Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und Land Herausgegeben vom Lüdenscheider Geschichtsverein e. V.

Nr. 12 9. Dezember1959

Aus der Geschichte einer märkischen Familie: Gerhardi — Breckerfeld/Werdohl/Lüdenscheid/ Von Rudolt Gerhardi

Die Familie Gerhardi ist seit dem 16. Jahr- in dem seitdem verflossenen Jahrhundert. worden . . . Alß in abgewichenem 1664 Jahr hundert in lückenloser Kette nachweisbar und Dieser Bericht wurde am 7. März 1665 auf wolligen. Herr Jacobus Gerhardi in die 36 gehört seit dieser Zeit zu den alteingesesse- Veranlassung der kurfürstlichen Regierung Jahr treufleißig gewesener Pastor diese Welt nen Familien mehrerer Städte des märkischen erstattet4); gesegnet, ist der Pastorath g. H. Petro Goeß Sauerlandes. Zu früheren Namensträgern läßt „Wir Bürgermeistere und Rath der Stadt conferirt . . . Werden also vorgsn. beneficia sich nach dem bisherigen Stand der Familien- Breckerfelde zeugen und Urkunden mittel von gd. Herren Geistlichen nach dem Exercitio forschung noch keine Verbindung herstellen. und kraft dieses, daß alhie bey uns neben Augustanae Confessionis mit Predigen und Die Familiengeschichte des Lüdenscheider dem Pastorath vier Kirchen beneficia sein, administration der beyden Sucramenten Zweites (L) ist bereits vor etwa 2 Jahrzehn- welches Pastoraths, auch allen und jeden Tauff und Abendmahls bedienet und ver- ten von Otto Lesser') und dem Fabrikanten beneficien Jus patronatus oder Collation bey waltet. Karl Schwarzhaupt für das 18. und hiesigen zeitigen Burger Meistern Rath und Wissen also, Gott sey Lob, von keinem 19. Jahrhundert bearbeitet worden. Die vor- Kirch-Rath ohnwidersprechlich bestehet, so gravaminibus Religionis. Der Giundgütiger liegende Arbeit befaßt sidi in erster Linie aber sämptlich von Einkomsten so gering, und Barmhertziger Himmlischer Vatter wolle mit den älteren Gliedern der Familie und soll daß sich ein Pastor und Vicarij kuumlich da- uns, unsere samptliche Stadt und Kirspel- den Zusammenhang der verschiedenen Fa- von ernehren müssen. gemeine, dabey auch unsere Nachkommen milienzweige aufzeigen. Die heute lebenden Es ist die Religion und Gottesdienst bey biß an den jüngsten Tag gnadigst erhalten jüngsten Familienglieder gehören in allen uns durch Gottes sonderbare Gnade vom amen." Zweigen zur 11, Generation seit 1577. Bastthumb zur wahren Evangelischen Luthe- Der älteste faßbare und durch einige Le- Von der Amtstätigkeit des Marienvikars rischen Religion reformiert worden ohngefehr Petrus Gerhardi sind mehrere Urkunden er- bensdaten bekannte Ahn ist der Breckerfel- umbs Jahr Christi 1571 und hat den Anfang der Marienvikar Petrus Gerhardi, der dort halten. Am 18. Februar 1600 bestätigt er die gemacht durch Gottes Eingebung und Beför- von ihm vollzogene Trauung des Pfarrers seit der Einführung der Reformation (etwa derung der weiland Ehrwürdiger und wohl- 1577) wirkte. Petrus übte zugleich das Amt Melchior Wippermann aus Vörde und der gelehrter Herr Johannes Brenschedius, wel- Maria Everdis zu Jellinghausen'') eines Notars aus und starb in Breckerfeld im chem dann auch nechst Gott treulich assistenz Jahre 1622 (B 1). Auf Petrus G. folgte im geleistet der auch weiland Ehrwürdiger und „Ich, Petrus Gerhardi, cappalaen und mit Amte des Marienvikars J a k o b u s G., der wolgelehrter Herr Nicolaus Steller. Und ob- Kirchendiener der Kirchen und Gemeine 1622, von Düsseldorf kommend, sein Amt an- wol Ehrgstr. Herr Brenschedius wegen sotha- Breckerfelde, thue Kundt und bezeuge hiermit tritt und 1628 zum Hauptpastor gewählt wird, ner befangener Reformation an fürstlichem Kraft dieses, das vor mir auf tag und Zeit welches Amt er durdi die Schrecken des Hoff zu Cleve von Etzlichen dem Pabstumb hiernach gesetzt, eigen, persönlich ersehenen 30jährigen Krieges hindurch bis zu seinem annoch zu fest zugethanen Leuten dermaßen und gekommen sein der Würdig und wol- Tode im Jahre 1664 lusübt. (B 2) Auf Petrus beklagt, daß verweichen und nacher Hennen gelehrter Herr Melchior Wippermann, Pa- und Jacobus folgen in den nädisten Gene- stor zu Voerde, und Maria Everdis zu Jel- rationen zahlreiche Pastoren, die ebenfalls in die Graffschaft Limburg sich begeben linghusen . . . und haben referiret und an- in den märkischen Städten amtieren (u. a. müßen. geben, wie zwischen Ihnen durch Gottes L3, W3, W4, W5, L6). Während die Nach- Jedoch hat besagter Herr Stellerus, alß Vorsehung und zu beiderseits freundschaf- kommen der Breckerfelder Pastoren (B 3 — succedens Pastor mit der Reformation pau- ten Einwilligung die Hilligsache und ehe 11) bis in unsere Tage in Breckerfeld ansäs- latim fortgefahren, und endlich durch Gottes bethediget und entschlossen wehr. Begehrten sig blieben, werden die beiden Lüdenscheider Benedeyung die gantze Gemeindt Stadt und demnach, daß ich vorg. Cappelan in sülcher Linien (L und A) und die Halveraner Linie Kirspels, sampt seinen domahligen Herren Hillichschließung meiner Kirche dienste ge- (11) durch den aus Breckerfeld nach Lüden- Collegen, so gewesen Herr Jacobus Limpurg, brauchen und sie im Namen Gottes zusam- scheid kommenden Jacobus G. begründet. Herr Petrus Gerhardi und Herr Chri- men geben und copulieren wolle . . stophorus Trost gewunnen und bekehret, und Dieser erwirbt im Jahre 1697 das Lüdenschei- Alß habe ich die gemelte beide personen der Bürgerrecht2) und wird nach jahrzehnte- dabey vor seine Person die Pastorath über 51 Jahr in unverrückter Evangeüsch-Luthe- im nahmen der Hilligen Dreifaltigkeit Gottes langen Bemühungen im Jahre 1713 als Reide- auf Freitag den 18. Februarrii Anno 1600 vor meister in die Drahtgilde aufgenommen3). rischer Lehr und gottseligen Leben bedienet, wie auch besagte seine Herren Collegen biß Gott und seiner gemeine ehlich zusamen ge- Sein Enkel Peter Hermann G. (L 6) (1750 bis sprochen, und seindt sie also aut vorg. tag 1808) schließlich ist Ahnherr der Lüdonschei- an Ihr Ende . . . Nachdem unser Kirchen- qr')äw zum mercklichen Nidergang kommen, vor Gott und seiner gemeine rechte Ehlüde dor Aerztelinie (A) und der Halveraner Apo- worden, daß Ich hiemit dieser meiner eigen Ihekerlinie (H). Die Geschlechterfolge geht hat man eine Vacatur zur Kirchenrestaura- lion etzliche wenige Jahr gebraucht, nach- Handt und aufgedrücktem Pitschafft wahr zu aus der folgenden Zusammenfassung hervor, sein bekenne . ." die der Uebersichtlichkeit halber nur jeweils gehendes H. Caspare Gerhardi conferirt. einen Namensträger jederGeneration umfaßt. Als Herr Petrus Gerhardi in anno 1622 zeit- Am 27. Juli 1614 beurkundet Petrus Ger- lich abgescheiden, ist an seine Statt dessen hardi als Notarius publicus senpsi et sub- Vetter Herr Jacobus Gerhardt von Dußel- scripsi kraft Amtes einen Rechlsvergleich Die Breckerfelder Pastoren dorf anhero vociret, der auch gelolget und zwischen der Stadt Breckerfeld und dem be- den Cappelanath biß auffen Todt mehrgen. nachbarten adeligen Herrn Eberhard von Die wichtigste Urkunde über Leben und 6 Tätigkeit der Breckerfelder Pastoren (B 1 2, 3) Herren Nicolai Stellen bedienet, welcher in Edelkirchen ) ist der Bericht des Bürgermeisters und des anno 1628 zeitlichen Todtes verblichen. Am 10. Oktober 1617 bezeugt der Vikar Rates zu Breckerfeld über die Einführung Dann (ist) gemelter H. Jacobus Gerhardi Petrus Gerhardi, daß Herzog Johann 1. von ■der Reformation und die kirchlichen Zustände zum Pastoren . . . erwehlet und angenommen Cleve zugunsten der Marienvikarie die Geschlechterfolge der Familie Gerhardi seit 1577: B 1—11 Breckerfelder Stammlinie H 6—11 Halveraner Apothekerlinie W 3—5 Werdohler Pastorenlmie (Die meist noch jugendlichen Glieder der L 4—11 Lüdenscheider Fabrikantenlinie 11. Generation werden bis auf eine Ausnahme A 6—11 Lüdenscheider Aerztelinie nicht aufgeführt.)

11. LH: Heinz G. (1909—45) 11. 10. B 10: der Verfasser L 10: Helmuth G. - Her- 10. A 10 Evelyn G. H 10: Adolf Gerhardi und Otfried G. mann G., geb. 1909 Apotheker zu Schalks- Pastor zu Herne Fabrikanten zu Lud. mühle, geb. 1914 geb 1919 geb. 1898 geb. 1882 9. B 9: Karl Eduard G. L9: Wilhelm u. Albert G 9. A 9b: Dr. August G. H 9: Hermann Gerhardi Rektor zu Bad Ems Fabrikanten zu Lud Arzt in Lüdenscheid Apotheker /M Halver geb. 1869 (1849-1930) - (1843-1926) (1864—1944) und Schalksmühle und Albert G. A 9a: Ida G. (1873—1950) Pallor zu Bosau Malerin (1863—1927) geb. 1881 8. B 8; Karl Theodor G. L8: Wilhelm Gerhardi 8. A 8: Dr. August G. H 8: Hermann Wilhelm G. Boetldiermeister, Bür- 1 .ibrikant m Lüden- Arzt in Hagen Apotheker zu Halver germeister 7u Brecker- scheid (1812-70) (1831—65) (1832—90) feld (1830 1900) 7.B7: Johann Christoph L7: Caspar Diedridi G. 7. A 7b: Dr. August G. H7: Peter MontzGerhardi G., Boettch(,T zu Brek- Reidemeister zu Lud. Arzt in Rönsahl u. Lud. Apotheker ?II Halver kerfeld ; 1797—1856V (1767—1833) (1804—60) (1802—67) A 7a: Dr. Richard G. Arzt in Lud. (1791 — 1855) 6. 3 6: Johann Peter G. L6a: A. M. Gerhardi 6. L6b: Peter Hermann (L6c): Peter Melchior G. Bürger zu P.reckerfeld Lüdenscheid Gerhardi Pastor zu Burg (1755—1836) (1734—85) A 6, H 6: Apotheker zu (1740—1807) Halver (1750—1808) 5. B 5: Nicolaus G. W 5: Johann Gerhardi L 5: Johann Peler G. Bürger zu Breck. Pastor zu Werdohl Reidemeister in Lud. (1709—95) (1700—1734, im Amte seit 1734 1727—34) 4. B 4: Johannes G. W4: Caspar Adrian G. L 4: Jacobus G Bürger zu Breckerfeld Pastor zu Werdohl geb. zu Breckerfeld im Amte 1688—1722 seit 1697 Dis nach 1740 Bürger u. Reidemeister zu Lüdenscheid 3. B3: Caspar G. W3: Peter Gerhardi Vikar zu Hieck. Pastor zu Werdohl Pastor zu Lüdenscheid, im Amte 1645—1688 im Amte 1653—88 2. B 2: Jacobus Gerhardi, Mcirienvikcir, später Pastor /.u l'redcerfeld, im Amte 1022—1664 1. B 1: Petrus Gerhardi, Mtinonvikcji zu Brek- kerfeld, im Amte 1577—1622

Mühle zur Burg an der Ennepe fundiert und zum hohen Altar geführet, Ihme die Versprechung nöttiger Manutenentz und be- babe'). Cornua desselben oder die vier Kanten an- schutzungh, alles ohne einige exception Das Leben, Wirken und Leiden des Pastors zugreiffen befohlen, darnacher 'o die Gähr- i oder weltlichen Rechten." Jacobus Gerhardi, der, seine Vikarzeil odei Kirchen-Cammer mit Ihme qangen, den D.ii.iut verspricht der Pastor alle Dienste eingerechnet, insgesamt 42 Jahre in Brecker- Kelch und Hostien auffs Altar und Widder „so woll gegen die Collatores und sambtliche Eeld amtiert, würde m einer ausführlichen darab gedrage'n, folgentz fur dem AlKu nid- Burgerschafft, alß ganfzer Kirspels Gemeine Darstellung ein Bild der not- and leidvollen der kniendi ein gebettlein zu leßßn gehießen; bey tagh und nachte in gesundt- und kranck- Epocbe des dreißigjährigen Krieges und del Imgleichen Ihme die Bybell in die Handt ge- beii und sonsten in allen feilen" zu leisten. kaum minder schweren folgenden Uihrzehnte than, /in T.iiill gangen, dieselb eröffnet und cKicben. über 4 Jahrzehnte stand er „als wldderzugescblossen, ferner zur Cantzel ge- Die Bestätigung der Wahl wird von den treufleifiig gewesener Pastor" und wi. führet und den ersten Versicull des 10. Ca- Kollatoren mlolge der Kriegsumstände und Voic|cinger „in unverrückter Evangelisch- pituls S lohannis Evangelii -ibießen und des Streites der beiden konkurrierenden Lutherischer Lehr" trotz aller Not und Be- uriderumb zum hohen Altar gebradii und Landesherren erst vier Jahre später beim drangnls für seine Gemeinde ein wie aus nidder kniendt auß dem 6 Capitull di Kurfürsten von Brandenburg r.ochgesucht. tnandherlei unmittelbaren und mittell deren buchs der Chronice den letzten Versi- Untei Beifügung des Protokolls berichten die Nadirichten zu entnehmen ist Seine Amts- cull lauft leßen laeßen und damilt die Kir- Kollatoren, daß sie dem Jacobus Gerhardi einfü.irung als Pastoj am 14. Juli 1628 ist chen Sollenniteten absolviret. VVeiters ans das Pastorat „conferirt und wie von alters uns • einem Protokoll des Notarius publicus der Kirchen zum Wydemhoff und Hauß gan- herkommen denselben investiret und in id llollzbrink zu Halver idierlielert"). gen, Ihme das Hael oder Kesselhacken oben possessionem introduciret" Sie erklären fer- Bürgermeister, Rat und Kirchmeisii i dem Fewr in die Handt gethan. ahm Herde ner, daß „nun schon an Pfaltz Neuburgischen ihn „als veil collatores der pastorey und auff des saugen Pastors Stuell qesetzet, den selten tentiret, eine wiedrige religion zu in- Vicareyen cillne ex iure patronutus" zum Tisch decken lassen und in der Kurtze zu trudiren und derwegen daher die confirma- Pastor berufen. setzen, Ihme endtlich Torff und Zwieqh in tion der Zeit nicht erfolgt, so hat doch solches „Die Ehrnfesl und wolgelehrte Johannes die i Luid gebeiett zum Zeichen, dfiß sie Ihme Gott der Allmechtige abgewendet, das Lhoe und Jacobus Steller alß beide regirende conlerirten und zum Besitz oder gepruch ein- obenged Gerhardi seinen Dienst gleichwol Bürgermeister subsequentibus Ecclesiae pro- rciiiiiten alles, was zu dem Pastoratt ge- biß dahin mit predigen Gottlichen worts, be- visoribus et pleno totoque senatu (in Beglei- hörigh Hauß, garten, wießen, Idndt, Pfen- suchung der Krancken, außspendung der Sa- tunq des Kirchenvorstandes und des gesam- ningh und Kornrenthe neben anderen ge- cramenten und was sonsten demselben auf- ten Rates) bemelten Dominum Jacobum Ger- bührnüssen, allermaßen vielgeehrter seliger ligt fleißig, getreuelich und nach moglickeit hardi zwischen sich genohmen, zui Kirchen Herre Pastor solche in Besitz gehabt, mitt verrichtet". Der Kurfürst bestätigt die Wahl am 14. Juli Satrapia die Pastoren Kcvestrunck Diese kurfürstliche Verordnung wird in 1632, nadidem er unterdessen „wider zur pos- aus und Jacobus Gerhardi aus Brek- Werdohl am 9. Dezember 1653 öffentlich im session dißer landen gerahten"1"). kerfeld anwesend sind, befaßt sich mit der Auftrage des Amtsverwalters Chiistoffel von Frage der Unterstützung der lutherischen Ge- bekanntgegeben und mit Zusät- Indessen standen „diesen Landen" die 16 schwersten Schicksalsjahre noch bevor, wor- meinde zu Werdohl und faßt folgenden Be- zen versehen: ) auf hier nicht eingegangen werden kann. Der schluß: „Acta 18./1917.1645 Punkt 37: Ad „Wird hierum kraft Churfürstlichem Be- Riditer Dr. Johann Wilhelm Röwenstrunck sustentationem futuri Ministri zu Werdohlen fehl dem Lutherischen Prediger ^u Werdohl, gibt in seiner Schrift „Rechtliches Beden- soll in allen classicis conventibus hirüber Petrus Gerhardi, bey doppelter poen von cken von Anlage, Contributionen, Kriegs- deliberirt und möglichst beigesteuert wer- zweyhundert Goltgulten und der Gemeine steuern . . ." ein beredtes Zeugnis dieser den.'"-) bey ebenmäßig doppeter poen von 400 Golt- „unendlichen Drangsal und Beschwerden". Nach einer zweiten Interimsreqelung sei- gülden anbefohlen, sich hinführo der Kir- Nach den schreckenerfüllten dreißiger Jahren tens der kurfürstlichen Regierung (1646/47), chen, Renthen, Pastorath und Vicarien zu gelingt es dem jungen Kurfürsten Friedrich in der beiden Parteien aufgetragen wird, bis enthalten in entstehung dessen solle mehr Wilhelm schon alsbald nach seinem Regie- zur endgültigen Erörterung durdi Umwedis- höchstgedachter Ihrer Churfürsthch. Durchl. rungsantritt (1640), seinen weit verstreuten lung der Stunden des Gottesdienstes und Tei- gnädigsten Verordnung zu folgen, hierüber Landen bestimmte Erleiditerungen zu be- lung der Renten eine Zwischenlösung zu fin- unterthänigst berichtet werden, und solle der schaffen. den, entscheidet die kurfürstliche Regierung Ambts Frohne Claß Boek dieses dem Luthe- Nadi Überwindung der schwierigsten in den Jahren 1652/53 gegen die lutherische rischen Pastoren Petro Gerhardi und der Kriegszeiten treten die lutherischen Pastoren Gemeinde, die daraufhin beim Reichskam- Lutherischen Gemeine Vorsteher, insumleren ab 1642 auf mehreren Generalsynoden zu- iiuigericht zu Speyer Einspruch erhebt. Die und von der Verrichtung referiren " sammen und bemühen sich um die Neubele- gesamten, recht umfangreichen Aktenvor- Die Quelle meldet nichts über den Aus- gang des Rechtsstreites vor dem Reichs- bung der kirchlichen Organisation. Die durch gänge können hier in diesem Zusüinmenhang 11 den Krieg völlig in Verfall geratene Kirchci- nidit nachgedruckt werden. Aus einigen Aus- kammergericht. Folgen wir von Steinen ), so ordnung soll zu neuem Leben erweckt wer- zügen möge indes hervorgehen, wie weit der ist Pastor Petrus Gerhardi, nachdem „er an- den. Hierbei ist die lutherische Kirdie ganz Rlroit der Glaubensverwandten getrieben fänglich viele Schicksale erlitten, doch zur auf sich selbst gestellt. Aus den zahlreichen wurde. Ruhe gekommen" und hat bis 1688 in Wer- Beschlüssen dieser Synoden, auf denen aus dohl seines Amtes gewaltet. Sein Sohn Cas- a) Aus einer kurfürstlichen Verordnung, ge- par Adrian folgt ihm im Amte (1688—1722). der Satrapia Altena u. a. der Breckerfelder geben zu Emmerich am 3. August 164113) Pastor Jacobus Gerhardi anwesend war, Der Kirchenstreit flammt noch einmal im „Und da jemand sich ferner ungehorsam und dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts auf. geht hervor, wie man sich bemühte, nach dem mulhwillig widersetzen, und soldie poenal völligen Chaos der letzten Jahrzehnte zu In derselben Zeit finden auch in vielen ande- Befelch außer acht schlagen wurden den oder ren märkischen Gemeinden Auseinanderset- einem mühsamen Neubeginn beizutragen. In die anhalten und uff unser Hauss Altena, zu der Addenda 3 der Generalsynode 1645 zu zungen zwischen den Reformierten und den unserer ferneren Verordnung Verwahrsam Lutheranern statt, wobei die Landesregie- Schwerte wird gefordert, „in allen Amplin hinsetzen." fleiß anzuwenden, damit das Schulwesen zum rung die Reformierten weitgehend zu för- besten promovirt und fortgepflantzet werde". b) Kürfürstlicher Entscheid, gegeben zu dern sucht. In dieser Zeit sind die beiden Cleve am 24. Sept. 1652:14) „Von Gottes Streitschriften13), ,7) entstanden, Die vor- Gnade, Friderich Wilhelm Churfürst . . . Lieb stehenden Auszüge sind der reformierten Der Werdohler Kirchenstreit getreue: Wir haben aus der Streitigkeit zwi- Schrift, die in der Lüdenscheider Heimat- In Werdohl amtierten in den Jahren 1645 schen der Reformirten Gemeine zu Werdohl bücherei, allerdings unvollständig, vorhan- bis 1734 die Pastoren Peter, Caspar Adrian an einem und der Lutherischen Gemeine da- den ist, entnommen. und Johann Gerhardi. In der kurzen Zwi- selbsten am andern theil unterthänigst und schenzeit von 1723—27 wirkte der Pastor hauptsächlich referiren lassen. Der erste Lüdenscheider Gerhcudi: Gerhard Friedrich Hülshoff, Verfasser einer Dieweilen wir dan daraus befunden haben, noch zu erwähnenden Streitschrift, aus der daß das Exercitium der Reformirten Religion Pastor Caspar Gerhardi wir Näheres über die kirchlichen Zustände albereit längst vor ertheilung der Reversalcn Die Töchter der Breckerfelder Pfaxrer- zu Werdohl in der nachreformatorischen Zeil daselbsten continue herbracht, die Prediger familie heirateten übrigens audi, wie es erfahren. Von Steinen berichtet folgendes"): auf dem Synodal und Classical conventen naheliegt, in andere Pfarrerfamilien hinein. „Als aber J. Struve 1645, den 11. Jan. auf der Reformirten Kirchen neben anderen sich So ging nach von Steinen18) Anna, eine das Werdohlsche Pastorat Verzicht leistete, eingefunden, auch zu Inspektoren der Suder- Tochter der Pastoren Jacobus G, (B 2) im wurde am 18. 1. 1645 Peter Gerhardi von ländisdien Claß erwehlet worden. Jahre 1650 die Ehe ein mit Franz Christoph Altena beruften, der darauff am 9. Sonntag So befehlen wir Euch hiemit gnädigst, daß Schräge (1624—1718), Schulmeister zu Brek- nach Trinitatis in dem verwüsteten Pastorath- Ihr besagte Reformirlo Gemeine und deren kerfeld von 1645—51 und Pfarrer zu Rönsahl haus seine erste Predigt gehalten hat, und Pastoren bey der Kirchen, Pastorat, Vicarien, von 1651—1718. Aus dieser Ehe gingen u. a. sirh am 17 November zu Dortmund ordiniren und allen dazugehörigen Gütheren, Renlen, 4 Söhne hervor, von denen einer, Niclas lassen. Anfänglich hat er viele Schicksale anfkompsten Und nutzbarkeiten in Unserem Wilhelm Schräge (1658—1746) seinem Vater erdulden müssen, als er aber endlich zur Nahmen schützen und bandthabeii, und den im Jahre 1700 „beigesetzt" wurde. Der Vater Ruhe kommen war, heyratete er am 7. No- I.ulh. alle fernere turbationes bey Nahm- blieb bis zu seinem Tode (im 95. Lebensjahr) vember 1658 Catrin, Hermann Goesmann, hafter straff die Ihr im Fall Ihres ungehor- im Amte. Dann folgte ihm der Sohn end- Camerarius zu , Tochter. In seinem sams auch beyzutreiben hättet, untersagen c)iil tig. Ein älterer Bruder ging als Pfarrer Alter wurde ihm beigesetzt sein Sohn Caspar solltet, dessen wir uns versehen und sind auf die Insel Oesel, ein Beweis dafür, daß Adrian Gerhardi, und im Jahre 1688, den Euch mit Gnaden gewogen . . ." noch in dieser späten Zeit (Ende des 17. Jahr- 7. November war der 21. Sonntag nach Trini- bunderts) Verbindungen zwischen Westfalen c) Kurfürstliche Verordnung, gegeben zu tatis, von Inspektor Davidis in der Kirche 15 und dem Baltenland bestanden. von Unna ordiniert, der audi nach seines Cleve am 17. November 1653 ): „Liebe ge- Der erste Lüdenscheider Gerhardi, Pastor Vaters Tod sein Nachfolger worden ist. Wie treue. Wir haben Euren des Amtsverwalters Caspar Gerhardi (B 3) hatte in juidcn iai dieser im Jahre 1722 den Weg alles Flei- zu Bericht vom 29ten octobris als Vikar in Breckerfeld gestanden. Nach sches ging, kam an seine Stelle Gerhard nechsthin in sachen der Reformirten Gemeine von Steinen wurde er am 29. 3 1654 als Friedrich Hülshoff (1723—27) und ihm fol- zu Werdohl gegen die Lutherische daselbst 1. Vikar und Stadtprediger in Lüdenscheid gend Johan Gerhardi, der dann auch zwar empfangen und daraus verstanden, daß er- von Inspektor Davidis ordiniert. Seine Lü- den 24. April 1727 in der Kirche zu Werdohl melto Lutherische und bevorab deren Predi- ilrnscheider Amtszeiten sind: Stadtprediger ordiniert, aber im Jahre 1734 im Dezember ger Petrus Gerhardi auf ihrem ungehor- von 1653—1674 und Kirchspielpastor von durch frühzeitigen Tod wieder weggerissen samb beharren thäten; 1674—88. Im Jahre 1674 wurde er zum Kirch- worden ist." Dieweil nun diese sadie nicht allein nicht spielpastor gewählt, wie aus der von der In Werdohl bestand schon seit den dreißi- an das Kaiserliche cammergericht nicht ge- Landesregierung geführten Collationsakte ger Jahren des 17. Jahrhunderts ein offener hörig, sondern auch die anbefohlene Exe- „Verfolg — Wegen der lutherischen Pastorat Streit zwischen der lutherischen und der re- cution albereits ehe und bevor die Spey- zu Lüdenscheid 1618 — Notetur Puncipis jus formierten Gemeinde, die beide für sich den rische processus einkommen, bewürcket ge- Patronatus" hervorgeht,7). Diese Akte, die Besitz der Kirche, des Pastorats und allen wesen, so hat es auch billig dabey sein ver- audi weitere wichtige Nachrichten zur Ge- übrigen Kircheneigentums beanspruchten. Auf bleiben, und befehlen Wir Euch demnach schichte der lutherischen Gemeinde inihält, Betreiben der Reformierten wurde dem luthe- hiemit ernstlich, daß Ihr die Reformirto Ge- wuido vor einiger Zeit von Oberstudienral rischen Pastor schon 1634 der Kirchendienst meine zu Werdohl bey ihrem vor, Zeil Un- Sauerländer im Staatsarchiv Münster ent- untersagt, 1636—38 ein Simultaneum ange- serer hochgeehrten Herren Vorfahren Hert- deckt und mir zur Verfügung gestellt. Sie ordnet, 1641 ein zweitesmal der lutherische /ngen von Cleve herbrachten besitz und ge- enthält u. a. einen Bericht über die Wahl Gottesdienst untersagt. Der Versuch eines brauch der Kirchen, Pastorath, Vicarien und Caspars G. zum Kirchspielpastor, die soge- gütlichen Vergleiches durch eine kurfürst- dazu gehöriger Renthen schützet, dem nannte Vocation'8). 1. n Iberischen Prediger aber, wie liche Kommission in den Jahren 1643 und 44 „Durchl. Churfürst, Gnädigster Herr p. bleibt ohne Erfolg. In diese Situation hinein auch der Lutherischen Gemeine bey einer wird Peter Gerhardi als lutherisdier Pastor nochmaligen gedoppelten Straff und poen Ew. Ch. Dhl. berichten hiermit unterthä- berufen. Der lutherische Generalkonvent /u sich aller ferneren thätigkeiten und beein- nigst, daß als der Pastor der e^angelisdi- Schwerte im Jahre 1645, auf dem aus der trächtigungen zu enthalten auferlegt . ." lutherischen Gemeinde zu Lüdenscheid Mel- chior Halbach vor fünf Wochen ungefähr nicht geschehen, möge man den Pastoren Und derhalben, da er nun nach dem Pasto- diese Sterblichkeit gesegnet hat und die Pa- vom Dienste suspendieren und seine Ein- rath Amt zu Lüdenscheid stehet, er nun um storat Stelle vacant worden, die Gtmeine, als künfte mit Beschlag belegen. In der umfang- so viel mehr Gott die Ehr zu geben und der der Drost, Adliche, Hohgref, Kirchmeister, reichen Eingabe, die nachstehend in ihren durch der Obrigkeit von Gott bestätigten Ehe Vorsteher und andere Meistbeerbte vom wesentlichen Teilen veröffentlicht wird, schil- ihre würckliche Pflicht zu leisten und es Ehe- Kirspell, worunter dan auch zwei Deputirte dert Elisabeth von ihrem Standpunkt aus teufels Eingeben zu meiden schuldig ist, da vom Rat der Stadt Lüdenscheidt wegen der ihre rechtlichen Beziehungen zu Caspar Ger- sonsten, bis daran solches geschehen, ihm Stcinberger Güter, nachdem am Sonntag vor- hardi. Da der gegenteilige Standpunkt nicht die Cantzel zu betreten rechts und Billigkeits her von der Cantzel alleseits darzu abgeladen vorliegt, ist der folgende Bericht gerechter- wegen nicht zuläßig, sondern ein öffentliche worden, gestern als d. 14. Septembris nach weise nur als die Meinung einer Seite anzu- Landsünde sein würde, wan dergleichen bei verrichteten Gottesdienst beisammen getre- sehen3") . einem Kirchen Lehrer toleriret werde. ten und von einem Subjecto, da* einer so „Durchleuchtigster Churfürst, L'nd gelangt dehalen an Ew, Ch. Dhl. mein ansehnlichen, weitläufigen Gemeine am be- gnädigster Herr. p. demütigstes, rechtliches und allerflehentlich- sten vorträglich, deliberiren, dabei dan unter Gleich wie ich Gott und Ew. Churf. Dhl. stes Bitten, dieselbe wolle gnädigst geruhen, andern zwei vornehmlich, als der über die zum höchsten zu danken habe, daß vermit- ihm ehe und bevor er dero ausgesprochenem zwanzig Jahr lang alhie gestandener Vica- tels sowohl bei unparteiischer Universität Urteil durch eheliche Beiwohnung mit mir rius G e r h a r d i und des seligen Pastoris eingeholter und publicirter als auch von dero ein völliges Genügen geleistet, die Confir- Sohn Johan Wilhelm H a 1 b a c h , Vicarius Selbsten in Revisorio eröffneter und bestä- mation zu obgen. Ev. Pastorat zu Lüdenscheid zur Neustadt in Consideration gekommen. In liqler beider Urteilen respective vom nicht zu verleihen, sondern sowohl dero Dro- Ansehung aber, daß des Pastoris Sohn noch 15. Juny ao 1669 und 23. October ao 1671 m sten zu Altena und Iserlohn, als auch zu- sclir |im<|, auch noch vor wenig Zeit in der recht erkennen und kundmachen laßen, daß gleich dem Inspektor! der lutherischen Ge- Neustadt mit einer guten Vicariut versehen, mir von dem Vicario zu Lüdenscheid Cas- meinde zu Unna gndst. Commission aufzu- haben Drost, Adeliche, Hochgrel, Depuliric pare Gerhardi im Punkt der Et.everlobnls tragen, daß ihn in der Güte zu bishero ver- vom Rat und einige andere Meistbeerbte .1111 unrecht geschehen, und daß derselbe die Ehe weigerter ehelicher Beiwohnung und würck- den Vicarium Gerhardi gestimmt; viele aber mit mir zu vollziehen schuldig seie, auch licher Ehevollentziehung mit mir quovis von der Gemeine wegen ein und anderer demzufolg durch gewöhnliche Einsegnung meliori modo vermögen und disponiren, von des Pastoren Sohn offerireten Condi- und Copulation solche Sententias am widrigen falls aber solang bis daß solches tionem und Ware (?) in specie, da er die bei 20. Marty 1672 zur würcklichen Execution gesehen, ab officio suspendiren und seine seines seligen Vatters Zeit sehr verfallene stellen laßen. Gefälle in Zuschlag legen sollen. Willumbhoff in völligen Bau und Reparation Also muß ich hingegen mich in höchstem Darüber, Ew. Churf. Dhl. Demütigste aal seine Kosten ohne des Kirspells Zutun Grad und alleräußersten Herzens Wehmut Elisabeth Piepenstock wiederstellen wollte, auf deßen Person Re- vor Gott und Ew. Churf. Dhl. demütigst und flexion genommen: Die Kurfürstliche Regierung zu Cleve ent- flehentlichst beklagen, daß in ipso actu co- scheidet unter Berücksichtigung der Eingabe Als nachgehends aber remonstriret, was pulationis, meiner ungehört und unwißend, 40 vor Fälle in einer so großen Gemeine alltäg- auf gegenteiliges, einseitiges und unziem- unter dem 19. Oktober 1674 wie folgt ); lich vorfallen, wozu ein anfangender Predi- liches Angeben, und zwarn in einer und der- „F. Wilh. Churf. ger wegen weniger Erfahrung allezeit be- selben Comission, worin die Copulation be- L G haben euern unsers Amtmanns unter- quem, der Vicarius Gerhardi aber lange Zeit fohlen, gewesen, auch zugleich die Eheschei- thänigsten Bericht vom 20. Sept. nechsthin und von des Pastors Sohn Geburt her in mi- dung und Separation quo ad mensam et empfangen und verlesen und daraus ersehen, nisterio gestanden, auch daher er an andere litem verstattet und also, was mit der einen wesmaßen die evang.-lutherische Gemeine zu örter verschiedene Mal Vocation zu ansehn- Hand mir in recht gegeben, mit der andern, Lüdenscheidt ihren Sacelleanum Casparum lichen Pastoraten erlangt, auf der Gemeine leider! mir unschuldiglich genommen und ich Gerhardi zu ihrem ordentlichen Pastoren be- Instanz und versprochener Beförder und Ver- darüber der hohen Commissionskösten hal- rufen habe. Nun sind wir zwar nicht unge- besserung beharrlich verblieben, sein Lehr- ber beschweret, und in mehr als 30 Thlr. Cle- neigt, demselben den Pastorat zu conferiren, amt treufleißig verwaltet und zugleich auch vische Schaden gebracht, auch weil meinem wohl aber N. Piepenstock mit beikommendor bei der zur Redestellung zu denen der Ge- Vermuten nach, er von dem Inhalt der Com- Schrift hieselbst einkommen, und wir vor gut meine voi 1 läglichen Conditioner!, vorzüglich mission und solcher abhandener Separation angesehen, die Aergernüß, ehe und bevor doch seel. Pastoris Sohn erboten, gleichmäßig vorhin Bericht gehabt, er dadurch in seinem das Collations Patent ausgefertigt werde, ollerire, haben Drost, Adelige, Hohgraf, De- bösen Fürnehmen und Halsstarrigkeit zu be- wegnehmen zu laßen; So befehlen wir euch putirte vom Rat, Kirchmeister, Vorsteher und harren Anlaß bekommen. hiemit ast glt. Gerhardi dahin zu disponiren Gemeine mehrenteils auf den Vicarium Ger- Und hab ich zwarn, weil Gott es gefallen, und anzuweisen, daß er die mit glt. Piepen- hardi ihre Vota gegeben und stipulata manu bald darauf das Land mit Kriegsverheerung stocks vorhin erkannte Ehe mit Beiwohnung pro . . . Votis congratulirt, darauf dann die dergestalt überfallen zu laßen, daß darüber und sonsten vollenziehe und die gegeben Vocation wie gewöhnlich auszufertigen pla- dero Regierung und ganze Cantzelei verstreut Aergernüß aufhebe, inmaße die von ihme circt. Alldieweil aber der Rat dei weitläufi- worden, und außer Lande zu fluchten und bishero darunter bezeigte Freiheit keinem gen Gemeine übereilet, hat mau selbiges über Jahr und Tag sich in exilio aufzuhalten Christi .... Seelsorger wohl anstehet, und Tages damit nicht fertig werden, iTid also bei gezwungen worden, diese große mir zuge- demnächst von eurer Verrichtung anhero zu dieser heute von hier abgehenden Post die- fügtes Herzeleid und Unrecht in Geduld und ferner Verordnung gehorsamst /u berichten. selbe nicht untertänigst entsenden können, Wehmut bishero verschmerzen und Gott Wir p. Geben zu Cleve in U.R.R. den 19. Oc- sondern zu nächster Gelegenheit reserviren, allein haben klagen müßen, aber dagegen bei tob. 1674 dieses aber in antecossum berichten müßen, Ew. Churf. Dhl. die rechtliche Remedirung anstatt mit unterthänigster Bitte, da wan die Vocation nicht suchen noch erhalten können " An Amtmann zu Altena und Inspect. Davidis einkommt, Ew. Churf Dhl. die gnädigste Sie meldet sodann, daß ihr ucschiedener Confirmation zu allgemeiner Beruhigung Gatte nichts zu ihrer Unterhaltung beitrage Das eigentliche, bereits am 29. September landesvätterlich ergehen laße. ausgefertigte Collationspatent liegt ebenfalls und dies mit seinen eigenen germgen Ein- 41 Der untertänigsten Hoffnung, E Ch. Dhl. künften zu entschuldigen suche. Er sei ge- vor Es lautet ) •■ zu lang glücklicher Regierung Goltes Schulz- mäß der Heiligen Schrift, deren Lehrer er „W F. W. von G. G. Tun kund und fügen waltung Dero hohe Gnaden aber uns unter- doch sei, verpflichtet, sie in seinem Hause zu hiemit unserm Amtmann zu Altena, Hogreven thänigst ergeben unterhalten und das eheliche Gelübde so /u zu Lüdenscheidt, fort Bürgermeister und Rat Ew. Churf. Dhl. vollziehen, wie es ihm als Pastor anstehe. daselbst, und weme sonst daran gelegen, in Unterthänigste treugehorsamste Diener „Jedennoch er, Gott sei Lob und Dank, bis- Gnaden zu wißen, Als durch Absterben Mel- Johann Leopold von Neuhoff zum Neuenhoff heio iiidits Unziemliches gegen mich vorbrin- chior Halbachs, bis dahero gewesenen Pa- Reinhard I lymmen D. gen dörfen, noch etwas anderes einwenden storis zu Lüdenscheid, als solche Pastorat- können, als daß ich, welche in Ehren und bedienung zu unserer anderweiter sich Lüdenscheidt den 15. Sept. 1674." Geduld seiner ehelichen Gelübden Voll- eröffnet hat, daß wir auf den namens Adliger, Auf diesen Bericht antwortet die Kurfürst- enziehung abgewartet, mit ihme -a mehreren Hochgrafen, Kirchmeistern, Vorstehern und liche Regierung zu Cleve zunächst, daß zu- Jahren gekommen, und meine Zer so wenig Meistbeerbten daselbst besthehnen Beruf vor der endgültige Vocationsschein der Ge- als seinige still gestanden, es auch seinet- Casparum Gerhardi mit besagter Pastorats- meinde eingereicht werden sol'e, sodann wegen ein größeres Scandal und allgemeines stelle hinwiederum gdst. versehen haben, tun könne wegen des Collationspatenles „resol- Land Aergernis gibt, daß er als «Mn Kirchen- solches hiemit und in kraft dieses, jedoch viret" werden. Die Vocation der Gemeinde lehrer und Seelsorger die eheliche Treu und dergestalt und also, daß vorg. Casparus Ger- wird unmittelbar danach unter dem 20. Sep- das Amt eines redlichen Ehemannes, welches hardi sich aller Schmäh- und Scheltworte auf tember 1674 vorgelegt. er öffentlich lehret und wozu er mit meh- die eine oder andere in Heiligen Römischen Inzwischen war aber eine neue Schwierig- rern Unsträflichkeit, um seinem Haus fürzu- Reich zugelaßene Christliche Religion nach keit aufgetaucht. Die Frau des Pfarrers Cas- stehen, durch Gottes Wort, so er im Munde Einhalt der desfalls ausgelaßenen Edicte und par Gerhardi, Elisabeth geborene Piepen- führet, Tim. 3 verbunden und verpflichtet ist, bei Vermeidung der darinnen einverleibten stodc, von der er getrennt lebt, wendel sieh an mir violieret und bricht und in unver- Strafe mit Cassation und Verlust seines Dien- in einer Eingabe an die Kurfürstliche Regie- schuldeter und unverursachter ärgerlicher stes qänzlich enthalten, sondern seine Lehr rung mit der Bitte, die Wahl nicht eher zu Ehescheidung lebet, und dadurch allem dar- bescheidentlich vortragen, seinen Zuhörern bestätigen, ehe nicht die ehelichen Beziehun- aus entstehendem Unheil Ursach und Anlaß mit seinem christlichen erbaulichen Leben gen in Ordnung gebracht seien. Sollte dies gibt. Handel und Wandel fürgehen, unsere Edicta und was wir befehlen werden, von der Cant- wobey es auch hinfüro sein verpleiben haben hardi Haus „an Mauerwerck 304 Rt., Zimmer- zel jedesmal unweigerlich publiciren und ab- soll." arbeit u. a. 360 Rt., Loyendecker Arbeit lesen audi denen gemäß sich verhalten und „Anno 1709 d. 29. Juny auf oidentlichem 209 Rt " sich sonsten überall tragen und verhalten, pflicht undt gildetag Petri undt Pauli. Zu wie einem treufleißigen Pastoren und Seel- Roidemeistern haben sich vor dießmahl ahn- sorgern wohl anstehet und gebühret. Euch gegeben: Jacobus Gerhardi .... Gerhardi Die Lüdensdieider Reidemeister ogglt. dannenhero samt und sonders hiemit aber soll beßer wie bis dahero geschehen und Fabrikanten gnädigst anbefehlend, den mehr erwähnten beweißen daß er dazu berechtigt sey, und Casparum Gerhardi vor den rechtmäßig an- wird biß dahin abgewiesen." Seitdem Jacobus Gerhardi im Jahre 1697 geordneten Pastoren zu Lüdenscheidt zu er- „Anno 1710, d. 30. Juny: Zu Reidemeistern das Bürgerrecht und im Jahre 1713 das Reide- kennen, zu achten und zu halten, ihn dabei Haben sich vor dißmahl angegeben , meisterrecht erworben hat, wird das „Ge- zu handhaben, auch demselben die dazu ge- Jacobus Gerhardi Der übrige Ger- werbe" des Reidemeisters und des Fabrikan- hörige Renten und Gefälle zu gelegener Zeit hardi aber soll beßer wie bißhero geschehen ten von den Söhnen der Familie in Lüden- ausfolgen zu laßen. beweisen, daß er dazu berechtigt seye, und scheid betrieben. Diese gehörten im 19. Jahr- In Urkund unsere hirvor gedrückten In- wirdl biß dahin wieder abgewiesen." hundert zu Lüdenscheids Industriepionieren sigels. Gebn Cleve in unserm Regierungs Rat und trugen ihren Anteil am Aufstieg Lüden- „Anno 1713 d. 4 July. Zu Reidemeistern scheids zur modernen [ndustriestadl unserer am 29 September 1674" haben sich vor dißmahl angegeben Herr Bür- Als Kirchspielspastor stand Caspar Ger- Tage. Da es nicht die Absicht der vorliegen- germeister Uhlenberg, Jacobus Gerhardi, hardi noch bis zu seinem Tode im Jahre 1688 den Veröffentlichung ist, eine Wirtschafts- Merten Kreft der jünger (und vier andere). im Amte. Am 16. Mai 1688 reicht der evan- geschichte über einen Zeitraum von über Es seindt aber Herr Bürgermeister Uhlenberg, gelisch-lutherische Kirchenrat die Vocation zweihundertfünfzig Jahren zu bdireiben, soll Jacobus Gerhardi undt Merten Kraft, in- für den Nachfolger Diederich Henrich Riese hier lediglich eine Uebersicht der Slammfolge dohme die vota dieser wegen darüber auf- ein, der hier bereits seit 1675 als Stadtpredi- der Reidemeister und Fabrikanten gegeben genohmen nicht admittiret, es wehie dan daß ger tätig war, und meldet zugleich, daß werden, der ein kurzes Lebensbild dreier sie sich beßer alß bißhero geschehen darzu Caspar Gerhardi „vor einiger Zeit diese Persönlichkeiten folgen wird. qualificiret." Sterblichkeit gesegnet" habe. Fraa Elisabeth, Diesesmal aber scheint es dann aber so- 1. (L 4) Jacobus Gerhardi, Lüdenschei- geb. Piepenstock lebte noch bis 1690 und der Bürger seit 1697 und Reide wurde in Halver „in choro" begraben. gleich rechten Aerger gegeben zu haben, denn schon wenige Tage später, am 11. July, meister von 1713 bis etwa 1745, wird ein Einspruch verhandelt. Bürgermeister Ratsherr Lüdenscheid wird zur zweiten Uhlenberg erscheint in Begleitung der Reide- 2. (L 5) Johann Peter Gerhardi, Reide- Familienheimat meister „alß Hr. Doctor Godefridt, Hr. Doctor meister von 1734 bis etwa 1770, Bercken, Christofer Hencke, P(

    und nicht verdächtigt. Aber anstatt diesen, Unterstützung der bisher nur auf die einzel- doch wohl allein rechtmäßigen W eg einzu- Im fahre 1818 sind in Lüdenscheid 3 Be- m ii Resultate praktischer Erfahrungen be- schlagen, hat man uns als Republikaner dieser Branche mit zusammen 60 Ar- gründeten Fabriken und wird von jedem will- risquors tout, als Comunisten, und weiß Gott, beitern vorhanden. Im selben Jahre stellen kommen geheißen, der mit den ungeheuren als was sonst noch alles verschrieen." irdi und Nottebohm Handpressen für Fortschritten der Mechanik nur irgend be- Die also Verschrieenen bilden darauf am die Messingplattenherstellung her: das hier- kannt ist." zu von Nottebohm entwickeile nreßverfah- Der Schwerpunkt der Tätigkeit Wilhelm 13. September 1848 den demokratisch einge- ren wirkte zu seiner Zeit umwälzend Ab Gerhardis liegt jedoch in seiner politischen stellten „Bürgerverein", dem sogleich 75 Bür- 1820 benutzt man als Kompositionsmi-Mll das Wirksamkeit. Der „Märkische Bc^e", der für ger beitreten und dessen Vorstand aus den inte Britanniametall, eine Legierung aus die Stadtqeschichte der so überaus Wichtigen Herren Wilhelm Gerhardi (Präsident), Gustav Zinn, Antimon und Kupfer und nimmt die Jahre 1848—1850 noch nicht ausgewertet vom Hofe, Friedrich Gerstein, J. Müller und Herstellung von Zinngeräten auf") Mit die- worden ist, spiegelt diese Zeit in ihrem Stre- Carl Berg besteht. Der Bürgerverein wendet Itlon von Britanniawaren befallt un Verfassung und Nationalstaat auf sich alsbald in mehreren Adressen an die Ab- ach 1850 weiterhin die Firma Gerhard! der lokalen Ebene geradezu plastisch wieder geordneten in den beiden Parlamenten, nimmt und Co., eine Pinnenumgründung der Herren Wie das ganze deutsche Volk in ollen seinen aber auch Stellung zu lokalen Fragen, u. a. Wilhelm Gerhard!, Noeile und Briinlnghaus, Stammen waren auch die Lüdenscheider Bür- in einem Antrag auf Oeffenthchkeit der Im lahre 1825 ersthetnen die „Vereinten ger erfaßt von der allgemeinen Volks- Sitzungen der Stadtverordneten. Compositions- und Messingwarenfabriken" bewegung des Revolutionsjahres 1848 Die Im Dezember 1848 gründen die konservativ unter den Bezeichnungen „Caspar Gerhardy, Losungsworte Einheit des bislang zerrissenen eingestellten Bürger den „Consfitutionellen Compositionswaren" und „Gerhardy und Co., deutschen Volkes und Freiheit des Staatsbür- Verein" mit dem Vorstand der Herren Wil- MessingguB waren*. gers zündeten wie überall auch in Lüden- helm Turck, Rocholl, Davidis, Carl Basse, von Im Jahre 1831 tritt Caspars Sohn Wilhelm scheid. Der „Märkische Bote" wird für eine Schenck Die folgenden Monate sind erfüllt in die Firma Caspar Gerhardy ein während nur allzukurze Zeit zum Organ des mündig von Auseinandersetzungen beider Gruppen 1832 Friedrich Nottebohm die F'rma Ger- uden Borgers, nachdem die Pressefrei- um die großen Fragen der Zeit. Während die hardy und Co. allein übernimmt und unter heil im Mürz'l848 errungen worden war Die Demokraten die oktroyierte Verfassung (Dez. der Bezeichnung Nottebohm und Co. weiter- für den Monat Mai ausgeschriebenen Wahlen 1848) und die Grundrechte des Bürgers dis- 6 kutieren, wollen die Konstitutionellen (laut hat uns von Neuem den Beweis von seiner ab 1764 nach Burg an der Wupper, wo er bis ihren Statuten) „die Liebe der Preußen zu Vortrefflichkeit geliefert." an sein Lebensende amtierte (L 6r-) ihren König und engeren Vaterlande wecken, Nun sieh mal einer an! Soeben lasen wir Vom andern, wahrscheinlich einem Sohn das Verhältnis zum übrigen Deutschland klä- es noch anders. des Reidemeisters Melchior Heinrich G., bo- 42 ren mil dem großen Ziel der nationalen Ein- In den beiden folgenden Jahrzehnten sehen Gemeinden Plettenberg, Ohle u. ); heit." Zugleich treffen sie Vorbereitungen wir Wilhelm G. überall im gemeindlidien „1763 erwählte man zu Ohle den aus Lü- für „gute Wahlen". Es ist hier nicht Raum Leben wirken. Die Idee des Freiherrn von denscheid gebürtigen Peter Melchior Ger- für eine erschöpfende Darstellung der Zeit- Stein, daß die Selbstverwaltung nur dann hardi zum Lehrer, der als erster das ganze ereignisse, ihrer Spiegelung im .Märkischen mit rechtem Leben erfüllt werde, wenn der Jahr hindurch unterrichten mußte und außer Boten" und der Teilnahme Wilhelm Gerhar- Bürger zur freiwilligen Mitarbeit bereit sei, Wohnung, Feld, Wald und Broten noch dts, mit dem wir uns hier zu beschäftigen gehörte zum Gedankengut der liberalen 86 Taler bezog. Nachdem die Gemeinde 1768 haben, an ihnen. Kräfte seiner Zeit. Besonderes Verdienst er- eine Orgel bekommen hatte, mußte er in Während des Iserlohner Aufstandes im Mai wirbt sich Gerhardt um die Verbesserung der Plettenberg das Orgelspielen lernen und 1849 ist er als Führer der Lüdenscheider städtischen Schulen. Schon in jungen Jahren wurde dann auch Organist. 1768 vereinigte Demokraten mit den Aufständischen in Ver- tritt er für den Ausbau der Bürgerschule zur man die Küsterei mit dem Schuldienst, weil bindung. Seine Rede auf einer Versammlung Realschule ein, eine Frage, die in Lüdenscheid das Lehrergehalt zu gering war. Gerhardi der Landwehr, die vom König /ur Nioil. jahrzehntelang diskutiert wurde21! Sein Lieb- halle im Alter ein schwaches Gesicht und litt werfung des Volksaufstandes in Baden und lingswerk ist die Fortbildungsschule für an Engbrüstigkeit, worunter auch der Unter- der Pfalz eingesetzt worden soll, -mrd für Ihn Handwerker, in der er selbst noch bis in die richt leiden mußte. Sein Unterricht erstreckte später zum Anklagepnnkl vor dem Gericht letzte Zeit seines Lebens als Vorsteher und sich in der Hauptsache auf Buchstabieren, zu Wesel. Er hatte ausgeführt, daß „wir un- Lehrer tätig ist. Aus dieser Schule ging nach Lesen, Schreiben und ein wenig Kedmen. Im sere 1 Kinde nicht beflecken wollen mit Bür- seinem Tode die städtische Portbildungs- Alter gab man ihm zum Gehilfen Kasp. Diedr, gerblut Wir wollen nicht gegen unsere Brü- schule (Gewerbeschule) hervor. 5r wirkt mit Marx, mit dem er und ein Teil der Gemeinde der, die die Reichsverfassung vertreten, die bei der Gründung der Volksbücherei, deren sich nicht verstehen konnte und cU n deshalb Waffen gebrauchen. Der stärkste Eid hört da hundertjähriges Jubiläum wir vor kurzem 2 Eingesessene gewaltsam aus der Schule auf, wo das kleinste Unrecht anfängt, das feiern konnten. Mit Beginn der „Neuen Aera" führten und Gerhardi die Stelle wieder gaben. heißt, auch nicht durch den Eid darf man sich zieht er in die Stadtverordnetenversamm- Gerhardi starb 1804. Zur Winterzeit kamen bestimmen lassen, Unrecht zu tun " In den lung ein, deren Vorsteher er wieder wird, die Kinder in ziemlicher Zahl zur Schule, des Tagen des Iserlohner Atifstandes versucht ein Amt, das er bereits nach den Protokollen Sommers wurden viele durch das Viehhüten Gerhardt, die Lüdenscheider zur Hilfe zu be- der Stadtverordneten 1845 innehalte. Es ist abgehalten. 1744 riß man das alte Schulhaus wegen. In einem Brief an Butz, Hagen, einen bezeichnend, daß die heimischen Zeitungen der und baute an dessen Stelle ein neues der Führer des Iserlohner Aufstandes, schreibt bei seinem Tode der Seite seines beruflichen mit engen, unzureichenden Wohnräumen. Die er: „Man muß ein stehendes Heer auf die Tuns in seitenlangen Nachrufen kaum ein kleine, niedrige Schulstube enthielt auch Beine bringen, aber dies ist so leicht nicht Wort widmen, während sie sein Wirken als einen Bettkasten, diente also auch als Schlaf- gemacht .... Die hiesigen Leute, d. h. die Vorkämpfer der persönlichen, demokrati- stube." wehrhaften Männer sind erst kürzlich von schen Freiheit und seinen Einsatz als tätigen der politischen Bewegung berührt und gehen Bürger im Geraeinwesen allein in den Mittel- Aus dem Apothekerbüchlein trotz ihres Mutes nicht so leicht. Das I n - punkt stellen. surgieren geht hier nicht, die Im Besitz der heute in Schalksmühle an- Sein Sohn Richard (1842—1924) — L 9 —, Leute müssen von Grund auf bewegt werden, sässigen Apothekerfamilie befindet sich ein der im „Buch der Bergstadt Lüdenscheid" und dazu wenden wir Alles an und hoffen, vergilbtes Büchlein, das der Ahnherr Peter ebenfalls wie sein Vater zu den „verdienst- was durchaus sein muß, der Aufstand werde Hermann Gerhardi (1750—1808) als Familien- vollen Lüdenscheider Persönlichkeiten" ge- allgemein werden." 24 und zugleich als Rezeptbüchlein anlegte und rechnet wird ), führt rait seinen Brüdern das Indes, mit des Geschickes Mächten, war das seitdem fortgeführt wird. Aus den Rezep- Werk des Vaters fort. Besonders aber setzt kein ewger Bund zu flechten. Der Iserlohner ten Peter Hermanns eine kleine Probe: Aufstand brach zusammen, die „Rädelsfüh- er die gemeinnützigen Aufgaben des Vaters fort. Bei der Zusammenstellung seines viel- „Mittel gegen Maulwürfe: Hon'g, Weitzen- rer" werden inhaftiert. Wilhelm Gerhardt seitigen Wirkens folge ich hier A. D. Rah- mehl und weiße Nieswurz, daraus längliche stellt sich freiwillig. Der „Märkische Bote", mede24). Richard Gerhardi wurde zum För- Kuoeln gemacht und in die Löcher gelegt " nun redigiert von einem Konservativen, wan- derer vieler Wohlfahrtseinrich'ungen: der delt sein Gesicht. Unter dem 9. Juni 1849 ist Peter Hermann beschreibt aber auch sein Fabrikarbeiter-Unterstützungskasse, der Ge- zu lesen: „Die Gelegenheit ist günstig, glaub- dornenreiches Leben, bis es ihm endlich ge- meinnützigen Baugesellschaft, der Volks- ten unsere Freiheitshelden, als sie zu bekann- lingt, ein königliches Privileg zur Errichtung bücherei. Er erwarb sich große Verdienste um ten Zwecken die Landwehrmänner versam- einer Apotheke in Halver zu erhalten; das Arnnenwesen, um Neubau und Ausbau melten und Iserlohn mit Gut und Blut bei- „1768 den 21. Januarii bin ich