard und Mädi Gabloner,Bozen Margareth und Marialuise Peer,Reinswald und Kupferzell (D) Bärbel Tutzer,Bozen Ferdinand Trenker,Bozen Ohne die Vorarbeiten, die der Bozner Heimatpfleger Norbert Mumelter in zahlreichen Veröffentlichungen über die Kohlerer Bahn geleistet hat, wäre diese Festschrift nicht möglich gewesen.

4 Inhalt

Ein Stück Südtiroler Verkehrsgeschichte, Landeshauptmann Luis Durnwalder 6 Am Kohlerer Berg per Rad unterwegs, Landesrat Thomas Widmann 7 Öffentliches Verkehrsmittel im Aufschwung, Stadtrat Klaus Ladinser 8 Gründerjahre 10 ... klein, aber fein 20 Der Pionier 23 Personenverkehr ausgeschlossen 29 Gewichtsbewusst 32 Sicherheit geht vor 39 „Ungemein wechselvoll und großartig ...“ 44 Krieg und Frieden 46 Seilbahnpapst Louis Zuegg 50 Die „seilbahnlose“ Zeit 1943–1965 56 Sang- und klanglos 50 58 Kohlern III, quo vadis? 59 Zur Geschichte der „Kohlerer-Bahn-Gesellschaft“ 64 100 Jahre Seilbahn Kohlern 66 Immer auf Draht 68

Literatur- und Quellennachweis 70 Bildnachweis 71 Personenregister 72 Technikmeile 73

5 Die Kohlerer Bahn, ein Stück Südtiroler Verkehrsgeschichte

EinigeZeitgenossen bestehen dar- geschätztwerden -sie stellt also auf,dass die Ursprüngedes Begriffs auch ein wertvolles Stück der Südti- Sommerfrische in Kohlern zu fin- roler Verkehrschronik dar.Auf gut den sind. Wenn dies auch nicht 1000 mMeereshöhe eröffnet sich gesichertsein mag, so bleibt der den Fahrgästen eine üppigeund dunkle, bewaldeteBuckelberg doch vielfältigeNatur mit guten Wander- ein lohnendes Ausflugsziel für die und Erholungsmöglichkeiten, und Bewohner der Stadt und alle, die auch das leibliche Wohl kommt den Bozner Talkessel entdecken nicht zu kurz. Das umfangreiche möchten. Daß die Seilschwebebahn Panorama verleiht dem Ausflug nach Kohlern als ältesteihrer Art noch eine ganz besondereNote. heuer hundertJahrealt wird, ist ein Ich wünsche der Kohlerer Bahn wei- besonderer Grund zur Freude und terhin einen guten Fortbestand. gereicht dem ganzen Land zur Ehre. Sie gehörtzujenen Bahnen rund um Bozen, die noch heute Luis Durnwalder ihren Dienst versehen und allseits Landeshauptmann

6 Am Kohlerer Berg per Rad unterwegs Ein prominenter Radtipp zum 100-Jahr-Jubiläum

Der Kohlerer Berg ist ein Bozner ge Meter unterhalb der Scheune fol- Sommerfrischgebiet und ein be- gen. liebtes Wander- und Erholungsziel Es beginnt ein schöner Pfad auf obendrein.Ich persönlich begebe griffigemWaldboden. Bei der Stein- mich am liebsten mit dem Fahrrad lawine bietet sich ein herrlicher nach Kohlern. Der Aufstieg gehört Ausblick hinunter ins Eggental und zwar nicht zu den bequemsten, zum Rosengarten. Vordem Tennis- aber die Straße wirdsehr wenig platz beim Röllhofhält man sich befahren und lohnt sich als echte links und folgt der mit der Markie- Trainingsstrecke. Weresetwas rung „P“ gezeichneten Routenach sanfterliebt, fährtmit der ältesten Bad Isidor. Seilschwebebahn der Welt hinauf Abschließend lässt sich die ange- und kann oben eine wunderbare nehme Bergabfahrtzur Kohlerer Radtour ins wildromantische Wolfs- Talstation in vollen Zügen genie- tal unternehmen: ßen. Auf 1200 Metern Meereshöhe ange- GuteFahrt! langt fährtman die Teerstrasse rechterhand hinauf bis zur ersten Thomas Widmann Rechtskurve und folgt dem Schot- Landesrat für Tourismus terweg links mit der rot-weißen und Mobilität Markierung Nr.4. Nach rund 4Kilometern winkt die Wolfstalalm (1350 Meter,höchster Punkt) mit einem alten Bauernhof. Hinter dem Stadel links halten und der weiß-blauen Markierung weni-

7 Öffentliches Verkehrs- mittel im Aufschwung

Die Stadt Bozenist stolz auf die gesäumt wird. 100 JahreKohlerer Kohlerer Seilbahn, weil sie welt- Seilbahn bedeuten, den Auftrag weit die ersteist und weil dadurch an die Stadt Bozenzukunftsorien- die Innovation und das fort- tierte Verkehrspolitik zu verwirk- schrittliche Unternehmertum der lichen und den Bürgern die Schön- Bozner Bürger um 1900 unterstri- heit der Heimat näher zu bringen. chen werden. In den letztenJahren sind die Herzlichen Glückwunsch! Fahrgastzahlen wieder deutlich angestiegen. Im Jahresdurch- schnitt wurden in den letztenpaar Klaus Ladinser Jahren über 100.000 Personen mit Stadtrat für Verkehr und Umwelt der perfekt gewarteten Seilbahn befördert. Mich freut besonders, dass die Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt, unseresLandes aber auch viele FeriengästeKohlern besu- chen und kennen lernen, und damit die Seilbahn als öffentli- ches Verkehrsmittel nutzen. VonKohlern aus bietet sich ein phantastischer Rundblick auf den Plakatentwurf, bislang unveröffentlicht,von Bozner Talkessel, der vomSchlern, Max von Esterle, 1910. den Dolomiten, dem Rittner Das Original befindet sich im Zeughaus, Hochplateau und dem Mendelzug Innsbruck.

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Gründerjahre Wirtschaftund Tourismus im Aufbruch

er Beginn des Eisenbahn- Perathoner zum Bürgermeister D zeitalters (1859 Bozen– gewählt. Er solltedas Amt 27 Jahre Verona und 1867über den lang ausüben, ehe er vonden Brenner nach Norden) brachtefür Faschisten abgesetztwurde. die heimische Wirtschafttiefgrei- Sein Programm setzte auf Moder- fende Veränderungen. Über Nacht nisierung und sah den Bau von hattesich die Zeit-Raum-Relation Schulen, Straßen, Promenaden verändert, mit der Eisenbahn und Brücken vor, ebenso die Elek- schrumpftendie Distanzen, die trifizierung der Straßenbeleuch- Fahrzeiten reduziertensich um ein tung. Sie wurde möglich, nachdem Vielfaches und für den Tourismus Bozen1898 gemeinsam mit Meran und den Exportheimischer Güter ein großes Wasserkraftwerk auf (Obst und Wein) eröffneten sich der Töll gebaut hatte. völlig neue Perspektiven. Die Talferstadt hattezuBeginn des Zur Jahrhundertwende herrschte 20. Jahrhunderts knapp 12.000 Ein- allgemeine Aufbruchstimmung im wohner,denn der KurortGries und Lande. 1895 wurde in BozenJulius auch Zwölfmalgreien warenda- mals noch selbstständigeGemein- den, die sich 1901amEingang Bahnhof Bozen,umdie Jahrhundertwende, ins Eggental ihr eigenes E-Werk vor der Eingemeindung des Kurortes Gries bauten.

10 Gries warbei zahlungskräftigen telefonieren; 3Minuten für 30 internationalen Gästen vorallem Kreuzer.Bereits 1898 hattedie 15 als Kurortfür die Wintersaison Kilometer langeDampfeisenbahn beliebt. Russische Aristokraten Bozen–Kaltern ihren Betrieb aufge- schätztendie sonnige, windge- nommen (ab 1911 elektrisch). schützte Lage ebenso wie Königin Damit warder Wegfreifür die Therese vonBayern und Herzog erstegroße Bergbahn im Raum Franz vonÖsterreich EsteModena. Bozen. Es wardie vomBozner Seit dem 1. September 1899 konnte Bankhaus Schwarz finanzierte man zwischen Bozenund Meran Standseilbahn vonSt. Anton in

Die Fagenstraße in Gries mit Trambahn als Zubringer zum Bahnhof und zur Rittnerbahn

Bürgermeister Julius Perathoner

Historische Promenadenbeleuchtung auf der Bozner Wassermauer aus dem Jahr 1903

11 Plakat mit Fahrplan der Überetscher Bahn und Anschluss an die Standseilbahn auf die Mendel. Das Werbeplakat wurde um 1910 von Tony Grubhofer gestaltet.

12 Kaltern auf die Mendel (1903). In Die einfache Bevölkerung fuhr wei- nur zwölf Monaten Bauzeit ver- terhin mit dem Ochsenkarren auf wirklichten 400Arbeiter die bis zu die Passhöhe, denn sie konntesich 63 Prozent steile, elektrisch betrie- den Fahrpreis einfach nicht leisten. bene Bahn auf den Mendelpass. Für die billigsteFahrtvon Bozenauf Prominentester Fahrgast warKai- die Mendel hin und retour wurden ser Franz Joseph im Jahr 1905, aber 6,40Kronen verlangt. Im Vergleich auch Sissi, Karl Mayund in den dazu kosteteeine Übernachtung 1920er-Jahren König Umberto II. mit Vollpension auf der Mendel weilten auf der Mendel. 12 Kronen.

Grand Hotel Penegal, ehemals k. k. Nobeltreff

Standseilbahn auf die Mendel, 1903

Zeitgenössische Hotelwerbung

13 Die Standseilbahn auf die Mendel Mit der Straßenbahn ging es zum fährtheutenoch. Die Zulaufstrecke Rittner Bahnhofund weiter mit vonBozen nach Kaltern wurde 1964 einer elektrischen Zahnradloko- aufgelassen. motivedie vier Kilometer lange Ein Privileg der Wohlhabenden war Steilstreckehinauf nach Maria im Jahr 1907auch die Zahnradbahn Himmelfahrt(bis zu 25,5 Prozent auf den . Eine Hin- und Rück- Steigung). fahrkarte vonBozen nach Kloben- Bis zur Endstation nach Kloben- stein kostete5,10Kronen. Aus- stein genügtedann wieder die gangspunkt warder Waltherplatz. heutenoch funktionierende Adhä-

Die alte Zahnradbahn in einer historischen Ansicht um 1910

Die Rittnerbahn am Hochplateau zwischen Oberbozen und Klobenstein

14 sionsbahn. Die Gesamtdauer der Rittnerbahn: Zahnstangenstoß der alten FahrtimJahr 1907belief sich auf Zahnradbahn eine Stunde und 20 Minuten. Trasse oberhalb von St. Magdalena 1966 wurde die Zahnradstrecke durch eine Seilbahn ersetzt.

Die Zahnradstrecke der Rittnerbahn wurde 1966 durch eine Seilbahn ersetzt. Plakat von Tony Grubhofer

15 Werbeplakat Virglbahn, Druck: Artistisches Institut Orell Füssli, Zürich, um 1910

Standseilbahn auf den Virgl, um 1940

16 Als die Virglbahn 1907eröffnet konzertenund Tanzunterhaltung wurde, galt sie mit 70 Prozent Stei- meist ausgebucht. Im Oktober gung als steilsteStandseilbahn 1943 wurde die Bahn durch Bom- Europas. In vier Minuten bewältig- ben zerstört. Von1957 bis 1976 te sie die 200 Höhenmeter der wurde sie durch eine Seilbahn 344mlangen Strecke. Die große ersetztund dann eingestellt. Aussichtsveranda mit 450Plätzen waranWochenenden bei Abend-

17 Die Bahnstrecke kurz nach dem Bau, 1913

Die Guntschnabahn war eine elektrische Standseilbahn, die in 4Minuten Fahrzeit die Gäste von der unteren Station in der Fagenstraße zur oberen Station brachte. Durch Weingärten erreichte man das Restaurant „Reichrieglerhof“ mit einer herrlichen Aussichtsterrasse. Die Warteräume der Berg- und Talstation waren mit Landschaftsaufnahmen und Markierungstabellen des Guntschna- und Saltengebietes geschmückt. Im „Bozner Führer“ von 1926 sind außer- dem auf der Guntschnaterrasse die Bauernweinschänken Drahtner und Föhrner als beliebte Ausflugsziele angeführt.

18 Vorwiegend lokalen Charakter hat- sien (gebaut 1937) und Kohlern, wo tenneben der Virgl- auch die man bereits seit der Jahrhundert- Guntschnabahn, die kleinsteder wende an der Planung einer Berg- Bozner Bergbahnen. Sie überwand bahn arbeitete. auf einer 303Meter langen Strecke vonGries zum Streckerhofeinen Höhenunterschied von186 Metern. Guntschnapromenade mit Reichrieglerhof Sie verkehrte von1912 bis 1963. Vor dem Ersten Weltkrieg fehlten jetzt Untere Stationder Guntschnabahnmit Blick nur noch Bergbahnen nach Jene- ins Überetsch und auf den Mendelzug

19 ... klein, aber fein! Kohlerer Sommerfrischtradition

nter den traditionellen „Bauernkohlern“ (1130 m) wurde erst U Bozner Sommerfrischorten 1880 eine Kapelle gebaut. Prägend warder Kohlerer Berg wohl warenhier die eng nebeneinander der jüngsteund bescheidenste. liegenden Höfe„Oberkoler“ und Weder landschaftlich noch gesell- „Unterkoler“,später „Klaus“ und schaftlich konnteermit dem „Rit- „Uhl“.Die Zahl der ansässigen Ein- ten“,dem Sommerfrischparadies wohner schwankteseit Jahrzehnten schlechthin, mithalten, wie Karl zwischen 50 und 60. Dazu kamen Theodor Höniger in seinem „Alt- einigeDutzend Sommerfrischler bozner Bilderbuch“ bemerkte. Und und wechselnde Feriengäste. Vor doch entdeckten bereits im 18. Jahr- dem Bau der Bahn warKohlern nur hunderteinigeBozner Familien nie- zu Fuß in rund zwei Stunden, mit deren Adels den eigenen Reiz Koh- dem Pferdoder auf holprigem Och- lerns. So entstand 1745 an der östli- senkarren zu erreichen. Trotzaller chen Bergschulter (1190 m) beim Unannehmlichkeiten warder wald- „Pircherhof“ eine Kirche und drei reiche Aussichtsberg im ausgehen- dem Bozner Spital zinspflichtige den 19. Jahrhundertbei Natur- und „Sommerfrischbehausungen“,wes- Turnfreunden beliebt. Am 23.Juli halb die Häusergruppe dann land- 1889 wurde vonder Sektion Bozen läufig „Herrenkohlern“ genannt des österreichischen Touristenklubs wurde. Im etwas tiefer gelegenen am Titschengipfel (1616 m) eine aus

20 soliden Baumstämmen gefügte, mit zurück, wo im altbewährten Gast- doppeltem Schindeldach versehene haus zum Klaus die ,Knödel‘ vor- Aussichtswarte errichtet. züglich schmeckten und dem treff- Der zeitgenössische Bericht dazu: lichen frischen Rothwein eifrig „Anlässlich der Fertigstellungder zugesprochen wurde. Unterdessen Aussichtswarte am Titschen fand nun am Sonntag ein gelungener Sektionsausflug statt, welchem sich Sommerfrischler in Kollern, Touristen undwackere Nimrode aus Bozen angeschlossen hatten. Man wanderte gruppenweise zu jenen luftigen Höhen hinauf, wel- che an diesem Tag von mehr als 3o Personen besucht worden waren. Der Steig, welchen Herr Ing. Stipeck mit einer vorzüglichen Markierung versehen ließ, ist sehr bequem, mit nicht allzu großer Steigung durch den Hochwald angelegt und wird die Aussichtswarte von Kollern aus in einer guten Stunde erreicht. Jung und Alt erfreute sich der weiten Die Schwestern Öttl beim Pilzesuchen Aussicht bei prächtig klarem und fast windstillem Wetter. Erst nach Herrenkohlern, 1190 m, und Bauernkohlern, 2Uhr kam man nach Kollern 1130 m

21 waren noch mehrere tapfere Nach- ser lohnenden Bergparthie durch- zügler aus der Stadt erschienen, aus befriedigt. Fernerhin wird die- dass bald das fröhliche Treiben auf ses Ausflugsziel gewiss häufig Kollern herrschte. Gegen den Abend erwählt werden, denn es gibt in sol- erfolgte der Abschied von der fri- cher Nähe zur Stadt keinen schöne- schenheiterenHöhe.Beim,Röll‘ ren Aussichtspunkt, als der Tit- und in Kampenn beim ,Kofler‘ gin- schen es ist.“ gen die immerfort durstigen Touri- stenbrüder nicht gleichgültig vor- bei. Alle Teilnehmer waren von die-

Gasthof Klaus,Bauernkohlern

Der BoznerTurnverein versammelt sich in Kohlern, 1892.

22 Der Pionier Ein Gastwirt mit Initiative

osef Staffler,als Sohn Bahnhofunternahmen, um vor J eines Gastwirts am allem abends bei ihm zu speisen. 17.März 1846 in der Pfarre Nach wenigen Jahren konnteer Lengmoos geboren, warschon als bereits den Gasthof„Zum Riesen“ junger Mann recht unterneh- erwerben, 1899 kaufte Staffler den mungslustig. Mit 22 wurde er Schankpächter in Gries, heiratete und übernahm mit knapp 30 die damals florierende Bahnhofsgast- stätteinWörgl. Die neuen Möglichkeiten der Eisenbahn hatten es ihm angetan und so kehrte er Anfang der 1880er-Jahrenach Bozenzurück, um auch hier die Bahnhofsgast- stättezuführen. Er leiteteden Betrieb mit derartigem Geschick, dass bald nicht nur Fahrgäste, son- dern auch Bozner Bürger den klei- Bahnhof Bozen nach der Jahrhundertwende nen Spaziergang zum noch immer außerhalb der Stadt gelegenen Josef Staffler,Riesen-Wirt

23 „Uhlenhof“ in Bauernkohlern mit zweistündiger Fußmarsch oder ein den dazugehörigen Wiesen und ebenso anstrengender Transport Wäldern, einer Kapelle und einem auf holprigem Karrenweg. Herrenhaus in herrlichster Aus- Den Ausbau des Karrenweges sichtslageüber dem Bozner Talkes- schloss Staffler gleich als zu kost- sel. Er ließ das Herrenhaus in einen spielig aus. Wasihm vorschwebte, Höhengasthofumbauen und war wareine elektrische Seilbahn. jetztfür Gästegerüstet. Doch wie Bereits im Jahr 1900 ließ er sich in sollten diese die 900 Höhenmeter Budapest vonRössemann &Küh- bewältigen? Zur Wahl standen: ein nemann ein Projekt ausarbeiten. Es handeltesich um eine einseilige Förderbahn mit 30 Eisenständern und je sechs hinauf- und hinunter- fahrenden Coupés. Die „approximativeOfferte“bezif- fertedie Kosten auf 170.000 Kronen. DasProjekt wurde fallengelassen, doch schon ein Jahr später ließ Staffler ein neues Projekt erstellen, diesmal für eine Standseilbahn.Den Auftrag dazu erhielt die Schweizer Firma Theodor Bell &Cie. Bei der Planung gab es einen offe- Schlittenfahrt vor dem Bau der Kohlerer Bahn nen Interessenkonflikt mit den GastwirtenamVirgl, die befürch- Höhengasthof Kohlern teten, ins Abseits zu geraten, wenn

24 eine Bahn an ihnen vorbei nach Unteres „Aufnahmegebäude“ im Projekt Kohlern führte.Zudem drohten die von Ingenieur M. Maurer aus Brixen für die Kosten beim Bau einer Virgl-Zwi- Drahtseilbahn nach Kohlern, 1903 schenstation weiter zu explodie- ren. Mit 300.000 Kronen für die Standseilbahn lagen sie ohnehin schon außerhalb der finanziellen Möglichkeiten Stafflers. Jetzt wandtesich der unternehmungs- Materialseilbahn nach Kohlern mit lustigeGastwirtdem Plan eines insgesamt 16 Holzstützen, 1906

25 „elektrisch betriebenen Drahtseil- sei die Bahn im technischen Sinne aufzugs“ zu. Die Kosten betrugen keine Eisenbahn und falle damit nur ein Drittel einer Standseil- auch nicht in den Zuständigkeits- bahn, die Technik warvorhanden, bereich des Eisenbahnministeri- auch die elektrische Energie aus ums, hieß es dazu in Wien. dem nahe gelegenen Kraftwerk in Immerhin erhielt Staffler nach der Kardaun. Nur das k. k. Eisenbahn- Kommissionierung seines Projekts ministerium spieltenicht mit. im Juni 1905 vonder Bezirks- „Im Hinblick auf das nicht Vorhan- hauptmannschaft Bozendie densein eines Gleises am Boden“ Genehmigung zum Bau eines

Umbauarbeiten an der Materialseilbahn für die Zulassung als Personenschwebebahn

Transport des Tragseils für die erste Kohlerer Bahn, beide 1908

26 Drahtseilaufzugs für Material- DieBezirkshauptmannschaftBozen transporte unter Ausschluss der formulierte nun die vorläufig provi- Personenbeförderung. sorischen Zulassungsbestimmun- Am 11. Mai 1906 wurde die Seilbahn gen. So sollten die bestehenden kollaudiert. Den Antrieb besorgte Seilbahnstützen der Materialseil- ein 45 PS starker Elektromotor, der bahn verstärkt und als Sicherheits- an der Talstation (etwas oberhalb vorkehrung eine Fangvorrichtung der heutigen) eingebaut war. In der eingebaut werden. Zwischenzeit hatten die zuständi- Mit dem Umbau der Materialseil- genBehörden ihr „Nein“ zum Per- bahn wurde die Simmeringer sonenverkehr überdacht. Der unfallfreie Betrieb aller Bozner Bergbahnen hatteden Befürwor- Am 29. Juni 1908 nimmt die erste für den tern einer Personenseilbahn Auf- Personenverkehr zugelassene Bergschwe- wind gegeben. bebahn der Welt den Betrieb auf.

27 Maschinen- und Waggonbau- die Kabine am Dach eine tiefe Fabrik in Wien beauftragt. Vonden Schrägkerbe hatte, um nicht am 16 Holzstützen wurden sechs Tragseil anzustoßen. Der Wetter- durch eiserne ersetzt, die übrigen hornaufzug wurde 1915 eingestellt verstärkt. und 1934 abgebaut. Die Fangvorrichtung bestand in einem zweiten Zugseil, das unbe- lastet mitlief und die Gondel bei einem allfälligen Zugseilriss hal- tensollte. Am Peter-und-Pauls- Fest 1908 waresendlich so weit: Josef Staffler konntedie ersteoffi- ziell für den Personenverkehr zugelassene Bergschwebebahn der Welt in Betrieb nehmen. Einen Monat später wurde der Wetter- hornaufzug in Grindelwald in der Schweiz eröffnet. Die Anlagebesaß keine Zwischen- stützen. Sie warderartsteil, dass

Einen Monat nach der Kohlerer Bahn wurde der Wetterhornaufzug in Grindelwald in der Schweiz eröffnet. Der Aufzug wurde 1915 eingestellt und 1934 abgebaut.

28 Personenverkehr ausgeschlossen Materialseilbahnen als Vorbild

infache Seilzügeaus Hanf- liegen uns Schilderungen seilbahn- E seilen wurden bereits in ähnlicher Anlagen vor, die für mili- derAntikezur Überwin- tärische Zweckegenutztwurden, dung vonSchluchten und Flüssen vorallem bei der Belagerung von gebaut. Auch aus dem Mittelalter Festungsanlagen. Der Beginn des

ErsteBleichert-Drahtseilbahn in Teutschenthal bei , 1874

Japanische Seilbahn mit Handbetrieb, um 1200

29 Seilbahnwesens im heutigen Sinne produktion erreichteihren Höhe- fällt in die Zeit der Erfindung des punkt im Jahr 1900 mit 345ausge- Drahtseils am Anfang des 19. Jahr- liefertenDrahtseilbahnen, ein Jahr hunderts. bevor Adolf Bleichertstarb und Zunächst wurden ausschließlich seine Söhne Max und Paul den Materialseilbahnen für Bergwerke Betrieb übernahmen. Sie expandier- vorallem in den USA gebaut. tenbald weltweit und sorgten für In Europa wurden ab 1874 vonAdolf Schlagzeilen, als sie 1905 in Argenti- BleichertinLeipzig Drahtseilbah- nien eine 34 Kilometer langeMate- nen in Serie hergestellt. Die Jahres- rialseilbahn bauten, die einen Höhenunterschied von3528 Metern überwand. Personentransporte in beschränk- temUmfang gab es auch schon bei dieser Kordillerenbahn für die Seil- bahnbediensteten, allerdings nur auf Verantwortung des Seilbahnbe- treibers und ohne gesetzliche Genehmigung, da staatliche Vor-

Personenschwebebahn für die Wiener Weltausstellung, Zeichnung, 1873

Nicht zugelassener Personenverkehr auf der Kohlerer Materialseilbahn

30 schrifteneinfach noch fehlten. feln und Hinweise nütztennichts. Dieses Mankomachteauch dem Die einzigeRettung sah Staffler Bozner GastwirtJosef Staffler zu schließlichinder Flucht nach vorne, schaffen, der zur Versorgung seines um endlich die Genehmigung für Gastbetriebs in Kohlern im Jahr eine offizielle Personenseilbahn zu 1906 eine Materialseilbahn von erhalten. Bozennach Kohlern gebaut hatte. Diese Seilbahn warteilweise so niedrig geführt, dass man nahe der Talstation leicht in die Transportkis- te hinein- und wieder heraussprin- genkonnte. „Dies trug sich so häufig zu, dass die Lastenseilbahn bald zu einer ausgiebig benützten und äußerst billigen, aber ganz unbefugt benützten Seilschwebebahn für Personenverkehr wurde“, schreibt Gunther Langes in seinem Jubilä- umsartikel zum 50-jährigen Beste- Die „Argentinische Goldbahn aus “ hen der Kohlerer Bahn. Es dauerte in den Kordilleren, 1905 von Adolf Bleichert nicht langeund die Behörden ver- gebaut,war 34 Kilometer lang. Die langten vomBesitzer wirksame Talstation der Bahn, auch als achtes Maßnahmen, um das unbefugte Weltwunder bekannt, befand sich auf einer Fahren mit der Lastenseilbahn zu Höhe von 1075 Meter.Die Bergstation war unterbinden. Doch alle Verbotsta- auf 4603 Meter.

31 Gewichtsbewusst! Gondeln handgefertigt

ie Gondeln der ersten Koh- einwänden nicht genehmigt. Dar- D lerer Bahn verdienen eine aufhin hatte die Simmeringer Wag- besondere Erwähnung: gonfabrikinWienneueGondeln ihre fast einem Kutschkasten ähnli- gebaut, aber auch sie entsprachen che Bauweise ist für den Fahrgäste- nicht. Nun griff Stafflerzueinem verkehr durch die Luft zunächst Auftrag im Bereich des Handwerks. bezeichnend; den Übergang zur Wie Dr. Norbert MumelterimJahr Metallkabine markierte dann, noch 1965 im Gespräch mit dem damals im selben Sommer, der Wetterhorn- 85-jährigen WagnermeisterThomas aufzug bei Grindelwald. Nach der Peer erfuhr, hatte sich der Riesen- Erinnerungvon Enkeln des Seil- wirt eines Tages an ihn, den um bahnerbauers Josef Staffler war die eine Generation jüngeren gewandt, erste Kohlerer Bahn eigentlich weil die von der Simmeringer Wag- schon 1907 fertiggestellt, aber die gonfabrik gelieferten Gondeln so Abnahmebehörde hatte damals die massiv gebaut waren, dass jede von zwei Gondelnwegen Sicherheits- ihnen 400 bis 500 Kilo wog und zudemihretalseitigeUnterkante an den Querbalken jener Seilbahn- ständer, die von der Materialbahn Wagnermeister Thomas Peer,Terlan, baute übernommen worden waren, hän- die Gondeln der ersten Kohlerer Bahn gen blieb.

32 Sicherheit geht vor Staffler verlangte von dem damals Zu schwer.Die Gondeln der Simmeringer Er hatte ja in seinen Lehr- und Die vom Laufwerk herabtropfende Die zweite Kohlerer Bahn als Testanlage 28-jährigen Meister neue, viel leich- Waggonfabrik mit zwei Plattformen für Wanderjahren unter anderem auch Wagenschmiere machte bald die tere Gondeln, wollte aber vorher Gepäck wogen 500 kg (Zeichnung links). den Kutschenbau erlernt und Ersetzung der Dachplache durch deren voraussichtliches Gewicht Das Gewicht der Gondeln von baute nun fast in Kutschenbau- eine Sperrholzplatte notwendig, wissen; unter Ausnutzung seiner Wagnermeister Peer,hier in der Zeichnung weise zwei leichte Gondeln, deren auch musste Peer bald Klappsitze weiJahrelang wardie erklärte sich bereit, alle Sicherheits- gediegenen, vor allem in der rechts, konnte auf 195 kg reduziert werden. Dach sogar nur aus einer Plache einbauen, so dass die Beförde- Z ersteKohlerer Bahn in vorschriftenzuerfüllen, und erhielt Schweiz erworbenen Fachkenntnis- bestand, jede mit vier Sitz- und ein rungskapazität der Bahn etwas Betrieb. Aus nah und fern darauf den Zuschlag. Am 25. Januar se errechnete der junge Wagner- paar Stehplätzen, die bald zu wei- anstieg. strömten Neugierigeherbei, um 1911 fand die „kommissionelle“ meister 200 kg je Gondel und Werkstatt und Wohnhaus des Wagnermeis- teren Sitzplätzen umgestaltet eine Fahrtmit ihr zu wagen. Über Begehung der Seilbahntrasse statt. bekam den Auftrag. ters Thomas Peer in Kreuth, Terlan wurden. Mitte Juni lieferte er sein (aus der Broschüre„Die ersteBerg- 100.000 Personen wurden in dieser Am 4. April erließ der Stadtmagis- Erzeugnis ab,die Zollwaageam schwebebahn der Welt Bozen–Koh- Zeit unfallfrei befördert. Und trotz- trat Bozendie genauen Bauvor- Nordende der Eisackbrücke zeigte lern“,1983 herausgegeben vomHei- dem mussteder Betrieb im Oktober schriftenund am 4. Juli begann die 195 kg für jede Gondel. Mit Ziegel- matschutzverein Bozen; 1910 eingestellt werden, weil die Firma Bleichertmit den Betonarbei- steinen vollgeladen, machten sie Verfasser: NorbertMumelter) Aufsichtsbehörden neue Sicher- tenfür die Sockel der 12 Eisenstüt- eine zunächst etwasdramatisch heitsbestimmungen erlassen hat- zen. Die neue Talstation befand sich aussehende Probefahrt, jedoch ten. Gefordertwurde jetzteine Seil- jetztnicht mehr am Kampenner mit vollem Erfolg, sodass die Bahn bahn mit Pendelbetrieb, doppelten Weg, sondern 150 Meter tiefer,in am 27. Juni 1908 kollaudiert wer- Trag- und Zugseilen sowie Fang- der Talsohle. Der Entwurfstammte den konnte. bremsen an den Gondeln. vomMünchner Architekten August Die Seilsicherheit sollteimGegen- Fingerle (1854–1949),welcher 1906 satz zu Materialseilbahnen eine fünffache sein. Dies wardie Stunde Originalmodell der Seilbahngondel. Es wurde nach dem Toddes Bauherrn Josef Staffler im der Firma Bleichertaus Leipzig. Max und Paul von Bleichert, um 1924. Max Zeughaus in Innsbruck deponiert. Nun konntesie ihreErfahrung mit war für die Technik, Paul für den Verkauf Materialseilbahnen ausspielen. Sie zuständig. Gondel Nummer zwei auf Talfahrt

39 40 33 34 Lana–Vigiljoch 1912. Rittnerbahn 1907. Ab April 2008 vierte Zahnradstrecke 1966 Version durch Seilbahn ersetzt. Umlaufbahn derzeit im Bau

Meran–Hafling Bozen–Jenesien 1937 1923–1984

Guntschnabahn Bozen–Kohlern 1908. 1912–1963 2006 vierte Version

Mendelbahn 1903. Bozen–Virgl 1907–1943. 1983 generalüberholt 1957–1976 durch Seilbahn ersetzt

Südtirol-Werbung des „Ente Provinciale per il Turismo“ 1949 auf Englisch. Der Meraner Künstler Anton Frühauf hebt in seiner Südtirol-Karte besonders die Bergbahnen hervor. Talstation der zweiten Kohlerer Bahn, gebaut nach Bozengezogen war, wo er nach einem Entwurf des Münchner bereits am Sparkassenbau mitge- Architekten August Fingerle (1854–1949). wirkt hatte. Bei seinem Entwurffür Die Talstation der Vigiljochseilbahn in Lana die Stationsgebäude orientierteer diente ihm dabei als Vorbild. sich an den bereits fertiggestellten Gebäudender Vigiljochbahn. In den Verlegung des Stromkabels zur Bergstation Stationen gab es jeweils einen Vor- nach der Hangsicherung durch raum, einen Kassenraum und auch Trockenmauern, 1912 Wohnräume für das Personal. Der Antriebsmotor befand sich nun nicht Nach den Erfahrungen mit den rela- mehr in der Tal-, sondern in der Bergstation. tiv kleinen Sechsergondeln der ersten Kohlerer Bahn gab der Bauherr Eine Kabine der Kohlerer Bahn bei einer Josef Staffler nun deutlich größere „Schauübung“ in der Montagehalle 3/4 der Kabinen in Auftrag, um die Stunden- Seilbahn-Fabrik Bleichert in Leipzig, 1913 leistung der Bahn zu erhöhen. Die neuen Kabinen warenaus Alu- minium und Edelhölzern, hatten große Aussichtsglasfenster und verfügten über 15 Sitzplätzeund Bergstation der zweiten Kohlerer Bahn einen Stehplatz. Zusätzlich fuhr ein Wagenführer mit. Jede Gondel hatte Kohlerer Bahn mit Blick auf Bozen in den ein Leergewicht vonstattlichen drei 1920er-Jahren Tonnen und fuhr auf zwei parallell

41 gespannten 44 Millimeter starken Fahrtverboten!“ Das k. k. Eisen- Tragseilen. In der Talstation konn- bahnministerium in Wien betrach- tendie Personenkabinen bei Bedarf tete die Kohlerer Bahn inzwischen mittels einer Schiebebühne gegen als eine ArtTestanlage für die Erar- Lastengondeln ausgetauscht wer- beitung der „Vorschriftenfür den den. Die im Jahr 1912 herausgegebe- Bau der dem öffentlichen Per- ne Betriebsordnung regeltejedes sonenverkehr dienenden Schwebe- Detail und hatte120 Paragraphen. bahnen“.Alle hier gemachten Paragraph 13: „Unterhaltungen mit Erfahrungen wurden bei der For- dem Wagenführer sind während der mulierung der neuen Zulassungs-

Kohlerer Bahn Nummer zwei mit Schlern

Die Bahn, hier in einer Fotomontage, fährt in die falsche Richtung.

I. Vigiljochbahn bei Lana (1912), gebaut von „Ceretti eTanfani“, Mailand

42 bestimmungen berücksichtigt. So Weltweit verkehrtenjetztneben der ordnetedas Ministerium nicht zweiten Kohlerer Bahn lediglich drei weniger als 96 Fangversuche und weiterePersonen-Seilschwebebah- Spannungsmessungen an, wasdie nen: der Wetterhornaufzug (1908) in Betriebseröffnung wieder um eini- Grindelwald (CH) –1914 eingestellt, gesverzögerte.Zwarfanden die die ersteVigiljochbahn bei Lana, ersten Probefahrtenbereits am 31. 8. 1912, und die Seilbahn auf 20. August 1912 statt, die offizielle den Zuckerhut in Rio de Janeiro Eröffnungsfahrtaber erst am (12. 10. 1912). 10. Mai 1913. Bis zum Bau neuer Anlagen sollten in Europa rund zehn Jahrevergehen, da während des Ersten Weltkrieges nur noch Materialseilbahnen für den militärischen Nachschub gefragt waren.

Schwebebahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro, 1912

Talstation der Vigiljochbahn nach dem Entwurf von Gustav von Birkenstaedt; unverkennbar die Ähnlichkeit mit der Talstation der Kohlerer Bahn

43 „Ungemein wechselvoll und großartig ...“ Die zweite Kohlerer Bahn (1913) in der Werbung

ndem kurzen Zeitraume nun bei der Kohlerer Bahn gänzlich I einer Viertelstunde wird die verschwunden, was im Interesse der ganze Strecke durchfahren. Fahrgäste nicht hoch genug veran- Beim Überfahren der Ständer wer- schlagt werden kann. Der Schaffner den Kundige mit Genugtuung fest- steht mit den Stationen stets in tele- stellen, daß die Kohlerer Bahn einen phonischer Verbindung. Der Betrieb Fehler, der sich bisher bei Schwebe- erfolgt elektrisch; sollte aber der bahnen sehr unangenehm bemerk- elektrische Strom einmal ausblei- bar machte, nicht mehr besitzt; es ben, so ist eine Pufferbatterie vor- war nämlich eine berüchtigte Eigen- handen, die allein durch drei Stun- tümlichkeit der Schwebebahnen, daß ihre Fahrzeuge beim Über- schreiten der Ständer, besonders in der Talfahrt, eine den Fahrgast sehr beunruhigende Schwingung mach- ten. Diese lästige Erscheinung ist

Bergstation am Ochsenbühel,1140 m

Werbebroschüre, 1913

44 den die nötige Kraft abgeben kann. Hier gibt es einen hübschen Wirt- Übrigens lassen sich die Wagen schaftsraummit reizendem Aus- auch mit einer Handwinde in die blick auf das tief unten ausgebreite- Station ziehen. Die Aussicht wäh- te Etschland; besonders wenn man rend der Fahrt ist ungemein wech- auf die Abendzüge wartet und aus selvoll und großartig. Der Schlern dem Tale die Lichter wie Perlen- und der Puflatsch, das Unterinner schnüre heraufglänzen, ist der Auf- und Oberbozner Gehänge mit der enthalt im Restaurant der Bergstati- Rittner Zahnradbahn liegen dicht on überaus angenehm. vor uns, besonders sind es die Drei- Kohlern ist eine liebliche Sommerfri- tausender der Texelgruppe bei sche mit herrlichen Wäldern und Meran, die das Gesamtbild beherr- malerischer Fernsicht. In einigen schen. Rechts von ihnen erheben Minuten geht man vom Bahnhofe sich Hochwilde (3480 m), Hochfirst der Schwebebahn erst durch Wald, (3414 m) und andere Zinnen der dann über Wiesen zum „Gasthof Gurgler Eiswelt, links aber steigt die Staffler“ mit vorzüglicher Restaurati- gewaltige Weißkugel, der zweit- on und zivilen Preisen. Eine Terrasse höchste Berg der Ötztaler Gruppe, gewährt eine großartige Rundschau, 3746 mhoch empor. Schauen wir insbesondere auf die lange Kette der dann zurück zur Talstation, so sehen Dolomiten; aus dem Nordosten wir den Eisackfluss in der furchtba- grüssen noch einige Tauerngipfel ren Tiefe von 600–700 Meter fast herüber. senkrecht unter uns. Später führt uns die Bahn über flacheres reich (aus „Die Schwebebahn Bozen–Koh- mit Nadelbäumen bestocktes Gelän- lern“,1913, gedruckt bei Tyrolia in de, und ehe wir noch all die flüchti- Bozen) gen Bilder voll erfassen können, ist die Bergstation erreicht. Panoramablick von Kohlern aus

45 Krieg und Frieden Zwei Weltkriege hinterlassen Spuren

napp zwei Jahrenach der berg ein und verfügteerneut die K Eröffnung zeichneten sich Schließung der Bahn. für die zweiteKohlerer Staffler gab sich nicht geschlagen. Bahn zunehmende Probleme ab. Er verwies darauf,dass die Bahn von Als Italien 1915 Österreich den 1917 bis Juni 1918 nicht weniger als Krieg erklärte,mussten auch die Bediensteten der Kohlerer Bahn Franz Staffler (Enkel des Kohlerer-Bahn-Er- einrücken, selbst der damals uner- bauers)als 16-jähriger Maschinist der Bahn setzliche Maschinist. Der Gäste- verkehr hattesich kriegsbedingt stark vermindert. Am 2. Juni 1915 verfügteder Stadt- magistrat Bozendie Schließung der Bahn bis zur Einstellung eines Betriebsleiters, der ebenfalls fehlte. Doch Josef Staffler ließ die Bahn trotzdem fahren. 1917 erhielt er Verwarnung des „k.k. Statthalters“ nach eine ersteVerwarnung. Als es am einem Seilbahnunglück im Juni 1918 9. Juli 1918 zu einem Unfall mit Per- sonenschaden kam, schritt der Der heute verlandete Kohlerer Weiher in Statthalter vonTirol und Vorarl- der Zwischenkriegszeit

46 3000 Kubikmeter Holz vonKohlern Lastförderwagengenehmigt,die nach Bozenbeförderthatte, für das Beförderung vonPersonen blieb Stadtspital, für die Stadtgemeinde weiter verboten. und für die Soldatenspitäler.Einige Ausgenommen vondem Verbot 1000 Kubikmeter Holz lägen in Bau- warendie Soldaten der österrei- ernkohlern noch zum Abtransport chischen Luftabwehr am Titschen. bereit. Er bittedeshalb um Wieder- Sie solltevor Luftangriffenita- aufnahme zumindest des Frachten- lienischer Flugzeugeund Luft- verkehrs. Am 20. August 1918 wurde schiffe schützen. Nach dem Krieg ihm der Betrieb vonunbegleiteten nahm die Kohlerer Bahn ihren

47 Badegäste (die Bozner Familien Innerebner und Scrinzi) am Weiher,für viele die erste Schwimmerfahrung. Der Badebetrieb wurde in den 1970er-Jahren aufgelassen.

Betrieb zwar wieder in vollem Zwischenkriegszeit wurde Kohlern Umfang auf,konnteaber wegen vorallem vonheimischen Gästen der angewachsenen Schulden und Sommerfrischlernbesucht. Ein nicht mehr als Familienbetrieb kleiner Badeteich wurde ausgebaut geführtwerden. und mit Umkleidekabinen ausge- Die Nachfahren des im Jänner 1919 stattet. Eine Kegelbahn gab es jetzt verstorbenen Seilbahnerbauers auch und zahlreiche Wanderwege Josef Staffler gründeten nun eine führtenhinauf bis zum Aussichts- Gesellschaft, in der sie noch ein turm am Titschen. Über Nacht war Drittel des Kapitals hielten. In der es mit der Idylle dann vorbei.

48 Beim fünftengroßen Luftangriff zweiteam15. Dezember bereits mit derAlliiertenauf BozenamChrist- schwerwiegenderen Folgen und am tag, dem 25. Dezember 1943, 25. Dezember der Volltreffer. erhielt die Talstation einen Voll- treffer, zwei Seilstützen wurden schwerbeschädigt. In den Gesellschaftsbüchern belegt Talstation von Architekt August Fingerle vor sind insgesamt drei Bombardierun- (S. 48) und nach dem Volltreffer am gen: die ersteam5.Dezember 1943 25. Dezember 1943 durch die Bomben der mit leichten Beschädigungen, die Alliierten

49 Seilbahnpapst Louis Zuegg Vormachtstellung durch Innovation

ereits vordem Ersten Welt- Bergschwebebahn der Welt von B krieg wurden in Südtirol Bozennach Kohlern (1908) sorgte bedeutende Erfahrungen auch die Vigiljochbahn bei Lana auf dem Gebiet des Seilbahnwe- (1912) für Furore. Diese vonCeretti sens gesammelt. Neben der ersten und Tanfani aus Mailand gebaute

50 Bahn hatteeine Zwischenstation kam durch den Ersten Weltkrieg. und nicht weniger als 39 Stützen. Feldseilbahnen versorgten die Trup- Bei ihrem Bau sammelteder späte- pen an allen Fronten mit Nach- re Seilbahnpapst Louis Zueggerste schub; im flachen Gelände ebenso Erfahrungen. Kurz vorher hatteer wie im Gebirge. die ersteelektrische Straßenbahn Allein die Firma Bleichertaus Leip- Südtirols vonLana nach Meran zig lieferte bis Kriegsende in Tag- verwirklicht. und Nachtschichten nicht weniger Der eigentliche Innovationsschub als 630 Seilbahneinheiten mit einer auf dem Seilbahnsektor jedoch Stundenleistung von8500 Tonnen.

SeilbahnpapstLouis Zuegg (1876–1955); seine Erfindungen prägten die Entwicklung des Seilbahnwesens.

Materialseilbahn beim Bau der GrödnerBahn, 1915

Kriegsmaterial wird mit der Feldseilbahn an die Dolomitenfront befördert, bis zu 250 Tonnen pro Tag.

Hölzerner Seilbahnbock am Martlberg (Ortlerfront)

51 An der Südfront warLouis Zuegg sah seine Thesen bestätigt. Bei aus Lana zu Kriegsbeginn als Land- straffererSpannung konnteauf sturmingenieur einberufen worden. mehrereStützpfeiler verzichtet Im Herbst 1915 errichteteerdie erste werden, die Lebensdauer der teuren Kriegsseilbahn nach eigenen Plä- Tragseile und auch die Sicherheit nen auf das Stilfser Joch. Wegender erhöhten sich und außerdem konn- hohen Lawinengefahr überbrückte te die zulässigeFahrgeschwindig- er die Streckevon der Franzens- zur keit merklich gesteigertwerden. Ferdinandshöhe in einer einzigen WeitereErfindungen vonLouis Spannweitevon 2300 Metern, ein Zueggbetrafen die Fernsprechver- für die damaligeZeit äußerst küh- nes Unterfangen. Als er 1916 den Auftrag zum Bau einer Materialseil- bahn am MonteRovereerhielt, kam ihm ein Missgeschick bei der Bestä- tigung seiner seit Jahren vertrete- nen Theorien entgegen. Die Liefer- firma hattedas Tragseil für die damals übliche, eher schlaffe Span- nung um 200 Meter zu kurz bemes- sen. Zueggließ die Spannung vor- schriftswidrig stark anziehen und

Österreichische Patentschriftfür das Telefonieren in Drahtseilbahnen, 1921

52 bindung zwischen Tal- und Bergsta- ihm mit dem Bau der Seilbahn von tionen sowie den Kabinen, die Ent- Meran nach Hafling (1923). Jetzttra- wicklung einer Tragseilbremse und tendie Brüder Max und Paul von einen zusätzlichen Entgleisungs- Bleichertanihn heran und unter- schutz. All seine Erfindungen ließ er breiteten ihm den Vorschlag, sich patentieren, so dass Zuegg gemeinsam Seilbahnen nach dem nach Kriegsende wohl europaweit System „Bleichert-Zuegg“ zu bauen. der wichtigsteAnsprechpartner in Die miteinem Vertragbesiegelte Sachen Seilbahntechnik war. Zusammenarbeit wurde zu einer Der endgültigeDurchbruch gelang internationalen Erfolgsgeschichte. Bis 1940wurden nach der Bauart Bleichert-Zueggnicht weniger als 35 Personenschwebebahnen in ganz Europa, aber auch in den USA und in Südafrika gebaut. Einen beson- deren Bezug zu Südtirol hattePaul

Versuchsfeld der Firma Bleichert in Leipzig. Im Ersten Weltkrieg werden 630 Feldseilbahnen gebaut.

Schwebebahn Meran–Hafling (1923) von Louis Zuegg. Dank zahlreicher Neuerungen war sie richtungsweisend für die weitere Entwicklung im Seilbahnwesen.

53 Bleichert, nachdem seine Tochter nicht mehr nur mit Seilbahnen, sie Hilda kurz nach dem Ersten Welt- verlangten nach zusätzlichen Auf- krieg den Grödner Schauspieler und stiegsanlagen. In den 1930er-Jahren Filmemacher Luis Trenker geheira- hatten sogenannteSklittenlifte –in tethatte. Trenkers Heroisierung der Schweiz „Funi“ genannt –Kon- des alpinen Skifahrers entsprach junktur.Soauch in Corvara, Wol- zudemdem wachsenden Stellen- kenstein und auf der Seiser Alm. wert des Wintersports in der Nach dem Zweiten Weltkrieg Gesellschaft. kamen die SessellifteinMode. Die Die Skifahrer begnügten sich jetzt ersten Sessellifte Italiens wurden in

Titelseite der Wochenzeitschrift „Dolomiten“ vom 7. November 1923 zur Eröffnung der Seilbahn nach Hafling. Vermittelt wird der Stolz auf die Technik in der Heimat.

Werbaute den ersten Sessellift? Erich Kostner am Col Alt (S. 54) oder Hans Trojer am Josefsberg (S. 55) Beide 1946? Links eine der Kollaudierungsfahrten des Col-Alt-Lifts, rechts die Bergstation am Josefsberg bei Meran.

54 Südtirol gebaut, und zwar 1946 zum bauer am Ball. HundertJahrenach Josefsberg bei Forst vomdamals der ersten Kohlerer Bahn, nach führenden Seilbahnunternehmer Zuegg, Hölzl, Trojer und Co.ist mit Hans Trojer aus Algund und ein Jahr Leitner aus Sterzing ein weiteres später vonKarl Hölzl im Auftrag Südtiroler Unternehmen federfüh- vonErich Kostner auf den ColAlt im rend an der Entwicklung neuer Seil- Gadertal. Trojer und Hölzl prägten bahnsysteme beteiligt. den Seilbahnbau in Südtirol bis in die 1960er-Jahre. Doch auch in der Schlittenlift auf der Seiser Alm Folgeblieben Südtirols Seilbahn- (1050 mLänge)

55 Die „seilbahnlose“ Zeit 1943–1965 Erinnerungen von Norbert Mumelter

ls im Mai 1945 der Zweite schadenvergütung oder einer A Weltkrieg zu Ende war, sonstigen Beihilfe endlich zur lagen auf dem Titschen – Errichtung der neuen, dritten Koh- wie in einem Frontgebiet –noch lerer Bahn führten. Schon im Juni jahrelang Stahlhelme und anderes 1947 hatte die Seilbahngesell- in großer Zahl, auch waren über schaft durch den Tischlermeister den Nordhang des Kohlerer Berges Karl Franzelin hart neben der Bombenreste und Splitter ver- Schwebebahntrasse eine neue streut, bis im Zuge der Schrottver- Materialseilbahn errichten lassen, wertung alles gesammelt und die hauptsächlich zum Abtrans- wegbefördert wurde. port des Holzes aus den Kohlerer Über 20 Jahre währte dann die Wäldern diente, denn eine für Last- Pause, bis die Bemühungen der autos befahrbare Bergstraße Seilbahngesellschaftumein neues Bozen–Kohlern gab es zunächst Projekt und –als Teil der erforder- noch lange nicht. lichen Finanzierung –umdie Zusi- Es war eine kleine, auch in der Zei- cherung der staatlichen Bomben- tung erwähnte Sensation, als es in den 1950er-Jahren dem Tierarzt Dr. Insam gelang, mit einem ge- Norbert Mumelter,Heimatpfleger wöhnlichen,aber doch bergtüch- (1913–1988) tigen Pkw Bauernkohlern über den

56 stellenweise sehr steilen Fahrweg stunde, statt der Anstrengung von zu erreichen. eineinhalb bis zwei Stunden beim Die Kohlerer, aber auch manche Fußmarsch. Als es dann wirklich Sommerfrischler und Gäste fuhren streng verboten wurde, waren wie- zumindest bergaufwärts, auch der die Füße an der Reihe. wenn es eigentlich verboten war, in der Kiste der Materialseilbahn nach oben. Das mitunter stunden- lange Warten nicht gerechnet, benötigten sie so nur eine Viertel-

Herrenkohlern. Warten auf die Seilbahn (1965) und den elektrischen Strom (1971)

Dornröschenschlaf in der seilbahnlosen Zeit

57 Sang- und klanglos 50 Gunther Langes würdigte 1958 das Jubiläum

anz ohne Sang und Klang Eröffnung auch die Kohlererbahn G ist der 50-jährige Gedenk- brummelnde, ja geifernde Gegner, tag an ein Ereignis vor- wie sie die ersten Eisenbahnen vor übergegangen, das aber für Südti- weit über hundert Jahren schon rol und für Südtiroler Pioniergeist hatten. Davon ist nichts überlie- so großes und schönes Zeugnis fert worden. Wäre es aber nicht ablegt, dass man doch an ihn erin- ungerecht, gerade diesem Ver- nern muss. kehrsmittel feindlich entgegen zu ... wenige Menschen, vielleicht gar handeln, wenn man mit flattern- nur einzelne, wissen, daß Südtirol den Trommelfellen und einer ver- die Geburtsstätte dieser damals so stunkenen Nase die Auswüchse viel Aufsehen erregenden neuen der Motorisierung miterleben technischen Errungenschaft war ... muss? Wäre es also nicht ungerecht, der Wie unaufdringlich, ja oft kaum alten guten Kohlererbahn, die am erkennbar legt sich die Trasse einer 29. Juni 1908 feierlicheröffnet Seilschwebebahn an die Berghän- wurde, zu vergessen und ihr zum ge und wie geräuschlos ist eine „50-jährigen“ ein paar Gedenkwor- solche Fahrt durch die Luft. te zu sagen, nur weil sie ein Opfer des letzten Krieges geworden ist? ... (aus der Tageszeitung „Dolomiten“, Das Wiedererstehen dieser ersten 31. 7. 1958, S. 4, Verfasser Gunther Personenseilschwebebahn erscheint Langes) geradezu als Verpflichtung gegen- über dem tatkräftigen Pioniergeist des ersten Erbauers. Um wieviel schöner wäre es, wenn eine neu- zeitliche Ausführung dieses ersten Geschöpfes seiner Art den glei- chen Luftraum durchschwebte, wo die alte Kohlererbahn, damals ein Höhepunkt technischen Denkens und Findens, ihren kühnen Weg auf den Kohlererberg ging. Vielleicht hatte damals bei ihrer

58 Kohlern III, quo vadis? Neuanfang mit Schwierigkeiten

ssollte13Jahredauern, dene 28 Meter hohe Betonpfeiler, E ehedie FirmaHölzl aus die einen flüssigeren Übergang Meran am 14. August 1956 vomSteilen ins Flache ermöglich- den Auftrag für die Planung zum ten. Bau der dritten Kohlerer Bahn MehrereMetallstützen wurden erhielt. Das Hauptproblem wardie dadurch überflüssig, die Bahn Finanzierung des Projekts. Nach konntejetztauch schneller fahren. zahlreichen Vorsprachen bei den Sie bewältigtedie Streckeinder zuständigen Behörden erhielt die Hälfte der Fahrzeit ihrer Vorgänge- Seilbahngesellschaftunter ihrem rin: nämlich in sieben statt in früher langjährigen Obmann Josef Röss- 15 Minuten. Zudem hatten die Kabi- ler in Romeinen Staatsbeitrag von nen ein Fassungsvermögen von25 rund 4Millionen Lirefür die Dauer Fahrgästen und einer Begleitperson von30Jahren. (später aus Kostengründen auf 15 Der Großteil der Kosten aber –rund ohne Begleitperson reduziert). Dem 70 Millionen Lire–wurde vonden touristischen Aufschwung stand Gesellschaftern übernommen. Es warenüber 1400 Anteile zu je 50.000 Lire. Das technische Kern- stück der neuen Anlagewaren zwei Am 18. Januar 1965 geht die dritte mit einem sanftenBogen verbun- Kohlerer Bahn in Betrieb.

59 Betonpfeiler mit Bogen, 28 Meter hoch Bergstation der dritten Kohlerer Bahn

Entwurf von Architekt Marius Scrinzi für die Talstation der dritten Kohlerer Bahn

60 damit nichts mehr im Wege und wurden abgebaut. Die Seilbahnge- man setzte sogar auf den Winter- sellschaftsetzte jetztauf Werbung sport. für Tages- und sogar Halbtages- „Drei Skilifte ermöglichenhier in ausflüge. Ein Zubringerbus brach- nächster Nähe von Bozen gute Ski- te die Fahrgästevom Waltherplatz übungsmöglichkeiten ...“, schrieb zur Talstation und vondortwaren Gunther Langes noch 1974insei- es nur mehr sieben Minuten bis nem „Autorama Südtirol“.Dann nach Bauernkohlern. waresmit dem Schnee aber schon Neue Attraktion warein 35 Meter bald wieder zu Ende und die Lifte hoher Aussichtsturm aus Holz, der

61 den Blick vonder Mendel über den Tschögglberg, das Rittner Hochpla- teau bis hin zum Schlern und dem Rosengartenermöglichte. Kohlerer Sommerfrischler (Ferdinand Laug- gas)hatteninzwischen den Tennis- platz aus der Zeit vordem Ersten Weltkrieg wieder instand gesetzt und einen liebevoll angelegten Trimm-dich-Pfaderöffnet. Vorübergehend wurde auch der inzwischen wieder begrabene Plan eines „Alpenzoos“ nach Innsbru- cker Vorbild in Bauernkohlern dis- kutiert. Doch die Auslastung der dritten Kohlerer Bahn entsprach nicht ganz den Erwartungen. Mit dem Ausbau der Straße hattedie Bahn inzwischen starkeKonkurrenz erhalten. Der 35 mhohe Aussichtsturm aus Holz in Neue Impulse für die Bahn erwar- Bauernkohlern tetsich die Gemeinde nach dem Umbau des „Uhlhofes“ durch kul- Der historische Uhlhof, heute turelle Begegnungen, die Jugend- Umweltzentrum der Gemeinde Bozen arbeit in den Montessori-Einrich-

62 tungen und den zunehmenden 2007wurden 111.000 Fahrgäste Kongresstourismus. Auch für gezählt, viermal so viele wie im Trendsportartenwie Mountain- Krisenjahr 1973. bikeund Nordic Walking ist Koh- lern idealer Ausgangspunkt oder Zwischenstation. Luftaufnahme von Herren- (links) und Die ersten Fahrgastzahlen der Bauernkohlern (rechts) 2006 in Betrieb genommenen viertenKohlerer Bahn stimmen 13. Februar 1966: Erstes Turner-Skirennen zuversichtlich. in Kohlern

63 Zur Geschichteder „Kohlerer-Bahn-Gesellschaft“

VonReinhard Widmann, Präsident der Kohlerer-Bahn-Gesellschaft

ehn Jahrenach dem Bau und Bürger.Das Stammkapital Z der Kohlerer Bahn 1908 betrug 850.000 Kronen, waseinem ging der Uhlhofsamt Gast- Gegenwert von350.000 Lireent- hofund Seilbahn aus dem Besitz der sprach. Die Gesellschaftwar von Familie Staffler in den Besitz der Anfang an um eine Aufwertung des neugegründeten „Kohlerer-Bahn- Kohlerer Berges bemüht. Gesellschaftmit beschränkter Haf- Wanderwege wurden angelegt und tung in Bozen“ über.Die Tilgung der auf dem Titschen bauteman 1928 Kosten für den Bahnbau von1913 war einen Aussichtsturm, der die Bäume nicht mehr finanzierbar.Josef Staff- überragte. Er wurde im Herbst 1943 ler starb wenigeMonatenach wieder abgetragen, um das Schuss- Kriegsende am 18. Januar 1919 im feld für die Flugabwehrkanonen frei Alter von75Jahren. zu halten. Im Dezember 1943 muss- Gründungsmitglieder der neuen te die Seilbahn nach mehreren Bom- Gesellschaftwaren die Stadtge- bentreffern den Betrieb einstellen. meinde Bozen, der Spitalfonds Nach dem Zweiten Weltkrieg Bozensowie 13 Bozner Bürgerinnen bemühtesich die Gesellschaftum die notdürftigeWiederaufnahme des Seilbahnbetriebs mit einer Die neuen Gondeln der vierten Materialseilbahn, um schließlich Kohlerer Bahn, 2006 1955 bei der Generalversammlung

64 im HotelMondschein den Neubau durchgeführt). Die Schulden für den der Kohlerer Bahn zu beschließen. Neubau lasteten jedoch schwerauf 1956 wurde Ing. Karl Hölzl mit der der Gesellschaft, welche im Juli 1966 Planung beauftragt. 1963 erhielt die das in ihrem Besitz befindliche Firma Hans Tojer aus Algund den HotelKohlern an den Gastwirt Auftrag für die Montagearbeiten, Anton Schrottverkaufte.Das Gesell- die Bauarbeiten an der Tal- und schaftskapital wurde auf nunmehr Bergstation führte die Firma Domus 140.000.000 Lireerhöht, doch die aus Bozendurch. Trotzeines Staats- Finanzlageverschlechtertesich wei- beitrages wardie Gesellschaft1964 ter. 1970drohtedie Schließung des zur Selbstfinanzierung durch die Seilbahnbetriebs, die Fahrgastzah- Erhöhung des Gesellschaftskapitals len gingen weiter zurück und von525.000 Lireauf 70.000.000 Lire erreichten 1973 ihr Tief. gezwungen. Der Konkurs wurde durch den Ver- Der Plan für den Bau eines Sessellif- kauf des Uhlhofesabgewendet; tesauf den Titschen wurde wieder nach dem Ausstieg zahlreicher fallengelassen, gebaut wurden Gesellschafterwurde die Stadt- jedoch insgesamt vier Skilifte,die gemeinde Bozen1978 praktisch vonder neu gegründeten Kohlerer- Alleineigentümerin der Bahn. Die Skilift-Gesellschaftbetrieben wur- Krise erlebteihren Höhepunkt am den. Am 20. Januar 1965 konntedie dritteKohlerer Bahn endlich ihren Betrieb aufnehmen. Am Anfang mit 1919. Die Stempel sind noch Erfolg (zum Kohlerer Kirchtag 1965 österreichisch, die Stempelmarken bereits wurden 1420 Fahrgästegezählt, im italienisch. Gründungsdokument der April 1966 wurde die 10.000steFahrt Kohlerer-Bahn-Gesellschaft.

65 12. Januar 1985. Für die nach 20 Jahren Äußerlich veränderte sich die nun- vorgeschriebene Revision fehltedas mehr vierte Kohlerer Bahn durch Geld und der Seilbahnbetrieb wurde neue, moderne Kabinen. eingestellt. Erst nach einer Bürgerin- 2007, nur ein Jahr später,wurden itiativeveranlasstedie Stadtgemein- bereits 111.000 Fahrgästegezählt. de Bozendie Revisionsarbeiten und Kohlern ist als Naherholungsgebiet der Bahnbetriebwurde am 4. Juli und als Ausflugsziel wieder in! 1986 nach einjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen. Aus Kosten- gründen wurde die Kapazität der Gondeln von25auf 15 Fahrgäste reduziert. Dadurch konnteder Schaffner in der Kabine eingespart werden. Seit dem Jahr 2002ist die Gemeinde Alleineigentümerin der Seilbahngesellschaftmit einem nun- mehrigen Gesellschaftskapital von 49.965 Euro, das im Jahr 2005 auf 100.000 Euroerhöht wurde. Aufwärtstrend. Steigende Fahrgastzahlen Im Jahr 2006 erfolgteinnur zwei sagen der vierten Kohlerer Bahn eine Monaten die fälligeGeneralrevision. rosige Zukunft voraus.

66 100 JahreSeilbahn Kohlern Ehrentafel

1908–1919 Erbauer und erster Eigentümer der Kohlerer Bahn Josef Staffler und dessen Ehefrau Katharina Staffler geb. Angermann

Obmänner und Präsidenten des Verwaltungsrates der Bahn ab 1919

1919–1922 Hans Nagele 1922–1925 Franz Staffler 1925–1927 Otto Öttl 1927–1935 Franz Staffler 1935–1943 Hans Gostner 1943–1948 Anton Waldthaler 1948–1949 Hans Grieser 1949–1955 Josef Staffler 1955–1965 Josef Rössler 1965–1972 Ivo Varesco 1972–1974 Ermanno Füstös 1974–1976 Ivo Varesco 1976–1978 Vittorio Cardillo 1978–1990 Giuseppe Cinquemani 1990–2004 Ludwig Walther Regele seit 2004 Reinhard Widmann Immer auf Draht ... Betrachtungen zur Seilbahngeschichte

eilbahngeschichtegeschrie- die Winterspiele der faschistischen S ben hat Südtirol schon zu Hochschuljugend in Auftrag gegebe- Kaisers Zeiten mit der ersten nen Seilbahn vonSt. Ulrich auf die Sei- öffentlich zugelassenen Personen- ser Alm (1937). bergschwebebahn der Welt vonBozen In Corvaragab es um diese Zeit eine nach Kohlern (1908). Der ErsteWelt- „Slittovia“.1947bauteder Hotelier krieg bereitetedem Aussichtstouris- Erich Kostner mit Karl Hölzl Italiens mus ein jähes Ende. Seilbahninge- ersten kollaudiertenSesselliftauf den nieur Louis Zueggbautenach der ColAlt. Aus bescheidenen Anfängen Vigiljochbahn (1912) Kriegsbahnen an heraus entwickeltesich auf Initiative der Dolomitenfront. Dank dieser vonErich Kastlunger und Kostner das Erfahrungen wurde Zuegg1923mit größteSkikarussell der Welt. Der Tarif- der Musterseilbahn Meran–Hafling verbund wurde unter Gianni Marzola zum Bahnbrecher.Louis Zueggund zum Hightech-Unternehmen mit Karl Hölzl warenauch Erbauer der für inzwischen mehr als 460 Anlagen und einer Gesamtförderleistung von 580.000 Personen proStunde. Die Werbeplakat von Albert Stolz, 1913 Projekt-und Baugeschichteder Berg- bahnen in Alt-Tirol gibt Einblick in ein Betonpfeiler für den Sessellift auf den ungewöhnlich interessantes Zeitbild. Col Alt, Gadertal, 1947 Die Aufbruchstimmung in Wirtschaft,

68 Politik und Kultur der ausklingenden technischen Highlights des vorigen Donaumonarchie prägtedie Eisen- Jahrhunderts. Der geniale Lösungsan- bahn- und Fremdenverkehrsgeschich- satz und das vorhandene Kreativitäts- te im altösterreichischen Tirol. Das potenzial haben zu Meisterleistungen Tauziehen zwischen derWiener und derTechnik geführt. Die Entwicklung Tiroler Eisenbahnpolitik, der Konkur- des Tourismus geht einher mit renzkampf mit dem Fremdenverkehrs- der technischen Entwicklung. Das aufsteiger Schweiz und die nationale 19. Jahrhundertwirddeshalb zu Recht Konfliktsituation im mehrsprachi- als ein ausgesprochen technisches genGrenzland des südlichen Tirols Zeitalter bezeichnet. Die Eisenbahn machten die altösterreichische Bahn- wurde für Tirol nach der Jahrhundert- landschaftvon Kufstein bis zum Gar- mittezueinem festen Begriffund die dasee zu einem heißen Pflaster,das zu Seilbahnen sorgten für die Erschlie- technischen Pionierleistungen an- ßung der Berge. spornte. Das vielfach unwegsame und W.M. steile Gelände der Alpenregion Tirol hat es Planern, Ingenieuren, Bauherren und Arbeitern bei der technischen Erschließungnicht gerade leicht gemacht. Doch gerade diese widrigen geographischen Bedingungen, die Höhenunterschiede und die wilden, Improvisiert: Holzpfeiler für den ersten kol- noch ungezähmten Wasserressourcen laudierten Sessellift und rudimentäres warenHerausforderung und Chance Rollmaterial am Col Alt zugleich. Bergbahnen und Kraftwerke hierzulande zählen weltweit zu den Erster Tellerlift im Gadertal

69 Literatur- und Quellennachweis

Karl TheodorHöniger: Altbozner Bilderbuch,Ferrari-Auer,Bozen, 1968. ManfredHötzel: Biographisches zu Adolf Bleichert,Gohliser historische Hefte 8, Sax-Verlag Beucha,2002. Albert Innerhofer,Reinhold Staffler: Stählerne Stege (Der Seilbahnpionier Louis Zuegg),EditionRaetia,Bozen, 1996. Angela Jursitzka, HelmuthPawelka: Tirols Schienenweg in den Süden,Alba Publikation, Düsseldorf, 2007. Gunther Langes: Gedenken an eine große Tat,„Dolomiten“, 31. 7. 58, S. 4. Gunther Langes: Autorama Südtirol,Universitätsverlag Wagner,Innsbruck, 1974. Dieter Lauggas: Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Kohlerer Bahn,Der Schlern, 1966. Norbert Mumelter: Die erste Bergschwebebahn der Welt Bozen–Kohlern, Heimatschutzverein Bozen,1983. Norbert Mumelter: Bauern- und Herrenkohlern,„Dolomiten“, 30. 9. 1967. Norbert Mumelter: Die Kohlererbahn und ihr Begründer,Der Schlern, 39. Jg., 1965. Oliver Werner: Das Familienunternehmen Adolf Bleichert 1874–1932,Gohliser historische Hefte 8, Sax-Verlag Beucha, 2002. Barbara Zöpffel: Die Entwicklung der Seilschwebebahnen,Diplomarbeit Universität Innsbruck, 1998. Stadtarchiv Bozen: Brief an den Herrn Statthaltereirat in Bozen. Betreff: Kollererbahn, Unglücksfall 24. 6. 1918. Stadtarchiv Bozen: Brief von Adolf Bleichert &Co. an den Stadtmagistrat in Bozen. Betrifft: Schwebebahn Kohlern, 11.Februar 1911. Betriebsordnung für die 2. Seilschwebebahn Bozen–Kohlern 1912, Tiroler Landesmuseen, Zeughaus, Innsbruck. Werbeschrift: Die Schwebebahn Bozen–Kohlern, Tyrolia, Bozen.

70 Bildnachweis

BestandKohlerer Bahn: S. 22, S. 23, S. 25, S. 32, S. 34, S. 35, S. 36, S. 42, S. 51, S. 53, S. 55, S. 56, S. 57, S. 60. BestandRichardGabloner: S. 11,S.14, S. 15. Bestand Gotthard Andergassen: S. 10. Bestand Kuratorium für Technische Kulturgüter: S. 11,S.13, S. 21. Bestand Tiroler Landesmuseen, Zeughaus: S. 9, S. 33 o., S. 34 r. Privatsammlung Arnaldo Loner: S. 10, S. 13, S. 16. Privatsammlung Mumelter: S. 19, S. 20, S. 22, S. 24, S. 40, S. 41, S. 42, S. 43, S. 51. Leo Bährend, Südtirol –ein Land an der Schwelle zur Moderne, Raetia Verlag: S. 17. Südtiroler Landesarchiv,Bestand Etschwerke, S. 11. Ente provinciale del turismo , For your holidays –South Dolomites,1949, Südtirol-Karte von Anton Frühauf: S. 35, S. 36, S. 37, S.38. Pierre Louis Roy, L’aiguille du midi,Edition Glenat 2004: S. 29. Gohliser historische Hefte 8, Adolf Bleichert und sein Werk:S.27, S. 33, S. 34. Albert Innerhofer,Reinhold Staffler, Stählerne Stege, Der Seilbahnpionier Louis Zuegg, EditionRaetia1996: S. 26,S.27, S. 28,S.36, S. 37,S.44, S. 45,S.46, S. 47. Gunther Langes, Autorama Südtirol,Universitätsverlag Wagner,Innsbruck, 1974: S. 54. Lia per natura yusanzes, Die Grödner Bahn,1992, Athesia, Bozen: S. 44, S. 45. Werbeschrift 1913, Die Schwebebahn Bozen–Kohlern:S.38, S. 39.

71 Personenregister

Birkenstaedt,Gustav von, 43. Staffler,Josef, 23, 24, 28, 31, 32, 34, Bleichert, Adolf, 30, 31. 41, 46, 48, 64, 67. Bleichert, Hildavon 54. Staffler,Katharina, 67. Bleichert, Max von 30, 39, 53. Stolz, Albert, 68. Bleichert, Paul von 30, 39, 53, 54. Therese von Bayern, 11. Cardillo,Vittorio, 67. Trenker,Luis, 54. Cinquemani, Giuseppe, 67. Trojer,Hans, 54, 55, 65. Elisabeth von Österreich-Ungarn Umberto II., 13. (Sissi), 13. Varesco, Ivo, 67. Esterle, Max von, 9. Waldthaler,Anton, 67. Fingerle, August, 41, 49. Widmann, Reinhard, 66, 67. Franz Joseph, 13. Zuegg, Louis, 50, 51, 52, 53, 54, 68. Franzelin, Karl, 56. Füstös, Ermanno, 67. Gostner,Hans, 67. Grieser,Hans, 67. Grubhofer,Tony,12, 15. Herzog Franz von Österreich Este Modena, 11. Hölzl, Karl, 55, 65, 68. Höniger,Karl Theodor,20. Kastlunger,Erich, 68. Kostner,Erich, 54, 55, 68. Langes, Gunther,58, 62. Marzola, Gianni, 68. May,Karl, 13. Mumelter,Norbert, 32, 34, 56. Nagele, Hans, 67. Öttl, Otto, 67. Peer,Thomas, 32, 33. Perathoner,Julius, 10, 11. Regele, Ludwig Walther,67. Rössler,Josef, 59, 67. Schrott, Anton, 65. Scrinzi, Marius, 60. Staffler,Franz, 46, 67.

72 Technikmeile

Die Kohlerer Seilbahn zählt zu den interessantesten Technikschauplätzen Südtirols, die im virtuellen Technikmuseum erfasst sind. In der Schausammlung im Internet werden technikgeschichtlich interessante Objekte und Ensembles auf einer Zeitstrecke von zweihundert Jahren erhoben. Die Objektdatenbank bildet den Grundstock des virtuellen Technikmuseums und umfasst Sparten, in denen Südtirol technikgeschichtlich eine besondere Rolle gespielt und daher internationale Bedeutung erlangt hat. Objekte oder Ensembles werden im historischen Kontext mit zeitgeschichtlichem Bezug und in ihrem natürlichen Strahlungsfeld erfasst und können zeit- und ortsunabhängig besucht werden. Südtirol weist in der Entwicklung der Technik eine ganz eigene Geschichte auf, die neben Pionierleistungen auch aus mühevollen Gemeinschaftserfindungen und plötzlichen Veränderungen besteht, die es daher verdienen, ins Rampenlicht gesetzt zu werden. Parallel zum Technikmuseum im Internet werden in einer Technikmeile Reality- Schauplätze längs der Südtiroler Radwege angeboten. Dieser landesweite Technikparcours folgt dem verzweigten Radwegenetz in Südtirol mit Anschluss an sämtliche Nachbarregionen. Die Technik-Schauplätze werden als lohnende Ausflugsziele anhand eines von der Fakultät für Design und Künste der Universität Bozen entwickelten Leitsystems erschlossen. Die Technikjuwele präsentieren sich in ihrem natürlich gewachsenen Umfeld und werden mittels innovativer Inszenierung und Information dem Besucherpublikum als Orte der Entdeckung und Auseinandersetzung nahegebracht. Um die Wirkung der zahlreichen Zeugnisse technischen Fortschritts in Südtirol, wie unter anderem die Seilbahnen, Wasserkraftwerke und Eisenbahnanlagen, zu bündeln, verbindet ein Parcours die wichtigsten Orte miteinander.Weiterführende Infos unter www.technikmuseum.it.

Kontakt: Kuratorium für Technische Kulturgüter Lauben 71 39100 Bozen www.technikmuseum.it

73 Herausgeber Autonome Provinz Bozen, Abteilung Mobilität Konzept und Redaktion Wittfrida Mitterer Texte GerdStaffler Grafik Bruno Stefani Druck Athesiadruck, Bozen Verlag Ferrari-Auer GmbH –Spectrum Verlag, Bozen Copyright Kuratorium für Technische Kulturgüter Umschlagbild Kohlerer Bahn, 1908, historische Postkarte Mai 2008 ISBN 978-88-6011-123-4

2008 1908– Bahn er ohler eK Jahr 100

ISBN 978-88-6011-123-4

SPECTRUM