Entrosten Und Schwärzen Bremsenpatente Erfinder Des
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Der Mitgliederjournal Historische Fahrräder e.V. • ISSN 1430-2543 • Heft 58 • 2/2014 Knochenschüttler Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder 58 Räder aus dem Elsass Erfinder des Bowdenzugs Bremsenpatente Entrosten und Schwärzen Übersetzung: „Zehn Tropfen Pfefferminze-Alkohol von RICQLÈS in einem Glas Zuckerwasser ergeben das angenehmste und aufmunterndste Getränk. Le RICQLÈS reinigt das Wasser und schützt vor Epidemien.“ Die Essenz, geschaffen von Henri Ricqlès, gibt es seit 1838 in Frankreich und wird bis heute produziert. Es besteht aus 80- prozentigem Äthylalkohol, Wasser und dem ätherischen Öl der Pfefferminze. Das Markenzeichen ist damals wie heute der rote Punkt auf der Flasche. Werbung aus der Sammlung Wolfgang Gäsing, Bielefeld In dieser Ausgabe: Fahrräder aus dem Elsass gab es in einer überraschenden Vielfalt. Wo er geht und steht, denkt Jan Konold an Fahrräder, und das nicht nur aus beruflichen Gründen. So ist nicht verwunderlich, dass er mal die Region, wo er zuhause ist, gründlich auf seine Fahrradvergangenheit abklopfte. Steuerkopfschild Blondin Foto: J. Konold Seit über 120 Jahren hat das Thema „Bremsen“ so manchen Erfinder beschäftigt. Durchgesetzt hat sich die mittels Bowdenzug betätigte Felgenbremse, deren Herkunft Nick Clayton in seinem Beitrag beleuchtet. Dass bei der Suche nach dem „vollkommenen“ Bremsensystem auch zahlreiche Irrwege beschritten wurden, verdeutlicht die anschließende Revue der Bremsenpatente von Gerd Böttcher. Die erste Bowden-Seilzugbremse als Patentzeichnung 1897 (UK Patent 14 402, erteilt Mai 1898) Kein historisches Rad ist gänzlich frei von ungeliebtem Rost. Eisenoxyd, besser bekannt unter der Bezeichnung Rost, beeinträchtigt die gesamte Optik des Rades besonders. Wie man dieser unschönen Erscheinung zu Leibe rücken kann, schildert Michael Mertins in einem kleinen Werkstattbericht. Foto: M. Mertins Editorial / Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Inhalt: Editorial 3 Fachartikel - Jan Konold: Fahrradmarken und steht Ihr auch so auf positive Überra- Fahrradhersteller im Elsass 4 schungen, wenn sie mit Eurem (unserem) Hobby rund um das historische Rad - Nick Clayton: zusammenhängen? Bestimmt! Mir Wer erfand den Bowdenzug? 12 widerfuhren solche Momente bei mei- nem Aufenthalt im Saarland anlässlich - Gerd Böttcher: der Velocipediade in Saarbrücken. Ein- Bremsenpatente oder quartiert in einem ländlichen Vorort der patente Bremsen? (Teil 1) 15 Landeshauptstadt kam ich mit meinem - Michael Mertins: freundlichen Gastgeber ins Gespräch. Entrosten und Schwärzen Geboren sei er in Bremen, genauer gesagt in Bremen-Blumenthal, erzählte mir der von Metalloberflächen 17 ältere Herr. „Das gibt’s doch gar nicht“, erwiderte ich, „ich auch, was für ein Post aus . Zufall!“ Das Gespräch mit meinem Ver- - England und Amerika, mieter setzte sich fort. In Bielefeld habe Hamburg sowie Frankreich 19 er auch einmal gearbeitet, damals 1952, für ein gutes Jahr – Fahrräder montiert im Literatur Ortsteil Quelle. Ich konnte es kaum fas- sen. „Etwa bei Erich Schulz?“ entfuhr es - Neue Bücher 21 mir. Ja genau, in dessen Fabrik habe er Sekurit-Räder zusammengeschraubt. Autorenforum Garantiert kein Teil eines ANKER-Rades! „Woher kennen Sie denn diese alte Fir- - Sven Schepp: ma?“ Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass Foto: G. Mertins Neues vom Radlertraum 24 ich hobbymäßig fast jede Fahrradfabrik gehasste Rost quasi in Wasser auflöst? in Bielefeld kenne, lag das Staunen auf Wer bitte hätte vermutet, dass der Erfin- - Michael Mertins: seiner Seite, aber er berichtete gefasst der des Campingzeltes „Radlertraum“ an Das waren doch ganz weiter. Als gelernter Kupferschmied der Entwicklung der berühmten Robot- andere Zeiten... 26 habe es für ihn in Bremen keine Arbeit Kamera beteiligt war? Mit welcher Neu- gegeben. So habe es ihn nach Bielefeld erscheinung des Buchmarkts möchtet Ihr Historisches Dokument verschlagen, wo er tatsächlich in der Fahr- Euch selbst zu Weihnachten überra- radbranche eine Anstellung fand. Meine schen? Die Auswahl wird nicht leicht sein, - Bastert-Werke Bielefeld-Heepen nächste Frage richtete sich natürlich das verspreche ich Euch schon jetzt. – Postkartenserie 27 gleich nach dem Sekurit-Weltrekordrad von José Meiffret. Der aufmerksame KS- Also, lasst Euch vom Inhalt dieses Veranstaltungen Leser erinnert sich an meinen Bericht Heftes überraschen und werdet nicht - Wintertreffen Erfurt zum Fall Meiffret im KS 45. Welchen müde, selber zu forschen und zu suchen. 2014 und 2015 28 Verlauf das weitere Gespräch nahm, So werdet Ihr auch dieses oder jenes Ver- könnt Ihr auf der Seite 26 nachlesen. blüffende zu Tage fördern, was Euch in - Velocipediade trifft Hochstimmung versetzen kann. Gerade Velo Nostalgie 29 Was für eine Überraschung im tiefsten das richtige Gegenmittel für die bevorste- Ausfahrten Saarland jemanden zu treffen, der mir zur hende dunkle, kalte Jahreszeit. vergangenen Bielefelder Fahrradindu- - Lampls Nostalgiefahrt und strie noch ein paar Details schildern konn- Es grüßt Euch herzlich 14. Hornberger Schießen 30 te, die mir nicht geläufig waren. Überra- schungen für Euch hält aber auch dieses Mein Rad 32 Heft bereit: Wer hätte gedacht, dass das Elsass eine so verzweigte Fahrradbran- Die Feder 33 che hatte? Wer ahnte, dass der Bowden- Vereinsnachrichten 33 zug gar nicht von Frank Bowden erfun- PS. Eine hübsche Überraschung war den wurde? Wer wüsste von einem Entro- auch die Urlaubskarte aus Frankreich, Termine / Kleinanzeigen 34 stungsbad, in dem sich der von uns so siehe S. 20! Impressum 34 Titelbild: Werbeplakat des französischen Unternehmens Hufschmitt & Co. für die Marke HUCO Sammlg. J. Konold Der Knochenschüttler 2/2014 Der Knochenschüttler 2/2014 3 Räder aus dem Elsass Räder aus dem Elsass Fall. Sicher ist, dass es in der Region zu Zum Beispiel die Marke Alsatia des Fahrradmarken und Fahrradhersteller dieser Zeit keine größere Manufaktur gab. Fahrradhändlers und Grossisten Carl So schreibt Monsieur Thiebault aus Ha- Weiser in Straßburg (Strasbourg) für die im Elsass – ein historischer Abriss guenau im Februar 1868 an die Firma Mi- Zeit von 1897 bis 1913. In den 1920er und von Jan Konold, Molsheim (F) chaux: „Ich glaube nicht, dass der Preis von 1930er Jahren trägt er den Namen Char- 200 F dazu angetan ist, diesen Apparat in les Weiser und ist in den Branchenbü- Unser Autor arbeitet beruflich als Radverkehrsplaner in der Nähe von Straßburg Regionen einzuführen wo er noch kaum chern als Fahrradgrossist in der 126 und hat in der Vergangenheit schon mehrere Beiträge im KS veröffentlicht. Der bekannt oder gänzlich unbekannt ist wie es Schwerpunkt seiner Artikel lag dabei auf französischen Fahrrädern. Da Jan Konold im Bas-Rhin [Unterelsass, d. Verf.] der Fall schon seit 20 Jahren im Elsass zu Hause ist, hat er in diesem Heft einmal die Geschichte ist“. /6/ Dennoch erreicht die Begeisterung der Fahrradhersteller aus seiner Region beleuchtet. für das Veloziped schließlich auch das Elsass. So wird das erste Velozipedrennen Lokaler Rückblick in die Urgeschichte des Fahrrads Die 1817 vom Baron Karl von Drais im benachbarten Baden erfundene Laufma- schine war mit Sicherheit auch ziemlich schnell im Elsass bekannt. So wurden die Straßburger über die im August 1817 von Grand Rue (Lange Strasse) in der Straß- Drais unternommene Fahrt von Karlsru- burger Innenstadt gelistet. Im Branchen- he nach Kehl (6 km von Straßburg ent- buch von 1956 wird er nicht mehr geführt. fernt) in der Presse informiert. /1/ Für die Bekanntheit der Draisine spricht auch, Die Marke Vogesia wurde von Charles dass sich in einer Straßburger Sammlung Koller in Straßburg 1900 und 1913 ange- zwei mutmaßlich originale Laufmaschi- meldet. Nach dem Ersten Weltkrieg fin- nen befinden, welche aus einem lokalen det man in den Branchenbüchern keine Fundus stammen. Danach hörte man Spur seines Geschäfts oder einer Manu- jahrzehntelang nur sehr wenig von der faktur dieses Namens mehr. Jedoch zeu- „draisienne“, wie dieses Fahrzeug in Werbeanzeige der Frankfurter Adler-Fahrradwerke in der zweisprachigen Zeitschrift Velo-Sport von 1895 gen Plakate und Steuerkopfschilder da- Frankreich genannt wurde. (2. Jg. Nr. 14) von, dass zwischen den 1920er und exportiert, insbesondere nach Frankreich Ausgaben von 1894 und 1895 der Fahrrad- 1950er Jahren Rä- und Deutschland. In Frankreich entwi- zeitschrift „Velo-Sport“ mit Sitz in Mül- der der Marke Voge- ckelte sich die Fahrradindustrie erst ganz hausen (frz. Mulhouse) im Oberelsass. sia gefertigt wur- schüchtern ab den 1880er Jahren, haupt- Daneben trifft man aber auch auf Anzei- den. sächlich in Saint Étienne. gen der weiter entfernten großen Fahrrad- hersteller: Von deutscher Seite sind Opel, Einfach ausgestattetes Tretkurbelveloziped von ca. 1860, gefunden in Metz im benachbarten Lothringen Ab 1870 gehörte das Elsass zum Deut- Adler, Phänomen und Brennabor vertre- schen Reich. Auch aus der Zeit zwischen ten, von französischer Seite beispielsweise Die erste bekannte Werbung von Mi- am 27. Juni 1869 in Thann (Oberelsass) 1870 und 1895 haben wir keine Spuren und Terrot aus Dijon im Burgund. Zu dieser chaux für seine Räder stammt aus dem organisiert. /7/ Zeugnisse einer wie auch immer gearteten Zeit wird das Elsass also sowohl von fran- Frühjahr 1867. /3/ Fakt ist auch, dass es in Fahrradindustrie im Elsass gefunden. In zösischen als auch von deutschen Herstel- Paris und anderen Städten Frankreichs Die Fahrradindustrie der Zwischenzeit entwickeln sich in unmit- lern umworben. Draisine aus einer Straßburger Sammlung (Lyon, Marseille, Grenoble, Roanne, zwischen 1870 und 1914 telbarer Nachbarschaft